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Full text of "Verhandlungen der Kaiserlich-Königlichen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien"

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LIBRARY OF MARINE BIOLOGICAL LABORATORY 


WOODS HOLE, MASS. 


Verhandlungen 


der kaiserlich-königlichen 


zoologisch - botanischen Gesellschaft 
in Wien. 


Herausgegeben von der Gesellschaft, 


Redigiert von Anton Handlirsch, 


k. u. k. Kustos am naturhistorischen Hofmuseum. 


Jahrgang 1908. 
LVII. Band. 


Mit 2 Tafeln, 2 Porträts und 25 Abbildungen im Texte. 


Ausgegeben wurde: 


Ss. ()—(48), 1—32 am 20. Februar 1908. 
S. (49)—(9), 33—128 „ 22. April 1908. 
„ 45. 8. (97)—(160), 129—224 „ 20. Juni 1908. 
S. (161)—(208), 225—336 „ 1. Oktober 1908. 
S. (209)—(240), 337—464 „ 18. Dezember 1908. 
„ 10. 8. (241)—(273), 465—541 „ 20. Januar 1909. 


Wien, 1908. 
Für das In- und Ausland besorgt durch Alfred Hölder, 


k. u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler, 
Buchhändler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 


Adresse der Redaktion: Wien, III/3, Mechelgasse 2. 


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KRITERIEN 


Druck von Adolf | 
 k und k. Hof- und Unive i 


Leitung der Gesellschaft. 


Protektor: 
Seine k. und k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog 


Rainer. 


Präsident (gewählt bis Ende 1910): 
P. T. Herr Prof. Dr. Richard Wettstein Ritter v. Westersheim. 


Vizepräsidenten (gewählt bis Ende 1910): 
P. T. Herr Prof. Dr. Karl Grobben. 


a „ Dr. Franz Ostermeyer. 


Generalsekretär (gewählt bis Ende 1910): 
P. T. Herr Josef Brunnthaler. 


E Redakteur (gewählt bis Ende 1910): 
P. T. Herr Kustos Anton Handlirseh. 


keehnungsführer (gewählt bis Ende 1910): 


P. T. Herr städt. Rechnungsrat Julius Hungerbyehler Edler v. 
Seestätten. 


Ausschußräte (gewählt bis Ende 1910): 

P. T. Herren: Heinrich Braun, Ingenieur, Stadtrat; Dr. Karl 
Brunner v. Wattenwyl, k.k. Hofrat; Dr. Alfred Burgerstein, k.k. 
Universitäts-Professor; Theodor Fuchs, k. k. Hofrat; Dr. August 
Ginzberger, k.k. Universitäts-Adjunkt; Dr. Heinrich Freiherr v. 


Handel- Be Assistent; Dr. August Edler v. Hayek, städt. 
Z. B. Ges. 58. Bd. a 


(2) Leitung der Gesellschaft. 


Bezirksarzt; Franz Heikertinger; Dr. Karl Holdhaus, Assistent; 
Dr. Josef Hockauf, Privatdozent; Dr. Karl Ritter v. Keissler, 
k. u. k. Kustos-Adjunkt; Dr. Karl Linsbauer, Privatdozent; Dr. 
Ludwig Linsbauer, k. k. Professor; Prof. Dr. Emil Edler v. Maren- 
zeller, k. u. k. Kustos; Prof. Dr. Gustav Mayr, kais. Rat; Michael 
Ferd. Müllner; Ferd. Pfeiffer Ritter v. Wellheim, Inspektor; Dr. 
Paul Pfurtscheller, k. k. Professor; Dr. Theodor Pintner, k.k. 
Universitäts-Professor; Ernest Preißmann, Regierungsrat; Dr. Karl 
Rechinger, k.k. Assistent; Dr. Viktor Schiffner, k. k. Universitäts- 
Professor; Dr. Karl Schima, k. k. Hofrat; Rudolf Schrödinger; 
Friedr. Siebenrock, k. u. k. Kustos; Dr. Franz Spaeth, Magistrats- 
rat; Dr. Rudolf Sturany, k. u. k. Kustos; Dr. Fritz Vierhapper, 
Privatdozent; Dr. Franz Werner, Privatdozent; Dr. Karl Wilhelm, 
Hochschul-Professor; alle Obmänner der Sektionen. 


Redaktions- Comite. 


P. T. Herren: Dr. Alfred Burgerstein, Josef Brunnthaler, 
Anton Handlirsch, Dr. L. v. Lorenz, Dr. Theodor Pintner, Dr. 
Karl Rechinger, Dr. Fr. Vierhapper, Dr. Alex. Zahlbruckner 
und die Schriftführer der Sektionen. 

Bibliotheks-Comite. 
P. T. Herren: Josef Brunnthaler, Dr. Alex. Zahlbruckner. 


Comite für Pflanzenschutz. 


Obmann: Herr Dr. Fr. Östermeyer. — Mitglieder: Die Herren 
Dr. E. v. Haläcsy, Dr. A. v. Hayek, Dr. K. Rechinger. 


Sektion für Botanik. 

Obmann: Herr Dr. E. v. Haläcsy. — Obmann-Stellvertreter: 
Herr Prof. Dr. Viktor Schiffner. — Schriftführer: Herr Dr. Heinr. 
Freih. v. Handel-Mazzetti. 

Sektion für Koleopterologie. 

Obmann: Herr Direktor L. Ganglbauer. — Obmann-Stell- 
vertreter: Herr Dr. K. Holdhaus. — Schriftführer: Herr F. Hei- 
kertinger. 


Leitung der Gesellschatt. (3) 


Sektion für Kryptogamenkunde. 

Obmann: Herr Kustos Dr. Al. Zahlbruekner. — Obmann- 
Stellvertreter: Herr Prof. Dr. Viktor Schiffner. — Schriftführer: 
Herr Josef Brunnthaler. 

Sektion für Lehrmittel. 

Obmann: Vakat. — Obmann-Stellvertreter: Herr Kustos A. 

Handlirsch. — Schriftführer: Herr Dr. A. Ginzberger. 
Sektion für Lepidopterologie. 

Obmann: Herr Prof. Dr. H. Rebel. — Obmann-Stellvertreter: 

Herr Otto Bohatsch. — Schriftführer: Herr Fritz Wagner. 
Sektion für Ornithologie. 


Obmann: Herr Kustos Dr. L. v. Lorenz. — Obmann-Stell- 
vertreter: Herr Karl Mayerhofer. 


Sektion für Paläozoologie. 


Obmann: Herr Prof. Dr. OÖ. Abel. — Obmann-Stellvertreter: 
Herr Kustos Dr. L. v. Lorenz. — Schriftführer: Herr Dr. Alois 
Rogenhofer. 


Sektion für Zoologie. 


Obmann: Herr Prof. Dr.K.Grobben. — Obmann-Stellvertreter: 
Herr Prof. Dr. Th. Pintner. — Schriftführer: Herr Dr. V. Pietsch- 
mann. 


@esellschaftslokale: 


Wien, I., Wollzeile 12, I. Stock. — Täglich (mit Ausnahme der 
Sonn- und Feiertage) von 3—7 Uhr nachmittags geöffnet. 


Kanzlist: Herr Kornelius Frank (VII., Maria Treugasse 2). 


a* 


(4) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Veranstaltungen der Sektion für Botanik. 


Botanische Abende an der Universität. 


Versammlung am 8. November 1907. 
Vorsitzender: Herr Hofrat J. Wiesner. 


Herr stud. phil. W. Himmelbaur hielt einen Vortrag: „Über 
Mikropylenverschluß bei Gymnospermen.“ (Mit Demon- 
stration.) 

Infolge der Gymnospermie der Samenanlagen sind Mikro- 
pylenverschlüsse bei fast allen Klassen der Gymnospermen er- 
möglicht. Derartige Verschlüsse treten aber erst nach der Be- 
stäubung auf; in einem Falle (Juniperus) erwiesenermaßen als 
Folge der Bestäubung, jedoch nur mit eigenem Pollen. 

Unter fossilen Formen hat Lignier bei Dennettites Morierei, 
Renault bei Cordaianthus Grand-Euryi einen Verschluß der Mikro- 
pyle durch Auswachsen der die Innenseite der Mikropyle beklei- 
denden Zellen in der Richtung senkrecht auf den Kanal oder gegen 
die Knospenwarze hin konstatiert. 

Unter den rezenten Formen ist die Zahl der Mikropylenver- 
schlüsse bei weitem größer. Strasburger fand bei Gingko, ferner 
bei Cephalotaxus (da auch von Porsch und Coker festgestellt), 
Porsch bei Torreya, Jäger und Strasburger bei Taxus, Coker 
bei Taxodium, Lawson bei Oryptomeria, Strasburger und Fer- 
guson bei Pinus, Shaw und Lawson bei Sequoia, Kubart und 
Nor£en bei Juniperus, Karsten bei Gnetum Mikropylenverschlüsse. 
Pearson hat unzweifelhaft bei Tumboa einen Verschluß gesehen, 
ohne sich jedoch darüber auszusprechen. Alle diese Verschlüsse 
entstehen durch Längenwachstum von Zellen. Bald sind es Epi- 
dermiszellen des Mikropylenganges, bald solche Epidermiszellen und 
die subepidermalen Zellen, bald subepidermale Zellen allein, die 
durch Wachsen in einer bevorzugten Richtung, gewöhnlich recht- 
winkelig auf die Mikropyle, diese verschließen. Hand in Hand mit 


Versammlung der Sektion für Botanik. ( 5) 


diesen Wachstumserscheinungen gehen chemische Veränderungen in 
den Zellen um die Mikropyle vor sich. Es entstehen dadurch End- 
produkte, die als harzig, als verholzt, als kutinisiert bezeichnet 
werden. Diese Veränderungen schützen die an und für sich schwache 
Stelle um die Mikropyle, indem sie aussteifende Elemente bilden 
oder eine schwerere Benetzbarkeit mit Wasser hervorrufen. 

Auch bei Zarix, die der Vortragende genauer untersuchte, treten 
Wachstumserscheinungen und chemische Veränderungen auf, die 
zu einem schließlichen Verschluß der Mikropyle führen. Die beiden 
Integumenthälften sind hier derart gestaltet, daß die eine viel 
größer als die andere ist und die Öffnung der Mikropyle etwa wie 
die Oberlippe von Salvia den Schlund überragt. Die epidermalen 
und subepidermalen Zellen an der Außenseite der längeren, helm- 
artigen Hälfte wachsen bald nach dem Zeitpunkte des Stäubens 
der männlichen Blüten, gleichgültig, ob eine Bestäubung erfolgt 
ist oder nicht, schlauchartig aus. Später kommt dann auch die 
kleinere Hälfte an die Reihe. Die obersten Zellen des Integu- 
mentes um die Mikropyle herum verwandeln sich dabei in eine 
kutinähnliche Masse, wie viele Reaktionen an Freihandschnitten 
und Mikrotomschnitten ergaben. Diese Masse ist klebrig. Pollen- 
körner, die herangestäubt werden, bleiben an ihr haften. Nun 
biegen sich die schlauchartig verlängerten subepidermalen und epi- 
dermalen Zellen der Außenwand des Integumentes um, in die 
Mikropyle hinein, und schieben so die Kutinmasse mit dem an ihr 
haftenden Pollen vor sich her. Dadurch wird der Pollen, der oft 
ganz unregelmäßig verteilt an dem Kutin kleben geblieben ist, 
dem Nuzellus nähergebracht. Durch dieses Einstülpen des Integu- 
mentes wird zugleich die Mikropyle verschlossen. Das Kutin hin- 
dert Wasser, zum Pollen zu gelangen. 

Das schlauchförmige Wachstum der Zellen, daun die Ver- 
wandlung der obersten Integumentzellen in Kutin und das „Hinein- 
transportieren“ der Kutinmasse dauert zwei bis drei Wochen. Larix 
wurde auch von Strasburger und Geleznoff untersucht. Beide 
bemerkten die Einstülpung des Integumentes. 

Es ist interessant zu sehen, daß in den Schutz der Samen- 
anlagen neben derartigen Veränderungen noch andere Gebilde treten. 
Man denke an den sogenannten Arillus der Taxaceen, an das 


(6) Versammlung der Sektion für Botanik. 


arillus-ähnliche Gebilde bei Juniperus, an das Zusammenschließen 
und Verholzen der Koniferenzapfen. Bei den Angiospermen fällt 
die Notwendigkeit, die Samenanlagen zu schützen, weg, hier über- 
nimmt die Fruchtknotenwand diese Funktion. 

Die biologische Bedeutung aller der besprochenen Vorgänge 
liegt wohl darin, daß die Pollenkörner geschützt werden. Sie über- 
dauern so länger den Zeitraum zwischen Bestäubung und Be- 
fruchtung (bei Zamia 6 Monate, bei Uycas 4 Monate, bei Gingko 
4!/, Monate, bei Larix 55 Tage). Dieser Zeitraum ist ein Rest 
der Selbständigkeit der sexuellen Generation der Pteridophyten. 
Der Schutz erfolgt durch das Einschließen des Pollens in der 
Pollenkammer mittels des Wachstums gewisser Zellen. Chemische 
Produkte vervollständigen den Abschluß von der Außenwelt. Zu- 
gleich wird ein Zweites erreicht: die Erhöhung der Befruchtungs- 
möglichkeit. 


Sodann sprach Herr Dr. F. Vierhapper über die Gattung 
Brachyactis. Die diesbezügliche Arbeit wird selbständig er-, 
scheinen. 


Herr Dr. ©. Porsch demonstrierte eine Reihe mikroskopischer 
Präparate, welche die weitgehende anatomische Arbeitsteilung 
zwischen den Nähr- und Stützwurzeln von Philodendron 
Selloum ©. Koch zeigten. Die Arbeitsteilung geht hier noch viel 
weiter als in den bekannten von Engler, Schimper u.a. mit- 
geteilten Fällen. Die Unterschiede sind hier so auffallend, daß sie 
zum großen Teile sogar bereits mit freiem Auge sichtbar sind. 
Unter den bisher in der Literatur erwähnten Fällen zeigt diese 
Art wohl den Höhepunkt der anatomischen Zweiteilung in Nähr- 
und Stützwurzeln derselben Art. Die Hauptunterschiede ergeben 
sich aus der folgenden Gegenüberstellung: 


Nährwurzel. | Stützwurzel. 

1. Grundgewebe dem Zentral- | Grundgewebe den Zentralstrang 
strange gegenüber stark zu- an Masse merklich über- 
rücktretend. | treffend. 

2. Zentralstrang ohne Grund- | Zentralstrang konstant mit 
gewebe. Grundgewebe. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (7) 


Nährwurzel. Stützwurzel. 

3. Grundgewebe reich an Gerb- | Grundgewebe sehr arm an 
stoffzellen. | Gerbstoffzellen. 

4. Zentralstrang weniger stark | Zentralstrang stets stärker ge- 
gelappt. | lappt als in der Nährwurzel. 

5. Gefäße auffallend zahlreich Gefäße an Zahl geringer und 
und weitlumig. bedeutend englumiger. 

6. Mechanisches Gewebe den | Gefäße dem mechanischen Ge- 
Gefäßen gegenüber stark zu- webe gegenüber stark zurück- 
rücktretend. tretend. 


Eine ausführliche Darstellung an der Hand zahlreicher Detail- 
abbildungen erscheint demnächst in den Denkschriften der Wiener 
Akademie in des Vortragenden Araceenbearbeitung des von Prof. 
v. Wettstein 1901 aus Südbrasilien mitgebrachten Materiales, auf 
das sich die Untersuchung ausschließlich stützt. 


Ferner gelangten Vegetationsbilder aus Ostbrasilien von E. Ule 
und lebende Pflanzen aus dem botanischen Garten zur Demon- 
stration. 


Versammlung am 13. Dezember 1907. 
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy. 


Herr Dr. A. v. Hayek hielt einen Vortrag über „Die xero- 
thermen Relikte in den Ostalpen“. Derselbe wird in einem 
der nächsten Hefte dieser „Verhandlungen“ erscheinen. 


Hierauf sprach Herr Dr. W. Figdor: „Über den Einfluß 
des Lichtes auf die Keimung der Samen einiger Gesne- 
riaceen.“ 

Da nur einige wenige Pflanzen (Viscum, Loranthus, Drosera 
capensis und Pitcairnia maidifolia) bekannt sind, deren Samen 
— günstige Vegetationsverhältnisse vorausgesetzt — behufs Keimung 
des Lichtes unbedingt bedürfen, teilt der Vortragende mit, daß nach 
seinen Untersuchungen auch für die Samenkeimung der folgenden 
Gesneriaceen: Streptocarpus Wendlandi, St. Kirkiü, St. Rexü, St. 


(8) Versammlung der Sektion für Botanik. 


achimeniflorus, Naegelia zebrina, Sinningia Regina und Saintpaulia 
vonantha Licht notwendig ist. Vgl. diesbezüglich die unter dem 
obigen Titel erscheinende Mitteilung in den Ber. der Deutschen 
botan. Gesellsch., Bd. 25 (1907), Heft 10. 


Herr Dr. K. Linsbauer demonstrierte und besprach einen 
Fall von vorzeitigem Blühen bei Zamia integrifolia. (Ein 
genauerer Bericht über diesen Gegenstand wird demnächst in der 
„Österreichischen Gartenzeitung“ erscheinen.) 


Schließlich demonstrierte Herr Dr. A. Ginzberger Herbar- 
pflanzen aus Patagonien, gesammelt von P. Dusen, und Vegetations- 
bilder aus Mexiko und Arizona, aufgenommen von C. A. Purpus. 


Sprechabende der Sektion für Botanik. 


Versammlung am 25. Oktober 1907. 
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy. 


Herr A. Teyber legte neue Phanerogamen der Flora 
Niederösterreichs vor. 


A. Neu für die Flora Niederösterreichs sind: 


l. Carduus peisonis Teyber nov. hybr. (— (. nutans L. X 
hamulosus Ehrh.). 

tadix fusiformis, biennis. Caulis tenax, erectus, ca. Im altus, 
folüis decurrentibus alatus, paulum crispo-lanatus, supra in duo 
vel plures ramos longos virgatos unicipites divisus. Jamıi quoque 
alati, parte superiore nudi, lanato-tomentosi. Folia ramorum_ cele- 
riter decrescentes, summa anguste lineari-lanceolata. Alae caulis 
ramorumque spinis usque Amm longis praeditae. Folia inferiora 
et media lanceolata, decurrentia, sinuato-pinnatifida, utrinque prae- 
sertim in nervis paulum erispato-lanata. Pinnae angulose dentatae, 
margine spinulosae; dentes in spinas usque 4 mm longas exeuntes. 
Capitula 3—4 cm lata. Involnera semiglobosa. Squamae amguste 


Versammlung der Sektion für Botanik. ( 9) 


lanceolatae, glabrae, interdum purpurascentes, parte inferiore usque 
3 mm latae; mediae infra medium subito refractae, pars patens 
leviter curvata et in spinam subfortem ewiens, interiores hamulose 
reflexae. Flores purpurei. Fructus pro mazxima parte abortivi. 
Floret Junio. 

Diese Hybride ist durch ihre ausgesprochene Mittelstellung 
zwischen C. nutans L. und Ü. hamulosus Ehrh. sofort als solche zu 
erkennen und variirt nur in geringem Maße in der Größe der 
Köpfchen, Breite der Hüllschuppen und in der Länge der Dornen. 
Von ©. nutans L. unterscheidet sie sich durch die schwächere Be- 
dornung, etwas kleinere Köpfchen, gebogene schmälere Hüllschuppen 
und stumpfer gezähnte Fiedern der Blätter. Von Ü. hamulosus Ehrh. 
ist sie vorzüglich durch stärkere und längere Dornen, größere 
Köpfchen, breitere, im ersten Drittel plötzlich zurückgekrümmte 
Hüllschuppen und schärfer gezähnte Blattfiedern verschieden. 

Ich fand O. peisonis in mehreren Exemplaren unter den Stamm- 
eltern in lichten Wäldern zwischen Bruck a. d. L. und dem Neu- 
siedlersee. 

2. Agrimonia Wirtgeni Aschers. und Gräbn., Syn., VI, 
425, 1902 (= A. odorata Ait. X Eupatoria L.). 

Ich fand diese für unser Kronland neue Hybride unter den 
massenhaften Stammeltern am Fuße der Voralpe bei Groß-Hollen- 
stein a. d. Y. in einigen Exemplaren. Sie ist sofort durch die 
dichte Behaarung und dichte Bedrüsung der Blattunterseite sowie 
an den sich nicht entwickelnden Früchten zu erkennen. Von A. 
odorata Ait. durch die diehte Behaarung der Blattunterseite und 
von A. Eupatoria L. durch die dichte Bedrüsung der Unterseite 
der Blätter verschieden. Bisher nur in Westpreußen, in der Provinz 
Sachsen und bei Koblenz beobachtet. 

3. Rumex austriacus Teyber nov. hybr. (Atumex alpıinus 
L. x silvester Wallr.). 

Rhizoma perenne, pluriceps. Caulis erectus, ultra 1m altus, 
ramosus, glaber. Folia integra, petiolata; basilarıa cordato-ovata, 
paulum acuminata. Folia caulina inferiora cordato-oblonga, latı- 
tudine circiter sesquilongiora, superiora late lanceolata, in petiolum 
subito attenuata. Ramı angulo aculissimo a caule abeuntes et in 


(10) Versammlung der Sektion für Botanik. 


parte superiore cum eo fere paralleli. Rami ex axillis inferioribus 
oriundi valde elongati. Flores pro maxima parte aborientes, pauci 
tantum fructificantes. Tepala interiora fructuwum evolutorum saepe 
tantum magnitudine seminum, ea vix tegentia et ecallosa vel oblongo- 
triangularia, ca. 5mm longa et basi 3 mm lata, integra, interdum 
obsolete dentieulata. Tepalorum fructuwum perfecte evolutorum unum 
manifeste calliferum. Pedunculi fructiferi articulati, sub fructu 
clavato-incrassati. Semina ommia abortiva, dilute brunnea, 3 mm 
longa. Floret Augusto, Septembri. 

Unter den häufigen Stammeltern auf der Voralpe bei Groß- 
Hollenstein a. d. Y. in einem Exemplare. 

Von Rumex alpinus L. unterscheidet sich R. austriacus haupt- 
sächlich durch die schmäleren, schwielentragenden Fruchtklappen 
und durch schmälere Blätter; von R. silvester Wallr. hingegen ist er 
durch breitere Blätter, die unter sehr spitzem Winkel abzweigenden, 
in ihrem oberen Teile fast parallel mit dem Stengel verlaufenden, 
zarteren Äste und durch die nur einschwieligen Fruchtperigone, 
deren Stiele unterhalb der Frucht kreiselförmig verdickt sind, ver- 
schieden. Von beiden Stammeltern weicht die Hybride durch 
bedeutendere Höhe, üppigeres Wachstum und vollständige Unfrucht- 
barkeit ab. Durch die Art der Verästelung des Stengels ist der 
Fruchtstand mehr zusammengezogen, nicht ausgesperrt ästig wie 
bei R. silvester, wodurch R. austriacus, besonders in seinen oberen 
Partien, habituell mehr dem R. alpinus sich nähert. 

R. austriacus ähnelt naturgemäß den Hybriden zwischen R. 
alpinus L. und R. obtusifolius L. (R. Mezer Hausskn. in Mitteil. d. 
Geogr. Ges. Thür., III, 60 [1835] und R. rhaeticus Brügg. in Jahres- 
ber. d. Naturf. Ges. Graubünden, XXIX [1884/85], 148) und dürfte, 
wenn die Standortsverhältnisse nicht bekannt sind, schwer von 
denselben zu unterscheiden sein, da die Fruchtperigone von R. 
Mezei und R. rhaeticus als ganzrandig und gezähnelt angegeben 
werden. Die Seltenheit der Hybride mag sich dadurch erklären 
lassen, daß A. alpinus gewöhnlich schon in Frucht steht, wenn AR. 
silvester in dieser Höhe (ca. 1000 m) zu blühen beginnt. 

4. Rumex Wirtgeni G. Beck in Reichb., Ic. Fl. Germ. et 
Helv., Tom. XXIV, Dee. 6, p. 44, Tab. 188 (Fig. 7—8) (= R. con- 
glomeratus X limosus). 


Versammlung der Sektion für Botanik. (11) 


Neu für unsere Monarchie und bisher nur aus Deutschland 
und Schweden bekannt, findet sich diese Hybride auch am alten 
Donaubette in Wien unter den dort häufigen Stammeltern. Von 
R. conglomeratus vorzüglich durch die gezähnten Fruchtklappen, 
von R. limosus durch die kürzere Zähnung der Fruchtklappen und 
die größeren Schwielen derselben verschieden. Von beiden Stamm- 
eltern leicht durch sehr verminderte Fruchtbarkeit zu unterscheiden. 


5. Rumex intercedens Rech. in Österr. bot. Zeitschr. (1892), 
1T = R. erispus % odontocarpus). 

Diese bisher nur aus Ungarn bekannte, von Herrn Dr. Re- 
chinger bei Gayring im Preßburger Komitate und von Herrn Dr. 
Borbäs bei Vesztö im Komitate Bek&s aufgefundene Hybride beob- 
achtete ich auch heuer am alten Donaubette in Wien. Sie kenn- 
zeichnet sich als Hybride sofort durch die verminderte Fruchtbar- 
keit und ist durch die nur schwach gezähnten Fruchtklappen von 
den beiden Stammeltern gut zu unterscheiden; auch stimmt sie 
sowie die anderen heuer von mir für unser Kronland als neu be- 
zeichneten Hybriden der Gattung Aumex mit den trefflichen Ab- 
bildungen Prof. v. Becks in Ic. Flor. Germ. et Helv. gut überein. 


6. Rumex Niesslii Wildt in Österr. botan. Zeitschr. (1904), 
S. 381 (= R. conglomeratus x odontocarpus). 

Von R. odontocarpus durch kleinere, weniger gezähnte Frucht- 
blätter und durch starke Durchblätterung des Fruchtstandes ver- 
schieden; von R. conglomeratus weicht sie besonders durch die 
größeren und deutlich gezähnten Fruchtklappen ab. Unter den 
Stammeltern am alten Donaubette in Wien; bisher nur von Wildt 
bei Saitz in Mähren gesammelt. 


7. Rumex Areschougii G. Beck, Ic. Flor. Germ. et Helv., 
Tom. 24, Dee. 6, p. 44, Tab. 189, Fig. 6 (— R. cerispus X limosus). 

Unter den Stammeltern an der alten Donau in Wien. Von 
R. erispus vorzugsweise durch die gezähnten Fruchtklappen, von 
R. limosus durch größere Früchte und geringere Zähnung der 
Valvenblätter verschieden. Bisher nur aus Schlesien, Preußen 
und Schweden bekannt. 

S. Polygonum Wilmsit G. Beck in Reich., Ie. Flor. Germ. 
et Helv., XXIV, 81 = P. minus X mite). 


( 12) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Diese ziemlich schwer erkennbare Hybride fand ich unter 
den Stammeltern in Donauauen bei Seebarn am Kamp. Sie unter- 
scheidet sich von P. minus durch etwas breitere Blätter und größere 
Blüten, von P. mite durch schmälere Blätter, die in ihrem unteren 
Teile fast parallele Ränder aufweisen, und durch kleinere Blüten. 
Von beiden Stammeltern weicht sie durch gänzliche Unfruchtbar- 
keit ab. 


B. Neue Standorte im Kronlande weisen auf:') 


Taxus baccata L.? Häufig auf dem Häuselberge bei Speisendorf 
nächst Raabs. 

Tragus racemosus (L.) All. Bei Hadres im Pulkautale. 

Ventenata dubia (Leers) F. Schultz. Sehr häufig an trockenen Wald- 
stellen zwischen Mühlfeld und Horn. 

Agropyrum cristatum (L.) R. et Sch. * Massenhaft auf einem 
sandigen Hügel bei Stillfried a. d. M. 

Juncus atratus Krok.* Feuchte Wiesen bei Stillfried a. d. M. 

Iris variegata L. Häufig im Walde bei Klein-Schweinbarth nächst 
Staatz. 

Anacamptis pyramidalis (L.) Rich.! Auf Bergwiesen um Waidhofen 
a. d. Y. verbreitet und stellenweise massenhaft auftretend. 

Herminium monorchis (L.) R. Br. Wiese zwischen Grub und Atsch- 
reith bei Waidhofen a. d. Y., ca. 550 m. 

Anemone trifolia L. Häufig bei Kogelsbach a. d. Y. 

Anemone Pitlonü Glow. (= A. trifolia X nemorosa). 

Diese schöne Hybride stellte Herr Dr. Freih. v. Handel- 

Mazzetti für unser Kronland fest, indem er im Jahre 1902 
ihr Vorkommen bei Kematen a. d. Y. konstatierte (Österr. bot. 
Zeitschr., 1902, S. 383). Mir gelang es nun heuer, angeregt 
durch eine Bemerkung in Becks Flora von Niederösterreich, 
dieselbe in großer Menge in unserem Kronlande aufzufinden. 
Auf S. 406 seiner Flora bemerkt nämlich der Verfasser bei 
A. trifolia, daß er vom Buchenberge bei Waidhofen a. d. Y. 


!) Die Standortsangaben der mit 1, 2, 3, 4 bezeichneten Pflanzen wurden 
mir von den Herren Dr. A. Ginzberger!, Dr. E. Janchen?, Prof. Dr. V. 
Schiffner® und Dr. F. Vierhapper* freundlichst mitgeteilt. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (13) 


eine Form dieser Art mit ungleich gesägten, oft tiefer einge- 
schnittenen Blattzipfeln gesehen habe, welche vielleicht als A. 
trifoia X nemorosa zu deuten wäre. Ich fand heuer bei einem 
Besuche dieses Standortes diese Vermutung bestätigt, indem 
Anemone Pittonii tatsächlich auf dem Buchenberge vorkommt. 
Da jedoch A. trifolia in dieser Gegend eine weitere Verbreitung 
besitzt, war der Gedanke naheliegend, daß A. Pittonii häu- 
figer auftrete, was meine weiteren diesbezüglichen Nachfor- 
schungen auch bestätigten. 

Ich fand A. Pittonii an vielen Punkten in den Tälern 
südlich von Waidhofen bis Kögelsbach a. d. Y., bald einzeln, 
bald in großer Menge, so im „Dirnbachgraben“ und in der 
„schwarzen Lucke“. Im letztgenannten Tale tritt die Hybride 
in sehr üppigen, bis 35cm hohen und äußerst großblütigen 
Exemplaren auf und hat an manchen Stellen die Stammeltern 
vollständig verdrängt, so daß man tatsächlich annehmen kann, 
sie repräsentiere an diesen Orten einen zur Art gewordenen 
Bastard. 

Der trefflichen Diagnose, die Glowacki von der Pflanze 
gibt, möchte ich noch einige Details beifügen. Die Antheren 
von A.nemorosa sind sattgelb, von A. trifolia weiß, was bei 
A. Pittonii dadurch zum Ausdrucke kommt, daß die Antheren 
blaßgelb gefärbt sind. Weiters ist das Rhizom meistens nicht 
durchaus gelblich, sondern abwechselnd dunkelgelb und gelb- 
lichweiß gefärbt und an seinen jüngeren Gliedern oft wie bei 
4A. trifolia trübviolett überlaufen. 

Selinum carvifolium L.! Im Leithagebirge unterhalb der Kaiser- 
eiche, ca. 400 m. 

Oxytropis pilosa DC. Auf dem Tennesberge bei Feldsberg. 

Omphalodes scorpioides Schrank.” Auf dem „Häuselberge“ bei 
Speisendorf nächst Raabs häufig. 

Symphytum dichroanthum m. (= 8. offiemale X tuberosum). Im 
Pulkautale bei Pulkau. 

Symphytum multicaule m. (— 8. officinale X tuberosum). Im Stein- 
bachtale bei Göstling a. d. Y. 

Diese Hybride ist nach den von mir angestellten Kultur- 
versuchen vollkommen fruchtbar, da das kultivierte Original- 


(14) Versammlung der Sektion für Botanik. 


exemplar im heurigen Sommer ganz normal entwickelte, keim- 
fähige Samen lieferte. Dieselben halten in allen ihren Merk- 
malen die Mitte zwischen den Samen der Stammeltern und 
stellen dadurch die Bastardnatur der Hybride vollständig 
sicher. Die Samen von $. officinale sind wie bekannt glänzend 
umbrabraun und glatt und der Wulst am Grunde tritt nur 
schwach hervor; die Samen des $. tuberosum hingegen sind 
bedeutend kleiner, mehr rundlich, glanzlos, schwarz, sehr 
feinwarzig und erhaben netznervig und der Wulst am Grunde 
ist deutlich durch eine Einschnürung von dem übrigen Teile 
des Samens geschieden. Die Samen der Hybride nun ähneln 
in Gestalt und Größe denen des $. officinale, stimmen jedoch 
in ihren anderen Merkmalen mit denen von $. tuberosum 
überein. 

Salvia silvestris L. (= $. nemorosa X pratensis). Auf dem Tennes- 
berge bei Feldsberg. 

Verbascum collinum Sehrad. (= V. thapsus X nigrum). Göstling 
2.l.N: 

Verbascum phoeniceum L. Auf dem Tennesberge bei Feldsberg. 

Orobanche flava Mart. Sehr häufig im Steinbachgraben bei Göstling 
240.1, 

Campanula sibirica L. Tennesberg bei Feldsberg. 

Campannula Scheuchzeri Vill.! Wiesen und Waldränder auf dem 
Freithofberge bei Waidhofen a. d. Y., ca. 850 m. 

Carlina longifolia Reichenb. Bei Kogelsbach a. d. Y. 

Aretium nemorosum Lej. Bei Göstling a. d. Y. und in der Goldau 
am Aufstiege auf den Dürrenstein. 

Carduus hamnulosus Ehrh., C. pseudohamulosus Schur. (= (. hamu- 
losus X acanthoides) und Ü©. orthocephalus Wallr. (C. nutans X 
acanthoides). In lichten Wäldern zwischen Bruck a. d. L. und 
dem Neusiedlersee. 

Cirsium erucagineum DC. (— CO. rivulare X oleraceum).” Auf einer 
Wiese am Eingange in die „große Klause* bei Aspang a. W. 


Zum Schlusse erlaube ich mir noch, Herrn Dr. Erwin Janchen 
meinen besten Dank für die Übersetzung der von mir verfaßten 
Diagnosen ins Lateinische auszusprechen. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (15) 


Herr Dr. A.v. Hayek sprach über folgende interessante 
Pflanzen aus Steiermark: 

l. Aretium macrospermum (Wallr.) Hay. Aus den Auen 
am Südufer des Gaishorner Sees bei Trieben. Diese für Steier- 
mark neue Art wäre eher in den Niederungen der unteren Mur 
oder Drau als dort mitten in den Voralpen zu erwarten gewesen. 

2. Alectorolophus maior (Ehrh.) Rehb. In großer Menge 
auf feuchten Wiesen im Hochmoore bei Admont. 

Alectorolophus maior wird von den meisten Autoren für Steier- 
mark angeführt, so von Tomaschek (Verhandlungen des zool.- 
botan. Vereins in Wien, V [1855], S. 760), Maly (Flora von Steier- 
mark, S. 149), Murmann (Beiträge zur Pflanzengeographie der 
Steiermark, S. 147), Strobl (Flora von Admont im Jahresber. des 
Staatsgymnasiums Melk [1882], S. 15). Umso befremdlicher ist es 
daher, daß Sterneck in seinen monographischen Arbeiten über 
die Gattung (Beiträge zur Kenntnis der Gattung Alectorolophus in 
Österr. botan. Zeitschr., XLV [1895], S. 1 ff. und Monographie der 
Gattung Alectorolophus in Abhandl. der zool.-botan. Gesellschaft in 
Wien, I, 1901, Heft 2) nicht nur keinen Standort in Steiermark 
für diese Art anführt, sondern auch ausdrücklich anführt, daß A. 
maior „bis an die Alpen“ verbreitet ist (vgl. 1. e., S. 71) und in 
der Verbreitungskarte das Areal der Art so wiedergibt, daß Steier- 
mark in seiner Gänze aus demselben ausgeschlossen und dem Ge- 
biete des A. lanceolatus zugewiesen scheint. Diese Widersprüche 
suchte ich nun aufzuklären. Malys Belege im Herbare des Joan- 
neums gehören größtenteils zu A. hirsutus, zum kleineren Teile zu 
A. minor und A. lanceolatus. Auch Strobls spärliche Belege im 
Herbare des Stiftes Admont stellen A. lanceolatus (beziehungsweise 
angustifolius) dar. An den Orten, wo Tomaschek und Murmann 
den A. maior anführen, sammelte ich überall nur A. subalpıinus, 
wie im Bachergebirge, bei Marburg und Cilli. Überhaupt fand ich 
auf allen Ebenen Südsteiermarks, wo ich am ehesten das Vor- 
kommen von A. maior (oder eventuell A. Borbasir) erwartete, stets 
nur A. subalpinus, wie im Pettauer Felde, bei Hochenegg und 
Praßberg. Auch sonst war mir noch nie ein Exemplar von echtem 
A. maior aus Steiermark zu Gesicht gekommen. Ich glaubte dem- 
nach annehmen zu dürfen, daß A. maior in Steiermark tatsächlich 


(16) Versammlung der Sektion für Botanik. 


überhaupt fehle und alle diesbezüglichen Angaben auf Verwechs- 
lungen mit A. subalpinus und A. hirsutus beruhen. 

Das von mir von der Bahn aus schon wiederholt beobachtete 
Vorkommen eines Alectorolophus, den ich ebenfalls für A. subalpinus 
zu halten geneigt war, auf den Moorwiesen bei Admont veranlaßte 
mich aber doch, diese Pflanze einmal auf ihrem Standorte auf- 
zusuchen, wobei sie sich als A. maior erwies. Dadurch scheint 
also A. maior nun doch für Steiermark nachgewiesen und die 
Richtigkeit der Stroblschen Standortsangaben bestätigt. 

Die Admonter Pflanze nähert sich durch feiner zugespitzte 
Zähne der Brakteen und schmälere Blätter dem A. subalpinus, 
erweist sich aber durch die Gestalt der Korolle, insbesondere den 
(auch an der lebenden Pflanze) stets geschlossenen Korollenschlund 
als unzweifelhafter A. mavor. 

3. Androsace Hausmanni Leybold. Diese sonst in den 
Südtiroler Dolomiten endemische Art wird schon von Stur (Ver- 
handlungen des zool.-botan. Vereines in Wien, III [1853], S. 67) 
für den an der Grenze von Oberösterreich und Steiermark ge- 
legenen Hochmölbing angeführt. Diese Standortsangabe wurde 
begreiflicherweise fast allgemein angezweifelt und auch ich war 
geneigt, dieselbe auf eine Verwechslung mit der im benachbarten 
Dachsteingebiete häufigen Androsace helvetica zurückzuführen. Im 
Herbare des Wiener Hofmuseums befinden sich jedoch die Belege 
Sturs, die tatsächlich A. Hausmanni darstellen und auch von 
Knuth, dem Bearbeiter der Primulaceen in Englers „Pflanzen- 
reich“, auf einem beigefügten Revisionszettel als solche bezeichnet 
wurden. Nichtsdestoweniger gibt auch Knuth (a. a. ©.) A. Haus- 
manni nur für Südtirol an und fügt bei, angeblich auch in Ober- 
österreich und Steiermark. Anläßlich einer Besteigung des Hoch- 
mölbing im letzten Sommer gelang es aber meiner Frau und mir, 
am höchsten Gipfelgrate diese seltene Pflanze wieder aufzufinden, 
die sich als echte Androsace Hausmanni erwies. Es liegt hier ein 
ähnlicher Fall von geographischer Verbreitung vor wie bei RKanun- 
culus parnassifolius, der auch in Südtirol verbreitet ist und dann 
auf dem Reiting in Obersteiermark einen isolierten Standort besitzt. 

4. Nephrodium Thelypteris (L.) Desv. Diesen im Alpen- 
gebiete sehr zerstreuten, in Steiermark bisher nur aus dem südlichen 


Versammlung der Sektion für Botanik. (17) 


Landesteile (Mureck, Pettau) bekannten Farn entdeckte ich im 
letzten Sommer unter Schilf auf einer Insel im Gaishorner See bei 
Trieben. Herr J. Nevole, dem ich den Standort zeigte, erinnerte 
sich, denselben Farn bereits im Vorjahre bei Oberort in Tragöss 
gefunden zu haben; die von ihm gesammelten Exemplare sind tat- 
sächlich gleichfalls Nephrodium Thelypteris. 

5. Nuphar affine Harz im Botan. Zentralblatt, LIII, S. 224. 
Diese bisher nur vom Spitzingsee und Schliersee in Bayern be- 
kannte Pflanze wurde von Dr. K. Rechinger im Sommersberger 
See bei Aussee entdeckt. Daß daselbst eine Nuphar-Art vor- 
komme, war bereits Tempsky und mir bekannt gewesen, doch 
war die Pflanze wegen der schweren Zugänglichkeit des kleinen, 
inmitten eines tiefen Moores gelegenen Sees von keinem von uns 
gesammelt worden. Durch diesen interessanten Fund wird die 
Flora von ganz Österreich um eine neue Art bereichert. 


Herr Dr. A. Ginzberger legte die neue Literatur vor. 


Schließlich machte der Schriftführer Mitteilung, daß der Heraus- 
geber und Verleger des Repertorium novarum specierum regni vege- 
tabilis, Herr F. Fedde, den Mitgliedern der Gesellschaft, falls sich 
mehrere Abnehmer darunter finden, das Werk zu dem ermäßigten 
Preise von 9 Mark pro Jahrgang (statt 12 Mark) abläßt. 


Versammlung am 22. November 1907. 


Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy. 


Herr Dr. R. Karzel referierte über das Werk: Molisch, 
Purpurbakterien. 
Herr Dr. A. Ginzberger legte die neue Literatur vor. 


Z.B. es. 58. Bd. b 


(18) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


Bericht der Sektion für Koleopterologie. 


Versammlung am 17. Oktober 1907. 
(Konversationsabend.) 


Vorsitzender: Herr Dr. K. Holdhaus. 


Herr Dr. Y. Niijima, Professor der Forstwissenschaft an der 
kais. Landwirtschaftlichen Akademie in Sapporo, Japan, spricht 
über japanische Borkenkäfer. 

Es sind bis jetzt 113 Arten von japanischen Borkenkäfern 
bekannt. In Japan sind paläarktische Arten nur in geringer Zahl 
vertreten. Bisher waren 10 paläarktische, durchwegs auch in Europa 
vorkommende Arten aus Japan angegeben: Hylastes attenuatus, 
glabratus, Myelophilus piniperda, minor, Orypturgus pusillus, Ips 
cembrae, Dryocoetes autographus, Trypodendron quereus, Xyleborus 
adumbratus und sobrinus, wovon die zwei letztgenannten von Bland- 
ford als geographische Formen des Xyleborus Pfeili und Saweseni 
angesprochen werden. Ich fand vier weitere europäische Arten in 
Japan, und zwar: Oryphalus piceae, Ips acuminatus, curvidens und 
Pityogenes chalcographus. Vorwiegend besteht aber die japanische 
Borkenkäferfauna aus endemischen und orientalischen Elementen. 

Besonderes Interesse beansprucht die japanische Gattung Hyor- 
rhymehus, die im Jahre 1894 von Blandford beschrieben und unter 
die Hylesininen gestellt wurde. Sie nähert sich durch die Körper- 
form, die Rüsselbildung und die ungezähnten Tibien den Cureu- 
lioniden und Anthribiden. Der Rüssel ist beim 9 viel kürzer als 
beim d'. 

Von Interesse ist auch die eigenartige Gattung Scolytoplatypus, 
die eine intermediäre Stellung zwischen den Scolytinen und Platy- 
pinen einnimmt. Es sind bisher 16 Arten dieser Gattung bekannt, 
von welchen sechs der japanischen Fauna angehören. Ich habe die 
Lebensweise dieser Käfer in meiner Heimat studiert. Der Fraß- 
gang ist ein Leiterholzgang und hat große Ähnlichkeit mit jenem 
von Trypodendron; doch liegen die Gänge nicht wie bei dieser 
Gattung in einer Fläche. 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (19) 


Hierauf beginnt Herr Dr. Holdhaus den angekündigten Kurs 
im Bestimmen von Koleopteren mit einem einleitenden Vortrage. 


Versammlung am 7. November 1907. 
(Vortragsabend.) 


Vorsitzender: Herr Direktor L. Ganglbauer. 


I. Der Vorsitzende gedenkt des schweren Verlustes, welchen die 
Sektion durch den Hingang ihres ersten Obmannes, des Senats- 
präsidenten J. Birnbacher, erlitten hat. Die Versammlung bringt 
ihre Trauer durch Erheben von den Sitzen zum Ausdruck. 

Die liebenswürdigen persönlichen Eigenschaften des verehrten 
Senatspräsidenten waren den meisten Mitgliedern unserer Sektion 
bekannt. Birnbacher hat sich durch seine erfolgreiche Sammel- 
tätigkeit während seiner l11jährigen amtlichen Stellung in Marburg 
und später während seiner Sommeraufenthalte in Mallnitz, Lunz und 
im oberen Gailtale große Verdienste um die Feststellung der Koleo- 
pterenfauna von Steiermark, Kärnten und Niederösterreich erwor- 
ben und manche für die Wissenschaft neue Art zuerst aufgefunden. 
Ein Freund der Jugend, verstand er es, der Koleopterologie junge 
Kräfte zuzuführen. Ich brauche nur auf unseren Dr. Holdhaus 
zu verweisen, der Birnbacher seine Einführung in die Koleoptero- 
logie und damit auch seine Einführung in das Hofmuseum ver- 
dankte. Nach seinem Übertritt in den Ruhestand zu Anfang des 
Jahres 1902 stellte Birnbacher seine vorzügliche Arbeitskraft in 
den Dienst des naturhistorischen Hofmuseums, an welchem er bis 
zum Sommer 1906 in der Koleopterenabteilung unermüdlich tätig 
war. Nebst der Zusammenstellung von Unterrichtssammlungen und 
Tauschsendungen besorgte er umfangreiche vorbereitende Ordnungs- 
arbeiten und inventarisierte weitaus den größten Teil der Koleo- 
pterensammlung. Die zoologische Abteilung, in der er hoch ver- 
ehrt wurde, hat mit ihm eine überaus wertvolle Hilfskraft verloren 
und schuldet ihm ein dankbares Andenken. 

An seiner Koleopterensammlung hing Birnbacher mit der 
ganzen Liebe des Sammlers und war fort und fort bestrebt, sie 


durch Ankauf in den Handel gelangter Arten und regen Tausch- 
b* 


(20) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


verkehr zu vermehren. Von seinen auswärtigen Tauschkorrespon- 
denten seien namentlich Moragues in Palma di Mallorca, Pera- 
gallo in Nizza und Raetzer in Büren a. d. Aar genannt. Infolge 
seiner Krankheit in letzter Zeit nicht mehr im stande, das Museum 
zu besuchen, unternahm er es, seine Sammlung neu zu ordnen. Sie 
ist in den Besitz des Herrn Emil Moczarski übergegangen. 

Vom Sohne des Betrauerten, Herrn Med. Dr. Rudolf Birn- 
bacher in Scheibbs, wurden unserem Schriftführer Herrn Heiker- 
tinger die folgenden Daten zur Verfügung gestellt. 

Josef Birnbacher wurde am 18. Januar 1838 in Klagenfurt 
als der dritte Sohn des Stadtphysikus Dr. Adam Birnbacher ge- 
boren. Nach Absolvierung des Gymnasiums in Klagenfurt wandte 
er sich juristischen Studien an der Universität Wien zu. Nach 
Beendigung derselben trat er in den Staatsdienst, wurde 1874 Finanz- 
rat in Marburg a. d. Drau, 1885 Oberfinanzrat in Graz, 1891 Hofrat 
im Verwaltungsgerichtshof und trat zu Anfang des Jahres 1902 
als Senatspräsident in den Ruhestand. 

Birnbacher stammte aus einer alten Ärztefamilie und sein 
Wunsch war es auch, Medizin zu studieren, doch erlaubten es die 
finanziellen Verhältnisse nicht. Seine medizinische Neigung be- 
friedigte er noch als Jurist, indem er fleißig seine freie Zeit in 
medizinischen Vorlesungen zubrachte. Schon als Student war er 
ein eifriger Käfersammler und hat damals schon die Anlage seiner 
sroßen Sammlung begonnen. Ein Freund der Natur, trieb er viel- 
seitige naturwissenschaftliche Studien, so in Marburg, wo er die 
damals neue Falbsche Erdbebentheorie in Wort und Schrift ver- 
teidigte. Seine Liebe zu den Pflanzen brachte ihn zum Studium 
der Orchideen; in Graz legte er sich ein Zimmertreibhaus für die- 
selben an, wo er seine Lieblinge pflegen und beobachten konnte. 
Speziell in Graz hat er für die Verbreitung der Kenntnis der Orchi- 
deen viel durch Abhaltung von Vorträgen in der Gartenbaugesell- 
schaft beigetragen, welche ihm für seine Verdienste um dieselbe 
die Ehrenmitgliedschaft verlieh. 

Mit den Grazer Käferfreunden stand Birnbacher in reger 
Verbindung, später knüpfte er auch in Wien Verbindungen an, bis 
er, bereits in Pension, Gelegenheit fand, sich im k. k. naturhistorischen 
Hofmuseum ganz seiner Lieblingsbeschäftigung hinzugeben. 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (21) 


Seit zwei Jahren krank, beschäftigte er sich zu Hause haupt- 
sächlich mit seinen geliebten Käfern. Anscheinend rekonvaleszent 
kam er heuer nach Scheibbs, wo er, obwohl schwach, doch jede 
Gelegenheit benützte, die hiesige Käferfauna kennen zu lernen. 
Das Damoklesschwert hing seit langer Zeit über dem armen Vater 
und hier erlöste ihn ein ruhiger Tod am 15. August 1907. Es wurde 
eine der glücklichsten Ehen und eines der schönsten Familienver- 
hältnisse zerrissen. 


II. Der Vorsitzende bespricht die Gattung Dimerus Fiori. 

Unser vortrefflicher Staphylinologe Dr. Max Bernhauer fand 
am 7. Juli v. J. zwei Stücke dieser Gattung am Ufer der Steyr 
bei Grünburg in Oberösterreich, und zwar unter großen, in feinen 
Ufersand (Silt) eingelagerten Steinen. Bernhauer widmete beide 
Stücke, von welchen das eine vollkommen intakt erhalten ist, während 
das zweite mit möglichster Schonung zur Herstellung eines Präparates 
der Mundteile und Beine verwendet wurde, samt dem ausgezeichnet 
gelungenen Präparat dem naturhistorischen Hofmuseum, wofür ich 
ihm noch öffentlich den besten Dank zum Ausdruck bringe. 


Die Gattung Dimerus wurde von Prof. Fiori (Atti Soc. Nat. 
e Mat. di Modena, Seria IV, Vol. I, Anno XXXII, 1900, p. 103, 
Tav. V, Fig. 1—7, Tav. VI, Fig. 9) nach zwei unvollständigen 
Stiicken beschrieben,‘ von welchen der Autor das eine im Frühling, 
das zweite im Herbste 1895 in der Nähe von Bologna im Detritus 
des Reno gefunden hatte. 

Der Nachweis dieser Gattung diesseits der Arpen ist sehr be- 
merkenswert. Ob die von Bernhauer in Oberösterreich aufge- 
fundene Dimerus-Art mit Dimerus staphylinoides Fiori (1. e., p. 104) 
von Bologna identisch ist, kann nur durch Vergleich mit einem 
Fiorischen Originalexemplar festgestellt werden. Fioris Abbil- 
dungen lassen die Identität wahrscheinlich erscheinen. Einige 
Differenzen, die sich aus der Beschreibung ergeben, könnten auf 
nicht ganz zutreffenden Angaben basieren. 

Die Gattung Dimerus verbindet mit der Körperform eines 
schlanken, depressen Kuplectus zweigliedrige Tarsen und wurde von 
Prof. Fiori nach der Zahl der freiliegenden Abdominalsegmente 
unter die Pselaphiden und bei der habituellen Ähnlichkeit mit Eu- 


(22) Versammlung der Sektion fir Koleopterologie. 


plectus unter die Euplectinen gestellt. Wir finden sie im neuen 
Reitterschen Kataloge zwischen Trimium und Euplecius eingereiht, 
vermissen sie aber in Raffrays „Genera et Catalogue des Psela- 
phides“ (Ann. Soc. Ent. Fr., 1903, 1904). 

Es ist kaum anzunehmen, daß Raffray, die erste Autorität 
in der Systematik der Pselaphiden, die Gattung Dimerus übersehen 
hat, nachdem er (l. e., 1904, p. 273) den von Fiori unmittelbar 
nach Dimerus beschriebenen Bythinus (Machaerites) troglodytes als 
fraglich zu Linderia zu stellende Art anführt. Es ist viel wahrschein- 
licher, daß Raffray Dimerus für eine Staphylinidengattung hielt 
und deshalb nicht unter die Pselaphiden aufnahm. 

Für die Zugehörigkeit von Dimerus zur Familie der Psela- 
phiden spricht: 

l. Die große Ähnlichkeit mit Kupleetus, die auch in der Skulptur 
des Kopfes und der Flügeldecken zum Ausdrucke kommt. 

2. Die Zweizahl der Lippentasterglieder. 

3. Das Vorhandensein nur einer Tarsalklaue. 

4. Der Bau des nur fünf freiliegende Tergite aufweisenden 
Abdomens, dessen Segmente, soweit sich dies nach getrockneten 
Exemplaren feststellen läßt, starr miteinander verbunden er- 
scheinen. 

Bei Dimerus sind aber die Tarsen nur zweigliedrig, während 
alle bisher bekannten Pselaphiden dreigliedrige Tarsen besitzen, 
und außerdem fehlt dem letzten Gliede der Maxillartaster der für 
die Pselaphiden charakteristische pfriemenförmige Fortsatz, auf 
welchen übrigens Raffray bei Feststellung der wenigen durch- 
greifenden Unterschiede zwischen den Pselaphiden und Staphyli- 
niden (Revue d’Entom. Can, Vol. IX, 18390, p. 22) meines Er- 
achtens ein zu großes Gewicht legte. 

Ich bin überzeugt, daß Prof. Fiori der Gattung Dimerus die 
richtige systematische Stellung zugewiesen hat und daß wir es in 
derselben mit einem Eupleetinen zu tun haben, bei dem die Zahl 
der Tarsenglieder in analoger Weise auf zwei reduziert ist wie bei 
der Staphylinidengattung T’hinobius, deren Arten wie Dimerus in 
feinem, feuchtem Ufersande leben. An anderer Stelle werde ich 
diese Ansicht ausführlicher begründen. 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (23) 


III. Der Vorsitzende referiert über eine Anzahl koleoptero- 
logischer Arbeiten aus dem reichen wissenschaftlichen Inhalte des 
gerade zum Abschlusse gelangten Jahrganges 1907 der Deutschen 
Entomologischen Zeitschrift, bespricht die Sitzungsberichte der unter 
dem Präsidium des tatkräftigen Dr. Walter Horn außerordentlich 
emporblühenden Deutschen Entomologischen Gesellschaft, Dr. Horns 
Berichte aus der entomologischen Welt, ferner die große Schöpfung 
des Prof. Dr. G. Kraatz, das Deutsche Entomologische National- 
museum, das er auf seiner Reise durch Deutschland besucht hat. 
Dieses Museum, dessen Schätze Kustos Schenkling verwaltet, 
enthält bereits die überaus wertvolle Bibliothek und die ebenso 
wertvollen Sammlungen seines Gründers Kraatz, ferner die Samm- 
lungen von Letzner, Metzler, Rolph, Rottenberg, der Gebrüder 
Stern u.a. Als testamentarische Vermächtnisse sind ihm sicher- 
gestellt die berühmte Sammlung des Prof. Dr. Lukas v. Heyden in 
Bockenheim, die Cieindelidensammlung des Dr. W. Horn, die Cara- 
bidensammlung des Dr. Roeschke, ferner die Sammlung des Herrn 
W.Koltze in Hamburg. Anschließend spricht der Vorsitzende über 
die weiteren öffentlichen und privaten Koleopterensammlungen, die 
er auf seiner Reise kennen gelernt hat, die der Museen von Dresden, 
Tharandt, Berlin, Hamburg, Frankfurt a. M. und München und die 
Sammlungen der Herren Dr. Em. Lokay in Prag, Otto Leonhard 
in Blasewitz, Dr. Horn, Dr. Roeschke und Hauptmann Moser in 
Berlin, W. Koltze in Hamburg, Prof. Dr. Lukas v. Heyden in 
Bockenheim, Dr. Flach in Aschaffenburg, Dr. Karl Daniel und 
Oberstleutnant Fr. Hauser in München. 


Versammlungen am 21. November und 19. Dezember 
1907. 


Vorsitzender: Herr Dr. K. Holdhaus. 
Fortsetzung des Kurses im Bestimmen von Koleopteren. — 


Bestimmen von Carabiden nach Ganglbauer, Käfer von Mittel- 
europa, 1. 


(24) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


Versammlung am 5. Dezember 1907. 
Vorsitzender: Herr Direktor L. Ganglbauer. 


Der Vorsitzende referiert über die geistvolle Arbeit von 
Heymons: Die verschiedenen Formen der Insekten-Metamorphose 
und ihre Bedeutung im Vergleich zur Metamorphose anderer Arthro- 
poden. (Spengel, Ergebnisse und Fortschritte der Zoologie, I, 1, 
1907, S. 137—188.) 


Bericht der Sektion für Lepidopterologie. 


Versammlung am 6. Dezember 1907. 
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel. 


I. Herr Dr. Egon Galvagni spricht unter Vorlage von Beleg- 
stücken über seine Lepidopterenausbeute aus der Hohen Tatra 
(29. Juni bis 3. Juli), die er als Teilnehmer an der diesjährigen 
gemeinsamen Exkursion der zoologisch-botanischen Gesellschaft 
(siehe den Bericht des Generalsekretärs) gemacht hat, und welche 
trotz der unbeständigen, entomologisch nicht sehr günstigen Wit- 
terung einige recht interessante Arten enthält: Als Ausgangspunkt 
unserer Touren diente ganz besonders Matlarenau, wo ich auch 
Lichtfang betreiben konnte. Die hochalpine Region der Zentral- 
karpathen ist faunistisch ziemlich steril zu nennen. Die Gipfel 
sind zerklüftet, in unzählige Klippen und Zacken gespalten, ober- 
halb der Krummholzregion sehr arm an Vegetation und schließen 
mit ihren Steinkarren, Moränen und Schutthalden eine reichere 
Fauna aus; die geologische Unterlage bilden im Hauptstocke Gra- 
nite und Quarzite, daneben erscheinen insbesondere im Westen 
auch Gneis, Glimmerschiefer und Phyllite. Reicher an Lepidopteren 
und zu einer eingehenden Exploration verlockender erscheinen die 
vegetationsreichen Kalkalpen östlich vom Kopa-Passe und die 
ziemlich ebenen Kupferschächte mit ihren ausgedehnten grünen 
Alpenmatten. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (25) 


Noch gibt es über die Lepidopterenfauna der Hohen Tatra 
keine spezielle Arbeit; eine solche steht aber nach Aigner-Abafi 
in Aussicht. Grundlage meines Berichtes bildet der lepidoptero- 
logische Teil des Milleniumwerkes „Fauna regni Hungariae“; die in 
den „Rovartani Lapok“ erschienenen Nachträge lagen mir nicht 
vor. Darnach wären folgende Arten, beziehungsweise Varietäten 
und Aberrationen als neu für Ungarn zu bezeichnen: Larentia 
salicata ab. ferraria, Parasemia plantaginis ab. bicolor und nigro- 
ciliata, Orambus maculalıs, Scoparia valesialis ab. imparella, Ole- 
threutes spuriana, Olethreutes bipunctana und Incurvaria trimacu- 
lella ab. quadrimaculella. Folgende ohne nähere Fundortsangaben 
verzeichneten Arten erfahren eine neuerliche Bestätigung ihres un- 
garischen Indigenats: Pyrausta uliginosalis, Tortriw rogana var. 
dohrniana und Yponomeuta stanellus. Ich habe in diese Liste alle 
subalpinen und alpinen Elemente sowie fast alle Kleinschmetterlinge 
aufgenommen. 

Parnassius mnemosyne L. Auf der Faixblöße am 30./VI. 1907 
nicht selten in kleinen, im männlichen Geschlechte 55 mm, im 
weiblichen 54 mm spannenden Stücken. Die halbverdunkelten o 
gehören zu der von Stichel neuerlich abgetrennten Zwischenform 
hartmanni Stdfs. und stimmen mit den neuesten Abbildungen bei 
Seitz, Bd.I, Taf. 10e und Verity, Rhop. pal., Taf. 23, Fig. 10, 
recht gut. Die kleinsten Stücke meiner Sammlung stammen vom 
Eisenerzer Reichenstein in Steiermark, wo die Art hochalpin in 
kleinen, mit der Friesacher Lokalrasse (var. minor Rbl.) vollkommen 
übereinstimmenden Stücken fliegt. 52 mm, 9 5l mm Expansion. 
Am Präbichl dagegen findet sie sich in normaler Größe. — Meli- 
taea dietynma Esp. Wiesenmoor bei Tatra-Lomnitz, 30./VI. — Ar- 
gynnis pales Schiff. Kopa-Paß und Umgebung, 2./VII. Oberseits 
mit kräftig entwickelter schwarzer Fleckenzeichnung; sonst von 
Stücken alpiner Herkunft nicht verschieden. — Erebia lappona Esp. 
Beim Tery-Haus an den Fünfseen, 1./VIl.; im Gebiete: Grüner See 
(Friedrieh-Hütte) — Weißer See — Kopa-Paß —V. Kupferschächte in 
lebhaft gezeichneten Stücken häufig. Die einzige alpine Krebia, 
die ich beobachten konnte; sonst flog in den Tälern nur Erebia 
medusa F. — Üoenonympha hero L. Auf einem Wiesenmoore bei 
Tatra-Lomnitz mit Ü©. iphis zusammen, 29./VI. Ich hatte gehofft, 


( 26) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


die var. carpathica Horm. zu finden; die Stücke zeigen eine ver- 
loschene Bleilinie und eine undeutliche rotgelbe Saumlinie, unter- 
scheiden sich aber sonst nicht von der Stammform. Solche Stücke 
finden sich auch im Wienerwalde, z. B. Finsterleiten bei Rekawinkel, 
6./VII. 1902 (Galv.). — Lycaena semiargus Rott. Bei Höhlenhain. 

Hemaris fuciformis L. Faixblöße, 30./VI. — Drepana fal- 
cataria L. Maria Theresien-Weg zwischen Matlarenau—Höhlenhain 
mehrfach angetroffen. — Agrotis primulae Esp. Nesselgrat, Matla- 
renau (Lichtf.), 30./VI. — Hadena lateritia Hufn. Matlarenau im 
Hotel mehrfach nachts in schön braunroten Stücken, 30./VI.; da- 
selbst auch H. basilinea F., Leucania comma L. (Lichtf.). — Plusia 
pulchrina Hw. Höhlenhain, im Hotel, 30./VI. — Bomolochia fontis 
Thbg. Tatra-Lomnitz, 29./VI. — Cymatophora Or F. Höhlenhain, 
30./VIl. — C. duplarıs F. Matlarenau, 30./VI. (Lichtf.) 

Thalera putata L. Tatra-Lomnitz, 29./VI. — Acidalia fu- 
mata Stph. Matlarenau, 30./VI. (Lichtf.) — Odezia atrata L. Tatra- 
Lomnitz, 30./VI. — Anaitis praeformata Hb. Matlarenau, 30./VI. 
(Lichtf.) — Larentia variata Schiff. Matlarenau, 1./VII. — L. sali- 
cata Hb. Eisernes Tor, 30./VI. Ein dunkelgraues, 29 mm span- 
nendes g’ gehört zu ab. ferraria H.-S. — L. cambrica Curt. Matla- 
renau, 1./VII. — L. montanata Schiff. und L. ferrugata ab. spadi- 
cearia Bkh. Beide Matlarenau und Umgebung. — L. caesiata 
Lang. Matlarenau häufig. (Lichtf.) — L. incultaria H.-S. Kleines 
Kohlbachtal, 1./VIL.; Eisernes Tor, 30./VI., an Felsen nicht selten. 
— L. albieillata L. Tatra-Lomnitz, 29./VI. — L. lugubrata Stgr. 
Matlarenau, 30./VI. (Lichtf.) — L. hastata L. var. subhastata Nolk. 
Kleines Kohlbachtal, 1./VIL.; Weidau, 2./VII. — L. luctuata Hb. 
Bei Höhlenhain, 30./VI. — L. molluginata Hb. Maria Theresien-Weg 
zwischen Matlarenau und Höhlenhain, 29. bis 30./VI. — L. affini- 
tata Stph. var. turbaria Stph. Matlarenau, 30./VI. (Lichtf.); Nessel- 
grat, von Fichten geklopft, 50./VI. — L. alchemillata L. Maria 
Theresien-Weg zwischen Matlarenau und Höhlenhain, 30./VI. — 
L. obliterata Hufn. Tatra-Lomnitz, 29./VI. — L. autumnalis Ström. 
Ebenda. — Tephroclystia lariciata Frr. Matlarenau, 30./VI. (Lichtf.) 
— Semiothisa signaria Hb. Matlarenau, 29. bis 30./VI. — Gnophos 
sordaria var. mendicaria H.-S. Überall in der subalpinen Region im 
Gebiete Tatra-Lomnitz— Höhlenhain —Weidau— Kleines Kohlbachtal, 


j Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (27) 


29./VI. bis 2./VII. — @n. operaria Hb. Kleines Kohlbachtal, 2./VIL.; 
in den Kupferschächten beobachtet, 2./VII. Die Richtigkeit der 
Fundortangabe Preßburg möchte ich, selbst wenn sie sich auf einen 
Gipfel der kleinen Karpathen im Preßburger Komitate bezieht, sehr 
bezweifeln. Ich traf die Art nie unter 1700 m. — Psodos quadri- 
faria Sulz. Eisernes Tor, 30./VI. 

Parasemia plantaginis L. Matlarenau, Höhlenhain und Weidau, 
29./VI. bis 2./ VII. Die Männchen fliegen ausschließlich in der Form 
bicolor Rätzer, welche dort den Charakter einer Lokalrasse gewinnt. 
(Schawerda, Jahrb. des Wiener Entomol. Vereines, 1906, Taf. I, 
Fig. 6.) Das einzige erbeutete Q stimmt sehr gut mit der jüngsten 
Abbildung der Stammform (Schawerda, l. c., Fig. 17) und zeigt 
durchaus schwarze Fransen (forma nigrociliata Schaw.). Die 
Zeichnung der Vorderflügel ist bei vielen Stücken flockig er- 
weitert, was bereits Hormuzaki hervorgehoben hat, bei einigen 
Stücken ist auch der weiße Fleck am Vorderrandflecke, der meist 
inselförmig bleibt, mit dem Längsstreifen verbunden. (Übergänge 
zu ab. floccosa Gräser und ab. confluens Schaw.) — Diacrasia sanio 
L. var. mortua Stgr. trans. Ein bei Tatra-Lomnitz gefundenes J’ 
bildet durch die tiefschwarze, nur mit wenigen karminroten Schuppen 
gemengte Färbung des Vorderrandes der Vorderflügel einen sicheren 
Übergang zu dieser östlichen Rasse. — Hepialus carna Esp. Matla- 
renau, 1., 2./VII. 

COrambus coulonellus Dup. Weißer See, 2./VII. — Cr. perlellus 
Sc. Nesselgrat, 30./VI. — Cr. maculalıs Zett. Weißer See, 2./VI. 
Neu für Ungarn (det. Rbl.). — Myelois cribrella Hb. Nesselgrat, 
30./VI. (vid. Rbl.). — Scoparia centuriella Hb. Höhlenhain, im 
Hotel, 30./VI. (vid. Rbl.). — Se. valesialis ab. imparella Lah. Ein 
in der Tery-Hütte (1./VII.) gesammeltes J gehört dieser größeren, 


aus Ungarn noch nicht bekannten Form an (vid. Rbl.).. — Se. 
sudetica Z. Höhlenhain und Matlarenau, 30./VI. bis 2./VII., nicht 
selten (vid. Rbl.). — Orenaia alpestralis F. Faixblöße—Eisernes 


Tor, 30./VI. Von Stücken aus Tirol und Steiermark nicht ver- 
schieden. — Pyrausta fuscalis Schiff. Faixblöße, 30./VI. — P. uli- 
ginosalis Stph. Eisernes Tor, 30./VI. 

.Eulia ministrana L. Eisernes Tor, 30./VI. — Tortrix rogana 
var. dohrniana H.-S. Eisernes Tor, 30./VI. (det. Rbl.). — Unephasia 


(25) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


wahlbomiana var. alticolana HS. Matlarenau, 30./VI. — Olethreutes 
sauciana Hb. Faixblöße, 50./VI. — 0. spuriana H.-S. Ein 16 mm 
spannendes J’ aus dem Kleinen Kohlbachtale, 1./VII. Fehlt im Ver- 
zeichnisse der ungarischen Tortrieiden (vid. Rbl.). — O. bipunctana 
F. Matlarenau, 30./VI. Ebenfalls aus Ungarn nicht verzeichnet. — 
O. charpentierana Hb. Eisernes Tor, 30./VI. — Steganoptycha frati- 
fasciana Hw. Matlarenau, 30./VI. — Epiblema hepaticana Tr. Matla- 
renau, 30./VI. — E. pflugiana Hw. Tatra-Lomnitz, 29./VI. — An- 
cylis myrtillana Tr. Faixblöße, 30./VI.; Matlarenau, 30./VI. 

Yponomeuta stannellus Thnbg. Bei Höhlenhain, 30./VI. (det. 
Rbl.). Eine Bestätigung des ungarischen Indigenats dieser seltenen 
Art. — Borkhausenta stroemella F. Ein frisches Stück in der Käs- 
marker Tränke, 30./VI. (vid. Rbl.). — Scythris productella 2. 
Matlarenau, 30./VI. — Talaeporia tubulosa Retz. Leere Säcke, 
an Kalkfelsen bei Höhlenhain. — ? Solenobia manii Z. Wahrschein- 
lich hierher gehörige Säcke, ebenda. — Incurvaria trimaculella ab. 
quadrimaculella Höfnr. Eisernes Tor, 50./VI. Neu für Ungarn (det. 
Rbl.). — I. capitella Cl. Matlarenau, 30./VI. 


II. Herr Dr. Alfred Kolisko weist einige Tiere aus der Aus- 
beute des heurigen Sommers vor. 

Anläßlich des Massenfluges von Malacosoma neustria in Wien 
am 27. und 28. Juni wurden vier Stücke der ab. unicolor (Spuler?), 
sämtlich braun, gefangen; ferner zwei gelbe 0’ mit deutlicher brauner 
Binde, die sich auf die Hinterflügel fortsetzt, ab. virgata Tutt; endlich 
ein gelbes 9, bei dem die dunkle Binde der normalen Stücke auf 
einen kleinen Fleck am Vorderrande zusammengeschmolzen ist, für 
welche Form, von der sich auch zwei analoge Stücke im k. u. k. 
Hofmuseum befinden, der Name maculifera (n. ab.) vorgeschlagen 
wird.) 

Gleichfalls aus Wien stammt ein Exemplar der Deil. euphor- 
biae ab. helioscopiae. 

Aus der Umgebung von Villach in Oberkärnten eine Reihe 
von Amphipyra livida, die in der dortigen Gegend zu den gewöhn- 

!) In der Tijdsch. voor Ent., Vol. L, 1907 wurden von OQudemans kürzlich 
zwei sehr ähnliche weibliche Stücke erwähnt und abgebildet (p. 147, Tab. II, 
Fig. 12, 13). (Rbl.) 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (29) 


liehen Arten zu gehören scheint, da sie fast täglich in mehreren 
Exemplaren am Köder erschien. 

Interessant erscheint aus derselben Gegend das Vorkommen 
der Hydroecia nictitans ab. lucens Freyer, die daselbst als Varietät 
aufzufassen wäre, da dieselbe in größerer Anzahl sowohl mit roter 
als mit weißer Nierenmakel gefangen wurde, während kein ein- 
ziıges Stück der Stammart zu erspähen war. Das Vorkommen der 
Varietät im Bereiche des Kronlandes Kärnten ist neu. Neu für 
Kärnten ist auch Miana literosa Hw., gleichfalls in Villach am 
Köder gefangen. Ein abnormer Fundort auf der Talsohle (500 m) 
an der Klagenfurter Straße wäre zum Schlusse noch bei Erebia 
nerine zu erwähnen. 


III. Herr Hofrat Dr. Schima bespricht ein in Mödling bei 
Wien am 7. Juli d. J. erbeutetes weibliches Stück von (oenonympha 
arcania L., bei welchem die weiße Außenbinde der Hinterflügel- 
unterseite vollständig verschwunden, respektive braun verdüstert 
erscheint. Das sehr interessante, ganz frische Stück wird vorge- 
wiesen. 


IV. Herr Ing. H. Kautz macht Mitteilung von dem hiesigen 
Vorkommen von Hybermia aurantiaria ab. fumipennaria Hellw., 
welche in Wien am 29. Oktober erbeutet wurde. Das vorge- 
wiesene Stück ist etwas lichter als solche aus Innsbruck, gehört 
aber zweifellos der gedachten Aberration an. 


V. Herr E. Kindervater weist eine Anzahl heuer im Hoch- 
schwabgebiete erbeuteter Stücke von Bupalus piniarius var. mughu- 
saria Gmppb. (C’, 0) vor. Die Grundfarbe der © ist bald gelb, 
bald weißlich. Als Hauptunterschied von der Stammform bleibt 
die geringe Größe bestehen. 


VI. Herr Dr. Karl Schawerda legt eine neue Aberration 
von Parasemia plantaginis aus dem Formenkreise von matronalis 
Frr. vor, bei welcher die Hinterflügel zwei gelbe, von der Wurzel 
ausgehende Längsstrahlen zeigen, von welchen der obere (kürzere) 
in der Mittelzelle liegt. Für diese bisher unbenannte Aberration 
bringt Herr Heinrich Locke (i. 1.) den Namen flavoradiata in 


(30) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Vorschlag. Typische Exemplare derselben befinden sich im k.k. 
Naturhistorischen Hofmuseum (0’, Stilfserjoch, leg. Locke, 1906) 
und in der Sammlung Schawerdas (ebendaher). 


VlI. Herr Dr. K. Schawerda spricht unter Materialvorlage 
ausführlich über die von ihm und den Herren Fitz, v. Meißl und 
Schwingenschuß im heurigen Jahre in den Okkupationsländern 
gemachte Lepidopterenausbeute. (Der Bericht wird als selbständige 
Arbeit in den „Verhandlungen“ erscheinen.) 


VIll. Herr Dr. Rebel bemerkt im Nachhange zu den vor- 
stehenden Mitteilungen Dr. Schawerdas, daß der Form von La- 
rentia corydalaria mit sehr schmalen und auch auf den Hinter- 
flüigeln weit unterbrochenen weißen Binden, wie sie bei Botaec in 
Nordbosnien regelmäßig auftritt, der Name bogumilaria Rbl. (Ann. 
d. Naturhistorischen Hofmuseums, XIX, S. 267, Taf. 5, Fig. 16 [J]) 
verbleiben müsse, wogegen die breiter gebänderte Form mit stets 
ununterbrochener weißer Mittelbinde der Hinterflügel von der Suha, 
wozu auch das abgebildete O0 von Vlasenica gehört (l. e., Fig. 17), 
den Namen eurytaenia führen kann. 

Beide Formen haben nach den Beobachtungen der vorge- 
nannten Herren, welche eine große Serie von Stücken erbeuteten, 
den Charakter von Lokalformen. Das Q der Form bogumilaria wurde 
bei Bocac in der Eiablage auf Corydalis ochroleuca L. beobachtet. 

Herr Dr. Schawerda hat in sehr dankenswerter Weise Beleg- 
stücke beider Formen dem Hofmuseum gewidmet, desgleichen das 
sehr wertvolle Exemplar der Gelechia rosalbella Fologne. 


Versammlung am 3. Januar 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel. 


I. Der Vorsitzende gibt nachstehende niederösterreichische 
Funde bekannt, welehe von Herrn Fachlehrer Heinrich Kolar ge- 
macht wurden: 

1. Episema glauceina Esp. wurde von dem Genannten im 
Prater am 23. September 1907 in der Form dentimacula Hb. und 
tersina Stgr. erbeutet. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (31) 


2. Codonia (Zonosoma) orbicularia Hb. 9 im Cottageviertel 
in Wien am 2. September 1905 an einer Straßenlaterne erbeutet. 
Das gut erhaltene Stück lag zur Bestimmung vor. Die seltene Art 
ist in dem Verzeichnis der Schmetterlinge Niederösterreichs von 
Naufock nicht angeführt, wurde aber bereits im Jahre 1894 von 
Herrn Schimanko im Wiener Prater erbeutet. 

Ad 1 bemerkt Herr F. Fleischmann, daß Herr Schwingen- 
schuß die Art ebenfalls im Prater gefunden habe. 

Herr Zentralinspektor Prinz teilt mit, daß er sie auch bei 
Deutsch-Wagram in Niederösterreich erbeutete. 

Ad 2 bemerkt Herr Neustetter, daß er die Art bereits vor 
Jahren wiederholt auch im Wiener Prater angetroffen habe. 


II. Herr Josef Nitsche berichtet unter Vorweisung über einige 
von ihm erbeutete Tagfalter aus Niederösterreich, Oberösterreich 
und Steiermark: 

Das auffallendste Stück darunter ist ein ganz frisches 9 der 
Epinephele jurtina ab. brigitta Ljung, auf dem Pyrerkogel bei Aflenz 
gegen Mitte August 1906 gefangen. Das Stück ist fahl rötlichgrau, 
mit eingeschränkter, aber lebhaft rotgelber Mittelbinde der Vorder- 
flügel und hyalinem Apikalauge. 

Einige Tage später wurde an derselben Stelle auch ein 9 der 
ab. nigro-rubra Lambill. mit schwarzbrauner Grundfarbe und rot- 
brauner Fleckenbinde gefangen, wogegen ein am 9. August 1907 
auf dem Wege zur Meieralm am Fuße des Traunsteins bei Gmunden 
erbeutetes 9 der durch die bleichgelbe Fleckenbinde charakteri- 
sierten Aberration pallens Th. Mieg angehört. Auf der Karlshöhe 
bei Kirchberg a. W. wurde auch die im männlichen Geschlechte 
nicht seltene ab. semialba Bruand angetroffen. 

Melanargia galathee ab. amarginata Metzg. wurde auch in 
Steiermark auf dem Streberling bei Aflenz am 20. August 1906 ge- 
fangen. 

Einem am 14. Mai 1907 auf dem Troppberge bei Wien er- 
beuteten S' von Papilio machaon fehlt der schwarze Querstrich am 
Schlusse der Mittelzelle der Hinterflügel. 

Schließlich wurde noch Parnassius apollo ab. brittingeri Rbl. 
et Rghfr., von der Meieralm bei Gmunden (9. August 1907) und 


(32) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


beim Sehwabenpartel bei Aflenz (Ende August 1906) erbeutet, vor- 
gewiesen. 

Herr Dr. Rebel bemerkt, daß die zum Teile sehr interessanten 
Aberrationen im Hofmuseum zur Revision vorlagen. 


III. Herr Hofrat Dr. Schima weist eine Serie von Hibernia 
defoliaria Cl. S, bei Wien erbeutet, vor, welehe alle Übergänge von 
der breitgebänderten ab. obscura Helfer bis zur einfärbig dunklen 
ab. obscurata Stgr., welche wahrscheinlich mit holmgreni Lampa 
zusammenfällt, enthält. 


IV. Herr Cl. Dziurzynski demonstriert eine größere Zahl 
von Zygaena-Formen, unter welchen sich einige noch unbeschriebene 
Aberrationen befinden. 


V. Herr Dr. Rebel spricht ausführlich über Lycaena argiades 
und deren Formen, insbesondere ab. coretas OÖ. und ab. decolorata 
Stgr. Unter Hinweis auf die Publikationen von Jachontov!) und 
Grund?) werden vorerst die Unterschiede namhaft gemacht, welche 
für eine Artberecehtigung der beiden letztgenannten zu sprechen 
scheinen und die nicht bloß in dem Mangel der orangeroten Flecken- 
reihe auf der Unterseite der Hinterflügel, sondern namentlich auch 
in der deutlich gebrochenen Bogenreihe der Augenflecke auf der 
Unterseite der Vorderflügel zu suchen sind, wodurch der Augenfleck 
in Zelle 2 beträchtlich wurzelwärts gerückt erscheint. Auch ist das 
Schwänzechen der Hinterflügel bei coretas-decolorata stets beträchtlich 
kürzer als bei argiades-polysperchon. Da coretas nun sowohl unter 
polysperchon (im Mai) als auch später im Juni und dann unter 
argiades auftritt und keinen Saisondimorphismus erkennen läßt, 
war die Ansicht der Vorgenannten, trotz des Vorkommens von Über- 
gangsstücken (bei Wien zwischen argiades-coretas), nicht kurzweg 
abzulehnen, sondern eine Untersuchung des Genitalapparates dringend 
geboten. 

Eine solche Untersuchung des männlichen Genitalapparates 
hat nun keinerlei durchgreifende Unterschiede zwischen den Formen 


!) Rev. Ent. Russe, IV, 1904, p. 96, Fig. 
?) Int. Entom. Zeit., XXI, 1907, S. 125. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (33) 


polysperchon, argiades, coretas und decolorata erkennen lassen, ob- 
wohl von jeder derselben mehrere Präparate angefertigt wurden. 

Da über den Genitalapparat bei Lycaeniden bisher erst wenige 
Befunde publiziert wurden und die vorliegenden (von Baron Schle- 
reth mit der Kamera gezeichneten) Bilder einen klaren Einblick 
in die morphologischen Verhältnisse wenigstens dieses Formenkreises 


Fig. 1. Fig. 2. 


gewähren, seien unter Reproduktion derselben einige allgemeinere 
Bemerkungen gestattet: 

In der durch Auseinanderzerrung gewonnenen Seitenansicht 
(Fig. 1) des Genitalapparates fällt vor allem der Mangel eines sonst 
als saccus bezeichneten Gebildes an der Ventralseite des 9. Seg- 
mentes auf, welches einen vollständigen Chitinring darstellt (IX). 
Daran schließt sich das ebenfalls in seinen wesentlichen Teilen er- 
haltene 10. Segment, dessen Tergit als uncus (u) und dessen Sternit 
als scaphium (sc) unterschieden werden. Zwischen beiden, welche 
bei einer in Fig. 3 dargestellten ventralen Dareinsicht eine klee- 
blattartige Form erkennen lassen, mündet der häutige Enddarm. 

Der lange, etwas gekrümmte Penis (p) ist bis zu zwei Drit- 
teln seiner Länge von einer Scheide umgeben, seine distale, ab- 

Z. B. Ges. 58. Bd. [4 


(34) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


geschrägte Spitze ist erweitert. Ventralwärts gestützt wird der Penis 
durch ein gabelförmiges akzessorisches Chitinstück, welches der 
sogenannten Penisarmatur (p. a.) angehört. Dasselbe besitzt eine 
gabelförmige Form, welche die Führung 
des Penisrohres erleichtert (daher Schrö- 
der homologe Bildungen im Genitalapparat 
von Tephroclystia als duetus inferior penis 
bezeichnete), und inseriert in den Median- 
leisten der Valven (v). Letztere (Fig. 2 in 
der Dorsalansicht) sind sehr kompliziert 
gebaut. Ihr breites Basalstück, an welches 
sich die zum großen Teile häutig bleibende 
Penistasche anheftet, setzt sich distalwärts 
in zwei Spitzen fort, wovon die innere 
lappenförmig bleibt und eine schrauben- 
förmige Drehung aufweist, wogegen die äußere nach starker Aus- 
buchtung ihres Basalteiles eine der Medianlinie parallel verlaufende 
lange Zahnbildung besitzt. 

Bemerkt sei noch, daß sämtliche drei Figuren nach Präpa- 
raten von Lycaena argiades-polysperchon angefertigt wurden und 
daß die Figuren (mit Ausnahme des in Fig. 1 zum Teile erhaltenen, 
beschuppten dorsalen Hautsaumes) nur die Chitinteile des Genital- 
apparates darstellen. 


7 


Bericht der Sektion für Paläozoologie. 


Versammlung am 20. November 1907. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. O0. Abel. 
Der Vorsitzende erteilt Herrn Kustos Dr. L. v. Lorenz das 
Wort zur 
Vorlage des rekonstruierten Skelettes eines fossilen Riesen- 
halbaffen aus Madagaskar. 


Der Vortragende demonstrierte ein von ihm in Gips rekon- 
struiertes Skelett des in den Denkschriften der kais. Akademie 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (35) 


der Wissensch. in Wien, Bd. LXXVII, 1905, eingehend behandelten 
Megaladapis Edwardsi G. Grand. Es ist dies der größte der bisher 
bekannt gewordenen subfossilen Riesenlemuren von Madagaskar, 
welcher wahrscheinlich ein Zeitgenosse der mächtigen Aepyornis- 
Arten war und von dem bislang nur die Mehrzahl der Zähne, 
Fragmente des Schädels und ein Oberschenkel durch Grandidier 
und Forsyth Major beschrieben waren. Erst auf Grund eines 
reicheren Materiales, das von dem Sammler Sikora in einer Höhle 
bei Fort Dauphin im Südosten der Insel gefunden worden war, 
konnte ein fast vollständiges Bild des ganzen Skelettes dieser 
interessanten, von den lebenden vielfach abweichenden Form ge- 
wonnen und die Rekonstruktion unternommen werden. Hierbei 
wurde im allgemeinen daran festgehalten, das Skelett, beziehungs- 
weise seine Teile nur so weit zu ergänzen, als die vorhandenen 
Reste hierfür positive Anhaltspunkte boten, und es erscheinen daher 
in dem Modelle einige Knochen, wie z. B. mehrere Wirbel und 
Rippen, ausgelassen. Nur hinsichtlich der Hand- und Fußknochen 
wurde eine Ausnahme gemacht; namentlich sind verschiedene 
Phalangenglieder nach der Phantasie ergänzt. Der Schädel des 
aufgestellten Megaladapis mißt 288 mm in der Länge, die Wirbel- 
säule (wobei die letzten Schwanzwirbel fehlen) 1130 mm, die 
Sehulterhöhe beträgt gegen 600 mm. 

Aus der Gestalt der im Vergleiche mit den rezenten Formen 
außerordentlich kräftig entwickelten Knochen, unter denen die 
Schenkel von den Armen an Länge übertroffen werden, schließt 
Lorenz, daß Megaladapis ein ziemlich träges, baumbewohnendes 
Tier war, das eine gemischte Nahrung, hauptsächlich aber weiche 
Früchte” genoß. 


Hierauf spricht Herr Prof. ©. Abel über: 


Neuere Studien über die Systematik und Stammesgeschichte der 
Halbaffen und über den Fund eines angeblichen Vorfahren des 
Menschen in Südamerika, Tetraprothomo argentinus Ameghino. 


Im Anschlusse an die eingehenden Darlegungen von Dr. 


L. v. Lorenz über Megaladapis Edwardsi macht der Vortragende 
c* 


(36) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


auf eine vor kurzem erschienene Abhandlung Schlossers!) auf- 
merksam, nach dessen Untersuchungen die Primaten folgender- 
maßen neu gruppiert erscheinen: 


I. Unterordnung. Mesodonta mit primitiver Beschaffenheit der 

Ineisiven (I.), Caninen (C.) und Molaren (M.). 

1. Sektion. Pseudolemuroidini mit 4 Praemolaren (P.). 
1. Familie. Hyopsodontidae mit 3 I. 
2. Familie. Notharctidae mit 2 1. 
3. Familie. Adapidae mit 5 1. 

2. Sektion. Palaeopithecini mit reduzierter Zahl der P. 
1. Familie. Anaptomorphidae mit ot I. (Omomyinae und 

Anaptomorphinae). 

2. Familie. Tarsiidae. 21. 


1 
3. Sektion. Mixodectini. 1]. anfangs normal und in Dreizahl 
vorhanden, bald spezialisiert und reduziert zu 11. — Zahl 
der P. reduziert. 
1. Familie. Oldobotidae. 3 I. — I., vergrößert. 
2. Familie. Microsyopidae. 1 I. — I., vergrößert. 


II. Unterordnung. Lemwuroidea mit spezialisierten I. und C. und 
meist primitiven M. 


l. Familie. Lemuridae. ?5° I., unterer C. L-artig, M. primitiv; 
größere bis große Formen: Megaladapinae, Lemurinae, 
Indrisinae. 

2. Familie. Nyeticebidae. 2 I, unterer C. Lartig, M. pri- 

mitiv; kleine Formen: Galaginae, Lorisinae. 

. Familie. Ohiromyidae. +1.,02 C., M. vierhöckerig. 


4. Familie. Archaeolemuridae. 31, ,C., M. vierhöckerig. 


>) 


os 


III. Unterordnung. Anthropoidea mit normalen 5 I. und C. und 
spezialisierten M. 
1. Familie. Arctopitheeidae. 2 P., ; M. (Hapale). 
2. Familie. Cebidae. >P., >M. 


1) M. Schlosser, Beitrag zur Osteologie und systematischen Stellung 
der Gattung Necrolemur, sowie zur Stammesgeschichte der Primaten über- 
haupt. Festband des Neuen Jahrbuches, S. 197—226, Taf. X. Stuttgart, 1907. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (3 


3. Familie. Cercopithecidae. 3 P., M. mit opponierten Höckern. 

4. Familie. Simiidae. 5 P., M. mit alternierenden Höckern, 
große Zehe opponierbar. 

5. Familie. Hominidae. 3 P., M. mit alternierenden Höckern, 
große Zehe nicht opponierbar. 


Die Unterordnung der Mesodonta umfaßt neben allen Pri- 
maten des nordamerikanischen Eozäns die Gattungen Tarsius, Necro- 
lemur und Adapis. Die Mesodonta bilden, wie Schlosser in ein- 
gehender Weise überzeugend darlegt, den Ausgangspunkt aller Lemu- 
roidea einerseits und Anihropoidea andererseits; die Lemuroidea sind 
keineswegs die ältesten und primitivsten Primaten, sondern im Gegen- 
teil ein sehr junger Formenkreis, sicher nicht älter als die Anthro- 
poidea, die also mit den Lemuroidea nicht direkt verwandt sind. 


Wiederholt ist der eigentümlichen Sonderstellung von Zarsius 
Beachtung geschenkt worden. Er unterscheidet sich von den Lemu- 
roidea durch eine diskoidale deziduate Plazenta und besitzt, wie 
der Mensch und die höheren Affen, einen Bauchstiel. Ferner unter- 
scheidet er sich durch die vertikale Stellung der I. und C., die eigen- 
artige Spezialisierung der Hinterfüße und im Verlauf des Carotid- 
kanals durch das Petrotympanicum wie bei den Anthropoidea. 


J. L. Wortman hat 1905 eine eigene Gruppe, die Palaeo- 
pithecini, aufgestellt und Tarsius neben Anaptomorphus und Necro- 
lemur in dieselbe gestellt. Er hat aber diese Sektion den Anthro- 
poidea eingereiht; Schlosser stellt nunmehr die Palaeopithecini 
in die Unterordnung der Mesodonta, welche den Lemuroidea und 
Anthropoidea durchaus gleichwertig gegenübersteht. 


Aus der Tatsache, daß alle nordamerikanischen Primaten des 
Eozäns eine geschlossene Gruppe darstellen, ferner mit Rücksicht 
darauf, daß von diesen Formen relativ zahlreiche Reste vorliegen, 
läßt sich die Vermutung aussprechen, daß die älteste Geschichte 
der Primaten auf nordamerikanischen Boden fällt. Frühzeitig aber 
(Mittel- und Obereozän) verlegt sich die Entwicklung des Stammes 
vorübergehend nach Europa. Später scheint sich nach Schlosser 
bis zum Mittelmiozän die Entwicklung in Afrika abgespielt zu haben. 

Der Vortragende legt sodann die von Herrn Ch. Schuchert, 
Kurator des Yale University Museum, im Oktober 1905 heraus- 


(38) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


gegebene Sammlung der Wortmanschen Publikationen über die 
eozänen nordamerikanischen Primaten vor, welche im Amer. Journ. 
of Seienee in den Jahren 1903—1904 (Vols. XV— XVII) erschienen 
sind!) und macht insbesondere darauf aufmerksam, daß ein Ver- 
wandter von C'hiromys madagascariensis (durch den in eigentüm- 
licher Weise adaptierten dritten schlanken Finger ausgezeichnet) im 
nordamerikanischen Eozän gefunden wurde (Metacheiromys Marshi 
Wortman). 

Zu der Besprechung der Abhandlung von F. Ameghino?) 
über einen Vorläufer des Menschen aus dem ÖObermiozän Pata- 
goniens übergehend, bemerkt der Vortragende, daß die Reste (Femur 
und Atlas) nicht geeignet sind, um weittragende Schlüsse aus ihnen 
abzuleiten. Der Vortragende macht darauf aufmerksam, daß der 
Oberschenkel in auffallender Weise an einige der von G. Gran- 
didier?) abgebildeten Femora von großen Lemuroidea aus Mada- 
gaskar erinnert und daß Tetraprothomo argentinus wahrscheinlich 
dieser Unterordnung der Primaten einzureihen ist. 


Versammlung am 18. Dezember 1907. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. 0. Abel. 


Herr Dr. Alois Rogenhofer sprach: 


Über ein Endglied des Ichthyosaurierstammes aus der 
Kreideformation. 


Wie bekannt, finden sich die Überreste der Ichthyosaurier im 
Mesozoikum, und zwar am häufigsten im Lias. Ihre systematische 


!) J.L. Wortman, Studies of Eocene Mammalia in the Marsh Collee- 
tion, Peabody Museum, Part II: Primates. (Amer. Journ. Sei. [4], XV—XVII, 
1903— 1904.) 

2) F. Ameghino, Notas preliminares sobre el Tetraprothomo argentinus, 
un preeursor del hombre del Mioceno superior de Monte Hermoso. (Anales 
Mus. Nac. Buenos-Aires, XVI [Ser. 3%, IX], p. 107—242. Buenos-Aires, 28 de 
Septiembre 1907.) 

3) G. Grandidier, Recherches sur les Lemuriens disparus et en parti- 
eulier sur ceux qui vivaient a Madagascar. (Nouvelles Archives Mus. Hist. 
Nat. Paris [4], VII, 1905, p. 1—144, Pl. I-XI, 27 Textfig.) 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (39) 


Bestimmung erfolgt vornehmlich nach der Beschaffenheit der Vor- 
derflosse und Lydekker hat darnach die Ichthyosaurier, von denen 
jetzt schon über 50 Arten bekannt sind, in Latipinnati und Longi- 
pinnati eingeteilt. Letztere Gruppe hat in jüngster Zeit durch die 
Auffindung einer neuen Art, des Ichthyosaurus platydactylus, eine 
Bereicherung erfahren. Dieser Ichthyosaurus wurde im Vorjahre 
in den grauen, foraminiferenreichen Tonen bei Castendamm in 
Hannover gefunden, und zwar im Aptien, einer oberen Abteilung 
der unteren Kreide. Broili hat nun dieses Tier eingehend be- 
schrieben und dabei gefunden, daß wir in dieser Form ein End- 
glied der longipinnaten Reihe der Ichthyosaurier aus der Kreide 
vor uns haben, welche mit Formen wie Ichthyosaurus latifrons im 
unteren Lias beginnt. 

Der Schädel ist leider stark gequetscht und läßt daher die 
einzelnen Details kaum erkennen. Sehr gut dagegen und fast voll- 
ständig ist die Wirbelsäule und die linke Vorderextremität erhalten. 
Atlas und Epistropheus sind wie bei den meisten Ichthyosauriern 
zu einem Doppelwirbel verschmolzen, wobei auch der dritte Wirbel 
durch Anchylose mit verbunden ist. 

Die Vorderflosse besitzt zunächst einen kräftigen proximal und 
distal verbreiterten Humerus, an den sich Radius und Ulna an- 
schließen, erstere mit vier, letztere mit fünf Endflächen. Es folgt 
sodann die proximale Reihe des Carpus: Radiale, Intermedium und 
Ulnare, woran sich seitlich höchst wahrscheinlich ein radiales und 
ulnares Sesambein, distal die distale Carpusreihe, die Metacarpalia 
und Phalangen anschließen. Während ein radiales Sesambein bei 
Ichthyosaurus häufig anzutreffen ist, kommt ein radiales und ulnares 
zusammen sehr selten vor. Bei Beginn der Phalangen erfolgt eine 
Teilung der radialen Sesambeinreihe, so daß die größte Zahl der 
Längsreihen acht beträgt. Die Gesamtlänge der Vorderflosse er- 
reicht nur 30cm bei einer Breite von ca. 19cm, mithin ist die 
Flosse gegen jene anderer Formen auffallend breit und kurz, da 
die älteren liassischen Arten bei fast gleichen Körperdimensionen 
doppelt so lange Vorderextremitäten besitzen. Da wir ferner nur 
ein einziges Centrale vorfinden, gehört 7. platydactylus zu den 
Longipinnati. Bei letzteren ist die Vermehrung der Längsreihen 
wohl seltener zu beobachten, dagegen um so häufiger bei den Lati- 


(40) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


pinnati, bei welehen G. A. Boulenger eine zunehmende Verbrei- 
terung der Flosse der geologisch jüngeren Formen nachgewiesen 
hat; dasselbe ist auch jetzt von F. Broili bei der Gruppe der 
Longipinnaten festgestellt worden, womit er auch die Aussprüche 
von E. Haeckel, K. Vogt, E. Fraas etc. bestätigte, daß die am 
meisten fischähnlichen Flossen den geologisch jüngsten Ichthyo- 
sauriern angehören, während die ältesten triadischen und liassischen 
Ichthyosaurier eine Annäherung an den Gehfuß der Reptilien zeigen, 
wie dies insbesondere die Flosse von Mixosaurus erkennen läßt. 

In innigem Zusammenhange mit der Ausbildung der Brust- 
flossen steht auch die Beschaffenheit der Schwanzflosse; die ge- 
ringere Steuerfähigkeit der kurzen Brustflossen wurde durch die 
größere Beweglichkeit der Schwanzflosse ausgeglichen. Die Ichthyo- 
saurier der Kreide besitzen nach Broili noch eine große Bewe- 
gungsfreiheit, ohne jedoch die der älteren Arten zu erreichen, und 
Broili vermutet in der Größenabnahme der Schwanzflosse ein Mo- 
ment der Degeneration, das zu ihrem Aussterben in der jüngeren 
Kreide führen konnte. 

Die Schwanzflosse der Ichthyosaurier hat eine gewisse Ähn- 
lichkeit mit der heterocerken Schwanzflosse vieler Ganoidfische. 
Während sich jedoch z. B. beim Hai oder Stör die Wirbelsäule in 
den oberen Lappen fortsetzt, stützt die Wirbelsäule bei den Ichthyo- 
sauriern den unteren größeren Lappen. F.E. Schultze und ins- 
besonders Ahlborn haben sich mit der Frage nach der physio- 
logischen Bedeutung dieser verschiedenen Schwanzflossenformen 
beschäftigt. Die Bewegung der Schwanzflosse geht naturgemäß 
vom Hauptstrahl, dem abgebogenen Ende der Wirbelsäule aus. 
Haifisch und Stör sind Grundfische; wenn nun bei diesen am oberen 
Schwanzende die lokomotorische Kraft ansetzt, so erfährt der Körper 
um die durch den Schwerpunkt gehende Querachse eine Drehung 
nach unten und, falls keine Gegenwirkung durch die Brustflossen 
eintritt, wird der Fisch somit eine abwärts gerichtete Bahn ver- 
folgen. Dieser typisch heterocerken Fischflosse steht nun die 
Schwanzflosse der Ichthyosaurier gegenüber, deren Hauptstrahl an 
dem unteren Rande verläuft. Dadurch, daß bei dem seitlichen 
Schlagen der Schwanzflosse der untere längere Lappen einen 
größeren Sektor beschreibt .als der obere, verläuft die resultierende 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (41) 


Richtung der Lokomotion von unten hinten nach oben vorne, also 
gerade umgekehrt wie bei den Stören. Dieser letztere Caudal- 
flossentypus ist in besonders klarer Weise bei dem lebenden Flug- 
fisch Exocoetus sowie bei den fossilen Flugfischen Thoracopterus und 
Gigantopterus entwickelt, Fische, welche durch die kräftige Bewe- 
gung der Schwanzflosse aus dem Wasser herausgetrieben werden. 

Die Ichthyosaurier hielten sich infolge der Lungenatmung 
jedenfalls mehr an der Meeresoberfläche auf, was durch die Form 
der Schwanzflosse unterstützt wird. Dennoch waren die Ichthyo- 
saurier fähig, in größere Tiefen zu tauchen, wie die Ausbildung 
des Gehörapparates, der ungewöhnlich starke Selerotiealring und 
die Ausbildung eines starken medianen Basioceipitalkanals in Ver- 
bindung mit der Obliteration der Carotis interna beweist. (L. Dollo, 
L’audition chez les Ichthyosauriens. — Bull. Soc. Belg. G&ol., XXI, 
1907, p. 157— 163.) 

Was nun die Rekonstruktionsversuche von lchthyosauriern 
betrifft, so gibt es deren mehrere. Eine der ersten Rekonstruktionen 
war wohl die von H. Woodward, welcher Ichthyosaurus etwas 
abenteuerlich auf dem Lande sitzend darstellt, mit mehr oder 
weniger wohlausgebildeten Extremitäten. Die nächstfolgende war 
jene von Owen. In dieser Rekonstruktion erscheint Ichthyosaurus 
bereits mit paarigen Flossen, jedoch noch ohne unpaare. Erst als 
das schöne Exemplar des 7. quadriscissus gefunden wurde, rekon- 
struierte Etzold denselben mit Schwanz- und Rückenflosse. Seither 
sind weitere Exemplare im Lias von Holzmaden mit vollständiger 
Hautbedeckung aufgefunden worden, welche sich im Budapester 
Nationalmuseum und im Senckenbergischen Museum zu Frankfurt 
a. M. befinden und einen ununterbrochenen dorsalen Saum mit nur 
einer delphinartigen Rückenflosse zeigen. In jüngster Zeit hat 
Jaekel eine neue Rekonstruktion versucht, wobei er dem Ichthyo- 
saurus eine delphinartige Gestalt gab. Nach dieser großen Ähnlich- 
keit mit dem Delphin kann man aber keineswegs wie Steinmann 
in seiner „Einführung in die Paläontologie“ (Leipzig, 1907, S. 506 
bis 521) behaupten, daß die Delphine die direkten Nachfolger der 
Ichthyosaurier wären. 

Das Mesozoikum war bekanntlich die Zeit der Reptilien- 
herrschaft, während im Känozoikum die Herrschaft der Säugetiere 


(42) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


beginnt. Steinmann sucht nun zwischen diesen beiden großen 
Gruppen Verbindungen zu schaffen und glaubt, daß die zahlreichen 
Säugetierstämme gesondert aus ebensovielen Stämmen der Reptilien 
hervorgegangen seien. Für die Landtiere wird ihm der Nachweis 
wohl etwas schwer fallen, dafür aber glaubt er denselben umso 
augenfälliger für die Meeressäuger erbringen zu können. Die Ichthyo- 
saurier wären nun die Vorläufer der Delphine, die Plesiosaurier 
jene der Pottwale und die Thalattosaurier jene der Bartenwale. 
Nichtsdestoweniger versucht Steinmann aber auch bei den Land- 
säugern derartige Beziehungen herzustellen und findet solche z. B. 
in dem bovidenartigen Schädel des Triceratops oder in dem Flug- 
vermögen der Pterosaurier und der Fledermäuse. Steinmann 
glaubt nun durch diese fast komische Auffassung die Lösung der 
zwei ungeklärten Probleme, des Verschwindens der Reptilien am 
Ende des Mesozoikums einerseits und des unvermittelten Auftretens 
der Säuger zu Beginn des Tertiärs, angebahnt zu haben. Es scheint 
jedoch, daß Steinmann kaum die Frage auf diesem Wege lösen 
dürfte und wenn man auf diese Weise Phylogenie treibt, könnte 
man z. B. ebenso die Vögel von den Flugfischen ableiten. Für die 
Stammesgeschichte kann keineswegs bloß große äußerliche Ähn- 
lichkeit herbeigezogen und geltend gemacht werden. Wir müssen 
vielmehr auf die Zusammenstellung von Entwicklungsstufen unser 
Augenmerk lenken und ich erinnere nur z. B. an die bekannte 
Reihe von Orohippus zum Equus. Auch hier bei unserem Ichthyo- 
saurus haben wir erfreulicherweise ein neues Glied in einer der- 
artigen Reihe und höchst wahrscheinlich, wie schon erwähnt, das 
Endglied der Longipinnatenreihe und sind auf diese Weise wieder 
einen Schritt vorwärts gekommen und haben einen Baustein ge- 
wonnen für das große Gebäude der Stammesgeschichte. 


Diskussion. 


Dr. O. Porsch stellt die Frage, ob die Ausbildung radialer 
und ulnarer Sesambeine eine Eigentümlichkeit der Ichthyosaurier 
darstellt oder ob sich analoge Bildungen auch bei anderen Wirbel- 
tieren vorfinden. 

Prof. ©. Abel erwidert, daß die Flossenverbreiterung nur 
bei den Ichthyosauriern durch Neuanlage von reihenförmig ange- 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (43) 


ordneten Knochenplättchen bewirkt wird. Bei anderen wasser- 
bewohnenden Wirbeltieren wird die Flossenfläche auf verschiedene 
Weise vergrößert; entweder durch die Spreizung aller Finger wie 
bei dem Grönlandwal oder durch Abspreizung eines einzelnen Fin- 
gers (fünfter Finger in der Flosse des Dugong). Im Unterarm 
wird die Flossenverbreiterung entweder durch die Verbreiterung 
beider Unterarmknochen in sagittaler Richtung (Zahnwale) oder 
durch Erweiterung des Zwischenraumes zwischen Radius und Ulna 
(Manatus) oder durch Verbreiterung des Radius am Unterende und 
der Ulna am Oberende (Seehund) bewirkt. 

Bei den Säugetieren kommt jedoch eine Neuanlage von 
radialen und ulnaren Handknochen vor, welche mit den Sesam- 
beinen am radialen und ulnaren Flossenrand der Ichthyosaurier ver- 
glichen werden können. Dies sind Erscheinungen, welche bei 
grabenden Tieren auftreten und zur Verbreiterung der als Grab- 
schaufel funktionierenden Hand dienen. So kommt es z. B. bei 
Ütenomys, einem grabenden Nagetier Südamerikas, zur Neuanlage 
eines sechsten Fingers (im physiologischen Sinne), derart, daß sich 
das Pisiforme vergrößert und in zwei Stücke teilt, dessen distales 
eine hornige Scheide trägt. Ebenso kann an der radialen Seite 
der Hand ein eingliedriger Randknochen (das os faleiforme des 
Maulwurfs) oder ein zweigliedriger (Praepollex des Kapschen Spring- 
hasen) auftreten, so daß von einem Praepollex und Postminimus 
gesprochen werden kann. 

Keinesfalls sind diese überzähligen Bildungen der pentadac- 
tylen Hand als Erbstücke von Vorfahren anzusehen, wie dies seiner- 
zeit für die Ichthyosaurier von Gegenbaur angenommen wurde, 
sondern ausnahmslos als Neuerwerbungen, als Folge der Anpassung 
einerseits an die schwimmende, andererseits an die grabende 
Lebensweise. 

Dr. F. Werner stellt die Frage, ob der Nachweis der Vivi- 
parität der Ichthyosaurier einwandfrei erbracht ist. 

Prof. ©. Abel weist darauf hin, daß die Lage der Embryonen 
in der Leibeshöhle der Ichthyosaurier jeden Zweifel an der Vivi- 
parität dieser Reptilien ausschließt. Hingegen ist aus der Tatsache, 
daß der Mageninhalt der Ichthyosaurier aus kleinen Skelettresten 
von Fischen und Cephalopoden besteht, nicht zu folgern, daß die 


(44) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


Ichthyosaurier ihre Nahrung zerkaut verschluckten; das Gebiß ist 
ein ausgesprochenes Fanggebiß, aber kein Kaugebiß. Ebenso können 
auch die Zahnwale mit ihrem Fanggebiß die Nahrung nicht zer- 
kauen und dieselbe wird fast ausnahmslos unzerbissen verschluckt. 
So sind in der ersten Magenabteilung eines 7'5m langen Schwert- 
wales (Orca gladiator) nicht weniger als 15 Seehunde und 13 Pho- 
caenen gefunden worden, welche mit Ausnahme eines zerbissenen 
Seehundes unzerkleinert verschluckt worden waren. 

Die Viviparität der Ichthyosaurier ist eine notwendige Be- 
gleiterscheinung der pelagischen Lebensweise; die hochgradige An- 
passung an das Leben in der Hochsee schließt eine Eierablage am 
Festlande aus. Wir werden ebenso annehmen dürfen, daß eine 
Reihe anderer mariner Reptilien des Mesozoikums vivipar gewesen 
sind, wenn wir auch noch keine Embryonen nachzuweisen im- 
stande waren. Dies gilt z. B. für Plesiosaurus und Verwandte so- 
wie für die Pythonomorphen. 


Herr Prof. Dr. O. Abel hielt folgenden Vortrag: 


Unsere gegenwärtige Kenntnis über den Bau und die 
Lebensweise von Diprotodon australis Owen. 


Seit der ersten Entdeckung des riesigen Beuteltieres in den 
Wellington-Höhlen Australiens durch Sir Th. Mitchell im Jahre 
1830, welches später von Owen als Diprotodon australis beschrie- 
ben wurde, sind an zahlreichen Stellen Australiens weitere Reste 
dieses in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerten Tieres gefunden 
worden. Über Einzelheiten des Skelettbaues dieses größten Beutel- 
tieres, welches etwa Nashorngröße erreichte, sind wir jedoch erst 
durch E. C. Stirling und A. H. Zietz unterrichtet worden, die im 
Gebiete des Lake Callabonna ausgedehntere Nachgrabungen ver- 
anstalteten und in mehreren Abhandlungen darüber berichteten.!) 


1!) E.C. Stirling and A.H.C.Zietz, Fossil Remains of Lake Calla- 
bonna. Part I. Stirling and Zietz, Description of the Manus and Pes of 
Diprotodon australis Owen. (Memoirs R. Soc. South Australia, Vol.I, Part I, 
p. 1—40, Pl. I-XVII. Adelaide, 1899.) — Part II. Stirling and Zietz, 
Genyornis Newtoni. A new Genus and Speeies of Fossil Struthious Bird. — 
Stirling, The Physical Features of Lake Callabonna. (Vol. I, Part II, p. 41—80, 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (45) 


Die Skelette von Diprotodon australis Ow. im fossilführenden 
Ton des Callabonna-Sees waren zum Teile oberflächlich bloßgelegt 
und mit einer Travertinschichte überzogen. Aus dem Umstande, 
daß die Füße bei vollständigeren Skeletten ausnahmslos tief im 
Schlamm stecken, während Becken, Wirbelsäule und Schädel höher 
liegen, folgert Stirling mit Recht, daß die Kadaver nicht durch 
Flüsse zusammengeschwemmt wurden, sondern daß die Tiere an 
Ort und Stelle zugrunde gegangen sein müssen. 

Die Diprotodon-Skelette sind im Gebiete des Lake Callabonna 
vergesellschaftet mit Resten riesiger Känguruhs, einem großen Wombat 
(Phascolonus gigas) und mit den Skeletten großer, flugunfähiger 
Vögel (Genyornis Newtoni Stirling et Zietz). 

Stirling und Zietz konnten nachweisen, daß Diprotodon 
Bennettii Ow. und D. longiceps Me Coy nur Abarten von D. australis 
darstellen, welches eine ziemlich große Variationsbreite besitzt. 
Dieser Nachweis ist durch die große Zahl der im Lake Callabonna 
ausgegrabenen Individuen ermöglicht worden. Hingegen ist der 
bedeutend kleinere Diprotodon minor Huxl. von D. australis abzu- 
trennen. 

Die beachtenswerteste Eigentümlichkeit von Diprotodon au- 
stralis liegt im Baue des Fußes und der Hand. Im Fuße ist die 
fünfte Zehe enorm verstärkt und besonders metat. V zu einem 
plumpen, unförmlichen Knochen ausgewachsen; die fünfte Zehe ist 
die längste. Vom Hallux ist nur das sehr kräftige metat. I vor- 
handen; die Halluxphalangen sind bei Diprotodon gänzlich verloren 
gegangen. Während also die erste und fünfte Zehe sehr stark sind, 
sind die zweite, dritte und vierte schwach und schlank. Aus der 
Stellung des Hallux geht mit Sicherheit hervor, daß auch Dipro- 
todon von arborikolen Vorfahren mit opponierbarem Hallux ab- 
stammt, wie L. Dollo!) gezeigt hat. Daß die zweite und dritte 
Zehe, welch letztere fast immer die Hauptstütze von Schreittieren 
bildet, bei Diprotodon verkümmert sind, ist ein klarer Beweis für 


Pl. XIX—XXIV; p. I—XV, Pl. A. Adelaide, 1900.) — Part IH. Stirling 
and Zietz, Description of the Vertebrae of Genyornis Newtoni. (Vol. I, Part III, 
p- 81 —110, Pl. XXV—XXXV. Adelaide, 1905.) 

!) L.Dollo, Le Pied du Diprotodon et l’Origine arboricole des Marsu- 
piaux. (Bull. scientif. Giard, XXXIII, p. 278. Paris, 1900.) 


(46) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


die Richtigkeit des Irreversibilitätsgesetzes, weil die während der 
arborikolen Lebensweise der Vorfahren reduzierten Zehen sich bei 
Annahme der schreitenden Lebensweise nicht mehr weiterzubilden 
vermochten. 

Diprotodon muß den Fuß mit der Außenseite auf den Boden 
aufgesetzt haben; als zweite Stütze funktionierte der Halluxstummel. 


Fig. 1. 
Diprotodon australis Owen aus dem Plistocän Australiens. 


(Ungefähr 1:44 der natürlichen Größe.) 


Rekonstruktion von C. H. Angas, 1907, mitgeteilt von Herrn E. C. Stirling, 
Direktor des südaustralischen Museums in Adelaide. 


Auch das Handskelett läßt eine beträchtliche Verstärkung des 
äußeren Fingerstrahls, also des fünften Fingers, erkennen. Der 
Mittelhandknochen des Daumens ist nächst dem des fünften Fingers 
der stärkste, trägt aber noch zwei Phalangen. Überhaupt ist die 
Verkümmerung des zweiten, dritten und vierten Fingers nicht so 
weit vorgeschritten, wie dies bei den entsprechenden Zehen der 
Fall ist. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (47) 


Aus dem Zahnbaue geht klar hervor, daß Diprotodon herbivor 
war. Das beweisen überdies Futterreste, die in der Nähe der 
Skelette im Callabonna-See gefunden wurden. Die Untersuchung 
dieser Pflanzenreste hat ergeben, daß es sich um Vertreter der 
Salsolaceen oder der nahe verwandten Amarantaceen und Nycta- 
gineen handelt. 

Diprotodon soll nach der Meinung von Prof. Tate in der 
Pliozänzeit gelebt haben. Tate schließt dies aus der Tatsache, 
daß die südaustralischen Seen nur eingeschrumpfte Reste von einst- 
mals ausgedehnteren Seebecken während einer Pluvialperiode dar- 
stellen. Diese Pluvialperiode setzt Tate in das Pliozän; mit Rück- 
sicht auf den Nachweis einer größeren Pluvialperiode in Afrika 
und Südamerika während der Eiszeit ist es jedoch wahrschein- 
licher, daß eben aus dem von Prof. Tate angeführten Grunde das 
Alter von Diprotodon als quartär anzunehmen ist. 

Die beigefügte Rekonstruktion von Diprotodon australis stellt 
dasselbe als ein Wombat-artiges Tier dar, eine Auffassung, welche 
durchaus berechtigt ist. Links im Hintergrunde sieht man den 
glänzenden Spiegel einer salzinkrustierten Tonfläche, wie sie der 
Callabonna-,See* während des größten Teiles des Jahres darstellt. 
Die australischen Seen wie Lake Eyre, Callabonna usw. dürften 
auch in der eiszeitlichen Pluvialperiode während der trockenen 
Monate einen derartigen Anblick geboten haben. Im Vordergrunde 
erblicken wir die dürftige „Saltbush“-Vegetation, aus welcher die 
hauptsächliche Nahrung des Diprotodon bestanden zu haben scheint. 


Referate. 


Piepers, M. C. Noch einmal Mimiery, Selektion, Darwinismus. 
Leiden, E. J. Brill, 1907. 8°. 

Der Kampf gegen die Lehre Darwins bringt alljährlich eine Reihe 
von Werken und Werkchen auf den Büchermarkt, die einander in der An- 
führung von Argumenten gegen die Selektionsidee überbieten. Während sich 
die Mehrzahl der Autoren in korrekter Weise nur bemüht, Darwins und 
seiner Anhänger Argumente sachlich nachzuprüfen und jene Hypothesen wo- 
möglich zu widerlegen, ergehen sich einzelne Autoren in langen Tiraden 
gegen alles, was nur einigermaßen darwinistisch klingt, und gegen alle, die 
es noch wagen, an einen der größten naturhistorischen Heroen aller Zeiten 


(48) Referate. 


zu glauben. Zu dieser letzteren, glücklicherweise noch individuenarmen 
Spezies der Antiselektionisten gehört Piepers. 

Vor etwa zehn Jahren gelangte er durch das sorgfältige Studium der 
Sphingidenraupen und der Färbungsverhältnisse bei den Pieriden zu der 
Überzeugung, daß die Farben und Zeichnungen bei diesen Tieren das Re- 
sultat einer eigenen selbständigen Evolution seien, die sich in ganz bestimmten 
Richtungen bewege und offenbar durch äußere Faktoren eingeleitet oder 
befördert werde, zeitweise stillestehe und überhaupt sehr ungleichmäßig ver- 
laufe, so daß oft die beiden Geschlechter einer Art, ja sogar die einzelnen 
Teile eines Individuums (z. B. Vorder- und Hinterflügel) eine verschiedene 
Phase dieser Evolution darstellen. Diese „Farbenevolution* beginne bei 
roten oder gelben Pigmenten und führe über grüne und schwarze zur Farb- 
losigkeit (weiß). Die Art und Weise, nach welcher sich diese Evolution voll- 
ziehe, gebe keinerlei Anhaltspunkte zur Annahme eines Nützlichkeitsprinzipes, 
und Zuchtwahl spiele dabei absolut keine Rolle. „Schutzfarben“ seien auf 
ganz andere Weise entstanden, als es die Anhänger der Selektion darstellen. 


Zur Begründung seiner Hypothesen, die den Eimerschen Ansichten 
nahe verwandt sind, führte Piepers zahlreiche Argumente ins Feld, die 
seinen Arbeiten einen bleibenden Wert sichern werden, denn es ist der Er- 
mittlung der Wahrheit gewiß nur förderlich, wenn jede Erscheinung von den 
verschiedensten Gesichtspunkten aus beleuchtet wird. 


1903 erschien dann das bekannte Buch „Mimiery, Selektion, Darwi- 
nismus“, welches „den ersten Schritt zu der Ausführung eines großen, seit 
Jahren (von Piepers) entworfenen Planes“ bilden sollte, nämlich einer seiner 
Ansicht nach „äußerst notwendigen Reform der unsere Gesellschaft beherr- 
schenden Begriffe von Recht und von allem, was damit in moralischer und 
sozialer Hinsicht zusammenhängt“, „durch Anwendung dessen, was uns die 
Evolutionslehre in biologischer Hinsicht gelehrt hat, auf den Menschen und 
die Gesellschaft“. Aber selbstverständlich nur dessen, „was wir als wirkliche 
Ergebnisse der Wissenschaft betrachten müssen“. Darum gehe sein Streben 
auch, und zwar an erster. Stelle, auf eine Reform der biologischen Wissen- 
schaft, „die er von den vielen entweder an sich unrichtigen oder nur auf 
Phantasie und also nicht auf wirklich wissenschaftlichen Resultaten beruhen- 
den Ansichten und Lehrsätzen zu reinigen versuchen möchte, die jetzt in ihr 
eine überwiegende Rolle spielen und sie darum fälschen“. Unter diesen 
Phantasiegebilden sind natürlich in erster Linie Mimiery, Kampf ums Dasein 
und Selektion gemeint. 

Der Erfolg dieses „ersten Schrittes“ scheint nun den greisen und ver- 
dienstvollen holländischen Gelehrten nicht in vollem Maße befriedigt zu 
haben, denn er sieht sich schon nach kaum vier Jahren veranlaßt, seinen 
Bannstrahl zu erneuern und abermals alles niederzudonnern, was noch anderer 
Ansicht zu bleiben oder gar die „Farbenevolution“ zu kritisieren oder zu 
übersehen gewagt hatte. Fast ein Drittel des neuen Buches bildet denn 
auch eine Schmähschrift von reinstem Wasser, in der es Verbalinjurien regnet, 


Referate. (49) 


und in der eine Reihe von anerkannt verdienten Forschern mit den zartesten 
Aufmerksamkeiten, wie Globetrotter, Ochse, dumm, grob (!), doktorale Selbst- 
überhebung, Eigendünkel, Phantasterei, Unsinn, Schmutzpraktiken, Wildes 
Tier ete., bedacht werden, aus dem alleinigen Grunde, weil sie trotz Piepers 
„Farbenevolution“ noch immer an Darwin glauben. Aus diesem Teile des 
Werkes muß man so ziemlich den Eindruck gewinnen, daß Piepers alle jene, 
welche seine früheren Arbeiten nieht genau studiert haben, für Idioten hält, 
die in naturphilosophischen Dingen überhaupt nichts mehr mitzureden haben. 
Nebenbei hält sich aber Piepers immer über das „Schimpfen“ der anderen 
auf und wir müssen über ein solches Vorgehen umsomehr staunen, als es sich 
bei diesem Werke offenbar um einen weiteren Schritt zu einer „Reform des 
Rechtes und der Gesellschaft“ handeln soll. 


Der 2. Teil des Werkes enthält „Ergänzungen und Erklärungen“ und 
zerfällt in eine Reihe von Abschnitten: Mimiery, Farbenevolution, Einfluß des 
Lichtes, Das Gebiet der Botanik, Naturselektion und Kampf ums Dasein, Die 
Tierseele, Variabilität, Selbständige Evolution der Organismuseinheiten. 


Der 3. Teil führt den Titel: Das Studium der Biologie als selbständige 
Wissenschaft und der Vitalismus. Er zerfällt wieder in mehrere Abschnitte: 
Die Forderungen der biologischen Wissenschaft. Das Wesen des evolutionellen 
Umwandlungsprozesses. Das Experiment. Die Identität der physischen und 
der psychischen Evolution. Vitalismus. 

Hier wird jeder Leser eine Fülle interessanter Äußerungen finden, von 
denen viele geeignet sind, den Wert und die Bedeutung der Selektion wesent- 
lich herabzusetzen. Der Natur der Sache nach ist auch hier die Darstellung 
eine vorwiegend polemische, bewegt sich aber, abgesehen von mehreren Rück- 
fällen, im allgemeinen in etwas milderen Formen. 

Durch Selektion entstandene Mimiery gibt es nach Piepers überhaupt 
nicht. Farbenevolution wird verallgemeinert, Symbiose von Pflanzen und 
Ameisen als „darwinistische Romantik“ kurz abgetan. Zwischen Tier- und 
Menschenseele sei kein essentieller, sondern nur ein evolutioneller Unterschied. 
Daß ein jedes Wesen von allen anderen sich einigermassen unterscheide, sei 
wohl nichts Besonderes, weil die Ursächlichkeit der Existenz eines Wesens nie 
vollkommen der eines anderen gleiche und dieser Umstand sich bei jeder 
Bildung zeige. Variationen können durch Vererbung oder durch äußere Ein- 
flüsse entstehen. Nur wenn das „psychische Element“ die auftretenden Varia- 
tionen in bestimmte Bahnen lenke, können sie zu einer evolutionellen Um- 
wandlung der Arten führen. Das „psychische Element“ sei ein integrierender 
Bestandteil aller Lebewesen und unterliege so wie alle anderen Organismus- 
einheiten einer selbständigen Evolution. Dieses Element sei ein selbständiges, 
nicht durch unsere chemisch-physikalischen Kenntnisse erklärbares, wenn auch 
aufs engste mit der Materie verbundenes Vermögen, habe aber keine kosmisch- 
transzendentale Natur, sei materiell, respektive eine „Form der materiellen 
Substanz“, gehöre aber nicht zu der „räumlichen Materie“. Durch die An- 
nahme eines solchen materiellen psychischen Elementes werde nur der Begriff 

Z. B. Ges. 58. Bd. d 


(50) Referate. 


der Materie erweitert. Vielleicht sei es gar nichts anderes als der sogenannte 
Äther. Psychisches Element und grobe Materie seien nur Formen einer 
Substanz. Piepers vertritt also eine neovitalistische Richtung, die von der 
rein materialistischen nur durch eine sehr dünne Scheidewand getrennt ist, 
denn er erklärt ausdrücklich, daß er nicht an die Existenz einer allgemeinen, 
bewußten kosmischen Intelligenz glaube und verlegt das psychische Element, 
wie erwähnt, nur in die Organismen. Seine Ansicht weicht also von jener 
Reinkes und Drieschs einigermaßen ab und schließt sich mehr an Pauly 
und Schneider an, die der organischen Substanz eine psychische Grund- 
eigenschaft beilegen, welche auf physischem Wege zweckmäßig die Er- 
scheinungen zuwege bringe. Die „Zweckmäßigkeit* als Prinzip erkennt aber 
Piepers ebensowenig an wie die „Nützlichkeit“ und andere Prinzipien. 
Er sagt ferner, daß unleugbar die Entwicklung der psychischen und die der 
physischen Lebenserscheinungen von denselben Grundsätzen beherrscht 
werden. Nicht das „Bedürfnis“ (im Sinne Paulys) löse die Wirkung des 
psychischen Elementes aus, sondern ein Reiz psychischer oder physischer 
Natur. Das organische Leben sei als eine durch besondere Umstände, also 
vermutlich durch den Hinzutritt des psychischen Elementes herbeigeführte 
Entwicklung des „Anorganischen“ zu betrachten. A. Handlirsch. 


Strobl, &. Das naturhistorische Museum der Benediktiner-Abtei 
Admont in Steiermark. Admont, Verlag der Abtei, 1906. 


Wer dieses Büchlein durchblättert, wird sofort den Eindruck gewinnen, 
daß das Museum in Admont sich mit den meisten Provinzmuseen nicht nur 
in bezug auf Reichhaltigkeit, sondern auch auf Ordnung und wissenschaft- 
lichen Wert getrost messen kann. Erfährt dann der Leser aus der so überaus 
bescheiden gehaltenen Einleitung, daß die Gründung dieser Sammlung vor 
kaum mehr als vier Dezennien erfolgte und daß während dieser ganzen Zeit 
nur eines Mannes Kräfte der Sache gewidmet waren, so wird jeder den 
Opfermut und den Bienenfleiß eines Priesters bewundern, der so Schönes zu 
schaffen imstande war. Mögen die uneigennützigen Bestrebungen und der 
Idealismus P. G. Strobls recht zahlreiche Nachahmer finden! 

A. Handlirsch. 


Publikationen über Lepidopteren. 
(Referent Prof. H. Rebel.) . 


Bulletin de la Soeiete lepidopterologique de Geneve, Vol. I, Fase. 1, 2, 
mit 6 zum Teile kolorierten Tafeln. 

Aus dem reichen Inhalt dieser neuen, rein lepidopterologischen Zeitschrift 
seien hervorgehoben: ein längerer Artikel von dem Gesellschaftspräsidenten 
Arn. Pietet über natürliche Auslese und Schutzfärbung bei Lepidopteren, 
ferner von Dr. Paul Denso ein solcher über Mimikry, der sich natürlich im 
modernen Sinne gegen diese Theorie ausspricht, ein Sammelbericht von P. A. 


Referate. (51) 


H. Muschamp aus Fusio, der Fundstelle von Erebia flavofasciata, die auf 
Tafel 1 in beiden Geschlechtern abgebildet wird, ferner von demselben und 
von J. Culot die Beschreibung und Abbildung aberrativer Lepidopteren aus 
der südlichen Schweiz und Syrien. 

Das zweite Heft bringt als wichtigsten Beitrag eine Studie von Dr. P. 
Denso über hybride Sphingiden (mit kolorierter Tafel 2—5), hauptsächlich 
Deilephila vespertilio X euphorbiae betreffend, ferner Neubeschreibungen von 
Aberrationen durch die vorgenannten Autoren und Dr. Jacques Reverdin. 

Hoffentlich werden die wertvollen Publikationen, deren letztes Heft 
Ende 1906 erschienen ist, bald eine Fortsetzung erfahren. 


Turati, Conte Emilio, Nuove forme di Lepidotteri. (Natural. Sieil. An., 
XX, 1907, 48 S. und 6 photogr. Tafeln.) 


Eine ziemlich große Anzahl neuer Lokalformen und Aberrationen, die 
fast sämtlich im Vergleiche mit ihren Stammformen auch abgebildet werden, 
gelangt hier zur Publikation. Die hervorragendsten derselben sind: Melanargia 
galataea ab. aus der Umgebung Berlins (Tav. 1, Fig. 1, 2), mit breitem weißen 
Mittelraum der Vorderflügel, für welche Referent an anderer Stelle bereits 
den Namen aperta in Vorschlag gebracht hat, Parnassius mmnemosyne ab. 
nebrodensis Tur. und ab. pyrenaica Tur. (beide kaum namensberechtigt), Dian- 
thoecia vulcanica Tur. aus Sizilien (p. 24, Tav. 6, Fig. 6), nahe bei D. caesia, 
mit viel hellerem Mittelfeld der Vorderflügel, Dianthoecia kruegeri Tur. und 
D. compta ab. galactina Tur., beide sehr nahe der ab. armeriae Gn., Hadena 
‚standfussi Tur. aus Sizilien, nahe den mitabgebildeten Had. arabs, H. ribbei 
und H. polyglypha, Parascotia nisseni Tur. von Sizilien, Orectis barteli 'Tur. 
(scheint nur eine verdunkelte Form von O. proboscidata), Acidalia submutata 
var. gianellaria Tur., wofür der ältere Name submutulata (Stgr.) Rbl. (Berl. 
Ent. Zeit., 1902, S. 96) einzutreten hat, ferner Spilosoma rhodosoma Tur. (p. 38, 
Tav. 3, Fig. 10, 13; Tav.5, Fig. 16, 17) aus Sizilien, eine interessante Form, 
welche den Übergang von Sp. lutea (luprieipeda) zu Sp. seriatopunctata bildet. 
Coscinia caligans Tur., eine ganz verdunkelte Form (? Aberration von eribrum) 
aus Sizilien und Zvergestis rubidalbalis Tur., welche mit Ev. blandalis synonym 
sein dürfte und jedenfalls mit der mitabgebildeten frumentalis-Form gar nichts 
zu tun hat. 


Entomologisches Jahrbuch für das Jahr 1908, herausgegeben von Dr. Osk. 
Kraucher. (Leipzig, 1908. Mk. 1.60) 


Dieser bereits im 17. Jahrgange vorliegende Almanach bringt in den 
kalendarischen Sammelanweisungen die zentraleuropäischen Pyraliden von Dr. 
Ad. Meixner. Wertvoller als die Liste, in welcher bei der Raupe von Acen- 
tropus niveus die längst richtiggestellte Angabe: „atmet durch Tracheenkiemen“ 
wieder erscheint, scheinen die eingestreuten Anweisungen über Fangmethode, 
Präparation ete. Bemerkenswerte Artikel allgemeinen Inhaltes sind von Prof. 
Dr. Rudow (Meine biologische Sammlung) und von Rich. Loquay (Wie ver- 
schaffe ich mir eine Übersicht iiber meine entomologische Literatur). Aus den 

d* 


(5 2) Referate. 


Originalaufsätzen sind hervorzuheben: a) lepidopterologischen Inhaltes: von H. 
Gauckler, Xylomyges conspicillaris, von M. Gillmer, Zur Naturgeschichte 
der Gortyna ochracea und von Fr. Harmuth, Deilephila hybr. epilobii; b) koleo- 
pterologischen Inhaltes: von P. Kuhnt, Die Wasserkäfer, A. Reichert, Mela- 
nistische und andere auffällige Formen von Coceinelliden, mit färbiger Tafel; 
e) Dr. P. Speiser, Die Dipterengattung Volucella in Deutschland; e) Prof. v. 
Dalla-Torre, Die Ameisen von Tirol und Vorarlberg. — Literarische, sta- 
tistische und geschäftliche Anzeigen bilden den Schluß dieses in Sammlerkreisen 
mit Recht beliebten kleinen Jahrbuches. 


Bericht der Sektion für Koleopterologie. 


Versammlung am 2. Januar 1908. 
(Konversationsabend.) 


Vorsitzender: Herr Dr. Karl Holdhaus. 


Herr Josef Breit spricht über: 
Eine koleopterologische Sammelreise auf Mallorka (Balearen). 


I. Allgemeines. 


Mallorka,t) die größte Insel in der Gruppe der Balearen mit einem 
Flächeninhalte von ca. 3300 km? und einem Maximaldurchmesser von ca. 
100 km, zeigt trotz seiner relativen Kleinheit ganz bedeutende Gegensätze in 
seinem landschaftlichen Charakter. Während nördlich unweit der nach Nord- 
ost streichenden Küste, fast parallel mit dieser, aus einem herrlich geglie- 
derten, teilweise quellenreichen Kreidekalkgebirge malerische Bergformen bis 
zu 1570 m Höhe in den tiefblauen Äther ragen, ist der mittlere und südliche 
Teil der Insel bis auf wenige, meist isoliert stehende Hügel vollständig eben. 

Die Flora ist subtropisch. In der Nordsierra bilden Strandkiefern und 
immergrüne Eichen mitunter dichte, schattige Wälder. Pinien, Eiben und 
baumförmige Wacholder finden sich seltener vor. Mastixsträucher, Erdbeer- 
bäume, Myrten, Oleander, Ginster und Buxus balearicus bilden hauptsächlich 
die Sträucherdickichte der Wälder. In vielen Gegenden der Sierra sind die 

!) Eine erschöpfende Monographie sowohl dieser Insel als auch der 
übrigen Balearen enthält die klassische Monographie Sr. k. u. k. Hoheit des 
durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Ludwig Salvator: „Die Balearen.“ 
Würzburg und Leipzig, Verlag Leo Woerl, 1897. 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (53) 


felsigen Berglehnen dicht mit einer kleinen Fächerpalmenart bewachsen, 
während sowohl im Gebirge wie in der Ebene mächtige hochstämmige Dattel- 
und Fächerpalmen, meist in der Nähe menschlicher Ansiedlungen, dem Land- 
schaftsbilde einen, besonders für uns Nordländer fesselnden Reiz verleihen. 
Von Kulturpflanzen trifft man im Gebirge den Ölbaum, den Johannisbrot- 
baum in mitunter riesigen Exemplaren, den Weinstock, Orangenbäume, dicht 
mit goldgelben oder halbreifen Früchten und Blüten gleichzeitig besetzt, 
Zitronen- und Feigenbäume. 

Da unsere laubabwerfenden Waldbaumarten fehlen und die immergrünen 
Baumarten nicht hoch in die Gebirge aufsteigen, erreicht die Baumregion be- 
reits zwischen 800 und 900 m über dem Meere ihre Grenze und beginnt schon 
hier in dem zerklüfteten verwitterten Kalkstein eine Zone, in welcher die 
Pflanzen in ihrem Wuchse sich an das Gestein dieht anschmiegen und viel- 
fach oft ganz kreisrunde, von Stacheln starrende Pölster bilden. Dieses Gebiet 
erinnert trotz seiner geringen Höhe lebhaft an die alpine Zone unserer Kalkalpen. 

Der ebene Teil der Insel ist hochkultiviert und sehr fruchtbar. 

Während die Küste im Gebiete der Nordsierra felsig ist und steil ins 
Meer abfällt, weisen die Küstengebiete der Ebene oft mächtige Flugsand- 
dünen und Brackwassersümpfe auf, deren größter, die Albufera, das Gebiet 
an der Küste bei La Puebla bedeckt. 

Das Klima ist außerordentlich mild, selten extrem heiß, da die Tempe- 
ratur meist durch marine Luftströmungen, besonders Nachts, abgekühlt wird. 
Anhaltende Regen kommen nicht vor, stets dauern solche nur kurze Zeit. 
Um wie viel milder das Klima Mallorkas gegen jenes des benachbarten spani- 
schen Festlandes und Südfrankreichs ist, möge aus dem Umstande entnommen 
werden, daß bei Barcelona und an der südfranzösischen Küste zur Zeit unserer 
Überfahrt (27. März 1907) nach Palma, alle Obstbäume in voller Blüte standen, 
auf Mallorka aber die Obstbäume bereits voll belaubt, längst abgeblüht und 
die Mandel- und Pfirsichfrüchte schon groß entwickelt waren, so daß die Vege- 
tation demgemäß gegenüber jener des benachbarten Festlandes in ihrer Ent- 
wicklung um wenigstens 1'/; Monate voraus war. 

Die Bevölkerung Mallorkas ist dem Fremden gegenüber liebenswürdig, 
freundlich und außerordentlich zuvorkommend. Einige Schwierigkeit für das 
Fortkommen auf der Insel — mit Ausnahme von Palma — für den des mal- 
lorkinischen Idioms der spanischen Sprache unkundigen Fremden bildet nur 
der eine Umstand, daß verbreitetere romanische Sprachen (z. B. italienisch 
oder französisch) nur äußerst selten verstanden oder gesprochen werden. 


Die Unterkunftsverhältnisse sind für anspruchslose Reisende in den 
größeren Provinzorten, wo stets wenigstens eine landesübliche Herberge 
(Fonda) vorhanden ist, genügend. Wenn auch jeder Komfort fehlt, so sind 
diese Herbergen doch meist reinlich und die Verpflegung gut und billig. In 
Palma findet der Fremde im Grand Hotel, ein in jeder Beziehung erst- 
klassiger Hotelbetrieb, ausgezeichnete Unterkunft und ein aller international 
verbreiteten Sprachen kundiges Personale. 


(54) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


II. Sammelbericht. 


Die Zeit, in welcher ich in Gesellschaft meines lieben Freundes, des 
k.u. k. Hauptmannes Gustav Kuchta, auf Mallorka sammelte, erstreckte sich 
auf den Zeitraum vom 28. März bis zum 16. April 1907. Nach den von uns 
gemachten Sammelerfahrungen kann man auf der Insel vier verschiedene 
Sammelgebiete unterscheiden, und zwar: 


1. Das Gebiet der Sierra mit hauptsächlich silvicoler Fauna. 

2. Das Gebiet der agrieolen Kulturen. 

3. Das Gebiet der in der Ebene befindlichen Mar£s-!) Brüche. 

4. Das Küstengebiet mit seinen Sanddünen und Brackwassersümpfen. 


Jedes dieser Gebiete beherbergt seine besonderen charakteristischen 
Faunenelemente. Drei Käferarten kommen aber überall auf der ganzen Insel 
unabhängig von diesen faunistisch verschiedenen Gebieten vor, und zwar: 
Carabus morbillosus F., Abax (Percus Bon) plicatus Dej. und Timarcha ba- 
learica Gory. Von außerordentlichem Interesse war für mich, daß sich auf 
der vom zoogeographischen Standpunkte sehr kleinen Insel eine prägnante 
Lokalform des überall auf der Insel häufigen Abax (Percus Bon) plicatus De). 
erhalten konnte. Wir fanden diese Form (var. Degouvei Ganglb.) wie ihr Ent- 
decker, nach dem sie benannt wurde, in der gebirgigen westlichen Umgebung 
von Pollenza in Ostmallorka. Da diese Form hauptsächlich dureh die nicht- 
gerunzelten glatten Flügeldecken von Abax (Percus) plicatus Dej. verschieden 
ist und sich hierdurch den Percus-Arten des übrigen benachbarten östlicheren 
Mediterrangebietes (Korsika, Sardinien, Sizilien, Italien) sehr nähert, dürfte 
wohl Abax (Percus) plicatus Degowvei Gglb. die Stammform des infolgedessen 
als Lokalrasse aufzufassenden Abax (Percus) plicatus Dej. sein. Das Vorkom- 
men eines echten Percus Bon. auf den Balearen ist aber jedenfalls schon darum 
sehr bemerkenswert, weil das Subgenus Percus Bon. in dem übrigen west- 
mediterranen Gebiet (Südfrankreich, iberische Halbinsel, Nordafrika) fehlt und 
dort durch das Subgenus Pseudopercus Motsch. ersetzt wird. 


Das sub 1 bezeichnete Gebiet, in welchem ich mir die interessanteste 
Ausbeute versprach, lieferte wohl eine neue Cylindropsis-Art, einen inter- 
essanten neuen Cryptophagus und den bisher nur in wenigen Exemplaren be- 
kannten Decatocerus bicornis Rttr., doch war im allgemeinen das Ergebnis 
des Käfersiebes ein geringes. Ich führe dies auf zweierlei Ursachen zurück. 
Erstens herrscht auf Mallorka die Gepflogenheit, in den Wäldern der immer- 
grünen Eiche, die für die Siebfauna und für die subterranen Arten haupt- 
sächlich in Betracht kommen, Schweine, vielfach herdenweise, frei zu halten, 
damit diese sich von den abgefallenen Eicheln und den Früchten des Mastix- 
strauches nähren. Die Folge davon ist, daß in den Gebirgswäldern selbst an 
den ungangbarsten Stellen in kilometerweitem Umkreise nicht nur jedes noch 
so geringfügige Fleckchen Humus zerwühlt ist, sondern auch ausnahmslos 


!) Eine Mergelart. 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (55) 


jeder Stein bis zu jener Größe, welche noch für Menschenkräfte das Aus- 
heben aus dem Humusbett zu Sammelzwecken gestatten würde, locker im 
zerwühlten Humus liegt. Durch diese schon seit einer langen Jahrzehnten- 
reihe bestehenden Gepflogenheit wurden zweifellos die für das übrige süd- 
europäische Faunengebiet charakteristischen, im feuchten Humus lebenden 
Koleopterenarten erheblich dezimiert, wenn nicht manche gar ausgerottet. Als 
zweiten Grund der geringen Ergiebigkeit glaube ich nach den früher ge- 
schilderten Vegetationsverhältnissen annehmen zu können, daß wir für dieses 
Gebiet zu spät in der Jahreszeit sammelten. Nach meiner Beurteilung der 
klimatischen Verhältnisse dürften auf Mallorka die Monate Dezember und 
Januar für das Sammeln der silvieolen Humuskoleopteren die günstigste Zeit sein. 
Diesem besprochenen Gebiete gehörten unsere Sammelstellen in der 
Umgebung von Valldemosa, hauptsächlich der herrliche, ungemein ausgedehnte 
Naturpark von Miramare und die westliche Umgebung von Pollenza an. 


Das früher sub 2 bezeichnete Gebiet des Ackerlandes ist für den 
Koleopterensammler absolut steril und hat bei der riesigen Ausdehnung des 
Kulturlandes in der Ebene für den Sammler vielfach auch den Nachteil eines 
großen täglichen Zeitverlustes.. Vom Standquartiere sind nämlich meist lange 
Wege durch das alle Ortschaften im weiten Kreise umgebende Kulturland 
bis zu geeigneten Sammelplätzen zurückzulegen. Hierzu bedienten wir uns 
in der Regel der landesüblichen zweiräderigen Carretons, welche von einem 
Pferde oder Maultiere gezogen, flink und nicht teuer sind. (7”—9 Pesetas für 
den ganzen Tag.) 

Dem sub 3 bezeichneten Gebiete gehörten die ausgedehnten Steinbrüche 
des Col d’en Rebasa (Rabassa) südlich von Palma an, welche wir eingehend 
explorierten. Hier herrschte während der Zeit unseres Aufenthaltes ein un- 
geheurer Reichtum an Koleopteren, hauptsächlich an trägen Tenebrioniden- 
arten, wie Blaps gigas L. und seine Varietät occulta Seidl., lethifera Marsh., 
Scaurus uncinus Forst, rugulosus Sol., Akis acuminata F. und die Varietät 
dorsigera Rttr., Helenophorus collaris L., Phylan semicostatus Muls. var, cur- 
tulus m., Stenosis intricata Rttr. ete.. welche entweder auf Schutterrain oder 
in den Steinbrüchen selbst unter großen Steinblöcken sich aufhielten. 30 bis 
50 Scaurus rugulosus Sol. unter einem nicht allzugroßen Steine waren keine 
Seltenheit. Ja Freund Kuchta fand unter einem Steine sogar einmal sechs 
Scaurus uncinus und 103 Akis acuminata zu einem Klumpen vereinigt. Herr 
Dr. Flach in Aschaffenburg, dem ich dies mitteilte, machte in Spanien und 
Portugal die gleiche Beobachtung und deutet diese Anhäufung von Individuen, 
nach meinen Wahrnehmungen auch zweifellos mit vollem Rechte, als ein Ab- 
wehrmittel, da durch eine vereinigte größere Zahl von Individuen die Ab- 
sonderung eines übelriechenden Sekretes zur Abwehr von feindlichen Angriffen 
wirkungsvoller sein muß als beim einzelnen Käfer. 

Bei dem sub 4 angeführten Faunengebiet muß man noch zwischen Sand- 
dünenterrain und Brackwassersumpf unterscheiden. Auf ersterem leben die 
flüchtigen Cieindelen und die agilen Tenebrionidenarten, wie Erodius laevis 


(56) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


Sol., Tentyria Schaumi Krtz., Pachychila sublumata Sol. und ihre Varietät 
opaca m., Pimelia cribra Sol., Asida depressa Sol. Alle diese Arten laufen 
im Sonnenschein geschäftig auf dem erwärmten Sande zu Tausenden umher, 
um sofort spurlos zu verschwinden, wenn die Sonne auch nur für kurze Zeit 
von einer Wolke verdeckt wird. Ein diesbezüglich beobachteter Zrodius, 
welches Genus durch seine in der Regel mattschwarze Oberfläche für die Ein- 
wirkung der Sonnenstrahlen besonders empfindlich ist, hielt in seinem ge- 
schäftigen Laufe sofort inne, als die Sonne durch eine Wolke verdunkelt wurde, 
grub sich mit seinen Hinterbeinen ungemein rasch nach rückwärts in den 
lockeren feinen Sand, welcher dann, nachdem sich der Käfer ganz hinein- 
gegraben hatte, automatisch über den Kopf des Käfers herunterrieselte, den- 
selben spurlos verdeckend. 

Die Brackwassersümpfe beherbergten sowohl im Wasser als auch an 
ihren mit Salz inkrustierten sumpfigen oder sandigen Rändern eine außer- 
ordentlich reiche Koleopterenfauna, so sammelten wir z. B. an einer einzigen 
Sumpfstelle acht Dyschirius-Arten. Ich verweise diesbezüglich sowohl, als 
auch hinsichtlich der früher besprochenen Gebiete auf das später folgende 
systematisch geordnete Verzeichnis aller von meinem lieben Exkursions- 
gefährten und von mir gesammelten Koleopteren. 

Das Abklopfen von Bäumen und blühenden Sträuchern war außer- 
ordentlich ergiebig. 

Mallorka ist reich an zum Teile sehr großen und schönen Höhlen. Da 
mir bekannt war, daß die großen Höhlen von Südmallorka in der Umgebung 
von Manacor bereits durchforscht wurden und hierbei festgestellt worden ist, 
daß dieselben von keinerlei Höhlenkoleopteren bewohnt sind, unterzogen wir 
nur die viel höher im Gebirge liegenden Höhlen von Nordmallorka, und zwar 
die kleinen Höhlen zwischen Valldemosa und Miramar, die Höhle Canet bei 
Esporlas und die Höhle German bei Puig punent einer eingehenden Unter- 
suchung. Trotzdem die größeren Höhlen, insbesonders die Höhle Canet, sehr 
ausgedehnt und warm-feucht sind und in denselben ausgiebige Lagen von 
Fledermausexkrementen vorhanden waren, somit alle biologischen Eigen- 
schaften aufweisen, welche für eine cavicole Fauna notwendig sind, konnte 
überall trotz eingehendster Untersuchung nur festgestellt werden, daß Höhlen- 
koleopteren auch in diesen Höhlen vollständig fehlen. Die Aufhellung der 
Ursachen dieser auffallenden Erscheinung, warum im Gegensatze zu den Höhlen 
Sidfrankreichs und Nordspaniens auf Mallorka Höhlenkäfer absolut fehlen, wäre 
wohl ein ebenso interessantes als auch dankbares Problem für Zoogeographen. 


Bevor ich nun auf die Besprechung der Details der zum allergrößten 
Teile von mir selbst ausgeführten Bearbeitung unserer ungemein reichhaltigen 
Sammelausbente übergehe, habe ich noch manche Dankesschuld für die uns 
von allen Seiten erwiesene Förderung unserer Balearenexkursion abzustatten. 

Vor allem erlaube ich mir, noch an dieser Stelle Sr. k. u. k. Hoheit dem 
durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Ludwig Salvator den tiefergebensten 
Dank für die huldvolle Förderung unserer Exkursion zu unterbreiten. 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (57) 


Bei der wissenschaftlichen Bearbeitung der koleopterologischen Aus- 
beute wurde ich wie immer von meinem hochverehrten Meister und Freunde 
Herrn Ludwig Ganglbauer, Direktor der zoologischen Abteilung des k. u. k. 
naturhistorischen Hofmuseums in Wien, mit bekannter Liebenswürdigkeit unter- 
stützt, desgleichen von Herrn Dr. Karl Holdhaus, Assistenten desselben 
Museums. Die Determination der Cureulioniden übernahmen in der bereit- 
willigsten Weise die Herren Brüder Solari in Genua, jene der Haltieiden 
Herr Heikertinger in Wien und die Bestimmung der Coceinelliden mein 
lieber Freund Herr Alois Wingelmüller in Wien. Allen diesen Herren 
spreche ich hiermit meinen allerherzlichsten Dank aus. 


III. Neubeschreibungen und synonymische Bemerkungen. 


Dyschirius longipennis Putz. Bisher wurde der von Putz- 
eys in den Annales de la Societ& entomologique de Belgique, Vol. X, 
p. 55 beschriebene D. longipennis stets als Varietät des pumnctatus 
Dej. betrachtet. Auch Herr Sanitätsrat Dr. Fleischer deutet in 
seiner Monographie (Bestimmungstabelle der europäischen Koleo- 
pteren, Heft 39, S. 13 und 21) diese Form in gleichem Sinne. Schon 
aus der auf die Stirnbildung bezughabenden Originaldiagnose von 
Putzeys: „elevatis antica globosocordata postice anguste caudata* 
ist zu entnehmen, daß diese Art keinen durch eine gerade Quer- 
furche von der Stirne getrennten Clypeus aufweist, wie dies bei 
D. punctatus Dej. konstant der Fall ist. Wenn auch in der Bestim- 
mungstabelle Putzeys’, l. e., auf S. 36 D. longipennis Putz. unter 
dem Gegensatze „El&vation anterieure non prolongee“ in bezug auf 
die Stirnbildung eingereiht erscheint, so liegt diesfalls zweifellos 
ein Flüchtigkeitsfehler des Autors vor, weil zur Deutung einer Art 
in erster Linie die Diagnose des Autors maßgebend ist und nach 
dieser die besprochene Art nicht unter dem vorbezeichneten Gegen- 
satz einzureihen war. Durch die in der besprochenen Diagnose 
definierte Kopfbildung, deren Konstanz ich an hunderten von Exem- 
plaren verschiedener Provenienzen nachprüfen konnte, ist die spe- 
zifische Verschiedenheit des D. longipennis Putz. von punctatus De). 
zweifellos. Hierdurch ist aber auch weiters festgestellt, daß D. 
longipennis Putz. gar nicht in die Verwandtschaft des D. punetatus 
Dej., sondern in den Formenkreis des D. aeneus Dej. und apicalis 
Putz. gehört, welche sich durch eine dreieckige Clypeus-Erhaben- 
heit auszeichnen, die sich auch meist noch nach rückwärts auf die 


(58) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


Stirne in einem mehr oder weniger deutlichen kürzeren Mittelkiel 
fortsetzt. D. longipennis Putz. ist aber immer wesentlich kleiner 
als die beiden verwandten Arten und soweit mallorkinische Stücke 
in Betracht kommen, im Flügeldeckenumriß stets auch noch schlanker 
als apicalis Putz. Unter meinem Sammlungsmaterial fanden sich 
aber auch noch Stücke von D. longipennis Putz. aus der Kabylie 
(Algerien) und aus Saliceto (Emilia, Italien), welche wohl auch viel 
kleiner als aeneus Dej. und apicalis Putz. sind, doch im Flügel- 
deekenumriß jenem des apicalis Putz. ähnlich werden; dagegen 
stimmen Stücke von Souk-el-Arba (Tunesien) vollständig mit den 
von uns auf Mallorka gesammelten überein. Diese durch den drei- 
eckig erhabenen Clypeus und schwach gekielte Stirne verwandten 
drei bekannten Arten lassen sich wie folgt leicht trennen: 


1. Flügeldecken in der Verlängerung des Nahtstreifens an der 
Basis beiderseits mit einem Nabelpunkte, Körper größer 


(3—4 mm) Ä 
— Flügeldecken ohne allohalı Nabelpuukt, Ko ns 2: 6 bis 
SER . . . longipennis Putz. 
2. Flügeldecken _ N Ye zur nike deutlich gestreift, Ober- 
seite meist grünmetallisch . . . . ur „m ÜCNENS DEE 
— Flügeldecken länger oval, Streifen gegen - Spitze erloschen, 
Oberseite meist bronzemetallisch . . . . apicalis Putz. 


Nachfolgend gebe ich eine Beschreibung des D. longipennis 
Putz.: Oben bronzefärbig, glänzend, Fühler, Taster, Beine und 
Unterseite rotbraun, Hinterbrust, Abdomen und Schenkeloberseite 
dunkler. Clypeus am Vorderrande gerade und nur seitlich lappig 
nach vorne gezogen, oben in ein dreieckiges Mittelfeld erhoben, 
welches sich nach hinten auf der Stirne in einen feinen Mittelkiel 
fortsetzt. Halsschild kaum länger als breit, weniger seitlich gerun- 
det als bei aeneus und apicalis, merklicher als bei diesen beiden 
Arten nach vorne verengt, fast so breit wie die Flügeldecken; diese 
oblong-oval, im Umriß variabel, vorne stark punktiert gestreift; 
die Punktstreifen nach rückwärts erloschen. Vor der Spitze seitlich 
meist mit einem Präapikalpunkte, doch sind Exemplare mit zwei 
solchen Punkten nicht selten. An der Basis in der Nahtstreifen- 
verlängerung ohne Nabelpunkte. Schultern in der Regel weniger 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (59) 


vortretend als bei den beiden anderen verglichenen Arten. Vorder- 
schienen am Außenrande mit kräftig entwickeltem Zähnchen an der 
Wurzel des Enddornes und einem zweiten schwächeren neben dem 
inneren Tibienausschnitte. — Länge 2:6—5 mm. 

Wir sammelten diese aus Algerien beschriebene Art in großer 
Zahl an den Rändern der Brackwassersümpfe auf Mallorka. Außer- 
dem lagen mir, wie schon früher bemerkt, noch Stücke aus der 
Kabylie (Algerien), Souk-el-Arba (Tunesien) und Saliceto (Emilia, 
Italien) vor. 

Bidessus minutissimus Germ. nov. var. circumflexus. 
Diese Art zeigt sonst ziemlich konstante Bindenzeichnung. Auf 
Mallorka hat die schwarze Flügeldeckenzeichnung dieser Art stets 
die Tendenz, sich sowohl an der Naht als auch hinsichtlich der 
Bindenbreite auszudehnen, so daß die gelbe Flügeldeckenzeichnung 
im extremsten Falle auf eine kleine Seitenmakel im vorderen Drittel, 
einen runden Seitenfleck hinter der Mitte und einen solchen vor 
der Spitze reduziert ist. Diese gelben Makeln hängen nicht wie 
bei der Stammform mit dem schmalen gelben Seitenrand zusammen, 
sondern sie sind von diesem meist schmal schwarz getrennt. Diese 
schwarze Trennungslinie fehlt bei der vorderen gelben Seitenmakel 
und bei der Spitzenmakel öfter, ist aber bei der gelben Seiten- 
makel hinter der Mitte stets vorhanden, so daß diese nie mit dem 
gelben Seitenrand verbunden ist. 

Viel häufiger als die nur in wenigen Stücken gefundene 
Stammform bei Pollenza in Süßwassertümpeln eines sonst aus- 
getrockneten Bachbettes. 

Bidessus minutissimus Germ. nov. var. interruptefascia- 
tus. Von der Stammform durch die unterbrochene schwarze Quer- 
binde vor der Flügeldeckenspitze verschieden, so daß die beiden 
rückwärtigen gelben Seitenmakeln zusammenfließen. Häufig ver- 
schmelzen die beiden vorderen schwarzen Querbinden miteinander, 
so daß die vordere Hälfte bis auf den schmalen gelben Seitenrand 
ganz schwarz ist. 

Ebendort wie der vorige. 

Hydroporus (Graptodytes Seidl.) Kuchtae nov. spec. Dem 
H. fractus Sharp am nächsten stehend, von diesem durch noch 
schlankere, flachere Gestalt, deutlichere, regelmäßigere Punktierung 


(60) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


der Flügeldecken und dunklere Färbung verschieden. Sehr lang 
gestreckt, oval, an den Seiten nur sehr wenig gerundet, flach, pech- 
schwarz, der Kopf etwas heller. Die Seiten des Halsschildes, die 
Seiten der Flügeldecken mit den Epipleuren, eine kleine Seiten- 
makel im vorderen Drittel, zwischen dieser und der Naht in der 
vorderen Hälfte ein kurzer Längsstrich und auch eine öfter er- 
loschene kleine Seitenmakel, eine schmale, hinter der Mitte be- 
ginnende Seitenbinde, welche vorne einen kurzen Seitenast gegen 
die Naht entsendet und von der Spitze etwas nach innen erweitert 
ist, gelb. Beine, Taster, Mund- und Fühlerbasis ebenfalls gelb. 
Oberseite äußerst fein, aber erkennbar chagriniert und daher wenig 
glänzend. Kopf jederseits zwischen den Augen mit ziemlich tiefem 
grübchenförmigen Eindruck. Der Halsschild an der Basis so breit 
oder etwas breiter als die Flügeldeckenbasis, nach vorne nur sehr 
wenig gerundet verengt, beiderseits mit kurzem Längsstrichel, sehr 
spärlich und unregelmäßig, hinter dem Vorderrande und vor der 
Basis etwas dichter und deutlicher punktiert. Flügeldecken spärlich 
und schwer erkennbar anliegend äußerst fein behaart, regelmäßig 
punktiert, von der Schulter bis zum letzten Drittel seitlich fast ge- 
radlinig und parallel, äußerst wenig gerundet, erst im letzten Drittel 
oval gerundet zugespitzt. — Länge 1'9—2'1 mm. 

Im Körperumriß der Siettitia balsetensis Ab. aus der Provence 
merkwürdig ähnlich. 

Bei Pollenza in Süßwassertümpeln eines sonst ausgetrockneten 
Bachbettes von meinem lieben Exkursionsgefährten Gustav Kuchta, 
dem ich diese Art in herzlicher Freundschaft dediziere, und mir 
in mehreren Stücken aufgefunden. 

Cylindropsis balearica nov. spec. Von (. corsica Fauv., 
der bisher einzigen bekannten europäischen Art dieses Genus, durch 
fast doppelte Größe, längere und viel schlankere Fühler schon bei 
starker Lupenvergrößerung deutlich erkennbarer Chagrinierung des 
Halsschildes und dessen geringerer Verengung gegen die Basis 
sehr bedeutend verschieden. Rotbraun, Oberseite mit Ausnahme 
des Scheitels und des letzten Abdominalsegmentes matt, mit äußerst 
feinen kurzen Härchen spärlich besetzt. Der augenlose Kopf sehr 
groß, so breit und etwas länger als der Halsschild, oval, an den 
Seiten sanft gerundet, hinter der Mitte am breitesten, mit Ausnahme 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. ( 61) 


des Scheitels äußerst fein und dicht punktiert, oberhalb der Fühler- 
wurzel mit einer kleinen glänzenden Erhabenheit, Scheitel eben- 
falls glatt, glänzend. Die Fühler schlank, lose gegliedert, das dritte 
Fühlerglied viel kürzer und schmäler als das zweite und kaum 
länger als das vierte, die folgenden kugelig, allmählich gegen die 
Spitze größer werdend, auch die vorletzten Fühlerglieder noch so 
lang als breit, das letzte kurz oval. Der Halsschild länger als die 
Flügeldecken, am Vorderrande viel breiter als diese, nach hinten 
mäßig gerundet verengt, seitlich äußerst fein kantig gerandet, mit 
ziemlich rechtwinkeligen Hinterecken und gerade abgestutztem 
Vorder- und Hinterrand. Matt chagriniert, mit zwei deutlichen 
Längsreihen von Punkten auf der Scheibe und jederseits überdies 
noch mit zwei nicht ganz regelmäßig angeordneten Punktreihen. 
Die Flügeldecken viel kürzer als der Halsschild, so breit wie dieser 
an der Basis, etwas breiter als lang. An den Seiten ebenfalls 
äußerst fein kantig gerandet, schwach nach vorne und rückwärts 
gleichmäßig gerundet, auf der Oberseite deutlich ehagriniert und 
mit größeren Punkten sehr spärlich besetzt. Abdomen walzenförmig, 
an den Seiten ungerandet, äußerst fein chagriniert und ziemlich 
matt, gegen die Spitze glänzender. Beine schlanker als bei corsica, 
die Tibien außen mit ziemlich gleichlangen, dornförmigen Borsten 
undicht besetzt. — Länge 2:3 mm. 

Diese hochinteressante Art fand ich in zwei Exemplaren, von 
denen sich das eine in der Sammlung des k. u. k. naturhistorischen Hof- 
museums in Wien, das andere in meiner Sammlung befindet, unter 
tief in Humus eingebetteten Steinen im Parke von Miramar links 
von der Straße beim Kilometerstein 20°4, zwischen Valldemosa und 
Miramar. 

Ochthebius (Asiobates Thoms.) maculatus Reiche nov. var. 
immaculatus. Diese bisher aus dem europäischen Mediterran- 
gebiete nur von Sizilien bekannte Art ist auf Mallorka an den 
schlammigen Rändern der Brackwassersümpfe nicht selten. Auch 
bei dieser Art haben die schwarzen Flecke auf den sonst schmutzig- 
gelben Flügeldecken die Tendenz, sich auszudehnen und ineinander- 
zufließen, wodurch die auf der Flügeldeckenscheibe ganz schwarze 
Varietät entsteht. Gelb bleiben auf den Flügeldecken nur die Spitze 
und ein unbestimmt begrenzter Seitenrand. 


(62) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


Cryptophagus (Mnionomus Woll.) Ludovici nov. spec. 
Durch die zwischen der anliegenden feinen Pubeszenz einzeln schräg 
aufstehenden längeren Haare in die Verwandtschaftsgruppe des Or. 
simplex Mill. gehörig, doch durch die viel breitere, robustere Gestalt 
dem Or. corpulentus Rttr. aus Zirkassien am ähnlichsten, von ihm 
aber durch weniger grobe Punktierung, schlankere Fühler, stärker 
queren Halsschild mit weniger stark entwickelten Vorderecken- 
lappen verschieden. Braunrot, auf den Flügeldecken außer der 
undichten feinen anliegenden Behaarung mit längeren, schräg ab- 
stehenden Haaren besetzt. Kopf grob und dicht, ähnlich wie bei 
Or. corpulentus Rttr. punktiert. Fühler ziemlich schlank; ihr drittes 
Glied bedeutend länger und viel schlanker als das zweite; das 
vierte halb so lang als das dritte, kürzer als das fünfte, alle 
Glieder vom dritten bis zum achten länger als breit. Halsschild 
schmäler als die Flügeldecken, im Verhältnis zu den Flügeldecken 
klein, breiter als lang, an den Seiten nach rückwärts etwas stärker 
verengt als nach vorne, an den Seiten sehr schwach gerundet, der 
Vorderrand beiderseits neben den Vorderecken deutlich ausgebuchtet, 
seitlich sehr deutlich gerandet, mit ziemlich kräftigem, etwas vor 
der Halsschildmitte stehenden Zähnchen. Auf der Scheibe ziemlich 
sewölbt, hinten gegen die Basis merklich verflacht, mit sehr kleinem 
Basalfältehen vor dem Schildehen, hinter der Mitte beiderseits auf 
der Scheibe mit einer ziemlich deutlichen runden Depression, mäßig 
srob und ziemlich dicht punktiert. Die ziemlich ovalen Flügeldecken 
nur an der Basis gröber, auf der Scheibe fein und weitläufig, gegen 
die Spitze erloschen punktiert. — Länge 24 mm. 

Diese interessante Art, welche einem Subgenus angehört, 
dessen Vorkommen bisher weder von der iberischen Halbinsel noch 
von irgend einer anderen Mittelmeerinsel nachgewiesen werden 
konnte, gestatte ich mir in Ehrfurcht dem erlauchten Förderer 
meiner Balearenexkursion, Sr. k. u. k. Hoheit dem durchlauchtigsten 
Herrn Erzherzog Ludwig Salvator zu widmen, in dessen herr- 
lichem Naturparke von Miramar ich diese Art aus dürrem Laube 
an dem gleichen Fundorte wie Öylindropsis balearica nob. siebte, 

Die bisher bekannten Mnionomus-Arten, welche nebst der 
kurzen Flügeldeckenbehaarung längere aufstehende Haare auf den 
Flügeldecken aufweisen, lassen sich demnach wie folgt übersehen: 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (65) 


1. Halsschild an den Seiten gleichmäßig gerundet, in oder vor der 
Mitte am breitesten, Basis höchstens schwach quer nieder- 
genitekt Hrn. Bsl; MN. souaiez 

— Halsschild mit fast erden! zur Baik teiahn re Seiten, 
vorne am breitesten. Basis stark quer niedergedrückt. 


Araxestal, Kaukasus . . . . .... arazicola Reitter 
2. Flügeldecken — insbesonders a Mitte — sehr fein punk- 
tientolaHni! HRUNTaRZ 88 
— Flügeldecken in ae Mitte en Yunlarien Susuabsulserof 
3. Körper schlank, Halsschild an den Seiten stärker gerundet. 
Österreich . . . . . 2. simplex Miller 
— Körper breit, Halsschild an do Seiten schwächer gerundet. 
Mallorka . . . . 2 2 LAdovier nob: 
4. Körper schlank, Halsschild an den Seiten stärker gerundet. 
Daschestan'”.'%, :; ....  seriatus Reitter 
— Körper breit, Halssehild an den Seen schwächer gerundet. 
Zirkassien) Wi Dan „117205 0 öorpülentüs’Beitter 


Pachychila sublunata Sol. nov. var. opaca. Diese Art wurde 
nach der Originalbeschreibung Soliers in den Annales de la Soeiete 
entom. de France, 1335, p. 308: „Entierement lisse tant du dessus 
qu’en dessous, avec quelques petites points“, nach glänzenden 
Stücken beschrieben. Nun kommt diese Art im Dünengebiet, ins- 
besonders unter Trümmern verfallener Mauern in dieser auf der 
Oberseite glänzenden, sehr fein, spärlich, aber deutlich punktierten 
Form und weiters aber in einer bisher unbeachteten, vollständig 
glanzlosen, undeutlich und äußerst spärlich punktierten Form vor. 
Beide Formen leben gleich häufig untereinander. Diese sehr auf- 
fallende Skulpturdivergenz ist kein Geschlechtsunterschied, sondern 
tritt sowohl bei den Männchen als auch bei den Weibchen auf. 


Phylan (Litororus Rittr.) semicostatus Muls. nov. var. cur- 
tulus. Die im ebenen Teile der Insel, insbesonders im Dünen- 
sandgebiete vorkommende Form dieser Art unterscheidet sich sehr 
wesentlich von der im gebirgigen Teil vorkommenden typischen 
Form durch konstant geringere Größe, im Verhältnisse zur Länge 
merklich Kürzere Flügeldecken, weniger gerundete und feiner ge- 
randete Halsschildseiten, welche vor den Hinterwinkeln im Gegen- 


(64) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


satze zur typischen Form nicht ausgeschweift sind, ferner durch 
dichtere und gröbere Punktierung der vier äußeren, kielförmig er- 
habenen Flügeldeckenzwischenräume, so daß diese Form ganz den 
Eindruck einer eigenen Art macht. An der Hand eines sehr zahl- 
reichen Materiales beider Formen konnte ich aber trotz ziemlicher 
Konstanz aller angeführten Unterscheidungsmerkmale doch nicht 
die Überzeugung von der spezifischen Verschiedenheit dieser For- 
men gewinnen und halte dieselben daher mit Rücksicht auf die 
Verschiedenartigkeit ihres Vorkommens nur für biologische Rassen 
einer Art. — Länge 10—12 mm. 

Während wir die typische Form nur im gebirgigen Teil der 
Insel bei Valldemosa und Pollenza fanden, sammelten wir die var. 
curtulus nur im Dünensandgebiet beim Col d’en Rebasa (Rabassa) 
unter Steinen. 

Cyrtonus majoricensis nov. spec. In die Gruppe III der 
Oyrtonus-Monographie Fairmaires (Anales de la Sociedad espanola 
de Historia natural, p. 251—271, Madrid, 1883) gehörig und wohl 
mit angusticollis Fairm. am nächsten verwandt, nach der Diagnose 
dieser Art aber von derselben durch sehr deutliche, wenn auch 
feine und weitläufige Punktierung des Kopfscheitels, in der Basal- 
hälfte fast gerade, parallele und nicht verengte Halsschildseiten, 
welche sich erst in der vorderen Hälfte gerundet verengen, deutlich 
gereiht punktierte Flügeldecken und durch matte Unterseite zu 
trennen. Grünerzfärbig mit Bronzeglanz, Taster, Fühler, Tibien- 
spitzen und Tarsen rotbraun, überall im Grunde äußerst fein cha- 
griniert und daher nur matt glänzend. Der Clypeus durch eine 
tiefe Bogenfurche abgesetzt, auf demselben kräftiger, aber sehr weit- 
läufig punktiert, die übrige Oberseite des Kopfes, insbesondere 
gegen den Scheitel zu feiner, ebenso weitläufig, aber sehr deutlich 
punktiert. Oberlippe sehr schwach ausgebuchtet. Fühler ziemlich 
schlank, die Halsschildbasis beträchtlich überragend, etwa vom 
sechsten Gliede an außer der feinen, spärlicher abstehenden, lichten 
Behaarung äußerst fein grauweiß pubeszent. Das erste Fühlerglied 
gegen die Spitze ziemlich stark verdickt, das zweite um die Hälfte 
kürzer, fast so lang als das vierte, wenn auch etwas weniger schlank. 
Das dritte Fühlerglied viel länger als das zweite und vierte, so 
lang, aber viel schlanker als das erste. Die Fühlerglieder vom 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (65) 


sechsten an etwas breitgedrückt, doch sämtliche länger als breit, 
das Endglied fast so lang als die beiden vorhergehenden zusammen- 
genommen, schlank oval zugespitzt. Halsschild merklich schmäler 
als die Flügeldecken, im Verhältnis zu denselben ziemlich klein, 
mäßig kissenförmig gewölbt, doppelt so breit als lang, an den 
Seiten in der rückwärtigen Hälfte parallel und erst vor der Mitte 
gerundet verengt, an den Seiten und am Vorderrande sehr deutlich 
gerandet. Seitlich am Hinterrande mäßig ausgebuchtet, so daß die 
Hinterecken nicht stark nach hinten gezogen erscheinen. Auf der 
Scheibe sehr fein und sehr weitläufig, in den Vorderecken und 
längs dem Seitenrande mit sehr groben, nicht sehr dicht stehenden, 
ungleich großen Punkten unregelmäßig besetzt. In der Ausbuchtung 
des Hinterrandes mit je zwei grübehenförmigen Punkten. Schildehen 
länglich dreieckig, ziemlich groß, gegen die Spitze mit glatter Rand- 
depression. Die Flügeldecken länglich oval, mehr als 2?/,mal so 
lang als der Halsschild, nicht sehr hoch gewölbt, infolge der kaum 
merklichen seitlichen Depression in der Mitte mit geraden, nahezu 
parallelen Seiten, gegen die Schultern sehr schwach gerundet ver- 
engt, diese angedeutet, da nicht vollständig abgerundet. Die größte 
Flügeldeckenbreite liegt im Anfange des letzten Drittels, die Basal- 
kante jederseits durch sechs in ziemlich gleichen Abständen stehenden 
Punkten krenuliert. Die Punktulierung der Flügeldecken ist äußerst 
fein und sehr weitläufig, doch bilden größere Punkte deutliche, 
wenn auch nicht ganz regelmäßige Reihen. Die Naht ist nur am 
Flügeldeckenabsturz sehr schwach vertieft. — Länge Tl mm. 


Diese einzige bisher bekannt gewordene insulare Oyrtonus- 
Art des Mediterrangebietes sammelte ich am 6. April 1907 in einem 
Exemplare oberhalb der Baumregion auf einem Berge bei Valldemosa 
in der Sierra de Teix in einer Höhe von ca. 800 m an der Unter- 
seite eines Steines in vollkommen sterilem Gelände. 


(Das systematische Verzeichnis sämtlicher auf Mallorka bei 
dieser Exkursion gesammelten Koleopterenarten folgt in einem 
der nächsten Hefte.) 


Schließlich wird vom Vortragenden noch folgende Neubeschrei- 
bung vorgelegt: 
B. Z. Ges. Bd. 58. & 


(66) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


Scotodipnus (Microtyphlus Linder) Ganglbaueri nov. 
spec. Dem Sc. Schaumti Sauley zunächst stehend, von demselben 
durch etwas längeren Kopf, kugelförmiges drittes Fühlerglied, 
schmäleren, nach hinten weniger verengten Halsschild, etwas kürzere, 
nach hinten merklicher erweiterte Flügeldecken und an der Flügel- 
deckenspitze durch etwas breiteren einspringenden Nahtwinkel ver- 
schieden. Von Sc. guadarramus Ehlers schon durch die geringere 
Größe und kürzere Fühlerglieder, von Sc. Aubei Sauley hauptsächlich 
durch bedeutendere Größe und einfach abgerundete, nicht aus- 
geschnittene Hinterwinkel des Halsschildes verschieden. Rötlich- 
gelb, auf der Oberseite ziemlich glänzend. Kopf merklich schmäler 
als der Halsschild, im basalen Viertel (mit den Mandibeln gerechnet) 
mit parallelen Seiten und erst dann gerundet verengt, während 
der Kopf von Sc. Schaumi von der Basis an gerundet verengt ist. 
Mandibeln und die beiden Frontalgrübehen einfach. Fühler kurz; 
zum Unterschiede von Sc. Schaumi schon vom dritten Gliede an 
kugelig. Der Halsschild schmäler als die Flügeldecken, so breit 
als lang, nach vorne viel weniger stark verbreitert als bei Se. 
Schaumi, am Vorderrande vollkommen gerade abgestutzt. An der 
Basis gegen die kaum markierten Hinterecken jederseits schräg 
gerundet, vor der Basis mit tiefer, in der Mitte weniger stark als 
bei Sc. Schaumi winkelig nach vorne gezogener Querfurche, vor 
derselben mit tief eingeschnittener, den Vorderrand nicht erreichender 
Mittellinie. Der Seitenrand des Halsschildes sehr schmal abgesetzt 
gerandet. Die Flügeldecken etwas kürzer als bei Se. Schaumi, nach 
rückwärts merklicher erweitert, mit weniger konvexen Schultern, 
hinten an der Naht etwas breiter divergierend, auf dem Rücken 
mit undeutlichen rauhkörnigen Pünktchen sehr spärlich und un- 
regelmäßig besetzt. — Länge 1’3—1'5 mm. 

Von meinem lieben Freunde Gustav Kuchta und mir in zu- 
sammen vier Exemplaren auf dem Monte Tibidabo bei Barcelona 
am 27. März 1907 unter einem in Humus eingebetteten Steine auf- 
gefunden und meinem verehrten Meister, dem genialen Verfasser der 
Monographie dieser interessanten Koleopterengruppe, Herrn Direktor 
Ludwig Ganglbauer in herzlichster Freundschaft zugeeignet. 

Die Bestimmungstabelle des Genus Scotodipnus in der Mono- 
graphie des Herrn Direktors Ganglbauer (vgl. diese „Verhand- 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (67) 


lungen“, 1900, S. 155—172) wäre daher auf S. 156 wie folgt zu 
ergänzen: 


9. Größer. Die Fühler ziemlich lang. Der Halsschild wenig breiter 
als lang, nach hinten stark verengt. Die Flügeldecken stark 
nach hinten erweitert, hinten einzeln dreieckig zugespitzt, 
an der Naht breit divergierend . . . . 5. guadarramus 

9a. Kleiner. Die Fühler kurz. Das dritte Fühlerglied nicht kugelig. 
Der Halsschild viel breiter als lang, nach hinten verengt. 
Die Flügeldecken gleichbreit oder nach hinten nur schwach 
erweitert, an der Naht nur schwach divergierend. 

6. Schaumi 

9b. Kleiner. Die Fühler kurz. Das dritte Fühlerglied kugelig. Der 
Halsschild nicht breiter als lang, nach hinten weniger ver- 

engt. Die Flügeldecken nach hinten merklich erweitert, an 

der Naht etwas breiter divergierend . . 6a. Ganglbaueri 


Herr Dr. K. Holdhaus legt hierauf mehrere Publikationen der 
Brüder A. und F. Solari in Genua vor und bespricht deren unge- 
mein verdienstvolle, vor Kurzem erschienene Monographie der Koleo- 
pterengattung Acalles (Studi sugli Acalles. — Ann. Mus. Civ. Stor. 
Nat. Genova, Ser. III, Vol. III, 1907, p. 479—551). 


Bericht der Sektion für Lepidopterologie. 


Versammlung am 7. Februar 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel. 


I. Der Vorsitzende legt nachstehende Druckschriften vor: 


Turati, Conte Emilio, Nuove Forme di Lepidotteri. (Nat. Sie., 
XX, 1907. Mit 6 photogr. Tafeln.) 

Rebel, H., Lepidopteren aus Südarabien und von der Insel 
Sokotra. (Denkschr. der kais. Akad. der Wiss. in Wien, 
Bd. LXXI. Mit kolor. Taf.) (Geschenk des Verfassers.) 


e* 


(68) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


II. Herr Fritz Preißecker bespricht unter Vorweisung eine 
neue Lycaenidenform: Lycaena coridon Poda ab. J’ hafneri nov.ab. 

Mir liegen zwei aus Krain stammende, lebhaft hellblau ge- 
färbte C’ von coridon vor, welche einander wohl nicht völlig gleichen, 
aber ohne Frage derselben Aberrationsrichtung angehören und in 
dieser Linie nicht so weit voneinander abstehen, daß sie nicht mit 
ein und demselben Namen belegt werden könnten. Das eine (Type «) 
erbeutete Herr Johann Hafner am 19. Juni 1900 bei Feistenberg 
am Nordfuße des Uskokengebirges, das zweite (Type b) ich selbst 
am 28. Juni 1907 bei Oberfeld bei Wippach. 

Type a wurde unserer Sektion bereits in der Sitzung vom 
6. März 1903 (siehe diese „Verhandlungen“, 1903, Heft 2), und zwar 
von Herrn Fritz Wagner vorgelegt. Wie mir dieser freundlichst 
mitteilte, ist dieses Stück von Herrn Bang-Haas, der es von Herrn 
Hafner seinerzeit zur Ansicht erhielt, als zur var. polonus Z. von 
bellargus Rott. gehörig bezeichnet worden. Darauf ist wohl auch 
der in jenem Sitzungsberichte hinsichtlich der blauen Färbung an- 
gewandte Vergleich mit var. polonus, welcher jedoch meiner Ansicht 
nach nicht zutreffend ist, zurückzuführen. 

Type a besitzt ein am besten mit dem Blau von damon Schiff. 
vergleichbares, grünlich silberglänzendes Hellblau, das ein wenig 
tiefer getönt ist als durchschnittlich bei damon, dunkleren Stücken 
dieser Art aber sozusagen gleichkommt. Die blaue Bestäubung liegt 
nicht sehr dicht und läßt die Vorderflügelrippen ziemlich breit dunkel 
durchtreten. Die dunkle Saumbinde der Vorderflügel ist schmal, 
aber nicht schmäler als dies bei der Stammart oft genug vorkommt. 
Auffallend ist das Auftreten eines deutlichen schwarzen Mittelstriches 
auf den Vorderflügeln. Die Unterseite der Hinterflügel zeigt eine 
sehr hellbraune Färbung, wie es aber auch bei coridon-Stücken 
unserer Gegenden nicht selten der Fall ist. 

Type b hat ein etwas tieferes Blau, das wohl ebenso lebhaft, 
aber weniger grünlich glänzt und im Tone sich am ehesten mit 
dem Blau von frischen eros O. dunklerer Färbung, wie sie Stücke 
aus den Schweizer Alpen und den Abruzzen besitzen, oder von sehr 
hellen hylas Esp., bei denen der violette Schimmer nur ganz schwach 
auftritt, vergleichen läßt. Die blaue Beschuppung ist sehr dicht, 
die Vorderflügelrippen sind ganz fein und nur vor dem sehr schmalen 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (69) 


dunkeln Saum dicker schwarz; ein Mittelzeichen fehlt. Die Unter- 
seite der Vorderflügel ist gegen den Saum ziemlich verdunkelt, die 
der Hinterflügel verhältnismäßig dunkel braun; beides kommt aber 
auch bei der Stammart nicht selten vor. 

Oberthür bildet in seinen Etudes d’Entomologie, Lief. 20, 
Taf. III, Fig. 29, ein von Vernet-les-Bains in den Ost-Pyrenäen 
stammendes coridon-Männchen ab, welches, wenn das Bild ein natur- 
getreues ist, wohl dieser Form angehören dürfte. In der Besprechung 
dieses Stückes sagt Oberthür allerdings, daß es das Blau der var. 
caucasica Ld. besitze, zu welcher Varietät er es auch zieht. 

Bei den vorliegenden beiden Stücken kann der Gedanke einer 
Zugehörigkeit zur var. caucasica jedoch nicht platzgreifen, da dieser 
letzteren Form ein ganz anderes, nämlich ein milchiges, violett ge- 
töntes Blau eigen ist, von den übrigen Charaktermerkmalen dieser 
Form, nämlich dem äußerst schmalen, auf eine — meist auch auf 
den Vorderflügeln vorne von einer Punktreihe begleitete — Saum- 
linie beschränkten dunkeln Saum der Oberseite und der in der Regel 
sehr bleichen, klein geäugten Unterseite (wie bei var. hispana H.-S.) 
ganz abgesehen.!) 

Auch ab. calydonius Lowe aus Wallis, vor kürzerer Zeit (1903) 
beschrieben in Wheelers „The butterflies of Switzerland and the 
Alps of Central Europe“, hat ein ganz anderes, nämlich meleager- 
Blau, außerdem unterseits die Wurzel der Hinterflügel stark blau 
bestäubt und die orangefarbigen Randflecke bleich und klein. 

Bemerkenswert erscheint mir, daß beide Stücke eine für cori- 
don (auch für Krain) verhältnismäßig frühe Flugzeit aufweisen. 

Ich benenne diese hübsche Aberration nach ihrem Entdecker, 
dem um die Erforschung der Macrolepidopterenfauna Krains und 
der Görzer Gegend unermüdlich bemühten Herrn Johann Hafner, 
derzeit k. k. Postkontrolor in Göürz. 

Kurze Diagnose: Colore caerulea damoni Schiff. similis, plus 
minusve saturatior. 


IH. Herr Fritz Preißecker gibt weiters die Beschreibung 
einer neuen heimischen Tortrieide, wovon eine größere Stückzahl 
samt den nächst verwandten Arten demonstriert wird: 


!) Var. corydonius H,-S. ist hell lavendelblau gefärbt. 


(70) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Euxanthis dorsimaculana nov. spec. (J', 9.) 

Vorderflügel hellgelb, dieht von unbestimmten mattsilbernen 
Querbändern durchzogen, mit einem rostgelben, schwärzlich ge- 
mischten Schrägfleck vor der Mitte des Innenrandes, in der Regel 
mit einem kleinen ockergelben Gegenfleck am Vorderrande und 
einer ockergelben, vorne von schwärzlichen Schuppen begleiteten 
Stelle hinter der Kniekung und dem Queraste; Hinterflügel heller 
oder dunkler grau mit graulichweißen Fransen. 

Ast 7 und S der Vorderflügel entspringen getrennt voneinander, 
ersterer zieht in den Saum. Auf den Hinterflügeln sind Ast 6 und 7 
lang gestielt, Ast 3 und 4 entspringen aus einem Punkte. 

Flüchtig angesehen erinnert die Art an straminea Hw., ist 
jedoch durch die viel breiteren, anders geformten Vorderflügel auf- 
fällig von dieser unterschieden. Außerdem sind bei straminea, 
wenigstens bei allen Stücken, die ich untersuchte, die Hinterflügel- 
äste 3 und 4, wenn auch kurz, so doch deutlich gestielt. Von 
alternana Stph., welche mir nicht vorliegt, unterscheidet sie sich 
ohne Zweifel in denselben Punkten, da nicht nur Heinemann in 
seiner Beschreibung dieser Art sagt: „In der Flügelform ganz mit 
ihr (straminea) übereinstimmend“, sondern auch in Meyricks ein- 
gehender Beschreibung von alternana von einer von siraminea ab- 
weichenden Flügelform nicht die Rede ist. Auch ein anderer Ver- 
lauf der Hinterflügeläste 3 und 4 wird weder hier noch dort er- 
wähnt. Aus den alternana-Abbildungen von Stephens und Wood 
ist keine Aufklärung zu gewinnen. 

Vorderflügel S—10 mm lang, nach hinten deutlich erweitert, 
ausgesprochen dreieckig, der Vorderrand gleichmäßig, aber nicht 
stark gebogen, der Saum -ziemlich steil, gerade oder etwas ge- 
schwungen. Sie sind im Schnitte am ehesten mit den Vorderflügeln 
von fulwana F. R. zu vergleichen, deren Vorderrand aber an der 
Wurzel stärker gekrümmt ist. Ihre Grundfarbe ist stroh- bis licht 
ockergelb, dieht von dicken, beim 9 etwas schmäleren, mattsilbernen, 
unbestimmt begrenzten Querwellen durchzogen, welche ähnlich wie 
bei callosana H.-S. verlaufen, aber mehr zusammenhängende Quer- 
bänder bilden und nicht so glänzen wie bei dieser. Das durch 
die Flügelmitte gehende Band der Grundfarbe, welches viel breiter 
als bei callosana ist, läuft vom Innenrande, vor dessen Mitte an- 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (71) 


setzend, ungefähr parallel mit dem Saume, aber meist ein wenig 
nach hinten gebogen, bis zur vorderen Mittelrippe und bricht sich 
hier in stumpfem Winkel gegen den Vorderrand, in dessen Mitte 
endigend. Im Innenrandteile ist es bis etwas über die Mitte des 
Flügels dieht rostgelb bestäubt und an beiden Rändern, besonders 
aber an dem vorderen, mit dunkelbraunen, etwas aufgeworfenen 
Schuppen bestreut. Dadurch entsteht ein sich stark abhebender, 
oben gerade, aber nicht scharf begrenzter, ungefähr doppelt so 
hoher als breiter, mehr oder weniger schräg auf dem Innenrande 
stehender Fleck, welcher in der Regel etwas nach hinten gekrümmt 
und in der Falte an seinem vorderen Rande ein wenig ausgenagt 
ist. Über diesem Flecke ist das Querband bisweilen durch silbern 
beschuppte Stellen verengert oder unterbrochen, am Vorderrande 
selbst oft, beim Q regelmäßig, fleekenartig dunkler ockergelb, aber 
auch hier beim dJ’ zuweilen silberig gemischt. Vorne über dem 
Innenwinkel, gleich hinter der Kniekung, manchmal auch knapp 
hinter dem Queraste, liegen größere oder kleinere schwarzbraune 
Schuppenhäufchen, welche in der Regel beim 9 ausgedehnter sind; 
dahinter tritt die Grundfarbe gewöhnlich stärker und auch dunkler 
hervor. In der Wurzelhälfte des Vorderrandes finden sich im weib- 
lichen Geschlechte mitunter deutliche schwarzbraune Sprenkeln; 
bei den d’ sind sie nur angedeutet oder ganz fehlend, nur ein 
zeigt sie, und zwar bis gegen das Spitzendrittel des Vorderrandes 
deutlich. Der Vorderrandansatz des Mittelbandes sowie der zwischen 
diesem und der Flügelspitze liegenden Bänder der Grundfarbe ist 
öfters, besonders beim 9, dunkel bestäubt, die Fransen sind glänzend 
strohgelb, mit undeutlicher Teilungslinie. 

Hinterflügel sehr breit, beim J° hellgrau mit mehr oder weniger 
dichter bräunlichgrauer Bestäubung, die sich am Saume an den 
Rippenenden manchmal zu deutlichen kleinen Flecken verdichtet, 
beim 9 dunkel braungrau bis schwarzgrau; ihre Fransen graulich- 
weiß, glänzend, beim © heller, aber auch bei diesem nie so rein 
weiß wie bei straminea, ihre Teilungslinie beim J’ selten deutlich, 
meist ganz fehlend, beim 9 scharf und breit dunkel. 

Die Unterseite der Vorderflügel ist schwarzgrau mit gelblicher 
Aufhellung an Wurzel und Innenrand, die Fransen sind gelblich; 
die Unterseite der Hinterflügel samt Fransen weißlich, am Vorder- 


72) : Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


rande schmäler oder breiter grau angelaufen, beim 9 bisweilen 
überall grau bestäubt. 

Kopf, Thorax und Palpen besitzen die Grundfarbe der Vorder- 
flügel, die Palpen gleichen in Form und Größe denen von siraminea 
und sind außen bräunlichgelb gefärbt, Hinterleib oben grau, die 
Afterbehaarung und der Bauch gelblich. Vorder- und Mittelbeine 
außen ziemlich dunkelgrau, mit gelblichen Enden der Fußglieder, 
die Hinterschienen und Hinterfüße gelblich. 

Die Art ist bis auf die geringe, in der vorstehenden Be- 
schreibung voll berücksichtigte Veränderlichkeit im Gegensatze zu 
straminea recht konstant. Unter den mir vorliegenden reinen Stücken 
(29, davon 9 9) weichen vom allgemeinen Typus nur zwei (1 cd’ 
und 1 9) durch geringe Größe ab, das 9 außerdem dadurch, daß 
es die Färbung des männlichen Geschlechtes besitzt. Sie dürfte 
am besten zwischen straminea—alternana und callosana einzureihen 
sein, welch letztere — wie perfusana Gn. — ihrem Rippenverlaufe 
nach ebenfalls in die Gattung Euxanthis Meyr. gehört (bisher stand 
sie bei Oonchylis Ld.). 

Das erste Mal fing ich diese Art in zwei verflogenen @ am 
30. Juni und 13. Juli 1901 bei Spitz a. d. Donau in der Wachau, 
dann in einem ziemlich frischen d' am 2. Juli 1905 bei Retz. In 
den Jahren 1906 und 1907 gelang es mir endlich auf dem Gais- 
berg bei Stein a. d. Donau gegen Mitte Juni eine größere Anzahl 
von Stücken zu erbeuten. Das früheste Stück, das vorerwähnte 
aberrante 9, ist am 27. Mai 1906 bei Dürnstein gefangen. Sonst 
wurde das Tier meines Wissens nur von Herrn Dr. Egon Galvagni, 
und zwar am 10. Juni 1906 in einem verflogenen Pärchen bei Retz 
und im Jahre 1907 in Gemeinschaft mit mir auf dem Gaisberg er- 
beutet (Dr. Galvagnis Stücke liegen mir vor). Als Hauptflugzeit 
ist wohl der Juni zu bezeichnen. Straminea fliegt dagegen in zwei 
Generationen, Mai bis Mitte Juni und wieder August bis Anfang 
September. 

Da an allen Stellen, an denen Herr Dr. Galvagni und ich 
das Tier fanden, Üentaurea rhenana Bor. wächst, vermute ich in 
dieser die Futterpflanze. 

Bisher bekannte Heimat: das Weingebiet der Wachau und 
von Retz. 


Y . so. . . (moS\ 
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (75) 


IV. Herr E. Fitz weist ein am 11. August v. J. bei Mödling 
erbeutetes albinotisches Exemplar von Papilio machaon vor, bei 
welchem die schwarze Zeichnung der Vorderflügel bis zur Rand- 
binde durch helle Schuppen bedeckt ist. 

Anknüpfend daran demonstriert Herr Dr. E. Galvagni be- 
merkenswerte Paptlio machaon-Formen aus seiner Sammlung. 


V. Herr F. v. Meißl legt ein vor Jahren in Bösing (Ungarn) 
gesammeltes Stück von Aporia crataegi vor, welches bis auf die 
etwas weniger breite Mittelmakel der Vorderflügel und hellere Unter- 
seite mit einem Exemplar der ab. augusta Tur. aus Sizilien überein- 
stimmt. Auch bei dem ungarischen Stück sind nämlich die schwärz- 
lichen Adernenden oberseits auf allen Flügeln ausnehmend ver- 
breitert. 


VI. Herr Leo Schwingenschuß zeigt einige Aberrationen 
von Tagfaltern aus seiner Sammlung, darunter ein Q von Erebia 
lappona Esp. von Piz Umbrail (Ortlergebiet, 18. Juli 1903), bei dem 
im Gegensatze zu normalen Stücken die Mittelbinde der Hinterflügel 
hellgrau ist und nur dunkel eingefaßt erscheint. 


VlI. Herr Kl. Dziurzynski demonstriert nachstehende Zy- 
gaena-Formen, gefangen im Jahre 1907 bei Mödling: 

Zygaena brizae Esp. f. cingulata Dziurz. Nur ein defektes Stück 
am 4. Juli im Anningergebiet bei Gumpoldskirchen, wo sonst 
nur typische Stücke flogen. Häufiger kommt diese Form bei 
Bruck a. d.L. vor. 

Zygaena achilleae Esp. f. cingulata Dziurz., f. confluens Dziurz. und 
f. dziurzynskü Hirschke fing ich wieder in Anzahl auf den 
Wiesen im Anningergebiet im Monate Juli. 

Zygaena punelum O. in Anzahl in besonders großen Stücken am 
Eichkogel bei Mödling anfangs Juli. 


Zygaena lonicerae L. f. bercei Sand. (= ab. confluens) habe ich 
heuer wieder am 19. Juli beim Richardshof (Anningergebiet) 
erbeutet. 


Zygaena lonicerae L. f. privata Burg. (ohne Fleck 5). Diese inter- 
essante Form flog im Anningergebiet in der Nähe des Richards- 
hofes am 19. Juli. 


(74) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Zygaena angelicae O. f. cingulata Dziurz. (mit rotem Leibring) fing 
ich am 19. Juli auf den Waldwiesen beim Richardshof. 
Zygaena laeta Hbn. war am Eichkogel bei Mödling und beim 
Richardshof sehr vereinzelt am 13. und 24. Juli. Die Stücke 

sind sehr groß und farbenprächtig. 

Zygaena carniolica Se. f. flaveola Esp. kommt am Eichkogel sehr 
vereinzelt vor; ein 9 am 27. Juli. Von der f. amoena Stgr. 
habe ich beim Richardshof zwischen dem 22. und 50. Juli 
gegen 10 Stück gefangen. Übergänge zu dieser Form sind 
dort häufig. | 


VIII. Herr Dr. Rebel berichtet über seine im Juli und August 
vorigen Jahres mit Unterstützung des Hofmuseums unternommene 
Exkursion in die transsylvanischen Alpen. 


Als erstes Standquartier wurde Hermannstadt gewählt, der 
Wohnort des hervorragendsten lepidopterologischen Lokalfaunisten 
Siebenbürgens, des Herrn Stadtphysikus Dr. D. Czekelius. Schon 
die Durchsicht seiner Sammlung, welche derzeit das wichtigste 
Belegmaterial für die siebenbürgische Lokalfauna enthält, bot ein 
hervorragendes Interesse. Unter seiner sachkundigen Führung wurde 
auch Nachtfang an einer zu diesem Zwecke eingerichteten Bogen- 
lampe im Spitalsgarten betrieben und die nähere Umgebung von 
Hermannstadt besucht. Besonders erfolgreich war eine Tagespartie 
zum Rotenturmpaß (21. Juli), wo die Felswände längs der Kunst- 
straße nach der Kontumaz sehr interessante Arten ergaben. Da- 
gegen bot das vielversprechende, mit zahlreichen halophilen Pflanzen 
bewachsene, steppenartige Terrain des Bades Salzburg (Vizakna), 
wo gegenwärtig große ärarische Bauten entstehen, keine charakte- 
ristischen Arten. 

Durch die Liebenswürdigkeit des bekannten Konchyologen 
Herrn M. v. Kimakoviez lernte ich auch einen ausgezeichneten 
Fangplatz für Zygaenen, besonders Zygaena carniolica, in einem 
Holzschlage oberhalb des Dorfes Baumgarten (Bungart) kennen, wo 
auch Neptis aceris flog. 

Ein mehrtägiger Ausflug mit Dr. Czekelius in das Zibins- 
gebirge (Urgebirge) führte zunächst per Wagen über Großau, einem 
sehr großen sächsischen Dorf mit befestigter Kirche, auf einer schönen 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (75) 


Bergstraße auf den Wardä und weiters dann auf die Hohe Rinne, 
wo die Kuranlage (32km von Hermannstadt in 1400 m Seehöhe) 
inmitten ausgedehnter Fichtenhochwälder ein ausgezeichnetes Stand- 
quartier bietet. Ein anhaltender, überaus heftiger Wind erschwerte 
das Sammeln, namentlich auf dem Wege zum Qindrel oberhalb der 
Baumgrenze, so daß nur wenige alpine Arten erbeutet wurden. Das 
Interessanteste waren drei Exemplare des sehr seltenen @ von 
Orambus orientellus, welehe offenbar von dem Sturmwind herab- 
getragen noch an der oberen Grenze der Waldregion auf dem Wege 
sitzend erbeutet wurden. Ein nochmaliger Besuch des Platzes am 
nächsten Tage blieb erfolglos. 

Als zweite Gebirgstour von Hermannstadt aus wurde mit einem 
etwas deutsch sprechenden rumänischen Führer eine Partie in das 
schöne Fogoraschgebirge (ebenfalls Urgebirgsformation) ausgeführt 
(25. und 26. Juli). Auch hier bot die alpine Zone, namentlich in 
der Nähe des über 2000 m hochgelegenen Bullea-Sees (Meerauges) 
äußerst wenige und keine bemerkenswerten Arten. Dagegen war 
namentlich eine offene, lang ausgedehnte Lehne unterhalb des Schutz- 
hauses (1234 m), über welche ein fast ebener, neuangelegter Weg 
führt, ein vorzüglicher Sammelplatz, der einige für die sieben- 
bürgische Landesfauna neue Arten ergab. Auch die ehemalige Glas- 
hütte (Matzenauer) am Fuße des Gebirges, wo eine reiche kraut- 
artige Vegetation wuchert, ist als Sammelplatz sehr bemerkenswert. 

Als nächster Aufenthaltsort wurde Schäßburg gewählt. In 
der hügeligen Umgebung der interessanten, altertümlichen Stadt 
gedeiht bereits Wein. Mangels lokalkundiger Führung bot der Auf- 
enthalt jedoch faunistisch wenig Bemerkenswertes, so daß schon am 
29. Juli Kronstadt als Standquartier aufgesucht wurde. 

Hier war Herr Friedrich Deubel, dessen aufopfernde Bereit- 
willigkeit bereits zahlreichen naturwissenschaftlichen Reisenden in 
bester Erinnerung stehen dürfte, so liebenswürdig, seine vieljährige 
ausgezeichnete Lokalkenntnis ganz zur Verfügung zu stellen. 

Schon die unmittelbare Umgebung Kronstadts, wie der kleine 
Hangestein und die große Zinne, sind faunistisch sehr reich und 
interessant. Herr Deubel, der bisher selbst keine einheimischen 
Lepidopteren sammelte, aber eine überraschend schöne und reich- 
haltige Sammlung exotischer Lepidopteren (vorwiegend Rhopalo- 


(76) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


ceren) besitzt, vermittelte auch die Bekanntschaft des Herrn Emil 
v. Silbernagel, welcher als Lepidopterolog nicht bloß lokalfauni- 
stisch tätig ist, sondern kürzlich auch mit dem Sammeln exotischer 
Lepidopteren begonnen hat und dessen Sammlung bereits einige 
sehr schöne Schaustücke aufweist. 

In den Straßen Kronstadts flog Ende Juli Pyrameis cardwi 
zahlreich in der Richtung Nordwest. Einige Tage vor meiner An- 
kunft sollen Massenzüge dieses Falters daselbst beobachtet worden 
sein. Einige Exemplare, die ich auf das Geschlecht untersuchte, 
waren der Mehrzahl nach 9, jedoch ohne reifen Eivorrat. 

Die Hauptpartie von Kronstadt aus war ein Besuch des 
„Buesees“, eigentlich des an der rumänischen Grenze liegenden 
Hochgebirges, welches vorwiegend aus Kalksteinen besteht und im 
„Om“ (2508 m) seine Gipfelhöhe erreicht. Wir verließen am 3. August 
Kronstadt, fuhren per Bahn nach Rosenau und von da weiter per 
Wagen bis zum Anstiege. Bereits Mittag erreichten wir die an der 
oberen Grenze der Fichtenwaldzone gelegene Schutzhütte und stiegen 
am nächsten Morgen durch das auffallend terrassenförmige Gebirge 
bis auf den Omgipfel, worüber die Landesgrenze führt. Am Gipfel 
trafen wir Zygaena exulans (verflogen) und Gnophos operaria. Ein 
heftiger Wind mit Nebeltreiben erschwerte anfänglich das Sammeln. 
Später trat Ausheiterung ein und wir machten während einer lang 
ausgedehnten Kammwanderung eine sehr interessante Ausbeute. 
Jedenfalls ist die (bereits rumänische) Südseite des Gebirges fau- 
nistisch ungleich reicher als die (siebenbürgische) Nordseite des- 
selben. Eine von Rasen umgebene Sandmulde, in welche die nun 
ganz freigewordene Sonne brannte, war ein besonders günstiger 
Fangplatz. Hier flogen zahlreiche Psodos und einige alpine Mikro- 
lepidopteren, auch Argynnis pales und Erebia lappona wurden hier 
erbeutet. Etwas tiefer trafen wir Erebia epiphron var. transsylvanica 
und Hesperia cacaliae, wovon Herr Deubel das erste Stück er- 
beutete. Leider gelang es uns nicht Arctia quenselii, die dort von 
Herrn v. Kimakowiez gefangen wurde, aufzufinden. Einige im 
Fluge gefangene Arctiiden erwiesen sich als Parasemia plantaginis 
var. bicolor Rätz. 

Erst gegen Abend gelangten wir nach langwährendem Abstieg 
nach der königlich rumänischen Sommerresidenz Sinaia, von wo 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. ( 17) 


aus über Predeal die Rückfahrt per Bahn erfolgte. Bald darauf 
trat ich die Rückreise aus Siebenbürgen an. 


Die faunistisch bemerkenswertesten Arten der Ausbeute sind: 


Pieris napı var. bryoniae Ochs. Auf der Hohen Rinne am 20. Juli 
ein d’ mit ausnehmend breit schwarz bestäubten Adernenden. 


Oolias myrmidone Esp. Am Südabhange der Kleinen Zinne bei 
Kronstadt mehrfach, darunter ein kleines 9 mit fast flecken- 
loser schwarzer Saumbinde der Vorderflügel. 


Erebia epiphron var. transsylvanica (nov. var.). Schon im Vor- 
jahre brachte mir Herr Dr. Czekelius einige Stücke einer 
epiphron-Form vom Buesees zur Ansicht, welche weder mit 
der Stammform noch mit der var. cassiope zusammenfällt. Bei 
meinem vorjährigen Besuche des genannten Hochgebirges am 
4. August traf ich die Art auf der Kammhöhe des Gebirges 
(rumänische Südseite) in Anzahl, aber nur im männlichen 
Geschlechte. 

Die vorliegende Serie macht nun die Annahme einer 
Lokalform notwendig, die sich von typischen epiphron durch 
die kürzere Flügelform und die viel breitere und lebhaft hell 
rotgelbe, zusammenhängende Binde der Vorderflügel, in welcher 
kleinere, ungekernte schwarze Punkte stehen, unterscheidet. 
Auch tritt die rostrote Färbung zuweilen in den Zellen 4 
und 5 der Vorderflügel basalwärts bis zum Schlusse der Mittel- 
zelle zurück, was bei typischen epiphron wohl nur sehr selten 
der Fall sein dürfte. Auf der Unterseite ist die rostrote Binde 
der Vorderflügel basalwärts nicht scharf begrenzt, sondern 
geht allmählich in die dunkle Grundfarbe über. Das einzige 
Q, welches mir vorliegt und von Dr. CGzekelius im Jahre 
1905 erbeutet wurde, zeigt ebenfalls die Binde beträchtlich 
breiter, die Punkte darin ungekernt. 

Ein Vergleich dieser am lebhaftesten und vollständigsten 
gezeichneten epiphron-Form mit der alpinen var. cassiope oder 
der var. orientalis Elw. kann entfallen. 

Auffallenderweise erwähnt Dr. Fleck in seinen „Makro- 
lepidopteren Rumäniens“ (S. 36), daß er auf den Vorbergen 
des Bucsees bei Azuga eine Anzahl typischer ab. nelamus und 


(78) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Übergänge zu cassiope erbeutet habe, also Formen, die durch 
ihre Bindenreduktion und düstere Färbung im schärfsten 
Gegensatze zu der vorliegerden var. transsylvanica stehen. 
Mir blieben Stücke von Dr. Fleck unbekannt, desgleichen 
solche aus dem Banat, wo die Art ebenfalls fliegen soll. 

Coenonympha pamphilus ab. marginata Rühl. Rosenau bei Kron- 
stadt. (0, 1. August, Silbernagel.) 

Chrysophanus phlaeas ab. coeruleopunctata Stgr. Roter Turm, 21. Juli. 

Augiades comma L. Kleine Zinne, am 30. Juli 2 Z' mit reduzierten 
weißen Flecken der Hinterflügel-Unterseite, die bei einem ver- 
dunkelten Stück nur punktförmig sind. 

Hesperia cacaliae Rbr. Bucesecs, 4. August. Neu für Siebenbürgen 
und Rumänien. 

Lymantria monacha L. Kleiner Hangestein, 1. August, Q. 

Dianthoecia caesia Hb. Beim Aufstieg zur Hohen Rinne erbeutete 
Dr. Czekelius das erste Stück dieser für Siebenbürgen neuen 
Art an einer Steinwand. In der Folge trafen wir sie daselbst 
in Anzahl (18. Juli). 

Acidalia montliata Hb. Hohe Rinne, 13. Juli, kleines Q. 

Aecidalia strigilaria Hb. Roter Turm, 21. Juli, kleines, besonders 
dunkles 9. 

Codonia quercimontaria Bastel. Hermannstadt, 18. Juli, d. Neu für 
Siebenbürgen. 

Rhodostrophia vibicaria ab. roseata Ersch. Salzburg, 25. Juni (Cze- 
kelius). 

Larentia flavieinctata Hb. Ein ganz frisches J' aus dem Bullea- 
Gebiet am 26. Juli. Neu für Siebenbürgen. 

Tephroclystia scriptaria H.-S. d', Bucsees (Deubel-Weg, 3. August). 
Neu für Siebenbürgen. 

Tephr. plumbeolata Hw. Roter Turm und Baumgarten. Neu für 
Siebenbürgen. 

Boarmia glabraria Hb. cd‘, Hohe Rinne, 19. Juli. 

Gnophos operaria Hb. Zwei d', Bucsecs, 4. August. Neu für Sieben- 
bürgen, kürzlich auch in der Hohen Tatra sichergestellt (Dr. 
Galvagni). 

Psodos irepidaria Hb. Sehr häufig auf der Kammhöhe des Bucsees 
in zum Teile auffallend hellgrauen Stücken (J, 2). 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (79) 


Ps. coracina Esp. Viel seltener mit der vorigen Art. 

Zygaena angelicae Ochs. Bei Kronstadt häufig auf der Zinne und 
am Hangestein. 

Z. ephialtes ab. peucedani Esp. und athamanthae Esp. Ebenda. 
Ino chloros Hb. Auf der Kleinen Zinne am 30. Juli ein Pärchen 
in copula. | 
Orambus orientellus H.-S. Außer den beiden vorerwähnten 9 von 
der Hohen Rinne (Bodrina, 19. Juli) konnte ich leider keine 
Spur der im Urgebirge der Südkarpathen nach Dr. Czekelius 
weitverbreiteten Art entdecken. Im Bucsees-Gebirge scheint 

sie zu fehlen. 

Or. mytilellus Hb. Mehrfach auf der Kleinen Zinne bei Kronstadt. 
Neu für Siebenbürgen. 

Ör. speculalis ab. (var.) catoptrellus Z. An der Bullea-Lehne am 
26. Juli 9, 9. Neu für Siebenbürgen. 

Or. luctiferellus Hb. Herr Deubel erbeutete zwei S' in der Um- 
gebung der Bucsecs-Hütte am 3. August. Neu für Siebenbürgen. 

Pristophora florella Mn. Auf dem Kleinen Hangestein bei Kronstadt 
am 1. August ein @ dieser südlichen Art. Neu für Sieben- 
bürgen. 

Scoparia sudetica Z. In der alpinen Region des Bullea- und Bucsecs- 
Gebirges. Neu für Siebenbürgen. 

Sc. murana Curt. Ein Q@ aus dem Bullea-Gebiet (ca. 1500 m). 

Pyrausta uliginosalis Stph. In der alpinen Region des Bullea- und 
Bucesecs-Gebirges, auf der Kammhöhe des letzteren sehr häufig. 

Tortrix steineriana Hb. Auf der Kammhöhe des Bucsees häufig. 
Neu für Siebenbürgen. 

Cerostoma chazariella Mn. Dr. Özekelius hatte die Freundlichkeit, 
mich an die engbegrenzte Fundstelle dieser Art im Kurpark 
von Salzburg zu führen, wo wir von Acer tartarica eine An- 
zahl Stücke scheuchten (22. Juli). 

Gelechia dzieduszyckii Now. Ein Pärchen am Rande einer Sand- 
mulde auf der Kammhöhe des Bucsees am 4. August erbeutet. 
Das J ist klein und schwach gezeichnet, das halbgeflügelte 
9 mit deutlichen Spuren der Zeichnung. Neu für Siebenbürgen. 

Lita hübneri Hw., 

L. tricolorella Hw. und 


(80) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


L. leucomelanella Z. Am Kleinen Hangestein bei Kronstadt häufig 
an den Baumstämmen sitzend (2. August). Neu für Sieben- 
bürgen. 

Carcina quercana F. Am Kleinen Hangestein bei Kronstadt am 
1. August. Neu für Siebenbürgen. 

Borkhausenia flavifrontella Hb. Bullea am 26. Juli. Neu für Sieben- 
bürgen. 

B. luctuosella Dup. Wie die Vorige. 

Glyphipterix equitella Se. Auf der Kleinen Zinne am 30. Juli. Neu für 
Siebenbürgen. 

Melasina lugubris Hb. An der Bullea-Lehne am 26. Juli ein Pärchen 
in copula. Bisher in Siebenbürgen nur von Puj angegeben. 

Nemotois pfeifferellus Hb. Im Bullea-Gebiet (Glashütte, 26. Juli). 
Neu für Siebenbürgen. 

Adela violella Tr. Bei Hermannstadt zwei 9. Neu für Siebenbürgen. 


Versammlung am 6. März 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel. 


Als Gäste sind anwesend die Herren: Otto Bubacek und 
Walter Khautz v. Eulenthal. 

I. Herr Dr. Rebel legt nachstehende Publikationen vor: 

Bulletin de la Soeci6ete lepidopterologique de Gen&ve, 
Vol. I, Fase. 1—2. [Vgl. das Referat in diesen „Verhandlungen“, 
1908, 8. (50).] 

Pagenstecher, Dr. Arn., Lepidoptera-Heterocera von Mada- 
gaskar, den Comoren und Ostafrika. (Aus Voeltzkow, Reise in 
Ostafrika 1903—1905, Bd. 11.) 


II. Herr Dr. Rebel berichtet über ein neuerliches Geschenk 
des Herrn Intendanten Hofrat Steindachner an die lepidoptero- 
logische Sammlung des Hofmuseums, worunter sich nachstehende, 
bisher unbenannte Papilio-Form befand: 

Papilio aegeus aegates Fruhst. Ü’ forma citrinus (nov. ab.). 
Das ganz frische Stück, welches den Fundortsnachweis Astrolabe- 
Bai (Deutsch-Neu-Guinea) besitzt, stimmt in der Zeichnungsanlage 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (31) 


vollständig mit einem von Fruhstorfer herrührenden Originalstück 
seiner Lokalform aegates („Iris“, XVI, S. 14) aus British-Neu-Guinea 
überein, das heißt, es besitzt eine ebenso breite Anteapikalbinde 
der Vorderflügel und eine saumwärts ebenso tief ausgezackte (finger- 
förmig gestaltete) Mittelbinde der Hinterflügel, welche Ader C, nur 
wenig überragt. Diese Binden der Vorder- und Hinterflügel sind 
jedoch anstatt blaß grünlichweiß, gesättigt zitrongelb, was dem 
Tier ein ganz anderes Aussehen verleiht. Im Innenwinkel der Hinter- 
flügel liegen rote und blaue Schuppen zu einem Fleck gehäuft. 
Auf der Unterseite derselben erscheint der Fleck groß, rot, nur auf 
seinem oberen ausgekerbten Rand mit einigen blauen Schuppen, 
worauf in Zelle 2 bis 4 nach außen offene blaue Winkelflecke folgen, 
unter deren erstern (in Zelle 2) ein orangegelber Querstrich liegt. 

Aus derselben Lokalität hat kürzlich Grose-Smith (Ann. and 
Mag. [8], I, p. 116) eine auf den Hinterflügeln ebenfalls „lemon- 
yellow“ gefärbte Papilio-Form als „P. pandoxus“ beschrieben, die 
jedoch der f. pandion Wall. zunächst steht, welche sich durch eine 
sehr schmale und oft verloschene Anteapikalbinde der Vorderflügel 
auszeichnet. 


II. Herr H. Zerny demonstriert ein in St. Egyd a. N. (N.-Ö.) 
am 20. Juli 1907 um Weiden schwärmend erbeutetes Stück von 
Trochilium crabroniformis Lew., wodurch die Angabe Österreich 
für diese seltene Art eine Bestätigung erfährt. 


IV. Herr Dr. Anton Günner spricht unter Vorweisung eines 
größeren Materials von Aglia tau über eine bisher unbenannte 
Form, welche sich unterseits durch den Mangel der bei normalen 
Stücken vorhandenen weißen Bestäubung im Apikalteil der Vorder- 
flügel und auf den Hinterflügeln auszeichnet, und bringt für dieselbe 
den Namen ab. dealbata in Vorschlag. Diese Aberration tritt unter 
normalen Stücken, häufig aber auch mit ab. subcaeca Strand (ober- 
seits mit verloschenem weißen Kernfleck der Augenspiegel) kombi- 
niert auf. 

Ein dunkles großes 9 von ab. dealbata aus dem Werdauer 
Buchenwalde in Sachsen wurde bereits in der „Iris“, XVIII, 1905, 
Taf. 2, Fig. 4, abgebildet. 


2. B. Ges. 58. Bd. ir 


(82) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


IV. Herr Dr. Rebel bespricht unter Vorweisung bemerkens- 
werter Stücke eine Lepidopterenausbeute, welche vom Herrn Karl 
Ritter v. Blumeneron im Hochsommer des verflossenen Jahres im 
nordöstlichen Kleinasien (Pontus), namentlich in der Umgebung 
Trapezunts gemacht wurde. Die meisten Stücke rühren von Fol 
Maden, ca. 50 km südwestlich von Trapezunt, her. Weitere Fund- 
orte sind Eseli, ca. 7Okm in Westsüdwest derselben Stadt, und 
die Küstenstadt Ordu, 150 km westlich von Trapezunt. Die Aus- 
beute umfaßt bei 60 Arten in 130 Exemplaren und wurde dem k.k. 
Naturhistorischen Hofmuseum als Geschenk überwiesen. Nach- 
stehende Arten daraus verdienen eine besondere Erwähnung: 


Pararge aegeria L. var. egerides Stgr. Ein auffallend verdunkeltes, 
kleines 9 von Ordu. 

Ohrysophanus dispar Hw. var. rutilus Wernb. Ordu, ein 9 mit stark 
verbreitertem schwärzlichen Saum der Vorderflügel. 

Lycaena icarus Rott. @ ab. caerulea Fuchs. Fol Maden, mit voll- 
ständig blauer Oberseite, Saum der Vorderflügel sehr breit 
dunkel. 

Deilephila lineata-livornica Esp. Zwei frische d’ von Fol Maden, Juli. 

Ochrostigma velitaris Rott. var. pontica Rbl. (nov. var.). Zwei 
cd’ von Fol Maden sind beträchtlich dunkler grau als die Stamm- 
form, die Querstreifen der Vorderflügel rein weiß und mehr 
senkrecht auf dem Innenrande stehend, der basale setzt sich 
aus mehreren abgesetzten Bögen zusammen. Die Art wird 
auch von Brussa und aus Armenien angegeben, woher mir 
Stücke unbekannt blieben. 

Lophoptery& cuculla Esp. Ein J' von Fol Maden. Neu für das 
Pontusgebiet, wohl aber schon für Armenien angegeben. 
Dendrolimus pini L. Ein leider stark geflogenes, sehr dunkles J° 
von Fol Maden. Neu für das Pontusgebiet, aus Armenien 

bereits angeführt. 

Agrotis ditrapezium Bkh. Ein frisches 9 von Fol Maden. Hier- 
durch erhält die von Dr. Staudinger (Hor., XIV, p. 369) an- 
gezweifelte Angabe Manns für Brussa große Wahrscheinlichkeit. 

Agr. primulae Esp. Ein frisches, sehr schwach gezeichnetes Q eben- 
daher. Neu für das Pontusgebiet. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (85) 


Agr. cortica Hb. Zwei d’ von Fol Maden. 

Agr. prasina F. Ein frisches d ebendaher. Neu für das Pontusgebiet. 

Mamestra nebulosa Hufn. d', wie die vorige. 

M. persicariae L. und ab. unicolor Stgr. Ebenso. 

Bryophila ravula Hb. Ebendaher ein J’ mit großem rotbraunen 
Mittelfleck der Vorderflügel. 

Hadena unanimis Tr. Ebendaher ein 9. Neu für das Pontusgebiet, 
aus Armenien angegeben. 

Caradrina alsines Brahm. Ein dunkles © von Fol Maden. Neu 
für das Pontusgebiet. 

Rusina umbratica Goeze. Zwei d’, ebenso. 

Pyrrhia umbra Hufn. Ein ausnehmend scharf gezeichnetes Q, Fol 
Maden. 

Erastria venustula Hb. Ein geflogenes 9, ebenda. Neu für das 
Gebiet. 

Habrosyne derasa L. Fol Maden, frische Stücke. 

Oymatophora or F. ab. (var.) terrosa Graes. Zwei Stücke ebendaher 
sind dunkler aschgrau, ohne Spur der hellen Mittelmakel der 
Vorderflügel. Staudinger erwähnt bereits ein europäisches 
Stück aus Lederers Sammlung. 

Aecidalia strigilaria Hb. Zwei auffallend kleine, gedrungene, männ- 
liche Stücke von Ordu. 

Larentia variata Schiff. Fol Maden ein 9. Neu für das Pontusgebiet. 

L. truncata Hufn. Ebendaher ein frisches S. Neu für das Gebiet. 

L. ferrugata Cl. Ein d’, wie die vorige. 

Asthena candidata Schiff. Fol Maden, ein frisches kleines J mit 
deutlicher Zeichnung. Neu für das Gebiet. 

Ohloroclystis rectangulata ab. cydoniata Bkh. Ebendaher ein 9. Neu 
für das Gebiet. 

Ourapteryx sambucaria L. var. persica Men. Fol Maden, zwei frische 
Stücke, nur wenig kleiner, aber ausgesprochen weißlich gefärbt. 

Epione parallelaria Schiff. Fol Maden, eine Anzahl frischer männ- 
licher Stücke. Neu für das Pontusgebiet. 

Boarmia repandata L. Ebendaher zahlreich, J', Q. 

B. lichenaria Hufn. Ebendaher 2 Cd. Neu für das Gebiet. 

“ Gnophos onustaria H.-S. Mehrfach, ebendaher. 


Ematurga atomarıa var. orientaria Stgr. Ordu, 2 d. 
f*+ 


(54) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Arctia caja ab. (var.) flava Aign. 2 frische große Stücke von Fol 
Maden; sie sind von der var. wiskotti weit verschieden. 

Spilosoma menthastri Esp. Fol Maden, ein d.. 

Callimorpha quadripunctaria Poda var. fulgida Obthr. Ordu, ein 9. 

Cossus cossus L. Fol Maden, 2 Cd. 

Zeuzera pyrina L. Ebendaher ein d. Neu für das Pontusgebiet. 

Orambus laevigatellus Led. Fol Maden, ein frisches d'. Neu für das 
Pontusgebiet. 

Or. incertellus H.-S. Ebendaher. 

Ephestia calidella Gn. Ebendaher. 

Scoparia frequentella Stt. Trapezunt. 

Pyrausta falcatalis Gn. Eseli. 

Pselnophorus brachydactylus Tr. Fol Maden. 

Olethreutes capreana Hb. Je ein Stück von Fol Maden und Trape- 
zunt. Neu für das Pontusgebiet. 

O. variegana Hb. Trapezunt. 

Epiblema rhododendrana H.-S. Ein defektes, aber in den Flügeln 
gut erhaltenes, schmalflügeliges Stück (9) gehört auffallender- 
weise dieser seltenen nordisch-alpinen Art an. 

Tmetocera ocellana F. Trapezunt. 

Harpella eseliensis Rbl. nov. spec. Ein bis auf den fehlenden 
Hinterleib gut erhaltenes Stück von Eseli, am 20. Juli erbeutet, 
gehört einer neuen, sehr charakteristischen Art an. Ihre aus- 
nehmend langen Palpen mit kompressem, aber glatt be- 
schupptem Mittelglied und die Flügelform verweisen sie in 
die Gattung Harpella, von derem bisher einzigen Vertreter, 
forficella Se., sie sich aber durch geringere Größe und ganz 
andere eier sofort unterscheidet. 

Die Fühler mäßig lang, bis ca. °/, der Vorderrandlänge 
reichend, mit schwach eckig vortretenden Gliederenden und 
sehr wenigen kurzen Wimpern (9), bräunlich mit hellerer Spitze. 
Kopf und Palpen lebhaft gelb, letztere so lang wie Kopf und 
Thorax, ihr zusammengedrücktes Mittelglied auf der Außen- 
seite gebräunt, das ebenso lange Endglied sehr schlank und 
spitz. Der Thorax wie die Grundfarbe der Vorderflügel zimtbraun, 
die Beine gelb, die Vorder- und Mittelbeine mit breit schwarz 
gefleckten Gliederenden, die Hinterbeine fast zeichnungslos. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (85) 


Die Vorderflügel gleichbreit, mit stumpfer Spitze und 
wenig schrägem, nicht bauchig vortretendem Saume, zeigen 
eine zimtbraune Grundfarbe. An der Basis liegt ein gerundeter 
hellgelber Schrägfleck, der vom Vorder- und Innenrand breit 
durch die braune Grundfarbe getrennt bleibt. In der Vorder- 
randmitte findet sich ein nach innen gekrümmter schmaler 
weißer Hackenfleck und bei ?/, ein größerer runder Vorder- 
randfleck. Diesen beiden letztgenannten Flecken liegen am 
Innenrande zwei viel kleinere weißliche Fleckchen gegenüber. 
Die gleichfarbigen Fransen schimmern in ihrer Endhälfte längs 
des Saumes gelblich. Die Hinterflügel samt Fransen einfärbig 
bleigrau, ebenso die Unterseite. Vorderflügellänge 9 mm, Ex- 
pansion 19 mm. 

Coleophora hemerobiella Se. Aus der Umgebung Trapezunts. Neu 
für das Pontusgebiet. 

Scardia tessulatella Z. Eine Anzahl männlicher Stücke von Fol 
Maden sind kleiner und viel weniger dunkel bestäubt als 
solche aus den Alpen, dürften aber doch derselben Art an- 
gehören, die neu für das Pontusgebiet ist. 

Tinea quercicolella H.-S. Mehrere Stücke aus der Umgebung Tra- 
pezunts. 

Adela spee. Ein Fragment eines weiblichen Stückes von Trapezunt 
gestattet leider nicht die Aufstellung einer neuen Art, die hier 
zweifellos vorliegen dürfte. Kopfhaar rostgelb. Die Fühler 
von fast doppelter Flügellänge sind an ihrer Basis durch bronze- 
braune Schuppen verdickt, hierauf wird die Geißel bis zur 
Spitze rein weiß, ungeringt. 

Die Vorderflügel bronzebraun mit einer geraden, sehr 
schmalen, ausnehmend weit nach außen (bis ca. */, der Flügel- 
länge) gerückten weißen Querlinie, deren Beginn am Vorder- 
rand und Ende am Innenrand bereits in die Fransen zu 
liegen kommt. Auf der Unterseite erscheint die weiße Quer- 
linie durch weiße Bestäubung viel breiter, bindenartig, die 
Fransen schimmern purpurviolett. Vorderflügellänge 5 mm. 


V. Schließlich spricht Herr Dr. Rebel über die Verwandt- 
schaftsbeziehungen der Lepidopteren zu anderen Insektenordnungen. 


(86) 


Bericht über die allgemeine Versammlung. 


Allgemeine Versammlung 


am 8. Januar 1908. 


Vorsitzender: 


Herr Vizepräsident Dr. Franz Ostermeyer. 


Der Generalsekretär Herr Josef Brunnthaler macht folgende 


Mitteilungen: 


Ihre kgl. Hoheit Prinzessin Therese von Bayern geruhten 
der Gesellschaft eine Subvention von 100 Kronen zu überweisen. 


Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten: 


Ordentliche Mitglieder: 


BT. 
Fräul. Antezka Emilie, Wien, IX., Alser- 
straße 71 ; 
„ Gibian Annie, Wien, IX. ergeht 4 
Herr Grasböck, P. Alberich, Kaplan des 
Be valllerne weh I., Tegetthoft- 
straße 2 ee Dr: 
„ Hofmann, Dr. Kleophas, k. k. Gym- 
nasial-Prof., Wien, VIII., Florianig. 29 
„ Kasper, Dr. Hugo, k. k. Finanzrat, 
Wien, XVIIl./1, Schulgasse 32 ; 
„..Klaptoez,: Dr. Bruno, Wien, III./2, 
Hießgasse 4 . : 

„»„ Krükl Franz, Wien, vı. 
Fräul. Kunwald Hedwig, en, I.; 
straße 1 e 
Herr Matouschek Franz, k. E (en oral 

Prof., Wien, XVIII, Gentzgasse 33 
„ Mitterberger Karl, Fachlehrer, 
Steyr, Ob.-Öst. : 
„> sPesta/Dr.Otto; Wien, VL, Serapang) h) 
4 Bye, Richard, k. ® Gymnasial- 
Prof., Wien, II., Schürtelstraße 73 
„. Schlieben, ' Karl v., Schriftsteller, 
Wien, XI1./3, Sagedergasse 14 


Roöslere b) 
Schuler- 


»„ Schmiedl Georg, Fachlehrer, Wien, 


Il., Rembrandtstraße 41 


Vorgeschlagen durch: 


H. Bar. Handel-Mazzetti, E. Wulff. 
J. Brunnthaler, Dr. E. Stiasny. 
Dr. A. Rogenhofer, Dr. F. Werner. 
J. Brunnthaler, Dr. O. Porsch. 
A. Handlirsch. 


J. Brunnthaler, 


J. Brunnthaler, Dr. F. Werner. 
0. A. Gielow, Dr. F. Ruschka. 


A. Mayer, Dr. S. Thenen. 
J. Brunnthaler, Prof. V. Schiffner. 


A. Handlirsch, Dr. H. Rebel. 
J. Brunnthaler, Dr. K. Holdhaus. 


Prof.A. Burgerstein, Dr. J. Bischof. 
K. Romniger. 


J. Brunnthaler, 


J. Brunnthaler, Dr. K. Linsbauer. 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (57) 


a Vorgeschlagen durch: 
Herr Sieper Karl, Wien, I., Rotenturm- 
BIraBa, 130 203 EEE AN. +. JosekBreit; Karl’Mandl 
„ Zerny Johann, stud. phil. Wien, 
VII, Schuleasse 4%,» . . .. H.Karmy, Dr. A) Rogenhofer. 


Unterstützendes Mitglied: 


Herr Hofbauer Albin, Bürgerschullehrer, 
Wien, XV1./1, Ottakringerstraße 65 J. Brunnthaler, P. Fürst. 


Hierauf hält Herr Prof. Dr. R. v. Wettstein folgenden Vor- 
trag: Gesichtspunkte für den phylogenetischen Ausbau 
des Pflanzensystems. 


Diskussionsabende über den naturhistorischen 
Unterricht an Mittelschulen. 


Das Präsidium veranstaltete fünf Diskussionsabende, und zwar 
am 15. und 28. Januar, 1., 5. und 12. Februar 1903 über die Be- 
dürfnisse des naturhistorischen Unterrichtes an Mittelschulen. 


Die Themen der einzelnen Referenten waren: 


1. Die Stellung der Naturwissenschaften an unseren Mittel- 
schulen. (Referent: Herr Prof. Dr. E. Witlaezil, Wien.) 

2. Die biologische Richtung im zoologischen und botani- 
schen Unterrichte. (Referent: Herr Prof. Dr. Karl Fritsch, 
Graz.) 

3. Die Hilfsmittel des naturgeschichtlichen Unterrichtes. 
(Referent: Herr Prof. H. Lanner, Wien.) 

4. Die Heranbildung der Mittelschullehrer. (Referent: Herr 
Prof. Dr. P. Pfurtscheller, Wien.) 


Die Diskussionsabende, welchen jedesmal Vertreter der Unter- 
richtsbehörde beiwohnten, erfreuten sich regsten Zuspruches seitens 
der Hochschul- und Mittelschulkreise. 

Die Resultate der Diskussionen werden als selbständige Publi- 
kation im Verlage von F. Tempsky in Wien erscheinen und den 
Mitgliedern zu ermäßigtem Preise zugänglich sein. 


(85) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Veranstaltungen der Sektion für Botanik. 


Botanische Abende an der Universität. 


Versammlung am 17. Januar 1908. 
Vorsitzender: Herr R. Schrödinger. 


Herr Dr. F. Vierhapper hielt einen Vortrag: „Revision 
des Systemes der Gattung Avena.* Die bezügliche Arbeit 
wird demnächst separat erscheinen. 


Fräulein ©. Stein sprach „Über die Zunahme des Chloro- 
phylipigmentes bei Koniferen“. 

Die Spezifität des Blattgrüns, die erblich festgehalten und 
konstant ist, hängt von einer bestimmten Zusammensetzung des 
Chlorophylipigmentes inbezug auf seine grünen und gelben Bestand- 
teile ab. Die Tönung des Grüns bei den verschiedenen Altersstufen 
der Koniferen ist eine verschiedene, und zwar sind die Nadeln der 
einjährigen Sprosse heller als diejenigen der zweijährigen, welche 
dieselbe Farbenintensität wie die mehrjährigen aufweisen. 

Nach den Untersuchungen, welche ich nach der Ausschüttlungs- 
methode, die Wiesner in seinem Werke „Entstehung des Chloro- 
phylis“ und nach der Absorptionsmethode, welche Tswett in den Be- 
richten der Deutschen Bot. Ges., XXIV, 1906, S. 240, 241, angaben, 
ausgeführt habe, fand ich, daß die Änderung in der Tönung des 
Grüns mit fortschreitendem Alter auf einer differenten Zusammen- 
setzung und auf einer größeren Quantität des Chlorophylipigmentes 
beruht. Ich konnte auch konstatieren, daß die grüne Komponente 
stärker zunimmt als die gelbe. Infolgedessen kann angenommen 
werden, daß dieses Minus an Xanthophyll dadurch entsteht, daß 
ein Teil der gelben Farbstoffe zum Aufbau der grünen Komponente 
verwendet wird. 


Festgestellt wurde eine Zunahme an Trockensubstanz, re- 
spektive eine Abnahme an Wassergehalt bei den einjährigen Trieben 


Versammlung der Sektion für Botanik. (89) 


bei fortschreitender Entwicklung. Es zeigt sich, daß im Laufe einer 
Vegetationsepoche bei jüngeren Trieben eine intensive chemische 
Veränderung im Chlorophylipigmente inbezug auf die grünen und 
gelben Bestandteile des Blattgrüns vor sich geht, bis das konstante 
Grün erreicht ist. 


Herr Dr. K. Linsbauer demonstrierte verschiedene Atem- 
wurzeln. 


Versammlung am 21. Februar 1908. 


Vorsitzender: Herr Prof. Dr. K. Wilhelm. 


Herr Prof. Dr. V. Schiffner hielt einen Vortrag: „Über eine 
neue moosbewohnende Chytridiacee.“ Die diesbezügliche 
Arbeit wird später im Druck erscheinen. 


Herr R. Karzel sprach: „Über Verholzung der Spalt- 
öffnungen bei Cycadeen.“ (Vgl. die in der Wiesner-Festschrift 
erschienene Arbeit.) 


Im Anschlusse an den vorhergehenden Vortrag entwickelte 
Herr Dr. K. Linsbauer seine Vorstellung über die biologische Be- 
deutung der Verholzung. Schon durch seine vor Jahren an Pterido- 
phyten und anderen Pflanzen gesammelten Erfahrungen hätte sich 
ihm die Überzeugung aufgedrängt, daß die von verschiedenen Seiten 
aufgestellten Theorien der Verholzung nicht befriedigen, daß viel- 
mehr zwischen Verholzung und Wasserökonomie ein gewisser Zu- 
sammenhang bestehen müsse. Dafür spricht nicht allein die Ver- 
holzung der wasserleitenden Elemente und gewisser Stomata, sondern 
auch die vielfache Verholzung des Epithems, die stärkere Ausbildung 
verholzter Membranen bei Xerophyten u. m. a. Um zu einem neuen 
Gesichtspunkte in dieser Frage zu gelangen, habe er auch die ge- 
nauere Untersuchung der Cycadeen-Spaltöffnungen angeregt. Diese 
Studien, über welche Herr Karzel eben referierte, haben nun tat- 
sächlich Veranlassung zu einer neuen Auffassung gegeben, deren 
Stichhältigkeit allerdings erst experimentell zu begründen wäre. 
Der Vortragende glaubt nämlich, daß die Funktion der Verholzung 


(90) Versammlung der Sektion für Botanik. 


möglicherweise darin zu erblicken ist, daß derartige Membranen 
das Wasser besonders kräftig festhalten. (Daß Holz nur sehr langsam 
austrocknet, ist aus der Praxis bekannt. Vgl. auch Schellenberg, 
Jahrb. für wiss. Bot., Bd. 29, 1896.) Der Vortragende glaubt, daß 
diese Anschauung nicht allein für die verholzten Stomata der Cyca- 
deen gilt, wie bereits vom Vorredner auseinandergesetzt wurde, 
sondern daß sie auch auf die übrigen Fälle von Verholzung ziemlich 
ungezwungen anwendbar ist. 

Die verholzte Membran dürfte demnach vielfach eine ähn- 
liche Rolle spielen wie die verkorkte oder kutinisierte; wenngleich 
für Wasser keineswegs impermeabel, vermag sie doch die Wasser- 
abgabe wesentlich einzuschränken. (Bei verholzten Spaltöffnungen 
liegt die verholzte Lamelle in den mit Luft in Berührung stehenden 
Wänden, bei manchen Xerophyten ist selbst Epidermis und Assi- 
milationsgewebe verholzt, das in gewissen Fällen das Periderm 
vertretende Phelloid ist verholzt u. a. m.) Für diese Anschauung 
spricht die vom Referenten gemachte Beobachtung, daß sich bis- 
weilen an abgebrochenen Trichomen an der Basis Verholzung ein- 
stellt (vgl. Wundheilung) sowie daß sich die Stomata eines Pandanus 
Veitchii in trockener Zimmerluft verholzt erwiesen, nicht hingegen 
bei Gewächshausexemplaren. 

Vielleicht spielt auch die Verholzung in der Gefäßwand eine 
ähnliche Rolle, indem der Wassergehalt der Membran dadurch kon- 
stanter erhalten wird. Ob diese Anschauung auch auf verholzte 
mechanische Elemente übertragbar ist, bleibt zweifelhaft, erscheint 
aber nicht unmöglich. 

Ob und wie weit die vorgetragene. Ansicht zurecht besteht, 
müssen natürlich erst weitere Beobachtungen und Versuche lehren, 
die allerdings durch unseren unzulänglichen Einblick in den Che- 
mismus der verholzten Membran sehr erschwert sind. 


Zum Schlusse demonstrierte Herr Dr. A. Jen&ic Mikrophoto- 
graphien und Fräulein M. Neuberger Pflanzenabbildungen 
aus der Flora von Niederösterreich, gemalt von F. Schauta. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (91) 


Versammlung am 27. Dezember 1907. 
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy. 


Herr R. Schrödinger referierte über die Arbeit von Arber 
und Parkin: Der Ursprung der Angiospermen. - 
Herr Dr. A. Ginzberger legte die neue Literatur vor. 


Versammlung am 24. Januar 1908. 
Vorsitzender (in Vertretung): Herr Dr. H. Frh. v. Handel-Mazzetti. 


Herr stud. phil. P. Fröschel hielt ein Referat über das Buch 
von Pfeffer: Schlafbewegungen der Blattorgane. 


Sodann hielt Herr Dr. R. Wagner einen Vortrag: Morpho- 
logische Mitteilungen. Derselbe besprach insbesondere das Vor- 
kommen von Kotyledonar-Achselsprossen bei einigen Proteaceen. 

Über die Keimpflanzen der Proteaceen ist bis jetzt recht wenig 
bekannt. John Lubbock hat in seinem bekannten Buche „A con- 
tribution to our knowledge on seedlings“* 1892 die Keimpflanzen 
von 15 Repräsentanten der Familie beschrieben!) und teilweise ab- 
gebildet, die sich in sehr verschiedener Weise auf die einzelnen 
Tribus und Gattungen verteilen. Seitdem ist mir nur die Beschrei- 
bung der Keimpflanze der kapensischen „Silberfichte“, des Leu- 
cadendron argenteum R. Br. bekannt geworden, die Maxwell Tylden 
Masters 1901 publiziert hat.?) Somit kennen wir die Keimpflanzen 
folgender Proteaceen: °) 


Nucamentaceae-Proteeae: Leucadendron argenteum R. Br. 
Protea mellifera Thunbe. 
* Leucospermum conocorpum R. Br. 


t). ].c., Vol. II, p. 443—460. 

2) Proc. Roy. Hort. Soe., London, 1901, Vol. XXV, p. 179, Abbildung 
Fig. 184, p. 178. i 

®) Die Keimpflanzen der mit * versehenen Arten sind abgebildet. 


(92) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Follieulares-Grevilleeae: Roupala sp. aus Bogotä. 
* Lambertia formosa Sm. 
* Grevillea Hilliana F. v.M. 
L: 3 linearis R. Br. 
h punicea R. Br. 
* Fakea acicularis R. Br. 
„  laurina R. Br. 
„.  eucalyptoides Meißn. 
„ florida R. Br. 
„ . multilineata Meißn. var. grammato- 
phylla. 
Follieulares-Embothrieae: Stenocarpus salignus R. Br. 
Folliculares-Banksieae: * Banksia australis R. Br. 
en speciosa R. Br.!) 


Es wird sich indessen zeigen, daß die vorhandenen Angaben 
revisionsbedürftig sind, da sich bei einer sehr beschränkten Anzahl 
von Proteaceenkeimlingen, die ich im Schönbrunner Garten?) zu beob- 
achten Gelegenheit hatte, eine Eigentümlichkeit fand, die immer- 
hin zu den Seltenheiten zu gehören scheint, nämlich das Auftreten 
von Kotyledonar-Achselsprossen oder doch von Kotyledonarknospen.°) 
Leider war das Materiale ein sehr beschränktes, ein Experimen- 
tieren war umsomehr ausgeschlossen, als die betreffenden Arten teils 
zur Ergänzung der bezüglichen Stände, teils als Unterlage zur 
Pfropfung für die zahlreichen anderen Proteaceen*) dieser in ihrer 


!) Aus den Nucamentaceentribus der G@onospermeae, Franklandieae und 
Persoonieae scheinen noch keine Keimpflanzen bekannt zu sein. 

?) Es ist mir eine angenehme Pflicht, auch an dieser Stelle den Herren 
Hofgärtendirektor Anton Umlaufft und Hofgarteninspektor August Vogel 
meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 

3) Über Veranlassung Prof. v. Wettsteins hat Gustav Köck eine Ar- 
beit: „Über Kotyledonarknospen dikotyler Pflanzen“ in der Österr. botan. 
Zeitschr., Bd. 53, 1903, 8. 58—67, 109—115, veröffentlicht, in der unter anderem 
derartige Vorkommnisse bei 140 Arten registriert werden, die sich auf 100 Gat- 
tungen und 46 Familien verteilen (vgl. Tabelle S. 59—64); Proteaceen werden 
keine erwähnt. 

4) Schönbrunn besitzt von außeraustralischen Gärten die größte Protea- 
ceensammlung der Welt, nämlich etwa 100 Arten, so daß die Familie hier mit 
mehr als 10°/, vertreten ist; eine kleinere, aber immerhin sehr wertvolle 


Versammlung der Sektion für Botanik. (93) 


Art zum mindesten in Europa einzig dastehenden Sammlung zu 
dienen haben. Immerhin mögen die Beobachtungen, die vielleicht 
zu weiteren Studien Anregung geben, hier mitgeteilt werden. 

Die schon im Jahre 1509 beschriebene Hakea snaveolens R. 
Br., eine auf Westaustralien beschränkte Art,'!) die in den botani- 
schen Gärten häufig kultiviert wird — auch unter dem zu ver- 
werfenden Namen H. pectinata Colla —, ist ein Strauch, der nach 


Fig. 1. Hakea suaveolens R. Br. Keimpflanze mit Kotyledonar-Achselsprossen. 


der Angabe Ferd. v. Müllers eine Höhe von etwa 10 Fuß erreicht ?); 
den Collaschen Namen hat er von seinen kammförmig einge- 
schnittenen Blättern, wie sie an den älteren Exemplaren auftreten. 
Nach einer spannenhohen Keimpflanze ist die Fig. 1 gezeichnet. 
In den Achseln der bereits abgefallenen Kotyledonen haben sich 
zwei Sprosse entwickelt, die sich durch ihre von der der Haupt- 
achse abweichende Blattgestalt auszeichnen. Während nämlich die 
Primärblätter an der Hauptachse nur ganz allmählich zu der be- 
kannten doppelt fiederschnittigen Form übergehen, sehen wir, daß 
dieser Vorgang sich bei den Seitenachsen viel rascher abspielt, was 


Sammlung besitzt der Präsident der k. k. Gartenbaugesellschaft, Graf Johann 
Harrach zu Rohrau im Schloß Prugg bei Bruck a. L. 

!) Abbildung in Hort. Thenens., Vol I, 1899, Pl. 1. 

2) Fragm. Phytogr. Austral., Vol. VI, 1868, p. 220. 


(94) Versammlung der Sektion für Botanik. 


besonders kraß bei dem aus der Achsel des ersten Laubblattes ent- 
springenden Sproß hervortritt. An der Hauptachse lassen sich in 
dem oberen, hier nicht zur Darstellung gelangten Teile Zwischen- 
formen zwischen den in der Abbildung vertretenen Blattformen be- 
obachten; und zwar finden wir in solchen Fällen die scharfen Ein- 
schnitte zunächst nahe der Blattbasis, so daß der ontogenetisch 
ältere Teil des Blattes, nämlich seine Spitze, auch noch den älteren 
Charakter, nämlich das Verhalten der Primärblätter aufweist, wäh- 
rend der jüngere Teil eine Gestaltung angenommen hat, die in der 
phylogenetischen Entwicklung der Art ein Novum darstellt. In 
solehen Fällen lassen sich bekanntlich experimentell die Formen 
der Primärblätter wieder hervorrufen und es scheint, daß die Natur 
dergleichen wahrscheinlich unter gewissen Standortsverhältnissen 
selbst besorgt: „aberrat foliis simplieibus et bipinnatiseetis“ schreibt 
1868 Ferd. v. Müller,!) und auch Bentham?) beschreibt die Blätter 
mit folgenden Worten: „Leaves terete, erect, a few of them un- 
divided, grooved above and 3 or 4 in. long, but mostly pinnate with 
few or many segments of 1 or 2 in., all rigid and pungent-pointed.“ 

Eigentümlich ist die Stellung der Blätter; die Laubblätter folgen 
zunächst annähernd in !/,-Stellung den ersten beiden mit den Kotyle- 
donen alternierenden Blättern; ebenso weisen die Kotyledonar-Achsel- 
sprosse zunächst '/,-Stellung auf, um erst dann zu höheren Diver- 
genzen überzugehen. 

Die 1809 beschriebene Hakea nodosa R. Br., die noch zur 
Zeit des Erscheinens der Proteaceenbearbeitung in der Flora Austra- 
liensis?) nur aus Viktoria bekannt war, seitdem aber auch aus 
Südaustralien und Tasmanien bekannt geworden ist,*) hat Kotyle- 
donen von ganz ähnlicher Gestalt, wie die p. 4, Fig. 2 abgebildeten 
der Grevillea Drummondii Meißn. In den Achseln finden wir Knospen, 
die indessen nicht zur weiteren Entwickelung gelangten. Die Blatt- 
stellung ist an der Hauptachse eine ganz andere als bei H. sua- 
veolens: die drei ersten Laubblattpaare alternieren mit den Kotyle- 
donen, dann entwickelt sich erst die Spirale. 


!) Fragm. Phytogr. Austral., Vol. VI, 1868, p. 220. 
2) Flora Australiensis, Vol. V, 1870, p. 531. 

”) 1870. 

*#) Ferd. v. Müller, Second Census, 1889, p. 121. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (95) 


Des weiteren habe ich Kotyledonarknospen bei Hakea dacty- 
loides Cav. notiert, einer lange nur aus Neu-Südwales bekannten,') 
später auch in Queensland nachgewiesenen Art.?) 


In Fig. 2 sind die Kotyledonar-Achselsprosse von Grevillea 
Drummondii Meißn. abgebildet, einer ausschließlich westaustralischen, 
1545 beschriebenen und nach dem verdienten Forscher,?) dem wir 
hauptsächlich die Kennt- 
nis des Schwanenfluß- 
gebietes verdanken, be- 
nannten Art. Die Inter- 
nodien wie auch die 
Hypopodien sind hier 
zunächst sehr kurz, die 
Blattstellung ungefähr 
2/., der Übergang von 
den Primärblättern zu 
den später auftretenden 
Blattformen ist in der Fi- 
gur deutlich erkennbar. 

Eine andere, schon 
in den zwanziger Jahren 
in die englischen Gärten 
eingeführte Art, die 1530 


Fig. 2. Keimpflanze von Grevillea Drummondit 
beschriebene Gr. Caleyi Meißn. mit Kotyledonar-Achselsprossen. 

R. Br., die „Blechnum- 

leaved Grevillea“ *) oder wie sie Allan Cunningsham in seinem 
Herbar bezeichnet hat, Gr. blechnifolia, weist ebenfalls Kotyledonar- 
knospen auf, die indessen normaliter nicht zur Entwiekelung zu 
gelangen scheinen. 


t) Bentham in Flora Australiens., Vol. V, 1870, p. 524. 

2) Ex Ferd. v. Müller, Second Census, 1889, p. 121. 

®) Die in mehreren Serien ausgegebenen Sammlungen Drummonds 
sind im Herbar des k.k. Naturhistorischen Hofmuseums in Wien sehr schön 
vertreten. 

*) Abbildung in Curtis’ Botanical Magazine, Febr. 1832, Tab. 3133. 
Die Art ist auf Neu-Südwales beschränkt (Ferd. v. Müller, Second Census, 
1889, p- 117). 


(96) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Wenn auch hier die Kotyledonarknospen nicht jene Rolle 
spielen, wie bei einigen Papilionaceen,!) wie Arten von Lotus, Tetra- 
gonolobus,?) Anthyllis und Scorpiurus, sondern, so weit beobachtet, 
im besten Falle zu einer basalen Verzweigung führen, so wäre es 
doch überaus merkwürdig, wenn gerade die Mehrzahl der in Schön- 
brunn gezogenen Proteaceenkeimlinge solche Knospen entwickelten; 
augenscheinlich handelt es sich um eine in der Familie verbreitete 
Erscheinung, die gewiß in sehr verschiedenem Grade hervortritt, 
in manchen Fällen wohl auch ganz versagt, bei mehreren Arten 
aber wahrscheinlich Lubbock nur deswegen entgangen ist, weil 
er die Keimpflanzen nicht lange genug in Evidenz hielt, beziehungs- 
weise, was beim Umfange seines Themas sehr begreiflich, auf eine 
mikroskopische Untersuchung der Kotyledonarachseln verzichtete. 


Schließlich demonstrierte Herr Dr. F. Vierhapper Proben 
aus den Vegetationsformationen des Lungau. 


Versammlung am 28. Februar 1908. 
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy. 


Herr Dr. A. Ginzberger legte die neuere Literatur vor. 
Herr stud. phil. W. Himmelbaur referierte über die Arbeit 
von Ihering: Die CGeceropien und ihre Schutzameisen. 


Herr Supplent J. Nevole sprach: „Über einige interessante 
Pflanzen aus Steiermark und ein Herbar aus dem 17. Jahr- 
hundert.“ 


Heracleum elegans Crantz, Stirp. Austr., III, p. 11, Tab. II. 
Synonyme: H. angustifolium Jacq., Enum., p. 215, Tab. II, 
Fig. 1—2. 
H. Sphondylium ß. angustifolium Neilr., Flora 
v. N.-Öst., 8. 634. 
H. PAS aut Buy an y. elegans 
Cr. (wie oben). 


DrRock HC 8. MT 
?) Henry Wydler, Notiz über Tetragonolobus purpureus 
(Regensburger Flora, 1856, S. 34). 


Versammlung der Sektion für Botanik. (97) 


Jacquin teilte 7. Sphondylium in seiner Enumeratio (1762) 
in zwei Arten: H. Sphondylium und H. angustifolium. Später aber 
(1767) trennte er davon ab: IH. angustifolium, H. longifolium und 
H. elegans. Für alle drei sind Abbildungen in seiner Flora Austriaca, 
Tab. 173, 174 und 175, gegeben. H. longifolium ist eine Pflanze, 
welche vornehmlich in den kühlen Schluchten der Alpen zerstreut 
vorkommt und eine charakteristische Blattform besitzt.') 


H. elegans ist von dieser Pflanze nach Jacquin durch fol- 
gende Diagnose unterschieden: 


Planta ab unico ad quatuor pedes alta (Habitus cum H. longi- 
folio). Fructificatione convenit cum Heracleo longifolio, ut nihil, 
quod addam, habeam. Folis propius accedit ad Heracleum angusti- 
folium L. (Linne, Syst., p. 2102; Mant., p. 572) tamen ab hoc etiam 
sic magisque a reliquis diversum. Seilicet sunt laciniae valde an- 
guste nec longae; tam multum confluentes. Folia plerumque ter- 
nata; sed inveniuntur etiam ultra divisa in individuis majoribus. 
Orescit et floret cum prioribus (H. longifolium). Magnitudo floris 
natıva inutilem reddit ejusdem ameti delineationem. Folii caulini 
inferioris pars non colorata a tergo figurae exaratur. 

Heracleum elegans fand ieh in den Eisenerzer Alpen und in 
den Niederen Tauern (Rottenmann) in der subalpinen Region. Die 
Exemplare fallen durch schmale Blattabschnitte und zierlichen 
Wuchs auf. 

Crantz stellte, in Erwägung, daß H. Sphondylium eine Art 
ist, welche leicht variiert, einen Sammelnamen auf: H. Protheiforme 
und teilte dieselbe in nachfolgende Unterarten: &) Branca ursina, 
ß) Panaces, y) Elegans aut problematicum, 0) Palmatum, &) an- 
gustifolium. Die Unterart y) ist aber mit FT. angustifolium Jaeg. 
identisch. G. v. Beck zog mehrere Arten zusammen und bezeich- 
nete diese als //. angustifolium Jacq. In diesen Formenkreis zog 
er merkwürdigerweise auch //. pyrenaicum Lam. ein. Seinem MH. 
angustifolum P. elegans entspricht die beschriebene Pflanze. Neil- 
reich hingegen teilte H. Sphondylium in «. latilobatum und ß. an- 
gustilobatum und führt H. Protheiforme Cr. als Synonym mit voller 
Berechtigung für MH. Sphondylium L. typ. an. 


!) Vgl. Mitt. des Naturw. Vereins f. Steiermark, 1905. 
2. B. Ges. 58. Ba. 


03 


(98) Versammlung der Sektion für Botanik. 


H. pyrenaicum Lam., Eneyel., I, p. 403 (= H. Panaces Koch, 
Syn., ed. II, p. 335 und 446), hat glatte Früchte, aber unterseits 
dicht filzige Blätter, welche nicht zugespitzt, sondern lappig ab- 
gerundet sind. Es ist dies eine südliche Art, welche in Nieder- 
österreich sicher nicht vorkommt. 


Anläßlich eines Besuches des Stiftes St. Lambrecht in Steier- 
mark sah ich das Stiftsherbarium durch. Dasselbe erfuhr durch 
P. Raimund Steyerer (um 1850) eine vorzügliche Ausgestaltung. 
Von den daselbst vertretenen Sammlern seien P. J. Hatzi, P.M. 
Angelis und Dr. J. Maly genannt. Das Herbarium umfaßt 14 Fas- 
zikeln (inklusive Kryptogamen) mit ungefähr 1200 Spannblättern. 

Von den daselbst vertretenen Pflanzen führe ich folgende als 
bemerkenswert an:!) 


Oallianthemum amemonoides (Zahlbr.) Schott. Bei Wildalpen. 

Arabis coerulea (All.) Hke., Dullwitz. Hochschwab. 

Draba Fladnitzensis Wulf. Hochgolling. 

D. Sauter Hoppe. Natterriegel und Kalbling bei Admont. 

D. dubia Sut. Kalbling. 

Saxifraga mutata L. Krebenze.?) 

S. tenella Wulf. Krebenze. 

S. Burseriana L. Kalbling. 

Androsace villosa L. Krebenze. i 

Primula glutinosa Wulf. Bösenstein, Niedere Tauern. 

Eritrichum nanum All. Hochgolling und Eisenhut [= E. Terglouense 
(Haqu.) Kern.]. 

Gentiana punctata L. Hochwart in den Niederen Tauern. 

G. frigida Hänke. Grieskogel, Hohe Zinken. 

Campanula Zoysii Wulf. Sulzbachtal. 

©. thyrsoidea L. Krebenze. 

Phyteuma paueiflorum L. Hochhaide, Hochgolling. 

Ph. haemisphaericum L. Eisenhut. 


!) Veröffentlicht mit Erlaubnis des hochw. Herrn Priors Dr. G. Spari. 

*2) Der Fuß der Krebenze besteht aus Urgestein, der Gipfel aber aus 
Kalkgestein. Ich sah daselbst in Höhen von 1400—1700 m Juniperus nana 
und Senecio abrotanifolius. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (99) 


Paederota lutea Scop. [= Veronica lIutea (Scop.) Wettst.]. Bei 
Gill. 

Pedicularis Oederi Vahl. Judenburger Alpen, Hochwart, Niedere 
Tauern 

Pedicularis Sceptrum Carolınum L. Bei Gaishorn im Paltentale. 

Lysimachia thyrsiflora L. Im Paltentale, Admonter Sümpfe. 

Artemisia laxa (Lam.) Fritsch. Zinken bei Sekkau. 

Aster Tripolium L. Gleichenberg. 

Saussurea alpina L. Oberwölser Alpen.!) 

Achillea Ptarmica L. Cilli. 

Epipogon aphyllus (Schm.) Sw. Schönanger bei St. Lambrecht. 

Lloydia serotina (L.) Rehb. Zirbitzkogel. 

Streptopus amplexifolius (L.) DC. St. Lambrecht. 

Iris Sibirica L. Admont. 

Leucojum aestivum L. Stattenberg in Steiermark. 

Andropogon Ischaemum L. Marburg. 

Festuca pulchella Schrad. Niedere Tauern. 


Schließlich veröffentliche ich bemerkenswerte Standorte einiger 
Pflanzen von Steiermark: 


Sparganium minimum Fr. In Lachen und Sümpfen (1500 m) beim 
Antonikreuz (Zeyritzkamp!). 

Equisetum hiemale L. Radmerhals bei Eisenerz. 

Campanula thyrsoidea L. Trenchtling und Polster. 

Pedicularis foliosa L. Polster und Lamingeck. 

Gypsophila repens L. Polster und Lamingeck (östlichster Standort 
Steiermarks). 

Alchemilla anisiaca Wettst. Lamingeck am Trenchtling. 

Cirsium Carniolicum Sceop. Stadelstein bei Eisenerz. 

Allium Vietorialis L. (Selten blühend!) Zeyritzkampl und Reichen- 
stein bei Eisenerz. 

Aspidium Thelypteris (L.) Sw. Im Sumpfe bei Tragöß am Fuße 
der Pribitzmauer. 

Achillea Reichardtiana (— A. Olusiana x A. Clavennae). Auf der 
Südseite des Reichensteines bei Eisenerz. 


!) Vermutlich am Hohenwart, wo sie nicht selten ist. 


(100) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Zum Schlusse legte Herr Dr. H. Frh. v. Handel-Mazzetti 
bemerkenswerte Phanerogamen aus Tirol vor und führte 
dazu folgendes aus: 

Wenn ich schon seit drei Jahren keine Pflanzen aus Tirol 
vorlegte, obwohl ich allsommerlich dortselbst Exkursionen machte, 
so geschah dies deshalb, weil ich immer hoffte, einmal darüber 
etwas Vollständigeres zum besten geben zu können. Da mir dies 
aber nicht so bald möglich sein wird, will ich die bemerkens- 
wertesten Funde hier ohne weiteren Zusammenhang bekanntgeben, 
wie ja auch meine Exkursionen kurz und sporadisch waren und 
vorläufig kein bestimmtes Ziel verfolgten. Es war vielmehr meine 
Absicht, mich über die Flora einiger wenig bekannter Gebiete im 
allgemeinen zu orientieren. Als eines der interessantesten derselben 
erwies sich der Nordwesthang des obersten zu Tirol gehörigen Inn- 
tales, d. i. zwischen Pfunds und Tösens und dem Paznauntale. Er 
ist charakterisiert durch die kalkreichen sedimentären Bündner- 
schiefer mit einer reichen Mischflora und durch das enorm hohe 
Ansteigen einer Reihe von nur in tieferen Lagen gewohnten Arten, 
weshalb ein Teil meiner Mitteilungen aus Höhenrekorden besteht. 
Tief eingeschnittene, kurze Täler mit außerordentlich steilen, nur 
mit großer Vorsicht zu begehenden Rasenhbängen, deren Vegetation, 
nicht beweidet und nicht gemäht, in einer in der alpinen Region 
seltenen Üppigkeit prangt, stempeln ihn auch physiognomisch zum 
österreichischen Engadin, das wegen des Vorkommens von altglazialen 
Relikten!) noch einer genaueren Untersuchung wert ist, als ich sie 
bisher durehführen konnte, da mich beidemale anhaltender Regen 
vertrieb. Die Funde aus diesem Gebiete stammen aus dem Jahre 
1905, nur jene aus dem Stubental, Gmeiertal und vom Kreuzjoch 
und Frudiger Kopf von 1906, im übrigen jene vom Arlberg, aus 
dem Fassatal, von Bozen, Ampezzo, Innsbruck, Telfs und vom 
Hühnerspiel von 1905, vom Rosengarten, Cavalese und Valsugana 
von 1906, vom Vinstgau von 1907. 


Dryopteris paleacea Hand.-Mzt.. nova comb. (Aspidium paleaceum 
Don., Prodr. fl. Nepalensis, p. 4 [1825] = Aspidium Filix mas 
var. Stilluppense Sabransky, Österr. bot. Zeitschr., LII, S. 144.) 


!) U. a. auch Taraxacum Pacheri Schltz. (Vgl. meine Monographie, 8. 73.) 


Versammlung der Sektion für Botanik. (101) 


T.:!) Malga Cengielo an der Cima d’Asta, 1650 m. Daß Sa- 
bransky seine Varietät zu A. paleaceum in Gegensatz stellte, 
hat wohl darin seinen Grund, daß das Indusium des letzteren 
gewöhnlich übertrieben beschrieben wird. Meine Pflanze (vgl. 
die in der Österr. botan. Zeitschr., LII, $. 219 angeführten 
Standorte) stimmt mit den von Luerssen als Aspidium Filix 
mas var. paleaceum bestimmten Exemplaren in dem Herbare 
des Ferdinandeums in Innsbruck (vgl. Dalla Torre und 
Sarnthein, Flora von Tirol ete., VI, 1, $. 46) vollständig 
überein. 

Pinus Engadinensis (Heer) Aschers. et Graebn. O.: Am Wege von 
Pfunds in das Stubental, 1300 m. (Bei der Alpe Lawens ober 
Tösens, 1700 m, wurde jedoch P. silvestris L. gesammelt, auf 
die Verbreitung der beiden in diesem Gebiete aber noch zu 
wenig geachtet.) J.: Im Gschnitztal am Wege ins Martartal, 
1250 m (leg. 1902). M.: An der Waldgrenze oberhalb St. Mar- 
tin am Vorberg bei Latsch, 2100 m; unterhalb jenes Ortes 
(1700 m) P. silvestris. 

Triglochin palustre L. ©.: Alpensumpf oberhalb Lawens bei Tösens, 
2230 m. (Höchster bisher beobachteter Alpenstandort.) 
Sparganium neglectum Beeby. J.: Sumpfgräben unter Afling (leg. 

1898). Hier wohl weiter verbreitet. 

Stipa pulcherrima K. Koch [St. mediterranea (Trin. et Rupr.) Asch. 
et Gr.]. Hierher, und zwar meist zur f. Gallica (Stev.) Watzl, 
gehören alle in Tirol vorkommenden Pflanzen aus der Ver- 
wandtschaft der St. pennata, einschließlich der xerothermen 
Relikte, z. B. O.: Am Innufer gegenüber von Rietz an heißen 
Kalkhängen (leg. mein Bruder Hermann). 

Agrostis Schleicheri Jord. F.: Im Gerölle am Aufstieg zum Fedaja- 
paß, 1650 m. 

Trisetum distichophylium (Vill.) P. B. O.: Auffallend häufig auf den 
Bündnerschiefern von der Alpe Komperdill bei Tösens bis zum 
Gmeiertal bei Pfunds. 

Poa minor Gaud. O.: Heuberg bei Tösens, auf Bündnerschiefer. 


1) Bezeichnung der Bezirke nach Dalla Torre und Sarnthein, Flora 
von Tirol ete., I, Karte. 


(102) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Poa Cenisia All. O.: Gmeiertal bei Pfunds. Heuberg bei Tösens, 
lus. pallens Gaud. P.: Rittjoch bei St. Vigil (leg. 1902). 

Poa nemoralis L. var. glauca Gaud. O.: Ober der Flathalpe bei 
Landeck. J.: Ober der Lizumalpe im Wattental (leg. 1902). 
N.: Im Tale des Mayrbaches bei Proveis (leg. 1902). F.: Auf 
einer Wegmauer bei Alba. T.: Osthang der Stelle delle Sute 
bei Cavalese, hier bis 2500 m. — Scheint trotz des höchst 
auffallenden Habitus doch nur eine Sonnenform zu sein. 

Festuca scheuchzeriformis Schur. F.: Contrintal, am Aufstiege zur 
Marmolata, 2600 m (leg. 1903). — Außerhalb Tirols von mir 
gesammelt: Schweiz: Mattalp am Pilatus, 1600 m; Steier- 
mark: Trawiesenalpe am Hochschwab, 1500 m (leg. 1905). 


Festuca alpina Sut. *f. nova puberula Hackel. Foliorum bası- 
bus et vaginis dense et breviter puberulis a typo dwersa. J.: 
Zwischen Fotscherferner und Hochgrafeljoch im Sellraintal, 
2600 m (leg. 1902).t) 

Festuca Halleri Al. ©.: Heuberg bei Tösens, 2200 m, schon etwas 
gegen F. dura Host neigend. N.: Ilmenspitze bei Proveis, 
2600 m (leg. 1902). 

Carex Lachenalii Schk. (lagopina Wahlbg.). O.: Verbreitet im Ge- 
birgskamme zwischen Oberinn- und Paznauntal. 

*Carex Pseudoheleonastes Hand.-Mzt. nov. hybr. (dioica X 
brunnescens). Rhizoma breviter stoloniferum et caules 
fascieulatim vel rarius singulos edens. Caulis erectus, ca. 
25cm altus, tenwis, subtriqueter, supra scaber, in tertio infero 
foliatus. Folia angustissime linearia, vix ultra 1 mm lata, 
longe acuminata, longiludine caulem subaequantia, plana, 
margine scabra, vaginis pallide brunneis, opacis. Spiculae 
2—4, obovatae, in inflorescentiam anguste ovatam, 10—15 mm 
longam dense congestae, bası d', apice Q. Dracteae sieut 
folia fulerantia ovatae, acutae, ca. 3 mm longae, scariosae, fer- 
rugineae, nervo herbaceo viridi, margine albido. Utri- 
culi semierecti, brunnescenti-olivacei, ovati, bracteis paulo lon- 
giores nec latiores, leviter striati, in rosirum breve, conicum, 


!) In der Österr. botan. Zeitschr., LIIJ, 8.293 und Dalla Torre u. 
Sarnthein, Flora von Tirol, VI, 1, S. 253 als F. ovina publiziert. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (103) 


saepe rubellum, apice bidentatum, dorso longe et saepe pro- 
fundiuseule sulcatum, margine scabrum attenuati, omnes 
steriles. 

F.: Wiesenmoor im Talboden der Alpe Sorieia im Duron- 
tal bei Campitello, 1950 m (13./VII. 1905). 

Die vorliegende Pflanze weicht von C. Heleonastes Ehrh. 
in ihren Merkmalen selbst bei genauestem Vergleiche höchstens 
durch das Vorkommen ganz kurzer Ausläufer ab. Nur ihre 
Sterilität und der für letztere Art ganz unmögliche Standort 
lassen den Gedanken an ihren hybriden Ursprung zur Geltung 
kommen. Von den in Betracht kommenden Bastarden gleicht 
sie am meisten der ©. microstachya Ehrh. (dioica X canescens), 
unterscheidet sich aber von ihr durch den auf den Einfluß 
der ©. brunnescens zurückzuführenden gespaltenen Schnabel. 

Carex Halleri Gunn. (alpina Sw.).M.: Penaudalpe zwischen Schnalser- 
tal und Vinstgau. 

Carex lepidocarpa Tausch. J.: In dem kleinen Moortümpel östlich 
am Großen Lansersee. P.: Im Gadertale hinter Stern (leg. 
1902) und St. Cassian, 1650 m. Am Wege von Außerprags 
nach Bad Neuprags. T.: Südhang des Passo Cinque croci 
bei Borgo, 1900 m, mit ©. Oederi. Zu dieser Art dürfte wohl 
die meiste aus Wiesenmooren in Tirol stammende Carex 
„flava“ gehören. 

* Jarex Schatzii Kneuck. (lepidocarpa X Oederi). J.: In dem Moor- 
tümpel am Großen Lansersee. 

* Qarex Leutzii Kneuck. (lepidocarpa = Hostiana [ Hornschuchiana]). 
J.: Am Standorte der vorigen. P.: Hinter Stern im Gadertal, 
1500 m, leg. 1902 (Österr. bot. Zeitschr., LIII, 8. 294, als (©. 
fulva). Hierher gehört wohl ein großer Teil der unter letz- 
terem Namen aus Tirol angegebenen Pflanzen. 

Carex clavaeformis Hoppe. ©.: Gräben am Hange nordöstlich der 
Masneralpe bei Pfunds; Quellfluren der Alpenmähder ober 
der Alpe Komperdill bei Tösens; beides auf Bündnerschiefer, 
2100—2200 m. Eine außer den bei Aschers. et Graebn., 
Syn., II, p. 136 angegebenen Merkmalen !) durch hohen kräf- 


1) Die keulige Form der Ähren ist sehr wenig konstant! 


(104) Versammlung der Sektion für Botanik. 


tigen Wuchs (bis über 70cm), große Schläuche (ca. 4 mm 
lang) und dadurch dieke weibliche Ähren mit oft jenen der 
O. cuspidata Host fast ganz gleichen Deckblättern ausgezeich- 
nete, wenn auch (anscheinend sehr selten) mit CO. flacca Schreb. 
dureh Mittelformen verbundene Art, die jedenfalls weit mehr 
Selbständigkeit besitzt als C. erythrostachys Hoppe. 

* Juncus castaneus Sm. ©.: Zahlreich in einem schlammigen Quell- 
sumpf zwischen den beiden Ästen des Gmeiertales bei Pfunds 
gleich ober dessen Gabelung im Bestande von Eriophorum 
latifolium und mit Juncus triglumis, Carex Davalliana, Tussi- 
lago Farfara ete.; Bündnerschiefer, 2400 m; leg. 18./VII. 
1906. Dieser Standort der sonst innerhalb der Alpen nur in 
den östlichsten Zentralalpen häufigeren Art schließt sich an 
die zwei bisher westlich von Salzburg im Engadin!) bekannten 
an und ist gleichzeitig der höchstgelegene. 

Juncus fuscoater Schrad. J.: Auf Schlamm am Bache in der Völser 
Innau (leg. 1900) und in Sumpfwiesen unter Afling (1898); 
600 m. 

Luzula compacta (E. Mey.) Dalla Torre. O.: Kreuzjoch zwischen 
Finstermünz und Paznaun, 2850 m. J.: Nordgrat des Roß- 
kogels, 2400 m; Gamskogel im Senderstal, 2660 m (leg. 1399). 
E.: Am Wege von Pontigl auf das Hühnerspiel im Walde bei 
nur 1400 m (leg. 1901). Dieses jedenfalls auf Verschleppung 
beruhende Vorkommen zeugt für die Artberechtigung dieser 
Pflanze. 

Rumex Acetosella L. M.: Am Pfasereck im Pfossental bis 2600 m. 

Oerastium Brueggerianum Dalla Torre et Sarnth. mser. (lanatum X 
strietum. — 0. alpinum X strietum Brügg., Jahresber. des 
Naturf. Vereins Graubünden, 1881, S. 71). E.: Hühnerspiel 
(leg. 1901). 

AC. lanato bracteis supremis latissime scarioso-margi- 
natis, caulibus strietiusculis, folüis lamceolatis, latitudine triplo 
longioribus, breviuscule puberulis et margine longius cihiatıis 
vel totis glabrescentibus, a O. stricto bracteis infertoribus an- 


!) Die Pflanze aus dem Saminatal in Liechtenstein (Kemp) gehört nach 
Murr, Allgem. bot. Zeitschr., 1908, S. 20, zu J. triglumis. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (105) 


gustissime scarioso-marginatis, caulibus humilibus, 4—12 cm 
longis, et foliis multo latioribus diversum. 

Der Pollen ist genau wie an Exemplaren, die ich am 
Brüggerschen Originalstandort auf dem Piz Padella im Enga- 
din sammelte, zum allergrößten Teile steril, wobei die ver- 
kümmerten Körner in den Falten der thecae haften bleiben. 

Minuartia biflora (L.) Schinz et Thellg. (Alsine biflora Wahlbg.). 
O.: Frudiger Kopf bei Pfunds, 2690 m, Bündnerschiefer. 

Moehringia hybrida Kern. (ciliata X muscosa). B.: Am Touristen- 
steig von Ratzes auf den Schlern. F.: Aufstieg zum Fedajapaß. 

Ranunculus Kerneri Freyn. O.: Am Rande der Gebüsche bei der 
Turmruine Hörtenberg nächst Telfs, 850 m. 

Aconitum paniculatum Lam. J.: St. Siegmund im Sellraintal (leg. 
1594). F.: Val Lagorai bei Cavalese. 

Cardamine Wettsteiniana ©. E. Schultz (alpina X resedifolia). ©.: 
Ober der Ascherhütte im Paznauntal. 

Draba dubia Sut. M.: Häufig am Pfasereck im Pfossental und am 
Niederjöchl bei Latsch. F.: Porta Veseovo im Padonrücken, 
auf Augitporphyr, 2550 m, hier mit spärlich behaarten Schötchen, 
wie es Schinz und Keller, Fl. d. Schweiz, 2. Aufl., I, S. 227, 
erwähnen. Lago Lagorai bei Cavalese, 1900 m. 

Draba Carinthiaca Hoppe. O©.: Frudiger Kopf bei Pfunds, 2650 m. 

Sawifraga biflora All. F.: Contrintal am Aufstiege zur Marmolata, 
2600 m (leg. 1903). 

Saxıfraga macropetala Kern. O.: Siüdwestgrat des Muttekopfes bei 
Imst, 2700 m, mit Saxifraga oppositifolia L. (leg. mein Bruder 
Hermann, 29./VII. 1905). Für die nördlichen Kalkalpen erst 
kürzlich mit folgendem Bastarde von der Schindlerspitze am 
Arlberg nachgewiesen (Sündermann, Allgem. bot. Zeitschr., 
1907, 8. 147). 

Saxifraga Norica Kern. (macropetala X oppositifolia). O©.: Ebenda- 
selbst, nicht selten (Herm.). 

Saxifraga depressa Sternbg. F.: Nordhang der Stelle delle Sute 
bei Cavalese. 

Sawifraga Vierhapperi Hand.-Mzt. (androsacea X depressa) (Österr. 
bot. Zeitschr., LV, 8. 70). F.: Zahlreich unter dem Kamme 
des ganzen Padonzuges an der Nordseite mit den Stammeltern. 


(106) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Der Pollen dieses Bastardes ist immer geradezu schulbeispiel- 
mäßig steril. 

Saxifraga adscendens L. O.: Frudiger Kopf bei Pfunds. 

Potentilla Norvegica L. O.: Ruderalplätze bei Hörtenberg nächst 
Telfs (1905—1907). 

Lathyrus montanus Bernh. ©.: Fuchsmoos bei Piller im Pitztal, 
auf steinigem Boden unter schütterem Buschwerk, 1400 m 
(leg. meine Mutter Fredine, 1907). 

Euphorbia Oyparissias L. O.: Geradezu charakteristisch auf Bündner- 
schiefer in der alpinen Region am Nordwesthang des Inntales 
bei Tösens und Pfunds, häufig bis 2400 m, im Gmeiertal bis 
2500 m aufsteigend. 

Viola calcarata L. ©.: Muttekopf bei Imst (Herm.). 

Pirola chlorantha Sw. ©.: Weiler „Höll* bei Telfs (Fred.). 

Primula integrifolia L. ©.: Arrezjoch bei Tösens, am Bache gegen 
die Alpe Lawens, 2450 m. Der weitaus nordöstlichste bekannte 
Standort dieser Art. 

Cortusa Matthioli L. O©.: Gmeiertal bei Pfunds, Heuberg bei Tösens, 
2000— 2300 m. 

Gentiana Favrati Ritt. E.: Hühnerspiel am Brenner mit folgender 
Art. B.: Schlern, südlich unter dem Gipfel häufig. V.: An 
der Straße westlich der Paßhöhe des Arlberges, 1700 m. Die 
Exemplare von letzterem Standorte tragen durch die im unteren 
Teile gestreckten Stengel (die obersten zwei Blattpaare hart 
an den Kelch gedrückt), kleinere Blüten, nicht dichtrasigen 
Wuchs und größere, insbesondere verlängerte Blätter den Ein- 
fluß des ungewöhnlich niedrigen Standortes zur Schau. 

(entiana brachyphylla Vill. O©.: Arrezjoch bei Tösens. E.: Hühner- 
spiel. 

Gentiana solstitialis Wettst. B.: Mähder unter der Kölnerhütte im 
Rosengarten, auf Quarzporphyr, 1900 m. 

(Grentiana tenella Rottb. O.: Arrezjoch bei Tösens. 

Stachys labiosa Bert. P., F.: Häufig im Fassa- und Buchensteinertal. 

* Melampyrum Velebiticum Borb. (subalpinum f. Carniolicum ©. 
Dahl in schedis). A typo calyce brevissime papilloso-setuloso, non 
barbato diversum. 'T.: Im Buchenwald am Wege von Grigno 
nach Pieve Tesino im Valsugana, 700 m (27./VIII. 1906). 


Versammlung der Sektion für Botanik. (107) 


Euphrasia Kerneri Wettst. O.: Auf mit Birken bestandenen Wiesen 
ober Rietz (Herm.) und ober den Höfen „Höll“* bei Telfs, 
900—1050 m, mit E. Rostkoviana Hayne. 

Euphrasia Rechingeri Wettst. (Kerneri X Rostkoviana). O.: Ober 
den Höfen „Höll“. 

Euphrasia brevipila Burn. et Grml. T.: Am Wege von Grigno nach 
Pieve Tesino. 

Euphrasia hirtella Jord. O.: Im Stubental bei Pfunds am Südfuße 
der Gamspleiß, 1950 m. 

Euphrasia drosocalyx Freyn. T.: Passo Cinque eroci nördlich von 
Borgo, 2000—2100 m, mit E. minima in größter Menge weiß- 
blütig, etwas weniger gelb. 

Euphrasia Jordanii Wettst. (minima X versicolor). M.: Pfasereck im 
Pfossental; häufiger am Südhange des Niederjöchls bei Latsch, 
woselbst der Bastard unter Massen von E. versicolor durch 
die hellgelbe Färbung seiner großen Blüten auffällt. Der Pollen 
ist normal ausgebildet; trotzdem wird man nicht annehmen 
dürfen, daß E. versicolor mit gelben Blüten auftritt. 

Euphrasia Jaeggii Wettst. (minima X Salisburgensis). O.: Am Süd- 
fuße der Gamspleiß im Stubental bei Pfunds. 

Alectorolophus rusticulus (Chab.) Stern. V.: Arlbergstraße oberhalb 
Rauz, 1700 m. O.: Ober der Alpe Komperdill bei Tösens, 2200 m. 

Campanula thyrsoidea L. ©.: Arrezjoch und Masneralpe bei Tösens. 

Campanula Cenisia L. O©.: Frudiger Kopf bei Pfunds, gegen die 
oberste Mulde des Zanderstales, 2620 m. 

Adenostyles crassifolia Kern. P. (extra fines): Alpenweiden südlich 
vom Misurinasee, 1750 m. 

Artemisia Genipi Web. O.: Parseierspitze beiLandeck, vom Gletscher 
bis zum Gipfel verbreitet, 2900—3030 m (leg. mein Bruder 
Eduard, 5./VIII. 1905). 

Doronicum grandiflorum Lam. (D. Halleri Tausch). O©.: Heuberg 
bei Tösens, Gmeiertal und Frudiger Kopf bei Pfunds; Bündner- 
schiefer. 

Doronicum glaciale (Wulf.) Nym. F.: Auf dem Varos und am Auf- 
stiege zur Marmolata im Contrintal, auf Kalk (leg. 1903). 

Senecio Tiroliensis Kern. O.: Bündnerschiefergebiet bei Pfunds und 
Tösens. 


(108) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Carduus orthosepalus Wallr. (acanthoides X nutans). B.: Am Wege 
von Atzwang nach St. Constantin. 

Cirsitum Stonum Porta (Erisithales X montanum). B.: Einzeln auf 
einer Waldwiese im Tschover Wald am Wege zum Tschager- 
joch im Tiersertal, mit den Stammeltern. 

Cirsium Sennholzi Eichfd. (heterophyllum X montanum). B.: Mit 
vorigem, etwas zahlreicher. 

Oorsium flavescens Koch (super-Erisithales X spinosissimum). O.: 
Alpe Komperdill bei Tösens; Masneralpe bei Pfunds, stellen- 
weise häufig. F.: Pordoijoch, Padonrücken, mehrfach. Dieser 
Bastard findet sich auffallend häufig weit über der oberen 
Verbreitungsgrenze des ©. Erisithales. 

Centaurea alpestris Heg. O©.: Verbreitet auf den Bündnerschiefern 
westlich von Pfunds und Tösens, 2000— 2400 m. 

Taraxacum laevigatum (Willd.) DC. M.: An Schaflagerplätzen 
unter Felsen am Südhange des Niederjöchls bei Latsch im 
Vinstgau, 2550 m. Höchster bekannter Standort. 

Crepis jubata Koch. J.: Einzeln im Vennatal am Brenner. 


Bericht der Sektion für Zoologie. 


Versammlung am 10. Januar 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. K. Grobben. 


Der Vorsitzende hält einen Vortrag über die Organisation 
von Argulus. 


Hierauf sprieht Herr Dr. K. Toldt jun.: Neueres über An- 
deutungen eines Schuppenkleides bei rezenten Säuge- 
tieren. 

Nach einer kurzen Besprechung der Arbeiten von M. Weber, 
de Meijere, Reh, Römer, Loweg, Stöhr u. a., welche durch 
die Untersuchung der Haarstellung bei verschiedenen Säugetieren 
einen wichtigen Beleg dafür lieferten, daß die Säugetiere von 
schuppentragenden Vorfahren abzuleiten sind, berichtete der Vor- 


Versammlung der Sektion für Zoologie. (109) 


tragende über die Haut von Vulpes vulpes L., welehe im Zusammen- 
hange mit der Anordnung der Haare eine schuppenförmige Profi- 
lierung der Oberfläche aufweist. 

Wo Haare gleichzeitig mit Schuppen auftreten, wie z. B. am 
Sehwanze von Beutelratten, Spitzmäusen und zahlreichen Nage- 
tieren, stehen erstere entlang des freien Randes der Schuppen. Bei 
manchen Säugetieren, namentlich bei solchen mit starken Haar- 
gebilden (bei Stachelschweinen, Stachelratten und Stachelmäusen), 
sind dieselben noch so angeordnet, als ob sie hinter Schuppen 
ständen; von solchen selbst ist jedoch nichts mehr zu erkennen. 

Beim Fuchse stehen die Haare in Gruppen von je drei Haar- 
bündeln, deren Austrittstellen nebeneinander in einer nach hinten 
konvexen Reihe angeordnet sind. Diese bogenförmigen Reihen 
liegen so dicht neben- und hintereinander, daß sie eine deutliche 
Schuppenzeichnung hervorrufen. Der Eindruck einer Beschuppung 
wird noch dadurch erhöht, daß die einzelnen von den Reihen ab- 
gegrenzten schuppenförmigen Hautfelder von vorne unten nach hinten 
oben gleichmäßig ansteigen und ihre konvexen Hinterseiten infolge- 
dessen kantig vorspringen. Unter einer jeden solchen Kante treten 
die drei nebeneinander liegenden Haarbündel einer Haargruppe 
hervor; jede solehe Kante entspricht somit einer Haarreihe. 

An Körperstellen, an welchen die Haut durch die Bewegungen 
des Tieres starken Spannungen, beziehungsweise Faltungen aus- 
gesetzt ist (insbesondere in den Achsel- und Schenkelfalten), ist 
die Profilierung zarter und ihrer Form nach den verschiedenen Zug- 
richtungen der Haut angepaßt. 

Das Hervortreten der Hautfelder wird durch flache Erhebungen 
der oberen Cutislagen bedingt; die Epidermis zieht über dieselben 
gleichmäßig hinweg. Der Vergleich verschiedener Entwicklungs- 
stadien zeigt, daß diese Profilierung der Hautoberfläche durch das 
Hervorbrechen der Haare verursacht wird und erst beim Erscheinen 
der Haarbündel zur vollen Ausbildung gelangt (eirea 14 Wochen 
nach der Geburt). Beim Fuchse vertritt das in Bündeln konzen- 
trierte Auftreten der zarten Haare die Stärke der einzelnen Haar- 
gebilde (Borsten, Stacheln) in den bisher bekannten ähnlichen Fällen. 

Da die Haare ontogenetisch früher auftreten als die be- 
sprochene Profilierung und die Entstehung und Form derselben 


(110) Versammlung der Sektion für Zoologie. 


bedingen, ist dieselbe dem phylogenetisch postulierten Schuppen- 
kleide gegenüber als eine Parallelerscheinung anzusehen. Auf dieses 
ist jedoch die Anordnung der Haare zurückzuführen. 

Näheres enthält eine demnächst im „Zoologischen Anzeiger“ 
erscheinende Mitteilung. 


Versammlung am 14. Februar 1908. 


Der Vorsitzende, Prof. Dr. K. Grobben, spricht über das 
Blutkreislaufsystem von Argulus. 


Hierauf hält Herr Dr. Fr. Werner einen Vortrag über Mi- 
mikry, an welchen sich eine längere Debatte schließt. Es sprechen 
die Herren Prof. Grobben, Dr. Kammerer, Prof. Abel, Kustos 
A. Handlirsch und Dr. O. Porsch. 


Versammlung am 13. März 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. K. Grobben. 


Herr Dr. Walther Sedlaczek hielt einen Vortrag: 


Die Nonne in Böhmen im Jahre 190%. 


Aus Zeitungsberichten ist bekannt, daß schon seit Jahren bald in diesem, 
bald in jenem Teile der Monarchie „Nonnenschäden“ den Wäldern drohen. 
Trotzdem der Name dieses Tieres (Lymantria monacha L.) sehr bekannt ist, 
sind in Laienkreisen viele falsche Ansichten über seine Naturgeschichte ver- 
breitet. So ist zum Glücke der Schaden meistens nicht so groß als man häufig 
annimmt, da ja das Holz der befressenen Bäume schließlich doch übrig bleibt 
und unter Umständen recht gut verwertet werden kann. Sehr verbreitet ist 
auch die Meinung, daß Falterschwärme eine regelmäßige Erscheinung seien; 
und doch treten dieselben relativ selten auf. Wir müssen überhaupt für die 
meisten Fälle autochthone Entstehung der abnormen Faltermengen annehmen. 
Nach Eckstein wird das Verbreitungsgebiet der Nonne im Norden von einer 
Linie, die von Perm über Petersburg, Upsala, Bergen nach Liverpool führt, 
begrenzt, während die Südgrenze von Brest, Nizza, Ajaccio, Loreto, Konstanza 
zur Südspitze der Halbinsel Krim führt. Böhmen liegt also in der Mitte dieses 
Verbreitungsgebietes und es ist daher unnötig, für das Auftreten dieses In- 
sektes daselbst Einwanderung aus anderen Ländern anzunehmen. Die Nonne 
ist im Jahre 1888 zuerst in großer Menge im westlichen Deutschland aufgetreten 
und hat sich von da rasch in nordöstlicher und östlicher Richtung verbreitet. 


Versammlung der Sektion für Zoologie. (111) 


Dies ist jedoch nicht so zu verstehen, als ob eine tatsächliche Wanderung 
der Individuen stattgefunden hätte, sondern es werden eben die günstigen 
Lebensbedingungen für das Insekt zuerst in den westlichen Gebieten und 
später in den mehr östlich gelegenen entstanden sein. In Böhmen wurde seit 
dem Jahre 1888 die Nonne beobachtet und diejenigen Forstwirte, welche fast 
während der ganzen Zeit mit ihr zu tun hatten, behaupten alle, daß die Ver- 
mehrung autochthon eingetreten sei. So berichtete Forstrat Kofistka in der 
Generalversammlung des Böhmischen Forstvereines am 29. August 1906, daß 
dieser Schädling seit 1888 in den Bezirken Ledet, Kuttenberg, Caslau, Wit- 
tingau, Neuhaus und Tabor alljährlich konstatiert wurde. In derselben Ver- 
sammlung führte Regierungsrat Klöckner aus, daß sie von 1888—1891 all- 
jährlich immer stärker auftrat. Dann brach die „Flacherie* aus und es war 
Ruhe bis 1898. 1899 kam sie wieder zahlreicher vor, aber 1900 war sie ver- 
schwunden. Von 1902 bis heute steigt wieder die Menge der Falter. Ähnlich 
verhielt es sich in anderen Bezirken und als der Falterflug und die Eiablage 
im Jahre 1906 wieder sehr stark war, beschloß man, nachdem noch immer 
über die Biologie des Insektes und den Wert der Bekämpfungsmethoden große 
Meinungsverschiedenheiten herrschten, einschlägige exakte, wissenschaftliche 
Beobachtungen und Versuche anzustellen. Mit der Durchführung dieser Ver- 
suche wurde die k. k. Forstliche Versuchsanstalt in Mariabrunn betraut und 
da ich daselbst Referent für Zoologie bin, fiel mir diese Aufgabe zu. 


Aus der umfangreichen Literatur über die Nonne hatte ich ersehen, 
daß die große Verschiedenheit der Ansichten unmöglich auf ungenügenden 
oder falschen Beobachtungen beruhen könne, sondern in der Sache selbst ihre 
Begründung haben müsse, indem das Insekt entweder zu verschiedenen Zeiten 
oder an verschiedenen Orten andere Lebensgewohnheiten habe. Ob dies wirklich 
der Fall sei, glaubte ich nur auf die Weise ermitteln zu können, daß ich im 
Invasionsgebiete mehrere Beobachtungsorte wählte und diese nun abwechselnd 
besuchte. 


Das Invasionsgebiet erstreckte sich auf den nordwestlichen Teil des 
böhmisch-mährischen Höhenzuges in seiner ganzen Ausdehnung, den Brdy- 
wald und das Teplergebirge sowie auf die Abhänge des Lausitzer- und Glatzer- 
gebirges, im letzteren Falle also auf den nördlichen Teil Böhmens, welcher von 
der Elbe im Bogen umflossen wird. In diesen befallenen Teilen des Landes 
wählte ich drei Orte als Beobachtungsstationen aus: Kolenee bei Wittingau am 
südwestlichen Fuße des böhmisch-mährischen Höhenzuges, Bohdane£ bei Lede& 
im mittleren Teile dieses Rückens und Weißwasser, welches beiläufig in der 
Mitte des nördlichen Invasionsgebietes gelegen ist. Der Ort Kolenee liegt 
zwischen der Luschnitz und NeZarka im Gebiete der großen böhmischen Teiche. 
Diese Gegend zeichnet sich durch besonders starke Luftfeuchtigkeit aus; 
infolgedessen ist die Vegetation üppig, ohne gerade artenreich zu sein. Einen 
besonders schönen Wuchs zeigt dort die Kiefer. Die Stämme werden gegen 
30m hoch, sind sehr stark und gerade, die Krone ist hoch angesetzt und 
astreich, die Rinde der Bäume dick und großschuppig. Unter dem Kronen- 


(112) Versammlung der Sektion für Zoologie. 


schirme ist ein hübscher Fichtennebenbestand erwachsen. Auch diese Fichten 
haben eine Höhe bis zu 20 m, eine gesunde, gut entwickelte Krone und eine 
gute Stammausformung. Der Boden ist zum Teile mit hohen Vaceinien und 
frischen Moospolstern bedeckt, zum Teile gedeiht auf ihm allerdings nur die 
graue Flechte, welche von den Forstwirten Hungermoos genannt wird, weil 
sie sonst nur geringe Bodengüte anzeigt, was hier aber nicht der Fall ist. 
Ihr Vorkommen wird in dieser Gegend offenbar nur durch die stark sandige 
Beschaffenheit des Bodens ermöglicht, welche ein Austrocknen der allerobersten 
Bodenschichte zur Folge hat, während in größerer Tiefe hinreichend Feuchtig- 
keit für die Wurzeln der schönen Stämme ist. Der hohe Grad von Luft- 
feuchtigkeit begünstigt das Vorkommen der Raupen. So werden z. B. die 
prächtigen Eichen auf den Dämmen des Rosenberger und der anderen Teiche 
häufig vom Goldafter (Porthesia chrysorrhoea) kahlgefressen, aber Dank der 
enormen Luftfeuchtigkeit nehmen die Bäume dadurch keinen Schaden. Es 
sei hier an die bei Landwirten und Gärtnern wohlbekannte Regel erinnert: 
„Feuchtes Jahr, Raupenjahr, — trockenes Jahr, Fliegenjahr.* Im Kolenecer 
(zebiet haben also die Raupen immer günstige Lebensbedingungen und werden 
wohl nicht so bald verschwinden. 

Ein ganz anderes Bild bieten die Bestände in Bohdane® bei Lede£. 
Dieser Ort liegt im Gebiete der oberen Sazava in mäßig koupiertem Terrain; 
ursprünglich waren hier Buchenwälder, heute sehen wir fast ausschließlich 
Fichte. Der Boden ist nicht sehr feucht, die Vegetation höchst einförmig, 
auch die Fauna sehr artenarm. Der Boden in den Beständen ist nur mit ab- 
gefallenen Fichtennadeln bedeckt. Es ist klar, daß unter diesen Verhältnissen 
die Nonne wenig Feinde findet und sich, wenn günstige Lebensbedingungen 
herrschen, ungestört entwickeln kann. 

Die meiste Abwechslung haben wir in Weißwasser. Dieser Ort liegt 
im Flußgebiete der Iser und es erheben sich in der Nähe die mit Porphyr- 
kuppen gekrönten Sandsteinberge des Lausitzergebirges, wie der Bösig, der 
Roller ete. In den Niederungen. sind teilweise schöne Fichtenbestände, z. B. 
im Tiergarten von Klokocka. Am Fuße der Berge breiten sich Sandflächen 
aus, unter welchen zum Teile Ortstein liegt. Natürlich können hier nur kümmer- 
liche Kiefernbestände fortkommen. Da verdient das Hungermoos, welches 
den Boden überzieht, mit Recht seinen Namen. Zwischen diesen beiden Ex- 
tremen gibt es aber auch Standorte, an welchen schöne Kiefern mit Fichten 
in Mischung oder als Unterholz ihr Gedeihen finden. 


Schon an diesen nicht sehr weit voneinander entfernten Beobachtungs- 
stationen zeigten sich wichtige Unterschiede. Ich besuchte die beschriebenen 
Orte zum erstenmale, als noch die Bestände intakt waren und die Bäume den 
Keim zu ihrem Verderben in der Gestalt der Nonneneier unter den Rinden- 
schuppen trugen. In Bohdane@ war ein hoher Perzentsatz der Eier an den 
untersten Stammpartien zu finden. In Weißwasser war das Maximum des Ei- 
belages in einer Höhe von 4—6m, in Kolenee in einer solchen von 6—8 m. 
Diese für die Bekämpfung höchst wichtige Erscheinung mußte ich wenigstens 


Versammlung der Sektion für Zoologie. (115) 


versuchen zu erklären. Es kam mir zuerst der Gedanke, daß die Höhe des Ei- 
belages nur von zwei Momenten abhängig sein könne. Da die Nonne als Raupe 
nie auf den Boden zu gelangen braucht, wenn sie genügende Nahrung in den 
Kronen findet, ist das erste Moment, daß die Eier genügend geschützt sind, das 
zweite, daß die Raupen möglichst schnell zum Fraßplatze gelangen. Nun sind 
allerdings die Bäume in Bohdane& an vielen Orten tief herab beastet, die nicht 
sehr hohen Kiefern in Weißwasser haben die Rinde schon in geringerer Höhe 
glatt als die in Kolenee und würden diese Umstände mit den erwähnten An- 
forderungen stimmen. Es waren aber auch die Fichten in Kolenee nur in 
größerer Höhe mit Eiern belegt, ein Umstand, der darauf hinwies, daß für die 
Höhe der Eiablage auch andere, unbekannte Faktoren maßgebend waren. So 
verschiedenartig der Eibelag war, trat doch das nächste wichtige Phänomen, 
nämlich das Ausschlüpfen der Raupen, überall fast am selben Tage ein. Es ist 
dies eben von der Witterung abhängig und diese war in ganz Böhmen gleich. 


Unmittelbar nach dem Ausschlüpfen aber zeigten schon die Räupchen 
an.verschiedenen Orten ein verschiedenes Verhalten. Sie blieben nämlich 
manchmal länger in sogenannten „Spiegeln“ beisammen, manchmal dagegen 
stiegen sie sofort zur Krone auf. Es hängt diese Erscheinung offenbar mit 
dem Umstande zusammen, daß von den einen Räupcehen die Schalen der so- 
eben verlassenen Eier befressen werden, von den anderen aber nicht. Dieses 
verschiedenartige Verhalten hat natürlich schon zu Kontroversen in der 
Literatur geführt. Ich habe im vorigen Jahre die Beobachtung gemacht, daß 
Räupchen, die im feuchten Raume ausgeschlüpft waren, die Eischalen befressen 
haben, während solehe in trockener Luft dies nicht taten. Das glaube ich 
auf den Umstand zurückführen zu können, daß die von Janin beschriebene 
Zellschichte, welche während der Embryonalentwicklung zwischen Amnion 
und Serosa übrig bleibt, nur bei Luftfeuchtigkeit sich längere Zeit hält, in 
trockener Umgebung jedoch bald eindorrt und so die Raupen gezwungen werden, 
andere Nahrung aufzusuchen. Es ist da, wie ich glaube, eine Anpassung an 
die Witterungsverhältnisse, indem eben bei feuchtem Wetter die Raupen in 
der Nähe der Eischalen verweilen, bei Trockenheit sich aber bald zerstreuen 
müssen; der Fraß nahm daher an den drei Beobachtungsstationen einen ver- 
schiedenen Verlauf. Wesentlich anders aber war das Verhalten der Raupen 
an Kiefern als an Fichten. An der Fichte frißt die junge Raupe nur die zarten, 
eben ausgebrochenen Nadeln. An Kiefern dagegen kann sie schon die alten 
Nadeln befressen. Damit hängt zusammen, daß die Fichte früher kahl ge- 
fressen wird, denn die junge Raupe braucht in derselben Zeit viel mehr von 
den frischen Nadeln und wenn sie größer geworden ist, fallen ihr doch die 
alten Nadeln zum Opfer. Bei der Kiefer, die später austreibt, werden nur bei 
sehr starkem Fraße auch die jungen Triebe angegangen, außerdem entlastet 
sich dieser lichtkronige Baum eher. Die Folge dieses Verhaltens war in den 
oben beschriebenen Beständen zu Kolenee und Weißwasser, daß die Raupen 
im Laufe des Sommers nach und nach von den Kiefern auf das Fiehtenunter- 
holz herabkamen und dasselbe kahl fraßen. Einen ganz anderen Verlauf 

Z. B. Ges. 58. Bd. h 


(114) Versammlung der Sektion für Zoologie. 


zeigte der Fraß in Bohdanee. Dort wurden schon vom Anfange an infolge 
des tiefen Eibelages durch die in Brusthöhe angebrachten Leimringe zahl- 
reiche Raupen am Aufstiege in die Krone verhindert. Diese Räupchen ver- 
fertigten nun unter den Ringen von einem Stamme zum anderen Gespinst- 
brücken, sogenannte Nonnenschleier. Es waren ihrer so viele, daß ich glaubte, 
als ich zum ersten Male einen solchen Bestand von der Ferne sah, es liege 
Nebel am Boden. Natürlich mußten diese Räupchen infolge Nahrungsmangel 
zugrunde gehen. In der nächsten Zeit kamen nur sehr wenige Raupen in 
Bohdane€ sowie auch an den beiden anderen Versuchsstationen herab. Erst 
am 27. Mai mehrten sich in den geleimten Beständen in Bohdanee die Raupen 
unter den Ringen und einige Tage später bemerkte man eine Verdiekung der 
Fichtenendtriebe. Das Herabspinnen der Raupen hörte aber bald wieder auf 
und die Triebe wurden eher wieder schmäler. Die erwähnte scheinbare Ver- 
diekung rührte nämlich von einem massenhaften Ansammeln kleiner Raupen 
daselbst her, die nicht mehr fraßen und dem Tode anheim fielen. Als sie 
dann abgestorben waren und eintrockneten, nahm natürlich die Stärke der 
Wipfeltriebe wieder ab. Erst am 10. Juni kamen wiederum die Raupen in 
größerer Menge herab und vom 12. Juni an sammelten sich dieselben aber- 
mals in den Wipfeln an und bildeten Knollen von oft wunderlicher Form. 


Trotz starker Verbreitung und intensiven Auftretens der Krankheit 
waren noch immer viele überlebende Raupen vorhanden, aber auch diese 
gingen später zum größten Teile ein, indem sie aus den Kronen herabfielen 
und auf der Erde rasch in Verwesung übergingen. Dieser beschriebene Ver- 
lauf der Raupenepidemie scheint mir darauf hinzuweisen, daß es sich um 
mehrere Krankheitsformen handelte. Man glaubt es nur mit einer Krankheit zu 
tun zu haben, weil mehrere Symptome gemeinsam sind. Dies gilt z. B. von der 
Farbe des Sputums und der Erscheinung des „Wipfelns“. Nach meiner Ansicht 
können aber beide Anzeichen sehr wohl bei verschiedenen Krankheiten auf- 
treten. Wenn man eine Raupe einige Stunden hungern läßt, tritt, wenn man 
den Körper mäßig zusammendrückt, aus dem Maule ein brauner Saft statt 
des grünen wie bei gesunden Tieren. Nun heißt es in der Literatur, daß 
dieser braune Saft ein Zeichen für die Erkrankung an „Flacherie“ sei. Füttert 
man jedoch eine gesunde Raupe, welche gehungert hat und infolgedessen 
braun spuckt, mit frischen Nadeln, so spuckt sie wieder grün, weil eben die 
grüne Farbe nur vom Chlorophyll, das mit der Nahrung aufgenommen wird, 
herrührt und dieses sich im Darme bald ändert. Selbstverständlich werden 
kranke Raupen keine Nahrung aufnehmen und daher braun spucken, sich 
also durch dieses Symptom von anderen hungernden Raupen nicht unterscheiden, 


Ähnlich verhält es sich mit dem „Wipfeln“. Es erscheint das Gebaren 
beim Wipfeln der Raupen ganz unerklärlich. Ein Förster sagte mir ganz 
treffend, es komme ihm vor, als ob die Raupen blind seien. Nun, ich glaube, 
das Sehvermögen der Raupen ist so schwach, daß selbst sein Verlust nicht 
so bedeutende Folgen haben könnte. Dagegen ist mir aufgefallen, daß das 
Spinnvermögen der wipfelnden Raupen reduziert erscheint. Wenn das zutrifft, 


Versammlung der Sektion für Zoologie. (115) 


könnte man sich allerdings eine Erklärung konstruieren. Bekanntlich spinnt 
die Raupe beim Aufwärtskriechen über senkrechte oder nahezu senkrechte 
Flächen eine Art Strickleiter. Beim Herabkommen dagegen zieht auch das 
erwachsene Tier immer einen Faden nach sich, so daß man annehmen muß, 
das Spinnvermögen sei für die Raupen zur normalen Fortbewegung unbedingt 
notwendig. Bei Verlust desselben könnte also eine Raupe dort, wo früher 
andere gekrochen sind, emporsteigen, da sich ja die alten Gespinstfäden 
wenigstens zum Teile noch vorfinden werden, bei der Abwärtsbewegung aber 
kann sie den gewohnten Faden nicht nach sich ziehen und muß entweder 
oben bleiben oder herabfallen. Ich untersuche gegenwärtig die Spinndrüsen 
kranker und gesunder Raupen und konnte auch schon einige Unterschiede 
feststellen. 

In Bohdane& kamen in den von Flacherie befallenen Teilen sehr wenige 
Raupen zur Verpuppung und auch von diesen entwickelten sich nur wenige 
zum Falter. In Kolenee und Weißwasser dagegen machte der größte Teil die 
Entwicklung durch. Bezüglich der Puppen hatte man beim letzten Nonnen- 
fraß in Deutschland die Erfahrung gemacht, daß sie meist an tieferen Stamm- 
partien und am niederen Unterwuchse zu finden waren. In Böhmen dagegen 
fand im vorigen Jahre die Verpuppung meistenteils in größerer Höhe statt. 


Ein starker Falterflug konnte von mir nur in Kolenee und Weißwasser 
beobachtet werden. Besonders im letztgenannten Gebiete war die Zahl der 
Schmetterlinge eine so enorme, daß man an manchen Stellen das Schwärmen 
mit einem Schneegestöber vergleichen konnte und, wenn man mit dem Wagen 
durch den Wald fuhr, ersterer bald mit Faltern bedeckt war. Über einige 
Erscheinungen möchte ich noch meine Erfahrungen mitteilen, nämlich über 
die Zeit des Schwärmens, den Anflug gegen Licht und über die Bildung von 
Wanderschwärmen. 

Der Zeitpunkt des Falterfluges ist weniger an bestimmte Stunden der 
Nacht als an die herrschende Temperatur gebunden. Die Falter flogen so- 
lange als die Temperatur über 15°C. war. Sank sie unter diesen Punkt, so 
hörte der Flug auf, begann aber wieder, wenn es etwas wärmer wurde. Man 
konnte daher oft schon gegen 11 Uhr keinen Schmetterling mehr fliegen sehen, 
manchmal dauerte das Schwärmen bis gegen 2 Uhr nachts. Die für einen 
Nachtfalter scheinbar widersinnige Eigenschaft, gegen das Licht zu fliegen, 
glaube ich mir bei der Nonne dadurch erklären zu können, daß diese im Walde 
nur in der Richtung, von welcher wenn auch spärliches Licht durch die Zweige 
einfällt, &eradlinig fliegen kann, ohne in die Gefahr zu kommen, an ver- 
schiedene Gegenstände anzustoßen und sich die Flügel zu lädieren. Damit 
würde auch im Einklange stehen, daß, wie ich durch Versuche feststellte, die 
Falter lieber gegen abgeblendetes Licht, z. B. Lampions, als gegen offene 
Flammen anfliegen. Die größere, beleuchtete Fläche entspricht nach dem Ge- 
sagten mehr den natürlichen Verhältnissen als der intensiv leuchtende Punkt. 

Ich fragte im vorigen Jahre einmal einen Förster, ob er auch Falter- 
schwärme beobachtet habe. Dieser erwiderte, er habe noch keinen gesehen 

h* 


(116) Versammlung der Sektion für Zoologie. 


und wenn einer vorkommen würde, so hätte derselbe keine Bedeutung, weil 
Ja die eiertragenden Weibchen wegen ihrer Schwere doch nicht mitfliegen 
könnten. Ich entgegnete, daß in der Literatur ja vielfach von Falterschwärmen 
gesprochen werde, und weiters, daß dort, wo solche eingefallen waren, selbst an 
Orten, wo früher gewiß keine Nonnen waren, z. B. auf Hausdächern, massen- 
haft Eier gefunden worden seien. Der Herr Förster ließ sich dadurch aber nicht 
von seiner Meinung abbringen und meinte, das könne wohl in der Literatur, 
aber nicht in der Natur vorkommen. Als ich dann später sah, wie die Weibchen 
gleich nach dem Ausschlüpfen aus der Puppe schon infolge ihres schweren 
Hinterleibes zum weiten Fluge wenig geeignet erschienen, dachte ich unwill- 
kürlich, der Förster habe doch recht. Die Berichte über Falterschwärme sind 
aber so zahlreich und so glaubwürdig, daß man sie nicht für falsch erklären 
kann. Wir müssen eben auch hier besondere Voraussetzungen annehmen. Man 
hat nämlich in neuerer Zeit feststellen können, daß die Geschlechtsorgane bei 
derselben Insektenart zur Zeit, da die Imago die Puppenhülle verläßt, bald 
mehr, bald weniger entwickelt sein können und daß dies von der Ernährung 
der Larve abhängig sei. Auch in unserem Falle scheint es mir, daß eine An- 
passung an die gegebenen Verhältnisse vorliege. Hat ein starker Fraß oder 
gar Kahlfraß stattgefunden, so werden viele schlecht ernährte Raupen vor- 
handen sein, die sich aber doch noch zum Falter entwickeln können. Die 
Ovarien solcher Weibchen werden jedenfalls nicht so groß sein, als wenn den 
Raupen reichliche Nahrung zur Verfügung gestanden wäre. Diese Exemplare 
werden sohin die Fähigkeit haben, das kahlgefressene Gebiet zu verlassen 
und einen anderen, wenn auch weit entfernten Ort zur Gründung der neuen 
Generation aufzusuchen. 


Über die Bedeutung der Feinde der Nonne aus dem Tierreiche können 
wir, ehrlich gestanden, noch nichts Bestimmtes sagen. Es ist bekannt, daß es 
sich hierbei hauptsächlich um die Tlachinen, die Ichneumonen und die Vögel 
handelt. Zur Erhaltung der beiden genannten Insektengattungen sammelt 
man die Raupen und Puppen und „zwingert sie ein“. Die „Zwinger“ werden 
mit Netzen bedeckt, deren Maschenweite so groß ist, daß wohl die Fliegen und 
Schlupfwespen, welche sich im Behälter entwickeln, nicht aber die Falter aus- 
schwärmen können. Dies beruht auf der Erfahrung, daß ein großer Teil der 
Schmarotzer seine Entwicklung zur Imago gleichzeitig mit dem Schädlinge 
selbst beendet. Es kommen also viele Fliegen schon im Herbste aus. Welcher 
Prozentsatz davon wird den nächsten Sommer, wenn wieder Raupen da sind, 
erleben? Auch wenige können uns ja Nutzen bringen; steht aber dieser in 
einem Verhältnisse zu den aufgewendeten Kosten für ihre Erhaltung? Im 
großen angewandt, summieren sich selbst kleine Auslagen ganz gewaltig. 


Soweit ich beobachtet habe, sind dort, wo Kahlfraß war, keine Vögel 
zu sehen gewesen. Diese der Sonne und dem Winde exponierten Örtlich- 
keiten in Verbindung mit anderen Folgeerscheinungen, z. B. dem Gestanke 
des verwesenden Raupenkotes, machen unseren Sängern den Aufenthalt da- 
selbst wohl nicht angenehm. Ich bin selbstverständlich wie jeder denkende 


Versammlung der Sektion für Zoologie. (117) 


Mensch ein Freund des Vogelschutzes, aber ich habe gerade bei dieser Ge- 
legenheit wieder gesehen, daß derselbe nur in Verbindung mit einem ratio- 
nellen allgemeinen Naturschutze durchführbar ist. Freilich wird zur Erforschung 
dieser Wechselbeziehungen noch viele und ernste Arbeit notwendig sein. 


Bericht der Sektion für Koleopterologie, 


Versammlung am 20. Februar 1908. 


(Konversationsabend.) 


Vorsitzender: Herr F. Heikertinger. 


I. Der Vorsitzende legt Probetafeln des demnächst erschei- 
nenden Werkes von E. Reitter, Fauna germanica (Käfer), vor. 
Die Herausgabe dieses Werkes, das 4—5 Bände mit ca. 200 Tafeln 
umfassen soll, erfolgt durch den Deutschen Lehrerverein für Natur- 
kunde. 


II. Weiters spricht Vorsitzender über einen zweifellos prak- 
tischen Arbeitsteilungsmodus, in der Weise gedacht, daß eine Gruppe 
von Sammlern die einzelnen Koleopterenfamilien zwecks Deter- 
mination unter sich aufteilt. 


III. Sprecher weist darauf hin, welch’ ein reiches Arbeitsfeld 
sich dem auf einem Spezialgebiete tätigen Sammler in bezug auf 
biologische und verbreitungsgeographische Tatsachen eröffnet, cha- 
rakterisiert unter Vorlage der wichtigsten diesbezüglichen Werke 
den gegenwärtigen Stand der biologischen Literatur über Koleo- 
pteren und gibt eine kurze Anleitung zu einfachen biologischen 
Beobachtungen. 


Derselbe legt im Anschlusse hieran selbstangefertigte Larven- 
zeichnungen von Haltieinen sowie einen Teil seines Herbars vor, 
welches sich lediglich aus Standpflanzen der Haltieinen mit Fraß- 
bildern der letzteren oder deren Larven zusammensetzt. Dem Eim- 
wurfe, daß das für den Sammler Erreichbare bereits längst bekannt 
sei, begegnet Sprecher durch Anführung einer Anzahl eigener neuer 
oder verbessernder Beobachtungen. 


(118) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


So wird z. B. erwähnt, daß Psylliodes luteola Müll. in allen 
einschlägigen Werken als auf Solanaceen lebend und speziell den 
Kartoffeln schädlich angegeben wird. Das Tier findet sich aber 
keineswegs auf Nachtschattengewächsen, es berührte in der Ge- 
fangenschaft die ihm vorgelegten Blätter verschiedener Solanaceen 
nicht, lebt dagegen in großen Mengen auf Eichen (Quercus lanu- 
ginosa Lam., Bisamberg, 1./VII. 1905, 30./VIII. 1899 ete.; Quercus 
sessiliflora Sm., Eichkogel bei Mödling, 4./VII. 1906, 22./VII. 1906 
ete.). (Herr Dr. E. Hille bestätigt dieses Vorkommen aus eigener 
Erfahrung.) 

Da sich der Käfer übrigens auch auf anderen Gesträuchen, 
z. B. Ulmus campestris L. (Prater, 27./VI. 1907 ete.), in Anzahl 
findet, wäre die Aufklärung seiner Entwicklung eine dankenswerte 
Aufgabe.') 

An Solanum tuberosum L. (Kartoffel) lebt nur Psylliodes affınis 
Payk., manchmal in so ungeheuren Mengen, daß die Pflanzen von 
ihr oft völlig zerfressen sind (Hadersfeld, 1./VIl. 1906; Lang-Enzers- 
dorf, 1./IX. 1907 ete.). 


IV. Sprecher weist des weiteren darauf hin, daß ein wesent- 
licher Mangel der koleopterologischen Handbücher, das Fehlen von 
Angaben über die so wiehtigen Erscheinungszeiten der Käfer, durch 
Beschaffung genauer Daten zu beheben sei. Die Flugzeit (Paarungs- 
zeit, innerhalb welcher die Tiere in Massen und in beiden Ge- 
schlechtern auftreten) ist bei vielen Käfern eine sehr kurze (2 bis 
3 Wochen), sie differiert gerade bei den Arten einer Gattung oft 
beträchtlich und ihre Beobachtung und Aufzeichnung ist daher für 
die Kenntnis der Entwicklungsumstände der Arten von Wert. Die 
Angabe einer Jahreszahl auf Fundortzetteln ist von geringerem 
Werte und wäre zweckmäßig durch Angabe eines Monatsdatums 
zu ergänzen. 

!) Alle jene Herren, welche über biologische Beobachtungen an phyto- 
phagen Koleopteren verfügen oder sich für ein diesbezügliches Studium inter- 
essieren, werden gebeten, sich mit dem Referenten (Adresse: Franz Heiker- 
tinger, Wien, X./l, Staatsbahngasse 7) ins Einvernehmen zu setzen. 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (119) 


Versammlung am 5. März 1908. 
(Vortragsabend.) 
Vorsitzender: Herr Direktor L. Ganglbauer. 


Herr Dr. K. Holdhaus hält einen Vortrag: „Über die Koleo- 
pterenfauna der Insel Elba.“ 

Eine ausführliche Arbeit über dieses Thema wird in Kürze 
an anderer Stelle erscheinen. 


Hierauf spricht Herr Direktor L. Ganglbauer über die 
Rassen von Molops (Tanythrix) edurus De;).: 

Das Verbreitungsgebiet des Molops edurus erstreckt sich, so- 
weit bisher bekannt, über den Kanton Tessin, die Bergamaskeralpen, 
die Alpen von Süd-Judikarien, den Monte Baldo und die lessinischen 
Alpen. Weiter im Westen oder Osten scheint die Art bisher nicht 
nachgewiesen zu sein. Auf dem Baldo und in den lessinischen 
Alpen findet sie sich oft in Gesellschaft des nahe verwandten M. 
marginepunctatus Dej. Auf dem Plateau der Sette Communi fand 
ich mit meinem Freunde Pinker nur den letzteren. 

Molops edurus liegt mir vom Monte Generoso im Kanton Tessin, 
vom Monte Grigna und durch Herrn Nißl auch vom Piz Arera in 
den Bergamaskeralpen, vom Val Sorina westlich von Storo, vom 
Val Lorina am Fuße der Cima Tombea, vom Monte Pari, vom Val 
Scaglia und vom Monte Notte bei Pieve di Ledro in Judikarien, 
ferner vom Monte Baldo und endlich aus den lessinischen Alpen 
vom Campo grosso vor. Nach diesem ziemlich umfangreichen Ma- 
teriale sind drei Rassen des M. edurus auseinander zu halten. 

Bevor dieselben besprochen werden, sei bemerkt, daß sich 
bei M. edurus die 9 von den 0‘, abgesehen von den einfachen 
Vordertarsen, durch bedeutendere Durchsehnittsgröße, geringeren 
Glanz der Oberseite, wesentlich breiteren Körperbau, diekeren Kopf, 
breiteren Halsschild, breitere, im allgemeinen kräftiger gestreifte 
Flügeldecken, weniger dieke Schenkel und zahlreichere Borsten- 
punkte am Hinterrande des sechsten Abdominalsternits unterscheiden. 

Die westliche Rasse, welche dem Kanton Tessin und den 
Bergamaskeralpen angehört, differiert von den edurus des Monte 


(120) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


Baldo und der lessinischen Alpen durch bedeutendere Durchsehnitts- 
größe (Länge 165—21 mm), wesentlich gestrecktere Körperform, 
an den Seiten weniger stark gerundeten, vor den Hinterecken 
stärker und in größerer Ausdehnung, bei manchen J’ selbst so stark 
wie bei marginepunctatus ausgeschweiften Halsschild, länger ge- 
streckte, an den Seiten flacher gerundete Flügeldeeken, besonders 
auffällig aber durch die bei beiden Geschlechtern feinen, beim 
oft bis auf Spuren etloschenen Rückenstreifen derselben. 

Die nach einem angeblich aus Piemont stammenden J be- 
schriebene Feronia edura Dej. (Spee. Col., III, p. 312) ist schon nach 
der Angabe über die Skulptur der Flügeldecken (leur stries sont 
tres peu marquees et & peine distinetes) auf diese Rasse zu be- 
ziehen. Dejean vergleicht ferner seine F. edura mit F. fasciato- 
punctata und gibt in bezug auf den Umriß des Halsschildes keine 
anderen Unterschiede an, als daß bei edura die Vorderecken weniger 
spitz und die Seiten vorne weniger gerundet sind. Letzteres gilt 
von der westlichen Rasse der edura, nicht aber von der Rasse des 
Baldo und der lessinischen Alpen, bei der die Seiten des Hals- 
schildes in der vorderen Hälfte stärker gerundet sind als bei Ptero- 
stichus fasciatopunetatus. Dejeans Abbildung der F. edura (Icon. 
Col. d’Europe, III, Pl. 139, Fig. 2) ist nach Chaudoir (Stett. Ent. 
Zeit., 1859, S. 125) schlecht und entzieht sich deshalb einer Deutung. 
Hingegen stellt die von Chaudoir als genau bezeichnete Abbildung 
der edura in Jacquelin Duvals Genera des Coleopteres d’Europe 
(I, Pl. 12, Fig. 60) vortrefflich ein 9 (aber nicht, wie Chaudoir 
sagt, ein 9) der westlichen Rasse dar, welche als die echte Feronia 
edura Dej. zu betrachten ist. 

Von Molops edurus Dej. unterschied Chaudoir (l. e., S. 125) 
nach vier weiblichen Exemplaren seiner Sammlung einen M. corpu- 
lentus, der von Reitter (Wien. Ent. Zeitg., 1853, S. 256) nach den 
Typen für identisch mit edurus erklärt wurde. Von edurus hatte 
aber Reitter außer einem aus Chaudoirs Sammlung vorgelegenen 
og‘, das er als „extrem schwach gestreift“ bezeichnet, nur Baldo- 
Stücke vor sich und auf solche paßt auch die Beschreibung des 
corpulentus Chd. 

Die als edurus corpulentus zu bezeichnende edurus-Rasse vom 
Monte Baldo und von den lessinischen Alpen ist vom typischen 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (121) 


edurus der Tessiner- und Bergamaskeralpen in der Körperform und 
Skulptur der Flügeldecken, namentlich im weiblichen Geschlechte, 
so verschieden, daß es recht begreiflich erscheint, wenn Chaudoir 
in seinem corpulentus eine eigene Art erblickte. Doch ist an eine 
spezifische Verschiedenheit nicht zu denken. M. edurus corpulentus 
ist wesentlich kürzer gebaut als der typische edurus. Der Hals- 
schild ist an den Seiten in konvexerer Kurve gerundet und vor den 
Hinterecken weniger stark und in geringerer Ausdehnung aus- 
geschweift, die Flügeldecken sind im Umriß kürzer und an den 
Seiten mehr gerundet, ihre Rückenstreifen sind beim Q@ ziemlich 
. tief, aber weniger tief als bei marginepunctatus, beim d' bisweilen 
ebenso tief wie beim 9, meist aber seichter und nur ausnahms- 
weise ziemlich fein. Die Penisunterschiede sind unbedeutend. 
Länge 15—20 mm. 

Die edurus-Formen aus Judikarien halten nicht nur geo- 
graphisch, sondern auch hinsichtlich der Rassenmerkmale in der 
Körperform und in der Ausbildung der Dorsalstreifen der Flügel- 
decken zwischen der typischen Form und edurus corpulentus die 
Mitte und bilden eine intermediäre Rasse, die unter dem Namen 
edurus transbenacanus (Lacus Benacus, der Gardasee) unterschieden 
sei. M. edurus transbenacanus ist in beiden Geschlechtern kürzer 
gebaut als der typische edurus, Halsschild und Flügeldecken sind 
an den Seiten kaum stärker gerundet als bei diesem und merklich 
schwächer als bei edurus corpulentus. Vor den Hinterecken ist der 
Halsschild wenigstens bei den c’ sanfter und in geringerer Aus- 
dehnung als beim typischen edurus ausgeschweift und die Flügel- 
decken sind im Umriß kürzer als bei diesem, aber gestreckter als 
bei edurus corpulentus, was besonders bei den 9 auffällt. Die Rücken- 
streifen der Flügeldecken sind durchschnittlich feiner und seichter 
als bei edurus corpulentus und beim c' oft ebenso fein wie bei 
der typischen Form. Im Val Lorina am Fuße der Cima Tombea 
tritt diese Rasse in auffällig kleinen, nur 14—17 mm langen Stücken 
auf, bei welchen die Rassencharaktere, namentlich in der Halsschild- 
form, am prägnantesten zum Ausdruck kommen. Bei den größeren 
Stücken vom Val Sorina westlich von Storo, vom Monte Pari, Val 
Seaglia und Monte Notte bei Pieve di Ledro ist der Halsschild vor 
den Hinterecken in der Regel etwas stärker ausgeschweift. Doch 


(122) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


scheint es mir geraten, alle edurus-Formen aus Judikarien unter 
edurus transbenacanus zusammenzufassen. Sie stehen der typischen 
Form entschieden näher als der corpulentus-Rasse, sind aber nach 
der Halsschildform der & und dem kürzeren Umriß der Flügel- 
decken der 9 mit jener nicht gut zu verbinden. 

Stierlin hat (Mitteil. d. Schweiz. Ent. Ges., Bd. X, 1902, S. 425) 
nach Stücken vom Kanton Tessin eine Tanythriz ticinensis be- 
schrieben, dieselbe mit 7. marginepunctata Dej. verglichen und von 
dieser hauptsächlich durch breiteren Halsschild und sehr schwache 
Streifen der Flügeldecken unterschieden. Herr Otto Leonhard in 
Blasewitz, der die Stierlinsche Sammlung erworben hat, war so 
gütig, mir die in derselben als ticinensis Stierl. steckenden sechs 
Stücke zur Ansicht zu senden. Drei derselben, von welchen zwei 
mit der Nadeletikette „Ghidini A., Ct. Tieino“ versehen und bei 
der Übereinstimmung mit der Beschreibung als Typen der ticinen- 
sis zu betrachten sind, gehören zum typischen edurus; die drei 
weiteren, wohl nur aus Versehen von Stierlin beigesteckten Stücke 
(zwei davon mit der Provenienz: „Holdhaus, Campo grosso“) gehören 
zu marginepunctata. Auf die letzteren paßt die Beschreibung der 
ticinensis in keiner Weise und sie kommen daher nicht in Betracht. 
T. ticinensis Stierl. ist somit zur typischen edura zu ziehen. 

Tanythrix Heydeni Hopffg. (Wr. Ent. Zeitg., 1853, S. 119) mit 
der falschen Fundortsangabe: „Gebirge bei Kronstadt in Sieben- 
bürgen“ ist, wie Reitter (Wr. Ent. Zeitg., 1883, S. 180 und 257) 
bekannt gemacht hat, nach einem in einer Kronstädter Sammlung 
ohne Provenienzangabe vorgefundenen corpulentus-Weibcehen be- 
schrieben. 

Die drei hier unterschiedenen Rassen des Molops (Tanythrıx) 
edurus Dej. sind: 


1. edurus corpulentus . . . . Monte Baldo, Lessinische Alpen 
Molops corpulentus Chaud., Stett. Ent. Zeitg., 1859, S. 125. 
Tanythrix Heydeni Hopftg., Wr. Ent. Zeitg., 1885, S. 119. 
Tanythrix edura Reitt., Wr. Ent. Zeitg., 1883, S. 256. 

2. edurus transbenacanus Ganglb. supra . Alpen von Judikarien 

3. edurus edwus . . . .  Tessiner- und Bergamaskeralpen 
Feronia edura Dei Spee. gen. Col., Vol. III, 1826, S. 312. 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (123) 


Molops edurus Dej., Chaud., Stett. Ent. Zeit., 1859, S. 125. 
Tanythrix tieimensis Stierl., Mitteil. d. Schweiz. Ent. Ges., 
Bd. X, 1902, S. 425. 

Bei Tanythrix zeigt sich wieder die Unzuverlässigkeit älterer, 
nicht auf spezielle Fundorte bezugnehmender Provenienzangaben. 
Dejean bezeichnete die Montagnes du Piemont als Heimat seiner 
Feronia edura und auch Chaudoir versetzte seinen Molops corpu- 
lentus in die piemontesischen Alpen. Es ist aber sehr zweifelhaft, 
ob Molops edurus überhaupt in Piemont vorkommt. Wahrschemlich 
ist es nicht. 

Die edurus-Formen mit schwach ausgebildeten oder beim d' 
bis auf Spuren erloschenen Dorsalstreifen der Flügeldecken haben 
sich in der Skulptur von der Stammform, aus der die drei Rassen 
hervorgegangen sind, jedenfalls weiter entfernt als die Formen mit 
wohl ausgeprägten Dorsalstreifen. Die westliche Rasse steht daher 
in dieser Hinsicht der Stammform ferner als die beiden anderen, 
bestimmt aber nach dem Prioritätsgesetze als die zuerst beschriebene 
den Speziesnamen und wird deshalb als typische Form bezeichnet. 

Mit Ausnahme der drei Arten der Untergattung Tanythrix 
(marginepunctatus Dej. vom Baldo, den lessinischen Alpen und vom 
Hochplateau der Sette Communi, edurus Dej. und senilis Schaum 
von den penninischen Alpen) kommen alle Molops-Arten auf der 
Balkanhalbinsel vor. Apfelbeck führt in seiner Käferfauna der 
Balkanhalbinsel (Bd. I, 1904, S. 216—235) 32 Arten der Unter- 
gattung Molops s. str. und eine Art der auf Montenegro und die 
Nachbargebiete beschränkten Untergattung Stenochoromus auf. Von 
den 32 Arten der Untergattung Molops sind nur zwei weiter ver- 
breitet: piceus Panz. bis Kleinasien und über den größten Teil von 
Mitteleuropa, westwärts bis ins Seine-Becken, aber nicht bis Eng- 
land, und elatus F. über Österreich-Ungarn, die Schweiz, Süd- und 
Mitteldeutschland bis in die Niederlande. Molops alpestris Dej. und 
robustus Dej. sind bis Südungarn, Molops striolatus F. ist über den 
Karst bis in die Venetianeralpen und ovipennis Chaud. über die 
südlichen Ostalpen und den Innenrand der Westalpen bis in den 
toskanischen Apennin vorgedrungen. Molops byzantinus Apf. wurde 
auch auf der kleinasiatischen Seite des Bosporus, im Alem-Dagh, 
nachgewiesen. Alle übrigen Arten der Untergattung Molops s. str., 


(124) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


die in jüngster Zeit durch Apfelbecks Entdeckungen in Albanien 
noch um einige vermehrt wurden, sind auf die Balkanhalbinsel be- 
schränkt. Wir haben somit ohne Zweifel auf der Balkanhalbinsel 
den Entwicklungsherd der Gattung Molops und dürfen annehmen, 
daß auch die Stammform der bei der nahen Verwandtschaft ihrer 
drei Arten evident monophyletischen Untergattung Tanythrix öst- 
lichen Ursprungs ist. Wenn wir bei dieser die gemeinsamen Tany- 
thrix-Charaktere voraussetzen, so besaß sie wie Stenochoromus meh- 
rere Marginalborsten des Halsschildes und unterschied sich sonst 
von den übrigen Molops-Arten im wesentlichen nur durch den Mangel 
der äußeren Basalstriche des Halsschildes und durch das Vorhanden- 
sein borstentragender Grübchen im fünften Zwischenraume der 
Flügeldecken. Das sind Charaktere, die bei manchen Arten der 
nahe verwandten Gattung Pferostichus (es sei nur auf die Rassen 
des Pterostichus eristatus Duf. und maurus‘ Duftschm. verwiesen) 
nicht einmal spezifische Bedeutung besitzen. M. edurus hat sich 
beim Vordringen nach Westen weiter differenziert und daher steht 
seine westliche Rasse der Stammform ferner. 

Zur Vorlage gelangt das aus 95 Stücken bestehende edurus- 
Materiale aus der Sammlung des Hofmuseums. 


Allgemeine Versammlung 
am 4. März 1908. 


Vorsitzender: Herr Präsident Prof. Dr. R. v. Wettstein. 


Der Generalsekretär Herr Josef Brunnthaler macht folgende 
Mitteilungen: 

Se. k. u. k. Hoheit der durchl. Herr Erzherzog Franz Salvator 
gewährte huldvoll der Gesellschaft eine Subvention von 50 K. 

Das hohe k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht hat eine 
Subvention von 2000 K angewiesen. 

Der löbl. Gemeinderat der Stadt Wien bewilligte eine Sub- 
vention von 1500 K. 


Bericht über die allgemeine Versammlung. 


(125) 


Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten: 


a) ordentliche: 


PIAB 


Herr Böhm Leopold, stud. phil., Wien, XX., 
Pasettistraße 27 } 
Fräul. Breuer Alice, Bür Ehhllährerin, 
Wien, VIII./2, Florianigasse 67 . 
Herr Cerny ale stud. a ur 
Gürtel 3 ; 
„ Ebner Richard, une) Phae ac VII, 
Langegasse 26 . 2 
„ Frimmelv. Traisenau Bra) ran, 
IV./1, Schlüsselgasse 3 . 
Fräul. Gottlieb Hedwig, Wien, VIIL, Al. 
bertgasse 30 . 


Herr Hafferl Franz, nen Mödling, 
Tobi inestraße 20 an 
„ Hübl Paul, Bürgerschullehrer, Wien, 


II., Kronprinz Rudolfstraße 14 
Kubart, Dr. Bruno, Assistent am bot. 
Laboratorium d.k.k. Universität Graz 
»„ Kübler Karl, k. k. Ober-Offizial, Wien, 
X11./4, Stichlrenseadse 3 
»„ Maidl Franz, stud. phil., Wien, VII, 
Daungasse 4 . 2 
„ Petrak Franz, stud. ia ER. vi, 
dienste aße 11. 
„ Pia, Julius v., Wien, VIIL, ee 3] 
Popp Wilhelm, ne Innsbruck, 
Maria Theresienstraße 24 
»„ Stummer Albert, Weinbau-Assistent 
des k. k. Ackerbau -Ministeriums, 
Wien, XVIII., Kutschkergasse 3 


Vorgeschlagen durch: 


den Ausschuß. 
den Ausschuß. 
J. Brunnthaler, Dr. P. Kammerer. 
Dr. J. Bischof, Dr. F. Werner. 
Dr. A.v. Hayek, R. Schrödinger. 
H. Karny, Dr. A. Rogenhofer. 

J. Brunnthaler, Dr. F. Werner. 
den Ausschuß. 
J. Brunnthaler, Dr. 0. Porsch. 
den Ausschuß. 

J.Brunnth., Dr. Bar. Handel-Mazz. 


J. Brunnth., Dr. Bar. Handel-Mazz. 
H. Kaıny, Dr. A. Rogenhofer. 


J. Breit, A. Winkler. 


J. Brunnthaler, Prof. L. Linsbauer. 


b) unterstützende: 


Herr Chlupacek Anton, städt. Lehrer, 
Wien, IV./2, Belvederegasse 17 . 
„ Blaschke, Dr. Friedrich, Wien, IV./2, 


Heugasse 62 


den Ausschuß. 


Prof. O. Abel, Dr. A. Rogenhofer. 


Als Geschenke sind eingelaufen: 
Von Frau Regierungsrat Schrank: Ein Ölgemälde und ein 
Fensterbild (Diapositiv) des Botanikers Schrank. 


(126) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


Von Herrn Prof. Dr. V. Sehiffner: 300 Laub- und Lebermoose 
für das Herbar der Gesellschaft. 
Die Versammlung votiert den Spendern den Dank. 


Hierauf hält Herr Hofrat Dr. Th. R. v. Weinzierl einen Vor- 
trag: „Beiträge zur Mechanik der Keimung.“ 

Der Vortragende hat Versuche über die Wachstumsenergie 
der vier Hauptgetreidearten angestellt, welche folgende Resultate 
ergeben. Nur jene Keimlinge erreichen die Oberfläche, bei welchen 
die Coleoptile noch nicht vom ersten Laubblatt durchbrochen ist. 
Die Coleoptile wirkt lediglich mechanisch. Die Versuche im Dun- 
kein ergeben bessere Resultate als jene im Lichte. Die Wachstums- 
energie ist beim Weizen am größten, es folgt hierauf Roggen, dann 
Gerste und zum Schlusse Hafer. Die geleistete Arbeit dagegen ver- 
hält sich umgekehrt. Die Coleoptile besitzt eine verdickte Cutieula 
und ist an einer Stelle verdünnt, um das Hervorbrechen des ersten 
Laubblattes zu ermöglichen. Diese verdünnte Stelle liegt nicht an 
der Spitze, sondern seitlich, so daß ein Schlitz entsteht. 

(Vergl. die ausführliche Arbeit: Zur Mechanik der Embryo- 
entfaltung bei den Gramineen. Wiesner-Festschrift, 1908, S. 379 
bis 395, Taf. XII —XVI.) 


Herr Dr. Paul Kammerer spricht über: 


Experimentell erzielte UÜbereinstimmungen zwischen Tier 
und Bodenfarbe. 


(Mit Demonstration lebender und präparierter Tiere.) 


Meine Begleitworte zu den aufgestellten Objekten knüpfen an 
den Vortrag über Mimikry an, den Dr. Franz Werner in der 
Sektion für Zoologie vor kurzem gehalten hat.!) Dr. Werner hat 
ja in die Mimikryfrage das gesamte Problem der schützenden Ähn- 
lichkeiten einbezogen und hat den beachtenswerten Versuch ge- 
macht, einen konkreten Fall soleher Ähnlichkeit statt — wie bisher 
meist üblich — durch Zuchtwahl, viel einfacher durch direkte 


!) „Die Mimikryfrage.“ Siehe diese „Verhandlungen“, Bd. LVIII, 1908, 
S. (110). Ferner vom selben Autor: „Das Ende der Mimikryhypothese?“ Biol. 
Zentralblatt, Bd. XXVI, Nr. 6, S. 174—185. 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (127) 


Anpassung zu erklären. Die blattförmigen Auswüchse nämlich 
mancher auf reichbelaubten Zweigen lebenden Fang- und Gespenst- 
heuschrecken scheinen durch Hypertrophie gewisser Körper- 
teile in feuchter Atmosphäre zu entstehen; in trockenen Ge- 
senden entbehren die nächsten Verwandten der betreffenden Heu- 
schreckenarten jener blattartigen Anhängsel und gleichen dadurch 
wieder den dort häufigeren, fast kahlen-Stengeln und dürren Halmen. 

In der Diskussion, welche der genannte Vortrag anregte, habe 
ich darauf hingewiesen, daß wir bei Erklärung vieler schützender 
Ähnliehkeiten durch direkte und ebenso dureh funktionelle An- 
passung nicht mit der bloßen Vermutung stehen bleiben müssen, 
sondern daß es möglich ist, exakte Beweise hierfür beizubringen. 
Ich erwähnte schon damals, daß es mir gelungen sei, beim Feuer- 
salamander (Salamandra maculosa Laur.), wenn auf schwarzer 
Erde gehalten, fast völligen Schwund der gelben Flecke zu be- 
wirken, umgekehrt das Gelb vorherrschend zu machen, wenn die 
Versuchstiere auf gelber Lehmerde gepflegt werden. 

Mehrere Belegexemplare von Salamandern, die dergestalt eine 
„Sehutzfärbung“ angenommen haben, führe ich heute vor, ebenso 
Je eine Erdkröte (Dufo vulgaris Laur.), die sich im gleichen Sinne 
verändert zeigt, das heißt, ihre braungraue Grundfarbe ist auf Lehm 
rotgelb, auf Humus schwarz schattiert. 

Bezüglich Anordnung und Ablauf des Experimentes sei 
folgendes bemerkt: 

1. Geschwindigkeit und Vollständigkeit der morphologischen 
Umfärbung sind desto bedeutender, mit je jüngeren Tieren man 
arbeitet; doch lassen auch Arterwachsene den experimentellen Mit- 
teln gegenüber nicht jede Plastizität vermissen. 

2. Von den Kröten wurden beim Beobachtungsbeginn mög- 
lichst gleichgefärbte Exemplare verwendet, von den Salaman- 
dern aber kamen auf gelbe Erde solche mit möglichst wenig 
Gelb, auf schwarze Erde solche mit möglichst wenig Schwarz. 
Je ein bei Versuchsbeginn konserviertes Exemplar beider Reihen 
läßt das Ausmaß der stattgefundenen Veränderung noch deutlicher 
erscheinen. 

3. Die Flecke der Exemplare mit anfänglich wenigem Gelb 
vergrößern sich, gewinnen ein unregelmäßig gebuchtetes Aussehen 


(128) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


"und fließen, sobald sie sich berühren, in Quer- und Längsbinden 
zusammen; zwischen den alten, nunmehr stark ausgedehnten ent- 
stehen aber auch neue Flecke, zunächst von punkt- oder tropfen- 
förmiger Gestalt, die ebenfalls rasch gelappte Fortsätze bekommt. Bei 
den Exemplaren mit anfänglich vielem Gelb ist der Vorgang genau 
der umgekehrte: die unregelmäßig konturierten Flecke runden sich 
während ihrer Verkleinerung zur Kreis- und Punktform ab, bevor 
sie endgültig verschwinden. Einige der mitgenommener Exemplare, 
die etwas älter sind als ihre Genossen und daher in bezug auf 
Reaktionsgesehwindigkeit hinter diesen zurückbleiben, stellen Über- 
sangsstadien dar, welche jenen Vor- und Rückbildungsprozeß des 
gelben Pigmentes sehr schön veranschaulichen. 


4, Zur Durchführung des Umfärbungszustandes, wie er sich 
gegenwärtig darbietet, waren rund drei Jahre erforderlich, also eine 
überraschend kurze Zeit, wenn in Vergleich gestellt zu den Epochen, 
die für das Zustandekommen jener Variation durch Selektionspro- 
zesse beansprucht werden müßten. Von Selektion kann natürlich 
im vorliegenden Falle keine Rede sein, da die Abänderung bereits 
in ein und demselben Individualdasein Platz gegriffen hat, noch 
ohne Mitwirkung der Vererbung. 

Die Frage nach den physikalischen Ursachen der Farbanpassung 
muß ich vorerst mit Zurückhaltung beantworten. Ich beziehe mich 
dabei abermals auf einen früher in dieser geschätzten Gesellschaft, 
und zwar von mir selber gehaltenen Vortrag „Über künstliche 
Tiernigrinos“,') in welchem ich ein Exemplar von Salamandra 
maculosa zeigte, das den heute vorliegenden Produkten mehrjähriger 
Pfiege auf schwarzer Erde täuschend ähnlich sah; der Zeichnungs- 
sehwund und das Überhandnehmen der schwarzen Grundfarbe waren 
aber damals nieht mit der Farbe des Substrates in Zusammenhang 
gestanden, sondern mit Trockenhaltung, beziehungsweise Ge- 
währung des einem Amphibium unentbehrlichen Feuchtigkeitsmini- 
mums. Auch der reziproke Versuch, Vermehrung und Ausdehnung 
der gelben Flecke in großer Nässe, ist für die Erdmolche bereits 
in positivem Sinne erledigt. Da sich nun herausstellt, daß Lehm- 
erde stärker hygroskopisch ist als Gartenerde, demnach unter 


!) In diesen „Verhandlungen“, Bd. LVII, 1907, S. 134—136. 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (129) 


gleichen Bedingungen stets wasserhaltiger ist, während Gartenerde 
rasch trocknet und dann die bekannte krümelig-staubige Beschaffen- 
heit aufweist, so dürfte wenigstens der eine von den physikalischen 
Faktoren, der Feuchtigkeitsgrad, in seiner Bedeutung für das 
Gedeihen des gelben Pigmentes auf Kosten des schwarzen (und 
umgekehrt) erkannt sein. 

Gleichwie es sonach mit der Feuchtigkeit bereits geschehen, 
muß nun noch die Farbe des Bodens einerseits sorgfältig isoliert, 
anderseits mit der Feuchtigkeit in abgeänderter Weise kombiniert 
werden. Diesem sich logisch ergebenden Programm zufolge sind 
Versuche im Gange, in denen die Kröten und Salamander einer- 
seits auf gelbem und schwarzem Papier und nicht auf Erde ge- 
halten werden, anderseits wiederum auf den bezeichneten Erdsorten, 
wobei diesmal die schwächer hygroskopische schwarze Erde ständig 
durchnäßt, die stärker wasseraufnehmende gelbe Erde künstlich 
ausgedörrt wird. Schon jetzt deuten die Ergebnisse an, daß die 
komplexen Faktoren „Gelbe Erde“ und „Schwarze Erde“ zur Feuch- 
tiskeits- mindestens noch eine Lieht-, wahrscheinlich auch eine 
Temperaturwirkung addieren. 

Dies gilt von den bisher herangezogenen Landtieren. Nur 
die Licht- und vielleicht die Temperaturwirkung kann natürlich 
bei Wassertieren zur Geltung kommen, welche mit der Farbe 
des Gewässergrundes übereinstimmen. Diesbezügliche Dauerexperi- 
mente an der Bartschmerle (Nemachilus barbatulus L.) führt Herr 
stud. 8. See&rov in unserer Biologischen Versuchsanstalt. Selbst 
in den kleinen Transportgläsern sind die auf hellem Gestein hell 
gewordenen und ganz besonders die auf schwarzem Gestein schwarz 
gewordenen Schmerlen nicht immer leicht wahrzunehmen. In der 
Dunkelkammer unterbleibt die Reaktion. 

Die Übereinstimmung zwischen Bodenfarbe und Tier kann 
auch dadurch verursacht werden, daß letzteres einfach Bodenbestand- 
teile verzehrt und auf diese Weise eine Art Vitalfärbung an 
sich vollzieht. Kaulquappen der Knoblauchkröte (Pelobates fuscus 
Laur.), Süßwasserschnecken der Gattungen Limnus, Planorbis 
und Physa und Larven des pechschwarzen Wasserkäfers (Hydro- 
philus piceus L.), durchwegs Versuchstiere unseres rastlosen Mit- 


arbeiters Dr. Franz Megusar, werden auf einem durch Eisenoxyd 
Z.B. Ges. 58. Bd. i 


( 130) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


rot gefärbten Boden gehalten, wie er sich bekanntlich auch in vielen 
Naturgewässern vorfindet. Von den genannten drei Tierspezies sind 
zwei, die Kaulquappen und Schnecken, omnivor und füllen ihren 
Darm den darin enthaltenen organischen Resten zuliebe reichlich mit 
dem roten Bodenschlamm; die Wasserkäferlarven sind karnivor und 
überfallen Schnecken, die zuvor schon rosthältigen Schlamm in sich 
aufgespeichert hatten. So gelangt dort direkt, hier indirekt viel Eisen- 
oxyd in den Körper und verleiht auch den an der Körperoberfläche 
gelegenen Organen eine dauerhafte rostbraune Farbe, welche makro- 
skopisch von echter Pigmentierung nicht zu unterscheiden ist und 
das Tier nunmehr in der übereinstimmend gefärbten Umgebung 
schwer sichtbar macht. Die Größe dieser in einfachster Weise und 
kürzester Zeit hervorgebrachten Veränderung lehren nochmals die 
mitgebrachten Kontrollexemplare, welche in normaler Umgebung 
leben und keinen Rost zu fressen Gelegenheit haben. 

So manche wirkliche Deckfarbe, welche wie die zuletzt vor- 
gelegte dem unbewaffneten Auge als Eigenfärbung erscheint, mag 
sich unter dem Mikroskop als Einschluß von Fremdkörpern 
(z. B. Nahrungsstoffen oder endozoischen Algen) erweisen! 


Schließlich demonstriert Herr K. Reichert: 


Neue Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate zur Sichtbar- 
machung ultramikroskopischer Teilchen. 


Alle diejenigen, welche die Fortschritte des Mikroskopes in 
den letzten Jahrzehnten beobachtet haben, werden die Wahrneh- 
mung gemacht haben, daß die Bemühungen der Optiker in erster 
Linie darauf gerichtet waren, die Definitionskraft des Mikroskopes 
durch die Vergrößerung des Öffnungswinkels der Objektive und 
andererseits durch vollendete Farbenkorrektion die Leistungsfähig- 
keit des Mikroskopes zu erhöhen. Die Arbeiten von Abbe und 
von anderen hervorragenden Forschern haben zu dem Ergebnisse 
geführt, daß mit den derzeit der Optik zur Verfügung stehenden 
Mitteln größere Fortschritte auf diesem Gebiete kaum zu erwarten 
sind, sondern daß vielmehr auf anderem Wege, wie z. B. durch An- 
wendung besserer Beleuchtungsmethoden oder neuer Lichtquellen 
mit mehr oder weniger kurzwelligem Lichte, noch Erfolge zu er- 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (131) 


warten sein dürften. Die in den letzten Jahren auf diesem Gebiete 
unternommenen Versuche haben bestätigt, daß durch die Anwen- 
dung geeigneter Beleuchtungsmethoden selbst bei schwachen Ver- 
größerungen mit Trockenobjektiven vieles unserem Auge sichtbar 
gemacht werden kann, das früher selbst mit den stärksten Ver- 
srößerungen und Immersionsobjektiven nicht sichtbar gemacht 
werden konnte. Als ein Hilfsmittel zu diesem Zweck hat sich die 
Einführung der Dunkelfeldbeleuchtung mit künstlichen stärkeren 
Lichtquellen gezeigt. Die Dunkelfeldbeleuchtung ist eine allbekannte 
Einrichtung; ohne genügend starke Lichtquellen und ohne Spiegel- 
kondensor gibt sie jedoch keinen bedeutenden Effekt. Erst durch 
die Anwendung starker Liehtquellen mit Hilfe des Spiegelkondensors 
oder ähnlicher Einriehtungen ist es möglich geworden, eine hin- 
länglich starke Beleuchtung zu erzielen, um kleine Objekte oder 
Teile derselben sozusagen selbstleuchtend zu machen. 

Die ersten Einrichtungen zur Verwendung stärkerer Licht- 
quellen gingen bekanntlich von Dr. Siedentopf und Dr. Zsig- 
mondy aus. Seit dieser Zeit hat sich auch meine optisch-mecha- 
nische Werkstätte mit der Herstellung von Apparaten zur Sichtbar- 
machung ultramikroskopischer Teilchen beschäftigt und war dabei 
von dem Grundsatze geleitet, einerseits die Leistungsfähigkeit be- 
kannter Apparate zu erhöhen und andererseits dieselben zu verein- 
fachen und der Allgemeinheit mehr zugänglich zu machen. Während 
vor etwa drei Jahren zur Sichtbarmachung der ultramikroskopischen 
Teilchen im Blut, der Spirochaeten usw. noch wenigstens eine 
Bogenlampe von 10—20 Ampere und andere kostspielige Hilfs- 
apparate notwendig waren, kann man dies heute mit dem ein- 
fachen Spiegelkondensor und mit Liliput- oder Grätzinlampe, was 
bekanntlich billiger und einfacher ist, erreichen. 

Die ältere bekannte Einrichtung zur Sichtbarmachung ultra- 
mikroskopischer Teilchen oder, wie man auch sagen kann, die 
extrafokale Dunkelfeldbeleuchtung war jene von Dr. Siedentopf 
und Dr. Zsigmondy. Abbe hat eine zweite Dunkelfeldbeleuch- 
tung für Immersionsobjektive konstruiert. 

Beide Methoden kann man kurz dahin charakterisieren, daß 
man mit einem schmalen Lichtkegel das Objekt beleuchtet und 


dasselbe mit einem Objektiv großer Apertur abbildet. 
j* 


(132) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


Bei der in meiner Werkstätte konstruierten Dunkelfeldbeleuch- 
tung wird gerade umgekehrt verfahren, d. h. es werden alle Licht- 
strahlen von 0—0°95 ausgeschaltet und das Objekt nur mit Strahlen 
höherer Apertur von 1'05—1'40 beleuchtet und mit Objektiven ge- 
ringerer Apertur von 0:3—1'20 abgebildet. 


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Fig. 1. Fig. 2. 


Diese Methode hat vor der älteren folgende Vorzüge: 1. Größere 
Ausnützung der Lichtquelle, 2. kann man jedes beliebige Trocken- 
objektiv ohne besondere Zurichtung verwenden, 3. erzeugt sie keine 
nachteiligen Beugungsbilder, die bei der früheren Methode auftreten. 

In Fig. 1 veranschaulicht der innere Kreis die ältere Methode 
der Beleuchtung von Abbe mit Apertur von 0'2 und der äußere 
schwarze Kreis die neue Beleuchtung mit Apertur 0:'95—1'40, 
woraus ersichtlich ist, daß diese Anordnung etwa neunmal licht- 
stärker ist. 

Das hauptsächlichste Hilfsmittel dieser neuen Methode ist ein 
Spiegelkondensor. Derselbe besteht im wesentlichen aus einer Plan- 
konvexlinse, von welcher der mittlere Teil der gekrümmten Fläche 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (135) 


abgeschliffen ist. Die dadurch entstandene Planfläche ist genau 
parallel zur Planfläche der Linse. Der noch übrig bleibende Teil 
der Krümmung ist versilbert. Der Strahlengang in dem Kondensor 
ist in Fig. 2 abgebildet. Ein von der Lichtquelle a ausgehender 
Strahl wird vom Spiegel nach b reflektiert, von da nach b’ und b”; 
dasselbe geschieht auch mit einem zweiten Strahl, der von e kommt; 
dieser wird auch nach b und 
b und b” reflektiert. Die 
Blende Bl schaltet alle Strah- 
len aus dem Beleuchtungs- 
büschel aus, deren Apertur 
geringer als 1:05 ist. Sie ist 
dicht vor die erste Planfläche 
der Spiegellinse gesetzt, da- 
mit keine störenden Reflexe 
auftreten können. Diese 
Blende kann weggeklappt 
werden, wodurch die gewöhn- ee ls ie - € 

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liche Spiegelbeleuchtung her- 
gestellt wird. Aus der Fig. 2 
geht auch hervor, daß alle 
Strahlen, welche in den Kon- 
densor eintreten und die Aper- 
turen von 1'05—1'40 haben, 


an der Oberfläche des Deck- ie ie 
glases eine totale Reflexion a 
erleiden, somit ein Eintreten Fio. 3 

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der beleuchteten Strahlen in 

das Beobachtungsobjektiv absolut ausgeschlossen ist. Das Objektiv 
kann nur Strahlen aufnehmen, die innerhalb des Präparates eine 
Ablenkung von ihrer ursprünglichen Richtung durch Beugung er- 
fahren haben, und diese abgebeugten Strahlen sind es auch, welche 
im Mikroskop wahrgenommen werden. Die Spiegellinse des Konden- 
sors entwirft ein stark leuchtendes Bild der Lichtquelle in der Ebene 
des Präparates. Das letztere muß, da die Entfernung der Lichtquelle 
wegen der kurzen Brennweite des Kondensors belanglos ist, immer 
gleich weit von der zweiten Planfläche des Kondensors entfernt sein, 


(134) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


eine Forderung, welcher Objektträger von bestimmter Dicke ent- 
sprechen müssen. Wird diese Bedingung nicht erfüllt, so ist die 
Leistung des Kondensors eine unvollkommene; beispielsweise ge- 
langen dann kleinere ultramikroskopische Teilchen im Blute nicht 
mehr zur Wahrnehmung. Dieser Umstand führte zu einer etwas 
abweichenden Konstruktion eines Spiegelkondensors, welcher in 
Fig. 3 dargestellt ist. Hier ist die Spiegellinse durch einen Glas- 
körper ersetzt, welcher die 
Gestalt eines Kegelstumpfes 
hat. Der Strahlengang inner- 
halb des Kegelstumpfes ist 
aus der Fig. 3 zu ersehen. 
Die Lichtstrahlen treffen 
hier weniger konzentriert das 
Objekt, dafür ist aber die 
N __ Einhaltung einer bestimmten 
AT i } . 
7 Objektträgerdieke nicht not- 
| wendig. Es können Objekt- 
| träger von 1—2'5 mm mit 
dem gleichen Vorteil ver- 
wendet werden. Für solche 
Fälle, wo Lichtquellen von 
genügender Intensität vor- 
handen sind, ist dieser Kon- 
densor besonders empfehlens- 
wert. Der erstbeschriebene 
Kondensor A gibt nicht nur 
mit Sonnen- oder Bogenlicht 
gute Resultate, sondern auch bei Anwendung von Lichtquellen ge- 
ringerer Intensität, z. B. mit den sogenannten Liliputbogenlampen, 
die an jede Glühlampenleitung angeschlossen werden können, ebenso 
leistet die Nernstlampe gute Dienste. — Fig. 4 zeigt den Spiegel- 
kondensor gefaßt, zum Aufklappen eingerichtet, um denselben an 
Stelle des gewöhnlichen Abbeschen Beleuchtungsapparates in den 
diaphragmatischen Apparat des Mikroskopes einzusetzen. 
Obwohl nun die Anbringung eines solchen Spiegelkondensors 
an neuen, großen Mikroskopen gar keinen Schwierigkeiten unter- 


Bericht über die allgemeine Versammlung. ( 155) 


liegt, so ist es doch ganz anders, wenn ein solcher Spiegelkondensor 
zu einem bereits vorhandenen Mikroskop nachgesendet werden soll. 
Es muß in diesem Falle der Abbesche Kondensor oder die Zylinder- 
blende eingesendet werden, was manchmal umständlich und mit 
Zeitverlust verbunden ist. Aus diesem Grunde wurde der Versuch 


gemacht, eine solche Form des Kondensors zu finden, daß er ohne 
jede Anpassung an jedes beliebige Mikroskop anzubringen ist. Nach 
einer Anzahl von Versuchen ist auch dieses Ziel erreicht worden. 

Der neue Spiegelkondensor Fig. 5, der nach seiner äußeren 
Form kurz „Plattenkondensor“ benannt ist, wird nicht wie der 
frühere an Stelle des Abbeschen Beleuchtungsapparates gebracht, 
sondern einfach auf den Tisch des Mikroskopes gelegt; Bedingungen 
sind nur, daß die Öffnung des Tisches 15 mm groß und ein Plan- 
spiegel vorhanden ist, Bedingungen, welchen auch das einfachste 
Mikroskopstativ genügen dürfte. 

Die Spiegellinse des Kondensors ist in eine Glasplatte einge- 
kittet, welche mit einer entsprechenden Höhlung versehen ist. Die 
mittleren Strahlen des Beleuchtungskegels werden durch eine mit 
der unteren Fläche der Spiegellinse fest verbundene Metallblende 


136 Bericht über die allgemeine Versammlung. 
g 


zurückgehalten. Das Ganze ruht in einem metallenen Rahmen, der 
durch zwei gewöhnliche Mikroskopklemmen auf der Tischplatte 
festgehalten wird. Der Apparat kann demnach in Verbindung mit 
jedem Mikroskop gebraucht werden, ohne daß die Einsendung eines 
Teiles von diesem zwecks Anpassung notwendig wäre. 

Die Lichtstärke des Spiegelkondensors wurde noch dadurch 
erhöht, daß die sogenannte „innere Apertur“ desselben herabgesetzt 
wurde. Diese hat jetzt den Wert 0-85—1'40 gegenüber dem frühe- 
ren von 1’05—1'40. Die lineare Ausdehnung des beleuchtenden 
Ringes ist also fast um das Doppelte gestiegen. Der Apparat gibt 
mit Glühlieht, besonders mit dem bekannten „Grätzinlicht“ so gute 
Resultate, daß sogar die schwer sichtbar zu machende Spirochaete 
pallida bei der angegebenen Anordnung deutlich zu sehen ist. Er 
dürfte daher nicht nur für Forschungszwecke, sondern auch für prak- 
tische Ärzte und viele andere Untersuchungen ein nicht zu unter- 
schätzendes Hilfsmittel für diagnostische Zwecke darstellen. 

Die Manipulationen beim Gebrauch des Plattenkondensors sind 
dieselben wie bei dem früheren Spiegelkondensor. Das Zentrieren 
des ersteren, welches mit Hilfe eines schwachen Mikroskopobjektivs 
und eines ebensolchen Okulares geschehen muß, wird durch eine 
auf der Oberfläche der Spiegellinse eingeritzte Marke erleichtert. 
Bevor der Objektträger, welcher ungefähr die Dieke von 1 mm 
haben muß, auf den Kondensor gebracht wird, muß durch einen 
Tropfen Zedernöl eine homogene und möglichst blasenfreie Verbin- 
dung zwischen beiden hergestellt werden. Es kann dann mit Trocken- 
objektiven beliebiger Stärke und Apertur beobachtet werden. Um 
den verschiedenen Beleuehtungsmethoden Rechnung zu tragen, 
wurde eine Revolverblende angebracht. Die Einrichtung dieser 
Blende ist eine solche, daß man den Strahlengang und die Inten- 
sität derselben durch Einschalten größerer oder kleinerer Blenden 
regulieren kann und daß man von der Dunkelfeldbeleuchtung zur 
gewöhnlichen Spiegelbeleuchtung, also zur Beleuchtung mit durch- 
fallendem Licht, einfach durch einen Druck auf die Blende über- 
gehen kann. Das zu starke Licht kann durch Einschalten farbiger, 
matter Gläser gemildert werden. Diese Einrichtung wurde zur 
Unterscheidung von dem einfachen Plattenkondensor F „Konden- 
sor F mit Revolverblende“ genannt. 


Referate. (137) 


Referate. 


Dunbar. Zur Frage der Stellung der Bakterien, Hefen und Schimmel- 
pilze im System. Die Entstehung von Bakterien, Hefen und Schimmel- 
pilzen aus Algenzellen. München und Berlin, R. Oldenbourg, 1907. 60 >. 
und 5 Taf. 


Die vorliegende Schrift ist eine Verirrung, welche man gerade von 
einem Bakteriologen (der Autor ist Direktor des Hygienischen Institutes in 
Hamburg) am wenigsten erwarten sollte. Verfasser glaubt nachgewiesen zu 
haben, daß sich aus „Reinkulturen“ von Algenzellen Bakterien, Hefen und 
Schimmelpilze entwickeln. Er scheint dabei übersehen zu haben, daß gewisse 
Algen, beispielsweise Stichococeus, bei verschiedener Versuehsanordnung und 
speziell bei organischer Ernährung sehr vielgestaltig sind, auch farblose Formen 
bilden und weiters, daß es nachgewiesen ist, daß eine wirkliche Reinkultur 
von einer Alge immer nur wieder dieselbe Alge gibt, wenn auch bei geänderten 
äußeren Faktoren morphologische Veränderungen auftreten. Die Algenmem- 
branen sind fast immer mit Bakterien besiedelt und darauf ist es wohl zu- 
rückzuführen, daß Verfasser trotz aller sonstiger bakteriologischer Vorsichts- 
maßregeln unreine Kulturen erhielt. Es ist zu bedauern, daß eine so große 
Arbeitszeit und so viel Energie auf diese Weise verschwendet wurden. Der 
Wissenschaft wurde mit dieser Arbeit kein Dienst erwiesen; es dürfte kaum 
einen Botaniker geben, der diese Verirrung ernst zu nehmen geneigt ist. 

J. Brunnthaler. 


Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Mit besonderer Berücksichtigung von 
Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zum Gebrauch in den Schulen 
und zum Selbstunterricht. Von Dr. G. Hegi, Privatdozent an der Uni- 
versität München und Kustos am kgl. Botanischen Garten. A. Pichlers 
Wwe. & Sohn in Wien. 70 monatliche Lieferungen a 1 K 20h. 


Diese Flora, welche sich besonders durch ihre vorzügliche illustrative 
Ausstattung auszeichnet, ist in erster Linie für Liebhaber der Botanik be- 
stimmt, wird aber gewiß auch von jedem Fachbotaniker gerne benützt werden. 

Eine Erklärung der wichtigsten botanischen Art- und Varietätsbezeich- 
nungen ist vorausgeschickt. Eine allgemein verständlich gehaltene Einführung 
in die Anatomie und Morphologie folgt hierauf. Der systematische Teil be- 
ginnt mit den Gefäßkryptogamen. Auf der ersten Tafel sind verschiedene 
Sporenformen, Prothallien, Sporophylle, Makro- und Mikrosporangien abgebildet. 
Die weiteren Tafeln sind den einzelnen Arten gewidmet und bringen sowohl 
Habitusbilder als Details. In gleicher Weise sind die weiteren Gruppen be- 
handelt. Zahlreiche Textabbildungen von Details oder seltenerer Pflanzen 
sind eingestreut. Jeder Familie steht im Text ein Gattungsbestimmungsschlüssel 
voran, jeder Gattung ein solcher der Arten. Die Varietäten erscheinen alle an- 
gegeben. Die Diagnosen sind ausführlich gehalten. Es werden bei jeder Art 
auch die Volksnamen angeführt und Notizen über Verwendung ete. beigefügt. 


(138) Referate. 


Biologische Bemerkungen sowie solche über Verbreitung vervollständigen die 
Angaben. h 

Die Tafeln sind unter künstlerischer Leitung von Dr. Gustav Dunzinger 
ausgeführt. Das Werk ist, soweit die bisher erschienenen Lieferungen ersehen 
lassen, berufen, weite Verbreitung zu finden, sowohl durch seine gediegene 
Ausstattung als auch durch seinen billigen Preis. Die bisher erschienenen 
Lieferungen 1—6 umfassen außer den Gefäßkryptogamen die Gymnospermen 
und den Beginn der Monokotylen bis zu den Gräsern. Das Werk kann jedem 


Liebhaber der Botanik wärmstens empfohlen werden. 
J. Brunnthaler. 


Gowan’ Nature Books. Wild flowers at home. 1.—4. Series: Our Trees 
and how to know them. Verlag von Wilhelm Weicher in Leipzig. 
Preis M. —.80 per Heft. 

Die vorliegenden fünf Heftehen sind Reproduktionen von Naturaufnahmen 
wildwachsender Pflanzen, respektive von Zweigen von Bäumen und Sträuchern. 
Es finden sich unter diesen Aufnahmen eine ganze Reihe vorzüglich gelungener, 
welche nichts zu wünschen übrig lassen. Es ist ein guter Gedanke der Ver- 
lagshandlung, eine deutsche Ausgabe dieser Heftehen in Aussicht zu stellen. 
Es wird dies die verdiente Verbreitung bei dem außergewöhnlich billigen 
Preis noch mehr fördern. Als Habitusbilder sind die Aufnahmen gewiß Vielen 
willkommen. J. Brunnthaler. 


Aus meinen Ferien. Von Anna Pehersdorfer, Steyr (Oberösterreich). 
Wien, 1908. 

Vorliegende Skizze bietet eine anregende Schilderung von Hochgebirgs- 
touren, welehe uns durch botanische, mineralogische und geographische Be- 
merkungen fesseln. Bei der Salzachquelle interessierte uns Allium sibirieum 
(= A. foliosum) und Gentiana tenella, während in Oberpinzgau Spiranthes 
autumnalis und Sp. aestivalis zu bemerkenswerten Funden gehören. Ein Aus- 
flug nach Bosnien in das Gebiet von Sarajevo beschließt die Reihe der Schil- 
derungen. Von bemerkenswerten Funden seien die typischen pannonischen 
Arten angeführt: Eryngium amethystinum, Kentrophyllum lanatum, Crupina 
vulgaris, Centaurea caleitrapa, Bupleurum aristatum ete. Es darf auch nicht 
unerwähnt bleiben, daß die Skizze eine Fülle der Schilderung angepaßter 
Illustrationen von F. Kuhlstrunk enthält. 

Referent verweist noch zum Schlusse auf die „kleine Auslese“ inter- 
essanter Pflanzen aus der Flora von Steyr derselben Autorin (Alpenbote, 
1907); sie stellt uns eine Vorarbeit zu einer Flora von Steyr dar. Aus den 
vielen angeführten Pflanzen mit genauen Standortsangaben seien folgende 
hervorgehoben: Pinus Cembra in den Lambergschen Forsten des Sengsen- 
gebirges, Oynosurus echinatus (eingeschleppt), Saxifraga umbrosa, schon von 
Kerner angeführt, aber schwerlich wild, sondern nur verwildert, Narecissus 
poeticus und Buxus sempervirens als Reliktpflanzen, Callianthemum anemonoides 
und Helleborus viridis. Nevole, 


Referate. (139) 


Fuchs Gilbert. Über die Fortpflanzungsverhältnisse der rinden- 
brütenden Borkenkäfer, verbunden mit einer geschichtlichen und 
kritischen Darstellung der bisherigen Literatur. München, Ernst Reinhardt, 
1907. (Preis K 7.20.) 


Bei seiner Arbeit über die Borkenkäfer Kärntens hat Fuchs umfassende 
Forschungen auf dem Gebiete der Biologie der Borkenkäfer überhaupt an- 
gestellt; und mit welcher Gründlichkeit er dieser Arbeit oblag, beweist das 
vorliegende Werk. Wir finden hier beachtenswerte Ausführungen über die 
Generationsverhältnisse, den sogenannten „Nachfraß“ und den „Regenerations- 
fraß“ der Borkenkäfer. 

Im ersten Kapitel führt uns Verfasser kurz die Entwicklung der gegen- 
wärtigen Ansichten über die Generationsfrage der Borkenkäfer vor Augen. 
Der Grund, warum auf diesem Gebiete bisher so manche Meinungsverschieden- 
heit geherrscht hat, ist der, daß man annahm, die Borkenkäfer würden etwa 
wie die Schmetterlinge kurz nach dem Verlassen der Puppenhülle fortpflanzungs- 
fähig und stürben nach einmaliger Brutablage, respektive Begattung ab. Für 
einige Arten, respektive Individuen treffe dies ja zu, in den meisten Fällen 
aber liegen die Verhältnisse anders. 

Im zweiten Kapitel ist der Nachfraß der Jungkäfer behandelt, also jener 
Fraß, welchen sie von dem Abstreifen der Nymphenhaut bis zur Geschlechts- 
reife ausführen. Verfasser teilt die Borkenkäfer in zwei Gruppen ein: 1. in 
solche mit Nachfraß, 2. in solche ohne Nachfraß. Die Käfer der ersten Gruppe 
können den Nachfraß entweder an der Geburtsstätte oder außerhalb derselben 
verüben. Zu den ersteren gehören: Polygraphus, Dendroctonus, Uryphalus, 
Orypturgus pusillus und cinereus, die meisten Ipinen, Ernoporus, Pityophtorus, 
Phtorophloeus, Pityogenes, Taphrorychus und Dryocoetes. Zu denen der zweiten 
Gruppe gehören Myelophilus piniperda und minor, Hylastes glabratus, palliatus 
und andere Hylastinen sowie Hwylesinus fraxini. Zwischen diesen beiden 
Gruppen gibt es aber auch Übergänge, nämlich solche Käfer, die teils an 
der Geburtsstätte, teils außerhalb derselben den Nachfraß vollziehen. Es sind 
dies Hylastes palliatus und glabratus sowie einige Ipinen. Für die Intensität 
des Nachfraßes sind teils Arteigentümlichkeiten, teils die Witterungsverhält- 
nisse maßgebend. 

Unter normalen Verhältnissen schwärmen die Käfer aus, wenn einige 
Stunden entsprechend trockene und warme Witterung geherrscht hat. Es ist 
an der Hand von Temperaturtabellen nachgewiesen, daß das Schwärmen be- 
sonders nach warmen Nächten eintritt. 


Das dritte Kapitel behandelt besonders den Regenerationsfraß der Alt- 
käfer, das ist jenen Fraß, welchen die fertigen Käfer zwischen zwei Bruten 
ausführen. Verfasser beschreibt seine diesbezüglichen Versuche und Beob- 
achtungen über Ips typographus, durch welche er zur Ansicht kommt, daß 
von dieser Art die Mutterkäfer ebenfalls Regenerationsfraß ausführen und 
noch einmal brüten können. 


(140) Referate. 


Doppeltes Brüten der Mutterkäfer beobachtete Verfasser ferner bei Ips 
Mannsfeldi, Pityogenes bistridentatus, Hylastes palliatus und glabratus. Wahr- 
scheinlich ist es bei /ps acuminatus, Xylechinus pilosus, Hylastinus Fanghauseri 
und Polygraphus poligraphus. 

Dieses Kapitel schließt mit einer Betrachtung über die Entwicklung der 
Biologie der Borkenkäfer. 

Im vierten Kapitel sind Betrachtungen über die doppelte Generation 
im allgemeinen enthalten. Diese ist einerseits von Arteigentümlichkeiten, 
anderseits von Temperatur, Klima und lokalen Verhältnissen abhängig. 

Im fünften Kapitel finden wir eine zusammenhängende Darstellung über 
die Entwicklung unserer Ansichten betreffend die Generationsfrage der Borken- 
käfer. Die ersten ernst zu nehmenden Beobachter, Gmelin, Haas und 
v. Sierstorpff, hatten merkwürdiger Weise richtigere Ansichten über diese 
Verhältnisse als ihre nächsten Nachfolger gehabt. 

Die eigentliche Entscheidung in diesen Fragen hat erst Knoche auf 
Grund anatomischer vergleichender Studien getroffen, indem er einerseits nach- 
wies, daß bei vielen Arten die Genitalorgane erst einige Zeit nach der Ent- 
puppung reif werden, anderseits die Regenerationsmöglichkeit bei abgebrunf- 
teten Käfern fand. Für Risselkäfer hatten diese Eigenschaften schon früher 
v. Oppen, Nüsslin und Mae Dougall entdeckt. Knoche ist mithin der 
erste, welcher den strikten Beweis dafür erbringt, daß die einzelnen Genera- 
tionen der Borkenkäfer sich nicht wie die „Glieder einer Kette“ aneinander- 
reihen, sondern zeitlich vielfach ineinander übergreifen. Überdies hat Knoche 
nachgewiesen, daß die Generationsdauer vielfach ein Faktor der Wärme ist 
und die Bruten der frühzeitig schwärmenden Borkenkäfer nicht früher zum 
Ausfluge gelangen werden, als die derselben Art angehörigen, aber später 
ausfliegenden. 

Im sechsten Kapitel wird über Zuchtmethoden verhandelt und finden 
hier alle, die sich mit experimenteller Biologie der Borkenkäfer befassen wollen, 
wertvolle Winke. 

Das siebente Kapitel handelt über die im Forstbetriebe in Anwendung 
kommenden Fangbaummethoden. Dem Werke sind 10 Tafeln beigefügt mit 
photographischen Darstellungen von Fraßstücken folgender Arten: Hylastes 
glabratus, Xylechinus pilosus, Polygraphus poligraphus, und zwar an Fichte 
und an Rotföhre sowie ein Fraßstück dieses Käfers, welches als Beleg dafür 
abgebildet ist, daß diese Art hauptsächlich sternförmige Gänge anlegt, die aber 
zum größten Teile in der Rinde verlaufen. Ferner Polygraphus grandiclava, 
Eecoptogaster laevis, Cryphalus piceae, Pityophtorus exculptus, Ips acumi- 
natus, Pityogenes bidentatus, Pityogenes bistridentatus var. conjunctus, Ips 
Mannsfeldi, Ips typographus an stehender Fichte und Nachfraß desselben. 
Diese Tafeln werden eine willkommene Beigabe zu dem gediegenen Werke 
sein, dessen Anschaffung und Studium wir jedem Fachmanne und Sammler 
aufs wärmste empfehlen können. Dr. W.Sedlaczek. 


Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (141) 


Ordentliche General-Versammlung 
am 1. April 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. R. v. Wettstein. 


Der Vorsitzende begrüßt die Versammlung, konstatiert die 
regelrechte Ausschreibung der General-Versammlung und ergreift 
sodann selbst das Wort zu folgendem Jahresbericht: 


Verehrte Versammlung! 


Mit ganz besonderer Freude ergreife ich heuer das Wort zur 
Berichterstattung über das abgelaufene Gesellschaftsjahr, denn es 
kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß dasselbe einen be- 
deutenden Aufschwung in der Tätigkeit unserer Gesellschaft mit 
sich brachte. 

Nicht die Tendenzen unserer Gesellschaft haben sich geändert, 
wir sind unseren bewährten Traditionen treu geblieben; wohl hat 
sich aber der Mann gefunden, der keine Mühe scheut, um diesen 
Tendenzen auch Ausdruck zu verleihen und darum sei es mir ge- 
stattet, an die Spitze meines heutigen Berichtes den Dank an diesen 
Mann zu stellen, es ist dies unser Generalsekretär Herr J. Brunn- 
thaler. Hand in Hand mit ihm haben auch unsere übrigen Funk- 
tionäre ihre Kräfte in den Dienst der Gesellschaft gestellt und auch 
ihnen sei darum gleich an dieser Stelle Dank gesagt, vor allem dem 
Redakteur unserer Schriften, Herrn Kustos A. Handlirsch, der es 
versteht, die Publikationen auf ihrer allgemein anerkannten Höhe 
zu erhalten. 

Der Aufschwung unserer Gesellschaft äußert sich vor allem 
in der Erhöhung des Mitgliederstandes und in der Vermehrung der 
Unternehmungen; über beide möchte ich in Kürze berichten. 

Die Zahl der wirkliehen Mitglieder hat sich im Jahre 1907 
um nahezu 100 (um 98) erhöht; es stand einem Zuwachse von 
125 Mitgliedern ein Abgang von 27 gegenüber. Leider ist dieser 
Abgang zum Teile auf Lücken zurückzuführen, welche der Tod in 
die Reihen unserer Mitglieder gerissen hat. Es starben im abge- 


(142) Bericht über die ordentliche General-Versammlung. 


laufenen Jahre die wirklichen Mitglieder Senatspräsident Josef Birn- 
bacher, Prof. Dr. R. Blasius, Herr J. B. Förster, Frau Rosa v. 
Gerold, Herr Guido Kraskovits, Gymnasialdirektor Josef Palm, 
Dr. Gustav Stierlin, ferner die korrespondierenden Mitglieder 
Direktor Dr. Franz Buchenau, Prof. Dr. K. O. Harz, Prof. Dr. G. 
Holzner und Hofrat Prof. Dr. E. Pfitzer. Wir werden allen diesen 
Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. 

Von größeren Veranstaltungen unserer Gesellschaft möchte ich 
folgende hervorheben. 

Am 24. Mai 1907 veranstalteten wir eine im größeren Stile 
gehaltene Linn&-Feier in Verbindung mit einer kleinen Linne&- 
Ausstellung anläßlich der 200. Wiederkehr der Geburtstagsfeier 
dieses Pioniers der Naturwissenschaften. Einen ausführlichen Be- 
richt über diese Feier finden Sie in unseren „Verhandlungen“, wes- 
halb ich hier von einem solchen absehen kann. 

In der Zeit vom 28. Juni bis 2. Juli fand eine Exkursion 
in die Hohe Tatra statt, welehe, vom Wetter begünstigt, wohl 
allen Teilnehmern in angenehmster Erinnerung bleiben wird. 

Der Herbst brachte die vorbereitenden Arbeiten für die Dis- 
kussionsabende über den naturwissenschaftlichen Unter- 
richt an unseren Mittelschulen. Ich greife allerdings der Bericht- 
erstattung über das laufende Gesellschaftsjahr vor, wenn ich dieser 
selbst hier gedenke, doch möchte ich nicht unterlassen, des außer- 
ordentlich befriedigenden Verlaufes dieser Abende hier zu gedenken. 
Wir haben diese Abende veranstaltet, um den Wiener naturwissen- 
schaftlichen Kreisen Gelegenheit zu geben, zu der bevorstehenden 
Reform unserer Mittelschulen Stellung zu nehmen. Diesem Zwecke 
entsprachen die Ergebnisse vollauf. Wir gedenken alle gerne der 
inhaltsreichen Referate, welche in dankenswerter Weise die Herren 
Prof. Dr. E. Witlaezil, Prof. Dr. K. Fritsch, Prof. H. Lanner und 
Prof. Dr. P. Pfurtscheller erstatteten, sowie der anregenden Diskus- 
sionen. Ich bemerke, daß der ausführliche Bericht über diese Abende 
sich im Drucke befindet und demnächst als selbständige Publikation 
im Verlage von F. Tempsky erscheint. Wollen wir hoffen, daß 
diese Publikation dazu beitragen wird, einigen vollberechtigten An- 
sprüchen des naturwissenschaftlichen Unterrichtes zur Anerkennung 
zu verhelfen. 


Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (143) 


Ein persönlicher Grund ist es, der mich bestimmt, noch einer 
anderen Veranstaltung der jüngsten Zeit hier vorgreifend zu ge- 
denken; dieser persönliche Grund ist die Anwesenheit der Herren 
Prof. Dr. Ambronn, Dr. Köhler und Dr. Siedentopf in unserer 
heutigen Versammlung. Die Herren hatten die große Freundlich- 
keit hierher nach Wien zu kommen, um den von der Firma Zeiß 
in großzügiger und opferfreudiger Weise ermöglichten Kurs über 
wissenschaftliche Mikroskopie abzuhalten und ich möchte 
diese Gelegenheit benützen, um ihnen für ihre Mühewaltung hier 
persönlich namens unserer Gesellschaft herzlichst zu danken. Ein 
weiterer Punkt unserer Tagesordnung wird uns ja noch Gelegen- 
heit geben, diesen Dank in entsprechender Form zum Ausdrucke 
zu bringen. 

Die Tätigkeit in unseren Sektionen und Versammlungen war 
eine überaus rege. Mit Freude begrüßten wir im Berichtsjahre die 
Gründung einer neuen Sektion, jener für Paläozoologie, welche 
dank der energischen und zielbewußten Leitung durch Prof. Dr. O. 
Abel in der kurzen Zeit ihres Bestandes sich glänzend entwickelt 
hat. Als eine andere erfreuliche Erweiterung unserer Sektionstätig- 
keit kann ich die Übernahme der sogenannten „Botanischen 
Abende“ durch die botanische Sektion bezeichnen. Herrn Hofrat 
Prof. Dr. J. Wiesner gebührt unser Dank dafür, daß er diese Über- 
nahme ermöglichte. 

In bezug auf die Fortführung von Arbeiten und Unterneh- 
mungen früherer Jahre sei kurz folgendes erwähnt. 

Die Vorarbeiten zur Schaffung einer pflanzengeo- 
graphischen Detailkarte von Österreich wurden fortgesetzt 
und auch im Berichtsjahre wieder durch das k. k. Ackerbaumini- 
sterium subventioniert. An den Aufnahmsarbeiten beteiligten sich 
in hingebungsvoller Weise die Herren Dr. A. Ginzberger, Dr. A. 
v. Hayek, Prof. J. Nevole, Dr. F. Vierhapper. 

Die Vorarbeiten der unter der Leitung des Herrn Hofrates v. 
Weinzierl — der leider im Berichtsjahre unseren Ausschuß ver- 
ließ — stehenden Sektion für die Beschaffung von Lehr- 
mittelsammlungen haben das hochbefriedigende Ergebnis gelie- 
fert, daß uns für das Jahr 1908 vom k. k. Ministerium - für Kultus 
und Unterricht eine sehr ansehnliche Subvention bewilligt wurde, 


(144) Bericht über die ordentliche General-Versammlung. 


welche uns nun in die Lage versetzen wird, diesen Zweig unserer 
Vereinstätigkeit in erhöhtem Maße und in planmäfßiger Weise zu 
pflegen. 

In dem Streben, an der Schaffung von Einriehtungen mitzu- 
wirken, welche in sachgemäßer Weise den Sehutz der heimi- 
schen Pflanzen- und Tierwelt bezwecken, haben wir im 
Berichtsjahre den Beschluß gefaßt, eine künstlerisch ausgeführte 
Wandtafel zu veröffentlichen, welehe die in Niederösterreich gesetz- 
lich geschützten Pflanzen darstellt und nicht bloß als Mittel zur 
Unterstützung der dem Gesetze zugrunde liegenden Idee, sondern 
auch als Mittel der Belehrung dienen kann. In Herrn Prof. v. 
Stubenrauch haben wir einen Künstler gefunden, welcher der 
Aufgabe vollkommen gewachsen war; Subventionen des n.-ö. Land- 
tages und der Gemeinde Wien, für die wir auch an dieser Stelle 
unseren Dank aussprechen, haben uns in die Lage versetzt, die 
Wandtafel ohne Inanspruchnahme der Mittel unserer Gesellschaft 
herstellen zu lassen. 

Noch einer anderen, schon seit vielen Jahren von unserer 
Gesellschaft vertretenen Angelegenheit möchte ich gedenken, die 
— wenn nicht alle Anzeichen trügen — in das Stadium der Ver- 
wirklichung treten soll. Ich meine die Schaffung eines großen 
Zentralgartens für die Wiener Schulen, dem vor allem die 
Aufgabe zufiele, unsere Schulen mit dem Demonstrationsmateriale 
für den botanischen Unterricht zu versorgen und der zugleich eine 
wesentliche Rolle bei allen Versuchen spielen würde, die Deva- 
stierung der Flora der Umgebung von Wien hintanzuhalten. Schon 
vor nahezu 20 Jahren hat unsere Gesellschaft in einem ausführlichen, 
dem damaligen Unterriehtsminister Baron Gautsch überreichten 
Memorandum auf die Notwendigkeit der Schaffung eines solchen 
Gartens hingewiesen. Bürgermeister Dr. Lueger hat nun, wie wir 
aus einer Mitteilung des für die Sache unermüdlich tätigen Prof. 
Lanner erfahren haben, vor kurzem sich bereit erklärt, die Grün- 
dung des botanischen Zentralgartens nach Kräften zu fördern und 
Herr Gemeinderat Baeehl& hat einen diesbezüglichen Antrag im 
Gemeinderate eingebracht. Hofrat Huemer hat gelegentlich eines 
der Diskussionsabende über den naturwissenschaftlichen Mittelschul- 
unterricht die offizielle Erklärung abgegeben, daß unser Minister 


Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (145) 


für Kultus und Unterricht Dr. Marehet der Angelegenheit größte 
Aufmerksamkeit zuwende und sich in derselben bereits mit dem 
Bürgermeister ins Einvernehmen gesetzt habe. So wollen wir 
denn hoffen, daß auch die in mehrfacher Hinsicht so wichtige An- 
gelegenheit der Schaffung eines Zentralschulgartens für Wien in 
nicht zu ferner Zeit eine Erledigung finden werde. Alle, die sich 
im Interesse dieser Angelegenheit bemühen, können versichert sein, 
daß sie sich Anspruch auf die Dankbarkeit der Wiener naturwissen- 
schaftlichen Kreise erwerben werden. 

Über die Tätigkeit unserer Sektionen und Versammlungen, 
über den Stand unserer Sammlungen und der Publikationstätigkeit 
werden unsere beiden Herren Sekretäre, über den befriedigenden 
Stand unserer Finanzen unser verdienter Herr Rechnungsführer 
berichten. 

Ich schließe meinen Bericht mit dem herzlichsten Dank an 
alle, welche sich in den Dienst unserer Gesellschaft im abgelaufenen 
Jahre gestellt und bitte sie, mit uns auch fernerhin zusammen zu 
wirken, um unsere Gesellschaft auf jener Höhe zu erhalten, die sie 
heute einnimmt. 


Es folgen die Jahresberichte der anderen Funktionäre: 


Berieht des Generalsekretärs Herrn J. Brunnthaler. 


Das abgelaufene Jahr war in erster Linie der Umgestaltung 
unseres bisherigen Vereinsbetriebes nach den von Seiten der außer- 
ordentlichen General-Versammlung vom 25. Januar 1907 festgesetzten 
Normen gewidmet. 

Das Hauptaugenmerk war auf die Erhöhung der Mitglieder- 
zahl gerichtet; die diesbezüglichen Bestrebungen waren von be- 
friedigendem Erfolge begleitet. 

Die sonstigen Änderungen in unserem Betriebe haben sich 
voll bewährt, insbesonders die allgemeinen Versammlungen erfreuen 
sich des regsten Zuspruches. Es wurden in denselben 12 Vorträge 
und Demonstrationen gehalten. Die rege Beteiligung unserer Mit- 
glieder an diesen Versammlungen machte es nötig einen größeren 
Saal zu beschaffen, da sich unser gewöhnliches Lokal als zu klein 


erwies. Durch das Entgegenkommen der kais. Akademie der Wissen- 
Z.B. Ges. 58. Bd. k 


(146) Bericht über die ordentliche General-Versammlung. 


schaften war es möglich, den Parterresaal dieser Körperschaft zu 
mieten. 

Der Bildung einer neuen Sektion für Paläozoologie sowie der 
Übernahme der „Botanischen Abende an der Universität“ als eine 
Veranstaltung unserer botanischen Sektion wurde bereits durch 
unseren Präsidenten gedacht. 

Die Sektionen entfalteten ein sehr reges Leben; die Zahl der 
abgehaltenen Sitzungen betrug fast 50, diejenige der gehaltenen 
Vorträge und Demonstrationen überstieg 100, auch veranstalteten 
die Sektionen gut besuchte Exkursionen, von welchen besonders jene 
der Sektion für Paläozoologie nach Eggenburg hervorgehoben sei. 

Als eine Neuerung, welche großen Beifall fand, ist die Ab- 
haltung von Kursen zu nennen. Es wurden im Herbste 1907 
folgende Kurse begonnen: 

Über Koleopterologie von Herrn Dr. K. Holdhaus. 

Über Laub- und Lebermoose von Herrn Prof. Dr. V. Schiffner. 

Über Fleehten von Herrn Kustos Dr. A. Zahlbruckner. 

Diese Kurse waren sehr gut besucht und erstreckten sich bis 
ins Frühjahr 1908. Den Herren, welche sich dieser großen Mühe 
unterzogen, sei an dieser Stelle der wärmste Dank gebracht. 

Über zwei größere Unternehmungen, die Linne-Feier und die 
Tatra-Exkursion, wurde bereits berichtet. 

Die Tätigkeit der Sektion für Lehrmittelangelegenheiten war 
infolge des Umstandes, daß noch keine Erledigung der Gesuche 
um Subventionierung seitens der betreffenden Behörden vorlag, ledig- 
lich eine vorbereitende. Eine Anzahl unserer Mitglieder hat sich 
wieder freiwillig der Mühe des Sammelns von Objekten für die 
Schulbeteilung unterzogen und es sei ihnen an dieser Stelle der 
Dank der Gesellschaft ausgesprochen. 

Es sind dies die Herren J. Baumgartner, O. Gatnar, Dr. 
E. Galvagni, A. Metzger, M. F. Müllner, Dr. A. Rogenhofer. 

Die k. k. Zoologische Station in Triest übersandte wieder eine 
größere Zahl Meerestiere im Tausch gegen unsere „Verhandlungen“. 

An Schulen wurden, wie aus der Beilage zu ersehen ist, an 
13 Anstalten 143 Tiere und 3200 Pflanzen abgegeben. 

Unserem Gesellschaftsherbar wurden außer einzelnen Spann 
bögen von den Herren J. Baumgartner und Prof. Dr. J. Palacky 


Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (147) 


ca. 6 Centurien Pflanzen gespendet, wofür wir den Spendern wärm- 
stens danken. 

Unser verehrter Herr Vizepräsident Dr. Franz Ostermeyer 
hat sich wie seit Jahren der Ordnung unseres Herbares angenommen 
und eine größere Anzahl Schulherbare zusammengestellt, wofür wir 
ihm großen Dank schulden. 

Die Arbeiten zur Herausgabe des Mitgliederverzeichnisses 
wurden im abgelaufenen Jahre durch Aussendung eines Fragebogens 
vorbereitet und erscheint dasselbe in den nächsten Tagen. 


Fahrpreisbegünstigungen wurden unseren Mitgliedern von 
folgenden Unternehmungen bewilligt: 

Eisenbahn Wien—Aspang. 

Österreichischer Lloyd in Triest. 

Kgl. Ungar. Seeschiffahrt-Aktiengesellschaft „Adria“ in Fiume. 

Ungarisch-kroatische See-Dampfschiffahrt-Aktiengesellschaft in 
Fiume. 


Übersicht über die im Laufe des Jahres 1907 an Lehr- 
anstalten unentgeltlich abgegebenen Lehrmittel. 


K.k. Staatsrealschule, Wien, III., Radetzkystraße 2: 100 Insekten, 
15 Meerestiere. 

K.k. Staatsgymnasium, Wien, XVIII., Klosterg. 25: 25 Meerestiere. 

Knabenbürgerschule der Stadt Wien, XIIL., Reinlg. 19: 200 Pflanzen. 

Allgemeine Volks- und Bürgerschule der Stadt Wien, 


XIV., Meiselstraße 47: 200 R 
Mädchenbürgerschule der Stadt Wien, XVI, Neu- 

mayrgasse 25: 200 S 
Mädchenbürgerschule der Stadt Wien, XXI., Florids- 

dorferstraße 114: 200 e 
Mädchenlyceum, Wien, XIII, Wenggasse 7: 200 A 
Cottagelyceum, Wien, XIX., Gymnasiumstraße 79: 200 4 
Volksschule in Arndorf bei Bruck a. d. M.: 200 h 
Volksschule in Groß-Auerschim (Böhmen): 200 5 
Privat-Mädchenschule der Schulschwestern in Hallein: 200 A 
Volksschule in Hieflau: 200 Hl 
Volksschule in Köppelreith (Steiermark). 200 x 


(145) Bericht über die ordentliche General-Versammlung. 


Städtische Knabenvolksschule in Laibach: 200 Pflanzen. 
Volksschule in Sonntagberg (Niederösterreich): 200 4 
Deutsche Volksschule in Schönstein bei Cilli: 200 4 
Volksschule in Tüffer Umgebung: 200 \ 
Deutsche Volksschule in Wilteschau bei Hohenstadt 

in Mähren: 200 


Zusammen: 3200 Pflanzen, 100 Insekten, 43 Meerestiere. 


Bericht des Redakteurs Herrn Kustos A. Handlirsch. 


Die in den letzten Jahren eingetretene Steigerung unserer 
Publikationstätigkeit hat auch im abgelaufenen Vereinsjahre an- 
gehalten, so daß der letzte Band unserer „Verhandlungen“ 768 Druck- 
seiten umfaßt, gegen 704 im Vorjahre. 


Es gelangten 47 Berichte über Veranstaltungen und Versamm- 
lungen der Gesellschaft zur Veröffentlichung, und die Zahl der Ori- 
sinalmitteilungen und selbständigen Arbeiten zoologischen und bo- 
tanischen Inhaltes beläuft sich auf 69, beziehungsweise 21. An 
700 Arbeiten wurden angezeigt und zum Teile auch ausführlich be- 
sprochen, so daß fast alle Zweige der von unserer Gesellschaft ge- 
pflegten Wissenschaft in irgend einer Form zum Worte gelangten, 
wenn auch naturgemäß wieder Faunistik, Floristik und Systematik 
dominierten. 

Als neue und gewiß hocherfreuliche Erscheinung können wir 
das mit der Gründung einer Sektion für Paläozoologie zusammen- 
hängende häufigere Erscheinen paläontologischer Mitteilungen in 
unseren Schriften begrüßen. Prof. Abel hat es verstanden, mit 
einem Schlage das Interesse der Vereinsmitglieder für dieses ebenso 
weitverzweigte als wichtige Gebiet zu erwecken und zu fesseln. 


Durch Abschluß eines für die Gesellschaft gewiß günstigen 
Vertrages mit der Verlagsbuchhandlung Gust. Fischer in Jena ist 
es uns gelungen das weitere Erscheinen unserer „Abhandlungen“, 
von denen, wie Sie wissen, die ersten drei Bände bei Hölder in 
Wien erschienen sind, sicherzustellen. Im Herbste konnten noch 
drei Hefte des IV. Bandes zur Ausgabe gelangen; sie enthalten die 
Arbeiten von Dr. E. Janchen über Helianthemum canum, von Dr. 
A. v. Hayek über die Sanntaler Alpen (mit einer Karte) und von 


Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (149) 


H. Karny, Revisio Conocephalidarum. Eine weitere Arbeit von 
Herrn J. Nevole, enthaltend die pflanzengeographische Aufnahme 
des Hochschwabgebietes, gleichfalls mit einer Karte, ist im Druck. 

Ich glaube im Sinne aller Mitglieder zu sprechen, wenn ich 
unseren Mitarbeitern und dem Redaktionskomitee hiermit den wärm- 
sten Dank ausspreche. 


Bericht des Reehnungsführers Herrn Julius v. Hunger- 


byehler. 
Einnahmen pro 1907: 

Jahresbeiträge mit Einschluß der Mehrzahlungen . . K 7.198.683 
Auf Lebensdauer geleistete Einzahlungen . . . . „ 860.— 
Zusammen . . K 3.058.68 
Subventionen . . „2.8520. — 

Subvention des h. k.k. aaa then für kt 
pflanzengeographische Aufnahme Österreichs . „ 1.000. — 

Vergütung des h. n.-ö. Landesausschusses für die 
Naturalwohnung im Landhause . . . . . .„.5.000.— 
Zins für den vermieteten Wohnungsteill . . . . . „...840.— 
Verkauf von Druckschriften und Druckersätzee . . „ 821.88 
Interessen von Wertpapieren und Sparkasse-Einlagen „ 1.159.54 
Für Annoncen (pro 194/55) . . . BT 
Unvorhergesehene Einnahmen (Linn6- Feier) ER 86.20 
Summa . . K 19.601.50 
Eliesau Kassarest mit" Einde. 1906 ,37.,45 unter 8 ass l22D 2 
Zusammen . . K 20.826.71 


Ausgaben pro 1907: 


Honorar des. Herrn Generalsekrefärss .-..... . K 1,.200.— 
Besoldung des Kanzlisten . . . El 7A = 
Versicherungsprämie für den Kahesleit & 101.04 
Remunerationen und Neujahrgelder altes. I0.— 
Gebührenäquivalent . . . IE 39.23 
Mietzins vom Mai 1907 bis Mai 1908 De 1 71) 2 


Transport N.@! K 7.394.27 


(150) Bericht über die ordentliche General-Versammlung. 


Transport 
Versicherungsprämie für Bibliothek, Herbar und Ein- 
richtung 
Beheizung, mal al I akalıng = Be 
sellschaftslokalitäten A 
Kanzleierfordernisse 
Porto und Stempelgebühren 
Herausgabe von Druckschriften: 
„Verhandlungen“, Bd. LVII, Druck, 
broschieren und Illustrationen . K 5.500.52 
„Abhandlungen“, Bd. IV, 1. Heft: 
Dr. E. Janchen, Helianthemum 
canım (L.) Baumg. und seine 
nächsten Verwandten . . . „ 62.5 
Bd. IV, 2. Heft: Vorarbeiten zu 
einer pflanzengeographischen 
Karte Österreichs. IV. DieSann- 
taler Alpen (Steiner Alpen). 


I 


Yon DEAmsHayerk., .„;.., 1039204 
Bd. IV, 3. Heft: H. Karny, Re- 
visio Conocephalidarum . . „92.76 


Bücher- und Zeitschriftenankauf 

Buchbinderarbeit für die Bibliothek . 

Honorare für Referate 

Reisespesen etc. (für die a aphische Auk 
nahme) . ! 

Für Aquarelle zu ehinizender En 

Sonstige verschiedene Auslagen 


Summa 


K 17.394.27 
Bn.© 
„309.18 
BR 
„ 1.005.55 
„ 5.840.87 
„. 1.004.59 
Be 
ie 
N, 
re 
.:), 
. . K18.395.21 


Es verbleibt sonach am Schlusse des Jahres 1907 ein Kassa- 
rest in Barem von K 2431.50, welcher größtenteils bei der Union- 


bank in Wien hinterlegt ist. 


Ferner besitzt die Gesellschaft an Wertpapiere 


n: 


K 400.— 3!/,°/,ige Österreichische Investitionsrente, 
2 200.— 4°/,ige Österreichische Kronenrente, 


„ 18.000.— Mai-Rente, 


Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (151) 


K. 1.100.— Juli-Rente, 

„ 2.000.— (= fl. 1000.—) August-Rente, 

400.— (= fl. 200.—) Oktober-Rente, 

400.— Ungarische Kronen-Rente, 

„ 4.000.— Wiener Verkehrs-Anleihe, 

1 Stück Rudolfs-Los, 

1 Clary-Los, 

2 Aktien des „Botanischen Zentralblattes“. 


” 


” 


” 

” 
Verzeichnis 

der im Jahre 1907 der Gesellschaft gewährten 

Subventionen: 


Von Sr. k.u. k. Apost. Majestät Kaiser Franz Josef I. K 400. — 
Von Ihren k. u. k. Hoheiten den durchl. Herren Erz- 


herzogen: 
REST ae ea 111 
He a ae ne a a LO 
Kriedrieh#...0., » U Se LONG 
Von Sr. Majestät dem Könige von a EURE: „..80.— 
Von Ihrer kgl. Hoheit der Prinzessin Therese von 
bayern. °. „.100.— 


Von Sr. kgl. Hoheit Hera Hörzireß, von en „ ..40.— 
Von Sr. Durchlaucht dem regierenden Fürsten Johann 

von Liechtenstein. . =. 50%— 
Vom hohen k. k. Ministerium für altes ud seoatelt „. 600. — 
Vom hohen k. k. Ackerbau-Ministerium für die pflanzen- 


geographische Aufnahme Österreichs . . . . „ 1000. — 
Vom löbl. Gemeinderate der Stadt Wien . . . . . „ 1000.— 
Verzeichnis 


der für das Jahr 1907 an höheren Jahresbeiträge 
von I4 K aufwärts. 


Vom hohen k.k. Ackerbau-Ministerium. . . . . . K 90.— 
Von den P.T. Herren: 
Drasche Freih. v. Wartimberg, Dr. Richard . . . K100.— 


MWeitstein v. Westersheim, !Dr>Richard= 3702! ©) „0050. 


(152) Bericht über die ordentliche General-Versammlung. 


Mayr, Dr. Gustav . 
Bartsch Franz, Hofrat 
Steindachner, Dr. Franz, Hofrat 


Leonhart Otto, Nedwed Karl, thachild, Albert 


Ereih,, v;, Schönen Fürst Adolf Josef, 


Durchlaucht, je . 
RER August 


Bergh, Dr. Rudolf, Nele Kran Büche ray 


ns Ludw., TE ntchihlieiher Tübingen je 


50. 
40. 
40. 


20. 
10% 


14. 


Die Rechnungen wurden von den Herren Revisoren Magistrats- 
rat Dr. Fr. Spaeth und Sektionsrat Dr. L. Melichar geprüft und 


richtig befunden. 


Die Versammlung erteilt dem Rechnungsführer einstimmig das 


Absolutorium. 


Die beiden bisherigen Rechnungsrevisoren werden neuerdings 


gewählt. 


Bericht des Bibliothek-Komitees. 


Die Geschäfte der Bibliothek besorgten im Berichtsjahre die 
Herren Generalsekretär J. Brunnthaler und Kustos Dr. A. Zahl- 


bruekner. 


Der Zuwachs der Bibliothek im Jahre 1907 betrug: 


A. Zeit- und Gesellschaftsschriften: 
3 Nummern in, 


als Geschenke ... . 


durch Tausch .. . 299 x © 
„ Kauf a liers 16 „ p)) 
Zusammen .. 313 „ nn 


4 Teilen, 


319 
25 
408 


B. Einzelwerke und Sonderabdrücke: 


als Geschenke . . . 


durch Tausch ... 43 5; - 
„ Kauf A orte 14 „ b)) 
Zusammen . . 299 ei E 


44 
18 


all 


„ 


” 


„ 


” 


N 


” 


242 Nummern in 249 Teilen, 


Es wurden daher der Bibliothek einverleibt 617 Nummern in 
719 Teilen. Der erfreuliche Zuwachs an Geschenken ist der eifrigen 


Agitation des Herrn Generalsekretärs zu verdanken. 


Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (153) 


Geschenke widmeten die Herren: 


Dr. K. Absolon, A. Bachinger, J. Baumgartner, Prof. Dr. 
K. Böhmerle, Prof. Dr. F. Brand, Dr. A. v. Degen, H. Dingler, 
Dr. K. Domin, Prof. Dr. O. Drude, C. Dziurzyaski, R. Eder, H. 
W. Einfeldt, Dr. B. Fedtschenko, H. Fleischmann, E. Fuchs, 
Brot. Dr. A. Frie,“Prof: Dr. K. Grobben, Prof.Dr. B. Hatschek, 
Prof. Dr. A. Heimerl, A. Hetschko, Dr. E. Janchen, Dr. O.E. 
Emioi, Dr. A. Jolles, Dr. P. Kammerer, H.Karny.' J. Kauf 
mann, L. Keller, R. Krieger, Dr. V. Kulezyüski, R. Latzel, 
Dr. E. Löwi, Prof. Dr. E. v. Marenzeller, Dr. A. J. Müller, Th. 
Münster, Prof.'Dr.”A’ Nalepa, D. Pacher, Dr. O.'Porsch, E. 
Ritzberger, Dr. A. Rogenhofer, Dr. E. Rogenhofer, A. Schaffer, 
Dr. J. Schnabl, fProf. M. Schneider, J. Schorstein, Prof. E. 
Scholz, W. A. Schulz, Prof. Dr. G. Schweinfurth, M. Seitner, 
E. Senft, Dr. S. Stockmayer, Dr. K. Toldt jun., P. Ulenhuth, 
P. E. Wasmann, Prof. Dr. E. de Wildeman, Prof. Dr. R. v. Wett- 
stein. 

Das Bibliotheks-Komitee erlaubt sich hiermit, allen Spendern 
den verbindlichsten Dank auszusprechen. 

Verausgabt wurden für die Bibliothek: für Ankäufe K 1004.59, 
für Buchbinderarbeiten K 783.56, zusammen K 1793.45. 

Neue Tauschverbindungen wurden angeknüpft mit der Aca- 
demia polytechnica in Coimbra, dem Laboratorio Botanico in Siena, 
Institut Grand-Ducal de Luxembourg, der Natural History Society 
in Milwaukee, mit der Redaktion der Ungarischen Botanischen 
Blätter in Budapest und mit dem Entomologischen Verein „Poly- 
xenia“ in Wien. 

Die Vorarbeiten zur Herausgabe eines Kataloges der Vereins- 
bibliothek wurden in Angriff genommen. 


Über Antrag Prof. Dr. O. Abels wird dem: Präsidenten für 
seine Mühewaltung der wärmste Dank der Gesellschaft ausge- 
sprochen. 


Der Generalsekretär macht hierauf folgende geschäftliche Mit- 
teilungen: 


(154) Bericht über die ordentliche General-Versammlung. 


Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten: 


Ordentliche: 
ST, Vorgeschlagen durch: 


Herr Bubatdek Otto, Wien, I., Kohlmarkt 10 J. Brunnthaler, Prof. H. Rebel. 


” 


David, Karl v., Wien, IlI., Reisner- 

Straße 32, st LE.) den Ausschuß. 
Guttenberg, Dr. a R. Y,, Iaen, 

1]. Praterok.k. ran lien J. Brunnthaler, Dr. O. Porsch. 
oa h, Dr. Heinrich, Wien, IX., Ma- 


riannengasse 2. . . ... „ . A. Handlirsch, J. Brunnthaler: 
Klatzer, Dr. L., Privatarzt, Feld- 

kirchen, Kärnten ArIR den Ausschuß. 
Ritter-Zahony, Dr. ol Anien. 

Iy..-Schäffergasse. 7. 2 © J.Brunnthal., Dr. E. v. Marenzeller. 
En Dr. Otto, städt. Arzt, 

V, Spengersasse ab... Dr. A.v. Hayek, Dr. Lindhondt. 
Str au Ferdinand, Bibeetechniährer 

Wien,.X, Be 12...» ‚J. Brunnthaler, Dr. ®.Borseh: 


Als Geschenk sind eingelaufen: 16 südamerikanische Affen- 


schädel von Herrn Prof. Dr. R. v. Wettstein. 


den 


In der letzten Redaktionssitzung wurden zur Publikation in 
„Verhandlungen“ angenommen: 


Handlirsch. Kleiner Beitrag zur Kenntnis der Grabwespen- 
gattung Stizus. 

Kolisko. Zuchtversuche mit Dilina Tiliae. 

Klos. Vergleich der Schmetterlingsfauna von Steiermark und 
Kärnten. 

Keller. Zweiter Beitrag zur Flora von Tirol. 

Ihering. Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropi- 
schen Region. 

Hayek. Xeroterme Relikte in den Ostalpen. 

Burgerstein. Pflanzenkulturen in diffusem Tageslichte. 

Ebner. Neue Orthopteren aus Bosnien. 


Zum Schlusse hält Herr Prof. Dr. B. Hatschek einen Vortrag 


über „Goethe als Naturforscher“. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (155) 


Bericht der Sektion für Lepidopterologie. 


Versammlung am 3. April 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel. 


I. Der Vorsitzende legt nachstehende Druckwerke vor: 


Fauna Hawaiensis. Vol. I, Part. 5: Mierolepidoptera by 
Lord Walsingham (p. 469-759, Pl. X—XXV). Cambridge, 1907.') 

Mitteilungen des entomologischen Vereines „Poly- 
xena“ in Wien, Jahrg. I, Nr. 11—12. 

Dieses Doppelheft mit einer farbigen Tafel ist einer Arbeit 
von E. Kysela, „Beitrag zur Kenntnis der Deilephila-Hybriden“, 
gewidmet. Über den interessanten Inhalt dieser nach jeder Hinsicht 
sehr bemerkenswerten Publikation werden eingehendere Mitteilungen 
gemacht. 


II. Dr. Rebel macht weiters, anknüpfend an das Referat über 
die zuletzt angeführte Arbeit Kyselas und eine darin (S. 31) ent- 
haltene Bemerkung desselben, wonach Referent sich mit Unter- 
suchungen über die Abstammung des von Herrn Mangelsdorf am 
18. August 1901 bei Posen erbeuteten Deilephila-Hybriden?) be- 
schäftige, die Mitteilung, daß ihm derselbe derzeit nieht mehr vor- 
liege, daß ihm jedoch für die Abstammung desselben die Annahme 
einer Kreuzung von Deil. zygophylli 9 x Deil. livornica Q aus 
nachstehenden Gründen weniger wahrscheinlich erscheine: 

Wäre zygophylli eines der Elterntiere, so sollte dies auch 
in der Größe und Flügelform des Abstämmlings zum Ausdrucke 
kommen. Dies ist aber keineswegs der Fall, vielmehr stimmt der 
fragliche Hybrid in diesen beiden Merkmalen so sehr mit lwornica 
überein, daß zum mindesten nicht gut eine kleinere und schmal- 
flügeligere Art als zweites Elterntier angenommen werden kann. 


!) Über diese Arbeit wird noch ein eingehendes Referat in diesen 
Vereinsschriften erstattet werden. 

2) Vgl. Gillmer, Intern. Entom, Zeitschrift Guben, I, S. 206, mit kolor. 
Abbild. 


(156) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Weiters wurde aber auch zygophylii bisher nicht westlich 
seines erst im südöstlichen Rußland beginnenden Verbreitungs- 
gebietes angetroffen, so daß sehr wenig Wahrscheinlichkeit besteht, 
daß gerade ein Hybrid von ihm, dessen gute Beschaffenheit auch 
gegen einen solchen weiten Flug spricht, die lange und für eines der 
Elterntiere auch ungewöhnliche Strecke zurückgelegt haben sollte. 

Die starke Strichelung des Saumes der Vorderflügel, die (mit 
der Form des hellen Bandes) als Hauptargument für die Abstammung 
von zygophyli angeführt wird, tritt nun aber auch zuweilen bei 
Deil. euphorbiae auf, und da bei letzterer Art auch Flügelsehnitt, 
Größe und der große schwarze Schulterfleck der Vorderflügel über- 
einstimmen, dürfte die Annahme eines Kreuzungsproduktes von 
euphorbiae S' x lwornica 9 näher liegen. 

Schließlich bringt Dr. Rebel für diese so interessante Hybrid- 
form, deren Abstammung im Wege künstlicher Züchtung wohl nicht 
in zu ferner Zeit klargelegt werden dürfte, den Namen hybr. 
gillmeri in Vorschlag, da sich Herr M. Gillmer am meisten um 
die Aufklärung dieser interessanten Form bemüht hat. 


III. Derselbe bringt ferner nachstehende Mitteilungen des Herrn 
Konstantin v. Hormuzaki betreffend neue Lepidopterenfunde 
aus der Bukowina in den Jahren 1906 und 1907 zur Kenntnis: 


A. Neu für die Fauna der Bukowina: 

1. Hadena furva Hb. Pojorita, 26. Juli. 

2. Episema glaucina Esp. var. tersina Stgr. Von Herrn Hauptmann 
v. Dworzak in Czernowitz am 5. September geködert. 

3. Acidalia pallidata Bkh. Bojan, 19. Mai (Jasilkowski). 

4. Acidabia dilutaria Hb. (holosericeata Dup.). Zutschka, Juli. 

5. Tephroelystia venosata F. Czernowitz, 14. Juni, ein frisch ge- 
schlüpftes Stück. 

6. Cossus terebra F. Storozinetz an einer elektrischen Lampe, 11. Juli. 
B. Seit fast 40 Jahren nicht wieder gefunden und damals 

von Schirl in Kupka gesammelte Spinner, jetzt (Juli 1906) in 

Storozinetz am elektrischen Lichte erbeutet: 


Drymonia Dodonaea Hb., Arctomis L. nigrum Muell., Dendro- 
limus pini L. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (157) 


©. Sonstige bemerkenswerte Funde: 

Lycaena alcon F. var. monticola Stgr. 9 (aschgrau, zeichnungslos, 
zusammen mit der von Staudinger beschriebenen Form des 
d'). Muncel bei Pojorita, 16. Juli. 

Laelia coenosa Hb. var. candida Leech. Bojan. 

Drepana curvatula Bkh. Czernowitz, 20. Juli. 

D. harpagula Esp. Storozinetz, im Juli. 

Panthea coenobita Esp. Storozinetz, im Juli. 

Agrotis birivia Hb. Pojorita, sehr häufig; in Bojan in der Ebene, 
130 m ü. d.M. 

A. xanthographa Fabr. var. hell graubraun. Czernowitz, 19. August. 

Hadena scolopacina Esp. Storozinetz, 11. Juli. 

Miana captinucula Tr. Rareu, 14. Juli. 

Larentia taeniata Stph. Dorna, 19. Juli. 

L. lugdunaria H.-S. Czernowitz, 1. August. 

L. pillata. Czernowitz, 5. September; Dorma sehr häufig im Juli 
und August. 

Tephroclystia togata Hb. Dorna und Pojorita, im Juli sehr häufig. 


IV. Dr. Rebel gibt unter Richtigstellung des Sektionsberichtes 
vom 4. Oktober 1907 [in diesen „Verhandlungen“, 1907, S. (213)] 
bekannt, daß die Säcke von Phalacropteryx apiformis Rossi von 
Prof. Krone in der Umgebung Grados (und nicht bei Gravosa) 
gefunden wurden, die Art demnach wohl als küstenländisch, nicht 
aber als dalmatinisch anzuführen ist. 

Herr Dr. E. Galvagni bemerkt hierzu, daß er schon vor 
Jahren Psychidensäcke, die fast zweifellos zu Phalacropteryx api- 
formis gehört haben dürften, auf den Salzwiesen bei Grado gefunden, 
aber nicht zur Entwicklung gebracht habe. 


V. Herr Dr. K. Sehawerda demonstriert einige Arten, dar- 
unter auch eine Aberration von Lycaena amandus Schn. vom Trebe- 
vi6G in Bosnien mit einer Reihe schwarzer Punkte vor dem Saum 
der Hinterflügel, für welche Form Herr E. Fitz den Namen puncti- 
fera in Vorschlag gebracht hat. 


VI. Herr Fritz Preißecker weist nachstehend angeführte, 
von ihm erbeutete Aberrationen vor: 


(158) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


1. Ein 9 von Pieris napi L. vom Gaisberg bei Stein a. D., 
welches, obwohl am 21. Juli, also in der Flugzeit von gen. aest. 
napaeae Esp. (frisch) gefangen, in seiner geringen Größe, in der 
grauen Bestäubung der Vorderflügelrippen und des Wurzelfeldes 
der Vorderflügeloberseite sowie der breit grauen Bestäubung der 
Rippen der Hinterflügelunterseite und endlich in dem oben dunkel- 
grau gefärbten Körper vollkommen mit der Stammform (Frühjahrs- 
generation) übereinstimmt. Das einzige von napi abweichende Merk- 
mal ist die tiefschwarze Färbung der — stark entwickelten — 
Fleekenzeiehnung der Oberseite, wie sie in diesem Grade nur bei 
napaeae-Stücken öfters anzutreffen ist. Es dürfte sich hier wohl 
kaum um ein spät zur Entwicklung gelangtes Frühjahrstier, sondern 
eher um eine zufällige Aberration der Sommergeneration handeln. 

2. Ein Stück von Argynnis paphia L. ab. valesına Esp., 
welches gleichzeitig einen starken Übergang zu ab. marillae Aigner 
darstellt; gefangen am 9. August 1905 am Südabhange des Kouk 
(östliehster Teil des Tirnowaner Waldes) in Krain. 

3. Ein d’ von Larentia incursata Hb. aus der Umgebung von 
Öttenschlag im niederösterreichischen Waldviertel (Ende Mai), bei 
welchem die Rippen im Mittelfelde dick schwarzgrau bestäubt sind. 
Am breitesten ist diese Bestäubung an der vorderen Mittelrippe; 
sie bildet hier einen dunklen Längsstreifen, durch welchen das 
Mittelfeld infolge des Umstandes, daß die letzteres seitlich begrenzende 
schwärzliche Einfassung nur bis zu diesem Streifen reicht, scheinbar 
unter dem Vorderrande abgeschlossen wird. 


VII. Herr Dr. E. Galvagni macht folgende Mitteilung: Herr 
J. Hafner (Laibach) sammelte seit längerer Zeit in der Umgebung 
von Görz (Kalvarienberg, 29./IV. 1906, Grojnatal, 8./V. 1907) eine 
hellere Rasse der Venilia macularia L., welche er als var. meridio- 
nalis bezeichnet und die im selben Verhältnis zur Stammart steht 
wie die var. orientalis Stdgr. zur Ematurga atomaria. Die 29—30 mm 
spannenden Stücke zeichnen sich durch Reduktion der schwarzen 
Flecke aller Flügel aus und sind auch viel schwächer schwarz ge- 
sprenkelt, wodurch diese Form ein viel helleres Kolorit gewinnt. 
Die gleiche Rasse liegt auch von Bozen (Virglwarte, 27./III. 1907, 
leg. Galv.) und Wippach (14./V. 1907, leg. Hafn.) vor. Im Gebiete 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (159) 


von Görz fehlt die stärker gefleckte Stammart, wohl aber finden 
sich anderwärts mitunter Übergänge zur var. meridionalis, wie ein 
soleher auch aus dem Leithagebirge (Lebzelterwald, 3./V. 1903, 
leg. Galv.) vorliegt. 

Es bilden demnach die drei Stücke aus der Sammlung des 
Herrn Hafner und das Bozener Stück aus meiner Sammlung die 
Typen. 


VIH. Herr Dr. Rebel gibt schließlich die Diagnosen zweier 
neuer ostafrikanischen Lycaeniden bekannt, welche von derselben 
Provenienz sind wie die in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1906, 
S. 647 beschriebene Neocoenyra jordani,!) also ebenfalls von Fr. 
Sikora in den Uluguru-Bergen bei Zanzibar im Jahre 1888 er- 
beutet wurden. Beide Arten lagen Herrn Prof. Aurivillius (Stock- 
holm) zur Begutachtung vor: 

1. Axiocerses harpax styx nov. subspec. d'. 

Zwei vorliegende J’ weichen in der außerordentlichen Aus- 
breitung der schwarzen Färbung der Vorderflügel, welche sämtliche 
Fleekenzeichnung aufgenommen hat und nur einen kleinen Fleck 
in der Mitte des Innenrandes der rotgoldenen Grundfarbe bestehen 
läßt, von normalen Stücken von harpax beträchtlich ab. Das kleinere 
der d’ trägt von Sikora die Bezeichnung „alpin“ und weist nur 
sehr beschränkte rotgoldene Stellen in Zelle la und 1b auf, die 
einen flachen Innenrandfleck bilden. Der ganze übrige Teil des 
Vorderflügels ist einfärbig tief schwarz. Beim zweiten J tritt die 
rotgoldene Färbung etwas weiter aufwärts in Zelle 1b, so daß der 
durch sie gebildete Innenrandfleck etwas höher gewölbt erscheint. 
Hinterflügel und Unterseite wie bei der Stammform. Letztere bei 
dem kleineren, „alpinen“ 5 besonders dunkel. 

2. Pentila parapetreia nov. spec. C. 

Zwei d' kommen der westafrikanischen petreia Hew. nahe, 
zeigen aber einen gestreckteren Flügelschnitt und eine mattere rot- 
gelbe Grundfarbe; die schwarze Vorderrandstrieme der Vorderflügel 
ist sehr stark verbreitert und füllt fast drei Viertteile der Mittelzelle 


!) In der Beschreibung dieser Art muß es in der 8. Zeile von unten 
heißen „dunkelbraune* (statt dunkelblaue). 


(160) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


aus. Nur gegen das Ende derselben tritt die rote Grundfarbe in 
Form einer schmalen Bucht in die schwarze Vorderrandbinde ein, 
die mit dem breiten schwarzen Apikalteil zusammenfließt. Ein dunkler 
Mittelpunkt fehlt, dafür tritt in Zelle 1b bei '/, der Flügellänge 
ein schwarzer Punktfleck auf, der bei dem einen Exemplar größer 
und deutlicher ist. Auch die Hinterflügel entbehren vollständig des 
dunklen Mittelpunktes, zeigen aber eine viel breitere schwarze Saum- 
binde als petreia. 

Die Unterseite ist durch schwärzliche Sprenkelung sehr stark 
verdistert, namentlich sind die Hinterflügel auf ihrer ganzen Fläche 
daselbst bis zur Wurzel verdunkelt, wogegen auf den Vorderflügeln 
am Innenrande die rötliche Grundfarbe ungetrübt bleibt. Die kurzen 
schwarzen Fühler mit nur undeutlich weißgefleckter Geißel, die 
Stirne hell bräunlich. Der Hinterleib wie die Innenrandfalte der 
Hinterflügel bräunlich. Vorderflügellänge 15°4—16 mm, Expansion 
27—29 mm. 

Die Typen beider hier beschriebenen Lycaeniden befinden 
sich im k. k. Naturhistorischen Hofmuseum. 


Bericht der Sektion für Koleopterologie. 


Versammlung am 16. April 1908. 
(Konversationsabend.) 


Vorsitzender: Herr F. Heikertinger. 


I. Der Vorsitzende hält einen für Anfänger berechneten Vor- 
trag über den Art- und Varietätsbegriff in der Koleopterologie. 


II. Derselbe legt die von Herrn J. Breit, Wien, eingesandte 
Beschreibung eines neuen Pflinus vor: 

Ptinus Leonhardi nov. spec. Durch die Körperform der d', 
welche nicht wie bei vielen anderen Ptinus-Arten, z. B. bei jenen 
der fur L.-Gruppe, langgestreckt und seitlich gerade, sondern lang 
oval ist, in die Verwandtschaft des Ptinus bieinctus Stm. und pu- 


Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (161) 


sillus Stm. gehörig, von diesen aber schon durch die an subpilosus 
Stm. erinnernde längere Flügeldeckenbehaarung verschieden. 

d. Durch stärker hervorgequollene Augen und längere Flügel- 
deckenbehaarung von pusillus Stm. und bieinetus Stm. und von diesen 
beiden Arten noch durch folgende Merkmale verschieden: Pt. Leon- 
hardi besitzt kräftig gespornte Mittel- und Hinterschienen. Bei Pr. 
bieinetus Stm. sind diese Schienen schwach und undeutlich gespornt. 
Pt. pusillus Stm. besitzt wohl auch kräftig gespornte Schienen, doch 
unterscheidet sich diese Art von Pt. Leonhardi, abgesehen von den 
früher erwähnten Merkmalen, noch durch viel kürzer ovale Flügel- 
decken und schärfer begrenzte, weniger dicht stehende Streifen- 
punkte. Rötlichbraun. Der Kopf mit den stark hervorgequollenen 
Augen etwas breiter als der Halsschild, sehr undeutlich punktiert 
und nicht sehr dieht niederliegend gelb behaart. Fühler kräftig 
und länger als der Körper. Der Halsschild im Verhältnis zu den 
Flügeldecken groß, vor der Basis mäßig abgeschnürt, gegen den 
Vorderrand seitlich nieht verengt, oben abgeflacht und kräftig körnig 
skulptiert. Die Körner sind an ihrer Oberfläche wie abgeschliffen 
und mehr oder weniger deutlich pupilliert. Die gelbe, sehr spärliche 
Behaarung bildet (nur von vorne sichtbar) bei wohlerhaltenen Exem- 
plaren in gleichen Abständen vier schwache Zipfel. Die Flügeldecken 
sind lang oval, viel schlanker und stärker punktiert gestreift als 
bei den 9. Die Spitze ist nicht wie bei den Arten des Subgenus 
Heteroptinus Rttr. kurz verflacht, sondern einfach. Die gelbe Flügel- 
deekenbehaarung ist ziemlich lang, schräg abstehend, aber spärlich. 
Die Beine sind ebenso wie die Tarsen kräftig, die letzteren viel 
kräftiger und weniger lang als bei den früher verglichenen beiden 
Arten, aber sonst normal gebildet. Die Größe schwankt wie bei 
vielen Ptinus-Arten außerordentlich. Dieselbe variiert zwischen 
15 und 3 mm. 

9. Von Pt. bieinctus Stm. und pusillus Stm. durch längere, 
weniger regelmäßige Flügeldeckenbehaarung, breiteren, kahleren 
und deutlicher körnig skulptierten Halsschild und kleinere, nicht 
gedrängt gereihte Streifenpunkte der Flügeldecken hauptsächlich 
verschieden. Dem Pt. subpilosus Stm. (9) sehr ähnlich, doch eben- 
falls durch kleinere Streifenpunkte auf den Flügeldecken ver- 


schieden, wodurch die Streifenintervalle viel breiter erscheinen als 
2. B. Ges. Bd. 58. 1 


(162) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. 


bei subpilosus Stm. Weiters ist die körnige Halsschildskulptur bei 
letzterem ebenfalls schwächer und weniger deutlich als bei Pt. 
Leonhardi. Dunkel- bis rötlichbraun. Kopf breit, mit weniger 
hervorgequollenen Augen als bei den f, doch trotzdem so breit 
als der Halsschild. Die Fühler reichen bis zum letzten Körper- 
viertel. Der Halsschild etwas breiter als bei den J’, sonst ähnlich 
geformt, skulptiert und behaart wie bei diesen. Die Flügeldecken 
sehr stark glänzend, nahezu mit Lackglanz, oval mit schwach an- 
gedeuteten Schultern. Die Streifenpunkte sind rund, klein und 
stehen in verhältnismäßig großen Abständen. Die Punktreiheninter- 
valle sind um ein bedeutendes breiter als die Punktdurchmesser. 
Die in den Punkten entspringenden, nach rückwärts niederliegenden 
Härchen erreichen den nächsten gegen rückwärts gelegenen Punkt. 
Die abstehenden Haare auf den Zwischenräumen sind ziemlich lang, 
fast so lang und noch spärlicher, beziehungsweise unregelmäßiger 
stehend als bei subpilosus Stm. Kurze, dünne weiße Schüppchen bilden 
auf jeder Flügeldecke bei nicht abgeriebenen Exemplaren je hinter 
der Schulter und hinter der Mitte eine mäßig schräge, die Flügel- 
deckennaht nicht erreichende Binde. Die Flügeldeckenbehaarung 
und Beschuppung ist aber sehr hinfällig und daher sehr selten intakt. 
Beine und Tarsen kräftig. — Länge 1'85—3'2 mm. 

Diese markante Art wurde von Herrn Otto Leonhard in 
Blasewitz, dem ich dieselbe in herzlichster Freundschaft dediziere, 
auf Sizilien sowohl in der Umgebung von Ficuzza in Gesellschaft des 
Ptinus obesus Luc. und des interessanten Niptus (Microptinus Reitt.) 
nobilis Reitt. als auch in der Umgebung von Messina gesammelt. 


Ptinus (Bruchoptinus Reitter) femoralis kommt auch in Italien 
auf dem Monte Gargano vor (Coll. Leonhard). 

Ptinus (Pseudoptinus Reitter) capellae wurde von Herrn Hilf 
auch bei Fuzine im Küstenland und von den Herren Winkler und 
Moscarsky in den Colli Euganei (Norditalien) aufgefunden. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (163) 


Bericht der Sektion für Lepidopterologie. 


Versammlung am 1. Mai 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel. 


I. Dr. Rebel berichtet über die Erwerbung einer größeren 
Sammlung von Ceylon seitens des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums 
von Dr. H. Uzel (Prag). Unter dem Material befindet sich auch 
ein kleines Heteroceron mit scheinbar geknieten Fühlern, welches 
Dr. Uzel anfänglich für unbeschrieben hielt. Später stellte sich 
dessen Zugehörigkeit zur Lithosiidengattung Chamaita heraus. Das 
Stück wird vorgewiesen und einige Bemerkungen über den Fühler- 
bau bei Lepidopteren gemacht. 


II. Herr Hauptmann H. Hirschke demonstriert Boarmia ma- 
culata Stgr. und deren var. bastelbergeri Hirschke im Vergleiche 
mit der nahestehenden Boarmia repandata L. | 

Herr Hofrat Schima bemerkt, daß auch die Kammzähne der 
männlichen Fühler bei bastelbergeri länger seien als bei repandata. 

Herr Dr. Günner demonstriert eine sehr schwach gezeichnete 
Aberration von bastelbergeri. 

Herr Oberingenieur Kautz bemerkt, er habe bastelbergeri 
vor Jahren auch bei Sparbach im Parke erbeutet. 


III. Herr Dr. E. Galvagni bespricht nebst anderem unter Vor- 
weisung auch Collias edusa var. faillae Stefan, welche im April 
mehrorts in Dalmatien erbeutet wurde. Die Stücke (J’) sind sehr 
klein, weniger tief orangerot und der schwarze Saum breit gelb 
von den Adern durchschnitten. 

Herr Dr. Rebel macht darauf aufmerksam, daß auch in der 
hiesigen Gegend die Generationsfolgen und Überwinterungsverhält- 
nisse der Art nicht ganz geklärt seien. 


IV. Herr Cl. Dziurzynski weist sehr. kleine Stücke von 
Lycaena alcon F. vor, die bei Kritzendorf unter normalen Stücken 


erbeutet wurden. 
1* 


(164) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Herr Rob. Spitz bemerkt, er habe dieselbe kleine Form auch 
im Rohrwalde angetroffen. 


V. Herr Dr. Rebel spricht unter Vorlage über zwei vor- 
linneische Werke, nämlich über „Der Raupen wunderbare Verwand- 
lung“ von Maria Sibylla Merian (Nürnberg, 1679) und „Die monat- 
lichen Insektenbelustigungen“* von Aug. Joh. Roesel von Rosen- 
hof (1. Bd., Nürnberg, 1746). Auch über den Lebenslauf der Ge- 
nannten werden nähere Mitteilungen gemacht. 


VI. Herr Dr. Rebel berichtet nachträglich über eine für die 
Monarchie neue Geometride, welche mit Acidalia agraria Joan. 
(Katalog Nr. 2996) identisch sein dürfte: 

Bereits im Jahre 1593 erhielt ich von Herrn Spada in Zara 
ein frisches J’ einer Acidalienart, die mir unbekannt blieb und später 
von den Herren Bohatsch und Dr. Staudinger als ein ausneh- 
mend kleines, helles 5 von Acidalia beckeraria Ld. angesprochen 
wurde. 

In einer kürzlich mir zugegangenen Bestimmungssendung fand 
sich nun ein frisches 9 mit der Bezeichnung „Pola, 18. Juli 1906“ vor, 
welches zweifellos als anderes Geschlecht zu dem J’ aus Zara gehört. 

Nach den beiden jetzt vorliegenden Geschlechtern kann die 
Art unmöglich mit beckeraria vereint werden, denn abgesehen von 
der viel geringeren Größe und weißlichen Färbung spricht auch 
ihr in beiden Geschlechtern schneeweiß beschuppter Scheitel gegen 
eine solche Vereinigung. Überdies sind die Palpen in beiden Ge- 
schlechtern entschieden kürzer als bei beckerariva. 

Das 9 gleicht auch einigermaßen kleinen weiblichen Stücken 
von Acidalia marginepunctata Goeze, wie sie namentlich im Süden 
auftreten. Letztere Art bleibt aber doch dichter grau bestäubt und 
besitzt einen schwarzbraunen Halskragen, der hier aber (wie bei 
beckeraria) hellbraun ist. 

Die größte Ähnlichkeit mit vorliegendem Pärchen besitzt Ac. 
agraria Joan., nur daß die Abbildung letzterer (Nov. Lepid., Pl. 18, 
Fig. 6, 9) stumpfere Vorderflügel und kleinere Mittelpunkte besitzt. 
Auch fehlt ihr die bei vorliegenden Stücken sehr deutliche gelbliche 
Färbung der Fransen aller Flügel in ihrem Basaldrittel. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (165) 


Trotzdem nehme ich bis auf weiteres den Namen agraria für 
die vorliegenden Stücke an. 

Eine kurze Beschreibung der Art nach dem heimischen Pärchen 
könnte lauten: Beim J’ Fühler kurz bewimpert, Hinterschienen 
schwach verdickt, gelbweiß beschuppt, spornlos, der Tarsus fünf- 
gliedrig. Ader R und M, auf den Hinterflügeln entspringen aus 
einem Punkte. Stirne tiefschwarz, der Scheitel und Thorax rein 
weiß, der Halskragen hellbraun. Die Vorderflügel beim 5 gestreckter, 
beim 9 kürzer mit schärferer Spitze. Grundfarbe aller Flügel weiß, 
sehr schwach ockergelblich getönt, mit schwarzem Mittelpunkte und 
feinen solehen Saumpunkten, worauf die im Basaldrittel gelblichen, 
hierauf weißen Fransen folgen. Auf der Flügelfläche liegen ein- 
zelne braune Schüppchen, welche sich gegen den Saum zu ver- 
dichten und hier eine gezackte undeutliche Querlinie bilden, die in 
ihrem Verlaufe jener bei Ac. beckeraria nahe kommt und beim J 
deutlicher auftritt als beim 9. Die Unterseite aller Flügel seiden- 
glänzend weiß, die Vorderflügel gegen den Saum schwach bräun- 
lich angelaufen. Vorderflügellänge 10 mm, Expansion 20 mm. 

Aus Istrien (Pola) und Dalmatien (Zara). Flugzeit Juli. 


Vortrag des Herrn Prof. Dr. A. Forel. 


In Verbindung mit dem Pestalozzi-Verein zur Förderung des 
Kindersehutzes und der Jugendfürsorge veranstaltete die Gesell- 
schaft einen Vortrag ihres korrespondierenden Mitgliedes, des Herrn 
Prof. Dr. A. Forel aus Yvonne (Schweiz), welcher unter dem Titel: 
„Individuelle und soziale Psychologie der Ameisen“ am 
21. März 1908 im großen Hörsaale des elektrotechnischen Institutes 
stattfand und dessen Reinerträgnis zu Gunsten der Kinderschutz- 
organisationen. verwendet wurde. 


Kurs über wissenschaftliche Mikroskopie. 


In der Zeit vom 30. März bis 4. April 1908 fand in den 
Räumen des botanischen Institutes der k. k. Universität in Wien, 
II., Rennweg 14, welche von der Direktion bereitwilligst zur Ver- 


(166) Kurs über wissenschaftliche Mikroskopie. ' 


fügung gestellt wurden, über Veranlassung der Gesellschaft ein 
Kurs über wissenschaftliche Mikroskopie statt, für welchen 
die Firma Carl Zeiss in Jena in munifizentester Weise die nöti- 
gen Instrumente und Apparate mit namhaften Kosten nach Wien 
schaffen ließ. 

Die Herren Prof. Dr. H. Ambronn, Dr. A. Köhler und Dr. 
H. Siedentopf hielten die Vorträge und Demonstrationen nach 
folgendem Programme ab: 


Montag den 30. März. 


Herr Prof. Dr. H. Ambronn: Vortrag über die Abbesche Theorie 
der mikroskopischen Bildererzeugung. — Übungen mit dem 
Diffraktionsapparat nach Abbe. 

Dienstag den 31. März. 

Herr Prof. Dr. H. Ambronn: Vortrag über die Methoden zur Prü- 
fung der Objektivsysteme. — Übungen mit der Abbeschen Test- 
platte und dem Abbeschen Apertometer. 

Mittwoch den 1. April. 

Herr Dr. A. Köhler: Vorträge und Demonstrationen über Mikro- 

photographie. 


a) Projektion der Bilder auf die Platte. 
b) Beleuchtung der Objekte. 


Donnerstag den 2. April. 
Herr Dr. A. Köhler: Vortrag über Mikrophotographie im ultra- 
violetten Licht. 
Herr Dr. H. Siedentopf: Vortrag über Ultramikroskopie. 
Freitag den 3. April. 
Demonstrationen und Übungen zu den am Vortage abgehaltenen 
Vorträgen: 
a) Mikrophotographie im ultravioletten Licht. 
b) a „ monochromatischen sichtbaren 
Licht. 
c) Ultramikroskopie der festen Kolloide. 
d) 5 „ flüssigen Kolloide. 
e) r „ Zellen und Fasern. 


Kurs über wissenschaftliche Mikroskopie. (167) 


Samstag den 4. April. 

Herr Dr. H. Siedentopf: Vortrag über Dunkelfeldbeleuchtung. — 
Übungen zur Dunkelfeldbeleuchtung. — Vortrag mit Demon- 
strationen über Mikroskopie bei hohen Temperaturen; Nüssige 
Kristalle. 


Die Teilnahme an den Übungen war auf 25 Teilnehmer be- 
schränkt. 

Folgende Damen und Herren machten die Übungen mit: 
Josef Brunnthaler, Karl v. David, Dr. Wilhelm Figdor, Rudolf 
Förster, Otto A. Gielow, Dr. Aug. Ginzberger, Wolfg. Himml- 
bauer, Dr. F. Jesenko, Prof. Dr. Ludwig Linsbauer, Dr. Emil 
Löwi, Amalie Mayer, Hans Neumayer, Dr. Franz Ostermeyer, 
Prof. Dr. R. Paltauf, Dr. Otto Porsch, Prof. Dr. Hans Rabl, Ga- 
briele Rabl, Dr. Heinrich Reichel, Helene Reisser, Dr. Alois 
Rogenhofer, Prof. Dr. V. Schiffner, Rudolf Schrödinger, 
Dr. S. Thenen, Dr. Fritz Vierhapper, Prof. Dr. R.v. Wettstein. 

Außer diesen Teilnehmern hörten noch folgende Herren nur 
die Vorträge: Dr. Fritz Demmer, Hans Fleischmann, Dr. Wilh. 
Fritz, Anton Hafferl, Dr. Heinr. Freih. v. Handel-Mazzetti, Dr. 
Emil Edl. v. Haunalter, Julius Edl. v. Hungerbyehler, Dr. Erwin 
Janchen, Hermann Jansch, Ferd. Kryz, Emil Pra$ek, Anton 
Schlemmer, Fritz Schlemmer, E. Schrödinger, Dr. Otto Sperk. 

Den Herren Vortragenden, dem Geschäftsleiter der Filiale Wien, 
Herrn Georg Otto, sowie der Firma Carl Zeiss in Jena gebührt 
der wärmste Dank der Gesellschaft für die Veranstaltung. 


Außerordentliche Generalversammlung 
am 10. April 1908. 
Vorsitzender: Herr Präsident Prof. Dr. R. v. Wettstein. 


Der Vorsitzende konstatiert die Beschlußfähigkeit. Einziger 
Punkt der Tagesordnung: Beschlußfassung wegen Übersied- 
lung der Gesellschaft. 


(168) Bericht über die außerordentliche Generalversammlung. 


Das Referat über die Angelegenheit erstattet der Vorsitzende 
selbst: 

Infolge eines Antrages, den der Generalsekretär in der Aus- 
schußsitzung vom 27. Juni 1903 stellte, dahingehend, daß die Ge- 
sellschaft mit dem Unterrichtsministerium, respektive der n.-ö. Statt- 
halterei Verhandlungen anknüpfe wegen mietweiser Überlassung 
von Lokalitäten im alten botanischen Museum der Universität, III, 
Rennweg 14, und welchem der Ausschuß zustimmte, knüpfte der 
Ausschuß mit dem Staate vorläufige Verhandlungen an, welche 
nunmehr zu folgenden Propositionen führten: 

Die Gesellschaft erhält das unentgeltliche unkündbare Be- 
nützungsrecht der linken Hälfte des alten botanischen Museums 
inklusive des Hörsaales (für welchen der Lehrkanzel für Botanik 
die Mitbenützung zusteht) für die Dauer von 10 Jahren gegen die 
Verpflichtung, das ganze Gebäude renovieren zu lassen. Als Staats- 
beitrag zu den Renovierungskosten für den dem botanischen In- 
stitute verbleibenden Teile des Gebäudes erhält die Gesellschaft den 
Betrag von 6500 K. Nach Ablauf von 10 Jahren beträgt der Miet- 
zins für die von der Gesellschaft benützten Räume 1000 K und 
läuft der Vertrag stillschweigend weiter mit beiderseitiger einjähriger 
Kündigungsfrist. 

Die Annahme dieser Proposition würde der Gesellschaft ein 
jährliches Ersparnis an Mietzins bringen und ihr außerdem ermög- 
lichen, sich in Ruhe weiter zu entwickeln. 

In der hierüber eröffneten Debatte beteiligen sich Herr Hugo 
M. Müllner und Herr Dr. A. Rogenhofer, welchen der Vorsitzende 
die gewünschten Aufklärungen gibt. 

Hierauf wird über den folgendermaßen formulierten Antrag 
abgestimmt: 

Die Generalversammlung ermächtigt den Ausschuß, die dar- 
gelegte Aktion durchzuführen und mit Beginn des Monates Mai, 
für den Fall, daß der diesbezügliche Vertrag dann schon fertig sei, 
das jetzige Lokal zu kündigen. 

Der Antrag wird einstimmig angenommen. 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (169) 


Allgemeine Versammlung 
am 6. Mai 1908. 
Vorsitzender: Herr Kustos A. Handlirsch. 


Der Generalsekretär Herr Josef Brunnthaler macht folgende 
Mitteilungen: 


Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten: 


Ordentliche Mitglieder: 
BT. Vorgeschlagen durch: 


Herr Bossler Ludwig, Ingenieur, Inspektor 
der Staats-Eisenb.-Gesellsch., Wien, 


IV., Weyringergasse 9 . . den Ausschuß. 
A er Alois, stud. phil., Wien, vıı., 
Breitenfeldergasse 13 . . Dr. A. Rogenhofer, Dr. F. Werner. 
Fräul. Jakobi Helene, Lyzeallehrerin, Awien, 
IX., Clusiusgasse 10 . . . Prof. Dr. Anger, Dr. F.Vierhapper. 
" anne Marie, Wien, 1. er 
vogelgasse3 .. . . . . J. Brunnthaler, L. v. Portheim. 
Herr Miestinger, Dr. Karl, Yen ulEr 
Seidleasse 91- . . . . zusurlın: Prof 0! Abel, /DrsA.Rogenhofer. 
„ Sehlesinger Günther, stud. phil., 
Schwechat, Hauptplatz 66. . . . Prof. 0. Abel, Dr. A. Rogenhofer. 
„ Scehweidler Josef Heinr., Gymnasial- 
Professor, Lundenburg . . . . . den Ausschuß. 
„ $Sielipp Rudolf, Wien, IV., Schön- 
bursstraße 17 . . - . 0027... .0.A.Molitor, E. Heikertinger. 


Hierauf spricht Herr Dr. Otto Porsch über „Insekten- 
quälende Orchideenblüten“. 

Der Vortragende besprach an der Hand zahlreicher Abbil- 
dungen, Präparate und photographischer Lichtbilder die Fallein- 
richtungen einiger Bulbophyllum-Arten sowie jene der Stanhopea- 
Arten nach den Versuchen von Willis, für welche er auf Grund 
eigener Nachuntersuchungen neue anatomische Beweise brachte, 
die Schnelleinrichtungen der mit reizbaren Labellen ausgestatteten 
Pterostylis-Arten, die Schleuderwerke der Oatasetum-Arten und die 
komplizierte Blüteneinrichtung von Üoryanthes. 


(170) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


Herr Dr. Franz MeguSar hält einen Vortrag über „Bau- 
instinkte bei Hydrophiliden“. 


Schließlich fand eine Demonstration von Diapositiven, welche 
nach dem Lumiere-Verfahren hergestellt waren, statt. Dieselben 
stammten aus dem Atelier von A. Moll in Wien. 


Allgemeine Versammlung 
am 3. Juni 1908. 


Vorsitzender: Herr Vizepräsident Dr. Franz Ostermeyer. 


Der Generalsekretär Herr Josef Brunnthaler macht folgende 
Mitteilungen: | 


Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten: 


Ordentliche Mitglieder: 


Pr Ar Vorgeschlagen durch: 

Herr Berreitter Hans, k. k. Univ.-Quästor 

i. R., Heiterwang 44, bei Reutte . den Ausschuß. 
Fräul. Freund Yella, Wien, I., Teinfalt- 

straße,7 2.0. 000. Valid, Brunnthaler) U WSPpENeT 
Herr Geißler Rudolf, stud. phil., Wien, 

IX., Schwarzspanierstraße 18. . . Prof. Dr. 0. Abel, O. Antonius. 

„  Klaptoez Adalbert, stud. med., Wien, 
III, Hießgasse 4 . . . . . ... Dr. A.Rogenhofer, Dr. F. Werner: 


Ferner legt derselbe vor: Die eben erschienene Publikation: 
Der naturwissenschaftliche Unterricht an den österreichi- 
schen Mittelsehulen. Bericht über die von der k. k. zoologisch- 
botanischen Gesellschaft in Wien veranstalteten Diskussionsabende 
und über die hierbei beschlossenen Reformvorschläge. Heraus- 
gegeben im Auftrage der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft 
von Prof. Dr. R. v. Wettstein, als Präsident der k. k. zoologisch- 
botanischen Gesellschaft. Wien, Verlag von F. Tempsky, 1903. 
Preis für Mitglieder bei direktem Bezuge K 3.—. — Sodann 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (171) 


das gleichfalls fertiggestellte Mitgliederverzeichnis, welches um 
den Preis von 50 Hellern erhältlich ist. 

Außerdem wird die mit Subvention des hohen niederöster- 
reichischen Landtages und der Gemeinde Wien herausgegebene 
Wandtafel der in Niederösterreich gesetzlich geschützten 
Pflanzen vorgelegt; die Tafel wird den Mitgliedern gegen Ein- 
sendung von K 1.— per Stück zugesandt. 


Hierauf hält Herr Privatdozent Dr. Hans Przibram einen 
durch zahlreiche Objekte erläuterten Vortrag: 


Experimentelle Behandlung biologischer Grundfragen. 


Als die experimentelle Biologie vor fünf Jahren ihr erstes 
eigenes Heim in unserem Vivarium bezog, da mag mancher kopf- 
schüttelnd die abermalige Sonderung eines neuen Spezialfaches be- 
dauert, die Notwendigkeit einer „Biologischen Versuchsanstalt“ be- 
zweifelt haben. 

Und diesem Urteile hätten wir selbst zugestimmt, wenn es 
sich um die Erforschung sehr spezieller Detailfragen an sich ge- 
handelt hätte, nicht um eine umfassende neue Betrachtungsweise 
in der Biologie. 

Tatsächlich ist jedoch die experimentelle Biologie kein Spezial- 
fach, sie ist die Anwendung der den exakten Wissenschaften ent- 
nommenen Methoden des qualitativen und quantitativen Versuches 
auf biologische Probleme. 

Daß es sich nicht um nebensächliche Punkte, sondern um die 
Grundfragen der Biologie, um die Entwicklung, die Regeneration, 
die Deszendenz, die Vitalität und die funktionelle Anpassung handelt, 
das möchte ich nun an Beispielen erläutern, die, größtenteils unserer 
eigenen Praxis entnommen, ein Bild zugleich von der Wirksamkeit 
unserer Anstalt und von dem gegenwärtigen Stande der experi- 
mentellen Behandlung biologischer Grundfragen im allgemeinen 
geben sollen. Während die Natur mit unerbittlicher Strenge die 
anorganische Welt lenkt, scheint sie die Organismen des Gehorsams 
gegen die ehernen Gesetze enthoben zu haben. 

Aus ähnlichen Keimen entsteht bald die Mannigfaltigkeit der 
Teile eines Meerwurmes oder Seeigels, bald die einer Tulpe oder 


(172) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


Amavryllis. Welche Verschiedenheit in den beiden Erzeugnissen, 
aber doch welche Ähnlichkeit in dem Vorgange der Zeugung: hier 
wie dort die Vereinigung zweier Zellen, deren Kerne sich analog 
verhalten, als Ausgangspunkt für die Entwicklung des neuen Lebe- 
wesens. Soweit die deskriptive Entwicklungsgeschichte. Sind aber 
zur Auslösung der Entwicklung beide Zellen nötig? Durchaus nicht! 
Jacques Loeb konnte die Eier eines Seeigels oder eines Meerwurmes 
durch gewisse chemische Lösungen ohne Hinzufügen von männ- 
lichem Samen zur Entwicklung bringen (wovon ich hier dank der 
liebenswürdigen Widmung genannten Forschers an unser entwick- 
lungsmechanisches Museum Exemplare vorweisen kann). Wir haben 
begründete Hoffnung, in absehbarer Zeit nach einer ähnlichen 
Methode künstliche Parthenogenese auch bei Fischen zu erreichen. 
Während wir bisher vergeblich nach geeignetem zoologischen 
Materiale suchten zur Prüfung der Frage, ob auch der männliche 
Samen ohne Hinzutritt von Eisubstanz entwicklungsfähig sein kann, 
ist es den Herren Leopold v. Portheim und Emil Loewi gelungen, 
in den durch Zuckerlösung zum Austreiben gebrachten Pollen- 
schläuchen der Tulpe die Entstehung von Zellwänden zu kon- 
statieren, ein Anzeichen dafür, daß auch der Pollen ohne Eichen 
sich zur Weiterentwicklung anzuschicken scheint. 

Wenn nicht die Vereinigung der Keimprodukte das Wesent- 
liche für die Entwicklung der neuen Organbildung ist, so werden 
wir zu dem Schlusse gedrängt, daß bereits im einzelnen Keime, 
namentlich im Ei selbst Differenzierungen bestehen, welche die 
künftige Mannigfaltigkeit garantieren. Tatsächlich lassen sich im 
Ei verschiedene Stoffe oder Teile nachweisen, deren Entfernung 
den Ausfall bestimmter Organe oder Teile bedingt. So im Seeigel 
(Strongylocentrotus) die zuerst Hatschek aufgefallene Zone orange- 
roten Pigmentes. Bei Weindls Versuchen an Tintenfischen (Zoligo) 
ließ sich bereits an den noch ganz hell erscheinenden Eiern auf 
chemischem Wege (Fürths Tyrosinreaktion) die Vorstufe des 
späteren Pigmentes nachweisen. Als Hadzi die bekannten grünen 
Süßwasserpolypen (Hydra viridis) im Dunklen Eier legen lief, er- 
schienen weiße Hydren, weil die symbiotischen Algen, welche durch 
Einwanderung aus dem Muttertiere dem Sprößling die grüne Farbe 
geben sollen, bei Liehtabschluß nicht einwandern. 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (175) 


Während bei den Tieren selbst bei Abänderung der äußeren 
Faktoren die charakteristische Form nur wenig sich zu ändern 
pflegt, kann bei den Pflanzen während der Entwicklung diese oder 
jene Form künstlich „induziert“ werden: so konnte Figdor auch 
bei ungleichblättrigen (anisophyllen) Pflanzen, die wie Goldfussia 
anisophylia bereits von Anfang an ungleiche Blätter entwickeln, 
durch Drehung um eine horizontale Achse bei senkrecht auffallendem 
Lichte eine Ausgleichung der Blattgrößen anbahnen. Analoge Ver- 
änderungen wurden bei weiteren anderen Versuchsanstellungen am 
Ahorn (Acer) und an der Roßkastanie (Aesculus) erzielt. 

Der experimentellen Behandlung noch zugänglicher als die 
Probleme erstmaliger Zeugung erweisen sich diejenigen der Wieder- 
erzeugung. Kommt diese Eigenschaft der Regeneration allen Orga- 
nismen als eine primäre Eigenschaft zu oder ist sie als Anpassung 
an eine erhöhte Verlustwahrscheinlichkeit erst nachträglich von 
einzelnen Arten oder Organen erworben worden? Während die 
letztere Ansicht im Zusammenhange mit der Lehre von der natür- 
lichen Auslese zunächst wahrscheinlicher erschien, führen ausgedehnte 
Regenerationsversuche zwingend zur entgegenstehenden Annahme. 
Von den niedersten zu den höchsten Tierarten nimmt die Re- 
generationsfähigkeit in derart regelmäßiger Weise ab, daß man nach 
der Stellung im natürlichen Systeme für jede Art vorausbestimmen 
kann, ob der Versuch zu positivem Resultate führen werde. So 
erhielten die früheren negativen Angaben über die vordere Re- 
generation der Ophryotrocha eine Korrektur durch Czwiklitzer, 
jene der Egel durch Gluschkiewitsch, der Süßwasserschnecken 
durch Cerny und MeguSar, des Amphioxus durch Biberhofer, 
der Gliedmaßenregeneration der Wasserspinne durch Weiß, der 
Gottesanbeterinnen durch mich, des Marmelmolches (Triton marmor.a- 
tus), des Brillensalamanders (Salamandrina perspicillata) und an- 
derer Amphibien durch Kammerer, der Salamanderlunge durch 
Muftit. Da noch die Vögel die Hälfte des Schnabels regenerieren, 
konnte die Regeneration der Kiefer bei den Eidechsen vorausgesagt 
werden; eine Prophezeiung, welche durch Werber ihre experi- 
mentelle Bestätigung fand. 

Haben wir nun beim Nachwachsen verlorener Teile an die 
Entfaltung eines vorgebildeten Reservekeimes zu denken oder strebt 


(174) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


der verletzte Organismus als Ganzes immer wieder der vollkom- 
menen Form zu? Hier haben die Versuche wieder mit Bestimmt- 
heit für die letztere Alternative gesprochen, denn nicht nur jene 
Teile, welche unmittelbar vom Verluste betroffen waren, treten in 
Reaktion, sondern ganz abseits liegende vermögen zum Erfolge bei- 
zutragen: ich erinnere an die Vertauschung der großen und kleinen 
Schere bei dem Pistolen- und bei anderen Krebsen, welche nach 
Entfernung der großen Schere durch kompensatorisches Auswachsen 
der kleinen Schere der Gegenseite zustande kommt. Förmliche 
Einschmelzungen mit darauffolgender Neudifferenzierung können 
nicht nur bei den niedrigsten Tieren, sondern auch bei den Krebsen 
in der Weise statthaben, daß bei aufeinanderfolgenden Häutungen 
die regenerierenden Tiere „kleiner“ statt „größer“ werden, ge- 
wissermaßen ein negatives Wachstum. Dieses negative Wachstum 
ist nicht zu verwechseln mit dem Wachstum in umgekehrter Rich- 
tung, bei dem die Polarität aufgehoben erscheint, indem an Stelle 
zweier verschiedener Differenzierungen an den Enden einer Wachs- 
tumsachse zwei gleichartige, aber verkehrt gegeneinander ausgebildet 
werden. Solche von Loeb bei Pflanzentieren „Heteromorphosen* 
benannte Fälle kommen im ganzen Tierreiche vor, bei den höheren 
Gruppen namentlich nach Brüchen von Extremitäten, da das weg- 
hängende Stück nach beiden Richtungen bloß die distalen Teile, 
nicht aber den proximalen Körperteil wiederzubilden vermag. So 
entstehen Haarsterne mit drei Armspitzen an einem Arme, nach 
Bruch eines Armes. Wird ein Bein einem Molche abgeschnitten 
und verkehrt wieder eingekeilt, so werden wir erwarten dürfen, 
daß trotzdem ein Fuß aus der jetzt freiliegenden Wundfläche ent- 
springen wird, was noch nicht abgeschlossene Versuche von Kurz 
zu bestätigen scheinen. 

Obzwar also die Teile der Organismen nicht voneinander 
unabhängig sind, so ist doch nicht jeder Teil alles andere aus 
sich hervorzubringen imstande. Vielmehr weisen alle Versuche dar- 
auf hin, daß in verschiedenen Organen verschieden verteilte Stoffe 
für das Zustandekommen der bestimmten Form maßgebend seien. 
Daß der Muskel von der Hautbekleidung chemisch verschieden ist, 
wird niemand leugnen wollen. Sind aber auch analoge Organe in 
verschiedenen Tiergruppen chemisch verschieden? Nach Fürths 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (175) 


Untersuchungen am Muskelplasma verschiedener Tiere waren An- 
haltspunkte für die Unterscheidung verschiedener Muskeln auf che- 
mischem Wege gegeben und ich konnte nachweisen, daß diese 
Verschiedenheit wenigstens bei den Wirbeltieren der Gruppierung 
nach unserem vergleichend-morphologischen Systeme parallel geht. 
Als Merkmale für diesen „chemischen“ Bestimmungsschlüssel dienen 
Koagulationspunkte und Salzfällungen. In Fortsetzung meiner Unter- 
suchungen konnte KryZ nachweisen, daß diese spezifischen Koagula- 
tionstemperaturen durch die Außentemperaturen bei Haltung von 
Warmblütern in Winterstarre, von Kaltblütern in künstlich erhöhter 
Temperatur sich auch nicht merklich veränderten. An das Problem 
der Arteigenheit schließt sich das Problem der Übertragung von 
Eigenheiten auf andere Individuen, das in der Vererbung seinen 
prägnantesten Ausdruck findet, wogegen bei Pfropfungen nur selten 
ein Einfluß der künstlich vereinigten, zwei verschiedenen Arten 
angehörigen Komponenten nachweisbar ist. Doch konnten Grafe 
und K. Linsbauer Nikotin auch in Tabakpfropfreisern nach- 
weisen, die nichtnikotinhaltigen Arten entnommen und nikotin- 
haltigen Stämmen aufgepfropft worden waren. Stingel fand bei 
der Ernährung von Getreideembryonen durch artfremde Endosperme 
gewisse Veränderungen, die als Beeinflußung seitens der verwen- 
deten nährenden Unterlage aufgefaßt werden können. 

Die Gesetze der Vererbung können nur durch planmäßige, 
streng ziffernmäßig registrierte Zuchten festgestellt werden. Der 
Übergang von Rasseneigenheiten auf die Nachkommen scheint meist, 
wenn keine Veränderung in den äußeren Bedingungen hinzutritt, 
nach den von Gregor Mendel durch klassische Versuche im Kloster- 
garten zu Brünn ermittelten Regeln vor sich zu gehen, nicht nur 
auf botanischem, sondern auch auf zoologischem Gebiete, wofür 
unter anderem meine Ratten und Mäuse Zeugnis ablegen. Freilich 
können sich oft Merkmale in unerwarteter Weise als getrennte 
Vererbungseinheiten erweisen, so bei Katzen die Farbe eines jeden 
Auges für sich, wie Versuche an Angorakatzen mit einem blauen 
und einem gelben Auge lehrten. Hammerschlag zieht aus der 
den Mendelschen Regeln nach zu geringen Anzahl weißer Mäuse 
bei Kreuzung verschiedenfarbiger Rassen den Schluß, daß es erst 
in Bildung begriffere Charaktere gibt, für die keine strenge Be- 


(176) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


folgung der Mendelschen Regeln zu erwarten sei. Hiermit betreten 
wir das heikle Gebiet der Vererbung erworbener Eigenschaften. 
Kammerer führte an Salamandern und gewissen Froschlurchen 
den Nachweis, daß künstlich erzielte Fortpflanzungsveränderungen 
auch dann auf die Nachkommen übergehen, wenn diese ihr ganzes 
Leben lang wieder unter den ursprünglichen, nicht abgeänderten 
Bedingungen gehalten werden. Sofort erscheint uns die Lösung 
des Problemes der Artwandlung um einen Schritt näher gerückt. 
Obzwar hier Versuche wenig Aussicht zu haben schienen, winken 
uns jetzt gerade die schönsten Erfolge. 

Denn es bedarf weder unabsehbarer Zeiträume zur Verände- 
rung, noch zur Übertragung erworbener Eigenschaften, und vielfach 
lassen sich durch äußere Faktoren Veränderungen hervorrufen, die 
Beziehungen zu verwandten Arten aufweisen. Die Süßwasseramoebe 
verliert nach Margarete Zuelzer die pulsierende Vakuole bei Ge- 
wöhnung an Salzwasser, wodurch sie den zeitlebens im Meere 
lebenden Arten ähnlich wird. Wird der Einsiedlerkrebs seines frei- 
willigen Gefängnisses, der Schneckenschale, dauernd beraubt, so 
bildet er wieder den pigmentierten, geringelten Hinterleib der 
übrigen Krebse aus. Die Puppe unseres Wolfsmilchschwärmers 
(Deilephila euphorbiae) in heißem Raume geschlüpft, entfaltet Flügel 
ähnlich der in Algier fliegenden Schwärmerart Deilephila Titymali. 

Der in den unterirdischen Höhlen des Karstes hausende bleiche 
Grottenolm nimmt im Lichte wieder die dunkle Farbe seiner ober- 
irdischen Verwandten, z. B. des Armmolches (Süren lacertina), an. 
Hier ließ sich ähnlich wie bei den Tintenfischeiern das Vorhanden- 
sein der chemischen Vorstufe des Pigmentes schon im unveränderten, 
bleichen Grottenolme nachweisen. 

Wenn wir für die Verschiedenheit der Arten auf einen ver- 
schiedenen Chemismus geführt werden, so werden wir zur Frage 
gedrängt, ob denn das Wesen des Lebens selbst so grundverschieden 
von den anorganischen Vorgängen ablaufe? Immer sehen wir die 
Vitalität an bestimmte Eiweißkörper gebunden, welche in physi- 
kalisch-chemischer Hinsicht als Kolloide, das sind nicht krystalli- 
sierte, in Lösung durch Membranen schwer durchgängige Stoffe, 
zu charakterisieren sind. Sicherlich sind die Eigenschaften der 
Eiweißkolloide für die Grenzen der Lebensfähigkeit maßgebend. 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (177) 


Hand in Hand mit der bei verschiedenen Temperaturen vor sich 
gehenden Gerinnung (Koagulation) der Muskelplasmen geht die ver- 
schiedene Maximaltemperatur, welche die betreffende Art noch aus- 
zuhalten vermag. 

Ferner bestimmt dieselbe Gesetzmäßigkeit, welche die Giftig- 
keit verschiedener Salzlösungen für Süßwassertiere — z. B. nach 
Wolfgang Ostwald Flohkrebschen — regelt, ebenfalls die durch 
Salze bewirkten Zustandsänderungen gelösten Eiweißes im Reagenz- 
glase nach Paulis Experimenten. 

Obzwar die Erscheinung des organischen Wachstums direkt 
quantitativ meßbar ist, liegen doch erst spärliche Versuche über 
dasselbe vor, so daß die Ableitung allgemeiner Regeln Vorsicht ge- 
bietet. Es scheint in gleicher Zeit eine gleiche Strecke zuzuwachsen, 
falls keine Form- oder sonstige Differenzierungs-Veränderung ein- 
tritt. Für Tiere verschiedener Gruppen (Krebse, Insekten, Fische, 
Säugetiere), ebenso wie für Pflanzen (Bohnenwurzeln) erhält man 
übereinstimmende Werte. In mannigfaltiger Weise läßt sich das 
Wachstum künstlich beeinflußen: schnitt v. Portheim Bohnen- 
keimlingen keinen, einen, anderthalb oder beide Kotyledonen ab, 
so trat zunächst die größte Längenzunahme nach der Entfernung 
von anderthalb, dann nach einem Kotyledo ein; erst später wurden 
diese verletzten Keimlinge von den normalen überholt; die ohne 
Kotyledonen blieben von Anfang an zurück. Daß es sich hier um 
eine bestimmte Beziehung zur Masse der Reservesubstanzen han- 
delt, bewiesen neuerdings von demselben Botaniker angestellte Ver- 
suche mit ausgewählten größeren und kleineren Samen derselben 
Bohnenart: die kleineren erreichten zunächst in derselben Zeit eine 
größere Länge als die größeren. 

Neben dem selbständigen Wachstum ist es die selbständige 
Bewegung, die uns an den Lebewesen imponiert. Noch mehr als 
jene scheint sie von strengen Gesetzen der übrigen Natur ausge- 
schlossen, „willkürlich“ zu erfolgen. Ob ein Tier in einer bestimm- 
ten Richtung, ob es rasch oder langsam läuft, das scheint seinem 
Willen allein untertan. Beobachten wir aber kaltblütige Tiere, z. B. 
Junge Gottesanbeterinnen, bei verschiedenen Temperaturen, die wir 
in Abständen von je 10°C. wählen, und registrieren mittels Chrono- 


meters die in einer bestimmten Zeit jedesmal durchlaufene Strecke, 
Z.B. Ges. 58. Bd. m 


(178) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


so stellt es sich heraus, daß diese in der um 10° C. höheren Tempe- 
ratur etwa doppelt so groß ist als in der tieferen. Und die gleiche 
Regel, eine zwei- bis dreifache Steigerung der Geschwindigkeit 
bei 10° Temperaturerhöhung, finden wir auch bei analogen Ver- 
suchen über das Wachstum derselben Tiere oder die Entwicklung 
ihrer Eier, oder aber bei chemischen und gewissen physikalischen 
Reaktionen; es ist die sogenannte Van t’Hoffsche Temperaturregel. 

Auch das Wachstum der Bohnen folgt nach Versuchen von 
Portheim der gleichen Regel. 

Wie zwingen wir bei den Laufversuchen unsere Gottes- 
anbeterinnen, in einer bestimmten Richtung zu laufen? Wir stellen 
einen entsprechenden Laufkasten schräg gegen das Licht und den 
Tisch auf: die Tiere laufen von der Erde weg und der Lichtquelle 
zu. Werden die Augen überstrichen, so fällt diese Orientierung 
fort und wir können auf ähnliche Art durch Ausschaltung ver- 
schiedener Empfangsorgane die für die Ausübung der Funktionen 
wichtigen ermitteln. Schnitt Steinach die Leuchtorgane der Leucht- 
käfer ab, so begannen erstere dennoch lebhaft aufzuglühen, sobald 
ein Sauerstoffstrom zugeführt wurde. Ein Beweis dafür, daß diese 
Funktion auf einem Oxydationsprozesse beruht, der vielleicht vom 
Träger durch engeren Tracheenabschluß gehemmt werden kann. 

Oft werden durch Entnahme eines funktionierenden Organes 
andere beeinflußt, die gar nicht in Verbindung zu stehen scheinen: 
es kann die Frage geprüft werden, ob Kastration die sekundären 
Geschlechtsmerkmale beeinflußt oder nicht; so untersucht Bresca 
den Einfluß derselben auf das Auftreten der Hochzeitsfarben und 
des Kammes beim männlichen Triton. Das Gegenstück bieten 
Transplantationen der bereits ausgebildeten sekundären Geschlechts- 
merkmale auf Exemplare des entgegengesetzten Geschlechtes. 
Wieder andere Versuche, so jene Halbans an Fröschen, beschäf- 
tigen sich mit der Implantation der Geschlechtsdrüsen oder Ein- 
spritzung von Extrakten in Tiere anderen Geschlechtes. Alle diese 
Versuche sollen uns das Wesen der Geschlechtsverschiedenheit auf- 
klären helfen. Nicht nur die Erscheinungen an den einzelnen Tieren 
oder Pflanzen, auch das wechselseitige Verhältnis ist der experi- 
mentellen Behandlung zugänglich: wir können zum Beispiel durch 
Fütterungsversuche festzustellen trachten, ob die Schutzfarben ihre 


Bericht über die allgemeine Versammlung. (179) 


Träger wirklich vor den Verfolgungen der Feinde schützen, wie es 
die Auslesetheorien postulieren. 

“Wenn etwa die Nachahmung der Wespen und Hummeln durch 
gewisse Schmetterlinge, die Glasflügler, auf einer den letzteren nütz- 
lichen Mimikry beruhen soll, muß zuerst der Nachweis geliefert 
sein, daß die stacheltragenden Immen wirklich einen solchen Schutz 
genießen. In der Mehrzahl der Versuche stellt sich dies als durch- 
aus nicht so sicher heraus, als man vermutet hätte; so werden die 
Wespen von Gottesanbeterinnen, Eidechsen und Kröten verzehrt, 
von Laubfröschen allerdings wieder ausgelassen, aber erst nachdem 
sie aufgeschnappt wurden, womit den Nachahmern nicht gedient 
wäre. Das Ausspucken erfolgt nämlich erst auf den Stich der Wespe 
hin; entfernte ich durch Abschnitt den Stachel der Wespe, so wurde 
sie vom Laubfrosche verschluckt. 

Als Versuch über die wechselseitige Anpassung zweier Orga- 
nismen, die sogenannte Symbiose, sei an HadzZis’ Hydren erin- 
nert; die algenlosen gingen bald zugrunde. Während Hydra viridis 
mit ihren Zoochlorellen unter der Glasglocke eine große Widerstands- 
fähigkeit gegen kohlensäurehältige Atmosphäre bekundete, war sie 
bei der verwandten Hydra fusca geringer. Letztere Art besitzt 
normaler Weise keine symbiotischen Algen. Anderseits gingen die 
aus ihrer Nährmutter Hydra viridis entfernten Algen auch rasch 
zugrunde. Es scheint also tatsächlich eine beiden Teilnehmern 
vorteilhafte Anpassung in der Symbiose vorzuliegen. 

Die Anpassung von Tieren an den Grund kann ebenfalls durch 
Experimente analysiert werden. Es erwies sich zum Beispiele bei 
der Aufzucht von Gottesanbeterinnen die grüne oder braune Farbe 
dieser Tiere als unabhängig von der Umgebungsfarbe. Anderseits 
zeigen Fische, z. B. nach Secerows Versuchen die Bartgrundel 
(Nemachilus barbatula), sehr weitgehende harmonische Überein- 
stimmung mit dem dargereichten dunklen, gemischten, hellen oder 
orangegefärbten Grunde des Beckens. Daß die Grundanpassung 
bei Fischen durch das Gesichtsorgan vermittelt wird, dafür sprechen 
Meyerhofers Hechte. Nach Entfernung der Augen verschwindet 
die Verschiedenheit der Ober- und Unterseite, indem auch auf dieser 
die für die Oberseite charakteristische Bänderung auftritt; schließ- 
lich kommt es zu einer allgemeinen Abblassung, wie sie auch bei 


m* 


(180) Bericht über die allgemeine Versammlung. 


geblendeten Garneelen nach Fröhlich, bei geblendeten Winker- 
krabben nach MeguSar zu erhalten ist. Dadurch tritt eine Ähnlich- 
keit mit den augenlosen, bleichen Höhlentieren ein. Ri; 

In der Aufdeckung der Beziehung zwischen Gesichtsorgan 
und Farbanpassung erhalten wir einen weiteren, freilich noch recht 
unklaren Blick in den Mechanismus der natürlichen Zweekmäßigkeit. 

So bringt die Anwendung des Versuches ein neues umfassendes 
Tatsachenmaterial, die Aufdeckung neuer Beziehungen und vor 
allem die Legung sicherer Fundamente für den luftigen Bau weit- 
sehender Hypothesen mit sich: dem seltenen Genie die Daedalus- 
flügel der Spekulation überlassend, vertrauen die Experimentatoren 
dem sicheren Grunde der Natur und bauen langsam, aber sicher 
an dem einheitlichen Gebäude der exakten Naturwissenschaft. 


Referate. 


Wiesner-Festschrift. (Im Auftrage des Festkomitees redigiert von K. Lins- 
bauer.) Wien, Verlag von C. Konegen. 8°. 548 S. mit 23 Taf. und 56 Textfig. 


Die vorliegende Festschrift stellt eine reiche Sammlung von Original- 
abhandlungen dar, welche den verschiedensten botanischen Disziplinen an- 
gehören, in welchen sich der Jubilar mit so großem Erfolge betätigte. Vor 
allem sind es viele seiner Schüler, welche durch literarische Beiträge vertreten 
sind, doch haben sich auch eine Anzahl Gelehrter des In- und Auslandes der 
Ehrung angeschlossen, so daß die Festschrift zu einem stattlichen Bande von 
mehr als 34 Druckbogen anwuchs. Die Ausstattung des Werkes ist seinem 
wissenschaftlichen Charakter durchaus angemessen. 

Unter den Abhandlungen überwiegen natürlich solche rein physio- 
logischen Charakters. Mit reizphysiologischen Arbeiten sind vertreten Czapek 
und Darwin, welche geotropische Themen behandeln; ersterer untersucht die 
3eziehung zwischen Geotropismus und Pflanzenform, dieser die Geoperzeption 
in den Kotyledonen von Sorghum; Figdor unterzog die heliotropische Em- 
pfindlichkeit einem experimentellen Studium; L. Linsbauer übertrug den 
reizphysiologischen Standpunkt auf die Anthokyanbildung im Lichte; der 
Referent berichtet über Versuche zur Ermittlung der Reizleitungsgeschwindig- 
keit bei Mimosa. Der pflanzlichen Formbildung sind die ausgedehnten Studien 
Goebels über die Symmetrieverhältnisse der Blüten sowie die Arbeiten von 
Lopriore (Zwillingswurzeln), N&meec (Wurzelregeneration) und Przibram 
(Regeneration von Sequoien) gewidmet. Dem Gebiete der physikalischen 
Physiologie sind ferner die Abhandlungen von Molisch über einige Pilze, 
welchen irrtümlicherweise ein Leuchtvermögen zugeschrieben wurde, Hein- 


Referate. (181) 


richers Untersuchungen über Lichteinfluß auf die Keimung sowie v. Wein- 
zierls Versuche über die Mechanik der Embryoentfaltung bei Gramineen 
entnommen. Nicht minder zahlreich sind cehemisch-physiologische Abhandlungen 
vertreten. Tschirch versucht auf Grund seiner ausgedehnten Studien die 
Grundlinien einer physiologischen Chemie der pflanzlichen Sekrete festzulegen; 
Grafe bringt im Anschlusse an Wiesner neue Untersuchungen über das 
Gummiferment, während Stocklasa mit einer Studie über Atmungsenzyme 
vertreten ist; hierher sind ferner die Untersuchungen Nestlers über das Haut- 
gift der Cypripedien sowie der von Richter erbrachte Nachweis zu zählen, 
daß Natrium für gewisse marine Diatomeen als notwendiges Nahrungsmittel 
zu betrachten ist. Strohmer berichtet über Speicherung und Wanderung 
der Saecharose in der Zuckerrübe. Die Studien von v. Portheim und Samee 
über die Atmung gesunder und infolge Kalkmangels erkrankter Bohnen- 
keimlinge schlagen die Brücke zur Pflanzenpathologie, über deren Fortschritte 
in den letzten Jahrzehnten Solla in einem gedrängten Sammelreferate be- 
richtet. Rein chemische Beiträge lieferten Skraup (Über Leuein aus Pro- 
teinen) und Wegscheider (Über die Verseifung der Fette). Mit dem Che- 
mismus der Membran befaßt sich eine Abhandlung von Ambronn, welche die 
chemisch-physikalischen Änderungen der Zellulose infolge der Einlagerung 
von Schwefelzink behandeit, sowie eine Studie von Karzel über die Ver- 
holzung des Spaltöffnungsapparates der Cycadeen. Senft untersucht das 
Vorkommen von Physeion in den Flechten mit Hilfe mikrochemischer 
Methoden. 


Auch die Pflanzenanatomie ist durch einige, zum Teile ausgezeichnete 
Arbeiten vertreten. Burgerstein hat einen wertvollen Bestimmungsschlüssel 
der Koniferenhölzer auf Grund der mikroskopischen Befunde ausgearbeitet. 
Fritsch fand im Blatte von Klugia ceylanica — zum ersten Male bei Gesnera- 
ceen — das Auftreten von Cystolithen; Möbius berichtet über ein ganz 
eigenartiges Vorkommen von Kieselsäure in den Blättern von Callisia; T.F. 
Hanausek bringt neue Mitteilungen über das von ihm eingehend studierte 
Auftreten der „Kohleschicht“ im Kompositenperikarp. Ein Beitrag Stras- 
burgers betrifft Kemteilungsstudien bei Characeen und bringt wertvolle Auf- 
schlüsse über das Wesen der Amitose im allgemeinen. 


Vererbungsfragen betreffen die Abhandlungen von Raciborski, welcher 
in Coreopsis tinctoria var. prolifica eine unzweckmäßige Mutation erkannte, 
und v. Wettsteins, der durch jahrelange Kulturen eine sprungweise Zunahme 
der Fertilität bei Bastarden von Sempervivum-Arten nachweisen konnte. 
Mikosch studierte an Kakteen die Frage nach der wechselseitigen Beein- 
flussung von Edelreis und Unterlage; Kammerer bringt eine biologische 
Studie über die Symbiose von Oedogonium mit Wasserjungferlarven. Jendid 
mikroskopische Prüfung altägyptischer Inschriftenhölzer aus der Sammlung 
der Papyrus Erzherzog Rainer ist ganz im Sinne ähnlicher historischer Ar- 
beiten Wiesners gehalten. Die Mykologie findet ihre Vertretung durch eine 
wertvolle kritische Untersuchung der österreichischen Cortieieen von v. Höhnel 


(182) Referate. 


und Litschauer sowie durch eine Diagnose eines javanischen Pilzes, den 
Koorders zu Ehren des Jubilars Wiesneriomyces benennt. Eine Abhandlung 
von Zickes befaßt sich mit dem von ihm entdeckten Bacterium polychromicum 
und dessen Farbstoffproduktion. 


Von botanischen Abhandlungen aus verschiedenen Disziplinen sind 
ferner zu nennen eine kritische Übersicht der fossilen Flora der unteren Lias 
der österreichischen Voralpen, welche Krasser zum Verfasser hat, eine pflanzen- 
geographische Studie Schiffners über die „Knieholzwiesen“ im Isergebirge, 
eine ausgedehnte Studie von Trelease über die variegaten Formen der Agaven 
sowie die von Wilhelm gelieferte Beschreibung eines interessanten Fichten- 
gipfels, welcher Übergänge zu Zapfenbildungen aufweist. Haberlandt publi- 
ziert zwei äußerst interessante Briefe Hugo v. Mohls. Schließlich sei noch 
auf die Artikel von Reinke und H. St. Chamberlain hingewiesen. Ersterer 
erhebt in einer gewiß vielen sympathischen Weise die Forderung nach einer 
kritischen Abstammungslehre; dieser lieferte ein glänzend geschriebenes Essay 
über Goethe, Linne und die exakte Wissenschaft der Natur. 


Wenn ein weiteres Eingehen auf den Inhalt der hier genannten Bei- 
träge sich mit Rücksicht auf den verfügbaren Raum von selbst verbietet, so 
erhellt doch schon aus ihrer bloßen Aufzählung die Reichhaltigkeit der Wiesner 
anläßlich der Vollendung seines 70. Lebensjahres gewidmeten Festschrift. 

K. Linsbauer. 


Wettstein, Prof. Dr. R. v. Der naturwissenschaftliche Unterricht 
an den österreichischen Mittelschulen. Bericht über die von der 
k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien veranstalteten Diskussions- 
abende und über die hierbei beschlossenen Reformvorschläge. Heraus- 
gegeben unter Mitwirkung von J. Brunnthaler, Prof. Dr. K. Fritsch, 
Prof. H. Lanner, Prof. Dr. P. Pfurtscheller und Prof. Dr. E. Witlaezil. 
Wien, Verlag von E. Tempsky, 1908. 8°. 103 S. (Preis 3 K.) 


Österreich steht im Begriffe eine zeitgemäße Reform seines Mittelschul- 
wesens durchzuführen. Abgesehen von der gesamten Tagespresse, beschäftigen 
sich zahlreiche Enqueten, Konferenzen, ja selbst eigene Vereine mit diesen 
für die Gesamtheit so überaus wichtigen Fragen. Es wurde von vielen Seiten 
auf die Notwendigkeit einer intensiveren Pflege der Naturwissenschaften hin- 
gewiesen, aber die Vertreter dieser Wissenschaft standen in dem großen Kampfe 
meist abseits und kamen nicht in die Lage, ihre Forderungen in einheitlicher 
und präziser Form zur Kenntnis der Unterrichtsbehörde zu bringen. 


Es war daher gewiß im Interesse der Sache gelegen, wenn die k.k. 
zoologisch-botanische Gesellschaft, einer Anregung ihres Präsidenten folgend, 
den Versuch machte in Verbindung mit der Geologischen und mineralogischen 
Gesellschaft eine gründliche Auseinandersetzung über die wichtigsten in Be- 
tracht kommenden Fragen in einer Reihe von Diskussionsabenden zu erzielen. 


Wie gut ihr das gelungen ist, beweist die jüngst erschienene Publika- 
tion, in der alle während der Debatte ausgesprochenen Ansichten und Auße- 


Referate. (155) 


rungen einer großen Reihe berufener Personen nebst den fast einstimmig an- 
genommenen Resolutionen und Thesen der Öffentlichkeit übergeben werden. 


Diese unten angeführten Thesen bilden, wie der Vorsitzende am Schlusse 
der so überaus anregenden Debatte hervorhob, den Ausdruck der Meinung 
der überwiegenden Mehrzahl der Wiener Naturhistoriker, sie beschränken 
sich auf das Maß des momentan Erreichbaren, aber auch unbedingt Anzu- 
strebenden. 


I. Die Stellung der Naturwissenschaften an unseren Mittelschulen. 


1. Die großen Fortschritte der Naturwissenschaften, besonders der 
naturgeschichtlichen Fächer, sowie ihr großer Bildungswert erfordern eine 
bessere Berücksichtigung derselben in unseren Mittelschulen, insbesondere 
im Gymnasium. 

2. Die Chemie und Geologie erheischen Aufnahme in das Gymnasium, 
die Zoologie sowie Somatologie, die Botanik, Mineralogie und Geo- 
graphie aber verlangen eine erweiterte Behandlung im Gymnasium sowie 
in der Realschule. 

3. Auf der Unterstufe beider Anstalten sind in den ersten zwei 
Klassen der Zoologie und Botanik, ohne wesentliche Erweiterung des 
Stoffes, drei wöchentliche Stunden zuzuweisen. Die Chemie soll im Gym- 
nasium durch ein Semester mit drei Wochenstunden unterrichtet werden. Die 
Mineralogie ist durch ein Semester mit drei wöchentlichen Unterrichts- 
stunden zu behandeln. 

4. Auf der Oberstufe des Gymnasiums ist der Chemie das fünfte 
Schuljahr mit zwei Wochenstunden, der Botanik das sechste Schuljahr mit 
zwei Wochenstunden, der Zoologie, Somatologie und Hygiene das 
siebente Schuljahr mit drei Wochenstunden, der Mineralogie und Geologie 
aber das achte Schuljahr mit zwei wöchentlichen Stunden zuzuweisen. Die 
Geographie erhält zu dem einen Semester noch ein Schuljahr mit zwei 
Wochenstunden. Der Unterricht aus Somatologie und der damit verbundenen 
Hygiene soll — ebenso wie an der Realschule — auch in Zukunft von dem 
Naturhistoriker erteilt werden. 

5. Auf der Oberstufe der Realschule verlangt die Somatologie 
und Hygiene für sich das Zeitausmaß eines vollen Semesters mit zwei Wochen- 
stunden; es ist darum die wöchentliche Stundenzahl für die Zoologie in 
Verbindung mit Somatologie und Hygiene in der VI. Klasse auf drei zu 
erhöhen. Die Geographie erhalte zu dem einen Semester noch ein Schul- 
Jahr mit drei Wochenstunden. 

6. Es ist bei Ausarbeitung neuer Lehrpläne auf eine entsprechende Be- 
rücksichtigung der Astronomie, Meteorologie, Ethnographie und Prä- 
historik zu achten. 

7. Im Gymnasium ist in erster Linie durch eine entsprechende Ein- 
schränkung des Unterrichtes in den klassischen Sprachen Platz für 
die neuen Fächer zu schaffen. 


(184) Referate. 


8. In der Realschule kann eine Besserstellung der Naturwissenschaften 
sowie der modernen Sprachen und zugleich eine Entlastung der Schüler nur 
durch Anfügung einer VIII. Klasse ermöglicht werden. 

9. Die Realschule muß bezüglich der Berechtigung ihrer Schüler 
zum Besuche der Hochschulen dem Gymnasium gleichgestellt werden. 

10. Die Maturitätsprüfung ist in der gegenwärtigen Form aufzulassen. 


II. Die biologische Richtung im zoologischen und botanischen Unterrichte 
sowie die Methode des naturgeschichtlichen Unterrichtes überhaupt. 


1. Die biologische, beziehungsweise ökologische Methode ist für 
den zoologischen und botanischen Unterricht von großer Bedeutung. Indem 
sie an Stelle der reinen Beschreibung die Erklärung setzt, regt sie die Schüler 
zum Denken und Beobachten an, sie steigert das Interesse und Verständnis, 
gewährt dem Gedächtnis wesentliche Stützen und ist ohne Zweifel weit er- 
folgreicher als die ausschließlich deskriptive Methode. 


2. Es sollen nur diejenigen biologischen Verhältnisse im Unterricht dar- 
gelegt werden, welche sich ungezwungen ergeben und welche nach dem 
augenblicklichen Stande der Wissenschaft als feststehend angenommen 
werden können. Es soll vermieden werden, alles, also auch das gegen- 
wärtig nieht mit Sicherheit Erklärbare, erklären zu wollen. 

3. Die biologische Methode darf die deskriptive Darlegung der morpho- 
logischen und systematischen Verhältnisse nicht verdrängen. Die 
Kenntnis der wichtigsten Organe der Tiere und Pflanzen in morphologischer 
Hinsicht und ihres Systems bildet die unentbehrliche Grundlage des Studiums 
der Zoologie und Botanik. Auch wird gerade durch die morphologische Be- 
schreibung vorgelegter Naturobjekte, besonders wenn sie mit dem Zeichnen 
verbunden wird, die Beobachtungsgabe der Schüler am besten geübt. 


4. Eine praktische Betätigung des Schülers ist sehr erwünscht. 
Es kommen hierbei Übungen im Bestimmen, einfache physiologische Experi- 
mente, Aufzucht von Tieren und Pflanzen, Beobachtungen im Freien, im 
Schulgarten oder am Schulaquarium sowie in der Schulsammlung, Anlegung 
von Herbarien und Insektensammlungen, ausreichende Pflege des Zeichnens, 
sowohl schematischer Habitusbilder als auch beachtenswerter Details, endlich 
auch mikroskopische Übungen in Betracht. 

5. Von großer Wichtigkeit sind Exkursionen mit den Schülern, 
da diese die beste Gelegenheit bieten, die Schüler zu Beobachtungen im Freien 
anzuleiten. 

6. Es ist klar, daß die Inanspruchnahme des Lehrers eine be- 
deutend größere sein muß, wenn er außer dem Unterriehte im Klassenzimmer 
noch Schülerübungen leiten und Exkursionen veranstalten soll. Er soll des- 
halb für eine derartige Tätigkeit besonders entschädigt, eventuell in 
anderer Beziehung, z. B. durch Verringerung der Zahl seiner Unterrichtsstunden, 
entlastet werden. 


Referate. (155) 


7. Die biologische Unterrichtsstunde erfordert mehr Zeit als die rein 
deskriptive. Es ist daher dringend notwendig, daß den beschreibenden Natur- 
wissenschaften eine größere Zahl von Unterrichtsstunden an unseren 
Mittelschulen gewidmet werde als bisher. 

8. Der mineralogisch-petrographische Unterricht muß bestrebt sein, durch 
Berücksichtigung der Bildungsweise und der Umwandlung der Mine- 
ralien und Gesteine Interesse zu erregen und Verständnis anzubahnen. 

9. In Anbetracht der besonderen Schwierigkeiten dieses Unterrichtes 
ist es höchst wünschenswert, daß die Besprechung der wichtigeren Minerale 
und Gesteine mit Hilfe von Handstücken erfolgt, welche an die Schüler 
zur Verteilung gelangen. 


III. Die Hilfsmittel des naturgeschichtlichen Unterrichtes. 


1. Die Jahresdotationen für die naturhistorischen Lehrmittelsamm- 
lungen sind mit Rücksicht auf die Anforderungen des modernen Unterrichtes 
zu gering; es ist daher eine Erhöhung derselben dringend erforderlich. 

2. Als Wegweiser für die Einrichtung naturhistorischer Kabinette ist 
ein Normalverzeichnis der unentbehrlichen Hilfsmittel herauszugeben. 
Dieses Normalverzeichnis darf jedoch die freie Wahl der anzuschaffenden 
Objekte keineswegs beschränken. 

3. Es ist womöglich an jede Mittelschule ein Schulgarten anzugliedern. 
In großen Städten ist die Anlage eines gemeinsamen großen Schul- 
gartens notwendig. 

Spezielle Resolution. 


Es möge in oder bei Wien, beispielsweise innerhalb des Wiesen- und 
Waldgürtels, ein Zentral-Schulgarten für die Schulen Wiens gegründet 
werden. 

4. Als Bestandteil des Naturalienkabinettes ist in jeder Mittelschule 
die Einrichtung wenigstens eines Aquariums und Terrariums anzustreben, 
behufs Beobachtung lebender Tiere in einem natürlichen Vegetationsrahmen. 

5. Es ist dem Unterrichte der Naturgeschichte ein eigener entsprechend 
eingerichteter Naturgeschichtssaal zuzuweisen. 


IV. Die Heranbildung der Mittelschullehrer. 


1. Es möge unter Wahrung der Lehr- und Lernfreiheit den Studierenden, 
welche sich zu Lehrern der Naturgeschichte an Mittelschulen vorbereiten, bei 
ihrem Eintritte in die Hochschule eine Weisung an die Hand gegeben werden, 
wie die einzelnen Vorlesungen und praktischen Übungen auf die verschiedenen 
Jahrgänge und Semester am nützlichsten zu verteilen wären. 

2. Die Prüfungsordnung ist den neuen Lehrplänen angemessen und 
möglichst beweglich zu gestalten. 

3. Den Lehramtskandidaten, welche Absolventen der Realschule sind, 
ist nicht bloß die Lehrbefähigung für Realschulen, sondern gleich wie den 


(186) Referate. 


Absolventen des Gymnasiums die Lehrbefähigung „für Mittelschulen“ zu- 
zuerkennen. 

4. Dem Kandidaten soll schon während der ganzen Studienzeit an 
der Hochschule Gelegenheit geboten werden, unbeschadet der Lehrfreiheit, 
neben den bisher betriebenen wissenschaftlichen Studien auch mit dem Lehr- 
stoff der Mittelschulen sich sachlich vertraut zu machen. 

5. Es möge von Seite der Unterrichtsbehörde durch Erteilung geeigneter 
Lehraufträge dafür gesorgt werden, daß für die Lehramtskandidaten eigene 
Kurse in den für den Mittelsehulunterricht nötigen praktischen Übungen 
und Demonstrationen abgehalten werden; ferner ist den Lehramtskandi- 
daten Gelegenheit zu geben, sich die für die Leitung eines naturhisto- 
rischen Kabinettes nötigen Kenntnisse zu erwerben. Desgleichen sind für 
die zoologischen, botanischen, mineralogischen, petrographischen, geologischen 
und geographischen Exkursionen, die den Kandidaten für die von ihm 
später zu unternehmenden Schülerausflüge vorbereiten sollen, die erforderlichen 
Lehraufträge zu erteilen. 

6. Zum Zwecke eines entsprechenden Studiums der Somatologie sollen 
von Medizinern eigene Kurse abgehalten werden, in welchen der Unter- 
richtin Anatomie und Physiologie erteilt wird. Außerdem ist Hygiene 
durch einen Mediziner vorzutragen. 

7. Es ist auch den Naturhistorikern und Geographen im Sommersemester 
mit einem Reisestipendium verbundener Urlaub zu gewähren, damit sie 
zum Behufe ihrer Ausbildung ebenfalls größere Studienreisen unternehmen 
können. (A. Handlirsch.) 


Rechinger, Dr. Karl. Botanische und zoologische Ergebnisse einer 
wissenschaftlichen Forschungsreise nach den Samoa-Inseln, 
dem Neuguinea-Archipel und den Salomons-Inseln. 121 S. Mit 
3 Tafeln. (Aus den Denkschriften der mathem.-naturwiss. Klasse der kais. 
Akademie der Wissensch. in Wien, Bd. LXXXI, 1907.) 


Der Verfasser unternahm in den Monaten März bis Dezember 1905 in 
Begleitung seiner Frau eine wissenschaftliche Forschungsreise in die oben ge- 
nannten Gebiete, deren botanische und zoologische Ergebnisse in den Denk- 
schriften der Akademie der Wissenschaften publiziert werden sollen. Nur 
die Fische sind bereits in den Sitzungsberichten der genannten Akademie 
(Bd. CXV, Abt. I, 1906, S. 1369—1425) bearbeitet worden. — Das gesam- 
melte Material ist im k. k. naturhistorischen Hofmuseum aufbewahrt. 

Der vorliegende I. Teil umfaßt die Bearbeitung eines Teiles der bota- 
nischen Ausbeute von den Samoa-Inseln und der Hymenopteren und Formi- 
ciden sämtlicher bereister Inseln. Und zwar teilten sich in die Behandlung 
der einzelnen Pflanzen- und Tiergruppen die folgenden Bearbeiter: 


1. T.Reinbold (Itzehoe) für Meeresalgen (mit Ausnahme der Litho- 
phyllen und Lithothamnien). 
2. M. Foslie (Trondhjem) für Lithophyllum und Lithothamnion. 


Referate. (187) 


3. F. v. Höhnel (Wien) für Pilze. Die Beschreibungen der neuen Arten 
sind in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissen- 
schaften in Wien, 1907, veröffentlicht. Mit 1 Tafel in Farbendruck. 

4. A. Zahlbrucekner (Wien) für Flechten. Er hat in seiner Bearbeitung 

die gesamte derzeit bekannte Flechtenflora der Samoa-Inseln zum 
Gegenstande einer eingehenden systematischen, pflanzengeogra- 
phischen und ‚biologischen Darstellung gemacht. Mit 1 Tafel in 
Dreifarbendruck. 

. F. Stephani (Leipzig) für Lebermoose. 

6. E. Hackel (Unterach) für Gramineen. 

. F.Kohl (Wien) für Hymenopteren (mit Ausschluß der Ameisen). 

Mit 1 Tafel. 
8. G. Mayr (Wien) für Formiciden. 


Eine Durchsicht namentlich der Florenlisten zeigt eine durchschnitt- 
lich große Zahl von Formen, welche entweder überhaupt oder für das 
durchforschte Gebiet neu sind. Speziell kann die Flechtenflora 
Samoas nach dem Urteile Zahlbruckners nunmehr, da die Aufsammlungen 
Rechingers vorliegen, als gut bekannt bezeichnet werden. Daß außer- 
dem zahlreiche neue Standorte von aus dem Gebiete bekannten Pflanzenarten 
aufgefunden worden sind, sei nebenbei bemerkt. 

Zusammenfassend läßt sich somit sagen, daß die Reise, dank der ziel- 
bewußten und eifrigen Tätigkeit des Verfassers, in ihren Ergebnissen als 
wohlgelungen bezeichnet werden muß. Dr. L. Linsbauer (Klosterneuburg). 


[eo 1 


-I 


Hayek, A.v. Flora von Steiermark. Eine systematische Bearbeitung der 
im Herzogtume Steiermark wildwachsenden oder im großen gebauten Farn- 
und Blütenpflanzen nebst einer pflanzengeographischen Schilderung des 
Landes. Berlin, Verlag von Gebr. Borntraeger, 1908. Erster Band, Heft 1 
(Bogen 1—5). 8°. Subskriptionspreis 3 M. 

Mit der vorliegenden Lieferung beginnt ein Werk, das man im Interesse 
der allgemeinen Verbreitung einer modernen Speziesforschung in unseren Ost- 
alpen nicht weniger als vom pflanzengeographischen Standpunkte aus freudigst 
begrüßen muß. Kommen doch in der Flora von Steiermark so viele verschiedene 
Elemente zusammen, daß ihre kritische Bearbeitung weit über die Grenzen 
des Landes hinaus von Bedeutung sein muß, zumal da die bestehenden Floren- 
werke über die inneren Ostalpenländer fast durchwegs veraltet oder nur Stand- 
ortsaufzählungen sind. Das vorliegende Werk bringt präzise Beschreibungen 
der mit gutem Takte abgegrenzten Arten und ihrer Unterabteilungen, in deren 
Gliederung nicht zu weit gegangen wird, so daß die Darstellung durch klare 
Übersichtlichkeit von der augenblicklich ziemlich verbreiteten entgegengesetzten 
Mode angenehm absticht, Bestimmungsschlüsseln für die großen Gruppen, die 
Familien und Gattungen und bei allen größeren Gattungen für die Arten, die 
wichtigsten und alle für die Nomenklatur ausschlaggebenden Literaturzitate 
und ausführliche Verbreitungsangaben. Die letzteren sind nur bei ganz all- 


(188) Referate. 


gemein verbreiteten Arten zu einer Übersicht zusammengezogen, bei allen 
anderen im Detail aufgezählt, bei ganz seltenen auch der Sammler und die 
Autopsie angeführt. Die Durchführung der internationalen („Wiener“) Nomen- 
klaturregeln machte bei den Pteridophyten — abgesehen von Varietäten, bei 
denen es sich nur um die Übertragung in die anders benannte Gattung handelt 
— drei neue Namenkombinationen nötig: Dryopteris pulchella (Salisb.) Hay. 
(Phegopteris Dryopteris [L.] F&e = Dryopteris Linnaeana Christens.), Dryopteris 
remota (A. Br.) Hay. (D. Filix mas X spinulosa) und Polystichum Illyrieum 
(Borb.) Hay. (P. lobatum X Lonchitis). Neu beschriebene Varietäten sind: 
Asplenium Ruta muraria var. pseudolepidum und Equisetum maximum var. 
flagelliforme. Sie wurden nebst der deutschen Beschreibung im fortlaufenden 
Text in Befolgung der Nomenklaturregeln mit lateinischen Diagnosen als Fuß- 
noten versehen und dadurch gezeigt, daß es bei gutem Willen gar keine 
Schwierigkeiten bereitet, der mit Mühe errungenen internationalen Konvention 
nachzukommen, so daß, wie es ja überhaupt glücklicherweise den Anschein 
hat, jene, welche sich dagegen sträuben, ganz vereinzelt bleiben und dann 
sich selbst, nicht aber den Nomenklaturregeln, das Plagiatentum, welches Prof. 
Palla (Österr. botan. Zeitschr., LVIII, $. 59) befürchtet, und ähnliche Un- 
annehmlichkeiten zuschreiben müssen. 


Etwas anfechtbar erscheint dem Referenten die formelle Bezeichnung 
der Bastarde. Verfasser schreibt z. B.: „X Dryopteris Filix mas X spinulosa 
(A. Br.) Christens. D. remota (A. Br.) Hay.“ Dadurch erhält die Bastard- 
kombination zweimal das Bastardzeichen, während es beim binären Namen, 
zu dem es auch nach den Nomenklaturregeln (Art. 31) einen integrierenden 
Bestandteil bilden soll, fehlt. Für überflüssig hält Referent auch die Zitierung 
eines Autors zur Kombination, denn damit erhält der Bastard eigentlich zwei 
Namen, während doch die Kombination kein Name, sondern der Ausdruck 
einer veränderlichen wissenschaftlichen Erkenntnis ist. — Die Abbildungen sind 
zwar recht primitiv, erfüllen jedoch ihren Zweck, einerseits das Wichtigste 
über die Morphologie der großen Gruppen und anderseits feine, schwer be- 
schreibbare Habitusunterschiede in den Details nahe verwandter Arten zu 
illustrieren. 


Druck und Ausstattung simd hübsch und praktisch, der Preis mäßig, 
so daß auch die äußeren Bedingungen für eine weite Verbreitung des Werkes 
erfüllt sind. 

Handel-Mazzetti. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (189) 


Veranstaltungen der Sektion für Botanik. 


Botanische Abende an der Universität. 


Versammlung am 20. März 1908. 
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy. 


Herr Dr. B. Kubart hielt einen Vortrag: „Die Karbonfarne 
im Lichte der letztjährigen Untersuchungen.“ (Mit Skiopti- 
kon-Demonstrationen.) 


Herr Prof. Dr. L. Linsbauer demonstrierte Diapositive bota- 
nischer Objekte, in natürlichen Farben nach dem Lumiere-Verfahren 
hergestellt. 


Versammlung am 15. Mai 1908. 
Vorsitzender: Herr Dr. H. Frh. v. Handel-Mazzetti. 


Herr Dr. Karl R. v. Keißler sprach: „Über hochalpine 
tibetanische Pflanzen.“ (Mit Demonstration.) 


Herr Prof. Dr. L. Adamovic hielt einen Vortrag: „Vege- 
tationsskizzen aus Süditalien.“ 


Herr Dr. R. Karzel demonstrierte und besprach einen Appa- 
rat zur Bestimmung geringer Gasmengen. (Aus dem Instru- 
mentarium des pflanzenphysiologischen Institutes der Universität.) 
Vergl. M. E. Aubert, Nouvet Appareil de MM. G. Bonnier et L. Man- 
gin pour l’analyse des gaz (Revue generale de Botanique, Vol. II, 
1891, p. 97). 


Schließlich demonstrierte Herr Dr. Otto Porsch Original 
präparate Johnsons über den Embryosack von Peperomia. 


(190) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Versammlung am 19. Juni 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. V. Schiffner. 


Herr G. Stingl hielt einen Vortrag: „Über regenerative 
Sproß- und Wurzelbildung an isolierten Blättern.“ (Mit De- 
monstration.) 


Herr Dr. A. Zahlbruckner demonstrierte Pflanzen aus 
Südchina, leg. Wilson. 


Sprechabende der Sektion für Botanik. 


Versammlung am 27. März 1908. 
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy. 


Nach der Wiederwahl der bisherigen Funktionäre refe- 
rierte Frl. J. Witasek über die Arbeiten von 8. Birger: „Endo- 
zoische Samenverbreitung durch Vögel“ und „Einfluß des 
Meerwassers auf die Keimfähigkeit der Samen“. 


Hierauf hielt Herr J. Vetter einen Vortrag: 


Beiträge zur Flora von Niederösterreich, Tirol und 
Kärnten. 

Im vergangenen Jahre erstreckten sich meine botanischen 
Exkursionen auf Niederösterreich, Tirol und Kärnten. In Nieder- 
österreich entdeckte ich nur einige neue Standorte. Meine Tiroler 
Ausbeute war reichhaltiger. Als Ausgangspunkte für meine Touren 
wählte ich Lienz, Wolkenstein im Grödenertale, Riva am Garda- 
see und Innsbruck. Von Lienz aus bestieg ich die Kerschbaumer- 
alpe. Wolkenstein im Grödenertale war der Ausgangspunkt für 
Exkursionen ins Langental, zum Fuße der Geißlerspitzen nächst 
der Regensburgerhütte, auf das Grödenerjoch und zu den Abhängen 
der Sellagruppe. In Riva kam ich stark übermüdet an; ich be- 
schränkte mich deshalb auf Spaziergänge in der Umgebung der 
Stadt. Mit der Besteigung des hohen Burgstalls im Stubaital schloß 
ich meine Tiroler Exkursionen ab. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (191) 


Auf der Plöcken bei Mauthen in Kärnten hielt ich mich drei 
Wochen lang auf. Ich botanisierte auf den Abhängen des Cellon- 
kofels, dem kleinen Pal, dem Polinig, dem Lambrechtskofel auf der 
Mauthneralm, im Valentintal und auf der Wolaja. Außer den im 
vergangenen Jahre gesammelten Pflanzen lege ich noch einige 
Pflanzen aus Kärnten vor, die ich im Jahre 1904 in der Umgebung 
von Villach und Heiligenblut, an der Straße von Eisenkappel nach 
Bad Vellach und auf der Schartenalm bei Ober-Drauburg sowie im 
Jahre 1905 auf der Petzen bei Bleiburg sammelte. 


I. Niederösterreich. 


Bromus japonicus Thunb. Wüste Plätze auf dem Brigittaspitz bei 
der Nußdorfer Kammerschleuße in Wien, XX.; sonnige und 
sandige Abhänge auf den Ausläufern des Königsberges bei 
Enzersdorf a. F.; an beiden Standorten typisch. 

BDromus squarrosus L. ß. puberulus G. Beck. Gebüschränder auf 
dem Brigittaspitz und grasige Abhänge auf den Ausläufern 
des Königsberges. 

Var. uberrimus Murb. Auf einem Acker am Fuße des Haglers- 
berges bei Goyß am Neusiedlersee. Murbeck fand die Pflanze 
in der Herzegowina. 

Über die Ausspreizung der Granne bei Bromus japonieus 
Thunb. und BDromus squarrosus L. findet man in den bo- 
tanischen Werken vielfach unrichtige oder ungenaue Angaben. 
Beobachtungen, die an Herbarpflanzen gemacht wurden, werden 
vielfach so dargestellt, als ob sie auch für lebende Pflanzen 
giltig wären. Ich habe in den letzten Jahren dem genannten 
Merkmal meine besondere Aufmerksamkeit zugewendet. 

Bei lebenden Pflanzen war im Blütenstadium nie eine 
Ausspreizung der Granne zu beobachten, im Stadium der Frucht- 
reife nur dann, wenn die Pflanze auf einem trockenen, der 
Sonnenstrahlung stark ausgesetzten Boden wuchs. Im Schatten 
eines Gebüsches oder auf feuchtem, fettem Boden wachsende 
Pflanzen zeigten auch im Fruchtstadium keine Ausspreizung 
der Granne. Bromus squarrosus, der in Fruchtexemplaren mit 
gestreckten Grannen gesammelt wurde, zeigte nach wenigen 
Stunden eine deutliche Ausspreizung der Granne. Wurden 


(192) 


Versammlung der Sektion für Botanik. 


solche Pflanzen angefeuchtet, dann war nach kurzer Zeit die 

Granne wieder gestreckt. Die Ausspreizung der Granne hängt 

also bei der lebenden Pflanze ab: 1. vom Entwieklungs- 

stadium der Pflanze, 2. vom Feuchtigkeitsgehalte des Bodens, 
auf welchem die Pflanze wächst, 3. vom Grade der Luft- 
feuchtigkeit und 4. von der Stärke der Sonnenstrahlung. 

Bei Herbarpflanzen ist die Granne der untersten Deek- 
spelze im Ährehen stets gerade, die Grannen der u 
Deckspelzen sind: 

a) Bei Pflanzen, die im Blütenstadium gepreßt wurden, gerade 
oder wenig gedreht und mäßig gespreizt; 

b) bei Bromus squarrosus, der im Fruchtstadium gesammelt 
wurde, meist stark gespreizt, die oberen Grannen sind zu- 
weilen zweimal winkelig gebogen; 

c) bei Bromus japonicus Thunb. bald unmerklich, bald stark 
gespreizt. 

Nach Ascherson und Graebner wird Br. japonicus 
Thunb. häufig mit Br. commutatus und kleinen Formen von 
Br. arvensis verwechselt, weshalb es schwer ist, die Ver- 
breitung dieser Pflanze genau festzustellen. Ich habe die in 
beiden Gesellschaftsherbarien unter dem Namen des Br. ja- 
ponicus erliegenden Pflanzen einer Durchsicht unterzogen und 
finde diese Angabe Aschersons und Graebners bestätigt. 
Daraus erkläre ich mir auch, warum es mir erst nach drei- 
jährigem eifrigen Suchen gelang, die Pflanze zu finden. Offen- 
bar sind manche in den neueren floristischen Werken über 
Niederösterreich enthaltene Standortsangaben unrichtig, wes- 
halb eine Revision dieser Angaben wünschenswert wäre. 

Worauf ist nun die Verwechslung des Br. japonicus mit 
Br. arvensis und Br. commutatus zurückzuführen? Es scheint 
vielen Sammlern nicht bekannt zu sein, daß auch bei Dr. 
arvensis und Br. commutatus die Granne im Stadium der 
Fruchtreife ausgespreizt sein kann. Ferner ist zu bedenken, 
daß Br. japonicus, im Stadium der Fruchtreife gepreßt, zu- 
weilen eine unmerkliche Drehung und Ausspreizung der Granne 
zeigt. Eine Verwechslung mit Dr. arvensis wäre nicht möglich, 
wenn man beachten würde, daß bei Br. arvensis die Rispe 


Versammlung der Sektion für Botanik. (193) 


allseitig ausgebreitet und nur bei der Fruchtreife wenig 
niekend ist, während sie bei Br. japonicus stark einseitig 
überhängend ist. 

Carex divisa Huds. Gräben bei Goyß am Neusiedlersee und Zick- 
Lacke bei St. Andrä nächst dem Neusiedlersee. 

Cares stricta Good. Sumpfgräben nächst der Viehweide von München- 
dorf. 

Carex hordeistichos Vill. Waldränder am Wege von Weidlingau 
durchs Wurzbachtal zur Baunzen. 

Kochia arenaria (M. B.) Roth. Auf Sandboden bei der Abdeckerei 
von Marchegg. 

Cerastium viscosum L. Auf einem Brachfelde am Wege von Neu- 
waldegg zur Waldandacht. 

Alsine fasciculata (L.) Mert. et Koch. Auf wüsten, sandigen Plätzen 
bei der Abdeckerei von Marchegg. Aus dem Marchfelde war 
bisher noch kein Standort dieser Pflanze bekannt. 

Camelina glabrata (De Cand.). Vereinzelt in der Stockerauer Au. 


I. Tirol. 


Asplenium Seelosii Leybold. An steilen, sonnseitigen Felswänden 
im Langental, ca. 1750 m. Der Standort dürfte zu den höchst- 
gelegenen in Tirol gehören. 

Avenastrum alpinum (Smith) Fritsch. Wurde von Herrn Dr. Baron 
Handel-Mazzetti bei Kolfuschg gefunden. Nach meinen 
Beobachtungen reicht das Verbreitungsgebiet der Pflanze von 
Kolfuschg über das Grödnerjoch nach Wolkenstein und bis 
zur Regensburgerhütte am Fuße der Geißlerspitzen. 


Avenastrum Parlatorei (Wood) G. Beck fand ich auf begrasten 
und felsigen Abhängen in der Nähe des Grödnerjoches in 
Gesellschaft mit Avenastrum alpinum. 


Poa cenisia Allioni. Wächst im Gerölle im Langental. Auch bleich- 
blütige Formen kommen dort vor, die aber nicht als var. 
pallens Gaudin bezeichnet werden können, da die Rispe zu- 
sammengezogen ist. 

Gymnadenia odoratissima (L.) Rich. X Nigritella nigra (L.) Reichb. 
Triften am Fuße der Geißlerspitzen. 

Z. B. Ges. 58. Bd. n 


(194) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Alsine aretioides (Somm.) Mert. et Koch. Auf Felsen am Wege vom 
Grödnerjoch zur Boöspitze in der Sellagruppe und am Fuße 
der Geißlerspitzen. 

Alsine lanceolata (All.) Mert. et Koch. Sehr selten auf Felsen auf 
der Kerschbaumeralpe. 

Kernera alpina (Tausch) Prantl. Geröllhalden am Wege vom Grödner- 
joch zur Bo&spitze in der Sellagruppe und Abhänge der Geißler- 
spitzen gegen die Regensburgerhütte zu. 

Rapistrum rugosum (L.) Allioni. Als Unkraut auf Maisäckern bei 
S. Tomaso nächst Riva. 

Hutchinsia paueiflora (Koch) Nyman. Auf feuchtem, feinsandigem 
Boden am Fuße steiler Felsen im Langental in Gesellschaft 
mit Asplenium Seelosü. 

Draba tomentosa Wahlenbg. Felsen am Fuße der Geißlerspitzen. 

Sazxifraga caesia L. x aizoides L. Am Wege von Fulpmes zur 
Starkenburgerhütte am hohen Burgstall. 

Saxifraga squarrosa L. Felsen in der Nähe des Grödnerjoches. 

Geranium sibirieum L. In Lienz an der letzten von der Straße ins 
Iseltal abzweigenden Straße nach Falkenstein. Die Pflanze 
dürfte eingeschleppt worden sein. Neu für Tirol. 

Gentiana imbricata Fröhlich. Abhänge der Geißlerspitzen. 

Pedieularis rosea Wulfen. Felsen am Wege vom Grödnerjoch zur 
Boäspitze. 

Orobanche lucorum Al. Braun. Auf Rubus Idaeus schmarotzend an 
der Vereinigungsstelle der beiden von Lienz auf die Kersch- 
baumeralpe führenden Wege. 

Orepis terglouensis (Hacq.) Kerner. Im Gerölle am Fuße des hohen 
Burgstalls gegen das Senderstal zu. 

Hieracium piliferum Hoppe. Auf Rasenflächen nächst dem Grödner- 
Joch. 

Hieracium glabratum Hoppe. Triften bei der Regensburgerhütte. 


III. Kärnten. 


Najas marina L. Bei Ossiach und Bodensdorf am Ossiachersee. 
Nach Pacher wurde die Pflanze bisher nur bei der Ein- 
mündung der Tiebel in den See und nach Prochaska bei 
Annenheim gefunden. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (195) 


Poa trivialis L. Kommt am Ufer des Plöckenbaches nächst dem 
Gasthaus in einer Form vor, bei welcher die Halmknoten von 
den Blattscheiden der vorhergehenden Blätter verdeckt sind. 
Pacher führt Poa caesia für die Plöcken an. Wahrscheinlich 
dürfte diese Standortsangabe auf einer Verwechslung mit 
obiger Pflanze beruhen. 

Oyperus flavescens L. Am See von St. Magdalena bei Villach. 

Carex lagopina Wahlenbg. Gößnitztal bei Heiligenblut. 

Carez brumnescens (Pers.) Poiret. Im kleinen Fleißtal bei Heiligen- 
blut an jener Stelle, wo der Weg zum Seebichlhaus den Bach 
zum letztenmal übersetzt. 

Allium ochroleueum Waldst. et Kit. Auf Felsen an der Straße von 
Eisenkappel nach Bad Vellach. 

Salix Jacgquiniana Willd. Im Gerölle auf dem Polinig bei Mauthen. 

Dianthus barbatus L. Schartenalm bei Pirkach nächst Ober-Drauburg. 

Cerastium fontanım Baumg. Bergwiesen auf den Abhängen des 
Cellonkofels gegen die Plöcken zu. In Gesellschaft dieser 
Pflanze kommt auf dem genannten Standorte auch 

Cerastium fontanum Baumg. f. glandulosum Correns vor. Diese 
Form stimmt in allen wesentlichen Merkmalen mit Cerastium 
fontanım Baumg. überein, unterscheidet sich aber von der 
von Baumgarten beschriebenen Pflanze durch die Behaarung 
der oberen Stengelhälfte, der Blütenstiele und der Kelche. 
Neben einfachen Haaren kommen Drüsenhaare in großer An- 
zahl vor. 

Cerastium trigynum Vill. Auf dem Passe zwischen Polinig und 
Elferspitz. 

Sagina Linnaei Presl. Im Gerölle nächst der oberen Valentinalpe 
bei Mauthen, Franz Josefs-Höhe und Kaiserin Elisabeth-Hoch- 
straße bei Heiligenblut. 

Sempervivum Wulfeni Hoppe. Vereinzelt auf der Pasterze zwischen 
den zwei Platten. 

Saxifraga Burseriana L. Kalkfelsen auf dem kleinen Pal in der 
Plöcken. 

Sazifraga oppositifolia L. Leitertal bei Heiligenblut. 

Sazxifraga aspera L. Auf Felsen in den von der Mauthneralm zur 


Plöcken herabziehenden Schluchten. 
n* 


(196) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Rubus saxatilis L. In Wäldern auf der Plöcken. 

Geum rivale x montanum Hibsch. In der Österr. botan. Zeitschr., 
Jahrg. 26, S. 41, beschreibt J. Em. Hibsch unter obigem 
Namen einen Bastard zwischen Geum rwale L. und Geum 
montanum L. Ich fand in der Krummholzregion auf der Petzen 
bei Bleiburg eine Pflanze, auf welche diese Beschreibung fast 
vollständig paßt. Neben den langgestielten grundständigen 
Blättern mit entfernten seitlichen Abschnitten kommen bei 
meiner Pflanze auch kurzgestielte vor, bei denen die seit- 
lichen Abschnitte dicht gedrängt beieinander stehen. 

Astragalus australis (L.) Lam. Polinig bei Mauthen. 

Astragalus penduliflorus Lam. Lamprechtskofel auf der Mauthneralm. 

Rhamnus pumila L. Auf steilen Wänden des Cellonkofels in der 
Plöcken. 

Epilobium alpestre (Jacq.) Krocker. An feuchten Stellen auf der 
Petzen. 

Astrantia Carniolica Wulfen. Felsen an der Straße von Eisenkappel 
nach Bad Vellach. 

Monotropa multiflora (Scopoli) Fritsch. In den Wäldern am Wege 
von Mauthen zur Missoria. 

Primula longiflora Allioni. An steilen Abhängen in der Wolaya 
bei Mauthen. 

Soldanella alpina L. Im Valentintal bei Mauthen in der Nähe der 
oberen Alm. 

Ajuga pyramidalis L. hasenflächen auf der Petzen. 

Linaria alpina (L.) Miller, flor. albo. Im Gerölle nächst der oberen 
Alm im Valentintal. 

Pedicularis elongata Kerner X rostrata L. — P. Dohatschii Steing. 
Auf Weiden an den Abhängen des Polinig bei Mauthen gegen 
das Angertal zu. 

Orobanche Salviae Schultz. Auf Salvia glutinosa schmarotzend an 
der Plöcknerstraße, häufig. 

Asperula longiflora W.K. An der Straße von Eisenkappel nach 
Bad Vellach. 

Homogyne silvestris (Seopoli) Cassini. Am Wege von Bleiburg auf 
die Petzen nächst dem Knappenhaus. 

Hieracium alpinum L. Bergabhänge im Gößnitztal bei Heiligenblut. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (197) 


Hieracium Bocconei Gris. Beim Seebichlhaus in der kleinen Fleiß 
bei Heiligenblut. 


In meinem Vortrage vom 22. Februar 1907 [vgl. diese „Ver- 
handlungen“, Jahrg. 1907, S. (234)] beschrieb ich eine in Tirol ge- 
fundene Pflanze als Bastard zwischen Carex dioica L. und echinata 
Murray var. grypos (Schk.). Auf Ersuchen des Herrn Oberpfarrers 
Kükenthal schiekte ich ihm drei Exemplare dieser Pflanze. Küken- 
thal bezeichnet meine Pflanze als Carex Heleonastes Ehrhart. Auf 
Grund einer neuerlichen Untersuchung stimme ich der Ansicht 
Kükenthals zu. Meine Diagnose ist daher zu streichen. 


Herr Dr. R. Wagner sprach 


Zur Morphologie des weiblichen Blütenstandes von 
Chamaedorea Ernesti-Augusti H. Wendl. 


Im Jahre 1852 veröffentlichte der Direktor des berühmten 
kgl. Berggartens von Herrenhausen bei Hannover, H. Wendland, 
die Beschreibung einer neuen Chamaedorea, der er zu Ehren des 
im Vorjahre verstorbenen vorletzten Königs von Hannover, dem der 
Aufschwung des Gartens wesentlich zu verdanken war, den Namen 
Oh. Ernesli-Augusti gab.) Die Originalbeschreibung ist in der 
„Allgemeinen Gartenzeitung“ ?) publiziert und mir zur Zeit nicht 


!) Daß der in weiteren Kreisen durch den im Anfange seiner Regierung 
(1837) erfolgten Exodus der Göttinger Sieben viel genannte Fürst sehr erheb- 
liche Mittel auf die Ausgestaltung des Gartens von Herrenhausen verwendete, 
ist wenig bekannt. Vor allem sind es die Palmen, deren Kenntnis durch die 
dortigen Kulturen sehr gefördert wurde. Nach Herm. Wendland, Index Pal- 
marum, Cycelanthearum, Pandanearum, CUycadearum, quae in hortis europaeis 
eoluntur, Hannover 1854, wurden dort von den genannten Familien im Jahre 
1854 nur 21 Arten, 20 Jahre später deren 295, darunter 225 Palmen gezogen. 
Viele Verdienste um den Aufschwung des Gartens hat sich nach Angabe 
Wendlands der Hofmarschall v. Malortie erworben, dessen Namen in einer 
von Drude mit Beinhardtia vereinigten Wendlandschen Gattung Malortiea 
verewigt ist; konf, Malortieaw simplex H. Wendl., abgebildet in Curtis’ Bot. 
Mag., Tab. 5247 (Mai 1861) und M. gracilis H. Wendl. (l. e., Tab. 5291, Januar 
1862), beide aus Costa Rica. 

?) Otto und Dietrich, Allgem. Gartenzeitung, Bd. XX, 1852, Nr. 10, 
S.73, ex W.B. Hemsley in Biol. Centr.-Amer., Vol. III (1882—1886), p. 404. 


(198) Versammlung der Sektion für Botanik. 


zugänglich; bald darauf erschien eine Beschreibung in Curtis’ 
„Botanical Magazine, wo Tab. 4331 (Februar 1855) die weibliche, 
Tab. 4837 (März 1855) die männliche Pflanze abgebildet ist.!) Über 
die Heimat gibt Hooker wohl auf Grund Wendlandscher Daten 
an: „Tabasco in Neu-Granada“, womit wohl der am Golfe von 
Campeche gelegene, jetzt zu Mexiko gehörige Staat Tabasco gemeint 
ist;?) gesammelt ist die Art von Linden, der sie für ein @eo- 
noma hielt.?) 

Es liegt nieht in meiner Absicht, hier eine Übersicht über die 
morphologischen Verhältnisse der Chamaedorea-Infloreszenzen über- 
haupt zu liefern, schon aus dem Grunde, weil das mir vorliegende 
Material viel zu dürftig ist; ich beschränke mich auf die Darstellung 
einer Eigentümlichkeit des weiblichen Blütenstandes unserer Art, 
die mir seit Jahren bekannt war, deren Interpretation mir aber 
lange rätselhaft war, bis ich den Schlüssel dafür beim Studium 


!) Eine weitere Abbildung findet sich in A. S. Orstedt, L’Amerique 
centrale. Recherches sur sa flore et sa g@ographie physique. Copenhague, 
1863. Tab. Ill, Fig. 7—30, wo ein Spadix masculinus unter dem in Vidensk. 
Meddel., 1858, p. 7 aufgestellten Namen Hleutheropetalum Ernesti- Augusti Orst. 
dargestellt ist. 


?) Auch Hemsley gibt 1. c. Südmexiko als Heimat an; H. Wendland 
nennt im Index Palmarum, p. 73 Guatemala als die Heimat. 


®) Später hat H. Wendland seine Ansicht bezüglich der Gattungs- 
zugehörigkeit geändert, denn in Bd. XXI (1853), S.3 der Allgem. Gartenz. be- 
zeichnet er die Art als eine Morenia. Übrigens stand sie in den verschiede- 
nen Gärten unter sehr verschiedenen Namen in Kultur; Herrenhausen besaß 
sie seit 1848; auch im Garten der Pfaueninsel bei Potsdam sowie in den bota- 
nischen Gärten von Utrecht und Amsterdam wurde sie anfangs der Fünfziger- 
jahre gezogen. Der Garten des Herzogs von Arenberg-Meppen in Enghien 
bei Brüssel sowie der von L. van den Houtten in Gent hatten sie unter dem 
Namen Ch. latifrons; die botanischen Gärten von Brüssel und Paris sowie der 
(Garten des Herrn Van der Maelen in Brüssel, damals eine der bedeutendsten 
Privatsammlungen, kultivierten sie als Ch. simplieifrons; im Garten der Firma 
Jacob-Makoy & Cie. bei Lüttich stand sie als Geonoma latifrons, im Pariser 
botanischen Garten sowie in dem 1853 aufgelassenen Parmentierschen 
Garten in Enghien als Geonoma spec., ebenso in den beiden letztgenannten 
Gärten als Hyospathe elegans. Die Synonymie mag mitgeteilt sein, da sich 
erfahrungsgemäß in Privatsammlungen alte Namen oft durch nahezu ein 
Jahrhundert erhalten und so durch diese Daten eine Korrektur eingeleitet 
werden kann. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (199) 


ganz anderer Gewächse fand, die auch nicht im leisesten Verdachte 
einer Verwandtschaft zu den Palmen stehen: bei Cruciferen. In 
einem im Maiheft der Österr. Botanischen Zeitschrift, S. 177—184 
erschienenen Aufsatze: „Die unterbrochenen Trauben einiger Mal- 
colmien“ sind eigentümliche Verwachsungen geschildert, die dort in 
sehr verschiedenem Grade auftreten und deren Extrem den Fall 
darstellt, den wir auch bei den weiblichen Infloreszenzen unserer 
Ohamaedorea zu konstatieren haben. Allerdings nicht in allen Fällen; 
„It entirely agrees with the deseription above quoted, except that 
Mr. Wendland describes the lower portion of the spadix as com- 
poundly divided, whereas the branches of the spadix in our plant 
are always simple, as here represented“ schreibt Hooker, womit 
die Abbildung Tab. 4831, l. e., gemeint ist. Dazu gibt Hooker 
folgende Beschreibung: „Q pedunculis azxillaribus petiolum supe- 
rantibus solitaruis inferne sensim amgustioribus erectis, spathis 3—4 
vaginatis persistentibus, spadice pedali et ultra eylindraceo coriaceo- 
carnoso demum coccineo.* In denjenigen Fällen, wo der Blüten- 
stand einen einfachen Spadix darstellt, ist nichts besonderes zu 
registrieren; wir finden die Blüten wie bei anderen Arten im 
Knospenzustande eingesenkt, so wie das auch an den beiden Schen- 
keln des hier abgebildeten Blütenstandes dargestellt ist. Die In- 
floreszenz ist in ersterem Falle eine einfache Ähre, die weiter nichts 
bemerkenswertes bietet, eine Form des Blütenstandes, wie sie auch 
in der von Drude in Eichlers Blütendiagrammen mitgeteilten 
Übersicht über die Infloreszenzen der Palmen erwähnt wird.!) 


Nun kommt aber sehr häufig, besonders bei kräftigeren, gut 
ernährten Exemplaren unserer Art eine Verzweigung der Infloreszenz 
zustande, und zwar ist hier wiederum am häufigsten die Bildung 
eines Seitenastes, einer Partialinfloreszenz erster Ordnung, die für 
sich wieder einen Spadix repräsentiert. In allen Fällen, wo ich 
solche Gebilde beobachtet habe, waren sie höher als die unterste 
Blüte inseriert, und zwar im Abstande von einigen Zentimetern, 
also augenscheinlich ein Vorkommnis, das in die Kategorie der 
obenerwähnten „unterbrochenen“ Trauben gehört, mit dem einzigen 
aus entwicklungsgeschichtlichen Gründen ja sehr niedrig zu be- 


1) Vol. I, p. 106 (1875). 


(200) Versammlung der Sektion für Botanik. 


Chamaedorea Ernesti-Augusti H. Wendl. 


Halbschematische Darstellung des unteren Teiles eines weiblichen 
Blütenstandes. 


Versammlung der Sektion für Botanik. (201) 


wertenden Unterschied, daß hier die Blüten sitzend sind, man also 
von „unterbrochenen Ähren“ zu sprechen hätte. 

Die Figur ist so gezeichnet, daß die konsekutiven Sprob- 
generationen abwechselnd licht und dunkel gehalten sind; das Stück 
stellt nur einen kleinen Teil der Infloreszenz dar, auch sind die 
_ unteren Spathae nicht gezeichnet. Die Blattstellung ist am Grunde 
des axillaren, durch die Infloreszenz abgeschlossenen Sprosses die 
1/,-Stellung, die dann zu Beginn der floralen Region rasch in eine 
2/.-Stellung übergeht. Die an der Seitenachse erster Ordnung in- 
serierten Blätter sind willkürlich mit d, e usw. bezeichnet, bezie- 
hungsweise gedacht, deren Achselprodukte erhalten in gewohnter 
Weise die entsprechenden großen Buchstaben mit einem um 1 
höheren Generationsindex. Die Spathae werden rasch kleiner, so 
daß z. B. das Blatt e nur mehr sehr klein ist und von dem hoch 
hinauf röhrenförmig geschlossenen Scheidenteil von d vollständig 
verdeckt wird. 

Mit dem nächsten Blatte beginnen schon die Komplikationen. 
Wir finden nämlich schräg gegenüber der Spitze von Blatt d die 
unterste Blüte, die wie alle Blüten eines ausgebildeten Tragblattes 
entbehrt; die Divergenz von d aus gerechnet scheint nicht ganz 
150° zu betragen; das nächste seitliche Gebilde ist aber keine 
Blüte mehr, sondern die bereits erwähnte Partialinfloreszenz erster 
Ordnung und fast in der nämlichen Orthostiche gelegen wie d. 
Von der mit ©, bezeichneten Blüte zieht sich die Insertion eines 
sehr reduzierten, aber mit breiter Basis inserierten Blattes schräg 
nach links hinauf, das in absolut sicherer Weise als f zu bestimmen 
ist und dessen Spitze ihrer Lage nach bei f durch einen Punkt 
angedeutet ist. Aus der Achsel dieses dem unterdrückten Tragblatt 
der untersten Blüte vorausgehenden, aber sekundär verschobenen 
Blattes entwickelt sich die Partialinfloreszenz erster Ordnung. Wir 
haben hier also ganz die nämlichen Verwachsungsverhältnisse wie 
bei mehreren Arten der Gattung Malcolmia und anderen Cruciferen 
und ich kann daher bezüglich der Ableitung auf diese Arbeit ver- 
weisen. 

‚Die der nämlichen Orthostiche angehörigen Blüten der Inflore- 
szenzhauptachse sind übereinander bezeichnet und durch punktierte 
Linien verbunden; die dem Beschauer abgewandte Blüte &,, die 


(202) Versammlung der Sektion für Botanik. 


also über die Partialinfloreszenz %, fällt, ist durch eine punktierte 
Ellipse angedeutet. 

Die Partialinfloreszenz %, beginnt mit anodischem, unter- 
drücktem «-Vorblatt und ist opisthodrom, zeigt also Verhältnisse, 
die bei den Monokotylen keineswegs den allgemein verbreiteten 
Anschauungen entsprechen. Die beiden Schenkel der Infloreszenz 
liegen im Knospenzustande so dicht aufeinander, daß sie zusammen 
einen zylindrischen Rotationskörper darzustellen scheinen, bei dem 
sich, wenn die Entfaltung des Blütenstandes erfolgt, die auf der 
Kontaktfläche gelegenen Blüten, wie %, und %, A,,, auf der Gegen- 
seite deutlich abklatschen und Vertiefungen hinterlassen; eine der- 
artige ist etwas oberhalb von 7%, Aa, zu erkennen. 

Die Frage liegt nahe, ob diese Form der Metatopie auf die 
Oh. Ernesti- Augusti beschränkt ist oder ob wir es mit einer ver- 
breiteten Erscheinung zu tun haben. Eine flüchtige Rekognoszierung 
ergab nun, daß bei einer ganzen Reihe von Arten zweifellose Meta- 
topie zu konstatieren ist, die sich indessen nicht in den für unsere 
Art gezogenen Grenzen hält. Die bisweilen etwas verwickelten 
Verhältnisse erheischen eine gesonderte Darstellung und ich be- 
gnüge mich an dieser Stelle mit einer Aufzählung derjenigen Arten, 
von denen mir morphologische Besonderheiten bis jetzt bekannt 
geworden sind. Wie schon oben bemerkt, kann man die hier be- 
obachtete Art der Verwachsung als eine Kombination von Kon- und 
Rekauleszenz auffassen. 

Konkauleszenz wurde nun beobachtet bei 

Oh. graminifolia H. Wendl., der Facaja, wie die Palme bei 
den Eingeborenen Guatemalas heißt (Friedrichstal, Nr. 638, a. 1541), 
und bei 

Oh. lanceolata (R. & P.) Mart., die von Ruiz und Pavon als 
Martinezia beschrieben worden war; Cuchero in Peruvia subandina, 
leg. Poeppig, sub Nr. 1085 (a. 1829). 

Kompliziertere Metatopien wurden festgestellt bei 

Oh. Arenbergiana H. Wendl., einem Repräsentanten der Or- 
stedschen Gattung Spathoscapha; von H. Wendland einige Zeit 
für eine Morenia gehalten; 

Oh. Bartlingiana H. Wendl., dann 

Oh. bracteata H. Wendl. und 


Versammlung der Sektion für Botanik. (203) 


Oh. brevifrons H. Wendl., 

Oh. Klotzschiana H. Wendl., sowie alle fünf Kulturexemplare 
aus Herrenhausen. 

Abbildungen, die uns zur Annahme zwingen, daß Metatopien 
vorkommen, existieren von 

Oh. elegans Mart. (Curtis’ Bot. Mag., Tab. 4845, April 1855). 

Oh. geonomaeformis Wendl., die in Curtis’ Bot. Mag., Tab. 6088 
(März 1874) unter dem Namen Nunnezharia (Psilostachys) geo- 
nomaeformis Hook. abgebildet ist, dann von 

Oh. pulchella J. Linden (Curtis, 1. e., Tab. 7959, Juni 1904) und 

Oh. stolonifera H. Wendl. (Curtis, 1. e., Tab. 7265, Nov. 1892). 

Aus der nahestehenden kleinen Gattung Morenia ist mir der- 
gleichen von M. Lindeniana H. Wendl. (Herrenhausener Original- 
exemplar) bekannt. 

Zum Schlusse ist es mir eine angenehme Pflicht, denjenigen 
Herren, die mir durch Gewährung des lebenden Materials sowie 
durch die Erlaubnis, die ihnen unterstellten Sammlungen zu be- 
nützen, die Ausführung der vorstehenden Studie ermöglichten, auch 
an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank zu sagen; es sind 
dies die Herren k. u. k. Hofgärtendirektor Anton Umlauft, k. u. k. 
Hofgarteninspektor August Vogel in Schönbrunn, der hochfürstlich 
Schwarzenbergsche Hofgartendirektor Anton Bayer in Wien, ferner 
Prof. Dr. Rich. R. v. Wettstein und Kustos Dr. A. Zahlbrucekner. 


Zum Schlusse legte Herr Dr. A. Ginzberger die neuere 
Literatur vor. 


Versammlung am 24. April 1908. 
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy. 
Herr Dr. A. v. Hayek referierte über die Arbeit von L. Adamo- 


vic: „Die pflanzengeographische Gliederung der Balkan- 
halbinsel.“ 


Herr Dr. E. Janchen legte einige interessante Pflanzen 
aus Istrien!) und Dalmatien vor. Daran anschließend besprach 


t) Vgl. Mitteil. d. naturw. Ver. a. d. Univ., 1908, S. 97—100. 


(204) Versammlung der Sektion für Botanik. 


er die Verwandtschaftsverhältnisse der Orlaya Daucorlaya Murbeck 
und gab einen kurzen systematischen Überblick über die öster- 
reichischen Arten der Gattung Onosma. 


Versammlung am 22. Mai 1908. 
Vorsitzender (in Vertretung): Herr Dr. H. Frh. v. Handel-Mazzetti. 


Herr Dr. F. Vierhapper hielt einen Vortrag: „Über den 
Begriff der Pflanzenformation (mit bezug auf die Vor- 
arbeiten zur pflanzengeographischen Karte von Österreich- 
Ungarn).“ 

Herr Dr. A. v. Hayek demonstrierte einige interessante 
Pflanzen aus Österreieh-Ungarn. 

Zum Schlusse legte Herr Dr. A. Ginzberger die neuere 
Literatur vor. 


Versammlung am 26. Juni 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. V. Schiffner. 


Herr Dr. R. Karzel referierte über die Arbeit von Palladin: 
Das Blut der Pflanzen. 


Herr Dr. H. Frh. v. Handel-Mazzetti sprach über ein für 
Österreich neues (erastium. 

Unter einer Anzahl von Graf in den Dreißiger- und Vierziger- 
jahren des vorigen Jahrhunderts gesammelter Pflanzen, die mit 
einem alten Herbar in meinen Besitz kamen, fanden sich mit der 
Angabe: „Cerastium repens L.? Alpe Loibl, rarissimum“* Exemplare 
von (erastium tomentosum L., die mit solchen aus den Abruzzen 
und aus Griechenland, aus welchen Ländern sich übrigens in jenem 
Herbar keine einzige Pflanze befand, völlig übereinstimmen. In An- 
betracht, daß in letzter Zeit zwischen den südöstlichsten Alpen und 
den beiden vorhin genannten Gebieten vielfach pflanzengeographische 
Übereinstimmungen konstatiert wurden (z. B. Auffindung von Draba 
Bertolonii in den Steineralpen, Erkenntnis der sehr nahen Ver- 
wandtschaft zwischen Silene Hayekiana und $. Parnassica) und 


Versammlung der Sektion für Botanik. (205 


bei der Erfahrung, daß derartige Relikte oft sehr spärlich und lokal 
beschränkt auftreten (z. B. Artemisia atrata in Südtirol), erscheint 
es mir ganz gut möglich, daß dieses in der Literatur nirgends er- 
wähnte Vorkommen nicht auf Verwilderung dieser mitunter kulti- 
vierten Art beruht, sondern ein natürliches ist, und ich möchte 
Botaniker, welche Gelegenheit haben den Loibl zu besuchen, zum 
Aufsuchen dieser Pflanze bei Schonung ihres Standortes anregen. 


Exkursion in die städtische Baumschule nach 
Albern. 


Die gut besuchte Exkursion in die mustergiltige Baumsehule 
der Stadt Wien fand am 17. Mai unter persönlicher Führung des 
Herrn Stadtgartendirektors W. Hybler, dem wir auch das Zustande- 
kommen derselben verdanken, statt. Den Teilnehmern war Gelegen- 
heit geboten, die reichen Schätze schöner und interessanter Bäume 
und Gesträuche, welche zur Auspflanzung in den städtischen Anlagen 
bestimmt sind, zu besichtigen und eine Reihe von Pflanzen, welche 
sie bisher nur aus Herbarexemplaren kannten, lebend und in Blüte 
zu beobachten. Insbesondere fesselten die Aufmerksamkeit schöne 
und seltene Koniferen sowie zur Vermehrung bestimmte Neuein- 
führungen japanischer Pramus- und Pyrus-Arten. Der Besuch 
währte über zwei Stunden und zeitigte in allen Teilnehmern den 
Wunsch eines baldigen Wiedersehens. 


Bericht der Sektion für Paläozoologie. 


Versammlung am 13. Februar 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. O. Abel. 


Herr Kustos A. Handlirsch besprach eine Reihe vom tier- 
geographischen Standpunkte interessanter fossiler Insekten: 

1. Archimylacris Desaillyi Leriche, eine vor kurzem im 
Westfalien des Pas de Calais aufgefundene karbonische Blattoide. 
Diese Form ist deshalb interessant, weil die Gattung Archimylaeris 


(206) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


bisher erst in zwei Arten aus dem mittleren Oberkarbon Nord- 
amerikas bekannt war. 

2. Drei Blattoidenformen aus der Steinkohle von Tonking. 
Diese wurden von Scudder im Jahre 1902 in Zeillers Werk über 
die Flora der Kohlenlager Tonkings beschrieben und in die rein 
paläozoischen Genera Gerablattina und Etoblattina gestellt. Aus 
der Einreihung in diese Genera mußte natürlich der Schluß auf ein 
paläozoisches Alter der genannten Kohle gezogen werden, wodurch 
Scudder in Widerspruch mit dem Bearbeiter der fossilen Pflanzen 
(Zeiller) gelangte, der die Tonkinger Flora entschieden für rhäti- 
schen Alters erklärt hatte. Dieser Widerspruch konnte durch eine 
Nachprüfung der genannten drei Blattoiden aufgeklärt werden, denn 
es zeigte sich, daß dieselben absolut nicht in die von Scudder 
angegebenen paläozoischen Archimylacridengenera gehören, sondern 
in die bereits in ihrer Organisation weiter vorgeschrittenen Fami- 
lien der Poroblattiniden und Mesoblattiniden, welche zwar auch 
schon am Schlusse des Paläozoikum auftreten, aber ihren Höhe- 
punkt erst im Mesozoikum erreichen. Bisher sind beide Familien 
erst aus Nordamerika und Europa nachgewiesen. 

3. Im Jahre 1883 beschrieb M. Waga eine außerordentlich 
interessante Lucanidenform aus dem baltischen Bernsteine (Oligo- 
zän) unter dem Namen Palaeognathus succini. Dieser Käfer gehört 
einer Gruppe der Lucaniden an, welche heute nur mehr in Austra- 
lien und Südamerika vertreten ist, und zwar durch die Genera 
Lamprima und Neolamprima einerseits und Sphenognathus ander- 
seits. Die fossile Form erweist sich in bezug auf die Fühler und 
die Beine entschieden ursprünglicher als die genannten rezenten 
Gattungen und scheint in bezug auf den Thoraxbau zwischen beiden 
heute bestehenden Extremen die Mitte zu halten. 

4. Vor kurzem stellte Dr. W. Horn das Vorkommen einer 
heute nur im südlichen Nordamerika und in Zentralamerika ver- 
breiteten Cieindelidenart, Tetracha Carolina, im baltischen Bern- 
steine fest. Obwohl diese Art heute nur mehr in Amerika lebt, ist 
das Genus Tetrecha doch noch durch andere Arten in dem euro- 
päischen Mediterrangebiete, in Zentralafrika, Nord- und Südamerika 
und Australien vertreten. Eine nahe verwandte Gattung, Mega- 
cephala, kommt in Afrika vor. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (207) 


5. T.D. A. Cockerell, der bekannte amerikanische Ento- 
mologe, veröffentlichte im letzten Jahrgange der Seience einige neue 
Insektenfunde aus den reichen, berühmten miozänen Lagern von 
Florissant in Kolorado, und zwar: 

a) Glossina oligocena (Se.), einen Vertreter der heute meines 
Wissens ausschließlich im tropischen Afrika lebenden Museiden- 
sruppe, in welche die berüchtigten Tsetse-Fliegen gehören, die in 
manchen Gegenden die Existenz gewisser Säugetiere unmöglich 
machen und bekanntlich die Überträger von Trypanosomen sind. 
Die fossile nordamerikanische Art wurde seinerzeit von Scudder 
als Paloestrus ol. beschrieben, doch haben neue Funde zweifellos er- 
geben, daß es sich um keine Östride, sondern um eine Glossina handle. 


b) Perga coloradensis Cock., eine Blattwespe, welche einer 
Gattung angehört, die heute durch etwa 50 Arten ausschließlich in 
Australien (und Tasmanien) vertreten ist. Nahe verwandte, aber 
nicht identische Genera kommen nur noch in Australien (Cerealces) 
und in Nord- und Südamerika vor (T’hulea, Acordulecera, Syzy- 
gonia, Corynophilus, Incalia, Paralypia, Pachylosticta, Plagiocera), 
entferntere Verwandte, wie Abia, Trichiosoma und Cimbex, die 
durchwegs höher spezialisiert sind, in der holarktischen Region. 


c) Halter americana Cock., ein Neuropteron aus der hoch- 
spezialisierten Familie der Nemopteriden, die heute in Süd- und 
Westasien, Südeuropa, Afrika und Chili vertreten ist. Die fossile 
Art aus Nordamerika stimmt aber generisch nicht mit der chileni- 
schen Form (Stenorrhachus) überein, sondern gehört in eine heute 
nur über Südwestasien, Nord- und Südafrika verbreitete Gattung. 


Hierauf spricht Herr Prof. Dr. O. Abel über: 


Angriffswaffen und Verteidigungsmittel fossiler Wirbeltiere. 


Bei den fossilen Wirbeltieren finden wir ganz ebenso wie bei 
den lebenden Waffen ausgebildet: Angriffswaffen, vorwiegend 
bei fleischfressenden und Verteidigungswaffen, vorwiegend bei 
nicht fleischfressenden Tieren. In der folgenden Zusammenstellung 
sollen nur jene Waffen der fossilen Wirbeltiere berücksichtigt werden, 
welche von jenen der lebenden in auffallender Weise abweichen- 


(208) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


A. Angriffswaffen. 


I. Die Zähne als Angriffswaffen. 


Die fossilen Fische zeigen im wesentlichen den Typus des 
Angriffsgebisses wie die lebenden Formen. Selbst die furchtbare 
Kieferbewaffnung der Edestiden (Karbon und Permo-Karbon) mit 
der merkwürdigen Gattung Helicoprion!) aus der Artinskstufe 
(Permo-Karbon) von Krasnoufimsk im Ural findet sich bei lebenden 
Rochen, freilich in weit geringerem Ausmaße wieder.?) 


Bei den Stegocephalen treten uns keine auffallenden An- 
griffsgebisse entgegen; dagegen sind bei den südafrikanischen Thero- 
morphen aus den unteren Beaufort Beds (Perm) sowie den mitt- 
leren und oberen Beaufortschichten (Trias)?) einzelne Zähne des 
Gebisses in einer höchst auffallenden Weise spezialisiert. 


Während einige dieser Reptilien in ihren Gebißformen an 
fleischfressende Säugetiere erinnern (z. B. Oynognathus und Lyco- 
saurus), indem ungefähr an derselben Stelle, wo der Eekzahn des 
Säugetieroberkiefers aus den Kiefern vorragt, ein besonders starker 
Zahn ausgebildet ist, ist Dicynodon dadurch merkwürdig, daß ein 
sehr großer und langer, zugespitzter Zahn schräge nach vorne und 
unten aus dem Oberkiefer vorspringt. Diese starken und hoch- 
spezialisierten Hauer haben allem Anscheine nach als Angriffswaffen 
gedient und ihre Ausbildung ist umso auffallender, als das Vorder- 
ende der Kiefer zu einem zahnlosen, schneidenden Schnabel um- 
gestaltet ist, der bei der vollständig zahnlosen Gattung Udenodon 
an einen Schildkröten- oder Vogelschnabel erinnert. 

Mit diesen langen dolehartigen Hauern von Dieynodon lassen 
sich die extrem verlängerten Eekzähne der säbelzähnigen Tiger 


!) A. Karpinsky, Über die Reste von Edestiden und die neue Gattung 
Helicoprion. (Verhandl. d. kais. russ. Mineralog. Gesellsch. zu St. Petersburg 
[2], XXXVI, Nr. 2,.1899.) 

®2) Th. Fuchs. (Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissensch. in Wien, 
mathem.-naturw. Kl., Januar 1900.) e 

3) Über das geologische Alter der Beaufort Beds in Südafrika siehe 
E. Koken: Indisches Perm und die permische Eiszeit. (Neues Jahrbuch für 
Miner. ete., Festband 1907, S. 521.) 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (209) 


oder Machairodontiden aus dem Neogen und Plistozän der alten 
und neuen Welt sehr gut vergleichen. 


Die Eekzähne von Machairodus neogaeus aus dem Plistozän 
von Südamerika sind von außerordentlicher Länge. Bei normaler 
Weite der Mundöffnung wäre der Eckzahn noch so weit über den 
Unterkiefer vorgestanden, daß das Tier die Nahrung nicht nach 
Art der lebenden Katzen zwischen die Kiefer hätte aufnehmen 
können. Daher hat W. D. Matthew die Meinung ausgesprochen, 
daß Machairodus den Unterkiefer fast senkrecht stellen konnte. 
Ich halte das nicht für wahrscheinlich; der extrem verlängerte Eck- 
zahn stand vermutlich stets über den Unterkiefer so weit vor, daß 
auch bei vollständiger Öffnung der Mundspalte die Eckzahnenden 
noch über den Unterkiefer vorragten. 


Brandes hat hervorgehoben, daß die Schneide- und Backen- 
zähne von Machairodus weit weniger leistungsfähig erscheinen als 
bei den lebenden Tigern und Löwen. Er vertritt die Meinung, daß 
die extreme Spezialisation der Ecekzähne von Machairodus durch 
die häufig geübte Gewohnheit bedingt gewesen sei, die Eckzähne 
in den ungepanzerten Hals der großen gepanzerten Glyptodonten 
einzuhauen. 


Weismann!) hat sich dieser Auffassung angeschlossen und 
betrachtet die Ausbildung der großen Machairodus-Eckzähne einer- 
seits und der schweren Glyptodontenpanzer anderseits als eine 
„wechselseitige Steigerung der Anpassungen zwischen zwei Tier- 
gruppen“. 

Es ist das wohl kein Beispiel für eine derartige wechselseitige 
Anpassungssteigerung, wohl aber dafür, daß man bei solchen 
Schlüssen nieht vorsichtig genug zu Werke gehen kann. Die großen 
Gürteltiere und Glyptodonten sind auf Südamerika beschränkt, aber 
die Machairodontiden sind weltweite Formen, die in Europa schon 
im Phosphorit des Querey (Paläogen) auftreten und bereits hoch 
spezialisiert erst im Pliozän, nach Herstellung der heutigen Land- 
verbindung zwischen Nord- und Südamerika, nach Südamerika ein- 
gewandert sind. Die europäischen, asiatischen und nordamerika- 


ı) A. Weismann, Vorträge über Deszendenztheorie, Bd. II, S. 403—404. 
Jena, 1902. 
Z. B. Ges. Bd. 58. 0 


(210) 


Fig. 1. 


Anchisaurus colurus Marsh. 


Fundort und Alter: Connecticut Red 

Sandstone (obere Trias) von Manchester, 

Conn., U.S.A. Nach der Photographie 

des Originales von OÖ. C. Marsh (nach 
F. v. Huene). 


Rechter Arm in halber Naturgröße. 

H = distales Ende des Humerus, U = 

Ulna, R = Radius, vu! = Ulnare, MI, 

M II, M III = Metacarpalia des ersten 
bis dritten Fingers. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


nischen Machairodontiden haben 
ebenso gewaltige Eckzähne wie die 
südamerikanischen Formen und die 
Ausbildung derselben hängt also 
nicht mit dem Kampf zwischen den 
Machairodontiden und Glyptodonten 
zusammen. 


II. Die Gliedmaßen als An- 
sriffswaffen. 


Bei einzelnen fleischfressenden 
Dinosauriern (Gruppe der Thero- 
poden) aus der Trias-, Jura- und 
Kreideformation sind die Endpha- 
langen der Finger mit langen und 
scharfen, stark gekrümmten Krallen 
bewehrt gewesen. Bei Anchisaurus 
colurus Marsh (Fig. 1) aus dem Con- 
nectieut Red Sandstone (obere Trias- 
formation) von Manchester, Conn. 
(U. S. A.), ist der Daumen außer- 
ordentlich stark und kräftig, weit 
kräftiger als der zweite und dritte 
Finger, und seine Endphalange trägt 
eine mächtige Kralle.e Auch der 
vierte und fünfte Finger, die noch 
nicht bekannt, aber nach Marsh!) 
und v. Huene?) vorhanden gewesen 
sind, dürften bekrallt gewesen sein. 


1) 0.C.Marsh, Restoration of Anchr- 
saurus. (Amer. Journal of Science, XLV, 
Febr. 1893, p. 169—170, Pl. VI.) 

®2) F.v. Huene, Über die Dinosaurier 
der außereuropäischen Trias. (Geolog. u. 
paläontolog. Abhandl., herausgegeben von 
E. Koken. Neue Folge, Bd. VIII [XI], 
Heft 2, p. 107, Taf. III. Jena, 1906.) 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (211) 


Ganz ähnliche Fingerkrallen finden wir bei dem theropoden 
Dinosaurier Allosaurus aus Nordamerika (Oberjura oder Unterkreide); 
ähnliche Krallen sind wohl auch bei dem erst vor kurzer Zeit be- 
kannt gewordenen Zyrannosaurus rex vorhanden gewesen, welchen 
H. F. Osborn aus den Laramie Beds (oberste Kreide) von Montana 
in Nordamerika im Jahre 1905 beschrieb.!) Dieser auf den Hinter- 
beinen schreitende Dinosaurier war aufgerichtet 535 m hoch; der 
mit kräftigen Kegelzähnen bewehrte Schädel ist auffallend robust 
und plump gebaut, die Vorderextremitäten aber zu winzigen Fang- 
armen verkümmert. 

Die fleischfressenden theropoden Dinosaurier waren vielleicht 
Aasfresser und benützten ihre starken Fingerkrallen zum Losreißen 
der Fleischteile von den Kadavern der riesigen pflanzenfressenden 
Dinosaurier, wie die offenbar von den Krallen eines Allosaurus 
hervorgebrachten tiefen Verletzungen an den Wirbeln eines Bronto- 
saurus beweisen. 


III. Fangapparate der paläozoischen Asterolepiden. 


Im Vorjahre berichtete der Vortragende über die vermutliche 
Funktion der Seitenorgane der Asterolepiden in der Sektionssitzung 
vom 20. März 1907. Diese Seitenorgane, welche keine Homologa 
der Brustflossen der übrigen Fische darstellen, haben vermutlich 
in ähnlicher Weise wie die Fangapparate einzelner Krebse oder der 
Gespenstheuschrecken funktioniert. 


B. Verteidigungsmittel. 


I. Die Zähne als Verteidigungswaffen. 


Bei vielen fossilen pflanzenfressenden Säugetieren sind ent- 
weder die Eckzähne (wie bei den Dinoceraten aus dem Eozän 
der Bad Lands in Nordamerika) oder die Schneidezähne zu 
langen Hauern umgeformt, welche eine wirksame Verteidigungs- 
waffe gegen Angriffe von Raubtieren bilden. 


ı) H. F. Osborn, Tyrannosaurus and other Cretaceous Carmivorous 
Dinosaurs. (Bulletin Amer. Mus. Nat. Hist., XXI, p. 259—265. New York, 1905.) 
— Tyrannosaurus, Upper Cretaceous Carnivorous Dinosaur. (Second Com- 
munication.) (Ibidem, XXII, p. 281—296, Pl. XXXIX. New York, 1906.) 


o*F 


(212) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


Bei einzelnen fossilen Huftieren wuchsen die Schneidezähne 
in exzessiver Weise aus und konnten dann nicht mehr als Waffen 
gebraucht werden. Dies ist z. B. der Fall beim Kolumbus-Mammut 
Nordamerikas (Zlephas Columbi),') wie das vor kurzem im Ameri- 
kanischen Museum in New York aufgestellte Skelett dieses Ele- 
fanten zeigt. Die riesigen Stoßzähne sind hier eingerollt und legen 
sich mit ihren Enden übereinander. 


II. Die @liedmaßen als Verteidigungswaffen. 


Ein ganz einzig dastehender Fall der Umformung einzelner 
Finger zu einer Verteidigungswaffe ist der Daumen von Iguanodon 
(Wealdenformation, Unterkreide). Der Daumen ist zu einer kegel- 
förmigen, sehr kräftigen Stoßwaffe umgebildet und an seiner Stelle 
ist der fünfte Finger opponierbar geworden.?) 


111. Schwanzstacheln als Verteidigungswaffen. 


Auf dem Schwanze einzelner Dinosaurier, wie Stegosaurus?) 
aus dem Jura Nordamerikas und Polacanthus*) aus dem Wealden 
Englands, stehen Knochenstachelpaare, die sicher eine wirksame 
Verteidigungswaffe gebildet haben. Es ist aber nicht wahrscheinlich, 
daß die Stachelpaare bei diesen beiden Dinosauriern so steil nach 
oben gerichtet waren, wie es die bisherigen Rekonstruktionen zeigen, 
sondern es ist wahrscheinlicher, daß die Stacheln in der Schwanz- 
region schräge seitlich wegstanden, wobei sie bei Schwanz- 
schlägen als eine wirksamere Waffe gebraucht werden konnten. 

Auch bei fossilen Säugetieren ist der Schwanz mitunter be- 
wehrt. Dies ist der Fall bei Glyptodon, dessen Schwanz von knö- 

!) H. F. Osborn, A Mounted Skeleton of the Columbian Mammoth 
(Elephas Columbi). (Bull. Am. Mus. Nat. Hist., XXIII, 1907, p. 255—257, Fig. 1.) 

2) L. Dollo, Premiere Note sur les Dinosauriens de Bernissart. (Bull. 
Mus. Roy. Hist. Nat. Belg., Vol. I, 1882, p. 163, Pl. IX, Fig. 2 und 3.) 

>) 0. C. Marsh, Restoration of Stegosaurus. (Am. Journ. of Science, 
XLII, 1891, p. 179—181, Pl. IX.) 

4) F. v. Nopesa, British Dinosaurs: Polacanthus. (Geol. Magazine, 
Decade V, Vol. II, p. 241—250, Fig. p. 242. London, 1905.) — Neue Rekon- 
struktion: J. Walther, Geschichte der Erde und des Lebens, S. 445, Fig. 254. 
Leipzig, 1908. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (213) 


chernen Stachelringen umhüllt war und sicher als Waffe gebraucht 
werden konnte. Eine sehr eigentümliche Umformung des Schwanzes 
zu einer Waffe zeigt ein zu den Glyptodonten gehöriges Riesengürtel- 
tier aus dem Plistozän Argentiniens, Doedicurus clavicaudatus (Fig. 2). 


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Fig. 2. 
Doediceurus elavicaudatus Owen. 


Rekonstruktion des 3 bis 4m langen Tieres auf Grund der von R. Lydekker mit- 
geteilten Photographien des Panzers. Der in eine unbewegliche Röhre einge- 
schlossene hintere Teil des Schwanzes diente als Verteidigungswafte. 

Aus dem Pampaslöß der Gegend von Buenos -Aires. 


Der Körper ist durch einen geschlossenen Panzer geschützt; 
dann folgen in der vorderen Schwanzregion sechs rasch an Größe 
abnehmende bewegliche Knochenringe, die eine seitliche Bewegung 
des Schwanzes gestatten; die letzten zwei Drittel des Schwanzes 
sind in einer Knochenröhre eingeschlossen. Diese Röhre ist am Ende 
kolbig aufgetrieben und trägt tiefe und weite schüsselförmige Ver- 
tiefungen. Es ist kaum ein Zweifel daran möglich, daß diese Gruben 
zur Aufnahme von hornigen Hautbuckeln oder Hautstacheln 
dienten, so daß der Schwanz das Aussehen eines Morgensternes be- 
sessen haben mag, wie ich dies in Fig. 2 darzustellen versucht 
habe. Zweifellos muß eine solche Waffe ein wirksames Verteidigungs- 
mittel gewesen sein. 


IV. Schädelprotuberanzen und Nackenplatten als Verteidi- 
sungsmittel. 

Zahlreiche Reptilien und Säugetiere, unter den letzteren nament- 

lieh die Huftiere, besitzen kegelförmige Schädelprotuberanzen, die 


(214) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


als wirksame Verteidigungswaffe dienen. Bei einzelnen Huftieren 
sind diese Schädelprotuberanzen mehrfach gegabelt (Rehe, Hirsche). 
Zu den merkwürdigsten Schädelprotuberanzen gehören die mäch- 
tigen paarigen Nasenzapfen von Arsinoitherium!) aus dem Eozän 
Ägyptens sowie die paarigen Nasenzapfen der beiden fossilen Nager- 
gattungen Ceratogaulus?) aus dem Miozän von Kolorado und Epi- 
gaulus?) aus dem Miozän von Kansas. J. W. Gidley hält es nicht 
für ausgeschlossen, daß die mächtigen Nasenzapfen von Epigaulus 
nur bei den Männchen auftreten, „and in that event were probably 
used prineipally as fighting weapons“. Epigaulus hat offenbar eine 
grabende, unterirdische Lebensweise geführt, wie die langen Scharr- 
krallen und die ungewöhnlich kleinen Augenhöhlen beweisen. 

Bei der ausgestorbenen Dinosaurierfamilie der Ceratopsiden 
ist der Schädel an seinem Hinterende zu einer breiten knöchernen 
Platte umgeformt, welche kaum eine andere Deutung als die einer 
Nackenschutzplatte zuläßt. Gleichzeitig sind mehrere stark nach 
vorne geneigte Knochenzapfen auf dem Schädel vorhanden, und 
zwar meist ein kleiner unpaarer auf dem Vorderende der Schnauze, 
das Nasenhorn, sowie ein Paar Knochenzapfen ober und hinter den 
Augenhöhlen, die von den beiden Postfrontalia gebildet werden.*) 

Die mächtigste Schädelprotuberanz unter den fossilen Huf- 
tieren besaß Elasmotherium sibiricum aus dem Pleistozän. 

Unter den Knochenzapfenformen der fossilen Huftiere ist be- 
sonders jene der paarigen Scheitelzapfen von Sivatherium giganteum?) 


ı) C.W.Andrews, A descriptive Catalogue of the Tertiary Verte- 
brata of the Fajüm, Egypt. London, 1906, Titelbild. 

?) W. D. Matthew. (Bulletin Amer. Mus. Nat. Hist., XVI, p. 291. New 
York, 1902.) 

>) J. W. Gidley, A New Horned Rodent from the Miocene of Kansas. 
(Proc. U. S. Nat. Mus., XXXII, p. 627 —636, Pl. LVIII—-LXV. Washington, 1907.) 

*) 0.C. Marsh, Dinosaurs of North America. (16 Annual Report U. S. 
Geolog. Survey, Part. I, 1896.) — Eine auffallende Übereinstimmung in der 
Anordnung der drei Schädelprotuberanzen besteht zwischen Triceratops und 
Chameleo Oweni: R. S. Lull, The Cranial Museulature and the Origin of the 
Frill in the Ceratopsian Dinosaurs. (Amer. Journal of Science, XXV, May 
1908, p. 398, Fig. 10.) 

5) 0. Abel, Über einen Fund von Sivatherium giganteum bei Adria- 
nopel. (Sitzungsber. der kais. Akad. der Wiss. in Wien, mathem.-naturw. Kl., 
Bd. CXIII, 1904, S. 629—653, Fig. 2.) 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (215) 


aus dem Unterpliozän der Siwalik Hills in Ostindien und von Adria- 
nopel bemerkenswert. 


V. Panzer. 


Viele fossile Tiere sind entweder durch flache Panzerplatten 
oder durch Stachelpanzer gegen Angriffe von Feinden geschützt 
gewesen. Geschlossene Panzer, wie wir sie von den Schildkröten 
kennen, kommen nur bei den gepanzerten Glyptodonten aus dem 
Pleistozän von Südamerika und bei der Reptilienordnung der Placo- 
dontia in der europäischen Trias vor (Placochelys). Viel häufiger 
sind partielle Panzer, wie die Panzer der altpaläozoischen Panzerfische. 


Fig. 3. 
Ankylosaurus magnwentris Brown. 
Fundort und Alter: Hell Creek Beds (obere Kreide) von Montana, U.S.A. 


Rekonstruktion auf Grundlage der von Barnum Brown 1908 veröffentlichten Ab- 

bildungen (Bull. Am. Mus. Nat. Hist., XXIV, p. 187—201). Körperlänge des Tieres 

etwa 4—-5m. („The girth of this huge creature exceeded that of the Mastodon“, 
Brown, 1. e., p. 196.) 


Bei einzelnen Dinosauriern wie bei dem bekannten Stego- 
saurus, ferner bei Polacanthus!) aus dem Wealden der Insel Wight, 


1) F.v. Nopesa, Notes on British Dinosaurs. Part Il: Polacanthus. 
(Geologieal Magazine, Decade V, Vol. II, June 1905, p. 241, Pl. XII.) — Eine 
neue Rekonstruktion von Polacanthus Foxi hat J. Walther entworfen: Ge- 
schichte der Erde und des Lebens, S. 445, Fig. 254. Leipzig, 1908. 


(2 16) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


Örataeomus aus der Gosauformation der Neuen Welt bei Wiener- 
Neustadt,!) ferner bei dem erst in letzter Zeit entdeckten Ankylo- 
saurus magniventris aus der oberen Kreide von Nordamerika?) 


Fig. 4. 
Naosaurus microdus Cope. 


Perm von Paint Creek, Hardeman County, Texas. 
Achter Rückenwirbel von vorne in "s, der natürlichen Größe. Oben Kopie der 
Abbildung des Wirbels in E. C. Case, The Pelycosauria, 1907, Pl. XXVIII, Fig. 3; 
unten Versuch einer Rekonstruktion des Wirbels mit Hautbedeckung. 


(Fig. 3), war der Rücken mit Panzerplatten, Stacheln, Buckeln oder 
hohen Knochenkämmen bewehrt. 


!) Eine kritische Besprechung der gepanzerten Dinosaurier aus dem 
Konstantinstollen bei Muthmannsdorf in der Neuen Welt bei Wiener-Neustadt: 
F.v. Nopesa, Notizen über eretacische Dinosaurier. (Sitzungsber. der kais. 
Akad. der Wiss. in Wien, mathem.-naturw. Kl., Bd. CXI,'1902, 8. 93—103.) 


?2) Bamum Brown, The Ankylosauridae, a New Family of Armored 
Dinosaurs from the Upper Cretaceous. (Bull. Amer. Mus. Nat. Hist., XXIV, 
p. 187—201. New York, February 13, 1908.) „From the lines indicated by the 
bones present, this dinosaur presents a striking parallel to the large Glypto- 
dons ... T'he ribs, coossified to the posterior dorsals, form a rigid body frame 
peeuliarly fitted to support the complete armor that covered the body“ (p. 201). 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (217) 


Eine ganz einzig dastehende Verteidigungswaffe bilden die 
außerordentlich verlängerten Dornfortsätze der Hals-, Rücken- und 
Lendenwirbel der Pelycosaurier aus der Permformation. Die Dorn- 
fortsätze tragen aber z. B. bei Naosaurus aus dem Perm von Texas!) 
seitliche Knochenstacheln (Fig. 4), so daß man daraus entnehmen 
kann, daß nieht nur die hohen, senkrecht emporstarrenden Spieße 
der Dornfortsätze, sondern auch die Seitenstacheln derselben als 
Verteidigungswaffe dienten. 


VI. Zusammenfassung. 


Wenn wir die verschiedenen Waffen der Wirbeltiere zu 
gruppieren versuchen, so sehen wir, daß Fleischfresser vor- 
wiegend Angriffswaffen, zuweilen aber auch Verteidigungswaffen 
(z. B. die Pelycosauria) besitzen, während unter den Waffen der 
Pflanzenfresser passive und aktive Verteidigungswaffen zu 
unterscheiden sind. So z. B. ist der Nackenschild von Triceratops 
als passive, die Schädelprotuberanzen als aktive Verteidigungswaffe 
anzusehen. Eine Kombination von Angriffswaffen und Verteidigungs- 
waffen finden wir bei Pterichthys aus dem Devon; die „Seiten- 
organe“ dienen zum Angriff, der Panzer als Schutz gegen stärkere 
Feinde. Ebenso ist der kompakte Rückenpanzer von Doedicurus 
eine passive, die morgensternartige Schwanzröhre eine aktive Ver- 
teidigungswaffe. 


Versammlung am 19. März 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. 0. Abel. 


Kustos Prof. Dr. L. v. Lorenz spricht über: 


Die in historischer Zeit ausgestorbenen Vögel. 


Der Vortragende referierte über das unter dem Titel „Extinet 
Birds“ vor einiger Zeit erschienene Prachtwerk des Hon. Walter 


'ı) H.F.Osborn, A Mounted Skeleton of Naosaurus, a Pelycosaur from 
the Permian of Texas. (Bull. Amer. Mus. Nat. Hist., XXIII, p. 265—270, Pl. IX, 
X. New York, March 30, 1907.) — E.C. Case, Revision of the Pelycosauria 
of North America. (Carnegie Institution of Washington, Publication Nr. 55, 
p- 1—176, Pl. I-XXXV. Washington, July 1907.) 


(2 15) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


Rothschild in Tring (London, 1907, Folio, 244 S., 45 Taf.), welches 
die seit etwa 700 Jahren von unserer Erde verschwundenen Vögel 
behandelt. In demselben sind aber auch einige pleistozäne Arten, 
die zusammen mit Resten noch lebender Formen in Neuseeland 
und Madagaskar gefunden wurden, aufgenommen und andererseits 
auch mehrere Spezies angeführt, die zur Zeit zwar noch bestehen, 
jedoch schon so selten sind und unter derartigen Bedingungen ihr 
Dasein fristen, daß man voraussichtlich in Bälde ihr Verschwinden 
zu beklagen haben wird. 

Als Gründe für das Aussterben innerhalb di angegebenen 
Zeitabschnittes führt Rothschild folgende Umstände an: Unmittel- 
bare Ausrottung durch den Menschen, Einführung von Tieren, wie: 
Affen, Katzen, Hunden, Mardern, Schweinen und Ratten, die den 
einheimischen Arten verderblich wurden, ferner die weitgehende 
Kultivierung, durch welche Nistgelegenheiten oder Futter liefernde 
Pflanzen und niedere Tiere vernichtet wurden, endlich natürliche 
Katastrophen, wie vulkanische Eruptionen, Erdbeben und Über- 
schwemmungen. Für manche Vögel ist die Ursache ihres Aus- 
sterbens nicht sicher festzustellen und nach des Autors Meinung viel- 
leicht darin zu suchen, daß eingetretene Erschöpfung der Lebens- 
kraft der Art deren Ende herbeigeführt hat. Eine Annahme, der 
auch Referent beipflichtet, indem er bemerkte, daß, so wie jedem 
Individuum eine gewisse natürliche Altersgrenze zukommt, offenbar 
auch für die Gesamtheit der Individuen einer Art schließlich ein 
Zeitpunkt eintritt, in welchem sie sich nicht mehr in gleicher Ge- 
stalt fortzupflanzen vermögen und wo dann unter Umständen die 
durch äußere Einflüsse hervorgerufenen Variationen oder Mutationen 
— gelegentlich gefördert durch die natürliche Selektion — die Ober- 
hand gewinnen und an deren Stelle treten, in anderen Fällen aber 
unausgefüllt bleibende Lücken sich bilden. 

In den „Extinet Birds“ sind die Arten in systematischer Reihe 
aufgezählt. Prof. v. Lorenz zog dieselben in seinem Berichte nach 
den Gebieten ihres einstigen Vorkommens in Betracht, ähnlich wie 
dies Rothschild bereits gelegentlich des 1905 zu London abge- 
haltenen Ornithologenkongresses getan hatte. 

Zunächst kam Neuseeland, die Heimat der Moas, zur Be- 
sprechung, wo Dinornis mazximus als der größte aller bisher be- 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (219) 


kannten Vögel doppelte Manneshöhe erreichte, also die afrikanischen 
Strauße noch weit überragte. Man hat bisher nicht weniger als 
30 verschiedene Spezies von Moas festgestellt und zu acht Gattun- 
gen gruppiert. Nach Rothschild ist anzunehmen, daß einzelne 
Moas noch bis vor 200 oder 300 Jahren auf der Mittelinsel von 
Neuseeland (auch Südinsel genannt) hausten. Ihr Untergang ist 
hauptsächlich den Verfolgungen durch die Maoris zuzuschreiben. 
Außer diesen zahlreichen Ratiten gab es in Neuseeland riesige 
Gänse (Üereopsis), große Enten (Diziura), mächtige Adler (Har- 
pagornis) usw. Auch einige kleinere Formen, wie Arten der Gat- 
tungen Notornis und Aptornis aus der Familie der Wasserhühner, 
ein kleiner Singvogel, Traversia Iyalli, ferner die neuseeländische 
Wachtel u. a. sind erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit ver- 
schwunden. — Die Ornis der benachbarten Norfolk-Inseln ist 
innerhalb des vergangenen Jahrhunderts um sechs Arten ärmer 
geworden, darunter befinden sich ein Wasserhuhn (Notornis alba) 
und zwei Papageien der Gattung Nestor. 

Auf den im Osten Neuseelands gelegenen Chatham-Inseln 
hat man in neuerer Zeit große Lager von Vogelskeletten an der 
Küste aufgedeckt, die aus Resten noch lebender, nebst solchen aus- 
sestorbener Arten bestanden. Von dort sind auch zwei Singvögel, 
den Gattungen Bawdleria und Miro angehörig, und zwei Rallen 
der Gattungen Cabalus und Nesolimnus nur noch in wenigen Bälgen 
in Museen zu finden. 

Auf der zu Australien gehörenden King-Insel bei Tasma- 
nien und auf der Känguru-Insel bei Adelaide lebte je eine be- 
sondere, nunmehr verschwundene Emu-Art. 

Weit im Westen von den eben berührten Gebieten gewähren 
Madagaskar und die Maskarenen einigermaßen analoge Verhält- 
nisse hinsichtlich ihrer einstigen Vogelwelt. Dort sind es die Reste 
der an die Moas erinnernden Vertreter der Gattungen Aepiornis 
und Miellerornis, welche nebst Resten von Gänsen, Tauchern u. a. 
unser Interesse erwecken, hier eine Reihe von Vogelgestalten, die 
auf Reunion, Mauritius und Rodriguez heimisch waren, wie 
wir von anziehenden Berichten, Bildern und Zeichnungen ent- 
nehmen, die man den Seefahrern des 16. und 17. Jahrhunderts 
verdankt. Es sind im ganzen über 30 Arten seit 400 Jahren nach 


( 220) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


und nach von den Maskarenen verschwunden, darunter die abson- 
derliehen „Dronten“, die in je einer Art auf Mauritius und Re- 
union vorkamen, dann der wie diese zu den Tauben zu rechnende 
„Solitair“, ferner ein die Höhe eines Flamingos erreichendes lang- 
beiniges Wasserhuhn, das in den alten Beschreibungen als der Riese, 
„Le Ge&ant“, bezeichnet ist, und die sogenannte „Poule rouge*, 
ein großer rallenartiger Vogel, weiters ein blaugrauer Papagei 
(Lophopsittacus), der die Größe einer Gans erreichte, u. a. m. 

Von den Seychellen gilt ein Alexander-Sittich als aus- 
gestorben. 

Eine Reihe von Spezies wird seit Jahren auf verschiedenen 
Inseln des Stillen Ozeans vergeblich gesucht. 

Besonderes Interesse verdient die Tatsache, daß auf einer 
Anzahl der westindischen Inseln, so auf Haiti, Jamaika, Kuba, 
dann Guadeloupe, Dominica und Martinique, über ein Dutzend Arten 
ausgerottet wurden, und zwar waren dies hauptsächlich prächtig 
gefärbte Papageien, von welchen man teils nur aus alten Beschrei- 
bungen Kenntnis hat und von denen nun Rothschild nach diesen 
Beriehten Abbildungen anfertigen ließ. 

Schließlieh sind vom Norden Amerikas, beziehungsweise 
Europas einige Arten als ausgestorben zu verzeichnen, und zwar 
befinden sich darunter deren zwei, die ursprünglich in ungeheuren 


Mengen vorhanden waren und welchen — so sonderbar es klingen 
mag — gerade der Umstand ihres massenhaften Auftretens zum 
Verhängnis wurde — es sind dies die Wandertaube und der 
Riesenalk. 


Referent hat die folgende Liste der ausgestorbenen Vögel nach 
Regionen zusammengestellt unter Namhaftmachung der Aufbewah- 
rungsorte der wichtigsten Belegstücke oder, wo dies nieht möglich 
war, mit Angabe anderer, ihre einstige Existenz erweisender Doku- 
mente. Die mit * bezeichneten Arten sind in Rothschilds Werk 
abgebildet. 


Neuseeland. 


Palaeocoras antipodum Forbes. 
Nord-Insel. — Knochen; Bericht, „Ibis“, 1893. 
* Traversia Iyallı Rothsch. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (221) 


Stephens-Insel. — Exemplare in Tring und London. 
Sceloglaux rufifacies Buller. 
Nord-Insel. — Exemplare in Tring und anderwärts. 


Circus hamiltoni Forbes. 

Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892. 
Circus teautensis Forbes. 

Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892. 
Harpagornis moorei Haast. 

Neuseel. — Knochen in Wellington; Abgüsse in London. 
Carbo major Forbes. 

Neuseel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892. 
Chenopis summerensis Forbes. 


Neuseel. und Chatham-Insel. — Knochen auch in Tring. 
Unemiornis calcitrans Owen. 
Mittel-Insel. — Knochen in London. 


Unemiornis gracılıs Forbes. 

Nord-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892. 
Unemiornis minor Forbes. 

Mittel-Insel. — Knochen; Canterbury-Museum. 
Cereopsis novaezealandiae Forbes. 

Neuseel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst, 1892. 
Anas finschi V. Bened. 

Mittel-Insel. — Knochen. 
Biziura lautouri Forbes. 

Neuseel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892. 
Ocydromus minor Hamilt. 

Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1893. 
Ocydromus insignis Forbes. 

Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892. 
Notornis mantelli Owen. 

Nord-Insel. — Knochen in London. 

* Notornis hochstetteri A. B. Meyer. 

Mittel-Insel. — Fast ausgestorben, Exemplare in Dresden. 
Aptornis otidiformis Owen. 

Nord-Insel. — Knochen in London. 
Aptornis defossor Owen. 

Süd-Insel. — Knochen in London; Skelett in Tring. 


(222) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


Palaeolimnas prisca Hamilt. 
Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1893. 
= Öoburniz novaezealandiae Q. et G. 
Neuseel. — Bälge in Paris, Cambridge, Tring ete. 
Dinornis maximus Owen. 
Mittel-Insel. — Knochen und ganzes Skelett in London; 
Skelett in Wien. 
Dinornis altus Owen. 
Mittel-Insel. — Metatarsus (Abguß) in London. 
Dinornis giganteus Owen. 


Nord- und Mittel-Insel. — Knochen in London. 
* Dinornis ingens Owen. 
Nord- und Mittel-Insel.e — Knochen in London und in neu- 


seeländischen Museen; Skelett und Federn in Tring; 
Skelett in Wien. 
Dinornis gracilis Owen. 
Neuseel. — Knochen in London und in neuseeländischen 
Museen; Skelett in Tring. 
Dinornis dromoides Owen. 
Neuseel. — Knochen in Wellington. 
Dinornis novaezealandiae Owen. 
Neuseel. — Skelette in London, Tring und Wien. 
Megalapteryx hectorı Haast. i 
Mittel-Insel. — Knochen in Nelson; in London Abgüsse. 
Megalapteryx hamiltoni Rothsch. 
Nord-Insel. — Femur in London. 
Megalapteryx tenwipes Lydekker. 
Mittel-Insel. — Tibia in London; Skelett in Tring. 
* Megalaptery® huttoni Owen. 
Mittel-Insel. — Kopf, Hals, hintere Extremitäten mit Haut 
und Federresten in London; Ei in Tring. 
Anomaloptery® didiformis Owen. 
Nord-Insel. — Skelette in London und Tring. 
Anomalopteryx parvus Owen. 
Mittel-Insel. — Skelette in London und Tring. 
Anomaloptery& antiquus Hutton. 
Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (223) 


Anomalopteryx fortis Hutton. 


Mittel-Insel. — Knochen im Canterbury-Museum. 
Cela curtus Owen. 
Nord-Insel. — Knochen in London. 


Cela oweni Haast. 
Nord-Insel. — Knochen im Auckland-Museum und in London. 
Oela geranoides Owen. 
Nord-Insel. — Knochen in London. 
Oela rheides Owen. 
Mittel-Insel. — Metatarsus in London; Skelett in Wien. 
Cela casuarinus Owen. 
Nord- und Mittel-Insel. — Knochen in London und Tring. 
Emeus crassus Owen. 
Mittel-Insel. — Knochen in London; Skelette in Tring und Wien. 
Emeus boothi Rothsch. 
Mittel-Insel. — Schädel im Otago-Museum. 
Emeus gravipes Lydekker. 
Mittel-Insel. — Knochen und Skelett in London; Skelett 
in Wien. 
Emeus haasti Rothsch. 
Mittel-Insel. — Knochen in London und im Canterbury-Mus. 
Emeus parkeri Rothsch. 
Mittel-Insel. — Schädel im Otago-Museum. 
Emeus exilis Hutton. | 


Nord-Insel. — Skelett im Wanganui-Museum. 
Pachyornis elephantopus Owen. 
Mittel-Insel. — Skelette und Knochen in London, Tring, 


Otago; Skelett in Wien. 
Pachyornis immanis Lydekker. 
Mittel-Insel. — Knochen in London. 
Pachyornis rothschildi Lydekker. 
Mittel-Insel. — Knochen in Tring. 
Pachyornis ponderosus Hutton. 
Mittel-Insel. — Knochen in Hamilton, Wellington, Tring; 
Ei im Otago-Museum. 
Pachyornis inhabilis Hutton. 
Mittel-Insel. — Knochen im Canterbury-Museum. 


(224) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


Pachyornis valgus Hutton. 

Mittel-Insel. — Tibia im Otago-Museum. 
Pachyornis pygmaeus Hutton. 

Mittel-Insel. — Metatarsus im Nelson-Museum. 
Pachyornis compacta Hutton. 

Mittel-Insel. — Knochen im Canterbury-Museum. 
Palaeocasuarius haasti Forbes. 

Neuseel. — Schenkelknochen in Liverpool. 
Palaeocasuarius velox Forbes. 

Neuseel. — Schenkelknochen in Liverpool. 
Palaeocasuarius elegans Forbes. 

Neuseel. — Schenkelknochen in Liverpool. 


Chatham-Inseln. 


Palaeocorax moriorum Forbes. 
Schädel und andere Knochen auch in Tring. 
* Miro traversi Buller. 
Balg in Tring. 
* Bowdleria rufescens Buller. 
Bälge in London, Liverpool, Tring. 
Gallinago chathamica Forbes. 
Knochen auch in Tring. 
* Nesolimnas dieffenbachi Gray. 
Balg in London. 
* Jabalus modestus Hutton. 
Bälge in London, Liverpool, Cambridge, Tring. 
Diaphorapteryx hawkinsı Forbes. 
Skelett in London; Schädel und* andere Knochen in Tring. 
Palaeolimnas chathamensis Forbes. 
Skelette in London und Tring. 


Norfolk-Inseln. 


* Nestor productus Gould. 
Philip. Insel. — Exemplare in London, Tring, Wien ete. 
* Nestor norfolcensis Pelzeln. 
Howes-Insel. — Abbildung in Wien; Exemplar in Liverpool. 
Oyanorhamphus subflavescens Salvad. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (225) 


Howes-Insel. — Zwei Exemplare in London. 
Notornis stanleyi RKowley. 
Howes-Insel. — Exemplar in Liverpool. 


* Notornis alba White. 
Norfolk-Inseln.. — Exemplar in Wien. 
* Hemiphaga spadicea Latham. 


Norfolk-Inseln. — Verschiedene Exemplare; auch in Tring 
und Wien. 


Australien. 


* Dromaius peroni Rothsch. 
Deeres-Insel. — Gestopfte Exemplare in Paris und Liver- 
pool; Knochen in Paris, Florenz, Adelaide. 
Dromains minor Spencer. 
King-Insel, Bass-Str. — Pelvis, Femur, Tibia, Tarsus. 


Madagaskar. 

Chenalopex sirabensis Andrews. 

Zentral-Madagaskar. — Knochen in London. 
Centrornis majori Andrews. 

Zentral-Madagaskar. — Knochen in London. 
Tribonya roberti Andrews. 

Sirab6e. — Knochen in London. 
Flacourtia rudis M. Edw. et Gr. 

West-Madagaskar. — Knochen in Paris. 
Müllerornis betsilei M. Edw. et Gr. 

Zentral-Madagaskar. — Knochen in Paris. 
Müllerornis agilis M. Edw. et Gr. 

Südwest-Madagaskar. — Knochen in Paris. 
Aepiornis titan Andrews. 

Südwest-Madagaskar. — Knochen in London; Eischalen in 


Paris, Hamburg. 
Aepiornis maximus Geoffr. 


Südwest-Madagaskar. — Knochen und Eischalen in Paris. 
Aepiornis grandidieri Rowley. 
Südost-Madagaskar. — Knochen und Eischalen in London, 


Tring u. a. O. 


2. B. Ges. 58. Bd. p 


(226) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


Aepiornis cursor M. Edw. et Gr. 


Madagaskar. — Knochen in Paris. 
Aepiornis medius M. Edw. et Gr. 

West-Madagaskar. — Femur in Paris. 
Aepiornis hildebrandti Burckh. 

Zentral-Madagaskar. — Verschiedene Knochen in Berlin. 
Aepiornis lentus M. Edw. et Gr. 

Madagaskar. — Metatarsus in Paris. 


Aepiornis muelleri M. Edw. et Gr. 
Zentral-Madagaskar. — Skelett in Paris. 

Aepiornis modestus M. Edw. et Gr. 
West-Madagaskar. — Femur in Paris. 


Maskarenen. 


* Fyegilupus varius Bodd. (Huppes ou Callendres, Sieur D. B., 1674.) 
Reunion. — 15 Exemplare in verschiedenen Museen. 
* Necropsar rodericanus Günth. et Newton. 
Rodriguez und Nachbar-Inseln. — Anonyme Beschreibung; 
Knochen in London (?). 
* Necropsar leguati Forbes. 


Heimatinsel, unbestimmt. — Exemplare in Liverpool. 
* Foudia bruante P. L. S. Müll. 
Reunion. — Abbildung von Daubenton; Beschreibung von 
Montbeillard. 
* Lophopsittacus mauritianus Owen. 
Mauritius. — Beschreibung und Abbildung von Harmanzoon, 


1601; Knochen in London, Cambridge, Tring. 
Necropsittacus rodericanus M. Edw. 
Rodriguez. — Beschreibung in einem Manuskript im 
Marineministerium zu Paris; Knochen in London, 
Cambridge, Tring. 
* Necropsittacus (2?) borbonicus Rothsch. 
Reunion. — Beschreibung des Le Sieur D. B., 1674. 
Necropsittacus (2?) franeieus Rothsch. 
Mauritius. — Beschreibungen aus dem 17. und 18. Jahr- 
hundert. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (227) 


* Mascarinus mascarınus L. 
Reunion. — Verschiedene Beschreibungen von Le Sieur 
D. B. u. a.; Abbildungen und zwei gestopfte Exem- 
plare in Paris, ein Exemplar in Wien (part. albino). 
* Palaeornis exul Newton. 
Rodriguez. — Leguats „Perroquets verds et bleus“, 1708; 
Exemplar in Cambridge. 
Palaeornis eques Bodd. 


Reunion. — Abbildungen von Brisson, Daubenton u. a. 
Palaeornis echo Newton. 

Mauritius. — Exemplare in London, Tring. 
Bubo (?) leguati Rothsch. 

Rodriguez. — Metatarsus in Paris. 
Scops commersoni Oustalet. 

Mauritius. — Beschreibung von Desjardins, 1337 und Ab- 


bildung von Oustalet nach Jossigny. 
Athene murwora M. Edw. 


Rodriguez. — Tibia, Metatarsus in Paris. 
Stris newtoni Rothsch. 

Mauritius. — Metatarsus in Cambridge. 
Strix sauzieri Newton et Gad. 

Mauritius. — Humerus, Tibia, Metatarsus in Cambridge. 
Astur alphonsi Newton et Gad. 

Mauritius. — Metacarpalia, Tibiae, Metatarsi in Cambridge 


‚und Tring. 
Plotus nanus Newton et Gad. 
Mauritius. — Humerus, Tibia in Cambridge. 
Sareidiornis mauritianus Newton et Gad. 
Mauritius. — Metacarpus, Pelvis in Cambridge. 
Anas theodori Newton et Gad. 
Mauritius. — Sternum, Coracoid, Humerus, Metatarsus in 
Cambridge. 
Ardea megacephala M. Edw. 
Rodriguez. — Verschiedene Knochen in Paris, Tring. 
Ardea duboisi Rothsch. 
Reunion. — Bericht von Le Sieur D. B., 1674. 
p* 


(228) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


Ardea manuritiana Newton et Gad. 


Mauritius. — Coracoid, Ulna, Metatarsus in Cambridge. 
* Aphanapteryx bonasia Selys. (Poule rouge.) 
Mauritius. — Beschreibungen aus dem 17. Jahrhundert; 


Hoefnagels Abbildung in Wien publiziert von Frauen- 
feld; Knochen in Tring. 
* Erythromachus leguatı M. Edw. 
Rodriguez. — Leguats Bericht, 1708; Knochen in Tring. 
* Apterornis coerulescens Selys. 
Reunion. — Beschreibung von Le Sieur D. B., 1674. 
Palaeolimnas newtoni M. Edw. 
Reunion. — Knochen in Paris, Tring. 
* Leguatia gigantea Schleg. (Le geant.) 
Mauritius. — Leguats Beschreibung, 1708. 
* Alectroenas nitidissima Scopoli. 
Mauritius. — Exemplare in Edinburg, Paris, Mauritius. 
Alectroenas (2?) rodericana M. Edw. 
Rodriguez. — Sternum in Paris; Humerus in Tring. 
* Nesoenas mayeri Prev. et Knip. 
Mauritius. — Fast ausgestorben; zwei lebende noch 1907 
im Zoologischen Garten in London. 
Nesoenas duboisi Rothsch. 
Reunion. — Beschreibung von Le Sieur D. B., 1674. 
* Didus cucullatus L. (Dronte, Dodo.) 
Mauritius. — Verschiedene Bilder, Zeichnungen und Ske- 
lette ete. Lebende Exemplare in Europa 1599 und 
1638. Ein junger Vogel, vielleicht auch lebend in 
Kaiser-Ebersdorf bei Wien um 1626 und abgebildet 
von Hoefnagel; reproduziert von Frauenfeld. 
* Didus solitarius Selys. 
Reunion. — Beschreibungen von Tatton, 1625, Bontekoe, 
1646, Le Sieur D. B., 1674 u. a.; zwei Bilder von 
Witthoos, um 1670 gemalt in England und Holland. 
* Pezophaps solitarius Gmel. 
Rodriguez. — Abbildungen von Leguat; verschiedene Ske- 
lette und einzelne Knochen in Museen. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (229) 


Seyschellen. 


* Palaeornis wardi Newton. 
Nahezu ausgestorben, gegenwärtig nur mehr auf der Insel 
Silhouette lebend. 


Bonin-Inseln (Japan). 


* Ohaunoproctus ferreirostris Vigors. 
Exemplare in London, Paris ?, Leyden, Frankfurt, St. Peters- 
burg. 
Turdus terrestris Kittlitz. 
Exemplare in St. Petersburg, Wien, Frankfurt, Leyden. 


Bering-Insel. 


* Jarbo perspieillatus Pallas. 
Entdeckt von Steller. Exemplare in St. Petersburg, Leyden, 
London. 


Sandwich-Inseln. 


Phaeornis oahensis Wils. et Ev. 
Oahu. — Bloxams Beschreibung in: Voyage de la „Blonde“, 
1826. 
* Moho apicalıs Gould. 
Oahu. — Exemplare in London, Tring, Berlin. 
* Ohaetoptila angustipluma Peale. 
Hawai. — Exemplare in Honolulu, Washington, Cambridge, 


Tring. 
Drepanis pacifica Gmel. 
Hawai. — Exemplare in Wien, Paris, Leyden, Cambridge, 


Tring, Honolulu. 
* Hemignathus ellisianus Gray. 


Oahu. — Exemplar in Berlin. 
* Heterorhynchus lucidus Licht. 
Oahu. — Exemplare in Berlin, Frankfurt, Paris, Leyden, 


London ete. 
* Psittirostra psitlacea deppei Rothsch. 
Oahu. — Exemplare in Berlin, Wien, Tring. 


(230) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


Loxops coccinea rufa Bloxam. 
Oahu. — Exemplare in London, Liverpool, Tring, Berlin, 
Schloß Berlepsch; auch Wien, Philadelphia. 
* Oiridops anna Dole. 


Hawai. — Exemplare in Honolulu und Tring. 
* Pennula millsı Dole. 
Hawai. — Exemplare in Honolulu, Cambridge, Tring. 
* Pennula sandwichensis Gmel. 
Insel unbestimmt. — Exemplar in Leyden. 
Polynesien. 
Pomarea nigra Sparrm. 
Markesas-Inseln. — Nahezu ausgestorben; Exemplare in 
London. 
Oyanorhamphus zealandicus Lath. 
Gesellschafts-Inseln. — Exemplare in London, Paris. 


Oyanorhamphus ulietanus Gmel. 
Gesellschafts-Inseln, Ulieta. — Exemplare in Wien, London. 


* Prosobonia leucoptera Gmel. 


Tahiti und Eimeo. — Exemplar in Leyden. 
* Aechmorhynchus cancellatus Gmel. 
Christmas- und Paumotu-Inseln. — Type in Verlust. 


* Hypotaenidia (?) pacıfica Gmel. 
Tahiti. — Abbildung von Forster in London. 


Galapagos-Inseln. 


* Geospiza magnirostris Gould. 


Charles-Insel. — Exemplar in London. 
Geospiza dentirostris Gould. 
Charles-Insel. — Exemplar in London. 


West-Indien. 


* Siphonorhis (Caprimulgus) americanus. 


Jamaika. — Exemplare in amerikanischen Museen und in 
London. 
* Ara tricolor Bechst. 
Kuba und Isle of Pines. — Exemplare in London, Liver- 


pool, Paris, Leyden. 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (231) 


* Ara gossei Rothsch. 


Jamaika. — Beschreibung von Gosse, 1847. 

* Ara erythrocephala Rothsch. 
Jamaika. — Beschreibung von Gosse, 1547. 

* Ara martinicus Bothsch. 
Martinique. — Beschreibung von P£re Bouton, 1635. 

Ara guadeloupensis Clark part. 

Guadeloupe. — Beschreibung von Du Tertre, 1667. 

* Ara erythrura Rothsch. 
Nicht näher bestimmte Antillen-Insel. — Beschreibung von 


Rochefort, 1658. 
* Anodorhynchus purpurascens Rothsch. 
Guadeloupe. — Beschreibung und Abbildung von Nava- 
rette, 1838. 
* Amazona violacea Gmel. 
Guadeloupe. — Beschreibung und Abbildung von Du Tertre, 
1667; Beschreibung von Labat, 1742. 
* Amazona martinicana Clark. 
Martinique. — Beschreibung von Labat. 
.* Conurus labati Rothsch. 
Guadeloupe. — Beschreibung von Labat. 
* Aestrelata caribbaea Carte. 
Jamaika. — Wahrscheinlich ausgestorben; Exemplare in 
Dublin und London. 
Aestrelata hasitata Kuhl. 
Haiti, Guadeloupe, Dominica. — Sehr selten; in ver- 
schiedenen Museen. 


Nord-Amerika, beziehungsweise auch Europa. 


* Jamptolaimus labradoreus Gmel. 
Ostküste von Kanada und den Vereinigten Staaten. — 
45 Exemplare in Museen; ein Paar auch in Wien. 
* Alca impennis L. 
Neufundland, Ost-Grönland, Island, auch Faröer, St. Kilda 
und Orkney-Inseln. — Etwa 80 Bälge und gestopfte 
Vögel; 27 Skelette und 73 Eier in verschiedenen 
Sammlungen. 


(232) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


Eetopistes macroura L. (Wandertaube.) 
Ost-, Zentral- und Nord-Amerika. — Exemplare in Museen; 
einige 1907 noch lebend in Gefangenschaft in Chicago. 
Tympanuchus cupido L. 
Neu-England bis Pennsylvanien. — Wahrscheinlich seit 
1901 ausgestorben; Exemplare in mehreren Museen. 


Hierauf spricht Herr Dr. K. Holdhaus: „Über die Abhängig- 
keit der Verbreitung der Landtiere von der geologischen Beschaffen- 
heit des Wohngebietes. I. T.“ 


Versammlung am 29. April 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. 0. Abel. 


Herr Prof. Dr. ©. Abel spricht über: 


Die Anwendung der Röntgenstrahlen in der Paläontologie. 


Sehr häufig kommt der Paläontologe in die Lage, ein in einem 
dünnplattigen Schiefer zum Teile verborgenes Fossil nicht weiter 
präparieren zu können, weil die Gefahr der Zerstörung des viel- 
leicht kostbaren Objektes zu groß ist. Für diesen Fall leistet die 
Durchleuchtung der betreffenden Platte mit Röntgenstrahlen zweifel- 
los gute Dienste. W. Branca, der sich schon vor einigen Jahren 
mit derartigen Untersuchungen eingehender beschäftigte,!) hat vor 
kurzem eine im Berliner Museum befindliche Schieferplatte mit einem 
Ichthyosaurus nach dieser Methode erfolgreich untersucht.?) Im 
Inneren des Ichthyosaurus-Skelettes lag eine größere Zahl kleiner 
Individuen; ein kleiner Ichthyosaurus lag außerhalb des großen in 
der Nähe der Beckenregion. 

!) W. Branca, Die Anwendung der Röntgenstrahlen in der Paläonto- 
logie. (Abhandl. der kgl. preuß. Akad. d. Wissensch. in Berlin, 1906, S. 1—55, 
Taf. I-IV.) 

2) W. Branca, Sind alle im Innern von Ichthyosauren liegenden Jungen 
ausnahmslos Embryonen? (Ebenda, 1908, S. 1—34, Taf. I.) — Derselbe, 
Nachtrag zur Embryonenfrage bei Ichthyosaurus. (Sitzungsber. der kgl. preuß. 
Akad. d. Wissensch. in Berlin, 1908, 2. April, S. 392—396.) 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (253) 


Die Durchleuehtung mit Röntgenstrahlen hatte einen verhältnis- 
mäßig günstigen Erfolg, weil der alte Ichthyosaurus ebenso wie 
die Jungen zum Teile in Eisenkies verwandelt waren. Die ver- 
kiesten Skeletteile erschienen dunkel und scharf, die verkalkten 
hell und undeutlich. Das wesentliche Ergebnis der Untersuchung 
bestand in der Feststellung, daß nicht weniger als elf Wirbelsäulen 
junger Individuen im Röntgenbilde zum Vorschein kamen, während 
auf der präparierten Oberseite der Platte nur sieben Schädel 
deutlich unterscheidbar sind. 

W. Branca rollte die Ichthyosaurus-Embryonenfrage von 
neuem auf, welche uns in der Diskussion vom 18. Dezember 1907 
[in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1908, S. (43)—(44)] beschäftigte. 
Nach den Untersuchungen Brancas dürften zwar die Ichthyosaurier 
vivipar gewesen, die meisten im Inneren alter Ichthyosaurier liegenden 
Jungen aber gefressen worden sein. Wo eine größere Zahl von jungen 
Ichthyosauriern im Magen von alten Tieren beobachtet wurde (wie 
bei dem oben erwähnten Berliner Exemplar), dürften neben Em- 
bryonen auch gefressene junge Ichthyosaurier zu unterscheiden sein. 

Der Vortragende bespricht, auf die Untersuchungen Brancas 
über die Anwendung von Röntgenstrahlen an fossilen Objekten 
zurüekkommend, die Ergebnisse der Durchleuchtung des Felles von 
Grypotherium domesticum im Berliner Museum. Die Durchleuchtung 
ergab, daß im Inneren des großen Hautstückes eine ansehnliche 
Zahl von Knochenkörperchen liegt, wie dies an einzelnen kleinen 
Fellresten sehon früher festgestellt worden war. Die Durehleuchtung 
des Felles zeigt nunmehr die Art der Verteilung dieser kleinen 
Knochenkörperchen. 


Grypotherium ist eine erloschene Gattung der Gravigrada (ver- 
wandt mit Mylodon) und ist bisher nur aus der Pampasformation 
sowie aus der Höhle von Ultima Speranza und der Eberhardthöhle 
in Patagonien bekannt. Verschiedene Tatsachen sprechen dafür, 
daß Grypotherium domesticum ein Zeitgenosse des prähistorischen 
Menschen war und von demselben in Höhlen gefangen gehalten 
und gefüttert wurde. 


Zum Sehlusse legt der Vorsitzende mehrere in der letzten 
Zeit erschienene Arbeiten über fossile Wirbeltiere vor und weist 


(234) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


besonders auf den von A. Smith-Woodward beschriebenen klein- 
sten aller bisher bekannten Dinosaurier, Scleromochlus Taylori, hin, 
weleher etwa die Größe eines Grasfrosches erreichte!) und trotz 
seines hohen geologischen Alters (Trias von Lossiemouth, Elgin, 
Schottland) auffallend hoch spezialisiert ist. Die Kiefer sind gänz- 
lich zahnlos und die im Verhältnisse zu den Vorderbeinen sehr 
großen Hinterextremitäten als Sprungbeine entwickelt. „The ex- 
treme lightness of the whole skeleton and the peculiar mechanical 
adaptation of the hind limbs suggest comparisons with a bird; 
but the observable parts of the head, fore-limbs, and pubis prove 
that the animal is a reptile.“ (A. Smith-Woodward, 1. e., p. 143.) 


Im Anschluß an diesen Vortrag demonstrierte Herr Dr. K. 
Toldt jun. einige Röntgenogramme von kleinen Säugetieren 
(Insektivoren, Chiropteren und Rodentiern). Diese Aufnahmen, 
welche die Tiere in der Rücken- und Seitenlage darstellen, wurden 
hauptsächlich zu dem Zwecke angefertigt, um zu sehen, inwieweit 
das Röntgenverfahren geeignet ist, in zweifelhaften Fällen zu ent- 
scheiden, ob ein Individuum bereits vollständig ausgewachsen ist 
oder nicht. Die Beantwortung dieser Frage ist beim Bestimmen 
von Mikromammaliern oft von großer Wichtigkeit. Bei den Säuge- 
tieren bietet hiefür bekanntlich das Skelett sichere Anhaltspunkte, 
da mit der vollständigen Verschmelzung der Epiphysen mit ihrer 
Diaphyse das Längenwachstum der Knochen und damit das Körper- 
wachstum im allgemeinen abgeschlossen ist. Das Röntgenverfahren 
gestattet diese Untersuchung ohne jede Beschädigung des Objektes. 

Bei den größeren Säugetieren, insbesondere auch beim. Men- 
schen, zeigt das Röntgenbild durch die Weichteile hindurch den 
verschiedenen Grad der Verknöcherung der Epiphysen zumeist sehr 
deutlich. Bei den Mikromammaliern läßt sich dies infolge der Zart- 
heit des Skelettes oft nicht so leicht erkennen, obwohl das letztere 
auch hier mit großer Schärfe zum Ausdruck kommt. 

Bei Fledermäusen von ca. 65 mm Schnauze—Steißlänge (Mo- 
lossus obscurus Geoffr.) kann man am Röntgenogramme bei ein- 


!) A. Smith-Woodward, On a new Dinosaurian Reptile (Scleromochlus 
Taylori, gen. et sp. nov.) from the Trias of Lossiemouth, Elgin. (Quarterly 
Journal Geol. Soc. London, May 1907, Vol. LXIII, p. 140—144, Pl. IX.) 


Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (235) 


zelnen, günstig gelagerten Knochen (insbesondere am Radius) die 
Epiphysenfuge mit der Lupe als schmalen Abstand zwischen der 
verknöcherten Epiphyse und der Diaphyse noch auf relativ weit 
vorgeschrittener Entwicklungsstufe deutlich wahrnehmen. 

Von der knorpeligen Epiphysenfuge muß man aber die soge- 
nannte Epiphysenmarke am Röntgenbilde ausgewachsener Indivi- 
duen wohl unterscheiden. Letztere stellt einen zarten, scharfen, 
quer zur Längsachse des Knochens verlaufenden dunklen Strich 
an der (ehemaligen) Grenze zwischen der Epi- und Diaphyse dar 
und entspricht einer bestimmten Struktur im Knocheninnern an 
der Vereinigungsfläche dieser beiden Knochenteile. Auch schmale 
Epiphysenfugen können bei ungünstiger Lage des Knochens im 
Röntgenogramme ein ähnliches Bild hervorrufen; dann muß der 
Vergleich auf anderen Skeletteilen, zunächst mit dem homotypen 
Knochen, entscheiden. Epiphysenmarken waren besonders schön 
am distalen Radiusende von erwachsenen Molossus rufus Geoffr. 
und M. obscurus Geofir. zu sehen. 

Auch bei einer beinahe erwachsenen Erdmaus (Mierotus agre- 
stis L.) konnten einzelne Epiphysenfugen im Röntgenbilde noch 
deutlich nachgewiesen werden, so z. B. am proximalen Ende der 
Tibia. Bei einer Spitzmaus (Crocidura russulus Herm.), welche dem 
Äußern nach noch nicht ganz erwachsen zu sein schien, war von 
solehen dagegen nichts mehr zu sehen. 

Bei jungen Tieren, welche schon äußerlich als solche leicht 
zu erkennen sind und für den eingangs erwähnten Zweck daher 
nicht in Betracht kommen, ist der Ausbildungszustand der Knochen 
im Röntgenogramme sehr gut wahrzunehmen (so insbesondere auch 
an den Handgliedern der Fledermäuse). 

Der Schädel läßt sich am Röntgenbilde hauptsächlich infolge 
der gegenseitigen Deckung seiner übereinanderliegenden Teile nur 
schwer studieren. An ihm fallen die beiden knöchernen Labyrinthe 
und das Gebiß wegen ihrer besonders kompakten Struktur auf; 
nähere Details können an ihnen jedoch nicht leicht verfolgt werden. 
Dagegen ist bei günstiger Lage des Kopfes der Schädelumriß gut 
zu sehen. 

Instruktiv sind die Röntgenaufnahmen von Mikromammaliern 
insbesondere in bezug auf rudimentäre Knochen (z. B. die Ulna 


(236) Versammlung der Sektion für Paläozoologie. 


und Fibula verschiedener Fledermäuse), ferner zum Studium der 
natürlichen Lagebeziehungen einzelner Skeletteile untereinander, 
z. B. an der Hand- und Fußwurzel, am Brustkorb, an der Wirbel- 
säule (Krümmung derselben bei den Fledermäusen) usw. Sie bilden 
daher auch für die Abbildung und Präparation von Skeletten wert- 
volle Vorlagen. 


Bei einer jungen Glossophaga? spec., welche durch die Weich- 
heit ihrer Knochen schon äußerlich krankhaft erscheint, zeigt das 
Röntgenogramm, daß die Enden der langen Knochen, insbesondere 
des Radius, arm an Knochensubstanz sind. 


Bei den Fledermäusen sind die Flughaut, die Ohrmuscheln 
und Nasenanhänge im Röntgenbilde als ein mehr oder weniger 
deutlicher Schleier sichtbar. 


Zum Schlusse wurde noch das Röntgenogramm eines beinahe 
reifen Fasanembryo gezeigt; bei demselben ist die Verschmelzung 
der (drei) Metatarsalia zum entsprechenden Teil des Tarso-Meta- 
tarsus noch auf den mittleren Abschnitt desselben beschränkt; die 
Hornbekleidung des Fusses ist für die Röntgenstrahlen vollkommen 
durchlässig. Die Knochen dieses Tieres erscheinen auf dem Bilde 
trotz der gleichen Aufnahmebedingungen nicht so scharf wie jene 
der angeführten Säugetiere, wohl hauptsächlich infolge des leichteren 
Baues der Vogelknochen. 

Bei dem Studium solcher Bilder muß man natürlich stets 
gewisse Verhältnisse, wie Deckbilder, Verkürzungen u. dgl., berück- 
sichtigen und für einzelne Skeletteile die Tiere mitunter in ver- 
schiedenen Stellungen untersuchen. 


Die demonstrierten Aufnahmen wurden unter der sachkundigen 
Leitung des Herrn Doz. Dr. R. Kienböck in dessen Röntgeninsti- 
tute mit großer Sorgfalt hergestellt; es sei daher auch an dieser 
Stelle Herrn Dr. Kienböck für seine freundlichen Bemühungen 
der verbindlichste Dank ausgesprochen. 


Referate. (237) 


Referate. 


Der moderne Naturgeschiehtsunterricht. Beiträge zur Kritik und 
Ausgestaltung. Von Dr. A. Ginzberger, Dr. Paul Kammerer, Dr. 
F. Kossmat, Dr. W. A. Lay, L. v. Portheim, K.C. Rothe, A. Umlauft, 
E. Walther, Dr. F. Werner. Herausgegeben von K. C. Rothe. Tempsky- 
Wien und Freytag-Leipzig. 1908. 8°. 235 8. 

Dieses Werk soll, wie der Herausgeber ausdrücklich im Vorworte be- 
tont, kein Lehrbuch der Methodik sein, auch kein Hilfsbuch, das Arbeit ab- 
nimmt, es soll vielmehr zur Arbeit und zum Selbststudium anregen. Es ist 
nicht für angehende, sondern für praktisch tätige Lehrer geschrieben. 

Das didaktische Grundprinzip, von dem die Verfasser ausgehen, 
ist: dem Anschauen muß prinzipiell das Darstellen folgen, und zwar auf allen 
Gebieten und Stufen des Unterrichtes. Zwischen Anschauen und Darstellen 
liegt die Verarbeitung. „Anschauung und Darstellung müssen in zirkularer 
Wechselwirkung nach den Normen der Logik, Ästhetik, Ethik und Religion 
sich gegenseitig vervollkommnen.“ Also: mit dem Anschauen allein ist es 
nicht getan; das Angeschaute muß verarbeitet werden und das Verarbeitete 
muß zur Darstellung kommen. Die Darstellung kann geschehen: durch Wort 
und Schrift, durch Rechnen und Geometrie, durch Musik und Bewegung, 
durch Zeichnen, Malen, Modellieren, durch das Experiment, durch Tier- und 
Pflanzenpflege ete. — Lay weist darauf hin, daß dem Anschauen, Beobachten, 
passiven Aufnehmen die sensorischen Prozesse unseres Nervensystems, die 
motorischen aber dem aktiven Bestimmen, Gestalten und Konstruieren, also 
dem Darstellen entsprechen. Auch die Erkenntnistheorie zeigt, daß das Bewußt- 
sein nicht bloß passiv, aufnehmend, rezeptiv, sondern auch aktiv, formend, 
konstruierend ist. Deshalb bezeichnet es Lay als einen Grundfehler des 
heutigen Unterrichtes, daß man „in der Regel auf dem Boden des naiven Rea- 
lismus stehen bleibt und von dem erkenntnis-theoretischen Idealismus, der die 
Gestaltungskraft, die spontane, konstruierende, formale Kraft des Bewußtseins 
betont,“ nichts weiß. Der passive Unterricht soll durch einen aktiven ersetzt, 
eine harmonische Erziehung auf Grund einer einheitlichen Weltanschauung 
soll erstrebt werden. 

Gilt dieses Grundprinzip für den Unterricht im allgemeinen, so gilt es 
auch für den Naturgeschichtsunterricht im besonderen. Die Naturwissen- 
schaften spielen heute in der allgemeinen Bildung eine mindestens ebenso 
große Rolle als Poesie und Philosophie zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. 
Nach der materialen und formalen Seite ist das Gebäude der Naturwissen- 
schaften im 19. Jahrhundert bedeutend erweitert worden. Die breiten Schichten 
des Volkes nehmen immer regeren Anteil an den Fortschritten der Natur- 
wissenschaft. Um das wachsende Interesse zu befriedigen, entsteht eine 
populär-wissenschaftliche Literatur von sehr verschiedenartigem Wert. Auch 
das Schulleben konnte davon nicht unbeeinflußt bleiben. Dazu kommen die 
raschen Fortschritte der Pädagogik durch den Aufschwung der modernen 


(238) Referate. 


Psychologie, Soziologie und Hygiene. Auch die Methodik hat die aufstrebende 
Wissenschaft zur Blüte gebracht. Der gegenwärtige Stand derselben im natur- 
geschichtlichen Unterricht zeigt aber deutlich, daß Besinnung und Kritik not tut. 


Lay (Karlsruhe) bringt einen geschichtlichen Überblick: Die Me- 
thodik im Zusammenhange mit Biologie, Geologie und Philosophie. Von den 
ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Den Anfang der Reformbestrebungen auf 
dem Gebiete des naturgeschichtlichen Unterrichtes sieht er in den Forderungen 
Rossmäßlers (1860). Dieser will „in dem Schüler ein für sein ganzes Leben 
nachhaltiges Bedürfnis und Verständnis für einen freudenvollen Verkehr mit 
der Natur begründen“; er knüpft an A.v. Humboldt an, der die Natur als 
ein von inneren Kräften bewegtes und belebtes Ganzes auffaßt, und sagt von 
der beschreibenden Methode: „Sie hat den Gedanken, daß die Erde ein in 
seinen einzelnen Erscheinungen zusammenhängender Organismus ist,... nicht 
zum lebendigen, klaren Bewußtsein kommen lassen.“ Er macht der beschrei- 
benden Methode den Vorwurf, daß sie „recht eigentlich zu einer oberfläch- 
lichen Kenntnis“ erziehe, weil sie nur auf die Außenseite sehe und nicht zu- 
gleich auf den inneren ursächlichen Zusammenhang, und daß sie „den Menschen 
keine klare Weltanschauung gewinnen läßt“, die ihn „als ein Glied der Natur 
hervortreten läßt“. Schon Rossmäßler fordert eine Verknüpfung der natur- 
kundliehen Fächer und Beobachtung als Grundlage des Unterrichtes. Nicht 
im Spezialistentum, sondern im Überblicken des Ganzen liegt — nach Ross- 
mäßler — die Bedingung der naturwissenschaftlichen Auffassung, wie sie 
zur Gewinnung einer gediegenen Weltanschauung im Volke nötig ist. — Eine 
andere Richtung der Reformbestrebungen geht von der modernen biologischen 
Forschung selbst aus. Haeckel war der erste, der für die Einführung der 
Biologie und der Entwicklungslehre in die Schule eintrat. In den An- 
sichten der Methodiker über die Entwicklungslehre und das System bestehen 
große Gegensätze, auch werden vielfach Darwinismus und Entwicklungstheorie 
nicht auseinandergehalten und als Schreckgespenst betrachtet, das für Religion 
und Sittlichkeit Gefahr bringe. Man vergißt, daß die Deszendenztheorie nur 
die Entstehung der Formen erklären will und kann, nicht die Entstehung 
des Lebens. Die entwicklungstheoretischen Grundgedanken haben bereits 
die gesamte Geisteswelt durchdrungen und sich als fruchtbar erwiesen. Da 
der Unterricht dem jeweiligen Kulturfortschritt entsprechen muß, hat er 
auch die Entwicklungslehre zu berücksichtigen. Der Unterricht muß kultur- 
gemäß sein, d.h. dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechen; er muß 
aber auch naturgemäß sein, d. h. dem heutigen Stande der Pädagogik, der 
psychologischen Kinderforschung entsprechen. Der Entwicklungstheorie aus- 
zuweichen, führt zur Unehrlichkeit. Im Oberkurs des Lehrerseminars kann 
sogar auf eine Versöhnung von Religion und Wissenschaft hingearbeitet 
werden. Das System gibt übersichtliche Gruppierung und darf in keiner 
Weise vernachlässigt werden. 

Die Geschichte der Methodik des naturwissenschaftlichen Unterrichtes 
zeigt ein Aufsteigen, Untertauchen und Wiedererscheinen der manuigfachsten 


Referate. (239) 


und oft in Widerspruch stehenden Forderungen. Manche, wie die der Beob- 
achtungen, Exkursionen und Schulgärten, sind seit Jahrzehnten mit Recht 
erhoben worden und harren trotzdem noch heute der Erfüllung. 


Über die Beobachtung als Ausgang und Grundlage des Unterrichtes 
spricht Lay im allgemeinen Teil in einem eigenen Kapitel (Anschauung). 
Grundgedanke soll die einheitliche Naturgeschichte (Entwicklungsgeschichte) 
sein und die umfassenderen Ziele sind gegeben mit den Begriffen: Lebens- 
gemeinde (Lebensbedingungen), Lebensweise, Körperbeschaffenheit. Für die 
Auffassung und das Gedächtnis der Formen hält Lay neben den Licht- 
empfindungen die Bewegungsempfindungen des Auges für wichtig. Die Schüler 
sollen deshalb die Umrisse mit der Hand und dem Auge umfassen. Diese 
Ansicht wird auch von E. Walther in dem Kapitel über das Zeichnen ver- 
treten. Auch den Mißbrauch der Bilder bekämpft Lay mit der Forderung, 
daß das bloße Anschauen durch Beobachten ersetzt werden soll. 


Im speziellen Teil, welchen Ginzberger mit einem Überblick über die 
Teilwissenschaften der Zoologie und Botanik einleitet, widmen Portheim 
und Kammerer den Beobachtungen und Experimenten ein besonderes 
Kapitel. Neben botanischen und geologischen werden hier zum erstenmale 
zoologische Experimente berücksichtigt. Daß damit nicht Vivisektion gemeint 
ist und jede Tierquälerei dabei vermieden werden kann, erhellt aus den 
schönen Beispielen, die Dr. Kammerer aus seiner Lehrpraxis anführt. Der 
botanische Unterricht soll — nach Portheim — nicht nur die Kinder mit 
den wichtigsten und gewöhnlichsten Pflanzen bekannt machen, sondern auch 
Liebe und Interesse für die Pflanzen erwecken. Dies geschieht 1. durch Hin- 
weis auf verschiedene Eigenschaften der Pflanzen im Freien und bei Ausflügen, 
2. durch Übergabe der Pflanzen in häusliche Pflege, 3. durch Arbeiten im 
Schulgarten, 4. durch einfache Experimente (Keimung, Transpiration u. a.). 
In dem Kapitel über Exkursionen führt E. Walther (Leipzig) einige von 
ihm selbst geleitete Musterexkursionen als Beispiele an. Sie beweisen die 
Durchführbarkeit seiner Forderungen trotz aller Schwierigkeiten, die dem 
Lehrer durch dieselben erwachsen. Der hohe ideelle Wert der Exkursionen 
wird diesen für seine Mühe reichlich entschädigen. Die Exkursionen sind 
nach Walther unbedingt erforderlich zur Ausbildung des Intellekts und zur 
Pflege des Gemüts. „Die schönsten Bilder, Modelle und Präparate bleiben 
immer nur ärmliche Surrogate und Notbehelfe. Die Gewinnung einer wirklich 
wertvollen Anschauung des Lebens als einer Realität kann einzig draußen 
in der freien Natur am Urbilde selbst geschehen.“ Das gemütvolle Ver- 
ständnis des Lebens in der Natur ist als neues Ziel der Methodik erstanden, 
die Kenntnis der äußeren Formen ist nicht mehr Hauptsache des natur- 
geschichtlichen Unterrichtes. Zur Erreichung dieses Zieles werden die Ex- 
kursionen wesentlich beitragen. Über Schulgärten schreibt Hofgartendirektor 
Umlauft. Er unterscheidet drei Klassen: 1. Ziergärten mit Turn- und Spiel- 
platz; 2. Schulgärten, aus welchen lebendes Material für den botanischen 
Unterricht geliefert werden soll; 3. eine Kombination beider, verbunden mit 


(240) Referate. 


einem Schülerbeschäftigungsgarten, in welchem den Kindern die elementaren 
Begriffe des Gartenbaues gelehrt werden. Als sehr zweckmäßig bezeichnet 
Umlauft die Anlage eines Zentralschulgartens, welcher die kleineren Schul- 
gärten mit Material versorgt; eine Einrichtung, die sich in Breslau besonders 
«bewährt hat. Im Schulgarten der Großstadt sind biologisch interessante 
Pflanzen, solche mit augenfälligen Schutzvorsichtungen gegen Transpiration, 
die Schlafstellung (Blumenuhr), Parasiten und Epiphyten, Fleischfresser etc. 
zu zeigen. Ebenso die wichtigsten Pflanzen der Heimat (auch die Getreide- 
arten). Der Garten soll einen Einblick gewähren in die Werkstatt der Natur. 
„Das Leben der Pflanze ist ein Teil des großen Lebens im Weltall, seine Er- 
kenntnis führt zur allgemeinen Achtung und Ehrfurcht vor den großen Werken 
der Natur.“ Auf dem Lande ist die Bodenkultur mehr zu berücksichtigen. 
Vom Schulgarten kann manche Verbesserung, mancher Neuversuch in der 
Landwirtschaft ausgehen. Freilich muß man mit Tatsachen und nicht bloß 
mit Worten überzeugen wollen. Trotzdem wären reine Arbeitsgärten verfehlt. 
Die Kinder müssen auch hier in erster Linie zum Denken angeregt werden. 
Die Erklärung der meteorologischen Verhältnisse und die Bekämpfung des 
Aberglaubens sind zu berücksichtigen. Im Gebirge könnte durch Anbau von 
Arzneipflanzen und Weiden (zu Korbflechterei) auf eine neue Erwerbsquelle 
hingewiesen und die Kenntnis der Alpenflora vermittelt werden. Der Lehrer 
muß die modernen volkswirtschaftlichen Ideen in die Welt tragen. In jeder 
Lehrerbildungsanstalt sind Mustergärten anzulegen. Eine Ergänzung der Schul- 
gärten ist die häusliche Blumenpflege der Stadtkinder. Über Aquarien 
und Terrarien schreibt Dr. F. Werner (Wien). Er legt den Hauptwert auf 
die erzieherische Wirkung. Bei der Tierpflege wird das Verantwortlichkeits- 
gefühl ausgebildet. Vor Tiermißhandlungen muß gewarnt und auf den wunder- 
baren Bau der Tiere und die Analogien noch besonders hingewiesen werden. 
Auch bei der Besprechung der nützlichen und schädlichen Tiere meint 
Werner, man solle nicht auf dem kleinlichen Nützlichkeitsstandpunkte bleiben, 
sondern den Kindern begreiflich machen, daß das Tier um seiner selbst willen 
da ist, gerade so wie der Mensch, und daß man ohne dringende Notwendig- 
keit kein Tier töten soll, auch die sogenannten Schädlinge nicht. Die über- 
triebene Sentimentalität, die das Zerlegen der Pflanzen als roh und 
grausam verpönt, den „schöngeistigen Naturgeschichtsunterricht“, wie er von 
einseitigen Vertretern der biologischen Richtung betrieben wird, bekämpft 
Ginzberger. Er fordert mit Recht eine harmonische Erziehung, die weder 
rohe Barbaren noch sentimentale Gefühlsschwächlinge erzeugt. So wie mit 
dem Schlagworte „Biologie“, so wird auch mit „Anpassung“, „Mimikry“ ete. 
vielfach Mißbrauch getrieben. Das bespricht Rothe ausführlich in den dies- 
bezüglichen Kapiteln. Auch bedauert er, daß manche neue Schulbücher ohne 
jede Logik mit den Begriffen Kausalität, Teleologie etc. arbeiten. „Die Schule 
soll stets für das Erkennen bis zur Kausalität eintreten. Da, wo die Kau- 
salität aufhört, fange bei dem einen der religiöse Glaube an, bei dem andern 
die Erkenutnistheorie.* „Mehr Geologie“ fordern Rothe und Kossmat 


Referate. (241) 


(Wien) auch für die Volksschule, der speziell die physikalische Geologie an- 
schaulich und leicht verständlich ist. Die Wirkungen des Wassers und des 
Windes lassen sich bei Exkursionen leicht im kleinen demonstrieren. Auch 
bei dem Geographieunterricht sollte die Geologie mehr Berücksichtigung finden. 
Zum Schluß widmet der Herausgeber noch dem Lehrer auf dem Lande 
und der Fortbildung des Lehrers zwei Kapitel, in denen er reichlich An- 
regung gibt. Dies geschieht überdies durch die zahlreichen Literaturangaben. 
Das Werk gehört zu denen, die nicht totes Wissen, sondern lebendige Bil- 
dung vermitteln wollen und ist deshalb wärmstens zu empfehlen. 

, Ros. Handlirsch. 


Brian, Alessandro. Copepodi parassiti dei pesei d’Italia. Genova, 
1906. Stab. Tipo-Litografico R. Istituto Sordomuti. 4°. 187 8., 21 Taf. 


Das Werk ist in vier Abschnitte gegliedert: Geschichtliches, Systematik, 
Geographische Verbreitung, Literatur. Im geschichtlichen Teil hält Verfasser 
eine Überschau von den ersten Nachrichten über parasitische Kopepoden 
(Aristoteles und Plinius) angefangen bis in die neueste Zeit. Der Stoff wird 
nach drei Familien, nämlich den Lermaeen, Caligiden und Philichthyden ge- 
trennt behandelt, wobei sich die Ausführungen des Verfassers allerdings 
häufig auf ziemlich dürftige Zitate beschränken. Der Schwerpunkt der Arbeit 
will auf den systematischen Teil gelegt sein. Es werden darin (nach dem 
System von Gerstäcker 1871) alle bis jetzt gefundenen Arten, soweit sie auf 
Fischen italienischer Gewässer (des Meeres und des Süßwassers) vorkommen, 
aufgezählt. Eine Charakteristik der Familien, Genera und Arten gibt Ver- 
fasser nur dort, wo es sich um unvollständig beschriebene oder neue Spezies, 
beziehungsweise Genera handelt. Von diesen sind folgende publiziert: 


Pseudoeucanthus nov. gen. Zweite Maxillarfüße im Gegensatze zu 
Eucanthus an der Außenseite des Kauapparates sitzend; Außenäste des vierten 
Fußpaares ohne hakenförmigen Fortsatz, lamellös und beborstet, gleich denen 
der vorhergehenden Beinpaare. Pseudoeucanthus Alosae nov. spec. 9 
und ZJ. Taf. 11, Fig. 1—8. Körperlänge des @ 1'098 mm, Länge des Cephalo- 
thorax 0'34 mm, Breite desselben 0:38 mm. Erstes Abdominalsegment mit dem 
Cephalothorax verwachsen, Postabdomen (!) dreigliedrig. Furkalplatten länglich 
rechteckig, mit je einer langen und vier kurzen Borsten. — Habitat: Am 
Auge von Clupea alosa Cuv. 


Gen. Bomolochus Nordmann. Anchistrotos nov. subgen. Vorderantennen 
fünfgliedrig. Stirn mit zwei „hamuli“ bewehrt. Anchistrotos Gobii noVv. 
spee. Q und Z. Taf. 13, Fig. 1—10. Körperlänge des @ 1'4—1'6 mm, Breite 
des Cephalothorax 050 mm. Vorderantennen sechsgliedrig, Hinterantennen zwei- 
gliedrig, Endglied mit vier hakenförmigen Borsten und einem bewimperten 
Anhang. Genitalöffnungen an den Seiten des sechsten Segmentes. g’ ähnlich 
dem 9. — Habitat: Mund von Gobius capito Cuv. et Val. 

Caligus Lichiae nov. spec. Q und Z'. Taf. 14, Fig. 1—14; Taf. 16, 


Fig. 8-11. 9 5!/,—6mm lang. Cephalothoraxschild fast rund, am Rücken 
Z.B. Ges. 58. Bd. q 


(242) Referate. 


gewölbt. Abdomen (!) rechteckig, durch ein kleines ringförmiges Segment 
mit ersterem verbunden; Postabdomen (!) sehr kurz, mit kleiner Furka. Auf 
dem Basale des dritten Thoraxfußes zwei charakteristische, sphäroidische, mit 
Warzen versehene Polster und zwei chitinöse, gebogene Wülste, nach der 
Vermutung des Verfassers Adhäsionsorgane. g' 41/;—5 mm lang. Habitus 
dem des @ sehr ähnlich, doch das Genitalsegment viel schmäler und mit zwei 
Loben am ventralen Hinterrand. — Habitat: Kiemen von Lichia amia L. 

Caligus ligusticus nov. spec. g. Taf. 15, Fig. 1—8. Länge 3 mm. 
Cephalothorax groß, fast rund, mit zwei sehr kleinen Augen. Postabdomen (!) 
schmal, Furka jederseits mit drei langen und einer kurzen Fiederborste. (Diese 
Angabe steht mit der Zeiehnung nicht in Übereinstimmung!) — Habitat: 
Kiemen von Box salpa L. und Sargus Rondeletiü Cuv. et Val. 


Hatschekia Damianii nov. spec. Q. Beschreibung und Abbildung 
dieser Form gibt der Verfasser in: Atti Soc. Sc. Nat. e Geogr., Vol. XIU, 
1902, p. 39, Tav. 1. — Habitat: Kiemen von Labrus spec. und Cremilabrus 
pavo Cuv. et Val. 

Penella rubra nov. spec. 9. Taf. 7, Fig. 3. Verfasser beschreibt 
von dieser wegen ihrer Farbe so benannten Art nur die Schwanzregion des 
jungen 9, da es ihm nicht gelang, die im Muskelgewebe eingebohrten Tiere 
unversehrt auszulösen. Die „Feder“achse trägt zahlreiche seitliche Zweige, 
welche im Bau von den korrespondierenden Bildungen erwachsener Penella- 
Arten stark abweichen. Vielleicht handelt es sich um Jugendstadien von 
Penella Orthagorisci oder P. filosa. — Habitat: Auf Orthagoriscus mola L. 

Brachiella exigua nov. spec. 9. Taf. 7, Fig. 1; Taf. 20, Fig. 7. 
Cephalothorax (mit den Armen) 2 mm, Abdomen (!) 2 mm lang. Letzteres oval, 
nach hinten erweitert und in ein schildartiges Postabdomen (!) mit zwei kleinen 
Anhängen endigend. Maxillarfüße mit großem Basale und hakenförmigem End- 
glied, an dessen Innenrand eine Reihe von spitzen Härchen sitzen. — Habitat: 
Kiemen von Pagellus erythrinus Cuv. 

Clavella strumosa nov. spec. Q. Taf. 9, Fig. 4—7; Taf. 20, Fig. 8—12. 
Kopf vom Halsteil deutlich geschieden, an der Basis desselben eine charakte- 
ristische sackförmige, asymmetrische Erweiterung. Habitus im übrigen Clavella 
fallax und die Mundgliedmaßen denen von Clavella Sargi ähnlich. Körper- 
länge inklusive den Eiersäcken 5—6 mm. — Habitat: Kiemen von Pagellus 
erythrinus Cuv. 

Clavella alata nov. spee. 9. Taf.3, Fig.5; Taf. 20, Fig. 5—6. Unter- 
scheidet sich von den anderen Arten durch zwei am Grunde der Arme be- 
findliche Flügel. Halsteil diek und lang. Eiersäckchen so lang wie der Körper. 
(Wie lang? sagt Verfasser nicht!) — Habitat: Kiemenbögen von Phicis blen- 
nioides Bl. Schn. 

Clavella macrotrachelus nov. spee. Q und g'. Taf. 8, Fig. 5; Taf. 21, 
Fig. 1—4. Ausgezeichnet durch einen langen, schmalen Halsteil und sehr 
kurze Arme. Körperlänge 2—2!/; mm. dj’ zwergig, lebt am Körper des 9. — 
Habitat: Kiemen von Sargus vulgaris Goeff. und $. Rondeletii Cuv. et Val. 


Referate. (243) 

Clavella Sciaenae nov. spec. 9. Taf. 10, Fig. 2; Taf. 20, Fig. 13, 14. 
Länge des Körpers 3!/; mm, des Halses 3!/;, mm. Größte Körperbreite 1!/, mm. 
Eiersäcke bis 4 mm lang. Körper birnförmig, Ende desselben mit vier gleich 
langen und einem kürzeren medianen Anhang. — Habitat: Kiemen von Sciaena 
aquile Sac. 

Im dritten Teil, der Corologie, geht einer tabellarischen Aufzählung 
der Parasiten nach dem Orte ihres Vorkommens ein kurzer Abriß über die 
allgemeine Verbreitung voraus. Von 168 für das Mittelmeer aufgezählten 
Arten sind 68 als gemein in der Adria, hingegen 9 Spezies als vorwiegend 
(teilweise exklusiv) adriatisch bezeichnet. Weun für manche Lokalitäten eine 
größere Artenzahl bekannt ist, so sei der Grund hiefür in der verschiedenen 
Erforschung der Gebiete, keineswegs aber etwa in einer reicheren Fauna zu 
suchen. 

Das Literaturverzeichnis ist als eine Zusammenstellung sämtlicher 
Publikationen, welche über parasitische Kopepoden (ohne Rücksicht auf den 
Wirt) erschienen sind, erklärt. Diese apodiktische Behauptung des Verfassers 
scheint mir gewagt, nachdem ich schon nach kurzer Benützung des Ver- 
zeichnisses das Fehlen einer größeren Arbeit von W. Giesbrecht (nämlich: 
„Beiträge zur Kenntnis einiger Notodelphyiden“, Mitteil. der zool. Station in 
Neapel, Bd. III, 1882) konstatieren konnte. 

Eine alphabetisch geordnete Liste der Fische Italiens, welche von para- 
sitischen Kopepoden bewohnt werden, und eine ebensolche der letzteren be- 
enden den schriftlichen Teil des Werkes. Es folgen noch 10 kolorierte und 
11 schwarze Tafeln. Dem Maßstab empfindlicher Genauigkeit werden die 
Zeichnungen des Verfassers (vornehmlich die schwarzen) nieht standhalten. 
Es besitzt die ganze umfangreiche Arbeit leider nicht den Wert, den der 
Verfasser bei dem Aufwand gewiß großer Mühe hätte erreichen können. 

Dr. Otto Pesta. 


Publikationen über Lepidopteren. 
(Referent Prof. Dr. H. Rebel.) 


Hellweger, Prof. M. Über die Zusammensetzung und den vermut- 
lichen Ursprung dertirolischen Schmetterlingsfauna. (33. Jahres- 
ber. des fürstbisch. Privat-Gymnasiums in Brixen, 1908, $. 1-52.) 

Nach einer topographischen und floristischen Einleitung werden „Streif- 
lichter auf die vermutliche Fauna in der Tertiär- und Eiszeit“ geworfen, die 
postglaziale Wanderung besprochen und Beispiele von Zuflug und Einschlep- 
pung einzelner Arten aus der jüngsten Zeit angeführt. Die beiden weiteren 
Abschnitte beschäftigen sich eingehend mit den alpinen und südlichen Ele- 
menten der tirolischen Fauna, wogegen der letzte Abschnitt andere zoo- 
geographische Eigentümlichkeiten derselben behandelt. In einem Anhang 
werden zwei vom Verfasser bereits anderwärts publizierte melanotische For- 
men (Kivula sericealis ab. oenipontana und Hybernia aurantiaria ab. fumi- 
pennaria) besprochen und abgebildet. 

q* 


(244) Referate. 


Wenn schon die allgemeine Inhaltsangabe das besondere Interesse der 
Faunisten erwecken muß, so geschieht dies in noch hervorragenderer Weise 
durch die zahlreichen in Fußnoten gegebenen, unter Anführung des Gewährs- 
mannes gemachten Lokalitätsangaben für zahlreiche faunistisch hochinteressante 
Arten, von denen ein großer Teil neu für die tirolische Landesfauna erscheint, 
wie beispielsweise Goneptery& cleopatra (wiederholt in Arco gefangen, S. 16), 
Leucania unipuncta (Brixen), Pseudophia illunaris (Meran, Settari), Catocala 
conjuncta (Arco), Catoc. nymphaea (Torbole), Lythria plumularia (Brenner), 
Lobophora appensata (Nordwesttirol), Boarmia umbraria (Arco), Zygaena fausta 
(Bludenz, Lechtal), Aglaope infausta (Bozen öfters, Rößler, S. 46), Oledeobia 
connectalis (Meran, S. 41), Psecadia flavitibiella‘) (Landeck, S. 37) u.a. 


Hoffentlich entschließt sich der Verfasser, in nicht zu ferner Zeit ein 
kritisch revidiertes Verzeichnis für die so reiche Lepidopterenfauna Tirols in 
systematischer Anordnung herauszugeben, welches die sichere Basis für weitere 
faunistische Forschungen bieten sollte. 


Federley Harry. Über den Albinismus bei den Lepidopteren. (Act. 
Soe. pro Fauna et Flora Fennica, 31, Nr. 4, 1908.) 

Diese hübsche Studie, der mehrere Textabbildungen und eine Tafel 
beigegeben sind, beschäftigt sich eingehend mit der schon oft ventilierten 
Frage über das Wesen und die Entstehungsursachen des Albinismus. Aus- 
gehend von der Ansicht Standfuß’, wonach beim echten Albinismus weder 
die Zeichnung der Art sich verändern, noch auch die lichten Zeichnungs- 
elemente sich auf Kosten der anderen ausdehnen dürfen, hat Verfasser in 
mehreren Fällen nachgewiesen, daß nicht ein Ausfall des Pigmentes allein 
den Albinismus erzeugt, sondern auch eine Verkümmerung der Schuppen, 
wodurch das in normaler Menge vorhandene Pigment nicht zur vollen Ablage- 
rung gelangen kann, so daß die Färbung eine bleichere und verwischte wird. 


Auch verwirft Verfasser mit Recht den von Standfuß gemachten 
Unterschied zwischen totalem und partiellem Albinismus. 


Kusnezov N. J. Von den meist in russischer Sprache erschienenen und daher 
wenig gekannten wertvollen Publikationen dieses Autors, welcher Kustos 
am zoologischen Museum der kais. Akademie der Wissenschaften in St. 
Petersburg und Herausgeber der Revue Russe d’Entomologie ist, seien 
nachstehende Arbeiten aus neuerer Zeit erwähnt: 


1. On two new species of Biston Leach. (Amphidasys Tr.) 
from Amoorland. (Hor. Soc. Ent. Ross., XXX’V, 1900, p. 42—48.) Beschrie- 
ben und abgebildet werden: Biston bloeckeri und B. hypoleucos. Erstere Art 
steht der B. (Amraica) regalis Moore aus Nordindien nahe, letztere der B. 
(Amphidasis) betularia. 

1) Die Art hat sich kürzlich bei einer Revision als Psecadia aurifluella 
Hb. herausgestellt. (Rebel.) 


Referate. (245) 


2. Über die systematische Stellung und Variabilität von 
Malacodea regelaria Tugstr. (Revue Russe d’Entom., 1904, p. 40—43 
und 1905, p. 203—207. Mit zusammen 11 Textabbild. Russisch.) Die Verwandt- 
schaft mit den zunächst stehenden Gattungen wird erläutert. Die Variabilität 
dieses hochnordischen, sehr interessanten Spanners ist keine bedeutende. 

3. On the development of ocellated spots in the larvae of 
Deilephila nerii L. and Pergesa porcellus L. (Rev. Russ. d’Ent., 1906, 
p. 154—161. Mit 6 Fig. Russisch, mit englischem Resume.) Diese interessante 
Studie hebt die Tatsache hervor, daß selbst bei so nahe verwandten Arten, 
wie es die beiden obgenannten Sphingiden sind, keine Homologie in der Bil- 
dung der seitlichen Augenflecke bei den Raupen besteht. 

4. Zur Frage über die Bedeutung der Färbung der Hinter- 
flügel der Catocala-Arten. (Biol. Zentralbl., XXVI, 1906, S. 116—124.) 
Eine treffiiche Kritik der an gleicher Stelle (XXIV, S. 514—520) erschienenen 
Arbeit von Schaposchnikow, die eine neue Erklärung der roten Färbung 
im Hinterflügel bei Catocala Schr. zu geben bemüht war. Verfasser weist mit 
großer Überlegenheit auf die zahlreichen Fehler Schaposchnikows hin, die 
zum Teil aus einer zu anthropomorphistischen Anschauungsweise, zum Teile 
aus ungenügender Literaturkenntnis herrühren. Die von Sch. als biologischen 
Erklärungsgrund angenommene Kontrastwirkung in der Färbung der Vorder- 
und Hinterflügel bei Catocala wurde lange vorher schon von Lord Walsing- 
ham in ihrer Bedeutung ausführlich besprochen. Bemerkt sei noch, daß Kus- 
nezov sich speziell mit dem Studium der Gattung Catocala befaßt und auch 
einige systematische Arbeiten darüber veröffentlicht hat. 

5. Nouveau genre palearetique de Noctwidae. (Aus den Schriften 
der k. Akad. d. Wiss. in St. Petersb., XIII, 1908, p. 65—68. Mit 7 Textfiguren. 
Russisch.) Beschrieben wird Gryphadena (nov. gen.) mit der Type minuta 
Püngeler (1899). Die Gattung steht bei Pseudohadena Alph. und Hetero- 
grapha Stgr. Die Abbildungen geben morphologische Details und ein Total- 
bild der typischen Art aus dem Uralgebiet. 

6. ListofLepidoptera colleectedby L.S. Berg on the northern 
shores of the Aral Sea in the year 1906. (Aus den Wiss. Ergebnissen 
der Aralsee-Exped., Lief. VIII, p. 103—121, Taf. IVa. Russisch.) In dieser 
interessanten faunistischen Arbeit wird auch eine Anzahl neuer Formen 
(letztere auch in englischer Sprache) beschrieben und abgebildet, wie Plebejus 
argyrognomon var. bergi (p. 107, Fig. 1—3), welche oberseits stark der Pl. ro- 
xane Gr. Gr. gleicht, Onychestra bergi (p. 110, Fig. 5, 6), nahe der O. (= Ma- 
mestra) siccanorum Stgr., ferner werden abgebildet Phlyctaenodes rhabdalis 
Hmps. (Fig. 7) und die nahestehende Phl. sedakovialis Ev. (Fig. 8), Salebria 
aralensis (p. 115, Fig. 9) und Paradaria (nov. gen. Phyeitinorum, p. 118) mit 
der Type tshetverikow (Fig. 10, 11). 


Höfner 6. Die Schmetterlinge Kärntens. II. und III. Teil. Mikrolepido- 
pteren. (Jahrb. d. naturhist. Museums von Kärnten, Heft XXVIII—-XXIX, 
S. 1—120 und S, 1—118, 1907—1908.) 


(246) Referate. 


Mit diesen beiden Teilen hat die gesamte Lepidopterenfauna Kärntens, 
deren erster, die Makrolepidopteren behandelnder Teil im Jahre 1904 er- 
schienen ist,!) ihren Abschluß gefunden. 

Die vorliegenden Teile sind ebenso sorgfältig gearbeitet wie der erste 
und bringen den Nachweis für 1138 Arten Mikrolepidopteren aus Kärnten. 
Einige Gruppen, wie beispielsweise die schwierige Gattung Coleophora mit 
66 Arten, geben ein neuerliches schönes Zeugnis für den Sammelfleiß des 
Autors, da hier fast alle Angaben von ihm herrühren. Wünschenswert wäre 
es gewesen, bei jenen Arten, für welche Angaben Manns aus dem Glockner- 
gebiete vorliegen, in zweifelhaften Fällen eine kritische Revision der im Hof- 
museum befindlichen Belegstücke, die so manche Aufklärung gebracht hätten, 
zu veranlassen. Relativ sehr arm sind die Angaben für die Gattung Nepticula 
mit nur 8 Arten, was sich daraus erklärt, daß sich noch niemand in Kärnten 
mit der Zucht dieser Blattminierer befaßt hat. Neu beschrieben wird nur 
eine Art, Elachista albicapilla (Rbl. i.1., Teil III, S. 63), aus dem Gebiete 
der Kor- und Saualpe, welche der El. diederichsiella Hering zunächst steht. 
Für die Lebensweise sehr vieler Arten werden verläßliche, auf eigener Beob- 
achtung beruhende Angaben gebracht. Hoffentlich ist es dem Autor selbst 
noch gegönnt, recht zahlreiche Nachträge zu seinem entomologischen Haupt- 
werke in Zukunft zu liefern. 


Lampert, Prof. Dr. K. Großschmetterlinge und Raupen Mittel- 
europas.?) 

Das Werk. liegt nunmehr abgeschlossen vor und macht durch sein 
handliches Format und seine zahlreichen guten Abbildungen einen sehr 
empfehlenden Eindruck. Wie bereits in der ersten Besprechung hervorgehoben, 
steht leider der Text des systematischen Teiles nicht auf der Höhe der Ab- 
bildungen und kann nur dem ersten Anfänger genügen. Seltenere mittel- 
europäische Arten sind regelmäßig übergangen, aber auch Lokalformen und 
Aberrationen der verbreiteten Arten fehlen vollständig. So stellt sich das 
Werk als ein rein buchhändlerisches Unternehmen dar, welches an keiner 
Stelle eine Originalmitteilung bringt und auch in der Auswahl der Quellen 
nicht kritisch vorging. 


Krancher, Dr. 0. Entomologisches Jahrbuch für 1909. (18. Jahrg.) 


Aus dem lepidopterologischen Inhalte dieses bekannten Jahrbuches 
seien hervorgehoben von Dr. A. Meixner: „Die zentraleuropäischen Pyrali- 
morphen“, mit eingestreuten allgemein systematischen und literarischen Be- 
merkungen, von Max Rothke: „Erinnerungen an das ‚Hohe Venn‘ in der 
Eifel“, eine anregend geschriebene Schilderung dieses faunistisch interessanten 
Gebietes, welches sich bis ca. 700 m erhebt und in seinen torfigen Gründen 


!) Vgl. diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1906, 8. 621. 
2) Vgl. diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1906, 8. 622—623; Jahrg. 1907, 
S. (207). 


Referate. (247) 


auch Colias palaeno var. europome beherbergt. Julius Stephan macht Mit- 
teilungen aus dem Raupenleben zahlreicher Mikrolepidopteren, ohne jedoch 
neue Beobachtungen zu bieten, H. Grützner bespricht die Biologie von 
Limenitis populi. Dr. Meyer gibt auf Grund der trefflichen Arbeit von 
Disqu& Bestimmungstabellen der Tortrieiden-Raupen, wobei allerdings in 
vielen Fällen die Futterpflanze das entscheidende Kennzeichen bleibt. Fritz 
Hoffmann kündet kleine biologische Mitteilungen über einzelne Schmetter- 
lingsarten an und beginnt mit Parnassius mnemosyne, bezüglich deren ® die 
Behauptung aufgestellt wird, daß die Glasigkeit der Flügel von einer längeren 
Copula herrühre, wobei das Ö' seine Flügel fortwährend an die Vorderflügel 
des @ anschlägt, was Verfasser auch bei Aporia erataegi beobachtete. Wenn 
auch nicht in Abrede gestellt werden kann, daß bei der Copula vielleicht 
etwas Schuppenverlust eintritt, so kann derselbe doch nicht so weit und so 
regelmäßig auf beiden Flügeln stattfinden, um den breiten glasigen Saum des 
Q zu erzeugen, der auch bei unbefruchteten (taschenlosen) @ sich findet. 
Auch müßte das Ö' einen ähnlichen Schuppenverlust erleiden, was Verfasser 
nicht behauptet. Schließlich seien noch die biographischen Nachrichten über 
Rösel v. Rosenhof von Albert Kunze erwähnt. Literarische und geschäft- 
liche Anzeigen bilden den Beschluß des beliebten Kalendariums. 


Schulvivarien. Von Dr. F. Urban (Plan, Böhmen). (Sonderabdruck aus den 
Nr. 3, 4, 5 und 7 der „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, 
Jahrg. 1908.) 

Mit Rücksicht darauf, daß unser Verein der Förderung des natur- 
geschichtlichen Unterrichtes wärmsten Anteil entgegenbringt und daß sich 
die Vereinsverhandlungen in so manchen Lehrerbibliotheken finden, möchte 
ich die Aufmerksamkeit der Kollegen an Mittelschulen auf eine kleine, aber 
gehaltvolle Veröffentlichung lenken, welche — nach gefälliger Mitteilung des 
Verfassers — von ihm, solange der Vorrat reicht, gerne an Interessierende 
abgegeben wird. Ich halte die Arbeit auch aus dem Grunde für besonders 
beachtenswert, als darin gezeigt wird, mit wie geringen Mitteln (einer Jahres- 
dotation von 100 K, wovon aber ein beträchtlicher Teil für andere Zwecke 
in Abzug kommt!) ein für sein Fach begeisterter talentvoller Lehrer den Unter- 
richt in einer Weise heben kann, daß man nur mit Wehmut an die eigene 
Studienzeit zurückdenkt, wo die Vorführung der nun den Mittelschülern zu- 
gänglich gemachten Lebewesen selbst an Hochschulen nicht zum Alltäglichen 
gehörte. Weiters schätze ich an der Arbeit den praktischen Zug, der in ihr 
herrscht und der besonders geeignet ist, Nachfolgern auf diesem schönen Ge- 
biete an die Hand zu gehen, sie vor Enttäuschungen und erfolglosen Ver- 
suchen zu bewahren, sie ferner mit den besten Bezugsquellen und den billigsten 
und praktischesten Einrichtungen bekannt zu machen. 

An der Hand eines Planes des Vivarienzimmers der Staatsrealschule in 
Plan erfährt man die Aufstellung, Verteilung und Auswahl der Behälter, die 


(248) Referate. 


Art ihrer Besiedelung mit Tieren und Pflanzen, Winke über Fütterung und 
Bemerkungen über besonders für Unterrichtszwecke brauchbare Demonstrations- 
objekte; weiterhin macht uns der Verfasser mit dem Betriebe seiner Seewasser- 
aquarien, Terraaquarien, mit den Kulturen von Sumpfpflanzen, Algen u. dgl. 
bekannt. Ich glaube, nach der Lektüre der anregend geschriebenen Arbeit 
wird man gerne den Worten zustimmen, welche den Schluß des Aufsatzes 
bilden: Keine Schule ohne Vivarien! 


Im Anschlusse möchte ich noch auf eine kleine Veröffentlichung des- 
selben Verfassers hinweisen, welche unter dem Titel: „Biologische Sehüler- 
übungen‘ im Jahresberichte der Staatsrealschule in Plan (1908) erschien und 
die eine Übersicht derjenigen botanischen Objekte gibt, welche von seinen 
Schülern in einem eigenen biologischen Praktikum selbst präpariert, unter- 
sucht und gezeichnet wurden, wobei erläuternd anzufügen ist, daß dem Ver- 
fasser die Einstellung eines derartigen Kurses (dem er noch weitere folgen 
lassen will) unter die sogenannten Freigegenstände (wie z. B. die praktischen 
chemischen Übungen an den Oberrealschulen) von den Behörden gestattet 
wurde. Jeder Fachmann wird der glücklichen Auswahl der untersuchten 
Objekte und der Ausnützung des Materiales zur Vertiefung des Wissens 
der Schüler alle Anerkennung zollen. Als Schluß der Mitteilung erscheint 
eine Aufzählung der durchgeführten pflanzenphysiologischen grundlegenden 
Versuche. 

Anton Heimerl (Wien). 


Lily Rechinger und Dr. Karl Rechinger. Streifzüge in Deutsch-Neu- 
guinea und auf den Salamonsinseln. Berlin, Dietrich Reimer (Ernst 
Vohsen), 1908. 8°. 


Unter dem obigen Titel erschien kürzlich ein reich illustriertes Werk, 
das gewiß das jüngste deutsche Kolonialbuch ist. Die beiden Autoren schildern 
Flora, Fauna, Land, Leute und Leben jener fernen Gegenden mit wahrheits- 
getreuer Feder. 

Der Leser genießt mit ihnen alle die großartigen Eindrücke des längeren 
Aufenthaltes in so gefahrbringenden Gegenden. 


Dr. Rechinger und seine mutige Frau sind Botaniker und es ist daher 
begreiflich, daß der größte Teil des Inhaltes des Buches der Botanik gewidmet 
ist. Die botanische Ausbeute war eine überaus reichliche und sind darunter 
sehr viele neue, bisher noch nie gesammelte Pflanzen zu verzeichnen. 


Es wurde jedoch auch der Fauna ein Hauptaugenmerk geschenkt und 
wurden Fische sowie Insekten durch die beiden Autoren sachverständig ge- 
sammelt und transportfähig gemacht. Als eifrige Photographen haben die 
Reisenden eine große Anzahl von Landschaftsaufnahmen hergestellt, welche in 
sehr gelungenen Reproduktionen das Buch zieren. 

Nachdem die Schilderungen den Eindruck machen, daß sie sich durch- 
aus nur an das wirklich Erlebte halten und jede ruhmredige Hervorkehrung 
der Tätigkeit der Reisenden mit Recht unterlassen ist, wird sich das Buch 


Referate. (249) 


auch in der Richtung viele Freunde machen, daß es zwischen streng wissen- 
schaftlichem Fachwerk und bloßer Reisebeschreibung die riehtige Mitte hält. 
X. 


Behrens, Wilhelm. Tabellen zum Gebrauch bei mikroskopischen 
Arbeiten. Vierte, verbesserte Auflage, herausgegeben von Ernst Küster. 
Leipzig, S. Hirzel, 1908. 8°. VIII 245 8. Preis 7 M. 

Jedem Mikroskopiker sind Behrens’ Tabellen ein wichtiger Behelf. Es 
ist daher freudig zu begrüßen, daß sich Küster der Mühe unterzogen hat 
eine neue Auflage herauszugeben, in welcher den Fortschritten der Mikro- 
technik Rechnung getragen wurde. Alte, nicht mehr in Verwendung stehende 
Methoden wurden ausgeschaltet, zahlreiche Zusätze eingefügt. Ganz neu ist 
eine Tabelle: Fixierung und Färbung der Protozoen, von Prowazek verfaßt, 
ferner Tabellen zur Untersuchung von homogenen Kristallen und Bestimmung 
der Feldspate durch die Beekesche Linie, beide von Sommerfeldt. Den 
Biologen interessiert von den neuen Tabellen in erster Linie die von Prowazek 
bearbeitete als sehr zeitgemäß. Die neue Auflage der Tabellen wird zu den 
zahlreichen bisherigen Benützern gewiß eine große Zahl neuer Freunde hinzu- 
fügen. Die Ausstattung des Buches ist eine gute, Druck und Papier allen 


Anforderungen entgegenkommend. 
J. Brunnthaler (Wien). 


Janchen, E. Die europäischen Gattungen der Farn- und Blüten- 
pflanzen, nach dem Wettsteinschen System geordnet. Wien, Verlag 
des Naturwiss. Vereines an der Universität Wien (I., Reichsratsstraße 4), 
1908. 498. Preis IK. 


Die Broschüre enthält eine fortlaufend numerierte Aufzählung aller in 
Europa durch wildwachsende oder häufig verwilderte Arten vertretenen Fa- 
milien und Gattungen der Pteridophyten, Gymnospermen und Angiospermen 
in der Reihenfolge des von Wettstein in seinem „Handbuch der systematischen 
Botanik“ angewendeten Systems und kann als Herbarkatalog, als Richtschnur 
bei der Abfassung von Pflanzenaufzählungen sowie zur raschen Orientierung 
über das System, soweit es sich um europäische Flora handelt, verwendet 
werden. 

Es dürfte für die meisten Besitzer europäischer Herbare ein unent- 
behrlicher Behelf werden, welcher durch die Beschränkung auf europäische 
Gattungen sehr handsam ist, was von den derzeit meist verbreiteten Herbar- 
behelfen nicht gesagt werden kann. Die gute Ausstattung und der billige 
Preis erhöhen die Verbreitungsfähigkeit außerordentlich. 

J. Brunnthaler (Wien). 


(250) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Bericht der Sektion für Lepidopterologie. 


Versammlung am 6. November 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel. 


I. Der Vorsitzende begrüßt die zahlreich erschienenen Sektions- 
mitglieder in dem neuen Gesellschaftslokale und ersucht, die Wahl 
eines Obmannstellvertreters und Schriftführers der Sektion vorzu- 
nehmen, welche Stellen durch den Austritt des Herrn Otto Bohatsch 
und Rücktritt des Herrn Fritz Wagner zu besetzen sind. 

Der Vorsitzende bringt für die Stelle eines Obmannstellvertreters 
Herrn Zentralinspektor Johann Prinz und für jene des Schriftführers 
Herrn Dr. Egon Galvagni in Vorschlag, welche Herren per Akkla- 
mation gewählt werden. 


II. Der Vorsitzende legt hierauf nachstehende Druckwerke 
unter Hinweis auf die in den „Verhandlungen“ erscheinenden Re- 
ferate vor: 


Hellweger, M. Über die Zusammensetzung und den ver- 
mutlichen Ursprung der tirolischen Schmetterlingsfauna. 
(35. Jahresber. des fürstb. Privat-Gymn. in Brixen, 1908.) 

Höfner, G. Die Schmetterlinge Kärntens. II. und Ill. Teil: 
Mikrolepidopteren. (Jahrb. des naturhist. Mus. Kärnten, 
1907— 1908.) 

Federley, H. Über den, Albinismus bei den Lepidopteren. 
(Acti Soc. pro Fauna et Flora Fennica, 1903.) 


III. Derselbe macht Mitteilung von dem gewünschten Verkauf 
der Sammlung des verstorbenen Realschuldirektors Döll (V1/2, 
Hirschengasse 11, 2. Stock). 


IV. Herr Dr. Karl Sechawerda berichtet unter Materialvorlage 
in Fortsetzung der in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1906, S. 690 ff., 
angeführten Ergänzungen zur Lepidopterenfauna Bosniens und der 
Herzegowina über 62 für diese Länder neuen Makro- und 47 solchen 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (251) 


Mikrolepidopterenformen. Dieselben wurden größtenteils von ihm 
persönlich oder von seinen Reisebegleitern, den Herren Ernst Fitz, 
Franz v. Meißl, Hofrat Dr. Karl Schima, oder von Herrn Leo 
Schwingenschuß auf den in den Monaten Juli der Jahre 1907 
und 19038 ausgeführten Sammelreisen erbeutet. Ein weiterer Teil 
der Arten rührt von dem Gendarmeriewachtmeister J. Janecko 
her, der namentlich in Rilji und Lukavac, beide Orte in der Nähe 
von Nevesinje in der Herzegowina gelegen, fleißig Nachtfang betrieb. 

Die gebrauchten Abkürzungen sind: Jan. = J. Janecko, 
Schaw. = Dr. Schawerda, Schwing. = L. Schwingenschuß. 
Die nachgesetzten Nummern sind jene des Staudinger-Rebel- 
Kataloges. 


Rhopalocera. 
Oolias hyale ab. 9 flava Husz. (95a). Trebevie, 15./VI. 
(Schwing.) — Colias balcanica (114c) forma 9 anna Schaw. (z.-b. 


G., 1907, S. 220). Vucija bara, VII. (1907 Dr. Schaw., 1908 Dr. 
Schima.) — Erebia aethiops forma leucotaenia Stdgr. (2962). Suha. 
Unter der Stammform, VII. 07. (Schaw.) Forma nigra Ms. Bocae. 
(Sehwing.) — Erebia euryale Esp. forma euryaloides Tngstr. (301 b). 
Trebevic. (VII, S, Schaw.) — Coenonympha arcania (433) forma 
nova. Der forma eburnea Habich von O©. pamphilus L. entsprechend. 
Oben und unten beingelb. Suha. (Fitz, VII. 08.) Wird vom Ent- 
decker demnächst beschrieben und benannt werden. Forma orientalis 
Rbl. Mit großen Hinterflügelaugen der Unterseite. Bleilinie. Der 
philea Fr. nahestehend. Vucija bara. (Schaw., 07.) — Coen. pam- 
philus L. (440) forma marginata Rühl. Mostar. (Schwing.) Forma 
Iyllus Esp. Mostar. (Schwing.) Forma thyrsides Stdgr. Plana bei 
Bilek. (Schwing., 08.) — Uhrysophanus aleiphron R. forma melibaeus 
Stdgr. (511a). Vucija bara. (Schaw. 08). — Lycaena orion P. (574) 
forma nigra Rühl. Suha, Vueija bara. (Schaw., 07.) — Lycaena 
admetus Esp. (619). Mostar. (Schwing., VII. 07.) — Hesperia alveus 
Hb. forma onopordi Rbr. (703c). Mostar (Schwing., 07), Lastva 
(Schaw. 08). 
Lymantriidae. 

Euproctis chrysorrhoea L. (913) forma paumetigera Teich. Suha. 
(Fitz, 07.) — Arctornis L. nigrum Müll. (923). Jaice, am Licht. 
Der Falter war noch frisch und daher blaßgrün. (Schwing., 07.) 


(252) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Lasiocampidae. 


Malacosoma framconica Esp. (958). 1 d', 2 9 von L. Sche- 
liuschko auf der Bjelagora bei Trebinje in 1200 m Höhe erbeutet, 
v1. 07. — Poecilocampa populi L. forma alpina Frey (962a). Ne- 
vesinje. (Jan., 07.) 

Noetuidae. 


Panthea coenobita Esp. (1064). Jaice. (Meißl, 8./VII. 07.) — 
Agrotis margaritacea Vill. (1215). Rilji, 19. (Jan.) — Agr. cinerea 
Hb. (1347) forma alpigena Turati. Lichter und weniger gezeichnet. 
Rilji, 2 d’. (Jan.) — Agr. tritiei L. (1375). Nevesinje, 1 d'. (Jan.) 
— Mamestra serena Schiff. (1514). Stammform. Sarajevo, 29. (Jan.) 
— Dianthoecia proxima Hb. (1530). Trebevie. (Schwing., 07.) — 
Dianth. compta F. forma armeriae Gn. (1548). Maklenpaß. (Meißl, 
VI. 07.) — Bombycia viminalıs F. (1560). Rilji. (Jan.) — Apamea 
dumerilii Dup. (1620). Lukavaec, 5 cd. (Jan., IX. 08.) — Hadena 
zeta Tr. forma curoi Calb. (1674b). Viel weißer gefärbt. Rilji, 2 Ö. 
(Jan.) — Had. sordida Bkh. (1679). Jaice. (Schwing., 07.) — Leu- 
cania andereggü B. (1952). Nevesinje. (Jan., VO. 07.) — Leue. evi- 
dens Hb. (1963). 1 cd‘, sehr groß und reich gezeichnet. Vucija bara. 
(Fitz, 08.) — Heliaca tenebrata Se. forma jocosa Z. (2302a). Rilji. 
Ein feurig gefärbtes Exemplar mit orangegelben Hinterflügeln. (Jan.) 
— Metoponia vespertalis Hb. (2496). Mostar (Meißl, 21./VII. 07; 
Schaw., 06), Bilek (Schwing., 07). — Plusia deaurata Esp. (2519). 
Drei Falter aus Kalinovik. (Jan. 07.) — Pl. variabilis P. (2530). 
Jaice. (Meißl, 8./VII. 07.) Kalinovik in Anzahl. (Jan.) — Pl. jota 
L. (2560). Kalinovik. (Jan., VII. 07.) — Zanclognatha emortualis 
Schiff. (2781). Bo&ac, Ilidze. (Schaw., 07.) 


Geometridae. 


Nemoria pulmentaria Gn. (2907). Bilek. (Schwing., 07.) — Aei- 
dalia virgularia Hb. forma canteneraria B. (2983 c). Plana. (Schaw., 
08.) — Acid. eircuitaria Hb. (3017). Lastva, 29,19. (Schaw., 
v1. 08.) — Acid. elongaria Rbr. (3023). Sutjeska. (Meißl, 16./VII. 
07.) — Acid. deversaria H.-S. (3047) forma nova habichi Schaw. 
Jablanica, VII. 06, 9 (Schaw.); Plana, VII. 08, d (Meißl). Diese 
interessante Acidalia ist eine melanotische Form der deversaria. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (255) 


Die Aberration ist stark beraucht, doch treten auf der stark ver- 
dunkelten Oberseite wie auch unterseits drei schwarze Querlinien 
(basal, in der Mitte und die äußere Linie mit dem Vorderrand- 
haken) deutlich hervor. Antemarginal ist eine sehr helle gewellte 
schmale Binde der hellen Grundfarbe geblieben. Ich benenne diese 
Form zu Ehren meines lieben Freundes Otto Habich in Wien, der 
sich große Verdienste um unsere heimischen Geometriden erworben 
hat. — Odezia tibiale Esp. forma eversmannaria H.-S. (3192b). 
Transitus. Ein prächtiges großes Q erbeutete Ernst Fitz 07 in der 
Vucija bara (1200 m), welches einen Übergang zu dieser Form 
bildet. Größer als österreichische Exemplare. Die weiße Binde der 
Vorderflügel geht an ihrem Ende mehr in eine Spitze aus. Auf der 
Hinterflügeloberseite ist die Binde nur weißlich angedeutet, auf der 
Unterseite aber ausgesprochener. — Lobophora halterata Hufn. forma 
zonata Thnbg. (3243 a). Sarajevo. (Jan.) — Scotosia vetulata Schiff. 
(3278). Jaice. (Schaw., 07.) — Lygris prunata L. (3291) forma 
annera Schima. Gacko, 1 d’, 29. (Dr. Schima, Fitz, Schaw.) Die 
Form wird gleichzeitig (vgl. später) vom Entdecker des ersten 
Exemplares, Herrn Hofrat Dr. Schima, beschrieben. VII. 08. — 
Larentia quadrifasciaria Cl. (3368). Jaice. (Schaw., 6./VII. 07.) — 
Lar. putridaria H.-S. (3429a) forma bulgariata Mill. Vucija bara 
(Schaw., 18./VII. 07), Korito und Bilek (Schwing., 19./VI. 07). 
Ebendort Schima, Fitz, Meißl, 6./VH. 08. — Lar. cucculata Hufn. 
(3432). Jaice, Maklenpaß. (Schaw., VII. 07.) — Lar. corydalaria 
Graes. (3455) forma eurytaenia Rbl. Zuerst von mir wieder bei 
Suha an der montenegrinischen Grenze in Anzahl entdeckt. Herr 
Prof. Rebel hat vor Jahren ein 9 bei Vlasenica (Südbosnien) er- 
beutet, das auch abgebildet, aber damals noch zur nordbosnischen 
Form bogumilarıa Rbl. gezogen wurde, bis durch das neuerliche 
Auffinden ein konstanter Unterschied festgestellt wurde [vgl. diese 
„Verhandlungen“, Jahrg. 1908, S. (30)]. — Lar. bilineata L. (3481) 
forma bohatschı Aigner. Suha. (Fitz, VII. 08.) — Tephroclystia 
distinelaria H.-S. (3556). Jaice (Schaw.), Konjiea (Meißl, 11./VII. 
07). — Tephr. succenturiata L. forma subfulvata Hw. (3600e). Rilji. 
(Jan.) — Chloroclystis chloerata Mab. (3662.) Sarajevo. (Jan., 31./V. 
08.) — Boarmia repandata L. forma destrigaria Hw. (3891a). 
Trebevie. (Schaw.) — Gnophos obscuraria Hb. forma calceata Stdgr. 


(254) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


(3931a). Ein typisches Exemplar. Vucija bara. (Schaw., 07.) Transi- 
tus, Lukavac, 03. ? 
Nolidae. 


Nola cuculatella L. (4105). Jaice (Schwing., 07), Sarajevo 
(Jan., 15./VII. 08). — N. confusalis H.-S. (4106). Sarajevo (Jan., 
15./V. 08). 

Syntomidae. 


Syntomis phegea L. (4146). Ich erbeutete in der Vucija bara 
ein C’, das auf den Vorderflügeln drei kleine weiße Flecke, auf den 
Hinterflügeln nur einen kleinen Fleck hat. Mittelform zwischen 
phegeus Esp. (vier Flecke auf den Vorderflügeln) und cloeia Bkh. 
(1—2 Flecke). 

Aretiidae. 


Coscinia cribrum L. forma punctigera Fır. (4251b). Rilji. (Jan., 
07.) — Lithosia deplana Esp. (4292). Jaice. (Schaw., 07.) 


Zygaenidae. 
Zygaena purpuralis Br. (4323). Übergang zur forma nubigena 
Ld. Stärker behaarte Falter von der Vucija bara, 1200 m. (Schaw., 
07.) — Zygaena punctum O. forma dystrepta F. d. W. (4333). 
Lastva. (Schaw., 08.) 
Cochlididae. 


Heterogenea asella Schiff. (4443) konfluierende Form cochlidi- 
dae. Jaice. (Meißl, 8./VII. 07.) 


Psychidae. 

Phalacropterix graslinella B. (4495). Auf dem Trebevid fand 

ich zwei Säcke. (VI. 07.) — Rebelia sappho Mill. (4501). Zwei 
Säcke in Jaice gefunden. (Schaw., 07.) 


Pyralidae. 

Crambus acutangulellus H.-S. (35) forma nova inangulellus 
mihi. Vucija bara. (Schaw., V11.08.) Ein fast ungezeichnetes weißes 9. 
— Cr. Iythargyrellus Hb. (60). Die Stammform aus Lukavae. (Jan.) 
— (Or. speculalis forma catoptrellus Z. (39a). Jablanvrelo. (Jan.) — 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (255) 


Or. verellus Zk. (98). Fota. (Schaw., 07.) — Or. uliginosellus 2. 
(126). Vueija bara. (Schaw., 08.) — Catastia marginea (519) forma 
nova orcusella mihi. Vucija bara. (Schaw., VII. 08.) Das Tier ist 
ganz schwarz, es fehlt jedes Gelb in den Fransen. — Selagia 
spadicella Hb. (587). Lukavaec. (Jan., 28./VIII. 08.) Das Frage- 
zeichen vor der Art in der „Lepidopterenfauna Bosniens und der 
Herzegowina“ fällt also weg. — Nephoptery& divisella Dup. (667). 
Plana bei Bilek. (Schaw., 08.) — Acrobasis tumidana Schiff. (730). 
Lukavae. (Jan., 15./VIl. 08.) — Rodophaea suavella Zk. (15T). 
Jablanica (Schaw., VII. 06); Bocae, Plana (Schaw., 07). — Phlyec- 
taenodes nudalis Hb. (1058). Plana. (Schaw., 08.) — Metasıa car- 
nealis Tr. forma gigantalis Stdgr. (1123a). Suha. (Schaw., 08.) — 
Pionea languidalis Ev. (1142). Plana bei Bilek, Suha. (Schaw., 08.) 


Pterophoridae. 


Ozxyptilus distans Z. forma laetus Z. (1314a). Vucija bara. 
(Schaw., VII. 08.) — Pselnophorus brachydactylus Tr. (1372). Vucija 
bara. (Schaw., 08.) 


Tortrieidae. 


Dichelia artificana H.-S. (1491). Plana. (Schaw., 08.) Das 
Fragezeichen fällt weg. — Cacoecia Xylosteana L. (1513). Vucija 
bara. (Schaw., 08.) — Tortrix bergmanniana L. (1568). Sarajevo. 
(Jan., 11./VI. 08.) — Cnephasia penziana Thnbg. (1614). Lukavae. 
(Jan., 10./VI. 08.) — On. sinuana Stph. (1626). Suha. (Schaw., 08.) 
— (Oonchylis zephyrana Tr. forma scabidulana Ld. (1732 e). Lukavae. 
(Jan., 5./VII. 08.) — Conchylis schawerdae Rbl. nov. spec. d‘, 9. 
Dr. Rebel gibt vorläufig nachstehende Diagnose: Vorderflügel ge- 
streekt, gleichbreit mit scharfer Spitze und schrägem Saum, glatt 
beschuppt, einfärbig hell dottergelb, mit gleichfärbigen Fransen. Die 
Hinterflügel hell bleigrau mit gelblichweißen Fransen. Kopf und 
Thorax von der Farbe der Vorderflügel. Die Palpen sehr lang, schnabel- 
förmig abgebogen, mit kurzem, spitzem Endglied. Die Fühler reichen 
bis ein Drittel des Vorderrandes, sind gelbgrau eng geringt, beim J 
stärker .bewimpert. Unterseite der Vorderflügel beim d schwärzlich- 
grau, beim 9 mit breiten gelben Rändern. 9—11 mm. Ein Pärchen 
(Vucija bara, Schaw., 9./VlI. 05), wovon das 9 freundlichst dem Hof- 


(256) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


museum überlassen wurde. Die Art ist durch die glatte Beschuppung 
der Vorderflügel und die langen Palpen sehr ausgezeichnet. Ader C, 
und M, der Hinterflügel entspringen aus einem Punkte. — Phteo- 
chroa schreibersiana Froel. (1838). Sarajevo. (Jan., 13./VIl. 08.) — 
Olethreutes urticana Hb. (1921). Vucija bara. (Schaw., 08.) — Ol. 
achatana F. (1943). Sarajevo. (Jan., 9./VI. 08.) — FPelatea festi- 
vana Hb. (2015). Plana. (Schaw., 08.) — Epiblema grandevana 2. 
(2067). Suha. (Schaw., VII. 08.) — Ep. thapsiana Z. (2137). Vucija 
bara. (Schaw., 08.) — Ep. obscurana H.-S. (2147). Plana. (Schaw., 
08.) — Ep. foenella L. (2154). Jaice. (Schaw., 08.) — Ancylis 
diminutana Hw. (2276). Sarajevo. (Jan., 26./V. 08.) — Dichror- 
ampha heegeriana Dup. (2287). Lukavac. (Jan., 25./VII. 08.) — 
Lipoptycha saturnana Gn. (2307). Fota. (Schaw., VII. 08.) 


@elechiidae. 


Gelechia ochripalpella Frey. (2565). Vucija bara. (Schaw., 
10./VII. 08.) Bisher aus Niederösterreich und den Alpen bekannt. 
— @elechia rosalbella Fol. (2607). Sutjeska bei Suha. (Schaw., 
VII. 07.) Bisher nur aus Deutschland und Belgien bekannt. — 
Tachyptilia populella Cl. (2776). Suha. (Schaw., VII. 08.) — Steno- 
lechia nigrinotella Z. (2888). Plana. (Schaw., VII. 08.) — Mega- 
craspedus lanceolellus Z. (3005). Lastva. (Schaw., VII. 08.) — Pleu- 
rota schlaegeriella Z. (3099). Plana. (Schaw., VI. 08.) — Dasy- 
stoma salicella Hb. (3131). Vucija bara. (Schaw.) — Depressaria 
laterella Schiff. (3207). Drei Falter von Lukavac. (Jan., 22./VII. 
08.) — Dep. ocellana F. (3224). Lukavac. (Jan., 25./VIII. 08.) — 
Dep. pulcherimella Stt. (3293). Lukavac. (Jan., 25./VIII. 08.) — 
Anchinia daphnella Hb. (3315). Trebevie. (Schwing., VII. 07.) — 
Alabonia kindermanni H.-S. (3332). Zwei Exemplare am Fuße der 
Baba, 1400 m. (Schaw., VII. 08.) Bisher nur aus Kleinasien be- 
kannt. — Epermenia illigerella Hb. (3406). Trebevie. (Schaw., 
12./VII. 07.) 


Alle diese Falter wurden von Herrn Prof. Dr. Rebel revi- 
diert. Für die Bestimmung zweifelhafter Stücke, insbesondere der 
Mikrolepidopteren, danke ich Herrn Prof. Dr. Rebel an dieser 
Stelle bestens. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (257) 


V. Im Anschlusse an die Mitteilungen des Herrn Dr. Scha- 
werda berichtet Hofrat Dr. Schima über eine in der Herzegowina 
entdeckte Lokalform von Lygris prunata L. 

Am Tage meiner Ankunft in Gacko am 7. Juli 1908 fand 
ich an der Tür des Bezirksamtsgebäudes ein d’ von Lygris pru- 
nata L., welches mir und meinen Gefährten sofort durch Größe, 
Färbung und Zeichnung auffiel. Wenige Tage später, am 13. Juli, 
fanden Dr. Schawerda und Herr Ernst Fitz im Hotel Metokia 
in Gacko an der Mauer sitzend je ein Q derselben Art. Diese 
Stücke unterscheiden sich in beiden Geschlechtern ihrem Gesamt- 
eindrucke nach sehr auffällig von der normalen Form. 

Das breite, bei der Stammform sehokoladebraune Mittelfeld 
ist beim männlichen Geschleehte durch zwei schmale weiße Zacken- 
linien untergeteilt, welche im weiblichen Geschlechte nur undeutlich 
hervortreten; die Grundfarbe des Mittelfeldes ist jedoch in beiden 
Geschlechtern, besonders im weiblichen, viel dunkler als bei der 
Stammform. Die Begrenzung des Mittelfeldes weicht von der bei 
normalen Stücken wesentlich ab: während bei diesen auf der dem 
-Saume zugekehrten Seite des Mittelfeldes nur ein zahnförmiger 
Vorsprung in Zelle 3 besonders weit gegen den Außenrand vor- 
springt, unter dem in Zelle 2 nur ein weniger weit vorspringender 
Zahn steht, weisen die besprochenen Stücke zwischen dem mitt- 
leren Vorsprung und dem Innenrande noch drei weitere derartige 
Zähne auf, deren letzter mit seiner Spitze am Innenrand ausläuft. 
Auch in der Richtung gegen den Vorderrand ist die äußere Grenze 
des Mittelfeldes infolge einer an den zahnförmigen Vorsprung in 
Zelle 3 anschließenden stärkeren Einbuchtung stärker gezackt als 
bei der Stammform. Das Gleiche gilt von der inneren Begrenzung 
des Mittelfeldes und von dem dunkelbraunen Wurzelfelde, dessen 
weiße Kontur aus drei zahnförmigen Vorsprüngen gebildet ist. In 
der zwischen dem Wurzel- und Mittelfelde liegenden weißlichen 
Querbinde verläuft vom Vorderrande beginnend ein goldgelb ge- 
färbtes, zackenförmiges Band bis über die halbe Flügelbreite, so 
daß zwischen diesem Bande und dem Mittelfelde nur eine schmale 
weiße Querlinie steht; der übrige Raum dieser weißlichen Querbinde 
ist stärker braun ausgefüllt als bei der Stammform, so daß von 


dieser Querbinde eigentlich nur die weiße Zackenlinie zwischen 
2. B. Ges. 58. Bd. r 


(258) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


dem goldgelben Bande und dem Mittelfelde einerseits und die weiße 
zackenförmige Begrenzung des Wurzelfeldes anderseits übrig ge- 
blieben ist. Auch die das Mittelfeld nach außen begrenzende weiße 
Binde ist mit goldgelber Farbe untermischt, so daß auch hier nur 
eine innere schmale weiße Zackenlinie als Begrenzung des Mittel- 
feldes übrig bleibt. Der dunkle Mondfleck, der bei der Stammform, 
nahe an der Spitze des Vorderflügels beginnend und mit der kon- 
vexen Seite wurzelwärts gerichtet, am Saume steht, verschwindet 
bei den beschriebenen Stücken fast gänzlich in der braun und gelb 
gemischten Zeichnung des Saumfeldes, in welchem nur die unter- 
brochene gezackte Wellenlinie vor dem Saume weiß angedeutet ist. 
Die Hinterflügel sind von der Wurzel bis zur Flügelmitte und vor 
dem Saume stärker braun beschattet als dies bei normalen Stücken 
der Fall zu sein pflegt; die weißen Zackenlinien, insbesondere die 
dem Saume zunächst stehende Wellenlinie, treten in dieser Be- 
schattung stärker hervor und sind schärfer gezackt als bei der 
Stammform. Auf den Hinterflügeln ist die schwarze Saumlinie nach 
innen schmal goldgelb angelegt; auch die Fransen sind stark gelb 
untermischt. Die Zeichnung der Unterseite ist insbesondere auf 
den Hinterflügeln viel schärfer ausgeprägt als bei der Stammform. 

Durch die Reduzierung der weißen Farbe auf den Vorderflügeln 
in der Querbinde zwischen Wurzel- und Mittelfeld und im Saum- 
felde sowie durch das dunklere Braun sind die Stücke aus Gacko 
dem Gesamteindrucke nach viel dunkler als die normalen und das 
Mittelfeld tritt in dem dunkleren Gesamtbilde viel weniger hervor 
als bei der Stammform. Infolgedessen machen die Stücke gegen- 
über der normalen Form einen sehr auffallenden Eindruck. Herr 
Schwingensehuß, welcher zwei Tage nach uns in Gacko ankam, 
erbeutete daselbst ebenfalls einige, zum Teile abgeflogene Stücke, 
welche mir zwar nicht vorliegen, aber nach seiner Angabe mit dem 
von mir erbeuteten d und dem von Dr. Schawerda gefundenen 
9, nach welchen beiden Stücken diese Beschreibung aufgenommen 
ist, übereinstimmen. 

Es handelt sich also hier offenbar um eine gut ausgeprägte 
Lokalform, über deren Vorkommen an anderen Orten der nunmehr 
annektierten Provinzen vorläufig noch keine Daten vorliegen. Die 
beschriebenen Stücke sind Herrn Prof. Rebel im k. k. Hofmuseum 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (259) 


zum Vergleiche vorgelegen. So sehr auch die neuestens grassierende 
Benennungswut kaum unterscheidbarer Formen zu verurteilen ist 
und auch von mir verurteilt wird, teilte doch auch Herr Prof. Rebel 
die Ansicht, daß hier eine zweifellos namensberechtigte Form vor- 
liege, für welche ich hiermit den Namen Lygris prunata L. var. 
annexa vorschlage. 


VI. Herr Dr. Egon Galvagni spricht nochmals unter Demon- 
stration des einschlägigen Materiales über Coenonympha philea macro- 
phtalmica [vgl. diese „Verhandlungen“, 1906, S. (81), (615)], welche 
großgeäugte Form unter dem Einflusse der diesjährigen außer- 
ordentlichen Frühsommertrockenperiode studiert und gleichzeitig 
mit der ihr sehr nahestehenden, derselben Variationsrichtung an- 
gehörenden bosnisch-herzegowinischen Form (orientalis Rbl.), die 
in der Ausbeute Dr. Schawerdas in Anzahl vorlag, verglichen 
wurde. Macrophtalmica war auch heuer auf den Flugplätzen der 
Karawanken die vorherrschende Form, innerhalb welcher in diesem 
Jahre ein etwas größerer Perzentsatz der philea zuzurechnen war. 
Als standhafte Merkmale gegen orientalis Rbl. seien abermals die 
dort kräftig entwickelten Apikalaugen der Vorderflügelunterseite 
— einzelne Stücke führen selbst in den Randzellen am Innenwinkel 
punktförmige Augen — welche bei macrophtalmica stets nur schwach 
entwickelt sind oder ganz fehlen, die mehr braune Färbung des 
Basalteiles der Hinterflügelunterseite, die schmälere, nicht wie 
dort rein weiße, ozellenführende Randbinde der Hinterflügelunter- 
seite anzuführen, wogegen das Fehlen des gelben Umfassungsringes 
und die starke Verbreiterung der schwarzen Spiegel als gemeinsame 
charakteristische Merkmale bezeichnet werden können. 


VII. Herr Dr. Alfred Kolisko weist eine Reihe von Erebia 
pronoe Esp. vor, die in den Jahren 1907 und 1908 teils auf dem 
Dobratsch bei Villach, teils in den Sextener Dolomiten, jedoch 
sämtlich nur in einer Höhe von 1600—1700 m und darüber, erbeutet 
wurden, während sich in niedrigeren Lagen dieser Gegenden die 
doch sonst nicht seltene »prono&e überhaupt nicht vorfand. Eine 
Vergleichung mit einer Reihe von zu diesem Zwecke mitgebrachten 
pronoe aus Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark, die 

r* 


ersammlung der Sektion Tur Lepiıdopterologie. 
260 v lung der Sektion für Lepidopterologi 


aber sämtlich aus geringer Höhe, teilweise aus der Talsohle selbst 
stammen, ergibt folgende konstante Verschiedenheiten: 

1. Die Fleckenbinde der Vorderflügel, welche in der Stamm- 
form bei den 0’ rötlich, bei den 9 mehr gelblich ist und sich von 
der Grundfarbe stets sehr deutlich abhebt, ist in beiden Geschlechtern 
dunkler, mehr rotbräunlich und hebt sich infolgedessen weniger 
deutlich von der Grundfarbe ab, wodurch die Tiere ein viel düstereres 
Aussehen erhalten. 

2. Die Fleckenbinde der Hinterflügel, welche bei der Stamm- 
form stets deutlich wahrnehmbar ist, besteht in beiden Geschlechtern 
nur aus undeutlichen braunen Fleckchen und ist bei vielen Stücken 
gänzlich verschwunden. 

3. In der Fleckenbinde der Vorderflügel stehen nicht wie bei 
der Stammform 3—4, sondern nur zwei Augen unter der Flügel- 
spitze, die stets viel kleiner, weniger deutlich gekernt, bei extremen 
Stücken ganz ungekernt sind oder auch gänzlich fehlen. Nur die 
Q haben meist deutlicher gekernte Augen, die aber immer noch 
viel schwächer bleiben als die besonders großen und deutlich ge- 
kernten Augen bei den 9 der Stammform. Auch sind die beiden 
Apikalaugen stets merklich voneinander getrennt, während sie sich 
bei der Stammform berühren oder gänzlich verschmelzen, weshalb 
Esper in seiner Beschreibung nur von einem doppelt gekernten 
Apikalauge spricht. 

4. Die Augenreihe in der Fleckenbinde der Hinterflügel, welche 
bei der Stammform stets deutlich wahrnehmbar ist, ist ganz ver- 
schwommen und undeutlich und fehlt bei den meisten Stücken 
gänzlich. 

5. Auf der Unterseite der Vorderflügel stehen in der Flecken- 
binde nie mehr als zwei Augen, die bei einzelnen Stücken auch 
gänzlich fehlen, während die Stammform stets drei sehr deutliche 
Augenflecke an dieser Stelle zeigt. 

6. Die Grundfarbe der Unterseite ist auf den Hinterflügeln 
meist viel dunkler als bei der Stammform, nahezu schwärzlich. 

7. Endlich bleibt die Größe durchschnittlich hinter der Stamm- 
form etwas zurück. 

Wir haben es somit hier mit einer konstanten Höhenform der 
pronoe Esp. zu tun, deren wesentliche Verschiedenheiten umso mehr 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (261) 


für ihre Abtrennung von der Stammform sprechen, als sowohl die 
ursprüngliche Beschreibung Espers als auch die dazu gehörige 
Abbildung auf diese Höhenform durchaus nicht passen. Die Ab- 
bildung Espers zeigt nämlich eine sehr deutliche helle rote Binde, 
in welcher unter den beiden großen, deutlich gekernten Apikalaugen 
noch zwei weitere Augen stehen. Auch auf den Hinterflügeln ist 
eine deutliche rötliche Binde zu sehen, in welcher mehrere Augen 
stehen. Die Abbildung der Unterseite aber zeigt eine viel hellere 
Färbung als sie den Stücken der Höhenform eigen ist. In der zu 
dieser Abbildung gehörigen Beschreibung aber werden ebenfalls 
außer den beiden Apikalaugen noch zwei weitere Augen auf den 
Vorderflügeln und die Augenreihe auf den Hinterflügeln erwähnt, 
die rote Binde der Vorderflügel aber ausdrücklich mit der bekannt- 
lich besonders hellroten und deutlichen Binde der Erebia aethiops 
verglichen. 

Man wird aber zu dieser Abtrennung noch durch den weiteren 
Umstand gedrängt, daß mittlerweile die extremsten Stücke dieser 
Höhenform bereits als zwei besondere Abarten beschrieben und be- 
nannt worden sind. In der Stuttgarter Entomologischen Zeitschrift 
vom 1. April 1908 werden nämlich die Formen mit gänzlich un- 
gekernten schwarzen Flecken in der Binde der Vorderflügel und 
jene, bei welehen auch diese Punkte gänzlich geschwunden sind, 
erstere als ab. pithorides und letztere als ab. depuncta, beide von 
Schultz beschrieben, so daß also gerade die normalen Stücke 
dieser Höhenform, nämlich jene mit dunkler, bräunlicher Farbe der 
Vorderflügelbinde, in welcher zwei kleine gekernte Augen stehen, 
unbenannt blieben. Gerade auf diese Stücke paßt nun aber voll- 
ständig die Beschreibung und Abbildung, welche seinerzeit Stau- 
dinser in der „Iris“, VII, S. 287, Taf. 5, Fig. 1 und 2 für eine 
von ihm im Allgäu entdeckte Erebia gegeben hat, die er als var. 
almangoviae bezeichnete. Die Abbildung braucht nur mit den von 
mir vorgewiesenen Stücken verglichen zu werden, um ihre voll- 
ständige Identität zu erkennen; in der Beschreibung aber wird aus- 
drücklich bemerkt, daß almangoriae auf der Oberseite der Vorder- 
flügel fast stets eine zusammenhängende braune Binde führt, in 
der die obenstehenden schwarzen Augenflecke sehr klein, bei einigen 
d' kaum noch weiß gekernt sind, sowie daß auf der Oberseite der 


(262) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Hinterflügel 3—4 braune (meist undeutliche) Flecke stehen, die 
nur zuweilen kleine schwarze Mittelpunkte führen. 

Staudinger hatte diese var. almangoviae irrtümlich zu Erebia 
nerine gezogen und den Namen später, als er diesen Irrtum er- 
kannte, gänzlich zurückgezogen. Er dürfte aber dermalen für die 
oben beschriebene Höhenform der pronoö zu restituieren sein. Wir 
hätten somit derzeit folgende Formen von Erebia pronoe: - 

l. Die Stammform Erebia pronoe Esp. mit deutlicher rötlicher 
Fleckenbinde auf der Oberseite der Vorder- und Hinterflügel und 
einer Reihe von 3—4 Augenflecken, die besonders auf den Vorder- 
flügeln groß und sehr deutlich weiß gekernt sind. 

2. Die var. altie. almangoviae Stdgr. mit bräunlicher Flecken- 
binde auf den Vorderflügeln, in welcher nur zwei sehr kleine und 
schwach gekernte Augen stehen, und mit einigen undeutlichen bräun- 
lichen Flecken auf den Hinterflügeln, die meist ohne alle Mittel- 
punkte sind. 

. 3. Die ab. pithorides Schultz mit zwei kleinen, gänzlich un- 
sekernten schwarzen Punkten statt der Augen in der Binde der 
Vorderflügel. 

4. Die ab. depuncta Schultz ohne alle Augen oder Punkte in 
der Fleckenbinde, welche beide Abarten eigentlich nur extreme 
Stücke der var. almangoviae darstellen. 

5. Endlich die var. pitho Hbn., bei welcher nicht nur die 
Augen und Punkte, sondern auch die Fleckenbinde selbst ganz 
oder fast ganz verschwunden ist. 


Herr Neustetter weist darauf hin, daß diese pronoe-Form 
bereits von ihm aus dem Dobratschgebiete erwähnt wurde (X. Jahres- 
ber. d. Wr. Entom. Ver., 1899, 8. 36). 


VII. Herr Robert Spitz bespricht unter Vorweisung eine 
neue Aberration von Abrazxas sylwata Se. 

Durch Zucht aus Raupen von Abr. sylvata Se., welche ich in 
den Auen bei Klosterneuburg von Prunus padus klopfte, gelang 
es mir, einige aberrative Falter zu erhalten, welche von der Stamm- 
art stark abweichen. 

Die vorliegenden Stücke unterscheiden sich von der Stamm- 
art hauptsächlich durch Reduktion und teilweise gänzliches Ver- 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (263) 


schwinden der bleigrauen, bläulichen Fleckenzeichnungen auf den 
Vorder- und Hinterflügeln, so daß diese Tiere der nächsten Art, 
Abraxas pantaria L., sehr ähnlich sehen, sich aber davon doch 
sogleich durch ein kleines bleigraues Fleckchen in der Mitte des 
Saumes der Vorderflügel unterscheiden, der bei pantaria in breiter 
Ausdehnung rein weiß ist. 

Grundfarbe rein weiß wie bei der Stammform. Die dunkel- 
braunen Flecke an der Basis, am Vorderrand und am Hinterrand 
der Vorderflügel sowie am Afterwinkel der Hinterflügel sind kleiner 
und heller. Die bleigrauen Fleckenbinden auf den Vorderflügeln 
der Stammform sind hier nur durch schwache Punkte angedeutet 
oder fehlen gänzlich, auch die Saumflecke sind schwächer auf- 
getragen. Der graue Mittelfleck der Vorderflügel, welcher bei der 
Stammart unregelmäßig erscheint und meistens bis an den Vorder- 
rand erweitert ist, erscheint bei der vorliegenden Aberration fast 
kreisrund und hängt nicht mit dem Vorderrande zusammen, sondern 
steht frei, weil eben die Fleckenbinde fehlt. 

Es wäre wohl von Interesse zu konstatieren, ob auch auf 
Ulmus gefundene Raupen diese Aberration ergeben oder ob dieselbe 
sich nur auf solche von Prunus padus lebende beschränkt. 

Bei der großen habituellen Ähnlichkeit, welche die vorliegende 
Form mit Abr. pantaria besitzt, glaube ich, für sie den Namen 
pantarioides in Vorschlag bringen zu sollen. 

Typische Stücke davon befinden sich in meiner Sammlung 
und in jener des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums. 


IX. Herr Heinrich Neustetter gibt unter Vorlage von Beleg- 
stücken die Beschreibung zwei neuer Formen von Melanargia 
larıssa var. herta H. G. 


Ende Juni d. J. fing ich bei Gravosa in Dalmatien zahlreiche 
Stücke der Form herta, unter welchen sich einige Aberrationen 
befanden, von denen ich die zwei auffälligsten hier beschreiben 
will. Die interessanteste derselben, von der mir zwei Weibchen 
vorliegen, unterscheidet sich durch das Fehlen der Augen, wie das 
ja schon bei mehreren Arten dieser Gattung bekannt ist. Bei dem 
einen Q fehlen die Augen sowohl oberseits als auch unterseits aller 
Flügel vollständig, bei dem anderen 9 fehlen sie oberseits ebenfalls 


(264) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


vollständig bis auf einen schwarzen Apikalpunkt und nur auf der 
Unterseite der Hinterflügel ist noch ein verloschenes Auge in Zelle 1 
und 6 zu erkennen. 

Diese augenlose Form benenne ich Herrn Dr. Karl Schawerda 
zu Ehren ab. schawerdae. 

Als Übergang zu dieser Form ist auch ein d’ vorhanden, bei 
welchem oberseits die Augen fehlen, unterseits aber verkleinert vor- 
handen sind. 

Die zweite Form, von der mir mehrere 9 vorliegen, entspricht 
der ab. amarginata Metzger von galathea L., indem auch hier die 
schwarze Saumbinde der Hinterflügel vollständig fehlt. Diese Stücke 
sind auch sonst etwas heller als herta, da die schwarze Zeichnung 
reduziert und besonders die Schattenbinde der Hinterflügel, in der 
die Augen stehen, viel schwächer auftritt, wie dies ganz ähnlich 
bei der ab. adriatica Seitz vorkommt. Letztere hat aber eine deut- 
liche Saumbinde und nur Punkte anstatt der Augen, die bei der 
vorliegenden Form groß und sehr scharf umringt sind. Ich nenne 
diese Form ab. delimbata. 

Erwähnen möchte ich noch, daß ich auch die Formen occae- 
cata Stdgr., hertina Stdgr., adriatica Seitz sowie Stücke, die den 
Formen grumi Standf. und astanda Stdgr. sehr nahe stehen, in Dal- 
matien bei Gravosa gefangen habe. 


X. Herr Dr. Rebel lenkt in einer vorläufigen Mitteilung die 
Aufmerksamkeit auf das Vorkommen von Hiptelia lorezi Stdgr. im 
Gebiete des Wiener Schneeberges und bespricht die Unterschiede 
gegen Hipt. ochreago Hb. 


XI. Nachträglich legt Herr Heinrich Neustetter die Be- 
schreibung und Besprechung neuer oder wenig bekannter 
Formen der Gattung Heliconius Latr. vor: 


1. Heliconius ismenius forma defasciatus m. 

Diese Form unterscheidet sich von ismenius besonders da- 
durch, daß die schwarze Mittelbinde der Hinterflügel fehlt und nur 
durch einen schwarzen, mit dem Saum zusammenhängenden Fleck 
in Zelle 6 angedeutet ist. Dadurch bekommen die Hinterflügel das 
Aussehen wie bei clarescens Btl. Die Vorderflügel sind von ismenius 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (265) 


kaum verschieden, die rotgelbe Farbe ist mehr ausgebreitet, sie 
geht in Zelle 1 bis nahe zum Außenrand, denselben kaum 1 mm 
breit schwarz lassend. Der schwarze Fleck in der Mittelzelle ist 
nur sehr schmal, ohne Spitze gegen die Wurzel. 

Muzo (Kolumbien). 1 typisches S in Coll. Neust. 


2. Hel. ismenius hermanni Riff. d. 

Herr Riffarth beschrieb (Berl. Ent. Zeit., XLIIL, 1898, 5. 407) 
die ismenius-Form hermanni nur nach dem weiblichen Geschlechte. 
Unter einer größeren Zahl ismenius, die ich aus Kolumbien erhielt, 
befand sich auch ein sehr dunkles J’‘, das ich als das noch unbe- 
kannte d' von hermanni ansehe und im folgenden beschreibe. Die 
weiße Fleckenquerbinde hinter der Mittelzelle der Vorderflügel ist 
hier noch vorhanden, aber klein und schwarz bestäubt, der lange 
weiße Fleck in Zelle 2 fehlt vollständig, der zwischen Keil und 
Endzelle liegende Teil der Grundfarbe ist nur durch schwarze und 
weißliche Bestäubung in seiner Form angedeutet, der Keilfleck 
selbst ist sehr groß, mit Spitzenansatz gegen die Wurzel; Sub- 
medianstreif wie bei der Hauptform. Die Hinterflügel sind genau 
wie beim hermanni-Weibehen mit sehr breiter, nach außen lang 
gezähnter schwarzer Mittelbinde. 

Muzo (Kolumbien). 1 typisches J’ in Coll. Neust. 


3. Hel. ithaka ithaka C. u. R. Felder. 

Von zwei mir vorliegenden Stücken (1 3,19) dieser sehr 
seltenen Art weicht das d’ von der Type dadurch ab, daß der obere 
schwarze Medianfleck sich gabelt und in Zelle 4 mit dem Außen- 
rande vereinigt, wodurch in dieser Zelle ein schwefelgelber Fleck 
der Querbinde abgetrennt und isoliert wird. Der Randfleck in Zelle 3 
ist ebenfalls sehr groß und fließt mit dem Ausläufer des oberen 
Medianfleckes zusammen. Im Apex der Vorderflügel drei gelbe 
Flecke, Hinterflügel von der Hauptform nicht verschieden. Sollte 
sich diese Form als konstant erweisen, so schlage ich für sie den 
Namen cajetani vor. 


Ich erhielt dieses Stück zugleich mit einem typischen © mit 
der mir sehr zweifelhaften Vaterlandsangabe Ekuador. Meines 
Wissens stammen alle ithaka-Formen aus Kolumbien. 

Hab.? (Kolumbien). 1 typisches d' in Coll. Neust. 


(266) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


4. Hel. ithaka vittatus Butl. 

Von drei mir vorliegenden Stücken (2 d, 19) weicht ein C’ 
durch dieselben Merkmale von vittatus ab, als dies innerhalb der 
vorerwähnten Hauptform der Fall war, doch fehlen hier die schwefel- 
gelben Flecke im Apex der Vorderflügel. Sonst sind keine Unter- 
schiede vorhanden. Alle drei Stücke stammen aus Kolumbien. 

5. Hel. anderida melicerta forma muzoensis m. 

Diese Form weicht von typischen melicerta dadurch ab, daß auf 
den Vorderflügeln noch eine zweite vollständige Reihe von fünf 
schwefelgelben Flecken auftritt, die mit den Randflecken gleich- 
laufen und besonders bei dem 9 sehr scharf und deutlich ausgeprägt 
sind. Beim J’ zeigen diese zwei Fleckenreihen Neigung zum Zu- 
sammenfließen im Apex. Der schwarze Keilfleck in der Mittelzelle 
der Vorderflügel ist größer als bei melicerta, beim d mit Spitzen- 
ansatz gegen die Wurzel. Die Hinterflügel des J’ sind von meli- 
certa nicht verschieden, jene des 9 führen in der schwarzen Saum- 
hälfte je zwei längliche gelbe Streifen in Zelle 2—5, die den Saum 
nicht berühren. In Zelle 2 und 3 sind sie undeutlicher, weil schwarze 
Bestäubung sie bedeckt, in Zelle 6 und 7 je ein gelber Fleck. 

Drei d‘, Übergangsstücke zu dieser Form, werden bereits von 
Riffarth (Berl. Ent. Zeit., 1900, S.186 und 1901, S. 73) erwähnt, 
doch sind die inneren Fleeke nicht sehr deutlich ausgeprägt, was 
auch bei einem zweiten Q meiner Sammlung der Fall ist. 

Muzo (Kolumbien). Typen: 1 JS und 1 9, Coll. Neust. 

6. Hel. anderida melicerta forma zygia Riff. 

Herr Riffarth kannte nur d' von dieser neuen Form, welche 
er in der Deutschen Ent. Zeitschr. (Berlin, 1907), 8.504 beschrieb. 
Mir liegen jetzt ein d' und auch ein 9 vor, letzteres stimmt mit 
dem d’ völlig überein, indem der Endzellfleck mit dem Median- 
fleck einerseits und mit dem schwarzen Außenrande anderseits zu- 
sammenhängt, wodurch der obere Teil der gelben Querbinde ab- 
getrennt wird. Beide Stücke stammen aus Muzo (Kolumbien). 

7. Hel. anderida annetta Rift. 

Auch von dieser interessanten Form liegt mir ein 9 aus 
Kolumbien vor, das genau den J’ entspricht, wie Riffarth sie in 
der Berl. Ent. Zeit. (1900), S. 187 beschreibt. Nur der Vorderrand 
der Hinterflügeloberseite ist (wie bei dem 9 üblich) dunkel schwarz- 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (267) 


braun bis zur Subeostalis, im Apex mit zwei gelben Flecken. Der 
schwarze Keilfleck in der Mittelzelle der Vorderflügel erreicht mit 
seiner Spitze die Wurzel. 

8. Hel. cydno hermogenes Hew. 

Hewitson bildet ein d’ ab und auch Riffarth scheint nur 
d' gekannt zu haben, bei welchen die Fleckenbinden der Vorder- 
flügel teilweise weiß und gelb sind. Mir liegt nun ein Q aus 
Kolumbien dieser außerordentlich seltenen Form vor, bei dem alle 
Flecke der Vorderflügel gelb sind, sonst stimmt das Stück mit der 
Abbildung von Hewitson gut überein. 

9. Hel. melpomene aglaope forma anna m. 

Diese Form unterscheidet sich von aglaope dadurch, daß die 
schwefelgelbe Querbinde der Vorderflügel nach außen zuerst weib 
und dann schmal rot gerandet ist, alles andere wie bei aglaope. 

Canelos (Ekuador). Type: 1 J‘, Coll. Neust. 

10. Hel. melpomene aglaope forma ecuadorensis m. — 
Aglaope var. Oberthür, Etud. Ent., XXI, Pl. 11, Fig. 123. 

Oberthür bildet bereits ein J’ dieser Form aus Ekuador ab, 
von wo mir jetzt mehrere übereinstimmende J’ und 9 vorliegen. 
Der Hauptunterschied dieser Ekuadorform gegen aglaope liegt in 
der schwefelgelben Querbinde der Vorderflügel. Dieselbe ist nämlich 
reduziert, der Fleck in Zelle 4 fehlt immer vollständig, die anderen 
sind verkleinert, nach außen mehr abgerundet. Die Grundfarbe 
der Flügel ist intensiv schwarz, die Strahlen der Hinterflügel meist 
feiner als bei aglaope und höher rot. Der Saum der Flügel mehr 
gewellt, alle Stücke etwas kleiner als aglaope. Diese Form verhält 
sich zu aglaope wie etylus Salv. zu erato estrella Bat., die beide 
auch in Ekuador zusammen fliegen. 

Macas und Zarayaquilio (Ekuador). Mehrere typische J’ und 
Q, Coll. Neust. und Niepelt. 

11. Hel. melpomene aglaope forma dione m. 

Diese interessante Form steht zwischen aglaope riffarthi Stich. 
und zenoclea forma isolda Niep. 

Die Vorderflügel haben die Zeichnung wie riffarthi, der äußere 
Bindenfleck der Vorderflügel ist aber nicht rot, sondern gelb und 
ringsherum braun gerandet; in der Mittelzelle und in Zelle 3 liegt 
rotbraune Bestäubung und läßt die Form des wenoclea-Fleckes er- 


(268) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


kennen; die Basis der Vorderflügel ist rotbraun wie bei den anderen 
aglaope-Formen, doch ist die rotbraune Farbe mehr reduziert. Der 
Vorderrand bleibt bis zur Subecostalis schwarz, die Submediana 
bleibt ebenfalls breit schwarz, zwischen derselben und dem Innen- 
rand nur schwache rotbraune Bestäubung. Der gelbe, braun ge- 
randete aglaope-Fleck ist verkürzt, er geht nur bis in Zelle 5, 
genau wie bei der Form ecuadorensis und wie bei allen xenoclea- 
Formen. Die Hinterflügel sind wie bei isolda Niep., die roten 
Strahlen aber noch feiner, der an der Wurzel liegende (Strahl 1) 
fehlt ganz, der 7. ist nur ganz fein und kaum noch zu erkennen. 
Der rote Querbalken an der Wurzel ist noch kürzer als bei isolda, 
am längsten von diesen drei ähnlichen Formen ist dieser Balken 
noch bei riffarthi, wo er zu einer feinen Spitze ausgezogen er- 
scheint. Der gelbe Fleck der Vorderflügel ist auf der Unterseite 
weißlich, ohne die braune Umrandung. Der xenoclea-Fleck fehlt 
vollständig, die rote Farbe ist nur in der Mittelzelle vorhanden, 
sowie ein rotes Streifehen zwischen Costalis und Subecostalis. Der 
Innenrand ist glänzend hellgrau bis zur Mediana. Die Unterseite 
der Hinterflügel ist schwarzbraun mit sechs feinen roten Strahlen. 
Am Vorderrande liegt ein gelber Streif, der bis zur Mitte zieht, da- 
hinter an der Subeostalis ein orangegelber, nur halb so langer Streif 
als der am Vorderrande; an der Wurzel zwei rote Punkte. Größe 
und Körperzeichnung wie bei aglaope. 

Canelos (Ekuador). 1 typisches d’ in Coll. Neust. 

Diese Form steht nun genau zwischen den aglaope- und xeno- 
clea-Formen, welche ich genau untersucht habe, da mir durch die 
Freundlichkeit des Herrn Niepelt alle diese Formen — mit Aus- 
nahme von zenoclea niepelti Riff. — vorlagen. Die Anreihung der 
Formen iris, niepelti, isolda, rubripicta, adonides und gisela an 
aglaope, die Herr Stichel als zu weit gehend betrachtet (Berl. Ent. 
Zeit., LII, 1907, S. 215), dürfte demnach doch richtig sein. Das- 
selbe ist bei den Formen zwischen erato estrella und microclea 
notabilis der Fall, denn auch bei diesen ist nicht nur kein kon- 
stantes trennendes Merkmal aufzufinden, sondern es sind auch 
Übergänge bekannt durch die Formen rosacea, beata, ochracea 
feyeri. So hat der schwefelgelbe Bindenfleck der Vorderflügel bei 
estrella etylus Salv. noch genau die Form des äußeren microclea- 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (269) 


Fleckes und bei einem Stück meiner Sammlung ist auch noch in 
der Mittelzelle ein gelbes Fleckchen vorhanden, das als Anfang oder 
auch Rest des inneren Fleckes von microclea zu betrachten ist. 
Allerdings müßten dann, wie Herr Stichel bereits bemerkt, xeno- 
clea und microclea ihr Recht als gute Arten einbüßen, da sie als 
Formen von melpomene, beziehungsweise erato zu betrachten wären. 

12. Hel. erato phyllis forma athene m. 

Athene ist eine amata Stdgr., bei der alles Gelb fehlt. Die 
Flügel sind also einfärbig schwarzbraun mit roter Querbinde der 
Vorderflügel, welche am Vorderrand beginnt und in Zelle 1, nahe 
dem Außenrand endigt. Diese hat genau die Form wie bei hydara 
guarica, doch ist sie hell ziegelrot, auf der Unterseite gelblichrosa. 
Außerdem unterscheidet sich athene von guarica durch die be- 
deutendere Größe, auch fehlt jede Spur von Blauglanz, der bei 
guarica immer mehr oder weniger vorkommt. Von vieulata Riff., 
der sie in der Größe ähnlich ist, unterscheidet sie sich durch die 
Gestalt der roten Querbinde, welche mehr geschlossen ist, und durch 
abgerundete, nicht wie bei viculata spitzige Flügel. Der Flügel- 
schnitt, die Größe und Zeichnung des Körpers, der gelbe Vorder- 
randstreifen auf der Unterseite der Hinterflügel und die roten Wurzel- 
punkte sind genau wie bei phyllis. 

Chiquitos (Bolivien). Typen: 1 und 1 9, Coll. Neust. 


Versammlung am 4. Dezember 1908. 
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel. 


I. Der Vorsitzende legt unter Hinweis auf ein demnächst 
erscheinendes eingehendes Referat vor: 

Niekerl, Dr. Ottokar. Die Motten Böhmens. Beiträge zur In- 
sektenfauna Böhmens. VI. (Prag, Gesellschaft für Physiokratie, 1908.) 

Referent bemerkt nur, daß die in obiger Arbeit von ihm be- 
schriebene Nepticula nickerli ein älteres Synonym in Nept. thurin- 
giaca Petry (Stett. Ent. Zeit., 1904, S. 179, aus Thüringen) besitzt, 
deren Raupe ebenfalls auf Potentilla gefunden wurde. Die Ein- 
teilung letzterer Art in eine unrichtige Gruppe hat die rechtzeitige 
Erkennung der Prager Stücke verhindert. 


(270) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


1I. Herr stud. phil. H. Zerny macht nachstehende Mitteilung: 

Am 20. Mai d. J. gelang es mir, bei Pötzleinsdorf (Wien) ein 
melanotisches Stück (J’) von Eurymene dolabraria L. zu erbeuten, 
das ich im nachfolgenden beschreibe. Die Grundfarbe der Vorder- 
flügel ist dunkel kastanienbraun, gegen die Wurzel und den Innen- 
winkel schwarz, nur an der äußersten Wurzel ist die normale 
Grundfarbe — ledergelb — an einer kleinen Stelle erhalten; von 
der feinen, rostbraunen Querwässerung der Normalform ist nichts zu 
sehen. Die Grundfarbe der Hinterflügel ist rötlich braungrau, gegen 
den Afterwinkel geschwärzt. Die Unterseite beider Flügel ist 
kastanienbraun, auf den Vorderflügeln gegen die Wurzel sehr wenig, 
gegen den Innenwinkel stärker geschwärzt; auf den Hinterflügeln 
nimmt die schwarze Färbung in einer sich gegen den Apex ver- 
schmälernden Saumbinde den ganzen Außenrand ein. Die Fransen 
lassen, soweit erhalten, keine Verdunkelung gegenüber der Normal- 
form erkennen. Für diese interessante Form von Eurymene dola- 
braria, von der bis jetzt überhaupt noch keine Aberration bekannt 
zu sein scheint, schlage ich den Namen ab. atrox vor. 


Ill. Herr Dr. E. Galvagni spricht über Melitaea didyma var. 
dalmatina Stgr. und einige Aberrationen derselben Art unter Vor- 
lage eines reichen Materiales. 


IV. Der Vorsitzende demonstriert zwei neue Aberrationen und 
gibt nachstehende Beschreibung derselben: 

1. Deilephila euphorbiae L. ab. cuspidata (n. ab.). 

Aus Raupen, welche im heurigen Jahre in Anzahl bei Inzers- 
dorf am Wienerberge von Herrn Pateisky gesammelt wurden, 
gelangte neben normalen Stücken überwiegend eine Falterform 
zur Entwicklung, welche auf den blässer gewordenen Hinterflügeln 
die schwarze Antemarginalbinde schmäler und scharf gezackt auf- 
weist. Diese Zackenbildung ist gegen die Saummitte am stärksten 
und bildet namentlich auf Ader C, und M, zwei lange, gegen den 
Saum gerichtete Zähne. Gegen den Vorderrand zu werden die 
Zacken kürzer und stehen enger aneinander. Sonstige auffällige 
Verschiedenheiten gegen normale Stücke liegen nicht vor. Ein 
typisches Pärchen befindet sich in der Sammlung des k. k. Natur- 
historischen Hofmuseums. 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (271) 


2. Eneclidia mi Cl. ab. explanata (n. ab.). 

Herr Ingenieur Nosolck erbeutete in diesem Jahre in Birken- 
berg bei Pfibram in Böhmen ein frisches männliches Stück einer 
sehr auffallenden, bisher unbeschriebenen Aberration von Fuclidia mi. 

Die Vorderflügel zeigen an der Basis eine weißgraue Grund- 
farbe, welche gegen den Saum immer heller wird und nach der 
Wellenlinie fast rein weiß erscheint. Die Zeiehnungsanlage ist 
unverändert, ihre Ausbildung wird aber gegen den Saum zu immer 
geringer. Dem ersten gegen den Innenrand gerichteten Zahn fehlt 
bereits die weißgraue Einsäumung. Der schwarze Punkt der Rund- 
makel ist sehr groß und tritt sehr deutlich hervor, die Nierenmakel 
ist im Gegensatz zu normalen Stücken, bei welchen sie ganz vom 
Sehwarz bedeckt wird, hier deutlich weißgrau und besitzt eine fast 
dreieckige Form. Der darauf folgende, gegen den Saum und Innen- 
rand hakenartig vorspringende schwarze Vorderrandsfleck ist stark 
reduziert, kaum die Hälfte so breit wie bei normalen Stücken und 
entbehrt der weißen Säumung. In dem darauffolgenden breiten, 
vorherrschend weißen Saumfeld ist die Wellenlinie nur durch ihre 
innere schwärzlichgraue Beschattung angedeutet, welche gegen den 
Vorderrand ganz verlöscht. Die Fransen sind wie bei normalen 
Stücken schwarzgrau, weiß gefleckt. 

Die Hinterflügel haben eine analoge Veränderung wie die 
Vorderflügel erfahren, das heißt, auch sie zeigen eine blässere, weiß- 
gelb gewordene Grundfarbe und ihre schwarze Zeichnung ist nur 
im Basalteil erhalten geblieben. Nach dem tief zackig begrenzten 
schwarzen Basalfelde, in welchem die zwei gelben Längsflecke der 
Stammart erhalten sind, wird der Flügel eintönig blaßgelb, welche 
Färbung vor dem Innenwinkel ins Weißliche übergeht. Die Adern 
sind schwärzlich bestäubt und treten als gegen den Saum zu ver- 
dickte Radiärstriche hervor. Die Fransen sind schwarzgrau, in 
ihrer Außenhälfte fast rein weiß. 

Auch die Unterseite weicht durch die starke Reduktion der 
schwarzen Zeichnung stark ab. Vorderflügel und Hinterflügel sind 
etwas blässer gelb als bei der Stammform und weisen als einzige 
Zeichnung die scharf hervortretende, spitze, gebrochene Mittelbinde, 
die den Innenrand nicht erreicht, auf. Die schwarzen Basalpunkte 
und die Fleckenbinde im Saumfelde fehlen vollständig. 


(272) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. 


Auch der Körper zeigt die grau gefärbten Stellen viel heller, 
Palpen, Stirne und Halskragen können weiß genannt werden. 

Ich schlage für diese schöne Aberration den Namen explanata 
vor. Das wertvolle Stück wurde von Herrn E. Kysela in sehr 
dankenswerter Weise dem k. k. Naturhistorischen Hofmuseum ge- 
spendet. 


V. Herr Dr. K. Schawerda spricht unter Vorlage eines Serien- 
materiales über Parnassius apollo var. bosniensis Stich. und bemerkt, 
daß sowohl gelbliche als auch weiß gefärbte S auftreten. Überdies 
seien die Stücke vom Trebevic regelmäßig kleiner als solche aus 
der Herzegowina. Das gleiche sei auch bei Colias myrmidone var. 
balcanica der Fall. 


VI. Derselbe regt ferner die Frage an, ob @onepterix cleopatra 
wirklich zwei Generationen besitze, wie aus der Bezeichnung „gen. 
aest. italica Gerh.“ im Katalog von Staudinger-Rebel geschlossen 
werden könnte. 

Nach längerer Diskussion, an welcher sich die Herren Fleisch- 
mann, Dr. Galvagni, Neustetter, Dr. Rebel und Hofrat Schima 
beteiligen, wird als wahrscheinlich angenommen, daß überwinterte 
Stücke bis anfangs Juni fliegen und frische Stücke bereits Mitte 
Juli auftreten, um welche Zeit auch Herr Fleischmann solche 
auf Lussin grande erbeutet hatte. 


VI. Herr Hofrat Dr. Schima macht anläßlich der unbegrün- 
deten Aufstellung neuer Lokalformen durch Fruhstorfer auf den 
Mißbrauch aufmerksam, der gegenwärtig mit der Benennung von 
Aberrationen und Lokalformen getrieben wird, wodurch eine unge- 
heure Zahl vielfach unberechtigter Namen geschaffen wird, welche die 
systematische Nomenklatur ungebührlich belasten. Er bringt den 
Vorschlag zur Erwägung, daß nur die Benennung solcher Formen 
Berücksichtigung finden solle, welche an einem öffentlichen Museum 
zur Begutachtung vorgelegen seien. 

Prof. Rebel, weleher auf das freudigste die Anregung des 
Vorredners begrüßt, weist vor allem auf die großen Schwierigkeiten 
hin, welche sich bei Behandlung solcher Fragen ergeben. Schon 


Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (273) 


der Mangel einer zwingenden Autorität macht hier die Durch- 
führung auch der sachlich berechtigtesten Vorschläge leicht illusorisch. 
Auch müsse man sich von vornherein gegen den Vorwurf der 
Bequemlichkeit schützen, welche als Ursache für die Stellungnahme 
gegen eine Vermehrung der Namen angesehen werden könnte. 
Überdies trete letztere gegenwärtig in allen Zweigen der Zoologie 
und Botanik auf und hänge mit der Herausbildung schärferer dia- 
gnostischer Begriffe zusammen. 

Nichtsdestoweniger werde zweifellos, namentlich auf lepido- 
pterologischem Gebiete, von einzelnen Autoren geradezu Unfug mit 
der Benennung getrieben, zu dessen Steuerung vor allem die Re- 
daktionen der Zeitschriften berufen wären, die fachmäßiger geleitet 
sein sollten und dann auch nicht jedem Vielschreiber bereitwilligst 
seine saloppen Enunziationen zum Abdrucke bringen würden. 

Jedenfalls sei es sehr wünschenswert, wenn die Frage an 
einem der nächsten Sektionsabende wieder zur Diskussion gelangt. 


2. B. Ges. 58. Bd. s 


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Floristische Funde aus der Umgebung 


von Stockerau in Niederösterreich. 


Von 
J. Haring. 


II1.') 
(Eingelaufen am 20. Januar 1907.) 


Seit 1838 war ich bemüht, die Grenzen unseres Gebietes in 
nördlicher, nordwestlicher und westlicher Richtung hinauszurücken. 
Auch im engeren Bereiche fand sich manche Pflanze, die früher 
übersehen wurde, ganz abgesehen von neu eingewanderten Fremd- 
lingen und anderen Veränderungen, die infolge schnellen Umtriebes 
in den Auen, Straßenanlagen und Neubauten, Überschwemmungen 
u. dgl. eintreten. So wurden am Westende der Stadt zwei Schotter- 
gruben aufgelassen, deren Grund, noch teilweise mit Wasser be- 
deckt, sogleich mit einer Anzahl ortsfremden Pflanzen besiedelt 
wurde: Sisymbrium sinapistrum Crantz, Erysimum pannonicum 
Crantz, Oenanthe silaifolia M. Bieb., Veronica anagallioides Guss., 
Gratiola offieinalis L., Plantago arenaria W. Kit. und (in wahren 
Riesenexemplaren) Gnaphalium Iuteo-album L. waren in Menge 
vorhanden, mußten jedoch bei allmählicher Austrocknung und Ver- 
grasung sämtlich wieder einheimischen Formen weichen. Zum 
Schlusse bedeckte Lathyrus aphaca L. buchstäblich den Boden der 
einen Grube, um ebenso schnell wieder zu verschwinden. 

Vor zehn Jahren traf ich am Bahnhofe Matricaria discoidea 
DC., welche Art sich nicht nur dort erhält, sondern sich in der 


1) Siehe diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1887, S.51—68 und Jahrg. 1888, 
S. 507—528. 
Z. B. Ges. 58. Bd. 1 


2 J. Haring. 


ganzen Stadt an unbebauten Stellen ausbreitet und sich wohl er- 
halten dürfte. Dagegen tauchten Vicia lutea L. und Cakile mari- 
tima L. nur einmal in wenigen Exemplaren auf und wurden im 
folgenden Jahre nicht mehr gesehen. Auch Clypeola maritima L. 
fand sich auf einem Acker an der Stadtgrenze, um schon im 
nächsten Jahre unter einem Neubaue begraben zu werden. “Das 
gleiche Schicksal traf Herniaria hirsuta L., welche Art somit aus 
unserer Florula zu streichen ist. Lathyrus aphaca L. wandert 
auf dem Damme der Nordwestbahn von Ort zu Ort und scheint 
sich hier zu erhalten. 

Die Böschungen der neuen Schutzdämme prangten im ersten 
Sommer mit Papaver argemone L., dubium L. und Formen von 
P. rhoeas L. sowie mit Trifolium incarnatum L. und anderen Arten; 
alle aber räumten nach kurzem Dasein einheimischen Arten das Feld. 

Im Spätsommer 1893 traf ich in einem Schlage des Rohr- 
waldes zuerst für unser Gebiet Erechthites praealta Raf. in an- 
sehnlichen Individuen, doch schon im nächsten Jahre war nichts 
davon zu sehen. Einige Jahre später tauchte dieser Fremdling in 
wenigen Exemplaren in einem Schlage unserer Au empor, um 
ebenso rasch wieder zu verschwinden, und vor drei Jahren fand 
ich diese Art wieder in einem Schlage am westlichen Ufer des 
Rohrwaldteiches in fast zahlloser Menge, von fingerhohen ein- 
blütigen Pflänzchen bis zu fast mannshohen Riesenexemplaren. Ob 
die Art sich dort behauptet, kann ich nieht sagen, da ich seither 
diesen Standort nicht besucht habe. 

Auf einer Wiese bei Spillern fand ich vor mehreren Jahren 
Sesleria coerulea Arduin var. uliginosa Celak. an mehreren Stellen 
in ziemlicher Menge. Anfang der neunziger Jahre sammelte ich 
am Ufer des Rohrwaldteiches Erinosma vernum G. v. Beck, das 
dort in etwa 30 Individuen wuchs. 

In großer Menge stand diese Art im sogenannten Binder- 
schlage in der Au bei Zaina, wo ich auch die zweiblütige Form 
häufig beobachtete und einige Exemplare davon sammelte. Der 
Schlag ist heute wieder dicht verwachsen und wird gegen Fremde 
eifrig gehütet. 

In den Materialgräben, die hie und da die neue Bahnlinie 
Stockerau—Absdorf begleiten, findet sich wenig Erwähnenswertes. 


Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 3 


Nur bei Hausleithen wächst in einem solchen Chamaenerium an- 
gustifolium Scop., während auf der Höhe des Wagram ganz nahe 
dabei COhamaenerium palustre Scop. auf dürrem Boden vorkommt 
und Tamarisceus germanicus Scop. 

Auf einem Felde zwischen obiger und der Nordwestbahn 
zeigte sich auf Rainen Phlomis tuberosa L. und hielt sich einige 
Jahre daselbst, um wie so manch anderes wieder einzugehen. 

Gegen Znaim besiedelten den verbreiterten Bahndamm Sisym- 
brium Loeseli L. var. cıliatum G. Beck, Linum usitatissimum L. 
und austriacum L., Trifolium incarnatum L., von denen nur Linum 
austriacum L. sich zu behaupten vermag. Gegen Spillern fand ich 
an der Bahn mehrere Exemplare von Lepidium perfoliatum L., 
seither nicht mehr. In der Au traf ich auf einer Wiese Iris sibi- 
rica L. reichlich fruchtend und Gentiana Pneumonanthe L. Weiter 
gegen den Strom hin fand ich vor 17 Jahren in einem Boden Im- 
patiens parviflora DC. in großer Menge. Die Art breitet sich dort 
gegen den Strom weiter aus und dürfte sich behaupten. Vereinzelt 
fand ich dort Rudbeckia laciniata L. und Achillea ptarmica L. 

Mit der Regulierung des Göllersbaches wurden dort fast sämt- 
liche Büsche von Salix lanceolata Sm. vernichtet. Im September 
1905 beobachtete ich am Ufer des Krumpenarmes mehrere Sträucher 
von Salix viminalis L., welche zahlreiche Sommer-, beziehungsweise 
Herbstkätzchen trugen, von denen viele Samen streuten. Im nächsten 
Jahre konnte ich von dieser Erscheinung nichts wahrnehmen. 

Elodea canadensis Mich. ändert fleißig seine Standorte, erhält 
sich jedoch in bescheidenem Maße. Auffallend war im Sommer 
1905 das massenhafte Auftreten von Sparganium simplex Huds. 
im Stockerauerarme. Es bildete mehrere dichte Wiesen; heuer 
keine Spur mehr davon. Ich sah diese Art überhaupt nur zwei- 
mal in unserem Gebiete und sammelte sie in einem Wassergraben 
der Au, wo sie in Menge vorhanden, ebenso spurlos verschwand. 

Die tristen Wasserverhältnisse des Gangwassers bei Unter- 
zögersdorf, das vor 25 Jahren noch so reich an allerlei Wasser- 
pflanzen war, lassen Art auf Art vergehen. So starben Utricularia 
vulgaris L., Carex pseudo-cyperus L. und Hydrocharis aus und es 
ist kaum zu erwarten, daß diese Pflanzen dort wieder zum Vor- 


schein kommen. 
1* 


4 J. Haring. 


Im Rohrwalde wurden von mir bis 1883 übersehen: Ophio- 
glossum vulgatum L. auf einer feuchten Wiese nächst dem Teiche; 
Veratrum nigrum L. nächst der „Schönen Säule“; Gladiolus pa- 
lustris Gaud. an einer quelligen Stelle in einem einzigen Exem- 
plare; Platanthera chlorantha Cost. in einigen Durchschlägen; Hes- 
perias tristis L. am Südwestabhange des Waschberges in einigen 
Individuen; Viola ambigua W. Kit. am gleichen Orte; Viola pluri- 
caulis Borb. (alba X odorata), Viola Burnati Gremli (rupestris X 
Riviniana) von Prof. G. v. Beck gefunden, seither auch von mir 
beobachtet; Seseli libanotis Koch in Durchschlägen; Pencedanum 
oreoselinum Moench, Laserpitium latifolium und prutenicum L. an 
gleichen Orten; Uytisus Kitaibelii Vis. an sonnigen Waldrändern 
selten; Uytisus austriacus L. am Waldrande gegen Obergänserndorf, 
nur an dieser Stelle; Asiragalus austriacus Jaeg. sehr selten an 
Hohlwegen der Westseite des Waschberges; Pirola rotundifolia L. 
selten in einem Durchschlage; Monotropa hypopitys L. an schattigen 
Stellen hie und da; Calluna erica DC. in einem einzigen Durch- 
schlage unweit des Teiches; Brunella (vulgaris X laciniata), 
G. v. Beck, Brunella bicolor G. v. Beck (grandiflora X laciniata) 
beide selten zwischen den mutmaßlichen Stammeltern in Durch- 
schlägen; Leonurus marrubiastrum L. in einem Individuum unter 
Gebüsch; Filago germanica L. auf feuchten Äckern am Westhange 
des Dobler in feuchten Sommern häufig; Echinops sphaerocephalus L. 
an Waldrändern; Cirsium palustre Scop. an quelligen Stellen selten; 
Oentaurea montana L. an Waldrändern; Scorzonera hispanica L. 
selten unter Gebüsch. 

Nordwestlich vom Rohrwalde dehnt sich der Karnabrunner- 
wald aus; seine Vegetation unterscheidet sich nur wenig von jener 
des ersteren. Pirola chlorantha Sw. und P. secunda L. sind hier 
nicht selten und ihre Verbreitung zieht sich durch alle westlich 
gelegenen Waldhöhen bis nach Stranzendorf. Dagegen finden sich 
im Glasweiner Walde und im Schwarzwalde, dem Westrande des 
Ernstbrunner Waldes, schöne Pflanzen, die im Rohrwalde vorher 
nicht gefunden wurden. 

Ich sammelte im Schwarzwalde: Polypodium Dryopteris L., 
Oynosurus cristatus L., Melica uniflora Retz. (im Ernstbrunner 
Walde nicht selten, scheint es im Karnabrunner- und im Rohr- 


Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 5 


walde zu fehlen); Veratrum nigrum L. nächst Großstelzendorf selten; 
Oorallorrhiza innata R. Br. einst in einer Gruppe am Waldwege 
von Großstelzendorf nach Raschala gefunden; Herniaria glabra L. 
auf einer Waldblöße; Seleranthus perennis L. bei Weyerburg; Stel- 
laria holostea L. außer diesem Walde nirgends in unserem Gebiete; 
Silene otites Sm. selten, neuestens auch in einer kleinen Gruppe 
auf dem Schliefberge; Hesperis silwestris Crantz am Hausberg bei 
Bergau; Sedum reflewum L., Cotoneaster integerrima Med., beide 
nächst Weyerburg, letztere auch in letzter Zeit am Südfuße des 
Dobler gefunden; Cytisus Kitaibelii Vis. selten am Südrande bei 
Großstelzendorf; Lathyrus albus Kittel, Hausberg bei Bergau; Si- 
deritis montana L. am Nordrande des Waldes; Asperula arvensis L. 
auf einem Acker des Hundsberges; Aster linosyris Bernh. in Wald- 
schlägen, neuestens auch selten auf dem Schliefberge; Artemisia 
pontica L., Hausberg ‘bei Bergau; Üentaurea montana L. an bu- 
schigen Stellen. 

Auf den Waldhöhen zwischen dem Göllersbache und der 
Schmida, deren höchste Erhebung der Haberg (410 m) bildet und 
die wegen der größeren Entfernung nicht so oft besucht werden 
konnten, fand ich nur zwei Arten, die in den bisher genannten 
Wäldern noch nicht gefunden wurden: Euphorbia polychroma 
A. Kern. und Inula germanica L., beide auf dem Purgstall, auch 
„Kalte Stuben“ genannt, einem kahlen Bergrücken westlich vom 
Haberge. 

Auf dieser Höhe wachsen noch: Artemisia pontica L., Viola 
ambigua W. Kit., diese in großer Menge und ebenso häufig neben- 
einander Pulsatilla vulgaris Mill. und P. nigricans Stoerk. Trotz- 
dem ist es mir nur einmal gelungen, eine Form zu finden, die 
bestenfalls als P. mixta Haläcsy angesprochen werden könnte. 

Weiter nordwestlich bei Küblitz fand ich auf buschigen Höhen 
Oytisus Kitaibelis Vis. in Gesellschaft von Ü. austriacus L., beide 
in großer Menge. 

Setzen wir unsere Wanderung auf der Ebene gegen Westen 
fort, so finden wir an Wassergräben und auf nassen Wiesen 
zwischen Neuaigen, Absdorf, Stetteldorf und Perzendorf Euphorbia 
palustris L. sehr häufig und im Wassergraben bei Trübensee treffen 
wir auf Carex Pseudocyperus L., das wir im Gangwasser seit 


6 J. Haring. 


zwanzig Jahren vermissen. Gegen Bierbaum am Kleebühel zieht 
die Straße durch nasse Wiesen, auf welchen eigentümlich genug 
zahlreiche Arten sich breitmachen, die bei uns sonst nur auf 
Hügeln und Bergen vorkommen. Hier wachsen durcheinander: 
Equisetum limosum L., Scirpus holoschoenus L., nach Westen immer 
häufiger auftretend, Acorus calamus L., Anthericum ramosum L., 
Asparagus offieinalis L., Iris sibirica L., Gladiolus palustris Gaud., 
einziger, aber reicher Standort, Orchis militaris L. und incarnata L.,!) 
auch bei Zaina ein reicher Standort, Dianthus superbus L., Tha- 
lietrum angustifolium L. var. angustissimum Crantz und var. glan- 
dulosum Lecoyer, Euphorbia palustris L., Peucedanum cervaria 
Cuss., Trifolium rubens L., Doryenium suffruticosum Vill., Brunella 
grandiflora L., Campanula glomerata L., Buphthalmum saliei- 
folum L. u. a. m. 


Von neuen Arten, beziehungsweise neuen Standorten für 
unsere Gegend wären im besonderen noch folgende anzuführen: 


Equisetum hiemale L. selten am Waldrande ob Wischetal. 

Aspidium filix mas var. crenatum Milde selten, aber in mäch- 
tigen Exemplaren auf dem Dobler. 

Ophroglossum vulgatum L. auch auf der Rusterwiese beob- 
achtet. 

Typha minima Funk ist eingegangen und ein anderer Stand- 
ort für jetzt nicht bekannt. 

Setaria verticillata Pal. zerstreut und selten am Göllersbache 
und nächst dem Bahnhofe in Stockerau. 

Uynosurus eristatus L. selten in der Au. 

Poa dura L. ist samt dem Grafendorfer Viehstande verschwun- 
den. Dafür bei Oberolberndorf aufgefunden. 

Lolium multiflorum L. durch Aussaat an allen neuen Damm- 
und Weganlagen verbreitet. 

Agropyrum intermedium Pal. Beauf. var. villosissimum G.v. Beck 
an ähnlichen Orten. 

Festuca loliacea Huds. hie und da unter den Stammeltern. 


!) Auf der „Roßwoad“, einer Sumpfwiese zwischen Wiesen und Wilfers- 
dorf, wo einst Orchis incarnata mit Gymnadenica conopea häufig war, scheinen 
beide eingegangen zu sein. 


Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 7 


Festuca arundinacea Schreb. var. Uechtritziana Hackel 
fand ich heuer (1906) in einem einzigen Rasen auf der Wiese nächst 
dem Stockerauer Bahnhofe. 

Cyperus flavescens L. ist infolge der letzten trockenen Sommer 
in unserem Gebiete stark zurückgegangen und an manchen Stand- 
orten ganz verschwunden. 

Seirpus rudicans Schkuhr, das in manchen Jahren bei uns 
häufig war, ist seit einigen Jahren nirgends zu sehen; wechselt 
überhaupt gleich Se. triguetris L. fortwährend die Standorte. 

Carex cyperioides L. neuestens in einem Rasen an einem 
nassen Wege in der Au gefunden. 

Gagea arvensis Dumort ist einer Wegverbesserung zum Opfer 
gefallen und zu streichen. 

Colehicum autumnalis L. var. vernum Schrank fand ich 
vor Jahren einzeln auf der Rusterwiese. Diese Varietät blühte auf 
einer Auwiese vom Februar 1898 bis Mai desselben Jahres in 
Hunderten von Individuen. 

Paris quadrifolia L. ist in der Au sehr häufig und ändert 
vielfach ab. Wir haben da trifolia, cinguefolia, sogar solche mit 
sechs- und siebenzähligen Blattquirlen. 

Nicht immer jedoch entspricht die Zahl der Blütenteile jener 
der Blattquirle, und zwar ist die Blüte fast immer vierzählig; nur bei 
trıfolia wurde bisher auch stets eine dreizählige Blüte beobachtet. 

Leucojum aestivum L. Seit meiner letzten Publikation wurde 
mir unweit des ersten Standortes in der Spillerer Au ein ganz be- 
deutender verraten. Durch die Überschwemmungen von 1897 und 
1899 wurde der Auboden so durcehfeuchtet, daß diese schöne Pflanze 
sich ganz außerordentlich entwickeln konnte. Die schmalen Wiesen 
längs eines Wassergrabens waren im Mai 1900 buchstäblich weiß 
von den tausenden Individuen, die einen Formenreichtum ähnlich 
wie beim Schneeglöckchen zeigten. Gigantische, fast meterhohe 
Exemplare mit 2 Schäften und bis zu 13 Blüten waren nicht selten 
und die letzteren zeigten Bildungsabweichungen in großer Mannig- 
faltigkeit. Aber gleich vielen anderen Feuchtigkeit liebenden Arten 
ging auch diese so sehr zurück, daß man in den letzten Jahren 
nach einzelnen Exemplaren suchen mußte. Und auch diese sind 
schwächlich und daher armblütig. 


8 J. Haring. 


Galanthus nivalis L. var. europaeus G. v. Beck.!) Es ist 
kaum nötig, über das massenhafte Auftreten dieser Art in unseren 
Auen ein Wort zu verlieren. Minder bekannt aber dürfte den 
Meisten sein, daß diese Pflanze, ähnlich anderen in großer Indivi- 
duenzahl vorkommenden Arten, sich durch einen Formenreichtum 
auszeichnet, der schier unerschöpflich ist. Die große Mehrzahl dieser 
Formen ist nur vom Standpunkte der Teratologie zu betrachten 
und die bisherigen Publikationen über Galanthus bewegen sich auf 
diesem Gebiete. Mit geringen Ausnahmen haben diese Arbeiten 
stets nur die Abänderungen der Blüte oder höchstens der Zwiebel 
im Auge, während die Abweichungen in der Bildung der übrigen 
Organe kaum minder mannigfaltig sind. Da hier jedoch der Flori- 
stiker das Wort hat, so wollen wir sehen, ob sich nicht eine oder 
die andere Form systematisch verwerten läßt. Daß dies tunlich 
ist, zeigt die hier angezogene treffliche Arbeit, welcher ich ebenso 
Anregung als Führung danke. 

Während ich eifrig nach den in obiger Arbeit angeführten 
Varietäten suchte und die meisten im Gebiete auch fand, traf ich 
auf Formen, die mit gleichem Rechte in die Reihe der Varietäten 
gestellt werden können und ich habe mich nicht lange besonnen, 
dieselben zu benennen. Wem dieser Vorgang allzukühn erscheint, 
der möge versichert sein, daß diese Namen für niemand verbind- 
lich sind und nur ein wenig Klarheit in das Wirrsal bringen sollen. 
Von diesen Varietäten vereinigt manche die Merkmale auch anderer 
in sich und es kommt dann darauf an, welchem Merkmale man 
höheren systematischen Wert beilegt, um sie zu benennen. Daß 
sich überall Übergänge von einer Varietät zur anderen zeigen, be- 
darf wohl kaum einer Erwähnung. 

Diese Varietäten sind: 

1. stenosepalus G. v. Beck (l. e., S. 6). Gruppenweise unter 
der Normalform, von dieser durch die oft nur 2—3 mm breiten 
äußeren Perigonblätter verschieden. 

Leicht mit normalen Formen, deren Perigonblättehen nach 
längerem Blühen eingerollt sind, zu verwechseln. 


!) Die Schneeglöckehen. Eine monographische Skizze der Gattung 
Galanthus von Dr. Günther Ritter Beek-Mannagetta in der Wiener Illu- 
strierten Gartenzeitung, Februar 1894. 


Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 9 


2. platysepalus G. v. Beck (l.c., 8.6). Die äußeren Pe- 
rigonblätter decken nicht selten einander wechselweise mit den 
Rändern, so daß man die inneren gar nicht sieht und die Blüte 
wirklich einer fast ganzrandigen Glocke gleicht. Diese Form nähert 
sich einerseits der Normalform, anderseits der var. major Ten. 

3. hololeucus Celak. (in Abhandlungen der böhm. Akademie 
der Wissenschaften, 1391, p. 198) kommt hier in zwei Formen vor, 
die den beiden vorigen entsprechen. Die mit breiten äußeren Pe- 
rigonblättern würde nach der knappen Beschreibung v. Becks der 
poculiformis Hort. sehr ähnlich sein. Im Freien, besonders bei 
greller Beleuchtung bieten beide Formen einen sehr verschiedenen 
Anblick: hier eine fast geschlossene Glocke, dort ein sechsstrah- 
liger Stern. Ich fand einen dichten Rasen, der die Übergangsreihe 
von hololeucus zur Normalform fast lückenlos darstellte. Ziemlich 
selten. 

4. albus Allen. Die Makel ist auf zwei schwache Punkte 
reduziert oder sie fehlt ganz. In diesem Falle unterscheidet sie 
sich von voriger nur durch die Form und Größe der inneren Pe- 
rigonblätter. Eine der häufigsten Formen. 

In bezug auf die Makel möchte ich hier ohne Rücksicht auf 
die verschiedenen Varietäten folgendes bemerken: 

Die Merkmale an der Außenseite der inneren Perigonblätter 
_ unterscheiden sich an unseren einheimischen Formen ganz er- 
heblich. Manche sind kräftig gefärbt und bedecken oft mehr als 
die halbe Fläche, nur um die Ausbuchtung herum einen schmalen 
weißen Rand lassend und gegen den Grund durch eine Querlinie 
scharf begrenzt. Andere wieder sind wie bei albus schwach und 
auf zwei kleine Punkte reduziert. Dann wieder nimmt die Makel, 
allmählich verblassend, ein mattes Grau an, das mit den dunkel- 
grünen Makeln benachbarter Pflanzen seltsam kontrastiert. Der 
Intensität der Makel entspricht auch die Zahl der grünen Längs- 
streifen an der Innenseite. Bei kräftigen Makeln sind dieselben 
zahlreich und stark durchscheinend, bei schwachen Makeln sind 
oft nur zwei kaum bemerkbare Linien. 

5. Sander sii Hapur Crewe findet sich im Gebiete zerstreut, 
sowohl einzeln als in kleinen Gruppen. Diese auffallende helle 
Form ist nieht zu übersehen. Alles, was an der normalen Blüte 


10 J. Haring. 


grün ist, erscheint hier gelb; sogar die Nerven der äußeren Perigon- 
blätter zeigen dieses Gelb und das Laub sieht aus, als wäre es 
durch Lichtmangel gelblich gefärbt. 

6. pallidus Smith ist bei uns häufig. Diese Varietät hat 
neben grünlichgelben Makeln ebensolche Fruchtknoten und das 
Perianth erscheint beim Aufblühen gelblichweiß. 

Pallidus steht zwischen der typischen Form und Sandersüi 
und ist mit beiden durch Übergänge verbunden. 

7. viridans G. v. Beck (l. e., S. 7) mit ganz grünen inneren, 
aber reinweißen äußeren Perigonblättern ist die größte Seltenheit 
in unserem Gebiete. Ich sammelte sie vor zehn Jahren in einem 
flachen Graben in der Au, wo diese Form mit allen übrigen voll- 
ständig einging. Später beobachtete ich sie durch mehrere Jahre 
an einem Standorte, von dem sie gleichfalls verschwunden ist. 

8. virens Haring. Diese Form bildet den geraden Gegen- 
satz zur vorigen. Hier sind die äußeren Perigonblätter innen und 
außen grün gestreift, die inneren dagegen ganz normal, nur fast 
stets mit kräftigeren Makeln. 

Ist ziemlich selten. 

9. virescens Leichtlin ist wohl die auffallendste aller un- 
serer Schneeglöckchenformen und gleich Sandersiüi nicht zu über- 
sehen. 

Sie vereinigt die Merkmale der beiden vorangehenden Varie- 
täten, welche dieselben einerseits von der Normalform trennen, 
anderseits jedoch eine Brücke zwischen dieser und virescens her- 
stellen. Wer diese hochinteressante Form im Freien sieht, muß 
ihren Wert als Varietät anerkennen. Jedes Jahr freue ich mich, 
diese Pflanze aufzusuchen, welche in den meisten Böden schon 
gefunden wurde. 

Daß sie aus dem Wiener botanischen Garten stammen soll, 
wie Fenzl meinte, möchte ich doch bezweifeln. 

10. pictus Haring. Die äußeren Perigonblätter sind außen 
mit mehr oder minder kräftigen Makeln, innen mit Strichen aus- 
gezeichnet und unterscheiden sich von denen des inneren Kreises 
nur durch die Größe und durch die zartere Struktur. Diese schöne 
Form, die durch ihr ungewöhnliches Kolorit auf den Beobachter 
einen fesselnden Eindruck macht, sammelte ich in den meisten 


Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 11 


Böden der Au. Hie und da beobachtete ich Übergänge zur 
Normalform. 

Hier möchte ich einer Form erwähnen, die, sonst normal, 
sechs ganz gleiche Perigonblätter von Form und Größe der inneren 
aufweist und auf den ersten Blick den Eindruck macht, als wenn 
die äußeren Perigonblätter abgefallen wären. Ich fand diese Form 
vor mehreren Jahren in einer Gruppe von drei Individuen. Seither 
suchte ich dieselbe lange vergeblich, bis es mir voriges Jahr gelang, 
einen Rasen von sieben Exemplaren zu finden, der ein seltenes 
Beispiel einer fast lückenlosen Reihe von Übergängen zur typischen 
Form darbot. 

11. candidus G. v. Beck. Exemplare mit rein weißer Spatha 
allein sind mir nie vorgekommen, nicht selten jedoch solche mit 
doppelter Spatha, deren obere rein weiß oder höchstens schwach 
grün gekielt war. 

12. biscapus G. v. Beck ist außer dem Typus wohl die 
verbreitetste Form im Gebiete und nicht immer sind es die 
kräftigsten Individuen. Zwei Blütenschäfte aus einer Scheide 
kommen noch vor bei 2, 6, 8, 9, 10, 13, 14, 15, 17 und 19 
dieser Aufzählung. Gleich entwickelte Schäfte sind hier eine Aus- 
nahme. 

Im Jahre 1903 gelang es mir, eine Pflanze mit drei Blüten- 
schäften aus einer Scheide aufzufinden. Wenn bei den zahllosen 
diehten Rasen diese Form auch leicht zu übersehen ist, so ist sie 
auf jeden Fall sehr selten. 

13. biflorus G.v. Beck. Schwierig ist es, diese Form von 
Verwachsungen zu unterscheiden, doch halte ich dafür, daß Exem- 
plare mit Schäften von gewöhnlichem Querschnitte und mit zwei 
freistieligen Blüten aus normaler Spatha ohne Bedenken als biflorus 
zu betrachten sind. 

Diese Varietät ist sehr selten und gleichfalls leicht zu über- 
sehen. 

14. trifolius G. v. Beek ist im Gebiete nicht selten; ich 
fand Rasen mit lauter dreiblättrigen Individuen. 

15. unifolius Haring. Seltsam nehmen sich Exemplare 
dieser Form aus, von der ich eine erkleckliche Zahl schon ge- 
sammelt habe. Einige derselben habe ich untersucht und gefunden, 


1 J. Haring. 


daß das scheinbar fehlende innere Blatt in einem kaum wahrnehm- 
baren Rudimente vorhanden war. Nur in einem schon erwähnten 
Falle war statt des inneren Blattes ein zweiter Blütenschaft da. 


16. quadrifolius Haring. Vierblättrige Exemplare fand ich 
bisher drei, von denen das erste einen normalen Blütenschaft, das 
andere zwei freie und das dritte zwei bis zu den Blüten ver- 
wachsene Schäfte besaß. Eine allerdings mehrfache Verwachsung 
zeigte gar fünf normale Laubblätter. 


17. platyphyllus Haring. Im Gebiete sind Exemplare, 
meist in diehten Rasen, mit 15—17 mm breiten Blättern nicht selten. 


18. stenophyllus Haring. Im Gegensatze zu voriger Varietät 
finden sich Rasen mit auffallend schmalen Blättern, die oft kaum 
3 mm breit sind. 


19. major Ten. In manchen Auböden trifft man wahre 
Riesenexemplare, deren sämtliche Organe groß angelegt sind. Schäfte 
von 40cm Länge (vom Zwiebelhalse bis zum Grunde der Spatha); 
Blätter von 25cm Länge (vom oberen Scheidenrande gemessen); 
äußere Perigonblätter von 30—36 mm Länge und 15—13 mm Breite; 
innere Perigonblätter von 10—15 mm Länge und S—10 mm Breite; 
Fruchtknoten (an Blüten) bis zu 12mm Länge sind keine Selten- 
heiten mitten unter schwächlichen Zwerggestalten. In dieser Varietät 
erscheinen meist platysepalus und platyphyllos vereinigt. 

Orchis morio L., für das Gebiet stets selten gewesen, ist seit 
20 Jahren nicht mehr gesehen worden und daher zu streichen. 

Orchis Eichenfeldtii (palustris X incarnata) G. v. Beck zer- 
streut zwischen den Stammeltern auf der Rohrbacherwiese. 

Orchis maculata L. fand ich einzeln auf der Felberwiese und 
in einem Durchschlage am Haberge. 

Platanthera bifolia L. f. trifoliata Thiel hie und da im Rohr- 
walde. 

Oephalanthera ensifolia L. im Glasweinerwalde selten; häufiger 
im Föhrenwäldehen beim Grummethofe nächst Stockerau. 

Listera ovata R. Br. f. alternifolia Peterm. in der Au einmal 
gefunden. 

Juglans nigra L. wurde vor einigen Dezennien in der Au 
angepflanzt, wo die Bäumchen reichlich Früchte trugen. Vor mehreren 


Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 13 


Jahren wurde dieser Boden ausgeschlagen und die Stöcke trieben 
wieder an, ohne daß seither Blüten gefunden wurden. 

Salix sericans Tausch (viminalis X caprea) ist vor einigen 
Jahren durch Ausgrabung vollkommen zerstört worden und daher 
zu streichen. 

Salix Wichurae Pok. (incana X purpurea) in einem kräftigen 
Strauche in der Au. 

Salix daphnoides Vill. Ein kleiner Baum, dessen sämtliche 
Kätzehen androgyn waren, wurde durch Kinder beim Palmzweig- 
sammeln zerstört. Leider gingen alle Stecklinge beim Aussetzen 
zugrunde. 

Salix sordida A. Kern. kommt mit Sicherheit nur auf der 
Rusterwiese vor. 

Holosteum umbellatum L. Vor etwa zehn Jahren traf ich auf 
einem Brachacker am Zeiselberge gefüllte Exemplare schwach rosa 
blühend in Menge. Seither gelang es mir nie mehr, am selben 
Standorte davon etwas zu finden. 

Helleborus viridis L. fand ich 1892 in einem einzigen Exem- 
plare in einem aufgelassenen Garten. 

Adonis aestwalis L. f. eitrinus Hoffm. vereinzelt an der neuen 
Straße bei Wilfersdorf. 

Adonis flammeus Jacq. f. anomalus Wailr. zerstreut auf Feldern. 

Papaver argemone L. selten an Straßenböschungen an der 
Senninger Straße. Ich fand ein Exemplar mit feinzerschlitzten 
Blumenblättern, wie man sie oft bei P. somniferum L. in Gärten sieht. 

Arabis Gerardi Bess. traf ich in reichlichen Gruppen auf 
frischen Schlägen. 

Roripa palustris Bess. selten im Bahnhofsumpfe in Stockerau. !) 

Erysimum canescens Roth am Südhange des Wagram von 
Hausleiten aufwärts in Menge. 

Brassica curucastrum L. zerstreut im Gebiete. 

Isatis tinctoria L. Hausberg (Tumulus) bei Bergau und in 
Weingärten bei Hatzenbach. 


1!) Roripa austriaca Bess. wächst an der Straße von Zeiselmauer bis 
Tulln und begleitet die Straße von hier über Zwentendorf bis Sitzenberg; 
selbst noch vor Herzogenburg fand ich die Pflanze an derselben Straße. 


14 J. Haring. 


Tilia americana Michx. in einem etwa 50jährigen Baume im 
Volksgarten der Stadt und in einigen jungen Bäumchen in der 
neuen Lindenallee, wo sich auch einige Exemplare von T. tomen- 
tosa Moench befinden. 

Tilia platyphyllos Seop. findet sich im Gebiete zwar eben- 
falls nur gepflanzt — nur 7. cordata Mill. ist in unseren Wäldern 
wirklich wild — ist aber sehr formenreich. 

Von den Formen wären zu nennen: 

cuculata H. Braun, Joannis H. Braun, Haringiana H. Braun!) 
und der vermeintliche Bastard Bohemica (platyphyllos X cordata). 

Althaea offieinalis L. in Straßengräben hie und da; am 
häufigsten in Wassergräben bei Herzogbierbaum. 

Lavatera thuringiaca L. auch in allen Wäldern im Norden 
und Nordwesten. 

Euphorbia pseudo-esula Schur in der Spillererau. 

Mercurialis perennis L. nicht selten in den nordwestlichen 
Wäldern. 

Eryngium planum L. In der Flora von Niederösterreich von 
G.v. Beck heißt es S. 614 „... von Korneuburg bis Krems“, was 
für unser Gebiet wenigstens nicht zutrifft, da mir diese Pflanze, 
so sehr ieh durch ein Vierteljahrhundert darnach suchte, hier 
nirgends untergekommen ist. 

Oonium maculatum L. auf einem Steinhaufen in Leitzersdorf 
einmal gesehen. 

Oerefolium anthriscus G. v. Beck an einer Straßenböschung in 
Spillern nur in einer Ausbreitung von ca. 10 m, aber in Menge. 
Dieser Standort wäre somit der westlichste im Lande. 

Seseli hippomarathrum L. kommt im Gebiete auch an ver- 
schiedenen Stellen der Ebene vor, wie z. B. in Spillern und südlich 
von Zissersdorf. 

Aethusa cynapioides M. Bieb. ist in den Donauauen bis Tulln 
hinauf stellenweise häufig und erreicht mitunter eine bedeutende 
Höhe (1—2 m). 

Bifora radians M. Bieb. traf ich an verschiedenen Stellen, 
aber meist einzeln. 


1) Österr. botan. Zeitschr., 1894, Nr. 8. 


Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 15 


Caucalis muricata Bisch. vorübergehend an einer Scheuer, 
in der Au ete. 

Laserpitium latifolium L. Von dieser Art ist nachzutragen, 
daß sie in allen unseren Wäldern, jedoch überall selten, vorkommt 
und daß ich von derselben im Gebiete weder Blüten noch Früchte 
finden konnte. 

Hedera helix L. Seit einigen Jahren hatte ich reichlich Ge- 
legenheit, Epheu blühen zu sehen, und zwar von verhältnismäßig 
recht jungen Stöcken. Ein etwa 15 Jahre alter Stock, dessen 
Stämmehen und Äste sich um eine Fichte schlingen, hatte heuer 
wohl über tausend Dolden und ein nur 5—6 Jahre alter Stock 
blühte über und über. 

Ribes rubrum L. offenbar verwildert in einer Remise beim 
Grummethofe in Menge und reichlich blühend. 

Potentilla silvestris Neck. in allen Bergwäldern häufig. 

Potentilla vindobonensis Zimmeter. Au, Rohrwald, Schlief- 
berg und wohl auch anderwärts ziemlich häufig. 

Potentilla opaca f. typica G. v. Beck. In Wäldern bei Breiten- 
waida und Grub. 

Potentilla aurulentha Gremli (opaca X dubia). Ein mächtiger 
Stock auf einer Waldblöße unweit Großstelzendorf. 

Potentilla rubeus Crantz in allen Wäldern des Gebietes 
häufig. 

Potentilla canescens Bess. zerstreut im ganzen Gebiete. 

Potentilla cinerea Vill. var. incana Gärtn. auf sonnigen Stellen 
auf dem Schliefberge. 

Alchimilla vulgaris L. zufällig im Ufersande des Krumpenarms. 

Rosa pimpinellifoliia L. var. Oenocarpa (Gdg.) H. Braun 
u. Haring. 

Im Mai 1889 fand ich oberhalb Wollmannsberg am Rande 
eines schluchtartigen Grabens, der sich vom Abhange des Wasch- 
berges gegen das Dorf herabzieht, in einer stattlichen Zahl von 
kleinen Sträuchern eine Pimpinellifolia, die mir durch die reich- 
drüsigen Kelchzipfelrücken auffiel und von der hier eine Beschreibung 
folgen möge: 

Strauch niedrig. Stämmchen aus kriechender Wurzel aufrecht, 
samt Ästen und Zweigen dicht bestachelt; Stachelehen pfriemlich 


16 . J. Haring. 


und borstenförmig. Zweige gedrungen. Blättehen sehr verschieden- 
gestaltig, bald rundlich, bald länglichoval, hier mit keilförmiger, 
dort mit abgerundeter Basis, bald sehr klein, dann wieder beson- 
ders an beschatteten Exemplaren verhältnismäßig groß (23 X 18 mm), 
stumpf oder schwach zugespitzt; der Rand bald einfach gesägt, 
bald mit teilweise gespaltenen Sägezähnchen, in diesem Falle die 
Sekundärzähnchen drüsentragend. Nebenblättchen lineal oder lineal- 
lanzettlich mit hie und da scharf auseinanderfahrenden Zipfeln, 
jene an Blütenzweigen von solchen an nichtblühenden Zweigen 
kaum verschieden, am Rande drüsig. Blattstiele schwach behaart, 
bestachelt und mehr oder weniger drüsig; Drüsen und öfters auch 
die Stachelehen unterseits auf die Mittelrippe der sonst ganz kahlen 
Blättehen übergehend. Blütenstiele lang, einzeln, hie und da mit 
Blättchen tragenden Deckblättern, stets aufgerichtet, drüsig-weich- 
stachelig. Kelchbecher rundlich, meist nur am Grunde drüsig-weich- 
stachelig. Kelchzipfel ganzrandig, selten schwach gelappt, schmal- 
lanzettlich oder zugespitzt und kürzer als die geöffnete milchweiße 
Blumenkrone, der Rücken vom Grunde aus nicht selten bis gegen 
die Spitze mehr oder minder diehtdrüsig und kurz weichstachelig, 
unmittelbar nach dem Verblühen zurückgeschlagen oder wagrecht 
ausgebreitet. Griffel wollig. Scheinfrüchte groß, eiförmig, dunkel- 
rot, schwer, daher öfters herabgeschlagen mit aufgerichteten, bis 
zur Fruchtreife bleibenden Kelchzipfeln. 

Von diesen Sträuchern zieht sich eine Hecke fort und es ist 
nicht uninteressant, daß das Hauptmerkmal, die Drüsigkeit der 
Kelchzipfel, an den benachbarten Sträuchern in dem Grade abnimmt, 
je entfernter sie vom obigen Standorte stehen. 

Ein weiterer Standort dieser Rose liegt am Südfuße des Dobler 
unweit Oberrohrbach. 

Rosa cinnamomea L. Vor mehr als 30 Jahren traf der seit- 
her verstorbene Gärtner Biba in der Au bei Schmida diese Rose 
in zahlreichen Stöcken und grub einige derselben aus, um sie in 
seinen hiesigen Garten zu versetzen, wo sie sich ganz schön er- 
halten haben und jeden Sommer blühen und fruchten. 

Meine Bemühungen, die Rose in den Auen bei Schmida neuer- 
dings aufzufinden, waren leider erfolglos, obgleich dieselbe nach 
Mitteilung eines Försters noch immer dort wachsen soll. 


Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. EX 


Ein weiterer Standort in Wischetal ist von geringer Bedeutung, 
da die Blüten gefüllt erscheinen und der schwache Stock bisher nie 
fruchtete; er ist wohl ein Gartenflüchtling. 

Rosa camina L. var. subglaucina H. Braun. In einigen 
Sträuchern bei Stranzendorf. 

Rosa Kosinsciana Bess. var. reticulosa H. Braun. Findet sich 
auch im Walde bei Wischetal sowie am Wege in Oberparschenbrunn. 

Rosa dumetorum Thuill. var. Wichurae H. Braun.!) Am gleichen 
Orte in Stranzendorf. 

Rosa collina Jaeg. ist häufig auf der Höhe zwischen Schön- 
born und Bergau, dann in Weingärten bei Niederrußbach, am 
Neuberg bei Stranzendorf und am Wege von Oberrohrbach zum 
„Goldenen Brünnl“, schon im Walde. 

Rosa sepium var. arvatica Puget war bisher nur in einem 
Strauche vorhanden, welcher leider mit vielen anderen den sinn- 
losen Devastationen der „Hetschengräber“ zum Opfer fiel. 

Rosa sepium var. mentita Desegl. ist wohl die verbreitetste 
Form dieser Art und ist stellenweise, wie z. B. bei Obergrub in 
20—30 Sträuchern vorhanden. Ich fand sie seither noch bei Ober- 
parschenbrunn, bei Stranzendorf, auf dem Waschberge u.a. O. 

Rosa sepium var. Haringiana H. Braun (Österr. botan. Zeitschr., 
XLV, 1895, S. 321) am Fuße des Dobler in einigen Sträuchern. 

Prunus nana Focke in den Anlagen des Heldenberges in 
Kleinwetzdorf wahrscheinlich angepflanzt. 

Prunus eminens G. v. Beck (cerasus X chamaecerasus) unter 
den Stammeltern an sonnigen Hügeln bei Wilfersdorf und Obergrub, 
besonders an Hohlwegen. 

Melilotus macrorrhiza Pers. treffen wir an den Ufern des 
Göllers- und des Senningbaches. 

Melilotus dentata Pers. begleitet den Rohrbach. Beide wechseln 
gern die Standorte. 

Trifolium ochroleucum Huds. fand ich zufällig auch in einer 
Schottergrube. 

Robinia glutinosa Sims. in hiesigen Parkanlagen nicht selten. 

Vieia pisiformis L. sah ich seit vielen Jahren nicht mehr. 


1) Österr. botan, Zeitschr., 1894, Nr. 1-3. 
2. B. Ges. 58. Bd. 


1) 


18 J. Haring. 


Lathyrus silwestris L. zufällig an Ufergebüschen in der Au. 

Primula elatior L. in großer Menge in der Au, sehr selten 
außerhalb derselben. 

Primula officinalis L. massenhaft auf fast allen sumpfigen 
Wiesen, seltener in der Au. 

Androsace maxima L. an zahlreichen Standorten, doch unbe- 
ständig. 

Anagallis arvensis L. f. viridiflora Staniek unter der gewöhn- 
lichen Form hie und da. Diese Form dürfte mehr vom terato- 
logischen Standpunkte zu betrachten sein. Ich hatte Gelegenheit, 
an einem einzigen Standorte eine Reihe von sieben verschiedenen 
Blütenbildungen zu beobachten, von denen etwa drei als oben be- 
zeichnete Abänderung zu deuten wären. 

Vincetoxicum officinale Moench f. laxum unter Gebüsch in 
Wollmannsberg. 

Phacelia tanacetifolia Benth. 

1905 wurde mir eine Pflanze gebracht, deren schneckenförmig 
eingerollter Blütenstand lebhaft an Heliotropium erinnert. Man sagte 
mir, daß die Pflanze auf einem Acker bei Großstelzendorf als 
Bienenfutter angebaut sei. Heuer (1906) traf ich sie verwildert 
nächst dem Tullner Bahnhofe in ziemlicher Menge. 


Asperugo procumbens L. zufällig an einer Scheuer, in welcher 
Heu aus verschiedenen Gegenden eingelagert ist. Im Pfarrhofgarten 
wächst sie unter Gebüsch und behauptet sich seit mehreren Jahren. 

Lycopsis arvensis L. vorübergehend im Straßengraben nächst 
dem Schliefbrückel. 

Myosotis sparsiflora Mik. Standorte sehr wechselnd, in der Au. 

Mentha!) dissimilis Desegl. In Breitenwaida. 

Mentha florida Tausch. Wassergraben bei Grafendorf. 

Mentha parietariaefolia Becker. Daselbst. 

Mentha multiflora Host var. agrestina H. Braun. Auf feuchten 
Äckern am Dobler bei Oberrohrbach. 

Mentha fontana Weihe. Bei Unterzögersdorf. 

Mentha silwicola H. Braun. Ebendaselbst. 

Mentha aquatica var. stolonifera Opiz. Am Stockerauerarme. 


?) Österr. botan. Zeitschr., 1893 und 1894, Nr. 1-8. 


Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 19 


Mentha Motoliensis Opiz. Bachpromenade in Stockerau. 

Mentha eupatoriaefolia H. Braun. Unterhautzental, Bachufer. 

Mentha arvensis var. Slichovensis Opiz. Auf dem Dobler bei 
Oberrohrbach. 

Mentha Pauliana Schultz. Am Stockerauerarme. 

Noch möchte ich hier bemerken, daß die Standorte der Gattung 
Mentha sehr unbeständig sind, von der mehr oder minder großen 
Feuchtigkeit der Sommer abhängen und durch Uferbrüche usw. 
häufig vernichtet werden. Ich wäre heute nicht in der Lage, auch 
nur den fünften Teil meiner einstigen Fundorte benützen zu können. 

Scutellaria hastifolia L. vorübergehend im Stockerauerarme. 

Galeopsis speciosa Mill. var. sulphurea Jord. Zäune in Ober- 
olberndorf. 

Antirrhinum orontium L. Vor etwa 15 Jahren auf vielen 
Feldern häufig, verschwand diese Pflanze vollständig aus unserer 
Gegend. Erst heuer wieder sah ich einige Exemplare auf einem 
Acker in Oberolberndorf. 

Veronica scutellata L. häufig in einer feuchten Grube bei 
Oberolberndorf. 

Veronica beccabunga f. tenerrima Schmidt in Wassergräben bei 
Goldgeben, auf der Rusterwiese ete. nicht selten. 

Veronica acquatica Bernh. ziemlich selten in der Au. 

Euphrasia Kerneri Wettst. unter E. Rostkoviana zerstreut auf 
der Rusterwiese. 

Plantago maritima L. überdies auf der „Alten Au“ in Stockerau, 
dann bei Zissersdorf und bei Stetteldorf. 

Plantago arenaria W. Kit. auch bei Oberhollabrunn. 

Dryonia alba L. an Hecken in Hetzenbach. 

Asperula tinctoria L. zerstreut im Rohrwalde. 

Arctium ambigua G. v. Beck (lappa X tom.) hie und da unter 
den Stammeltern. 

Oirsium tartaricum Allioni (canım X oleraceum) unter den 
Stammeltern unweit des Rohrwaldteiches. 

Scorzonera humilis L. auf der Felberwiese selten. Meine An- 
gabe in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1857, S. 59, beruht auf 
Irrtum und bezieht sich auf humilis. $. parviflora kommt erst bei 


Zellerndorf vor. 
RAN. 2* 


20 R. Cobelli. 


Il Fieus carica L. nel Trentino. 
Per il 
D’®e Ruggero Cobelli 


in Rovereto. 


(Eingelaufen am 16. Januar 1907.) 


Il Fieus carica L., si presenta sotto due forme,!) vale a dire: 


1. Il Fieco, le eui urne contengono soltanto fiori femmine longi- 
stili con stigma normale, e che diventano sempre mangereccie sieno 
esse fecondate o no. 

2. I Caprifico le cui urne contengono verso I’ apertura 
esterna fiori maschi, e piü in basso fiori femmine brachistili con 
stigma imperfetto, e che si trasformano in galle per opera delle 
larve sortite dalle uova depostevi da un piecolo imenottero, dalla 
blastophaga grossorum Grav.?) Le urne del Caprifico non diven- 
tano mai mangereccie cosi come quelle del Fico. 


Secondo i dettami della seienza presente, la fecondazione del 
Fieus carica L. dovrebbe succedere nel modo seguente. Dalle galle 
del Caprifico sortono i maschi e le femmine della Blastophaga. Le 
femmine alate dopo essere state fecondate dai maschi atteri, sor- 
tono dalle urne, e nel sortire passando attraverso al gruppo di 
fiori maschi si caricano di polline. Cosi cariche di polline, pene- 
trando nelle urne del Fico ne fecondano i fiori femmine. 

Nel Trentino si eoltiva il Fico in numerose varietä e lo si 
moltiplica assai facilmente a mezzo di barbatelle. Se si esaminano 
le urne del Fico nostro coltivato, non vi si rinvengono che fiori fem- 
mine longistili, come era da prevedersi per quanto fu sopra esposto. 

Ma la questione che io mi pongo e che in questo breve la- 
voro imprendo a trattare & la seguente: Esiste o no il Capri- 
fico nel Trentino? 


!) Anton Kerner v. Marilaun, Pflanzenleben, Bd. II, S. 154—159. 
Leipzig und Wien, 1891. 

2) Feigeninsekten. Beschrieben von Dr. Gustav Mayr. Mit Taf. XI bis 
XIII. (Verhandl. der k. k. zool.-botan. Gesellsch. in Wien, 1885, S. 177—179.) 


Il Fieus carica L. nel Trentino. 21 


Il Caprifico certo non lo si eoltiva nel Trentino, e pereciö se 
vi esiste dobbiamo andarlo a cercare tra quegli alberi di Ficus 
carica L. inselvatichiti che erescono spontanei qua e la. L’esi- 
stenza di alberi di Ficus carica L. inselvatichiti nel Trentino & 
cosa nota. Difatti nella Flora di Hausmann!) leggiamo: „Im süd- 
lichen Tirol wild an Wegen, Abhängen, Felsen und alten 
Mauern. Trient (Perini!) am Schlosse Nano bei Denno 
(Heufler!).“ Nella Flora di Francesco Ambrosi?) si legge: 
„Irovasi nelle fessure delle rupi del Lago di Garda, a 
Nago, nella Valle di Ledro fra Biacesa e Molina, & fre- 
quente nel paese dell’Adige, in Valsugana etc.“ II Koch?) 
nella sua Flora serive: „Colitur in provineiis calid. et oc- 
eurrit in rupium fissuris Tyrolis australis et Helvetiae 
transalpinae copiose, ubi spontanea facta est.“ Nella Flora 
dell’ Hallier*) troviamo seritto: „Schon in allen nach Süden 
geöffneten Alpentälern bis zu einer. Höhe von 2000 Fuß 
über dem Meere, in Südtirol und im Tessin verwildert.“ 
E. Thom&?°) dice: „und ist in Südtirol, Tessin und in allen 
nach Süden geöffneten Alpentälern bis zu 600 m Meeres- 
höhe verwildert.“ Da ultimo mi piace di aggiungere il seguente 
brano di una lettera seritta a mio fratello Prof. Giovanni dall’ il- 
lustre Prof. Kerner v. Marilaun in data Wien, 25./l. 1893: „An 
den Ufern des Gardasees, namentlich an den unzugäng- 
lichen Felsabstürzungen unter der Straße von Riva nach 
Val diLedro und auch noch weiter südwärts, jenseits des 
Ponale, wo keine von Menschen betretenen Wege be- 
stehen, sah ich zahlreiche Feigenstöcke an Stellen, welche 
gewiß niemals der Fuß eines Menschen betreten hatte 


!) Freih.v. Hausmann, Flora von Tirol, Heft 2, S. 773. Innsbruck, 1852. 

?) Francesco Ambrosi, Flora del Tirolo meridionale, Vol. II, p. 138. 
Padova, 1857. 

%) Synopsis Florae Germanicae et Helveticae, Editio tertia, Pars se- 
cunda, p. 552. Lipsiae, MDCCCLVI. 

*) Dr. Emest Hallier, Flora von Deutschland, Österreich und der 
Schweiz, Bd. IX, S. 250. Gera-Untermhaus, 1882. 


5) Prof. Dr. Thome, Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, 
Bd. II, S. 33. Gera-Untermhaus, 1886. 


22 R. Cobelli. 


und wo die Samen nur von Exkrementen der Vögel hin- 
gelangt sein konnten.“ 

Dungue tutti questi autori dichiarano che il Ficus 
carsca L. & inselvatichito nel Trentino, ma nessuno dice se 
queste forme selvatiche appartenevano alla forma del 
Fico o del Caprifico. 

Mio fratello, ed io pure, abbiamo constatato e nei dintorni 
di Rovereto, ed in molti altri luoghi del Trentino la presenza di 
molti alberi di Ficus carica L. inselvatichito, anche in loealitä 
inaccessibili all’ uomo, e dove certo i semi vi furono trasportati 
dagli uccelli coi loro escrementi.. Ma per di piü abbiamo esami- 
nate tutte le urne, di questi alberi, che potemo avere, ed in 
tutti i casi non abbiamo potuto constatare che fiori femmine, per 
eui tutti questi alberi appartenevano alla forma Fico e non a quella 
di Caprifico. 

In una parola, anche noi non abbiamo potuto consta- 
tare de visu la presenza del Caprifico nel Trentino. Da 
tutti questi fatti, io credo di essere autorizzato a dedurne la se- 
guente conclusione: Finora nessuno ha constatato de visu 
nel Trentino l’esistenza del Caprifieo, ne quella della Bla- 
stophaga. Im conclusione mancava finora la prova di osservazione 
diretta della presenza del Caprifico nel Trentino. 

Non mi rimaneva quindi altro che ricorrere alla prova in- 
diretta vale a dire di tentare la coltivazione dei semi del Fico 
coltivato nel Trentino. Ed & chiaro che, secondo lo stato attuale 
della scienza, come sopra si espose, se coltivando i semi del Fico 
coltivato nel Trentino, si ottengono pianticelle, si dovrä conchiu- 
dere che nel Trentino esiste anche la forma Caprifico. Ed a con- 
validare questo, riporto un altro brano della lettera seritta a mio 
fratello Prof. Giovanni, dall’ illustre Prof. Antonio Kerner v. Ma- 
rilaun che dicee: „Wenn in die Urnen eines Ficus keine 
Dlastophaga aus den Urnen eines Caprificus kommen, So 
entstehen auch keine keimfähigen Samen. Nichtsdesto- 
weniger schwellen aber auch an solchen Ficus die Urnen 
an und so werden aus ihnen gute saftreiche Früchte. 
Wenn man Niüßchen aus solehen Früchten anbaut, so ent- 
wickeln sich aus ihnen keine jungen Pflanzen.“ 


Il Ficus carica L. nel Trentino. 23 
E pereiö istituii i seguenti esperimenti ed osservazioni. 


Esperimento I. 


Per orizzontarmi nella coltivazione adoperai semi di Fico man- 
dati da un mio amico direttamente da Smirne, dove esiste certo 
il Ficus carica L. sotto le sue due forme di Fico e di Caprifico, 
e dove esiste pure certo anche la Blastophaga grossorum Grav. 


1904. Nella primanera si piantarono i semi in un vaso. Si 
svilupparono le pianticelle che alla fine dell’ anno raggiunsero un 
altezza di circa centimetri 12. 

1905. Continuata la coltivazione in vasi, alla fine dell’ anno 
raggiunsero l’altezza di centimetri 45. 


1906. Ai 9 Aprile si collocarono le pianticelle in piena terra, 
ed ai 15./XI. raggiunsero l’altezza di centimetri 112. Ed 
ora passiamo alle coltivazioni dei semi di Fico raccolti nel Trentino. 


Esperimento I. 


Nell’ autunno del 1905 si seminarono in un vaso i semi di 
due Fichi coltivati nel roveretano. Di questi, sebbene non abbia 
seguito la coltivazione che a lunghi intervalli, posso dire perö che 
non solo si svilupparono le pianticelle, ma altresi che alla fine 
dell’ anno 1904 avevano- raggiunta l’altezza di circa 15 centimetri. 


Ai 9 Aprile 1906 collocate le pianticelle in piena terra 
raggiunsero ai 15./XI. l’altezza di centimetri 150. 


Esperimento III. 


Le precanzioni usate in tutti gli esperimenti sono le seguenti. 
Prima di tutto si raccoglievano frutti perfettamente maturi, scegliendo 
urne che erano restate a lungo sull’ albero, e che cominciavano ad 
avvizzire. Si riempiva un vaso da fiori con terra passata ad uno 
staccio finissimo. Colla lavatura, si liberavano i semi dalla polpa 
mangereccia. Si spargevano sulla superficie della terra, ricopren- 
doli poseia con uno strato sottile di terra finissima. Tanto prima 
della germinazione dei semi, quanto alloraquando si avevano le 
gracili pianticelle, e per non rendere la terra troppo compatta € 


24 RR. Cobelli. 


per non rovinare le pianticelle, si manteneva la terra umida, sia 
spruzzandovi sopra a sottili goceiole l’acqua, ovvero si immergeva 
il vaso nell’acqua mantenendovelo fino a che l’acqua penetrata 
dal foro situato alla superfieie inferiore del vaso e diffondendosi 
dal disotto in su raggiungeva la superficie della terra. 


1905. 2./X. Si seminarono i semi di quattro Fichi 
raccolti a Rovereto pochi giorni prima. Il vaso si collocö in un 
letto caldo. 


3./[XI. Il vaso fu trasportato dal letto caldo nella serra 
da fiori. Tanto queste piantieine quanto quelle degli altri esperi- 
menti in primavera si portarono all’ aperto. 

15./X1. Si svilupparono le due foglioline cotiledonari. 
Sono di forma ellissoidale, quasi sessili, a margine intiero, lunghe 
eirca tre millimetri e larghe due, liscie, affatto senza peli. 


1906. 30./I. Compariscono le prime due foglioline pri- 
mordiali opposte. Esse sono inerociate colle due foglioline coti- 
ledonari, piceiuolate, ovali, appuntite all’ apice, col margine intiero, 
e mostrano al margine e sulle superfieie qualche pelo. 

9./III. Comparisce la prima fogliolina primordiale undu- 
lata. Queste foglioline primordiali sono alterne, e le chiamo undu- 
late, perche il loro margine & piü a meno undulato. 29./IH. se- 
conda; 15./IV. terza; 27./IV. quarta; 14./V. quinta; 26./V. sesta; 
1./VI. settima. 

9./VI. Comparisce la prima foglia definitiva lobata. 
Chiamo lobate queste foglie perch& presentano la forma caratteristica 
di quelle del Fico. Talvolta la foglia undulata quinta o sesta co- 
mincia a mostrarsi piü o meno lobata. 12./VI. Si collocano le 
piantieine in una cassetta grande; 15./VI. seconda foglia lobata; 
20./VI. terza; 24./VI. quarta; 28./VI. quinta; 3./VII. sesta; 10./VI. 
settima; 15./VII. ottava; 19./VII. nona; 22./VIl. decima; 26./VII. 
undeeima; 29./VlI. dodicesima; 6./VIII. tredicesima; 29./VII. 
quattordicesima; 4./IX. quindieesima; 9./IX. sedicesima; 16./IX. 
dieiasettesima. 

30./IX. Si forma la gemma ibernante. 

4./X. Incomineiano ad ingiallire le foglie. 

15.[/XI. Raggiunse l’altezza di centimetri D2. 


Il Ficus carica L. nel Trentino. 25 


Esperimento IV. 


Nell’Ottobre 1905 si raccolsero a Rovereto quattro Fichi 
maturi, ma in localitä lontana da quella dell’ esperimento III. I semi 
si divisero in due porzioni che si coltivarono in localitä lontane 
una dall’altra. Una la contrassegnerö colla lettera U e laltra 
colla lettera 2. 


er 


1905. 9.[X. Seminati i semi in un vaso da fiori, e collo- 
cato il vaso in letto caldo. | 

3./XI Trasportato il vaso nella serra da fiori. 

29.[/XU. Le due foglioline cotiledonari. 

1906. 30./I. Le due foglioline primordiali opposte. 

9./II. Prima fogliolina primordiale undulata; 23./II. 
seconda; 10./IV. terza; 27./IV. quarta; 14./V. quinta; 26./V. sesta. 

1./VI. Prima foglia lobata; 12./VI. collocate le pianticelle 
in una cassetta grande. 15./VI. seconda; 20./VI. terza; 24./VI. 
quarta; 28./VI. quinta; 3./VII. sesta; 10./VII. settima; 15./VII. 
ottava; 19./VII. nona; 22./VII. decima; 26./VII. undecima; 29./VI. 
duodecima; 6./VII. tredicesima; 18./VIII. quattordicesima; 29./VII. 
quindicesima; 4./IX. sedicesima; 8./IX. dieciasettesima; 16./IX. 
diciottesima. 

20./IX. Gemma ibernante. 

11./X. Ingialliscono le foglie. 

15./XI. Raggiunse l’altezza di 55 centimetri. 


19% 


1905. 9./X. Si seminarono i semi in un vaso da fiori e 
lo si collocö in letto caldo. 

3.[XI. Trasportato il vaso nella serra da fiori. 

14./XII. Le due foglioline cotiledonari. 

1906. 4./I. Le due foglioline primordiali opposte. 

4./1l. Prima fogliolina primordiale undulata; 20./I. 
seconda; 20./III. terza; 18./IV. quarta; 27./IV. quinta; 8./V. tras- 
portate le piantieine in una cassetta grande; 24./V. sesta; 31./V. 
settima. 


26 R. Cobelli. 


7./VI. Prima foglia lobata; 15./VI. seconda; 20./VI. terza; 
24./VI. quarta; 28./VI. quinta; 3./VII. sesta; 15./VLI. settima; 20./VII. 
ottava; 26./VII. nona; 28./VIII. deeima. 

16./IX. Gemma ibernante. 

11./X. Ingialliscono le foglie. 

15./XI. Raggiunse l’altezza di 50 centimetri. 


Esperimento V. 


Il Fico coltivato a Rovereto incomineia a produrre urne 
in compagnia di foglie nell’ aprile sul legno vecchio, e continua a 
produrne sul legno nuovo piü o meno fino verso linverno. Delle 
prime urne, da noi chiamate fiori, ne cadono a terra piü 0 meno, 
e quelle che restano diventano mangereccie nel luglio. Le ultime 
urne a Rovereto non maturano, e dopo la caduta delle foglie 
a poco a poco si disseccano e cadono sia spontaneamente, ovvero 
per la forza del vento. A Rovereto non & a mia cognizione che 
sieno state mai constatate urne ibernanti. Invece in certi luoghi 
riparati e ben soleggiati della Valla di Arco continua la ma- 
turazione di queste urne tardive, ibernano, e diventano 
mangereccie nella primavera seguente. 

1906. Ai primi di Maggio ebbi per gentilezza aleune di 
queste urne ibernate della Valle di Arco. 

9.[V. Seminati i semi in vaso da fiori. 

1./VI. Le due foglioline cotiledonari. 

9./VI. Le due foglioline primordiali opposte. 

20./VI. Prima fogliolina primordiale undulata; 27./VI. 
seconda; 2./VII. messe le pianticelle in cassetta grande; 10./VII. 
terza; 19./VII. quarta; 26./VII. quinta; 29./VII. sesta. 

6./VIII. Prima foglia lobata; 18./VIII. seconda e terza; 
29./VIII. quarta; 4./IX. quinta; 9./IX. sesta; 16./IX. settima. 

20./IX. Gemma ibernante. 

11./X. Ingialliscono le foglie. 

15./XI. Raggiunse l’altezza di 16 centimetri. 


Esperimento VI. 


Anche sui Fiehi inselvatichiti a Rovereto incominciano 
a spuntare le prime urne colle prime foglie in aprile, e continuano 


Il Fieus carica L. nel Trentino. 27 


a produrne fino verso linverno, durante il quale le ultime forma- 
tesi cadono. Non eredo che nessuno abbia mai constatato a Rove- 
reto su Fichi inselvatichiti, urne ibernanti. 

Ai 11 Novembre 1905 raccolsi aleune urne di Fichi insel- 
vatichiti, nei pressi di Rovereto, nella localitä detta Cornacalda. Si 
lasciarono in stanza fredda tutto l’inverno. 

1906. 29./IV. I semi delle urne dopo di essere stati laseiati 
nell’ acqua per 24 ore, si seminarono in un vaso da fiori. 

1./VI. Le due foglioline eotiledonari. 

9./VI. Le due foglioline primordiali opposte. 

20./VI. Prima foglia primordiale undulata; 27./VI. 
seconda; 2./VII. messe le pianticelle in cassetta grande; 10./VII. 
terza; 19./VII. quarta; 26./VII. quinta; 29./VII. sesta. 

6./VIII. Prima foglia lobata; 18./VIII. seconda e terza; 
21./VIII. quarta; 29./VIII. quinta; 4./IX. sesta; 9./IX. settima; 
16./IX. ottava. 

20./IX. Gemma ibernante. 

11./X. Ingialliscono le foglie. 

15./XI. Raggiunse l’altezza di 17 centimetri. 


Esperimento VII. 


Nella Valle di Arco il Fico inselvatichito comincia a 
produrre urne (come a Rovereto) in compagnia delle foglie, giä 
nell’aprile. Ai 15 maggio 1906 sulle rupi al di sopra del paese 
di S. Martino presso Arco tra molti altri trovai un Fico inselvati- 
chito, il quale portava molte urne prodotte nell’ aprile. Se nonch& 
sulla stessa pianta potei raccogliere ecinque urne certo dello 
scorso autunno 1905, e che quindi avevano ibernato sull’ albero. 
Esse erano di colore alquanto nerastro, un poco molli, ma .non 
mangereccie. Aperte trovai che contenevano le galle della 
Blastophaga grossorum Grav. da parte delle quali erano giä 
sortiti gli insetti. Da un altra parte delle galle potei nei giorni 
susseguenti assistere io stesso alla sortita degli insetti. Im quattro 
giorni raccolsi 10 maschi e 60 femmine, per ceui si vede che i 
maschi sono molto meno numerosi delle femmine. Ne sortirono 
poi nei giorni susseguenti ancora moltissime specialmente femmine, 
che io non ho numerate esattamente, ne raccolte, ma che posso 


28 R. Cobelli. 


valutare ad oltre un centinajo. E pereiö sebbene io non abbia 
veduti i fiori maschi di questa pianta, secondo i dettami della 
seienza presente si deve ritenere che essa apparteneva alla forma 
Caprifico. Degli insetti feci i preparati stabili nel balsamo del 
Canada. 

Credetti poi non inutile di tentare la coltivazione anche dei 
semi, onde vedere se qualcheduno forse non inquinato dalla Dlasto- 
phaga grossorum Grav. si sviluppasse. 

1906. 23./V. Seminati in vaso da fiori. 

I./VII. Le due foglioline eotiledonari. E da notarsi che 
da molti semi non ottenni che due piantieine. 

12./VII. Le due foglioline primordiali opposte. 

26./VII. Prima foglia primordiale undulata; 31./V. 
seconda; 9./VII. terza; 18./VIII. quarta; 26./VIII. collocate le due 
piantieine in un vaso piü grande; 28./VILI. quinta. 

4./IX. Prima foglia lobata; 9./IX. seconda; 16./IX. terza; 
23./IX. quarta; 7./X. quinta; 15./X. sesta. 

20./X. Gemma ibernante. 

15.[XI. Raggiunse Taltezza di 11 centimetri. 


Conelusioni. 


Da tutti questi fatti io eredo che si possano dedurne le seguenti 
conelusioni. 

1. Dai semi di Fico coltivato nel Trentino si possono otte- 
nere pianticelle, tanto da quelli delle urne maturate in primavera 
nella Valle di Arco, quanto da quelli delle urne maturate in autunno 
a Rovereto. 

2. Qualche albero di Fieo inselvatichito nella Valle 
di Arco alla primavera porta urne ibernate che conten- 
gono la Bblastophaga grossorum Grav. 

3. Si possono ottenere pianticelle anche dalla colti- 
vazione dei semi del Fico inselvatichito, tanto da quelli 
delle urne raccolte in autunno a Rovereto, quanto da 
quelle delle urne ibernate della Valle di Arco e che con- 
tengono la Blastophaga grossorum Grav. 

4. E pereiö sebbene io non abbia constatato de visu 
i fiori maschili, tuttavia secondo i dettami della scienza 


Il Fieus carica L. nel Trentino. 29 


attuale si deve ritenere che nel Trentino, almeno nella 
Valle di Arco esiste anche la forma del Caprifico. 

5. Se perö fosse provato con tutta sieurezza che a Rovereto 
non ibernano mai urne ne sul Fico coltivato ne sul Fico insel- 
vatichito, e che quindi non vi esisti la Dlastophaga grossorum 
Grav., per spiegare come si ottengano tuttavia pianticine dai loro 
semi, si dovrebbe ricorrere all’idea che forse possa esistere in 
certe eircostanze per il Freus carica L. anche la partenogenesi. 


Le elitre del Meconema brevipenne Yersin. 
Per il 
Dre Ruggero Cobelli 


in Rovereto. 


(Eingelaufen am 21. Januar 1907.) 


Yersin!) nel 1860 deserisse e figurö la femmina di questa 
loeusta da un esemplare preso a Hyeres. Il chiarissimo mio collega, 
il Signor D!° Hermann Krauss di Tubinga, n& catturö pareechi 
esemplari tanto maschi quanto femmine nel Tirolo fra Atzwang e 
Völs, alla fine di agosto ed ai primi di Settembre del 1871. Nella 
sua memoria del 1873 diede la deserizione e le figure relative 
tanto del maschio quanto della femmina. Nel Trentino ne raccolse 
di ambidue i sessi il Signor Prof. Mario Bezzi?) nell’ agosto 1837 
a Caldonazzo, e nell’ agosto 1885 a Seandre sul Monte Baldo. Io 
poi catturai?) maschi e femmine a Rovereto, a Castelcorno presso 
Rovereto, a Condino, a Pinzollo e a Male. 


!) Beitrag zur Orthopterenfauna Tirols mit Beschreibung einer neuen 
Pterolepis von Dr. Hermann Krauss in Tübingen (Verhandl. der k. k. zool.- 
botan. Gesellschaft in Wien, Jahrg. 1873). 

2) Contribuzioni alla fauna degli Ortotteri del Trentino per il Dre Rug- 
gero Cobelli in Rovereto (Sitzungsberichte der k. k. zool.-botan. Gesellschaft 
in Wien, Bd. XXXIX, 6. März 1889). 

3) Dre Ruggero Cobelli, Appendice agli Ortotteri genuini del Trentino. 
43« pubblicazione fatta per cura della Societä „Museo eivieo* in Rovereto. 
Rovereto, 1906. 


30 R. Cobelli. Le elitre del Meconema brevipenne Yersin. 


Le elitre del maschio sono lunghe 2:5 mm, larghe 1’13 mm, 
quelle della femmina sono lunghe 2:8 mm, larghe 1:29 mm. 

Il Krauss parlando delle elitre serive: „Elytren gelbgrün, 
sehr kurz, sich in der Mittellinie berührend, mit diehtem 
Venennetze versehen, kein Stridulationsapparat.“ 

In oceasione dei miei studi sugli organi stridulanti degli 
Ortotteri della fauna tridentina, dopo aver constatato quanto serive 
il Krauss, feci due preparati stabili nel balsamo del Canada, ed 
invero uno delle elitre di un maschio, ed uno delle elitre d’una 
femmina. 

Ripassando questi preparati al microscopio a vari ingrandi- 
menti, mi accorsi che le elitre del maschio presentano una strut- 
tura particolare, che credo bene di pubblicare, perch& per quanto 
io so deve essere sfuggita fin’ ora alle osservazioni degli studiosi. 

Ed ecco in che consiste. Se si osservano le elitre del maschio 
ad un ingrandimento di 130, si vede che le nervature sono per- 
corse da una fitta rete di sottili trachee, con intermiste molte 
veseichette sferiche. Se poi si osservano ad un ingrandimento di 
215, si vede manifestamente che le vescichette pressoche sferiche 
sono dilatazioni delle trachee. Queste veseichette sferiche ora non 
sono altro che una dilatazione dell’ intiera parete della trachee 
lungo il suo decorso, ed ora si trovano sospese all’ estremitä finale 
della trachee, in modo da figurare quasi un frutto portato dal suo 
piceiuolo. : 

Misurate col mierometro trovai che il loro diametro oseillava 
fra 9 e 16 mieromillimetri. 

Numerate, ne trovai 144 su di una elitra, e 150 sull’ altra. 

Nel preparato delle elitre della femmina non potei riscontrare 
nulla di simile. 

Resta ancora a vedersi perch® tali dilatazioni si riscontrino 
soltanto sulle elitre del maschio, ed a che scopo biologieo esse 
servino. 


Una nuova specie di Pezomachus. 31 


Una nuova specie di Pezomachus. 
Per il 
Dre Ruggero Cobelli 


in Rovereto. 


(Eingelaufen am 28. Januar 1907.) 


Pezomachus roboretanus NOV. SPec. 


9. Lunghezza 5 mm. — Osservata la superfieie del corpo colle 
ottime lenti, fabbrieate da Carlo Zeiss di Jena a bella posta per 
gli studi entomologiei, anche ad ingrandimento lineare di 27, non 
si scorge che una finissima seultura, senza traceia sensibile ne di 
punti ne di rugositä. Il capo trasverso & molto piü largo del torace. 
Il mesonoto mostra un soleco mediano che va dall’ avanti all’ in- 
dietro, ed & separato dal metanoto da un solco trasverso. Il meta- 
noto ha forma globosa, la superfiecie posteriore & attraversata da 
una ceresta abbastanza pronunciata, la quale porta da ciascun lato 
un piecolo dente. Non vi ha traceia ne di scutello, ne di ali. Il 
primo segmento addominale & attraversato nella sua parte mediana 
da un soleco poco appariscente che va dall’avanti all’ indietro e 
termina alla parte posteriore piü allargata dello stesso. Al confine 
della parte anteriore del primo segmento addominale colla posteriore, 
che si trova a eirca due terzi della sua lunghezza, si vede da eias- 
eun lato un piecolo tubercolo abbastanza sporgente. Tutta la super- 
fieie del corpo & opaca, eccettuati i segmenti addominali al di la 
del secondo, i quali hanno maggior lucentezza. Le antenne sono 
lunghe, diseretamente grosse, coi primi articoli piü lunghi degli altri. 
— Tutta la superficie del corpo & nera, eccettuati i sette primi arti- 
coli delle antenne nella loro superficie inferiore, il pronoto, il meso- 
noto ed il primo segmento addominale, le quali ultime parti sono 
di eolore che si potrebbe dire bianco sporco o meglio fumoso.t) 
Il primo segmento addominale perö, vieino al margine posteriore 
ha una linea trasversa nera. Zampe nere eccettuati ginocchi tibie 


!) P. A.Saccardo, Chromatoxia. Patavii, 1891. 


32 R. Cobelli. Una nuoya specie di Pezomachus. 


e tarsi delle estremitä anteriori e medie, trocanteri posteriori, ed 
un poco i tarsi posteriori, che hanno colore bianco sporco, 0 come 
dissi piü sopra fumoso. L’estrema base delle tibie posteriori € 
annellata di bianeo. La terebra & un poeo pitı lunga dell’ addome 
colle valvole nere. 

I ignoto. 

Raccolsi un unica 9 di questo interessante imenottero ai 
21 giugno 1901 in un boschetto presso Rovereto. 

Fra le 220 specie di Pezomachus 9, deseritte dai vari autori 
per la fauna paleartica, la mia non si avvieina che ad una specie, 
e eiö per il carattere importantissimo della grande lunghezza della 
terebra. E questa specie & il Pezomachus separatus deseritto da 
Schmiedeknecht!) da parecchi esemplari 9 raccolti da lui sul 
luogo dove esisteva l’antica Cartagine. La mia se ne distingue 
perche piü grande, perch@ diversamente colorata, e perche possiede 
una terebra un poco piü curta. 


14. Folge neuer Staphyliniden der palä- 


arktischen Fauna, nebst Bemerkungen. 
Von 


Dr. Max Bernhauer 
in Grünburg (Ob.-Öst.). 


(Eingelaufen am 10. Mai 1907.) 


1. Arpedium Schatzmayri m. ist identisch mit Deliphrum 
algidum Er., von welchem mir seinerzeit nur ein unausgefärbtes 
verkrüppeltes Stück vorlag. Sehr charakteristisch ist der nach 
hinten nicht verengte Halsschild und die tiefschwarze Färbung, 
welche Merkmale in den bisherigen Beschreibungen nicht zur 
Geltung gelangt sind. 

2. Thinobius minutissimus Fauv. und delicatulus Kr. 
wurden von Herrn Vodoz auf Korsika aufgefunden. 


t) Prof. Dr. Otto Schmiedeknecht, Opuscula Ichneumologiea, Bd. II: 
Cryptinae, p. 969. Blankenburgi, Thür., 1904—1906. 


14. Folge neuer Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 33 


3. Stenus humilis Er. wurde von Herrn Dr. Fritz Neto- 
litzky in der Umgebung von Graz in einer makropteren Form 
aufgefunden, welche dem St. carbonarius Gyllh. sehr ähnlich wird, 
aber durch die Färbung der Beine und etwas gröbere Punktierung 
zu unterscheiden ist. Bei dieser Form, welche ich als forma alata 
Netolitzkyi benenne, sind die Flügeldecken viel länger als der Hals- 
schild, genau quadratisch mit vorstehenden Schultern. 

4. Oedichirus dimidiatus Reitt., Wiener Entomol. Zeitung, 
1906, S. 263, ändere ich, da der Name von Eppelsheim bereits 
in derselben Zeitschrift, 1890, S. 280 für eine ostindische Art ver- 
geben ist, in Oedichirus Reitterı ab. 

5. Von Lathrobium Pinkeri Gglb., welches nur nach weib- 
lichen Exemplaren beschrieben wurde, wurde ein c’ von Herrn 
G. Strauß in Piano della Fugazza gefangen und das Unikum in 
liberaler Weise dem k. k. naturhistorischen Museum in Wien abge- 
treten. Ich gebe nach diesem Stücke eine Beschreibung der Ge- 
schlechtsauszeichnung des d': 

Das 6. Bauchsegment ist in der Mitte schwach stumpfwinkelig 
ausgeschnitten, in der Mittellinie breit, aber nicht stark nieder- 
gedrückt, die Seiten des Eindruckes sind jederseits mit einer 
breiten Längsborde schwarzer Borsten versehen, das 5. Bauch- 
segment der ganzen Breite nach, aber nur sehr sanft ausge- 
schnitten, in der Mitte breit niedergedrückt und daselbst dichter 
und stärker rauh punktiert als die übrige Segmentfläche, das 4. 
einfach und nur in der Mitte etwas stärker punktiert als an den 
Seiten. 

6. Philonthus longicollis nov. spec. 

In die Verwandtschaft des fuscus Gvh. gehörig, von diesem 
aber schon durch die schmälere Gestalt, viel längeren Kopf und 
Halsschild und die Stellung der vorderen Stirnpunkte sofort zu 
unterscheiden. 

Pechschwarz, der Halsschild mehr pechgrau, die Flügeldecken 
mit schwachem, aber doch deutlichem Erzglanze, die Wurzel der 
braunen Fühler, die Taster und Beine dunkel rötlichgelb. 

Kopf kaum schmäler als der Halsschild, groß, viereckig mit 
verrundeten Hinterecken, etwas länger als breit, mit kleinen Augen, 


die Schläfen hinter den Augen fast dreimal so lang als der Längs- 
Z. B. Ges. 58. Bd. 3 


34 Max Bernhaner. 


durchmesser der Augen. Hinter und neben den Augen sowie am 
Scheitel befinden sich einige spärliche Punkte, die vier Stirnpunkte 
vor den Augen sind einander paarweise genähert, in der Mitte der 
Stirne befindet sich vorne eine kurze Längslinie, welche in einem 
flachen Eindrucke sich befindet. Die Fühler sind mäßig lang, ihre 
vorletzten Glieder deutlich quer. 

Halsschild wenig schmäler als die Flügeldecken, fast länger 
als breit, nach vorne nur unmerklich verengt, in den Dorsalreihen 
mit je vier ziemlich feinen Punkten, außerhalb derselben mit 
wenigen Punkten, von denen zwei in einer zur Rückenreihe 
schrägen Längslinie stehen. 

Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, nach rückwärts 
schwach erweitert, ziemlich fein und ziemlich dieht punktiert. 

Abdomen fein und mäßig dieht punktiert. Das 1. Glied der 
Hintertarsen ist nicht länger als das Endglied, die Vorderschenkel 
besitzen gegen die Spitze auf der Unterseite eine Anzahl spitzer 
Dorne. — Länge etwas über 7 mm. 

Ein einziges Stück aus Sibirien ohne nähere Vaterlandsangabe 
(von Leder gefangen). 

7. Philonthus longicornis Steph. nov. var. Linkei. 

Die neue schöne Abart zeichnet sich vor der Stammform durch 
die lebhaft rote Färbung der Flügeldecken aus, welche nur an 
der äußersten Basis und an den umgeschlagenen Seiten schwärzlich 
sind. Das 1. Fühlerglied ist wie bei der Stammform auf der Unter- 
seite hellgelb. 

Der interessante Käfer wurde von Herrn M. Link in Leipzig 
am 10. Juli 1906 in einem Exemplare, welches mir vom Entdecker 
freundlichst abgetreten wurde, an einem Fenster in Mölkau bei 
Leipzig gefangen und sei dem genannten eifrigen Koleopterologen 
in Freundschaft gewidmet. 

8. Quedius aspromontanus nov. spec. 

Mit Qu. limbatus Heer am nächsten verwandt, von demselben 
nur in nachfolgenden Punkten verschieden: 

Die Färbung des ausgereiften Tieres ist die des gemellus Epp., 
rötlichgelb, die Flügeldecken bisweilen mit einem schwärzlichen 
Wisch auf der Scheibe. Der Halsschild ist etwas länger, hinten 
weniger stark verrundet, die Seiten weniger gebogen, mehr gerad- 


14. Folge neuer Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 35 


linig, die Flügeldeeken etwas kürzer und wie der Hinterleib etwas 
weitläufiger punktiert. — Länge 5'5—5 mm. 

Die Art, welehe möglicherweise nur eine auffällige Rasse des 
Qu. limbatus bildet, wurde in einer größeren Anzahl überein- 
stimmender Stücke von meinem Freunde Herrn Gustav Paganetti- 
Hummler in Kalabrien (Aspromonte) in zwei aufeinander folgen- 
den Jahren aufgefunden. 

9. Bolitobius pulcher nov. spec. 

Eine durch die Farbe ausgezeichnete Art der Lordithon-Gruppe, 
von trinotatus durch kürzeren Kopf und Halsschild, kürzere Fühler 
und Flügeldecken, von exoletus durch dieselben Merkmale und 
weniger dicht gedrängte Punkte in den Flügeldeckenreihen, von 
beiden überdies durch die scharf abgegrenzte Färbung des Hals- 
schildes verschieden. 

Tiefschwarz, glänzend, die Flügeldecken mit Ausnahme der 
schmalen Naht und einer ziemlich gut abgegrenzten breiten, aber 
wenig nach vorne ausgedehnten Makel, welche die Hinterecken 
einnimmt, die Hinterränder der Abdominalsegmente, eine gut abge- 
grenzte, mäßig große, vor der Mitte nach innen vorspringende 
Makel an den Seiten des Halsschildes, die Wurzel der schwarzen 
Fühler, der Mund und die Beine rotgelb. 

Kopf breit und kurz, viel breiter als lang, die Fühler ziemlich 
kurz, die vorletzten Glieder quer. Halsschild viel breiter als lang, 
Flügeldecken ungefähr um die Hälfte länger als dieser, in den 
Dorsalreihen mit beiläufig acht Punkten. Hinterleib viel dichter 
punktiert als bei den verwandten Arten. — Länge ungefähr 3 mm. 

Diese Art wurde von Herrn k. Major Hauser in Turkestan 
(Mts. Karateghin, Sary-pul, 1482 m) in zwei Exemplaren aufge- 
funden, von denen sich eines in meiner Sammlung befindet. 

10. Bolitochara Schusteri nov. spec. 

Der Bol. humeralis Lue., von welcher sich ein mit der Type 
verglichenes Exemplar in meiner Sammlung befindet, sehr ähnlich 
und nur in nachfolgenden Punkten verschieden: 

Die Färbung ist fast die gleiche, glänzend schwarz mit rotem 
Kopfe und Halsschilde, nur sind die beiden ersten freiliegenden 
Abdominalsegmente zum größeren Teile gelbbraun gefärbt mit 


einem dunkleren Fleck in der Mitte. Der Kopf ist ganz anders 
3+ 


36 Max Bernhauer. 


gebildet, nach hinten in viel breiterem, sanfterem Bogen verengt, 
ohne jede Andeutung von Hinterecken, der Hals viel schmäler. Der 
Halsschild ist weniger kurz, nach vorne viel stärker verengt, ge- 
wölbter, etwas stärker, aber kaum dichter punktiert als bei hume- 
ralis Luc. 

Die Flügeldecken endlich sind doppelt stärker und deutlich 
reibeisenförmig punktiert. — Länge 3:5 mm. 

Beim J besitzen die Flügeldeeken beiderseits neben der Naht 
vor den Hinterecken einen langen, kräftigen, etwas gebogenen 
Längskiel, das 7. Dorsalsegment einen fast die ganze Länge des 
Segmentes einnehmenden kräftigen Längskiel. 

Ob das 8. Dorsalsegment eine Geschlechtsauszeichnung besitzt, 
kann ich nicht angeben, da bei dem einzigen in meiner Sammlung 
befindlichen Exemplare dasselbe eingezogen ist. 

Das Tierchen wurde in Tunis (Ain Draham) aufgefunden und 
sei meinem lieben Freunde, Herrn Prof. Adrian Schuster, von dem 
ich die Art erhielt, freundlichst gewidmet. 

ll. Bolitochara Lauferi nov. spec. 

Von der Gestalt und der dunkeln Farbe der B. obligua Er., 
von derselben durch noch dunklere Färbung und die sehr feine 
und weitläufige Punktierung des Vorderkörpers zu unterscheiden. 

Die Punktierung ist noch viel feiner und spärlicher als bei 
varıa Er. 

Die Farbe ist dunkelschwarz, eine Humeralmakel, welche 
gegen die Naht zu sich erstreckt, der hintere Teil der Naht und 
der Spitzenrand der Flügeldecken gelb. 

Die Punkte am Kopfe und Halsschilde sind sehr fein und 
weitläufig, auf den Flügeldecken etwas weniger fein und weit- 
läufig, aber einfach eingestochen, nicht rauhkörnig. 

Der Halsschild ist schmäler als bei varia, beim cd’ nicht der 
Länge nach eingedrückt, sondern nur vor dem Schildehen mit einem 
einfachen Quergrübchen. — Länge 3'5 mm. 

Die Art befand sich in zwei Exemplaren in einer von Herrn 
Kustos Laufer aus Madrid eingeschickten Determinandensendung 
aus Syrien mit dem Fundorte: Montes Amanus und wurde eines 
der Stücke in liebenswürdiger Weise für meine Sammlung abge- 
treten. 


14. Folge neuer Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 37 


Es ist nicht ausgeschlossen, daß beim Hervorkommen größeren 
Materiales die vorliegende Art sich nur als eine Rasse der in Mittel- 
europa allerdings immer konstant auftretenden obligua darstellen 
wird, als deren Zwischenform dann B. varia Er. zu betrachten wäre. 
Mir liegen vorläufig keinerlei Übergänge vor. 

12. Leptusa Leonhardi nov. spec. 

Der L. Kaufmanni Gglb. nahe verwandt, aber in nachfol- 
genden Punkten verschieden: 

Der Körper ist ein wenig robuster und größer, dunkler rötlich- 
gelb. Der Halsschild ist weniger kurz, höchstens um ein Drittel 
breiter als lang, nach rückwärts viel stärker verengt, mit weniger 
markierten Eeken, in der Mittellinie viel breiter und tiefer gefurcht, 
vor dem Schildehen stärker quer eingedrückt, stärker, deutlich rauh 
und weniger dieht punktiert, im Grunde äußerst dicht und deutlich 
ehagriniert. Die Augen sind durch einen winzigen Pigmentfleck 
schwach, aber doch deutlich angedeutet und ist die Art daher in 
das Subg. Pasilia Rey zu stellen. 

Flügeldecken viel stärker und weniger dicht gekörnt punktiert, 
fast so lang als der Halsschild. Auch der Hinterleib ist deutlich 
stärker punktiert. 

Die Geschlechtsauszeichnung des J ist eine wesentlich ver- 
schiedene. 

Die Flügeldecken sind hinter dem Schildehen in einen breiten 
Höcker erhoben, welcher mehr als die halbe Flügeldeckenbreite 
einnimmt. 

Am T. Dorsalsegmente befindet sich dicht vor der Mitte des 
Hinterrandes ein kräftiger Längskiel, das 5. besitzt hinter der Basis 
ein schwächeres Kielehen und ist hinten sehr zart krenuliert. — 
Länge 3 mm. 

Das schöne Tierchen wurde von meinem lieben Freunde Herrn 
OÖ. Leonhard aus Blasewitz im oberen Gravonetal (Mte. Renoso) 
am 17. Juli 1905 in einer Seehöhe von 1400—1500:m aus Alpen- 
erlenlaub gesiebt, scheint jedoch äußerst selten zu sein, da nur 
zwei Stücke erbeutet wurden. 

Die Art zeigt auch ziemliche Ähnlichkeit mit L. scabripennis 
Rey, die ebenfalls auf Korsika vorkommt, ist jedoch durch viel 
stärker verdiekte Fühler, die stärkere Mittelfurche und die Skulptur 


38 Max Bernhauer., 


des Halsschildes sowie die gröbere Körnelung der längeren Flügel- 
decken und etwas abweichende Geschlechtsauszeichnung des d’ ver- 
schieden. 

13. Autalia puncticollis Sharp wurde von meinem Freunde 
J. Petz am Schobersteine in der Umgebung Grünburgs aufge- 
funden. 

14. Falagria Hauseri nov. spec. 

Mit thoracica am nächsten verwandt, durch den viel längeren, 
hinten sehr stark und deutlich ausgeschweiften Halsschild sofort zu 
erkennen. 

Pechbräunlich, Halsschild und Flügeldecken heller die Fühler 
rötlich, ihre Wurzel, Taster und Beine hell rötlichgelb, glänzend, 
spärlich behaart. 

Kopf etwas breiter als der Halsschild, quer rundlich, sehr 
fein und weitläufig punktiert; Fühler lang und kräftig, ihr 3. Glied 
fast länger als das 2., das 4. länger als breit, die folgenden all- 
mählich an Länge abnehmend, die vorletzten mäßig quer, das End- 
glied kürzer als die zwei vorhergehenden zusammen. 

Halsschild vorne höchstens halb so lang als die Flügeldecken, 
viel länger als breit, nach rückwärts sehr stark verengt, an der 
Basis kaum mehr als ein Drittel so breit als im ersten Drittel, in 
der Mittellinie tief gefurcht, die Furche endigt hinten in ein 
Grübehen. Die Punktierung ist äußerst fein und wenig dicht. 

Flügeldecken viel länger als der Halsschild, parallelseitig 
mit vorstehenden Schultern, sehr fein und mäßig dicht punktiert. 

Hinterleib fein und wenig dicht punktiert. — Länge 2:2 mm. 

Diese Art wurde von Herrn Major F. Hauser im Jahre 1893 
in Turkestan (Mts. Ghissar) gefangen und sei dem verdienten Ento- 
mologen freundschaftlichst gewidmet. 

Zwei Exemplare. 

15. Falagria nigerrima nov. spec. 

In der Färbung, Größe und Punktierung der F. laevigata Epp. 
sehr ähnlich, durch die viel längeren, mehr parallelseitigen Flügel- 
decken von ihr immer leicht zu unterscheiden. 

Von F. gratilla Er., mit welcher sie im Habitus übereinstimmt, 
durch den fast ganz glatten Halsschild und die Färbung ebenfalls 
leicht zu trennen. 


14. Folge neuer Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 9 


Tiefschwarz, sehr stark glänzend, die Beine schwärzlieh, bei 
unreiferen Stücken die Flügeldecken oder auch der Halsschild 
schwarzbraun. 

Die Flügeldecken sind. viel länger als der Halsschild, nach 
hinten nicht erweitert, an den Seiten ziemlich parallel, die Schultern 
vortretend. Der Hinterleib ist etwas anders als bei laevigata Epp. 
punktiert. Die einzelnen Segmente, namentlich die hinteren, sind 
nämlich an der Basis ziemlich dicht punktiert, vor dem Hinterrande 
aber fast glatt, während sie bei laevigata ziemlich gleichmäßig 
punktiert sind. Im übrigen mit laevigata übereinstimmend. — 
Länge 1’3—2 mm. 

Die Art ist über ein weites Gebiet in Asien verbreitet; in 
meiner Sammlung befinden sich Stücke aus der Buchara, Margelan, 
Turkmenien, Turkestan (Mts. Ghissar) und Ostsibirien. 

16. Atheta Petzi nov. spec. 

In die Untergattung Atheta s. str. gehörig, hier von allen Arten 
durch die Geschlechtsauszeichnung des J’ und die dunkle Färbung 
sofort zu erkennen. 

Schwarz, wenig glänzend, die Beine bräunlich mit helleren 
Schienen und Tarsen, die Fühlerwurzel tiefschwarz. 

Kopf viel schmäler als der Halsschild, aber ziemlich breit, 
sehr fein chagriniert und äußerst fein und weitläufig punktiert, mit 
ziemlich großen Augen und deutlichen, unten gerandeten Schläfen. 
Fühler ziemlich schlank, ihr 3. Glied fast so lang als das 2., die 
Glieder 4 und 5 nicht, die folgenden schwach quer, die vorletzten 
fast um die Hälfte breiter als lang, das Endglied kaum kürzer als 
die zwei vorhergehenden zusammen. 

Halsschild etwas schmäler als die Flügeldecken, fast um die 
Hälfte breiter als lang, an den Seiten ziemlich gleichmäßig, mäßig 
gerundet, in der Mittellinie hinten meist deutlich niedergedrückt, 
sehr fein chagriniert und fein und mäßig dicht, deutlich rauh 
punktiert. 

Flügeldecken ungefähr ein Drittel länger als der Halsschild, 
quadratisch, innerhalb der Hinterwinkel kaum ausgebuchtet, etwas 
stärker und dichter als der Halsschild punktiert, im Grunde deutlich 
chagriniert. 


40 Max Bernhauer. 


Hinterleib gleichbreit, glänzend, ziemlich fein und weitläufig 
punktiert, hinten fast ganz glatt. — Länge 3 mm. 

Beim c’ ist das 8. Dorsalsegment stark ausgeschnitten. Der 
ausgeschnittene Teil krenuliert, die sehr breiten Seitenstücke hinten 
schief abgestutzt und gegen die Innenseite zu etwas ausgerandet. 


Die im männlichen Geschlechte leicht kenntliche Art wurde 
am Schobersteine und Gaisberge in der Nähe Grünburgs entdeckt 
und sei meinem Freunde und Sammelgefährten, Herrn Johann Petz, 
der die Art in eingegrabenen Flaschen mit altem Fleischköder fing, 
freundschaftlichst gewidmet. Am Gaisberge kam die Art unter 
feuchten Laublagen am Kamme vor. 


17. Atheta nitens Fuss, Berliner Entomol. Zeitung, 1868, 
S. 354, ist von Atheta nitens Mäkl., Bull. Mose., 1852, II, p. 307 
aus Russisch-Amerika nach den vorliegenden Typen vollkommen 
verschieden und ändere ich daher den Namen der ersteren in 
A. Fussi ab. Diese Art gehört in die Colpodota-Gruppe und ist 
der A. fuscipes ungemein ähnlich, ist jedoch bei einiger Aufmerk- 
samkeit durch den viel feiner und weitläufiger punktierten Hals- 
schild sicher zu unterscheiden. 


18. Atheta comitissa Peyerimh. vermag ich nach einer 
mir vorliegenden Type von A. triangulum absolut nicht zu trennen. 


19. Atheta elavigera Seriba wurde von Herrn M. Linke 
an ausfließendem Birkensafte im Kämmereiforste bei Eulenburg (bei 
Leipzig) aufgefunden. 


20. Atheta (Plataraea) Fiorii nov. spec. 

Eine ziemlich unscheinbare Art aus der Verwandtschaft der 
brunnea F., von dieser durch viel breiteren Halsschild, die Punk- 
tierung und die einfache Geschlechtsauszeiechnung des J’ sofort zu 
trennen. 

Die neue Art hat das 4. freiliegende Segment viel schwächer 
quer eingedrückt als brannea F., der Eindruck ist aber immerhin 
noch deutlich zu sehen, weshalb ich die Einreihung in dieses Sub- 
genus vornehmen mußte. 

Braungelb bis rötlichgelb, der Kopf und die Basis der Abdo- 
minalsegmente und meist auch der Halsschild etwas dunkler, wenig 
glänzend, die Fühler bräunlich mit rötlichgelber Wurzel. 


14. Folge neuer Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 41 


Kopf ziemlich groß, aber doch viel schmäler als der Hals- 
schild, quer, in der Mitte meist mit einem kleinen Grübehen, deutlich 
und dicht matt chagriniert und fein, rauhkörnig punktiert. Die 
Augen ziemlich groß, die nur hinten gerandeten Schläfen kürzer 
als deren Längsdurchmesser. Fühler lang und schlank, ihr 3. Glied 
viel länger als das 2., die folgenden länger als breit, die vorletzten 
nicht oder kaum quer, das Endglied so lang als die beiden vor- 
hergehenden zusammengenommen. 

Halsschild etwas schmäler als die Flügeldecken, mehr als um 
die Hälfte breiter als lang, flachgedrückt, mit ziemlich gleichmäßig, 
aber nur sehr schwach gerundeten Seiten, vor dem Schildehen 
breit und flach niedergedrückt, deutlich und dicht chagriniert und 
fein und dicht rauhpunktiert. 

Flügeldecken nur sehr wenig länger als der Halsschild, inner- 
halb der Hinterecken kaum ausgerandet, sehr dieht und fein 
punktiert. 

Hinterleib gleichbreit, an der Basis der drei ersten Dorsal- 
segmente tief, des 4. Segmentes schwächer eingedrückt, fein und 
dicht, hinten weitläufig punktiert. 

Die Hintertarsen ziemlich lang, ihr 1. Glied etwas länger als 
das 2. — Länge 2:5—3 mm. 

Das 8. Dorsalsegment ist an der Spitze ausgebuchtet. Die 
Ausbuchtung scheint beim J’ etwas breiter zu sein. 

Das neue Tier wurde von Herrn Prof. A. Fiori in der Provinz 
Emilia (Mte. Isdone) in einer Grotte in einer Anzahl übereinstim- 
mender Stücke am 28. Mai 1905 entdeckt. 

21. Callicerus Kaufmanni Epp. wurde von Herrn M. Linke 
in der Umgebung Leipzigs bei Buhren am 28. Mai 1905 in einem 
weiblichen Exemplare gefangen. 

22. Ocyusa cartusiana Fauv. ist, wie ich nunmehr durch 
mikroskopische Untersuchung der Mundteile feststellen konnte, ohne 
Zweifel eine echte Ocyusa. 


42  G.Luze. Eine neue Art der Staphylinidengattung Bryoporus Kraatz. 


Eine neue Art der Staphylinidengattung 
Bryoporus Kraatz. 


Beschrieben von 
G. Luze. 


(Eingelaufen am 17. Juni 1907.) 


Bryoporus Sahlbergi nov. Spec. 


Kopf, Halsschild und Flügeldecken rotgelb, Abdomen schwarz 
mit breit rotbraun gesäumten Hinterrändern der Segmente. Beine 
und Fühler rotgelb, letztere gegen das Ende leicht gebräunt. 

Kopf und Halsschild blank, fein und weitläufig punktuliert, 
letzterer außer den Randpunkten mit acht größeren, borstentragenden 
Punktgrübehen, von denen die beiden mittleren vom Vorderrande 
deutlich weiter abstehen als von den beiden seitlichen Grübchen. 

Flügeldecken kaum breiter als der Halsschild, 1'/,mal so 
lang als dieser, zwischen den beiden Schulterbeulen mit zehn ziemlich 
regelmäßigen Längsreihen kräftiger Punktgrübchen, in denen längere, 
abstehende, gelbliche Härchen wurzeln. 

Drittes (erstes freiliegendes) Dorsalsegment des Abdomens 
mit ausgedehnter (fein punktulierter) Mittelzone, die übrigen Seg- 
mente (insbesondere an der Basis) ziemlich dicht und kräftig punk- 
tiert und dicht (halb anliegend) mit ziemlich langen bräunlichgelben 
Haaren bekleidet. 

Fühler langgestreckt, gegen das Ende kräftig verbreitert, die 
vorletzten Glieder nicht oder schwach quer. 

Länge: 6—7T mm. — Verbreitung: In Palästina (Jerusalem) 
von U. Sahlberg in zwei Exemplaren aufgefunden. 

Mit multipunetus Hampe und caucasicus Luze verwandt. Von 
ersterem durch die Färbung, kräftigere Fühler, minder reguläre 
Punktreihen der Flügeldecken, dichter und kräftiger punktiertes 
und behaartes Abdomen, von caucasicus durch beträchtliche Größe, 
regelmäßigere Punktreihen der Flügeldecken, durch die ausgedehnte 
Mittelzone des dritten Abdominalsegmentes sowie durch gestrecktere 
und stärkere Fühler verschieden. 


Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 45 


Nouvelle classification des mouches & deux 
ailes (Diptera L.). 


D’apres un plan tout nouveau 


par 


J. G. Meigen, Paris, an VIII (1800 v. s.). 
Mit einem Kommentar herausgegeben von Friedrich Hendel (Wien). 


(Eingelaufen am 11. Juni 1907.) 


Diese Erstlingsarbeit Meigens gehört wohl zu den größten 
Seltenheiten der dipterologischen Literatur und ist mir gegenwärtig 
außer dem Exemplare Osten-Sackens und meinem eigenen kein 
anderes zur Kenntnis gekommen. Dies mag auch die Ursache sein, 
daß sie den Fachkollegen bisher ganz unbekannt blieb und daß 
die darin beschriebenen Gattungen später gar nicht berücksichtigt, 
ja nicht einmal von Nomenklatoren zitiert wurden! Ein weiterer 
Grund scheint mir auch das Vorgehen Meigens selbst zu sein, 
der seine Arbeit fernerhin nie mehr erwähnt und die darin be- 
schriebenen Gattungen drei Jahre später im II. Bande von Illigers 
„Magazin“ zum größten Teile umtauft. Da aber nach den Regeln 
der zoologischen Nomenklatur nach den Beschlüssen des VI. inter- 
nationalen Zoologenkongresses in Bern 1904 eine: solche eigen- 
mächtige Abänderung ohne Grund auch dem Autor nicht zusteht, 
hat diese seltene Erstlingsarbeit Meigens höchstes nomenklatorisches 
Interesse, da diejenigen Gattungsnamen derselben akzeptiert werden 
müssen, welche klar und deutlich das Genus erkennen lassen. 

Ich komme daher, schon mehrfach von Fachkollegen gedrängt, 
meinem in der Wiener Entom. Zeit., 1903, 8. 58 gegebenen Ver- 
sprechen nach und gebe hier aus meinem Exemplare, das Meigen 
Chevrolat dedizierte, eine Reproduktion aller Gattungsbeschrei- 
bungen mit den Deutungen derselben nach unserer heutigen 
Nomenklatur. 

Prof. Bezzi in Turin bin ich zu großem Danke verpflichtet, 
denn er war es, der den Schlüssel der Deutungen in Meigens 


44 Fr. Hendel. 


zweiter Arbeit, jener in Illigers Magazin, fand. Vergleicht der 
Leser die in dieser Schrift gegebenen Beschreibungen mit jenen in 
der Nouvelle Classification, so kann er sich in den meisten Fällen 
schon durch den fast gleichen Wortlaut von der Richtigkeit der 
von Bezzi und mir gegebenen Synonymie überzeugen. 

Ich habe zu diesem Zwecke unter jede Diagnose der Nou- 
velle Classification an erste Stelle die Gattung mit der Nummer 
und Seitenangabe aus Illigers Magazin gestellt und die dort an- 
geführten typischen Arten, welche der Erstlingsarbeit fehlen, darunter 
gesetzt. Erst an zweiter Stelle ließ ich dann andere Synonyma folgen. 


Jene Gattungsnamen, welche meiner Anschauung nach heute 
zu Recht bestehen, sind fett gedruckt. Wie der Leser sich aber 
aus folgendem überzeugen wird, entsteht durch die Annahme der 
alten Meigenschen Namen eine völlige „Revolution“ in der diptero- 
logischen Nomenklatur, die wohl sehr zu bedauern, aber leider 
nicht zu vermeiden ist. Fiat iustitia, pereat mundus! Ich kann 
mich dem Inhalte der Osten-Sackenschen Arbeit: „Priorität oder 
Kontinuität“ (Wiener Entom. Zeit., 1852, S. 193) nicht anschließen. 


In der Nouvelle Classification sind nicht oder nur zweifelhaft 
folgende Gattungen aus Illigers Magazin, II, 1803 enthalten: 


2. Corethra, p. 260 (Tipula eulieiformis Deeg.). 

26. Hexacantha, p. 264 (Stratiomys clavipes und 6-dentata 
Fab.) = Beris Latr., 1802. 

32. Nemotelus, p. 265 (Nem. uliginosus Fab.). 

34. Pachygaster, p. 266 (Nem. ater Panz.). 

35. Aerocera, p. 266 ($. globosus Panz.). 

36. Henops, p. 266 (5. gibbosus Fab.) = Ogcodes Latr., 1796. 

38. Heptatoma, p. 266 (Tabanus Schaeff., Icon., Tab. 72, 
Fig. 6—8). Anmerkung 22. 

42. Tanyglossa, p. 267 (Tab. haustellatus Fab.) — Pangonia 
Latr., 1794. 

44. Phthiria, p. 268 (Bomb. pulicarıs Mikan). 

45. Conophorus, p. 263 (Bomb. maurus Mikan) — Ploas Latr. 

46. Üytherea, p. 268 (Oyth. obscura Fab.) — Mulio Latr., 1796. 

56. Dioctria, p. 270 (Asil. oelandinus, linearis, hyalipennis ete. 
Fab.). 


Meigen, Nouvelle classification des mouches A deux ailes (Diptera L.). 45 


58. 
64. 
67. 
13. 
76. 
83. 
54. 
85. 
88. 
90. 
9. 
96. 
98. 
9. 


101. 
102. 
103. 
104. 
107. 
108. 
109. 
ET, 


Toxophora, p. 270. 

Atherix, p. 271 (Rhagio diadema et cinctus F.). 

Satyra, p. 272 (Musca ungulata F.). Anm. 7. 
Heliophilus, p. 273 (Syrph. sylvarum ete. F.). 

Doros, p. 274 ($. conopseus F. et coarctatus Panz.). 
Microdon, p. 275 (Mulio mutabilis F.). 

Ohrysotoxum, p. 275 (Mulio arcuatus et bicinctus F.). 
Loxocera, p. 275 (Mulio ichneumoneus F.). 

Trineura, p. 276. 

Thyreophora, p. 276 (Musca cynophila Panz.). 
Platystoma, p. 277 (Musca seminationis F.). 
Ohamaemyta, p. 278. 

Psila, p. 273. 
Macrochira, p. 278 (Musca manicata F.) —= Ochthera Latr., 

1803. 

Melanophora, p. 279 (M. grossificationis F.). 
Leucostoma, p. 279. 

Eriothrix, p. 279 (M. lateralis F.). Anm. 19. 
Cylindromyia, p. 219 (M. brassicaria F.). Anm. 20. 
Metopia, p. 250 (M. leucocephala Panz.). 

Exorista, p. 280 (M.larvarım F.). Anm. 21. 
Miltogramma, p. 280. 

Anthomyia, p. 250 (M. meditabunda, pluvialis ete. F.). 


Welche Gattungen aus der Nouvelle Classification später im 
„Magazin“ nicht mehr enthalten sind, ist aus der folgenden Über- 
sicht selbst zu entnehmen. 


1. Flabellifera. (S. 13.) 


Antennes ä treize articulations: la premiere eylindrique; la 
seconde spherique; la troisitme un peu alongee; les suivantes avec 
des appendices en forme de peigne (le mäle), ou presque spheri- 


ques (la femelle). — Ailes & demi-etal&es, lanc&ol&es. — Les vers 
vivent dans les trones d’arbres pourris. 
4 esp£öces. 


— 15. Otenophora Meig., p. 263. 5 
Arten: Tip. pectinicornis, bimaculata, atrata, flaveolata ete. Fab. 


46 Fr. Hendel. 


2. Tipula. (S. 14.) 

Antennes & treize articulations: Ja premiere eylindrique; la 
seconde spherique; les suivantes eylindriques, herissees de poils ä 
la base. — La tete along&e par devant. — Les jambes longues. 
— Les ailes ä demi-&tal&es. — Les vers vivent dans la terre. 

14 especes. 

— 12. Tinula u. n. 202. 

Arten: T. sinuata, lunata, hortorum, cornicina, crocata ete. Fab. 


3. Polymeda. (S. 14.) 


Antennes ä seize artieulations velues: la premiere .cylindrique; 
les suivantes ovoides, diminuant en grandeur. — Les jambes 
longues. — Les ailes panachees, crois6es. 

11 especes. 

— 10. Erioptera. Meig.,. p: 262. 

Kein Typus. 

4. Liriope. (S. 14.) 

Antennes ä seize articulations, velues et legerement herissees 
de poils: la premiere petite, eylindrique; la seconde spherique; la 
troisicme longue, eylindrique; les suivantes ovoides. 

2 especes. 

— 14. Ptychoptera Meig., p. 262. 

Arten: Tip. contaminata, albimana. 


5. Pales. (S. 14.) 


Antennes & dix-neuf artieulations: la premiere eylindrique; la 
seconde eyathiforme; la troisiöme eylindrique; les suivantes reni- 
formes; vers l’extr&mite presque eylindriques, herissee de poils. 

1 espece. 

— 13. Nephrotoma Meig., p. 262. 

Art: Tip. dorsalis Fab. 


6. Orithea. (8. 15.) 


Antennes ä quinze artieulations: la premiere eylindrique; les 
autres spheriques. — Les jambes tr&s longues, sans piquans. 
1 espece. 


Meigen, Nouvelle elassification des mouches ä deux ailes (DipteraL.). 47 


7. Amphinome. ($. 15.) 


Antennes ä seize articulations herissees de poils: la premiere 
eylindrique; la seeonde presque spherique; les suivantes ovoides. 
— Les jambes longues. — Les ailes croisces. 

D especes. 

— 11. Limonia Meig., p. 262. 

Arten: Tip. tripunctata, 6-punctata, 4-maculata, replicata, 
rwosa ete. Fab. 

— Limnobia Meig., 1818. 

Ann... 

8. Petaurista. (S. 15.) 


Antennes setacees, l&gerement velues; les deux premi£eres arti- 
eulations grösses, presque spheriques; les suivantes oblongues, d’un 
nombre ind6ötermine. — Les ailes crois6es. — Les ieux lissent 
manquent. 

2 especes. 


— 9. Trichocera Meig., p. 262. 
Art: Tip. hiemalis Deeg. 


9. Euphrosyne. (8. 16.) 


Antennes deux fois longues comme le corps, tres delices, 
velue: la premiere artieulation spherique; les suivantes eylindriques, 
d’un nombre indetermine. — Les ailes eroisees. — Les ieux lisses 
manquent. 

1 espece. 

— 8. Macrocera Meig., p. 261. 

Art: Tip. longicornis? 

Anm. 2. 
10. Phryne. (S. 16.) 


Antennes ä seize artieulations velues: la premiere eylindrique; 


les suivantes presque spheriques. — Sur le sommet de la tete, trois 
ieux lisses. — Les ailes croisees. 
D especes. 


— 21. Anisopus Meig., p. 264. — Kein Typus. 
— Iihyphus Latr., 1504. 


48 Fr. Hendel. 


11. Zelmira. (S. 16.) 


Antennes ä seize artieulations presqu’6gales, lögerement velues. 
— Les jambes garnies & l’extr@mits du tibia de deux piquans. — 


Trois ieux lisses sur la tete, et d’inegale grandeur. — Les ailes 
croisdes. 

3 especes. 

— 20. Platyura Meig., p. 264. 

Kein Typus. 


12. Fungivora. (S. 16.) 


Antennes ä treize artieulations: les deux premieres herissdes 


de poils roides; les suivantes velues,. — Le tibia des jambes du 
milieu et posterieures arm& de piquans. — Les ieux lissent man- 
quent. — Le corps comprime. — Les ailes croisees, — Les vers 
vivent dans les champignons. 

6 especes. 


— 16. Mycetophila Meig., p. 263. 
Arten: Tipula fungivora, agarici Deeg. 


13. Lycoria. (S.17.) 


Antennes ä seize artieulations, l&gerement velues: les deux 
premieres plus grösses que les suivantes qui sont eylindrique. — 
Les ieux ä reseau reniformes. — Trois ieux lisses sur le sommet. 
— Les ailes croises. 

6 especes. 


— 19. Sciara Meig., p. 263. 
Art: Hirtea Thomae F. 
14. Tendipes. (S. 17.) 


Antennes filiformes: celles du mäle garnies de longs poils en 
forme de cöne; celles de la femelle ä six artieulations, qui (& l’ex- 


ception de la derniere) sont herissees de poils a leur bäse. — Les 
jeux A reseau reniformes. — Les ieux lisses manquent. — Les 
Jambes anterieures &tendues. — Les ailes portces en toit. — Les 


vers (du moins en partie) vivent dans l’eau. 
20 especes. 


Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 49 


— 3. Chironomus Meig., p. 260. 
Arten: Tip. plumosa, molitatrix, vibratoria ete. Fab. 


15. Pelopia. (S. 18.) 


Antennes du mäle filiformes, garnies de longs poils en forme 
de eöne; celle de la femelle & quinze artieulations qui sont spheri- 


ques, seulement la derniere est plus grösse et oblongue. — Les 
ieux A reseau reniformes. — Les ieux lisses manquent. — Les 
ailes portces en toit. | 

3 especes. 


— 4. Tanypus Meig., p. 261. 
Arten: Tip. eincta F. et maculata Deeg. 


Anm. 3. 
io Helea.(2,19.) 


Antennes filiformes & treize artieulations, dont les premiceres 
sont spheriques et les suivantes oblongues: celle du mäle garnies 
de longs poils en forme de pinceau; celles de la femelle velues. — 
Les ieux & reseau reniformes. — Les ieux lisses manquent. — Les 
alles portees en toit. 

11 especes. 

— 5. Ceratopogon Meig., p. 261. 

Art: Tip. barbicornis F. 


17. Phalaenula. (S. 18.) 


Antennes filiformes en grains: les deux premi£eres artieulations 
oblongues, grösses, glabres; les autres enfildes, herissees de poils. 
— Les ailes velues, larges, portees en toit. 

2 especes. 

—= 1. Trichoptera Meig., p. 261. 

Arten: Tip. phalaenoides et hirta F. 

— Psychoda Latr., 1796. 


18. Itonida. (S. 19.) 


Antennes longues ä vingt-quatre artieulations, enfil&es, heriss6es 
de poils: la premiere grösse, glabre. 
2 especes. 
Z.B. Ges. 58. Bd. 4 


50 Fr. Hendel. 


— 6. Cecidomyra Meig., p. 261. 
Art: Tip. pini Deeg. 
19. Oulex. (S. 19.) 


Antennes filiformes, composees d’un grand nombre d’artieu- 
lations plumeuses (le mäle), ou herissces de poils ä la base (la 


femelle). — La trompe perpendieulaire. — Les ieux lisses man- 
quent. — Les ailes, eroissses, garnies d’Ecailles. — Les vers vivent 
dans l’eau. 


6 especes. 


— 1. Culez Is, pr2o0: 
Arten: (ul. pipiens, annulata F. 


20. Polyxena. ($S. 19.) 


Antennes & douze artieulations, eylindriques, obtuses. — Les 
jJambes longues. — L’extr@mite du tibia arme&e de deux piquants. 
— Les alles croisdes. 

1 espece. 

— 17. Cordyla Meig., p. 262. 

Kein Typus. 

21. Melusina. (S. 19.) 


Antennes en forme de fuscau, A onze artieulations. — Les 
ieux lisses manquent. 

1 espece. 

— 18. Atractocera Meig., p. 269. 

Art: Tip. regelationis. 

— Simulium Latr., 1802. 


22. Amasia. (S. 20.) 


Antennes filiformes & onze artieulations. — Les ieux A reseau 
ovales. — Sur le sommet trois jeux lisses. 
1 espece. 


— 22. Penthetria Meig., p. 264. 
Kein Typus. 


Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 5 


23. Scathopse. (8. 20.) 


Antennes & onze artieulations. — Les ieux & reseau reni- 
formes. — Sur le sommet trois ieux lisses. — Les ailes croisdes. 
3 esp&ces. 


— 23. Scathopse Geoffr., p. 264. 
Art: Tip. latrinarum Deeg. 


24. Hirtea. (S. 20.) 


Antennes & neuf artieulations. — Le tibia des jambes ant6- 
rieures garni & lextr&mit& d’un piquant. — Trois ieux lisses sur 
le sommet. — Les ailes eroisees. — Les vers vivent en terre. 


9 especes. 

— 24. Hirtea Meig., p. 264. 
Arten: Hirt. marci, pomonae ete. F. 
— Bibio Geoffr., 1764. 


25. Philia. (S. 20.) 


Antennes A neuf artieulations. — Le corselet arm& de deux 
rangs de piquants. — Le tibia des jambes anterieures arme A l’ex- 
tr&mit6 de sept piquans en forme de rayons. — Trois ieux lisses 
sur le sommet. -— Les ailes crois6es. 

3 especes. 


— 25. Dilophus Meig., p. 264. 
Kein Typus. 
26. Erinna. (S. 21.) 


Antennes cylindriques ä trois artieulations: la premiere eylin- 
drique; la seconde eyathiforme; la troisitme l&gerement divisce en 


huit pieces qui diminuent en longueur. — Eeussons sans piquans. 
— Les ailes crois6es. — Les vers vivent dans les trones d’arbres 
pourris. 


2 especes. 


— 57. Xylophagus Meig., p. 266. 
Art: Nemotelus cinctus Deeg. 
4* 


52 Fr. Hendel. 


27. Sicus. (S. 21.) 


Antennes en forme de fer d’alöne ä trois articulations: la 
premiere eylindrique; la seconde eyathiforme; la troisicme l&g&rement 


divisee en huit pieces, diminuant en grösseur. — Ecussons avec 
deux piquans. — Les ailes croisees. 


3 especes. 


— 21. Sicus E., p. 265. 
Art: Sie. ferrugineus Fabr. 


— Coenomyia Latr., 1796. 


28. Eulalia. (S. 21.) 


Antennes cylindriques ä trois artieulations: les deux premieres 
de m&me grandeur, herissees de poils; la troisieme longue, l&gere- 
ment divis6e en eing pieces. — Ecusson arm de deux piquans. 
— Les ailes croisees. — Les vers vivent dans l’eau. 

5 especes. 


— 29. Odontomyia Meig., p. 265. 
Arten: Strat. furcata, ligrina, hydroleon F. 


29. Stratiomys. (8. 22.) 


Antennes ä trois artieulations: la premiere longue, eylindrique; 
la seconde petite, eyathiforme; la troisieme longue, plate, l&gere- 
ment divisce en eing pieces. — Eeusson arm& de deux piquans. 
— Les ailes eroisees. — Les vers vivent dans l’eau. 

5 especes. 


— 23. Stratiomys Geoffr., p. 265. 
Arten: Strat. strigata, chamaeleon ete. Fabr. 


30. Potamida. (S. 22.) 


Antennes en forme de fer d’alöne & trois artieulations: les 
deux premieres petites, d’egale grandeur, herissees de poils; la 


troisicme longue, nue, divisee lögerement en sept pieces. — Corselet 
et &eusson armes de piquans. — Les ailes croisdes. 


1 espece. 


Meigen, Nouvelle classification des mouches A deux ailes (Diptera L.). 53 


— 30. Clitellaria Meig., p. 265. 
Art: Strat. ephippium Fab. 
— Ephippium Latr., 1809. 


31. Hermione. (S. 22.) 
Antennes ä trois artieulations: la premiere longue, eylindrique; 
la seconde en cöne renvers&; la derniere avec un poil lateral simple. 


— Eeusson arm& de deux petits piquans. — Les ailes crois6es. 
3. especes. 


— 31. Oxycera Meig., p. 265. 
Arten: Strat. hypoleon et trilineata F. 
— Hypoleon Dumeril, 1801 (sec. O.-S.). 


32. Ceria. (S. 23.) 

Antennes flöchues en coude ä trois articulations: la premiere 
longue, eylindrique; les deux autres applaties, &largies; la derniere 
se termine en pointe aigud. 

1 espece. 

— 60, Ceria.®., p.24. 

Art: er. clavicornis F. 


33. Chrysops. (S. 23.) 


Antennes eylindriques Aa trois artieulations: les deux premieres 
d’egale longueur, h£rissees de poils; la troisicme l&gerement divis6e 


en plusieurs pieces. — Les ieux ä reseau d’un beau vert dore, 
tachetes. — Trois ieux lisses sur le sommet. — Les ailes a demi- 
etal6es. 

5 especes. 


— 39. Chrysops Meig., p. 267. 
Art: Tab. caecutiens F. 


34. Chrysozona. (9. 23. 
Antennes en forme de fer d’alene & trois artieulations: la 
premiere oblongue; la seconde tr&s-petite, eyathiforme; la troisieme 
avec quelques incisions tres-l&geres vers l’extr@mite. — Les jeux 


54 Fr. Hendel. 


A reseau verds avee des bandes ond6es. — Les ieux lisses man- 
quent. — Les ailes & demi-6talees. 
2 especes. 


— 40. Haematopota Meig., p. 267. 
Art: Tab. plwvialıs F. 


35. Tabanus. (S. 24.) 


Antennes ä trois artieulations: les deux premieres eyathi- 


formes; la troisieme &chaneree, artieuldee a l’extr&mite. — Trompe 
perpendieulaire. — Les ailes ä demi-6tal&ee. — Les vers vivent 
en terre. 

9 especes. 


— 41. Tabanus L., p. 267. 
Arten: Tab. bovinus, morio, autumnalis, tropicus, bromius ete. F. 
36. Bibio. (8. 24.) 


Antennes en forme de fer d’alene ä trois artieulations: la 
premiere eylindrique; la seconde spherique; la troisieme conique. 


— Trois ieux lisses sur la tete. — Eeusson sans piquans. — Les 
ailes ä demi-6tal&es. — Les vers vivent dans les trones d’arbres 
pourris. 

D especes. 


— 48. Bibio F., p. 268. 
Arten: D. nobilitata, amilis, lugubris ete. F. 
— Thereva Latr., 1796. 


37. Dionnaea. (S. 24.) 


Antennes en forme de fer d’alene & trois artieulations: la 
premieres oblongue; la seconde spherique; la troisieme conique. — 
Trompe perpendieulaire. — Les ailes ceroisces, tres-larges. 

2 especes. 

— 49, Platyptera Meig., p. 269. 


Arten: Empis borealis et platyptera Panz. 
Anm. 4. 


Meigen, Nouvelle classification des mouches A deux ailes (Diptera L... DD 


38. Empis. (8. 25.) 


Antennes en forme de fer d’alene A eing artieulations: la 
premiere cylindrique; la seconde presque spherique; la troisicme 
conique; les deux dernieres petites. — Trompe perpendieulaire. — 
Les ailes croisdes. 

24 especes. 


— 25» Empis 1., pP: 209. 
Arten: E. pennipes, liwida ete. F. 


39. Asilus. (S. 25.) 


Antennes en forme de fer d’alene ä einq artieulations: la 
premiere eylindrique; la seconde eyathiforme; la troisieme longue, 
applatie, elargie au milieux; les quatri&me et einquicme petites, en 


forme de poil roidi. — Trompe presque horizontale. — Les ailes 
crois6es. — Les vers vivent en terre. 
7 especes. 


— 5A Asılus I, p. 209. 
Arten: As. craboniformis, barbatus, germanicus. 


40. Lapria. (S. 25.) 


Antennes ä trois artieulations: la premiere eylindrique, longue; 
la seconde eyathiforme; la troisieme en forme de massue plate. — 
Trompe presque horizontale. — Les ailes eroisces. — Les vers 
vivent en terre. 

D esp£ces. 


= 51. Laphria Meig., p. 270. 
Arten: As. gibbosus, gilvus, flavus, ephippium, violaceus, mar- 
ginatus etc. Fabr. 
Anm. >. 
41. Erazx. (S. 26.) 


Antennes ä quatre artieulations: Ja premiere eylindrique, 
longue; la seconde eyathiforme; la troisitme longue, plate; la der- 
niere petite. — Trompe presque horizontale. — Les ailes eroisces. 

10 especes. 


56 Fr. Hendel. 


—= 55. Dasypogon Meig., p. 270. 
Arten: As. teutonus, diadema ete. Fab. 


42. Oonops. (8. 26.) 


Antennes & trois artieulations: la premiere eylindrique; les 
deux autres en forme de massue, terminde par une pointe articulee. 
— Trompe presque horizontale. — Les ailes croisees. 

3 especes. 

— 9). Conops 1. p. 20. 

Arten: CO. macrocephala, aculeata, vittata, flavipes etc. Fab. 


43. Myopa. (S. 26.) 


Antennes eylindriques ä& trois artieulations: la premiere petite; 
la seconde eylindrique, velue; la troisitme spherique ou un peu 


ovoide, garnie d’un petit poil articule. — Trompe presque hori- 
zontale. — Tete gonfl&ee. — Les ailes croisees. 
I especes. 


— 61. Myopa.E. op 201 
Arten: M. ferruginea, testacea F. 


44. Coryneta. (8. 27.) 


Antennes & deux articulations: la premiere petite, herissee de 


poils; la seconde conique, terminde par un poil barbu. — Trompe 
perpendieulaire. — Cuisses des jambes du milieu enfl&es. — Le 
tibia arm& & Vextr&mite d’un piquant. — Les ailes crois6es. 

3 especes. 


— 52. Tachydromia Meig., p. 269. 
Arten: Musca cursitans, eimicoides Fab. 
Anm. 6. 


45. Noeza. (S. 27.) 


Antennes ä deux artieulations: Ja premiere petite, herissee de 
poils; la seconde conique, terminee par un poil barbu. — Trompe 
horizontale. — Les ailes croisees. 

9 especes. 


Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 52 


— 51. Hybos Meig., p. 269. 
Kein Typus. 
46. Iphis. (8. 27.) 


Antennes ä trois artieulations: la premiere ovoide; la seconde 
eyathiforme, herissee de poils; la troisieme applatie, de figure 
variable, terminee par un poil legerement barbu. — Tete he&mi- 
spherique. — Jambes alongees. — Tibia garni de petits poil roides 
du eöte interieur. — Les ailes eroisees. — Les vers vivent en terre. 

6 especes. 


— Dolichopus Latr., 1796. 

Anm. 7. 

47. Sargus. (8. 28.) 

Antennes & trois articulations: les deux premieres courtes, 
herissees de poils roides; la troisieme en forme de palette avec 
trois incisions, terminee par un poil un peu barbu ä la bäse. — 
Les ieux chätains, bandes de violet. — Les ailes crois6es. — Les 
vers vivent dans les bouses de vaches. 

d especes. 


— 33. Sargus Fab., p. 266. 
Arten: 8. cuprarius, aurabis ete. Fab. 
48. Rrhagio. (S. 23.) 


Antennes & trois artieulations: les deux premieres spheriques; 
la troisieme conique, terminde par un poil long, recourb& et barbu. 


— Tete presque h&mispherique. — Les ieux sans bande. — Ailes 
ä demi-etal&es. — Les vers vivent en terre. 
7 especes. 


— 63. Rhagio E., 17Issp.. 2, 
Arten: Rh. scolopaceus, tringarius ete. Fab. 
— Leptis Fab., 1805. 
Anm. 23. 
49. Anthrax. (8. 28.) 


Antennes & trois artieulations: la premiere eylindrique ou un 
peu oblongue; la seconde spherique; la troisicme eonique, terminee 


58 Fr. Hendel. 


en pointe droite. — T&te spherique. — Corps velu. — Les ailes 
etalees. 
7 especes. 


—= 41. Anthrax Scop., p. 268. 
Arten: A. maura, morio, hottentotta ete. F. 
50. Oestrus. (8. 29.) 


Antennes plac&es en deux cavites presque spheriques, ä trois 
artieulations: la derniere garnie A l’extr&mit& d’un poil simple. — 


Les ailes un peu 6tal&es. — Les vers vivent dans le corps ou 
sous la peau des quadrupedes. 
3 especes. 


— 69..Oestrus %., p. 212. 
Arten: Oestr. bovis, haemorrhoidalis ete. F. 
51. Bombylius. (5. 29.) 


Antennes ä trois artieulations: la premiere eylindrique; la 
seconde spherique; la troisieme longue, plate, terminge en pointe. 


— Trompe horizontale, tres-Iongue. — Tte spherique. — Les ailes 
etaldes. 
6 especes. 


— 43. Bombylius L., p. 267. 
Arten: B. discolor, concolor, sinnatus ete. F. 


52. Omphrale. (S. 29.) 
Antennes inclinges ä deux artieulations: la premiere eyathi- 
forme; la seconde presque eylindrique, obtuse. — Le corps applati. 
1 espece. 
— 70. Hypselura Meig., p. 273. 
Art: Musca senihis F. 
— Scenopinus Latr., 1803. 


53. Clythia. ($. 30.) 


Antennes & trois artieulations: les deux premieres cyathi- 
formes, herissces de poils; la troisicme en palette, terminde par un 


Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 59 


poil simple. — Tarses des jambes posterieures &largies. — Ailes 
obtuses, croisees. 
1 espece. 


— 65. Platypeza Meig., p. 272. 
Kein Typus. 


54. Musidora. (S. 30.) 


Antennes & trois artieulations: les deux premieres eyathi- 
formes, herissees de poils roides; la troisicme en palette, terminde 
par un poil barbu. — Jambes longues, minces. — Ailes lane£olees, 
cerois6es. 

2 especes. 


— 66. Lonchoptera Meig., p. 272. 
Kein Typus. 


55. Cleona. (8. 30.) 


Antennes & trois artieulations: les deux premieres eyathi- 
formes, herissees; la troisieme conique, terminde par un poil barbu. 
— Ailes lane&olees, crois6es. 

1 espece. 


?—= (allimyia Meig., 1804. 
Anm. 8. 
56. Cypsela. (S. 31.) 


Antennes & deux artieulations: la premiere petite, herissee de 
poils; la seconde en palette ronde, garnie & la bäse d’un poil 
barbu. — Ailes erois6es. — Tarses des jambes posterieures &largis. 
— Les vers vivent dans les exer&mens et les cadavres. 

4 especes. 


— 89. Borborus Meig., p. 276. 
Kein Typus. 


57. Dorilas. (S. 31.) 


Antennes ä deux artieulations: la seconde inclinge, garnie 
a la bäse d’un poil simple. — Töte h&mispherique. — Ailes croi- 
s6ees, obtuses. 

1 espece. 


60 Fr. Hendel. 


— 11. Microcera Meig., p. 273. 
Kein Typus. 
— Pipunculus Latr., 1802. 
58. Atalanta. (S. 31.) 


Antennes & trois artieulations, en forme de cöne, terminees 


par un poil barbu, recourbe. — Ailes eroisdes, obtuses. 
1 esp£ce. 
— 62. Ülinocera Meig., p. 271. 
Kein Typus. 


59. Tylos. (8. 31.) 


Antennes A deux artieulations: la premiere petite; la seconde 


en palette ronde, avec un poil long et barbu & la bäse. — La tete 
prolong6e en cöne. — Jambes minces. — Les ailes croisees. 
1 espece. 


— ?86. Micropeza Meig., p. 276. 
Art: Musca corrigiolata Fab. 


60. Rrhingia. (S. 32.) 


Antennes ä trois artieulations: la derniere en palette, avec 


un poil simple ä la bäse. — La bouche prolongee en cöne qui 
recoit la trompe artieulde. — Les ailes erois6es. 
1 espece. 


— 72. Rhingia Scop., p. 275. 
Art: Rh. rostrata. 


61. Chrysogaster. (3. 32.) 


Antennes ä trois artieulations: la troisicme en palette, avec 
un poil simple a la bäse. — Le front er&nel&. — L’abdomen plat, 
ovale. — Les ailes croisees. 

4 especes. 


— 80. Chrysogaster Meig., p. 274. 
Arten: Syrph. coemiteriorum, metallinus, umbrarum Fab. 


61 


Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 


62. Antiopa. (8. 32.) 


Antennes inclinees & trois artieulations: les deux premieres 
petites, heriss6es; la troisieme longue, presque prismatique, garnie 
a la bäse d’un poil long, barbu. — Balanciers nus. — Corps presque 
glabre. — Ailes croisees. 


3 especes. 
?— 34. Chrysotoeum Meig., p. 275 (Bezzi). 


63. Thereva. (S. 33.) 


Antennes petites, perpendieulaires, & deux artieulations de 
meme grandeur, eylindriques: la seconde avec un poil simple ä la 
bäse. — Ailes larges. — Balanciers couverts d’une £&caille. 

6 especes. 

— 91. Thereva Fab., p. 211. 

Arten: Th. hemiptera, affınıs ete. F. 

— Allophora R.D., 1330. 


64. Syrphus. (8. 33.) 
Antennes a trois artieulations: la derniecre en palette avee un 
poil simple a la bäse. — Balanciers couverts d’une petite &caille. 
— Ailes eroisees. — Les vers vivent de pucerons. 
45 especes. 


— Sl. Syrpkus ., 9,219. 
Arten: S. pyrastri, ribesü, ruficormis, nectareus etc. Fab. 


65. Tritonia. (S. 33.) 


Antennes & trois artieulations eylindriques: la troisiöme un 
peu comprimde avec un poil simple a la bäse. — Ailes croisees. 
— Corps nu. 

4 especes. 

— 74. Spilomyia Meig., p. 273. 

Arten: S. diophthalmus et vespiformis F. 

Anm. 9. 


62 Fr. Hendel. 


66. Zelima. (S. 34.) 


Antennes & trois artieulations: la derniere en palette ob- 


longue, garnie d’un poil simple a la bäse. — Cuisses des jambes 
posterieures armdes d’un rang de piquans. — Ailes croisees. 
2 especes. 


— 75. Eumeros Meig., p. 273. 
Arten: S. segnis, pipiens F. 
— Xylota Meig., 1822. 
Anm. 10. 
67. Lampetia. (S. 34.) 


Antennes ä& trois artieulations: la derniere en palette, garnie 


A la bäse d’un poil simple. — Cuisses des jambes posterieures 
enfl&es, arme&es ä l’extr&mite d’une dent. — Les ailes a demi-etalees. 


9 especen. 
— TT. Merodon Meig., p. 274. 
Arten: S. equestris, curvipes F. 


68. Tubifera. (S. 34.) 


Antennes & trois artieulations: la derniere en palette garnie 
a la bäse d’un poil ou simple, ou un peu barbu. — Cuisses des 
jJambes posterieures un peu comprim6es. — Ailes ä demi-etal6es, 
resplendissantes. — Les vers vivent dans l’eau et les immondices. 
(Vers & queue de rat. Reaumur.) 

12 especes. 

— 78. Elophilus Meig., p. 274. 

Arten: 8. tenax, nemorum, floreus, pendulus Fab. 

— KEristalis Latr., 1804. 

Ann. 11. 

69. Cinxia. (S. 35.) 


Antennes ä trois artieulations: la derniere en palette, garnie 
a la bäse d’un poil plumeux. — Ailes crois6es. 

4 especes. 

— 79. Sericomyia Meig., p. 274. 

Arten: S. mussitans et lapponum F. 

Anm. 11. 


Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 63 


10. Penthesilea. (S. 35.) 


Antennes & trois artieulations: la derniere en palette ovale, 


garnie & la bäse d’un poil simple. — Cuisses des jambes postc- 
rieures enfl&es, sans piquans. — Ailes croisces. 

1 esp£ce. 

— (riorrhina Meig., 1822. 

Anm. 12. 


71. Trepidaria. ($S. 35.) 


Antennes ä deux artieulations: la seconde oblongue, obtuse, 


garnie & la bäse d’un poil legerement barbu. — Töte presque 
spherique. — Front large. — Ailes redressces. — Corps eylin- 
drique, glabre. 

3 especes. 


— 87. Calobala Meig., p. 276. 
Arten: Musca calobata Panz. et petronella F. 


— (eys Dumeril, 1801 (see O.-8.). 


12. Titania. (S. 35.) 


Antennes & deux artieulations: la seconde oblongue, obtuse, 
garnie A la bäse d’un poil barbu. — Front large. — Ailes croisees. 
— Corps glabre, plat. 

7 especes. 

— 291. Chlerops Meiz., p. 218. 

Kein Typus. 

Anm. 13. 


13. Scopeuma. ($S. 36.) 


Antennes & deux artieulations: la seconde prismatique, un 


poil barbu a la bäse. — Front large. — Tete spherique. — Corps 
velu. — Ailes eroisees. — Les vers vivent dans les exer&ments. 


7 especes. 


— 95. Scatophaga Meig., p. 277. 
Art: Musca merdaria F. 


64 Fr. Hendel. 


14. Statinia. (8. 36.) 


Antennes ä deux articulations: la seeonde &chaneree, avec un 
poil plumeux & la bäse. — Tete spherique. — Front large. — 
Ailes ceroisees, r&tieulees. 


3 especes. 
— 92. Dictya Meig., p. 277. 
Arten: M. cucullaria, umbrarum F. 
— Tetanocera Dum., 1798, sens. lat. 
Anm. 24. 

75. Euribia. (S. 36.) 


Antennes ä deux artieulations: la seconde oblongue, avec un 
poil legerement barbu A la bäse. — Front large. — Ailes crois6es, 
tachetees et bandees. — Tarriere de la femelle longue, corneuse. 
— Les vers vivent dans les semences etc. 

15 especes. 


— 94. Trypeta Meig., p. 277. 
Arten: M. arnicae, cerasi, urticae, artemisiae ete. F. 
Anm. 14. 

76. Apwora. (8. 37.) 


Antennes ä deux artieulations: la seconde prismatique, garnie 


a la bäse d’un poil long, tres-plumeux. — Bouche prolongee. — 
Corps velu. — Les vers vivent dans les nids des bourdons et 
abeilles sauvages. 

D especes. 


—= 82. Pterocera Meig., p. 275. 
Arten: S. inanis, pellucens, inflatus, bombylans ete. F. 


— Volucella Geoffr., 1764. 


77. Musca. (8. 37.) 


Antennes A deux artieulations: la seconde prismatique, garnie 
a la bäse d’un poil plumeux ou barbu. — Corps herisse de poils. 
— Balanciers eouverts d’une &caille. — Les vers vivent dans les 
cadavres, le fumier ete. 

70 especes. 


Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 65 


— 110. MuscaL., p. 281. 
Arten: M. domestica, carnaria, caesar ete. F. 


73. Salpyga. (8. 37.) 


Antennes ä trois artieulations: la derniere oblongue, avec un 
poil tres-peu barbu ä la bäse. — Balaneiers couverts d’une £eaille. 
— Corps herisse de poils roides. — Ailes a demi-6talees. 

6 especes. 

19. Titia. (8. 38.) 


Antennes petites, & trois articulations, ovoides, de m&me 


srandeur: la derniere avec un poil simple & la bäse. — Corps 
herisse de poils. — Ailes ä demi-6taldes. 
l espece. 


80. Salmacia. (S. 38.) 


Antennes A deux artieulations: la seconde longue, prismatique, 


garnie A la bäse d’un poil simple, flechi en coude. — Balanciers 
couverts d’une &caille. — Corps herisse de poils roides. 
1 espeee. 


— 106. Gonia Meig., p. 280. 
Kein Typus. 


81. Echinodes. (S. 38.) 


Antennes ä trois articulations: la derniere plate, &largie, avec 


un poil simple a la bäse artieule. — Corps herisse de poils. — 
Ailes ä& demi-etal&es. — Les vers vivent dans les bouses des vaches. 
5 especes. 


2 103. Eriothri= !Meis.,.pr 29. 
Art: Musca lateralis F. 
— ÖOliwiera R.D. 
Anm. 19. 
82. Larvaevora. (S. 39.) 


Antennes & deux artieulations: la seconde prismatique avec 


un poil simple ä la bäse. — Corps heriss6 de poils roides. — 
Ailes ä& demi-6tal&es. — Les vers vivent dans les chenilles ete. 
25 especes. 


Z.B. Ges. 58. Bd. 5 


66 Fr. Hendel. 


— 105. Tachina Meig., p. 230. 
Arten: M. grossa, fera, lurida ete. F. 
Anm. 16. 


83. Rhodogyne. (S. 39.) 

Antennes inclindes & trois artieulations: la premiere petite; 
la seconde longue, herissee de poils; la troisiöme lanc&ol&e, obtuse, 
avec un poil simple ä& la bäse. — Le corps glabre. — Ailes & 
demi-6talees. 

2 especes. 


— 100. Gymnosoma Meig., p. 278. 
Art: M. rotundata F. 


84. Crocuta. (S. 39.) 


Antennes ä& deux artieulations: la seconde longue, comprimee, 


obtuse, un poil simple ä la bäse. — Trompe horizontale, artieulee. 
— Ailes A demi-etal6es. 

1 espece. 

— 113. Siphona Meig., p. 231 — Bucentes -Latr. 

Anm. 15. 


85. Calirrhoe. (S. 39.) 


Antennes A deux artieulations: la seconde prismatiques, un 
poil plumeux a la bäse. — Trompe horizontale. — leux ovales. 
— Ailes a demi-etal6es. 

I espece 


— Prosena St. Farg. et Serville, 1825. 
Anm. 17. 


86. Stomoxys. (8. 40.) 


Antennes ä deux artieulations: la seconde prismatique, un 
poil plumeux A la bäse. — Trompe horizontale. — leux r&niformes. 
— Ailes A demi-etalees. 

1 espece. 


—, M2,.Stomozys, pr2al. 


Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 67 


87. Hippobosca. (S. 40.) 


Antennes tres-petites, filiformes. — Trompe droite, filiforme. 
— Corps plat. — Ailes un peu etal6es. 
3 especes. 


— 114. Hippobosca L., p. 281. 


88. Oyanea. (S. 40.) 
Sans antennes. 
1 espece. 
Anm. 18. 
Anmerkungen. 


1. Amphinome Meigen ist durch Amphinoma Brug., Eneyel. meth., 1789 
(Vermes), präokupiert, da nach den Regeln Schluß-7 gleich ist «. 

2. Diese Synonymie scheint mir persönlich nicht ganz sicher zu sein. 

3. Tipula eincta ist eine Rhyphus-Aıt. 

4. Empis platyptera gehört zu Rhamphomyia Meig., 1822. 

5. Lapria wird wohl nur ein Druckfehler sein für Zaphria. 

6. Musca cursitans gehört zur Gattung Platypalpus Macqu., 1827. 

7. Bezzi schreibt: „I/phis kann sowohl 67. Satyra wie 68. Rhamphomyia 
sein. Jedenfalls ist es aber ein Synonym zu Dolichopus.“ 

S. Bezzi sagt hier: „Kann nur Callimyia sein. Diese Gattung fehlt 
in Illigers Magazin und ist erst 1804 in der Klassifikation zu finden.“ 

9. Tritonia ist schon von Cuvier, Tabl. elem., 1798, an ein Mollusken- 
genus vergeben. 

10. Zelima ist gleich Eumerus Meig., 1803 und nach den angeführten 
typischen Arten auch gleich Xylota Meig., 1822 + Syritta St. Farg. et Serv., 
1825. Eumerus Meig., 1822 enthält keine der zwei Arten Syrphus segnis und 
pipiens F. und müßte eigentlich neu benannt werden, da Kumerus 1803 unter 
die Synonyme fällt. Nach obigem hat aber auch Xylota Meig., 1822 für 
Syritta St. Farg. et Serv., 1825 einzutreten. Beachte auch den Sinn der fol- 
genden Anmerkung. 

11. Beläßt man den Meigenschen Namen Helophilus für die Arten 
Syrphus floreus und pendulus, obwohl Tubifera = Elophilus mit gleichem Um- 
fange, so müßte dann auch konsequenterweise (Anm. 4) Platyptera Meig., 
1803 für Rhamphomyia Meig., 1822 (Anm. 6), Tachydromyia Meig., 1803 für 
Platypalpus Macqu., 1827, Sericomyia Meig., 1803 für Arctophila Schin., 1860 
gesetzt werden, was meiner Ansicht nach nicht richtig wäre, da eben die 
Namen in Illigers „Magazin“ mit Unrecht gegeben, d. h. umgeändert wurden 
und bloß Synonyme zu den älteren der Klassifikation sind. 

2. Bezzi schreibt: „?=73. Heliophilus. . Kann nur Oriorrhina rufi- 
cauda sein.“ 
b* 


68 Fr. Hendel. 


13. In Illigers Magazin spricht Meigen von einer nackten Borste, 
was den Tatsachen entspricht. Ich behalte daher den Namen Chlorops bei. 

14. Der Meigensche Gattungsbegriff Buribia = Trypeta umfaßt eigent- 
lich die ganze Subfamilie Trypetinae, weshalb es sehr schwer ist, einen so 
alten Namen einer heutigen Gattung ohne gewisse Bedenken zu geben. Die 
angeführten typischen Arten gehören der Reihe nach in folgende heutige 
Genera: Tephritis, Rhagoletis, Ceroxys (Anacampta), Spilographa, woraus er- 
sichtlich ist, daß die Gattung Trypeta, wie wir sie heute auffassen, keine 
dieser vier Arten enthält. Da aber Meigen nach den vier Arten — etc. — 
setzt, so könnte man diesem Umstande nicht allzuviel Wert beilegen, sich 
Loews Vorschlag anschließen und für die Arten mit gegitterten Flügeln 
dann Tephritis Latr., 1804 beibehalten, für die Arten mit nicht gegitterten 
Flügeln jedoch, welche ja auch unter den vier von Meigen bei Trypeta an- 
geführten Typen die Mehrzahl bilden, den Namen Euribia (= Trypeta) an- 
nehmen. Die Subfamilie hieße dann statt T’rypetinae jetzt nach Maequart 
Tephritinae. Trupanea Schrank, 1803 oder vielmehr nach Schiner von 
Gucöttard, M&m. de l’acad. Paris (171, Nr. 4) kommt wegen der Jahreszahl 
1756 nicht in Betracht. 

15. Ich kann mich der Ansicht Speisers (Zeitschr. für wissensch. 
Insektenbiologie, 1905, S. 461) nicht anschließen und Siphona für Haematobia 
R.D. setzen, denn die Beschreibung Meigens in Illigers Magazin von einer 
„nackten“ Arista und von einem „wagrecht vorgestreckten, gebrochenen 
Rüssel“ paßt nur auf die bekannte Tachinidengattung, welche gleich ist mit 
Bucentes Latr., und nie auf Stomoxys stimulans Mg. oder eine andere Stomoxys- 
Art. Die von Meigen als Typus angeführte Stomoxys irritans F. ist eben 
nicht gleich der späteren St. stimulans, sondern ist eine Art der Gattung 
Siphona = Bucentes! 

Auch Grünberg, „Die blutsaugenden Dipteren“, S. 160, Jena, 1907, 
gebraucht Siphona irrtümlich für Haematobia R.D. 

Bezzi, der nach seiner schriftlichen Mitteilung im Katalog der palä- 
arktischen Dipteren, III, ebenfalls Speiser folgte, teilt jetzt meine Ansicht. 


16. Larvaevora deckt sich mit Tachina im Umfange ganz, denn beide 
Genera enthalten fast die ganze Gruppe der Tachiniden. Die Musca grossa L. 
wird Larvaevora grossa heißen müssen. 

17. Die Gattung Callirrhoe findet in Illigers Magazin kein Analogon. 
Ich halte sie aber mit Bestimmtheit für zugehörig zur Art Stomoxys siberita 
Fab., welche sich eben von den anderen Stomoxys-Arten, welche „nieren- 
förmige“ Augen haben, durch die ovale Form der Netzaugen auszeichnet. 
Meigen hat später seine Anschauung geändert und die Arten in einer Gat- 
tung belassen. Prosena fällt daher unter die Synonyme. 

18. Diese Gattung fehlt in Illigers Magazin. Bezzi meint, daß es 
sich vielleicht um Nyecteribia oder Melophagus handelt. 

19. Nach Bezzi vielleicht gleich Eriothrix Meigen, welcher Name für 
Oliviera R.D. zu setzen ist. 


Meigen, Nouvelle classification des mouches A deux ailes (Diptera L.). 69 


20. Oylindromyia Meigen hat vor Ocyptera Latr., 1804 den Vorrang. 

21. Exorista Meigen, 1803 hat also einen ganz anderen Umfang als im 
7. Bande der „Systematischen Beschreibung“ und hat für Eutachina Brauer- 
Bergenst. einzutreten. 

22. Meigen hat diesen Namen im 2. Bande seiner Systematischen Be- 
schreibung, 1820 in Hexatoma abgeändert, also einen schon von Latreille 
1809 vergebenen Namen unstatthafter Weise in Verwendung genommen, dafür 
‚statt Hexatoma Latr. Anisomera Hffgg., 1818 gesetzt. 

23. Fabricius entscheidet in der Systema antliat., Index, p. 19 völlig 
ohne jedes Recht: „Rhagio, nomen genericum, ne cum Rhagium 
Eleutheratorum confundetur, in ZLeptis mutatum est.“ Bezzi, der 
im Katalog der paläarktischen Dipteren, II, Rhagio für Psammorycter (Ver- 
mileo) gebrauchte, schrieb mir, daß er es nun auch für richtiger halte, Rhagio 
für Leptis zu setzen. 

24. Den Namen Dictyia Meig., 1803 hat Becker im Katalog der palä- 
arktischen Dipteren, IV, für meine Gattung Monochaetophora gemäß meiner 
Anregung angenommen. Ich halte aber nun meinen Genusnamen aufrecht, 
da sich Dietya und Statinia nur als Synonyme zu Tetanocera darstellen. 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. 
Von 
Dr. Heinrich Sabransky. 
11.) 


(Eingelaufen am 10. Mai 1907.) 


Equwisetum hiemale L. var. viride Milde, Luerssen, Farnpfl., S. 750! 
In Waldungen zwischen Söchau und Ruppersdorf verbreitet. 

Lycopodium complanatum L. var. anceps Wallr. In Holzrodungen 
um Ebersdorf nächst Söchau. 

Lycopodium annotinum L. Verbreitet. 

Lycopodium Selago L. Von mir bisher bloß in Waldungen der Ge- 
meinde Kohlgraben nächst Söchau aufgefunden. 

Blechnum Spicant (L.) With. In Mischwäldern um Söchau, Aschbach, 
Spitzhart, am Rosenberg ete. zerstreut und wegen der geringen 
Bodenelevation (200—300 m) der Standorte erwähnenswert. 


1) Siehe diese „Verhandlungen“, Bd. LIV, 1904, S. 537—556. 


70 H. Sabransky. 


Asplenium septentrionale Hoffm. An Felsen zwischen Hartberg und 
Pöllau sehr verbreitet und stets in Gesellschaft von A. Dricho- 
manes. 

Athyrium filix femina (L.) Roth var. fissidens Döll. und var. mult- 
dentatum Döll. In Bergwäldern um Söchau und Fürstenfeld 
nicht selten; lus. rhaeticum Moore, Christ, Farnkräuter der 
Schweiz, S. 110! in Rodungen des Forstwaldes bei Söchau 
gemein. 

Aspidium filix mas (L.) Sw. var. crenatum Milde. In allen Berg- 
wäldern des Gebietes die verbreitete Form; lus. Heleopteris 
(Borkh.) in sterilen oder substerilen Wedeln an Waldwegen 
bei Ebersdorf nächst Söchau, daselbst auch lus. erosum Christ, 
LYea 8: 194! 

Aspidium spinulosum Sm. var. ewaltatum Lasch. In Wäldern des 
Gebietes häufig. 

Bromus tectorum L. Dieser Ubiquist ist mir im Gebiete bisher 
bloß von den Mauern der Riegersburg bekannt geworden. 

Sieglingia decumbens (L.) Bernh. In frischen Rodungen bei Söchau, 
doch meist ohne längeren Bestand. 

Hordeum murinum L. Fehlt im Lehmgelände der Oststeiermark 
gänzlich und tritt erst auf Basalttuffunterlage bei Riegersburg, 
sowie in der Umgebung von Hartberg auf. 

Carex flava L. f. acrandra. Gaisberge bei Breitenfeld nächst Rie- 
gersburg. ; 

Carex montana L. var. procerior Gaud. In lichten Wäldern um 
Söchau, hier und da. 

Carex pilosa Scop. In Wäldern um Fürstenfeld und Stein. 

Carex pendula Huds. Auf humusreichem Waldboden um Söchau, 
Ilz, Groß-Wilfersdorf ete. fast stets in Gesellschaft der ©. sil- 
vatica L. 

Carex pallescens L. var. elatior Asch. et Gräbn. Meist als f. acrandra 
auf humösen, quelligen Waldböden um Söchau. 

Carex hirta L. var. hirtiformis Pers. Nicht selten an Ackerrainen 
bei Breitenfeld, nächst Söchau, Ebersdorf usw. 

Carex remota L. var. subloliacea Schur. In tiefem Waldesschatten 
an Bächlein im Forstwalde bei Söchau; var. stricta« Madauss. 
im Mühlgraben bei Aschbach nächst Söchau. 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 71 


Carex Dawalliana Sm. Auf Wiesen bei Tautendorf nächst Söchau. 

Luzula nemorosa E. Mey. var. cuprina (Rochel). In Waldungen des 
Gebietes verbreitet. 

Erythronium dens canis L. Auf Basalt in der Umgebung des Stein- 
bruches bei Stein nächst Fürstenfeld in Gesellschaft von /so- 
pyrum thalictroides L.! Von Herrn Dr. A. Heinrich, Stadt- 
arzt in Fürstenfeld, entdeckt. 

Platanthera chlorantha (Cust.) Rehb. An Waldrändern am Kal- 
varienberg bei Breitenfeld und um Riegersburg, ziemlich 
häufig. 

Platanthera bifolia L. Sehr verbreitet und der stark duftenden 
Blüten wegen als „Waldhansl“ unter der bäuerlichen Bevöl- 
kerung populär. Die oststeirische Pflanze gehört der Rasse 
P. Reichenbachiana Wilms, Westf. Jahresber., 1375, mit milch- 
weißen Blüten und entfernteren Staubbeutelfächern an. Die 
Rasse P. Bönninghausiana Wilms mit grünlich-gelbweißen 
Blüten, sehr genäherten Staubbeuteln, entschieden niederem 
Wachstume und anscheinend geringerem Dufte sammelte ich 
bisher bloß im Gebiete der Preßburger Flora, sowie auch in 
Südtirol. 

Epipactis varians Cr., Stirp. austr., Fase. VI, p. 471. E. sessilifolia 
Peterm. in (Flora, 1844) Schulze, Orchidaceen Deutschl., 
T. 54! An Waldwegen um Ebersdorf nächst Söchau. 

Orchis Morio L. var. subpictus m. Blütenstand armblütig (4 bis 
5 Blüten). Sporn dünn, so lang als der Fruchtknoten. 
Kolorit der Blütenteile wie beim Normaltypus. In Obstgärten 
bei Aschbach nächst Söchau, zerstreut. 

Von dem südeuropäischen 0. pietus Lois. einzig und 
allein durch größere, dem Typus gleichende Blüten verschie- 
den. Die var. caucasicus ©. Koch bei M. Schulze in Österr. 
botan. Zeitschr., 1898, S. 50, die ebenfalls eine Zwischenform 
von OÖ. Morio und O. pictus darstellt, hat die kleineren Blüten 
des O. pietus und den kürzeren Sporn der ©. Morio, der bei 
der letzteren Art bekamntlich ?/;mal so lang als der Frucht- 
knoten ist. — Var. albiflorus W. Gr., Fl. Siles., I, 2, S. 245! 
Lippe stark sattelkielig, samt dem Sporne reinweiß mit 
leisem Lilahauche, äußere Perigonblätter violettbräunlich mit 


12 H. Sabransky. 


srünem Geäder, Pollinien lila. — Var. lavus m. Brakteen 
und Fruchtknoten gelbgrün, äußere und innere Perigonblätter 
grünlich, stark grün geädert, Sporn und Lippe gelblich-grün- 
lich, Pollinien gelb. Diese gelblich blühende Form scheint 
im allgemeinen seltener zu sein, da ihrer nur Reichenbach 
pat. (Fl. germ. excurs., II, p. 122), Reichenbach fil. (Icon., 
p. 17) und Fuss (Fl. Transs. exeurs., p. 620) erwähnen. — 
Var. carneus m. Sporne, Lippen, innere Perigonblätter fleisch- 
rot oder hell rosarot, Flecke am Kiel der Lippe karminrot, 
äußere Perigonblätter vorherrschend grün. Alle diese Farben- 
spielarten, die häufig truppweise auftreten und alljährlich an 
denselben Orten aufzufinden sind, also eine gewisse Konstanz 
zur Schau tragen und untereinander hybride Verbindungen 
eingehen, wie ich oft zu beobachten Gelegenheit hatte, sind 
im Gebiete häufig, so in Söchau, Aschbach, Fürstenfeld ete. 

Orchis ustulatus L. var. integrilobus Sabr., Allg. botan. Zeitschr., 
1906, S. 94. Mittellappen der Lippe nicht verbreitert und 
zweizipfelig, sondern verkürzt, abgerundet nnd ungeteilt wie 
bei Malaxis. So auf Heuwiesen bei Aschbach nächst Söchau. 

Anthericus ramosus L. Fehlt im Lehmgebiete und ist mir nur aus 
der Umgebung von Hartberg bekannt. 

Ornithogalum pyrenaicum L. var. sphaerocarpum (A. Kern.). In 
Getreide um Söchau verbreitet, um Ebersdorf, Kohlgraben. 

Asarum europaeum L. Fehlt — wie Aristolochia — im oststeiri- 
schen Lehmlande und wurde von mir erst in der Feistritz- 
klamm bei St. Johann und Herberstein aufgefunden. 

Castanea sativa Mill. Spontan in mitunter mächtigen Bäumen über 
Basalt in der Umgebung von Riegersburg. 

Quercus robur L. var. longepetiolata Schröter. In Mischwäldern um 
Söchau häufig. 

Quercus sessiliflora Martyn. var. lobulata Christ. Bei Söchau, Ebers- 
dorf ete. stellenweise. 

Viscum album L. var. platyspermum R. Keller, Botan. Zentralblatt, 
1590, Nr. 48. Auf Obstbäumen im Gebiete weit verbreitet; 
eine f. chrysococeum m. mit goldgelben Beeren traf ich wieder- 
holt auf Birnbäumen im Kohlgraben nächst Söchau; die var. 
hyposphaerospermum R. Keller, 1. e., viel seltener auf Föhren. 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 73 


Chenopodium vulvaria L. var. rhombicum Murr. Im Jahre 1902 auf 
Dorfstraßen in Söchau. 

Chenopodium album L. var. striatum Kras. Auf Äckern um Söchau. 

Kochia scoparia (L.) Schrad. Wird in Oststeiermark als Besen- 
kraut allgemein kultiviert und verwildert häufig. 

Melandryum silvestre (Schr.) Röhl. Nur auf dem Burgkogel von 
Riegersburg. 

Dianthus barbatus L. An Waldrändern, in Hecken etc. des ganzen 
Gebietes um Söchau, Fürstenfeld, Tautendorf, Ilz, Blumau ete. 
sehr verbreitet und gemein. 

Nuphar Iuteum (L.) S. et S. Nur in Tümpeln um Fürstenfeld. 
Caltha palustris L. var. minor Mill. Verbreitet in Bahngräben 
zwischen Fehring, Hohenbrugg und der Reichsgrenze. 
Trollius europaeus L. In Mischwäldern zwischen Bierbaum und 
Fürstenfeld (Dr. Heinrich), auffallend die geringe Meeres- 

höhe des Fundortes (200—300 m). 

Isopyrum thalietroides L. Bisher bloß in der Umgebung des Basalt- 
steinbruches bei Stein nächst Fürstenfeld aufgefunden, fehlt 
sonst im Gebiete. 

Aquilegia vulgaris L. var. glanduloso-pilosa Schur. Auf Bergwiesen 
um Riegersburg. b 

Anemone nemorosa L. var. rosea Peterm. Unter dem Typus um 
Söchau hie und da. 

Thalictrum lucidum L., und zwar die Rasse Th. angustissimum Cr. 
Auf Wiesen längs des Rittscheinbaches bei Söchau und im 
ganzen Gebiete, anscheinend häufiger als 7’h. flavum. 

Cardamine hirsuta L. var. pilosa ©. E. Schulz. Hie und da unter 
dem verbreiteten Typus. 

Erophila verna (L.) E. Mey. var. maiuscula (Jord.) Coss. Häufig 
unter dem Typus, speziell bei Söchau. 

Arabis arenosa (L.) Scop. Am Schloßberge von Herberstein bei 
St. Johann, verbreitet (Dr. Heinrich). 

Cheiranthus cheiri L. An den Steilwänden des Riegersburger Burg- 
kogels, anscheinend ebenso spontan wie an den Burgen des 
Rheintales. 

Sempervwum tectorum L. In Masse an den epheuüberzogenen 
Basalttuffwänden des Burgkogels in Riegersburg. 


74. 


H. Sabransky. 


Rosa gallica L. var. cordifolia (Host). An der Fehringer Bezirks- 
straße zwischen Rittschein und Hatzendorf. Var. magnifica 
Borb. Häufig zwischen Riegersdorf und Lindegg sowie an 
warmen Stellen um Aschbach nächst Söchau. 

Rosa arvensis X gallica = R. Polliniana Spreng. (1813) = R. 
hybrida Schleicher (1875). Eine im oststeirischen Florengebiete 
häufig anzutreffende Kombination, die sich nach meinen bis- 
herigen Funden folgendermaßen in Formen gliedern läßt: 


A. Griffel verlängert, so lang oder länger als die inneren Staub- 
blätter. 


I: 


II: 


Griffel kahl. Achsen sehr dicht mit Stieldrüsen und bor- 
stigen Stacheln besetzt. Blüten zahlreich, groß, milchweiß 
— R. cymelliflora Borb. et Vuk. (R. assurgens Sabr. olim, 
non Vuk.). Wealdstraße ober Spitzhart bei Söchau. 


Griffel # behaart. Achsen zerstreut borstig und drüsig. 
Blüten groß, freudig rosenrot — R. spectabilis (Rapin). 
Hügel um Aschbach nächst Söchau. Blüten von der Größe 
der R. arvensis, blaßrosa. Kelchabschnitte kurz, die äußeren 
nur spärlich fiederig (bei voriger sehr lang und reich fieder- 
spaltig); ziemlich reichstachelig und drüsig — R. Wieder- 
manni (H. Br.). Um Aschibach nächst Söchau. 


B. Griffelbündel kürzer als die innere Staubblattreihe. 


I: 


Il. 


Griffel kahl. Diskus kegelförmig erhaben. Blattstiel filzig, 
mit kurzen Stieldrüsen besetzt. Blättchen mittelgroß, rund- 
lieh-elliptisch, am Grunde gerundet, beiderseits dieht 
gsraulich behaart, Zähne einfach, jedoch mit ein bis 
zwei kurzen Drüsen besetzt. Blütenstiele und Kelchbecher 
stieldrüsig. Kelchblätter reichfiederig, am Rücken reich- 
drüsig. Früchte meist fehlschlagend, verlängert birnförmig 
— R. funerea m. In Hecken im sogenannten Mühlgraben 
bei Aschbach nächst Söchau. Erinnert durch die reich- 
liche Behaarung der Blättchen an eine R. arvensis X tomen- 
tosa, ohne jedoch ein deutliches Merkmal der .R. tomentosa 
zu besitzen. Reiht sich an R. nummulifolia Vuk. an. 

Griffel + behaart. Blättehen breitlanzettlich, nur an den 
Nerven flaumig, zugespitzt, oft drüsig doppelt gesägt 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. I. 6) 


= R. stiriaca Sabr. Von mir früher wohl irrtümlich als 
R. gallica X squarrosa gedeutet. Dürfte sich besser an 
R. subalbida Vuk. und R. geminata Boullu anschließen. 
Die stets zu zweien stehenden Blütenstiele und die rein 
weißen Petalen erinnern sehr an R. arvensis. 

Rosa tomentosa Sm. var. floccida Desegl., H. Braun in Beck, Flora 
v. Niederöst., S. 814! In Hecken ober Spitzhart bei Söchau. 

Rosa gallica X tomentosa Christ, Cr&pin, Ros. hybrid., p. 709; R. 
Keller in Aschers. u. Graebn., Syn., VI, S. 261, wächst im 
Gebiete in folgenden zwei Formen: 

B. Ohne subfoliare Drüsen: R. Wiegmannii M. Schulze in 
Mitteil. bot. Ver. Thür., 1537, S. 44 — R. Marcyana Sabr. in 
diesen „Verhandl.“, 1904, S. 552, non Boullu. Eine Anzahl 
Sträucher an der Bezirksstraße zwischen Söchau und Asch- 
bach. Die französische Rose von Boullu weicht durch ein- 
fache Bezahnung des Blattrandes und nur spärliche Drüsen- 
borsten der Achsen genügend ab. 

A. Mit +Sitzdrüsen der Blattunterseite: A. genevensis Puget 
bei Desegl., Soc. bot. Belg., 1876, p. 567; Borb., Prim. man. 
Ros. hung., p. 506, hierher wohl auch R. therebinthinacea Borb., 
l. e., p. 506. In Gebüschen zwischen Söchau und Maierhofen. 

Rosa rubiginosa L. var. comosa (Rip.) Dum. In der Form seto- 
carpa Borb. et Hol. ziemlich verbreitet in der Lehmregion 
um Söchau etc. 

Rosa agrestris Sav. subsp. Floriana (Vuk. in Rad. Jugoslav. Akad., 
LXXXII, 1584, Sep., p. 40). In Weghecken in Untersacher- 
berg, Gemeinde Groß-Wilfersdorf, mehrere Sträucher. — R. 
sepium var. Haringiana H. Braun, Österr. botan. Zeitsehr., 1895, 
S. 521 weicht anscheinend nur durch das Vorhandensein von 
suprafoliaren Drüsen ab. Kroatische Originalexemplare von 
der Villa Florian bei Agram zeigen, ebenso wie die steieri- 
schen Pflanzen, nur sehr zerstreute Drüschen an der Unter- 
seite der Blättchen. 

Rosa canına L. subsp. Andegavensis (Bast.) Desp. var. transsilvanica 
Schur, En. pl. Transs., p. 202 — R. Andegavensis var. tortuosa 
Borb., Prim., S. 400, non Wierzb. Mehrere schöne Sträucher 
an Wegrainen in Söchauberg (zunächst der Rathschen Wirt- 


76 


Rosa 


Rosa 


Rosa 


Rosa 


H. Sabransky. 


schaft); var. Kosinskiana Bess., H. Braun, 1. e., S. 793, mit 
R. Chaberti in Gestrüppen nächst dem Friedhofe in Söchau. 
canina L. subsp. dumalis (Bechst.) Baker var. rubelliflora 
(Rip.) H. Braun, 1. e., $. 787, an Wegen in Söchauberg, var. 
disparabilis Lue. et Ozanon, H. Braun, |. ce., S. 791, eben- 
daselbst sowie in Weghecken in Obersacherberg, var. fissi- 
dens Borb., Prim., p. 413 (vid. Borb.), an verschiedenen Orten 
um Söchau. 

dumetorum Thuill. var. solstitialis Bess. und var. subatricho- 
stylis Borb., Prim., p. 426, an Wegrändern oberhalb Aschbach 
und Spitzhart nächst Söchau, var. hirta H. Braun in Oborny, 
Flora v. Mähr., S. 908, und var. heterotricha Borb., 1. e., p. 426, 
um Söchau und Aschbach. 

canina X gallica Crep. in Ros. hybr. (Bull. soc. bot. Belg., 
1894), p. 88; R. Keller in Aschers. u. Graebn., Syn., VI, 
p. 273. Von hierher gehörigen Formen konnte ich folgende 
im Gebiete konstatieren: 

1. R. Jundzilli Bess. var. heteracantha Christ in der Form 
minor Borb., Prim., p. 375 u. 381. An Wegrändern in Söchau- 
berg, zahlreiche Sträucher. 

2. R. Jundzilli Bess. var. Aliothii Christ mit der var. 
Schmidtii H. Braun (in diesen „Verhandlungen“, 1885). An 
mehreren Orten um Aschbach nächst Söchau. 

3. R. Timeroyi Chab. In buschigen Grenzhecken ober 
Aschbach nächst Söchau. 

4. R. Chaberti Desegl. Verbreitet. 

5. R. insidiosa Rip., H. Braun in diesen „Verhandlun- 
gen“, 1885, S. 69. Wege ober Aschbach bei Söchau (det. 
Borbäs). 
dumetorum X gallica R. Keller in Aschers. u. Graebn., Syn., 
VI, p. 279. Diese Verbindung kenne ich aus dem Gebiete 
bisher nur in der Form R.-sarmatica H. Braun in Ros. Polon. 
a Dr. Woloszezak in agro Leopol., 1885 lect., p. 13! =R. 
collina Sabr., diese „Verhandlungen“, 1904, S. 551, non Jacqu. 
(det. Braun), welche in Öbersacherberg weite Wegstreceken 
überzieht, auch um Aschbach meist substeril. 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. I. 27 


Alchimilla vulgaris L.subsp. sölwestris Schmidt, Aschers. u. Graebn., 
Syn., VI, p. 406, in der Form acutangula Buser. Auf Wiesen 
zwischen Söchau und Maierhofen. 

Potentilla canescens Bess. Bisher bloß in der subsp. laciniosa Beck 
aufgefunden, und zwar als f. polyodonta Borb. (Aschers. u. 
Graebn., Syn., VI, p. 710) an der Straße von Söchau nach 
Maierhofen und als f. fissidens Borb. in Söchauberg. 

Potentilla argentea L. als var. decumbens (Jord.) und var. incane- 
scens (Opiz) im Gebiete weit verbreitet. 

Potentilla glandulifera Kras. Trockene Grasplätze um Fürstenfeld, 
Ilz, Gschmaier, Übersbach, Söchau, verbreitet. 

Rubus macrostemon Focke. Sehr schön und typisch in Weingärten 
am Ring in Hartberg. 

Rubus macrophyllus W.N. Verbreitet in der Umgebung von Hart- 
berg: beginnt bereits in der sogenannten „Brühl“ aufzutreten 
und ist von hier bis Pöllau die verbreitetste Waldbrombeere. 
Die sehr auffallende, durch gehäufte kräftigere Stacheln am 
Schößling und zahlreiche Stieldrüsen daselbst, verlängerte, reich 
entwickelte, viel kräftiger bewehrte, durch sparsam drüsige 
Rispen ausgezeichnete Rasse R. lasiaxon Borb. et Waisb., Österr. 
botan. Zeitschr., 1595, S. 145, welche bisher bloß aus der 
Günser Gegend bekannt war, reichlich in Weggestrüppen 
zwischen Riegersburg und Altenmarkt. 

Rubus durimontanus Sabr. in Hayek, Fl. stir. exs., Nr. 230 (1905) 
— .R. bifrons X macrophyllus. An quelligen Orten unfern der 
Ruine Neuberg zwischen Hartberg und Pöllau, mit den Eltern. 
Da die in den Scheden des zitierten Exsikkatenwerkes ab- 
gedruckte Charakterisierung dieser Bastardbrombeere nicht 
allgemein zugänglich ist, gestatte ich mir nachfolgende Wieder- 
gabe der Diagnose: 

„Iurtiones validi scandentes ramosi inferne subrotundi 
supra obtusanguli patenter pilosi eprwinosi et eglandulosi acu- 
leis validis e compressa basi sublanceolatis aequalibus armati. 
Folia 5-nato pedata petiolis supra planis aculeis sat validis 
crebrisque aduncis munitis. Foliola ommia subcoriacea et 
margine inaequaliter argute serrata supra glabra subtus tomento 
tenuı incamescentia, terminale proprio petiolulo 2-plo longius 


15 H. Sabransky. 


e rotunda basi ovatum subcuspidatum. Imflorescentiae elon- 
gatae saepe amplae rhachis omnino eglandulosa. tomentoso 
puberula aculeis rectis debilibus (ut in R. macrophyllo) vix 
crebris munita cum ramulis infra ceymosopartitis supra uni- 
floris omnibus erectopatentibus tomentosis aculeolis gracillimis 
subsetaceis armati. Flores mediocres petalis obovalibus pal- 
lide ‚roseis, staminibus stylos virentes superantibus calycis 
laciniis im fructu laxe reflexis germinibus glabris. Diese 
Brombeere, welche man wegen ihrer Mittelstellung zwischen 
R. bifrons und R. macrophyllus und ihres Vorkommens zwi- 
schen diesen Arten für eine Bastardform betrachten muß, 
gleicht habituell auffallend gewissen Formen des R. villicaulis 
Koehl., von welchen sie sich jedoch nicht bloß durch deutlich 
diskolores Laub — in der Hochregion ist das Laub unten 
stets grau- bis fast weißfilzig — sondern auch wesentlich 
durch den nicht sparrigen Aufbau der Rispe und die viel 
sparsamere und schwachnadelige Bewehrung der Blütenachsen, 
die stark an R. macrophyllus gemahnt, unterscheidet. Von 
letzterer Art unterscheidet sich Rt. durimontanus durch kleinere, 
breitere, halbdiskolore, scharfgesägte Blättchen, unbehaarte 
Blattoberseiten und viel kräftiger bestachelte Schößlinge.“ 
Rubus thyrsoideus Wimm. An Waldrändern am Hofberge bei 
Tautendorf nächst Söchau fand ich im Juli 1905 mehrere 
wohl zu dieser Art zu zählende Sträucher, die jedoch in der 
Tracht stark abweichen. Sie charakterisieren sich etwa fol- 
genderweise: „TZuriones + prlosi, foliola subcoriacea, subtus 
virentia, ommia obovata, ramealka basi cuneatim angustata.“ 
Diese sich dem Zt. pubescens Wh. nähernde Form weicht von 
diesem durch an der Spitze nicht verjüngte Blütenstände 
und durch stets verkehrt eiförmige Blättchen ab; von R. fra- 
grans Focke, dem er sich bezüglich der Blattform nähert, 
durch die matte Blattoberseite und weiße Petalen; von AR. 
phyllostachys Ph. J. M., mit dem ich meine Pflanze zuerst 
konfundierte, dureh weniger umfangreiche, nicht durchblät- 
terte Rispen, verkehrt eiförmiges Laub, von R. candicans Wh. 
und R. thyrsanthus Focke endlieh durch deutlich behaarte 
Achsen, die Blattform ete. Nachdem diese Form mir seither 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 19 


an verschiedenen Lokalitäten aufgestoßen ist, muß ich sie als 
besondere Rasse auffassen und bezeichne sie als subpube- 
scens m. 

Rubus plicatiformis Sabr., Österr. botan. Zeitschr., 1905, Nr. 8. 
Weitere Beobachtungen dieser Pflanze haben mich davon 
überzeugt, daß sie ein rezenter Bastard von der Formel AK. 
bifrons X suleatus ist. Herr Robert Keller bezeichnet in 
seiner wertvollen Arbeit „Beiträge zur Kenntnis der ost- 
schweizerischen Brombeeren“ im Bull. de l’Herb. Boissier, 
Ser. 2, Tom. IV, 1904, p. 3355 die Kombination A. bifrons X 
suleatus mit dem Triplexnamen R. Johannis Ulriei, welcher 
die Priorität hätte, falls er nicht leider ein nomen nudum 
wäre. 

Rubus scaber W. N. In Hochwäldern der Gemeinde Löffelbach 
zwischen Hartberg und Pöllau, zwischen Vaceinien. Bisher 
sicher bloß von Steyer in Oberösterreich und aus der Flora 
von Güns (mis. Waisbecker) bekannt. Über das Vorkom- 
men dieser Art im Honter Komitate werde ich an anderer 
Stelle berichten. 

Rubus styriacus Haläcsy, Österr. botan. Zeitschr., 1890, S. 432. 
Synonym: .R. harpactor Sabr., 1. e., 1905, 8. 356! Herr 
v. Haläcsy hatte die Güte, mich von der Identität meines 
R. harpactor mit R. styriacus in Kenntnis zu setzen. Ist 
übrigens die verbreitetste Brombeere der Oststeiermark. Wurde 
1905 von mir auch in subalpinen Wäldern zwischen Hartberg 
und Pöllau aufgefunden, und zwar in Gesellschaft des R. 
scaber, mit dem er. einen Bastard bildet. 

Rubus macrocardiacus m. nov. spec. 

Turiones arcuatim scandentes, obtuse angulati subvirides 
laxe pilosi aculeis gracilibus e basi subdilatata subulatis sub- 
rectis reclinatis numerosis (25—30 in interfolio) muniti, glan- 
dulis stipitatis brevissimis erebris onusti, setis destitutı. Folia 
3-nata aut 5-nato pedata petiolo aculeis parum curvatis bre- 
vibus armato supra plano, stipulis linearibus; foliola petio- 
lulata subdiscolora supra sparse pilosa subtus tomento tem 
adpresso canoviridia, margine subaequaliter serrata, centrale 
bası profundissime cordatum a medio in  acumen longum 


80 


H. Sabransky. 


latumque productum. Ramorum florentium aculei ut in 
turione crebri graciles recti; glandulae multae brevissimae, 
setae nullae. Inflorescentiae mediocris vel parum elongatae 
apicem versus manifeste decrescentis rami erectopatentes basales 
tantum cymoso partiti, tenwiter tomentoso puberuli et glandulis 
brevibus onusti. Flores mediocres, sepala cano-tomentosa in 
flore et fructu reflexa; petala ovalia pallide rosea; stamına 
stylos virides paulo superantes. Germina glabra. 

In Waldungen ober Groß-Wilfersdorf nächst Sacherberg 
(„Czeikewald“) bei Söchau. 

Diese Pflanze hat die Tracht eines R. macrophylius mit 
sehr tief ausgerandetem Mittelblättehen und zahlreichen dichten 
und sehr kurzen, oft‘ fast keuligen Stieldrüschen an sämt- 
liehen Achsen. Die breite, lange Spitze der Blättehen ge- 
mahnt an A. styriacus, so daß die Habitusformel dieser Brom- 
beere Rt. macrophyllus-styriacus lautet. 


Rubus mucronatus Blox. in Kirby, Fl. Leicester, 1350, non Seringe, 


1825 (—= R. triflorus Richards.), R. mucronulatus Bab., non 
Boreau, R. atrichantherus Krause, R. mucronifer Sudre. In 
Masse an Waldrändern im Kohlgraben nächst Söchau. Weicht 
von der bisher aus Großbritannien, Dänemark, Schleswig- 
Holstein und Schlesien (Münsterberg, leg. Dr. Kinscher!) be- 
kannt gewordenen Pflanze nicht erheblich durch stärker 
bestachelte, reichlicher mit Drüsen und Stachelnadeln aus- 
gestattete Blütenzweige ab, was wohl dem üppigen, mit 
Humus bedeckten Lehmboden zuzuschreiben ist. 


Rubus scaturiginum m. nov. spec. hybr. = R. Gremlii X mucro- 


natus. Hohe Sträucher von einer dem .R. pallidus W. N. 
durchaus ähnlichen Tracht, doch von dieser Art durch breitere, 
kurz bespitzte Blätter und sehr verlängerte, weniger paarige 
Infloreszenzen, deren Äste nicht horizontal abstehen, verschie- 
den; von R. Gremlii Focke abweichend durch die abstehende 
Behaarung der Blütenstandachsen, die viel reichere Bedrüsung 
und das meist tief herzförmige Endblättehen sowie durch die 
post florendum abstehenden, nicht zurückgeschlagenen Kelch- 
blätter; an R. mucronatus erinnert das zuletzt erwähnte Merk- 
mal, der flachgipfelige Blütenstand und die aufgesetzte Blatt- 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. s1 


spitze. Unter Horsten von R. mucronatus und R. Gremlü im 
Kohlgraben bei Söchau. 

Rubus Fritschii Sabr. in Hayek, Sched. ad Fl. stir. exs., Nr. 350, 
1906. Turiones virides eprwinosi validi obtusanguli pilosi 
aculeis brevioribus e subdilatata basi subulatis rectis paulo 
reclinatis armati glandulisque stipitatis brevibus sparsis onusti. 
Folia 5-to digitata, rarıus pedata foliolis subcoriaceis supra 
laete virentibus glabris, subtus pilosis et tenuiter cano-tomen- 
tosis, juvenilibus candicantıbus, inaequaliter subduplicato-serratis, 
mediis ex emarginata bası late ovatis cuspidatis lateralibus 
manifeste petiolulatis. Inflorescentiwe mediocris apice con- 
fertae ramı inferiores et medii elongati porrecti 3—5 flori 
superiores cymoso-partiti tomentoso vestiti sparse glandulosi et 
seloso-aculeati. Flores mediocres, petalis late obovatis albis, 
sepalis canıs etiam post flore reflexis, staminibus stylis viri- 
dibus primo brevioribus, dem eos aequantibus. Germina 
albopilosa. 

In Hecken zwischen Söchau und Maierhofen nächst 
Fürstenfeld. 

Anscheinend dem KR. egregius Focke nahestehend, dem 
er durch die kurzen pfriemlichen Schößlingsstacheln, die Form 
der Rispen und die spärlichen Stieldrüsen sehr nahe kommt, 
jedoch durch schwächere Tracht, meist fünfzählige Blätter, 
das breit eiförmige, nie verkehrt eiförmige Zentralblättchen 
sowie stärker behaarte Schößlingsachsen abweichend. 

Eine var. mucronatoides m.: Foliolo medio profun- 
dius cordato, staminibus stylos superantibns germinibusque 
glabris, die sich dem R. mucronatus Blox. nähert, mit letz- 
terer Art an Waldrändern im Kohlgraben bei Söchau. 

Rubus thelybatus B. dasycarpus Sabr., Österr. botan. Zeitschr., 1905, 
Nr. 5, ist genaueren Beobachtungen zufolge als R. barbatus X 
sulcatus — R. dasycarpus Sabr. zu bezeichnen. Er wächst 
unter den genannten Arten und ist in den Charakteren voll- 
ständig intermediär zwischen beiden. 

Rubus festivus subspee. avaricus Sabr., 1. e., ist nach wiederholten 
weiteren Beobachtungen in der Natur und den eingeholten 


Urteilen gewiegter Batologen von R. festivus Müll. et Wirtg. 
Z.B. Ges. 58. Bd. 6 


82 


H. Sabransky. 


vollständig abzutrennen. Ich halte denselben für eine Zwi- 
schenform von R. Caflischüi und R. epipsilos Focke, vermut- 
lich rezenter Bildung, und bezeichne ihn daher als R. avaricus 
m. — AR. Caflischü X epipsilos. 


Rubus haematochrous m. nov. spec. hybr. —= R. styriacus X su- 


pinus. Eine in ihren Merkmalen zwischen R. styriacus Hal. 
und R. supinus Sabr. die Mitte einnehmende Form. Unter- 
scheidet sich von R. supinus vornehmlich durch die an den 
Blütenachsen und Blattstielen hakig werdenden Stacheln, 
die breit vorgezogene dreieckige Blattspitze und die purpurne 
Färbung der Petalen; von R. styriacus durch die kreideweißen, 
seidig schimmernden Blattunterseiten, das dichtere Drüsen- 
kleid, die kürzeren, dichteren Blütenstände, die aufrechten 
Fruchtkelche ete. 

Auf Waldlichtungen in der sogenannten „Schlapfen“ bei 
Ebersdorf nächst Söchau, unter den Eltern. 


Rubus eruentatus P. J. Muell. (teste Focke!). Bisher bloß an Wald- 


wegen zwischen Tautendorf und Ebersdorf nächst Söchau. 
Durch die verhältnismäßig kurzen, krummen, auf verbreitertem 
Grunde aufsitzenden Stacheln, die fein gesägten, beiderseits 
grünen Blätter und die blutroten Kronblätter sehr auffallend. 


Rubus supinus Sabr., Österr. botan. Zeitschr., 1905, Nr. 8. Diese 


Brombeere wurde von mir l. e. unrichtigerweise mit der Gruppe 
der R. foliosus ete. verglichen. Sie gehört vielmehr zu den 
Vestitis, und zwar in die allernächste Nähe der R. subeanus 
Ph. J. M., als dessen Abänderung sie vielleicht zu betrachten ist. 
Siehe iibrigens Batotheca Europaea, Fasc. III, 1905, Nr. 141. 


Rubus foliosus W. N. nov. subspee. ctenodon m. Turiones vürides 


subangulati Taxe pilosi aculeis subulatis rectis valde reclinatis 
stramineis (20 in interfolio) armati glandulisque stipitatis 
brevibus nmumerosis obsiti. Folia 5-nato pedata, utrimque 
densius pilosula virentia, grosse duplicato serrata. Foliola 
omnia longe petiolulata, medium petiolulo duplo longius e basi 
profunde cordata subrotunda s. late ovata longius cuspi- 
datum. Paniculae strictae infra cymoso-partitae supra mani- 
feste decrescentis basi tantum foliosae axes appressae 
cano-tomentosae glandulis perbrevibus pedunculi dia- 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. I. 83 


metrum longe non aeqmantibus, aciculisque teneris sparsisque 
muniti. Flores minores sepalis incanis post anthesin patenti- 
bus fructumque laxe amplectentibus. Petala alba stamina 
stylis virentibus breviora. Germina glabra. 

Waldränder im Kohlgraben nächst Söchau. 

Diese jedenfalls zum Formenkomplexe der R. folosus 
W.N. gehörige Brombeere schließt sich morphologisch an R. 
saltuum, R. pinicola und R. albicomus, ohne jedoch mit einer 
dieser Formen zusammenzufallen. Von R. pinicola Hoffm., 
Isis, 1897, S. 98, der gewiß nicht zu R. apiculatus, wohin 
ihn Herr Focke in Ascherson und Graebners Synopsis 
stellt, gehörig ist, sondern zu A. foliosus, unterscheidet er sich 
durch die ziemlich dicht behaarten Schößlinge, die zurück- 
geneigten, nicht horizontal abstehenden und viel schwächeren 
Schößlingsstacheln, die ausgesprochen pyramidale Rispe, die 
kleinen brachyandrischen Blüten, die post florendum abstehen- 
den, zuletzt aufgerichteten Fruchtkelche usw. AR. saltuum 
Focke hat gleichförmig scharf gesägte Blattränder, zurück- 
geschlagene Fruchtkelche, Ft. derasus Lef. et Müll., eine ähn- 
liche weiß blühende Form mit abstehenden Kelchen, weicht 
ab durch unterseits filziges Laub, scharfe gleiche Serratur, 
dreizählige Blätter ete. A. albicomus Gremli differiert durch 
unterseits filzige, oft weißfilzige Blätter, kurzen Blütenstand 
und abstehende Behaarung der Blütenachsen. 

-Rubus foliosus W. N. subspec. cassoviensis (Borb. in Magyarorszäg 
Värmegyei &s Värosai Abauj-Torna, 1896, p. 445, Magyar bot. 
lap., 1903, Nr. 11/12, Sep. p. 4). In Waldungen an der 
Nordseite der Kögelberge zwischen Loipersdorf und Rittschein 
nächst Fürstenfeld. 

tubus rosaceus W. N., Syn. R. pseudorosaceus Sabr. in sched. 
1902—1906. In Rodungen des Forstberges bei Söchau. Ich 
zögerte aus pflanzengeographischen Gründen lange mit der Iden- 
tifikation dieser Pflanze, doch schreibt mir Herr W. OÖ. Focke 
selbst: „Kann ich von R. rosaceus W. N. nicht unterscheiden.“ 

Rubus Antonii (Borb. in Festschrift zu P. Aschersons 70. Ge- 

burtstage, S. 278 als var. #. des R. Koehleri). Die Identifi- 


kation dieser Pflanze erfolgte nicht nach der gänzlich un- 
6* 


84 


H. Sabransky. 


brauchbaren (in drei Zeilen bestehenden) Beschreibung des 
Autors, sondern nach Originalexemplaren des Entdeckers 
Herrn Dr. Waisbecker, die sich in meinem Herbare be- 
finden. Diese haben mit R. Koehleri absolut nichts zu tun, 
sondern gehören mit R. Schleicheri W. N., R. fulvus Sudre 
und R. saxicolus Ph. J. M. in eine Verwandtschaftsreihe R. 
Antonii charakterisiert sich durch traubige, bis zur Spitze 
hinauf durchblätterte Blütenstände mit kleinen, dünnstieligen 
Blüten, herz-eiförmiges, lange zugespitztes Mittelblättchen, 


dessen Stielehen auffallend lang ist (?/, der Blattlänge), fünf- 


zählig bis fußförmig concolores Laub und derbe, an .R. Schlei- 
cheri gemahnende Bestachelung der Schößlinge. So in Ro- 
dungen des Kohlgrabens bei Söchau. Könnte habituell auch 
als At. hirtus-styriacus aufgefaßt werden. 


Rubus rivularioides m. nov. spec. hybr. — Rt. Antonü X hurtus. 


Von der Tracht und dem Bestachelungstypus eines R. riwu- 
laris, mit fünfzähligen bis fußförmigen Blättern, lang zuge- 
spitzten, breit eiförmig-herzförmigen Blättchen. Rispe aus 
eymentragenden Ästehen zusammengesetzt wie bei A. hirtus, 
nicht oberwärts traubig wie bei R. Antoni, Drüsen der Äst- 
chen größerenteils kurz, d.h. die Stielehendieke nicht über- 
ragend wie bei R. Antonii; von R. hirtus hauptsächlich durch 
die am Grunde verbreiterten größeren Schößlingsstacheln ver- 
schieden. Zwischen den Stacheln die verschiedensten Übergänge 
vorhanden, was bei R. Antonii nicht der Fall ist. So unter den 
Eltern in Wäldern der Gemeinde Kohlgraben nächst Söchau. 


Rubus carbonarius m. nov. spec. hybr. — R. Antonii X epipsilos. 


Turiones subangulati virides aculeis rectis brevibus aequali- 
bus numerosis muniti parce glandulosi; folia 5-natopedata 
foliolis omnibus longe petiolulatis aequaliter minute serratis, 
subtus tenuissime tomentosulis, medium proprio petiolulo duplo 
longius, cordatum, longe ovatum acuminatum. Inflorescentia 
angustata foliosa glandulis inaequaliter dispersis!) modice 


1) Die ungleichmäßige, in bezug aut Zahl oder örtliches Auftreten 


asymmetrische Verteilung von Stieldrüsen an den blühenden Achsen ist so- 
wohl bei Rubus als auch bei Rosa ein sicheres Zeichen rezenten Bastardtums. 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 85 


onusta, nonnumgquam racemosa, acicnlata; flores albı, brachy- 
andri. Substerilis. Habituell in der Mitte zwischen den Eltern 
stehend, von AR. Antoni durch das sparsame Drüsenkleid, die 
dünnfilzigen Blattunterseiten, die gleichartige Bewehrung der 
Sehößlinge ete., von Ft. epipsilos wieder durch auffallend lange 
Blättehenstiele, die zusammengezogene, oft stark durchblät- 
terte Rispe usw. verschieden. 

Unter den Eltern in Wäldern im Kohlgraben bei Söchau. 

Rubus Figerti Spribille, Beitr. Rub. Prov. Schles., 1904, S. 345, 
Batotheeca Europaea, Fasc. IV, 1906, Nr. 185! In Wald- 
rodungen bei Tautendorf nächst Söchau. Blätter etwas breiter 
und unterseits kahler als bei den schlesischen Originalexem- 
plaren. Herr Prof. Sudre bezeichnet diese Brombeere in seiner 
Batotheca als R. Koehleri W. N. subspee. sawicolus P. J. M. 
var. Figerti Spribille.e. Nun ist aber die Zugehörigkeit der 
in Rede stehenden Pflanze zu FR. saxicolus Müll. zum min- 
desten ebenso zweifelhaft, wie die des R. sawicolus zu R. 
Koehleri. 

Rubus russatus Schwarzer in Schube, Flora v. Schles., 1904, 
S. 213 = R. erythrostachys X hirtus m. An Waldrändern des 
Prinz Liechtensteinschen Forstes in Spitzhart nächst Aschbach 
bei Söchau. 

Rubus peltifolius Progel, 8. Ber. botan. Ver. Landshut, S. 107, 1882. 
An waldigen Berglehnen der Bezirksstraße Fehring-Fürsten- 
feld oberhalb Ebersdorf verbreitet. — Nur an einer kleinen 
Stelle die var. hypopsilos Progel, 1. e. 

Rubus hirtus W. K. var. melanochlamys Progel, 1. e., S. 160. An 
der Fehring-Fürstenfelder Bezirksstraße oberhalb Ebersdorf. 
Var. coriifrons m. Foliola coriacea, subtus molliter tomen- 
tosa, angusta, medium elliptico-rhombeum longe acumina- 
tum, glandulae in pedunculis breves ut in R. erythradenes Ph. J. 
M., sepala reflexa. So in der Herbersteinklamm bei St. Johann. 

Rubus pachychlamydeus Sabr., Österr. botan. Zeitschr., 1905 (als 
Subspezies des R. gracilicaulis Gremli), var. persericans m. 
A typo differt axibus omnibus villosis, foliolis batioribus, 
medio late ovato, staminibus stylos subaequantıbus. Ger- 
minibus glabris. Kohlgrabenwälder bei Söchau. 


36 H. Sabransky. 


Rubus serpens Wh. Sehr schön und verbreitet in Mischwäldern 
des rechten Feistritztalrandes ober Groß-Wilfersdorf; eine var. 
platyodontos m. mit auffallend dünnen Blättern und sehr 
breiten und oberflächlichen Blattrandzähnen in Rodungen im 
Kohlgraben nächst Söchau mit R. Antonü, R. carbonarius, R. 
rivularioides, R. Hayek ete. 

Genista pilosa L. Fehlt im Gebiete, erst zwischen Hartberg und 
Pöllau. 

Oytisus ratisbonensis Schäff. Meine diesbezügliche Angabe in diesen 
„Verhandlungen“, 1904, S. 539, beruht auf einem Irrtume und 
bezieht sich auf den im Gebiete, namentlich um Fehring und 
Riegersburg verbreiteten ©. hörsutus. 

Anthyllis affınis Britt. Auf Bergwiesen allenthalben gemein, so 
um Maierhofen, Sacherberg ete. Ist der ursprüngliche, im 
Gebiete einheimische Wundklee. Alle anderen Formen sind 
flüchtig und nur durch fremde Grassämereien eingeführt. 

Geranium palustre L. Sehr verbreitet, namentlich um Übersbach 
nächst Fürstenfeld. 

Mercurialis perennis L. Bisher bloß in der Umgebung des Basalt- 
steinbruches bei Stein nächst Fürstenfeld. 

Epilobium subhirsutum Genn. = E. hirsutum X parviflorum Hsskn. 
In Weggräben um Tautendorf nächst Söchau, unter den Eltern. 

Epilobium hirsutum L. var. villosum Hsskn. Gemein um Tauten- 
dorf nächst Söchau. 

Ohaerophyllum hirsutum L. var. umbrosum (Jord.). In Wald- 
gebüschen zwischen Tautendorf und Söchau häufig. 

Cerefolium sativum (Lam.) Bess. Die typische Form mit kahlen 
Früchten: am Eselsteige des Riegersburger Kogels häufig. 

Pulmonaria mollissima Kern. Umgebung von Fürstenfeld (Dr. Hein- 
rich). 

Myosotis palustris L. var. strigulosa Reich. als var. mierantha Opiz 
in Sumpfgräben zwischen Übersbach und Loipersdorf nächst 
Söchau. 

Mwyosotis sparsiflora Mikan. Am Eselsteige des Riegersburger Burg- 
kogels. 

Brunella vulgaris L. var. parviflora Poir. Steinberge bei Aschbach 
nächst Söchau. 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 87 


brunella spuria Stapf = B. grandiflora X vulgaris. In Obstgärten 
und an Wegen in Steinbergen nächst Söchau. 

brunella pinnatifida Pers. — B. laciniata X vulgaris. Wie B. spuria. 
Die Form B. elatior Sal. Marschl. = B. alba ß. violacea Opiz 
in Stadtberg bei Fürstenfeld. 

brunella variabilis @. Beck —= B. grandiflora X laciniata. Mit BD. 
spuria wie oben. 

Galeopsis Tetrahit L. var. subalpina Beck. In Hecken bei Tauten- 
dorf nächst Söchau. 

Lamium amplexicaule L. var. clandestinum Rehb. Auf Äckern des 
Gebietes häufiger als die offen blühende Form. 

Satureia silvatica (Bromf.) K. Maly. Calamintha silvatica Bromf. In 
Basaltgerölle am Burgkogel bei Riegersburg. 

Mentha hirta Wind. (genwina H. Braun, diese „Verhandlungen“, 
XL, S. 408) — M. dumetorum Schult. = M. aquatica X longi- 
folia. In Bachhecken zwischen Aschbach und Ruppersdorf 
nächst Söchau. 

Mentha paludosa Sole = M. aquatica X arvensis. Massenhaft in 
Gräben nächst Ebersdorf bei Söchau. 

Mentha austriaca Jaeq. var. segetalis Opiz. Im Mühlgraben bei 
Aschbach nächst Söchau. Var. multiflora H. Br., var. pulchella 
Host, var. approximata Wirtg., sämtlich in Gräben in der Um- 
gebung von Tautendorf nächst Söchau; var. oblongifrons Borb., 
H. Braun, |. e., S. 451, im Forstwald bei Söchau. 

Mentha vertieillata L. var. clinopodiifolia Host, H. Braun, |. e., 
S. 434. In Bahngräben bei Ruppersdorf. Var. atrovirens Host, 
H. Braun, 1. e., S. 430, in Gräben auf der Hutweide bei 
Ebersdorf nächst Söchau, daselbst auch die f. purpurascens 
Host. 

Mentha arvensis L. var. lata Opiz, H. Braun, 1. e., S. 470. In der 
Form £. agraria H. Braun, 1. e., auf feuchten Äckern zwischen 
Tautendorf und Ruppersdorf bei Söchau. 

Mentha parietariaefolia Becker var. silvatica Host. Im Forstwalde 
bei Söchau. 

Oymbalaria muralis Baumg. Auf Mauern in Friedberg verbreitet. 

Antirrhinum majus L. Am Schloßberge in Herberstein (St. Johann) 
verbreitet, wohl nur verwildert. 


88 H. Sabransky. 


Scabiosa ochroleuca L. Schloßberg in Riegersburg; fehlt sonst im 
Gebiete. 

Inula Helenium L. Im Gschmeiertale nächst Ilz, wohl aus Bauern- 
gärten verwildert. 

Achillea collına Becker. Umgebung von Fürstenfeld (Dr. A. Hein- 
rich). 

Achillea Ptarmica L. Auf Drainagegräben-Auswerfungen zwischen 
Söchau und Ruppersdorf (adventiv), auf feuchten Wiesen 
zwischen Hartberg und Pöllau. 

Artemisia Absinthium L. Auf Felsen des Riegersburger Burgkogels; 
fehlt sonst wie alle Artemisien, ausgenommen A. vulgaris. 

Doronicum austriacum Jacqu. In höheren Wäldern vom Hartberger 
Ring bis Pöllau verbreitet. 

Arnica montana L. Truppweise häufig in der Umgebung von 
Söchau in einer Meereshöhe von nur 200-300 m. 

Cirsium subalpinum Gaud. — (. palustre X rivulare. Mehrere Stöcke 
an Waldrändern im Mühlgraben bei Aschbach nächst Söchau. 

Cirsium arvense (L.) Scop. var. setosum (Wind.) M. B. An Ruderal- 
plätzen bei Söchau. Var. horridum W. Grab. meist in Getreide- 
feldern des Gebietes, gemein. 

Centaurea jacea L. var. leucolepis Wimm., Fl. Siles., p. 207. An 
mehreren Orten um Tautendorf nächst Söchau. Var. flavicans 
Vuk. um Riegersburg. 

Oentaurea macroptilon Borb., Temes-m. veget., 1854, p. 39, Geogr. 
atque Enum. plant. Com. Castriferrei, 1857, p. 192! Hayek, 
Oentaurea-Arten Österreich-Ungarns in den Denkschr. der kais. 
Akad. der Wissensch. in Wien, math.-nat. Kl., Bd. LXX, 
S. 715! Höchst gemein im ganzen oststeirischen Florengebiete, 
so um Fürstenfeld, Söchau, Ilz, Fehring, Gleisdorf ete. Eine 
f. Iyrato-pinnatiloba in Stadtberg (Julerltal) bei Fürstenfeld 
und im Forstwalde nächst Söchau. 

Oentaurea Preissmanni Hayek, 1. e.,' S. 714 = (. jacea X macro- 
ptilon. Überall unter den Eltern gemein, besonders um 
Söchau ete. 

Oentaurea Pernhofferi Hayek, 1. e., S. 720 = (. jacea X rotundi- 
folia. Ein kleiner Bestand am Wege von Söchau nach Ebers- 
dorfberg auf einer Lichtung im Fichtenwalde. 


Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 89 


Oentaurea rhenana Bor. Nur auf Mauern und Felsen um Riegersburg. 

Taraxacum paludosum (Seop.) Kern. Auf nassen Wiesen bei Söchau 
und Aschbach. 

Taraxacum depressum Gremli — T. officinale X paludosum — T. 
spurium G. Beck. Hie und da unter den Eltern auf Wiesen 
bei Aschbach. 

Orepis paludosa L. In Wäldern im Kleegraben nächst Ilz, häufig. 

Hieracium silvaticum L. subspec. petiolare Jord. Verbreitet in Wäl- 
dern des Gebietes. Die f. fissifolium Jord. im Forstwalde bei 
Söchau. 

Hieracium vulgatum Fr. subspee. acuminatum Jord., Cat. Grenoble, 
1539. p. Il: sudre, Hierac. du Centre de France, p. 53, 
Pl. 15! Im Forstwalde bei Söchau und wohl auch ander- 
wärts. Subspee. festivum Jord. in der var. vulgare Sudre, 1. c., 
ziemlich häufig in Wäldern des Gebietes. 

Hieracium divisum Jord. = H. silvaticum-vulgatum. In Wäldern in 
Stadtbergen bei Söchau. 


Über die japanischen Cryphalus-Arten. 
Von 


Prof. Dr. J. Niisima 
(Sapporo, Japan). 


(Eingelaufen am 1. Oktober 1907.) 


W.F.H. Blandford hat in seiner Arbeit über japanische 
Scolytidae nach einem einzigen Exemplare eine neue Art der Gattung 
Oryphalus beschrieben. Er schrieb: „as the genus is very common 
in the oriental region and there are some ten European species, 
it is probably much more numerous in Japan than it appears to 
be at present“, aber bis jetzt sind keine weiteren Arten beschrieben 
worden. In meiner Sammlung der Scolytiden Japans sind die Exem- 
plare dieser Gattung nicht zahlreich vertreten. Ich kenne nur vier 
japanische Arten: Oryphalus exiguus Blandf., ferner eine paläarktische 
Art (Or. piceae Ratz.) und zwei neue Arten. 


90 J. Niisima. 


Cryphalus piceae Ratz. 


Bostrichus piceae Ratz., Forstins., 1557, I, 8. 163. 

Fundort: Hokkaido, Sapporo, 'Teshio, Chitose, Tomakomai. 
(coll. Niisima, in Anzahl). 

Fraßpflanzen: Abies sacharinensis Mast., Picea ajanensis Fisch., 
Picea Glehnii Mast. 

Man findet diese Art häufig in Hokkaido. Sehr viele Exem- 
plare, die von mir gesammelt wurden, stimmen mit den europäi- 
schen Exemplaren der Art überein, nur in der Farbe bestehen einige 
Abweichungen. Diese Art ist in Europa als ein Bewohner von Abies 
pectinata DC., ausnahmsweise von Picea excelsa DC. beschrieben 
worden. Meine Exemplare sind meistens an Abies sacharimensis 
Mast. gesammelt, einige aber auch an Picea ajanensis Fisch. (in 
Chitose befinden sich große Reinwälder dieser Holzart), ferner auch 
an Picea Glehnmii Mast. aus der Umgebung von Teshio, wo man 
noch viele Urwälder mit dieser Holzart antrifft. 


Cryphalus exigwus Blandf. 


W.E.H.Blandford, Trans. Ent. Lond., 1594, p. 82. 

Körper 12—1'4 mm lang, schwarz, matt, greis behaart. 

Kopf schwarz, beim J’ seitlich punktiert, vorne subkonvex, 
greis behaart, über dem Mund depreß, an der Mitte der Stirne mit 
einem scharfen Querkiel, hinter diesem gewölbt und etwas glän- 
zend, ohne Härchen, beim 9 konvex, leicht punktiert, über der 
Oberlippe etwas depreß, sehr kurz greis behaart, ohne Querkiel. 
Augen vorne ausgerandet, länglich oval. Fühler gelblich, Keule 
bräunlich, länglich oval, mit greisen Tasthaaren. 

Halsschild schwarz, kürzer als breit, vorne verschmälert, sehr 
fein und dicht behaart, in der Mitte des Vorderrandes mit zwei her- 
vorragenden Körnchen besetzt, vorne bis über die Mitte hinaus mit 
zerstreuten Höckerchen versehen. Beine gelblichbraun, Tarsus heller. 

Flügeldecken schwarz, gewölbt, so breit wie der Halsschild, 
Punktstreifen fein punktiert, Zwischenräume fein punktiert, mit 
kurzen, schuppenartigen, greisen Härchen besetzt. 

Fundort: Tokio, Fukushima ete. (Lewis, Sasaki, Niisima). 

Fraßpflanze: Morus alba L. 


Über die japanischen Oryphalus-Arten. 91 


Dieser Käfer ist schon vor längerer Zeit von Herrn Prof. 
C. Sasaki als ein für den Maulbeerbaum sehr schädliches Insekt 
und Feind der Seidenraupenkultur beschrieben worden. Er lebt in 
dünnen, kranken wie auch gesunden Ästen des Baumes. Die Ver- 
breitung ist eine sehr große und wo der Maulbeerbaum gepflanzt 
wird, ist auch dieser Käfer zu finden. 


Cryphalus eryptomeriae noV. spec. 


Körper 2—2'2 mm lang, schwarz, glänzend, walzenförmig. 

Kopf schwarz, konvex, unmittelbar ober der Lippe mit einer 
glänzenden, vertikalen depressen Linie, beide Seiten dieser Linie 
‚dieht punktiert, bei einem Exemplar (vielleieht Weibehen) lang und 
dicht, beim anderen spärlich gelblich behaart. Augen länglich oval, 
vorne ganzrandig. Fühler bräunlichgelb, Keule fast rund. 


Halsschild schwarz, breiter als lang, an der Basis am breitesten, 
vorne schmäler werdend und abgerundet, in der Mitte des Vorder- 
randes mit vier hervorragenden Höckerchen versehen, von vorne 
bis über die erhöhte Mitte hinaus mit einer fast dreieckigen Gruppe 
zerstreuter Höckerchen, hinten glänzend, punktiert, greis behaart. 
Beine bräunlichgelb, Tarsus heller. 


Flügeldecken schwarz, glänzend, fast zylindrisch, doppelt so 
lang als breit, Punktstreifen mit dicht gereihten, runden, tiefen 
Punkten versehen, Zwischenräume flach gewölbt, glänzend, mit 
sehr feinen Punktreihen und mit einer greisen, schuppenartigen 
Haarreihe. 

Fundort: Kumamoto in der Provinz Higo (Takahashi, vier 
Stücke). 

Fraßpflanze: Oryptomeria japonica Don. 

Meine Exemplare sind von Herrn T. Takahashi in Kumamoto 
in einer vierjährigen Pflanzung von Cryptomeria japonica Don. ge- 
funden worden. Diese Art hat keine Ähnlichkeit mit den euro- 
päischen Arten; von anderen bekannten japanischen Arten kann 
man sie durch den großen Körper und die glänzenden Flügeldecken 
gut unterscheiden. Das forstliche Verhältnis ist noch nicht bekannt; 
aber es scheint, als ob er einer der schädlichsten Käfer wäre, da 
er in so Jungen Pflanzungen vorkommt, 


92 J. Niisima. Über die japanischen Oryphalus-Arten. 


Cryphalus fulvus Nov. spec. 


Körper 1:4—1'5 mm lang, gelblichbraun, etwas glänzend, greis 
behaart. 

Kopf gelblichbraun, beim Männchen über der Oberlippe etwas 
depreß und glänzend, in der Umgebung gelblich behaart, auf der 
Stirne mit einer glänzenden Transversalcarina, hinter derselben 
etwas furchenartig vertieft und glänzend, beim Weibchen glänzend, 
konvex, auf der Oberlippe depreß, auf der Stirne ohne Quercarina. 
Augen oval, schwarz, vorne sehr wenig ausgerandet. Fühler gelb, 
Keule oval, bräunlich. ; 

Halsschild gelblichbraun, breiter als lang, vor der Basis am 
breitesten, vorne verschmälert, dicht punktiert, mit gelblichen Haaren 
und Schüppchen besetzt, in der Mitte des Vorderrandes keine her- 
vorragenden Körnchen, Vorderteil bis über die Mitte mit ziemlich 
starken, zerstreuten Höckerchen versehen. Beine bräunlichgelb. 

Flügeldecken gelbliehbraun, so breit wie der Halsschild, ge- 
wölbt; Punktstreifen deutlich punktiert, Zwischenräume schmal, mit 
feinen Schüppchen und Haaren besetzt. 

Fundort: Yatsuo-Berg in der Provinz Ohmi (Niisima, in 
Anzahl). 

Fraßpflanze: Pinus densiflora 8. et Z. 

Diese Art hat große Ähnlichkeit mit Or. exiguus Blandf., doch 
ist die Farbe heller als bei exiguus und außerdem findet sich hinter 
dem Kielehen auf der Stirne eine furchenartige Vertiefung, welche 
bei exiguus nicht auftritt; auch fehlen die hervorragenden Körnchen 
auf dem Vorderrande des Halsschildes bei dieser Art. 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 95 


Ornithologische Literatur 
Österreich-Ungarns und des Okkupationsgebietes 1906.') 


Von 
Viktor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


(Eingelaufen am 1. Juli 1907.) 


A.B. Wie die Natur (Verletzungen) heilt. — Der Jagdfr., VI, 1906, 
Nr. 5, S. 65—68. 

Anzinger, F. Anregung zu einem wissenschaftlichen Versuch mit 
Tieren als Wetterprognosten. — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, 
Nr. 14, S. 105—106. 

— Die Tierkunde an unseren Schulen. — Ibid., VI, 1906, Nr. 18, 
S. 142— 144. 

Aquila. Magyar Ornithologiai Központ. Zeitschrift für Ornitho- 
logie. Redigiert von O. Herman. XIII. Jahrg. Budapest, 1906. 
Gr.-4#. XXIV + 274 S. mit 2 kolor. Tafeln und 5 Textabb. 
(Ungarisch und deutsch.) 

Azzolini, E. Budytes italiani. Striseiaiole e Cutti. — Rovereto, 
1906. 8°. 483 p. con 2 tav. — Atti Accad. Rovereto, 1906, 
Forts. II. (Tirol, part.) 

Babka, N. Vzäeny ülovek. [Seltene Jagdbeute (Haliaötus albieilla 
am 16./X. 1906 im Zbenicer Revier erbeutet).] — Lov. Obzor, 
IX, 1906, p. 190. (Böhm.) 

Bartos, J. Colaeus monedula, Corvus frugilegus und Ü. corniz. — 
Aquila, XIII, 1906, p. 208. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Lokale Schädlichkeit von Parus palustris. — Ibid., XIII, 1906, 
p. 209. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 


1) Vergl. diese „Verhandlungen“, Bd. LVIl, 1907, S. 245—274. — Die 
Angaben in ezechischer Sprache lieferte Herr Oberlehrer K. Kne&Zourek, 
die in ungarischer Herr Eug. Greschik und Dr. H. Dorning; die in kroa- 
tischer Herr Prof. M. Marek, die in slovenischer Herr Dr. J. PonebSek; 
weitere Angaben aus Jagdzeitungen auch Herr Prof. B. Schweder. 


94 V, Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen. 


Bartos, J. Maikäfer vertilgende Vögel. — Ibid., XIII, 1906, p. 209. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 
— (oracias garrula. — Ibid., XIII, 1906, p. 209—210. (Unga- 
risch und deutsch.) (Ung.) 
— Kuckuekmimiery. — Ibid., XIII, 1906, p. 218. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 
— Seltene Buntvögel jenseits der Donau. — Ibid., XIII, 1906, 
p-. 221—222. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 
— (occothraustes coccothraustes. — Ibid., XIII, 1906, p. 226. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 
— Massenzüge im Herbst 1906. — Ibid., XIII, 1906, p. 228. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 
Bau, Alex. Nest und Eier vom Berglaubvogel. — Zeitschr. f. Ool. 
u. Orn., XVI, 1906, Nr. 5, S. 65—68. (Vorarlb.) 
Benyschek, H. Seltenheiten (Colymbus arcticus und septentrionalis 
bei Amstetten). — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 1, 8. 13. (N.-Ö.) 
Berger. Die harmlose Nachteule (schlug eine gekäfigte Amsel). — 
Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 11, S. 207. (Kärnt.) 
Bijelie, G. Aus Dalmatien (Schwalbenabzug). — Mitteil. ü. d. 
Vogelw., VI, 1906, Nr. 21, S. 167. (Dalm.) 
Bikessy, G. v. Aus Westungarn (Ankunftsdaten bei Wieselburg). 
— Mitt. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 21, S. 167. (Ung.) 
— Aus Westungarn (Herbstzug der Schwalben bei Wieselburg). — 
Ibid., VI, 1906, Nr. 21, S. 117—118. (Ung.) 
— Albinismus bei einer Rauchschwalbe (in Wieselburg). — Ibid., 
VI, 1906, Nr. 22, S. 173. (Ung.) 
Binder, F. Unglaublich — aber wahr. (Aufgebäumte Rebhühner.) 
— Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 5, S. 89. (Siebenb.) 
Bonomi, A. Piceioni viaggiatori nel Trentino. — Avicula, X, 1906, 
Nr. 101—102, p. 80. (Tirol.) 
— Ueeisione di un’aquila nel Trentino. — Ibid., X, 1906, Nr. 101, 
102, p. 80. (Tirol.) 
— Un’aquila uceisa nel Trentino. — Ibid., X, 1906, Nr. 107/108, 
p. 145. (Tirol.) 
Bruj, N. Pönkava nieitel mole modrinoveho. (Der Buchfink als 
Ooleophora larinicella-Vertilger.) — Häj, XXXV, 1906, p. 158. 
(Böhm.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 95 


Buda, A. v. Die Verminderung unserer Vogelwelt in den letzten 
50 Jahren. — Aquila, XIII, 1906, p. 162—168. (Ungarisch 
und deutsch.) (Siebenb.) 

— Das Nisten von Cerchneis vespertinus (L.) in Rea. — Ibid., 
XII, 1906, p. 169—170. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.) 

Buhl, L. Seltene Jagdbeute. (Steinadler in Felsö-Väsärd erlegt.) 
— Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1906, Nr. 1, S. 18. (Ung.) 

Bütow, A. Zur Akklimatisation der Waldschnepfen. — Der Jagdfr., 
VI, 1906, Nr. 15, $. 228—230. (Österr.-Ung., part.) 

Chlebovsky, A. Brkoslavi na Novojieku na Morav&. (Seiden- 
schwänze bei Neutitschein.) — Pfiroda, IV, 1906, p. 162. (Mähr.) 

Csiki, E. Positive Daten über die Nahrung unserer Vögel. — Aquila, 
XIH, 1906, p. 148—161. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Csörgey, T. Einige neue Vertreter der ungarischen Ornis (Astur 
brevipes, Buteo menetriesi). — Aquila, XIII, 1906, p. 171—179, 
mit 2 kolor. Taf. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Dobay, Lad. v. Interessant gefärbte Gelege meiner Sammlung. — 
Zeitschr. f. Ool. u. Orn., XVI, 1906, Nr. 1, S. 10—14. (Ung.) 

— Aus Ungarn (Spätgelege der Wachtel). — Ibid., XVI, 1906, 
Nr. 10, 5.1159.) (Ung:) 

Donner, E. Aus dem Wienerwalde. (Zugbeobachtungen aus dem 
Frühjahre) — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 19, 
S. 150—151. (N.-Ö.) 

— Kärntnerische Trivialnamen heimischer Vögel. — Ibid., VI, 
1906, Nr. 24, S. 190—191. (Kärnt.) 

— Zum Abzug der Schwalben (bei Wien). — Ibid., VI, 1906, 
Nr. 24, 8. 191. (N.-Ö.) 

Dostäl, Jos. Na rozvodnöne Dyji. (Vogelleben auf dem ausge- 
tretenen Thayafluße.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 97. (Mähr.) 

Dr. K.P. Rackelhalın (bei Wildon erlegt). — Waidmh., XXVI, 
1906, Nr. 9, S. 166, mit Abb. (Steierm.) 

Drvota, Rudolf. O uziteönosti brhlika obeen&ho. (Über die Nütz- 
lichkeit des Kleibers.) — Rozmarüv Les. Tydennik, I, 1906, 
Nr. 2, p. 12. (Böhm.) 

Dvoräk, Fr. H. Hejna volavek. (Fischreiherscharen am Horusieer 
Teiche bei Weseli a. d. L.) — Rozmarüv Les. Tydennik, I, 
1906, Nr. 30, p. 238. (Böhm.) 


96 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Ehmig, 6. Eine Wachtel zu Weihnachten (in Gösen). — Jägerz. 
B.;u. M:, 'XVM,'1906, ‚Nr%2, 8.143. 011%.) 

Eltz, E. v. Schnepfenalbino (Eleonorenhain). — Waidmh., XXVI, 
1906, Nr. 14, S. 268. (Böhm.) 

Ertl, G. Massenzüge im Herbst 1906. — Aquila, XIII, 1906, p. 228. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

E. S. Landwirtschaft und Jagd. (Bedeutung des Mäusebussards, 
der Krähen und Eulen.) — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 4, 8. 57. 

Fiedler, E. J. Kän& rousiäk. (Archibuteo lagopus am 17./XH. 
1905 erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 47. (Böhm.) 

Fischer. Der alte (Auer-) Hahn in der hohen Balz. — Österr. 
Forst- u. Jagdz., XXIV, 1906, S. 217. (Böhm.) 

— K. Schnepfennachrichten (Braunau a. I.). — Der Jagdfr., VI, 
1906, Nr. 11, 8. 170. (Ob.-Ö.) 

Fladnitz, V. Schnepfenstrich in Galizien. — Der Jagdfr., VI, 1906, 
S. 392. (Galiz.) 

Floerieke, K. Aus Oberösterreich (Schärding a. I.). — Mitteil. 
ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 8, 8. 61. (Ob.-Ö.) 

— Aus dem Wiener Becken. — Ibid., VI, 1906, Nr. 9, 8. 72. 
(N.-Ö.) 

— Aus Niederösterreich. (Scops scops-Junge von der Hohen Wand.) 
— Ibid., VI, 1906, Nr. 9, 8. 72. (N.-Ö.) 

— Aus Niederösterreich. — Ibid., VI, 1906, Nr. 10, 8. 79. (N.-Ö.) 
— Aus Niederösterreich. (Sperlingseule, angeblich bei Groß-Hollen- 
stein a. d. Y.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 14, $. 110. (N.-Ö.) 

— Aus der Großstadt (Wien). — Ibid., VI, 1906, Nr. 15, S. 119 
bis 120. (N.-Ö.) 

— Aus Niederösterreich. (Phalaropus hyperboreus bei Wien, Museci- 
capa parva bei Mödling, desgleichen Monticola saxatilis.) — 
Ibid., VI, 1906, Nr. 21, S. 166. (N.-Ö.) 

— Weiteres zum heurigen Schwalbenzuge (Ostgalizien, Wien). — 
Ibid., VI, 1906, Nr. 21, $. 168. (Galiz., N.-Ö.) 

— Vgl. K. Ribbek. 

Forstbehörde Visegräd. Picus major. — Aquila, XIII, 1906, 
p. 211. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

F.P. Einen lebenden Habicht mit der Hand gefangen. — Il. 
österr. Jagdbl., XXIII, 1906, Nr. 2, S. 26. (Südtirol.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 97 


Fritsch, G. Wie ich zu meinem Seeadler kam (Seebarn). — 
Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1906, Nr. 3, $. 66-67. (N.-Ö.) 

Fürst, Dr. Zimni hoste. (Wintergäste: Seidenschwänze.) — Lov. 
Obzor, IX, 1906, p. 75. (Mähr.) 

G. Ornithologisches. (Seidenschwänze bei Laun.) — Waidmh., 
XXVI, 1906, Nr. 8, S. 149. (Böhm.) 

Glas, J. Herbst- und Wintergesang der Vögel (in Triest; Rot- 
kehlehen). — Gef. Welt, XXXV, 1906, Nr. 4, S. 31. (Triest.) 

Glanznig, J. Aus dem Gitschtale. — Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 
1906, Nr. 5, S. 167. (Kärnt.) 

— Aus dem Gitschtale (Rackelhahn erlegt). — Ibid., 1906, Nr. 7, 
S. 239. (Kärnt.) 

Glöckner, F. Vom Seidenschwanz (in Neustadt a.d. T.). — Waidmh,., 
XXVI, 1906, Nr.4, 8.205. ( ® .) 

Greschik, E. Nucifraga caryocatactes. — Aquila, XIII, 1906, 
p. 218—219. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Seltene Brutvögel jenseits der Donau. — Ibid., XIII, 1906, 
p: 222. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Groß, V. Ornithologisches. (Seidenschwanz in Farkasfalu.) — 
Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 5, S. 88. (Ung.) 

Haala, H. Um Lätare (26./III. vier Schnepfen in Auherzen). — 
Jägerz. B. u. M., XVII, 1906, Nr. 7, S. 182. (Böhm.) 

Haffner, Fr. Die Balz- und Brunftposen verschiedener einheimischer 
Wildgattungen. I. Das Federwild. — Waidmh., XXVI, 1906, 
Nr. 13, S. 231— 235. 

Hofmann, G. Kulik bledy. (Squatarola heWwetica im September 
bei Hofovie erbeutet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 175. (Böhm.) 

— Kulik hnedy. (Eudromias morinellus wurde im September bei 
Moldau-Tein geschossen.) — Ibid., IX, 1906, p. 175. (Böhm.) 

Hajdü, St. v. Leben eines Rohrdrosselpaares im Jahre 1905. — 
Aquila, XIII, 1906, p. 215—216. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 

Haslauer, H. Verfrühte (Auerhahn-) Balz (in Ginselberg). — 
Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1906, Nr. 3, 8. 85. (N.-Ö.) 
Hegyfoky, J. Die Lufttemperatur in Ungarn zur Zeit der Ankunft 
von 32 Vogelarten. — Aquila, XIII, 1906, p. 1—8. (Ungarisch 

und deutsch.) (Ung.) 


Z.B. Ges. 58. Bd. 7 


98 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Hegyfoky, J. Der Vogelzug und die Witterung im Frühling des 
Jahres 1904. — Ibid., XIII, 1906, p. 67—82. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 

— Der Vogelzug und die Witterung im Frühling des Jahres 1905. — 
Ibid., XIII, 1906, p. 142—147. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Witterungsnotizen zu den Massenzügen zwischen dem 14. bis 
19. September 1906. — Ibid., XIII, 1906, p. 223—230. (Un- 
garisch und deutsch.) (Ung.) 

Hegymeghy, D. v. Stercorarius pomatorhinus. — Aquila, XIII, 
1906, p. 223. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Herman, O. Vgl. Aquila. 

— Formenkreis und Ornithophänologie. — Aquila, XIII, 1906, 
p. IX. (Ungarisch und deutsch.) 

— The Ibis und die Ornithophänologie. — Ibid., XIII, 1906, 
p. XI—XUlI (ungarisch), XIV—XVI (deutsch), XVII—XIX 
(englisch). 

— Ornithophänologische Materialien der U. ©. C. — Ibid., XII, 
1906, p. XX—XXIV. (Ungarisch, englisch und deutsch.) 
H.G. Die unglaubliche Ausdauer einer Auerhenne (beim Brüten). 

— Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 28, S. 442. (Steierm.) 

Hofrichter, E. Zum Frühjahrszug der Waldschnepfe (in Rudolfs- 
tal). — Wild und Hund, XII, 1906, Nr. 10, S. 158. (Mähr.) 

Hojny, G. Brkoslavove. (Seidenschwänze in der zweiten November- 
hälfte 1905 in der Königgrätzer Umgebung.) — Lov. Obzor, 
IX, 1906, p. 31. (Böhm.) 

Horäak, K. Pfispevek k ochranö ptactva. (Beitrag zum Vogel- 
schutz.) — Rozmarüv Les. Tydennik, I, 1906, p. 10. (Böhm.) 

Hubälek, J. Mnozstvi brkoslavü. (Seidenschwänze mit Krammets- 
vögeln bei Vyprachtic beobachtet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, 
p. 47. (Böhm.) 

Hüller, E. Aus Böhmen (Altehrenberg). — Mitteil. ü. d. Vogelw., 
VI, 1906, Nr. 1, S. 7. (Böhm.) 

— Aus Böhmen (Warnsdorf). — Ibid., VI, 1906, Nr. 6, 8. 47. 
(Böhm.) 

— Aus Böhmen (Prag). — Ibid., VI, 1906, Nr. 7, S. 55. (Böhm.) 

— Aus Mähren. (Ankunft von H. rustica in Mähr.-Neustadt.) — 
Ibid., VI, 1906, Nr. 10, $. 79. (Mähr.) 


Ornithol. Literatur Österr. Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 99 


Hüller, E. Aus Böhmen. (Abnahme der Schwalben in Karlsbad.) 
— Ibid., VI, 1906, Nr. 11, S. 57. (Böhm.) 

— Aus Oberösterreich (recte Salzburg). (Silber- [recte Lach-] möven 
im Lungau.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 15, S. 119. (Salzb.) 

— Aus Böhmen. (Zahlreicheres Rückkehren der Zugvögel.) — 
Ibid., VI, 1906, Nr. 14, S. 111. (Böhm.) 

— Aus Oberösterreich. (Junger Kuckuck im Rotschwänzchennest 
im Hofraume.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 17, 8. 135. (Ob.-Ö.) 

— Aus Böhmen (Rumburg). — Ibid., VI, 1906, Nr. 19, S. 151. 
(Böhm.) 

— Aus Krain. (Schwalbenabzug in Rudolfswert.) — Ibid., VI, 
1906, Nr. 21, S. 166—167. (Krain.) 

— Aus Böhmen. (Herbstzug der Schwalben.) — Ibid., VI, 1906, 
Nr. 21, S. 167. (Böhm.) 

— Aus dem Preßburger Komitat. (Schwalbenabzug.) — Ibid., 
VI, 1906, Nr. 21, 8. 168. (Ung.) 

— Aus Steiermark. (Wachholderdrossel.) — Ibid., VI, 1906, 
Nr. 24, S. 191. (Steierm.) 

I. Rote Wintergäste. (Gimpel in Menge um Wien.) — Mitteil. d. 
Sekt. f. Naturk. d. öst. Tourist.-Kl., XVII, 1906, Nr. 11/12, 
8. 78. (N.-Ö.) 

Innwald, A. Orel kfiklavy vetsi. (Agqwila maculata bei Sadskä 
am 1./IX. 1905 erbeutet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 16. 
(Böhm.) 

Jahrbuch, Ornithologisches. Organ für das paläarktische Faunen- 
gebiet. Herausgegeben und redigiert von Viktor Ritt. v. Tschusi 
zu Schmidhoffen. Hallein, 1906. XVII. Lex.-8°. 245 S., 
Ie!par: 

Jakitsch, Sylv. Seltenes Waidmannsheil. (Carbo cormoranus am 
Faakersee erlegt.) — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 23, 5. 447. 
(Kärnt.) 

Janda, J. Omithologiek6 novinky letosni zimy z okoli praZskeho. 
(Ornithologische Neuigkeit aus dem vergangenen Winter bei 
Prag: Emberiza cia.) — Vesmir, XXXV, 1906, Nr. 8, p. 55, 
86, mit Abb. (Böhm.) 

— Seltene Wintergäste in Böhmen. — Orn. Jahrb., XVII, 1906, 
Nr. 2, S. 75—76. (Böhm.) 


T*# 


100 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen. 


Janda, J. Ptaetvo okoli Kromöfizskeho. (Die Vogelwelt der Umge- 
bung Kremsiers.) Vlastni pozoroväni z let 1893—1905 s dopluky 
nökterych eizich pramenü. (Eigene Beobachtungen aus den 
Jahren 1893—1905, mit einigen Ergänzungen aus fremden 
Quellen.) — Zprävy Kommisse pro pfirodov&deck& prozkou- 
mäni Moravy. Oddeleni zoologick&, &is. 3. (Mitteil. d. Kommiss. 
f. d. naturw. Durchforschung Mährens. Zoolog. Abt., Nr. 3.) — 
Casopis moravsk&ho musea zemsk&ho, VI, 1906. Sep., Brünn, 
1906, p. 1—66. (Mähr.) 

Jelinek-Mal$ovsky, Jos. Kachna hohol. (Olangula glaueion bei 
Königgrätz auf „Zemanka“ am 2./XII. 1905 erlegt.) — Lov. 
Obzor, IX, 1906, p. 31. (Böhm.) 

— Krahujee. (Biologisches über den Sperber.) — Lesni Sträz, IV, 
1906, p. 115. (Böhm.) 

— Brkoslavov& asi 15 kusü. (Gegen 15 Seidenschwänze bei Malso- 
vie beobachtet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 17. (Böhm.) 

— Chrästal vodni. (Rallus aquaticus am 21./l. 1906 bei König- 
grätz erlegt.) — Ibid., IX, 1906, p. 78. (Böhm.) 

— Vodous tmavy. (Totanus fuscus am 15./IX. 1906 bei Malsovie 
erlegt.) Racek maly. (Larus minutus am 23./IX. 1906 am 
Adlerflusse ebenda erbeutet.) Racek stribfity. (Larus argen- 
tatus juv. am 24./IX. 1906 auch dort erlegt.) Kaholka. (Ny- 
roca marila d am 29./IX. 1906 ebenda geschosssen.) — Ibid., 
IX, 1906, p. 175. (Böhm.) 

— Kulik obeeny. (Charadrius plwialis juv. am 9./X. 1906 bei 
Malsovie erbeutet.) — Ibid., IX, 1906, p. 191. (Böhm.) 

J. K. Seidenschwanz in Mürzzuschlag gefangen. — Gef. Welt, 

XXXV, 1906, Nr. 8, S. 63. (Steierm.) 

JıK za: Sn Schnepiän buch (Pilsen). — Jägerz. B. u. M., XVII, 
1906, Nr. 7, 8. 182. (Böhm.) 

K. Seltene (Colymbus septentrionalis in Lavamünd.) — 
Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 7, S. 129. (Kärnt.) 

Karäsek, Jar. Zajimav6 zjevy ptai z okoli Kromörizsk&ho. (Inter- 
essante Vorkommnisse unter den Vögeln der Umgebung Krem- 
siers.) — Rozmarüv Les. Tydennik, I, 1906, p. 250 ff. (Mähr.) 

Karl, H.d. J. Seltsamer Aufenthaltsort. (Taucher in Graz.) — Mit- 
teil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1906, Nr. 5, S. 166. (Steierm.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 101 


Kaspar, Fr. Zasluhuji sojky olova? (Verdienen die Eichelheher 
das Blei? Schädlichkeit desselben im Walde.) — Lesni Sträz, 
IV, 1906, p. 178. (Böhm.) 

Kasper, J. Die Frühjahrsjagden auf der Herrschaft Dolnji-Miholjat 
(464 Waldschnepfen vom 15. bis 23./ILI. erlegt). — Der Jagdfr., 
VI, 1906, Nr. 16, S. 250. (Slavon.) 

— ke. Bilder aus dem Fürst Johann Liechtensteinschen Forst- und 
Jagdmuseum in Mähr.-Aussee. — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 19, 
S. 369— 370, mit 5 Textbild. (Mähr.) 

Kittlitz, F. H. Frh. v., vgl. Moyat, J. 

Knauer, Fr. Der verdrängte Uhu. — Hugo’s Jagdzeitung, XLIX, 
1906, Nr. 13, S. 379—401. (Österr.-Ung.) 

— Ein aussterbender Vogel (Uhu). — Jägerz. B. u. M., XV, 
1906, Nr. 17, S. 459—461. (Böhm.) 

— Der Vogelzug und seine Rätsel. — Zentralbl. f. d. ges. Forst- 
wesen, XXXII, 1906, 1, S.20—25; 2, S. 75— 18; 3, 8.125—127; 
5, 8. 212217; 6, S. 261—265; 8/9, S. 368—372. (Österr.- 
Ung., part.) 

— Die Amselfrage vom Standpunkte des Forstmannes und des 
Gärtners. — Ibid., XXXII, 1906, 11, 8. 464. (Österr.-Ung., 
part.) 

— Vogelzugfragen. — Natur u. Haus, XV, 1906, Nr. 9, S. 135 
bis 141. 

— Der Bartgeier. — Hugo’s Jagdz., XLIX, 1906, Nr. 5, S. 129 — 
136. (Österr.-Ung., Okkup.-Geb.. part.) 

Kn&Zourek, K. O Zivot& dudka. (Über das Leben des Wiedehopfes.) 
— Lov. Obzor, IX, 1906, p. 3ff. (Böhm.) 

— Vzäene ülovky. (Seltene Jagdbeute: Tringa alpina.) — Ibid., 
IX, 1906, p. 15. (Böhm.) 

— KRorys obeeny. (Apus apus; Biologisches über Fütterung und 
Abzug derselben.) — Ibid., IX, 1906, p. 16. (Böhm.) 

— 0 podzimnim tahu vlastovek r 1905. (Über den Herbstzug der 
Rauchschwalben im Jahre 1905.) — Vesmir, XXXV, 1906, 
p. 76. (Böhm.) 

— Potäplice severni 3 kusy. (3 Stück Gavia aretica bei Zbejsov 
[Caslau] am 18./X. 1905 erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, 
p- 31. (Böhm.) 


102 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen. 


Kne&zourek, K. Racek tfiprsty ml. (Zarus tridactylus juv. bei 
Königgrätz und ein adulter bei Ronov [Caslau] 1905 erlegt.) 
— Ibid., IX, 1906, p. 31. (Böhm.) 

— Drop maly 9. (Otis tetrax 9 im Herbste 1904 bei Vilimov 
[Caslau] erlegt.) — Ibid., IX, 1906, p. 78. (Böhm.) 

— Sluka stredni äli lezak. (Gallinago major am 11./V. 1906 un- 
weit Chotusie [Caslau] tot aufgefunden.) — Ibid., IX, 1906, 
p. 128. (Böhm.) 

— 0 Zravosti krahujeov&. (Über die Gefrässigkeit des Sperbers.) 
— Ibid., IX, 1906, p. 191. (Böhm.) 

Knobloch, Jos. Dva dytiei. (2 Triel am 27./IX. 1906 bei Prestie 
erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 191. (Böhm.) 


Knotek, J. Abnorm gefärbter Rebhahn (aus Obersiebenbrunn). — 
— Wild u. Hund, XII, 1906, Nr. 12,.8. 186. (N.-Ö.) 

— Die Doppelschnepfe, ihr Zug und ihre Jagd in Bosnien. — 
Ibid., XII, 1906, Nr. 15, 8. 230—233; Nr. 16, 8. 246—247, 
mit Abb. (Bosn.) 

— Seetaucher aus Unter-Steiermark. — Orm. Jahrb., XVII, 1906, 
Nr. 3—4, S. 140— 141. (Steierm.) 

— Zwei Raubmöven aus Mähren. — Ibid., XVII, 1906, Nr. 5/6, 
S. 207—208. (Mähr.) 

Kolombatovie, G. Contribuzioni alla Fauna dei Vertebrati della 
Dalmazia. — Glasn. Hrvatskoga naravoslovnoga drustva, XIX, 
1907, p. 1—24. Aves: p. 13—24. (Dalm.) 

Kosztka, L. v. Turdus pilaris, Perdix perdix, Falco subbuteo, Cor- 
vus frugilegus. — Aquila, XIII, 1906, p. 210— 211. (Ungarisch 
und deutsch.) (Ung.) 

— Falco peregrinus und Archibuteo lagopus. — Ibid., XIII, 1906, 
p. 219—220. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Kotnour, Vl. Jak mladi ptäci se nau@i potravu pfijimati. (Wie die 
Jungen Vögel die Nahrung aufzunehmen lernen.) — Lov. Obzor, 
IX, 1906, p. 191. (Böhm.) 

Kreß, W. Aviatik. Wie der Vogel fliegt und wie der Mensch fliegen 
wird. — Wien, 1905. Gr.-8°. 100 S. mit 35 Fig. 

Kreuszel, F. Die Vorboten des Frühlings. — Der Jagdfr., VI, 
1906, Nr. 7, S. 105. (Slavon.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 103 


Kubitek, Zd. JUC. Postolka a vräna popelavä. (Turmfalke bei der 
Mäusejagd durch eine Nebelkrähe dauernd belästigt.) — Lov. 
Obzor, IX, 1906, p. 47. (Mähr.) 

— Koliha velkä. (Numenius arquatus bei Kohoutovie am 11./IV. 
1906 beobachtet.) — Ibid., IX, 1906, p. 111. (Mähr.) 

— Postolky a vräny. (Turmfalken und Krähen.) — Ibid., IX, 1906, 
p. 111. (Mähr.) 

— Rivnääi ve möstech. (Ringeltauben 1906 im VIII. Bezirke in 
Wien beobachtet.) — Ibid., IX, 1906, p. 144. (N.-Ö.) 

l. Zum Frühjahrszuge der Waldschnepfe. — Österr. Forst- u. Jagdz., 
XXIV, 1906,:8.-110. (Österr.-Ung.. part.) 

— Hahnenbalz. — Ibid., XXXIV, 1906, 8. 120. (Österr.-Ung., 
part.) 

Leber, A. Massenzüge im Herbst 1906. — Aquila, XIII, 1906, 
p. 228. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Lendl, Ad. Seltene Vögel jenseits der Donau (Syrnium wralense, 
Buteo ferox). — Aquila, XIII, 1906, p. 222—223. (Ungarisch 
und deutsch.) (Ung.) 

Licha, A. Aus dem Egerlande. (Zwergadler [?] erlegt.) — Waidmh., 
XXVI, 1906, Nr. 20, S. 336. (Böhm.) 

Linder, K. Massenzüge im Herbst 1906. — Aquila, XIII, 1906, 
p. 227. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Lintia, D. Seltene Vögel jenseits der Donau (Syrnium uralense, 
Neophron percnopterus.) — Aquila, XIII, 1906, p. 222—223. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

L. M. Seltenes Waidmannsheil. (Rackelhahn in Turnhof erlegt.) — 
Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 10, S. 184. (Kärnt.) 

LiSka. Schädlichkeit der Nebelkrähe (Aggsbach). — Waidmh., 
XXVI, 1906, Nr. 7, 8. 130. (N.-Ö.) 

Loos, K. Aufbäumende Rebhühner. — Orn. Beob., IV, 1906, Nr. 12, 
S. 190—191. (Böhm.) 

— Einige Beobachtungen, Untersuchungen und Versuche über den 
Eichelheher. — „Die Schwalbe“, N. Folge, III, 1906, 30 8. 
(Österr.) 

— Der Uhu in Böhmen, nebst einigen Notizen über die Verbrei- 
tung dieser Eule in einigen anderen Ländern. Nach zahlreichen 
Berichten und literarischen Notizen sowie auf Grund eigener 


104 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Erfahrungen zusammengestellt und bearbeitet. — Saaz (s. a.) 
(1906). Lex.-8°. 70 S., 8 Taf. Preis K 4.50. (Böhm., part.) 

Loos, K. Beobachtungen über Schwalben im Herbste 1905. — Orn. 
Jahrb., XVII, 1906, Nr. 5—6, S. 208—210. (Böhm.) 

M. Der Frühjahrszug der Waldschnepfe. — Österr. Forst- u. Jagdz., 
XXIV, 1906, 8. 170. (Österr.-Ung., part.) 

Magdits, K. v. Chelidonaria urbica. — Aquila, XIII, 1906, p. 211. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— (iconia eiconia. — Ibid., XIII, 1906, p. 216. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 

Maly, Mat. Dv& labut& zp&vne. (Zwei Cygnus musicus am Teiche 
bei Liskovie erbeutet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 78. (Böhm.) 

Marek, M. Einfluß von Wind und Wetter auf den Vogelzug. — Orn. 
Jahrb., XVII, 1906, Nr. 3—4, 8. 81—136; Nr.5—6, 8. 161—199. 

Mayer, L.J. Das Manhartsgebirge und seine Ornis. — Wien (Selbst- 
verlag), 1906. 8°. 7 8. (N.-Ö.) 

— R. Ein alter, während der Balzzeit rotgefärbte Tücher an- 
sreifender Auerhahn (Königsaal). — Vereinsschr. f. Forst-, Jagd- 
u. Naturk. (böhm. Forstver.-Org.), 1906/7, 5, p. 227. (Böhm.) 

Meindl, Ad. Brütende Schnepfen auf den Osthängen der Koralpe. 
— Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 17, S. 331. (Steierm.) 

Merlin. Vom Anpassungsvermögen der Vögel. (Haustauben, Saat- 
krähen in Wien.) — Hugo’s Jagdz., XLIX, 1906, Nr. 6, S. 182, 
183. (N.-Ö.) 

— Zum Vogelzug. (Ankunft.) — Ibid., XLIX, 1906, Nr. 6, S. 153, 
184. (Österr.-Ung.) 

Mösteeky (Kn&Zourek) K. O datli otäzee. (Über die Specht- 
frage in forstwirtschaftlicher Beziehung.) — Häj, XXXV, 1906, 
p. 3ff. (Böhm.) 

— 0 sojee. (Über die forstwirtschaftliche Bedeutung des Eichel- 
hehers.) — Ibid., XXXV, 1906, p. 81. (Böhm.) 

Mezey, J. v. Seltene Vögel jenseits der Donau (OUygnus olor). — 
Aquila, XIII, 1906, p. 223. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Mihalovits, Ed. v. Otis tetrax. — Aquila, XIII, 1906, p. 226. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Mitteilungen über die Vogelwelt. Herausgegeben vom Österr. 
Reichsbund für Vogelkunde und Vogelschutz in Wien. Schrift- 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 105 


leiter Eugen Donner. — Wien, 1906. VI. Jahrg. 24 Nrn. 4°. 
192 S. 

Mittendorfer, J. Steinadler (in der Gisenza gefangen) in Krain. 
— Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 11, S. 207. (Krain.) 

Moyat, J. u. Schuster, W. Ungedruckte Tagebücher des Freih. 
F. H. v. Kittlitz aus den Jahren 1817—1824. Textlich wieder- 
gegeben und mit erläuternden Zusätzen versehen. — Journ. 
f. Orn., LIV, 1906, H. III, S. 366. (Böhm., part.) 

Nagy, Eug. Neue Daten über die Nahrung des Wanderfalken. — 
Aquila, XIII, 1906, p. 207. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— (olaeus monedula (Massenbrutvogel in Torda). — Ibid., XII, 
1906, p. 208. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Astur palumbarius von Üerchmeis tinnuncula verfolgt. — Ibid., 
XII, 1906, p. 216. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Aufbäumende Haubenlerchen. — Ibid., XILi, 1906, p. 217. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— (olumba domestica (verwildert). — Ibid., XII, 1906, p. 217 
bis 218. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Kuekuekmimikry. — Ibid., XIII, 1906, p. 218. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 

— Oidemia fusca. — Ibid., XIII, 1906, p. 223. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 

Neher, A. Aus dem südlichen Ungarm. (Zugdaten aus Bellye.) 
— Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 8, S. 62. (Ung.) 

— Aus dem südlichen Ungarn. (Ankunftsdaten, Purpurreiher- 
kolonie.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 11, S. 87. (Ung.) 

—- Aus dem südlichen Ungarn. — Ibid., VI, 1906, Nr. 17, 5. 135. 
(Ung.) 

— Bedient sich der Reiher beim Fischen eines Anlockungsmittels? 
— Ibid., VI, 1906, Nr. 23, S. 182. (Ung.) 

— Aus Südungarn. (Herbstzugdaten aus Bellye.) — Ibid., VI, 
1906, .Nr. 23, S. 184. (Ung.) 

— Von meiner Urlaubsreise (Erzgebirg). — Ibid., VI, 1906, Nr. 23, 
S. 184. (Böhm.) 

Nietsch, V. Über den Vogelflug (Vortrag). — Mitteil. d. naturw. 
Ver. v. Steierm., 1905, Graz, 1906, H. 42, S. 82—98, mit 
2 Taf. 


106 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


N.G. Steinadler (in Bodokö-Varalja erlegt). — Waidmh., XXVI, 
1906, Nr. 10, S. 184. (Ung.) 

Nusz, J. Über den Meckerton der Bekassine. — Hugo’s Jagdz., 
XLIX, 1906, Nr. 13, S. 408—410. (Ung.) 

P. Zur Auerhahnbalz in Oberösterreich. (Auch Erlegung eines 
Rackelhahnes in Zell bei Zellhof.) — Der Jagdfr., VI, 1906, 
Nr. 26, $. 408. (Ob.-Ö.) 

Padlewski. Naturbeobachtungen. I. Kämpfe der Vögel um das 
Nachtlager. — Der Falke auf der Jagd nach dem Kiebitz. 
— Der gezähmte Steinadler. — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 26, 
S. 405407. (@aliz.) — I. Der Wanderfalke als Todfeind 
der Schnepfe. Deren Abwehr. — Ibid., VI, 1906, Nr. 27, 
S. 420—422. (Deutsch a. d. „Lowiec“ von J. Praun.) (Galiz.) 

Pichler, A. Beiträge zur Kenntnis der Avifauna der Umgebung von 
Mostar. — Orn. Monatsschr., XXXI, 1906, Nr. 7, S. 373—396; 
Nr. 8, S. 425—438; Nr. 9, 8. 462—474; Nr. 10, S. 487—503; 
Nr. 11, 8. 531—545; Nr. 12, S. 559—572. (Herzeg.) 

Piffl, R. Aus Österreichisch-Schlesien (Stare, Lerchen, Seiden- 
schwänze). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 7, S. 55. 
(Schles.) 

Pla@zek, B. Vogelschutz und Insektenschutz. VIII. „Bansai.* — 
Österr. Forst- u. Jagdz., XXIV, 1906, S. 87, 51. 

— Die Vogelwelt in ihren Beziehungen zu Insekten und ver- 
wandten Kleintieren. Veränderte, mit Zusätzen versehene 
Sonderausgabe der Aufsätze in der Österr. Forst- u. Jagdz., 
1905 u. 1906. — Wien, 1906. 8°. 1198. 

Pleyel, J. v. In der Nistzeit. (Biologisches mit Nesterabbildungen.) 
— Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 10, S. 149— 151; Nr. 11, S. 163; 
Nr. 12, S. 180—182. 

— Naturschutz und Jägerei. (Anregung zum Schutze seltener 
Vögel.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 14, S. 211—214. 

Pöchmann, A. Ornithologisches. (Seidenschwanz in Mauth.) — 
Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 5, S. 83. (Böhm.) 

Podivin, J. Schnepfennachrichten (Göding). — Der Jagdfr., VI, 
1906, Nr. 12, S. 185. (Mähr.) 

Pospich, H. Steinadler (auf dem Pollauer Berge) gefangen. — 
Ill. österr. Jagdbl., XXIII, 1906, Nr. 2, S. 26. (Mähr.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 107 


Praun, J., vgl. Padlewski. 

Pretsch, R. Fasanenbastarde. (Königs- und Edelfasan-Kreuzungen 
in Hradek erlegt.) — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 7, 8. 105. 
(Mähr.) 

Prigl, A. Frühlingsboten (Ober-Zögersdorf). — Der Jagdfr., VI, 
1906, Nr. 11, 8. 170. (N.-Ö.) 

— Sehnepfennachrichten (Stockerau). — Ibid., VI, 1906, Nr. 11, 
S. 170. (N.-Ö.) 

— Kreuzungserfolg von Königs- und Jagdfasan (in Ober-Zögers- 
dorf). — Ibid., VI, 1906, Nr. 30, S. 471. (N.-Ö.) 

Pta&ek, A. Vybarveny dytik. (Ein ausgefärbter Triel im Juli 
1906 im Vymyslicer Revier bei Mähr.-Krumau erlegt.) — 
Lov. Obzor, IX, 1906, p. 175. (Mähr.) 

Puganigg, M. Verunglückter (vom Habicht geschlagener) Auer- 
hahn. — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 11, S. 207. (Steierm.) 

Reischl, A. Die ersten Seidenschwänze (in Brumow). — Waidmh., 
XXVI, 1906, Nr. 3, S. 52. (Mähr.) 

Reiter, ©. (Seidenschwanz in Stadl.) — Waidmh., XXVI, 1906, 
Nr. 4, S. 70. (Steierm.) 

Renner, Fr. Aus Kärnten (vom Raiblersee). — Mitteil. ü. d. Vogelw., 
VI, 1906, Nr. 3, S. 23. (Kärnt.) 

Ribbeck, K. (Floerieke, K.) Aus Niederösterreich (Taucher und 
Purpurreiher). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 3, 8. 23. 
(N.-Ö.) 

— Aus Steiermark (Steinadler, Stelzenläufer, Sperlingseule). — 
Ibid., VI, 1906, Nr. 3, S. 23. (Steierm.) 

— Aus Niederösterreich (Schnepfenzug). — Ibid., VI, 1906, Nr. 7, 
8. 55. (N.-Ö.) 

— Aus dem Wiener Becken (Ankunftsdaten). — Ibid., VI, 1906, 
Nr. 8, 8. 62. (N.-Ö.) 

— Aus Niederösterreich. (Überwintern der Schwalben in Guntrams- 
dorf und im Gutentale) — Ibid., VI, 1906, Nr. 21, 5. 166. 
(N.-Ö.) 

— Aus Österreichisch-Sehlesien. (Auffallender Zug in Jablunkau.) 
— Ibid., VI, 1906, Nr. 21, S. 167. (Schles.) 

— Rote Wintergäste. (Gimpel im Wienerwald.) — Ibid., VI, 
1906, Nr. 23, 8. 183—184, (N.-Ö.) 


103 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Riegler, W. Wie die Schwalben ziehen. — Wild und Hund, XI, 
1906, Nr. 40, $. 636—637. (N.-Ö.) 

— Ein denkwürdiger Gimpelzug (Wienerwald). — Ibid., XII, 
1906, Nr. 50, S. 793; Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 1, 
S. 21; Jägerz. B. u.M., XVII, 1907, Nr. 3, 8. 72. (N.-Ö.) 

Römer. Beim „Auf“. (Steinadler bei Landok.) — Waidmh., XXVI, 
1906; Nr. 1,78. 43>(Ung,) 

Rößler, E. Hrvatska Ornitoloska Centrala. V. GodiSnji izvjestaj. 
(Kroatische Ornithologische Zentrale. V. Jahresbericht, 1905.) 
— Glasn. hrvatsk. narav. drustva (Soc. Seient. Natur. Croatica). 
Zagreb-Agram, XVIII, 1906, 1, 2. Lex.-8°. VII + 2478. Auch 
separat. (Kroatisch und deutsch.) (Kroat., Slavon.) 

Rothermundt, J. v. Seltene Brutvögel jenseits der Donau (Pele- 
canus onocrotalus). — Aquila, XIII, 1906, p. 223. (Ungarisch 
und deutsch.) (Ung.) 

Rotter, F. Aufgebäumtes Wasserhuhn. — Waidmh., XXVI, 1906, 
Nr. 5, 8. 89. (N.-Ö.) 

Rozmara, Jos. Brkoslavove. (Seidenschwänze im Dezember 1905 
in der Piseker Gegend.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 31. 
(Böhm.) 

Rzehak, E. Der Eichelheher [Garrulus glandarius (L.)] als Schlangen- 
vertilger. — Orn. Monatsschr., XXXI, 1906, Nr. 7, 8. 417—418. 
(Mähr., Schles.) 


— „Wie Lokalfaunen gemacht werden.“ — Mitteil. ü. d. Vogelw., 
VI, 1906, Nr. 1, S. 2—3; Nr. 2, S. 10—11. (Schles.) 
— Wie transportiert die Waldschnepfe ihre Jungen? — Ormn. 


Monatsschr., XXXI, 1906, Nr. 10, S. 106—108. (Schles.) 

— Notiz über Corvus cornix L. — Orn. Monatsber., XIV, 1906, 
Nr. 12, S. 189. (Ung., part.) 

— Das Vorkommen und Brüten von Nachtigallen in reinen Nadel- 
holzwäldern. — Falco, 1906, Nr. 3, p. 101—102. (Mähr., 
Schles.) 

S. Ergebnisse der Hühnerjagd in der Umgebung von St. Pölten 
in der Saison 1906 (850 Stück gegen 2000—2500 im Jahre 
1905). — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 43, S. 683. (N.-0.) 

Sammereyer, H. Schilderung alpiner Vögel. I. Der Tannenheher. 
— Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 17, S. 129—130; Nr. 18, 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 109 


S. 137—138; Nr. 19, S. 146—147; Nr. 20, S. 162—163; Nr. 22, 
S. 170—171; Nr. 23, S. 179—181. 

Sammereyer, H. Der Schutz nützlicher und seltener Raubvögel 
und der Sehußlohntarif. — Der Jagdfr., VI, 1906, S. 401— 
404, 417—420. 

Sander, Fr. Bila vlastovka. (Weiße Rauchschwalbe bei Trest 
beobachtet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 16. (Mähr.) 

Schaffer, P. Alex. Katalog über das naturwissenschaftliche Museum 
im Benediktinerstifte St. Lambrecht in Steiermark. I.—IV. Abt. 
— St. Lambrecht, 1906. Im Selbstverlage. Gr.-8°. IV + 558. 
(Steierm.) 

— Ornithologische Beobachtungen in Mariahof in Obersteiermark 
im Jahre 1905. — Orn. Jahrb., XVII, 1906, Nr. 5—6, 8. 210 
bis 221. (Steierm.) 

Schatzmayr, J. Rackelhahn (im Gitschtale). — Waidmh., XXVI, 
1906, Nr. 20, S. 385— 386. (Kärnt.) 

— Ornithologisches aus dem Gitschtale in Kärnten. — Ibid., XXVI, 
1906, Nr. 3, S. 51. (Kärnt.) 

Schenk, H. Ardetta minuta. — Aquila, XIII, 1906, p. 211. (Un- 
garisch und deutsch.) (Ung.) 

— Rallus aquaticus-Nester. — Ibid., XIII, 1906, p. 211—213. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Örtygometra parva. — Ibid., XIII, 1906, p. 214—215. (Unga- 
risch und deutsch.) (Ung.) 

— Eisternester im Schilfrohr. — Ibid., XIII, 1906, p. 214. (Un- 
garisch und deutsch.) (Ung.) 

— Motacilla flava. — Ibid., XIII, 1906, p. 214. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 

— Fulica atra. — Ibid., XUI, 1906, p. 215. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 

— Ungewöhnlich spät abziehende Vögel. — Ibid., XIII, 1906, 
p. 226— 227. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— J. Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1904. — Aquila, 
XIII, 1906, p. 9—66. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1905. — Ibid., XIII, 
1906, p. 83—141. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 


110 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Schenk, H. Bericht über die Studienexkursionen im Jahre 1906 
(mit 5 schwarzen Abbild.). — Ibid., XIII, 1906, p. 182—206: 
I. Vogelschutz in Puszta Haraszt, p. 182—184. 
II. Die Vogelschutzstation in Kekkö, p. 185—187. 
Ill. Ein gewesenes Vogeleldorado in der Gegenwart, p. 188—200. 
IV. Notizen zu den Nistverhältnissen im See von Veleneze, p. 201—206. 

— Seltene Vögel jenseits der Donau (Stercorarius pomatorhinus, 
Fuligula hyemalis). — Ibid., XIII, 1906, p. 223. (Ungarisch 
und deutsch.) (Ung.) 

Schiebel, &. Der vielgehaßte Bussard. (Über Verwechslung mit 
dem Habicht.) — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 4, S. 68—69. 
(Krain.) 

— Die Phylogenese der Lanius-Arten. Untersuchungen über die 
gegenseitige Abstammung sämtlicher Arten der echten Würger 
auf Grund der Zeichnungsentwicklung des Federkleides. — 
Journ. f. Orn., LIV, 1906, H. 1, S. 1—77, mit Taf. A—D;H. 2, 
S. 161—219, mit Taf. E—H. Separ., Berlin (Kommiss.-Verl. R. 
Friedländer & Sohn), 1906. Gr.-8°. S. 1—77, 161—219 (135 S.), 
mit 7 farb., 1 Schwarzdrucktafel und 2 Skizzen im Texte. 
8 Mk. (Österr.-Ung., part.) 

Schimitschek, Ed. Der Seidenschwanz in Mähren. — Waidmh., 
XXVI, 1906, Nr. 20, S. 339—390. (Mähr.) 

— Die Vogelwelt und die kommende wärmere Erdperiode. — 
Weidw. u. Hundesp., XI, 1906, Nr. 272, 8. 9—12. (Österr. 
part.) 

— Bussarde und Habichte. — Österr. Forst- u. Jagdz., XXIV, 1906, 
8.919. 

— Ormithologisches. (Seidenschwanz in Wysokopole.) — Waidmh., 
XXVI, 1906, Nr. 8, S. 149. (Mähr.) 

— Frühes Schnepfengelege. — Ibid., XXVI, 1906, Nr. 20, 8. 388, 
389. (Mähr.) 

— ÖOrnithologisches. (Zum Zuge des Seidenschwanzes.) — Ibid., 
XVI, 1906, Nr. 4, S. 69—70. (Mähr.) 

— Bussarde und Habichte. — Österr. Forst- u. Jagdz., XXIV, 1906, 
Nr. 1245. 

Schuster, Ant. Seltenheit (3 Waldschnepfen am 23./I. in Verblenje). 
— Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 4, S. 65. (Krain.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 111 


Schuster, W., vgl. Moyat, J. 

— Ab- und Zunahme, periodisch stärkeres und schwächeres Auf- 
treten der einheimischen Vögel, für verschiedene Landesteile 
Deutschlands, Österreichs und der Schweiz statistisch festge- 
stellt (III.). — Zool. Garten, XLVII, 1906, Nr. 1, 5. 7—14. 
(Böhm. part.) 

Seidel. Schnepfenstrich in Galizien (bei Przemysl). — Der Jagdfr., 
VI, 1906, Nr. 25, 8. 392. (Galiz.) 

Seidl, Fr. Sokol st&hovavy. (Falco peregrinus im November bei 
Lomnie a. L. erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 31. (böhm.) 

— Potäpliee severni. (Gavia arctica bei Schwarzkostelee am 25./X1. 
1905 erlegt.) — Ibid., IX, 1906, p. 31. (Böhm.) 

Siebeck, A. Zur Frage: Soll den Möven nachgestellt werden? — 
— Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 23, S. 361. 

Smelik, M. Ne&o o kukaöce. (Etwas über den Kuckuck.) — Roz- 
marüv Les. Tydennik, I, 1906, p. 77. (Böhm.) 

— Orel riöni. (Pandion haliaetus wurde am 4./X. 1905 im Grygover 
Revier bei Olmütz erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 16. 
(Mähr.) 

Sobotka, K. Krähen. (Über Schaden derselben.) — Österr. Forst- 
u. Jagdbl., XVII, 1906, S. 77. 

Sommer, J. Frühlingsboten (in Poruba.) — Der Jagdfr., VI, 1906, 
Nr. 6, S. 89. (Schles.) 

— Uhu erlegt (in Poruba). — Ibid., VI, 1906, Nr. 42, 8. 666. 
(Schles.) 

Sommereher, H. Kultivatoren der Zirbe. — Österr. Forst- u. Jagdz., 
XXIV, 1906, S. 79. (Steierm.) 

Sommermeyer, H. Zur Reihzeit. — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 15, 
S. 225—228. a 

— Der Schutz nützlicher und seltener Raubvögel und der Schuß- 
tarif. — Ibid., VI, 1906, Nr. 26, S. 401—404; Nr. 27, S. 417— 
420. (Österr.-Ung., part.) 

Sprenger, A. Die Trabanten des Frühlings im Katschtal (Ober- 
kärnten). — Orn. Monatsschr., XXXI, 1906, Nr. 10, 5.513—514. 
(Kärnt.) 

Stein. (Seidenschwänze bei Jaroslau.) — Waidmh., XXVI, 1906, 
Nr. 4, S. 70. (Galiz.) 


112 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Stroinigg, A. Seltener Gast (Nordseetaucher in Mißling). — Waidmh., 
XXVI, 1906, Nr. 1, S. 15. (Steierm.) 

— Zur Notiz: „Ein freeher Räuber.“ — Der Jagdfr., VI, 1906, 
Nr. 30, S. 470. (Steierm.) 

-— Habichtsloeken. — Ibid., VI, 1906, Nr. 30, 8. 471. 

— Der Auerhahn und seine Jagd. — (Judenburg, 1906.) K1.-8°. 
65 S. Selbstverlag. 

S. V. Aus Salzburg. (Rotschwänzchennest in einem Schotterwagen.) 
— Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 12, S. 96. (Salzb.) 
Svanda, Dr. Chaluha obeenä. (Lestris parasitica am 18./VII. 1906 

in Vodüan erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 144. (Böhm.) 

Svoboda, N. Sluka nesouei sve mläde. (Eine Waldschnepfe ihr 
Junges in den Ständern tragend.) — Lov. Obzor, IX, 1906, 
p- 31. (Böhm.) 

Talsky, J. (Biographie desselben.) — „Pro Moravu“, illustr. Beil. 
z. „Pozor“, Olmütz, 1906, Nr. 75, p. 5—6, m. Portr. (Czechisch.) 
(Mähr.) 

Tarjän, T. Die Abnahme der Wachtel durch Vermehrung des Reb- 
huhnes. — Aquila, XIII, 1906, p. 220—221. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 

— Massenzüge im Herbst 1906. — Aquila, XIII, 1906, p. 227. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Taucher, Jos. Aus Steiermark. (72 Dorfschwalbennester an einem 
Gehöfte in Waltersdorf.) — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, 
Nr. 17, S. 135—136. (Steierm.) 

"Tell. Birkhahnbalz (21., 26./III. Beginn in Neuhaus). — Der Jagdfr., 
VI, 1906, Nr. 15, S. 232. (Böhm.) 

T.G.K. Beobachtungen über einige noch nicht vollkommen ge- 
klärte Punkte des Vogelzuges. — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 25, 
S. 388. 

Tiehy, Ant. Lyskonoh üzkozoby. (Phalaropus hyperboreus bei Ru- 
die im Oktober 1905 geschossen.) — Lov. Obzor, IX, 1906, 
p. 15. (Mähr.) 

— Racek Zlutonohy. (Larus fuscus am Teiche „Suchy“ bei Bosko- 
vie im Oktober erlegt.) — Ibid., IX, 1906, p. 16. (Mähr.) 
Tobisch, J. Schnepfen und Schnee (19./III. in Mläka). — Jägerz. 

B. u. M., XVII, 1906, Nr. 7, 8. 182. (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 115 


Tschusi zu Schmidhoffen, V. Ritt. v. Das Purpurhuhn (Por- 
phyrio caeruleus) in Böhmen erlegt. — Orn. Jahrb., XVII, 1906, 
S. 26. (Böhm.) 

— Zum Gesang des Berglaubvogels (Phylloscopus bonellwi Vieill.). 
— Orn. Beob., V, 1906, Nr. 2, S. 27—28. (Salzb.) 

— Omithologische Literatur Österreich-Ungarns und des Okku- 
pationsgebietes 1904. — Verh.d. k. k. zool.-bot. Ges., LVI, 1906, 
S. 280-305. (Österr.-Ung., Okkup.-Geb.) 

— Zoologische Literatur der Steiermark. Ornithologische Literatur 
1905. — Mitt. d. Naturw. Ver. Steierm. (1905), 1906, S. OXLVII 
bis CXLVII. (Steierm.) 

— Zur Ehrung J. Salomon Petenyis. — Orn. Jahrb., XVII, 1906, 
Nr. 2, S. 76. (Ung.) 

— Ornithologische Kollektaneen aus Österreich-Ungarn und dem 
Okkupationsgebiete. XIV (1905). — Zool. Beob., XLVII, 1906, 
Nr. 10, $. 303-311; Nr. 11, $. 337—345. (Österr.-Ung., 
Okkup.-Geb.) 

— Ankunfts- und Abzugsdaten bei Hallein (1905). — Orn. Monats- 
schr., XXXI, 1906, Nr. 12, S. 573— 577. (Salzb.) 

— Beobachtung an Apus apus (L.). — Ibid., XXXI, 1906, Nr. 12, 
S. 577—573. (Salzb.) 

— Zu: „Ansammlungen von Staren zur Brutzeit.“ — Orn. Monats- 
ber., XIV, 1906, Nr. 1, S. 8. (Salzb.) 

— Der Seidenschwanz (Bombyeilla garrula L.) im Winter 1905/6. 
— Zool. Beob., XLVII, 1906, Nr. 5, S. 142—-146. (Österr.- 
Ung., part.) 

Ornithologische Kollektaneen aus Österreich-Ungarn und dem 

Okkupationsgebiete. XIII. (1904). — Orn. Monatssehr., XXXI, 

1906, Nr. 8, 8. 438—452. (Österr.-Ung.) 

— Vgl. Jahrbuch, Ornithologisches. 

U(ngarische) O(rnithologische) C(entrale). Bemerkung (zu 
„Neue Daten über die Nahrung des Wanderfalken von E. 
Nagy“). — Aquila, XIII, 1906, p. 207—208. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 

— Bemerkung (zu „Aufbäumende Haubenlerchen“). — Ibid., XIII, 
1906, p. 217. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 


Z. B. Ges. 58. Bd. te) 


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114 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


U(ngarische) O(rnithologische) C(entrale). Teilweiser Albi- 
nismus von Alauda cristata. — Ibid., XIII, 1906, p. 220. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Wintergäste im Winter 1905/6. I. Ampelis garrula. II. Canna- 
bina linnaria. UI. Asio accipitrinus. — Ibid., XIII, 1906, 
p. 223—225. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Pastor roseus (im Juni 1906). — Ibid., XIII, 1906, p. 226. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

U—r. Ein Fasanenbastard (Haushahn und Fasanhenne in Potten- 
bach). — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 4, S. 57. (Ob.-Ö.) 
Urban, Ig. C. Zvlästni lov na sokola. (Eine sonderbare Jagd eines 
Wanderfalken.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 111. (Böhm.) 
Vesely, Wenzel. Postolky a vräany. (Turmfalken und Krähen; 
über die Verfolgung der Raubvögel durch die Rabenvögel.) 

— Lov. Obzor, IX, 1906, p. 9. (Böhm.) ° 

Vet, Rudolf. O volavce. (Über die Lebenszähigkeit des Fischreihers.) 
— Lesni Sträz, IV, 1906, p. 190. (Böhm.) 

Vollnhofer, P. Massenzüge im Herbste 1906. — Aquila, XIII, 
1906, p. 228. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

W. Hahnenfedrige Fasanhenne. — Weidw. u. Hundesp., XI, 1906, 
Nr. 251, 8. 16. (N.-Ö.) 

Wachenhusen, A. v. Syrnium uralense (15 St. 1904 bei Temesvär 
erlegt). — Aquila, XIII, 1906, p. 226. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 

Wagner, St. Der Wiedehopf. — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, 
Nr. 1, 8.7. (Krain.) 

— Aus dem Wiener Becken (Bachamseln). — Ibid., VI, 1906, 
Nr. 3, 8. 23. (N.-Ö.) 

Wallner, L. Adlerfang und anderes. (A. chrysaötus, pomarina, Bubo 
bubo bei Zlatna.) — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 1, 8.13. (&aliz.?) 

Wöber, O0. Zum Gänse- und Entenzug. — Der Jagdfr., VI, 1906, 
Nr. 14, S. 214. (Ung.) 

— Eine überraschende Begegnung. (Waldschnepfe am 13./IV. in 
Mauer bei Wien aufgestoßen.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 17, 8. 264. 
(N.-Ö.) 

— Ein frecher Räuber (Mäusebussard einen birschenden Jäger 
annehmend). — Ibid., VI, 1906, Nr. 29, S. 458. (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 115 


Wöber, OÖ. Zum Herbstzug der Schnepfe. — Ibid., VI, 1906, Nr. 42, 
S. 657. (Ung.) 

Wolf, Th. Eine Mandelkrähe (in Jungbuch im Riesengebirge erlegt). 
— Jägerz. B. u. M., XVII, 1906, Nr. 20, S. 546. (Böhm.) 
Zaje. Frühlingsboten (Columba palumbus in Vigaun). — Waidmh., 

XXVI, 1906, Nr. 7, S. 129. (Krain.) 

Zdobnicky, F. Ornithologische Wanderungen in Südmähren. — 
7. Ber. u. Abh. d. Klub f. Naturk. d. Brünner Lehrerver. (1905), 
1906, S. 61—69. (Mähr.) 

— u. W. Weitere Magenuntersuchungen einheimischer Vögel. — 
Ibid., VII (1905), 1906, S. 45—59. (Mähr.) 

— F. Luseiniola fluviatilis (Wolf), ein Charaktervogel der süd- 
mährischen Auen. — Orn. Jahrb., XVII, 1906, Nr. 2, S. 41— 57. 
(Mähr.) 

— F. Die Vogelwelt in Unter-Wisternitz und Umgebung. — Mit- 
teil. Komm. naturw. Durehforseh. Mährens. Zool. Abt., Nr. 5. 
— Zeitschr. d. mähr. Landesmus. (Brünn), VI, 1906, H. 2, 
S. 57—119. (Mähr.) 

Zeitler, R. Wie wurmen die Schnepfen? — Der Jagdfr., VI, 1906, 
«Nr. 13, S. 193—197. 

— Das Ansprechen der Waldschnepfe nach dem Geschlecht auf dem 
Frühjahrsstriche. — „St. Hubertus“, XXIV, 1906, S. 127—129. 


Anonym erschienene Notizen. 


Nordische Gäste (Colymbus arctieus und septentrionalis bei Am- 
stetten). — Jägerz. B. u. M., XVII, 1906, Nr. 1, 8. 14. (N.-Ö.) 

Ein Alpenmauerläufer bei Melk a.D. (erlegt). — Hugo’s Jagdz., 
XLIX, 1906, Nr. 1, 8. 21. (N.-Ö.) 

Seltene Jagdbeute. (Steinadler bei Buchberg im Hochschwabgebiete 
gefangen.) — N. Wr. Tagbl. vom 4./I. 1906, Nr. 3. (Steierm.) 

Ein Steinadler aus dem Hochschwabgebiete (Buchberg). — Hugo’s 
Jagdz., XLIX, 1906, Nr. 2, S. 54. (Steierm.) 

Jagdglück. (Steinadler im Blühnbachtale gefangen.) — Salzb. Volksbl. 
vom 17./I. 1906, S. 4. (Salzb.) 

Wanderfalk (in Perg bei Grein erlegt). — Zwinger u. Feld, XV, 
1906, Nr. 6, 8. 88. (Ob.-Ö.) 

S* 


116 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Seltenes Naturspiel (Kriekente mit zwei Herzen). — Bosn. Post vom 
6./II. 1906. (Dalm.) 

Wintergäste aus dem Süden und Norden. — Hugo’s Jagdz., XLIX, 
1906, Nr. 5, 8. 151. (Österr., part.) 

Ein Steinadler (in Plawetz) im Eisen. — Mitteil. d. n.-6. Jagdsch.- 
Ver., 1906, Nr. 3, S. 84. (Mähr.) 

Waidmannsheil. (Schnepfen in St. Veit a. d. Triesting am 9./III.) — 
N. Wr. Tagbl. vom 10./IIT. 1906, Nr. 68, 8. 11. (N.-Ö.) 

Die ersten Schnepfen (im Leithagebirge). — N. Wr. Tagbl. vom 
9./TIL. 1906, S. 10. (N.-Ö.) 

Ein weißer Rabe (C. corone in Leschlin erlegt). — Jägerz. B. u. 
M., XVII, 1906, Nr. 6, S. 155. (Böhm.) 

Die erste Schnepfe (in Trautmannsdorf am 7./III.). — Jägerz. B. 
u. M., XVII, 1906, Nr. 6, S. 155. (N.-Ö.) 

Frühe Schnepfen (in Stockerau, Seibersdorf am 7., S./III.). — Jägerz. 
B. u. M., XVII, 1906, Nr. 6, S. 155. (N.-Ö.) 

Die ersten Schwalben (23./HI. in Ragusa). — N. Wr. Tagbl. vom 
28./III. 1906, Nr. 86, S. 10. (Dalm.) 

Sehr seltenes Wild. (24 Singschwäne bei Liskowitz.) — Waidmh., 
XXVI, 1906, Nr. 8, S. 149—150. (Böhm.) 

Seltenes Waidmannsheil. (Uhu am 28./IV. im Bezirk Duppau er- 


legt.) .— Jägerz. B. u. M., XVII, 1906, Nr. 10, 8. 264. 
(Böhm.) 
Ein weißes Rebhuhn (in Jaworzno erlegt). — Zwinger u. Feld, XV, 


1906, Nr. 25, S. 393, mit Abb. (Galiz.) 

Seltene Vögel. (Larus, a ridibundus, bei Tamsweg.) — Salzb. 
Volksbl. vom 9./VII. 1906, Nr. 154, 8.5. (Salzb.) 

Vom Semmering (Auerhahn im Südbahnhotel). — Mitteil. ü. d. 
Vogelw., VI, 1906, Nr. 1, 8. 7. (N.-Ö.) 

Aus Kroatien (junge Seeadler). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, 
Nr. 3, S. 23. (Kroat.) 

Der Auerhahn des Kaisers (vom Schallerkogel). — Mitteil. ü. d. 
Vogelw., VI, 1906, Nr. 6, S. 46—47. (Steierm.) 

Aus Steiermark. (Wildgänsezug in Montpreis.) — Mitteil. ü. d. Vo- 
gelw., VI, 1906, Nr. 6, S. 48. (Steierm.) 

Die ersten Schwalben (Ragusa vecchia). — Mitteil. ü. d. Vogelw., 
VI, 1906, Nr. 8, S. 61. (Dalm.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 117 


Aus Südungarn (Semlin). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 11, 
S. 87. (Ung.) 

Über seltene Gäste in Böhmen (Acanthis flavirostris und Emberiza 
cia). — Orn. Monatsber., XIV, 1906, Nr. 7, 8, S. 132. (Böhm.) 

Seltene Jagdbeute (Otis tarda bei Ung.-Hradisch). — ll. österr. 
Jagdbl., XXIII, 1906, Nr. 9, S. 143. (Mähr.) 

Sehwalbenzüge (in Caotat am 26./IX.). — N. Wr. Tagbl. vom 19./X. 
1906, Nr. 289, S. 9. (Dalm.) 

Aus dem naturhistorischen Hofmuseum (Wien). (Erwerbung von 
Tsehusis Sammlung.) — N.Fr. Pr. vom 20./X. 1906, Nr. 15.145, 
S. 8; Orn. Rundschau, II, 1906, Nr. 11, 8. 85—86. (Österr.- 
Ung., paıt.) 

Waidmannsheil bei der Hüttenjagd (Rohrweihe bei Muckendorf 
a. D.). — Weidw. u. Hundesp., XI, 1906, Nr. 270, 8.20. (N.-Ö.) 

Tannenheher und Zirbelkiefer. (Verbreitung dieser durch jenen.) 
— Mitteil. d. Sekt. f. Naturk. d. öst. Tour.-Kl., XVII, 1906, 
Nr. 10, 8. 74. 

(Ca. 200 Kiebitze in der Bürgerau in Saalfelden.) — Salzb. Volksbl. 
vom 13./XI. 1906, Nr. 259, S. 6. (Salzb.) 

kote Wintergäste. (Große Gimpelmassen im November um Wien.) 
— N. Wr. Tagbl. vom 16./XI. 1906, Nr. 317, 8. 8. (N.-Ö.) 

Vorboten eines strengen Winters [Schneeulen (!?), Bergfinken bei 
Nieder-Wallsee.] — Salzb. Volksbl. vom 23./XI. 1906, Nr. 268, 
8.2. (N.-Ö.) 

Ein Uhu (in Domaschin, 28./X.) erlegt. — Jägerz. B. u. M., XVII, 
1906, Nr. 23, 5. 628. (Böhm.) 

Polarseetaucher (bei Parchen am 19./IV. 1905 gefangen). — Mitteil. 
d. N.-Böhm. Exk.-Kl., XXIX, 1906, Nr. 4, S. 356. (Böhm.) 

Ein weißes Rebhuhn (in Laa a. d. Th.) erlegt. — Jägerz. B. u. M., 
XVII, 1906, Nr. 24, 8. 657. (N.-Ö.) 

Gefiederte Wintergäste (Gimpel im Wienerwalde). — Jägerz. B. u. 
M., XVII, 1907, Nr. 1, 8. 18. (N.-Ö.) 

Gefangener Steinadler (bei Nauders). — Zwinger u. Feld, XVI, 
1907, Nr. 4, 8. 56. (Tirol.) 

Vzäeny u näs vodni ptäk buka@. (Eine Rohrdommel im Revier 
Milave& erlegt.) — När. Politika vom 24./VIII. 1906, Nr. 223. 
(Böhm.) 


118 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Vzäeny lov. (Rohrdommel bei Budweis erbeutet.) — När. Politika 
vom 26./VIII. 1906, Nr. 225. (Böhm.) 

Orel kfiklavy. (Ein alter Schreiadler anfangs August unweit von 
Kralup a. d. M. geschossen.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 159. 
(Böhm.) 

Bil& koroptve. (Weiße Rebhühner heuer [1906] oft erlegt.) — Lov. 
Obzor, IX, 1906, p. 175. (Böhm.) 

Jespak piseeny. (Calidris arenaria am 16./IX. 1906 am Teiche 
„Reka“ bei Frauenberg erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 175. 
(Böhm.) 

Drop velky. (Otis tarda im September unweit Ungar.-Hradisch 
erbeutet.) — Svet zvifat, X, 1906, Nr. 173; Lov. Obzor, IX, 
1906, p. 175. (Mähr.) 

Bily vrabee. (Sperlingsalbino in Budweis im November geschossen.) 
— Lov. Obzor, IX, 1906, p. 16. (Böhm.) 

Pochop. (Circus aeruginosus [reete Pernis apivorus] in Luhy Mitte 
Januar erlegt.) — Pravda vom 19./I. 1906. (Böhm.) 

Cäp v Cechäch pres zimu. (Ein iiberwinternder Weißstorch unweit 
Netolie gefangen.) — Lesni Straz, IV, 1906, p. 127. (Böhm.) 

Bily havran. (Eine weiße Saatkrähe [reete Nebelkrähe] Ende 
Februar 1906 bei Lestina erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, 
p. 95. (Böhm.) 

Udäveny chfästal. (An einem Cottus gobio erstickte Wasserralle.) 
— Lesni Straz, IV, 1906, p. 192. (Böhm.) 

Die ersten Touristen aus dem Süden. (Ankunft der ersten Schwalben 
in Stranje am 15./IV. 1906.) — Laibacher Zeit. v. 19./IV. 
1906, Nr. 89. (Krain.) 

Die erste Schwalbe (15./IV. 1906 in Laibach). — Laibacher Zeit. 
v. 18./IV. 1906, Nr. 88. (Krain.) 

Prve lastovke. (Die ersten Schwalben.) (10./IV. 1906 in Adelsberg.) 
— Notranjee v. 14./IV. 1906, Nr. 15. (Krain.) 

Die erste Schwalbe (2./IV. 1906 im Markte Littai). — Laibacher 
Zeit. v. 4./]IV. 1906, Nr. 77. (Krain.) 

Ein Schwalbenzug (28./IX. 1906 in Littai). — Laibacher Zeit. v. 
29./IX. 1906, Nr. 223. (Krain.) 

Der erste Schwalbenzug (26./IX. 1906 in Rudolfswert). — Laibacher 
Zeit. v. 27./IX. 1906, Nr. 221. (Krain.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 119 


Seltene Jagdbeute (2 Kraniche am 11./XT. 1906 bei Ponovid erlegt). 
— Laibacher Zeit. v. 14./XI. 1906, Nr. 261. (Krain.) 

Seltene Jagdbeute. (8./III. 1906 in Kandia bei Rudolfswert ein Fisch- 
reiher erlegt.) — Laibacher Zeit. v. 13./IlI. 1906, Nr. 59. 
(Krain.) 

Storkljo ustrelil. (Storch bei Rodockendorf erlegt.) — Notranjee 
vom 2./VI. 1906, Nr. 22. (Krain.) 

Wildgänsezug. (Am 14./ll. 1906 eine große Schar über Treffen.) 
— Laibacher Zeit. v. 17./II. 1906, Nr. 39. (Krain.) 

Nach dem Süden. (In den Nächten vom 7.—9./XI. 1906 zogen 
Wildgänse und Wildenten über Laibach.) — Laibacher Zeit. v. 
9./XI. 1906, Nr. 257. (Krain.) 

Hungernde Vogelwelt. (23./I. 1906 3 erfrorene Finkenweibchen und 
1 Sperlingmännchen gefunden.) — Laibacher Zeit. v. 24./l. 
1906, Nr. 19. (Krain.) | 

Angebliche Vorboten eines strengen Winters. [Schneeulen (!), Berg- 
finken und Seidenschwänze sowie eine nordische Sperlingsart 
in Niederwallsee.] — Laibacher Zeit. v. 24./XI. 1906,.Nr. 270. 
(N.-Ö.) 

Ein Riesenuhu erlegt (23./XI. 1906 bei Luegg nächst Rudolfswert). 
— Laibacher Zeit. v. 26./XI. 1906, Nr. 271. (Krain.) 

Weidmannsheil. (23./I. 1906 in Verblenje zwei Waldschnepfen er- 
legt.) — Laibacher Zeit. v. 26./I. 1906, Nr. 21. (Krain.) 

Za lovee. (Für Jäger.) (Ein Steinadlerhorst auf dem Nanos ober- 
halb Strane.) — Notranjee v. 28./VII. 1906, Nr. 30. (Krain.) 

Lovska sreda. (Jagdglück.) (Pandion haliaötus und Machetes pugnax 
im Laibacher Moor erlegt.) — Slovenski Narod. v. 12./IV. 1906, 
Nr. 84. (Krain.) 

Ovoproljetni lov na Sljuke. (Frühjahrsschnepfenjagden in Kroatien 
und Slavonien.) — Lovatko-ribarski viestn., XV, 1906, p. 58—59. 
(Kroat.-Slavon.) 

Priestolonasljednik u lovu na orlove u Srijemu. (Der Thronfolger 
auf der Adlerjagd in Sirmien.) — Lovacko-ribarski viestnik, 
XV, 1906, p. 70—71. (Kroat.-Slavon.) 


120 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Ungarisch. 


Csörgey, T. Kihüzott evezötollak regeneräläsa. (Die Regenerierung 
der ausgezogenen Schwungfedern.) — Term. Közl., XXXVII, 
1906, H. 442, p. 422. 

— A szajkö hangutänz6 tehetsege. (Das Nachahmungstalent des 
Eichelhehers.) — Ibid., XXXVII, 1906, H. 444, p. 532. (Ung.) 

— Utmutatö a mestersöges f&szekodvak alkalmazäsähoz. (Anleitung 
zur Anwendung der künstlichen Nisthöhlen.) — Budapest, 
1906. 8°. 34 p., 21 Fig. (Ung.) 

Demuth, Gy. A ver&b haszontevese. (Die Nützlichkeit des Sperlings.) 
— Allatvedelem, III, 1906, Nr. 5, p. 7. 

Dobay, L. v. A havasi vagy fenyvesszajkö. (Der Tannenheher. 
Gelege aus Ungarn und Bosnien.) — Zoolögiai Lapok, VIII, 
1906, H. XXIH—XXV, p. 275—278. (Ung.,. Okkup.-Geb.) 

Dorning, H. Tavasz. (Frühling. Mövenbeobachtungen.) — Zoo- 
lögiai Lapok, VIII, 1906, H. V, p. 51—52. (Ung.) 

— Az idei elsö feeskek. (Die ersten heurigen Schwalben am 3./IV. 
in Budapest.) — Ibid., VIII, 1906, H. VIII, p. 100. (Ung.) 

— Öszi vonuläsi adatok. (Herbstzugdaten.) — Ibid., VIII, 1906, 
H. XXIII—XXIV, p. 180. (Ung.) 

— A vadäszati szempontböl kärt&kony madarak. (Die Jagd- 
schädlinge unter den Vögeln.) — Ibid., VIII, 1906, H. VII, 
p- 55—86; XIV, p. 158; XV, p. 170—171; XVI, p. 187—183; 
XVII, p. 202—203; XVII, p. 213—214; XIX, p. 225—226; 
XX, p. 235—240; XXI, p. 249— 250. 

Fenyes, D. Ritka madärvendeg. (Ein seltener Vogelgast. Duteo 
ferox C in Battonya am 30./VIII. 1906 erlegt.) — Zoolögiai 
Lapok, VIII, 1906, H. XVII, p. 204. (Ung.) 

Földes, J. A vizirigö halgazdasägi jelentösegeröl. (Über die Be- 
deutung des Wasserstares für die Fischerei.) — Köztelek, 
XVI, 1906, Nr. 93, p. 2045. (Ung.) 

H.Gabinay, F. Kt hires madäretetesröl. (Über zwei berühmte Vogel- 
fütterungsplätze.) — Term. Közl., XXX VIII, 1906, H. 447, p.699. 

Gröhmann, K. A vetesi varjü hangutänzö tehetsege. (Nachahmungs- 
talent einer Saatkrähe.) — Term. Közl., XXX VIII, 1906, H. 438, 
p. 192. (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 121 


H. A vändorsölyom eletebö.. (Aus dem Leben des Wanderfalken.) 
— Termeszet, IX, 1906, Nr. 19, p. 220. (Ung.) 

Herman, OÖ. A madarak &s fäk napja Magyarorszägon. (Der Vogel- 
und Baumtag in Ungarn.) Historische Skizze. — Budapest, 
1906. Halb-4°. 35 p. (Ung.) 

Kerekes, J. A madarak vedelme. (Der Vogelschutz.) — Kecskemet, 
130098015 PX (Ung.) 

Kukuljevie, J. A gyakorlati madärvedelem fontossäga. (Die Wichtig- 
keit des praktischen Vogelschutzes.) — Budapest, 1906. Gr.-3°. 
16 p. 

— Amadärvedelem gyakorlati alkalmazäsa. (Praktische Anwendung 
des Vogelschutzes.) — Köztelek, XVI, 1906, Nr. 85, p. 1868. 

— Magyarorszäg madärvedelmenek törtenete, fejlödese &s jelenlegi 
ällapota. (Geschichte, Entwicklung und Stand des Vogelschutzes 
in Ungarn.) Mit Vorwort von OÖ. Herman. — Budapest, 1906. 
Gr.-8°. 113 p., 27 Fig. und 3 graph. Taf. (Ung.) 

Lakatos, K. Fürj- es vadgerle-huzäs a delvideken. (Zug der Wachteln 
und Turteltauben in Südungarn.) — Vadäszlap, XXVII, 1906, 
Nr. 33, p. 437—439. (Ung.) 

Matolai, E. Az erdei szalonkäk költesi idej6röl. (Über die Brutzeit 
der Waldschnepfen.) — Vadäszlap, XXVII, 1906, Nr. 19, 
p. 248. (Ung.) 

Paszlavszky, J. A kakuk szavänak hangmagassäga. (Die Ton- 
höhe des Kuckucksrufes.) — Term. Közl., XXXVIIL, 1906, 
H. 442, p. 412. (Ung.) 

Pungur, Gy. A särgarig6 szava. (Über den Ruf des Pirols.) — 
Term. Közl., XXX VII, 1906, H. 438, p. 195. (Ung.) 

R. J. Az örgebies kärtekonysägäröl. (Über die Schädlichkeit des 
Großen Würgers.) — Vadäszlap, XXVII, 1906, Nr. 24, p. 321. 
(Ung.) 

Röona, J. Madarak &s fäk napja a közepiskolaban. (Der Vogel- 
und Baumtag in den Mittelschulen.) — Ällatv&delem, III, 1906, 
Nr 12, 

Sölyom. Nehäny sz6 eneklöink gondozäsäröl. (Einige Worte zum 
Schutze unserer Singvögel.) — Termeszet, IX, 1906, Nr.11,p.128. 

— Vetesi varjünk a Delvideken. (Corvus frugilegus L. in Süd- 
ungarn.) — Ibid., IX, 1906, Nr. 17, p. 193. (Ung.) 


122 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Sölyom. A foglyok albindi. (Die Albinos unter den Rebhühnern. Ein 
Stück an der Grenze von Bars und Nyitra.) — Zoolögiai Lapok, 
VII, 1906, H. IV, p. 33—40. (Ung.) 

Steinwalter, Ö. Megfigyelösek a reti sas elet©böl. [Beobachtungen 
über Haliaötus albicilla (L.).] — Termeszet, IX, 1906, Nr. 16, 
p. 191. (Ung.) 

Syillyay, G. A kenderike. (Der Hänfling. Nestbau und Brüten.) 
— Zoolögiai Lapok, VIII, 1906, H. XVII, p. 203—204. (Ung.) 

Szaboles. A darüı lengyel földön. (Der Kranich in Galizien.) — 
Vadäszlap, XXVII, 1906, Nr. 26, p. 345. (Galiz.) 

Varga, K. Magyar madär-nomenclatura. (Ungarische Vogelnomen- 
klatur.) — Vadäszlap, XXVI, 1906, Nr. 15, p. 195—199; 
Nr. 16, p. 207—209. (Ung.) 

Veres, D. A szürke varjuröl. (Von der Nebelkrähe. Schädlichkeit 
beim Neste.) — Zoolögiai Lapok, VII, 1906, H. XI—XII, 
p. 132—134. (Ung.) | 

Vollnhofer, P. A vizirigö (Oinclus einclus L.) halgazdasägi jelentö- 
seg6eröl. (Über die Bedeutung des Wasserstares für die Fischerei.) 
— Erd. Kiserletek, VIII, 1906, Nr. 1—2, p. 1—81. (Ung.) 

Wirker, Istv.. F6szekfoglaläs. (Museicapa grisola vertreibt Cheli- 
donaria wurbica aus dem Neste.) — Termöszet. IX, 1906, 
Nr. 20, p. 237. (Ung.) 


Anonym. 


— — A csöka mint ver&bpusztitö. (Die Dohle als Sperlingsvertilger.) 
— Vadäszlap, XXVII, 1906, Nr. 17, p. 229. (Ung.) 

— — A hamvas varjü kärtekonysägähoz. (Zur Sehädlichkeit der 
Nebelkrähe.) — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 20, p. 269. (Ung.) 

— — A madarak &s fäk napja. (Der Vogel- und Baumtag.) — 
Allatvödelem, II, 1906, Nr. 5, p. 1. (Ung.) 

— — A madärvedelem erdek&ben. (Zum Vogelschutz in Keeskeme6t.) 
— Erdeszeti Lapok, XLV, 1906, H. 10, p. 823. (Ung.) 

— — Eneklö hattyü. (Ein Singschwan am 1. Dezember im Komitate 
Somogy erlegt.) — Vadäszlap, XXVUH, 1906, Nr. 35, p. 463. 
(Une.) | 

— — Fehör szalonka. (Eine weiße Schnepfe im Komitate Somogy 
erlegt.) — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 11, p. 148. (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 123 


— — Fürj-albino. (Wachtelalbino im Komitate Vas am 7./IX. 1906 
erlegt.) — Ibid., XXVI, 1906, Nr. 26, p. 349. (Ung.) 

— — Fürjek tömeges pusztuläsa. (Wachtelanflug in Nagy-Kanizsa.) 
— Ibid., XXVU, 1906, Nr. 28, p. 574. (Ung.) 

— — Späte Wachtelbrut. — Ibid., XXVIH, 1906, Nr. 28, p. 374. 
(Ung.) 

Kesöi fürjek. (Späte Wachteln. Im Komitate Csanäd noch am 
27.|XI. beobachtet.) — Ibid., XX VII, 1906, Nr. 34, p. 453. (Ung.) 

— — Köszäli sas. (Steinadler am 25./X1I. 1905 bei Felsöväsärd 
erlegt.) — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 3, p. 43. (Ung.) 

— — Pompäs köszäli sas. (Steinadler bei Bodököväralja erlegt.) 
— Ibid., XXVI, 1906, Nr. 15, p. 202. (Ung.) 

— — Ritka zsakmäny. (Seltene Beute. Oygnus musicus? bei Det- 
koväc in Slavonien erlegt.) — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 8, p. 104. 
(Slavon.) 

— — Ritka vadäszzsäkmäny. [Gavia arcticus (L.) bei Lavamünd 
a.d. Dr. erlegt.] — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 20, p. 268. (Kärnt.) 

Szalonka decemberben. (Schnepfe im Dezember bei Szt. Endre er- 
legt.) — Termeszet., IX, 1906, Nr. 24, p. 287. (Ung.) 

Szalonka-hüzäs. (Frühjahrsstrich der Schnepfen.) — Vadäszlap, 
XXVII, 1906, Nr. 8, p. 104. (Auch Aviphänologische Mittei- 
lungen.) — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 9, p. 120—121; Nr. 10, 
p- 131—132; Nr. 12, p. 158. (Ung.) 

Szalonka-hüzäs. (Herbststrich der Schnepfen.) — Ibid., XXVII, 
1906, Nr. 28, p. 369; Nr. 30, p. 402. (Ung.) 


Nachträge zu den früheren Berichten. 
1904. 


Nordische Vögel. (Seidenschwänze und Wasserhühner in Andreas- 
berg.) — Wr. Zeit. v. 21./1I. 1904, Nr. 42. (Böhm.) 

Die Speehtschmiede. — Wr. Abendpost v. 8./L. 1904, Nr. 5. (N.-Ö.) 

Die Ankunft der Zugvögel. — Wr. Abendpost v. 2./IV. 1904, Nr. 76. 
(N.-Ö.) 

Die Schwalben (scheinen sich bereits zum Abzuge zu rüsten). — 
Laibacher Zeit. v. 22./VIII. 1904, Nr. 190. (Krain.) 


124 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen. 


Ein Schwalbenzug (traf am 24. August 1904 früh in Littai ein). 
— Laibacher Zeit. v. 25./VIII. 1904, Nr. 193. (Krain.) 
Jagdglück. (Am 6./IX. 1904 wurde auf der Mala Gora bei Reifnitz 
ein Schlangenadler [Circaötus gallicus Gm.] erlegt.) — Laibacher 

Zeit. v. 10./IX. 1904, Nr. 206. (Krain.) 

Einen Steinadler (nahm am 21./I. 1904 Hofbesitzer Franz Kozjak 
in Moste bei Scheraunitz gefangen). — Laibacher Zeit. v. 28./I. 
1904, Nr. 22. (Krain.) 

Jagd auf Eichelheher (am 7./IX. und 10./IX. 1904 abends auf dem 
Golovece- und Krimberge). — Laibacher Zeit. v. 13./IX. 1904, 
Nr. 208. (Krain.) 

Großer Schwalbenzug (am 20./IX. 1904 in Littai eingetroffen). — 
Laibacher Zeit. v. 23./IX. 1904, Nr. 217. (Krain.) 

Schwalbentod. (Hunderte lagen erfroren in den Höfen und Gärten 
des Marktes Treffen.) — Laibacher Zeit. v. 23./IX. 1904, Nr. 217. 
(Krain.) 

Großer Schwalbenzug (am 22., 23. und 24./IX. 1904 in Laibach 
rastend; am 24./IX. 1904 erhob sich der ganze Zug, viele 
Tote hinterlassend, nach dem Süden). — Laibacher Zeit. v. 
26./IX. 1904, Nr. 219. (Krain.) 

Ein großer Schwarm Wildgänse (zog am 10./X. 1904 über Laibach 
nach Süden). — Laibacher Zeit. v. 12./X. 1904, Nr. 233. (Krain.) 

Ein Steinadler (auf der Crnaprst in der Wochein erlegt). — Lai- 
bacher Zeit. v. 12./XI. 1904, Nr. 259. (Krain.) 

Abzug der Schwalben (in Wien und Umgebung im Jahre 1904). 
— Wr. Abendpost v. 24./IX. 1904, Nr. 219. (N.-Ö.) 

Seglerabzug. (Aufforderung zur Beobachtung desselben.) — Wr. 
Abendpost v. 25./VI. 1904, Nr. 168. 

Mrtve lastovke. (Tote Schwalben infolge Kälte auf dem Herbst- 
zuge.) — Slovenee v. 23./IX. 1904, Nr. 217. (Krain.) 

Lastovke na potovanju v juzne kraje. (Schwalben auf dem Zuge 
nach Süden durch Laibach am 22. und 23./IX. 1904.) — 
Slovenee v. 27./IX. 1904, Nr. 220. (Krain.) 

Jata divjih gosi in Zerjavov. (Ein Schwarm Wildgänse und Kraniche 
bei Laibach.) — Slovenee v. 14./X. 1904, Nr. 235. (Krain.) 

Planinskega orla. (Ein Steinadler am 30./X. 1904 auf der Crnaprst 
erlegt.) — Slovenee v. 9./XI. 1904, Nr. 256. (Krain.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 125 


Velikega orla. (Einen großen Adler nahm der Hofbesitzer Franz 
Kozjak in Moste gefangen.) — Slovenski Narod. v. 28./I. 1904, 
Nr. 22. (Krain.) 

Morsko ptico. (Einen Seevogel, Urinator arcticus, erlegte ein Offizier 
bei RoZanec.) — Slovenski Narod. v. 13./IV. 1904, Nr. 83. 
(Küstenl.) 

Redki ptidi. [Seltene Vögel. Bombyeilla garrula (L.) in Steiermark. ] 
— Slovenee v. 29./I. 1904, Nr. 23. (Steierm.) 


1905. 


Zima v maju. (Winter im Mai. In Graz sammelten sich die Schwal- 
ben und zogen gegen Süden.) — Slovenee v. 30./V. 1905, 
Nr. 124. (Steierm.) 

Za lovce. (Für Jäger. Ein Steinadler bei Zoll erlegt.) — Notranjee 
v. 24./I. 1905, Nr. 3. (Krain.) 

Prve letosnje lastavice. (Die ersten Schwalben wurden heuer am 
30./IIl. 1905 in Adelsberg gesehen.) — Notranjee v. 10./IV. 
1905, Nr. 8. (Krain.) 

Prestolonaslednik nadvojvoda Fran Ferdinand. (Der Thronfolger 
Erzherzog Franz Ferdinand erlegte am 17. und 18. Mai 1905 in 
den Peterwardeiner Revieren 10 Adler und 264 Sumpfvögel.) 
— Slovenski Narod. v. 24./V. 1905, Nr. 119. (Kroat.-Slavon.) 

Später Schwalbenzug. — Laibacher Zeit. v. 16./X. 1905, Nr. 237. 
(Krain.) 

Ankunft der Zugvögel. — Wr. Abendpost v. 29./IV. 1905, Nr. 98. 
(N.-Ö.) 

Eine schwarze Reisegesellschaft. (Am 19./I. 1905 vormittags zogen 
über Rudolfswert nach Westen Tausende von Raben, Krähen 
und Dohlen.) — Laibacher Zeit. v. 21./I. 1905, Nr. 17. (Krain.) 

Seltene Jagdbeute. [Polartaucher (Urinator areticus) am Gurkflusse 
bei Breitenau erlegt.] — Laibacher Zeit. v. 21./I. 1905, Nr. 17. 
(Krain.) 

Die Vögel und die elektrischen Leitungsdrähte. — Laibacher Zeit. 
v. 26./I. 1905, Nr. 21. (Krain.) 

Der Winterkönig (Regulus cristatus). — Wr. Abendpost v. 28./I. 1905, 
Nr. 23. (N.-Ö.) 


126 H. Fruhstorfer. 


Neue indo-australische Mycalesis 


und Besprechung verwandter Formen. 
Von 
H. Fruhstorfer. 
Mit Tafel 1. 


(Eingelaufen am 1. Juli 1907.) 


I. Allgemeines. 


Über die Mycalesis des australasiatischen Gebietes existieren 
bereits drei größere Arbeiten: 

1. Eine Aufzählung der Arten des British Museum im Catalogue 
of the Satyridae of the British Museum 1868. Von A. G. Butler. 
Ein Werk vorherrschend bibliographischer Natur. 

2. Eine Übersicht der bekannten Spezies von F. Moore in 
Trans. Ent. Society, 1880. Diese Publikation berücksichtigt beson- 
ders die Morphologie der sekundären Sexualcharaktere. 

3. Aufzählung der im indischen Kaiserreiche vorkommenden 
Arten in „Lepidoptera Indica“, Vol. I, 1590—1892. Von F. Moore. 

Letztere Arbeit bildet eine wahre Fundgrube für das Studium 
der Saisonformen, die Fangplätze und die Lebensweise der indischen 
Arten. Darin ist mit wahrem Bienenfleiße und in übersichtlicher 
Form alles zusammengetragen, was Moore und andere Autoren 
über die Mycalesis beobachtet und in der zerstreuten Literatur ver- 
öffentlicht hatten. 

Weniger einverstanden wird man mit dem Inhalt des Heftchens 
vom Jahre 1530 sein. Damals glaubte Moore das Genus Mycalesis 
der früheren Autoren in fast ein Viertelhundert neuer „Genera“* zer- 
legen zu können und er bietet in der Tat Diagnosen von 22 neuen 
Gattungen. 

An diesen Genera ist bedauerlicherweise vieles auszusetzen 
und man kann Moore den Vorwurf nicht ersparen, daß er zur 
Begründung seiner neuen Artgruppen nur Merkmale verwendet hat, 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 127 


welche in den meisten Fällen eben nur ausreichen, eine „Spezies“ 
zu definieren. 

Moores generische Einteilung basiert fast ausschließlich auf 
sekundär-sexuellen Merkmalen, welche, wie zur Genüge bekannt, 
nicht konstant bleiben. 

Bei Gelegenheit der vorliegenden Revision wird sogar nach- 
gewiesen, daß diese Charaktere innerhalb der Spezies einer großen 
Variabilität unterworfen sind, ja selbst klimatische Einflüsse, z. B. 
der Wechsel der Jahreszeiten, bereits weitgehende Veränderungen 
an ihnen hervorrufen. Bei mehreren Arten differieren diese Charak- 
tere von Subspezies zu Subspezies, z. B. gewahren wir, wenn wir 
Exemplare der einzelnen Philippinen-Inseln vergleichen, daß sich 
die Sekundärauszeiehnungen von Insel zu Insel abstufen. 

Selbst der Versuch, größere Artenreihen zu systematischen 
Gruppen zu vereinigen, scheitert daran, daß sich immer wieder Ver- 
bindungsglieder von Gruppe zu Gruppe einstellen. 

Wir haben also Variabilität innerhalb der Spezies: 

1. Durch Horodimorphismus. 

2. Durch geographischen Einfluß (Lokalrassen). 

3. In der Gesamtheit der Artengruppen durch Ineinanderfließen 
der Kollektivmerkmale. 

Eine große Anzahl der Mooreschen Genera enthält zudem 
nur Spezies von höchst problematischem Werte, z. B. Orsotriaena, 
das nach heutiger Anschauung nur zwei Arten umschließt (medus F. 
und jopas Hew.), während Moore nicht weniger als sechs Arten 
gelten läßt, die jetzt als bloße Lokal-, ja selbst Zeitformen der 
alten medus bewertet werden. 

Die Mooresche Auffassung vom Artbegriff hält zumeist eben- 
sowenig einer sorgsam prüfenden Kritik stand, wie seine Genus- 
definitionen. 

Dazu kommt, daß Moore ohne bestimmte Methode vorging 
und dadurch in seiner Synopsis weit entfernte Arten vereinigt, 
nahe Verwandte aber trennt. 

So enthält seine an die Spitze gestellte Gruppe I, die nur 
Arten mit hochentwickelten Taschen („pouch“) der Vorderflügel 
umgrenzen sollte, auch Spezies mit kaum sichtbaren Dufthaaren und 
ohne Spur eines Androkonienbeckens auf der Vorderflügeloberseite. 


128 H. Fruhstorfer. 


Luxuriant entwickelte „Genera“ umkapseln wieder solche von 
primitivster Organisation; dann bringt Moore im Schlußkapitel 
Arten, die durch ihre reich mit Duftgebilden ausgestatteten Hinter- 
flügel den Anfang bilden müßten. 

Arten mit aufgetriebenen Median- und Submedianadern der 
Vorderflügel (Virapa ete.) werden gleichartig behandelt mit solchen, 
bei denen nur die Kostale aufgeblasen ist ( Örsotriaena). 

Des Weiteren hat das Genus „Nebdara“, 1880 vor dem älteren 
„Oulapa“, 1878 zu weichen. In einem anderen Falle verteilt Moore 
eine Spezies, und zwar ÖOrseis Hew. und deren Synonyme, sogar 
auf zwei Genera, nämlich Suralaya Moore, und wenige Pagina her- 
nach die damit identische nautilus Butler zu Calysisme Moore, 
während umgekehrt das Genus „Mydosama“ ein wahres Recepta- 
culum von heterogenen Spezies darstellt. 

Statt einer einheitlichen Verteilung entstand so ein Wirrwarr, 
ähnlich jenem im Mooreschen Euploeensystem vom Jahre 1883. 
Dort bildet Moore auf das J’!) einer Spezies eine Gattung, während 
dessen 9?) als zweites Genus figuriert. 

(Über eine ähnliche widerspruchsvolle Behandlung der Gattung 
Athyma vergleiche man diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1906, S. 336.) 

Und in derselben sorglosen Weise, wie Moore die Sekundär- 
merkmale verwertete, benützte er auch die Struktur des Geäders, 
über dessen fehlerhafte Behandlung sich bereits Aurivillius, Rhopal. 
Aethiopiea, 1898, p. 58, äußert. 

Die oberflächlichen Gattungsschöpfungen Moores müssen um- 
somehr beklagt werden, als Moore sich sonst so hervorragende 
Verdienste um asiatische und insbesondere indische Lepidopteren 
erworben hat, auch als erster die „male marks“ der Mycalesis ab- 
bildete und die Bibliographie mit beispielloser Umsicht beherrscht. 


Nach den vorausgeschickten Bemerkungen ist es selbstverständ- 
lich, daß eine Vereinfachung angestrebt werden muß und darin gehe 
ich noch weiter als Bingham, der in Fauna of India, 1905, noch 
zwei Genera bestehen läßt, nämlich Mycalesis und Orsotriaena. Ab- 
gesehen von einigen Geäderdifferenzen, bewegen sich die bisher 


!) Glinama euctemon Hewitson g’ (Moore, Proc. Zool. Soc., 1883, p. 288). 
2) Bibisana configurata Felder @ (Moore, |. e., p. 273). 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 129 


bekannten Orsotriaena dermaßen in habitueller Übereinstimmung 
mit den übrigen Mycalesis, daß eine generische Abtrennung nicht 
berechtigt erscheint. Orsotriaena wird in nachstehender Übersicht 
demnach nur als Subgenus beibehalten. 


Die beste Definition und Umgrenzung der Mycalesis finden 
wir bei Schatz, im zweiten Teile des Staudingerschen Exoten- 
werkes, 1892, S. 203, und für die Afrikaner bei Aurivillius, Rhopal. 
Aethiopiea, p. #7. 

Als irrtümlich muß jedoch die Annahme von Schatz zurück- 
gewiesen werden, daß die basale Verdickung der Median- und Sub- 
medianadern in Korrelation steht mit dem Duftbecken der Sub- 
mediane der Vorderflügel. Schatz sagt, wenn die betreffenden 
Adern nieht aufgeblasen seien, trete eine submediane Dufttasche 
auf. Nun besitzen aber eine ganze Reihe von Arten, wie maianeas 
Hew., anaxias Hw. ete., ein völlig entwickeltes Duftbecken und 
zugleich besonders stark angeschwollene Aderstämme. Haase, 
Duftapparate indo-australischer Schmetterlinge, „Iris“, 1586, S. 105, 
läßt die Mycalesis in zwei Gruppen zerfallen und begeht ein ähn- 
liches Versehen, indem er sagt: 


„Die J' seiner ‚größeren‘ Gruppe besitzen am Vorderrande 
der Hinterflügel einen Strahlhaarbüschel und außerhalb desselben 
einen weißlichen, oft silberglänzenden Duftschuppenfleck. Der damit 
korrespondierende Reibfleck am Innenrande der Vorderflügelunter- 
seite ist manchmal undeutlich. 


Die J' der zweiten, kleineren Gruppe besitzen einen Duft- 
apparat, der in eine tiefe Falte eingesenkt als Haarpinsel über der 
Mediane oder unter der Submediane der Vorderflügeloberseite her- 
ausragt. 

In diesem Falle fehlt 


a) entweder der Pinsel an dem oberen Vorderrand der Hinter- 
flügel samt dem Duftfeld oder 

b) er rückt herunter und liegt dann jederseits der Mediane oder 

c) er bleibt bestehen, während das Duftfeld durch eine taschen- 
artige Faltung der Subkostalis ersetzt wird.“ 


Fall «) allein ist mir ganz unbekannt, er tritt nur in 


Kombination mit b) bei Orsotriaena medus und jopas auf; 
Z. B. Ges. 58. Bd. 9 


130 H. Fruhstorfer. 


Fall ce) ist Regel bei Haases Gruppe HU, Moores 

Gruppe I und meiner jetzigen Gruppe IV, die nach den Duft- 

gebilden der Hinterflügel nicht in Gegensatz zu Gruppe I ge- 

stellt werden darf. 

Nach dem heutigen Stand der Kenntnis der Mycalesis reichen 
die Haaseschen und Mooreschen Gruppen nicht mehr aus, die 
Arten so zu verteilen, daß deren Bestimmung ermöglicht würde, 
es ist vielmehr geboten, schon zu einer Einteilung in fünf Gruppen 
überzugehen, wie sie hier dargestellt wird. 


Genus Mycalesıs Hübner. 
A. Nur der Stamm der Kostale der Vorderflügel aufgeblasen. 


Subgenus Orsotriaena Wallengren. 


1. medus F. Indo-Australien. 
2. jopas Hew. Celebes, Sula. 


b. Stamm der Kostale, Mediane und Submediane aufgeblasen. 
Subgenus Mycalesis Hübner. 


I. Gruppe. Beide Flügel ohne Geschlechtsauszeichnung. 
1. inopia Fruhst. Tonkin. 


II. Gruppe. Vorderflügel beiderseits ohne Geschlechtsaus- 
zeichnung. 
a) Hinterflügel mit einem Duftpinsel. 
«@. Hinterflügel ohne Androkonienbecken. 
1. sirivus F. Australien, Neu-Guinea, Molukken. 


3. Hinterflügel mit Androkonienbecken. (Jatana, Cu- 
lapa, Mydosama partim, Sevanda, Lohora.) 
phidon Hew. Neu-Guinea und Satellit-Inseln. 
duponchei Guer. Ebenso. 
eminens Stdgr. Neu-Guinea. 
mucia Hew. Neu-Guinea und Satellit-Inseln. 
splendens Mathew. Salomonen. 
sara Mathew. Salomonen. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 131 


arabella Fruhst. Waigiu. 

discobolus Fruhst. Neu-Guinea. 

messene Hew. Molukken. 

mehadeva Boisd. Neu-Guinea. 

fulviana Grose-Smith. Neu-Guinea. 

terminus F. Australien, Neu-Guinea, Molukken. 

itys Feld. Celebes. 

marginata Moore. Sumatra, Borneo. 

anapita Moore. Borneo. 

patnia Moore. Süd-Indien, Ceylon. 

mynois Hew. Timor-Inselgruppe. 

mnasicles Hew. Tonkin, Tenasserim, Mikromalayana, ohne Java. 
tagala Felder. Philippinen. 

bisaya Felder. Philippinen. 

amoena Druce. Nord-Borneo. 

dexamenus Hew. Celebes. 

tılmara Fruhst. Sangir. 

ophthalmicus Westw. Nord-ÜOelebes. 

haaseiı Röber. Ost-Celebes und dessen Adjacentinseln. 


b) Hinterflügel mit zwei Duftpinseln. (Martanda 
Moore.) 
janardana Moore. Makro- und Mikromalayana, Philippinen, 
Celebes. 


III. Gruppe. Vorderflügel nur oberseits ohne Geschlechts- 
auszeichnung, unterseits mit Androkonienbecken 
auf oder nahe der Submediane. Das Androkonien- 
becken gefüllt. 


@. Ohne Duftfleck im Diskus der Hinterflügel- 
oberseite. (Mydosama Moore 1830 partim — Da- 
syomma Felder 1860; Calysisme, Pachama, In- 
dalasa, Nasapa, Samenta, Telinga, Kabanda, 
Sadarga.) 

perseus F. Indo-Australien. 
wayewa Doherty. Mikromalayana. 


mineus L. Formosa, Indo-China, Makromalayana, ganz Indien. 
9%* 


H. Fruhstorfer. 


? pernotata Tryon. Neu-Guinea. 

? infuscata Mac Leay. Australien. 

perseoides Moore. Indo-China, Birma, Südindien. 
subdita Moore. Süd-Indien, Ceylon. 

visala Moore. Ganz Indien, Indo-China. 

rama Moore. Ceylon. 

horsfieldi Moore. Annam, Makromalayana, Celebes. 
adolphei Guer. Süd-Indien. 

oculus Marsh. Süd-Indien. 

aramis Hew. Philippinen. 

moorei Felder. Java. 

malsara Moore. Indien, Indo-China. 

nicotia Hew. Indisches Kaiserreich. 

misenus De Nieeville. Sikkim, Assam. 

heri Moore. Kumaon, Bhutan. 

suaveolens Wood-Mason. Sikkim bis Birma. 
mestra Hew. Bhutan, Assam. 

malsarida Butler. Assam. 

gotama Moore. Indo-China, Japan. 

unica Leech. China. 

kina Stdgr. Nord-Borneo. 

fusca Felder. Makromalayana. 

ita Felder. Philippinen. 

nerida Grose-Smith. Neu-Guinea. 

elia Grose-Smith. Neu-Guinea. 

bazochi Guer. (milena Grose-Smith). Neu-Guinea. 
cocodaemon Kirsch. Neu-Guinea. 

evara Fruhst. Neu-Guinea. 

bilineata Fruhst. Neu-Guinea. 

? bizonata Grose-Smith. Neu-Guinea. 

aethiops Butl. Neu-Guinea und Adjacentinseln. 
lorna Grose-Smith. Neu-Guinea. 

shiva Boisd. Neu-Guinea. 

? maura Grose-Smith. Bismarck -Archipel. 

? barbara Grose-Smith. Neu-Guinea. 

? valeria Grose-Smith. Neu-Guinea. 

? valeriana Grose-Smith. Neu-Guinea. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 135 


ß. Mit Duftfleck im Diskus der Hinterflügel- 
oberseite. (Suralaya Moore.) 


orseis Hew. Makromalayana mit Ausschluß von Java. 


IV. Gruppe. Vorderflügeloberseite mit Duftschuppenbecken 
an der Submediane, das zumeist von einem Haar- 
pinsel bedeckt wird. 

Unterseite der Vorderflügel mit Androkonien- 
srube, deren Füllung von dem Duftpinsel der 
Hinterflügeloberseite berührt wird. 

Hinterflügel wie bei Gruppe II und II. 


a. Ohne subapikalen Duftfleck der Vorderflügel- 
oberseite. (Virapa, Gareris, Satoa, Dalapa, 
Physcon, Celebina.) 
anazias Hew. Im gesamten indischen Kaiserreich, Anda- 
manen, Nikobaren. 
anazxioides Marsh. Unterbirma. 
? adamsoni Watson. Oberbirma. 
sanatana Moore. Von Kulu bis Birma. 
sudra Felder. Java. 
maianeas Hew. Makromalayana mit Ausschluß von Java. 
deianira Hew. (pandaea Hopffer). Nord-Celebes. 
erna Fruhst. Süd-Celebes. 
inga Fruhst. Sula-Inseln. 


ß. Mit subapikalem Duftfleck der Vorderflügel. 


nala Felder. Java. 


V. Gruppe. Hinterflügel mit einem subkostalen und einem 
subbasalen Haarpinsel. 


«. Vorderflügelunterseite ohne tiefes Andro- 
konienbeceken. (Loesa Moore, Myrtilus De 
Nieeville.) 
oroatis Hew. Tenasserim, Makromalayana. 
dohertyi Elwes. Makromalayana mit Ausschluß von Java. 
sangarca Butler. China. 


134 H. Fruhstorfer. 


mystes De Niceville. Oberbirma. 
atrata Röber. Batjan. 


ß. Vorderflügelunterseite mit tiefem Andro- 
konienbecken. 


durga Grose-Smith. Neu-Guinea und Satellit-Inseln. 


In der vorstehenden Übersicht sind Arten, die ich nicht selbst 
besitze, mit einem Fragezeichen versehen. 

Von den angewandten geographischen Bezeichnungen dürften 
zwei den Lesern dieser Zeitschrift noch unbekannt sein; es ist dies 
Makromalayana und Mikromalayana, die ich, abgesehen von 
kleineren Artikeln in der Gubener Zeitung ete., zum ersten Male 
in der Wiener Entomologischen Zeitung, 1906, S. 330, einführte. 


Makromalayana bezieht sich auf die faunistische Region, 
welche außer den drei großen Sunda-Inseln (Borneo, Sumatra, Java) 
auch noch die Malaiische Halbinsel umschließt, ein Gebiet, das sich 
dureh große Übereinstimmung, namentlich innerhalb der überaus 
reichen Insektenfauna, charakterisiert. Die Gleichartigkeit der Fauna 
Makromalayanas dürfte noch in das Frühtertiär zurückzuführen 
sein,!) als die großen Sunda-Inseln noch mit Kontinentalindien zu- 
sammenhingen. 

Den Gegensatz dazu bildet Mikromalayana, das die kleinen 
und kleinsten Sunda-Inseln umfaßt, deren Kette bereits mit Bawean 
beginnt, nicht — wie bisher angenommen wurde — erst mit Bali 
(vgl. Insektenbörse, 1906, Reisebericht über eine Sammeltour auf 
der Insel Bawean). 


Genus Mandarinia Leech. 
(Butterfl. China, Japan, Corea, 1892, p. 9.) 


Kein Adernstamm aufgeblasen. Vorderflügel ohne Geschlechtsaus- 
zeichnung, Hinterflügel mit einer breiten Duftbürste in der 
Zelle. 
regalis Leech. China, Tonkin. 


1) Man vergleiche Karte I in Koken, Die Vorwelt und ihre Entwieklungs- 
geschichte. Leipzig, 1893. 


Neue indo-australische Myealesis und Besprechung verwandter Formen. 155 


Genus Drusillopsis Oberthür. 
(Etudes d’Entomologie, Aug. 1894, p. 16.) 


Der Abbildung nach nur die Kostale und der Stamm der Mediane 
angeschwollen. Hinterflügel des d mit einem dünnen 
schwarzen Haarpinsel. 

dohertyi Oberthür. Holländisch-Neu-Guinea. 


Jugendstadien. 


Wenngleich die Mycalesidenraupen sich ebenso wie die meisten 
indischen Satyridenlarven von Gräsern nähren und leicht gezogen 
und beobachtet werden könnten, liegt deren Lebensgeschichte noch 
fast völlig im Dunkeln. 

Soweit ich der Literatur -zu folgen vermochte, scheint De 
Nieeville etwa im Jahre 1585 der erste Zuchtversuch geglückt 
zu sein, indem er Mwycalesis visala Moore in der Trockenform aus 
dem Ei erlangte. 

1856 beschreibt Doherty die Raupe von M. minens (J. As. 
Soc. Beng., 1586, p. 114, teste Moore Lepidoptera Indica, 1891, 
p. 193), die auch Davidson und Aitken im J. B. Nat. Hist. Soe., 
1590, p. 267, als am Reis lebend schildern. 

Letztere Autoren fanden dann auch die Raupe von Orsotriaena 
medus auf Gras (l. e., p. 267, Moore, 1. c., p. 172) und erzogen 
Schmetterlinge daraus. 

Erst dem findigen Dr. Martin gelang es, während der 13 Jahre 
seines Aufenthaltes auf Sumatra fünf Arten Mycalesis zu ziehen, 
insbesondere dadurch, daß er nach einer Anweisung De Nieevilles 
„kräftige Exemplare einer weichen Grasart im voraus in ein großes 
Glas pflanzte, in das später lebendige Weibchen geworfen wurden“. 

Von den gezogenen Arten liefert Martin in der „Iris“, 1895, 
S. 239— 245, detaillierte Beschreibungen von Ei, Raupe und Puppe 
und den Gewohnheiten der Raupe, wahre Kabinettstücke empirischer 
Entomologie. 

Nach Martin hat medus weißlichgrüne, kugelförmige Eier; 
mineus grünlichweiße von derselben Gestalt; janardana weißgrüne 
Eier, die einzeln abgesetzt werden. Anapita-Eier sind gelblichweiß 
und kleiner als die übrigen, jene von marginata dunkelgelb. 


136 H. Fruhstorfer. 


Das Ei von visala ist nach De Niceville fast weiß, hell 
durchsichtig. Die junge Raupe von visala blaßgrün, der Kopf schwarz 
mit zwei schwarzen Hörnern, die Schwanzanhänge sehr klein. 

Die erwachsene Raupe wird !/, Zoll lang und erscheint nach 
der letzten Häutung bleichrötlich und mit grünlichgelben Pünktchen 
besät. Über den Rücken zieht eine hellgrüne Linie, während die 
Seiten sich mit dunklen Streifen bedecken. Die Kopfhörner und 
Schwänze vergrößern sich. Kopf und Hörner bedecken dichte rauhe 
Knötehen. Der Kopf wird kurz behaart und der ganze Körper rauh 
durch einen Besatz kleiner Tuberkeln. 

Die am Schwanze aufgehängte Puppe von hell durchsichtig 
grüner Farbe, deren Thorax konvex und an der Basis des Abdomen 
eingeschnürt. 

Nach Martin sitzen die Raupen tagsüber tief unten an toten 
Scheiden und Stielen, niemals auf grünen Blättern und gehen nur 
nachts zum Fraße nach oben. 

Die Puppenruhe dauert 3 bis 10 Tage, die Falter von mineus 
schlüpfen zwischen 9 und 10 Uhr vormittags aus. 

Die Raupe von horsfieldi Moore akzeptiert nur seltene Gras- 
arten vom Waldrande, ist etwas schlanker als die von mineus und 
ledergelb. 

Die Raupen von janardana Moore sind träge, lassen sich bei 
Berührung sofort fallen und stellen sich tot, sie gleichen gewissen 
Blattschneeken und messen ausgewachsen 35 mm; der Falter er- 
scheint nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr nach etwa 11tägiger 
Puppenruhe. 


Abbildungen vergleiche man bei Moore, der ]l. ec. auf Pl. 58 
Raupe und Puppe von Orsotriaena medus F., auf Pl. 64 Raupe und 
Puppe von Mwycalesis visala Moore darstellt. 


Lebensweise. 


Alle Mycalesis halten sich mit Vorliebe im niederen G@ebüsch 
und nahe dem Erdboden auf, den sie nach Martin, Butterflies 
of Sumatra, 1895, p. 350, zu höherem Fluge nur bei zwei Gelegen- 
heiten verlassen, nämlich während des Hochzeitsfluges und wenn 
zwei eifersüchtige Männchen sich begegnen und kämpfen. 


. =) Ei 2 
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 157 


Die häufigeren Arten lieben offene, grasige Plätze, besonders 
auch mit Unkraut durchsetzte Kaffeegärten, die selteneren bevor- 
zugen den Waldrand oder auch das feuchte Waldinnere. Nirgendwo 
trifft man sie aber in Massenansammlungen, wie sie bei Papilioniden, 
Pieriden und vielen Nymphaliden beobachtet werden, sondern die 
übrigens keineswegs scheuen Falter huldigen solitairen Neigungen. 

Gelegentlich werden sie durch Unreinlichkeiten am Wege an- 
gelockt oder von dem roten Betelspeichel, den die Malaien aus- 
spucken, auch wohl vom zerkauten Zuckerrohr, das die Eingeborenen 
fortwerfen. 

In Tonkin trifft man sie manchmal in feuchten, mit ge- 
fallenem Laube überstreuten Gräben in mäßiger Anzahl zusammen- 
sitzend. Nähert man sich ihnen, so verstehen sie es, sowohl fliegend 
als auf ihren zarten Beinchen laufend, davon zu huschen und un- 
bemerkt zu verschwinden. 

Mit Ypthima und Neptis zusammen sind Mycalesıs auch an reg- 
nerischen Tagen anzutreffen und bieten „so dem sonst enttäuschten 
Sammler Beschäftigung und Trost“, wie Martin, ]. e., p. 352, schreibt. 

Als Flugzeit bevorzugen die Mycalesis die frühen Morgen- 
wie späten Abendstunden, wenngleich sie sich auch tagsüber heraus- 
wagen, aber dann sich immer in der Nähe schattenspendender 
Vegetation aufhalten. 

In vertikaler Verbreitung begegnen wir ihnen ebensowohl an 
der Meeresküste unter den Wedeln der Kokospalme, wie hoch oben 
im Gebirge neben den Pinien oder zwischen stachlichem Rotang. 

In Java bevölkert Mycalesis sudra Feld. allenthalben mit nie- 
driger Vegetation überwucherte Rodungen noch auf 4000’ und in 
Celebes fühlt sich erna Fruhst. selbst auf 5000’ Meereshöhe heimisch; 
neuerdings wurde mir Mycalesis marginata Smith aus West-Sumatra 
zugesandt, die dort am Vulkan Singalang auf 6000° Höhe zu den 
dominierenden Schmetterlingen zählt. 

Wenngleich die Mycalesiden vorwiegend zu hydrophilen Ge- 
wohnheiten neigen, verschwinden sie nicht völlig in der Trocken- 
heit. Namentlich in China und Kontinental-Indien treten fast alle 
Spezies auch in den regenarmen Monaten auf und deren hoch- 
differenzierte Trockenformen gaben früheren Autoren willkommene 
Gelegenheit zur Schaffung neuer Arten. 


158 H. Fruhstorfer. 


Erst seit De Niecevilles, 1836,1) und Dohertys epoche- 
machenden Entdeckungen des Horodimorphismus bei den Satyriden 
in der Mitte der achtziger Jahre hat sich namentlich Moore bemüht, 
die Synonyme der Zeitformen zu klären, ein Bestreben, das Bingham, 
Fauna India, 1905, zur Vollkommenheit brachte und auch auf die 
zahlreichen bis dahin als „Arten“ geltenden Lokalrassen ausdehnte. 

Während z. B. Marshall und De Nic&ville 1882 noch 30 
distinkte Spezies in Butt. of India, Birma, Ceylon aufzählten, re- 
duzierte Bingham deren Anzahl auf 25, trotzdem viele neue Spezies 
in der Zwischenzeit entdeckt und beschrieben wurden. Übrigens 
müssen selbst von den Binghamschen Arten noch einige als Lokal- 
rassen fallen. 

In Sumatra und Borneo läßt sich Saisondimorphismus bei 
Mycalesis kaum beobachten, auf Java nur bei wenigen Arten, die 
Spezies des Papua-Gebietes sind noch zu ungenügend bekannt, doch 
glaube ich bei einigen Arten entschiedene Trockenformen nachweisen 
zu können. 

In Hongkong fing Dr. Seitz am 21. November 1891 unter 
einem Lantana-Busch ein frisches, unten augenloses J’ in copula 
mit einem abgeflogenen geaugten @ (Stett. Ent. Ztg., 1392, S. 235), 
auch von den Philippinen bildet Semper Zeitformen ab. 

Ob sich in Japan auch Zeitformen entwickeln, konnte ich 
nicht feststellen. Exemplare, die ich im Herbst auf der Insel Iki 
fing, gehörten noch der landläufigen, geäugten Sommerform von 
gotama Moore an. 


Geographische Verbreitung. 


Die Mycalesiden figurieren unter den seltenen Gattungen, die 
Asien und Afrika gemeinsam bewohnen. Ihr Verbreitungsgebiet 
ist demnach ein ganz enormes. Den Löwenanteil scheint Afrika 
zu besitzen, woher Aurivillius aus zwei Gattungen (Mwycalesis 
und Henotesia) über 100 Spezies aufzureihen vermochte. 


Über das gesamte indo-australische Gebiet verteilen sich etwa 
90 Spezies, von denen Kontinental-Indien und die Papua-Region 


!) Man vergleiche das interessante Referat von Dr. Seitz, Stett. Ent. 
Ztg., 1893, S. 290—8306. 


s . a DYs 
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 1359 


fast dieselbe Artenzahl gemeinsam haben, ein Faktum, das in der 
orientalischen Rhopalocerenwelt wohl einzig dasteht und seine Ur- 
sache nur darin haben kann, daß die Mycalesis sich in zwei Stamm- 
ländern entwickelten, so daß wir auch zwei Verbreitungszentren 
annehmen müssen, von denen der Artenstrom seinen Ausgang nahm. 

Außerhalb dieser Zentren (Kontinental-Indien und Neu-Guinea) 
nimmt die Artenzahl selbst in der Äquatorialzone verhältnismäßig 
rasch ab. 

Im makromalaiischen Gebiet finden sich in Sumatra und 
Borneo nur noch je 13 Arten, auf Java sogar nur 10 und ebenso- 
viel auf den Philippinen. 

China ist bereits ziemlich arm, das Yangtsekiang-Tal erreichen 
etwa 10 Spezies. 

Von den Liu-Kiu-Inseln zählt Fritze!) nur eine Spezies auf 
und die zwei bekannten japanischen Arten dürften längs der nord- 
chinesischen Küste dorthin gelangt sein. 

Celebes, das wie üblich von vier Seiten Zuzug empfangen 
hat (Philippinen—Molukken—Flores und Javabrücke), besitzt noch 
die stattliche Zahl von 12 Spezies, während wir von den Molukken 
nur 5—6 Arten kennen. 

Das mikromalaiische Inselgewirr bewohnen noch etwa fünf 
Spezies, ebensoviel beherbergt Nias. 

Eine Sonderstellung nimmt die südindische-ceylonesische Sub- 
region ein, mit einer relativ großen Zahl indigener Arten, die sonst 
nirgends vorkommen, ja nicht einmal nahe Verwandte besitzen (M. 
occulatus Marsh., adolphei Gu£r., patnia Moore). 

Süd-Indien allein bewohnen 8, Ceylon 6 Spezies, bis zu den 
Andamanen gehen noch 4—5, auf die Nikobaren nur mehr 3 bis 
4 Arten. 

Von Engano an der Südwestküste von Sumatra ist bisher 
nur eine Spezies bekannt; von Banka an der Nordostküste deren 
sechs (vgl. Hagen, Berl. Ent. Zeit., 1892, S. 143—144). 

Auch östlich von Neu-Guinea verliert sich die Artenzahl sehr rasch. 

Im Bismarck-Archipel kommen noch 9 Spezies vor, auf den 
Salomonen etwa 4. 


!) Die Fauna der Liu-Kiu-Insel Okinawa. Jena, 1894. 


140 H. Fruhstorfer. 


Die östlichste Grenze ihrer Verbreitung finden die Mycalesis 
auf den polynesischen Inseln, wo nur zwei Arten leben (perseus F. 
und medus F.), die sehr wahrscheinlich auf passivem Wege nach 
ihren meerumspülten isolierten Vorposten gelangt sind. Ihre Ver- 
schleppung durch den Menschen, Meeresströmungen, den Wind ete. 
dürfte umso leichter sein, als deren grasfressende Raupen nicht 
wählerisch in ihrer Nahrung sind. 

Im allgemeinen beobachten wir bei den Mwycalesis, neben 
einigen proletarischen Arten, die ganz Indo-Australien bewohnen, 
auffallend viele streng lokalisierte und zum Teile sehr seltene Arten. 

Von den austral-asiatischen Mycalesis erwähnte Moore 1880 
(nach Abzug der Lokal- und Zeitformen) etwa 60 Spezies, eine 
stattliche Reihe, die durch die Entdeckungen der letzten 25 Jahre 
auf ca. 90 Arten angewachsen ist, und noch sind wir weit entfernt 
von einer umfassenden Kenntnis der wirklich existierenden Spezies. _ 

Besonders das Papua-Gebiet dürfte noch viele ungehobene 
Sehätze bergen; und während z. B. Oberthür 1830 nur 10 von 
Neu-Guinea bekannte Mycalesis in seinen Lepidopteres Oe&aniens 
registrierte, umfassen die englischen Sammlungen heute mehr als 
ein Viertelhundert Arten und noch bringt jeder Reisende neue 
Formen. 

Zudem harrt noch die Bergwelt der Philippinen, von Celebes, 
Ceram und von Deutsch- und Holländisch-Neu-Guinea ihrer Er- 
schließung. 


II. Systematischer Teil. 


1. Mycalesis anaxias deficiens Frubst., Soc. Ent., 1. Sept. 
1906, p. 82. (Tal. I, Fie.6,0)) 

Regenzeitform. In Tonkin hat sich anaxias Hew. zu einer 
interessanten und wohl differenzierten Lokalrasse ausgebildet, die 
fast die Mitte hält zwischen indischen anazxias Hw. und radza Moore 
von den Andamanen. 

Deficiens erinnert etwas an Distants Pl. 7, Fig. 36 der Rhop. 
Malay. Ihr Kolorit erscheint jedoch noch dunkler, weil die sub- 
apikale Vorderflügelbinde sich noch mehr verschmälert. Diese Binde 
geht zudem mehr nach innen und wendet sich, dem Zellapex zu. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 141 


Unterseite: Die Antemarginalbinden heller und breiter, die 
Ozellen deutlicher weißgekernt. 

9. Die Vorderflügelbinde verläuft noch geradliniger als beim 
cd und berührt fast die ähnlich wie bei radza Moore deutlich aus- 
geprägte, breit hellgelb umringelte Ozelle. Beide Flügel zeigen sehr 
deutliche weißgraue Antemarginallinien. 

Unterseite: Apex gelblichgrau anstatt weiß. Auf den Hinter- 
flügeln krümmt sich die graue Submarginalbinde innerhalb der 
Özellen im Analwinkel viel mehr nach oben. 

Die Binde selbst ist schmäler, die Ozellen sind kleiner als 
bei anazias. 

Patria: Tonkin, Chiem-Hoa, August, September 1900. 2 d', 
1 9 (Fruhst. leg.). 


Aus der anawias-Gruppe sind bekannt: 


a) anaxias anazias Hew., 1562. Von Sikkim bis Assam und 
Tenasserim (Staudinger, Exot. Schmett., S. 230, Taf. 52). 

b) anawias subspec. Malaiische Halbinsel. Distants Figur 
differiert erheblich von Sikkim-Exemplaren. Die Apikal- 
färbung der Vorderflügelunterseite erinnert etwas an 

c) anaxias deficiens Fruhst., 1906. Tonkin. 

d) anaxias radza Moore, 1877. Andamanen (Coll. Fruhst.). 

e) anazxias manii Doherty, 1856. Nikobaren. 


2. Mycalesis anaxioides Marsh., 1853. Tenasserim, Unter- 
birma (Bingham, Fauna India, 1905, p. 54, dd‘, 2). 


3. Mycalesis adamsoni Wats., 1596. Oberbirma. Vielleicht 
Subspezies der vorigen (Bingham, 1. c., C', 9). 

Auf Sumatra und Borneo fehlen bisher anazias-Verwandte, 
in Java treffen wir sie seltsamerweise wieder vor als 


nala Feld., ein neues Beispiel der überraschenden innigen 
Verwandtschaft von Java mit Kontinental-Indien, auf die bereits 
„lris“, 1907, S. 211, hingewiesen wurde. 

4. Mycalesis malsara Moore, C. Lep. E. €. Mus., 1857, 
p- 231. — Darjeeling, Lep. Ind., p. 202, Pl. 68, Fig. 1—1e, d', 
o,als Samanta. — Bingham, Fauna India, 1905, p. 64. — Sa- 
manta rudıs Moore, Tr. E. S., 18350, p. 166. 


142 H. Fruhstorfer. 


Von dieser zierlichen Spezies fand ich in Hinterindien zwei 
neue Rassen: 


Mycalesis malsara mausonia Frulst., Soc. Ent., 1. Sept. 
1906, p. 82. 

Die neben mineus L. häufigste Mycalesis von Tonkin stellte 
sich bei näherem Vergleich als eine distinkte neue Lokalrasse von 
malsara Moore heraus. 

d', 9. Oberseite: Heller braun, Medianbinde der Vorderflügel 
schmäler. 

Die Einfassung der Ozellenreihe lichter und prominenter blau- 
grau. Die Ozellen heller rötlich geringelt. Antemarginallinien nach 
innen viel breiter gelblich begrenzt. 

Auf den Vorderflügeln nur drei, statt vier Ozellen, was bei 
10 Exemplaren zu konstatieren war. 

Auf den Hinterflügeln obliteriert zumeist die kleine dritte 
Ozelle zwischen UR und der oberen Mediane. 

Die Trockenform wird viel kleiner als die korrespondierende 
f. rudis Moore, unterseits viel heller und die Medianbinde, welche 
distal gelegentlich einen orangefarbigen Ton annimmt, ist manchmal 
nur fadendünn. 

Hinterflügel der Trockenform manchmal nur schwach gewellt. 

Patria: Tonkin. 


Mausonia traf ich häufig an feuchten Stellen neben dem Wege 
sitzend, wo sich die Falter mit ihrer grauen Unterseite geschickt 
in ihrer Umgebung zwischen abgefallenen dürren Blättern zu ver- 
stecken wissen. 

Aufgescheucht bewegen sie sich zuerst laufend oder hüpfend 
vorwärts, um rasch wieder an ihre alte Stelle zurückzukehren, weil 
sie nicht gerne und immer nur nahe dem Boden fliegen. 


Patria: Tonkin, Than-Moi und Chiem-Hoa auf ca. 1000’ von 
Juni bis September, Regenzeitform. Montes Mau-Son, 2000 bis 
3000’, April bis Mai, Trockenform. 

Mycalesis malsara annamitica Fruhst., Soc. Ent., 1. e. 

In Süd-Annam fiel mir bereits eine überaus zierliche Mycalesis 
mit gefransten Flügeln und einer breiten diskalen Längslinie der 
Unterseite auf. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 143 


Die Form hat sich auch als neu erwiesen und mag als anna- 
mitica eingeführt werden. 

3, 9. Etwas größer als mausonia. Vorderflügel, aber nament- 
lich die Hinterflügel, stark gewellt mit deutlich hervortretenden 
weiß gesäumten Ausschnitten. 

Medianbinde der Unterseite kaum durchscheinend, die schwarzen 
Ozellen aber sehr deutlich heraustretend, kleiner als bei mausonia, 
aber breiter und heller gelb geringelt. 

Duftsehuppenfleck der Hinterflügeloberseite fast doppelt so 
groß als bei mausonia mit tiefschwarzen anstatt grauen Schuppen 
belegt. 

Der schwarze Kern im Duftspiegel der Vorderflügelunterseite 
breiter als bei mausonia d'. 

Unterseite: Die Medianbinde breiter als bei mausonia, leb- 
hafter gelb und deutlicher heraustretend. Die gesamte Submarginal- 
zone reicher, fein hellgrau marmoriert; auf beiden Flügeln machen 
sich komplette, jedoch nur leicht angedeutete Reihen kleiner Ozellen 
bemerklich, ebenso eine schwarze submarginale Ziekzacklinie. Die 
Fransen abwechselnd schwarz und weiß. 

Das weitaus interessanteste Charakteristikum der neuen Form 
bildet jedoch die Beschaffenheit der sekundären Sexualcharaktere. 

Der Duftschuppenfleck der Hinterflügeloberseite ist nämlich 
fast doppelt so groß als bei mausonia und mit tiefschwarzen 
anstatt grauen Schuppen belegt. Der schwarze Kern im Duft- 
spiegel der Vorderflügelunterseite gleichfalls breiter als bei mausonia. 

Da nun annamitica als Produkt einer extremen Trocken- 
zeit zu gelten hat, ergibt sich aus dem Vergleich mit mausonia, die 
eine feuchtere Region bewohnt, daß lange Trockenperioden 
günstig auf die Entwicklung der Duftschuppen einwirken 
und zunächst eine Anhäufung und Vermehrung derselben be- 
wirken, Hand in Hand damit geht eine progressive Entwicklung 
der Duftschuppenbehälter. 

Patria: Süd-Annam, Februar 1900, auf dem Wege von Xom- 
Gom nach dem Plateau von Lang-Bian auf ca. 2000’ Höhe gesam- 
melt. 2 0‘, 3 9. Trockenform. 

Diese prägnante neue Lokalform, die wegen ihres Flügel- 
schnittes und der ausgedehnten Duftschuppenflecke fast zu den 


144 H. Fruhstorfer. 


Spezies zu rechnen ist, traf ich im Quellgebiet des Donnai, einem 
Fluße, der auf dem Plateau von Dran entspringt und bei Saigon 
sich mit dem Meere vereinigt. 

Die Falter fliegen dort in einer wundervollen Landschaft, die 
einen eigentümlich subtropischen Charakter zeigt. Auf etwa 500 
bis 600 m Meereshöhe tritt der tropische Urwald zurück und macht 
einer an die Campos von Südbrasilien erinnernden hügeligen Gras- 
landschaft Platz, aus der sich in malerischen Gruppen die hohen 
Kronen dunkler Pinien erheben. 

Und dies unter dem 12. Grad südl. Breite, wo der Reisende 
Palmen, Farrenbäume und eine sinnverwirrende Fülle von Lianen 
und Epiphyten erwartet! 

Malsara scheint mehr als andere kontinentale Mwycalesis zur 
Lokalrassenbildung zu neigen (wir kennen fast aus jeder Region 
Indiens eine besondere Form), die sich wie folgt aufteilen lassen: 


a) malsara malsara Moore f. malsara. Regenzeitform. 
malsara malsara Moore f. rudis Moore. Trockenform. Sik- 

kim, Assam, Birma, Tenasserim, Manipur, Shan States. 

b) malsara mausonia Fruhst. Tonkin. 

c) malsara annamitica Fruhst. Süd-Annam. 

d) malsara lepcha*) Moore. Nordwest-Himalaja, Nepal. 

e) malsara bethami Moore. Indische Zentralprovinz. 

f) malsara davisoni Moore. Süd-Indien, Trichinopolis, 2 9 (Coll. 
Frubhst.). 


Malsara wird wahrscheinlich zur Lokalform der 
Mycalesis mamerta (Cramer 


(P. Nymph. Gem. mamerta Cr., Pap. Exot., IV, 1782, p. 75 und 
250, Pl. 326, Fig. D. 
Mye. mamerta Butl., Catal. Satyr. Brit. Mus., p. 136. 
Mye. mineus var. b) mamerta Kirby, Catal., p. 89. 
1) Über diese Lokalform schreibt De Nie&ville, Journ. Bomb. Nat. 
Hist. Soc., 1897/98, p. 215: „Der Name lepcha ist ein unglücklicher, weil der 
Falter nicht in der „Lepeha“-Gegend (Sikkim) vorkommt. Lepcha geht von 
3000—7000 Fuß Höhe. Die Trockenform (echte lepcha) fliegt vom März bis 
Mai, die Regenform (die der Namensgebung entgangen ist) vom Juli bis 
September.“ 


Neue indo-australische Myealesis und Besprechung verwandter Formen. 145 


Calysisme mamerta Moore, Tr. Ent. Soc., 1880, p. 162. China, 


Formosa. 
Crowley, Proc. Zool. Soc., 1900, p. 505. Hainan.) 


herabsinken. Cramers Figur hält sich nieht auf der Höhe der 
Perfektion, wie seine Fig. C (polydecta) oder E, F (francisca) auf 
derselben Tafel, und da auch nur die Unterseite einer Trockenform 
dargestellt ist, dünkt mich ein Synonymieren einstweilen noch zu ge- 
fährlich, umsomehr, als mir Exemplare aus China und Hainan fehlen. 


5. Mycalesis sanatana Moore, Catal. Lep., 1357, p. 231. — 
Bingham, Fauna India, p. 55, Pl. 2, Fig. 7. 
Sanatana zerfällt in sechs Subspezies: 


a) sanatana ulia nov. subspee. 

Sanatana von Tonkin bilden einen Übergang von magna Leech 
von China zu sanatana Moore aus Assam und Sikkim. 

Die Flügelform ist bereits ebenso rund wie bei Exemplaren 
von China und die Flügelunterseite beginnt sich lebhaft aufzuhellen 
und nimmt fast den Farbenton der japanischen Exemplare an. 

Die Ozellen, namentlich die apikale Ozelle der Hinterfiügel- 
unterseite, beginnen sich zu vergrößern und deren Ringe werden 
heller und breiter gelb als bei den anderen sanatana-Rassen. 

Patria: Tonkin, Than-Moi, Juni bis Juli 1900 (Fruhst. leg.), 


Regenzeitform; 1 2 von Siam, Hinlap, Januar 1901, Trockenform. 


b) sanatana perdiccas Hewits. 

Mye. perdiccas Hew., Exot. Butt., III. Mye., 1362, Pl. 5, Fig. 15. 
Gareris perdiccas Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 157. 
Mye. perdiccas Leech, Butt. China, Japan, Corea, 1892/93, 
JAPl-2,E1226.,0. 

Die japanischen perdiecas sind nicht nur nach der Jahreszeit, 
sondern auch lokal verschieden. Das von mir im Spätherbst ge- 
sammelte Material reicht jedoch nicht aus, um sich ein Urteil zu 
bilden und die übrigen mir aus Japan zugegangenen Exemplare 
entbehren genauer Angaben über die Art und die Zeit ihres Fanges. 
Ein Reisender, der einmal in Yesso beginnen und auf Okinawa 
seine Touren beenden wird, dürfte eine ganze Reihe geographischer 


Formen konstatieren können. 
Z.B.Ges. 58. Bd. 10 


p. 13 


146 H. Fruhstorfer. 


c) sanatana gomia nov. subspee. (Trockenform.) 

2 mit 29 mm Vorderflügellänge, größer als sanatana Moore 
von Tonkin mit 25 mm Vorderflügellänge. 

Hinterflügel ungewöhnlich lang, rundlich sackartig, nicht spitz 
wie bei Tenasserim oder rund wie bei alia 9. 

Vorderflügel mit nur einer Ozelle, die viel kleiner ist als bei 
irgend einer sanatana-Rasse. 

Grundfarbe gleichmäßig liehtbraun, ähnlich der Tenasserimform. 

Flügelunterseite: Die hellgelbliche Submarginalregion hebt sich 
deutlicher von der dunkel grünbraunen Basalhälfte ab, die weiße 
Medianbinde ist ähnlich breit und scharf wie bei mystes De Nieev., 
mit der gomia auch die scharfzackige schwarze Submarginallinie 
gemeinsam hat. 

Auch sonst erinnert die Unterseite von gomia stark an mystes 
Q, wie es mir aus Siam vorliegt und wie es De Nicevillel. e. 
abgebildet hat. Gomia ist jedoch leicht von mystes zu trennen durch 
das Vorhandensein einer braunroten schrägen Querlinie der Vorder- 
flügelunterseite, die vom Kostalsaum quer durch die Zelle bis zum 
Analsaum hinzieht und bei mystes fehlt. 

Bei mystes verläuft die weiße Medianbinde, die etwas unter- 
halb dem Kostalsaum entspringt, geradlinig, während sie bei gomia 
am Kostalrande beginnt und mit proximaler Neigung gekrümmt ist. 

Die Medianbinde von gomia schlägt nicht wie bei mystes nach 
oben durch und die Vorderflügelozelle ist erheblich kleiner. 

Patria: Süd-Annam, Xom-Gom, Febr. 1900 (Fruhst. leg., 1 9). 

d) sanatana magna Leech. (Myc. perdiecas var. magna 
Leech, Butt. China, 1892, p. 13, Pl. 2, Fig. 6, 9.) 

Patria: West-China, höhere Gebirge. 

e) sanatana penicillata Poujade. (Mye. penicillata Poujade, 
Ann. Soe. Ent. Fr., 1854, p. 135; Leech, |. ce.) 

Patria: West-China. 

f) sanatana sanatana Moore (Trockenform). 

a. f. gopa Felder (Regenzeitform). (Myc. gopa Felder, Reise 
„Novara“, 1867, S. 501.) 

Patria: Himalaja, von Kulu bis Sikkim, Assam, Birma, Te- 
nasserim. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 147 


Wenn einmal größeres Material aus dem südlichen China nach 
' Europa kommt, wird sich höchst wahrscheinlich herausstellen, daß 


Mycalesis francisca Üramer 

(Pap. Nymph. Gem. francisca Cr., IV, 1782, p. 75—76 und 
249, Pl. 326, Fig. E, F, 9 [eine Trockenform nahe mau- 
sonia Fruhst. darstellend]. 

Mycalesis otrea var. francisca Butl., Cat. Sat. Br. Mus., p. 132. 

Gareris francisca Moore, Trans. Ent. Soe., 1850, p. 156. 

Holland, Trans. Amer. Ent. Soc., 24, p. 115. 

Myec. perseus var. c) francisca Kirby, Catal., p. 58.) 


als ältester Name für die jetzt allgemein als sanatana Moore be- 
kannte Spezies zu gelten hat. 

Da mir Exemplare aus China fehlen, wage ich allein mit Hülfe 
Cramers nicht den Umsturz vorzunehmen, wenngleich dessen Figur 
mir vorzüglich zu sein scheint. Magna Leech und penieillata Poujade 
sinken dann zu bloßen Formen von francisca Cramer herab und die 
übrigen Rassen müssen an francisca statt an sanatana angereiht 
werden. 

Parallel mit sanatana Moore und innerhalb derselben geo- 
graphischen Grenzen findet sich eine zweite Spezies, die beständig 
mit perdiccas verwechselt wird. Es ist dies die hellere gotama«a 
Moore, eine Art ohne Duftbüschel an der Submediane der Vorderflügel. 

6. Mycalesis gotama Moore, C. Lep. E. Ind. ©. Mus., 1857, 
p- 232. — Leech, 1. e., p. 14—15, Pl. 2, Fig. 15. 

Gotama zerfällt in drei bekannte Unterarten: 

a) gotama madjicosa Butl. (1865). (M. perdiecas Fritze, 
Fauna der Liu-Kiu-Insel Okinawa, S. 52. Jena, 1594.) 

Patria: Madjieosa (Butler), Oshima und Ishigaki (Coll. Fruhst.). 

b) gotama gotama Moore (1857). (M. borealis Feld.) 

Patria: Insel Iki, Sept. 1899 (Fruhst. leg.); Zentral- und Süd- 
Japan, Nord- und West-China. 

c) gotama charaka Moore (1874) (Trockenform). 

a. f. oeulata Moore (1880) (Regenzeitform). 

Patria: Tonkin, Annam, Ober-Birma, Ober-Assam, Hainan 
(Holland). 


10* 


148 H. Fruhstorfer. 


7. Mycalesis unica Leech, Butterfl. China, Japan, Corea, 
1892/93, p- 15, Pl.2, Fig: 9,2. 

Von dieser sehr interessanten Spezies aus der sanatana- oder 
gotama-Gruppe ist bisher nur ein 9 bekannt, so daß über ihre 
Affinität noch nichts zu sagen ist. 

Patria: Mou-pin, Szechuan, Juli. 


Mycalesis mestra Hew.- und nicotia Doubl.-Gruppe. 


Die auch äußerlich so ähnlichen Arten dieser Gruppe, von 
Moore auf zwei Gattungen „Pachama* und „Samanta“ verteilt, 
schließen sich eng an malsara Moore an und sind durch diese 
mit den „Calysisme“ von Indien verbunden; außerden existieren 
zwischen ihnen Übergänge von Spezies zu Spezies. 

So hat nicotia Doubl. auf der Vorderflügelunterseite einen an 
mineus und malsara erinnernden braungefüllten Androkoniennapf, 
der bei Exemplaren der Regenzeitform schon kleiner wird und bei 
den mir vorliegenden mestra Hew. bereits so weit reduziert ist, daß 
er keine Schuppenfüllung mehr aufnehmen kann, sondern nur eine 
nackte, glänzende Mulde bildet. 

Die Arten der Gruppe kommen recht selten nach Europa. 


Eine Spezies aus dem West-Himalaja fehlt mir, nämlich: 

8. Mycalesis heri Moore. 

M. heri Moore, Cat. Lep. Mus. E. J. C., I, 1857, p. 233. 

Moore and De Nic., Butt. Ind., I, 1883, p. 128. 

Moore (Samanta), Lep. Ind., I, 1890/92, p. 208, Pl. 70, 
Fig. 2, 2a, 2b.e}9. 

Bingham, Fauna India, I, 1905, p. 66. 


Die übrigen Arten verteilen sich wie folgt: 

9. Mycalesis nicotia Hew. (Literatur bei Bingham, Fauna 
India, 1905, p. 65), mit zwei Zeitformen, die nicht sehr scharf ge- 
schieden sind. 

Von Mussorie bis Sikkim, Assam. 


Nicotia nudgara nov. subsp. Größer, bleicher, alle Ozellen 
fast nochmal so groß als bei nicotia, Medianbinde der Unterseite 
doppelt so breit weiß. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 149 


Patria: Tandong, Tenasserim, 4000’, Mai 1901, S, 9 (leg. 
Fruhst.). 
10. Mycalesis misenus De Nieeville (1889). (Literatur bei 
Bingham, 1. e., 1905, p. 66.) 

Patria: Sikkim (Coll. Fruhst.), Assam (Bingham); ist vermutlich 
Lokalrasse von Mwycalesis heri Moore. 

Mycalesis sericus Leech. (Myc. misenus var. sericus Leech, 
Butt. China, 1892, p. 15, Pl. 2, Fig. 10.) 

Patria: West-China; dürfte sich ebenfalls als geographische 
Form von heri Moore ausweisen. 

Dagegen kann ich mich nicht entschließen, 

11. Mycalesis suaveolens Wood-Mason (1833) (Marsh. and 
De Nie., Butt. Ind., I, 1883, p. 125) als „Rasse“ von mestra zu 
betrachten (Bingham, 1. e., p. 63), weil sie ja stets neben mestra 
vorkommt, so daß suaveolens allenfalls als Zeitform gelten könnte. 

Suaveolens fehlt die für mestra so charakteristische graugrüne 
Schraffierung der Flügelunterseite, ebenso lassen sich in der Sub- 
marginalbänderung wesentliche Differenzen konstatieren. 

Patria: Bhutan (Coll. Fruhst.), Sikkim bis Birma (Bingham). 

12. Mycalesis mestra Hew. (1862). (Bingham, |. e., p. 63.) 

Das ist die schönste und stattlichste Art des indischen Kaiser- 
reiches. Ein Gebirgsfalter, der in Bhutan heimisch ist und gelegent- 
lich aus Assam kommt. 


13. Mycalesis malsarida Butl. (1565). (Bingham, Fauna 
India, 1905, p. 63.) 

Androkoniennapf der Vorderflügelunterseite sehr klein, nicht 
größer als bei perseus, schwarz gefüllt. 

Hinterflügel mit dünnem schwarzen oder braunen Haarpinsel 
und einem matt glänzenden basalen, lang behaarten Duftfleck (?), 
der in die Zelle hineinreicht. 

Zwei Zeitformen: 

a. malsarida Butl. (wet season). 

P. Rhasiana Moore (1874) (dry season). 

Die Spezies ist bisher nur aus Assam bekannt. 

In Tonkin fing ich eine malsarida zum Verwechseln ähn- 
liche Form, von der ich annehme, daß sie wegen ihrer Zeichnungs- 


150 H. Fruhstorfer. 


motive nur eine Lokalrasse der malsarida sein dürfte. Da ihr aber 
alle sekundär-sexuellen Auszeichnungen fehlen (ein Merkmal, 
auf das mit relativer Berechtigung eine „Gattung“ fundiert werden 
könnte), muß ich sie einstweilen als Spezies behandeln. 

14. Mycalesis inopia nov. spec. 

Habituell etwas kleiner als malsarıda Butl., Duftpelz (?) der 
Hinterflügel kaum zu erkennen. Grundfarbe mehr violett als matt 
schwarz, oberseits sonst mit malsarida identisch. 

Unterseite: Etwas lichter, distal reicher graubraun gesprenkelt. 
Medianbinde der Vorderflügel meist etwas verkürzt, aber breiter. 
Vorderflügel mit nur zwei anstatt 3—4 Apikalozellen (ein an sich 
sehr unwesentliches Merkmal, das bei den S’ und 9 von inopia jedoch 
konstant bleibt). Analozellen größer, deren Peripherie heller ocker- 
farben. Allen Ozellen fehlt die äußere violettgraue Umrandung, die 
wir bei malsarıda beobachten. 

Hinterflügelozellen etwas kleiner und daher isolierter. Sub- 
marginale, innere Binde heller. Alles übrige identisch mit malsa- 
rida, nur fehlt auf der Vorderflügelunterseite und der Hinterflügel- 
oberseite jedwede sekundäre Sexualauszeichnung. 

Patria: Tonkin, Than-Moi, Juni bis Juli; Chiem-Hoa, Aug., 
Sept. 1900 (Fruhst. leg., 4 d', 19). 

Inopia bildet auch insofern noch ein Phänomen, als sie mit 
drei an der Basis verdiekten Adern der Vorderflügel ausgestattet 
ist und dennoch keinen Haarbüschel der Hinterflügel besitzt. 

Durch inopia wird deshalb die bisherige Zweiteilung in Arten 
nur mit geschwollener Kostale der Vorderflügel und keinem Haar- 
büschel der Hinterflügel und der übrigen Gruppe umgestoßen. 

Inopia beweist damit, wie erkünstelt das Gattungsmerkmal 
von ÖOrsotriaena Wallengren ist, welchen geringen Wert es hat und 
zeigt so recht, daß die Natur keine Genera, sondern nur Individuen 
kennt. 

15. Mycalesis perseus F. 

Pap. perseus F., Syst. Ent., 1775, p. 488. 

Mycalesıs blasius F. et Auctores. 

(Literatur bei Moore, Lep. Indica, Vol. I, 1891, p. 174—176.) 

Mye. perseus Bingham, Fauna India, Vol. I, 1905, p. 56—58. 

Abbildung des Duftfleckes der Vorderflügelunterseite. 


. . [= 
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 151 


Diese weit verbreitete Spezies bewohnt fast ganz Südasien 
und den indo-australischen Archipel, erscheint auf dem Kontinent 
und einigen trockenen Inseln in zwei Zeitformen und ändert nur 
wenig an den einzelnen Lokalitäten ab. Eine ganze Reihe von 
Formen hat aber dennoch Namen, die hier Berücksichtigung finden, 
weil mit dem Synonymieren eher Unklarheit verursacht als Ordnung 
geschaffen würde. 


a) perseus caesonia Wallengr. f. temp. siee. caesonia. (Myc. 
caesonia Semp., p. 52—53, Pl. 10, Fig. 19, 20.) 
perseus caesonia Wallengr. f. igoleta Feld. (Mye. igoleta 
Semp., p. 52, Pl. 10, Fig. 17, &, 18, 9.) Philippinen. 


b) perseus perseus F. Formosa, Hainan, Tonkin, Annam; ganz 
Indien mit Ausnahme des Südens, Birma. 


c) perseus cepheus Butl. Penang (Type), Makromalayana, 
Biliton. 


d) perseus persa Grose-Smith (Rhop. Exot., III, 1902, Myca- 
lesis IV) (Regenzeitform). Timor (Type), Sumbawa, 
Kisser. — Lombok-Exemplare gehören teilweise zu persa, 
teils zu der javanischen Form (cepheus Butl.). 


e) perseus lalassıs Hew. Gilolo (Type), Buru, Gelebes, Neu- 
Guinea. 


f) perseus zia Butl. (Entom., IV, 1869, p. 347.) Queensland. 


9) perseus lugens Butl. (Proc. Zoolog. Soe., 1875, p. 612. Vate- 
oder Sandwich-Insel. — Pagenstecher, Lep. Bismarck- 
arch., 1899, S. 95. Duke of York-Insel, Neu-Irland.) 


Perseus ist charakterisiert durch einen ungewöhnlich zierlichen, 
meist tiefschwarzen Androkonienfleck im Zentrum der Reibefläche an 
der Submarginale der Vorderflügelunterseite, der kleiner ist als bei 
irgend einer anderen indischen Spezies (vgl. Bingham, 1. e.). Dieser 
zentrale Fleck nimmt bei mineus L. erheblich größere Dimensionen 
an, so daß beide Arten — die bisher vielfach verwechselt wurden — 
leicht zu unterscheiden sind. Snellen, Lep. Kangean-Eilanden, läßt 
perseus F. und blasius F. als zwei Spezies auf Kangean vorkommen 
Ich vermute, daß eine seiner Arten — horsfieldi Moore sei. 


152 H. Fruhstorfer. 


Auch die südindische perseus-Vertreterin ist bisher verkannt 
worden. 


Mycalesis perseus typhlus nom. nov. für 

Mye. perseus f. blasius Hampson, J. A. S. Beng., 1885, p. 248. 

Myc. perseus Marsh. et De Nieev., Butt. India, p. 120—122 
partim. 

Myc. perseus Moore, Lep. Indiea, I, p. 177 partim, Nilgiri, 
P1.:59, /Eig. 22. 

Mye. perseus Bingham, 1. e., p. 57—53 partim, S. India, Ceylon. 

Myec. perseus Manders et De Nie., J. A. S. Beng., 1399, p. 180. 

Calysisme blasius Moore, Lep. Ceyl., 1850, p. 21, Pl. 11, Fig. 2, 
2a und Lep. Ind., 1892, Pl. 59, Fig. 1ec, 1d, Ceylon. 

Myc. blasius Marsh. et De Nicev., Butt. India, p. 115 partim, 
S. India, Ceylon. 


Es ist Moores großes Verdienst festgestellt zu haben, daß 
perseus F. der älteste Name derjenigen Art ist, die als blasius F. 
von fast allen Autoren durch die Literatur geschleppt wird. Mit 
perseus bezeichnete Fabrieius die Trockenform (aus Neu-Holland 
beschrieben), mit blasius die Regenzeitform der so allgemein weit- 
verbreiteten Art. 

Als samba taufte Moore eine individuelle Regenzeitabweichung 
aus Nord-Indien mit nur zwei, anstatt vier Ozellen der Vorder- 
flügelunterseite. 

Moore, Manders ete. übersehen jedoch, daß die südindische 
perseus-Rasse fast ebenso erheblich von der nordindischen Rasse 
differiert, wie die südindische mineus polydecta Cramer von mineus 
mineus L. der Nordprovinzen; und so wie polydecta verdient auch 
der südindische perseus-Zweig einen Namen, als welchen ich perseus 
typhlus vorschlage. 

». Flügelschnitt spitzer als bei perseus von Nord-Indien; 
Flügeloberseite ohne oder nur mit unmerklichen Ozellen. 


1 
% ( 
(®) 3 


9. Unterseite der Hinterflügel ähnlich wie bei polydecta mit 
prominenteren weißen Binden und größeren, heller gelb geringelten 
Ozellen. 

Die weißlichen peripherischen Binden rings um sämtliche 
Ozellen viel deutlicher, breiter ausgeflossen, im Medianteil mehr 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 155 


konkav und insbesondere in der Subanalregion weiter von der 
weißen Antemarginallinie entfernt. 

Patria: Malabar, Süd-Indien (Coll. Fruhst.), Ceylon (auetores), 
Andamanen ? 


16. Mycalesis mineus L. | 

Pap. mineus L., Syst. Nat., I, 2, 1767, p. 768. 

Pap. drusia Cramer, Pap. Exot., I, 1775, Taf. 84, Fig. e, d, 9. 
(Regenzeitform.) 

Pap. otrea Cramer und mamerta Cramer. (Trockenform.) 

(Literatur bei Moore, Lep. Indica, Vol. I, p. 183—184, der 
zuerst auf Pl. 61 die Duftflecke abbildete. Synonyme 
siehe bei Bingham, 1. e., p. 58, und die Abbildung des 
Duftfleckes der Vorderflügelunterseite ebenda, p. 56.) 


Speeulum der Hinterflügel größer, glänzender als bei perseus F., 
mit einem längeren, schmalen Androkonienbecken, das mit rot- 
braunen oder grauen Schuppen gefüllt ist. 


Bekannt sind folgende Unterarten: 
a) mineus justinella Butl. Bazilan, Mindanao (Coll. Fruhst.). 
b) mineus subspec. Palawan, 9, Coll. Fruhst. (Trockenform). 
c) mineus mineus L. Formosa, Süd-China, Tonkin, Siam, An- 
nam, ganz Indien mit Ausnahme des Südens; Singapore, 
Sumatra, Kangean (Snellen). 
mineus mineus f. temp. subfasciata Moore. Außensaum aller 
Flügel bleich gelbbraun. Sikkim, dry season (Coll. Fruhst.). 
d) mineus polydecta Cramer. Süd-Indien, Ceylon. (M. mineus 
Rasse polydecta Bingham, ]. e., p. 58—59, Pl. HI, Fig. 9, 
dry season-Form.) Malabar (Coll. Fruhst.). 
Calysısme polydecta Manders, Journ. As. Soc. Beng., 1899, 
p. 180—182. 
e) mineus nicobarica Moore. Nikobaren. (M. mineus var. 
nicobarica Bingham, ]. e., p. 59.) 
Auf den kleinen Sunda-Inseln lebt eine gut differenzierte 
Spezies, welche dort mineus L. ersetzt, nämlich 
17. Mycalesis wayewa Doherty von Sumba und 


154 H. Fruhstorfer. 


M. wayewa merops Grose-Smith (Rhop. Exot., III, 1902, 
' Mye. IV, Fig. 6—9) von Sumbawa und Adonara, von der eine Lokal- 
form auf Lombok von 2000—4000° bei Sapit und Sumbalun vom 
April bis Juni 1596 häufig von mir gefangen wurde. 

Merops besitzt einen größeren Duftspiegel auf der Vorderflügel- 
unterseite, der jedoch mit einem kaum merklichen grauen Schuppen- 
häufchen angefüllt ist, des weiteren sind die Duftpinsel der Hinter- 
flügel länger und heller gelb als bei mineus L. 

Wayewa zerfällt in vier Lokalrassen: 

a) wayewa wayewa Doherty. Sumba. [.Myc. (Jatana) wayewa 

Doh., Journ. As. Soc. Beng., 1891, p. 168; De Nieeville 
et: Elwes, ]. c., 1898, :p. 677.] 

b) wayewa merops Grose-Smith. (Myc. merops Grose-Smith, Nov. 
Zool., Juni 1895, p. 80; De Niceville, 1 erpeorz 
partim.) Sumbawa, Adonara. 

c) wayewa delicata Fruhst. Lombok. [Mye. (Calysisme) merops 
Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1597, S. 4.] 

Großaugiger, distal auf den Hinterflügeln reicheı 
gelb als merops. Unterseite lichter, mit breiteren Median- 
und Submarginalbinden. Lombok, Sapit, 2000—4000”, 
Mai bis Juni 1896, 5 d,6 9 (Fruhst. leg.). 

d) wayewa undulata Snellen. (Myc. mineus var. undulata Snell., 
T. v. E., 15890—1891, Vol. 34; Vol. 45, p. 76 als Mye. 
blasius oder perseus. Varietät.) Patriä: Flores. 


15. Mycalesis mynois Hew., Ex. Butt., III, Myc., 1864, 
Pl. 5, Fig. 29, 30. 

Jatana mynois Moore, Trans. Ent. Soe., 1850, p. 164. 

Von dieser durch ihre Kleinheit und hervorstechende Färbung 
auffallenden Spezies, die sich eng an mineus anschließt, sind bisher 
Lokalrassen nicht bekannt. 

Patria: Timor (Type), Wetter, 5 d, 1 9 (Coll. Fruhbst.). 

Aus Neu-Guinea ist eine „Calysisme* von Tryon beschrieben, 
deren Diagnose ich nicht nachlesen konnte, weil das Originalwerk 
in den Berliner Bibliotheken fehlt. Es ist dies 

19. Mycalesis pernotata Tryon. (Rhop. Brit. Neu-Guinea; 
Report Administr. Brit. New-Guinea, II, App. V. Brisbane, 1590.) 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 155 


Unbekannt geblieben ist mir auch 


20. Mycalesis infuscata Macleay, Proc. Ent. Soc. N.-S.-W., 
1366, p. 53. 
Calysisme infuscata Waterhouse, Cat. Rhop. Austr., 1903, p. 15. 
— Patria: Cap York und Pt. Darwin. 


21. Mycalesis horsfieldi Moore. 

(Calysisme horsfieldi Moore, Lep. Ind., Vol.I, 1890, p. 197, Pl. 66, 
Fig. 2, 2a und Fig. b, J’, wet season; Pl. 66, Fig. 2e, dry 
season.) Java, Sumatra, Nias. 

Mycalesis pandorus (!!) Haase, „Iris“, 1886, S. 105. Beschrei- 
bung des dick aufgetragenen silberweißen, seidenglän- 
zenden Duftfleckes der Hinterflügel. 

Diese distinkte Art ist von allen Verwandten dadurch zu unter- 
scheiden, daß sich distal vom Speculum der Hinterflügel noch ein 
schmaler, langer Androkonienfleck, aus gelblichweißen, ungewöhn- 
lich großen Schuppen bestehend, befindet, der in keulenförmiger 
Gestalt aus dem zentralen, mit ebensolchen Schuppen gefüllten Napf 
des Speculums herauswächst und nur teilweise vom analen Duft- 
haarbüschel überdeckt wird. 

Die stark glänzende Reibefläche der Vorderflügelunterseite trägt 
einen sehr großen ovalen, mit braunen Schuppen gefüllten Napf 
an der Submediane, der bei den einzelnen Lokalformen ungleich, 
aber stets etwas größer als bei mineus L. angelegt ist. 

Horsfieldi findet sich in allen größeren Sammlungen als „mi- 
neus“ eingereiht und eine genaue Prüfung des aufgestapelten Ma- 
terials würde noch manche verkannte Lokalform ergeben. 


Einige neue Formen bin ich in der Lage hier zu beschreiben: 

Mycalesis horsfieldi niasana nov. subspee. 

(Cal. horsfieldi Moore pro parte. Nias.) 

Kleiner als Exemplare aus Sumatra, Vorderflügelunterseite mit 
wenigeren, aber größeren und breiter gelb umringelten Ozellen als 
horsfieldi von Java. 

9. Diskalbinde der Flügelunterseite breiter, prominenter, ebenso 
die grauweiße Antemarginalzone. 

Patria: Nias, 2 d, 19 ex coll. Staudinger in coll. Fruhst. 


156 H. Fruhstorter. 


Mycalesis horsfieldi hermana nov. subspec. 

(Cal. horsfieldi Moore, 1. e., pro parte. Martin et De Niec6- 
ville, Butt. Sum., 1595, p. 379. Dr. Martin bemerkt, 
daß sich zwar die Raupen von horsfieldi sowie von mi- 
neus und perseus F. sehr ähneln, jedoch die horsfieldi- 
haupen nur seltenere und andere Gramineen als Futter 
annehmen.) Martin, „Iris“, 1895, S. 242—243. Raupe, 
Puppe. 

Mye. polydecta Shelford, nee Cramer, J. R. As. Soc., 1904, p. 94. 


cd. Androkoniennapf der Vorderflügelunterseite reichlich ein 
Drittel größer als bei Java-Exemplaren. 

Unterseite: Diskalbinden schmäler, auf den Vorderflügeln mehr 
und kleinere Ozellen, die nicht zu zwei Gruppen vereinigt sind, 
sondern getrennt stehen, was besonders auch bei dem 9 auffällt. 
Graue Antemarginallinien der Hinterflügel dünner. 

Patria: Sumatra, Borneo. 

Mycalesis horsfieldi enganoensis nov. subspee. 

(Myc. mineus Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1904, S. 187.) 

Größer, dunkler als horsfieldi Moore aus Java, Sumatra und 
Borneo, mit breiteren braunen Ringen der Ozellen auf der Hinter- 
flügeloberseite. 

Unterseite: Medianbinde schmäler, dunkler; die Ozellen deut- 
licher graubraun umringelt, alle graubraunen Antemarginalbinden 
namentlich der Vorderflügel verbreitert. 

Patria: Engano,. April bis Juli 1903. 2 d', 2 9, Coll. Fruhst. 

Mycalesis horsfieldi tessimus nov. subspee. 

Medianbinde aller Flügel grau anstatt weiß, die Umsäumung 
der Hinterflügelozellen schärfer gezähnt und mehr zu deutlicheren 
Binden zusammengeschmolzen. Graue Antemarginalzone der Flügel- 
unterseite schärfer abgesetzt als bei den benachbarten Rassen. 

Patria: Nord-Celebes, Toli-Toli (Fruhst. leg.). 

Mycalesis horsfieldi ptyleus nov. subspec. 

Kleiner und unterseits mit noch prägnanteren und lichteren 
Binden um die Ozellen ausgestattet als tessimus Fruhst. Alle Ozellen 
heller gelb geringelt. 

Patria: Saleyer (19. März 1896, Fruhst. leg.). 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 157 


Mycalesis horsfieldi mucianus nov. subspee. 

Größer als distanti Moore von der malaiischen Halbinsel. 
ÖOzellen mindestens doppelt so groß, deutlich gelb umgürtet, mit 
großer weißer Pupille. 

Distaler Duftfleck der Hinterflügel dunkler als bei allen horsfieldi. 
Meine Exemplare gehören einer ausgesprochenen Trockenform an. 

Patria: Annam, Phuc-Son, Nov., Dez. 1899 (Fruhst. leg.). 


Mycalesis horsfieldi leucino& nov. subspec. 

(Mye. mineus Semper, Schmett. Philipp., Taf. 10, Fig. 11, 12, 

pro parte. 

Calysisme philippina Moore, Lep. Ind., p. 223, nom. nudis pro 

parte. Philippinen. 

Myec. mineus Stdgr., „Iris“, 1889, S. 37, pro parte.) 

oO. Unterseite: Androkoniennapf der Vorderflügel schmäler als 
bei hermana. Ozellen größer, Distalzone aller Flügel breiter und 
liehter grau beschuppt. 

Patria: Palawan, 4 0’ (Doherty leg.), Jolo, 1 0 (Coll. Fruhst.). 


Die horsfieldi-Rassen lassen sich wie folgt aufteilen: 
horsfieldi leucinoE Fruhst. Palawan, Jolo. 


“ fessimus Fruhst. Nord-Celebes. 

+ ptyleus Fruhst. Saleyer. 

y hermana Fruhst. Sumatra, Borneo. 
% horsfieldi Moore. Java. 

& niasana Fruhst. Nias. 

= enganoensis Fruhst. Engano. 

" distanti Moore. Malaiische Halbinsel. 
R mucianus Fruhst. Annam. 


22. Mycalesis visala Moore, Cat. Lep. E. F. C. Mus., 1857, 
p. 230. — Bingham, Fauna India, 1905, p. 60. — Staudinger, 
Exot. Schmetterl., 1888, S. 229, Taf. 82. 

Der Reibefleck der Vorderflügelunterseite ist breiter als bei 
mineus, mit einer sehr großen zentralen Androkonienmulde, die mit 
gelben Schuppen gefüllt ist. 

Speeulum der Hinterflügel mit sehr großem zentralen, gelb 
gefülltem Schuppennapf. 


158 H. Fruhstorfer. 


Von visala sind nur drei Subspezies bekannt: 

a) visala visala Moore. 

Kenntlich an den spitzen Vorderflügeln mit ihren großen 
Ozellen. Die Trockenform hat eine feiner marmorierte Unterseite, 
die mit scharf abgesetzten Binden durchzogen ist. 

Patria: Sikkim, Assam, Birma, Tenasserim, Tandong, 4000’, 
Trocekenform (Fruhst. leg.). 

b) visala andamana Moore. Andamanen. 


c) visala neovisala nov. subspec. 

Oberseite identisch mit visala. Unterseite: Sexualfleck an der 
Submarginale der Vorderflügel dunkler gefärbt als bei visala und 
nur halb so lang. Umringelung der Ozellen und die grauen Median- 
binden prominenter als bei visala. 

3 C', Regenzeitform, Tonkin, Than-moi, Juni bis Juli. 

2 0, 9, Trockenform, Tonkin, Chiem-Hoa, August, September. 


23. Mycalesis subdita Moore. 

Calysisme subdita Moore, Lep. Ind., 1590—1892, p. 194, Pl. 65, 
aRer 

Mye. subdita Bingham, Fauna India, p. 60. — Manders et 
De Nieeville, Journ. As. Beng., 1899, p. 181. — De 
Nieeville, 1. c., 1900, p. 218. Kanara. 

Steht etwa in der Mitte zwischen mineus L. und visala Moore. 

Die Zeichnung der Unterseite erinnert an erstere, die Sexualmakel 


der Vorderflügelunterseite mehr an visala. 
Patria: Ceylon, 1 c‘, Mai 1889 (Fruhst. leg.), Süd-Indien. 


24. Mycalesis perseoides Moore. 

(Calysisme perseoides Moore, Lep. Indiea, Vol. I, Aug. 1891, 
p. 179, 180, Pl. 60, Fig. 2, 2a, b, ec, C‘, 9, ausnahmslos 
„dry season-Form“. 

Calysiısme intermedia Moore, 1. e., p. 187, 185, wet season. 

Mye. perseoides Bingham, Fauna India, 1905, p. 59.) 


o. Sexualflecke der Vorderflügelunterseite länger, breiter und 
heller braun als bei mineus. 

Speeulum der Hinterflügel mit langem schmalen und mit tief- 
schwarzen Schuppen angefülltem Androkonienbecken. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 159 


Die Regenzeitform hat Moore als „intermedia nov. spee.“ be- 
sonders beschrieben. Zwei Subspezies sind bekannt: 


Mye. perseoides perseoides Moore. 
Patria: Birma, Tenasserim, Tonkin, Chiem-Hoa, August, Sept.; 
Than-Moi, Juni, 7 0 (Fruhst. leg.). 


Myc. perseoides nov. subspec. Bingham, |. c., p. 59. Süd- 
Indien. 


Auf Ceylon scheint perseoides repräsentiert durch: 

25. Mycalesis rama Moore. 

(Calysisme rama Moore, Lep. Ind., 1890—1892, p. 196, Pl. 57, 
Kira are 

Myc. rama Bingham, Fauna India, p. 61; Manders et De 
Nieeville, Journ. As. Soc. Beng., 1899, p. 182.) 


Moore hat in den langen Jahren seines Sammelfleißes nur 
ein Exemplar zu Gesicht bekommen; auch De Nie&ville empfing 
nur ein Stück aus Udagama leihweise. 

Patria: Ceylon, 1 d‘, 1889 (Fruhst. leg.). 

Ein d der Trockenform befindet sich im Berliner Museum. 


Siüd-Indien beheimatet zwei weitere Spezies, die zur (alysisme- 
Gruppe gehören: 

26. Mycalesis oculus Marshall, 1880. (Literatur bei Bing-. 
ham, Fauna India, p. 62, Pl. II, Fig. 10.) 

Androkoniennapf der Vorderflügelunterseite rundlich, mittel- 
groß, mit schwarzen Schuppen gefüllt, jener der Hinterflügelober- 
seite etwas größer, gleichfalls mit schwarzen Schuppen, von einem 
sehr kurzen, dünnen, graubraunen Strahlhaarpinsel überdeckt. 

Süd-Indien, Trichinopolis, &', 9 (Coll. Fruhst.). 


27. Mycalesis adolphei Guer. (Bingham, 1. e., p. 61, 
Fig. 18, '.) 

Diese Spezies scheint sehr selten zu sein und schließt sich 
mit ihren Duftapparaten eng an die vorige an. 

Patria: Süd-Indien, Niigiri-Hills. (Fehlt mir.) 

Hewitson beschrieb adolphei 1364 als omatas, Exot. Butt., 
III, p. 90, Pl. 6, Fig. 40, d. 


160 H. Fruhstortfer. 


28. Mycalesis nala Felder, Wien. Ent. Monatssch., 1859, 
pe... 

(Dalapa nala Moore, Lep. Ind., 1890, p. 223. 

Myec. nov. spec. Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1896, S. 300. Mit 

schwarzem Duftfleck auf den Vorderflügeln.) 

Diese hochinteressante Mycalesis ist von allen bisher bekannten 
asiatischen Mycalesis auf den ersten Blick dadurch zu unterscheiden, 
daß sie auf den Vorderflügeln einen tiefschwarzen Duftfleck trägt, 
und zwar distal von der Zelle zwischen den Radialen und der oberen 
Mediane. 

Dieser Sexualfleck ist an der V. M. etwa 5 mm breit, ver- 
schmälert sich nach oben etwas und besteht aus kurzen, matt 
glänzenden, dicht stehenden Schuppen. 

An der Submarginale befindet sich eine weitere Sexualaus- 
zeichnung, ein kurzer, dünner Büschel brauner Haare, die aus einem 
schmalen schuppenlosen, ziemlich flachen Duftfeld heraustreten, ein 
Merkmal, das nala mit sudra Felder gemeinsam hat. 

Die Hinterflügel tragen dann den üblichen Duftpinsel nahe 
der Basis an der Abzweigung der Subkosta. Dieser Haarpinsel ist 
durchaus hellgelb, während der Wurzelteil des Duftpinsel von sudra 
tiefschwarz bleibt. 

Die Vorderflügel fallen durch ihren scharf geschnittenen, kaum 
gerundeten Apex auf und sind viel spitzer als bei irgend einer 
der übrigen Mycalesis der Sunda-Inseln. 

Auch die Fühler sind wesentlich verschieden, dünner und 
hellgrau, anstatt gelb geringelt wie bei sudra Felder. 

Die Palpen und Füße von »nala hellgrau, jene von sudra 
braungelb. 

Färbung der Flügeloberseite ähnlich jener von sudra, jedoch 
gleichmäßig, dunkel vandykbraun mit einem leichten rotbraunen 
Hauch. 

Flügelunterseite mit Ausnahme der scharf abgesetzten, gelblich- 
srauen Submarginalregion tiefschwarz, so daß die proximale Region 
der Flügel wie mit Samt belegt erscheint. 

Die Vorderflügel tragen sechs, die Hinterflügel sieben kleine 
Ozellen. Alles übrige wie bei sudra, nur erscheint die Submarginal- 
zone verschmälert und mit dunkleren Schuppen überstreut. 


Neue indo-australische Myealesis und Besprechung verwandter Formen. 161 


Patria: Ost-Java, 4 d, 6 9, Zuidergebergde, 1891 (Fruhst. leg.). 

Von Sumatra und Borneo sind seltsamerweise bisher noch 
keine nahestehenden Arten bekannt, während sich in Tenasserim 
und Malakka anazwoides als verwandte Spezies findet. 


29. Mycalesis sudra Felder, Reise „Novara“, 1867, 5. 500, 
Taf. 67, Fig. 10, 9, Unterseite. 


Mye. nala var. sudra Butl., Cat. Satyr. Brit. Mus., 1868, p. 104. 

Dalapa sudra Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 159; Lep. 
Ind., 1890, p. 223. 

Myec. sudra Fruhbst., Berl. Ent. Zeit., 1896, S. 300. 

Mye. nala Fürbringer, Semons Forschungsreisen, Jenaische 
Denkschriften, VIII, S. 236. Botanischer Garten von 
Tjibodas. 


Differiert von »ala durch das Fehlen des subapikalen Duft- 
fleckes, den rundlieheren Flügelschnitt, die in beiden Geschlechtern 
prominenten, braungelb geringelten und etwas kleineren Ozellen 
der Vorderflügel, das Auftreten einer Analozelle beim '. 


Die Flügelform von sudra erinnert etwas an oculatus Marsh. 
von Süd-Indien, gehört jedoch durch das Vorhandensein eines „tufts“ 
an der Submarginale der Vorderflügeloberseite in eine andere Gruppe. 


Unterseite: Vorderflügel beim J und 9 mit nur zwei Ozellen, 
während »ala deren sechs besitzt, von denen einige allerdings nur 
in Gestalt von Pünktchen auftreten. 


Während ich »ala ausschließlich aus dem Osten der Insel 
besitze, wo sie kaum über 1500’ Meereshöhe hinaufgeht, bewohnt 
sudra mehr den Westen, fliegt wohl niemals unter 4000° Höhe und 
war besonders zahlreich auf dem Plateau von Pengalengan, wo sie 
die Unkräuter in den etwas vernachlässigten Kaffeegärten zu tausen- 
den belebte und mit Ypthima so ziemlich der einzige Schmetterling 
war, den man an trüben Tagen fangen konnte. 

Patria: Java. 


30. Mycalesis terminus F. 

(Pap. terminus Fabrieius, Syst. Ent., 1775, p. 488. 

Mye. terminus Waterhouse, Catal. Rhop. Austr. Sydney, 1905, 
p. 14) und 


Z. B. Ges. 58. Bd. al 


162 H. Fruhstorfer. 


Mycalesis remulia Üramer. 
Pap. remulia Cramer, Pap. Exot., IlI, 1782, Taf. 237 E. G., 
d', Regenzeitform, S. 76. „Java“ ex errore. 

Diese beiden bisherigen „Arten“ glaube ich ais Lokalrassen 
einer Spezies behandeln zu dürfen, denn remulia hat mit terminus 
nicht nur dieselbe Färbung, sondern besonders auch alle sekun- 
dären sexuellen Merkmale gemeinsam. Remaulia läßt sich von ter- 
minus, abgesehen von einigen unwesentlichen, zum Teile sogar 
individuellen Ozellenverschiedenheiten, nur absondern durch die ge- 
krümmte (anstatt gerade) rotbraune Medianbinde der Vorderflügel- 
unterseite, welche distal von einer breiteren gelben Zone (dem 
Vorhof der Ozellen) umsäumt wird, hat aber anderseits mit terminus 
sogar die hellgelbliche Grundfärbung gemeinsam. 

Remulia s. str. bewohnt nur die Süd-Molukken, terminus das 
ganze austral-papuanische Gebiet. Kirsch läßt zwar remulia auch 
auf Jobi (neben asophis Hew., die auch nur eine terminus-Form 
darstellt) und Ribbe auf Neu-Pommern vorkommen. Ich vermute 
aber, daß Kirsch eine remulia verwandte Art (vielleicht elia Grose- 
Smith) vor sich hatte und Ribbe identifizierte vermutlich eine 
Trockenform von terminus matho Grose-Smith mit remulia. 

„Iris“, 1559— 1890, II, S. 60 bringt Ribbe ausführliche No- 
tizen über remulia. Nach Ribbes Angaben läßt Hewitson die 
von Wallace gesammelten remulia auf Amboina, Ceram, Buru, 
Waigiu, Ternate und Halmaheira vorkommen. Außerdem schreibt 
Ribbe: „Ich fand auf meiner Reise remulia nur noch in Batjan 
und weichen dieselben von den Ceram-Stücken gar nicht ab.“ 

Es scheint demnach, daß auf Batjan außerordentlich helle 
Exemplare der dortigen terminus-Rasse (pseudasophis Fruhst.) vor- 
kommen. Mir sind so helle Stücke nicht zu Gesicht gekommen, 
trotzdem ich Gelegenheit hatte, die großen Ansammlungen Do- 
hertys und Waterstradts durchzusehen. Auf die Angaben Rib- 
bes fussend, wird es sich jedoch empfehlen, auf Batjan neben der 
dominierenden Hauptform pseudasophis Fruhst. noch remulia 
Cramer als gelegentliche Aberration als forma remulia zu führen. 

Auffallend bleibt immer, daß remulia der Süd-Molukken und 
terminus F. aus Australien sich näher stehen als vremulia und pseud- 
asophis. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 165 


Ehe ich zur Beschreibung der einzelnen Formen übergehe, 
sende ich noch eine Übersicht der Verteilung der Formen voraus: 


terminus terminus F. Regenzeit-, Intermediat- und Trockenform 


von Cap York und Queensland in Coll. Fruhst. 

flagrans Butl. Milne-Bai, Britisch-Neu-Guinea. 

matho Grose-Smith, Neu-Pommern und nova forma — 
remulia Ribbe, „Iris“, 1898, S. 105. 

kyllenion Fruhst. Deutsch-Neu-Guinea. 

atropates Fruhst. Holländisch-Neu-Guinea, Mafor. 

subspee. (— terminus Ribbe, „Iris“, 1886, 5. 32). Aru. 

pallens Obthr. (Mye. asophis var. pallens Obthr., Lep. 
Ocean., 1880, p. 57.) Salwatti. 

terminulus Fruhst. Waigiu. 

asophis Hew. Mysole (Hew.), Jobi (Kirsch). 

pseudasophis Fruhst. Batjan. 

anteros Fruhst. Halmaheira. 

fernatensis Fruhst. Ternate. 

nov. subspee. Neu-Mecklenburg, Neu-Lauenburg. 
(= asophis Ribbe, „Iris“, 1595, S. 106.) 

remulia Cramer. Amboina, Ceram, Saparua, Goram. 

wakolo Fruhst. Buru. 

subspec. Jobi (teste Kirsch). 


Alle terminus-remulia-Formen besitzen gemeinsam die Aus- 
bildung einer breiten schwarzen Schuppenzone am unteren Rande 
des Duftspeeulums der Hinterflügel, die von der Flügelbasis fast 
bis zum Außenrande reicht und bereits von Cramer deutlich ab- 
gebildet wurde. An der Subkosta liegt eine flache, grau gefüllte 
Pfanne, die ein ungewöhnlich dünner schwarzgrauer Duftpinsel 
völlig überdeckt. 


Die Reibefläche der Vorderflügelunterseite enthält kein zen- 
trales Schuppenbecken, ist aber nach oben von einer konkaven Zone 
schwarzgrauer Schuppen begrenzt. 


Mycalesis terminus pseudasophis nom. nov. für Myoe. 
asophis auetores, nec Hewitson. 


Myc. asophis Ribbe, „Iris“, I, S. 205. 


11* 


164 H. Fruhstorfer. 


Hewitson gibt als Vaterland seiner asophis (Exot. Butterfl., 
III, 1562) Mysole an und bildet (Pl. 4, Fig. 20, 21) ein Exemplar 
ab mit zwei Ozellen der Hinterflügel. 

Die Verwandten der Nord-Molukken tragen stets drei Hinter- 
flügelozellen, die Exemplare sind größer und lebhafter in der Färbung, 
die Ozellen der Hinterflügel breiter rotbraun geringelt und die 
blauen Apikalpunkte prominenter. 

Patria: Batjan. 


Mycalesis terminus anteros Fruhst. nov. subspec. 

Mydosama remulia Moore, Trans. Ent. Soe., 1550, p. 171 partim. 

Die Halmaheira-Form differiert von pseudasophis durch die 
srößeren 9 und die blassere Gesamtfärbung. 

Basis der Vorderflügel schwärzlich statt rötlich. Analozellen 
kleiner, der Vorhof bleicher, gerundeter, obsoleter. 

Unterseite: Viel liehter, die distale Zone heller grau; die Ante- 
marginalregion breiter und heller gelb. 

Patria: Halmaheira, August, September (Ing. Hundeshagen 
leg.), 20,2 9 (Coll. Fruhst.); Gilolo (Moore). 


Mycalesis terminus ternatensis nov. subspee. 

Mydosama remulia Moore, 1. e., partim. 

Mye. remulia Fürbringer, Semons Forschungsreisen, Jenaische 

Denksehriften, S. 76. Ternate. 

Bei der Ternate-Form schreitet die Aufhellung noch weiter 
vor, die Basis aller Flügel wird fast grau, der Ozellenhof fast hell- 
gelb. Die Antemarginalzone aller Flügel wird prägnanter. 

Unterseite: Die distale Region aller Flügel gelbgrau anstatt 
srauviolett. Basis hell rotbraun. Antemarginalzone breiter, lichter 
gelbgrau. 

Patria: Ternate (Waterstradt leg.), C, 9 (Coll. Fruhst.). 


Mycalesis terminus wakolo nov. subspee. 


Mye. remulia De Nieev., Journ. As. Soc. Beng. Caleutta, 1898, 
p»311. 

Mye. remulia Holland, Nov. Zool., Vol. VII, März 1900, p. 62. 

Mydosama remulia Moore, 1. e., partim. 

Patria: Buru. 


” ” . Me 
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 165 


Mycalesis terminus kyllenion Fruhst. 

Erinnert in der dunklen Färbung der Oberseite mehr an asophis 
Hew. als an terminus F. und steht am nächsten flagrans Butl. von 
Britisch-Neu-Guinea. 

Der gelbliche Hof der Vorderflügelozelle ist jedoch etwas 
dunkler als bei flagrans. 

Unterseite: Distalregion aller Flügel reicher violett, Basis tiefer 
braun, die gelbliche Antemarginalzone schmäler, satter im Ton. 
Die distale gelbliche Begrenzung der rotbraunen Medianbinde 
schmäler, dunkler. 

Patria: Deutsch-Neu-Guinea, 2 5 (Coll. Fruhst.). 

Mycalesis terminus atropates Fruhst. 

Kleiner als Ayllenion, die gelbliche Ozellenumrahmung der 
Vorderflügel reduziert, verdunkelt. Der Ozellenhof proximal ge- 
rundet, nieht scharf abgeschnitten wie bei kyllenion. 

Unterseite: Antemarginallinien aller Flügel stärker gewellt, 
die angrenzende Zone heller, mehr grauviolett. Die kleinen Vorder- 
flügelozellen prägnanter, gleichartiger. Die Binde innerhalb der 
Ozellen grauweiß anstatt gelblich. Flügelbasis heller braun. 

Patria: Dorey, Hattam, Holländisch-Neu-Guinea, 7 J, Insel 
Mafor, 2 9 (Coll. Fruhst.). 

Mycalesis terminus terminulus Fruhst. 

Mye. terminulus Staudgr. i. 1. 

Mydosama remulia Moore, Trans. Ent. Soe., 1880, p. 171 partim. 


Noch etwas kleiner als atropates. Basis der Vorderflügel röt- 
licher, Ozellen kleiner, deren gelblicher Vorhof rundlicher. 

Unterseite: Wesentlich dunkler als bei Exemplaren von Hol- 
ländisch-Neu-Guinea. Die Ozellen kleiner, deren Umgebung beider- 
seits gleichmäßig grauviolett, so daß die Submarginalbinde sich nicht 
deutlich abhebt. — Patria: Waigiu, 2 C (Coll. Fruhst.). 


Die Buru-Form von terminus ist wie üblich heller als ihre 
Schwestern von den Süd-Molukken (wakolo m.). 

Oberseite: Der gelbe Fleck in der Zelle und die Ozelle zwi- 
schen den Medianen kleiner als bei remulia, Ozellen der Hinterflügel 
mit kleinerem schwarzen Kern, aber ausgedehnter und heller gelb- 
licher Peripherie. 


166 H. Fruhstorfer. 


Unterseite: Der grauschwarze Apikalbezug der Vorderflügel 
und die ebenso gefärbte Verbindung der Hinterflügelozellen fehlen. 
Antemarginalbinde beider Flügel lichter gelb. Alle Ozellen kleiner, 
heller geringelt und proximal ausgedehnter und fahler gelb begrenzt. 

Patria: Buru. Name nach dem noch unerforschten Wakolo- 
See im Innern der Insel. 


Mycalesis terminus remulia Üramer. 

(Pap. remulia Cramer, 1. e. 

Mye. remulia Pagenstecher, Nass. Jahrb. f. Naturk., 1884, 
S. 177. Amboina. — Röber, T. v. E., 34, p. 315. Goram. 
— Pagenstecher in Kückenthal, Ergebnisse zool. 
Forseh., S. 408. Frankfurt, 18597. Celebes. Fundort falsch, 
gemeint ist ötys Feld. 

Mydosama remulia Moore, Trans. Ent. Soe., 1880, p. 171 part.) 

Patria: Amboina, Ceram, Saparua, Goram. 


Mycalesis terminus flagrans Butl. 

Myc. flagrans Butl., Ann. Nat. Hist., 1876, p. 243. 
Mydosama flagrans Moore, Trans. Ent. Soe., 1850, p. 171. 
Myec. terminus Fürbringer, Jenaische Denkschr., VIII, 5. 236. 
Patria: Britisch-Neu-Guinea, Milne-Bai (Coll. Fruhst.). 


Mycalesis terminus subspec. 

Myec. remulia Kirsch, Lepid.-Fauna Neu-Guinea, 1576, S. 119. 

Mit nach innen sehr scharf begrenztem gelben Fleck der 
Vorderflügel (vielleicht elia Grose-Smith). 

Patria: Jobi. 

Die terminus-remulia-Gruppe findet eine natürliche Fortsetzung 
in der Celebischen Subregion, wo sie durch ifys Felder vertreten 
ist, während wir sie auf den Philippinen durch :ta Feld. und deren 
Rassen und auf Borneo in amapita Moore wiederfinden. Die west- 
lichsten Vorposten gehen bis Ceylon (patnia Moore) und Süd-Indien 
(patnia jumnonia Butl.), während von Java remulia-Repräsentanten 
bisher nicht bekannt wurden. 

In Celebes hat sich die remulia-Färbung noch gut erhalten, 
auch die Hinterflügel-Duftmerkmale bleiben unverändert, dagegen 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 167 


fehlt dem Reibefleck der Vorderflügelunterseite die obere schwarze 
Schuppenbesäumung. 

Bei anapita und einigen ita-Formen verfärbt sich bereits der 
Duftbüschel, der gelb wird, und als Begleiterscheinung ist die Pfanne 
des Speeulums hellgrau oder gelblich statt schwärzlich ausgefüllt. 

Anapita und. marginata Moore tragen noch keinen zentralen 
Schuppennapf in der Reibefläche der Vorderflügelunterseite, der bei 
einer ita-Form von den Jolo-Inseln schon leicht angedeutet, bei 
anderen ita-Rassen jedoch reichlich mit rotbraunen Schuppen aus- 
gefüllt ist und dadurch sofort in die Augen fällt. 


al. Mycalesis itys Felder, Reise „Novara“, Lep., III, 1867, 
S. 503. Celebes, Lorquin. 

Itys zerfällt in vier Rassen: 

a) vtys itys Felder. Minahassa. 

Vorderflügellänge 26 mm. 

b) ıtys remulina Fruhst. 

Mye. remulina Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1597, S. 1i8. 

Vorderflügelläinge 24 mm. Dunkler, Ozellen größer, die rot- 
braunen Medianbinden der Flügelunterseite breiter als bei itys. 

Patria: Toli-Toli, November, Dezember 1895 (Fruhst. leg.). 

c) itys subspee. 

9. Vorderflügel im Diskus und an der Basis ebenso aufgehellt 
wie bei dewamenus dinon Hew. Distalzone der Hinterflügel mit 
hellgelblicher Antemarginalbinde, Ozellen heller geringelt als beim J.. 
Unterseite hellgelb mit schmalen, hell rotbraunen Längsbinden. 

Patria: Süd-Celebes, Lompa Battan, März 1896 (Fruhst. leg..). 


d) itys sulensis Grose-Smith. 

Mye. sulensis Gr.-Smith, Rhop. Exot., II, Mye. IV, Fig. 10, 11,0. 

Patria: Sula (Wallace leg.; aus der Wilson Saunders Samm- 
lung, die Grose-Smith erworben hatte). 


32. Mycalesis ita Felder, Wr. Ent. Monatsschr., VII, 1863, 
S. 125; Reise „Novara“, III, 1867, Taf. 48, Fig. 8, 9, 9, Ober- und 
Unterseite. 
Mydosama ita Semper, Schmett. Phil., 1887, S. 54, Taf. 10, 
Fig. 7 d, Fig. 8 9; 8. 35, Fig. 12 Z’, Adernetz. 


1 


65 


H. Fruhstorfer. 


Die bisher bekannten Formen von ifa Felder betrachtete ich 


entgegen Sempers Ansicht, 1. e., 8. 54, als zu einer Spezies ge- 
hörig, weil sich sowohl in der Zeichnung als bei den Duftapparaten 
verbindende Zwischenstufen von der einen zur anderen Inselform 
ergeben. 


Die Rassen der Nord-Philippinen bleiben heller als jene der 


Mindanao-Gruppe. 


[4 


di. 


d. 


Wir kennen bisher: 


. Duftpinsel schwarz. 


% 


Duftschuppen der Submarginale der Vorderflügelunterseite rot- 
braun. 
ita sta Felder. Luzon, Babuyanes, Bohol. 
ita subspee. Guimaras, 0‘, 9, „differiert von jenen von Luzon, 
aber nicht gut genug erhalten, um eine neue Art zu 
begründen“. Semper, 1. ce. 


. Duftschuppen dunkelgrau. 


ita Felderi Butl. 
(Mye. Felderi Butl., Catal. Satyr. Brit. Mus., 1868, p. 144, 
Pl. IIE, Fig. 5, d. — Semper, 1. c., 8.54. — Fruhst., 
Berl. Ent. Zeit., 1900, S. 11.) 
Patria: Mindanao, Siargao (Semper), Bazilan (J’, 9, 
Coll. Fruhst.). 


. Duftschuppen hellgrau. 


Mycalesis ita jolana nov. subspee. 

Die neue Lokalrasse stellt die primitivste ita-Form dar. 
Der Schuppennapf an der Submarginale der Vorderflügel- 
unterseite ist kaum zu erkennen, flach und mit hellgrauen 
Schuppen belegt. 

c'. Oberseite lichter grau als bei Frelderi von Bazilan, 
Analozellen der Vorderflügel von einem proximal breiteren 
und lichteren Streifen umgeben. Ozellen heller rötlichgelb 
geringelt. 

Unterseite: Abgesehen vom schwärzlichen Apikalteil 
eicentümlich fein hellgrau, ohne jeden gelblichen Farbenton, 
den alle übrigen ita-Formen aufweisen. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 169 


Diese überaus zierliche Rasse entdeckte Waterstradt 
auf den Jolo-Inseln. 


b) Duftpinsel der Hinterflügel gelblich. 
Duftschuppen rotbraun. 
ita palawensis Fruhst. 
(Mydosama Felderi palawensis Fruhst., Berl. Entom. 
Zeit, 2900, 8. 11.) 
Patria: Palawan (d', 9, Coll. Fruhst.). 


33. Mycalesis anapita Moore, Cat. Lep. E. I. C., 1557, p. 232. 
— Distant, Rhop. Malay., 1886, p. 418, Pl. 39, Fig. 5. — Martin, 
Butt. Sumatra, 1895, p. 380; „Iris“, 1895, S. 245. — Hagen, Berl. 
Ent. Zeit., 1892, 5.144. Banka. — Snellen, T.v. Ent., 1890, p. 287. 

Sumatra (?) (Moore), Malaiische Halbinsel, Borneo; Nord- und 
Süd-Borneo (Coll. Fruhst.), Banka (Hagen), Billiton (Snellen). 

34. Mycalesis marginata Moore. 

Mydosama margınata Moore, Trans. Ent. Soc., 1551, p. 317. 

Martin, Butt. Sumatra, p. 380; „Iris“, 1395, S. 249. 


Mit zwei Lokalrassen: 


marginata marginata Moore. Sumatra, 3 d', 2 9, Montes Battak. 

marginafa pitana Stdgr., „Iris“, IX, 1896, S. 230. — Shel- 
ford, J. R. As. Soe., 1904, Nr. 14, p. 94—95. — Nord-Borneo, C, 9, 
Kina-Balu (Coll. Fruhst.). 

85. Mycalesis patnia Moore. 

(Literatur bei Bingham, Fauna India, 1905, p. 66, Pl. I, 

one) 

Staudinger, Exot. Schmetterl., 1888, S. 230, Taf. 82, d. — 

Manders et De Nicev., Journ. As. Soc. Beng., 1899, 
p- 183. 

Diese reizende Spezies ist zweifellos die zierlichste der be- 
kannten Mwycalesis. Duftapparate ete. wie bei ia. Das Andro- 
konienbecken der Hinterflügel enthält tiefschwarze Schuppen. 

Zwei Subspezies, die bisher ständig als „Spezies“ betrachtet 
wurden, trotzdem sie nur durch leichte Färbungsanomalien differiren. 

a) patnia patnia Moore, 15857. Ceylon, Mai 1559 (Fruh- 
storfer leg.). 


170 H. Fruhstorfer. 


b) patnia junonia Butler, 1865. (Vide Bingham, Fauna 
Indsa, 1. e;, "Pl. Red27) 

Patria: Süd-Indien, Karwar, 2 d, 19 (Coll. Fruhst.). 

Patnia ist nach Manders (l. ec.) auf Ceylon gemein, weit ver- 
breitet und steigt zu bedeutenden Höhen empor; wurde rings um 
Kandy am häufigsten beobachtet. 

Die Saisonformen sind streng geschieden; die Regenzeitform 
sehr dunkel, besonders auf der Unterseite. 


36. Mycalesis Moorei Felder, Reise „Novara“, 1867, 8. 502, 
Taf. 67, Fig. 9. — Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1896, S. 300. 

Indalasa Moorei Moore, Trans. Ent. Soe., 1880, p. 166; Lep. 

Ind., p. 223. 

Diese aparte Spezies ist bisher als ausschließliche Bewohnerin 
von Java bekannt, wo ich sie zudem nur im Osten der Insel bis 
etwa 2000° Meereshöhe antraf. 

Moorei gehört zu den Waldbewohnern, geht aber auch ge- 
legentlich in Kaffeegärten, besonders während der Regenzeit, wenn 
in diesen das Unkraut reichlich wuchert. 

Auf Moorei basierte Moore sein Genus „Indalasa“, das von 
Calysisme de facto durch nichts differiert. 

Die Vorderflügel zeigen unterseits am Analrand der Flügel- 
basis einen mit grauen spezialisierten Schuppen belegten, proximal 
spitzen, distal verbreiterten länglichen Fleck. Das Androkonien- 
becken hat die Größe wie bei mineus L. und ist mit schwärzlichen 
Schuppen gefüllt. 

Hinterflügeloberseite mit relativ großem Androkoniennapf, der 
sraubraune Schuppen enthält, über die ein dünner, gelblicher, weißer 
Strahlhaarpinsel hinwegragt. 


Von Moorei erscheinen zwei recht gut unterschiedene Saison- 
formen, nämlich: 

«. forma temp. pluv. Moorei Felder, wie sie deren Autor ab- 
bildet, mit einer großen und 2—3 kleinen Ozellen der Vorder- 
flügel und sieben deutlichen Ozellen der Hinterflügelunterseite, und 

ß. forma temp. sice. kolita nova. 

Unterseite: Distalsaum aller Flügel lichter, Ozellen der Vorder- 
flügel fallen entweder völlig aus oder sind zu Punkten reduziert. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. rt 


Distalsaum der Oberseite namentlich beim 9 stark aufgehellt. 

Patria: Ost-Java. 

37T. Mycalesis fusca Felder. 

Dasyomma fuscum Felder, Wiener Entom. Monatssehr., 1360, 
S. 401. 

Mydosama fusca Moore, Trans. Ent. Soe., 1550, p. 170; „Iris“, 
1895, S. 244; Lep. Ind., p. 223. 

Martin, Butt. Sumatra, 1895, p. 350. Häufig im Walde und 
am Fuße der Berge, auch in der Ebene nahe den Flüssen. 

Hagen, Berl. Ent. Zeit., 1892, S. 144. Banka. 

Myc. margites Hew., l. c., V, Myec., 1874, Pl. 9, Fig. 59. 


Vier Subspezies: 
a) fusca fusca Felder mit «. 9 forma macularia Fruhst. 


In West-Sumatra kommen neben fusca-Weibehen, wie sie 
Distant, Rhop. Malay., Pl. 5, Fig. 1 abbildet, auch 9 vor, bei 
denen die Ozellen der Hinterflügeloberseite namentlich distalwärts 
von einem breiten, rotbraunen Saum umgürtet sind (9 forma macu- 
larıa m.). 

Patria: Umgebung von Padang; malaiische Halbinsel, Banka. 


b) fusca diniche Hew. 
Mye. diniche Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862, Pl. 4, Fig. 23; 
J. L.S. Z., VIII, 1865, p. 146. 

Javanische fusca sind kleiner als typische Exemplare von der 
Malaiischen Halbinsel und auf der Unterseite der Vorderflügel dunkler, 
auf jener der Hinterflügel viel heller. 

Die Hinterflügel weisen namentlich zu beiden Seiten der 
Ozellen eine breitere und heller rotbraune Besäumung auf. 

Patria: Java, Palabuan, Januar 1892, 4 d (Fruhst. leg..). 

Diniche ist selten auf Java und wurde von mir nur in den 
Wäldern am Südstrande beobachtet. Aus Ost-Java bekam ich die 
Art nie zu sehen. Das 9 ist mir unbekannt geblieben. 

Kirby, Catalogue, 1872, p. 92, sowie Distant und Moore 
haben Unrecht, wenn sie diniche als Synonym zu Mycalesıs fusca 
Felder ziehen, weil diniche aus Java, fusca von Malakka beschrieben 
ist und beide sehr verschieden sind. 


In H. Fruhstortfer. 


c) fusca adustata Fruhst., Soe. Ent., 1. Sept. 1906, p. 81. 

Die Nordborneo-Form hat sich am weitesten vom nomenklato- 
rischen Typus entfernt und fällt im c’ durch den rotbraunen, beim 
9 durch den hell gelblichgrauen Farbenton der Flügeloberseite auf. 

Die Unterseite ist gleichfalls aufgehellt, namentlich auch in 
der Basalhälfte der Flügel, die hell gelbbraun ist, anstatt schwärzlich 
beschuppt wie bei den übrigen Formen der Sunda-Inseln. 

Die rotbraunen Längsbinden der Hinterflügel schmäler als bei 
fusca Felder von Malakka, alle Ozellen, namentlich auch jene im 
Analwinkel der Vorderflügel sehr viel größer. 

Patria: Lawas, Nord-Borneo (A. Everett leg.), 9, 2 (Coll. 
Fruhst.). 


d) fusca musculus Fruhst., Soc. Ent., 1. Sept. 1906, p. 31. 

Mye. margites Kheil, Rhop. Nias, 1884, p. 19. | 

Die Nias-Form von fusca schließt sich (wie dies auch schon 
bei anderen Arten wiederholt konstatiert wurde) mehr der java- 
nischen Rasse an, als jener von Sumatra. 

Musculus ist noch etwas kleiner als diniche Hew. von Java, 
die Oberseite heller grauschwarz, was namentlich beim 9 auffällt. 

Die Unterseite des 0’ erinnert an diniche, erscheint jedoch 
noch etwas heller und gleichmäßiger rotbraun gefärbt. 

Die rotbraune Einfassung der Hinterflügelozellen ist erheblich 
schmäler, dafür verbreitern sich namentlich beim 9 die hell gelb- 
grauen Ringe, welche die Ozellen umschließen. 

Musculus ist des weiteren dadurch charakterisiert, daß alle 
Ozellen größer erscheinen als bei Sumatra- und Java-Exemplaren. 
Namentlich vergrößert sich die Analozelle der Vorderflügelunterseite. 

Patria: Nias, 2 0,1 9 (Coll. Fruhst.). 


38. Mycalesis orseis Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862, 
Bis 4:Fis.,55:6: 

Bingham, Fauna India, 1905, p. 56. 

Suralaya orseis Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 159; Lep. 
Ind., p. 217—219, Pl. 73. 

Martin, Butt. Sumatra, 1895, p. 378; „Iris“, 1895, S. 241. 
„Ein echter Schmetterling des Hochwaldes mit blauem 
Schimmer auf der Flügeloberseite, wie er so vielen Wald- 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 175 


schmetterlingen in hohem oder geringerem Grade zu 
eigen ist.“ 

Örseis ist die einzige Mycalesis mit blauem Schimmer auf der 
Flügeloberseite der Z‘, der sich jedoch nur bei frischen Exemplaren 
zu konservieren scheint. Stücke, die 15 oder 20 Jahre in den 
Sammlungen stecken, verlieren ihn. 

Distant hat, Rhop. Malay., Pl. 5, Fig. 4, ein frisches d’ als 
nautilus Butler abgebildet. 

Mein Material reicht nicht aus nachzuweisen, daß die malaiische 
Rasse von der sumatranischen differiert, wie ich glaube, und was 
später, wenn genügend 9 vorliegen, leicht zu konstatieren sein wird. 


Differieren die beiden Lokalformen, so haben wir: 


orseis orseis Hew. Sumatra. 

orseis nautilus Butl. Perak bis Tenasserim und Naga-Hills. 

orseis borneensis Fruhst., Soe. Ent., 1906. 

(Suralaya orseis Shelford, R. A. Soe., 1904, p. 95.) 

Patria: Nord- und Süd-Borneo, 4 c’, 3 9 (Coll. Fruhst.). 

Borneo-orseis schillern lebhafter und viel heller violett als 
typische orseis Hew. von Malakka und Sumatra. 

Der eigentümliche schwarze Duftfleck der Hinterflügel ist viel 
kleiner und besteht aus zwei fast völlig isolierten Makeln, die bei 
orseis breit zusammenfließen. 

Die Flügelunterseite ist farbenreicher, alle Linien und Binden 
prägnanter, die Ozellen erheblich kleiner. Die Basalhälfte aller 
Flügel verwaschen und hellgelb anstatt graubraun. 


orseis orsina Fruhst., Soe. Ent., 1. September 1906, p. 81. 

(Mye. orseis Kheil, Rhop. Nias, 1854, p. 19.) 

d. Oberseite: Intensiver violett als Exemplare aus Sumatra 
und Malakka, ohne jedoch ebenso intensiv zu glänzen als orseis 
borneensis Fruhst. 

Unterseite: Alle Ozellen größer als bei den übrigen orseis- 
Rassen, fast ebenso groß als bei Myc. dohertyi Elwes. Die Median- 
binde aller Flügel breiter, die Ozellen jedoch schmäler grau um- 
randet als bei orseis Hew. 

Basalhälfte aller Flügel rot- anstatt schwarzbraun, wie bei 
den Sumatranern, mehr an borneensis Fruhst. von Borneo erinnernd. 


174 H. Fruhstorfer. 


Die subbasale, schwarze, gekrümmte Linie aller Flügel viel dünner, 
kaum noch zu erkennen. 

Patria: Nias, d, © (Coll. Fruhst.). 

orseis flavotincta Stdgr., „Iris“, 1889, S. 36—37. Palawan. 

orseis nov. subspec. Süd-Celebes. 

(Mye. nautilus Holland, Pr. Boston Nat. Hist. Soc., 1890, p. 57, 

cd’, @ [Doherty leg.].) 

Orseis mit ihren Zweigen schließt sich eng an „Calysisme“ 
an. Die 0 zeichnen sich aus durch einen relativ großen submargi- 
nalen Duftfleck von spezialisierten schwarzen Schuppen zwischen 
den Medianen der Hinterflügel, wie er bei keiner anderen asiatischen 
Art vorkommt. 

Der Androkoniennapf der Vorderflügelunterseite erinnert in 
der Größe an visala Moore, ist bei frischen Stücken mit tiefschwarzen 
Schuppen gefüllt, die sich bei alten Exemplaren ins Bräunliche ver- 
färben. Das Becken der Hinterflügeloberseite ist peripherisch rot- 
braun behaart, darüber ein sehr langer, tiefschwarzer Haarpinsel. 


39. Mycalesis maianeas Hew., Exot. Butt., II, 1864, p. 57, 
Mye., Pl.5, Fig. 27, 28, 0. 
Distant, Rhop. Malay., 1882, p. 48, Pl. 7, Fig. 4, 9. 
Satoa maianeas Moore, Tr. Ent. Soc., 1880, p. 157; Lep. Ind., 
1890, p. 223. 
Shelford, R. A. Soc., 1904, p. 93. 
Patria: Malaiische Halbinsel (Hewitson, Distant), Borneo, 
9,29 (Coll. Fruhst.). 
maianeas maia De Nie£ville. 
Myec. (Satoa) maia De Nieeville, J. A. S. B., 1894, p. 1, Pl. 7, 
Fig. 1, 2. 
Martin, Butt. Sumatra, 159, p. 378. 
Patria: Nordost- und West-Sumatra (Coll. Fruhst.). 


matameas subspec. 

M. maianeas Hagen, Berl. Ent. Zeit., 1592, S. 143. 

Patria: Banka. 

Neben oroatis Hew. die sexuell am luxuriantesten ausgestattete 
Spezies des makromalaiischen Archipels. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 175 


Das Speculum der Hinterflügel ungemein groß, Kostalrand 
stark konkav ausgebogen. Haarpinsel weißlich, Androkonienbecken 
tief, schmal weiß beschuppt. 

Vorderflügel an der Submarginale mit einer blanken Fläche, 
darüber ein gelblicher Duftpinsel. 

Unterseite mit großem hReibefleck und mehlfleckartiger An- 
sammlung weißgelber Schuppen an der Submarginale. 


40. Mycalesis janardana Moore, Catal. Lep. Mus. E. I. C., 
1557, p. 234. Java. 

Martadanda janardana Moore, Trans. Ent. Soc., 1850, p. 169 

partim; Lep. Ind., 1890, p. 223 partim. 

Mye. janardana Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1896, S. 300. Java. 

De Nieeville, Journ. As. Soc. Beng., 1898, p. 677. Balı. 

Myc. janardana Snellen, Lep. Kangean, T. v. E., 45, p. 76. 

Kangean. 

Fürbringer, Semons Forschungsreisen, Jenaische Denk- 

schriften, VIII, S. 255. Buitenzorg. 

Die Namenstype dieser Art kommt nur in Java und Bali vor, 
ist allenfalls auch noch aus Bawean zu erwarten, da sie von Kangean 
schon registriert ist. Janardana fühlt sich besonders heimisch im 
Osten von Java, wo sie in den Kaffeegärten von der Ebene bis 
ca. 4000° hinauf geht. 

Janardana mit ihren Ausläufern ist wohl die am leichtesten 
zu erkennende Mycalesis, sie steht unter ihren indischen Verwandten 
ganz isoliert, indem die Hinterflügel kostalwärts zwei getrennt 
stehende basale gelbe Duftbüschel tragen, während die übrigen 
Spezies nur einen solchen aufweisen. 


Mycalesis janardana opaculus nov. subspee. 

Mye. janardana Westw., Proc. Zool. Soe., 1358, p. 474. Sangir. 

Mye. janardana var. megamede Holl., Proc. Bost. Soc., 1890, 
p-. 57. 

Mye. janardana var. Rothsch., „Iris“, 1892, S. 433. 

Myec. janardana Shelf. pro parte, R. As. Soc., 1394, p. 94. 
(Hose leg.) 

Mye. megamede Semper, Schmett. Philipp., 1856, S. 53—54. 
Makassar, Tombugu. 


176 H. Fruhstorfer. 


Myc. megamede De Niceville, Journ. As. Soc., 1895, p. 380. 
Sumatra ex errore, Celebes. 

Myec. megamede Pagenst. pro parte, Frankfurt, 1897, S. 407. 
Minahassa. 

Celebes wird von einer distinkten Lokalrasse von janardana 
Moore bewohnt, die nahezu von 10 Autoren bereits erwähnt, aber 
stets verkannt wurde. Die Celebes-Form entfernt sich von der 
javanischen janardana Westw. und megamede Hew. von den Mo- 
lukken so erheblich, daß sie schon längst einen Namen verdient 
hätte, als welchen ich nun opaculus einführe. 

Opaculus ist unterseits auf der Basalhälfte aller Flügel reicher 
und heller grau gesprenkelt als bei den westlicheren Rassen. Die 
Ozellen der Hinterflügel sind etwas kleiner als bei megamede, größer 
als bei sapitana und janardana und heller grau als bei diesen 
letzteren umsäumt. 

Die Medianbinde aller Flügel ist breiter, des weiteren sind 
die Ozellen (innerhalb der grauen Ringe) heller gelbrot geringelt. 

Von megamede Hew. differiert opaculus durch den grauen an- 
statt rotbraunen Anflug der Flügelunterseite und das Fehlen der 
gelblichen Antemarginallinien der Hinterflügeloberseite. 

Patria: Nord- und Süd-Celebes, Salayer (Fruhst. leg.). 


Mycalesis janardana sapitana nov. subspee. 

[Mye. (Martanda) janardana Frubst., Berl. Ent. Zt., 1897, 5. 4.] 

Die Lombok-Form ist unterseits farbensatter, dunkler als opa- 
culus Fruhst. und janardana Moore. 

Unterseite: Medianbinde und Ozellen prägnanter, Ozellen 
dunkler rotbraun und außen heller intensiver grau geringelt. Die 
grauen Ringe werden häufig spitz und die Spitzen verfließen ähnlich 
wie bei vielen Sumatra-Exemplaren mit der grauen Antemarginallinie. 

Patria: Lombok, Sapit, ca. 2000‘, Mai, Juni 1896, 5,19 
(Fruhst. leg.). 


Mycalesis janardana sagittigera nov. subspec. 

(Martanda janardana Martin et De Nieeville, Butt. Sumatra, 
1895, p. 350. — Martin, „Iris“, 1895, S. 243—244. 
Eier, Raupe, Puppe.) 

Distant, Rhop. Malay., 1832, p. 54, Pl. 5, Fig. 2. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 177 


Sumatra-Exemplare sind größer als Javanen. Die Ozellen und 
die Medianbinde der Unterseite größer und breiter. Die Antemarginal- 
linien prominenter. Die Ozellenumringelung noch ausgesprochener 
pfeilförmig-spitz und verschmilzt mit den Antemarginallinien. 

Patria: Nordost- und West-Sumatra, 10 0’, @ (Coll. Fruhst.), 
malaiische Halbinsel (Distant), Banka (Hagen, Berl. Ent. Zeit., 
1892, 8. 144). 

Mycalesis janardana baluna nov. subspee. 

Nach Shelford, Journ. R. As. Soe., 1904, p. 94, selten in 
Borneo, bisher nur zwei Exemplare von Kina Balu bekannt. 

Mein d und 9 ist von Staudinger 1899 gekauft und differiert 
durch die bedeutendere Größe sofort von allen Verwandten. Die 
Oberseite des J' ist lichter grauschwarz. 

Unterseite: Medianbinde schmäler als bei Sumatranern, Ozellen 
erheblich kleiner, Pupille sehr klein, kaum merklich rotbraun, aber 
sehr breit und hellgrau umringelt. 

Patria: Nord-Borneo. 


Mycalesis janardana besina nov. subspee. 

Besina vermittelt den Übergang von megamede der Molukken 
zu opaculus von Celebes. 

Oberseite: Grundfarbe dunkel schwarzbraun mit obsoleteren, 
antemarginalen Linien aller Flügel. 

Unterseite: Grundfarbe gelblichgrau, weder rotbraun wie bei 
megamede, noch grau wie bei opaculus. 

Distaler Saum der schwarzen Medianbinde schmäler, Ozellen 
der Vorderflügel kleiner, je drei durch eine graue Umsäumung 
vereinigt. 

Patria: Sula-Besi (ex coll. Staudinger). 


Von janardana kennen wir folgende Abzweigungen: 
Janardana micromede Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1900, S. 11. Min- 
danao, Bazilan. 
5 megamede Hew. Type von Ternate (1 J', Coll. Fruhst.). 
Halmaheira, Batjan. 


13 besina Fruhst. Sula-Besi. 
„ opaculus Fruhst. Celebes, Saleyer. 
bs sapitana Fruhst. Lombok. 


Z.B. Ges. 58. Bd. 12 


178 H. Fruhstorfer. 


jJanardana janardana Moore. Java. 


5 sagittigera Fruhst. Sumatra, malaiische Halbinsel, 
Banka. 
2 baluna Fruhst. Borneo. 


41. Mycalesis dexamenus Hew. 


Myc. dexamenus Hew., Exot. Butt., III, 1862, p. 83, PI. 3, 
Fig. 17, 13; J. Linn. Soe., VIII, p. 146. — Butler, Cat. 
Satyr. B. Mus., 1868, p. 142. Celebes. — Pagenstecher, 
Kükenthals Ergeb., 1897, S. 408 partim. 

Lohora dexamena Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 175. Ton- 
dano. 


Mye. dexamenus (!) Staudinger, Exot. Schmett., 1838, S. 230. 


Diese der celebischen Region eigentümliche Art zerfällt in 
vier Lokalrassen: 


a) dexamenus dexamenus Hew. 

Type aus Tondano, von Wallace gesammelt. 

Exemplare aus Toli-Toli machen bereits einen wesentlich dunk- 
leren Eindruck als solche der Minahassa und noch düsterer, mit 
oberseits tiefer braunroten Hinterflügeln präsentieren sich solche 
von der Insel Lembeh. 

Dexamenus zählt zu den echten Waldschmetterlingen und wird 
ebenso wie die übrigen gelben Celebes-Mycalesis leicht zur Beute, 
wenn Bananenköder längs Bachläufen an besonders schattigen 
Stellen des Urwaldes ausgelegt werden. Die koketten Falter sitzen 
dann in ihren für Mycalesiden auffallend liehten Gewändern einzeln 
oder zu zweien auf den Früchten, an denen sie so gierig saugen, 
daß sie nur selten die Annäherung des Jägers bemerken. 

Mir fielen auf diese Art mehrere 100 zur Beute. 

Patria: Minahassa (Wallace), Toli-Toli, November, Dezember 
1895 (Fruhst. leg.), 2 d', 1 9, Insel Lembeh, ex Museo Dresden. 

b) dexamenus dinon Hew. 

Mye. dinon Hew., l.e., 1864, p. 88, Pl.5, Fig. 31, Makassar; 


J. Linn. Soe., VII, p. 146. — Butler, 1. e., p. 142. 
Öelebes. 


Holland, Proe. Bost. Soe. Nat. Hist., 1890, p. 57. Pare-Pare. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 179 


Rothschild, „Iris“, 1892, S. 433. Süd-Celebes. 
Lohora dinon Moore, 1. e., p. 175—176. Makassar. 


Wegen der breiten, hellgelben diskalen Region der Vorder- 
flügel galt diese Lokalform bisher stets als besondere Art. 

Ich traf sie bis 3000° Höhe und glaube, daß dinon das ganze 
Jahr über fliegt. 

Patria: Makassar (Wallace), Patunuang, Januar 1896 und 
Lompa-Battan, 3000’, März 1896 (Fruhst. leg.). 


c) dexamenus transiens nov. subspec. (Taf. I, Fig. 2, 9.) 

Mye. dexamenus Pagenst., 1. e., S. 403 partim. Douggala. 

Diese eigentümliche Form kombiniert in sich die Charaktere 
von dexamenus von Nord-Celebes. auf der Flügeloberseite und von 
dinon Hew. von Süd-Celebes auf der Flügelunterseite. 

Die Oberseite differiert von dexamenus durch das etwas hellere, 
proximal schärfer abgesetzte, apikale Schwarz der Vorderflügel, in 
dem sich die schwarzen Ozellen deutlicher als bei dexamenus mar- 
kieren. 

Die Hinterflügel erscheinen um weniges heller; bei flüchtiger 
Betrachtung können transiens und dexamenus oberseits leicht ver- 
wechselt werden. 

Mit dinon Hew. von Süd-Celebes besitzt transiens auf der 
Flügeloberseite keinerlei Analogien, weil die bei dinon so mar- 
kante breite, hellgelbe subapikale Schrägbinde der Vorderflügel 
gänzlich fehlt. 

Die Hinterflügel von transiens sind zudem von hellgelber an- 
statt wie bei dinon von schwärzlicher Grundfarbe. 

Die Unterseite von transiens harmoniert dagegen so voll- 
kommen mit dinon, daß sich nur wenige wesentliche Unterschiede 
hervorheben lassen. 

Bei dinon ist nämlich der rotbraune proximale Halbmond von 
der unteren Ozelle durch einen 4 mm breiten gelblichen Hof ge- 
trennt, bei Zransiens dagegen kaum 2 mm entfernt. Bei typischen 
dexamenus von Nord-Celebes verringert sich die Distanz noch mehr 
und der Ozellenhof nimmt eine violette (anstatt gelbe) Färbung an. 

Transiens differiert dann des weiteren noch von dinon durch 
den dunkleren Anflug am Kostalsaum der Vorderflügel, die etwas 


12% 


180 H. Fruhstorfer. 


“ breitere braune Medianbinde und die weniger scharf gezackte in- 
nere antemarginale Wellenlinie der Hinterflügel. 

Dinon und transiens besitzen gemeinsame Sekundär-Sexual- 
charaktere, durch welche sie sich von dexamenus von Nord-Celebes 
entfernen. 

Beiden gemeinsam ist ein schmaler tiefschwarzer Schuppen- 
fleck nahe der Basis auf der Subkosta der Hinterflügeloberseite, 
der distal vom gelblichen Duftpinsel sich bettet und der bei dexa- 
menus von Nord-Celebes fehlt, ebenso bei der verwandten ophthal- 
micus Westwood, bei Haasei Röber von Banggai aber wieder vor- 
handen ist. 

Von ophthalmicus Westw., der tramsiens unterseits etwas ähnelt, 
ist iransiens durch das Fehlen einer postmedianen roten Querlinie 
durch die Vorderflügelunterseite leicht zu unterscheiden. 

Patria: Donggala und Tawaya, August, September (Doherty 
leg.), 2 0, 4,9 (Coll. Frubhst.). 


Aus Celebes sind somit bisher drei dexamenus-Zweige bekannt: 


a) dexamenus dexamenus Hewitson. Nordarm. 

b) u transiens Fruhst. Zentraler Teil. 

c) 4 dinon Hewitson. Südarm. 

Die drei Rassen insgesamt bilden eine „Individuengruppe“ 
im Sinne Jordans!) oder eine „Formenkette“ nach der Bezeichnung 
der Drs. Sarasin,?) die analoge Fälle bei den Konchylien von Ce- 
lebes nachgewiesen haben. 

Dexamenus in ihrer Verbreitung auf der Insel lieferten neues 
Beweismaterial für die Tatsache, daß Celebes häufig von drei Rassen 
einer Art bewohnt wird, was ich (Berl. Ent. Zeit., 1899, S. 50) für 
eine Clerome, Stettiner Ent. Zeit., 1899, S. 150, für Euploeen ete. 
konstatierte. 

Die Mutationsfähigkeit der Duftflecke bei dexamenus bildet 
eine weitere Ergänzung des bei malsara, mausonia und annamitica 
Fruhst. Gesagten. Auch hier ist wieder der springende Punkt die 

!) Der Gegensatz zwischen geographischer und nicht geographischer 
Variation. Zeitschrift für wissensch. Zoologie, S. 161. Leipzig, 1905. 

?) Geologische Geschichte der Insel Celebes auf Grund der Tierverbrei- 
tung, 1901, 8. 4. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 181 


Variabilität der Duftorgane innerhalb einer Spezies und Begründung 
der Modifikationsmöglichkeit durch geographische, respektive klima- 
tische Ursachen. Progression der Duftapparate in regenärmeren!) 
und Reduktion derselben in feuchten?) Landstrichen. 

Mycalesis tilmara Fruhst. (Taf. I, Fig. 5, d‘.) 

Mye. tilmara Fruhst., Soc. Ent., 1. Oktober 1906, p. 97—98. 

cd. Grundfarbe hell orangegelb, ähnlich jener von Myc. oph- 
thalmicus Westw. von Celebes. Vorderflügel mit einem (ähnlich wie 
bei dinon Hew.) breiten, schrägen, schwarzen Apikalfleck, der pro- 
ximal zwischen der mittleren und unteren Mediane etwas aus- 
gebuchtet ist, im apikalen Teil sich bis auf 2 mm der Zelle nähert 
und sich im Analwinkel unter M 3 plötzlich verschmälert. 

Von der Unterseite schlagen zwei schwarze weißgekernte 
Özellen durch. 

Hinterflügel mit zwei schwarzen Antemarginallinien. Die Basis 
etwas dunkler. 

Unterseite: Ziemlich gleichmäßig rotgelb mit deutlichen braun- 
roten Medianbinden und einem auffallend hellgelben Halbmondfleck 
innerhalb der unteren Vorderflügelozelle. Zwei schwarze und eine 
proximale rotbraune Wellenlinie. 

Özellen wie bei dexamenus Hew. von Nord-Celebes, nur etwas 
kleiner und heller braun geringelt. 

Die rotbraune Medianbinde der Hinterflügel schmäler als bei 
dexamenus. Grundfärbung rötlichgelb anstatt schwärzlichbraun und 
der Hof der analen Vorderflügelozelle doppelt so breit und lebhaft 
hellgelb. 

Duftapparat der Hinterflügel ähnlich wie bei dexamenns, der 
Reibefleck etwas größer, heller, Strahlhaarpinsel hellgelb anstatt braun. 

Tilmara ist etwas kleiner als dexamenus und wenn sich Über- 
gänge finden auf den Inseln zwischen Celebes und Sangir, kann 
sie später als Subspezies mit dewamenus vereinigt werden. 

Patria: Sangir, 1 C (Coll. Fruhst.). 


') Süd-Celebes mit trockenem Klima, deshalb lichte Wälder, deren Baum- 
vegetation häufig von Grassavannen unterbrochen wird. 

*”) Nord-Celebes mit nassem Klima und echt tropischem und zusammen- 
hängendem Urwald, der fast immer vom Regen trieft. Im Süden die hellen, 
im Norden die dunklen Formen. 


182 H. Fruhstorfer. 


42. Mycalesis ophthalmica Westw. 


Messaras ophthalmica Westw., Trans. Ent. Soc., 1888, p. 473, 
Pl. XV, Fig. 3. Talisse-Insel. 

Lohora dinon ophthalmica Fruhst., Stettiner Ent. Zeit., 1898, 
S. 269. 


Diese als „Messaras“ beschriebene Spezies schließt sich durch 
ihre Sekundär-Geschlechtsauszeichnungen eng an dexamenus und 
Haasei an und besitzt gemeinsam mit diesen ein schmales matt- 
glänzendes Androkonienfeld der Hinterflügeloberseite, das von einem 
dünnen Duftpinsel überdeekt wird. 

Auf den Vorderflügeln fehlt beiderseits jede Geschlechtsaus- 
zeichnung. Durch unipupillata Fruhst. von Ost-Celebes wird oph- 
thalmicus mit Haasei Röber verbunden, besonders durch die gleich- 
artigen Zeichnungsanlagen der Hinterflügelunterseite und die helle 
Gesamtfärbung. 

Patria: Talisse-Insel (Westwood), Insel Lambeh, Toli-Toli 
(Coll. Fruhst.). 


43. Mycalesis Haasei Röber, „Iris“, 1887, S. 195—194, 
Taf. 8, Fig. 6. 

Geschlechtsauszeichnung wie bei dexamenus transiens Fruhst. 
Androkonienfleck der Hinterflügeloberseite etwas schmäler. 

Zwei Subspezies: 

Haaset Haasei Röber. Bangkai. 

Haasei unipupillata Fruhst. 

Lohora dinon unipupillata Fruhst., Stettiner Ent. Zeit., 1898, 

S. 265—266. 

Viel heller als Haasei, Submarginalbinden der Hinterflügel- 
unterseite stärker gewellt. Die Oberseite der Flügel zeigt große 
Ähnliehkeit mit ophthalmieus Westw. 


44. Mycalesis deianira Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862, 
E15, ‚Hio.at2, 

Mye. dejanira Stdgr., Exot. Schmett., 1888, S. 230. 

Me. dora ‚Hew., Le. 1865.22. 5, Text. 

Lohora deianira Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 176. 

Myec. pandaea Hopffer, Stett. Ent. Zeit., 1574, S. 39. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 183 


Physcon pandaea De Nie£ville, Journ. Beng. Nat. Hist. Soe., 
1898, p. 134 partim. 

Über dieser Art schwebt ein Unstern. Schon Hewitson, der 
das 9 abbildete, gab ihr zwei Namen, während Hopffer 1874 das 
d' für eine neue Spezies ansah, dieses als „pandaea“ beschrieb und 
dadurch wiederum die Synonymie bereicherte. An der Hand der 
Hewitsonschen Type kreierte ich selbst in London eine Lokal- 
form als deianirina und übersah damals, daß Hopffer eine pandaea 
publiziert hatte, konnte mich aber beim späteren Vergleich mit 
Hopffers Type überzeugen, daß sich deianirina als eine wohlspe- 
zialisierte Lokal- oder Zeitform neben pandaea halten läßt. 

Im Sommer 1898 glaubte ich im Banne der Mooreschen 
Mycalesis-Spaltungen diejenigen celebischen Mycalesis, die sich durch 
einen stattlichen Haarbüschel an der Submarginale der Vorderflügel 
hervortun, subgenerisch als Celebina abtrennen zu müssen. 

Fast zu gleicher Zeit trug sich De Nie&ville in Caleutta mit 
derselben Idee und gab ihr durch Kreierung seines „Subgenus 
Physcon“ Ausdruck. 

De Nieeville synonymierte zugleich leichthin deianirina mit 
pandaea trotz der aufklärenden Mitteilung Franeis Herons vom 
British Museum und bildete aus Versehen meine deianirina als 
typische pandaea Hopffer ab, zugleich völlig außer acht lassend, daß 
pandaea nur das d' zu deianira Hew. sei. 


Wir haben es somit mit zwei Rassen, eventuell Formen zu 
tun, und zwar: 


deianira deianira Hew. Nord-Celebes, Tondano, 7, Q (Coll. 
Fruhst.). 


deianira deianirina Fruhst. 

Mye. deianirina Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1897, 5. 117. 

Physcon pandaea De Nieev., nee Hopffer, 1. e., p. 135, Pl. Y, 

Fig. 9, d.. 

Patria: Toli-Toli, November, Dez. 1899, d, 9 (Fruhst. leg.). 

Submarginallinien aller Flügel stärker gewellt. Vorderflügel 
dunkler, Hinterflügel namentlich im Analwinkel heller, Hinterflügel- 
unterseite mit vier anstatt drei Ozellen. 


184 H. Fruhstorfer. 


45. Mycalesis inga Fruhst. 

Oelebina inga Fruhst., Stett. Ent. Zeit., 1898. 

Eine stark verdunkelte rotbraune Rasse von größerem Habitus, 
rundlicherem Flügelschnitt und unterseits viel breiteren, jedoch kaum 
gewellten Submarginalbinden. 

Patria: Sula-Besi, 2 J', 2 9 (Coll. Fruhst.). 


46. Mycalesis erna Fruhbst. (Taf. I, Fig. 1, C.) 

Celebina erna Fruhst., Stett. Ent. Zeit., 1898, 8. 264. 

d. Vorderflügellänge 29 mm. 

Oberseite: Grundfarbe der Flügel rötlichgelb in allen Ab- 
stufungen, am hellsten im Medianteil der Vorderflügel, am dunkelsten 
an der Basis der Hinterflügel. Basis der Vorderflügel ebenfalls 
rötlichbraun angelaufen, ebenso die innere Begrenzung des intensiv 
tiefschwarzen breiten Apikalbezuges, welcher etwas nach innen 
ausgezackt, sich allmählich verschmälernd, nach dem Analwinkel zu 
verläuft. 

Hinterflügel mit schwärzlichem Kostal- und Marginalsaum, 
zwei dünnen Submarginallinien und durchscheinenden Ozellen der 
Unterseite, sonst zeichnungslos. 

Ich fing von dieser hochaparten Art nur ein Exemplar auf 
einem Baumblatte sitzend am Bua-Kraeng, Süd-Celebes, in 5000° 
Höhe im Februar 1896. 


47. Mycalesis aramis Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1866, 
p. 91, Pl. 7, Fig. 43. — Butler, Cat. Sat. Brit. Mus., p. 129. 

Nasapa aramis Moore, Trans. Ent. Soe., 1880, p. 176. 

Nebdara aramis Semper, Schmett. Philipp., 1886, S. 55. 

Aramis steht in der Zeichnungsanlage der Flügelunterseite 
sehr nahe »ala Moore von Java, gehört jedoch wegen ihrer primi- 
tiveren Sekundär-Sexualorgane zu einer ganz anderen Artenreihe. 

Aramis trägt keinerlei Duftorgane auf der Vorderflügelober- 
seite. Der Reibefleck der Unterseite ist schmäler als jener von 
mineus, aber länger, und trägt in seiner Mitte nur einige kaum 
sichtbare braune Schuppen, die ziemlich lose gelagert sind und 
keinen kompakten Fleck bilden. 

Der Duftspiegel der Hinterflügel ist lang, schmal und grenzt 
oberhalb der Zelle an einen etwas schräg distal geneigten, tief- 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 185 


schwarzen, langen Schuppenfleck, wie er bei keiner der bisher 
bekannten indo-malaiischen Mwycalesıs existiert. 

Der übliche Duftpinsel der Hinterflügel ist ziemlich dünn, 
länger und dunkler als bei mineus. 

d‘. Die Grundfarbe oberseits eigentümlich rotbraun, ähnlich wie 
bei merops Grose-Smith und persa Grose-Smith von den kleinen 
Sunda-Inseln. Zwischen den unteren Medianen steht eine mittel- 
große schwarze, weißgekernte Ozelle. Auf den Hinterflügeln schlagen 
zwei schwarze Punkte von der Unterseite durch. Die distale Flügel- 
partie ist ein wenig heller als die basale Region. 

Unterseite: Ähnlich »nala Moore, beide Flügel bis an die scharf 
abgesetzte weißliche Submarginalbinde dunkel rotbraun, wie ein 
Samtbelag. 

Marginalzone bräunlich mit einer schwarzen antemarginalen 
Zickzacklinie. Die Submarginalbinde, welche ähnlich wie bei nala 
verläuft, weißlich mit etwas fleischfarbenem Hauche, kostalwärts 
breiter, analwärts sich wenig verschmälernd. 

Auf den Vorderfligeln zwei weiße Punkte, auf den Hinter- 
flügeln eine Serie von sechs sehr kleinen Ozellen. 

Patria: Luzon, 2 Cd’, anscheinend Bergform (Whitehaed leg., 
Coll. Fruhst.). 

Moore hat für aramis ein eigenes Genus „Nasapa“ ge- 
schaffen, das wie üblich auf Merkmale begründet ist, die eben aus- 
reichen eine Art zu charakterisieren. 

Semper, Schmett. Philipp., stellte aramis in die „Gattung“ 
Nebdara, zu der aramis auch nicht gehört, weil aramis bei Caly- 
sisme eingereiht werden muß. 

„Nebdara“ Moore an sich hat eine gewisse Berechtigung, weil 
alle dazu gehörigen Spezies sich auf der Vorderflügelunterseite 
separieren lassen durch gedrungene, kurze, mehr breite als lange 
Reibeflecke, die stets aus zwei quadratischen Makeln bestehen, 
lebhaft glänzen und keinerlei zentrale Schuppenhäufchen besitzen. 

Diese Merkmale finden sich übrigens noch mehr ausgeprägt 
bei mnasicles Hew., für welehe Moore bereits zwei Jahre früher 
die „Gattung“ Culapa gegründet hat, so daß Nebdara (1880) als 
Synonym mit Culapa (1878) vereinigt werden muß, wenn man 
überhaupt die eine oder die andere Teilgattung anerkennen will. 


186 H. Fruhstorfer. 


48. Mycalesis bisaya Felder, Wr. Ent. Monatsschr., VII, 
1863, S. 127. 

Mye. Semperit Butler, Cat. Sat. Brit. Mus., 1868, p. 137, Pl. 5, 
Fig. 7, &, Unterseite (wahrscheinlich Trockenform). 

Mye. mareotis Hew., Exot. Butt., IV, Mye., 1873, Pl. 9, Fig. 58, 
Q, Unterseite. 

Nebdara bisaya Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 174. 

Semper, Schmett. Philipp., Juni 1857, S.55, Taf. 11, Fig. 2, 
d', Fig. 3, 9, Oberseite. 

Patria: Luzon, Babuyanes. 


bisaya samina nov. subspee. 

cd‘, 9. Habituell größer als bisaya, Ozellen und Submarginal- 
binden prominenter, Duftpinsel graubraun anstatt rötlich. Grund- 
färbung der Flügeloberseite lichter braun. 

Unterseite: Alle Ozellen größer, Distalpartie der Flügel auf- 
gehellt, Antemarginalbinden fast weißgrau. 

Patria: Mindoro, JS’, Q (Coll. Fruhst.). 


49. Mycalesis tagala Felder, 1. e., S. 126; Reise „Novara“, 
18675. Tar.. 07% JEie77,.8, 8% 

Nebdara tagala Moore, 1. e. 

Semper, 1. c., 8.56, Taf. 35, Fig. 13, Adernetz. 

Patria: Luzon, Guimaras, Burias. 


tagala semirasa!) nov. subspec. 

Nebdara tagala var. a) Semper, Schmett. Philipp., S. 56. 

Myec. bisaya Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1900, S. 11. 

d‘. Basalhälfte aller Flügel lichter braun; Distalpartie aus- 
gedehnter schwarz bezogen als bei Zagala aus Luzon und Palawan. 


Q. Basalwärts noch heller als Sempers Fig. 3 (l. e., Taf. 11) 
von bisaya aus Luzon, sehr helle Submarginallinien der Hinterflügel. 


Unterseite: Dunkler als Mindoro- und Palawan-Exemplare, 
fast schwarzbraun, mit stark gewellter, breiter dunkelbrauner Be- 
srenzung der grauen Postmedianbinde. Antemarginalpartie aller 
Flügel lichter grau als bei palawana und mindorana. 


1) — halbgeschoren. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 187 


Patria: Bazilan, d, 2 9 (Doherty leg., Februar, März 1898); 
Bohol, Leyte, Mindanao (Semper). 


tagala mindorana Frubhst. 


Nebdara tagala mindorana Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1900, 
S. 11—12. 

Nebdara tagala var. b) Semper, 1. ce., S. 56, Taf. 11, Fig. 1, 
d', 8. 328. 

Mye. tagala var. bisalica Stgr. 1.1. 

Patria: Mindoro, 1% (Coll. Fruhst.). 


tagala palawana nov. subspec. 

Mye. tagala Stgr., nec Felder, „Iris“, 1859, S. 37—38. 
Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1900, S. 11. 

Nebdara tagala Semper, 1. e., S. 328, nahe var. a) Semper. 


Oberseite dunkler als bei semirasa Felder, mehr rötlich- als 
gelbbraun. 

Unterseite: Distalpartie stark verdüstert, C mit schwärzlich- 
violetten anstatt weißen, © mit hellrot- anstatt schwarzbraunen 
Medianbinden. 

Özellen ober- und unterseits viel kleiner. 

Patria: Palawan, 3 d, 19 (Doherty leg., Januar 1898). 

Über die Arten der „Untergattung“ Nebdara herrscht noch 
große Ungewißheit, verursacht durch das geringe Material, das bis- 
her aus Europa kam. 

Semper war geneigt, zwei Parallelspezies anzuerkennen: 
bisaya Feld. und tagala Feld., die er durch die distale oder proxi- 
male Stellung der Ozellen trennt. Mir erscheint es aber nicht ganz 
ausgeschlossen, daß es sich nur um eine Spezies handelt, die in 
wohl ausgeprägten Zeitformen auftritt. So liegen mir aus Mindoro 
Mycalesis mit aufgehellter, lichtbrauner Flügelbasis, gelblichem Ab- 
domen und schmalen Flügeln (tagala) sowie solche mit gleichmäßig 
dunkler Grundfärbung, braunem Abdomen und rundlichen Flügeln 
(bisaya) vor. 

d. Duftpinsel der tagala-Reihe gelblich, der bisaya-Reihe 
graubraun, konform der Grundfarbe. Die Submarginallinien der 
Hinterflügeloberseite der bisaya-Serie heben sich deutlicher als bei 
den tagala-Rassen ab. 


188 H. Fruhstorfer. 


Da auch meine 11 Exemplare von vier Fundorten keine genaue 
Definition zulassen, ließ ich die Sempersche Artenverteilung be- 
stehen, die ich in obiger Weise ergänzte. 


50. Mycalesis amoena Druce, Proc. Zool. Soc., 1873, p. 339, 
21.32, Bıc. 1’ 

Nebdara amoena Moore, Tr. Ent. Soc., 1850, p. 174. 

Shelford, Roy. As. Soc., 1904, p. 95. 

Patria: Nord-Borneo, Kina-Balu, 2 d', 19 (Coll. Fruhst.). 


Bl. Mycalesis kina Stdgr., „Iris“, V, 1892, 8. 451. 

Nebdara kina Shelford, 1. e. 

Patria: Kina-Balu, 1 c’; Lawas, Nord-Borneo, 1’ (Coll. Fruhst.). 

Kina Stdgr. ist ausgezeichnet durch einen grau beschuppten, 
langen, schmalen, spitzen Duftstrich, der auf der Flügelunterseite 
von der distalen Partie des Reibefleckes (von der Submediane an) 
schräg nach unten in proximaler Richtung verläuft. 

Amoena und kina, die sich unterseits eng an tagala an- 
schließen, bringen ein philippinisches Element in die Borneo-Fauna 
und könnten wohl über die Philippinen-Landbrücke nach Borneo 
gelangt sein. 


52. Mycalesis mnasicles Hew., Exot. Butt., III, Mye. V, 
1864, Fig. 32—33, Cd’. Sumatra. — Martin et De Nicev., Butt. 
Sumatra, 1895, p. 380. — Martin, „Iris“, 1895, S. 243; selten in 
Wäldern und Pfeffergärten. — Shelford, J. R. As. Soc., 1904, p. 94. 

Patria: Sumatra, d, 9, Süd-Borneo und Pontianak, 5 J’ (Coll. 
Fruhst.). 

Die kontinentale Rasse führe ich als: 

Myc. mnasicles perna Fruhst. (Soc. Ent., p. 83, 1. Sep- 
tember 1906) ein. 

Myc. mnasicles Marshall et De Nieev., Butt. India, I, 1883, 

p. 126, Pl. 16, Fig. 51; Distant, Rhop. Malay., 1886, 
p. 417, Pl.38, Fig.5; Moore, Lep. Indiea, I, p. 199, 
Pl. 67, Fig. 1—-1a, Cd, 9; Bingham, Fauna India, I, 
p- 62. 

Die genannten Autoren übersahen, daß Hewitsons Type aus 
Sumatra eine rötlichgelbe Grundfarbe der Flügeloberseite aufweist, 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 189 


während kontinentale Exemplare (wie dies Bingham ganz richtig 
bemerkt) dunkel vandykbraun aussehen. 

Außerdem sind die Vorderflügelozellen von perna mindestens 
nochmal so groß als bei mmasicles, die rotbraunen Submarginal- 
und Medianbinden der Flügelunterseite stärker gewellt und alle 
Ozellen prägnanter. 


Die Duftbüschel der Hinterflügeloberseite von perna setzen 
sich aus braunen anstatt gelblichen Haaren, wie bei mnasicles, zu- 
sammen, so daß sich perna als eine wohl abgegrenzte Subspezies 
erweist. 

Patria: Tonkin, Chiem-Hoa, August bis September 1900, d', 
2 (Fruhst. leg.); Bhamo, Tavoy (Moore). 

Nach Moore häufig am Salwin-Fluß in Ober-Birma. Nach 
Bingham und Limborg fliegen sie in Tenasserim, wo sie eminent 
selten und nur im April von 1000—5000° Höhe beobachtet wurden. 
— Perak (Distant). 


55. Mycalesis Duponcheli Gu£rin. 

Zur Duponcheli-Gruppe zählen die prächtigsten Arten und 
Formen des Papua-Gebietes, trotzdem fanden sie bisher nur wenig 
Beachtung. 

Die hierher gehörigen Formen lassen sich leicht erkennen 
durch das helle, leuchtende Gelb der Hinterflügelunterseite, das von 
einer prächtigen rotbraunen Binde durchzogen wird. Auch die 
Hinterflügeloberseite erscheint breit orangegelb gesäumt und findet 
die gelbe Region manchmal auch ihre Fortsetzung im Analwinkel 
der Vorderflügel. 

Die Duftapparate der Duponcheli-Reihe sind sehr einfach, die 
Submarginale der Vorderflügeloberseite trägt gar keine Auszeichnung. 
Der Reibefleck der Unterseite ist ungewöhnlich groß, lebhaft glänzend 
und reicht bis an die Zelle; er zwingt sogar die Submarginalbinden 
im Analwinkel zu einer distalen Ausbiegung, birgt aber keinerlei 
zentrale Schuppenanhäufungen. 

Die Hinterflügel tragen einen ziemlich großen Duftspiegel, 
in welchem sich ein schmales, mit gelblichen Schuppen ausge- 
fülltes Grübehen und neben diesem der übliche gelbliche Duftpinsel 
befinden. 


190 H. Fruhstorfer. 


Wir kennen folgende Abzweigungen: 


a) Duponcheli maforica Fruhst., Soc. Ent., p. 91, 15. Sep- 
tember 1906. (Taf. I, Fig. 5, d'.) 

Maforica differiert von Duponcheli Guer. aus Dorey in folgender 
Weise: 

Oberseite: Grundfarbe heller braun. Die orangefarbene Sub- 
marginalbinde der Hinterflügel schmäler, die von ihr umschlossenen 
Özellen größer, die schwarzen Marginalbinden erheblich breiter. 

Unterseite: Alle Ozellen, namentlich jene der Vorderflügel, 
sehr viel größer und dementsprechend mit breiteren gelbbraunen 
Ringen, die auf den Hinterflügeln zu einer Binde zusammenfließen. 

9. Kleiner, lichter und matter gelb, Submarginalbinde der 
Hinterflügel prägnanter, die Ozellenringe ausgedehnter braun und 
deshalb zusammenschmelzend. 

Die rotbraune Medianbinde der Hinterflügel steiler, gerader 
verlaufend, die Submarginalregion dunkler gelb. 

Patria: Insel Mafor oder Mefor in der Geelvink-Bai, 5 d', 3 9, 
Doherty leg. (Coll. Fruhst.). 


b) Duponcheli roonia Fruhst., Soc. Ent., p. 91, 15. Sep- 
tember 1906. 

Der Satellitinsel-Charakter dieser Form ist noch deutlicher 
ausgeprägt als bei maforica m. 

Das Gelb der Oberseite aller Flügel reduziert, dunkler. 

Unterseite: Die rotbraune Medianbinde aller Flügel ist breiter 
als bei maforica. 

Patria: Insel Roon, Geelvink-Bai, Holländisch-Neu-Guinea, J', 
9, Doherty leg. (Coll. Fruhst.). 

c) Duponcheli kapaura Fruhst., Soc. Ent., p. 91, 15. Sep- 
tember 1906. 

Gestalt kleiner, Grundfarbe tiefer schwarz. Alle Ozellen er- 
heblich reduziert, die gelbe Färbung beider Flügel liehter und 
schmäler als bei Duponchel:. 

Unterseite: Die Vorderflügel fast ebenso dunkel braungrau wie 
bei mineus Stdgr., die distale Region violett anstatt gelb und die 
rotbraunen Medianbinden dunkler und prononzierter als bei Du- 
poncheli. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 191 


Patria: Kapaur, Südwesten von Holländisch-Neu-Guinea (D o- 
herty leg.). 


d) Duponcheli umbonia Fruhst., Soc. Ent., p. 91, 15. Sep- 
tember 1906. 

Myc. Duponcheli Stdgr., Exot. Schmett., 1888, S. 230, Taf. 52. 

d‘. Das anale Gelb der Vorderflügeloberseite fast verschwunden, 
nur noch bei einigen Exemplaren angedeutet. 

Hinterflügel: Die Ozellen beginnen gleichfalls zu obliterieren, 
die schwarzen Submarginallinien fließen nicht mehr zusammen, das 
anale Gelb wird dunkler, fast rotbraun. 

Unterseite: Die Basalregion aller Flügel mehr braun als gelb, 
so daß sich die rotbraunen Medianbinden proximal nicht mehr so 
scharf abheben. Die Irisringe der Ozellen eng aneinandergeschmiegt, 
ohne jedoch (zwischen den Medianen) paarweise zu verschmelzen 
wie bei maforica. 

Q. Das anale Gelb der Hinterflügel beginnt sich zu verdüstern 
und in die braune Basalfärbung überzugehen, während bei den 
übrigen Duponcheli-Rassen das basale Braunschwarz distal scharf 
abgegrenzt bleibt. 

Patria: Waigiu, 4 d’, 1 9, Waterstradt leg. (Coll. Fruhst.). 


e) Duponcheli ewdoxia Fruhst., Soe. Ent., p. 97, 1. Oktober 
1906. (Taf. I, Fig. 4, C.) 

Auf den Vorderflügeln ist das anale Gelb völlig verschwunden 
und auf den Hinterflügeln beobachten wir nur mehr eine deutliche 
schwarze Ozelle. Auch die dritte, innere, schwarze Submarginal- 
binde obliteriert bereits in der Flügelmitte. 

Unterseite: Die proximale Flügelhälfte lichtgelb wie bei dory- 
cus, die distale (Submarginalregion) stark verdunkelt, insbesonders 
ist die so prononzierte weißlichviolette, matt glänzende Binde inner- 
halb der Ozellen verschwunden. 

Die rotbraune Medianbinde der Hinterflügel ist in der Mitte 
etwas nach außen gekrümmt und analwärts schmäler als bei umbonia. 

Patria: 3 d von Fergusson, 2 0’ von Kiriwina, Entrecasteaux- 
und Trobriand-Inselgruppe. 


f) Duponcheli Duponcheli Gu£rin, Satyr. D. Voy. Cogq., 
1829, Pl. 17, Fig.3. 


192 H. Fruhstorfer. 


Satyr. dorycus Boisd., Voy. Astr. Lep., 1832, p. 152. 

Mye. getulia Felder, Wien. Ent. Monatsschr., 1859, 8. 404. 

Myc. Duponcheli Stdgr., Exot. Schmett., S. 230 partim. 

Sevanda Duponcheli Moore, Tr. Ent. Soc., 1850, p. 175. Neu- 
Guinea, Aru. 

Patria: Nordwesten von Holländisch-Neu-Guinea. 


Diese Abzweigungen verteilen sich kurz gefaßt in folgender 
Weise über das Papua-Gebiet: 
Duponcheli kapaura Fruhst. Kapaur, Südwesten von Hollän- 
disch-Neu-Guinea. 


H mafarica Fruhst. Insel Mafor. 
n roonia Fruhst. Insel Roon. 
" subspec. Insel Korrido, teste Kirsch, 1. e. 


umbonia Fruhst. Waigiu, Aru (Moore). 
> eudoxia Fruhst. Fergusson, Kiriwina. 

eminens Stdgr. Deutsch-Neu-Guinea, Milne-Bai, Waigiu, Ka- 

paur (Coll. Fruhst.). 

Eminens scheint Duponcheli in Deutsch-Neu-Guinea zu er- 
setzen, ist jedoch eine gute Art, die auch ins westpapuanische Ge- 
biet übergeht. 

54. Mycalesis eminens Stdgr., „Iris“, VI, 1895, S. 360 — 
362, Taf. 7, Fig. 3. [Unterseite schokoladefarben grau (!), mit zwei 
sehr scharf hervortretenden Augenflecken. Stdgr.] — Grose- 
Smith, Nov. Zool., 1594, p. 365. Biak und Humboldt-Bai. — Hagen, 
Jahrb. Nass. Ver. f. Naturk., 1897, S. 74. — Fürbringer, Semons 
Forschungsreise, Jenaische Denkschr., VII, S. 236. Port Moresby. 

Patria: Deutsch-Neu-Guinea, Milne-Bai, Kapaur, Waiugi) Coll. 
Fruhst.), Biak, Humboldt-Bai (Grose-Smith). 


55. Mycalesis mucia Hew., Exot. Butt., III, Myc., 1862, 
Pl. 2, Fig. 11—12. 

Die Duftapparate dieser Art erinnern durch ihre Organe und 
Verteilung an die sekundären sexuellen Auszeichnungen von Du- 
poncheli Gu£r. 

Die Spiegelfleecke der Hinterflügeloberseite nehmen jedoch 
einen weiteren Raum ein, so daß der mit hellen Schuppen belegte 
Streifen am Kostalsaume der Hinterflügel sich erheblich verschmä- 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Förmen. 195 


lern muß. Muceia zerfällt in mehrere Subspezies, von denen mela- 
nopis Godm. bisher als distinkte Art behandelt wurde. 

Wir kennen: 

a) mucia mucia Hew. (Basalhälfte der Hinterflügeloberseite 
rotbraun.) 

Myc. mucia Hew., I. ec. — Hagen, Tagschmetterl. d. Kaiser 

Wilhelmsland, S. 74. Wiesbaden, 1597. 
Mye. melanopis Grose-Smith (nec Godman), Nov. Zool., 1594, 
p. 360. 

Patria: Deutsch-Neu-Guinea, 6 d', 2 9 (Coll. Fruhst.), Hollän- 
disch-Neu-Guinea, Dorey (Hewitson), Humboldt-Bai (Smith), Insel 
Jobi, 1 C° (Coll. Fruhst.). 

Exemplare aus Deutsch-Neu-Guinea decken sieh nicht genau 
mit Hewitsons Bild und Beschreibung, weil. die Basalhälfte der 
Unterseite aller Flügel gelblich anstatt kreideweiß getönt ist. 


b) mueia melanopis Godman. (Basalhälfte der Hinterflügel- 
oberseite schwärzlich.) 

Myc. melanopis Godm. et Salvin, Proc. Zool. Soc., 1580, Pl. 56, 

Fig. 2. Type von Port Moresby. 

Myec. mucia Stdgr., Exot. Schmett., 1888, S. 230, Taf. 82. 

9. Der Medianteil der Vorderfiügeloberseite viel heller als bei 
mucia, schwarzer Distalsaum der Vorderflügel schmäler, alle Ozellen 
größer, deutlicher weiß gekernt. 

Melanopis hat die eigentümlich grauweiße Hinterflügelunter- 
seite mit mucia typica gemeinsam, von der sie durch die oberseits 
schwärzlichen anstatt rotbraunen Hinterflügel differiert. 

Patria: Milne-Bai, Britisch-Neu-Guinea, 5 d’, 19 (Coll. Fruhst.). 

Melanopis wird noch dadurch charakterisiert, daß auf der 
Submediane der Vorderflügeloberseite sich ein schwarzer Duft- 
fleck einstellt, der bei meinen drei Exemplaren übrigens recht 
ungleich entwickelt ist; bei einem J’ (das infolge seiner hellen 
Färbung und prominent weißgekernten, größeren Ozellen sich als 
Trockenform bezeichnen läßt) wird dieser Duftfleck sehr deutlich 
und mehrere Millimeter lang. 

Meinen sämtlichen mucia aus Bongu fehlt dieser Duftschuppen- 


fleck, ebenso 
Z. B. Ges. 58. Bd. 13 


194 H. Fruhstorfer. 


c) mucia etha nov. subspec. von den Fergusson-Inseln, die 
sich durch die schwärzliche Färbung der Hinterflügeloberseite eng 
an melanopis anschließt und nur oberseits größere Ozellen der Hinter- 
flügel aufweist. 

Die Unterseite von etha ist analog mucia von Deutsch-Neu- 
Guinea mit gelblicher Basalhälfte aller Flügel, kleineren Ozellen 
und breiteren schwarzen Medianbinden. 

Ein prägnantes Merkmal bildet die Stellung der proximalen 
dritten schwarzen Submarginallinie der Vorderflügelunterseite, die 
bei etha viel weiter nach innen gerückt ist als bei melanopis oder 
mucid. 

Patria: Fergusson, d’Entrecasteaux-Inseln, 2 JS (Coll. Fruhst.). 


d) mucia subspec. Patria: Aru. 
Mye. mucia Ribbe, „Iris“, 1896, 8. 82. „Selten, nur einige 
Exemplare bekommen.“ 

Oberthür, l. e., p. 55. Wokan. 

Sevanda mmucia Moore, Tr. Ent. Soc., 1830, p. 175. Aru. 

Exemplare aus Aru blieben mir unzugänglich. Auf den Salo- 
mons-Inseln finden wir maucia in einer vikariierenden, aber wohl- 
differenzierten Art wieder als 


56. Mycalesis splendens Mathew, Tr. Ent. Soe., 1887, p. 38, 
Pl. 4, Fig. 4. — Ribbe, „Iris“, 1898, 5. 105. 

Reibefleck der Vorderflügelunterseite wie bei mucia Hewits. 
Duftorgane der Hinterflügeloberseite durch einen schwarzen Andro- 
konienfleck unter dem auffallend kleinen Duftspiegel bereichert. 
Das Speculum trägt in der Mitte eine große Grube mit tiefschwarzen 
Schuppen. Die Strahlhaarbüschel grau. 

Patria: Nord-Salomonen, Inseln der Bougainville-Straße, Trea- 
sury (Ribbe leg.). 


57. Mycalesis sara Mathew, Tr. Ent. Soc., 1887, p. 38, Pl. 4, 
Fig. 3. — Ribbe, „Iris“, 1898, S. 105. 
Mye. interrupta Grose-Smith, Rhop. Exot., III, Mye., p. 9, Pl. 3, 
Fig. 1—3. 
Diese Art hat oberseits auch noch mauecia-Charakter, nähert 
sich aber unterseits mehr messene Hew. von den Nord-Molukken. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 195 


Der Androkonienfleck der Hinterflügel ist noch prägnanter als 
bei splendens, das Speculum trägt einen mit braunen Schuppen 
gefüllten zentralen Napf und unterhalb der Basis des gelblichen 
Haarpinsels findet sich noch ein schmaler schwarzer Schuppenfleck. 

Patria: Salomonen, Rubiana (Ribbe leg.). 


58. Mycalesis messene Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862, 
Pl. 2, Fig. 8,9. Type: Ternate, Batjan. 

Oberthür, Lep. Oc&aniens, 1880, p. 55. cd’, Ternate; 9, Halma- 
heira; J’, Andai, Nouv. Guinee, loc. errat. 

Staudinger, Exot. Schmett., 1888, S. 230, Taf. 82, d'. 

Pagenstecher, Abh.d. Senkenb. Ges., 1397, S. 408. Uliasser. 
(Fundort fraglich.) | 

Mydosama messene Moore, Tr. Ent. Soc., 1880, p. 171. 


Sexualorgane ziemlich einfach. Vorderflügelunterseite ohne 
Schuppenbecken. 

Hinterflügel mit kleinem, braun gefülltem Androkoniennapf 
und einem kurzen, rundlichen schwarzen Duftschuppenfleck am 
unteren Rande des Speculums sowie einem kurzen, dünnen, grau- 
braunen Haarpinsel, der eine Lage schwarzgrauer Schuppen proxi- 
mal des rundlichen tiefschwarzen distalen Fleckes überdeckt. 

Patria: Halmaheira, Batjan, 4 d, 3 9 (Coll. Fruhst.), Morty, 
Ternate (Moore). 


Mycalesis atrata Röber, Corr.-Blatt. Ent. Ver. „Iris“, 1887, 
8. 194, Taf. 8, Fig. 5. 

Diese Spezies bewohnt die Molukken, besitzt unterseits etwas 
Ähnlichkeit mit messene, gehört aber wegen der Duftauszeichnung 
der Submarginale der Hinterflügeloberseite zur oroatis-Gruppe der 
Mycalesiden. 

Patria: Batjan, nur 2 0’ bekannt. 


59. Mycalesis bazochi Gu£r. 
Satyrus bazochi Guer., Voyage Coquille, 1329, Pl. 14, Fig. 3. 
Dorey. 
Satyrus cyamites Boisd., Voyage Astrol. Lep., 1832, p. 152. 
Dorey. 
Oberthür, Lep. Oesaniens, p. 55. Genova, 1880. Salvatti, 1 d. 
13* 


196 H. Fruhstorfer. 


Myc. bazochi Kirsch, Abhandl. Mus. Dresden, 1876, S. 118. 
Rubi, Nappar. 

Mye. milena Grose-Smith, Rhop. Exot., IV, Mye., V, 1902, p. 17. 

Mydosama bazocht Moore, Trans. Ent. Soc., 1380, p. 172. Dorey. 


Diese eigentümliche Art hat Grose-Smith von der Ober- 
und Unterseite sehr gut abgebildet, besser als Guerin. Grose- 
Smiths Angabe, daß milena eine hellere und ausgedehnter braun 
gefärbte Basalhälfte der Flügel aufweise als bazochi, finde ich bei 
meinen Exemplaren aus fast ganz Neu-Guinea nicht bestätigt. Ba- 
zochi erinnert oberseits etwas an maucia, unterseits an durga Grose- 
Smith. 

Die sekundären Sexualmerkmale ziemlich kompliziert, Vorder- 
flügelunterseite mit zentralem Schuppenhäufehen im Reibefleck. 
Speculum der Hinterflügeloberseite mit einer flachen, ziemlich großen 
Pfanne mit gelblichen Schuppen, nach unten umgeben von einem 
breiten, schwarzen, glänzenden Schuppensaum, über den ein bräun- 
licher Haarpinsel hinausragt. 

Proximal der Submarginale der Hinterflügel entspringt dann 
noch ein länglicher zottiger Büschel von braunen Haaren, der sich 
auch bei oroatis Hew., durga Grose-Smith und mystes De Niee- 
ville findet. 

.Guerins Diagnose aus dem sehr seltenen Reisewerk füge 
ich zur Orientierung hier an: „Alis rotundatis, nigris, basi late fulvo, 
ferruginea ocelloque micro, subtus fuscis strigis tribus obscurioribus ' 
apiceque pallidiori, anticis ocellis quatuor primo, quarto majoribus 
posticis sex primo, quwinto majoribus. (Boisd.) 

De Dorey a la Nouvelle Gwinee.“ 

Patria: Dorey (Gu&6rin), Holländisch-Neu-Guinea, Kapaur und 
Deutsch-Neu-Guinea, 4 0’ (Coll. Fruhst.). 


60. Mycalesis mehadeva Boisd. 

Satyrus mehadeva Boisd., Voyage Astr. Lep., 1832, p. 151. 

Myc. mehadeva Hew., Journ. Linn. Soc., VIII, 1865, p. 145. 
Dorey. 

Oberthür, Lep. Oceaniens, 1880, p. 56. Salvatti, Sorrong, 
Andai bei Dorey. 

Mydosama mehadeva Moore, Trans. Ent. Soc., 1850, p. 171. 


Neue indo-australische N ycalesis und Besprechung verwandter Formen. oT 


Boisduvals Originalbeschreibung möge aus schon genannten 
Gründen hier zum Vergleich Platz finden: „Alis supra fulvo ferru- 
gineis ocellis analibus duobus interiori subnullo; subtus grisescenti 
violaceis strigis quatuor ferrugineis; serie postica ocellorum sub con- 
fluentium anticis quatuor inferiore majore; postieis sex quinto majore. 

Ailes d’un fauve ferrugineux en dessus; les sup6rieures ayant 
un seul «il, les inferieures ayant 2 yeux vers l’angle anal dont 
Vinterieure souvent presque nul; dessous d’un gris violätre avec 
4 lignes ferrugineuses, et une rang6e posterieure d’yeux se touchant 
par leurs iris, la superieure avec 4, dont l'inferieur plus grand; Yin- 
ferieure avec 6, dont le einquieme plus grand. 

Dorey.“ 

Patria: Dorey, Kapaur, Holländisch-Neu-Guinea, 2 d, 19 
(Coll. Fruhst.). 


Myc. mehadeva comes Grose-Smith. 
Myc. comes Grose-Smith, Nov. Zool., I, p. 363, April 1894; 
Rhop. Exot., II, Mye., I, p. 2—3, Fig. 4—5, d', Fig. 6, 9. 
Patria: Type aus der Humboldt-Bai (Grose-Smith), Deutsch- 
Neu-Guinea. 


Myc. mehadeva fulviana Grose-Smith. 

Mye. fulviana Grose-Smith, Nov. Zool., I, p. 360, April 1594; 
Rhop. Exot., II, Mye., I, p. 1—2, Fig. 1—2, d’, Fig. 3, 9. 
Humboldt-Bai (?). 

Hagen, ].c., S. 75. Selten im schattigen Wald, April bis Juli. 

Patria: Type aus der Humboldt-Bai (?), 4 C, 2 9, Deutsch- 
Neu-Guinea (Coll. Fruhst.). 

Über die Zusammengehörigkeit der eben genannten Mycalesis 
bin ich noch etwas im Zweifel. 

Grose-Smith beschrieb fulviana und comes 1594 aus der 
Humboldt-Bai. Im Oktober 18595 erwähnt er bei fulviana die 
Humboldt-Bai und German Neu-Guinea; bei comes, welche er ur- 
sprünglich auch aus der Humboldt-Bai beschrieben, nur German 
Neu-Guinea, setzt aber dahinter: „Doherty et Capt. Webster und 
Cotton“, läßt also bei comes die Humboldt-Bai ganz außer Acht. 
Da aber Doherty, den er als Sammler von comes ausdrücklich 
bezeichnet hat, Deutsch-Neu-Guimea niemals besuchte, liegt ver- 


198 i H. Fruhstorfer. 


mutlich eine Fundortsvernachlässigung vor, die das Feststellen der 
Zusammengehörigkeit der fraglichen Arten sehr erschwert. 

Ich vermute, daß sowohl fulviana als auch comes als Sub- 
spezies mit mehadeva vereinigt werden müßten und comes vielleicht 
einer dunklen Berg- oder hegenzeitform angehört, da sie anscheinend 
sowohl in Holländisch- als in Deutsch-Neu-Guinea vorkommt. In 
Deutsch-Neu-Guinea hat Hagen allerdings comes nicht gefangen. 

Allen gemeinsam ist eine breite, glänzende, nach oben von 
schwarzen Schuppen begrenzte Reibefläche (ohne zentralen Kern) 
der Vorderflügelunterseite. 

Das Speculum der Hinterflügel ist nach unten von einer sehr 
breiten Lage von tiefschwarzen glänzenden Schuppen umgeben. 
Des weiteren enthält das Speculum eine flache, grau gefüllte Pfanne, 
welche der Duftpinsel mit seinen langen braunen Haaren bedeckt. 

61. Mycalesis nerida Grose-Smith. 

Myec. nerida Grose-Smith, Rhop. Exot., III, July 1902, Mye., 

V,p. 17, Fig. 3—4, 0‘. Britisch-Neu-Guinea. 

Diese Art steht ziemlich isoliert, sie gleicht in der Färbung 
und Flügelform etwas oroatis Hew. von Java und kina Stdgr. von 
Nord-Borneo; Grose-Smith vergleicht sie nicht mit Unrecht auch 
mit tagala Felder. 

Durch die Sexualcharaktere entfernt sich indes »nerida von 
allen den genannten Arten und am allerwenigsten gehört sie in 
die remulia-Gruppe, wie Grose-Smith meint, weil die schwarze 
Schuppenumgrenzung am unteren Teile des Speculums der Hinter- 
flügel fehlt, die bei remulia Cr., asophis Hew. und anderen Formen 
der remulia-Gruppe prägnant auftritt. 

Von der tagala-Reihe entfernt sich nerida durch den braunen 
zentralen Androkonienfleck an der Submarginale der Vorderflügel- 
unterseite, den sie mit der bazochi-Gruppe gemeinsam hat. 

Die Organe der Hinterflügel fallen durch ihre Einfachheit auf, 
es ist nur ein hellglänzendes Speeulum vorhanden mit einer seichten, 
anscheinend schuppenlosen Pfanne und der basale braunschwarze 
Duftbüschel. 

Patria: Milne-Bai, 1 C (Coll. Fruhst.). 

62. Mycalesis elia Grose-Smith, Nov. Zool., p. 361, April 
13594, Humboldt-Bai; Rhop. Exot., II, Mye., I, p. 3—4, Fig. 7—38, 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 19) 


d', Fig. 9, 9. Deutsch-Neu-Guinea. — Hagen, 1. e., S. 75. Häufig, 
März bis Juni. 

In der Ausbildung der Duftorgane steht elia am nächsten 
nerida Grose-Smith, mit der sie morphologisch sonst nieht die ge- 
ringste Ähnlichkeit hat. Reibeflecke der Vorderflügelunterseite mit 
einem prägnanten tiefschwarzen Androkonienfleck. 

Speeulum der Hinterflügel groß, hell, mit langer, sehr tiefer, 
schwarz gefüllter Schuppengrube. Duftpinsel bräunlich, lang und 
sehr dünn. An der unteren Peripherie des Speculums macht sich 
ein leichter Ansatz von Duftschuppen bemerkbar. 

Patria: Deutsch- und Holländisch-Neu-Guinea, 2 0, 4 © (Coll. 
Fruhst.). 


Myc. elia theophila nov. subspee. 

d. Kleiner, dunkler, Flügel rundlicher, Ozellen größer, Farben- 
ton kräftiger, alle Binden prägnanter als bei elia. 

Unterseite: Dunkler, alle Binden breiter, rötlicher. Die drei 
apikalen und die beiden analen Ozellen der Vordertlügel zusammen- 
geflossen. Androkonienfleck der Vorderflügel viel kleiner. 

Patria: Ignot, ex antiqua coll. Honrath, Neu-Pommern ? — 
Vielleicht auch Regenzeitform von elia. 


63. Mycalesis discobolus Frulist., Soc. Ent., p. 90, 15. Sep- 
tember 1906. (Taf. I, Fig. 8, d’.) 

d. Vorderflügelläinge 24—27 mm. 

Eine der prägnantesten Arten, auffallend durch den spitzen 
Flügelschnitt und die hochentwickelten sekundären Geschlechts- 
merkmale. 

Die Duftschuppen der Hinterflügel schließen sich nämlich zu 
einem kompletten Ring zusammen, der sich nach unten stark ver- 
breitert und ein weißes ovales Feld umschließt, das der übliche 
Haarpinsel überdeckt. Der Haarpinsel ist wurzelwärts schwärzlich, 
oben gelblich. 

Die Flügelzeichnung ist einfach schwarz mit breiten rotgelben 
Längsbinden. 

Die Vorderflügel präsentieren eine subapikale und eine inter- 
mediane kleine Ozelle, die Hinterflügel eine ebensolche zwischen 
der mittleren und unteren Mediane. 


200 H. Fruhstorfer. 


Unterseite: Gelblicher Basalfleck mit einem Gewirr von rot- 
braunen Ringen und scharf abgesetzter rotbrauner Medianbinde, 
welche distal von einer bleichvioletten Zone begrenzt wird. Auf 
den Vorderflügeln machen sich zwei kleine, auf den Hinterflügeln 
sechs schwarze internervale Pünktehen bemerklich. 

Im großen Reibefleck der Vorderflügelunterseite lagert ein 
kleiner schwarzer Duftfleck, in Größe und Gestalt wie bei perseus F. 

Patria: 1 0°, Aroa-Fluß, Britisch-Neu-Guinea (Weißke leg.); 
1 cd‘, Hattam, Arfak-Gebiet (Doherty leg.). 

Die Unterseite von discobolus hat Trockenformcharakter und 
steht infolge ihrer nur punktgroßen Ozellen ganz isoliert in der 
Reihe der papuanischen Mwycalesıs. 


64. Mycalesis bilineata Fruhst., Soc. Ent., p. 90, 15. Sep- 
tember 1906. 

Vorderflügellänge 20 mm. 

Diese zierliehe Art hat unterseits eine große Ähnlichkeit mit 
bizonata Grose-Smith (Rhop. Exot., Mye., III, Fig. 4—5, 9, nee d‘, 
auf der Tafel als remulina Grose-Smith bezeichnet), entfernt sich 
aber von bizonata durch die einfachere und schärfer abgesetzte 
Färbung der Flügeloberseite. 

Die Basalhälfte der Flügel erscheint hellgelblich, die distale 
Partie gleichmäßig breit schwarz. 

Die distale schwarze Flügelbesäumung ist nach innen ganz- 
randig, nicht eingekerbt wie bei bizonata, die von der Unterseite 
durchschlagenden Ozellen sind kaum zu erkennen. Der bei bizonata 
braunschwarz gefärbte Kostalrand bleibt bei bilineata gleichfalls 
hellgelb. 

Unterseite: Vorderflügel auch am Kostalsaum gleichmäßig ein- 
farbig hell gelbbraun anstatt mit rotbrauner Einfassung wie bei 
bizonata. Hinterflügel mit sechs anstatt fünf Ozellen. Die schwarze 
Antemarginallinie näher dem Distalrande. Basis der Hinterflügel 
gelb anstatt grau. 

Patria: Milne-Bai, 1 9 (Coll. Fruhst.). 


69. Mycalesis arabella Fruhst., Soe. Ent., p. 91, 15. Sep- 
tember 1906. (Taf. I, Fig. 9, d’.) 
cd‘. Vorderflügellänge 23 mm. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 201 

Diese zierliche neue Art erinnert in der Verteilung des breiten 
subapikalen schwarzen Fleckes der Vorderflügel etwas an tilmara 
Fruhst. von Sangir, in der Größe an oroatis Hew. von Java, in der 
rotbraunen Grundfärbung der Vorderflügelbasis und der Hinterflügel 
an messene Hew., schließt sich aber unterseits eng an evara Fruhst. 
und cocodaemon Kirsch an. 

Die Vorderflügel tragen einen breiten dreieckigen schwarzen 
Apikalfleck, der noch den Apex der Zelle überdeckt, auch der 
Kostalrand ist breit braunschwarz gesäumt. Die Hinterflügel zeigen 
zwei distinkte dünne schwarze Antemarginallinien, die den ganzen 
Flügel durchziehen, während eine dritte proximale rotbraune Linie 
gegen den Analwinkel zu bei einem Exemplar bereits zu ver- 
schwinden beginnt. 

Zwischen M 2 und M 3 eine kleine schwarze Punktozelle. 


Unterseite: Dunkel grauviolett mit zwei rotbraunen, wie bei 
evara Fruhst. verteilten Binden, von denen die subbasale mäßig, 
die distale sehr breit angelegt ist. 

Die zwei Ozellen der Vorderflügel größer als bei evara, die 
Hinterflügel mit sechs Ozellen, von denen die subanale wiederum 
die größte ist, während die übrigen noch etwas kleiner als bei evara 
aussehen und völlig isoliert stehen. 

Von den zwei schwarzen Antemarginallinien ist die innere 
weniger stark gewellt als die damit korrespondierende bei evara. 


Der Reibefieck der Vorderflügelunterseite bleibt nackt wie bei 
Duponcheli. Das Speculum der Hinterflügel zeigt nur eine kleine 
Einsenkung mit gelben Schuppen, die nach unten von keinem 
Androkonienbesatz umgeben oder verbrämt ist. 

Der übliche Duftbüschel lichtgelb. 

Patria: Waigiu, 2 0’ (Waterstradt leg.). 


66. Mycalesis evara Fruhst., Soc. Ent., p. 83, 1. September 
2906: (Tak 1, Big. 7, g.) 

c’‘. Vorderflügellänge 23 mm. 

In der Zeiehnungsanlage der Flügeloberseite bildet evara eine 
Kopie der macia Hew. durch ihre rotbraune innere und breite 
schwarze äußere Flügelhälfte. Auch der Kostalsaum ist breit schwarz 
gesäumt. 


202 H. Fruhstortfe:r. 


Unterseite: Diese erinnert an cocoda«emon Kirsch mit ihrer 
grauvioletten Grundtönung und den breiten rotbraunen medianen 
Längsbinden. 

Die Vorderflügel tragen zwei Ozellen, die Hinterflügel deren 
fünf. Auf den Vorderflügeln ist die anale, auf den Hinterflügeln 
die subanale die größte. Alle Ozellen sind gelb geringelt und stehen 
isoliert, mit Ausnahme der beiden oberen Apikalaugen der Hinter- 
flügel, deren Iris zusammenfließt. 

Wie cocodaemon besitzt auch evara zwei schwarze Antemarginal- 
linien, von denen die innere stark gezähnt ist. 

Das Duftfeld der Hinterflügel ist sehr breit, hell glänzend, mit 
einer tiefen, schmalen Einsenkung an der Subkosta, die mit gelb- 
lichen Schuppen ausgefüllt ist. Darunter lagert ein breiter glänzender 
schwarzer Schuppenfleck, der fast bis an die Flügelbasis reicht 
und aus dem ein dünner gelblicher Haarpinsel herausstrahlt. 

Der Reibefleck der Vorderflügelunterseite ist zweiteilig und 
besteht aus einem nach oben breit grau umsäumten Halbmond, der 
über der Submarginale lagert und bis an die breite braune Sub- 
marginalbinde reicht. Der Teil unter der Submarginale ist schmal, 
aber sehr lang und durchzieht fast den ganzen Analrand der Vorder- 
flügel. An der Submarginale (in der Mitte des Reibefleckes) lagert 
ein Häufchen gelbbrauner Schuppen. ; 

Patria: Milne-Bai, Britisch-Neu-Guinea, 2 C (Coll. Fruhst.). 


67. Mycalesis barbara Grose-Smith, Nov. Zool., I, p. 589, 
Juli 1394; Rhop. Exot., II, Mye., II, p.5—6, Januar 1896, Fig. 1—2. 

Schwarz mit orangefarbener Medianbinde auf allen Flügeln. 
Unterseite etwas an shiva Boisd. erinnernd, jedoch heller grau. 

Eine Art, die ganz isoliert steht. 

Patria: Deutsch-Neu-Guinea (nur 1 d’ in Coll. Fruhst.). 


Myc. barbara mea Rothschild, Nov. Zool., 1904, p. 319, 
Pl. 3, Fig. 42. 

Eine melanotische Lokalrasse aus Britisch-Neu-Guinea vom 
oberen Aroa River, wo sie in Anzahl gefangen wurde. Medianbinde 
stark reduziert. Neben ihr fliegt eine Ducapa (Messaras) satyrina 
mimica Rothsch. von täuschender Ähnlichkeit, eine Form, die nahe 
Ducapa satyrina Felderi Kirsch von Holländisch-Neu-Guinea steht. 


. . . 2 
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 205 


68. Mycalesis valeria Grose-Smith, Nov. Zool., 1398, p. 87; 
Rhop. Exot., IIL, Mye., IV, p.13—14, Januar 1902, Fig.1, 2,3, d', 9. 

Eine reizende Spezies. 0’. Vorderflügel schwarz, Medianteil 
der Hinterflügel rein weiß. Unterseite mit weißer Mittelbinde auf 
allen Flügeln, die sich beim 9 stark erweitert und oberseits auch 
auf den Vorderflügeln zu Tage tritt. 

Patria: Milne-Bai, Britisch-Neu-Guinea. 

69. Mycalesis valeriana Grose-Smith, Rhop. Exot., II, 
Mye., V, p. 16, Fig. 1—2, d'. 

Eine kleine Spezies, die entfernt an mynois Hew. von Timor 
erinnert und oberseits durch eine noch breitere ockerfarbene Binde 
an barbara Grose-Smith. 

Patria: Kapa-Kapa, Britisch-Neu-Guinea. 

Die zwei letztgenannten Arten fehlen mir, sie dürften sich in 
ihren „Sexualflecken ete.* an die shiva-aeihiops- und allenfalls 
messene-unica-Gruppe anschließen. 


10. Mycalesis bizonata Grose-Smith, Rhop. Exot., III, p. 14, 
Januar 1902. 

Myec. remulina Grose-Smith (nee Fruhst.), 1. ec, Mye., IV, 
Fig. 4—5, d. 

Eine ziemlich isoliert stehende Spezies, zu der neuerdings als 
bilineata Fruhst. eine konvergente Spezies aufgefunden wurde. 
Mit remulina m. aus Nord-Celebes (die als Lokalrasse der ötys Felder 
zu gelten hat) steht bizonata in keinem weiteren Affinitätsverhältnis, 
als daß ein Zufall in Grose-Smith die Idee reifen ließ, eine kleine 
gelbrote Mycalesis (wegen ihrer übrigens nur sehr entfernten Ähnlich- 
keit) remulina zu taufen, ein Name, der fünf Jahre früher (Berl. 
Ent. Zeit., 1597, S. 118) bereits vergeben war. 


71. Mycalesis phidon Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862, 
Pl. 4, Fig. 25—26. — Butler, Catal. Satyr., 1868, p. 141. Aru. — 
Ribbe, „Iris“, 1886, S. 82. „In Mehrzahl gesammelt.“ 

Mydosama phidon Moore, Tr. Ent. Soe., 1850, p. 173. 

d. Duftorgane primitiv. 

Vorderflügelunterseite mit kurzer Reibefläche, die etwas über 
die Submarginale hinausgeht, vor der Medianbinde aufhört, mäßig 
glänzt und kein zentrales Becken enthält. 


204 4 H. Fruhstorfer. 


Hinterflügel mit glänzendem Kostalfeld und einem länglichen 
und spitzen Androkonienbecken, das mit hellgrauen Schuppen ge- 
füllt ist und von einem Büschel grauer Haare bedeckt wird. Die 
tänder des Beckens matt glänzend. 


Drei Lokalrassen lassen sich unterscheiden: 

phidon phidon Hew. Aru (Hew.), Waigiu (Coll. Frubst.). 

phidon phidonides nov. subsp. 

Myc. phidon Kirsch, Mitteil. d. Dresdener Mus., 1576, S. 118. 

Mysore bei Korrido. 

Oberthür, Lep. Oceaniens, p. 57. Soron (Sorrong). 

Größer als phidon von Aru; die bei phidon fehlende Apikal- 
ozelle der Vorderflügeloberseite sehr deutlich. Ozellen der Hinter- 
flügel prägnanter. Die schwarzen Antemarginallinien auf allen 
Flügeln gleichmäßiger verlaufend. 

Unterseite: Dunkler als bei phidon. Die braune, proximal 
von den Ozellen verlaufende Binde weniger scharf abgesetzt, heller 
rotbraun und mehr mit der Grundfärbung verschmelzend. Der 
schwarze Kern der Analozelle der Vorderflügel kleiner, der peri- 
pherische Ozellenring größer. Ozellen der Hinterflügel nach innen 
rotbraun anstatt weißlich begrenzt. 

Patria: Deutsch-Neu-Guinea. 

phidon zanthias Grose-Smith — obscura Grose-Smith. 

Literatur bei Pagenstecher, Lepid. d. Bismarckarch., S. 99. 
Stuttgart, 1899. 

Patria: Neu-Pommern, Neu-Lauenburg. 


12. Mycalesis shiva Boisd. 

Satyrus shiva Boisd., Voy. Astrol., Lep., 1832, S. 149. 

Coenonympha shiva Westw., Gen. i. Diurn. Lep., 1851, p. 398. 

Myc. shiva Butl., Catal. Satyr. Brit. Mus., 1865, p. 143. Dorey. 

Kirsch, 1. e., S. 119. Ansus auf Jobi; Rubi, südlich der Geel- 
vink-Bai, Andai bei Dorey, 1876. 

OÖberthür, Lep. Oceaniens, 1880, p. 56. Ternate (loc. err.), 
Andai, Grose-Smith, Rhop., Exot., II, Myc., II, p. 8, 
Fig. 10, 9, Salwaty. 

Mydosama shiva Moore, Tr. Ent. Soe., 1850, p. 173. Dorey. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 205 


Boisduvals Originaldiagnose, die in dem oben zitierten, sehr 
seltenen und schwer zugänglichen Reisewerk enthalten ist, füge 
ich hier ein: 

„Satyrus Shiva Boisduval. Alis omnibus supra fuseis, 
strigis duobus marginalibus obsceurioribus, anticis ocellis duobus in- 
feriore majore, posticis quingque, subtus fulvo ferrugineis apice palli- 
diori, serie postica ocellorum subconfluentium strigisque duabus termi- 
nalibus; anticis ocellis tribus quatuore inferiore majori, posticis 6, 
quinto submajore.“ 

„D’un fauve ferrugineux, plus päle ä l’extr&mite, avee une 
rangee d’yeux se touchant en partie par leurs iris, et deux lignes 
terminales; les sup6erieures avec trois ou quatre yeux, dont Tinfe- 
rieur plus grand; les inferieures avec six, dont le einquieme un 
peu plus grand. 

Dor&i (Nouvelle Guinee).“ 

Ob die Form, welche Grose-Smith abbildet, analog der typi- 
schen shiva ist, muß ich in Frage stellen, denn mein shiva-Weibchen 
aus Neu-Guinea erscheint habituell viel größer. Vermutlich steht 
shiva Grose-Smith näher gopaka Fruhst. als dem nomenklatorischen 
Typus aus Dorey. Bei der Seltenheit der hierhergehörigen Spezies 
in den Sammlungen läßt sich kaum ein definitives Urteil über deren 
Stellung und systematischen Wert aussprechen. 

a) shiva shiva Boisd. 

Patria: Dorey, 1 d’, Kapaur, 2 d' (Doherty leg. in Coll. 
Fruhst.). 

b) shiva australis Oberthür. 

Myec. shiva australis Obthr., Lep. Oc&aniens, 1850, p. 56—D97. 

Myec. durga und shiva Hagen, Jahrb. Wiesbaden, 1597, S. 75. 

Grundfarbe lichtgrau, die Ozellen der Flügelunterseite fast 
gleich groß. 

Patria: Süd-Neu-Guinea (Type), Deutsch-Neu-Guinea, 1 9. 

c) shiva gopaka nov. subspec. Waigiu (Type), Aru. 

Grundfärbung der Oberseite, besonders in der distalen Partie 
aller Flügel und der Analregion der Hinterflügel heller braun. Sub- 
marginalbinde der Hinterflügel lichter gelbgrau. Außenhälfte der 
Vorderflügelunterseite graugelb statt violett. 


206 H. Fruhstorfer. 


@. Bedeutend kleiner als 9 von Neu-Guinea, die Vorderflügel- 
ozelle jedoch viel größer. Unterseite: Distalpartie aller Flügel 
weißlichviolett statt braungrau, Analozelle der Vorderflügel und Sub- 
analozelle der Hinterflügel bedeutend größer, die übrigen Augen 
der Hinterflügel viel kleiner als bei 9 von shwa aus Neu-Guinea 
und auf der Abbildung von Grose-Smith. 

d) shiva subspee. 

Mye. shiva Ribbe, „Iris“, 1898, S. 106. 

Patria: Neu-Lauenburg. Vielleicht identisch mit maura Grose- 
Smith. 


73. Mycalesis maura Grose-Smith, Ann. Mag. Nat., Vol. XIII, 
p. 6 (500). 

Pagenstecher, Lepid. Bismarekarch., 1899, p. 100. 

Patria: Neu-Pommern (nicht in meiner Sammlung); gehört 
vielleicht auch zur aethiops-shiva-Gruppe. 


14. Mycalesis aethiops Butl., Cat. Satyr. Brit. Mus., 1868, 
pl 4153B1,3,4Fig;;, hl: 

Hagen, Verz. d. Tagschmett. d. Kais. Wilhelmsl., 1895, S. 75. 

Sehr häufig, November, Dezember, April. 

Mydosama aethiops Moore, Tr. Ent. Soe., 1350, p. 172. 

Als aethiops glaube ich nach der Abbildung eine Spezies auf- 
fassen zu dürfen, die aus dem Kreise ihrer Verwandten durch eine 
fast schwarze Grundfärbung heraustritt, in der Zeichnungsanlage 
jedoch leicht mit shiva Boisd. zu verwechseln ist, und ich vermute 
fast, daß lorna Grose-Smith auch als Lokalform dazu gehört. 

Aethiops besitzt ein stark glänzendes Reibefeld an der Kostal- 
gegend der Hinterflügel, aus dem der übliche Duftpinsel heraus- 
wächst. Dieser Duftpinsel erscheint bei aethiops dunkelgrau, bei 
shiva weiß. 

Das Duftbeeken von aethiops ist nach unten mit einem ziem- 
lich großen, tiefschwarzen Schuppenfleck besetzt, der bei shiwa 
fehlt. 

Im Reibefeld der Vorderflügelunterseite liegt bei aethiops eine 
kleine runde, tiefe, grau glänzende Grube, die mit roten Andro-. 
konien gefüllt ist, bei shiva eine flache, rot glänzende Mulde ohne 
Androkonieninhalt. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 207 


Vorderflügel mit einer großen, braun umringelten, Hinterflügel 
mit drei ebensolehen isolierten Ozellen, von denen die mittelste die 
größte bleibt. 

Unterseite aller Flügel gleichmäßig schwärzlich, mit Ausnahme 
der schmalen, dunkel rauchgrauen Antemarginalregion. 

Ozellen der Hinterflügel mit Ausnahme der beiden kleinsten 
zwischen den Radialen freistehend. 

a) aethiops aethiops Butl. Dorey. 

b) aethiops lornides nov. subspee. 

Heller braun, Ozellen der Vorderflügel gelblich anstatt braun 
geringelt. Hinterflügel mit fünf deutlichen Ozellen, deren gelbliche 
Peripherie zusammenfließt. 

Unterseite: Basalhälfte aller Flügel durch eine rotbraune Binde 
deutlich von dem weißgrauen Außenteil abgeschieden; diese helle 
Distalregion wird von zwei weiter entfernt stehenden Submarginal- 
linien durchzogen. Alle Ozellen gelb anstatt braun geringelt, größer, 
deren Peripherie gleichfalls zusammenstoßend. 

Patria: Insel Mafor, 1 d' (Doherty leg.). 

c) aethiops nov. subspec. Bismarckarchipel. 

Myec. lorna Ribbe, „Iris“, 1898, S. 106. Neu-Pommern, Neu- 

Lauenburg. — Pagenstecher, 1. e., p. 100—101. 

Vermutlich eine weitere Lokalrasse von aethiops. 


15. Mycalesis lorna Grose-Smith, Nov. Zool., 1594, p. 362, 
363; Rhop. Exot., Mye., II, p. 6, Fig. 3—6. 

Lorna, aus drei Lokalitäten: Korrido (Type), Jobi und Hum- 
boldt-Bai beschrieben, dürfte sich als eine Mischart herausstellen, 
zweifellos aber verschiedene Lokalformen umfassen, da die hierher- 
gehörigen Mycalesis bereits auf kurzen Entfernungen sich speziali- 
sieren. So ist die Rasse von Mafor bereits wesentlich differenziert 
und dasselbe gilt von der nachstehend beschriebenen Lokalform. 

Patria: Korrido. 

lorna copiosa nov. subspee. 

Differiert von lorna durch den Reichtum an weißer Distal- 
färbung der Ober- und Unterseite der Vorderflügel und die noch 
isolierteren Ozellen der Hinterflügel. 

Patria: Deutsch-Neu-Guinea. 


208 H. Fruhstorfer. 


76. Mycalesis cocodaemon Kirsch. 


Kirsch, Beitrag zur Kenntnis der Lepidopt.-Fauna von Neu- 
Guinea in: Abhandl. u. Ber. des kgl. Zool. Mus. Dresdens, 
1876, S. 118—119, Taf. 6, Fig. 5, 5a. 

Oberthür, Lep. Oceaniens, p. 55. 

Hagen, ]. c., p. 73. 

Mydosama cacodaemon (!) Moore, Tr. Ent. Soe., 1580, p. 171. 


Cocodaemon bildet mit discobolus Fruhst. und evara Fruhst. 
eine Gruppe, die durch eine schwarze Androkonienansammlung im 
Reibefleck der Vorderflügelunterseite charakterisiert wird. 

Öocodaemon steht indessen wieder ziemlich isoliert, weil sie 
auf der Hinterflügeloberseite außer einem sehr langen bräunlichen 
Duftpinsel noch einen zentralen Schuppenfleck im Speceulum besitzt, 
aber keinerlei Androkonienansammlung unterhalb des Spiegels 
aufweist. 

Patria: Jobi, Type (Kirsch) (2 C‘, Coll. Fruhst.), Andai (Ober- 
thür), Simbang (Hagen, Dezember, Januar). 


17T. Mycalesis sirius F. 

Pap. sirius F., Syst. Ent., 1775, p. 488. 

Mye. sirius Butl., Cat. Sat., p. 145 (reiche Literaturangaben). 

Waterhouse, Cat. Rhop. Austral., p. 14. Sidney, 1905. Mit 
zwei Zeitformen, von denen die Trockenform vermutlich 
von Fabrieius bereits als Pap. zachaeus, Ent. Syst., 
IV, 1793, p. 217, Pl. 1, beschrieben wurde. 


Patria: Nördliches Australien, Queensland, Cap York. 

Noch primitiver als Orsotriaena medus F. organisiert. Vorder- 
flügelunterseite nur mit einem grau beschuppten Analrand, der bis 
an die Submarginale reicht und nur ganz matt glänzt. Oberhalb 
der Submarginale nur wenige schwach schimmernde Schuppen. 

Hinterflügeloberseite: Kostalsaum düster, grau beschuppt, ohne 
glänzendes Speeulum, ohne Schuppenpfanne und nur mit einem 
dünnen langen Duftpinsel mit schwärzlichen Haaren. 


Vier Lokalformen lassen sich absondern: 


1. sirius sirius F. f. sirius. Australien. 
sirius sirius F. f. zachaeus. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 209 


2. sirius manipa Boisd. 

Satyrus manipa Boisd., Voyage Astrol., Lep., 1832, p. 150. 
„Amboyna.“ 

Mye. daidis Hew., Exot. Butt., IV, 1862, p. 85, Pl. 43, Fig. 22. 
„Ceram.“ 

Oberthür, Lep. Oceaniens, p. 55. Amboina pro parte. 


Patria: Amboina, Ceram, Saparua. 


3. sirius subspec. Key-Inseln. 
Mye. sirius De Nieev., Journ. As. Soc. Beng., p. 257. Caleutta, 
1898. 

4. sirius canicula nov. subspee. 

Satyrus manipa Boisd., 1. e., pro parte. „Bourou.“ 

Mye. sirius De Nieev., Journ. As. Soc. Beng., p. 311. Caleutta, 

1898. 

Mye. sirius Holl., Nov. Zool., Vol. VII, p. 62, März 1900. 

Mydosama manipa Moore, Tr. Ent. Soe., 1880, p. 173. 

Kleiner, bleicher als Ceram-Exemplare. Apex und Distalsaum 
der Vorderflügel breiter schwarz. Ozellen zwischen den unteren 
Medianen größer, heller rot geringelt. Ozellen der Hinterflügel 
prägnanter. 

Unterseite: Heller rotbraun. Ozellen mehr orangefarben als 
graubraun geringelt. Die rotbraune vertikale Medianbinde der 
Vorderflügel undeutlicher, aber geradliniger. Medianbinde der Hinter- 
flügel stärker gewellt. Die rotbraune Subbasalbinde der Hinterflügel 
obsolet. 

Patria: Kajeli, Buru (Doherty leg.). 

5. sirius antecanis nov. subspec. 

Satyrus manipa Boisd., 1. e., pro parte. „Offack.“ 

Mye. daidis Oberthür, Lep. Oc&aniens, 1350, p. 55. Najabui, 

Nouvelle Guin&e septentr. 

Myc. sirius Hagen, 1. c., 8. 75. 

Hält in der Größe etwa die Mitte zwischen camicula und 
manipa und unterscheidet sich von beiden durch den dunkleren, 
ausgedehnter schwarz bezogenen Apikalteil der Vorderflügeloberseite. 


Apikalozelle der Vorderflügel fehlt gänzlich. Die beiden Analozellen 
Z. B. Ges. 58. Bd. 14 


210 H. Fruhstorfer. 


der Hinterflügel noch undeutlicher als bei manipa und nur ganz 
schwach schwarz geringelt. 


Unterseite: Lebhafter rotbraun, die gelbliche Antemarginal- 
binde beider Flügel prägnanter; rotbraune Medianbinde der Hinter- 
flügel schärfer gezähnt, distal heller begrenzt. Alle Ozellen kleiner, 
jene der Hinterflügel unter sich fast gleich groß. 

Patria: Deutsch-Neu-Guinea (Coll. Fruhst.), Waigiu (Boisd.). 


77. Mycalesis oroatis Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1864, 
Pl. 6, Fig. 335—39. 
Fruhstorfer, Berl. Ent. Zeit., 1896, S. 300. Java. 
Loesa oroatis Moore, Tr. Ent. Soe., 1880, p. 77; Lep. Indica, 
p. 224. Java. 
De Nieeville, Journ. As. Soc. Beng., 1898, p. 677. Bali. 


Type von Java, wo die Art sehr selten ist. Das 9 ist noch 
unbekannt. Mir liegen vier d’ aus dem Westen, eines aus dem 
Osten der Insel vor, die unter sich nicht abweichen. 

Oroatis ist ausgezeichnet durch einen Büschel dünner gelb- 
licher Haare, der ungefähr über der Mitte der Submarginale der 
Hinterflügel entspringt. Dieser Haarbüschel gab Anlaß zur Grün- 
dung des „Genus Loesa“, das nur eine Spezies enthält, da sämt- 
liche beschriebenen Formen mit oroatis kombiniert werden müssen. 

Patria: Java. Dry season-Form von mir nicht beobachtet. 


oroatis ustulata Distant. 


Myc. ustulata Distant, Rhop. Malay., 1886, p. 418, Pl. 41, 
Eig..16,. 0. 

Moore, Lep. Indiea, p. 21 (als Loesa surkha partim). 

Mye. oroatis Martin et De Nieeville, Butt. Sum., 1895, p. 331. 
Keine Trockenform in Sumatra, 9 selten. 

Martin, „Iris“, 1895, S. 246. 

Patria: Malaiische Halbinsel, Sumatra, d und 2 9 aus den 

Padangschen Bovenlanden (Coll. Fruhst.). 


oroatis surkha Marsh. 

Literatur bei Moore, 1. e., p. 120. — Bingham, Fauna India, 
1905, p./68,, PlN2;JEie. a5: 

Patria: Ober-Tenasserim, wo sie in zwei Zeitformen auftritt. 


. . . [9 
Neue indo-australische Myealesis und Besprechung verwandter Formen. 211 


78. Mycalesis sangaica Butl., Ann. Mag. Nat. Hist., 1577, 
PB. 

Leech, Butt. China, 1892, p. 12—13, Pl. 2, Fig. 4. 

Martanda sangaica Moore, Tr. Ent. Soe., 1880, p. 169; Lep. 

Indica, p. 223. 

Patria: Mongolia (Butler). 

Sangaica liegt mir in natura nicht vor; nach Butlers Beschrei- 
bung trägt sie einen mit langen schwarzen Haaren besetzten Fleck 
auf den Hinterflügeln, der von der Basis bis zur Mitte der Sub- 
marginale reicht. Demnach muß sangaica recht nahe „Myrtilus“ 
mystes De Nie£ville stehen. 

Leechs Fig. 4 hat in der Tat viel Ähnliehkeit mit der Trocken- 
form von mystes, ebenso wie Leechs Fig. 3 von 


sangaica var. parva Leech, 1. c., p. 12, 


Fundort: Omi-Shan, Szetehuan (West-China), welche wohl nur die 
Trockenform von sangaica darstellt, sehr nahe kommt der „wet 
season“-Form von mystes. 

Weder sangaica noch parva dürfen in irgendwelche Bezie- 
hung zu Martanda „janardana Moore“ gebracht werden, denn die 
janardana-Formen besitzen weder eine große Analozelle der Vorder- 
flügeloberseite noch eine konkav angeordnete Serie von Augen- 
flecken der Hinterflügel und vor allem keinen Duftfleck an der Sub- 
marginale der Hinterflügel. 

Wenn sangaica nieht in Beziehung zu mystes zu bringen ist, 
müßte sie nahe sanatana Moore eingereiht werden. 


19. Mycalesis mystes De Nieeville. 


Myrtillus mystes De Nieev., J. B. N. H. Soe., 1891, p. 343, Pl. F, 
Fig. 1, 2. — Moore, Lep. Ind., p. 221. — Bingham, 
Fauna India, I, 1905, p. 67—68. 

Von dieser seltenen Species sind bisher nur 2 J’ der Trocken- 
form und 1 J’ der Regenzeitform bekannt. Mir glückte es in Siam, 
das Q aufzufinden, das ebenfalls der Trockenform augehört und von 
De Nieevilles Figur seines mystes-Männchen nur durch rund-, 
licheren Flügelschnitt, größeren Ozellus der Vorderflügel und brei- 
tere Medianbinde der Flügelunterseite differiert. 

Patria: Siam, Hinlap, Januar 1901. 


212 H. Fruhstorfer. 


Die J sind ausgezeichnet durch einen Duftpinsel nahe der 
Submarginale der Hinterflügel, den sie mit oroatis Hew. und durga 
Grose-Smith gemeinsam haben. 


80. Mycalesis Dohertyi Elwes, Proc. Zool. Soc. Lond., 1891, 
p- 261, Pl. 27, Fig. 3,4, d, 2. — Martin and De Niecev., Sumatra, 
p. 381; „Iris“, 1895, S. 246. Januar, April, September. 

Patria: Perak (Elwes), Sumatra (Martin). 


Dohertyi excelsior Fruhst., Soc. Ent., p. 82, 1. Sept. 1906. 


9. Oberseite: Heller, alle Ozellen größer, lichter und ausge- 
dehnter gelbgrau geringelt als bei Dohertyi Elw. von Malakka. 

Unterseite: Die dunklen Binden verschmälert, die hellgrauen 
verbreitert. Alle Ozellen größer, heller gelb geringelt und beider- 
seits von einer breiteren grauen Umfassung umgeben. 

Patria: Nord-Borneo, Kina Balu, 1 9 (Coll. Fruhst.). 


Excelsior ist einer der seltensten Schmetterlinge. Dr. Martin 
fing auf Sumatra in 13 Jahren nur vier Exemplare. Von Water- 
straat erhielt ich nur das eine Q aus Sammlungen, welche über 
20.000 Exemplare enthielten, und von Perak sind nur zwei Paare 
bekannt, und zwar d’, 9, welche Doherty 1889 oder 1890 dort 
entdeckte, sowie ein d' und 9 in meiner Sammlung. 


81. Mycalesis durga jobina Fruhst., Soc. Ent., p. 98, 1. Ok- 
tober 1906. 

Größer als durga Grose-Smith, dunkler rotbraun mit rund- 
licheren Hinterflügeln. 

Ozellen der Vorderflügel kleiner, mehr in der schwarzen Grund- 
farbe der Vorderflügel aufgehend. Oberseite aller Flügel sonst genau 
wie durga. 

Die Unterseite von jobina nähert sich viel mehr bazochi Guer. 
Die Ozellen von jobina sind nämlich ebenso groß als bei bazochi 
und viel größer als bei durga. Die distale Medianbinde der Vorder- 
flügel erscheint sehr breit schwarzbraun, wie bei bazochi, anstatt 
rotbraun wie bei durga. 

Patria: Jobi, 2 9, Doherty leg. (Coll. Fruhst.). 


Von durga sind bekannt: 


durga durga Grose-Smith. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 313 

Mye. durga Grose-Smith, Rhop. Exot., II, Mye., II, p. 75, 
Fig. 7, d', Fig. 9, 9. Humboldt-Bai, September, Oktober 
1892 (Doherty leg.). 

durga exheredata nov. subspee. 

Myc. durga Hagen, Verz. d. Tagschmett. d. Kais. Wilhelmsl., 
S. 74-75. Wiesbaden, 1597. Stefansort, Juli, Dezember. 

Hagen bemerkte bereits einige Differenzen zwischen seinen 
d und Grose-Smiths Figur. Drei 9 meiner Sammlung erscheinen 
dunkler als das 9 von der Humboldt-Bai, größer und besitzen re- 
duziertere Ozellen. 

Mit shiva hat durga außer der Farbenähnlichkeit nichts ge- 
meinsam, denn shiva fehlen die Haarbüschel an der Submarginale 
der Hinterflügel, die durga vor allen anderen Papua-Arten aus- 
zeichnen. 

Patria: Deutsch-Neu-Guinea, 5 d', 3 9 (Coll. Fruhst.). 

durga jobina Fruhst. Insel Jobi. 

82. Mycalesis atrata Röber, „Iris“, 1557, 5. 194, Taf. 8, 
Pig. 5. 

Herr Röber bemerkt, daß außer dem üblichen basalen Duft- 
büschel der Hinterflügel abrata auch noch einen Haarpinsel an der 
Submarginale aufweist. Ob die Vorderflügel ein Duftbecken be- 
sitzen oder nicht, wird nicht erwähnt; ich vermute deshalb, daß 
es fehlen wird, weil es Röber sonst gewiß beschrieben hätte. 

Patria: Batjan. 


Subgenus Orsotriaena Wallengren. 


l. Orsotriaena medus F. 

P. medus F., Syst. Ent., 1775, p. 488. 

Orsotriaena meda Bingham, Fauna India, p. 69. 

Martin, „Iris“, 1895, S. 239—240. Lebensweise, Raupe, 

Puppe, Augen nackt. 

Die indische Lokalrasse dieser von Bombay bis zu den kleinsten 
Südsee-Inseln verbreiteten Spezies erscheint in zwei Zeitformen, die 
sich weiter östlich als Java auf den Inseln nicht mehr konstatieren 
lassen. Auf einigen Inseln wie Borneo existieren jedoch Exemplare 
mit schmaler und solche mit breiter Medianbinde der Flügelunterseite. 


214 H. Fruhstorfer. 


Von Celebes an bis Neu-Guinea treten nur noch Exemplare 
auf mit fadendünner weißer Mittellinie, die man wohl mit 


medus licium nov. subspee. 


bezeichnen kann. 

Von Neu-Pommern liegen wiederum Stücke vor mit fast ebenso 
ausgedehntem Medianstrich, wie wir ihn bei den Süd-Indiern beob- 
achten. Diese dürften zu mutata Butl. gehören. 

In Sumatra werden häufig Exemplare mit vergrößerten Ozellen 
und schöner bleiglanzartiger Peripherie gefunden, auch mit ver- 
waschenem Silberglanz zwischen den Augen (f. zipoetina nova), die 
Martin, „Iris“, 1895, 8. 239—240, bereits erwähnte. 


2097 


Die medus-Rassen verbreiten sich über das indisch-australische 
Gebiet wie folgt: 
medus medus F., 1775. 


a. forma medus. BRegenzeitform. 
P. doris Cramer, p. 141. China, Regenzeitform. 


ß. forma hesione. Intermediatform. 
P. hesione Cramer, p. 16. Im ganzen asiatischen Gebiet. 
(„Suriname ex errore.“) 
Sikkim, Siam (Januar), Annam (Februar). 


y. forma runeka Moore. Trockenform. (= Moore, |. e., 
p. 169, Pl. 58, Fig. 2, 9.) Mit reduzierten Ozellen 
der Flügelunterseite und relativ breiter weißer Median- 
binde. 

Sikkim, Assam, Annam, Tonkin. 


forma turbata nova. Extreme Trockenform. 
Özellen und weißer Mittelstrich der Flügelunterseite 
obliterieren. 
Sikkim, Nikobaren. 


forma zipoetina Fruhst. Nur Sumatra. 
China, Hainan, Tonkin, Annam, Siam bis Bombay, 
Birma, Nikobaren, Makro- und Mikromalaiana, 
Bawean. 


medus mandata Moore. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 215 


Literatur bei Moore, Lep. Ind., p. 171 und Bingham, 
l. e., p. 69. — De Nicev. and Manders, Journ. As. 
Soe. Beng., 1599, p. 150. Raupe an Reis und Gras. 


a. forma mandata Moore. Regenzeitform. 
ß. forma mandosa Butl. Trockenform. 
Patria: Süd-Indien, Ceylon (Fruhst. leg.). 
medus licium Fruhst. 
Von den Philippinen bis Neu-Guinea, Type aus 
Buru; Celebes, November bis Januar. 


medus modestus Misk., P. L.S. N.S. Wales, 1890, p. 29. 
Cooktown bis Thursday Isl. 


medus mutata Butl., Proc. Linn. Soc., 1575, p. 612. 
Type von Erromango. — Neu-Pommern, Südsee- 
Inseln. 


2. Orsotriaena jopas Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862, 
Pl. 1, Fig. 5—6. India ex errore. 

Holland, Proc. Boston Soc. Nat. Hist., 1890, Vol. 25, p. 57. 

Rothschild, „Iris“, 1892, S. 433. 

Orsotriaena jopas Moore, Tr. Eut. Soe., 1830, p. 161. 


Die Duftfalte unterhalb der Submarginale der Vorderflügel 
von jopas ist größer, tiefer, besser entwickelt als bei medus. Die 
Duftpfanne anscheinend mit helleren Schuppen gefüllt, der Duft- 
pinsel etwas gelblicher und länger. 

Der Kostalsaum der Hinterflügel gleichfalls heller als bei medus 
und die matt seidigglänzenden Büschel kürzer, anliegender. Duft- 
haare sowohl der Zelle als wie unterhalb der Zellwand etwas ent- 
wickelter und länger. 


Von jopas bleiben zwei Lokalrassen zu rubrizieren: 

Jopas jopas Hewits. Nord- und Süd-Celebes. (Toli-Toli, No- 
vember, Dezember 1895, Fruhst. leg.) 

Jopas paupercula nov. subspec. Sula-Inseln. 

Kleiner als die Celebes-Rasse. Antemarginallinien auf der 
Oberseite aller Flügel deutlicher. 

Unterseite: Die weiße Medianbinde der Flügel schmäler, reiner 
weiß und schärfer abgesetzt. Die Umgrenzung der Ozellen der 


216 H. Fruhstorfer. 


Hinterflügel ausgedehnter und heller. Die Ozellen selbst mehr oval, ° 
größer und strichförmiger weiß gekernt. 
Patria: Sula-Besi (Doherty leg.). 


Genus Mandarinia Leech. 


Leech, Butt. China, Japan, Corea, 1592, p. 9. 
Martanda (sie!!) Moore, Lep. Ind., 1. e., p. 223. 


Die fundamentalen Differenzialeharaktere dieses eigentümlichen 
Genus vergaß Leech in seiner Diagnose zu erwähnen, nämlich die 
nicht aufgeblasene Basalpartie sämtlicher Aderstämme der Vorder- 
flügel und die scharf zugespitzte statt mit einer Querader abge- 
schlossene Hinterflügelzelle. 

Mandarinia ist des weiteren von Mycalesis differenziert durch 
die an Euploeen, Taenaris und Antirrhaea gemahnende konkave 
Ausbuchtung des Analrandes der Vorderflügel und die breite Haar- 
bürste der Hinterflügel, die an die eigentümlichen Duftapparate auf 
der Vorderflügelunterseite von Antirrhaea philoctetes L. erinnert. 

Moore bringt ]. ec. Mandarinia zu seinem Genus „Martanda“, 
das er wegen der zwei Duftpinsel der Hinterflügel aufstellte. Da 
nun Mandarinia nur eine Sekundärauszeichnung der Hinterflügel 
besitzt, vermute ich, daß Moore diesbezügliche Exemplare gar nicht 
untersucht hat. 

3ekannt ist nur eine Art: 


Mandarinia regalis Leech. 
Mycalesis regalis Leech, Trans. Ent. Soe., 1889, p. 102, Pl. 8, 
Fig. 2, 2a. 
Patria: Zentral- und West-China, lokal und nicht sehr häufig 
(Leech), 2 d' aus Szetehuan (Coll. Frubst.). 


Eine Subspezies wurde von mir in Tonkin aufgefunden: 


Mandarınia regalis baronesa Fruhst., Soc. Entom., p. 83, 
1. Sept. 1906. 

Mit 27 mm Vorderflügellänge kleiner als regalis Leech, die 
stets 30—32 mm Vorderflügellänge aufweist. 

Die blaue Schrägbinde der Vorderflügel viel schmäler, nament- 
lich im oberen Teile, die einzelnen Flecke stehen isolierter und 


. \ 2 u 
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 217 


sind distal tiefer eingeschnitten. Die Binde verläuft auch nach 
innen unregelmäßiger, erreicht meistens nur die Submarginale und 
ist wegen ihrer geringeren Breite viel weiter vom Analwinkel ent- 
fernt, d. h. nach innen gerückt. 

Die Schrägbinde selbst ist dunkler blau. 

Patria: Tonkin, Than Moi, Juni bis Juli 1900 (leg. Fruhst.). 


Regalis war bisher nur von China bekannt, wo sie nach 
Leech sehr lokal und nicht recht häufig ist. Sehr wahrscheinlich 
wird regalis auch noch in Yunnan entdeckt werden, von wo aus 
die Art ja nur nach Tonkin gelangt sein kann. 


Genus Drusillopsis. 


Synonym: Hamadryopsis Oberthür, Etudes d’Entomologie, 
p- 16—17. August 1894. 


Dieses eigentümliche Genus, dessen einzigen bisher bekannten 
Vertreter Doherty in Holländisch-Neu-Guinea entdeckte, muß in- 
folge der aufgeblasenen Adern der Vorderflügel und dem Duftpinsel 
am Kostalrande der Hinterflügeloberseite in die Nähe der Myecale- 
siden gestellt werden. 

Soweit sich das Geäder nach Oberthürs übrigens vollendeten 
Figuren beurteilen läßt, zeichnen sich die Hinterflügel durch eine 
ebenso spitze abgeschlossene Zelle aus als die Gattung Manda- 
rinia Leech. Hier wie dort entspringen die beiden oberen Median- 
adern am Zellapex. 

Oberthür unterließ es, für seine beiden Gattungen eine de- 
skriptive Unterlage zu bieten, da er weder Genusmerkmale noch 
abgrenzende Differenzialcharaktere hervorhebt, sondern sich, wie 
etwa seinerzeit Hübner, damit begnügt, gute Figuren an die Stelle 
einer Beschreibung zu setzen. 


Das Genus Drusillopsis umfaßt nur eine Spezies: 


Drusillopsis Dohertyi Öberthür, 1. e., p. 16-17, Pl. 2, 
Fig. 3 und 3a, 9, Ober- und Unterseite. 

Synonym: Hamadryopsis drusillodes Oberthür, 1. e., p. 17—18, 
Pl. 2, Fig. 4 und 4a, Ober- und Unterseite, d.. 

Patria: Wandesi (leg. Doherty 1392). 


218 H. Fruhstorfer. 


Oberthür wählte seine Namen für diese hochaparte Art mit 
großem Geschick. Das J gleicht einem Hamadryas-Männchen, das 
Q einer sehr kleinen Taenaris (Drusilla olim) und bieten die beiden 
Geschlechter ein Beispiel weitgehendsten Sexualdimorphismus, ähn- 
lich jenem von Elymnias agondas Boisduval. 


Morphologie der Sekundär-Sexualcharaktere und 
der Zeitformen. 


Seit Moore 1380 die sogenannten Duftorgane als „Gattungs- 
merkmale“ verwertete, treffen wir sie als Bestimmungshülfsmittel 
in der späteren Literatur fortwährend angewandt, so insbesondere 
von Marshall und De Nie&ville 1382—1886, Distant, Semper 
und Aurivillius. 

So weit mir bekannt, waren aber die Organe selbst niemals 
Objekt eingehender morphologischer Untersuchungen und von deut- 
scher Seite ist außer den flüchtigen, zum Teile unzutreffenden Be- 
merkungen von Dr. Erich Haase („Iris“, 1886, S. 105) kaum etwas 
darüber veröffentlicht. 

Von den englischen Autoren liegt gleichfalls nur ein Essay 
vor, aber dieses scheint mir der Beachtung und Übersetzung wert. 
Es ist von Major Manders (Journ. As. Soc. Beng., 1399, p. 182) 
und lautet wie folgt: 

„Die gelben, haarähnlichen Anhängsel (processes) auf der 
Oberseite der Hinterflügel von perseus und polydecta liegen unmittel- 
bar hinter dem Ursprung der Subkostale. Sie erheben sich zumeist 
als ein Büschel zwischen den Schuppen der Flügel und gehen nach 
oben und auswärts in einer fächerartigen Manier bis zu den weiter 
unten beschriebenen ovalen Depressionen. Sie sind strukturlos, aber 
solid, soweit sich dies bei einer 950 fachen Vergrößerung erkennen 
läßt, laufen allmählich in eine Spitze aus und sind wahrscheinlich 
chitinös in ihrer Zusammensetzung. 

„Von den oben erwähnten ovalen Eindrücken lagert der eine 
an der Submarginale der Vorderflügelunterseite, der andere gelegent- 
lich unterhalb, aber noch häufiger oberhalb der Subkosta der Hinter- 
flügeloberseite. 


. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 289 


„In perseus und polydecta sind diese Depressionen schwarz 
und entstehen aus sehr dicht angehäuften Schuppen mit gleich- 
mäßig gerundeten Enden. Daß alle diese löffelartigen Gebilde nur 
Depressionen der Flügeloberfläche bedeuten, geht zur Evidenz daraus 
hervor, daß diese Schuppen sich nicht zur selben Zeit im Focus 
des Mikroskops befinden. 

„Bei einigen perseus- und polydecta-Exemplaren irisieren diese 
Eindrücke dunkel, manche von tiefblauer, andere wieder von hell- 
blauer Farbe, die Intensivität der Farbe wechselt je nachdem das 
Licht auf sie fällt. 

„Die Schuppen zeigen selbst unter der Vergrößerung nur ge- 
ringfügige Streifung, aber in allen Fällen sind die Enden gleich- 
mäßig gerundet. Diese Schuppen widerstehen der Einwirkung von 
Lösemitteln wie Eau de Javelle viel hartnäckiger als die Schuppen 
der übrigen Flügelteile. 

„Es ist nirgends eine Drüsenstruktur, aber es ist bemerkens- 
wert, daß nur die Enden der gelben Haare in den Depressionen liegen. 

„In der Struktur dieser Anhängsel befindet sich nichts, was 
ihre Funktionen verraten könnte, ebenso wenig denke ich, daß sie 
als Stridulationsorgane dienen, denn in diesem Falle würde ich er- 
wartet haben, daß die Schuppen oder haarähnlichen Anhängsel in 
irgend einer Weise gezähnt sein müßten, um Laute hervorzurufen, 
aber dies ist nicht der Fall.“ 


Horodimorphismus. 


Die S' der indo-chinesischen Mycalesis aus der perseus-Gruppe 
lassen sich samt und sonders ohne Schwierigkeiten trennen, nament- 
lieh wenn die Gestalt der Androkonienbecken der Vorderflügel- 
unterseite verglichen wird, während die Q ineinander übergehen; 
immerhin gelingt es noch zeitweise, die 9 der Regenzeitperiode aus- 
einander zu halten. Der Versuch, die Trockenformen zu unter- 
scheiden, wird dagegen nur dann möglich sein, wenn sorgfältig 
datiertes Material aus gut umgrenzten und genau bekannten Lo- 
kalitäten vorliegt. 

Tragen doch die 9 von nicht weniger wie sechs Arten (mineus, 
perseus, perseoides, visala und subdita) und deren Lokalrassen alle 


220 H. Fruhstorter. 


dasselbe fast zeichnungslose, unentschiedene, verschwommene graue 
oder braune Kolorit der Flügelunterseite. 

Manders beobachtete dasselbe Faktum auf Ceylon und schreibt 
darüber im Journ. As. Soc. Beng., 1399, p. 182 folgendes: 

„Ich war in der Lage, eine große Reihe von Exemplaren der 
Calysisme-Gruppe aus Ceylon zu untersuchen und komme zu dem 
Resultate, daß es leicht ist typische Exemplare zu trennen, jedoch 
unmöglich, eine sichere Linie zwischen den Zeitformen zu ziehen. 
Ferner war ich einige Male nicht im Stande, die Spezies genügend 
zu unterscheiden, weil gewisse Exemplare zwischen perseus und 
polydecta stehen.“ 

Auch Bingham kam neuerdings zu einem ähnlichen Resul- 
tate, indem er (Fauna India, p. 56) sagt: „Fünf oder sechs Arten 
des Mooreschen Genus sind nahe verwandt. i 

„Mye. perseus, denke ich, kann immer rekognosziert werden, 
und zwar in beiden Geschlechtern durch die Stellung der Ozellen 
der Hinterflügelunterseite, die konstant ist. 

„Von den anderen können nur die 0’ mit einiger Sicherheit 
getrennt werden durch die Gestalt, Größe und Farbe der Sexual- 
flecke der Vorderflügelunterseite. Aber in den langen Reihen der 
Q, die ich untersuchte, war es mir unmöglich, auch nur ein ein- 
ziges konstantes Charakteristikum zu finden, mit dem sich eine 
Form von der anderen unterscheiden ließe. 

„Herr De Nieeville hält es für wahrscheinlich, daß die Myca- 
lesis sich kreuzen (interbreed), in diesem Falle wäre es möglich, 
daß nur eine Art existiert, von der die 0’ variierende Sexual- 
charaktere besitzen, die jedoch in gewissen Serien konstant bleiben.“ 

Soweit Bingham. 

Die De Nieevillesche Hybridisationstheorie scheint mir un- 
haltbar und ganz unnötig, um das Faktum zu erklären, daß die 9 
verschiedener Spezies sich ähnlich sehen. | 

Die Variationsmöglichkeit ist eben bei den Lepidopteren, wo 
kleine Ursachen große Wirkungen hervorrufen, das Normale und 
umgekehrt, das Konstantbleiben die Ausnahme. 

Auch die 9 spezifisch weit getrennt stehender Mycalesis, als 
malsara, mystes und sanatana, die ich in Siam, Annam und Tonkin 
in der Trockenzeit fing, sehen sich zum Verwechseln ähnlich. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 221 


Da nun, wie schon oben bemerkt, die weiblichen Formen der 
Regenzeit sich fast bei allen Mycalesis ohne weiteres bestimmen 
und erkennen lassen, so geht daraus hervor, daß die Regenzeit die 
Arten separiert, Trockenzeit hingegen die Spezies nivelliert. 


Genus Ptychandra Felder. 


Felder, Wr. Ent. Monatschr., 1861, S. 304. 

Staudinger u. Schatz, Exot. Schmett., I, 1892, 5.199, 203. 

Semper, Schmett. Philipp., S. 34—35 und 58. Mai 1336 und 

Juni 1887. 

Diese Gattung wird von Schatz eine abirrende Form der 
Lethe-Gruppe der Satyriden genannt, deren Charaktere mehr im 9 
erhalten sind, während das J durch die prächtige blaue Flügel- 
färbung eher an Lycaeniden erinnern soll. 

Mich dünkt, daß gerade Ptychandra durch die drei angeschwol- 
lenen Adern der Vorderflügel, die bei den Zethe nicht vorkommen, 
und die Geschlechtsauszeichnung der Vorderflügel viel eher zu Myca- 
lesis als zu den Lethe gestellt werden muß, da Piychandra mit 
Lethe nur die Schwanzanhänge der Hinterflügel gemeinsam hat. 

Ptychandra-Männchen differieren übrigens sowohl von Mycalesis 
wie Lethe durch die aus einem Punkt der Medianader entspringenden 
drei Medianäste, eine Erscheinung, die sich bei den Satyriden, sonst 
nirgends wiederholt. 

Vorderflügel zwischen M2 und M3 mit einem tiefen elliptischen 
Androkonienbecken, das von einem langen schwarzen Haarpinsel 
überschattet wird und eine internervale Furche bis zur Flügelmitte 
entsendet. Analrand der Vorderflügelunterseite mit hell rotbraunen, 
matten Duftschuppen besetzt, mit denen ein schmales Kostalfeld 
voll dunkelbrauner spezialisierter Schuppen der Hinterflügelober- 
seite korrespondiert. 

ODC der Hinterflügel fehlt; MDC distal etwas nach innen 
gekrümmt, UDC sehr lang und leicht konkav oder gerade die 
Zelle kurz abschließend. 

Aus dem Genus sind bisher nur drei scharf präzisierte Arten 
bekannt, die ihrerseits wieder in leicht zu erkennende Inselrassen 
zerfallen. 


222 H. Fruhstorfer. 


A. Vorderflügel mit distal etwas gebogener UDC. 
Androkonienbeceken mit tiefschwarzen Schuppen. 
Vorderflügel nur mit kurzem straffen Haarpinsel unter MB. 
Zelle der Hinterflügel mit langem dünnen Haarpinsel. 


1. Ptychandra Schadenbergi Semper, 1. c., 8.35; Ader- 
netz, 8. 59, Taf. 11, Fig’6,S. = -  Frühst., „Iris“, IS 

Q forma Zypica (vermutlich Trockenform). 

(= Sempers Fig. 7 auf Taf. 11.) 

Analrand der Vorderflügel weiß; anale Distalpartie der Hinter- 
flügel gelblich. 

Patria: Mindanao. 

Q forma hebetatrix nova (vermutlich Regenzeitform). 

Analsaum der Vorderflügel breit rauchbraun; gesamte Distal- 
partie der Hinterflügel bis weit über die Ozellen hinaus dunkelbraun. 

Patria: Mindanao, 1 9 ex Museum Staudinger in Coll. Fruhst. 

Hebetatrix verhält sich zur Type wie lorgwini 9 forma ob- 
scurior Fruhst. zu lorguin: Q forma typica. 


b. Vorderflügel mit gerade verlaufender UDC und kurzem Haar- 
pinsel zwischen Mi und M2. 
Hinterflügelzelle ohne Haarbekleidung. 


2. Ptychandra lorquini Felder, 1. c., 1561, S. 304; Reise 
„Novara“, Taf. 68, Fig. 1—2, d', 9. — Staudinger, Exot. Schmett., 
S. 222, Taf. 78, d', 9. — Semper, l.c., 8.35, Fig. 15, d‘, Fig. 16, 
os: Adernetz,9098, Ta kV RIEIB, €: 

Männliches Androkonienbecken mit schwarzen Duftschuppen 
gefüllt. 

a. © forma typica. (Felder, 1. c.) 

9 größer als solche von Schadenbergi. 

Vorderflügel mit rein weißen, breiteren Subapikal-, jedoch viel 
schmäleren Medianbinden. Beide hängen zusammen, während sie 
bei Schadenbergi weit getrennt stehen; zwischen Ml und M2 er- 
scheint ein weißer Kreis, der Schadenbergi fehlt. 

Hinterflügel. Die basale und mediane Region gelblich statt 
weiß. Die bei Schadenbergi fast die ganze Diskalpartie ausfüllende 
weiße Flügelfärbung ist bis auf wenige submarginale Überbleibsel 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 223 
Y I g 


verschwunden und bis nahe an den Distalrand gedrängt. Ozellen 
größer, heller gelb geringelt. 

Unterseite: Analog der Oberseite, die Weißfleckung der Vorder- 
flügel in der Progression, jene der Hinterfliigel in der Reduktion 
begriffen. Ozellenperipherie heller gelb. 


ß. 9 forma obscurior (— Staudingers Abbildung, 1. e.). 

Weiße Partien der Hinterflügel stark verschmälert. Andro- 
konienbeeken mit schwarzen Schuppen gefüllt. 

Patria: Luzon, 2 d, 19 (Coll. Fruhst.), Babuyanes, Bohol, 
Panaon (Semper). 

b) lorguwini mindorana Semper. 

Ptych. lorguwini Semper, 1. e., $. 58 partim. Mindoro. 

Ptych. mindorana Semper, 1. e., 8. 329. 

Ptych. mindorana Stdgr. 1.1. 

Ptych. lorquini mindorana Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1900, S. 12; 

„1t1s=41899,78..80. 
Patria: Mindoro, 1 0° (Coll. Fruhst.). 


c) borguini mindanaensis Fruhst. 
Ptych. lorgwini mindanaensis Fruhst., „Iris“, 1899, Heft 1, 
S. 80; Berl. Ent. Zeit., 1. c., S. 12. 

Ptych. plateni Stdgr. i. 1. 

Ptych. lorgwini Semper, 1. e., p. 55. Mindanao partim. 

Androkonienbecken mit kreideweißen Schuppen. 

Patria: Mindanao, J, @ (Coll. Fruhst.). 

d) lorguini bazilana Fruhst., „Iris“, 1899, S. 79—S0; Berl. 
Ent. Zeit., 1900, S. 12; ebenda, 1899, Sitzungsber., S. 24. 

Androkonienbecken mit kreideweißen Schuppen. 

Patria: Bazilan, 3 d’, 9 (leg. Doherty, Februar, März 1595, 
Coll. Fruhst.). 

e) lorqwini leucogyne Feid. Halmahira. 

Pt. leucogyne Feld., Reise „Novara“, 1867, S. 498. 


©. Vorderflügel wie bei P, nur tritt zwischen M2 und M3 noch 
ein dünner Büschel langer schwarzer Haare auf. 


Ptychandra caerulans nova forma. 


224 H. Fruhstorfer. 


d. Habituell und in der Schwanzform die Mitte zwischen 
Schadenbergi und lorgwini haltend, oberseits heller blau als beide. 
Die weißen submarginalen Zacken der Vorderflügel ähnlich jenen 
von lorquwini, die weißliche Antemarginallinie der Hinterflügel fehlt. 

Die bei Schadenbergi recht deutliche, bei lorgwini fehlende 
Analozelle der Hinterflügeloberseite zu einem kleinen Punkt reduziert. 

Die Flügelunterseite nähert sich durch das Fehlen der für 
lorguini typischen silbergrauen Ozellenperipherie mehr Schaden- 
bergi. Die caerulans-Unterseite ist indessen etwas farbenärmer und 
mit kleineren Hinterflügelozellen versehen als Schadenbergi, die grau- 
weißen Zeichnungen neigen zum Verschwinden und gravitieren da- 
durch wieder zu lorguwint. 

Patria: Luzon, Cd’. 

Erst nach Eintreffen neuen Materials läßt sich entscheiden, 
ob caerulans als gute Spezies bestehen kann oder nur als Zeit-, 
respektive Lokalform zu lorqwini gehört. 


Genus Lamprolenis Godman et Salvin. 


Godman et Salvin, Proc. Zool. Soe., 1885? 
Schatz-Röber, Exot. Schmett., 1892, S. 217. 


Lamprolenis differiert vom Mwycalesis-Habitus durch die lang 
ausgezogenen, an Amathusia erinnernden Hinterflügel, hat jedoch 
mit den Mycalesis die drei aufgeblasenen Aderwurzeln und die 
Geschlechtsauszeichnung der Hinterflügel gemeinsam. 

Das Geäder der Hinterflügel nähert sich Mandarinia, die 
Struktur der Vorderflügel vermittelt den Übergang zum Satyrus- 
Typus, ähnlich wie die Hinterflügelform von Ptychandra zum Lethe- 
Typus hinüberleitet. 

Lamprolenis ausschließlich eigentümlich sind die auf der Unter- 
seite der Vorderflügel ebenso blasig aufgetriebenen Adern von durch- 
sichtiger Bernsteinfärbung. Die Anschwellung der Submediane biegt 
weit nach unten aus, so daß zwischen ihr und der feinen Submar- 
sinalabzweigung eine tiefe Grube entsteht, die mit dichten schwarzen 
Schuppen belegt ist. 

Unterhalb der Submarginale ist der Innenrand zweimal ge- 
faltet und trägt matt glänzende Duftschuppen. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 225 


nitida Godman. 
Lamprolenis nitida Grose-Smith, Nov. Zool., 1894, p. 363, 0,9. 
Hagen, Jahrb. d. Nassauischen Ver. Nat., 13897, p. 76, 1. 

Astrolababai, März. 
Patria: Britisch-, Holländisch- und Deutsch-Neu-Guinea. 


III. Zoogeographische Betrachtungen. 


Übersicht der aus dem makromalaiischen Gebiet bekannten 
Mycalesis mit ihrem Formenkreis. 


Malaiische Halbinsel 


matvaneas Hew. 


orseis Hew. 


mnasicles perna 
Fruhst. 


ustulata Dist. 


Dohertyi Elwes 


anapita Moore 


fusca Felder 
Q margites Hew. 


sagittigera Fruh. 


distanti Moore 
Z. B. Ges. 58. Bd. 


Sumatra Borneo 


Mycalesis maianeas Hew. 
maia De Nieev. maianeas Hew. 


Mycalesis orseis Hew. als 
nautilus Butl. orsina Fruhst. 


Mycalesis mnasicles Hew. 


mnasicles Hew. mnasicles Hew. 


Mycalesis oroatis Hew. 
oroatis Hew. — 


Mycalesis Dohertyi Elwes. 


Dohertyı Elwes excelsior Fruhst. 


Mycalesis marginata Moore. 


marginata Moore pitana Stdgr. 


Mycalesis anapita Moore. 
anapita Moore anapıta Moore 


Mycalesis fusca Felder. 
macularia Fruh. adustata Fruh. 


Mycalesis janardana Moore. 


sagittigera Fruh. baluna Fruh. 


Mycalesis Horsfieldi Moore. 


hermana Fruhst. hermana Fruhst. 


Java 


oroatis Hew. 


diniche Hew. 


janardana Moore 


Horsfieldi Moore 


15 


226 H. Fruhstorfer. 


Malaiische Halbinsel Sumatra Borneo Java 
Mycalesis mineus L. 


mineus L. mineus L. mineus L. ZZ 


Mycalesis perseus F. (blasius F.). 
perseus F. perseus F. perseus F. perseus F. 


Mycalesis Moorei Felder. 
| — — Moorei Felder 


Mycalesis sudra Felder. 
——— —— sudra Felder, 9 


Mycalesis nala Moore. 
— — nala Felder 


Mycalesis anaxias Hew. 
anazıas Hew. rt EN) in 


Mycalesis amoena Druce. 
 — amoena Druce ——— 


Mycalesis kina Staudinger. 
—— kina Stdgr. — 


Mycalesis medus F. 
medus F. medus F. medus F. medus F. 


Aus der vorstehenden Übersicht geht zur Evidenz hervor, daß 
Borneo und Java eine Ausnahmestellung einnehmen, es fällt jedoch 
sehr leicht, diejenigen Arten, welche Borneo eigentümlich sind, auf 
den alten Landkonnex mit den Philippinen zurückzuführen (z. B. 
kina Stdgr., amoena Druce). 

Schwieriger zu erklären gestalten sich die Verhältnisse auf 
Java. Bemerkenswert ist dort zunächst das Fehlen häufiger und 
typischer malaiischer Elemente, wie maianeas, orseis, mmasicles und 
anapita, Erscheinungen, die schon Wallace bei Säugetieren und 
Vögeln auffielen, und mehr noch eine weitgehende javanisch-nord- 
indische Affinität. 

Auf diese prononzierte Verwandtschaft verwies ich bereits bei 
der Revision der Athymiden (in diesen „Verhandlungen“, 1906, 
S. 421) und das Verhalten der Mycalesis bestätigt das dort Gesagte. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 227 


Martin („Iris“, 1896, S. 355) glaubte die Ursache dieser 
merkwürdigen Tatsache mit gleichartigen onthogenetischen Ein- 
flüssen erklären zu können, ich möchte jedoch den wahren Grund 
der Gemeinsamkeit von Faunenfragmenten in der alten Land- 
verbindung Birma—Java suchen. 


Abgesehen von Schmetterlingen!) besitzen Java und Birma 
auch große Säugetiere, wie Dos banteng, Ichinoceros sondaicus, Canis 
rutilans ete., gemeinsam. Es ist nun ein allgemein gültiger Satz 
der Zoogeographie, daß, wenn einer Insel und dem Hauptland über- 
einstimmende Arten von lebenden Säugetieren zu eigen sind, einmal 
ein Konnex zwischen beiden bestanden haben muß. Das ist nun 
bei Java der Fall, und was den Mamologen schon längst bekannt, 
das bestätigen nun auch die rezenten Lepidopterenfunde. 


Wenn überhaupt noch ein weiterer Beweis der einstigen 
direkten Verbindung Java—Indien nötig wäre, so ist er schon lange 
durch die fossilen Säugetierreste Javas erbracht (vgl. Lydekker, 
Geogr. Verbreitung und geolog. Entwicklung der Säugetiere, S. 408. 
Jena, 1901). 

Eine indirekte Bestätigung des eben Gesagten bietet ferner 
das Vorkommen einer Euthaliide auf Bawean, welche sowohl in 
Sumatra als auch in Borneo fehlt und bisher auch von Java nicht 
registriert wurde; es ist dies Zuthalia ürma Fruhst. (Gubener Ent. 
Zeitschr., 1905), eine Lokalform der kontinentalen juli Boug. Die 
Existenz dieses Falters spricht für die Wallacesche Hypothese, 
„daß während der Eiszeit himalajische Arten vom Kontinent nach 
Süden vertrieben wurden, wo sie sich über geeignete Teile des 
ganzen Gebietes ausbreiteten. 


„Java wurde dann durch Senkung abgetrennt. Erst später er- 
streckte sich die Senkung weiter nach Norden, Borneo und Sumatra 
wurden isoliert und nur die Halbinsel Malakka blieb als schmaler 
Rücken zwischen beiden hindurch bis Banka und Billiton?) bestehen. 


„Erst später trennte ein weiterer Meereseinbruch die genannten 
Inseln und auch Bawean von Malakka. Zwei bis drei Arten von 


% 
!) Ich verweise nur auf Elymmias undularıs, Dodona spec., Zemeros 
phlegyas, Helcyra, Athyma, Mwycalesis, Pap. aristolochiae und Neorhina krishna. 
2) und Bawean. 
15* 


228 H. Fruhstorfer. 


Säugetieren blieben auf diesen Inseln zurück und veränderten sich 
seitdem etwas. So erklärt es sich, daß Sumatra und Borneo zu- 
weilen eine gemeinsame Art besitzen, während auf Banka eine 
besondere Form vorkommt.“ 

Soweit Wallace. Auch diese Theorie wird durch das Vor- 
kommen von Lepidopteren bestätigt. So besitzen Java und Banka 
mit Umgehung von Sumatra und Borneo Prothoe Francki Godt. 
und Euthalia aconthea Horsf. gemeinsam (Fragmente der Fauna 
des alten Landrückens), und das unerwartete Auftauchen einer jetzt 
rein kontinentalen Futhalia auf Bawean spricht für die erweiterte 
Wallacesche Hypothese, daß der alte Höhenrücken sich über 
Banka—Billiton bis Bawean erstreckte, und zwar zu einer Zeit, als 
Java bereits abgetrennt war. 

In dieser Periode dürfte die Einwanderung der indischen Eu- 
thalia irma auf Bawean erfolgt sein, die Java entweder überhaupt 
nicht erreichte oder bei einem Klimawechsel aus Java verdrängt, 
oder was viel wahrscheinlicher, mit dem Zurücktreten des Urwaldes 
dort vernichtet oder ausgerottet wurde. 

Aber während Euthalia irma aus Java verschwunden ist, hat 
zur Zeit, als noch kein Meereseinbruch oder eine Landsenkung er- 
folgt war, Java die obengenannten Prothoe Francki Godt. und Eu- 
thalia aconthea Horsf. an Banka abgegeben, denn an eine Ver- 
schleppung durch Zufall und eine passive Verbreitung der Eu- 
thaliiden ist kaum zu denken. 

So liefern sowohl die Mycalesiden wie auch die Euthaliiden 
einige Steinchen zu dem stolzen Gebäude der kühnen Theorie, die 
Wallace ersann, eine Theorie, für die sich seither so unwider- 
legliche Stützpunkte gefunden haben, daß ihr der prüfende Geist 
das Recht einer vollendeten Tatsache einräumen muß. 

Gehen wir nun weiter nach Osten, so bietet sich uns als 
das nächstliegende Faunenzentrum die Insel Celebes dar, die mit 
12 Spezies Java an Artenzahl übertrifft. 

Wir kennen von dort bisher: 


Nord- Mittel- Süd- üst-Celebes 
Mycalesis jopas Hew. 
jopas U. Jopas jopas 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 


Nord- 


medus 


tessinus 


opaculus 


utys 


dexamenus 


ophthalmicus 


deianıra 


Mittel- Süd- 
Mycalesis medus F. 


Ost-Gelebes 


areu hl medus medus 


Mycalesis Horsfieldi Moore. 


Mycalesis perseus F. 
EZ perseus 


Mycalesis megamede Hew. 
— opaculus 
Mycalesis orseis Hew. 
—— orseis ? 
Mycalesis itys Felder. 
-—— itys 
Mycalesis dexamenus Hew. 
transıens dinon 


Mycalesis ophthalmicus Westw. 


Mycalesis Haasei Röber. 
FF  — unipupillata 


Mycalesis deianira Hew. 
deiamira deianira 


Mycalesis erna Fruhst. 
—— erna 


229 


Von diesen 12 Arten sind nicht weniger wie sieben Celebes 
eigentümlich, ein Prozentsatz indigener Spezies, der nur von den 
(an sich sehr armen) Molukken und (dem überreichen) Neu-Guinea 
übertroffen wird. 

Diese sieben einheimischen Arten besitzen mit einer Ausnahme 
(itys, die an Molukken-Formen anklingt) nirgendwo nahe Verwandte 
und gehen nordwärts nicht über Sangir, östlich nicht über die Sula- 


Inseln hinaus. 


Die übrigen celebischen Spezies rekrutieren sich aus west- 
malaiischen Elementen und gehören weit verbreiteten Arten an, die 


230 H. Fruhstorfer. 


zumeist in Mikromalaiana wurzeln, sich eng an typisch javanische 
Formen anschließen und ziemlich sicher ihren Weg auf der Java- 
brücke nach Celebes gefunden haben dürften. 

Eine von diesen Arten (janardana) lebt auch auf den Phi- 
lippinen und Nord-Molukken; die Celebes-Form gravitiert aber in 
ihrer Färbung nach Java und Lombok zu, wo fast gleichartige 
Lokalrassen vorkommen, während die philippinische Rasse eine 
andere Färbung annimmt. 

Von den westmalaiischen Arten (orseis) bewohnt eine zwar 
das makromalaiische Gebiet, jedoch mit Ausschluß von Java, so 
daß sie von Java aus nicht nach Celebes gelangt sein kann. Eine 
Verwandte der orseis (flavotincta) bewohnt Palawan, so daß ein 
Eindringen von den Philippinen gedacht werden könnte, wenn 
orseis jemals aus Nord-Celebes gemeldet wäre, was nicht der Fall 
ist. Ich vermute somit entweder eine irrige Determination oder 
eine Fundortsverwechslung von Seiten Dr. Hollands, was umso 
wahrscheinlicher ist, als der Sammler der fraglichen Art, Doherty, 
sich längere Zeit in Borneo aufhielt, ehe er nach Celebes ging. 

Die Fühlung von Celebes mit den Molukken hält nur eine 
Spezies aufrecht, ifys Felder, die auch auf den Philippinen durch 
die vikariierende ita Felder vertreten ist. /tys ist jedoch noch 
näher mit der molukkischen remulia Cramer verwandt als mit den 
Philippinen-Rassen. 

Den Löwenanteil an der Besiedlung von Celebes hat demnach 
wieder das westmalaiische Element, von dem die Arten über die 
Javabrücke in Celebes eingedrungen sind, ein Faktum, das bereits 
durch Breddins umfassende klare Darstellung (Hemipteren von 
Celebes, S. 143, Passus 3, Stuttgart, 1901) für die Rhynchoten 
nachgewiesen wurde. 

Sowohl die Philippinen wie auch die Molukken gaben nur 
dürftiges Material an Celebes ab, was bei der großen Armut an 
Mycalesiden namentlich der letzteren Inselgruppe seine natürliche 
Erklärung findet. 

Eine Spezies bewohnt Celebes und Sula, erreicht aber die 
Molukken nicht mehr; vielleicht mit ein Beweis, daß der Meeres- 
einbruch zwischen Sula und Celebes später erfolgt sein muß, als 
zwischen den Molukken und Celebes (vgl. Breddin, 1. e., S. 151). 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 231 


Das Kolorit der rein celebischen Spezies erinnert durch das 
Dominieren der gelblichbraunen Färbung an die Arten des Papua- 
gebietes, dagegen neigen die morphologischen Charaktere mehr 
nach der javanisch-indischen Richtung, da z. B. Arten mit lang- 
behaarter Submediane der Vorderflügeloberseite, von denen Celebes 
mehrere beherbergt, weder auf den Molukken noch in Neu-Guinea, 
wohl aber in Java-Indien vorkommen. 

Die Molukken bieten keinerlei besonderes Interesse. Von 
sieben von dort bisher gemeldeten Arten sind zwei (perseus und 
medus) von ubiquistischem Charakter, remulia und sirius vermutlich 
australischen Ursprunges, zwei weitere Spezies (messene und atrata) 
den Nord-Molukken eigentümlich und die letzte Art (janardana) 
dürfte von den Philippinen oder von Celebes aus dorthin ge- 
langt sein. Dagegen treffen wir im Papuagebiet einen neuen Ver- 
breitungsherd. 

Von Neu-Guinea kennen wir: 

Westliche Holländisch- Deutsch- Britisch- Östliche 
Satellit-Inseln Neu-Guinea Neu-Guinea Neu-Guinea Satellit-Inseln 
Mycalesis sirius F. 

canicula, siriuns antıcarıs sirwus —— 


manipa 
Mycalesis phidon Hew. 


phidon phidonides  phidonides —  zamthias 


Mycalesis Duponcheli Guer. 
umbonia Duponcheli — — eudoxia 


Mycalesis eminens Stdgr. 
eminens eminens eminens eminens — 
Mycalesis mucia Hew. 


mucia Mucia mucia melanopis etha 


Mycalesis discobolus Fruhst. 
—— _discobolus —— discobolus —— 


Mycalesis mahadeva Boisd. 
mahadeva mahadeva comes — —— 


232 


Westliche 
Satellit-Inseln 


pallens, 
terminulus, 
asophis 


lalassıs 


cocodaemon 


lornides 


lorna 


gopaka 


H. Fruhstorfer. 


Holländisch- Deutsch- Britisch- 


Neu-Guinea Neu-Guinea Neu-Guinea 


Mycalesis fulviana Grose-Smith. 
fulviana — 0 


Mycalesis terminus F. 
atropates kyllenion flagrans 


Mycalesis perseus F. 
lalassis lalassis lalassis 


Mycalesis pernotata Tiryon. 
— ——  gpernotata 


Mycalesis nerida Grose-Smith. 
— — nerida 


Mycalesis elia Grose-Smith. 
elia elia —— 


Mycalesis bazochi Gu£r. 
bazocht bazochi en _ 


Mycalesis cocodaemon Kirsch. 
cocodaemon cocodaemon —— 


Mycalesis evara Fruhst. 
= _ — evara 


Mycalesis bilineata Fruhst. 
bilineata 


Mycalesis bizonata Grose-Smith. 
re —— bizonata 


Mycalesis aethiops Butler. 
aethiops aethiops —— 


Mycalesis lorna Grose-Smith. 
lorna ? copiosa — 


Mycalesis shiva Boisduval. 
shiva australis u 


Östliche 
Satellit-Inseln 


matho 


lugens 


elia 


aethiops 


Maura 


: e - 2 
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 233 


Westliche Holländisch- Deutsch- Britisch- Östliche 
Satellit-Inseln Neu-Guinea Neu-Guinea Neu-Guinea  Satellit-Inseln 
Mycalesis barbara Grose-Smith. 

_——- _—- barbara mea — 


Mycalesis valeria Grose-Smith. 
—— valeria — 


Mycalesis valeriana Grose-Smith. 
— — valeriana —— 


» 


Mycalesis durga Grose-Smith. 
jobina durga exheredata 


Mycalesis medus F. 
herum herum lieium herum herum 


Von den 26 Arten der Tabelle ist die mit einem ? bezeichnete 
unsicher. 

Die Verbreitung der übrigen Spezies ist nur stellenweise be- 
kannt, da insbesondere das östliche Deutsch- und das südwestliche 
Holländisch-Neu-Guinea noch ungenügend durchforscht sind. 


Nach der Tabelle bewohnen: Holländisch-Neu-Guinea . . 15 Arten, 


Deutsch-Neu-Guimea .... 16 „ 

Britisch-Neu-Guinea ....15 „ 
davon bewohnen alle drei Regionen gemeinsam ..... 6,0, 
nur in Holländisch-Neu-Guinea treffen wir... ...... ER 
nur in Deutsch-Neu-Guinea treffen wir... ........ " 
nur in Britisch-Neu-Guinea treffen wir... ........ SE 
Holländisch- und Deutsch-Neu-Guinea besitzen zusammen . 12 „ 
Deutsch- und Britisch-Neu-Guinea besitzen zusammen .. 7 „ 


Letzteres Faktum ist besonders wichtig, weil daraus hervor- 
geht, daß die Verbreitungsmöglichkeit zwischen der deutschen und 
britischen Machtsphäre eine viel geringere ist als zwischen Kaiser 
Wilhelmsland und den holländischen Besitzungen. Diese Tatsache 
dürfte vielleicht darin ihre Erklärung finden, daß die letzteren ge- 
meinsame Küstenlinie die Ausdehnung erleichtert, während die 
hohen Gebirgswälle zwischen der deutschen und britischen Okku- 
pationszone den Artenaustausch erschweren. 


234 H. Fruhstorfer. 


Betrachten wir nun die papuanischen Mycalesis in ihrem Ver- 
hältnis zu den westmalaiischen Arten, so ergeben sich folgende Tat- 
sachen. 

Von den 26 Spezies der Hauptinsel von Neu-Guinea gehören 
nur zwei zu den ubiquistischen Elementen, denen wir überall in 
der gesamten indo-australischen Welt begegnen. Weitere zwei Arten 
kommen auf den Süd-Molukken und zugleich auch in Australien 
vor, es sind dies gleichfalls banale Spezies von weiter Verbreitung. 

Es bleiben somit insgesamt 20 autochthone Arten für die 
Papua-Region eigentümlich, was SO °/, der in Betracht kommenden 
Spezies ausmacht. Von diesen Arten gehen 10 auf die westlichen, 
5—6 auf die östlichen Satellit-Inseln über. Keine der Papua- 
Mwycalesis erreicht jedoch die Salomonen, wenngleich Duponcheli 
dort durch sara und splendens als vikariierenden Arten ersetzt wird, 
und keine einzige Papua-Mycalesis ist bis zu den Molukken vor- 
gedrungen. Dies alles spricht für den trennenden Einfluß des Meeres 
und für die Schwierigkeit der Migration der Spezies. 

Das genau umgrenzte Vorkommen der papuanischen Arten 
gibt uns aber zugleich einen Fingerzeig über die ehemaligen Land- 
verbindungen. Aus der jetzigen Verbreitung geht hervor, daß die 
Adjacent-Inseln mit Neu-Guinea noch zu einer Zeit in Konnex waren, 
als die Molukken und Salomonen sich bereits von der Hauptinsel 
losgelöst hatten. 


Gehen wir nun zu Kontinental-Indien über, so begegnen wir 
auch dort 26 Arten. Diese verteilen sich wie folgt: 
Nord-Indien Süd-Indien Ceylon Tenasserim 


Mycalesis anaxias Hew. 
anazıas anazias —— FF 


Mycalesis Adamsoni Watson. 
— — _—— Adamsoni 


Mycalesis anaxioides Marsh. 
2 — anamioides 


Mycalesis charaka Moore. 


charaka charaka 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 235 


Nord-Indien Süd-Indien Geylon Tenasserim 
Mycalesis sanatana Moore. 

sanatana _— —_ sanatanda 

Mycalesis orseis Hew. 
—— — en orseis 

Mycalesis perseus F. 

perseus perseus perseus perseus 
Mycalesis mineus L. 

mineus polydecta polydecta mineus 


Mycalesis perseoides Moore. 
u perseoides — perseoides 


Mycalesis subdita Moore. 
—— subdita subdita —— 


Mycalesis visala Moore. 
visala visala ——— visala 


Mycalesis rama Moore. 


a rvramı«a rn 


Mycalesis Adolphei Guer. 
— Adolphei — nn — 


Mycalesis oculus Marsh. 
—— oculus — === 


Mycalesis mnasicles Hew. 
 — FL —  — mnasicles ' 


Mycalesis mestra Hew. 
mestra — — mestra 


Mycalesis malsarida Butler. 
malsarida ar Le a =. en - 


Mycalesis malsara Moore. 
malsara Davisoni — malsara 


Mycalesis nicotia Hew. 
micotia m azsırz nudgara 


236 H. Fruhstorfer. 


Nord-Indien Süd-Indien Ceylon Tenasserim 


Mycalesis misenus De Nic£v. 


misenus — — FD Z— 
Mycalesis suaveolens Wood-Mason. 
suaveolens —— —— suaveolens 
Mycalesis Heri Moore. 
Heri —— u — — 
Mycalesis patnia Moore. 
Junonia patnia — 
Mycalesis mystes De Nic£v. 
. — muystes 
Mycalesis oroatis Hew. 
——ı ED  — surkha 
Mycalesis medus F. 
medus medus medus medus 
Von den indischen Mwycalesis kommen vor: 
In Birma-Tenasserima N.) 2... ...., 16 Arten, 
„. DIKKIm; ABA ed duun Dec 
NOStUGEndten. lesen, ran 
Denon 29 22 202. or ann en a 2 
Von diesen besitzen gemeinsam: 
Nord-Indien und Birma-Tenasserim . 10 Arten, 
Nord. und Süd-Indien =: . _. .7..20252 
Stid-Indien und Ceylon =. .„. >». 575 
Nord-Indientund”Ceylon Pr an 8°, 
Nur in Tenasserim-Birma kommen vor . 5 Arten, 
4: m, Nord-Indien era. N oe 
u. Süd-indien > 0 Paz n » Vezuee 
4 Cleaning are dA 


Aus dieser Zusammenstellung ersehen wir, daß sich längs der 
Himalajakette die Arten leicht verbreiten konnten, da Nord-Indien 
und Birma 10 Arten gemeinsam besitzen, daß aber das heiße, trockene 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 237 


Tiefland von Zentral-Indien dem Vordringen der Mycalesis hinder- 
lich ist, da von den nordindischen Spezies nur sechs den Süden 
erreichten. 


Ceylon ist noch ärmer an Arten. Von den sechs Inselspezies 
sind fünf zweifellos aus Süd-Indien dorthin gelangt und die einzige 
autochthone Art (rama) ist wohl auch nichts weiter als eine ver- 
dunkelte perseoides und ebenfalls aus Süd-Indien zugezogen. 


Betrachten wir nun auch das Vorkommen der Mycalesis in 
Hinterindien, so ergibt sich folgende Tabelle: 


Sikkim-Assam Tenasserim Tonkin Annam Siam China 
— ——  regalis-ba- — —— _ regalis 
ronesa 
medus medus medus medus medus medus 
mineus mineus mineus mineus mineus mineus 
perseus perseus _yperseus — —— _ vperseus 
perseoides perseoides perseoides perseoides yperseoides 2 
visala visala neovisala 2 2 ? 
sanatana sanatana sanatana- sanatana- ——  sanatana- 
ulia gomia perdiccas 
anazias  qamaxias anaxias-de- —— 
fieiens 
— — charaka  charaka —— ——  gotama 


malsara malsara malsara- malsara - an- - = 
mausonia namitıca 

malsarıda malsarida malsarida — 
mnasicles mmasicles 
u Mmyjstes ? ? mystes = 
— ——  horsfieldi 


Von den Tonkinspezies gehören acht zu den rein indischen 
Elementen, die den gesamten Südabhang des Himalaja bewohnen, 
eine Art (regalis) hat Tonkin ausschließlich mit China gemeinsam; 
eine zweite Spezies (charaka) ist von China eingewandert, aber bis 
Tenasserim verbreitet. Das Vorkommen von M. mnasicles beweist, 
daß auch ein malaiisches Element eingedrungen ist, das seinen Weg 
wohl über Tenasserim dorthin gefunden hat. 


233 H. Fruhstorfer. 


Der Gesamtcharakter der Mycalesis-Fauna von Tonkin ist 
demnach ein indischer mit leichten chinesischen und noch geringeren 
malaiischen Anklängen. 

Von den 16 Arten, die Tenasserim bewohnen, existieren nicht 
weniger als 11 noch in Tonkin, so daß die Verwandtschaft von 
Tenasserim mit Tonkin eine viel nähere ist als zwischen Birma 
und Sikkim. BL): 

Von den Tonkin-Spezies finden sich neun auch noch in Sikkim 
und sechs auch noch auf der Insel Hainan, so daß eine große 
Artengruppe über 25 geographische Breitengrade sich ausdehnen 
konnte, wobei einige noch weiter nach dem Osten Chinas vor- 
dringende Arten noch gar nicht berücksichtigt sind. Dabei handelt 
es sich nicht ausschließlich um banale, sondern um charakteristische 
Spezies. 

Vergleichen wir mit dieser gewaltigen Region die Verhältnisse 
auf Neu-Guinea, so fällt uns sofort auf, daß der Formenreichtum 
der Insel ein viel mannigfaltigerer ist als auf dem gesamten Kon- 
tinent von Indien. 

Dabei bedeckt Neu-Guinea nicht mehr Oberfläche als etwa 
Birma mit Tenasserim und Deutsch- und Britisch-Neu-Guinea zu- 
sammen sind nicht größer als Tonkin und die nördlichen Provinzen 
Annams. Aber während wir in Tonkin noch etwa 10 der Spezies 
antreffen wie in dem 14—15 Breitengrade entfernten Sikkim, be- 
sitzen das benachbarte Deutsch- und Britisch-Neu-Guinea, von 
den banalen oder australischen Mycalesis abgesehen, nur drei ge- 
meinsame Arten. 

Resume. Das gleichmäßige feuchte Klima der Äquatorial- 
zone, in der Neu-Guinea liegt, begünstigt schon auf kurze Di- 
stanzen die Artbildung. 

Das Klima der durch lange Trockenperioden charakterisierten 
indischen Subtropen verhindert die Modifikation der Art, so daß 
erst innerhalb großer Entfernungen neue Lokalrassen entstehen 
können. 

Die Art bleibt deshalb umso konstanter, je mehr sie sich 
den Polen, sie wird umso wandelbarer, je mehr sie sich dem 
Äquator nähert. 


ruhstorfer: 


H.F 


Neue indoaustralische 


Tall. 


Verhandl. der k. k. zool.-bot. @es.. 


Mycalesis. 


Band LVIIT, 1908. 


Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 239 


Nachtras. 


Aus Formosa sind inzwischen drei neue Lokalformen bekannt 
geworden, nämlich: 

Mycalesis francısca formosana Fruhst., Entom. Zeitschr., 
Stuttgart, 20./VI. 1808, S. 48. 

Kleiner als francisca Cramer von China und sanatana Moore 
vom Himalaja und mit kleineren Ozellen als bei allen verwandten 
Rassen. Die Trockenzeitform (nahe forma langi Moore) trägt eine 
breitere violettweiße Binde der Flügelunterseite (forma hirtia Fruhst.). 

Patria: Formosa, Kanshirei, 28. Juli, Regenzeitform, d, 9; 
Tainan, 9. Mai, Trockenzeitform, d'. 


Mycalesis gotana nanda Fruhst., ]. ce. 

Gleichfalls kleiner als die verwandten Rassen, dunkler als 
madjicosa Butl. von Okinawa, Ozellen größer, Medianbinde aller 
Flügel jedoch schmäler. 

Patria: Formosa, Tainan, 31. Oktober; Kagi, Ende September 
1907, 2 d', 2 (Coll. Fruhst.). 


Mycalesis suaveolens kagina Fruhst., 1. ce. 

d‘. Kleiner als suaveolens Wood-Mas. von Bhutan. Analozelle der 
Vorderflügel größer, Medianbinde der Flügelunterseite viel schmäler. 

Sehr wahrscheinlich wird auch noch M. misenus de Niecv. 
in Formosa gefunden, die bereits aus China bekannt ist. 

Patria: Formosa, Kagi, 25. August 1907, 1 d° (Coll. Fruhst.). 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel I. 

Fig. 1. Mycalesis erna Fruhst. Z. Celebes. 
RR - transiens Fruhst. 2. Celebes. 
ac a tilmara Fruhst. Z'. Sangir. 
| R eudoxia Fruhst. S. Kiriwina. 
Auer, 5 maforica Fruhst. g'. Mafor. 
rin. 5 deficiens Fruhst. 9. Tonkin. 
ne x evara Fruhst. Z'. Neu-Guinea. 
ES a discobolus Fruhst. SZ. Neu-Guinea. 
CK arabella Fruhst. g. Waigin. 
210 Mandarikia baronesa Fruhst. Z'. Tonkin. 


240 Anton Handlirsch. 


Kleiner Beitrag zur Kenntnis der Grab- 
wespengattung Stizus Latr. 


Von 
Anton Handlirsch. 


(Eingelaufen am 22. November 1907.) 


Die Unterscheidung jener kleinen Stizus-Arten, welche von 
älteren Autoren unter den Namen Stizomorphus und Bembecinus als 
eigene Genera von der großen Latreilleschen Gattung abgetrennt 
wurden, bietet dem Systematiker nicht unerhebliche Schwierig- 
keiten, denn die Strukturdifferenzen sind bei diesen zahlreichen 
Formen wenig auffällig, Skulptur und Behaarung sehr monoton und 
die Zeichnung einigermaßen variabel. Namentlich sind es die weib- 
lichen Individuen, bei denen selbst die Ermittlung der Verwandt- 
schaftsgruppe nicht leicht fällt. 

In meiner 1892 erschienenen Monographie unterschied ich 
folgende Artgruppen: 


Tridens-Gruppe: Ventralplatten bei d' und 9 ohne Dornhöcker. Kopf 
auffallend breit, so daß die Höhe des Gesichtes nur etwa zwei 
Drittel der Breite beträgt. Fühler des Ö mit abnorm ge- 
stalteten drei Endgliedern. 

Loriculatus-Gruppe: 6. Ventralplatte des S’ mit zwei Längswülsten 
oder sonst bewehrt. Kopf minder breit. Fühler wie bei der 
Tridens-Gruppe. 

Discolor-Gruppe: 6. Ventralplatte des d’ mit kleinem spitzen Mittel- 
höcker. Kopf und Fühler ähnlich wie bei der Loriculatus- 
Gruppe. 

Peregrinus-Gruppe: "2. und oft auch 6. Ventralplatte des mit je 
einem Höcker. Kopf und Fühler ähnlich wie bei den beiden 
vorhergehenden Gruppen. 

Gymandromorphus-Gruppe: 3. Ventralplatte des 9 und 2. des 9 
mit einem Mittelhöcker. Sonst ähnlich der Peregrinus-Gruppe. 


Kleiner Beitrag zur Kenntnis der Grabwespengattung Stizus Latr. 241 


Inermis-Gruppe: Ventralplatten in beiden Geschlechtern unbewehrt, 
ähnlich wie in der 7ridens-Gruppe. Fühler des J einfach. 


Dazu kam in den 1895 erschienenen Nachträgen die 

Haplocerus-Gruppe: Der Loriculatus-Gruppe ähnlich, aber im männ- 
lichen Geschlechte mit unbewehrter 6. Ventralplatte und ein- 
fachen Fühlern. 


Einige nur im weiblichen Geschlechte bekannte Formen konnten 
nicht mit Sicherheit in diese Gruppen eingereiht werden. 

In denselben Nachträgen beschrieb ich auch eine neue Art 
aus Spanien als St. crassipes und reihte sie in die Tridens-Gruppe 
ein, weil ihre Ventralplatten im männlichen Geschlechte unbewehrt 
und die Fühler ähnlich wie bei tridens geformt sind, obwohl das 
Gesicht, wie ich auch in der Beschreibung erwähnte, nicht so breit 
ist, wie sonst bei den Arten dieser Gruppe. 

Später (1906) beschrieb dann Mercet zwei spanische Arten, 
welche in den unbewehrten Ventralplatten, den Fühlern und der 
Kopfform mit crassipes übereinstimmen, und jüngst erhielt ich 
noch von Herrn Kapitän Ferton (in Bonifacio) aus Algerien eine 
vierte Art, die sich gleichfalls durch dieselbe Kombination von 
Merkmalen auszeichnet. 

Alle vier Arten zeigen außer dem schmäleren Gesichte noch 
einen gemeinsamen Charakter, der sie von der Tridens-Gruppe unter- 
scheidet und der Peregrinus-Gruppe näher bringt: das ist die Form 
der 6. Ventralplatte (— Sternit des 7. Abdominalsegmentes, wenn 
man das Medialsegment als erstes bezeichnet). Dieses Sternit zeigt 
bei allen mir vorliegenden 3’ der zahlreichen Arten aus der Tridens- 
Gruppe einen mehr oder weniger ausgebuchteten Hinterrand (nur bei 
Buyssoni und guttulatus undeutlich), während es bei den vier oben 
erwähnten Arten, die durch den schmäleren Kopf gekennzeichnet 
sind, nach hinten bogenförmig oder in Form eines sehr stumpfen 
Winkels vortritt. Letzteres ist auch bei den Arten der Peregrinus- 
Gruppe und besonders deutlich bei meridionalis Costa der Fall. 

Es steht also diese neue Artgruppe, welche ich Orassipes- 
Gruppe nennen möchte, vermittelnd zwischen der Tridens- und Pere- 
grinus-Gruppe und beweist uns wieder, daß die von mir errichteten 


Gruppen noch nicht den Rang von Gattungen beanspruchen können. 
Z. B. Ges. 58. Bd. 16 


242 Anton Handlirsch. 


Sind wir nun auch in der Lage, die Männchen einigermaßen 
sicher in die Artgruppen einreihen zu können, so bereiten uns die 
weiblichen Individuen noch immer einige Schwierigkeiten, denn 
hier haben wir nur bei der Gynandromorphus-Gruppe in der be- 
wehrten zweiten Ventralplatte und bei der Tridens-Gruppe in dem auf- 
fallend breiten Gesichte Anhaltspunkte, während uns solche für die 
Unterscheidung der Peregrinus-, Crassipes-, Loriculatus-, Discolor-, 
Inermis- und Haplocerus-Gruppe fehlen. Es bleibt daher nach wie 
vor die Stellung von St. laterimacula m. und Kotschyi m., von 
denen bisher erst Weibchen gefunden wurden, zweifelhaft. 


Stizus Fertoni NOV. Spec. 

Länge 1lO mm. Etwas schlanker gebaut als die drei ver- 
wandten Arten crassipes, carpetanus und pulchellus, auch entschieden 
schlanker und zarter als die äußerlich ähnlichen 9 des St. Gazag- 
nairei. Fühler in beiden Geschlechtern deutlich schlanker und 
zarter, im männlichen Geschlechte mit der für den Verwandtschafts- 
kreis charakteristischen Auszeichnung der drei Endglieder. Kopf- 
form ähnlich wie bei den drei genannten Arten, also von vorne 
gesehen nicht so breit wie bei iridens und dessen Verwandten. 
Das Hinterhaupt ist etwas schwächer entwickelt und die Schläfen 
erscheinen daher von der Seite gesehen etwas schmäler als bei 
den drei genannten Arten und als bei Gazagnavrei. Flügel nach 
dem Typus der 7ridens-Gruppe, die zweite Kubitalzelle nicht ge- 
stielt, sechseckig. Thorax wie bei den genannten Arten. 

Die Seitenkanten des Mittelsegmentes nicht stark vorgezogen 
und nur nach unten zu etwas ausgeschnitten, unter dem Ausschnitte 
mit einem kleinen Dörnchen. In dieser Bildung stimmen alle vier 
Arten der Gruppe überein und unterscheiden sich auch dadurch 
von tridens und den meisten Arten aus der nächsten Verwandtschaft 
dieses letzteren, nicht aber von Gazagnairei und dessen Verwandten 
(Peregrinus-Gruppe). 

Die Beine sind ganz ähnlich wie bei crassipes, also etwas 
derber und robuster als bei tridens, die Hinterschienen an der Innen- 
seite nicht wie bei carpetanus deformiert.!) 


t) Das von Mercet 1906 bei pulchellus (Fig. 4) abgebildete Dörnchen 
am Schenkel kann ich absolut nicht sehen. 


Kleiner Beitrag zur Kenntnis der Grabwespengattung Stizus Latr. 243 


Der Hinterleib ist gleichfalls ähnlich, vielleicht etwas schlanker 
wie bei crassipes. 2. und 3. sowie 6. Ventralplatte des d’ sind un- 
bewehrt, die letztere endet in einen sehr stumpfwinkelig dreieckigen 
Lappen, während sie bei crassipes und namentlich bei carpetanus 
und pulchellus mehr bogenförmig abgerundet erscheint; bei allen 
vier Arten ist aber ein flacher, quer vor dem Hinterrande liegender 
Eindruck zu sehen. 

Die Skulptur ist ganz ähnlich wie bei den drei anderen Arten, 
die Punktierung an der Oberseite des Thorax sehr fein, kaum wahr- 
nehmbar (Vergr. 15), auf dem Hinterleibe und namentlich an der 
Oberseite der zweiten Dorsalplatte etwas gröber und ungleich mäßiger. 

In der Färbung weicht diese neue Art von ihren drei Gruppen- 
genossen deutlich ab. Die Zeichnungen sind weißlichgelb wie bei 
crassipes und carpetanus, während sie bei pulchellus sattgelb zu 
nennen wären. Licht sind: die Basis der Mandibeln, die Oberlippe, 
innere (vordere) Augenränder, beim J’ auch die Stirne unterhalb 
der Fühler, die Unterseite der Fühler, ein schmales Band am Rande 
des Pronotum, die Schulterbeulen, die äußersten Hinterecken des 
Mesonotum, Seitenflecke des Sceutellum, eine Binde am Metanotum 
und fünf (JS sechs) schmale wellige Binden der Hinterleibsringe, 
von denen die letzten an den Seiten abgekürzt sind. Schienen 
und Tarsen sind bei dem 9 rötlich, bei dem J’ ganz gelb, ebenso 
das Ende der Schenkel. Die Unterseite der Vorder- und Mittel- 
schenkel ist in beiden Geschlechtern lichtgelb. 


Ich erhielt 1 9 und 1 9 dieser Art von dem bekannten 
Hymenopterologen Ch. Ferton, Chef d’Escadron d’Artillerie in 
Bonifacio (Korsika). Sie wurden in Algerien gesammelt und kommen 
dort gemeinsam mit St. Gazagnairei m. vor. 


Bei der Beschreibung des St. crassipes in den Nachträgen zu 
meiner Monographie (1595) erwähnte ich auch zwei in Barcelona 
gesammelte weibliche Exemplare, ohne sie jedoch halbwegs sicher 
für jene des crassipes zu erklären. 


Heute, wo ich in der Lage bin, den crassipes in eine von 
jener des tridens verschiedene Gruppe zu stellen, kann ich auch 


mit Sicherheit behaupten, daß diese zwei 9 nicht zu crassipes ge- 
16% 


244 A. Handlirsch. Beitrag z. Kenntnis d. Grabwespengatt. Stizus Latr. 


hören, denn ihre Kopfform verweist sie in die Tridens-Gruppe. 
Höchst wahrscheinlich fallen sie mit St. hungaricus Friv. zusammen, 
der seinerseits dem tridens ja sehr nahe steht, an dem gelben 
Clipes (2!) und Unterrand der Stirne sowie an der fünf- statt sechs- 
eckigen zweiten Kubitalzelle aber leicht zu erkennen ist. Mercet 
führt in seiner Arbeit auch bereits den hungaricus aus Spanien an. 


Zum Schlusse möchte ich noch einen Fehler richtig stellen, 
der sich in meiner Monographie bei der Beschreibung des St. discolor 
eingeschlichen hat: Es soll hier heißen, daß die 6. sichtbare Ventral- 
platte mit einem kleinen spitzen Höcker versehen ist und nicht 
die 7. (Tatsächlich ist es ja freilich das Sternit des 7. Segmentes, 
wenn man das Mittelsegment als erstes zählt, aber nach der in 
der ganzen Monographie konsequent angewendeten Zählweise muß 
es heißen 6. Ventralplatte.) 

Demgemäß muß auch die Bestimmungstabelle S. 159—160 
(respektive 183—184) geändert werden. In folgender Weise: 

9. Segmentum ventrale sextum etc. . . . . Joriculatus Sm. 
— — — carinis duabus longitudinalibus destitutum ete. . 10 
10. Segmentum ventrale sextum tuberculo parvo etc. 


discolor Handl. 
Ar’ 2 sextam INermendD une Toni. aaa Ve 


Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 


Von 
med. Dr. Alfred Kolisko. 


(Eingelaufen am 20. Dezember 1907.) 


Die außerordentliche Veränderlichkeit von Dilina Tiliae L. ist 
seit jeher bekannt. Sie zeigt sich indessen hauptsächlich in der 
Färbung, die auf den Vorderflügeln von einem hellen Weißgrün in 
zahlreichen Schattierungen bis zu einem tiefen Dunkelbraun über- 
geht (ab. brunnescens Stgr.). Dagegen bleibt die Zeichnung bis auf 
geringfügige Verschiedenheiten in der Gestalt der Mittelbinde auf 


Uber Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 245 


den Vorderflügeln ziemlich konstant. Im Laufe der Zeit wurden 
jedoch auch mannigfache, auffallende Zeichnungsaberrationen be- 
kannt, die sämtlich durch das allmähliche Einschrumpfen der Mittel- 
binde entstehen. 

Der erste Schritt auf diesem Wege besteht darin, daß die 
zusammenhängende Binde der Vorderflügel in der Mitte mehr oder 
weniger breit unterbrochen und dadurch in zwei voneinander ge- 
trennte Flecke aufgelöst wird, von denen zugleich der nächst dem 
Vorderrande befindliche von diesem zurücktritt, so daß zwischen 
ihm und dem Rande die Grundfarbe des Flügels deutlich sichtbar 
wird (ab. maculata Wallgr... Wenn bei diesem Einschrumpfungs- 
prozesse die beiden Flecke zugleich auch an Größe verlieren, so 
daß zwei untereinander ungefähr gleich große, aber stark hinter 
der normalen Größe zurückbleibende Fleckehen übrig bleiben, so 
entsteht die ab. bipunctata Clark. Häufiger aber geschieht es, daß 
nicht beide Flecke gleichmäßig einschrumpfen, sondern daß einer 
seine normale Größe beibehält, der andere aber dagegen gänzlich 
verschwindet. In der Regel verschwindet der Fleck am Hinter- 
rande, während der am Vorderrande befindliche in normaler Größe 
zurückbleibt, so daß er vom Vorderrande bis in die Flügelmitte reicht 
(ab. costipuneta Clark). Nur äußerst selten hingegen verschwindet 
der Vorderrandfleck, so daß nur der vom Hinterrande bis ungefähr 
zur Flügelmitte reichende Fleck sichtbar bleibt, wodurch die ab. 
marginepuncta Tutt. entsteht. Wenn die beiden Flecke bei gleich- 
zeitigem weiteren Größenverluste zu einem einzigen kleinen, meist 
dreieckigen Fleck genau in der Flügelmitte verschmelzen, so bildet 
sich die ab. centripuncta Clark (ulmi Stgr.). Endlich kommt es in 
vereinzelten Fällen auch vor, daß überhaupt jede Spur der Mittel- 
binde verschwindet, wodurch die ab. obsoleta Clark (immacnlata 
Bartel oder extincta Stgr.) entsteht. Die ab. Pechmanni Hartm., 
um endlich auch diese zu erwähnen, stimmt in Beziehung auf das 
gänzliche Fehlen der Binde mit der vorigen überein, weist aber 
noch weitere Zeichnungsverschiedenheiten auf, indem sie einen 
grauen Saum und einen rotgelben Schulterfleck zeigt, welcher sich 
sonst bei keiner tiliae-Form findet. 

Ich habe nun mit Dilina tiliae Inzuchtversuche angestellt 
und durch eine Reihe von Jahren fortgesetzt, die gerade in Bezie- 


246 Alfred Kolisko. 


hung auf das Vorkommen der vorerwähnten Aberrationen inter- 
essante Ergebnisse lieferten. Ich habe in diesen „Verhandlungen“, 
Jahr. 1904, S. 2, Jahrg. 1905, S. 167 ff. und Jahrg. 1907, S. 32 be- 
reits einzelne Mitteilungen über diese Zuchtversuche gemacht und 
will nun nach ihrem gänzlichen Abschlusse das Gesamtresultat der 
Öffentlichkeit übergeben und so die Folgerungen, die sich meines 
Erachtens aus diesen Versuchen ergeben, der Prüfung und dem 
Urteile von Fachmännern unterstellen. 

Im Sommer 1901 fand ich in Weidling bei Wien an einem 
Baumstamme eine Copula von Dilina tiliae d' und ab. brunnescens 9. 
Ich nahm das Pärchen mit nach Hause, ohne die Copula zu unter- 
breehen, die noch bis zum Abend andauerte, ließ dann das Q seine 
Eier absetzen und erhielt aus dieser Zucht im nächsten Jahre, und 
zwar in der Zeit von Ende April bis Anfang Juli 1902 ca. 100 Falter, 
von denen ein starkes Dritteil, nämlich gegen 40 Stücke, der Abart 
brunnescens angehörten, während der Rest normale tiliae — teil- 
weise mit: mehr oder weniger starken Übergängen zu brummescens 
— waren. Bezüglich der Zeichnung zeigte keines der ausgeschlüpften 
Tiere irgend eine nennenswerte Besonderheit. Mein Bemühen war 
nun darauf gerichtet, zur Weiterzucht eine Copula von brunnescens 
g' und 9 zu erzielen, doch scheiterte dieser Plan an dem Um- 
stande, daß sich das Ausschlüpfen der Tiere auf einen so langen 
Zeitraum erstreckte, daß ich niemals gleichzeitig beide Geschlechter 
von der ab. brunnescens zur Verfügung hatte. Dagegen fand ich 
eines Tages ohne mein Zutun eine Copula von tiliae d und 2 im 
Zuchtkasten vor. Dieser Copula von zwei der Normalform ange- 
hörigen Tieren legte ich keinerlei Bedeutung bei, ließ daher das 
O9 nur eine geringere Anzahl Eier ablegen, schenkte auch der Auf- 
zucht keine besondere Aufmerksamkeit und erhielt infolgedessen 
aus dieser Zucht im nächsten Jahre (1903) im ganzen nur 15 Falter. 
Zu meinem nicht geringen Erstaunen zeigte aber ein bedeutender 
Prozentsatz der geschlüpften Tiere sehr auffallende Zeichnungs- 
aberrationen, indem ich nämlich außer zwei ab. maculata Wallgr. 
noch zwei vollkommen typische centripuncta Clark und eine ebenso 
typische costipuncta Clark erhielt, welch letztere zugleich ab. brun- 
nescens war, während alle übrigen Tiere der grünen tiliae-Form 
angehörten. Wenn man nun selbst von den beiden maculata Wallgr. 


Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. DAT 


gänzlich absieht, da ja diese Abart, bei welcher die Einschrumpfung 
der Mittelbinde erst beginnt und noch nicht weit fortgeschritten 
ist, auch sonst ziemlich häufig vorkommt, so blieben unter 15 aus- 
geschlüpften Tieren doch noch immer drei sehr auffallende und 
sonst nur ganz vereinzelt auftretende Aberrationen, was einem Ver- 
hältnisse von 20°/, entspricht. Es war sehr naheliegend, diese auf- 
fallende Erscheinung als eine Folgewirkung der Inzucht anzusehen, 
weshalb ich denn auch nun die größte Aufmerksamkeit auf die 
weitere Fortführung dieser Zucht verwendete. Wirklich gelang es 
mir auch trotz der Geringfügigkeit des zur Verfügung stehenden 
Materials eine weitere Copula zu erzielen, und zwar kopulierte sich 
das braune costipuneta-Männchen mit einem gewöhnlichen tiliae- 
Weibchen, welches über 100 Eier absetzte. 

Aus dieser Copula erhielt ich nun im Jahre 1904, und zwar 
in der Zeit vom 24. April bis 20. Juni im ganzen 52 Falter. Von 
diesen waren 15 Stück ausgesprochene brunnescens und zwei Stück 
starke Übergänge zu ihr, so daß also wieder ungefähr ein Drittel 
der ab. brumnescens angehörte. Bezüglich der Zeichnung aber waren 
wieder 2 Stück ab. maculata Wallgr., 7 Stück ab. centripuneta Clark, 
1 Stück extincta Stgr. und 1 Stück transitus zu extineta. Wenn ich 
wieder von den beiden maculata absehe, ergaben sich also unter 
52 Faltern 9 sehr auffallende Aberrationen, darunter die äußerst 
seltene extincta, was wieder einem Verhältnisse von nicht ganz 
20°/, entspricht. Zu bemerken ist hierbei noch insbesondere, daß 
sich in diesem Jahre bei den aberrativen Stücken schon sehr deut- 
liche Zeichen der durch die fortgesetzte Inzucht hervorgerufenen 
Degeneration ergaben, indem die Tiere durchwegs kleiner, teilweise 
verkrüppelt und einzelne auch viel schwächer beschuppt waren. 
Bei einem dieser Exemplare, einer sehr interessanten centripuncta 
Clark, konzentrierte sich diese mangelhafte Beschuppung haupt- 
sächlich auf die Hinterflügel, und zwar in ganz regelmäßiger Weise, 
so zwar, daß die ganze Fläche unbeschuppt, durchscheinend und 
nur der Außenrand wie gewöhnlich gefärbt ist, wodurch das Tier 
ein ganz fremdartiges Aussehen gewinnt und geradezu als ein Uni- 
kum erscheint. Ferner muß ich hier noch einen Umstand erwähnen, 
auf den ich später noch zurückzukommen gedenke, nämlich, daß 
ein nicht unbedeutender Teil der aberrativen Stücke eine auffallende 


248 Alfred Kolisko. 


asymmetrische Zeichnung zeigt, indem nämlich entweder der zurück- 
bleibende Bindenrest auf dem einen Vorderflügel größer ist als auf 
dem anderen oder auf dem einen nur ein Fleck, auf dem andern 
aber außer diesem noch ein schwacher Ansatz eines zweiten sich 
findet, oder endlich auf einem Flügel jede Spur der Mittelbinde 
verschwunden ist, während auf dem anderen noch ein kleiner Fleck 
sichtbar bleibt. 

Mit diesem Zuchtmateriale des Jahres 1904 gelang es mir nun 
zum ersten Male, eine Copula zwischen brunnescens d' und Q zu 
erzielen. Da ich außerdem auch noch eine Copula zwischen zwei 
gewöhnlichen tiliae erhielt, so konnte nun der Versuch in zwei 
Reihen fortgesetzt werden. Obwohl ich auf die Aufzucht der Raupen 
nach wie vor die größte Sorgfalt verwendete, so zeigte sich von 
nun an — offenbar infolge der vorgeschrittenen Degeneration — 
doch schon eine viel größere Sterblichkeit der Raupen, so daß ich 
von ca. 200 Eiern (ca. 100 aus jeder Copula) im Jahre 1905 nur 
mehr 56 Falter, also nur ein Viertteil erhielt, während ich im Jahre 
1904 noch die Hälfte, nämlich 52 Stück aus 100 Eiern zur voll- 
ständigen Entwicklung gebracht hatte. Von diesen 56 Faltern des 
Jahres 1905 gehörten 20 der brumnnescens-Zucht und 56 der tiliae- 
Zucht an. Von den aus der brunnescens-Zucht stammenden 20 Faltern 
gehörten 12, also mehr als die Hälfte wieder der ab. brummnescens 
Stgr. an, während die restlichen acht Stücke der grünen Form an- 
gehörten. Dagegen waren unter den aus der tiliae-Copula hervor- 
gegangenen 56 Faltern 3 Stück ab. brunnescens, der Rest von 
28 Faltern aber gehörte der grünen Form an. In bezug auf 
die Zeichnung aber waren unter der Gesamtzahl von 56 Faltern 
10 ab. maculata Wallgr. und 2 centripuncta Clark. Auch in diesem 
Jahre erzielte ich wieder sowohl unter der Stammform als auch 
unter der ab. brunnescens je eine Copula. Die beiden Weibchen 
legten wieder jedes ca. 100 Eier ab, jedoch war die Sterblichkeit 
der Raupen bereits so weit gestiegen, daß ich im Jahre 1906 aus 
diesen sämtlichen 200 Eiern im ganzen nur mehr 31 Falter erhielt, 
von denen 23 aus der brunmescens- und 3 aus der Ziliae-Zucht her- 
rührten. Von diesen letzteren waren drei Stücke mehr oder weniger 
starke Übergänge zur brummescens-Form, während die 23 aus der 
brunnescens-Zucht hervorgegangenen Falter sämtlich dieser Abart 


Uber Inzuchtversuche mit Dilin«a tiliae L. 249 


angehörten. Überdies waren darunter einige so stark verdunkelte 
Exemplare, daß sie nicht mehr wie gewöhnlich rotbraun, sondern 
direkt dunkelbraun erscheinen. In bezug auf die Zeichnung aber 
befinden sich unter der Gesamtzahl von 31 Faltern 9 aberrative 
Stücke, nämlich eine centripuncta Clark (zugleich brunnescens), 
2 bipunctata Clark (ebenfalls zugleich brunnescens), 5 ab. maculata 
Wallsr. und endlich ein äußerst auffallendes, tiefdunkles Exemplar, 
welches Herr Prof. Rebel in bezug auf die Zeichnung der Vorder- 
flügel als ab. marginepumeta« Tutt und mit Rücksicht auf die voll- 
ständig schwarzen Hinterflügel als ab. suffusa Clark zu bestimmen 
die Güte hatte. Von der in J. W. Tutts „The Entomologist’s Record 
and Journal of Variation“, Vol. I, 1890—1891, p. 327, abgebildeten 
ab. suffusa Clark unterscheidet sich dieses Exemplar dadurch, daß 
nicht nur die Hinter-, sondern auch die Vorderflügel stark ver- 
dunkelt sind. Aber abgesehen davon, daß mein Exemplar der 
brunnescens-Form angehört, also schon von Natur aus dunkler ver- 
anlagt ist, scheint auch die erwähnte Abbildung einigermaßen miß- 
lungen und bezüglich der Färbung der Vorderflügel zu hell aus- 
gefallen zu sein. Wenigstens macht das Tier mit seinen tiefschwarzen 
Hinter- und den hellen Vorderflügeln einen entschieden unnatürlichen 
Eindruck. Auch scheint mir die ab. suffusa Clark nur eine extreme 
Form der meines Wissens zwar nicht wissenschaftlich benannten, 
aber im Handel (vgl. die Staudingerschen Preislisten) ständig 
vorkommenden, ‘sogenannten ab. al. post. obscuratis zu sein, welch 
letztere Form sich auch nicht bloß durch die schwärzlichen Hinter- 
flügel charakterisiert, sondern, wie zahlreiche im Laufe meines In- 
zuchtversuches gezogene Exemplare dieser Form dartun, auch auf 
den Vorderflügeln ein dunkleres Olivengrün als sonst zeigt. 

Mit diesen Zuchtergebnissen des Jahres 1906 hat nun mein 
Inzuchtversuch sein natürliches Ende gefunden. Meine mehrfachen 
Versuche, unter den der Stammform angehörigen Tieren eine Copula 
zu erzielen, verliefen resultatlos. Von der ab. brunnescens aber er- 
zielte ich zwar noch eine Copula, allein die Raupen gingen größten- 
teils schon vor der ersten Häutung, teils auch im Laufe der weiteren 
Aufzucht sämtlich zu Grunde bis auf eine einzige, die ich noch zur 
Verpuppung brachte und die im Jahre 1907 einen Falter ergab, 
welcher hinsichtlich der Zeichnung der ab. centripuneta Clark, hin- 


250 Alfred Kolisko. 


sichtlich der Färbung aber, wie nicht anders zu erwarten war, der 
ab. brumnescens Stdgr. angehört. 

Wenn man nun das Resultat dieser lange fortgesetzten Zucht- 
versuche überbliekt, so drängt sich einem vor allem die Überzeugung 
auf, daß die ab. brumnescens Stdgr. sich fortpflanzt, d. h. daß die 
das charakteristische Merkmal dieser Abart bildende, das ganze 
Tier einschließlich von Thorax und Abdomen überziehende rotbraune 
Färbung, aus welcher jede Spur von Grün verschwunden ist, sich 
von einer Generation auf die andere vererbt. Sowohl im Jahre 1901 
als im Jahre 1903 hatte ich eine Copula zwischen je einer normalen 
tiliae und einer brumnescens, und zwar 1901 zwischen tiliae-Männchen 
und brunnescens-Weibehen und 1903 zwischen brunnescens-Männchen 
und tiliae-Weibehen, und in beiden Fällen ergab die Nachzucht 
ein gutes Dritteil der ab. brumnescens. Im Jahre 1904 hatte ich 
zum ersten Male eine Copula zwischen brunnescens d und Q, wovon 
die Aufzucht im Jahre 1905 bereits mehr als die Hälfte brumnescens 
ergab, und als es mir in diesem Jahre gelungen war, wieder eine 
Copula zwischen brunnescens d’ und 9 zu erzielen, somit eine Genera- 
tion zu erziehen, deren Eltern und Großeltern bereits reine brumne- 
scens waren, da ergab diese Generation des Jahres 1906 überhaupt 
nur mehr die ab. brunnescens, kein einziges Tier gehörte mehr der 
Stammform von tiliae an. Ebenso war auch das einzige aus der 
Copula von 1906 noch zur vollen Entwicklung gelangte Tier wieder 
eine typische brunmescens. Angesichts dieses Ergebnisses kann an 
der Vererbliehkeit der ab. brunmescens wohl keinen Augenblick 
gezweifelt werden. Allerdings ergaben auch die Begattungen, die 
in den Jahren 1902, 1904 und 1905 zwischen je einem der Stamm- 
form angehörigen Pärchen vorgenommen wurden, immer auch eine 
kleine Anzahl brumnescens, sowie umgekehrt die Copula, die im 
Jahre 1904 zwischen einem Pärchen brunnescens zustande kam, 
noch einen ziemlichen Prozentsatz von normalen tiliae ergab, aber 
dies erklärt sich ganz einfach daraus, daß infolge der in den 
Jahren 1901 und 1903 vorgekommenen Kreuzungen zwischen der 
Stammform und der ab. brumnescens jedes von einem braunen 
Elternpaare abstammende Tier unter seinen entfernteren Aszen- 
denten auch Angehörige der Stammform und jedes von einem 
grünen Elternpaare abstammende Tier unter seinen entfernteren 


Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 251 


Vorfahren auch Angehörige der ab. brumnescens aufweist. So dürfte 
wohl auch in der Natur jede brunnescens unter ihren entfernteren 
Vorfahren einige normale tiliae und umgekehrt so manche normale 
tiliae unter ihren Groß- oder Urgroßeltern eine brumnescens haben, 
die ihre grüne, beziehungsweise braune Farbe nach atavistischen 
Grundsätzen auf einige ihrer späteren Enkel vererbt hat. 

Ganz anders wie mit ab. brumnescens Stdgr. verhält es sich 
aber mit den verschiedenen, im Laufe meines Zuchtversuches auf- 
getretenen Zeichnungsaberrationen. Hier kann von einer Vererbung 
nieht im entferntesten die Rede sein. Die Stammeltern, von denen 
die ganze Zucht ausgeht, zeigten bezüglich der Gestalt der Mittel- 
binde durchaus keine Besonderheit nach der Richtung dieser Aberra- 
tionen hin. Im Gegenteile vielmehr hat das Männchen sogar eine 
ungewöhnlich stark entwickelte, sehr breite, auch in der Mitte 
kaum enger werdende Binde und auch die Binde des Weibchens 
ist zwar in der Mitte ganz wenig unterbrochen, im übrigen aber 
ebenfalls ungewöhnlich breit und stark entwickelt. Auch das Pärchen, 
welches im Jahre 1902 zur Weiterzucht verwendet wurde, zeigte 
keinerlei Besonderheit bezüglich der Gestalt der Mittelbinde und 
dennoch ergab schon die Generation von 1903 20°/, aberrative 
Stücke und darunter bereits so auffallende Formen wie centripuneta 
und costipuncta! Auch im weiteren Verlaufe der Zucht wurden 
nicht etwa die vorgeschrittenen aberrativen, sondern mehr oder 
weniger normale Stücke zur Copula verwendet. Die stark aberra- 
tiven Stücke versagten nämlich die Begattung und ich habe bei 
dem fruchtlosen Versuche sie zur Copula zu verwenden, manches 
interessante Stück geopfert! Nur ein einziges Mal im Verlaufe des 
sanzen Zuchtversuches ließ sich ein stark aberratives Stück zur 
Copula herbei, indem sich nämlich im Jahre 1903 die bereits er- 
wähnte, zugleich der brunnescens-Form angehörige costipuneta Clark 
mit einem gewöhnlichen tiliae-Weibehen begattete. Auffallender- 
weise blieb nun aber gerade diese costipumeta die einzige der ganzen 
Zucht; ich habe seither noch centripuncta, extincta, bipunctata und 
auch eine marginepuncta, aber nie wieder eine costipuneta erhalten. 
Die letztere hat sich daher gewiß nicht fortgepflanzt. 

Vererbung als Entstehungsursache dieser Aberrationen an- 
zunehmen, erscheint nach dem Gesagten also ausgeschlossen. Wie 


2352 Alfred Kolisko. 


aber sind sie dann entstanden? Verschiedene während dieser Ver- 
suchsreihe zutage getretene Umstände lassen mir keinen Zweifel 
darüber, daß diese Aberrationen ihre Entstehung lediglich der 
fortgesetzten Inzucht, beziehungsweise der hierdurch bewirkten De- 
generation verdanken. Zunächst ist es eine unbestreitbare Tatsache, 
daß im Laufe dieses Inzuchtversuches alle bisher bekannt gewordenen 
Zeiehnungsaberrationen mit einziger Ausnahme von ab. Pechmanmi 
Hartm. tatsächlich erzeugt wurden. Gerade bezüglich dieser ab. 
Pechmanni aber erwähnt Hartmann in den „Mitteilungen des 
Münchener Entomologischen Vereines“, III, 1879, S. 35, daß sie 
ebenfalls das Produkt einer Inzucht sei. Schon dieses wiederholte 
Auftreten dieser sonst so seltenen Aberrationen nach einer erfolgten 
Inzucht läßt die Annahme sehr naheliegend erscheinen, daß zwischen 
der Inzucht und dem Auftreten dieser Aberrationen ein Zusammen- 
hang bestehen müsse. Immerhin aber bedarf es erst noch des Be- 
weises dafür, daß dieser Zusammenhang kein zufälliger, sondern 
ein ursächlicher sei, daß also die von mir erzogenen Aberrationen 
nicht nur nach der vollzogenen Inzucht, sondern eben infolge 
dieser Inzucht aufgetreten seien. Aber an Beweisen hierfür fehlt 
es nicht. 

Daß Inzueht Degeneration zur Folge habe, ist eine allgemein 
bekannte Tatsache. Die Merkmale dieser Degeneration traten nun 
auch während meines Versuches sehr deutlich hervor. Solche Merk- 
male waren die geringere Größe, der schwächliche Bau und die 
mangelhafte Beschuppung vieler Exemplare, ein solches Merkmal 
war aber auch die im Laufe des Versuches stets steigende Mortali- 
tät der Raupen. Während ich aus der Zucht des Jahres 1901, die 
noch keine Inzucht war, nahezu ebensoviele Falter erhielt, als ich 
Eier besessen hatte, erhielt ich aus der Zucht von 1903, also nach 
der zweiten Inzucht, nur mehr die Hälfte, aus der Zucht von 1904 
nur zirka ein Viertteil und aus der Zucht von 1905 gar nur unge- 
fähr ein Siebentel entwickelte Falter. Aus der Zucht von 1906 
endlich gelangte überhaupt nur mehr ein Tier zur vollen Entwick- 
lung, wodurch eben der ganze Versuch sein Ende erreichte. Als ein 
Merkmal der Degeneration darf ich es endlich wohl auch bezeichnen, 
daß ich im Jahre 1906 überhaupt nur noch eine Copula erzielen 
konnte, während die anderen Pärchen, welche ich zur Nachzucht 


Uber Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 253 


verwenden wollte, die Copula überhaupt versagten. Die Inzucht 
hatte somit auch hier ihre gewöhnliche Wirkung geäußert und die 
Degeneration des ganzen Stammes zur Folge gehabt. Wo aber zeigten 
sich nun die Wirkungen der Degeneration am deutlichsten und am 
frühesten? Gerade bei den aberrativen Stücken, und zwar um so 
deutlicher, je weiter die Aberration von der Stammform sich ent- 
fernte. Es ist ganz natürlich, daß die Degeneration nicht alle Glieder 
einer Familie oder eines Stammes in gleicher Weise ergreift, son- 
dern daß die von Natur aus kräftigeren Individuen ihr länger wider- 
stehen, die an sich schon schwächlicheren aber rascher von ihr er- 
griffen werden. Wenn nun aber das Auftreten der Aberrationen 
in keinem ursächlichen Zusammenhange mit der durch die Inzucht 
bewirkten Degeneration stehen würde, dann müßte es sich doch 
gewiß ereignet haben, daß hin und wieder auch einmal ein normal 
gezeichnetes Tier starke Zeichen der eingetretenen Degeneration 
aufgewiesen und dagegen eine oder die andere Aberration sich als 
noch kräftig entwickelt erwiesen hätte. Mein Versuch aber ergab 
nun ganz im Gegenteile, daß sämtliche normal oder nahezu nor- 
mal gezeichneten Tiere sich auch noch als ziemlich normal ent- 
wiekelt erwiesen und abgesehen von ihrer durchwegs geringeren 
Größe keinerlei auffallendes Degenerationsmerkmal an sich trugen, 
die deutlich sichtbaren Zeichen der Degeneration dagegen aus- 
schließlich nur bei den Aberrationen, wenn auch nicht immer mit 
gleicher Schärfe auftraten. Das allerkleinste Tier der ganzen Ver- 
suchsreihe, welches kaum die halbe Größe einer normalen tiliae 
erreicht, ist eine extincta, das am allerschlechtesten beschuppte, 
zugleich ziemlich verkrüppelte Exemplar eine centripuncta, auch 
zeigen sämtliche sonstigen centripuncta und die Übergänge zu ex- 
tincta durchwegs eine schwächere Beschuppung als die normalen 
Tiere, während sich bei den normal gezeichneten Stücken von all 
diesen Merkmalen vorgeschrittener Degeneration nichts findet. Unter 
diesen Umständen ist daher die Annahme, daß die durch das 
Schwinden der Mittelbinde entstehenden Aberrationen nur ein De- 
generationsprodukt seien, kaum mehr von der Hand zu weisen. 
Wer besonders ungläubig sein will, mag übrigens immerhin 
selbst dieses Zusammentreffen noch für einen bloßen Zufall er- 
klären. Für einen solchen Thomas habe ich aber noch einen wei- 


254 Alfred Kolisko. 


teren Beweis. Er liegt in einem schon früher gestreiften Umstand, 
auf den ich nun hier zurückkommen muß, in dem Umstand näm- 
lich, daß mehrere der von mir gezogenen Aberrationen eine un- 
gleichmäßige, asymmetrische Zeichnung der Vorderflügel aufweisen, 
indem sie nämlich auf dem einen Vorderflügel nur einen Fleck, 
auf dem anderen aber noch die Reste eines zweiten oder auf den 
beiden Flügeln Flecke von verschiedener Größe oder endlich nur 
auf dem einen Vorderflügel einen schwachen Mittelfleck haben, 
während auf dem anderen auch die letzte Spur der Mittelbinde ganz 
geschwunden ist. Die Natur arbeitet bekanntlich streng symme- 
trisch und es gibt denn auch, wenn wir von Zwittern — also einer 
unnatürlichen Erscheinung — absehen, in der Natur keinen Schmetter- 
ling, der nicht auf den korrespondierenden Flügeln vollkommen 
gleichmäßig gezeichnet wäre. Wenn daher das allmähliche Schwin- 
den der Mittelbinde, wodurch ja die genannten Aberrationen ent- 
stehen, in ungleichmäßiger Weise erfolgt, so daß auf den korre- 
spondierenden Flügeln Bindenreste von verschiedener Form und 
Ausdehnung zurückbleiben, dann ist dieses Schwinden der Binde 
überhaupt keine natürliche Erscheinung und es ist vollständig 
ausgeschlossen, die Entstehung der fraglichen Aberrationen auf eine 
natürliche Anlage zurückzuführen. Das allmähliche Ein- 
schrumpfen oder gänzliche Verschwinden der Mittelbinde 
ist vielmehr selbst eine Degenerationserscheinung, gerade 
so wie die geringere Größe, der schwächliche Bau oder die mangel- 
hafte Beschuppung es ist. Es erscheint somit vollständig erwiesen, 
daß wir es bei den in meiner Versuchsreihe aufgetretenen Zeich- 
nungsaberrationen nur mit Degenerationserscheinungen zu tun haben. 

Wenn aber die von mir erzogenen Aberrationen ihre Entste- 
hung nur der durch Inzucht bewirkten Degeneration normaler Tiere 
verdanken, so ist es wohl schon an sich sehr naheliegend anzu- 
nehmen, daß auch die in der freien Natur hin und wieder auf- 
tretenden gleichen Aberrationen auf dieselbe Art entstehen dürften. 
Aber auch nach dieser Richtung hin liefert mir die geschilderte 
Unregelmäßigkeit in der Gestalt der zurückbleibenden Bindenreste 
den erwünschten vollständigen Beweis. Diese Unregelmäßigkeit ist 
nämlich keine vereinzelte, nur im Laufe meiner Zuchtversuche auf- 
getretene Erscheinung, sondern wurde in ganz gleicher Weise auch 


Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 255 


bei im Freien aufgefundenen gleichen Aberrationen wiederholt be- 
obachtet. Die in J. W. Tutts „The Entomologist’s Record“ enthalte- 
nen, bereits erwähnten Abbildungen zeigen bei einigen Exemplaren 
genau dieselbe asymmetrische Zeichnung der korrespondierenden 
Vorderflügel und auch in dem begleitenden Texte wird auf diese 
auffallende Erscheinung ausdrücklich aufmerksam gemacht. Aber 
auch eine viel ältere diesbezügliche Beobachtung liegt vor. Schon 
Treitschke, Bd. 10, S. 140, bemerkt nämlich in einem Nachtrage 
zu Smer. tiliae, in welchem er das Vorkommen von Aberrationen 
mit nur einem Fleck auf den Vorderflügeln bespricht, daß er selbst 
auch Exemplare besitze, „wo auf einem Flügel die zwei Flecke 
wie sonst, auf dem andern nur ein einzelner zu sehen sind“. 
Auch die im Freien auftretenden Aberrationen verdanken demnach 
ihre Entstehung nicht der Entwicklung einer natürlichen Anlage, 
sondern sind, wie das ungleichmäßige Schwinden der Mittel- 
binde beweist, gleichfalls nur als Degenerationserscheinungen zu 
betrachten. 

Auch in der freien Natur kann ja eine Inzucht hin und wieder 
leicht vorkommen. Ein Weibchen legt beispielsweise seine Eier an 
einer vereinzelt stehenden Linde ab. Die Raupen entwickeln sich 
auf diesem Baume, kriechen, wenn sie verpuppungsreif geworden 
sind, am Stamme herunter und verpuppen sich zwischen den Wurzeln 
in der Erde. Im nächsten Jahre schlüpfen ein Männchen und ein 
Weibchen am selben Tage aus, kriechen wieder an dem Stamme 
hinauf und entfalten daselbst ihre Flügel. Da sie nun, wie mein 
Versuch dargetan hat, Inzucht nicht etwa instinktiv vermeiden, so 
liegt nichts näher, als daß sie sich nun sofort untereinander be- 
gatten und die Inzucht ist vollzogen. Ganz derselbe Vorgang aber 
kann sich wohl auch im zweiten Jahre wiederholen. Übrigens muß 
ja die Degeneration nicht gerade auf dem Wege der Inzucht er- 
folgen. Auch andere Umstände, z. B. andauernde, ungewöhnlich 
ungünstige Witterung während der Entwicklungszeit oder mangel- 
hafte Ernährung infolge nicht ausreichenden oder nicht zusagenden 
Futters können die Degeneration zur Folge haben. In dieser Be- 
ziehung machte ich selbst schon vor Jahren eine interessante Beob- 
achtung. Ich fand nämlich auf einer Wiese, auf welcher keine 
Linden standen, eine Raupe von tiliae auf einer niederen Pflanze 


256 Alfred Kolisko. 


(Salwia officinalis) sitzend auf. Die Raupe war erwachsen, aber 
auffallend kleiner als gewöhnliche &liae-Raupen. Sie verpuppte 
sich nach einigen Tagen und ergab im nächsten Jahre einen Falter 
von ungewöhnlich geringer Größe, der auf beiden Vorderflügeln 
zwei ganz kleine Fleckchen hatte, also ab. bipunctata Clark war. 


Ich glaube somit das Resultat meiner Versuchsreihe in folgenden 
Sätzen zusammenfassen zu können: 


1. Dilina tiliae L. kommt in zwei Hauptformen vor, nämlich 
in der grünen Stammform und in der braunen Form der ab. brunne- 
scens Stdgr. 

2. Die braune Form bleibt in ihrer Färbung ziemlich konstant 
und schwankt nur zwischen einem etwas helleren oder dunkleren 
Rotbraun. Das Grün der Stammform hingegen ist außerordentlich 
veränderlich und reicht von hellem Weißgrün bis zu dunklem Oliven- 
grün. Auch finden sich zahlreiche Stücke, die im Wurzel- und 
Mittelfelde braungelb gefärbt sind. 


3. Sowohl die grüne als die braune Färbung geht auf die 
Nachkommen des betreffenden Tieres über, ist also vererblich, so 
daß — abgesehen von einzelnen Fällen von Atavismus — die 
Nachkommen eines grünen Elternpaares immer wieder grün, die Nach- 
kommen eines braunen Elternpaares aber immer wieder braun sind. 


4. Kreuzungen zwischen der grünen und der braunen Form 
kommen vor; die aus einer solchen Kreuzung hervorgegangene 
Nachkommenschaft gehört dann teils der grünen, teils der braunen 
Form an, zeigt aber nicht etwa eine Mischung der beiden Farben. 


5. Durch das infolge von Degeneration eintretende sukzessive 
Einschrumpfen oder gänzliche Verschwinden der Mittelbinde ent- 
stehen zahlreiche Zeichnungsaberrationen, die als ab. maculata 
Wallgr., bipunctata Clark, costipuncta Clark, centripuncta Clark, 
marginepuncta Tutt und extineta Stdgr. bekannt sind. 

6. Dieses Schwinden der Mittelbinde tritt ganz in der gleichen 
Art sowohl bei der grünen Stammform als auch bei der ab. brumne- 
scens Stdgr. auf, so daß beide Formen, die grüne wie die braune, 
dieselben Zeichnungsaberrationen ergeben, wie ich denn tatsächlich 
im Laufe meiner erwähnten Inzuchtversuche von der grünen Stamm- 
form die Abarten maculata, centripuncta und ezxtincta, von der 


Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 257 


braunen Form aber die Abarten maculata, bipunctata, costipuncta, 
centripuncta und marginepuncta erzogen habe. 

Zum Schlusse möchte ich nur noch erwähnen, daß die oben 
besprochenen, übrigens längst bekannten Verschiedenheiten in der 
grünen Färbung der Stammform J. W. Tutt veranlaßt haben, in 
seinen „British Lepidoptera“, Vol. III, p. 403—404, von der eigent- 
lichen Stammform Dil. tiiae L. — als welche er die Stücke mit 
braungelbem Wurzel- und Mittelfelde auffaßt — außer der braunen 
Form ab. brunnescens Stdgr. oder brunnea Bartel noch zwei weitere 
Formen unter den Namen ab. virescens Tutt und ab. pallida Tutt 
abzutrennen. Als ab. virescens bezeichnet er die olivengrüne Form, 
als ab. pallida aber eine Form, deren Grundfarbe er mit „pale grey“ 
oder „fawn grey“ beschreibt, die ich aber eher weißgrün nennen 
möchte. Von allen diesen nach der Verschiedenheit der Farbe 
sich ergebenden vier Formen trennt er dann wieder die sämtlichen 
oben besprochenen Zeichnungsaberrationen ab, wobei er aber die 
bisher üblichen Namen maculata, -centripuncta usw. nur auf die 
Aberrationen der Stammform bezieht, alle übrigen Färbungs- und 
Zeiehnungsaberrationen aber mit entsprechenden Doppelnamen be- 
legt, wonach somit z. B. Stücke mit weißgrüner Grundfarbe und 
vollständiger Mittelbinde als ab. pallida-transversa, Stücke mit oliven- 
grüner Grundfarbe und bis auf einen Zentralfleck geschwundener 
Mittelbinde als ab. virescens-centripuncta oder Stücke mit brauner 
Farbe und gänzlich verschwundener Mittelbinde als ab. brunnea- 
obsoleta zu benennen wären. 

Es unterliegt nun allerdings keinem Zweifel, daß die ver- 
schieden gefärbten Formen in bezug auf die Zeichnung ganz in 
der gleichen Art aberrieren. Wer gleich mir diese Zeichnungs- 
aberrationen nur als Degenerationserscheinungen auffaßt, muß dies 
unbedingt zugeben. Zweifellos kann sich jede Zeiehnungsaberration 
mit jeder Farbenaberration kombiniert vorfinden. Aber Tutt selbst 
erwähnt nicht, daß ihm auch tatsächlich von jeder der von ihm 
aufgestellten vier Färbungsformen sämtliche sechs Zeichnungsaberra- 
tionen in der Natur vorgelegen seien. Seine Nomenklatur erscheint 
daher eigentlich nur als ein Schema, in welches jede einzelne 
Kombination, sobald sie einmal in der Natur aufgefunden wird, 


ohne weiteres eingeteilt werden kann. 
Z.B. Ges. 58. Bd. 17 


258 Alfred Kolisko. Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 


Überdies scheint es mir doch ernsten Bedenken zu unterliegen, 
von der grünen Stammform je nach der verschiedenen Schattierung 
der grünen Farbe zwei Abarten als vörescens und pallida abzutrennen. 
Allerdings zwar machen die extremsten Stücke jeder Form einen 
recht verschiedenen Eindruck, aber anderseits habe ich mich im 
Laufe der oben geschilderten Zuchtversuche alljährlich davon über- 
zeugt, daß sich unter den Nachkommen eines und desselben der 
Stammform angehörigen Pärchens Stücke mit den verschiedensten. 
Schattierungen der grünen Grundfarbe, sowohl weißgrüne als dunkel 
olivengrüne, als auch Stücke mit braungelbem Mittelfelde vorfinden 
und daß die Farbenschattierungen in so leisen Übergängen sukzessive 
sich nähern, daß es an einem sicheren Kennzeichen für die Ein- 
reihung in die eine oder andere Abart vollständig mangelt. Es 
dürfte daher doch wohl genügen, von der grünen Stammform Dil. 
tiliae L. nur die konstante braune Form als ab. brumnea Bartel 
oder brunnescens Stdgr. und anderseits die verschiedenen oben be- 
sprochenen Zeichnungsaberrationen abzutrennen, wobei jedoch aus- 
drücklich hervorzuheben wäre, daß diese Zeichnungsaberrationen 
sowohl bei der Stammform als auch bei der ab. brunnescens in 
ganz gleicher Weise sich finden. 

Ich schließe hiermit diese Zeilen, indem ich nur noch Herrn 
Prof. Rebel meinen wärmsten Dank ausspreche für das rege Inter- 
esse, welches er meinen Zuchtversuchen von Anfang an entgegen- 
brachte, sowie für die werktätige Unterstützung, die er dieser Arbeit 
durch die Überlassung der einschlägigen Literatur und so manche 
fördernde Unterredung angedeihen ließ. 


Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 259 


Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 


Von 


i Dr. Peter Kempny. 


Mit einer biographischen Skizze des Verstorbenen 


von 


Anton Handlirsch. 


(Mit 6 Abbildungen im Texte und einem Porträt.) 


2x 
7 


In., Dr.; P.. Kempny 
verlor die österreichische 
Entomologie einen hoch- 
begabten und begeisterten 
Jünger, einen aus der leider 
so kleinen Schar ernster 
Arbeiter, die ihre Kraft in 
selbstloser Weise in den 
Dienst einer idealen Sache 
stellen. 

Als Sohn einer gut- 
bürgerlichen Wiener Fa- 
milie am 5. Februar 1862 
geboren, absolvierte er 
seine Gymnasialstudien in 
Wien (Mariahilf) und ma- 
turierte 1330 mit Auszeich- 
nung. Trotz eminenter 
musikalischer Begabung 
und trotz eines schon früh 
entwickelten Hanges zur 
Naturwissenschaft wählte 


er doch die Medizin als Berufsstudium und promovierte 1886 an 
der Wiener Universität zum Doktor der gesamten Heilkunde. 


17* 


260 Peter Kempny. 


Es war wohl der Wunsch, so bald als möglich eine Lebens- 
gefährtin heimzuführen, der ihn bewog, schon nach kurzer Praxis 
im Wiedener Krankenhause Ende 1887 die Stelle eines Gemeinde- 
arztes in der bekannten reizenden Sommerfrische Gutenstein in 
Niederösterreich anzunehmen und auf eine weitere wissenschaftliche 
Ausbildung zu verzichten, zu der er seiner ganzen Anlage nach wohl 
bestimmt gewesen wäre. 


Bald folgte seine Vermählung mit Fräulein Valentine Berger 
und diesem Bunde entsproßen vier Kinder, auf die sich des Vaters 
reger Geist und seine musikalische Begabung übertrugen, Eigen- 
schaften, die es vermochten, den Landarzt vor dem Schicksale so 
vieler seiner Standesgenossen zu schützen und ihn in einer klein- 
bürgerlichen und bäuerlichen Umgebung davor bewahrten, in der 
Alltäglichkeit unterzusinken. 


Jede neue Erscheinung — gleichviel ob es eine neue Oper, 
ein neuer Sport oder ein naturwissenschaftliches Werk war — er- 
weckte Kempnys regstes Interesse. So oft es nur seine nicht 
unbedeutende und infolge des Gebirgscharakters seines Domiziles 
auch beschwerliche ärztliche Praxis gestattete, eilte er nach Wien, 
um entweder irgend ein Stückchen wissenschaftlichen Lebens oder 
etwas gute Musik zu erhaschen, um Eindrücke und Anregungen 
mit heimzubringen, die dann wieder für Wochen oder gar Monate 
sorgfältig aufbewahrt und gepflegt wurden. Und mit wahrer Sehn- 
sucht erwartete er alljährlich den Sommer, der mit den zahlreichen 
Sommergästen stets auch neue geistige Nahrung für ihn in das 
sonst so stille Gutenstein brachte. Da blieb kein Moment ungenützt 
und man sah den „Doktor“ überall und zu jeder Zeit des Tages, 
ja bis spät in die Nacht in regstem Verkehre mit den Wienern. 
Er verstand es nicht nur, selbst mit allen bekannt zu werden, 
sondern auch die gesamte Fremdenkolonie förmlich zu einer großen 
Tafelrunde zu vereinigen. 


Nie aber vergaß er dabei seine Lieblinge, die Insekten, nie 
verließ er sein Heim, ohne mit Netz und Gläsern versehen zu sein, 
um entweder auf dem Wege zu den Kranken oder auf dem Tennis- 
platze oder im Biergarten mitten in einer politischen Debatte ge- 
legentlich rasch einige Tierchen einzufangen. 


Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 261 


So gelang es ihm, in den ersten Jahren seiner Gutensteiner 
Praxis eine ansehnliche Lepidopterensammlung anzulegen. Bald 
aber befriedigte ihn diese Tätigkeit nicht mehr, denn die Lepido- 
pterenfauna der nächsten Umgebung war rasch erschöpft und bot 
ihm zu wenig „Neues“, zu weiteren Ausflügen oder gar Reisen 
fehlte aber die Zeit. Dies war wohl die Veranlassung für ihn, sein 
Augenmerk auf eine weniger erforschte Insektenordnung zu werfen, 
auf die „Neuropteren* im weiteren Sinne, für die sein Interesse 
gewiß auch schon während der Studienzeit durch den Besuch der 
entomologischen Kollegien Brauers geweckt worden war. Ein 
Zufall fügte es, daß gerade zu jener Zeit (1896/97) der Schreiber 
dieser Zeilen zwei Sommer in Gutenstein verbrachte, wodurch 
Kempny der Anfang des neuen Studiums durch allerlei Winke, 
Literaturbehelfe und Anknüpfung von Beziehungen zum Hofmuseum 
erleichtert wurde. Aus der Liebhaberei wurde bald ein ernstes 
Studium, dessen Früchte in einer Reihe wenn auch kleiner, so doch 
wissenschaftlich vollwertiger Arbeiten zur Erscheinung kamen. Bald 
schritt Kempny an die Vorarbeiten zu größeren Werken, zu einer 
Bearbeitung der gesamten Perliden, der Neuropterengenera für 
Wytsmanns Genera Insectorum, zu einer Monographie der Myr- 
meleoniden und zu einer genauen Neuropterenfauna von Österreich- 
Ungarn, — große Pläne, deren Ausführung ein tückisches Schicksal 
verhinderte, welches ihn in der Blüte seines Lebens am 23. Mai 
1906 mit rauher Hand dahinraffte. — Er erlag einem schweren 
Herzleiden, dessen Verlauf ein Aufenthalt im Süden nieht mehr 
hatte hemmen können. 

Wer vermag die schmerzlichen Gefühle zu ermessen, die ihn 
bewegten, als er, den Todeskeim in der Brust, an den Ufern des 
Gardasees noch mühsam einige Phryganiden sammelte, er, dessen 
Sehnsucht es immer war, einmal eine große Sammelreise in ferne 
Länder zu unternehmen, dessen Geist stets nach Freiheit und nach 
Großem strebte — fort — hinaus aus den engen Mauern Gutensteins! 

Kempnys wissenschaftlicher Nachlaß besteht aus einer reichen, 
mit großer Sorgfalt und Liebe angelegten Neuropterensammlung, 
welche seinem Wunsche entsprechend an das k. k. Naturhistorische 
Hofmuseum überging, und aus einigen Manuskripten. Von den letz- 
teren ist nur das eine, welches hiermit der Öffentlichkeit übergeben 


262 Peter Kempny. 


wird, druckfertig, während einige andere in den ersten Anfängen 
abgebrochen oder schon während Kempnys Krankheit überholt 
wurden. Auch die groß angelegte Fauna der Neuropteren (im 
weitesten Sinne) Österreich-Ungarns und der Okkupationsländer war 
noch wenig vorgeschritten, so daß die ursprüngliche Absicht des 
Schreibers dieser Zeilen, dieselbe zugleich mit dem Nachrufe zu 
veröffentlichen, trotz aller Bemühungen leider nicht ausgeführt werden 
konnte. Prof. Dr. F. Klapälek in Karlin hat sich jedoch der dankens- 
werten Aufgabe unterzogen, im Vereine mit dem Schreiber auch 
hier weiterzubauen, um ein möglichst vollständiges Werk zustande 
zu bringen, welches bestimmt sein soll, das Andenken an unseren 
so früh verstorbenen Kollegen in würdiger Weise für alle Zeiten 
zu sichern. Freilich bedarf es noch längerer Zeit und eigener Auf- 
sammlungen, bevor dieser Plan verwirklicht werden kann. 


So mögen denn einstweilen diese Zeilen als bescheidenes 
Zeichen der Erinnerung an den verstorbenen lieben Freund hin- 
genommen werden. 


Verzeichnis der wissenschaftlichen Publikationen Dr. Peter Kempnys. 


1. Eine neue Aberration von Callimorpha Hera L. In: Wiener Entom. Zeitg., 
I, 1882, 8. 62. 
2. Über Pararge Hiera F. (Lepidopt.). In: IV. Jahresbericht des Wiener 
Entom. Vereines, 1893, S. 25—28. 
3. Beitrag zur Lepidopterenfauna von Gutenstein (Schneeberggebiet). In: 
VI. Jahresbericht des Wiener Entom. Vereines, 1895, S. 51—68. 
4. Zur Kenntnis der Plecopteren. I. Über Nemura Latr. In: Verh. der k.K. 
zool.-bot. Ges. in Wien, XLVIII, 1898. Mit 1 Tafel und 16 Abbildungen 
im Texte. 
5. Beitrag zur Lepidopterenfauna des niederösterreichisch-steierischen Grenz- 
gebietes. Ebenda, XLVIII, 1898. 
6. Zur Kenntnis der Plecopteren. II. Neue und ungenügend bekannte Leuctra- 
Arten. 1. Teil. Ebenda, XLVIII, 1898. Mit 1 Tafel. 
. Zur Kenntnis der Plecopteren. II. 2. Teil. Ebenda, XLIX, 1899, S. 9—15. 
Mit 1 Tafel. 
8. Zur Kenntnis der Plecopteren. II. 3. Teil. Ebenda, XLIX, 1899, S. 269—278. 
Mit 1 Tafel und 1 Abbildung im Texte. 
9. Über die Perlidenfauna Norwegens. Ebenda, L, 1900, S. 85—99. Mit 16 Ab- 
bildungen im Texte. 


-] 


. » . acy 
Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 263 


10. Beitrag zur Perliden- und Trichopterenfauna Südtirols. Ebenda, L, 1900, 
S. 254—258. Mit 5 Abbildungen im Texte. 

11. Nachtrag zur Perlidenfauna Norwegens. Ebenda, LI, 1901, S. 788—791. 

12. Über Capnia pygmaea. Ebenda, LIT, 1902, S. 227—229. Mit 2 Abbildungen. 

13. Beitrag zur Neuropterenfauna der Marschallinseln, nebst Beschreibung 
zweier neuer Chrysopa-Arten. Ebenda, LIV, 1904, S. 352—355. Mit 
2 Abbildungen. 

14. Beitrag zur Neuropteroidenfauna Rumäniens. In: Bull. Soc. Sciences de 
Bucarest, XIV, 1906 (6), p. 665—674. 


Herr Dr. Franz Werner brachte von zwei in den Jahren 1900 
und 1901 zu herpetologischen Zwecken unternommenen Sammei- 
reisen nach Ostrumelien, der Türkei und Kleinasien eine 
kleine Anzahl von Neuropteren mit und überließ mir dieselben 
zur Bearbeitung, für welche Liebenswürdigkeit ich ihm zu größtem 
Danke verpflichtet bin. 

Von den 24 Odonatenarten sind nur die zwei mit einem * 
bezeichneten noch nicht von Kleinasien bekannt.!) Auch die acht 
Planipennien werden schon von Brauer (Neuropt. Europas ete.) 
als kleinasiatisch aufgezählt. Dagegen erwiesen sich die beiden 
einzigen Perliden- sowie eine Triehopterenspezies als neu. 


Odonata. 


1. Diplax striolata Charp. Kiathani (Konstantinopel), VII, 1’; 
Adampol und Oxia (Kleinasien) je 1 0’; Taurus, 1’, 1 0 (Holtz). 

2. D. vulgata L. Adampol, 1. 

3. D. meridionalis Selys. Konstantinopel, 1 9; Antigoni (Klein- 
asien), 16./VII., 1. 

4. D. Fonscolombii Selys. 1 ohne nähere Fundortbezeichnung. 

5. D. sanguinea Müll. Kiathani, VII, 1 9; Oxia, 1 cd. 

6. Libellula depressa L. Kiathani, 1 d'. 

1. Orthetrum brunneum Fonse. Kiathani, 3 C’, 1 9; Smyrna 
und Eski Chehir (Kleinasien), je 1 cd’. 

8. O. cancellatum L. Kiathani, 1 d.. 

*=9. Somatochlora metallica V.d. L. Adampol, 1 9. 


!) Vergl. Selys, Odonates de l’Asie mineure. (Ann. Soc. Ent. Belg., 
Vol. XXXI, 1887.) 


264 Peter Kempny. 


10. Onychogomphus forcipatus L. Adampol, 1 cd. 

*11. Gomphus simillimus Selys. Smyrna, 1 cd. 

12. Cordulegaster bidentatus Selys. Adampol, VII., 1 d. 

13. Calopteryx splendens Harris. Balakli und Köktsche Kissik 
(Kleinasien), 2 d’, 29. 

Var. intermedia Selys. Taurus, 26./IV., 2,19. 

14. ©. virgo L. Adampol und Balakli (Kleinasien). — Von ge- 
wöhnlicher Größe, aber das 0’ mit hyaliner Flügelwurzel und blauer 
Spitze, das Q fast kastanienbraun mit milchweißem, scharf hervor- 
tretendem Pterostigma. Taurus, 1 9. 

15. Epallage fatime. Yüleh, 29,19. 

Var. anatolica. Ephesus. 

16. Lestes viridis V.d.L. Kiathani, VIL, 19. 

17. L. macrostigma Eversm. Smyrna, sehr häufig. 

15. L. nympha Selys. Keschisch Dagh (Kleinasien), 1600 m, 
1 9; Smyrna häufig. 

19. L. virens Charp. Brussa, 1 9. 

20. L.barbara F. Eski Chehir, Keschisch Dagh; Smyrna häufig. 

21. Platyenemis pennipes Pallas. Kiathani und Köktsche Kis- 
sik, je 1 C’; Smyrna. 

22. P.latipes var. dealbata Klug. Smyrna. 

23. Ischnura pumilio Charp. Kiathani, ein Pärchen. 

Var. (9) rubra. Eski Chehir, VII. 

24. I. elegans V.d.L. Kiathani, 2 d’, 29; Eski Chehir, VIII, 
1 cd’; Smyrna, 20,19. 

25. Agrion puella V.d. L. Keschisch Dagh, 1600 m, 1 d.. 


Perlidae. 
l. Perla Werneri nov. spec. 
J. Long. corp. Tmm, al. ant. Smm. — 9. Long. corp. 9 mm, 


al. ant. 13 mm. 


Kopf licht gelbbraun, Stirne mehr gelblich, an den Seiten 
dunkel gerändert, Scheitel rötlich; Ozellen gelb, die hinteren an ihrer 
medialen Seite, der vordere rückwärts schwarz eingefaßt. Fühler: 
Scapus dunkel gelbbraun, Pedicellus und die ersten sieben Geißel- 
glieder gelb, die übrigen schwarzbraun. 


Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 265 


Pronotum breiter als lang (5:4), nach hinten stark ver- 
schmälert, mit mäßig geschwungenem Vorder- und fast geradem 
Hinterrande. Das !/, der Breite des Pronotums einnehmende Mittel- 
feld ist vorne und hinten gleichmäßig erweitert, die Mittellinie fein 
schwarz, die Seitenfelder nur wenig gerunzelt. 

Meso- und Metanotum dunkel braungelb. 

Beine licht gelbbraun, Außenseite der Femora und des Wurzel- 
drittels der Tibien schwarzbraun, Tarsen schwarz, Klauen einfach, 
gelbbraun, Haftlappen dunkel. 

Flügel licht bräunlich, Geäder gelbbraun, Subkosta und Quer- 
adern im Kostalfeld fast weiß. Die Subkosta gabelt sich etwas vor 
der Anastomose, mit der sich ihr hinterer Ast verbindet. Im Kostal- 
feld zwischen Kosta und Radius fünf Queradern. Der Sektor radii 
ist dreimal gegabelt, die letzte Gabel sehr kurz. (Im rechten Vorder- 
flügel sendet der erste Ast abnormalerweise einen Zweig zum Sektor 
radii zurück.) Im vorderen Kubitalfeld drei, im hinteren fünf Quer- 
adern. 

Abdomen (Fig. 1) oben schmutzig braungelb, der 5. Tergit 
bildet eine große, gewölbte, halbkreisförmige Platte, die auch noch 


Fig. 1. Perla Werneri. Fig. 2. Perla Werneri. 


Abdomen des g' von oben. Abdomen des 2 von unten. 


zum Teile den 7. Tergiten bedeckt. Segment 7—9 weichhäutig, 
nur an den Seiten stärker chitinisiert und dunkel gefärbt. Der 
10. Tergit ist vollständig gespalten und besteht aus zwei linsen- 
förmigen, stärker chitinisierten Platten, die schmal unter der Wurzel 
der Cerei entspringen, um deren Außenseite herum auf die Dorsal- 
fläche tretend sich allmählich verbreitern und dann rasch zugespitzt 


266 Peter Kempny. 


unter der Platte des 5. Segmentes endigen. Zwischen ihnen ent- 
springt die mächtige Wurzel der Cerei, die auf der Rückfläche zier- 
lich gezeichnet ist. Glied 1—12 hell braungelb, 13—20 an der 
Basis mit immer breiterem schwarzen Ring, die übrigen ganz 
schwarz. Alle Glieder sind am Ende mit einem Kranze von steifen 
schwarzen Härchen besetzt. 

Unterseite des Abdomens gelb. 

Das 9 ist viel größer. 

Ozellen ganz schwarz, Pronotum etwas dunkler wie beim 
d', dessen Mittelfeld stärker und mehr geradlinig begrenzt. 

Flügel mehr hyalin, der Sektor im Vorderflügel nur zweimal 
gegabelt. 

Abdomen gelb. Die Subgenitalplatte (Fig. 2) ist klein, drei- 
eckig mit abgerundeter Spitze. Ihre Seitenränder sind zweimal 
eingekerbt und die Kerben durch Furchen verbunden, was aber 
möglicherweise die Folge von Schrumpfungsvorgängen ist. 

Köktsche Kissik (Kleinasien), 13./VIll., ein Pärchen. 


2. Chloroperla Bithynica nov. spec. 


Long. eorp. d 10:5—11’5 mm, 9 12—13 mm. Exp. al. d’ 
22:5—24 mm, 9 28— 80 mm. 

Kopf licht gelbbraun, hinter den Netzaugen dunkler. Auf 
dem Scheitel eine Xförmige Zeichnung, die durch zwei von den 
paarigen Ozellen ausgehende und sich am vorderen Ende kreuzende 
dunkelbraune Binden gebildet wird. Die vorderen und hinteren 
Enden dieser Binden sind durch schwächere Querlinien verbunden, 
so daß man die ganze Figur füglich auch als einen Achter be- 
zeichnen kann. Fühler schwarzbraun, Pedicellus und die ersten 
4—5 Geißelglieder gelbgrün. 

Pronotum beinahe doppelt so breit als lang (5:3), mit ziem- 
lich scharfen Vorder-, aber abgerundeten Hinterwinkeln. Die Ränder 
sind von einer kräftigen dunklen Chitinspange eingefaßt, der vor- 
dere ziemlich gebogen, die seitlichen gerade. Das 1/, der Breite 
einnehmende glatte Mittelfeld ist beinahe gleich breit und gleich 
den Außenfeldern schmutzig grünlich gefärbt, die Seitenfelder sind 
sehr licht bräunlich und mit einer nur geringen Zahl langgestreckt 
elliptischer, longitudinal gestellter Höcker besetzt. 


Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 267 


Mesonotum vorne grün, hinten schwarz, Metanotum ganz 
schwarz. 

Beine. Femora gelbgrün, außen mit einem breiten, innen 
mit zwei sehr feinen braunen Längsstreifen, Tibien bräunlich mit 
der Fortsetzung des äußeren Streifens, Tarsen braun, Klauen einfach, 
rotbraun, Haftlappen dunkelbraun. 

Flügelmembran hyalin mit leicht grünlichem Tone, Kostal- 
feld deutlich gelbgrün, Pterostigmagegend bräunlich. Geäder dunkel 
bräunlich, auch im Analfeld der Hinterflügel 
deutlich, Anordnung desselben wie bei gramma- 
tica. Vorderflügel etwas spitzer wie bei dieser Art. 

Abdomen des d (Fig. 3). Erstes Segment 
oben schwarz mit einem großen weißen Fleck 
und zwei schwarzen Punkten darin, 2. bis 7. 
dunkelbraun mit je vier grünen Fleckcehen, Seg- 
menteinschnitte grün. Von Segment 5 an treten 
nahe dem Vorderrande gelbgrüne Flecke auf und 
auch von der Seite her breitet sich diese Farbe 
mehr und mehr aus, so daß auf dem 9. nur Fig. 3. Chloroperla 
mehr ein halbkreisförmiger, dem Hinterrande Be A 
aufsitzender brauner Fleck übrig bleibt. Infolge 
dieser Aufhellung tritt eine dunkelbraune, von Segment 2 bis 9 
reichende Dorsalbinde schon für das unbewaffnete Auge deutlich 
hervor. Segment 10 ist ganz grün mit einer lich- 
teren Stelle in der Mitte. 

Unterseite licht gelbgrün, am Meso- und Meta- 
sternum mit zwei dreieckigen schwarzen Flecken, 
die letzten Segmente gelblich. Bauchplatte (Fig. 4) 
etwas länger wie breit (21:17), Vorderrand stärker Bisz2 Chlorepul: 

i : : E Bithynica. 
gebogen wie der Hinterrand, Seitenränder ge- ee 
schwungen, Vorderecken stark seitlich ausgezogen, 

Hinterecken abgerundet. Subanalklappen kräftig, gelbgrün, 
Cerei braun, die ersten drei bis vier Glieder lichter. 

Das 9 ist dem d’ sehr ähnlich, aber viel größer. Der Hinter- 
leib ist oben dunkel, die Dorsale deutlich sichtbar. Subgenital- 
platte quadratisch. 

Olymp bei Brussa, 2000 m, 2 0,29. 


268 Peter Kempny. 


Diese Art, die größte bekannte Chloroperla, gehört in die 
Gruppe der Chl. grammatica Seop., von der sie sich durch ihre 
Größe, die rein gelbgrüne Unterseite und die Form der Bauchplatte 
des c’ leicht unterscheidet. 

Möglicherweise gehört hierher die Chl. virescens var. 4 Pictet 
(Hist. nat. des Perlides, p. 293), die der Autor folgendermaßen 
beschreibt: „Leur taille est grande; leurs ailes sont presque com- 
pletement incolores, leurs nervures bruns; leurs soies caudales ont 
’espace jaunätre beaucoup plus petit, d’ailleurs la disposition des 
couleurs du corps est parfaitement la m&me.“ Das Stück stammte 
vom Balkangebirge und wurde vom Berliner Museum an Pictet 
gesandt. Auch das k. k. Hofmuseum in Wien besitzt einige ähnliche, 
jedoch etwas kleinere Exemplare aus Griechenland, deren Zustand 
aber nicht gestattet, eine sichere Entscheidung zu treffen. Die nicht 
ganz passende Angabe Pietets bezüglich der Flügelfärbung erklärt 
sich vielleieht dadurch, daß das ihm vorgelegene Stück schon ziem- 
lich ausgebleicht war. 


Trichoptera. 


1. Limnophihis affinis Curtis. Tschesme (Kleinasien), 28./IV., 
ein 9. 

2. Drusus concolor nov. spec. 

Exp. al. 22 mm. 

Kopf und Thorax gelbbraun, Hinterhauptwarzen etwas 
dunkler, Warzen auf dem Pronotum lichtgelb. Behaarung vorn am 
Kopfe weißlich, sonst gelbbraun. Abdomen oben schwarzbraun, 
Unterseite des ganzen Körpers gelbbraun. Fühler gelbbraun, die 
letzten Glieder verdunkelt. Taster und Beine gelbbraun, letztes 
Tarsenglied schwärzlich. Beine dicht mit feinen gelbbraunen Härchen 
besetzt. Die auf den Vorder- und Mittelbeinen und den Schenkeln 
der Hinterbeine spärlich, auf den Tibien und Tarsen der letzteren 
dagegen sehr zahlreich vorhandenen Dornen sind schwarz. 

Vorderflügel bleich gelbbraun mit gleichfarbiger spärlicher 
Behaarung. Adern gelbbraun, nicht besonders kräftig hervortretend, 
nur Costa und Radius deutlich gelb. Pterostigma dunkler. Diskoidal- 
zelle etwas länger als ihr Stiel. Erste und fünfte Apikalzelle nahezu 
gleich lang, an der Basis schief abgeschnitten, zweite und vierte 


Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 269 


ebenfalls beinahe gleich lang, jedoch viel kürzer als die erste und 
fünfte. Die zweite ist an der Basis gerade, die vierte schief ab- 
geschnitten, die Basalquerader der etwas längeren, aber schmalen 
dritten Apikalzelle ist in der Mitte winkelig gebrochen. Hinter- 
flügel bleicher; die erste Apikalzelle entspringt spitz aus der vor- 
deren Ecke der Diskoidalzelle, die zweite ist gerade abgeschnitten 
und am kürzesten, die dritte und vierte sind schief derart ab- 
geschnitten, daß ihre Basalqueradern in einer Geraden liegen. Fünfte 
Apikalzelle lang und spitz, dritte im ersten Drittel ihrer Länge 
etwas verengert. Diskoidalzelle etwas länger als ihr Stiel. Leider 
ist der Analteil beider Hinterflügel zerstört, so daß die Form der 
Faltentasche nicht konstatiert werden kann. 

Achte Dorsalplatte des d’ (Fig. 5 und 6) in ihrer ganzen Breite 
etwas nach rückwärts vorgezogen und auf diesem rückwärts bogig 
begrenzten Vorsprung sehr dicht schwarz punktiert. (Da Fig. 5, um 


Fig. 5. Fig. 6. 
Drusus concolor. Drusus concolor. 
Abdomen des 9 von oben. Abdomen des g von 
der Seite. 


die mittleren Appendices deutlich zu zeigen, nicht genau von oben, 
sondern mehr von oben hinten entworfen wurde, ist dieses Ver- 
hältnis nicht gut daraus zu ersehen; besser aus Fig. 6.) Die blaß 
gelbbraunen oberen Appendices sind von der Seite gesehen vier- 
eckig, von oben mehr schmal löffelförmig und mit ziemlich langen 
Haaren besetzt. Mittlere Appendices ähnlich wie bei Dr. bosnicus 
Klap. in einen glänzenden, ungemein dicht schwarz punktierten, 
nach unten offenen Wall umgewandelt, zum Unterschiede von letz- 
terer Art aber hinten nicht eckig vorgezogen, sondern abgerundet. 


270 Peter Kempny. Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 


Neuntes Segment nur in der Seitenansicht als schmaler Rhombus 
sichtbar. Untere Anhänge von der Seite gesehen lang dreieckig, 
etwas nach oben gekrümmt, scharf zugespitzt. In der Oberansicht 
ist ihr äußerer Rand einfach bogenförmig, ihr innerer aber s-förmig 
seschwungen und die einwärts gekehrte scharfe Spitze mit kurzen 
schwarzen Zähnchen bewehrt. Rute von der gewöhnlichen Form, 
an der Spitze schmal dreieckig ausgeschnitten. 

Kleinasien, Keschisch Dagh, 2000 m, 1d". 


Diese neue Art gehört zur Gruppe des Drusus monticola Mae 
Lachlan und steht dem Dr. bosnicus Klapälek am nächsten. Sie 
unterscheidet sich leicht durch die einförmig gelbbraune Körpers 
farbe sowie vor allem dadurch, daß die achte Dorsalplatte nicht 
wie bei den beiden in Frage kommenden Arten ausgeschnitten, 
sondern im Gegenteile bogig nach rückwärts verlängert ist. 

9 unbekannt. 

3. Hydropsyche ornatula Mae Lachlan. Ostrumelien, 13./VIl., 
mehrere Exemplare. 


Planipennia. 


1. Ohrysopa vulgaris Schneider. Konstantinopel, Schischki, 
2 Stück; Smyrna häufig. 

2. Palpares libelluloides L. Schischki (Konstantinopel), sehr 
häufig; Ephesus, 1 0. 

3. Formicaleo tetragrammicus F. Adampol, häufig. 

4. Oreagris plumbens Ol. Platia, 15./VIll.; Brussa, VII.; Kök- 
tsche Kissik, VII; Eski Chehir, VIIL; Schisehki, VII. Überall 
häufig. 

5. Formicaleo poecilopterus Stein. Antigoni, 16./VII., 1 Stück. 

6. Myrmecaelurus trigrammus Pallas. Schischki, VII.; Eski 
Chehir, VIII. Häufig. 

7. Macronemurus bilineatus Brauer. Schischki, VIL,20,19 
und 1d. 


Ein Vergleich der Schmetterlingsfauna Steiermarks und Kärntens. 271 


Ein Vergleich der Schmetterlingsfauna 
Steiermarks und Kärntens. 
Von 
Rudolf Klos. 


(Eingelaufen am 20. Dezember 1907.) 


Quellen. 
A. Für Kärnten: 
Gabriel Höfner, Die Schmetterlinge Kärntens. Abt.: Makrolepido- 


pteren. (Jahrbuch des Naturhist. Museums von Kärnten, 1905, 
Heft XX VII.) 
B. Für Steiermark: 

Georg Dorfmeister, Veröffentlichungen d. Naturw. Ver. für Steier- 
mark, II, 1864, S. 120—127 und in diesen „Verhandlungen“, 
Jahrg. 1354 und 1855. 

P. Cölestin Kodermann, Die Schmetterlinge der St. Lambrechter 
Gegend in Obersteiermark. (Mitteilungen des Naturw. Ver. 
in Steiermark, V, 1868.) 

Moritz v. Hutten-Klingenstein, Beiträge zur Lepidopterenfauna 
von Ehrenhausen in Steiermark. (In diesen „Verhandlungen“, 
Jahrg. 1895, S. 425— 427.) 

Heinrich Groß, Beitrag zur Lepidopterenfauna von Oberösterreich 
und den angrenzenden Teil von Steiermark. (XI. Jahres- 
bericht des Wiener Entom. Ver., 1900.) 

Dr. Alois Trost, Beiträge zur Lepidopterenfauna Steiermarks. (Mit- 
teilungen des Naturw. Ver. in Steiermark, XXXIX, XL und 
XLIlI, 1902— 1906.) 

Verzeichnis des Berichtes der Radkersburger Bürgerschule, 1875. 


Verwendet wurden außerdem kleine Notizen, dann schrift- 
liche und mündliche Mitteilungen der Herren: Karl Brandmeyer, 
v. Gadolla (Graz), Dr. Egon Galvagni, Hans Hirschke, Fritz 
Hoffmann, Wilhelm Keßlitz, Dr. Meixner, Prof. Karl Prohaska 


>12 Rudolf Klos. 


und des verstorbenen Herrn Michael Schieferer. Allen sei hier 
bestens gedankt. 

Die am Gipfel der Koralpe (Touristenhaus) vorkommenden 
Tiere wurden als beiden Kronländern gemeinsam angesehen. 


I. 


In Steiermark wurden folgende Tiere des Höfnerschen Ver- 
zeichnisses noch nicht beobachtet: 


Pieris callidice Esp., Vanessa zanthomelas Esp., Argynis aphi- 
rape Hb., Erebia ceto Hb., E. nerine Ferr., Oneis aello Hb., Satyrus 
aleyone 8.-V., 8. briseis F., Chrysophanus aleiphron Rott., Lycaena 
orbitulus Prun., L. eumedon Esp., L. eros O. 

Deilephila hyppophaes Esp. 

Agrotis collina B., A. alpestris B., A. lucipeta F., A. reni- 
gera Hb., A. grisescens Tr., A. recussa Hb., A. crassa Hb., A. 
fatidica Hb., Mamestra marmorosa Borkh. [fehlt die Stammart; 
var. microdon Gn., Siebenbürger Sattel, Kreuzkogl (Groß); in der 
Walster (Dr. Kempny)], Hadena zeta var. pernix H. G., H. rubri- 
rena Tr., Episema glaucina Esp., Polia flavicincta F., P. xantho- 
mista Hb., Dichonia aeruginea var. mioleuca H. G., Nonagria can- 
nae O., Leucania evidens Hb., Caradrina gilva Donz., Ü. lenta Tr., 
Hydrilla gluteosa Tr., Anarta nigrita B., Plusia deaurata Esp., 
Catocala nymphaea Esp., Herminia cribrumalis Hb., Hypena pal- 
palis Hb. 

Aecidalia macilentaria H.-S., A. contiguaria Hb., A. subseri- 
ceata Hw., Ephyra orbicularia Hb., E. ruficiiaria H.-S., E. sup- 
punctaria Z., Sione decussata Borkh., Triphosia sabaudiata Dup., 
Larentia tempestaria H.-S., L. picata Hb., L. lugdunaria H.-S. 

Eupithecia alliaria Stdgr., E. silenata Stndf., Ennomos almiaria 
L., Hybernia baiaria 8.-V., Boarmia angularia Thbg., Gnophos fur- 
vata 8.-V., @. variegata Doup., Psodos alticolaria Mn., Pygmaena 

»fusca Thbg., Fidonia roraria F., Diastictis artesiaria 8.-V. 

Nola ceristatula Hb., N. cetonalis Hb. 

Arctia quenselii Payk., Endrosa roscida 8.-V., E. aurila Esp., 
E. pallifrons 2. 

Zygena exulans Hochw., Ino geryon Hb. 


Ein Vergleich der Schmetterlingsfauna Steiermarks und Kärntens. 273 


Sciopteron plumistrella Hb., Phalacropteriz calberlae Heyl., 
Apterona crenulella Bod., Rebelia karawankensis Höfn., R. surien- 
tella Brd., Psychidea pectinella S.-V., P. rablensis Mn., Fumea 
betulina Z., becotia sepium Spr. 

Sesia andrenaeformis Lasp., S. stomoxiformis Hb., S. muscae- 
formis View., S. affinis Stdgr. 

Hepialus ganna Hb. 


II. 


In dem Werke Höfners sind folgende Schmetterlinge nicht 
verzeichnet, welche in Steiermark gefangen wurden: 


Thais polyxena S.-V. Graz, Ehrenhausen; bei Radkersburg 
häufig. — Colias chrysortheme Esp. In den Werken Ochsen- 
heimers und Heinemanns ist Steiermark als Vaterland angegeben. 
— Argymis pandora S.-V. Radkersburg. — Erebia mnestra Hb. 
Riffel- und Koralpe (Schieferer). — E. stygne OÖ. Hieflau, Radmer, 
steierische Rax. — Ohrysophanus dispar var. rutilus Wernbg. Graz, 
Ehrenhausen, Stainz. — ©. amphidamas var. obscura Rühl. Sulz- 
berg in der Walster (Dr. Kempny). 

Smerinthus quercus S.-V. Römerbad, Tüffer, Rann (v. Ga- 
dolla). — Macroglossa eroatica Esp. Äußerster Südosten Steier- 
marks (v. Gadolla). 

Hoplitis milhauseri F. Stainz, Graz. — Drymonia querna 
S.-V. Stainz. — Spatalia argentina S.-V. Stainz, mehrmals ge- 
zogen und am Licht gefangen. Zwei Generationen. — Ochrostigma 
melagona Borkh. Baierdorf bei Graz. 

Orgia gonostigma F. Verbreitet. Sainz, Graz, Bruck a. M., 
Krieglach ete. — Dasychira fascelina L. Bruck a. M. 

Cosmotriche potatoria L. St. Lambrechter Gegend, Krieglach. 
— Drepana curvatula Borkh. Krieglach (Hoffmann). — D. harpa- 
gula Esp. Graz, Lichtfang, 6. Juni (v. Gadolla). 

Aeronyeta strigosa F. Stainz, in Anzahl gezogen; kommt ans 
Licht. Radkersburg (Prinz). — A. menyanthidis View. Graz, 
Plabutsch. — 4A. abscondita Tr. Platte bei Graz, 24. April (v. Ga- 
dolla). — Agrotis linogrisea S.-V. Buchkogl bei Graz (v. Gadolla). 
— A. sobrina Gn. Admont, Liehtfang (Kiefer). — A. orbona Hufn. 

2. B. Ges. 58. Bd. 18 


274 Rudolf Klos. 


Ehrenhausen. — A. comes Hb. Ehrenhausen, Graz, Stainz. — A. 
castanea Esp. und var. neglecta Hb. Ehrenhausen, Graz. — A. 
triangulum Hufn. Verbreitet. Wiederholt in Anzahl gezogen, Stainz, 
Mürztal ete. — A. xanthographa F. und ab. cohaesa H.-S. Verbreitet. 
Ehrenhausen, Stainz, Mürztal. — A. dahlii Hb. Krieglach, Licht- 
fang (Hoffmann). — A. conflua Tr. Krieglach (Hoffmann). — 
Pachnobia leucographa Hb. Stainz, Mürztal. — Dianthoecia luteago 
S.-V. Graz, Stainz. — D. filigrana Esp. Ehrenhausen. — Miana 
literosa Hw. Stainz, Lichtfang. — Valeria oleagina S.-V. Graz, 
Ehrenhausen. — Apamea testacea Hb. Verbreitet. Graz, Ehren- 
hausen, Stainz ete. — Calena matura Hufn. Ehrenhausen. — 
Hadena abiecta Hb. Ehrenhausen. — Episema scoriacea Esp. Mürz- 
tal (Hoffmann). — Dichonia convergens S.-V. Ehrenhausen, Stainz. 
— Dryobota protea S.-V. In Anzahl gezogen, Stainz. — Chloantha 
hyperiei T. Ehrenhausen. — Callopistria purpureofasciata Piller. 
Die Raupe und der Falter nicht selten. Stainz. — Polyphaenis 
sericata Esp. Ehrenhausen. — Gortyna ochreago Hb. Stainz, Mürz- 
tal. — Tapinostola museulosa Ld. Judenburg. — Leucania obso- 
leta Hb. Graz, Nachtfang. — L. straminea Tr. Ehrenhausen. — 
Caradrina exigua Hb. Stainz, Mürztal, Lichtfang. — (. superstes Tr. 
Graz, Ehrenhausen. — ©. pulmonaris Esp. Mürztal, Stainz. — 
Hydrilla palustris Hb. C, 9 von Herrn Hoffmann am Licht ge- 
fangen. Bestimmt von Herrn Fritz Wagner in Wien. — Amphi- 
pyra tetra F. Ehrenhausen. — A. cinnamomea Göze. Ehrenhausen. 
— Taniocampa populeti Tr. Graz. — T. opima Hb. Ehrenhausen. — 
Mesogona acetosellae F. Graz, Ehrenhausen. — Hiptelia ochreago Hb. 
Hochsehwabgebiet, Hieflau. — Calymnia affinis L. Ehrenhausen. 
— (0. diffinis L. Ehrenhausen. — Cirrhoedia zerampelina Hb. 
Wiederholt am Lichte, Stainz. — Orthosia humilis F. Zahlreich 
gezogen. Stainz, Graz, Ehrenhausen. — O0. laevis Hb. Ehrenhausen. 
— Xanthia sulfurago F. Ehrenhausen. — X. aurago F. Ehren- 
hausen. — X. gilvago Esp. Ehrenhausen. — Orrhodia fragariae 
Esp. Stainz, Ehrenhausen. — 0. erythrocephala F. und ab. glabra. 
Ehrenhausen. — Colophasia platyptera Esp. Graz (Schieferer). 
Vgl. Dr. Rebels Katalog. — Oneullia campanulae Ferr. Im Mürztal 
als Raupe einige Male gefangen (Hoffmann). Im Gesellgraben 
bei Admont. — (. artemisiae Hufn. Krieglach (Hoffmann). — 


Ein Vergleich der Schmetterlingsfauna Steiermarks und Kärntens. 275 


Heliothis seutosa S.-V. Bei Tage fliegend. Stainz. — Acontia lu- 
cida Höfn. Ehrenhausen. — Krastria argentula Hb. Stainz. — E. 
venustula Hb. Mehrere Stück in Stainz. — Plusia O. aureum Knoch. 
Mehrmals in Stainz gezogen; Ehrenhausen. — P. modesta Hb. 
Krieglach (Hoffmann). — FP. aemula 8.-V. Hochschwabgebiet. 
Vgl. Dr. Rebels Katalog. — P. mi Hb. Bei Tage fliegend. Stainz, 
Mürztal. — Aedia funesta Esp. Graz (Prohaska), Ehrenhausen. — 
Calocala hymenea 8.-V. Ehrenhausen. — Toxocampa lusoria L. 
Ehrenhausen. — T. pastinum. Graz. — Epizeuxis calwaria F. 
Ehrenhausen. — Polyploca ridens F. Graz (Schieferer). 
Aecidalia trilineata Se. Göstinger Au bei Graz, Hochransch. 
— 4. filicata Hb. Ehrenhausen. — Ephyra albiocellaria Hb. Graz. 
— E. quereimontaria Bastelb. In Anzahl gezogen. Stainz. — Ortho- 
litha cervinata Schiff. Krieglach (Hoffmann). — Odezia tibiale 
Esp. Spitzenbach, Gesäuse, Hartelgraben. — Eucosmia montivagata 
Dup. Graz, Lichtfang (v. Gadolla). — Larentia firmata Hb. Mürz- 
tal (Hoffmann). Bestimmt von Herrn G. Höfner. — Tephro- 
clystia pyreneata Mab. In Anzahl gezogen. Stainz. — T. laquearia 
H.-S. Stainz, Graz. — T. silenicolata Mab. Graz in Anzahl ge- 
zogen (Schieferer). Vgl. Dr. Rebels Katalog. — T. schiefereri 
Boh. Graz in Anzahl gezogen (Schieferer). Vgl. Dr. Rebels 
Katalog. — T. egenaria H.-S. Graz (Schieferer). Vgl. Dr. Rebels 
Katalog. — T. distinetaria H.-S. Hochschwabgegend (Hirschke). 
— T. selinata H.-S. In Anzahl gezogen. Stainz. — T. fenestrata 
Mill. Ein 9 von Herrn Dr. Meixner auf der Koralpe gefangen. 
Bestimmt von Herrn Püngeler. — T. eynensata Grasl. Boden- 
bauer. — T. innotata Hafn. Ehrenhausen. — T. pumilata Hb. In 
Anzahl gezogen, Stainz; Graz. — Phibalapterix corticata Tr. Graz, 
cl. 1895 (Schieferer, in coll. Klos). — Ph. calligrapharia H.-S. 
Hochschwabgegend. — Epirranthis pulverata Thbg. Graz (Pro- 
haska). — Abraxas sylwata Se. Gesäuse, Ehrenhausen. — Stegania 
cararia Hb. Alljährlich einzeln im Juli bei Stainz; Graz. — En- 
nomos quercaria Hb. In Stainz gezogen. — Therapis evonymaria 
S.-V. Graz. — Hypoplectis adspersaria Hb. Spitzenbach, Mürztal. 
— Hibernia leucophearia S.-V. Stainz. — H. aurantiaria Esp. In 
der Walster (Dr. Kempny). — Anisopterix aceraria 8.-V. Graz 
(Prohaska). — Diston pomonarius Hb. Bruck a. M. und Krieglach. 
18* 


276 R.Klos. Vergleich d. Schmetterlingsfauna Steiermarks und Kärntens. 


_Nola togatulalis Hb. Wiederholt in Stainz gezogen. — N. 
albula S.-V. Tüffer (Prohaska). — Phragmatobia luctuosa H. G. 
Graz (Schieferer). Vgl. Dr. Rebels Katalog. — Aretinia caesa- 
rea Goeze. Graz (v. Gadolla). — Arctia hebe L. St. Lambrechter 
Gegend. — Lithosia griseola Hb. Ehrenhausen. — L. unita Hb. 
Ehrenhausen. — L. cereolaHb. Hochschwabgegend, Wildalpe, Mürztal. 


Ino ampelophaga Bayle. Radkersburg (Prinz). — Rebelia 
plumella H.-S. Stainz; auch bei Graz. — Sesia spheciformis Ger- 
ning. Stainz; Graz (Dr. Meixner). — $. cephiformis O. In Stainz 


gezogen. — 5. ichneumoniformis S.-V. Stainz. Jahrweise nicht selten. 
— (ossus terebra S.-V. Puntigamer Auen bei Graz (Dr. Hoffer, 
Prohaska). 


Il. Beitrag zur Flora von Tirol. 
Von 
Louis Keller. 


(Eingelaufen am 30. Dezember 1907.) 


Da das dieser Abhandlung zugrunde liegende Territorium das- 
selbe ist, wie im I. Beitrag, worüber ich im Jahrg. 1905!) dieser 
„Verhandlungen“ berichtete, so verweise ich, um Wiederholungen 
zu vermeiden, auf die im obigen Jahrgang verzeichneten Exkur- 
sionen und führe die im Jahre 1906 beobachteten neuen Standorte 
aus diesem Gebiete auf. 

Die für Nordtirol neuen Pflanzen sind durch fetten Druck 
hervorgehoben. 

Die Aufzählung der Funde erfolgt in der Reihenfolge der Ex- 
kursionsflora von Dr. Karl Fritsch. 

Belegstücke hiefür erliegen in meinem Herbar. 


Polypodiaceae. 


Uryptogramme crispa (L.) R. Br. Zwischen Felsblöcken im Pitztal 
zwischen Mittelberg und der Braunschweigerhütte. 


!) Vgl. diese „Verhandlungen“, Bd. LV, 1905, S. 299. 


II. Beitrag zur Flora von Tirol. 277 


; : A 2 : A » : 
Asplenium Germanicum Weis. Sehr vereinzelt an Steinmauern im 
Pitztal unter den Stammeltern. 


Cyperaceae. 


Eriophorum vaginatum L. In Sumpfwiesen am Arlberg, häufig. 

Eriophorum Scheuchzert Hoppe. An einer einzigen sumpfigen Stelle 
oberhalb der Muttekopfhütte bei Imst. 

Carex aterrima Hoppe. Auf der Lackesspitze bei Imst. 

Carex plamifolia Kohts. Bei St. Christof am Arlberg, gegen die 
Augsburgerhütte, nicht häufig. 

Carex capillaris L. Oberhalb der Muttekopfhütte bei Imst, nicht 
häufig: 

Liliaceae. 


Lilium bulbiferum L. Auf einer mit Steinen eingefriedeten Wiese 
unterhalb der unteren Imsteralpe bei Imst, sehr häufig. 
Allium carinatum L. Auf Sumpfwiesen zwischen Brennpichl und 

Imst, vereinzelt. 


Orchideae. 


Orchis ustulata L. In Wäldern bei Schloß Starkenberg, im August 
blühend. 

Orchis angustifolia Reichb. In Sumpfwiesen bei Mils nächst Landeck. 

Herminium Monorchis (L.) R. Br. An grasigen Stellen am linken 
Innufer unweit Zams und über der Brücke am rechten Ufer, 
häufig. 

Nigritella nigra (L.). Auf der Spitze des Lackes bei Imst, in der 
liehtroten Form, häufig. 

Nigritella rubra (Wettst.) Richt. Ebenda, häufig, beide gleichzeitig 
blühend. 

Nigritella Heufleriı Kern. Ebenda unter den Stammeltern; Blüten 
dunkelkarmin in der der Gymnadenia odoratissima näher 
stehenden Form; Ähre 4 cm lang. 

Nigritella Heufleri Kern. Ebenda; Blüten lichtrosa, Ähre 2 bis 
2-5 cm lang. 

Platanthera montana (Schm.) Reichb. In Wäldern an der Landecker- 
straße oberhalb der Schießstätte von Imst. 


278 Louis Keller. 


Epipactis palustris (L.) Cr. Auf Sumpfwiesen zwischen Brennbichl 
und Imst und bei Mils häufig. 

Goodyera repens (L.) R. Br. Im Walde bei Schloß Starkenberg und 
im Walde am Wege von Arzl nach Imsterberg, häufig. 


Betulaceae. 
Alnus viridis (Vill.) DC. An Lawinenschnee, an der Arlbergstraße 


zwischen St. Christof und Stuben; am 20. Juli teils noch in 
Knospen, teils im Beginn der Blüte. 


Polygoneae. 
Oxyria digyna (L.) Hill. Oberhalb der Muttekopfhütte. 


Portulacaceae. 


Montia rivularis Gmel. In langsam fließendem Wasser bei Zaunhof 
im Pitztal, häufig. 


Caryophyllaceae. 
Cerastium trigynum Vill. Im Gerölle des Muttekopf bei Imst, häufig. 


Nymphaeaceae. 


Nymphaea alba L. Kommt im Stradersee bei Tarenz nicht mehr 
vor (vgl. Hausmann, Flora von Tirol, S. 37). Nach münd- 
lichen Mitteilungen noch im Jahre 1905 dort gefunden, aber 
1906 von mir vergeblich dort gesucht. 


[3 
. 


Nuphar pumilum Sm.? In stehendem Gewässer bei Wörgl. 


Ranuneulaceae. 


Aconitum rostratum Bernh. var. Bernhardianum Reichb. Bei der 
unteren Imsteralpe zwischen Gesträuch. 

Ranunculus divaricatus Sehrk. Auf Wiesen bei Strad nächst Imst. 

Ranuneulus glacialis L. An dem Schlangenweg von Mittelberg zur 
Braunschweigerhütte, häufig. 


Crueiferae. 


Oardamine resedifolia L. Pitztal gegen die Braunschweigerhütte. 


II. Beitrag zur Flora von Tirol. 219 


Hutchinsia brevicaulis Hoppe. Im Gerölle gegen die Spitze des 
Muttekopf bei Imst, häufig. 
Crassulaceae. 
Sedum Boloniense Lois. Auf Felsen bei Bad Steinhof im Pitztal. 


Saxifragacene. 


Saxifraga macropetala Kern. Sehr häufig auf dem Muttekopfrücken 
und dem Imster‘ Höhenweg. 

Sazxifraga androsacea L. Auf Felsen des Ödkarlkopfes bei Imst 
nicht häufig. 


$) 


Rosacenae. 


Geum reptans L. Auf Felsen des Imster Höhenweges, nur an 
wenigen Punkten. 
Leguminosae. 
Trifolvum alpinum L. In Hausmann, Flora von Tirol, S. 209, bei 


Karres angegeben, kommt nicht mehr vor. Bezweifle sehr, 
ob sie je dort vorkam. 


Empetraceae. 


Empetrum nigrum L. Im Piztal zwischen Mittelberg und der Ta- 


schacherhütte. 
Violaceae. 


Viola palustris L. Auf sumpfigen Wiesen und am schmelzenden 
Schnee um St. Christof am Arlberg, sehr häufig. 


Thymelaeaceae. 


Daphne striata Trati. Am Lackes bei Imst in riesiger Menge im 


Grase. 
Elaeagnaceae. 


Hippophae rhamnoides L. An der Innsbrucker Reichsstraße zwischen 
Brennbichl und Karres, sehr häufig. 
Venothereae. 


Eprlobium nutans Schmidt. Im Pitztal überall. 
Epilobium alsinefolium Vill. Oberhalb der Muttekopfhütte, häufig. 


280 Louis Keller. 


Umbelliferae. 


Peucedanum Oreoselinum (L.) Mnch. Im Wald nahe dem Starken- 
berger Teich bei Imst, häufig. 


Eriecaceae. 


Rhododendron intermedium Tsch. Einzelne Büsche am Lackes bei 
Imst. 
Andromeda polifolia L. In Torfsimpfen bei St. Christof am Arlberg. 


Primulaceae. 


Primula farinosa L. Häufig an der Arlbergstraße zwischen St. Chri- 
stof und Stuben. 

Aretia Helvetica (L.) Nym. In Felslöchern des Ödkarlkopfes ein- 
gekeilt, selten. 

Androsace obtusifolia All. Von der Muttekopfhütte bis gegen die 
Spitze, sehr häufig. 


kentianaceae. 


Grentiana ciliata L. Am Malchbach unterhalb der Muttekopfhütte, 
nicht häufig. 
+. acaulis L. Am Arlberg um St. Christof, häufig. 
r. asclepiadea L. Waldweg zwischen Pians und Wiesberg, häufig. 
r. Pneumonanthe L. Auf Sumpfwiesen unterhalb Schloß Starken- 
berg bei Imst, häufig. 
. Bavarica L. Sehr häufig oberhalb der Muttekopfhütte bis zur 
Spitze. 
r. utriculosa L. Auf Sumpfwiesen zwischen Brennbichl und Imst, 
nicht häufig. 
G. campestris L. Sehr verbreitet zwischen der Muttekopfhütte und 
der Spitze. 
Menyanthes trifoliata L. Am westlichen Ufer des Piburger Sees 
bei Otz. 


er (an welere 


ep) 


es 


Convolvulaceae. 


Ouseuta Epelinum Weihe. Eim Leinfeld bei Karösten nächst Imst 
vollständig damit überzogen. 


II. Beitrag zur Flora von Tirol. 281 


Labiatae. 


Ajuga pyramidalis L. Häufig am Arlberg um St. Christof. 
Nepeta Cataria L. An der Innsbrucker Reichsstraße zwischen 
Brennbichl und Karres, häufig. 


Scerophulariaceae. 
Verbascum Schiedeanum K. (V. nigrum X Lychnitis). Vereinzelt 
beim Elektrizitätswerke von Wisberg. 


Utrieulariaceae. 


Pinguwicula leptoceras Reichb. Massenhaft um St. Christof am Arlberg. 
Scheint hier P. vulgaris vollständig auszuschließen. 


Orobanchaceae. 


Orobanche ramosa L. In Maisfeldern bei Arzl am Eingange des 
Pitztales und bei Dormitz nächst Nassereit, sehr häufig auf 
Cannabis sativa, womit die Felder eingefaßt sind. 

Orobanche reticulata Wallr. Am Lackesberg bei Imst auf Carduus 
defloratus, häufig. 


Plantagineae. 


Plantago maritima L. var. dentata Roth. Auf Sumpfwiesen zwischen 
Brennbiehl und Imst, sehr häufig. 
Plantago maritima L. var. Badensis G. Beck. Ebenda massenhaft. 


Rubiaceae. 


Galium Daldense Spr. Im Geröll des Muttekopf bis zur Spitze, 
moosartig die Steine überziehend. 


Valerianaceae. 


Valeriana supina L. Sporadisch unterhalb der Spitze des Muttekopf. 


Campanulaceae. 


Phyteuma betonicifolium Vill. var. lanceolatum R. Sch. f. vulgare 
R. Schulz, Monographie der Gattung Phyteuma. Häufig auf 
dem Wege von Mittelberg im Pitztal zur Braunschweigerhütte. 


282 Louis Keller. I. Beitrag zur Flora von Tirol. 


Compositae. 


Aster Amellus L. Massenhaft bei Grins, Pians, Landeck und Karres 
an der Reichsstraße. 

Gnaphalium Hoppeanum Koch. Oberhalb der Schutzhütte des 
Muttekopf, häufig. 

Achillea atrata L. Im Geröll, ebenda bis zur Spitze, häufig. 

Homogyne alpina (L.) Cass. Häufig am Arlberg um St. Christof. 

Senecio Carniolicus Willd. Im Pitztal um die Braunschweigerhütte. 

Oirsium eriophorum (L.) Seop. Ein kleiner Bestand bloß bei der 
unteren Imsteralpe nächst Imst. 

Cirsium acaule (L.) All. Auf dem Wege von Imst zum Muttekopf, 
vereinzelt. 

Cirsium heterophyllum All. Auf Sumpfwiesen im Pitztal bei Stille- 
bach, dort häufig. 

Lactuca perennis L. Vereinzelt an der Straße bei Karres, Mils und 
Brennbichl. 

Hieracium pulmonarioides Vill. Auf Felsen an der Reichsstraße von 
Wiesberg nach Pians. 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna 
der neotropischen Region. 


Von 
Hermann v. Ihering. 


(Eingelaufen am 4. Januar 1908.) 


Wir sind es in der Wissenschaft gewohnt, Perioden aktiver 
Tätigkeit mit solehen der Stagnation abwechseln zu sehen. Oft 
genug ist es dann das große geistige Gewicht einer hohen Autorität, 
welches dem Nachwuchse, den neueren Jüngern der Wissenschaft 
den Weg versperrt. Ich möchte nur auf Cuvier und Darwin 
hinweisen. Um dies verständlich zu machen, wird es wohl nicht 
nötig sein, daß ich meine Ansicht näher motiviere. Ist doch die 
Entwieklungslehre eine Errungenschaft, eine Tatsache, die fest be- 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 255 


gründet ist. Aber die Ursachen der Variabilität, die Bedingungen, 
die zur Variation führen, sind Gegenstand einer Forschungsrichtung, 
die erst kaum begonnen hat. Und ich bin kein Anhänger der 
Selektionslehre. 

Zu den Männern, welche in dieser Richtung fördernde und 
auch wieder hemmende Tätigkeit entfaltet haben, gehört auch Wal- 
lace, der Genosse Darwins, welcher mit seinem ausgezeichneten 
Werke „Über die geographische Verbreitung der Tiere“ die Grund- 
lage für die moderne Behandlungsweise des Gegenstandes geschaffen 
hat. Wallace hat jedoch mehrere Fehler begangen, welche in 
schwerwiegender Weise die Forschung irre geleitet haben. Vor 
allem begeht Wallace einen Irrtum, indem er Verbreitungskarten 
für die Tiere im allgemeinen entwirft, während wir immer mehr 
zur Überzeugung kommen, daß jede Tiergruppe ihre eigene Ge- 
schichte hat, wie dies auch aus den Tatsachen der Geologie her- 
vorgeht. Manche Tiere haben ihre Entwicklung zu den gegen- 
wärtigen Formen in der mittleren Tertiärzeit zu Ende oder zu Anfang 
derselben gefunden oder, wie ein großer Teil der Süßwassertiere, 
zu Ende der Sekundärzeit. Dazu sind in den verschiedenen Epochen 
die Verbreitungswege verschieden gewesen; es ist nicht gut möglich, 
die ungleich entstandenen Gruppen ohne Kenntnis der paläonto- 
logischen Daten, nur ihrer heutigen Verbreitung nach, richtig zu 
scheiden. Ein zweiter schwerer Irrtum von Wallace war es. die 
Lehre der Konstanz der großen Meeresinseln aufzustellen. Wir 
wissen heute, daß die Verteilung von Wasser und Land von alters 
her gewechselt hat und daß Senkungen bis zum Betrage von 3000 
bis 4000 m auch noch im Pliozän und von da ab zustande gekommen 
sind, und es ist nicht einzusehen, warum in noch längeren Zeit- 
räumen, die weiter zurückreichen, nicht noch viel bedeutendere 
Senkungen sich gebildet haben können. Jedenfalls hat die Geologie 
keine Tatsachen aufzuführen, welche die Auffassung von Wallace 
begründen könnten, und die Zahlen, die er herausgegriffen hat, um 
Festland und ozeanische Inseln zu trennen, sind rein willkürlich 
angenommen. Derjenige Erdteil, für den diese Erörterungen am 
meisten in Betracht kommen, ist Amerika, speziell Sidamerika. 
Nach der Wallaceschen Theorie gestaltet sich Amerika als ein 
einheitlicher Kontinent, während die neuere Forschung zu entgegen- 


254 H. v. Ihering. 


gesetzten Resultaten geführt hat, welche im folgenden eingehender 
besprochen werden sollen. 

Da sind zunächst zwei Tiergruppen von großer Bedeutung: 
Die Säugetiere und die Mollusken, beide von besonderem Werte, 
weil wir von ihnen nicht nur ein reiches und mannigfaches lebendes 
Material haben, sondern auch viele wichtige fossile Dokumente. 
Für die Säugetiere ist Südamerika von höchster Bedeutung und 
zumal ist es Patagonien, welches die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, 
namentlich durch die tiefgreifenden Arbeiten des Direktors des 
Nationalmuseums in Buenos-Aires, Dr. Florentino Ameghino. Die 
Verhältnisse der patagonischen Geologie sind allgemein als konfus 
verschrien und das ist begreiflich, weil dabei vielfach widerstreitende 
Meinungen zutage getreten sind. Das gilt besonders für die Schichten 
der oberen Kreide von Salamanka, wo wir es mit marinen Ab- 
lagerungen zu tun haben, von denen es fraglich blieb, ob sie Kreide- 
ablagerungen sind, die verarmt sind an mesozoischen Typen, oder 
eozäne Schichten, in welchen sich mesozoische Charakterformen, 
namentlich Gryphaeen, erhalten haben. In neuester Zeit ist das 
Material reichhaltiger geworden und es kann keinem Zweifel mehr 
unterliegen, daß es sich um kretazeische Ablagerungen handelt, 
umso mehr, als die zwischenliegenden terrestrischen Schiehten reich 
sind an Dinosauriern und Kreidefischen. Die Verhältnisse der Ab- 
lagerungen an der patagonischen Küste sind wunderbar kompliziert; 
es wechseln fast regelmäßig, fast geradezu in schematischer Weise, 
marine Schichten und terrestrische ab. Das gibt eine wundervolle 
Handhabe, um die verschiedenen marinen und terrestrischen oder 
fluviatilen Ablagerungen zu vergleichen und ihrem relativen Alter 
nach abzuschätzen. Wir sind daher über die Kreide und ihre Grenzen 
jetzt im reinen, was dann auch für die Beurteilung der weiterhin 
folgenden tertiären Ablagerungen von Bedeutung wird. Nun haben 
wir schon in der Kreide eine ganze Reihe von verschiedenen Säuge- 
tierfaunen. Keine Provinz der Erde ist wenigstens im Augenblick 
für die erste Entwieklung der Säugetiere so instruktiv wie Pata- 
gonien. Im allgemeinen sind es Beuteltiere, Affen und die Nage- 
tiere bestimmter Gruppen, wie der Subungulata und die Edentaten, 
die Ameisenfresser und Faultiere, welche neben ausgestorbenen 
Gruppen diese Faunen zusammensetzen, und wir finden sie schon 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 285 


in den ältesten Schichten der argentinischen Republik in der Kreide 
vertreten. Daneben eine Menge anderer Formen, die erloschen 
sind. Nachher muß Südamerika lange Zeit isoliert, d.h. abgeschlossen 
gewesen sein, ohne die Möglichkeit neuer Zuwanderung von Land- 
tieren, und es erklärt sich hierdurch die eigentümliche Ausbildung 
der Tierwelt von Südamerika. Erst im Pliozän treten mit einem 
Male Huftiere auf: Pferde, Mastodonte, Tapire, eine Tierwelt, für 
welche an Ort und Stelle keine Vorläufer gefunden wurden, die 
aber bekannt ist aus der alten Welt und Nordamerika. Es geht 
daraus hervor, daß die Trennung Südamerikas im Pliozän bereits 
behoben war, daß eine Landbrücke bestand, welche nordischen 
Säugetieren den Einzug nach Südamerika ermöglichte und ander- 
seits dem Vordringen der südamerikanischen Fauna nach Nord- 
amerika keine Schwierigkeiten bereitete. So sind in Florida die 
Ablagerungen, in welchen Knochen von (Glyptodon und anderen 
Tieren der Pampasformation gefunden werden, überdeckt von Sand- 
schichten mit marinen pliozänen Mollusken. Wir sind somit zur 
Einsicht gekommen, daß die beiden Amerika erst zur Pliozänzeit 
miteinander in Verbindung getreten sind und die Faunen trotz der 
späteren teilweisen Vermischung ihren ursprünglichen Charakter 
zum großen Teile noch bis auf die Gegenwart erhalten haben. Diese 
Erfahrungen wirken auf alle unsere sonstigen biologischen For- 
schungen ein. Es sei mir gestattet, in Kürze ein instruktives Bei- 
spiel dafür anzuführen. Es fiel mir auf, daß wir in Brasilien eine 
sroße Anzahl von Eingeweidewürmern besitzen, welche mit Arten 
der alten Welt identisch sind. Umgekehrt gibt es, von den im- 
portierten abgesehen, keine Säugetiere, welche der alten Welt und 
Siidamerika gemeinsam waren. Ich legte mir nun die Frage vor, 
ob nicht die eingewanderten pliozänen und die alten einheimischen 
Säugetiere sich verschieden verhalten in dem Besitze der eigen- 
artigen und der kosmopolitischen Eingeweidewürmer und es zeigte 
sich, daß letztere nur den eingewanderten, zumal den Rehen, Hunden 
und Katzen angehören. Der Gedankengang, der an und für sich 
einfach ist, hat Bedeutung für die Zoogeographie gewonnen und 
ist von anderen Forschern weiter gesponnen worden. Es ist merk- 
würdig, daß wir mithin Tiere haben, deren Eingeweidewürmer älter 
sind als die Tiere selbst. Es müssen also schon die Vorfahren der 


286 H. v. Ihering. 


heutigen südamerikanischen Huftiere, Katzen ete. mit diesen Hel- 
minthen behaftet gewesen sein, die, von langer Lebensdauer, sich 
durch das Tertiär unverändert erhalten haben, während die Säuge- 
tiere noch in Umwandlung begriffen waren. Wenn wir uns nun 
weiter hinwenden zu den Beziehungen der südamerikanischen Fauna, 
welche dem Pliozän vorausging, zur alten Tierwelt anderer Konti- 
nente, so müssen wir die Säugetiere dabei außer acht lassen. Die 
tertiären Säugetiere von Afrika sind, von neueren Funden in Ober- 
ägypten abgesehen, unbekannt und ebenso steht es mit vielen an- 
deren in Betracht kommenden Ländern. Es gibt aber ein anderes 
Gebiet des Tierreiches, welches nach dieser Richtung hin ent- 
scheidende Bedeutung hat, das sind die Mollusken. Es sind Unter- 
suchungen über die Verbreitung der Süßwassermuscheln, welche 
mich in den Achtzigerjahren hierauf hinwiesen. Man hatte damals 
die Meinung, daß die Süßwassermuscheln von Südamerika, speziell 
die Gattungen Unio und Anodonta, alle den Unioniden angehörten, 
welche gut vertreten sind in den Gewässern der Umgegend von 
Wien. Das war ein Irrtum. Die Unio-artigen Muscheln Brasiliens 
gehören zur Gattung Diplodon, welche durch eigenartige Wirbel- 
skulptur sich scharf unterscheidet von der Gattung Unio, die in 
der nördlichen Hemisphäre eine weite Verbreitung hat. Noch merk- 
würdiger sind die Verhältnisse bei den zahnlosen Muscheln. Diese 
großen Fluß- und Teichmuscheln haben in Südamerika eine ab- 
weichende Larve im Vergleiche zu jener der Anodonten von Europa. 
Während die letzteren eine kleinere Larve besitzen mit einem be- 
weglichen Zahnaufsatze, der bestimmt ist, sie an Fischen festzuheften 
und einzubohren, worauf die Metamorphose der Larve dann im 
Fische vor sich geht, ist die Larve der südamerikarischen Form 
eine langgestreckte, bewimperte, mit Greifapparaten und einer sehr 
kleinen Schale in der Mitte des Körpers. Es ist klar, daß Tiere 
von so verschiedener Larvenform unmöglich derselben Gattung an- 
gehören können; tatsächlich gehören diese vermeintlichen Anodonten 
Siidamerikas der Familie der Muteliden an, die sonst nur noch in 
Afrika vorkommt. Diese Erwägungen führten mich darauf, die 
Siißwasserfauna von Südamerika und Afrika in Vergleich zu bringen. 

Wir müssen bei derartigen Vergleichen wohl die Schwierig- 
keiten uns vergegenwärtigen, welche bei nicht genügend vorsichtiger 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 287 


Behandlung der Frage sich ergeben. Eine mehr oder minder über- 
einstimmende Verbreitung von Tieren kann auf ganz verschiedene 
Weise zustande gekommen sein. Wir kennen z. B. Tapire von 
Siidamerika und Ostindien. Wollte man aber darauf gleich die 
Hypothese gründen, daß zwischen beiden Kontinenten eine Land- 
verbindung bestanden haben müsse, so würden wir in eine Reihe 
von Irrtümern verfallen. Zunächst fällt die Existenz einer Land- 
brücke in eine Zeit, die viel älter ist als das erste Auftreten der 
Tapire, und dann fehlen in Südamerika die tertiären Vorläufer der 
Tapire vollständig, wo hingegen solche aus Nordamerika und Europa 
bekannt sind. Diese Tiergruppe, welche von der alten Welt nach 
Südamerika und Ostasien gewandert ist, in der nördlichen Hemi- 
sphäre jetzt aber erloschen ist, erhielt sich aber in diesen extrem 
gelegenen Ländern. Es liegt nahe zu denken, daß überall, wo wir 
ähnliche Verbreitungen haben, auch ähnliche Verbreitungswege zu 
suchen seien. Dem ist aber nicht so und das Verhältnis liegt z. B. 
bei den Fischen und Muscheln des Süßwassers ganz anders. Die 
Ähnlichkeit der Süßwassermuscheln von Südamerika und Afrika 
kann nicht auf eine ursprünglich weite Verbreitung einer kosmo- 
politischen Gruppe zurückgeführt werden, sondern es muß der Schluß 
gezogen werden, daß es einst eine Verbindung der Gewässer Bra- 
siliens und Afrikas gegeben haben müsse; denn solche Süßwasser- 
muscheln sind nicht fähig durch das Meer zu wandern. 

Handelte es sich um eine Tiergruppe von einst kosmopolitischer 
Verbreitung, so müßten fossile Repräsentanten derselben auch in 
sekundären und tertiären Ablagerungen von Europa und Nordamerika 
angetroffen werden. Das ist aber nicht der Fall. Im Gegenteile 
sind die fossilen Unioniden Nordamerikas die unmittelbaren Vor- 
läufer der heutigen Tages dort lebenden Arten und anderseits gehört 
alles, was wir bisher aus Südamerika an fossilen Najaden kennen, 
in die Verwandtschaft der gegenwärtig da lebenden Arten. 

In gleicher Weise verhalten sich die Fische. Es ist in den 
letzten Jahren gerade über die geographische Verbreitung der Süß- 
wasserfische sehr viel gearbeitet worden und, eine Ausnahme ab- 
gerechnet, sind alle Forscher zu der Überzeugung gekommen, daß 
zwischen den erwähnten Ländern, Südamerika und Afrika also, 
einst ein Zusammenhang bestanden haben müsse. Nur ein Gelehrter, 


288 H. v. Ihering. 


Pfeffer in Hamburg, glaubt auch obne eine solche Annahme zu- 
rechtkommen zu können. Ich kann jedoch den Widerspruch dieses 
Herrn nicht hoch anrechnen, umso mehr, als er von allen Schrift- 
stellern über Zoogeographie der wenigst kompetente ist. Er kommt 
2. B. bei der Betrachtung der marinen Faunen zu der Ansicht, daß 
im Eozän eine einheitliche gemeinsame marine Fauna über die 
Erde verbreitet war und daß aus ihr infolge der allmählichen 
Temperaturabnahme, welcher die Erde unterworfen war, die ver- 
schiedenen heutigen Faunen entstanden seien. Das sind aber Phanta- 
sien, welche hinter dem grünen Tische ersonnen sind und welche 
mit den von Patagonien, Chili, Neuseeland ete. bekannt gewordenen 
paläontologischen Tatsachen nicht vereinbar sind. Im Gegensatze 
hierzu hat schon Günther diese erwähnten Ähnlichkeiten der Süß- 
wasserfaunen von Südamerika und Afrika hervorgehoben, ohne 
jedoch an die genetische Erklärung heranzutreten. Dagegen haben 
neuerdings Boulanger und Eigenmann in einigen Arbeiten ganz 
bestimmt darauf hingewiesen, daß eine Landverbindung dagewesen 
sein muß. Namentlich Eigenmann, einer der besten Kenner der 
Siüßwasserfische von Südamerika, hat sich unzweifelhaft dahin aus- 
gesprochen. Und es ist mir eine besondere Genugtuung, daß mein 
verehrter Kollege, Dr. Steindachner, der sich bisher nicht schrift- 
lich darüber geäußert hat, mir in einer Unterhaltung bestimmt er- 
klärte, daß er ebenfalls durch diese überraschenden Ähnlichkeiten 
zu derselben Ansicht geleitet worden sei. Herr Hofrat Steindachner 
hatte die Güte, mich aufmerksam zu machen auf eigenartige Ver-. 
hältnisse der Verbreitung der Süßwasserfische in Brasilien, welche 
ganz mit meinen eigenen Erfahrungen übereinstimmen. Hierher 
gehört z. B. der Gegensatz zwischen den Süßwasserfischen des nord- 
östlichen Brasiliens und des Amazonas, wo die Chromiden zahlreich 
an Gattungen und Arten auftreten, während sie am Rio Sao Fran- 
eisco und im südlichen Brasilien nur kümmerlich vertreten sind. 
Von meinen Erfahrungen über die Verbreitung der Süßwasser- 
muscheln möchte ich einiges hier kurz hervorheben. Einerseits 
haben wir den merkwürdigen Gegensatz zwischen dem Rio Säo 
Franeisco und dem Amazonas, anderseits zwischen dem Rio Paranä 
und dem Paraguaystrome, zwei Flüsse, die sich zum La Plata ver- 
einen. Man sollte meinen, sie müßten die gleiche Fauna beherbergen; 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 289 


das ist aber nicht der Fall und wir finden im Rio Paraguay in 
Menge Typen der Amazonasfauna, welche dem Paranästrome fehlen, 
und es werden sich wohl bis heute Verbreitungswege erhalten haben, 
die den Amazonaselementen gestatten, in das System des Rio Para- 
guay einzudringen. Geologische und paläontologische Erfahrungen 
bestätigen die auf biologischem Wege gewonnenen auch in diesem 
Falle. Wir haben dies schon oben bezüglich der Flußmuscheln 
hervorgehoben und konstatieren das gleiche für die Fische. Was 
wir an tertiären Süßwasserfischen aus Südamerika bis jetzt kennen, 
schließt sich ganz an die lebenden Vertreter dieses Gebietes an. 
Anderseits gilt dasselbe für die Fischfauna von Nordamerika und 
Europa, in welchen Vertreter der sidamerikanischen Characiniden 
und Chromiden völlig fehlen. Man hat zwar eine Zeitlang geglaubt, 
daß die systematische Stellung der einzigen hierbei in Betracht 
kommenden unsicheren Gattung Priscacara sie zu den Chromiden 
verweise; aber dieselbe ist in Wahrheit eine andere. Anderseits 
fehlen in Südamerika Vertreter der Cypriniden fossil ebenso voll- 
kommen wie in der Lebewelt. Überall sehen wir somit, sei es, in 
Südamerika, sei es in Europa, die tertiären Formen der Süßwasser- 
tiere als Vorläufer der heutigen. Es sind somit die paläontologischen 
Tatsachen ganz im Einklang mit den Folgerungen, zu denen uns 
die zoogeographische Forschung führte. 

Ein anderes Arbeitsgebiet, auf welchem ganz ähnliche Resultate 
sich ergeben haben wie bei den Muscheln und Fischen der Flüsse 
und Seen, sind die dekapoden Krebse des Süßwassers, über welche 
Ortmann eine ausgezeichnete zoogeographische Studie veröffent- 
licht hat. 

Wenn alle diese Ergebnisse zoologischer Forschung begründet 
sind, muß naturgemäß auch auf botanischem Gebiete die gleiche 
Erfahrung gemacht werden, und so ist es auch. Zur Zeit, wo ich 
meine Studien begonnen hatte, stand auch die Botanik auf dem 
Wallacesehen Standpunkte und indem ich, so gut es mir möglich 
war, die Flora Brasiliens studierte, kam ich zu der Überzeugung, 
daß deren Beziehungen sich mit meiner Auffassung bestens in Ein- 
klang bringen ließen. In einer Abhandlung über die Entstehungs- 
geschichte der südamerikanischen Flora bemühte ich mich nach- 


zuweisen, daß meine Auffassung viel besser zu den Tatsachen passe 
Z. B. Ges. 58. Bd. 19 


290 H. v. Ihering. 


als die Wallacesche, welche Engler zum Ausgangspunkte seiner 
Erörterungen gewählt hatte. Ich habe denn auch die große Ge- 
nugtuung gehabt, daß Engler in einer neueren Arbeit vollkommen 
seine frühere Auffassung geändert und sich ganz auf meine Seite 
gestellt hat. Nach diesen Erfolgen wäre es wohl natürlich, wenn 
ich von einer weiteren Verfolgung dieser allgemeinen Fragen ab- 
gesehen und mich auf die Erforschung der Verbreitungsverhältnisse 
der Tierwelt innerhalb der Grenzen Brasiliens beschränkt hätte. 
Ich habe jedoch die Bedenken nicht los werden können, welche so 
leicht gegen zoogeographische Darlegungen erhoben werden können, 
daß nämlich zu ihrer Ergänzung unbedingt paläontologische Er- 
fahrungen nötig sind. Ich sagte mir, wenn eine brasilianisch-äthio- 
pische Landbrücke vorhanden gewesen ist, so waren dann natürlich 
für die marine Tierwelt jener Zeit andere Bedingungen gegeben 
als heutzutage. Ich habe die Verhältnisse der Verbreitung von Land 
und Meer, wie ich sie mir vorstelle, auf einer an anderem Orte 
veröffentlichten Karte zum Ausdruck zu bringen gesucht und das 
verschwundene Land Archhelenis genannt. Wenn diese von mir 
supponierte Landbrücke zwischen Afrika und Brasilien wirklich 
während der älteren Tertiärzeit existierte, so gab es damals keinen 
atlantischen Ozean. Die Archhelenis trennte dann zwei Meere, deren 
Tierwelt naturgemäß eine große Verschiedenheit aufweisen mußte. 
Die Geologie bietet uns daher das Mittel, die Richtigkeit der Arch- 
helenistheorie zu prüfen durch den Vergleich der Organismen des 
älteren Tertiärs von Patagonien einerseits, von Zentral- und Nord- 
amerika anderseits. Der Prüfung dieser Frage habe ich die letzten 
12 Jahre vorzugsweise gewidmet. Das Material zu diesen Studien 
ging mir aus Argentinien in reichlichem Maße zu; von ganz be- 
sonderem Werte waren dabei die großen und ausgezeichneten Samm- 
lungen der fossilen Evertebraten aus der Kreide und dem Tertiär 
von Patagonien, welche mir Herr Dr. Florentino Ameghino, Direktor 
des Nationalmuseums in Buenos-Aires, zur Bearbeitung überwies. 
Von Fossilien mesozoischen Alters habe ich nur jene der oberen 
Kreide studiert, welche eine schon stark modifizierte Fauna repräsen- 
tieren, die unmittelbar zu jener des älteren Tertiärs hinüberführt. 
Zunächst sind es da Formen aus der oberen Kreide des nörd- 
lichen Brasilien und der obersten Kreide von Patagonien, die uns 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 291 


Vergleichspunkte bieten. Die genannten Formationen von Brasilien 
enthalten eine Menge von Arten, welche auch in gleichalterigen 
Schiehten von England und Spanien vorkommen und die somit 
über große Gebiete verbreitet waren. Umso mehr muß es daher 
auffallen, daß sich nicht eine einzige von diesen Arten Brasiliens 
auch im Süden findet. Die Kreidefaunen der marinen Mollusken 
von Patagonien und Brasilien sind beträchtlich verschieden und 
za dem gleichen Resultate führen die Studien über die tertiären 
Formationen. Es ist hierbei jedoch zu bemerken, daß die Ansichten 
der verschiedenen Autoren über das ältere Tertiär von Patagonien 
noch auseinandergehen. Die „patagonische Formation“, welche von 
Steinmann, Wilkens und Ortmann für miozän gehalten wurde, 
ist dem Urteil von Ameghino und mir zufolge eozänen Alters. 
Maßgebend für diese Auffassung ist zunächst der altertümliche 
Charakter dieser Fauna, in welcher lebende Arten nur in dem Ver- 
hältnis von 5—8°/, gefunden wurden. Mesozoische Gattungen, wie 
Gryphaea, Lahillia u.a., sind in ihr noch erhalten und sogar mehrere 
der obersten Kreide und der patagonischen Formation gemeinsame 
Spezies von Mollusken finden sich vor. Auch in geologischer Hin- 
sicht ist ein allmählicher Übergang zwischen beiden Formationen 
zu konstatieren. Viele der bekannten Arten der patagonischen 
Formation sind in den vorausgehenden Schichten der obersten Kreide 
durch nahestehende, respektive vikariierende Arten vertreten. Es 
existiert mithin nur ein relativ geringer faunistischer Unterschied 
und kein Hiatus, wie er unbedingt vorhanden sein müßte, wenn 
die patagonische Formation miozänen Alters wäre. Es ist dieses 
Verhältnis zwischen der obersten Kreide und dem älteren Tertiär, 
welches bis zur Identität von Spezies geht, umso bemerkenswerter, 
als in Europa zwischen Kreide und Tertiär stets ein großer Hiatus, 
ein scharfer Gegensatz, besteht. Die marine Tierwelt, welche wir 
in der patagonischen Formation vorfinden, ist ganz verschieden von 
der des älteren Tertiärs von Nordamerika. Es kann diesbezüglich 
kein Zweifel bestehen und es ist meine Meinung, auch mit der 
meines kompetenten Kollegen in Washington, Herrn W.H. Dall, in 
voller Übereinstimmung. Dagegen trifft man in diesen patagonischen 
Ablagerungen viele Arten und Gattungen, welche sich in Neusee- 


land und in Chili finden, und wir haben damit den Beweis, daß 
19* 


292 H. v. Ihering. 


es sich um eine Fauna handelt, welehe dem antarktischen Gebiete 
entstammt. Zwischen Nordamerika und Patagonien bestehen hin- 
sichtlich der eozänen Konchylien keine Ähnlichkeiten, nur einige 
wenige Arten der patagonischen Formation kommen auch in den 
tertiären Ablagerungen von Nordamerika vor, aber das sind, wie 
die Arca umbonata, solche, die wir in lebendem Zustande auch in 
Europa, Asien usw. kennen, Arten von weiter geographischer und 
geologischer Verbreitung, die also unmöglich als Zwischenglied 
zwischen der alttertiären Fauna von Nordamerika und jener von 
Südamerika angesehen werden können. Anderseits treffen wir bei 
der alttertiären marinen Fauna Patagoniens nähere Beziehungen 
zum älteren Tertiär von Europa und besonders des Pariser Beckens. 

Vertreter der Gattungen Oueullaria, Siphonalia, Trophon u. a. 
finden sich reichlich vor in Patagonien, im Eozän und im Pariser 
Becken, nicht aber in Nordamerika. Wenn auch in der älteren 
Tertiärzeit eine ziemlich einheitliche marine Fauna von Zentral- 
und Nordamerika über Europa und Asien bis nach Australien hin 
sich erstreckte, so gab es doch in diesem immensen Tropenmeere 
schon damals zoogeographische Unterprovinzen und gilt dies nament- 
lieh für die westlich von Europa gelegene Zone, welche an manchen 
Punkten mit der indo-europäischen Abteilung kontrastiert. Es ist 
nun eines der wesentlichsten Ergebnisse der neueren Studien, daß 
die Fauna der patagonischen Formation nähere Beziehungen zum 
indo-europäischen Eozän, nicht aber zu jenem von Nordamerika 
aufweist. Es hat somit für die marine Tierwelt des indo-europäischen 
Ozeans in der älteren Tertiärzeit eine Möglichkeit der Wanderung 
nach Patagonien gegeben und diese Wanderstraße ist noch bequemer 
zugänglich geworden zu Ende der patagonischen Formation, re- 
spektive in der an sie unmittelbar sich anschließenden superpata- 
gonischen Formation. Wir finden nämlich in der letzteren eine 
auffallende Zunahme von Mollusken und besonders Gastropoden 
der Tropenzone. Offenbar haben in dieser Zeit geographische Ver- 
änderungen Platz gegriffen, durch welche die von Patagonien zum 
indischen Ozean führende Küstenlinie weiter gegen Norden ver- 
schoben wurde. — Es gehört also nach seiner alttertiären Fauna 
Patagonien näher in den Bereich der indo-australischen Fauna als 
nach Nordamerika. 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 293 


Soweit haben wir die Entstehungsgeschichte der marinen 
Fauna des östlichen Südamerika verfolgt und wir gehen zum 
nächsten geologischen Zeitabschnitte über, der Formation von En- 
trerios. Dieselbe ist vorzugsweise bei Paranä entwickelt, wo sie, 
wie auch am Rio Negro, zutage tritt, während sie bei Buenos- 
Aires in einer Tiefe von SO m unter den Pampasschichten sich 
hinzieht. Wir finden in dieser Formation einerseits Arten der pata- 
gonischen Formation oder wenig veränderte Nachkommen derselben, 
anderseits aber auch Elemente der Antillenfauna. Die Zahl der 
lebenden Arten beläuft sich auf 20°, und alle Umstände sprechen 
dafür, daß wir es hier mit miozänen Ablagerungen zu tun haben. 
Hier haben wir zum erstenmale die Vermischung der patagonischen 
und der zentralamerikanischen marinen Tierwelt vor Augen, als 
einen Beweis dafür, daß die trennende Barriere der Archhelenis 
zu jener Zeit verschwunden und die freie Kommunikation der nörd- 
lichen und südlichen Wassermassen des heutigen Ozeans zustande 
gekommen war. Der Austausch der marinen Arten in nordsüdlicher 
Riehtung und umgekehrt ist von da ab ein stetiger gewesen und 
viele Arten der atlantischen Küste von Nordamerika sind noch heute 
bis jenseits des La Plata und bis Nordpatagonien verbreitet. 

Wir können darnach in der heutigen marinen Fauna von 
Argentinien und Brasilien mit ziemlicher Sicherheit die Herkunft 
der einzelnen Arten angeben und es wäre dies in noch höherem 
Maße der Fall, wenn nicht eine kleine Gruppe von Arten existierte, 
welche ihren Ursprung weder im älteren Tertiär von Patagonien 
noch in jenem von Zentral- und Nordamerika hat. Dies gilt in 
erster Linie für die Gattung Bullia, deren lebende Arten auf Indien, 
Südafrika, Patagonien und Südbrasilien in ihrer Verbreitung be- 
schränkt sind. Fossil tritt die Gattung im Eozän von Nordamerika 
auf, erlischt dann aber dort, um weiterhin eine besonders reiche 
Entfaltung im europäischen Miozän zu erlangen. Von da an müssen 
diese Schnecken nach Asien und Afrika sich verbreitet haben und 
offenbar reichte Südafrika damals weiter gegen Süden, so daß Arten 
von Bullia längs einer antarktischen Küste nach Patagonien ge- 
langen konnten, wo wir ihren Vertretern zuerst in pliozänen Schichten 
begegnen. Ein anderes merkwürdiges Beispiel einer ähnlichen Wan- 
derung bietet die -bekannte Miesmuschel Mytilus edulis dar. Diese 


294 H. v. Ihering. 


Form gehört gerade nicht zu den älteren Typen des Tertiärs. Sie 
ist ungemein weit verbreitet. Nicht nur in der nördlichen Hemi- 
sphäre, sondern auch in der südlichen tritt sie auf, fehlt aber in 
Australien und Japan. Fossil treffen wir die Miesmuschel im jüngeren 
Tertiär von Europa und im Pliozän von Patagonien. In Nordamerika 
tritt diese Art posttertiär auf, und zwar sowohl an der pazifischen 
wie an der atlantischen Küste. In den tropischen und subtropischen 
Gebieten fehlt die Miesmuschel und kann daher ihr Erscheinen in 
Chili und Patagonien nicht auf Rechnung von Wanderungen längs 
der amerikanischen Küsten bezogen werden. Auch in diesem Falle 
ist die einzig mögliche Erklärung die der Annahme einer Wanderung 
des Mytilus edulis von Südeuropa längs der afrikanischen West- 
küste bis zum Kap der guten Hoffnung und darüber hinaus zur 
Antarktis. Die Zahl der marinen Evertebraten, welche auf diesem 
Wege von Europa nach Südafrika gelangt sind, ist eine sehr große 
und die einzige hypothetische Annahme in unserer Erklärung ist 
die Voraussetzung einer ehemaligen weiteren Ausdehnung von Süd- 
afrika gegen die antarktische Landmasse. Es wurde schon oben 
darauf hingewiesen, daß die Miesmuschel auch nach Neuseeland 
und anderen Teilen der antarktischen Region vorgedrungen ist und 
daß die Wanderung nach Patagonien schon während der Tertiär- 
zeit erfolgte. Es gibt noch eine Reihe anderer mariner Mollusken, 
welche lediglich im seichten Wasser der Küstenzone leben und deren 
Verbreitung von Südafrika bis Neuseeland und Patagonien ebenfalls 
darauf hinweist, daß am Ende der Tertiärzeit Südafrika und Pata- 
gonien sich weiter nach Süden erstreckten und mit antarktischen 
Landmassen in Zusammenhang standen. 

Dieses sind im wesentlichsten die Erfahrungen, die ich in 
bezug auf die Mollusken des atlantischen Ozeans, beziehungsweise 
ihre Geschichte und Verbreitung vorlegen wollte. Aber es erscheint 
mir angebracht, wenn wir in kurzen Zügen die geologische und 
biologische Geschichte Brasiliens rekapitulieren und dabei etwas 
weiter zurückgreifen. 

Brasilien ist eines der geologisch ältesten Landgebiete der 
Erde; während der Devonzeit war es teilweise vom Meere bedeckt, 
späterhin nie wieder, abgesehen von lokalen Verschiebungen in der 
Küstenzone. Eine reiche Flora überzog zu Ende der Karbonzeit 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 295 


die südlichen Teile des Landes und ist uns durch gut erhaltene 
Fossilien hinreichend bekannt geworden. Höchst auffallend ist die 
Verbreitung dieser sogenannten Glossopteris-Flora, welche uns auch 
aus Argentinien, Südafrika und Indien bekannt ist und welche von 
jener der nördlichen Hemisphäre wesentlich verschieden ist. Eine 
gewisse Gemeinsamkeit der @lossopteris-Flora und der von ihr ein- 
genommenen Gebiete ergibt sich auch aus dem Umstande, daß wir 
überall in ihr die Spuren einer karbonen Eiszeit finden, welche in 
der nördlichen Hemisphäre nicht nachzuweisen ist. Man pflegt sich 
geologischerseits diese merkwürdigen Verhältnisse in der Weise ver- 
ständlich zu machen, daß man annimmt, die Verteilung von Land 
und Wasser müsse damals eine wesentlich andere gewesen sein 
und der sogenannte Gondwanakontinent habe sich von Südbrasilien 
über Südafrika und Indien bis nach Australien hin erstreckt. Wir 
haben uns also Brasilien als ein uraltes Kontinentalgebiet vorzustellen, 
welches dann im Laufe der Zeit seinen Zusammenhang mit den 
angrenzenden Teilen verloren hat. In der mesozoischen Periode 
wurde aller Wahrscheinlichkeit nach die Verbindungsbrücke von 
Australien und Indien eingerissen, aber der Zusammenhang von 
Brasilien mit Indien kann auch in der mesozoischen Periode an- 
gedauert haben. Der hervorragende Geologe Neumayr hat eine 
Karte der Kontinente der Jurazeit entworfen, welche uns Brasilien 
mit Afrika als ein großes einheitliches kontinentales Gebiet vorführt. 
Unsere Archhelenistheorie ist daher niehts wesentlich Neues, sondern 
lediglich der Ausdruck biologischer und geologischer Tatsachen, 
welehe nicht etwa im Widerspruche stehen zu unseren sonstigen 
geologischen Kenntnissen, vielmehr nach dieser Seite hin unmittel- 
bar an die Schlußfolgerungen ankniipfen, zu denen man bezüglich 
der Verteilung von Wasser und Land während der mesozoischen 
Epoche gelangt ist. Man wußte bisher, daß der Zusammenhang 
der Kontinente während der mesozoischen Epoche ein anderer war 
als gegenwärtig, aber man hatte nicht den mindesten Anhalt zur 
Beurteilung der Frage, wann und wie die Hinüberleitung zu der 
heutigen Anordnung der Kontinente erfolgte. Da waren es dann zu- 
nächst zoogeographische Tatsachen, welche auf einen noch während 
des älteren Tertiärs erhaltenen Zusammenhang zwischen Brasilien 
und Afrika hinwiesen, und jetzt haben die hier mitgeteilten geo- 


296 H. v. Ihering. 


logischen Erfahrungen uns in den Stand gesetzt, den Verlauf und 
den Zusammenhang der alttertiären Küstenlinien zu erkennen und 
daraus die Anordnung der Kontinente der Eozänzeit zu konstruieren. 
Die Archhelenis bestand als ein Südbrasilien mit Afrika verbindender 
Kontinent in der Eozänzeit. Die Zertrümmerung dieses alten Konti- 
nentes, welche schon während der Kreidezeit von Norden her be- 
gann, wurde in der Oligozänzeit beendet. Das riesige Tropenmeer, 
die Thetis, wie wir es mit dem großen Wiener Geologen Sueß 
nennen, trat nun in Verbindung mit dem südlichen Meere, der Nereis. 
Der atlantische Ozean war auf diese Weise gebildet und daher 
treffen wir von der Miozänzeit an jenen Austausch der marinen 
Elemente der Küstenfauna von Nord- und Südamerika, welcher 
während der Kreidezeit und der älteren Tertiärepoche unmöglich war. 

Noch aber war der amerikanische Kontinent nicht ausgebildet, 
denn Nord- und Südamerika blieben während der Miozänzeit noch 
ebenso durch Meere getrennt, wie sie es während der ganzen älteren 
Tertiärzeit gewesen. Erst in der Pliozänzeit wurden beide Amerika 
durch Land verbunden und die einzige wesentliche Modifikation, 
welche auch noch dann zum Unterschiede von der heutigen geo- 
graphischen Konfiguration sich erhielt, war die weite Ausdehnung 
Patagoniens nach Süden und Südosten, der Zusammenhang Pata- 
goniens mit dem Feuerlande, den Falklandinseln und der ant- 
arktischen Landmasse. 

Wir würden nach dem eben Gesasten die Entstehungsgeschichte 
von Amerika in ihren Hauptzügen vollkommen begreifen, wenn 
nicht ein rätselhaftes Verhältnis noch in bezug auf Zentralamerika 
unserer Erkenntnis Schwierigkeiten bereitete. Es ist eine höchst 
auffallende Erscheinung, daß Arten von Monoceros und anderen 
Mollusken des chilenischen Tertiärs in Kalifornien erst pleistozän 
erscheinen. Umgekehrt werden Arten von Chlorostoma, Saxıdomus 
und anderen Charakterformen des kalifornischen Tertiärs Philippis 
Erfahrungen zufolge in Chili erst posttertiär angetroffen. Ich glaube, 
daß diese Verhältnisse am ehesten verständlich gemacht werden 
durch die Hypothese eines tertiären zentralamerikanischen aus- 
gedehnten Landes, welches von den Antillen bis nach den Gala- 
pagosinseln reichte und das ich als Pacila bezeichnet habe. Ob 
diese Landmasse, wie ich vermute, sich bis zu den Sandwichinseln 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 297 


ausdehnte oder nicht, ist dabei eine Frage von ganz sekundärer 
Bedeutung. Worauf es meines Erachtens jetzt vor allem ankommt, 
ist das Studium der tertiären Mollusken, zumal der littoralen von 
Amerika, damit wir die ehemalige Verbreitung der Küstenfauna 
mit der heutigen in Verbindung bringen können. Die tertiären Mol- 
lusken stellen in dieser Hinsicht einen bisher noch kaum gehobenen 
Schatz von unberechenbarem Werte dar. 

Interessant ist es in dieser Hinsicht, die Verbreitung der 
tertiären marinen Mollusken rings um Amerika in der Küstenzone 
zu vergleichen. Wir kennen solche marine Ablagerungen vom nörd- 
lichen Südamerika, von der atlantischen und pazifischen Küste von 
Nordamerika, von Zentralamerika, ‚Peru, Chili, West- und Ost- 
patagonien sowie dem nördlichen Argentinien, aber absolut nicht 
von Brasilien. Es ist noch eine strittige Frage, ob die der oberen 
Kreide zugehörigen marinen Ablagerungen des nördlichen Brasiliens 
nicht zum Teile auch dem Eozän angehören, sicher aber ist, daß 
zwischen Espirito Santo und dem La Plata Ablagerungen der Kreide 
und des Tertiärs absolut fehlen. Dies konstituiert einen auffallenden 
Gegensatz zwischen der brasilianischen Littoralzone und allen übrigen 
Küsten von Amerika und so sprechen auch in dieser Hinsicht die 
uns bekannten geologischen Tatsachen alle für die Archhelenis- 
theorie, denn es ist klar, daß wir überall an den amerikanischen 
Küsten Ablagerungen des tertiären Meeres werden finden können, 
nur nicht da, wo die Küstenlandschaft sich einst weit ozeanwärts 
erstreckte. 

Wir sind in bezug auf die Wanderungen der Mollusken zu 
anderen Anschauungen gekommen als die, welche noch vor wenigen 
Jahren galten. Früher glaubte man, daß die Ähnlichkeit der marinen 
Faunen von Westindien und Westafrika nur durch Larvenwande- 
rungen erzeugt worden wäre. Man ging hierin so weit, das Vor- 
kommen identischer Arten von Gastropoder in Ost- und Westindien 
durch die Annahme von Wanderungen der Larven dieser Schnecken 
durch den atlantischen Ozean und um das Kap der guten Hoffnung 
zu erklären. Von diesen phantastischen Annahmen ist man schon 
zurückgekommen, aber einen wirklichen Einblick in die Wanderungs- 
verhältnisse der Larven der marinen Organismen der Küistenzone 
hat man erst durch die überaus wertvollen Beobachtungen der 


298 H. v. Ihering. 


Hensenschen Planktonexpedition gewonnen. Es hat sich dabei 
herausgestellt, daß die Summe der schwimmenden und treibenden 
Organismen des Meeres, das sogenannte Plankton, ein ganz anderes 
in der Küstenzone ist als in der Hochsee. 

Natürlich werden von den Formen der Küste auch einige in 
den offenen Ozean hinausgeführt, die sind aber verloren und äußerst 
selten. So z. B. sind die» Seeigel und Seesterne, überhaupt die 
Echinodermen, durchaus Tiere, welche entweder den Küstengebieten 
oder der Tiefsee, aber nicht der Hochsee angehören, weshalb auch 
in letzterer ihre Larven fehlen. Wir haben also bei Berücksichtigung 
dieser Tatsachen einen Boden positiven Beobachtens gewonnen, 
welcher zeigt, daß die Hypothese von der Wanderung der Larven 
eine irrige ist. Wenn Küsten weit voneinander entfernter Erdteile, 
wie die von Südamerika und Westafrika, einen großen Prozentsatz 
von identischen Arten mariner Tiere der Littoralzone aufweisen, so 
beweist das nur, daß den heutigen geographischen Verbreitungs- 
verhältnissen während der Tertiärzeit andere vorausgingen, welche 
infolge gänzlich veränderter Verteilung von Wasser und Land Wan- 
derungen ermöglichten, die heutigen Tages nicht mehr stattfinden 
können. Es gibt zwar eine Anzahl von Mollusken, welche in sehr 
verschiedenen Tiefen des Ozeans zu leben vermögen, aber im großen 
und ganzen ist die marine Tierwelt der Küstenzone verschieden 
von jener der Hochsee und der Tiefsee. Die marinen wirbellosen 
Tiere der Küste können weder durch Wanderungen auf dem Boden 
der Tiefsee noch durch Verbreitung ihrer Larven über das ganze 
Gebiet hin entfernte Küsten erreichen. Tiefe Meere trennen die 
Faunen gegenüberliegender Küsten vollkommen. Eine Erklärung 
für die oft wunderbaren Verbreitungsverhältnisse der heutigen ma- 
rinen Tierwelt können wir daher lediglich auf geologischem Wege 
gewinnen, d. h. aus dem Vergleiche der lebenden und der voraus- 
gehenden tertiären Faunen. 

Es ist klar, daß die Entstehungsgeschichte des atlantischen 
Ozeans, wie ich sie im vorausgehenden vorgeführt habe, mancherlei 
Hypothetisches enthält, aber ich habe mich bemüht, Tatsachen und 
Schlußfolgerungen möglichst getrennt vorzuführen. Ich bin mir der 
Unvollkommenheit dieser Darlegung wohl bewußt, allein billiger- 
weise wird man auch anerkennen, daß die Summe der in die Be- 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 299 


trachtung einzufügenden Beobachtungen eine ungeheure ist und 
daß es niemandem gegeben ist, alle die verschiedenen in Betracht 
kommenden Gebiete des Wissens als Spezialist zu beherrschen. Dies 
gilt selbst in dem Falle, daß man sich, wie ich es getan, auf 
die Entstehungsgeschichte einer einzelnen Region, „Südamerikas“ 
nämlich, beschränkt; denn dieses Gebiet hatte eben in früheren 
Epochen der Erde eine ganz andere Ausdehnung als heute. Die 
Tatsache aber, daß die geologischen Erfahrungen, über die wir jetzt 
verfügen, in vollem Einklange stehen mit den bereits früher auf 
biogeographischem Wege gewonnenen, läßt keinen ferneren Zweifel 
darüber walten, daß die Wallacesche Darstellung definitiv über- 
wunden und die hier vorgetragene Auffassung allein im Stande ist, 
die Tatsachen der geographischen Verbreitung der Tiere und Pflanzen 
in einer mit den geologischen Erfahrungen harmonierenden Weise 
zu erklären. 

Die Insel St. Helena ist daher in zoogeographischer Hinsicht 
von besonderem Interesse. Leider ist sowohl die Flora wie die 
Fauna im Verlaufe der langen Isolierung sehr verarmt, aber einige 
wichtige Tatsachen lassen sich doch schon anführen, welche dar- 
tun, daß diese Insel der Rest eines untergegangenen Kontinentes 
ist. Die fossilen Landschnecken der Gattung Auris haben nur im 
brasilianischen Küstengebiete Verwandte. Es ist das eine den Syste- 
matikern der alten Schule sehr unbequeme Tatsache. Man hat für 
Auris auris-vulpinus Lam. ein besonderes Genus — Ühtlonopsis — 
geschaffen und diese Art bald zu Auris, bald zu Achatina gezogen. 
Nach meiner auf eigene Studien gegründeten Auffassung bildet 
Chilonopsis eine Untergattung von Auris. 

Nieht minder auffallend ist das Vorkommen fossiler Vertreter 
der Gattung Manatus auf St. Helena, worüber Lydekker 1899 
berichtete. Lebende und fossile Vertreter dieser Sirenien kennt 
man ausschließlich aus Afrika und dem östlichen Südamerika. Man 
hat es somit nicht mit einer einst weit verbreiteten Tiergruppe zu 
tun und es gibt schlechterdings keine andere Erklärung für diese 
Verbreitung als die Theorie der Archhelenis. Die alteimheimische 
Flora von St. Helena verdient daher eine sehr eingehende Erforschung. 

Es war mir, als ich jetzt vor meiner Abreise zwei Bücher, 
welche der Öffentlichkeit übergeben werden, noch in diesem Jahre 


300 H. v. Ihering. 


zum Abschluß gebracht habe,!) ein besonderer Wunsch, diese hier 
mitgeteilten Erfahrungen gerade in Wien, vor dieser erlauchten 
Versammlung zur Sprache zu bringen. Ich hatte nämlich in den 
„Verhandlungen“ der Gesellschaft einen Vortrag gelesen, in welchem 
Herr Blaschke die zoogeographischen Verhältnisse der Antarktis 
erörtert hatte, einen interessanten Vortrag, an welchen sich eine 
lebhafte und vielseitige Diskussion angeschlossen hatte. Auch Herr 
Prof. Grobben hat in seinem rühmlich bekannten Lehrbuche der 
Zoologie diese Frage in fesselnder Weise behandelt. Derselbe hat 
dadurch aufs neue, wie auch mündlich, meine Aufmerksamkeit auf 
einen Vortrag von hütimeyer?) gelenkt, welcher besonders dem 
Ursprung und der Verbreitung der antarktischen Fauna gewidmet 
ist. Ich habe diesen Vortrag jetzt mehrmals aufmerksam durch- 
gelesen und möchte in folgendem meine Stellung zu demselben 
präzisieren. Es ist nicht leicht, das Brauchbare und das Irrige in 
dieser veralteten und in der Hauptsache total unrichtigen Theorie 
auseinanderzuhalten. Viele der Rütimeyers Argumenten zugrunde 
liegenden Tatsachen stellen sich ganz anders dar, so z. B. die Ge- 
schiehte der Verbreitung der Gattung Didelphys. Der Gedanke 
Rütimeyers ist der, daß es für die Säugetiere, wie auch für an- 
dere, namentlich landbewohnende Tiere, zumal auch die flügellosen 
Vögel zwei große Entstehungs- und Verbreitungszentren gegeben 
habe, ein arktisches und ein antarktisches. Für letzteres werden 
als Charakterformen besonders die Tiere, Edentaten, Strauße und 
Pinguine geltend gemacht. Wir wissen nun heutigen Tages, daß 
Pinguine und Strauße eine ganz verschiedene Geschichte gehabt 
haben. Erstere sind nach der jetzigen wie auch nach der früheren 
Verbreitung eine rein antarktische Gruppe, die Vorfahren von Rhea® 
aber sucht man vergebens im älteren argentinischen Tertiär. Strauße 
aus der nächsten Verwandtschaft von Rhea und Struthio werden 
auch in tertiären Ablagerungen der nördlichen Hemisphäre ange- 

!) H.v. Ihering, Les Mollusques fossiles du Tertiaire et du Crötac6 
superieur de l’Argentine. Buenos-Aires, 1907. (Anales del Mus. nac. de Buenos- 
Aires, Vol. XIV.) — H.v.Ihering, Archhelenis und Archinotis. Leipzig, 1907. 

?) L. Rütimeyer, Über die Herkunft unserer Tierwelt. Basel, 1867. 
Vgl. in L. Rütimeyer, Gesammelte kleine Schriften, Bd. I, S. 137—224. 
Basel, 1898. 


Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 301 


troffen. Auch hinsichtlich der Edentata oder Bruta, zu welchen 
Rütimeyer auch die Monotremen rechnete, sind wir zu ganz an- 
deren Anschauungen gekommen. Ich selbst habe früher, ebenso 
wie Rütimeyer, an einen antarktischen Ursprung der Gruppe ge- 
glaubt, sie ist aber, wie Ameghino und Osborn nachwiesen, von 
Patagonien aus zu Land nach Afrika gelangt. Neuerdings haben 
Ameghinos Entdeckungen von fossilen Vertretern der Manidae und 
Oryceteropidae im älteren argentinischen Tertiär die historischen 
Beziehungen zwischen alt- und neuweltlichen Edentaten noch viel 
inniger gestaltet. Rütimeyers Theorie vermischt also Elemente 
der Archinotis und der Archhelenis. Gänzlich ausgeschlossen ist ein 
Zusammenhang Indiens mit der Antarktis. Zieht man Rütimeyers 
Karte in Betracht, so ist es klar, daß sie vorzugsweise auf die Ver- 
breitung der Edentaten gegründet ist und in diesem Sinne läßt sich 
Rütimeyers Auffassung eher auf die Archhelenis als auf die Archi- 
notis beziehen. Jedenfalls ist der Grundgedanke des antarktischen 
Ursprungs der wenigen in Betracht gezogenen Gruppen ein irriger 
und kann daher die Rütimeyersche Hypothese nicht ferner Gegen- 
stand der Diskussion sein. Im Gegensatze dazu sind die An- 
schauungen von Hooker, Hutton u. a. über die Geschichte der 
antarktischen Region durchaus gesund und von der nachfolgenden 
Forschung bestätigt und weitergeführt. Im Vergleiche zu der älteren 
Diskussion ist die Masse der grundlegenden Beobachtungen heute 
total verändert und verschoben. Die wichtigste Leuchte für die 
Beurteilung der Geschichte der Tier- und Pflanzenwelt Südamerikas 
ist heute Patagonien, und kein Name ist inniger mit allen Fort- 
schritten auf diesem Gebiete verknüpft, als derjenige von Floren- 
tino Ameghino. Wie erst die Untersuchungen dieses eminenten 
Forschers den Grund gelegt haben für die Beurteilung der Ge- 
schichte der Säugetiere der südlichen Hemisphäre, so bieten nun 
auch die tertiären Mollusken Patagoniens die Möglichkeit, die geo- 
graphischen Veränderungen, welche während der Tertiärzeit in der 
südlichen Hemisphäre Platz griffen, zu erkennen und durch die 
Rekonstruktion der alten kontinentalen Verbindungen und Küsten- 
linien die Geschichte des atlantischen Ozeans zu ermitteln. Gerade 
das Interesse, welches für die mich beschäftigenden Fragen in Ihrer 
Gesellschaft besteht, hat mir den Wunsch nahe gelegt, Ihnen die 


302 H.v. Iherin g. Die Entstehungsgesch. d. Fauna d. neotrop. Region. 


Ergebnisse meiner zu Anfang dieses Jahres abgeschlossenen neuen 
Untersuchungen vorlegen zu dürfen. 

Keine andere Großstadt Europas ist seit langer Zeit in so in- 
niger Weise mit dem Fortschritt in der wissenschaftlichen Erfor- 
schung Brasiliens verknüpft als Wien. Zu den wichtigsten natur- 
historischen Expeditionen nach Brasilien, welche je stattgefunden 
haben, gehört die österreichische aus dem Anfange des vorigen 
Jahrhunderts, und die Sammlungen, welche Johannes Natterer in 
fast 20jähriger Arbeit in den verschiedenen Teilen Brasiliens zu- 
sammengebracht und nach Wien geschickt hat, bilden noch heute 
die vornehmste Grundlage für die Kenntnis der brasilianischen 
Fauna. Auch die ethnographbischen Sammlungen Wiens nehmen, 
soweit sie auf Brasilien sich beziehen, neben jenen von Berlin in 
Europa die erste Stelle ein. Unter diesen Umständen entsprach 
die neue österreichische Kommission von Naturforschern, welche 
1901 den Staat Sao Paulo zum Gegenstande ihrer Studien machte, 
ganz den rühmlichen diesbezüglichen Traditionen Österreich-Ungarns. 


Ich hoffe, daß das Interesse für Brasilien auch fernerhin in 
Wien andauern wird, und ich bitte, auf mich zu rechnen, wenn 
ich nach dieser Richtung hin dienlich sein kann. 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den 
Ostalpen. 


Von 


Dr. August v. Hayek. 


(Eingelaufen am 5. Januar 1908.) 


Zu den in pflanzengeographischer Beziehung interessantesten 
Erscheinungen im Gebiete der Alpen gehört wohl das Auftreten von 
einer wärmeliebenderen Flora angehörigen Arten an vereinzelten, 
von ihrem geschlossenen Verbreitungsgebiete weit entfernten Stand- 
orten. Abgesehen von vereinzelten Fällen, wo es sich um eine meist 
leicht konstatierbare Einschleppung oder rezente Einwanderung 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 303 


handelt, lassen diese Vorkommnisse in den meisten Fällen, beson- 
ders dann, wenn mehrere solcher Arten gesellig an einem gemein- 
samen Standorte vorkommen, nur die eine ungezwungene Deutung 
zu, daß es sich um Reste einer Flora handelt, die in einer früheren, 
_ wärmeren Erdperiode das Gebiet bewohnte, jetzt aber bis auf eben 
diese spärlichen Reste aus demselben verdrängt worden ist. 

Vor fast 20 Jahren hat A. Kerner!) speziell für das Gebiet 
der Ostalpen eine Reihe solcher Vorkommnisse festgestellt und aus 
diesen Vorkommnissen sehr wichtige und eingreifende Schlüsse be- 
treffend die Entwicklungsgeschichte der Flora der Ostalpen gezogen, 
deren Hauptergebnis das ist, daß wir annehmen müssen, daß in 
Jüngster, entweder inter- oder postglazialer Zeit, in den Alpentälern 
ein Klima geherrscht hat, das eine weite Ausbreitung von wärme- 
liebenden, besonders Steppenpflanzen, daselbst ermöglichte, eine 
Annahme, die auch durch paläontologische Funde?) ihre Stütze 
fand. Die Frage, ob wir diese Wärmeperiode in die postglaziale 
oder in die letzte interglaziale Periode verlegen müssen, läßt Kerner 
offen, neigt sich aber entschieden der letzteren Ansicht zu. 

Für das Gebiet der Westalpen hat in letzter Zeit vor allem 
Briquet?) sehr eingehende Studien über diese Reliktflora ange- 
stellt und ist dabei zu dem Resultate gekommen, daß diese Wärme- 
periode, die Kerner als aquilonare*) Zeit bezeichnet hat, für die 
Briquet aber die vielleicht einwandfreiere Bezeichnung „xero- 
therme Periode“ wählt,’) zweifellos postglazial gewesen sein muß, 


') Studien über die Flora der Diluvialzeit in den östlichen Alpen. 
(Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Klasse 
Bd. XCVII, 1888, Abt. 1, 8. 7.) 

?) Konf. Wettstein, Rhododendron ponticum, fossil in den nördlichen 
Kalkalpen. (Ebenda, Bd. XCVII, 1888, Abt. 1, 8.38.) — Die fossile Flora der 
Höttinger Breceie. (Denkschr. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien, mathem.- 
naturw. Klasse, Bd. LIX, 1892, S. 479.) 

°) Recherches sur la flore du distriet savoisin et du distriet jurassique 
franco-suisse. (Englers Botan. Jahrb., XIII, 1891.) — Les colonies vögetales 
xerothermiques des Alpes Lömaniennes. (Bull. de la Soe. Murithienne, XXVII, 
1900.) — Le developpement des flores dans les Alpes occidentales, avee apercu 
sur les Alpes en general. (Resultats seientif. du Congres internat. de botan. 
Vienne 1905.) 

= A120. ISRBR). 

°) Recherches sur la flora du distriet savoisin ete., 8. 46. 


’ 


304 August v. Hayek. 


da die letzte Eiszeit Reste einer früheren Wärmeperiode unbedingt 
vernichtet haben muß!) und hält diese Ansicht auch für das Gebiet 
der Ostalpen wenigstens im allgemeinen aufrecht.) Jerosch, die 
für die Schweiz eine zusammenfassende Darstellung gegeben hat,?) 
kommt zu demselben Resultate.*) Hingegen halten Chodat und 
Pampanini an der Annahme einer interglazialen Wärmeperiode 
fest?) und auch Artur Schultz leugnet die Existenz einer post- 
glazialen xerothermen Periode auf das entschiedenste.°) 


Für das Gebiet der Flora der Ostalpen aber ist, abgesehen 
von einigen einschlägigen Bemerkungen in den Arbeiten von 
v. Wettstein,’) v. Beck,°) Preißmann,?) Murr,!P) Scharfetter") 
und mir selbst,1?) keine die Frage dieser xerothermen Relikte be- 
handelnde Arbeit erschienen,'?) weshalb ich mir erlauben möchte, 


!) Vergl. insbesondere Resultats seientifiques du Congres intern. botan. 
Vienne 1905, p. 169. 

2) 2A4,3,0,. 7.168. 

®) Herkunft und Geschichte der schweizerischen Alpenflora. Leipzig, 1903. 

2) Ar. 8.102- 

5) Sur la distributions des plantes dans les alpes austro-orientales etc. 
(Le Globe, XLI, 1902.) 

%) Über Briquets xerothermische Periode. (Ber. d. Deutschen botan. 
Gesellsch., XXII, 1904 und XXV, 1905.) 

”) Die fossile Flora der Höttinger Breccie, S. 43 (518) ff. 

s) Flora von Niederösterreich. Allgem. Teil. (Wien, 1890—1893.) — Über 
die Bedeutung der Karstflora in der Entwicklung der Flora der Ostalpen. 
(Resultats scientif. du Congres intern. botan. Vienne 1905, p. 174.) 

°), Mitteil. d. naturw. Ver. f. Steiermark, Jahrg. 1895, S. 25. 

10) Zur Diluvialflora der Ostalpen. (Deutsche botan. Monatsschr., 1892, 
S. 99.) — Pflanzengeographische Studien aus Tirol. Die thermophilen Elemente 
der Innsbrucker Flora. (Allgem. botan. Zeitschr., 1903, S. 118.) — Die pon- 
tisch-illyrischen Elemente der Tiroler Flora. (Magy. bot. lapok, 1905, S. 267.) 

11) Beiträge zur Geschichte der Pflanzendecke Kärntens seit der Eiszeit. 
(XXXVII. Jahresber. des k. k. Staatsgymnasiums in Villach, 1906.) 

12) Vorarbeiten zu einer pflanzengeographischen Karte Österreichs. 
IV. Die Sanntaler Alpen. (Abhandl. der zool.-bot. Ges. in Wien, Bd. IV, H. 2.) 

13) In dem acht Monate langen Zeitraum, der zwischen der Einreichung 
und der Drucklegung der vorliegenden Arbeit verstrichen ist, erschienen zwei 
wichtige Arbeiten von R. v. Beck, nämlich „Vegetationsstudien in den Ost- 
alpen, I.“ in den Sitzungsber. der kais. Akad. der Wiss. in Wien, Bd. CXVIJ, 1 
und „Die Vegetation der letzten Interglazialperiode in den österreichischen 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 305 


auf Grund teils älterer, teils neuerer Beobachtungen diese in pflanzen- 
geschichtlicher und pflanzengeographischer Beziehung so wichtige 
Frage zu erörtern. 

Zu diesem Zwecke möchte ich zuerst die von A. Kerner!) 
angeführten Reliktstandorte anführen und hierzu einige ergänzende 
Bemerkungen beifügen. 

Im oberen Vintschgau (oberstes Etschtal) bei Glurns und 
Schlanders, in einem von den Ötztaler Alpen und den Ausläufern 
der Ortlergruppe begrenzten Tale, finden sich an sonnigen Hängen 
Ephedra distachya, Telephium Imperati, Astragalus exscapus und 
vesicarius und Dracocephalum austriacum.?) 


Ein an termophilen Arten ungemein reiches Gebiet stelit das 
Inntal bei Innsbruck dar. Hier finden sich nach Kerner Stipa 
pennata und capillata, Ostrya carpinifolia, Astragalus Onobrychis, 
Oxytropis pilosa, Doryenium suffruticosum (germanicum), Helian- 
themum Fumana, Rhamnus saxatilis. Damit aber ist der Reichtum 
der Innsbrucker Flora an wärmeliebenden, erst wieder in weit 
entfernten südlichen oder östlichen Gegenden auftretenden Arten 
noch lange nicht erschöpft. Es wäre noch vor allem das Vor- 
kommen von Lasiagrostis Calamagrostis, Saponaria ocymotides, 
Anemone grandis,?) Medicago minima, Astragalus Murrü, Viola 
sepincola (= austriaca), Tommasinia verticillaris, Orthartha lutea, 
Veronica prostrata, Lactuca perennis und Centaurea dubia hervor- 
zuheben.®) 

Ob das Vorkommen von Paeonia corallina bei Reichenhall 
wirklich als spontan anzusehen ist, möchte ich nicht für sicher- 
gestellt ansehen.’) 


Dasselbe gilt vom Vorkommen von Corylus tubulosa am Grün- 
berg bei Gmunden. 


Alpen“ in „Lotos“, Bd. LVI, H. 3 und 4. Eine Berücksichtigung derselben 
hätte eine vollständige Umarbeitung meiner Skizze mit sich gebracht, welche 
nicht mehr möglich war. 


!) Studien über die Flora der Diluvialzeit in den östlichen Alpen, 8. 2. 

2) Vergl. auch Hausmann, Flora von Tirol, III, S. 1338. 

®) Konf. Hayek in Ascherson-Festschrift, S. 463. 

#, Konf. insbesondere Murr in Allgem. botan. Zeitschr., 1903, S. 118. 

°) Konf. Sendtner, Die Vegetationsverhältnisse Südbayerns, S. 821. 
Z.B. Ges. 58. Bd. 20 


306 August v. Hayek. 


Hingegen dürfte das Auftreten von Duzxus sempervirens bei 
Steyr wohl sicher als ursprünglich zu betrachten sein;!) ob das 
gleiche auch für die so häufig auf Friedhöfen gepflanzte Saxifraga 
umbrosa gilt, möchte ich bezweifeln. Hingegen findet sich bei Steyr 
Philadelphus pallidus?) zweifellos in wildem Zustande. 

Interessant ist das Vorkommen von Ürocus neapolitanus bei 
Gresten und Scheibbs in Niederösterreich, da hier der z. B. in Ober- 
steiermark verbreitete und auch bei Hochstraß im Wienerwalde sich 
findende Orocus albiflorus viel eher zu erwarten wäre. Hingegen 
möchte ich das Vorkommen von Anemone appenina bei Gresten 
mit Neilreich’) und Becek*) für kein ursprüngliches halten, da 
selbe bisher fast ausschließlich in Grasgärten beobachtet wurde. 

Sehr reich ist auch die Flora der Umgebung von Wien an 
solehen Reliktvorkommnissen. Kerner führt nur das Vorkommen 
von Plantago Oynops und ÜUyperus longus bei Baden an. Wenn 
auch in der Umgebung von Wien die pannonische Flora vorherrscht, 
sind doch daselbst außer den genannten Arten noch eine Reihe 
anderer zu konstatieren, deren Standorte sich nicht wie z. B. bei 
Iris pumila, Ranuneulus illyrieus, Seseli Hippomarathrum, Potentilla 
incana, Prunus fruticosa, (Quercus lanuginosa u. v. a. in ununter- 
brochener Reihe bis weit nach Osten hinein verfolgen lassen, sondern 
die im Gebiete der Wiener Flora isolierte, von ihrem sonstigen 
Verbreitungsgebiet weit entfernte Standorte besitzen. Von solchen 
Arten wären insbesondere zu nennen:?) 


Pinus nigra, von Kalksburg südwärts bis zum Schneeberg 
verbreitet und hoch in die Voralpen (bis 1413 m) ansteigend. 


Dracocephalum austriacum und Anthyllis Jacquini auf dem 
Föhrenkogel bei Perchtoldsdorf. (Ersteres auch auf dem außerhalb 
des Alpengebietes gelegenen Hainburger Bergen‘) und angeblich 


1!) Konf. die Notiz Sauters in Reichenbachs Flora germanica exsic- 
cata, Nr. 2485. 

?) Hayek in Schneider, Illustr. Handb. d. Laubholzkunde, S. 373. 

®) Flora von Niederösterreich, S. 677. 

#) Flora von Niederösterreich, I, S. 406. 

°) Vergl. Beck, Flora von Niederösterreich, Allgem. Teil, S. 29. 

°) Engler (Die Pflanzenformationen und die pflanzengeographische 
Gliederung der Alpenkette, S. 19) führt irrtümlicher Weise eine ganze Reihe 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 307 


auch noch in den Voralpen bei der Ruine Starhemberg und auf 
der Steinernen Wand.) 

Convolvulus cantabrieus und Diplachne serotina auf dem Kal- 
varien- und Mitterberge bei Baden. 

Lathyrus versicolor auf dem Peilstein bei Baden. 

Cotinus Coggygria zwischen Vöslau und Merkenstein. 

Hypericum barbatum bei Purkersdorf im Wienerwalde. 

Thlaspi goesingense und Peltaria alliacea auf dem Gösing bei 
Ternitz. 

Abgesehen von diesen von Kerner angeführten Lokalitäten 
gibt es aber im Bereiche der Ostalpen noch eine ganze Reihe an- 
derer, wo sich solche Kolonien wärmeliebender Pflanzen befinden. 
Ich will hier von den zahlreichen Standorten von Duphthalmum 
salieifolium, Globularia cordifolia, Carex humilis und anderen der- 
artigen Arten, über deren Geschichte das Urteil noch nicht ab- 
geschlossen ist,!) absehen und nur einige wenige besonders aus- 
gezeichnete Punkte hervorheben. 

An der Ostseite des Hallstätter Sees, am Solenweg zwischen 
Hallstatt und der Gosaumühle, finden sich inmitten einer subalpinen 
Vegetation in Gesellschaft von Picea excelsa, Larix decidua, Fagus, 
Carex brachystachys und sempervirens, Pleurospermum austriacum, 
Knautia siwatica, Petasites niveus und Orobanche flava, auch Lasia- 
grostis Calamagrostis und Coronilla Emerus. Ersteres findet sich 
auch am Fuße des Traunsteins bei Gmunden?) und im benachbarten 
Steiermark bei Mitterndorf,°) letztere sehr selten bei Aussee,*) häufig 
aber in den Salzburger Voralpen. Überhaupt ist die Umgebung 
von Aussee durch das Vorkommen der in den ganzen nördlichen 


von nur auf den zum Gebiete der Karpathen (und keineswegs der Alpen) ge- 
hörigen Hainburger Bergen vorkommenden Arten als charakteristisch für die 
Flora des östlichen Alpenvorlandes an. 

!) Vergl. Gradmann, Pflanzenleben der schwäbischen Alb. — Schultz, 
Die Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen und Pflanzen- 
decke der schwäbischen Alb. (Englers Botan. Jahrb., XXXII, 1905, S. 633. 
— Gradmann, Über einige Probleme der Pflanzengeographie Süddeutsch- 
lands. (Ebenda, XXXIV, 1905, S. 178.) 

?) Ritzberger, Prodromus einer Flora von Oberösterreich, I, 2, 8. 24. 

3) Hayek in Österr. botan. Zeitschr., LI, 1901, 8. 246. 

*) Rechinger in Mitt. d. naturw. Ver. f. Steierm., Jahrg. 1905, $. 156. 

20* 


308 August v. Hayek. 


Kalkvoralpen sehr seltenen und im ganzen übrigen Obersteiermark 
fehlenden Arten Acer platanoides!) und Ligustrum vulgare aus- 
gezeichnet. 

Sehr bemerkenswert ist auch das Vorkommen von Nareissus 
stelliflorus Schur („poeticus“ aut.)?) in den Tälern der Voralpen bei 
Aussee?) Admont,*) Mariazell,5) Hohenberg, St. Ägyd, Gaming, 
Gresten,?) Lunz,‘) Mixnitz, wo die Pflanze stellenweise auf feuchten 
Wiesen zu tausenden vorkommt’) und ganz gewiß spontan und 
nicht nur verwildert ist, wie Engler®) annimmt. Eine häufige 
Begleitpflanze des Nareissus ist stellenweise, wie im Ennstale, Iris 
sibirica.”) 

In Buchenwäldern bei Kreisbach, auf der Reisalpe und dem 
Muckenkogel in der Gegend von Lilienfeld wächst Ruscus Hypo- 
glossum,'®) der erst wieder in den Kleinen Karpathen bei Preßburg 
auftritt. 

Im Höllentale bei Reichenau, bei Schwarzau und in der Um- 
gebung des Traisentales in Niederösterreich findet sich die auch 
im Leithagebirge beim Pötschiger Sauerbrunn vorkommende, sonst 
aber erst in den Südalpen wieder auftretende Tommasinia verti- 
cillaris.'}) 

Einen der reichsten und interessantesten Standorte südlicher 
und östlicher Typen stellt aber die Umgebung von Peggau nördlich 


I) Bechinzer, 2.2.0; 85.157. 

2) Konf. Hayek, Schedae ad floram stiriacam exsicc., Lief. 1,2, 1904, p. 6. 

®) Rechinger, Die Vegetationsverhältnisse von Aussee. (Abhandl. der 
zool.-bot. Ges. in Wien, Bd. III, H. 2, S. 19.) 

4) Strobl, Flora von Admont. (Jahresber. des Staatsgymnas. in Melk, 
1881, S. 35 [1905)). 

5) Neilreich, Flora von Niederösterreich, 8. 180. 

6%) Nevole, Die Vegetationsverhältnisse des Ötscher- und Dürrenstein- 
gebietes. (Abhandl. der zool.-bot. Ges. in Wien, Bd. III, H. 1, 1905, 8.7 u. 25.) 

‘) Vergl. die Abbildungen bei Rechinger und Nevole, a. a. O. und 
im „Führer zu den wissensch. Exkursionen des II. intern. botan. Kongresses 
Wien 1905*, Taf. XXXV. 

®) Die Pflanzenformationen und die pflanzengeographische Gliederung 
der Alpenkette, 8. 49. 

®) Konf. Strobl, a.a.0., 8. 36. 

10%) Beck, Flora von Niederösterreich, I, S. 179 und Allgem. Teil, S. 29. 

1 Beck, 2%. 05,-11,41,.8.650: 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 309 


von Graz dar.) Hier finden sich an der Peggauer Wand auf 
einem engbegrenzten Standorte Moehringia Malyi,?) Alsine setacea, 
Thalietrum foetidum, Alyssum Transsilvanicum, Anemone stiriaca 
und Geranium rotundifolium. Von diesen Arten besitzt Alsine 
setacea, die im ungarischen Steppengebiete und auch noch an den 
Östabhängen des Wienerwaldes weit verbreitet ist, hier gleichwie 
Thalictrum foetidum ihren einzigen Standort in Steiermark, Alyssum 
Transsilvanıcum, das erst in Siebenbürgen wieder auftritt, erstreckt 
sich eine kleine Strecke weit auf- und abwärts der Mur, Anemone 
storiaca findet sich von Peggau an nordwärts bis Leoben und Aflenz. 
Moehringia Malyi, die als endemisch für Steiermark galt, wurde 
kürzlich in Bosnien entdeckt.°) 

Auch der interessante Serpentinstock bei Kraubath*) bietet 
neben seinen Serpentinpflanzen (Asplenium cuneifolium und adul- 
terinum) und Endemismen (Sempervivum Pittonii) einige Relikte, 
so den südlichen Farn Notholaena Marantae und die weithin fehlende, 
erst im Marchfelde in Niederösterreich wieder auftretende Armeria 
vulgaris. 

Als ein Reliktvorkommen ist ferner wohl auch das Auftreten 
des illyrisch-dazischen Cirsium pauciflorum entlang des Ostrandes 
der Niederen Tauern, der Seetaler Alpen und Koralpe zu deuten. 


Die Hänge der Koralpe bieten überhaupt eine Reihe von 
Arten, die nur als Relikte aus einer wärmeren Erdperiode gedeutet 
werden können. In ihren Schluchten findet sich die daselbst en- 
demische Saxifraga (Zahlbrucknera) paradoxa und die etwas weiter 
(bis Leoben und Unterkrain) verbreitete Moehringia diversifolia, 
außerdem wurde aber an ihrer Westseite die erst in Siebenbürgen 
wieder auftretende Waldsteinia ternata entdeckt?) und in der Laßnitz- 
klause besitzen die weiter südwärts verbreiteten Arten Dentaria 


!) Vgl. Breitenlohner, Botanische Findlinge. I. Peggau nächst Graz 
in Steiermark. (Österr. botan. Zeitschr., IX, 1859, S. 190.) 

?) Hayek in diesen „Verhandlungen“, LII, 1902, S. 147. 

°) Briefliche Mitteilung von K. Maly in Sarajevo. 

*) Konf. Preißmann, Zur Flora der Serpentinberge Steiermarks. (Österr. 
botan. Zeitschr., XXXV, 1885, S. 261.) 

5) Konf. Fritsch in diesen „Verhandlungen“, Bd. XXXIX, Sitzungs- 
berichte, S. 69. 


310 August v. Hayek. 


trifolia und Hieracium transsilvanicum weit nach Norden vor- 
geschobene Standorte. Die Alpentriften der Koralpe aber beherbergen 
gleich der benachbarten Stubalpe den nur in Siebenbürgen wieder 
vorkommenden Alectorolophus alpinus.') 

Eine hochinteressante Lokalität ist auch die Weizklamm östlich 
von Graz. Dieselbe stellt eine etwa 2%km lange, ziemlich weite 
Felsenschlucht mit ausgesprochen subalpiner Vegetation dar. So 
steht an den Ufern des Weizbaches in Menge (arduus personatus, 
an den Felswänden blühen Primula Auricula, Dianthus „plumarius“, 
Athamanta Oretensis, Valeriana saxatilis, Carduus glaucus ete., die 
Hänge bekleiden subalpine Fiehtenwälder. Und unter dieser aus- 
gesprochenen Voralpenflora ist an den Felsgesimsen Philadelphus 
pallidus eine häufige Erscheinung, begleitet von den erst in Süd- 
steiermark wieder auftretenden Arten Evonymus latifolius und 
Ostrya carpinifolia) Auch die in der Umgebung etwas weiter 
verbreitete Peltaria alliacea ist hier zu finden. 

Auch die Umgebung von Cilli weist einige solche Relikt- 
standorte auf. So finden sich auf der über 1000 m hohen Merzliea 
Asphodelus albus?) und Gentiana tergestina*) in Gesellschaft des 
auch bei Tüffer und Lichtenwald vorkommenden Ranuneulus scu- 
tatus, von Thalictrum aqwilegifolium, Orchis speciosa und anderen 
Voralpenpflanzen. Nahe dem Gipfel des benachbarten Kote@nik 
wächst Ceterach offieinarum.?) 

Auch in der Flora von Kärnten und in den Venetianer Alpen 
dürften solche Reliktvorkommnisse festzustellen sein,‘) doch will 
ich auf selbe, da sie mir aus eigener Anschauung viel zu wenig oder 
gar nicht bekannt sind, nicht näher eingehen. 


!) Leg. Preißmann!, bez. Dominicus! 

2) Konf. auch Preißmann in Mitt. d. nat. Ver. f. Steierm., 1895, S. 25. 

3) Konf. Heinricher in Mitt. d. nat. Ver. f. Steierm., 1888, S. CIII und 
Hayek in Englers Botan. Jahrb., XXXVI, 1906, S. 369. 

4) Konf. Hayek, a.a.0., 8.365 und in Österr. botan. Zeitschr, LVI, 
1906, S. 164. 

5) Kocbek in Österr. botan. Zeitschr., XL, 1890, 8. 132. 

°%) Andeutungen hierüber insbesondere bei Scharfetter, Beiträge zur 
Geschichte der Pflanzendecke Kärntens (XXXVII. Jahresber. des k. k. Staats- 
gymnasiums in Villach, 1906) und bei Gortani, Flora Friulana, I. Bd. Udine, 
1905. 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. ll 


Es tritt nun an uns die wichtige Frage heran, ob und inwie- 
weit wir diese Vorkommnisse pflanzengeschichtlich verwerten können. 
Daß wir die angeführten Beispiele alle als Relikte einer früher hier 
verbreiteten, mehr als die jetzige an ein warmes Klima angepaßten 
Flora anzusehen haben, steht wohl außer Zweifel. Wir wissen auch 
auf Grund von fossilen Funden, daß in den Alpen früher zu wieder- 
holten Malen eine solche thermophile Flora geherrscht hat. 

Vor allem wissen wir, daß im Tertiär, und zwar selbst im 
Miozän und Pliozän im Gebiete der heutigen Alpen eine Flora 
existiert hat, die zwar reich an Vertretern sich noch heute hier be- 
findlicher Gattungen, noch reicher aber fast an Arten war, die heute 
nur in den Tropen oder im Mediterrangebiete zu finden sind. Die 
Miozänfunde von Öningen in der Schweiz,!) von Parschlug nächst 
Mürzzuschlag,?) Köflach und Trofaiach in Steiermark?) die pliozäne 
Flora von Gleichenberg‘) geben uns hiefür ein unwiderlegbares 
Zeugnis ab. 

Von dieser Tertiärflora, welche durch die später durch die 
Hebung der Alpen und die Eiszeit hervorgerufenen Klimaverschlech- 
terung größtenteils oder ganz zerstört, beziehungsweise verdrängt 
wurde, können sich immerhin einige Arten besonders am Ostrande 
der Alpen erhalten haben. 

Aber auch in den Interglazialzeiten hat in den Alpen eine 
Flora gewohnt, die reicher war an thermophilen Arten als die heutige. 
Das beweisen die fossilen Funde der Höttinger Breceie bei Inns- 
bruck, die Wettstein für inter- oder postglazial hielt,°) jetzt aber 
wohl auf Grund der Lagerungsverhältnisse sicher als interglazial 
bezeichnet werden können,‘) die Tuffe von Flurlingen bei Schaff- 


!) Heer, Flora tertiaria helvetica. Winterthur, 1855— 1859. 

?) Unger, Die fossile Flora von Parschlug in Steiermark. (Zeitschr., 
IX, 1847, H.1.) — Chloris protogaea. Leipzig, 1847. 

») Ettingshausen, Beiträge zur Kenntnis der Tertiärflora Steiermarks. 
(Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Kl., 
Bd. LX, 1869.) 

#) Unger, Die fossile Flora von Gleichenberg. (Denkschr. der kais. Akad. 
der Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Kl., Bd. VII, 1852.) 

°) Die fossile Flora der Höttinger Breccie, S. 40. 

6) Jerosch, Geschichte und Herkunft der schweizerischen Alpen- 
flora, S. 46. 


312 August v. Hayek. 


hausen!) und die Funde in der interglazialen Seekreide von Pianico- 
Sellere am Iseo See.?) 

Endlich ist es zum mindesten für die Westalpen wohl als 
sichergestellt anzunehmen, daß auch nach der letzten Eiszeit eine 
Periode mit warmen, trockenen Sommern folgte, in der eine xero- 
phile, ja selbst eine Steppenflora sich in den Alpentälern ausbreitete.?) 

Es fragt sich nun, ob wir in der Lage sind, die oben ange- 
führten Reliktvorkommnisse mit einiger Sicherheit einer dieser 
Wärmeperioden zuzuweisen. Hiefür haben wir folgende Anhalts- 
punkte. Erstens das mutmaßliche entwicklungsgeschichtliche Alter 
der Formen. Formen von jungem Alter an isolierten, vom Haupt- 
verbreitungsgebiet derselben Form getrennten Standorten sprechen 
dafür, daß es sich um Reste einer nicht allzuweit zurückliegenden 
Zeitperiode handelt. Ferner die Entfernung des Reliktstandortes 
vom Hauptareal der Art; je größer dieselbe, umso wahrscheinlicher 
ein hohes Alter des Reliktes. Endlich aber und hauptsächlich die 
Erwägung der Möglichkeit, ob die betreffenden Arten an ihren 
Standorten die Eiszeit überdauern konnten oder nicht. Im ersteren 
Falle können die Relikte nur aus postglazialer Zeit stammen, im 
letzteren können sie auch inter- oder präglazialer Herkunft sein; 
die genaue Kenntnis der eiszeitlichen Verhältnisse kann uns also 
ınindestens eine obere Grenze für das Alter des Reliktes abgeben. 

Leider liegt das Standart-work von Penck und Brückner®) 
über die Eiszeit in den Alpen noch nicht vollendet vor und fehlt 
gerade noch ein großer, auf die Ostalpen bezüglicher Teil. Dennoch 
sind wir über die Ausbreitung der eiszeitlichen Gletscher in den 
Östalpen genügend unterrichtet, um einige pflanzengeschichtliche 
Schlüsse darauf zu bauen.?) 

!) Wehrli, Über den Kalktuff von Flurlingen bei Schaffhausen. (Viertel- 
jahrsschr. der nat. Gesellsch. Zürich, 1894.) 

®) Fischer, Verzeichnis der von A. Baltzer gesammelten Pflanzen des 
Interglazials von Pianico-Selleri. (Neues Jahrb. für Mineralogie, Geologie und 
Paläontologie, Bd. I, 1896.) 

>) Vergl. insbesondere Briquet, Le d&veloppement des Flores dans les 
Alpes ete. (Resultats seientif. du Congres intern. bot. Vienne 1905, p. 166 ff.) 

*) Penck und Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter. 

5) Die wichtigste einschlägige Literatur, abgesehen von dem eben 
zitierten Werke von Penck und Brückner, ist: 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 313 


Wir wollen nun unter obigen Gesichtspunkten die oben an- 
geführten Relikte der Ostalpen analysieren und hierbei mit den 
Standorten im Wienerwalde beginnen. Für diese gibt uns die Eis- 
zeit keine Anhaltspunkte; die Gegend ist weit vom vergletscherten 
Gebiete entfernt und die daselbst vorkommenden Arten können 
leicht daselbst alle Eiszeiten überdauert haben und also sogar tertiären 
Ursprunges sein. Speziell für Pinus nigra möchte ich letzteres an- 
nehmen. Pinus nigra und die ihr zunächst stehenden Formen be- 
wohnen heute mit Vorliebe (aber freilich nicht ausschließlich) 
Gegenden, die nicht allzuweit von der Meeresküste entfernt sind, 
so Pinus nigra die dalmatinischen Inseln, Pinus Pallasiana die 
Krim und Pinus Laricio Südfrankreich, Korsika und Griechenland. 
Es ist daher gar nicht undenkbar, daß Pinus nigra am Ostabhange 
des Wienerwaldes Reste von Schwarzföhrenwäldern darstellt, welche 
die Ufer des tertiären Meeres der ungarischen Ebenen bedeckten. 
Auch bezüglich anderer Formen, wie Plantago Oynops, Convolwulus 
cantabricus, Dracocephalum austriacum, ist die Möglichkeit, daß es 
sich um tertiäre Relikte handelt, nicht ausgeschlossen, es sind durch- 
wegs scharf begrenzte monotypische Arten von zweifellos hohem 
geologischen Alter. Anders steht es mit Anthyllis Jacquini und 
Lathyrus versicolor. Erstere stellt eine geographische Rasse der in 
Südwesteuropa heimischen Anthyllis montana dar!) und findet sich 
in ganz gleicher Form wieder im Karstgebiete und in Bosnien. Sie 
ist eine Form von wahrscheinlich geringem Alter und daher ver- 
mutlich nicht bis ins Tertiär zu verfolgen. Vielleicht hat die ge- 
meinsame Stammform von Anthyllis Jacqwini und montana ehemals 
die ganzen Alpen bewohnt, konnte sich aber während der Eiszeit 


Böhm, Die alten Gletscher der Enns und Steyer. (Jahrbuch der Geol. 
Reichsanstalt in Wien, XXXV, 1885.) 
— Die alten Gletscher der Mur und Mürz. (Abhandl. der k. k. Geogr. 
Gesellseh. in Wien, 1900, Bd. II, H. 3.) 
Aigner, Eiszeitstudien im Murgebiete. (Mitt. d. naturw. Ver. f. Steierm., 
Jahrg. 1905, 8. 22.) 
Luderna, Gletscherspuren in den Steiner Alpen. (Geogr. Jahresber. 
aus Österreich, IV, 1906, 8. 9.) 
Richter, Die Gletscher der Ostalpen. (Handb. zur deutschen Landes- 
und Volkskunde, Bd. III, 1888.) 


‘) Konf. Kerner, Novae plantarum Species, I, p. 41. Innsbruck, 1871. 


314 August v. Hayek. 


nur im Osten und Westen erhalten und spaltete sich so in die zwei 
Rassen, von denen die östliche in einer interglazialen oder auch 
der postglazialen Wärmeperiode aus dem illyrischen Gebiete bis in 
den Wienerwald vordrang und sich da erhalten hat.!) Mit Rück- 
sicht auf seine sonstige Verbreitung dürfte Cotinus Coggygria bei 
Vöslau einen ähnlichen Ursprung haben. Auch Lathyrus versicolor 
ist eine junge Form, die schwerlich ins Tertiär zurückreicht. Tomma- 
sinia vertieillaris kann in den niederösterreichischen Voralpen an 
ihren heutigen Standorten unmöglich die Eiszeit überstanden haben 
und muß daher unbedingt postglazialen Ursprunges sein. Ganz 
dasselbe gilt für Ruscus Hypoglossum auf den Lilienfelder Gebirgen. 

Wenden wir uns nun den Pflanzen von Peggau zu. Hier 
haben wir es mit einem ganz eigenartigen Gemisch zu tun. Alyssum 
transsilvanicum ist ein gewiß nicht sehr alter, jetzt nur noch in 
Siebenbürgen vorkommender Typus; Anemone stiriaca eine Form 
von gewiß sehr jungem entwicklungsgeschichtlichen Alter, die mit 
der pontischen Anemone grandis, der alpinen A. Halleri (diese 
wohl auch ein „xerothermes“ Relikt) und der den Ausläufern der 
Karpathen eigentümlichen A. slavica zunächst verwandt [aber mit 
letzterer keineswegs identisch, wie Simonkai?) neuerlich behaup- 
tete] ist.?) Alsine setacea ist in den ungarischen Steppen weit ver- 
breitet, fehlt aber auch in Westeuropa nicht. Moehringia Malyı ist 
zunächst mit der illyrischen M. Tommasinii und der M. bavarıca vom 
Monte Baldo verwandt und wahrscheinlich ein illyrischer Typus; 
Thalictrum foetidum durch die ganze Alpenkette an vereinzelten 
(Relikt-?) Standorten vorkommend; Geranium rotundifolium endlich 
dürfte als mediterran-atlantische Art anzusprechen sein, die in Mittel- 
europa vielfach (aber bei Peggau wohl kaum) eingeschleppt vor- 
kommt. 

Die geographische Lage Peggaus ist eine solche, daß man 
annehmen kann, daß alle heute dort vorkommenden Arten die Eis- 


!) Die eine Verbindung zwischen dem Vorkommen am Karst und bei 
Wien herstellenden Standorte der Pflanze in Südsteiermark (vgl. Maly, Flora 
von Steiermark, $. 248) bedürfen trotz vorhandener „Belege“ dringend der 
Bestätigung. 

2) Magyar botan. lapok, V, p. 174 f. 

>) Vergl. Hayek in Ascherson-Festschrift, 1904, S. 461. 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 515 


zeit daselbst überdauern konnten. Ob aber die Kolonie tertiären 
oder interglazialen Ursprunges ist, ist schwer zu entscheiden. Das 
Vorkommen von Alyssum transsilvanicum als einer verhältnismäßig 
Jungen Art spräche für letzteres, das von Anemone stiriaca, eines 
Neu-Endemismus im Sinne Englers,!) nicht dagegen, ebensowenig 
das Vorkommen der illyrischen (?) Moehringia Malyi. Die übrige 
Flora von Peggau weist starke subalpine Anklänge auf (Primula 
auricula, Festuca pallens, Saxifraga altıssima, Cyclamen euro- 
paeum ete.). Sicher zu entscheiden ist die Frage nach dem Alter 
dieser „Findlinge“?) nicht, sie könnten aus dem Tertiär, aus einer 
interglazialen oder selbst postglazialen Wärmeperiode stammen. 

Am wahrscheinlichsten scheint mir die Annahme einer inter- 
glazialen Herkunft, und zwar darum, weil Alyssum transsilvanicum 
(und dasselbe gilt von Cirsium paueiflorum) auf Beziehungen zur 
Karpathen-, speziell dazischen Flora hinweist. Solche Beziehungen 
bestehen aber mehrfach zwischen den östlichen Alpen und den Kar- 
pathen. So finden sich in den östlichen Zentralalpen: 

Ranunculus erenatus auf dem Bösenstein und der Hochhaide 
bei Rottenmann. 

Viola sudetica auf dem Bösenstein. 

Sazxifraga hieracifolia mehrfach in den Niederen Tauern und 
Murauer Alpen. 

Oochlearia excelsa Zahlbr. („pyrenaica* aut., nicht DC.?) auf 
dem Seckauer Zinken und Eisenhut. 

Anthemis carpatica auf dem Seckauer Zinken. 

Gentiana frigida überall auf den Seckauer Alpen bis zum 
Hohenwarth. 

Pedicularis Oederi*) mehrfach in den Niederen Tauern. 

Saxifraga Wulfeniana vereinzelt in den östlichen Zentral- 
alpen. 

Viola alpina in den nördlichen Kalkalpen vom Schneeberg 
bis zum Reichenstein bei Eisenerz. 


t) Die Pflanzenformationen und pflanzengeographische Gliederung der 
Alpenkette, S. 62. 

2) Breitenlohner in Österr. botan. Zeitschr., IX, 1859, S. 190. 

®) Konf. Hayek, Schedae ad floram stiriacam exsiee. 

*, Auch in Tirol, Vorarlberg und der Schweiz. 


316 August v. Hayek. 


Bei manchen dieser Arten (Pedicularis Oederi, Saxifraga 
Wulfeniana)!) dürfte es sich wohl um Reste von Arten handeln, 
die sich früher über die ganzen Alpen erstreckten, bei anderen hin- 
wieder, speziell bei Anthemis carpathica, Ranunculus cerenatus und 
Gentiana frigida, ist es sehr wahrscheinlich, daß sie direkt aus den 
Karpathen oder den Gebirgen der Balkanhalbinsel in die Alpen 
gewandert sind. Eine solehe Wanderung war aber wohl nur mög- 
lich, nachdem die betreffenden Balkan- und Karpathenpflanzen 
durch die eiszeitliche Vergletscherung in das niedrige Gebiet zwi- 
schen Karpathen und Alpen gelangt waren, also in einer Inter- 
glazialzeit. Sehr wahrscheinlich scheint es nun, daß gleichzeitig 
mit den hochalpinen auch subalpine Arten diese Wanderung gemacht 
haben und zu diesen Arten gehört Cirsium paueiflorum und Alyssum 
transsilvanicum (und auch das in Südsteiermark weit verbreitete 
Hieracium transsilvanicum).?) Daß der Weg der Einwanderung meist 
über Kroatien geführt hat, beweisen uns die heutige Verbreitung 
von Hieracium transsilvanicum und Cirsium paweiflorum; auch die 
alpinen Arten sind meist balkanisch-dazischen Ursprungs, nur @en- 
hana frigida, Viola alpina und Cochlearia excelsa sind in der Tatra 
heimisch. 

Mit diesen Darlegungen wäre wohl auch die Frage nach der 
Zeit der Einwanderung von Waldsteinia ternata anscheinend ge- 
löst; doch sprechen das Vorkommen des Alt-Endemismus Saxifraga 
paradoxa und der Moehringia diversifolia im Gebiete der Koralpe 
für ein tertiäres Alter dieser Standorte. Die Koralpe war zur Eis- 
zeit so wenig vergletschert,’) daß genannte Arten diese Periode 
ganz gut an ihren jetzigen Standorten überdauert haben können, 


!) Konf. Hayek, Monographische Studien über die Gattung Sazxifraga. 
(Denkschr. der kais. Akad. der Wiss. in Wien, math.-naturw. Kl., Bd. LXXVI, 
1905, S. 632 ff.) 

2) Den ebenfalls in Steiermark beobachteten Dianthus tenuifolius Schur 
lasse ich hier absichtlich außer Acht, da bei der äußerst komplizierten Syste- 
matik der Gruppe des Dianthus Carthusianorum mir die Identität der steie- 
rischen mit der siebenbürgischen Pflanze nicht ganz sichergestellt scheint, 
zumal die Pflanze in Steiermark nur auf Serpentin vorkommt und demnach 
vielleicht eine durch das Substrat bewirkte Rasse darstellt. 

») Böhm, Die alten Gletscher der Mur und Mürz. (Abhandl. der k. k. 
Geogr. Ges. in Wien, 1900, Bd. II, H. 3.) 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 317 


die isolierte systematische Stellung beider Arten spricht für ein sehr 
hohes, wohl tertiäres Alter. Und der Gedanke, daß Waldsteinia 
aus derselben Zeitperiode wie Saxifraga paradoxa und Moehringia 
diversifolia stammen, liegt wohl sehr nahe. Freilich beherbergt die 
Koralpe auch den dazischen Alectorolophus alpinus, der wohl nicht 
in späterer Zeit sich differenziert haben dürfte. 

Das Vorkommen von ÖOstrya, Evonymus latifolius und Phila- 
delphus ist gleich dem Vorkommen von Cotynus Coggygria und An- 
thyllis Jacquini bei Wien ein weiterer Anhaltspunkt dafür, daß in 
der Vorzeit die illyrische Flora am Ostrande der Alpen weit nach 
Norden gereicht hat und es scheint nicht ausgeschlossen, daß selbst 
das Vorkommen von Peltaria alliacea und Thlaspi goesingense auf 
eine solche einstige Ausbreitung zurückzuführen sei, wie es überhaupt 
nicht unwahrscheinlich ist, daß ehemals die illyrische (Karst-) Flora 
die Alpen im Osten umgürtete.!) 

Die Standorte in der Weizklamm könnten ganz gut Relikte 
aus dem Tertiär darstellen, da diese Lokalität von den eiszeitlichen 
Gletschern so weit entfernt ist, daß es keineswegs ausgeschlossen 
erscheint, daß die daselbst vorkommenden Arten die Eiszeit an Ort 
und Stelle überdauert haben. Was gegen eine solche Annahme 
spricht, ist aber das Vorkommen von Philadelphus pallidus daselbst. 
Diese Art kommt nämlich, wie oben erwähnt, auch bei Steyr vor 
und es ist wohl anzunehmen, daß diese beiden Vorkommnisse bei 
Steyr und bei Weiz gleichen Ursprunges sind. Nun hat schon 
Briquet?) hervorgehoben, daß Philadelphus bei Steyr wegen der 
großen Nähe der Gletscher unmöglich die Eiszeit überdauert haben 
könne.) Für die Haupteiszeit trifft das entschieden zu. In der 
letzten Eiszeit aber reichten die Gletscher viel weniger weit tal- 
wärts, etwa bis Micheldorf, St. Gallen und Hieflau, und diese Ver- 
gletscherungsperiode muß demnach keineswegs alle termophilen 
Elemente aus der Flora von Steyr verdrängt haben. Wir können 
demnach die Reliktvorkommnisse bei Steyr auch als interglaziale 
Reste ansehen, d. h. wir sind zum mindesten nicht gezwungen, 


!) Vergl. auch Beck, Die Vegetationsverhältnisse d. illyr. Länder, S. 466. 

?) Resultats seientif. du Congres internat. de botan. Vienne 1905, p. 168. 

®) Konf. auch Hayek, Die Sanntaler Alpen. (Abhandl. der k. k. zool.- 
botan. Ges. in Wien, Bd. IV, H.2, 8. 158.) 


318 August v. Hayek. 


ihnen ein postglaziales Alter zuzuschreiben. Und dasselbe gilt für 
die Relikte in der Weizklamm, die nach dem oben Gesagten mit 
denen bei Steyr vermutlich eines Alters sind. 

Was das Vorkommen von Asphodelus albus und Gentiana 
tergestina bei Cilli betrifft, so habe ich bereits an anderer Stelle!) 
die Vermutung ausgesprochen, daß wir es auch hier mit post- 
glazialen Resten zu tun haben, da beide Arten derselben Pflanzen- 
genossenschaft, der Karstheide, angehören und demnach wahrschein- 
lich auch bei Cilli gleichalterigen Ursprunges sind, andererseits 
aber (Gentiana tergestina eine Form so jungen Alters ist, daß ihre 
Abtrennung von @. verna kaum bis in die Eiszeit zurückreichen 
dürfte. 

Wenden wir uns nun den Reliktvorkommnissen im Herzen 
der Alpen zu, bei Glurns, Innsbruck, Hallstatt, Aussee. Diese Ge- 
biete waren alle während sämtlicher Glazialzeiten vollständig von 
den Gletschern bedeckt, so daß es ganz ausgeschlossen erscheint, 
daß solche thermophile Arten, wie wir sie heute daselbst finden, 
diese Kälteperioden dort überdauert haben. Diese wärmeliebenden 
Pflanzen können nur nach der letzten Eiszeit daselbst eingewandert 
sein. Auch das Vorkommen von Nareissus stelliflorus bei Aussee 
und in dem zur Eiszeit ganz von einem mächtigen Gletscher er- 
füllten oberen Ennstal sowie auch in den niederösterreichischen 
Voralpen kann meiner Meinung nach nur auf eine postglaziale Ein- 
wanderung zurückzuführen sein.?) 

Diese zuletzt erwähnten Vorkommnisse sowie auch das 
Vorkommen von Ruscus Hypoglossum und Tommasinia vertieillaris 
halte ich demnach für strikte Beweise, daß auch in den ÖOst- 
alpen nach der letzten Vergletscherung eine Periode mit 
wärmeren und längeren Sommern eintrat, in der eine an 
thermophilen Elementen reichere Flora die Täler der Alpen be- 
siedelte, die heute nur mehr in spärlichen Resten erhalten ist. Außer 
den oben erwähnten Kolonien finden sich einzelne offenbare Relikte 
aus dieser Periode wohl überall. So kommt in der Umgebung von 


!) Die Sanntaler Alpen. (Ebenda, S. 158.) 

?) Rechinger und Favarger fassen die Pflanze als Interglazialrelikt 
auf. (Die Vegetationsverhältnisse von Aussee in Abhandl. der k. k. zool.-bot. 
Ges. in Wien, Bd. III, H. 2, S. 34.) 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 319 


Sterzing Ononis Natrix, Galium rubrum und Achillea tomentosa,') 
bei Brixen Fraxinus Ornus, Celtis australis und Iris pallida vor;?) 
bei Saalfelden findet sich Lasiagrostis Calamagrostis; im Lungau 
an vereinzelten Stellen Melica ciliata®) und Laserpitium latifolium,*) 
ebendaselbst sowie im Murtale bei Kraubath reichzottige südliche 
Thymus-Formen. Bei Murau ist Vicia Gerardi, bei Judenburg 
Peucedanum carvifolium zu finden und im Gebiete der Sanntaler 
Alpen finden sich Frazxinus Ornus, Ostrya carpimifolia und Evo- 
nymus verrucosus an Stellen, die zur letzten Eiszeit von Gletschern 
bedeekt waren, so daß sie diese Periode daselbst ganz unmöglich 
überdauert haben können;?) und so dürfte wohl jedes Gebiet in 
den Östalpen bei eingehenderer Durchforschung Erscheinungen bieten, 
die diese Annahme einer postglazialen Wärmeperiode stützen. 
Eine andere Frage ist die nach dem Charakter dieser xero- 
thermen Flora. Es scheint mir kein Anhaltspunkt dafür vorzuliegen, 
daß diese Flora einen ausgesprochenen Steppencharakter hatte. 
Unter den Reliktpflanzen sind nur Stipa pennata und Astragalus 
ewscapus typische Steppenbewohner, die übrigen Elemente sprechen 
mehr dafür, daß es sich um eine der heutigen illyrischen und ober- 
italienischen Flora ähnliche Laubholzflora mit zahlreichen Strauch- 
und Staudenformationen gehandelt hat, die natürlich die Ausbildung 
von steppenartigen Genossenschaften an geeigneten Lokalitäten 
nicht ausschließt. Auch die geologischen Verhältnisse sind meines 
Wissens nicht derartige, daß sie uns zwingen anzunehmen, daß die 
Vegetation zu dieser Zeit direkt einen steppenartigen Charakter 
hatte. Zum mindesten spielt der Löß, den Briquet für die West- 
alpen als schwerwiegenden Beweisgrund anführt, im Osten keines- 


!) Konf. Murr, Pflanzengeographische Studien aus Tirol. 4. Die Brenner- 
alpen. (Allgem. botan. Zeitschr., 1904, S. 70.) 

2) Konf. Murr, Pflanzengeographische Studien aus Tirol. 5. Brixen a. E. 
(Ebenda, 1905, S. 116.) Ferner Heimerl, 1. und 2. Beitrag zur Flora des 
Eisacktales in diesen „Verhandlungen“, Bd. LIV, 1904, S. 448 und Bd. LV, 
1905, 8. 424. 

>) Vierhapper in diesen „Verhandlungen“, Bd. XLIX, 1899, S. 410. 

4, Vierhapper, a.a.0., Bd. LI, 1901, 8. 576. 

5) Vergl. Hayek, Vorarbeiten zu einer pflanzengeographischen Karte 
Österreichs. IV. Die Sanntaler Alpen. (Abhandl. der k. k. zool.-botan. Ges. in 
Wien, Bd. IV, H.3.) 


520 August v. Hayek. 


wegs diese bedeutende Rolle und tritt in größerer Mächtigkeit erst 
in größerer Entfernung von den Alpen, so stellenweise im Wiener 
Becken und im Donautale auf. 

Wie aus den obigen Ausführungen hervorgeht, sind die ver- 
schiedenen thermophilen Relikte der Ostalpen keineswegs gleichen 
Alters und während eine große Zahl derselben, besonders am Ost- 
rande des Gebirges, aus prä- oder interglazialer Zeit stammen dürfte 
und insbesondere die Annahme, daß eine der heutigen Karstflora 
ähnliche Flora in einer Interglazialzeit den Ostrand der Alpen um- 
gürtete,!) wesentlich stützt, zwingen uns andere dieser Vorkomm- 
nisse wieder zur Annahme einer postglazialen Wärmeperiode, die 
der Periode xerothermique Briquets in den Westalpen entspricht. 

Im Anschluß an diese Ausführungen möchte ich aber noch 
eine Erscheinung kurz besprechen, die bisher in pflanzengeschicht- 
licher Beziehung zu wenig gewürdigt worden ist, das ist das Auf- 
treten zahlreicher Mediterrangewächse am Südfuße der Alpen gegen 
die lombardisch-venezianische Tiefebene zu, das sich in fast un- 
unterbrochener Reihe von Görz bis zu den oberitalienischen Seen 
verfolgen läßt. 

So findet sich am Monte Santo bei Görz @Quercus Ilex, auf 
den Eozänhügeln bei Cormons und Nabresina Szilla autummalis, 
Spartium junceum, Euphorbia nicaeensis und Convolwulus canta- 
brica,?) bei Ipplis Vitex Agnus castus, bei Albano und Prepotto 
Pistacia Therebintus und Üonvolvulus cantabrıba, am Monte Pala 
(uercus Ilex;?) ım unteren Etschtale ist Serpias pseudocordigera 
und Coronilla minima, bei Trient Medicago orbieularis und Gerardi 
sowie Carthamus lanatus, am Dosi Trenta Ephedra distachya zu 
finden; am Gardasee wachsen Pieris cretica, Nerium Oleander, 
Matthiola varia, Cistus albidus, Spartium junceum und Cercis Sih- 
quastrum, bei Riva und Arco Quercus Ilex und Oryropsis multiflora, 
im Sarcatale wieder Quercus Ilex, bei Bozen Diplachne serotina;?) 
im Tessin ist Cistus salvifolius weit verbreitet, am Comersee findet 

') Konf. Beck, Die Vegetationsverhältnisse der illyrischen Länder, 
S. 466 und Über die Bedeutung der Karstflora in der Entwieklung der Flora 
der Ostalpen. (R£esultats seientif. du Congres internat. botan. Vienne 1905, p. 176.) 

®) Konf. Gortani, Flora Friulana, I, p. 147 ff. 

°) Vergl. auch Hausmann, Flora von Tirol. 


Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 321 


sich Erica arborea, bei Selduno in Gesellschaft alpiner Arten, wie 
Alnus Alnobetula und Sazxifraga Cotyledon, Andropogon Allionii, 
Celtis australis und Adianthum Capillus Veneris; bei Ascona und 
bis gegen den Langen- und Comersee Hypericum Androsaemum, 
bei Lugano Serpias longipetala, Aristolochia rotunda, Silene italica 
und Inula spiraeifolia.') 

In früherer Zeit erblickte man in diesen Vorkommnissen nichts 
besonderes. Jenseits der Alpen beginnt eben Italien und da die 
Ansicht verbreitet war, daß ganz Italien dem mediterranen Floren- 
gebiete angehöre,?) sah man diese Mediterrangewächse eben als die 
äußersten Vorposten dieser Flora an. Heute freilich wissen wir, 
daß die Flora der oberitalienischen Tiefebene keineswegs mediterran 
ist, sondern einem mit der Karstflora noch verwandten sommer- 
grünen Laubholzgebiet angehört. Christ war wohl der erste, der 
das Auftreten zahlreicher Mediterrangewächse am Südfuße der Alpen 
als etwas Abnormes hervorhob und suchte das Vorkommen derselben 
insbesondere aus den eigentümlichen besonders günstigen klima- 
tischen Verhältnissen des Gebietes zu erklären.’) Daß letztere die 
Erhaltung dieser eigentümlichen Flora in diesem Gebiete ermöglicht 
haben, steht ja wohl außer Frage, aber ich glaube, daß das Auf- 
treten derselben vielleicht noch mit einem anderen Umstand in 
Zusammenhang zu bringen wäre. 

Bekanntlich sind im nördlichen Teile der Adria die Ufer 
ringsum (besonders ungünstige klimatische Verhältnisse wie am 
Fuße des Velebit ausgenommen) von einem schmalen Gürtel medi- 
terraner Vegetation bekleidet. Die lombardisch-venezianische Tief- 
ebene aber war bis ins Tertiär, ja zum Teile bis ins Quaternär 
hinein noch eine Bucht der Adria und es ist der Gedanke nicht 
von der Hand zu weisen, daß dieser schmale Gürtel mediterraner 
Flora auch diese Bucht gleichwie die übrige Adria umsäumt habe. 
Und wenn wir diese Annahme akzeptieren, so ist es natürlich sehr 
naheliegend, diese mediterranen Relikte am Südfuße der Alpen als 


') Vergl. neben den Floren von Gremli und Schinz u. Keller ins- 
besondere Christ, Das Pflanzenleben der Schweiz, 8. 27 ff. 
?) Noch bei Kerner (Florenkarte von Österreich-Ungarn) findet man 
diese Ansicht vertreten. 
®) Das Pflanzenleben der Schweiz, S. 47 ft. 
Z.B. Ges. 58. Bd. 21 


322 A.v. Hayek. Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 


Reste dieser einstigen mediterranen Küstenflora anzusehen, die sich 
eben infolge der besonders günstigen klimatischen Verhältnisse hier 
erhalten konnten. 


Pflanzenkulturen im diffusen Tageslichte. 
(IT. Reihe.) 
Von 


Dr. A. Burgerstein. 


(Eingelaufen am 31. Januar 1908.) 


Im Laufe des verflossenen Sommers erzog ich eine Anzahl 
von annuellen, leicht zum Blühen zu bringenden Gewächsen an einem 
nach Norden gelegenen Standorte, an dem sie vom direkten Sonnen- 
lichte nicht getroffen wurden, und gleichzeitig Vergleichsexemplare 
an einem Platze, der fast dem vollen Tageslichte exponiert war, 
um zu erfahren, welche Unterschiede sich in der Entwicklung der 
Pflanzen an den beiden Standorten zeigen würden. Daß die nur 
vom (direkten und reflektierten) diffusen Lichte beleuchteten 
Pflanzen gegenüber den dem gemischten (vollen) Tageslichte ex- 
ponierten Individuen in der Ausgestaltung, namentlich rücksichtlich 
der Blüten, zurückbleiben werden, war bei den in den Versuch 
einbezogenen Pflanzen schon auf Grund gärtnerischer Erfahrungen 
von vornherein klar; doch handelte es sich mir vielmehr darum, 
die unter den ungleichen Beleuchtungsverhältnissen sich ergebenden 
Unterschiede in der Ausbildung der Stengel, Blätter und Blüten 
ziffermäßig festzustellen. 

Den Einfluß der Beleuchtung auf die Blütenbildung hat 
Vöchting!) bei einer Anzahl von Pflanzen studiert. So bringt 
nach diesem Forscher Impatiens parviflora, eine Schattenpflanze, 
vollständige Blüten noch bei einer Beleuchtung hervor, bei der 
Malva vulgaris, eine Sonnenpflanze, kaum noch Knospen erzeugt. 
Und von Mimulus Tilingii und Malva vulgaris, beide Sonnen- 
pflanzen, bildet jene „unter der Beleuchtung des Gewächshauses“ 


!, Einfluß des Lichtes auf Gestaltung und Anlage der Blüte (1893). 


Pflanzenkulturen im diffusen Tageslichte. 323 


noch Blüten von normaler Größe, während diese nur solche von 
etwa halbem normalen Umfang erzeugt. Bezüglich Mimulus Tilingti 
beobachtete Vöchting, bei Ajuga reptans Klebs!) und bei Lepi- 
dium sativum Wiesner?), daß zur Blütenbildung größere Licht- 
intensitäten erforderlich sind als zur Entwicklung vegetativer Teile. 
Bei Lepidium kann nach den Versuchen Wiesners die Entwicklung 
der Vegetationsorgane unter günstigen Umständen noch bei einer 
mittleren Liehtintensität vor sich gehen, welche unterhalb des Mini- 
mums des Lichtgenusses der Pflanze gelegen ist. 


Wiesner, dem das Verdienst gebührt, einfache und dabei 
eine hinreichende Genauigkeit verbürgende photometrische Methoden 
in die Pflanzenphysiologie eingeführt zu haben, mittelst deren der 
absolute und der relative Liehtgenuß einer Pflanze zahlenmäßig 
ausgedrückt werden kann, konstatierte unter anderem, daß bei Kultur 
von Pflanzen in rein diffusem Lichte, dessen Stärke '/,—!/,; des 
gesamten Tageslichtes betrug, Reseda odorata nur sehr spärlich 
blühte, während /pomaea purpurea, Impatiens Balsamina und 
Tropaeolum maius reichlich Blüten und später reichlich keimfähige 
Samen hervorbrachten. 


Kulturen, die Strakosch?) mit Beta vulgaris machte, ergaben, 
daß die Zuckerrübe auch in ausschließlich diffusem und dabei ge- 
nügend starkem Lichte zur normalen Entwicklung gebracht werden 
kann; dureh Zutritt von direktem Sonnenlichte wird allerdings der 
Zuckergehalt in der Wurzel vermehrt. 


Meine Versuche fanden zum Teile im Garten der Biologischen 
Versuchsanstalt, zum Teile in jenem der Gartenbau-Gesellschaft statt. 
Das Hauptgebäude der Biologischen Versuchsanstalt (im -k. k. Prater) 
steht allseits frei und derart, daß die eine (vordere) Längsfront 
fast genau nach Süden, die andere (rückwärtige) fast genau nach 
Norden orientiert ist. Der eine der beiden für die Kulturen ge- 
wählten Plätze befand sich an einem gegen Süden (zum Teile auch 
gegen Osten und Westen) offenen Teile des Gartens; der andere 
an der Nordseite des Gebäudes in einer von der Hausmauer und 


‘) Willkürliche Entwieklungsänderungen bei Pflanzen (1903). 

?) Der Lichtgenuß der Pflanzen, S. 170, 178. Leipzig, 1907. 

°) Osterreichisch-ungar. Zeitschrift für Zuckerindustrie. Wien, 1906. 
21* 


324 A. Burgerstein. 


einem Stiegenaufgange gebildeten Ecke. Hier war es notwendig, 
an sonnigen Tagen in den ersten Morgenstunden der Monate Juni 
bis August direktes Sonnenlicht abzuwehren. Zu diesem Zwecke 
war über das Beet ein Gestell aus dünnen Holzlatten gemacht, auf 
dessen Ober- und Vorderseite Rohrdecken angebracht waren, die 
mittelst Schnüren leicht zu- und abgezogen werden konnten. Bei 
dem gleichfalls in einer Gartenanlage stehendem Gebäude der 
Gartenbau-Gesellschaft wurde ein Platz an der Nordseite gewählt, 
und zwar in einer von zwei rechtwinkelig zueinander stehenden 
Mauern gebildeten Ecke; auch hier war es notwendig, bei sonnigen 
Morgenstunden Schattendecken anzubringen. Die Vergleichspflanzen 
standen an einer den Sonnenstrahlen fast den ganzen Tag zu- 
gänglichen Stelle des Gartens. Die „Schattenpflanzen“ erhielten 
somit auch hier nur diffuses, die „Sonnenpflanzen“* gemischtes 
(diffuses und direktes) Sonnenlicht. 


Die gewählten Pflanzen erzog ich (ausgenommen Fuchsia) 
aus Samen, die im April in Töpfe ausgesäet wurden; die Entwick- 
lung der Keimlinge erfolgte im Kalthause. Am 15. Mai wurden 
von jeder Spezies vier möglichst gleich aussehende Exemplare aus- 
gewählt und. von diesen je zwei ins freie Land auf die an der 
Nord-, respektive Südseite hergerichteten Beete ausgepflanzt. 


Die in Kultur einbezogenen Pflanzen waren: 


a) In der biologischen Station: Aster sinensis, Convolwulus 
tricolor, Helianthus annwus, Ipomaea purpurea, Matthiola amnua, 
Mirabilis Jalappa, Papaver glaucum, Phaseolus multiflorus, Phlox 
Drumondiü, Reseda odorata, Tagetes lucida, Zinnia elegans. 

b) In der Gartenbau-Gesellschaft: Antirrhinum maius, Chei- 
ranthus Cheiri, Chrysanthemum hybridum, Delphinium hybridum, 
Dianthus Heddewigü, Fuchsia spee., Impatiens Sultani, Matthiola 
annna, Petunia hybrida, Teseda odorata, Salvia splendens, Tro- 
paeolum Lobbianum. 

Messungen, die am 12. Juni gemacht wurden, ergaben, daß 
die Schattenpflanzen um 5—40°/, höher waren als die Sonnen- 
pflanzen; dagegen waren Salvia, Tagetes und Zinnia an der Nord- 
seite gegenüber den an der Südseite stehenden Pflanzen um 6—18°/, 
im Längenwachstum zurückgeblieben. 


Pflanzenkulturen im diffusen Tageslichte. 325 


Ende Juni zeigten sich folgende Blütenverhältnisse: 


Sonnenpflanzen. Schattenpflanzen. 
Antirrhinum blüht reichlich. Blütenknospen angesetzt. 
Aster Blütenknospenangesetzt. Blütenknospen nicht 
sichtbar. 

Cheiranthus beginnt zu blühen. beginnt zu blühen. 

Convolvulus blüht reichlich. Der Blü- blüht ärmlich. Der Blü- 
tensaum hat (im Mit- tensaum hat (im Mit- 
tel) einen Umfang von tel) einen Umfang von 
160 mm. 94 mm. 

Ipomaea blüht gut. blüht gut; die Pflanzen 

sind auffallend länger. 

Dianthus blüht reichlich. blüht nicht. 

Matthrola blüht reichlich. blüht sehr schwach. 

Papaver blüht üppig; Blumen- blüht ärmlich; Blumen- 
blätter (Mittel aus acht blätter im Mittel 5'2 
Messungen) 234 cm*. cm?. 

Phaseolus blüht gut. blüht schlecht. 

Phlox blüht reichlich. blüht ärmlich. 

Petunia mehrere große Blüten. blüht nicht. 

Reseda blüht reichlich. blüht sehr ärmlich. 

Salvia blüht schön. blüht nicht. 

Tropaeolum blüht reichlich. blüht reichlich. 

Zinnia mehrere Köpfe aufgebl. blüht nicht. 


Im Juli konnte ich wegen Abwesenheit von Wien keine Beob- 


achtungen sammeln. 


Am 3. August standen die Pflanzen an der 


Südseite in voller Blüte (mit Ausnahme von Chrysanthemum); die 
Nordpflanzen verhielten sich verschieden; /mpatiens, Ipomaea und 
Tropaeolum blühten ‘recht gut; Aster, Antirrhinum, Convolvulus, 
Dianthus, Helianthus, Matthiola, Papaver, Phlox und Salvia hatten 
weniger und mehrfach kleinere Blüten; bei den meisten war der 
Unterschied gegenüber den Sonnenpflanzen auffallend. Rreseda bildete 
an der Nordseite nur rudimentäre Blüten, Petunia kam hier über 
haupt nicht zum blühen. 

Die Schattenpflanzen waren nicht nur in der Blütenbildung, 
sondern auch in der Ausbildung der vegetativen Teile gegen die 


326 A. Burgerstein. 


Sonnenpflanzen zurückgeblieben; die letzteren hatten mehr Seiten- 
zweige und mehr Laubmasse produziert. In der Größe und Form 
der Blätter zeigte sich auf den beiden Standorten kein augenfälliger 
Unterschied; direkte Messungen habe ich indes nieht gemacht. 

Bereits Wiesner,') der eingehende Untersuchungen darüber 
anstellte, unter welchen Lichtverhältnissen die Knospen unserer 
Holzgewächse sich bilden, stellte fest, daß das direkte Sonnenlicht 
nicht nur die Belaubung beschleunigt, sondern auch eine kräftigere 
Ausbildung der Laubsprosse herbeiführt. Nach meinen Beobach- 
tungen bilden auch annuelle Pflanzen im gemischten Tageslichte 
mehr und kräftigere Laubsprosse aus als im diffusen Tageslichte, 
das so stark ist, daß von einem Etiolement wohl nicht gesprochen 
werden kann. 

Die Ernte der Pflanzen erfolgte zwischen dem 8. bis 10. Oktober 
(Ohrysanthemum am 1. November). Um diese Zeit waren an der 
Nordseite (onvolvulus, Dianthus, Papaver, Phlox, Petunia und Re- 
seda zum größten Teile entblättert und zugrunde gegangen; Aster, 
Helianthus, Zinnia, Tagetes waren abgeblüht und zum Teile ver- 
trocknet, an der Südseite noch grün belaubt und blühend. Salvia 
splendens blühte an der Nordseite dürftig, an der Südseite stand 
die Pflanze in herrlichem Flor. I/mpatiens, Fuchsia und Chrysan- 
themum (eine gelbe Sorte) blühten an beiden Standorten gut und 
zeigten beiderseitig keine auffallenden Unterschiede. 

An den zuletzt genannten Terminen wurden die Versuchs- 
pflanzen, mit Ausnahme jener Arten, die an der Nordseite ganz oder 
teilweise eingegangen waren, dicht über dem Boden abgeschnitten, 
die Blätter und die Blüten abgetrennt, die Stengelteile der Quere, 
die diekeren auch der Länge nach zerschnitten und hierauf alle 
Teile, auf Papiertellern ausgebreitet, zum Trocknen ausgelegt. Dieses 
erfolgte in einem großen Raume der Biologischen Versuchsstation, 
dessen Temperatur (zum Zwecke anderer Versuche) bei Tage auf 
23—25°C. erhalten wurde und während der Nacht nicht unter 
20°C. sank. Innerhalb zwei Wochen trocknete hier das Pflanzen- 


!) Über den Einfluß des Sonnen- und des diffusen Tagesliehtes auf die 
Laubentwicklung sommergrüner Holzgewächse. Photometrische Untersuchun- 
gen auf pflanzenphysiologischem Gebiete. IV. (Sitzungsber. der kais. Akad. d. 
Wissensch. in Wien, Bd. CXIII, 1904.) 


Pflanzenkulturen im diffusen Tageslichte. 327 


material so gründlich, daß sein nun ermitteltes Gewicht als Luft- 
trockengewicht angenommen werden konnte. Die gefundenen Werte 
. (Gramm) sind in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt. 


Süd Nord Quotient 

en. STERBEN >. 1 un. * 1526 45°3 34 
anpyum De... 1191 193 62 
Ra one 23-4 38 62 
Stensele.y arten... 534 15:0 36 

Aster simensis Blätter 25-2 4-8 5-2 
a) | Bitten“ 2.2240 Pe en 
En | SICHERE anne 55°5 24-2 2:3 

Aster sinensis') Blätter 50-1 10-9 4-6 
(Versuchsstation) | oe £ R 
Blüten en sg 70:2 12:6 5:6 

Cheiranthus BE IE re; Er ah 25 
af ia Misiendat. 45 >24 19 
Sieneele, rer 7. 1883 71:0 2:6 

Ohrysanthemum Se e 160-2 59-] 97 
ze en ae ar Be Mn 
Siengelesih say. alıram 640 75 8:5 

Fuchsia Blälten as. fr as >: 516 I0 26) 

| Blüten 0,3. 5:5 2-4 2:3 

. Stengelh OB RER, 4660 157°0 34 
anihts Bakterlaigienio ig.) 1480 430 1038 
Be © | blühende. Kopfa:1. »325:0000 seadllien 
Inpanens, |-Stengel.......... 39:2 218 1:8 
Sultani IBBlatteren car. 0. 20. 15°5 11:0 14 
Stenzeliiark. alle deae: 70:0 87 5:0 

Matthiola Bläattertzsre9 „ua 27.9 38) 53 
annua Blütenyausaß:-klu: sr 0 Dali 2-1 
Sechotentl+se3bs.2leıi 157 145 10-4 


!) Eine andere Sorte. 


328 A. Burgerstein. 


Süd Nord Quotient 

Mirabiis | Stengel......... 534 65°8 0:8 
Jalappa (Blatter ag eattodar.: 35» 20:8 IN? 

E Siena... 178-8 817 2:2 

E BET ee 94, bie 

2 an 20-4 10 204 

| Siengele se, = 2213 291 7:6 

Tagetes lucida * Blätter ......... 734 Zur 9:5 

| blühende Köpfe .... 1250 53.2 Dre 

| SOLLE NOTE We ee Fe 1487 595 2:5 

Zinnia elegans ! Blätter ......... 60-4 54 11:2 

| Biühende Köpfe... 0. 9529 1:4 37:8 


Die Ergebnisse meiner Untersuchungen möchte ich nachstehend 
zusammenfassen: 


1. Die im gemischten Tageslichte erzogenen Pflanzen zeigten 
bei fast gleicher Höhe wie jene im diffusen Liehte kultivierten eine 
reichlichere Verzweigung und diekeren Hauptstengel. 


2. Die im gemischten Tageslichte erzeugte Blattmenge war 
größer als im diffusen Lichte. Von jenen Pflanzen, deren Blatt- 
trockengewicht ermittelt wurde, war dieses bei den Sonnenpflanzen 
1-4—11'2 mal größer als bei den Schattenpflanzen. 


3. An der Nordseite bildeten sich weniger Blüten als an der 
Südseite, wobei manche Pflanzen augenfällige Unterschiede zeigten; 
beispielsweise war das Lufttrockengewicht der an der Südseite 
produzierten Blüten (resp. Blütenköpfe) bei Salvia splendens 204, 
bei Tagetes lucida 25°6, bei Zinnia elegans 57'8mal so groß als 
bei den Nordpflanzen. _Aster sinensis, Convolwulus trieolor, Dian- 
thus Heddewigii, Papaver glaucum, Phlox Drumondii, Reseda odo- 
rata bildeten im diffusen Tageslichte nicht nur viel weniger, sondern 
auch kleinere Blüten aus und waren trotz günstiger Bodenver- 
hältnisse zu einer Zeit zugrunde gegangen, zu welcher die Süd- 
pflanzen noch in voller Blüte standen. Petunien blühten im diffusen 
Lichte überhaupt nicht. Bei Cheiranthus Cheiri, Ohrysanthemum, 
Delphinium, Mirabilis Jalappa, Impatiens Sultani waren die Unter- 


Pflanzenkulturen im diffusen Tageslichte. 329 


schiede in der Ausbildung der vegetativen Organe und der Blüten 
an den beiden Standorten weniger auffallend. 

4. Entsprechend der verminderten Blütenproduktion blieb auch 
die Fruchtbildung im Schatten sehr zurück. Das Lufttrocken- 
gewicht der Früchte war bei Antirrhinum 6'2mal, bei Matthiola 
10‘4mal so groß als im diffusen Lichte. Von den zwei an der Süd- 
seite stehenden Phaseolus-Pflanzen erhielt ich 94 Samen im Lebend- 
gewichte von 120 9 (Durehsehnittsgewicht 1'289), von den an der 
Nordseite erwachsenen Exemplaren 32 Samen im Gewichte von 
205g (Durchschnittsgewicht 0'64g). Der Ausschluß des direkten 
Sonnenlichtes hatte somit eine Reduktion nicht nur der Samenzahl, 
sondern auch der Samengröße zur Folge. 


Beiträge zur Orthopterenfauna Bosniens 


und der Herzegowina. 
Von 
Richard Ebner. 
Mit Tafel II. 


(Eingelaufen am 15. März 1908.) 


Obwohl über die Orthopterenfauna der Okkupationsländer schon 
mehrere Arbeiten vorliegen, so benütze ich die Gelegenheit, die sich 
mir dank der Sammeltätigkeit der Herren Dr. Franz Tölg und Dr. 
Josef Fahringer dargeboten hat, um auf Grund dieser Ausbeute 
die bereits vorhandenen Angaben zu ergänzen und zu vermehren. 

Es sei mir an dieser Stelle gestattet, Herrn Prof. Dr. Tölg 
für die Überlassung des reichhaltigen und interessanten Materiales 
zur Bearbeitung meinen besten Dank auszusprechen. Für die Unter- 
stützung und Förderung meiner diesbezüglichen Arbeiten bin ich 
Herrn Privatdozenten Dr. Fr. Werner, dem Spezialisten dieses Ge- 
bietes, sowie namentlich Herrn Karny zu vielem Dank verpflichtet. 
Auch war es mir gestattet, in einigen Fällen das Material der Kol- 
lektion Brunner v. Wattenwyl im k. k. naturhistorischen Hofmuseum 


330 Richard Ebner. 


in Wien zu benützen, wofür ich Herrn Direktor Ganglbauer und 
Herrn Dr. Holdhaus bestens danke. 

Aus den Okkupationsländern sind derzeit bekannt: 57 Tetti- 
gonioidea, 10 Achetoidea, 51 Acridoidea, 9 Dermaptera, 12 Blattodea 
und 4 Mantodea. Als charakteristisch für das Gebiet sind folgende 
Arten zu bezeichnen: /sophya Tölgt m., Pholidoptera Karnyi m., 
Platycleis prenjica Burr, Platycleis Hörmannı Werner, Chelidoura 
Apfelbecki Werner und Ch. Reiseri Werner sowie vielleicht auch 
Platycleis orina Burr und Pl. raia Burr. Von Dr. Tölg zuerst für 
das Gebiet nachgewiesen sind die Arten: Poeecilimon ornatus Schmidt, 
Pachytrachelus frater Br., Pholidoptera cinerea L., Liogryllus cam- 
pestris L. var. caudata Krauss, Chorthippus apricarıus L., Podisme 
alpina Koll. und Aphlebia Graeca Br. Außerdem liegen in der 
Ausbeute auch zwei neue Arten vor: Isophya Tölgı m. und Pho- 
lidoptera Karnyi m. Eine größere Anzahl von Formen, die 
bisher erst aus einem Lande bekannt waren, wurden auch für das 
andere nachgewiesen; für Bosnien Platycleis brachyptera L. und 
Acheta deserta Pall., für die Herzegowina Polysarcus denticaudus 
Charp., Poecilimon thoracicus Fieb. Isophya modesta Friv., Pachy- 
trachelus gracilis Br., Psorodonotus Fieberi Friv. und Podisme sala- 
mandra Fisch.!) 

Bevor ich zu der systematischen Aufzählung der gesammelten 
Arten übergehe, will ich einige Bemerkungen vorausschicken. Die 
Tiere wurden ungefähr in der Zeit vom 15. Juli bis 15. August 
gefangen; die Örtlichkeiten: Cajniea, Ifsar, Vuteviea planina, Varda 
bei Rudo, Limgebiet bei Oma@ina und Rudo, Batovo, Metalkasattel, 
Sudjeskaschlucht und Sarajevsko polje liegen in Bosnien; Mostar, 
Baba planina, Cemernosattel auf dem Wege Suha-Gacko, Nevesinje 
und Stepanograd-Bunaquelle in der Herzegowina. 


Von folgenden Arten lagen mir Larven meist auch neben aus- 
gebildeten Individuen vor: Pholidoptera einerea L., Ephippiger dis- 
coidalis Fieb., Gryllotalpa gryllotalpa L., Chorthippus pulvinatus 
Fisch., Ch. parallelus Jett., Oedipoda coerulescens L., Psophus stri- 
dulus L., Paracaloptenus caloptenoides Br. und Aphlebia spee. 
(Graeca Br. ?). 


Werner A.CY822 


Beiträge zur Orthöpterenfauna Bosniens und der Herzegowina. Bl 


Literaturverzeichnis. 


Brunner v. Wattenwyl, K., Prodromus der europäischen Orthopteren, 1882. 
Burr M., A List of Roumanian Orthoptera, with Descriptions of Three New 
Species. (Trans. Ent. Soc. London, 1898.) 
— List of the Orthoptera of Roumania, with Localities. (The Entomolo- 
gist’s Monthly Magazine, X, 2. Ser.) 
— ÖOrthoptera eolleeted in South-eastern Europe. (Ent. Rec. and Journ. of 
Var., X, 1898.) 
— Orthoptera. Three New Species of Platycleis from Hercegovina. (Ibid., 
XI, 1899.) 
— On.a few Orthoptera colleeted in Southern Dalmatia and Montenegro 
in 1900. (The Entomologist, XXXIX, 1906.) 
Karny H., Die Orthopterenfauna des Küstengebietes von Österreich-Ungarn. 
(Berl. Entom. Zeitschr., LII, 1907.) 
Krauss H., Beiträge zur Orthopterenkunde. (Verh. der k. k. zool.-botan. Ges. 
in Wien, XXXVI, 1886.) 
— Beitrag zur Orthopterenfauna Montenegros. (Sitzungsber. d. kgl. böhm. 
Ges. der Wissensch. in Prag, 1904.) 
Padewieth M., Orthoptera genuina des kroatischen Litorale und der Um- 
gebung Fiumes. (Hrvatsko Naravoslovno Drustvo, XI, 1900.) 
Pungur J., Orthoptera. (A Magyar Birodalom Ällatviläga. Budapest, 1899.) 
Puschnig R., Bericht ü. d. Reise d. naturwiss. Vereins a. d. Univ. Wien nach 
Bosnien, der Herzegowina und Dalmatien. (Mitt. d. Naturw. Ver. a. d. 
Univ. Wien, 1896.) 
Redtenbacher J., Die Dermatopteren und Orthopteren von Österreich-Ungarn 
und Deutschland. Wien, 1900. 
Werner Fr., Beiträge zur Kenntnis der Orthopterenfauna der Herzegowina. 
(Verh. d. k. k. zool.-botan. Ges. in Wien, XLVII, 1897.) 
— Die Dermapteren und ÖOrthopteren Bosniens und der Herzegowina. 
(Wissenschaftl. Mitteil. aus Bosn. u. d. Herzeg., X, 1907.) 


Orthoptera s. str. 


Saltatoria. 


'Tettigonioıdea. 
Phaneropteridae. 


Polysarcus (= Orphania) denticaudus Charp. 
Die meisten Exemplare sind hell kastanienbraun mit zwei 
lichten Längsstreifen am Hinterleib. Brunner erwähnt diese Farben 


332 Richard Ebner. 


bei Stücken aus dem östlichen Verbreitungsgebiet (Serbien und 
Siebenbürgen). 

Baba planina. 

Für die Herzegowina neu, sonstige Verbreitung von den Pyre- 
näen längs der Alpen durch ganz Mitteleuropa; in Südosteuropa in 
Ungarn, Siebenbürgen, Serbien, Bosnien und Dalmatien. 

Poeeilimon ornatus Schmidt (= Fieberi Fieb.). (Fig. 1.) 

Sehr lebhaft gefärbt, da die dunklen Binden stark ausgebildet 
sind. Pronotum mit drei deutlichen Längsstreifen, die sich auch 
über die Querfurche hinaus verlängern; diese Zeichnung wird von 
Brunner für P. affinis Friv. angegeben, während sie bei der vor- 
liegenden Art schwächer ausgebildet sein soll. Fühler deutlich schwarz 
geringelt, Hinterleib mit schwarzen Längsbinden. Bei dem Paar von 
Omaäina tritt die helle Grundfärbung zurück, namentlich das Männ- 
chen ist außergewöhnlich dunkel. 

Nebentäler der Janina in der Umgebung von Cajnica, Oma- 
@ina, Baba planina. Vorkommen auf Wiesen. 

Diese Art ist für das Okkupationsgebiet neu, sie findet sich 
sonst noch in Südtirol, Kärnten, Krain, Görz, Istrien, Dalmatien, 
im kroatischen Litorale und in Montenegro. Bisher wurden noch nie 
so dunkle Exemplare angegeben wie das abgebildete J'. 

Poecilimon elegans Br. Baba planina. 

Poecilimon thoracieus Fieb. Cajniea, Baba planina. 

Für die Herzegowina neu, bisher aus Bosnien, Serbien, Süd- 
ungarn und Siebenbürgen bekannt. Nach Burr auch in Rumänien. 

Barbitistes Yersini Br. Baba planina. 

Isophya modesta Friv. Baba planina. 

Von Werner nur für Bosnien erwähnt, sonst noch in Sieben- 
bürgen und der Dobrudscha (Redtenbacher). 

Isophya Tölgi nov. spec. (Fig. 2—4.) 

Grüngelb, schwärzlich gezeichnet und braun punktiert. Pro- 
notum sattelförmig, am Hinterrande stark aufgebogen und ausge- 
randet, jederseits mit zwei schwarzen Längsbinden, hinten bräun- 
lich. Flügeldecken des d’ kurz, dunkel, am Rande licht, das erste 
Hinterleibssegment nicht überragend. Abdomen oben mit schwärz- 
lichen, zu Längsbinden vereinigten Flecken. Antennen lang, nament- 
lieh in der ersten Hältte deutlich schwarz geringelt, Stirne einfärbig 


Beiträge zur Orthopterenfauna Bosniens und der Herzegowina. 335 


hell, Hinterhaupt und Beine punktiert, Hinterschenkel außen mit 
schwarzer Längsbinde. Cerei diek, dicht behaart, in der zweiten 
Hälfte gebogen, mit sehr kurzem schwarzen Nagel. Subgenital- 
platte mit drei Kielen, rundlich ausgerandet, sie wird von den 
Cerei umfaßt. Diese Art, von der mir nur ein d’ von Cajniea vor- 
liegt, steht Is. brevipennis Br., obtusa Br. und amplipennis Br. nahe 
(Fig. 5—7). Außer durch die Form der Subgenitalplatte und der 
Cerei ist sie vor allem durch das tief sattelförmig ausgebildete und 
am Hinterrande eingeschnittene Pronotum, durch die Färbung der 
Stirne, des Halsschildes und der Beine sowie durch die kurzen 
Elytren ausgezeichnet. Im allgemeinen Habitus manchen Arten von 
Poecilimon ähnlich, aber mit keiner bekannten Art zu vereinigen. 

Körperlänge 24mm; Pronotum 4mm, Hinterschenkel 165mm lang. 

Ich erlaube mir, die neue Art nach Herrn Prof. Dr. Tölg zu 
benennen, der sie in Bosnien entdeckt hat. 


Tettigoniidae. 


Tettigonia (= Locusta) viridissima L. Ein Paar von Cajniea. 

Werner gibt diese Art nur aus der Herzegowina an, doch 
ist er der Ansicht, daß sie auch in Bosnien vorkommen dürfte, was 
nun bestätigt erscheint. Burr erwähnt sie von Konjica an der 
Grenze beider Länder. 


Deectieidae. 


Pachytrachelus frater Br. 1 9 von Batovo. 

Findet sich noeh in Dalmatien (Brunner), Südtirol, Krain, 
Steiermark, Istrien, Südungarn, Serbien, Siebenbürgen (Redten- 
bacher) und Montenegro (Burr). Wie ich mich überzeugen konnte, 
gehört auch das Exemplar, das von Karny aus Cattaro als P. strio- 
latus Fieb. angegeben wurde, der oben genannten Art an, dagegen 
sind die von Dr. Werner aus dem Okkupationsgebiete erwähnten 
Stücke typische striolatus. 

Auch bei Pachytrachelus frater überragt die Legeröhre die 
Hinterschenkel, doch nur ganz wenig; auch ist sie bedeutend kürzer 
wie bei der anderen Art. 

Pachytrachelus gracilis Br. (Fig. 8.) Cajniea, Baba planina. 

Ein d’ mit ungleich langen Cerci. 


334 Richard Ebner. 


Pholidoptera (— Thamnotrizon) Frivaldskyi Herm. Cajniea. 

Pholidoptera dalmatica Krauss. 

Variiert vielfach in der Farbe, wie dies auch von Werner 
angegeben wurde. | 

Omatina, Nevesinje, Baba planina. Kommt auch in Monte- 
negro vor (Burr). 

Pholidoptera Karnyi nov. spec. (Fig. 9—11.) 

Rostbraun, unten hell. Kopf sehr lebhaft gezeichnet, nament- 
lich fällt eine dunkle Querbinde am Clypeus auf. Seitenlappen des 
Halsschildes nur hinten mit scharf abgesetztem hellen Rand. Flügel- 
decken des 9 kaum vorragend. Hinterschenkel an der Außenseite 
mit schwarzer Längsbinde, unten hell. Subgenitalplatte des 9 in 
der Mitte gekielt, mäßig stark ausgeschnitten, mit abgerundeten 
Lappen. Legeröhre fast gerade. Nahe verwandt mit Phol. litto- 
ralis Fieb. und Phol. transsylvanica Fisch. (Fig. 12 und 13). Unter- 
scheidet sich von Ph. littoralis durch die Färbung des Kopfes und 
der Pronotumseitenlappen, durch die schwarze Längsbinde der Hinter- 
schenkel sowie endlich durch die verhältnismäßig schwach ausge- 
schnittene Subgenitalplatte. Von Ph. transsylvanica ist die neue Art 
durch die Färbung des Kopfes, die kaum vorragenden Elytren und 
durch die Subgenitalplatte deutlich verschieden. 

Körperlänge 25 mm; Pronotum 8 mm, Elytra 0:5 mm, Hinter- 
schenkel 15 mm und Legeröhre 23 mm lang. 

Ich habe diese neue Art nach Herrn H. Karny benannt, der 
mich in das Studium der Orthopteren eingeführt hat und mich auch 
bei dieser Arbeit namentlich mit Literaturangaben unterstützt hat. 

1 9 aus der Umgebung von Cajniea. 

Pholidoptera einerea L. Cajnica, Oma@ina. 

Diese Form wird von Werner nicht erwähnt; Redtenbacher 
gibt die südliche Verbreitungsgrenze mit Istrien, Siebenbürgen und 
Serbien an, Burr fand sie auch in Rumänien und bemerkt, daß sie 
bis Südgriechenland vordringt. 

Platycleis grisea Fabr. Sudjeskaschlucht bei Oma£ina, 19. 

Platycleis brachyptera L. (Fig. 14.) 1 d' von Cajniea. 

Das Exemplar stimmt sowohl mit brachyptera L. als auch 
mit raja Burr aus der Herzegowina überein. Ich möchte mich da- 
her auf Grund des vorliegenden Tieres der Ansicht Redtenbachers 


Beiträge zur Orthopterenfauna Bosniens und der Herzegowina. 335 
{>} > 


und Werners anschließen, die beide Arten vereinigen. Platycleis 
brachyptera ist von Lappland bis zu den Alpen und östlich bis zum 
Ural verbreitet, für Bosnien ist sie neu. 

Decticus verrucivorus L. Bei Cajnieca gemein, auch auf der 
Baba planina sehr häufig. 

Psorodonotus Fieberi Friv. Bei Cemerno nicht selten, doch 
liegen nur C’ vor, die nach dem Zirpen erbeutet wurden. 

Von Werner nur für Bosnien und Montenegro angegeben, 
kommt auch in Istrien, Serbien und Rumelien vor. 


Ephippigeridae. 


Ephippiger discoidalis Fieb. (= limbatus Fisch.). 

Die Exemplare gehören der var. minor Krauss (— Eph. seleno- 
phora Fieb.) an. Pronotum der erwachsenen Larven an den Vorder- 
ecken schwarz gefleckt, Elytren ganz schwarz. 

Auf der Baba planina nicht selten. 

Werner vereinigt diese Art mit Eph. sphacophilus Krauss; 
die mir vorliegenden Tiere sind typische discoidalis, doch möchte 
ich bemerken, daß jene Merkmale, die sich auf die Bedornung der 
Beine beziehen, nicht übereinstimmen. 


Stenopelmatidae. 


Troglophilus cavicola Koll. Batovo, Cajniea. In Wäldern unter 
Baumstämmen. 


A .chetoidea. 
Achetidae. 


Liogryllus campestris L. var. caudata Krauss.') 

1 9, Umgebung von Cajniea. 

Diese Varietät zeichnet sich durch die verlängerten Flügel 
aus, die den Hinterleib und die Elytren beträchtlich überragen. 
Bisher ist bloß ein Exemplar aus dem Neckartal bekannt geworden, 
während bei der von Saussure?) erwähnten Abart die Flügel wohl 
!) H. Krauss, Beiträge zur Orthopterenkunde in diesen „Verhand- 
lungen“, Jahrg. 1886. 

®)H. de Saussure, Melanges orthopterologiques, Vol. II, Fase. V, 
Gryllides, 1877, p. 306. 


356 Richard Ebner. 


etwas länger sind als gewöhnlich, jedoch Hinterleib und Elytren 
nicht überragen. Das von Krauss beschriebene Exemplar ist etwas 
kleiner als das mir vorliegende, auch sind bei diesem die Flügel 
etwas länger. Von Liogryllus bimaculatus De Geer ist es durch 
die Thoraxform sehr leicht zu unterscheiden. 

Acheta deserta Pall. Sarajevsko polje. 

In Südeuropa weit verbreitet, Werner erwähnt sie nur aus 
der Herzegowina. 


Gryllotalpoidea. 
Gryllotalpidae. 


Gryliotalpa gryllotalpa L. (= vulgaris Latr.). Bei Mostar sehr 
häufig und nach den Aussagen der Gärtner außerordentlich schädlich. 


A cridoidea. 


Acrididae. 


Chorthippus (= Stenobothrus) Omocestus Fischeri Eversm. 
Nevesinje, 1 cd. 

Ch. Omocestus miniatus Charp. Cajnica, Varda bei Rudo, 
Baba planina, Cemerno. 

Ch. Omocestus rufipes Zett. Cajnica, Limgebiet. 

Ch. Omocestus haemorrhoidalis Charp. Cajniea, Varda, Cemerno. 

Im Süden im allgemeinen nicht häufig, Redtenbacher und 
Werner erwähnen ihn aus der Herzegowina, Burr auch aus Bosnien. 

Ch. Stauroderus morio Fabr. Varda, Cemerno, Nevesinje, Baba 
planina. 

Redtenbacher, Burr und Werner geben ihn nur aus 
Bosnien an. 

Ch. Stauroderus apricarius L. Nevesinje. 

Diese baltische Art ist für das Gebiet neu, sie ist in ganz 
Nord- und Mitteleuropa verbreitet und dringt südlich bis nach 
Serbien vor. 

Oh. Stauroderus vagans Fieb. var. lesinensis Krauss. Metalka- 
satte. Die Varietät ist in Südeuropa nicht selten; Herzegowina 
(Werner, Karny). 


Beiträge zur Orthopterenfauna Bosniens und der Herzegowina. 357 


Oh. Stauroderus biguttulus L. Limgebiet, 1 d'. 

Aus Bosnien erst von Burr nachgewiesen. Findet sich in 
Siideuropa in Istrien (Krauss) und im kroatischen Litorale (Pade- 
wieth, Karny), ferner in Rumänien (Burr). 

Ch. Stauroderus bicolor Charp. Limgebiet, Nevesinje. 

Oh. Chorthippus pulvinatus Fisch. (var. deelivus Bris.). Nevesinje. 

Ch. Chorthippus dorsatus Zett. Umgebung von Cajnica. 

Ch. Chorthippus parallelus Zett. Cajnieca, Baba planina. 

Gomphocerus sibiricus L. Varda (Limgebiet). 

Gomphocerus maculatus Thunb. Cajniea, Limgebiet. 

Arcyptera (— Stethophyma) fusca Pall. Bei Cajniea gemein. 

Auch Werner gibt diese baltische Art aus Bosnien an, Brunner 
und Redtenbacher erwähnen sie aus Südosteuropa von Ungarn, 
Serbien, Siebenbürgen bis zur Wolga und vom Kaukasus. Findet 
sich auch im kroatischen Litorale (Padewieth), in der Herzego- 
wina und in Rumänien (Burr). 

Arcyptera brevipennis Krauss. Cemerno, Nevesinje. Nach 
Burr auch in Bosnien. 


Vedipodidae. 


Sphingonotus coerulans L. Limgebiet. In Südeuropa weit ver- 
breitet, von Werner nur für die Herzegowina angegeben. 

Oedipoda coerulescens L. 

Außer der typischen Form mit einfärbigem Pronotum ist auch 
die f. cerueiata Karny in der Ausbeute vertreten. 

Cajnica—Ifsar, Varda, Baba planina. 

Oedipoda miniata Pall. Cajnica, Varda, Nevesinje, Baba 
planina. 

Psophus stridulus L. Cajniea, Vutevica planina, Baba planina. 


Eremobiidae. 


Prionotropis (— Üuceulligera) hystrix Germ. Stepanograd an 
der Bunaquelle. 


Loeustidae (— Aecridiidae). 


Podisme alpina Koll. var. alpina Br. Neu für das Gebiet. 


Sonstige Verbreitung dieser Art: ganz Mitteleuropa bis Serbien und 
Z. B. Ges. 58. Bd. 22 


Br 


338 Richard Ebner. 


Siebenbürgen, ferner Montenegro und Rumänien (Burr). Von letz- 
terem Fundorte wird nur var. collina Br. angegeben. .* 

Podisme pedestris L. Cajnica, Metalkasattel. Auch in der 
Herzegowina (Burr). e 

Podisme Schmidtii Fieb. Metalkasattel. 

Podisme salamandra Fisch. Nevesinje. 

Calliptamus (= Caloptenus) italicus L. 

Forma iypica mit Übergängen zu f. germanica Fabr. und 
f. pallida Karny, außerdem auch f. marginella Serv. 

Metalkasattel, Nevesinje. 

In ganz Mittel- und Südeuropa verbreitet, von Werner nur 
aus der Herzegowina angegeben. 

Paracaloptenus caloptenoides Br. (= Brunneri Stäl). Cajniea, 
Vuteviea planina, Batovo. 

Pelecycleis (= Pezotettix) Giornae Rossi. Nevesinje. 


Dermaptera. 


Forfieulidae. 


Forfieula auricularia L. Cajnica, Vutevica planina, Baba 
planina. 
Die männlichen Exemplare gehören zur Form macrolabia Fieb. 


Blattaeformia. 


Blattodea. 


Eetobiidae. 


Aphlebia Graeca Br. Baba planina. 19. 

Bisher erst aus Griechenland und Kleinasien bekannt. 

In der Ausbeute findet sich auch eine kleine Blattidenlarve 
vom selben Fundort, die vielleicht zu der eben genannten Art 
gehört. Das Tier ist schwarz, Pronotum ringsum licht gerandet, 
Meso- und Metanotum an den Seiten heller. 


1 


Verhandl. der k. k. zool.-bot. Ges, 
Band LVIII, 1908 


Richard Ebner: 
Orthopterenfauna von Bosnien. 


Taf. I 


” 


.. 0 . . > 
Beiträge zur Orthopterenfauna Bosniens und der Herzegowina. 5339 


Zum Sehlusse führe ich zur Ergänzung der Zusammenstellung 


von Werner noch einige von Burr erwähnte Orthopteren aus den 
Okkupationsländern an: 


Isophya obtusa Br. Trebevic. 

Tettigonia caudata Charp. Igmän planina. 

Pholidoptera transsylvanica Fisch. Trebevic, Bieevica, Ruiste. 
Pholidoptera fallax Fisch. Biceviea. 

Decticus albıfrons Fabr. Blagaj, Blato. 

Nemobius lineolatus Brulle. Bosna-Brod. 

Aphlebia maculata Schreb. Igmän bei Sarajevo. 


Von Puschnig wird aus Sarajevo Dociostaurus brevicollis 


Eversm. angegeben. 


Erklärung der Tafel II. 


1. Poecilimon ornatus Schmidt. Z'. (Oma£ina.) 

2. Isophya Tölgi nov. spec. g'. 

3% > A 5 » . d. Kopf und Thorax von der Seite. 
4. „ > 5 »„ d. Hinterleibsspitze von unten. 

5- 


5 obtusa Br. 5‘. (Serbischer Balkan, Koll. Br.) Hinterleibs- 

spitze von unten. 

6. Isophya amplipennis Br. Z‘. (Brussa, Koll. Br.) Hinterleibsspitze von 
unten. 

7. Isophya brevipennis Br. g. (Siebenbürgen, Koll. Br.) Hinterleibs- 
spitze von unten. 

8. Pachytrachelus gracilis Br. (Baba planina.) Hinterleibsspitze von 
oben. Cerei ungleich lang! 

9. Pholidoptera Karnyi nov. spec. 9. 


10. a 5 R »„  @. Kopf von vorne. 
1 5 n e »„ @. Hinterleibsspitze von unten. 
12. transsylvanica Fisch. (Mehadia, Koll. Br.) Hinterleibs- 


spitze von unten. 

13. Pholidoptera littoralis Fieb. (Sign, Koll. Br.) Hinterleibsspitze von 
unten. 

14. Platycleis brachyptera L. (Cajnica.) Subgenitalplatte von unten. 


1) 
1) 
x 


340 A. Forel. 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), 
Paraguay ete. 
Gesammelt von Prof. Herm. v. Ihering, Dr. Lutz, Dr. Fiebrig ete. 


Beschrieben von 


Dr. A. Forel.') 
(Mit zwei Abbildungen im Texte.) 


(Eingelaufen am 1. Juni 1908.) 


1. Subfam. Ponerinae Lep. 


Odontomachus haematodes L. subspee. pubescens Rog. %. Espi- 
rito Santo (v. Ihering). 

Odontomachus haematodes L. subspee. insularis Guerin var. 
hirsutiusculus Sm. Sao Paulo (v. Ihering). 

Paraponera clavata F. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Ectatomma (Gnamptogenys) mordax Smith. $. Sao Paulo 
(v. Ihering).. Porto Alegre am oberen Purus (Amazonas), unter 
der Rinde modernder Baumstämme (Huber). 

Die Exemplare aus beiden Orten dunkelbraun. Die aus dem 
Rio Purus entsprechen eher der Smithschen Beschreibung; die- 
jenigen aus Sao Paulo haben die Oberseite des Knotens teilweise 
grob und zerstreut punktiert, statt quergestreift. Ein Exemplar von 
Emery aus Rio ist rostrot. Die Variabilität ist zu groß, um Varietäten- 
namen zu rechtfertigen. Ich stimme darin Emery bei. Bei allen 
meinen Exemplaren ist das zweite Hinterleibssegment ganz glatt. 

Vetatomma (Gnamptogenys) rimulosum Rog. var. annulatum 
Mayr. 8. Sao Paulo (v. Ihering). 

Eetatomma (Holcoponera) striatulum Mayr var. pleurodon Em. 
8. Die genauere Untersuchung eines ursprünglichen Typus des 


!) Leider war mein lieber Freund und Kollege Prof. Emery durch 
Krankheit daran gehindert, das Material von Prof. v. Ihering zu bearbeiten 
und ich bin von ihm und von Herrn Prof. v. Ihering mit der Sache betraut 
worden. 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 341 


striatulum von Mayr (aus Cayenne, von Jelski) ließ mir unzwei- 
deutig feststellen, daß diese Art an der Mesopleure einen sehr 
starken, unten mit zahnartiger Ecke versehenen Lappen besitzt, 
der sogar stärker ist als bei pleurodon Em. Tatsächlich unterscheidet 
sich somit pleurodon Em., dessen Stielchen ganz gleich ist, nur 
durch die etwas gröbere Streifung. Ich muß daher pleurodon als 
Varietät zu striatulım Mayr stellen. Die Vorderecken des Pronotums 
sind bei striatulum nicht ganz so scharf wie bei curtulum, aber 
sehr deutlich, so deutlich wie bei pleurodon. 

Trinidad (Urich); Blumenau, Sta. Catharina (Möller). 

Eetatomma (Holcoponera) striatulum Mayr subspee. obsen- 
rum Em. ®. Parä (Göldi); Sao Paulo (v. Ihering); Fort Balata, 
Martinique und Kingston, Jamaika (Forel). 

Ich habe von dieser Form viele Exemplare untersucht. Sie 
unterscheiden sich von striatulum nur durch die etwas größere 
Gestalt, den kaum nach hinten geneigten, an der Vorderseite fast 
senkrechten Knoten und die dunklere Farbe. Während aber diese 
Merkmale relativ konstant erscheinen, variiert die Mesopleure bei 
sonstiger Gleichheit der übrigen Merkmale ganz auffallend: 


Var. obscurum Em. s. str. Mesopleure breit, mit starkem recht- 

eckigen Lappen, der unten einen Zahn hat wie bei striatulum und 
var. pleurodon. Das J ist schwarz mit braunen Flügeln. Para 
(Göldi); Martinique, Jamaika (Forel). 
Var. angustiloba nov. var. ?. Von der vorigen durch den 
schmalen Lappen oder Rand der Mesopleure unterschieden, der sich 
aber von vorn bis hinten erstreckt, hinten zahnlos ist und vorn 
eine Ecke hat (wie bei Satzgeri For., das aber sonst ganz anders 
ist, mit niedrigem Knoten und ohne Ecken am Pronotum). Farbe 
etwas heller. Sao Paulo (v. Ihering). 

Ein vielleicht dazugehöriges © ist braun mit hellbraunen 
Flügeln. 

Var. simplicoides nov. var. ©. Kleiner, etwa 4mm lang. 
Mesopleure breit, aber ganz ohne Lappen oder erhabenen Rand, 
wie bei simplex. Doch sind die Skulptur, die Form des Knotens, 
die Ecken des Pronotums genau wie bei obscurum i. sp., so daß 
ich sie dazu stellen muß. Sao Paulo (v. Ihering,). 


342 A. Forel. 


Var. angustipleura nov. var. ®. Wie die vorige, aber größer 
(45 mm). Die Mesopleure ist sehr schmal, nur in der kurzen Rich- 
tung von kurzen Streifen durchsetzt; sie ist halb so breit wie bei 
den anderen Varietäten und kaum halb so breit wie die Metapleure, 
während sie bei den anderen Varietäten ebenso breit ist. Sie hat 
keine Spur von Rand oder Lappen. 

Parä (Göldi), mit dem obscurum i. sp. zusammen. 

Ich habe provisorisch diese Varietäten aufgestellt, um etwas 
Ordnung zu machen. Obscurum ist überhaupt sehr unscharf von 
striatulum als Subspezies zu trennen, nachdem der Lappen des 
letzteren feststeht; vielleicht wird es auch zur Varietät sinken 
müssen. Die Tatsache aber, daß das Hauptmerkmal von simplex 
(nach Emery) bei einer Varietät von striatulum vorkommt, stört 
ja seine ganze Einteilung. 

Von den anderen Arten bleibt striatulum durch seine feinere 
Skulptur, seinen höheren Knoten und seine längeren Fühler ver- 
schieden. 

Ectatomma (Holcomyrmex) curtulum Em. var. paulina nov. 
var. 8. Länge 34-38 mm. Wie bei der var. Stolli For. ist der 
Stielehenknoten schmäler, weniger als doppelt so breit wie lang 
(mehr beim Artypus). Der Kopf ist aber hinten schmäler (hinter 
den Augen etwas verschmälert) und deutlicher konkav. Farbe 
heller braun mit noch schönerem goldigen Glanz. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Ectatomma (Acanthoponera) dolo Rog. %. Sao Paulo (v. Iher.). 

Ectatomma opaciventre Rog. var. strigosa Em. $. Sao Paulo 
(v. Ihering). 

Ectatomma opaciventre Rog. var. permagna nov. var. ®. 
Länge 10. 5—12 mm. Der var. strigosa sehr nahe, aber größer und 
am Thorax mehr gestreift als gerunzelt (Mesonotum quergestreift). 
Das ganze erste Hinterleibssegment ist dieht und fein konzentrisch 
gestreift. Kopfstreifung gröber als bei der var. strigosa. Kopf mit 
weniger vorspringenden Ecken und hinten etwas weniger tief ein- 
geschnitten. Sonst ganz gleich. 

Sao Paulo (Dr. Reh). 

Ein & von Prof. v. Ihering aus Sao Paulo bildet etwa den 
Übergang zur var. strigosa. 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 543 


Ponera opaciceps Mayr var. postangustata nov. var. 

San Bernardino, Paraguay (Fiebrig). 

®. Ganz mit dem Mayrschen Typus identisch, aber der Kopf 
ist hinten fast so stark verengt wie vorn; die Seiten sind kon- 
vexer und die Hinterecken gerundeter, mehr verschwindend. 

Ponera Fiebrigi nov. spec. $. Länge 2:2—2‘4 mm. Augen 
am vorderen Sechstel der Kopfseiten, aus einer deutlichen Facette 
bestehend. Kiefer eher kurz, dreieckig, glatt, sehr zerstreut punk- 
tiert, mit vier ziemlich deutlichen Zähnen vorn und in der Mitte, 
hinten und dazwischen undeutlich gezähnelt. Clypeus kurz, hinten 
sehr stumpf gekielt, vorn ungekielt, nicht vorgezogen, mit fast 
geradem, kaum geschweiftem Vorderrande. Stirnleisten hinter dem 
kleinen Vorderlappen kurz; Stirnrinne deutlich, kurz. Kopf länger 
als breit, rechteckig, nur am vorderen Sechstel verschmälert, sonst 
gleich breit, hinten ausgebuchtet, mit schwach konvexen Seiten. 
Der Fühlerschaft erreicht den Hinterrand. Fühlerkeule dick; 3. bis 
6. Geißelglied gut zweimal so dick als lang, 7. bis 10. etwas weniger. 
Der ganze Körper länglich und sehr schmal. Thoraxnähte beide 
scharf. Thoraxrücken im Profil kaum gewölbt, nicht gerandet. 
Basalfläche des Metanotums länger als breit, hinten breiter. Ab- 
schüssige Fläche steil, scharf gestutzt und seitlich scharf gerandet. 
Schuppe schmal, höher als das Metanotum, so hoch wie der Hinter- 
leib, zweimal so hoch als dick, unten etwas dicker als oben, oben 
gerundet, vorn senkrecht, aber nicht gerandet, hinten senkrecht 
scharf gestutzt und scharf gerandet. Hinterleib schmal, lang, ziem- 
lich stark eingeschnürt; zweiter Ring länger als der erste. 

Glatt, glänzend, reichlich, aber sehr fein und nicht dicht 
punktiert. Dicht, fein und gelblich überall an Körper und Gliedern 
gleichmäßig anliegend behaart, wodurch die Skulptur teilweise ver- 
deckt wird. Nur wenige kurze abstehende gelbe Haare am Hinter- 
leib, nur eines oder zwei an der Schuppe und am Metanotum. Beine 
und Fühlerschaft nur anliegend behaart. 

Ganz gleichmäßig überall fahl und schmutzig gelb. 

9. Länge 27 mm. Kopf hinten etwas breiter, nach vorn 
verschmälert. Augen nur um ein Drittel ihrer Länge vom vorderen 
Kopfrande entfernt. Thorax etwas schmäler als der Kopf, Schuppe 
dünner als beim &. Flügel fast wasserhell, kaum gelblich an- 


344 A. Forel. 


gehaucht, mit blassen Rippen, sonst in allem wie der 9; das flache 
Mesonotum kaum gebräunt. 

d. Länge 2:7—2-8 mm. Kiefer sehr klein, zahnlos. Kopf 
länger als breit; hinten breiter, gerundet, mit deutlichem Hinter- 
rand, vorn verschmälert. Augen relativ klein, am vorderen Drittel, 
etwas mehr als ein Drittel der Kopfseiten einnehmend. Fühler- 
schaft und mittlere Geißelglieder ca. 1!/,mal so lang als breit; erstes 
Geißelglied so diek als lang. Metanotum gerundet, abschüssige 
Fläche kürzer als die basale. Schuppe niedrig, fast so diek als 
hoch. Dunkelbraun, Hinterleib und Schuppe hellbraun; Beine und 
Fühler, außer den vier braunen Endgliedern der Geißel, fahlgelb, 
alles andere wie beim 9 und 3. 

Misiones, San Bernardino, Paraguay (Fiebrig). 

Jedenfalls nahe clavatula Em., aber etwas länger, mit sehr 
deutlicher Facette (clavatula ist blind) und jedenfalls viel schmäler 
(Emery schreibt: „Torace robusto“); Metanotum anders geformt. 
Emery vergleicht elavatula mit trigona; er hätte ferner die auf- 
fällige Pubeszenz nicht unerwähnt gelassen. Ähnlich auch der 
Ragusai Em., der Gleadowi For. und der ergatandria For., aber 
leicht zu unterscheiden. 

Ponera Iheringi nov. spec. $. Länge 4—5'2 mm. Ober- 
kiefer dreieckig, glatt, glänzend, weitläufig und recht fein punktiert, 
ohne Rinne an der Basis, außen mit sieben etwas abstehenden 
Zähnen; dazwischen ein oder zwei sehr kleine Zähnchen. Clypeus 
vorn in der Mitte schwach bogig vorgezogen, mit einem stumpfen 
Mittelkiel, der sich vorn in zwei Schenkeln teilt; zwischen diesen 
ein Eindruck. Kopf etwas (wenig) länger als breit, mit stark kon- 
vexen Seiten, vorn stärker, hinten schwächer verschmälert, hinten 
mäßig konkav. Die kleinen, flachen Augen liegen am vorderen 
Kopfdrittel und zählen je nach den Individuen von 7—17 Facetten. 
Stirnrinne scharf, ziemlich lang. Der Fühlerschaft überragt ein 
klein wenig den Hinterrand des Kopfes. Erstes und letztes Geißel- 
glied fast zweimal länger als diek; alle anderen dicker als lang, 
die mittleren sogar doppelt so dick als lang. Der Thorax hat ganz 
genau die gleiche Form wie bei Pseudoponera stigma F., aber er 
ist schmäler und die Basalfläche des Metanotums ist hinten nicht 
längseingedrückt. Die Mesopleure hat auch vorn oben einen drei- 


| Kl .y» « 
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 345 


eckigen Zahn wie bei stigma. Abschüssige Fläche des Metanotums 
steil gestutzt und scharf gerandet. Schuppe auch ziemlich wie bei 
stigma, aber kaum dieker unten als oben und hinten wohl etwas 
schärfer gestutzt, gut 2!/,mal so hoch wie dick. Unter dem Stielehen 
ein mäßiger länglicher Längslappen. Hinterleib wie bei stigma, 
mäßig stark eingeschnürt; erster Ring ein wenig kürzer als der 
zweite. Pygidium konvex, ohne Stachelchen. 

Ein einziger Sporn an den Mittel- und Hinterschienen. Meta- 
tarsen ohne Stachelchen. Dadurch gehört diese Art zu Ponera s. str. 

Skulptur wie bei Ps. stigma, nur etwas schwächer punktiert; 
Kopf vorn schimmernd, der übrige Körper mäßig glänzend. Der ganze 
Körper und die Glieder mäßig stark gelblich anliegend behaart, 
kürzer und spärlicher, besonders am Kopf, als bei stigma. Abstehende 
Behaarung sehr zerstreut und kurz am Körper, hinten am Hinterleib 
reichlicher, auf dem Fühlerschaft und den Schienen ganz fehlend. 

Schwarz mit rötlichen Beinen, Kiefern und Fühlergeißel; 
Schaft, Clypeus und Stirnleisten rötlichbraun. Manchmal gibt es 
an Thorax und Kopf die gleichen rötlichen Stellen wie bei stigma. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Diese Art sieht der Euponera (Pseudoponera) stigma F. äußerst 
ähnlich, obwohl generisch verschieden; es ist fast wie ein Mime- 
tismus. Auch der Euponera (Mesoponera) arhuaca For. ist sie sehr 
ähnlich. Von Ponera Foreli Mayr unterscheidet sie sich durch die 
Größe, die Form des Metanotums, den viel breiteren und kürzeren 
Kopf, die viel diekere Schuppe und den mäßig stark eingeschnürten 
Hinterleib (bei Foreli nicht oder kaum eingeschnürt). 

Euponera (Mesoponera) marginata Rog. %. Sao Paulo (v. Ihe- 
ring). Diese Art hat an den Wangen einen stumpfen Kiel, der sie 
der Gattung Neoponera nahe stellt. 

Pachycondyla striata Smith. ?, 9. Sao Paulo (v. Ihering). 

Neoponera tarsata Latr. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Neoponera villosa F. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Neoponera pallidipes Sm. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Neoponera pallidipes Sm. subspee. moesta Mayr. ?, 9. Sao 


Paulo (v. Ihering, Lutz); Rio Grande do Sul (v. Ihering). 


Acanthostichus laticornis nov. spec. $. Länge 45—7 mm. 
Öberkiefer viel länger und spitzer als bei serratulus Sm.; wenn sie 


346 A. Forel. 


geschlossen sind, kreuzen sich die Spitzen stark. Vor dem Endrande 
haben sie eine Reihe grober eingestochener Punkte; sonst glatt, fein 
und zerstreut punktiert. Clypeus wie bei serratulus. Kopf etwas 
länger als breit, mit viel konvexeren Seiten als serratulus, hinten 
eher schmäler als vorn, mit fast geradem Hinterrand. Augen aus 
einer Facette bestehend, etwas hinter der Mitte. Fühlerschaft un- 
gemein breit, 1!/;mal so lang als breit, abgeflacht, wenn quer- 
gestellt den Kopfrand kaum weniger überragend als bei serratulıs. 
Sein Hinterrand ist konvex, etwas geschweift. Mit seinem geraden, 
etwas abgekürzten Vorderrand bilden seine Endränder nach vorn 
eine Art trapezförmigen Lappen. Die Geißel ist am hinteren Ende 
des Endrandes artikuliert (hinter dem Lappen), 2. bis 10. Glied der 
dicken und kurzen Geißel 2—3mal so diek als lang. Thorax wie 
bei serratulus, aber schärfer gerandet, hinten kaum schmäler als 
vorn; Pronotum mit ziemlich scharfen Vorderecken. Stielehen vorn 
so breit als hinten, deutlich länger als breit; übrigens wie bei serra- 
fulus. Hinterleib wie bei serratulus, aber länger und schmäler, wie 
überhaupt die ganze Ameise. Beine, Skulptur, Behaarung und Farbe 
wie bei serratulus, aber die abstehenden Haare sind viel länger. 

San Bernardino, Paraguay (Dr. Fiebrig). 

Etwas ähnlich der subspee. yuadratus Em. des serratulus, die 
auch längere, spitzere Kiefer hat und mit der ich ihn zuerst verwech- 
selte. Aber die Form der Fühler und des Thorax, verbunden mit der 
schmäleren Körperform lassen diese Form als eigene Art erscheinen. 


2. Subfam. Dorylinae Shuck. 


Eeiton erassicorne Sm. $. Sao Paulo (v. Ihering); San Ber- 
nardino, Paraguay (Fiebrig). 

Eeiton Schlechtendali Mayr. ®. Ypiranga, Brasilien (v. Ihering). 

Eeiton Burchelli Westw. $. Sao Paulo, Espirito Santo (v. Ihe- 
ring); Jehu, Sao Sebastiao, Est S. P. (v. Ihering). 

Eeiton coecum Latr. 8. Sao Paulo, Ypiranga, Estazao Raiz 
da Serra, Est S. P., Brasilien (v. Ihering). 

Eeiton praedator Sm. 8. Espirito Santo und Sao Paulo (v. Ihe- 
ring). San Bernardino, Paraguay (Fiebrig), mit Xenocephalus tri- 
lobita Wasm. und Euknides Fiebrigi Wasm. n. sp. als Gäste (von 
Wasmann bestimmt). 


. - .1° 2} 
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 347 


Eeiton pilosum Sm. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Eciton Iheringi nov. spec. d. Länge 9 mm. Die schmalen, 
ganz gleichmäßig von der Basis bis zur Spitze bogig gekrümmten 
Kiefer sind etwa so lang wie der Clypeusrand, wie bei Mels- 
haemeri Hald. Clypeusvorderrand fast gerade, zahnlos, sehr seicht 
konkav. Stirnleisten hinten divergierend bis unter dem Seiten- 
ocellus als Wulst fortgesetzt. Die seitlichen Ozellen ganz nahe am 
Auge (kaum um die Hälfte ihres Durchmessers von ihm entfernt). 
Die Augen nehmen fast die ganze Kopfseite ein. Die drei sehr 
großen Ozellen wie bei latiscapuım Em. auf einer rechteckigen Er- 
habenheit des Kopfes gestellt. Hinter derselben ist der Kopf weniger 
konkav (fast nur gestutzt) als bei latiscapum, um die Wölbung des 
Mesonotums aufzunehmen. Die Kopfseiten hinter den Augen gehen 
gleichmäßig konvex und nicht winkelig rechteckig zum Kopfthorax- 
gelenk (von oben besehen) wie bei Melshaemeri über. Fühlerschaft 
nicht verbreitert, etwa so breit wie bei Melshaemeri, aber etwas 
länger, den seitlichen Ocellus gut erreichend. Mesonotum vorn über 
das Pronotum hinübergewölbt. Seutellum ohne Spur von Rinne oder 
Eindruck. Metanotum kurz, mit senkrechter abschüssiger Fläche; 
die Basalfläche etwas länger als bei Melshaemeri. Stielehen vier- 
eckig, nur wenig breiter als lang, vorn oben mit einer starken 
konkaven Depression in der Mitte, hinten mit seicht konkavem 
Rand und scharfen zahnartigen Ecken. Subgenitalplatte seitlich mit 
zwei langen Spitzen und in der Mitte mit einer kürzeren Spitze 
(bei Melshaemeri nur zwei breite Spitzen). Hüften breit, Schenkel, 
Schienen und Tarsen lang und dünn. Metatarsus der Mittelbeine 
viel länger als die Hälfte der Mittelschienen (mehr als ?/,); bei E. 
minus ist er kürzer als die Hälfte, bei Melshaemeri kürzer als zwei 
Drittel. 

Skulptur wie bei Melshaemeri. Thorax, Stielehen und Hinter- 
leib oben nur mit kurzen, halb anliegenden Haaren; nur am Vorder- 
rand und an der Unterseite des Stielchens längere, abstehende 
Haare. Kopf, Beine und Fühlerschaft dagegen reichlich, hellgelb, 
aber nicht lang abstehend behaart. 

Stirne, Scheitel und Hinterhaupt braunschwarz, alles übrige 
gelbrötlich. Flügel pubeszent, gelbrötlich angeraucht. 

Rio Grande do Sul (v. Ihering). Nachbar von latiscapum Em. 


348 A. Forel. 


3. Subfam. Myrmieinae Lep. 


Atta laevigata Smith. 2, d', 9. Sao Paulo (v. Ihering). 

Atta sexdens L. var. rubropilosa nov. var. $. Diese Varietät 
unterscheidet sich von der gewöhnlichen sexdens durch ihre viel 
reichlichere abstehende Behaarung, besonders am Kopf und Hinter- 
leib der großen ?, die bei der gewöhnlichen sexdens fast kahl sind. 
Diese Haare, besonders am Kopf und Hinterleib der großen ®, sind 
außerdem oft hellrot glänzend, besonders an der Basis. Die Skulptur 
ist außerdem schärfer, matter und etwas weniger fein. 

8, 9,d. Sao Paulo (v. Ihering, Reh). 9 und d’ wie beim 
Arttypus, aber mit dem gleichen Unterschied in der Behaarung beim 9. 

Atta sexdens L. var. bisphaerica nov. var. $ major. Unter- 
scheidet sich vom Arttypus dadurch, daß der Kopf hinten enorm 
tief und eng spaltenförmig eingeschnitten ist. Dadurch werden die 
beiden Hinterhauptlappen zu zwei getrennten Kugeln, die nur nach 
vorn mit dem Rest des Kopfes zusammenhängen. Behaarung, 
Skulptur und alles andere wie beim Arttypus. Die kleinen %, die 
c' und das 9 sind genau wie beim Arttypus, nur das 9 heller braun- 
rot. Die hohen Kugeln des Hinterkopfes geben dieser Varietät ein 
sonderbares Aussehen; der Oceipitaldorn kommt dadurch ganz hinten 
zu stehen. . 

8,09, d. Sao Paulo (v. Ihering). 

Atta columbica Guerin. Infolge einer fast unglaublichen Un- 
aufmerksamkeit habe ich versäumt, die von mir 1896 in Rio Frio 
(Kolumbien) gesammelten und biologisch untersuchten großen Atta, 
deren mächtiges Nest mit Pilzgärten ich beschrieb, näher zu studieren 
(Forel, Zur Fauna und Lebensweise der Ameisen im kolumbischen 
Urwald in Mitt. d. Schweiz. Entom. Ges., 1906, Bd. IX, Heft 9, und 
Forel, Moeurs des Fourmis de l’Amerique tropicale, Annal. Soc. 
ent. de Belgique, 1897, Vol. XLI, p. 331). In genannten Arbeiten 
nahm ich auf Grund einer flüchtigen Betrachtung an, es sei Atta 
sexdens L. und nannte sie so. Nun ist dies aber falsch. Es ist 
Atta columbica Guerin. 

Daraus ergibt sich, daß Atta columbica eine gut definierte 
Art ist. Sie ist nämlich weniger polymorph als die anderen und 


besitzt viel mehr große $, die viel aus dem Nest ausgehen und 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 349 


sehr kriegerisch sind; ihr Kopf ist im Verhältnis kleiner, wie schon 
Gu&rin richtig angibt. Emery hat bereits gezeigt, daß bei dieser 
Art der mittlere und kleine $ wie bei cephalotes einen hinten ab- 
geflachten und gerundeten, nicht wie bei sexdens gestutzten Kopf 
hat. Die Sitten der A. columbica und ihr viel geringerer Poly- 
morphismus unterscheiden sie aber gründlich von cephalotes. 

Meine Atta Iutea dürfte als Subspezies zu columbica zu 
stellen sein. 

Ich bemerke noch, daß nicht nur in Rio Frio, sondern in 
Naranjo, Ouriheka etc., kurz überall, wo ich vermeinte A. sexdens 
in Kolumbien gesammelt zu haben, es sich um columbica handelte. 
Das Gleiche gilt von vermeintlichen sexdens, die ich von den Herren 
Pittier und Tonduz aus Costarica erhalten hatte; es sind columbica. 
In Kolumbien kommen cephalotes und laevigata im Gebirge vor, 
leben versteckter, in flacheren Nestern, und man sieht die ganz 
großen $ fast nie außerhalb des Nestes, besonders nie laevigata; 
columbica lebt dagegen unten in der tierra caliente in mächtigen 
Nestern, die recht erhaben sind, und man sieht auch die größten 
& vielfach ausgehen. Sexdens kommt offenbar erst von Venezuela 
an nach Süden und Osten vor. Ich habe echte sexdens aus Vene- 
zuela von meinem Schwager Prof. Bugnion erhalten, der sie selbst 
dort gesammelt hat. Die mittleren und kleinen $ von columbica 
und cephalotes sind fast nicht voneinander zu unterscheiden. 

Atta (Acromyrmex) Lundit Guerin. Diese Art ist in Argen- 
tinien und Uruguay neben der A. (Möllerius) striata Rog. sehr ver- 
breitet und durch ihre punktiert-genetzte Struktur sehr ausgezeichnet, 
während sie sonst der nigra Sm. sehr nahe steht. 9, d’ und $ ent- 
sprechen genau den Beschreibungen von Guerin und Roger. So- 
mit kann ich die Zweifel meines Freundes Prof. Emery bezüglich 
der Identität jener Art nicht teilen. Boliviensis Em. kann es nicht 
sein; diese Art ist anders und hat eine andere Heimat. Bei ambigua 
Em. sind die Pronotumdornen ganz anders. Bleibt nur pubescens 
Em., die sich von der typischen ZLundii aus Buenos-Aires, Monte- 
video, Provinz Cordoba ete. nur durch die etwas stärkere Pube- 
szenz unterscheidet und höchstens als Subspezies bestehen bleiben 
kann. Das hat übrigens Emery selbst vermutet und ich kann 
diese Vermutung nur bestätigen. 


350 A. Forel. 


Atta (Acromyrmex) Lundiü Guerin var. Risii nov. var. ®. 
Länge 3°4—5'7 mm. Unterscheidet sich vom Arttypus außer der 
geringeren Größe durch den kleineren Kopf der großen $ und durch 
die Dornen des Pronotums, die nicht oder kaum länger sind als die 
des Mesonotums. Das erste Stielehenglied hat auch kleinere Zähne. 
Ich hatte früher diese Varietät als Zwischenform zwischen Lundii 
und nigra (hystrix) (hystrico-Lundii) bezeichnet, doch ist die Skulp- 
tur die der Lundüi. 

Buenos-Aires (Ris). 

Atta (Acromyrmex) nigra Smith. $. Sao Paulo und Espirito 
Santo (v. Ihering). 

Atta (Acromyrmex) laticeps Em. var. dubia nov. var. Länge 
3:5—6°5 mm. Kleiner und dunkler als der Typus; sehr dunkelbraun. 
Auch etwas stärker pubeszent. Die seitlichen Dörnchen des Hinter- 
hauptes etwas stärker. Sonst gleich. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Diese Art steht der nigra äußerst nahe. 

Atta (Acromyrmex) nigrosetosa nov. spec. 9. Länge 2°3 
bis Smm. Sehr polymorph, nahe nigra. 

® major. Kiefer viel gröber und stärker gestreift als bei nigra. 
Kopf viel breiter als lang, fast noch breiter als bei laticeps, vorn 
stark verengt, hinten stark verbreitert und breiter ausgerandet, 
mit viel weiter abstehenden Hinterhauptslappen und -dornen als 
nigra. Stirnleisten stärker divergierend, weiter entfernt voneinander 
liegend und weniger erhaben als bei nigra und laticeps; auch die 
Wangenleisten gerader und weniger erhaben. Der Clypeus ist hinter 
dem Vorderrand nicht der Breite nach quer eingedrückt wie bei 
laticeps, sondern eben, wie bei nigra. Augen etwas kleiner als bei 
nigra. Die Dörnchen hinter den Augen sind scharf und doppelt, wie 
bei nigra (bei laticeps verschwindend). Fühlerschaft etwas kürzer 
als bei nigra, überragt nicht den Hinterhauptsdorn. Die Seiten- 
dornen des Pronotumrückens sind bedeutend kleiner als die Meta- 
notumdornen, obwohl nicht ganz so schwach wie bei mesonotalis 
Em. Dadurch unterscheidet sich diese Art sofort von laticeps und 
besonders von nigra. Das erste Stielchenglied hat nur ganz stumpfe, 
tuberkelartige, unscheinbare Zähne. Umgekehrt hat der Hinterleib, 
besonders vorn oben, auf beiden Seiten der Mittellinie, je eine Gruppe 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. aD 
“ 


sehr starker, hoher, spitzer, gehäufter zahnartiger Tuberkeln (viel 
stärker als bei nigra). 

Skulptur wie bei nigra, aber viel mehr Längsrunzeln auf der 
Stirne, in der Mitte und seitlich von den Stirnleisten. Die abste- 
henden, ziemlich reichlichen und groben Haare, besonders an den 
Beinen, am Fühlerschaft, am Kopf und am Hinterleib sind braun- 
schwarz. 

Kopf, Thorax und oft die Vorderschenkel hell bis dunkelrot; 
Öberkiefer rötlichgelb bis gelbbraun. Alles übrige, insbesondere 
die Fühler und Beine dunkelbraun bis braunschwarz. 

Die mittelgroßen 3 gleichen noch ziemlich den großen, bei den 
kleinen verwischen sich die Unterschiede mehr und mehr. Die ganz 
kleinen sind ziemlich gleichmäßig braun. 

Sao Paulo und Ypiranga, Brasilien (v. Ihering); Brasilien 
(Forelsche Sammlung). 

Diese Art wurde bisher mit nigra verwechselt. Das gut ge- 
sichtete Material Prof. v. Iherings aus gleichen Nestern gestattet 
jedoch eine klare Unterscheidung. 9 und J’ noch unbekannt. 

Atta (Acromyrmex) mesonotalis Em. $. Die Farbe dieser Art 
variiert ungemein. Die hellsten mir vorliegenden Exemplare sind 
ganz rötlichgelb mit gelbbraunen Kiefern und einer braunen Mittel- 
längsbinde am Hinterleib. Die dunkelsten sind ganz dunkelbraun 
mit gelblichen Kiefern, Geißel, Beinen und Dornen. Der von Emery 
beschriebene Typus ist wie letztere, aber mit gelbem Hinterleib, 
der jedoch drei braune Längsbinden hat. Ferner aber kommen 
Individuen vor, die überall scheckig gelb und braun gefleckt sind. 
Unter diesen Umständen muß man davon absehen, Farbenvarietäten 
zu benennen. 

Die Größe variiert von 2:3—1 mm. 

Ilha Sao Sebastiao, Est. Sao Paulo (v. Ihering); Ilha Victoria, 
Est. Sao Paulo (v. Ihering); Sao Paulo (v. Ihering). 

Atta (Acromyrmex) Moelleri For. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Atta (Acromyrmex) Moelleri For. subspec. modesta For. ®. 
Sao Paulo (v. Ihering); Estanca Ruiz da Serra, Est. Sao Paulo 
(v. Ihering). 

Atta (Acromyrmex) subterranea For. $. San Bernardino, Para- 
guay (Fiebrig). Von Eeiton geplündert und verjagt. 


352 A. Forel. 


Atta (Acromyrmex) aspersa Smith var. rugosa Smith. $. Rio 
Grande do Sul (v. Ihering). 

Atta (Acromyrmex) lobicornis Em. $. Rio Grande do Sul (v. 
Ihering). 

Atta (Acromyrmex) discigera Mayr. ®, Q. Estanca Ruiz da 
Serra, Est. Sao Paulo und Sao Paulo (v. Ihering). 

Atta (Moellerius) Heyeri For. $. Rio Grande do Sul (v. Ihe- 
ring). 

Atta (Trachymyrmex) Iheringi Em. $, d. Rio Grande do Sul 
(v. Ihering). 

Atta (Trachymyrmex) Oetkeri nov. spec. $. Länge 3'8 
bis 4mm. Kiefer lang, schmal, glatt, glänzend, außen gegen die 
Basis schwach längsgestreift, mit stark konkavem Außenrand, mit 
schiefem Endrand, deren Zähnchen ziemlich voneinander abstehend 
und mit stark gekreuzten Spitzen. Kopf etwas länger als breit, 
ganz vorn verschmälert, bei den wenig vor der Mitte stehenden 
Augen so breit als hinten, hinten gestutzt, kaum oder schwach 
konkav. Clypeus kaum oder schwach ausgerandet. Stirnleisten 
vorn stärker lappig als beim septentrionalis, der Lappen mehr ge- 
rundet, die Augen größer. Die Wangenleiste vor den Augen, wenn 
sie die Höhe des Auges erreicht hat, setzt sich (oft mit einer Unter- 
brechung, sich wieder etwas auswärts biegend) in eine Längsleiste 
fort, die den Fühlerserobus außen begrenzt und am Hinterhaupt 
in die Stirnleiste umbiegt. Letztere fast so divergierend wie bei 
septentrionalis. Die Stutzfläche des Hinterhauptes ist seitlich von 
drei dornartigen Zähnen begrenzt, der vordere an der Umbiegungs- 
stelle der Stirnleisten, der hintere seitlich vom Kopfgelenk, der 
mittlere, längste und dickste dazwischen. Der Fühlerschaft über- 
ragt den Hinterkopf um gut ein Fünftel seiner Länge. Pronotum 
mit einem tuberkelreichen Vorderrand, hinter demselben mit einer 
mittleren plattenartigen Hervorragung und zwei ziemlich langen 
Seitendornen, unten seitlich mit zwei längeren, an der Spitze 
stumpfen Zähnen. Mesonotum mit vier Dornen, die zwei vorderen 
massig, fast so lang, aber breiter als die Pronotumdornen, die zwei 
hinteren etwas kürzer. Hinter denselben stehen noch zwei starke 
Tuberkeln. Einschnürung tiefer als bei septentrionalis. Metanotum 
kubisch. Basalfläche längskonkav, länger als breit, an der Vorder- 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 353 


ecke und an den Seiten mit kleinen Tuberkeln, hinten mit zwei 
mäßig langen Dornen. Abschüssige Fläche so lang wie die basale. 
Erster Stielehenknoten gerundet, etwas länger als breit, voll 
Höckerchen, vorn gestielt; der Stiel fast so lang wie der Knoten, 
gut so lang wie bei Zurrifee Wheeler. Zweiter Knoten nur 
wenig breiter als lang, auch voll Höckerchen. Hinterleib ziemlich 
gerundet, mit konvexen Seiten, nur wenig länger als breit, 
fast so dieht mit etwas stärkeren, regelmäßig voneinander ab- 
stehenden Höckerchen bedeckt als septentrionalis. Alle die oben 
erwähnten Hervorragungen und Dornen am ganzen Körper, auch 
die Metanotumdornen, sind stark von sekundären Höckern bedeckt. 
Beine und Fühlerschaft sind ebenfalls voll Höckerchen, die nur 
kleiner sind. Derartige Höckerchen befinden sich auch sonst überall 
zerstreut. 

Matt, mit der üblichen äußerst feinen und dichten unregel- 
mäßigen, kaum sichtbaren Punktierung. Abstehende Behaarung 
rostrot, kurz, vielfach gekrümmt, mäßig reichlich am ganzen Körper, 
an den Beinen und am Fühlerschaft; anliegende Behaarung fast null. 

Der ganze Körper buntscheckig rostrot und braun gefleckt; 
Hinterleib vorn, hinten und seitlich braun, in der Mitte rostrot. 
Fühler rostbraun, Kiefer braungelb, Beine rostgelblich-rötlich. Nur 
die Kiefer glänzend. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Von Iheringi Em. ganz verschieden. Dem turrifex Wheeler 
wohl am nächsten, aber durch die Dornen am Hinterhaupt, durch 
die stärkeren Dornen überhaupt, wie durch den hinten nicht aus- 
gerandeten Kopf und durch die scheckige Farbe leicht zu unter- 
scheiden. 

Atta (Mycocepurus) Goeldii For. 8, 9, d. Sao Paulo (v. Ihe- 
ring). 

9. Länge 43—4'5 mm. Augen abstehend behaart (auch beim 
2). Pronotum seitlich mit je zwei starken, spitzen, gleich langen 
Zähnen; manchmal werden es Dornen. Mesonotum oben ziemlich 
flach, längsgerunzelt, wie das hinten zweizähnige Skutellum. Meta- 
notum mit zwei langen starken Dornen. Erstes Stielchenglied wie 
beim &, aber die vorderen Dörnchen länger. Zweites Glied zwei- 


mal so breit als lang und wie der Hinterleib längsgerunzelt. 
2. B. Ges. 58. Bd. 23 


354 A. Forel. 


Dicht oberhalb der Hinterhüften, am Metasternum, ein etwas 
längerer, an der Spitze gestutzter Zahn, der beim $ weniger deut- 
lich ist. 

Dunkel rostrot, Scheitel sowie die Oberseite von Hinterleib 
und Thorax bräunlich. Flügel braun, mit braunen Rippen. 

d. Länge 46—48 mm. Kiefer mit scharfem Endrand. Kopf 
trapezförmig, hinten breiter, scharf und breit gestutzt, mit scharfen, 
zahnartigen Ecken vorn und hinten am Rand der Stutzfläche. Stirn- 
leisten kurz, erhaben. Fühler sehr lang, Schaft den Kopfhinterrand 
überragend. Erstes Geißelglied fast so diek als lang, die übrigen 
Glieder sehr lang, zylindrisch; die Geißel fadenförmig. Pronotum 
seitlich mit je zwei Zähnchen, Mesonotum unbewehrt, mit undeut- 
lichen konvergierenden Linien. Skutellum zweizähnig; Metanotum 
abschüssig, zweidornig; Dornen breit, aufrecht. Erster Knoten mit 
vier sehr stumpfen Höckerchen. Äußere Genitalklappen breit, ge- 
rundet, nach einwärts gebogen. Skulptur wie beim Q, aber Hinter- 
leib dicht punktiert-genetzt, ohne Runzeln. Behaarung überall ganz 
oder fast ganz anliegend, rötlich. Kein Metasternalzahn dicht bei 
den Hüften. 

Schwarz. Fühler, Beine, Kiefer und Flügel braun. 

Apterostigma pilosum Mayr. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Oryptocerus Pineli Guerin. 8,9, 0, c. Sao Paulo (v. Ihering). 

Außer den von Emery angegebenen Merkmalen unterscheidet 
sich der $ dieser Art von maculatus Sm. durch den länglichen 
Hinterleib (bei maculatus rundlich, fast so breit als lang) und vor 
allem von grandinosus Sm. durch den nicht längsgerunzelten Thorax 
(bei grandinosus sehr deutlich längsgerunzelt) und durch das Meta- 
notum, das fast doppelt so breit als lang ist (bei grandinosus fast 
so lang als breit). 

Oryptocerus elypeatus F. %. Sao Paulo (v. Ihering). 

Oryptocerus pusillus Klug. $, %. Sao Paulo (v. Ihering). 

Oryptocerus angustus Mayr. 4. Sao Paulo (v. Ihering). 

Oryptocerus grandinosus Sm. 9. Sao Paulo (Lutz). Ich glaube 
wenigstens, daß es grandinosus ist. Dieses Q ist 5 mm lang, dem- 
jenigen von maculatus Sm. ganz ähnlich, ebenso dunkel, aber mit 
längsgerunzeltem Thorax und Hinterleib. An den Vorderecken des 
Pronotums eine weißliche membranöse Platte, die bei maculatus- 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 355 


Weibchen fehlt. Umgekehrt fehlt die Querkante des maculatus am 
Pronotum hinten. Der Kopf ist dunkelbraun mit bräunlichgelben 
Stirnleisten (bei maculatus ganz rötlich), sonst gleich geformt. Körper 
braun, mit vier länglichen bräunlichgelben Flecken am Hinterleib. 
Dieser noch länglicher als bei maculatus. 

Oryptocerus hamulus Rog. subspec. Steinheili nov. subspee. ®. 
Unterscheidet sich sofort vom Arttypus und von der subspee. 
Haitianus For. durch seinen hell rötlichgelben Hinterleib, der auf 
seinen hinteren zwei Dritteln eine breite, braunschwarze, scharfe 
Längsmittelbinde besitzt. Außerdem fehlt an der Basis des Hinter- 
leibes die grobe Längsstreifung ganz oder fast ganz. Die Skulptur 
ist äußerst dicht und fein punktiert-genetzt und matt. Die Seiten- 
dornen des zweiten Stielchengliedes sind länger und stark nach 
hinten gekrümmt. Auch die Seitendörnchen des ersten Stielchen- 
gliedes sind länger und spitzer. Die Mesonotumzähne fehlen. Die 
Seitenränder des Metanotums sind ganz gerade (bei Haitianus sind 
sie vorn konvex geschweift). Sonst ist alles wie bei der subspee. 
Haitianus. 

Antille St. Thomas (De Saussure). 

Procryptocerus subpilosus Smith subspec. Jepidus nov. subspec. 
8. Länge 33—8°6 mm. Kiefer gerunzelt. Clypeus breit ausgerandet. 
Kopf fast so breit als lang, an den Hinterecken mit einem einzigen 
Zähnchen, vorn verschmälert, ohne Zahn. Der Schaft erreicht die 
Mitte zwischen Auge und Hinterhauptzahn. Von vorne gesehen 
erreichen die Stirnleisten seitlich das Auge nicht (d. h. bedecken 
nichts vom Auge). Geißelglieder 2—5 deutlich dieker als lang. 
Kopf hinten scharf gestutzt, Stutzfläche scharf gerandet. Pronotum 
mit scharfen, zahnartigen Vorderecken. Keine Promesonotalnaht. 
Thorax seitlich scharf und überwölbend gerandet. Mesonotum seitlich 
in je einen dreieckigen breiten Zahn ausgezogen. Mesometanotal- 
naht tief, das Profil des Thorax einschneidend. Basalfläche des 
Metanotums doppelt so breit als lang, seitlich vorn, am Rand, lappen- 
förmig gerundet ausgezogen, hinten in zwei horizontalen, ziemlich 
dünnen Dornen auslaufend, die so lang sind wie die Basalfläche 
und fast so lang wie ihr Zwischenraum. Abschüssige Fläche so 
lang wie die Basalfläche, nicht scharf gerandet. Erster Knoten 


quadratisch, so lang als breit. Zweiter Knoten ‘quer rechteckig, 
23* 


356 A. Forel. 


gut 1'/;mal so breit als lang. Hinterleib oval, länger als breit, 
vorn breiter. Schenkel in der Mitte stark verdickt. 

Feine Skulptur sehr fein genetzt und seidig schimmernd 
(überall, auch an den Gliedern). Kopf außerdem mäßig grob und 
unregelmäßig längsgerunzelt (hinten ca. 36 Runzeln). Clypeus ziemlich 
regelmäßig längsgerunzelt. Außerdem auf der Stirne eingestochene, 
nicht sehr scharfe, gröbere Punkte (aciculatus). Stutzfläche des 
Hinterkopfes in der Mitte längs-, auf der Seite quergestreift, da- 
zwischen glatt. Thorax und Stielchen, auch die abschüssige Fläche 
des Metanotums, grob längsgestreift (Pronotum mit ca. 25 Streifen). 
Erstes Hinterleibssegment oben und unten dicht und sehr fein 
längsgestreift, dazwischen fein genetzt. Die übrigen Segmente sehr 
fein quergerunzelt. Beine und Fühlerschaft ziemlich grob gerunzelt. 
Körper und Glieder überall zerstreut, weißlich, stumpf, steif und 
nicht lang beborstet. Anliegende Behaarung fast null. 

Schwarz; Spitze der Fühler, der Kiefer, der Tarsen und Ge- 
lenke der Beine rostrot. — Sao Paulo, Brasilien (v. Ihering). 

Es scheint mir diese Form als Subspezies zu subpilosus Sm. 
zu gehören. Doch wären nach Smiths Abbildung die Knoten länger 
als breit. Seine Beschreibung ist sehr mangelhaft. 

Procryptocerus striatus Smith subspee. regularıs Em. var. ro- 
tundiceps nov. var. 8. Länge 45 mm. Der Kopf ist gerundeter 
und kürzer als beim Typus von regularis. Besonders ist der Teil 
zwischen den Stirnleisten breiter und das vordere Ende mit Augen 
und Wangen schmäler, so daß man von oben die Augen gerade 
noch sieht (beim Typus sieht man von oben nicht nur die Augen, 
sondern noch einen Raum zwischen Augen und Stirnleisten). Die 
Basalfläche des Metanotums ist auch erheblich breiter, zweimal so 
breit als lang (nur etwas breiter als lang beim Typus). Endlich sind 
die Schienen schwarzbraun (rot beim Typus). Der Hinterleib ist 
auch um ein Geringes länglicher. 

Sonst wie regularis, namentlich die Skulptur, so daß ich 
bei der großen Variabilität dieser Gruppe nur eine Varietät daraus 
zu machen wage. 

Rio Grande do Sul (v. Ihering). 

Proeryptocerus striatus Sm. subspee. Adlerzi Mayr. $, 9. Sao 
Paulo (v. Ihering). 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 357 


Wasmannia auropunctata Rog. var. nigricans Em. %. Sao Paulo 
(v. Ihering). 

Wasmannia Lutzi nov. spec. $. Länge 1'7—2 mm. Ober- 
kiefer fünfzähnig, glänzend, längsgerunzelt. Clypeus mit einem Mittel- 
kiel; die Stirnleisten biegen in den erhabenen Hinterrand seiner 
Seiten um. Innerhalb der Stirnleisten noch zwei kürzere Längs- 
leisten, die ebenfalls in den Hinterrand der Clypeusseite einlaufen. 
Kopf länger als breit, hinten konkav und nicht breiter als auf der 
Höhe der etwas vor der Mitte liegenden Augen, vorn ziemlich stark 
verschmälert. Stirnleisten und Fühlergrube wie bei auropunctata, 
das Hinterhaupt erreichend. Vom Auge zum Hinterhaupt verläuft 
eine Längsleiste, die hinten in das hintere Ende der Stirnleiste um- 
biegt. Der Fühlerschaft erreicht nicht ganz den Hinterrand des 
Kopfes, dessen untere Seitenecken nach hinten etwas ausgezogen 
sind. Thoraxrücken auffallend flach, in beiden Richtungen nur sehr 
schwach konvex, vorn ziemlich scharf und geradlinig gerandet, seit- 
lich stumpf gerandet, mit scharfen vorderen Pronotumecken. Von 
oben besehen ist der Thorax lang trapezförmig, mit geradlinigen 
Seiten und mit der breiten Basis vorn. Mesonotum länger als breit; 
Basalfläche des Metanotums scharf gerandet, länger als breit, in zwei 
starken langen und spitzen Dornen endigend, die viel länger sind 
als ihr Zwischenraum, so lang wie die Basalfläche. Nähte kaum 
angedeutet. Abschüssige Fläche scharf gerandet, etwas kürzer als 
die Basalfläche. Stielehen ungefähr wie bei auropunctata, aber der 
erste Knoten kürzer (nicht so diek), kaum länger als breit, der 
zweite Knoten 1'!/,mal breiter als lang. 

Matt, dicht punktiert-genetzt, auch das Stielehen, die Beine 
und der Fühlerschaft; Hinterleib glatt und glänzend. Außerdem 
grobe Längsrunzeln in geringer Zahl auf dem Kopf und dem Thorax. 
Abstehende Behaarung rötlichgelb, ziemlich lang, auf dem Körper 
zerstreut, aber ziemlich regelmäßig verteilt, auf den Gliedern feh- 
lend. Pubeszenz sehr spärlich, fast nur auf den Gliedern. 

Gelbrot, Fühler und Beine heller. Eine breite braune Quer- 
binde auf dem ersten Hinterleibsring. 

9. Länge 3:5—3°6 mm. Kopf hinten viel stärker verbreitert 
als bei auropunctata und stark ausgerandet. Pronotum mit scharfen 
Vorderecken. Thorax nur wenig breiter als der Kopf. Metanotum- 


358 A. Forel. 


dornen länger und spitzer als bei auropunctata. Erster Knoten 
kleiner, viel niedriger und länger gestielt als bei auropunctata; 
Hinterleib kleiner. Flügel etwas heller, weniger bräunlich gefärbt. 
Skulptur wie beim $, aber auffallenderweise viel weniger Längs- 
runzeln als beim 9 von auropunctata; das Mesonotum fast ohne 
solche (bei auropunctata« 9 dicht längsgerunzelt). Sonst wie der 8. 

Gelbrot, der Hinterleib und zwei Längsbinden auf dem Meso- 
notum braun. 

d. Länge 34 mm. Oberkiefer etwa vierzähnig, mit kürzerem 
Endrand als bei auropunctata, glänzend, mit schwacher Skulptur. 
Kopf wie bei auropunctata, aber die Augen bedeutend kleiner und 
die Geißel dünner und länger. Thorax viel kleiner, nur etwas breiter 
als der Kopf (bei. auropunctata doppelt so breit). Basalfläche des 
Metanotums länger als die abschüssige, hinten gerundet in dieselbe 
übergehend (bei auropumctata kürzer als die abschüssige, in zwei 
sehr scharfen, breiten, zahnartigen Ecken endigend). Abschüssige 
Fläche gegen unten besonders scharf gerandet. Erster Knoten viel 
niedriger als bei auropunctata, oben seicht konvex in den vorderen 
Petiolus fast ohne Grenze übergehend (bei auropunctata fast kubisch, 
vorn steil abfallend). Erster Knoten etwas länger als breit, zweiter 
kaum breiter als lang (bei auropunctata beide viel breiter als lang, 
besonders der zweite). Hinterleib schmal und lang. Die äußeren 
Genitalklappen bilden ein langes, ziemlich gerades Dreieck, das 
fast doppelt so lang ist als die Breite seiner Basis und dessen Spitze 
kaum merklich nach unten gekrümmt ist; sie sind total verschieden 
von den langen gekrümmten linearen Fortsätzen der auropunctata 
und von den kurzen Dreiecken der sigmoidea Mayr, die kürzer 
sind als ihre breite Basis. 

Kopf und Thorax matt, dicht punktiert-genetzt, mit wenigen 
Runzeln. Stielehen glänzend, schwach genetzt. Hinterleib glatt. 
Behaarung und Flügel wie beim 9. Schmutzig gelbbraun, Seiten 
des Tliorax, Ende des Hinterleibes und Beine mehr bräunlichgelb. 
Fühler, Kiefer, Tarsen und Gelenke: blaßgelblich. 

Sao Paulo, Brasilien (Dr. Lutz). 

Diese Art ist recht charakteristisch und von allen anderen 
scharf zu unterscheiden. Der Polymorphismus ist geringer als bei 
auropunctata, aber stärker als bei sigmoidea. Rochai For. in litt. 8 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 359 


hat einen hinten viel breiteren Kopf, einen gewölbten Thoraxrücken 
und einen viel dünneren ersten Knoten. 

Wasmannia Iheringi nov. spec. 9. Länge 2—2'2 mm. Kiefer 
glänzend, zerstreut punktiert, zirka fünfzähnig. Clypeus ungekielt. 
Kopf gerundet-rechteckig, länger als breit, hinten und vorn verengt 
(vorn stärker), mit konvexen Seiten, hinten schwach konkav. Augen 
sehr konvex, etwas hinter dem vorderen Kopfdrittel. Stirnfeld drei- 
eckig. Stirnleisten bis zu den Hinterhauptecken fortgesetzt, seitlich 
dann in die bis hinten fortgesetzte, vor den Augen verlaufende 
Wangenleiste umbiegend. Der Fühlerschaft erreicht und überragt 
sogar ein klein wenig den hinteren Kopfrand. Die Glieder 2—6 
der Geißel der 11gliedrigen Fühler sind wenig dieker als lang. 
Das Promesonotum ist der Länge und besonders der Quere nach 
stark gewölbt, etwas an Pheidole erinnernd. Das Pronotum hat 
hinten oben zwei kleine, fast zahnartige Höcker, ähnlich wie viele 
Pheidole-Arten. Kaum eine Andeutung von Einschnürung zwischen 
Mesonotum und Metanotum. Promesonotalnaht fehlt, Mesometanotal- 
naht undeutlich. Basalfläche des Metanotums viereckig, so breit 
als lang, eben, ziemlich deutlich gerandet. Das Metanotum hat 
zwei lange, divergierende, nach oben und etwas nach hinten ge- 
richtete spitze Dornen, die viel länger als ihr Zwischenraum und so 
lang als die Basalfläche sind. Abschüssige Fläche scharf gerandet, 
so lang wie die Basalfläche. Erster Knoten schmal, so lang, aber 
höher als breit, oben durchaus gerundet, vorn lang gestielt (Stiel fast 
1!/,mal so lang wie der Knoten). Zweiter Knoten klein, nur wenig 
breiter als der erste und nur wenig breiter als lang. Beine lang. 

Hinterleib, Fühler und Beine glänzend, fast glatt, äußerst zart 
genetzt. Stielechen schwach glänzend, etwas schärfer genetzt. Alles 
übrige matt, dicht punktiert-genetzt. Kopf und Thorax überdies 
grob längsgerunzelt-genetzt, nur die lange Fühlergrube und die ab- 
schüssige Fläche des Metanotums ohne grobe Skulptur. Sehr fein 
und sehr zerstreut gelblich abstehend behaart; Oberseite des Hinter- 
leibes, Beine und Fühler ohne abstehende Haare, nur zerstreut und 
sehr fein anliegend pubeszent. 

Gelbrot, Hinterleib, Oberkiefer, Beine und Fühler gelb. 

9. Länge 3'2 mm. Kopf wie beim $. Thorax klein, eher 
schmäler als der Kopf. Mesonotum kaum so lang als breit. Hinter 


360 A. Forel. 


dem Skutellum steiler Abfall. Metanotum wie beim $, aber die 
Basalfläche schärfer gerandet. Dornen ebensolang. Stielehen wie 
beim &, aber die Knoten etwas breiter und der erste unten 
dieker (länger). so daß er mehr konisch von der Seite her aus- 
sieht. Skulptur und Farbe wie beim $; das Mesonotum grob und 
regelmäßig längsgerunzelt. Abstehende Behaarung reichlicher als 
beim $. Die Flügel abgefallen. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Diese eigentümliche Art gleicht zuerst so sehr einer Pheidole, 
daß man fast irregeführt wird. Doch lassen der aufgebogene hintere 
Clypeusrand, die Form des 9, die Stirnleisten ete. keinen Zweifel, 
daß es sich um eine etwas abweichende Art Wasmannia handelt. 

Ochetomyrmex Mayri nov. spec. $. Länge 1'7—1'9 mm. 
Oberkiefer ziemlich glänzend, mit undeutlicher feiner Skulptur, 
vorn mit zwei starken Zähnen, hinten mit ziemlich scharfem End- 
rand und mit viel konvexerem Außenrand als semipolitus. Clypeus 
wie bei semipolitus, mit drei Kielen. Kopf vorn schmäler, hinten 
breiter und breit ausgerandet, kaum länger als breit. Stirnfeld scharf 
dreieckig. Augen mittelstark, in der Mitte der Kopfseiten. Der 
Fühlerschaft der l1gliedrigen Fühler erreicht etwa das hintere 
Sechstel des Kopfes. 2. bis 7. Geißelglied viel dicker als lang. Pro- 
mesonotum konvex, vorn etwas breiter als lang, ohne Naht, vorn 
nicht, seitlich nur stumpf gerandet. Eine enge, aber ziemlich tiefe 
Einschnürung zwischen Mesonotum und Metanotum. Basalfläche des 
Metanotums fast quadratisch, etwas länger als breit, scharf gerandet, 
ganz vorn steil, aber gerundet in die Einschnürung abfallend, hinten 
mit zwei dreieckigen Zähnen. Abschüssige Fläche gerandet, viel 
kürzer als die Basalfläche, unten mit einer Andeutung von Meta- 
notalzähnen. Erster Knoten etwas schuppenartig, hoch, zweimal so 
breit als lang, viel höher als diek (oder lang), oben gerundet, vorn 
breit und ziemlich kurz gestielt. Zweiter Knoten gerundet, breiter 
als der erste, breiter als lang. Beine mäßig kurz. Schenkel nicht 
merklich verdickt (bei semipolitus sind die Schienen viel dieker 
und die Schenkel nach der Mitte etwas verdickt). 

Kopfseiten längsgerunzelt. Metanotum und Thoraxseiten dicht 
punktiert-genetzt und matt. Promesonotumscheibe und die beiden 
Stielehenknoten schwach glänzend, scharf genetzt. Der übrige Teil 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 361 


des Kopfes und die Glieder glänzend, schwach genetzt. Hinterleib 
glatt. Der Körper zerstreut, stumpf und ziemlich kurz gelblich be- 
borstet. Glieder nur fein anliegend behaart. 


Braun; Hinterleib, Fühler, Beine und Kiefer mehr braungelb 
(Hinterleib oft gelbbraun). 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Eher größer als semipolitus und ganz anders gefärbt. Semi- 
politus Mayr hat viel kürzere und dickere, schief abstehend be- 
haarte Beine. Die Thoraxeinschnürung ist bei semipolitus etwas 
schwächer, das Promesonotum weniger konvex, aber stärker ge- 
randet, der erste Knoten niedriger. Die Stirnleisten sind bei semi- 
politus weiter und schärfer nach hinten fortgesetzt, nicht diver- 
gierend. Bei Mayri ist nur ein undeutlicher Seitenkiel vorhanden, 
mithin kein deutlicher (nur ein sehr unscharf angedeuteter) Serobus 
für den Fühlerschaft zu sehen. Der Kopf ist auch hinten viel 
breiter als bei semipolitus. 


Ich verdanke einen Typus von semipolitus meinem nun ver- 
storbenen Freunde Prof. Mayr, dem ich die neue Art der von ihm 
gegründeten Gattung widme. 


Monomorium minutum Mayr nov. subspec. brasiliense. }. 
Länge 15—1'6 mm. Unterscheidet sich vom Arttypus und von der 
subspec. minimum Buckley durch den hohen, etwas schuppenartigen 
(dünnen, d. h. kurzen) zweiten Knoten. Die Augen liegen in der 
Mitte der Kopfseiten. Der Kopf ist etwas schmäler als bei mini- 
mum, der Fühlerschaft etwas kürzer, die abstehende Behaarung 
reichlicher und kürzer am Körper (null an den Gliedern). Hell- 
braun, viel heller als minimum; Fühler, Beine und Kiefer gelblich. 
Sieht dem Typus des minutum, mit Ausnahme des hohen zweiten 
Knotens, am ähnlichsten; aber das Metanotum ist länger, wie bei 
minimum. 

Rio de Janeiro (Dr. C. Naegeli). 

Monomorium (Martia) Heyeri For. 3 minor. Rio Grande do 
Sul (v. Ihering). Diese Art gehört, gleichwie M. rastratum Mayr, 
zur Untergattung Martia For., da sie nur 11 Fühlerglieder hat. 

Pogonomyrmex (Ephebomyrmex) Naegelüü For. $. Sao Paulo 
(v. Ihering). 


362 A. Forel. 


Solenopsis brevipes Em. 8. Rio Grande do Sul (v. Ihering). 

Solenopsis geminata‘ F. 8, 9. Paraguay (Fiebrig), Sao Paulo 
(v. 1hering). 

Solenopsis geminata F. var. diabola Wheeler. Sao Paulo (v. Ihe- 
ring). 

Solenopsis geminata F. var. incrassata nov. var. $. Dem Art- 
typus identisch, aber die Augen etwas kleiner und flacher und vor 
allem der erste Stielehenknoten viel dicker, oben gerundet, beim 
kleinen $® so diek als hoch, beim großen etwas weniger (4 mm 
länger); er ist vor allem oben fast so dick als an der Basis. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Solenopsis Iheringi nov. spec. &. Länge 1'3—3'2 mm. % 
major. Kiefer glatt, zerstreut punktiert, ohne Spur von Streifung. 
Clypeus wie bei Wasmanni Em., etwas stärker vorgezogen, mit noch 
höheren, einander noch näheren Längskieler, die nach vorn stärkere 
Zähne bilden. Seitlich von diesen Zähnen je ein sehr kleiner zahn- 
artiger Vorsprung. In der Mitte zwischen beiden Zähnen ragt unten 
ein mittlerer, ziemlich spitzer Zahn hervor, der zweifellos durch die 
zahnartig verlängerte Oberlippe (Labrum) gebildet wird. Die Längs- 
kiele sind nicht so weit hinten zwischen den Stirnleisten fortgesetzt 
als bei Wasmanni. Kopf viereckig, hinten etwas konkav, etwas 
breiter als lang, vorn etwas verschmälert (weniger als bei Was- 
manni). Der kurze, etwas gebogene und abgeflachte Fühlerschaft 
erreicht etwa das hintere Kopfdrittel. Die zwei Endglieder so lang 
als die ganze übrige Geißel. Geißelglieder 2—7 viel dicker als 
lang, die mittleren doppelt so dick als lang. Augen klein wie bei 
Wasmanni. Thorax wie bei Wasmanni, aber noch stämmiger; 
Pronotum (ohne Hals) fast doppelt so breit als lang. Thoraxrücken 
ohne Einschnitt (nur starke Naht), Basalfläche des Metanotums nur 
ein wenig länger als die abschüssige. Erster Stielchenknoten breit, 
schuppenartig, gut doppelt so hoch als diek (ohne Stiel), 3—4mal 
breiter als lang, noch viel dünner und breiter als bei geminata F., 
von hinten besehen rundlich, mit einem viel dünneren vorderen 
Stiel als bei Wasmanni und geminata. Zweiter Knoten wie bei 
Wasmanni, fast nicht breiter als der erste, etwa doppelt so breit 
als lang, seitlich gerundet. Hinterleib kurz, vorn etwas konkav. 
Beine kurz, im Verhältnis erheblich kürzer als bei Wasmannt. 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 863 


Der ganze Körper glatt, aber regelmäßig, mäßig abstehend 
grob punktiert. Auf dem Kopf sind die Punkte sehr scharf, grob, 
regelmäßig voneinander entfernt; auch auf dem Hinterleib sind sie 
grob und regelmäßig, obwohl weniger groß und tief als auf dem 
Kopf. Auf den Knoten sind sie länglich und unregelmäßig. Ab- 
stehende Behaarung gelblich, etwas kürzer, aber mindestens so 
reichlich an Körper und Gliedern wie bei Wasmanni. Pubeszenz 
fast null. 

Hell kastanienbraun, teilweise rötlichbraun. Kiefer und erster 
Knoten gelblichbraun. Hinterleib und Glieder rötlichgelb. 

8 minor und media. Beim kleinen Arbeiter ist die Punk- 
tierung viel feiner und zerstreuter, die Körperfarbe ganz gelb und 
das erste Stielchenglied etwas dicker, aber viel dünner wie bei 
Wasmanni $ minor. Der Kopf ist rechteckig, etwas länger als 
breit. Sonst wie der $ major, aber etwas spärlicher behaart. Bei 
mittleren Arbeitern zeigt der Kopf vorne, zwischen den Punkten, 
an Stirne, Wangen, Scheitel und Kopfseiten eine lose, feine, aber 
recht deutliche Längsstreifung, die auffälligerweise beim ® major 
und minor fehlt. 

d. Länge 47 mm. Kiefer dreizähnig. Kopf nicht so breit 
wie bei Wasmanni. Erstes Geißelglied breiter als lang, alle anderen 
viel länger als breit (bei Wasmanni ist das dritte so breit als lang). 
Thorax wie bei Wasmanni. Erster Knoten durchaus schuppen- 
förmig, oben scharfrandig (bei Wasmanni stumpf) und breit aus- 
gerandet. Zweiter Knoten seitlich stumpf kegelförmig ausgezogen 
(bei Wasmanni © gerundet). 

Kopf matt, dicht gerunzelt genetzt (bei Wasmanni ziemlich 
glänzend, mit schwacher Skulptur). Auch das Mesonotum teilweise 
dicht längsgerunzelt oder genetzt und zum Teil matt. Dichter ab- 
stehend behaart als Wasmanni. Schwarz, Fühler und Beine gelblich- 
braun; Hüfte und Schenkel braun. Flügel wasserhell. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Von Wasmanni und von der auch nahe verwandten Germaini 
Em. vor allem durch den dünnen ersten Knoten, durch die Skulptur 
und durch die spitze, zahnartige Oberlippe unterschieden. 

Solenopsis tenwis Mayr. , 9. Sao Paulo und Estanca Ruiz da 
Serra, Sao Paulo (v. Ihering). 


364 A. Forel. 


Solenopsis decipiens Em. var. scelesta nov. var. $. Länge 16 
bis 17 mm. Rötlichgelb bis gelbrötlich, dunkler und lebhafter ge- 
färbt als der Arttypus. Thoraxausrandung mindestens so stark wie 
beim Arttypus, viel stärker als bei der var. abjecta«a Em. Fühler- 
schaft etwas kürzer und Augen etwas größer als beim Arttypus. 
Sonst gleich und besonders der var. abjecta Em. ähnlich. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Solenopsis corticalis For. nov. subspec. Margotae. 8. Länge 
13—1'6 mm. Etwas dunkler gelb als die Stammart, mit etwas 
breiterem Kopf. Der Clypeus hat zwei stärkere, längere Zähne 
(bei corticalis und subspec. amazonensis For. sind die Zähne durch 
zwei Ecken ersetzt; dazwischen ist der Vorderrand des Clypeus 
ausgerandet). Zweites Stielchenglied etwas länger (weniger kompri- 
miert). Hinterleib wie bei der subspec. amazonensis For., vorn nicht 
so verschmälert wie beim Arttypus. 

9. Länge 3:8—4:1mm. Kopf: breiter als bei der Stammart, 
Olypeuszähne noch stärker als beim $. Seitlich von denselben 
bildet noch der Vorderrand des Clypeus einen vortretenden Wulst 
(da, wo einige andere Arten, z. B. tetracantha Em., einen zweiten 
Zahn haben). Thorax breiter als bei der Stammart, so breit wie 
der Kopf. Kiefer vierzähnig wie beim $ und bei der Stammart. 
Der Fühlerschaft erreicht nicht ganz den Hinterhauptrand. Flügel 
wasserhell. Metanotum mit zwei schwachen Beulen, die bei der 
Stammart fehlen. Knoten etwas höher, sonst gleich. Skulptur und 
Behaarung gleich, aber die Haare etwas länger. 

Braun. Kopf, Kiefer und Glieder von einem leicht bräunlichen 
Geib (die Stammart ist gelb). 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Besonders das 9 ist von der Stammart verschieden. Vielleicht 
eine eigene Art. Auch nahe Helena Em., aber der Fühlerschaft 
kürzer, die Farbe dunkler, der Thorax weniger eingeschnürt ete.; 
das Q ist viel größer und anders gefärbt. 

Solenopsis picta Em. subspee. Gensterblumi For. $. Sao Paulo 
(v. Ihering). 

Solenopsis Franki nov. spec. $. Länge 1’7—1'8mm. Außer- 
ordentlich nahe basalis For., unterscheidet sich aber durch das 
längere und schmälere Metanotum, das etwa so ist wie bei sitrieta 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 365 


Em., tenuis Mayr ete., ebenso wie durch den etwas tieferen Thorax- 
einschnitt. Der Clypeus ist wie bei basalis, aber mit etwas stumpfe- 
ren Zähnen. Das Promesonotum ist auch etwas schmäler und länger 
als bei basalis, doch im Verhältnis zum Metanotum nicht so lang. 
Das erste Stielchenglied, sowohl Petiolus als Knoten, ist auch etwas 
länger als bei basalis; der Knoten außerdem etwas höher und nur 
sehr wenig schmäler als der zweite Knoten (dadurch von strieta 
Em. unterschieden, der diese Art sonst sehr nahe steht). Der zweite 
Knoten so lang als breit (bei basalis breiter). Der rechteckige 
Kopf ist etwas länger, mit weniger konvexen Rändern als bei ba- 
salis. Der Fühlerschaft erreicht etwa das hintere Kopffünftel, un- 
gefähr wie bei basalis; die Augen sind gleich, ebenso Behaarung, 
Skulptur und Farbe, aber der Hinterleib ist gelb, mit einer in der 
Mitte abgeschwächten oder fast unterbrochenen braunen Binde 
(ähnlich wie bei Leptothorax interruptus, aber weniger unterbrochen). 
Von tenwis Mayr durch die blaß rötlichgelbe Farbe und vor allem 
durch die langen (dieken) Knoten, von laeviceps Mayr dureh die 
etwas geringere Größe, spärlichere Behaarung, andere Farbe, die 
kürzeren Clypeuszähne und die kürzeren Beine unterschieden. Sonst 
ist die Form des Thorax und der Knoten denjenigen von laeviceps 
sehr ähnlich. COlytemnestra Em. hat einen viel kürzeren Kopf mit 
konvexen Seiten, einen im Profil oben fast kantigen und nicht 
breit gerundeten Knoten sowie ein kürzeres Metanotum; sie steht 
der basalis näher als der F'rankt. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Solenopsis Franki nov. subspec. Idae. %. Länge 2—2'1 mm. 
Größer und noch schlanker als die typische Franki. Blaß rötlich- 
gelb, Hinterleib heller und ganz gelb. Beide Stielchenknoten gleich- 
breit, noch länger als beim Arttypus; der erste deutlich länger als 
hoch, der zweite, von der Seite gesehen, etwas länger als hoch. 
Der erste Knoten so lang als bei stricta und im Profil gleich aus- 
sehend, aber doppelt so breit. Der Clypeus hat vorn vier vor- 
stehende Ecken, deren mittlere kaum und deren seitliche erst recht 
nicht zahnartig sind. Der Fühlerschaft erreicht das hintere Sechstel 
des Kopfes. Kopf und Thorax sonst genau wie beim Arttypus, 
aber beide etwas länger und schmäler im Verhältnis. Kopf vorn eher 
etwas breiter als hinten, mit geradem Hinterrand. 


366 A. Forel. 


Sao Paulo (v. Ihering). 

Diese Unterart ist erst recht mit laeviceps verwandt, ebenso 
groß, aber schmäler, mit anderem Clypeus und anders gefärbt, auch 
weniger behaart und mit kürzeren Beinen. Strieta Em. ist kleiner, 
dunkler und mit viel schmälerem ersten Knoten. 

Trotz allem Widerwillen gegen die Vermehrung kleiner Sole- 
nopsis-Arten mußte ich diese neue Art aufstellen, da sie mit keiner 
der bestehenden genügend übereinstimmt. 

Oremastogaster Montezumia Sm. $, 9. Sao Paulo (v. Ihering). 

Oremastogaster Montezumia Smith var. ramulinida For. ®. 
Sao Paulo (v. Ihering). 

Oremastogaster quadriformis Rog. 3, d'. Sao Paulo und Ypi- 
ranga, Sao Paulo (v. Ihering). 

Oremastogaster victima Smith. $, 9, d’. Rio grande do Sul 
(v. Ihering). 

Der $ entspricht recht gut dem Typus, den ich von Prof. Mayr 
erhielt. Q@ und J’ sind dagegen denjenigen der subspec. alegrensis 
For. ganz ähnlich. Da alegrensis nur. durch längere Dornen und 
ein konvexeres Mesonotum vom Typus abweicht, dürfte es nur als 
Varietät gelten. Bei Steinheik For. sind dagegen 9 und d’ total 
verschieden, so daß diese Form mindestens als Unterart, wenn nicht 
als Art zu gelten hat. 

Oremastogaster Göldii For. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Oremastogaster Rochai For. $, d. Sao Paulo (v. Ihering). 

Oremastogaster curvispinosa Mayr. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Oremastogaster crinosa Mayr. $, C‘. Rio Grande do Sul (v. Ihe- 
ring). 

Oremastogaster limata Smith. $. Sao Paulo und Ruiz da Serra 
(v. Ihering;). 

Cremastogaster Iheringi nov. spec. 9. Länge 2:4—3 mm. 
Kiefer glänzend, vierzähnig, mit wenigen Punkten und Streifen. 
Kopf gerundet viereckig, mit konvexen Seiten, hinten schwach aus- 
. gerandet. Vorderrand des Clypeus nicht ausgerandet. Augen konvex, 
hinter der Mitte. Der Fühlerschaft erreicht gerade den Hinterhaupt- 
rand. Fühlerkeule ziemlich deutlich zweigliedrig. Pronotum, von 
oben gesehen, trapezförmig, seicht nach vorn abfallend, seitlich 
ziemlich scharf gerandet, oben etwas abgeflacht, bedeutend breiter 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 367 


als lang. Das Mesonotum ist etwas breiter als lang, vorn breiter, 
das Trapez des Pronotums fortsetzend, abgeflacht, kaum konvex, 
scharf gerandet, respektive mit zwei Längskielen, die zugleich den 
Rand bilden und vorn etwas einwärts vom Pronotumrand endigen. 
Promesonotalnaht deutlich sichtbar. Mesometanotalnaht zwar scharf, 
aber ohne eine Ausrandung des Thoraxrückens zu bilden. Basal- 
fläche des Metanotums scharf doppelt gerandet, etwas breiter als 
lang. Der obere Rand läuft in den Randkiel des Mesonotums, der 
untere Rand in den Seitenrand des Pronotums über. Beide Ränder 
laufen hinten zusammen in den nach hinten und wenig nach oben 
gerichteten spitzen, dünnen Dorn über, der etwa zwei Drittel so 
lang ist wie der Zwischenraum. Von der Promesonotalnaht an fällt 
der Thoraxrücken regelmäßig und langsam bis zu den Dornen ab. 
Letztere divergieren mäßig. Abschüssige Fläche scharf gerandet. 
Erstes Stielchenglied quadratisch, vorn mit gerundeten, hinten mit 
scharfen, fast zahnartigen Ecken, etwa wie bei guadriformis Rog. 
Zweites Stielchenglied breiter als lang (bei den Stücken aus Rio 
Grande do Sul fast doppelt so breit als lang), mit einer sehr schwachen, 
seichten Mittelrinne. Hinterleib herzförmig, hinten sehr spitz. 

Dicht punktiert-genetzt und glanzlos (auch das Stielehen und 
die abschüssige Fläche des Metanotums). Hinterleib und Glieder 
seicht genetzt und ziemlich glänzend. Außerdem einzelne lose Längs- 
runzeln auf dem Clypeus, auf der Stirne, auf den Wangen und auf 
dem Thoraxrücken. Die Stücke aus Sao Paulo sind nicht ganz 
matt, besonders der Kopf ist schimmernd, weniger tief punktiert- 
genetzt. Ziemlich kurz, steif, stumpf und zerstreut, an den Schienen 
und dem Fühlerschaft vereinzelt hellgelb abstehend beborstet. An- 
liegende Behaarung nur an den Gliedern und nur zerstreut. 

Braun oder rötlichbraun, Hinterleib dunkler braun. Beine und 
Vorderkopf bräunlichrot. Kiefer bräunlichgelb. 

Q. Länge 4—4'2 mm. Thorax schmäler als der Kopf. Meta- 
notum mit zwei ziemlich spitzen, dreieckigen Dornen. Mesonotum 
und Skutellum sowie der Rücken des zweiten Stielchengliedes 
glänzend und ziemlich glatt wie der Hinterleib. Im übrigen ist die 
Skulptur und alles andere wie beim $. Die Flügel fehlen. 

28. Eine Art Pseudogyne oder ergatomorphes 9 ist in einigen 
Stücken vorhanden. Länge 25—3'5 mm. Das Mesonotum ist bei 


368 A. Forel. 


einzelnen Individuen stärker, bei anderen weniger angeschwollen, 
so daß fast alle Übergänge vom $ zum 9 vorhanden sind. Auch 
die Entwicklung des Hinterleibes hält ungefähr die Mitte zwischen 
beiden. 

Rio Grande do Sul und Sao Paulo (v. Ihering). 

Durch die Thoraxform und die Skulptur sehr ausgezeichnet, 
auch die Behaarung charakteristisch. 

Cremastogaster Bingo nov. spec. 9. Länge 2:3—3'3 mm. 
Die vierzähnigen Kiefer gestreift, gegen den Endrand zu glatt und 
zerstreut punktiert. Vorderrand des Clypeus in der Mitte gerade. 
Kopf etwas (sehr wenig) länger als breit, hinten deutlich, obwohl 
wenig schmäler als vorn, hinten gerundet, mit sehr undeutlichem 
Hinterrand und konvexen Seiten. Augen sehr konvex, etwas hinter 
der Mitte. Eine sehr seichte, etwas undeutliche Mittelrinne verläuft 
vom Hinterhaupt nach vorn fast bis zur Stirnrinne. Stirnleisten 
äußerst kurz und schwach entwickelt, Stirnfeld länglich. Der Fühler- 
schaft überragt den Hinterhauptrand um etwas mehr als !/, seiner 
Länge. Die kürzesten Geißelglieder mindestens so lang als dick. 
Keule sehr deutlich dreigliedrig (das drittletzte Glied fast doppelt 
so lang und viel dieker als das vorhergehende und gut ?/, so lang 
wie das vorletzte). Pronotum konvex, ohne Rand, vorn kaum 
breiter als hinten. Promesonotalnaht sehr scharf. Mesonotum vorn 
das Pronotum überragend, dann abfallend; so lang wie das Pro- 
notum, mit zwei Längsleisten, zwischen denselben flach. Thorax- 
profil zwischen Mesonotum und Metanotum scharf, aber schmal 
eingeschnitten, ohne Zahn. Basalfläche des Metanotums ohne 
scharfen Rand, breiter als lang, hinten breiter als vorn, in zwei 
langen, spitzen, divergierenden Dornen endigend, die fast so lang 
sind wie ihr Zwischenraum; auch die abschüssige Metanotumfläche 
ohne scharfen Rand. Erstes Stielehenglied rechteckig, länger als 
breit, sonst wie bei guadriformis, hinten mit je einem stumpfen 
Zähnchen. Zweites Stielchenglied breiter als lang, quer rechteckig, 
in der Mitte mit einer breiten Rinne oder Ausrandung. Hinterleib 
vorn breit, hinten länglich und sehr stark zugespitzt. Beine lang. 

Ziemlich fein und dicht punktiert-genetzt und fast matt oder 
nur schimmernd (auch die abschüssige Metanotumfläche und das 
Stielchen). Hinterleib und Glieder schwach genetzt, glänzend. 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 569 


Einige wenige Längsrunzeln am Clypeus, auf den Wangen und auf 
den Thoraxseiten. Pronotum und Mesonotum gröber genetzt; be- 
sonders vorn am Mesonotum einige recht grobe, tiefe Maschen. 
Ziemlich sparsam, lang und ziemlich fein weißgelblich abstehend 
behaart. An den Gliedern sind die Haare kürzer und etwas schief. 
Anliegende Behaarung fast null. 

Braunschwarz; Fühler, Beine und Kiefer braun. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Nahe evallans For., aber durch die Kopfform, den schlankeren 
Körper und die längeren Fühler und Beine zu unterscheiden. Bei 
evallans ist der Kopf quadratisch mit deutlichem Hinterrand, hinten 
eher breiter als vorn. Übrigens ist Bingo mit dieser Art und auch 
mit guadriformis nahe verwandt. Vom letzteren leichter noch durch 
die Kopfform, das längliche erste Stielchenglied, das Fehlen der 
Zähnchen in der Thoraxeinschnürung ete. zu unterscheiden. 

Cremastogaster brevispinosa Mayr subspee. tumulifera For. 3. 
Sao Paulo (v. Ihering). 

Zwei $ unterscheiden sich durch den Kopf, der viel konvexere 
Seiten hat, weniger quadratisch und hinten schmäler ist. Die Thorax- 
einschnürung ist auch schwächer und der Metanotumhöcker undeut- 
lich (nov. var. fautrix). 

Oremastogaster Lutzi For. nov. var. florida. %. Länge 27 bis 
33 mm. Unterscheidet sich vom Arttypus wie folgt: Dunkelbraun, 
Kopf und Thorax braunschwarz, Tarsen und Gelenke heller. Kopf- 
seiten und zum Teil die Stirn matter; Backen und Kopfseiten fein 
längsgerunzelt und genetzt. Thorax deutlich schlanker und in der 
Mitte stärker eingeschnürt. Pronotum oben etwas mehr abgeflacht, 
Metanotum und Dornen etwas länger. 

Sao Paulo, in Bambusröhren (Dr. Lutz). 

Oremastogaster distans Mayr var. corticicola Mayr. $%. Sao 
Paulo (v. Ihering). 

Öremastogaster distans Mayr nov. subspec. parviceps. 3. 
Länge 26—3'1mm. Der subspee. paraensis For. äußerst ähnlich 
und fast ebenso dunkel schwarzbraun gefärbt. Unterscheidet sich 
aber wie folst: 

Der Kopf ist schmäler, etwas länger als breit, hinter den Augen 


etwas schmäler als vorn (bei paraensis quadratisch, wie bei den 
Z. B. Ges. 58. Pd. 24 


370 A. Forel. 


übrigen Subspezies von distans), hinten auch etwas gerundeter. 
Mesonotum stärker buckelig erhöht wie bei corticicola, aber dafür 
mit nur sehr stumpfen undeutlichen Längsleisten, hinten steil ab- 
fallend. Basalfläche des Metanotums kürzer als bei paraensis und 
nicht so flach, sondern vorn .etwas gewölbt, wodurch eine deut- 
lichere Thoraxeinschnürung entsteht. Dornen noch kürzer, kaum 
länger als ihre breite Basis, aber spitz. Stielehen genau wie bei 
paraensis, höchstens sind die Seiten des ersten Gliedes weniger kon- 
vex, ungefähr parallel und ist das zweite Glied etwas weniger breit. 

Skulptur wie bei paraensis, aber der Kopf ist nicht so glatt, 
sondern sehr fein längsgerunzelt-genetzt, teilweise schimmernd 
(manchmal mehr glänzend) und mit etwas schärferen zerstreuten 
Punkten. Abstehende Behaarung ebenso zerstreut, etwas kürzer. 

Ganz dunkelbraun bis schwarzbraun oder braunschwarz, Thorax 
und Glieder kaum heller. Kiefer bräunlichgelb. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Pheidole fallax subspee. arenicola Em. 8, 4,9. (= Ph. fallax- 
Jelskii var. arenicola Em.) Rio Grande do Sul (v. Ihering). Diese 
Form steht der fallax i. sp. mit ihrem größeren, hinten stärker ge- 
spaltenem Kopf und ihrer stärkeren Skulptur viel näher als der 
Jelskii, welcher sie Emery als Varietät angegliedert hatte. Der 
Kopf ist im Verhältnis noch größer als bei fallax i. sp. und hinten 
breiter, die Skulptur gröber, der Hinterleib fast ganz matt und die 
Farbe dunkler rostrot. 

Pheidole Emeryi Mayr. 2, 8. Sao Paulo (v. Ihering). 

Pheidole aberrans Mayr. %, 8. Sao Paulo (v. Ihering). 

Pheidole Risii For. 4, %. Sao Paulo und Rio Grande do Sul 
(v. Ihering). | 

Pheidole Gertrudae For. 8. Sao Paulo (v. Ihering). 

Pheidole Radoszkowskii Mayr. 4, 9, 8. Sao Paulo (v. Ihering), 
Paraguay (Fiebrig). 

Pheidole Radoszkowskii Mayr var. parvinoda For. 1, 8. Sao 
Paulo (v. Ihering). 

Farbe etwas heller als beim Typus der Varietät aus Ceara. 
Außer dem schmäleren Stielehen ganz wie die Stammatt. 

Pheidole lignicola Mayr nov, var. levocciput. %, 8, d‘. Der 
9. unterscheidet sich vom Arttypus durch die glänzenden, ziemlich 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. at 


glatten Hinterhauptlappen. Sonst alles gleich. Der % ist dem Art- 
typus ganz gleich. 

d’. Länge 29 mm. Kiefer breit, vierzähnig. Gelbbräunlich. 

San Bernardino, Paraguay (Fiebrig). In feuchter Gartenerde. 

Die Ph. Anastasii Em. und die Ph. Göldü For. stehen der 
lignicola sehr nahe und sind vielleicht nur Unterarten derselben. 

Pheidole rufipilis nov. spec. ?!. Länge 35— 23:6 mm. Kiefer 
glänzend, glatt, zerstreut punktiert, außen an der Basis eingedrückt 
und längsgestreift, vorn mit zwei Zähnen. Clypeus in der Mitte 
stark ausgerandet, hinter dem Vorderrand der ganzen Breite nach 
quer eingedrückt, mit einem sehr schwachen Mittelkiel. Kopf vier- 
eckig, so breit als lang, mit konvexen Seiten, hinten stark aus- 
gerandet, mit einer in die Stirnrinne übergehenden okzipitalen 
Mittelrinne, hinten wenig breiter als vorn (bei einer Varietät, nov. 
var. laevinota, hinten breiter). Augen am vorderen Kopfdrittel. 
Der Fühlerschaft überschreitet das hintere Kopfdrittel (erreicht fast 
das hintere Viertel). Alle Geißelglieder länger als dick (die mittleren 
nur wenig). Die oberen Pronotumhöcker etwas schwächer als bei 
pubiventris Mayr. Zwischen Pronotum und Mesonotum ein leichter 
Quereindruck (deutlicher als bei pubwentris). In der Mitte des 
Mesonotums ein sehr tiefer Einschnitt (tiefer als bei pubiventris) 
und hinter demselben ein hoher Wulst. Metanotum wie bei pubi- 
ventris, aber die Einschnürung weniger tief, die Basalfläche etwas 
länger, länger als die abschüssige, mehr flach und die Dornen 
kürzer, nur halb so lang wie ihr Zwischenraum. Stielchen wie bei 
pubiventris, aber die beiden Knoten, besonders der zweite, deutlich 
schmäler. Beine wie bei pubiventris. Im Verhältnis zum Körper 
ist der Kopf etwas kleiner als bei pubiventris. 

Kopf, besonders bei der var. laevinota, weitläufig längsgerunzelt, 
dazwischen genetzt; Clypeus, Mitte der Stirne und beide Hinter- 
hauptlappen ungefähr glatt. Beim typischen 9 gibt es weniger 
Runzeln, dafür eine stärkere netzartige Punktierung, auch am Thorax 
und Stielechen; diese Teile sind dann mehr matt. Thorax weitläufig 
quergerunzelt, die Seiten, das Metanotum und das Stielehen mehr 
genetzt oder punktiert-genetzt. Hinterleib und Glieder beim 2: glatt. 
Der ganze Körper ziemlich reichlich mit groben, aber spitzen, mäßig 
langen, fuchsroten abstehenden Haaren bedeckt, die an den Gliedern 

24* 


\ 


372 A. Forel. 


sehr spärlich sind. Anliegende Behaarung an den Gliedern lang 
und etwas schief, am Körper fast null. 

Braunschwarz, Kiefer, Stirnleisten, Tarsen, Gelenke, Geißel, 
Vorderrand des Kopfes und des Pronotums sowie einige Flecke der 
Seiten von Thorax und Stielehen rötlich oder rötlichgelb. 

8. Länge 2'4—2'6 mm. Kopf erheblich länger als breit, läng- 
lich rechteckig, mit deutlichem Hinterrand (bei pubiventris hinten 
allmählich verschmälert, ohne Hinterrand); doch ist der Hinterrand 
nicht so scharf als bei indistincta For., wo der Kopf außerdem 
quadratisch, so breit als lang ist. Der Fühlerschaft überragt den 
Hinterrand des Kopfes um etwa !/, seiner Länge (um gut !/, bei 
pubiventris). Thorax etwas stämmiger als bei pubiventris, Dornen 
etwas kürzer. Thorax und Stielchen sowie die Kopfseiten dicht 
punktiert-genetzt und matt. Bei der var. Zevinota sind die Scheibe 
des Pronotums, die Oberseite der Knoten und die Kopfseiten glän- 
zend und fast glatt, nur die Wangen und Fühlergruben gerunzelt. 
Hinterleib und der übrige Kopf glatt. 

Behaarung und Farbe wie beim %, aber die hellen Teile 
matter rötlichgelb. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Die nov. var. levinota an der gleichen Lokalität (v. Ihering). 

Diese Art steht pubiventris Mayr und indistincta For. äußerst 
nahe. Von beiden unterscheidet sie ihre ziemlich grobe fuchsrote 
Behaarung. Bei pubiventris ist die feinere gelbliche abstehende 
Behaarung am Körper spärlicher und an den Gliedern reichlicher, 
bei indistincta sehr spärlich überhaupt. Von letzterer unterscheidet 
sie noch der längliche Kopf des $ und die schmalen Knoten des %, 
während der deutliche Hinterrand des Kopfes beim ® sie von pubi- 
ventris unterscheidet. 

Pheidole rufipilis For. nov. var. divexa. 9. Länge 34 mm. 
Kopfform des Arttypus; Skulptur ähnlich wie bei var. levinota; 
Behaarung schwächer als bei beiden. Die Pronotumscheibe, der 
Scheitel und die Mitte der Stirne sind glatt, ohne Runzeln (teil- 
weise gerunzelt bei var. levinota). Farbe mehr hellbraun. Sonst 
gleich. 

8. Länge 2—2°3 mm. Kopf schmäler und länglicher noch als 
beim Typus der Art und bei der var. levinota, mit weniger deut- 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 375 


liehem Hinterrand. Skulptur wie bei var. levinota. Behaarung und 
Farbe wie beim X. 

d‘. Länge 45 mm. Kiefer zweizähnig. Kopf hinten trapez- 
förmig verschmälert. Fühlerschaft mehr als zweimal so lang als 
breit. Thorax breit, viel breiter als der Kopf. Die kurze abschüssige 
Fläche des Metanotums ist senkrecht, etwas ausgehöhlt, seitlich und 
teilweise oben scharf gerandet. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Pheidole perversa nov. spec. ?!. Länge 3:5—3'°8 mm. Der 
pubiventris Mayr subspee. cearensis For. äußerst ähnlich und gleich 
gefärbt, aber der etwas breitere und deutlicher plattgedrückte 
Fühlerschaft erreicht nieht das hintere Kopfdrittel und steht dem 
Auge näher als der Hinterhauptecke (bei cearensis der Hinterhaupt- 
ecke näher). Geißelglieder 4—3 fast so diek als lang. Die Pro- 
notumhöcker sind stumpfer und kleiner, der Thorax zwischen Pro- 
notum und Mesonotum ist kaum eingedrückt, der Quereindruck in 
der Mitte des Mesonotums viel schwächer, die Einschnürung zwischen 
Mesonotum und Metanotum viel tiefer, die Dornen sehr kurz, kaum 
länger als an der Basis breit und die Stielehenknoten viel schmäler, 
etwa wie bei rufipilis. Der Hinterleib ist vorn weniger gestutzt 
und hat keine anliegende Pubeszenz. 

Skulptur, Farbe, Behaarung und Kopfform sind genau wie 
bei pubiventris-cearensis, aber die Haare etwas kürzer und die- 
jenigen der Schienen nur schief abstehend. 

8. Länge 2:2—2‘4 mm. Kopf schmäler als bei pubiventris- 
cearensis, mit einem jener Form fehlenden, jedoch undeutlichen 
Hinterrand. Der Fühlerschaft überragt den Kopfhinterrand um 
kaum /, seiner Länge (um gut !/, bei cearensis).. Im übrigen 
gleiche Unterschiede wie beim 2. Am Metanotum zwei spitze Zähne 
oder sehr kurze Dörnchen. 

Rio Grande do Sul (v. Ihering). 

Diese Art ist vielleicht nur eine Subspezies von pubiwentris. 
Da jedoch der Fühlerschaft so viel kürzer ist und das Hauptmerkmal 
der Pubeszenz am Hinterleib fehlt, habe ich provisorisch eine Art 
daraus gemacht, um weniger Verwirrung zu stiften. 

Pheidole angusta nov. spec. ?!. Länge 3°3—3°6 mm. Kiefer 
glatt, sehr zerstreut punktiert. Clypeus in der Mitte breiter und 


374 A. Forel. 


weniger tief ausgerandet als bei rufipilis und pubiventris. Kopf im 
Verhältnis zum Körper auffallend klein, kaum 1'2 mm breit und 
ebenso lang, mit konvexen Seiten, hinten nicht breiter als vorn 
und ziemlich breit und seicht ausgerandet (etwa wie bei pubiventris 
Timmüi). Der Fühlerschaft überschreitet das hintere Kopfviertel, 
ohne das hintere Fünftel ganz zu erreichen. Geißelglieder 5—7 
kaum länger als diek. Thorax wie bei rufipilis und mit ebenso 
tiefen Einschnitten, aber schmäler und länger (schlanker); der Meso- 
metanotaleinschnitt sogar tiefer. Dornen kürzer (wie die Hälfte 
ihres Zwischenraumes). Stielehen wie bei rufipilis (schmäler als 
bei pubiventris), Hinterleib vorn nicht so gestutzt wie bei dieser 
Art. Beine eher länger als bei rufipilis und pubiventris. 

Kopfseiten vor den Augen weitläufig längsgerunzelt, dazwischen 
glatt. Metanotum und Mesonotum fein genetzt, mit Querrunzeln, 
schwach glänzend; alles andere glatt und glänzend. Behaarung 
ähnlich und ähnlich verteilt wie bei rufipilis, etwas spärlicher und 
heller. Hinterleib ohne anliegende Behaarung. 

Gelb. Fühler, Kieferzähne und hintere Hälfte des Hinterleibes 
bräunlichgelb. 

8. Länge 2:5—2'7 mm. Kopf hinter den Augen allmählich 
verengt, ohne Hinterrand, wie bei pubiventris. Fühlerschaft den 
Kopf hinten um mehr als !/,, fast um ?/, seiner Länge überragend. 
Thorax wie bei pubiventris, aber schmäler, schlanker, mit viel 
kürzeren Dornen. Skulptur, Behaarung und Farbe wie beim 2. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Auch vielleicht nur eine Subspezies von pubiventris. Von dieser 
Art hat sie die Kopfform des $, dagegen die Behaarung und die 
Kopfform des 2} mehr von rufipilis. Von beiden ist sie aber durch 
den kleineren Kopf des %, durch die helle Farbe und durch den 
glatten Kopf verschieden. Auch hier stelle ich provisorisch eine 
Art auf, um Verwirrung zu vermeiden. 

Pheidole Wolfringi nov. spec. %. Länge 3’7—4 mm. Kiefer 
schwach gekrümmt, mit zwei Zähnen an der Spitze, an der Basis 
gestreift, gegen das Ende weitläufig punktiert, teils glatt, teils sehr 
fein gerunzelt. Clypeus stark ausgerandet, ohne Kiel. Kopf sehr 
deutlich länger als breit, hinten deutlich schmäler als vorn, mit 
mäßig konvexen Seiten, hinten mäßig ausgeschnitten, aber mit 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete., 375 


tiefer Okzipitalrinne, die direkt in die Stirnrinne übergeht. In der 
Mitte der letzteren eine tiefe punktförmige Depression auf der Höhe 
der Augen. Stirnleisten ziemlich lang, ganz parallel. Augen recht 
konvex, am vorderen Kopfdrittel. Der Fühlerschaft überragt 
deutlich den hinteren Kopfrand, aber etwas weniger als bei 
longiscapa For. Alle Geißelglieder viel länger als diek. Pronotum 
mit zwei sehr stumpfen, schwachen Höckern (schwächer als bei 
pubiventris). Mesonotum mit tiefem Quereindruck und hohem Wulst, 
wie bei rufipilis. Mesometanotaleinschnürung tief. Basalfläche des 
Metanotums schwach konvex, in zwei ganz kleine dreieckige 
Zähnchen endigend. Erstes Stielehenglied von der Seite gesehen 
keil- oder kegelförmig, oben kantig, nicht so hoch als an der Basis 
breit. Stielehen sonst wie bei rufipilis. 

Kopf glänzend; Kopfseiten zwischen Augen und Stirnleisten 
weitläufig und grob gerunzelt-genetzt, dazwischen fein genetzt. 
Hinter den Augen grobe, haartragende Punkte. Thorax und Seiten 
des Stielchens fast matt, fein punktiert-genetzt. Alles übrige glatt, 
glänzend, mit einzelnen, etwas erhabenen, haartragenden Punkten. 
Abstehende Behaarung mäßig, rötlich, unregelmäßig, zum Teil ziem- 
lich lang, ziemlich fein, an den Gliedern etwas schief. Anliegende 
Behaarung fehlt. Etwas rötlichbraun, Hinterleib dunkelbraun. 

8. Länge 27—3 mm. Kopf viel länger als breit, hinter den 
Augen sehr stark, fast kegelförmig verschmälert, ohne Spur von 
Hinterrand. Der Gelenksrand kragenförmig, erhaben, so daß vor 
demselben der Kopf ganz kurz halsartig verschmälert erscheint. 
Thorax wie beim %, aber schmäler. Metanotumzähne winzig, fast 
verschwindend; Basalfläche deutlich konvex, länger als die ab- 
schüssige. Der lange Fühlerschaft überragt hinten den Kopf um 
2/.—!/, seiner Länge, obwohl der Kopf selbst verlängert ist. Beine 
lang und schlank. Sonst wie der 9. 

Am Kopf sind nur die Wangen gerunzelt und sind die Seiten 
nicht genetzt; sonst sind Skulptur, Behaarung und Farbe wie beim 
%. Aber der Kopf ist dunkelbraun und die Kiefer und Tarsen 
sind gelblich. 

Sao Paulo (Dr. Lutz). 

Von longiscapa For. aus Venezuela unterscheidet sich diese 
Art besonders durch den viel größeren, längeren, hinten tief aus- 


376 A. Forel. 


geschnittenen Kopf des 2} und durch den fast halsartig verengten 
Kopf des ®, auch durch den längeren ersten Stielehenknoten. Longi- 
scapa % hat einen wenn auch sehr undeutlichen Kopfhinterrand 
oder ist wenigstens hinten gerundet. Sonst mit jener Art nahe 
verwandt. Bei longiscapa 4 ist der kleine Kopf hinten nur sehr 
seicht und breit ausgerandet. 

Pheidole bambusarum nov. spec. %. Länge 35—3'5 mm. 
Kiefer klein, mit zwei Zähnen vorn und einem Zahn hinten, an 
der Außenfläche (Außenrand) komprimiert und grob längsgerunzelt, 
sonst glatt, zerstreut grob punktiert. Kopf viereckig, hinten etwas 
breiter als vorn, sehr wenig länger als breit, mit sehr schwach 
konvexen Seiten, mäßig ausgeschnittenem Hinterrand, kurzen, diver- 
gierenden Stirnleisten und ziemlich kleinen konvexen Augen, die 
vor dem vorderen Drittel, fast am vorderen Viertel sitzen. Okzipital- 
rinne sehr ausgebreitet, in der Mitte nicht tief; sie bildet einen 
breiten Längseindruck des Kopfes. Clypeus gekielt, in der Mitte 
nieht oder kaum ausgerandet. Der Fühlerschaft überragt nur wenig 
die Mitte des Kopfes (erreicht nicht das dritte Fünftel). Drittes 
bis achtes Geißelglied etwas dieker als lang. Die oberen Pronotum- 
höcker klein, einander näher als die unteren, aber deutlich. Die 
Promesonotalnaht fehlt. Mesonotum ohne Spur von Eindruck oder 
Wulst; mit dem Pronotum zusammen bildet es im Profil eine mäßige, 
längliche Konvexität, die hinten direkt ohne Einschnitt auf die - 
flache Basalfläche des Metanotums abfällt. Letztere stumpf gerandet, 
rechteckig, mehr wie doppelt so lang als breit und fast doppelt so 
lang als die scharf gerandete abschüssige Fläche. Dornen einander 
nahe, dreieckig, mäßig lang, fast so lang wie ihr Zwischenraum, aber 
nicht halb so lang als die Basalfläche. Erster Knoten oben stumpf, 
zweiter nicht viel breiter als lang, seitlich gerundet. Beine kurz. 

Kopf und Thorax grob und unregelmäßig genetzt, dazwischen 
teilweise, besonders am Metanotum, fein genetzt, schwach glänzend. 
Stirne und Wangen außerdem grob längsgerunzelt. Clypeus, Stirn- 
feld, Glieder, Hinterleib und Knoten glatt und glänzend. Stielchen 
unten fein genetzt. Körper und Glieder überall fein, gelblich und 
ziemlich lang abstehend behaart. Anliegende Behaarung fehlt. 

Rötlichgelb. Kiefer bräunliehgelb. Hinterleib, Stielchen, Beine 
und Geißel mehr sechmutziggelb. 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. a 


8. Länge 2:5—2'7 mm. Kiefer wie beim %, aber am Außen- 
rand nicht kompreß. Clypeus ohne Ausrandung. Kopf etwas trapez- 
förmig, vorn etwas breiter als hinten, etwas länger als breit, mit 
konvexem, aber deutlichem Hinterrand. Der Fühlerschaft überragt 
nur ein wenig den Hinterhauptrand. Geißelglieder 3, 4 und 3 so 
dick als lang, 5, 6 und 7 dicker als lang. Augen konvex, etwas 
vor der Mitte. Thorax genau wie beim 9, aber die Dornen im 
Verhältnis etwas länger, gut so lang wie ihr Zwischenraum. Zweiter 
Knoten eher länger als breit. Skulptur genau wie beim 9, aber 
der Clypeus ist längsgerunzelt, die Stirne und die Wangen dagegen 
weniger gerunzelt, mehr genetzt. Behaarung und Farbe wie beim 
4, aber Kopf und Thorax heller rötlichgelb und die Kiefer wie 
das übrige gelb (weniger schmutziggelb) gefärbt. 

9. Länge 56 mm. Wie der 2. Der Fühlerschaft erreicht das 
hintere Kopfdrittel. Thorax gut so breit wie der Kopf, Mesonotum 
und Skutellum oben flach, fast in einer Ebene mit der Basalfläche 
des Metanotums liegend. Dornen Sehr kurz, aber sehr breit, drei- 
eckig, zahnartig, breiter als lang. Zweiter Knoten seitlich stumpfeckig. 

Skulptur wie beim 2, aber Mesonotum und Knoten sind dichter 
und feiner gerunzelt-genetzt und matt; nur das Skutellum ist glatt. 
Hinterleib reichlich fein punktiert, sonst glatt und glänzend. Die 
Behaarung ist etwas kürzer, rötlicher, teilweise halb anliegend, be- 
sonders am Hinterleib, wo sie reichlich ist. An den Schienen und 
am Fühlerschaft ist sie ganz abstehend. 

Dunkelbraun. Kiefer und vorderes Ende des Kopfes rötlich. 
Fühler und Beine gelbbräunlich, Tarsen gelbrot. Die Flügel fehlen. 

In den großen Bambusröhren des Waldes bei Sao Paulo (Dr. 
Lutz). 

Diese Art steht Kraepelini For. sehr nahe. Kraepelini hat 
aber einen größeren Kopf und beim % und $ einen Quereindruck 
und einen Wulst am Mesonotum. Auch sind 9. und $ braun und 
hat der ?! einen seitlich kegelförmig ausgezogenen zweiten Knoten. 

Pheidole oxyops nov. spec. °!. Länge 4:8 mm. Der Pheidole 
Bergi Mayr äußerlich sehr ähnlich, aber die Seiten des Clypeus 
sind nieht kantig komprimiert und erhaben wie bei dieser Art; die 
Fühlergrube ist nach außen breiter und flacher, der Fühlerschaft 
ist an der Basis weder geknickt noch verdiekt, sondern dünn und 


378 A. Forel. 


weitbogig. Kiefer außen an der Basis gestreift, sonst glatt, mit 
kantigem Außenrand unten. Ciypeus gekielt, seicht und breit aus- 
gerandet. Augen am vorderen Kopfdrittel, ziemlich flach, nach 
außen unten in eine dreieckige Spitze auslaufend, etwa wie bei 
Oxyopomyrmex, aber weniger auffallend. Kopf rechteckig, vorn und 
hinten gleich breit, hinten ziemlich tief ausgeschnitten, mit einer 
Okzipitalrinne, die in die Stirnrinne übergeht, und mit sehr mäßig 
konvexen Seiten. Stirnleisten kurz, als länglicher, abgerundeter 
Lappen erhaben. Der Fühlerschaft erreicht genau die Mitte zwischen 
Auge und Hinterhauptecke (etwa das hintere Kopfdrittelj. Alle 
Geißelglieder viel länger als dick. Thorax wie bei Ph. Bergi, aber 
die oberen Pronotumhöcker etwas schwächer und die Basalfläche 
des Metanotums länger, 1?/,mal so lang als breit, eher konvex als 
konkav und mit etwas kürzeren Dornen. Stielehen und Hinterleib 
wie bei Ph. Bergi, das Stielehen etwas schmäler. 

Skulptur wie bei Ph. Bergi, aber der Clypeus grob längs- 
gerunzelt und der Thorax mit weniger und feineren Querrunzeln, 
Pronotumscheibe ziemlich glatt. Behaarung wie bei Ph. Bergi, nur 
etwas reichlicher. Farbe genau wie bei Ph. BDergi. 

9. Länge 8-5 mm. Der Fühlerschaft erreicht das hintere Kopf- 
sechstel. Vorderrand des Mesonotums auf beiden Seiten scharf und 
das Pronotum überragend. Dornen breit, dreieckig, so breit als 
lang. Zweites Stielchenglied 21/,mal so breit als lang, seitlich stumpf- 
kegelig. Die Augen sind größer, etwa wie bei aberrans 9, und fast 
bohnenförmig, vorn konvex, hinten etwas konkav in der Mitte, 
nach unten verlängert, Mesonotum und Skutellum glatt. Skulptur 
sonst wie beim %. Körper fast ohne abstehende Behaarung. Beine 
und Fühler fast nur schief anliegend behaart. Rötlichbraun. Hinter- 
leib dunkelbraun. Fühler und Beine heller rötlich. Flügel fehlen. 

Obwohl mit dem 2 gesammelt, scheint mir die Zusammen- 
gehörigkeit des Q nicht über alle Zweifel erhaben. 

San Bernardino, Paraguay (Fiebrig). 

Pheidole oxyops For. nov. subspec. regia. 2}. Länge 5'7—6'5 mm. 
Größer, mit viel konvexeren Kopfseiten. Kopf vorn und hinten 
verschmälert. Augen viel konvexer, nur etwas eckig, nach unten 
weniger spitzig. Abstehende Behaarung reichlicher, besonders am 
Kopf kurz und borstig. Zwischen Pronotum und Mesonotum ein 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 379 


sehr deutlicher Quereindruck des Thoraxrückens. Der Eindruck in 
der Mitte des Mesonotums tiefer als beim Arttypus und der Wulst 
hinten stärker. Metanotumdornen noch etwas kleiner als beim Art- 
typus. Sonst alles gleich, nur der Kopf etwas dunkler. 

8. Länge 5'4—3°7 mm. Clypeus gekielt. Augen konvex, mit 
nur angedeuteter Ecke unten. Kopf länger als breit, hinter den 
Augen bis zum Gelenk verschmälert, fast so stark wie bei Wolf- 
ringi und mit ebenso erhabenem Gelenksrand. Der Fühlerschaft 
überschreitet den Kopf um gut !/, seiner Länge. Ein starker Quer- 
eindruck mitten im Mesonotum. Basalfläche des Metanotums konvex, 
doppelt so lang als breit, in zwei sehr kleine dreieckige Zähne 
endigend, doppelt so lang wie die abschüssige Fläche. Zweites 
Stielehenglied so lang als breit. Beine lang. 

Wangen und Fühlergruben gerunzelt; Metanotum und die 
Seiten des Mesonotums und des Stielchens fein und dicht punktiert- 
genetzt und matt. Alles übrige glatt und glänzend. Auf dem Kopf 
grobe Punkte wie beim % und bei Ph. Bergi 2: (nicht $). Behaa- 
rung und Farbe wie beim 2. 

Ypiranga bei Sao Paulo (v. Ihering). 

Pheidole Guilelmi Muelleri For. nov. subspec. bucculenta. %. 
Länge 48 mm. Unterscheidet sich vom Arttypus und den anderen 
Subspezies und Varietäten durch die ziemlich stark konvexen Kopf- 
seiten (bei den anderen sind sie gerade). Der Kopf ist hinten deut- 
lich breiter als vorn. Clypeus nicht ausgerandet. Obere Pronotum- 
höcker viel weniger stark und lang; das Pronotum dazwischen 
konvexer. Endlich sind die vorderen ®/, des Kopfes, besonders 
die Stirne und der Scheitel schwächer und verworrener längs- 
gerunzelt. Am Hinterhaupt sind die haartragenden Punkte mehr 
erhaben. Sonst ganz gleich wie der Arttypus. 

8. Länge 2:6—2'8 mm. Schlanker als der Arttypus. Kopf viel 
länger als breit, mit einem obwohl undeutlichen Hinterrand, aber 
hinter den Augen trapezförmig verschmälert, hinten schmäler als 
vorn. Fühlerschaft um !/, seiner Länge den Hinterkopf überragend. 
Fühler und Beine schlanker als beim Arttypus, auch der Thorax 
schlanker. Basalfläche des Metanotums viel mehr als doppelt so 
lang als breit, doppelt so lang wie die abschüssige, hinten nur mit 
zwei undeutlichen Höckerchen (mit zwei spitzen Zähnen beim 


380 A. Forel. 


Arttypus). Skulptur, Behaarung und Farbe wie beim Arttypus; 
ebenfalls die wenigen losen Querrunzeln am Hinterkopf. 

Sao Paulo (v. Ihering), Alto da Serra, Provinz Sao Paulo 
(v. Ihering). 

Pheidole Gwilelmi Mueller For. nov. subspec. avia. $. Länge 
42 mm. Viel größer als der Arttypus. Kopf hinter den Augen stärker 
verschmälert, länger und mit weniger konvexen Seiten. Obere 
Pronotumhöcker auffallend stark, Mesonotum noch schmäler und 
länger. Basalfläche des Metanotums gut 2!/,mal länger als breit. 
Dornen lang, so lang wie ihr Zwischenraum. Beine schlanker, 
Schenkel in der Mitte weniger verdickt, respektive länger verdickt. 
Der Fühlerschaft überragt den Kopf hinten um gut !/, seiner Länge. 
Alle Geißelglieder viel länger als dick, die mittleren fast zweimal 
so lang als dick. 

Zwischen den Augen und dem Kopfgelenk zirka sechs grobe, 
voneinander weit abstehende bogige Querrunzeln, die jederseits um 
das Auge und die Stirne einen hinten konvexen und vorn kon- 
kaven Bogen (wie die Stirnrunzeln einer alten Person) bilden. Beim 
Arttypus stehen nur 1—2 Querrunzeln ganz hinten am Hinterhaupt. 
Sonst sind Skulptur, Behaarung und Farbe (rotgelb) wie beim 
Arttypus. 

Der 2 ist nicht vorhanden. Diese Subspezies bildet aber jeden- 
falls eine extrem große Form unter den Unterarten und Varietäten 
der Ph. Guilelmi Muelleri. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Pheidole flavens Rog. subspee. asperithorax Em. var. semipolita 
Em. 2}, ®. Sao Paulo (v. Ihering). 

Meine Pheidole Rehi aus Venezuela ist nur eine Varietät der 
flavens-asperithorax. Emery hat in seiner Beschreibung der asperi- 
thorax das wichtigste Unterscheidungsmerkmal nicht erwähnt: bei 
asperithorax var. semipolita sind nämlich die oberen Pronotum- 
höcker ungemein stark entwickelt und seitlich fast wie kurze Hörner 
vorspringend, die Seitenwand des Pronotums überwölbend (nach 
Typus von Emery), was bei /lavens und anderen Varietäten nicht 
der Fall ist. Auch der 8 hat kleine, zahnartige Höcker am Pronotum. 

Pheidole flavens Rog. subspee. asperithorax Em. nov. var. nu- 
gax. ”. Länge 2:5—2'6 mm. Unterscheidet sich vom Unterart- 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 381 


typus fast nur durch die rotgelbe Farbe. Hinterleib und Glieder 
gelb (der Unterarttypus ist braun). Stielehenknoten beide etwas 
breiter, Dornen etwas länger; obere Pronotumhöcker ein bischen 
kürzer. 

8. Länge 17—1'8 mm. Hell rötlichgelb, mit hellgelbem Hinter- 
leib und Gliedern. Der ganze Kopf dicht und fein punktiert-genetzt, 
sanz matt (Unterarttypus braun mit glattem Kopf). Sonst wie der 
Arttypus; Pronotum mit zwei zahnartigen Höckern ete. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Pheidole Anastasn Em. nov. var. sospes. %. Länge 2:5 mm. 
Unterscheidet sich vom Arttypus und von den anderen Varietäten 
durch den ganz glatten Hinterleib, den schmäleren, länglicheren 
Kopf und den schmäleren zweiten Stielchenknoten, der vor allem 
viel weniger kegelartig seitlich ausgezogen ist. Die oberen Pronotum- 
höcker sind stärker als beim Arttypus, etwa wie bei den Varietäten 
Johnsoni Wheeler und cellarum For. 

8. Länge 15—1°6 mm. Etwas schmächtiger und mit etwas 
kürzeren Dornen als die anderen Varietäten. Hinterleib glatt. Zweiter 
Stielehenknoten schmal. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Pheidole (?) arciruga nov. spec. $. Länge 1'6—1'9 mm. 
Kiefer glatt mit wenig Punkten, vorn mit zwei längeren, hinten 
mit beiläufig vier unregelmäßigen kleineren Zähnen. Clypeus ohne 
Ausrandung und ohne Kiel. Kopf viereckig, sehr wenig länger als 
breit, hinten ein bischen breiter als vorn, mit fast geradem Hinter- 
rand und schwach konvexen Seiten. Die kleinen Augen bestehen 
aus 7—8 Facetten und liegen kaum hinter dem vorderen Kopf- 
drittel. Fühler 12gliedrig; der kurze Schaft erreicht nicht ganz 
den Hinterhauptrand. Geißelglieder 2--8 viel dicker (zum Teil mehr 
wie doppelt so dick) als lang; die beiden ersten Keulenglieder zu- 
sammen kaum so lang wie das Endglied. Promesonotalnaht un- 
deutlich. Mesonotum kurz, mit undeutlichem Quereindruck, schief 
auf die flache Basalfläche des Metanotums abfallend; letztere qua- 
dratisch, gerandet, in zwei kleinen Dornen endigend, die kaum 
länger sind als die Hälfte ihres Zwischenraumes. Abschüssige 
Fläche schief, gut so lang wie die Basalfläche. Erstes Stielchen- 
glied wie bei anderen Arten, vorn lang gestielt, hinten mit einem 


382 A. Forel. 


dünnen, oben scharfrandigen Knoten... Zweiter Knoten fast doppelt 
so breit wie der erste, seitlich gerundet, hinten breiter. Hinterleib 
nicht breit, vorn gestutzt. Beine kurz, ziemlich diek. Clypeus 
schwach, Wangen schärfer längsgerunzelt. Pronotum oben mit vier 
bis höchstens sechs sehr groben halbkreisförmigen Runzeln, welche 
nach vorn konvex sind, hinten parallel werden und sich zum Teile 
auf das Mesonotum als Längsrunzeln fortsetzen. Diese sehr auf- 
fälligen 4—6 Runzeln nehmen den ganzen Rücken des Pronotums 
ein, dessen Seiten glatt sind. Basalfläche des Metanotums fein ge- 
netzt, schimmernd. Alles andere glatt und glänzend. Auf dem Kopf 
deutliche haartragende Punkte. 


Abstehende Behaarung gelblich, nicht lang und ziemlich spär- 
lich, an den Gliedern fehlend. Anliegende Behaarung etwas schief, 
nicht ganz anliegend, an den Beinen, am Fühlerschaft und am 
Kopf nicht dicht, aber auch nicht zu spärlich, am Thorax und 
Hinterleib fehlend. 

Blaßgelb oder etwas schmutziggelb. Kiefer bräunlichgelb. 

Rio Grande do Sul, in Termitenhügeln (v. Ihering). 

Diese Art ist sehr eigentümlich und ich setze sie nur bis auf 
weiteres in die Gattung Pheidole. Ein % wurde nicht mitgesammelt. 
Jedenfalls ist sie sehr abweichend. Anderseits wüßte ich nicht, 
welcher anderen Gattung sie zuzuteilen wäre. Genügende Merkmale 
zur Gründung einer neuen Gattung bietet der 3 nicht. 

Pseudomyrma sericata Guerin. $. Rio Grande do Sul (v. Ihe- 
ring). 

Pseudomyrma gracilis F. $. San Bernardino, Paraguay (Fie- 
brig). Mit einer Mimikryspinne erbeutet, die genau gleich groß, 
mit gleicher Form und Farbe auf dem gleichen Blatt stand und 
bereits eine der beiden Ameisen erbeutet hatte. Wie Dr. Fiebrig 
berichtet, machte die zweite Pseudomyrma wiederholte Versuche, 
ihre Gefährtin zu befreien. Sao Paulo (v. Ihering). 

Pseudomyrma mutica Mayr. 8, d. Sao Paulo (v. Ihering). 

Pseudomyrma flavidula Sm. 8. Rio Grande do Sul, in Termiten- 
hügeln (v. Ihering). 

Pseudomyrma denticollis Em. nov. var. infusca. 8. Länge 5 
bis 6'2 mm. Mindestens der Kopf und der Hinterleib, aber oft der 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 383 


ganze Körper dunkelbraun; Glieder braun. Kiefer und oft Thorax 
und Stielehen dunkelrot. Erstes Stielchenglied etwas weniger breit 
und konkav, Pronotum etwas weniger scharf gerandet als beim 
Arttypus; sonst gleich. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Pseudomyrma Schuppi For. $. San Bernardino, Paraguay 
(Fiebrig). 

Pseudomyrma Fiebrigi nov. spec. 8. Länge 37—4'3 mm. 
Äußerst schmal. Die breitesten Körperstellen am Kopf und Hinter- 
leib betragen 0:6 bis höchstens 0:65 mm. Kiefer äußerst fein punk- 
tiert-gerunzelt, schimmernd, vorn mit zwei deutlichen, hinten mit 
undeutlichen Zähnen. Clypeus vorn in der Mitte mit einem schmalen, 
kurzen, rechteckigen, konvexen Lappen, hinten mit einem Mittel- 
kiel. Kopf länglich rechteckig, ca. 1'/,mal so lang als breit, hinten 
breit ausgerandet. Die langen Augen sind doppelt so lang als 
breit, nehmen mehr als !/, der Kopfseite ein und sind vom Vorder- 
rand des Kopfes um kaum !/,, vom Hinterrand um gut ?/, ihrer 
Länge entfernt. Seitlich gerichtet überragt der kurze Fühlerschaft 
nur sehr wenig den seitlichen Kopfrand. Thoraxrücken sehr schwach 
konvex in beiden Richtungen und überall stumpf gerandet. Pro- 
notum quadratisch, mit runden Vorderecken. Nähte scharf und 
tief, die Mesometanotalnaht bildet einen schmalen Einschnitt des 
Profils des Thoraxrückens. Basalfläche des Metanotums länger als 
breit, vorn breiter als hinten, mit der kürzeren abschüssigen Fläche 
einen stumpfen, abgerundeten Winkel bildend. Erstes Stielehenglied 
ohne Stiel, von der Seite gesehen oben gleichmäßig von vorn nach 
hinten gewölbt, unten dagegen konkav, mit einem kleinen stumpfen 
Zahn vorn. Von oben gesehen ist es hinten etwas breiter als vorn, 
etwa doppelt so lang als breit und stumpf gerandet. Zweiter Knoten 
glockenförmig, vorn schmal, hinten breit und etwas breiter als 
lang, gut doppelt so breit als der erste Knoten. Hinterleib sehr 
lang und schmal. Beine kurz, Schenkel verbreitert, etwas kom- 
primiert. 

Fein punktiert oder genetzt, mäßig glänzend; Metanotum 
schwach glänzend, mit stärkerer Skulptur. Fast kahl, von einer 
äußerst feinen anliegenden Pubeszenz, besonders am Hinterleib, 
schwach grau bereift. 


384 A. Forel. 


Schwarzbraun bis braunschwarz. Kopf und Glieder braun, 
Gelenke und Basalhälfte der Geißel bräunlichgelb, Kiefer und Vorder- 
rand des Kopfes gelblich. 

Q. Länge 45 mm. Flügel wasserhell, mit blassen Rippen und 
bräunlichem großen Randmal. Kopf mehr rötlichbraun wie auch 
die Schienen und Tarsen (letztere zum Teile bräunlichgelb). Kopf 
ebenso schmal und noch länger als beim $, doch breiter als der 
Thorax. Erstes Stielchenglied noch länglicher als beim $. Sonst 
alles wie beim 3. 

San Bernardino, Paraguay (Fiebrig). 

Diese Art ist durch ihre sehr schmale Form auffallend, immer- 
hin lange nicht so schmal wie filiformis F. 

Pseudomyrma pallens Mayr nov. var. gibbinota. $. Unter- 
scheidet sich vom Arttypus dadurch, daß das Metanotum nur eine 
fast gleichmäßige konvexe Kurve vom Mesonotum bis zum Stielchen- 
gelenk bildet, während beim Arttypus die ziemlich ebene Basal- 
fläche von der schiefen abschüssigen durch eine freilich recht ge- 
rundete Kurve verbunden, aber doch recht deutlich unterschieden 
ist. Die Augen sind auch bedeutend länger und größer und nehmen 
mehr als die Hälfte der Kopfseiten ein. Der Thorax hat ferner 
kurze abstehende Haare, die der typischen pallens fehlen. 

Sao Paulo (v. Ihering). 


4. Subfam. Dolichoderinae For. 


Dolichoderus attelaboides F. Espirito Santo und Sao Paulo 
(v. Ihering). 

Tapinoma atriceps Em. $. Sao Paulo und Rio Grande do Sul 
(v. Ihering). 

Tapinoma atriceps Em. nov. var. breviscapa. ®, 9. Unter- 
scheidet sich durch den mehr rechteckigen, etwas länglicheren Kopf, 
dessen Seiten weniger konvex sind und dessen Hinterrand aus- 
geprägter, fast gerade, in der Mitte sogar etwas ausgerandet ist. 
Während bei der Stammart der Fühlerschaft (nach Typus) den 
Hinterrand des Kopfes um !/,—/, seiner Länge überragt, überragt 
er ihn kaum oder nur sehr wenig bei der var. breviscapa. Der 
Kopf ist auch weniger matt, schwach glänzend. Sonst alles gleich 
(die Geißelglieder auch etwas kürzer). 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 385 


9. Länge 38 mm. Gleiche Unterschiede wie beim &. Kopf 
länger, hinten kaum breiter als vorn (etwas breiter beim Arttypus). 
Auch der Thorax etwas schmäler. Flügel fehlen. 

Sao Paulo, in Bambushöhlungen (Dr. Lutz), Estanca Ruiz da 
Serra bei Sao Paulo (v. Ihering). 

Dorymyrmex pyramicus Rog. var. niger Perg. $. Sao Paulo 
(v. Ihering). 

Dorymyrmex pyramicus Rog. subspeec. flavus Mae Cook. 8. 
Sao Paulo (v. Ihering). 

Dorymyrmex pyramicus Rog. nov. var. brunnea. 9. Länge 35 
bis 37 mm. Kopf so breit als lang, mit sehr stark konvexen Seiten, 
viel konvexer als bei pyramicus i. sp., hinten breiter als vorm. 
Clypeus höher, Fühlergelenke einander näher als vom vorderen 
Clypeusrand (bei pyramicus i. sp. umgekehrt). Augen etwas größer. 
Mesonotum gleichmäßig konvex, ohne den Quereindruck von pyra- 
micus i. sp. Basalfläche des Metanotums vorn niedriger, dann plötz- 
lich zum stumpferen hinteren Kegel aufsteigend. Schuppe sehr 
dünn und scharfrandig, hoch, nach vorn geneigt. Farbe des Lasius 
brunneus Latr.: Braun, Thorax bräunlichgelb, Tarsen und Vorder- 
kopf braunrot. Manchmal rotbraun mit braunem Kopf. Sonst wie 
Pyramieus 1. Sp. 

Argentinien (Lagier), in meiner Sammlung; Sao Paulo (v. Ihe- 
ring). 

Dorymyrmex Göldii For. nov. subspec. fumigatus. ?. Länge 
2:5 mm. Kopf gelbrot, Thorax rötlichgelb, Hinterleib gelblich. Beine, 
Ende des Hinterleibes, Fühlergeißel und Endhälfte des Schaftes 
bräunlich. Tarsen bräunlichgelb, Basalhälfte des Schaftes gelblich. 
Außerdem ist der Kopf viel glänzender und die anliegende Pube- 
szenz viel spärlicher als beim Arttypus. Das Promesonotum ist 
ferner konvexer, etwas weniger gestreckt. Der Metanotumzahn ist 
noch etwas stumpfer. Der Kopf ist, besonders nach vorn, vom 
Hinterrand der Augen an etwas weniger schmal (etwas breiter als 
hinten). Sonst genau wie die Stammart und fast ebenso-schlank. 
Wie bei ihr überragt der Schaft den Hinterkopf um gut ?/, seiner 
Länge. 

d. Länge 2:5 mm. Kiefer dreizähnig, gelb, Tarsen blaß, das 
übrige braun. Kopf nicht viel breiter als lang, glänzend. Das 

2. B. Ges. 58. Bd. 25 


386 A. Forel. 


Mesonotum überragt stark das Pronotum und den Hinterkopf. Der 
Schaft erreieht nicht den Hinterhauptrand. (Exemplar schlecht er- 
halten.) 

Sao Paulo (v. Ihering). 

zteca Alfari Em. var. ovaticeps For. 3, 9. Sao Paulo (v. Ihe- 
ring). 

Azteca Alfari Em. nov. var. mixta. 8, 9, d. 8. Länge 24 
bis 36 mm. Nicht so matt wie der Arttypus, aber nicht so glänzend 
wie die subspec. luıceida For. Kopf noch stärker nach vorn ver- 
schmälert als beim Arttypus, aber hinten viel weniger tief ausge- 
randet, etwas breiter. Der Schaft ist auffallend kurz, ähnlich wie 
bei der var. aequalis For., überragt kaum das hintere Kopfviertel. 
Schuppe oben stumpf. Basalfläche des Metanotums quadratisch, 
etwas breiter als lang, vorn fast so breit als hinten (bei der var. 
aequalis ist der Kopf hinten fast nicht breiter als vorn und die 
Basalfläche des Metanotums vorn viel schmäler als hinten, so lang 
als hinten breit). Dunkler als aegualis; Hinterleib braun, Scheitel 
bräunlichrot, das übrige gelbrot. 

9. Schwarzbraun. Geißel, Vorderrand des Kopfes und Tarsen- 
enden rötlich. Kopf etwas breiter als bei der var. aequalıs. Der 
Schaft erreicht nicht das hintere Kopfviertel. Flügel ziemlich hell, 
mit bräunlichgelbem Hauch, braunem Randmal und bräunlichgelben 
Rippen. Eine Kubitalzelle, wie bei den anderen Arten. Länge 6°8 mm. 

d. Länge 2:4—2'9 mm. Kopf hinter den Augen rechteckig, 
hinten nicht verschmälert (bei der var. aequalis und beim Arttypus 
trapezförmig, hinten verschmälert). Fühler wie bei der var. aequalis 
und beim Arttypus: Fühlerschaft und erstes Geißelglied breiter als 
lang. Zweites Geißelglied sehr groß, 1?/,mal länger als breit, viel 
breiter als das erste. Die weiteren Glieder immer kürzer und 
schmäler, aber fast alle länger als dick; die letzten wieder etwas 
länger (nicht dieker). Schuppe oben dünn und ziemlich zugespitzt. 
Schwarz mit braunen Gliedern. Flügel heller als beim 9. 

San Bernardino, Paraguay (Fiebrig); Sao Paulo (v. Ihering). 

Bei einem Teil der letzteren Exemplare ist der Kopf vorn etwas 
weniger verschmälert und der Schaft recht kurz. 

Azteca Alfari Em. var. aequalis For. $, 9, d’. Insel Mexiana, 
Amazonasmündung (Hagmann). 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 387 


9. Wie die vorige, aber der Kopf schmäler, länglicher. Mehr 
rötlichbraun oder braunrot mit braunen Flecken. Hinterleib hinten 
braun. Sonst gleich. Länge 7'’5 mm. 

d'. Länge 5 mm. Ende der Geißel leicht schrumpfend, welk 
(bei allen Stücken). Kopf hinten trapezförmig, Schuppe etwas 
dieker als bei mixta. Farbe mehr dunkelbraun. 

Azteca Alfari Em. subspec. Cecropiae For. 8, 9, d. Campo 
Besso bei Sao Paulo, in einer Sumpf-Cecropia; Sao Paulo (v.Ihering). 

9. Länge 6—6°6 mm. Farbe der var. mixta und überhaupt 
fast nicht von ihr zu unterscheiden. Der Kopf ist nur etwas kürzer 
und hinten etwas breiter. Vom Arttypus nur durch den kürzeren 
Fühlerschaft unterschieden. 

d. Länge 28—5 mm. Genau wie die var. mixta, aber die 
Fühler dicker und kürzer; die Geißelglieder 4—10 dicker als lang 
oder wenigstens so dick als lang. 

8. Länge 2:2—3'3 mm. Den von mir angegebenen Merk- 
malen muß hinzugefügt werden, daß zwischen dem Mesonotum und 
der Basalfläche des Metanotums ein schmaler, aber ziemlich scharfer 
spaltenartiger Einschnitt besteht, der von der Basalfläche steil ab- 
fällt und an dessen vorderer (mesonotalen) Wand die zwei Stigmata 
scharf hervortreten. Diese Bildung ist bei anderen Varietäten (be- 
sonders bei mixta) etwas, aber nur schwach angedeutet. 

Während der $ von der typischen Alfari erheblich abweicht, 
sind @ und J fast nicht zu unterscheiden. Ich hatte somit recht, 
diese Subspezies zu Alfarı zu stellen. 

Azteca Schimperi Em. Bahia, Brasilien, aus einem Karton- 
nest (Hamburger Museum) geschüttelt. 

Das Nest ist ziemlich kugelig, um die Abzweigungsstelle eines 
Astes herum gebaut, ca. 92 mm breit und 105 mm lang, mit den bei 
Azteca üblichen vielen spaltenartigen und zugleich von Karton- 
lappen überdeckten Öffnungen nach außen. Der Baum, an dem es 
sitzt, ist keine Cecropia. 

J (noch nicht beschrieben). Länge etwa 3 mm. Kiefer spitz, 
schmal, mit schiefem, scharfem Endrand. Kopf vor den Augen 
schmäler, hinter denselben quer rechteckig, breit, mit seicht kon- 
kavem Hinterrand; im ganzen etwa so lang als hinten breit. Augen 
ziemlich klein. Schaft ganz kurz, so dick als lang. Erstes Geißel- 


25% 


388 A. Forel. 


glied dicker als lang, zweites breit, kaum doppelt so lang als breit; _ 
die folgenden kürzer und schmäler. Das Mesonotum überragt nicht 
das Pronotum. Schuppe ziemlich dünn, oben gerundet, aufrecht. 


Kartonnest der Azteca Schimperi Emery. 


(Dem naturhistorischen Museum zu Hamburg gehörend.) 


Aus Bahia; auf einem Baumast (nicht Cecropia!) gebaut. 


Flügel fast wasserhell, mit blassen Rippen und Randmal. Skulptur 
und Behaarung wie beim ®. Braun, Fühler, Kiefer und Beine 
hellbraun. 

9 (noch nicht beschrieben). Derjenigen der lanuginosa (siehe 
diese) ganz ähnlich, aber bräunlichschwarz, mit dem Kopf vorn 
deutlich etwas breiter als hinten (sonst gleich lang und gleich ge- 
formt) und mit dünnerer Schuppe, deren Oberrand ziemlich scharf, 
fast gerade, respektive sehr seicht ausgerandet ist. Glieder mit 
ganz anliegender Pubeszenz. Körper glatt und ganz kahl, während 
lanuginosa 9 ziemlich reichlich an Körper und Gliedern kurz ab- 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 389 


stehend behaart ist. Länge ca. 5 mm mit dem ausgetrockneten 
Hinterleib. 

Es handelt sich um eine befruchtete, flügellose Königin mit 
sehr stark aufgetriebenem Leib. Vielleieht ist die beim C’ vor- 
handene anliegende Pubeszenz des Körpers abgerieben. 9 und C’ 
sind mit den ® aus dem Nest von Dr. v. Brunn geschüttelt worden. 

zteca lanuginosa Em. ®. Sao Paulo (v. Ihering). Der ® 
mißt von 2:8—42 mm. Die Pubeszenz der Exemplare aus Sao 
Paulo ist etwas stärker am ganzen Körper, so daß sie etwas weniger 
poliert und glänzend erscheinen. Sie sind auch etwas heller braun. 
Sonst gleich. 

Distrikt Jaragua (Flußgebiet des Itapocu), Provinz Sta. Catha- 
rina; von Herrn W. Ehrhardt am 11./XII. 1907 in allen drei Ge- 
schlechtern im Nest gesammelt und vom Museum in Hamburg durch 
Dr. v. Brunn erhalten. Das Nest, aus Karton gebaut, liegt am 
Gipfelquirl einer Cecropia, frei außen angebaut. Es ist oval, 27 cm 
lang und 16cm breit (der Stamm der Cecropia ist 55cm dick). 
Nach Herrn Ehrhardt ist dies die normale, gewöhnliche Lage 
des Nestes (seltener an Ästen hängend). Nestöffnungen wie bei 
A. Schimperi, von etwas weniger tiefen Kartonlappen überdeckt 
als bei aurita Em. 

9. Länge Amm. Nicht größer als der große $. Kopf länglich 
rechteckig, mit nahezu geraden, parallelen Seitenrändern, 1!/,mal 
so lang als breit, vorn so breit als hinten, hinten tief winkelig 
eingeschnitten, so daß die beiden Hinterecken dreieckige Lappen 
bilden, die jedoch nieht so hervorspringen und breiter sind als bei 
aurita. Augen etwas flach, am vorderen Kopfdrittel liegend. Der 
Fühlerschaft erreicht ungefähr den Hinterhauptrand. Alle Geißel- 
glieder länger als dick. Thorax recht schmal, schmäler als der 
Kopf, gleichmäßig von vorn nach hinten konvex. Schuppe sehr 
dick, fast knotenförmig, oben gerundet, weniger wie doppelt so 
breit als lang, hinten abgeflacht. Abdomen klein. Flügel schwach 
gelblich angehaucht. Rippen und Randmal gelbbräunlich. Farbe 
und Skulptur wie beim ®, aber die Behaarung mehr kurz abstehend 
als wollig anliegend; Fühler und Beine etwas heller. 

d. Länge 3:3 mm. Von Schimperi d' fast nicht zu unter- 
scheiden, aber schwarz. Mesonotum nach vorn etwas gewölbter. 


390 A. Forel. 


Kopf etwas tiefer hinten ausgeschnitten. Schildchen etwas pro- 
minenter. Behaarung wolliger, nicht so anliegend. Sonst gleich. 

Höchst auffallend sind bei Azteca lanuginosa und Schimperi 
die kleinen, lang- und schmalköpfigen 9. Solche Kopfformen pflegen 


Henn 


Kartonnest der Azteca lanuginosa Emery. 
(Dem naturhistorischen Museum zu Hamburg gehörend.) 
Aus dem Flußgebiet des Itapoeiı (Distrikt Jaraguä), Provinz Sta. Catharina, 
Brasilien, von Hermm Wilh. Ehrhardt 1907 gesammelt. Diese Lage, im Gipfel- 


quirl einer Cecropia, senkrecht am Stamme selbst, ist nach Ehrhardt die 
normale. 


sonst bei ziemlich großen 9 solcher Arten vorzukommen, die in 
zylindrischen Höhlungen (hohlen Ästen etc.) leben, in welchen der 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 391 


kleine & mit seinem relativ breiteren Kopf ohne weiteres Raum 
genug hat, der große $ und das Q dagegen, um Platz zu finden, 
langgestreckt sein müssen. Dieses bringt mich auf die Vermutung, 
daß bei Gründung neuer Kolonien das befruchtete 9 (wie bei A. 
Muelleri) die dünne Stelle eines Cecropia-Astes durchbohrt (oder 
sonst ein hohles Zweigcehen aufsucht) und seine Brut zunächst in 
dieser sicheren schmalen Wohnstube aufzieht oder eine Adoptions- 
kolonie bei kleinere Stengel bewohnenden Azteca-Arten bildet. 
Während aber Azteca Muelleri auch später noch im Innern der 
Cecropia, wie v. Ihering zeigte, ihren Kartonbau anfertigt, würden 
Schimperi und lanuginosa, sobald genügend ® ihrer Art ausgeschlüpft 
sind, diese Höhlung verlassen und ihre Kartonnester nach außen, an 
der Oberfläche des Baumes, anbringen. Es dürfte nicht allzu schwer 
sein, diese Vermutung durch direkte Beobachtung zu bestätigen oder 
zu widerlegen. Trifft sie zu, so erklärt sie die sonderbare Art des 
Polymorphismus jener beiden Arten, vielleicht auch der aurita Em. 
u. a. m., während bei trigona Em., chartifex For. ete. der Kopf des 
9 ganz anders geformt ist. 
Azteca Delpini Em. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

„ Azteca Delpini Em. subspee. trinidadensis For. (= Azteca velox 
For. subspee. trinidadensis For.). Ein größeres Material veranlaßt 
mich, diese Subspezies zu Delpini und nicht zu velox zu ziehen. 
Sie steht dem größeren ® der Delpini sehr nahe. 


Azteca Muelleri Em.!) $, 9. Sao Paulo und Ilha Victoria, 
Estanga Sao Paulo (v. Ihering). 

In Kartonnestern, die sich in den Cecropia-Höhlen befinden, 
wie dies v. Ihering beschrieben hat, und wie A. constructor Em. 
aus Costarica (Hamburger Museum). 


!) Azteca Muelleri Em. nov. var. Wacketi C. Em. $. Unterscheidet 
sich vom Arttypus durch die hellere, mehr gelbrötliche Farbe (ähnlich wie 
Delpini, Alfari ete.); der Kopf ist auch hinten etwas schmäler. 

d. Unterscheidet sich vom Arttypus durch den hinten mehr gerundeten 
schmäleren Kopf mit undeutlichem Hinterrand sowie durch drei hell rötlich- 
gelbe Längsbinden auf dem Mesonotum. 

Sao Paulo (v. Ihering). C. Emery. 


Diese Varietät wurde bereits von Prof. Emery festgestellt und von 
ihm mir unter diesem Namen gesandt. Forel. 


392 A. Forel. 


Azteca Muelleri Em. nov. var. nigridens. ®. Länge 3—3'7 mm. 
Etwas schlanker als der Arttypus; kein Geißelglied dicker als lang. 
Kopf mit konvexeren Seiten, besonders hinten, wo er breiter ist 
als auf der Höhe der Augen, so daß er vorn stärker verschmälert 
scheint. Kiefer braunschwarz, Körper dagegen heller braun (gelb- 
liehbraun) als beim Arttypus; Schuppe oben recht stumpf gerundet. 
Beim Arttypus ist die Schuppe, besonders beim großen ®, meist 
nicht so gerundet wie in Emerys Figur; sie ist hinten meist flach 
und oben bald mehr, bald weniger gerundet. 

Colonia Alpina, Provinz Rio (Göldi), in meiner Sammlung. 

Azteca Ulei For. nov. var. gibbifera. ?. Länge 35 3—4Amm. Der 
kleinste Arbeiter fehlt. Unterscheidet sich vom Arttypus durch das 
stark buckelige Mesonotum, das vorn das Pronotum stark über- 
ragt und hinten steil konvex in den mesometanotalen Einschnitt 
fällt. Die Schuppe ist oben viel stumpfer gerundet 'als beim Art- 
typus. Hinten unten hat das Stielchen einen gerundeten, etwas 
durchscheinenden Längslappen. Um eine kleine Nuance dunkler 
als der Arttypus, sonst gleich. | 

Ein ® mit teilweise weiblichem Thorax und einem Flügel 
rechts (Monstrum). 

Sao Paulo (v. Thering). 

Azteca Ulei For. subspee. nigricornis For. 8. Sao Paulo 
(v. Ihering).') 

Azteca Aesopus nov. spec. ®. Länge 2:5—3'8 mm. 

® major. Kiefer rotbraun, glänzend, zerstreut punktiert, äußerst 
fein und zart genetzt-gerunzelt, vorn mit fünf deutlichen, hinten mit 
vier undeutlichen Zähnen. Clypeus mäßig gewölbt, ziemlich hoch, 
mit ziemlich geradem Vorderrand. Kopf trapezförmig, mit wenig 


‘) Azteca longiceps Em. nov. subspec. patruelis. 8. Länge 2°2—3 mm. 

5 major. Unterscheidet sich wie folgt von der subspec. juruensis For.: 
Kopf etwas breiter, 1?/);mal so breit als lang, hinten nicht breiter als vorn, 
“mit etwas konvexeren Rändern. Augen am vorderen Drittel. Der Fühlerschaft 
erreicht das hintere Kopfviertel. Promesonotum buckelig, viel stärker gewölbt 
und höher stehend als bei juruensis, wo es mäßig gewölbt und kaum höher 
stehend ist als die Basalfläche des Metanotums. Letztere ziemlich niedrig und 
fast flach. Einschnürung nicht tief. Abschüssige Fläche kurz und schief. 
Schuppe wie bei juruensis, aber oben schärfer, im Profil kantig. Skulptur 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 393 


konvexen Seiten, hinten tief ausgerandet und viel breiter als vorn, 
länger als breit. Augen etwa in der Mitte der Kopfseiten, diese 
hinter dem Clypeus etwas eingedrückt. Die Kopfform erinnert 
etwas an silvae For., ist aber weniger auffallend. Der Schaft über- 
ragt den Hinterrand des Kopfes um gut seine Dieke. Geißelglieder 7 
bis 10 so dick als lang (3—6 etwas länger als dick). Das Meso- 
notum ragt als rundlicher Buckel bedeutend über das Niveau des 
Pronotums und des Metanotums hervor. Die Basalfläche des Meta- 
notums breiter als lang. Die Stigmata hinter der letzteren und 
hinter dem Mesonotum ragen zahnartig hervor. Schuppe nicht hoch, 
oben gerundet, wie bei A. Muelleri Em. 

Skulptur, Farbe und Behaarung wie bei A. Delpini Em., aber 
um eine Nuance dunkler und weniger glänzend. Ferner sind die 
Schienen nur an der Außenseite und weniger reichlich abstehend 
behaart als bei Delpini (bei dieser auf beiden Seiten). 

8 minor. Das Mesonotum ragt nur wenig und nicht auffallend 
über das Niveau des Pronotums und des Metanotums. Basalfläche 


und Behaarung wie bei juruensis, aber etwas .mehr Borstenhaare an den 
Gliedern. 

Bräunlich gelbrot, Kiefer dunkler rötlich, Hinterleib braun mit gelb- 
gerandeten Segmenten. 

Beine wie bei jwruensis, kurz, ziemlich dick, mit leicht komprimierten 
Schenkeln. Sonst genau wie juruensis. 

8 minor. Kopf 1!/;mal länger als breit. Der Fühlerschaft erreicht fast 
das hintere Kopfsechstel. Augen etwas vor der Mitte der Kopfseiten. Sonst 
wie der 8 major. 

Q. Länge 6 mm. Größer als juruensis, wie die typische Art. Kopf 1'7 mm 
lang und 1'0 mm breit; hinten ein klein wenig breiter als vorn. Der Schaft 
erreicht etwa das hintere Kopfdrittel, Geißelglieder etwas weniger dick als 
bei der typischen longiceps und bei juruensis. Mesonotum vorn weniger ge- 
wölbt als bei longiceps i. sp., Schuppe etwas dicker und oben etwas stumpfer. 

Skulptur etwas dichter als bei juruensis und longiceps i. sp., daher 
weniger glänzend; Pubeszenz etwas dichter, sonst Behaarung gleich. Farbe 
wie bei jwruensis, aber etwas heller dunkelbraun (bei Zongiceps i. sp. dunkler, 
fast schwarz). Hinterleibssegmente breiter gelb. Der ganze Clypeus und die 
Wangen rötlich, Kiefer und Fühler braunrötlich. Flügel etwas stärker ge- 
bräunt (wenig). 

Colima, Mexiko, von Prof. Wheeler erhalten, der mir die Beschreibung 
überließ. 

Az:teca velox For. 8 minor. Nicaragua (Prof. Wheeler). 


394 A. Forel. 


des letzteren aber etwas länger als breit. Die Kopfseiten sind etwas 
konvexer und die Ausrandung des Kopfes hinten weniger tief. Sonst 
wie der $ major; der Fühlerschaft nicht länger. Von oben gesehen 
ist aber das Pronotum auffallend breit und bildet seitlich je eine 
rundliche Hervorragung. Dieses Merkmal ist beim $ major schwächer 
ausgeprägt. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Diese Art ist, trotz ihrer Eigentümlichkeiten in der Thorax- 
form, der Delpini Em., Mwuelleri Em. ete. nahe verwandt. 

Noch zwei Azteca-Arten (Nr. 2328 und Nr. 2302) hat Herr 
Prof. v. Ihering in Sao Paulo gesammelt; die erste mit Olitrix For., 
Emmae For. und bicolor Em. verwandt, die zweite sehr klein, mit 
unbehaarten Schienen. Doch ist das Material ungenügend, um eine 
brauchbare Bestimmung oder Beschreibung zu gestatten. In dieser 
äußerst schwierigen Gattung sollte man stets mindestens die größten 
und kleinsten $ und womöglich noch @ und cd’, oder wenigstens 
das © besitzen, um die Arten festzustellen. 

Iridomyrmex leucomelas Em. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Iridomyrmex humilis Mayr. ®. Rio Grande do Sul (v. Ihering). 
d. Siehe Ir. dispertitus micans. 

Iridomyrmex humilis Mayr subspee. angulatus Em. &. Sao 
Paulo (Dr. Lutz). War aus Bolivien von Emery beschrieben. 

Iridomyrmex dispertitus For. nov. subspec. micans. ®. Länge 
2:6—2'S mm. Etwas größer als der Arttypus; Kopfseiten konvexer, 
Kopf breiter. Ein Quereindruck in der Mitte des Mesonotums, oben. 
Skulptur etwas stärker, weniger glänzend. Besonders der Kopf ist 
sehr dicht und scharf punktiert, nur schimmernd. Sonst wie der 
Arttypus, aber etwas größer und etwas dunkler braun (var. nigella 
Em. ist umgekehrt stark glänzend). 

d. Länge 22mm. Kiefer klein, schmal, kaum zweizähnig, 
an der Extremität schmäler als an der Basis. Kopf viereckig, mit 
geradem Hinterrand, nur vor den Augen plötzlich stark verschmälert. 
Die konvexen Augen nehmen etwas mehr als '/, der Kopfseiten 
ein. Schaft doppelt so lang als dick. Erstes Geißelglied fast Kugelig, 
fast so dick als lang. Zweites Geißelglied etwas länger und viel 
schmäler als der Schaft, die folgenden stets kürzer bis zum vor- 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 395 


letzten. Das Mesonotum überwölbt nur mäßig das Pronotum. Sku- 
tellum nieht prominierend. Basalfläche des Metanotums horizontal, 
etwas konvex, die senkrechte abschüssige Fläche etwas überwölbend. 
Sehuppe aufrecht, oben nicht scharf. Braun. Flügel etwas grau 
durch Pubeszenz angehaucht, mit einer Kubitalzelle. Äußere Genital- 
klappen an der Basis breit, mit einem schmalen, ziemlich spitzen 
Fortsatz endigend. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Auffallend sind die Ö der amerikanischen Iridomyrmew: 

I. humilis d. Länge 3 mm. Kiefer wie beim vorigen, aber 
deutlich zweizähnig. Kopf wie beim vorigen, aber quer rechteckig, 
breiter als lang. Schaft 2!/,—3mal so lang als breit. Zweites 
Geißelglied länger als Schaft und erstes Geißelglied zusammen. 
Fühler sonst wie beim vorigen. Das sehr breite Mesonotum über- 
wölbt bedeutend das Pronotum und den Kopf. Skutellum buckelig 
prominent. Metanotum und Schuppe wie beim vorigen. Flügel fast 
wasserhell, mit einer Kubitalzelle. Äußere Genitalklappen länglich 
dreieckig, ohne deutlichen Fortsatz. 

I. iniguus Mayr d. Länge 2 mm. Kiefer breiter an der Ex- 
tremität als an der Basis, mit schneidigem Endrand und einem 
Endzahn. Kopf länglich rechteckig, länger als breit, vor den Augen 
schmal, mit konvexem Hinterrand. Die Augen nehmen weniger 
als !/, der Kopfseiten ein. Schaft und erstes Geißelglied wie bei 
dispertitus-micans, aber das zweite Geißelglied nicht länger als der 
Schaft, das Mesonotum überwölbt nicht das Pronotum. Skutellum 
nicht prominierend. Metanotum, Schuppe, Flügel und Genitalklappen 
wie bei humilıs. 

I. dispertitus i. sp. d’ (aus Guatemala). Länge 2:3 mm. Kiefer 
groß, mit langem, breitem Endrand, zwei Endzähnen und hinter 
denselben undeutlich sehr fein gezähnelt. Kopf trapezförmig, fast 
dreieckig, vorn schmal, hinten breit, mit geradem Hinterrand. Die 
auffallend kleinen Augen nehmen nicht ?/, der Kopfseiten ein. Der 
lange Fühlerschaft erreicht den Hinterrand des Kopfes. Erstes 
Geißelglied erheblich länger als diek. Zweites Glied doppelt so 
lang wie das erste, aber viel kürzer als der Schaft. Thorax wie 
bei iniquus und dispertitus-micans, aber die abschüssige Metanotum- 
fläche nicht senkrecht und durchaus nieht überwölbt. Schuppe 


396 | A. Forel. 


keilförmig, unten diek, oben fast scharf. Äußere Genitalklappen 
dreieckig, länger als breit. Flügel wie bei der subspee. micans. 

Somit ist das J’ des typischen dispertitus verschiedener von 
demjenigen der subspee. micans, als von denjenigen der Arten humilis 
Mayr und iniguus Mayr. Dennoch ist dasselbe mit den & von Prof. 
Stoll gesammelt worden. Ich sollte daher wohl aus micans logischer- 
weise eine neue Art machen. Anderseits ist aber der 8 demjenigen 
der Stammart so ähnlich und die Ö haben eine solche Tendenz zu 
variieren, daß ich vorläufig mich mit der Aufstellung einer Sub- 
spezies begnüge. 

Iridomyrmex melleus Wheeler nov. subspec. succineus. ®. 
Länge 26—2'9 mm. Viel größer als der Arttypus und dunkler 
gelb, wie Bernstein gefärbt. Ende des Schaftes, Fühlergeißel, 
Schienen und Hinterleib etwas gebräunt. Kopf hinten viel breiter 
als beim Arttypus, hinten viel breiter als vorn, mit geradem (beim 
Arttypus konvexem) Hinterrand. Mesonotum vorn weniger ein- 
geschnürt und Metanotum etwas länger als beim Arttypus; Schuppe 
etwas höher. Sonst alles gleich. 

Von iniquus Mayr durch den breiteren Kopf mit Saale 
Hinterrand, die Farbe und durch die bedeutendere Größe unter- 
schieden. Der Typus von melleus steht dem iniquus näher. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Nach Wheeler hat das von melleus wohl ausgebildete 
Kiefer und einen dem Arbeiter ähnlichen Kopf. Somit scheint es 
dem © des typischen dispertitus am nächsten zu stehen. Von der 
subspee. succineus sind nur $ vorhanden. 

Iridomyrmex (Forelius) Mac Cooki For. nov. var. brasiliensis. 
#. Länge 2:5—3 mm. Größer als der Arttypus, blasser gelb gefärbt, 
erheblich stärker pubeszent, so daß der ganze Körper von einem 
blaßgelben Flaum bedeckt erscheint und an Lasius flavus D. G. 
erinnert. Außerdem ist der Kopf breiter, fast quadratisch, kaum 
länger als breit. Augen etwas größer. 

Rio Grande do Sul (v. Ihering). 


5. Subfam. Camponotinae Forel. 
Myrmelachista gallicola Mayr. $. Rio Grande do Sul (v. Ihe- 
ring). 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 397 


Myrmelachista Arthuri For. %. Sao Paulo (v. Ihering). Von 
Göldii For. unterscheidet sich diese Art noch durch den fast flachen, 
sehr wenig gewölbten Clypeus, der namentlich hinter dem Vorder- 
rand nicht einmal andeutungsweise gestutzt ist und in der Mitte 
des Vorderrandes ein winziges Zähnchen hat. Göldii hat einen stark 
gewölbten, vorn gerundet gestutzten Clypeus, ohne Spur eines 
Zahnes. 

Myrmelachista Arthuri For. nov. var. brunneiceps. ®. Kopf 
und Fühler mit Ausnahme der rötlichen Fühlergruben braun. Ober- 
rand der Schuppe leicht konkav, mit einer schwachen Rinne in der 
Mitte. Sonst wie der Arttypus. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Myrmelachista Paderewskii nov. spec. $. Länge 2:5 bis 
33mm. Kiefer fünfzähnig, glatt, glänzend, mit einigen Punkten 
und Streifen gegen den Endrand. Clypeus nicht gestutzt, aber 
stärker gewölbt als bei Arthuri. Augen kleiner als bei Zeledont 
Em., hinter der Kopfmitte. Wenigstens drei Grübchen an der Stelle 
der Ozellen. Kopf so lang als hinten breit, schwach trapezförmig, 
vorn schmäler als hinten, mit schwach konvexen Seiten und fast 
geradem Hinterrand. Der Fühlerschaft erreicht das hintere Sechstel 
des Kopfes. Geißelglieder 3—6 der 10gliederigen Fühler dicker 
als lang. In der Mitte des Mesonotums ist der sonst breite Thorax 
kolossal und kurz eingeschnürt, so daß seine beiden Hälften vor 
und hinter der Einschnürung, sowohl von oben wie von der Seite 
besehen, fast wie zwei Kugeln aussehen, die durch eine Brücke in 
der Mitte verschmolzen sind. M. Rudolphi For. zeigt etwas ähn- 
liches, aber die zwei Kugeln sind länglicher und weniger scharf 
ausgesprochen. Die Prothoraxkugel ist vor allem fast genau kugelig, 
indem die Wölbung unten fast so stark ist als oben. Der Prothorax 
ist mehr als dreimal so hoch und so breit als die eingeschnürte 
Mitte des Mesonotums. Der Metathorax ist oben etwas weniger 
konvex als unten, nicht ganz dreimal so hoch und breit als die 
eingeschnürte Stelle. Die konvexe Basalfläche ist vorn schmal, 
hinten breit, so lang wie die abschüssige Fläche und endigt mit 
zwei von den Stigmen gebildeten stumpfen Zähnen oder Höckern 
(bei Zeledoni ist keine so starke Einschnürung, das Metanotum ist 
schmal und die Stigmen liegen weiter unten). Von oben gesehen 


398 A. Forel. 


ist die Basalfläche trapezförmig, fast dreieckig. Der Mesothorax 
sieht genau so aus wie das sehr stark einschnürende Korsett eines 
busenstarken Mädchens mit künstlicher Wespentaille. Schuppe hoch, 
kaum nach vorn geneigt, oben schwach ausgerandet, etwas schmäler 
und vor allem noch dünner als bei Zeledoni Em. Hinterleib und 
Beine wie bei Zeledont. 

Seidenschimmernd; Hinterleib glänzend. Die Skulptur des 
Kopfes und des Thorax ist ungeheuer fein, nur mit mikroskopi- 
schen Linsen zu erkennen; am Kopf vorn äußerst dicht und fein 
längsgestreift, hinten genetzt, am Prothorax zirkulär gerunzelt, am 
Metathorax- quergerunzelt. Zwischen den bereits ungemein feinen 
Runzeln besteht noch eine ganz mikroskopische dichte Skulptur. 
Schuppe und Hinterleib schwach, aber etwas weniger fein und viel 
weniger dicht quer chagriniert. Am Kopf und Thorax zerstreute, 
etwas gröbere Punkte. Am Körper sehr zerstreute, feine, kurze, 
gelbliche abstehende und anliegende Haare; Schienen und Fühler- 
schaft nur anliegend behaart. 

Schwarz. Beine und Fühler braun, Kiefer rot, Basis der 

Geißel bräunlichrot, Tarsen und einige Gelenke rötlichgelb. 
2. Länge 6.5—7'5 mm. Kopf trapezförmig, vorn schmäler, 
um !/, länger als breit. Fühler 10gliedrig. Der Fühlerschaft er- 
reicht das hintere Kopfviertel oder überragt es etwas. Thorax 
etwas breiter als der Kopf. Metanotum viel tiefer liegend als das 
in einer Ebene mit dem Mesonotum liegende Skutellum, einfach 
gerundet. Schuppe niedrig, sehr breit, ziemlich dick, mit einer 
oberen, fast ebenen Fläche, die fast viermal so breit als lang ist. 
Hinterleib groß und lang. Das Pronotum überragt das Mesonotum. 
Kopf und Thorax schwach glänzend, fein und ziemlich dicht ge- 
netzt, ohne andere Skulptur und mit lange nicht so feiner Skulptur 
als beim $. Zerstreute Punkte, Hinterleib ete. wie beim $; ebenso 
Behaarung und Farbe. Flügel braun getrübt, doch noch durchsich- 
tig, mit einer Kubitalzelle und einer geschlossenen Radialzelle, aber 
ohne Diskoidalzelle. 

J'. Länge 3°5—4 mm. Kiefer mit breitem, zweizähnigem End- 
rand. Kopf viel breiter als lang, vor den Augen stark verschmälert. 
Die sehr konvexen Augen nehmen zirka ?/, der Kopfseite ein. Der 
Schaft der I1gliedrigen Fühler überragt sehr deutlich (um vielleicht 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 399 


zweimal seine Dicke) den Hinterrand des Kopfes. Fühlerkeule vier- 
gliedrig, scharf abgesetzt durch Sinneshaare, gut so lang wie die 
übrige Geißel. Das Mesonotum überragt ganz wenig das Pronotum. 
Thorax doppelt so breit wie der Kopf, sonst wie beim 9. Schuppe 
viel dünner als beim 0, wie beim ®, aber oben stark ausgerandet. 
Äußere Genitalklappen mit zwei langen, flachen, am Ende stumpfen 
Spitzen, die untere länger als die obere; dazwischen tief ein- 
geschnitten. 

Skulptur, Behaarung und Farbe wie beim o, aber Beine, 
Fühler und Kiefer ganz braun und die Flügel etwas weniger ge- 
bräunt. 

Sao Paulo, in Bambusröhren (Dr. Lutz). 

Ich freue mich, diese ausgezeichnete Art meinem Freund und 
ehemaligen Nachbarn Herrn Komponisten Paderewski zu widmen. 

Das C von Myrmelachista Hoffmanni For. hat nicht einfach 
gerundete, sondern sehr breite, am Ende ausgerandete äußere 
Genitalklappen. Ich hatte mich in der Beschreibung geirrt; die 
Fühlerkeule ist auch bei ihm viergliedrig. 

Das S von Myrmelachista chilensis For. ist 35 mm lang, mit 
sehr breiten, matten, dicht punktiert-genetzten Kiefern, die einen 
schneidigen Endrand und zwei Zähne an der Spitze besitzen. Seine 
äußeren Genitalklappen sind gewaltig groß und breit, wie bei 
Paderewskii, aber die beiden Spitzen sind zwei breite, große, am 
Ende ganz stumpfe Lappen, die etwa wie ein Walfischmund aus- 
sehen. Die obere Spitze oder der obere Fortsatz wird bei allen 
drei Arten durch die sogenannte Schuppe gebildet. 

Auch bei M. Bettinae For. g' bildet die Schuppe einen oberen, 
und zwar einen spitzen Fortsatz. 

Brachymyrmez patagonicus Mayr. 3. Sao Paulo und Rio Grande 
do Sul (v. Ihering). 

Brachymyrmex patagonicus Mayr subspee. Cordemoyi For. %, 
9. San Bernardino, Paraguay (Dr. Fiebrig), in einem trockenen 
Ast; Sao Paulo (v. Ihering). 

9. Länge 4 mm. Kopf quadratisch. Fühlerschaft wie beim ®. 
Die fast wasserhellen Flügel überragen die Hinterleibsspitze nur 
um die Länge der zwei letzten Ringe. 'I'horax wenig breiter als 
der Kopf. 


400 A. Forel. 


Prof. Emery hat aus meiner var. Cordemoyi des patagonicus 
eine Art gemacht. Ich kann jedoch auf Grund meines Materiales 
diese Form höchstens als Subspezies gelten lassen. Die Form des 
Kopfes und die Länge des Fühlerschaftes variieren zu sehr. 

Brachymyrmex levis Em. ®, 9, d. Valparaiso (Hoffmann). 

9. Länge 45 mm. Kopf viereckig, um !/, breiter als lang. 
Der Schaft überragt den Hinterrand um gut !/, seiner Länge. Die 
ungemein langen, gelblich angehauchten Flügel überragen hinten 
den Körper um gut die ganze Länge des großen Hinterleibes. Farbe 
ziemlich hellbraun; Glieder heller. Skulptur stärker punktiert als 
beim 3. Thorax viel breiter als der Kopf. Geißelglieder viel 
länger als dick. 

d. Länge 15—1'6 mm. Kopf viel breiter als lang. Schaft 
wie beim 0. Flügel nieht erheblich länger als bei patagonicus 
Cordemoyi. 

Durch die langen Flügel des 9 gut zu unterscheiden. 

Brachymyrmex longicornis For. nov. var. immunis. %. Länge 
1'6—2'2 mm. Länger als der Arttypus und viel dunkler, schwarz- 
braun, mit helleren Gliedern. Stigmata des Mittelsegmentes etwas 
prominenter, Thorax und besonders Metanotum (abschüssige Fläche) 
etwas länger; sonst ganz gleich. Kiefer vierzähnig. 

d. Länge 1'7 mm. Kopf etwas länger als breit. Der Schaft 
überragt den Hinterkopf um zirka !/, seiner Länge. Ziemlich hell- 
braun. Fühler 10gliedrig. 

9. Länge 34mm (kaum). Kopf trapezförmig, hinten viel 
breiter als vorn, ungefähr so lang als breit. Clypeus vorn stärker 
bogenförmig vorgezogen als bei levis und patagonieus. Der Schaft 
überragt den Hinterrand um !/, seiner Länge, wie beim $. Trotz-. 
dem sind die Geißelglieder nicht so lang wie bei levis 9. Thorax 
nur wenig breiter als der Kopf. Flügel fehlen. Dunkelbraun. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Der ® und das 9 viel kleiner als bei patagonicus. Einige 
Exemplare sind heller gefärbt und dem Arttypus näher. 

Brachymyrmex Fiebrigi nov. spec. $. Länge 1—1'3 mm. 
Den Arten brevicornis Em., minutus Forel und pietus Mayr sehr 
nahe, aber durch den außerordentlich kurzen T'horax ausgezeichnet, 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 401 


der viel kürzer ist als der Kopf, kaum länger als hoch. (Bei minutus 
und pietus so lang als der Kopf.) Pronotum dreimal so breit als 
lang, Mesonotum ebenfalls. Die Basalfläche des Metanotums bildet 
fast nur eine Querlinie hinter dem Mittelsegment mit seinen beiden 
Stigmata. Kopf rechteckig, ein wenig länger als breit, etwas breiter 
als bei minutus, fast so breit vorn als hinten, mit geradem Hinter- 
rand. Augen wenig vor der Mitte. Der Schaft überragt nur ganz 
wenig den Hinterrand (viel weniger als bei pictus und minutus). 
Die Geißelglieder 2—4 sind eher etwas dicker als lang (länger als 
dick bei den anderen Arten, außer etwa brevicornis Em.). Schuppe 
äußerst klein, stark nach vorn geneigt. 

Mäßig glänzend, fein genetzt und mäßig pubeszent, etwas 
stärker als minutus. Nur ganz wenige abstehende Haare am Körper; 
keine an den Gliedern. Blaß und leicht bräunlich gelb; Clypeus, 
Kiefer und Glieder ganz blaßgelb. 

San Bernardino, Paraguay (Fiebrig). Nest im Mark des 
dürren Astchens eines Strauches eingegraben. 

Erheblich kleiner als brevicornis; Thorax noch viel kürzer, 
Farbe heller. Sonst nahe verwandt. 

Bei Br. minutus For. sind Skulptur und Behaarung ungefähr 
wie bei Fiebrigi, die Pubeszenz schwächer; der Kopf ist erheblich 
länger als breit, hinten kaum breiter als vorn und die Augen am 
vorderen Drittel. Der Thorax ist etwas eingeschnürt. 

Bei Br. pictus Mayr ist der Kopf mindestens so breit als lang, 
hinten ausgerandet und viel breiter als vorn. Diese Art ist außer- 
dem ganz glatt und fast ohne Pubeszenz. 

Somit sind die Arten pietus, minutus, brevicornis und Fiebrigi 
durch die 3 allein gut auseinander gehalten. 

Prenolepis fulva Mayr. , d. Sao Paulo, Estanca Ruiz da 
Serra (Staat Sao Paulo) und Rio Grande do Sul (v. Ihering). 

Prenolepis fulva Mayr subspee. Biolleyi For. $, @. Sao Paulo 
und Estanca Ruiz da Serra, Staat Sao Paulo (v. Ihering). 

9. Länge 47T mm. Von dem 9 der subspee. incisa For. nicht 
zu unterscheiden. Etwas kleiner als der Arttypus, mit stärker ab- 
stehend behaarten Schienen und Fühlerschaft. Flügel fehlen. 

Prenolepis longicornis Latr. $. Sao Paulo {v. Ihering). 

Prenolepis viwidula Nyl. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Z.B. Ges. 58. Bd. 26 


402 A. Forel. 


Prenolepis vividula Nyl.nov. subspec. docilis. $. Länge 1’8 mm. 
So klein wie die subspee. guatemalensis For. und ungefähr gleich 
geformt. Kopf rechteckig, länger als breit, vorn fast so breit als 
hinten. Kiefer schmal. Aber sie ist glatt, glänzend, fast ohne Pube- 
szenz, wie die subspec. Melanderi Wheeler. Von dieser letzteren 
unterscheidet sie sich durch das kürzere, stärker gewölbte Meta- 
notum; auch das Promesonotum stärker gewölbt. Melanderi hat 
einen längeren Thorax mit schwächerem Einschnitt und geringeren 
Konvexitäten. Gelbrötlich, Hinterleib, Geißel, Schenkel und Schienen 
braungelblich. Abstehende Haare braun. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus rufipes For. subspee. Renggeri Em. 8, d. San 
Bernardino, Paraguay (Fiebrig). Nest zwischen Bromeliaceen; im 
Umzug begriffen und dabei von einer (wohl schmarotzenden) Blattide 
gefolgt. Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus rufipes i. sp. For. 9, $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus punetulatus Mayr subspee. termitarius Em. $. Rio 
srande do Sul und Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus punctulatus Mayr nov. subspec. Lilii. $. Länge 
4—5 mm. ® major. Kiefer sechszähnig, glatt, glänzend, zerstreut 
fein punktiert. Kopf wie beim typischen punctulatus, aber hinten 
schwächer ausgerandet und nur etwas breiter als vorn, viel länger 
als bei der subspec. minutior For. Die Stirnleisten etwas kürzer. 
Der Fühlerschaft überragt etwas mehr den Hinterhauptrand. Thorax 
kürzer und der Länge nach stärker gewölbt (so stark gewölbt wie 
beim typischen fastigatus Rog.), das Pronotum vorn bis zu den 
Vorderecken mehr gerandet (wie bei fastigatus); sonst Thorax gleich 
wie beim Arttypus. Schuppe etwas dicker, aber sonst ganz wie 
beim Arttypus (oben stumpfer). Skulptur und Behaarung genau 
wie beim typischen pumctulatus (Kopf und Thorax schimmernd, 
Hinterleib glänzend), höchstens noch etwas dichter punktiert-genetzt 
am Kopf und Thorax und umgekehrt schwächer gerunzelt am Hinter- 
leib. Schwarz, Vorderkopf bis zu den Augen und mit den Stirn- 
leisten hellrötlich (roströtlich); Kiefer, Fühler und Ende der Tarsen 
dunkler rot. Beine braun. Ob dies der größte 3 ist, ist nicht sicher. 

® minor. Kopf hinten sehr wenig breiter als vorn, Fühler 
länger. Übrigens alles genau wie beim ® major. 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 403 


Diese Subspezies ist besonders durch die Kopfform, das vorn 
mehr gerandete Pronotum, den viel kürzeren und gewölbteren 
Thorax, die Farbe und die geringere Größe unterschieden. Von 
fastigatus ist sie durch den trapezförmigen Clypeus verschieden. 
Die subspee. hybridus For. von punctulatus hat einen hinten viel 
breiteren Kopf, einen matten und pubeszenten Hinterleib und eine 
andere Thoraxform (Thoraxrücken sehr schwach gewölbt:; ab- 
schüssige Fläche des Metanotums steil und hoch). 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Ich stimme der jetzigen Ansicht Emerys bei, Ü. punetulatus 
Mayr spezifisch von tenwiscapus Rog. zu trennen; es war stets meine 
Ansicht. Dagegen glaube ich Koseritzi Em., minutior For. und 
hybridus For. wie Lili als Subspezies des punetulatus belassen zu 
sollen, da diese Gruppe gar zu variabel ist. 

Camponotus fastigatus Rog. $, C'. Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus fastigatus Rog. nov. subspec. Verae. $. Länge 
385—D5'd mm. Kopf wie bei der subspee. Schmalzi Em., aber etwas 
länger, die Seiten noch gerader und der Vorderrand noch etwas 
breiter, die Kieferbasis seitlich noch mehr überragend. Thorax- 
rücken, besonders Promesonotum noch stärker gewölbt; die ganze 
Thoraxwölbung gleichmäßiger. Schuppe etwas dieker und kleiner; 
Körperform sonst gleich. Skulptur viel schwächer, glänzend; Kopf 
zum Teil (vorn) nur schimmernd, fein genetzt. Hinterleib und 
Schuppe stark glänzend, seicht gerunzelt-genetzt. Abstehende Be- 
haarung genau wie bei Schmalzi; die anliegende Pubeszenz da- 
gegen äußerst zerstreut, fast null, nur an den Gliedern deutlicher. 
Wangen ohne Haare. 

Schwarz; Fühler und Beine braun, Kiefer und Vorderrand 
des Kopfes rot, Tarsen und Basalhälfte des Schaftes rotgelb. 

Beim kleinen ® ist der Kopf so breit als lang (beim $ major 
etwas länger als breit), hinten ordentlich breiter als vorn, mit ziem- 
lich konvexen Seiten. Der Kopf ist ganz schwarz und die Kiefer 
sind mehr gelbbräunlich. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus fastigatus Rog. nov. subspec. vagulus. ?. Länge 
32—4'9 mm. Kleiner als die subspec. Verae. Der Kopf der $ 
maxima ist rechteckig, länger als breit, hinten kaum breiter als 

26% 


404 A. Forel. 


vorn. Der Fühlerschaft ist länger, erreicht fast den Hinterhaupt- 
rand. Der Clypeus ist schwächer gekielt, etwas länger als breit 
(so lang als breit bei Verae), vorn etwas wenig breiter als hinten. 
Die Skulptur des weniger glänzenden Hinterleibes schärfer. Cly- 
peus, Wangen, Kiefer und Fühler ganz rötlich (etwas gelbrötlich); 
Stirnleisten teilweise rötlich. Sonst ganz wie Verae, ebensowenig 
pubeszent ete. 

8 minor. Kopf hinten ordentlich breiter als vorn, etwas länger 
als breit, ziemlich stark glänzend, fein gerunzelt. Wangen, Kiefer 
und Fühlerschaft (außer dem Ende) gelblich. Beine, Geißel und 
Ende des Schaftes braun. Sonst wie der ® major. 

9. Länge 64 mm. Kopf ete. genau wie beim großen $. Der 
Kopf. hinten gerade so breit wie vorn (beim $ major etwas breiter). 
Das Pronotum überragt vorn das Mesonotum. Der Fühlerschaft 
überragt den Hinterhauptrand um ein Minimum. Flügel kaum gelb- 
lich angehaucht, mit blassen Rippen und Randmal. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Ich betrachte immer noch Schmalzi Emery als Subspezies von 
fastigatus. Naegelii For. dagegen scheint mir eine eigene Art zu 
bilden. Außer der starken Behaarung unterscheidet er sich durch 
größere Augen, einen vorn etwas breiteren Clypeus und durch eine 
dickere Schuppe. 

Ich vermute, daß 

Camponotus arboreus Smith —= femoratus Fab., doch ist es nur 
eine Vermutung. 

Camponotus sexguttatus For. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Da Emery eine var. ornata des Camponotus sexguttatus For. 
früher aufgestellt hatte und da diese Varietät mit der Zeit zu einer 
Subspezies. vorrücken könnte, erachte ich es als angezeigt, meinen 
Camponotus ornatus (aus Amboina) in Annal. Mus. nation. hungarice. 
1907 anders zu benennen und nenne ihn 

Camponotus bellus nov. nom. (= ornatus For. 1907, nec 
sexguttatus For. var. ornata Em. 1894). 

Camponotus personatus Em. $. San Bernardino, Paraguay 
(Fiebrig). Dr. Fiebrig bemerkt hierzu: „Diese Ameise leckte an 
Cieadellen an der Unterseite eines Blattes und schien eine ameisen- 
ähnliche Wanze zu füttern, deren Mundteile gefacht sind, als ob sie 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 405 


mandibulat wären.“ Der Mimetismus der Wanze ist in der Tat 
ganz verblüffend: Farbe, Form, Skulptur und Behaarung. 

Camponotus trapeziceps nov. spec. ?. Länge 4:3—5 mm. 

8 major. Kiefer 6—7zähnig, mit schwach gekrümmten Außen- 
rand, etwas schimmernd, sehr fein genetzt-gerunzelt, gegen den End- 
rand glatt und glänzend, zerstreut punktiert. Kopf erheblich länger 
als breit, genau trapezförmig, vorn schmal, hinten breit, mit geraden 
oder nahezu geraden Seiten, hinten nicht konkav, von vorn gesehen 
mit fast geradem Hinterrand. Mittelteil des Clypeus stark gekielt, 
fast flach, länger als breit, mit kaum nach vorn divergierenden 
Seiten. Außer einem schmalen Dreieck sind die Clypeusseiten unter 
dem vorderen Kopfrand versteckt. Der Mittelkiel bildet vorn einen 
ganz kurzen Lappen mit stumpfen Ecken. (Die Clypeusform hält 
die Mitte zwischen blandus und novogranadensis.) Stirnleisten stark 
divergierend, lang. Augen groß, etwas hinter der Mitte. Der Schaft 
erreicht das hintere Kopfachtel. Thorax von gewöhnlicher Form, 
viel schmäler als der Kopf, vorn breiter, hinten schmal, der Länge 
und der Quere nach konvex, der Länge nach stark und gleich- 
mäßig, Basalfläche des Metanotums inbegriffen; diese recht schmal, 
abschüssige Fläche recht kurz. Schuppe ziemlich dick, fast doppelt 
so hoch als diek, mit zwei senkrechten Flächen, eine vordere nie- 
drige und eine hintere hohe; der Oberrand ist fast scharf, von ihm bis 
zur vorderen Fläche verläuft eine stark abschüssige Fläche. Beine 
schwach kompreß; einige Stachelchen an der Innenseite der Schienen. 

Hinterleib und Schuppe glänzend, fein quergerunzelt-genetzt, 
mit zerstreuten, zum Teil länglichen haartragenden Punkten. Alles 
übrige matt, dicht und fein punktiert-genetzt; Beine, Fühler, Thorax 
und Hinterhaupt oft mehr oder weniger schimmernd. Körper zer- 
streut hellgelb abstehend beborstet, etwas reichlicher am Olypeus 
und am Metanotum; eine Reihe am Rand der Schuppe. Glieder 
nur anliegend behaart. Am Körper ist die anliegende Behaarung 
zerstreut, aber hellgelb glänzend, sehr sichtbar. 

Schwarz; Fühler, Kiefer, Tarsen, Vorderrand des Kopfes, oft 
noch die Schienen, der ganze Clypeus, die Wangen, das vordere 
Ende der Stirne und die Kopfseiten rötlich. 

® minor. Kopf viel länger als breit, mit sehr großen, kon- 
vexen, stark hinter der Mitte gelegenen Augen, hinten konvex, 


406 A. Forel. 


breiter als vorn. Der Schaft überragt den Hinterrand um gut 'J, 
seiner Länge. Kiefer glatter und glänzender, zerstreut punktiert. 
Clypeus scharf gekielt, dachförmig, vorn mit gerundetem stärkeren 
Lappen. Schuppe oben mehr stumpf gerundet. Skulptur und Be- 
haarung wie beim ® major. Kiefer, Fühler, Gelenke, Schienen, 
Tarsen und oft die Wangen und der Vorderrand des Clypeus mehr 
rötlichgelb. Sonst alles wie beim ® major. 

Q. Länge 9—10 mm. Kopf 1?/,mal, fast 1'/,;mal so lang als 
breit, genau trapezförmig, wie beim ® major. Thorax etwas breiter 
als der Kopf. Der Schaft überragt ein klein wenig den Kopfhinter- 
rand. Abschüssige Metanotumfläche etwas länger als die konvexe 
Basalfläche. Flügel fast wasserhell, schwach gelblich angehaucht, 
mit gelblichen Rippen. Schuppe bikonvex, oben ziemlich scharf- 
randig. Alles andere, Skulptur, Behaarung und Farbe wie beim 
großen ?. Bei stark gedehntem Hinterleib sieht man die gelbe 
Basis seiner Segmente, die sonst verdeckt ist. 

Sao Paulo und Ypiranga, Provinz Sao Paulo (v. Ihering). 

Ist diese Art vielleicht eine Subspezies von (amponotus cely- 
peatus Mayr? Letztere Art ist ungenügend beschrieben. Mayr gibt 
nur 4—5 Kieferzähne an, was nicht stimmen würde; doch kann er 
die Hinterzähne übersehen haben. Der Ü. trapeziceps steht etwa 
zwischen blandus Smith und novogramadensis Mayr. Er ist auch 
mit punctulatus Mayr verwandt. 

Camponotus alboannulatus Mayr. &. Sao Paulo (v. Ihering). 

Oamponotus Balzani Em. $, 9. Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus eingulatus Mayr. 9, cd‘. Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus Lespesi For. {. San Bernardino, Paraguay (Fie- 
brig); Ypiranga, Provinz Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus macnlatus For. subspee. bonariensis Mayr. , 9. 
Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus maculatus For. subspee. simillimus Sm. %. Sao 
Paulo (v. Ihering). 

Oamponotus maculatus For. subspee. fuscocinetus Em. ®. Sao 
Paulo (v. Ihering). 

Camponotus macnlatus For. nov. subspec. Spengleri. %. Länge 
65-9 mm. ® major. Kiefer glänzend, glatt, mit sehr zerstreuten 
Punkten und einigen schwachen und feinen Streifen nahe am End- 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 407 


rand, mit gegen das Ende zu stark gebogenem Außenrand und 
mit sieben Zähnen. Clypeus gekielt, mit äußerst kurzem, unscharfem, 
in der Mitte ausgerandetem Vorderlappen. Stirnfeld scharf. Stirn- 
leisten S-förmig, divergierend, mäßig lang. Kopf konvex, besonders 
in der Stirngegend, noch etwas konvexer als bei aethiops Latr., dem 
diese Subspezies recht ähnlich sieht, trapezförmig, mit konvexen 
Seiten, hinten stärker konkav als bei «ethiops. Augen, Fühler- 
schaftlänge ete. wie bei «ethiops. Thoraxrücken kürzer und stärker 
gewölbt wie bei aethiops, mit tiefer eingeprägten Nähten, sonst 
gleich. Auch Schuppe und Metanotum gleich. Die Schienen haben 
aber nur unten 2—3 schwache Stachelchen. 

Glänzend, äußerst schwach lederartig gerunzelt. Der Kopf 
zeigt vorn nur wenige, sehr zerstreute Punkte (viel weniger als 
OÖ. aethiops). Nur wenige bräunlichgelbe Borstenhaare auf dem 
Körper, sehr zerstreut und kürzer als bei aethiops (auch einige am 
Clypeus und an den Wangen). Anliegende Haare am Körper fast 
null, an den Gliedern recht spärlich und ganz angepreßt. 

Schwarz; Fühler und Beine braun, Ende der Tarsen und 
Kiefer bräunliehrot, Hinterrand der Abdominalsegmente glänzend gelb. 

8 minor. Kiefer sechszähnig. Clypeus schwächer gekielt, in 
der Mitte nicht ausgerandet, aber vorn mit deutlicherem, fast recht- 
eckigem Vorderlappen. Kopf hinten eher breiter als vorn (bei 
«aethiops etwas schmäler). Übrigens wie beim ® major. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus maculatus For. subspee. guatemalensis For. nov. 
var. Scheffleri. $ minor. Länge 6°5—7 mm. Sehr nahe der subspec. 
guatemalensis For., aber wie folgt zu unterscheiden: Die Kopfseiten 
sind viel konvexer und gehen hinten ohne Grenze in den konvexen 
Hinterrand über (bei guatemalensis gerade; Kopf mit deutlichem, 
fast geradem Hinterrand). Augen etwas weiter nach vorn gelegen. 
Schuppe ohne Oberrand, oben stumpf zugespitzt. Pubeszenz der 
Schienen und des Fühlerschaft absolut anliegend (bei guatemalensis 
ist sie schief abstehend). Körperhaare etwas länger; am Hinterkopf 
reichlieher. Sonst in allem ganz gleich, nur etwas größer. 

d. Länge 63 mm. Kiefer lang, an der Basis schmal, am 
Ende verbreitert, mit schneidigem, einzähnigem Endrand. Clypeus 
mit starkem Vorderlappen, ungekielt. Kopf länger als breit. Schuppe 


408 A. Forel. 


oben ausgerandet. Flügel leicht bräunlich getrübt. Braunschwarz; 
Fühlerschaft und Beine braun, Geißel, Kiefer und Tarsen bräunlich- 
gelb. Die Flügel sind lang. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus Santosi nov. spec. %. Länge 45—9 mm. Der 
maculatus-Gruppe angehörend, aber durch den abstehend behaarten 
Fühlerschaft und durch die Geißel verschieden, deren erstes Glied 
etwas kürzer ist als das zweite. 

& major. Kiefer glatt, zerstreut und nicht grob punktiert, 
siebenzähnig, mit ziemlich konvexem Außenrand. Clypeus schwach 
gekielt, mit stumpf rechteckigem Vorderlappen und nicht stark 
nach vorn divergierenden Seiten. Kopf vorn schmal, hinten breit 
und stark konkav, kaum länger als breit; mit stark konvexen 
Seiten. Augen groß. Stirnleisten s-förmig, hinten fast nicht weiter 
voneinander entfernt als vorn. Der Fühlerschaft überragt den 
Hinterkopf um gut zweimal seine Dicke. Erstes Geißelglied deut- 
lich etwas kürzer als das zweite. Thorax schmal, schmächtig, kaum 
so breit als !/, des Kopfes. Im Profil des Thoraxrückens sind nur 
Pronotum und Mesonotum konvex. Die Basalfläche des Metanotums 
ist gerade, fast doppelt so lang wie die abschüssige, die mit ihr 
einen gerundeten, stumpfen Winkel: bildet. Schuppe vertikal, bi- 
konvex, ziemlich dünn, oben ziemlich scharfrandig. Hinterleib groß. 
Schienen zylindrisch, ohne Stachelehen, außer 2—3 ganz unten. 
Eine hellgelbe Längsleiste unter dem Stielehen. 

Schwach glänzend, fein chagriniert; Hinterleib stärker glän- 
zend; Stirn und Scheitel schimmernd. Drei Gruben an Stelle der 
Ozellen. Clypeus, Wangen, Stirne, Pronotum und Hinterleib mit 
zerstreuten, meist länglichen und meist haartragenden gröberen 
Gruben. Sonst nur sehr fein und zerstreut, undeutlich punktiert. 
Fühlerschaft und Beine zerstreut punktiert. Mäßig gelbrötlich ab- 
stehend behaart, auch am Fühlerschaft, etwas reichlicher an den 
Wangen, am Clypeus und an den Kiefern. Schienen nur etwas 
schief anliegend behaart. 

Dunkelbraun; Kiefer, Mitte des Clypeus, Stirnleisten, Ende 
des Schaftes, Geißel, Hinterhauptsecken, Gelenke und Tarsen röt- 
lich. Beine (inklusive Hüften), ein quergestellter breiter, unregel- 
mäßiger und sehr kurzer Fleck an der Basis des zweiten und des 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 409 


dritten Hinterleibssegmentes und die Hinterseite der Schuppe oben 
weißlichgelb. Wenn der Hinterleib zusammengezogen ist, ist der 
quere Fleck verdeckt und unsichtbar. 

& minor. Kopf nur beim ® minimus hinten deutlich schmäler als 
vorn, sonst gleich breit, mit sehr deutlichem Hinterrand, nicht ganz 
zweimal so lang als breit. Kiefer sechszähnig. Der Schaft überragt 
den Hinterkopf um etwas weniger als die Hälfte seiner Länge. Die 
groben Punkte am Vorderkopf etwas kürzer und spärlicher als beim 
8 major. Stirn und Scheitel ziemlich glänzend. Keine Ozellargruben. 
Clypeus und Kiefer bräunlicher. Sonst alles wie beim ® major. 

Kuba, von Dr. Santos erhalten. 

Diese Art steht dem mir unbekannten maculatus-Iucayanus 
Wheeler jedenfalls nahe, ist aber kleiner, weniger behaart und hat 
weniger Kieferzähne. Auch die Form des Thorax und des Kopfes 
ist, nach der Figur zu urteilen, anders. 

Camponotus abdominalis For. nov. subspec. Fuchsae. ? major. 
Länge 9—12 mm. Kopf sehr groß und konvex, 3'6 mm breit und 
3D mm lang (ohne Kiefer). Der subspee. stercorarius For. sehr ähn- 
lich, aber stämmiger. Fühlerschaft noch breiter, platter und ge- 
bogener, länger, den Hinterkopf um dreimal seine Breite überragend. 
Weniger glänzend; Skulptur etwas schärfer. Abstehende Behaarung 
noch feuriger rot und erheblich reichlicher. Auch die Pubeszens 
etwas reichlicher. 

Schwarz; Kiefer schwarzbraun, Geißel und Beine heller braun, 
Schenkelringe gelblichbraun. 

& minor. Länge 6°3—3°5 mm. Kopf selbst beim kleinsten ® 
rechteckig, um kaum '/, länger als breit, hinten mindestens so 
breit oder noch etwas breiter als vorn, mit geradem Hinterrand. 
Bei den nicht ganz kleinen, häufigsten % ist der Kopf hinten 
breiter als vorn, sehr seicht konkav, nur ganz wenig länger als 
breit, sonst wie beim großen 7, stämmiger als bei stercorarius, mit 
weniger konvexen Kopfseiten und kürzerem Kopf. 

?. Länge 14—15 mm. Kopf breiter als bei stercorarius; 'T'ho- 
rax viel breiter als der Kopf. Farbe, Skulptur und Behaarung wie 
beim $ major. Flügel wie bei stercorarius. 

cd. Länge S mm. Kopf nur wenig länger als breit. Skulptur 


schärfer als beim ® und bei stercorarins, fast matt, Abstehende 


410 A. Forei. 


Behaarung spärlicher als beim ©, mehr gelbbraun. Farbe wie 
beim & und $. Oberrand der Schuppe nicht ausgerandet. 

Sao Paulo und Ypiranga, Provinz Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus abdominalis For. nov. subspec. cupiens. %. Länge 
65—10 mm. Schmächtiger als die anderen Subspezies. 

&® major. Kopf erheblich länger als breit, mit wenig kon- 
vexen Seiten. Kiefer glänzend, fast glatt, viel zerstreuter punktiert. 
als bei stercorarius, Fuchsae ete., siebenzähnig, Clypeus wie bei 
den anderen Subspezies. Fühlerschaft viel schmäler als bei den 
anderen Subspezies, immerhin noch ziemlich breit und etwas platt- 
gedrückt, den Hinterkopf um dreimal seine Breite überragend. 
Thorax graziler gebaut als bei stercorarius. Skulptur und Behaa- 
rung wie bei siercorarius, aber die abstehenden Haare weniger 
grob, weniger steif, ebenso lang, etwas schiefer geneigt, mehr blab 
bräunlichgelb. Auch die Körperfarbe wie bei stercorarius, aber fahler. 
Kopf und Hinterleib dunkelbraun; Schuppe und Thorax heller braun 
mit fahlem Stich (mehr rötlich bei stercorarius); Schienen, Tarsen 
und Ende der Schenkel fahlbräunlich; Hüften, Schenkelringe und 
Schenkel blaßgelb. 

& minor. Kopf gut 1?/,mal so lang als breit, rechteckig, vorm 
so breit als hinten (bei den etwas größeren Exemplaren hinten 
breiter). Kiefer sechszähnig. Kopf glänzender als beim großen ®. 
Sonst alles gleich. Kopfseiten fast gerade, etwas kompreß (ein 
wenig mehr als bei den anderen Unterarten). 


9. Länge 14:5—15 mm. Kopf trapezförmig, etwas breiter 
hinten als lang. Gleiche Merkmale wie beim großen ®, speziell 
auch die Farbe. 'I'horax bald schwarz, bald gefleckt gelbrot und 
schwarz; auch am Hinterleib vorn gelbrote Flecke. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus senex Smith. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Uamponotus crassus Mayr. $, cd. Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus erassus Mayr subspee. brasiliensis Mayr. ®. Ypi- 
ranga, Provinz Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus Scipio nov. spec. ?. Länge 37—6 mm. Ge- 
drungene, breite Gestalt des U. Vezenyii For,, aber das Metanotum 
ist dem von (, exeisus ähnlich, 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 411 


& major. Kiefer und Kopf genau in allem wie bei (amponotus 
crassus Mayr, aber ein großer Fleck in der Mitte der Wangen und 
die Vorderhälfte des Clypeus (äußerster Rand ausgenommen) rot. 
Thoraxrücken fast flach, von vorn nach hinten sehr schwach, von 
rechts nach links kaum konvex; Pronotum scharf, Mesonotum und 
Metanotum stumpf gerandet. Pronotum gut dreimal und Mesonotum 
1!/,mal so breit als lang. Basalfläche des Metanotums quadratisch, 
deutlich breiter als lang, fast horizontal, von einer Seite zur an- 
deren in ihrer hinteren Hälfte fast etwas konkav. Die ebenso lange, 
fast senkrechte abschüssige Fläche bildet mit ihr einen fast geraden 
(etwas stumpfen), jedoch nicht scharfen, sondern (rasch) gerundeten 
Winkel. Der Thorax ist aber viel länger und oben flacher als bei 
excisus und subspee. trapezoideus; die abschüssige Fläche ist nicht 
so hoch und nicht konkav. Schuppe wie bei erassus, aber oben 
noch breiter. Hinterleib, Skulptur und Behaarung ganz genau wie 
bei crassus. Schwarz; die Kiefer, Fühler, Tarsen, Schienen und 
die Spitze der Schenkel sowie die genannten Flecke am Kopf rost- 
rot. Rest der Beine braun. 

© minor. Kopf so breit als lang, wie bei crassus, aber Kiefer 
rot. Mesonotum mehr als 1!/,mal so breit als lang. Basalfläche des 
Metanotums deutlich konkav von einer Seite zur anderen (von vorn 
oben am deutlichsten sichtbar). Sonst wie der große $, aber Wan- 
gen und Clypeus nahezu ganz schwarz. 

2. Länge 8:5—9 mm. Der Kopf breiter als bei crassus, etwas 
breiter als lang, fast so breit wie der Thorax. Basalfläche des Meta- 
notums konvex, von der abschüssigen viel schärfer geschieden als 
bei crassus. Abschüssige Fläche fast senkrecht, aber durchaus nicht 
konkav wie bei excisus-trapezoideus 9. Skulptur, Behaarung und 
Farbe genau wie beim $ major. Aber die Flügel sind erheblich 
stärker bräunlich getrübt als bei crassus und exeisus-trapezoidens. 

d. Länge 6 mm. Fühlergeißel rötlichbraun (bei erassus dunkel- 
braun). Metanotum andeutungsweise wie beim 9 (beide Flächen 
deutlicher geschieden wie bei crassıs). Sonst von crassus nicht zu 
unterscheiden. 

San Bernardino, Paraguay (Dr. Fiebrig). 

Von Cameranoi Em. durch die Thoraxform leicht zu unter- 
scheiden. Der ebenso breite und stämmige Vezenyii For. hat einen 


412 A. Forel. 


konvexen Thoraxrücken, ein der Länge nach gerundetes Metanotum 
(beide Flächen undeutlich geschieden) und eine viel reichlichere, 
feinere, wolligere Behaarung. ©. canescens Mayr hat kürzere Fühler, 
einen breiteren, kürzeren Kopf, eine dünnere Schuppe und ein 
hinten mehr gerundetes Metanotum. 

Oamponotus excisus Mayr subspee. trapezoideus Mayr. 8. Sao 
Paulo (v. Ihering). 

Camponotus Cameranoi Em. Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus canescens Mayr. ®, d’. Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus Iheringi nov. spec. $. Länge 35—46 mm. 

8 major. Kiefer stämmig, sechszähnig, schwach glänzend, 
gegen den Außenrand fein gestreift, gegen den Innenrand fein ge- 
netzt, zerstreut punktiert. Kopf stark konvex und massig, quadra- 
tisch, so breit oder fast so breit als lang, hinten fast gerade (kaum 
konkav), vorn etwas schmäler, seitlich mäßig konvex. Clypeus- 
vorderrand mit zwei seitlichen Ausrandungen. (Clypeusseiten von 
den Wangen verdeckt. Mittelteil des Clypeus fast quadratisch, mit 
parallelen Seitenrändern, hinten etwas gerundet. Clypeus ungekielt, 
in der Mitte seiner Vorderhälfte rundlich und breit eingedrückt. 
Stirnfeld undeutlich; Stirnleisten s-förmig, stark divergierend. Augen 
groß, nicht stark hinter der Mitte. Der Fühlerschaft überragt den 
Hinterkopf kaum um seine Dieke und die Geißelglieder 3—10 sind 
nicht doppelt so lang als diek (8—10 wenig länger als diek; wie 
bei Ü. canescens Mayr). Der Kopf ist vorn, von der Mitte des Cly- 
peus an, undeutlich und stumpf gestutzt. "Thorax ähnlich wie bei 
cireularis, striatus und Alfaroi, aber ohne mesometanotale Ein- 
schnürung. Pronotum doppelt so breit als lang, seitlich scharf ge- 
randet, in der Mitte längseingedrückt. Mesonotum 1?/, so breit als 
lang, stumpf gerandet, wie das Pronotum der Quere und Länge 
nach schwach konvex. Das von vorn bis zum Stigma scharf ge- 
randete Metanotum bildet nur eine abschüssige schwache Wölbung. 
Nach vorn biegt der Seitenrand in den Vorderrand um, der eine 
tiefe, aber das Thoraxprofil kaum einschnürende Mesometanotalnaht 
begrenzt; immerhin liegt der vordere Rand des Metanotums ein 
Stüfehen höher als der Hinterrand des Mesonotums. Eine Basal- 
fläche ist von der abschüssigen nicht abzugrenzen. Hinten wird 
das Metanotum langsam schmäler als vorn. Von oben besehen 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 415 


zeigt der Thoraxrücken seitliche Einschnitte an beiden Nähten. 
Schuppe nicht dick, vertikal, bikonvex, oben mit schneidigem Rande. 
Immerhin ist die vordere Konvexität ungleich, unten stark, nach 
oben fast in eine Konkavität übergehend. Beine kurz. 

Clypeus reichlich, Wangen spärlich mit groben Grübchen be- 
setzt. Thorax und Kopf dieht und nicht sehr fein punktiert-genetzt 
und matt oder (teilweise) schimmernd; Thoraxseiten mehr längs- 
gerunzelt-genetzt. Schuppe und Hinterleib glänzend, schwächer quer- 
gerunzelt (chagriniert), mit unregelmäßigen zerstreuten Punkten. 
Überall mäßig reichlich, kurz weißgelblich abstehend beborstet. Auf 
den Schienen und am Fühlerschaft stehen die Borsten etwas schief. 

Schwarz; Beine braun, Kiefer, Fühler und vordere Hälfte der 
Wangen und des Clypeus rostrot. 

8 minor. Kopf hochgewölbt, so breit hinten als lang, nach 
vorn stark verschmälert, seitlich unten stark kompreß, von einer 
Linie an, die von den Augen zu den Hinterhauptecken zieht. Der 
Fühlerschaft überragt den Hinterrand um die Hälfte seiner Länge. 
Clypeus stark gewölbt, ohne Eindruck, trapezförmig, vorn breiter, 
undeutlich gekielt. Durch die kompressen Seiten erscheinen die 
Kopfränder, von vorn besehen, leicht konkav. Alles andere, außer 
der Farbe und dem stärkeren Glanz (auch die Thoraxform), genau 
wie beim großen ®, aber der ziemlich glänzende Clypeus und die 
Wangen haben keine groben Grübchen. 

Schwarz; Kiefer, Fühlerschaft, erstes Geißelglied, Schenkel- 
ringe und Tarsen bräunlichgelb. Rest der Beine und der Geibel 
braun. 

Sao Paulo (v. Ihering). 

Mit circularis Mayr und striatus Smith verwandt, aber durch 
die Form des Metanotums, durch die dünnere, scharfrandige Schuppe 
und durch den stark kompressen Kopf des kleinen $ recht ver- 
schieden. Auch die Stutzfläche des Kopfes des großen $ beginnt 
weiter vorn. 

Camponotus Emeryodicatus For. nov. subspec. decessor. }. 
Länge 5°2—6’5 mm. Unterscheidet sich vom Arttypus wie folgt: 
Kiefer glänzend, schwach chagriniert, zerstreut punktiert, sechs- 
zähnig. Clypeus nicht oder undeutlich gekielt (beim Arttypus deut- 
lich). Kopfhinterrand gerade oder sehr wenig konkav (etwas kon- 


414 A. Forel. 


vex beim Arttypus). Augen etwas kleiner und weniger konvex, 
etwas entfernter (um die Länge ihres Durchmessers; beim Arttypus 
kaum um deren Drittel) vom Kopfhinterrand, wenn man den Kopf 
von vorn betrachtet. Der dünnere Fühlerschaft überragt den Hinter- 
rand um gut die Hälfte seiner Länge. Zweites Geibelglied dreimal, 
vorletztes 1'/,—2mal so lang als dick (beim Arttypus ist das 
zweite Geißelglied zweimal so lang als dick, das vorletzte kaum 
länger als diek). Thorax etwas weniger depreß; Pronotum zwar 
breiter als lang, aber seitlich und vorn gerandet, ohne Vorderecken 
und weniger breit, aber gleich gerandet wie beim Arttypus. Meso- 
notum kaum breiter als lang. Nähte glänzend, schärfer als beim 
Arttypus. Thorax der Länge und der Breite nach stärker gewölbt, 
obwohl stumpf gerandet. Metanotum etwas schmäler und konvexer; 
sonst gleich. Schuppe etwas dicker an der Basis, aber oben viel 
weniger breit als beim Arttypus, Beine gleich. Skulptur gleich, 
aber schwächer; schimmernd (Arttypus ganz matt). Die Behaarung 
ist kürzer, weniger reichlich und weißlich (an den Beinen bräun- 
lich). Fühlerschaft nur ganz anliegend behaart. Schwarz; Kiefer 
und Tarsen braunrot, Fühlerschaft und Basis der Geißel gelblich, 
die übrige Geißel braun. 

Sehr wenig Unterschied zwischen $ major und minor (falls 
keine extreme Form fehlt!). 

9. Länge 9:6—10‘4 mm. Kopf trapezförmig, etwas länger als 
beim 8. Clypeus schwach, aber ziemlich deutlich gekielt. Thorax 
lang, schmäler als der Kopf, komprimiert, aber nicht deprimiert. 
Das Pronotum überragt vorn das Mesonotum; Metanotum lang. Die 
Flügel fehlen. Schaft und erstes Geißelglied braungelb; sonst alles 
wie beim ®. 

Sao Paulo (Dr. Lutz). 

Camponotus Emeryodicatus For. subspee. decessor For. nov. 
var. opitrix. 9. Länge 5 mm. Skulptur, Behaarung und Farbe wie 
beim Typus der Subspezies decessor, aber die Fühler sind fast so 
kurz wie beim Arttypus und die Augen ebenso groß und ebenso ge- 
stell. Die Form des Pronotums ist ungefähr dazwischen. Sonst ist 
der Thorax wie bei decessor, aber das Metanotum ist der Länge 
nach gleichmäßiger gewölbt, ohne scharfe Grenze zwischen Basal- 
fläche und abschüssiger Fläche (bei decessor ist die Basalfläche nur 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 415 


sehr schwach gewölbt und deutlich von der kurzen abschüssigen 
getrennt; beim Typus der Art sind besonders Pronotum und Meta- 
notum flach, die Basalfläche des Metanotums dagegen der Länge 
nach konvexer als bei decessor, aber dennoch von der abschüssigen 
deutlich getrennt). Schuppe wie beim Typus von decessor. Hinter- 
leib glänzend, nur seicht chagriniert und ziemlich reichlich, zer- 
streut und haartragend punktiert. 

Sao Paulo (v. Ihering). i 

Camponotus sericeiventris Guerin. $. Sao Paulo (v. Ihering). 

Camponotus (Colobopsis) paradoxus Mayr nov. subspee. janitor. 
8. Unter diesem Namen beschreibe ich eine Ameise, die zum Teil 
der Mayrschen Beschreibung (in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 
1866, S. 887) genau entspricht, anderseits aber Verschiedenheiten 
zeigt, die entweder auf eine andere Unterart oder auf Mängel und 
Fehler in der Beschreibung deuten; welches zutrifft, kann ich nicht 
entscheiden. Ich gebe im folgenden eine genaue Beschreibung des 
sonderbaren Tieres. Mayrs Beschreibung bezieht sich auf das 9 
und nicht auf den ?, wie er angibt. 

4. Länge 10:5 mm. Kopf vorn wie mit einem Messer scharf 
bis zum Fühlergelenk abgestutzt, so daß die Unterseite fast doppelt 
so lang ist als die Oberseite bis zur Stutzfläche. Die Kiefer haben 
vorn drei deutliche, hinten zirka vier undeutliche glänzende Zähne. 
Sie sind sonst matt, äußerst fein und dicht längsgerunzelt, oben 
(auf der Stutzfläche) flach und rechteckig, unten konkav, mit scharfem 
Rand gegen die Stutzfläche. Stutzfläche kreisrund, von einer er- 
habenen Leiste begrenzt. Seitenteil des Clypeus von dem Wangen- 
teil der Stutzfläche verdeckt. Mittelteil länglich trapezförmig, flach, 
hinten schmäler, in der Mitte mit einem leistenartigen durch- 
scheinenden Längskiel. Stirnfeld klein, dreieckig. Stirnrinne bis 
zum Rand der Stutzfläche tief, dahinter schwach. Stirnleisten schwach 
gebogen, divergierend und auf der Stutzfläche durchscheinend; dann 
biegen sie um das Fühlergelenk und setzen sich hinten bis nahe am 
Hinterhaupt fort, nach außen konvex, hinten einander wieder so nahe 
wie beim Fühlergelenk, eine tiefe Rinne für den Fühlerschaft nach 
außen bildend. Sie überwölben die Hälfte der Breite dieser Rinne. 
Augen länglich, flach, in der Mitte zwischen Stutzfläche und Hinter- 
hauptecke. Die Fühlerrinne ist auch nach außen scharf begrenzt 


416 A. Forel. 


und bildet unten mit dem Rand der Stutzfläche fast einen rechten 
Winkel. Der ganze Kopf ist rechteckig, in toto etwas länger als 
breit, vorn etwas breiter als hinten; der nicht gestutzte Teil oben 
ist viel breiter als lang. Der Fühlerschaft überragt das Hinterhaupt 
um zweimal seine Dicke. Geißel grazil. Thorax lang, schmal, 
nach hinten wenig verschmälert, gleichmäßig und recht schwach 
von vorn nach hinten konvex, stark querkonvex. Abschüssige 
Metanotumfläche schief, etwas kürzer als die Basalfläche, in die sie 
gerundet übergeht. Schuppe knotenförmig, aber ziemlich hoch, 
länger als breit, höher als lang, oben kuppelförmig gerundet. Beine 
lang, Schienen ohne Stachelehen. Hinterleib länglich. 

Kopf oben matt, dicht punktiert-genetzt, unten und seitlich 
glänzend, fein chagriniert. Auf dem Wangenteil der Stutzfläche 
befinden sich 5—6 baumförmig anastomosierende grobe Runzeln. 
Der übrige Körper mäßig glänzend, sehr fein quergerunzelt (cha- 
griniert). Auf dem Thorax, dem Kopf und der Schuppe vereinzelte, 
auf dem Hinterleib etwas zahlreichere braungelbe Borstenhaare. 
Glieder kahl, nur sehr fein und ganz anliegend zerstreut pubeszent. 
Anliegende Haare am Körper sehr zerstreut. 

Braun; vordere Hälfte des Kopfes (inklusive Stutzfläche) bis 
zu den Augen, Hinterrand des Pronotums, Hüfte, Gelenke, Kiefer, 
Spitze des letzten Geißelgliedes und Hinterrand der Hinterleib- 
segmente blaßgelb; Tarsen und Geißel rötlichbraun. 

8. Länge 6°8—85 mm. Kopf nur andeutungsweise und ganz 
stumpf vom Fühlergelenk an gestutzt. Kiefer von gewöhnlicher 
Form, sechszähnig, glatt, glänzend, zerstreut punktiert. Kopf doppelt 
so lang als vorn breit, vorn am breitesten, hinter den Augen ohne 
Hinterrand, mit fast geraden, bis zum Gelenk konvergierenden 
Rändern. Am Thoraxgelenk ist der Kopf ganz schmal (so schmal 
wie das Gelenk), doch ohne erhabenen Rand und ohne einen Hals 
zu bilden. Clypeus trapezförmig, mit Seitenteilen, gewölbt, stumpf 
gekielt, vorn mit ganz kurzem, stumpf rechteckigem Vorderlappen. 
Stirnfeld ziemlich groß. Stirnleisten einander nahe, schwach diver- 
gierend und schwach s-förmig, von gewöhnlicher Form. Ihr Vorder- 
teil springt etwas hervor als höchster Punkt des Kopfes und Beginn 
der Andeutung einer Stutzfläche. Auch die Wangen aus dem gleichen 
Grund schwach längswulstig. Die langen Fühler überragen das 


Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 417 


Gelenkende des Kopfes um die Hälfte ihrer Länge. Schuppe konisch, 
etwas höher als lang. 

Der ganze Kopf schwach glänzend. Nur die Kiefer und der 
Vorderrand des Clypeus und der Wangen sind schmutziggelb; der 
Rest des Kopfes ist braun. Sonst aber sind Form, Skulptur, Be- 
haarung und Farbe wie beim großen ?. 

9. Länge 13 mm. Kiefer, Kopf ete. ziemlich genau wie beim °. 
Kopf hinten etwas schmäler, Stutzfläche etwas (unbedeutend) kleiner. 
Der Fühlerschaft überragt das Hinterhaupt um etwa 3—4mal seine 
Dicke. Thorax schmal, schmäler als der Kopf. Abschüssige Meta- 
notumfläche länger als die Basalfläche. Schuppe an der Basis sehr 
dick, aber nicht knotenförmig, ziemlich hoch, oben scharfrandig. 
Alles andere, auch die Farbe, genau wie beim %, aber die Beine 
sind fast ganz gelb und der Clypeuskiel sowie die Stirnleisten auf 
der Stutzfläche sind niedriger, nicht durchscheinend. Flügel fehlend. 

J. Länge 7—9 mm. Kiefer mit scharfem Endrand, matt, sehr 
fein punktiert-genetzt. Kopf 1?/,mal länger als breit, fast wie beim 
&, aber bei den Augen am breitesten, hinter denselben schneller 
und etwas weniger verschmälert wie beim ®. Clypeuslappen mehr 
gerundet, Stutzfläche kaum angedeutet, Stirnleisten stärker diver- 
gierend. Schuppe knotenförmig, wie beim 2}, aber oben seicht aus- 
gerandet. Skulptur und Behaarung wie beim ?, aber der Kopf 
etwas matter. Farbe wie beim 9, aber am Kopf sind nur die Kiefer 
und die Vorderhälfte des Clypeus und der Wangen schmutziggelb. 
Flügel schwach gelblich angehaucht, mit blassen Rippen und Randmal. 

Sao Paulo, in Bambusröhren (Dr. Lutz). Es unterliegt für 
mich keinem Zweifel, daß der 2} mit seinem gestutzten Kopf bei 
der Nestöffnung in der gelben Bambusröhre die gleiche Rolle eines 
stöpselartigen Türwächters übernimmt, wie bei unserem europäischen 
Camponotus (Colobopsis) truncatus, und daß die gelbe Farbe des 
Vorderkopfes mimetisch, d. h. der Farbe der Bambusröhre ange- 
paßt ist. Die Beobachtung wird dieses sicher bestätigen. 

Camponotus (Dendromyrmex) chartifee Smith. $. Espirito 
Santo, Brasilien (v. Ihering). Kopf und Thorax wenig glänzend. 
Farbe dunkel. 

Camponotus (Dendromyrmex) nidulans Smith. %, 2. Espirito 
Santo, Brasilien (v. Ihering). 

Z. B. Ges. 58. Bd. 27 


418 A. Forel. Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 


Camponotus (Dendromyrmex) Fabrieuü Rog. nov. var. acoma. 
8. Länge 6°5—7T mm. Fahlgelb; hintere Hälfte des Kopfes und 
der Thorax, mit Ausnahme des Pronotums vorn, braun. Hinterleib 
matt, fein punktiert-genetzt, aber mit nur sehr spärlicher anliegen- 
der Pubeszenz (wie bei nidulans). Der Kopf ist aber genau wie 
bei Fabrieü 1. sp. geformt; die Seiten sind hinter den Augen fast 
gerade, der Kopf allmählich gegen das Gelenk (obwohl weniger 
als bei chartifex) verschmälert. Reichlich abstehend behaart. 

Espirito Santo, Brasilien (v. Ihering). 


Beiträge zur Flora des oberen Mürztales 
in Steiermark und Niederösterreich. 


Von 


Friedrich Leeder, 


k. k. Forstverwalter in Zell am See. 


(Eingelaufen am 9. Februar 1908.) 


Ich übergebe hier das botanische Ergebnis meines fast acht- 
jährigen Aufenthaltes in Frein im oberen Mürztale der Öffentlichkeit 
und erlaube mir, einige allgemeine Bemerkungen über die Flora 
dieses Gebietes vorauszuschicken. 

An sich hoch gelegen (Frein ca. 860 m) und noch dazu von 
hohen Bergen enge eingeschlossen, ist dem oberen Mürztale von 
Scheiterboden aufwärts bis in seine Quellgebiete am Fuße der 
Schneealpe einerseits, des Göllers und Gippls anderseits auch das 
rauhe Klima, verbunden mit sehr schneereichem, langem Winter, 
hinsichtlich des Pflanzenwuchses nicht günstig. Während im be- 
nachbarten, dem Gebiete der Raxalpe und insbesondere des Schnee- 
berges angehörigen Niederösterreich sich in gleicher Seehöhe die 
Flora der mittleren Kalkgebirge mit jener der Voralpen mischt und 
hierdurch ein großer Reichtum an Formen erzeugt wird, ist im 
oberen Mürztale die Flora der Bergregion auf ein Minimum von 
Repräsentanten zusammengeschmolzen und fast nur — noch dazu 
verhältnismäßig wenige — subalpine Formen geben der dortigen 


Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 419 


Flora nahezu ausschließlich ihr Gepräge, in der Hochregion der 
Schneealpe und des Göllers abgelöst von einer alpinen Kalkflora, 
welche jedoch an Reichtum hinter jener ihrer Nachbarn Rax und 
Schneeberg auf der östlichen und Hochschwab auf der westlichen 
Seite stark zurückbleibt, ohne daß in der mehr oder minder ge- 
ringeren absoluten Höhe dieser Berge (Schneealpe 1904 m, Göller 
1761 m) eine vollkommen genügende Erklärung hierfür gefunden 
werden könnte. 

Die übrigen höheren Berge des Gebietes (Wildalpe, 1520 m, 
Proles, 1582 m, Fallenstein, 1559 m, Student, 1534 m, Glatzeter 
Kogel, 1596 m und Gippl, 1667 m) entbehren hinsichtlich ihrer 
Flora fast gänzlich des alpinen Charakters und weisen nur ver- 
einzelt echt alpine Erscheinungen auf, wie z. B. der Proles in Saus- 
surea discolor und Gentiana pumila. 

Dafür findet sich im Gerölle der Mürz bis weit hinab so 
mancher Repräsentant der alpinen Flora. 

Winterkorn und Hafer wird noch bis in die höheren Tallagen 
von Steinalpl und Oberfrein gebaut, wenn auch letzterer manchmal 
erst nach dem ersten Schneefalle notreif geerntet werden kann; 
Weizen wurde übrigens in Neuwald wiederholt nicht ohne Erfolg 
gebaut. Der Obstbau muß sich im wesentlichen auf Ribiseln und 
Stachelbeeren beschränken, denn Kirschen und Äpfel läßt die rauhe 
Witterung während ihrer Blütezeit selten zur Entwicklung ihrer 
Früchte kommen. 

Im nachfolgenden sei eine Auslese der im oberen Mürztale 
von mir gefundenen Pflanzen geboten, in welehe jedoch nur jene 
Arten aufgenommen wurden, welche an sich seltener sind oder 
deren Vorkommen in pflanzengeographischer oder anderer Hinsicht 
nicht uninteressant ist. 


Olematis vitalba L. Nur ein Exemplar in der Klausleiten bei Frein. 

Atragene alpina L. Häufig. Mit weißer Blüte in der Totenweib- 
schlucht. (Mit rosafarbener Blüte fand ich sie im hintersten 
Reißtale im Raxgebiete.) 

Thalietrum aquilegifolium L. Mit weißgelber Blüte am Freinbache 
bei Frein. (Häufig in dieser Form im benachbarten Reißtale 
des Raxgebietes.) 


20° 


420 Fr. Leeder. 


Anemone alpina L. Herabgestiegen in der Totenweibschlucht. Mit 
gelber Blüte, welche Form ich auf dem benachbarten Schnee- 
berge an seiner Südseite, insbesondere im Saugraben, auf 
der Heuplagge, im Lahngraben und beim Turmstein fand, 
habe ich sie hier nicht beobachtet. 

Ranunculus anemonoides Zahlbr. konnte ich auf der Wildalpe, wo 
er angegeben wird, nicht finden. 

Ranumenulus alpestris L. Steigt bis auf Felsen in Steinalpl und in 
der Taschlklause herab, daselbst auch var. praealpinus G. Beck 
in sehr ausgeprägter Form. 

tanuneulus aconitifolius L. Auf Wiesen der Talgründe häufig. 

Ranmeulus platanifolius L. Auf steinigen, kräuterreichen Stellen 
ziemlich häufig. 

Die beiden vorstehenden Arten oder Varietäten unter- 
scheiden sich hier ziemlich scharf sowohl iu ihren Merkmalen 
als auch in ihren vorerwähnten Standorten, obwohl ersterer 
hier nicht in jener scharf ceharakterisierten, kleinblütigen 
Form vorkommt, wie ich ihn z. B. auf den Urgebirgen Ober- 
pinzgaus fand. 

Ranunculus hybridus Biria. Auf der Schneealpe und am Proles. 
Herabgestiegen auf den Alluvionen der Mürz bei Steinalpl. 

Ranunculus auricomus L. Auf der Haiderwiese bei Frein. 

Aqwilegia vulgaris L. Bei Frein selten, häufig aber bei Lahnsattel 
und Scheiterboden. 

Aconitum neubergense DC. Im Saggraben bei Oberfrein. Scheint 
(vgl. G. Beck, Flora von Niederösterr.) eine Hybride zwischen 
A. napellus und A. rostratum zu sein. 

Paeonia corallina Retz. Laut einem vom Forstrat Newald her- 
rührenden Exemplar in meinem Herbar im Neuwald, doch 
kann auch eine Verwechslung mit dem Fundorte am Göller 
vorliegen. 

Helleborus dumetorum W. K. Verwildert beim Pflanzgarten in Frein. 

Berberis vulgaris L. Bei Scheiterboden noch häufig, im oberen 
Mürztale jedoch sehr selten, nur am Pfarrerkogel bei Frein 
und auf alten Alluvionen bei Steinalpl. 

Papaver alpinum L. Auf der benachbarten Veitsch ziemlich häufig, 
scheint aber auf der Schneealpe zu fehlen. 


Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 421 


Chelidonium majus L. Selten als Unkraut bei Frein, Neuwald und 
Steinalpl. 

Corydalis cava Schweigg. et Körte. Als Unkraut in Gärten und auf 
umgebrochenen Äckern in Frein, Kaltenbach und Neuwald 
häufig, doch selten mit gelblichweißen Blüten. 

Barbarea vulgaris R. Br. Beim Mayerhause in Frein. 

Arabis pumila Jacg. Steigt im Gerölle der Mürz tief herab und 
kommt daselbst bei Frein in wahren Riesenexemplaren vor. 

Arabis bellidifolia Jaeg. Häufig an quelligen Stellen und Bächen, 
besonders in Steinalpl. 

Cardamine siwatica Lk. Ziemlich häufig, besonders in Holzschlägen. 

Cardamine pratensis L. Auf der Haiderwiese bei Frein. 

Dentaria enneaphyllos L. Eine f. stenophylla mit auffallend schmalen 
Blattabschnitten bei Steinalpl und eine f. monophylla mit nur 
einem Blatte am Mitterberge im Neuwalde. 

Hesperis matronalis L. Verwildert und wie wild an Wegen und 
Bächen; mit weißer Blüte an der Mürz beim Wirtshause in 
Frein. 

Erysimum cheiranthoides L. Als Unkraut im Forstverwaltergarten 
in Frein. 

Lunaria redivwa L. Mit weißer Blüte oberhalb Mürzstes und im 
Baumtal bei Steinalpl. 

Draba stellata Jaeq. Auf der Schneealpe ziemlich häufig. 

Oochlearia officinalis L. var. pyrenaica DC. Beim Orthefer- und 
Rennerhause an der stillen Mürz, an der Mündung des Roß- 
grabens in die kalte Mürz, beim Försterhause am Lahnsattel 
und herabgeschwemmt im Gerölle der Mürz bis Frein. 

Thlaspi arvense L. Zufällig bei der Wildfütterung in der Renner- 
hütte bei Gschwandt. 

Thlaspi alpınum Cr. Herabgestiegen am Zusammenflusse der stillen 
und der kalten Mürz. 

Hutehinsia alpina R. Br. Häufig im Gerölle der Mürz. 

Viola arenaria DC. Bei Mitter-Neuwald und am Seekogel bei Frein. 

Viola alpina Jacq. Auf der Schneealpe, besonders am Ameisbühel 
und ober der Burg. 

Gypsophila repens L. Auf der Schneealpe und herabgeschwemmt 
bis Mitter-Neuwald. 


422 Fr. Leeder. 


Lyehnis flos cueuli L. Eine f. parviflora mit kleinen Blüten und 
aufgeblasenem Kelche auf der Haiderwiese in Frein. 

Agrostemma githago L. Im Haiderwinkel und beim Pfarrhofe in Frein. 

Sagina saxatilis Wim. Auf der Ameiswiese. 

Alsine austriaca Mert. Im Kleinbodengraben der Schneealpe. 

Stellaria nemorum L. Auf Wiesen bei Frein. 

Oerastium glomeratum 'Thuill. Als Unkraut bei der Forstverwaltung 
in Frein. 

Oerastium fontanum Baumg. Auf der Großbodenalpe der Schnee. 
alpe gegen die Kramerin. 

Cerastium carinthiacum Vest. Häufig auf der Schneealpe und herab- 
geschwemmt im Gerölle der Mürz. 

Linum alpinum Jacg. Häufig auf der Schneealpe. 

Linum usitatıssımum L. Ziemlich häufig im Tale gebaut. 

Malva moschata L. Beim Pfarrerstall, im Gerölle des Freinbaches, 
an der Mürz bei Frein verwildert, jedoch nur mit weißer Blüte. 

Malva neglecta Wallr. In Vorder-Neuwald. 

Althaea offieinalis L. Häufig kultiviert und halb verwildert. 

Tilia grandifolia Ehrh. Fehlt wildwachsend, ebenso wie T. parvi- 
folia Ehrh. 

Acer platamoides L. Ein Exemplar (alter Baum) am Sulzriegel bei 
Frein. 

Acer campestre L. Fehlt. 

Geranium silvaticum L. Mit weißer Blüte auf der Haiderwiese in 
Frein. 

Oxalis acetosella L. var. rosea Peterm. Im Draxlerhüttenwalde bei 
Frein, am Burgriegel der Schneealpe. 

Sarothamnus vulgarıs Wim. Auf einigen Wirtschaftsstreifen in der 
Umgebung Freins 1599 forstmäßig gebaut, doch bis auf zwei 
Sträucher am Seekogel wieder verschwunden. 

Anthyllis alpestris Kit. Häufig auf der Schneealpe und herabge- 
stiegen in Steinalpl, daselbst aber in A. vulneraria L. über- 
gehend. 

Vieia silvatica L. Am rechten Ufer der kalten Mürz oberhalb des 
Wirtshauses Digruber in Mitter-Neuwald. 

Vieia oroboides Wulf. Am Freinbach und in der Klausleiten bei 
Frein, an der stillen Mürz im Neuwalde, auf der Ameiswiese. 


Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 423 


Vieia pannonica Cr. Ein Exemplar (1900) am Erdäpfelacker der 
Forstverwaltung in Frein. 

Lathyrus silwestris L. Im Draxlerhüttenwalde bei der Forstverwal- 
tung in Frein. 

Orobus vernus L. Mit weißer Blüte im Draxlerhüttenwalde bei Frein. 

Prunus spinosa L. Beim Wirtshause in Frein. 

Prunus padus L. Auf der Herzogwiese in Oberfrein, an der Mürz 
bei der Mündung des Freinbaches. 

Potentilla minima Hall. Häufig auf der Schneealpe, Wildalpe und 
am Proles. 

Potentilla Olusiana Jacq. Herabgeschwemmt auf älteren Alluvionen 
in Steinalpl. 

Rosa cinnamomea L. Hin und wieder kultiviert. Verwildert am 
Freinbache bei Frein. 

Rosa rubrifolia Vill. Im benachbarten Gebiete der Salza hin und 
wieder, z. B. bei Schöneben und unterhalb des Freinsattels. 

Rosa canina L. Kommt oberhalb Scheiterboden nicht mehr vor, 
ebenso ÜOrataegus monogyna Jacg. 

Ootoneaster tomentosa Lindl. Am Burgriegel der Schneealpe. 

Pirus malus L. Auf der Herzogwiese in Oberfrein und an der Mürz 
bei Frein. 

Sorbus Mougeoti Soy Will. Scheint auffallenderweise auf der Schnee- 
alpe zu fehlen, kommt aber im benachbarten Kernhof vor. 

Sorbus aria X aucuparia. Ein typisches Exemplar beim Renner- 
hause in Neuwald. 

Epilobium collinum Gm. Im Hofe der Forstverwaltung in Frein. 

Epilobium palustre L. Im Haiderwinkel bei Frein. 

Oircaea alpina L. In abnorm großen Exemplaren im Kühboden- 
schlage bei Frein. 

Callitriche verna L. Ziemlich häufig, besonders im südseitigen 
Schiffahrtkanale des Neuwaldes. 

Bryonia alba L. Hie und da an Holzknechthäusern kultiviert. 

Rhodiola rosea L. Selten kultiviert. Verwildert an der Mürz beim 
Ederhause in Frein. 

Sedum album L. Häufig. Eine sehr kleinblütige Form, welche je- 
doch mit der var. micranthum Bast. nieht identisch ist, beim 
Kalkofen in Frein. 


424 Fr. Leeder. 


Sedum hispanicum L. (Für das hiesige Gebiet neu.) Im Kleinboden- 
graben der Schneealpe, unter den Fadnerbodenmäuern im 
Baumtal, auf der Grasgrabenhöhe und am Glatzeten Kogel, 
in der Grasgrabenleiten. Dürfte an ähnlichen Orten im benach- 
barten Teile von Niederösterreich sicher ebenfalls vorkommen. 

Sempervivum hirtum L. Steigt bis auf den Gipfei des Glatzeten 
Kogels (1596 m). 

Ribes grossularia L. Beim Steinacherhause in Oberfrein. 

Ribes alpinım L. Männlich ziemlich verbreitet, weiblich hingegen 
sehr selten. In Gschwandt und im Hammergraben bei Frein. 

Ribes petraeum Wulf. Beim Orthoferhause im stillen Mürztale, in 
Oberfrein und am Gipfel des großen Proles. 

Ribes nigrum L. In je einem Exemplar am Freinbache beim Moser- 
hause und beim Freiner Pflanzgarten. 

Saxifraga erustata Vest. kommt zwar auf der benachbarten Veitsch 
an ihren Nordabhängen vor, scheint aber im Schneealpen- 
gebiet zu fehlen. 

Saxifraga caespitosa L. Angeblich am Göller, doch habe ich sie 
dort vergeblich gesucht. Auf Gräbern in Frein kultiviert. 

Saxifraga stellaris L. Im Tale der kalten Mürz herabgeschwemmt. 

Saxifraga adscendens L. Auf der Burg und im Burgwalde der 
Schneealpe. 

Meum athamanticum Jaeqg. Herabgestiegen an der Mündung des 
Grasgrabens in die kalte Mürz. 

Hedera helix L. Fehlt hier vollständig. 

Adoxa moschatellina L. Nicht selten, z. B. im Proles- und Fallen- 
steinwalde. 

Sambucus ebulus L. In Vorder-Neuwald. 

Viburnum lantana L. Bei Frein, in der Klausleiten und an der 
kalten Mürz in Neuwald. 

Knautia arvensis Coult. Auf der Försterwiese in der Klausleiten 
bei Frein. 

Knanutia arvensis X dipsacifolia. An der Mürz am Fuße der Förster- 
wiese in der Klausleiten. 

Knanutia dipsaeifolia Schultz. Eine f. globosa mit kugeligen, nur 
aus großen Blüten bestehenden Köpfehen fand mein Söhnehen 
Fritz beim Saggrabenwehr in Oberfrein. 


Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 425 


Aster alpinus L. Auf der Schneealpe, besonders an den südlichen 
Seiten. 

Erigeron alpinus L. Herabgestiegen auf einem Felsen beim Lengauer- 
hause in Frein. 

Solidago serotina Ait. Im Gebiete der Mürz nicht, aber im be- 
nachbarten Halltale beim Touristenwirt häufig. 

Achillea Olusiana Tausch. Herabgestiegen im Kleinbodengraben 
der Schneealpe. 

Artemisia absinthium L. Am Hochriegel bei Frein und im Baum- 
tale unter den Fadnerbodenmäuern. 

Gnaphalium margaritaceum L. Verwildert in Frein und Oberfrein. 

Gnaphalium Leontopodium L. Häufig auf beiden Seiten der Toten- 
weibschlucht, sogar im Totenweib- und Hochriegelschlage. 
Einzeln am Roßkogel (Simony). 

Gnaphalium Hoppeanum Koch. Am Umundumkogel des Proles in 
einer Höhe von nur ca. 1300 m. 

Gnaphalium supinum L. Am Plateau der Schneealpe. 

Gnaphalium Iuteovalbum L. Als Unkraut vor der Forstverwaltung 
in Frein. 

Aronicum Olusii All. Herabgestiegen im Kleinbodengraben. 

Doronicum austriacum Jacqg. Häufig im Freinbachtale von Frein 
aufwärts. 

Carlina longifolia Rehb. In der Klausleiten und am Pfarrerkogel 
bei Frein. 

Oirsium palustre x rivulare. Bei der Heiglkapelle in Frein. 

Cirsium palustre X oleraceum. In zahlreichen Formen im ganzen 
Gebiete zerstreut. 

Oirsium rivulare X oleraceum. Ziemlich häufig, besonders auf der 
Haiderwiese in Frein. 

Cirsium erisithale X oleraceum. In der Totenweibschlucht, dann in 
allen möglichen Formen beim Kalkofen in Frein. 

Cirsium erisithale x rivulare. Beim Eder Josef-Hause in Kaltenbach. 

Cirsium erisithale X palustre. Am Kriegskogelbach, in Kaltenbach, 
im Ameiswiesgraben. 

Lappa offieinalis All. Nur beim Wirtshause am Hubmergscheidl 
im Neuwalde. 

Saussurea discolor DC. Am großen Proles. 


426 Fr. Leeder. 


Saussurea pygmaea Spreng. Auf den südlichen Kuppen der Schnee- 
alpe ziemlich häufig. 

Centaurea deeipiens Thuill. Im Freinbachtale auf Wiesen. 

Oentaurea pseudophrygia C. A. Mey. Am Steinacherschlag und auf 
Wiesen in Oberfrein. 

Oentaurea montana L. Häufig, hier vornehmlich auf den Tal- 
wiesen. 

Oentaurea scabiosa L. Nicht häufig. In der Draxlerhütte und am 
Steinacherschlag in Oberfrein, in der Klausleiten. 

Leontodon incanus Schrank. Auf alten Alluvionen in Steinalpl. 

Willemetia apargioides Less. Oberhalb des Freiner Kalkofens. 

Orepis blattarioides Vill. Auf der Wildalpe gegen den Draxler- 
hüttenwald. 

Hieracium humile Jacq. In der Taschlklause. 

Phyteuma austriacum G. Beck. Auf der Schneealpe. 

Phyteuma spicatum L. Häufig. Die var. coeruleum Gremli unter 
der typischen Form auf den Wiesen des ganzen Freinbach- 
tales. 

Campanula thyrsoidea L. Außerhalb des Gebietes am Kampel der 
Schneealpe. 

Campanula latifolia L. Im Mürzgebiete nicht, jedoch an Zäunen 
beim Gstättenbauer im benachbarten Halltale. 

Campanula caespitosa Scop. Auf alten Alluvionen in Steinalpl. 

Campanula pulla L. Herabsteigend ins Mürztal bis über Steinalpl. 

Erica carnea L. Mit weißer Blüte im Baumtale bei Steinalpl. 

Rhododendron ferrugineum L. Auf der Schneealpe von der Knopper- 
wiese gegen die Großbodenalpe. 

Rhododendron hirsutum L. Herabgestiegen in Steinalpl, in der 
Totenweibschlucht und im Saggraben bei Oberfrein. 

Rhododendron chamaecistus L. Herabgestiegen auf den Alluvionen 
in Steinalpl, im Saggraben bei Oberfrein. 

Arctostaphylos alpina Spreng. Auf der Schneealpe. 

Arctostaphylos uva ursi Spreng. Auf der Schneealpe. 

Vaceinium myrtillus L. Die var. leucocarpum Dumort. angeblich 
auf der Schmaranzermauer in Steinalpl. 

Syringa vulgaris L. Verwildert in der Klausleiten, bei Frein und 
Oberfrein. 


Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 427 


Frazxinus excelsior L. Wildwachsend selten. Im Baumtale und bei 
der Fischerklammer am Proles.. An den Bachläufen der Täler 
meist gepflanzt. 

Vinca minor L. Verwildert bei Frein. 

Swertia perennis L. Im Grasgraben bei Steinalpl. 

Gentiana pumila Jacq. Auf der Schneealpe und am Proles. 

Gentiana nivalis L. Auf der Schneealpe und am Proles. 

Polemonium coeruleum L. Hie und da verwildert, z. B. auf der 
Ederwiese bei Frein. 

Ouseuta epithymum L. var. trifolii. Bei Lahnsattel. 

Echinosperma Lappula Lehm. Im Steinbruche beim Freiner Säge- 
wehr. 

Anchusa officinalis L. Sehr selten; beim Freiner Pflanzgarten. 

Solanum dulcamara L. Am Freinbache bei der Säge und beim 
Kalkofen in Frein. 

Verbascum nigrum L. Eine f. leucanthera mit weißer Staubfäden- 
wolle beim Pfarrhofe in Frein und beim Edelbacherhause im 
Saggraben. (Kein Bastard.) 

Linarıa alpina Mill. Häufig herabgeschwemmt im Gerölle der Mürz, 
besonders bei Frein. 

Veronica fruticans Jaeq. Steigt bis in die Täler herab, z. B. bei 
Steinalpl. 

Bartsia alpina L. Herabgestiegen im Baumtale und bei Steinalpl. 

Pedicularis recutita L. Im Naßkör der Schneealpe, in der Lang- 
seiten und im alten Hochriegelschlage bei Frein (1000 m). 

Pedicularis rosea Wulf. Häufig auf der Schneealpe, besonders auf 
der kleinen Burgwand. 

Pedicularis verticillata L. Sehr häufig auf den Talwiesen in Stein- 
alpl (ca. 950 m). 

Tozzia alpina L. In der Langseiten, auf der Ameiswiese und am 
Fadnerboden. 

Orobanche eirsii Fr. Im Draxlerhüttenwalde bei Frein, am Lahn- 
berge im Neuwald. 

Orobanche Salviae Schultz. Im Mürzgebiete nicht beobachtet, hin- 
gegen am Wege vom Freinsattel nach Halltal. 

Salvia vertieillata L. Am Steinacherschlage und in der Draxler- 
hütte bei Frein. 


428 Fr. Leeder. 


Galeopsis pubescens X versicolor. Diese Hybride fand ich 1900 in 
einem Exemplar beim Ederwirtshause in Vorder-Neuwald. 
Dieses Vorkommen ist umso merkwürdiger, als @. pubescens 
dort nicht vorkommt. Da aber die Blüten der Pflanze so groß 
sind wie jene der @. versicolor, erscheint @. tetrahit als eine 
der Stammeltern so ziemlich ausgeschlossen. 

Uyclamen europaeum L. Fehlt im oberen Mürztale, kommt aber 
gleich jenseits des Waldhüttsattels gegen Kernhof vor. 

Soldanella montana Willd. Im Draxlerhüttenwalde bei Frein. 

Cortusa Matthioli L. An der stillen Mürz im Neuwalde, an der Mürz 
bei Kaltenbach, beim toten Weib. 

Primula officinalis Scop. Steigt im Mürztale nur bis Scheiter- 
boden. 

Primula Auricula L. In der Totenweibschlucht, bei der Stillenmürz- 
brücke, in Steinalpl, auf der Schneealpe und in den Fadner- 
bodenmäuern, am Proles und Fallenstein. 

Primula Olusiana Tausch. Steigt bis ins Tal herab, z. B. in Stein- 
alpi und in der Totenweibschlucht. 

Primula minima L. Fehlt auf der Wildalpe und am Proles, daher 
mir auch. das angebliche Vorkommen der Hybride P. Olu- 
siana X minima auf der Wildalpe sehr zweifelhaft erscheint. 

Globularia vulgaris L. Nur auf Alluvionen bei Vorder-Neuwald. 

Globularia cordifolia L. Mit weißer Blüte am Proles. 

Globularia nudicaulis L. Auf der Schneealpe bis ins Baumtal herab. 

Armeria alpina Willd. Auf der Schneealpe und herabgestiegen im 
Kleinbodengraben bei ca. 1100 m. 

Iumex alpinus L. Hier herabsteigend und auf allen Talwiesen ein 
lästiges Unkraut. 

Rumex scutatus L. Auf Kalkschotter in Steinalpl. 

Rumez acetosella L. Als Gartenunkraut hin und wieder. Im Forst- 
verwaltergarten in Frein auch die var. rubropunctatus Beck. 

Polygonum viviparum L. Herabsteigend auf die Alluvionen in 
Steinalpl. 

Daphne Mezereum L. Mit schneeweißer Blüte im Baumtale und 
in der Totenweibschlucht. 

Euphorbia duleis L. Försterwiese in der Klausleiten, im Proles- 
walde und Draxlerhüttenwalde. 


Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 429 


Euphorbia austriaca A. Kern. Häufig im benachbarten Salzatale 
bei Gußwerk, scheint hier zu fehlen. 

Mercurialis annua L. Am Forstverwaltungsgebäude in Frein (1903), 
seitdem aber wieder verschwunden. 

Ulmus montana Sm. In den Wäldern selten und sehr zerstreut. 
Am häufigsten auf der Ostseite des Taschlgrabens. 

(uercus sessiliflora Sm. Ein Exemplar am Waldrande bei der 
Forstverwaltung in Frein, jedenfalls kultiviert. 

betula alba L. Nicht häufig. In den Geierwandin im hinteren 
Baumtale noch in einer Höhe von ca. 1300 m. 

Salıx glabra Scop. Auf der Schneealpe und herabgestiegen in 
Steinalpl. 


Salıc daphnoides Vill. Im Tale häufig angepflanzt, jedoch nur in 
männlichen Exemplaren. 
Populus tremula L. Hier sehr selten. Bei der Forstverwaltung in 


Frein und beim Ederwirtshause in Neuwald. 

Populus balsamifera L. Häufig in Frein angepflanzt. 

Orchis militaris L. Hier selten. Beim Lengauerhause und am Pfarrer- 
kogel bei Frein, an letzterem Orte auch die var. perplexa Beck; 
bei der Taschlklause und beim Jägerhause Herz in Steinalpl. 

Orchis sambucina L. Nur auf der Hennreitalpe, und zwar mit roter 
Blüte. 

Orchis latifoiia L. Häufig. Mit schneeweißer Blüte auf einer Wiese 
in Kaltwagel. 

Orchis maculata X latifolia. In der Klausleiten bei Frein unterhalb 
der Lahnsattelstraße und auf der Hennreitalpe. 

Anacamptis pyramidalis Rich. Fehlt, wie es scheint, im oberen 
Mürztale, kommt aber auf der Nordseite der Wildalpe vor. 

Platanthera chlorantha Cust. Auf Bergwiesen in Oberfrein. 

Nigritella angustifolia Rich. Die Form mit schwarzrotem Perigon 
scheint hier zu fehlen. Die mit licht rosafarbigem, fast weißem 
Perigon auf der Wildalpe, am Proles, Fallenstein, auf der 
Student und der Schneealpe hin und wieder. 

Nigritella rubra Wettst. An gleichen Orten wie die vorige und 
häufiger als diese. 

Ohamorchis alpina Rich. Auf der Schneealpe, besonders am Wind- 
berge. 


430 Fr. Leeder. 


Ophrys myodes Jacg. Auf alten Alluvionen beim Jägerhause Herz 
in Steinalpl. 

Epipogum aphyllum Sw. Ehemals häufig im ganzen Neuwalde, 
jetzt sehr selten. Am Kriegskogel bei Lahnsattel, im Proles- 
walde bei Frein. 

Epipactis latifolia All. In der Klausleiten bei Frein. 

Neottia nidus avis Rich. Nur im Draxlerhüttenwalde bei Frein. 

Listera cordata R. Br. Zerstreut im ganzen Gebiete. 

Goodyera repens R. Br. Nur im Kohlangergraben bei Oberfrein. 

Oorallorhiza innata R. Br. Nicht selten. Langseiten, Neuwald, 
Draxlerhütte, Proles. 

Malaxis monophyllos Sw. Im Draxlerhüttenwalde bei Frein. 

Oypripedium calceolus L. Am Fuße des Hochriegels bei Frein, bei 
der alten Kleinbodenklause bei Steinalpl. 

Nareissus poöticus L. var. angustifolius (Curt.). Spärlich vor der 
Taschlklause und auf der Hennreitwiese, auf dem Umundum- 
kogel des Proles (1300 m). Häufig im benachbarten Halltale. 

Nareissus pseudonarcissus L. Verwildert auf Wiesen beim Freiner 
Pflanzgarten, sehr spärlich, aber bleibend. 

Leucojum vernum L. Spärlich auf der Mürzwiese bei Frein. Sehr 
häufig im benachbarten Halltale. 

Lilium bulbiferum L. Auf der Herzogwiese in Oberfrein, aber nur 
steril. (Blütentragend beim Jagdschlosse in Mürzsteg.) 
Gagea lutea Schult. Eine f. tenwis, in allen Teilen auffallend zart, 

bei den Alpshütten auf der Student. 

Seilla bifolia L. Fehlt hier, ist aber im benachbarten Halltale und 
bei Mariazell stellenweise häufig. 

Allium sibirieum L. Am Schnittlauchmoos an der Nordseite des 
Grasgrabens und herabgeschwemmt unweit der Mündung des- 
selben in die kalte Mürz, vermutlich auch zwischen der Hinter- 
und Lachalpe der Schneealpe, übrigens das einzige hier vor- 
kommende Allium. 

Streptopus amplexifolius DC. Spärlich und nur steril im Brunntal- 
walde in Gschwandt, westlich vom Turmkogelsattel. 

Tofieldia calyculata Wahlenb. var. ramosa Hoppe. Zwischen der 
Ameiswiese und dem Fadnerboden, auf der Roßwiese. 

Tofieldia calyculata var. glacialis (Gaud.). Auf der Schneealpe. 


Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 431 


Juncus monanthos Jacq. Häufig auf der Schneealpe und herab- 
steigend bis unter Steinalpl. 

Luzula flavescens Gaud. Stellenweise häufig, besonders im Draxler- 
hütten- und Proleswalde bei Frein. 

Eriophorum vaginatum L. Auf der Hinteralpe der Schneealpe. 

Carex firma Host. Steigt hier bis ins Tal herab. Häufig z. B. in 
den Felsen der Totenweibschlucht und bei Steinalpl. 

Phleum alpinum L. Herabgestiegen in Steinalpl. 

Taxus baccata L. Einige Exemplare auf der Steinalplmauer und 
in der Langseiten bei Steinalpl. 

Pinus siWwestris L. Wirklich wild nur in den Sonnseiten, selten 
und einzeln. Am Hochriegel, in der Draxlerhütte, im Fallen- 
steinwalde, im Baumtale, am Mitterberge im Neuwald. Pinus 
nigra Arn. fehlt hier ganz und sind auch forstliche Anbau- 
versuche mißlungen. 

Pinus mughus Seop. Häufig auf der Schneealpe, dem Gippl, Göller 
und Glatzeten Kogel, steigt bis Steinalpl herab. Auf dem 
Proles selten, fehlt auf der Wildalpe. 

Pinus cembra L. Am Prolesschlage bei Frein, in der Langseiten 
und im Baumtale forstmäßig kultiviert. 

Equisetum limosum L. In Frein bei der Mündung des Freinbaches. 

Equisetum hiemale L. Im mittleren Teile des Freinbachtales. 

Oystopteris montana Link. In der Dürtlerschlueg und im Baumtale 
bei Steinalpl. 

Scolopendrium officinarum Sw. Im Kleinbodengraben der Schneealpe. 

DBlechnum Spicant Roth. Im westlichen Teile des Gebietes ziemlich 
verbreitet. Im Draxlerhütten- und Rennerhüttenwalde, auf 
der Hennreitalpe. 

Ophioglossum vulgatum L. Eine auffallend schmalblättrige Form 
in einigen wenigen Exemplaren auf dem Naßkör der Schnee- 
alpe bei der Durchfallhütte. 

Lyecopodium clavatum L. Auf der Hennreitalpe, beim Försterhause 
in Kaltenbach. 


432 Artur Schatzmayr. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe 
(Dobratsch). 


Von 


Artur Schatzmayr 
in Triest. 


(Eingelaufen am 15. März 1908.) 


Staphylinoidea. 
Staphylinidae. 


Mieropeplus porcatus F. Bei Arnoldstein ein Exemplar von einem 
Strauche geklopft. Ein zweites Exemplar fand ieh hochalpin 
unter einem Steine in der Nähe des Schutzhauses (2150 m). 

Phloeocharis subtilissima Mannh. Unter Moos, abgefallenem Laube 
und Fichtenrinden, überall sehr häufig. 

Megarthrus depressus Payk. Subalpin, häufig. 

M. Prosseni Schatzm. Im Teufelsgraben und in der alpinen 
Region, sehr selten (September bis Oktober). In heißen Tagen 
schwärmen die Tiere umher. 

M. sinwatocollis Lae. An Pilzen und unter abgefallenem Laube, 
ziemlich selten. 

M. denticollis Beck. Wie der vorige. 

M. hemipterus Ilig. Subalpin, an Pilzen, sehr selten. 

Proteinus brachypterus F. An faulen Pilzen, sehr gemein. Ich 
fand diese Art in einzelnen Stücken auch hochalpin unter 
Steinen am Rande von Schneefeldern. 

P. macropterus Gyllh. Ebenfalls an Pilzen, aber viel seltener als der 
vorige. 

P. atomarius Er. An faulen Pilzen, sehr vereinzelt. 

Anthobium anale Er. Sub- und hochalpin, selten. 

A. alpinum Heer. Auf Blumen, nicht häufig. 

A. longipenne Er. Auf Blumen, sub- und hochalpin, häufig. 

?A. stramineum Kr. Diese Art ist am Dobratsch noch nieht mit 
Sicherheit konstatiert worden. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 433 


. pallens Heer. Auf Blumen, besonders subalpin, nicht selten. 

. Marshami Fauv. Auf blühendem Crataegus, sehr zahlreich. 

. imbatum Er. Bei Maria Gail und im Teufelsgraben, nicht häufig. 

. abdominale Grav. Bei Uggowitz, nicht selten. Im Dobratsch- 
gebiete scheint es sehr vereinzelt vorzukommen. 

. primulae Steph.') Auf Blumen, selten. 

. minutum F. Die Stammform habe ich am Dobratsch noch 
nicht gefunden. Die var. puncticolle Gred. fing ich bei Federaun 
in sehr wenigen Exemplaren. 

A. robustum Heer. Hochalpin in den Blüten von Gentiana acaulis 
und Primula auricula, häufig. 

A. florale Panz. Im Dobratschgebiete, nicht häufig. 

Aerulia inflata Gyll. Bis 1600 m emporsteigend, unter Fichten- 
rinden, ziemlich selten. 

Acrolocha amabilis Heer. An Pilzen und unter verpilzten Hölzern 
bis in die alpine Region emporsteigend, sehr selten. 

Phyllodrepa floralis Payk. In Hauskellern, auf Blumen ete. be- 
sonders im Frühjahr, selten. Ich fand ein Stück davon hoch- 
alpin (2000 m) unter einem Steine. 

* Ph. floralis var. nigra Gravh. kommt im Dobratschgebiete auch vor, 

ist aber viel seltener als die Stammform. 

* Ph. melanocephala F. Bei St. Johann und Heiligengeist unter 

abgefallenem Laube, sehr vereinzelt (Frühjahr). 

Omalium rivulare Payk. Unter Baumrinden, Steinen, Moos ete. 
bis 1400 m, sehr häufig. Einige Exemplare fand ich auch am 
Eingang des Eggerloches im Menschenkot. 

*0. funebre Fauv. Hochalpin unter Steinen, auch subalpin in 

Pilzen, sehr selten. 

0. oxyacamthae Gravh. Bei St. Johann ein einziges Exemplar von 
einem Strauche geklopft (Mai 1903). 

O. caesum Gravh. Unter abgefallenem Laube, überall sehr häufig. 

0. excavatum Steph. Bis in die alpine Region emporsteigend, 
ziemlich selten. 

*0. validum Kr. Ein einziges Exemplar bei Stadelbach im Fluge 

gefangen (16. August 1903). 


PR Bea k 


!) Die mit einem Sternchen bezeichneten Arten sind für Kärnten neu. 
. B. Ges. 53. Bd. 238 


N 


434 Artur Schatzmayr. 


Phloeonomus planus Payk. Subalpin unter Fichtenrinden. nicht 
häufig. 

* Phloeonomus lapponieus Zett. Subalpin (1400—1500 m) unter 
Fichtenrinden, selten. 

Phloeonomus pusillus Gravh. Ebenfalls unter Rinden, jedoch viel 
häufiger als die zwei vorhergehenden Arten. 

Xylodromus depressus Gravh. Subalpin, unter abgefallenem Laube, 
selten. Diese Art kommt hie und da auch bei Formica rufa vor. 

Deliphrum tectum Payk. Von dieser Art fing ich am Dobratsch 
ein einziges Exemplar an einem Pilz. 

Deliphrum algidum Er. (= Arpedium Schatzmayri Bernh.). Im 
Oktober des Jahres 1904 sammelte ich diese Art in großer 
Zahl auf frischgefallenem Schnee in einer Höhe von ca. 1400 m. 

Lathrimaeum melanocephalum Nlig. An Pilzen, besonders im 
Herbst oft in Anzahl. 

Lathrimaeum atrocephalum Gyll. Wie das vorige, aber bedeutend 
seltener. 

* Lathrimaeum fuseulum Er. Hochalpin (2100 m) unter Steinen am 
Rande von Schneefeldern, sehr selten. 

Arpedium quadrum‘) Gravh. Bei Warmbad-Villach und Maria Gail 
unter abgefallenem Laube, sehr vereinzelt. 

Arpedium macrocephalum Epp. Im Spätherbst unter Steinen und 
auf frischgefallenem Schnee (1400—1700 m), sehr selten. 

* Acidota cruentata Mannh. Subalpin an Pilzen und unter Laub, 
sehr selten. 

Amphichroum canaliculatum Er. Überall ziemlich häufig. Auf 
Lariz fand ich diese Art in einer Höhe von ca. 1500 m ‚oft 
in Anzahl. 

Lesteva pubescens Mannh. Im Geniste der Gail bei Federaun und 
Maria Gail, sehr selten. 

Lesteva longelytrata Goeze. Am Weißenbach nicht selten. Hoch- 
alpin (1700 m) fand ich nur ein Exemplar unter einem Steine. 

Anthophagus bicornis Block. Hochalpin, nicht selten. Die ab. 
nivalis Rey und ab. marginicollis Epp. hingegen selten. 


!) Arpedium Schatzmayri Bernh. (M. K. Z., III, S. 123) = Deliphrum 
algidum Er. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 435 


A. alpinus Fabr. Hochalpin, häufig. 

A. alpestris Heer. Wie der vorige. 

A. abbreviatus Fabr. Am Dobratsch, sehr selten. 

A. fallax Kiesw. Subalpin, nicht selten. 

A. caraboides L. Auf blühenden Sträuchern, häufig. 

* Coryphium angusticolle Steph. Am 10. April 1904 siebte ich aus 
abgefallenem Buchenlaube ein einziges Exemplar bei Heiligen- 
geist. 

Coprophilus striatulus F. Im Frühjahr auf Hausmauern und in 
Kellern, selten. 

* Planeustomus palpalis Er. Bei Warmbad-Villach am 16. Mai 1903 
zwei Exemplare gefangen (abends im Fluge). 

Trogophloeus bilineatus Steph. Bis in die alpine Region empor- 
steigend, daselbst aber selten. Bei Federaun und unter der 
Schütt häufig. 

T. rivularis Motsch. Bei Federaun und Maria Gail besonders im 
Juli ziemlich häufig. 

T. fuliginosus Gravh. Bei Warmbad-Villach, ziemlich selten. 

T. cortieinus Gravh. Im Teufelsgraben, ziemlich häufig (Mai). 

T. pusillus Gravh. Bei Warmbad-Villach, sehr vereinzelt. 

T. gracilis Mannh. Nach Prossen und Holdhaus [Car., V.K.,') 
II, S. 150] soll diese Art bei Villach vorkommen. 

Haploderus caelatus Gravh. Unter Moos und Steinen, ziemlich 
häufig (1500 m). 

Oxytelus rugosus Fabr. In der tieferen Region überall häufig. 

O. fulvipes Er. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K., II, 
S. 149) soll diese Art bei Villach mehrmals gesammelt worden 
sein. 

O. laqueatus Marsh. Bis in die alpine Region emporsteigend, 
gemein. 

OÖ. piceus L. Im Dobratschgebiete ist diese Art nicht sehr häufig. 

O. sculptus Gravh. Wie der vorige. 

O. sculpturatus Gravh. Im Kuhmist sub- und hochalpin sehr 
gemein. 


1) Car., V.K. = Verzeichnis der bisher in Kärnten beobachteten Käfer, 
Carinthia. 
28* 


436 


Artur Schatzmayr. 


O. nitidulus Gravh. Überall sehr gemein. 
0. complanatus Er. Wie der vorige. 
* (. pumilus Er. Ein einziges 0’ im Teufelsgraben gefangen (28. Juli 


1903 abends im Fluge). 


O. hamatus Fairm. Im Teufelsgraben, sehr selten (Juli). 
O. tetracarinatus Block. Über das ganze Gebiet verbreitet und 


überall sehr gemein. 


Platystethus arenarius Geoffr. Wie die vorige Art. 
P. laevis Kiesw. Im Kuhmist und in faulen Vegetabilien sub- 


und hochalpin, nicht selten. 


P. cornutus Gravh. Die Stammform ist im Dobratschgebiete sehr 


vereinzelt; etwas weniger selten ist hingegen die var. aluta- 
ceus Th. (St. Johann). 


P. nitens Sahlbg. Auf der Napoleonwiese an sumpfigen Orten, 


sehr selten (April). 


* Dledius denticollis Fauv. Ein einziges Exemplar bei Harth ge- 


sammelt. 


DB. opacus Block. Auf der Napoleonwiese, bei St. Johann und bei 


ae e sie 


B- 


Harth, ziemlich häufig. Ich besitze ein Stück hiervon mit fast 
scheibenförmigem Halsschild. Die Tiere schwärmen an heißen 
Tagen abends umher. 


. atricapillus Germ. Bei Federaun, sehr selten (nach Prossen 


und Holdhaus, Car., V.K., U, S. 149). 


. fracticornis Payk. Bei Harth, selten. 
. cribricollis Heer. St. Johann, Federaun, Maria Gail, selten. 
. bosnicus Bernh. Ein einziges Exemplar bei Maria Gail ge- 


sammelt (12. Juni 1902 abends im Fluge). Diese Art scheint 
über den ganzen südöstlichen Teil von Mitteleuropa verbreitet 
zu sein. 

erraticus Er. Ein Exemplar bei Maria Gail und eines am 
Dobratsch selbst in einer Höhe von ca. 1400 m gesammelt. 


Oxyporus rufus L. An Pilzen, selten. 
Oxyporus mawillosus F. Ebenfalls an Pilzen, seltener als der vorige. 
Stenus biguttatus L. In der tieferen Region, überall häufig. 
St. bipunctatus Er. Bei Maria Gail und Federaun, sehr selten. 

* St. gutiula Müll. Unter der Schütt, an den Gailufern, sehr selten. 
St. bimaculatus Gyll. Im ganzen Gebiete, ziemlich selten. 


st. 
St. 
St. 


St. 
St. 


* St. 
St. 


St. 


* St. 
* St. 
* St. 
St. 
St. 
St. 


St. 
St. 


St. 
St. 
St. 
* St. 


St. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 437 


Juno Fabr. Bei Arnoldstein unter Steinen, selten (Oktober). 
ater Mannh. Bis in die alpine Region emporsteigend, häufig. 
clavieornis Scop. In der tieferen Region besonders im Früh- 
Jahr, ziemlich häufig. 
asphaltinus Er. Im Dobratschgebiete, sehr selten. 
fossulatus Er. An nassen, sumpfigen Stellen unter Steinen, 
selten. Diese Art kommt auch unter Fichtenrinden vor. 
aterrimus Er. Bei Formica rufa, ziemlich selten. 
buphthalmus Gravh. Bei Maria Gail und Federaun an sandigen 
Stellen der Gail, sehr vereinzelt. 
canaliculatus Gyll. Herr Dr. Skalitzky, dem ich das einzige 
mir vorliegende Exemplar vom Dobratsch zur Einsieht mit- 
teilte, schreibt mir: „Stimmt nicht mit meinen Stücken aus 
Böhmen, wohl aber ganz mit jenen aus den Pyrenäen.“ 

Ein Exemplar unter einem Steine gefangen (13. November 
1904, 1700 m). 
morio Gravh. Bei Arnoldstein und Maria Gail unter Steinen, 
selten. 
melanarius Steph. Bei Federaun und Maria Gail, sehr selten. 
atratulus Er. St. Johann, am Eggerteich, sehr selten. 
incanus Fr. Von mir nur bei Maria Gail und in der alpinen 
Region beobachtet, sehr selten. 
nanus Steph. Bis in die alpine Region emporsteigend, nicht 
häufig. e 
circularis Gravh. In den tieferen Regionen, überall häufig 
(Frühjahr). 
humilis Er. Im Dobratschgebiete, selten (Frühjahr). 
eumerus Kiesw. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K., 
II, S. 148) soll diese Art bei Villach vorkommen. 
tarsalis Web. Bei Arnoldstein, selten. 
similis Herbst. Im ganzen Gebiete bis ca. 1650 m, selten. 
eicindeloides Schall. Auf der Napoleonwiese an sumpfigen 
Orten, selten (Frühjahr). 
fornicatus Steph. Bei St. Johann und Federaun an sumpfigen 
Stellen, selten. 
pubescens Steph. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K., 
II, S. 148) soll diese Art bei Villach vorkommen. 


438 Artur Schatzmayr. 


* St. binotatus Ljungh. Bei Federaun am Rande von Gewässern 
im Frühjahr, selten. 
St. bifoveolatus Gyll. Bei St. Johann und Federaun, wie der 
vorige. 
St. nitidiusculus Steph. Sollnach Prossen und Holdhaus (Car., 
V.K., II, S. 148) bei Villach vorkommen. 
St. glacialis Heer. Sub- und hochalpin unter Steinen, selten. 
* St. fuscicornis Er. Ein einziges Exemplar bei St. Johann unter 
einem Steine gefangen (10. Juli 1905). 
* St. flavipalpis Th. Nur einmal bei Warmbad-Villach gesammelt 
(20. Mai 1903). 
St. Erichsoni Rye. Besonders bei St. Johann, häufig. 
Dianous coerulescens Gyll. Bei Maria Gail und Federaun, sehr 
vereinzelt. 
Enaesthetus laeviusculus Mannh. Bei Warmbad-Villach unter Moos 
und Buchenlaub (nach Prossen und Holdhaus, Car., V.K., 
II, S. 148). 
Astenus filiformis Latr. In der tieferen Region, nicht selten. 
Astenus angustatus Payk. Wie der vorige, aber etwas seltener 
als dieser. Die var. neglectus Märk. kommt am Dobratsch 
ebenfalls vor und ist etwas häufiger als die Stammform. 
Paederus ruficollis Fabr. Bei Federaun und Maria Gail, häufig. 
P. gemellus Kr. Soll nach Meschnigg im Dobratschgebiete vor- 
kommen. 

* P. caligatus Er. Bei Federaun und Maria Gail, sehr selten. 

P. fuseipes Curt. Im Teufelsgraben, sehr vereinzelt. 

P. limnophilus Er. Bei Warmbad-Villach und Maria Gail, ziemlich 
selten. 

P. litoralis Gravh. Über die ganze tiefere Region verbreitet, 
gemein. 

*P. Baudii Fairm. Am Graschelitzen und bei Maria Gail, selten. 
Stilieus angustatus Fouer. Bei Arnoldstein unter Steinen, selten. 
St. subtilis Er. Bei St. Johann, ziemlich selten. 

St. rufipes Germ. Auf der Napoleonwiese an sumpfigen Orten 
und am Graschelitzen an Pilzen, ziemlich selten. 

St. similis Er. Bei St. Johann, ziemlich selten. 

St. orbieulatus Payk. Besonders bei St. Johann, nicht selten. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 439 


Scopaeus suleicollis Steph. (cognatus Rey). Unter Steinen, überall 
selten. 

Scopaeus gracilis Sperk. Nach Prossen und Holdhaus (Car., 
V.K., II, S. 146) soll diese Art bei Villach vorkommen. 
Scopaeus laevigatus Gyll. Im Teufelsgraben und bei Maria Gail, 

nicht häufig. 
Lithocharis ochracea Gravh. Im Teufelsgraben, selten. 
Medon brunneus Er. Bei Nötsch und St. Johann, ziemlich selten. 
M. fusculus Mannh. Bei St. Johann unter Moos und in Kellern, 
ziemlich selten. 
* M. ripicola Kr. Bei St. Johann unter einem Steine ein einziges 
Exemplar gesammelt (29. Mai 1902). 
M. melanocephalus F. Über die ganze tiefere Region verbreitet, 
häufig. 
Domene scabricollis Er. Subalpin sehr häufig. Mitunter findet 
man diese Art auch bei einigen Lasius-Arten. 
Lathrobium multipunetum Gravh. Auf der Napoleonwiese und bei 
St. Johann, selten. 
L. terminatum Gravh. Bei St. Johann und im Teufelsgraben, selten. 
L. elongatum L. Bei Heiligengeist und Bleiberg unter Steinen, 
selten. 
L. geminum Kr. Wie das vorige, aber auch bei St. Johann. 
L. ripicola Czwal. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K., 
II, S. 146) soll diese Art bei Villach vorkommen. 
L. fulvipenne Gravh. Aus dem Dobratschgebiete ist mir bisher 
be nur die für Kärnten neue * var. Letzneri Gerh. bekannt. 
L. longulum Gravh. Die Stammform scheint im Dobratschgebiete 
. zu fehlen und durch die für Kärnten neue * var. longipenne 
Fairm. vertreten zu sein. 
L. testaceum Kr. Subalpin unter tiefen Laublagen, nicht selten. 
Leptacinus bathychrus Gyll. Am Graschelitzen und im Teufels- 
graben, ziemlich selten. 
Leptacinus formicetorum Märk. Bei Formica rufa, ziemlich häufig. 
Xantholinus punctulatus Payk. Bis 1800 m unter Steinen, häufig. 
X. angustatus Steph. Unter Fichtenrinden, Steinen und besonders 
bei Formica rufa, häufig. 
* X. atratus Heer. Bei Formica rufa, ziemlich selten. 


440 Artur Schatzmayr. 


X. glaber Nordm. Die Stammform scheint im Dobratschgebiete 
zu fehlen. Hingegen fand ich bei St. Johann ein Exemplar 

= der * var. angularis Ganglb. 

X. tricolor Fabr. Unter Buchenlaub und oft auch an Pilzen, 
ziemlich selten. 

X. distans Muls. Unter Moos und Steinen, nicht selten. 

X. linearis Oliv. Unter Steinen, nicht selten. Viel seltener hin- 
gegen ist die var. longiventris Heer. 

Nudobius lentus Gravh. Subalpin (bis 1600 m), unter Fichten- 
rinden, nicht häufig. 

Gauropterus fulgidus Fabr. St. Johann. Ein einziges Exemplar 
in einem Keller gefunden. 

Baptolinus affinis Payk. Subalpin unter Fichtenrinden, nicht 
selten. 

Othius punctulatus Goeze. Subalpin unter abgefallenem Laub und 
unter Steinen ziemlich selten. 

O. laeviusculus Steph. In der ganzen tieferen Region, selten. 
Diese Art kommt auch bei Formica rufa vor. 

O. lapidicula Kiesw. In einer Höhe von ca. 1800 m fing ich ein 
einziges Exemplar unter einem Steine (5. Juni 1904). 

OÖ. myrmecophilus Kiesw. Diese kleine, schlanke Art ist, soweit 
ich Material vom Dobratsch untersuchen konnte, in der Kopf- 
bildung sehr variabel; es kommen nicht selten Stücke vor 
mit fast viereckigem Kopfe. 

Über das ganze Gebiet verbreitet, unter Steinen und oft 
auch bei Formica rufa, häufig. 

O. crassus Motsch. Unter Steinen und abgefallenem Laub, bis in 
die alpine Region emporsteigend, häufig. 

Neben der Stammform findet man am Dobratsch hie 
und da eine Form, die sich durch die Bildung des Halsschildes 
sehr auszeichnet. Dieser ist nämlich viel breiter als die Flügel- 
decken und fast scheibenförmig. Für diese Form schlage ich 
den Namen rotundiecollis m. vor. 

O. brevipennis Kraatz. Subalpin unter Steinen, sehr selten. 

Actobius ceinerascens Gravh. Bei Maria Gail und Federaun unter 
Steinen, sehr selten. 

* Neobisnius villosulus Steph. Im Teufelsgraben unter Steinen, selten. 


IN; 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 441 


procerulus Gravh. Von dieser Art ist mir aus dem Dobratsch- 
gebiete nur ein einziges, von Herrn Carlo Brusini im Fluge 
gefangenes Exemplar bekannt (Heiligengeist, 15. Mai 1904). 

Die var. prolixus ist über die ganze tiefere Region ver- 
breitet, aber überall selten. 


Philonthus splendens Fabr. Bis in die alpine Region emporsteigend, 


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besonders im Kuhmist häufig. 

laminatus Creutz. Bei St. Johann, selten. 

montivagus Heer. Subalpin unter Steinen und Moos, nicht 
selten. 

nitidus Fabr. Im östlichen Teile des Gebietes (Kaserin) sub- 
alpin im Kuhmist, häufig. Die Zahl der Dorsalpunkte am 
Halsschild ist bei dieser Art, wie so oft bei Philonten, sehr 
variabel. 

aeneus Rossi. Überall häufig. 

chalceus Steph. An Aas und faulen Pilzen, sehr vereinzelt. 
carbonarius Gyll. An Aas, sehr selten (St. Johann). 
temporalis Muls. Subalpin im Kuhmist und unter Steinen, 
selten. 

atratus Gravh. Bei Labientschach aus trockenem Farnkraut 
gesiebt (April). 

ebeninus Gravh. Im Dobratschgebiete, selten. 

coruscus Gravh. An Aas, nicht häufig. 

coneinnus Gravh. Unter Steinen und Moos im Frühjahr, ziem- 
lieh häufig. Die ab. ochropus Gravh. kommt ebenfalls im 
Dobratschgebiete vor, ist aber viel seltener als wie die Stamm- 
form. 

sanguinolentus Gravh. Besonders im Teufelsgraben, häufig. 
immundus Gyll. Unter faulen Vegetabilien und im Kuhmist, 
sehr häufig. 

. debilis Gravh. Wie der vorige, aber seltener als dieser. 

. decorus Gravh. Im Dobratschgebiete ist diese Art sehr selten. 
. fuscipennis Mannh. Im Frühjahr unter Moos, nicht häufig 
(St. Johann). 

varius Gyll. Bei St. Johann unter Steinen und Moos im Früh- 
jahr, häufig. Die ab. bimaculatus Gravh. und nitidicollis Lac. 
sind seltener als die Stammform. 


442 


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Artur Schatzmayır. 


. frigidus Kiesw. Sub- und hochalpin unter Steinen, nicht 
selten (August bis Oktober). Auch bei dieser Art ist die Zahl 
der Punkte in den Dorsalreihen des Halsschildes wenig 
konstant. 

marginatus Stroem. Ich fing nur ein einziges Exemplar im 
Kuhmist subalpin (2. August 1903). 

longicornis Steph. Im Teufelsgraben, selten. 

eruentatus L. Über die ganze tiefere Region verbreitet, selten. 
varians Payk. Bis 1400 m emporsteigend, häufig. Die 

* var. agilis Gravh. ist hingegen selten. 

albipes Gravh. Überall selten. Auch die var. alpinus Epp. 
ist im Dobratschgebiete nicht häufig. 

fimetarius Gravh. Über das ganze Gebiet verbreitet, sehr 
häufig. 

cephalotes Gravh. In faulen Vegetabilien, selten. 

sordidus Gravh. Überall ziemlich selten. 

umbratilis Gravh. Auf der Napoleonwiese ein einziges Exem- 
plar im Kuhmist gefangen (27. Mai 1902). 

ventralis Gravh. Im Dobratschgebiete, selten. 

discoideus Gravh. Bis 1500 m emporsteigend, sehr selten. 
fumarius Gravh. Bei Federaun und Maria Gail, sehr selten. 
nigrita Gravh. Im Dobratschgebiete, sehr selten. 

micans Gravh. Ein Exemplar bei Federaun aus dem Geniste 
der Gail gesiebt. 

fulvipes Fabr. Bei Federaun und Maria Gail, selten. 

tenuis F. Bei St. Johann unter Steinen, sehr selten. 

pullus Nordm. Ein einziges Exemplar bei Heiligengeist ge- 
sammelt (15. Mai 1904). 

vernalis Gravh. Überall sehr häufig. 

nigritulus Gravh. Die Stammform ist überall sehr häufig. In 
der alpinen Region kommt die * var. trossulus Nordm. auch 
vor, ist aber sehr selten. 

splendidulus Gravh. Über die ganze tiefere Region verbreitet 
und überall häufig. 


Staphylinus pubescens De Geer. Im Kuhmist und an Aas, überall 


St. 


selten. 
fossor Seop. In Wäldern subalpin, ziemlich selten. 


St. 


St. 


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t. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 445 


fulvipes Scop. Ein einziges Exemplar bei Warmbad-Villach 
gesammelt (29. Mai 1902). 

stercorarius Oliv. Bei Heiligengeist ein einziges Exemplar 
gefangen (10. August 1902). 


. chaleocephalus Fabr. An Pilzen, sehr vereinzelt (Graschelitzen). 
. caesareus Cederh. Über die ganze tiefere Region verbreitet, 


aber nirgends sehr häufig. 


. tenebricosus Gravh. Sub- und hochalpin unter Steinen, ziem- 


lieh selten. 


. ophthalmicus Scop. In der Nähe des Eggerloches (Napoleon- 


wiese) fing ich anfangs September 1906 ein einziges Exemplar. 


. similis Fabr. typ. ist im Dobratschgebiete durch die von Herrn 


Dr. Josef Müller (Wiener Entom. Zeitg., 1904, S. 171) nur 
aus den österreichischen Kiüstenländern zitierte *f. semialatus 
J. Müll. vertreten. 


. macrocephalus Gravh. Die Stammform scheint im Dobratsch- 


gebiete zu fehlen und durch die var. alpestris Er. ersetzt zu . 
sein. Hochalpin unter Steinen, sehr selten. 


. megacephalus Nordm. Subalpin unter Steinen, sehr selten. 
. brunnipes F. Im Teufelsgraben ein einziges Exemplar unter 


einem Steine gefangen (3. Mai 1903). 


. pieipennis Fabr. Von mir bis zu einer Höhe von ca. 1500 m 


beobachtet. Unter Steinen nicht selten. 


. aeneocephalus De Geer. Soll nach Meschnigg am Dobratsch 


vorkommen. 


. fulvipennis Er. Ich fing davon ein Exemplar in Villach in einem 
8 pP 


Garten (Moritsch, 13. Mai 1904). Ein zweites Exemplar wurde 
von Frau Maria Peternelli am Dobratsch selbst (30. April 
1905) in einer Höhe von ca. 1000 m unter einem Steine ge- 
sammelt. Weitere Stücke vom Dobratsch sind mir nicht be- 
kannt. 

globulifer Fouer. Über die ganze tiefere Region verbreitet, 
aber überall ziemlich selten. 


Ontholestes tessellatus Geoffr. Subalpin im Kuhmist oft in Anzahl. 
O. murinus L. Wie der vorige. 
Emus hirtus L. Im Dobratschgebiete sehr selten. 

* Quedius brevis Er. Bei Formica rufa, selten. 


444 


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Artur Schatzmayr. 


ochripennis Men. Von Frau Maria Peternelli bei St. Johann 
in einem Keller in wenigen Exemplaren gesammelt. 

fulgidus Fabr. Auf der Fellach ein Exemplar von einem 
Strauche geklopft (10. Juni 1902). 

cruentus Oliv. Ein einziges Exemplar von Frau Maria Peter- 
nelli im Garten Matitsch gefangen (24. Mai 1902). 


. mesomelinus Marsh. Bis in die alpine Region emporsteigend. 


Subalpin häufig. Am Eingange des Eggerloches findet man 
im Menschenkot sehr häufig auch die * var. Jänneri. 


. maurus Sahlbg. Bei Warmbad-Villach, sehr selten. 
. vanthopus Er. Über die subalpine Region verbreitet, ziem- 


lich selten. 


. einctus Payk. Unter Fichtenrinden überall ziemlich häufig. 
. laevigatus Gyl. Subalpin (bis 1600 m) unter Fichtenrinden 


ziemlich selten. 


. fuliginosus Gravh. Bei St. Johann und Arnoldstein und im 


Teufelsgraben unter Steinen, selten. 


. ochropterus Er. und seine ab. Kiesenwetterı Ganglb. kommt 


am Dobratsch unter Steinen und Fichtenrinden häufig vor. 


. dubius Heer. Unter Fichtenrinden und Steinen, selten (bis 


2000 m). 


. humeralis Steph. Über die tiefere Region verbreitet, selten. 
. oblitaratus Er. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V. K., 


II, S. 141) soll diese Art bei Villach mehrmals gesammelt 
worden sein. 

lucidulus Er. Unter Fichtenrinden, selten. 

scintillans Gravh. Von Prossen und Holdhaus (Car., V.K., 
II, S. 141) wird diese Art aus Warmbad-Villach angeführt. 
paradisianus Heer. Sub- und hochalpin unter Steinen, häufig. 
collaris Er. Subalpin, selten. 

pieipennis Heer. Mir ist aus dem Dobratschgebiete ein ein- 
ziges Exemplar bekannt. 

boops Gravh. Bei Harth unter Moos, selten. 


Heterothops praevia Er. Einige Exemplare in einem Keller bei 


St. Johann gesammelt. 


H. dissimilis Gravh. Bei Warmbad-Villach unter Moos und Steinen, 


ziemlich selten. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 445 


Muycetopors»» longicornis Mäklin. Bei Nötsch und am Graschelitzen 


M. 


M. 


M. 


unter abgefallenem Laub, selten. 

splendidus Gravh. Über die ganze tiefere Region verbreitet, 
aber nirgends häufig. 

Mulsanti Ganglb. Im Teufelsgraben und hochalpin unter 


‚Steinen, sehr selten. 
. santicensis nov. spec. Mit M. Mulsanti Ganglb. am nächsten 


verwandt. Vorderkörper einfärbig rotgelb, Abdomen dunkler. 

Körper geflügelt, klein und schmal. Kopf gestreckt, 
deutlich länger als breit, die Stirngrübehen nahe an den 
Innenrändern der Augen befindlich, diese sehr flach. Fühler 
etwas verdickt, ihr drittes Glied kürzer und schmäler als das 
zweite, die vorletzten Glieder fast zweimal so breit als lang. 

Halsschild gestreckt, so lang als breit, nach vorne stark 
verengt, mit fast geradlinig verlaufenden Seitenrändern, ohne 
Diskalpunkt, am Vorder- und Hinterrande mit den gewöhn- 
lichen Punkten besetzt; die äußeren stehen dem Vorderrande 
etwas näher als die mittleren. Von den vier am Hinterrande 
stehenden Punkten sind die zwei mittleren nur wenig weiter 
nach vorne gerückt als die zwei äußeren. 

Flügeldecken etwa so lang als der Halsschild, mit einer 
durch zwei bis drei ziemlich schwache Punkte angedeuteten 
akzessorischen Punktreihe. Schulter- und Nahtstreifen sind 
ebenfalls nicht so gut markiert wie bei der verwandten Art 
und bestehen aus nur 5—6 Punkten. 

Abdomen seicht und ziemlich sparsam punktiert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Kopf spiegelblank, 
der Halsschild deutlich und ziemlich breit, die Flügeldecken 
äußerst eng quer gerieft. 

Von M. Mulsanti Ganglb. ist die vorliegende neue Art 
durch die Färbung, die Skulptur der Flügeldecken, den viel 
längeren Kopf und Halsschild und die sehr flachen Augen 
leicht zu unterscheiden. 

Länge 3—3'2 mm. Am Dobratsch hochalpin unter Steinen 
am Rande von Schneefeldern, sehr vereinzelt. 

Baudweri Rey. Ein einziges Exemplar bei St. Johann aus 
Moos gesiebt (15. April 1905). 


446 


M. 
M. 
*M. 
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5 M: 
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M. 
M. 
M. 


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Artur Schatzmayı. 


brunneus Marsh. Am Graschelitzen, im Teufelsgraben und bei 
St. Johann, nicht häufig. 

longulus Mannh. Frau Maria Peternelli fing diese Art in 
wenigen Exemplaren in einem Hauskeller bei St. Johann. 
punctipennis Seriba. Ebenfalls von Frau Maria Peternelli 
in einem Hauskeller gesammelt, sehr selten. 

pachyraphis Pand. Bei St. Johann unter Moos, sehr selten 
(Frühjahr). 

forticornis Fauv. Ein Exemplar bei Heiligengeist gesammelt 
(16. April 1905). 

ambiguus Luze. Im Teufelsgraben und bei St. Johann unter 
Moos, sehr selten. 

clavicornis Steph. Subalpin unter abgefallenem Laube, selten. 
niger Fairm. Subalpin unter abgefallenem Laube, sehr selten. 
splendens Marsh. Bis 1700 m emporsteigend, daselbst nicht 
selten, in der tieferen Region hingegen sehr selten. 
laevicollis Epp. Ein einziges Exemplar subalpin aus Moos 
gesiebt (30. April 1905). 


3ryoporus rufus Er. Sub- und hochalpin unter Steinen und ab- 


gefallenem Laube, selten. 


*= B. multipunctus Hampe. Bei Arnoldstein ein einziges Exemplar 


unter einem Steine gefangen (1. Juni 1902). 


Bolitobius trimaculatus Payk. An Pilzen, häufig. 


EB. 
»: 


B. 


b. 


trinotatus Er. Wie der vorige. 


exoletus Er. Wie der vorige. Diese Art kommt manchmal 


auch an Aas vor. Die var. dorsalis ist im Dobratschgebiete 
sehr vereinzelt. 

thoracicus F. (pygmaeus F.). An Pilzen, häufig. Mitunter auch 
die var. biguttatus St. 

unulatus L. An Pilzen, ziemlich häufig. 


Bryocharis eingulata Mannh. Bei Federaun und Maria Gail unter 


D. 


abgefallenen Baumstämmen, sehr selten. 


inclinans Gravh. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K., 


II, S. 139) soll diese Art bei Villach mehrmals gesammelt 
worden sein. 


Conosoma littoreum L. Besonders unter Fichtenrinden, nicht selten. 
Ö. pubescens Gravh. Wie der vorige, häufig. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 447 


O. immaculatum Steph. Subalpin unter abgefallenem Laube, selten. 
©. pedicularium Gravh. Ein Exemplar im Teufelsgraben an einem 
Pilze gesammelt. 

Lamprinus erythropterus Panz. Bei St. Johann (Rittergarten) ein 
Exemplar von einem Strauche geklopft (25. Juni 1904). 
Tachyporus nitidulus Fabr. Bis 1700 m emporsteigend, häufig. 

In einer Höhe von ca. 1500 m fing ich unter einem Steine 
 * ein Exemplar der * var. Spaethi Luze. 
T. macropterus Steph. kommt mit seiner var. Abner Sauley bei 
St. Johann vor, beide jedoch selten. 


T. pusillus Gravh. Über die ganze tiefere Region (bis 1600 m) 
verbreitet, nicht selten. 

T. ruficollıs Gravh. Bis in die alpine Region emporsteigend, 
selten. 

T. atriceps Steph. Über die ganze tiefere Region verbreitet unter 
Moos, nicht häufig. 

T. chrysomelinus L. Bis zu einer Höhe von ca. 1700 m beobachtet, 
unter Steinen häufig. 

T. hypnorum Fabr. Bei St. Johann und im Teufelsgraben, ziem- 
lich häufig. 

T. solutus Er. Subalpin unter Steinen, selten. 

*T. abdominalis F. Soll nach Meschnigg im Dobratschgebiete 


vorkommen. 
T. obtusus L. Über die tiefere Region verbreitet unter Steinen, 
überall häufig. 
Tachinus flavipes Fabr. Überall häufig. 
T. proximus Kr. Am Dobratsch, ziemlich selten. 
T. humeralis Gravh. Wie der vorige. 
T. pallipes Gravh. Überall sehr häufig. 
T. fimetarius Gravh. Subalpin im Kuhmist, nicht häufig. 
T. rufipes De Geer. Bei Kreuth und St. Johann unter abgefallenem 
Laube, selten. 
. laticollis Gravh. Unter Steinen, an Pilzen und oft auch an 
Aas bis 1700 m, ziemlich häufig. 
. collaris Gravh. Wie der vorige, aber häufiger als dieser. 
T. elongatus Gyll. Sub- und hochalpin (1600—2100 m) unter 
Steinen, selten. 


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2 


448 Artur Schatzmayr. 


Leucoparyphus silphoides L. Bei Warmbad-Villach und Völken- 
dorf im trockenen Kuhmist, selten. 
Habrocerus capillaricornis Gravh. Bei St. Johann, selten. 
* Trichophya pilicornis Gyll. Im Dobratschgebiete, sehr selten. 
Muylliaena intermedia Er. Im Teufelsgraben, sehr selten. 
M. gracilicornis Fairm. Subalpin, sehr selten. 
* M. brevicornis Matth. Im Teufelsgraben und bei St. Johann, ziem- 
lich selten. 
* Oligota flavicornis Lac. Auf der Fellach und bei St. Johann von 
Sträuchern geklopft, selten. 
Brachida exigua Heer. Bei Warmbad-Villach und St. Johann unter 
abgefallenem Laube, selten. 
Gyrophaena pulchella Heer. Subalpin an Pilzen, sehr häufig. 
G. obsoleta Ganglb. Wie die vorige, aber etwas seltener als diese. 
G. affınis Sahlbg. An Pilzen, selten. 
@. nana Payk. Subalpin, häufig. 
@. gentilis Erichs. Wie die vorige, ziemlich häufig. 
@. bihamata Thoms. An Pilzen überall häufig. 
G. fasciata Marsh. Wie die vorige, ziemlich häufig. 
@. laevipennis Kraatz. An Pilzen und unter abgefallenem Laube, 
selten. 
@. Poweri Croth. Ein Stück an einem Pilz gesammelt (10. Juli 
1904). 
G. minima Er. Wie die vorige. 
@. manca Er. Im Teufelsgraben und subalpin an Pilzen, selten. 
@. boleti L. An Baumpilzen oft in großer Zahl. 
@. laevicollis Kr. Am Graschelitzen an Pilzen, sehr selten. 
* Placusa complanata Er. Bei Nötsch unter Fichtenrinden, selten. 
P. tachyporoides Waltl. Über die ganze tiefere Region verbreitet, 
unter Fichtenrinden nicht selten. 
Homalota plana Gyll. Bei Nötsch unter Fichtenrinden, selten. 
Silusa rubra Er. Subalpin an Pilzen, sehr selten. 
Leptusa amgusta Aube. Unter Fichtenrinden und oft auch an 
Pilzen, häufig. 
L. haemorrhoidalis Heer. Subalpin unter Fichtenrinden, selten. 
L. granulicauda Epp. Von Prossen und Holdhaus (Car., V.K., 
II, S. 137) vom Dobratsch angeführt. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 449 


L. puellaris Hampe soll nach Prossen und Holdhaus (Car., V. 
K., I, S. 137) bei Villach vorkommen. 

L. flavicornis Branes. Unter abgefallenem Laub (bis 1700 m), 
nicht sehr selten. 

L. piceata Rey, dem typischen sehr nahestehend. Subalpin unter 
abgefallenem Laub, sehr vereinzelt. Die typische abdominalis 
Muls. kommt am Dobratsch nicht vor. 

* Bolitochara lucida Gravh. An Pilzen und unter abgefallenen 
Fichtenrinden oft in großer Zahl. 

B. Mulsanti Sharp. Wie die vorige, aber bedeutend seltener als 
diese. 

B. lunulata Payk. An Pilzen, sehr häufig. 

b. bella Märkel. Am Graschelitzen und im Teufelsgraben an 
Pilzen, selten. 

B. obliqua Er. Wie die lucida, aber seltener als diese. 

Autalia impressa Oliv. Subalpin an Pilzen, sehr häufig. 

A. puncticollis Sharp. Sub- und hochalpin im Kuhmist, nicht sehr 
selten. 

A. rivularis Gravh. Unter abgefallenem Laub, nirgends selten. 

Falagria sulcata Payk. Über die tiefere Region verbreitet unter 
Steinen, häufig. 

F. sulcatula Gravh. Wie die vorige, aber etwas seltener als diese. 

F. thoracica Curt. Im Teufelsgraben und in der subalpinen Re- 
gion unter Steinen und abgefallenem Laub, sehr selten. Ein 
Exemplar davon fing ich in einem Neste von Lasius fuliginosus. 

F. nigra Gravh. Subalpin unter Steinen und manchmal auch bei 
Formica rufa, ziemlich selten. 

F. obscura Gravh. Wie die vorige, häufig. 

Tachyusa exarata Er. Am Gailufer bei Federaun und Maria Gail, 
sehr selten. } 

T. coarctata Er. Wie die vorige, selten. 

T. constrieta Er. Im Teufelsgraben und am Gailufer bei Maria 
Gail, selten. 

* Aleunota atricapilla Rey. St. Johann, unter Moos im Frühjahre, 
sehr selten. 

Atheta fragilis Kraatz. Am Korpitschbach bei Harth, sehr selten. 


* A. luteipes Er. Bei Maria Gail und Federaun, sehr selten. 
2. B. Ges. 58. Bd. 29 


EA. 


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Artur Schatzmayır. 


cambrica Woll. Im Teufelsgraben unter Steinen, sehr selten. 


. suleifrons Steph. Bis 1500 m emporsteigend, überall ziemlich 


selten. 


. insecta 'Thoms. Bei Maria Gail und Heiligengeist, selten. 
. Jwridipennis Mannh. Bei Maria Gail und Federaun, selten. 
. melanocera Thoms. Bei Warmbad-Villach, im Teufelsgraben 


und unter der Schütt, ziemlich selten. 


. elongatula Gravh. An sumpfigen Orten, häufig. 
. gemina Er. Im Teufelsgraben, sehr selten. 
. tibialis Heer. Besonders hochalpin unter Steinen am Rande 


von Schneefeldern, sehr häufig. 


. deplanata Gravh. Am Korpitschbach bei Harth und im Teufels- 


graben, selten. Ein Exemplar davon fing ich bei St. Johann 
an einem Pilz. 


. polita Rosenh. Ein einziges Exemplar in einer Höhe von 


ca. 1400 m gefangen (31. Juli 1904, im Fluge). 


. angustula Gyll. Bei St. Johann unter Steinen und Moos, sehr 


selten. 


. aequata Er. Bei Nötsch, sehr selten. 
. linearıs Gravh. Einige Exemplare bei St. Johann in einem 


Keller gesammelt. 


. melanocephala Heer. Bei St. Johann, sehr selten. 
. occulta Er. In einem Hauskeller bei St. Johann aus faulen 


Vegetabilien in Mehrzahl gesiebt. 


. fungwora Kr. Von mir bis zu einer Höhe von ca. 1400 m 


beobachtet, sehr selten. 


. excellens Kr. Subalpin unter Fichtenrinden, sehr selten. 
. monticola 'Thoms. Wie die vorige. Die Angabe von Prossen 


und Holdhaus (Car., V.K., H, S. 135), daß diese Art in der 
‘alpinen Region des Dobratsch am Rande von Schneefeldern 
vorkommt, beruht auf einem Irrtum (siehe A. arcana Er.). 
corvina Thoms. An Pilzen oft in großer Zahl (Graschelitzen, 
Warmbad-Villach). 

arcana Er. Hochalpin unter Steinen am Rande von Schnee- 
feldern, selten. 


. picipes Thoms. An Pilzen und unter abgefallenen Fichten- 


rinden, häufig. 


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Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 451 


. ravilla Er. Bei Federaun, sehr selten (nach Prossen und 


Holdhaus, Car., V.K., I, S. 135). 


. palustris Kiesw. Über die tiefere Region verbreitet, nicht selten. 
. Iuctuosa Rey. Subalpin unter abgefallenen Rinden, sehr selten. 
. atomaria Kr. Wie die vorige. 

. ingwinula Gravh. Bei Maria Gail selten, im Teufelsgraben 


(nach Prossen und Holdhaus, Car., V.K., II, S. 136) sehr 
häufig. 


. mortuorum Thoms. In der Umgebung von Villach, nicht sehr 


selten (nach Prossen und Holdhaus, Car., V.K., II, 5. 136). 


. amicula Steph. An Pilzen, unter Steinen und faulen Rinden, 


nirgends häufig. 


. subtilis Seriba. Subalpin an Pilzen und unter faulen Rinden, 


sehr selten. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K., II, 
S. 135) steigt diese Art bis in die alpine Region empor. 


. indubia Sharp. Über die ganze tiefere Region verbreitet und 


nirgends sehr selten. 


. palleola Er. Am Graschelitzner Wasserfall an Pilzen, sehr selten. 
. coriaria Kr. Subalpin ein einziges Exemplar gefangen (7. August 


1904, im Fluge). 


. gagatina Baudi. An Pilzen überall häufig. Unter meinem 


Dobratschmaterial befinden sich Stücke, bei welchen der Hals- 
schild auf der Scheibe mit zwei verhältnismäßig tiefen Punkt- 
srübchen versehen ist. 


. myrmecobia Kr. Unter Fichtenrinden, selten. 
. sodalis Er. Am Graschelitzen und bei St. Johann unter ab- 


gefallenem Laube und an Pilzen, selten. 


. pallidicornis Thoms. Subalpin an Pilzen, viel weniger häufig 


als die folgende Art. Auch bei pallidicornis ist die Scheibe 
des Halsschildes oft mit zwei Punktgrübchen versehen. 


. nigritula Gravh. An Pilzen oft in Anzahl gesammelt. 
. spelaea Er. Im Eggerloch an Exkrementen von Fledermäusen, 


sehr häufig. 


. nitidicollis Fairm. Am Graschelitzen an Pilzen, selten. 
. crassicornis F. An Aas und Pilzen, gemein. Die var. fulvi- 


pennis Rey 9 ist hingegen selten. 


. pilicornis Thoms. Subalpin an Pilzen, selten. 


29* 


452 


Artur Schatzmayr. 


. trinotata Kr. Von mir bis zu einer Höhe von ca. 1300 m beob- 


achtet. Unter abgefallenem Laube und Rinden, ziemlich häufig. 


. euryptera Steph. Im Teufelsgraben und bei St. Johann an 


Pilzen, sehr selten. 


. incognita Sharp. Bei St. Johann, selten. 

. valida Kr. Subalpin, sehr selten. 

. aquatica Thoms. Im Teufelsgraben, selten. 

. castanoptera Mannh. Am Graschelitzen an Pilzen, sehr selten. 
. hypnorum Kiesw. Bei Warmbad-Villach unter Laub und Moos, 


sehr selten. 


. granigera Kiesw. Subalpin unter Laub, häufig. Die var. sub- 


alpina Rey 9 ist ziemlich selten. 


. microptera Thoms. Subalpin unter Laub und Fichtenrinden, 


selten. 


. longiuscula Gravh. Bei Heiligengeist unter Buchenlaub, sehr 


selten. 


. alpestris Heer. Sub- und hochalpin unter Buchenlaub und 


Steinen, ziemlich selten. 


. nitidula Kr. Subalpin unter Buchenlaub, selten. 
. oblonga Er. Wie die vorige, aber viel häufiger als diese. 
. contristata Kr. Subalpin ein einziges Exemplar im Fluge. ge- 


fangen (15. August 1904). 


. cadaverina Bris. Subalpin an Pilzen, ziemlich häufig. 
. atramentaria Gyll. Überall selten. 
. pieipennis Mannh. Im Kuhmist, an Pilzen und unter Laub, 


häufig. 


. putrida Kraatz. Unter Fiehtenrinden und besonders an Pilzen 


(bis 1650 m), gemein. 


. einnamoptera Thoms. Hochalpin unter Steinen am Rande von 


Schneefeldern, häufig. Einige Exemplare davon habe ich 
auch an Aas bei Heiligengeist gefangen. 


. mareida Er. Besonders an Pilzen, häufig. Einige Exemplare 


habe ich auch bei Formica rufa gesammelt. 


. laevana Rey. Subalpin unter Buchenlaub, Fichtenrinde und 


im Kuhmist, ziemlich selten. 


. setigera Sharp. Ein einziges Exemplar am Dobratsch sub- 


alpin gesammelt. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch . 453 


* 4. macrocera Thoms. Bei St. Johann, sehr selten. 
* 4A. parvula Mannh. Bis in die alpine Region emporsteigend, 
ziemlich häufig. 
* A. sordidula Er. Im Teufelsgraben, sehr selten. 
A. celata Er. An Pilzen und an Aas, häufig. 
A. zosterae Thoms. Bei St. Johann und in der alpinen Region 
unter Steinen, selten. 


A. longicornis Gravh. Über das ganze Gebiet verbreitet und 
überall häufig. 
A. consanguinea Eppelsh. Bei Nötsch und im Teufelsgraben unter 
Moos, selten (Frühjahr). 
A. melanaria Mannh. Bei Maria Gail und Federaun, sehr selten. 
A. sordida Marsh. Über das ganze Gebiet verbreitet, besonders 
im Tale häufig. 
A. pygmaea Gravh. Über die tiefere Region verbreitet, nirgends 
sehr häufig. 
* 4. aterrima Gravh. Subalpin unter Fichtenrinden und Moos, 
sehr selten. 
A. parva Sahlb. Überall häufig. 
A. orphana Er. Wie die vorige. 
A. fungi Gravh. Über das ganze Gebiet verbreitet, besonders an 
* Pilzen gemein. Die *var. orbata Er. habe ich in wenigen 


Exemplaren im Teufelsgraben und bei der Ottohütte (1500 m) 
gesammelt. 
A. chientula Er. Am Graschelitzen aus Buchenlaub gesiebt, sehr selten. 
A. analis Gravh. Bis in die alpine Region emporsteigend, häufig. 
A. soror Kr. Bei St. Johann und Heiligengeist unter Laub, selten. 
A. cavifrons Sharp. Bei Heiligengeist, sehr selten. 
A. talpa Heer. Bei Formica rufa, nicht häufig. 
A. exilis Er. Bei Maria Gail, Labientschach und Heiligengeist, selten. 
Sipalia cuircellaris Gravh. Besonders subalpin unter Laub sehr 
gemein. 
S. caesula Er. Nach Meschnigg soll diese Art am Dobratsch 
vorkommen. 
* S, alpicola Mill. Von Freund Prossen liegen mir zwei Exem- 
plare vor mit dem Fundortszettel: Dobratsch, 2140 m. Von 
mir am Dobratsch nie gesammelt. 


454 Artur Schatzmayr. 


Notothecta flavipes Gravh. Bei Formica rufa, ziemlich selten. 

N. anceps Er. Wie die vorige, häufig. 

Dadobia immersa Er. Subalpin unter Fichtenrinden, selten. 

Callicerus rigidicornis Er. Bei Villach, nicht selten (nach Prossen 
und Holdhaus, Car., V.K., II, S. 133). 

Astilbus canaliculatus F. In Wäldern unter Moos und Steinen, 
gemein. 

Zyras collarıs Payk. Bei St. Johann und im Teufelsgraben, selten. 

Z. cognata Märk. Subalpin unter Laub, selten. 

Z. humeralis Gravh. Subalpin (bis 1700 m) unter Steinen, ziem- 
lich häufig. 

Z. similis Märk. Bei St. Johann und Heiligengeist, selten. 

Lomechusa strumosa F. Bei Villach mehrmals gesammelt (nach 
Prossen und Holdhaus, Car., V.K., H, S.:132). 

Atemeles paradoxus Gravh. Bei Kreuth und St. Johann, sehr selten. 

Phloeopora testacea Mannh. Wie die Lomechusa strumosa. 

Ph. angustiformis Baudi. Wie die vorige. 

Ilyobates Mech Baudi. Bei Fürnitz ein Exemplar gefangen (12. Mai 
1904). 

Chilopora longicornis Er. Im Teufelsgraben und subalpin (bis 
1400 m), selten. 

* Amarochara umbrosa Er. Wie die vorige, sehr selten. 
* Ocalea badia Er. Bis 1400 m emporsteigend, überall ziemlich selten. 

Oxypoda spectabilis Märk. Bei Federaun (nach Prossen und 
Holdhaus, Car., V. K., II, 8.131). 

O. lividipennis Mannh. Subalpin, ziemlich selten. 

O. opaca Gravh. Bis in die alpine Region emporsteigend, ziem- 
lich häufig. 

*(). lateralis Mannh. Subalpin, selten. 

O. tirolensis Gredl. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K., 
II, S. 151) ist diese Art in der alpinen Region des Dobratsch 
nicht selten. 

*(). vieina Kr. Im Teufelsgraben und am Dobratsch (subalpin), 
sehr selten. 
*(). Skalitzkyi Bernh. Subalpin, selten. 

O. umbrata Gyll. Über alle Regionen des Dobratsch verbreitet, 

häufig. 


DES 


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Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 455 


. sericea Heer. Subalpin unter Buchenlaub, sehr selten. 
. ewigua Er. Bei St. Johann unter Moos, sehr selten. 
. rufula Rey. Bei Villach unter Baumrinden, selten (nach Prossen 


und Holdhaus, Car., V.K.;II, 8.131). 

rugulosa Kr. Bei St. Johann und Labientschach unter Moos, 
sehr selten. 
praecow Er. Ein Stück bei St. Johann aus Moos gesiebt 
(11. April 1905). 


. alternans Gravh. An Pilzen, sehr gemein. 
. formosa Kr. Ebenfalls an Pilzen, aber sehr selten. 
. rufa Kr. Bei Villach unter Moos, selten (nach Prossen und 


Holdhaus, Car., V. K., II, S. 131). Von mir nur am Gerlitzen 
gesammelt. 

bicolor Rey. Ein einziges Exemplar in einer Höhe von ca. 1300 m 
aus Buchenlaub gesiebt (16. Oktober 1904). 


O. haemorrhoa Mannh. Bei Formica rufa, häufig. 
O. 
0 


. filiformis Redt. Bei St. Johann und Heiligengeist unter Moos 


formiceticola Märk. Wie die vorige, ziemlich selten. 


und abgefallenem Laube, selten. 
annularıs Mannh. Subalpin unter Moos, sehr häufig. 


Stichoglossa semirufa Er. St. Johann, ein einziges Exemplar von 


einem Strauche geklopft (3. Mai 1904, Rittergarten). 


St. cortieina Er. Subalpin, sehr vereinzelt. 

St. prolivca Gravh. Im Mulm alter Baumstöcke, sehr selten. 
Thiasophila angulata Er. Bei Formica rufa, nicht selten. 

Th. ingwinula Märk. Soll nach Meschnigg am Dobratsch vor- 


kommen, ich fand sie jedoch nie. 


Orataraea suturalis Mannh. Bei St. Johann, sehr selten. 
Mieroglossa pulla Gyll. Subalpin, sehr selten. 
Homoeusa acuminata Märk. Bei Arnoldstein unter einem Steine 


ein einziges Exemplar gefangen (1. Juni 1902). Von dieser 
Art sind mir bisher nur zwei Exemplare aus Kärnten be- 
kannt. 


* Dinarda Maerkeli Kiesw. typ. Bei Formica rufa, ziemlich häufig. 
Aleochara curlula Goeze. Besonders an Aas ziemlich häufig. 
A. crassicornis Lac. Auf der Napoleonwiese an sumpfigen Orten 


unter Steinen, sehr selten. 


456 


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Artur Schatzmayr. 


laticornis Kr. Bei St. Johann in einem einzelnen Exemplar 
an Aas gesammelt. Bei diesem Exemplar sind die Ränder 
des Halsschildes ziemlich breit karminrot gesäumt. 


. lata Gravh. An Aas, selten. 
. brevipennis Gravh. Über das ganze Gebiet verbreitet, ziem- 


lich selten. 


. intricata Mannh. Im Kuhmist und an Aas, häufig. 

. tristis Gravh. Wie die vorige, aber etwas seltener als diese. 
. sparsa Heer. In Hauskellern, ziemlich selten. 

. incospieua Aube. Hochalpin an dem Rande von Schneefeldern, 


selten. 


. lanuginosa Gravh. Bei St. Johann unter Moos, ziemlich häufig. 
. Iygaea Kr. Bei Heiligengeist ein Exemplar an einem Pilze 


gefangen (8. August 1902). 


. rufitarsis Heer. Hochalpin am Rande von Schneefeldern, 


nicht selten. 


. villosa Mannh. In Hauskellern, nicht selten (Frühjahr). 
. dwersa Sahlb. Im Eggerloch und in Hauskellern, ziemlich 


selten. 


. fumata Gravh. Subalpin, selten. 
. laevigata Gyll. Bei St. Johann, selten. 
. Ganglbaueri Bernh. Ein einziges d’ in einer Höhe von ea. 1400 m 


gefangen (29. Juni 1903). Von dieser Art sind bisher nur 
zwei C' bekannt. | 


. bilineata Gyll. Hochalpin unter Steinen, ziemlich selten. 
. verna Say. Wie die vorige, aber viel seltener als diese. 
. bipustulata L. Besonders an Aas, ziemlich selten. 


Pselaphidae. 


Trimium brevicorne Reichb. Über die ganze untere Region ver- 


breitet, besonders unter Farnkraut, nicht selten. 


T. Emonae Reitt. Bei Warmbad-Villach und Nötsch unter Moos, 


selten. 


Euplectus Fischeri Aube. Unter Buchenlaub und Baumrinden, 


TB. 


nicht selten. 
Duponti Aube. Subalpin unter Fichtenrinden, selten. 


E. nanus Reichb. Bei St. Johann, selten. 


Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 457 


E. signatus Reichb. Unter Baumrinden und oft auch bei Formica 
rufa und Lasius fuliginosus (bis 1400 m), ziemlich häufig.') 
* FE. Spinolae Aube. Ein Exemplar bei Fürnitz aus abgefallenen 
Baumrinden gesiebt (8. Juni 1904). 
Bibloplectus ambiguus Reichb. Unter Fichtenrinden und oft auch 
bei Formica rufa, überall ziemlich häufig. 
* Bibloporus bicolor Denny. Bei Warmbad-Villach ein einziges Exem- 
plar aus abgefallenen Fichtenrinden gesiebt (16. Juli 1905). 
Trichony& suleicollis Reichb. Von Frau Maria Peternelli bei 
St. Johann in einem Exemplar gesammelt (16. Juni 1902). 
* Amauronyx Maerkeli Aube. Bei Maria Gail und Federaun unter 
Steinen, sehr selten. 
Brachygluta fossulata Reichb. Besonders bei St. Johann im Früh- 
Jahr unter Steinen und Moos, sehr häufig. 
B. Klimschi Holdh. Bei Warmbad-Villach ein Exemplar unter 
einem Steine gefangen (30. Februar 1902). 
B. haematica Reichb. Im Garten des Herrn A. L. Moritsch und 
bei Maria Gail in wenigen Exemplaren gesammelt. 
Reichenbachia juncorum Leach. Bei Villach (nach Prossen und 
Holdhaus, Car., V. K., II, S. 194). 
R. impressa Panz. Wie die vorige. 
* Bryasxıs longicornis Leach. Ein Exemplar bei Warmbad-Villach 
von einem Strauche geklopft (16. Mai 1905). 
Bythinus erassicornis Motsch. Am Graschelitzen, bei Labientschach, 
Nötsch ete., nicht selten. 
B. Curtisi Leach. Bei Maria Gail und Federaun, selten. 
B. nodicornis Aube. Über das ganze Gebiet verbreitet (bis 2100 m) 
unter Steinen und Buchenlaub, ziemlich selten. 
DB. securiger Reichb. Bei Maria Gail und Federaun unter Steinen, 
selten.‘ 
Ich konnte bei genauerer Untersuchung der beiden Ge- 
schlechter feststellen, daß auch bei securiger, wie bei den 
Arten der Untergattungen Machaerites und Bythoxenus, die 


!) Meine Angabe (Münch. Kol. Zeit., II, S. 215), daß E. sangwineus 
Denny. bei Lasius fuliginosus vorkommt, beruht auf einem Irrtum. Ich sammelte 
damals sicher nur E. signatus Reichb. 


458 A. Schatzmayr. Die Koleopterenfauna d. Villacheralpe (Dobratsch). 


Augen des 0’ etwas kleiner als die des o sind. Dieser Unter- 
schied ist minimal, aber deutlich. 

B. Brusinae Reitt. Bei Heiligengeist aus Buchenlaub gesiebt. 

* B. Stussineri Reitt. Ein einziges Exemplar bei St. Johann aus 

Moos gesiebt (25. März 1904). 

B. validus Aube. Bei Villach, selten. (Nach Prossen und Hold- 
haus, Car., V.K., II, S. 194.) 

B. puncticollis Denny. Bei Heiligengeist ein Exemplar aus Buchen- 
laub gesiebt (16. April 1905). 

Pselaphus Heisei Herbst. Bei St. Johann und im Teufelsgraben, 
nieht häufig. 

Tyrus mucronatus Panz. Subalpin unter Fichtenrinden, selten.t) 


Ornithologische Literatur 
Österreich-Ungarns und des Okkupationsgebietes 1907.) 


Von 
Viktor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


(Eingelaufen am 23. März 1908.) 


Ackermann, Ad. Später Schnepfenstrich im Böhmerwald. — 
Jägerz. B. u. M., XVIII, 1907, Nr. 9, S. 238. (Böhm.) 

Anderl, L. Star mit abnormer Schnabelbildung. — Mitteil. d. n.-ö. 
Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 2, 8. 51. (N.-Ö.) 

Aquila. Magyar Ornithologiai Központ. Zeitschrift für Ornithologie. 
Redigiert von Otto Herman. XIV. Jahrg. — Budapest, 1907. 


!) Tyrus Tillyi m. (Münch. Kol. Zeit., II, S. 213) vom Mittagskogel (Kara- 
wanken) ist, wie ich nunmehr erkannte, wohl nur eine individuelle Aberration 
des mucronatus. 

2) Vergl. diese „Verhandlungen“, Bd. LVIIl, 1908, S. 93—125. — Die 
Angaben in ungarischer Sprache wurden von Herrn Eug. Greschik, Prakti- 
kant der „U.0.C.“, die in ezechischer von Herrn K. Kn&Zourek, Oberlehrer, 
die in kroatischer von Herrn M. Marek, kgl.' Gymnasial-Professor, außerdem 
weitere Beiträge von den Herren Prof. B. Schweder und Dr. J. PonebSek 
geliefert. 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 197. 459 


Gr.-4. XLIV + 380 8. mit 3 Tafeln und Textbildern. (Unga- 
risch und deutsch.) 

B. Ritka madär. (Ein seltener Vogel [Tadorna tadorna (L.)]) bei Na- 
laezväd am 5./lI. erlegt.) — Vadäszlap, XXVIII, 1907, Nr. 8, 
p. 112. (Ung.) 

B., Gy. Kesön költö foglyok. (Späte Brut der Rebhühner. 9 auf 
17 Eiern bei Kisjenö am 20./X.) — Vadäszlap, XXVIII, 1907, 
Nr. 34, p. 476. (Ung.) 

Barthos, Gy. Cserebogarat pusztitö madarak. (Maikäfer vertilgende 
Vögel.) — Erdeszeti Kiserletek, IX, 1907, Nr. 3—4, p. 156. 
(Ung.) 

— Az egereszölyv, Dbuteo buteo (L.), termeszetrajzähoz. (Zur Natur- 
geschichte des Bussards.) — Ibid., IX, 1907, Nr. 3—4, p. 156. 
(Ung.) 

— A köz. baräteinege, Parus palustris commumis (Bald.), kärte- 
konysägäröl. [Über die Schädlichkeit von Parus palustris 
communis (Bald.).] — Ibid., IX, 1907, Nr. 3—4, p. 154. 
(Ung.) 

— Az örvösgalamb (Columba palumbus L.) mint makkevö. (Die 
Ringeltaube als Eichelfresser.) — Ibid., IX, 1907, Nr. 3—4, 
p- 155. (Ung.) 

Barthos, J. v. Tadorna tadorna im Komitate Hunyad. — Aquila, 
XIV, 1907, p. 336. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.) 

Bau, Alex. Ein bemerkenswertes Nest vom Zwergfliegenschnäpper. 
— Zeitschr. f. Ool. u. Orn., XVII, 1907, Nr. 10, S. 153—155. 
(Böhm.) 

— Goldammer brütet dreimal auf derselben Stelle. — Ibid., XVII, 
1907, Nr. 2, S. 24—26. (Vorarlb.) 

— Omithologisches aus Vorarlberg. — Orn. Jahrb., XVII, 1907, 
Nr. 1,2, S. 33—39. (Vorarlb.) 

— Zur Bewertung der Raupenvertilgung durch Vögel und Schma- 
rotzerinsekten. — Zeitschr. f. Orn. ete., XXXI, 1907, Nr. 7, 
S. 113— 115. 

— Biologische Beobachtungen am Winterfutterplatz. — Orn. Monats- 
schr., XXXII, 1907, Nr. 7, S. 279-—-286; Nr. 8, S. 313—317. 
(Vorarlb.) 

— Was eine Meise frißt. — Gef. W., XXXVI, 1907, Nr. 48, S. 381. 


460 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen. 


Bauer, M. Seltenes Weidmannsheil. (Fischreiher in Altkinsberg 
erlegt.) — Jägerz. B. u. M., XVII, 1907, Nr. 15, S. 412. 
(Böhm.) 

Bekäsi. A fürj pusztuläsa a fogoly terjeszkedese következteben. 
(Die Verminderung der Wachtel durch Verbreitung des Reb- 
huhnes.) — Vadäszlap, XXVII, 1907, Nr. 30, p. 405. (Ung:.) 

— Az ölyv flegmäjäröl. (Über das Phlegma des Bussards.) — 
Ibid., XXVIII, 1907, Nr. 31, p. 423. (Ung.) 

Belloni, Ed. Seltenes Weidmannsheil. (F. peregrinus bei Leipnik 
erlegt.) — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 10, S. 193. (Mähr.) 

Berger, K. Geier im Katschtal. — Natur u. Haus, XV, 1907, Nr. 20, 
S. 309—311. (Kärnt.) 

B. M. Szalonka-vadäszat 1765-ben. (Schnepfenjagd im Jahre 1765.) 
— Vadäszlap, XXVIIL, 1907, Nr. 11, p. 148. (Ung.) 

Bonomi, A. Nota ornitologiea. Il Passer italiae (Vieill.) nella re- 
gione dell’ Alto Adige. — Arch. l’Alto Adige. Trento, 1907. I. 
Fase. IHI—IV. 6p. (Tirol.) 

Bruj. Sojka a kos. (Eichelheher und Amsel.) — Rozmarüv Les. 
Tydennik, 1, 1907, p. 390. (Böhm.) 

Budik, J. Kos — Skodny? (Ist die Schwarzamsel schädlich?) — 
Lesni Sträz, V, 1907, p. 100. (Böhm.) 

€. Sljuke. (Sehnepfen.) — Lovaöko-ribarski viestnik, XVI, 1907, 
p. 13—19. (Kroat.-Slavon.) 

C.E.H. The Tschusi Colleetion of Palaearctic Birds. — The Ibis, 
IX, Ser. I, 1907, Nr. 1, p. 223—224. (Österr.-Ung., part.) 

Cermäk, A. Orel skalni. (Aguila chrysaötus am 15./X. 1907 bei 
Smeöno erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 191. (Böhm.) 

Cerva, F. Nidologische und oologische Beobachtungen. — Aquila, 
XIV, 1907, p. 211—215, mit Abb. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 

Chernel, J. Az okszerü madärvedelem eszközei. (Mittel des ratio- 
nellen Vogelschutzes.) — Budapest, 1907. 8°. 43 p., 23 Fig. (Ung.) 

Chernel v. Chernelhäza, St. Daten zur Vogelfauna Ungarns. 
— Aquila, XIV, 1907, p. 179—187. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 

— Aiw galericulata. — Ibid., XIV, 1907, p. 337. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 461 


Chertek, Got. Pozoroväni o sokolu st&hovavem. (Beobachtung über 
den Wanderfalken. In beiden Fängen je ein Rebhuhn.) — 
Lov. Obzor, X, 1907, p. 16. (Böhm.) 

Chudoba, Jos. „N&co“ o kukaöce. („Etwas“ über den Kuckuck. 
Ein Kuckucksmännchen verzehrte drei Eier aus einem Gebirgs- 
bachstelzennest.) — Haj, XXXVI, 1907, p. 160. (Böhm.) 

Cihläfik, Fr. Jest& n&co o sov&. (Noch etwas über den Waldkauz. 
Bodennest, Schädlichkeit.) — Lesni Sträz, V, 1907, p. 115. 
(Böhm.) 

C.K. Abzug der (Turm-)Schwalben (in Hohenelbe). — Gef. W., 
XXXVI, 1907, Nr. 34, S. 271—272. (Böhm.) 

Craus, G. A heja szemtelensöge. (Frechheit eines Habichts.) — 
Erdeszeti Lapok, XLVI, 1907, H. 15, p. 965. (Ung.) 

Csatäry, Dr. Agost. Az örvös galamb täplälkozäsäröl. (Über die 
Nahrung der Ringeltaube. Egel /Hirudo] im Magen gefunden.) 
— Vadäszlap, XXVIII, 1907, Nr. 32. (Ung.) 

Cserk&szö. Uj vonäs az örvösgalamb e&leteböl. (Ein neuer Zug in 
der Biologie der Ringeltaube. Wasserschnecken [?] verzehrend.) 
— Vadäszlap, XXVII, 1907, Nr. 28, p. 379. (Ung.) 

Csiki, E. Positive Daten über die Nahrung unserer Vögel. — Aquila, 
XIV, 1907, p. 188—202. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 
Usörgey, T. Staatliche Mittel und Institutionen für den prakti- 
schen Vogelschutz in Ungarn. — Aquila, XIV, 1907, p. 291— 

314. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Utmutatö a mesterseges feszekodvak alkalmazäsähoz 6s egy&bb 
madärvedelmi intezkedesekhez. (Anleitung zur Anwendung der 
künstlichen Nisthöhlen und anderer Einrichtungen des Vogel- 
schutzes.) — Budapest, 1907. 8°. 2. Aufl. 61 S., 30 Fig. (Ung.) 

— A päsztormadär vagy rözsaszinü seregely [Pastor roseus (L.)]. 
(Der Rosenstar.) — Termeszett. Közl., 1907, H. 455, p. 451. 
(Ung.) 

— A hasznos madarak fogvatartäsa es a madärvedelem. (Das 
Gefangenhalten nützlicher Vögel und der Vogelschutz.) — Ibid., 
1907, H. 457, p. 556. 

Denes, Geza. Az urali bagoly megjelenese hazänkban. (Das Er- 
scheinen der Uraleule in Ungarn.) — Vadäszlap, XXVIIL, 1907, 
Nr. 9, p. 124. (Ung.) 


462 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Dobay v. Doba, S. Tülsägos alapossäg. (Übertriebene Gründlich- 
keit. Lerchenfalke als Heuschreckenfänger.) — Zool. Lap., IX, 
1907, p. 67. (Ung.) 

Dombrowski, E. Ritt. v. 38 Jahre Weidwerk. VIII. Der Neusiedler- 
see, seine Umgebung und andere große Sumpfgebiete.. — 
Hugo’s Jagdzeitung, L, 1907, Nr. 15, S. 158—163. (Ung.) 

Donner, E. Vom Grauspecht. — Waidmh., XXVI, 1907, Nr. 2, 
S. 37. 

— Die Mauser des Baumfalken (Falco subbuteo). — Journ. f. Orn., 
LV, 1907, H. 4, S. 583—591. 

Dorning, H. A vadäszati szempontböl kärtekony madarak. (Die 
Jagdschädlinge unter den Vögeln.) — Zool. Lap., IX, 1907, IL, 
p. 2—3, II., p. 21—22, V., p. 62—64, VI., p. 75—76. (Ung.) 

— Subspezies-e a vekony esörü magtörö. (Ist der dünnschnäbelige 
Tannenheher eine Subspezies?) — Ibid., IX, 1907, Nr. IV, 
p. 51—52. (Ung.) 

— Ormitholögiai aprösägok. (Ornithologische Kleinigkeiten.) — 
Ibid., IX, 1907, Nr. XVII, p. 219—220. (Ung.) 

Duda. Beobachtungen über den Frühjahrszug in Dalmatien. — 
— Waidmh., XXVI, 1907, Nr. 14, S. 278. (Dalm.) 

— Vereinzelte Haselhühner (in Traste). — Ibid., XXVII, 1907, 
Nr. 20, S. 5378—379. (Dalm.) 

— Vom Vogelzuge in Lustica. — Ibid., XX VI, 1907, Nr. 6, S. 114. 
(Dalm.) 

Dvorsky, Jos. O Spa@kovi. (Über den Star. Nützlichkeit in der 
Waldwirtschaft.) — Lesni Sträz, V, 1907, p. 115. (Böhm.) 
Dostäl, Jos. Die Edelfalken (Falconinae) in Südmähren. — Orm. 

Jahrb., XVIII, 1907, Nr. 5—6, S. 217—221. (Mähr.) 

Eder, R. Beitrag zur Vogelwelt von Niederösterreich. — Mitteil. 
d. Ver. d. Naturfr. in Mödling, 1907, Nr. 29, S. 4—12; Nr. 350, 
S. 10--21. (N.-Ö.) 

Ertl, G. Garrulus glandarius als Nesträuber. — Aquila, XIV, 
1907, p. 319— 320. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Schaden der Meisen im Mohn. — Ibid., XIV, 1907, p. 322. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Gefährlicher Nistplatz von Parus coeruleus. — Ibid., XIV, 1907, 
p. 323. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 463 


Ertl, G. Nester von Totanus hypoleucus auf dem Eisenbahndamme. 
— Ibid., XIV, 1907, p. 323—324. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 

— Vogelansiedelungsresultate. — Ibid., XIV, 1907, p. 328. (Un- 
garisch und deutsch.) (Ung.) 

Fabian, R. Weiße Schwalbe (in Vegles). — Waidmh., XXVII, 
1907, Nr. 16, S. 317. (Ung.) 

Fekete, A. Falco merillus (Gerini) als Rebhuhnfeind. — Aquila, 
XIV, 1907, p. 318. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Fenyes, D. Merops apvaster-Kolonie. — Aquila, XIV, 1907, p. 337. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Fernbach, K. v. Schwalbengeschichten. — Aquila, XIV, 1907, 
p. 325. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

F.K. Weiße Schwalbe (in Mallnitz). — Waidmh., XXVII, 1907, 
Nr. 19, 8. 377. (Kärnt.) 

Floericke, K. Abzug der Turmschwalben. — Mitteil. ü. d. Vogelw.., 
VII, 1907, Nr. 16, S. 127. (Mähr., N.-Ö.) 

— Aus den kleinen Karpathen. — Ibid., VII, 1907, Nr. 20, S. 160. 
(Ung.) 

Fritsch, A. Ornithologisches aus Abbazia. — Orn. Jahrb., XVIII, 
1907, Nr. 1, 2, S. 37—38. (Küstenl.) 

Fritz, M. Schnepfenstrich im Juni (in Csiesvalja). — Waidmh., 
XXVH, 1907, Nr. 14, S. 278. (Ung.) 

Fromm, Dr. Geza. Madärvedelem, I., II. (Vogelschutz, I., I.) — 
Räczkeve, 1907. 8°. I. mit 14 Abbild., II. mit 7 Abbild. (Ung.) 

Gagern, H. Bar. Der Rackelhahn (im Lavanttal erlegt). — Waidmh., 
XXVII, 1907, Nr. 12, S. 224—228. (Kärnt.) 

Gagern, F. Freih. v. Von der Habichtseule. — Zwinger u. Feld, 
XVI, 1907, Nr. 10, S. 145—148. (Krain.) 

Greschik, E. Archibuteo lagopus als Hasenfeind. — Aquila, XIV, 
1907, p. 318— 319. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Nützlichkeit von Colaeus monedula. — Ibid., XIV, 1907, p. 320. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— (Vogelverminderung im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907, 
p- 329. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Vorkommen von Turdus pilaris im Sommer. — Ibid., XIV, 
1907, p. 338. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 


464 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Greschik, E. (Ampelis garrula im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 
1907, p. 339. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Großmann, E. Über das Nisten des Olivenspötters. — Orn. Jahrb., 
XVII, 1907, Nr. 5, 6, S. 223. (Dalm.) 


Gy., Gy. Egy €s mäs a fenyvesmadarakröl. (Etwas über Krammets- _ 


vögel.) — Vadäszlap, XXVIIL, 1907, Nr. 2, p. 21. (Ung.) 
— Vadgalambjaink. (Unsere Wildtauben.) — Ibid., XXVII, 1907, 
Nr. 6, p. 84. (Ung.) 
— Egy €s mäs a szärcsäröl. (Etwas über das Bläßhuhn.) — Ibid., 
XXVIII, 1907, Nr. 24, p. 327. 
— Särszalonkäink €&s vadäszatuk. (Unsere Sumpfschnepfen und 
ihre Jagd.) — Ibid., XXVIIL, 1907, Nr. 25, p. 337. (Ung.) 
Hahn, H. Weißes Rebhuhn (Laa a. Th.). — Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.- 
Ver., 1907, Nr. 2, S. 52. (Mähr.) 

Haiman, Gg. Tröke u Zagrebu na kovou. (Rebhühner auf einem 
Dache in Agram.) — Lovacko-ribarski viestnik, XVI, 1907, 
p- 11. (Kroat.) 

Hamböck, K. Sluka lesni na Morave&. (Die Waldschnepfe in 
Mähren.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 90. (Mähr.) 

Hanzal, Frt. Tokajiei tetfivek. (Ein balzender Birkhahn am 24./X. 
1906 auf der Herrschaft LandStyn.) — Rozmarüv Les. Tydennik, 
II, 1907, p. 326. (Böhm.) 

Hart, Jos. Kalous a postolka. (Die Waldohreule und der Turm- 
falke.) — Rozmarüv Les. Vydennik, II, 1907, p. 202. (Böhm.) 

— Vzäeny ülovek. (Seltene Jagdbeute: Circus pygargus am 18./IX. 
1907 bei Unter-Poternie erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 15. 
(Böhm.) 

Hausmann, E. Albino von Motacilla alba. — Aquila, XIV, 1907, 
p. 327. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.) 

— Vorkommen von Bernicla bernicla. — Ibid., XIV, 1907, p. 336. 
(Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.) 

— (Ampelis garrula im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907, 
p: 339. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.) 

Havlik, Alfr. Ku hnizdöni sluk. (Zum Brüten der Waldschnepfen in 
Teleei und bei Prose&.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 144. (Böhm.) 

Havränek, J. Weiße Fasanen (in Pälöez-Ortö). — Waidmh., 
XXVIU, 1907, Nr. 16, S. 317. (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 465 


Hegyfoky, J. Der Vogelzug und die Witterung im Frühling des 
Jahres 1906. — Aquila, XIV, 1907, p. 120—136. (Ungarisch 
und deutsch.) (Ung.) 

— Vogelzug und Wetter. — Ibid., XIV, 1907, p. 137—170. (Un- 
garisch und deutsch.) (Kroat.-Slavon., Ung., part.) 

Hegymeghy, D. v. Tadorna tadorna. — Aquila, XIV, 1907, 
p: 336. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Heinisch, A. Seltenes Jagdglück. (Botaurus stellaris bei Linz am 
17./II. erlegt). — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 6, S. 113. 
‚(Ob.-Ö.) 

Herman, O0. Az 1902-ik &vi nemzetközi madärvedelmi egyezmeny 
es Magyaroıszag. (Die internationale Vogelschutzkonvention 
von 1902 und Ungarn. Historische Skizze.) — Budapest, 1907. 
Gr.-8°. 220 p. (Ung.) 

— The international Convention for the Proteetion of Birds, con- 
eluded in 1902, and Hungary. Historical Sketch. Written 
by order of his Exec. Ign. de Daränyi, Hungary Minister of 
Agrieulture. — Budapest, 1907. Gr.-8°. V + 241 p. (Österr.- 
Ung., part.) 

— Julius Pungur, 1843—1907. Mit Portr. — Aquila, XIV, 1907, 
p. I-XXXI. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Noch einmal über den Kahlraben [@Gerontieus eremita (L.)]. 
— Ibid., XIV, 1907, p. XXXILI—XLI. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 

Heytmänek, F. Zug von Wildgänsen (in Budapest). — Waidmh., 
XXVI, 1907, Nr. 9, 8. 175. (Ung.) 

Hire, M. Horologicki i gonimaticki odnosi vrsti Aceipiter nısus (L.). 
Prilog ornitofauni Hrvatske i Slavonije. [Horologische und 
gonimatische Beziehungen der Art Accipiter nisus (L.). Ein 
Beitrag zur Ornithofauna Kroatiens und Slavoniens.] — Soc. 
sc. natur. eroatica, XIX, 1907, p. 274—312. (Kroat., Slavon.) 

Hniliea, K. Vzäeny ülovek. (Seltene Jagdbeute: Nucifraga caryo- 
catactes im Polehrader Revier am 16./XI. 1907 erlegt.) — 
Rozmarüv Les. Tydennik, II, 1907, p. 303. (Mähr.) 

Hocke, H. Über abnorme Färbungen gewisser Vogeleier. (Kuckucks- 
eier aus Hanfs und Capeks Sammlung.) — Zeitschr. f. Ool. u. 
Orn., XVII, 1907, Nr. 8, S. 121—123. (Steierm., Mähr., part.) 


Z. B. Ges. 58. Bd. 30 


466 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Hoppert, E. Erste Schwalben (Rabensburg). — Waidmh., XXVII, 
1907, Nr. 8, S. 156. (N.-Ö.) 

— Frühlingsboten (bei Rabensburg). — Ibid., XXVII, 1907, Nr. 6, 
S. 114. (N.-Ö.) 

Hornych, Jos. Hnizdi-li sluky v Cechäch? (Ob die Waldschnepfen 
in Böhmen brüten?) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 128. (Böhm.) 

Hrab&, Johann. Racek strfibfity. (Larus argentatus juv. bei Neu- 
Benätek am 30./XI. 1906 erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, 
p. 47. (Böhm.) 

Hüller, E. Aus Böhmen. — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 1, 
S. 6—7. (Böhm.) 

— Aus Böhmen. — Ibid., VII, 1907, Nr. 16, S. 127. (Böhm.) 

— Aus Böhmen. — Ibid., VII, 1907, Nr. 23, S. 183. (Böhm.) 

— Aus Böhmen. (Abnahme der Vögel.) — Ibid., VII, 1907, Nr. 14, 
S. 111. (Böhm.) 

Jelinek-Malsovsky, Jos. Pozoroväni ptactva. (Vogelbeobach- 
tungen bei Königgrätz.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 148. (Böhm.) 

J. P(onebsek). Vorkommen der Zwergtrappen. (Die in Krain er- 
legten Stücke.) — Deutsche Jägerz., 1907, Nr. 35. (Krain.) 

Karäsek, J. Poläk maly d. (Fuligula nyroca J' bei Olmütz Ende 
August erbeutet.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 175. (Mähr.) 

— 0 tahu ptactva. (Über den Vogelzug.) — Rozmarüv Les. Ty- 
dennik, II, 1907, p. 243. (Mähr.) 

Kasper, J. Die Frühjahrs-Schnepfenjagden auf der Herrschaft Dolnji- 
Miholja&. — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 10, S. 193. (Slavon.) 

— ke. Aus Österreich. Vom diesjährigen Schnepfenzuge. — Wild 
u. Hund, XIII, 1907, Nr. 16, S. 285. (Österr.-Ung.) 

Kleinschmidt. Vgl. ©. Kl. 

Knauer, F. Warum wandern die Vögel? — Reichspost (Wien), 
XIV, 1907, Nr. 72 vom 28./1Il., S. 1—2. 

Kn&zourek, K. Notizen eines Feldornithologen aus Böhmen. — 
Orn. Jahrb., XVII, 1907, Nr. 3, S. 831—88; Nr. 4, S. 128—134. 
(Böhm.) 

— 0 vysce letu ptäkü za tahu. (Über die Höhe des Vogelzuges.) 
— Priroda, V, 1907, Nr. 4. 

— Vzäene ulovky. (Seltene Jagdbeuten.) — Lov. Obzor, X, 1907, 
p. 31. (Böhm.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 467 


Kn&äourek, K. OÖ £ejce äilli Zive knize. (Biologisches über den 
Kiebitz.) — Ibid., X, 1907, p. 4-5. (Böhm.) 

— Postolka rudonohä. (Tinnunculus vespertinus S' am 20./V. 1907 
bei Tupadel erbeutet.) — Ibid., X, 1907, p. 112. (Böhm.) 

— Postolka rudonohä &ili vederni. (Über den Rotfußfalk. Bio- 
logisches.) — Ibid., X, 1907, p. 132. (Böhm.) 

— Vzäene ülovky. (Circus cyaneus juv. bei Tupadel am 16./IV. 
angeschossen.) — Ibid., X, 1907, p. 144. (Böhm.) 

— Vzäene ülovky. (Seltene Jagdbeuten.) — Ibid., X, 1907, 
p. 159. (Böhm.) 

Knotek, J. Zum Zuge des Seidenschwanzes in Obersteier im Winter 
1903/4. — Orn. Jahrb., XVII, 1907, Nr. 4, S. 141—142. 
(Steierm.) 

— Ein Totanus (fuscus) von einer Teichmuschel gefangen. — 
Wild u. Hund, XIII, 1907, Nr. 52, S. 936, mit Abbildung. 
(Slavon.) 

Kohn, F. G. Zur Fauna der Großstadt. (Vogelleben in Wien 
1900— 1907.) — Zool. Beob., XLVIII, 1907, Nr. 5, S. 140— 145. 
(N.-Ö.) 

Köleselly, J. R. A szarka Körmöczbänyän. (Die Elster in Körmöecz- 
bänya.) — Zool. Lap., IX, 1907, Nr. XXI, p. 266. (Ung.) 
Koväcs-Kispäl, P. Ardea cinerea als Hochwasseranzeiger. — 

Aquila, XIV, 1907, p. 323. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Kräl, J. Weißer Bussard (Kosten). — Waidmh., XXVI, 1907, 
Nr. 5, S. 158. (Böhm.) 

Kraus, Jos. Potäplice ledni. (Urinator glacialıs bei Dobris am 
4./XI. 1906 erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 31. (Böhm.) 

— Moröäk prostredni. (Mergus serrator wurde am 18./XI. 1906 
ebenda erlegt.) — Ibid., X, 1907, p. 31. (Böhm.) 

Kretzmann, Fr. K. Ein ornithologischer Ausflug nach Südungarn. 
— „Kosmos“, 1907, Nr. 4, mit Illustr. (Ung.) 

Krs, Joh. Vzäene ükazy. (Seltene Erscheinungen: Feldlerchen und 
Rohrdommel im Winter 1906/7 bei Pilsen.) — Rozmarüv Les. 
Tydennik, II, 1907, p. 390. (Böhm.) 

Kuhn-Lakatos. Torontälmegye hajdani vizivadbösegeröl. (Ein- 
stiger Wasserwildreichtum im Komitate Torontäl.) — Vadäszlap, 
XXVIIL, 1907, Nr. 33, p. 457. (Ung.) 

30% 


468 V, Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Kukuljevic, J. Madärvedelem gyakorlati szempontböl. (Vogel- 
schutz vom praktischen Standpunkte aus.) — Köztelek, XVII, 
1907, Nr. 2, Beiblatt p. 1—9. (Ung.) 

— Madärvedelem az erdöben. (Vogelschutz im Walde.) — Er- 
. deszeti Lapok, XLVI, 1907, H. 9, p. 537. (Ung.) 

Kurz, J. Zur Schädlichkeit des Bussards.. — Waidmh., XXVII, 
1907, Nr. 8, 8. 158. (N.-Ö.) 

K. V. Orel skalni. (Ein Steinadler am 14./X. 1907 bei Hrädek 
erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 191. (Böhm.) 

K. Z. Aus Siebenbürgen. (Geier.) — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 
1907, Nr. 17, S. 136. (Siebenb.) 

Lakatos, K. A harkälyok erdeszeti jelentösege. (Die forstliche 
Bedeutung der Spechte.) — Zool. Lap., IX, 1907, Nr. XIX, 
p. 233—234; Nr. XX, p. 243; Nr. XXI, p. 257—258. (Ung.) 

— Vgl. Kuhn. 

Lendl, Ad. (Ampelis garrula im Winter 1906/7.) — Aquila, XIV, 
1907, p. 339. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 


Leonhardt, E. Inhalt des Magens einer Rohrdommel. — Natur 
u. Haus, XV, 1907, Nr. 16, S. 256. (Ung.) 
Lesemüller, Aug. (Über Gypaötus im Stubaital.) — Verh. d. 


Ornith. Ges. in Bayern, VI, 1905, München, 1906, Sitzungsber., 
S. 20; „Diana“, XXV, 1907, Nr. 4, 8.57. (Vgl. Parrot, Be- 
richtigung.) (Tirol.) 

Libowitzky, J. Seltene Jagdbeute. (Aguila naevia in Staatz er- 
legt.) — Jägerz. B. u. M., XVII] ::1907, Nr. 13 Sa 
(N.-Ö.) 

— Rare Jagdbeute. (Aqwila naevia in Wultendorf erlegt.) — 
Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 7, 8. 269. (N.-Ö.) 
Lintia, D. Unsere Geierarten in Südungarn. — Aquila, XIV, 1907, 

p. 334—336. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Beiträge zum Nisten der Waldschnepfe in Ungarn. — Ibid., 
XIV, 1907, p. 336. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Loos, K. Etwas vom Eichelheher. — Orn. Monatsschr., XXXIJ, 
1907, Nr. 1, S. 83—84. (Böhm.) 

— Ein Beitrag zur Frage über die Geschwindigkeit des Fluges 
der Vögel. — Orn. Monatsber., XV, 1907, Nr. 2, 8. 17—24. 
(Böhm., Mähr.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 469 


Loos, K. Beweismaterial zur Frage der Anteilnahme der einzelnen 
Geschleehtsindividuen beim Fortpflanzungsgeschäfte der Spechte. 
— Orn. Jahrh., XVIIL, 1907, Nr. 1—2, S. 43—52. (Böhm.) 

— Ein Beitrag zur Frage über die Ernährung des Waldkauzes. 
— Forst- u. Jagdz. (Saaz), VI, 1906, H. II, S. 4—8. (Böhm.) 

— Ist durch die unverdaut im Meisenkote ausgeschiedenen Nonnen- 
eier eine Übertragung dieses Insekts möglich? — Österr. Forst- 
u. Jagdz., XXV, 1907, Nr. 20. (Böhm.) 

— Beobachtungen über den Waldkauz im „Teufelsgrunde“ im 
Jahre 1907. — Orn. Monatsschr., XXXI, 1907, Nr. 10, S. 330 — 
382. (Böhm.) 

Luzecki, ©. J. Polygamie oder Monogamie bei der Waldschnepfe? — 
Orn. Monatsschr., XXXII, 1907, Nr. 10, S. 333—384. (Bukow.) 

— ÖOrnithologisch-meteorologische Aufzeichnungen aus der Buko- 
wina 1906. — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 20, 
S. 156—157; Nr. 22, S. 178—179. (Bukow.) 

M. Unverhoffte Beute. (Triel bei Weitensfeld erlegt.) — Waidmh., 
XXVII, 1907, Nr. 21, S. 413. (Kärnt.) 

m. Steppenbussard (?). — Waidmh., XXVI, 1907, Nr. 3, 8. 53. 
(Dalm.) 

Machätek, Vikt. V dob& kfepeläiho tahu. (In der Zeit des Wachtel- 
zuges. Ziehende Wachteln in der Bocche di Cattaro.) — Lov. 
Obzor, X, 1907, p. 161. (Dalm.) 

Mackü, Joh. Husa lis&i. (Tadorna damiatica am 22./V1. 1907 
bei Daschitz erlegt.) — Pfriroda, V, 1907, p. 31. (Mähr.) 
Magyar Ornithologiai Központ. A päsztormadär vagy rözsa- 
szinü seregely, Pastor roseus (L.). (Der Rosenstar. Aufruf zur 
Beobachtung.) — Erdeszeti Lapok, XLVI, 1907, Termesz. Közl. 

1907, H. 13, S. 829. (Ung.) 

— — A päsztormadärröl. (Über den Rosenstar.) — Vadäszlap, 
XXVIII, 1907, Nr. 18, p. 246. (Ung.) 

— — Ertekezlet a gyakorlati madärv&delem £&letbel&ptetese ügye- 
ben. (Enquete, die Durchführung des praktischen Vogel- 
schutzes betreffend.) — Budapest, 1907. 8°. 43 p., 9 Fig. (Ung.) 

Marchi, G. Note e Össervazioni intorno all’ Avifauna Tridentina. — 
Trento, 1907. XIIT+117 p., con 2 tav. col.e 15 fig. nel testo. 
(Tirol.) 


470 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Marek, M. Zur Jagd in den kroatischen Karst-Bujmieces. — Der 
Jagdfr., VII, 1907, S. 501—503. (Kroat.) 
Mayer, K. Merkwürdiges Erlebnis beim Locken auf Haselhühner 
(Sehlangenadler). — Waidmh., XX VI, 1907, Nr. 3, S. 57. (Bosn.) 
Medreezky, St. v. Schaden von Corvus cornis. — Aquila, XIV, 
1907, p. 321. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 
— Albino von Hirundo rustica. — Ibid., XIV, 1907, p. 327. (Un- 
garisch und deutsch.) (Ung.) 
Menzl, J. Zum Artikel Brutschnepfen und Winterschnepfen in 
Deutschland, bezw. Mitteleuropa. — Waidmh., XXVII, 1907, 
Nr. 4, 8.76. (Ung.) 
Merlin, W. Beginn des Herbstschnepfenzuges (im Wienerwald). — 
Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 10, 8. 374. (N.-Ö.) 
— Schnepfenbericht aus dem Wienerwald. — Ibid., 1907, Nr. 5, 
8. 175. (N.-Ö.) 
Mitteilungen über die Vogelwelt. — Wien, 1907. VII. 4°. 24Nrn. 
Michel, J. Meine Beobachtungen über den Zwergfliegenfänger 
(Museicapa parva). — Orn. Jahrb., XVII, 1907, Nr. 1, 2, 
Ss. 1—18. (Böhm.) 
Moravec, Frid. Ptäci, ktefi se kaZdeho roku nesetkaji. (Vögel, 
welche nicht jedes Jahr zusammenkommen.) — Rozmarüv Les. 
Tydennik, II, 1907, p. 326. (Böhm.) 
Morgan, K. Ein Schlangenadler bei Wels erlegt. — Waidmh., 
XXVII, 1907, Nr. 21, S. 413. (Ob.-Ö.) 
Morocutti, A. Vereinzelte Haselhühner (in St. Veit bei Pettau). 
— Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 21, S. 416. (Steierm.) 
Nagy, Eug. Neuere Daten über die Nahrung von Falco peregrinus. 
— Aquila, XIV, 1907, p. 317—318. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 
— Brüten von Micropus apus in Spechthöhlen. — Ibid., XIV, 
1907, p. 324. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 
— Zug der Wildgänse im Hortobagy. — Ibid., XIV, 1907, p. 332 
bis 334. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 
— Nisten von Üerchneis vespertinus in Erdely. — Ibid., XIV, 1907, 
p- 3357. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.) 
— Vorkommen von Pastor roseus. — Ibid., XIV, 1907, p. 337. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 471 


Nagy, Eug. Überwinterung von Cyanecula suecica (wohl leuco- 
cyana). — Ibid., XIV, 1907, p. 340. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 

Neher, A. Aus Südungarn. (Winterbeobachtungen.) — Mitteil. ü. 
d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 6, S. 47. (Ung.) 

— Aus dem südlichen Ungarn. (Ankunftsdaten bei Bellye.) — 
Ibid., VII, 1907, Nr. 14, S. 112; Nr. 23, S. 183. (Ung.) 
Nesnera, E. Mageninhalt eines Falco peregrinus Tunst. — Aquila, 

XIV, 1907, p. 318. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— (Ampelis garrula im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907, 
p. 339. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Netik, Joh. Husa berneska. (Branta bernicla bei Pod&brad er- 
legt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 47. (Böhm.) 

Neuber, K. Beobachtungen über den Frühjahrszug in Komärom. 
— Waidmh., XXVI, 1907, Nr. 16, S. 316. (Ung.) 

— Beobachtungen über Mageninhalte von Raubvögeln. — Ibid., 
XXVI, 1907, Nr. 16, S. 316—317. (Ung.) | 
Noväk, M. Vzäcne ülovky. (Seltene Jagdbeuten.) — Lov. Obzor, 

X, 1907, p. 16. (Böhm.) 

Nowotny, M. Eulenbrut. (Glaueidium noctua im Taubenschlag 
in Veitsch.) — Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 7, S. 267. 
(Steierm.) 

Nozdroviezky, L. v. Buteo buteo als Hasenjäger. — Aquila, XIV, 
1907, p. 319. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Lanius excubitor als Meisenfeind. — Ibid., XIV, 1907, p. 319. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Buteo feroxe. — Ibid., XIV, 1907, ..p. 337. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 

O.Kl. (Kleinsehmidt, O.) Zum 60. Geburtstage (v. Tschusis). 
— Falco, 1907, Nr. 6, S. 90—101, mit Portr. 

Ornithologisches Jahrbuch. Organ für das paläarktische Faunen- 
gebiet. Herausgegeben und redigiert von Viktor Ritter v. 
Tsehusi zu Schmidhoffen. — Hallein, 1907. XVII. Lex.-8°. 
VII + 2528. 

Ötterfels, G. Zu den Artikeln „Steppenbussard“ und „Merk- 
würdiges Erlebnis beim Locken auf Haselhühner“. — Waidmh., 
XXVI, 1907, Nr. 6, S.116. ( ? „Bosn.) 


472 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen. 


Parrot, K. Berichtigung (des angeblichen Vorkommens von Gypaötus 
an der Zerlasspitze). — Verh. d. Ornith. Ges. in Bayern, VII, 
1906, München, 1907, S. 275. (Tirol.) 

— Mitteilungen über eine Reise nach Südtirol. (Monticola eyanus 
und Üotyle rupestris an der Ponalestraße.) — Ibid., S. 23—29. 
(Tirol.) 

Päsztohy, E. v. Ciconia nigra als Forellenfeind. — Aquila, XIV, 
1907, p. 321. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Pavlocie. Vom Schnepfenstrich. (21./III. die erste in Kutjevo 
erlegt.) — Der Jagdfr., VII, 1907, Nr. 13, $. 202. (Kroat.) 

Pawlas, J. Sonderbarer Brutplatz von Parus major. — Aquila, 
XIV, 1907, p. 323. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Peschke, J. Neuere Untersuchungen über die Nützlichkeit oder 
Schädlichkeit verschiedener Vögel. — Waidmh., XXVII, 1907, 
Nr. 3, 8. 41—44. (Böhm., Mähr.) 

Pichler, A. (Giftpflanzen als Nahrung von Vögeln.) — Wissensch. 

_ Mitteil. d. Bosn.-Herzeg. Landesmus. in Sarajevo, X, 1907, 
S. 675—676. (Herzegow.) 

Pitro, Franz. Dytik. (Triel wurde am 19./X. 1907 bei SteZer 
erlegt.} — Lov. Obzor, X, 1907, p. 191. (Böhm.) 

Plaözek, B. Entscheidende Wendung in der Vogelschutzfrage. — 
Gef. W., XXXVI, 1907, Nr. 14, S. 107—108; ‘Nr. 15, 8. 115. 

Platthy, A. v. Erfolge im Vogelschutz und in der Vogelansiedelung. 
— Aquila, XIV, 1907, p. 328. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Pokorny, F. V. Brkoslavi. (Seidenschwänze am 5./XIH. 1906 in 
Vepfek.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 32. (Böhm.) 

PonebSek, J. Frühlingsboten. — Deutsche Jägerz., 1907, Nr. 49. 
(Krain, Salzb.) 


— Der Herbstzug der Waldschnepfe. — Ibid., 1907, Nr. 11. 
(Krain.) 

— Der Frühjahrszug der Waldschnepfe. — Ibid., 1907, Nr. 1. 
(Krain.) 


— Überwintern der Waldschnepfe. — Ibid., 1907, Nr. 39. (Krain.) 

— (Zwergfalke am Laibacher Morast.) — Orn. Monatsschr., XXXII, 
1907, Nr. 3, S. 162. (Krain.) 

— (Überwinterter Turmfalke.) — Ibid., XXXI, 1907, Nr. 6, 
S. 255— 254. (Krain.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 473 


Preclik, Paul. Luiäk hnedy &li @erny. (Melvus korschun am 
14./IV. 1907 in Jestötic erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, 
p. 112. (Böhm.) 

Pretterebner, J. Zum Artikel Brutschnepfen und Winterschnepfen 
in Deutschland, beziehungsweise Mitteleuropa. — Waidmh., 
XXVI, 1907, Nr. 6, S. 114. (Steierm.) 

Prinz, P.F. Aus dem Waldviertel. (Fischadler bei Zwettl erlegt.) 
— Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 20, 8. 159. (N.-Ö.) 
Raab, F. Ritter v. Von den Raubvögeln. (Turmfalke einen Star 

schlagend.) — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 7, 8. 137. (N.-Ö.) 

Räcz, B. Lanius excubitor als Vogelräuber. — Aquila, XIV, 1907, 
p. 319. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Schaden von Ciconia cieconia im Geflügelhof. — Ibid., XIV, 
1907, p. 321. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Schaden von Perdix perdie im Mais. — Ibid., XIV, 1907, 
p. 321. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Auf dem Baum singende Alauda ceristata. — Ibid., XIV, 1907, 
p- 327. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— (Vogelverminderung im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907, 
p. 329—330. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Ralph, R. J. Ein Seeadler (bei Wien erlegt). — Waidmh., XXVII, 
1907, Nr. 5, $. 92. (N.-Ö.) 

Rasser, Ferd. Der Kuckucksruf (Kuck-gix). — Der Jagdfr., VII, 
1907, 8. 457. (Steierm.) 

Rebstöck, R. Zvläätnost. (Eine Merkwürdigkeit. Bläßhuhn am 
12./VI. 1907 im Hühnerstalle gefangen.) — Lesni Sträz, VI, 
1907/8, p. 19. (Böhm.) 

Reiser, OÖ. Das Dunenjunge vom Kuttengeier (Vultur monachus L.). 
— Orn. Monatsschr., XXXII, 1907, Nr. 9, S. 331—333, mit 
Taf. VII—-VIN. (Okkup.-Geb.) 

Rgl. (Riegler, W.) Die Mythe vom „Schnepfenverband“*. — Waidmh., 
XXVH, 1907, Nr. 3, S. 56. 

— Zum Gimpelzug (Wienerwald). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 
1907, Nr. 6, 8. 47. (N.-Ö.) 

Ribbeck, K. Ein seltenes Flugwild (Otis tetrax). — Mitteil. ü. d. 

Vogelw., VII, 1907, Nr. 1, 8. 7. (Österr.-Ung.) 


474 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Rieser, F. Seltene Lage eines Rebhühnergeleges (in Ringelsdorf). 
— Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 14, 8. 278. (N.-Ö.) 

Rößler, E. Ein neuer Vogel der kroatischen Fauna (Anser ery- 
thropus). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 5, 8. 39. 
(Kroat.) 

— Zwei Seltenheiten der kroatischen Avifauna (Somateria mollis- 
sima X Branta bernicla). — Ibid., VII, 1907, Nr. 5, S. 39—40. 
(Kroat.) 


— Neue Albinismen im kroatischen Nationalmuseum. — Ibid., 
VI, 1907, Nr. 6, S. 46. (Kroat.) 
— Pastor roseus, Rosenstar in Syrmien. — Ibid., VII, 1907, 


Nr. 16, S. 126—127. ( ? ) 

— Historijski podaei o selidbe ptieä u Hrvatskoj i Slavoniji. (Die 
historischen Daten über den Vogelzug in Kroatien und Sla- 
vonien.) — Glasn. hrvatsk. narav. drustva. Zagreb-Agram, XIX, 
1907, p. 44—91. Sep. Gr.-8°. 50 p., mit 1 Karte. 

— Hrvatska Ornitoloska Oentrala. VI. Godisnji izvjestaj). (Kroa- 
tische Ornithologische Zentrale. VI. Jahresbericht, 1906.) — 
Ibid., XIX, 1907, p. 101—267. Sep. Gr.-8°. VI+163p. 

— Selidba Ptieä u Hrvatskoj i Slavoniji 1901—1905. (Der Zug 
der Vögel in Kroatien und Slavonien 1901—1905.) — Ibid., 
XIX, 1907. Sep. Gr.-8°. 59 p., mit 1 Karte u. 6 gr. Tab. 

— Lovu navodno Sletne ptice. (Der Jagd angeblich schädliche 
Vögel.) — Lovacko-ribarski viestnik, XVI, 1907, p. 85—87. 
(Kroat.-Slavon.) 

— Publikaeije „Hrv. omitoloske eentrale“. (Die Publikationen der 
„Kroat. Orn. Zentrale“.) — Ibid., XVI, 1907, p. 127. (Kroat.- 
Slavon.) 

Roth, J. Aus Oberösterreich. (Grauammer bei Wels.) — Mitteil. ü. 
d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 14, S. 111. (Ob.-Ö.) 

Rumler. Schöner Erfolg mit Stryehnin. (2 Kutten-, 1 Aasgeier in 
Vardi$te.) — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 7, S. 137. (Bosn.) 

Rzehak, E. Beobachtungen über Strix flammea als Waldvogel. — 
Falco, 1907, Nr. 1, S. 31—33. (Schles.) 

— Kommt der Steinsperling in Mähren vor? — Ibid., 1907, Nr. 3, 
S. 58—60. (Mähr.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 475 


Sagl, K. Sluka lesni v snöhov6& väniei. (Waldschnepfe am 18./X1I. 
1906 im Revier „Sejby“ bei Gratzen.) — Lesni Sträz, V, 1907, 
p. 158. (Böhm.) 

Sammereyer, H. Bruteifer eines Hühnerhabiehts. — Mitteil. d. n.-6. 
Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 6, S. 217—218. (Steierm.) 

— Schilderung alpiner Vögel. II. Das Birkhuhn. — Mitteil. ü. d. 
Vogelw., VII, 1907, Nr. 20, S. 154—156. (Steierm.) 

— Ist die Nebelkrähe Standvogel? — Waidmh., XXVII, 1907, 
Nr. 23, 8. 458. 

Sander, J. Kiiäenec. (Ein Bastard zwischen Birkhahn und Fasan- 
henne.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 32. (Böhm.) 

Schachner, Seb. Ringelgans (Mitterkirchen). — Waidmh., XXVII, 
1907, Nr. 8, 8. 157. (Ob.-Ö.) 

Schaffer, P. Alex. Ornithologische Zugbeobachtungen aus Maria- 
hof 1906. — Orn. Jahrb., XVIII, 1907, Nr. 5—6, S. 208— 217. 
(Steierm.) 

Schatzmayr, J. Vom Schnepfenzug (Weißbriach). — Waidmh., 
XXVII, 1907, Nr. 20, S. 396. (Kärnt.) 

Schebesta, L. Mutterliebe der Auerhenne. — Der Jagdfr., VII, 
1907, S. 442. (Tirol.) 

Schenk, J. Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1906. XIII. Jahres- 
bericht der U. 0. C. — Aquila, XIV, 1907, p. 1—119. (Un- 
garisch und deutsch.) (Ung.) 

— Die Heuschreckenplage auf dem Hortobagy im Jahre 1907 
und die Vogelwelt. — Ibid., XIV, 1907, p. 223—251, mit Taf. 
u. Textb. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Der Rosenstar im Hortobägy im Jahre 1907. — Ibid., XIV, 
1907, p. 252—276, mit 3 Textabbild. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 

— Das massenhafte Erscheinen der Uraleule in Ungarn im Winter 
1906/7. — Ibid., XIV, 1907, p. 276—290. (Ungarisch und 
deutsch.) (Ung.) 

— (alamodus melanopogon als Spötter. — Ibid., XIV, 1907, 
p: 326—327. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Madärvedelem Haraszt-pusztän &s Kekkön. (Vogelschutz in 
Puszta Haraszt und K&kk6.) — Allatvedelem, IV, 1907, Nr. 4, 
p. 2; Nr. 5, p. 1. (Ung.) 


476 V. Ritt.v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Schenk, J. Az uräli bagoly teli megjelenese hazankban. (Das Er- 
scheinen der Uraleule im Winter in Ungarn.) — Erdeszeti Lapok, 
XLVI, 1907, H. 4, p. 254; Vadäszlap, XXVII, 1907, Nr. 7, 
p. 97. (Ung.) 

— A fürj 68 fogoly viszonylagos elterjedese hazankban. (Die rela- 
tive Verbreitung der Wachtel und des Rebhuhnes in Ungarn.) 
— Köztelek, XVII, 1907, Nr. 27, p. 738; Term. Közl., XXXIX, 
1907, H. 452, p. 279; Erdeszeti Lapok, XLVI, 1907, H: 8, 
p. 459; Vadäszlap, XXVIIL, 1907, Nr. 11, p. 149. (Ung.) 

Schiebel, @6. Zu „Bussarde und Habiehte*. — Österr. Forst- u. 
Jagdz., XXV, 1907, Nr. 1, S. 3—4. 

— Eine Sehwalbe von einem Radfahrer überfahren. — Om. 
Monatsschr., XXXII, 1907, Nr. 6, S. 256—257. (Tirol.) 

— Zu „Bussarde und Habiehte“. — Österr. Forst- u. Jagdz., XXV, 
1907, Nr. 17, S. 140. 

— Vom Zirknitzer See in Krain. — Deutsche Jägerz., L, 1907, 
Nr. 1, S. 13—15. (Krain.) 

— Zur Schädlichkeit der Eulen. — Waidmh., XXVIH, 1907, Nr. 20, 
S. 396. 

— Beiträge zur Ornithologie der süddalmatinischen Insel Lesina 
(nebst anderen Reisenotizen). — Orn. Jahrb., XVII, 1907, 
Nr. 5-6, $. 161—198. (Dalm.) 

Schiefer, Max Edler v. Sokol stöhovavy. (Falco peregrinus am 
4./IIl. 1907 bei Nürschan erlegt.) — Rozmarüv Les. Tydennik, 
II, 1907, p. 414. (Böhm.) 

Schimitschek, Ed. Selbstverband bei Verwundungen der Wald- 
sehnepfe. — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 4, 5. T6—77. 

— Die Waldschnepfenarten. — Ibid, XXVI, 1907, Nr. 6, 
S. 101—107. 

— Zum „Selbstverband bei der Waldschnepfe“. — Ibid., XXVII, 
190740149, 8.1732 

— Ornithologisches. (Über den Zug des Seidenschwanzes.) — 
Ibid., XX VII, 1907, Nr. 27, S. 435—436. (Mähr., Ung., Galiz.) 

— Wie viel Eier legt die Waldschnepfe? — „St. Hubertus“, XXV, 
1907, S. 548. (Mähr.) 

Schlosz, L. Verminderung der Wachtel. — Natur u. Haus, XV, 
1907, Nr. 16, 8. 249—250. (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 4717 


Sehneider, Jos. Spa@kov6 a vrabei. (Stare und Spatzen.) — 
Rozmarüv Les. Tydennik, II, 1907, p. 187. (Böhm.) 

Schupp, H. Waidmannsheil. (Falco peregrinus bei Kaaden erlegt.) 
— Jägerz. B. u. M., XVIII, 1907, Nr. 16, S. 443. (Böhm.) 

Sehuster, W. Ab- und Zunahme, periodisch stärkeres, beziehungs- 
weise schwächeres Auftreten, gänzliches Verschwinden und 
Neuauftreten der einheimischen Vögel, für verschiedene Landes- 
teile Deutschlands, Österreichs und der Schweiz statistisch fest- 
gestellt. (IV.) — Zool. Beob., XLVIIL, 1907, Nr. 1, 8. 17—23; 
Nr. 2, S. 33—45. (Salzb., part.) 

Schweder, B. Anregung zur Förderung ornithologischer Be- 
strebungen durch den Forstmann und Jäger. — Verh. Forstw. 
Mähr. u. Schles., 1907, H. II, Sep., 8°, 28 S.; Ill. österr. Jagdbl., 
XXIV, 1907, Nr. 8, S. 117—120; Nr. 9, S. 134—136; Nr. 10, 
S. 150--152. 

Seidl, Joh. K predloze noveho zemsk&ho zäkona na ochranu 
ptactva. (Zur neuen Landes-Vogelschutzgesetzesvorlage.) — 
När. Politika vom 22./XII. 1907. Beilage. (Böhm.) 

Siegl, L. Zugserscheinungen während der Brutzeit. — Mitteil. ü. 
d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 2, S. 10. (Mähr.) 

— Aus Südmähren. — Ibid., VII, 1907, Nr. 16, S. 127. (Mähr.) 
— Aus Südmähren. — Ibid., VII, 1907, Nr. 17, S. 135—136. 
(Mähr.) 

Simäk, F. Oueulus canorus im Neste der Rohrdrossel. — Aquila, 
XIV, 1907, p. 325. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Sindeläf, V. Orel skalni? (Steinadler am 14./X. 1907 bei Sme@no 
erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 191. (Böhm.) 

Smelik, A. Potäplice ledni. (Urinator glacialis am 17./X1I. 1906 
bei Olmütz erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 32. (Mähr.) 
Sommer, J. Jagdliches aus Schlesien. (Auch über Uhuerlegung. ) 
— Der Jagdfr., VII, 1907, Nr. 13, S. 202—203. (Schles.) 
Spurny, H. Weißes Rebhuhn (in Hohenau). — Weidw. u. Hundesp., 

XII, 1907, Nr. 293, S. 18. (Mähr.) 

Stonecki, J. Ritt. v. Vom Vogelzug (in Brecany). — Gef. W., 
XXXVI, 1907, Nr. 45, S. 383. (Galiz.) 

Stränsky. Von der Waldschnepfe (Verband). — Waidmh., XXVII, 
1907, Nr. 1, 8. 16, mit Abbild. (Mähr.) 


478 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen. 


Stränsky. Entgegnung. — Ibid., XXVII, 1907, Nr. 6, S. 116— 
118, mit Abbild. (Böhm.) 

— Sluka chirurgem. (Die Waldschnepfe als Chirurg.) — Roz- 
marüv Les. Tydennik, II, 1907, p. 130. (Böhm.) 

Stroinigg, J. Der Auerhahn und seine Jagd. — S.1.&a. (Druck 
von E. Ploetz, Wolfsberg.) 8°. 65 S. mit 5 Bild. (Selbstverlag, 
Judenburg.) 

— Merkwürdige Beobachtung. — Waidmh., XXVIL, 1907, Nr. 6, 
S. 114; Nr. 9, S. 175. (Steierm.) 

— Zu „Von den Raubvögeln“. — Ibid., XXVII, 1907, Nr. 11, 
S.213; Weidw. u. Hundesp., XII, 1907, Nr. 287, 5.20. (Steierm.) 

— Frühlingsboten (Columba palumbus am 10./III.). — Der Jagdfr., 
VI, 1907, Nr. 12, S. 184. (Steierm.) 

Svätek, R. Husa polni. (Anser segetum anfangs März 1907 bei 
Pilsen gefunden.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 80. (Böhm.) 

— Sup belohlavy. (Gyps fulvus wurde bei Pilsen am 22./V1. 
1907 erlegt.) — Ibid., X, 1907, p. 144. (Böhm.) 

Svoboda, N. Oprävnenost jarniho tekäni na sluky. (Die Be- 
rechtigung des Frühlingsschnepfenanstandes.) — Lov. Obzor, 
X, 1907, p. 163. (Böhm.) 

Szilärd, Ferenez. A prevlakai köcsag. (Der Seidenreiher in Prev- 
laka.) — Vadäszlap, XXVII, 1907, Nr. 19, p. 257. (Dalm.) 

Szüts, B. v. Vogelverminderung im Winter 1906/7. — Aquila, 
XIV, 1907, p. 323—329. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— (Ampelis garrula im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907, 
p- 339. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Tarjan, T. Parus major als Maikäfervertilger. — Aquila, XIV, 
1907, p. 322—823. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.) 

— Nestbau von Lanius collurio.. — Ibid., XIV, 1907, p. 325. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Interessantes Verhalten (bei L. collurio) während der Paarungs- 
zeit. — Ibid., XIV, 1907, p. 326. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 

Tilsch, K. Schädlichkeit des Garrulus glandarius. — Aquila, 
XIV, 1907, p. 320. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Herbstschäden von Corvus frugilegus. — Ibid., XIV, 1907, 
p. 520. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 479 


Tomaschek, St. Aus Böhmen. (Schwalbenbrut und Seglerabzug..) 
— Mitteil. ü.d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 17, S. 135—136. (Böhm.) 

Topitsch, Alex. Vom Tannenheher (in Schönwald erlegt). — 
Wild u. Hund, XIII, 1907, Nr. 45, S. 811. (Mähr.) 

Tralica, Ing. Sluka je stälym ptäkem. (Die Waldschnepfe Brut- 
vogel in Böhmen.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 95. (Böhm.) 

Tsehusi zu Schmidhoffen, Vikt. Ritt. v. Bibliographia Ornitho- 
logiea Austro-Hungariae. Anonyma (bis 1900). — Mitteil. d. 
naturw. Ver. v. Steierm., Jahrg. 1906, Graz, 1907, S. 39—95. 
(Österr.-Ung.) 

— Aphorismen über den Vogelschutz. — Falco, 1907, Nr. 1, 
S.26—28; Mitteil. d.n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 7, S. 266—267. 

— Zoologische Literatur der Steiermark. Ornithologische Literatur 
(1906). — Mitteil. d. naturw. Ver. v. Steierm., Jahrg. 1906, 
Graz, 1907, S. 457—459. (Steierm.) 

— Berichtigungen zu W. Schusters „Ab- und Zunahme ete. pi 
einheimischen Vögel“. — Zool. Beob., XLVII, 1907, Nr. 
S. 251. (Salzb.) 

— Richtigstellung. (Lanius collurio.) — Zeitschr. f. Orn. ete., 
XXXI, 1907, Nr. 9, S. 174—175. 

— Replik auf W. Schusters Besprechung „Unsere Wildtauben. 
Eine Monographie von Kamillo Morgan“ (cfr. Zool. Beob., 1907, 
S. 190— 191). — Zool. Beob., XLVIII, 1907, Nr. 9, S. 269— 272. 

— Omithologische Literatur Österreich-Ungarns und des Okku- 
pationsgebietes 1905. — Verh. d. k. k. zool.-bot. Ges., LVII, 
1907, Nr. 6—7, 8. 245—274. (Österr.-Ung.) 

— Ankunfts- und Abzugsdaten bei Hallein (1906). III. — Om. 
Monatsschr., XXXII, 1907, Nr. 9, S. 326—331. (Salzb.) 

— Ornithologische Kollektaneen aus Österreich-Ungarn (aus Jagd- 


zeitungen und Tagesblättern). XV (1906). — Zool. Beob., 
XLVIlI, 1907, Nr. 10, S. 308—312; Nr. 11, 8. 341—351. 
(Österr.-Ung.) 


— Vogelschutz und Vogelliebhaberei. — Wien (Verl. d. Genossensch. 
d. Tierhändler), 1907, 4°, 2 S.; Die 'Tierw., VI, 1907, Nr. 21, 
S. 167; Gef. W., XXXVI, 1907, Nr. 45, S. 353—354. 

— Die Typen meiner Sammlung. Originalbeschreibungen der jetzt 
im k. k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien befindlichen 


480 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen. 


Typen. — Annal.d. k. k. naturh. Hofmus., XXI, Wien, 1906 
(1907), S. 179—194. (Dalm., part.) 

Tschusi zu Schmidhoffen, Vikt. Ritt. v. Die Farbenaberrationen 
meiner Sammlung, jetzt im Besitze des k. k. naturhistorischen 
Hofmuseums in Wien. — Ibid., XXI, Wien, 1906 (1907), S. 195 
bis 203. (Österr.-Ung., part.) 

— Einige Seltenheiten der Salzburger Ornis. — Orn. Jahrb., XVIII, 
1907, H.5—6, S. 227. (Salzb.) 

— Vgl. Jahrbuch, Ornithologisches. 

U(ngarische) O(rnithologische) C(entrale). Im Dienste des 
Vogelschutzes. — Aquila, XIV, 1907, p. 315—316. (Ungarisch 
und deutsch.) (Ung.) 

— Bemerkung (zur Nahrung von F. peregrinus). — Ibid., XIV, 
1907, p. 318. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Bemerkung (zu Schaden der Meisen im Mohn). — Ibid., XIV, 
1907, p. 322. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Albinos von Garrulus glandarius. — Ibid., XIV, 1907, p. 327. 
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— (Vogelverminderung im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907, 
p. 330. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Aufforderung zur Beobachtung des Brütens von Numenius 
tenuirostris in Ungarn (von v. Tschusi). — Ibid., XIV, 1907, 
p- 330— 331. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Erscheinen von Otocorys alpestris. — Ibid., XIV, 1907, 
p- 337— 338. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

— Erstes Vorkommen von Motacilla melanocephala zanthophrys 
in Ungarn. — Ibid., XIV, 1907, p. 338. (Ungarisch und deutsch.) 
(Ung.) 

— Schwalbenuntergang im Herbst 1906. — Ibid., XIV, 1907, 
p- 340. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Ungermann, F.J. Skfivan seda na strom. (Die Feldlerche auf 
einem Baume sitzend.) — Rozmarüv Les. Tydennik, II, 1907, 
p. 131. (Böhm.) 

Urban, K. K letosnimu pozdnimu tahu ptactva. (Zum diesjährigen 
späten Vogelzug.) — Rozm. Les. Tyd., II, 1907, p. 316. (Böhm.) 

Vanck, F. Aus Niederösterreich. (Apus-Abzug.) — Mitteil. ü. d. 
Vogelw., VII, 1907, Nr. 17, $. 135. (N.-Ö.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 481 


Vesely, Wenzel. „N&co“ o kukacee. („Etwas“ über den Kuckuck.) 
— Häj, XXXVI, 1907, p. 190. (Böhm.) 

Veverän, St. (Vogelverminderung im Winter 1906/7.) — Aquila, 
XIV, 1907, p. 330. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

Vinko. Zugbeobachtungen (aus Cernizza). — Gef. W., XXXVI, 
1907, Nr. 20, S. 159. (Istrien.) 

V.M. Seltenheit. (Mandarinente bei Vilpian erlegt.) — Waidmh., 
XXVII, 1907, Nr. 7, S. 134. (Tirol.) 

Wagner, Jos. Über Sylvia subalpina. — Gef. W., XXXVI, 1907, 
Nr. 14, S. 111—112. (Okkup.-Geb.) 

Wallmann, M. Ein österreichischer Adlerkönig (in Javorina). — 
Mitt. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 8, S. 303. (Galiz.) 
Weiß. Rosenstar [2./VI. bei Sur&in (Syrmien)]. — Waidmh., XXVII, 

1907, Nr. 14, S. 278. (Slavon.) 


— K. Reiher und reiherartige Vögel (um Semlin). — Weidm., 
XXXVIII, 1907, Nr. 26, S. 403—405; Nr. 27, S. 448—449. 
(Slavon.) 


— Seltene Beute. (Recurvirostra avosetta bei Semlin erlegt.) — 
Waidmh., XXVIH, 1907, Nr. 22, S. 437. (Slavon.) 
Woengler, O. Aus dem Ybbstale. — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 
1907, Nr. 16, $. 128. (N.-Ö.) 
Wildt. Opfer der Telegraphendrähte. — Jägerz. B. u. M., XVIII, 
1907, Nr. 9, S. 239. (Böhm.) 
Wolfsgruber, H. Aus Oberösterreich. (Töten junger Schwalben 
dureh die Alten vor dem Abzuge.) — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 
1907, Nr. 21, 8. 167. (Ob.-Ö.) 
Wytla&il, J. Das Auergeflügel in Bosnien. — Weidw. u. Hundesp., 
XII, 1907, Nr. 257, S. 19—20. (Bosn.) 
— Ein seltener Gast (Ortygometra pusilla im Januar in Poslich). 
— Jägerz. B. u. M., XVIII, 1907, Nr. 5, 8. 127. (Böhm.) 
Zaje, F. Lagerschnepfe (bei Veldes, 13./II). — Waidmh., XXVII, 
1907, Nr. 6, S. 112. (Krain.) 

— Aus Oberkrain (Herbstschnepfen). — Ibid., XXVII, 1907, Nr. 20, 
S. 395. (Krain.) 

— Wildtaubenzug (Ober-Görjach). — Ibid., NXVII, 1907, Nr. 7 
S. 134. (Kärnt.) 


Z.B. Ges. 58. Bd. 31 


I 


482 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Zaje, F. Frühlingsboten (Ober-Görjach). — Ibid., XXVI, 1907, 
Nr. 8, S. 156. (Kärnt.) 

— F. Ornithologisches aus Oberkrain. — Ibid., XXVIL 1907, 
Nr. 9, S. 175. (Krain.) 

Zdobnitzky, F. Weitere Mitteilungen über die Brünner Tauben. 
— VIII. Ber. Lehrerkl. Naturk., 1906, S. 72—75. Brünn, 1907. 
(Mähr.) 

— u. W. Magenuntersuchungen, III. Folge und 2 Anh. — Ibid., 
1906, S. 76—101. Brünn, 1907. (Mähr.) 

— — Das Winterleben unserer Corviden (insbesondere von Cor- 
vus frugilegus L.) in der weiteren Umgebung Brünns. — Zeit- 
schr. d. mähr. Landesmus. in Brünn, VII, 1907, H. 1, 5. 98—124, 
mit 4 Abb. u. 2 Sk. (Mähr.) 

— — Ergebnisse von Frühjahrsbeobachtungen aus der Umgebung 
von Muschau (1907). Nach eigener Anschauung sowie unter 
3enützung von Notizen der Herren F. Wymetal in Bartels- 
brunn und J. Dostäl in Rampersdorf. — Ibid., VII, 1907, 
S. 1—38. (Mähr.) | 

Zeitler, R. Entwicklungsgeschichtliche Abstammung und Namens- 
erklärung des Auerhahns. — Der Jagdfr., VII, 1907, S. 225, 226. 

Zeyk, K.v. Umsicht der Schwalben. — Aquila, XIV, 1907, p. 324 
bis 325. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.) 

2. 7. Brütende Waldschnepfen. — Waidmh., XXVH, 1907, Nr. 13, 
S. 253. (Kärnten.) 


Anonym erschienene Notizen. 


Ein schöner Schnepfenverband. — Mitt. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, 
Nr. 2, S. 51. (Böhm) 

Waldviertel-Uhu im Pfahleisen. — Ibid., 1907, Nr. 2, 8.51. (N.-Ö.) 

Extemporierende Zugvögel. — Ibid., 1907, Nr.2,S.52. (Salzb., N.-Ö.) 

Trauerente in Kärnten (in Rattenbach). — Ibid., 1907, Nr. 2, 
S. 52. (Kärnt.) 

Ein seltenes Flugwild (Otis tetrax). — Il. österr. Jagdbl., XXIV, 
1907, Nr. 2, 8. 28. (Österr.-Ung.) 

Seltenes Jagdglück. (Seeadler in Haslau erlegt.) — N. Wr. Tagbl. 
v. 9./II. 1907, Nr. 39, 8. 8. (N.-Ö.) 


Ormithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 483 


[Stare in Oberndorf: 19./II. 2 Stück.] — Salzb. Volksbl. v. 22./. 
1907, Nr. 44, 8. 4. (Salzb.) 

Vom Schnepfenstrich. (In Mannersdorf am 13./III. die erste.) — 

“N. Wr. Tagbl. v. 15./III. 1907, Nr. 73, 8. 9. (N.-Ö.) 

Die erste Schnepfe (in Retz am 5./IlI.). — Jägerz. B. u. M., XVIII, 
1907, Nr. 6, $. 155. (N.-Ö.) 

Zum Zuge des Seidenschwanzes (im Januar). — Ibid., XVII, 1907, 
Nr. 6, S. 156. (Böhm.) 

Die ersten Schnepfen (Kaltenleutgeben). — Weidw. u. Hundesp., 
XI, 1907, Nr. 280, S. 21. (N.-Ö.) 

Die ersten Schnepfen (am „Himmel“). — N. Wr. Abendbl. v. 27./I1I. 
1907, Nr. 84, 8. 3. (N.-Ö.) 

Zum Frühlingszuge der Schnepfe (Mauerbach). — N. Wr. Tagbl. v. 
29./IIH. 1907, Nr. 86, 8. 9. (N.-Ö.) 

Aus dem Stubaital. (Gypaötus 1905 beobachtet.) — „Diana“, XXV, 
1907, Nr. 4, S. 57. (Tirol.) 

Der Schnepfenstrich. — Jägerz. B. u. M., XVII, 1907, Nr. 5, 5. 213. 
(N.-Ö.) 

Auerhahnabnormität (Stoßfeder). — Zwinger u. Feld, XVI, 1907, 
Nr. 18, S. 250. (Bosn.) 

Der Frühjahrszug der Waldschnepfe. — Weidw. u. Hundesp., XII, 
1907, Nr. 283, 8. 13—14. (Österr.-Ung.) 

Hahnbalz. (Verdrängung des Auerhuhns durch das Birkhuhn.) — 
Hugo’s Jagdz., L, 1907, Nr. 10, S. 332—333. (Ob.-Ö.) 

Die Ringeltaube als Stadtbrüterin (Wien). — Mitt. d. n.-ö. Jagdsch.- 
Ver., 1907, Nr. 6, 8. 218. (N.-Ö.) 


Jagdbeuten. (Adler ai ae in Tsehachwitz erlegt.) — Jägerz. 
B. u.M., XVII, 1907, Nr. 12, S. 223. (Böhm.) 
Auerhahnabnormität ans Pribinie). — Weidw. u. Hundesp., XII, 


1907, Nr. 286, S. 17. (Bosn.) 
Ein ale-swohnlich schöner Rackelhahn (im Lavanttale erlegt). 
— Mitt. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 7, S. 265. (Kärnt.) 


Über Vogelschutz (v. Tschusi aus „Faleo“). — Ibid., 1907, Nr. 7 
S. 266— 267. 
Wenig Wachtelkönige (in Niederösterreich). — Ibid., 1907, Nr. 7, 


U. 


5. 269. (N.-Ö.) 


31* 


454 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Seltene Jagdbeute. [Sula bassana (?) in Littnitz erlegt.] — Mitt. d. 
nordböhm. Exe.-Cl. Leipa, 1907, XXX, 8. 246; Bohemia (Prag) 
v. 28./IX. 1206. (Böhm.) 

Eine seltene Jagdbeute (Gyps fulwvus). — Jägerz. B. u. M., XVIII, 
1907, Nr. 18, 8. 350; Zwinger u. Feld, XVI, 1907, Nr. 29, 
S. 457. (Böhm.) 

Ein seltener Vogel. (Mandarinente bei Vilpian am 16./Il. 1907 
erlegt.) — lllustr. österr. Jagdbl., XIV, 1907, Nr. 7, 8. 110. 
(Tirol.) 

Adlerfang. (Horstausnahme bei Landeck.) — Salzb. Volksbl. v. 
17./VI1. 1907, Nr. 160, S. 4. (Tirol.) 

Schonet die Waldschnepfe auf ihrem Frühlingszuge. (Brüten bei 
Klagenfurt.) — Weidw. u. Hundesp., XII, 1907, Nr. 288, S. 14. 
(Kärnt.) 

Schreiadler (in Staatz erlegt). — Ibid., XII, 1907, Nr. 288, S. 14. 
(Böhm.) 

Vogelalbinos (weiße Eichelheher). — Mitteil. d. Sekt. f. Naturk. d. 
Öst. Tour.-Kl., XIX, 1907, Nr. 4, S. 30. (N.-0.%) 

Rebhuhngelege auf einer Strohtriste (in Ringelsdorf). — Mitt. d. 
n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. VIII, $. 299. (N.-Ö.) 

Auerwild im nördlichen Wienerwalde. — Ibid., 1907, Nr. VII, 
S. 301. (N.-Ö.) 

Seltene Jagdbeute. (Steinadler bei Windisehgarsten erlegt.) — N. 
Wr. Tagbl. v. 1./VIII. 1907, Nr. 208, 8. 8; Jägerz. B. u. M., 
XVII, 1907, Nr. 16, $. 444. (Ob.-Ö.) 

Ein kampflustiger Auerhahn (Karlsbad). —- Jägerz. B. u. M., XVII, 
1907, Nr. 15, S. 412; Zwinger u. Feld, XVI, 1907, Nr. 33, 
S. 520. (Böhm.) 

Der Abzug der Turmschwalben. — N. Wr. Tagbl. v. 3./VIIL. 1907, 
Nr. 210, 8.8; Gef. W., XXXVI, 1907, Nr. 32, 8.255. (N.-Ö., 
Mähr.,. Böhm.) 

Zwei Steinadler (bei Nenzing) erlegt. — Zwinger u. Feld, XVI, 
1907, Nr. 31, S. 488. (Vorarlb.) 

Adlerjagd (im Rettenbachtale). — Ibid., XVI, 1907, Nr. 33, S. 519. 
(Ob.-Ö.) 

Von der Mandelkrähe in Niederösterreich. — Mitt. d. n.-ö. Jagdsch.- 
Ver., 1907, Nr. 10, $. 372. (N.-Ö.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 485 


Trappenstrecke bei der Rebhühnerjagd (in Eszterhäza). — Ibid., 
1907 9N221078.3057 Jägerz. B! u. M. XVII, 1907, Nr. 21, 
S. 583. (Ung.) 

Schlangenadler (bei Wels erlegt). — Zwinger u. Feld, XVI, 1907, 
Nr. 43, S. 678. (Ob.-Ö.) 

Einen (Schlangen-) Adler (im Otrotschiner Revier) erlegt. — Jägerz. 
B. u. M., XVII, 1907, Nr. 21, S. 531. (Böhm.) 

Eine Habichts- oder Uraleule (bei Luttenberg) erlegt. — Der Jagdfr., 
VII, 1907, Nr. 49, S. 775— 179. (Steierm.) 

Eine seltene Jagdbeute. (Steinadler in Eggenburg erlegt.) — Jägerz. 
B. u.M., XVIIL, 1907, Nr. 24, S. 664. (N.-Ö.) 

Weidmannsheil auf gefiedertes Raubzeug. (Gyps fulvus bei Pilsen, 
A. fulva a. Pikriol.) — Der Jagdfr., VII, 1907, 5. 474. (Böhm., 
Tirol.) 

Anregungen zur Förderung ornithologischer Bestrebungen durch den 
Forstmann und Jäger. — Ibid., VII, 1907, S. 641—643. 

Die erste Schnepfe. — Ibid., VII, 1907, Nr. 10, 8. 153. (N.-Ö.) 

Ein seltener Vogel. (©. arcticus an dem Culpaflusse erlegt.) — 
Laibacher Zeit. v. 15./l. 1907, Nr. 12. (Krain.) 

Die Zugvogelankunft. — Wr. Abendpost v. 19./IV. 1907, Nr. 90. 
(N.-Ö.) 

Schwalbenzug (in Littai am 4./IV. 1907). — Laibacher Zeit. v. 6./IV. 
1907, Nr. 78. (Krain.) 

Der, Schnee und unsere Stare. — Laibacher Zeit. v. 1./IV. 1907, 
Nr. 99. (Krain.) 


Ungarisch. 


— — Az erdei szalonkäkröl. (Frühjahrsstrich der Waldschnepfen.) 
— Vadäszläp, XXVII, 1907, Nr. 8, p. 112; Nr. 9, 'p. 124; 
Arion 1o6-Nr. II, p 151; Nr 12,9. 168. (Ung.) 

— — Az erdötisztikar az ällat-, illetöleg madärvedelem szolgälatäban. 
(Das kgl. ung. Forstpersonal im Dienste des Tier-, beziehungs- 
weise des Vogelschutzes.) — Erdeszeti Lapok, XLVI, 1907, 
H. 4, p. 250. (Ung.) 

— — Hatalmas köszäli sas. [Ein mächtiger Steinadler bei Valkö 
(Kom. Pest) am 4./I. erlegt.] — Vadäszlap, XXVIIL, 1907, 
Nr. 4, p. 53. (Ung.) 


486 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


— — Fürj- es häzi esirkök egy kotlö alatt. (Zu einer Glucke ge- 
sellten sich im Freien fünf junge Wachteln und kamen auch 
ins Haus, nach 31/, Tagen jedoch verließen sie dieselbe.) — 
Ibid., XXVIIL, 1907, Nr. 18, p. 250. (Ung.) 

— — Gyik egy madär gyomräban. (Im Magen eines Lanius ex- 
cubitor L. eine ausgewachsene grüne Eidechse.) — Ibid., XXVII, 
1907, Nr. 18, p. 250. (Ung.) 

— — Madarak a mozdonyban. (Vögel in der Lokomotive.) — 
Ibid., XXVIIL, 1907, Nr. 7, p. 98. (Ung.) 

— — Ritka madäar. (Ein seltener Vogel, Otis tetrax L., vor Jahren 
bei Kecskemet erlegt.) — Ibid., XXVIII, 1907, Nr. 5, p. 73. 
(Ung.) 

— — Ritka vadäszszerenese. (Seltene Jagdbeute. Cygnus musicus 
bei Poroszlö am 20./XTI. erlegt.) — Ibid., XXVIH, 1907, Nr. 33, 
p. 456. (Ung.) 

— — Vändormadaraink. (Unsere Zugvögel. Aviphänologische Be- 
richte.) — Ibid., XXVIIL, 1907, Nr. 9, p. 125. (Ung.) 

— — Erdei szalonkäk. (Herbststrich der Waldsehnepfen.) — Ibid., 
XXVIH, 1907, Nr. 27, p. 367; Nr. 33, p. 456. (Ung.) 

— — Attelelö szalonkäk. (Überwinternde Sehnepfen. Am 18./I. 
bei Kismarton.) — Ibid., XXVIII, 1907, Nr. 12, p. 170. (Ung.) 


Czechisch. 


Bilä koroptev. (Weißes, braun geschecktes Rebhuhn am 4./XH. 
bei Branovie erlegt.) — Rozmarüv Les. Tydennik, II, 1907, 
p. 317. (Mähr.) 

Prvni lesni sluka r 1907. (Die erste Waldschnepfe im Jahre 1907 
am 28./I. im Ina@over Revier geschossen.) — Lesni Sträz, V, 
1906/7, p. 158. (Mähr.) 

Orel krätkoprsty. (Ovircaötus gallicus in Bystr& bei Jablunkau er- 
legt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 191. (Sehles.) 

Kük (Kn&Zourek). Orel mofsky. (Haliaötus albieilla am 25./X1. 
1907 bei Caslau erbeutet.) — Ibid., XI, 1907/8, p. 15. (Böhm.) 

Orlov& v nasich krajinach. (Die Adler in unseren Gegenden. Stein- 
adler, recte Seeadler, bei Tupadel-Zäk erlegt.) — När. Politika 
v. 10./XH. 1907, Nr. 341. (Böhm.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 457 


Orel morsky. (Seeadler bei Blatnä erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, 
p- 191. (Böhm.) 

Bilä kavka. (Weiße Dohle bei Policka gefangen.) — Svet zvirat, 
XI, 1907, p. 197. (Böhm.) 

Cim se Zivi ostriz2? (Womit nährt sich der Baumfalke?) — Ceskä 
Myslivost, XI, 1907, p. 134. (Böhm.) 

Vlastovky v tane@nim säle. (Die Rauchschwalben im Tanzsaale in 
Zdie.) — Rozmarüv Les. Tydennik, II, 1907, p. 146. (Böhm.) 

Bili vrabei. (Weiße Hausspatzen in Drevenie.) — När. Politika v. 
23./VII. 1907; Rozm. Les. Tyden., II, 1907, p. 146. (Böhm.) 
När. Politika v. 10./V. 1907. (Böhm.) 

Prvni sluku. (Erste Waldschnepfe bei Pilsen am 21./III. erbeutet.) 
— Rozmarüv Les. Tydennik, IH, 1907, p. 414. (Böhm.) 
Sluka je stälym ptäkem tak& ve Smreäinäch. (Die Waldschnepfe 
als ein Brutvogel im Fichtelgebirge.) — Lov. Obzor, X, 1907, 

p- 63. (Böhm.) 

O tahu ptäkü. (Über den Vogelzug. Wie die Vögel ziehen?) — 
Lesni Sträaz, V, 1906/7, p. 105. (Böhm.) 

Vzrüsta-i © zmensuje se v nasich krajinäch pocet vlastovek? 
(Wächst oder vermindert sich die Scehwalbenzahl in unseren 
segenden?) — Svöt zvirat, XI, 1907, p. 183. (Böhm.) 

? Potäplice severni ml. pt. (Ein Urinator arcticus juv. am 8./X1. 
1906 bei Pilsen erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 16. (Böhm.) 


Slowenisch. 


Redek ptie. (Ein seltener Vogel. Polartaucher auf dem Kulpafluße 
erlegt.) — Slovenski Narod., Nr. 12 v. 15./I. 1907. (Krain.) 

Z Unea. (Aus Maunitz. Kuckucksruf am 25./IV. 1907.) — Ibid., 
Nr. 95 v. 26./IV. 1907. (Krain.) 

Prva kukavica. (Erster Kuckucksruf in Unter-Rosenbach am 22./IV. 
1907.) — lbid., Nr. 92 v. 23./IV. 1907. (Krain.) 

Za lovee. (Für Jäger.) (Erste Herbstschnepfe bei Goldenfeld.) — 
Ibid., Nr. 227’ v. 1./X. 1907. (Krain.) 

Zmega kragulja. (Hühnerhabichtfang.) — Ibid., Nr. 185 v. 12./VIM. 
1907. (Krain.) 


-488 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. 


Planincki orli. (Steinadler am Nanos horstend.) — Notranjee, Nr. 30 
v. 27./V11. 1907. (Krain.) 

Iz Blejskega kota. (Aus dem Winkel von Veldes. Ankunft der Zug- 
vögel.) — Slovenski Narod., Nr. 98 v. 30./IV. 1907. (Krain.) 


Nachträge und Ergänzungen zu den früheren 
Berichten. 


1901. 

Bärsony, St. v. Orvmadarak a föväros közepen. (Raubvögel in 
der Mitte der Hauptstadt.) — Zoolögiai Lapok, III, 1901, 
H. VII, p. 103—104. (Ung.) 

Cerva, Fr. A kis viziesirkeröl. (Vom kleinen Sumpfhuhn.) — Ibid., 
11,%2901, HIV; 9353: (Ung.) 

— Egy mäs 1897. evi boszniai gyüjtö-utamböl. (Einiges von 
meiner Sammelexkursion nach Bosnien 1897.) — Ibid., III, 
1901, H. V, p. 66—68. (Okkup.-Geb.) 

Donäszy, F.v. A magyar strucz. [Der ungarische Strauß (Trappe).] 
— Ibid., II, 1901, H. XIV, p. 216—217; H. XV, p. 230—232; 
H.XVI, p.248—250; H.X VII, p.279— 281; H.XIX, p.302— 305; 
H.XX, p. 319—321, H. XXI, p.332—335; H.XXII, p. 349— 351; 
H. XXIII—XXIV, p. 571—375. (Ung.) 

Dorning, H. A gölya. (Der Storch.) — Ibid., III, 1901, H. VII, 
p. 105—106; H. VIH, p. 119—120. (Ung.) 

— A heja &s karvaly. (Der Habicht und der Sperber.) — Ibid., 
III, 1901, H. IX, p. 137—138; H.X, p. 151—152. (Ung.) 

— A varjü mint idöjös. (Die Krähe als Wetterprophet.) — Ibid., 
III, 1901, H. VI, p. 89—90. (Ung.) 

— A madarak repülese. (Der Flug der Vögel.) — Ibid., III, 
1901, H. XVI, p. 246—248; H. XVII, p. 265—266; H. XVII, 
p. 273—279; H. XIX, p. 296— 297. 

— Alakoskodäs a madärvilägban. (Mimikry in der Vogelwelt.) — 
Ibid., III, 1901, H. III, p. 33— 53. 

— Nehäny madärnevröl. (Von einigen Vogelnamen.) — Ibid., II, 
1901, H. XV, p. 232—233. (Ung.) 

Sch. S. A fenyvesszajkö. (Der Tannenheher.) — Ibid., III, 1901, 
H. III, p. 35—37. (Ung.) 


Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 489 


1902. 
Dorning, H. Nehäny sz6ö a madärvedelem kerdesehez. (Einige 
Worte zur Frage des Vogelschutzes.) — Zoolögiai Lapok, IV, 


1902, H.X, p. 150—151; H.XI, p. 168°—169; H. XII, p. 183. 
(Un2.) 

— Utöhang a madarak repüleschez. (Nachwort zum „Flug der 
Vögel“.) — Ibid., IV, 1902, H. III, p. 13—19; H. IV, p. 49—50. 

Hetvenyi, G. A madarak repülese. (Der Flug der Vögel.) — 
Ibid., IV, 1902. 

Szikla, G. Vedelmet a madaraknak! (Schutz den Vögeln!) — 
Ibid., IV, 1902, H. V, p. 67—68; H. VI, p. 85—86; H. VL, 
p. 104; H. VIIL, p. 117—118. (Ung.) 


1903. 


Dorning, H. Nehany ornitholögiai megjegyzes. (Einige ornitho- 
logische Bemerkungen.) — Zoolögiai Lapok, V, 1905, H. VII, 
p- 84; H. VIII, p. 97. (Ung.) 

— Ornitholögiai aprösagok: (Omithologische Kleinigkeiten.) — 
Ibid., V, 1903, H. V, p. 14; H. XII, p. 174. (Ung.) 

— Vonuläsi adatok. (Zugsdaten aus Budapest, 1901—1903.) — 
Ibid., V, 1903, H. XI, p. 161—162. (Ung.) 

Sz. B. A madarak vonuläsäröl. (Vom Vogelzuge. Rückzug bei Wetter- 
sturz.) — Ibid., V, 1903, H. VI, p. 81—82. (Ung.) 

— Vonuläsi adatok. (Zugdaten von Tavarna.) — Ibid., V, 19035, 
H. V, p. 162. (Ung.) 

Terky, St. Vonuläsi adatok. (Zugdaten von Zägon.) — Ibid., V, 
1903, H. V, p. 162; H. XXII—XXIV, p. 334. (Ung.) 

Zelizko, J. V. Hlodavei a ptäci za doby diluviälni v Cechach a 
na Morav&. (Nager und Vögel zur Diluvialzeit in Böhmen und 
Mähren.) — Prag, När. Listy (Nauöny obzor), 1902 und 1903. 
(Böhm. u. Mähr.) 

1904. 

Dorning, H. Madärvonuläsi adatok. (Vogelzugdaten. Schwalben — 
Budapest.) — Zoolögiai Lapok, VI, 1904, H. XXI, p. 281. (Ung.) 

Janisch, A. Erdekes szalonka. (Interessante Schnepfe. Verun- 
glückung.) — Ibid., VI, 1904, H. VI, p. 74. (Ung.) 


490  V.Ritt.v. Tschusi zu Schmidhoffen. Orn. Literatur Öst.-Ung. eiee 


Ornithophilos (Dorning, H.). N&häny adat az 1903. &evi öszi madär- 
vonuläshoz. (Einige Daten vom Herbstzuge 1903 in Budapest.) 
— Ibid., VI, 1904, H. H, p. 13. (Ung.) 

Madärvonuläsi adatok. (Einige Zugdaten aus Budapest.) — 

Ibid., VI, 1904, H. IX, p. 119—120. (Ung.) 

S. J. Nehäny szö a esonttollü madärröl. (Einige Worte über den 
Seidenschwanz; sein Verweilen.) — Ibid., VI, 1904, H.I, p. 2. 
(Siebenb.) 

Sz. B. Korai erkezes, vagy attelelöes? (Frühe Ankunft oder Über- 
winterung? M. milvus, E. rubecula.) — Ibid., VI, 1904, H.V, 
p. 55—56. (Ung.) 

— Erkezö madarak. (Ankommende Vögel. Seidenschwänze noch 
am 6./V. in Tavarna.) — Ibid., VI, 1904, H. VII, p. 88. (Ung.) 

— Öszivonuläsi adatok. (Herbstzugdaten aus Tavarna.) — Ibid., 
VI, 1904, H. XXIII—XXIV, p. 306—307. (Ung.) 

Ornithologische Raritäten. (Weißer Rabe, zwei weiße Schwalben, 
Kuckucksei im Sperlingsneste, Brandente, Flußadler.) — Illustr. 
Österr. Jagdbl., XXI, 1904, Nr. 9, S. 141. (Böhm., Mähr.) 


19095. 


Dorning, H. A füstifeeske megjelenese Budapesten. (Die Ankunft 
der Rauchschwalbe in Budapest.) — Zoolögiai Lapok, VII, 1905, 
H. VIII, p. 86. (Ung.) 

— Kesei feeskek. (Verspätete Schwalben in Budapest.) — Ibid., 
VIEL 1905, H. XX, p. 235; H. AXXIV,; p.20.A(Ung) 

Rolof, J. Hattyuvadäszat. (Schwanenjagd in Erd, am 19./II. sieben 
©. eygnus.) — Ibid., VII, 1905, H. IV, p. 44—45. (Ung.) 


1906. 


Dombrowski, E. v. Die Jagd auf Waldschnepfen. — Wien, 1906. 
8°. 64 S. mit 2 Abb. 

— Das Auerwild, seine Jagd und Hege. — Wien, 1906. 8°. 79 8. 

— Das Rebhuhn, seine Jagd und Pflege. — Wien, 1906. 8°. 738. 

Ein Riesenuhu (bei Luegg am 20./XI. 1906) erlegt. — Laibacher 
Zeit. v. 26./XI. 1906, Nr. 271. (Krain.) 


Die systematische Einteilung des 'Tierreiches. 491 
> 


Die systematische Einteilung des Tierreiches. 
Von 
Prof. Kari Grobben. 
Mit einer Textfigur. 


(Eingelaufen am 13. November 1908.) 


Die Aufstellung eines sogenannten natürlichen Systems des 
Tierreiches ist ein Hauptziel zoologisch-morphologischer Forschung. 
Im System sollen die Verwandtschaftsbeziehungen der Tiere in kurzer 
und einfacher Form zum Ausdruck gelangen. 

Um die verwandtschaftlichen Beziehungen der Tiere zu er- 
kennen, ist nicht bloß Kenntnis der Form und des Baues, sondern 
auch die Kenntnis der Entwieklungsgeschichte von Wichtigkeit. 

Durch die stets eingehendere Kenntnis des Baues und der 
Entwiecklungsgeschichte der Tiere und infolge der hieraus sieh er- 
gebenden genaueren Erkenntnis der verschiedenen Abstufungen der 
Verwandtschaft hat das zoologische System im Detail eine reichere 
Gliederung erfahren, es hat sich sehr verfeinert, aber auch kompli- 
ziert. Andererseits hat aber die Feststellung baulicher, vielfach 
insbesondere entwicklungsgeschichtlicher Übereinstimmung die Zu- 
sammenfassung in große Gruppen ermöglicht. Die Embryologie ist 
deshalb in vielen Fällen so wichtig und ausschlaggebend geworden, 
weil der ausgebildete Organismus die in der Entwicklung sich zeigen- 
den Unterschiede, beziehungsweise Übereinstimmungen oft nicht 
oder nieht genügend erkennen läßt. Stets hat man z. B. früher das 
Oseulum der Spongien mit dem Munde der Hydroidpolypen, der 
aus dem Gastrulamund hervorgeht, verglichen, bis die Entwieklungs- 
geschichte lehrte, daß ein solcher Vergleich unzutreffend sei, da 
sich die Spongien mit dem Gastrulamunde festsetzen, der sich all- 
mählich schließt, während das Oseulum am entgegengesetzten (api- 
kalen) Körperpole sekundär durehbricht. Die richtige Einordnung 
der Tunieata wäre ohne Kenntnis der Entwicklung keineswegs mit 
gleicher Sicherheit zu erkennen; und der früher gesuchte Vergleich 
von Gliederwürmern und Wirbeltieren, beziehungsweise die Ab- 


492 Karl Grobben. 


leitung letzterer von ersteren, hat seine letzte Stütze durch die 
Kenntnis entwicklungsgeschichtlicher Tatsachen verloren, unter 
denen die Herleitung des definitiven Mundes vom Gastrulamund 
und sekundäre Bildung des Afters bei ersteren, die sekundäre Ent- 
stehung des definitiven Mundes und die Ableitung des Afters vom 
Gastrulamund bei letzteren zeigen, daß eine tiefe Kluft zwischen 
diesen beiden Gruppen besteht. 

Die erwähnte morphologische Verschiedenwertigkeit von Mund 
und After bei Anneliden und Vertebraten ist aus der Kenntnis vom 
ausgebildeten Tier nicht zu beurteilen. Es lehren dieser und gleiche 
Fälle die bereits hervorgehobene Wichtigkeit der Kenntnis der Ent- 
wicklungsgeschichte, da zuweilen nur nach entwicklungsgeschicht- 
licher Übereinstimmung die Bildung großer systematischer Gruppen 
ermöglicht ist, wie aus den späteren Auseinandersetzungen noch 
weiter hervorgehen wird. 

is folgt daraus, daß Gruppenbildung nach entwicklungs- 
geschichtlichen Tatsachen, auch wenn letztere im fertigen Zustand 
des Tieres nicht erkennbar sind, nieht unterbleiben kann. 

Wenn ich nunmehr zur Besprechung des Systemes hier An- 
lab nehme, so geschieht es in der Absicht, um einige von mir in der 
im Drucke befindlichen zweiten Auflage der Neubearbeitung des 
von Claus begründeten Lehrbuches der Zoologie vorgenommene 
Änderungen im System des Tierreiches und Änderungen einiger 
Gruppennamen zu erörtern. Dabei soll nicht auf die verschiedenen 
bestehenden Klassifikationsversuche eingegangen werden. Ich will 
mich vornehmlich auf die Darlegung meiner persönlichen Ansichten 
beschränken. 

Die zuerst von Ernst Haeckel getroffene Einteilung des Tier- 
reiches in die beiden Unterreiche der Protozoa (Einzellige) und 
Metazoa (Vielzellige) hat wohl allgemeine Annahme gefunden. Was 
die weitere Untergruppierung betrifft, so werden bei den Protozoen 
zutreffenderweise zwei große Divisionen unterschieden, von denen 
die eine die Klassen der Flagellata, Rhizopoda und Sporozoa, die 
zweite die Ciliata (Infusoria) umfaßt. Die die erstgenannten drei 
Klassen enthaltende Division wurde von Hatschek als Oytomorpha, 
die zweite als Uytoidea bezeichnet, später sind diese Untergruppen 
von Doflein als Plasmodroma und Oiliophora unterschieden wor- 


Die systematische Einteilung des Tierreiches. 495 


den. Die Hatscheksche Benennung ist die ältere; und wenn auch 
Hatschek seinerzeit keine Definitionen der Gruppen gegeben hat, 
so geht aus dem Umfange und der Namengebung hervor, auf 
welehe Momente dabei Wert gelegt ist. Sie charakterisiert zutreffend 
den wichtigsten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Letzterer 
besteht darin, daß die Cytomorpha den gewöhnlichen Bau der Zelle 
zeigen, die Cytoidea dem gewöhnlichen Zellbau nur nahestehen, 
in diesem Falle etwas über den Bau der Zelle hinausgehen, in 
dem Vorhandensein von zwei physiologisch verschiedenwertigen 
Kernen (vegetativen Kern oder Makronucleus und Geschlechtskern 
oder Mieronucleus). Zwar haben die neueren Protozoenforschungen 
gezeigt, daß auch bei Cytomorpha Teile des Kernapparates sich 
verschieden verhalten und auch hier in vielen Fällen wenigstens 
zeitweilig ein vegetativer und ein generativer Kern sich unter- 
scheiden lassen; doch bilden bei den Cytoidea zwei physiologisch 
verschiedenartige Kerne eine ständige Einrichtung. Einige Aus- 
nahmen unter den CUytoidea, so Opalina, Ichthyophthirius, bei denen 
im erwachsenen Zustande ein Mieronucleus oder generativer Kern 
nicht vorhanden ist, aber zur Zeit der Fortpflanzung in Erscheinung 
tritt, können die Regel nicht aufheben. Diese Fälle zeigen nur 
ebenso wie die zahlreichen Fälle von dem Auftreten eines gesonderten - 
vegetativen Kernes bei Cytomorphen, wie sich die Kernverhältnisse 
der Cytoidea aus jenen der Cytomorpha hervorgebildet haben. 

Die Oytoidea erweisen sich außer durch die Kernverhältnisse 
auch in der Ausbildung des Lokomotionsapparates, der aus Wimpern 
(bei der Suetoria bloß im Jugendzustande) besteht, als die höhere 
Formstufe innerhalb der Protozoa. 

Unter den Cytomorphen sind die Flagellata als die phylo- 
genetisch älteste Protozoengruppe aufzufassen. Es ergibt sich dies 
aus der Tatsache, daß flagellatenähnliche Entwicklungszustände bei 
allen übrigen Cytomorphen beobachtet werden. Die Flagellata er- 
scheinen somit überhaupt als die ursprünglichsten Protozoen; dies 
folgt aus den Beziehungen, welche die Flagellaten zu Pflanzen und 
Tieren aufweisen, indem sich in der Ernährung viele wie Tiere, 
andere wie Pflanzen, manche saprophytisch oder parasitisch ver- 
halten. Als Organismengruppe vielfacher Beziehungen erweist sich 
die Flagellatengruppe auch dadurch, daß sich von koloniebildenden 


494 Karl Grobben. 


Formen, wie den Volvocinen, die einfachste Metazoenform, die 
Blastula," ableiten läßt. 

Was die Metazoa betrifft, so hat ikre von Ray Lankester 
vorgenommene Untergruppierung in Coelenterata und Coelomata 
gleichfalls allgemeine Anerkennung gefunden. 

Als Grundform aller Metazoa ist die Gastrula anzusehen, die 
in der Ontögenie aller Metazoen nachweisbar ist. 

Innerhalb der Coelenteraten werden drei Untergruppen unter- 
schieden, deren Bewertung als verschiedene Tierkreise (Typen) 
rücksichtlich der Spongiaria zuerst F. E. Schulze und Karl Heider 
erörtert haben. Diese drei Typen oder Phylen sind die Spongiaria 
(Porifera), die Unidaria und die Ütenophora. Erstere sind mit dem 
Prostomapole festsitzende Formen, deren geschlossenes Prostoma 
durch zahlreiche sekundäre Mundöffnungen (Pori) an den Seiten- 
wänden des Körpers ersetzt wird, während sich am freien apikalen 
Pole eine Analöffnung (Oseulum) ausbildet. Die Unidaria dagegen 
sitzen mit dem Apikalpole fest, während das Prostoma sich am 
freien Ende befindet und im definitiven Munde erhält (Hydrozoa, 
Scyphozoa) oder bei Ausbildung eines durch Einsenkung vom Ekto- 
derm aus entstandenen Schlundrohres (Stomodaeums) in die Tiefe 
verlagert als Schlundpforte (Stomodaeumpforte) fungiert (Anthozoa). 
Die Otenophora sind freischwimmende Formen mit Schlundrohr 
(Stomodaeum) und gleichfalls in der Schlundpforte erhaltenem Pro- 
stoma. Im Zusammenhange mit der freischwimmenden Lebensweise 
der Ctenophoren steht die hohe Entwicklung ihres Lokomotions- 
apparates, der aus acht Reihen von Wimperplatten besteht; auch 
die hohe Ausbildung und Differenzierung des Mesenchyms hängt 
mit der freischwimmenden Lebensweise zusammen. 

Verschiedene Klassen lassen sich bloß innerhalb der Unidaria 
unterscheiden; es sind dies die Hydrozoa, Scyphozoa, Anthozoa und 
Planuloidea. Bezüglich dieser Untergruppen ist zu bemerken, daß 
die Richtigkeit der Trennung der Scyphozoa von den Anthozoa 
und ihrer systematischen Gleichstellung mit den Hydrozoa, eine 
Ansicht, wie sie auch Korschelt und K. Heider, R. Hertwig 
und Ray Lankester vertreten, durch die Erörterungen von HadZi 
neuerdings dargetan wird. Die Einordnung der Planuloidea (Di- 
cyemida, Orthonectida) bei den Cnidariern ist nicht sicher, obgleich 


. . 4. . . . Fr 
Die systematische Einteilung des Tierreiches. 495 


der Bau der Planuloidea die Einordnung in diese Coelenteraten- 
klasse gestattet, worauf Hatschek durch den Vergleich mit gewissen 
Planulaformen von Hydroiden hinwies. Desgleichen ordnet Lang 
diese Tiere unter die Coelenteraten, jedoch in eine besondere 
Gruppe Gastraeadae ein. 

Auch innerhalb der Coelomata lassen sich Tierkreise unter- 
scheiden, die rücksichtlich ihrer Wertigkeit jenen der Coelenteraten 
entsprechen. Ein solcher Tierkreis sind die Zygoneura, in welchen 
von Hatschek, den bereits von Gegenbaur angedeuteten näheren 
verwandtschaftlichen Beziehungen der in diesem Tierkreise ver- 
einigten Formen Ausdruck gebend, die ungegliederten Würmer 
(Seolecida), die wiederhergestellte Gruppe der Artieulata Cuviers 
(Annelida, Arthropoda), ferner Mollusca und Tentaculata (Mollus- 
coidea) zusammengefaßt werden. Für die Zygoneura werden als ge- 
meinsame entwicklungsgeschichtliche Charaktere die ventrale Ver- 
schiebung des Prostoma und die Zurückführung der definitiven 
Mundöffnung auf das Prostoma, das in die Tiefe verlagert die so- 
genannte Schlundpforte (Stomodaealpforte) bildet, hervorzuheben 
sein (Textfigur a). Wo ein After vorhanden ist, und dies ist bei 
allen Formen mit Ausnahme der Platyhelminthes der Fall, entsteht 
derselbe sekundär am Hinterende des Körpers. Ich habe in der 
ersten Auflage der Neubearbeitung des von Claus begründeten 
Lehrbuches der Zoologie die zu den Zygoneura gehörigen Gruppen 
als Unterkreise aufgefaßt; in der zweiten Auflage werden sie von 
mir bloß als Kladus unterschieden, mit Rücksicht auf ihre relativ 
nahen verwandtschaftlichen Beziehungen. Die von mir unter- 
schiedenen Kladus sind die Scolecida, Annelida, Arthropoda, Mol- 
lusca und Molluscoidea. Es ist somit hier, und zwar mit kücksicht 
„auf die weitgehenden Übereinstimmungen in baulichen Eigentüm- 
lichkeiten an der Einheit des Arthropodenkladus im Sinne einer 
monophyletischen Abstammung vorläufig festgehalten, gegenüber 
der von Kingsley, Oudemans, Fernald, Haeckel u. a. ver- 
tretenen, durch einige sehr beachtenswerte Gesichtspunkte gestützten 
Auffassung eines heterophyletischen Ursprunges der Arthropoden. 

Alle übrigen Coelomata besitzen gleichfalls gemeinsame ent- 
wieklungsgeschichtliche Merkmale. Diese Merkmale sind von gleicher 
Dignität wie die für die Bildung der Zygoneurengruppe verwer- 


496 Karl Grobben. 


teten. Sie machen es folgerichtig notwendig, die übrigen Coelo- 
maten in einen Tierkreis zusammen zu fassen. Diesen Tierkreis 
bezeichne ich als Deuterostomia (Grobben). Ihm gehören als Unter- 
kreise an: die Ambulacralia im Sinne Metschnikoffs, ferner die 


0 
0_\ 7 r 
Ä 
D 
-D 
AD — 
F 
—AfiD) 


Schema: a eines Anneliden (Archianneliden), b eines Enteropneusten 
(Balanoglossus), e eines Chaetognathen (Sagitta). 


0 definitiver Mund, Af After, U Urmund (bei « = Stomodaeumpforte, bei d und e = After), 
D Darm, F Flosse, K Kiemenspalten. 


Chordonia; endlich ein dritter von mir in der zweiten Auflage der 
Neubearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches aufge- 
stellter Unterkreis, welcher allein die Chaetognatha umfaßt und den 
ich als Homalopterygia (Grobben) bezeichne. 


Die systematische Einteilung des Tierreiches. 497 


Der Unterschied zwischen Zygoneura und Deuterostomia ist 
ein ähnlich tiefgreifender wie jener zwischen den drei bei den Üoe- 
lenterata unterschiedenen Tierkreisen. Er besteht darin, daß bei den 
Deuterostomia der Gastrulamund zum After wird, die defi- 
nitive Mundöffnung an der Ventralseite des Körpers nahe 
dem Vorderende sekundär gebildet wird (Textfigur b, ce), 
gerade entgegengesetzte Verhältnisse wie bei den Zygoneura, die 
nach dem gleichen Gesichtspunkte und auch entsprechender als 
Protostomia (Grobben) zu bezeichnen sind. Es mag noch hier 
darauf hingewiesen werden, daß der Schlund der Deuterostomia 
kein stomodaealer ist, sondern aus einem Abschnitte des Ento- 
derms hervorgeht, die ektodermale Einsenkung bei Bildung des 
definitiven Mundes nur klein ist und die Munddarmauskleidung 
liefert. Desgleichen wird auch kein (ektodermales) Proetodaeum 
hier gebildet. 

Eine Einteilung der Coelomata in zwei große Gruppen, die 
auch rücksichtlich der in Betracht gezogenen Gesichtspunkte im 
wesentlichen meiner Einteilung in Protostomia und Deuterostomia 
entspricht, finde ich bei A. Goette (Lehrbuch der Zoologie, 1902, 
S. 123), worauf ich erst nachträglich aufmerksam wurde. Goette 
unterscheidet unter den Bilateralia (die dem Umfange nach der 
Division der Coelomata gleichkommen) Bilateralia hypogastrica 
und Bilateralia pleurogastrica. Die letzteren werden von einer 
Gastrula abgeleitet, die sich in der Richtung ihrer Hauptachse 
streckt, „so daß das zusammengezogene Prostoma das Hinterende, 
ihr Scheitel das Vorderende des künftigen Tieres bezeichnet. Das 
endständige Prostoma verwandelt sich dann meist in den After, 
während der Mund am gegenüberliegenden Vorderende als Neu- 
bildung ins Innere durchbricht. Rücken, Bauch, rechte und linke 
Körperseite entstehen also in diesem Falle gleicherweise zwischen 
dem Protostoma und dem Scheitel der Gastrula.“ Die Bilateralia 
hypogastrica werden hingegen von einer Gastrula abgeleitet, die 
sich in querer Richtung verlängert, „so daß das entsprechend ver- 
längerte, ovale oder spaltförmige Prostoma nicht das Hinterende, 
sondern eine Längsseite, und zwar die Bauchseite bezeichnet, wo- 
bei sein Vorderende mit der Mundbildung zusammenfällt, das übrige 


Stück sich in der ventralen Mittellinie schließt“. 
2.B. Ges. 58. Bd. 


os 
[S) 


498 Karl Grobben. 


In der ersten Auflage der durch mich erfolgten Neubearbeitung 
des von Ulaus begründeten Lehrbuches habe ich die jetzt als 
Unterkreise der Deuterostomia unterschiedenen Ambulacralia und 
Ohordonia gleich Hatschek als den Zygoneura gleichwertige 
Gruppen im System aufgenommen. Durch die Aufstellung eines 
großen Tierkreises der Deuterostomia erlangen die Gruppen der 
Ambnulaeralia und Chordonia die Bedeutung einer niedereren Kate- 
gorie im Systeme. Es besteht zwischen Ambulacralia und Chor- 
donia eine etwas nähere verwandtschaftliche Beziehung (die aber 
dureh die Enteropneusta nur scheinbar vermittelt wird) als zwischen 
einer dieser Gruppen und den Zygoneura. Bezüglich der Homalo- 
pterygia als dritten Unterkreises der Deuterostomia folgt die Be- 
sründung später. 

Innerhalb des Unterkreises der Ambulacralia, deren Zusammen- 
gehörigkeit durch das Hydrocoelsystem und eine übereinstimmende 
Larvenform begründet ist, sind zwei Unterabteilungen zu unter- 
scheiden, die Echinodermata und die Enteropneusta, bei den Chor- 
donia jene der Tunicata, Acrania und Vertebrata. Diese Unter- 
gruppen werden von mir im System als Kladus unterschieden; sie 
stehen zueinander in einem ähnlichen Verwandtschaftsverhältnisse 
wie die innerhalb des Tierkreises der Zygoneura unterschiedenen 
Untergruppen, die auch mit Rücksicht darauf im System als Kladus 
aufgenommen wurden. 

Was nun die Homalopterygia und den einzigen hierherge- 
hörigen Kladus der COhaetognatha anbelangt, so nehmen sie eine 
isolierte Stellung ein. Mit Bezug auf die sekundäre Bildung des 
definitiven Mundes nahe dem Vorderende des Körpers sind die 
Chaetognatha zu den Deuterostomia zu stellen (Textfigur ec). Was 
den Gastrulamund betrifft, so wird derselbe hier während der Onto- 
genie geschlossen; es ist aber wahrscheinlich, daß die Afteröffnung 
auf den Gastrulamund zurückzuführen ist; doch steht eine dies- 
bezügliche Beobachtung noch aus. Die Ohaetognatha können inner- 
halb der Deuterostomia zu den Chordonia oder den Ambulaeralia 
nicht eingeteilt werden, da ihnen die weiteren für diese Gruppe 
charakteristischen Organisationseigentümlichkeiten fehlen. Es bleibt 
sohin nichts anderes übrig, als einen eigenen Unterkreis für die 
Ohaetognatha zu bilden. Ich habe für diesen Unterkreis die Bezeich- 


Die systematische Einteilung des Tierreiches. 499 


nung Homalopterygia gewählt, mit Rücksicht auf die horizontale 
Flosse, die den hinteren Körperabschnitt der Chaetognatha um- 
säumt, und die Bezeichnung Chaetognatha für die Benennung des 
Kladus vorbehalten. 

Die Chaetognatha werden gegenwärtig im System an ver- 
schiedenen Stellen untergebracht; so in der Nähe der Nematoden, 
von manchen mit Rücksicht auf den Querschnitt des Körpers, der 
an jenen der Anneliden erinnert, zu den Anneliden gestellt; auch 
bei den Tentaculaten (Molluscoideen) finden wir sie eingeordnet, 
sogar ihre Unterbringung bei den Mollusken wurde erörtert; von 
Goette werden sie mit den Zinteropmeusta in eine Gruppe Vermi- 
formia vereinigt. Ich selbst habe in der ersten Auflage der Neu- 
bearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches die Chaeto- 
gnatha in der systematischen Übersicht des Tierreiches (S. 20) bei 
den Anneliden eingeordnet, im speziellen Teile aber hinter den 
Ambulacralia eingefügt und dazu bemerkt, daß für die Uhaetognatha 
die Schaffung eines eigenen Tierkreises geboten wäre, eine Auf- 
fassung, welcher ich durch die Aufstellung des Unterkreises der 
Homalopterygia unter den Deuterostomia nunmehr Ausdruck ge- 
geben habe. 

Wenn wir dazu übergehen, die in den einzelnen Kladus der 
Coelomata zu unterscheidenden Klassen zu betrachten, so sind in 
dem ersten Kladus, dem der Scolecida, vier Klassen zu unterscheiden: 
die Platyhelminthes, Aschelminthes, Entoprocta und Nemertini. 

Die Platyhelminthes bilden eine natürliche wohlbegrenzte 
Gruppe. Sie alle sind charakterisiert durch den dorsoventral ab- 
geplatteten Körper, die reiche Entwicklung von Mesenchym, welches 
die primäre Leibeshöhle bis auf wenige Lücken erfüllt; auch sind 
sie hermaphroditisch, ihr Darm afterlos. 

Bezüglich der Aschelminthes muß ich zunächst bemerken, daß 
diese Bezeichnung an Stelle der früher von mir für diese Scoleeiden- 
klasse gebrauchten Bezeichnung Coelhelminthes von mir neu auf- 
gestellt ist. Der Begriff Coelhelminthes, wie ich ihn in der ersten 
Auflage der Neubearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches 
gebrauchte, ist verschieden von jenem, den die Brüder Oskar und 
Richard Hertwig schufen. Hertwigs haben in dieser Gruppe 
Nematoden, Chaetognathen, Brachiopoden, Anneliden, Enteropneusten 


32* 


500 Karl Grobben. 


und Tunicaten vereinigt, Formen mit geräumiger Leibeshöhle, be- 
ziehungsweise mit Coelomsäcken, die vom Urdarm aus durch Aus- 
stülpung entstanden sind; die Einordnung der Nematoden geschah 
mit Vorbehalt. Gegenwärtig rechnet R. Hertwig zu den Coel- 
helminthes die O’haetognatha, Nemathelminthes, Annelida und Entero- 
pneusta. Bezüglich der Nematodes bemerkt R. Hertwig, daß ihre 
Leibeshöhle wahrscheinlich eine ganz andere Bedeutung als die der 
Annelida besitze, „da kein Darmfaserblatt vorhanden ist, so daß 
das Coelom zwischen Mesoderm und Entoderm liegt (Pseudoeöl)“. 
Nach der von mir für die als Coelhelminthes bezeichneten Wurm- 
gruppe gegebenen Charakterisierung umfaßt dieselbe jedoch „Seole- 
eiden von in der Regel mehr drehrundem Körper, mit Enddarm 
und Afteröffnung, mit geräumiger primärer Leibeshöhle und relativ 
wenig entwickeltem Mesenchym, meist getrennten Geschlechts“. 
Es erscheinen von mir in derselben als Ordnungen aufgenommen 
die Rotatoria, Gastrotricha, Kinorhyncha, Nematodes, Nematomorpha 
und Acanthocephali. Die Gruppenbezeichnung Coelhelminthes er- 
scheint bei R. Hertwig und bei mir sonach in verschiedenem Sinne 
gebraucht. Durch die gleiche Gruppenbezeichnung ist offenbar auch 
R. Goldschmidt (Zool. Anzeiger, Bd. XXIX, S. 756) verleitet 
worden, mich als Vertreter der Ansicht zu zitieren, die Nematoden 
hätten eine Leibeshöhle im Sinne eines Coeloms, obgleich ihm die 
Durchsicht der von mir für die Coelhelminthes gegebenen Charakte- 
ristik volle Klarheit darüber gegeben hätte, daß. diese Ansicht von 
mir nicht vertreten wird. Eine zweite Stelle der von mir besorgten 
Neubearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches (S. 108) 
zeigt ferner, daß ich die Leibesmuskulatur der Nematoden nicht 
als Epithelmuskulatur, sondern als mesenchymatische Muskulatur 
auffasse, die durch die einseitige Entwicklung der kontraktilen 
Substanz in den Muskelzellen und die Art der Anordnung den An- 
schein von Epithelmuskulatur gewinnt. 

Allerdings erweist sich durch die Untersuchungen von Apäthy, 
K. €. Schneider und R. Goldschmidt der Raum zwischen der 
Leibesmuskulatur und den übrigen Organen bei einzelnen Nematoden 
von Bindegewebslamellen — nach Goldschmidt nur von einigen 
wenigen Zellen geliefert — durchsetzt, in denen sich Hohlräume 
finden, so daß also bei den Nematodes die primäre Leibeshöhle 


Die systematische Einteilung des Tierreiches. 501 


sekundär stark verdrängt erschemt. Es wird aber dadurch in der 
Charakterisierung der von mir bisher als Coelhelminthes bezeichneten 
Seoleeidenklasse eine nur geringe Änderung notwendig werden. 

Um eine Verwechslung mit den Coelhelminthes im Sinne Hert- 
wigs zu vermeiden, habe ich für die Rotatoria, Gastrotricha, Kino- 
rhyncha, Nematoda, Nematomorpha und Acanthocephali umfassende, 
bisher von mir Ooelhelminthes genannten Scoleeidenklasse die Be- 
zeichnung Aschelminthes (Schlauchwürmer) (Grobben) gebildet. 

Als dritte Klasse sind von mir nunmehr bei den Scoleciden 
im Anschlusse an Hatschek die Entoprocta, die fast allgemein zu 
den Bryozoen gerechnet werden, aufgenommen. Die Stellung der 
Entoprocta bei den Bryozoen wurde von Hatschek, Korschelt 
und K. Heider in Zweifel gezogen. Von mir wurde in der ersten 
Bearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches die Einord- 
nung der Entoprocta bei den Bryozoen nur als vorläufige bezeichnet. 
Trotz vielfacher Ähnlichkeiten in der Organisation und besonders 
in den Larvenorganen besteht zwischen Eintoprocta und Eetoprocta, 
welch letztere nun ausschließlich die Dryozoa repräsentieren, keine 
nähere verwandtschaftliche Beziehung. Die Embryonalentwicklung 
lehrt, daß die zwischen Mund und After innerhalb des Tentakel- 
kranzes gelegene Körperregion, in welche das Ganglion fällt. bei 
den Entoprocta der Ventralseite, das Ganglion somit einem Bauch- 
ganglion entspricht, ihr Tentakelkranz ein praeoraler ist, bei den 
Eetoprocta (Bryozoa) aber, deren Tentakelkranz ein postoraler ist und 
bloß den Mund umsäumt, die zwischen Mund und After gelegene 
Region der verkürzten Dorsalseite, ihr Ganglion dem Supraoeso- 
phagealganglion entsprieht. Die Übereinstimmungen in der Aus- 
bildung der Larvenorgane bei Eintoprocta und Ectoprocta (Bryozoa) 
erweisen sich als Analogien. So ist vor allem das mit dem sogenannten 
birnförmigen Organe der Eectoprocta- (Bryozoa-) Larve verglichene 
sogenannte Dorsalorgan der Entoprocta-Larve nicht homolog; das 
erstere liegt hinter, letzteres vor dem großen Wimperkranze. 

Von Hatschek wurden die Entoprocta mit Bezug auf ihre 
Übereinstimmung im Baue der Exkretionsorgane, des Genitalappa- 
rates und der mesenchymatischen Muskulatur, welche die primäre 
Leibeshöhle durchsetzt, bei den Scolecida eingereiht, was auch mir 
als” das zutreffendste erscheint. 


- 


502 Karl Grobben. 


Als vierte Klasse der Scolecida erscheinen in dem von mir 
vertretenen Systeme die Nemertini, die mit Rücksicht auf die paren- 
chymatöse Beschaffenheit und allgemeine Bewimperung des Körpers 
meist bei den Platyhelminthes im Anschluß an die Turbellaria auf- 
geführt erscheinen, von einigen Forschern — unter den ersten sind 
hier Mac Intosh und Semper zu nennen — jedoch in die Nähe 
der Anneliden gestellt werden, wobei die Ausbildung eines Blut- 
gefäßsystems und die Wiederholung der Genitalsäckchen im Körper 
als Stütze herangezogen wurden. Es handelt sich indessen in den 
zwei genannten Eigentümlichkeiten, welche die Annelidennatur der 
Nemertinen beweisen sollen, meiner Auffassung nach wahrschein- 
lich um bloße Analogien. Obwohl im Typus zwischen dem Blut- 
gefäßsystem der Anneliden und jenem der Nemertini insofern eine 
Übereinstimmung besteht, da es sich hier und dort um ein voll- 
ständig geschlossenes System von Blutbahnen handelt, besteht eine 
solche nieht rücksichtlich der Art der Ausbildung. Bei den Nemer- 
tini besteht das Blutgefäßsystem aus zwei seitlichen Längsgefäßen, 
die sich vorne und hinten vereinigen, wie bei Proto- und Meso- 
nemertini, oder es tritt ein medianes, dorsal vom Darm verlaufendes 
Rückengefäß hinzu, das mit den Seitengefäßen durch zahlreiche 
Schlingen verbunden ist (Meta- und Heteronemertini). Bei den 
Annelida dagegen ist gewöhnlich ein Rückengefäß und ein über 
dem Bauchnervenstrang und unter dem Darm verlaufendes Bauch- 
gefäß vorhanden. Beide Gefäße hängen durch ein den Darm um- 
spinnendes Gefäßnetz sowie durch vorne im Kopf gelegene und 
ferner segmentale, an der Körperwand verlaufende Gefäßschlingen 
miteinander zusammen; in anderen Fällen ist das splanchnische 
Gefäßnetz durch einen den Darm umgebenden Blutsinus vertreten 
und ein gesondertes Rückengefäß nur im vordersten Abschnitte des 
Körpers über dem Oesophagus zu unterscheiden. Auch das Verhalten 
der Genitalsäckchen, der Mangel des nephridialen Ausleitungsappa- 
rates bei Nemertini zeigt eine Verschiedenheit den Anneliden gegen- 
über. Die eben berührten anatomischen Verhältnisse und auch die 
bei der Entwicklung auftretenden Larvenzustände bei den Nemer- 
tini sprechen dafür, daß eine nähere Verwandtschaft zu den 
Annelida nicht besteht, somit die bei den Nemertinv in der 
Wiederholung der Genitaldrüse sich ausprägende Metamerie in der 


Die systematische Einteilung des Tierreiches. 503 


Gruppe selbständig entstanden und nicht auf die Metamerie der 
Anneliden beziehbar ist. 


Der Kladus der Annelida enthält die Klassen der Archi- 
amnelida, COhaetopoda, Echiuroidea, Hirudinei und Sipuncnloidea. 
Bezüglich der ersten vier Klassen besteht rücksichtlich ihrer Zu- 
gehörigkeit zu den Annelida kein Zweifel. Die Stellung der Sipun- 
culoidea in diesem Kladus ist jedoch keineswegs sicher. Eine Metamerie 
ist weder beim ausgebildeten Tier noch auch in der Entwicklung 
nachweisbar; der Anschluß an die Annelida ist vornehmlich durch 
das Vorhandensein eines längs der ganzen Ventralseite des Körpers 
sich erstreckenden Bauchnervenstranges begründet. Indessen ist 
dieses Merkmal kein solches, um die nahe Verwandtschaft mit den 
Anneliden in unbestreitbarer Weise zu beweisen. Bei den Sipun- 
culoides handelt es sich meiner Ansicht nach um eine dem Bauch- 
strange der Anneliden rücksichtlich seiner strangförmigen Ausbildung 
bloß analoge Formentwicklung des Bauchnervensystems. Schon 
Haeckel wendet sich dagegen, daß der mediane Bauchstrang der 
Sipunculoide« mit dem Bauchmark der Anneliden homologisiert 
werde. Ist dem so, dann stehen wohl die Sipunculoidea allen übrigen 
Anneliden schärfer gegenüber oder müssen sogar aus denselben 
ausgeschieden werden. Es würde sich in den Sipunculoidea um den 
Anneliden nahestehende, jedoch nicht vielgliedrige, sondern nur 
eingliedrige Formen handeln; ihre Einordnung bei den Anneliden 
erscheint daher bloß eine provisorische. 


Übrigens ist die Einordnung der Sipuneuloidea bei den Tenta- 
culata (Molluscoidea) zu erwägen, wie ich auch in der ersten Auf- 
lage der Neubearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches 
auf die verwandtschaftlichen Beziehungen der Molluscoidea mit den 
Sipunculoidea kurz hingewiesen habe. 


Arnold Lang hat die Einordnung der Sipumeuloidea mit den 
Phoronidea, Bryozoa und Brachiopoda vorgenommen und die im 
Kreise der Würmer aufgenommene Klasse Prosopygii genannt. 
Ihm ist Haeckel in dieser Auffassung gefolgt, wenn auch Haeckel 
die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Sipuneuloidea 
und Phoronidea, welch letztere hierbei zunächst in Betracht kommen, 
als bloß wahrscheinlich bezeichnet. 


504 Karl Grobben. 


In dem Kladus der Arthropoda habe ich sechs Klassen auf- 
gestellt: Branchiata, Arachnoidea, Pantopoda, Protracheata, Tardi- 
grada und Eutracheata. Diese Klassen sind wohl gesondert, eine 
nähere verwandtschaftliche Beziehung ist nur zwischen den Dran- 
chiata und Arachnoidea zu erweisen, die durch die Xiphosura ver- 
mittelt wird, welche einerseits mit den Arachnoidea eine vielfache 
auf Verwandtschaft hinweisende bauliche Übereinstimmung besitzen, 
anderseits durch die Trilobiten eine Ableitung von den Euphyllo- 
poden unter den echten Ürustacea gestatten. Die umfangreichste 
Arthropodenklasse ist die der Eutracheata, bezüglich welcher ich 
einige Bemerkungen über die hier zu bildenden Unterklassen ein- 
schieben möchte. 

Ich unterscheide gegenwärtig vier Unterklassen: Myriapoda, 
Apterygogenea, Chilopoda und Insecta. In der Unterklasse der 
Myriapoda sind zusammengefaßt die „Eutracheaten mit meist zahl- 
reichen gleichgebildeten beintragenden Leibesringen, mit meist nur 
einem Maxillenpaar, mit einem oder zwei Beinpaaren an je einem 
Körperringe, mit an einem der vorderen Rumpfsegmente gelegenen 
Genitalöffnungen“. Es erscheinen somit unter den Myriapoda bloß 
jene vielfüßigen Eutracheaten, die von Ray Lankester unter dem 
Gruppennamen Diplopoda, von mir selbst in der ersten Auflage der 
Neubearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches unter der 
von Pocock aufgestellten Gruppenbezeichnung Progoneata zu- 
sammengefaßt wurden. Die früher in der Regel zu den Myriapoda. 
gezählten Chilopoda sind, wie dies bereits Kingsley, Pocock, 
Ray Lankester und Carpenter vertreten, auch meiner gegen- 
wärtigen Ansicht nach von den Myriapoda auszuscheiden und im 
System als besondere Unterklasse der Euiracheata einzureihen. Die 
Chilopoda weichen im Bau in so vielfacher Beziehung von den 
übrigen Myriapoda ab, stimmen anderseits so weitgehend mit den 
Insecta baulich überein, daß sie trotz ihrer Ähnlichkeit in der 
Körperbildung mit den Myriapoda von letzteren abzutrennen sein 
werden. Die Chrlopoda repräsentieren einen von der polypoden 
Stammform der Insekten abgezweigten Eutracheaten- 
stamm. Ihre Beziehung zu den Myriapoda, die nunmehr bloß 
die Symphyla, Pauropoda und Diplopoda umfassen, ist eine ähn- 
liche wie jene der schlangenähnlichen Eidechsen zu den Schlangen. 


Die systematische Einteilung des Tierreiches. 505 


Der Kladus der Mollusca zerfällt naturgemäß in zwei Klassen, 
die Amphineura und Conchifera. Die Gruppe der Amphineura 
wurde von v. Ihering geschaffen und in derselben die Placophor« 
und Solenogastres vereinigt. Ihr gegenüber wurden alle übrigen 
Mollusca von Gegenbaur als Conchifera zusammengefaßt. Die 
Amphineura unterscheiden sich von den Conchifera durch einige 
wichtigere Merkmale, so nicht bloß durch die mit Stacheln ver- 
sehene kutikulare Körperbedeekung, sondern weiter noch dadurch, 
daß der Mantel sich auch am Kopfe entwickelt und im Nerven- 
systeme ein sogenannter Visceropallialstrang zu unterscheiden ist. 
Die Conchifera dagegen besitzen eine einheitliche Schalenbildung, 
ihr Mantel ist bloß auf dem Rumpfe entwickelt und am Nerven- 
system sind eine Visceralschlinge und gesonderte Pallialnerven zu 
unterscheiden. 

Was den Kladus der Molluscoidea oder Tentaculata anbelangt, 
so umfaßt derselbe nach Ausscheidung der Eintoprocta, die ihre Ein- 
reihung bei den Scolecida gefunden haben, die Klassen der Phoro- 
nidea, ferner der Bryozoa, welche ihrem Umfange nach nur mehr 
den Eectoprocta entspricht, und der Drachiopoda. 

Im Kladus der Echinodermata ergeben sich für die weitere 
Untergruppierung zwei Klassen, die Pelmatozoa und die Echinozo« 
oder Eleutherozoa. Erstere sind zeitlebens oder wenigstens in der 
Jugend festsitzende Formen, sie besitzen in den Ambulakren eigen- 
tümliche gegliederte Seitenanhänge, die Pinnulae; die Nahrungs- 
aufnahme erfolgt durch die Bewimperung der Ambulakralfurchen, 
in denen die äußeren Anhänge des Ambulakralgefäßsystems als 
Tentakel auftreten. Die Echinozoa oder Eleutherozo« hingegen sind 
freibewegliche Echinodermen, denen die äußeren zu sogenannten 
Ambulakralfüßchen ausgebildeten Ambulakralanhänge als Bewegungs- 
organe dienen. 

Der Kladus der Enteropneusta umfaßt zwei in ihrem Habitus 
sehr verschieden aussehende Formen, welche als Repräsentanten 
der beiden hier zu unterscheidenden Klassen erscheinen. Ich nenne 
die eine Klasse, welcher die wurmförmig gestalteten Balanoglossus 
angehören, Helminthomorpha (Grobben), die zweite Klasse, welcher 
der bryozoenartig gestaltete Cephalodiscus angehört, gemäß einer 
bereits in der Literatur sich findenden Bezeichnung Pterobranchia. 


506 Karl Grobben. 


Der Kladus der Chaetognatha enthält bloß eine Klasse, die 
ich Sagittoidea nenne. 

In dem Kladus der Tunicata werden die Copelate, Tethyodea 
und Thaliacea als Klassen unterschieden. 

Der Kladus der Acrania wird durch die einzige Klasse der 
Leptocardia repräsentiert. 

Innerhalb des Kladus der Vertebrata werden sechs Klassen 
unterschieden: die Uyclostomata, Pisces, Amphibia, Reptilia, Aves 
und Mammalia. Der engeren Verwandtschaft, die zwischen den 
vier zuletzt genannten Klassen besteht, wird in der Übersicht durch 
Zusammenfassung als Tetrapoda Ausdruck gegeben. 


Eine tabellarische Übersicht des Systems des Tierreiches folgt 
hier im Anschlusse: 


| 
Unterreich Protozoa 
0 | Tierkreis | Unterkreis | u... |. 
| Divisio | 2 | adus as 
De | (Typus, Phylum) | @Subtypus) | uns | u 
| | 
a) Cytomorpha 2 Sun ... | Flagellata 
| Rhizopoda 
| | | | ı Sporozoa 
| )) Cyloiden - | ws | Es | MR Ciliata 
| Unterreich Metazoa 
I RETR 7 I Res Se NT = FT 
| | | | 
a) Goelenterala | I. Spongiaria . . er Spongiae 
| | (Schwammtiere) | | 
| | | 
| II, Cnidaria | REN | ad | Hydrozoa 
| (Nesseltiere) | | | Seyphozoa 
| | | | Anthozoa 
| | | Planuloidea 
III. Gtenophora | Au | a. | Ctenophorae 
| (Rippenguallen) | 
| | | 
d) Coelomata | IV, Protostomia' ae 1. Scolecida Platyhelminthes 
| (Zygoneura) '  (nied. Würmer)  Aschelminthes 
| | | Entoprocta 


Nemertini 


Die systematische Einteilung des Tierreiches. 


507 


Unterreich Metazoa (Fortsetzung) 
3 b EuTE , i E 
Tierkreis Unterkreis 
ivisi Kladus Klasse 
Diyisio ' (Typus, Phylum) (Subtypus) a 
I)) Goelomata | IV. Protostomia. ‚2. Annelida Archiannelida 
(Zygoneura), (Gliederwürmer) , Chaetopoda 
| Echiuroidea 
| Hirudinei 
Sipuneuloidea | 
3. Arthropoda ' Branchiata | 
(Gliederfüsser) | Arachnoidea | 
Pantopoda 
Protracheata 
 Tardigrada | 
| Eutracheata | 
\4. Nollusca | Amphineura 
(Weichtiere) | Conchifera 
| 5. Molluscoida | Phoronidea 
(Tentacalata) | Bryozoa | 
(Kranzfühler) | _ (Eetoprocta) | 
| ı Brachiopoda | 
V.Deuterostomia | I. Ambulacralid | 6. Echinodermata | Pelmatozoa 
(Stachelhäuter) | Echinozoa 
(Eleutherozoa) 
7. Enteropueusta | Helminthomorpha 
| (Schlundatmer) | Pterobranchia 
‚Il. Homalopterygia | 8. Chaetoguatla | Sagittoidea 
| (Borstenkiefer) 
IE Chordonia '9. Tunicata ' Copelata 
(Manteltiere) | Tethyodea 
| Thaliacea 
| 10. Acrania | Leptocardia 
(Schädellose) | 
11. Vertebrala | Cyelostomata 
(Wirbeitiere) | Pisces 
| „ fAmphibia 
NS: | Reptilia 
| | I$ ] Aves 
| | er en 


Um meinen Vorstellungen von den verwandtschaftlichen Be- 
ziehungen der Tiere noch klareren Ausdruck zu geben, habe ich 
die im System unterschiedenen Gruppen in Stammbaumform gebracht. 


= o rt 
AR, W f 


In da) Tap, BEaS 5 v ud , E De Du, a A Br; 
Ar Nee E TE Te ie un 
nr Br a hr Karl Grobben. Ka De 
\ ; . 2 
% . Pr 
r Tunicata Arthropoda 
Acrania / Chaetognatha Echinodermata Er 
| Mollu 
'  Vertebrata P; 
y Enteropneusta Annelida 


Scolecida 
Ä (Homalo- 3 
(Chordonia) pterygia) (Ambulacralia) 
(Deuterostomia) ___ «Protostomia) Be; 
N h er 
En 
(Coelomata) 72 
‘ Cnidaria Gtenophora, 
Spongiaria 
(Coelenterata) 
[Metazoa] 
Rhizopoda 
Giliata 
A 0 ao 
Flagellata 
(Cytomorpha) 
[ Protozoa ] 


Die systematische Einteilung des Tierreiches. 509 


An der Basis der Tierreihe stehen meiner Ansicht nach die 
Flagellata, von denen aus sich als spezialisiertere Formen die Rrhizo- 
poda und die parasitischen Sporozoa als untereinander näher ver- 
wandte Formengruppen abgeleitet haben. Die Ciliata« dürften sich 
gleichfalls von Flagellaten aus als besonders spezialisierter Zweig 
entwickelt haben. 

In koloniebildenden Flagellaten sind die Stammformen der 
Metazoa zu suchen, die durch den Blastulatypus zur Gastrulaform 
führten. Letztere hat in der Gruppe der Coelenterata ihre Weiter- 
entwicklung erfahren. Am reinsten erscheint der Gastrulatypus bei 
den Hydrozoa unter den Onidaria gewahrt, insofern als der Körper 
sich hier bloß aus zwei Epithellagen aufbaut und der Gastrulamund 
zum definitiven Munde wird. Nach der von verschiedenen Forschern 
anerkannten Auffassung, daß Spongiaria, CUnidaria und Ütenophora 
nur an der Wurzel, d. i. in einem Gastrulatypus, eine gemeinsame 
Stammform besitzen, eine Ansicht, die auch von mir vertreten und 
in dem nachfolgenden Stammbaumschema zum Ausdrucke gebracht 
ist, ergibt sich für das bei den Anthozoa unter den Onidariern und 
bei den Ctenophora ausgebildete Stomodaeum die Folgerung, daß 
dasselbe in den genannten zwei Gruppen selbständig entstanden 
sein muß, da den einfacher organisierten und phylogenetisch älteren 
Hydrozoa unter den Cnidariern das Stomodaeum fehlt. Es ist somit 
das Stomodaeum der Anthozoa mit jenem der Ütenophora 
nicht homolog im Sinne der Homophylie. Die Entstehung des 
Stomodaeums vom Ektoderm aus im Umkreis des Gastrulamundes 
erscheint demnach in beiden Gruppen als eine Parallelentwieklung, 
die aus dem Ursprung der Cnidaria und Ütenophora von einer ge- 
meinsamen Ausgangsform erklärt werden kann. 

Unter den Coelenteraten sind es bloß die freischwimmenden 
Otenophora, mit denen sich die Coelomaten in Beziehung bringen 
lassen, und speziell auf die zwischen ÜOtenophora und Scolecida be- 
stehenden Beziehungen wurde von einer Reihe von Forschern hin- 
gewiesen. Es ist ja auch wahrscheinlich, daß von einer den Ütfeno- 
phora nahestehenden Stammform die Coelomata abzuleiten sind. 
Die Coelomaten trennten sich in die zwei Entwicklungsreihen der 
Protostomia und Deuterostomia. Unter ersteren repräsentieren die 
Seolecida und hier in vieler Hinsicht die Platyhelminthes (Turbellaria) 


510 - Karl Grobben. 


den ältesten Formentypus, von dem aus die übrigen hierher ge- 
hörigen Kladus der Annelida, Arthropoda, Mollusca und Molluscoidea 
ihren Ursprung genommen haben; von diesen vier Kladus gehören 
Annelida und Arthropoda wieder einem gemeinsamen Ast an. Viel 
mannigfaltiger erscheint die Weiterentwicklung innerhalb der Deutero- 
stomia, indem hier drei Entwieklungsrichtungen zu unterscheiden 
sind, die in den Unterkreisen der Ambulacralia, Homalopterygia 
und Chordonia im System ihren Ausdruck finden. Innerhalb der 
Ambulacralia und Chordonia haben sich weitere speziellere Ent- 
wieklungsriehtungen hervorgebildet. Unter allen Deuterostomia 
weisen die Homalopterygia die einfachsten Organisationsverhält- 
nisse auf. 

Wenn baulich zwischen Deuterostomia und Prostomia gewisse 
Übereinstimmungen bestehen — ich denke dabei an die Weiter- 
entwicklung der Coelomsäcke, an die Exkretionsorgane und ver- 
weise beispielsweise auf die weitgehende Übereinstimmung des 
Körperquerschnittes eines Archianneliden und Chaetognathen — so 
müssen diese als Parallelentwicklung aufgefaßt werden, deren 
übereinstimmende Züge auf eine gemeinsame Ausgangsform zurück- 
zubeziehen sind. Auch die wurmförmige Körpergestalt der Chaeto- 
gnatha und Enteropneusta ist eine bloße Parallelentwieklung zur 
Wurmform der Scolecida und Annelida. Und um noch eine weitere 
scheinbare Homologie hervorzuheben, aus der die Differenz zwischen 
wurmförmigen Protostomia und Deuterostomia recht deutlich vor 
Augen tritt, sei hier (was auch bereits Goette tat) auf das ven- 
trale Ganglion der Chaetognatha und den ventralen Nervenstrang 
der Enteropneusta hingewiesen, die mit dem Bauchnervensystem 
der Protostomia nicht zu vergleichen sind. Erstere entwickeln sich 
vor, letzteres hinter dem Prostoma. 

In dieser Parallelentwieklung erblicke ich eine Stütze für die 
Ansicht, daß Deuterostomia und Protostomia wahrschein- 
lich von einer gemeinsamen Stammform abzuleiten, die 
Coelomata daher monophyletischen Ursprunges sind. 

In diesem Punkte finde ich mich mit Goette nieht in Über- 
einstimmung. Nach Goettes Ansicht können seine Hypogastrica und 
Pleurogastrica „nicht auf eine gemeinsame ursprüngliche Bilateral- 
form zurückgeführt, sondern müssen als getrennte Stammreihen 


Die systematische Einteilung des Tierreiches. 511 


aufgefaßt werden, mögen sie gelegentlich und im einzelnen ein- 
ander noch so ähnlich erscheinen“, und sind alle Bilateralien „auf 
zweierlei ganz verschiedene Weise aus der Strahlform“ hervor- 
gegangen. „Alle einzelnen Körperteile sind also bei jenen beiden 
Kategorien der Bilateralien aus ganz verschiedenen Teilen der 
strahligen Urform und bei einer durchaus divergenten zweifachen 
Richtung ihrer Entwicklung entstanden. Beispielsweise entsprechen 
Mund und Bauchseite der Hypogastrica dem Schwanzende der 
Pleurogastrica, und Mund und Bauchseite der letzteren könnten nur 
außerhalb der Bauchseite der Hypogastrica gesucht werden; d.h. 
der Mund und die ventralen Organe (z. B. das ventrale Nerven- 
zentrum) bleiben in beiden Abteilungen völlig unvergleichbar, ohne 
daß irgend eine Andeutung vorläge, daß die eine Form durch ein- 
greifende Abänderungen aus der anderen hervorgegangen wäre.“ 

Zum Schlusse noch einige Worte über die Mesoz0a. Unter 
dieser Bezeichnung wird von einigen Forschern eine Anzahl von 
Organismen, die weder zu den Protozoen noch zu den Metazoen 
sollten eingeordnet werden können, in eine Gruppe vereinigt. 
Einige der hierher gerechneten Formen, die Orthonectida und Di- 
cyemida, für welch letztere ursprünglich durch Ed. v. Beneden 
die Gruppe der Mesozoa aufgestellt wurde, gestatten ihre Einord- 
nung bei den Metazoa und sie werden von mir im Anschlusse an 
Hatschek als Planuloidea zu den Cnidaria gestellt. Andere, wie 
Haplozoon, werden bei den Protozoa untergebracht werden können. 
Über den Rest der zu den Mesozoa gezählten Tierformen, wie Sali- 
nella, Amoebophrya, Lohmannella, Trichoplax ete. läßt sich ein Ur- 
teil mangels ausreichender Kenntnisse nicht fällen. ZLohmannella 
wird vielleicht bei den Planuloideen ihren Platz finden. 

Ich vermag daher eine solehe dritte große Gruppe des Tier- 
reiches, der Mesozoa, nicht anzuerkennen, umsoweniger, als die 
genannten in dieser Gruppe vereinten Formen nähere verwandt- 
schaftliche Beziehungen untereinander vermissen lassen. 


Fr. Fr. Kohl. 


don 3 
— 
NG 


Dr. Gustav Mayr T. 


Ein Lebensbild 
von 


Franz Friedr. Kohl. 
(Mit Porträt.) 


„Der wissensdurstige Naturfreund wird 
nur dann nicht erlahmen sich mit der Natur 
zu beschäftigen, wenn er den wahren Reiz 
der Naturwissenschaften, das- Eindringen in 
die so wunderbar mannigfachen Verhältnisse 
in der Natur kennen lernt.“ 


@. Mayr: Die mitteleuropäischen Eichen- 
gallen in Wort und Bild. 1870. 


Am 14. Juli (1908) starb in Wien nach schwerem Leiden 
Dr. Gustav Mayr. Mit ihm schied das letzte gründende Mitglied der 
k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft, der österreichische Alt- 
meister der Hymenopterologie. Die anerkannt wissenschaftliche 
Bedeutung des Verstorbenen, seine so erfolgreichen Forschungen 
auf den schwierigsten Gebieten der entomologischen Systematik, 
die hohe Achtung, die er in den weitesten Gelehrtenkreisen genoß, 
die treue Hingabe, welehe er für die k. k. zoologisch-botanische 
Gesellschaft und ihre Ziele vom Tage der Gründung (1851) an bis 
zu seinem Tode an den Tag legte, lassen es nieht nur berechtigt, 
sondern wohl auch wünschenswert erscheinen, daß in diesen „Ver- 
handlungen“ seiner eingehender gedacht wird. 

Als Verehrer und engerer Fachgenosse des Geschiedenen bin 
ich mit Freude mehrseitigen Anregungen gefolgt und habe in diesem 
Nachrufe alles niedergelegt, wovon ich glaube, es können daran 
seine Freunde und Bekannten, die Mitglieder der zoologisch- 
botanischen Gesellschaft, die Fachgenossen, überhaupt die wissen- 
schaftliche Welt und sicher auch alle die Familienhinterbliebenen 
im Sinne treuen Gedenkens Anteil nehmen. 

Mayr wurde am 12. Oktober 1830 zu Wien als der einzige 
Sohn des Wiener Advokaten Ignaz Mayr und der Frau Rosina, 
geb. Holzer geboren. Er genoß die sorgfältigste Erziehung. 1846 


Dr. Gustav Mayr 7. 515 


bis 1347 beendete er in Wien das Gymnasium (6. Klasse der da- 
maligen Gymnasialorganisation), im folgenden Jahre die „Philo- 
sophie* und entschied sich sodann für das Studium der Medizin. 
Bei dieser Wahl kam wohl auch seine große Vorliebe für die Natur 
und die Naturwissenschaften im allgemeinen, welche sich bei ihm 
schon frühzeitig geregt hatte, zum Ausdrucke. Ja er fand neben 
dem medizinischen Studium noch die Lust und die Zeit, sich mit 
Entomologie, die ihn besonders anzog, zu befassen. Als spezielles 
Arbeitsgebiet wählte er sich die Ordnung der Hymenopteren. Zum 
Naturstudium und Sammeln dienten Mayr besonders seine Ferial- 
reisen, die er mit seinem Jugendfreunde, dem berühmten, genialen 
Botaniker A. Kerner v. Marilaun, ferner mit dem Chirurgen Dr. 
Salzer und Dr. Zsigmondy unternahm. Zur damaligen Zeit, in 
welche auch die Gründung unserer Gesellschaft fiel, blühten in 
Wien die Naturwissenschaften empor; es war eine Zeit geistigen 
Emporschwungs. Hervorragende Männer wirkten auf den Lehr- 
kanzeln und empfängliche junge Geister wuchsen an ihrem Einflusse 
empor. Mayr, der auch zu diesen jungen Feuergeistern gehörte, 
besuchte eifrig die Kollegien von Brücke, Dumreicher, Fenzl, Hyrtl, 
Kner, Kunzek, Oppolzer, Redtenbacher (Chemiker), Rokitansky, 
Schroff, Schuh, Skoda, Unger und Zippe. 

Noch ehevor der junge Mann die vorgeschriebenen medi- 
zinischen Studien absolviert hatte (1853), veröffentlichte er in den 
„Verhandlungen“ des Zoologisch-botanischen Vereins im Jahre 1852 
drei kleine entomologische Arbeiten, darunter bereits eine myrme- 
kologische, welcher im_ folgenden Jahre weitere fünf folgten. Das 
besondere Interesse für die myrmekologische Systematik, deren 
eigentlicher Begründer Mayr in kurzer Zeit geworden ist, tritt also 
bereits in der ersten Zeit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit hervor. 
Er- hat es bis zu seinem Tode unvermindert bewahrt und durch 
93 Veröffentlichungen betätigt. 

Im Jahre 1854—1855 war Mayr auf der Choleraabteilung 
des Wiener Allgemeinen Krankenhauses sowie im Physiologischen 
Institute beschäftigt. Die praktischen Erfahrungen und die Schulung, 
welche er an diesen Instituten genoß, kamen ihm später bei seinen 
wissenschaftlichen entomologischen Untersuchungen unverkennbar 


zu statten. Auf das Jahr 1855, noch bevor Mayr seine Studien 
Z. B. Ges. 58. Bd. 33 


514 Fr. Fr. Kohl. 


durch Erlangung des Doktorgrades zum Abschlusse gebracht hatte, 
erschien in den „Verhandlungen“ des Zoologisch-botanischen Ver- 
eines die Abhandlung „Formicina austriaca“, jene klassische, aus- 
gereifte Arbeit, welche mit ihrer zeitgemäßen Erweiterung: „Die 
europäischen Formieiden* (Wien, 1861, ©. Gerolds Sohn) bahn- 
breehend für die moderne, nunmehr weit vorgeschrittene Myrme- 
kologie geworden ist. Alle jüngeren bedeutenden Myrmekologen 
schulten sich an Mayrs grundlegender Arbeit (Ern. Andre, Emery, 
Forel u. a.). Man vergegenwärtige sich, daß Mayr damals erst 
im 25. Lebensjahre stand. 

Im Jahre 1856 promovierte Mayr nicht nur zum Doktor der 
Medizin, sondern legte auch die Lehramtsprüfung aus Naturgeschichte 
und Chemie für die Mittelschule ab und wurde noch im September 
desselben Jahres zum Lehrer der Naturgeschichte an der Ober- 
realschule zu Pest ernannt; auch supplierte er für dasselbe Fach 
am dortigen deutschen Gymnasium. Bei dieser Berufsänderung 
mag wohl seine ausgesprochene Neigung für ein Lehramt und in 
zweiter Linie der Wunsch bestimmend auf ihn eingewirkt haben, 
seinem Lieblingsstudium, der Entomologie, eifriger obliegen zu 
können, als er es etwa als praktischer Arzt hätte tun können. Bei 
Lebzeiten hat Mayr sich öfters dahin ausgesprochen, daß ihn die 
Erteilung des Unterrichtes glücklich mache und ihm große innere 
Befriedigung gewähre. 

Kurz bevor der junge Forscher seine Stelle in Pest antrat, 
verband er sich mit einem edlen, lieblichen Mädchen, Alexandrine 
Pazzani, zum Lebensbunde. Der überaus glücklichen Ehe ent- 
sprossten drei Töchter. Im Jahre 1861 verlor M. gelegentlich der 
Magyarisierung der deutschen Mittelschulen in Ungarn seine Stel- 
lung in Pest. Er übersiedelte daher in seine Vaterstadt, wo ihm 
zwei Jahre später (1863) die Stelle als Professor der Naturgeschichte 
an der Kommunal-Öberrealschule im I. Bezirk (Rossauer Oberreal- 
schule) verliehen wurde, welche er bis zu seiner Pensionierung im 
Jahre 1892 inne hatte. Auf die Zeit des Pester Aufenthaltes ent- 
fallen fünf Abhandlungen, als deren letzte das bereits erwähnte 
Buch „Die europäischen Formieiden“ (1861) angesehen wird. 

In Wien entfaltete M. nunmehr eine fruchtbare literarische 
Tätigkeit. Von den bedeutenderen Veröffentlichungen seien hier 


Dr. Gustav Mayr 7. 515 


hervorgehoben: Hemipterologische Studien (1863); Diagnosen neuer 
Hemipteren (1864, 1865, 1866); Die Formieiden der Reise der 
österreichischen Fregatte „Novara“ (1865—1866); Die Ameisen des 
baltischen Bernsteins (1568); Die Belostomiden, monographisch be- 
arbeitet (1871); Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wort und 
Bild (1870—1871); Die Einmiethler der mitteleuropäischen Eichen- 
gallen (1872); Die europäischen Cynipidengallen (1876); Die Genera 
der gallenbewohnenden Cynipiden (1881); Die europäischen Arten 
der gallenbewohnenden Cynipiden (1882); Die Feigeninsekten (1885). 

Besonders verdienstlich sind Mayrs Bearbeitungen der Cyni- 
piden; sie basieren auf biologischer Grundlage, der sorgfältigen 
Untersuchung eines reichen verläßlichen Züchtungsmateriales und 
ergänzen sich zu einer Monographie der europäischen Cynipiden, 
die überall mit größter Anerkennung aufgenommen und zum Teil 
sogar übersetzt wurde. Leicht verständlich ist es, daß die Zucht 
und das Studium der inquilinen Cynipiden Mayr auf das Studium 
der kleinen parasitischen Formen aus der so schwierigen Mikro- 
hymenopteren-Familie der Chaleididae führte, welches gleichfalls 
wertvolle Ergebnisse zeitigte [Die europäischen Torymiden (1874); 
Die europäischen Eneyrtiden (1875); ferner die Bearbeitungen der 
Gattungen Olinx (1577), Eurytoma (1878) und Zelenomus (1879)]. 

Prof. Mayr kam infolge der Ablenkung auf diese neuen hymeno- 
pterologischen Gebiete, deren Studium unsäglichen Fleiß und viel 
Zeit erforderte, nach dem Abschluße der Monographie der Belosto- 
miden (1871) nicht mehr zur Veröffentlichung weiterer hemiptero- 
logischer Arbeiten. Im Jahre 1896 übergab er seine Hemipteren- 
sammlung mit allen ihren Typen und Originalexemplaren, um sie 
nicht länger der wissenschaftlichen Benützung entzogen zu sehen, 
geschenksweise dem k.k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien. Sie 
umfaßte 1350 Arten in 5500 Stücken, darunter wohl die Mehrzahi 
von den Typen der 49 von M. als neu gegründeten Gattungen und 
der 110 von ihm beschriebenen neuen Arten. Das schöne Mayrsche 
Geschenk, die Schenkung der Psylliden- und Coceiden-Sammlung 
durch Paul Löw und die bereits früher käuflich erworbene große 
Sammlung von V. Signoret (1890), zudem die reichen Aufsamm- 
lungen des Hemipterologen Kustos A. Handlirseh haben, beiläufig 
erwähnt, die vor 20 Jahren noch sehr bescheidene Hemipteren- 

33% 


516 Fr. Fr. Kohl. 


sammlung des naturhistorischen Hofmuseums zu der Bedeutung 
emporgehoben, daß sie heute als eine der ersten Hemipterensamm- 
lungen der Welt zu gelten hat. 

Im Jahre 1892 trat Mayr in den Ruhestand. Bei dieser Ge- 
legenheit erhielt er als Auszeichnung den Titel „kaiserlicher Rat“, 
nachdem ihm schon mehrere Jahre früher (1876) das goldene Ver- 
dienstkreuz mit der Krone verliehen worden war. 

In der Zeit vom Jahre 1892 bis zu seinem Tode (1908) ver- 
öffentlichte der Forscher noch 18 hymenopterologische Abhand- 
lungen, wovon mehrere auch auf die letzten Lebensjahre entfallen. 
Diese wurden ihm leider durch körperliche Leiden zum Teil ver- 
bittert. Die geistige Frische und Arbeitslust aber blieb ihm fast 
bis zu seinem Heimgange beschieden. Nur von den Jahren 1893 
und 1899 können wir keine Veröffentlichungen verzeichnen. Im 
Jahre 1900 verlor er seine treue Lebensgefährtin, ein Verlust, welcher 
seinem Herzen sehr nahe ging und über den ihn, den nunmehr 
Vereinsamten, die Wissenschaft tröstend hinüberhalf. 

Nachdem Mayr seine Augen geschlossen hatte, machte sich 
neben der herzlichen Trauer um den Geschiedenen bei den Fach- 
genossen auch die Besorgtheit und Frage geltend, in welcher Weise 
und wo seine Sammlungen fürderhin der Wissenschaft dienen werden. 
Diese Angelegenheit hat aber bereits eine günstige Lösung gefunden. 
Die Sammlung Mayrs und dessen fachwissenschaftliche Bücherei 
wurde gemäß testamentarischer Verfügung Eigentum der k. k. z00- 
logisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Da diese selbst keine 
wissenschaftlichen zoologischen Sammlungen anlegt, mußte der Ver- 
kauf der Sammlung naheliegen. Diese ging auch jüngst käuflich 
in den Besitz des k. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien über. 
Hiermit hat sich wohl ein zweifacher, wenn auch nicht ausge- 
sprochener Wunsch des verstorbenen Forschers erfüllt, der Gesell- 
schaft, der er zeitlebens treu ergeben war, eine namhafte Unter- 
stützung zuzuwenden und zugleich die Sammlung im Schutze eines 
großen vaterländischen Institutes der Wissenschaft zugänglich zu 
machen. 

Es ist wohl von Interesse für die Herren Hymenopterologen, 
an dieser Stelle Einiges über den Umfang der Mayrschen Samm- 
lung und ihren Inhalt zu erfahren. Seine Ameisensammlung um- 


Dr. Gustav Mayr 7. 517 


faßt 2180 Arten, das sind ungefähr 70—75°/, der bisher beschrie- 
benen, und 375 Subspezies und Varietäten. 

Sie enthält Typen, Cotypen und Originalbestimmungen der 
Myrmekologen: Ern. Andre, Emery, Forel, Nylander, Per- 
gande, Roger, Ruszky, Wheeler und noch einiger anderer 
Autoren. Besonders zahlreich sind die Typen (Cotypen) von Emery 
und Forel, Forscher, mit denen Mayr manches Jahrzehnt in regstem 
Verkehr gestanden ist. In seinen 53 Abhandlungen über Ameisen 
hat G. Mayr im ganzen 66 neue Gattungen begründet und 557 neue 
lebende und 48 neue fossile (Bernstein!) Formieidenarten beschrie- 
ben. Wenn man bedenkt, daß die Typen zu diesen mit wenigen 
Ausnahmen auch in der Sammlung stecken, stellt sich diese als 
eine wissenschaftlich besonders wertvolle dar. 

Mayrs Cynipidensammlung ist in demselben Grade wie 
die der Formieciden reich; die bisher beschriebenen Arten sind näm- 
lich in ihr mit ungefähr 80°/, vertreten. Sie umfaßt 923 Spezies, 
darunter die vom Autor selbst beschriebenen Arten und Gattungen 
(38 nov. spec., 9 nov. gen.), Typen und Originalexemplare folgender 
Autoren: Adler, Ashmead, Bassett, Beutenmüller, Beyerink, 
Bouche&, Destefani, Gillette, Giraud, Hartig, Karsch, Kieffer, 
M. F. Müller, Osten-Sacken, Paszlavsky, Reinhard, Tavares, 
Tisehbein, F. Trotter und Wachtl. 

Die Chaleidiergruppen, deren Studium der Heimgegangene 
in den drei letzten Jahrzehnten seines Wirkens so eifrig oblag, 
sind selbstverständlich artlich zahlreich in der Sammlung vertreten. 
Diese enthält 2960 Arten, darunter nicht nur die Typen der von 
ihm beschriebenen Arten und Gattungen (31 Gattungen in 193 Arten), 
sondern auch die der vielen Försterschen Formen. Mayr hatte 
nämlich nach dem Ableben dieses so fruchtbaren Systematikers 
dessen Mikrohymenopteren-Sammlung (mit Einschluß der Prokto- 
trupiden) käuflich an sich gebracht. 

Außer den genannten drei Hauptsammlungen birgt die Mayr- 
sche entomologische Hinterlassenschaft noch eine allgemeine 
hymenopterologische Sammlung, die mikroskopischen Präpa- 
rate zu seinen Studien, große Doublettenschätze an Formieiden, 
Gallen, Gallwespen und eine Zoocecidiensammlung, welche die Gallen 
und Gallenbildner der verschiedenen Arthropoden (Diptero-, Hemi- 


518 Fr. Fı. Kohl. 


ptero-, Hymenoptero- und Phytopto-Ceeidien) in systematischer 
Reihenfolge der Pflanzenarten zeigt. 

Wenn hier schließlich noch angegeben wird, daß Mayr im 
ganzen (eingerechnet die Hemipteren) 155 neue Gattungen und 
959 Arten beschrieben hat, so soll damit nicht etwa dargetan sein, 
daß in den Neubeschreibungen als solchen der Hauptwert des For- 
schers zu erblicken ist, sondern es mag damit nur die, Summe der 
Mayrschen systematisch-entomologischen Arbeitsleistung dargetan 
werden, als deren Substrat die Neubeschreibungen anzusehen sind. 

Die Persönlichkeit Mayrs hatte etwas Sonniges, Mildes; er 
war einer jener Menschen, in deren Nähe man sich wohl fühlt. 
Die böse Leidenschaft des Neides, welche gerade in der Gelehrten- 
welt so viele unschöne Früchte zeitigt, kannte er nicht. Über die 
Leistungen Anderer freute er sich aufrichtig und war auch stets 
bereit, Fachgenossen zu fördern und in der Sache zu unterstützen. 
In der Beurteilung der wissenschaftlichen Tätigkeit der Forscher 
seiner Zeit, wenn diese auch manchmal nachweisbar schlimm ist, 
zeigte sich M. überaus gütig; absprechende Kritiken hörte man 
aus seinem Munde nur selten, da sein gütiges geistiges Auge nur 
das Gute sah.. Das moderne Rezensententum, welches sich durch 
Verunglimpfung Anderer um jeden Preis in die Höhe hebt, war 
seiner Natur zuwider. So mochte es wohl kommen, daß M. keine 
Feinde, wohl aber viele Freunde und Schätzer fand. Zu diesen ge- 
hörte auch der Schreiber dieser Zeilen. Nur ein Mann stand ihm 
— aber völlig grundlos — grollend gegenüber, der Paläontologe 
Prof. Osw. Heer. Dieser konnte es nicht vergessen, daß Mayr in: 
IV. Vorläufige Studien über die Radaboj-Formieiden in der Samm- 
lung der k.k. geologischen Reichsanstalt (Jahrbuch der k.k. geol. 
veichsanst., 1867, 17. Bd., 1. Heft) die mittlerweile notwendig ge- 
wordene Revision der von Heer determinierten Radaboj-Ameisen- 
abdrücke vorgenommen hatte. Die wissenschaftlich unerläßliche 
Revision durch M. war eine durchaus sachliche gewesen, in vor- 
nehmer, schonender Art, mit der vollen Anerkennung der Heer- 
schen Leistung ausgeführt worden und es bleibt daher unverständlich 
und kann nur als Ausfluß übergroßer Selbsteingenommenheit und 
Empfindlichkeit betrachtet werden, wenn sich Heer noch vor seinem 
Tode bitter über Mayr äußerte. — Ehrungen, die ihm auch zuteil 


Dr. Gustav Mayr 7. 519 


geworden sind, wenngleich nicht in dem Maße, als es seine wissen- 
schaftliche Bedeutung verdient hatte, lagen gänzlich außerhalb des 
Kreises seiner Bestrebungen. Ihm galt ausschließlich die Sache. 
Was ihn glücklich machte, waren die Forschungen und deren Er- 
gebnisse selbst, das Bewußtsein, die Wissenschaft zu fördern. Be- 
zeichnend für Mayrs Richtung und Geist ist es, daß er sich die 
Stoffe der Bearbeitungen stets aus den schwierigsten Kapiteln geholt 
hat. Durch die unverdrossene Gründlichkeit seiner Untersuchungen 
überwand er die größten Schwierigkeiten und gelangte stets zu 
wertvollen wissenschaftlichen Resultaten. Alle seine Abhandlungen 
mit monographischer Anlage werden als grundlegende Arbeiten 
auch in der Zukunft ihren Wert zweifellos bewahren. Beispiels- 
weise schreibt der Hemipterologe A. Handlirsch (in „Botanik und 
Zoologie in Österreich in den Jahren 1850—1900*, Festschrift, 
Wien, 1891, S. 305): „..... zu den wertvollsten Publikationen Mayrs 
zählen seine späteren Arbeiten über Belostomiden; hier zeigt es sich 
klar, welch scharfer Blick und welch präzise Darstellungsweise 
diesen Forscher schon damals auszeichnete; wie gründlich er diese 
schwierige Gruppe studierte, ist daraus zu entnehmen, daß ein heute, 
nach 30 Jahren, mit derselben beschäftigter Hemipterologe erklärte, 
er habe Mayrs Arbeiten kaum etwas hinzuzufügen.“ Was von 
der Monographie der Belostomiden gilt, gilt im gleichen Maße auch 
von den hymenopterologischen Werken Mayrs. Bei der Gründung 
der Gattungen sowohl als der Arten führte er stets eine Menge 
wohluntersuchter, verläßlicher Merkmale in die Wissenschaft ein, 
wodurch seinen Abhandlungen ein bleibender Wert gesichert ist 
und jüngere Hymenopterologen ihre Direktive empfangen können. 
In seinen Untersuchungsmethoden war M. den meisten Entomo- 
logen seiner Zeit voraus. 

So wird z. B. in seinem Vorworte zu „Die europäischen Formi- 
eiden“, also schon im Jahre 1861, erwähnt, daß die 37 Figuren 
auf beifolgender Tafel von Mayr mit der Camera lueida gezeichnet 
worden sind, bei deren Anfertigung es ihm weniger an einem 
gleichförmigen Größenverhältnis als insbesondere an großer Ge- 
nauigkeit gelegen war. Also schon damals hat dieser genaue Forscher 
erkannt, daß die Abschätzung der Verhältnisse nach bloßem Augen- 
maße nur zu unrichtigen und unverläßlichen Angaben führt. Daher 


520 Fr. Fr. Kohl. 


benützte er, um zu sicheren Merkmalen zu gelangen, bei der Formen- 
untersuchung bereits das Zeichenprisma, während es heute noch 
von vielen Autoren der deskriptiven Entomologie als unnötig und 
zu zeitraubend empfunden wird, die Richtigkeit der auf das Augen- 
maß gegründeten Angaben mit einem optischen Zeichenapparat 
nachzuprüfen. 

Wie ich aus den hinterlassenen Papieren entnehme, ist der 
verstorbene Gelehrte mit 187 Naturforschern und Sammlern seiner 
Zeit in wissenschaftlichem Briefwechsel, Insekten- und Schriften- 
tausch gestanden und hat mit vielen wissenschaftlichen Instituten 
verkehrt. Es seien hervorgehoben: H. Adler, Ern. Andre, W. Ash- 
mead, H. F. Bassett, ©. Berg, W. Beutenmüller, M. W. Beyerink, 
C. G. Brischke, Rob. du Buysson, P. Cameron, Th. D. Cockerell, E. 
T. Cresson, Th. Destefani-Perez, C. Emery, P. Förster, A. Forel, R. 
Gestro, Cl. Gillette, J. Giraud, P. V. Gredler, v. Hagens, A. H. Hali- 
day, ©. Heer, E. Hoffer, N. Holmgren, L. ©. Howard, H. v. Ihering, 
F. Karsch, A. Kerner v. Marilaun, J. Kieffer, W. F. Kirby, J. Kriech- 
baumer, J. Liehtenstein, K. Lindemann, John Lubbock, P. Magretti, 
P. Marchal, P. Mayer, Man. Medina, F. Meinert, Al. Mocsäry, Fritz 
Müller, M. F. Müller, Edw. Norton, W. Nylander, K. Osten-Sacken, 
Th. Pergande, D. Reinhard, J. Royer, Al. Jam. Rotney, M. Ruperts- 
berger, Mich. Ruzsky, H. v. Saussure, Edw. Saunders, A. Schenck, 
D. H. Schlechtendal, P. Jerome Schmitt, Edw. Van Segvelt, J. Sichel, 
Fr. Sikora, Fredr. Smith, Stal, Br. Yng. Sjöstedt, E. Taschenberg, 
Joach. Tavares, Tischbein, C. Tschek, Fr. A. W. Thomas, G. Thomson, 
Jam. W.H. Trail, M. Treat, Aless. Trotter, P. R. Uhler, van Vollen- 
hoven, Fr. Wachtl, Franeis Walker, E. Wasmann, J. O. Westwood, 
W. H. Wheeler und J. Wullschlegel. 

Die hervorragenden Ameisenforscher Prof. Dr. Carlo Emery 
in Bologna und Prof. Dr. August Forel in Zürich sind aus Mayrs 
Schule hervorgegangen und Jahrzehnte seine eifrigsten Korrespon- 
denten gewesen, der Verkehr mit ihnen war ein freundschaftlicher. 
Es sei hier gestattet, die Zuschrift des Herrn Prof. Forel, welche 
er gelegentlich der am 23. November von der k. k. Zoologisch- 
botanischen Gesellschaft in Wien veranstalteten Trauerfeier an den 
Präsidenten der Gesellschaft, Herrn Universitätsprofessor Dr. Rich. 
titt. v. Wettstein, gerichtet hat, als den Ausdruck eines Gelehrten, 


Dr. Gustav Mayr ;. 521 


der dem Verstorbenen mit Geist und Herz nahe stand, auszugsweise 
zum Abdruck zu bringen. Forel schreibt darin: „Er hat als erster 
die Ameisensystematik in natürlicher Weise geordnet und eine natür- 
liche Einteilung in Gattungen aufgestellt. Seine Arbeiten sind durch- 
wegs vom Geiste der objektiven Wissenschaft und der Exaktheit 
durchdrungen. Er hat seine eigenen Irrtümer, die wohl bei jedem 
fleißigen Arbeiter vorkommen, stets in gewissenhaftester Weise und 
rücksichtslos gegen sich selbst berichtigt. Ein Beispiel, das leider 
selten genug ist. . ... Er hat selbst im hohen Alter nichts von seiner 
Objektivität und Exaktheit eingebüßt, sondern umgekehrt infolge 
des enormen Wachstums des Ameisenmaterials sich einer immer 
größeren Sorgfalt in den Beschreibungen befleißigt. Ich bin der 
Ansicht, daß man derartige bescheidene Naturen, die das exakte 
Wissen über alle marktschreierische Reklame stellen, nie genug 
rühmen kann. In ihm verliere ich ein@n treuen lieben Freund und 
Mitarbeiter, dem ich, besonders als ich Anfänger war, aber noch 
lange Jahre hindurch nachher viel Hülfe verdanke. Ich sah ihn 
zuletzt noch schwer krank im Frühling dieses Jahres und er tat 
mir vom ganzen Herzen weh. Trotzdem half er mir noch bei der 
Bestimmung einer Ameise durch Mitteilung eines Typus. Er ruhe 
nun in Frieden!“ 

Im Anschlusse an die Briefzeilen Forels muß gegen eine Aus- 
lassung des Psychiaters ©. Lombroso Stellung genommen werden. 
Dieser bemerkt in „Genie und Irrsinn“ (übersetzt von A. Courth, 
Leipzig, Phil. Reclam jun.) S. 29, „daß geniale Menschen oder, 
besser gesagt, daß Gelehrte sehr oft zu jener Kategorie von Men- 
schen gehören, welche Wachdakoff diejenige der „Monotypen“ 
nennt. Unter soleher Bezeichnung faßt man alle diejenigen zu- 
sammen, die sich ihr ganzes Leben hindurch nur mit einem einzigen 
beschränkten Zweige des menschlichen Wissens beschäftigten und 
aus dem Bannkreise dieser Einseitigkeit sich nieht mehr zu befreien 
vermochten. So studierte Beekmann sein ganzes Leben hindurch 
weiter nichts als die Rippenkrankheiten, Fresner den Mond, 
„Meyer“ die Ameisen. Eine große Ähnlichkeit herrscht zwischen 
diesen Typen und den Monomanen“. Lombroso hat bei der Wahl 
seiner Beispiele für einen Monotypen wenigstens in Betreff Mayrs 
gänzlich fehlgegriffen. Die Schreibweise „Meyer“ läßt an der Iden- 


6 


522 Fr. Fr. Kohl. 


tität mit G. Mayr, beiläufig erwähnt, nicht zweifeln, da es keinen 
hervorragenden Myrmekologen „Meyer“ gibt, aber dann auch nicht 
zweifeln, daß Lombroso die Kenntnis der verschiedenen Veröffent- 
lichungen Mayrs abgegangen ist, denn sonst hätte sich ihm doch 
die richtige Schreibung des Namens aufdrängen müssen. Vielleicht 
war ihm nur die übliche Bezeichnung „Ameisenmayr“ bekannt. 
Der genannte Psychiater hatte offenbar auch gar keinen Einblick 
in den Riesenumfang und die Verschiedenartigkeit der von Mayr 
kultivierten Forschungszweige, sonst würde ihm dessen Name als 
Beispiel für seinen vorliegenden Fall nicht entsprochen haben. 
Mayr war nämlich ein vielseitig gebildeter, wohlgeschulter Natur- 
forscher, welcher die Fortschritte auf allen Gebieten der Natur- 
wissenschaften bis zu seinem Tode mit regster Anteilnahme ver- 
folgte. Er war Chemiker von nicht geringen Kenntnissen, bezeich- 
nete sich selbst stets als Zoologen und Botaniker, war in seinem 
Lebensberufe ein hingebungsvoller, ganzer Schulmann, Freund aller 
Kunst und überdies ein trefflicher Amateurphotograph. Die ganzen 
Jahre hindurch war Mayr der allerfleißigste Besucher der Vortrags- 
abende der k.k. zoologisch-botanischen, der k. k. geographischen 
Gesellschaft und vieler anderer Vereine. Es kann dem Geschiedenen 
nur sehr hoch angerechnet werden, daß er, ein Gelehrtenideal, ganz 
entgegen den reklamesüchtigen Vielschreibern und Alleswissern aus- 
schließlich in Wissensgebieten publizierte, in denen er die Wissen- 
schaft ausgiebig bereichern konnte. Breitgetretene Straßen wandelte 
er nicht. Für ein treffendes Beispiel eines „Monotypen“ im Sinne 
Lombrosos muß nach allem erst noch gesucht werden, wenn es 
sich mit Beekmann und Fresner vielleicht ebenso verhalten sollte 
wie mit Mayr. Vielleicht wäre Lombroso selbst ein geeignetes 
Beispiel gewesen. 

Mit Prof. Mayr entschwand ein still, aber rastlos arbeitender 
Geist aus unserem wissenschaftlichen Kreise. Alle, die ihn per- 
sönlich kannten, werden ihm, dem guten, liebenswürdigen Manne, 
ein treues Andenken wahren. Sein wissenschaftliches Erbe aber, 
seine Meisterarbeiten werden nicht vergessen werden und noch 
lange auf die Zweige der Wissenschaft befruchtend wirken, welche 
er gepflegt hat. In seinem wissenschaftlichen Erbe aber könnte 
der junge Naturforschernachwuchs ein leuchtendes Vorbild erblicken, 


Dr. Gustav Mayr 7. 523 


das ihn den Rückweg aus der verfehlten Richtung finden hilft, in 
welche Einseitigkeit und Spekulation die naturgeschichtliche Wissen- 
schaft heute leider vielfach gedrängt hat. 


Prof. Dr. Gustav Mayr war: Ordentliches Mitglied der 
k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien seit der Gründung 
(1851), des Entomologischen Vereines in Stettin (1552), des Sieben- 
bürgischen Vereines der Naturwissenschaften (1853), der k. k. Geo- 
graphischen Gesellschaft in Wien (1856) und der Russischen ento- 
mologischen Gesellschaft (1889); korrespondierendes oder aus- 
wärtiges Mitglied des Naturhistorischen Vereines „Lotos“ in 
Prag (1852), des Vereines für Naturkunde in Nassau (1553), Ham- 
burg (1875), der k. k. Geologischen Reichsanstalt in Wien (1858), der 
Entomologischen Gesellschaft in Berlin (1881), der Amerikanischen 
entomologischen Gesellschaft (1398), der Sociedad cientifica, Antonio 
Alzate, Mexiko (1903), der Ostpreußischen physiologisch-ökonomischen 
Gesellschaft in Königsberg (1907); Ehrenmitglied der Nieder- 
ländischen entomologischen Gesellschaft in Leyden (1867), der Aca- 
demy of natural seiences of Philadelphia (1879), der Natural History 
Society of Glasgow (1880), der Deutschen entomologischen Ge- 
sellschaft in Berlin (1881), der Belgischen entomologischen Ge- 
sellschaft (1886), der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in 
Wien (1901), der Sociedad eientifica, Antonio Alzate, Mexiko (1903). 

Gelegentlich der Weltausstellung im Jahre 1573 in Wien er- 
hielt M. für die Ausstellung seiner Sammlungen durch die inter- 
nationale Jury die Verdienstmedaille. 

Mayr hinterläßt drei Töchter, welche an Universitätsprofessoren 
verheiratet sind: Julie an Hofrat Dr. Ernst Fuchs in Wien, Rosa 
an Prof. Dr. Anton Felsenreich in Wien und Mathilde an Prof. 
Dr. Fritz Dimmer in Graz. 


Verzeichnis der Veröffentlichungen (103). 


1852. Zwei neue Wanzen aus Kordofan. — Verhandl. des zool.-bot. Ver. in 
Wien, II, S. 14—18. (1 Taf.) 

— Über die abnormen Bildungen, welche auf Nebria brunnea Dft. und 
N. Stentzii vorkommen (Eetophyten). — Ebenda, II, Sitzungsber., 
8. 75—76. : 


Er. Er Kohl. 


Beitrag zur Kenntnis der Krainer Flora. — Ebenda, II, S. 76—77. 

Einige neue Ameisen. — Ebenda, Il, S. 143—150. 

Beiträge zur Insektenfauna von Siebenbürgen. — Verhandl. u. Mitteil. 
des Siebenb. Vereins f. Naturwiss., IV, S. 141—143 (und Bericht f. 
d. Österr. Literat, 1855, $. 23). 

Beiträge zur Kenntnis der Ameisen. — Verhandl. des zool.-bot. Ver. 

‚in Wien, III, S. 100—114. 

Beschreibungen einiger neuen Ameisen. — Verhandl. des zool.-bot. Ver. 
in Wien, III, S. 277—286. 

Über die Abteilung der Myrmieiden und eine neue Gattung derselben. 
— Ebenda, III, S. 387—394. (1 Taf.) 

Über die Synonymie der Myrmica rubriceps Nyl. oder Acrocoelia rufi- 
ceps Mayr. — Ebenda, IV, Sitzungsber., S. 30—32. 

Über Gattungsmerkmale der Insekten. — Ebenda, V, Sitzungsber., 
S.8—10. 

Über die Anwendung des Hagenow’schen Dikatopteres. — Ebenda, 8.15. 

Formieina Austriaca ete. — Ebenda, V, S. 273—478. (1 Taf.) — Separat: 
Wien, 1855. (Braumüilller. 8°. 306 S., 1 Taf.) 

Ausflug nach Szegedin im Herbste des Jahres 1855. — Ebenda, VI, 
S. 173—178. 

Ungarns Ameisen. — Drittes Programm der städtischen Oberrealschule 
in Pest. 22 8. 

Beitrag zur geographischen Verbreitung der Tingideen. — Verhandl. 
der zool;-bot. Gesellsch. in Wien, VIII, S. 567—572. 

Beitrag zur Ameisenfauna Rußlands. — Stett. Ent. Zeit., XX, 8. 87—90. 

Eine neue Pflanzenstahlpresse. — Ebenda, IX, Sitzungsber., S. 41—42. 
Mit Figur. 

Die europäischen Formieiden. Nach der analytischen Methode bear- 
beitet. — 80 8., 1 Taf. Wien, C. Gerolds Sohn. 

Myrmekologische Studien. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in 
Wien, XII, S. 649—776. 

Formieidarum Index synonymicus. — Ebenda, XIII, S. 335—460. 

Beitrag zur Orismologie der Formieiden. — Archiv für Naturgesch., 
XXIX, S. 103—118. 

Ein Ausflug nach den siidlichen Inseln des Quarnero. — Jahresbericht 
d. Wien. Kommunal-Realschule im IX. Gem.-Bez. (Rossau) für 1862/63, 
8.3—21. 

Ein gefahrloser Wasserstoffapparat. — Ebenda, S. 22—24. 1 Taf. 

Hemipterologische Studien. Die Belostomiden. — Verhandl. der zool.- 
bot. Gesellsch. in Wien, XIII, S. 339—364. (1 Taf.) 

Das Leben und Wirken der einheimischen Ameisen. — Österr. Revue, 
I. Heft, S. 201—209. 

Diagnosen neuer Hemipteren. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in 
Wien, XIV, S. 903—914. 


1869. 


1866. 


1867 


1868. 


1870. 


1871. 


1872. 


1874. 


Dr. Gustav Mayr }. 5235 


Formieidae der Reise der österreichischen Fregatte „Novara“. Zoologie, 
II. Bd., I. Abt., 8. 1—119. (4 Taf.) Wien. 4°. 

Diagnosen neuer Hemipteren. — Verhandl. der zool,-bot. Gesellsch. in 
Wien, XV, S. 429—446. 

Reise der österreichischen Fregatte „Novara“. Zoologie, II. Bd., II. Abt., 
Hemiptera heteroptera, S. 1—204. (5 Taf.) Wien. 4°, 

Myrmekologische Beiträge. — Sitzungsber. der kais. Akad. d. Wiss. in 
Wien, mathem.-naturw. Kl., LIH, 1. Abt., S. 484—517. 

Diagnosen neuer Hemipteren. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in 
Wien, XVI, S. 361—366. 

Diagnosen neuer und wenig gekannter Formieiden. — Ebenda, XVI, 
S. 885—908. (1 Taf.) 


- Vorläufige Studien über die Radoboj-Formieiden in der Sammlung der 


k. k. Geolog. Reichsanstalt. — Jahrb. der k. k. Geol. Reichsanst. in 
Wien, XVII, Heft I, S. 47—62. (1 Taf.) 

Adnotationes in Monographiam Formieidarum Indo-Neerlandicarum. — 
Tijdschrift voor Entomologie, X, p. 33—116. (2 Taf.) 

Mißbildete Zwiebel einer Tulpe. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. 
in Wien, XVII, Sitzungsber., S. 65. 

Formieidae novae Americanae, colleetae a Prof. de Strobel. — Annuario 
della Soc. Naturalisti in Modena, III, p. 161—181. 

Die Ameisen des baltischen Bernsteins. — Beiträge zur Naturkunde 
Preußens. Kgl. phys.-ökon. Gesellsch. in Königsberg, 4°, S. 1—102. 
(5 Taf.) — Extr. Jahrb. f. Mineralogie ete., S. 620—625. 

Oremastogaster Ransonneti n. sp. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. 
in Wien, XVIII, S. 287—288. 

Neue Formieiden. — Ebenda, XX, S. 939—996. 

Formicidae novogranadenses. — Sitzungsber. der kais. Akad. d. Wiss. 
in Wien, Bd. XLI, 48 8. (S. 370—417.) 

Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wort und Bild. — 9. Jahresber. 
der Rossauer Kommunal-Oberrealschule. I. 34 8. mit 4 Taf. (Auch 
separat bei C. Gerolds Sohn, Wien.) 

Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wert und Bild. — 10. Jahresber. 
der Rossauer Kommunal-Oberrealschule. II. 36 S. mit 3 Taf. (Auch 
separat, 8. 35—70, bei C. Gerolds Sohn, Wien.) 

Besprechung von Dr. Stäls Enumeratio Hemipterorum. — Verhandl. 
der zool.-botan. Gesellsch. in Wien, XXI, S. 22. 


Die Belostomiden, monographisch bearbeitet. — Ebenda, XXI, 8.399 
bis 440. 
Formieidae borneenses. — Annali del museo eivico di storia naturale 


di Genova, II, p. 133—155. 
Die Einmietler der mitteleuropäischen Eichengallen. — Verhandl, der 
200l.-bot. Gesellsch. in Wien, XXII, S. 669— 726. (Auch separat.) 
Gallen von Dryophanta seutellaris. — Ebenda, XXIV, Sitzungsber., S.37. 


1877. 


1882. 


Fr. Fr. Kohl. 


Die europäischen Torymiden. — Ebenda, XXIV, 8. 53—142. 

Die australischen Formieiden. — Joum. des Museum Godefroy, XII, 
p. 56—115. 

Die europäischen Eneyrtiden. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in 
Wien, XXV, S. 675— 778. 

Die europäischen Cynipidengallen, mit Ausschluß der auf Eichen vor- 
kommenden Arten. — Programm der Wiener Kommunal-Oberreal- 
schule im IX. Bez., S. 3—24. (3 Taf.) (Auch separat, Wien, Hölder.) 

Besprechung von Dr. Adlers „Beiträge zur Naturgeschichte der 
Cynipiden“. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in Wien, XXVII, 
S.20. 

Über Dr. Emerys Gruppierung der Myrmieiden. — Ebenda, XXVII, 
Sitzungsber., 8. 23—26. 

Die Chaleidiergattung Olin&. — Ebenda, XXVII, S. 155. 

Formieiden, gesammelt in Brasilien von Prof. Trail. — Ebenda, XXVII, 
S. 867—878. 

Reise in Turkestan von Alexis Fedtschenko. Zool. Teil, Formieidae, 
bearbeitet von G.Mayr. Moskau. 4°. 20 8. 

Arten der Chaleidiergattung Zurytoma durch Zucht erhalten. — Ver- 
handl. der zool.-bot. Gesellsch. in Wien, XXVIII, S. 297—334. 

Beiträge zur Ameisenfauna Asiens. — Ebenda, XXVII, S. 645—686. 

Die Schlupfwespengattung Telenomus. — Verhandl. der zool.-bot. Ge- 
sellsch. in Wien, XXIX, S. 697—714. 

Die Ameisen Turkestans, gesammelt von Fedtschenko. — Tijdschrift 
voor Entomologie, XXIII, S. 17—40. (Übersetzung a. d. Russischen.) 

Beschreibung einer neuen Gallwespe (Andricus Adleri). — Ebenda, 
XXX, Sitzungsber., S. 5—9. 

Die mutmaßliche Heterogonie von Pediaspis Sorbi Tischb. und Bathy- 
aspis Aceris Forst. — Ebenda, XXX], S. 4. (Notiz.) 

Die Genera der gallenbewohnenden Cynipiden. — 20. Jahresber. der 
Kommunal-Oberrealschule im I. Bez. Wien, S. 1—38. (Auch separat, 
A. Hölder.) 

Die europäischen Arten der gallenbewohnenden Cynipiden. — 21. Jahres- 
ber. der Kommunal-Oberrealschule im I. Bez. Wien. (Auch separat, 
A. Hölder.) 

Über Chilaspis Loewii Wachtl. — Wiener Entom. Zeit., II, Heft 1. 

Fourmis de Cayenne (par O0. Radoszkowsky). — Hor. Soc. entom. 
Ross., XVII, p. 30—39. 

Drei neue ostindische Formieidenarten. — Notes Leyden. Mus., V, 
p. 245— 247. 

Über das Vorkommen der Epitritus argiolus genannten Ameise in Un- 
garn. — Termösz. Füzet., VI, p. 196—197. 

Feigeninsekten. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in Wien, XXXV, 
S. 147—250. (1 Taf.) 


1886. 


1904. 


Dr. Gustav Mayr 7. 527 


Eine neue Cynipide aus Mexiko. — Ebenda, XXXVI, 8.369—372. (1 Taf.) 

Über Eeiton-Labidus. — Wiener Entom, Zeit., V, Heft 2, 8. 33—36. 

Die Formieiden der Vereinigten Staaten von Nordamerika. — Verhandl. 
der zool.-bot. Gesellsch. in Wien, XXXVI, S. 419—464. 

Notizen über die Formieidensammlung des British Museum in London. 
— Ebenda, XXXVI, 8. 353—868. 

Siüdamerikanische Formieiden, beschr. von G.M. — Ebenda, XXXVII, 
S. 511—632. 

Formieiden aus Tibet. Insecta in itinere Cl. Przewalskii in Asia 
centrali novissime leeta. — Hor. Soc. entom. Ross., Tom. XXIV, 
p- 278—280. 

Drepanognathus rugosus Mayr, 8 (deseriptio). — Termeszetrajzi Füzetek, 
XV, p. 127. Budapest. 

Liometopum microcephalum Pz. (Nestbau.) — Verhandl. der zool.-bot. 
Gesellsch. in Wien, XLII, S. 317. 

Formieiden, von Dr. Fr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelt. — Jahr- 
buch der Hamburgischen wissensch. Anstalten, X, 2, S. 195— 201. 
Ergänzende Bemerkungen zu E. Wasmanns Artikel über springende 

Ameisen. — Wiener Entom. Zeit., XII, S. 23. 

Afrikanische Formieiden. — Annal. des k. k. naturh. Hofmus. Wien, X, 
Heft 2, S. 124—124. 

Beiträge zur Kenntnis der Insektenfauna von Kamerun. 5. Formieiden. 
— Entomol. Tidskr. Ärg., XVII, H. 3, p. 225—256. 

Telenomus Sokolowi n. sp. — Hor. Soc. Entom. Ross., XXX, p. 442. 

Formieiden aus Ceylon und Singapore. — Termeszetr. Füzetek, XX, 
p. 420—436. 

Drei neue Formieiden aus Kamerun, gesammelt von Prof. Dr. Reinhold 
Buchholz. — Entomol. Tidskr. Ärg., XXI, H. 3/4, p. 273—279. 
Südafrikanische Formieiden, gesammelt von Dr. Hans Brauns. — Amn. 

des k. k. naturhist. Hofmus., XVI, H. 1, S. 1—30. (2 Taf.) 

Die Erzeuger des Sodoms-Apfels. — Wiener Entom. Zeit., XX, H. 4, 
S. 69—68. 

Hymenopterologische Miszellen. I. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. 
in Wien, LII, 8. 287—303. (Über nordamerikanische Cynipiden. — 
Westafrikanische Formieiden.) 

Notiz über Cynipiden. — Marcellia, I, p. 103. 

Hymenopterologische Miszellen. II. — Ebenda, LIII, S.387—403. (Einiges 
über Pteromalinen. — Zur Kenntnis der Gattung Telenomus Hal. — 
Neue Formieiden.) 

Hymenopterologische Miszellen. III. — Ebenda, LIV, S. 559—598. (Die 


Ormyrus-Arten Europas. — Neue Chaleididen und Proctotrupiden. 
— Formieiden.) 
Formieiden aus Agypten und dem Sudan. — L. A. Jägerskiöld exp., 


Nr. 9, 11p. 


1908. 


Fr. Fr. Kohl. Dr. Gustav Mayr ;r. 


Über Andricus theophrasteus. — Marcellia, IV, p. 51. 

Eine neue gallenerzeugende Perilampidengattung aus Paraguay. — 
Marcellia, Riv. Int. di Cecidologia, IV, p. 179—181. 

Hymenopterologische Miszellen. IV.— Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. 
in Wien, LV, 8. 529-575. (1 Taf.) (Die europäischen Arten der 
Gattung Decatoma Spin., durch Zucht erhalten. — Über Perilampiden. 
— Eine neue mexikanische Cynipide.) 

Neue Feigeninsekten. — Wiener Entom. Zeit., XXV, 8. 153—187. 

Über Aulax graminis. — Marcellia, V, p. 74. 

Zwei Cynipiden. — Ebenda, VI, S. 3—7. 1 Fig. 

Die mitteleuropäischen Eichengallen. — Facsimile-Edition. Ed.: W.Junk, 
Berlin. 8°. S. 1—70. 7 Tafeln. 

Ergebnisse der mit Subvention aus der Erbschaft Treitl unternommenen 
zoologischen Forschungsreise Dr. Fr. Werners nach dem ägypti- 
schen Sudan und nach Nord-Uganda. XI. Liste der von Dr. Fr. 
Werner am oberen Nil gesammelten Ameisen ete. — Sitzungsber. 
der kais. Akad. d. Wiss. in Wien, mathem.-naturw. Kl., Bd. CXVI, 
Abt. 1, S. 387—392. ? 

Telenomus rufiventris n. sp., eine Schlupfwespe. — Hor. Soc. entom. 
Ross., XXXVII, p. 158—160. 

Wissenschaftliche Ergebnisse der schwedischen zoologischen Expedition 
nach dem Kilimandjaro, dem Meere und den umgebenden Massai- 
steppen Deutsch-Ostafrikas 1905—1906 unter Leitung des Prof. Dr. 
Yngve Sjöstedt. 8. Hymenoptera,. 2. Formieidae. — Kgl. schwed. 
Akademie d. Wiss. in Upsala. 4%. S. 7—23. (1 Taf.) 

Formieiden in: Botanische und zoologische Ergebnisse einer wissen- 
schaftlichen Forschungsreise nach den Samoainseln, dem Neuguinea- 
Archipel und den Salamonsinseln ete. vom Mai bis Dezember 1905 
von Dr. Karl Rechinger. — Denkschr. der kais. Akad. d. Wiss. in 
Wien, Bd. LXXXI, S. 313—314. 


August Schletterer 7. 529 


August Schletterer 7. 


Ein Nachruf 


von 


Franz Friedr. Kohl. 


(Eingelaufen am 20. Juni 1908.) 


Am 24. Mai 1908 verschied zu Girlan bei Bozen in Tirol 
der bekannte Hymenopterologe Gymnasialprofessor (i. R.) August 
Sehletterer nach mehrjährigem schweren Siechtum. Ihm verdankt 
die Wissenschaft eine Reihe wertvoller, zum Teile monographischer 
Arbeiten, von denen einige auch in dieser Zeitschrift veröffentlicht 
worden sind. Als Fachgenosse und langjähriger Freund halte ich 
mich für berufen, dem Geschiedenen an dieser Stelle einige Worte 
des Andenkens zu widmen. 

August Schletterer wurde im Jahre 1850 in St. Pauls bei 
Bozen als der Sohn eines allseits geachteten Schulleiters geboren. 
In Bozen besuchte er das Franziskaner-Gymnasium und empfing 
dort durch den bekannten Professor und nachmaligen Direktor P. 
O. Fr. Vinzenz M. Gredler die ersten Anregungen zum Studium 
der Natur, welche später für seine Berufswahl entscheidend wurden. 
Auf der Universität in Innsbruck schulte er sich unter dem ebenso 
wohlwollenden als kräftigen Einflusse des ausgezeichneten Zoologie- 
professors Dr. Kamill Heller. Nach abgelegter Gymnasiallehramts- 
prüfung beriefen ihn im Jahre 1878 die Zeitumstände zur Okku- 
pation Bosniens und der Herzegowina, wo er als Reserveleutnant 
mehrere Gefechte bestand. In der Folge lag er an einem schweren 
Typhus in Mostar lange krank darnieder. Von diesem erholte er sich 
nur langsam und dürfte auch der Keim zu seinem Gehirnleiden, 
dem er erlag, hergerührt haben. Nach seiner Genesung absolvierte 
er in Bozen das Probejahr zu seinem Lehrberufe und wurde hierauf 
zum Supplenten am Gymnasium in Horn (N.-Ö.) bestellt. Im Jahre 
1883 kam er in gleicher Eigenschaft an die Leopoldstädter Unter- 
realschule in Wien. Sein Weg zum Mittelschullehramt war dornig, 
voll von Entbehrungen, da er ihn gerade zu der Zeit wandern 


mußte, wo eine gänzliche Aussichtslosigkeit auf ein Definitivum 
2. B. Ges. Bd. 58. 34 


530 Fr. Fr. Kohl. 


eine große Zahl der tüchtigsten jungen Kräfte jahrelangen traurigen 
Verhältnissen auslieferte. Seine Ernennung zum definitiven Gymnasial- 
lehrer in Pola erfolgte erst im Jahre 1890, also dreizehn Jahre 
nach abgelegter Lehramtsprüfung. 

Schletterer stellte keine Ansprüche an das Leben und hatte 
trotz der aufreibenden Lehrtätigkeit noch die Lust, sich fach- 
wissenschaftlich zu bilden und zu betätigen. Auf seinen Wunsch 
führte ihn der Schreiber dieser Zeilen im Jahre 1833 in die Hymeno- 
pterologie ein. Im Jahre 1886 wurde er mit Dekret als Volontär 
in den Personalstatus des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums auf- 
genommen. Von jetzt ab entfaltete Schletterer an der Hand der 
Musealsammlung eine rege wissenschaftliche Tätigkeit bis zu seiner 
Ernennung zum definitiven Gymnasialprofessor. In diese Zeit fällt 
die Veröffentlichung von 14 wissenschaftlichen Abhandlungen, dar- 
unter mehreren umfangreicheren Monographien. Da Schletterer 
selbst keine Sammlung besaß und auch nicht die Literatur, welche 
zu einer wissenschaftlichen Betätigung unerläßlich ist, so wurde mit 
seiner Berufung nach Pola seine Tätigkeit auf dem Gebiete der 
hymenopterologischen Systematik jäh beendet. 

Schon nach mehrjährigem Aufenthalte in Pola stellte sich bei 
Schl. eine beunruhigende Gedächtnisabnahme ein, welche nach 
seiner Versetzung an die k. k. Oberrealschule in Innsbruck und 
später an das deutsche Gymnasium in Trient in dem Maße zunahm, 
daß er sich veranlaßt sah, im Jahre 1904 in den Ruhestand zu treten. 
Dieser brachte ihm trotz der sorgsamsten Pflege, die er bei seiner 
treuen Schwester Johanna genoß, nicht die gehoffte Gesundung. 

Mit Schletterer schied eine anspruchslose, liebenswürdige 
Natur, in deren Nähe man sich wohl fühlte. In manchen Kreisen 
war er wegen seiner musikalischen Kenntnisse und als vorzüglicher, 
geschulter Liedersänger bekannt und beliebt, bildete er doch schon 
zur Zeit seiner Universitätsstudien eine hervorragende Stütze des 
damals blühenden akademischen Gesangsvereines in Innsbruck. Er 
war ein Mann ohne Falsch, von sonniger Heiterkeit, voll ursprüng- 
lichen, harmlosen Humors. Darum war er auch bei allen, die ihn 
kannten, beliebt; sie werden ihm ein treues Andenken bewahren. 
In der wissenschaftlichen Welt ist ihm dieses durch seine wertvollen 
Arbeiten gesichert. Folgendes Verzeichnis soll ein Bild der wissen- 


August Schletterer }. 531 


schaftlichen Tätigkeit geben, welche Schletterer in der Zeit herber 
Entbehrungen entfaltete: 


1885. 


1886. 


1886. 


1887. 
1887. 


1889. 


1889. 


1889. 


1889. 


1889. 


1889. 


1889. 


1890. 


1890. 


1890. 


1891. 


1891. 


1894. 


1895. 


1901. 


Die Hymenopterengatiung Gasteruption Latr. — Verhandl. der zool.- 
bot. Gesellsch. in Wien, XXXV, S. 267—326. (1 Taf.) 

Zwei neue Arten der Hymenopterengattung Zvania. — Ebenda, XXXVI, 
S. 231. 

Über die Hymenopterengattung Evania. — Ebenda, XXXVI, 8. 3—48. 
(1 Taf.) 

Die Bienen Tirols. — Jahresber. d. Staatsrealschule im 2. Bez. in Wien. 

Die Hymenopterengattung Cerceris, mit vorzugsweiser Berücksichtigung 
der paläarktischen Arten. — J. Spengels Zool. Jahrb., Jena, Bd. II, 
S. 349—510. (1 Taf.) 

Nachträgliches über die Hymenopterengattung Cerceris Latr. — Ebenda, 
Bd. IV, S. 880— 904. 

Monographie der Hymenopterengattung Stephanus Latr. — Berl. Ent. 
Zeitschr., Bd. XXXIIH, H. 1, S. 71—160. (1 Taf.) 

Monographie der Bienengattungen Chelostoma Latr. und Heriades Spin. 

"— J.Spengels Zool. Jahrb., Jena, Bd. IV, 8. 591—691. 

Die Hymenopterengruppe der Evaniiden, monographisch bearbeitet. — 
Annalen des k.k. Naturhist. Hofmus., IV, H.1, S. 107—180; H. 2, 
S. 289—338; H. 3, S. 373—546. (6- Taf.) 

Hymenopterologisches: Stephanus tibiator n. sp., Chelostoma grande Nyl. 
— Berl. Ent. Zeitschr., Bd. XXXIII, H. 2, S. 293—298. 

Die Hymenopterengattungen Stenophasmus Sm., Monochamus Westw. 
und Megalyra Westw. — Ebenda, XXXIH, H.2, S. 197—250. (1 Taf.) 

Beitrag zur Kenntnis der Hymenopterengattung Cerceris. — J. Spengels 
Zool. Jahrb., Jena, Abt. f. System., Bd. IV, S. 1124—1131. 

Die Bienengattung Dasypoda. — Ben. Ent. Zeitschr., Bd. XXXV, H.1], 
S. 11—56. (1 Taf.) 

Die Gruppe der Hymenopterengattungen Leucopsis F., Polistomorpha 
Westw.und Marres Walk. — Ebenda, XXXV, H.2, S. 141— 302. (2 Taf.) 

Apidarum species novae descriptae. — Ent. Nachr., Nr. 15, S. 225—238. 

Hymenoptera in expeditione sub auspieio regii imperii Belgiei perfecta 
in regione Africae ad Congo flumen inferius colleeta. — Ann. de 
la Soc. entomologique de Belgique, Vol. XXXV, p. 1—34. (2 Taf.) 

Vespidarum species novae chilenses. — Ent. Nachr., XVII, S. 83—94. 

Zur Hymenopterenfauna Istriens. — IV. Jahresber. des k. k. Staats- 
gymnasiums von Pola, S. 3—35. 

Zur Bienenfauna des südlichen Istrien. — V. Jahresber. des k.k. Staats- 
gymnasiums zu Pola, S. 3—42. 

Beitrag zur Hymenopterenfauna von Südistrien. — Verhandl. der zool.- 
bot. Gesellsch. in Wien, LI, S. 215—220. 


34* 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Zusammengestellt von A. Handlirsch und Dr. A. Zahlbruckner. 


Abkürzungen: 


A. — Anatomie. 
B. = Biologie. 


D. = Beschreibung. 
G. = Geographie. 


K. = Kritische Bemerkungen. 
M. = Morphologie. 


R. = Referat. 
S. = Synonymie. 


T. = Teratologie. 


(Die Originalarbeiten und Beiträge sind durch den Druck hervorgehoben.) 


A. 


Abel, 0. Angriffswaffen und Ver- 
teidigungsmittelfossiler Wirbel- 
tiere. (Mit 4 Fig.) S. (207). 

— Die Anwendung der Röntgen- 
strahlen in der Paläontologie. 
S. (232). 

— Neuere Studien über die Syste- 
matik und Stammesgeschiehte 
der Halbaffen und über den 
Fund eines angeblichen Vorfah- 
ren des Menschen in Südamerika, 
Tetraprothomo argentinus. 
8. (35). 

— Unsere gegenwärtige Kenntnis 
über den Bau und die Lebens- 
weise von Diprotodon austra- 
lis. (Mit Fig.) S. (44). 

Abraxas sylvata ab. pantarioides Spitz 
n. ab. S. (262). 

Acanthostichus laticornis Forel n. sp. 
S. 345. 

Acidalia agraria. (D., G.) S. (164). 

Aglia tau ab. dealbata n. ab. S. (81). 

Agrimonia Wirtgeni Aschers. und 


Gräbn. (= A. odorata Ait. X Eupa- 
toria L.) (D., G.) 8. (9). 
Alectorolophus major Rehb.(G.) 8.(15). 
Ameisen aus Sao Paulo, Paraguay 
etc. 8. 340. 
Androsace Hausmanni Leybold. (G.) 
S. (16). 
Anemone Pittonü Glow. (G.) S. (12). 
Aporia cerataegi ab. S. (73). 


“ Argynnis graphia (ab.). S. (158). 


Atheta Fiorii Bernh. n. sp., 8.40; A. 
Petzi Bernh. n. sp. 8. 39. 

Atta sexdens var. bisphaerica Forel n. 
var., S. 348, var. rubropilosa Forel 
n. var., 8. 348; A. nigrosetosa Forel 
n. sp., 8.350; 4A. Oetkeri Forel n. 
sp. S. 352. 

Axiocerses harpax sty& Rebel n. subsp. 
S. (159). 

Azteca Alfari var. mixta Forel n. var., 
S. 386; A. Aesopus Forel n. sp., 
S. 392; A.longiceps subsp. patruelis 
Forel n. subsp., S. 392; A. Muelleri 
var. nigridens Forel n. var., S. 392; 
A. Ulei var. gibbifera Forel n. var. 
S. 392. 


Alphabetische 


B. 


Behrens, W. Tabellen zum Gebrauch 
bei mikroskopischen Arbeiten. (R.) 


8. (249). 

Bericht des Bibliotheks-Komitees. 
S. (152). 

Bericht des Generalsekretärs. 
S. (145). 

Bericht des Präsidenten. S. (141). 


Bericht des 
S. (149). 

Bericht des Redakteurs. S. (148). 

Berichte der Sektion für Botanik. 
S. (88). 

Berichte der Sektion für Koleo- 
pterologie. S. (18), (52), (117), 
(160). 

Berichte der Seb»tion für Lepido- 
pterologie. S.(24) (mit 3Fig.), (67), 
(155), (163), (250). 

Berichte der Sektion für Paläo- 
zoologie. S. (34), (205). 

Berichte der Sektion für Zoologie. 
S. (108). 

Berichte über die allgemeinen Ver- 
sammlungen. S. (86), (124), (169), 
(170). 

Bericht über die außerordentliche 
General-Versammlung. S. (167). 

Berieht über die ordentliche @e- 
neral-Versammlung. S. (141). 

Bericht über die Exkursion in die 
städtische Baumschule nach Al- 
bern. S. (205). 

Bernhauer, Dr. M. 14. Folge neuer 
Staphyliniden der paläarkti- 
schen Fauna, nebst Bemerkun- 
gen. S. 32. 

Bidessus minutissimus var. circum- 
flexus Breit n. var. S. (59); B. mi- 
nutissimus var. interruptefasciatus 
Breit n. var. S. (59). 

Birnbacher, J. f. S. (19). 


Reehnungsführers. 


Inhaltsübersicht. 


533 


Boarmia maculata var. bastlbergeri.(G.) 
S. 163. ! 
Bolitobius pulcher Bernh. n. sp. S. 35. 


. Bolitochara Lauferi Bernh. n. sp., 8.36; 


B. Schusteri Bernh. n. sp. 8. 35. 
Botanische Abende an der Uni- 
versität. S. (4), (7), (88), (89). 
Brachymyrmex Fiebrigi Forel n. sp., 
S. 400; B. longicornis n. var. im- 
munis Forel. S. 400. 

Breit, J. Beschreibung eines neuen 
Ptinus. S. (160). 

— Eine koleopterologische Sam- 
melreise auf Mallorka. S. (52). 

— Seotodipnus Ganglbaueri n. 
sp. 8. (66). 

Brian, A. Copepodi parasiti dei pesei 
d’Italia. (R.) S. (241). 

Bromus squarrosus var. 
Murb. (D.) S. (191). 

Brunnthaler, Jos. Jahresbericht. 
S. (145). 

Bryoporus Sahlbergi Luze n. sp. S. 42. 

Bupalus piniarius var. mughusaria. 
(G.) 8. (29). 

Burgerstein, A. Pflanzenkulturen 
im diffusen Tageslicht. I. Reihe. 
S. 322. 


uberrimus 


c. 


Camponotus abdominalis n. subsp. 
F'uchsae Forel, S. 409, n. subsp. cu- 
piens Forel, S. 410; C. bellus n. 
nom. Forel, S. 464; CO. Emeryo- 
dicatus n. subsp. decessor Forel, 
S.413, n. var. opitrix Forel, S. 414; 
C. Fabricüi n. var. acoma Forel, 
S.418; C. fastigiatus n.subsp. Verae 
Forel, S. 403, n. subsp. vagulus Fo- 
rel, S. 403; C. Iheringi Forel n. 
sp., S. 412; C. maculatus n. subsp. 
Spengleri Forel, S. 406, n. var. 
Scheffleri Forel, S. 407; 0. para- 
doxus n.subsp. janitor Forel, 8.415; 


534 


C. punctulatus n. subsp. Lilii Forel, 
S.402; C. Santosi Forel n.sp.,8.408; 
©. Seipio Forel n. sp., 8. 410; ©. 
trapeziceps Forel n. sp. S. 405. 

Carduus peisonis Teyb.n. hybr. (= C. 
nutans L. X hamulosus Ehrh.) (D., 
G.) 8. (8). 

Carex Pseudoheleonastes Hand.-Mzt.n. 
hybr. (D., G.) 8. (102). 

Cerastium Brueggerianum Della Torre 
et Sonth. n. hybr. (D., G.), 8. (104); 
CO. tomentosum L. (G.) S. (204). 

Chloroperla Bethynica Kempny n. sp. 
S. 266. 

Cobelli, R. Il Fieus carica L. nel 
Trentino. S. 20. 

— Le elitre del Meconema brevi- 
penne Yersin. S. 29. 

— Una nuova specie di 
machus. 8.31. 

Coenonympha arcania (ab.), S. 29; CO. 
philea macrophthalmica (G.)S. (259). 

Colias edusa var. faillae. (G.) S. (163). 

Cremastogaster Bingo Forel n. sp., 
S. 368, fautrix Forel n. var., S. 369; 
©. distans n. subsp. parviceps Fo- 
rel, S.369; CO. Iheringi Forel n. sp. 
S. 366. 

Cryphalus-Arten (japanische). S. 89. 
Or. eryptomeriae Niijj. n. sp., 8. 91; 
Or. fulvus Niij. n. sp. S. 92. 

Oryptocerus hamulus n. subsp. Stein- 
heili Forel. S. 355. 

CUryptophagus Ludovici Breit n. sp. 
S. (62). 

Cylindropsis balearica Breit n. sp. 
S. (59). 

Oyrtonus majoricensis Breit n. sp. 
S. (64). 


Pez0= 


D. 

Deilephila (Hybriden), S. (155); Deil. 
euphorbiae ab. cuspidata Rebel n. 
ab., 5. (270); Deil. hybr. gellmeri 
Rebel. 8. (155). 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Dilina tiliae, Inzucht. S. 244. 

Dimerus Fiori. S. (21). 

Diprotodon australis. (D., G., B.) (Mit 
Fig.) S. (44). 

Dipteren (Systematik). S. 43. 

Diskussionsabende über den natur- 
historischen Unterricht an Mittel- 
schulen. S. (87). 

Dorymyrmex Goldii subsp. fumigatus 
Forel n. subsp. 8. 385. 

Drusillopsis. 8. 135. 

Drusus concolor Kempny n. sp. 8. 268. 

Dryopteris paleacea (Don.) Hand.-Mzt. 
(G., S.) S. (100). 

Dunbar. Zur Frage der Stellung der 
Bakterien, Hefen und Schimmel- 
pilze im System. (R.) 8. (137). 

Dyschirius longipennis Putz. (D., G.) 
S. (57). 

Dziurzynski, Kl. ZLyeaena alcon. 
S. (163). 

— Zygaena-Formen. 8. (73). 


E. 


Ebner, R. Beiträge zur Ortho- 
pterenfauna Bosniens und der 
Herzegowina. (Mit Taf. II.) S.329. 

Eeiton Iheringi Forel n. sp. 8. 347. 

Ectatomma opacwentre var. permagna 
Forel n. var., S. 342; E. striatulum 
var. angustiloba Forel n.var., S.341, 
var. angustipleura Forel n. var., 
S. 342, var. simplicoides Forel n. 
var. 8. 341. 

Erebia epiphron var. transsylvanica 
Rebel n. var., 8. (77); E. lappona 
ab., S. (73); E. pronoe (Varietäten). 
S. (259). 

Euclidia mi ab. explanata Rebel n. 
ab. S. (271). 

Eurymene dolabraria ab. atrox Zerny 
n. ab. 8. (270). 

Eusxanthis dorsimaculana Preiss.n. Sp. 
S. (70). 


3 Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Experimentell erzielte Übereinstim- 
mung zwischen Tier und Boden- 
farbe. S. (126). 

Experimentelle Behandlung biolo- 
gischer Grundfragen. S. (171). 


F. 


Falagria Hauseri Bernh. n. sp., 8.38; 
F. nigerrima Bernh. n. sp. $. 38. 

Faunader neotropischen Region. S.282. 

Festuca alpina f. puberula Hack. nov. 
£.(D.,’G-) 8: (102): 

Fieus carica L. (G.) 8. 20. 

Figdor, W. Über den Einfluß des 
Lichtes auf die Keimung der 
Samen .einiger Gesneriaceen. 
8. (7). 

Flora (von Niederösterreich). S. (8), 
(190), 1, 418. 

— (von Steiermark). S. (15), (96), 69, 
418. 

— (von Tirol). S. (100), (190), 20, 276. 

— (von Kärnten). S. (190). 

— (der Ostalpen). S. 302. 

Forel, A. Ameisen aus Sao Paulo 
(Brasilien), Paraguay ete. (Mit 
2 Fig.) S. 340. 

Forel, A. Vortrag. S. (165). 

Fritz, E.E Papilio Machaon (Al- 
bino). S. (73). 

Fruhstorfer, H. Neue indo-austra- 
lische Mycalesis und Bespre- 
chung verwandter Formen. (Le- 
pid.) (Mit Taf. I.) S. 126. 

Fuchs, G. Über die Fortpflanzungs- 
verhältnisse der rindenbrütenden 
Borkenkäfer. (R.) S. (139). 


6. 


Galanthus nivalis L. var. europaeus 
G. Beck, S. 8; Varietäten: 1. steno- 
petalus G. Beck, 8. 8; 2. platy- 
sepalus G. Beck, 8.9; 3. hololeucus 


535 


Cel., 8. 9; 4. albus Allen, S. 9; 
5. Sandersii Hapur, S. 9; 6. pal- 
lidus Smith, S. 10; 7. viridans G. 
Beck, S. 10; 8. virens Haring n. 
var. (D.), S. 10; 9. virescens Leichtl., 
S. 10; 10. pietus Haring n. var. 
(D.), S.10; 11. candidus G. Beck, 
S.11; 12. biscapus G. Beck, 8.11; 
13. biflorus G. Beck, 8.11; 14. tri- 
folius G. Beck, S. 11; 15. unifolius 
Haring n.var.(D.), S.11; 16. quadri- 
folius Haring n. var. (D.), 8. 12; 
17. platyphyllus Haring n. var. (D.), 
S. 12; 18. stenophyllus Haring n. 
var. (D.), S. 12; 19. major Ten. 8.12. 

Galvagni, E. Colias Edusa. 8. (163). 

— Über Coenonympha philea 
macrophthalmica. 8. (259). 

— Über seine Lepidopterenaus- 
beute aus der Hohen Tatra. 
S. (24). 

— Über 
S. (158). 

Ganglbauer,L. Berichte über koleo- 
pterologische Publikationen. 8. (23). 

Ganglbauer, L. J. Birnbacher 7. 
S. (19). 

— Über die Gattung Dimerus. 
8-24): 

— Über die Rassen von Molops 
edurus Dej. S. (119). 

Goneptery& cleopatra. (B.) S. (272). 

Gowan’ Nature Books. Wild flowers 
at home. (R.) S. (138). 

Grobben, K. Die systematische Ein- 
teilung des Tierreiches. (Mit Fig.) 
S. 491. 

Günner,A. Über Aglia tau. 8. (81). 


H. 


Halbaffen. S. (35). 
Handlirsch, A. Biographische Skizze 
Dr. Peter Kempnys. (Mit Porträt.) 
„8 259; 


Venilia macularia. 


536 


Handlirsch, A. Jahresbericht des 
Redakteurs. S. (148). 

— Kleiner Beitrag zur Kenntnis 
der Grabwespengattung Stizus 
Latr. S. 240. 

— Über tiergeographisch inter- 
essante fossile Insekten. S. (205). 

Handel-Mazzetti, H. v. Bemerkens- 
werte Phanerogamen aus Tirol. 
S. (100). 

— Über ein für Österreich neues 
Cerastium. >. (204). 

Haring, J. Floristische Funde aus 
der Umgebung von Stockerau in 
Niederösterreich. III. S. 1. 

Harpella eseliensis Rbl. n. sp. S. (84). 

Hayek, A. v. Über interessante 
Pflanzen aus Steiermark. 8. (15). 

— Die xerothermen Pflanzenrelikte 
in den Ostalpen. S. (302). 

— Flora von Steiermark. (R.) S. (187). 

Hegi, 6. Illustrierte Flora von Mittel- 
europa. (R.) S. (137). 

Heikertinger, Fr. Koleopterologi- 
sche Mitteilungen. S. (117). 

Heliconius-Formen. S. (264). Heli- 
conius ismenius forma defasciatus, 
S. (264), anderita melicerta forma 
muzoönsis, S. (266), melpomene agla- 
ope forma anna, 8. (267), forma 
ecuadorensis, S. (267), forma dione, 
S. (267), erato phyllis forma athene, 
S. (269), Neustetter nov. form. 

Hendel, F. Nouvelle elassifieation 
des mouches ä& deux ailes (Di- 
ptera) von J. &. Meigen. S. 49. 

Heracleum elegans Crtz. (S., G.) S. (96). 

Hibernid defoliaria (G. ab.). S. (32). 

Himmelbaur, W. Über Mikropylen- 
verschluß bei @ymnospermen. 
S. (4). 

Hiptelia lorezi. (G.) S. (264). 

Hirschke, H. Boarmia maculata. 
S. (163). 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Hormuzaki, K. v. Neue Lepidopte- 
renfunde aus der Bukowina. 
S. (156). 

Hungerbyehler, J. v. Kassabericht. 

S. (149). 

Hybernia aurantiaria ab. fumipennaria 
Hellw. (G.) S. (29). 

Hydroporus Kuchtae Breit n.sp. 8. (59). 


I. 


Ichthyosaurus platydactylus. 8. (38). 

Ihering, H. v. Die Entstehungs- 
geschichte der Fauna der neo- 
tropischen Region. S. 282. 

Insekten, fossile. S. (205). 

Inzucht (Dilina tiliae). S. 244. 

Iridomyrmex dispertitus subsp. micans 
Forel n. subsp., S. 394; melleus 
subsp. suceineus Forel n. subsp. 
S. 396. 

Isophya Tölgi Ebner n. sp. 8. 332. 

Janchen, E. Die europäischen Gat- 
tungen der Farn- und Blütenpflan- 
zen. (R.) 8. (249). 

K. 

Kammerer, P. Experimentell er- 
zielte Übereinstimmungen zwi- 
schen Tier und Bodenfarbe. 
S. (126). 

Karzel, R. Über Verholzung der 
Spaltöffnungen bei Cicadeen. 
S. (89). 

Kassabericht. S. (149). 

Kautz, H. Über Hybernia auran- 
tiaria aberr. fumipennaria. 
S. (29). 

Keller, L. II. Beitrag zur Flora von 
Tirol. S. 276. 

Kempny, P. Beitrag zur Neuro- 
pterenfauna des Orients. (Mit 
6 Fig.) S. 259. 

— Biographie. S. 259. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Kindervater, E. Über Bupalus 
piniarius var. mughusaria. 
S. (29). 

Klos, R. Ein Vergleich der Schmet- 
terlingsfauna Steiermarks und 
Kärntens. S. 271. 

_ Kohl, Fr. August Schletterer }. 
S. 529. 

— Dr. Gustav Mayr y. (Mit Porträt.) 
S.:512. 

Koleopterenfauna d. Dobratsch. 5.432. 

Koleopteren von Mallorka. S. (52). 

Kolisko, A. Über einige Lepido- 
pteren. S. (28). 

— Über Inzuehtversuche mit Di- 
lina tiliae. 3. 244. 

— Über Erebia pronoe. S. (259). 

Kurs über wissenschaftliche Mikro- 
skopie. S. (165). 


Ir 


Lamprolenis. 8. 224. 

Larentia corydalaria forma eurytaenia 
Rbl., S. (30); L. incursata (aberr.). 
S. (158). 

Leeder, Fr. Beiträge zur Flora des 
oberen Mürztales in Steiermark 
und Niederösterreich. S. 418. 

Leitung der Gesellschaft. S. (1). 

Lepidopteren von Bosnien und Herze- 
gowina. 8. (250). 

— aus der Bukowina. S. (156). 

— der Hohen Tatra. 8. (24). 

— aus Kleinasien. 8. (82). 

— aus Niederösterreich. S. (30). 

— aus Nieder-, Oberösterreich 
Steiermark. 8. (31). 

— dertranssylvanischen Alpen. S. (74). 

Lepidopterenausbeute. S. (28). 

Lepidopterenfauna Steiermarks und 
Kärntens. S. 271. 

Leptusa Leonhardi Bernh. n. sp. 8. 37. 

Lorenz, L. v. Die in historischer Zeit 
ausgestorbenen Vögel. S. (217). 


und 


537 


Lorenz, L. v. Über das Skelett eines 
fossilen Riesenhalbaffen aus Ma- 
dagaskar. S. (34). 

Luze, 6. Eine neue Art der Sta- 
philinidengattung Bryoporus 
Kraatz. S. 42. 

Lycaena alcon (G.), S. (163); L. aman- 
dus ab. punetifera Schaw. n. ab., 
S. (157); L. argiades (Formen), 
S. (32); L. coridon ab. hafneri 
Preiss. n. ab. S. (68). 

Lygris prumata var. annexa Schima 
n. var. 8. (257). 

Lymantria monacha. (G., B.) S. (110). 


M. 


Malacosoma neustria ab. maculifer«a 
Kolisko n. ab. S. (28). 

Mandarinia. S. 134. 

Mayr, G. (Nekrolog.) S. 512. 

Mecomema brevipenne. (D., B.) S. 29. 

Megaladapis Edwardsi. 8. (34). 

Meigen, J.G. Nouvelle Classification 
des mouches. S. 43. 

Meissl, F. v. Aporia cerataegi ab. 
S. (73). 

Melampyrum velebiticum Borb. (D.) 
S. (106). 

Melanagria larissa var. herta ab. de- 
limbata et schawerdae Neustetter 
n. ab. S. (264). 

Mikroskope. 8. (130). 

Molops edurus. (Rassen.) S. (119). 

Monomorium minutum subsp. brasi- 
liense Forel n. subsp. S. 361. 

Mycalesis-Arten. S. 126. 

Mycalesis sanatana wlia n. subsp., 
S. 145; sanatana gomia n. subsp., 
S. 146, nicotia nudgara n. subsp., 
S. 148; inopia n. sp., 8. 150; perseus 
typhlus n. nom., S. 152; horsfieldi 
niasana n. subsp., S. 155; horsfieldi 
hermana n. subsp., S. 156; horsfieldi 
enganvensis n. subsp., S. 156; hors- 


538 


fieldi tersimus n. subsp., 8. 156; 
horsfieldi ptyleus n. subsp., 8. 156; 
horsfieldi mucianus n.subsp., S.157; 
horsfieldi leucinoe n. subsp., S. 157; 
visala neovisala n. subsp., S. 158; 
terminus anteros n. subsp., S. 164; 
terminus ternatensisn.subsp.,S.164; 
terminus wakolo n. subsp., S. 164; 
ita jolana n. subsp., S. 168; janar- 
dana opaculus n. subsp., S. 175; 
janardana sapitanan.subsp.,S.175; 
janardana sagittigera n. subsp., 
S.176; janardana baluna n. subsp., 
S. 177; janardana besina n.subsp., 
S. 177; dexamenus transiens n. sub- 
sp., 8. 179; bisaya samina n.subsp., 
S. 186; tagala semirasa n. subsp., 
S. 186; tagala palawana n. subsp., 
S. 187; mucia etha n. subsp., S.194; 
elia theophila n. subsp., S. 199; phi- 
don phidonides n. subsp., S. 204; 
shiva gopaka n. subsp., S. 205; 
aethiops lornides n. subsp., S. 207; 
lorna copiosa n. subsp., S. 207; 
sirius canicula n. subsp., S. 209; 
sirius antecanis n. subsp., S. 209; 
durga exheredata n. subsp., S. 213; 
medus licium n. subsp., S. 214; me- 
dus turbata n. forma, S. 214; jopas 
paupercula n. subsp. S. 215. 

Mycetoporus santicensis Schatzm. n. 
sp. 8. 445. 

Myrmelachista Paderewskii Forel n. 
sp. 8. 397. 

N. 

Nepticula thuringiaca. (S.) S- (269). 

Nephrodium Thelypteris Desv. (G.) 
S. (16). 

Neue Mitglieder. S. (86), (125), (154), 
(169), (170). 

Neuropterenfauna des Orients. S. 259. 


Neustetter, H. Beschreibung von 
Heliconius-Formen. S. (264). 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Neustetter, H. Zwei neue Formen 
von Melanagria larissa var. 
herta. S. (263). 

Nevole, J. Über einige interessante 
Pflanzen aus Steiermark und ein 
Herbar aus dem 17. Jahrhundert. 
S. (96). 

Niijima, Y. Über die japanischen 
Oryphalus-Arten. S. 89. 

— Über japanische Borkenkäfer. 
S. (18). 

Nitsche, J. Über Lepidopteren aus 
Österreich. S. (31). 

Nonne (in Böhmen). S. (110). 

Nuphar affine Harz. (G.) S. (17). 


v. 


Ochetomyrmex MayriForel n.sp.S.360. 

Ochrostigma velitaris var. pontica Rbl. 
n. var. ®8. (82). 

Ochthebius maculatus n. var. imma- 
culatus Breit. S. (61). 

Orchis morio n. var. subpietus Sabr. 
(D., G.), 8. 71; O.'morio n. var. 
flavus Sabr. (D., G.) 8. 72. 

Ormithologische Literatur. S. 93, 458. 

Orthopteren Bosniens. S. 329. 


1 


Pachychila sublimata n. var. opaca 
Breit. S. (63). 

Papilio aegeus n. ab. citrinus Rebel, 
S. (80); P.machaon (Albino). 8.(73). 

Parasemia plantaginis n. ab. flavo- 
radiata Schaw. S. (29). 

Parnassius apollo var. 
S. (272). 

Pehersdorfer, A. Aus meinen Fe- 
rien. (R.) S. (138). 

Pentilia parapetreia Rbl.n.sp. S. (159). 

Perla Werneri Kempny n. sp. 8. 264. 

Pezomachus roboretanus Cobelli n.sp. 
S. 31. 


bosniensis. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Phalacropteryx apiformis. (G.) 3. (157). 
Pheidole lignicola n. var. levocciput 
Forel, S. 370; Ph. rufipilis Forel 
n. sp., 8.371, n. var. laevinota Forel, 


8.371, n. var. divexa Forel, 8.372; | 
Ph. perversa Forel n. sp., 8. 373; | 


Ph. angusta Forel n. sp., 8. 373; 
Ph. Wolfringi Forel n. sp., S. 374, 
Ph.bambusarum Forel n. sp., 8.376; 
Ph. oxyops Forel n. sp., 8. 377, 
n. subsp. regia Forel, 5. 378; Ph. 
Guillelmi Muelleri n. subsp. avia 
Forel, S. 380; Ph. arciruga Forel 
n. sp. 8. 381. 

Philonthus longicollis Bernh. n. Sp., 
S.33, var. Linkei Bernh. n. sp. 8.34. 

Pholidoptera Karnyi Ebner n.sp.S.334. 

Phylan semicostatus n. var. curtulus 
Breit. 8. (63). 

Piepers, M. C. Noch einmal Mimikry, 
Selektion, Darwinismus. (R.) S. (47). 

Pieris napi (ab.). S. (158). 

Polygonum Wilmsü G. Beck. (D., G.) 
SS(ll). 

Ponera opaciceps n. var. postangustata 
Forel, S. 343; P. Fiebrigi Forel n. 
sp., S. 343; P. Iheringi Forel n. 
sp. S. 344. 

Porsch, 0. Insektenquälende Orchi- 
deenblüten. S. (169). 

— Über die anatomische Arbeits- 
teilung zwischen den Nähr- und 
Stützwurzeln von Philoden- 
dron Selloum C. Koch. 8. (6). 

Preißecker, Fr. Eine neue Lycae- 
nidenform. S. (68). 

— Eine neue Tortrieide. S. (69). 

— Lepidopteren - Aberrationen. 

S. (157). 

Prenolepis vividula n. subsp. docilis 
Forel. 8. 402. 

Przibram, H. Experimentelle Be- 
handlung biologischer Grund- 
fragen. S. (171). 


539 


Pseudomyrma Fiebrigi Forel n. sp., 
S.383; P. pallens n. var. gibbinota 
Forel. S. 384. 

Ptinus Leonhardi Breit n. sp. S. (160). 

Piychandra, S. 221; P. Schadenbergi 
n. f. hebetatrix, S. 222; P. lorqwini 
n. f. obscurior, 8. 223, n.f. coeru- 
lans. S. 223. 

Publikationen über Lepidopteren. (R.) 
S. (50), (243). 


0. 

Quedius aspromontanus Bermh. n. sp. 
S. 34. 

R. 

Rebel, H. Diagnosen zweier neuer 
ostafrikanischen Lyeaeniden. 
S. (159). 

— Eine für Österreich neue Geo- 
metride. S. (164). 

— Hiptelia lorezi. 8. (264). 

— Lepidopterologische Exkursion 
in die transsylvanischen Alpen. 
S. (74). 

— Neue Aberrationen. S. (270). 

— Papilio wegeus aegates S. ci- 
trinus (n. ab.). S. (80). 

— Über Deilephila - Hybriden, 
S. (155). 

— Über die Formen von Lycaena 
argiades. S. (32). 

— Über einige von H. Kolar 
gemachte Lepidopterenfunde. 
S. (30). 

— Über Larentia corydalaria. 
S. (30). 

— Über Lepidopteren aus Klein- 
asien, S. (82). 


— Über Nepticula nickerli. 
S. (269). 
— Uber Phalacropteryx  api- 


formis. S. (157). 
Rechinger, K. Botanische und zoo- 
logische Ergebnisse einer wissen- 


540 


schaftlichen Forschungsreise nach | 


den Samoa-Inseln, dem Neuguinea- 
Archipel und den Salomons-Inseln. 
(R.) S. (186). 

Rechinger, L. u. K. Streifzüge in 
Deutsch-Neuguinea und auf den 
Salomons-Inseln. (R.) S. (248). 

Reichert, K. Neue Mikroskope und 
mikroskopische Hilfsapparate 
zur Siehtbarmachung ultra- 
mikroskopischer Teilchen. (Mit 
5 Fig.) S. (130). 

Rogenhofer, Al. Über ein Endglied 
des Ichthyosaurierstammes aus 
der Kreideformation. S. (38). 

Röntgenstrahlen, in der Paläontologie 
angewendet. S. (232). 

Rosa arvensis X gallica, S. 74; R. cy- 
melliflora Borb. et Vuk., 8.74; R. 
Wiedermanni H. Br., S. 74; R. fu- 
nerea Sabr. n. sp. (D., G.), 8. 74; 
R. stiriaca Sabr., S. 75; R. Wieg- 
mannit M. Schulze, 8. 75; R. Mar- 
cyana Sabr. (S.), S. 755 R. gene- 
vensis Paget, S. 75; R. pimpinelli- 
folia var. Oenocarpa H. Braun et 
Haring. (D., G.) S. 15. 

Rothe, K. ©. Der moderne Natur- 
geschichtsunterricht. (R.) S. (237). 

Rubus durimontanus Sabr. (D., G.), 
S. 70; R. subpubescens Sabr. n. sp. 
(D., G.), 8. 79; R. macrocardiacus 
Sabr. n. sp. (D., G.), 8. 79; R. scatu- 
riginum Sabr. n. sp. (D., G.), S. 80; 
R. Fritschü Sabr. (D., G.), 8. 81; 
R. haematochrous Sabr. n. sp. (D., 
G.), 8. 82; R. foliosus n. subsp. 
ctenodon Sabr. (D., G.), 8. 82; R. 
rivularioides Sabr. n. sp. (D., G.), 
S. 84; R. carbonarius Sabr. n. sp. 
(D., G.), S. 84; R. hirtus n. var. 
corüfrons Sabr. (D., G.), 8.85; R. 
pachychlamydeus n. var. persericans 
Sabr. (D., G.), 8. 85; R. serpens n. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


var. platyodontos Sabr. (D., G.) 
S. 86. 

Rumex austriacus Teyb. n.hybr. (= R. 
alpinus L. X silvester Wallr.) (D., 
G.), 8. (9); R. Wirtgeni G.Beck (D., 
G.), S.(10); R.intercedens Rech. (D., 
G.), 8. (11); R. Niesslüi Wildt. (D., 
G.), S.(11); R. Areschougü G. Beck. 
(D., G.) 8. (11). 


S. 


Sabransky, H. Beiträge zur Flora 
der Oststeiermark. II. S. 69. 
Säugetiere (Schuppenkleid derselben). 

S. (108). 

Schatzmayr, A. Die Koleopteren- 
fauna der Villacheralpe (Do- 
bratsch). S. 432. 

Schawerda, K. Eine Lycaena- 
Aberration. S. (157). 

— Neue Aberration von Para- 
semia plantaginis. S. (29). 

— Über Parnassius apollo ete. 


S. (272). 

— Zur Lepidopterenfauna Bos- 
niens und der Herzegowina. 
8. (250). 


Schima, K. Über Coenonympha 
arcania. S. (29). ä 

— Über Hibernia defoliaria. 
S. (31). 

— Über eine Lokalform der Lygris 
prunata. S. (257). 

— Über mißbräuchliche Aberra- 
tionsbenennungen. S. (272). 

Schletterer Aug. (Nekrolog.) 8. 529. 

Sehwingenschuß, L. Aberration von 
Erebia lappona. S. (73). 

Scotodipnus Ganglbaueri Breit n. sp. 
8. (66). 

Sedlaezek, W. Die Nonne in Böh- 
men im Jahre 1907. S. (110). 
Solenopsis geminata n. var. incrassata 

Forel, 8. 362; S$. Franki Forel n. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


sp., 8.364; S. Idae Forel n. subsp., 
S. 365; $. Iheringi For. n. sp. 5.362. 

Spitz, R. Abraxas sylvata, Aber- 
ration. S. (262). 

Sprechabende der Sektion für Bo- 
tanik. 8. (8), (17), (91), (96), (190), 
(203), (204). 

Staphyliniden (neue ete.). S. 32. 

Stein, ©. Über die Zunahme des 
Chlorophylipigmentes bei Koni- 
feren. S. (88). 

Stizus Fertoni Handl. n. sp. S. 242. 

Strobl, G. Das naturhistorische Mu- 
seum der Benediktinerabtei Ad- 
mont in Steiermark. (R.) S. (50). 

Symphytum dichroanthum Teyb. (= 8. 
offieinale X tuberosum) (G.), S- 13; 
S. multicaule Teyb. (= 8. offici- 
nale X tuberosum). (G.) 8. 13. 


Systematische Einteilung des Tier-. 


reiches. S. 491. 
I 

Tapinoma atriceps n. var. breviscapa 
Forel. S. 384. 

Tetraprothomo argentinus. 8. (35). 

Teyber, A. Neue Phanerogamen 
der Flora Niederösterreichs. 
8. (8). 

Toldt, K. Einige Röntgenogramme 
von kleinen Säugetieren. 8. (234). 

— Neueres über Andeutungen eines 
Schuppenkleides bei rezenten 
Säugetieren. S. (108). 


Trochilium erabroniformis. (G.) 5. (81). | 


Tschusi zu Sehmidhoffen, Vikt. R. v. 
Ornithologische Literatur Öster- 
reich- Ungarns und des Okku- 
pationsgebietes 1906. S. 93. 

— Ornithologisehe Literatur Öster- 
reich- Ungarns und des Okku- 
pationsgebietes 1907. S. 458. 


541 


IE 
Urban, F. Schulvivarien. (R.) S. (247). 


V. 


Venilia macularia n. var. meridionalis 
Haffner. 8. (158). 

Vetter, J. Beiträge zur Flora von 
Niederösterreich, Tirol und 
Kärnten. S. (190). 

Viscum album n. f. chrysococcum Sabr. 
(B.,20:) 82.72: 

Vögel, ausgestorbene. 8. (217). 

Vortrag des Herrn Prof. Dr. A. Forel. 
S. (165). 


W. 


Wagner, R. Morphologische Mit- 
teilungen. S. (91). 

— Zur Morphologie des weiblichen 
Blütenstandes von Chamae- 
dorea Ernesti- Augusti H. 
Wendl. (Mit Fig.) S. (197). 

Wasmannia Iheringi For. n. sp., 5.359; 
W. Lutzi Forel n. sp. S. 357. 

Weinzierl, Th. R. v. Beiträge zur 
Mechanik der Keimung. S. (126). 

Wettstein, R. v. Der naturwissen- 
schaftliche Unterricht an den öster- 
reich. Mittelschulen. (R.) S. (182). 

— Jahresbericht. S. (141). 

Wiesner-Festschrift. (R.) S. (180). 

Wirbeltiere, fossile. S. (207). 


2. 


Zerny, H. Eurymene dolabraria 
ab. atrox. S. (270). 

— Über Trochilium 
formis. S. (81). 

Zygaena-Formen. 8. (73). 


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