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RETURN TO
LIBRARY OF MARINE BIOLOGICAL LABORATORY
WOODS HOLE, MASS.
Verhandlungen
der kaiserlich-königlichen
zoologisch - botanischen Gesellschaft
in Wien.
Herausgegeben von der Gesellschaft,
Redigiert von Anton Handlirsch,
k. u. k. Kustos am naturhistorischen Hofmuseum.
Jahrgang 1908.
LVII. Band.
Mit 2 Tafeln, 2 Porträts und 25 Abbildungen im Texte.
Ausgegeben wurde:
Ss. ()—(48), 1—32 am 20. Februar 1908.
S. (49)—(9), 33—128 „ 22. April 1908.
„ 45. 8. (97)—(160), 129—224 „ 20. Juni 1908.
S. (161)—(208), 225—336 „ 1. Oktober 1908.
S. (209)—(240), 337—464 „ 18. Dezember 1908.
„ 10. 8. (241)—(273), 465—541 „ 20. Januar 1909.
Wien, 1908.
Für das In- und Ausland besorgt durch Alfred Hölder,
k. u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler,
Buchhändler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Adresse der Redaktion: Wien, III/3, Mechelgasse 2.
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Druck von Adolf |
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a*
(4) Versammlung der Sektion für Botanik.
Veranstaltungen der Sektion für Botanik.
Botanische Abende an der Universität.
Versammlung am 8. November 1907.
Vorsitzender: Herr Hofrat J. Wiesner.
Herr stud. phil. W. Himmelbaur hielt einen Vortrag: „Über
Mikropylenverschluß bei Gymnospermen.“ (Mit Demon-
stration.)
Infolge der Gymnospermie der Samenanlagen sind Mikro-
pylenverschlüsse bei fast allen Klassen der Gymnospermen er-
möglicht. Derartige Verschlüsse treten aber erst nach der Be-
stäubung auf; in einem Falle (Juniperus) erwiesenermaßen als
Folge der Bestäubung, jedoch nur mit eigenem Pollen.
Unter fossilen Formen hat Lignier bei Dennettites Morierei,
Renault bei Cordaianthus Grand-Euryi einen Verschluß der Mikro-
pyle durch Auswachsen der die Innenseite der Mikropyle beklei-
denden Zellen in der Richtung senkrecht auf den Kanal oder gegen
die Knospenwarze hin konstatiert.
Unter den rezenten Formen ist die Zahl der Mikropylenver-
schlüsse bei weitem größer. Strasburger fand bei Gingko, ferner
bei Cephalotaxus (da auch von Porsch und Coker festgestellt),
Porsch bei Torreya, Jäger und Strasburger bei Taxus, Coker
bei Taxodium, Lawson bei Oryptomeria, Strasburger und Fer-
guson bei Pinus, Shaw und Lawson bei Sequoia, Kubart und
Nor£en bei Juniperus, Karsten bei Gnetum Mikropylenverschlüsse.
Pearson hat unzweifelhaft bei Tumboa einen Verschluß gesehen,
ohne sich jedoch darüber auszusprechen. Alle diese Verschlüsse
entstehen durch Längenwachstum von Zellen. Bald sind es Epi-
dermiszellen des Mikropylenganges, bald solche Epidermiszellen und
die subepidermalen Zellen, bald subepidermale Zellen allein, die
durch Wachsen in einer bevorzugten Richtung, gewöhnlich recht-
winkelig auf die Mikropyle, diese verschließen. Hand in Hand mit
Versammlung der Sektion für Botanik. ( 5)
diesen Wachstumserscheinungen gehen chemische Veränderungen in
den Zellen um die Mikropyle vor sich. Es entstehen dadurch End-
produkte, die als harzig, als verholzt, als kutinisiert bezeichnet
werden. Diese Veränderungen schützen die an und für sich schwache
Stelle um die Mikropyle, indem sie aussteifende Elemente bilden
oder eine schwerere Benetzbarkeit mit Wasser hervorrufen.
Auch bei Zarix, die der Vortragende genauer untersuchte, treten
Wachstumserscheinungen und chemische Veränderungen auf, die
zu einem schließlichen Verschluß der Mikropyle führen. Die beiden
Integumenthälften sind hier derart gestaltet, daß die eine viel
größer als die andere ist und die Öffnung der Mikropyle etwa wie
die Oberlippe von Salvia den Schlund überragt. Die epidermalen
und subepidermalen Zellen an der Außenseite der längeren, helm-
artigen Hälfte wachsen bald nach dem Zeitpunkte des Stäubens
der männlichen Blüten, gleichgültig, ob eine Bestäubung erfolgt
ist oder nicht, schlauchartig aus. Später kommt dann auch die
kleinere Hälfte an die Reihe. Die obersten Zellen des Integu-
mentes um die Mikropyle herum verwandeln sich dabei in eine
kutinähnliche Masse, wie viele Reaktionen an Freihandschnitten
und Mikrotomschnitten ergaben. Diese Masse ist klebrig. Pollen-
körner, die herangestäubt werden, bleiben an ihr haften. Nun
biegen sich die schlauchartig verlängerten subepidermalen und epi-
dermalen Zellen der Außenwand des Integumentes um, in die
Mikropyle hinein, und schieben so die Kutinmasse mit dem an ihr
haftenden Pollen vor sich her. Dadurch wird der Pollen, der oft
ganz unregelmäßig verteilt an dem Kutin kleben geblieben ist,
dem Nuzellus nähergebracht. Durch dieses Einstülpen des Integu-
mentes wird zugleich die Mikropyle verschlossen. Das Kutin hin-
dert Wasser, zum Pollen zu gelangen.
Das schlauchförmige Wachstum der Zellen, daun die Ver-
wandlung der obersten Integumentzellen in Kutin und das „Hinein-
transportieren“ der Kutinmasse dauert zwei bis drei Wochen. Larix
wurde auch von Strasburger und Geleznoff untersucht. Beide
bemerkten die Einstülpung des Integumentes.
Es ist interessant zu sehen, daß in den Schutz der Samen-
anlagen neben derartigen Veränderungen noch andere Gebilde treten.
Man denke an den sogenannten Arillus der Taxaceen, an das
(6) Versammlung der Sektion für Botanik.
arillus-ähnliche Gebilde bei Juniperus, an das Zusammenschließen
und Verholzen der Koniferenzapfen. Bei den Angiospermen fällt
die Notwendigkeit, die Samenanlagen zu schützen, weg, hier über-
nimmt die Fruchtknotenwand diese Funktion.
Die biologische Bedeutung aller der besprochenen Vorgänge
liegt wohl darin, daß die Pollenkörner geschützt werden. Sie über-
dauern so länger den Zeitraum zwischen Bestäubung und Be-
fruchtung (bei Zamia 6 Monate, bei Uycas 4 Monate, bei Gingko
4!/, Monate, bei Larix 55 Tage). Dieser Zeitraum ist ein Rest
der Selbständigkeit der sexuellen Generation der Pteridophyten.
Der Schutz erfolgt durch das Einschließen des Pollens in der
Pollenkammer mittels des Wachstums gewisser Zellen. Chemische
Produkte vervollständigen den Abschluß von der Außenwelt. Zu-
gleich wird ein Zweites erreicht: die Erhöhung der Befruchtungs-
möglichkeit.
Sodann sprach Herr Dr. F. Vierhapper über die Gattung
Brachyactis. Die diesbezügliche Arbeit wird selbständig er-,
scheinen.
Herr Dr. ©. Porsch demonstrierte eine Reihe mikroskopischer
Präparate, welche die weitgehende anatomische Arbeitsteilung
zwischen den Nähr- und Stützwurzeln von Philodendron
Selloum ©. Koch zeigten. Die Arbeitsteilung geht hier noch viel
weiter als in den bekannten von Engler, Schimper u.a. mit-
geteilten Fällen. Die Unterschiede sind hier so auffallend, daß sie
zum großen Teile sogar bereits mit freiem Auge sichtbar sind.
Unter den bisher in der Literatur erwähnten Fällen zeigt diese
Art wohl den Höhepunkt der anatomischen Zweiteilung in Nähr-
und Stützwurzeln derselben Art. Die Hauptunterschiede ergeben
sich aus der folgenden Gegenüberstellung:
Nährwurzel. | Stützwurzel.
1. Grundgewebe dem Zentral- | Grundgewebe den Zentralstrang
strange gegenüber stark zu- an Masse merklich über-
rücktretend. | treffend.
2. Zentralstrang ohne Grund- | Zentralstrang konstant mit
gewebe. Grundgewebe.
Versammlung der Sektion für Botanik. (7)
Nährwurzel. Stützwurzel.
3. Grundgewebe reich an Gerb- | Grundgewebe sehr arm an
stoffzellen. | Gerbstoffzellen.
4. Zentralstrang weniger stark | Zentralstrang stets stärker ge-
gelappt. | lappt als in der Nährwurzel.
5. Gefäße auffallend zahlreich Gefäße an Zahl geringer und
und weitlumig. bedeutend englumiger.
6. Mechanisches Gewebe den | Gefäße dem mechanischen Ge-
Gefäßen gegenüber stark zu- webe gegenüber stark zurück-
rücktretend. tretend.
Eine ausführliche Darstellung an der Hand zahlreicher Detail-
abbildungen erscheint demnächst in den Denkschriften der Wiener
Akademie in des Vortragenden Araceenbearbeitung des von Prof.
v. Wettstein 1901 aus Südbrasilien mitgebrachten Materiales, auf
das sich die Untersuchung ausschließlich stützt.
Ferner gelangten Vegetationsbilder aus Ostbrasilien von E. Ule
und lebende Pflanzen aus dem botanischen Garten zur Demon-
stration.
Versammlung am 13. Dezember 1907.
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy.
Herr Dr. A. v. Hayek hielt einen Vortrag über „Die xero-
thermen Relikte in den Ostalpen“. Derselbe wird in einem
der nächsten Hefte dieser „Verhandlungen“ erscheinen.
Hierauf sprach Herr Dr. W. Figdor: „Über den Einfluß
des Lichtes auf die Keimung der Samen einiger Gesne-
riaceen.“
Da nur einige wenige Pflanzen (Viscum, Loranthus, Drosera
capensis und Pitcairnia maidifolia) bekannt sind, deren Samen
— günstige Vegetationsverhältnisse vorausgesetzt — behufs Keimung
des Lichtes unbedingt bedürfen, teilt der Vortragende mit, daß nach
seinen Untersuchungen auch für die Samenkeimung der folgenden
Gesneriaceen: Streptocarpus Wendlandi, St. Kirkiü, St. Rexü, St.
(8) Versammlung der Sektion für Botanik.
achimeniflorus, Naegelia zebrina, Sinningia Regina und Saintpaulia
vonantha Licht notwendig ist. Vgl. diesbezüglich die unter dem
obigen Titel erscheinende Mitteilung in den Ber. der Deutschen
botan. Gesellsch., Bd. 25 (1907), Heft 10.
Herr Dr. K. Linsbauer demonstrierte und besprach einen
Fall von vorzeitigem Blühen bei Zamia integrifolia. (Ein
genauerer Bericht über diesen Gegenstand wird demnächst in der
„Österreichischen Gartenzeitung“ erscheinen.)
Schließlich demonstrierte Herr Dr. A. Ginzberger Herbar-
pflanzen aus Patagonien, gesammelt von P. Dusen, und Vegetations-
bilder aus Mexiko und Arizona, aufgenommen von C. A. Purpus.
Sprechabende der Sektion für Botanik.
Versammlung am 25. Oktober 1907.
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy.
Herr A. Teyber legte neue Phanerogamen der Flora
Niederösterreichs vor.
A. Neu für die Flora Niederösterreichs sind:
l. Carduus peisonis Teyber nov. hybr. (— (. nutans L. X
hamulosus Ehrh.).
tadix fusiformis, biennis. Caulis tenax, erectus, ca. Im altus,
folüis decurrentibus alatus, paulum crispo-lanatus, supra in duo
vel plures ramos longos virgatos unicipites divisus. Jamıi quoque
alati, parte superiore nudi, lanato-tomentosi. Folia ramorum_ cele-
riter decrescentes, summa anguste lineari-lanceolata. Alae caulis
ramorumque spinis usque Amm longis praeditae. Folia inferiora
et media lanceolata, decurrentia, sinuato-pinnatifida, utrinque prae-
sertim in nervis paulum erispato-lanata. Pinnae angulose dentatae,
margine spinulosae; dentes in spinas usque 4 mm longas exeuntes.
Capitula 3—4 cm lata. Involnera semiglobosa. Squamae amguste
Versammlung der Sektion für Botanik. ( 9)
lanceolatae, glabrae, interdum purpurascentes, parte inferiore usque
3 mm latae; mediae infra medium subito refractae, pars patens
leviter curvata et in spinam subfortem ewiens, interiores hamulose
reflexae. Flores purpurei. Fructus pro mazxima parte abortivi.
Floret Junio.
Diese Hybride ist durch ihre ausgesprochene Mittelstellung
zwischen C. nutans L. und Ü. hamulosus Ehrh. sofort als solche zu
erkennen und variirt nur in geringem Maße in der Größe der
Köpfchen, Breite der Hüllschuppen und in der Länge der Dornen.
Von ©. nutans L. unterscheidet sie sich durch die schwächere Be-
dornung, etwas kleinere Köpfchen, gebogene schmälere Hüllschuppen
und stumpfer gezähnte Fiedern der Blätter. Von Ü. hamulosus Ehrh.
ist sie vorzüglich durch stärkere und längere Dornen, größere
Köpfchen, breitere, im ersten Drittel plötzlich zurückgekrümmte
Hüllschuppen und schärfer gezähnte Blattfiedern verschieden.
Ich fand O. peisonis in mehreren Exemplaren unter den Stamm-
eltern in lichten Wäldern zwischen Bruck a. d. L. und dem Neu-
siedlersee.
2. Agrimonia Wirtgeni Aschers. und Gräbn., Syn., VI,
425, 1902 (= A. odorata Ait. X Eupatoria L.).
Ich fand diese für unser Kronland neue Hybride unter den
massenhaften Stammeltern am Fuße der Voralpe bei Groß-Hollen-
stein a. d. Y. in einigen Exemplaren. Sie ist sofort durch die
dichte Behaarung und dichte Bedrüsung der Blattunterseite sowie
an den sich nicht entwickelnden Früchten zu erkennen. Von A.
odorata Ait. durch die diehte Behaarung der Blattunterseite und
von A. Eupatoria L. durch die dichte Bedrüsung der Unterseite
der Blätter verschieden. Bisher nur in Westpreußen, in der Provinz
Sachsen und bei Koblenz beobachtet.
3. Rumex austriacus Teyber nov. hybr. (Atumex alpıinus
L. x silvester Wallr.).
Rhizoma perenne, pluriceps. Caulis erectus, ultra 1m altus,
ramosus, glaber. Folia integra, petiolata; basilarıa cordato-ovata,
paulum acuminata. Folia caulina inferiora cordato-oblonga, latı-
tudine circiter sesquilongiora, superiora late lanceolata, in petiolum
subito attenuata. Ramı angulo aculissimo a caule abeuntes et in
(10) Versammlung der Sektion für Botanik.
parte superiore cum eo fere paralleli. Rami ex axillis inferioribus
oriundi valde elongati. Flores pro maxima parte aborientes, pauci
tantum fructificantes. Tepala interiora fructuwum evolutorum saepe
tantum magnitudine seminum, ea vix tegentia et ecallosa vel oblongo-
triangularia, ca. 5mm longa et basi 3 mm lata, integra, interdum
obsolete dentieulata. Tepalorum fructuwum perfecte evolutorum unum
manifeste calliferum. Pedunculi fructiferi articulati, sub fructu
clavato-incrassati. Semina ommia abortiva, dilute brunnea, 3 mm
longa. Floret Augusto, Septembri.
Unter den häufigen Stammeltern auf der Voralpe bei Groß-
Hollenstein a. d. Y. in einem Exemplare.
Von Rumex alpinus L. unterscheidet sich R. austriacus haupt-
sächlich durch die schmäleren, schwielentragenden Fruchtklappen
und durch schmälere Blätter; von R. silvester Wallr. hingegen ist er
durch breitere Blätter, die unter sehr spitzem Winkel abzweigenden,
in ihrem oberen Teile fast parallel mit dem Stengel verlaufenden,
zarteren Äste und durch die nur einschwieligen Fruchtperigone,
deren Stiele unterhalb der Frucht kreiselförmig verdickt sind, ver-
schieden. Von beiden Stammeltern weicht die Hybride durch
bedeutendere Höhe, üppigeres Wachstum und vollständige Unfrucht-
barkeit ab. Durch die Art der Verästelung des Stengels ist der
Fruchtstand mehr zusammengezogen, nicht ausgesperrt ästig wie
bei R. silvester, wodurch R. austriacus, besonders in seinen oberen
Partien, habituell mehr dem R. alpinus sich nähert.
R. austriacus ähnelt naturgemäß den Hybriden zwischen R.
alpinus L. und R. obtusifolius L. (R. Mezer Hausskn. in Mitteil. d.
Geogr. Ges. Thür., III, 60 [1835] und R. rhaeticus Brügg. in Jahres-
ber. d. Naturf. Ges. Graubünden, XXIX [1884/85], 148) und dürfte,
wenn die Standortsverhältnisse nicht bekannt sind, schwer von
denselben zu unterscheiden sein, da die Fruchtperigone von R.
Mezei und R. rhaeticus als ganzrandig und gezähnelt angegeben
werden. Die Seltenheit der Hybride mag sich dadurch erklären
lassen, daß A. alpinus gewöhnlich schon in Frucht steht, wenn AR.
silvester in dieser Höhe (ca. 1000 m) zu blühen beginnt.
4. Rumex Wirtgeni G. Beck in Reichb., Ic. Fl. Germ. et
Helv., Tom. XXIV, Dee. 6, p. 44, Tab. 188 (Fig. 7—8) (= R. con-
glomeratus X limosus).
Versammlung der Sektion für Botanik. (11)
Neu für unsere Monarchie und bisher nur aus Deutschland
und Schweden bekannt, findet sich diese Hybride auch am alten
Donaubette in Wien unter den dort häufigen Stammeltern. Von
R. conglomeratus vorzüglich durch die gezähnten Fruchtklappen,
von R. limosus durch die kürzere Zähnung der Fruchtklappen und
die größeren Schwielen derselben verschieden. Von beiden Stamm-
eltern leicht durch sehr verminderte Fruchtbarkeit zu unterscheiden.
5. Rumex intercedens Rech. in Österr. bot. Zeitschr. (1892),
1T = R. erispus % odontocarpus).
Diese bisher nur aus Ungarn bekannte, von Herrn Dr. Re-
chinger bei Gayring im Preßburger Komitate und von Herrn Dr.
Borbäs bei Vesztö im Komitate Bek&s aufgefundene Hybride beob-
achtete ich auch heuer am alten Donaubette in Wien. Sie kenn-
zeichnet sich als Hybride sofort durch die verminderte Fruchtbar-
keit und ist durch die nur schwach gezähnten Fruchtklappen von
den beiden Stammeltern gut zu unterscheiden; auch stimmt sie
sowie die anderen heuer von mir für unser Kronland als neu be-
zeichneten Hybriden der Gattung Aumex mit den trefflichen Ab-
bildungen Prof. v. Becks in Ic. Flor. Germ. et Helv. gut überein.
6. Rumex Niesslii Wildt in Österr. botan. Zeitschr. (1904),
S. 381 (= R. conglomeratus x odontocarpus).
Von R. odontocarpus durch kleinere, weniger gezähnte Frucht-
blätter und durch starke Durchblätterung des Fruchtstandes ver-
schieden; von R. conglomeratus weicht sie besonders durch die
größeren und deutlich gezähnten Fruchtklappen ab. Unter den
Stammeltern am alten Donaubette in Wien; bisher nur von Wildt
bei Saitz in Mähren gesammelt.
7. Rumex Areschougii G. Beck, Ic. Flor. Germ. et Helv.,
Tom. 24, Dee. 6, p. 44, Tab. 189, Fig. 6 (— R. cerispus X limosus).
Unter den Stammeltern an der alten Donau in Wien. Von
R. erispus vorzugsweise durch die gezähnten Fruchtklappen, von
R. limosus durch größere Früchte und geringere Zähnung der
Valvenblätter verschieden. Bisher nur aus Schlesien, Preußen
und Schweden bekannt.
S. Polygonum Wilmsit G. Beck in Reich., Ie. Flor. Germ.
et Helv., XXIV, 81 = P. minus X mite).
( 12) Versammlung der Sektion für Botanik.
Diese ziemlich schwer erkennbare Hybride fand ich unter
den Stammeltern in Donauauen bei Seebarn am Kamp. Sie unter-
scheidet sich von P. minus durch etwas breitere Blätter und größere
Blüten, von P. mite durch schmälere Blätter, die in ihrem unteren
Teile fast parallele Ränder aufweisen, und durch kleinere Blüten.
Von beiden Stammeltern weicht sie durch gänzliche Unfruchtbar-
keit ab.
B. Neue Standorte im Kronlande weisen auf:')
Taxus baccata L.? Häufig auf dem Häuselberge bei Speisendorf
nächst Raabs.
Tragus racemosus (L.) All. Bei Hadres im Pulkautale.
Ventenata dubia (Leers) F. Schultz. Sehr häufig an trockenen Wald-
stellen zwischen Mühlfeld und Horn.
Agropyrum cristatum (L.) R. et Sch. * Massenhaft auf einem
sandigen Hügel bei Stillfried a. d. M.
Juncus atratus Krok.* Feuchte Wiesen bei Stillfried a. d. M.
Iris variegata L. Häufig im Walde bei Klein-Schweinbarth nächst
Staatz.
Anacamptis pyramidalis (L.) Rich.! Auf Bergwiesen um Waidhofen
a. d. Y. verbreitet und stellenweise massenhaft auftretend.
Herminium monorchis (L.) R. Br. Wiese zwischen Grub und Atsch-
reith bei Waidhofen a. d. Y., ca. 550 m.
Anemone trifolia L. Häufig bei Kogelsbach a. d. Y.
Anemone Pitlonü Glow. (= A. trifolia X nemorosa).
Diese schöne Hybride stellte Herr Dr. Freih. v. Handel-
Mazzetti für unser Kronland fest, indem er im Jahre 1902
ihr Vorkommen bei Kematen a. d. Y. konstatierte (Österr. bot.
Zeitschr., 1902, S. 383). Mir gelang es nun heuer, angeregt
durch eine Bemerkung in Becks Flora von Niederösterreich,
dieselbe in großer Menge in unserem Kronlande aufzufinden.
Auf S. 406 seiner Flora bemerkt nämlich der Verfasser bei
A. trifolia, daß er vom Buchenberge bei Waidhofen a. d. Y.
!) Die Standortsangaben der mit 1, 2, 3, 4 bezeichneten Pflanzen wurden
mir von den Herren Dr. A. Ginzberger!, Dr. E. Janchen?, Prof. Dr. V.
Schiffner® und Dr. F. Vierhapper* freundlichst mitgeteilt.
Versammlung der Sektion für Botanik. (13)
eine Form dieser Art mit ungleich gesägten, oft tiefer einge-
schnittenen Blattzipfeln gesehen habe, welche vielleicht als A.
trifoia X nemorosa zu deuten wäre. Ich fand heuer bei einem
Besuche dieses Standortes diese Vermutung bestätigt, indem
Anemone Pittonii tatsächlich auf dem Buchenberge vorkommt.
Da jedoch A. trifolia in dieser Gegend eine weitere Verbreitung
besitzt, war der Gedanke naheliegend, daß A. Pittonii häu-
figer auftrete, was meine weiteren diesbezüglichen Nachfor-
schungen auch bestätigten.
Ich fand A. Pittonii an vielen Punkten in den Tälern
südlich von Waidhofen bis Kögelsbach a. d. Y., bald einzeln,
bald in großer Menge, so im „Dirnbachgraben“ und in der
„schwarzen Lucke“. Im letztgenannten Tale tritt die Hybride
in sehr üppigen, bis 35cm hohen und äußerst großblütigen
Exemplaren auf und hat an manchen Stellen die Stammeltern
vollständig verdrängt, so daß man tatsächlich annehmen kann,
sie repräsentiere an diesen Orten einen zur Art gewordenen
Bastard.
Der trefflichen Diagnose, die Glowacki von der Pflanze
gibt, möchte ich noch einige Details beifügen. Die Antheren
von A.nemorosa sind sattgelb, von A. trifolia weiß, was bei
A. Pittonii dadurch zum Ausdrucke kommt, daß die Antheren
blaßgelb gefärbt sind. Weiters ist das Rhizom meistens nicht
durchaus gelblich, sondern abwechselnd dunkelgelb und gelb-
lichweiß gefärbt und an seinen jüngeren Gliedern oft wie bei
4A. trifolia trübviolett überlaufen.
Selinum carvifolium L.! Im Leithagebirge unterhalb der Kaiser-
eiche, ca. 400 m.
Oxytropis pilosa DC. Auf dem Tennesberge bei Feldsberg.
Omphalodes scorpioides Schrank.” Auf dem „Häuselberge“ bei
Speisendorf nächst Raabs häufig.
Symphytum dichroanthum m. (= 8. offiemale X tuberosum). Im
Pulkautale bei Pulkau.
Symphytum multicaule m. (— 8. officinale X tuberosum). Im Stein-
bachtale bei Göstling a. d. Y.
Diese Hybride ist nach den von mir angestellten Kultur-
versuchen vollkommen fruchtbar, da das kultivierte Original-
(14) Versammlung der Sektion für Botanik.
exemplar im heurigen Sommer ganz normal entwickelte, keim-
fähige Samen lieferte. Dieselben halten in allen ihren Merk-
malen die Mitte zwischen den Samen der Stammeltern und
stellen dadurch die Bastardnatur der Hybride vollständig
sicher. Die Samen von $. officinale sind wie bekannt glänzend
umbrabraun und glatt und der Wulst am Grunde tritt nur
schwach hervor; die Samen des $. tuberosum hingegen sind
bedeutend kleiner, mehr rundlich, glanzlos, schwarz, sehr
feinwarzig und erhaben netznervig und der Wulst am Grunde
ist deutlich durch eine Einschnürung von dem übrigen Teile
des Samens geschieden. Die Samen der Hybride nun ähneln
in Gestalt und Größe denen des $. officinale, stimmen jedoch
in ihren anderen Merkmalen mit denen von $. tuberosum
überein.
Salvia silvestris L. (= $. nemorosa X pratensis). Auf dem Tennes-
berge bei Feldsberg.
Verbascum collinum Sehrad. (= V. thapsus X nigrum). Göstling
2.l.N:
Verbascum phoeniceum L. Auf dem Tennesberge bei Feldsberg.
Orobanche flava Mart. Sehr häufig im Steinbachgraben bei Göstling
240.1,
Campanula sibirica L. Tennesberg bei Feldsberg.
Campannula Scheuchzeri Vill.! Wiesen und Waldränder auf dem
Freithofberge bei Waidhofen a. d. Y., ca. 850 m.
Carlina longifolia Reichenb. Bei Kogelsbach a. d. Y.
Aretium nemorosum Lej. Bei Göstling a. d. Y. und in der Goldau
am Aufstiege auf den Dürrenstein.
Carduus hamnulosus Ehrh., C. pseudohamulosus Schur. (= (. hamu-
losus X acanthoides) und Ü©. orthocephalus Wallr. (C. nutans X
acanthoides). In lichten Wäldern zwischen Bruck a. d. L. und
dem Neusiedlersee.
Cirsium erucagineum DC. (— CO. rivulare X oleraceum).” Auf einer
Wiese am Eingange in die „große Klause* bei Aspang a. W.
Zum Schlusse erlaube ich mir noch, Herrn Dr. Erwin Janchen
meinen besten Dank für die Übersetzung der von mir verfaßten
Diagnosen ins Lateinische auszusprechen.
Versammlung der Sektion für Botanik. (15)
Herr Dr. A.v. Hayek sprach über folgende interessante
Pflanzen aus Steiermark:
l. Aretium macrospermum (Wallr.) Hay. Aus den Auen
am Südufer des Gaishorner Sees bei Trieben. Diese für Steier-
mark neue Art wäre eher in den Niederungen der unteren Mur
oder Drau als dort mitten in den Voralpen zu erwarten gewesen.
2. Alectorolophus maior (Ehrh.) Rehb. In großer Menge
auf feuchten Wiesen im Hochmoore bei Admont.
Alectorolophus maior wird von den meisten Autoren für Steier-
mark angeführt, so von Tomaschek (Verhandlungen des zool.-
botan. Vereins in Wien, V [1855], S. 760), Maly (Flora von Steier-
mark, S. 149), Murmann (Beiträge zur Pflanzengeographie der
Steiermark, S. 147), Strobl (Flora von Admont im Jahresber. des
Staatsgymnasiums Melk [1882], S. 15). Umso befremdlicher ist es
daher, daß Sterneck in seinen monographischen Arbeiten über
die Gattung (Beiträge zur Kenntnis der Gattung Alectorolophus in
Österr. botan. Zeitschr., XLV [1895], S. 1 ff. und Monographie der
Gattung Alectorolophus in Abhandl. der zool.-botan. Gesellschaft in
Wien, I, 1901, Heft 2) nicht nur keinen Standort in Steiermark
für diese Art anführt, sondern auch ausdrücklich anführt, daß A.
maior „bis an die Alpen“ verbreitet ist (vgl. 1. e., S. 71) und in
der Verbreitungskarte das Areal der Art so wiedergibt, daß Steier-
mark in seiner Gänze aus demselben ausgeschlossen und dem Ge-
biete des A. lanceolatus zugewiesen scheint. Diese Widersprüche
suchte ich nun aufzuklären. Malys Belege im Herbare des Joan-
neums gehören größtenteils zu A. hirsutus, zum kleineren Teile zu
A. minor und A. lanceolatus. Auch Strobls spärliche Belege im
Herbare des Stiftes Admont stellen A. lanceolatus (beziehungsweise
angustifolius) dar. An den Orten, wo Tomaschek und Murmann
den A. maior anführen, sammelte ich überall nur A. subalpıinus,
wie im Bachergebirge, bei Marburg und Cilli. Überhaupt fand ich
auf allen Ebenen Südsteiermarks, wo ich am ehesten das Vor-
kommen von A. maior (oder eventuell A. Borbasir) erwartete, stets
nur A. subalpinus, wie im Pettauer Felde, bei Hochenegg und
Praßberg. Auch sonst war mir noch nie ein Exemplar von echtem
A. maior aus Steiermark zu Gesicht gekommen. Ich glaubte dem-
nach annehmen zu dürfen, daß A. maior in Steiermark tatsächlich
(16) Versammlung der Sektion für Botanik.
überhaupt fehle und alle diesbezüglichen Angaben auf Verwechs-
lungen mit A. subalpinus und A. hirsutus beruhen.
Das von mir von der Bahn aus schon wiederholt beobachtete
Vorkommen eines Alectorolophus, den ich ebenfalls für A. subalpinus
zu halten geneigt war, auf den Moorwiesen bei Admont veranlaßte
mich aber doch, diese Pflanze einmal auf ihrem Standorte auf-
zusuchen, wobei sie sich als A. maior erwies. Dadurch scheint
also A. maior nun doch für Steiermark nachgewiesen und die
Richtigkeit der Stroblschen Standortsangaben bestätigt.
Die Admonter Pflanze nähert sich durch feiner zugespitzte
Zähne der Brakteen und schmälere Blätter dem A. subalpinus,
erweist sich aber durch die Gestalt der Korolle, insbesondere den
(auch an der lebenden Pflanze) stets geschlossenen Korollenschlund
als unzweifelhafter A. mavor.
3. Androsace Hausmanni Leybold. Diese sonst in den
Südtiroler Dolomiten endemische Art wird schon von Stur (Ver-
handlungen des zool.-botan. Vereines in Wien, III [1853], S. 67)
für den an der Grenze von Oberösterreich und Steiermark ge-
legenen Hochmölbing angeführt. Diese Standortsangabe wurde
begreiflicherweise fast allgemein angezweifelt und auch ich war
geneigt, dieselbe auf eine Verwechslung mit der im benachbarten
Dachsteingebiete häufigen Androsace helvetica zurückzuführen. Im
Herbare des Wiener Hofmuseums befinden sich jedoch die Belege
Sturs, die tatsächlich A. Hausmanni darstellen und auch von
Knuth, dem Bearbeiter der Primulaceen in Englers „Pflanzen-
reich“, auf einem beigefügten Revisionszettel als solche bezeichnet
wurden. Nichtsdestoweniger gibt auch Knuth (a. a. ©.) A. Haus-
manni nur für Südtirol an und fügt bei, angeblich auch in Ober-
österreich und Steiermark. Anläßlich einer Besteigung des Hoch-
mölbing im letzten Sommer gelang es aber meiner Frau und mir,
am höchsten Gipfelgrate diese seltene Pflanze wieder aufzufinden,
die sich als echte Androsace Hausmanni erwies. Es liegt hier ein
ähnlicher Fall von geographischer Verbreitung vor wie bei RKanun-
culus parnassifolius, der auch in Südtirol verbreitet ist und dann
auf dem Reiting in Obersteiermark einen isolierten Standort besitzt.
4. Nephrodium Thelypteris (L.) Desv. Diesen im Alpen-
gebiete sehr zerstreuten, in Steiermark bisher nur aus dem südlichen
Versammlung der Sektion für Botanik. (17)
Landesteile (Mureck, Pettau) bekannten Farn entdeckte ich im
letzten Sommer unter Schilf auf einer Insel im Gaishorner See bei
Trieben. Herr J. Nevole, dem ich den Standort zeigte, erinnerte
sich, denselben Farn bereits im Vorjahre bei Oberort in Tragöss
gefunden zu haben; die von ihm gesammelten Exemplare sind tat-
sächlich gleichfalls Nephrodium Thelypteris.
5. Nuphar affine Harz im Botan. Zentralblatt, LIII, S. 224.
Diese bisher nur vom Spitzingsee und Schliersee in Bayern be-
kannte Pflanze wurde von Dr. K. Rechinger im Sommersberger
See bei Aussee entdeckt. Daß daselbst eine Nuphar-Art vor-
komme, war bereits Tempsky und mir bekannt gewesen, doch
war die Pflanze wegen der schweren Zugänglichkeit des kleinen,
inmitten eines tiefen Moores gelegenen Sees von keinem von uns
gesammelt worden. Durch diesen interessanten Fund wird die
Flora von ganz Österreich um eine neue Art bereichert.
Herr Dr. A. Ginzberger legte die neue Literatur vor.
Schließlich machte der Schriftführer Mitteilung, daß der Heraus-
geber und Verleger des Repertorium novarum specierum regni vege-
tabilis, Herr F. Fedde, den Mitgliedern der Gesellschaft, falls sich
mehrere Abnehmer darunter finden, das Werk zu dem ermäßigten
Preise von 9 Mark pro Jahrgang (statt 12 Mark) abläßt.
Versammlung am 22. November 1907.
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy.
Herr Dr. R. Karzel referierte über das Werk: Molisch,
Purpurbakterien.
Herr Dr. A. Ginzberger legte die neue Literatur vor.
Z.B. es. 58. Bd. b
(18) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
Bericht der Sektion für Koleopterologie.
Versammlung am 17. Oktober 1907.
(Konversationsabend.)
Vorsitzender: Herr Dr. K. Holdhaus.
Herr Dr. Y. Niijima, Professor der Forstwissenschaft an der
kais. Landwirtschaftlichen Akademie in Sapporo, Japan, spricht
über japanische Borkenkäfer.
Es sind bis jetzt 113 Arten von japanischen Borkenkäfern
bekannt. In Japan sind paläarktische Arten nur in geringer Zahl
vertreten. Bisher waren 10 paläarktische, durchwegs auch in Europa
vorkommende Arten aus Japan angegeben: Hylastes attenuatus,
glabratus, Myelophilus piniperda, minor, Orypturgus pusillus, Ips
cembrae, Dryocoetes autographus, Trypodendron quereus, Xyleborus
adumbratus und sobrinus, wovon die zwei letztgenannten von Bland-
ford als geographische Formen des Xyleborus Pfeili und Saweseni
angesprochen werden. Ich fand vier weitere europäische Arten in
Japan, und zwar: Oryphalus piceae, Ips acuminatus, curvidens und
Pityogenes chalcographus. Vorwiegend besteht aber die japanische
Borkenkäferfauna aus endemischen und orientalischen Elementen.
Besonderes Interesse beansprucht die japanische Gattung Hyor-
rhymehus, die im Jahre 1894 von Blandford beschrieben und unter
die Hylesininen gestellt wurde. Sie nähert sich durch die Körper-
form, die Rüsselbildung und die ungezähnten Tibien den Cureu-
lioniden und Anthribiden. Der Rüssel ist beim 9 viel kürzer als
beim d'.
Von Interesse ist auch die eigenartige Gattung Scolytoplatypus,
die eine intermediäre Stellung zwischen den Scolytinen und Platy-
pinen einnimmt. Es sind bisher 16 Arten dieser Gattung bekannt,
von welchen sechs der japanischen Fauna angehören. Ich habe die
Lebensweise dieser Käfer in meiner Heimat studiert. Der Fraß-
gang ist ein Leiterholzgang und hat große Ähnlichkeit mit jenem
von Trypodendron; doch liegen die Gänge nicht wie bei dieser
Gattung in einer Fläche.
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (19)
Hierauf beginnt Herr Dr. Holdhaus den angekündigten Kurs
im Bestimmen von Koleopteren mit einem einleitenden Vortrage.
Versammlung am 7. November 1907.
(Vortragsabend.)
Vorsitzender: Herr Direktor L. Ganglbauer.
I. Der Vorsitzende gedenkt des schweren Verlustes, welchen die
Sektion durch den Hingang ihres ersten Obmannes, des Senats-
präsidenten J. Birnbacher, erlitten hat. Die Versammlung bringt
ihre Trauer durch Erheben von den Sitzen zum Ausdruck.
Die liebenswürdigen persönlichen Eigenschaften des verehrten
Senatspräsidenten waren den meisten Mitgliedern unserer Sektion
bekannt. Birnbacher hat sich durch seine erfolgreiche Sammel-
tätigkeit während seiner l11jährigen amtlichen Stellung in Marburg
und später während seiner Sommeraufenthalte in Mallnitz, Lunz und
im oberen Gailtale große Verdienste um die Feststellung der Koleo-
pterenfauna von Steiermark, Kärnten und Niederösterreich erwor-
ben und manche für die Wissenschaft neue Art zuerst aufgefunden.
Ein Freund der Jugend, verstand er es, der Koleopterologie junge
Kräfte zuzuführen. Ich brauche nur auf unseren Dr. Holdhaus
zu verweisen, der Birnbacher seine Einführung in die Koleoptero-
logie und damit auch seine Einführung in das Hofmuseum ver-
dankte. Nach seinem Übertritt in den Ruhestand zu Anfang des
Jahres 1902 stellte Birnbacher seine vorzügliche Arbeitskraft in
den Dienst des naturhistorischen Hofmuseums, an welchem er bis
zum Sommer 1906 in der Koleopterenabteilung unermüdlich tätig
war. Nebst der Zusammenstellung von Unterrichtssammlungen und
Tauschsendungen besorgte er umfangreiche vorbereitende Ordnungs-
arbeiten und inventarisierte weitaus den größten Teil der Koleo-
pterensammlung. Die zoologische Abteilung, in der er hoch ver-
ehrt wurde, hat mit ihm eine überaus wertvolle Hilfskraft verloren
und schuldet ihm ein dankbares Andenken.
An seiner Koleopterensammlung hing Birnbacher mit der
ganzen Liebe des Sammlers und war fort und fort bestrebt, sie
durch Ankauf in den Handel gelangter Arten und regen Tausch-
b*
(20) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
verkehr zu vermehren. Von seinen auswärtigen Tauschkorrespon-
denten seien namentlich Moragues in Palma di Mallorca, Pera-
gallo in Nizza und Raetzer in Büren a. d. Aar genannt. Infolge
seiner Krankheit in letzter Zeit nicht mehr im stande, das Museum
zu besuchen, unternahm er es, seine Sammlung neu zu ordnen. Sie
ist in den Besitz des Herrn Emil Moczarski übergegangen.
Vom Sohne des Betrauerten, Herrn Med. Dr. Rudolf Birn-
bacher in Scheibbs, wurden unserem Schriftführer Herrn Heiker-
tinger die folgenden Daten zur Verfügung gestellt.
Josef Birnbacher wurde am 18. Januar 1838 in Klagenfurt
als der dritte Sohn des Stadtphysikus Dr. Adam Birnbacher ge-
boren. Nach Absolvierung des Gymnasiums in Klagenfurt wandte
er sich juristischen Studien an der Universität Wien zu. Nach
Beendigung derselben trat er in den Staatsdienst, wurde 1874 Finanz-
rat in Marburg a. d. Drau, 1885 Oberfinanzrat in Graz, 1891 Hofrat
im Verwaltungsgerichtshof und trat zu Anfang des Jahres 1902
als Senatspräsident in den Ruhestand.
Birnbacher stammte aus einer alten Ärztefamilie und sein
Wunsch war es auch, Medizin zu studieren, doch erlaubten es die
finanziellen Verhältnisse nicht. Seine medizinische Neigung be-
friedigte er noch als Jurist, indem er fleißig seine freie Zeit in
medizinischen Vorlesungen zubrachte. Schon als Student war er
ein eifriger Käfersammler und hat damals schon die Anlage seiner
sroßen Sammlung begonnen. Ein Freund der Natur, trieb er viel-
seitige naturwissenschaftliche Studien, so in Marburg, wo er die
damals neue Falbsche Erdbebentheorie in Wort und Schrift ver-
teidigte. Seine Liebe zu den Pflanzen brachte ihn zum Studium
der Orchideen; in Graz legte er sich ein Zimmertreibhaus für die-
selben an, wo er seine Lieblinge pflegen und beobachten konnte.
Speziell in Graz hat er für die Verbreitung der Kenntnis der Orchi-
deen viel durch Abhaltung von Vorträgen in der Gartenbaugesell-
schaft beigetragen, welche ihm für seine Verdienste um dieselbe
die Ehrenmitgliedschaft verlieh.
Mit den Grazer Käferfreunden stand Birnbacher in reger
Verbindung, später knüpfte er auch in Wien Verbindungen an, bis
er, bereits in Pension, Gelegenheit fand, sich im k. k. naturhistorischen
Hofmuseum ganz seiner Lieblingsbeschäftigung hinzugeben.
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (21)
Seit zwei Jahren krank, beschäftigte er sich zu Hause haupt-
sächlich mit seinen geliebten Käfern. Anscheinend rekonvaleszent
kam er heuer nach Scheibbs, wo er, obwohl schwach, doch jede
Gelegenheit benützte, die hiesige Käferfauna kennen zu lernen.
Das Damoklesschwert hing seit langer Zeit über dem armen Vater
und hier erlöste ihn ein ruhiger Tod am 15. August 1907. Es wurde
eine der glücklichsten Ehen und eines der schönsten Familienver-
hältnisse zerrissen.
II. Der Vorsitzende bespricht die Gattung Dimerus Fiori.
Unser vortrefflicher Staphylinologe Dr. Max Bernhauer fand
am 7. Juli v. J. zwei Stücke dieser Gattung am Ufer der Steyr
bei Grünburg in Oberösterreich, und zwar unter großen, in feinen
Ufersand (Silt) eingelagerten Steinen. Bernhauer widmete beide
Stücke, von welchen das eine vollkommen intakt erhalten ist, während
das zweite mit möglichster Schonung zur Herstellung eines Präparates
der Mundteile und Beine verwendet wurde, samt dem ausgezeichnet
gelungenen Präparat dem naturhistorischen Hofmuseum, wofür ich
ihm noch öffentlich den besten Dank zum Ausdruck bringe.
Die Gattung Dimerus wurde von Prof. Fiori (Atti Soc. Nat.
e Mat. di Modena, Seria IV, Vol. I, Anno XXXII, 1900, p. 103,
Tav. V, Fig. 1—7, Tav. VI, Fig. 9) nach zwei unvollständigen
Stiicken beschrieben,‘ von welchen der Autor das eine im Frühling,
das zweite im Herbste 1895 in der Nähe von Bologna im Detritus
des Reno gefunden hatte.
Der Nachweis dieser Gattung diesseits der Arpen ist sehr be-
merkenswert. Ob die von Bernhauer in Oberösterreich aufge-
fundene Dimerus-Art mit Dimerus staphylinoides Fiori (1. e., p. 104)
von Bologna identisch ist, kann nur durch Vergleich mit einem
Fiorischen Originalexemplar festgestellt werden. Fioris Abbil-
dungen lassen die Identität wahrscheinlich erscheinen. Einige
Differenzen, die sich aus der Beschreibung ergeben, könnten auf
nicht ganz zutreffenden Angaben basieren.
Die Gattung Dimerus verbindet mit der Körperform eines
schlanken, depressen Kuplectus zweigliedrige Tarsen und wurde von
Prof. Fiori nach der Zahl der freiliegenden Abdominalsegmente
unter die Pselaphiden und bei der habituellen Ähnlichkeit mit Eu-
(22) Versammlung der Sektion fir Koleopterologie.
plectus unter die Euplectinen gestellt. Wir finden sie im neuen
Reitterschen Kataloge zwischen Trimium und Euplecius eingereiht,
vermissen sie aber in Raffrays „Genera et Catalogue des Psela-
phides“ (Ann. Soc. Ent. Fr., 1903, 1904).
Es ist kaum anzunehmen, daß Raffray, die erste Autorität
in der Systematik der Pselaphiden, die Gattung Dimerus übersehen
hat, nachdem er (l. e., 1904, p. 273) den von Fiori unmittelbar
nach Dimerus beschriebenen Bythinus (Machaerites) troglodytes als
fraglich zu Linderia zu stellende Art anführt. Es ist viel wahrschein-
licher, daß Raffray Dimerus für eine Staphylinidengattung hielt
und deshalb nicht unter die Pselaphiden aufnahm.
Für die Zugehörigkeit von Dimerus zur Familie der Psela-
phiden spricht:
l. Die große Ähnlichkeit mit Kupleetus, die auch in der Skulptur
des Kopfes und der Flügeldecken zum Ausdrucke kommt.
2. Die Zweizahl der Lippentasterglieder.
3. Das Vorhandensein nur einer Tarsalklaue.
4. Der Bau des nur fünf freiliegende Tergite aufweisenden
Abdomens, dessen Segmente, soweit sich dies nach getrockneten
Exemplaren feststellen läßt, starr miteinander verbunden er-
scheinen.
Bei Dimerus sind aber die Tarsen nur zweigliedrig, während
alle bisher bekannten Pselaphiden dreigliedrige Tarsen besitzen,
und außerdem fehlt dem letzten Gliede der Maxillartaster der für
die Pselaphiden charakteristische pfriemenförmige Fortsatz, auf
welchen übrigens Raffray bei Feststellung der wenigen durch-
greifenden Unterschiede zwischen den Pselaphiden und Staphyli-
niden (Revue d’Entom. Can, Vol. IX, 18390, p. 22) meines Er-
achtens ein zu großes Gewicht legte.
Ich bin überzeugt, daß Prof. Fiori der Gattung Dimerus die
richtige systematische Stellung zugewiesen hat und daß wir es in
derselben mit einem Eupleetinen zu tun haben, bei dem die Zahl
der Tarsenglieder in analoger Weise auf zwei reduziert ist wie bei
der Staphylinidengattung T’hinobius, deren Arten wie Dimerus in
feinem, feuchtem Ufersande leben. An anderer Stelle werde ich
diese Ansicht ausführlicher begründen.
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (23)
III. Der Vorsitzende referiert über eine Anzahl koleoptero-
logischer Arbeiten aus dem reichen wissenschaftlichen Inhalte des
gerade zum Abschlusse gelangten Jahrganges 1907 der Deutschen
Entomologischen Zeitschrift, bespricht die Sitzungsberichte der unter
dem Präsidium des tatkräftigen Dr. Walter Horn außerordentlich
emporblühenden Deutschen Entomologischen Gesellschaft, Dr. Horns
Berichte aus der entomologischen Welt, ferner die große Schöpfung
des Prof. Dr. G. Kraatz, das Deutsche Entomologische National-
museum, das er auf seiner Reise durch Deutschland besucht hat.
Dieses Museum, dessen Schätze Kustos Schenkling verwaltet,
enthält bereits die überaus wertvolle Bibliothek und die ebenso
wertvollen Sammlungen seines Gründers Kraatz, ferner die Samm-
lungen von Letzner, Metzler, Rolph, Rottenberg, der Gebrüder
Stern u.a. Als testamentarische Vermächtnisse sind ihm sicher-
gestellt die berühmte Sammlung des Prof. Dr. Lukas v. Heyden in
Bockenheim, die Cieindelidensammlung des Dr. W. Horn, die Cara-
bidensammlung des Dr. Roeschke, ferner die Sammlung des Herrn
W.Koltze in Hamburg. Anschließend spricht der Vorsitzende über
die weiteren öffentlichen und privaten Koleopterensammlungen, die
er auf seiner Reise kennen gelernt hat, die der Museen von Dresden,
Tharandt, Berlin, Hamburg, Frankfurt a. M. und München und die
Sammlungen der Herren Dr. Em. Lokay in Prag, Otto Leonhard
in Blasewitz, Dr. Horn, Dr. Roeschke und Hauptmann Moser in
Berlin, W. Koltze in Hamburg, Prof. Dr. Lukas v. Heyden in
Bockenheim, Dr. Flach in Aschaffenburg, Dr. Karl Daniel und
Oberstleutnant Fr. Hauser in München.
Versammlungen am 21. November und 19. Dezember
1907.
Vorsitzender: Herr Dr. K. Holdhaus.
Fortsetzung des Kurses im Bestimmen von Koleopteren. —
Bestimmen von Carabiden nach Ganglbauer, Käfer von Mittel-
europa, 1.
(24) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
Versammlung am 5. Dezember 1907.
Vorsitzender: Herr Direktor L. Ganglbauer.
Der Vorsitzende referiert über die geistvolle Arbeit von
Heymons: Die verschiedenen Formen der Insekten-Metamorphose
und ihre Bedeutung im Vergleich zur Metamorphose anderer Arthro-
poden. (Spengel, Ergebnisse und Fortschritte der Zoologie, I, 1,
1907, S. 137—188.)
Bericht der Sektion für Lepidopterologie.
Versammlung am 6. Dezember 1907.
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel.
I. Herr Dr. Egon Galvagni spricht unter Vorlage von Beleg-
stücken über seine Lepidopterenausbeute aus der Hohen Tatra
(29. Juni bis 3. Juli), die er als Teilnehmer an der diesjährigen
gemeinsamen Exkursion der zoologisch-botanischen Gesellschaft
(siehe den Bericht des Generalsekretärs) gemacht hat, und welche
trotz der unbeständigen, entomologisch nicht sehr günstigen Wit-
terung einige recht interessante Arten enthält: Als Ausgangspunkt
unserer Touren diente ganz besonders Matlarenau, wo ich auch
Lichtfang betreiben konnte. Die hochalpine Region der Zentral-
karpathen ist faunistisch ziemlich steril zu nennen. Die Gipfel
sind zerklüftet, in unzählige Klippen und Zacken gespalten, ober-
halb der Krummholzregion sehr arm an Vegetation und schließen
mit ihren Steinkarren, Moränen und Schutthalden eine reichere
Fauna aus; die geologische Unterlage bilden im Hauptstocke Gra-
nite und Quarzite, daneben erscheinen insbesondere im Westen
auch Gneis, Glimmerschiefer und Phyllite. Reicher an Lepidopteren
und zu einer eingehenden Exploration verlockender erscheinen die
vegetationsreichen Kalkalpen östlich vom Kopa-Passe und die
ziemlich ebenen Kupferschächte mit ihren ausgedehnten grünen
Alpenmatten.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (25)
Noch gibt es über die Lepidopterenfauna der Hohen Tatra
keine spezielle Arbeit; eine solche steht aber nach Aigner-Abafi
in Aussicht. Grundlage meines Berichtes bildet der lepidoptero-
logische Teil des Milleniumwerkes „Fauna regni Hungariae“; die in
den „Rovartani Lapok“ erschienenen Nachträge lagen mir nicht
vor. Darnach wären folgende Arten, beziehungsweise Varietäten
und Aberrationen als neu für Ungarn zu bezeichnen: Larentia
salicata ab. ferraria, Parasemia plantaginis ab. bicolor und nigro-
ciliata, Orambus maculalıs, Scoparia valesialis ab. imparella, Ole-
threutes spuriana, Olethreutes bipunctana und Incurvaria trimacu-
lella ab. quadrimaculella. Folgende ohne nähere Fundortsangaben
verzeichneten Arten erfahren eine neuerliche Bestätigung ihres un-
garischen Indigenats: Pyrausta uliginosalis, Tortriw rogana var.
dohrniana und Yponomeuta stanellus. Ich habe in diese Liste alle
subalpinen und alpinen Elemente sowie fast alle Kleinschmetterlinge
aufgenommen.
Parnassius mnemosyne L. Auf der Faixblöße am 30./VI. 1907
nicht selten in kleinen, im männlichen Geschlechte 55 mm, im
weiblichen 54 mm spannenden Stücken. Die halbverdunkelten o
gehören zu der von Stichel neuerlich abgetrennten Zwischenform
hartmanni Stdfs. und stimmen mit den neuesten Abbildungen bei
Seitz, Bd.I, Taf. 10e und Verity, Rhop. pal., Taf. 23, Fig. 10,
recht gut. Die kleinsten Stücke meiner Sammlung stammen vom
Eisenerzer Reichenstein in Steiermark, wo die Art hochalpin in
kleinen, mit der Friesacher Lokalrasse (var. minor Rbl.) vollkommen
übereinstimmenden Stücken fliegt. 52 mm, 9 5l mm Expansion.
Am Präbichl dagegen findet sie sich in normaler Größe. — Meli-
taea dietynma Esp. Wiesenmoor bei Tatra-Lomnitz, 30./VI. — Ar-
gynnis pales Schiff. Kopa-Paß und Umgebung, 2./VII. Oberseits
mit kräftig entwickelter schwarzer Fleckenzeichnung; sonst von
Stücken alpiner Herkunft nicht verschieden. — Erebia lappona Esp.
Beim Tery-Haus an den Fünfseen, 1./VIl.; im Gebiete: Grüner See
(Friedrieh-Hütte) — Weißer See — Kopa-Paß —V. Kupferschächte in
lebhaft gezeichneten Stücken häufig. Die einzige alpine Krebia,
die ich beobachten konnte; sonst flog in den Tälern nur Erebia
medusa F. — Üoenonympha hero L. Auf einem Wiesenmoore bei
Tatra-Lomnitz mit Ü©. iphis zusammen, 29./VI. Ich hatte gehofft,
( 26) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
die var. carpathica Horm. zu finden; die Stücke zeigen eine ver-
loschene Bleilinie und eine undeutliche rotgelbe Saumlinie, unter-
scheiden sich aber sonst nicht von der Stammform. Solche Stücke
finden sich auch im Wienerwalde, z. B. Finsterleiten bei Rekawinkel,
6./VII. 1902 (Galv.). — Lycaena semiargus Rott. Bei Höhlenhain.
Hemaris fuciformis L. Faixblöße, 30./VI. — Drepana fal-
cataria L. Maria Theresien-Weg zwischen Matlarenau—Höhlenhain
mehrfach angetroffen. — Agrotis primulae Esp. Nesselgrat, Matla-
renau (Lichtf.), 30./VI. — Hadena lateritia Hufn. Matlarenau im
Hotel mehrfach nachts in schön braunroten Stücken, 30./VI.; da-
selbst auch H. basilinea F., Leucania comma L. (Lichtf.). — Plusia
pulchrina Hw. Höhlenhain, im Hotel, 30./VI. — Bomolochia fontis
Thbg. Tatra-Lomnitz, 29./VI. — Cymatophora Or F. Höhlenhain,
30./VIl. — C. duplarıs F. Matlarenau, 30./VI. (Lichtf.)
Thalera putata L. Tatra-Lomnitz, 29./VI. — Acidalia fu-
mata Stph. Matlarenau, 30./VI. (Lichtf.) — Odezia atrata L. Tatra-
Lomnitz, 30./VI. — Anaitis praeformata Hb. Matlarenau, 30./VI.
(Lichtf.) — Larentia variata Schiff. Matlarenau, 1./VII. — L. sali-
cata Hb. Eisernes Tor, 30./VI. Ein dunkelgraues, 29 mm span-
nendes g’ gehört zu ab. ferraria H.-S. — L. cambrica Curt. Matla-
renau, 1./VII. — L. montanata Schiff. und L. ferrugata ab. spadi-
cearia Bkh. Beide Matlarenau und Umgebung. — L. caesiata
Lang. Matlarenau häufig. (Lichtf.) — L. incultaria H.-S. Kleines
Kohlbachtal, 1./VIL.; Eisernes Tor, 30./VI., an Felsen nicht selten.
— L. albieillata L. Tatra-Lomnitz, 29./VI. — L. lugubrata Stgr.
Matlarenau, 30./VI. (Lichtf.) — L. hastata L. var. subhastata Nolk.
Kleines Kohlbachtal, 1./VIL.; Weidau, 2./VII. — L. luctuata Hb.
Bei Höhlenhain, 30./VI. — L. molluginata Hb. Maria Theresien-Weg
zwischen Matlarenau und Höhlenhain, 29. bis 30./VI. — L. affini-
tata Stph. var. turbaria Stph. Matlarenau, 30./VI. (Lichtf.); Nessel-
grat, von Fichten geklopft, 50./VI. — L. alchemillata L. Maria
Theresien-Weg zwischen Matlarenau und Höhlenhain, 30./VI. —
L. obliterata Hufn. Tatra-Lomnitz, 29./VI. — L. autumnalis Ström.
Ebenda. — Tephroclystia lariciata Frr. Matlarenau, 30./VI. (Lichtf.)
— Semiothisa signaria Hb. Matlarenau, 29. bis 30./VI. — Gnophos
sordaria var. mendicaria H.-S. Überall in der subalpinen Region im
Gebiete Tatra-Lomnitz— Höhlenhain —Weidau— Kleines Kohlbachtal,
j Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (27)
29./VI. bis 2./VII. — @n. operaria Hb. Kleines Kohlbachtal, 2./VIL.;
in den Kupferschächten beobachtet, 2./VII. Die Richtigkeit der
Fundortangabe Preßburg möchte ich, selbst wenn sie sich auf einen
Gipfel der kleinen Karpathen im Preßburger Komitate bezieht, sehr
bezweifeln. Ich traf die Art nie unter 1700 m. — Psodos quadri-
faria Sulz. Eisernes Tor, 30./VI.
Parasemia plantaginis L. Matlarenau, Höhlenhain und Weidau,
29./VI. bis 2./ VII. Die Männchen fliegen ausschließlich in der Form
bicolor Rätzer, welche dort den Charakter einer Lokalrasse gewinnt.
(Schawerda, Jahrb. des Wiener Entomol. Vereines, 1906, Taf. I,
Fig. 6.) Das einzige erbeutete Q stimmt sehr gut mit der jüngsten
Abbildung der Stammform (Schawerda, l. c., Fig. 17) und zeigt
durchaus schwarze Fransen (forma nigrociliata Schaw.). Die
Zeichnung der Vorderflügel ist bei vielen Stücken flockig er-
weitert, was bereits Hormuzaki hervorgehoben hat, bei einigen
Stücken ist auch der weiße Fleck am Vorderrandflecke, der meist
inselförmig bleibt, mit dem Längsstreifen verbunden. (Übergänge
zu ab. floccosa Gräser und ab. confluens Schaw.) — Diacrasia sanio
L. var. mortua Stgr. trans. Ein bei Tatra-Lomnitz gefundenes J’
bildet durch die tiefschwarze, nur mit wenigen karminroten Schuppen
gemengte Färbung des Vorderrandes der Vorderflügel einen sicheren
Übergang zu dieser östlichen Rasse. — Hepialus carna Esp. Matla-
renau, 1., 2./VII.
COrambus coulonellus Dup. Weißer See, 2./VII. — Cr. perlellus
Sc. Nesselgrat, 30./VI. — Cr. maculalıs Zett. Weißer See, 2./VI.
Neu für Ungarn (det. Rbl.). — Myelois cribrella Hb. Nesselgrat,
30./VI. (vid. Rbl.). — Scoparia centuriella Hb. Höhlenhain, im
Hotel, 30./VI. (vid. Rbl.). — Se. valesialis ab. imparella Lah. Ein
in der Tery-Hütte (1./VII.) gesammeltes J gehört dieser größeren,
aus Ungarn noch nicht bekannten Form an (vid. Rbl.).. — Se.
sudetica Z. Höhlenhain und Matlarenau, 30./VI. bis 2./VII., nicht
selten (vid. Rbl.). — Orenaia alpestralis F. Faixblöße—Eisernes
Tor, 30./VI. Von Stücken aus Tirol und Steiermark nicht ver-
schieden. — Pyrausta fuscalis Schiff. Faixblöße, 30./VI. — P. uli-
ginosalis Stph. Eisernes Tor, 30./VI.
.Eulia ministrana L. Eisernes Tor, 30./VI. — Tortrix rogana
var. dohrniana H.-S. Eisernes Tor, 30./VI. (det. Rbl.). — Unephasia
(25) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
wahlbomiana var. alticolana HS. Matlarenau, 30./VI. — Olethreutes
sauciana Hb. Faixblöße, 50./VI. — 0. spuriana H.-S. Ein 16 mm
spannendes J’ aus dem Kleinen Kohlbachtale, 1./VII. Fehlt im Ver-
zeichnisse der ungarischen Tortrieiden (vid. Rbl.). — O. bipunctana
F. Matlarenau, 30./VI. Ebenfalls aus Ungarn nicht verzeichnet. —
O. charpentierana Hb. Eisernes Tor, 30./VI. — Steganoptycha frati-
fasciana Hw. Matlarenau, 30./VI. — Epiblema hepaticana Tr. Matla-
renau, 30./VI. — E. pflugiana Hw. Tatra-Lomnitz, 29./VI. — An-
cylis myrtillana Tr. Faixblöße, 30./VI.; Matlarenau, 30./VI.
Yponomeuta stannellus Thnbg. Bei Höhlenhain, 30./VI. (det.
Rbl.). Eine Bestätigung des ungarischen Indigenats dieser seltenen
Art. — Borkhausenta stroemella F. Ein frisches Stück in der Käs-
marker Tränke, 30./VI. (vid. Rbl.). — Scythris productella 2.
Matlarenau, 30./VI. — Talaeporia tubulosa Retz. Leere Säcke,
an Kalkfelsen bei Höhlenhain. — ? Solenobia manii Z. Wahrschein-
lich hierher gehörige Säcke, ebenda. — Incurvaria trimaculella ab.
quadrimaculella Höfnr. Eisernes Tor, 50./VI. Neu für Ungarn (det.
Rbl.). — I. capitella Cl. Matlarenau, 30./VI.
II. Herr Dr. Alfred Kolisko weist einige Tiere aus der Aus-
beute des heurigen Sommers vor.
Anläßlich des Massenfluges von Malacosoma neustria in Wien
am 27. und 28. Juni wurden vier Stücke der ab. unicolor (Spuler?),
sämtlich braun, gefangen; ferner zwei gelbe 0’ mit deutlicher brauner
Binde, die sich auf die Hinterflügel fortsetzt, ab. virgata Tutt; endlich
ein gelbes 9, bei dem die dunkle Binde der normalen Stücke auf
einen kleinen Fleck am Vorderrande zusammengeschmolzen ist, für
welche Form, von der sich auch zwei analoge Stücke im k. u. k.
Hofmuseum befinden, der Name maculifera (n. ab.) vorgeschlagen
wird.)
Gleichfalls aus Wien stammt ein Exemplar der Deil. euphor-
biae ab. helioscopiae.
Aus der Umgebung von Villach in Oberkärnten eine Reihe
von Amphipyra livida, die in der dortigen Gegend zu den gewöhn-
!) In der Tijdsch. voor Ent., Vol. L, 1907 wurden von OQudemans kürzlich
zwei sehr ähnliche weibliche Stücke erwähnt und abgebildet (p. 147, Tab. II,
Fig. 12, 13). (Rbl.)
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (29)
liehen Arten zu gehören scheint, da sie fast täglich in mehreren
Exemplaren am Köder erschien.
Interessant erscheint aus derselben Gegend das Vorkommen
der Hydroecia nictitans ab. lucens Freyer, die daselbst als Varietät
aufzufassen wäre, da dieselbe in größerer Anzahl sowohl mit roter
als mit weißer Nierenmakel gefangen wurde, während kein ein-
ziıges Stück der Stammart zu erspähen war. Das Vorkommen der
Varietät im Bereiche des Kronlandes Kärnten ist neu. Neu für
Kärnten ist auch Miana literosa Hw., gleichfalls in Villach am
Köder gefangen. Ein abnormer Fundort auf der Talsohle (500 m)
an der Klagenfurter Straße wäre zum Schlusse noch bei Erebia
nerine zu erwähnen.
III. Herr Hofrat Dr. Schima bespricht ein in Mödling bei
Wien am 7. Juli d. J. erbeutetes weibliches Stück von (oenonympha
arcania L., bei welchem die weiße Außenbinde der Hinterflügel-
unterseite vollständig verschwunden, respektive braun verdüstert
erscheint. Das sehr interessante, ganz frische Stück wird vorge-
wiesen.
IV. Herr Ing. H. Kautz macht Mitteilung von dem hiesigen
Vorkommen von Hybermia aurantiaria ab. fumipennaria Hellw.,
welche in Wien am 29. Oktober erbeutet wurde. Das vorge-
wiesene Stück ist etwas lichter als solche aus Innsbruck, gehört
aber zweifellos der gedachten Aberration an.
V. Herr E. Kindervater weist eine Anzahl heuer im Hoch-
schwabgebiete erbeuteter Stücke von Bupalus piniarius var. mughu-
saria Gmppb. (C’, 0) vor. Die Grundfarbe der © ist bald gelb,
bald weißlich. Als Hauptunterschied von der Stammform bleibt
die geringe Größe bestehen.
VI. Herr Dr. Karl Schawerda legt eine neue Aberration
von Parasemia plantaginis aus dem Formenkreise von matronalis
Frr. vor, bei welcher die Hinterflügel zwei gelbe, von der Wurzel
ausgehende Längsstrahlen zeigen, von welchen der obere (kürzere)
in der Mittelzelle liegt. Für diese bisher unbenannte Aberration
bringt Herr Heinrich Locke (i. 1.) den Namen flavoradiata in
(30) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Vorschlag. Typische Exemplare derselben befinden sich im k.k.
Naturhistorischen Hofmuseum (0’, Stilfserjoch, leg. Locke, 1906)
und in der Sammlung Schawerdas (ebendaher).
VlI. Herr Dr. K. Schawerda spricht unter Materialvorlage
ausführlich über die von ihm und den Herren Fitz, v. Meißl und
Schwingenschuß im heurigen Jahre in den Okkupationsländern
gemachte Lepidopterenausbeute. (Der Bericht wird als selbständige
Arbeit in den „Verhandlungen“ erscheinen.)
VIll. Herr Dr. Rebel bemerkt im Nachhange zu den vor-
stehenden Mitteilungen Dr. Schawerdas, daß der Form von La-
rentia corydalaria mit sehr schmalen und auch auf den Hinter-
flüigeln weit unterbrochenen weißen Binden, wie sie bei Botaec in
Nordbosnien regelmäßig auftritt, der Name bogumilaria Rbl. (Ann.
d. Naturhistorischen Hofmuseums, XIX, S. 267, Taf. 5, Fig. 16 [J])
verbleiben müsse, wogegen die breiter gebänderte Form mit stets
ununterbrochener weißer Mittelbinde der Hinterflügel von der Suha,
wozu auch das abgebildete O0 von Vlasenica gehört (l. e., Fig. 17),
den Namen eurytaenia führen kann.
Beide Formen haben nach den Beobachtungen der vorge-
nannten Herren, welche eine große Serie von Stücken erbeuteten,
den Charakter von Lokalformen. Das Q der Form bogumilaria wurde
bei Bocac in der Eiablage auf Corydalis ochroleuca L. beobachtet.
Herr Dr. Schawerda hat in sehr dankenswerter Weise Beleg-
stücke beider Formen dem Hofmuseum gewidmet, desgleichen das
sehr wertvolle Exemplar der Gelechia rosalbella Fologne.
Versammlung am 3. Januar 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel.
I. Der Vorsitzende gibt nachstehende niederösterreichische
Funde bekannt, welehe von Herrn Fachlehrer Heinrich Kolar ge-
macht wurden:
1. Episema glauceina Esp. wurde von dem Genannten im
Prater am 23. September 1907 in der Form dentimacula Hb. und
tersina Stgr. erbeutet.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (31)
2. Codonia (Zonosoma) orbicularia Hb. 9 im Cottageviertel
in Wien am 2. September 1905 an einer Straßenlaterne erbeutet.
Das gut erhaltene Stück lag zur Bestimmung vor. Die seltene Art
ist in dem Verzeichnis der Schmetterlinge Niederösterreichs von
Naufock nicht angeführt, wurde aber bereits im Jahre 1894 von
Herrn Schimanko im Wiener Prater erbeutet.
Ad 1 bemerkt Herr F. Fleischmann, daß Herr Schwingen-
schuß die Art ebenfalls im Prater gefunden habe.
Herr Zentralinspektor Prinz teilt mit, daß er sie auch bei
Deutsch-Wagram in Niederösterreich erbeutete.
Ad 2 bemerkt Herr Neustetter, daß er die Art bereits vor
Jahren wiederholt auch im Wiener Prater angetroffen habe.
II. Herr Josef Nitsche berichtet unter Vorweisung über einige
von ihm erbeutete Tagfalter aus Niederösterreich, Oberösterreich
und Steiermark:
Das auffallendste Stück darunter ist ein ganz frisches 9 der
Epinephele jurtina ab. brigitta Ljung, auf dem Pyrerkogel bei Aflenz
gegen Mitte August 1906 gefangen. Das Stück ist fahl rötlichgrau,
mit eingeschränkter, aber lebhaft rotgelber Mittelbinde der Vorder-
flügel und hyalinem Apikalauge.
Einige Tage später wurde an derselben Stelle auch ein 9 der
ab. nigro-rubra Lambill. mit schwarzbrauner Grundfarbe und rot-
brauner Fleckenbinde gefangen, wogegen ein am 9. August 1907
auf dem Wege zur Meieralm am Fuße des Traunsteins bei Gmunden
erbeutetes 9 der durch die bleichgelbe Fleckenbinde charakteri-
sierten Aberration pallens Th. Mieg angehört. Auf der Karlshöhe
bei Kirchberg a. W. wurde auch die im männlichen Geschlechte
nicht seltene ab. semialba Bruand angetroffen.
Melanargia galathee ab. amarginata Metzg. wurde auch in
Steiermark auf dem Streberling bei Aflenz am 20. August 1906 ge-
fangen.
Einem am 14. Mai 1907 auf dem Troppberge bei Wien er-
beuteten S' von Papilio machaon fehlt der schwarze Querstrich am
Schlusse der Mittelzelle der Hinterflügel.
Schließlich wurde noch Parnassius apollo ab. brittingeri Rbl.
et Rghfr., von der Meieralm bei Gmunden (9. August 1907) und
(32) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
beim Sehwabenpartel bei Aflenz (Ende August 1906) erbeutet, vor-
gewiesen.
Herr Dr. Rebel bemerkt, daß die zum Teile sehr interessanten
Aberrationen im Hofmuseum zur Revision vorlagen.
III. Herr Hofrat Dr. Schima weist eine Serie von Hibernia
defoliaria Cl. S, bei Wien erbeutet, vor, welehe alle Übergänge von
der breitgebänderten ab. obscura Helfer bis zur einfärbig dunklen
ab. obscurata Stgr., welche wahrscheinlich mit holmgreni Lampa
zusammenfällt, enthält.
IV. Herr Cl. Dziurzynski demonstriert eine größere Zahl
von Zygaena-Formen, unter welchen sich einige noch unbeschriebene
Aberrationen befinden.
V. Herr Dr. Rebel spricht ausführlich über Lycaena argiades
und deren Formen, insbesondere ab. coretas OÖ. und ab. decolorata
Stgr. Unter Hinweis auf die Publikationen von Jachontov!) und
Grund?) werden vorerst die Unterschiede namhaft gemacht, welche
für eine Artberecehtigung der beiden letztgenannten zu sprechen
scheinen und die nicht bloß in dem Mangel der orangeroten Flecken-
reihe auf der Unterseite der Hinterflügel, sondern namentlich auch
in der deutlich gebrochenen Bogenreihe der Augenflecke auf der
Unterseite der Vorderflügel zu suchen sind, wodurch der Augenfleck
in Zelle 2 beträchtlich wurzelwärts gerückt erscheint. Auch ist das
Schwänzechen der Hinterflügel bei coretas-decolorata stets beträchtlich
kürzer als bei argiades-polysperchon. Da coretas nun sowohl unter
polysperchon (im Mai) als auch später im Juni und dann unter
argiades auftritt und keinen Saisondimorphismus erkennen läßt,
war die Ansicht der Vorgenannten, trotz des Vorkommens von Über-
gangsstücken (bei Wien zwischen argiades-coretas), nicht kurzweg
abzulehnen, sondern eine Untersuchung des Genitalapparates dringend
geboten.
Eine solche Untersuchung des männlichen Genitalapparates
hat nun keinerlei durchgreifende Unterschiede zwischen den Formen
!) Rev. Ent. Russe, IV, 1904, p. 96, Fig.
?) Int. Entom. Zeit., XXI, 1907, S. 125.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (33)
polysperchon, argiades, coretas und decolorata erkennen lassen, ob-
wohl von jeder derselben mehrere Präparate angefertigt wurden.
Da über den Genitalapparat bei Lycaeniden bisher erst wenige
Befunde publiziert wurden und die vorliegenden (von Baron Schle-
reth mit der Kamera gezeichneten) Bilder einen klaren Einblick
in die morphologischen Verhältnisse wenigstens dieses Formenkreises
Fig. 1. Fig. 2.
gewähren, seien unter Reproduktion derselben einige allgemeinere
Bemerkungen gestattet:
In der durch Auseinanderzerrung gewonnenen Seitenansicht
(Fig. 1) des Genitalapparates fällt vor allem der Mangel eines sonst
als saccus bezeichneten Gebildes an der Ventralseite des 9. Seg-
mentes auf, welches einen vollständigen Chitinring darstellt (IX).
Daran schließt sich das ebenfalls in seinen wesentlichen Teilen er-
haltene 10. Segment, dessen Tergit als uncus (u) und dessen Sternit
als scaphium (sc) unterschieden werden. Zwischen beiden, welche
bei einer in Fig. 3 dargestellten ventralen Dareinsicht eine klee-
blattartige Form erkennen lassen, mündet der häutige Enddarm.
Der lange, etwas gekrümmte Penis (p) ist bis zu zwei Drit-
teln seiner Länge von einer Scheide umgeben, seine distale, ab-
Z. B. Ges. 58. Bd. [4
(34) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
geschrägte Spitze ist erweitert. Ventralwärts gestützt wird der Penis
durch ein gabelförmiges akzessorisches Chitinstück, welches der
sogenannten Penisarmatur (p. a.) angehört. Dasselbe besitzt eine
gabelförmige Form, welche die Führung
des Penisrohres erleichtert (daher Schrö-
der homologe Bildungen im Genitalapparat
von Tephroclystia als duetus inferior penis
bezeichnete), und inseriert in den Median-
leisten der Valven (v). Letztere (Fig. 2 in
der Dorsalansicht) sind sehr kompliziert
gebaut. Ihr breites Basalstück, an welches
sich die zum großen Teile häutig bleibende
Penistasche anheftet, setzt sich distalwärts
in zwei Spitzen fort, wovon die innere
lappenförmig bleibt und eine schrauben-
förmige Drehung aufweist, wogegen die äußere nach starker Aus-
buchtung ihres Basalteiles eine der Medianlinie parallel verlaufende
lange Zahnbildung besitzt.
Bemerkt sei noch, daß sämtliche drei Figuren nach Präpa-
raten von Lycaena argiades-polysperchon angefertigt wurden und
daß die Figuren (mit Ausnahme des in Fig. 1 zum Teile erhaltenen,
beschuppten dorsalen Hautsaumes) nur die Chitinteile des Genital-
apparates darstellen.
7
Bericht der Sektion für Paläozoologie.
Versammlung am 20. November 1907.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. O0. Abel.
Der Vorsitzende erteilt Herrn Kustos Dr. L. v. Lorenz das
Wort zur
Vorlage des rekonstruierten Skelettes eines fossilen Riesen-
halbaffen aus Madagaskar.
Der Vortragende demonstrierte ein von ihm in Gips rekon-
struiertes Skelett des in den Denkschriften der kais. Akademie
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (35)
der Wissensch. in Wien, Bd. LXXVII, 1905, eingehend behandelten
Megaladapis Edwardsi G. Grand. Es ist dies der größte der bisher
bekannt gewordenen subfossilen Riesenlemuren von Madagaskar,
welcher wahrscheinlich ein Zeitgenosse der mächtigen Aepyornis-
Arten war und von dem bislang nur die Mehrzahl der Zähne,
Fragmente des Schädels und ein Oberschenkel durch Grandidier
und Forsyth Major beschrieben waren. Erst auf Grund eines
reicheren Materiales, das von dem Sammler Sikora in einer Höhle
bei Fort Dauphin im Südosten der Insel gefunden worden war,
konnte ein fast vollständiges Bild des ganzen Skelettes dieser
interessanten, von den lebenden vielfach abweichenden Form ge-
wonnen und die Rekonstruktion unternommen werden. Hierbei
wurde im allgemeinen daran festgehalten, das Skelett, beziehungs-
weise seine Teile nur so weit zu ergänzen, als die vorhandenen
Reste hierfür positive Anhaltspunkte boten, und es erscheinen daher
in dem Modelle einige Knochen, wie z. B. mehrere Wirbel und
Rippen, ausgelassen. Nur hinsichtlich der Hand- und Fußknochen
wurde eine Ausnahme gemacht; namentlich sind verschiedene
Phalangenglieder nach der Phantasie ergänzt. Der Schädel des
aufgestellten Megaladapis mißt 288 mm in der Länge, die Wirbel-
säule (wobei die letzten Schwanzwirbel fehlen) 1130 mm, die
Sehulterhöhe beträgt gegen 600 mm.
Aus der Gestalt der im Vergleiche mit den rezenten Formen
außerordentlich kräftig entwickelten Knochen, unter denen die
Schenkel von den Armen an Länge übertroffen werden, schließt
Lorenz, daß Megaladapis ein ziemlich träges, baumbewohnendes
Tier war, das eine gemischte Nahrung, hauptsächlich aber weiche
Früchte” genoß.
Hierauf spricht Herr Prof. ©. Abel über:
Neuere Studien über die Systematik und Stammesgeschichte der
Halbaffen und über den Fund eines angeblichen Vorfahren des
Menschen in Südamerika, Tetraprothomo argentinus Ameghino.
Im Anschlusse an die eingehenden Darlegungen von Dr.
L. v. Lorenz über Megaladapis Edwardsi macht der Vortragende
c*
(36) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
auf eine vor kurzem erschienene Abhandlung Schlossers!) auf-
merksam, nach dessen Untersuchungen die Primaten folgender-
maßen neu gruppiert erscheinen:
I. Unterordnung. Mesodonta mit primitiver Beschaffenheit der
Ineisiven (I.), Caninen (C.) und Molaren (M.).
1. Sektion. Pseudolemuroidini mit 4 Praemolaren (P.).
1. Familie. Hyopsodontidae mit 3 I.
2. Familie. Notharctidae mit 2 1.
3. Familie. Adapidae mit 5 1.
2. Sektion. Palaeopithecini mit reduzierter Zahl der P.
1. Familie. Anaptomorphidae mit ot I. (Omomyinae und
Anaptomorphinae).
2. Familie. Tarsiidae. 21.
1
3. Sektion. Mixodectini. 1]. anfangs normal und in Dreizahl
vorhanden, bald spezialisiert und reduziert zu 11. — Zahl
der P. reduziert.
1. Familie. Oldobotidae. 3 I. — I., vergrößert.
2. Familie. Microsyopidae. 1 I. — I., vergrößert.
II. Unterordnung. Lemwuroidea mit spezialisierten I. und C. und
meist primitiven M.
l. Familie. Lemuridae. ?5° I., unterer C. L-artig, M. primitiv;
größere bis große Formen: Megaladapinae, Lemurinae,
Indrisinae.
2. Familie. Nyeticebidae. 2 I, unterer C. Lartig, M. pri-
mitiv; kleine Formen: Galaginae, Lorisinae.
. Familie. Ohiromyidae. +1.,02 C., M. vierhöckerig.
4. Familie. Archaeolemuridae. 31, ,C., M. vierhöckerig.
>)
os
III. Unterordnung. Anthropoidea mit normalen 5 I. und C. und
spezialisierten M.
1. Familie. Arctopitheeidae. 2 P., ; M. (Hapale).
2. Familie. Cebidae. >P., >M.
1) M. Schlosser, Beitrag zur Osteologie und systematischen Stellung
der Gattung Necrolemur, sowie zur Stammesgeschichte der Primaten über-
haupt. Festband des Neuen Jahrbuches, S. 197—226, Taf. X. Stuttgart, 1907.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (3
3. Familie. Cercopithecidae. 3 P., M. mit opponierten Höckern.
4. Familie. Simiidae. 5 P., M. mit alternierenden Höckern,
große Zehe opponierbar.
5. Familie. Hominidae. 3 P., M. mit alternierenden Höckern,
große Zehe nicht opponierbar.
Die Unterordnung der Mesodonta umfaßt neben allen Pri-
maten des nordamerikanischen Eozäns die Gattungen Tarsius, Necro-
lemur und Adapis. Die Mesodonta bilden, wie Schlosser in ein-
gehender Weise überzeugend darlegt, den Ausgangspunkt aller Lemu-
roidea einerseits und Anihropoidea andererseits; die Lemuroidea sind
keineswegs die ältesten und primitivsten Primaten, sondern im Gegen-
teil ein sehr junger Formenkreis, sicher nicht älter als die Anthro-
poidea, die also mit den Lemuroidea nicht direkt verwandt sind.
Wiederholt ist der eigentümlichen Sonderstellung von Zarsius
Beachtung geschenkt worden. Er unterscheidet sich von den Lemu-
roidea durch eine diskoidale deziduate Plazenta und besitzt, wie
der Mensch und die höheren Affen, einen Bauchstiel. Ferner unter-
scheidet er sich durch die vertikale Stellung der I. und C., die eigen-
artige Spezialisierung der Hinterfüße und im Verlauf des Carotid-
kanals durch das Petrotympanicum wie bei den Anthropoidea.
J. L. Wortman hat 1905 eine eigene Gruppe, die Palaeo-
pithecini, aufgestellt und Tarsius neben Anaptomorphus und Necro-
lemur in dieselbe gestellt. Er hat aber diese Sektion den Anthro-
poidea eingereiht; Schlosser stellt nunmehr die Palaeopithecini
in die Unterordnung der Mesodonta, welche den Lemuroidea und
Anthropoidea durchaus gleichwertig gegenübersteht.
Aus der Tatsache, daß alle nordamerikanischen Primaten des
Eozäns eine geschlossene Gruppe darstellen, ferner mit Rücksicht
darauf, daß von diesen Formen relativ zahlreiche Reste vorliegen,
läßt sich die Vermutung aussprechen, daß die älteste Geschichte
der Primaten auf nordamerikanischen Boden fällt. Frühzeitig aber
(Mittel- und Obereozän) verlegt sich die Entwicklung des Stammes
vorübergehend nach Europa. Später scheint sich nach Schlosser
bis zum Mittelmiozän die Entwicklung in Afrika abgespielt zu haben.
Der Vortragende legt sodann die von Herrn Ch. Schuchert,
Kurator des Yale University Museum, im Oktober 1905 heraus-
(38) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
gegebene Sammlung der Wortmanschen Publikationen über die
eozänen nordamerikanischen Primaten vor, welche im Amer. Journ.
of Seienee in den Jahren 1903—1904 (Vols. XV— XVII) erschienen
sind!) und macht insbesondere darauf aufmerksam, daß ein Ver-
wandter von C'hiromys madagascariensis (durch den in eigentüm-
licher Weise adaptierten dritten schlanken Finger ausgezeichnet) im
nordamerikanischen Eozän gefunden wurde (Metacheiromys Marshi
Wortman).
Zu der Besprechung der Abhandlung von F. Ameghino?)
über einen Vorläufer des Menschen aus dem ÖObermiozän Pata-
goniens übergehend, bemerkt der Vortragende, daß die Reste (Femur
und Atlas) nicht geeignet sind, um weittragende Schlüsse aus ihnen
abzuleiten. Der Vortragende macht darauf aufmerksam, daß der
Oberschenkel in auffallender Weise an einige der von G. Gran-
didier?) abgebildeten Femora von großen Lemuroidea aus Mada-
gaskar erinnert und daß Tetraprothomo argentinus wahrscheinlich
dieser Unterordnung der Primaten einzureihen ist.
Versammlung am 18. Dezember 1907.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. 0. Abel.
Herr Dr. Alois Rogenhofer sprach:
Über ein Endglied des Ichthyosaurierstammes aus der
Kreideformation.
Wie bekannt, finden sich die Überreste der Ichthyosaurier im
Mesozoikum, und zwar am häufigsten im Lias. Ihre systematische
!) J.L. Wortman, Studies of Eocene Mammalia in the Marsh Collee-
tion, Peabody Museum, Part II: Primates. (Amer. Journ. Sei. [4], XV—XVII,
1903— 1904.)
2) F. Ameghino, Notas preliminares sobre el Tetraprothomo argentinus,
un preeursor del hombre del Mioceno superior de Monte Hermoso. (Anales
Mus. Nac. Buenos-Aires, XVI [Ser. 3%, IX], p. 107—242. Buenos-Aires, 28 de
Septiembre 1907.)
3) G. Grandidier, Recherches sur les Lemuriens disparus et en parti-
eulier sur ceux qui vivaient a Madagascar. (Nouvelles Archives Mus. Hist.
Nat. Paris [4], VII, 1905, p. 1—144, Pl. I-XI, 27 Textfig.)
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (39)
Bestimmung erfolgt vornehmlich nach der Beschaffenheit der Vor-
derflosse und Lydekker hat darnach die Ichthyosaurier, von denen
jetzt schon über 50 Arten bekannt sind, in Latipinnati und Longi-
pinnati eingeteilt. Letztere Gruppe hat in jüngster Zeit durch die
Auffindung einer neuen Art, des Ichthyosaurus platydactylus, eine
Bereicherung erfahren. Dieser Ichthyosaurus wurde im Vorjahre
in den grauen, foraminiferenreichen Tonen bei Castendamm in
Hannover gefunden, und zwar im Aptien, einer oberen Abteilung
der unteren Kreide. Broili hat nun dieses Tier eingehend be-
schrieben und dabei gefunden, daß wir in dieser Form ein End-
glied der longipinnaten Reihe der Ichthyosaurier aus der Kreide
vor uns haben, welche mit Formen wie Ichthyosaurus latifrons im
unteren Lias beginnt.
Der Schädel ist leider stark gequetscht und läßt daher die
einzelnen Details kaum erkennen. Sehr gut dagegen und fast voll-
ständig ist die Wirbelsäule und die linke Vorderextremität erhalten.
Atlas und Epistropheus sind wie bei den meisten Ichthyosauriern
zu einem Doppelwirbel verschmolzen, wobei auch der dritte Wirbel
durch Anchylose mit verbunden ist.
Die Vorderflosse besitzt zunächst einen kräftigen proximal und
distal verbreiterten Humerus, an den sich Radius und Ulna an-
schließen, erstere mit vier, letztere mit fünf Endflächen. Es folgt
sodann die proximale Reihe des Carpus: Radiale, Intermedium und
Ulnare, woran sich seitlich höchst wahrscheinlich ein radiales und
ulnares Sesambein, distal die distale Carpusreihe, die Metacarpalia
und Phalangen anschließen. Während ein radiales Sesambein bei
Ichthyosaurus häufig anzutreffen ist, kommt ein radiales und ulnares
zusammen sehr selten vor. Bei Beginn der Phalangen erfolgt eine
Teilung der radialen Sesambeinreihe, so daß die größte Zahl der
Längsreihen acht beträgt. Die Gesamtlänge der Vorderflosse er-
reicht nur 30cm bei einer Breite von ca. 19cm, mithin ist die
Flosse gegen jene anderer Formen auffallend breit und kurz, da
die älteren liassischen Arten bei fast gleichen Körperdimensionen
doppelt so lange Vorderextremitäten besitzen. Da wir ferner nur
ein einziges Centrale vorfinden, gehört 7. platydactylus zu den
Longipinnati. Bei letzteren ist die Vermehrung der Längsreihen
wohl seltener zu beobachten, dagegen um so häufiger bei den Lati-
(40) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
pinnati, bei welehen G. A. Boulenger eine zunehmende Verbrei-
terung der Flosse der geologisch jüngeren Formen nachgewiesen
hat; dasselbe ist auch jetzt von F. Broili bei der Gruppe der
Longipinnaten festgestellt worden, womit er auch die Aussprüche
von E. Haeckel, K. Vogt, E. Fraas etc. bestätigte, daß die am
meisten fischähnlichen Flossen den geologisch jüngsten Ichthyo-
sauriern angehören, während die ältesten triadischen und liassischen
Ichthyosaurier eine Annäherung an den Gehfuß der Reptilien zeigen,
wie dies insbesondere die Flosse von Mixosaurus erkennen läßt.
In innigem Zusammenhange mit der Ausbildung der Brust-
flossen steht auch die Beschaffenheit der Schwanzflosse; die ge-
ringere Steuerfähigkeit der kurzen Brustflossen wurde durch die
größere Beweglichkeit der Schwanzflosse ausgeglichen. Die Ichthyo-
saurier der Kreide besitzen nach Broili noch eine große Bewe-
gungsfreiheit, ohne jedoch die der älteren Arten zu erreichen, und
Broili vermutet in der Größenabnahme der Schwanzflosse ein Mo-
ment der Degeneration, das zu ihrem Aussterben in der jüngeren
Kreide führen konnte.
Die Schwanzflosse der Ichthyosaurier hat eine gewisse Ähn-
lichkeit mit der heterocerken Schwanzflosse vieler Ganoidfische.
Während sich jedoch z. B. beim Hai oder Stör die Wirbelsäule in
den oberen Lappen fortsetzt, stützt die Wirbelsäule bei den Ichthyo-
sauriern den unteren größeren Lappen. F.E. Schultze und ins-
besonders Ahlborn haben sich mit der Frage nach der physio-
logischen Bedeutung dieser verschiedenen Schwanzflossenformen
beschäftigt. Die Bewegung der Schwanzflosse geht naturgemäß
vom Hauptstrahl, dem abgebogenen Ende der Wirbelsäule aus.
Haifisch und Stör sind Grundfische; wenn nun bei diesen am oberen
Schwanzende die lokomotorische Kraft ansetzt, so erfährt der Körper
um die durch den Schwerpunkt gehende Querachse eine Drehung
nach unten und, falls keine Gegenwirkung durch die Brustflossen
eintritt, wird der Fisch somit eine abwärts gerichtete Bahn ver-
folgen. Dieser typisch heterocerken Fischflosse steht nun die
Schwanzflosse der Ichthyosaurier gegenüber, deren Hauptstrahl an
dem unteren Rande verläuft. Dadurch, daß bei dem seitlichen
Schlagen der Schwanzflosse der untere längere Lappen einen
größeren Sektor beschreibt .als der obere, verläuft die resultierende
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (41)
Richtung der Lokomotion von unten hinten nach oben vorne, also
gerade umgekehrt wie bei den Stören. Dieser letztere Caudal-
flossentypus ist in besonders klarer Weise bei dem lebenden Flug-
fisch Exocoetus sowie bei den fossilen Flugfischen Thoracopterus und
Gigantopterus entwickelt, Fische, welche durch die kräftige Bewe-
gung der Schwanzflosse aus dem Wasser herausgetrieben werden.
Die Ichthyosaurier hielten sich infolge der Lungenatmung
jedenfalls mehr an der Meeresoberfläche auf, was durch die Form
der Schwanzflosse unterstützt wird. Dennoch waren die Ichthyo-
saurier fähig, in größere Tiefen zu tauchen, wie die Ausbildung
des Gehörapparates, der ungewöhnlich starke Selerotiealring und
die Ausbildung eines starken medianen Basioceipitalkanals in Ver-
bindung mit der Obliteration der Carotis interna beweist. (L. Dollo,
L’audition chez les Ichthyosauriens. — Bull. Soc. Belg. G&ol., XXI,
1907, p. 157— 163.)
Was nun die Rekonstruktionsversuche von lchthyosauriern
betrifft, so gibt es deren mehrere. Eine der ersten Rekonstruktionen
war wohl die von H. Woodward, welcher Ichthyosaurus etwas
abenteuerlich auf dem Lande sitzend darstellt, mit mehr oder
weniger wohlausgebildeten Extremitäten. Die nächstfolgende war
jene von Owen. In dieser Rekonstruktion erscheint Ichthyosaurus
bereits mit paarigen Flossen, jedoch noch ohne unpaare. Erst als
das schöne Exemplar des 7. quadriscissus gefunden wurde, rekon-
struierte Etzold denselben mit Schwanz- und Rückenflosse. Seither
sind weitere Exemplare im Lias von Holzmaden mit vollständiger
Hautbedeckung aufgefunden worden, welche sich im Budapester
Nationalmuseum und im Senckenbergischen Museum zu Frankfurt
a. M. befinden und einen ununterbrochenen dorsalen Saum mit nur
einer delphinartigen Rückenflosse zeigen. In jüngster Zeit hat
Jaekel eine neue Rekonstruktion versucht, wobei er dem Ichthyo-
saurus eine delphinartige Gestalt gab. Nach dieser großen Ähnlich-
keit mit dem Delphin kann man aber keineswegs wie Steinmann
in seiner „Einführung in die Paläontologie“ (Leipzig, 1907, S. 506
bis 521) behaupten, daß die Delphine die direkten Nachfolger der
Ichthyosaurier wären.
Das Mesozoikum war bekanntlich die Zeit der Reptilien-
herrschaft, während im Känozoikum die Herrschaft der Säugetiere
(42) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
beginnt. Steinmann sucht nun zwischen diesen beiden großen
Gruppen Verbindungen zu schaffen und glaubt, daß die zahlreichen
Säugetierstämme gesondert aus ebensovielen Stämmen der Reptilien
hervorgegangen seien. Für die Landtiere wird ihm der Nachweis
wohl etwas schwer fallen, dafür aber glaubt er denselben umso
augenfälliger für die Meeressäuger erbringen zu können. Die Ichthyo-
saurier wären nun die Vorläufer der Delphine, die Plesiosaurier
jene der Pottwale und die Thalattosaurier jene der Bartenwale.
Nichtsdestoweniger versucht Steinmann aber auch bei den Land-
säugern derartige Beziehungen herzustellen und findet solche z. B.
in dem bovidenartigen Schädel des Triceratops oder in dem Flug-
vermögen der Pterosaurier und der Fledermäuse. Steinmann
glaubt nun durch diese fast komische Auffassung die Lösung der
zwei ungeklärten Probleme, des Verschwindens der Reptilien am
Ende des Mesozoikums einerseits und des unvermittelten Auftretens
der Säuger zu Beginn des Tertiärs, angebahnt zu haben. Es scheint
jedoch, daß Steinmann kaum die Frage auf diesem Wege lösen
dürfte und wenn man auf diese Weise Phylogenie treibt, könnte
man z. B. ebenso die Vögel von den Flugfischen ableiten. Für die
Stammesgeschichte kann keineswegs bloß große äußerliche Ähn-
lichkeit herbeigezogen und geltend gemacht werden. Wir müssen
vielmehr auf die Zusammenstellung von Entwicklungsstufen unser
Augenmerk lenken und ich erinnere nur z. B. an die bekannte
Reihe von Orohippus zum Equus. Auch hier bei unserem Ichthyo-
saurus haben wir erfreulicherweise ein neues Glied in einer der-
artigen Reihe und höchst wahrscheinlich, wie schon erwähnt, das
Endglied der Longipinnatenreihe und sind auf diese Weise wieder
einen Schritt vorwärts gekommen und haben einen Baustein ge-
wonnen für das große Gebäude der Stammesgeschichte.
Diskussion.
Dr. O. Porsch stellt die Frage, ob die Ausbildung radialer
und ulnarer Sesambeine eine Eigentümlichkeit der Ichthyosaurier
darstellt oder ob sich analoge Bildungen auch bei anderen Wirbel-
tieren vorfinden.
Prof. ©. Abel erwidert, daß die Flossenverbreiterung nur
bei den Ichthyosauriern durch Neuanlage von reihenförmig ange-
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (43)
ordneten Knochenplättchen bewirkt wird. Bei anderen wasser-
bewohnenden Wirbeltieren wird die Flossenfläche auf verschiedene
Weise vergrößert; entweder durch die Spreizung aller Finger wie
bei dem Grönlandwal oder durch Abspreizung eines einzelnen Fin-
gers (fünfter Finger in der Flosse des Dugong). Im Unterarm
wird die Flossenverbreiterung entweder durch die Verbreiterung
beider Unterarmknochen in sagittaler Richtung (Zahnwale) oder
durch Erweiterung des Zwischenraumes zwischen Radius und Ulna
(Manatus) oder durch Verbreiterung des Radius am Unterende und
der Ulna am Oberende (Seehund) bewirkt.
Bei den Säugetieren kommt jedoch eine Neuanlage von
radialen und ulnaren Handknochen vor, welche mit den Sesam-
beinen am radialen und ulnaren Flossenrand der Ichthyosaurier ver-
glichen werden können. Dies sind Erscheinungen, welche bei
grabenden Tieren auftreten und zur Verbreiterung der als Grab-
schaufel funktionierenden Hand dienen. So kommt es z. B. bei
Ütenomys, einem grabenden Nagetier Südamerikas, zur Neuanlage
eines sechsten Fingers (im physiologischen Sinne), derart, daß sich
das Pisiforme vergrößert und in zwei Stücke teilt, dessen distales
eine hornige Scheide trägt. Ebenso kann an der radialen Seite
der Hand ein eingliedriger Randknochen (das os faleiforme des
Maulwurfs) oder ein zweigliedriger (Praepollex des Kapschen Spring-
hasen) auftreten, so daß von einem Praepollex und Postminimus
gesprochen werden kann.
Keinesfalls sind diese überzähligen Bildungen der pentadac-
tylen Hand als Erbstücke von Vorfahren anzusehen, wie dies seiner-
zeit für die Ichthyosaurier von Gegenbaur angenommen wurde,
sondern ausnahmslos als Neuerwerbungen, als Folge der Anpassung
einerseits an die schwimmende, andererseits an die grabende
Lebensweise.
Dr. F. Werner stellt die Frage, ob der Nachweis der Vivi-
parität der Ichthyosaurier einwandfrei erbracht ist.
Prof. ©. Abel weist darauf hin, daß die Lage der Embryonen
in der Leibeshöhle der Ichthyosaurier jeden Zweifel an der Vivi-
parität dieser Reptilien ausschließt. Hingegen ist aus der Tatsache,
daß der Mageninhalt der Ichthyosaurier aus kleinen Skelettresten
von Fischen und Cephalopoden besteht, nicht zu folgern, daß die
(44) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
Ichthyosaurier ihre Nahrung zerkaut verschluckten; das Gebiß ist
ein ausgesprochenes Fanggebiß, aber kein Kaugebiß. Ebenso können
auch die Zahnwale mit ihrem Fanggebiß die Nahrung nicht zer-
kauen und dieselbe wird fast ausnahmslos unzerbissen verschluckt.
So sind in der ersten Magenabteilung eines 7'5m langen Schwert-
wales (Orca gladiator) nicht weniger als 15 Seehunde und 13 Pho-
caenen gefunden worden, welche mit Ausnahme eines zerbissenen
Seehundes unzerkleinert verschluckt worden waren.
Die Viviparität der Ichthyosaurier ist eine notwendige Be-
gleiterscheinung der pelagischen Lebensweise; die hochgradige An-
passung an das Leben in der Hochsee schließt eine Eierablage am
Festlande aus. Wir werden ebenso annehmen dürfen, daß eine
Reihe anderer mariner Reptilien des Mesozoikums vivipar gewesen
sind, wenn wir auch noch keine Embryonen nachzuweisen im-
stande waren. Dies gilt z. B. für Plesiosaurus und Verwandte so-
wie für die Pythonomorphen.
Herr Prof. Dr. O. Abel hielt folgenden Vortrag:
Unsere gegenwärtige Kenntnis über den Bau und die
Lebensweise von Diprotodon australis Owen.
Seit der ersten Entdeckung des riesigen Beuteltieres in den
Wellington-Höhlen Australiens durch Sir Th. Mitchell im Jahre
1830, welches später von Owen als Diprotodon australis beschrie-
ben wurde, sind an zahlreichen Stellen Australiens weitere Reste
dieses in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerten Tieres gefunden
worden. Über Einzelheiten des Skelettbaues dieses größten Beutel-
tieres, welches etwa Nashorngröße erreichte, sind wir jedoch erst
durch E. C. Stirling und A. H. Zietz unterrichtet worden, die im
Gebiete des Lake Callabonna ausgedehntere Nachgrabungen ver-
anstalteten und in mehreren Abhandlungen darüber berichteten.!)
1!) E.C. Stirling and A.H.C.Zietz, Fossil Remains of Lake Calla-
bonna. Part I. Stirling and Zietz, Description of the Manus and Pes of
Diprotodon australis Owen. (Memoirs R. Soc. South Australia, Vol.I, Part I,
p. 1—40, Pl. I-XVII. Adelaide, 1899.) — Part II. Stirling and Zietz,
Genyornis Newtoni. A new Genus and Speeies of Fossil Struthious Bird. —
Stirling, The Physical Features of Lake Callabonna. (Vol. I, Part II, p. 41—80,
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (45)
Die Skelette von Diprotodon australis Ow. im fossilführenden
Ton des Callabonna-Sees waren zum Teile oberflächlich bloßgelegt
und mit einer Travertinschichte überzogen. Aus dem Umstande,
daß die Füße bei vollständigeren Skeletten ausnahmslos tief im
Schlamm stecken, während Becken, Wirbelsäule und Schädel höher
liegen, folgert Stirling mit Recht, daß die Kadaver nicht durch
Flüsse zusammengeschwemmt wurden, sondern daß die Tiere an
Ort und Stelle zugrunde gegangen sein müssen.
Die Diprotodon-Skelette sind im Gebiete des Lake Callabonna
vergesellschaftet mit Resten riesiger Känguruhs, einem großen Wombat
(Phascolonus gigas) und mit den Skeletten großer, flugunfähiger
Vögel (Genyornis Newtoni Stirling et Zietz).
Stirling und Zietz konnten nachweisen, daß Diprotodon
Bennettii Ow. und D. longiceps Me Coy nur Abarten von D. australis
darstellen, welches eine ziemlich große Variationsbreite besitzt.
Dieser Nachweis ist durch die große Zahl der im Lake Callabonna
ausgegrabenen Individuen ermöglicht worden. Hingegen ist der
bedeutend kleinere Diprotodon minor Huxl. von D. australis abzu-
trennen.
Die beachtenswerteste Eigentümlichkeit von Diprotodon au-
stralis liegt im Baue des Fußes und der Hand. Im Fuße ist die
fünfte Zehe enorm verstärkt und besonders metat. V zu einem
plumpen, unförmlichen Knochen ausgewachsen; die fünfte Zehe ist
die längste. Vom Hallux ist nur das sehr kräftige metat. I vor-
handen; die Halluxphalangen sind bei Diprotodon gänzlich verloren
gegangen. Während also die erste und fünfte Zehe sehr stark sind,
sind die zweite, dritte und vierte schwach und schlank. Aus der
Stellung des Hallux geht mit Sicherheit hervor, daß auch Dipro-
todon von arborikolen Vorfahren mit opponierbarem Hallux ab-
stammt, wie L. Dollo!) gezeigt hat. Daß die zweite und dritte
Zehe, welch letztere fast immer die Hauptstütze von Schreittieren
bildet, bei Diprotodon verkümmert sind, ist ein klarer Beweis für
Pl. XIX—XXIV; p. I—XV, Pl. A. Adelaide, 1900.) — Part IH. Stirling
and Zietz, Description of the Vertebrae of Genyornis Newtoni. (Vol. I, Part III,
p- 81 —110, Pl. XXV—XXXV. Adelaide, 1905.)
!) L.Dollo, Le Pied du Diprotodon et l’Origine arboricole des Marsu-
piaux. (Bull. scientif. Giard, XXXIII, p. 278. Paris, 1900.)
(46) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
die Richtigkeit des Irreversibilitätsgesetzes, weil die während der
arborikolen Lebensweise der Vorfahren reduzierten Zehen sich bei
Annahme der schreitenden Lebensweise nicht mehr weiterzubilden
vermochten.
Diprotodon muß den Fuß mit der Außenseite auf den Boden
aufgesetzt haben; als zweite Stütze funktionierte der Halluxstummel.
Fig. 1.
Diprotodon australis Owen aus dem Plistocän Australiens.
(Ungefähr 1:44 der natürlichen Größe.)
Rekonstruktion von C. H. Angas, 1907, mitgeteilt von Herrn E. C. Stirling,
Direktor des südaustralischen Museums in Adelaide.
Auch das Handskelett läßt eine beträchtliche Verstärkung des
äußeren Fingerstrahls, also des fünften Fingers, erkennen. Der
Mittelhandknochen des Daumens ist nächst dem des fünften Fingers
der stärkste, trägt aber noch zwei Phalangen. Überhaupt ist die
Verkümmerung des zweiten, dritten und vierten Fingers nicht so
weit vorgeschritten, wie dies bei den entsprechenden Zehen der
Fall ist.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (47)
Aus dem Zahnbaue geht klar hervor, daß Diprotodon herbivor
war. Das beweisen überdies Futterreste, die in der Nähe der
Skelette im Callabonna-See gefunden wurden. Die Untersuchung
dieser Pflanzenreste hat ergeben, daß es sich um Vertreter der
Salsolaceen oder der nahe verwandten Amarantaceen und Nycta-
gineen handelt.
Diprotodon soll nach der Meinung von Prof. Tate in der
Pliozänzeit gelebt haben. Tate schließt dies aus der Tatsache,
daß die südaustralischen Seen nur eingeschrumpfte Reste von einst-
mals ausgedehnteren Seebecken während einer Pluvialperiode dar-
stellen. Diese Pluvialperiode setzt Tate in das Pliozän; mit Rück-
sicht auf den Nachweis einer größeren Pluvialperiode in Afrika
und Südamerika während der Eiszeit ist es jedoch wahrschein-
licher, daß eben aus dem von Prof. Tate angeführten Grunde das
Alter von Diprotodon als quartär anzunehmen ist.
Die beigefügte Rekonstruktion von Diprotodon australis stellt
dasselbe als ein Wombat-artiges Tier dar, eine Auffassung, welche
durchaus berechtigt ist. Links im Hintergrunde sieht man den
glänzenden Spiegel einer salzinkrustierten Tonfläche, wie sie der
Callabonna-,See* während des größten Teiles des Jahres darstellt.
Die australischen Seen wie Lake Eyre, Callabonna usw. dürften
auch in der eiszeitlichen Pluvialperiode während der trockenen
Monate einen derartigen Anblick geboten haben. Im Vordergrunde
erblicken wir die dürftige „Saltbush“-Vegetation, aus welcher die
hauptsächliche Nahrung des Diprotodon bestanden zu haben scheint.
Referate.
Piepers, M. C. Noch einmal Mimiery, Selektion, Darwinismus.
Leiden, E. J. Brill, 1907. 8°.
Der Kampf gegen die Lehre Darwins bringt alljährlich eine Reihe
von Werken und Werkchen auf den Büchermarkt, die einander in der An-
führung von Argumenten gegen die Selektionsidee überbieten. Während sich
die Mehrzahl der Autoren in korrekter Weise nur bemüht, Darwins und
seiner Anhänger Argumente sachlich nachzuprüfen und jene Hypothesen wo-
möglich zu widerlegen, ergehen sich einzelne Autoren in langen Tiraden
gegen alles, was nur einigermaßen darwinistisch klingt, und gegen alle, die
es noch wagen, an einen der größten naturhistorischen Heroen aller Zeiten
(48) Referate.
zu glauben. Zu dieser letzteren, glücklicherweise noch individuenarmen
Spezies der Antiselektionisten gehört Piepers.
Vor etwa zehn Jahren gelangte er durch das sorgfältige Studium der
Sphingidenraupen und der Färbungsverhältnisse bei den Pieriden zu der
Überzeugung, daß die Farben und Zeichnungen bei diesen Tieren das Re-
sultat einer eigenen selbständigen Evolution seien, die sich in ganz bestimmten
Richtungen bewege und offenbar durch äußere Faktoren eingeleitet oder
befördert werde, zeitweise stillestehe und überhaupt sehr ungleichmäßig ver-
laufe, so daß oft die beiden Geschlechter einer Art, ja sogar die einzelnen
Teile eines Individuums (z. B. Vorder- und Hinterflügel) eine verschiedene
Phase dieser Evolution darstellen. Diese „Farbenevolution* beginne bei
roten oder gelben Pigmenten und führe über grüne und schwarze zur Farb-
losigkeit (weiß). Die Art und Weise, nach welcher sich diese Evolution voll-
ziehe, gebe keinerlei Anhaltspunkte zur Annahme eines Nützlichkeitsprinzipes,
und Zuchtwahl spiele dabei absolut keine Rolle. „Schutzfarben“ seien auf
ganz andere Weise entstanden, als es die Anhänger der Selektion darstellen.
Zur Begründung seiner Hypothesen, die den Eimerschen Ansichten
nahe verwandt sind, führte Piepers zahlreiche Argumente ins Feld, die
seinen Arbeiten einen bleibenden Wert sichern werden, denn es ist der Er-
mittlung der Wahrheit gewiß nur förderlich, wenn jede Erscheinung von den
verschiedensten Gesichtspunkten aus beleuchtet wird.
1903 erschien dann das bekannte Buch „Mimiery, Selektion, Darwi-
nismus“, welches „den ersten Schritt zu der Ausführung eines großen, seit
Jahren (von Piepers) entworfenen Planes“ bilden sollte, nämlich einer seiner
Ansicht nach „äußerst notwendigen Reform der unsere Gesellschaft beherr-
schenden Begriffe von Recht und von allem, was damit in moralischer und
sozialer Hinsicht zusammenhängt“, „durch Anwendung dessen, was uns die
Evolutionslehre in biologischer Hinsicht gelehrt hat, auf den Menschen und
die Gesellschaft“. Aber selbstverständlich nur dessen, „was wir als wirkliche
Ergebnisse der Wissenschaft betrachten müssen“. Darum gehe sein Streben
auch, und zwar an erster. Stelle, auf eine Reform der biologischen Wissen-
schaft, „die er von den vielen entweder an sich unrichtigen oder nur auf
Phantasie und also nicht auf wirklich wissenschaftlichen Resultaten beruhen-
den Ansichten und Lehrsätzen zu reinigen versuchen möchte, die jetzt in ihr
eine überwiegende Rolle spielen und sie darum fälschen“. Unter diesen
Phantasiegebilden sind natürlich in erster Linie Mimiery, Kampf ums Dasein
und Selektion gemeint.
Der Erfolg dieses „ersten Schrittes“ scheint nun den greisen und ver-
dienstvollen holländischen Gelehrten nicht in vollem Maße befriedigt zu
haben, denn er sieht sich schon nach kaum vier Jahren veranlaßt, seinen
Bannstrahl zu erneuern und abermals alles niederzudonnern, was noch anderer
Ansicht zu bleiben oder gar die „Farbenevolution“ zu kritisieren oder zu
übersehen gewagt hatte. Fast ein Drittel des neuen Buches bildet denn
auch eine Schmähschrift von reinstem Wasser, in der es Verbalinjurien regnet,
Referate. (49)
und in der eine Reihe von anerkannt verdienten Forschern mit den zartesten
Aufmerksamkeiten, wie Globetrotter, Ochse, dumm, grob (!), doktorale Selbst-
überhebung, Eigendünkel, Phantasterei, Unsinn, Schmutzpraktiken, Wildes
Tier ete., bedacht werden, aus dem alleinigen Grunde, weil sie trotz Piepers
„Farbenevolution“ noch immer an Darwin glauben. Aus diesem Teile des
Werkes muß man so ziemlich den Eindruck gewinnen, daß Piepers alle jene,
welche seine früheren Arbeiten nieht genau studiert haben, für Idioten hält,
die in naturphilosophischen Dingen überhaupt nichts mehr mitzureden haben.
Nebenbei hält sich aber Piepers immer über das „Schimpfen“ der anderen
auf und wir müssen über ein solches Vorgehen umsomehr staunen, als es sich
bei diesem Werke offenbar um einen weiteren Schritt zu einer „Reform des
Rechtes und der Gesellschaft“ handeln soll.
Der 2. Teil des Werkes enthält „Ergänzungen und Erklärungen“ und
zerfällt in eine Reihe von Abschnitten: Mimiery, Farbenevolution, Einfluß des
Lichtes, Das Gebiet der Botanik, Naturselektion und Kampf ums Dasein, Die
Tierseele, Variabilität, Selbständige Evolution der Organismuseinheiten.
Der 3. Teil führt den Titel: Das Studium der Biologie als selbständige
Wissenschaft und der Vitalismus. Er zerfällt wieder in mehrere Abschnitte:
Die Forderungen der biologischen Wissenschaft. Das Wesen des evolutionellen
Umwandlungsprozesses. Das Experiment. Die Identität der physischen und
der psychischen Evolution. Vitalismus.
Hier wird jeder Leser eine Fülle interessanter Äußerungen finden, von
denen viele geeignet sind, den Wert und die Bedeutung der Selektion wesent-
lich herabzusetzen. Der Natur der Sache nach ist auch hier die Darstellung
eine vorwiegend polemische, bewegt sich aber, abgesehen von mehreren Rück-
fällen, im allgemeinen in etwas milderen Formen.
Durch Selektion entstandene Mimiery gibt es nach Piepers überhaupt
nicht. Farbenevolution wird verallgemeinert, Symbiose von Pflanzen und
Ameisen als „darwinistische Romantik“ kurz abgetan. Zwischen Tier- und
Menschenseele sei kein essentieller, sondern nur ein evolutioneller Unterschied.
Daß ein jedes Wesen von allen anderen sich einigermassen unterscheide, sei
wohl nichts Besonderes, weil die Ursächlichkeit der Existenz eines Wesens nie
vollkommen der eines anderen gleiche und dieser Umstand sich bei jeder
Bildung zeige. Variationen können durch Vererbung oder durch äußere Ein-
flüsse entstehen. Nur wenn das „psychische Element“ die auftretenden Varia-
tionen in bestimmte Bahnen lenke, können sie zu einer evolutionellen Um-
wandlung der Arten führen. Das „psychische Element“ sei ein integrierender
Bestandteil aller Lebewesen und unterliege so wie alle anderen Organismus-
einheiten einer selbständigen Evolution. Dieses Element sei ein selbständiges,
nicht durch unsere chemisch-physikalischen Kenntnisse erklärbares, wenn auch
aufs engste mit der Materie verbundenes Vermögen, habe aber keine kosmisch-
transzendentale Natur, sei materiell, respektive eine „Form der materiellen
Substanz“, gehöre aber nicht zu der „räumlichen Materie“. Durch die An-
nahme eines solchen materiellen psychischen Elementes werde nur der Begriff
Z. B. Ges. 58. Bd. d
(50) Referate.
der Materie erweitert. Vielleicht sei es gar nichts anderes als der sogenannte
Äther. Psychisches Element und grobe Materie seien nur Formen einer
Substanz. Piepers vertritt also eine neovitalistische Richtung, die von der
rein materialistischen nur durch eine sehr dünne Scheidewand getrennt ist,
denn er erklärt ausdrücklich, daß er nicht an die Existenz einer allgemeinen,
bewußten kosmischen Intelligenz glaube und verlegt das psychische Element,
wie erwähnt, nur in die Organismen. Seine Ansicht weicht also von jener
Reinkes und Drieschs einigermaßen ab und schließt sich mehr an Pauly
und Schneider an, die der organischen Substanz eine psychische Grund-
eigenschaft beilegen, welche auf physischem Wege zweckmäßig die Er-
scheinungen zuwege bringe. Die „Zweckmäßigkeit* als Prinzip erkennt aber
Piepers ebensowenig an wie die „Nützlichkeit“ und andere Prinzipien.
Er sagt ferner, daß unleugbar die Entwicklung der psychischen und die der
physischen Lebenserscheinungen von denselben Grundsätzen beherrscht
werden. Nicht das „Bedürfnis“ (im Sinne Paulys) löse die Wirkung des
psychischen Elementes aus, sondern ein Reiz psychischer oder physischer
Natur. Das organische Leben sei als eine durch besondere Umstände, also
vermutlich durch den Hinzutritt des psychischen Elementes herbeigeführte
Entwicklung des „Anorganischen“ zu betrachten. A. Handlirsch.
Strobl, &. Das naturhistorische Museum der Benediktiner-Abtei
Admont in Steiermark. Admont, Verlag der Abtei, 1906.
Wer dieses Büchlein durchblättert, wird sofort den Eindruck gewinnen,
daß das Museum in Admont sich mit den meisten Provinzmuseen nicht nur
in bezug auf Reichhaltigkeit, sondern auch auf Ordnung und wissenschaft-
lichen Wert getrost messen kann. Erfährt dann der Leser aus der so überaus
bescheiden gehaltenen Einleitung, daß die Gründung dieser Sammlung vor
kaum mehr als vier Dezennien erfolgte und daß während dieser ganzen Zeit
nur eines Mannes Kräfte der Sache gewidmet waren, so wird jeder den
Opfermut und den Bienenfleiß eines Priesters bewundern, der so Schönes zu
schaffen imstande war. Mögen die uneigennützigen Bestrebungen und der
Idealismus P. G. Strobls recht zahlreiche Nachahmer finden!
A. Handlirsch.
Publikationen über Lepidopteren.
(Referent Prof. H. Rebel.) .
Bulletin de la Soeiete lepidopterologique de Geneve, Vol. I, Fase. 1, 2,
mit 6 zum Teile kolorierten Tafeln.
Aus dem reichen Inhalt dieser neuen, rein lepidopterologischen Zeitschrift
seien hervorgehoben: ein längerer Artikel von dem Gesellschaftspräsidenten
Arn. Pietet über natürliche Auslese und Schutzfärbung bei Lepidopteren,
ferner von Dr. Paul Denso ein solcher über Mimikry, der sich natürlich im
modernen Sinne gegen diese Theorie ausspricht, ein Sammelbericht von P. A.
Referate. (51)
H. Muschamp aus Fusio, der Fundstelle von Erebia flavofasciata, die auf
Tafel 1 in beiden Geschlechtern abgebildet wird, ferner von demselben und
von J. Culot die Beschreibung und Abbildung aberrativer Lepidopteren aus
der südlichen Schweiz und Syrien.
Das zweite Heft bringt als wichtigsten Beitrag eine Studie von Dr. P.
Denso über hybride Sphingiden (mit kolorierter Tafel 2—5), hauptsächlich
Deilephila vespertilio X euphorbiae betreffend, ferner Neubeschreibungen von
Aberrationen durch die vorgenannten Autoren und Dr. Jacques Reverdin.
Hoffentlich werden die wertvollen Publikationen, deren letztes Heft
Ende 1906 erschienen ist, bald eine Fortsetzung erfahren.
Turati, Conte Emilio, Nuove forme di Lepidotteri. (Natural. Sieil. An.,
XX, 1907, 48 S. und 6 photogr. Tafeln.)
Eine ziemlich große Anzahl neuer Lokalformen und Aberrationen, die
fast sämtlich im Vergleiche mit ihren Stammformen auch abgebildet werden,
gelangt hier zur Publikation. Die hervorragendsten derselben sind: Melanargia
galataea ab. aus der Umgebung Berlins (Tav. 1, Fig. 1, 2), mit breitem weißen
Mittelraum der Vorderflügel, für welche Referent an anderer Stelle bereits
den Namen aperta in Vorschlag gebracht hat, Parnassius mmnemosyne ab.
nebrodensis Tur. und ab. pyrenaica Tur. (beide kaum namensberechtigt), Dian-
thoecia vulcanica Tur. aus Sizilien (p. 24, Tav. 6, Fig. 6), nahe bei D. caesia,
mit viel hellerem Mittelfeld der Vorderflügel, Dianthoecia kruegeri Tur. und
D. compta ab. galactina Tur., beide sehr nahe der ab. armeriae Gn., Hadena
‚standfussi Tur. aus Sizilien, nahe den mitabgebildeten Had. arabs, H. ribbei
und H. polyglypha, Parascotia nisseni Tur. von Sizilien, Orectis barteli 'Tur.
(scheint nur eine verdunkelte Form von O. proboscidata), Acidalia submutata
var. gianellaria Tur., wofür der ältere Name submutulata (Stgr.) Rbl. (Berl.
Ent. Zeit., 1902, S. 96) einzutreten hat, ferner Spilosoma rhodosoma Tur. (p. 38,
Tav. 3, Fig. 10, 13; Tav.5, Fig. 16, 17) aus Sizilien, eine interessante Form,
welche den Übergang von Sp. lutea (luprieipeda) zu Sp. seriatopunctata bildet.
Coscinia caligans Tur., eine ganz verdunkelte Form (? Aberration von eribrum)
aus Sizilien und Zvergestis rubidalbalis Tur., welche mit Ev. blandalis synonym
sein dürfte und jedenfalls mit der mitabgebildeten frumentalis-Form gar nichts
zu tun hat.
Entomologisches Jahrbuch für das Jahr 1908, herausgegeben von Dr. Osk.
Kraucher. (Leipzig, 1908. Mk. 1.60)
Dieser bereits im 17. Jahrgange vorliegende Almanach bringt in den
kalendarischen Sammelanweisungen die zentraleuropäischen Pyraliden von Dr.
Ad. Meixner. Wertvoller als die Liste, in welcher bei der Raupe von Acen-
tropus niveus die längst richtiggestellte Angabe: „atmet durch Tracheenkiemen“
wieder erscheint, scheinen die eingestreuten Anweisungen über Fangmethode,
Präparation ete. Bemerkenswerte Artikel allgemeinen Inhaltes sind von Prof.
Dr. Rudow (Meine biologische Sammlung) und von Rich. Loquay (Wie ver-
schaffe ich mir eine Übersicht iiber meine entomologische Literatur). Aus den
d*
(5 2) Referate.
Originalaufsätzen sind hervorzuheben: a) lepidopterologischen Inhaltes: von H.
Gauckler, Xylomyges conspicillaris, von M. Gillmer, Zur Naturgeschichte
der Gortyna ochracea und von Fr. Harmuth, Deilephila hybr. epilobii; b) koleo-
pterologischen Inhaltes: von P. Kuhnt, Die Wasserkäfer, A. Reichert, Mela-
nistische und andere auffällige Formen von Coceinelliden, mit färbiger Tafel;
e) Dr. P. Speiser, Die Dipterengattung Volucella in Deutschland; e) Prof. v.
Dalla-Torre, Die Ameisen von Tirol und Vorarlberg. — Literarische, sta-
tistische und geschäftliche Anzeigen bilden den Schluß dieses in Sammlerkreisen
mit Recht beliebten kleinen Jahrbuches.
Bericht der Sektion für Koleopterologie.
Versammlung am 2. Januar 1908.
(Konversationsabend.)
Vorsitzender: Herr Dr. Karl Holdhaus.
Herr Josef Breit spricht über:
Eine koleopterologische Sammelreise auf Mallorka (Balearen).
I. Allgemeines.
Mallorka,t) die größte Insel in der Gruppe der Balearen mit einem
Flächeninhalte von ca. 3300 km? und einem Maximaldurchmesser von ca.
100 km, zeigt trotz seiner relativen Kleinheit ganz bedeutende Gegensätze in
seinem landschaftlichen Charakter. Während nördlich unweit der nach Nord-
ost streichenden Küste, fast parallel mit dieser, aus einem herrlich geglie-
derten, teilweise quellenreichen Kreidekalkgebirge malerische Bergformen bis
zu 1570 m Höhe in den tiefblauen Äther ragen, ist der mittlere und südliche
Teil der Insel bis auf wenige, meist isoliert stehende Hügel vollständig eben.
Die Flora ist subtropisch. In der Nordsierra bilden Strandkiefern und
immergrüne Eichen mitunter dichte, schattige Wälder. Pinien, Eiben und
baumförmige Wacholder finden sich seltener vor. Mastixsträucher, Erdbeer-
bäume, Myrten, Oleander, Ginster und Buxus balearicus bilden hauptsächlich
die Sträucherdickichte der Wälder. In vielen Gegenden der Sierra sind die
!) Eine erschöpfende Monographie sowohl dieser Insel als auch der
übrigen Balearen enthält die klassische Monographie Sr. k. u. k. Hoheit des
durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Ludwig Salvator: „Die Balearen.“
Würzburg und Leipzig, Verlag Leo Woerl, 1897.
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (53)
felsigen Berglehnen dicht mit einer kleinen Fächerpalmenart bewachsen,
während sowohl im Gebirge wie in der Ebene mächtige hochstämmige Dattel-
und Fächerpalmen, meist in der Nähe menschlicher Ansiedlungen, dem Land-
schaftsbilde einen, besonders für uns Nordländer fesselnden Reiz verleihen.
Von Kulturpflanzen trifft man im Gebirge den Ölbaum, den Johannisbrot-
baum in mitunter riesigen Exemplaren, den Weinstock, Orangenbäume, dicht
mit goldgelben oder halbreifen Früchten und Blüten gleichzeitig besetzt,
Zitronen- und Feigenbäume.
Da unsere laubabwerfenden Waldbaumarten fehlen und die immergrünen
Baumarten nicht hoch in die Gebirge aufsteigen, erreicht die Baumregion be-
reits zwischen 800 und 900 m über dem Meere ihre Grenze und beginnt schon
hier in dem zerklüfteten verwitterten Kalkstein eine Zone, in welcher die
Pflanzen in ihrem Wuchse sich an das Gestein dieht anschmiegen und viel-
fach oft ganz kreisrunde, von Stacheln starrende Pölster bilden. Dieses Gebiet
erinnert trotz seiner geringen Höhe lebhaft an die alpine Zone unserer Kalkalpen.
Der ebene Teil der Insel ist hochkultiviert und sehr fruchtbar.
Während die Küste im Gebiete der Nordsierra felsig ist und steil ins
Meer abfällt, weisen die Küstengebiete der Ebene oft mächtige Flugsand-
dünen und Brackwassersümpfe auf, deren größter, die Albufera, das Gebiet
an der Küste bei La Puebla bedeckt.
Das Klima ist außerordentlich mild, selten extrem heiß, da die Tempe-
ratur meist durch marine Luftströmungen, besonders Nachts, abgekühlt wird.
Anhaltende Regen kommen nicht vor, stets dauern solche nur kurze Zeit.
Um wie viel milder das Klima Mallorkas gegen jenes des benachbarten spani-
schen Festlandes und Südfrankreichs ist, möge aus dem Umstande entnommen
werden, daß bei Barcelona und an der südfranzösischen Küste zur Zeit unserer
Überfahrt (27. März 1907) nach Palma, alle Obstbäume in voller Blüte standen,
auf Mallorka aber die Obstbäume bereits voll belaubt, längst abgeblüht und
die Mandel- und Pfirsichfrüchte schon groß entwickelt waren, so daß die Vege-
tation demgemäß gegenüber jener des benachbarten Festlandes in ihrer Ent-
wicklung um wenigstens 1'/; Monate voraus war.
Die Bevölkerung Mallorkas ist dem Fremden gegenüber liebenswürdig,
freundlich und außerordentlich zuvorkommend. Einige Schwierigkeit für das
Fortkommen auf der Insel — mit Ausnahme von Palma — für den des mal-
lorkinischen Idioms der spanischen Sprache unkundigen Fremden bildet nur
der eine Umstand, daß verbreitetere romanische Sprachen (z. B. italienisch
oder französisch) nur äußerst selten verstanden oder gesprochen werden.
Die Unterkunftsverhältnisse sind für anspruchslose Reisende in den
größeren Provinzorten, wo stets wenigstens eine landesübliche Herberge
(Fonda) vorhanden ist, genügend. Wenn auch jeder Komfort fehlt, so sind
diese Herbergen doch meist reinlich und die Verpflegung gut und billig. In
Palma findet der Fremde im Grand Hotel, ein in jeder Beziehung erst-
klassiger Hotelbetrieb, ausgezeichnete Unterkunft und ein aller international
verbreiteten Sprachen kundiges Personale.
(54) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
II. Sammelbericht.
Die Zeit, in welcher ich in Gesellschaft meines lieben Freundes, des
k.u. k. Hauptmannes Gustav Kuchta, auf Mallorka sammelte, erstreckte sich
auf den Zeitraum vom 28. März bis zum 16. April 1907. Nach den von uns
gemachten Sammelerfahrungen kann man auf der Insel vier verschiedene
Sammelgebiete unterscheiden, und zwar:
1. Das Gebiet der Sierra mit hauptsächlich silvicoler Fauna.
2. Das Gebiet der agrieolen Kulturen.
3. Das Gebiet der in der Ebene befindlichen Mar£s-!) Brüche.
4. Das Küstengebiet mit seinen Sanddünen und Brackwassersümpfen.
Jedes dieser Gebiete beherbergt seine besonderen charakteristischen
Faunenelemente. Drei Käferarten kommen aber überall auf der ganzen Insel
unabhängig von diesen faunistisch verschiedenen Gebieten vor, und zwar:
Carabus morbillosus F., Abax (Percus Bon) plicatus Dej. und Timarcha ba-
learica Gory. Von außerordentlichem Interesse war für mich, daß sich auf
der vom zoogeographischen Standpunkte sehr kleinen Insel eine prägnante
Lokalform des überall auf der Insel häufigen Abax (Percus Bon) plicatus De).
erhalten konnte. Wir fanden diese Form (var. Degouvei Ganglb.) wie ihr Ent-
decker, nach dem sie benannt wurde, in der gebirgigen westlichen Umgebung
von Pollenza in Ostmallorka. Da diese Form hauptsächlich dureh die nicht-
gerunzelten glatten Flügeldecken von Abax (Percus) plicatus Dej. verschieden
ist und sich hierdurch den Percus-Arten des übrigen benachbarten östlicheren
Mediterrangebietes (Korsika, Sardinien, Sizilien, Italien) sehr nähert, dürfte
wohl Abax (Percus) plicatus Degowvei Gglb. die Stammform des infolgedessen
als Lokalrasse aufzufassenden Abax (Percus) plicatus Dej. sein. Das Vorkom-
men eines echten Percus Bon. auf den Balearen ist aber jedenfalls schon darum
sehr bemerkenswert, weil das Subgenus Percus Bon. in dem übrigen west-
mediterranen Gebiet (Südfrankreich, iberische Halbinsel, Nordafrika) fehlt und
dort durch das Subgenus Pseudopercus Motsch. ersetzt wird.
Das sub 1 bezeichnete Gebiet, in welchem ich mir die interessanteste
Ausbeute versprach, lieferte wohl eine neue Cylindropsis-Art, einen inter-
essanten neuen Cryptophagus und den bisher nur in wenigen Exemplaren be-
kannten Decatocerus bicornis Rttr., doch war im allgemeinen das Ergebnis
des Käfersiebes ein geringes. Ich führe dies auf zweierlei Ursachen zurück.
Erstens herrscht auf Mallorka die Gepflogenheit, in den Wäldern der immer-
grünen Eiche, die für die Siebfauna und für die subterranen Arten haupt-
sächlich in Betracht kommen, Schweine, vielfach herdenweise, frei zu halten,
damit diese sich von den abgefallenen Eicheln und den Früchten des Mastix-
strauches nähren. Die Folge davon ist, daß in den Gebirgswäldern selbst an
den ungangbarsten Stellen in kilometerweitem Umkreise nicht nur jedes noch
so geringfügige Fleckchen Humus zerwühlt ist, sondern auch ausnahmslos
!) Eine Mergelart.
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (55)
jeder Stein bis zu jener Größe, welche noch für Menschenkräfte das Aus-
heben aus dem Humusbett zu Sammelzwecken gestatten würde, locker im
zerwühlten Humus liegt. Durch diese schon seit einer langen Jahrzehnten-
reihe bestehenden Gepflogenheit wurden zweifellos die für das übrige süd-
europäische Faunengebiet charakteristischen, im feuchten Humus lebenden
Koleopterenarten erheblich dezimiert, wenn nicht manche gar ausgerottet. Als
zweiten Grund der geringen Ergiebigkeit glaube ich nach den früher ge-
schilderten Vegetationsverhältnissen annehmen zu können, daß wir für dieses
Gebiet zu spät in der Jahreszeit sammelten. Nach meiner Beurteilung der
klimatischen Verhältnisse dürften auf Mallorka die Monate Dezember und
Januar für das Sammeln der silvieolen Humuskoleopteren die günstigste Zeit sein.
Diesem besprochenen Gebiete gehörten unsere Sammelstellen in der
Umgebung von Valldemosa, hauptsächlich der herrliche, ungemein ausgedehnte
Naturpark von Miramare und die westliche Umgebung von Pollenza an.
Das früher sub 2 bezeichnete Gebiet des Ackerlandes ist für den
Koleopterensammler absolut steril und hat bei der riesigen Ausdehnung des
Kulturlandes in der Ebene für den Sammler vielfach auch den Nachteil eines
großen täglichen Zeitverlustes.. Vom Standquartiere sind nämlich meist lange
Wege durch das alle Ortschaften im weiten Kreise umgebende Kulturland
bis zu geeigneten Sammelplätzen zurückzulegen. Hierzu bedienten wir uns
in der Regel der landesüblichen zweiräderigen Carretons, welche von einem
Pferde oder Maultiere gezogen, flink und nicht teuer sind. (7”—9 Pesetas für
den ganzen Tag.)
Dem sub 3 bezeichneten Gebiete gehörten die ausgedehnten Steinbrüche
des Col d’en Rebasa (Rabassa) südlich von Palma an, welche wir eingehend
explorierten. Hier herrschte während der Zeit unseres Aufenthaltes ein un-
geheurer Reichtum an Koleopteren, hauptsächlich an trägen Tenebrioniden-
arten, wie Blaps gigas L. und seine Varietät occulta Seidl., lethifera Marsh.,
Scaurus uncinus Forst, rugulosus Sol., Akis acuminata F. und die Varietät
dorsigera Rttr., Helenophorus collaris L., Phylan semicostatus Muls. var, cur-
tulus m., Stenosis intricata Rttr. ete.. welche entweder auf Schutterrain oder
in den Steinbrüchen selbst unter großen Steinblöcken sich aufhielten. 30 bis
50 Scaurus rugulosus Sol. unter einem nicht allzugroßen Steine waren keine
Seltenheit. Ja Freund Kuchta fand unter einem Steine sogar einmal sechs
Scaurus uncinus und 103 Akis acuminata zu einem Klumpen vereinigt. Herr
Dr. Flach in Aschaffenburg, dem ich dies mitteilte, machte in Spanien und
Portugal die gleiche Beobachtung und deutet diese Anhäufung von Individuen,
nach meinen Wahrnehmungen auch zweifellos mit vollem Rechte, als ein Ab-
wehrmittel, da durch eine vereinigte größere Zahl von Individuen die Ab-
sonderung eines übelriechenden Sekretes zur Abwehr von feindlichen Angriffen
wirkungsvoller sein muß als beim einzelnen Käfer.
Bei dem sub 4 angeführten Faunengebiet muß man noch zwischen Sand-
dünenterrain und Brackwassersumpf unterscheiden. Auf ersterem leben die
flüchtigen Cieindelen und die agilen Tenebrionidenarten, wie Erodius laevis
(56) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
Sol., Tentyria Schaumi Krtz., Pachychila sublumata Sol. und ihre Varietät
opaca m., Pimelia cribra Sol., Asida depressa Sol. Alle diese Arten laufen
im Sonnenschein geschäftig auf dem erwärmten Sande zu Tausenden umher,
um sofort spurlos zu verschwinden, wenn die Sonne auch nur für kurze Zeit
von einer Wolke verdeckt wird. Ein diesbezüglich beobachteter Zrodius,
welches Genus durch seine in der Regel mattschwarze Oberfläche für die Ein-
wirkung der Sonnenstrahlen besonders empfindlich ist, hielt in seinem ge-
schäftigen Laufe sofort inne, als die Sonne durch eine Wolke verdunkelt wurde,
grub sich mit seinen Hinterbeinen ungemein rasch nach rückwärts in den
lockeren feinen Sand, welcher dann, nachdem sich der Käfer ganz hinein-
gegraben hatte, automatisch über den Kopf des Käfers herunterrieselte, den-
selben spurlos verdeckend.
Die Brackwassersümpfe beherbergten sowohl im Wasser als auch an
ihren mit Salz inkrustierten sumpfigen oder sandigen Rändern eine außer-
ordentlich reiche Koleopterenfauna, so sammelten wir z. B. an einer einzigen
Sumpfstelle acht Dyschirius-Arten. Ich verweise diesbezüglich sowohl, als
auch hinsichtlich der früher besprochenen Gebiete auf das später folgende
systematisch geordnete Verzeichnis aller von meinem lieben Exkursions-
gefährten und von mir gesammelten Koleopteren.
Das Abklopfen von Bäumen und blühenden Sträuchern war außer-
ordentlich ergiebig.
Mallorka ist reich an zum Teile sehr großen und schönen Höhlen. Da
mir bekannt war, daß die großen Höhlen von Südmallorka in der Umgebung
von Manacor bereits durchforscht wurden und hierbei festgestellt worden ist,
daß dieselben von keinerlei Höhlenkoleopteren bewohnt sind, unterzogen wir
nur die viel höher im Gebirge liegenden Höhlen von Nordmallorka, und zwar
die kleinen Höhlen zwischen Valldemosa und Miramar, die Höhle Canet bei
Esporlas und die Höhle German bei Puig punent einer eingehenden Unter-
suchung. Trotzdem die größeren Höhlen, insbesonders die Höhle Canet, sehr
ausgedehnt und warm-feucht sind und in denselben ausgiebige Lagen von
Fledermausexkrementen vorhanden waren, somit alle biologischen Eigen-
schaften aufweisen, welche für eine cavicole Fauna notwendig sind, konnte
überall trotz eingehendster Untersuchung nur festgestellt werden, daß Höhlen-
koleopteren auch in diesen Höhlen vollständig fehlen. Die Aufhellung der
Ursachen dieser auffallenden Erscheinung, warum im Gegensatze zu den Höhlen
Sidfrankreichs und Nordspaniens auf Mallorka Höhlenkäfer absolut fehlen, wäre
wohl ein ebenso interessantes als auch dankbares Problem für Zoogeographen.
Bevor ich nun auf die Besprechung der Details der zum allergrößten
Teile von mir selbst ausgeführten Bearbeitung unserer ungemein reichhaltigen
Sammelausbente übergehe, habe ich noch manche Dankesschuld für die uns
von allen Seiten erwiesene Förderung unserer Balearenexkursion abzustatten.
Vor allem erlaube ich mir, noch an dieser Stelle Sr. k. u. k. Hoheit dem
durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Ludwig Salvator den tiefergebensten
Dank für die huldvolle Förderung unserer Exkursion zu unterbreiten.
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (57)
Bei der wissenschaftlichen Bearbeitung der koleopterologischen Aus-
beute wurde ich wie immer von meinem hochverehrten Meister und Freunde
Herrn Ludwig Ganglbauer, Direktor der zoologischen Abteilung des k. u. k.
naturhistorischen Hofmuseums in Wien, mit bekannter Liebenswürdigkeit unter-
stützt, desgleichen von Herrn Dr. Karl Holdhaus, Assistenten desselben
Museums. Die Determination der Cureulioniden übernahmen in der bereit-
willigsten Weise die Herren Brüder Solari in Genua, jene der Haltieiden
Herr Heikertinger in Wien und die Bestimmung der Coceinelliden mein
lieber Freund Herr Alois Wingelmüller in Wien. Allen diesen Herren
spreche ich hiermit meinen allerherzlichsten Dank aus.
III. Neubeschreibungen und synonymische Bemerkungen.
Dyschirius longipennis Putz. Bisher wurde der von Putz-
eys in den Annales de la Societ& entomologique de Belgique, Vol. X,
p. 55 beschriebene D. longipennis stets als Varietät des pumnctatus
Dej. betrachtet. Auch Herr Sanitätsrat Dr. Fleischer deutet in
seiner Monographie (Bestimmungstabelle der europäischen Koleo-
pteren, Heft 39, S. 13 und 21) diese Form in gleichem Sinne. Schon
aus der auf die Stirnbildung bezughabenden Originaldiagnose von
Putzeys: „elevatis antica globosocordata postice anguste caudata*
ist zu entnehmen, daß diese Art keinen durch eine gerade Quer-
furche von der Stirne getrennten Clypeus aufweist, wie dies bei
D. punctatus Dej. konstant der Fall ist. Wenn auch in der Bestim-
mungstabelle Putzeys’, l. e., auf S. 36 D. longipennis Putz. unter
dem Gegensatze „El&vation anterieure non prolongee“ in bezug auf
die Stirnbildung eingereiht erscheint, so liegt diesfalls zweifellos
ein Flüchtigkeitsfehler des Autors vor, weil zur Deutung einer Art
in erster Linie die Diagnose des Autors maßgebend ist und nach
dieser die besprochene Art nicht unter dem vorbezeichneten Gegen-
satz einzureihen war. Durch die in der besprochenen Diagnose
definierte Kopfbildung, deren Konstanz ich an hunderten von Exem-
plaren verschiedener Provenienzen nachprüfen konnte, ist die spe-
zifische Verschiedenheit des D. longipennis Putz. von punctatus De).
zweifellos. Hierdurch ist aber auch weiters festgestellt, daß D.
longipennis Putz. gar nicht in die Verwandtschaft des D. punetatus
Dej., sondern in den Formenkreis des D. aeneus Dej. und apicalis
Putz. gehört, welche sich durch eine dreieckige Clypeus-Erhaben-
heit auszeichnen, die sich auch meist noch nach rückwärts auf die
(58) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
Stirne in einem mehr oder weniger deutlichen kürzeren Mittelkiel
fortsetzt. D. longipennis Putz. ist aber immer wesentlich kleiner
als die beiden verwandten Arten und soweit mallorkinische Stücke
in Betracht kommen, im Flügeldeckenumriß stets auch noch schlanker
als apicalis Putz. Unter meinem Sammlungsmaterial fanden sich
aber auch noch Stücke von D. longipennis Putz. aus der Kabylie
(Algerien) und aus Saliceto (Emilia, Italien), welche wohl auch viel
kleiner als aeneus Dej. und apicalis Putz. sind, doch im Flügel-
deekenumriß jenem des apicalis Putz. ähnlich werden; dagegen
stimmen Stücke von Souk-el-Arba (Tunesien) vollständig mit den
von uns auf Mallorka gesammelten überein. Diese durch den drei-
eckig erhabenen Clypeus und schwach gekielte Stirne verwandten
drei bekannten Arten lassen sich wie folgt leicht trennen:
1. Flügeldecken in der Verlängerung des Nahtstreifens an der
Basis beiderseits mit einem Nabelpunkte, Körper größer
(3—4 mm) Ä
— Flügeldecken ohne allohalı Nabelpuukt, Ko ns 2: 6 bis
SER . . . longipennis Putz.
2. Flügeldecken _ N Ye zur nike deutlich gestreift, Ober-
seite meist grünmetallisch . . . . ur „m ÜCNENS DEE
— Flügeldecken länger oval, Streifen gegen - Spitze erloschen,
Oberseite meist bronzemetallisch . . . . apicalis Putz.
Nachfolgend gebe ich eine Beschreibung des D. longipennis
Putz.: Oben bronzefärbig, glänzend, Fühler, Taster, Beine und
Unterseite rotbraun, Hinterbrust, Abdomen und Schenkeloberseite
dunkler. Clypeus am Vorderrande gerade und nur seitlich lappig
nach vorne gezogen, oben in ein dreieckiges Mittelfeld erhoben,
welches sich nach hinten auf der Stirne in einen feinen Mittelkiel
fortsetzt. Halsschild kaum länger als breit, weniger seitlich gerun-
det als bei aeneus und apicalis, merklicher als bei diesen beiden
Arten nach vorne verengt, fast so breit wie die Flügeldecken; diese
oblong-oval, im Umriß variabel, vorne stark punktiert gestreift;
die Punktstreifen nach rückwärts erloschen. Vor der Spitze seitlich
meist mit einem Präapikalpunkte, doch sind Exemplare mit zwei
solchen Punkten nicht selten. An der Basis in der Nahtstreifen-
verlängerung ohne Nabelpunkte. Schultern in der Regel weniger
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (59)
vortretend als bei den beiden anderen verglichenen Arten. Vorder-
schienen am Außenrande mit kräftig entwickeltem Zähnchen an der
Wurzel des Enddornes und einem zweiten schwächeren neben dem
inneren Tibienausschnitte. — Länge 2:6—5 mm.
Wir sammelten diese aus Algerien beschriebene Art in großer
Zahl an den Rändern der Brackwassersümpfe auf Mallorka. Außer-
dem lagen mir, wie schon früher bemerkt, noch Stücke aus der
Kabylie (Algerien), Souk-el-Arba (Tunesien) und Saliceto (Emilia,
Italien) vor.
Bidessus minutissimus Germ. nov. var. circumflexus.
Diese Art zeigt sonst ziemlich konstante Bindenzeichnung. Auf
Mallorka hat die schwarze Flügeldeckenzeichnung dieser Art stets
die Tendenz, sich sowohl an der Naht als auch hinsichtlich der
Bindenbreite auszudehnen, so daß die gelbe Flügeldeckenzeichnung
im extremsten Falle auf eine kleine Seitenmakel im vorderen Drittel,
einen runden Seitenfleck hinter der Mitte und einen solchen vor
der Spitze reduziert ist. Diese gelben Makeln hängen nicht wie
bei der Stammform mit dem schmalen gelben Seitenrand zusammen,
sondern sie sind von diesem meist schmal schwarz getrennt. Diese
schwarze Trennungslinie fehlt bei der vorderen gelben Seitenmakel
und bei der Spitzenmakel öfter, ist aber bei der gelben Seiten-
makel hinter der Mitte stets vorhanden, so daß diese nie mit dem
gelben Seitenrand verbunden ist.
Viel häufiger als die nur in wenigen Stücken gefundene
Stammform bei Pollenza in Süßwassertümpeln eines sonst aus-
getrockneten Bachbettes.
Bidessus minutissimus Germ. nov. var. interruptefascia-
tus. Von der Stammform durch die unterbrochene schwarze Quer-
binde vor der Flügeldeckenspitze verschieden, so daß die beiden
rückwärtigen gelben Seitenmakeln zusammenfließen. Häufig ver-
schmelzen die beiden vorderen schwarzen Querbinden miteinander,
so daß die vordere Hälfte bis auf den schmalen gelben Seitenrand
ganz schwarz ist.
Ebendort wie der vorige.
Hydroporus (Graptodytes Seidl.) Kuchtae nov. spec. Dem
H. fractus Sharp am nächsten stehend, von diesem durch noch
schlankere, flachere Gestalt, deutlichere, regelmäßigere Punktierung
(60) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
der Flügeldecken und dunklere Färbung verschieden. Sehr lang
gestreckt, oval, an den Seiten nur sehr wenig gerundet, flach, pech-
schwarz, der Kopf etwas heller. Die Seiten des Halsschildes, die
Seiten der Flügeldecken mit den Epipleuren, eine kleine Seiten-
makel im vorderen Drittel, zwischen dieser und der Naht in der
vorderen Hälfte ein kurzer Längsstrich und auch eine öfter er-
loschene kleine Seitenmakel, eine schmale, hinter der Mitte be-
ginnende Seitenbinde, welche vorne einen kurzen Seitenast gegen
die Naht entsendet und von der Spitze etwas nach innen erweitert
ist, gelb. Beine, Taster, Mund- und Fühlerbasis ebenfalls gelb.
Oberseite äußerst fein, aber erkennbar chagriniert und daher wenig
glänzend. Kopf jederseits zwischen den Augen mit ziemlich tiefem
grübchenförmigen Eindruck. Der Halsschild an der Basis so breit
oder etwas breiter als die Flügeldeckenbasis, nach vorne nur sehr
wenig gerundet verengt, beiderseits mit kurzem Längsstrichel, sehr
spärlich und unregelmäßig, hinter dem Vorderrande und vor der
Basis etwas dichter und deutlicher punktiert. Flügeldecken spärlich
und schwer erkennbar anliegend äußerst fein behaart, regelmäßig
punktiert, von der Schulter bis zum letzten Drittel seitlich fast ge-
radlinig und parallel, äußerst wenig gerundet, erst im letzten Drittel
oval gerundet zugespitzt. — Länge 1'9—2'1 mm.
Im Körperumriß der Siettitia balsetensis Ab. aus der Provence
merkwürdig ähnlich.
Bei Pollenza in Süßwassertümpeln eines sonst ausgetrockneten
Bachbettes von meinem lieben Exkursionsgefährten Gustav Kuchta,
dem ich diese Art in herzlicher Freundschaft dediziere, und mir
in mehreren Stücken aufgefunden.
Cylindropsis balearica nov. spec. Von (. corsica Fauv.,
der bisher einzigen bekannten europäischen Art dieses Genus, durch
fast doppelte Größe, längere und viel schlankere Fühler schon bei
starker Lupenvergrößerung deutlich erkennbarer Chagrinierung des
Halsschildes und dessen geringerer Verengung gegen die Basis
sehr bedeutend verschieden. Rotbraun, Oberseite mit Ausnahme
des Scheitels und des letzten Abdominalsegmentes matt, mit äußerst
feinen kurzen Härchen spärlich besetzt. Der augenlose Kopf sehr
groß, so breit und etwas länger als der Halsschild, oval, an den
Seiten sanft gerundet, hinter der Mitte am breitesten, mit Ausnahme
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. ( 61)
des Scheitels äußerst fein und dicht punktiert, oberhalb der Fühler-
wurzel mit einer kleinen glänzenden Erhabenheit, Scheitel eben-
falls glatt, glänzend. Die Fühler schlank, lose gegliedert, das dritte
Fühlerglied viel kürzer und schmäler als das zweite und kaum
länger als das vierte, die folgenden kugelig, allmählich gegen die
Spitze größer werdend, auch die vorletzten Fühlerglieder noch so
lang als breit, das letzte kurz oval. Der Halsschild länger als die
Flügeldecken, am Vorderrande viel breiter als diese, nach hinten
mäßig gerundet verengt, seitlich äußerst fein kantig gerandet, mit
ziemlich rechtwinkeligen Hinterecken und gerade abgestutztem
Vorder- und Hinterrand. Matt chagriniert, mit zwei deutlichen
Längsreihen von Punkten auf der Scheibe und jederseits überdies
noch mit zwei nicht ganz regelmäßig angeordneten Punktreihen.
Die Flügeldecken viel kürzer als der Halsschild, so breit wie dieser
an der Basis, etwas breiter als lang. An den Seiten ebenfalls
äußerst fein kantig gerandet, schwach nach vorne und rückwärts
gleichmäßig gerundet, auf der Oberseite deutlich ehagriniert und
mit größeren Punkten sehr spärlich besetzt. Abdomen walzenförmig,
an den Seiten ungerandet, äußerst fein chagriniert und ziemlich
matt, gegen die Spitze glänzender. Beine schlanker als bei corsica,
die Tibien außen mit ziemlich gleichlangen, dornförmigen Borsten
undicht besetzt. — Länge 2:3 mm.
Diese hochinteressante Art fand ich in zwei Exemplaren, von
denen sich das eine in der Sammlung des k. u. k. naturhistorischen Hof-
museums in Wien, das andere in meiner Sammlung befindet, unter
tief in Humus eingebetteten Steinen im Parke von Miramar links
von der Straße beim Kilometerstein 20°4, zwischen Valldemosa und
Miramar.
Ochthebius (Asiobates Thoms.) maculatus Reiche nov. var.
immaculatus. Diese bisher aus dem europäischen Mediterran-
gebiete nur von Sizilien bekannte Art ist auf Mallorka an den
schlammigen Rändern der Brackwassersümpfe nicht selten. Auch
bei dieser Art haben die schwarzen Flecke auf den sonst schmutzig-
gelben Flügeldecken die Tendenz, sich auszudehnen und ineinander-
zufließen, wodurch die auf der Flügeldeckenscheibe ganz schwarze
Varietät entsteht. Gelb bleiben auf den Flügeldecken nur die Spitze
und ein unbestimmt begrenzter Seitenrand.
(62) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
Cryptophagus (Mnionomus Woll.) Ludovici nov. spec.
Durch die zwischen der anliegenden feinen Pubeszenz einzeln schräg
aufstehenden längeren Haare in die Verwandtschaftsgruppe des Or.
simplex Mill. gehörig, doch durch die viel breitere, robustere Gestalt
dem Or. corpulentus Rttr. aus Zirkassien am ähnlichsten, von ihm
aber durch weniger grobe Punktierung, schlankere Fühler, stärker
queren Halsschild mit weniger stark entwickelten Vorderecken-
lappen verschieden. Braunrot, auf den Flügeldecken außer der
undichten feinen anliegenden Behaarung mit längeren, schräg ab-
stehenden Haaren besetzt. Kopf grob und dicht, ähnlich wie bei
Or. corpulentus Rttr. punktiert. Fühler ziemlich schlank; ihr drittes
Glied bedeutend länger und viel schlanker als das zweite; das
vierte halb so lang als das dritte, kürzer als das fünfte, alle
Glieder vom dritten bis zum achten länger als breit. Halsschild
schmäler als die Flügeldecken, im Verhältnis zu den Flügeldecken
klein, breiter als lang, an den Seiten nach rückwärts etwas stärker
verengt als nach vorne, an den Seiten sehr schwach gerundet, der
Vorderrand beiderseits neben den Vorderecken deutlich ausgebuchtet,
seitlich sehr deutlich gerandet, mit ziemlich kräftigem, etwas vor
der Halsschildmitte stehenden Zähnchen. Auf der Scheibe ziemlich
sewölbt, hinten gegen die Basis merklich verflacht, mit sehr kleinem
Basalfältehen vor dem Schildehen, hinter der Mitte beiderseits auf
der Scheibe mit einer ziemlich deutlichen runden Depression, mäßig
srob und ziemlich dicht punktiert. Die ziemlich ovalen Flügeldecken
nur an der Basis gröber, auf der Scheibe fein und weitläufig, gegen
die Spitze erloschen punktiert. — Länge 24 mm.
Diese interessante Art, welche einem Subgenus angehört,
dessen Vorkommen bisher weder von der iberischen Halbinsel noch
von irgend einer anderen Mittelmeerinsel nachgewiesen werden
konnte, gestatte ich mir in Ehrfurcht dem erlauchten Förderer
meiner Balearenexkursion, Sr. k. u. k. Hoheit dem durchlauchtigsten
Herrn Erzherzog Ludwig Salvator zu widmen, in dessen herr-
lichem Naturparke von Miramar ich diese Art aus dürrem Laube
an dem gleichen Fundorte wie Öylindropsis balearica nob. siebte,
Die bisher bekannten Mnionomus-Arten, welche nebst der
kurzen Flügeldeckenbehaarung längere aufstehende Haare auf den
Flügeldecken aufweisen, lassen sich demnach wie folgt übersehen:
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (65)
1. Halsschild an den Seiten gleichmäßig gerundet, in oder vor der
Mitte am breitesten, Basis höchstens schwach quer nieder-
genitekt Hrn. Bsl; MN. souaiez
— Halsschild mit fast erden! zur Baik teiahn re Seiten,
vorne am breitesten. Basis stark quer niedergedrückt.
Araxestal, Kaukasus . . . . .... arazicola Reitter
2. Flügeldecken — insbesonders a Mitte — sehr fein punk-
tientolaHni! HRUNTaRZ 88
— Flügeldecken in ae Mitte en Yunlarien Susuabsulserof
3. Körper schlank, Halsschild an den Seiten stärker gerundet.
Österreich . . . . . 2. simplex Miller
— Körper breit, Halsschild an do Seiten schwächer gerundet.
Mallorka . . . . 2 2 LAdovier nob:
4. Körper schlank, Halsschild an den Seiten stärker gerundet.
Daschestan'”.'%, :; .... seriatus Reitter
— Körper breit, Halssehild an den Seen schwächer gerundet.
Zirkassien) Wi Dan „117205 0 öorpülentüs’Beitter
Pachychila sublunata Sol. nov. var. opaca. Diese Art wurde
nach der Originalbeschreibung Soliers in den Annales de la Soeiete
entom. de France, 1335, p. 308: „Entierement lisse tant du dessus
qu’en dessous, avec quelques petites points“, nach glänzenden
Stücken beschrieben. Nun kommt diese Art im Dünengebiet, ins-
besonders unter Trümmern verfallener Mauern in dieser auf der
Oberseite glänzenden, sehr fein, spärlich, aber deutlich punktierten
Form und weiters aber in einer bisher unbeachteten, vollständig
glanzlosen, undeutlich und äußerst spärlich punktierten Form vor.
Beide Formen leben gleich häufig untereinander. Diese sehr auf-
fallende Skulpturdivergenz ist kein Geschlechtsunterschied, sondern
tritt sowohl bei den Männchen als auch bei den Weibchen auf.
Phylan (Litororus Rittr.) semicostatus Muls. nov. var. cur-
tulus. Die im ebenen Teile der Insel, insbesonders im Dünen-
sandgebiete vorkommende Form dieser Art unterscheidet sich sehr
wesentlich von der im gebirgigen Teil vorkommenden typischen
Form durch konstant geringere Größe, im Verhältnisse zur Länge
merklich Kürzere Flügeldecken, weniger gerundete und feiner ge-
randete Halsschildseiten, welche vor den Hinterwinkeln im Gegen-
(64) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
satze zur typischen Form nicht ausgeschweift sind, ferner durch
dichtere und gröbere Punktierung der vier äußeren, kielförmig er-
habenen Flügeldeckenzwischenräume, so daß diese Form ganz den
Eindruck einer eigenen Art macht. An der Hand eines sehr zahl-
reichen Materiales beider Formen konnte ich aber trotz ziemlicher
Konstanz aller angeführten Unterscheidungsmerkmale doch nicht
die Überzeugung von der spezifischen Verschiedenheit dieser For-
men gewinnen und halte dieselben daher mit Rücksicht auf die
Verschiedenartigkeit ihres Vorkommens nur für biologische Rassen
einer Art. — Länge 10—12 mm.
Während wir die typische Form nur im gebirgigen Teil der
Insel bei Valldemosa und Pollenza fanden, sammelten wir die var.
curtulus nur im Dünensandgebiet beim Col d’en Rebasa (Rabassa)
unter Steinen.
Cyrtonus majoricensis nov. spec. In die Gruppe III der
Oyrtonus-Monographie Fairmaires (Anales de la Sociedad espanola
de Historia natural, p. 251—271, Madrid, 1883) gehörig und wohl
mit angusticollis Fairm. am nächsten verwandt, nach der Diagnose
dieser Art aber von derselben durch sehr deutliche, wenn auch
feine und weitläufige Punktierung des Kopfscheitels, in der Basal-
hälfte fast gerade, parallele und nicht verengte Halsschildseiten,
welche sich erst in der vorderen Hälfte gerundet verengen, deutlich
gereiht punktierte Flügeldecken und durch matte Unterseite zu
trennen. Grünerzfärbig mit Bronzeglanz, Taster, Fühler, Tibien-
spitzen und Tarsen rotbraun, überall im Grunde äußerst fein cha-
griniert und daher nur matt glänzend. Der Clypeus durch eine
tiefe Bogenfurche abgesetzt, auf demselben kräftiger, aber sehr weit-
läufig punktiert, die übrige Oberseite des Kopfes, insbesondere
gegen den Scheitel zu feiner, ebenso weitläufig, aber sehr deutlich
punktiert. Oberlippe sehr schwach ausgebuchtet. Fühler ziemlich
schlank, die Halsschildbasis beträchtlich überragend, etwa vom
sechsten Gliede an außer der feinen, spärlicher abstehenden, lichten
Behaarung äußerst fein grauweiß pubeszent. Das erste Fühlerglied
gegen die Spitze ziemlich stark verdickt, das zweite um die Hälfte
kürzer, fast so lang als das vierte, wenn auch etwas weniger schlank.
Das dritte Fühlerglied viel länger als das zweite und vierte, so
lang, aber viel schlanker als das erste. Die Fühlerglieder vom
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (65)
sechsten an etwas breitgedrückt, doch sämtliche länger als breit,
das Endglied fast so lang als die beiden vorhergehenden zusammen-
genommen, schlank oval zugespitzt. Halsschild merklich schmäler
als die Flügeldecken, im Verhältnis zu denselben ziemlich klein,
mäßig kissenförmig gewölbt, doppelt so breit als lang, an den
Seiten in der rückwärtigen Hälfte parallel und erst vor der Mitte
gerundet verengt, an den Seiten und am Vorderrande sehr deutlich
gerandet. Seitlich am Hinterrande mäßig ausgebuchtet, so daß die
Hinterecken nicht stark nach hinten gezogen erscheinen. Auf der
Scheibe sehr fein und sehr weitläufig, in den Vorderecken und
längs dem Seitenrande mit sehr groben, nicht sehr dicht stehenden,
ungleich großen Punkten unregelmäßig besetzt. In der Ausbuchtung
des Hinterrandes mit je zwei grübehenförmigen Punkten. Schildehen
länglich dreieckig, ziemlich groß, gegen die Spitze mit glatter Rand-
depression. Die Flügeldecken länglich oval, mehr als 2?/,mal so
lang als der Halsschild, nicht sehr hoch gewölbt, infolge der kaum
merklichen seitlichen Depression in der Mitte mit geraden, nahezu
parallelen Seiten, gegen die Schultern sehr schwach gerundet ver-
engt, diese angedeutet, da nicht vollständig abgerundet. Die größte
Flügeldeckenbreite liegt im Anfange des letzten Drittels, die Basal-
kante jederseits durch sechs in ziemlich gleichen Abständen stehenden
Punkten krenuliert. Die Punktulierung der Flügeldecken ist äußerst
fein und sehr weitläufig, doch bilden größere Punkte deutliche,
wenn auch nicht ganz regelmäßige Reihen. Die Naht ist nur am
Flügeldeckenabsturz sehr schwach vertieft. — Länge Tl mm.
Diese einzige bisher bekannt gewordene insulare Oyrtonus-
Art des Mediterrangebietes sammelte ich am 6. April 1907 in einem
Exemplare oberhalb der Baumregion auf einem Berge bei Valldemosa
in der Sierra de Teix in einer Höhe von ca. 800 m an der Unter-
seite eines Steines in vollkommen sterilem Gelände.
(Das systematische Verzeichnis sämtlicher auf Mallorka bei
dieser Exkursion gesammelten Koleopterenarten folgt in einem
der nächsten Hefte.)
Schließlich wird vom Vortragenden noch folgende Neubeschrei-
bung vorgelegt:
B. Z. Ges. Bd. 58. &
(66) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
Scotodipnus (Microtyphlus Linder) Ganglbaueri nov.
spec. Dem Sc. Schaumti Sauley zunächst stehend, von demselben
durch etwas längeren Kopf, kugelförmiges drittes Fühlerglied,
schmäleren, nach hinten weniger verengten Halsschild, etwas kürzere,
nach hinten merklicher erweiterte Flügeldecken und an der Flügel-
deckenspitze durch etwas breiteren einspringenden Nahtwinkel ver-
schieden. Von Sc. guadarramus Ehlers schon durch die geringere
Größe und kürzere Fühlerglieder, von Sc. Aubei Sauley hauptsächlich
durch bedeutendere Größe und einfach abgerundete, nicht aus-
geschnittene Hinterwinkel des Halsschildes verschieden. Rötlich-
gelb, auf der Oberseite ziemlich glänzend. Kopf merklich schmäler
als der Halsschild, im basalen Viertel (mit den Mandibeln gerechnet)
mit parallelen Seiten und erst dann gerundet verengt, während
der Kopf von Sc. Schaumi von der Basis an gerundet verengt ist.
Mandibeln und die beiden Frontalgrübehen einfach. Fühler kurz;
zum Unterschiede von Sc. Schaumi schon vom dritten Gliede an
kugelig. Der Halsschild schmäler als die Flügeldecken, so breit
als lang, nach vorne viel weniger stark verbreitert als bei Se.
Schaumi, am Vorderrande vollkommen gerade abgestutzt. An der
Basis gegen die kaum markierten Hinterecken jederseits schräg
gerundet, vor der Basis mit tiefer, in der Mitte weniger stark als
bei Sc. Schaumi winkelig nach vorne gezogener Querfurche, vor
derselben mit tief eingeschnittener, den Vorderrand nicht erreichender
Mittellinie. Der Seitenrand des Halsschildes sehr schmal abgesetzt
gerandet. Die Flügeldecken etwas kürzer als bei Se. Schaumi, nach
rückwärts merklicher erweitert, mit weniger konvexen Schultern,
hinten an der Naht etwas breiter divergierend, auf dem Rücken
mit undeutlichen rauhkörnigen Pünktchen sehr spärlich und un-
regelmäßig besetzt. — Länge 1’3—1'5 mm.
Von meinem lieben Freunde Gustav Kuchta und mir in zu-
sammen vier Exemplaren auf dem Monte Tibidabo bei Barcelona
am 27. März 1907 unter einem in Humus eingebetteten Steine auf-
gefunden und meinem verehrten Meister, dem genialen Verfasser der
Monographie dieser interessanten Koleopterengruppe, Herrn Direktor
Ludwig Ganglbauer in herzlichster Freundschaft zugeeignet.
Die Bestimmungstabelle des Genus Scotodipnus in der Mono-
graphie des Herrn Direktors Ganglbauer (vgl. diese „Verhand-
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (67)
lungen“, 1900, S. 155—172) wäre daher auf S. 156 wie folgt zu
ergänzen:
9. Größer. Die Fühler ziemlich lang. Der Halsschild wenig breiter
als lang, nach hinten stark verengt. Die Flügeldecken stark
nach hinten erweitert, hinten einzeln dreieckig zugespitzt,
an der Naht breit divergierend . . . . 5. guadarramus
9a. Kleiner. Die Fühler kurz. Das dritte Fühlerglied nicht kugelig.
Der Halsschild viel breiter als lang, nach hinten verengt.
Die Flügeldecken gleichbreit oder nach hinten nur schwach
erweitert, an der Naht nur schwach divergierend.
6. Schaumi
9b. Kleiner. Die Fühler kurz. Das dritte Fühlerglied kugelig. Der
Halsschild nicht breiter als lang, nach hinten weniger ver-
engt. Die Flügeldecken nach hinten merklich erweitert, an
der Naht etwas breiter divergierend . . 6a. Ganglbaueri
Herr Dr. K. Holdhaus legt hierauf mehrere Publikationen der
Brüder A. und F. Solari in Genua vor und bespricht deren unge-
mein verdienstvolle, vor Kurzem erschienene Monographie der Koleo-
pterengattung Acalles (Studi sugli Acalles. — Ann. Mus. Civ. Stor.
Nat. Genova, Ser. III, Vol. III, 1907, p. 479—551).
Bericht der Sektion für Lepidopterologie.
Versammlung am 7. Februar 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel.
I. Der Vorsitzende legt nachstehende Druckschriften vor:
Turati, Conte Emilio, Nuove Forme di Lepidotteri. (Nat. Sie.,
XX, 1907. Mit 6 photogr. Tafeln.)
Rebel, H., Lepidopteren aus Südarabien und von der Insel
Sokotra. (Denkschr. der kais. Akad. der Wiss. in Wien,
Bd. LXXI. Mit kolor. Taf.) (Geschenk des Verfassers.)
e*
(68) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
II. Herr Fritz Preißecker bespricht unter Vorweisung eine
neue Lycaenidenform: Lycaena coridon Poda ab. J’ hafneri nov.ab.
Mir liegen zwei aus Krain stammende, lebhaft hellblau ge-
färbte C’ von coridon vor, welche einander wohl nicht völlig gleichen,
aber ohne Frage derselben Aberrationsrichtung angehören und in
dieser Linie nicht so weit voneinander abstehen, daß sie nicht mit
ein und demselben Namen belegt werden könnten. Das eine (Type «)
erbeutete Herr Johann Hafner am 19. Juni 1900 bei Feistenberg
am Nordfuße des Uskokengebirges, das zweite (Type b) ich selbst
am 28. Juni 1907 bei Oberfeld bei Wippach.
Type a wurde unserer Sektion bereits in der Sitzung vom
6. März 1903 (siehe diese „Verhandlungen“, 1903, Heft 2), und zwar
von Herrn Fritz Wagner vorgelegt. Wie mir dieser freundlichst
mitteilte, ist dieses Stück von Herrn Bang-Haas, der es von Herrn
Hafner seinerzeit zur Ansicht erhielt, als zur var. polonus Z. von
bellargus Rott. gehörig bezeichnet worden. Darauf ist wohl auch
der in jenem Sitzungsberichte hinsichtlich der blauen Färbung an-
gewandte Vergleich mit var. polonus, welcher jedoch meiner Ansicht
nach nicht zutreffend ist, zurückzuführen.
Type a besitzt ein am besten mit dem Blau von damon Schiff.
vergleichbares, grünlich silberglänzendes Hellblau, das ein wenig
tiefer getönt ist als durchschnittlich bei damon, dunkleren Stücken
dieser Art aber sozusagen gleichkommt. Die blaue Bestäubung liegt
nicht sehr dicht und läßt die Vorderflügelrippen ziemlich breit dunkel
durchtreten. Die dunkle Saumbinde der Vorderflügel ist schmal,
aber nicht schmäler als dies bei der Stammart oft genug vorkommt.
Auffallend ist das Auftreten eines deutlichen schwarzen Mittelstriches
auf den Vorderflügeln. Die Unterseite der Hinterflügel zeigt eine
sehr hellbraune Färbung, wie es aber auch bei coridon-Stücken
unserer Gegenden nicht selten der Fall ist.
Type b hat ein etwas tieferes Blau, das wohl ebenso lebhaft,
aber weniger grünlich glänzt und im Tone sich am ehesten mit
dem Blau von frischen eros O. dunklerer Färbung, wie sie Stücke
aus den Schweizer Alpen und den Abruzzen besitzen, oder von sehr
hellen hylas Esp., bei denen der violette Schimmer nur ganz schwach
auftritt, vergleichen läßt. Die blaue Beschuppung ist sehr dicht,
die Vorderflügelrippen sind ganz fein und nur vor dem sehr schmalen
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (69)
dunkeln Saum dicker schwarz; ein Mittelzeichen fehlt. Die Unter-
seite der Vorderflügel ist gegen den Saum ziemlich verdunkelt, die
der Hinterflügel verhältnismäßig dunkel braun; beides kommt aber
auch bei der Stammart nicht selten vor.
Oberthür bildet in seinen Etudes d’Entomologie, Lief. 20,
Taf. III, Fig. 29, ein von Vernet-les-Bains in den Ost-Pyrenäen
stammendes coridon-Männchen ab, welches, wenn das Bild ein natur-
getreues ist, wohl dieser Form angehören dürfte. In der Besprechung
dieses Stückes sagt Oberthür allerdings, daß es das Blau der var.
caucasica Ld. besitze, zu welcher Varietät er es auch zieht.
Bei den vorliegenden beiden Stücken kann der Gedanke einer
Zugehörigkeit zur var. caucasica jedoch nicht platzgreifen, da dieser
letzteren Form ein ganz anderes, nämlich ein milchiges, violett ge-
töntes Blau eigen ist, von den übrigen Charaktermerkmalen dieser
Form, nämlich dem äußerst schmalen, auf eine — meist auch auf
den Vorderflügeln vorne von einer Punktreihe begleitete — Saum-
linie beschränkten dunkeln Saum der Oberseite und der in der Regel
sehr bleichen, klein geäugten Unterseite (wie bei var. hispana H.-S.)
ganz abgesehen.!)
Auch ab. calydonius Lowe aus Wallis, vor kürzerer Zeit (1903)
beschrieben in Wheelers „The butterflies of Switzerland and the
Alps of Central Europe“, hat ein ganz anderes, nämlich meleager-
Blau, außerdem unterseits die Wurzel der Hinterflügel stark blau
bestäubt und die orangefarbigen Randflecke bleich und klein.
Bemerkenswert erscheint mir, daß beide Stücke eine für cori-
don (auch für Krain) verhältnismäßig frühe Flugzeit aufweisen.
Ich benenne diese hübsche Aberration nach ihrem Entdecker,
dem um die Erforschung der Macrolepidopterenfauna Krains und
der Görzer Gegend unermüdlich bemühten Herrn Johann Hafner,
derzeit k. k. Postkontrolor in Göürz.
Kurze Diagnose: Colore caerulea damoni Schiff. similis, plus
minusve saturatior.
IH. Herr Fritz Preißecker gibt weiters die Beschreibung
einer neuen heimischen Tortrieide, wovon eine größere Stückzahl
samt den nächst verwandten Arten demonstriert wird:
!) Var. corydonius H,-S. ist hell lavendelblau gefärbt.
(70) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Euxanthis dorsimaculana nov. spec. (J', 9.)
Vorderflügel hellgelb, dieht von unbestimmten mattsilbernen
Querbändern durchzogen, mit einem rostgelben, schwärzlich ge-
mischten Schrägfleck vor der Mitte des Innenrandes, in der Regel
mit einem kleinen ockergelben Gegenfleck am Vorderrande und
einer ockergelben, vorne von schwärzlichen Schuppen begleiteten
Stelle hinter der Kniekung und dem Queraste; Hinterflügel heller
oder dunkler grau mit graulichweißen Fransen.
Ast 7 und S der Vorderflügel entspringen getrennt voneinander,
ersterer zieht in den Saum. Auf den Hinterflügeln sind Ast 6 und 7
lang gestielt, Ast 3 und 4 entspringen aus einem Punkte.
Flüchtig angesehen erinnert die Art an straminea Hw., ist
jedoch durch die viel breiteren, anders geformten Vorderflügel auf-
fällig von dieser unterschieden. Außerdem sind bei straminea,
wenigstens bei allen Stücken, die ich untersuchte, die Hinterflügel-
äste 3 und 4, wenn auch kurz, so doch deutlich gestielt. Von
alternana Stph., welche mir nicht vorliegt, unterscheidet sie sich
ohne Zweifel in denselben Punkten, da nicht nur Heinemann in
seiner Beschreibung dieser Art sagt: „In der Flügelform ganz mit
ihr (straminea) übereinstimmend“, sondern auch in Meyricks ein-
gehender Beschreibung von alternana von einer von siraminea ab-
weichenden Flügelform nicht die Rede ist. Auch ein anderer Ver-
lauf der Hinterflügeläste 3 und 4 wird weder hier noch dort er-
wähnt. Aus den alternana-Abbildungen von Stephens und Wood
ist keine Aufklärung zu gewinnen.
Vorderflügel S—10 mm lang, nach hinten deutlich erweitert,
ausgesprochen dreieckig, der Vorderrand gleichmäßig, aber nicht
stark gebogen, der Saum -ziemlich steil, gerade oder etwas ge-
schwungen. Sie sind im Schnitte am ehesten mit den Vorderflügeln
von fulwana F. R. zu vergleichen, deren Vorderrand aber an der
Wurzel stärker gekrümmt ist. Ihre Grundfarbe ist stroh- bis licht
ockergelb, dieht von dicken, beim 9 etwas schmäleren, mattsilbernen,
unbestimmt begrenzten Querwellen durchzogen, welche ähnlich wie
bei callosana H.-S. verlaufen, aber mehr zusammenhängende Quer-
bänder bilden und nicht so glänzen wie bei dieser. Das durch
die Flügelmitte gehende Band der Grundfarbe, welches viel breiter
als bei callosana ist, läuft vom Innenrande, vor dessen Mitte an-
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (71)
setzend, ungefähr parallel mit dem Saume, aber meist ein wenig
nach hinten gebogen, bis zur vorderen Mittelrippe und bricht sich
hier in stumpfem Winkel gegen den Vorderrand, in dessen Mitte
endigend. Im Innenrandteile ist es bis etwas über die Mitte des
Flügels dieht rostgelb bestäubt und an beiden Rändern, besonders
aber an dem vorderen, mit dunkelbraunen, etwas aufgeworfenen
Schuppen bestreut. Dadurch entsteht ein sich stark abhebender,
oben gerade, aber nicht scharf begrenzter, ungefähr doppelt so
hoher als breiter, mehr oder weniger schräg auf dem Innenrande
stehender Fleck, welcher in der Regel etwas nach hinten gekrümmt
und in der Falte an seinem vorderen Rande ein wenig ausgenagt
ist. Über diesem Flecke ist das Querband bisweilen durch silbern
beschuppte Stellen verengert oder unterbrochen, am Vorderrande
selbst oft, beim Q regelmäßig, fleekenartig dunkler ockergelb, aber
auch hier beim dJ’ zuweilen silberig gemischt. Vorne über dem
Innenwinkel, gleich hinter der Kniekung, manchmal auch knapp
hinter dem Queraste, liegen größere oder kleinere schwarzbraune
Schuppenhäufchen, welche in der Regel beim 9 ausgedehnter sind;
dahinter tritt die Grundfarbe gewöhnlich stärker und auch dunkler
hervor. In der Wurzelhälfte des Vorderrandes finden sich im weib-
lichen Geschlechte mitunter deutliche schwarzbraune Sprenkeln;
bei den d’ sind sie nur angedeutet oder ganz fehlend, nur ein
zeigt sie, und zwar bis gegen das Spitzendrittel des Vorderrandes
deutlich. Der Vorderrandansatz des Mittelbandes sowie der zwischen
diesem und der Flügelspitze liegenden Bänder der Grundfarbe ist
öfters, besonders beim 9, dunkel bestäubt, die Fransen sind glänzend
strohgelb, mit undeutlicher Teilungslinie.
Hinterflügel sehr breit, beim J° hellgrau mit mehr oder weniger
dichter bräunlichgrauer Bestäubung, die sich am Saume an den
Rippenenden manchmal zu deutlichen kleinen Flecken verdichtet,
beim 9 dunkel braungrau bis schwarzgrau; ihre Fransen graulich-
weiß, glänzend, beim © heller, aber auch bei diesem nie so rein
weiß wie bei straminea, ihre Teilungslinie beim J’ selten deutlich,
meist ganz fehlend, beim 9 scharf und breit dunkel.
Die Unterseite der Vorderflügel ist schwarzgrau mit gelblicher
Aufhellung an Wurzel und Innenrand, die Fransen sind gelblich;
die Unterseite der Hinterflügel samt Fransen weißlich, am Vorder-
72) : Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
rande schmäler oder breiter grau angelaufen, beim 9 bisweilen
überall grau bestäubt.
Kopf, Thorax und Palpen besitzen die Grundfarbe der Vorder-
flügel, die Palpen gleichen in Form und Größe denen von siraminea
und sind außen bräunlichgelb gefärbt, Hinterleib oben grau, die
Afterbehaarung und der Bauch gelblich. Vorder- und Mittelbeine
außen ziemlich dunkelgrau, mit gelblichen Enden der Fußglieder,
die Hinterschienen und Hinterfüße gelblich.
Die Art ist bis auf die geringe, in der vorstehenden Be-
schreibung voll berücksichtigte Veränderlichkeit im Gegensatze zu
straminea recht konstant. Unter den mir vorliegenden reinen Stücken
(29, davon 9 9) weichen vom allgemeinen Typus nur zwei (1 cd’
und 1 9) durch geringe Größe ab, das 9 außerdem dadurch, daß
es die Färbung des männlichen Geschlechtes besitzt. Sie dürfte
am besten zwischen straminea—alternana und callosana einzureihen
sein, welch letztere — wie perfusana Gn. — ihrem Rippenverlaufe
nach ebenfalls in die Gattung Euxanthis Meyr. gehört (bisher stand
sie bei Oonchylis Ld.).
Das erste Mal fing ich diese Art in zwei verflogenen @ am
30. Juni und 13. Juli 1901 bei Spitz a. d. Donau in der Wachau,
dann in einem ziemlich frischen d' am 2. Juli 1905 bei Retz. In
den Jahren 1906 und 1907 gelang es mir endlich auf dem Gais-
berg bei Stein a. d. Donau gegen Mitte Juni eine größere Anzahl
von Stücken zu erbeuten. Das früheste Stück, das vorerwähnte
aberrante 9, ist am 27. Mai 1906 bei Dürnstein gefangen. Sonst
wurde das Tier meines Wissens nur von Herrn Dr. Egon Galvagni,
und zwar am 10. Juni 1906 in einem verflogenen Pärchen bei Retz
und im Jahre 1907 in Gemeinschaft mit mir auf dem Gaisberg er-
beutet (Dr. Galvagnis Stücke liegen mir vor). Als Hauptflugzeit
ist wohl der Juni zu bezeichnen. Straminea fliegt dagegen in zwei
Generationen, Mai bis Mitte Juni und wieder August bis Anfang
September.
Da an allen Stellen, an denen Herr Dr. Galvagni und ich
das Tier fanden, Üentaurea rhenana Bor. wächst, vermute ich in
dieser die Futterpflanze.
Bisher bekannte Heimat: das Weingebiet der Wachau und
von Retz.
Y . so. . . (moS\
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (75)
IV. Herr E. Fitz weist ein am 11. August v. J. bei Mödling
erbeutetes albinotisches Exemplar von Papilio machaon vor, bei
welchem die schwarze Zeichnung der Vorderflügel bis zur Rand-
binde durch helle Schuppen bedeckt ist.
Anknüpfend daran demonstriert Herr Dr. E. Galvagni be-
merkenswerte Paptlio machaon-Formen aus seiner Sammlung.
V. Herr F. v. Meißl legt ein vor Jahren in Bösing (Ungarn)
gesammeltes Stück von Aporia crataegi vor, welches bis auf die
etwas weniger breite Mittelmakel der Vorderflügel und hellere Unter-
seite mit einem Exemplar der ab. augusta Tur. aus Sizilien überein-
stimmt. Auch bei dem ungarischen Stück sind nämlich die schwärz-
lichen Adernenden oberseits auf allen Flügeln ausnehmend ver-
breitert.
VI. Herr Leo Schwingenschuß zeigt einige Aberrationen
von Tagfaltern aus seiner Sammlung, darunter ein Q von Erebia
lappona Esp. von Piz Umbrail (Ortlergebiet, 18. Juli 1903), bei dem
im Gegensatze zu normalen Stücken die Mittelbinde der Hinterflügel
hellgrau ist und nur dunkel eingefaßt erscheint.
VlI. Herr Kl. Dziurzynski demonstriert nachstehende Zy-
gaena-Formen, gefangen im Jahre 1907 bei Mödling:
Zygaena brizae Esp. f. cingulata Dziurz. Nur ein defektes Stück
am 4. Juli im Anningergebiet bei Gumpoldskirchen, wo sonst
nur typische Stücke flogen. Häufiger kommt diese Form bei
Bruck a. d.L. vor.
Zygaena achilleae Esp. f. cingulata Dziurz., f. confluens Dziurz. und
f. dziurzynskü Hirschke fing ich wieder in Anzahl auf den
Wiesen im Anningergebiet im Monate Juli.
Zygaena punelum O. in Anzahl in besonders großen Stücken am
Eichkogel bei Mödling anfangs Juli.
Zygaena lonicerae L. f. bercei Sand. (= ab. confluens) habe ich
heuer wieder am 19. Juli beim Richardshof (Anningergebiet)
erbeutet.
Zygaena lonicerae L. f. privata Burg. (ohne Fleck 5). Diese inter-
essante Form flog im Anningergebiet in der Nähe des Richards-
hofes am 19. Juli.
(74) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Zygaena angelicae O. f. cingulata Dziurz. (mit rotem Leibring) fing
ich am 19. Juli auf den Waldwiesen beim Richardshof.
Zygaena laeta Hbn. war am Eichkogel bei Mödling und beim
Richardshof sehr vereinzelt am 13. und 24. Juli. Die Stücke
sind sehr groß und farbenprächtig.
Zygaena carniolica Se. f. flaveola Esp. kommt am Eichkogel sehr
vereinzelt vor; ein 9 am 27. Juli. Von der f. amoena Stgr.
habe ich beim Richardshof zwischen dem 22. und 50. Juli
gegen 10 Stück gefangen. Übergänge zu dieser Form sind
dort häufig. |
VIII. Herr Dr. Rebel berichtet über seine im Juli und August
vorigen Jahres mit Unterstützung des Hofmuseums unternommene
Exkursion in die transsylvanischen Alpen.
Als erstes Standquartier wurde Hermannstadt gewählt, der
Wohnort des hervorragendsten lepidopterologischen Lokalfaunisten
Siebenbürgens, des Herrn Stadtphysikus Dr. D. Czekelius. Schon
die Durchsicht seiner Sammlung, welche derzeit das wichtigste
Belegmaterial für die siebenbürgische Lokalfauna enthält, bot ein
hervorragendes Interesse. Unter seiner sachkundigen Führung wurde
auch Nachtfang an einer zu diesem Zwecke eingerichteten Bogen-
lampe im Spitalsgarten betrieben und die nähere Umgebung von
Hermannstadt besucht. Besonders erfolgreich war eine Tagespartie
zum Rotenturmpaß (21. Juli), wo die Felswände längs der Kunst-
straße nach der Kontumaz sehr interessante Arten ergaben. Da-
gegen bot das vielversprechende, mit zahlreichen halophilen Pflanzen
bewachsene, steppenartige Terrain des Bades Salzburg (Vizakna),
wo gegenwärtig große ärarische Bauten entstehen, keine charakte-
ristischen Arten.
Durch die Liebenswürdigkeit des bekannten Konchyologen
Herrn M. v. Kimakoviez lernte ich auch einen ausgezeichneten
Fangplatz für Zygaenen, besonders Zygaena carniolica, in einem
Holzschlage oberhalb des Dorfes Baumgarten (Bungart) kennen, wo
auch Neptis aceris flog.
Ein mehrtägiger Ausflug mit Dr. Czekelius in das Zibins-
gebirge (Urgebirge) führte zunächst per Wagen über Großau, einem
sehr großen sächsischen Dorf mit befestigter Kirche, auf einer schönen
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (75)
Bergstraße auf den Wardä und weiters dann auf die Hohe Rinne,
wo die Kuranlage (32km von Hermannstadt in 1400 m Seehöhe)
inmitten ausgedehnter Fichtenhochwälder ein ausgezeichnetes Stand-
quartier bietet. Ein anhaltender, überaus heftiger Wind erschwerte
das Sammeln, namentlich auf dem Wege zum Qindrel oberhalb der
Baumgrenze, so daß nur wenige alpine Arten erbeutet wurden. Das
Interessanteste waren drei Exemplare des sehr seltenen @ von
Orambus orientellus, welehe offenbar von dem Sturmwind herab-
getragen noch an der oberen Grenze der Waldregion auf dem Wege
sitzend erbeutet wurden. Ein nochmaliger Besuch des Platzes am
nächsten Tage blieb erfolglos.
Als zweite Gebirgstour von Hermannstadt aus wurde mit einem
etwas deutsch sprechenden rumänischen Führer eine Partie in das
schöne Fogoraschgebirge (ebenfalls Urgebirgsformation) ausgeführt
(25. und 26. Juli). Auch hier bot die alpine Zone, namentlich in
der Nähe des über 2000 m hochgelegenen Bullea-Sees (Meerauges)
äußerst wenige und keine bemerkenswerten Arten. Dagegen war
namentlich eine offene, lang ausgedehnte Lehne unterhalb des Schutz-
hauses (1234 m), über welche ein fast ebener, neuangelegter Weg
führt, ein vorzüglicher Sammelplatz, der einige für die sieben-
bürgische Landesfauna neue Arten ergab. Auch die ehemalige Glas-
hütte (Matzenauer) am Fuße des Gebirges, wo eine reiche kraut-
artige Vegetation wuchert, ist als Sammelplatz sehr bemerkenswert.
Als nächster Aufenthaltsort wurde Schäßburg gewählt. In
der hügeligen Umgebung der interessanten, altertümlichen Stadt
gedeiht bereits Wein. Mangels lokalkundiger Führung bot der Auf-
enthalt jedoch faunistisch wenig Bemerkenswertes, so daß schon am
29. Juli Kronstadt als Standquartier aufgesucht wurde.
Hier war Herr Friedrich Deubel, dessen aufopfernde Bereit-
willigkeit bereits zahlreichen naturwissenschaftlichen Reisenden in
bester Erinnerung stehen dürfte, so liebenswürdig, seine vieljährige
ausgezeichnete Lokalkenntnis ganz zur Verfügung zu stellen.
Schon die unmittelbare Umgebung Kronstadts, wie der kleine
Hangestein und die große Zinne, sind faunistisch sehr reich und
interessant. Herr Deubel, der bisher selbst keine einheimischen
Lepidopteren sammelte, aber eine überraschend schöne und reich-
haltige Sammlung exotischer Lepidopteren (vorwiegend Rhopalo-
(76) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
ceren) besitzt, vermittelte auch die Bekanntschaft des Herrn Emil
v. Silbernagel, welcher als Lepidopterolog nicht bloß lokalfauni-
stisch tätig ist, sondern kürzlich auch mit dem Sammeln exotischer
Lepidopteren begonnen hat und dessen Sammlung bereits einige
sehr schöne Schaustücke aufweist.
In den Straßen Kronstadts flog Ende Juli Pyrameis cardwi
zahlreich in der Richtung Nordwest. Einige Tage vor meiner An-
kunft sollen Massenzüge dieses Falters daselbst beobachtet worden
sein. Einige Exemplare, die ich auf das Geschlecht untersuchte,
waren der Mehrzahl nach 9, jedoch ohne reifen Eivorrat.
Die Hauptpartie von Kronstadt aus war ein Besuch des
„Buesees“, eigentlich des an der rumänischen Grenze liegenden
Hochgebirges, welches vorwiegend aus Kalksteinen besteht und im
„Om“ (2508 m) seine Gipfelhöhe erreicht. Wir verließen am 3. August
Kronstadt, fuhren per Bahn nach Rosenau und von da weiter per
Wagen bis zum Anstiege. Bereits Mittag erreichten wir die an der
oberen Grenze der Fichtenwaldzone gelegene Schutzhütte und stiegen
am nächsten Morgen durch das auffallend terrassenförmige Gebirge
bis auf den Omgipfel, worüber die Landesgrenze führt. Am Gipfel
trafen wir Zygaena exulans (verflogen) und Gnophos operaria. Ein
heftiger Wind mit Nebeltreiben erschwerte anfänglich das Sammeln.
Später trat Ausheiterung ein und wir machten während einer lang
ausgedehnten Kammwanderung eine sehr interessante Ausbeute.
Jedenfalls ist die (bereits rumänische) Südseite des Gebirges fau-
nistisch ungleich reicher als die (siebenbürgische) Nordseite des-
selben. Eine von Rasen umgebene Sandmulde, in welche die nun
ganz freigewordene Sonne brannte, war ein besonders günstiger
Fangplatz. Hier flogen zahlreiche Psodos und einige alpine Mikro-
lepidopteren, auch Argynnis pales und Erebia lappona wurden hier
erbeutet. Etwas tiefer trafen wir Erebia epiphron var. transsylvanica
und Hesperia cacaliae, wovon Herr Deubel das erste Stück er-
beutete. Leider gelang es uns nicht Arctia quenselii, die dort von
Herrn v. Kimakowiez gefangen wurde, aufzufinden. Einige im
Fluge gefangene Arctiiden erwiesen sich als Parasemia plantaginis
var. bicolor Rätz.
Erst gegen Abend gelangten wir nach langwährendem Abstieg
nach der königlich rumänischen Sommerresidenz Sinaia, von wo
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. ( 17)
aus über Predeal die Rückfahrt per Bahn erfolgte. Bald darauf
trat ich die Rückreise aus Siebenbürgen an.
Die faunistisch bemerkenswertesten Arten der Ausbeute sind:
Pieris napı var. bryoniae Ochs. Auf der Hohen Rinne am 20. Juli
ein d’ mit ausnehmend breit schwarz bestäubten Adernenden.
Oolias myrmidone Esp. Am Südabhange der Kleinen Zinne bei
Kronstadt mehrfach, darunter ein kleines 9 mit fast flecken-
loser schwarzer Saumbinde der Vorderflügel.
Erebia epiphron var. transsylvanica (nov. var.). Schon im Vor-
jahre brachte mir Herr Dr. Czekelius einige Stücke einer
epiphron-Form vom Buesees zur Ansicht, welche weder mit
der Stammform noch mit der var. cassiope zusammenfällt. Bei
meinem vorjährigen Besuche des genannten Hochgebirges am
4. August traf ich die Art auf der Kammhöhe des Gebirges
(rumänische Südseite) in Anzahl, aber nur im männlichen
Geschlechte.
Die vorliegende Serie macht nun die Annahme einer
Lokalform notwendig, die sich von typischen epiphron durch
die kürzere Flügelform und die viel breitere und lebhaft hell
rotgelbe, zusammenhängende Binde der Vorderflügel, in welcher
kleinere, ungekernte schwarze Punkte stehen, unterscheidet.
Auch tritt die rostrote Färbung zuweilen in den Zellen 4
und 5 der Vorderflügel basalwärts bis zum Schlusse der Mittel-
zelle zurück, was bei typischen epiphron wohl nur sehr selten
der Fall sein dürfte. Auf der Unterseite ist die rostrote Binde
der Vorderflügel basalwärts nicht scharf begrenzt, sondern
geht allmählich in die dunkle Grundfarbe über. Das einzige
Q, welches mir vorliegt und von Dr. CGzekelius im Jahre
1905 erbeutet wurde, zeigt ebenfalls die Binde beträchtlich
breiter, die Punkte darin ungekernt.
Ein Vergleich dieser am lebhaftesten und vollständigsten
gezeichneten epiphron-Form mit der alpinen var. cassiope oder
der var. orientalis Elw. kann entfallen.
Auffallenderweise erwähnt Dr. Fleck in seinen „Makro-
lepidopteren Rumäniens“ (S. 36), daß er auf den Vorbergen
des Bucsees bei Azuga eine Anzahl typischer ab. nelamus und
(78) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Übergänge zu cassiope erbeutet habe, also Formen, die durch
ihre Bindenreduktion und düstere Färbung im schärfsten
Gegensatze zu der vorliegerden var. transsylvanica stehen.
Mir blieben Stücke von Dr. Fleck unbekannt, desgleichen
solche aus dem Banat, wo die Art ebenfalls fliegen soll.
Coenonympha pamphilus ab. marginata Rühl. Rosenau bei Kron-
stadt. (0, 1. August, Silbernagel.)
Chrysophanus phlaeas ab. coeruleopunctata Stgr. Roter Turm, 21. Juli.
Augiades comma L. Kleine Zinne, am 30. Juli 2 Z' mit reduzierten
weißen Flecken der Hinterflügel-Unterseite, die bei einem ver-
dunkelten Stück nur punktförmig sind.
Hesperia cacaliae Rbr. Bucesecs, 4. August. Neu für Siebenbürgen
und Rumänien.
Lymantria monacha L. Kleiner Hangestein, 1. August, Q.
Dianthoecia caesia Hb. Beim Aufstieg zur Hohen Rinne erbeutete
Dr. Czekelius das erste Stück dieser für Siebenbürgen neuen
Art an einer Steinwand. In der Folge trafen wir sie daselbst
in Anzahl (18. Juli).
Acidalia montliata Hb. Hohe Rinne, 13. Juli, kleines Q.
Aecidalia strigilaria Hb. Roter Turm, 21. Juli, kleines, besonders
dunkles 9.
Codonia quercimontaria Bastel. Hermannstadt, 18. Juli, d. Neu für
Siebenbürgen.
Rhodostrophia vibicaria ab. roseata Ersch. Salzburg, 25. Juni (Cze-
kelius).
Larentia flavieinctata Hb. Ein ganz frisches J' aus dem Bullea-
Gebiet am 26. Juli. Neu für Siebenbürgen.
Tephroclystia scriptaria H.-S. d', Bucsees (Deubel-Weg, 3. August).
Neu für Siebenbürgen.
Tephr. plumbeolata Hw. Roter Turm und Baumgarten. Neu für
Siebenbürgen.
Boarmia glabraria Hb. cd‘, Hohe Rinne, 19. Juli.
Gnophos operaria Hb. Zwei d', Bucsecs, 4. August. Neu für Sieben-
bürgen, kürzlich auch in der Hohen Tatra sichergestellt (Dr.
Galvagni).
Psodos irepidaria Hb. Sehr häufig auf der Kammhöhe des Bucsees
in zum Teile auffallend hellgrauen Stücken (J, 2).
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (79)
Ps. coracina Esp. Viel seltener mit der vorigen Art.
Zygaena angelicae Ochs. Bei Kronstadt häufig auf der Zinne und
am Hangestein.
Z. ephialtes ab. peucedani Esp. und athamanthae Esp. Ebenda.
Ino chloros Hb. Auf der Kleinen Zinne am 30. Juli ein Pärchen
in copula. |
Orambus orientellus H.-S. Außer den beiden vorerwähnten 9 von
der Hohen Rinne (Bodrina, 19. Juli) konnte ich leider keine
Spur der im Urgebirge der Südkarpathen nach Dr. Czekelius
weitverbreiteten Art entdecken. Im Bucsees-Gebirge scheint
sie zu fehlen.
Or. mytilellus Hb. Mehrfach auf der Kleinen Zinne bei Kronstadt.
Neu für Siebenbürgen.
Ör. speculalis ab. (var.) catoptrellus Z. An der Bullea-Lehne am
26. Juli 9, 9. Neu für Siebenbürgen.
Or. luctiferellus Hb. Herr Deubel erbeutete zwei S' in der Um-
gebung der Bucsecs-Hütte am 3. August. Neu für Siebenbürgen.
Pristophora florella Mn. Auf dem Kleinen Hangestein bei Kronstadt
am 1. August ein @ dieser südlichen Art. Neu für Sieben-
bürgen.
Scoparia sudetica Z. In der alpinen Region des Bullea- und Bucsecs-
Gebirges. Neu für Siebenbürgen.
Sc. murana Curt. Ein Q@ aus dem Bullea-Gebiet (ca. 1500 m).
Pyrausta uliginosalis Stph. In der alpinen Region des Bullea- und
Bucesecs-Gebirges, auf der Kammhöhe des letzteren sehr häufig.
Tortrix steineriana Hb. Auf der Kammhöhe des Bucsees häufig.
Neu für Siebenbürgen.
Cerostoma chazariella Mn. Dr. Özekelius hatte die Freundlichkeit,
mich an die engbegrenzte Fundstelle dieser Art im Kurpark
von Salzburg zu führen, wo wir von Acer tartarica eine An-
zahl Stücke scheuchten (22. Juli).
Gelechia dzieduszyckii Now. Ein Pärchen am Rande einer Sand-
mulde auf der Kammhöhe des Bucsees am 4. August erbeutet.
Das J ist klein und schwach gezeichnet, das halbgeflügelte
9 mit deutlichen Spuren der Zeichnung. Neu für Siebenbürgen.
Lita hübneri Hw.,
L. tricolorella Hw. und
(80) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
L. leucomelanella Z. Am Kleinen Hangestein bei Kronstadt häufig
an den Baumstämmen sitzend (2. August). Neu für Sieben-
bürgen.
Carcina quercana F. Am Kleinen Hangestein bei Kronstadt am
1. August. Neu für Siebenbürgen.
Borkhausenia flavifrontella Hb. Bullea am 26. Juli. Neu für Sieben-
bürgen.
B. luctuosella Dup. Wie die Vorige.
Glyphipterix equitella Se. Auf der Kleinen Zinne am 30. Juli. Neu für
Siebenbürgen.
Melasina lugubris Hb. An der Bullea-Lehne am 26. Juli ein Pärchen
in copula. Bisher in Siebenbürgen nur von Puj angegeben.
Nemotois pfeifferellus Hb. Im Bullea-Gebiet (Glashütte, 26. Juli).
Neu für Siebenbürgen.
Adela violella Tr. Bei Hermannstadt zwei 9. Neu für Siebenbürgen.
Versammlung am 6. März 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel.
Als Gäste sind anwesend die Herren: Otto Bubacek und
Walter Khautz v. Eulenthal.
I. Herr Dr. Rebel legt nachstehende Publikationen vor:
Bulletin de la Soeci6ete lepidopterologique de Gen&ve,
Vol. I, Fase. 1—2. [Vgl. das Referat in diesen „Verhandlungen“,
1908, 8. (50).]
Pagenstecher, Dr. Arn., Lepidoptera-Heterocera von Mada-
gaskar, den Comoren und Ostafrika. (Aus Voeltzkow, Reise in
Ostafrika 1903—1905, Bd. 11.)
II. Herr Dr. Rebel berichtet über ein neuerliches Geschenk
des Herrn Intendanten Hofrat Steindachner an die lepidoptero-
logische Sammlung des Hofmuseums, worunter sich nachstehende,
bisher unbenannte Papilio-Form befand:
Papilio aegeus aegates Fruhst. Ü’ forma citrinus (nov. ab.).
Das ganz frische Stück, welches den Fundortsnachweis Astrolabe-
Bai (Deutsch-Neu-Guinea) besitzt, stimmt in der Zeichnungsanlage
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (31)
vollständig mit einem von Fruhstorfer herrührenden Originalstück
seiner Lokalform aegates („Iris“, XVI, S. 14) aus British-Neu-Guinea
überein, das heißt, es besitzt eine ebenso breite Anteapikalbinde
der Vorderflügel und eine saumwärts ebenso tief ausgezackte (finger-
förmig gestaltete) Mittelbinde der Hinterflügel, welche Ader C, nur
wenig überragt. Diese Binden der Vorder- und Hinterflügel sind
jedoch anstatt blaß grünlichweiß, gesättigt zitrongelb, was dem
Tier ein ganz anderes Aussehen verleiht. Im Innenwinkel der Hinter-
flügel liegen rote und blaue Schuppen zu einem Fleck gehäuft.
Auf der Unterseite derselben erscheint der Fleck groß, rot, nur auf
seinem oberen ausgekerbten Rand mit einigen blauen Schuppen,
worauf in Zelle 2 bis 4 nach außen offene blaue Winkelflecke folgen,
unter deren erstern (in Zelle 2) ein orangegelber Querstrich liegt.
Aus derselben Lokalität hat kürzlich Grose-Smith (Ann. and
Mag. [8], I, p. 116) eine auf den Hinterflügeln ebenfalls „lemon-
yellow“ gefärbte Papilio-Form als „P. pandoxus“ beschrieben, die
jedoch der f. pandion Wall. zunächst steht, welche sich durch eine
sehr schmale und oft verloschene Anteapikalbinde der Vorderflügel
auszeichnet.
II. Herr H. Zerny demonstriert ein in St. Egyd a. N. (N.-Ö.)
am 20. Juli 1907 um Weiden schwärmend erbeutetes Stück von
Trochilium crabroniformis Lew., wodurch die Angabe Österreich
für diese seltene Art eine Bestätigung erfährt.
IV. Herr Dr. Anton Günner spricht unter Vorweisung eines
größeren Materials von Aglia tau über eine bisher unbenannte
Form, welche sich unterseits durch den Mangel der bei normalen
Stücken vorhandenen weißen Bestäubung im Apikalteil der Vorder-
flügel und auf den Hinterflügeln auszeichnet, und bringt für dieselbe
den Namen ab. dealbata in Vorschlag. Diese Aberration tritt unter
normalen Stücken, häufig aber auch mit ab. subcaeca Strand (ober-
seits mit verloschenem weißen Kernfleck der Augenspiegel) kombi-
niert auf.
Ein dunkles großes 9 von ab. dealbata aus dem Werdauer
Buchenwalde in Sachsen wurde bereits in der „Iris“, XVIII, 1905,
Taf. 2, Fig. 4, abgebildet.
2. B. Ges. 58. Bd. ir
(82) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
IV. Herr Dr. Rebel bespricht unter Vorweisung bemerkens-
werter Stücke eine Lepidopterenausbeute, welche vom Herrn Karl
Ritter v. Blumeneron im Hochsommer des verflossenen Jahres im
nordöstlichen Kleinasien (Pontus), namentlich in der Umgebung
Trapezunts gemacht wurde. Die meisten Stücke rühren von Fol
Maden, ca. 50 km südwestlich von Trapezunt, her. Weitere Fund-
orte sind Eseli, ca. 7Okm in Westsüdwest derselben Stadt, und
die Küstenstadt Ordu, 150 km westlich von Trapezunt. Die Aus-
beute umfaßt bei 60 Arten in 130 Exemplaren und wurde dem k.k.
Naturhistorischen Hofmuseum als Geschenk überwiesen. Nach-
stehende Arten daraus verdienen eine besondere Erwähnung:
Pararge aegeria L. var. egerides Stgr. Ein auffallend verdunkeltes,
kleines 9 von Ordu.
Ohrysophanus dispar Hw. var. rutilus Wernb. Ordu, ein 9 mit stark
verbreitertem schwärzlichen Saum der Vorderflügel.
Lycaena icarus Rott. @ ab. caerulea Fuchs. Fol Maden, mit voll-
ständig blauer Oberseite, Saum der Vorderflügel sehr breit
dunkel.
Deilephila lineata-livornica Esp. Zwei frische d’ von Fol Maden, Juli.
Ochrostigma velitaris Rott. var. pontica Rbl. (nov. var.). Zwei
cd’ von Fol Maden sind beträchtlich dunkler grau als die Stamm-
form, die Querstreifen der Vorderflügel rein weiß und mehr
senkrecht auf dem Innenrande stehend, der basale setzt sich
aus mehreren abgesetzten Bögen zusammen. Die Art wird
auch von Brussa und aus Armenien angegeben, woher mir
Stücke unbekannt blieben.
Lophoptery& cuculla Esp. Ein J' von Fol Maden. Neu für das
Pontusgebiet, wohl aber schon für Armenien angegeben.
Dendrolimus pini L. Ein leider stark geflogenes, sehr dunkles J°
von Fol Maden. Neu für das Pontusgebiet, aus Armenien
bereits angeführt.
Agrotis ditrapezium Bkh. Ein frisches 9 von Fol Maden. Hier-
durch erhält die von Dr. Staudinger (Hor., XIV, p. 369) an-
gezweifelte Angabe Manns für Brussa große Wahrscheinlichkeit.
Agr. primulae Esp. Ein frisches, sehr schwach gezeichnetes Q eben-
daher. Neu für das Pontusgebiet.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (85)
Agr. cortica Hb. Zwei d’ von Fol Maden.
Agr. prasina F. Ein frisches d ebendaher. Neu für das Pontusgebiet.
Mamestra nebulosa Hufn. d', wie die vorige.
M. persicariae L. und ab. unicolor Stgr. Ebenso.
Bryophila ravula Hb. Ebendaher ein J’ mit großem rotbraunen
Mittelfleck der Vorderflügel.
Hadena unanimis Tr. Ebendaher ein 9. Neu für das Pontusgebiet,
aus Armenien angegeben.
Caradrina alsines Brahm. Ein dunkles © von Fol Maden. Neu
für das Pontusgebiet.
Rusina umbratica Goeze. Zwei d’, ebenso.
Pyrrhia umbra Hufn. Ein ausnehmend scharf gezeichnetes Q, Fol
Maden.
Erastria venustula Hb. Ein geflogenes 9, ebenda. Neu für das
Gebiet.
Habrosyne derasa L. Fol Maden, frische Stücke.
Oymatophora or F. ab. (var.) terrosa Graes. Zwei Stücke ebendaher
sind dunkler aschgrau, ohne Spur der hellen Mittelmakel der
Vorderflügel. Staudinger erwähnt bereits ein europäisches
Stück aus Lederers Sammlung.
Aecidalia strigilaria Hb. Zwei auffallend kleine, gedrungene, männ-
liche Stücke von Ordu.
Larentia variata Schiff. Fol Maden ein 9. Neu für das Pontusgebiet.
L. truncata Hufn. Ebendaher ein frisches S. Neu für das Gebiet.
L. ferrugata Cl. Ein d’, wie die vorige.
Asthena candidata Schiff. Fol Maden, ein frisches kleines J mit
deutlicher Zeichnung. Neu für das Gebiet.
Ohloroclystis rectangulata ab. cydoniata Bkh. Ebendaher ein 9. Neu
für das Gebiet.
Ourapteryx sambucaria L. var. persica Men. Fol Maden, zwei frische
Stücke, nur wenig kleiner, aber ausgesprochen weißlich gefärbt.
Epione parallelaria Schiff. Fol Maden, eine Anzahl frischer männ-
licher Stücke. Neu für das Pontusgebiet.
Boarmia repandata L. Ebendaher zahlreich, J', Q.
B. lichenaria Hufn. Ebendaher 2 Cd. Neu für das Gebiet.
“ Gnophos onustaria H.-S. Mehrfach, ebendaher.
Ematurga atomarıa var. orientaria Stgr. Ordu, 2 d.
f*+
(54) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Arctia caja ab. (var.) flava Aign. 2 frische große Stücke von Fol
Maden; sie sind von der var. wiskotti weit verschieden.
Spilosoma menthastri Esp. Fol Maden, ein d..
Callimorpha quadripunctaria Poda var. fulgida Obthr. Ordu, ein 9.
Cossus cossus L. Fol Maden, 2 Cd.
Zeuzera pyrina L. Ebendaher ein d. Neu für das Pontusgebiet.
Orambus laevigatellus Led. Fol Maden, ein frisches d'. Neu für das
Pontusgebiet.
Or. incertellus H.-S. Ebendaher.
Ephestia calidella Gn. Ebendaher.
Scoparia frequentella Stt. Trapezunt.
Pyrausta falcatalis Gn. Eseli.
Pselnophorus brachydactylus Tr. Fol Maden.
Olethreutes capreana Hb. Je ein Stück von Fol Maden und Trape-
zunt. Neu für das Pontusgebiet.
O. variegana Hb. Trapezunt.
Epiblema rhododendrana H.-S. Ein defektes, aber in den Flügeln
gut erhaltenes, schmalflügeliges Stück (9) gehört auffallender-
weise dieser seltenen nordisch-alpinen Art an.
Tmetocera ocellana F. Trapezunt.
Harpella eseliensis Rbl. nov. spec. Ein bis auf den fehlenden
Hinterleib gut erhaltenes Stück von Eseli, am 20. Juli erbeutet,
gehört einer neuen, sehr charakteristischen Art an. Ihre aus-
nehmend langen Palpen mit kompressem, aber glatt be-
schupptem Mittelglied und die Flügelform verweisen sie in
die Gattung Harpella, von derem bisher einzigen Vertreter,
forficella Se., sie sich aber durch geringere Größe und ganz
andere eier sofort unterscheidet.
Die Fühler mäßig lang, bis ca. °/, der Vorderrandlänge
reichend, mit schwach eckig vortretenden Gliederenden und
sehr wenigen kurzen Wimpern (9), bräunlich mit hellerer Spitze.
Kopf und Palpen lebhaft gelb, letztere so lang wie Kopf und
Thorax, ihr zusammengedrücktes Mittelglied auf der Außen-
seite gebräunt, das ebenso lange Endglied sehr schlank und
spitz. Der Thorax wie die Grundfarbe der Vorderflügel zimtbraun,
die Beine gelb, die Vorder- und Mittelbeine mit breit schwarz
gefleckten Gliederenden, die Hinterbeine fast zeichnungslos.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (85)
Die Vorderflügel gleichbreit, mit stumpfer Spitze und
wenig schrägem, nicht bauchig vortretendem Saume, zeigen
eine zimtbraune Grundfarbe. An der Basis liegt ein gerundeter
hellgelber Schrägfleck, der vom Vorder- und Innenrand breit
durch die braune Grundfarbe getrennt bleibt. In der Vorder-
randmitte findet sich ein nach innen gekrümmter schmaler
weißer Hackenfleck und bei ?/, ein größerer runder Vorder-
randfleck. Diesen beiden letztgenannten Flecken liegen am
Innenrande zwei viel kleinere weißliche Fleckchen gegenüber.
Die gleichfarbigen Fransen schimmern in ihrer Endhälfte längs
des Saumes gelblich. Die Hinterflügel samt Fransen einfärbig
bleigrau, ebenso die Unterseite. Vorderflügellänge 9 mm, Ex-
pansion 19 mm.
Coleophora hemerobiella Se. Aus der Umgebung Trapezunts. Neu
für das Pontusgebiet.
Scardia tessulatella Z. Eine Anzahl männlicher Stücke von Fol
Maden sind kleiner und viel weniger dunkel bestäubt als
solche aus den Alpen, dürften aber doch derselben Art an-
gehören, die neu für das Pontusgebiet ist.
Tinea quercicolella H.-S. Mehrere Stücke aus der Umgebung Tra-
pezunts.
Adela spee. Ein Fragment eines weiblichen Stückes von Trapezunt
gestattet leider nicht die Aufstellung einer neuen Art, die hier
zweifellos vorliegen dürfte. Kopfhaar rostgelb. Die Fühler
von fast doppelter Flügellänge sind an ihrer Basis durch bronze-
braune Schuppen verdickt, hierauf wird die Geißel bis zur
Spitze rein weiß, ungeringt.
Die Vorderflügel bronzebraun mit einer geraden, sehr
schmalen, ausnehmend weit nach außen (bis ca. */, der Flügel-
länge) gerückten weißen Querlinie, deren Beginn am Vorder-
rand und Ende am Innenrand bereits in die Fransen zu
liegen kommt. Auf der Unterseite erscheint die weiße Quer-
linie durch weiße Bestäubung viel breiter, bindenartig, die
Fransen schimmern purpurviolett. Vorderflügellänge 5 mm.
V. Schließlich spricht Herr Dr. Rebel über die Verwandt-
schaftsbeziehungen der Lepidopteren zu anderen Insektenordnungen.
(86)
Bericht über die allgemeine Versammlung.
Allgemeine Versammlung
am 8. Januar 1908.
Vorsitzender:
Herr Vizepräsident Dr. Franz Ostermeyer.
Der Generalsekretär Herr Josef Brunnthaler macht folgende
Mitteilungen:
Ihre kgl. Hoheit Prinzessin Therese von Bayern geruhten
der Gesellschaft eine Subvention von 100 Kronen zu überweisen.
Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten:
Ordentliche Mitglieder:
BT.
Fräul. Antezka Emilie, Wien, IX., Alser-
straße 71 ;
„ Gibian Annie, Wien, IX. ergeht 4
Herr Grasböck, P. Alberich, Kaplan des
Be valllerne weh I., Tegetthoft-
straße 2 ee Dr:
„ Hofmann, Dr. Kleophas, k. k. Gym-
nasial-Prof., Wien, VIII., Florianig. 29
„ Kasper, Dr. Hugo, k. k. Finanzrat,
Wien, XVIIl./1, Schulgasse 32 ;
„..Klaptoez,: Dr. Bruno, Wien, III./2,
Hießgasse 4 . :
„»„ Krükl Franz, Wien, vı.
Fräul. Kunwald Hedwig, en, I.;
straße 1 e
Herr Matouschek Franz, k. E (en oral
Prof., Wien, XVIII, Gentzgasse 33
„ Mitterberger Karl, Fachlehrer,
Steyr, Ob.-Öst. :
„> sPesta/Dr.Otto; Wien, VL, Serapang) h)
4 Bye, Richard, k. ® Gymnasial-
Prof., Wien, II., Schürtelstraße 73
„. Schlieben, ' Karl v., Schriftsteller,
Wien, XI1./3, Sagedergasse 14
Roöslere b)
Schuler-
»„ Schmiedl Georg, Fachlehrer, Wien,
Il., Rembrandtstraße 41
Vorgeschlagen durch:
H. Bar. Handel-Mazzetti, E. Wulff.
J. Brunnthaler, Dr. E. Stiasny.
Dr. A. Rogenhofer, Dr. F. Werner.
J. Brunnthaler, Dr. O. Porsch.
A. Handlirsch.
J. Brunnthaler,
J. Brunnthaler, Dr. F. Werner.
0. A. Gielow, Dr. F. Ruschka.
A. Mayer, Dr. S. Thenen.
J. Brunnthaler, Prof. V. Schiffner.
A. Handlirsch, Dr. H. Rebel.
J. Brunnthaler, Dr. K. Holdhaus.
Prof.A. Burgerstein, Dr. J. Bischof.
K. Romniger.
J. Brunnthaler,
J. Brunnthaler, Dr. K. Linsbauer.
Bericht über die allgemeine Versammlung. (57)
a Vorgeschlagen durch:
Herr Sieper Karl, Wien, I., Rotenturm-
BIraBa, 130 203 EEE AN. +. JosekBreit; Karl’Mandl
„ Zerny Johann, stud. phil. Wien,
VII, Schuleasse 4%,» . . .. H.Karmy, Dr. A) Rogenhofer.
Unterstützendes Mitglied:
Herr Hofbauer Albin, Bürgerschullehrer,
Wien, XV1./1, Ottakringerstraße 65 J. Brunnthaler, P. Fürst.
Hierauf hält Herr Prof. Dr. R. v. Wettstein folgenden Vor-
trag: Gesichtspunkte für den phylogenetischen Ausbau
des Pflanzensystems.
Diskussionsabende über den naturhistorischen
Unterricht an Mittelschulen.
Das Präsidium veranstaltete fünf Diskussionsabende, und zwar
am 15. und 28. Januar, 1., 5. und 12. Februar 1903 über die Be-
dürfnisse des naturhistorischen Unterrichtes an Mittelschulen.
Die Themen der einzelnen Referenten waren:
1. Die Stellung der Naturwissenschaften an unseren Mittel-
schulen. (Referent: Herr Prof. Dr. E. Witlaezil, Wien.)
2. Die biologische Richtung im zoologischen und botani-
schen Unterrichte. (Referent: Herr Prof. Dr. Karl Fritsch,
Graz.)
3. Die Hilfsmittel des naturgeschichtlichen Unterrichtes.
(Referent: Herr Prof. H. Lanner, Wien.)
4. Die Heranbildung der Mittelschullehrer. (Referent: Herr
Prof. Dr. P. Pfurtscheller, Wien.)
Die Diskussionsabende, welchen jedesmal Vertreter der Unter-
richtsbehörde beiwohnten, erfreuten sich regsten Zuspruches seitens
der Hochschul- und Mittelschulkreise.
Die Resultate der Diskussionen werden als selbständige Publi-
kation im Verlage von F. Tempsky in Wien erscheinen und den
Mitgliedern zu ermäßigtem Preise zugänglich sein.
(85) Versammlung der Sektion für Botanik.
Veranstaltungen der Sektion für Botanik.
Botanische Abende an der Universität.
Versammlung am 17. Januar 1908.
Vorsitzender: Herr R. Schrödinger.
Herr Dr. F. Vierhapper hielt einen Vortrag: „Revision
des Systemes der Gattung Avena.* Die bezügliche Arbeit
wird demnächst separat erscheinen.
Fräulein ©. Stein sprach „Über die Zunahme des Chloro-
phylipigmentes bei Koniferen“.
Die Spezifität des Blattgrüns, die erblich festgehalten und
konstant ist, hängt von einer bestimmten Zusammensetzung des
Chlorophylipigmentes inbezug auf seine grünen und gelben Bestand-
teile ab. Die Tönung des Grüns bei den verschiedenen Altersstufen
der Koniferen ist eine verschiedene, und zwar sind die Nadeln der
einjährigen Sprosse heller als diejenigen der zweijährigen, welche
dieselbe Farbenintensität wie die mehrjährigen aufweisen.
Nach den Untersuchungen, welche ich nach der Ausschüttlungs-
methode, die Wiesner in seinem Werke „Entstehung des Chloro-
phylis“ und nach der Absorptionsmethode, welche Tswett in den Be-
richten der Deutschen Bot. Ges., XXIV, 1906, S. 240, 241, angaben,
ausgeführt habe, fand ich, daß die Änderung in der Tönung des
Grüns mit fortschreitendem Alter auf einer differenten Zusammen-
setzung und auf einer größeren Quantität des Chlorophylipigmentes
beruht. Ich konnte auch konstatieren, daß die grüne Komponente
stärker zunimmt als die gelbe. Infolgedessen kann angenommen
werden, daß dieses Minus an Xanthophyll dadurch entsteht, daß
ein Teil der gelben Farbstoffe zum Aufbau der grünen Komponente
verwendet wird.
Festgestellt wurde eine Zunahme an Trockensubstanz, re-
spektive eine Abnahme an Wassergehalt bei den einjährigen Trieben
Versammlung der Sektion für Botanik. (89)
bei fortschreitender Entwicklung. Es zeigt sich, daß im Laufe einer
Vegetationsepoche bei jüngeren Trieben eine intensive chemische
Veränderung im Chlorophylipigmente inbezug auf die grünen und
gelben Bestandteile des Blattgrüns vor sich geht, bis das konstante
Grün erreicht ist.
Herr Dr. K. Linsbauer demonstrierte verschiedene Atem-
wurzeln.
Versammlung am 21. Februar 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. K. Wilhelm.
Herr Prof. Dr. V. Schiffner hielt einen Vortrag: „Über eine
neue moosbewohnende Chytridiacee.“ Die diesbezügliche
Arbeit wird später im Druck erscheinen.
Herr R. Karzel sprach: „Über Verholzung der Spalt-
öffnungen bei Cycadeen.“ (Vgl. die in der Wiesner-Festschrift
erschienene Arbeit.)
Im Anschlusse an den vorhergehenden Vortrag entwickelte
Herr Dr. K. Linsbauer seine Vorstellung über die biologische Be-
deutung der Verholzung. Schon durch seine vor Jahren an Pterido-
phyten und anderen Pflanzen gesammelten Erfahrungen hätte sich
ihm die Überzeugung aufgedrängt, daß die von verschiedenen Seiten
aufgestellten Theorien der Verholzung nicht befriedigen, daß viel-
mehr zwischen Verholzung und Wasserökonomie ein gewisser Zu-
sammenhang bestehen müsse. Dafür spricht nicht allein die Ver-
holzung der wasserleitenden Elemente und gewisser Stomata, sondern
auch die vielfache Verholzung des Epithems, die stärkere Ausbildung
verholzter Membranen bei Xerophyten u. m. a. Um zu einem neuen
Gesichtspunkte in dieser Frage zu gelangen, habe er auch die ge-
nauere Untersuchung der Cycadeen-Spaltöffnungen angeregt. Diese
Studien, über welche Herr Karzel eben referierte, haben nun tat-
sächlich Veranlassung zu einer neuen Auffassung gegeben, deren
Stichhältigkeit allerdings erst experimentell zu begründen wäre.
Der Vortragende glaubt nämlich, daß die Funktion der Verholzung
(90) Versammlung der Sektion für Botanik.
möglicherweise darin zu erblicken ist, daß derartige Membranen
das Wasser besonders kräftig festhalten. (Daß Holz nur sehr langsam
austrocknet, ist aus der Praxis bekannt. Vgl. auch Schellenberg,
Jahrb. für wiss. Bot., Bd. 29, 1896.) Der Vortragende glaubt, daß
diese Anschauung nicht allein für die verholzten Stomata der Cyca-
deen gilt, wie bereits vom Vorredner auseinandergesetzt wurde,
sondern daß sie auch auf die übrigen Fälle von Verholzung ziemlich
ungezwungen anwendbar ist.
Die verholzte Membran dürfte demnach vielfach eine ähn-
liche Rolle spielen wie die verkorkte oder kutinisierte; wenngleich
für Wasser keineswegs impermeabel, vermag sie doch die Wasser-
abgabe wesentlich einzuschränken. (Bei verholzten Spaltöffnungen
liegt die verholzte Lamelle in den mit Luft in Berührung stehenden
Wänden, bei manchen Xerophyten ist selbst Epidermis und Assi-
milationsgewebe verholzt, das in gewissen Fällen das Periderm
vertretende Phelloid ist verholzt u. a. m.) Für diese Anschauung
spricht die vom Referenten gemachte Beobachtung, daß sich bis-
weilen an abgebrochenen Trichomen an der Basis Verholzung ein-
stellt (vgl. Wundheilung) sowie daß sich die Stomata eines Pandanus
Veitchii in trockener Zimmerluft verholzt erwiesen, nicht hingegen
bei Gewächshausexemplaren.
Vielleicht spielt auch die Verholzung in der Gefäßwand eine
ähnliche Rolle, indem der Wassergehalt der Membran dadurch kon-
stanter erhalten wird. Ob diese Anschauung auch auf verholzte
mechanische Elemente übertragbar ist, bleibt zweifelhaft, erscheint
aber nicht unmöglich.
Ob und wie weit die vorgetragene. Ansicht zurecht besteht,
müssen natürlich erst weitere Beobachtungen und Versuche lehren,
die allerdings durch unseren unzulänglichen Einblick in den Che-
mismus der verholzten Membran sehr erschwert sind.
Zum Schlusse demonstrierte Herr Dr. A. Jen&ic Mikrophoto-
graphien und Fräulein M. Neuberger Pflanzenabbildungen
aus der Flora von Niederösterreich, gemalt von F. Schauta.
Versammlung der Sektion für Botanik. (91)
Versammlung am 27. Dezember 1907.
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy.
Herr R. Schrödinger referierte über die Arbeit von Arber
und Parkin: Der Ursprung der Angiospermen. -
Herr Dr. A. Ginzberger legte die neue Literatur vor.
Versammlung am 24. Januar 1908.
Vorsitzender (in Vertretung): Herr Dr. H. Frh. v. Handel-Mazzetti.
Herr stud. phil. P. Fröschel hielt ein Referat über das Buch
von Pfeffer: Schlafbewegungen der Blattorgane.
Sodann hielt Herr Dr. R. Wagner einen Vortrag: Morpho-
logische Mitteilungen. Derselbe besprach insbesondere das Vor-
kommen von Kotyledonar-Achselsprossen bei einigen Proteaceen.
Über die Keimpflanzen der Proteaceen ist bis jetzt recht wenig
bekannt. John Lubbock hat in seinem bekannten Buche „A con-
tribution to our knowledge on seedlings“* 1892 die Keimpflanzen
von 15 Repräsentanten der Familie beschrieben!) und teilweise ab-
gebildet, die sich in sehr verschiedener Weise auf die einzelnen
Tribus und Gattungen verteilen. Seitdem ist mir nur die Beschrei-
bung der Keimpflanze der kapensischen „Silberfichte“, des Leu-
cadendron argenteum R. Br. bekannt geworden, die Maxwell Tylden
Masters 1901 publiziert hat.?) Somit kennen wir die Keimpflanzen
folgender Proteaceen: °)
Nucamentaceae-Proteeae: Leucadendron argenteum R. Br.
Protea mellifera Thunbe.
* Leucospermum conocorpum R. Br.
t). ].c., Vol. II, p. 443—460.
2) Proc. Roy. Hort. Soe., London, 1901, Vol. XXV, p. 179, Abbildung
Fig. 184, p. 178. i
®) Die Keimpflanzen der mit * versehenen Arten sind abgebildet.
(92) Versammlung der Sektion für Botanik.
Follieulares-Grevilleeae: Roupala sp. aus Bogotä.
* Lambertia formosa Sm.
* Grevillea Hilliana F. v.M.
L: 3 linearis R. Br.
h punicea R. Br.
* Fakea acicularis R. Br.
„ laurina R. Br.
„. eucalyptoides Meißn.
„ florida R. Br.
„ . multilineata Meißn. var. grammato-
phylla.
Follieulares-Embothrieae: Stenocarpus salignus R. Br.
Folliculares-Banksieae: * Banksia australis R. Br.
en speciosa R. Br.!)
Es wird sich indessen zeigen, daß die vorhandenen Angaben
revisionsbedürftig sind, da sich bei einer sehr beschränkten Anzahl
von Proteaceenkeimlingen, die ich im Schönbrunner Garten?) zu beob-
achten Gelegenheit hatte, eine Eigentümlichkeit fand, die immer-
hin zu den Seltenheiten zu gehören scheint, nämlich das Auftreten
von Kotyledonar-Achselsprossen oder doch von Kotyledonarknospen.°)
Leider war das Materiale ein sehr beschränktes, ein Experimen-
tieren war umsomehr ausgeschlossen, als die betreffenden Arten teils
zur Ergänzung der bezüglichen Stände, teils als Unterlage zur
Pfropfung für die zahlreichen anderen Proteaceen*) dieser in ihrer
!) Aus den Nucamentaceentribus der G@onospermeae, Franklandieae und
Persoonieae scheinen noch keine Keimpflanzen bekannt zu sein.
?) Es ist mir eine angenehme Pflicht, auch an dieser Stelle den Herren
Hofgärtendirektor Anton Umlaufft und Hofgarteninspektor August Vogel
meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
3) Über Veranlassung Prof. v. Wettsteins hat Gustav Köck eine Ar-
beit: „Über Kotyledonarknospen dikotyler Pflanzen“ in der Österr. botan.
Zeitschr., Bd. 53, 1903, 8. 58—67, 109—115, veröffentlicht, in der unter anderem
derartige Vorkommnisse bei 140 Arten registriert werden, die sich auf 100 Gat-
tungen und 46 Familien verteilen (vgl. Tabelle S. 59—64); Proteaceen werden
keine erwähnt.
4) Schönbrunn besitzt von außeraustralischen Gärten die größte Protea-
ceensammlung der Welt, nämlich etwa 100 Arten, so daß die Familie hier mit
mehr als 10°/, vertreten ist; eine kleinere, aber immerhin sehr wertvolle
Versammlung der Sektion für Botanik. (93)
Art zum mindesten in Europa einzig dastehenden Sammlung zu
dienen haben. Immerhin mögen die Beobachtungen, die vielleicht
zu weiteren Studien Anregung geben, hier mitgeteilt werden.
Die schon im Jahre 1509 beschriebene Hakea snaveolens R.
Br., eine auf Westaustralien beschränkte Art,'!) die in den botani-
schen Gärten häufig kultiviert wird — auch unter dem zu ver-
werfenden Namen H. pectinata Colla —, ist ein Strauch, der nach
Fig. 1. Hakea suaveolens R. Br. Keimpflanze mit Kotyledonar-Achselsprossen.
der Angabe Ferd. v. Müllers eine Höhe von etwa 10 Fuß erreicht ?);
den Collaschen Namen hat er von seinen kammförmig einge-
schnittenen Blättern, wie sie an den älteren Exemplaren auftreten.
Nach einer spannenhohen Keimpflanze ist die Fig. 1 gezeichnet.
In den Achseln der bereits abgefallenen Kotyledonen haben sich
zwei Sprosse entwickelt, die sich durch ihre von der der Haupt-
achse abweichende Blattgestalt auszeichnen. Während nämlich die
Primärblätter an der Hauptachse nur ganz allmählich zu der be-
kannten doppelt fiederschnittigen Form übergehen, sehen wir, daß
dieser Vorgang sich bei den Seitenachsen viel rascher abspielt, was
Sammlung besitzt der Präsident der k. k. Gartenbaugesellschaft, Graf Johann
Harrach zu Rohrau im Schloß Prugg bei Bruck a. L.
!) Abbildung in Hort. Thenens., Vol I, 1899, Pl. 1.
2) Fragm. Phytogr. Austral., Vol. VI, 1868, p. 220.
(94) Versammlung der Sektion für Botanik.
besonders kraß bei dem aus der Achsel des ersten Laubblattes ent-
springenden Sproß hervortritt. An der Hauptachse lassen sich in
dem oberen, hier nicht zur Darstellung gelangten Teile Zwischen-
formen zwischen den in der Abbildung vertretenen Blattformen be-
obachten; und zwar finden wir in solchen Fällen die scharfen Ein-
schnitte zunächst nahe der Blattbasis, so daß der ontogenetisch
ältere Teil des Blattes, nämlich seine Spitze, auch noch den älteren
Charakter, nämlich das Verhalten der Primärblätter aufweist, wäh-
rend der jüngere Teil eine Gestaltung angenommen hat, die in der
phylogenetischen Entwicklung der Art ein Novum darstellt. In
solehen Fällen lassen sich bekanntlich experimentell die Formen
der Primärblätter wieder hervorrufen und es scheint, daß die Natur
dergleichen wahrscheinlich unter gewissen Standortsverhältnissen
selbst besorgt: „aberrat foliis simplieibus et bipinnatiseetis“ schreibt
1868 Ferd. v. Müller,!) und auch Bentham?) beschreibt die Blätter
mit folgenden Worten: „Leaves terete, erect, a few of them un-
divided, grooved above and 3 or 4 in. long, but mostly pinnate with
few or many segments of 1 or 2 in., all rigid and pungent-pointed.“
Eigentümlich ist die Stellung der Blätter; die Laubblätter folgen
zunächst annähernd in !/,-Stellung den ersten beiden mit den Kotyle-
donen alternierenden Blättern; ebenso weisen die Kotyledonar-Achsel-
sprosse zunächst '/,-Stellung auf, um erst dann zu höheren Diver-
genzen überzugehen.
Die 1809 beschriebene Hakea nodosa R. Br., die noch zur
Zeit des Erscheinens der Proteaceenbearbeitung in der Flora Austra-
liensis?) nur aus Viktoria bekannt war, seitdem aber auch aus
Südaustralien und Tasmanien bekannt geworden ist,*) hat Kotyle-
donen von ganz ähnlicher Gestalt, wie die p. 4, Fig. 2 abgebildeten
der Grevillea Drummondii Meißn. In den Achseln finden wir Knospen,
die indessen nicht zur weiteren Entwickelung gelangten. Die Blatt-
stellung ist an der Hauptachse eine ganz andere als bei H. sua-
veolens: die drei ersten Laubblattpaare alternieren mit den Kotyle-
donen, dann entwickelt sich erst die Spirale.
!) Fragm. Phytogr. Austral., Vol. VI, 1868, p. 220.
2) Flora Australiensis, Vol. V, 1870, p. 531.
”) 1870.
*#) Ferd. v. Müller, Second Census, 1889, p. 121.
Versammlung der Sektion für Botanik. (95)
Des weiteren habe ich Kotyledonarknospen bei Hakea dacty-
loides Cav. notiert, einer lange nur aus Neu-Südwales bekannten,')
später auch in Queensland nachgewiesenen Art.?)
In Fig. 2 sind die Kotyledonar-Achselsprosse von Grevillea
Drummondii Meißn. abgebildet, einer ausschließlich westaustralischen,
1545 beschriebenen und nach dem verdienten Forscher,?) dem wir
hauptsächlich die Kennt-
nis des Schwanenfluß-
gebietes verdanken, be-
nannten Art. Die Inter-
nodien wie auch die
Hypopodien sind hier
zunächst sehr kurz, die
Blattstellung ungefähr
2/., der Übergang von
den Primärblättern zu
den später auftretenden
Blattformen ist in der Fi-
gur deutlich erkennbar.
Eine andere, schon
in den zwanziger Jahren
in die englischen Gärten
eingeführte Art, die 1530
Fig. 2. Keimpflanze von Grevillea Drummondit
beschriebene Gr. Caleyi Meißn. mit Kotyledonar-Achselsprossen.
R. Br., die „Blechnum-
leaved Grevillea“ *) oder wie sie Allan Cunningsham in seinem
Herbar bezeichnet hat, Gr. blechnifolia, weist ebenfalls Kotyledonar-
knospen auf, die indessen normaliter nicht zur Entwiekelung zu
gelangen scheinen.
t) Bentham in Flora Australiens., Vol. V, 1870, p. 524.
2) Ex Ferd. v. Müller, Second Census, 1889, p. 121.
®) Die in mehreren Serien ausgegebenen Sammlungen Drummonds
sind im Herbar des k.k. Naturhistorischen Hofmuseums in Wien sehr schön
vertreten.
*) Abbildung in Curtis’ Botanical Magazine, Febr. 1832, Tab. 3133.
Die Art ist auf Neu-Südwales beschränkt (Ferd. v. Müller, Second Census,
1889, p- 117).
(96) Versammlung der Sektion für Botanik.
Wenn auch hier die Kotyledonarknospen nicht jene Rolle
spielen, wie bei einigen Papilionaceen,!) wie Arten von Lotus, Tetra-
gonolobus,?) Anthyllis und Scorpiurus, sondern, so weit beobachtet,
im besten Falle zu einer basalen Verzweigung führen, so wäre es
doch überaus merkwürdig, wenn gerade die Mehrzahl der in Schön-
brunn gezogenen Proteaceenkeimlinge solche Knospen entwickelten;
augenscheinlich handelt es sich um eine in der Familie verbreitete
Erscheinung, die gewiß in sehr verschiedenem Grade hervortritt,
in manchen Fällen wohl auch ganz versagt, bei mehreren Arten
aber wahrscheinlich Lubbock nur deswegen entgangen ist, weil
er die Keimpflanzen nicht lange genug in Evidenz hielt, beziehungs-
weise, was beim Umfange seines Themas sehr begreiflich, auf eine
mikroskopische Untersuchung der Kotyledonarachseln verzichtete.
Schließlich demonstrierte Herr Dr. F. Vierhapper Proben
aus den Vegetationsformationen des Lungau.
Versammlung am 28. Februar 1908.
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy.
Herr Dr. A. Ginzberger legte die neuere Literatur vor.
Herr stud. phil. W. Himmelbaur referierte über die Arbeit
von Ihering: Die CGeceropien und ihre Schutzameisen.
Herr Supplent J. Nevole sprach: „Über einige interessante
Pflanzen aus Steiermark und ein Herbar aus dem 17. Jahr-
hundert.“
Heracleum elegans Crantz, Stirp. Austr., III, p. 11, Tab. II.
Synonyme: H. angustifolium Jacq., Enum., p. 215, Tab. II,
Fig. 1—2.
H. Sphondylium ß. angustifolium Neilr., Flora
v. N.-Öst., 8. 634.
H. PAS aut Buy an y. elegans
Cr. (wie oben).
DrRock HC 8. MT
?) Henry Wydler, Notiz über Tetragonolobus purpureus
(Regensburger Flora, 1856, S. 34).
Versammlung der Sektion für Botanik. (97)
Jacquin teilte 7. Sphondylium in seiner Enumeratio (1762)
in zwei Arten: H. Sphondylium und H. angustifolium. Später aber
(1767) trennte er davon ab: IH. angustifolium, H. longifolium und
H. elegans. Für alle drei sind Abbildungen in seiner Flora Austriaca,
Tab. 173, 174 und 175, gegeben. H. longifolium ist eine Pflanze,
welche vornehmlich in den kühlen Schluchten der Alpen zerstreut
vorkommt und eine charakteristische Blattform besitzt.')
H. elegans ist von dieser Pflanze nach Jacquin durch fol-
gende Diagnose unterschieden:
Planta ab unico ad quatuor pedes alta (Habitus cum H. longi-
folio). Fructificatione convenit cum Heracleo longifolio, ut nihil,
quod addam, habeam. Folis propius accedit ad Heracleum angusti-
folium L. (Linne, Syst., p. 2102; Mant., p. 572) tamen ab hoc etiam
sic magisque a reliquis diversum. Seilicet sunt laciniae valde an-
guste nec longae; tam multum confluentes. Folia plerumque ter-
nata; sed inveniuntur etiam ultra divisa in individuis majoribus.
Orescit et floret cum prioribus (H. longifolium). Magnitudo floris
natıva inutilem reddit ejusdem ameti delineationem. Folii caulini
inferioris pars non colorata a tergo figurae exaratur.
Heracleum elegans fand ieh in den Eisenerzer Alpen und in
den Niederen Tauern (Rottenmann) in der subalpinen Region. Die
Exemplare fallen durch schmale Blattabschnitte und zierlichen
Wuchs auf.
Crantz stellte, in Erwägung, daß H. Sphondylium eine Art
ist, welche leicht variiert, einen Sammelnamen auf: H. Protheiforme
und teilte dieselbe in nachfolgende Unterarten: &) Branca ursina,
ß) Panaces, y) Elegans aut problematicum, 0) Palmatum, &) an-
gustifolium. Die Unterart y) ist aber mit FT. angustifolium Jaeg.
identisch. G. v. Beck zog mehrere Arten zusammen und bezeich-
nete diese als //. angustifolium Jacq. In diesen Formenkreis zog
er merkwürdigerweise auch //. pyrenaicum Lam. ein. Seinem MH.
angustifolum P. elegans entspricht die beschriebene Pflanze. Neil-
reich hingegen teilte H. Sphondylium in «. latilobatum und ß. an-
gustilobatum und führt H. Protheiforme Cr. als Synonym mit voller
Berechtigung für MH. Sphondylium L. typ. an.
!) Vgl. Mitt. des Naturw. Vereins f. Steiermark, 1905.
2. B. Ges. 58. Ba.
03
(98) Versammlung der Sektion für Botanik.
H. pyrenaicum Lam., Eneyel., I, p. 403 (= H. Panaces Koch,
Syn., ed. II, p. 335 und 446), hat glatte Früchte, aber unterseits
dicht filzige Blätter, welche nicht zugespitzt, sondern lappig ab-
gerundet sind. Es ist dies eine südliche Art, welche in Nieder-
österreich sicher nicht vorkommt.
Anläßlich eines Besuches des Stiftes St. Lambrecht in Steier-
mark sah ich das Stiftsherbarium durch. Dasselbe erfuhr durch
P. Raimund Steyerer (um 1850) eine vorzügliche Ausgestaltung.
Von den daselbst vertretenen Sammlern seien P. J. Hatzi, P.M.
Angelis und Dr. J. Maly genannt. Das Herbarium umfaßt 14 Fas-
zikeln (inklusive Kryptogamen) mit ungefähr 1200 Spannblättern.
Von den daselbst vertretenen Pflanzen führe ich folgende als
bemerkenswert an:!)
Oallianthemum amemonoides (Zahlbr.) Schott. Bei Wildalpen.
Arabis coerulea (All.) Hke., Dullwitz. Hochschwab.
Draba Fladnitzensis Wulf. Hochgolling.
D. Sauter Hoppe. Natterriegel und Kalbling bei Admont.
D. dubia Sut. Kalbling.
Saxifraga mutata L. Krebenze.?)
S. tenella Wulf. Krebenze.
S. Burseriana L. Kalbling.
Androsace villosa L. Krebenze. i
Primula glutinosa Wulf. Bösenstein, Niedere Tauern.
Eritrichum nanum All. Hochgolling und Eisenhut [= E. Terglouense
(Haqu.) Kern.].
Gentiana punctata L. Hochwart in den Niederen Tauern.
G. frigida Hänke. Grieskogel, Hohe Zinken.
Campanula Zoysii Wulf. Sulzbachtal.
©. thyrsoidea L. Krebenze.
Phyteuma paueiflorum L. Hochhaide, Hochgolling.
Ph. haemisphaericum L. Eisenhut.
!) Veröffentlicht mit Erlaubnis des hochw. Herrn Priors Dr. G. Spari.
*2) Der Fuß der Krebenze besteht aus Urgestein, der Gipfel aber aus
Kalkgestein. Ich sah daselbst in Höhen von 1400—1700 m Juniperus nana
und Senecio abrotanifolius.
Versammlung der Sektion für Botanik. (99)
Paederota lutea Scop. [= Veronica lIutea (Scop.) Wettst.]. Bei
Gill.
Pedicularis Oederi Vahl. Judenburger Alpen, Hochwart, Niedere
Tauern
Pedicularis Sceptrum Carolınum L. Bei Gaishorn im Paltentale.
Lysimachia thyrsiflora L. Im Paltentale, Admonter Sümpfe.
Artemisia laxa (Lam.) Fritsch. Zinken bei Sekkau.
Aster Tripolium L. Gleichenberg.
Saussurea alpina L. Oberwölser Alpen.!)
Achillea Ptarmica L. Cilli.
Epipogon aphyllus (Schm.) Sw. Schönanger bei St. Lambrecht.
Lloydia serotina (L.) Rehb. Zirbitzkogel.
Streptopus amplexifolius (L.) DC. St. Lambrecht.
Iris Sibirica L. Admont.
Leucojum aestivum L. Stattenberg in Steiermark.
Andropogon Ischaemum L. Marburg.
Festuca pulchella Schrad. Niedere Tauern.
Schließlich veröffentliche ich bemerkenswerte Standorte einiger
Pflanzen von Steiermark:
Sparganium minimum Fr. In Lachen und Sümpfen (1500 m) beim
Antonikreuz (Zeyritzkamp!).
Equisetum hiemale L. Radmerhals bei Eisenerz.
Campanula thyrsoidea L. Trenchtling und Polster.
Pedicularis foliosa L. Polster und Lamingeck.
Gypsophila repens L. Polster und Lamingeck (östlichster Standort
Steiermarks).
Alchemilla anisiaca Wettst. Lamingeck am Trenchtling.
Cirsium Carniolicum Sceop. Stadelstein bei Eisenerz.
Allium Vietorialis L. (Selten blühend!) Zeyritzkampl und Reichen-
stein bei Eisenerz.
Aspidium Thelypteris (L.) Sw. Im Sumpfe bei Tragöß am Fuße
der Pribitzmauer.
Achillea Reichardtiana (— A. Olusiana x A. Clavennae). Auf der
Südseite des Reichensteines bei Eisenerz.
!) Vermutlich am Hohenwart, wo sie nicht selten ist.
(100) Versammlung der Sektion für Botanik.
Zum Schlusse legte Herr Dr. H. Frh. v. Handel-Mazzetti
bemerkenswerte Phanerogamen aus Tirol vor und führte
dazu folgendes aus:
Wenn ich schon seit drei Jahren keine Pflanzen aus Tirol
vorlegte, obwohl ich allsommerlich dortselbst Exkursionen machte,
so geschah dies deshalb, weil ich immer hoffte, einmal darüber
etwas Vollständigeres zum besten geben zu können. Da mir dies
aber nicht so bald möglich sein wird, will ich die bemerkens-
wertesten Funde hier ohne weiteren Zusammenhang bekanntgeben,
wie ja auch meine Exkursionen kurz und sporadisch waren und
vorläufig kein bestimmtes Ziel verfolgten. Es war vielmehr meine
Absicht, mich über die Flora einiger wenig bekannter Gebiete im
allgemeinen zu orientieren. Als eines der interessantesten derselben
erwies sich der Nordwesthang des obersten zu Tirol gehörigen Inn-
tales, d. i. zwischen Pfunds und Tösens und dem Paznauntale. Er
ist charakterisiert durch die kalkreichen sedimentären Bündner-
schiefer mit einer reichen Mischflora und durch das enorm hohe
Ansteigen einer Reihe von nur in tieferen Lagen gewohnten Arten,
weshalb ein Teil meiner Mitteilungen aus Höhenrekorden besteht.
Tief eingeschnittene, kurze Täler mit außerordentlich steilen, nur
mit großer Vorsicht zu begehenden Rasenhbängen, deren Vegetation,
nicht beweidet und nicht gemäht, in einer in der alpinen Region
seltenen Üppigkeit prangt, stempeln ihn auch physiognomisch zum
österreichischen Engadin, das wegen des Vorkommens von altglazialen
Relikten!) noch einer genaueren Untersuchung wert ist, als ich sie
bisher durehführen konnte, da mich beidemale anhaltender Regen
vertrieb. Die Funde aus diesem Gebiete stammen aus dem Jahre
1905, nur jene aus dem Stubental, Gmeiertal und vom Kreuzjoch
und Frudiger Kopf von 1906, im übrigen jene vom Arlberg, aus
dem Fassatal, von Bozen, Ampezzo, Innsbruck, Telfs und vom
Hühnerspiel von 1905, vom Rosengarten, Cavalese und Valsugana
von 1906, vom Vinstgau von 1907.
Dryopteris paleacea Hand.-Mzt.. nova comb. (Aspidium paleaceum
Don., Prodr. fl. Nepalensis, p. 4 [1825] = Aspidium Filix mas
var. Stilluppense Sabransky, Österr. bot. Zeitschr., LII, S. 144.)
!) U. a. auch Taraxacum Pacheri Schltz. (Vgl. meine Monographie, 8. 73.)
Versammlung der Sektion für Botanik. (101)
T.:!) Malga Cengielo an der Cima d’Asta, 1650 m. Daß Sa-
bransky seine Varietät zu A. paleaceum in Gegensatz stellte,
hat wohl darin seinen Grund, daß das Indusium des letzteren
gewöhnlich übertrieben beschrieben wird. Meine Pflanze (vgl.
die in der Österr. botan. Zeitschr., LII, $. 219 angeführten
Standorte) stimmt mit den von Luerssen als Aspidium Filix
mas var. paleaceum bestimmten Exemplaren in dem Herbare
des Ferdinandeums in Innsbruck (vgl. Dalla Torre und
Sarnthein, Flora von Tirol ete., VI, 1, $. 46) vollständig
überein.
Pinus Engadinensis (Heer) Aschers. et Graebn. O.: Am Wege von
Pfunds in das Stubental, 1300 m. (Bei der Alpe Lawens ober
Tösens, 1700 m, wurde jedoch P. silvestris L. gesammelt, auf
die Verbreitung der beiden in diesem Gebiete aber noch zu
wenig geachtet.) J.: Im Gschnitztal am Wege ins Martartal,
1250 m (leg. 1902). M.: An der Waldgrenze oberhalb St. Mar-
tin am Vorberg bei Latsch, 2100 m; unterhalb jenes Ortes
(1700 m) P. silvestris.
Triglochin palustre L. ©.: Alpensumpf oberhalb Lawens bei Tösens,
2230 m. (Höchster bisher beobachteter Alpenstandort.)
Sparganium neglectum Beeby. J.: Sumpfgräben unter Afling (leg.
1898). Hier wohl weiter verbreitet.
Stipa pulcherrima K. Koch [St. mediterranea (Trin. et Rupr.) Asch.
et Gr.]. Hierher, und zwar meist zur f. Gallica (Stev.) Watzl,
gehören alle in Tirol vorkommenden Pflanzen aus der Ver-
wandtschaft der St. pennata, einschließlich der xerothermen
Relikte, z. B. O.: Am Innufer gegenüber von Rietz an heißen
Kalkhängen (leg. mein Bruder Hermann).
Agrostis Schleicheri Jord. F.: Im Gerölle am Aufstieg zum Fedaja-
paß, 1650 m.
Trisetum distichophylium (Vill.) P. B. O.: Auffallend häufig auf den
Bündnerschiefern von der Alpe Komperdill bei Tösens bis zum
Gmeiertal bei Pfunds.
Poa minor Gaud. O.: Heuberg bei Tösens, auf Bündnerschiefer.
1) Bezeichnung der Bezirke nach Dalla Torre und Sarnthein, Flora
von Tirol ete., I, Karte.
(102) Versammlung der Sektion für Botanik.
Poa Cenisia All. O.: Gmeiertal bei Pfunds. Heuberg bei Tösens,
lus. pallens Gaud. P.: Rittjoch bei St. Vigil (leg. 1902).
Poa nemoralis L. var. glauca Gaud. O.: Ober der Flathalpe bei
Landeck. J.: Ober der Lizumalpe im Wattental (leg. 1902).
N.: Im Tale des Mayrbaches bei Proveis (leg. 1902). F.: Auf
einer Wegmauer bei Alba. T.: Osthang der Stelle delle Sute
bei Cavalese, hier bis 2500 m. — Scheint trotz des höchst
auffallenden Habitus doch nur eine Sonnenform zu sein.
Festuca scheuchzeriformis Schur. F.: Contrintal, am Aufstiege zur
Marmolata, 2600 m (leg. 1903). — Außerhalb Tirols von mir
gesammelt: Schweiz: Mattalp am Pilatus, 1600 m; Steier-
mark: Trawiesenalpe am Hochschwab, 1500 m (leg. 1905).
Festuca alpina Sut. *f. nova puberula Hackel. Foliorum bası-
bus et vaginis dense et breviter puberulis a typo dwersa. J.:
Zwischen Fotscherferner und Hochgrafeljoch im Sellraintal,
2600 m (leg. 1902).t)
Festuca Halleri Al. ©.: Heuberg bei Tösens, 2200 m, schon etwas
gegen F. dura Host neigend. N.: Ilmenspitze bei Proveis,
2600 m (leg. 1902).
Carex Lachenalii Schk. (lagopina Wahlbg.). O.: Verbreitet im Ge-
birgskamme zwischen Oberinn- und Paznauntal.
*Carex Pseudoheleonastes Hand.-Mzt. nov. hybr. (dioica X
brunnescens). Rhizoma breviter stoloniferum et caules
fascieulatim vel rarius singulos edens. Caulis erectus, ca.
25cm altus, tenwis, subtriqueter, supra scaber, in tertio infero
foliatus. Folia angustissime linearia, vix ultra 1 mm lata,
longe acuminata, longiludine caulem subaequantia, plana,
margine scabra, vaginis pallide brunneis, opacis. Spiculae
2—4, obovatae, in inflorescentiam anguste ovatam, 10—15 mm
longam dense congestae, bası d', apice Q. Dracteae sieut
folia fulerantia ovatae, acutae, ca. 3 mm longae, scariosae, fer-
rugineae, nervo herbaceo viridi, margine albido. Utri-
culi semierecti, brunnescenti-olivacei, ovati, bracteis paulo lon-
giores nec latiores, leviter striati, in rosirum breve, conicum,
!) In der Österr. botan. Zeitschr., LIIJ, 8.293 und Dalla Torre u.
Sarnthein, Flora von Tirol, VI, 1, S. 253 als F. ovina publiziert.
Versammlung der Sektion für Botanik. (103)
saepe rubellum, apice bidentatum, dorso longe et saepe pro-
fundiuseule sulcatum, margine scabrum attenuati, omnes
steriles.
F.: Wiesenmoor im Talboden der Alpe Sorieia im Duron-
tal bei Campitello, 1950 m (13./VII. 1905).
Die vorliegende Pflanze weicht von C. Heleonastes Ehrh.
in ihren Merkmalen selbst bei genauestem Vergleiche höchstens
durch das Vorkommen ganz kurzer Ausläufer ab. Nur ihre
Sterilität und der für letztere Art ganz unmögliche Standort
lassen den Gedanken an ihren hybriden Ursprung zur Geltung
kommen. Von den in Betracht kommenden Bastarden gleicht
sie am meisten der ©. microstachya Ehrh. (dioica X canescens),
unterscheidet sich aber von ihr durch den auf den Einfluß
der ©. brunnescens zurückzuführenden gespaltenen Schnabel.
Carex Halleri Gunn. (alpina Sw.).M.: Penaudalpe zwischen Schnalser-
tal und Vinstgau.
Carex lepidocarpa Tausch. J.: In dem kleinen Moortümpel östlich
am Großen Lansersee. P.: Im Gadertale hinter Stern (leg.
1902) und St. Cassian, 1650 m. Am Wege von Außerprags
nach Bad Neuprags. T.: Südhang des Passo Cinque croci
bei Borgo, 1900 m, mit ©. Oederi. Zu dieser Art dürfte wohl
die meiste aus Wiesenmooren in Tirol stammende Carex
„flava“ gehören.
* Jarex Schatzii Kneuck. (lepidocarpa X Oederi). J.: In dem Moor-
tümpel am Großen Lansersee.
* Qarex Leutzii Kneuck. (lepidocarpa = Hostiana [ Hornschuchiana]).
J.: Am Standorte der vorigen. P.: Hinter Stern im Gadertal,
1500 m, leg. 1902 (Österr. bot. Zeitschr., LIII, 8. 294, als (©.
fulva). Hierher gehört wohl ein großer Teil der unter letz-
terem Namen aus Tirol angegebenen Pflanzen.
Carex clavaeformis Hoppe. ©.: Gräben am Hange nordöstlich der
Masneralpe bei Pfunds; Quellfluren der Alpenmähder ober
der Alpe Komperdill bei Tösens; beides auf Bündnerschiefer,
2100—2200 m. Eine außer den bei Aschers. et Graebn.,
Syn., II, p. 136 angegebenen Merkmalen !) durch hohen kräf-
1) Die keulige Form der Ähren ist sehr wenig konstant!
(104) Versammlung der Sektion für Botanik.
tigen Wuchs (bis über 70cm), große Schläuche (ca. 4 mm
lang) und dadurch dieke weibliche Ähren mit oft jenen der
O. cuspidata Host fast ganz gleichen Deckblättern ausgezeich-
nete, wenn auch (anscheinend sehr selten) mit CO. flacca Schreb.
dureh Mittelformen verbundene Art, die jedenfalls weit mehr
Selbständigkeit besitzt als C. erythrostachys Hoppe.
* Juncus castaneus Sm. ©.: Zahlreich in einem schlammigen Quell-
sumpf zwischen den beiden Ästen des Gmeiertales bei Pfunds
gleich ober dessen Gabelung im Bestande von Eriophorum
latifolium und mit Juncus triglumis, Carex Davalliana, Tussi-
lago Farfara ete.; Bündnerschiefer, 2400 m; leg. 18./VII.
1906. Dieser Standort der sonst innerhalb der Alpen nur in
den östlichsten Zentralalpen häufigeren Art schließt sich an
die zwei bisher westlich von Salzburg im Engadin!) bekannten
an und ist gleichzeitig der höchstgelegene.
Juncus fuscoater Schrad. J.: Auf Schlamm am Bache in der Völser
Innau (leg. 1900) und in Sumpfwiesen unter Afling (1898);
600 m.
Luzula compacta (E. Mey.) Dalla Torre. O.: Kreuzjoch zwischen
Finstermünz und Paznaun, 2850 m. J.: Nordgrat des Roß-
kogels, 2400 m; Gamskogel im Senderstal, 2660 m (leg. 1399).
E.: Am Wege von Pontigl auf das Hühnerspiel im Walde bei
nur 1400 m (leg. 1901). Dieses jedenfalls auf Verschleppung
beruhende Vorkommen zeugt für die Artberechtigung dieser
Pflanze.
Rumex Acetosella L. M.: Am Pfasereck im Pfossental bis 2600 m.
Oerastium Brueggerianum Dalla Torre et Sarnth. mser. (lanatum X
strietum. — 0. alpinum X strietum Brügg., Jahresber. des
Naturf. Vereins Graubünden, 1881, S. 71). E.: Hühnerspiel
(leg. 1901).
AC. lanato bracteis supremis latissime scarioso-margi-
natis, caulibus strietiusculis, folüis lamceolatis, latitudine triplo
longioribus, breviuscule puberulis et margine longius cihiatıis
vel totis glabrescentibus, a O. stricto bracteis infertoribus an-
!) Die Pflanze aus dem Saminatal in Liechtenstein (Kemp) gehört nach
Murr, Allgem. bot. Zeitschr., 1908, S. 20, zu J. triglumis.
Versammlung der Sektion für Botanik. (105)
gustissime scarioso-marginatis, caulibus humilibus, 4—12 cm
longis, et foliis multo latioribus diversum.
Der Pollen ist genau wie an Exemplaren, die ich am
Brüggerschen Originalstandort auf dem Piz Padella im Enga-
din sammelte, zum allergrößten Teile steril, wobei die ver-
kümmerten Körner in den Falten der thecae haften bleiben.
Minuartia biflora (L.) Schinz et Thellg. (Alsine biflora Wahlbg.).
O.: Frudiger Kopf bei Pfunds, 2690 m, Bündnerschiefer.
Moehringia hybrida Kern. (ciliata X muscosa). B.: Am Touristen-
steig von Ratzes auf den Schlern. F.: Aufstieg zum Fedajapaß.
Ranunculus Kerneri Freyn. O.: Am Rande der Gebüsche bei der
Turmruine Hörtenberg nächst Telfs, 850 m.
Aconitum paniculatum Lam. J.: St. Siegmund im Sellraintal (leg.
1594). F.: Val Lagorai bei Cavalese.
Cardamine Wettsteiniana ©. E. Schultz (alpina X resedifolia). ©.:
Ober der Ascherhütte im Paznauntal.
Draba dubia Sut. M.: Häufig am Pfasereck im Pfossental und am
Niederjöchl bei Latsch. F.: Porta Veseovo im Padonrücken,
auf Augitporphyr, 2550 m, hier mit spärlich behaarten Schötchen,
wie es Schinz und Keller, Fl. d. Schweiz, 2. Aufl., I, S. 227,
erwähnen. Lago Lagorai bei Cavalese, 1900 m.
Draba Carinthiaca Hoppe. O©.: Frudiger Kopf bei Pfunds, 2650 m.
Sawifraga biflora All. F.: Contrintal am Aufstiege zur Marmolata,
2600 m (leg. 1903).
Saxıfraga macropetala Kern. O.: Siüdwestgrat des Muttekopfes bei
Imst, 2700 m, mit Saxifraga oppositifolia L. (leg. mein Bruder
Hermann, 29./VII. 1905). Für die nördlichen Kalkalpen erst
kürzlich mit folgendem Bastarde von der Schindlerspitze am
Arlberg nachgewiesen (Sündermann, Allgem. bot. Zeitschr.,
1907, 8. 147).
Saxifraga Norica Kern. (macropetala X oppositifolia). O©.: Ebenda-
selbst, nicht selten (Herm.).
Saxifraga depressa Sternbg. F.: Nordhang der Stelle delle Sute
bei Cavalese.
Sawifraga Vierhapperi Hand.-Mzt. (androsacea X depressa) (Österr.
bot. Zeitschr., LV, 8. 70). F.: Zahlreich unter dem Kamme
des ganzen Padonzuges an der Nordseite mit den Stammeltern.
(106) Versammlung der Sektion für Botanik.
Der Pollen dieses Bastardes ist immer geradezu schulbeispiel-
mäßig steril.
Saxifraga adscendens L. O.: Frudiger Kopf bei Pfunds.
Potentilla Norvegica L. O.: Ruderalplätze bei Hörtenberg nächst
Telfs (1905—1907).
Lathyrus montanus Bernh. ©.: Fuchsmoos bei Piller im Pitztal,
auf steinigem Boden unter schütterem Buschwerk, 1400 m
(leg. meine Mutter Fredine, 1907).
Euphorbia Oyparissias L. O.: Geradezu charakteristisch auf Bündner-
schiefer in der alpinen Region am Nordwesthang des Inntales
bei Tösens und Pfunds, häufig bis 2400 m, im Gmeiertal bis
2500 m aufsteigend.
Viola calcarata L. ©.: Muttekopf bei Imst (Herm.).
Pirola chlorantha Sw. ©.: Weiler „Höll* bei Telfs (Fred.).
Primula integrifolia L. ©.: Arrezjoch bei Tösens, am Bache gegen
die Alpe Lawens, 2450 m. Der weitaus nordöstlichste bekannte
Standort dieser Art.
Cortusa Matthioli L. O©.: Gmeiertal bei Pfunds, Heuberg bei Tösens,
2000— 2300 m.
Gentiana Favrati Ritt. E.: Hühnerspiel am Brenner mit folgender
Art. B.: Schlern, südlich unter dem Gipfel häufig. V.: An
der Straße westlich der Paßhöhe des Arlberges, 1700 m. Die
Exemplare von letzterem Standorte tragen durch die im unteren
Teile gestreckten Stengel (die obersten zwei Blattpaare hart
an den Kelch gedrückt), kleinere Blüten, nicht dichtrasigen
Wuchs und größere, insbesondere verlängerte Blätter den Ein-
fluß des ungewöhnlich niedrigen Standortes zur Schau.
(entiana brachyphylla Vill. O©.: Arrezjoch bei Tösens. E.: Hühner-
spiel.
Gentiana solstitialis Wettst. B.: Mähder unter der Kölnerhütte im
Rosengarten, auf Quarzporphyr, 1900 m.
(Grentiana tenella Rottb. O.: Arrezjoch bei Tösens.
Stachys labiosa Bert. P., F.: Häufig im Fassa- und Buchensteinertal.
* Melampyrum Velebiticum Borb. (subalpinum f. Carniolicum ©.
Dahl in schedis). A typo calyce brevissime papilloso-setuloso, non
barbato diversum. 'T.: Im Buchenwald am Wege von Grigno
nach Pieve Tesino im Valsugana, 700 m (27./VIII. 1906).
Versammlung der Sektion für Botanik. (107)
Euphrasia Kerneri Wettst. O.: Auf mit Birken bestandenen Wiesen
ober Rietz (Herm.) und ober den Höfen „Höll“* bei Telfs,
900—1050 m, mit E. Rostkoviana Hayne.
Euphrasia Rechingeri Wettst. (Kerneri X Rostkoviana). O.: Ober
den Höfen „Höll“.
Euphrasia brevipila Burn. et Grml. T.: Am Wege von Grigno nach
Pieve Tesino.
Euphrasia hirtella Jord. O.: Im Stubental bei Pfunds am Südfuße
der Gamspleiß, 1950 m.
Euphrasia drosocalyx Freyn. T.: Passo Cinque eroci nördlich von
Borgo, 2000—2100 m, mit E. minima in größter Menge weiß-
blütig, etwas weniger gelb.
Euphrasia Jordanii Wettst. (minima X versicolor). M.: Pfasereck im
Pfossental; häufiger am Südhange des Niederjöchls bei Latsch,
woselbst der Bastard unter Massen von E. versicolor durch
die hellgelbe Färbung seiner großen Blüten auffällt. Der Pollen
ist normal ausgebildet; trotzdem wird man nicht annehmen
dürfen, daß E. versicolor mit gelben Blüten auftritt.
Euphrasia Jaeggii Wettst. (minima X Salisburgensis). O.: Am Süd-
fuße der Gamspleiß im Stubental bei Pfunds.
Alectorolophus rusticulus (Chab.) Stern. V.: Arlbergstraße oberhalb
Rauz, 1700 m. O.: Ober der Alpe Komperdill bei Tösens, 2200 m.
Campanula thyrsoidea L. ©.: Arrezjoch und Masneralpe bei Tösens.
Campanula Cenisia L. O©.: Frudiger Kopf bei Pfunds, gegen die
oberste Mulde des Zanderstales, 2620 m.
Adenostyles crassifolia Kern. P. (extra fines): Alpenweiden südlich
vom Misurinasee, 1750 m.
Artemisia Genipi Web. O.: Parseierspitze beiLandeck, vom Gletscher
bis zum Gipfel verbreitet, 2900—3030 m (leg. mein Bruder
Eduard, 5./VIII. 1905).
Doronicum grandiflorum Lam. (D. Halleri Tausch). O©.: Heuberg
bei Tösens, Gmeiertal und Frudiger Kopf bei Pfunds; Bündner-
schiefer.
Doronicum glaciale (Wulf.) Nym. F.: Auf dem Varos und am Auf-
stiege zur Marmolata im Contrintal, auf Kalk (leg. 1903).
Senecio Tiroliensis Kern. O.: Bündnerschiefergebiet bei Pfunds und
Tösens.
(108) Versammlung der Sektion für Botanik.
Carduus orthosepalus Wallr. (acanthoides X nutans). B.: Am Wege
von Atzwang nach St. Constantin.
Cirsitum Stonum Porta (Erisithales X montanum). B.: Einzeln auf
einer Waldwiese im Tschover Wald am Wege zum Tschager-
joch im Tiersertal, mit den Stammeltern.
Cirsium Sennholzi Eichfd. (heterophyllum X montanum). B.: Mit
vorigem, etwas zahlreicher.
Oorsium flavescens Koch (super-Erisithales X spinosissimum). O.:
Alpe Komperdill bei Tösens; Masneralpe bei Pfunds, stellen-
weise häufig. F.: Pordoijoch, Padonrücken, mehrfach. Dieser
Bastard findet sich auffallend häufig weit über der oberen
Verbreitungsgrenze des ©. Erisithales.
Centaurea alpestris Heg. O©.: Verbreitet auf den Bündnerschiefern
westlich von Pfunds und Tösens, 2000— 2400 m.
Taraxacum laevigatum (Willd.) DC. M.: An Schaflagerplätzen
unter Felsen am Südhange des Niederjöchls bei Latsch im
Vinstgau, 2550 m. Höchster bekannter Standort.
Crepis jubata Koch. J.: Einzeln im Vennatal am Brenner.
Bericht der Sektion für Zoologie.
Versammlung am 10. Januar 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. K. Grobben.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über die Organisation
von Argulus.
Hierauf sprieht Herr Dr. K. Toldt jun.: Neueres über An-
deutungen eines Schuppenkleides bei rezenten Säuge-
tieren.
Nach einer kurzen Besprechung der Arbeiten von M. Weber,
de Meijere, Reh, Römer, Loweg, Stöhr u. a., welche durch
die Untersuchung der Haarstellung bei verschiedenen Säugetieren
einen wichtigen Beleg dafür lieferten, daß die Säugetiere von
schuppentragenden Vorfahren abzuleiten sind, berichtete der Vor-
Versammlung der Sektion für Zoologie. (109)
tragende über die Haut von Vulpes vulpes L., welehe im Zusammen-
hange mit der Anordnung der Haare eine schuppenförmige Profi-
lierung der Oberfläche aufweist.
Wo Haare gleichzeitig mit Schuppen auftreten, wie z. B. am
Sehwanze von Beutelratten, Spitzmäusen und zahlreichen Nage-
tieren, stehen erstere entlang des freien Randes der Schuppen. Bei
manchen Säugetieren, namentlich bei solchen mit starken Haar-
gebilden (bei Stachelschweinen, Stachelratten und Stachelmäusen),
sind dieselben noch so angeordnet, als ob sie hinter Schuppen
ständen; von solchen selbst ist jedoch nichts mehr zu erkennen.
Beim Fuchse stehen die Haare in Gruppen von je drei Haar-
bündeln, deren Austrittstellen nebeneinander in einer nach hinten
konvexen Reihe angeordnet sind. Diese bogenförmigen Reihen
liegen so dicht neben- und hintereinander, daß sie eine deutliche
Schuppenzeichnung hervorrufen. Der Eindruck einer Beschuppung
wird noch dadurch erhöht, daß die einzelnen von den Reihen ab-
gegrenzten schuppenförmigen Hautfelder von vorne unten nach hinten
oben gleichmäßig ansteigen und ihre konvexen Hinterseiten infolge-
dessen kantig vorspringen. Unter einer jeden solchen Kante treten
die drei nebeneinander liegenden Haarbündel einer Haargruppe
hervor; jede solehe Kante entspricht somit einer Haarreihe.
An Körperstellen, an welchen die Haut durch die Bewegungen
des Tieres starken Spannungen, beziehungsweise Faltungen aus-
gesetzt ist (insbesondere in den Achsel- und Schenkelfalten), ist
die Profilierung zarter und ihrer Form nach den verschiedenen Zug-
richtungen der Haut angepaßt.
Das Hervortreten der Hautfelder wird durch flache Erhebungen
der oberen Cutislagen bedingt; die Epidermis zieht über dieselben
gleichmäßig hinweg. Der Vergleich verschiedener Entwicklungs-
stadien zeigt, daß diese Profilierung der Hautoberfläche durch das
Hervorbrechen der Haare verursacht wird und erst beim Erscheinen
der Haarbündel zur vollen Ausbildung gelangt (eirea 14 Wochen
nach der Geburt). Beim Fuchse vertritt das in Bündeln konzen-
trierte Auftreten der zarten Haare die Stärke der einzelnen Haar-
gebilde (Borsten, Stacheln) in den bisher bekannten ähnlichen Fällen.
Da die Haare ontogenetisch früher auftreten als die be-
sprochene Profilierung und die Entstehung und Form derselben
(110) Versammlung der Sektion für Zoologie.
bedingen, ist dieselbe dem phylogenetisch postulierten Schuppen-
kleide gegenüber als eine Parallelerscheinung anzusehen. Auf dieses
ist jedoch die Anordnung der Haare zurückzuführen.
Näheres enthält eine demnächst im „Zoologischen Anzeiger“
erscheinende Mitteilung.
Versammlung am 14. Februar 1908.
Der Vorsitzende, Prof. Dr. K. Grobben, spricht über das
Blutkreislaufsystem von Argulus.
Hierauf hält Herr Dr. Fr. Werner einen Vortrag über Mi-
mikry, an welchen sich eine längere Debatte schließt. Es sprechen
die Herren Prof. Grobben, Dr. Kammerer, Prof. Abel, Kustos
A. Handlirsch und Dr. O. Porsch.
Versammlung am 13. März 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. K. Grobben.
Herr Dr. Walther Sedlaczek hielt einen Vortrag:
Die Nonne in Böhmen im Jahre 190%.
Aus Zeitungsberichten ist bekannt, daß schon seit Jahren bald in diesem,
bald in jenem Teile der Monarchie „Nonnenschäden“ den Wäldern drohen.
Trotzdem der Name dieses Tieres (Lymantria monacha L.) sehr bekannt ist,
sind in Laienkreisen viele falsche Ansichten über seine Naturgeschichte ver-
breitet. So ist zum Glücke der Schaden meistens nicht so groß als man häufig
annimmt, da ja das Holz der befressenen Bäume schließlich doch übrig bleibt
und unter Umständen recht gut verwertet werden kann. Sehr verbreitet ist
auch die Meinung, daß Falterschwärme eine regelmäßige Erscheinung seien;
und doch treten dieselben relativ selten auf. Wir müssen überhaupt für die
meisten Fälle autochthone Entstehung der abnormen Faltermengen annehmen.
Nach Eckstein wird das Verbreitungsgebiet der Nonne im Norden von einer
Linie, die von Perm über Petersburg, Upsala, Bergen nach Liverpool führt,
begrenzt, während die Südgrenze von Brest, Nizza, Ajaccio, Loreto, Konstanza
zur Südspitze der Halbinsel Krim führt. Böhmen liegt also in der Mitte dieses
Verbreitungsgebietes und es ist daher unnötig, für das Auftreten dieses In-
sektes daselbst Einwanderung aus anderen Ländern anzunehmen. Die Nonne
ist im Jahre 1888 zuerst in großer Menge im westlichen Deutschland aufgetreten
und hat sich von da rasch in nordöstlicher und östlicher Richtung verbreitet.
Versammlung der Sektion für Zoologie. (111)
Dies ist jedoch nicht so zu verstehen, als ob eine tatsächliche Wanderung
der Individuen stattgefunden hätte, sondern es werden eben die günstigen
Lebensbedingungen für das Insekt zuerst in den westlichen Gebieten und
später in den mehr östlich gelegenen entstanden sein. In Böhmen wurde seit
dem Jahre 1888 die Nonne beobachtet und diejenigen Forstwirte, welche fast
während der ganzen Zeit mit ihr zu tun hatten, behaupten alle, daß die Ver-
mehrung autochthon eingetreten sei. So berichtete Forstrat Kofistka in der
Generalversammlung des Böhmischen Forstvereines am 29. August 1906, daß
dieser Schädling seit 1888 in den Bezirken Ledet, Kuttenberg, Caslau, Wit-
tingau, Neuhaus und Tabor alljährlich konstatiert wurde. In derselben Ver-
sammlung führte Regierungsrat Klöckner aus, daß sie von 1888—1891 all-
jährlich immer stärker auftrat. Dann brach die „Flacherie* aus und es war
Ruhe bis 1898. 1899 kam sie wieder zahlreicher vor, aber 1900 war sie ver-
schwunden. Von 1902 bis heute steigt wieder die Menge der Falter. Ähnlich
verhielt es sich in anderen Bezirken und als der Falterflug und die Eiablage
im Jahre 1906 wieder sehr stark war, beschloß man, nachdem noch immer
über die Biologie des Insektes und den Wert der Bekämpfungsmethoden große
Meinungsverschiedenheiten herrschten, einschlägige exakte, wissenschaftliche
Beobachtungen und Versuche anzustellen. Mit der Durchführung dieser Ver-
suche wurde die k. k. Forstliche Versuchsanstalt in Mariabrunn betraut und
da ich daselbst Referent für Zoologie bin, fiel mir diese Aufgabe zu.
Aus der umfangreichen Literatur über die Nonne hatte ich ersehen,
daß die große Verschiedenheit der Ansichten unmöglich auf ungenügenden
oder falschen Beobachtungen beruhen könne, sondern in der Sache selbst ihre
Begründung haben müsse, indem das Insekt entweder zu verschiedenen Zeiten
oder an verschiedenen Orten andere Lebensgewohnheiten habe. Ob dies wirklich
der Fall sei, glaubte ich nur auf die Weise ermitteln zu können, daß ich im
Invasionsgebiete mehrere Beobachtungsorte wählte und diese nun abwechselnd
besuchte.
Das Invasionsgebiet erstreckte sich auf den nordwestlichen Teil des
böhmisch-mährischen Höhenzuges in seiner ganzen Ausdehnung, den Brdy-
wald und das Teplergebirge sowie auf die Abhänge des Lausitzer- und Glatzer-
gebirges, im letzteren Falle also auf den nördlichen Teil Böhmens, welcher von
der Elbe im Bogen umflossen wird. In diesen befallenen Teilen des Landes
wählte ich drei Orte als Beobachtungsstationen aus: Kolenee bei Wittingau am
südwestlichen Fuße des böhmisch-mährischen Höhenzuges, Bohdane£ bei Lede&
im mittleren Teile dieses Rückens und Weißwasser, welches beiläufig in der
Mitte des nördlichen Invasionsgebietes gelegen ist. Der Ort Kolenee liegt
zwischen der Luschnitz und NeZarka im Gebiete der großen böhmischen Teiche.
Diese Gegend zeichnet sich durch besonders starke Luftfeuchtigkeit aus;
infolgedessen ist die Vegetation üppig, ohne gerade artenreich zu sein. Einen
besonders schönen Wuchs zeigt dort die Kiefer. Die Stämme werden gegen
30m hoch, sind sehr stark und gerade, die Krone ist hoch angesetzt und
astreich, die Rinde der Bäume dick und großschuppig. Unter dem Kronen-
(112) Versammlung der Sektion für Zoologie.
schirme ist ein hübscher Fichtennebenbestand erwachsen. Auch diese Fichten
haben eine Höhe bis zu 20 m, eine gesunde, gut entwickelte Krone und eine
gute Stammausformung. Der Boden ist zum Teile mit hohen Vaceinien und
frischen Moospolstern bedeckt, zum Teile gedeiht auf ihm allerdings nur die
graue Flechte, welche von den Forstwirten Hungermoos genannt wird, weil
sie sonst nur geringe Bodengüte anzeigt, was hier aber nicht der Fall ist.
Ihr Vorkommen wird in dieser Gegend offenbar nur durch die stark sandige
Beschaffenheit des Bodens ermöglicht, welche ein Austrocknen der allerobersten
Bodenschichte zur Folge hat, während in größerer Tiefe hinreichend Feuchtig-
keit für die Wurzeln der schönen Stämme ist. Der hohe Grad von Luft-
feuchtigkeit begünstigt das Vorkommen der Raupen. So werden z. B. die
prächtigen Eichen auf den Dämmen des Rosenberger und der anderen Teiche
häufig vom Goldafter (Porthesia chrysorrhoea) kahlgefressen, aber Dank der
enormen Luftfeuchtigkeit nehmen die Bäume dadurch keinen Schaden. Es
sei hier an die bei Landwirten und Gärtnern wohlbekannte Regel erinnert:
„Feuchtes Jahr, Raupenjahr, — trockenes Jahr, Fliegenjahr.* Im Kolenecer
(zebiet haben also die Raupen immer günstige Lebensbedingungen und werden
wohl nicht so bald verschwinden.
Ein ganz anderes Bild bieten die Bestände in Bohdane® bei Lede£.
Dieser Ort liegt im Gebiete der oberen Sazava in mäßig koupiertem Terrain;
ursprünglich waren hier Buchenwälder, heute sehen wir fast ausschließlich
Fichte. Der Boden ist nicht sehr feucht, die Vegetation höchst einförmig,
auch die Fauna sehr artenarm. Der Boden in den Beständen ist nur mit ab-
gefallenen Fichtennadeln bedeckt. Es ist klar, daß unter diesen Verhältnissen
die Nonne wenig Feinde findet und sich, wenn günstige Lebensbedingungen
herrschen, ungestört entwickeln kann.
Die meiste Abwechslung haben wir in Weißwasser. Dieser Ort liegt
im Flußgebiete der Iser und es erheben sich in der Nähe die mit Porphyr-
kuppen gekrönten Sandsteinberge des Lausitzergebirges, wie der Bösig, der
Roller ete. In den Niederungen. sind teilweise schöne Fichtenbestände, z. B.
im Tiergarten von Klokocka. Am Fuße der Berge breiten sich Sandflächen
aus, unter welchen zum Teile Ortstein liegt. Natürlich können hier nur kümmer-
liche Kiefernbestände fortkommen. Da verdient das Hungermoos, welches
den Boden überzieht, mit Recht seinen Namen. Zwischen diesen beiden Ex-
tremen gibt es aber auch Standorte, an welchen schöne Kiefern mit Fichten
in Mischung oder als Unterholz ihr Gedeihen finden.
Schon an diesen nicht sehr weit voneinander entfernten Beobachtungs-
stationen zeigten sich wichtige Unterschiede. Ich besuchte die beschriebenen
Orte zum erstenmale, als noch die Bestände intakt waren und die Bäume den
Keim zu ihrem Verderben in der Gestalt der Nonneneier unter den Rinden-
schuppen trugen. In Bohdane@ war ein hoher Perzentsatz der Eier an den
untersten Stammpartien zu finden. In Weißwasser war das Maximum des Ei-
belages in einer Höhe von 4—6m, in Kolenee in einer solchen von 6—8 m.
Diese für die Bekämpfung höchst wichtige Erscheinung mußte ich wenigstens
Versammlung der Sektion für Zoologie. (115)
versuchen zu erklären. Es kam mir zuerst der Gedanke, daß die Höhe des Ei-
belages nur von zwei Momenten abhängig sein könne. Da die Nonne als Raupe
nie auf den Boden zu gelangen braucht, wenn sie genügende Nahrung in den
Kronen findet, ist das erste Moment, daß die Eier genügend geschützt sind, das
zweite, daß die Raupen möglichst schnell zum Fraßplatze gelangen. Nun sind
allerdings die Bäume in Bohdane& an vielen Orten tief herab beastet, die nicht
sehr hohen Kiefern in Weißwasser haben die Rinde schon in geringerer Höhe
glatt als die in Kolenee und würden diese Umstände mit den erwähnten An-
forderungen stimmen. Es waren aber auch die Fichten in Kolenee nur in
größerer Höhe mit Eiern belegt, ein Umstand, der darauf hinwies, daß für die
Höhe der Eiablage auch andere, unbekannte Faktoren maßgebend waren. So
verschiedenartig der Eibelag war, trat doch das nächste wichtige Phänomen,
nämlich das Ausschlüpfen der Raupen, überall fast am selben Tage ein. Es ist
dies eben von der Witterung abhängig und diese war in ganz Böhmen gleich.
Unmittelbar nach dem Ausschlüpfen aber zeigten schon die Räupchen
an.verschiedenen Orten ein verschiedenes Verhalten. Sie blieben nämlich
manchmal länger in sogenannten „Spiegeln“ beisammen, manchmal dagegen
stiegen sie sofort zur Krone auf. Es hängt diese Erscheinung offenbar mit
dem Umstande zusammen, daß von den einen Räupcehen die Schalen der so-
eben verlassenen Eier befressen werden, von den anderen aber nicht. Dieses
verschiedenartige Verhalten hat natürlich schon zu Kontroversen in der
Literatur geführt. Ich habe im vorigen Jahre die Beobachtung gemacht, daß
Räupchen, die im feuchten Raume ausgeschlüpft waren, die Eischalen befressen
haben, während solehe in trockener Luft dies nicht taten. Das glaube ich
auf den Umstand zurückführen zu können, daß die von Janin beschriebene
Zellschichte, welche während der Embryonalentwicklung zwischen Amnion
und Serosa übrig bleibt, nur bei Luftfeuchtigkeit sich längere Zeit hält, in
trockener Umgebung jedoch bald eindorrt und so die Raupen gezwungen werden,
andere Nahrung aufzusuchen. Es ist da, wie ich glaube, eine Anpassung an
die Witterungsverhältnisse, indem eben bei feuchtem Wetter die Raupen in
der Nähe der Eischalen verweilen, bei Trockenheit sich aber bald zerstreuen
müssen; der Fraß nahm daher an den drei Beobachtungsstationen einen ver-
schiedenen Verlauf. Wesentlich anders aber war das Verhalten der Raupen
an Kiefern als an Fichten. An der Fichte frißt die junge Raupe nur die zarten,
eben ausgebrochenen Nadeln. An Kiefern dagegen kann sie schon die alten
Nadeln befressen. Damit hängt zusammen, daß die Fichte früher kahl ge-
fressen wird, denn die junge Raupe braucht in derselben Zeit viel mehr von
den frischen Nadeln und wenn sie größer geworden ist, fallen ihr doch die
alten Nadeln zum Opfer. Bei der Kiefer, die später austreibt, werden nur bei
sehr starkem Fraße auch die jungen Triebe angegangen, außerdem entlastet
sich dieser lichtkronige Baum eher. Die Folge dieses Verhaltens war in den
oben beschriebenen Beständen zu Kolenee und Weißwasser, daß die Raupen
im Laufe des Sommers nach und nach von den Kiefern auf das Fiehtenunter-
holz herabkamen und dasselbe kahl fraßen. Einen ganz anderen Verlauf
Z. B. Ges. 58. Bd. h
(114) Versammlung der Sektion für Zoologie.
zeigte der Fraß in Bohdanee. Dort wurden schon vom Anfange an infolge
des tiefen Eibelages durch die in Brusthöhe angebrachten Leimringe zahl-
reiche Raupen am Aufstiege in die Krone verhindert. Diese Räupchen ver-
fertigten nun unter den Ringen von einem Stamme zum anderen Gespinst-
brücken, sogenannte Nonnenschleier. Es waren ihrer so viele, daß ich glaubte,
als ich zum ersten Male einen solchen Bestand von der Ferne sah, es liege
Nebel am Boden. Natürlich mußten diese Räupchen infolge Nahrungsmangel
zugrunde gehen. In der nächsten Zeit kamen nur sehr wenige Raupen in
Bohdane€ sowie auch an den beiden anderen Versuchsstationen herab. Erst
am 27. Mai mehrten sich in den geleimten Beständen in Bohdanee die Raupen
unter den Ringen und einige Tage später bemerkte man eine Verdiekung der
Fichtenendtriebe. Das Herabspinnen der Raupen hörte aber bald wieder auf
und die Triebe wurden eher wieder schmäler. Die erwähnte scheinbare Ver-
diekung rührte nämlich von einem massenhaften Ansammeln kleiner Raupen
daselbst her, die nicht mehr fraßen und dem Tode anheim fielen. Als sie
dann abgestorben waren und eintrockneten, nahm natürlich die Stärke der
Wipfeltriebe wieder ab. Erst am 10. Juni kamen wiederum die Raupen in
größerer Menge herab und vom 12. Juni an sammelten sich dieselben aber-
mals in den Wipfeln an und bildeten Knollen von oft wunderlicher Form.
Trotz starker Verbreitung und intensiven Auftretens der Krankheit
waren noch immer viele überlebende Raupen vorhanden, aber auch diese
gingen später zum größten Teile ein, indem sie aus den Kronen herabfielen
und auf der Erde rasch in Verwesung übergingen. Dieser beschriebene Ver-
lauf der Raupenepidemie scheint mir darauf hinzuweisen, daß es sich um
mehrere Krankheitsformen handelte. Man glaubt es nur mit einer Krankheit zu
tun zu haben, weil mehrere Symptome gemeinsam sind. Dies gilt z. B. von der
Farbe des Sputums und der Erscheinung des „Wipfelns“. Nach meiner Ansicht
können aber beide Anzeichen sehr wohl bei verschiedenen Krankheiten auf-
treten. Wenn man eine Raupe einige Stunden hungern läßt, tritt, wenn man
den Körper mäßig zusammendrückt, aus dem Maule ein brauner Saft statt
des grünen wie bei gesunden Tieren. Nun heißt es in der Literatur, daß
dieser braune Saft ein Zeichen für die Erkrankung an „Flacherie“ sei. Füttert
man jedoch eine gesunde Raupe, welche gehungert hat und infolgedessen
braun spuckt, mit frischen Nadeln, so spuckt sie wieder grün, weil eben die
grüne Farbe nur vom Chlorophyll, das mit der Nahrung aufgenommen wird,
herrührt und dieses sich im Darme bald ändert. Selbstverständlich werden
kranke Raupen keine Nahrung aufnehmen und daher braun spucken, sich
also durch dieses Symptom von anderen hungernden Raupen nicht unterscheiden,
Ähnlich verhält es sich mit dem „Wipfeln“. Es erscheint das Gebaren
beim Wipfeln der Raupen ganz unerklärlich. Ein Förster sagte mir ganz
treffend, es komme ihm vor, als ob die Raupen blind seien. Nun, ich glaube,
das Sehvermögen der Raupen ist so schwach, daß selbst sein Verlust nicht
so bedeutende Folgen haben könnte. Dagegen ist mir aufgefallen, daß das
Spinnvermögen der wipfelnden Raupen reduziert erscheint. Wenn das zutrifft,
Versammlung der Sektion für Zoologie. (115)
könnte man sich allerdings eine Erklärung konstruieren. Bekanntlich spinnt
die Raupe beim Aufwärtskriechen über senkrechte oder nahezu senkrechte
Flächen eine Art Strickleiter. Beim Herabkommen dagegen zieht auch das
erwachsene Tier immer einen Faden nach sich, so daß man annehmen muß,
das Spinnvermögen sei für die Raupen zur normalen Fortbewegung unbedingt
notwendig. Bei Verlust desselben könnte also eine Raupe dort, wo früher
andere gekrochen sind, emporsteigen, da sich ja die alten Gespinstfäden
wenigstens zum Teile noch vorfinden werden, bei der Abwärtsbewegung aber
kann sie den gewohnten Faden nicht nach sich ziehen und muß entweder
oben bleiben oder herabfallen. Ich untersuche gegenwärtig die Spinndrüsen
kranker und gesunder Raupen und konnte auch schon einige Unterschiede
feststellen.
In Bohdane& kamen in den von Flacherie befallenen Teilen sehr wenige
Raupen zur Verpuppung und auch von diesen entwickelten sich nur wenige
zum Falter. In Kolenee und Weißwasser dagegen machte der größte Teil die
Entwicklung durch. Bezüglich der Puppen hatte man beim letzten Nonnen-
fraß in Deutschland die Erfahrung gemacht, daß sie meist an tieferen Stamm-
partien und am niederen Unterwuchse zu finden waren. In Böhmen dagegen
fand im vorigen Jahre die Verpuppung meistenteils in größerer Höhe statt.
Ein starker Falterflug konnte von mir nur in Kolenee und Weißwasser
beobachtet werden. Besonders im letztgenannten Gebiete war die Zahl der
Schmetterlinge eine so enorme, daß man an manchen Stellen das Schwärmen
mit einem Schneegestöber vergleichen konnte und, wenn man mit dem Wagen
durch den Wald fuhr, ersterer bald mit Faltern bedeckt war. Über einige
Erscheinungen möchte ich noch meine Erfahrungen mitteilen, nämlich über
die Zeit des Schwärmens, den Anflug gegen Licht und über die Bildung von
Wanderschwärmen.
Der Zeitpunkt des Falterfluges ist weniger an bestimmte Stunden der
Nacht als an die herrschende Temperatur gebunden. Die Falter flogen so-
lange als die Temperatur über 15°C. war. Sank sie unter diesen Punkt, so
hörte der Flug auf, begann aber wieder, wenn es etwas wärmer wurde. Man
konnte daher oft schon gegen 11 Uhr keinen Schmetterling mehr fliegen sehen,
manchmal dauerte das Schwärmen bis gegen 2 Uhr nachts. Die für einen
Nachtfalter scheinbar widersinnige Eigenschaft, gegen das Licht zu fliegen,
glaube ich mir bei der Nonne dadurch erklären zu können, daß diese im Walde
nur in der Richtung, von welcher wenn auch spärliches Licht durch die Zweige
einfällt, &eradlinig fliegen kann, ohne in die Gefahr zu kommen, an ver-
schiedene Gegenstände anzustoßen und sich die Flügel zu lädieren. Damit
würde auch im Einklange stehen, daß, wie ich durch Versuche feststellte, die
Falter lieber gegen abgeblendetes Licht, z. B. Lampions, als gegen offene
Flammen anfliegen. Die größere, beleuchtete Fläche entspricht nach dem Ge-
sagten mehr den natürlichen Verhältnissen als der intensiv leuchtende Punkt.
Ich fragte im vorigen Jahre einmal einen Förster, ob er auch Falter-
schwärme beobachtet habe. Dieser erwiderte, er habe noch keinen gesehen
h*
(116) Versammlung der Sektion für Zoologie.
und wenn einer vorkommen würde, so hätte derselbe keine Bedeutung, weil
Ja die eiertragenden Weibchen wegen ihrer Schwere doch nicht mitfliegen
könnten. Ich entgegnete, daß in der Literatur ja vielfach von Falterschwärmen
gesprochen werde, und weiters, daß dort, wo solche eingefallen waren, selbst an
Orten, wo früher gewiß keine Nonnen waren, z. B. auf Hausdächern, massen-
haft Eier gefunden worden seien. Der Herr Förster ließ sich dadurch aber nicht
von seiner Meinung abbringen und meinte, das könne wohl in der Literatur,
aber nicht in der Natur vorkommen. Als ich dann später sah, wie die Weibchen
gleich nach dem Ausschlüpfen aus der Puppe schon infolge ihres schweren
Hinterleibes zum weiten Fluge wenig geeignet erschienen, dachte ich unwill-
kürlich, der Förster habe doch recht. Die Berichte über Falterschwärme sind
aber so zahlreich und so glaubwürdig, daß man sie nicht für falsch erklären
kann. Wir müssen eben auch hier besondere Voraussetzungen annehmen. Man
hat nämlich in neuerer Zeit feststellen können, daß die Geschlechtsorgane bei
derselben Insektenart zur Zeit, da die Imago die Puppenhülle verläßt, bald
mehr, bald weniger entwickelt sein können und daß dies von der Ernährung
der Larve abhängig sei. Auch in unserem Falle scheint es mir, daß eine An-
passung an die gegebenen Verhältnisse vorliege. Hat ein starker Fraß oder
gar Kahlfraß stattgefunden, so werden viele schlecht ernährte Raupen vor-
handen sein, die sich aber doch noch zum Falter entwickeln können. Die
Ovarien solcher Weibchen werden jedenfalls nicht so groß sein, als wenn den
Raupen reichliche Nahrung zur Verfügung gestanden wäre. Diese Exemplare
werden sohin die Fähigkeit haben, das kahlgefressene Gebiet zu verlassen
und einen anderen, wenn auch weit entfernten Ort zur Gründung der neuen
Generation aufzusuchen.
Über die Bedeutung der Feinde der Nonne aus dem Tierreiche können
wir, ehrlich gestanden, noch nichts Bestimmtes sagen. Es ist bekannt, daß es
sich hierbei hauptsächlich um die Tlachinen, die Ichneumonen und die Vögel
handelt. Zur Erhaltung der beiden genannten Insektengattungen sammelt
man die Raupen und Puppen und „zwingert sie ein“. Die „Zwinger“ werden
mit Netzen bedeckt, deren Maschenweite so groß ist, daß wohl die Fliegen und
Schlupfwespen, welche sich im Behälter entwickeln, nicht aber die Falter aus-
schwärmen können. Dies beruht auf der Erfahrung, daß ein großer Teil der
Schmarotzer seine Entwicklung zur Imago gleichzeitig mit dem Schädlinge
selbst beendet. Es kommen also viele Fliegen schon im Herbste aus. Welcher
Prozentsatz davon wird den nächsten Sommer, wenn wieder Raupen da sind,
erleben? Auch wenige können uns ja Nutzen bringen; steht aber dieser in
einem Verhältnisse zu den aufgewendeten Kosten für ihre Erhaltung? Im
großen angewandt, summieren sich selbst kleine Auslagen ganz gewaltig.
Soweit ich beobachtet habe, sind dort, wo Kahlfraß war, keine Vögel
zu sehen gewesen. Diese der Sonne und dem Winde exponierten Örtlich-
keiten in Verbindung mit anderen Folgeerscheinungen, z. B. dem Gestanke
des verwesenden Raupenkotes, machen unseren Sängern den Aufenthalt da-
selbst wohl nicht angenehm. Ich bin selbstverständlich wie jeder denkende
Versammlung der Sektion für Zoologie. (117)
Mensch ein Freund des Vogelschutzes, aber ich habe gerade bei dieser Ge-
legenheit wieder gesehen, daß derselbe nur in Verbindung mit einem ratio-
nellen allgemeinen Naturschutze durchführbar ist. Freilich wird zur Erforschung
dieser Wechselbeziehungen noch viele und ernste Arbeit notwendig sein.
Bericht der Sektion für Koleopterologie,
Versammlung am 20. Februar 1908.
(Konversationsabend.)
Vorsitzender: Herr F. Heikertinger.
I. Der Vorsitzende legt Probetafeln des demnächst erschei-
nenden Werkes von E. Reitter, Fauna germanica (Käfer), vor.
Die Herausgabe dieses Werkes, das 4—5 Bände mit ca. 200 Tafeln
umfassen soll, erfolgt durch den Deutschen Lehrerverein für Natur-
kunde.
II. Weiters spricht Vorsitzender über einen zweifellos prak-
tischen Arbeitsteilungsmodus, in der Weise gedacht, daß eine Gruppe
von Sammlern die einzelnen Koleopterenfamilien zwecks Deter-
mination unter sich aufteilt.
III. Sprecher weist darauf hin, welch’ ein reiches Arbeitsfeld
sich dem auf einem Spezialgebiete tätigen Sammler in bezug auf
biologische und verbreitungsgeographische Tatsachen eröffnet, cha-
rakterisiert unter Vorlage der wichtigsten diesbezüglichen Werke
den gegenwärtigen Stand der biologischen Literatur über Koleo-
pteren und gibt eine kurze Anleitung zu einfachen biologischen
Beobachtungen.
Derselbe legt im Anschlusse hieran selbstangefertigte Larven-
zeichnungen von Haltieinen sowie einen Teil seines Herbars vor,
welches sich lediglich aus Standpflanzen der Haltieinen mit Fraß-
bildern der letzteren oder deren Larven zusammensetzt. Dem Eim-
wurfe, daß das für den Sammler Erreichbare bereits längst bekannt
sei, begegnet Sprecher durch Anführung einer Anzahl eigener neuer
oder verbessernder Beobachtungen.
(118) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
So wird z. B. erwähnt, daß Psylliodes luteola Müll. in allen
einschlägigen Werken als auf Solanaceen lebend und speziell den
Kartoffeln schädlich angegeben wird. Das Tier findet sich aber
keineswegs auf Nachtschattengewächsen, es berührte in der Ge-
fangenschaft die ihm vorgelegten Blätter verschiedener Solanaceen
nicht, lebt dagegen in großen Mengen auf Eichen (Quercus lanu-
ginosa Lam., Bisamberg, 1./VII. 1905, 30./VIII. 1899 ete.; Quercus
sessiliflora Sm., Eichkogel bei Mödling, 4./VII. 1906, 22./VII. 1906
ete.). (Herr Dr. E. Hille bestätigt dieses Vorkommen aus eigener
Erfahrung.)
Da sich der Käfer übrigens auch auf anderen Gesträuchen,
z. B. Ulmus campestris L. (Prater, 27./VI. 1907 ete.), in Anzahl
findet, wäre die Aufklärung seiner Entwicklung eine dankenswerte
Aufgabe.')
An Solanum tuberosum L. (Kartoffel) lebt nur Psylliodes affınis
Payk., manchmal in so ungeheuren Mengen, daß die Pflanzen von
ihr oft völlig zerfressen sind (Hadersfeld, 1./VIl. 1906; Lang-Enzers-
dorf, 1./IX. 1907 ete.).
IV. Sprecher weist des weiteren darauf hin, daß ein wesent-
licher Mangel der koleopterologischen Handbücher, das Fehlen von
Angaben über die so wiehtigen Erscheinungszeiten der Käfer, durch
Beschaffung genauer Daten zu beheben sei. Die Flugzeit (Paarungs-
zeit, innerhalb welcher die Tiere in Massen und in beiden Ge-
schlechtern auftreten) ist bei vielen Käfern eine sehr kurze (2 bis
3 Wochen), sie differiert gerade bei den Arten einer Gattung oft
beträchtlich und ihre Beobachtung und Aufzeichnung ist daher für
die Kenntnis der Entwicklungsumstände der Arten von Wert. Die
Angabe einer Jahreszahl auf Fundortzetteln ist von geringerem
Werte und wäre zweckmäßig durch Angabe eines Monatsdatums
zu ergänzen.
!) Alle jene Herren, welche über biologische Beobachtungen an phyto-
phagen Koleopteren verfügen oder sich für ein diesbezügliches Studium inter-
essieren, werden gebeten, sich mit dem Referenten (Adresse: Franz Heiker-
tinger, Wien, X./l, Staatsbahngasse 7) ins Einvernehmen zu setzen.
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (119)
Versammlung am 5. März 1908.
(Vortragsabend.)
Vorsitzender: Herr Direktor L. Ganglbauer.
Herr Dr. K. Holdhaus hält einen Vortrag: „Über die Koleo-
pterenfauna der Insel Elba.“
Eine ausführliche Arbeit über dieses Thema wird in Kürze
an anderer Stelle erscheinen.
Hierauf spricht Herr Direktor L. Ganglbauer über die
Rassen von Molops (Tanythrix) edurus De;).:
Das Verbreitungsgebiet des Molops edurus erstreckt sich, so-
weit bisher bekannt, über den Kanton Tessin, die Bergamaskeralpen,
die Alpen von Süd-Judikarien, den Monte Baldo und die lessinischen
Alpen. Weiter im Westen oder Osten scheint die Art bisher nicht
nachgewiesen zu sein. Auf dem Baldo und in den lessinischen
Alpen findet sie sich oft in Gesellschaft des nahe verwandten M.
marginepunctatus Dej. Auf dem Plateau der Sette Communi fand
ich mit meinem Freunde Pinker nur den letzteren.
Molops edurus liegt mir vom Monte Generoso im Kanton Tessin,
vom Monte Grigna und durch Herrn Nißl auch vom Piz Arera in
den Bergamaskeralpen, vom Val Sorina westlich von Storo, vom
Val Lorina am Fuße der Cima Tombea, vom Monte Pari, vom Val
Scaglia und vom Monte Notte bei Pieve di Ledro in Judikarien,
ferner vom Monte Baldo und endlich aus den lessinischen Alpen
vom Campo grosso vor. Nach diesem ziemlich umfangreichen Ma-
teriale sind drei Rassen des M. edurus auseinander zu halten.
Bevor dieselben besprochen werden, sei bemerkt, daß sich
bei M. edurus die 9 von den 0‘, abgesehen von den einfachen
Vordertarsen, durch bedeutendere Durchsehnittsgröße, geringeren
Glanz der Oberseite, wesentlich breiteren Körperbau, diekeren Kopf,
breiteren Halsschild, breitere, im allgemeinen kräftiger gestreifte
Flügeldecken, weniger dieke Schenkel und zahlreichere Borsten-
punkte am Hinterrande des sechsten Abdominalsternits unterscheiden.
Die westliche Rasse, welche dem Kanton Tessin und den
Bergamaskeralpen angehört, differiert von den edurus des Monte
(120) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
Baldo und der lessinischen Alpen durch bedeutendere Durchsehnitts-
größe (Länge 165—21 mm), wesentlich gestrecktere Körperform,
an den Seiten weniger stark gerundeten, vor den Hinterecken
stärker und in größerer Ausdehnung, bei manchen J’ selbst so stark
wie bei marginepunctatus ausgeschweiften Halsschild, länger ge-
streckte, an den Seiten flacher gerundete Flügeldeeken, besonders
auffällig aber durch die bei beiden Geschlechtern feinen, beim
oft bis auf Spuren etloschenen Rückenstreifen derselben.
Die nach einem angeblich aus Piemont stammenden J be-
schriebene Feronia edura Dej. (Spee. Col., III, p. 312) ist schon nach
der Angabe über die Skulptur der Flügeldecken (leur stries sont
tres peu marquees et & peine distinetes) auf diese Rasse zu be-
ziehen. Dejean vergleicht ferner seine F. edura mit F. fasciato-
punctata und gibt in bezug auf den Umriß des Halsschildes keine
anderen Unterschiede an, als daß bei edura die Vorderecken weniger
spitz und die Seiten vorne weniger gerundet sind. Letzteres gilt
von der westlichen Rasse der edura, nicht aber von der Rasse des
Baldo und der lessinischen Alpen, bei der die Seiten des Hals-
schildes in der vorderen Hälfte stärker gerundet sind als bei Ptero-
stichus fasciatopunetatus. Dejeans Abbildung der F. edura (Icon.
Col. d’Europe, III, Pl. 139, Fig. 2) ist nach Chaudoir (Stett. Ent.
Zeit., 1859, S. 125) schlecht und entzieht sich deshalb einer Deutung.
Hingegen stellt die von Chaudoir als genau bezeichnete Abbildung
der edura in Jacquelin Duvals Genera des Coleopteres d’Europe
(I, Pl. 12, Fig. 60) vortrefflich ein 9 (aber nicht, wie Chaudoir
sagt, ein 9) der westlichen Rasse dar, welche als die echte Feronia
edura Dej. zu betrachten ist.
Von Molops edurus Dej. unterschied Chaudoir (l. e., S. 125)
nach vier weiblichen Exemplaren seiner Sammlung einen M. corpu-
lentus, der von Reitter (Wien. Ent. Zeitg., 1853, S. 256) nach den
Typen für identisch mit edurus erklärt wurde. Von edurus hatte
aber Reitter außer einem aus Chaudoirs Sammlung vorgelegenen
og‘, das er als „extrem schwach gestreift“ bezeichnet, nur Baldo-
Stücke vor sich und auf solche paßt auch die Beschreibung des
corpulentus Chd.
Die als edurus corpulentus zu bezeichnende edurus-Rasse vom
Monte Baldo und von den lessinischen Alpen ist vom typischen
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (121)
edurus der Tessiner- und Bergamaskeralpen in der Körperform und
Skulptur der Flügeldecken, namentlich im weiblichen Geschlechte,
so verschieden, daß es recht begreiflich erscheint, wenn Chaudoir
in seinem corpulentus eine eigene Art erblickte. Doch ist an eine
spezifische Verschiedenheit nicht zu denken. M. edurus corpulentus
ist wesentlich kürzer gebaut als der typische edurus. Der Hals-
schild ist an den Seiten in konvexerer Kurve gerundet und vor den
Hinterecken weniger stark und in geringerer Ausdehnung aus-
geschweift, die Flügeldecken sind im Umriß kürzer und an den
Seiten mehr gerundet, ihre Rückenstreifen sind beim Q@ ziemlich
. tief, aber weniger tief als bei marginepunctatus, beim d' bisweilen
ebenso tief wie beim 9, meist aber seichter und nur ausnahms-
weise ziemlich fein. Die Penisunterschiede sind unbedeutend.
Länge 15—20 mm.
Die edurus-Formen aus Judikarien halten nicht nur geo-
graphisch, sondern auch hinsichtlich der Rassenmerkmale in der
Körperform und in der Ausbildung der Dorsalstreifen der Flügel-
decken zwischen der typischen Form und edurus corpulentus die
Mitte und bilden eine intermediäre Rasse, die unter dem Namen
edurus transbenacanus (Lacus Benacus, der Gardasee) unterschieden
sei. M. edurus transbenacanus ist in beiden Geschlechtern kürzer
gebaut als der typische edurus, Halsschild und Flügeldecken sind
an den Seiten kaum stärker gerundet als bei diesem und merklich
schwächer als bei edurus corpulentus. Vor den Hinterecken ist der
Halsschild wenigstens bei den c’ sanfter und in geringerer Aus-
dehnung als beim typischen edurus ausgeschweift und die Flügel-
decken sind im Umriß kürzer als bei diesem, aber gestreckter als
bei edurus corpulentus, was besonders bei den 9 auffällt. Die Rücken-
streifen der Flügeldecken sind durchschnittlich feiner und seichter
als bei edurus corpulentus und beim c' oft ebenso fein wie bei
der typischen Form. Im Val Lorina am Fuße der Cima Tombea
tritt diese Rasse in auffällig kleinen, nur 14—17 mm langen Stücken
auf, bei welchen die Rassencharaktere, namentlich in der Halsschild-
form, am prägnantesten zum Ausdruck kommen. Bei den größeren
Stücken vom Val Sorina westlich von Storo, vom Monte Pari, Val
Seaglia und Monte Notte bei Pieve di Ledro ist der Halsschild vor
den Hinterecken in der Regel etwas stärker ausgeschweift. Doch
(122) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
scheint es mir geraten, alle edurus-Formen aus Judikarien unter
edurus transbenacanus zusammenzufassen. Sie stehen der typischen
Form entschieden näher als der corpulentus-Rasse, sind aber nach
der Halsschildform der & und dem kürzeren Umriß der Flügel-
decken der 9 mit jener nicht gut zu verbinden.
Stierlin hat (Mitteil. d. Schweiz. Ent. Ges., Bd. X, 1902, S. 425)
nach Stücken vom Kanton Tessin eine Tanythriz ticinensis be-
schrieben, dieselbe mit 7. marginepunctata Dej. verglichen und von
dieser hauptsächlich durch breiteren Halsschild und sehr schwache
Streifen der Flügeldecken unterschieden. Herr Otto Leonhard in
Blasewitz, der die Stierlinsche Sammlung erworben hat, war so
gütig, mir die in derselben als ticinensis Stierl. steckenden sechs
Stücke zur Ansicht zu senden. Drei derselben, von welchen zwei
mit der Nadeletikette „Ghidini A., Ct. Tieino“ versehen und bei
der Übereinstimmung mit der Beschreibung als Typen der ticinen-
sis zu betrachten sind, gehören zum typischen edurus; die drei
weiteren, wohl nur aus Versehen von Stierlin beigesteckten Stücke
(zwei davon mit der Provenienz: „Holdhaus, Campo grosso“) gehören
zu marginepunctata. Auf die letzteren paßt die Beschreibung der
ticinensis in keiner Weise und sie kommen daher nicht in Betracht.
T. ticinensis Stierl. ist somit zur typischen edura zu ziehen.
Tanythrix Heydeni Hopffg. (Wr. Ent. Zeitg., 1853, S. 119) mit
der falschen Fundortsangabe: „Gebirge bei Kronstadt in Sieben-
bürgen“ ist, wie Reitter (Wr. Ent. Zeitg., 1883, S. 180 und 257)
bekannt gemacht hat, nach einem in einer Kronstädter Sammlung
ohne Provenienzangabe vorgefundenen corpulentus-Weibcehen be-
schrieben.
Die drei hier unterschiedenen Rassen des Molops (Tanythrıx)
edurus Dej. sind:
1. edurus corpulentus . . . . Monte Baldo, Lessinische Alpen
Molops corpulentus Chaud., Stett. Ent. Zeitg., 1859, S. 125.
Tanythrix Heydeni Hopftg., Wr. Ent. Zeitg., 1885, S. 119.
Tanythrix edura Reitt., Wr. Ent. Zeitg., 1883, S. 256.
2. edurus transbenacanus Ganglb. supra . Alpen von Judikarien
3. edurus edwus . . . . Tessiner- und Bergamaskeralpen
Feronia edura Dei Spee. gen. Col., Vol. III, 1826, S. 312.
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (123)
Molops edurus Dej., Chaud., Stett. Ent. Zeit., 1859, S. 125.
Tanythrix tieimensis Stierl., Mitteil. d. Schweiz. Ent. Ges.,
Bd. X, 1902, S. 425.
Bei Tanythrix zeigt sich wieder die Unzuverlässigkeit älterer,
nicht auf spezielle Fundorte bezugnehmender Provenienzangaben.
Dejean bezeichnete die Montagnes du Piemont als Heimat seiner
Feronia edura und auch Chaudoir versetzte seinen Molops corpu-
lentus in die piemontesischen Alpen. Es ist aber sehr zweifelhaft,
ob Molops edurus überhaupt in Piemont vorkommt. Wahrschemlich
ist es nicht.
Die edurus-Formen mit schwach ausgebildeten oder beim d'
bis auf Spuren erloschenen Dorsalstreifen der Flügeldecken haben
sich in der Skulptur von der Stammform, aus der die drei Rassen
hervorgegangen sind, jedenfalls weiter entfernt als die Formen mit
wohl ausgeprägten Dorsalstreifen. Die westliche Rasse steht daher
in dieser Hinsicht der Stammform ferner als die beiden anderen,
bestimmt aber nach dem Prioritätsgesetze als die zuerst beschriebene
den Speziesnamen und wird deshalb als typische Form bezeichnet.
Mit Ausnahme der drei Arten der Untergattung Tanythrix
(marginepunctatus Dej. vom Baldo, den lessinischen Alpen und vom
Hochplateau der Sette Communi, edurus Dej. und senilis Schaum
von den penninischen Alpen) kommen alle Molops-Arten auf der
Balkanhalbinsel vor. Apfelbeck führt in seiner Käferfauna der
Balkanhalbinsel (Bd. I, 1904, S. 216—235) 32 Arten der Unter-
gattung Molops s. str. und eine Art der auf Montenegro und die
Nachbargebiete beschränkten Untergattung Stenochoromus auf. Von
den 32 Arten der Untergattung Molops sind nur zwei weiter ver-
breitet: piceus Panz. bis Kleinasien und über den größten Teil von
Mitteleuropa, westwärts bis ins Seine-Becken, aber nicht bis Eng-
land, und elatus F. über Österreich-Ungarn, die Schweiz, Süd- und
Mitteldeutschland bis in die Niederlande. Molops alpestris Dej. und
robustus Dej. sind bis Südungarn, Molops striolatus F. ist über den
Karst bis in die Venetianeralpen und ovipennis Chaud. über die
südlichen Ostalpen und den Innenrand der Westalpen bis in den
toskanischen Apennin vorgedrungen. Molops byzantinus Apf. wurde
auch auf der kleinasiatischen Seite des Bosporus, im Alem-Dagh,
nachgewiesen. Alle übrigen Arten der Untergattung Molops s. str.,
(124) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
die in jüngster Zeit durch Apfelbecks Entdeckungen in Albanien
noch um einige vermehrt wurden, sind auf die Balkanhalbinsel be-
schränkt. Wir haben somit ohne Zweifel auf der Balkanhalbinsel
den Entwicklungsherd der Gattung Molops und dürfen annehmen,
daß auch die Stammform der bei der nahen Verwandtschaft ihrer
drei Arten evident monophyletischen Untergattung Tanythrix öst-
lichen Ursprungs ist. Wenn wir bei dieser die gemeinsamen Tany-
thrix-Charaktere voraussetzen, so besaß sie wie Stenochoromus meh-
rere Marginalborsten des Halsschildes und unterschied sich sonst
von den übrigen Molops-Arten im wesentlichen nur durch den Mangel
der äußeren Basalstriche des Halsschildes und durch das Vorhanden-
sein borstentragender Grübchen im fünften Zwischenraume der
Flügeldecken. Das sind Charaktere, die bei manchen Arten der
nahe verwandten Gattung Pferostichus (es sei nur auf die Rassen
des Pterostichus eristatus Duf. und maurus‘ Duftschm. verwiesen)
nicht einmal spezifische Bedeutung besitzen. M. edurus hat sich
beim Vordringen nach Westen weiter differenziert und daher steht
seine westliche Rasse der Stammform ferner.
Zur Vorlage gelangt das aus 95 Stücken bestehende edurus-
Materiale aus der Sammlung des Hofmuseums.
Allgemeine Versammlung
am 4. März 1908.
Vorsitzender: Herr Präsident Prof. Dr. R. v. Wettstein.
Der Generalsekretär Herr Josef Brunnthaler macht folgende
Mitteilungen:
Se. k. u. k. Hoheit der durchl. Herr Erzherzog Franz Salvator
gewährte huldvoll der Gesellschaft eine Subvention von 50 K.
Das hohe k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht hat eine
Subvention von 2000 K angewiesen.
Der löbl. Gemeinderat der Stadt Wien bewilligte eine Sub-
vention von 1500 K.
Bericht über die allgemeine Versammlung.
(125)
Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten:
a) ordentliche:
PIAB
Herr Böhm Leopold, stud. phil., Wien, XX.,
Pasettistraße 27 }
Fräul. Breuer Alice, Bür Ehhllährerin,
Wien, VIII./2, Florianigasse 67 .
Herr Cerny ale stud. a ur
Gürtel 3 ;
„ Ebner Richard, une) Phae ac VII,
Langegasse 26 . 2
„ Frimmelv. Traisenau Bra) ran,
IV./1, Schlüsselgasse 3 .
Fräul. Gottlieb Hedwig, Wien, VIIL, Al.
bertgasse 30 .
Herr Hafferl Franz, nen Mödling,
Tobi inestraße 20 an
„ Hübl Paul, Bürgerschullehrer, Wien,
II., Kronprinz Rudolfstraße 14
Kubart, Dr. Bruno, Assistent am bot.
Laboratorium d.k.k. Universität Graz
»„ Kübler Karl, k. k. Ober-Offizial, Wien,
X11./4, Stichlrenseadse 3
»„ Maidl Franz, stud. phil., Wien, VII,
Daungasse 4 . 2
„ Petrak Franz, stud. ia ER. vi,
dienste aße 11.
„ Pia, Julius v., Wien, VIIL, ee 3]
Popp Wilhelm, ne Innsbruck,
Maria Theresienstraße 24
»„ Stummer Albert, Weinbau-Assistent
des k. k. Ackerbau -Ministeriums,
Wien, XVIII., Kutschkergasse 3
Vorgeschlagen durch:
den Ausschuß.
den Ausschuß.
J. Brunnthaler, Dr. P. Kammerer.
Dr. J. Bischof, Dr. F. Werner.
Dr. A.v. Hayek, R. Schrödinger.
H. Karny, Dr. A. Rogenhofer.
J. Brunnthaler, Dr. F. Werner.
den Ausschuß.
J. Brunnthaler, Dr. 0. Porsch.
den Ausschuß.
J.Brunnth., Dr. Bar. Handel-Mazz.
J. Brunnth., Dr. Bar. Handel-Mazz.
H. Kaıny, Dr. A. Rogenhofer.
J. Breit, A. Winkler.
J. Brunnthaler, Prof. L. Linsbauer.
b) unterstützende:
Herr Chlupacek Anton, städt. Lehrer,
Wien, IV./2, Belvederegasse 17 .
„ Blaschke, Dr. Friedrich, Wien, IV./2,
Heugasse 62
den Ausschuß.
Prof. O. Abel, Dr. A. Rogenhofer.
Als Geschenke sind eingelaufen:
Von Frau Regierungsrat Schrank: Ein Ölgemälde und ein
Fensterbild (Diapositiv) des Botanikers Schrank.
(126) Bericht über die allgemeine Versammlung.
Von Herrn Prof. Dr. V. Sehiffner: 300 Laub- und Lebermoose
für das Herbar der Gesellschaft.
Die Versammlung votiert den Spendern den Dank.
Hierauf hält Herr Hofrat Dr. Th. R. v. Weinzierl einen Vor-
trag: „Beiträge zur Mechanik der Keimung.“
Der Vortragende hat Versuche über die Wachstumsenergie
der vier Hauptgetreidearten angestellt, welche folgende Resultate
ergeben. Nur jene Keimlinge erreichen die Oberfläche, bei welchen
die Coleoptile noch nicht vom ersten Laubblatt durchbrochen ist.
Die Coleoptile wirkt lediglich mechanisch. Die Versuche im Dun-
kein ergeben bessere Resultate als jene im Lichte. Die Wachstums-
energie ist beim Weizen am größten, es folgt hierauf Roggen, dann
Gerste und zum Schlusse Hafer. Die geleistete Arbeit dagegen ver-
hält sich umgekehrt. Die Coleoptile besitzt eine verdickte Cutieula
und ist an einer Stelle verdünnt, um das Hervorbrechen des ersten
Laubblattes zu ermöglichen. Diese verdünnte Stelle liegt nicht an
der Spitze, sondern seitlich, so daß ein Schlitz entsteht.
(Vergl. die ausführliche Arbeit: Zur Mechanik der Embryo-
entfaltung bei den Gramineen. Wiesner-Festschrift, 1908, S. 379
bis 395, Taf. XII —XVI.)
Herr Dr. Paul Kammerer spricht über:
Experimentell erzielte UÜbereinstimmungen zwischen Tier
und Bodenfarbe.
(Mit Demonstration lebender und präparierter Tiere.)
Meine Begleitworte zu den aufgestellten Objekten knüpfen an
den Vortrag über Mimikry an, den Dr. Franz Werner in der
Sektion für Zoologie vor kurzem gehalten hat.!) Dr. Werner hat
ja in die Mimikryfrage das gesamte Problem der schützenden Ähn-
lichkeiten einbezogen und hat den beachtenswerten Versuch ge-
macht, einen konkreten Fall soleher Ähnlichkeit statt — wie bisher
meist üblich — durch Zuchtwahl, viel einfacher durch direkte
!) „Die Mimikryfrage.“ Siehe diese „Verhandlungen“, Bd. LVIII, 1908,
S. (110). Ferner vom selben Autor: „Das Ende der Mimikryhypothese?“ Biol.
Zentralblatt, Bd. XXVI, Nr. 6, S. 174—185.
Bericht über die allgemeine Versammlung. (127)
Anpassung zu erklären. Die blattförmigen Auswüchse nämlich
mancher auf reichbelaubten Zweigen lebenden Fang- und Gespenst-
heuschrecken scheinen durch Hypertrophie gewisser Körper-
teile in feuchter Atmosphäre zu entstehen; in trockenen Ge-
senden entbehren die nächsten Verwandten der betreffenden Heu-
schreckenarten jener blattartigen Anhängsel und gleichen dadurch
wieder den dort häufigeren, fast kahlen-Stengeln und dürren Halmen.
In der Diskussion, welche der genannte Vortrag anregte, habe
ich darauf hingewiesen, daß wir bei Erklärung vieler schützender
Ähnliehkeiten durch direkte und ebenso dureh funktionelle An-
passung nicht mit der bloßen Vermutung stehen bleiben müssen,
sondern daß es möglich ist, exakte Beweise hierfür beizubringen.
Ich erwähnte schon damals, daß es mir gelungen sei, beim Feuer-
salamander (Salamandra maculosa Laur.), wenn auf schwarzer
Erde gehalten, fast völligen Schwund der gelben Flecke zu be-
wirken, umgekehrt das Gelb vorherrschend zu machen, wenn die
Versuchstiere auf gelber Lehmerde gepflegt werden.
Mehrere Belegexemplare von Salamandern, die dergestalt eine
„Sehutzfärbung“ angenommen haben, führe ich heute vor, ebenso
Je eine Erdkröte (Dufo vulgaris Laur.), die sich im gleichen Sinne
verändert zeigt, das heißt, ihre braungraue Grundfarbe ist auf Lehm
rotgelb, auf Humus schwarz schattiert.
Bezüglich Anordnung und Ablauf des Experimentes sei
folgendes bemerkt:
1. Geschwindigkeit und Vollständigkeit der morphologischen
Umfärbung sind desto bedeutender, mit je jüngeren Tieren man
arbeitet; doch lassen auch Arterwachsene den experimentellen Mit-
teln gegenüber nicht jede Plastizität vermissen.
2. Von den Kröten wurden beim Beobachtungsbeginn mög-
lichst gleichgefärbte Exemplare verwendet, von den Salaman-
dern aber kamen auf gelbe Erde solche mit möglichst wenig
Gelb, auf schwarze Erde solche mit möglichst wenig Schwarz.
Je ein bei Versuchsbeginn konserviertes Exemplar beider Reihen
läßt das Ausmaß der stattgefundenen Veränderung noch deutlicher
erscheinen.
3. Die Flecke der Exemplare mit anfänglich wenigem Gelb
vergrößern sich, gewinnen ein unregelmäßig gebuchtetes Aussehen
(128) Bericht über die allgemeine Versammlung.
"und fließen, sobald sie sich berühren, in Quer- und Längsbinden
zusammen; zwischen den alten, nunmehr stark ausgedehnten ent-
stehen aber auch neue Flecke, zunächst von punkt- oder tropfen-
förmiger Gestalt, die ebenfalls rasch gelappte Fortsätze bekommt. Bei
den Exemplaren mit anfänglich vielem Gelb ist der Vorgang genau
der umgekehrte: die unregelmäßig konturierten Flecke runden sich
während ihrer Verkleinerung zur Kreis- und Punktform ab, bevor
sie endgültig verschwinden. Einige der mitgenommener Exemplare,
die etwas älter sind als ihre Genossen und daher in bezug auf
Reaktionsgesehwindigkeit hinter diesen zurückbleiben, stellen Über-
sangsstadien dar, welche jenen Vor- und Rückbildungsprozeß des
gelben Pigmentes sehr schön veranschaulichen.
4, Zur Durchführung des Umfärbungszustandes, wie er sich
gegenwärtig darbietet, waren rund drei Jahre erforderlich, also eine
überraschend kurze Zeit, wenn in Vergleich gestellt zu den Epochen,
die für das Zustandekommen jener Variation durch Selektionspro-
zesse beansprucht werden müßten. Von Selektion kann natürlich
im vorliegenden Falle keine Rede sein, da die Abänderung bereits
in ein und demselben Individualdasein Platz gegriffen hat, noch
ohne Mitwirkung der Vererbung.
Die Frage nach den physikalischen Ursachen der Farbanpassung
muß ich vorerst mit Zurückhaltung beantworten. Ich beziehe mich
dabei abermals auf einen früher in dieser geschätzten Gesellschaft,
und zwar von mir selber gehaltenen Vortrag „Über künstliche
Tiernigrinos“,') in welchem ich ein Exemplar von Salamandra
maculosa zeigte, das den heute vorliegenden Produkten mehrjähriger
Pfiege auf schwarzer Erde täuschend ähnlich sah; der Zeichnungs-
sehwund und das Überhandnehmen der schwarzen Grundfarbe waren
aber damals nieht mit der Farbe des Substrates in Zusammenhang
gestanden, sondern mit Trockenhaltung, beziehungsweise Ge-
währung des einem Amphibium unentbehrlichen Feuchtigkeitsmini-
mums. Auch der reziproke Versuch, Vermehrung und Ausdehnung
der gelben Flecke in großer Nässe, ist für die Erdmolche bereits
in positivem Sinne erledigt. Da sich nun herausstellt, daß Lehm-
erde stärker hygroskopisch ist als Gartenerde, demnach unter
!) In diesen „Verhandlungen“, Bd. LVII, 1907, S. 134—136.
Bericht über die allgemeine Versammlung. (129)
gleichen Bedingungen stets wasserhaltiger ist, während Gartenerde
rasch trocknet und dann die bekannte krümelig-staubige Beschaffen-
heit aufweist, so dürfte wenigstens der eine von den physikalischen
Faktoren, der Feuchtigkeitsgrad, in seiner Bedeutung für das
Gedeihen des gelben Pigmentes auf Kosten des schwarzen (und
umgekehrt) erkannt sein.
Gleichwie es sonach mit der Feuchtigkeit bereits geschehen,
muß nun noch die Farbe des Bodens einerseits sorgfältig isoliert,
anderseits mit der Feuchtigkeit in abgeänderter Weise kombiniert
werden. Diesem sich logisch ergebenden Programm zufolge sind
Versuche im Gange, in denen die Kröten und Salamander einer-
seits auf gelbem und schwarzem Papier und nicht auf Erde ge-
halten werden, anderseits wiederum auf den bezeichneten Erdsorten,
wobei diesmal die schwächer hygroskopische schwarze Erde ständig
durchnäßt, die stärker wasseraufnehmende gelbe Erde künstlich
ausgedörrt wird. Schon jetzt deuten die Ergebnisse an, daß die
komplexen Faktoren „Gelbe Erde“ und „Schwarze Erde“ zur Feuch-
tiskeits- mindestens noch eine Lieht-, wahrscheinlich auch eine
Temperaturwirkung addieren.
Dies gilt von den bisher herangezogenen Landtieren. Nur
die Licht- und vielleicht die Temperaturwirkung kann natürlich
bei Wassertieren zur Geltung kommen, welche mit der Farbe
des Gewässergrundes übereinstimmen. Diesbezügliche Dauerexperi-
mente an der Bartschmerle (Nemachilus barbatulus L.) führt Herr
stud. 8. See&rov in unserer Biologischen Versuchsanstalt. Selbst
in den kleinen Transportgläsern sind die auf hellem Gestein hell
gewordenen und ganz besonders die auf schwarzem Gestein schwarz
gewordenen Schmerlen nicht immer leicht wahrzunehmen. In der
Dunkelkammer unterbleibt die Reaktion.
Die Übereinstimmung zwischen Bodenfarbe und Tier kann
auch dadurch verursacht werden, daß letzteres einfach Bodenbestand-
teile verzehrt und auf diese Weise eine Art Vitalfärbung an
sich vollzieht. Kaulquappen der Knoblauchkröte (Pelobates fuscus
Laur.), Süßwasserschnecken der Gattungen Limnus, Planorbis
und Physa und Larven des pechschwarzen Wasserkäfers (Hydro-
philus piceus L.), durchwegs Versuchstiere unseres rastlosen Mit-
arbeiters Dr. Franz Megusar, werden auf einem durch Eisenoxyd
Z.B. Ges. 58. Bd. i
( 130) Bericht über die allgemeine Versammlung.
rot gefärbten Boden gehalten, wie er sich bekanntlich auch in vielen
Naturgewässern vorfindet. Von den genannten drei Tierspezies sind
zwei, die Kaulquappen und Schnecken, omnivor und füllen ihren
Darm den darin enthaltenen organischen Resten zuliebe reichlich mit
dem roten Bodenschlamm; die Wasserkäferlarven sind karnivor und
überfallen Schnecken, die zuvor schon rosthältigen Schlamm in sich
aufgespeichert hatten. So gelangt dort direkt, hier indirekt viel Eisen-
oxyd in den Körper und verleiht auch den an der Körperoberfläche
gelegenen Organen eine dauerhafte rostbraune Farbe, welche makro-
skopisch von echter Pigmentierung nicht zu unterscheiden ist und
das Tier nunmehr in der übereinstimmend gefärbten Umgebung
schwer sichtbar macht. Die Größe dieser in einfachster Weise und
kürzester Zeit hervorgebrachten Veränderung lehren nochmals die
mitgebrachten Kontrollexemplare, welche in normaler Umgebung
leben und keinen Rost zu fressen Gelegenheit haben.
So manche wirkliche Deckfarbe, welche wie die zuletzt vor-
gelegte dem unbewaffneten Auge als Eigenfärbung erscheint, mag
sich unter dem Mikroskop als Einschluß von Fremdkörpern
(z. B. Nahrungsstoffen oder endozoischen Algen) erweisen!
Schließlich demonstriert Herr K. Reichert:
Neue Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate zur Sichtbar-
machung ultramikroskopischer Teilchen.
Alle diejenigen, welche die Fortschritte des Mikroskopes in
den letzten Jahrzehnten beobachtet haben, werden die Wahrneh-
mung gemacht haben, daß die Bemühungen der Optiker in erster
Linie darauf gerichtet waren, die Definitionskraft des Mikroskopes
durch die Vergrößerung des Öffnungswinkels der Objektive und
andererseits durch vollendete Farbenkorrektion die Leistungsfähig-
keit des Mikroskopes zu erhöhen. Die Arbeiten von Abbe und
von anderen hervorragenden Forschern haben zu dem Ergebnisse
geführt, daß mit den derzeit der Optik zur Verfügung stehenden
Mitteln größere Fortschritte auf diesem Gebiete kaum zu erwarten
sind, sondern daß vielmehr auf anderem Wege, wie z. B. durch An-
wendung besserer Beleuchtungsmethoden oder neuer Lichtquellen
mit mehr oder weniger kurzwelligem Lichte, noch Erfolge zu er-
Bericht über die allgemeine Versammlung. (131)
warten sein dürften. Die in den letzten Jahren auf diesem Gebiete
unternommenen Versuche haben bestätigt, daß durch die Anwen-
dung geeigneter Beleuchtungsmethoden selbst bei schwachen Ver-
größerungen mit Trockenobjektiven vieles unserem Auge sichtbar
gemacht werden kann, das früher selbst mit den stärksten Ver-
srößerungen und Immersionsobjektiven nicht sichtbar gemacht
werden konnte. Als ein Hilfsmittel zu diesem Zweck hat sich die
Einführung der Dunkelfeldbeleuchtung mit künstlichen stärkeren
Lichtquellen gezeigt. Die Dunkelfeldbeleuchtung ist eine allbekannte
Einrichtung; ohne genügend starke Lichtquellen und ohne Spiegel-
kondensor gibt sie jedoch keinen bedeutenden Effekt. Erst durch
die Anwendung starker Liehtquellen mit Hilfe des Spiegelkondensors
oder ähnlicher Einriehtungen ist es möglich geworden, eine hin-
länglich starke Beleuchtung zu erzielen, um kleine Objekte oder
Teile derselben sozusagen selbstleuchtend zu machen.
Die ersten Einrichtungen zur Verwendung stärkerer Licht-
quellen gingen bekanntlich von Dr. Siedentopf und Dr. Zsig-
mondy aus. Seit dieser Zeit hat sich auch meine optisch-mecha-
nische Werkstätte mit der Herstellung von Apparaten zur Sichtbar-
machung ultramikroskopischer Teilchen beschäftigt und war dabei
von dem Grundsatze geleitet, einerseits die Leistungsfähigkeit be-
kannter Apparate zu erhöhen und andererseits dieselben zu verein-
fachen und der Allgemeinheit mehr zugänglich zu machen. Während
vor etwa drei Jahren zur Sichtbarmachung der ultramikroskopischen
Teilchen im Blut, der Spirochaeten usw. noch wenigstens eine
Bogenlampe von 10—20 Ampere und andere kostspielige Hilfs-
apparate notwendig waren, kann man dies heute mit dem ein-
fachen Spiegelkondensor und mit Liliput- oder Grätzinlampe, was
bekanntlich billiger und einfacher ist, erreichen.
Die ältere bekannte Einrichtung zur Sichtbarmachung ultra-
mikroskopischer Teilchen oder, wie man auch sagen kann, die
extrafokale Dunkelfeldbeleuchtung war jene von Dr. Siedentopf
und Dr. Zsigmondy. Abbe hat eine zweite Dunkelfeldbeleuch-
tung für Immersionsobjektive konstruiert.
Beide Methoden kann man kurz dahin charakterisieren, daß
man mit einem schmalen Lichtkegel das Objekt beleuchtet und
dasselbe mit einem Objektiv großer Apertur abbildet.
j*
(132) Bericht über die allgemeine Versammlung.
Bei der in meiner Werkstätte konstruierten Dunkelfeldbeleuch-
tung wird gerade umgekehrt verfahren, d. h. es werden alle Licht-
strahlen von 0—0°95 ausgeschaltet und das Objekt nur mit Strahlen
höherer Apertur von 1'05—1'40 beleuchtet und mit Objektiven ge-
ringerer Apertur von 0:3—1'20 abgebildet.
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Fig. 1. Fig. 2.
Diese Methode hat vor der älteren folgende Vorzüge: 1. Größere
Ausnützung der Lichtquelle, 2. kann man jedes beliebige Trocken-
objektiv ohne besondere Zurichtung verwenden, 3. erzeugt sie keine
nachteiligen Beugungsbilder, die bei der früheren Methode auftreten.
In Fig. 1 veranschaulicht der innere Kreis die ältere Methode
der Beleuchtung von Abbe mit Apertur von 0'2 und der äußere
schwarze Kreis die neue Beleuchtung mit Apertur 0:'95—1'40,
woraus ersichtlich ist, daß diese Anordnung etwa neunmal licht-
stärker ist.
Das hauptsächlichste Hilfsmittel dieser neuen Methode ist ein
Spiegelkondensor. Derselbe besteht im wesentlichen aus einer Plan-
konvexlinse, von welcher der mittlere Teil der gekrümmten Fläche
Bericht über die allgemeine Versammlung. (135)
abgeschliffen ist. Die dadurch entstandene Planfläche ist genau
parallel zur Planfläche der Linse. Der noch übrig bleibende Teil
der Krümmung ist versilbert. Der Strahlengang in dem Kondensor
ist in Fig. 2 abgebildet. Ein von der Lichtquelle a ausgehender
Strahl wird vom Spiegel nach b reflektiert, von da nach b’ und b”;
dasselbe geschieht auch mit einem zweiten Strahl, der von e kommt;
dieser wird auch nach b und
b und b” reflektiert. Die
Blende Bl schaltet alle Strah-
len aus dem Beleuchtungs-
büschel aus, deren Apertur
geringer als 1:05 ist. Sie ist
dicht vor die erste Planfläche
der Spiegellinse gesetzt, da-
mit keine störenden Reflexe
auftreten können. Diese
Blende kann weggeklappt
werden, wodurch die gewöhn- ee ls ie - €
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liche Spiegelbeleuchtung her-
gestellt wird. Aus der Fig. 2
geht auch hervor, daß alle
Strahlen, welche in den Kon-
densor eintreten und die Aper-
turen von 1'05—1'40 haben,
an der Oberfläche des Deck- ie ie
glases eine totale Reflexion a
erleiden, somit ein Eintreten Fio. 3
u
der beleuchteten Strahlen in
das Beobachtungsobjektiv absolut ausgeschlossen ist. Das Objektiv
kann nur Strahlen aufnehmen, die innerhalb des Präparates eine
Ablenkung von ihrer ursprünglichen Richtung durch Beugung er-
fahren haben, und diese abgebeugten Strahlen sind es auch, welche
im Mikroskop wahrgenommen werden. Die Spiegellinse des Konden-
sors entwirft ein stark leuchtendes Bild der Lichtquelle in der Ebene
des Präparates. Das letztere muß, da die Entfernung der Lichtquelle
wegen der kurzen Brennweite des Kondensors belanglos ist, immer
gleich weit von der zweiten Planfläche des Kondensors entfernt sein,
(134) Bericht über die allgemeine Versammlung.
eine Forderung, welcher Objektträger von bestimmter Dicke ent-
sprechen müssen. Wird diese Bedingung nicht erfüllt, so ist die
Leistung des Kondensors eine unvollkommene; beispielsweise ge-
langen dann kleinere ultramikroskopische Teilchen im Blute nicht
mehr zur Wahrnehmung. Dieser Umstand führte zu einer etwas
abweichenden Konstruktion eines Spiegelkondensors, welcher in
Fig. 3 dargestellt ist. Hier ist die Spiegellinse durch einen Glas-
körper ersetzt, welcher die
Gestalt eines Kegelstumpfes
hat. Der Strahlengang inner-
halb des Kegelstumpfes ist
aus der Fig. 3 zu ersehen.
Die Lichtstrahlen treffen
hier weniger konzentriert das
Objekt, dafür ist aber die
N __ Einhaltung einer bestimmten
AT i } .
7 Objektträgerdieke nicht not-
| wendig. Es können Objekt-
| träger von 1—2'5 mm mit
dem gleichen Vorteil ver-
wendet werden. Für solche
Fälle, wo Lichtquellen von
genügender Intensität vor-
handen sind, ist dieser Kon-
densor besonders empfehlens-
wert. Der erstbeschriebene
Kondensor A gibt nicht nur
mit Sonnen- oder Bogenlicht
gute Resultate, sondern auch bei Anwendung von Lichtquellen ge-
ringerer Intensität, z. B. mit den sogenannten Liliputbogenlampen,
die an jede Glühlampenleitung angeschlossen werden können, ebenso
leistet die Nernstlampe gute Dienste. — Fig. 4 zeigt den Spiegel-
kondensor gefaßt, zum Aufklappen eingerichtet, um denselben an
Stelle des gewöhnlichen Abbeschen Beleuchtungsapparates in den
diaphragmatischen Apparat des Mikroskopes einzusetzen.
Obwohl nun die Anbringung eines solchen Spiegelkondensors
an neuen, großen Mikroskopen gar keinen Schwierigkeiten unter-
Bericht über die allgemeine Versammlung. ( 155)
liegt, so ist es doch ganz anders, wenn ein solcher Spiegelkondensor
zu einem bereits vorhandenen Mikroskop nachgesendet werden soll.
Es muß in diesem Falle der Abbesche Kondensor oder die Zylinder-
blende eingesendet werden, was manchmal umständlich und mit
Zeitverlust verbunden ist. Aus diesem Grunde wurde der Versuch
gemacht, eine solche Form des Kondensors zu finden, daß er ohne
jede Anpassung an jedes beliebige Mikroskop anzubringen ist. Nach
einer Anzahl von Versuchen ist auch dieses Ziel erreicht worden.
Der neue Spiegelkondensor Fig. 5, der nach seiner äußeren
Form kurz „Plattenkondensor“ benannt ist, wird nicht wie der
frühere an Stelle des Abbeschen Beleuchtungsapparates gebracht,
sondern einfach auf den Tisch des Mikroskopes gelegt; Bedingungen
sind nur, daß die Öffnung des Tisches 15 mm groß und ein Plan-
spiegel vorhanden ist, Bedingungen, welchen auch das einfachste
Mikroskopstativ genügen dürfte.
Die Spiegellinse des Kondensors ist in eine Glasplatte einge-
kittet, welche mit einer entsprechenden Höhlung versehen ist. Die
mittleren Strahlen des Beleuchtungskegels werden durch eine mit
der unteren Fläche der Spiegellinse fest verbundene Metallblende
136 Bericht über die allgemeine Versammlung.
g
zurückgehalten. Das Ganze ruht in einem metallenen Rahmen, der
durch zwei gewöhnliche Mikroskopklemmen auf der Tischplatte
festgehalten wird. Der Apparat kann demnach in Verbindung mit
jedem Mikroskop gebraucht werden, ohne daß die Einsendung eines
Teiles von diesem zwecks Anpassung notwendig wäre.
Die Lichtstärke des Spiegelkondensors wurde noch dadurch
erhöht, daß die sogenannte „innere Apertur“ desselben herabgesetzt
wurde. Diese hat jetzt den Wert 0-85—1'40 gegenüber dem frühe-
ren von 1’05—1'40. Die lineare Ausdehnung des beleuchtenden
Ringes ist also fast um das Doppelte gestiegen. Der Apparat gibt
mit Glühlieht, besonders mit dem bekannten „Grätzinlicht“ so gute
Resultate, daß sogar die schwer sichtbar zu machende Spirochaete
pallida bei der angegebenen Anordnung deutlich zu sehen ist. Er
dürfte daher nicht nur für Forschungszwecke, sondern auch für prak-
tische Ärzte und viele andere Untersuchungen ein nicht zu unter-
schätzendes Hilfsmittel für diagnostische Zwecke darstellen.
Die Manipulationen beim Gebrauch des Plattenkondensors sind
dieselben wie bei dem früheren Spiegelkondensor. Das Zentrieren
des ersteren, welches mit Hilfe eines schwachen Mikroskopobjektivs
und eines ebensolchen Okulares geschehen muß, wird durch eine
auf der Oberfläche der Spiegellinse eingeritzte Marke erleichtert.
Bevor der Objektträger, welcher ungefähr die Dieke von 1 mm
haben muß, auf den Kondensor gebracht wird, muß durch einen
Tropfen Zedernöl eine homogene und möglichst blasenfreie Verbin-
dung zwischen beiden hergestellt werden. Es kann dann mit Trocken-
objektiven beliebiger Stärke und Apertur beobachtet werden. Um
den verschiedenen Beleuehtungsmethoden Rechnung zu tragen,
wurde eine Revolverblende angebracht. Die Einrichtung dieser
Blende ist eine solche, daß man den Strahlengang und die Inten-
sität derselben durch Einschalten größerer oder kleinerer Blenden
regulieren kann und daß man von der Dunkelfeldbeleuchtung zur
gewöhnlichen Spiegelbeleuchtung, also zur Beleuchtung mit durch-
fallendem Licht, einfach durch einen Druck auf die Blende über-
gehen kann. Das zu starke Licht kann durch Einschalten farbiger,
matter Gläser gemildert werden. Diese Einrichtung wurde zur
Unterscheidung von dem einfachen Plattenkondensor F „Konden-
sor F mit Revolverblende“ genannt.
Referate. (137)
Referate.
Dunbar. Zur Frage der Stellung der Bakterien, Hefen und Schimmel-
pilze im System. Die Entstehung von Bakterien, Hefen und Schimmel-
pilzen aus Algenzellen. München und Berlin, R. Oldenbourg, 1907. 60 >.
und 5 Taf.
Die vorliegende Schrift ist eine Verirrung, welche man gerade von
einem Bakteriologen (der Autor ist Direktor des Hygienischen Institutes in
Hamburg) am wenigsten erwarten sollte. Verfasser glaubt nachgewiesen zu
haben, daß sich aus „Reinkulturen“ von Algenzellen Bakterien, Hefen und
Schimmelpilze entwickeln. Er scheint dabei übersehen zu haben, daß gewisse
Algen, beispielsweise Stichococeus, bei verschiedener Versuehsanordnung und
speziell bei organischer Ernährung sehr vielgestaltig sind, auch farblose Formen
bilden und weiters, daß es nachgewiesen ist, daß eine wirkliche Reinkultur
von einer Alge immer nur wieder dieselbe Alge gibt, wenn auch bei geänderten
äußeren Faktoren morphologische Veränderungen auftreten. Die Algenmem-
branen sind fast immer mit Bakterien besiedelt und darauf ist es wohl zu-
rückzuführen, daß Verfasser trotz aller sonstiger bakteriologischer Vorsichts-
maßregeln unreine Kulturen erhielt. Es ist zu bedauern, daß eine so große
Arbeitszeit und so viel Energie auf diese Weise verschwendet wurden. Der
Wissenschaft wurde mit dieser Arbeit kein Dienst erwiesen; es dürfte kaum
einen Botaniker geben, der diese Verirrung ernst zu nehmen geneigt ist.
J. Brunnthaler.
Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Mit besonderer Berücksichtigung von
Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zum Gebrauch in den Schulen
und zum Selbstunterricht. Von Dr. G. Hegi, Privatdozent an der Uni-
versität München und Kustos am kgl. Botanischen Garten. A. Pichlers
Wwe. & Sohn in Wien. 70 monatliche Lieferungen a 1 K 20h.
Diese Flora, welche sich besonders durch ihre vorzügliche illustrative
Ausstattung auszeichnet, ist in erster Linie für Liebhaber der Botanik be-
stimmt, wird aber gewiß auch von jedem Fachbotaniker gerne benützt werden.
Eine Erklärung der wichtigsten botanischen Art- und Varietätsbezeich-
nungen ist vorausgeschickt. Eine allgemein verständlich gehaltene Einführung
in die Anatomie und Morphologie folgt hierauf. Der systematische Teil be-
ginnt mit den Gefäßkryptogamen. Auf der ersten Tafel sind verschiedene
Sporenformen, Prothallien, Sporophylle, Makro- und Mikrosporangien abgebildet.
Die weiteren Tafeln sind den einzelnen Arten gewidmet und bringen sowohl
Habitusbilder als Details. In gleicher Weise sind die weiteren Gruppen be-
handelt. Zahlreiche Textabbildungen von Details oder seltenerer Pflanzen
sind eingestreut. Jeder Familie steht im Text ein Gattungsbestimmungsschlüssel
voran, jeder Gattung ein solcher der Arten. Die Varietäten erscheinen alle an-
gegeben. Die Diagnosen sind ausführlich gehalten. Es werden bei jeder Art
auch die Volksnamen angeführt und Notizen über Verwendung ete. beigefügt.
(138) Referate.
Biologische Bemerkungen sowie solche über Verbreitung vervollständigen die
Angaben. h
Die Tafeln sind unter künstlerischer Leitung von Dr. Gustav Dunzinger
ausgeführt. Das Werk ist, soweit die bisher erschienenen Lieferungen ersehen
lassen, berufen, weite Verbreitung zu finden, sowohl durch seine gediegene
Ausstattung als auch durch seinen billigen Preis. Die bisher erschienenen
Lieferungen 1—6 umfassen außer den Gefäßkryptogamen die Gymnospermen
und den Beginn der Monokotylen bis zu den Gräsern. Das Werk kann jedem
Liebhaber der Botanik wärmstens empfohlen werden.
J. Brunnthaler.
Gowan’ Nature Books. Wild flowers at home. 1.—4. Series: Our Trees
and how to know them. Verlag von Wilhelm Weicher in Leipzig.
Preis M. —.80 per Heft.
Die vorliegenden fünf Heftehen sind Reproduktionen von Naturaufnahmen
wildwachsender Pflanzen, respektive von Zweigen von Bäumen und Sträuchern.
Es finden sich unter diesen Aufnahmen eine ganze Reihe vorzüglich gelungener,
welche nichts zu wünschen übrig lassen. Es ist ein guter Gedanke der Ver-
lagshandlung, eine deutsche Ausgabe dieser Heftehen in Aussicht zu stellen.
Es wird dies die verdiente Verbreitung bei dem außergewöhnlich billigen
Preis noch mehr fördern. Als Habitusbilder sind die Aufnahmen gewiß Vielen
willkommen. J. Brunnthaler.
Aus meinen Ferien. Von Anna Pehersdorfer, Steyr (Oberösterreich).
Wien, 1908.
Vorliegende Skizze bietet eine anregende Schilderung von Hochgebirgs-
touren, welehe uns durch botanische, mineralogische und geographische Be-
merkungen fesseln. Bei der Salzachquelle interessierte uns Allium sibirieum
(= A. foliosum) und Gentiana tenella, während in Oberpinzgau Spiranthes
autumnalis und Sp. aestivalis zu bemerkenswerten Funden gehören. Ein Aus-
flug nach Bosnien in das Gebiet von Sarajevo beschließt die Reihe der Schil-
derungen. Von bemerkenswerten Funden seien die typischen pannonischen
Arten angeführt: Eryngium amethystinum, Kentrophyllum lanatum, Crupina
vulgaris, Centaurea caleitrapa, Bupleurum aristatum ete. Es darf auch nicht
unerwähnt bleiben, daß die Skizze eine Fülle der Schilderung angepaßter
Illustrationen von F. Kuhlstrunk enthält.
Referent verweist noch zum Schlusse auf die „kleine Auslese“ inter-
essanter Pflanzen aus der Flora von Steyr derselben Autorin (Alpenbote,
1907); sie stellt uns eine Vorarbeit zu einer Flora von Steyr dar. Aus den
vielen angeführten Pflanzen mit genauen Standortsangaben seien folgende
hervorgehoben: Pinus Cembra in den Lambergschen Forsten des Sengsen-
gebirges, Oynosurus echinatus (eingeschleppt), Saxifraga umbrosa, schon von
Kerner angeführt, aber schwerlich wild, sondern nur verwildert, Narecissus
poeticus und Buxus sempervirens als Reliktpflanzen, Callianthemum anemonoides
und Helleborus viridis. Nevole,
Referate. (139)
Fuchs Gilbert. Über die Fortpflanzungsverhältnisse der rinden-
brütenden Borkenkäfer, verbunden mit einer geschichtlichen und
kritischen Darstellung der bisherigen Literatur. München, Ernst Reinhardt,
1907. (Preis K 7.20.)
Bei seiner Arbeit über die Borkenkäfer Kärntens hat Fuchs umfassende
Forschungen auf dem Gebiete der Biologie der Borkenkäfer überhaupt an-
gestellt; und mit welcher Gründlichkeit er dieser Arbeit oblag, beweist das
vorliegende Werk. Wir finden hier beachtenswerte Ausführungen über die
Generationsverhältnisse, den sogenannten „Nachfraß“ und den „Regenerations-
fraß“ der Borkenkäfer.
Im ersten Kapitel führt uns Verfasser kurz die Entwicklung der gegen-
wärtigen Ansichten über die Generationsfrage der Borkenkäfer vor Augen.
Der Grund, warum auf diesem Gebiete bisher so manche Meinungsverschieden-
heit geherrscht hat, ist der, daß man annahm, die Borkenkäfer würden etwa
wie die Schmetterlinge kurz nach dem Verlassen der Puppenhülle fortpflanzungs-
fähig und stürben nach einmaliger Brutablage, respektive Begattung ab. Für
einige Arten, respektive Individuen treffe dies ja zu, in den meisten Fällen
aber liegen die Verhältnisse anders.
Im zweiten Kapitel ist der Nachfraß der Jungkäfer behandelt, also jener
Fraß, welchen sie von dem Abstreifen der Nymphenhaut bis zur Geschlechts-
reife ausführen. Verfasser teilt die Borkenkäfer in zwei Gruppen ein: 1. in
solche mit Nachfraß, 2. in solche ohne Nachfraß. Die Käfer der ersten Gruppe
können den Nachfraß entweder an der Geburtsstätte oder außerhalb derselben
verüben. Zu den ersteren gehören: Polygraphus, Dendroctonus, Uryphalus,
Orypturgus pusillus und cinereus, die meisten Ipinen, Ernoporus, Pityophtorus,
Phtorophloeus, Pityogenes, Taphrorychus und Dryocoetes. Zu denen der zweiten
Gruppe gehören Myelophilus piniperda und minor, Hylastes glabratus, palliatus
und andere Hylastinen sowie Hwylesinus fraxini. Zwischen diesen beiden
Gruppen gibt es aber auch Übergänge, nämlich solche Käfer, die teils an
der Geburtsstätte, teils außerhalb derselben den Nachfraß vollziehen. Es sind
dies Hylastes palliatus und glabratus sowie einige Ipinen. Für die Intensität
des Nachfraßes sind teils Arteigentümlichkeiten, teils die Witterungsverhält-
nisse maßgebend.
Unter normalen Verhältnissen schwärmen die Käfer aus, wenn einige
Stunden entsprechend trockene und warme Witterung geherrscht hat. Es ist
an der Hand von Temperaturtabellen nachgewiesen, daß das Schwärmen be-
sonders nach warmen Nächten eintritt.
Das dritte Kapitel behandelt besonders den Regenerationsfraß der Alt-
käfer, das ist jenen Fraß, welchen die fertigen Käfer zwischen zwei Bruten
ausführen. Verfasser beschreibt seine diesbezüglichen Versuche und Beob-
achtungen über Ips typographus, durch welche er zur Ansicht kommt, daß
von dieser Art die Mutterkäfer ebenfalls Regenerationsfraß ausführen und
noch einmal brüten können.
(140) Referate.
Doppeltes Brüten der Mutterkäfer beobachtete Verfasser ferner bei Ips
Mannsfeldi, Pityogenes bistridentatus, Hylastes palliatus und glabratus. Wahr-
scheinlich ist es bei /ps acuminatus, Xylechinus pilosus, Hylastinus Fanghauseri
und Polygraphus poligraphus.
Dieses Kapitel schließt mit einer Betrachtung über die Entwicklung der
Biologie der Borkenkäfer.
Im vierten Kapitel sind Betrachtungen über die doppelte Generation
im allgemeinen enthalten. Diese ist einerseits von Arteigentümlichkeiten,
anderseits von Temperatur, Klima und lokalen Verhältnissen abhängig.
Im fünften Kapitel finden wir eine zusammenhängende Darstellung über
die Entwicklung unserer Ansichten betreffend die Generationsfrage der Borken-
käfer. Die ersten ernst zu nehmenden Beobachter, Gmelin, Haas und
v. Sierstorpff, hatten merkwürdiger Weise richtigere Ansichten über diese
Verhältnisse als ihre nächsten Nachfolger gehabt.
Die eigentliche Entscheidung in diesen Fragen hat erst Knoche auf
Grund anatomischer vergleichender Studien getroffen, indem er einerseits nach-
wies, daß bei vielen Arten die Genitalorgane erst einige Zeit nach der Ent-
puppung reif werden, anderseits die Regenerationsmöglichkeit bei abgebrunf-
teten Käfern fand. Für Risselkäfer hatten diese Eigenschaften schon früher
v. Oppen, Nüsslin und Mae Dougall entdeckt. Knoche ist mithin der
erste, welcher den strikten Beweis dafür erbringt, daß die einzelnen Genera-
tionen der Borkenkäfer sich nicht wie die „Glieder einer Kette“ aneinander-
reihen, sondern zeitlich vielfach ineinander übergreifen. Überdies hat Knoche
nachgewiesen, daß die Generationsdauer vielfach ein Faktor der Wärme ist
und die Bruten der frühzeitig schwärmenden Borkenkäfer nicht früher zum
Ausfluge gelangen werden, als die derselben Art angehörigen, aber später
ausfliegenden.
Im sechsten Kapitel wird über Zuchtmethoden verhandelt und finden
hier alle, die sich mit experimenteller Biologie der Borkenkäfer befassen wollen,
wertvolle Winke.
Das siebente Kapitel handelt über die im Forstbetriebe in Anwendung
kommenden Fangbaummethoden. Dem Werke sind 10 Tafeln beigefügt mit
photographischen Darstellungen von Fraßstücken folgender Arten: Hylastes
glabratus, Xylechinus pilosus, Polygraphus poligraphus, und zwar an Fichte
und an Rotföhre sowie ein Fraßstück dieses Käfers, welches als Beleg dafür
abgebildet ist, daß diese Art hauptsächlich sternförmige Gänge anlegt, die aber
zum größten Teile in der Rinde verlaufen. Ferner Polygraphus grandiclava,
Eecoptogaster laevis, Cryphalus piceae, Pityophtorus exculptus, Ips acumi-
natus, Pityogenes bidentatus, Pityogenes bistridentatus var. conjunctus, Ips
Mannsfeldi, Ips typographus an stehender Fichte und Nachfraß desselben.
Diese Tafeln werden eine willkommene Beigabe zu dem gediegenen Werke
sein, dessen Anschaffung und Studium wir jedem Fachmanne und Sammler
aufs wärmste empfehlen können. Dr. W.Sedlaczek.
Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (141)
Ordentliche General-Versammlung
am 1. April 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. R. v. Wettstein.
Der Vorsitzende begrüßt die Versammlung, konstatiert die
regelrechte Ausschreibung der General-Versammlung und ergreift
sodann selbst das Wort zu folgendem Jahresbericht:
Verehrte Versammlung!
Mit ganz besonderer Freude ergreife ich heuer das Wort zur
Berichterstattung über das abgelaufene Gesellschaftsjahr, denn es
kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß dasselbe einen be-
deutenden Aufschwung in der Tätigkeit unserer Gesellschaft mit
sich brachte.
Nicht die Tendenzen unserer Gesellschaft haben sich geändert,
wir sind unseren bewährten Traditionen treu geblieben; wohl hat
sich aber der Mann gefunden, der keine Mühe scheut, um diesen
Tendenzen auch Ausdruck zu verleihen und darum sei es mir ge-
stattet, an die Spitze meines heutigen Berichtes den Dank an diesen
Mann zu stellen, es ist dies unser Generalsekretär Herr J. Brunn-
thaler. Hand in Hand mit ihm haben auch unsere übrigen Funk-
tionäre ihre Kräfte in den Dienst der Gesellschaft gestellt und auch
ihnen sei darum gleich an dieser Stelle Dank gesagt, vor allem dem
Redakteur unserer Schriften, Herrn Kustos A. Handlirsch, der es
versteht, die Publikationen auf ihrer allgemein anerkannten Höhe
zu erhalten.
Der Aufschwung unserer Gesellschaft äußert sich vor allem
in der Erhöhung des Mitgliederstandes und in der Vermehrung der
Unternehmungen; über beide möchte ich in Kürze berichten.
Die Zahl der wirkliehen Mitglieder hat sich im Jahre 1907
um nahezu 100 (um 98) erhöht; es stand einem Zuwachse von
125 Mitgliedern ein Abgang von 27 gegenüber. Leider ist dieser
Abgang zum Teile auf Lücken zurückzuführen, welche der Tod in
die Reihen unserer Mitglieder gerissen hat. Es starben im abge-
(142) Bericht über die ordentliche General-Versammlung.
laufenen Jahre die wirklichen Mitglieder Senatspräsident Josef Birn-
bacher, Prof. Dr. R. Blasius, Herr J. B. Förster, Frau Rosa v.
Gerold, Herr Guido Kraskovits, Gymnasialdirektor Josef Palm,
Dr. Gustav Stierlin, ferner die korrespondierenden Mitglieder
Direktor Dr. Franz Buchenau, Prof. Dr. K. O. Harz, Prof. Dr. G.
Holzner und Hofrat Prof. Dr. E. Pfitzer. Wir werden allen diesen
Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren.
Von größeren Veranstaltungen unserer Gesellschaft möchte ich
folgende hervorheben.
Am 24. Mai 1907 veranstalteten wir eine im größeren Stile
gehaltene Linn&-Feier in Verbindung mit einer kleinen Linne&-
Ausstellung anläßlich der 200. Wiederkehr der Geburtstagsfeier
dieses Pioniers der Naturwissenschaften. Einen ausführlichen Be-
richt über diese Feier finden Sie in unseren „Verhandlungen“, wes-
halb ich hier von einem solchen absehen kann.
In der Zeit vom 28. Juni bis 2. Juli fand eine Exkursion
in die Hohe Tatra statt, welehe, vom Wetter begünstigt, wohl
allen Teilnehmern in angenehmster Erinnerung bleiben wird.
Der Herbst brachte die vorbereitenden Arbeiten für die Dis-
kussionsabende über den naturwissenschaftlichen Unter-
richt an unseren Mittelschulen. Ich greife allerdings der Bericht-
erstattung über das laufende Gesellschaftsjahr vor, wenn ich dieser
selbst hier gedenke, doch möchte ich nicht unterlassen, des außer-
ordentlich befriedigenden Verlaufes dieser Abende hier zu gedenken.
Wir haben diese Abende veranstaltet, um den Wiener naturwissen-
schaftlichen Kreisen Gelegenheit zu geben, zu der bevorstehenden
Reform unserer Mittelschulen Stellung zu nehmen. Diesem Zwecke
entsprachen die Ergebnisse vollauf. Wir gedenken alle gerne der
inhaltsreichen Referate, welche in dankenswerter Weise die Herren
Prof. Dr. E. Witlaezil, Prof. Dr. K. Fritsch, Prof. H. Lanner und
Prof. Dr. P. Pfurtscheller erstatteten, sowie der anregenden Diskus-
sionen. Ich bemerke, daß der ausführliche Bericht über diese Abende
sich im Drucke befindet und demnächst als selbständige Publikation
im Verlage von F. Tempsky erscheint. Wollen wir hoffen, daß
diese Publikation dazu beitragen wird, einigen vollberechtigten An-
sprüchen des naturwissenschaftlichen Unterrichtes zur Anerkennung
zu verhelfen.
Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (143)
Ein persönlicher Grund ist es, der mich bestimmt, noch einer
anderen Veranstaltung der jüngsten Zeit hier vorgreifend zu ge-
denken; dieser persönliche Grund ist die Anwesenheit der Herren
Prof. Dr. Ambronn, Dr. Köhler und Dr. Siedentopf in unserer
heutigen Versammlung. Die Herren hatten die große Freundlich-
keit hierher nach Wien zu kommen, um den von der Firma Zeiß
in großzügiger und opferfreudiger Weise ermöglichten Kurs über
wissenschaftliche Mikroskopie abzuhalten und ich möchte
diese Gelegenheit benützen, um ihnen für ihre Mühewaltung hier
persönlich namens unserer Gesellschaft herzlichst zu danken. Ein
weiterer Punkt unserer Tagesordnung wird uns ja noch Gelegen-
heit geben, diesen Dank in entsprechender Form zum Ausdrucke
zu bringen.
Die Tätigkeit in unseren Sektionen und Versammlungen war
eine überaus rege. Mit Freude begrüßten wir im Berichtsjahre die
Gründung einer neuen Sektion, jener für Paläozoologie, welche
dank der energischen und zielbewußten Leitung durch Prof. Dr. O.
Abel in der kurzen Zeit ihres Bestandes sich glänzend entwickelt
hat. Als eine andere erfreuliche Erweiterung unserer Sektionstätig-
keit kann ich die Übernahme der sogenannten „Botanischen
Abende“ durch die botanische Sektion bezeichnen. Herrn Hofrat
Prof. Dr. J. Wiesner gebührt unser Dank dafür, daß er diese Über-
nahme ermöglichte.
In bezug auf die Fortführung von Arbeiten und Unterneh-
mungen früherer Jahre sei kurz folgendes erwähnt.
Die Vorarbeiten zur Schaffung einer pflanzengeo-
graphischen Detailkarte von Österreich wurden fortgesetzt
und auch im Berichtsjahre wieder durch das k. k. Ackerbaumini-
sterium subventioniert. An den Aufnahmsarbeiten beteiligten sich
in hingebungsvoller Weise die Herren Dr. A. Ginzberger, Dr. A.
v. Hayek, Prof. J. Nevole, Dr. F. Vierhapper.
Die Vorarbeiten der unter der Leitung des Herrn Hofrates v.
Weinzierl — der leider im Berichtsjahre unseren Ausschuß ver-
ließ — stehenden Sektion für die Beschaffung von Lehr-
mittelsammlungen haben das hochbefriedigende Ergebnis gelie-
fert, daß uns für das Jahr 1908 vom k. k. Ministerium - für Kultus
und Unterricht eine sehr ansehnliche Subvention bewilligt wurde,
(144) Bericht über die ordentliche General-Versammlung.
welche uns nun in die Lage versetzen wird, diesen Zweig unserer
Vereinstätigkeit in erhöhtem Maße und in planmäfßiger Weise zu
pflegen.
In dem Streben, an der Schaffung von Einriehtungen mitzu-
wirken, welche in sachgemäßer Weise den Sehutz der heimi-
schen Pflanzen- und Tierwelt bezwecken, haben wir im
Berichtsjahre den Beschluß gefaßt, eine künstlerisch ausgeführte
Wandtafel zu veröffentlichen, welehe die in Niederösterreich gesetz-
lich geschützten Pflanzen darstellt und nicht bloß als Mittel zur
Unterstützung der dem Gesetze zugrunde liegenden Idee, sondern
auch als Mittel der Belehrung dienen kann. In Herrn Prof. v.
Stubenrauch haben wir einen Künstler gefunden, welcher der
Aufgabe vollkommen gewachsen war; Subventionen des n.-ö. Land-
tages und der Gemeinde Wien, für die wir auch an dieser Stelle
unseren Dank aussprechen, haben uns in die Lage versetzt, die
Wandtafel ohne Inanspruchnahme der Mittel unserer Gesellschaft
herstellen zu lassen.
Noch einer anderen, schon seit vielen Jahren von unserer
Gesellschaft vertretenen Angelegenheit möchte ich gedenken, die
— wenn nicht alle Anzeichen trügen — in das Stadium der Ver-
wirklichung treten soll. Ich meine die Schaffung eines großen
Zentralgartens für die Wiener Schulen, dem vor allem die
Aufgabe zufiele, unsere Schulen mit dem Demonstrationsmateriale
für den botanischen Unterricht zu versorgen und der zugleich eine
wesentliche Rolle bei allen Versuchen spielen würde, die Deva-
stierung der Flora der Umgebung von Wien hintanzuhalten. Schon
vor nahezu 20 Jahren hat unsere Gesellschaft in einem ausführlichen,
dem damaligen Unterriehtsminister Baron Gautsch überreichten
Memorandum auf die Notwendigkeit der Schaffung eines solchen
Gartens hingewiesen. Bürgermeister Dr. Lueger hat nun, wie wir
aus einer Mitteilung des für die Sache unermüdlich tätigen Prof.
Lanner erfahren haben, vor kurzem sich bereit erklärt, die Grün-
dung des botanischen Zentralgartens nach Kräften zu fördern und
Herr Gemeinderat Baeehl& hat einen diesbezüglichen Antrag im
Gemeinderate eingebracht. Hofrat Huemer hat gelegentlich eines
der Diskussionsabende über den naturwissenschaftlichen Mittelschul-
unterricht die offizielle Erklärung abgegeben, daß unser Minister
Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (145)
für Kultus und Unterricht Dr. Marehet der Angelegenheit größte
Aufmerksamkeit zuwende und sich in derselben bereits mit dem
Bürgermeister ins Einvernehmen gesetzt habe. So wollen wir
denn hoffen, daß auch die in mehrfacher Hinsicht so wichtige An-
gelegenheit der Schaffung eines Zentralschulgartens für Wien in
nicht zu ferner Zeit eine Erledigung finden werde. Alle, die sich
im Interesse dieser Angelegenheit bemühen, können versichert sein,
daß sie sich Anspruch auf die Dankbarkeit der Wiener naturwissen-
schaftlichen Kreise erwerben werden.
Über die Tätigkeit unserer Sektionen und Versammlungen,
über den Stand unserer Sammlungen und der Publikationstätigkeit
werden unsere beiden Herren Sekretäre, über den befriedigenden
Stand unserer Finanzen unser verdienter Herr Rechnungsführer
berichten.
Ich schließe meinen Bericht mit dem herzlichsten Dank an
alle, welche sich in den Dienst unserer Gesellschaft im abgelaufenen
Jahre gestellt und bitte sie, mit uns auch fernerhin zusammen zu
wirken, um unsere Gesellschaft auf jener Höhe zu erhalten, die sie
heute einnimmt.
Es folgen die Jahresberichte der anderen Funktionäre:
Berieht des Generalsekretärs Herrn J. Brunnthaler.
Das abgelaufene Jahr war in erster Linie der Umgestaltung
unseres bisherigen Vereinsbetriebes nach den von Seiten der außer-
ordentlichen General-Versammlung vom 25. Januar 1907 festgesetzten
Normen gewidmet.
Das Hauptaugenmerk war auf die Erhöhung der Mitglieder-
zahl gerichtet; die diesbezüglichen Bestrebungen waren von be-
friedigendem Erfolge begleitet.
Die sonstigen Änderungen in unserem Betriebe haben sich
voll bewährt, insbesonders die allgemeinen Versammlungen erfreuen
sich des regsten Zuspruches. Es wurden in denselben 12 Vorträge
und Demonstrationen gehalten. Die rege Beteiligung unserer Mit-
glieder an diesen Versammlungen machte es nötig einen größeren
Saal zu beschaffen, da sich unser gewöhnliches Lokal als zu klein
erwies. Durch das Entgegenkommen der kais. Akademie der Wissen-
Z.B. Ges. 58. Bd. k
(146) Bericht über die ordentliche General-Versammlung.
schaften war es möglich, den Parterresaal dieser Körperschaft zu
mieten.
Der Bildung einer neuen Sektion für Paläozoologie sowie der
Übernahme der „Botanischen Abende an der Universität“ als eine
Veranstaltung unserer botanischen Sektion wurde bereits durch
unseren Präsidenten gedacht.
Die Sektionen entfalteten ein sehr reges Leben; die Zahl der
abgehaltenen Sitzungen betrug fast 50, diejenige der gehaltenen
Vorträge und Demonstrationen überstieg 100, auch veranstalteten
die Sektionen gut besuchte Exkursionen, von welchen besonders jene
der Sektion für Paläozoologie nach Eggenburg hervorgehoben sei.
Als eine Neuerung, welche großen Beifall fand, ist die Ab-
haltung von Kursen zu nennen. Es wurden im Herbste 1907
folgende Kurse begonnen:
Über Koleopterologie von Herrn Dr. K. Holdhaus.
Über Laub- und Lebermoose von Herrn Prof. Dr. V. Schiffner.
Über Fleehten von Herrn Kustos Dr. A. Zahlbruckner.
Diese Kurse waren sehr gut besucht und erstreckten sich bis
ins Frühjahr 1908. Den Herren, welche sich dieser großen Mühe
unterzogen, sei an dieser Stelle der wärmste Dank gebracht.
Über zwei größere Unternehmungen, die Linne-Feier und die
Tatra-Exkursion, wurde bereits berichtet.
Die Tätigkeit der Sektion für Lehrmittelangelegenheiten war
infolge des Umstandes, daß noch keine Erledigung der Gesuche
um Subventionierung seitens der betreffenden Behörden vorlag, ledig-
lich eine vorbereitende. Eine Anzahl unserer Mitglieder hat sich
wieder freiwillig der Mühe des Sammelns von Objekten für die
Schulbeteilung unterzogen und es sei ihnen an dieser Stelle der
Dank der Gesellschaft ausgesprochen.
Es sind dies die Herren J. Baumgartner, O. Gatnar, Dr.
E. Galvagni, A. Metzger, M. F. Müllner, Dr. A. Rogenhofer.
Die k. k. Zoologische Station in Triest übersandte wieder eine
größere Zahl Meerestiere im Tausch gegen unsere „Verhandlungen“.
An Schulen wurden, wie aus der Beilage zu ersehen ist, an
13 Anstalten 143 Tiere und 3200 Pflanzen abgegeben.
Unserem Gesellschaftsherbar wurden außer einzelnen Spann
bögen von den Herren J. Baumgartner und Prof. Dr. J. Palacky
Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (147)
ca. 6 Centurien Pflanzen gespendet, wofür wir den Spendern wärm-
stens danken.
Unser verehrter Herr Vizepräsident Dr. Franz Ostermeyer
hat sich wie seit Jahren der Ordnung unseres Herbares angenommen
und eine größere Anzahl Schulherbare zusammengestellt, wofür wir
ihm großen Dank schulden.
Die Arbeiten zur Herausgabe des Mitgliederverzeichnisses
wurden im abgelaufenen Jahre durch Aussendung eines Fragebogens
vorbereitet und erscheint dasselbe in den nächsten Tagen.
Fahrpreisbegünstigungen wurden unseren Mitgliedern von
folgenden Unternehmungen bewilligt:
Eisenbahn Wien—Aspang.
Österreichischer Lloyd in Triest.
Kgl. Ungar. Seeschiffahrt-Aktiengesellschaft „Adria“ in Fiume.
Ungarisch-kroatische See-Dampfschiffahrt-Aktiengesellschaft in
Fiume.
Übersicht über die im Laufe des Jahres 1907 an Lehr-
anstalten unentgeltlich abgegebenen Lehrmittel.
K.k. Staatsrealschule, Wien, III., Radetzkystraße 2: 100 Insekten,
15 Meerestiere.
K.k. Staatsgymnasium, Wien, XVIII., Klosterg. 25: 25 Meerestiere.
Knabenbürgerschule der Stadt Wien, XIIL., Reinlg. 19: 200 Pflanzen.
Allgemeine Volks- und Bürgerschule der Stadt Wien,
XIV., Meiselstraße 47: 200 R
Mädchenbürgerschule der Stadt Wien, XVI, Neu-
mayrgasse 25: 200 S
Mädchenbürgerschule der Stadt Wien, XXI., Florids-
dorferstraße 114: 200 e
Mädchenlyceum, Wien, XIII, Wenggasse 7: 200 A
Cottagelyceum, Wien, XIX., Gymnasiumstraße 79: 200 4
Volksschule in Arndorf bei Bruck a. d. M.: 200 h
Volksschule in Groß-Auerschim (Böhmen): 200 5
Privat-Mädchenschule der Schulschwestern in Hallein: 200 A
Volksschule in Hieflau: 200 Hl
Volksschule in Köppelreith (Steiermark). 200 x
(145) Bericht über die ordentliche General-Versammlung.
Städtische Knabenvolksschule in Laibach: 200 Pflanzen.
Volksschule in Sonntagberg (Niederösterreich): 200 4
Deutsche Volksschule in Schönstein bei Cilli: 200 4
Volksschule in Tüffer Umgebung: 200 \
Deutsche Volksschule in Wilteschau bei Hohenstadt
in Mähren: 200
Zusammen: 3200 Pflanzen, 100 Insekten, 43 Meerestiere.
Bericht des Redakteurs Herrn Kustos A. Handlirsch.
Die in den letzten Jahren eingetretene Steigerung unserer
Publikationstätigkeit hat auch im abgelaufenen Vereinsjahre an-
gehalten, so daß der letzte Band unserer „Verhandlungen“ 768 Druck-
seiten umfaßt, gegen 704 im Vorjahre.
Es gelangten 47 Berichte über Veranstaltungen und Versamm-
lungen der Gesellschaft zur Veröffentlichung, und die Zahl der Ori-
sinalmitteilungen und selbständigen Arbeiten zoologischen und bo-
tanischen Inhaltes beläuft sich auf 69, beziehungsweise 21. An
700 Arbeiten wurden angezeigt und zum Teile auch ausführlich be-
sprochen, so daß fast alle Zweige der von unserer Gesellschaft ge-
pflegten Wissenschaft in irgend einer Form zum Worte gelangten,
wenn auch naturgemäß wieder Faunistik, Floristik und Systematik
dominierten.
Als neue und gewiß hocherfreuliche Erscheinung können wir
das mit der Gründung einer Sektion für Paläozoologie zusammen-
hängende häufigere Erscheinen paläontologischer Mitteilungen in
unseren Schriften begrüßen. Prof. Abel hat es verstanden, mit
einem Schlage das Interesse der Vereinsmitglieder für dieses ebenso
weitverzweigte als wichtige Gebiet zu erwecken und zu fesseln.
Durch Abschluß eines für die Gesellschaft gewiß günstigen
Vertrages mit der Verlagsbuchhandlung Gust. Fischer in Jena ist
es uns gelungen das weitere Erscheinen unserer „Abhandlungen“,
von denen, wie Sie wissen, die ersten drei Bände bei Hölder in
Wien erschienen sind, sicherzustellen. Im Herbste konnten noch
drei Hefte des IV. Bandes zur Ausgabe gelangen; sie enthalten die
Arbeiten von Dr. E. Janchen über Helianthemum canum, von Dr.
A. v. Hayek über die Sanntaler Alpen (mit einer Karte) und von
Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (149)
H. Karny, Revisio Conocephalidarum. Eine weitere Arbeit von
Herrn J. Nevole, enthaltend die pflanzengeographische Aufnahme
des Hochschwabgebietes, gleichfalls mit einer Karte, ist im Druck.
Ich glaube im Sinne aller Mitglieder zu sprechen, wenn ich
unseren Mitarbeitern und dem Redaktionskomitee hiermit den wärm-
sten Dank ausspreche.
Bericht des Reehnungsführers Herrn Julius v. Hunger-
byehler.
Einnahmen pro 1907:
Jahresbeiträge mit Einschluß der Mehrzahlungen . . K 7.198.683
Auf Lebensdauer geleistete Einzahlungen . . . . „ 860.—
Zusammen . . K 3.058.68
Subventionen . . „2.8520. —
Subvention des h. k.k. aaa then für kt
pflanzengeographische Aufnahme Österreichs . „ 1.000. —
Vergütung des h. n.-ö. Landesausschusses für die
Naturalwohnung im Landhause . . . . . .„.5.000.—
Zins für den vermieteten Wohnungsteill . . . . . „...840.—
Verkauf von Druckschriften und Druckersätzee . . „ 821.88
Interessen von Wertpapieren und Sparkasse-Einlagen „ 1.159.54
Für Annoncen (pro 194/55) . . . BT
Unvorhergesehene Einnahmen (Linn6- Feier) ER 86.20
Summa . . K 19.601.50
Eliesau Kassarest mit" Einde. 1906 ,37.,45 unter 8 ass l22D 2
Zusammen . . K 20.826.71
Ausgaben pro 1907:
Honorar des. Herrn Generalsekrefärss .-..... . K 1,.200.—
Besoldung des Kanzlisten . . . El 7A =
Versicherungsprämie für den Kahesleit & 101.04
Remunerationen und Neujahrgelder altes. I0.—
Gebührenäquivalent . . . IE 39.23
Mietzins vom Mai 1907 bis Mai 1908 De 1 71) 2
Transport N.@! K 7.394.27
(150) Bericht über die ordentliche General-Versammlung.
Transport
Versicherungsprämie für Bibliothek, Herbar und Ein-
richtung
Beheizung, mal al I akalıng = Be
sellschaftslokalitäten A
Kanzleierfordernisse
Porto und Stempelgebühren
Herausgabe von Druckschriften:
„Verhandlungen“, Bd. LVII, Druck,
broschieren und Illustrationen . K 5.500.52
„Abhandlungen“, Bd. IV, 1. Heft:
Dr. E. Janchen, Helianthemum
canım (L.) Baumg. und seine
nächsten Verwandten . . . „ 62.5
Bd. IV, 2. Heft: Vorarbeiten zu
einer pflanzengeographischen
Karte Österreichs. IV. DieSann-
taler Alpen (Steiner Alpen).
I
Yon DEAmsHayerk., .„;.., 1039204
Bd. IV, 3. Heft: H. Karny, Re-
visio Conocephalidarum . . „92.76
Bücher- und Zeitschriftenankauf
Buchbinderarbeit für die Bibliothek .
Honorare für Referate
Reisespesen etc. (für die a aphische Auk
nahme) . !
Für Aquarelle zu ehinizender En
Sonstige verschiedene Auslagen
Summa
K 17.394.27
Bn.©
„309.18
BR
„ 1.005.55
„ 5.840.87
„. 1.004.59
Be
ie
N,
re
.:),
. . K18.395.21
Es verbleibt sonach am Schlusse des Jahres 1907 ein Kassa-
rest in Barem von K 2431.50, welcher größtenteils bei der Union-
bank in Wien hinterlegt ist.
Ferner besitzt die Gesellschaft an Wertpapiere
n:
K 400.— 3!/,°/,ige Österreichische Investitionsrente,
2 200.— 4°/,ige Österreichische Kronenrente,
„ 18.000.— Mai-Rente,
Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (151)
K. 1.100.— Juli-Rente,
„ 2.000.— (= fl. 1000.—) August-Rente,
400.— (= fl. 200.—) Oktober-Rente,
400.— Ungarische Kronen-Rente,
„ 4.000.— Wiener Verkehrs-Anleihe,
1 Stück Rudolfs-Los,
1 Clary-Los,
2 Aktien des „Botanischen Zentralblattes“.
”
”
”
”
Verzeichnis
der im Jahre 1907 der Gesellschaft gewährten
Subventionen:
Von Sr. k.u. k. Apost. Majestät Kaiser Franz Josef I. K 400. —
Von Ihren k. u. k. Hoheiten den durchl. Herren Erz-
herzogen:
REST ae ea 111
He a ae ne a a LO
Kriedrieh#...0., » U Se LONG
Von Sr. Majestät dem Könige von a EURE: „..80.—
Von Ihrer kgl. Hoheit der Prinzessin Therese von
bayern. °. „.100.—
Von Sr. kgl. Hoheit Hera Hörzireß, von en „ ..40.—
Von Sr. Durchlaucht dem regierenden Fürsten Johann
von Liechtenstein. . =. 50%—
Vom hohen k. k. Ministerium für altes ud seoatelt „. 600. —
Vom hohen k. k. Ackerbau-Ministerium für die pflanzen-
geographische Aufnahme Österreichs . . . . „ 1000. —
Vom löbl. Gemeinderate der Stadt Wien . . . . . „ 1000.—
Verzeichnis
der für das Jahr 1907 an höheren Jahresbeiträge
von I4 K aufwärts.
Vom hohen k.k. Ackerbau-Ministerium. . . . . . K 90.—
Von den P.T. Herren:
Drasche Freih. v. Wartimberg, Dr. Richard . . . K100.—
MWeitstein v. Westersheim, !Dr>Richard= 3702! ©) „0050.
(152) Bericht über die ordentliche General-Versammlung.
Mayr, Dr. Gustav .
Bartsch Franz, Hofrat
Steindachner, Dr. Franz, Hofrat
Leonhart Otto, Nedwed Karl, thachild, Albert
Ereih,, v;, Schönen Fürst Adolf Josef,
Durchlaucht, je .
RER August
Bergh, Dr. Rudolf, Nele Kran Büche ray
ns Ludw., TE ntchihlieiher Tübingen je
50.
40.
40.
20.
10%
14.
Die Rechnungen wurden von den Herren Revisoren Magistrats-
rat Dr. Fr. Spaeth und Sektionsrat Dr. L. Melichar geprüft und
richtig befunden.
Die Versammlung erteilt dem Rechnungsführer einstimmig das
Absolutorium.
Die beiden bisherigen Rechnungsrevisoren werden neuerdings
gewählt.
Bericht des Bibliothek-Komitees.
Die Geschäfte der Bibliothek besorgten im Berichtsjahre die
Herren Generalsekretär J. Brunnthaler und Kustos Dr. A. Zahl-
bruekner.
Der Zuwachs der Bibliothek im Jahre 1907 betrug:
A. Zeit- und Gesellschaftsschriften:
3 Nummern in,
als Geschenke ... .
durch Tausch .. . 299 x ©
„ Kauf a liers 16 „ p))
Zusammen .. 313 „ nn
4 Teilen,
319
25
408
B. Einzelwerke und Sonderabdrücke:
als Geschenke . . .
durch Tausch ... 43 5; -
„ Kauf A orte 14 „ b))
Zusammen . . 299 ei E
44
18
all
„
”
„
”
N
”
242 Nummern in 249 Teilen,
Es wurden daher der Bibliothek einverleibt 617 Nummern in
719 Teilen. Der erfreuliche Zuwachs an Geschenken ist der eifrigen
Agitation des Herrn Generalsekretärs zu verdanken.
Bericht über die ordentliche General-Versammlung. (153)
Geschenke widmeten die Herren:
Dr. K. Absolon, A. Bachinger, J. Baumgartner, Prof. Dr.
K. Böhmerle, Prof. Dr. F. Brand, Dr. A. v. Degen, H. Dingler,
Dr. K. Domin, Prof. Dr. O. Drude, C. Dziurzyaski, R. Eder, H.
W. Einfeldt, Dr. B. Fedtschenko, H. Fleischmann, E. Fuchs,
Brot. Dr. A. Frie,“Prof: Dr. K. Grobben, Prof.Dr. B. Hatschek,
Prof. Dr. A. Heimerl, A. Hetschko, Dr. E. Janchen, Dr. O.E.
Emioi, Dr. A. Jolles, Dr. P. Kammerer, H.Karny.' J. Kauf
mann, L. Keller, R. Krieger, Dr. V. Kulezyüski, R. Latzel,
Dr. E. Löwi, Prof. Dr. E. v. Marenzeller, Dr. A. J. Müller, Th.
Münster, Prof.'Dr.”A’ Nalepa, D. Pacher, Dr. O.'Porsch, E.
Ritzberger, Dr. A. Rogenhofer, Dr. E. Rogenhofer, A. Schaffer,
Dr. J. Schnabl, fProf. M. Schneider, J. Schorstein, Prof. E.
Scholz, W. A. Schulz, Prof. Dr. G. Schweinfurth, M. Seitner,
E. Senft, Dr. S. Stockmayer, Dr. K. Toldt jun., P. Ulenhuth,
P. E. Wasmann, Prof. Dr. E. de Wildeman, Prof. Dr. R. v. Wett-
stein.
Das Bibliotheks-Komitee erlaubt sich hiermit, allen Spendern
den verbindlichsten Dank auszusprechen.
Verausgabt wurden für die Bibliothek: für Ankäufe K 1004.59,
für Buchbinderarbeiten K 783.56, zusammen K 1793.45.
Neue Tauschverbindungen wurden angeknüpft mit der Aca-
demia polytechnica in Coimbra, dem Laboratorio Botanico in Siena,
Institut Grand-Ducal de Luxembourg, der Natural History Society
in Milwaukee, mit der Redaktion der Ungarischen Botanischen
Blätter in Budapest und mit dem Entomologischen Verein „Poly-
xenia“ in Wien.
Die Vorarbeiten zur Herausgabe eines Kataloges der Vereins-
bibliothek wurden in Angriff genommen.
Über Antrag Prof. Dr. O. Abels wird dem: Präsidenten für
seine Mühewaltung der wärmste Dank der Gesellschaft ausge-
sprochen.
Der Generalsekretär macht hierauf folgende geschäftliche Mit-
teilungen:
(154) Bericht über die ordentliche General-Versammlung.
Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten:
Ordentliche:
ST, Vorgeschlagen durch:
Herr Bubatdek Otto, Wien, I., Kohlmarkt 10 J. Brunnthaler, Prof. H. Rebel.
”
David, Karl v., Wien, IlI., Reisner-
Straße 32, st LE.) den Ausschuß.
Guttenberg, Dr. a R. Y,, Iaen,
1]. Praterok.k. ran lien J. Brunnthaler, Dr. O. Porsch.
oa h, Dr. Heinrich, Wien, IX., Ma-
riannengasse 2. . . ... „ . A. Handlirsch, J. Brunnthaler:
Klatzer, Dr. L., Privatarzt, Feld-
kirchen, Kärnten ArIR den Ausschuß.
Ritter-Zahony, Dr. ol Anien.
Iy..-Schäffergasse. 7. 2 © J.Brunnthal., Dr. E. v. Marenzeller.
En Dr. Otto, städt. Arzt,
V, Spengersasse ab... Dr. A.v. Hayek, Dr. Lindhondt.
Str au Ferdinand, Bibeetechniährer
Wien,.X, Be 12...» ‚J. Brunnthaler, Dr. ®.Borseh:
Als Geschenk sind eingelaufen: 16 südamerikanische Affen-
schädel von Herrn Prof. Dr. R. v. Wettstein.
den
In der letzten Redaktionssitzung wurden zur Publikation in
„Verhandlungen“ angenommen:
Handlirsch. Kleiner Beitrag zur Kenntnis der Grabwespen-
gattung Stizus.
Kolisko. Zuchtversuche mit Dilina Tiliae.
Klos. Vergleich der Schmetterlingsfauna von Steiermark und
Kärnten.
Keller. Zweiter Beitrag zur Flora von Tirol.
Ihering. Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropi-
schen Region.
Hayek. Xeroterme Relikte in den Ostalpen.
Burgerstein. Pflanzenkulturen in diffusem Tageslichte.
Ebner. Neue Orthopteren aus Bosnien.
Zum Schlusse hält Herr Prof. Dr. B. Hatschek einen Vortrag
über „Goethe als Naturforscher“.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (155)
Bericht der Sektion für Lepidopterologie.
Versammlung am 3. April 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel.
I. Der Vorsitzende legt nachstehende Druckwerke vor:
Fauna Hawaiensis. Vol. I, Part. 5: Mierolepidoptera by
Lord Walsingham (p. 469-759, Pl. X—XXV). Cambridge, 1907.')
Mitteilungen des entomologischen Vereines „Poly-
xena“ in Wien, Jahrg. I, Nr. 11—12.
Dieses Doppelheft mit einer farbigen Tafel ist einer Arbeit
von E. Kysela, „Beitrag zur Kenntnis der Deilephila-Hybriden“,
gewidmet. Über den interessanten Inhalt dieser nach jeder Hinsicht
sehr bemerkenswerten Publikation werden eingehendere Mitteilungen
gemacht.
II. Dr. Rebel macht weiters, anknüpfend an das Referat über
die zuletzt angeführte Arbeit Kyselas und eine darin (S. 31) ent-
haltene Bemerkung desselben, wonach Referent sich mit Unter-
suchungen über die Abstammung des von Herrn Mangelsdorf am
18. August 1901 bei Posen erbeuteten Deilephila-Hybriden?) be-
schäftige, die Mitteilung, daß ihm derselbe derzeit nieht mehr vor-
liege, daß ihm jedoch für die Abstammung desselben die Annahme
einer Kreuzung von Deil. zygophylli 9 x Deil. livornica Q aus
nachstehenden Gründen weniger wahrscheinlich erscheine:
Wäre zygophylli eines der Elterntiere, so sollte dies auch
in der Größe und Flügelform des Abstämmlings zum Ausdrucke
kommen. Dies ist aber keineswegs der Fall, vielmehr stimmt der
fragliche Hybrid in diesen beiden Merkmalen so sehr mit lwornica
überein, daß zum mindesten nicht gut eine kleinere und schmal-
flügeligere Art als zweites Elterntier angenommen werden kann.
!) Über diese Arbeit wird noch ein eingehendes Referat in diesen
Vereinsschriften erstattet werden.
2) Vgl. Gillmer, Intern. Entom, Zeitschrift Guben, I, S. 206, mit kolor.
Abbild.
(156) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Weiters wurde aber auch zygophylii bisher nicht westlich
seines erst im südöstlichen Rußland beginnenden Verbreitungs-
gebietes angetroffen, so daß sehr wenig Wahrscheinlichkeit besteht,
daß gerade ein Hybrid von ihm, dessen gute Beschaffenheit auch
gegen einen solchen weiten Flug spricht, die lange und für eines der
Elterntiere auch ungewöhnliche Strecke zurückgelegt haben sollte.
Die starke Strichelung des Saumes der Vorderflügel, die (mit
der Form des hellen Bandes) als Hauptargument für die Abstammung
von zygophyli angeführt wird, tritt nun aber auch zuweilen bei
Deil. euphorbiae auf, und da bei letzterer Art auch Flügelsehnitt,
Größe und der große schwarze Schulterfleck der Vorderflügel über-
einstimmen, dürfte die Annahme eines Kreuzungsproduktes von
euphorbiae S' x lwornica 9 näher liegen.
Schließlich bringt Dr. Rebel für diese so interessante Hybrid-
form, deren Abstammung im Wege künstlicher Züchtung wohl nicht
in zu ferner Zeit klargelegt werden dürfte, den Namen hybr.
gillmeri in Vorschlag, da sich Herr M. Gillmer am meisten um
die Aufklärung dieser interessanten Form bemüht hat.
III. Derselbe bringt ferner nachstehende Mitteilungen des Herrn
Konstantin v. Hormuzaki betreffend neue Lepidopterenfunde
aus der Bukowina in den Jahren 1906 und 1907 zur Kenntnis:
A. Neu für die Fauna der Bukowina:
1. Hadena furva Hb. Pojorita, 26. Juli.
2. Episema glaucina Esp. var. tersina Stgr. Von Herrn Hauptmann
v. Dworzak in Czernowitz am 5. September geködert.
3. Acidalia pallidata Bkh. Bojan, 19. Mai (Jasilkowski).
4. Acidabia dilutaria Hb. (holosericeata Dup.). Zutschka, Juli.
5. Tephroelystia venosata F. Czernowitz, 14. Juni, ein frisch ge-
schlüpftes Stück.
6. Cossus terebra F. Storozinetz an einer elektrischen Lampe, 11. Juli.
B. Seit fast 40 Jahren nicht wieder gefunden und damals
von Schirl in Kupka gesammelte Spinner, jetzt (Juli 1906) in
Storozinetz am elektrischen Lichte erbeutet:
Drymonia Dodonaea Hb., Arctomis L. nigrum Muell., Dendro-
limus pini L.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (157)
©. Sonstige bemerkenswerte Funde:
Lycaena alcon F. var. monticola Stgr. 9 (aschgrau, zeichnungslos,
zusammen mit der von Staudinger beschriebenen Form des
d'). Muncel bei Pojorita, 16. Juli.
Laelia coenosa Hb. var. candida Leech. Bojan.
Drepana curvatula Bkh. Czernowitz, 20. Juli.
D. harpagula Esp. Storozinetz, im Juli.
Panthea coenobita Esp. Storozinetz, im Juli.
Agrotis birivia Hb. Pojorita, sehr häufig; in Bojan in der Ebene,
130 m ü. d.M.
A. xanthographa Fabr. var. hell graubraun. Czernowitz, 19. August.
Hadena scolopacina Esp. Storozinetz, 11. Juli.
Miana captinucula Tr. Rareu, 14. Juli.
Larentia taeniata Stph. Dorna, 19. Juli.
L. lugdunaria H.-S. Czernowitz, 1. August.
L. pillata. Czernowitz, 5. September; Dorma sehr häufig im Juli
und August.
Tephroclystia togata Hb. Dorna und Pojorita, im Juli sehr häufig.
IV. Dr. Rebel gibt unter Richtigstellung des Sektionsberichtes
vom 4. Oktober 1907 [in diesen „Verhandlungen“, 1907, S. (213)]
bekannt, daß die Säcke von Phalacropteryx apiformis Rossi von
Prof. Krone in der Umgebung Grados (und nicht bei Gravosa)
gefunden wurden, die Art demnach wohl als küstenländisch, nicht
aber als dalmatinisch anzuführen ist.
Herr Dr. E. Galvagni bemerkt hierzu, daß er schon vor
Jahren Psychidensäcke, die fast zweifellos zu Phalacropteryx api-
formis gehört haben dürften, auf den Salzwiesen bei Grado gefunden,
aber nicht zur Entwicklung gebracht habe.
V. Herr Dr. K. Sehawerda demonstriert einige Arten, dar-
unter auch eine Aberration von Lycaena amandus Schn. vom Trebe-
vi6G in Bosnien mit einer Reihe schwarzer Punkte vor dem Saum
der Hinterflügel, für welche Form Herr E. Fitz den Namen puncti-
fera in Vorschlag gebracht hat.
VI. Herr Fritz Preißecker weist nachstehend angeführte,
von ihm erbeutete Aberrationen vor:
(158) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
1. Ein 9 von Pieris napi L. vom Gaisberg bei Stein a. D.,
welches, obwohl am 21. Juli, also in der Flugzeit von gen. aest.
napaeae Esp. (frisch) gefangen, in seiner geringen Größe, in der
grauen Bestäubung der Vorderflügelrippen und des Wurzelfeldes
der Vorderflügeloberseite sowie der breit grauen Bestäubung der
Rippen der Hinterflügelunterseite und endlich in dem oben dunkel-
grau gefärbten Körper vollkommen mit der Stammform (Frühjahrs-
generation) übereinstimmt. Das einzige von napi abweichende Merk-
mal ist die tiefschwarze Färbung der — stark entwickelten —
Fleekenzeiehnung der Oberseite, wie sie in diesem Grade nur bei
napaeae-Stücken öfters anzutreffen ist. Es dürfte sich hier wohl
kaum um ein spät zur Entwicklung gelangtes Frühjahrstier, sondern
eher um eine zufällige Aberration der Sommergeneration handeln.
2. Ein Stück von Argynnis paphia L. ab. valesına Esp.,
welches gleichzeitig einen starken Übergang zu ab. marillae Aigner
darstellt; gefangen am 9. August 1905 am Südabhange des Kouk
(östliehster Teil des Tirnowaner Waldes) in Krain.
3. Ein d’ von Larentia incursata Hb. aus der Umgebung von
Öttenschlag im niederösterreichischen Waldviertel (Ende Mai), bei
welchem die Rippen im Mittelfelde dick schwarzgrau bestäubt sind.
Am breitesten ist diese Bestäubung an der vorderen Mittelrippe;
sie bildet hier einen dunklen Längsstreifen, durch welchen das
Mittelfeld infolge des Umstandes, daß die letzteres seitlich begrenzende
schwärzliche Einfassung nur bis zu diesem Streifen reicht, scheinbar
unter dem Vorderrande abgeschlossen wird.
VII. Herr Dr. E. Galvagni macht folgende Mitteilung: Herr
J. Hafner (Laibach) sammelte seit längerer Zeit in der Umgebung
von Görz (Kalvarienberg, 29./IV. 1906, Grojnatal, 8./V. 1907) eine
hellere Rasse der Venilia macularia L., welche er als var. meridio-
nalis bezeichnet und die im selben Verhältnis zur Stammart steht
wie die var. orientalis Stdgr. zur Ematurga atomaria. Die 29—30 mm
spannenden Stücke zeichnen sich durch Reduktion der schwarzen
Flecke aller Flügel aus und sind auch viel schwächer schwarz ge-
sprenkelt, wodurch diese Form ein viel helleres Kolorit gewinnt.
Die gleiche Rasse liegt auch von Bozen (Virglwarte, 27./III. 1907,
leg. Galv.) und Wippach (14./V. 1907, leg. Hafn.) vor. Im Gebiete
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (159)
von Görz fehlt die stärker gefleckte Stammart, wohl aber finden
sich anderwärts mitunter Übergänge zur var. meridionalis, wie ein
soleher auch aus dem Leithagebirge (Lebzelterwald, 3./V. 1903,
leg. Galv.) vorliegt.
Es bilden demnach die drei Stücke aus der Sammlung des
Herrn Hafner und das Bozener Stück aus meiner Sammlung die
Typen.
VIH. Herr Dr. Rebel gibt schließlich die Diagnosen zweier
neuer ostafrikanischen Lycaeniden bekannt, welche von derselben
Provenienz sind wie die in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1906,
S. 647 beschriebene Neocoenyra jordani,!) also ebenfalls von Fr.
Sikora in den Uluguru-Bergen bei Zanzibar im Jahre 1888 er-
beutet wurden. Beide Arten lagen Herrn Prof. Aurivillius (Stock-
holm) zur Begutachtung vor:
1. Axiocerses harpax styx nov. subspec. d'.
Zwei vorliegende J’ weichen in der außerordentlichen Aus-
breitung der schwarzen Färbung der Vorderflügel, welche sämtliche
Fleekenzeichnung aufgenommen hat und nur einen kleinen Fleck
in der Mitte des Innenrandes der rotgoldenen Grundfarbe bestehen
läßt, von normalen Stücken von harpax beträchtlich ab. Das kleinere
der d’ trägt von Sikora die Bezeichnung „alpin“ und weist nur
sehr beschränkte rotgoldene Stellen in Zelle la und 1b auf, die
einen flachen Innenrandfleck bilden. Der ganze übrige Teil des
Vorderflügels ist einfärbig tief schwarz. Beim zweiten J tritt die
rotgoldene Färbung etwas weiter aufwärts in Zelle 1b, so daß der
durch sie gebildete Innenrandfleck etwas höher gewölbt erscheint.
Hinterflügel und Unterseite wie bei der Stammform. Letztere bei
dem kleineren, „alpinen“ 5 besonders dunkel.
2. Pentila parapetreia nov. spec. C.
Zwei d' kommen der westafrikanischen petreia Hew. nahe,
zeigen aber einen gestreckteren Flügelschnitt und eine mattere rot-
gelbe Grundfarbe; die schwarze Vorderrandstrieme der Vorderflügel
ist sehr stark verbreitert und füllt fast drei Viertteile der Mittelzelle
!) In der Beschreibung dieser Art muß es in der 8. Zeile von unten
heißen „dunkelbraune* (statt dunkelblaue).
(160) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
aus. Nur gegen das Ende derselben tritt die rote Grundfarbe in
Form einer schmalen Bucht in die schwarze Vorderrandbinde ein,
die mit dem breiten schwarzen Apikalteil zusammenfließt. Ein dunkler
Mittelpunkt fehlt, dafür tritt in Zelle 1b bei '/, der Flügellänge
ein schwarzer Punktfleck auf, der bei dem einen Exemplar größer
und deutlicher ist. Auch die Hinterflügel entbehren vollständig des
dunklen Mittelpunktes, zeigen aber eine viel breitere schwarze Saum-
binde als petreia.
Die Unterseite ist durch schwärzliche Sprenkelung sehr stark
verdistert, namentlich sind die Hinterflügel auf ihrer ganzen Fläche
daselbst bis zur Wurzel verdunkelt, wogegen auf den Vorderflügeln
am Innenrande die rötliche Grundfarbe ungetrübt bleibt. Die kurzen
schwarzen Fühler mit nur undeutlich weißgefleckter Geißel, die
Stirne hell bräunlich. Der Hinterleib wie die Innenrandfalte der
Hinterflügel bräunlich. Vorderflügellänge 15°4—16 mm, Expansion
27—29 mm.
Die Typen beider hier beschriebenen Lycaeniden befinden
sich im k. k. Naturhistorischen Hofmuseum.
Bericht der Sektion für Koleopterologie.
Versammlung am 16. April 1908.
(Konversationsabend.)
Vorsitzender: Herr F. Heikertinger.
I. Der Vorsitzende hält einen für Anfänger berechneten Vor-
trag über den Art- und Varietätsbegriff in der Koleopterologie.
II. Derselbe legt die von Herrn J. Breit, Wien, eingesandte
Beschreibung eines neuen Pflinus vor:
Ptinus Leonhardi nov. spec. Durch die Körperform der d',
welche nicht wie bei vielen anderen Ptinus-Arten, z. B. bei jenen
der fur L.-Gruppe, langgestreckt und seitlich gerade, sondern lang
oval ist, in die Verwandtschaft des Ptinus bieinctus Stm. und pu-
Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (161)
sillus Stm. gehörig, von diesen aber schon durch die an subpilosus
Stm. erinnernde längere Flügeldeckenbehaarung verschieden.
d. Durch stärker hervorgequollene Augen und längere Flügel-
deckenbehaarung von pusillus Stm. und bieinetus Stm. und von diesen
beiden Arten noch durch folgende Merkmale verschieden: Pt. Leon-
hardi besitzt kräftig gespornte Mittel- und Hinterschienen. Bei Pr.
bieinetus Stm. sind diese Schienen schwach und undeutlich gespornt.
Pt. pusillus Stm. besitzt wohl auch kräftig gespornte Schienen, doch
unterscheidet sich diese Art von Pt. Leonhardi, abgesehen von den
früher erwähnten Merkmalen, noch durch viel kürzer ovale Flügel-
decken und schärfer begrenzte, weniger dicht stehende Streifen-
punkte. Rötlichbraun. Der Kopf mit den stark hervorgequollenen
Augen etwas breiter als der Halsschild, sehr undeutlich punktiert
und nicht sehr dieht niederliegend gelb behaart. Fühler kräftig
und länger als der Körper. Der Halsschild im Verhältnis zu den
Flügeldecken groß, vor der Basis mäßig abgeschnürt, gegen den
Vorderrand seitlich nieht verengt, oben abgeflacht und kräftig körnig
skulptiert. Die Körner sind an ihrer Oberfläche wie abgeschliffen
und mehr oder weniger deutlich pupilliert. Die gelbe, sehr spärliche
Behaarung bildet (nur von vorne sichtbar) bei wohlerhaltenen Exem-
plaren in gleichen Abständen vier schwache Zipfel. Die Flügeldecken
sind lang oval, viel schlanker und stärker punktiert gestreift als
bei den 9. Die Spitze ist nicht wie bei den Arten des Subgenus
Heteroptinus Rttr. kurz verflacht, sondern einfach. Die gelbe Flügel-
deekenbehaarung ist ziemlich lang, schräg abstehend, aber spärlich.
Die Beine sind ebenso wie die Tarsen kräftig, die letzteren viel
kräftiger und weniger lang als bei den früher verglichenen beiden
Arten, aber sonst normal gebildet. Die Größe schwankt wie bei
vielen Ptinus-Arten außerordentlich. Dieselbe variiert zwischen
15 und 3 mm.
9. Von Pt. bieinctus Stm. und pusillus Stm. durch längere,
weniger regelmäßige Flügeldeckenbehaarung, breiteren, kahleren
und deutlicher körnig skulptierten Halsschild und kleinere, nicht
gedrängt gereihte Streifenpunkte der Flügeldecken hauptsächlich
verschieden. Dem Pt. subpilosus Stm. (9) sehr ähnlich, doch eben-
falls durch kleinere Streifenpunkte auf den Flügeldecken ver-
schieden, wodurch die Streifenintervalle viel breiter erscheinen als
2. B. Ges. Bd. 58. 1
(162) Versammlung der Sektion für Koleopterologie.
bei subpilosus Stm. Weiters ist die körnige Halsschildskulptur bei
letzterem ebenfalls schwächer und weniger deutlich als bei Pt.
Leonhardi. Dunkel- bis rötlichbraun. Kopf breit, mit weniger
hervorgequollenen Augen als bei den f, doch trotzdem so breit
als der Halsschild. Die Fühler reichen bis zum letzten Körper-
viertel. Der Halsschild etwas breiter als bei den J’, sonst ähnlich
geformt, skulptiert und behaart wie bei diesen. Die Flügeldecken
sehr stark glänzend, nahezu mit Lackglanz, oval mit schwach an-
gedeuteten Schultern. Die Streifenpunkte sind rund, klein und
stehen in verhältnismäßig großen Abständen. Die Punktreiheninter-
valle sind um ein bedeutendes breiter als die Punktdurchmesser.
Die in den Punkten entspringenden, nach rückwärts niederliegenden
Härchen erreichen den nächsten gegen rückwärts gelegenen Punkt.
Die abstehenden Haare auf den Zwischenräumen sind ziemlich lang,
fast so lang und noch spärlicher, beziehungsweise unregelmäßiger
stehend als bei subpilosus Stm. Kurze, dünne weiße Schüppchen bilden
auf jeder Flügeldecke bei nicht abgeriebenen Exemplaren je hinter
der Schulter und hinter der Mitte eine mäßig schräge, die Flügel-
deckennaht nicht erreichende Binde. Die Flügeldeckenbehaarung
und Beschuppung ist aber sehr hinfällig und daher sehr selten intakt.
Beine und Tarsen kräftig. — Länge 1'85—3'2 mm.
Diese markante Art wurde von Herrn Otto Leonhard in
Blasewitz, dem ich dieselbe in herzlichster Freundschaft dediziere,
auf Sizilien sowohl in der Umgebung von Ficuzza in Gesellschaft des
Ptinus obesus Luc. und des interessanten Niptus (Microptinus Reitt.)
nobilis Reitt. als auch in der Umgebung von Messina gesammelt.
Ptinus (Bruchoptinus Reitter) femoralis kommt auch in Italien
auf dem Monte Gargano vor (Coll. Leonhard).
Ptinus (Pseudoptinus Reitter) capellae wurde von Herrn Hilf
auch bei Fuzine im Küstenland und von den Herren Winkler und
Moscarsky in den Colli Euganei (Norditalien) aufgefunden.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (163)
Bericht der Sektion für Lepidopterologie.
Versammlung am 1. Mai 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel.
I. Dr. Rebel berichtet über die Erwerbung einer größeren
Sammlung von Ceylon seitens des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums
von Dr. H. Uzel (Prag). Unter dem Material befindet sich auch
ein kleines Heteroceron mit scheinbar geknieten Fühlern, welches
Dr. Uzel anfänglich für unbeschrieben hielt. Später stellte sich
dessen Zugehörigkeit zur Lithosiidengattung Chamaita heraus. Das
Stück wird vorgewiesen und einige Bemerkungen über den Fühler-
bau bei Lepidopteren gemacht.
II. Herr Hauptmann H. Hirschke demonstriert Boarmia ma-
culata Stgr. und deren var. bastelbergeri Hirschke im Vergleiche
mit der nahestehenden Boarmia repandata L. |
Herr Hofrat Schima bemerkt, daß auch die Kammzähne der
männlichen Fühler bei bastelbergeri länger seien als bei repandata.
Herr Dr. Günner demonstriert eine sehr schwach gezeichnete
Aberration von bastelbergeri.
Herr Oberingenieur Kautz bemerkt, er habe bastelbergeri
vor Jahren auch bei Sparbach im Parke erbeutet.
III. Herr Dr. E. Galvagni bespricht nebst anderem unter Vor-
weisung auch Collias edusa var. faillae Stefan, welche im April
mehrorts in Dalmatien erbeutet wurde. Die Stücke (J’) sind sehr
klein, weniger tief orangerot und der schwarze Saum breit gelb
von den Adern durchschnitten.
Herr Dr. Rebel macht darauf aufmerksam, daß auch in der
hiesigen Gegend die Generationsfolgen und Überwinterungsverhält-
nisse der Art nicht ganz geklärt seien.
IV. Herr Cl. Dziurzynski weist sehr. kleine Stücke von
Lycaena alcon F. vor, die bei Kritzendorf unter normalen Stücken
erbeutet wurden.
1*
(164) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Herr Rob. Spitz bemerkt, er habe dieselbe kleine Form auch
im Rohrwalde angetroffen.
V. Herr Dr. Rebel spricht unter Vorlage über zwei vor-
linneische Werke, nämlich über „Der Raupen wunderbare Verwand-
lung“ von Maria Sibylla Merian (Nürnberg, 1679) und „Die monat-
lichen Insektenbelustigungen“* von Aug. Joh. Roesel von Rosen-
hof (1. Bd., Nürnberg, 1746). Auch über den Lebenslauf der Ge-
nannten werden nähere Mitteilungen gemacht.
VI. Herr Dr. Rebel berichtet nachträglich über eine für die
Monarchie neue Geometride, welche mit Acidalia agraria Joan.
(Katalog Nr. 2996) identisch sein dürfte:
Bereits im Jahre 1593 erhielt ich von Herrn Spada in Zara
ein frisches J’ einer Acidalienart, die mir unbekannt blieb und später
von den Herren Bohatsch und Dr. Staudinger als ein ausneh-
mend kleines, helles 5 von Acidalia beckeraria Ld. angesprochen
wurde.
In einer kürzlich mir zugegangenen Bestimmungssendung fand
sich nun ein frisches 9 mit der Bezeichnung „Pola, 18. Juli 1906“ vor,
welches zweifellos als anderes Geschlecht zu dem J’ aus Zara gehört.
Nach den beiden jetzt vorliegenden Geschlechtern kann die
Art unmöglich mit beckeraria vereint werden, denn abgesehen von
der viel geringeren Größe und weißlichen Färbung spricht auch
ihr in beiden Geschlechtern schneeweiß beschuppter Scheitel gegen
eine solche Vereinigung. Überdies sind die Palpen in beiden Ge-
schlechtern entschieden kürzer als bei beckerariva.
Das 9 gleicht auch einigermaßen kleinen weiblichen Stücken
von Acidalia marginepunctata Goeze, wie sie namentlich im Süden
auftreten. Letztere Art bleibt aber doch dichter grau bestäubt und
besitzt einen schwarzbraunen Halskragen, der hier aber (wie bei
beckeraria) hellbraun ist.
Die größte Ähnlichkeit mit vorliegendem Pärchen besitzt Ac.
agraria Joan., nur daß die Abbildung letzterer (Nov. Lepid., Pl. 18,
Fig. 6, 9) stumpfere Vorderflügel und kleinere Mittelpunkte besitzt.
Auch fehlt ihr die bei vorliegenden Stücken sehr deutliche gelbliche
Färbung der Fransen aller Flügel in ihrem Basaldrittel.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (165)
Trotzdem nehme ich bis auf weiteres den Namen agraria für
die vorliegenden Stücke an.
Eine kurze Beschreibung der Art nach dem heimischen Pärchen
könnte lauten: Beim J’ Fühler kurz bewimpert, Hinterschienen
schwach verdickt, gelbweiß beschuppt, spornlos, der Tarsus fünf-
gliedrig. Ader R und M, auf den Hinterflügeln entspringen aus
einem Punkte. Stirne tiefschwarz, der Scheitel und Thorax rein
weiß, der Halskragen hellbraun. Die Vorderflügel beim 5 gestreckter,
beim 9 kürzer mit schärferer Spitze. Grundfarbe aller Flügel weiß,
sehr schwach ockergelblich getönt, mit schwarzem Mittelpunkte und
feinen solehen Saumpunkten, worauf die im Basaldrittel gelblichen,
hierauf weißen Fransen folgen. Auf der Flügelfläche liegen ein-
zelne braune Schüppchen, welche sich gegen den Saum zu ver-
dichten und hier eine gezackte undeutliche Querlinie bilden, die in
ihrem Verlaufe jener bei Ac. beckeraria nahe kommt und beim J
deutlicher auftritt als beim 9. Die Unterseite aller Flügel seiden-
glänzend weiß, die Vorderflügel gegen den Saum schwach bräun-
lich angelaufen. Vorderflügellänge 10 mm, Expansion 20 mm.
Aus Istrien (Pola) und Dalmatien (Zara). Flugzeit Juli.
Vortrag des Herrn Prof. Dr. A. Forel.
In Verbindung mit dem Pestalozzi-Verein zur Förderung des
Kindersehutzes und der Jugendfürsorge veranstaltete die Gesell-
schaft einen Vortrag ihres korrespondierenden Mitgliedes, des Herrn
Prof. Dr. A. Forel aus Yvonne (Schweiz), welcher unter dem Titel:
„Individuelle und soziale Psychologie der Ameisen“ am
21. März 1908 im großen Hörsaale des elektrotechnischen Institutes
stattfand und dessen Reinerträgnis zu Gunsten der Kinderschutz-
organisationen. verwendet wurde.
Kurs über wissenschaftliche Mikroskopie.
In der Zeit vom 30. März bis 4. April 1908 fand in den
Räumen des botanischen Institutes der k. k. Universität in Wien,
II., Rennweg 14, welche von der Direktion bereitwilligst zur Ver-
(166) Kurs über wissenschaftliche Mikroskopie. '
fügung gestellt wurden, über Veranlassung der Gesellschaft ein
Kurs über wissenschaftliche Mikroskopie statt, für welchen
die Firma Carl Zeiss in Jena in munifizentester Weise die nöti-
gen Instrumente und Apparate mit namhaften Kosten nach Wien
schaffen ließ.
Die Herren Prof. Dr. H. Ambronn, Dr. A. Köhler und Dr.
H. Siedentopf hielten die Vorträge und Demonstrationen nach
folgendem Programme ab:
Montag den 30. März.
Herr Prof. Dr. H. Ambronn: Vortrag über die Abbesche Theorie
der mikroskopischen Bildererzeugung. — Übungen mit dem
Diffraktionsapparat nach Abbe.
Dienstag den 31. März.
Herr Prof. Dr. H. Ambronn: Vortrag über die Methoden zur Prü-
fung der Objektivsysteme. — Übungen mit der Abbeschen Test-
platte und dem Abbeschen Apertometer.
Mittwoch den 1. April.
Herr Dr. A. Köhler: Vorträge und Demonstrationen über Mikro-
photographie.
a) Projektion der Bilder auf die Platte.
b) Beleuchtung der Objekte.
Donnerstag den 2. April.
Herr Dr. A. Köhler: Vortrag über Mikrophotographie im ultra-
violetten Licht.
Herr Dr. H. Siedentopf: Vortrag über Ultramikroskopie.
Freitag den 3. April.
Demonstrationen und Übungen zu den am Vortage abgehaltenen
Vorträgen:
a) Mikrophotographie im ultravioletten Licht.
b) a „ monochromatischen sichtbaren
Licht.
c) Ultramikroskopie der festen Kolloide.
d) 5 „ flüssigen Kolloide.
e) r „ Zellen und Fasern.
Kurs über wissenschaftliche Mikroskopie. (167)
Samstag den 4. April.
Herr Dr. H. Siedentopf: Vortrag über Dunkelfeldbeleuchtung. —
Übungen zur Dunkelfeldbeleuchtung. — Vortrag mit Demon-
strationen über Mikroskopie bei hohen Temperaturen; Nüssige
Kristalle.
Die Teilnahme an den Übungen war auf 25 Teilnehmer be-
schränkt.
Folgende Damen und Herren machten die Übungen mit:
Josef Brunnthaler, Karl v. David, Dr. Wilhelm Figdor, Rudolf
Förster, Otto A. Gielow, Dr. Aug. Ginzberger, Wolfg. Himml-
bauer, Dr. F. Jesenko, Prof. Dr. Ludwig Linsbauer, Dr. Emil
Löwi, Amalie Mayer, Hans Neumayer, Dr. Franz Ostermeyer,
Prof. Dr. R. Paltauf, Dr. Otto Porsch, Prof. Dr. Hans Rabl, Ga-
briele Rabl, Dr. Heinrich Reichel, Helene Reisser, Dr. Alois
Rogenhofer, Prof. Dr. V. Schiffner, Rudolf Schrödinger,
Dr. S. Thenen, Dr. Fritz Vierhapper, Prof. Dr. R.v. Wettstein.
Außer diesen Teilnehmern hörten noch folgende Herren nur
die Vorträge: Dr. Fritz Demmer, Hans Fleischmann, Dr. Wilh.
Fritz, Anton Hafferl, Dr. Heinr. Freih. v. Handel-Mazzetti, Dr.
Emil Edl. v. Haunalter, Julius Edl. v. Hungerbyehler, Dr. Erwin
Janchen, Hermann Jansch, Ferd. Kryz, Emil Pra$ek, Anton
Schlemmer, Fritz Schlemmer, E. Schrödinger, Dr. Otto Sperk.
Den Herren Vortragenden, dem Geschäftsleiter der Filiale Wien,
Herrn Georg Otto, sowie der Firma Carl Zeiss in Jena gebührt
der wärmste Dank der Gesellschaft für die Veranstaltung.
Außerordentliche Generalversammlung
am 10. April 1908.
Vorsitzender: Herr Präsident Prof. Dr. R. v. Wettstein.
Der Vorsitzende konstatiert die Beschlußfähigkeit. Einziger
Punkt der Tagesordnung: Beschlußfassung wegen Übersied-
lung der Gesellschaft.
(168) Bericht über die außerordentliche Generalversammlung.
Das Referat über die Angelegenheit erstattet der Vorsitzende
selbst:
Infolge eines Antrages, den der Generalsekretär in der Aus-
schußsitzung vom 27. Juni 1903 stellte, dahingehend, daß die Ge-
sellschaft mit dem Unterrichtsministerium, respektive der n.-ö. Statt-
halterei Verhandlungen anknüpfe wegen mietweiser Überlassung
von Lokalitäten im alten botanischen Museum der Universität, III,
Rennweg 14, und welchem der Ausschuß zustimmte, knüpfte der
Ausschuß mit dem Staate vorläufige Verhandlungen an, welche
nunmehr zu folgenden Propositionen führten:
Die Gesellschaft erhält das unentgeltliche unkündbare Be-
nützungsrecht der linken Hälfte des alten botanischen Museums
inklusive des Hörsaales (für welchen der Lehrkanzel für Botanik
die Mitbenützung zusteht) für die Dauer von 10 Jahren gegen die
Verpflichtung, das ganze Gebäude renovieren zu lassen. Als Staats-
beitrag zu den Renovierungskosten für den dem botanischen In-
stitute verbleibenden Teile des Gebäudes erhält die Gesellschaft den
Betrag von 6500 K. Nach Ablauf von 10 Jahren beträgt der Miet-
zins für die von der Gesellschaft benützten Räume 1000 K und
läuft der Vertrag stillschweigend weiter mit beiderseitiger einjähriger
Kündigungsfrist.
Die Annahme dieser Proposition würde der Gesellschaft ein
jährliches Ersparnis an Mietzins bringen und ihr außerdem ermög-
lichen, sich in Ruhe weiter zu entwickeln.
In der hierüber eröffneten Debatte beteiligen sich Herr Hugo
M. Müllner und Herr Dr. A. Rogenhofer, welchen der Vorsitzende
die gewünschten Aufklärungen gibt.
Hierauf wird über den folgendermaßen formulierten Antrag
abgestimmt:
Die Generalversammlung ermächtigt den Ausschuß, die dar-
gelegte Aktion durchzuführen und mit Beginn des Monates Mai,
für den Fall, daß der diesbezügliche Vertrag dann schon fertig sei,
das jetzige Lokal zu kündigen.
Der Antrag wird einstimmig angenommen.
Bericht über die allgemeine Versammlung. (169)
Allgemeine Versammlung
am 6. Mai 1908.
Vorsitzender: Herr Kustos A. Handlirsch.
Der Generalsekretär Herr Josef Brunnthaler macht folgende
Mitteilungen:
Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten:
Ordentliche Mitglieder:
BT. Vorgeschlagen durch:
Herr Bossler Ludwig, Ingenieur, Inspektor
der Staats-Eisenb.-Gesellsch., Wien,
IV., Weyringergasse 9 . . den Ausschuß.
A er Alois, stud. phil., Wien, vıı.,
Breitenfeldergasse 13 . . Dr. A. Rogenhofer, Dr. F. Werner.
Fräul. Jakobi Helene, Lyzeallehrerin, Awien,
IX., Clusiusgasse 10 . . . Prof. Dr. Anger, Dr. F.Vierhapper.
" anne Marie, Wien, 1. er
vogelgasse3 .. . . . . J. Brunnthaler, L. v. Portheim.
Herr Miestinger, Dr. Karl, Yen ulEr
Seidleasse 91- . . . . zusurlın: Prof 0! Abel, /DrsA.Rogenhofer.
„ Sehlesinger Günther, stud. phil.,
Schwechat, Hauptplatz 66. . . . Prof. 0. Abel, Dr. A. Rogenhofer.
„ Scehweidler Josef Heinr., Gymnasial-
Professor, Lundenburg . . . . . den Ausschuß.
„ $Sielipp Rudolf, Wien, IV., Schön-
bursstraße 17 . . - . 0027... .0.A.Molitor, E. Heikertinger.
Hierauf spricht Herr Dr. Otto Porsch über „Insekten-
quälende Orchideenblüten“.
Der Vortragende besprach an der Hand zahlreicher Abbil-
dungen, Präparate und photographischer Lichtbilder die Fallein-
richtungen einiger Bulbophyllum-Arten sowie jene der Stanhopea-
Arten nach den Versuchen von Willis, für welche er auf Grund
eigener Nachuntersuchungen neue anatomische Beweise brachte,
die Schnelleinrichtungen der mit reizbaren Labellen ausgestatteten
Pterostylis-Arten, die Schleuderwerke der Oatasetum-Arten und die
komplizierte Blüteneinrichtung von Üoryanthes.
(170) Bericht über die allgemeine Versammlung.
Herr Dr. Franz MeguSar hält einen Vortrag über „Bau-
instinkte bei Hydrophiliden“.
Schließlich fand eine Demonstration von Diapositiven, welche
nach dem Lumiere-Verfahren hergestellt waren, statt. Dieselben
stammten aus dem Atelier von A. Moll in Wien.
Allgemeine Versammlung
am 3. Juni 1908.
Vorsitzender: Herr Vizepräsident Dr. Franz Ostermeyer.
Der Generalsekretär Herr Josef Brunnthaler macht folgende
Mitteilungen: |
Als Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten:
Ordentliche Mitglieder:
Pr Ar Vorgeschlagen durch:
Herr Berreitter Hans, k. k. Univ.-Quästor
i. R., Heiterwang 44, bei Reutte . den Ausschuß.
Fräul. Freund Yella, Wien, I., Teinfalt-
straße,7 2.0. 000. Valid, Brunnthaler) U WSPpENeT
Herr Geißler Rudolf, stud. phil., Wien,
IX., Schwarzspanierstraße 18. . . Prof. Dr. 0. Abel, O. Antonius.
„ Klaptoez Adalbert, stud. med., Wien,
III, Hießgasse 4 . . . . . ... Dr. A.Rogenhofer, Dr. F. Werner:
Ferner legt derselbe vor: Die eben erschienene Publikation:
Der naturwissenschaftliche Unterricht an den österreichi-
schen Mittelsehulen. Bericht über die von der k. k. zoologisch-
botanischen Gesellschaft in Wien veranstalteten Diskussionsabende
und über die hierbei beschlossenen Reformvorschläge. Heraus-
gegeben im Auftrage der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft
von Prof. Dr. R. v. Wettstein, als Präsident der k. k. zoologisch-
botanischen Gesellschaft. Wien, Verlag von F. Tempsky, 1903.
Preis für Mitglieder bei direktem Bezuge K 3.—. — Sodann
Bericht über die allgemeine Versammlung. (171)
das gleichfalls fertiggestellte Mitgliederverzeichnis, welches um
den Preis von 50 Hellern erhältlich ist.
Außerdem wird die mit Subvention des hohen niederöster-
reichischen Landtages und der Gemeinde Wien herausgegebene
Wandtafel der in Niederösterreich gesetzlich geschützten
Pflanzen vorgelegt; die Tafel wird den Mitgliedern gegen Ein-
sendung von K 1.— per Stück zugesandt.
Hierauf hält Herr Privatdozent Dr. Hans Przibram einen
durch zahlreiche Objekte erläuterten Vortrag:
Experimentelle Behandlung biologischer Grundfragen.
Als die experimentelle Biologie vor fünf Jahren ihr erstes
eigenes Heim in unserem Vivarium bezog, da mag mancher kopf-
schüttelnd die abermalige Sonderung eines neuen Spezialfaches be-
dauert, die Notwendigkeit einer „Biologischen Versuchsanstalt“ be-
zweifelt haben.
Und diesem Urteile hätten wir selbst zugestimmt, wenn es
sich um die Erforschung sehr spezieller Detailfragen an sich ge-
handelt hätte, nicht um eine umfassende neue Betrachtungsweise
in der Biologie.
Tatsächlich ist jedoch die experimentelle Biologie kein Spezial-
fach, sie ist die Anwendung der den exakten Wissenschaften ent-
nommenen Methoden des qualitativen und quantitativen Versuches
auf biologische Probleme.
Daß es sich nicht um nebensächliche Punkte, sondern um die
Grundfragen der Biologie, um die Entwicklung, die Regeneration,
die Deszendenz, die Vitalität und die funktionelle Anpassung handelt,
das möchte ich nun an Beispielen erläutern, die, größtenteils unserer
eigenen Praxis entnommen, ein Bild zugleich von der Wirksamkeit
unserer Anstalt und von dem gegenwärtigen Stande der experi-
mentellen Behandlung biologischer Grundfragen im allgemeinen
geben sollen. Während die Natur mit unerbittlicher Strenge die
anorganische Welt lenkt, scheint sie die Organismen des Gehorsams
gegen die ehernen Gesetze enthoben zu haben.
Aus ähnlichen Keimen entsteht bald die Mannigfaltigkeit der
Teile eines Meerwurmes oder Seeigels, bald die einer Tulpe oder
(172) Bericht über die allgemeine Versammlung.
Amavryllis. Welche Verschiedenheit in den beiden Erzeugnissen,
aber doch welche Ähnlichkeit in dem Vorgange der Zeugung: hier
wie dort die Vereinigung zweier Zellen, deren Kerne sich analog
verhalten, als Ausgangspunkt für die Entwicklung des neuen Lebe-
wesens. Soweit die deskriptive Entwicklungsgeschichte. Sind aber
zur Auslösung der Entwicklung beide Zellen nötig? Durchaus nicht!
Jacques Loeb konnte die Eier eines Seeigels oder eines Meerwurmes
durch gewisse chemische Lösungen ohne Hinzufügen von männ-
lichem Samen zur Entwicklung bringen (wovon ich hier dank der
liebenswürdigen Widmung genannten Forschers an unser entwick-
lungsmechanisches Museum Exemplare vorweisen kann). Wir haben
begründete Hoffnung, in absehbarer Zeit nach einer ähnlichen
Methode künstliche Parthenogenese auch bei Fischen zu erreichen.
Während wir bisher vergeblich nach geeignetem zoologischen
Materiale suchten zur Prüfung der Frage, ob auch der männliche
Samen ohne Hinzutritt von Eisubstanz entwicklungsfähig sein kann,
ist es den Herren Leopold v. Portheim und Emil Loewi gelungen,
in den durch Zuckerlösung zum Austreiben gebrachten Pollen-
schläuchen der Tulpe die Entstehung von Zellwänden zu kon-
statieren, ein Anzeichen dafür, daß auch der Pollen ohne Eichen
sich zur Weiterentwicklung anzuschicken scheint.
Wenn nicht die Vereinigung der Keimprodukte das Wesent-
liche für die Entwicklung der neuen Organbildung ist, so werden
wir zu dem Schlusse gedrängt, daß bereits im einzelnen Keime,
namentlich im Ei selbst Differenzierungen bestehen, welche die
künftige Mannigfaltigkeit garantieren. Tatsächlich lassen sich im
Ei verschiedene Stoffe oder Teile nachweisen, deren Entfernung
den Ausfall bestimmter Organe oder Teile bedingt. So im Seeigel
(Strongylocentrotus) die zuerst Hatschek aufgefallene Zone orange-
roten Pigmentes. Bei Weindls Versuchen an Tintenfischen (Zoligo)
ließ sich bereits an den noch ganz hell erscheinenden Eiern auf
chemischem Wege (Fürths Tyrosinreaktion) die Vorstufe des
späteren Pigmentes nachweisen. Als Hadzi die bekannten grünen
Süßwasserpolypen (Hydra viridis) im Dunklen Eier legen lief, er-
schienen weiße Hydren, weil die symbiotischen Algen, welche durch
Einwanderung aus dem Muttertiere dem Sprößling die grüne Farbe
geben sollen, bei Liehtabschluß nicht einwandern.
Bericht über die allgemeine Versammlung. (175)
Während bei den Tieren selbst bei Abänderung der äußeren
Faktoren die charakteristische Form nur wenig sich zu ändern
pflegt, kann bei den Pflanzen während der Entwicklung diese oder
jene Form künstlich „induziert“ werden: so konnte Figdor auch
bei ungleichblättrigen (anisophyllen) Pflanzen, die wie Goldfussia
anisophylia bereits von Anfang an ungleiche Blätter entwickeln,
durch Drehung um eine horizontale Achse bei senkrecht auffallendem
Lichte eine Ausgleichung der Blattgrößen anbahnen. Analoge Ver-
änderungen wurden bei weiteren anderen Versuchsanstellungen am
Ahorn (Acer) und an der Roßkastanie (Aesculus) erzielt.
Der experimentellen Behandlung noch zugänglicher als die
Probleme erstmaliger Zeugung erweisen sich diejenigen der Wieder-
erzeugung. Kommt diese Eigenschaft der Regeneration allen Orga-
nismen als eine primäre Eigenschaft zu oder ist sie als Anpassung
an eine erhöhte Verlustwahrscheinlichkeit erst nachträglich von
einzelnen Arten oder Organen erworben worden? Während die
letztere Ansicht im Zusammenhange mit der Lehre von der natür-
lichen Auslese zunächst wahrscheinlicher erschien, führen ausgedehnte
Regenerationsversuche zwingend zur entgegenstehenden Annahme.
Von den niedersten zu den höchsten Tierarten nimmt die Re-
generationsfähigkeit in derart regelmäßiger Weise ab, daß man nach
der Stellung im natürlichen Systeme für jede Art vorausbestimmen
kann, ob der Versuch zu positivem Resultate führen werde. So
erhielten die früheren negativen Angaben über die vordere Re-
generation der Ophryotrocha eine Korrektur durch Czwiklitzer,
jene der Egel durch Gluschkiewitsch, der Süßwasserschnecken
durch Cerny und MeguSar, des Amphioxus durch Biberhofer,
der Gliedmaßenregeneration der Wasserspinne durch Weiß, der
Gottesanbeterinnen durch mich, des Marmelmolches (Triton marmor.a-
tus), des Brillensalamanders (Salamandrina perspicillata) und an-
derer Amphibien durch Kammerer, der Salamanderlunge durch
Muftit. Da noch die Vögel die Hälfte des Schnabels regenerieren,
konnte die Regeneration der Kiefer bei den Eidechsen vorausgesagt
werden; eine Prophezeiung, welche durch Werber ihre experi-
mentelle Bestätigung fand.
Haben wir nun beim Nachwachsen verlorener Teile an die
Entfaltung eines vorgebildeten Reservekeimes zu denken oder strebt
(174) Bericht über die allgemeine Versammlung.
der verletzte Organismus als Ganzes immer wieder der vollkom-
menen Form zu? Hier haben die Versuche wieder mit Bestimmt-
heit für die letztere Alternative gesprochen, denn nicht nur jene
Teile, welche unmittelbar vom Verluste betroffen waren, treten in
Reaktion, sondern ganz abseits liegende vermögen zum Erfolge bei-
zutragen: ich erinnere an die Vertauschung der großen und kleinen
Schere bei dem Pistolen- und bei anderen Krebsen, welche nach
Entfernung der großen Schere durch kompensatorisches Auswachsen
der kleinen Schere der Gegenseite zustande kommt. Förmliche
Einschmelzungen mit darauffolgender Neudifferenzierung können
nicht nur bei den niedrigsten Tieren, sondern auch bei den Krebsen
in der Weise statthaben, daß bei aufeinanderfolgenden Häutungen
die regenerierenden Tiere „kleiner“ statt „größer“ werden, ge-
wissermaßen ein negatives Wachstum. Dieses negative Wachstum
ist nicht zu verwechseln mit dem Wachstum in umgekehrter Rich-
tung, bei dem die Polarität aufgehoben erscheint, indem an Stelle
zweier verschiedener Differenzierungen an den Enden einer Wachs-
tumsachse zwei gleichartige, aber verkehrt gegeneinander ausgebildet
werden. Solche von Loeb bei Pflanzentieren „Heteromorphosen*
benannte Fälle kommen im ganzen Tierreiche vor, bei den höheren
Gruppen namentlich nach Brüchen von Extremitäten, da das weg-
hängende Stück nach beiden Richtungen bloß die distalen Teile,
nicht aber den proximalen Körperteil wiederzubilden vermag. So
entstehen Haarsterne mit drei Armspitzen an einem Arme, nach
Bruch eines Armes. Wird ein Bein einem Molche abgeschnitten
und verkehrt wieder eingekeilt, so werden wir erwarten dürfen,
daß trotzdem ein Fuß aus der jetzt freiliegenden Wundfläche ent-
springen wird, was noch nicht abgeschlossene Versuche von Kurz
zu bestätigen scheinen.
Obzwar also die Teile der Organismen nicht voneinander
unabhängig sind, so ist doch nicht jeder Teil alles andere aus
sich hervorzubringen imstande. Vielmehr weisen alle Versuche dar-
auf hin, daß in verschiedenen Organen verschieden verteilte Stoffe
für das Zustandekommen der bestimmten Form maßgebend seien.
Daß der Muskel von der Hautbekleidung chemisch verschieden ist,
wird niemand leugnen wollen. Sind aber auch analoge Organe in
verschiedenen Tiergruppen chemisch verschieden? Nach Fürths
Bericht über die allgemeine Versammlung. (175)
Untersuchungen am Muskelplasma verschiedener Tiere waren An-
haltspunkte für die Unterscheidung verschiedener Muskeln auf che-
mischem Wege gegeben und ich konnte nachweisen, daß diese
Verschiedenheit wenigstens bei den Wirbeltieren der Gruppierung
nach unserem vergleichend-morphologischen Systeme parallel geht.
Als Merkmale für diesen „chemischen“ Bestimmungsschlüssel dienen
Koagulationspunkte und Salzfällungen. In Fortsetzung meiner Unter-
suchungen konnte KryZ nachweisen, daß diese spezifischen Koagula-
tionstemperaturen durch die Außentemperaturen bei Haltung von
Warmblütern in Winterstarre, von Kaltblütern in künstlich erhöhter
Temperatur sich auch nicht merklich veränderten. An das Problem
der Arteigenheit schließt sich das Problem der Übertragung von
Eigenheiten auf andere Individuen, das in der Vererbung seinen
prägnantesten Ausdruck findet, wogegen bei Pfropfungen nur selten
ein Einfluß der künstlich vereinigten, zwei verschiedenen Arten
angehörigen Komponenten nachweisbar ist. Doch konnten Grafe
und K. Linsbauer Nikotin auch in Tabakpfropfreisern nach-
weisen, die nichtnikotinhaltigen Arten entnommen und nikotin-
haltigen Stämmen aufgepfropft worden waren. Stingel fand bei
der Ernährung von Getreideembryonen durch artfremde Endosperme
gewisse Veränderungen, die als Beeinflußung seitens der verwen-
deten nährenden Unterlage aufgefaßt werden können.
Die Gesetze der Vererbung können nur durch planmäßige,
streng ziffernmäßig registrierte Zuchten festgestellt werden. Der
Übergang von Rasseneigenheiten auf die Nachkommen scheint meist,
wenn keine Veränderung in den äußeren Bedingungen hinzutritt,
nach den von Gregor Mendel durch klassische Versuche im Kloster-
garten zu Brünn ermittelten Regeln vor sich zu gehen, nicht nur
auf botanischem, sondern auch auf zoologischem Gebiete, wofür
unter anderem meine Ratten und Mäuse Zeugnis ablegen. Freilich
können sich oft Merkmale in unerwarteter Weise als getrennte
Vererbungseinheiten erweisen, so bei Katzen die Farbe eines jeden
Auges für sich, wie Versuche an Angorakatzen mit einem blauen
und einem gelben Auge lehrten. Hammerschlag zieht aus der
den Mendelschen Regeln nach zu geringen Anzahl weißer Mäuse
bei Kreuzung verschiedenfarbiger Rassen den Schluß, daß es erst
in Bildung begriffere Charaktere gibt, für die keine strenge Be-
(176) Bericht über die allgemeine Versammlung.
folgung der Mendelschen Regeln zu erwarten sei. Hiermit betreten
wir das heikle Gebiet der Vererbung erworbener Eigenschaften.
Kammerer führte an Salamandern und gewissen Froschlurchen
den Nachweis, daß künstlich erzielte Fortpflanzungsveränderungen
auch dann auf die Nachkommen übergehen, wenn diese ihr ganzes
Leben lang wieder unter den ursprünglichen, nicht abgeänderten
Bedingungen gehalten werden. Sofort erscheint uns die Lösung
des Problemes der Artwandlung um einen Schritt näher gerückt.
Obzwar hier Versuche wenig Aussicht zu haben schienen, winken
uns jetzt gerade die schönsten Erfolge.
Denn es bedarf weder unabsehbarer Zeiträume zur Verände-
rung, noch zur Übertragung erworbener Eigenschaften, und vielfach
lassen sich durch äußere Faktoren Veränderungen hervorrufen, die
Beziehungen zu verwandten Arten aufweisen. Die Süßwasseramoebe
verliert nach Margarete Zuelzer die pulsierende Vakuole bei Ge-
wöhnung an Salzwasser, wodurch sie den zeitlebens im Meere
lebenden Arten ähnlich wird. Wird der Einsiedlerkrebs seines frei-
willigen Gefängnisses, der Schneckenschale, dauernd beraubt, so
bildet er wieder den pigmentierten, geringelten Hinterleib der
übrigen Krebse aus. Die Puppe unseres Wolfsmilchschwärmers
(Deilephila euphorbiae) in heißem Raume geschlüpft, entfaltet Flügel
ähnlich der in Algier fliegenden Schwärmerart Deilephila Titymali.
Der in den unterirdischen Höhlen des Karstes hausende bleiche
Grottenolm nimmt im Lichte wieder die dunkle Farbe seiner ober-
irdischen Verwandten, z. B. des Armmolches (Süren lacertina), an.
Hier ließ sich ähnlich wie bei den Tintenfischeiern das Vorhanden-
sein der chemischen Vorstufe des Pigmentes schon im unveränderten,
bleichen Grottenolme nachweisen.
Wenn wir für die Verschiedenheit der Arten auf einen ver-
schiedenen Chemismus geführt werden, so werden wir zur Frage
gedrängt, ob denn das Wesen des Lebens selbst so grundverschieden
von den anorganischen Vorgängen ablaufe? Immer sehen wir die
Vitalität an bestimmte Eiweißkörper gebunden, welche in physi-
kalisch-chemischer Hinsicht als Kolloide, das sind nicht krystalli-
sierte, in Lösung durch Membranen schwer durchgängige Stoffe,
zu charakterisieren sind. Sicherlich sind die Eigenschaften der
Eiweißkolloide für die Grenzen der Lebensfähigkeit maßgebend.
Bericht über die allgemeine Versammlung. (177)
Hand in Hand mit der bei verschiedenen Temperaturen vor sich
gehenden Gerinnung (Koagulation) der Muskelplasmen geht die ver-
schiedene Maximaltemperatur, welche die betreffende Art noch aus-
zuhalten vermag.
Ferner bestimmt dieselbe Gesetzmäßigkeit, welche die Giftig-
keit verschiedener Salzlösungen für Süßwassertiere — z. B. nach
Wolfgang Ostwald Flohkrebschen — regelt, ebenfalls die durch
Salze bewirkten Zustandsänderungen gelösten Eiweißes im Reagenz-
glase nach Paulis Experimenten.
Obzwar die Erscheinung des organischen Wachstums direkt
quantitativ meßbar ist, liegen doch erst spärliche Versuche über
dasselbe vor, so daß die Ableitung allgemeiner Regeln Vorsicht ge-
bietet. Es scheint in gleicher Zeit eine gleiche Strecke zuzuwachsen,
falls keine Form- oder sonstige Differenzierungs-Veränderung ein-
tritt. Für Tiere verschiedener Gruppen (Krebse, Insekten, Fische,
Säugetiere), ebenso wie für Pflanzen (Bohnenwurzeln) erhält man
übereinstimmende Werte. In mannigfaltiger Weise läßt sich das
Wachstum künstlich beeinflußen: schnitt v. Portheim Bohnen-
keimlingen keinen, einen, anderthalb oder beide Kotyledonen ab,
so trat zunächst die größte Längenzunahme nach der Entfernung
von anderthalb, dann nach einem Kotyledo ein; erst später wurden
diese verletzten Keimlinge von den normalen überholt; die ohne
Kotyledonen blieben von Anfang an zurück. Daß es sich hier um
eine bestimmte Beziehung zur Masse der Reservesubstanzen han-
delt, bewiesen neuerdings von demselben Botaniker angestellte Ver-
suche mit ausgewählten größeren und kleineren Samen derselben
Bohnenart: die kleineren erreichten zunächst in derselben Zeit eine
größere Länge als die größeren.
Neben dem selbständigen Wachstum ist es die selbständige
Bewegung, die uns an den Lebewesen imponiert. Noch mehr als
jene scheint sie von strengen Gesetzen der übrigen Natur ausge-
schlossen, „willkürlich“ zu erfolgen. Ob ein Tier in einer bestimm-
ten Richtung, ob es rasch oder langsam läuft, das scheint seinem
Willen allein untertan. Beobachten wir aber kaltblütige Tiere, z. B.
Junge Gottesanbeterinnen, bei verschiedenen Temperaturen, die wir
in Abständen von je 10°C. wählen, und registrieren mittels Chrono-
meters die in einer bestimmten Zeit jedesmal durchlaufene Strecke,
Z.B. Ges. 58. Bd. m
(178) Bericht über die allgemeine Versammlung.
so stellt es sich heraus, daß diese in der um 10° C. höheren Tempe-
ratur etwa doppelt so groß ist als in der tieferen. Und die gleiche
Regel, eine zwei- bis dreifache Steigerung der Geschwindigkeit
bei 10° Temperaturerhöhung, finden wir auch bei analogen Ver-
suchen über das Wachstum derselben Tiere oder die Entwicklung
ihrer Eier, oder aber bei chemischen und gewissen physikalischen
Reaktionen; es ist die sogenannte Van t’Hoffsche Temperaturregel.
Auch das Wachstum der Bohnen folgt nach Versuchen von
Portheim der gleichen Regel.
Wie zwingen wir bei den Laufversuchen unsere Gottes-
anbeterinnen, in einer bestimmten Richtung zu laufen? Wir stellen
einen entsprechenden Laufkasten schräg gegen das Licht und den
Tisch auf: die Tiere laufen von der Erde weg und der Lichtquelle
zu. Werden die Augen überstrichen, so fällt diese Orientierung
fort und wir können auf ähnliche Art durch Ausschaltung ver-
schiedener Empfangsorgane die für die Ausübung der Funktionen
wichtigen ermitteln. Schnitt Steinach die Leuchtorgane der Leucht-
käfer ab, so begannen erstere dennoch lebhaft aufzuglühen, sobald
ein Sauerstoffstrom zugeführt wurde. Ein Beweis dafür, daß diese
Funktion auf einem Oxydationsprozesse beruht, der vielleicht vom
Träger durch engeren Tracheenabschluß gehemmt werden kann.
Oft werden durch Entnahme eines funktionierenden Organes
andere beeinflußt, die gar nicht in Verbindung zu stehen scheinen:
es kann die Frage geprüft werden, ob Kastration die sekundären
Geschlechtsmerkmale beeinflußt oder nicht; so untersucht Bresca
den Einfluß derselben auf das Auftreten der Hochzeitsfarben und
des Kammes beim männlichen Triton. Das Gegenstück bieten
Transplantationen der bereits ausgebildeten sekundären Geschlechts-
merkmale auf Exemplare des entgegengesetzten Geschlechtes.
Wieder andere Versuche, so jene Halbans an Fröschen, beschäf-
tigen sich mit der Implantation der Geschlechtsdrüsen oder Ein-
spritzung von Extrakten in Tiere anderen Geschlechtes. Alle diese
Versuche sollen uns das Wesen der Geschlechtsverschiedenheit auf-
klären helfen. Nicht nur die Erscheinungen an den einzelnen Tieren
oder Pflanzen, auch das wechselseitige Verhältnis ist der experi-
mentellen Behandlung zugänglich: wir können zum Beispiel durch
Fütterungsversuche festzustellen trachten, ob die Schutzfarben ihre
Bericht über die allgemeine Versammlung. (179)
Träger wirklich vor den Verfolgungen der Feinde schützen, wie es
die Auslesetheorien postulieren.
“Wenn etwa die Nachahmung der Wespen und Hummeln durch
gewisse Schmetterlinge, die Glasflügler, auf einer den letzteren nütz-
lichen Mimikry beruhen soll, muß zuerst der Nachweis geliefert
sein, daß die stacheltragenden Immen wirklich einen solchen Schutz
genießen. In der Mehrzahl der Versuche stellt sich dies als durch-
aus nicht so sicher heraus, als man vermutet hätte; so werden die
Wespen von Gottesanbeterinnen, Eidechsen und Kröten verzehrt,
von Laubfröschen allerdings wieder ausgelassen, aber erst nachdem
sie aufgeschnappt wurden, womit den Nachahmern nicht gedient
wäre. Das Ausspucken erfolgt nämlich erst auf den Stich der Wespe
hin; entfernte ich durch Abschnitt den Stachel der Wespe, so wurde
sie vom Laubfrosche verschluckt.
Als Versuch über die wechselseitige Anpassung zweier Orga-
nismen, die sogenannte Symbiose, sei an HadzZis’ Hydren erin-
nert; die algenlosen gingen bald zugrunde. Während Hydra viridis
mit ihren Zoochlorellen unter der Glasglocke eine große Widerstands-
fähigkeit gegen kohlensäurehältige Atmosphäre bekundete, war sie
bei der verwandten Hydra fusca geringer. Letztere Art besitzt
normaler Weise keine symbiotischen Algen. Anderseits gingen die
aus ihrer Nährmutter Hydra viridis entfernten Algen auch rasch
zugrunde. Es scheint also tatsächlich eine beiden Teilnehmern
vorteilhafte Anpassung in der Symbiose vorzuliegen.
Die Anpassung von Tieren an den Grund kann ebenfalls durch
Experimente analysiert werden. Es erwies sich zum Beispiele bei
der Aufzucht von Gottesanbeterinnen die grüne oder braune Farbe
dieser Tiere als unabhängig von der Umgebungsfarbe. Anderseits
zeigen Fische, z. B. nach Secerows Versuchen die Bartgrundel
(Nemachilus barbatula), sehr weitgehende harmonische Überein-
stimmung mit dem dargereichten dunklen, gemischten, hellen oder
orangegefärbten Grunde des Beckens. Daß die Grundanpassung
bei Fischen durch das Gesichtsorgan vermittelt wird, dafür sprechen
Meyerhofers Hechte. Nach Entfernung der Augen verschwindet
die Verschiedenheit der Ober- und Unterseite, indem auch auf dieser
die für die Oberseite charakteristische Bänderung auftritt; schließ-
lich kommt es zu einer allgemeinen Abblassung, wie sie auch bei
m*
(180) Bericht über die allgemeine Versammlung.
geblendeten Garneelen nach Fröhlich, bei geblendeten Winker-
krabben nach MeguSar zu erhalten ist. Dadurch tritt eine Ähnlich-
keit mit den augenlosen, bleichen Höhlentieren ein. Ri;
In der Aufdeckung der Beziehung zwischen Gesichtsorgan
und Farbanpassung erhalten wir einen weiteren, freilich noch recht
unklaren Blick in den Mechanismus der natürlichen Zweekmäßigkeit.
So bringt die Anwendung des Versuches ein neues umfassendes
Tatsachenmaterial, die Aufdeckung neuer Beziehungen und vor
allem die Legung sicherer Fundamente für den luftigen Bau weit-
sehender Hypothesen mit sich: dem seltenen Genie die Daedalus-
flügel der Spekulation überlassend, vertrauen die Experimentatoren
dem sicheren Grunde der Natur und bauen langsam, aber sicher
an dem einheitlichen Gebäude der exakten Naturwissenschaft.
Referate.
Wiesner-Festschrift. (Im Auftrage des Festkomitees redigiert von K. Lins-
bauer.) Wien, Verlag von C. Konegen. 8°. 548 S. mit 23 Taf. und 56 Textfig.
Die vorliegende Festschrift stellt eine reiche Sammlung von Original-
abhandlungen dar, welche den verschiedensten botanischen Disziplinen an-
gehören, in welchen sich der Jubilar mit so großem Erfolge betätigte. Vor
allem sind es viele seiner Schüler, welche durch literarische Beiträge vertreten
sind, doch haben sich auch eine Anzahl Gelehrter des In- und Auslandes der
Ehrung angeschlossen, so daß die Festschrift zu einem stattlichen Bande von
mehr als 34 Druckbogen anwuchs. Die Ausstattung des Werkes ist seinem
wissenschaftlichen Charakter durchaus angemessen.
Unter den Abhandlungen überwiegen natürlich solche rein physio-
logischen Charakters. Mit reizphysiologischen Arbeiten sind vertreten Czapek
und Darwin, welche geotropische Themen behandeln; ersterer untersucht die
3eziehung zwischen Geotropismus und Pflanzenform, dieser die Geoperzeption
in den Kotyledonen von Sorghum; Figdor unterzog die heliotropische Em-
pfindlichkeit einem experimentellen Studium; L. Linsbauer übertrug den
reizphysiologischen Standpunkt auf die Anthokyanbildung im Lichte; der
Referent berichtet über Versuche zur Ermittlung der Reizleitungsgeschwindig-
keit bei Mimosa. Der pflanzlichen Formbildung sind die ausgedehnten Studien
Goebels über die Symmetrieverhältnisse der Blüten sowie die Arbeiten von
Lopriore (Zwillingswurzeln), N&meec (Wurzelregeneration) und Przibram
(Regeneration von Sequoien) gewidmet. Dem Gebiete der physikalischen
Physiologie sind ferner die Abhandlungen von Molisch über einige Pilze,
welchen irrtümlicherweise ein Leuchtvermögen zugeschrieben wurde, Hein-
Referate. (181)
richers Untersuchungen über Lichteinfluß auf die Keimung sowie v. Wein-
zierls Versuche über die Mechanik der Embryoentfaltung bei Gramineen
entnommen. Nicht minder zahlreich sind cehemisch-physiologische Abhandlungen
vertreten. Tschirch versucht auf Grund seiner ausgedehnten Studien die
Grundlinien einer physiologischen Chemie der pflanzlichen Sekrete festzulegen;
Grafe bringt im Anschlusse an Wiesner neue Untersuchungen über das
Gummiferment, während Stocklasa mit einer Studie über Atmungsenzyme
vertreten ist; hierher sind ferner die Untersuchungen Nestlers über das Haut-
gift der Cypripedien sowie der von Richter erbrachte Nachweis zu zählen,
daß Natrium für gewisse marine Diatomeen als notwendiges Nahrungsmittel
zu betrachten ist. Strohmer berichtet über Speicherung und Wanderung
der Saecharose in der Zuckerrübe. Die Studien von v. Portheim und Samee
über die Atmung gesunder und infolge Kalkmangels erkrankter Bohnen-
keimlinge schlagen die Brücke zur Pflanzenpathologie, über deren Fortschritte
in den letzten Jahrzehnten Solla in einem gedrängten Sammelreferate be-
richtet. Rein chemische Beiträge lieferten Skraup (Über Leuein aus Pro-
teinen) und Wegscheider (Über die Verseifung der Fette). Mit dem Che-
mismus der Membran befaßt sich eine Abhandlung von Ambronn, welche die
chemisch-physikalischen Änderungen der Zellulose infolge der Einlagerung
von Schwefelzink behandeit, sowie eine Studie von Karzel über die Ver-
holzung des Spaltöffnungsapparates der Cycadeen. Senft untersucht das
Vorkommen von Physeion in den Flechten mit Hilfe mikrochemischer
Methoden.
Auch die Pflanzenanatomie ist durch einige, zum Teile ausgezeichnete
Arbeiten vertreten. Burgerstein hat einen wertvollen Bestimmungsschlüssel
der Koniferenhölzer auf Grund der mikroskopischen Befunde ausgearbeitet.
Fritsch fand im Blatte von Klugia ceylanica — zum ersten Male bei Gesnera-
ceen — das Auftreten von Cystolithen; Möbius berichtet über ein ganz
eigenartiges Vorkommen von Kieselsäure in den Blättern von Callisia; T.F.
Hanausek bringt neue Mitteilungen über das von ihm eingehend studierte
Auftreten der „Kohleschicht“ im Kompositenperikarp. Ein Beitrag Stras-
burgers betrifft Kemteilungsstudien bei Characeen und bringt wertvolle Auf-
schlüsse über das Wesen der Amitose im allgemeinen.
Vererbungsfragen betreffen die Abhandlungen von Raciborski, welcher
in Coreopsis tinctoria var. prolifica eine unzweckmäßige Mutation erkannte,
und v. Wettsteins, der durch jahrelange Kulturen eine sprungweise Zunahme
der Fertilität bei Bastarden von Sempervivum-Arten nachweisen konnte.
Mikosch studierte an Kakteen die Frage nach der wechselseitigen Beein-
flussung von Edelreis und Unterlage; Kammerer bringt eine biologische
Studie über die Symbiose von Oedogonium mit Wasserjungferlarven. Jendid
mikroskopische Prüfung altägyptischer Inschriftenhölzer aus der Sammlung
der Papyrus Erzherzog Rainer ist ganz im Sinne ähnlicher historischer Ar-
beiten Wiesners gehalten. Die Mykologie findet ihre Vertretung durch eine
wertvolle kritische Untersuchung der österreichischen Cortieieen von v. Höhnel
(182) Referate.
und Litschauer sowie durch eine Diagnose eines javanischen Pilzes, den
Koorders zu Ehren des Jubilars Wiesneriomyces benennt. Eine Abhandlung
von Zickes befaßt sich mit dem von ihm entdeckten Bacterium polychromicum
und dessen Farbstoffproduktion.
Von botanischen Abhandlungen aus verschiedenen Disziplinen sind
ferner zu nennen eine kritische Übersicht der fossilen Flora der unteren Lias
der österreichischen Voralpen, welche Krasser zum Verfasser hat, eine pflanzen-
geographische Studie Schiffners über die „Knieholzwiesen“ im Isergebirge,
eine ausgedehnte Studie von Trelease über die variegaten Formen der Agaven
sowie die von Wilhelm gelieferte Beschreibung eines interessanten Fichten-
gipfels, welcher Übergänge zu Zapfenbildungen aufweist. Haberlandt publi-
ziert zwei äußerst interessante Briefe Hugo v. Mohls. Schließlich sei noch
auf die Artikel von Reinke und H. St. Chamberlain hingewiesen. Ersterer
erhebt in einer gewiß vielen sympathischen Weise die Forderung nach einer
kritischen Abstammungslehre; dieser lieferte ein glänzend geschriebenes Essay
über Goethe, Linne und die exakte Wissenschaft der Natur.
Wenn ein weiteres Eingehen auf den Inhalt der hier genannten Bei-
träge sich mit Rücksicht auf den verfügbaren Raum von selbst verbietet, so
erhellt doch schon aus ihrer bloßen Aufzählung die Reichhaltigkeit der Wiesner
anläßlich der Vollendung seines 70. Lebensjahres gewidmeten Festschrift.
K. Linsbauer.
Wettstein, Prof. Dr. R. v. Der naturwissenschaftliche Unterricht
an den österreichischen Mittelschulen. Bericht über die von der
k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien veranstalteten Diskussions-
abende und über die hierbei beschlossenen Reformvorschläge. Heraus-
gegeben unter Mitwirkung von J. Brunnthaler, Prof. Dr. K. Fritsch,
Prof. H. Lanner, Prof. Dr. P. Pfurtscheller und Prof. Dr. E. Witlaezil.
Wien, Verlag von E. Tempsky, 1908. 8°. 103 S. (Preis 3 K.)
Österreich steht im Begriffe eine zeitgemäße Reform seines Mittelschul-
wesens durchzuführen. Abgesehen von der gesamten Tagespresse, beschäftigen
sich zahlreiche Enqueten, Konferenzen, ja selbst eigene Vereine mit diesen
für die Gesamtheit so überaus wichtigen Fragen. Es wurde von vielen Seiten
auf die Notwendigkeit einer intensiveren Pflege der Naturwissenschaften hin-
gewiesen, aber die Vertreter dieser Wissenschaft standen in dem großen Kampfe
meist abseits und kamen nicht in die Lage, ihre Forderungen in einheitlicher
und präziser Form zur Kenntnis der Unterrichtsbehörde zu bringen.
Es war daher gewiß im Interesse der Sache gelegen, wenn die k.k.
zoologisch-botanische Gesellschaft, einer Anregung ihres Präsidenten folgend,
den Versuch machte in Verbindung mit der Geologischen und mineralogischen
Gesellschaft eine gründliche Auseinandersetzung über die wichtigsten in Be-
tracht kommenden Fragen in einer Reihe von Diskussionsabenden zu erzielen.
Wie gut ihr das gelungen ist, beweist die jüngst erschienene Publika-
tion, in der alle während der Debatte ausgesprochenen Ansichten und Auße-
Referate. (155)
rungen einer großen Reihe berufener Personen nebst den fast einstimmig an-
genommenen Resolutionen und Thesen der Öffentlichkeit übergeben werden.
Diese unten angeführten Thesen bilden, wie der Vorsitzende am Schlusse
der so überaus anregenden Debatte hervorhob, den Ausdruck der Meinung
der überwiegenden Mehrzahl der Wiener Naturhistoriker, sie beschränken
sich auf das Maß des momentan Erreichbaren, aber auch unbedingt Anzu-
strebenden.
I. Die Stellung der Naturwissenschaften an unseren Mittelschulen.
1. Die großen Fortschritte der Naturwissenschaften, besonders der
naturgeschichtlichen Fächer, sowie ihr großer Bildungswert erfordern eine
bessere Berücksichtigung derselben in unseren Mittelschulen, insbesondere
im Gymnasium.
2. Die Chemie und Geologie erheischen Aufnahme in das Gymnasium,
die Zoologie sowie Somatologie, die Botanik, Mineralogie und Geo-
graphie aber verlangen eine erweiterte Behandlung im Gymnasium sowie
in der Realschule.
3. Auf der Unterstufe beider Anstalten sind in den ersten zwei
Klassen der Zoologie und Botanik, ohne wesentliche Erweiterung des
Stoffes, drei wöchentliche Stunden zuzuweisen. Die Chemie soll im Gym-
nasium durch ein Semester mit drei Wochenstunden unterrichtet werden. Die
Mineralogie ist durch ein Semester mit drei wöchentlichen Unterrichts-
stunden zu behandeln.
4. Auf der Oberstufe des Gymnasiums ist der Chemie das fünfte
Schuljahr mit zwei Wochenstunden, der Botanik das sechste Schuljahr mit
zwei Wochenstunden, der Zoologie, Somatologie und Hygiene das
siebente Schuljahr mit drei Wochenstunden, der Mineralogie und Geologie
aber das achte Schuljahr mit zwei wöchentlichen Stunden zuzuweisen. Die
Geographie erhält zu dem einen Semester noch ein Schuljahr mit zwei
Wochenstunden. Der Unterricht aus Somatologie und der damit verbundenen
Hygiene soll — ebenso wie an der Realschule — auch in Zukunft von dem
Naturhistoriker erteilt werden.
5. Auf der Oberstufe der Realschule verlangt die Somatologie
und Hygiene für sich das Zeitausmaß eines vollen Semesters mit zwei Wochen-
stunden; es ist darum die wöchentliche Stundenzahl für die Zoologie in
Verbindung mit Somatologie und Hygiene in der VI. Klasse auf drei zu
erhöhen. Die Geographie erhalte zu dem einen Semester noch ein Schul-
Jahr mit drei Wochenstunden.
6. Es ist bei Ausarbeitung neuer Lehrpläne auf eine entsprechende Be-
rücksichtigung der Astronomie, Meteorologie, Ethnographie und Prä-
historik zu achten.
7. Im Gymnasium ist in erster Linie durch eine entsprechende Ein-
schränkung des Unterrichtes in den klassischen Sprachen Platz für
die neuen Fächer zu schaffen.
(184) Referate.
8. In der Realschule kann eine Besserstellung der Naturwissenschaften
sowie der modernen Sprachen und zugleich eine Entlastung der Schüler nur
durch Anfügung einer VIII. Klasse ermöglicht werden.
9. Die Realschule muß bezüglich der Berechtigung ihrer Schüler
zum Besuche der Hochschulen dem Gymnasium gleichgestellt werden.
10. Die Maturitätsprüfung ist in der gegenwärtigen Form aufzulassen.
II. Die biologische Richtung im zoologischen und botanischen Unterrichte
sowie die Methode des naturgeschichtlichen Unterrichtes überhaupt.
1. Die biologische, beziehungsweise ökologische Methode ist für
den zoologischen und botanischen Unterricht von großer Bedeutung. Indem
sie an Stelle der reinen Beschreibung die Erklärung setzt, regt sie die Schüler
zum Denken und Beobachten an, sie steigert das Interesse und Verständnis,
gewährt dem Gedächtnis wesentliche Stützen und ist ohne Zweifel weit er-
folgreicher als die ausschließlich deskriptive Methode.
2. Es sollen nur diejenigen biologischen Verhältnisse im Unterricht dar-
gelegt werden, welche sich ungezwungen ergeben und welche nach dem
augenblicklichen Stande der Wissenschaft als feststehend angenommen
werden können. Es soll vermieden werden, alles, also auch das gegen-
wärtig nieht mit Sicherheit Erklärbare, erklären zu wollen.
3. Die biologische Methode darf die deskriptive Darlegung der morpho-
logischen und systematischen Verhältnisse nicht verdrängen. Die
Kenntnis der wichtigsten Organe der Tiere und Pflanzen in morphologischer
Hinsicht und ihres Systems bildet die unentbehrliche Grundlage des Studiums
der Zoologie und Botanik. Auch wird gerade durch die morphologische Be-
schreibung vorgelegter Naturobjekte, besonders wenn sie mit dem Zeichnen
verbunden wird, die Beobachtungsgabe der Schüler am besten geübt.
4. Eine praktische Betätigung des Schülers ist sehr erwünscht.
Es kommen hierbei Übungen im Bestimmen, einfache physiologische Experi-
mente, Aufzucht von Tieren und Pflanzen, Beobachtungen im Freien, im
Schulgarten oder am Schulaquarium sowie in der Schulsammlung, Anlegung
von Herbarien und Insektensammlungen, ausreichende Pflege des Zeichnens,
sowohl schematischer Habitusbilder als auch beachtenswerter Details, endlich
auch mikroskopische Übungen in Betracht.
5. Von großer Wichtigkeit sind Exkursionen mit den Schülern,
da diese die beste Gelegenheit bieten, die Schüler zu Beobachtungen im Freien
anzuleiten.
6. Es ist klar, daß die Inanspruchnahme des Lehrers eine be-
deutend größere sein muß, wenn er außer dem Unterriehte im Klassenzimmer
noch Schülerübungen leiten und Exkursionen veranstalten soll. Er soll des-
halb für eine derartige Tätigkeit besonders entschädigt, eventuell in
anderer Beziehung, z. B. durch Verringerung der Zahl seiner Unterrichtsstunden,
entlastet werden.
Referate. (155)
7. Die biologische Unterrichtsstunde erfordert mehr Zeit als die rein
deskriptive. Es ist daher dringend notwendig, daß den beschreibenden Natur-
wissenschaften eine größere Zahl von Unterrichtsstunden an unseren
Mittelschulen gewidmet werde als bisher.
8. Der mineralogisch-petrographische Unterricht muß bestrebt sein, durch
Berücksichtigung der Bildungsweise und der Umwandlung der Mine-
ralien und Gesteine Interesse zu erregen und Verständnis anzubahnen.
9. In Anbetracht der besonderen Schwierigkeiten dieses Unterrichtes
ist es höchst wünschenswert, daß die Besprechung der wichtigeren Minerale
und Gesteine mit Hilfe von Handstücken erfolgt, welche an die Schüler
zur Verteilung gelangen.
III. Die Hilfsmittel des naturgeschichtlichen Unterrichtes.
1. Die Jahresdotationen für die naturhistorischen Lehrmittelsamm-
lungen sind mit Rücksicht auf die Anforderungen des modernen Unterrichtes
zu gering; es ist daher eine Erhöhung derselben dringend erforderlich.
2. Als Wegweiser für die Einrichtung naturhistorischer Kabinette ist
ein Normalverzeichnis der unentbehrlichen Hilfsmittel herauszugeben.
Dieses Normalverzeichnis darf jedoch die freie Wahl der anzuschaffenden
Objekte keineswegs beschränken.
3. Es ist womöglich an jede Mittelschule ein Schulgarten anzugliedern.
In großen Städten ist die Anlage eines gemeinsamen großen Schul-
gartens notwendig.
Spezielle Resolution.
Es möge in oder bei Wien, beispielsweise innerhalb des Wiesen- und
Waldgürtels, ein Zentral-Schulgarten für die Schulen Wiens gegründet
werden.
4. Als Bestandteil des Naturalienkabinettes ist in jeder Mittelschule
die Einrichtung wenigstens eines Aquariums und Terrariums anzustreben,
behufs Beobachtung lebender Tiere in einem natürlichen Vegetationsrahmen.
5. Es ist dem Unterrichte der Naturgeschichte ein eigener entsprechend
eingerichteter Naturgeschichtssaal zuzuweisen.
IV. Die Heranbildung der Mittelschullehrer.
1. Es möge unter Wahrung der Lehr- und Lernfreiheit den Studierenden,
welche sich zu Lehrern der Naturgeschichte an Mittelschulen vorbereiten, bei
ihrem Eintritte in die Hochschule eine Weisung an die Hand gegeben werden,
wie die einzelnen Vorlesungen und praktischen Übungen auf die verschiedenen
Jahrgänge und Semester am nützlichsten zu verteilen wären.
2. Die Prüfungsordnung ist den neuen Lehrplänen angemessen und
möglichst beweglich zu gestalten.
3. Den Lehramtskandidaten, welche Absolventen der Realschule sind,
ist nicht bloß die Lehrbefähigung für Realschulen, sondern gleich wie den
(186) Referate.
Absolventen des Gymnasiums die Lehrbefähigung „für Mittelschulen“ zu-
zuerkennen.
4. Dem Kandidaten soll schon während der ganzen Studienzeit an
der Hochschule Gelegenheit geboten werden, unbeschadet der Lehrfreiheit,
neben den bisher betriebenen wissenschaftlichen Studien auch mit dem Lehr-
stoff der Mittelschulen sich sachlich vertraut zu machen.
5. Es möge von Seite der Unterrichtsbehörde durch Erteilung geeigneter
Lehraufträge dafür gesorgt werden, daß für die Lehramtskandidaten eigene
Kurse in den für den Mittelsehulunterricht nötigen praktischen Übungen
und Demonstrationen abgehalten werden; ferner ist den Lehramtskandi-
daten Gelegenheit zu geben, sich die für die Leitung eines naturhisto-
rischen Kabinettes nötigen Kenntnisse zu erwerben. Desgleichen sind für
die zoologischen, botanischen, mineralogischen, petrographischen, geologischen
und geographischen Exkursionen, die den Kandidaten für die von ihm
später zu unternehmenden Schülerausflüge vorbereiten sollen, die erforderlichen
Lehraufträge zu erteilen.
6. Zum Zwecke eines entsprechenden Studiums der Somatologie sollen
von Medizinern eigene Kurse abgehalten werden, in welchen der Unter-
richtin Anatomie und Physiologie erteilt wird. Außerdem ist Hygiene
durch einen Mediziner vorzutragen.
7. Es ist auch den Naturhistorikern und Geographen im Sommersemester
mit einem Reisestipendium verbundener Urlaub zu gewähren, damit sie
zum Behufe ihrer Ausbildung ebenfalls größere Studienreisen unternehmen
können. (A. Handlirsch.)
Rechinger, Dr. Karl. Botanische und zoologische Ergebnisse einer
wissenschaftlichen Forschungsreise nach den Samoa-Inseln,
dem Neuguinea-Archipel und den Salomons-Inseln. 121 S. Mit
3 Tafeln. (Aus den Denkschriften der mathem.-naturwiss. Klasse der kais.
Akademie der Wissensch. in Wien, Bd. LXXXI, 1907.)
Der Verfasser unternahm in den Monaten März bis Dezember 1905 in
Begleitung seiner Frau eine wissenschaftliche Forschungsreise in die oben ge-
nannten Gebiete, deren botanische und zoologische Ergebnisse in den Denk-
schriften der Akademie der Wissenschaften publiziert werden sollen. Nur
die Fische sind bereits in den Sitzungsberichten der genannten Akademie
(Bd. CXV, Abt. I, 1906, S. 1369—1425) bearbeitet worden. — Das gesam-
melte Material ist im k. k. naturhistorischen Hofmuseum aufbewahrt.
Der vorliegende I. Teil umfaßt die Bearbeitung eines Teiles der bota-
nischen Ausbeute von den Samoa-Inseln und der Hymenopteren und Formi-
ciden sämtlicher bereister Inseln. Und zwar teilten sich in die Behandlung
der einzelnen Pflanzen- und Tiergruppen die folgenden Bearbeiter:
1. T.Reinbold (Itzehoe) für Meeresalgen (mit Ausnahme der Litho-
phyllen und Lithothamnien).
2. M. Foslie (Trondhjem) für Lithophyllum und Lithothamnion.
Referate. (187)
3. F. v. Höhnel (Wien) für Pilze. Die Beschreibungen der neuen Arten
sind in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissen-
schaften in Wien, 1907, veröffentlicht. Mit 1 Tafel in Farbendruck.
4. A. Zahlbrucekner (Wien) für Flechten. Er hat in seiner Bearbeitung
die gesamte derzeit bekannte Flechtenflora der Samoa-Inseln zum
Gegenstande einer eingehenden systematischen, pflanzengeogra-
phischen und ‚biologischen Darstellung gemacht. Mit 1 Tafel in
Dreifarbendruck.
. F. Stephani (Leipzig) für Lebermoose.
6. E. Hackel (Unterach) für Gramineen.
. F.Kohl (Wien) für Hymenopteren (mit Ausschluß der Ameisen).
Mit 1 Tafel.
8. G. Mayr (Wien) für Formiciden.
Eine Durchsicht namentlich der Florenlisten zeigt eine durchschnitt-
lich große Zahl von Formen, welche entweder überhaupt oder für das
durchforschte Gebiet neu sind. Speziell kann die Flechtenflora
Samoas nach dem Urteile Zahlbruckners nunmehr, da die Aufsammlungen
Rechingers vorliegen, als gut bekannt bezeichnet werden. Daß außer-
dem zahlreiche neue Standorte von aus dem Gebiete bekannten Pflanzenarten
aufgefunden worden sind, sei nebenbei bemerkt.
Zusammenfassend läßt sich somit sagen, daß die Reise, dank der ziel-
bewußten und eifrigen Tätigkeit des Verfassers, in ihren Ergebnissen als
wohlgelungen bezeichnet werden muß. Dr. L. Linsbauer (Klosterneuburg).
[eo 1
-I
Hayek, A.v. Flora von Steiermark. Eine systematische Bearbeitung der
im Herzogtume Steiermark wildwachsenden oder im großen gebauten Farn-
und Blütenpflanzen nebst einer pflanzengeographischen Schilderung des
Landes. Berlin, Verlag von Gebr. Borntraeger, 1908. Erster Band, Heft 1
(Bogen 1—5). 8°. Subskriptionspreis 3 M.
Mit der vorliegenden Lieferung beginnt ein Werk, das man im Interesse
der allgemeinen Verbreitung einer modernen Speziesforschung in unseren Ost-
alpen nicht weniger als vom pflanzengeographischen Standpunkte aus freudigst
begrüßen muß. Kommen doch in der Flora von Steiermark so viele verschiedene
Elemente zusammen, daß ihre kritische Bearbeitung weit über die Grenzen
des Landes hinaus von Bedeutung sein muß, zumal da die bestehenden Floren-
werke über die inneren Ostalpenländer fast durchwegs veraltet oder nur Stand-
ortsaufzählungen sind. Das vorliegende Werk bringt präzise Beschreibungen
der mit gutem Takte abgegrenzten Arten und ihrer Unterabteilungen, in deren
Gliederung nicht zu weit gegangen wird, so daß die Darstellung durch klare
Übersichtlichkeit von der augenblicklich ziemlich verbreiteten entgegengesetzten
Mode angenehm absticht, Bestimmungsschlüsseln für die großen Gruppen, die
Familien und Gattungen und bei allen größeren Gattungen für die Arten, die
wichtigsten und alle für die Nomenklatur ausschlaggebenden Literaturzitate
und ausführliche Verbreitungsangaben. Die letzteren sind nur bei ganz all-
(188) Referate.
gemein verbreiteten Arten zu einer Übersicht zusammengezogen, bei allen
anderen im Detail aufgezählt, bei ganz seltenen auch der Sammler und die
Autopsie angeführt. Die Durchführung der internationalen („Wiener“) Nomen-
klaturregeln machte bei den Pteridophyten — abgesehen von Varietäten, bei
denen es sich nur um die Übertragung in die anders benannte Gattung handelt
— drei neue Namenkombinationen nötig: Dryopteris pulchella (Salisb.) Hay.
(Phegopteris Dryopteris [L.] F&e = Dryopteris Linnaeana Christens.), Dryopteris
remota (A. Br.) Hay. (D. Filix mas X spinulosa) und Polystichum Illyrieum
(Borb.) Hay. (P. lobatum X Lonchitis). Neu beschriebene Varietäten sind:
Asplenium Ruta muraria var. pseudolepidum und Equisetum maximum var.
flagelliforme. Sie wurden nebst der deutschen Beschreibung im fortlaufenden
Text in Befolgung der Nomenklaturregeln mit lateinischen Diagnosen als Fuß-
noten versehen und dadurch gezeigt, daß es bei gutem Willen gar keine
Schwierigkeiten bereitet, der mit Mühe errungenen internationalen Konvention
nachzukommen, so daß, wie es ja überhaupt glücklicherweise den Anschein
hat, jene, welche sich dagegen sträuben, ganz vereinzelt bleiben und dann
sich selbst, nicht aber den Nomenklaturregeln, das Plagiatentum, welches Prof.
Palla (Österr. botan. Zeitschr., LVIII, $. 59) befürchtet, und ähnliche Un-
annehmlichkeiten zuschreiben müssen.
Etwas anfechtbar erscheint dem Referenten die formelle Bezeichnung
der Bastarde. Verfasser schreibt z. B.: „X Dryopteris Filix mas X spinulosa
(A. Br.) Christens. D. remota (A. Br.) Hay.“ Dadurch erhält die Bastard-
kombination zweimal das Bastardzeichen, während es beim binären Namen,
zu dem es auch nach den Nomenklaturregeln (Art. 31) einen integrierenden
Bestandteil bilden soll, fehlt. Für überflüssig hält Referent auch die Zitierung
eines Autors zur Kombination, denn damit erhält der Bastard eigentlich zwei
Namen, während doch die Kombination kein Name, sondern der Ausdruck
einer veränderlichen wissenschaftlichen Erkenntnis ist. — Die Abbildungen sind
zwar recht primitiv, erfüllen jedoch ihren Zweck, einerseits das Wichtigste
über die Morphologie der großen Gruppen und anderseits feine, schwer be-
schreibbare Habitusunterschiede in den Details nahe verwandter Arten zu
illustrieren.
Druck und Ausstattung simd hübsch und praktisch, der Preis mäßig,
so daß auch die äußeren Bedingungen für eine weite Verbreitung des Werkes
erfüllt sind.
Handel-Mazzetti.
Versammlung der Sektion für Botanik. (189)
Veranstaltungen der Sektion für Botanik.
Botanische Abende an der Universität.
Versammlung am 20. März 1908.
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy.
Herr Dr. B. Kubart hielt einen Vortrag: „Die Karbonfarne
im Lichte der letztjährigen Untersuchungen.“ (Mit Skiopti-
kon-Demonstrationen.)
Herr Prof. Dr. L. Linsbauer demonstrierte Diapositive bota-
nischer Objekte, in natürlichen Farben nach dem Lumiere-Verfahren
hergestellt.
Versammlung am 15. Mai 1908.
Vorsitzender: Herr Dr. H. Frh. v. Handel-Mazzetti.
Herr Dr. Karl R. v. Keißler sprach: „Über hochalpine
tibetanische Pflanzen.“ (Mit Demonstration.)
Herr Prof. Dr. L. Adamovic hielt einen Vortrag: „Vege-
tationsskizzen aus Süditalien.“
Herr Dr. R. Karzel demonstrierte und besprach einen Appa-
rat zur Bestimmung geringer Gasmengen. (Aus dem Instru-
mentarium des pflanzenphysiologischen Institutes der Universität.)
Vergl. M. E. Aubert, Nouvet Appareil de MM. G. Bonnier et L. Man-
gin pour l’analyse des gaz (Revue generale de Botanique, Vol. II,
1891, p. 97).
Schließlich demonstrierte Herr Dr. Otto Porsch Original
präparate Johnsons über den Embryosack von Peperomia.
(190) Versammlung der Sektion für Botanik.
Versammlung am 19. Juni 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. V. Schiffner.
Herr G. Stingl hielt einen Vortrag: „Über regenerative
Sproß- und Wurzelbildung an isolierten Blättern.“ (Mit De-
monstration.)
Herr Dr. A. Zahlbruckner demonstrierte Pflanzen aus
Südchina, leg. Wilson.
Sprechabende der Sektion für Botanik.
Versammlung am 27. März 1908.
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy.
Nach der Wiederwahl der bisherigen Funktionäre refe-
rierte Frl. J. Witasek über die Arbeiten von 8. Birger: „Endo-
zoische Samenverbreitung durch Vögel“ und „Einfluß des
Meerwassers auf die Keimfähigkeit der Samen“.
Hierauf hielt Herr J. Vetter einen Vortrag:
Beiträge zur Flora von Niederösterreich, Tirol und
Kärnten.
Im vergangenen Jahre erstreckten sich meine botanischen
Exkursionen auf Niederösterreich, Tirol und Kärnten. In Nieder-
österreich entdeckte ich nur einige neue Standorte. Meine Tiroler
Ausbeute war reichhaltiger. Als Ausgangspunkte für meine Touren
wählte ich Lienz, Wolkenstein im Grödenertale, Riva am Garda-
see und Innsbruck. Von Lienz aus bestieg ich die Kerschbaumer-
alpe. Wolkenstein im Grödenertale war der Ausgangspunkt für
Exkursionen ins Langental, zum Fuße der Geißlerspitzen nächst
der Regensburgerhütte, auf das Grödenerjoch und zu den Abhängen
der Sellagruppe. In Riva kam ich stark übermüdet an; ich be-
schränkte mich deshalb auf Spaziergänge in der Umgebung der
Stadt. Mit der Besteigung des hohen Burgstalls im Stubaital schloß
ich meine Tiroler Exkursionen ab.
Versammlung der Sektion für Botanik. (191)
Auf der Plöcken bei Mauthen in Kärnten hielt ich mich drei
Wochen lang auf. Ich botanisierte auf den Abhängen des Cellon-
kofels, dem kleinen Pal, dem Polinig, dem Lambrechtskofel auf der
Mauthneralm, im Valentintal und auf der Wolaja. Außer den im
vergangenen Jahre gesammelten Pflanzen lege ich noch einige
Pflanzen aus Kärnten vor, die ich im Jahre 1904 in der Umgebung
von Villach und Heiligenblut, an der Straße von Eisenkappel nach
Bad Vellach und auf der Schartenalm bei Ober-Drauburg sowie im
Jahre 1905 auf der Petzen bei Bleiburg sammelte.
I. Niederösterreich.
Bromus japonicus Thunb. Wüste Plätze auf dem Brigittaspitz bei
der Nußdorfer Kammerschleuße in Wien, XX.; sonnige und
sandige Abhänge auf den Ausläufern des Königsberges bei
Enzersdorf a. F.; an beiden Standorten typisch.
BDromus squarrosus L. ß. puberulus G. Beck. Gebüschränder auf
dem Brigittaspitz und grasige Abhänge auf den Ausläufern
des Königsberges.
Var. uberrimus Murb. Auf einem Acker am Fuße des Haglers-
berges bei Goyß am Neusiedlersee. Murbeck fand die Pflanze
in der Herzegowina.
Über die Ausspreizung der Granne bei Bromus japonieus
Thunb. und BDromus squarrosus L. findet man in den bo-
tanischen Werken vielfach unrichtige oder ungenaue Angaben.
Beobachtungen, die an Herbarpflanzen gemacht wurden, werden
vielfach so dargestellt, als ob sie auch für lebende Pflanzen
giltig wären. Ich habe in den letzten Jahren dem genannten
Merkmal meine besondere Aufmerksamkeit zugewendet.
Bei lebenden Pflanzen war im Blütenstadium nie eine
Ausspreizung der Granne zu beobachten, im Stadium der Frucht-
reife nur dann, wenn die Pflanze auf einem trockenen, der
Sonnenstrahlung stark ausgesetzten Boden wuchs. Im Schatten
eines Gebüsches oder auf feuchtem, fettem Boden wachsende
Pflanzen zeigten auch im Fruchtstadium keine Ausspreizung
der Granne. Bromus squarrosus, der in Fruchtexemplaren mit
gestreckten Grannen gesammelt wurde, zeigte nach wenigen
Stunden eine deutliche Ausspreizung der Granne. Wurden
(192)
Versammlung der Sektion für Botanik.
solche Pflanzen angefeuchtet, dann war nach kurzer Zeit die
Granne wieder gestreckt. Die Ausspreizung der Granne hängt
also bei der lebenden Pflanze ab: 1. vom Entwieklungs-
stadium der Pflanze, 2. vom Feuchtigkeitsgehalte des Bodens,
auf welchem die Pflanze wächst, 3. vom Grade der Luft-
feuchtigkeit und 4. von der Stärke der Sonnenstrahlung.
Bei Herbarpflanzen ist die Granne der untersten Deek-
spelze im Ährehen stets gerade, die Grannen der u
Deckspelzen sind:
a) Bei Pflanzen, die im Blütenstadium gepreßt wurden, gerade
oder wenig gedreht und mäßig gespreizt;
b) bei Bromus squarrosus, der im Fruchtstadium gesammelt
wurde, meist stark gespreizt, die oberen Grannen sind zu-
weilen zweimal winkelig gebogen;
c) bei Bromus japonicus Thunb. bald unmerklich, bald stark
gespreizt.
Nach Ascherson und Graebner wird Br. japonicus
Thunb. häufig mit Br. commutatus und kleinen Formen von
Br. arvensis verwechselt, weshalb es schwer ist, die Ver-
breitung dieser Pflanze genau festzustellen. Ich habe die in
beiden Gesellschaftsherbarien unter dem Namen des Br. ja-
ponicus erliegenden Pflanzen einer Durchsicht unterzogen und
finde diese Angabe Aschersons und Graebners bestätigt.
Daraus erkläre ich mir auch, warum es mir erst nach drei-
jährigem eifrigen Suchen gelang, die Pflanze zu finden. Offen-
bar sind manche in den neueren floristischen Werken über
Niederösterreich enthaltene Standortsangaben unrichtig, wes-
halb eine Revision dieser Angaben wünschenswert wäre.
Worauf ist nun die Verwechslung des Br. japonicus mit
Br. arvensis und Br. commutatus zurückzuführen? Es scheint
vielen Sammlern nicht bekannt zu sein, daß auch bei Dr.
arvensis und Br. commutatus die Granne im Stadium der
Fruchtreife ausgespreizt sein kann. Ferner ist zu bedenken,
daß Br. japonicus, im Stadium der Fruchtreife gepreßt, zu-
weilen eine unmerkliche Drehung und Ausspreizung der Granne
zeigt. Eine Verwechslung mit Dr. arvensis wäre nicht möglich,
wenn man beachten würde, daß bei Br. arvensis die Rispe
Versammlung der Sektion für Botanik. (193)
allseitig ausgebreitet und nur bei der Fruchtreife wenig
niekend ist, während sie bei Br. japonicus stark einseitig
überhängend ist.
Carex divisa Huds. Gräben bei Goyß am Neusiedlersee und Zick-
Lacke bei St. Andrä nächst dem Neusiedlersee.
Cares stricta Good. Sumpfgräben nächst der Viehweide von München-
dorf.
Carex hordeistichos Vill. Waldränder am Wege von Weidlingau
durchs Wurzbachtal zur Baunzen.
Kochia arenaria (M. B.) Roth. Auf Sandboden bei der Abdeckerei
von Marchegg.
Cerastium viscosum L. Auf einem Brachfelde am Wege von Neu-
waldegg zur Waldandacht.
Alsine fasciculata (L.) Mert. et Koch. Auf wüsten, sandigen Plätzen
bei der Abdeckerei von Marchegg. Aus dem Marchfelde war
bisher noch kein Standort dieser Pflanze bekannt.
Camelina glabrata (De Cand.). Vereinzelt in der Stockerauer Au.
I. Tirol.
Asplenium Seelosii Leybold. An steilen, sonnseitigen Felswänden
im Langental, ca. 1750 m. Der Standort dürfte zu den höchst-
gelegenen in Tirol gehören.
Avenastrum alpinum (Smith) Fritsch. Wurde von Herrn Dr. Baron
Handel-Mazzetti bei Kolfuschg gefunden. Nach meinen
Beobachtungen reicht das Verbreitungsgebiet der Pflanze von
Kolfuschg über das Grödnerjoch nach Wolkenstein und bis
zur Regensburgerhütte am Fuße der Geißlerspitzen.
Avenastrum Parlatorei (Wood) G. Beck fand ich auf begrasten
und felsigen Abhängen in der Nähe des Grödnerjoches in
Gesellschaft mit Avenastrum alpinum.
Poa cenisia Allioni. Wächst im Gerölle im Langental. Auch bleich-
blütige Formen kommen dort vor, die aber nicht als var.
pallens Gaudin bezeichnet werden können, da die Rispe zu-
sammengezogen ist.
Gymnadenia odoratissima (L.) Rich. X Nigritella nigra (L.) Reichb.
Triften am Fuße der Geißlerspitzen.
Z. B. Ges. 58. Bd. n
(194) Versammlung der Sektion für Botanik.
Alsine aretioides (Somm.) Mert. et Koch. Auf Felsen am Wege vom
Grödnerjoch zur Boöspitze in der Sellagruppe und am Fuße
der Geißlerspitzen.
Alsine lanceolata (All.) Mert. et Koch. Sehr selten auf Felsen auf
der Kerschbaumeralpe.
Kernera alpina (Tausch) Prantl. Geröllhalden am Wege vom Grödner-
joch zur Bo&spitze in der Sellagruppe und Abhänge der Geißler-
spitzen gegen die Regensburgerhütte zu.
Rapistrum rugosum (L.) Allioni. Als Unkraut auf Maisäckern bei
S. Tomaso nächst Riva.
Hutchinsia paueiflora (Koch) Nyman. Auf feuchtem, feinsandigem
Boden am Fuße steiler Felsen im Langental in Gesellschaft
mit Asplenium Seelosü.
Draba tomentosa Wahlenbg. Felsen am Fuße der Geißlerspitzen.
Sazxifraga caesia L. x aizoides L. Am Wege von Fulpmes zur
Starkenburgerhütte am hohen Burgstall.
Saxifraga squarrosa L. Felsen in der Nähe des Grödnerjoches.
Geranium sibirieum L. In Lienz an der letzten von der Straße ins
Iseltal abzweigenden Straße nach Falkenstein. Die Pflanze
dürfte eingeschleppt worden sein. Neu für Tirol.
Gentiana imbricata Fröhlich. Abhänge der Geißlerspitzen.
Pedieularis rosea Wulfen. Felsen am Wege vom Grödnerjoch zur
Boäspitze.
Orobanche lucorum Al. Braun. Auf Rubus Idaeus schmarotzend an
der Vereinigungsstelle der beiden von Lienz auf die Kersch-
baumeralpe führenden Wege.
Orepis terglouensis (Hacq.) Kerner. Im Gerölle am Fuße des hohen
Burgstalls gegen das Senderstal zu.
Hieracium piliferum Hoppe. Auf Rasenflächen nächst dem Grödner-
Joch.
Hieracium glabratum Hoppe. Triften bei der Regensburgerhütte.
III. Kärnten.
Najas marina L. Bei Ossiach und Bodensdorf am Ossiachersee.
Nach Pacher wurde die Pflanze bisher nur bei der Ein-
mündung der Tiebel in den See und nach Prochaska bei
Annenheim gefunden.
Versammlung der Sektion für Botanik. (195)
Poa trivialis L. Kommt am Ufer des Plöckenbaches nächst dem
Gasthaus in einer Form vor, bei welcher die Halmknoten von
den Blattscheiden der vorhergehenden Blätter verdeckt sind.
Pacher führt Poa caesia für die Plöcken an. Wahrscheinlich
dürfte diese Standortsangabe auf einer Verwechslung mit
obiger Pflanze beruhen.
Oyperus flavescens L. Am See von St. Magdalena bei Villach.
Carex lagopina Wahlenbg. Gößnitztal bei Heiligenblut.
Carez brumnescens (Pers.) Poiret. Im kleinen Fleißtal bei Heiligen-
blut an jener Stelle, wo der Weg zum Seebichlhaus den Bach
zum letztenmal übersetzt.
Allium ochroleueum Waldst. et Kit. Auf Felsen an der Straße von
Eisenkappel nach Bad Vellach.
Salix Jacgquiniana Willd. Im Gerölle auf dem Polinig bei Mauthen.
Dianthus barbatus L. Schartenalm bei Pirkach nächst Ober-Drauburg.
Cerastium fontanım Baumg. Bergwiesen auf den Abhängen des
Cellonkofels gegen die Plöcken zu. In Gesellschaft dieser
Pflanze kommt auf dem genannten Standorte auch
Cerastium fontanum Baumg. f. glandulosum Correns vor. Diese
Form stimmt in allen wesentlichen Merkmalen mit Cerastium
fontanım Baumg. überein, unterscheidet sich aber von der
von Baumgarten beschriebenen Pflanze durch die Behaarung
der oberen Stengelhälfte, der Blütenstiele und der Kelche.
Neben einfachen Haaren kommen Drüsenhaare in großer An-
zahl vor.
Cerastium trigynum Vill. Auf dem Passe zwischen Polinig und
Elferspitz.
Sagina Linnaei Presl. Im Gerölle nächst der oberen Valentinalpe
bei Mauthen, Franz Josefs-Höhe und Kaiserin Elisabeth-Hoch-
straße bei Heiligenblut.
Sempervivum Wulfeni Hoppe. Vereinzelt auf der Pasterze zwischen
den zwei Platten.
Saxifraga Burseriana L. Kalkfelsen auf dem kleinen Pal in der
Plöcken.
Sazifraga oppositifolia L. Leitertal bei Heiligenblut.
Sazxifraga aspera L. Auf Felsen in den von der Mauthneralm zur
Plöcken herabziehenden Schluchten.
n*
(196) Versammlung der Sektion für Botanik.
Rubus saxatilis L. In Wäldern auf der Plöcken.
Geum rivale x montanum Hibsch. In der Österr. botan. Zeitschr.,
Jahrg. 26, S. 41, beschreibt J. Em. Hibsch unter obigem
Namen einen Bastard zwischen Geum rwale L. und Geum
montanum L. Ich fand in der Krummholzregion auf der Petzen
bei Bleiburg eine Pflanze, auf welche diese Beschreibung fast
vollständig paßt. Neben den langgestielten grundständigen
Blättern mit entfernten seitlichen Abschnitten kommen bei
meiner Pflanze auch kurzgestielte vor, bei denen die seit-
lichen Abschnitte dicht gedrängt beieinander stehen.
Astragalus australis (L.) Lam. Polinig bei Mauthen.
Astragalus penduliflorus Lam. Lamprechtskofel auf der Mauthneralm.
Rhamnus pumila L. Auf steilen Wänden des Cellonkofels in der
Plöcken.
Epilobium alpestre (Jacq.) Krocker. An feuchten Stellen auf der
Petzen.
Astrantia Carniolica Wulfen. Felsen an der Straße von Eisenkappel
nach Bad Vellach.
Monotropa multiflora (Scopoli) Fritsch. In den Wäldern am Wege
von Mauthen zur Missoria.
Primula longiflora Allioni. An steilen Abhängen in der Wolaya
bei Mauthen.
Soldanella alpina L. Im Valentintal bei Mauthen in der Nähe der
oberen Alm.
Ajuga pyramidalis L. hasenflächen auf der Petzen.
Linaria alpina (L.) Miller, flor. albo. Im Gerölle nächst der oberen
Alm im Valentintal.
Pedicularis elongata Kerner X rostrata L. — P. Dohatschii Steing.
Auf Weiden an den Abhängen des Polinig bei Mauthen gegen
das Angertal zu.
Orobanche Salviae Schultz. Auf Salvia glutinosa schmarotzend an
der Plöcknerstraße, häufig.
Asperula longiflora W.K. An der Straße von Eisenkappel nach
Bad Vellach.
Homogyne silvestris (Seopoli) Cassini. Am Wege von Bleiburg auf
die Petzen nächst dem Knappenhaus.
Hieracium alpinum L. Bergabhänge im Gößnitztal bei Heiligenblut.
Versammlung der Sektion für Botanik. (197)
Hieracium Bocconei Gris. Beim Seebichlhaus in der kleinen Fleiß
bei Heiligenblut.
In meinem Vortrage vom 22. Februar 1907 [vgl. diese „Ver-
handlungen“, Jahrg. 1907, S. (234)] beschrieb ich eine in Tirol ge-
fundene Pflanze als Bastard zwischen Carex dioica L. und echinata
Murray var. grypos (Schk.). Auf Ersuchen des Herrn Oberpfarrers
Kükenthal schiekte ich ihm drei Exemplare dieser Pflanze. Küken-
thal bezeichnet meine Pflanze als Carex Heleonastes Ehrhart. Auf
Grund einer neuerlichen Untersuchung stimme ich der Ansicht
Kükenthals zu. Meine Diagnose ist daher zu streichen.
Herr Dr. R. Wagner sprach
Zur Morphologie des weiblichen Blütenstandes von
Chamaedorea Ernesti-Augusti H. Wendl.
Im Jahre 1852 veröffentlichte der Direktor des berühmten
kgl. Berggartens von Herrenhausen bei Hannover, H. Wendland,
die Beschreibung einer neuen Chamaedorea, der er zu Ehren des
im Vorjahre verstorbenen vorletzten Königs von Hannover, dem der
Aufschwung des Gartens wesentlich zu verdanken war, den Namen
Oh. Ernesli-Augusti gab.) Die Originalbeschreibung ist in der
„Allgemeinen Gartenzeitung“ ?) publiziert und mir zur Zeit nicht
!) Daß der in weiteren Kreisen durch den im Anfange seiner Regierung
(1837) erfolgten Exodus der Göttinger Sieben viel genannte Fürst sehr erheb-
liche Mittel auf die Ausgestaltung des Gartens von Herrenhausen verwendete,
ist wenig bekannt. Vor allem sind es die Palmen, deren Kenntnis durch die
dortigen Kulturen sehr gefördert wurde. Nach Herm. Wendland, Index Pal-
marum, Cycelanthearum, Pandanearum, CUycadearum, quae in hortis europaeis
eoluntur, Hannover 1854, wurden dort von den genannten Familien im Jahre
1854 nur 21 Arten, 20 Jahre später deren 295, darunter 225 Palmen gezogen.
Viele Verdienste um den Aufschwung des Gartens hat sich nach Angabe
Wendlands der Hofmarschall v. Malortie erworben, dessen Namen in einer
von Drude mit Beinhardtia vereinigten Wendlandschen Gattung Malortiea
verewigt ist; konf, Malortieaw simplex H. Wendl., abgebildet in Curtis’ Bot.
Mag., Tab. 5247 (Mai 1861) und M. gracilis H. Wendl. (l. e., Tab. 5291, Januar
1862), beide aus Costa Rica.
?) Otto und Dietrich, Allgem. Gartenzeitung, Bd. XX, 1852, Nr. 10,
S.73, ex W.B. Hemsley in Biol. Centr.-Amer., Vol. III (1882—1886), p. 404.
(198) Versammlung der Sektion für Botanik.
zugänglich; bald darauf erschien eine Beschreibung in Curtis’
„Botanical Magazine, wo Tab. 4331 (Februar 1855) die weibliche,
Tab. 4837 (März 1855) die männliche Pflanze abgebildet ist.!) Über
die Heimat gibt Hooker wohl auf Grund Wendlandscher Daten
an: „Tabasco in Neu-Granada“, womit wohl der am Golfe von
Campeche gelegene, jetzt zu Mexiko gehörige Staat Tabasco gemeint
ist;?) gesammelt ist die Art von Linden, der sie für ein @eo-
noma hielt.?)
Es liegt nieht in meiner Absicht, hier eine Übersicht über die
morphologischen Verhältnisse der Chamaedorea-Infloreszenzen über-
haupt zu liefern, schon aus dem Grunde, weil das mir vorliegende
Material viel zu dürftig ist; ich beschränke mich auf die Darstellung
einer Eigentümlichkeit des weiblichen Blütenstandes unserer Art,
die mir seit Jahren bekannt war, deren Interpretation mir aber
lange rätselhaft war, bis ich den Schlüssel dafür beim Studium
!) Eine weitere Abbildung findet sich in A. S. Orstedt, L’Amerique
centrale. Recherches sur sa flore et sa g@ographie physique. Copenhague,
1863. Tab. Ill, Fig. 7—30, wo ein Spadix masculinus unter dem in Vidensk.
Meddel., 1858, p. 7 aufgestellten Namen Hleutheropetalum Ernesti- Augusti Orst.
dargestellt ist.
?) Auch Hemsley gibt 1. c. Südmexiko als Heimat an; H. Wendland
nennt im Index Palmarum, p. 73 Guatemala als die Heimat.
®) Später hat H. Wendland seine Ansicht bezüglich der Gattungs-
zugehörigkeit geändert, denn in Bd. XXI (1853), S.3 der Allgem. Gartenz. be-
zeichnet er die Art als eine Morenia. Übrigens stand sie in den verschiede-
nen Gärten unter sehr verschiedenen Namen in Kultur; Herrenhausen besaß
sie seit 1848; auch im Garten der Pfaueninsel bei Potsdam sowie in den bota-
nischen Gärten von Utrecht und Amsterdam wurde sie anfangs der Fünfziger-
jahre gezogen. Der Garten des Herzogs von Arenberg-Meppen in Enghien
bei Brüssel sowie der von L. van den Houtten in Gent hatten sie unter dem
Namen Ch. latifrons; die botanischen Gärten von Brüssel und Paris sowie der
(Garten des Herrn Van der Maelen in Brüssel, damals eine der bedeutendsten
Privatsammlungen, kultivierten sie als Ch. simplieifrons; im Garten der Firma
Jacob-Makoy & Cie. bei Lüttich stand sie als Geonoma latifrons, im Pariser
botanischen Garten sowie in dem 1853 aufgelassenen Parmentierschen
Garten in Enghien als Geonoma spec., ebenso in den beiden letztgenannten
Gärten als Hyospathe elegans. Die Synonymie mag mitgeteilt sein, da sich
erfahrungsgemäß in Privatsammlungen alte Namen oft durch nahezu ein
Jahrhundert erhalten und so durch diese Daten eine Korrektur eingeleitet
werden kann.
Versammlung der Sektion für Botanik. (199)
ganz anderer Gewächse fand, die auch nicht im leisesten Verdachte
einer Verwandtschaft zu den Palmen stehen: bei Cruciferen. In
einem im Maiheft der Österr. Botanischen Zeitschrift, S. 177—184
erschienenen Aufsatze: „Die unterbrochenen Trauben einiger Mal-
colmien“ sind eigentümliche Verwachsungen geschildert, die dort in
sehr verschiedenem Grade auftreten und deren Extrem den Fall
darstellt, den wir auch bei den weiblichen Infloreszenzen unserer
Ohamaedorea zu konstatieren haben. Allerdings nicht in allen Fällen;
„It entirely agrees with the deseription above quoted, except that
Mr. Wendland describes the lower portion of the spadix as com-
poundly divided, whereas the branches of the spadix in our plant
are always simple, as here represented“ schreibt Hooker, womit
die Abbildung Tab. 4831, l. e., gemeint ist. Dazu gibt Hooker
folgende Beschreibung: „Q pedunculis azxillaribus petiolum supe-
rantibus solitaruis inferne sensim amgustioribus erectis, spathis 3—4
vaginatis persistentibus, spadice pedali et ultra eylindraceo coriaceo-
carnoso demum coccineo.* In denjenigen Fällen, wo der Blüten-
stand einen einfachen Spadix darstellt, ist nichts besonderes zu
registrieren; wir finden die Blüten wie bei anderen Arten im
Knospenzustande eingesenkt, so wie das auch an den beiden Schen-
keln des hier abgebildeten Blütenstandes dargestellt ist. Die In-
floreszenz ist in ersterem Falle eine einfache Ähre, die weiter nichts
bemerkenswertes bietet, eine Form des Blütenstandes, wie sie auch
in der von Drude in Eichlers Blütendiagrammen mitgeteilten
Übersicht über die Infloreszenzen der Palmen erwähnt wird.!)
Nun kommt aber sehr häufig, besonders bei kräftigeren, gut
ernährten Exemplaren unserer Art eine Verzweigung der Infloreszenz
zustande, und zwar ist hier wiederum am häufigsten die Bildung
eines Seitenastes, einer Partialinfloreszenz erster Ordnung, die für
sich wieder einen Spadix repräsentiert. In allen Fällen, wo ich
solche Gebilde beobachtet habe, waren sie höher als die unterste
Blüte inseriert, und zwar im Abstande von einigen Zentimetern,
also augenscheinlich ein Vorkommnis, das in die Kategorie der
obenerwähnten „unterbrochenen“ Trauben gehört, mit dem einzigen
aus entwicklungsgeschichtlichen Gründen ja sehr niedrig zu be-
1) Vol. I, p. 106 (1875).
(200) Versammlung der Sektion für Botanik.
Chamaedorea Ernesti-Augusti H. Wendl.
Halbschematische Darstellung des unteren Teiles eines weiblichen
Blütenstandes.
Versammlung der Sektion für Botanik. (201)
wertenden Unterschied, daß hier die Blüten sitzend sind, man also
von „unterbrochenen Ähren“ zu sprechen hätte.
Die Figur ist so gezeichnet, daß die konsekutiven Sprob-
generationen abwechselnd licht und dunkel gehalten sind; das Stück
stellt nur einen kleinen Teil der Infloreszenz dar, auch sind die
_ unteren Spathae nicht gezeichnet. Die Blattstellung ist am Grunde
des axillaren, durch die Infloreszenz abgeschlossenen Sprosses die
1/,-Stellung, die dann zu Beginn der floralen Region rasch in eine
2/.-Stellung übergeht. Die an der Seitenachse erster Ordnung in-
serierten Blätter sind willkürlich mit d, e usw. bezeichnet, bezie-
hungsweise gedacht, deren Achselprodukte erhalten in gewohnter
Weise die entsprechenden großen Buchstaben mit einem um 1
höheren Generationsindex. Die Spathae werden rasch kleiner, so
daß z. B. das Blatt e nur mehr sehr klein ist und von dem hoch
hinauf röhrenförmig geschlossenen Scheidenteil von d vollständig
verdeckt wird.
Mit dem nächsten Blatte beginnen schon die Komplikationen.
Wir finden nämlich schräg gegenüber der Spitze von Blatt d die
unterste Blüte, die wie alle Blüten eines ausgebildeten Tragblattes
entbehrt; die Divergenz von d aus gerechnet scheint nicht ganz
150° zu betragen; das nächste seitliche Gebilde ist aber keine
Blüte mehr, sondern die bereits erwähnte Partialinfloreszenz erster
Ordnung und fast in der nämlichen Orthostiche gelegen wie d.
Von der mit ©, bezeichneten Blüte zieht sich die Insertion eines
sehr reduzierten, aber mit breiter Basis inserierten Blattes schräg
nach links hinauf, das in absolut sicherer Weise als f zu bestimmen
ist und dessen Spitze ihrer Lage nach bei f durch einen Punkt
angedeutet ist. Aus der Achsel dieses dem unterdrückten Tragblatt
der untersten Blüte vorausgehenden, aber sekundär verschobenen
Blattes entwickelt sich die Partialinfloreszenz erster Ordnung. Wir
haben hier also ganz die nämlichen Verwachsungsverhältnisse wie
bei mehreren Arten der Gattung Malcolmia und anderen Cruciferen
und ich kann daher bezüglich der Ableitung auf diese Arbeit ver-
weisen.
‚Die der nämlichen Orthostiche angehörigen Blüten der Inflore-
szenzhauptachse sind übereinander bezeichnet und durch punktierte
Linien verbunden; die dem Beschauer abgewandte Blüte &,, die
(202) Versammlung der Sektion für Botanik.
also über die Partialinfloreszenz %, fällt, ist durch eine punktierte
Ellipse angedeutet.
Die Partialinfloreszenz %, beginnt mit anodischem, unter-
drücktem «-Vorblatt und ist opisthodrom, zeigt also Verhältnisse,
die bei den Monokotylen keineswegs den allgemein verbreiteten
Anschauungen entsprechen. Die beiden Schenkel der Infloreszenz
liegen im Knospenzustande so dicht aufeinander, daß sie zusammen
einen zylindrischen Rotationskörper darzustellen scheinen, bei dem
sich, wenn die Entfaltung des Blütenstandes erfolgt, die auf der
Kontaktfläche gelegenen Blüten, wie %, und %, A,,, auf der Gegen-
seite deutlich abklatschen und Vertiefungen hinterlassen; eine der-
artige ist etwas oberhalb von 7%, Aa, zu erkennen.
Die Frage liegt nahe, ob diese Form der Metatopie auf die
Oh. Ernesti- Augusti beschränkt ist oder ob wir es mit einer ver-
breiteten Erscheinung zu tun haben. Eine flüchtige Rekognoszierung
ergab nun, daß bei einer ganzen Reihe von Arten zweifellose Meta-
topie zu konstatieren ist, die sich indessen nicht in den für unsere
Art gezogenen Grenzen hält. Die bisweilen etwas verwickelten
Verhältnisse erheischen eine gesonderte Darstellung und ich be-
gnüge mich an dieser Stelle mit einer Aufzählung derjenigen Arten,
von denen mir morphologische Besonderheiten bis jetzt bekannt
geworden sind. Wie schon oben bemerkt, kann man die hier be-
obachtete Art der Verwachsung als eine Kombination von Kon- und
Rekauleszenz auffassen.
Konkauleszenz wurde nun beobachtet bei
Oh. graminifolia H. Wendl., der Facaja, wie die Palme bei
den Eingeborenen Guatemalas heißt (Friedrichstal, Nr. 638, a. 1541),
und bei
Oh. lanceolata (R. & P.) Mart., die von Ruiz und Pavon als
Martinezia beschrieben worden war; Cuchero in Peruvia subandina,
leg. Poeppig, sub Nr. 1085 (a. 1829).
Kompliziertere Metatopien wurden festgestellt bei
Oh. Arenbergiana H. Wendl., einem Repräsentanten der Or-
stedschen Gattung Spathoscapha; von H. Wendland einige Zeit
für eine Morenia gehalten;
Oh. Bartlingiana H. Wendl., dann
Oh. bracteata H. Wendl. und
Versammlung der Sektion für Botanik. (203)
Oh. brevifrons H. Wendl.,
Oh. Klotzschiana H. Wendl., sowie alle fünf Kulturexemplare
aus Herrenhausen.
Abbildungen, die uns zur Annahme zwingen, daß Metatopien
vorkommen, existieren von
Oh. elegans Mart. (Curtis’ Bot. Mag., Tab. 4845, April 1855).
Oh. geonomaeformis Wendl., die in Curtis’ Bot. Mag., Tab. 6088
(März 1874) unter dem Namen Nunnezharia (Psilostachys) geo-
nomaeformis Hook. abgebildet ist, dann von
Oh. pulchella J. Linden (Curtis, 1. e., Tab. 7959, Juni 1904) und
Oh. stolonifera H. Wendl. (Curtis, 1. e., Tab. 7265, Nov. 1892).
Aus der nahestehenden kleinen Gattung Morenia ist mir der-
gleichen von M. Lindeniana H. Wendl. (Herrenhausener Original-
exemplar) bekannt.
Zum Schlusse ist es mir eine angenehme Pflicht, denjenigen
Herren, die mir durch Gewährung des lebenden Materials sowie
durch die Erlaubnis, die ihnen unterstellten Sammlungen zu be-
nützen, die Ausführung der vorstehenden Studie ermöglichten, auch
an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank zu sagen; es sind
dies die Herren k. u. k. Hofgärtendirektor Anton Umlauft, k. u. k.
Hofgarteninspektor August Vogel in Schönbrunn, der hochfürstlich
Schwarzenbergsche Hofgartendirektor Anton Bayer in Wien, ferner
Prof. Dr. Rich. R. v. Wettstein und Kustos Dr. A. Zahlbrucekner.
Zum Schlusse legte Herr Dr. A. Ginzberger die neuere
Literatur vor.
Versammlung am 24. April 1908.
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy.
Herr Dr. A. v. Hayek referierte über die Arbeit von L. Adamo-
vic: „Die pflanzengeographische Gliederung der Balkan-
halbinsel.“
Herr Dr. E. Janchen legte einige interessante Pflanzen
aus Istrien!) und Dalmatien vor. Daran anschließend besprach
t) Vgl. Mitteil. d. naturw. Ver. a. d. Univ., 1908, S. 97—100.
(204) Versammlung der Sektion für Botanik.
er die Verwandtschaftsverhältnisse der Orlaya Daucorlaya Murbeck
und gab einen kurzen systematischen Überblick über die öster-
reichischen Arten der Gattung Onosma.
Versammlung am 22. Mai 1908.
Vorsitzender (in Vertretung): Herr Dr. H. Frh. v. Handel-Mazzetti.
Herr Dr. F. Vierhapper hielt einen Vortrag: „Über den
Begriff der Pflanzenformation (mit bezug auf die Vor-
arbeiten zur pflanzengeographischen Karte von Österreich-
Ungarn).“
Herr Dr. A. v. Hayek demonstrierte einige interessante
Pflanzen aus Österreieh-Ungarn.
Zum Schlusse legte Herr Dr. A. Ginzberger die neuere
Literatur vor.
Versammlung am 26. Juni 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. V. Schiffner.
Herr Dr. R. Karzel referierte über die Arbeit von Palladin:
Das Blut der Pflanzen.
Herr Dr. H. Frh. v. Handel-Mazzetti sprach über ein für
Österreich neues (erastium.
Unter einer Anzahl von Graf in den Dreißiger- und Vierziger-
jahren des vorigen Jahrhunderts gesammelter Pflanzen, die mit
einem alten Herbar in meinen Besitz kamen, fanden sich mit der
Angabe: „Cerastium repens L.? Alpe Loibl, rarissimum“* Exemplare
von (erastium tomentosum L., die mit solchen aus den Abruzzen
und aus Griechenland, aus welchen Ländern sich übrigens in jenem
Herbar keine einzige Pflanze befand, völlig übereinstimmen. In An-
betracht, daß in letzter Zeit zwischen den südöstlichsten Alpen und
den beiden vorhin genannten Gebieten vielfach pflanzengeographische
Übereinstimmungen konstatiert wurden (z. B. Auffindung von Draba
Bertolonii in den Steineralpen, Erkenntnis der sehr nahen Ver-
wandtschaft zwischen Silene Hayekiana und $. Parnassica) und
Versammlung der Sektion für Botanik. (205
bei der Erfahrung, daß derartige Relikte oft sehr spärlich und lokal
beschränkt auftreten (z. B. Artemisia atrata in Südtirol), erscheint
es mir ganz gut möglich, daß dieses in der Literatur nirgends er-
wähnte Vorkommen nicht auf Verwilderung dieser mitunter kulti-
vierten Art beruht, sondern ein natürliches ist, und ich möchte
Botaniker, welche Gelegenheit haben den Loibl zu besuchen, zum
Aufsuchen dieser Pflanze bei Schonung ihres Standortes anregen.
Exkursion in die städtische Baumschule nach
Albern.
Die gut besuchte Exkursion in die mustergiltige Baumsehule
der Stadt Wien fand am 17. Mai unter persönlicher Führung des
Herrn Stadtgartendirektors W. Hybler, dem wir auch das Zustande-
kommen derselben verdanken, statt. Den Teilnehmern war Gelegen-
heit geboten, die reichen Schätze schöner und interessanter Bäume
und Gesträuche, welche zur Auspflanzung in den städtischen Anlagen
bestimmt sind, zu besichtigen und eine Reihe von Pflanzen, welche
sie bisher nur aus Herbarexemplaren kannten, lebend und in Blüte
zu beobachten. Insbesondere fesselten die Aufmerksamkeit schöne
und seltene Koniferen sowie zur Vermehrung bestimmte Neuein-
führungen japanischer Pramus- und Pyrus-Arten. Der Besuch
währte über zwei Stunden und zeitigte in allen Teilnehmern den
Wunsch eines baldigen Wiedersehens.
Bericht der Sektion für Paläozoologie.
Versammlung am 13. Februar 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. O. Abel.
Herr Kustos A. Handlirsch besprach eine Reihe vom tier-
geographischen Standpunkte interessanter fossiler Insekten:
1. Archimylacris Desaillyi Leriche, eine vor kurzem im
Westfalien des Pas de Calais aufgefundene karbonische Blattoide.
Diese Form ist deshalb interessant, weil die Gattung Archimylaeris
(206) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
bisher erst in zwei Arten aus dem mittleren Oberkarbon Nord-
amerikas bekannt war.
2. Drei Blattoidenformen aus der Steinkohle von Tonking.
Diese wurden von Scudder im Jahre 1902 in Zeillers Werk über
die Flora der Kohlenlager Tonkings beschrieben und in die rein
paläozoischen Genera Gerablattina und Etoblattina gestellt. Aus
der Einreihung in diese Genera mußte natürlich der Schluß auf ein
paläozoisches Alter der genannten Kohle gezogen werden, wodurch
Scudder in Widerspruch mit dem Bearbeiter der fossilen Pflanzen
(Zeiller) gelangte, der die Tonkinger Flora entschieden für rhäti-
schen Alters erklärt hatte. Dieser Widerspruch konnte durch eine
Nachprüfung der genannten drei Blattoiden aufgeklärt werden, denn
es zeigte sich, daß dieselben absolut nicht in die von Scudder
angegebenen paläozoischen Archimylacridengenera gehören, sondern
in die bereits in ihrer Organisation weiter vorgeschrittenen Fami-
lien der Poroblattiniden und Mesoblattiniden, welche zwar auch
schon am Schlusse des Paläozoikum auftreten, aber ihren Höhe-
punkt erst im Mesozoikum erreichen. Bisher sind beide Familien
erst aus Nordamerika und Europa nachgewiesen.
3. Im Jahre 1883 beschrieb M. Waga eine außerordentlich
interessante Lucanidenform aus dem baltischen Bernsteine (Oligo-
zän) unter dem Namen Palaeognathus succini. Dieser Käfer gehört
einer Gruppe der Lucaniden an, welche heute nur mehr in Austra-
lien und Südamerika vertreten ist, und zwar durch die Genera
Lamprima und Neolamprima einerseits und Sphenognathus ander-
seits. Die fossile Form erweist sich in bezug auf die Fühler und
die Beine entschieden ursprünglicher als die genannten rezenten
Gattungen und scheint in bezug auf den Thoraxbau zwischen beiden
heute bestehenden Extremen die Mitte zu halten.
4. Vor kurzem stellte Dr. W. Horn das Vorkommen einer
heute nur im südlichen Nordamerika und in Zentralamerika ver-
breiteten Cieindelidenart, Tetracha Carolina, im baltischen Bern-
steine fest. Obwohl diese Art heute nur mehr in Amerika lebt, ist
das Genus Tetrecha doch noch durch andere Arten in dem euro-
päischen Mediterrangebiete, in Zentralafrika, Nord- und Südamerika
und Australien vertreten. Eine nahe verwandte Gattung, Mega-
cephala, kommt in Afrika vor.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (207)
5. T.D. A. Cockerell, der bekannte amerikanische Ento-
mologe, veröffentlichte im letzten Jahrgange der Seience einige neue
Insektenfunde aus den reichen, berühmten miozänen Lagern von
Florissant in Kolorado, und zwar:
a) Glossina oligocena (Se.), einen Vertreter der heute meines
Wissens ausschließlich im tropischen Afrika lebenden Museiden-
sruppe, in welche die berüchtigten Tsetse-Fliegen gehören, die in
manchen Gegenden die Existenz gewisser Säugetiere unmöglich
machen und bekanntlich die Überträger von Trypanosomen sind.
Die fossile nordamerikanische Art wurde seinerzeit von Scudder
als Paloestrus ol. beschrieben, doch haben neue Funde zweifellos er-
geben, daß es sich um keine Östride, sondern um eine Glossina handle.
b) Perga coloradensis Cock., eine Blattwespe, welche einer
Gattung angehört, die heute durch etwa 50 Arten ausschließlich in
Australien (und Tasmanien) vertreten ist. Nahe verwandte, aber
nicht identische Genera kommen nur noch in Australien (Cerealces)
und in Nord- und Südamerika vor (T’hulea, Acordulecera, Syzy-
gonia, Corynophilus, Incalia, Paralypia, Pachylosticta, Plagiocera),
entferntere Verwandte, wie Abia, Trichiosoma und Cimbex, die
durchwegs höher spezialisiert sind, in der holarktischen Region.
c) Halter americana Cock., ein Neuropteron aus der hoch-
spezialisierten Familie der Nemopteriden, die heute in Süd- und
Westasien, Südeuropa, Afrika und Chili vertreten ist. Die fossile
Art aus Nordamerika stimmt aber generisch nicht mit der chileni-
schen Form (Stenorrhachus) überein, sondern gehört in eine heute
nur über Südwestasien, Nord- und Südafrika verbreitete Gattung.
Hierauf spricht Herr Prof. Dr. O. Abel über:
Angriffswaffen und Verteidigungsmittel fossiler Wirbeltiere.
Bei den fossilen Wirbeltieren finden wir ganz ebenso wie bei
den lebenden Waffen ausgebildet: Angriffswaffen, vorwiegend
bei fleischfressenden und Verteidigungswaffen, vorwiegend bei
nicht fleischfressenden Tieren. In der folgenden Zusammenstellung
sollen nur jene Waffen der fossilen Wirbeltiere berücksichtigt werden,
welche von jenen der lebenden in auffallender Weise abweichen-
(208) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
A. Angriffswaffen.
I. Die Zähne als Angriffswaffen.
Die fossilen Fische zeigen im wesentlichen den Typus des
Angriffsgebisses wie die lebenden Formen. Selbst die furchtbare
Kieferbewaffnung der Edestiden (Karbon und Permo-Karbon) mit
der merkwürdigen Gattung Helicoprion!) aus der Artinskstufe
(Permo-Karbon) von Krasnoufimsk im Ural findet sich bei lebenden
Rochen, freilich in weit geringerem Ausmaße wieder.?)
Bei den Stegocephalen treten uns keine auffallenden An-
griffsgebisse entgegen; dagegen sind bei den südafrikanischen Thero-
morphen aus den unteren Beaufort Beds (Perm) sowie den mitt-
leren und oberen Beaufortschichten (Trias)?) einzelne Zähne des
Gebisses in einer höchst auffallenden Weise spezialisiert.
Während einige dieser Reptilien in ihren Gebißformen an
fleischfressende Säugetiere erinnern (z. B. Oynognathus und Lyco-
saurus), indem ungefähr an derselben Stelle, wo der Eekzahn des
Säugetieroberkiefers aus den Kiefern vorragt, ein besonders starker
Zahn ausgebildet ist, ist Dicynodon dadurch merkwürdig, daß ein
sehr großer und langer, zugespitzter Zahn schräge nach vorne und
unten aus dem Oberkiefer vorspringt. Diese starken und hoch-
spezialisierten Hauer haben allem Anscheine nach als Angriffswaffen
gedient und ihre Ausbildung ist umso auffallender, als das Vorder-
ende der Kiefer zu einem zahnlosen, schneidenden Schnabel um-
gestaltet ist, der bei der vollständig zahnlosen Gattung Udenodon
an einen Schildkröten- oder Vogelschnabel erinnert.
Mit diesen langen dolehartigen Hauern von Dieynodon lassen
sich die extrem verlängerten Eekzähne der säbelzähnigen Tiger
!) A. Karpinsky, Über die Reste von Edestiden und die neue Gattung
Helicoprion. (Verhandl. d. kais. russ. Mineralog. Gesellsch. zu St. Petersburg
[2], XXXVI, Nr. 2,.1899.)
®2) Th. Fuchs. (Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissensch. in Wien,
mathem.-naturw. Kl., Januar 1900.) e
3) Über das geologische Alter der Beaufort Beds in Südafrika siehe
E. Koken: Indisches Perm und die permische Eiszeit. (Neues Jahrbuch für
Miner. ete., Festband 1907, S. 521.)
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (209)
oder Machairodontiden aus dem Neogen und Plistozän der alten
und neuen Welt sehr gut vergleichen.
Die Eekzähne von Machairodus neogaeus aus dem Plistozän
von Südamerika sind von außerordentlicher Länge. Bei normaler
Weite der Mundöffnung wäre der Eckzahn noch so weit über den
Unterkiefer vorgestanden, daß das Tier die Nahrung nicht nach
Art der lebenden Katzen zwischen die Kiefer hätte aufnehmen
können. Daher hat W. D. Matthew die Meinung ausgesprochen,
daß Machairodus den Unterkiefer fast senkrecht stellen konnte.
Ich halte das nicht für wahrscheinlich; der extrem verlängerte Eck-
zahn stand vermutlich stets über den Unterkiefer so weit vor, daß
auch bei vollständiger Öffnung der Mundspalte die Eckzahnenden
noch über den Unterkiefer vorragten.
Brandes hat hervorgehoben, daß die Schneide- und Backen-
zähne von Machairodus weit weniger leistungsfähig erscheinen als
bei den lebenden Tigern und Löwen. Er vertritt die Meinung, daß
die extreme Spezialisation der Ecekzähne von Machairodus durch
die häufig geübte Gewohnheit bedingt gewesen sei, die Eckzähne
in den ungepanzerten Hals der großen gepanzerten Glyptodonten
einzuhauen.
Weismann!) hat sich dieser Auffassung angeschlossen und
betrachtet die Ausbildung der großen Machairodus-Eckzähne einer-
seits und der schweren Glyptodontenpanzer anderseits als eine
„wechselseitige Steigerung der Anpassungen zwischen zwei Tier-
gruppen“.
Es ist das wohl kein Beispiel für eine derartige wechselseitige
Anpassungssteigerung, wohl aber dafür, daß man bei solchen
Schlüssen nieht vorsichtig genug zu Werke gehen kann. Die großen
Gürteltiere und Glyptodonten sind auf Südamerika beschränkt, aber
die Machairodontiden sind weltweite Formen, die in Europa schon
im Phosphorit des Querey (Paläogen) auftreten und bereits hoch
spezialisiert erst im Pliozän, nach Herstellung der heutigen Land-
verbindung zwischen Nord- und Südamerika, nach Südamerika ein-
gewandert sind. Die europäischen, asiatischen und nordamerika-
ı) A. Weismann, Vorträge über Deszendenztheorie, Bd. II, S. 403—404.
Jena, 1902.
Z. B. Ges. Bd. 58. 0
(210)
Fig. 1.
Anchisaurus colurus Marsh.
Fundort und Alter: Connecticut Red
Sandstone (obere Trias) von Manchester,
Conn., U.S.A. Nach der Photographie
des Originales von OÖ. C. Marsh (nach
F. v. Huene).
Rechter Arm in halber Naturgröße.
H = distales Ende des Humerus, U =
Ulna, R = Radius, vu! = Ulnare, MI,
M II, M III = Metacarpalia des ersten
bis dritten Fingers.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
nischen Machairodontiden haben
ebenso gewaltige Eckzähne wie die
südamerikanischen Formen und die
Ausbildung derselben hängt also
nicht mit dem Kampf zwischen den
Machairodontiden und Glyptodonten
zusammen.
II. Die Gliedmaßen als An-
sriffswaffen.
Bei einzelnen fleischfressenden
Dinosauriern (Gruppe der Thero-
poden) aus der Trias-, Jura- und
Kreideformation sind die Endpha-
langen der Finger mit langen und
scharfen, stark gekrümmten Krallen
bewehrt gewesen. Bei Anchisaurus
colurus Marsh (Fig. 1) aus dem Con-
nectieut Red Sandstone (obere Trias-
formation) von Manchester, Conn.
(U. S. A.), ist der Daumen außer-
ordentlich stark und kräftig, weit
kräftiger als der zweite und dritte
Finger, und seine Endphalange trägt
eine mächtige Kralle.e Auch der
vierte und fünfte Finger, die noch
nicht bekannt, aber nach Marsh!)
und v. Huene?) vorhanden gewesen
sind, dürften bekrallt gewesen sein.
1) 0.C.Marsh, Restoration of Anchr-
saurus. (Amer. Journal of Science, XLV,
Febr. 1893, p. 169—170, Pl. VI.)
®2) F.v. Huene, Über die Dinosaurier
der außereuropäischen Trias. (Geolog. u.
paläontolog. Abhandl., herausgegeben von
E. Koken. Neue Folge, Bd. VIII [XI],
Heft 2, p. 107, Taf. III. Jena, 1906.)
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (211)
Ganz ähnliche Fingerkrallen finden wir bei dem theropoden
Dinosaurier Allosaurus aus Nordamerika (Oberjura oder Unterkreide);
ähnliche Krallen sind wohl auch bei dem erst vor kurzer Zeit be-
kannt gewordenen Zyrannosaurus rex vorhanden gewesen, welchen
H. F. Osborn aus den Laramie Beds (oberste Kreide) von Montana
in Nordamerika im Jahre 1905 beschrieb.!) Dieser auf den Hinter-
beinen schreitende Dinosaurier war aufgerichtet 535 m hoch; der
mit kräftigen Kegelzähnen bewehrte Schädel ist auffallend robust
und plump gebaut, die Vorderextremitäten aber zu winzigen Fang-
armen verkümmert.
Die fleischfressenden theropoden Dinosaurier waren vielleicht
Aasfresser und benützten ihre starken Fingerkrallen zum Losreißen
der Fleischteile von den Kadavern der riesigen pflanzenfressenden
Dinosaurier, wie die offenbar von den Krallen eines Allosaurus
hervorgebrachten tiefen Verletzungen an den Wirbeln eines Bronto-
saurus beweisen.
III. Fangapparate der paläozoischen Asterolepiden.
Im Vorjahre berichtete der Vortragende über die vermutliche
Funktion der Seitenorgane der Asterolepiden in der Sektionssitzung
vom 20. März 1907. Diese Seitenorgane, welche keine Homologa
der Brustflossen der übrigen Fische darstellen, haben vermutlich
in ähnlicher Weise wie die Fangapparate einzelner Krebse oder der
Gespenstheuschrecken funktioniert.
B. Verteidigungsmittel.
I. Die Zähne als Verteidigungswaffen.
Bei vielen fossilen pflanzenfressenden Säugetieren sind ent-
weder die Eckzähne (wie bei den Dinoceraten aus dem Eozän
der Bad Lands in Nordamerika) oder die Schneidezähne zu
langen Hauern umgeformt, welche eine wirksame Verteidigungs-
waffe gegen Angriffe von Raubtieren bilden.
ı) H. F. Osborn, Tyrannosaurus and other Cretaceous Carmivorous
Dinosaurs. (Bulletin Amer. Mus. Nat. Hist., XXI, p. 259—265. New York, 1905.)
— Tyrannosaurus, Upper Cretaceous Carnivorous Dinosaur. (Second Com-
munication.) (Ibidem, XXII, p. 281—296, Pl. XXXIX. New York, 1906.)
o*F
(212) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
Bei einzelnen fossilen Huftieren wuchsen die Schneidezähne
in exzessiver Weise aus und konnten dann nicht mehr als Waffen
gebraucht werden. Dies ist z. B. der Fall beim Kolumbus-Mammut
Nordamerikas (Zlephas Columbi),') wie das vor kurzem im Ameri-
kanischen Museum in New York aufgestellte Skelett dieses Ele-
fanten zeigt. Die riesigen Stoßzähne sind hier eingerollt und legen
sich mit ihren Enden übereinander.
II. Die @liedmaßen als Verteidigungswaffen.
Ein ganz einzig dastehender Fall der Umformung einzelner
Finger zu einer Verteidigungswaffe ist der Daumen von Iguanodon
(Wealdenformation, Unterkreide). Der Daumen ist zu einer kegel-
förmigen, sehr kräftigen Stoßwaffe umgebildet und an seiner Stelle
ist der fünfte Finger opponierbar geworden.?)
111. Schwanzstacheln als Verteidigungswaffen.
Auf dem Schwanze einzelner Dinosaurier, wie Stegosaurus?)
aus dem Jura Nordamerikas und Polacanthus*) aus dem Wealden
Englands, stehen Knochenstachelpaare, die sicher eine wirksame
Verteidigungswaffe gebildet haben. Es ist aber nicht wahrscheinlich,
daß die Stachelpaare bei diesen beiden Dinosauriern so steil nach
oben gerichtet waren, wie es die bisherigen Rekonstruktionen zeigen,
sondern es ist wahrscheinlicher, daß die Stacheln in der Schwanz-
region schräge seitlich wegstanden, wobei sie bei Schwanz-
schlägen als eine wirksamere Waffe gebraucht werden konnten.
Auch bei fossilen Säugetieren ist der Schwanz mitunter be-
wehrt. Dies ist der Fall bei Glyptodon, dessen Schwanz von knö-
!) H. F. Osborn, A Mounted Skeleton of the Columbian Mammoth
(Elephas Columbi). (Bull. Am. Mus. Nat. Hist., XXIII, 1907, p. 255—257, Fig. 1.)
2) L. Dollo, Premiere Note sur les Dinosauriens de Bernissart. (Bull.
Mus. Roy. Hist. Nat. Belg., Vol. I, 1882, p. 163, Pl. IX, Fig. 2 und 3.)
>) 0. C. Marsh, Restoration of Stegosaurus. (Am. Journ. of Science,
XLII, 1891, p. 179—181, Pl. IX.)
4) F. v. Nopesa, British Dinosaurs: Polacanthus. (Geol. Magazine,
Decade V, Vol. II, p. 241—250, Fig. p. 242. London, 1905.) — Neue Rekon-
struktion: J. Walther, Geschichte der Erde und des Lebens, S. 445, Fig. 254.
Leipzig, 1908.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (213)
chernen Stachelringen umhüllt war und sicher als Waffe gebraucht
werden konnte. Eine sehr eigentümliche Umformung des Schwanzes
zu einer Waffe zeigt ein zu den Glyptodonten gehöriges Riesengürtel-
tier aus dem Plistozän Argentiniens, Doedicurus clavicaudatus (Fig. 2).
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Fig. 2.
Doediceurus elavicaudatus Owen.
Rekonstruktion des 3 bis 4m langen Tieres auf Grund der von R. Lydekker mit-
geteilten Photographien des Panzers. Der in eine unbewegliche Röhre einge-
schlossene hintere Teil des Schwanzes diente als Verteidigungswafte.
Aus dem Pampaslöß der Gegend von Buenos -Aires.
Der Körper ist durch einen geschlossenen Panzer geschützt;
dann folgen in der vorderen Schwanzregion sechs rasch an Größe
abnehmende bewegliche Knochenringe, die eine seitliche Bewegung
des Schwanzes gestatten; die letzten zwei Drittel des Schwanzes
sind in einer Knochenröhre eingeschlossen. Diese Röhre ist am Ende
kolbig aufgetrieben und trägt tiefe und weite schüsselförmige Ver-
tiefungen. Es ist kaum ein Zweifel daran möglich, daß diese Gruben
zur Aufnahme von hornigen Hautbuckeln oder Hautstacheln
dienten, so daß der Schwanz das Aussehen eines Morgensternes be-
sessen haben mag, wie ich dies in Fig. 2 darzustellen versucht
habe. Zweifellos muß eine solche Waffe ein wirksames Verteidigungs-
mittel gewesen sein.
IV. Schädelprotuberanzen und Nackenplatten als Verteidi-
sungsmittel.
Zahlreiche Reptilien und Säugetiere, unter den letzteren nament-
lieh die Huftiere, besitzen kegelförmige Schädelprotuberanzen, die
(214) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
als wirksame Verteidigungswaffe dienen. Bei einzelnen Huftieren
sind diese Schädelprotuberanzen mehrfach gegabelt (Rehe, Hirsche).
Zu den merkwürdigsten Schädelprotuberanzen gehören die mäch-
tigen paarigen Nasenzapfen von Arsinoitherium!) aus dem Eozän
Ägyptens sowie die paarigen Nasenzapfen der beiden fossilen Nager-
gattungen Ceratogaulus?) aus dem Miozän von Kolorado und Epi-
gaulus?) aus dem Miozän von Kansas. J. W. Gidley hält es nicht
für ausgeschlossen, daß die mächtigen Nasenzapfen von Epigaulus
nur bei den Männchen auftreten, „and in that event were probably
used prineipally as fighting weapons“. Epigaulus hat offenbar eine
grabende, unterirdische Lebensweise geführt, wie die langen Scharr-
krallen und die ungewöhnlich kleinen Augenhöhlen beweisen.
Bei der ausgestorbenen Dinosaurierfamilie der Ceratopsiden
ist der Schädel an seinem Hinterende zu einer breiten knöchernen
Platte umgeformt, welche kaum eine andere Deutung als die einer
Nackenschutzplatte zuläßt. Gleichzeitig sind mehrere stark nach
vorne geneigte Knochenzapfen auf dem Schädel vorhanden, und
zwar meist ein kleiner unpaarer auf dem Vorderende der Schnauze,
das Nasenhorn, sowie ein Paar Knochenzapfen ober und hinter den
Augenhöhlen, die von den beiden Postfrontalia gebildet werden.*)
Die mächtigste Schädelprotuberanz unter den fossilen Huf-
tieren besaß Elasmotherium sibiricum aus dem Pleistozän.
Unter den Knochenzapfenformen der fossilen Huftiere ist be-
sonders jene der paarigen Scheitelzapfen von Sivatherium giganteum?)
ı) C.W.Andrews, A descriptive Catalogue of the Tertiary Verte-
brata of the Fajüm, Egypt. London, 1906, Titelbild.
?) W. D. Matthew. (Bulletin Amer. Mus. Nat. Hist., XVI, p. 291. New
York, 1902.)
>) J. W. Gidley, A New Horned Rodent from the Miocene of Kansas.
(Proc. U. S. Nat. Mus., XXXII, p. 627 —636, Pl. LVIII—-LXV. Washington, 1907.)
*) 0.C. Marsh, Dinosaurs of North America. (16 Annual Report U. S.
Geolog. Survey, Part. I, 1896.) — Eine auffallende Übereinstimmung in der
Anordnung der drei Schädelprotuberanzen besteht zwischen Triceratops und
Chameleo Oweni: R. S. Lull, The Cranial Museulature and the Origin of the
Frill in the Ceratopsian Dinosaurs. (Amer. Journal of Science, XXV, May
1908, p. 398, Fig. 10.)
5) 0. Abel, Über einen Fund von Sivatherium giganteum bei Adria-
nopel. (Sitzungsber. der kais. Akad. der Wiss. in Wien, mathem.-naturw. Kl.,
Bd. CXIII, 1904, S. 629—653, Fig. 2.)
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (215)
aus dem Unterpliozän der Siwalik Hills in Ostindien und von Adria-
nopel bemerkenswert.
V. Panzer.
Viele fossile Tiere sind entweder durch flache Panzerplatten
oder durch Stachelpanzer gegen Angriffe von Feinden geschützt
gewesen. Geschlossene Panzer, wie wir sie von den Schildkröten
kennen, kommen nur bei den gepanzerten Glyptodonten aus dem
Pleistozän von Südamerika und bei der Reptilienordnung der Placo-
dontia in der europäischen Trias vor (Placochelys). Viel häufiger
sind partielle Panzer, wie die Panzer der altpaläozoischen Panzerfische.
Fig. 3.
Ankylosaurus magnwentris Brown.
Fundort und Alter: Hell Creek Beds (obere Kreide) von Montana, U.S.A.
Rekonstruktion auf Grundlage der von Barnum Brown 1908 veröffentlichten Ab-
bildungen (Bull. Am. Mus. Nat. Hist., XXIV, p. 187—201). Körperlänge des Tieres
etwa 4—-5m. („The girth of this huge creature exceeded that of the Mastodon“,
Brown, 1. e., p. 196.)
Bei einzelnen Dinosauriern wie bei dem bekannten Stego-
saurus, ferner bei Polacanthus!) aus dem Wealden der Insel Wight,
1) F.v. Nopesa, Notes on British Dinosaurs. Part Il: Polacanthus.
(Geologieal Magazine, Decade V, Vol. II, June 1905, p. 241, Pl. XII.) — Eine
neue Rekonstruktion von Polacanthus Foxi hat J. Walther entworfen: Ge-
schichte der Erde und des Lebens, S. 445, Fig. 254. Leipzig, 1908.
(2 16) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
Örataeomus aus der Gosauformation der Neuen Welt bei Wiener-
Neustadt,!) ferner bei dem erst in letzter Zeit entdeckten Ankylo-
saurus magniventris aus der oberen Kreide von Nordamerika?)
Fig. 4.
Naosaurus microdus Cope.
Perm von Paint Creek, Hardeman County, Texas.
Achter Rückenwirbel von vorne in "s, der natürlichen Größe. Oben Kopie der
Abbildung des Wirbels in E. C. Case, The Pelycosauria, 1907, Pl. XXVIII, Fig. 3;
unten Versuch einer Rekonstruktion des Wirbels mit Hautbedeckung.
(Fig. 3), war der Rücken mit Panzerplatten, Stacheln, Buckeln oder
hohen Knochenkämmen bewehrt.
!) Eine kritische Besprechung der gepanzerten Dinosaurier aus dem
Konstantinstollen bei Muthmannsdorf in der Neuen Welt bei Wiener-Neustadt:
F.v. Nopesa, Notizen über eretacische Dinosaurier. (Sitzungsber. der kais.
Akad. der Wiss. in Wien, mathem.-naturw. Kl., Bd. CXI,'1902, 8. 93—103.)
?2) Bamum Brown, The Ankylosauridae, a New Family of Armored
Dinosaurs from the Upper Cretaceous. (Bull. Amer. Mus. Nat. Hist., XXIV,
p. 187—201. New York, February 13, 1908.) „From the lines indicated by the
bones present, this dinosaur presents a striking parallel to the large Glypto-
dons ... T'he ribs, coossified to the posterior dorsals, form a rigid body frame
peeuliarly fitted to support the complete armor that covered the body“ (p. 201).
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (217)
Eine ganz einzig dastehende Verteidigungswaffe bilden die
außerordentlich verlängerten Dornfortsätze der Hals-, Rücken- und
Lendenwirbel der Pelycosaurier aus der Permformation. Die Dorn-
fortsätze tragen aber z. B. bei Naosaurus aus dem Perm von Texas!)
seitliche Knochenstacheln (Fig. 4), so daß man daraus entnehmen
kann, daß nieht nur die hohen, senkrecht emporstarrenden Spieße
der Dornfortsätze, sondern auch die Seitenstacheln derselben als
Verteidigungswaffe dienten.
VI. Zusammenfassung.
Wenn wir die verschiedenen Waffen der Wirbeltiere zu
gruppieren versuchen, so sehen wir, daß Fleischfresser vor-
wiegend Angriffswaffen, zuweilen aber auch Verteidigungswaffen
(z. B. die Pelycosauria) besitzen, während unter den Waffen der
Pflanzenfresser passive und aktive Verteidigungswaffen zu
unterscheiden sind. So z. B. ist der Nackenschild von Triceratops
als passive, die Schädelprotuberanzen als aktive Verteidigungswaffe
anzusehen. Eine Kombination von Angriffswaffen und Verteidigungs-
waffen finden wir bei Pterichthys aus dem Devon; die „Seiten-
organe“ dienen zum Angriff, der Panzer als Schutz gegen stärkere
Feinde. Ebenso ist der kompakte Rückenpanzer von Doedicurus
eine passive, die morgensternartige Schwanzröhre eine aktive Ver-
teidigungswaffe.
Versammlung am 19. März 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. 0. Abel.
Kustos Prof. Dr. L. v. Lorenz spricht über:
Die in historischer Zeit ausgestorbenen Vögel.
Der Vortragende referierte über das unter dem Titel „Extinet
Birds“ vor einiger Zeit erschienene Prachtwerk des Hon. Walter
'ı) H.F.Osborn, A Mounted Skeleton of Naosaurus, a Pelycosaur from
the Permian of Texas. (Bull. Amer. Mus. Nat. Hist., XXIII, p. 265—270, Pl. IX,
X. New York, March 30, 1907.) — E.C. Case, Revision of the Pelycosauria
of North America. (Carnegie Institution of Washington, Publication Nr. 55,
p- 1—176, Pl. I-XXXV. Washington, July 1907.)
(2 15) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
Rothschild in Tring (London, 1907, Folio, 244 S., 45 Taf.), welches
die seit etwa 700 Jahren von unserer Erde verschwundenen Vögel
behandelt. In demselben sind aber auch einige pleistozäne Arten,
die zusammen mit Resten noch lebender Formen in Neuseeland
und Madagaskar gefunden wurden, aufgenommen und andererseits
auch mehrere Spezies angeführt, die zur Zeit zwar noch bestehen,
jedoch schon so selten sind und unter derartigen Bedingungen ihr
Dasein fristen, daß man voraussichtlich in Bälde ihr Verschwinden
zu beklagen haben wird.
Als Gründe für das Aussterben innerhalb di angegebenen
Zeitabschnittes führt Rothschild folgende Umstände an: Unmittel-
bare Ausrottung durch den Menschen, Einführung von Tieren, wie:
Affen, Katzen, Hunden, Mardern, Schweinen und Ratten, die den
einheimischen Arten verderblich wurden, ferner die weitgehende
Kultivierung, durch welche Nistgelegenheiten oder Futter liefernde
Pflanzen und niedere Tiere vernichtet wurden, endlich natürliche
Katastrophen, wie vulkanische Eruptionen, Erdbeben und Über-
schwemmungen. Für manche Vögel ist die Ursache ihres Aus-
sterbens nicht sicher festzustellen und nach des Autors Meinung viel-
leicht darin zu suchen, daß eingetretene Erschöpfung der Lebens-
kraft der Art deren Ende herbeigeführt hat. Eine Annahme, der
auch Referent beipflichtet, indem er bemerkte, daß, so wie jedem
Individuum eine gewisse natürliche Altersgrenze zukommt, offenbar
auch für die Gesamtheit der Individuen einer Art schließlich ein
Zeitpunkt eintritt, in welchem sie sich nicht mehr in gleicher Ge-
stalt fortzupflanzen vermögen und wo dann unter Umständen die
durch äußere Einflüsse hervorgerufenen Variationen oder Mutationen
— gelegentlich gefördert durch die natürliche Selektion — die Ober-
hand gewinnen und an deren Stelle treten, in anderen Fällen aber
unausgefüllt bleibende Lücken sich bilden.
In den „Extinet Birds“ sind die Arten in systematischer Reihe
aufgezählt. Prof. v. Lorenz zog dieselben in seinem Berichte nach
den Gebieten ihres einstigen Vorkommens in Betracht, ähnlich wie
dies Rothschild bereits gelegentlich des 1905 zu London abge-
haltenen Ornithologenkongresses getan hatte.
Zunächst kam Neuseeland, die Heimat der Moas, zur Be-
sprechung, wo Dinornis mazximus als der größte aller bisher be-
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (219)
kannten Vögel doppelte Manneshöhe erreichte, also die afrikanischen
Strauße noch weit überragte. Man hat bisher nicht weniger als
30 verschiedene Spezies von Moas festgestellt und zu acht Gattun-
gen gruppiert. Nach Rothschild ist anzunehmen, daß einzelne
Moas noch bis vor 200 oder 300 Jahren auf der Mittelinsel von
Neuseeland (auch Südinsel genannt) hausten. Ihr Untergang ist
hauptsächlich den Verfolgungen durch die Maoris zuzuschreiben.
Außer diesen zahlreichen Ratiten gab es in Neuseeland riesige
Gänse (Üereopsis), große Enten (Diziura), mächtige Adler (Har-
pagornis) usw. Auch einige kleinere Formen, wie Arten der Gat-
tungen Notornis und Aptornis aus der Familie der Wasserhühner,
ein kleiner Singvogel, Traversia Iyalli, ferner die neuseeländische
Wachtel u. a. sind erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit ver-
schwunden. — Die Ornis der benachbarten Norfolk-Inseln ist
innerhalb des vergangenen Jahrhunderts um sechs Arten ärmer
geworden, darunter befinden sich ein Wasserhuhn (Notornis alba)
und zwei Papageien der Gattung Nestor.
Auf den im Osten Neuseelands gelegenen Chatham-Inseln
hat man in neuerer Zeit große Lager von Vogelskeletten an der
Küste aufgedeckt, die aus Resten noch lebender, nebst solchen aus-
sestorbener Arten bestanden. Von dort sind auch zwei Singvögel,
den Gattungen Bawdleria und Miro angehörig, und zwei Rallen
der Gattungen Cabalus und Nesolimnus nur noch in wenigen Bälgen
in Museen zu finden.
Auf der zu Australien gehörenden King-Insel bei Tasma-
nien und auf der Känguru-Insel bei Adelaide lebte je eine be-
sondere, nunmehr verschwundene Emu-Art.
Weit im Westen von den eben berührten Gebieten gewähren
Madagaskar und die Maskarenen einigermaßen analoge Verhält-
nisse hinsichtlich ihrer einstigen Vogelwelt. Dort sind es die Reste
der an die Moas erinnernden Vertreter der Gattungen Aepiornis
und Miellerornis, welche nebst Resten von Gänsen, Tauchern u. a.
unser Interesse erwecken, hier eine Reihe von Vogelgestalten, die
auf Reunion, Mauritius und Rodriguez heimisch waren, wie
wir von anziehenden Berichten, Bildern und Zeichnungen ent-
nehmen, die man den Seefahrern des 16. und 17. Jahrhunderts
verdankt. Es sind im ganzen über 30 Arten seit 400 Jahren nach
( 220) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
und nach von den Maskarenen verschwunden, darunter die abson-
derliehen „Dronten“, die in je einer Art auf Mauritius und Re-
union vorkamen, dann der wie diese zu den Tauben zu rechnende
„Solitair“, ferner ein die Höhe eines Flamingos erreichendes lang-
beiniges Wasserhuhn, das in den alten Beschreibungen als der Riese,
„Le Ge&ant“, bezeichnet ist, und die sogenannte „Poule rouge*,
ein großer rallenartiger Vogel, weiters ein blaugrauer Papagei
(Lophopsittacus), der die Größe einer Gans erreichte, u. a. m.
Von den Seychellen gilt ein Alexander-Sittich als aus-
gestorben.
Eine Reihe von Spezies wird seit Jahren auf verschiedenen
Inseln des Stillen Ozeans vergeblich gesucht.
Besonderes Interesse verdient die Tatsache, daß auf einer
Anzahl der westindischen Inseln, so auf Haiti, Jamaika, Kuba,
dann Guadeloupe, Dominica und Martinique, über ein Dutzend Arten
ausgerottet wurden, und zwar waren dies hauptsächlich prächtig
gefärbte Papageien, von welchen man teils nur aus alten Beschrei-
bungen Kenntnis hat und von denen nun Rothschild nach diesen
Beriehten Abbildungen anfertigen ließ.
Schließlieh sind vom Norden Amerikas, beziehungsweise
Europas einige Arten als ausgestorben zu verzeichnen, und zwar
befinden sich darunter deren zwei, die ursprünglich in ungeheuren
Mengen vorhanden waren und welchen — so sonderbar es klingen
mag — gerade der Umstand ihres massenhaften Auftretens zum
Verhängnis wurde — es sind dies die Wandertaube und der
Riesenalk.
Referent hat die folgende Liste der ausgestorbenen Vögel nach
Regionen zusammengestellt unter Namhaftmachung der Aufbewah-
rungsorte der wichtigsten Belegstücke oder, wo dies nieht möglich
war, mit Angabe anderer, ihre einstige Existenz erweisender Doku-
mente. Die mit * bezeichneten Arten sind in Rothschilds Werk
abgebildet.
Neuseeland.
Palaeocoras antipodum Forbes.
Nord-Insel. — Knochen; Bericht, „Ibis“, 1893.
* Traversia Iyallı Rothsch.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (221)
Stephens-Insel. — Exemplare in Tring und London.
Sceloglaux rufifacies Buller.
Nord-Insel. — Exemplare in Tring und anderwärts.
Circus hamiltoni Forbes.
Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892.
Circus teautensis Forbes.
Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892.
Harpagornis moorei Haast.
Neuseel. — Knochen in Wellington; Abgüsse in London.
Carbo major Forbes.
Neuseel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892.
Chenopis summerensis Forbes.
Neuseel. und Chatham-Insel. — Knochen auch in Tring.
Unemiornis calcitrans Owen.
Mittel-Insel. — Knochen in London.
Unemiornis gracılıs Forbes.
Nord-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892.
Unemiornis minor Forbes.
Mittel-Insel. — Knochen; Canterbury-Museum.
Cereopsis novaezealandiae Forbes.
Neuseel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst, 1892.
Anas finschi V. Bened.
Mittel-Insel. — Knochen.
Biziura lautouri Forbes.
Neuseel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892.
Ocydromus minor Hamilt.
Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1893.
Ocydromus insignis Forbes.
Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892.
Notornis mantelli Owen.
Nord-Insel. — Knochen in London.
* Notornis hochstetteri A. B. Meyer.
Mittel-Insel. — Fast ausgestorben, Exemplare in Dresden.
Aptornis otidiformis Owen.
Nord-Insel. — Knochen in London.
Aptornis defossor Owen.
Süd-Insel. — Knochen in London; Skelett in Tring.
(222) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
Palaeolimnas prisca Hamilt.
Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1893.
= Öoburniz novaezealandiae Q. et G.
Neuseel. — Bälge in Paris, Cambridge, Tring ete.
Dinornis maximus Owen.
Mittel-Insel. — Knochen und ganzes Skelett in London;
Skelett in Wien.
Dinornis altus Owen.
Mittel-Insel. — Metatarsus (Abguß) in London.
Dinornis giganteus Owen.
Nord- und Mittel-Insel. — Knochen in London.
* Dinornis ingens Owen.
Nord- und Mittel-Insel.e — Knochen in London und in neu-
seeländischen Museen; Skelett und Federn in Tring;
Skelett in Wien.
Dinornis gracilis Owen.
Neuseel. — Knochen in London und in neuseeländischen
Museen; Skelett in Tring.
Dinornis dromoides Owen.
Neuseel. — Knochen in Wellington.
Dinornis novaezealandiae Owen.
Neuseel. — Skelette in London, Tring und Wien.
Megalapteryx hectorı Haast. i
Mittel-Insel. — Knochen in Nelson; in London Abgüsse.
Megalapteryx hamiltoni Rothsch.
Nord-Insel. — Femur in London.
Megalapteryx tenwipes Lydekker.
Mittel-Insel. — Tibia in London; Skelett in Tring.
* Megalaptery® huttoni Owen.
Mittel-Insel. — Kopf, Hals, hintere Extremitäten mit Haut
und Federresten in London; Ei in Tring.
Anomaloptery® didiformis Owen.
Nord-Insel. — Skelette in London und Tring.
Anomalopteryx parvus Owen.
Mittel-Insel. — Skelette in London und Tring.
Anomaloptery& antiquus Hutton.
Mittel-Insel. — Knochen; Ber., Tr. N. Z. Inst., 1892.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (223)
Anomalopteryx fortis Hutton.
Mittel-Insel. — Knochen im Canterbury-Museum.
Cela curtus Owen.
Nord-Insel. — Knochen in London.
Cela oweni Haast.
Nord-Insel. — Knochen im Auckland-Museum und in London.
Oela geranoides Owen.
Nord-Insel. — Knochen in London.
Oela rheides Owen.
Mittel-Insel. — Metatarsus in London; Skelett in Wien.
Cela casuarinus Owen.
Nord- und Mittel-Insel. — Knochen in London und Tring.
Emeus crassus Owen.
Mittel-Insel. — Knochen in London; Skelette in Tring und Wien.
Emeus boothi Rothsch.
Mittel-Insel. — Schädel im Otago-Museum.
Emeus gravipes Lydekker.
Mittel-Insel. — Knochen und Skelett in London; Skelett
in Wien.
Emeus haasti Rothsch.
Mittel-Insel. — Knochen in London und im Canterbury-Mus.
Emeus parkeri Rothsch.
Mittel-Insel. — Schädel im Otago-Museum.
Emeus exilis Hutton. |
Nord-Insel. — Skelett im Wanganui-Museum.
Pachyornis elephantopus Owen.
Mittel-Insel. — Skelette und Knochen in London, Tring,
Otago; Skelett in Wien.
Pachyornis immanis Lydekker.
Mittel-Insel. — Knochen in London.
Pachyornis rothschildi Lydekker.
Mittel-Insel. — Knochen in Tring.
Pachyornis ponderosus Hutton.
Mittel-Insel. — Knochen in Hamilton, Wellington, Tring;
Ei im Otago-Museum.
Pachyornis inhabilis Hutton.
Mittel-Insel. — Knochen im Canterbury-Museum.
(224) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
Pachyornis valgus Hutton.
Mittel-Insel. — Tibia im Otago-Museum.
Pachyornis pygmaeus Hutton.
Mittel-Insel. — Metatarsus im Nelson-Museum.
Pachyornis compacta Hutton.
Mittel-Insel. — Knochen im Canterbury-Museum.
Palaeocasuarius haasti Forbes.
Neuseel. — Schenkelknochen in Liverpool.
Palaeocasuarius velox Forbes.
Neuseel. — Schenkelknochen in Liverpool.
Palaeocasuarius elegans Forbes.
Neuseel. — Schenkelknochen in Liverpool.
Chatham-Inseln.
Palaeocorax moriorum Forbes.
Schädel und andere Knochen auch in Tring.
* Miro traversi Buller.
Balg in Tring.
* Bowdleria rufescens Buller.
Bälge in London, Liverpool, Tring.
Gallinago chathamica Forbes.
Knochen auch in Tring.
* Nesolimnas dieffenbachi Gray.
Balg in London.
* Jabalus modestus Hutton.
Bälge in London, Liverpool, Cambridge, Tring.
Diaphorapteryx hawkinsı Forbes.
Skelett in London; Schädel und* andere Knochen in Tring.
Palaeolimnas chathamensis Forbes.
Skelette in London und Tring.
Norfolk-Inseln.
* Nestor productus Gould.
Philip. Insel. — Exemplare in London, Tring, Wien ete.
* Nestor norfolcensis Pelzeln.
Howes-Insel. — Abbildung in Wien; Exemplar in Liverpool.
Oyanorhamphus subflavescens Salvad.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (225)
Howes-Insel. — Zwei Exemplare in London.
Notornis stanleyi RKowley.
Howes-Insel. — Exemplar in Liverpool.
* Notornis alba White.
Norfolk-Inseln.. — Exemplar in Wien.
* Hemiphaga spadicea Latham.
Norfolk-Inseln. — Verschiedene Exemplare; auch in Tring
und Wien.
Australien.
* Dromaius peroni Rothsch.
Deeres-Insel. — Gestopfte Exemplare in Paris und Liver-
pool; Knochen in Paris, Florenz, Adelaide.
Dromains minor Spencer.
King-Insel, Bass-Str. — Pelvis, Femur, Tibia, Tarsus.
Madagaskar.
Chenalopex sirabensis Andrews.
Zentral-Madagaskar. — Knochen in London.
Centrornis majori Andrews.
Zentral-Madagaskar. — Knochen in London.
Tribonya roberti Andrews.
Sirab6e. — Knochen in London.
Flacourtia rudis M. Edw. et Gr.
West-Madagaskar. — Knochen in Paris.
Müllerornis betsilei M. Edw. et Gr.
Zentral-Madagaskar. — Knochen in Paris.
Müllerornis agilis M. Edw. et Gr.
Südwest-Madagaskar. — Knochen in Paris.
Aepiornis titan Andrews.
Südwest-Madagaskar. — Knochen in London; Eischalen in
Paris, Hamburg.
Aepiornis maximus Geoffr.
Südwest-Madagaskar. — Knochen und Eischalen in Paris.
Aepiornis grandidieri Rowley.
Südost-Madagaskar. — Knochen und Eischalen in London,
Tring u. a. O.
2. B. Ges. 58. Bd. p
(226) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
Aepiornis cursor M. Edw. et Gr.
Madagaskar. — Knochen in Paris.
Aepiornis medius M. Edw. et Gr.
West-Madagaskar. — Femur in Paris.
Aepiornis hildebrandti Burckh.
Zentral-Madagaskar. — Verschiedene Knochen in Berlin.
Aepiornis lentus M. Edw. et Gr.
Madagaskar. — Metatarsus in Paris.
Aepiornis muelleri M. Edw. et Gr.
Zentral-Madagaskar. — Skelett in Paris.
Aepiornis modestus M. Edw. et Gr.
West-Madagaskar. — Femur in Paris.
Maskarenen.
* Fyegilupus varius Bodd. (Huppes ou Callendres, Sieur D. B., 1674.)
Reunion. — 15 Exemplare in verschiedenen Museen.
* Necropsar rodericanus Günth. et Newton.
Rodriguez und Nachbar-Inseln. — Anonyme Beschreibung;
Knochen in London (?).
* Necropsar leguati Forbes.
Heimatinsel, unbestimmt. — Exemplare in Liverpool.
* Foudia bruante P. L. S. Müll.
Reunion. — Abbildung von Daubenton; Beschreibung von
Montbeillard.
* Lophopsittacus mauritianus Owen.
Mauritius. — Beschreibung und Abbildung von Harmanzoon,
1601; Knochen in London, Cambridge, Tring.
Necropsittacus rodericanus M. Edw.
Rodriguez. — Beschreibung in einem Manuskript im
Marineministerium zu Paris; Knochen in London,
Cambridge, Tring.
* Necropsittacus (2?) borbonicus Rothsch.
Reunion. — Beschreibung des Le Sieur D. B., 1674.
Necropsittacus (2?) franeieus Rothsch.
Mauritius. — Beschreibungen aus dem 17. und 18. Jahr-
hundert.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (227)
* Mascarinus mascarınus L.
Reunion. — Verschiedene Beschreibungen von Le Sieur
D. B. u. a.; Abbildungen und zwei gestopfte Exem-
plare in Paris, ein Exemplar in Wien (part. albino).
* Palaeornis exul Newton.
Rodriguez. — Leguats „Perroquets verds et bleus“, 1708;
Exemplar in Cambridge.
Palaeornis eques Bodd.
Reunion. — Abbildungen von Brisson, Daubenton u. a.
Palaeornis echo Newton.
Mauritius. — Exemplare in London, Tring.
Bubo (?) leguati Rothsch.
Rodriguez. — Metatarsus in Paris.
Scops commersoni Oustalet.
Mauritius. — Beschreibung von Desjardins, 1337 und Ab-
bildung von Oustalet nach Jossigny.
Athene murwora M. Edw.
Rodriguez. — Tibia, Metatarsus in Paris.
Stris newtoni Rothsch.
Mauritius. — Metatarsus in Cambridge.
Strix sauzieri Newton et Gad.
Mauritius. — Humerus, Tibia, Metatarsus in Cambridge.
Astur alphonsi Newton et Gad.
Mauritius. — Metacarpalia, Tibiae, Metatarsi in Cambridge
‚und Tring.
Plotus nanus Newton et Gad.
Mauritius. — Humerus, Tibia in Cambridge.
Sareidiornis mauritianus Newton et Gad.
Mauritius. — Metacarpus, Pelvis in Cambridge.
Anas theodori Newton et Gad.
Mauritius. — Sternum, Coracoid, Humerus, Metatarsus in
Cambridge.
Ardea megacephala M. Edw.
Rodriguez. — Verschiedene Knochen in Paris, Tring.
Ardea duboisi Rothsch.
Reunion. — Bericht von Le Sieur D. B., 1674.
p*
(228) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
Ardea manuritiana Newton et Gad.
Mauritius. — Coracoid, Ulna, Metatarsus in Cambridge.
* Aphanapteryx bonasia Selys. (Poule rouge.)
Mauritius. — Beschreibungen aus dem 17. Jahrhundert;
Hoefnagels Abbildung in Wien publiziert von Frauen-
feld; Knochen in Tring.
* Erythromachus leguatı M. Edw.
Rodriguez. — Leguats Bericht, 1708; Knochen in Tring.
* Apterornis coerulescens Selys.
Reunion. — Beschreibung von Le Sieur D. B., 1674.
Palaeolimnas newtoni M. Edw.
Reunion. — Knochen in Paris, Tring.
* Leguatia gigantea Schleg. (Le geant.)
Mauritius. — Leguats Beschreibung, 1708.
* Alectroenas nitidissima Scopoli.
Mauritius. — Exemplare in Edinburg, Paris, Mauritius.
Alectroenas (2?) rodericana M. Edw.
Rodriguez. — Sternum in Paris; Humerus in Tring.
* Nesoenas mayeri Prev. et Knip.
Mauritius. — Fast ausgestorben; zwei lebende noch 1907
im Zoologischen Garten in London.
Nesoenas duboisi Rothsch.
Reunion. — Beschreibung von Le Sieur D. B., 1674.
* Didus cucullatus L. (Dronte, Dodo.)
Mauritius. — Verschiedene Bilder, Zeichnungen und Ske-
lette ete. Lebende Exemplare in Europa 1599 und
1638. Ein junger Vogel, vielleicht auch lebend in
Kaiser-Ebersdorf bei Wien um 1626 und abgebildet
von Hoefnagel; reproduziert von Frauenfeld.
* Didus solitarius Selys.
Reunion. — Beschreibungen von Tatton, 1625, Bontekoe,
1646, Le Sieur D. B., 1674 u. a.; zwei Bilder von
Witthoos, um 1670 gemalt in England und Holland.
* Pezophaps solitarius Gmel.
Rodriguez. — Abbildungen von Leguat; verschiedene Ske-
lette und einzelne Knochen in Museen.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (229)
Seyschellen.
* Palaeornis wardi Newton.
Nahezu ausgestorben, gegenwärtig nur mehr auf der Insel
Silhouette lebend.
Bonin-Inseln (Japan).
* Ohaunoproctus ferreirostris Vigors.
Exemplare in London, Paris ?, Leyden, Frankfurt, St. Peters-
burg.
Turdus terrestris Kittlitz.
Exemplare in St. Petersburg, Wien, Frankfurt, Leyden.
Bering-Insel.
* Jarbo perspieillatus Pallas.
Entdeckt von Steller. Exemplare in St. Petersburg, Leyden,
London.
Sandwich-Inseln.
Phaeornis oahensis Wils. et Ev.
Oahu. — Bloxams Beschreibung in: Voyage de la „Blonde“,
1826.
* Moho apicalıs Gould.
Oahu. — Exemplare in London, Tring, Berlin.
* Ohaetoptila angustipluma Peale.
Hawai. — Exemplare in Honolulu, Washington, Cambridge,
Tring.
Drepanis pacifica Gmel.
Hawai. — Exemplare in Wien, Paris, Leyden, Cambridge,
Tring, Honolulu.
* Hemignathus ellisianus Gray.
Oahu. — Exemplar in Berlin.
* Heterorhynchus lucidus Licht.
Oahu. — Exemplare in Berlin, Frankfurt, Paris, Leyden,
London ete.
* Psittirostra psitlacea deppei Rothsch.
Oahu. — Exemplare in Berlin, Wien, Tring.
(230) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
Loxops coccinea rufa Bloxam.
Oahu. — Exemplare in London, Liverpool, Tring, Berlin,
Schloß Berlepsch; auch Wien, Philadelphia.
* Oiridops anna Dole.
Hawai. — Exemplare in Honolulu und Tring.
* Pennula millsı Dole.
Hawai. — Exemplare in Honolulu, Cambridge, Tring.
* Pennula sandwichensis Gmel.
Insel unbestimmt. — Exemplar in Leyden.
Polynesien.
Pomarea nigra Sparrm.
Markesas-Inseln. — Nahezu ausgestorben; Exemplare in
London.
Oyanorhamphus zealandicus Lath.
Gesellschafts-Inseln. — Exemplare in London, Paris.
Oyanorhamphus ulietanus Gmel.
Gesellschafts-Inseln, Ulieta. — Exemplare in Wien, London.
* Prosobonia leucoptera Gmel.
Tahiti und Eimeo. — Exemplar in Leyden.
* Aechmorhynchus cancellatus Gmel.
Christmas- und Paumotu-Inseln. — Type in Verlust.
* Hypotaenidia (?) pacıfica Gmel.
Tahiti. — Abbildung von Forster in London.
Galapagos-Inseln.
* Geospiza magnirostris Gould.
Charles-Insel. — Exemplar in London.
Geospiza dentirostris Gould.
Charles-Insel. — Exemplar in London.
West-Indien.
* Siphonorhis (Caprimulgus) americanus.
Jamaika. — Exemplare in amerikanischen Museen und in
London.
* Ara tricolor Bechst.
Kuba und Isle of Pines. — Exemplare in London, Liver-
pool, Paris, Leyden.
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (231)
* Ara gossei Rothsch.
Jamaika. — Beschreibung von Gosse, 1847.
* Ara erythrocephala Rothsch.
Jamaika. — Beschreibung von Gosse, 1547.
* Ara martinicus Bothsch.
Martinique. — Beschreibung von P£re Bouton, 1635.
Ara guadeloupensis Clark part.
Guadeloupe. — Beschreibung von Du Tertre, 1667.
* Ara erythrura Rothsch.
Nicht näher bestimmte Antillen-Insel. — Beschreibung von
Rochefort, 1658.
* Anodorhynchus purpurascens Rothsch.
Guadeloupe. — Beschreibung und Abbildung von Nava-
rette, 1838.
* Amazona violacea Gmel.
Guadeloupe. — Beschreibung und Abbildung von Du Tertre,
1667; Beschreibung von Labat, 1742.
* Amazona martinicana Clark.
Martinique. — Beschreibung von Labat.
.* Conurus labati Rothsch.
Guadeloupe. — Beschreibung von Labat.
* Aestrelata caribbaea Carte.
Jamaika. — Wahrscheinlich ausgestorben; Exemplare in
Dublin und London.
Aestrelata hasitata Kuhl.
Haiti, Guadeloupe, Dominica. — Sehr selten; in ver-
schiedenen Museen.
Nord-Amerika, beziehungsweise auch Europa.
* Jamptolaimus labradoreus Gmel.
Ostküste von Kanada und den Vereinigten Staaten. —
45 Exemplare in Museen; ein Paar auch in Wien.
* Alca impennis L.
Neufundland, Ost-Grönland, Island, auch Faröer, St. Kilda
und Orkney-Inseln. — Etwa 80 Bälge und gestopfte
Vögel; 27 Skelette und 73 Eier in verschiedenen
Sammlungen.
(232) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
Eetopistes macroura L. (Wandertaube.)
Ost-, Zentral- und Nord-Amerika. — Exemplare in Museen;
einige 1907 noch lebend in Gefangenschaft in Chicago.
Tympanuchus cupido L.
Neu-England bis Pennsylvanien. — Wahrscheinlich seit
1901 ausgestorben; Exemplare in mehreren Museen.
Hierauf spricht Herr Dr. K. Holdhaus: „Über die Abhängig-
keit der Verbreitung der Landtiere von der geologischen Beschaffen-
heit des Wohngebietes. I. T.“
Versammlung am 29. April 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. 0. Abel.
Herr Prof. Dr. ©. Abel spricht über:
Die Anwendung der Röntgenstrahlen in der Paläontologie.
Sehr häufig kommt der Paläontologe in die Lage, ein in einem
dünnplattigen Schiefer zum Teile verborgenes Fossil nicht weiter
präparieren zu können, weil die Gefahr der Zerstörung des viel-
leicht kostbaren Objektes zu groß ist. Für diesen Fall leistet die
Durchleuchtung der betreffenden Platte mit Röntgenstrahlen zweifel-
los gute Dienste. W. Branca, der sich schon vor einigen Jahren
mit derartigen Untersuchungen eingehender beschäftigte,!) hat vor
kurzem eine im Berliner Museum befindliche Schieferplatte mit einem
Ichthyosaurus nach dieser Methode erfolgreich untersucht.?) Im
Inneren des Ichthyosaurus-Skelettes lag eine größere Zahl kleiner
Individuen; ein kleiner Ichthyosaurus lag außerhalb des großen in
der Nähe der Beckenregion.
!) W. Branca, Die Anwendung der Röntgenstrahlen in der Paläonto-
logie. (Abhandl. der kgl. preuß. Akad. d. Wissensch. in Berlin, 1906, S. 1—55,
Taf. I-IV.)
2) W. Branca, Sind alle im Innern von Ichthyosauren liegenden Jungen
ausnahmslos Embryonen? (Ebenda, 1908, S. 1—34, Taf. I.) — Derselbe,
Nachtrag zur Embryonenfrage bei Ichthyosaurus. (Sitzungsber. der kgl. preuß.
Akad. d. Wissensch. in Berlin, 1908, 2. April, S. 392—396.)
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (253)
Die Durchleuehtung mit Röntgenstrahlen hatte einen verhältnis-
mäßig günstigen Erfolg, weil der alte Ichthyosaurus ebenso wie
die Jungen zum Teile in Eisenkies verwandelt waren. Die ver-
kiesten Skeletteile erschienen dunkel und scharf, die verkalkten
hell und undeutlich. Das wesentliche Ergebnis der Untersuchung
bestand in der Feststellung, daß nicht weniger als elf Wirbelsäulen
junger Individuen im Röntgenbilde zum Vorschein kamen, während
auf der präparierten Oberseite der Platte nur sieben Schädel
deutlich unterscheidbar sind.
W. Branca rollte die Ichthyosaurus-Embryonenfrage von
neuem auf, welche uns in der Diskussion vom 18. Dezember 1907
[in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1908, S. (43)—(44)] beschäftigte.
Nach den Untersuchungen Brancas dürften zwar die Ichthyosaurier
vivipar gewesen, die meisten im Inneren alter Ichthyosaurier liegenden
Jungen aber gefressen worden sein. Wo eine größere Zahl von jungen
Ichthyosauriern im Magen von alten Tieren beobachtet wurde (wie
bei dem oben erwähnten Berliner Exemplar), dürften neben Em-
bryonen auch gefressene junge Ichthyosaurier zu unterscheiden sein.
Der Vortragende bespricht, auf die Untersuchungen Brancas
über die Anwendung von Röntgenstrahlen an fossilen Objekten
zurüekkommend, die Ergebnisse der Durchleuchtung des Felles von
Grypotherium domesticum im Berliner Museum. Die Durchleuchtung
ergab, daß im Inneren des großen Hautstückes eine ansehnliche
Zahl von Knochenkörperchen liegt, wie dies an einzelnen kleinen
Fellresten sehon früher festgestellt worden war. Die Durehleuchtung
des Felles zeigt nunmehr die Art der Verteilung dieser kleinen
Knochenkörperchen.
Grypotherium ist eine erloschene Gattung der Gravigrada (ver-
wandt mit Mylodon) und ist bisher nur aus der Pampasformation
sowie aus der Höhle von Ultima Speranza und der Eberhardthöhle
in Patagonien bekannt. Verschiedene Tatsachen sprechen dafür,
daß Grypotherium domesticum ein Zeitgenosse des prähistorischen
Menschen war und von demselben in Höhlen gefangen gehalten
und gefüttert wurde.
Zum Sehlusse legt der Vorsitzende mehrere in der letzten
Zeit erschienene Arbeiten über fossile Wirbeltiere vor und weist
(234) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
besonders auf den von A. Smith-Woodward beschriebenen klein-
sten aller bisher bekannten Dinosaurier, Scleromochlus Taylori, hin,
weleher etwa die Größe eines Grasfrosches erreichte!) und trotz
seines hohen geologischen Alters (Trias von Lossiemouth, Elgin,
Schottland) auffallend hoch spezialisiert ist. Die Kiefer sind gänz-
lich zahnlos und die im Verhältnisse zu den Vorderbeinen sehr
großen Hinterextremitäten als Sprungbeine entwickelt. „The ex-
treme lightness of the whole skeleton and the peculiar mechanical
adaptation of the hind limbs suggest comparisons with a bird;
but the observable parts of the head, fore-limbs, and pubis prove
that the animal is a reptile.“ (A. Smith-Woodward, 1. e., p. 143.)
Im Anschluß an diesen Vortrag demonstrierte Herr Dr. K.
Toldt jun. einige Röntgenogramme von kleinen Säugetieren
(Insektivoren, Chiropteren und Rodentiern). Diese Aufnahmen,
welche die Tiere in der Rücken- und Seitenlage darstellen, wurden
hauptsächlich zu dem Zwecke angefertigt, um zu sehen, inwieweit
das Röntgenverfahren geeignet ist, in zweifelhaften Fällen zu ent-
scheiden, ob ein Individuum bereits vollständig ausgewachsen ist
oder nicht. Die Beantwortung dieser Frage ist beim Bestimmen
von Mikromammaliern oft von großer Wichtigkeit. Bei den Säuge-
tieren bietet hiefür bekanntlich das Skelett sichere Anhaltspunkte,
da mit der vollständigen Verschmelzung der Epiphysen mit ihrer
Diaphyse das Längenwachstum der Knochen und damit das Körper-
wachstum im allgemeinen abgeschlossen ist. Das Röntgenverfahren
gestattet diese Untersuchung ohne jede Beschädigung des Objektes.
Bei den größeren Säugetieren, insbesondere auch beim. Men-
schen, zeigt das Röntgenbild durch die Weichteile hindurch den
verschiedenen Grad der Verknöcherung der Epiphysen zumeist sehr
deutlich. Bei den Mikromammaliern läßt sich dies infolge der Zart-
heit des Skelettes oft nicht so leicht erkennen, obwohl das letztere
auch hier mit großer Schärfe zum Ausdruck kommt.
Bei Fledermäusen von ca. 65 mm Schnauze—Steißlänge (Mo-
lossus obscurus Geoffr.) kann man am Röntgenogramme bei ein-
!) A. Smith-Woodward, On a new Dinosaurian Reptile (Scleromochlus
Taylori, gen. et sp. nov.) from the Trias of Lossiemouth, Elgin. (Quarterly
Journal Geol. Soc. London, May 1907, Vol. LXIII, p. 140—144, Pl. IX.)
Versammlung der Sektion für Paläozoologie. (235)
zelnen, günstig gelagerten Knochen (insbesondere am Radius) die
Epiphysenfuge mit der Lupe als schmalen Abstand zwischen der
verknöcherten Epiphyse und der Diaphyse noch auf relativ weit
vorgeschrittener Entwicklungsstufe deutlich wahrnehmen.
Von der knorpeligen Epiphysenfuge muß man aber die soge-
nannte Epiphysenmarke am Röntgenbilde ausgewachsener Indivi-
duen wohl unterscheiden. Letztere stellt einen zarten, scharfen,
quer zur Längsachse des Knochens verlaufenden dunklen Strich
an der (ehemaligen) Grenze zwischen der Epi- und Diaphyse dar
und entspricht einer bestimmten Struktur im Knocheninnern an
der Vereinigungsfläche dieser beiden Knochenteile. Auch schmale
Epiphysenfugen können bei ungünstiger Lage des Knochens im
Röntgenogramme ein ähnliches Bild hervorrufen; dann muß der
Vergleich auf anderen Skeletteilen, zunächst mit dem homotypen
Knochen, entscheiden. Epiphysenmarken waren besonders schön
am distalen Radiusende von erwachsenen Molossus rufus Geoffr.
und M. obscurus Geofir. zu sehen.
Auch bei einer beinahe erwachsenen Erdmaus (Mierotus agre-
stis L.) konnten einzelne Epiphysenfugen im Röntgenbilde noch
deutlich nachgewiesen werden, so z. B. am proximalen Ende der
Tibia. Bei einer Spitzmaus (Crocidura russulus Herm.), welche dem
Äußern nach noch nicht ganz erwachsen zu sein schien, war von
solehen dagegen nichts mehr zu sehen.
Bei jungen Tieren, welche schon äußerlich als solche leicht
zu erkennen sind und für den eingangs erwähnten Zweck daher
nicht in Betracht kommen, ist der Ausbildungszustand der Knochen
im Röntgenogramme sehr gut wahrzunehmen (so insbesondere auch
an den Handgliedern der Fledermäuse).
Der Schädel läßt sich am Röntgenbilde hauptsächlich infolge
der gegenseitigen Deckung seiner übereinanderliegenden Teile nur
schwer studieren. An ihm fallen die beiden knöchernen Labyrinthe
und das Gebiß wegen ihrer besonders kompakten Struktur auf;
nähere Details können an ihnen jedoch nicht leicht verfolgt werden.
Dagegen ist bei günstiger Lage des Kopfes der Schädelumriß gut
zu sehen.
Instruktiv sind die Röntgenaufnahmen von Mikromammaliern
insbesondere in bezug auf rudimentäre Knochen (z. B. die Ulna
(236) Versammlung der Sektion für Paläozoologie.
und Fibula verschiedener Fledermäuse), ferner zum Studium der
natürlichen Lagebeziehungen einzelner Skeletteile untereinander,
z. B. an der Hand- und Fußwurzel, am Brustkorb, an der Wirbel-
säule (Krümmung derselben bei den Fledermäusen) usw. Sie bilden
daher auch für die Abbildung und Präparation von Skeletten wert-
volle Vorlagen.
Bei einer jungen Glossophaga? spec., welche durch die Weich-
heit ihrer Knochen schon äußerlich krankhaft erscheint, zeigt das
Röntgenogramm, daß die Enden der langen Knochen, insbesondere
des Radius, arm an Knochensubstanz sind.
Bei den Fledermäusen sind die Flughaut, die Ohrmuscheln
und Nasenanhänge im Röntgenbilde als ein mehr oder weniger
deutlicher Schleier sichtbar.
Zum Schlusse wurde noch das Röntgenogramm eines beinahe
reifen Fasanembryo gezeigt; bei demselben ist die Verschmelzung
der (drei) Metatarsalia zum entsprechenden Teil des Tarso-Meta-
tarsus noch auf den mittleren Abschnitt desselben beschränkt; die
Hornbekleidung des Fusses ist für die Röntgenstrahlen vollkommen
durchlässig. Die Knochen dieses Tieres erscheinen auf dem Bilde
trotz der gleichen Aufnahmebedingungen nicht so scharf wie jene
der angeführten Säugetiere, wohl hauptsächlich infolge des leichteren
Baues der Vogelknochen.
Bei dem Studium solcher Bilder muß man natürlich stets
gewisse Verhältnisse, wie Deckbilder, Verkürzungen u. dgl., berück-
sichtigen und für einzelne Skeletteile die Tiere mitunter in ver-
schiedenen Stellungen untersuchen.
Die demonstrierten Aufnahmen wurden unter der sachkundigen
Leitung des Herrn Doz. Dr. R. Kienböck in dessen Röntgeninsti-
tute mit großer Sorgfalt hergestellt; es sei daher auch an dieser
Stelle Herrn Dr. Kienböck für seine freundlichen Bemühungen
der verbindlichste Dank ausgesprochen.
Referate. (237)
Referate.
Der moderne Naturgeschiehtsunterricht. Beiträge zur Kritik und
Ausgestaltung. Von Dr. A. Ginzberger, Dr. Paul Kammerer, Dr.
F. Kossmat, Dr. W. A. Lay, L. v. Portheim, K.C. Rothe, A. Umlauft,
E. Walther, Dr. F. Werner. Herausgegeben von K. C. Rothe. Tempsky-
Wien und Freytag-Leipzig. 1908. 8°. 235 8.
Dieses Werk soll, wie der Herausgeber ausdrücklich im Vorworte be-
tont, kein Lehrbuch der Methodik sein, auch kein Hilfsbuch, das Arbeit ab-
nimmt, es soll vielmehr zur Arbeit und zum Selbststudium anregen. Es ist
nicht für angehende, sondern für praktisch tätige Lehrer geschrieben.
Das didaktische Grundprinzip, von dem die Verfasser ausgehen,
ist: dem Anschauen muß prinzipiell das Darstellen folgen, und zwar auf allen
Gebieten und Stufen des Unterrichtes. Zwischen Anschauen und Darstellen
liegt die Verarbeitung. „Anschauung und Darstellung müssen in zirkularer
Wechselwirkung nach den Normen der Logik, Ästhetik, Ethik und Religion
sich gegenseitig vervollkommnen.“ Also: mit dem Anschauen allein ist es
nicht getan; das Angeschaute muß verarbeitet werden und das Verarbeitete
muß zur Darstellung kommen. Die Darstellung kann geschehen: durch Wort
und Schrift, durch Rechnen und Geometrie, durch Musik und Bewegung,
durch Zeichnen, Malen, Modellieren, durch das Experiment, durch Tier- und
Pflanzenpflege ete. — Lay weist darauf hin, daß dem Anschauen, Beobachten,
passiven Aufnehmen die sensorischen Prozesse unseres Nervensystems, die
motorischen aber dem aktiven Bestimmen, Gestalten und Konstruieren, also
dem Darstellen entsprechen. Auch die Erkenntnistheorie zeigt, daß das Bewußt-
sein nicht bloß passiv, aufnehmend, rezeptiv, sondern auch aktiv, formend,
konstruierend ist. Deshalb bezeichnet es Lay als einen Grundfehler des
heutigen Unterrichtes, daß man „in der Regel auf dem Boden des naiven Rea-
lismus stehen bleibt und von dem erkenntnis-theoretischen Idealismus, der die
Gestaltungskraft, die spontane, konstruierende, formale Kraft des Bewußtseins
betont,“ nichts weiß. Der passive Unterricht soll durch einen aktiven ersetzt,
eine harmonische Erziehung auf Grund einer einheitlichen Weltanschauung
soll erstrebt werden.
Gilt dieses Grundprinzip für den Unterricht im allgemeinen, so gilt es
auch für den Naturgeschichtsunterricht im besonderen. Die Naturwissen-
schaften spielen heute in der allgemeinen Bildung eine mindestens ebenso
große Rolle als Poesie und Philosophie zu Beginn des vorigen Jahrhunderts.
Nach der materialen und formalen Seite ist das Gebäude der Naturwissen-
schaften im 19. Jahrhundert bedeutend erweitert worden. Die breiten Schichten
des Volkes nehmen immer regeren Anteil an den Fortschritten der Natur-
wissenschaft. Um das wachsende Interesse zu befriedigen, entsteht eine
populär-wissenschaftliche Literatur von sehr verschiedenartigem Wert. Auch
das Schulleben konnte davon nicht unbeeinflußt bleiben. Dazu kommen die
raschen Fortschritte der Pädagogik durch den Aufschwung der modernen
(238) Referate.
Psychologie, Soziologie und Hygiene. Auch die Methodik hat die aufstrebende
Wissenschaft zur Blüte gebracht. Der gegenwärtige Stand derselben im natur-
geschichtlichen Unterricht zeigt aber deutlich, daß Besinnung und Kritik not tut.
Lay (Karlsruhe) bringt einen geschichtlichen Überblick: Die Me-
thodik im Zusammenhange mit Biologie, Geologie und Philosophie. Von den
ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Den Anfang der Reformbestrebungen auf
dem Gebiete des naturgeschichtlichen Unterrichtes sieht er in den Forderungen
Rossmäßlers (1860). Dieser will „in dem Schüler ein für sein ganzes Leben
nachhaltiges Bedürfnis und Verständnis für einen freudenvollen Verkehr mit
der Natur begründen“; er knüpft an A.v. Humboldt an, der die Natur als
ein von inneren Kräften bewegtes und belebtes Ganzes auffaßt, und sagt von
der beschreibenden Methode: „Sie hat den Gedanken, daß die Erde ein in
seinen einzelnen Erscheinungen zusammenhängender Organismus ist,... nicht
zum lebendigen, klaren Bewußtsein kommen lassen.“ Er macht der beschrei-
benden Methode den Vorwurf, daß sie „recht eigentlich zu einer oberfläch-
lichen Kenntnis“ erziehe, weil sie nur auf die Außenseite sehe und nicht zu-
gleich auf den inneren ursächlichen Zusammenhang, und daß sie „den Menschen
keine klare Weltanschauung gewinnen läßt“, die ihn „als ein Glied der Natur
hervortreten läßt“. Schon Rossmäßler fordert eine Verknüpfung der natur-
kundliehen Fächer und Beobachtung als Grundlage des Unterrichtes. Nicht
im Spezialistentum, sondern im Überblicken des Ganzen liegt — nach Ross-
mäßler — die Bedingung der naturwissenschaftlichen Auffassung, wie sie
zur Gewinnung einer gediegenen Weltanschauung im Volke nötig ist. — Eine
andere Richtung der Reformbestrebungen geht von der modernen biologischen
Forschung selbst aus. Haeckel war der erste, der für die Einführung der
Biologie und der Entwicklungslehre in die Schule eintrat. In den An-
sichten der Methodiker über die Entwicklungslehre und das System bestehen
große Gegensätze, auch werden vielfach Darwinismus und Entwicklungstheorie
nicht auseinandergehalten und als Schreckgespenst betrachtet, das für Religion
und Sittlichkeit Gefahr bringe. Man vergißt, daß die Deszendenztheorie nur
die Entstehung der Formen erklären will und kann, nicht die Entstehung
des Lebens. Die entwicklungstheoretischen Grundgedanken haben bereits
die gesamte Geisteswelt durchdrungen und sich als fruchtbar erwiesen. Da
der Unterricht dem jeweiligen Kulturfortschritt entsprechen muß, hat er
auch die Entwicklungslehre zu berücksichtigen. Der Unterricht muß kultur-
gemäß sein, d.h. dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechen; er muß
aber auch naturgemäß sein, d. h. dem heutigen Stande der Pädagogik, der
psychologischen Kinderforschung entsprechen. Der Entwicklungstheorie aus-
zuweichen, führt zur Unehrlichkeit. Im Oberkurs des Lehrerseminars kann
sogar auf eine Versöhnung von Religion und Wissenschaft hingearbeitet
werden. Das System gibt übersichtliche Gruppierung und darf in keiner
Weise vernachlässigt werden.
Die Geschichte der Methodik des naturwissenschaftlichen Unterrichtes
zeigt ein Aufsteigen, Untertauchen und Wiedererscheinen der manuigfachsten
Referate. (239)
und oft in Widerspruch stehenden Forderungen. Manche, wie die der Beob-
achtungen, Exkursionen und Schulgärten, sind seit Jahrzehnten mit Recht
erhoben worden und harren trotzdem noch heute der Erfüllung.
Über die Beobachtung als Ausgang und Grundlage des Unterrichtes
spricht Lay im allgemeinen Teil in einem eigenen Kapitel (Anschauung).
Grundgedanke soll die einheitliche Naturgeschichte (Entwicklungsgeschichte)
sein und die umfassenderen Ziele sind gegeben mit den Begriffen: Lebens-
gemeinde (Lebensbedingungen), Lebensweise, Körperbeschaffenheit. Für die
Auffassung und das Gedächtnis der Formen hält Lay neben den Licht-
empfindungen die Bewegungsempfindungen des Auges für wichtig. Die Schüler
sollen deshalb die Umrisse mit der Hand und dem Auge umfassen. Diese
Ansicht wird auch von E. Walther in dem Kapitel über das Zeichnen ver-
treten. Auch den Mißbrauch der Bilder bekämpft Lay mit der Forderung,
daß das bloße Anschauen durch Beobachten ersetzt werden soll.
Im speziellen Teil, welchen Ginzberger mit einem Überblick über die
Teilwissenschaften der Zoologie und Botanik einleitet, widmen Portheim
und Kammerer den Beobachtungen und Experimenten ein besonderes
Kapitel. Neben botanischen und geologischen werden hier zum erstenmale
zoologische Experimente berücksichtigt. Daß damit nicht Vivisektion gemeint
ist und jede Tierquälerei dabei vermieden werden kann, erhellt aus den
schönen Beispielen, die Dr. Kammerer aus seiner Lehrpraxis anführt. Der
botanische Unterricht soll — nach Portheim — nicht nur die Kinder mit
den wichtigsten und gewöhnlichsten Pflanzen bekannt machen, sondern auch
Liebe und Interesse für die Pflanzen erwecken. Dies geschieht 1. durch Hin-
weis auf verschiedene Eigenschaften der Pflanzen im Freien und bei Ausflügen,
2. durch Übergabe der Pflanzen in häusliche Pflege, 3. durch Arbeiten im
Schulgarten, 4. durch einfache Experimente (Keimung, Transpiration u. a.).
In dem Kapitel über Exkursionen führt E. Walther (Leipzig) einige von
ihm selbst geleitete Musterexkursionen als Beispiele an. Sie beweisen die
Durchführbarkeit seiner Forderungen trotz aller Schwierigkeiten, die dem
Lehrer durch dieselben erwachsen. Der hohe ideelle Wert der Exkursionen
wird diesen für seine Mühe reichlich entschädigen. Die Exkursionen sind
nach Walther unbedingt erforderlich zur Ausbildung des Intellekts und zur
Pflege des Gemüts. „Die schönsten Bilder, Modelle und Präparate bleiben
immer nur ärmliche Surrogate und Notbehelfe. Die Gewinnung einer wirklich
wertvollen Anschauung des Lebens als einer Realität kann einzig draußen
in der freien Natur am Urbilde selbst geschehen.“ Das gemütvolle Ver-
ständnis des Lebens in der Natur ist als neues Ziel der Methodik erstanden,
die Kenntnis der äußeren Formen ist nicht mehr Hauptsache des natur-
geschichtlichen Unterrichtes. Zur Erreichung dieses Zieles werden die Ex-
kursionen wesentlich beitragen. Über Schulgärten schreibt Hofgartendirektor
Umlauft. Er unterscheidet drei Klassen: 1. Ziergärten mit Turn- und Spiel-
platz; 2. Schulgärten, aus welchen lebendes Material für den botanischen
Unterricht geliefert werden soll; 3. eine Kombination beider, verbunden mit
(240) Referate.
einem Schülerbeschäftigungsgarten, in welchem den Kindern die elementaren
Begriffe des Gartenbaues gelehrt werden. Als sehr zweckmäßig bezeichnet
Umlauft die Anlage eines Zentralschulgartens, welcher die kleineren Schul-
gärten mit Material versorgt; eine Einrichtung, die sich in Breslau besonders
«bewährt hat. Im Schulgarten der Großstadt sind biologisch interessante
Pflanzen, solche mit augenfälligen Schutzvorsichtungen gegen Transpiration,
die Schlafstellung (Blumenuhr), Parasiten und Epiphyten, Fleischfresser etc.
zu zeigen. Ebenso die wichtigsten Pflanzen der Heimat (auch die Getreide-
arten). Der Garten soll einen Einblick gewähren in die Werkstatt der Natur.
„Das Leben der Pflanze ist ein Teil des großen Lebens im Weltall, seine Er-
kenntnis führt zur allgemeinen Achtung und Ehrfurcht vor den großen Werken
der Natur.“ Auf dem Lande ist die Bodenkultur mehr zu berücksichtigen.
Vom Schulgarten kann manche Verbesserung, mancher Neuversuch in der
Landwirtschaft ausgehen. Freilich muß man mit Tatsachen und nicht bloß
mit Worten überzeugen wollen. Trotzdem wären reine Arbeitsgärten verfehlt.
Die Kinder müssen auch hier in erster Linie zum Denken angeregt werden.
Die Erklärung der meteorologischen Verhältnisse und die Bekämpfung des
Aberglaubens sind zu berücksichtigen. Im Gebirge könnte durch Anbau von
Arzneipflanzen und Weiden (zu Korbflechterei) auf eine neue Erwerbsquelle
hingewiesen und die Kenntnis der Alpenflora vermittelt werden. Der Lehrer
muß die modernen volkswirtschaftlichen Ideen in die Welt tragen. In jeder
Lehrerbildungsanstalt sind Mustergärten anzulegen. Eine Ergänzung der Schul-
gärten ist die häusliche Blumenpflege der Stadtkinder. Über Aquarien
und Terrarien schreibt Dr. F. Werner (Wien). Er legt den Hauptwert auf
die erzieherische Wirkung. Bei der Tierpflege wird das Verantwortlichkeits-
gefühl ausgebildet. Vor Tiermißhandlungen muß gewarnt und auf den wunder-
baren Bau der Tiere und die Analogien noch besonders hingewiesen werden.
Auch bei der Besprechung der nützlichen und schädlichen Tiere meint
Werner, man solle nicht auf dem kleinlichen Nützlichkeitsstandpunkte bleiben,
sondern den Kindern begreiflich machen, daß das Tier um seiner selbst willen
da ist, gerade so wie der Mensch, und daß man ohne dringende Notwendig-
keit kein Tier töten soll, auch die sogenannten Schädlinge nicht. Die über-
triebene Sentimentalität, die das Zerlegen der Pflanzen als roh und
grausam verpönt, den „schöngeistigen Naturgeschichtsunterricht“, wie er von
einseitigen Vertretern der biologischen Richtung betrieben wird, bekämpft
Ginzberger. Er fordert mit Recht eine harmonische Erziehung, die weder
rohe Barbaren noch sentimentale Gefühlsschwächlinge erzeugt. So wie mit
dem Schlagworte „Biologie“, so wird auch mit „Anpassung“, „Mimikry“ ete.
vielfach Mißbrauch getrieben. Das bespricht Rothe ausführlich in den dies-
bezüglichen Kapiteln. Auch bedauert er, daß manche neue Schulbücher ohne
jede Logik mit den Begriffen Kausalität, Teleologie etc. arbeiten. „Die Schule
soll stets für das Erkennen bis zur Kausalität eintreten. Da, wo die Kau-
salität aufhört, fange bei dem einen der religiöse Glaube an, bei dem andern
die Erkenutnistheorie.* „Mehr Geologie“ fordern Rothe und Kossmat
Referate. (241)
(Wien) auch für die Volksschule, der speziell die physikalische Geologie an-
schaulich und leicht verständlich ist. Die Wirkungen des Wassers und des
Windes lassen sich bei Exkursionen leicht im kleinen demonstrieren. Auch
bei dem Geographieunterricht sollte die Geologie mehr Berücksichtigung finden.
Zum Schluß widmet der Herausgeber noch dem Lehrer auf dem Lande
und der Fortbildung des Lehrers zwei Kapitel, in denen er reichlich An-
regung gibt. Dies geschieht überdies durch die zahlreichen Literaturangaben.
Das Werk gehört zu denen, die nicht totes Wissen, sondern lebendige Bil-
dung vermitteln wollen und ist deshalb wärmstens zu empfehlen.
, Ros. Handlirsch.
Brian, Alessandro. Copepodi parassiti dei pesei d’Italia. Genova,
1906. Stab. Tipo-Litografico R. Istituto Sordomuti. 4°. 187 8., 21 Taf.
Das Werk ist in vier Abschnitte gegliedert: Geschichtliches, Systematik,
Geographische Verbreitung, Literatur. Im geschichtlichen Teil hält Verfasser
eine Überschau von den ersten Nachrichten über parasitische Kopepoden
(Aristoteles und Plinius) angefangen bis in die neueste Zeit. Der Stoff wird
nach drei Familien, nämlich den Lermaeen, Caligiden und Philichthyden ge-
trennt behandelt, wobei sich die Ausführungen des Verfassers allerdings
häufig auf ziemlich dürftige Zitate beschränken. Der Schwerpunkt der Arbeit
will auf den systematischen Teil gelegt sein. Es werden darin (nach dem
System von Gerstäcker 1871) alle bis jetzt gefundenen Arten, soweit sie auf
Fischen italienischer Gewässer (des Meeres und des Süßwassers) vorkommen,
aufgezählt. Eine Charakteristik der Familien, Genera und Arten gibt Ver-
fasser nur dort, wo es sich um unvollständig beschriebene oder neue Spezies,
beziehungsweise Genera handelt. Von diesen sind folgende publiziert:
Pseudoeucanthus nov. gen. Zweite Maxillarfüße im Gegensatze zu
Eucanthus an der Außenseite des Kauapparates sitzend; Außenäste des vierten
Fußpaares ohne hakenförmigen Fortsatz, lamellös und beborstet, gleich denen
der vorhergehenden Beinpaare. Pseudoeucanthus Alosae nov. spec. 9
und ZJ. Taf. 11, Fig. 1—8. Körperlänge des @ 1'098 mm, Länge des Cephalo-
thorax 0'34 mm, Breite desselben 0:38 mm. Erstes Abdominalsegment mit dem
Cephalothorax verwachsen, Postabdomen (!) dreigliedrig. Furkalplatten länglich
rechteckig, mit je einer langen und vier kurzen Borsten. — Habitat: Am
Auge von Clupea alosa Cuv.
Gen. Bomolochus Nordmann. Anchistrotos nov. subgen. Vorderantennen
fünfgliedrig. Stirn mit zwei „hamuli“ bewehrt. Anchistrotos Gobii noVv.
spee. Q und Z. Taf. 13, Fig. 1—10. Körperlänge des @ 1'4—1'6 mm, Breite
des Cephalothorax 050 mm. Vorderantennen sechsgliedrig, Hinterantennen zwei-
gliedrig, Endglied mit vier hakenförmigen Borsten und einem bewimperten
Anhang. Genitalöffnungen an den Seiten des sechsten Segmentes. g’ ähnlich
dem 9. — Habitat: Mund von Gobius capito Cuv. et Val.
Caligus Lichiae nov. spec. Q und Z'. Taf. 14, Fig. 1—14; Taf. 16,
Fig. 8-11. 9 5!/,—6mm lang. Cephalothoraxschild fast rund, am Rücken
Z.B. Ges. 58. Bd. q
(242) Referate.
gewölbt. Abdomen (!) rechteckig, durch ein kleines ringförmiges Segment
mit ersterem verbunden; Postabdomen (!) sehr kurz, mit kleiner Furka. Auf
dem Basale des dritten Thoraxfußes zwei charakteristische, sphäroidische, mit
Warzen versehene Polster und zwei chitinöse, gebogene Wülste, nach der
Vermutung des Verfassers Adhäsionsorgane. g' 41/;—5 mm lang. Habitus
dem des @ sehr ähnlich, doch das Genitalsegment viel schmäler und mit zwei
Loben am ventralen Hinterrand. — Habitat: Kiemen von Lichia amia L.
Caligus ligusticus nov. spec. g. Taf. 15, Fig. 1—8. Länge 3 mm.
Cephalothorax groß, fast rund, mit zwei sehr kleinen Augen. Postabdomen (!)
schmal, Furka jederseits mit drei langen und einer kurzen Fiederborste. (Diese
Angabe steht mit der Zeiehnung nicht in Übereinstimmung!) — Habitat:
Kiemen von Box salpa L. und Sargus Rondeletiü Cuv. et Val.
Hatschekia Damianii nov. spec. Q. Beschreibung und Abbildung
dieser Form gibt der Verfasser in: Atti Soc. Sc. Nat. e Geogr., Vol. XIU,
1902, p. 39, Tav. 1. — Habitat: Kiemen von Labrus spec. und Cremilabrus
pavo Cuv. et Val.
Penella rubra nov. spec. 9. Taf. 7, Fig. 3. Verfasser beschreibt
von dieser wegen ihrer Farbe so benannten Art nur die Schwanzregion des
jungen 9, da es ihm nicht gelang, die im Muskelgewebe eingebohrten Tiere
unversehrt auszulösen. Die „Feder“achse trägt zahlreiche seitliche Zweige,
welche im Bau von den korrespondierenden Bildungen erwachsener Penella-
Arten stark abweichen. Vielleicht handelt es sich um Jugendstadien von
Penella Orthagorisci oder P. filosa. — Habitat: Auf Orthagoriscus mola L.
Brachiella exigua nov. spec. 9. Taf. 7, Fig. 1; Taf. 20, Fig. 7.
Cephalothorax (mit den Armen) 2 mm, Abdomen (!) 2 mm lang. Letzteres oval,
nach hinten erweitert und in ein schildartiges Postabdomen (!) mit zwei kleinen
Anhängen endigend. Maxillarfüße mit großem Basale und hakenförmigem End-
glied, an dessen Innenrand eine Reihe von spitzen Härchen sitzen. — Habitat:
Kiemen von Pagellus erythrinus Cuv.
Clavella strumosa nov. spec. Q. Taf. 9, Fig. 4—7; Taf. 20, Fig. 8—12.
Kopf vom Halsteil deutlich geschieden, an der Basis desselben eine charakte-
ristische sackförmige, asymmetrische Erweiterung. Habitus im übrigen Clavella
fallax und die Mundgliedmaßen denen von Clavella Sargi ähnlich. Körper-
länge inklusive den Eiersäcken 5—6 mm. — Habitat: Kiemen von Pagellus
erythrinus Cuv.
Clavella alata nov. spee. 9. Taf.3, Fig.5; Taf. 20, Fig. 5—6. Unter-
scheidet sich von den anderen Arten durch zwei am Grunde der Arme be-
findliche Flügel. Halsteil diek und lang. Eiersäckchen so lang wie der Körper.
(Wie lang? sagt Verfasser nicht!) — Habitat: Kiemenbögen von Phicis blen-
nioides Bl. Schn.
Clavella macrotrachelus nov. spee. Q und g'. Taf. 8, Fig. 5; Taf. 21,
Fig. 1—4. Ausgezeichnet durch einen langen, schmalen Halsteil und sehr
kurze Arme. Körperlänge 2—2!/; mm. dj’ zwergig, lebt am Körper des 9. —
Habitat: Kiemen von Sargus vulgaris Goeff. und $. Rondeletii Cuv. et Val.
Referate. (243)
Clavella Sciaenae nov. spec. 9. Taf. 10, Fig. 2; Taf. 20, Fig. 13, 14.
Länge des Körpers 3!/; mm, des Halses 3!/;, mm. Größte Körperbreite 1!/, mm.
Eiersäcke bis 4 mm lang. Körper birnförmig, Ende desselben mit vier gleich
langen und einem kürzeren medianen Anhang. — Habitat: Kiemen von Sciaena
aquile Sac.
Im dritten Teil, der Corologie, geht einer tabellarischen Aufzählung
der Parasiten nach dem Orte ihres Vorkommens ein kurzer Abriß über die
allgemeine Verbreitung voraus. Von 168 für das Mittelmeer aufgezählten
Arten sind 68 als gemein in der Adria, hingegen 9 Spezies als vorwiegend
(teilweise exklusiv) adriatisch bezeichnet. Weun für manche Lokalitäten eine
größere Artenzahl bekannt ist, so sei der Grund hiefür in der verschiedenen
Erforschung der Gebiete, keineswegs aber etwa in einer reicheren Fauna zu
suchen.
Das Literaturverzeichnis ist als eine Zusammenstellung sämtlicher
Publikationen, welche über parasitische Kopepoden (ohne Rücksicht auf den
Wirt) erschienen sind, erklärt. Diese apodiktische Behauptung des Verfassers
scheint mir gewagt, nachdem ich schon nach kurzer Benützung des Ver-
zeichnisses das Fehlen einer größeren Arbeit von W. Giesbrecht (nämlich:
„Beiträge zur Kenntnis einiger Notodelphyiden“, Mitteil. der zool. Station in
Neapel, Bd. III, 1882) konstatieren konnte.
Eine alphabetisch geordnete Liste der Fische Italiens, welche von para-
sitischen Kopepoden bewohnt werden, und eine ebensolche der letzteren be-
enden den schriftlichen Teil des Werkes. Es folgen noch 10 kolorierte und
11 schwarze Tafeln. Dem Maßstab empfindlicher Genauigkeit werden die
Zeichnungen des Verfassers (vornehmlich die schwarzen) nieht standhalten.
Es besitzt die ganze umfangreiche Arbeit leider nicht den Wert, den der
Verfasser bei dem Aufwand gewiß großer Mühe hätte erreichen können.
Dr. Otto Pesta.
Publikationen über Lepidopteren.
(Referent Prof. Dr. H. Rebel.)
Hellweger, Prof. M. Über die Zusammensetzung und den vermut-
lichen Ursprung dertirolischen Schmetterlingsfauna. (33. Jahres-
ber. des fürstbisch. Privat-Gymnasiums in Brixen, 1908, $. 1-52.)
Nach einer topographischen und floristischen Einleitung werden „Streif-
lichter auf die vermutliche Fauna in der Tertiär- und Eiszeit“ geworfen, die
postglaziale Wanderung besprochen und Beispiele von Zuflug und Einschlep-
pung einzelner Arten aus der jüngsten Zeit angeführt. Die beiden weiteren
Abschnitte beschäftigen sich eingehend mit den alpinen und südlichen Ele-
menten der tirolischen Fauna, wogegen der letzte Abschnitt andere zoo-
geographische Eigentümlichkeiten derselben behandelt. In einem Anhang
werden zwei vom Verfasser bereits anderwärts publizierte melanotische For-
men (Kivula sericealis ab. oenipontana und Hybernia aurantiaria ab. fumi-
pennaria) besprochen und abgebildet.
q*
(244) Referate.
Wenn schon die allgemeine Inhaltsangabe das besondere Interesse der
Faunisten erwecken muß, so geschieht dies in noch hervorragenderer Weise
durch die zahlreichen in Fußnoten gegebenen, unter Anführung des Gewährs-
mannes gemachten Lokalitätsangaben für zahlreiche faunistisch hochinteressante
Arten, von denen ein großer Teil neu für die tirolische Landesfauna erscheint,
wie beispielsweise Goneptery& cleopatra (wiederholt in Arco gefangen, S. 16),
Leucania unipuncta (Brixen), Pseudophia illunaris (Meran, Settari), Catocala
conjuncta (Arco), Catoc. nymphaea (Torbole), Lythria plumularia (Brenner),
Lobophora appensata (Nordwesttirol), Boarmia umbraria (Arco), Zygaena fausta
(Bludenz, Lechtal), Aglaope infausta (Bozen öfters, Rößler, S. 46), Oledeobia
connectalis (Meran, S. 41), Psecadia flavitibiella‘) (Landeck, S. 37) u.a.
Hoffentlich entschließt sich der Verfasser, in nicht zu ferner Zeit ein
kritisch revidiertes Verzeichnis für die so reiche Lepidopterenfauna Tirols in
systematischer Anordnung herauszugeben, welches die sichere Basis für weitere
faunistische Forschungen bieten sollte.
Federley Harry. Über den Albinismus bei den Lepidopteren. (Act.
Soe. pro Fauna et Flora Fennica, 31, Nr. 4, 1908.)
Diese hübsche Studie, der mehrere Textabbildungen und eine Tafel
beigegeben sind, beschäftigt sich eingehend mit der schon oft ventilierten
Frage über das Wesen und die Entstehungsursachen des Albinismus. Aus-
gehend von der Ansicht Standfuß’, wonach beim echten Albinismus weder
die Zeichnung der Art sich verändern, noch auch die lichten Zeichnungs-
elemente sich auf Kosten der anderen ausdehnen dürfen, hat Verfasser in
mehreren Fällen nachgewiesen, daß nicht ein Ausfall des Pigmentes allein
den Albinismus erzeugt, sondern auch eine Verkümmerung der Schuppen,
wodurch das in normaler Menge vorhandene Pigment nicht zur vollen Ablage-
rung gelangen kann, so daß die Färbung eine bleichere und verwischte wird.
Auch verwirft Verfasser mit Recht den von Standfuß gemachten
Unterschied zwischen totalem und partiellem Albinismus.
Kusnezov N. J. Von den meist in russischer Sprache erschienenen und daher
wenig gekannten wertvollen Publikationen dieses Autors, welcher Kustos
am zoologischen Museum der kais. Akademie der Wissenschaften in St.
Petersburg und Herausgeber der Revue Russe d’Entomologie ist, seien
nachstehende Arbeiten aus neuerer Zeit erwähnt:
1. On two new species of Biston Leach. (Amphidasys Tr.)
from Amoorland. (Hor. Soc. Ent. Ross., XXX’V, 1900, p. 42—48.) Beschrie-
ben und abgebildet werden: Biston bloeckeri und B. hypoleucos. Erstere Art
steht der B. (Amraica) regalis Moore aus Nordindien nahe, letztere der B.
(Amphidasis) betularia.
1) Die Art hat sich kürzlich bei einer Revision als Psecadia aurifluella
Hb. herausgestellt. (Rebel.)
Referate. (245)
2. Über die systematische Stellung und Variabilität von
Malacodea regelaria Tugstr. (Revue Russe d’Entom., 1904, p. 40—43
und 1905, p. 203—207. Mit zusammen 11 Textabbild. Russisch.) Die Verwandt-
schaft mit den zunächst stehenden Gattungen wird erläutert. Die Variabilität
dieses hochnordischen, sehr interessanten Spanners ist keine bedeutende.
3. On the development of ocellated spots in the larvae of
Deilephila nerii L. and Pergesa porcellus L. (Rev. Russ. d’Ent., 1906,
p. 154—161. Mit 6 Fig. Russisch, mit englischem Resume.) Diese interessante
Studie hebt die Tatsache hervor, daß selbst bei so nahe verwandten Arten,
wie es die beiden obgenannten Sphingiden sind, keine Homologie in der Bil-
dung der seitlichen Augenflecke bei den Raupen besteht.
4. Zur Frage über die Bedeutung der Färbung der Hinter-
flügel der Catocala-Arten. (Biol. Zentralbl., XXVI, 1906, S. 116—124.)
Eine treffiiche Kritik der an gleicher Stelle (XXIV, S. 514—520) erschienenen
Arbeit von Schaposchnikow, die eine neue Erklärung der roten Färbung
im Hinterflügel bei Catocala Schr. zu geben bemüht war. Verfasser weist mit
großer Überlegenheit auf die zahlreichen Fehler Schaposchnikows hin, die
zum Teil aus einer zu anthropomorphistischen Anschauungsweise, zum Teile
aus ungenügender Literaturkenntnis herrühren. Die von Sch. als biologischen
Erklärungsgrund angenommene Kontrastwirkung in der Färbung der Vorder-
und Hinterflügel bei Catocala wurde lange vorher schon von Lord Walsing-
ham in ihrer Bedeutung ausführlich besprochen. Bemerkt sei noch, daß Kus-
nezov sich speziell mit dem Studium der Gattung Catocala befaßt und auch
einige systematische Arbeiten darüber veröffentlicht hat.
5. Nouveau genre palearetique de Noctwidae. (Aus den Schriften
der k. Akad. d. Wiss. in St. Petersb., XIII, 1908, p. 65—68. Mit 7 Textfiguren.
Russisch.) Beschrieben wird Gryphadena (nov. gen.) mit der Type minuta
Püngeler (1899). Die Gattung steht bei Pseudohadena Alph. und Hetero-
grapha Stgr. Die Abbildungen geben morphologische Details und ein Total-
bild der typischen Art aus dem Uralgebiet.
6. ListofLepidoptera colleectedby L.S. Berg on the northern
shores of the Aral Sea in the year 1906. (Aus den Wiss. Ergebnissen
der Aralsee-Exped., Lief. VIII, p. 103—121, Taf. IVa. Russisch.) In dieser
interessanten faunistischen Arbeit wird auch eine Anzahl neuer Formen
(letztere auch in englischer Sprache) beschrieben und abgebildet, wie Plebejus
argyrognomon var. bergi (p. 107, Fig. 1—3), welche oberseits stark der Pl. ro-
xane Gr. Gr. gleicht, Onychestra bergi (p. 110, Fig. 5, 6), nahe der O. (= Ma-
mestra) siccanorum Stgr., ferner werden abgebildet Phlyctaenodes rhabdalis
Hmps. (Fig. 7) und die nahestehende Phl. sedakovialis Ev. (Fig. 8), Salebria
aralensis (p. 115, Fig. 9) und Paradaria (nov. gen. Phyeitinorum, p. 118) mit
der Type tshetverikow (Fig. 10, 11).
Höfner 6. Die Schmetterlinge Kärntens. II. und III. Teil. Mikrolepido-
pteren. (Jahrb. d. naturhist. Museums von Kärnten, Heft XXVIII—-XXIX,
S. 1—120 und S, 1—118, 1907—1908.)
(246) Referate.
Mit diesen beiden Teilen hat die gesamte Lepidopterenfauna Kärntens,
deren erster, die Makrolepidopteren behandelnder Teil im Jahre 1904 er-
schienen ist,!) ihren Abschluß gefunden.
Die vorliegenden Teile sind ebenso sorgfältig gearbeitet wie der erste
und bringen den Nachweis für 1138 Arten Mikrolepidopteren aus Kärnten.
Einige Gruppen, wie beispielsweise die schwierige Gattung Coleophora mit
66 Arten, geben ein neuerliches schönes Zeugnis für den Sammelfleiß des
Autors, da hier fast alle Angaben von ihm herrühren. Wünschenswert wäre
es gewesen, bei jenen Arten, für welche Angaben Manns aus dem Glockner-
gebiete vorliegen, in zweifelhaften Fällen eine kritische Revision der im Hof-
museum befindlichen Belegstücke, die so manche Aufklärung gebracht hätten,
zu veranlassen. Relativ sehr arm sind die Angaben für die Gattung Nepticula
mit nur 8 Arten, was sich daraus erklärt, daß sich noch niemand in Kärnten
mit der Zucht dieser Blattminierer befaßt hat. Neu beschrieben wird nur
eine Art, Elachista albicapilla (Rbl. i.1., Teil III, S. 63), aus dem Gebiete
der Kor- und Saualpe, welche der El. diederichsiella Hering zunächst steht.
Für die Lebensweise sehr vieler Arten werden verläßliche, auf eigener Beob-
achtung beruhende Angaben gebracht. Hoffentlich ist es dem Autor selbst
noch gegönnt, recht zahlreiche Nachträge zu seinem entomologischen Haupt-
werke in Zukunft zu liefern.
Lampert, Prof. Dr. K. Großschmetterlinge und Raupen Mittel-
europas.?)
Das Werk. liegt nunmehr abgeschlossen vor und macht durch sein
handliches Format und seine zahlreichen guten Abbildungen einen sehr
empfehlenden Eindruck. Wie bereits in der ersten Besprechung hervorgehoben,
steht leider der Text des systematischen Teiles nicht auf der Höhe der Ab-
bildungen und kann nur dem ersten Anfänger genügen. Seltenere mittel-
europäische Arten sind regelmäßig übergangen, aber auch Lokalformen und
Aberrationen der verbreiteten Arten fehlen vollständig. So stellt sich das
Werk als ein rein buchhändlerisches Unternehmen dar, welches an keiner
Stelle eine Originalmitteilung bringt und auch in der Auswahl der Quellen
nicht kritisch vorging.
Krancher, Dr. 0. Entomologisches Jahrbuch für 1909. (18. Jahrg.)
Aus dem lepidopterologischen Inhalte dieses bekannten Jahrbuches
seien hervorgehoben von Dr. A. Meixner: „Die zentraleuropäischen Pyrali-
morphen“, mit eingestreuten allgemein systematischen und literarischen Be-
merkungen, von Max Rothke: „Erinnerungen an das ‚Hohe Venn‘ in der
Eifel“, eine anregend geschriebene Schilderung dieses faunistisch interessanten
Gebietes, welches sich bis ca. 700 m erhebt und in seinen torfigen Gründen
!) Vgl. diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1906, 8. 621.
2) Vgl. diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1906, 8. 622—623; Jahrg. 1907,
S. (207).
Referate. (247)
auch Colias palaeno var. europome beherbergt. Julius Stephan macht Mit-
teilungen aus dem Raupenleben zahlreicher Mikrolepidopteren, ohne jedoch
neue Beobachtungen zu bieten, H. Grützner bespricht die Biologie von
Limenitis populi. Dr. Meyer gibt auf Grund der trefflichen Arbeit von
Disqu& Bestimmungstabellen der Tortrieiden-Raupen, wobei allerdings in
vielen Fällen die Futterpflanze das entscheidende Kennzeichen bleibt. Fritz
Hoffmann kündet kleine biologische Mitteilungen über einzelne Schmetter-
lingsarten an und beginnt mit Parnassius mnemosyne, bezüglich deren ® die
Behauptung aufgestellt wird, daß die Glasigkeit der Flügel von einer längeren
Copula herrühre, wobei das Ö' seine Flügel fortwährend an die Vorderflügel
des @ anschlägt, was Verfasser auch bei Aporia erataegi beobachtete. Wenn
auch nicht in Abrede gestellt werden kann, daß bei der Copula vielleicht
etwas Schuppenverlust eintritt, so kann derselbe doch nicht so weit und so
regelmäßig auf beiden Flügeln stattfinden, um den breiten glasigen Saum des
Q zu erzeugen, der auch bei unbefruchteten (taschenlosen) @ sich findet.
Auch müßte das Ö' einen ähnlichen Schuppenverlust erleiden, was Verfasser
nicht behauptet. Schließlich seien noch die biographischen Nachrichten über
Rösel v. Rosenhof von Albert Kunze erwähnt. Literarische und geschäft-
liche Anzeigen bilden den Beschluß des beliebten Kalendariums.
Schulvivarien. Von Dr. F. Urban (Plan, Böhmen). (Sonderabdruck aus den
Nr. 3, 4, 5 und 7 der „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“,
Jahrg. 1908.)
Mit Rücksicht darauf, daß unser Verein der Förderung des natur-
geschichtlichen Unterrichtes wärmsten Anteil entgegenbringt und daß sich
die Vereinsverhandlungen in so manchen Lehrerbibliotheken finden, möchte
ich die Aufmerksamkeit der Kollegen an Mittelschulen auf eine kleine, aber
gehaltvolle Veröffentlichung lenken, welche — nach gefälliger Mitteilung des
Verfassers — von ihm, solange der Vorrat reicht, gerne an Interessierende
abgegeben wird. Ich halte die Arbeit auch aus dem Grunde für besonders
beachtenswert, als darin gezeigt wird, mit wie geringen Mitteln (einer Jahres-
dotation von 100 K, wovon aber ein beträchtlicher Teil für andere Zwecke
in Abzug kommt!) ein für sein Fach begeisterter talentvoller Lehrer den Unter-
richt in einer Weise heben kann, daß man nur mit Wehmut an die eigene
Studienzeit zurückdenkt, wo die Vorführung der nun den Mittelschülern zu-
gänglich gemachten Lebewesen selbst an Hochschulen nicht zum Alltäglichen
gehörte. Weiters schätze ich an der Arbeit den praktischen Zug, der in ihr
herrscht und der besonders geeignet ist, Nachfolgern auf diesem schönen Ge-
biete an die Hand zu gehen, sie vor Enttäuschungen und erfolglosen Ver-
suchen zu bewahren, sie ferner mit den besten Bezugsquellen und den billigsten
und praktischesten Einrichtungen bekannt zu machen.
An der Hand eines Planes des Vivarienzimmers der Staatsrealschule in
Plan erfährt man die Aufstellung, Verteilung und Auswahl der Behälter, die
(248) Referate.
Art ihrer Besiedelung mit Tieren und Pflanzen, Winke über Fütterung und
Bemerkungen über besonders für Unterrichtszwecke brauchbare Demonstrations-
objekte; weiterhin macht uns der Verfasser mit dem Betriebe seiner Seewasser-
aquarien, Terraaquarien, mit den Kulturen von Sumpfpflanzen, Algen u. dgl.
bekannt. Ich glaube, nach der Lektüre der anregend geschriebenen Arbeit
wird man gerne den Worten zustimmen, welche den Schluß des Aufsatzes
bilden: Keine Schule ohne Vivarien!
Im Anschlusse möchte ich noch auf eine kleine Veröffentlichung des-
selben Verfassers hinweisen, welche unter dem Titel: „Biologische Sehüler-
übungen‘ im Jahresberichte der Staatsrealschule in Plan (1908) erschien und
die eine Übersicht derjenigen botanischen Objekte gibt, welche von seinen
Schülern in einem eigenen biologischen Praktikum selbst präpariert, unter-
sucht und gezeichnet wurden, wobei erläuternd anzufügen ist, daß dem Ver-
fasser die Einstellung eines derartigen Kurses (dem er noch weitere folgen
lassen will) unter die sogenannten Freigegenstände (wie z. B. die praktischen
chemischen Übungen an den Oberrealschulen) von den Behörden gestattet
wurde. Jeder Fachmann wird der glücklichen Auswahl der untersuchten
Objekte und der Ausnützung des Materiales zur Vertiefung des Wissens
der Schüler alle Anerkennung zollen. Als Schluß der Mitteilung erscheint
eine Aufzählung der durchgeführten pflanzenphysiologischen grundlegenden
Versuche.
Anton Heimerl (Wien).
Lily Rechinger und Dr. Karl Rechinger. Streifzüge in Deutsch-Neu-
guinea und auf den Salamonsinseln. Berlin, Dietrich Reimer (Ernst
Vohsen), 1908. 8°.
Unter dem obigen Titel erschien kürzlich ein reich illustriertes Werk,
das gewiß das jüngste deutsche Kolonialbuch ist. Die beiden Autoren schildern
Flora, Fauna, Land, Leute und Leben jener fernen Gegenden mit wahrheits-
getreuer Feder.
Der Leser genießt mit ihnen alle die großartigen Eindrücke des längeren
Aufenthaltes in so gefahrbringenden Gegenden.
Dr. Rechinger und seine mutige Frau sind Botaniker und es ist daher
begreiflich, daß der größte Teil des Inhaltes des Buches der Botanik gewidmet
ist. Die botanische Ausbeute war eine überaus reichliche und sind darunter
sehr viele neue, bisher noch nie gesammelte Pflanzen zu verzeichnen.
Es wurde jedoch auch der Fauna ein Hauptaugenmerk geschenkt und
wurden Fische sowie Insekten durch die beiden Autoren sachverständig ge-
sammelt und transportfähig gemacht. Als eifrige Photographen haben die
Reisenden eine große Anzahl von Landschaftsaufnahmen hergestellt, welche in
sehr gelungenen Reproduktionen das Buch zieren.
Nachdem die Schilderungen den Eindruck machen, daß sie sich durch-
aus nur an das wirklich Erlebte halten und jede ruhmredige Hervorkehrung
der Tätigkeit der Reisenden mit Recht unterlassen ist, wird sich das Buch
Referate. (249)
auch in der Richtung viele Freunde machen, daß es zwischen streng wissen-
schaftlichem Fachwerk und bloßer Reisebeschreibung die riehtige Mitte hält.
X.
Behrens, Wilhelm. Tabellen zum Gebrauch bei mikroskopischen
Arbeiten. Vierte, verbesserte Auflage, herausgegeben von Ernst Küster.
Leipzig, S. Hirzel, 1908. 8°. VIII 245 8. Preis 7 M.
Jedem Mikroskopiker sind Behrens’ Tabellen ein wichtiger Behelf. Es
ist daher freudig zu begrüßen, daß sich Küster der Mühe unterzogen hat
eine neue Auflage herauszugeben, in welcher den Fortschritten der Mikro-
technik Rechnung getragen wurde. Alte, nicht mehr in Verwendung stehende
Methoden wurden ausgeschaltet, zahlreiche Zusätze eingefügt. Ganz neu ist
eine Tabelle: Fixierung und Färbung der Protozoen, von Prowazek verfaßt,
ferner Tabellen zur Untersuchung von homogenen Kristallen und Bestimmung
der Feldspate durch die Beekesche Linie, beide von Sommerfeldt. Den
Biologen interessiert von den neuen Tabellen in erster Linie die von Prowazek
bearbeitete als sehr zeitgemäß. Die neue Auflage der Tabellen wird zu den
zahlreichen bisherigen Benützern gewiß eine große Zahl neuer Freunde hinzu-
fügen. Die Ausstattung des Buches ist eine gute, Druck und Papier allen
Anforderungen entgegenkommend.
J. Brunnthaler (Wien).
Janchen, E. Die europäischen Gattungen der Farn- und Blüten-
pflanzen, nach dem Wettsteinschen System geordnet. Wien, Verlag
des Naturwiss. Vereines an der Universität Wien (I., Reichsratsstraße 4),
1908. 498. Preis IK.
Die Broschüre enthält eine fortlaufend numerierte Aufzählung aller in
Europa durch wildwachsende oder häufig verwilderte Arten vertretenen Fa-
milien und Gattungen der Pteridophyten, Gymnospermen und Angiospermen
in der Reihenfolge des von Wettstein in seinem „Handbuch der systematischen
Botanik“ angewendeten Systems und kann als Herbarkatalog, als Richtschnur
bei der Abfassung von Pflanzenaufzählungen sowie zur raschen Orientierung
über das System, soweit es sich um europäische Flora handelt, verwendet
werden.
Es dürfte für die meisten Besitzer europäischer Herbare ein unent-
behrlicher Behelf werden, welcher durch die Beschränkung auf europäische
Gattungen sehr handsam ist, was von den derzeit meist verbreiteten Herbar-
behelfen nicht gesagt werden kann. Die gute Ausstattung und der billige
Preis erhöhen die Verbreitungsfähigkeit außerordentlich.
J. Brunnthaler (Wien).
(250) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Bericht der Sektion für Lepidopterologie.
Versammlung am 6. November 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel.
I. Der Vorsitzende begrüßt die zahlreich erschienenen Sektions-
mitglieder in dem neuen Gesellschaftslokale und ersucht, die Wahl
eines Obmannstellvertreters und Schriftführers der Sektion vorzu-
nehmen, welche Stellen durch den Austritt des Herrn Otto Bohatsch
und Rücktritt des Herrn Fritz Wagner zu besetzen sind.
Der Vorsitzende bringt für die Stelle eines Obmannstellvertreters
Herrn Zentralinspektor Johann Prinz und für jene des Schriftführers
Herrn Dr. Egon Galvagni in Vorschlag, welche Herren per Akkla-
mation gewählt werden.
II. Der Vorsitzende legt hierauf nachstehende Druckwerke
unter Hinweis auf die in den „Verhandlungen“ erscheinenden Re-
ferate vor:
Hellweger, M. Über die Zusammensetzung und den ver-
mutlichen Ursprung der tirolischen Schmetterlingsfauna.
(35. Jahresber. des fürstb. Privat-Gymn. in Brixen, 1908.)
Höfner, G. Die Schmetterlinge Kärntens. II. und Ill. Teil:
Mikrolepidopteren. (Jahrb. des naturhist. Mus. Kärnten,
1907— 1908.)
Federley, H. Über den, Albinismus bei den Lepidopteren.
(Acti Soc. pro Fauna et Flora Fennica, 1903.)
III. Derselbe macht Mitteilung von dem gewünschten Verkauf
der Sammlung des verstorbenen Realschuldirektors Döll (V1/2,
Hirschengasse 11, 2. Stock).
IV. Herr Dr. Karl Sechawerda berichtet unter Materialvorlage
in Fortsetzung der in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1906, S. 690 ff.,
angeführten Ergänzungen zur Lepidopterenfauna Bosniens und der
Herzegowina über 62 für diese Länder neuen Makro- und 47 solchen
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (251)
Mikrolepidopterenformen. Dieselben wurden größtenteils von ihm
persönlich oder von seinen Reisebegleitern, den Herren Ernst Fitz,
Franz v. Meißl, Hofrat Dr. Karl Schima, oder von Herrn Leo
Schwingenschuß auf den in den Monaten Juli der Jahre 1907
und 19038 ausgeführten Sammelreisen erbeutet. Ein weiterer Teil
der Arten rührt von dem Gendarmeriewachtmeister J. Janecko
her, der namentlich in Rilji und Lukavac, beide Orte in der Nähe
von Nevesinje in der Herzegowina gelegen, fleißig Nachtfang betrieb.
Die gebrauchten Abkürzungen sind: Jan. = J. Janecko,
Schaw. = Dr. Schawerda, Schwing. = L. Schwingenschuß.
Die nachgesetzten Nummern sind jene des Staudinger-Rebel-
Kataloges.
Rhopalocera.
Oolias hyale ab. 9 flava Husz. (95a). Trebevie, 15./VI.
(Schwing.) — Colias balcanica (114c) forma 9 anna Schaw. (z.-b.
G., 1907, S. 220). Vucija bara, VII. (1907 Dr. Schaw., 1908 Dr.
Schima.) — Erebia aethiops forma leucotaenia Stdgr. (2962). Suha.
Unter der Stammform, VII. 07. (Schaw.) Forma nigra Ms. Bocae.
(Sehwing.) — Erebia euryale Esp. forma euryaloides Tngstr. (301 b).
Trebevic. (VII, S, Schaw.) — Coenonympha arcania (433) forma
nova. Der forma eburnea Habich von O©. pamphilus L. entsprechend.
Oben und unten beingelb. Suha. (Fitz, VII. 08.) Wird vom Ent-
decker demnächst beschrieben und benannt werden. Forma orientalis
Rbl. Mit großen Hinterflügelaugen der Unterseite. Bleilinie. Der
philea Fr. nahestehend. Vucija bara. (Schaw., 07.) — Coen. pam-
philus L. (440) forma marginata Rühl. Mostar. (Schwing.) Forma
Iyllus Esp. Mostar. (Schwing.) Forma thyrsides Stdgr. Plana bei
Bilek. (Schwing., 08.) — Uhrysophanus aleiphron R. forma melibaeus
Stdgr. (511a). Vucija bara. (Schaw. 08). — Lycaena orion P. (574)
forma nigra Rühl. Suha, Vueija bara. (Schaw., 07.) — Lycaena
admetus Esp. (619). Mostar. (Schwing., VII. 07.) — Hesperia alveus
Hb. forma onopordi Rbr. (703c). Mostar (Schwing., 07), Lastva
(Schaw. 08).
Lymantriidae.
Euproctis chrysorrhoea L. (913) forma paumetigera Teich. Suha.
(Fitz, 07.) — Arctornis L. nigrum Müll. (923). Jaice, am Licht.
Der Falter war noch frisch und daher blaßgrün. (Schwing., 07.)
(252) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Lasiocampidae.
Malacosoma framconica Esp. (958). 1 d', 2 9 von L. Sche-
liuschko auf der Bjelagora bei Trebinje in 1200 m Höhe erbeutet,
v1. 07. — Poecilocampa populi L. forma alpina Frey (962a). Ne-
vesinje. (Jan., 07.)
Noetuidae.
Panthea coenobita Esp. (1064). Jaice. (Meißl, 8./VII. 07.) —
Agrotis margaritacea Vill. (1215). Rilji, 19. (Jan.) — Agr. cinerea
Hb. (1347) forma alpigena Turati. Lichter und weniger gezeichnet.
Rilji, 2 d’. (Jan.) — Agr. tritiei L. (1375). Nevesinje, 1 d'. (Jan.)
— Mamestra serena Schiff. (1514). Stammform. Sarajevo, 29. (Jan.)
— Dianthoecia proxima Hb. (1530). Trebevie. (Schwing., 07.) —
Dianth. compta F. forma armeriae Gn. (1548). Maklenpaß. (Meißl,
VI. 07.) — Bombycia viminalıs F. (1560). Rilji. (Jan.) — Apamea
dumerilii Dup. (1620). Lukavaec, 5 cd. (Jan., IX. 08.) — Hadena
zeta Tr. forma curoi Calb. (1674b). Viel weißer gefärbt. Rilji, 2 Ö.
(Jan.) — Had. sordida Bkh. (1679). Jaice. (Schwing., 07.) — Leu-
cania andereggü B. (1952). Nevesinje. (Jan., VO. 07.) — Leue. evi-
dens Hb. (1963). 1 cd‘, sehr groß und reich gezeichnet. Vucija bara.
(Fitz, 08.) — Heliaca tenebrata Se. forma jocosa Z. (2302a). Rilji.
Ein feurig gefärbtes Exemplar mit orangegelben Hinterflügeln. (Jan.)
— Metoponia vespertalis Hb. (2496). Mostar (Meißl, 21./VII. 07;
Schaw., 06), Bilek (Schwing., 07). — Plusia deaurata Esp. (2519).
Drei Falter aus Kalinovik. (Jan. 07.) — Pl. variabilis P. (2530).
Jaice. (Meißl, 8./VII. 07.) Kalinovik in Anzahl. (Jan.) — Pl. jota
L. (2560). Kalinovik. (Jan., VII. 07.) — Zanclognatha emortualis
Schiff. (2781). Bo&ac, Ilidze. (Schaw., 07.)
Geometridae.
Nemoria pulmentaria Gn. (2907). Bilek. (Schwing., 07.) — Aei-
dalia virgularia Hb. forma canteneraria B. (2983 c). Plana. (Schaw.,
08.) — Acid. eircuitaria Hb. (3017). Lastva, 29,19. (Schaw.,
v1. 08.) — Acid. elongaria Rbr. (3023). Sutjeska. (Meißl, 16./VII.
07.) — Acid. deversaria H.-S. (3047) forma nova habichi Schaw.
Jablanica, VII. 06, 9 (Schaw.); Plana, VII. 08, d (Meißl). Diese
interessante Acidalia ist eine melanotische Form der deversaria.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (255)
Die Aberration ist stark beraucht, doch treten auf der stark ver-
dunkelten Oberseite wie auch unterseits drei schwarze Querlinien
(basal, in der Mitte und die äußere Linie mit dem Vorderrand-
haken) deutlich hervor. Antemarginal ist eine sehr helle gewellte
schmale Binde der hellen Grundfarbe geblieben. Ich benenne diese
Form zu Ehren meines lieben Freundes Otto Habich in Wien, der
sich große Verdienste um unsere heimischen Geometriden erworben
hat. — Odezia tibiale Esp. forma eversmannaria H.-S. (3192b).
Transitus. Ein prächtiges großes Q erbeutete Ernst Fitz 07 in der
Vucija bara (1200 m), welches einen Übergang zu dieser Form
bildet. Größer als österreichische Exemplare. Die weiße Binde der
Vorderflügel geht an ihrem Ende mehr in eine Spitze aus. Auf der
Hinterflügeloberseite ist die Binde nur weißlich angedeutet, auf der
Unterseite aber ausgesprochener. — Lobophora halterata Hufn. forma
zonata Thnbg. (3243 a). Sarajevo. (Jan.) — Scotosia vetulata Schiff.
(3278). Jaice. (Schaw., 07.) — Lygris prunata L. (3291) forma
annera Schima. Gacko, 1 d’, 29. (Dr. Schima, Fitz, Schaw.) Die
Form wird gleichzeitig (vgl. später) vom Entdecker des ersten
Exemplares, Herrn Hofrat Dr. Schima, beschrieben. VII. 08. —
Larentia quadrifasciaria Cl. (3368). Jaice. (Schaw., 6./VII. 07.) —
Lar. putridaria H.-S. (3429a) forma bulgariata Mill. Vucija bara
(Schaw., 18./VII. 07), Korito und Bilek (Schwing., 19./VI. 07).
Ebendort Schima, Fitz, Meißl, 6./VH. 08. — Lar. cucculata Hufn.
(3432). Jaice, Maklenpaß. (Schaw., VII. 07.) — Lar. corydalaria
Graes. (3455) forma eurytaenia Rbl. Zuerst von mir wieder bei
Suha an der montenegrinischen Grenze in Anzahl entdeckt. Herr
Prof. Rebel hat vor Jahren ein 9 bei Vlasenica (Südbosnien) er-
beutet, das auch abgebildet, aber damals noch zur nordbosnischen
Form bogumilarıa Rbl. gezogen wurde, bis durch das neuerliche
Auffinden ein konstanter Unterschied festgestellt wurde [vgl. diese
„Verhandlungen“, Jahrg. 1908, S. (30)]. — Lar. bilineata L. (3481)
forma bohatschı Aigner. Suha. (Fitz, VII. 08.) — Tephroclystia
distinelaria H.-S. (3556). Jaice (Schaw.), Konjiea (Meißl, 11./VII.
07). — Tephr. succenturiata L. forma subfulvata Hw. (3600e). Rilji.
(Jan.) — Chloroclystis chloerata Mab. (3662.) Sarajevo. (Jan., 31./V.
08.) — Boarmia repandata L. forma destrigaria Hw. (3891a).
Trebevie. (Schaw.) — Gnophos obscuraria Hb. forma calceata Stdgr.
(254) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
(3931a). Ein typisches Exemplar. Vucija bara. (Schaw., 07.) Transi-
tus, Lukavac, 03. ?
Nolidae.
Nola cuculatella L. (4105). Jaice (Schwing., 07), Sarajevo
(Jan., 15./VII. 08). — N. confusalis H.-S. (4106). Sarajevo (Jan.,
15./V. 08).
Syntomidae.
Syntomis phegea L. (4146). Ich erbeutete in der Vucija bara
ein C’, das auf den Vorderflügeln drei kleine weiße Flecke, auf den
Hinterflügeln nur einen kleinen Fleck hat. Mittelform zwischen
phegeus Esp. (vier Flecke auf den Vorderflügeln) und cloeia Bkh.
(1—2 Flecke).
Aretiidae.
Coscinia cribrum L. forma punctigera Fır. (4251b). Rilji. (Jan.,
07.) — Lithosia deplana Esp. (4292). Jaice. (Schaw., 07.)
Zygaenidae.
Zygaena purpuralis Br. (4323). Übergang zur forma nubigena
Ld. Stärker behaarte Falter von der Vucija bara, 1200 m. (Schaw.,
07.) — Zygaena punctum O. forma dystrepta F. d. W. (4333).
Lastva. (Schaw., 08.)
Cochlididae.
Heterogenea asella Schiff. (4443) konfluierende Form cochlidi-
dae. Jaice. (Meißl, 8./VII. 07.)
Psychidae.
Phalacropterix graslinella B. (4495). Auf dem Trebevid fand
ich zwei Säcke. (VI. 07.) — Rebelia sappho Mill. (4501). Zwei
Säcke in Jaice gefunden. (Schaw., 07.)
Pyralidae.
Crambus acutangulellus H.-S. (35) forma nova inangulellus
mihi. Vucija bara. (Schaw., V11.08.) Ein fast ungezeichnetes weißes 9.
— Cr. Iythargyrellus Hb. (60). Die Stammform aus Lukavae. (Jan.)
— (Or. speculalis forma catoptrellus Z. (39a). Jablanvrelo. (Jan.) —
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (255)
Or. verellus Zk. (98). Fota. (Schaw., 07.) — Or. uliginosellus 2.
(126). Vueija bara. (Schaw., 08.) — Catastia marginea (519) forma
nova orcusella mihi. Vucija bara. (Schaw., VII. 08.) Das Tier ist
ganz schwarz, es fehlt jedes Gelb in den Fransen. — Selagia
spadicella Hb. (587). Lukavaec. (Jan., 28./VIII. 08.) Das Frage-
zeichen vor der Art in der „Lepidopterenfauna Bosniens und der
Herzegowina“ fällt also weg. — Nephoptery& divisella Dup. (667).
Plana bei Bilek. (Schaw., 08.) — Acrobasis tumidana Schiff. (730).
Lukavae. (Jan., 15./VIl. 08.) — Rodophaea suavella Zk. (15T).
Jablanica (Schaw., VII. 06); Bocae, Plana (Schaw., 07). — Phlyec-
taenodes nudalis Hb. (1058). Plana. (Schaw., 08.) — Metasıa car-
nealis Tr. forma gigantalis Stdgr. (1123a). Suha. (Schaw., 08.) —
Pionea languidalis Ev. (1142). Plana bei Bilek, Suha. (Schaw., 08.)
Pterophoridae.
Ozxyptilus distans Z. forma laetus Z. (1314a). Vucija bara.
(Schaw., VII. 08.) — Pselnophorus brachydactylus Tr. (1372). Vucija
bara. (Schaw., 08.)
Tortrieidae.
Dichelia artificana H.-S. (1491). Plana. (Schaw., 08.) Das
Fragezeichen fällt weg. — Cacoecia Xylosteana L. (1513). Vucija
bara. (Schaw., 08.) — Tortrix bergmanniana L. (1568). Sarajevo.
(Jan., 11./VI. 08.) — Cnephasia penziana Thnbg. (1614). Lukavae.
(Jan., 10./VI. 08.) — On. sinuana Stph. (1626). Suha. (Schaw., 08.)
— (Oonchylis zephyrana Tr. forma scabidulana Ld. (1732 e). Lukavae.
(Jan., 5./VII. 08.) — Conchylis schawerdae Rbl. nov. spec. d‘, 9.
Dr. Rebel gibt vorläufig nachstehende Diagnose: Vorderflügel ge-
streekt, gleichbreit mit scharfer Spitze und schrägem Saum, glatt
beschuppt, einfärbig hell dottergelb, mit gleichfärbigen Fransen. Die
Hinterflügel hell bleigrau mit gelblichweißen Fransen. Kopf und
Thorax von der Farbe der Vorderflügel. Die Palpen sehr lang, schnabel-
förmig abgebogen, mit kurzem, spitzem Endglied. Die Fühler reichen
bis ein Drittel des Vorderrandes, sind gelbgrau eng geringt, beim J
stärker .bewimpert. Unterseite der Vorderflügel beim d schwärzlich-
grau, beim 9 mit breiten gelben Rändern. 9—11 mm. Ein Pärchen
(Vucija bara, Schaw., 9./VlI. 05), wovon das 9 freundlichst dem Hof-
(256) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
museum überlassen wurde. Die Art ist durch die glatte Beschuppung
der Vorderflügel und die langen Palpen sehr ausgezeichnet. Ader C,
und M, der Hinterflügel entspringen aus einem Punkte. — Phteo-
chroa schreibersiana Froel. (1838). Sarajevo. (Jan., 13./VIl. 08.) —
Olethreutes urticana Hb. (1921). Vucija bara. (Schaw., 08.) — Ol.
achatana F. (1943). Sarajevo. (Jan., 9./VI. 08.) — FPelatea festi-
vana Hb. (2015). Plana. (Schaw., 08.) — Epiblema grandevana 2.
(2067). Suha. (Schaw., VII. 08.) — Ep. thapsiana Z. (2137). Vucija
bara. (Schaw., 08.) — Ep. obscurana H.-S. (2147). Plana. (Schaw.,
08.) — Ep. foenella L. (2154). Jaice. (Schaw., 08.) — Ancylis
diminutana Hw. (2276). Sarajevo. (Jan., 26./V. 08.) — Dichror-
ampha heegeriana Dup. (2287). Lukavac. (Jan., 25./VII. 08.) —
Lipoptycha saturnana Gn. (2307). Fota. (Schaw., VII. 08.)
@elechiidae.
Gelechia ochripalpella Frey. (2565). Vucija bara. (Schaw.,
10./VII. 08.) Bisher aus Niederösterreich und den Alpen bekannt.
— @elechia rosalbella Fol. (2607). Sutjeska bei Suha. (Schaw.,
VII. 07.) Bisher nur aus Deutschland und Belgien bekannt. —
Tachyptilia populella Cl. (2776). Suha. (Schaw., VII. 08.) — Steno-
lechia nigrinotella Z. (2888). Plana. (Schaw., VII. 08.) — Mega-
craspedus lanceolellus Z. (3005). Lastva. (Schaw., VII. 08.) — Pleu-
rota schlaegeriella Z. (3099). Plana. (Schaw., VI. 08.) — Dasy-
stoma salicella Hb. (3131). Vucija bara. (Schaw.) — Depressaria
laterella Schiff. (3207). Drei Falter von Lukavac. (Jan., 22./VII.
08.) — Dep. ocellana F. (3224). Lukavac. (Jan., 25./VIII. 08.) —
Dep. pulcherimella Stt. (3293). Lukavac. (Jan., 25./VIII. 08.) —
Anchinia daphnella Hb. (3315). Trebevie. (Schwing., VII. 07.) —
Alabonia kindermanni H.-S. (3332). Zwei Exemplare am Fuße der
Baba, 1400 m. (Schaw., VII. 08.) Bisher nur aus Kleinasien be-
kannt. — Epermenia illigerella Hb. (3406). Trebevie. (Schaw.,
12./VII. 07.)
Alle diese Falter wurden von Herrn Prof. Dr. Rebel revi-
diert. Für die Bestimmung zweifelhafter Stücke, insbesondere der
Mikrolepidopteren, danke ich Herrn Prof. Dr. Rebel an dieser
Stelle bestens.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (257)
V. Im Anschlusse an die Mitteilungen des Herrn Dr. Scha-
werda berichtet Hofrat Dr. Schima über eine in der Herzegowina
entdeckte Lokalform von Lygris prunata L.
Am Tage meiner Ankunft in Gacko am 7. Juli 1908 fand
ich an der Tür des Bezirksamtsgebäudes ein d’ von Lygris pru-
nata L., welches mir und meinen Gefährten sofort durch Größe,
Färbung und Zeichnung auffiel. Wenige Tage später, am 13. Juli,
fanden Dr. Schawerda und Herr Ernst Fitz im Hotel Metokia
in Gacko an der Mauer sitzend je ein Q derselben Art. Diese
Stücke unterscheiden sich in beiden Geschlechtern ihrem Gesamt-
eindrucke nach sehr auffällig von der normalen Form.
Das breite, bei der Stammform sehokoladebraune Mittelfeld
ist beim männlichen Geschleehte durch zwei schmale weiße Zacken-
linien untergeteilt, welche im weiblichen Geschlechte nur undeutlich
hervortreten; die Grundfarbe des Mittelfeldes ist jedoch in beiden
Geschlechtern, besonders im weiblichen, viel dunkler als bei der
Stammform. Die Begrenzung des Mittelfeldes weicht von der bei
normalen Stücken wesentlich ab: während bei diesen auf der dem
-Saume zugekehrten Seite des Mittelfeldes nur ein zahnförmiger
Vorsprung in Zelle 3 besonders weit gegen den Außenrand vor-
springt, unter dem in Zelle 2 nur ein weniger weit vorspringender
Zahn steht, weisen die besprochenen Stücke zwischen dem mitt-
leren Vorsprung und dem Innenrande noch drei weitere derartige
Zähne auf, deren letzter mit seiner Spitze am Innenrand ausläuft.
Auch in der Richtung gegen den Vorderrand ist die äußere Grenze
des Mittelfeldes infolge einer an den zahnförmigen Vorsprung in
Zelle 3 anschließenden stärkeren Einbuchtung stärker gezackt als
bei der Stammform. Das Gleiche gilt von der inneren Begrenzung
des Mittelfeldes und von dem dunkelbraunen Wurzelfelde, dessen
weiße Kontur aus drei zahnförmigen Vorsprüngen gebildet ist. In
der zwischen dem Wurzel- und Mittelfelde liegenden weißlichen
Querbinde verläuft vom Vorderrande beginnend ein goldgelb ge-
färbtes, zackenförmiges Band bis über die halbe Flügelbreite, so
daß zwischen diesem Bande und dem Mittelfelde nur eine schmale
weiße Querlinie steht; der übrige Raum dieser weißlichen Querbinde
ist stärker braun ausgefüllt als bei der Stammform, so daß von
dieser Querbinde eigentlich nur die weiße Zackenlinie zwischen
2. B. Ges. 58. Bd. r
(258) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
dem goldgelben Bande und dem Mittelfelde einerseits und die weiße
zackenförmige Begrenzung des Wurzelfeldes anderseits übrig ge-
blieben ist. Auch die das Mittelfeld nach außen begrenzende weiße
Binde ist mit goldgelber Farbe untermischt, so daß auch hier nur
eine innere schmale weiße Zackenlinie als Begrenzung des Mittel-
feldes übrig bleibt. Der dunkle Mondfleck, der bei der Stammform,
nahe an der Spitze des Vorderflügels beginnend und mit der kon-
vexen Seite wurzelwärts gerichtet, am Saume steht, verschwindet
bei den beschriebenen Stücken fast gänzlich in der braun und gelb
gemischten Zeichnung des Saumfeldes, in welchem nur die unter-
brochene gezackte Wellenlinie vor dem Saume weiß angedeutet ist.
Die Hinterflügel sind von der Wurzel bis zur Flügelmitte und vor
dem Saume stärker braun beschattet als dies bei normalen Stücken
der Fall zu sein pflegt; die weißen Zackenlinien, insbesondere die
dem Saume zunächst stehende Wellenlinie, treten in dieser Be-
schattung stärker hervor und sind schärfer gezackt als bei der
Stammform. Auf den Hinterflügeln ist die schwarze Saumlinie nach
innen schmal goldgelb angelegt; auch die Fransen sind stark gelb
untermischt. Die Zeichnung der Unterseite ist insbesondere auf
den Hinterflügeln viel schärfer ausgeprägt als bei der Stammform.
Durch die Reduzierung der weißen Farbe auf den Vorderflügeln
in der Querbinde zwischen Wurzel- und Mittelfeld und im Saum-
felde sowie durch das dunklere Braun sind die Stücke aus Gacko
dem Gesamteindrucke nach viel dunkler als die normalen und das
Mittelfeld tritt in dem dunkleren Gesamtbilde viel weniger hervor
als bei der Stammform. Infolgedessen machen die Stücke gegen-
über der normalen Form einen sehr auffallenden Eindruck. Herr
Schwingensehuß, welcher zwei Tage nach uns in Gacko ankam,
erbeutete daselbst ebenfalls einige, zum Teile abgeflogene Stücke,
welche mir zwar nicht vorliegen, aber nach seiner Angabe mit dem
von mir erbeuteten d und dem von Dr. Schawerda gefundenen
9, nach welchen beiden Stücken diese Beschreibung aufgenommen
ist, übereinstimmen.
Es handelt sich also hier offenbar um eine gut ausgeprägte
Lokalform, über deren Vorkommen an anderen Orten der nunmehr
annektierten Provinzen vorläufig noch keine Daten vorliegen. Die
beschriebenen Stücke sind Herrn Prof. Rebel im k. k. Hofmuseum
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (259)
zum Vergleiche vorgelegen. So sehr auch die neuestens grassierende
Benennungswut kaum unterscheidbarer Formen zu verurteilen ist
und auch von mir verurteilt wird, teilte doch auch Herr Prof. Rebel
die Ansicht, daß hier eine zweifellos namensberechtigte Form vor-
liege, für welche ich hiermit den Namen Lygris prunata L. var.
annexa vorschlage.
VI. Herr Dr. Egon Galvagni spricht nochmals unter Demon-
stration des einschlägigen Materiales über Coenonympha philea macro-
phtalmica [vgl. diese „Verhandlungen“, 1906, S. (81), (615)], welche
großgeäugte Form unter dem Einflusse der diesjährigen außer-
ordentlichen Frühsommertrockenperiode studiert und gleichzeitig
mit der ihr sehr nahestehenden, derselben Variationsrichtung an-
gehörenden bosnisch-herzegowinischen Form (orientalis Rbl.), die
in der Ausbeute Dr. Schawerdas in Anzahl vorlag, verglichen
wurde. Macrophtalmica war auch heuer auf den Flugplätzen der
Karawanken die vorherrschende Form, innerhalb welcher in diesem
Jahre ein etwas größerer Perzentsatz der philea zuzurechnen war.
Als standhafte Merkmale gegen orientalis Rbl. seien abermals die
dort kräftig entwickelten Apikalaugen der Vorderflügelunterseite
— einzelne Stücke führen selbst in den Randzellen am Innenwinkel
punktförmige Augen — welche bei macrophtalmica stets nur schwach
entwickelt sind oder ganz fehlen, die mehr braune Färbung des
Basalteiles der Hinterflügelunterseite, die schmälere, nicht wie
dort rein weiße, ozellenführende Randbinde der Hinterflügelunter-
seite anzuführen, wogegen das Fehlen des gelben Umfassungsringes
und die starke Verbreiterung der schwarzen Spiegel als gemeinsame
charakteristische Merkmale bezeichnet werden können.
VII. Herr Dr. Alfred Kolisko weist eine Reihe von Erebia
pronoe Esp. vor, die in den Jahren 1907 und 1908 teils auf dem
Dobratsch bei Villach, teils in den Sextener Dolomiten, jedoch
sämtlich nur in einer Höhe von 1600—1700 m und darüber, erbeutet
wurden, während sich in niedrigeren Lagen dieser Gegenden die
doch sonst nicht seltene »prono&e überhaupt nicht vorfand. Eine
Vergleichung mit einer Reihe von zu diesem Zwecke mitgebrachten
pronoe aus Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark, die
r*
ersammlung der Sektion Tur Lepiıdopterologie.
260 v lung der Sektion für Lepidopterologi
aber sämtlich aus geringer Höhe, teilweise aus der Talsohle selbst
stammen, ergibt folgende konstante Verschiedenheiten:
1. Die Fleckenbinde der Vorderflügel, welche in der Stamm-
form bei den 0’ rötlich, bei den 9 mehr gelblich ist und sich von
der Grundfarbe stets sehr deutlich abhebt, ist in beiden Geschlechtern
dunkler, mehr rotbräunlich und hebt sich infolgedessen weniger
deutlich von der Grundfarbe ab, wodurch die Tiere ein viel düstereres
Aussehen erhalten.
2. Die Fleckenbinde der Hinterflügel, welche bei der Stamm-
form stets deutlich wahrnehmbar ist, besteht in beiden Geschlechtern
nur aus undeutlichen braunen Fleckchen und ist bei vielen Stücken
gänzlich verschwunden.
3. In der Fleckenbinde der Vorderflügel stehen nicht wie bei
der Stammform 3—4, sondern nur zwei Augen unter der Flügel-
spitze, die stets viel kleiner, weniger deutlich gekernt, bei extremen
Stücken ganz ungekernt sind oder auch gänzlich fehlen. Nur die
Q haben meist deutlicher gekernte Augen, die aber immer noch
viel schwächer bleiben als die besonders großen und deutlich ge-
kernten Augen bei den 9 der Stammform. Auch sind die beiden
Apikalaugen stets merklich voneinander getrennt, während sie sich
bei der Stammform berühren oder gänzlich verschmelzen, weshalb
Esper in seiner Beschreibung nur von einem doppelt gekernten
Apikalauge spricht.
4. Die Augenreihe in der Fleckenbinde der Hinterflügel, welche
bei der Stammform stets deutlich wahrnehmbar ist, ist ganz ver-
schwommen und undeutlich und fehlt bei den meisten Stücken
gänzlich.
5. Auf der Unterseite der Vorderflügel stehen in der Flecken-
binde nie mehr als zwei Augen, die bei einzelnen Stücken auch
gänzlich fehlen, während die Stammform stets drei sehr deutliche
Augenflecke an dieser Stelle zeigt.
6. Die Grundfarbe der Unterseite ist auf den Hinterflügeln
meist viel dunkler als bei der Stammform, nahezu schwärzlich.
7. Endlich bleibt die Größe durchschnittlich hinter der Stamm-
form etwas zurück.
Wir haben es somit hier mit einer konstanten Höhenform der
pronoe Esp. zu tun, deren wesentliche Verschiedenheiten umso mehr
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (261)
für ihre Abtrennung von der Stammform sprechen, als sowohl die
ursprüngliche Beschreibung Espers als auch die dazu gehörige
Abbildung auf diese Höhenform durchaus nicht passen. Die Ab-
bildung Espers zeigt nämlich eine sehr deutliche helle rote Binde,
in welcher unter den beiden großen, deutlich gekernten Apikalaugen
noch zwei weitere Augen stehen. Auch auf den Hinterflügeln ist
eine deutliche rötliche Binde zu sehen, in welcher mehrere Augen
stehen. Die Abbildung der Unterseite aber zeigt eine viel hellere
Färbung als sie den Stücken der Höhenform eigen ist. In der zu
dieser Abbildung gehörigen Beschreibung aber werden ebenfalls
außer den beiden Apikalaugen noch zwei weitere Augen auf den
Vorderflügeln und die Augenreihe auf den Hinterflügeln erwähnt,
die rote Binde der Vorderflügel aber ausdrücklich mit der bekannt-
lich besonders hellroten und deutlichen Binde der Erebia aethiops
verglichen.
Man wird aber zu dieser Abtrennung noch durch den weiteren
Umstand gedrängt, daß mittlerweile die extremsten Stücke dieser
Höhenform bereits als zwei besondere Abarten beschrieben und be-
nannt worden sind. In der Stuttgarter Entomologischen Zeitschrift
vom 1. April 1908 werden nämlich die Formen mit gänzlich un-
gekernten schwarzen Flecken in der Binde der Vorderflügel und
jene, bei welehen auch diese Punkte gänzlich geschwunden sind,
erstere als ab. pithorides und letztere als ab. depuncta, beide von
Schultz beschrieben, so daß also gerade die normalen Stücke
dieser Höhenform, nämlich jene mit dunkler, bräunlicher Farbe der
Vorderflügelbinde, in welcher zwei kleine gekernte Augen stehen,
unbenannt blieben. Gerade auf diese Stücke paßt nun aber voll-
ständig die Beschreibung und Abbildung, welche seinerzeit Stau-
dinser in der „Iris“, VII, S. 287, Taf. 5, Fig. 1 und 2 für eine
von ihm im Allgäu entdeckte Erebia gegeben hat, die er als var.
almangoviae bezeichnete. Die Abbildung braucht nur mit den von
mir vorgewiesenen Stücken verglichen zu werden, um ihre voll-
ständige Identität zu erkennen; in der Beschreibung aber wird aus-
drücklich bemerkt, daß almangoriae auf der Oberseite der Vorder-
flügel fast stets eine zusammenhängende braune Binde führt, in
der die obenstehenden schwarzen Augenflecke sehr klein, bei einigen
d' kaum noch weiß gekernt sind, sowie daß auf der Oberseite der
(262) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Hinterflügel 3—4 braune (meist undeutliche) Flecke stehen, die
nur zuweilen kleine schwarze Mittelpunkte führen.
Staudinger hatte diese var. almangoviae irrtümlich zu Erebia
nerine gezogen und den Namen später, als er diesen Irrtum er-
kannte, gänzlich zurückgezogen. Er dürfte aber dermalen für die
oben beschriebene Höhenform der pronoö zu restituieren sein. Wir
hätten somit derzeit folgende Formen von Erebia pronoe: -
l. Die Stammform Erebia pronoe Esp. mit deutlicher rötlicher
Fleckenbinde auf der Oberseite der Vorder- und Hinterflügel und
einer Reihe von 3—4 Augenflecken, die besonders auf den Vorder-
flügeln groß und sehr deutlich weiß gekernt sind.
2. Die var. altie. almangoviae Stdgr. mit bräunlicher Flecken-
binde auf den Vorderflügeln, in welcher nur zwei sehr kleine und
schwach gekernte Augen stehen, und mit einigen undeutlichen bräun-
lichen Flecken auf den Hinterflügeln, die meist ohne alle Mittel-
punkte sind.
. 3. Die ab. pithorides Schultz mit zwei kleinen, gänzlich un-
sekernten schwarzen Punkten statt der Augen in der Binde der
Vorderflügel.
4. Die ab. depuncta Schultz ohne alle Augen oder Punkte in
der Fleckenbinde, welche beide Abarten eigentlich nur extreme
Stücke der var. almangoviae darstellen.
5. Endlich die var. pitho Hbn., bei welcher nicht nur die
Augen und Punkte, sondern auch die Fleckenbinde selbst ganz
oder fast ganz verschwunden ist.
Herr Neustetter weist darauf hin, daß diese pronoe-Form
bereits von ihm aus dem Dobratschgebiete erwähnt wurde (X. Jahres-
ber. d. Wr. Entom. Ver., 1899, 8. 36).
VII. Herr Robert Spitz bespricht unter Vorweisung eine
neue Aberration von Abrazxas sylwata Se.
Durch Zucht aus Raupen von Abr. sylvata Se., welche ich in
den Auen bei Klosterneuburg von Prunus padus klopfte, gelang
es mir, einige aberrative Falter zu erhalten, welche von der Stamm-
art stark abweichen.
Die vorliegenden Stücke unterscheiden sich von der Stamm-
art hauptsächlich durch Reduktion und teilweise gänzliches Ver-
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (263)
schwinden der bleigrauen, bläulichen Fleckenzeichnungen auf den
Vorder- und Hinterflügeln, so daß diese Tiere der nächsten Art,
Abraxas pantaria L., sehr ähnlich sehen, sich aber davon doch
sogleich durch ein kleines bleigraues Fleckchen in der Mitte des
Saumes der Vorderflügel unterscheiden, der bei pantaria in breiter
Ausdehnung rein weiß ist.
Grundfarbe rein weiß wie bei der Stammform. Die dunkel-
braunen Flecke an der Basis, am Vorderrand und am Hinterrand
der Vorderflügel sowie am Afterwinkel der Hinterflügel sind kleiner
und heller. Die bleigrauen Fleckenbinden auf den Vorderflügeln
der Stammform sind hier nur durch schwache Punkte angedeutet
oder fehlen gänzlich, auch die Saumflecke sind schwächer auf-
getragen. Der graue Mittelfleck der Vorderflügel, welcher bei der
Stammart unregelmäßig erscheint und meistens bis an den Vorder-
rand erweitert ist, erscheint bei der vorliegenden Aberration fast
kreisrund und hängt nicht mit dem Vorderrande zusammen, sondern
steht frei, weil eben die Fleckenbinde fehlt.
Es wäre wohl von Interesse zu konstatieren, ob auch auf
Ulmus gefundene Raupen diese Aberration ergeben oder ob dieselbe
sich nur auf solche von Prunus padus lebende beschränkt.
Bei der großen habituellen Ähnlichkeit, welche die vorliegende
Form mit Abr. pantaria besitzt, glaube ich, für sie den Namen
pantarioides in Vorschlag bringen zu sollen.
Typische Stücke davon befinden sich in meiner Sammlung
und in jener des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums.
IX. Herr Heinrich Neustetter gibt unter Vorlage von Beleg-
stücken die Beschreibung zwei neuer Formen von Melanargia
larıssa var. herta H. G.
Ende Juni d. J. fing ich bei Gravosa in Dalmatien zahlreiche
Stücke der Form herta, unter welchen sich einige Aberrationen
befanden, von denen ich die zwei auffälligsten hier beschreiben
will. Die interessanteste derselben, von der mir zwei Weibchen
vorliegen, unterscheidet sich durch das Fehlen der Augen, wie das
ja schon bei mehreren Arten dieser Gattung bekannt ist. Bei dem
einen Q fehlen die Augen sowohl oberseits als auch unterseits aller
Flügel vollständig, bei dem anderen 9 fehlen sie oberseits ebenfalls
(264) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
vollständig bis auf einen schwarzen Apikalpunkt und nur auf der
Unterseite der Hinterflügel ist noch ein verloschenes Auge in Zelle 1
und 6 zu erkennen.
Diese augenlose Form benenne ich Herrn Dr. Karl Schawerda
zu Ehren ab. schawerdae.
Als Übergang zu dieser Form ist auch ein d’ vorhanden, bei
welchem oberseits die Augen fehlen, unterseits aber verkleinert vor-
handen sind.
Die zweite Form, von der mir mehrere 9 vorliegen, entspricht
der ab. amarginata Metzger von galathea L., indem auch hier die
schwarze Saumbinde der Hinterflügel vollständig fehlt. Diese Stücke
sind auch sonst etwas heller als herta, da die schwarze Zeichnung
reduziert und besonders die Schattenbinde der Hinterflügel, in der
die Augen stehen, viel schwächer auftritt, wie dies ganz ähnlich
bei der ab. adriatica Seitz vorkommt. Letztere hat aber eine deut-
liche Saumbinde und nur Punkte anstatt der Augen, die bei der
vorliegenden Form groß und sehr scharf umringt sind. Ich nenne
diese Form ab. delimbata.
Erwähnen möchte ich noch, daß ich auch die Formen occae-
cata Stdgr., hertina Stdgr., adriatica Seitz sowie Stücke, die den
Formen grumi Standf. und astanda Stdgr. sehr nahe stehen, in Dal-
matien bei Gravosa gefangen habe.
X. Herr Dr. Rebel lenkt in einer vorläufigen Mitteilung die
Aufmerksamkeit auf das Vorkommen von Hiptelia lorezi Stdgr. im
Gebiete des Wiener Schneeberges und bespricht die Unterschiede
gegen Hipt. ochreago Hb.
XI. Nachträglich legt Herr Heinrich Neustetter die Be-
schreibung und Besprechung neuer oder wenig bekannter
Formen der Gattung Heliconius Latr. vor:
1. Heliconius ismenius forma defasciatus m.
Diese Form unterscheidet sich von ismenius besonders da-
durch, daß die schwarze Mittelbinde der Hinterflügel fehlt und nur
durch einen schwarzen, mit dem Saum zusammenhängenden Fleck
in Zelle 6 angedeutet ist. Dadurch bekommen die Hinterflügel das
Aussehen wie bei clarescens Btl. Die Vorderflügel sind von ismenius
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (265)
kaum verschieden, die rotgelbe Farbe ist mehr ausgebreitet, sie
geht in Zelle 1 bis nahe zum Außenrand, denselben kaum 1 mm
breit schwarz lassend. Der schwarze Fleck in der Mittelzelle ist
nur sehr schmal, ohne Spitze gegen die Wurzel.
Muzo (Kolumbien). 1 typisches S in Coll. Neust.
2. Hel. ismenius hermanni Riff. d.
Herr Riffarth beschrieb (Berl. Ent. Zeit., XLIIL, 1898, 5. 407)
die ismenius-Form hermanni nur nach dem weiblichen Geschlechte.
Unter einer größeren Zahl ismenius, die ich aus Kolumbien erhielt,
befand sich auch ein sehr dunkles J’‘, das ich als das noch unbe-
kannte d' von hermanni ansehe und im folgenden beschreibe. Die
weiße Fleckenquerbinde hinter der Mittelzelle der Vorderflügel ist
hier noch vorhanden, aber klein und schwarz bestäubt, der lange
weiße Fleck in Zelle 2 fehlt vollständig, der zwischen Keil und
Endzelle liegende Teil der Grundfarbe ist nur durch schwarze und
weißliche Bestäubung in seiner Form angedeutet, der Keilfleck
selbst ist sehr groß, mit Spitzenansatz gegen die Wurzel; Sub-
medianstreif wie bei der Hauptform. Die Hinterflügel sind genau
wie beim hermanni-Weibehen mit sehr breiter, nach außen lang
gezähnter schwarzer Mittelbinde.
Muzo (Kolumbien). 1 typisches J’ in Coll. Neust.
3. Hel. ithaka ithaka C. u. R. Felder.
Von zwei mir vorliegenden Stücken (1 3,19) dieser sehr
seltenen Art weicht das d’ von der Type dadurch ab, daß der obere
schwarze Medianfleck sich gabelt und in Zelle 4 mit dem Außen-
rande vereinigt, wodurch in dieser Zelle ein schwefelgelber Fleck
der Querbinde abgetrennt und isoliert wird. Der Randfleck in Zelle 3
ist ebenfalls sehr groß und fließt mit dem Ausläufer des oberen
Medianfleckes zusammen. Im Apex der Vorderflügel drei gelbe
Flecke, Hinterflügel von der Hauptform nicht verschieden. Sollte
sich diese Form als konstant erweisen, so schlage ich für sie den
Namen cajetani vor.
Ich erhielt dieses Stück zugleich mit einem typischen © mit
der mir sehr zweifelhaften Vaterlandsangabe Ekuador. Meines
Wissens stammen alle ithaka-Formen aus Kolumbien.
Hab.? (Kolumbien). 1 typisches d' in Coll. Neust.
(266) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
4. Hel. ithaka vittatus Butl.
Von drei mir vorliegenden Stücken (2 d, 19) weicht ein C’
durch dieselben Merkmale von vittatus ab, als dies innerhalb der
vorerwähnten Hauptform der Fall war, doch fehlen hier die schwefel-
gelben Flecke im Apex der Vorderflügel. Sonst sind keine Unter-
schiede vorhanden. Alle drei Stücke stammen aus Kolumbien.
5. Hel. anderida melicerta forma muzoensis m.
Diese Form weicht von typischen melicerta dadurch ab, daß auf
den Vorderflügeln noch eine zweite vollständige Reihe von fünf
schwefelgelben Flecken auftritt, die mit den Randflecken gleich-
laufen und besonders bei dem 9 sehr scharf und deutlich ausgeprägt
sind. Beim J’ zeigen diese zwei Fleckenreihen Neigung zum Zu-
sammenfließen im Apex. Der schwarze Keilfleck in der Mittelzelle
der Vorderflügel ist größer als bei melicerta, beim d mit Spitzen-
ansatz gegen die Wurzel. Die Hinterflügel des J’ sind von meli-
certa nicht verschieden, jene des 9 führen in der schwarzen Saum-
hälfte je zwei längliche gelbe Streifen in Zelle 2—5, die den Saum
nicht berühren. In Zelle 2 und 3 sind sie undeutlicher, weil schwarze
Bestäubung sie bedeckt, in Zelle 6 und 7 je ein gelber Fleck.
Drei d‘, Übergangsstücke zu dieser Form, werden bereits von
Riffarth (Berl. Ent. Zeit., 1900, S.186 und 1901, S. 73) erwähnt,
doch sind die inneren Fleeke nicht sehr deutlich ausgeprägt, was
auch bei einem zweiten Q meiner Sammlung der Fall ist.
Muzo (Kolumbien). Typen: 1 JS und 1 9, Coll. Neust.
6. Hel. anderida melicerta forma zygia Riff.
Herr Riffarth kannte nur d' von dieser neuen Form, welche
er in der Deutschen Ent. Zeitschr. (Berlin, 1907), 8.504 beschrieb.
Mir liegen jetzt ein d' und auch ein 9 vor, letzteres stimmt mit
dem d’ völlig überein, indem der Endzellfleck mit dem Median-
fleck einerseits und mit dem schwarzen Außenrande anderseits zu-
sammenhängt, wodurch der obere Teil der gelben Querbinde ab-
getrennt wird. Beide Stücke stammen aus Muzo (Kolumbien).
7. Hel. anderida annetta Rift.
Auch von dieser interessanten Form liegt mir ein 9 aus
Kolumbien vor, das genau den J’ entspricht, wie Riffarth sie in
der Berl. Ent. Zeit. (1900), S. 187 beschreibt. Nur der Vorderrand
der Hinterflügeloberseite ist (wie bei dem 9 üblich) dunkel schwarz-
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (267)
braun bis zur Subeostalis, im Apex mit zwei gelben Flecken. Der
schwarze Keilfleck in der Mittelzelle der Vorderflügel erreicht mit
seiner Spitze die Wurzel.
8. Hel. cydno hermogenes Hew.
Hewitson bildet ein d’ ab und auch Riffarth scheint nur
d' gekannt zu haben, bei welchen die Fleckenbinden der Vorder-
flügel teilweise weiß und gelb sind. Mir liegt nun ein Q aus
Kolumbien dieser außerordentlich seltenen Form vor, bei dem alle
Flecke der Vorderflügel gelb sind, sonst stimmt das Stück mit der
Abbildung von Hewitson gut überein.
9. Hel. melpomene aglaope forma anna m.
Diese Form unterscheidet sich von aglaope dadurch, daß die
schwefelgelbe Querbinde der Vorderflügel nach außen zuerst weib
und dann schmal rot gerandet ist, alles andere wie bei aglaope.
Canelos (Ekuador). Type: 1 J‘, Coll. Neust.
10. Hel. melpomene aglaope forma ecuadorensis m. —
Aglaope var. Oberthür, Etud. Ent., XXI, Pl. 11, Fig. 123.
Oberthür bildet bereits ein J’ dieser Form aus Ekuador ab,
von wo mir jetzt mehrere übereinstimmende J’ und 9 vorliegen.
Der Hauptunterschied dieser Ekuadorform gegen aglaope liegt in
der schwefelgelben Querbinde der Vorderflügel. Dieselbe ist nämlich
reduziert, der Fleck in Zelle 4 fehlt immer vollständig, die anderen
sind verkleinert, nach außen mehr abgerundet. Die Grundfarbe
der Flügel ist intensiv schwarz, die Strahlen der Hinterflügel meist
feiner als bei aglaope und höher rot. Der Saum der Flügel mehr
gewellt, alle Stücke etwas kleiner als aglaope. Diese Form verhält
sich zu aglaope wie etylus Salv. zu erato estrella Bat., die beide
auch in Ekuador zusammen fliegen.
Macas und Zarayaquilio (Ekuador). Mehrere typische J’ und
Q, Coll. Neust. und Niepelt.
11. Hel. melpomene aglaope forma dione m.
Diese interessante Form steht zwischen aglaope riffarthi Stich.
und zenoclea forma isolda Niep.
Die Vorderflügel haben die Zeichnung wie riffarthi, der äußere
Bindenfleck der Vorderflügel ist aber nicht rot, sondern gelb und
ringsherum braun gerandet; in der Mittelzelle und in Zelle 3 liegt
rotbraune Bestäubung und läßt die Form des wenoclea-Fleckes er-
(268) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
kennen; die Basis der Vorderflügel ist rotbraun wie bei den anderen
aglaope-Formen, doch ist die rotbraune Farbe mehr reduziert. Der
Vorderrand bleibt bis zur Subecostalis schwarz, die Submediana
bleibt ebenfalls breit schwarz, zwischen derselben und dem Innen-
rand nur schwache rotbraune Bestäubung. Der gelbe, braun ge-
randete aglaope-Fleck ist verkürzt, er geht nur bis in Zelle 5,
genau wie bei der Form ecuadorensis und wie bei allen xenoclea-
Formen. Die Hinterflügel sind wie bei isolda Niep., die roten
Strahlen aber noch feiner, der an der Wurzel liegende (Strahl 1)
fehlt ganz, der 7. ist nur ganz fein und kaum noch zu erkennen.
Der rote Querbalken an der Wurzel ist noch kürzer als bei isolda,
am längsten von diesen drei ähnlichen Formen ist dieser Balken
noch bei riffarthi, wo er zu einer feinen Spitze ausgezogen er-
scheint. Der gelbe Fleck der Vorderflügel ist auf der Unterseite
weißlich, ohne die braune Umrandung. Der xenoclea-Fleck fehlt
vollständig, die rote Farbe ist nur in der Mittelzelle vorhanden,
sowie ein rotes Streifehen zwischen Costalis und Subecostalis. Der
Innenrand ist glänzend hellgrau bis zur Mediana. Die Unterseite
der Hinterflügel ist schwarzbraun mit sechs feinen roten Strahlen.
Am Vorderrande liegt ein gelber Streif, der bis zur Mitte zieht, da-
hinter an der Subeostalis ein orangegelber, nur halb so langer Streif
als der am Vorderrande; an der Wurzel zwei rote Punkte. Größe
und Körperzeichnung wie bei aglaope.
Canelos (Ekuador). 1 typisches d’ in Coll. Neust.
Diese Form steht nun genau zwischen den aglaope- und xeno-
clea-Formen, welche ich genau untersucht habe, da mir durch die
Freundlichkeit des Herrn Niepelt alle diese Formen — mit Aus-
nahme von zenoclea niepelti Riff. — vorlagen. Die Anreihung der
Formen iris, niepelti, isolda, rubripicta, adonides und gisela an
aglaope, die Herr Stichel als zu weit gehend betrachtet (Berl. Ent.
Zeit., LII, 1907, S. 215), dürfte demnach doch richtig sein. Das-
selbe ist bei den Formen zwischen erato estrella und microclea
notabilis der Fall, denn auch bei diesen ist nicht nur kein kon-
stantes trennendes Merkmal aufzufinden, sondern es sind auch
Übergänge bekannt durch die Formen rosacea, beata, ochracea
feyeri. So hat der schwefelgelbe Bindenfleck der Vorderflügel bei
estrella etylus Salv. noch genau die Form des äußeren microclea-
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (269)
Fleckes und bei einem Stück meiner Sammlung ist auch noch in
der Mittelzelle ein gelbes Fleckchen vorhanden, das als Anfang oder
auch Rest des inneren Fleckes von microclea zu betrachten ist.
Allerdings müßten dann, wie Herr Stichel bereits bemerkt, xeno-
clea und microclea ihr Recht als gute Arten einbüßen, da sie als
Formen von melpomene, beziehungsweise erato zu betrachten wären.
12. Hel. erato phyllis forma athene m.
Athene ist eine amata Stdgr., bei der alles Gelb fehlt. Die
Flügel sind also einfärbig schwarzbraun mit roter Querbinde der
Vorderflügel, welche am Vorderrand beginnt und in Zelle 1, nahe
dem Außenrand endigt. Diese hat genau die Form wie bei hydara
guarica, doch ist sie hell ziegelrot, auf der Unterseite gelblichrosa.
Außerdem unterscheidet sich athene von guarica durch die be-
deutendere Größe, auch fehlt jede Spur von Blauglanz, der bei
guarica immer mehr oder weniger vorkommt. Von vieulata Riff.,
der sie in der Größe ähnlich ist, unterscheidet sie sich durch die
Gestalt der roten Querbinde, welche mehr geschlossen ist, und durch
abgerundete, nicht wie bei viculata spitzige Flügel. Der Flügel-
schnitt, die Größe und Zeichnung des Körpers, der gelbe Vorder-
randstreifen auf der Unterseite der Hinterflügel und die roten Wurzel-
punkte sind genau wie bei phyllis.
Chiquitos (Bolivien). Typen: 1 und 1 9, Coll. Neust.
Versammlung am 4. Dezember 1908.
Vorsitzender: Herr Prof. H. Rebel.
I. Der Vorsitzende legt unter Hinweis auf ein demnächst
erscheinendes eingehendes Referat vor:
Niekerl, Dr. Ottokar. Die Motten Böhmens. Beiträge zur In-
sektenfauna Böhmens. VI. (Prag, Gesellschaft für Physiokratie, 1908.)
Referent bemerkt nur, daß die in obiger Arbeit von ihm be-
schriebene Nepticula nickerli ein älteres Synonym in Nept. thurin-
giaca Petry (Stett. Ent. Zeit., 1904, S. 179, aus Thüringen) besitzt,
deren Raupe ebenfalls auf Potentilla gefunden wurde. Die Ein-
teilung letzterer Art in eine unrichtige Gruppe hat die rechtzeitige
Erkennung der Prager Stücke verhindert.
(270) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
1I. Herr stud. phil. H. Zerny macht nachstehende Mitteilung:
Am 20. Mai d. J. gelang es mir, bei Pötzleinsdorf (Wien) ein
melanotisches Stück (J’) von Eurymene dolabraria L. zu erbeuten,
das ich im nachfolgenden beschreibe. Die Grundfarbe der Vorder-
flügel ist dunkel kastanienbraun, gegen die Wurzel und den Innen-
winkel schwarz, nur an der äußersten Wurzel ist die normale
Grundfarbe — ledergelb — an einer kleinen Stelle erhalten; von
der feinen, rostbraunen Querwässerung der Normalform ist nichts zu
sehen. Die Grundfarbe der Hinterflügel ist rötlich braungrau, gegen
den Afterwinkel geschwärzt. Die Unterseite beider Flügel ist
kastanienbraun, auf den Vorderflügeln gegen die Wurzel sehr wenig,
gegen den Innenwinkel stärker geschwärzt; auf den Hinterflügeln
nimmt die schwarze Färbung in einer sich gegen den Apex ver-
schmälernden Saumbinde den ganzen Außenrand ein. Die Fransen
lassen, soweit erhalten, keine Verdunkelung gegenüber der Normal-
form erkennen. Für diese interessante Form von Eurymene dola-
braria, von der bis jetzt überhaupt noch keine Aberration bekannt
zu sein scheint, schlage ich den Namen ab. atrox vor.
Ill. Herr Dr. E. Galvagni spricht über Melitaea didyma var.
dalmatina Stgr. und einige Aberrationen derselben Art unter Vor-
lage eines reichen Materiales.
IV. Der Vorsitzende demonstriert zwei neue Aberrationen und
gibt nachstehende Beschreibung derselben:
1. Deilephila euphorbiae L. ab. cuspidata (n. ab.).
Aus Raupen, welche im heurigen Jahre in Anzahl bei Inzers-
dorf am Wienerberge von Herrn Pateisky gesammelt wurden,
gelangte neben normalen Stücken überwiegend eine Falterform
zur Entwicklung, welche auf den blässer gewordenen Hinterflügeln
die schwarze Antemarginalbinde schmäler und scharf gezackt auf-
weist. Diese Zackenbildung ist gegen die Saummitte am stärksten
und bildet namentlich auf Ader C, und M, zwei lange, gegen den
Saum gerichtete Zähne. Gegen den Vorderrand zu werden die
Zacken kürzer und stehen enger aneinander. Sonstige auffällige
Verschiedenheiten gegen normale Stücke liegen nicht vor. Ein
typisches Pärchen befindet sich in der Sammlung des k. k. Natur-
historischen Hofmuseums.
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (271)
2. Eneclidia mi Cl. ab. explanata (n. ab.).
Herr Ingenieur Nosolck erbeutete in diesem Jahre in Birken-
berg bei Pfibram in Böhmen ein frisches männliches Stück einer
sehr auffallenden, bisher unbeschriebenen Aberration von Fuclidia mi.
Die Vorderflügel zeigen an der Basis eine weißgraue Grund-
farbe, welche gegen den Saum immer heller wird und nach der
Wellenlinie fast rein weiß erscheint. Die Zeiehnungsanlage ist
unverändert, ihre Ausbildung wird aber gegen den Saum zu immer
geringer. Dem ersten gegen den Innenrand gerichteten Zahn fehlt
bereits die weißgraue Einsäumung. Der schwarze Punkt der Rund-
makel ist sehr groß und tritt sehr deutlich hervor, die Nierenmakel
ist im Gegensatz zu normalen Stücken, bei welchen sie ganz vom
Sehwarz bedeckt wird, hier deutlich weißgrau und besitzt eine fast
dreieckige Form. Der darauf folgende, gegen den Saum und Innen-
rand hakenartig vorspringende schwarze Vorderrandsfleck ist stark
reduziert, kaum die Hälfte so breit wie bei normalen Stücken und
entbehrt der weißen Säumung. In dem darauffolgenden breiten,
vorherrschend weißen Saumfeld ist die Wellenlinie nur durch ihre
innere schwärzlichgraue Beschattung angedeutet, welche gegen den
Vorderrand ganz verlöscht. Die Fransen sind wie bei normalen
Stücken schwarzgrau, weiß gefleckt.
Die Hinterflügel haben eine analoge Veränderung wie die
Vorderflügel erfahren, das heißt, auch sie zeigen eine blässere, weiß-
gelb gewordene Grundfarbe und ihre schwarze Zeichnung ist nur
im Basalteil erhalten geblieben. Nach dem tief zackig begrenzten
schwarzen Basalfelde, in welchem die zwei gelben Längsflecke der
Stammart erhalten sind, wird der Flügel eintönig blaßgelb, welche
Färbung vor dem Innenwinkel ins Weißliche übergeht. Die Adern
sind schwärzlich bestäubt und treten als gegen den Saum zu ver-
dickte Radiärstriche hervor. Die Fransen sind schwarzgrau, in
ihrer Außenhälfte fast rein weiß.
Auch die Unterseite weicht durch die starke Reduktion der
schwarzen Zeichnung stark ab. Vorderflügel und Hinterflügel sind
etwas blässer gelb als bei der Stammform und weisen als einzige
Zeichnung die scharf hervortretende, spitze, gebrochene Mittelbinde,
die den Innenrand nicht erreicht, auf. Die schwarzen Basalpunkte
und die Fleckenbinde im Saumfelde fehlen vollständig.
(272) Versammlung der Sektion für Lepidopterologie.
Auch der Körper zeigt die grau gefärbten Stellen viel heller,
Palpen, Stirne und Halskragen können weiß genannt werden.
Ich schlage für diese schöne Aberration den Namen explanata
vor. Das wertvolle Stück wurde von Herrn E. Kysela in sehr
dankenswerter Weise dem k. k. Naturhistorischen Hofmuseum ge-
spendet.
V. Herr Dr. K. Schawerda spricht unter Vorlage eines Serien-
materiales über Parnassius apollo var. bosniensis Stich. und bemerkt,
daß sowohl gelbliche als auch weiß gefärbte S auftreten. Überdies
seien die Stücke vom Trebevic regelmäßig kleiner als solche aus
der Herzegowina. Das gleiche sei auch bei Colias myrmidone var.
balcanica der Fall.
VI. Derselbe regt ferner die Frage an, ob @onepterix cleopatra
wirklich zwei Generationen besitze, wie aus der Bezeichnung „gen.
aest. italica Gerh.“ im Katalog von Staudinger-Rebel geschlossen
werden könnte.
Nach längerer Diskussion, an welcher sich die Herren Fleisch-
mann, Dr. Galvagni, Neustetter, Dr. Rebel und Hofrat Schima
beteiligen, wird als wahrscheinlich angenommen, daß überwinterte
Stücke bis anfangs Juni fliegen und frische Stücke bereits Mitte
Juli auftreten, um welche Zeit auch Herr Fleischmann solche
auf Lussin grande erbeutet hatte.
VI. Herr Hofrat Dr. Schima macht anläßlich der unbegrün-
deten Aufstellung neuer Lokalformen durch Fruhstorfer auf den
Mißbrauch aufmerksam, der gegenwärtig mit der Benennung von
Aberrationen und Lokalformen getrieben wird, wodurch eine unge-
heure Zahl vielfach unberechtigter Namen geschaffen wird, welche die
systematische Nomenklatur ungebührlich belasten. Er bringt den
Vorschlag zur Erwägung, daß nur die Benennung solcher Formen
Berücksichtigung finden solle, welche an einem öffentlichen Museum
zur Begutachtung vorgelegen seien.
Prof. Rebel, weleher auf das freudigste die Anregung des
Vorredners begrüßt, weist vor allem auf die großen Schwierigkeiten
hin, welche sich bei Behandlung solcher Fragen ergeben. Schon
Versammlung der Sektion für Lepidopterologie. (273)
der Mangel einer zwingenden Autorität macht hier die Durch-
führung auch der sachlich berechtigtesten Vorschläge leicht illusorisch.
Auch müsse man sich von vornherein gegen den Vorwurf der
Bequemlichkeit schützen, welche als Ursache für die Stellungnahme
gegen eine Vermehrung der Namen angesehen werden könnte.
Überdies trete letztere gegenwärtig in allen Zweigen der Zoologie
und Botanik auf und hänge mit der Herausbildung schärferer dia-
gnostischer Begriffe zusammen.
Nichtsdestoweniger werde zweifellos, namentlich auf lepido-
pterologischem Gebiete, von einzelnen Autoren geradezu Unfug mit
der Benennung getrieben, zu dessen Steuerung vor allem die Re-
daktionen der Zeitschriften berufen wären, die fachmäßiger geleitet
sein sollten und dann auch nicht jedem Vielschreiber bereitwilligst
seine saloppen Enunziationen zum Abdrucke bringen würden.
Jedenfalls sei es sehr wünschenswert, wenn die Frage an
einem der nächsten Sektionsabende wieder zur Diskussion gelangt.
2. B. Ges. 58. Bd. s
a
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Floristische Funde aus der Umgebung
von Stockerau in Niederösterreich.
Von
J. Haring.
II1.')
(Eingelaufen am 20. Januar 1907.)
Seit 1838 war ich bemüht, die Grenzen unseres Gebietes in
nördlicher, nordwestlicher und westlicher Richtung hinauszurücken.
Auch im engeren Bereiche fand sich manche Pflanze, die früher
übersehen wurde, ganz abgesehen von neu eingewanderten Fremd-
lingen und anderen Veränderungen, die infolge schnellen Umtriebes
in den Auen, Straßenanlagen und Neubauten, Überschwemmungen
u. dgl. eintreten. So wurden am Westende der Stadt zwei Schotter-
gruben aufgelassen, deren Grund, noch teilweise mit Wasser be-
deckt, sogleich mit einer Anzahl ortsfremden Pflanzen besiedelt
wurde: Sisymbrium sinapistrum Crantz, Erysimum pannonicum
Crantz, Oenanthe silaifolia M. Bieb., Veronica anagallioides Guss.,
Gratiola offieinalis L., Plantago arenaria W. Kit. und (in wahren
Riesenexemplaren) Gnaphalium Iuteo-album L. waren in Menge
vorhanden, mußten jedoch bei allmählicher Austrocknung und Ver-
grasung sämtlich wieder einheimischen Formen weichen. Zum
Schlusse bedeckte Lathyrus aphaca L. buchstäblich den Boden der
einen Grube, um ebenso schnell wieder zu verschwinden.
Vor zehn Jahren traf ich am Bahnhofe Matricaria discoidea
DC., welche Art sich nicht nur dort erhält, sondern sich in der
1) Siehe diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1887, S.51—68 und Jahrg. 1888,
S. 507—528.
Z. B. Ges. 58. Bd. 1
2 J. Haring.
ganzen Stadt an unbebauten Stellen ausbreitet und sich wohl er-
halten dürfte. Dagegen tauchten Vicia lutea L. und Cakile mari-
tima L. nur einmal in wenigen Exemplaren auf und wurden im
folgenden Jahre nicht mehr gesehen. Auch Clypeola maritima L.
fand sich auf einem Acker an der Stadtgrenze, um schon im
nächsten Jahre unter einem Neubaue begraben zu werden. “Das
gleiche Schicksal traf Herniaria hirsuta L., welche Art somit aus
unserer Florula zu streichen ist. Lathyrus aphaca L. wandert
auf dem Damme der Nordwestbahn von Ort zu Ort und scheint
sich hier zu erhalten.
Die Böschungen der neuen Schutzdämme prangten im ersten
Sommer mit Papaver argemone L., dubium L. und Formen von
P. rhoeas L. sowie mit Trifolium incarnatum L. und anderen Arten;
alle aber räumten nach kurzem Dasein einheimischen Arten das Feld.
Im Spätsommer 1893 traf ich in einem Schlage des Rohr-
waldes zuerst für unser Gebiet Erechthites praealta Raf. in an-
sehnlichen Individuen, doch schon im nächsten Jahre war nichts
davon zu sehen. Einige Jahre später tauchte dieser Fremdling in
wenigen Exemplaren in einem Schlage unserer Au empor, um
ebenso rasch wieder zu verschwinden, und vor drei Jahren fand
ich diese Art wieder in einem Schlage am westlichen Ufer des
Rohrwaldteiches in fast zahlloser Menge, von fingerhohen ein-
blütigen Pflänzchen bis zu fast mannshohen Riesenexemplaren. Ob
die Art sich dort behauptet, kann ich nieht sagen, da ich seither
diesen Standort nicht besucht habe.
Auf einer Wiese bei Spillern fand ich vor mehreren Jahren
Sesleria coerulea Arduin var. uliginosa Celak. an mehreren Stellen
in ziemlicher Menge. Anfang der neunziger Jahre sammelte ich
am Ufer des Rohrwaldteiches Erinosma vernum G. v. Beck, das
dort in etwa 30 Individuen wuchs.
In großer Menge stand diese Art im sogenannten Binder-
schlage in der Au bei Zaina, wo ich auch die zweiblütige Form
häufig beobachtete und einige Exemplare davon sammelte. Der
Schlag ist heute wieder dicht verwachsen und wird gegen Fremde
eifrig gehütet.
In den Materialgräben, die hie und da die neue Bahnlinie
Stockerau—Absdorf begleiten, findet sich wenig Erwähnenswertes.
Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 3
Nur bei Hausleithen wächst in einem solchen Chamaenerium an-
gustifolium Scop., während auf der Höhe des Wagram ganz nahe
dabei COhamaenerium palustre Scop. auf dürrem Boden vorkommt
und Tamarisceus germanicus Scop.
Auf einem Felde zwischen obiger und der Nordwestbahn
zeigte sich auf Rainen Phlomis tuberosa L. und hielt sich einige
Jahre daselbst, um wie so manch anderes wieder einzugehen.
Gegen Znaim besiedelten den verbreiterten Bahndamm Sisym-
brium Loeseli L. var. cıliatum G. Beck, Linum usitatissimum L.
und austriacum L., Trifolium incarnatum L., von denen nur Linum
austriacum L. sich zu behaupten vermag. Gegen Spillern fand ich
an der Bahn mehrere Exemplare von Lepidium perfoliatum L.,
seither nicht mehr. In der Au traf ich auf einer Wiese Iris sibi-
rica L. reichlich fruchtend und Gentiana Pneumonanthe L. Weiter
gegen den Strom hin fand ich vor 17 Jahren in einem Boden Im-
patiens parviflora DC. in großer Menge. Die Art breitet sich dort
gegen den Strom weiter aus und dürfte sich behaupten. Vereinzelt
fand ich dort Rudbeckia laciniata L. und Achillea ptarmica L.
Mit der Regulierung des Göllersbaches wurden dort fast sämt-
liche Büsche von Salix lanceolata Sm. vernichtet. Im September
1905 beobachtete ich am Ufer des Krumpenarmes mehrere Sträucher
von Salix viminalis L., welche zahlreiche Sommer-, beziehungsweise
Herbstkätzchen trugen, von denen viele Samen streuten. Im nächsten
Jahre konnte ich von dieser Erscheinung nichts wahrnehmen.
Elodea canadensis Mich. ändert fleißig seine Standorte, erhält
sich jedoch in bescheidenem Maße. Auffallend war im Sommer
1905 das massenhafte Auftreten von Sparganium simplex Huds.
im Stockerauerarme. Es bildete mehrere dichte Wiesen; heuer
keine Spur mehr davon. Ich sah diese Art überhaupt nur zwei-
mal in unserem Gebiete und sammelte sie in einem Wassergraben
der Au, wo sie in Menge vorhanden, ebenso spurlos verschwand.
Die tristen Wasserverhältnisse des Gangwassers bei Unter-
zögersdorf, das vor 25 Jahren noch so reich an allerlei Wasser-
pflanzen war, lassen Art auf Art vergehen. So starben Utricularia
vulgaris L., Carex pseudo-cyperus L. und Hydrocharis aus und es
ist kaum zu erwarten, daß diese Pflanzen dort wieder zum Vor-
schein kommen.
1*
4 J. Haring.
Im Rohrwalde wurden von mir bis 1883 übersehen: Ophio-
glossum vulgatum L. auf einer feuchten Wiese nächst dem Teiche;
Veratrum nigrum L. nächst der „Schönen Säule“; Gladiolus pa-
lustris Gaud. an einer quelligen Stelle in einem einzigen Exem-
plare; Platanthera chlorantha Cost. in einigen Durchschlägen; Hes-
perias tristis L. am Südwestabhange des Waschberges in einigen
Individuen; Viola ambigua W. Kit. am gleichen Orte; Viola pluri-
caulis Borb. (alba X odorata), Viola Burnati Gremli (rupestris X
Riviniana) von Prof. G. v. Beck gefunden, seither auch von mir
beobachtet; Seseli libanotis Koch in Durchschlägen; Pencedanum
oreoselinum Moench, Laserpitium latifolium und prutenicum L. an
gleichen Orten; Uytisus Kitaibelii Vis. an sonnigen Waldrändern
selten; Uytisus austriacus L. am Waldrande gegen Obergänserndorf,
nur an dieser Stelle; Asiragalus austriacus Jaeg. sehr selten an
Hohlwegen der Westseite des Waschberges; Pirola rotundifolia L.
selten in einem Durchschlage; Monotropa hypopitys L. an schattigen
Stellen hie und da; Calluna erica DC. in einem einzigen Durch-
schlage unweit des Teiches; Brunella (vulgaris X laciniata),
G. v. Beck, Brunella bicolor G. v. Beck (grandiflora X laciniata)
beide selten zwischen den mutmaßlichen Stammeltern in Durch-
schlägen; Leonurus marrubiastrum L. in einem Individuum unter
Gebüsch; Filago germanica L. auf feuchten Äckern am Westhange
des Dobler in feuchten Sommern häufig; Echinops sphaerocephalus L.
an Waldrändern; Cirsium palustre Scop. an quelligen Stellen selten;
Oentaurea montana L. an Waldrändern; Scorzonera hispanica L.
selten unter Gebüsch.
Nordwestlich vom Rohrwalde dehnt sich der Karnabrunner-
wald aus; seine Vegetation unterscheidet sich nur wenig von jener
des ersteren. Pirola chlorantha Sw. und P. secunda L. sind hier
nicht selten und ihre Verbreitung zieht sich durch alle westlich
gelegenen Waldhöhen bis nach Stranzendorf. Dagegen finden sich
im Glasweiner Walde und im Schwarzwalde, dem Westrande des
Ernstbrunner Waldes, schöne Pflanzen, die im Rohrwalde vorher
nicht gefunden wurden.
Ich sammelte im Schwarzwalde: Polypodium Dryopteris L.,
Oynosurus cristatus L., Melica uniflora Retz. (im Ernstbrunner
Walde nicht selten, scheint es im Karnabrunner- und im Rohr-
Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 5
walde zu fehlen); Veratrum nigrum L. nächst Großstelzendorf selten;
Oorallorrhiza innata R. Br. einst in einer Gruppe am Waldwege
von Großstelzendorf nach Raschala gefunden; Herniaria glabra L.
auf einer Waldblöße; Seleranthus perennis L. bei Weyerburg; Stel-
laria holostea L. außer diesem Walde nirgends in unserem Gebiete;
Silene otites Sm. selten, neuestens auch in einer kleinen Gruppe
auf dem Schliefberge; Hesperis silwestris Crantz am Hausberg bei
Bergau; Sedum reflewum L., Cotoneaster integerrima Med., beide
nächst Weyerburg, letztere auch in letzter Zeit am Südfuße des
Dobler gefunden; Cytisus Kitaibelii Vis. selten am Südrande bei
Großstelzendorf; Lathyrus albus Kittel, Hausberg bei Bergau; Si-
deritis montana L. am Nordrande des Waldes; Asperula arvensis L.
auf einem Acker des Hundsberges; Aster linosyris Bernh. in Wald-
schlägen, neuestens auch selten auf dem Schliefberge; Artemisia
pontica L., Hausberg ‘bei Bergau; Üentaurea montana L. an bu-
schigen Stellen.
Auf den Waldhöhen zwischen dem Göllersbache und der
Schmida, deren höchste Erhebung der Haberg (410 m) bildet und
die wegen der größeren Entfernung nicht so oft besucht werden
konnten, fand ich nur zwei Arten, die in den bisher genannten
Wäldern noch nicht gefunden wurden: Euphorbia polychroma
A. Kern. und Inula germanica L., beide auf dem Purgstall, auch
„Kalte Stuben“ genannt, einem kahlen Bergrücken westlich vom
Haberge.
Auf dieser Höhe wachsen noch: Artemisia pontica L., Viola
ambigua W. Kit., diese in großer Menge und ebenso häufig neben-
einander Pulsatilla vulgaris Mill. und P. nigricans Stoerk. Trotz-
dem ist es mir nur einmal gelungen, eine Form zu finden, die
bestenfalls als P. mixta Haläcsy angesprochen werden könnte.
Weiter nordwestlich bei Küblitz fand ich auf buschigen Höhen
Oytisus Kitaibelis Vis. in Gesellschaft von Ü. austriacus L., beide
in großer Menge.
Setzen wir unsere Wanderung auf der Ebene gegen Westen
fort, so finden wir an Wassergräben und auf nassen Wiesen
zwischen Neuaigen, Absdorf, Stetteldorf und Perzendorf Euphorbia
palustris L. sehr häufig und im Wassergraben bei Trübensee treffen
wir auf Carex Pseudocyperus L., das wir im Gangwasser seit
6 J. Haring.
zwanzig Jahren vermissen. Gegen Bierbaum am Kleebühel zieht
die Straße durch nasse Wiesen, auf welchen eigentümlich genug
zahlreiche Arten sich breitmachen, die bei uns sonst nur auf
Hügeln und Bergen vorkommen. Hier wachsen durcheinander:
Equisetum limosum L., Scirpus holoschoenus L., nach Westen immer
häufiger auftretend, Acorus calamus L., Anthericum ramosum L.,
Asparagus offieinalis L., Iris sibirica L., Gladiolus palustris Gaud.,
einziger, aber reicher Standort, Orchis militaris L. und incarnata L.,!)
auch bei Zaina ein reicher Standort, Dianthus superbus L., Tha-
lietrum angustifolium L. var. angustissimum Crantz und var. glan-
dulosum Lecoyer, Euphorbia palustris L., Peucedanum cervaria
Cuss., Trifolium rubens L., Doryenium suffruticosum Vill., Brunella
grandiflora L., Campanula glomerata L., Buphthalmum saliei-
folum L. u. a. m.
Von neuen Arten, beziehungsweise neuen Standorten für
unsere Gegend wären im besonderen noch folgende anzuführen:
Equisetum hiemale L. selten am Waldrande ob Wischetal.
Aspidium filix mas var. crenatum Milde selten, aber in mäch-
tigen Exemplaren auf dem Dobler.
Ophroglossum vulgatum L. auch auf der Rusterwiese beob-
achtet.
Typha minima Funk ist eingegangen und ein anderer Stand-
ort für jetzt nicht bekannt.
Setaria verticillata Pal. zerstreut und selten am Göllersbache
und nächst dem Bahnhofe in Stockerau.
Uynosurus eristatus L. selten in der Au.
Poa dura L. ist samt dem Grafendorfer Viehstande verschwun-
den. Dafür bei Oberolberndorf aufgefunden.
Lolium multiflorum L. durch Aussaat an allen neuen Damm-
und Weganlagen verbreitet.
Agropyrum intermedium Pal. Beauf. var. villosissimum G.v. Beck
an ähnlichen Orten.
Festuca loliacea Huds. hie und da unter den Stammeltern.
!) Auf der „Roßwoad“, einer Sumpfwiese zwischen Wiesen und Wilfers-
dorf, wo einst Orchis incarnata mit Gymnadenica conopea häufig war, scheinen
beide eingegangen zu sein.
Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 7
Festuca arundinacea Schreb. var. Uechtritziana Hackel
fand ich heuer (1906) in einem einzigen Rasen auf der Wiese nächst
dem Stockerauer Bahnhofe.
Cyperus flavescens L. ist infolge der letzten trockenen Sommer
in unserem Gebiete stark zurückgegangen und an manchen Stand-
orten ganz verschwunden.
Seirpus rudicans Schkuhr, das in manchen Jahren bei uns
häufig war, ist seit einigen Jahren nirgends zu sehen; wechselt
überhaupt gleich Se. triguetris L. fortwährend die Standorte.
Carex cyperioides L. neuestens in einem Rasen an einem
nassen Wege in der Au gefunden.
Gagea arvensis Dumort ist einer Wegverbesserung zum Opfer
gefallen und zu streichen.
Colehicum autumnalis L. var. vernum Schrank fand ich
vor Jahren einzeln auf der Rusterwiese. Diese Varietät blühte auf
einer Auwiese vom Februar 1898 bis Mai desselben Jahres in
Hunderten von Individuen.
Paris quadrifolia L. ist in der Au sehr häufig und ändert
vielfach ab. Wir haben da trifolia, cinguefolia, sogar solche mit
sechs- und siebenzähligen Blattquirlen.
Nicht immer jedoch entspricht die Zahl der Blütenteile jener
der Blattquirle, und zwar ist die Blüte fast immer vierzählig; nur bei
trıfolia wurde bisher auch stets eine dreizählige Blüte beobachtet.
Leucojum aestivum L. Seit meiner letzten Publikation wurde
mir unweit des ersten Standortes in der Spillerer Au ein ganz be-
deutender verraten. Durch die Überschwemmungen von 1897 und
1899 wurde der Auboden so durcehfeuchtet, daß diese schöne Pflanze
sich ganz außerordentlich entwickeln konnte. Die schmalen Wiesen
längs eines Wassergrabens waren im Mai 1900 buchstäblich weiß
von den tausenden Individuen, die einen Formenreichtum ähnlich
wie beim Schneeglöckchen zeigten. Gigantische, fast meterhohe
Exemplare mit 2 Schäften und bis zu 13 Blüten waren nicht selten
und die letzteren zeigten Bildungsabweichungen in großer Mannig-
faltigkeit. Aber gleich vielen anderen Feuchtigkeit liebenden Arten
ging auch diese so sehr zurück, daß man in den letzten Jahren
nach einzelnen Exemplaren suchen mußte. Und auch diese sind
schwächlich und daher armblütig.
8 J. Haring.
Galanthus nivalis L. var. europaeus G. v. Beck.!) Es ist
kaum nötig, über das massenhafte Auftreten dieser Art in unseren
Auen ein Wort zu verlieren. Minder bekannt aber dürfte den
Meisten sein, daß diese Pflanze, ähnlich anderen in großer Indivi-
duenzahl vorkommenden Arten, sich durch einen Formenreichtum
auszeichnet, der schier unerschöpflich ist. Die große Mehrzahl dieser
Formen ist nur vom Standpunkte der Teratologie zu betrachten
und die bisherigen Publikationen über Galanthus bewegen sich auf
diesem Gebiete. Mit geringen Ausnahmen haben diese Arbeiten
stets nur die Abänderungen der Blüte oder höchstens der Zwiebel
im Auge, während die Abweichungen in der Bildung der übrigen
Organe kaum minder mannigfaltig sind. Da hier jedoch der Flori-
stiker das Wort hat, so wollen wir sehen, ob sich nicht eine oder
die andere Form systematisch verwerten läßt. Daß dies tunlich
ist, zeigt die hier angezogene treffliche Arbeit, welcher ich ebenso
Anregung als Führung danke.
Während ich eifrig nach den in obiger Arbeit angeführten
Varietäten suchte und die meisten im Gebiete auch fand, traf ich
auf Formen, die mit gleichem Rechte in die Reihe der Varietäten
gestellt werden können und ich habe mich nicht lange besonnen,
dieselben zu benennen. Wem dieser Vorgang allzukühn erscheint,
der möge versichert sein, daß diese Namen für niemand verbind-
lich sind und nur ein wenig Klarheit in das Wirrsal bringen sollen.
Von diesen Varietäten vereinigt manche die Merkmale auch anderer
in sich und es kommt dann darauf an, welchem Merkmale man
höheren systematischen Wert beilegt, um sie zu benennen. Daß
sich überall Übergänge von einer Varietät zur anderen zeigen, be-
darf wohl kaum einer Erwähnung.
Diese Varietäten sind:
1. stenosepalus G. v. Beck (l. e., S. 6). Gruppenweise unter
der Normalform, von dieser durch die oft nur 2—3 mm breiten
äußeren Perigonblätter verschieden.
Leicht mit normalen Formen, deren Perigonblättehen nach
längerem Blühen eingerollt sind, zu verwechseln.
!) Die Schneeglöckehen. Eine monographische Skizze der Gattung
Galanthus von Dr. Günther Ritter Beek-Mannagetta in der Wiener Illu-
strierten Gartenzeitung, Februar 1894.
Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 9
2. platysepalus G. v. Beck (l.c., 8.6). Die äußeren Pe-
rigonblätter decken nicht selten einander wechselweise mit den
Rändern, so daß man die inneren gar nicht sieht und die Blüte
wirklich einer fast ganzrandigen Glocke gleicht. Diese Form nähert
sich einerseits der Normalform, anderseits der var. major Ten.
3. hololeucus Celak. (in Abhandlungen der böhm. Akademie
der Wissenschaften, 1391, p. 198) kommt hier in zwei Formen vor,
die den beiden vorigen entsprechen. Die mit breiten äußeren Pe-
rigonblättern würde nach der knappen Beschreibung v. Becks der
poculiformis Hort. sehr ähnlich sein. Im Freien, besonders bei
greller Beleuchtung bieten beide Formen einen sehr verschiedenen
Anblick: hier eine fast geschlossene Glocke, dort ein sechsstrah-
liger Stern. Ich fand einen dichten Rasen, der die Übergangsreihe
von hololeucus zur Normalform fast lückenlos darstellte. Ziemlich
selten.
4. albus Allen. Die Makel ist auf zwei schwache Punkte
reduziert oder sie fehlt ganz. In diesem Falle unterscheidet sie
sich von voriger nur durch die Form und Größe der inneren Pe-
rigonblätter. Eine der häufigsten Formen.
In bezug auf die Makel möchte ich hier ohne Rücksicht auf
die verschiedenen Varietäten folgendes bemerken:
Die Merkmale an der Außenseite der inneren Perigonblätter
_ unterscheiden sich an unseren einheimischen Formen ganz er-
heblich. Manche sind kräftig gefärbt und bedecken oft mehr als
die halbe Fläche, nur um die Ausbuchtung herum einen schmalen
weißen Rand lassend und gegen den Grund durch eine Querlinie
scharf begrenzt. Andere wieder sind wie bei albus schwach und
auf zwei kleine Punkte reduziert. Dann wieder nimmt die Makel,
allmählich verblassend, ein mattes Grau an, das mit den dunkel-
grünen Makeln benachbarter Pflanzen seltsam kontrastiert. Der
Intensität der Makel entspricht auch die Zahl der grünen Längs-
streifen an der Innenseite. Bei kräftigen Makeln sind dieselben
zahlreich und stark durchscheinend, bei schwachen Makeln sind
oft nur zwei kaum bemerkbare Linien.
5. Sander sii Hapur Crewe findet sich im Gebiete zerstreut,
sowohl einzeln als in kleinen Gruppen. Diese auffallende helle
Form ist nieht zu übersehen. Alles, was an der normalen Blüte
10 J. Haring.
grün ist, erscheint hier gelb; sogar die Nerven der äußeren Perigon-
blätter zeigen dieses Gelb und das Laub sieht aus, als wäre es
durch Lichtmangel gelblich gefärbt.
6. pallidus Smith ist bei uns häufig. Diese Varietät hat
neben grünlichgelben Makeln ebensolche Fruchtknoten und das
Perianth erscheint beim Aufblühen gelblichweiß.
Pallidus steht zwischen der typischen Form und Sandersüi
und ist mit beiden durch Übergänge verbunden.
7. viridans G. v. Beck (l. e., S. 7) mit ganz grünen inneren,
aber reinweißen äußeren Perigonblättern ist die größte Seltenheit
in unserem Gebiete. Ich sammelte sie vor zehn Jahren in einem
flachen Graben in der Au, wo diese Form mit allen übrigen voll-
ständig einging. Später beobachtete ich sie durch mehrere Jahre
an einem Standorte, von dem sie gleichfalls verschwunden ist.
8. virens Haring. Diese Form bildet den geraden Gegen-
satz zur vorigen. Hier sind die äußeren Perigonblätter innen und
außen grün gestreift, die inneren dagegen ganz normal, nur fast
stets mit kräftigeren Makeln.
Ist ziemlich selten.
9. virescens Leichtlin ist wohl die auffallendste aller un-
serer Schneeglöckchenformen und gleich Sandersiüi nicht zu über-
sehen.
Sie vereinigt die Merkmale der beiden vorangehenden Varie-
täten, welche dieselben einerseits von der Normalform trennen,
anderseits jedoch eine Brücke zwischen dieser und virescens her-
stellen. Wer diese hochinteressante Form im Freien sieht, muß
ihren Wert als Varietät anerkennen. Jedes Jahr freue ich mich,
diese Pflanze aufzusuchen, welche in den meisten Böden schon
gefunden wurde.
Daß sie aus dem Wiener botanischen Garten stammen soll,
wie Fenzl meinte, möchte ich doch bezweifeln.
10. pictus Haring. Die äußeren Perigonblätter sind außen
mit mehr oder minder kräftigen Makeln, innen mit Strichen aus-
gezeichnet und unterscheiden sich von denen des inneren Kreises
nur durch die Größe und durch die zartere Struktur. Diese schöne
Form, die durch ihr ungewöhnliches Kolorit auf den Beobachter
einen fesselnden Eindruck macht, sammelte ich in den meisten
Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 11
Böden der Au. Hie und da beobachtete ich Übergänge zur
Normalform.
Hier möchte ich einer Form erwähnen, die, sonst normal,
sechs ganz gleiche Perigonblätter von Form und Größe der inneren
aufweist und auf den ersten Blick den Eindruck macht, als wenn
die äußeren Perigonblätter abgefallen wären. Ich fand diese Form
vor mehreren Jahren in einer Gruppe von drei Individuen. Seither
suchte ich dieselbe lange vergeblich, bis es mir voriges Jahr gelang,
einen Rasen von sieben Exemplaren zu finden, der ein seltenes
Beispiel einer fast lückenlosen Reihe von Übergängen zur typischen
Form darbot.
11. candidus G. v. Beck. Exemplare mit rein weißer Spatha
allein sind mir nie vorgekommen, nicht selten jedoch solche mit
doppelter Spatha, deren obere rein weiß oder höchstens schwach
grün gekielt war.
12. biscapus G. v. Beck ist außer dem Typus wohl die
verbreitetste Form im Gebiete und nicht immer sind es die
kräftigsten Individuen. Zwei Blütenschäfte aus einer Scheide
kommen noch vor bei 2, 6, 8, 9, 10, 13, 14, 15, 17 und 19
dieser Aufzählung. Gleich entwickelte Schäfte sind hier eine Aus-
nahme.
Im Jahre 1903 gelang es mir, eine Pflanze mit drei Blüten-
schäften aus einer Scheide aufzufinden. Wenn bei den zahllosen
diehten Rasen diese Form auch leicht zu übersehen ist, so ist sie
auf jeden Fall sehr selten.
13. biflorus G.v. Beck. Schwierig ist es, diese Form von
Verwachsungen zu unterscheiden, doch halte ich dafür, daß Exem-
plare mit Schäften von gewöhnlichem Querschnitte und mit zwei
freistieligen Blüten aus normaler Spatha ohne Bedenken als biflorus
zu betrachten sind.
Diese Varietät ist sehr selten und gleichfalls leicht zu über-
sehen.
14. trifolius G. v. Beek ist im Gebiete nicht selten; ich
fand Rasen mit lauter dreiblättrigen Individuen.
15. unifolius Haring. Seltsam nehmen sich Exemplare
dieser Form aus, von der ich eine erkleckliche Zahl schon ge-
sammelt habe. Einige derselben habe ich untersucht und gefunden,
1 J. Haring.
daß das scheinbar fehlende innere Blatt in einem kaum wahrnehm-
baren Rudimente vorhanden war. Nur in einem schon erwähnten
Falle war statt des inneren Blattes ein zweiter Blütenschaft da.
16. quadrifolius Haring. Vierblättrige Exemplare fand ich
bisher drei, von denen das erste einen normalen Blütenschaft, das
andere zwei freie und das dritte zwei bis zu den Blüten ver-
wachsene Schäfte besaß. Eine allerdings mehrfache Verwachsung
zeigte gar fünf normale Laubblätter.
17. platyphyllus Haring. Im Gebiete sind Exemplare,
meist in diehten Rasen, mit 15—17 mm breiten Blättern nicht selten.
18. stenophyllus Haring. Im Gegensatze zu voriger Varietät
finden sich Rasen mit auffallend schmalen Blättern, die oft kaum
3 mm breit sind.
19. major Ten. In manchen Auböden trifft man wahre
Riesenexemplare, deren sämtliche Organe groß angelegt sind. Schäfte
von 40cm Länge (vom Zwiebelhalse bis zum Grunde der Spatha);
Blätter von 25cm Länge (vom oberen Scheidenrande gemessen);
äußere Perigonblätter von 30—36 mm Länge und 15—13 mm Breite;
innere Perigonblätter von 10—15 mm Länge und S—10 mm Breite;
Fruchtknoten (an Blüten) bis zu 12mm Länge sind keine Selten-
heiten mitten unter schwächlichen Zwerggestalten. In dieser Varietät
erscheinen meist platysepalus und platyphyllos vereinigt.
Orchis morio L., für das Gebiet stets selten gewesen, ist seit
20 Jahren nicht mehr gesehen worden und daher zu streichen.
Orchis Eichenfeldtii (palustris X incarnata) G. v. Beck zer-
streut zwischen den Stammeltern auf der Rohrbacherwiese.
Orchis maculata L. fand ich einzeln auf der Felberwiese und
in einem Durchschlage am Haberge.
Platanthera bifolia L. f. trifoliata Thiel hie und da im Rohr-
walde.
Oephalanthera ensifolia L. im Glasweinerwalde selten; häufiger
im Föhrenwäldehen beim Grummethofe nächst Stockerau.
Listera ovata R. Br. f. alternifolia Peterm. in der Au einmal
gefunden.
Juglans nigra L. wurde vor einigen Dezennien in der Au
angepflanzt, wo die Bäumchen reichlich Früchte trugen. Vor mehreren
Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 13
Jahren wurde dieser Boden ausgeschlagen und die Stöcke trieben
wieder an, ohne daß seither Blüten gefunden wurden.
Salix sericans Tausch (viminalis X caprea) ist vor einigen
Jahren durch Ausgrabung vollkommen zerstört worden und daher
zu streichen.
Salix Wichurae Pok. (incana X purpurea) in einem kräftigen
Strauche in der Au.
Salix daphnoides Vill. Ein kleiner Baum, dessen sämtliche
Kätzehen androgyn waren, wurde durch Kinder beim Palmzweig-
sammeln zerstört. Leider gingen alle Stecklinge beim Aussetzen
zugrunde.
Salix sordida A. Kern. kommt mit Sicherheit nur auf der
Rusterwiese vor.
Holosteum umbellatum L. Vor etwa zehn Jahren traf ich auf
einem Brachacker am Zeiselberge gefüllte Exemplare schwach rosa
blühend in Menge. Seither gelang es mir nie mehr, am selben
Standorte davon etwas zu finden.
Helleborus viridis L. fand ich 1892 in einem einzigen Exem-
plare in einem aufgelassenen Garten.
Adonis aestwalis L. f. eitrinus Hoffm. vereinzelt an der neuen
Straße bei Wilfersdorf.
Adonis flammeus Jacq. f. anomalus Wailr. zerstreut auf Feldern.
Papaver argemone L. selten an Straßenböschungen an der
Senninger Straße. Ich fand ein Exemplar mit feinzerschlitzten
Blumenblättern, wie man sie oft bei P. somniferum L. in Gärten sieht.
Arabis Gerardi Bess. traf ich in reichlichen Gruppen auf
frischen Schlägen.
Roripa palustris Bess. selten im Bahnhofsumpfe in Stockerau. !)
Erysimum canescens Roth am Südhange des Wagram von
Hausleiten aufwärts in Menge.
Brassica curucastrum L. zerstreut im Gebiete.
Isatis tinctoria L. Hausberg (Tumulus) bei Bergau und in
Weingärten bei Hatzenbach.
1!) Roripa austriaca Bess. wächst an der Straße von Zeiselmauer bis
Tulln und begleitet die Straße von hier über Zwentendorf bis Sitzenberg;
selbst noch vor Herzogenburg fand ich die Pflanze an derselben Straße.
14 J. Haring.
Tilia americana Michx. in einem etwa 50jährigen Baume im
Volksgarten der Stadt und in einigen jungen Bäumchen in der
neuen Lindenallee, wo sich auch einige Exemplare von T. tomen-
tosa Moench befinden.
Tilia platyphyllos Seop. findet sich im Gebiete zwar eben-
falls nur gepflanzt — nur 7. cordata Mill. ist in unseren Wäldern
wirklich wild — ist aber sehr formenreich.
Von den Formen wären zu nennen:
cuculata H. Braun, Joannis H. Braun, Haringiana H. Braun!)
und der vermeintliche Bastard Bohemica (platyphyllos X cordata).
Althaea offieinalis L. in Straßengräben hie und da; am
häufigsten in Wassergräben bei Herzogbierbaum.
Lavatera thuringiaca L. auch in allen Wäldern im Norden
und Nordwesten.
Euphorbia pseudo-esula Schur in der Spillererau.
Mercurialis perennis L. nicht selten in den nordwestlichen
Wäldern.
Eryngium planum L. In der Flora von Niederösterreich von
G.v. Beck heißt es S. 614 „... von Korneuburg bis Krems“, was
für unser Gebiet wenigstens nicht zutrifft, da mir diese Pflanze,
so sehr ieh durch ein Vierteljahrhundert darnach suchte, hier
nirgends untergekommen ist.
Oonium maculatum L. auf einem Steinhaufen in Leitzersdorf
einmal gesehen.
Oerefolium anthriscus G. v. Beck an einer Straßenböschung in
Spillern nur in einer Ausbreitung von ca. 10 m, aber in Menge.
Dieser Standort wäre somit der westlichste im Lande.
Seseli hippomarathrum L. kommt im Gebiete auch an ver-
schiedenen Stellen der Ebene vor, wie z. B. in Spillern und südlich
von Zissersdorf.
Aethusa cynapioides M. Bieb. ist in den Donauauen bis Tulln
hinauf stellenweise häufig und erreicht mitunter eine bedeutende
Höhe (1—2 m).
Bifora radians M. Bieb. traf ich an verschiedenen Stellen,
aber meist einzeln.
1) Österr. botan. Zeitschr., 1894, Nr. 8.
Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 15
Caucalis muricata Bisch. vorübergehend an einer Scheuer,
in der Au ete.
Laserpitium latifolium L. Von dieser Art ist nachzutragen,
daß sie in allen unseren Wäldern, jedoch überall selten, vorkommt
und daß ich von derselben im Gebiete weder Blüten noch Früchte
finden konnte.
Hedera helix L. Seit einigen Jahren hatte ich reichlich Ge-
legenheit, Epheu blühen zu sehen, und zwar von verhältnismäßig
recht jungen Stöcken. Ein etwa 15 Jahre alter Stock, dessen
Stämmehen und Äste sich um eine Fichte schlingen, hatte heuer
wohl über tausend Dolden und ein nur 5—6 Jahre alter Stock
blühte über und über.
Ribes rubrum L. offenbar verwildert in einer Remise beim
Grummethofe in Menge und reichlich blühend.
Potentilla silvestris Neck. in allen Bergwäldern häufig.
Potentilla vindobonensis Zimmeter. Au, Rohrwald, Schlief-
berg und wohl auch anderwärts ziemlich häufig.
Potentilla opaca f. typica G. v. Beck. In Wäldern bei Breiten-
waida und Grub.
Potentilla aurulentha Gremli (opaca X dubia). Ein mächtiger
Stock auf einer Waldblöße unweit Großstelzendorf.
Potentilla rubeus Crantz in allen Wäldern des Gebietes
häufig.
Potentilla canescens Bess. zerstreut im ganzen Gebiete.
Potentilla cinerea Vill. var. incana Gärtn. auf sonnigen Stellen
auf dem Schliefberge.
Alchimilla vulgaris L. zufällig im Ufersande des Krumpenarms.
Rosa pimpinellifoliia L. var. Oenocarpa (Gdg.) H. Braun
u. Haring.
Im Mai 1889 fand ich oberhalb Wollmannsberg am Rande
eines schluchtartigen Grabens, der sich vom Abhange des Wasch-
berges gegen das Dorf herabzieht, in einer stattlichen Zahl von
kleinen Sträuchern eine Pimpinellifolia, die mir durch die reich-
drüsigen Kelchzipfelrücken auffiel und von der hier eine Beschreibung
folgen möge:
Strauch niedrig. Stämmchen aus kriechender Wurzel aufrecht,
samt Ästen und Zweigen dicht bestachelt; Stachelehen pfriemlich
16 . J. Haring.
und borstenförmig. Zweige gedrungen. Blättehen sehr verschieden-
gestaltig, bald rundlich, bald länglichoval, hier mit keilförmiger,
dort mit abgerundeter Basis, bald sehr klein, dann wieder beson-
ders an beschatteten Exemplaren verhältnismäßig groß (23 X 18 mm),
stumpf oder schwach zugespitzt; der Rand bald einfach gesägt,
bald mit teilweise gespaltenen Sägezähnchen, in diesem Falle die
Sekundärzähnchen drüsentragend. Nebenblättchen lineal oder lineal-
lanzettlich mit hie und da scharf auseinanderfahrenden Zipfeln,
jene an Blütenzweigen von solchen an nichtblühenden Zweigen
kaum verschieden, am Rande drüsig. Blattstiele schwach behaart,
bestachelt und mehr oder weniger drüsig; Drüsen und öfters auch
die Stachelehen unterseits auf die Mittelrippe der sonst ganz kahlen
Blättehen übergehend. Blütenstiele lang, einzeln, hie und da mit
Blättchen tragenden Deckblättern, stets aufgerichtet, drüsig-weich-
stachelig. Kelchbecher rundlich, meist nur am Grunde drüsig-weich-
stachelig. Kelchzipfel ganzrandig, selten schwach gelappt, schmal-
lanzettlich oder zugespitzt und kürzer als die geöffnete milchweiße
Blumenkrone, der Rücken vom Grunde aus nicht selten bis gegen
die Spitze mehr oder minder diehtdrüsig und kurz weichstachelig,
unmittelbar nach dem Verblühen zurückgeschlagen oder wagrecht
ausgebreitet. Griffel wollig. Scheinfrüchte groß, eiförmig, dunkel-
rot, schwer, daher öfters herabgeschlagen mit aufgerichteten, bis
zur Fruchtreife bleibenden Kelchzipfeln.
Von diesen Sträuchern zieht sich eine Hecke fort und es ist
nicht uninteressant, daß das Hauptmerkmal, die Drüsigkeit der
Kelchzipfel, an den benachbarten Sträuchern in dem Grade abnimmt,
je entfernter sie vom obigen Standorte stehen.
Ein weiterer Standort dieser Rose liegt am Südfuße des Dobler
unweit Oberrohrbach.
Rosa cinnamomea L. Vor mehr als 30 Jahren traf der seit-
her verstorbene Gärtner Biba in der Au bei Schmida diese Rose
in zahlreichen Stöcken und grub einige derselben aus, um sie in
seinen hiesigen Garten zu versetzen, wo sie sich ganz schön er-
halten haben und jeden Sommer blühen und fruchten.
Meine Bemühungen, die Rose in den Auen bei Schmida neuer-
dings aufzufinden, waren leider erfolglos, obgleich dieselbe nach
Mitteilung eines Försters noch immer dort wachsen soll.
Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. EX
Ein weiterer Standort in Wischetal ist von geringer Bedeutung,
da die Blüten gefüllt erscheinen und der schwache Stock bisher nie
fruchtete; er ist wohl ein Gartenflüchtling.
Rosa camina L. var. subglaucina H. Braun. In einigen
Sträuchern bei Stranzendorf.
Rosa Kosinsciana Bess. var. reticulosa H. Braun. Findet sich
auch im Walde bei Wischetal sowie am Wege in Oberparschenbrunn.
Rosa dumetorum Thuill. var. Wichurae H. Braun.!) Am gleichen
Orte in Stranzendorf.
Rosa collina Jaeg. ist häufig auf der Höhe zwischen Schön-
born und Bergau, dann in Weingärten bei Niederrußbach, am
Neuberg bei Stranzendorf und am Wege von Oberrohrbach zum
„Goldenen Brünnl“, schon im Walde.
Rosa sepium var. arvatica Puget war bisher nur in einem
Strauche vorhanden, welcher leider mit vielen anderen den sinn-
losen Devastationen der „Hetschengräber“ zum Opfer fiel.
Rosa sepium var. mentita Desegl. ist wohl die verbreitetste
Form dieser Art und ist stellenweise, wie z. B. bei Obergrub in
20—30 Sträuchern vorhanden. Ich fand sie seither noch bei Ober-
parschenbrunn, bei Stranzendorf, auf dem Waschberge u.a. O.
Rosa sepium var. Haringiana H. Braun (Österr. botan. Zeitschr.,
XLV, 1895, S. 321) am Fuße des Dobler in einigen Sträuchern.
Prunus nana Focke in den Anlagen des Heldenberges in
Kleinwetzdorf wahrscheinlich angepflanzt.
Prunus eminens G. v. Beck (cerasus X chamaecerasus) unter
den Stammeltern an sonnigen Hügeln bei Wilfersdorf und Obergrub,
besonders an Hohlwegen.
Melilotus macrorrhiza Pers. treffen wir an den Ufern des
Göllers- und des Senningbaches.
Melilotus dentata Pers. begleitet den Rohrbach. Beide wechseln
gern die Standorte.
Trifolium ochroleucum Huds. fand ich zufällig auch in einer
Schottergrube.
Robinia glutinosa Sims. in hiesigen Parkanlagen nicht selten.
Vieia pisiformis L. sah ich seit vielen Jahren nicht mehr.
1) Österr. botan, Zeitschr., 1894, Nr. 1-3.
2. B. Ges. 58. Bd.
1)
18 J. Haring.
Lathyrus silwestris L. zufällig an Ufergebüschen in der Au.
Primula elatior L. in großer Menge in der Au, sehr selten
außerhalb derselben.
Primula officinalis L. massenhaft auf fast allen sumpfigen
Wiesen, seltener in der Au.
Androsace maxima L. an zahlreichen Standorten, doch unbe-
ständig.
Anagallis arvensis L. f. viridiflora Staniek unter der gewöhn-
lichen Form hie und da. Diese Form dürfte mehr vom terato-
logischen Standpunkte zu betrachten sein. Ich hatte Gelegenheit,
an einem einzigen Standorte eine Reihe von sieben verschiedenen
Blütenbildungen zu beobachten, von denen etwa drei als oben be-
zeichnete Abänderung zu deuten wären.
Vincetoxicum officinale Moench f. laxum unter Gebüsch in
Wollmannsberg.
Phacelia tanacetifolia Benth.
1905 wurde mir eine Pflanze gebracht, deren schneckenförmig
eingerollter Blütenstand lebhaft an Heliotropium erinnert. Man sagte
mir, daß die Pflanze auf einem Acker bei Großstelzendorf als
Bienenfutter angebaut sei. Heuer (1906) traf ich sie verwildert
nächst dem Tullner Bahnhofe in ziemlicher Menge.
Asperugo procumbens L. zufällig an einer Scheuer, in welcher
Heu aus verschiedenen Gegenden eingelagert ist. Im Pfarrhofgarten
wächst sie unter Gebüsch und behauptet sich seit mehreren Jahren.
Lycopsis arvensis L. vorübergehend im Straßengraben nächst
dem Schliefbrückel.
Myosotis sparsiflora Mik. Standorte sehr wechselnd, in der Au.
Mentha!) dissimilis Desegl. In Breitenwaida.
Mentha florida Tausch. Wassergraben bei Grafendorf.
Mentha parietariaefolia Becker. Daselbst.
Mentha multiflora Host var. agrestina H. Braun. Auf feuchten
Äckern am Dobler bei Oberrohrbach.
Mentha fontana Weihe. Bei Unterzögersdorf.
Mentha silwicola H. Braun. Ebendaselbst.
Mentha aquatica var. stolonifera Opiz. Am Stockerauerarme.
?) Österr. botan. Zeitschr., 1893 und 1894, Nr. 1-8.
Floristische Funde aus der Umgebung von Stockerau. 19
Mentha Motoliensis Opiz. Bachpromenade in Stockerau.
Mentha eupatoriaefolia H. Braun. Unterhautzental, Bachufer.
Mentha arvensis var. Slichovensis Opiz. Auf dem Dobler bei
Oberrohrbach.
Mentha Pauliana Schultz. Am Stockerauerarme.
Noch möchte ich hier bemerken, daß die Standorte der Gattung
Mentha sehr unbeständig sind, von der mehr oder minder großen
Feuchtigkeit der Sommer abhängen und durch Uferbrüche usw.
häufig vernichtet werden. Ich wäre heute nicht in der Lage, auch
nur den fünften Teil meiner einstigen Fundorte benützen zu können.
Scutellaria hastifolia L. vorübergehend im Stockerauerarme.
Galeopsis speciosa Mill. var. sulphurea Jord. Zäune in Ober-
olberndorf.
Antirrhinum orontium L. Vor etwa 15 Jahren auf vielen
Feldern häufig, verschwand diese Pflanze vollständig aus unserer
Gegend. Erst heuer wieder sah ich einige Exemplare auf einem
Acker in Oberolberndorf.
Veronica scutellata L. häufig in einer feuchten Grube bei
Oberolberndorf.
Veronica beccabunga f. tenerrima Schmidt in Wassergräben bei
Goldgeben, auf der Rusterwiese ete. nicht selten.
Veronica acquatica Bernh. ziemlich selten in der Au.
Euphrasia Kerneri Wettst. unter E. Rostkoviana zerstreut auf
der Rusterwiese.
Plantago maritima L. überdies auf der „Alten Au“ in Stockerau,
dann bei Zissersdorf und bei Stetteldorf.
Plantago arenaria W. Kit. auch bei Oberhollabrunn.
Dryonia alba L. an Hecken in Hetzenbach.
Asperula tinctoria L. zerstreut im Rohrwalde.
Arctium ambigua G. v. Beck (lappa X tom.) hie und da unter
den Stammeltern.
Oirsium tartaricum Allioni (canım X oleraceum) unter den
Stammeltern unweit des Rohrwaldteiches.
Scorzonera humilis L. auf der Felberwiese selten. Meine An-
gabe in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1857, S. 59, beruht auf
Irrtum und bezieht sich auf humilis. $. parviflora kommt erst bei
Zellerndorf vor.
RAN. 2*
20 R. Cobelli.
Il Fieus carica L. nel Trentino.
Per il
D’®e Ruggero Cobelli
in Rovereto.
(Eingelaufen am 16. Januar 1907.)
Il Fieus carica L., si presenta sotto due forme,!) vale a dire:
1. Il Fieco, le eui urne contengono soltanto fiori femmine longi-
stili con stigma normale, e che diventano sempre mangereccie sieno
esse fecondate o no.
2. I Caprifico le cui urne contengono verso I’ apertura
esterna fiori maschi, e piü in basso fiori femmine brachistili con
stigma imperfetto, e che si trasformano in galle per opera delle
larve sortite dalle uova depostevi da un piecolo imenottero, dalla
blastophaga grossorum Grav.?) Le urne del Caprifico non diven-
tano mai mangereccie cosi come quelle del Fico.
Secondo i dettami della seienza presente, la fecondazione del
Fieus carica L. dovrebbe succedere nel modo seguente. Dalle galle
del Caprifico sortono i maschi e le femmine della Blastophaga. Le
femmine alate dopo essere state fecondate dai maschi atteri, sor-
tono dalle urne, e nel sortire passando attraverso al gruppo di
fiori maschi si caricano di polline. Cosi cariche di polline, pene-
trando nelle urne del Fico ne fecondano i fiori femmine.
Nel Trentino si eoltiva il Fico in numerose varietä e lo si
moltiplica assai facilmente a mezzo di barbatelle. Se si esaminano
le urne del Fico nostro coltivato, non vi si rinvengono che fiori fem-
mine longistili, come era da prevedersi per quanto fu sopra esposto.
Ma la questione che io mi pongo e che in questo breve la-
voro imprendo a trattare & la seguente: Esiste o no il Capri-
fico nel Trentino?
!) Anton Kerner v. Marilaun, Pflanzenleben, Bd. II, S. 154—159.
Leipzig und Wien, 1891.
2) Feigeninsekten. Beschrieben von Dr. Gustav Mayr. Mit Taf. XI bis
XIII. (Verhandl. der k. k. zool.-botan. Gesellsch. in Wien, 1885, S. 177—179.)
Il Fieus carica L. nel Trentino. 21
Il Caprifico certo non lo si eoltiva nel Trentino, e pereciö se
vi esiste dobbiamo andarlo a cercare tra quegli alberi di Ficus
carica L. inselvatichiti che erescono spontanei qua e la. L’esi-
stenza di alberi di Ficus carica L. inselvatichiti nel Trentino &
cosa nota. Difatti nella Flora di Hausmann!) leggiamo: „Im süd-
lichen Tirol wild an Wegen, Abhängen, Felsen und alten
Mauern. Trient (Perini!) am Schlosse Nano bei Denno
(Heufler!).“ Nella Flora di Francesco Ambrosi?) si legge:
„Irovasi nelle fessure delle rupi del Lago di Garda, a
Nago, nella Valle di Ledro fra Biacesa e Molina, & fre-
quente nel paese dell’Adige, in Valsugana etc.“ II Koch?)
nella sua Flora serive: „Colitur in provineiis calid. et oc-
eurrit in rupium fissuris Tyrolis australis et Helvetiae
transalpinae copiose, ubi spontanea facta est.“ Nella Flora
dell’ Hallier*) troviamo seritto: „Schon in allen nach Süden
geöffneten Alpentälern bis zu einer. Höhe von 2000 Fuß
über dem Meere, in Südtirol und im Tessin verwildert.“
E. Thom&?°) dice: „und ist in Südtirol, Tessin und in allen
nach Süden geöffneten Alpentälern bis zu 600 m Meeres-
höhe verwildert.“ Da ultimo mi piace di aggiungere il seguente
brano di una lettera seritta a mio fratello Prof. Giovanni dall’ il-
lustre Prof. Kerner v. Marilaun in data Wien, 25./l. 1893: „An
den Ufern des Gardasees, namentlich an den unzugäng-
lichen Felsabstürzungen unter der Straße von Riva nach
Val diLedro und auch noch weiter südwärts, jenseits des
Ponale, wo keine von Menschen betretenen Wege be-
stehen, sah ich zahlreiche Feigenstöcke an Stellen, welche
gewiß niemals der Fuß eines Menschen betreten hatte
!) Freih.v. Hausmann, Flora von Tirol, Heft 2, S. 773. Innsbruck, 1852.
?) Francesco Ambrosi, Flora del Tirolo meridionale, Vol. II, p. 138.
Padova, 1857.
%) Synopsis Florae Germanicae et Helveticae, Editio tertia, Pars se-
cunda, p. 552. Lipsiae, MDCCCLVI.
*) Dr. Emest Hallier, Flora von Deutschland, Österreich und der
Schweiz, Bd. IX, S. 250. Gera-Untermhaus, 1882.
5) Prof. Dr. Thome, Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz,
Bd. II, S. 33. Gera-Untermhaus, 1886.
22 R. Cobelli.
und wo die Samen nur von Exkrementen der Vögel hin-
gelangt sein konnten.“
Dungue tutti questi autori dichiarano che il Ficus
carsca L. & inselvatichito nel Trentino, ma nessuno dice se
queste forme selvatiche appartenevano alla forma del
Fico o del Caprifico.
Mio fratello, ed io pure, abbiamo constatato e nei dintorni
di Rovereto, ed in molti altri luoghi del Trentino la presenza di
molti alberi di Ficus carica L. inselvatichito, anche in loealitä
inaccessibili all’ uomo, e dove certo i semi vi furono trasportati
dagli uccelli coi loro escrementi.. Ma per di piü abbiamo esami-
nate tutte le urne, di questi alberi, che potemo avere, ed in
tutti i casi non abbiamo potuto constatare che fiori femmine, per
eui tutti questi alberi appartenevano alla forma Fico e non a quella
di Caprifico.
In una parola, anche noi non abbiamo potuto consta-
tare de visu la presenza del Caprifico nel Trentino. Da
tutti questi fatti, io credo di essere autorizzato a dedurne la se-
guente conclusione: Finora nessuno ha constatato de visu
nel Trentino l’esistenza del Caprifieo, ne quella della Bla-
stophaga. Im conclusione mancava finora la prova di osservazione
diretta della presenza del Caprifico nel Trentino.
Non mi rimaneva quindi altro che ricorrere alla prova in-
diretta vale a dire di tentare la coltivazione dei semi del Fico
coltivato nel Trentino. Ed & chiaro che, secondo lo stato attuale
della scienza, come sopra si espose, se coltivando i semi del Fico
coltivato nel Trentino, si ottengono pianticelle, si dovrä conchiu-
dere che nel Trentino esiste anche la forma Caprifico. Ed a con-
validare questo, riporto un altro brano della lettera seritta a mio
fratello Prof. Giovanni, dall’ illustre Prof. Antonio Kerner v. Ma-
rilaun che dicee: „Wenn in die Urnen eines Ficus keine
Dlastophaga aus den Urnen eines Caprificus kommen, So
entstehen auch keine keimfähigen Samen. Nichtsdesto-
weniger schwellen aber auch an solchen Ficus die Urnen
an und so werden aus ihnen gute saftreiche Früchte.
Wenn man Niüßchen aus solehen Früchten anbaut, so ent-
wickeln sich aus ihnen keine jungen Pflanzen.“
Il Ficus carica L. nel Trentino. 23
E pereiö istituii i seguenti esperimenti ed osservazioni.
Esperimento I.
Per orizzontarmi nella coltivazione adoperai semi di Fico man-
dati da un mio amico direttamente da Smirne, dove esiste certo
il Ficus carica L. sotto le sue due forme di Fico e di Caprifico,
e dove esiste pure certo anche la Blastophaga grossorum Grav.
1904. Nella primanera si piantarono i semi in un vaso. Si
svilupparono le pianticelle che alla fine dell’ anno raggiunsero un
altezza di circa centimetri 12.
1905. Continuata la coltivazione in vasi, alla fine dell’ anno
raggiunsero l’altezza di centimetri 45.
1906. Ai 9 Aprile si collocarono le pianticelle in piena terra,
ed ai 15./XI. raggiunsero l’altezza di centimetri 112. Ed
ora passiamo alle coltivazioni dei semi di Fico raccolti nel Trentino.
Esperimento I.
Nell’ autunno del 1905 si seminarono in un vaso i semi di
due Fichi coltivati nel roveretano. Di questi, sebbene non abbia
seguito la coltivazione che a lunghi intervalli, posso dire perö che
non solo si svilupparono le pianticelle, ma altresi che alla fine
dell’ anno 1904 avevano- raggiunta l’altezza di circa 15 centimetri.
Ai 9 Aprile 1906 collocate le pianticelle in piena terra
raggiunsero ai 15./XI. l’altezza di centimetri 150.
Esperimento III.
Le precanzioni usate in tutti gli esperimenti sono le seguenti.
Prima di tutto si raccoglievano frutti perfettamente maturi, scegliendo
urne che erano restate a lungo sull’ albero, e che cominciavano ad
avvizzire. Si riempiva un vaso da fiori con terra passata ad uno
staccio finissimo. Colla lavatura, si liberavano i semi dalla polpa
mangereccia. Si spargevano sulla superficie della terra, ricopren-
doli poseia con uno strato sottile di terra finissima. Tanto prima
della germinazione dei semi, quanto alloraquando si avevano le
gracili pianticelle, e per non rendere la terra troppo compatta €
24 RR. Cobelli.
per non rovinare le pianticelle, si manteneva la terra umida, sia
spruzzandovi sopra a sottili goceiole l’acqua, ovvero si immergeva
il vaso nell’acqua mantenendovelo fino a che l’acqua penetrata
dal foro situato alla superfieie inferiore del vaso e diffondendosi
dal disotto in su raggiungeva la superficie della terra.
1905. 2./X. Si seminarono i semi di quattro Fichi
raccolti a Rovereto pochi giorni prima. Il vaso si collocö in un
letto caldo.
3./[XI. Il vaso fu trasportato dal letto caldo nella serra
da fiori. Tanto queste piantieine quanto quelle degli altri esperi-
menti in primavera si portarono all’ aperto.
15./X1. Si svilupparono le due foglioline cotiledonari.
Sono di forma ellissoidale, quasi sessili, a margine intiero, lunghe
eirca tre millimetri e larghe due, liscie, affatto senza peli.
1906. 30./I. Compariscono le prime due foglioline pri-
mordiali opposte. Esse sono inerociate colle due foglioline coti-
ledonari, piceiuolate, ovali, appuntite all’ apice, col margine intiero,
e mostrano al margine e sulle superfieie qualche pelo.
9./III. Comparisce la prima fogliolina primordiale undu-
lata. Queste foglioline primordiali sono alterne, e le chiamo undu-
late, perche il loro margine & piü a meno undulato. 29./IH. se-
conda; 15./IV. terza; 27./IV. quarta; 14./V. quinta; 26./V. sesta;
1./VI. settima.
9./VI. Comparisce la prima foglia definitiva lobata.
Chiamo lobate queste foglie perch& presentano la forma caratteristica
di quelle del Fico. Talvolta la foglia undulata quinta o sesta co-
mincia a mostrarsi piü o meno lobata. 12./VI. Si collocano le
piantieine in una cassetta grande; 15./VI. seconda foglia lobata;
20./VI. terza; 24./VI. quarta; 28./VI. quinta; 3./VII. sesta; 10./VI.
settima; 15./VII. ottava; 19./VII. nona; 22./VIl. decima; 26./VII.
undeeima; 29./VlI. dodicesima; 6./VIII. tredicesima; 29./VII.
quattordicesima; 4./IX. quindieesima; 9./IX. sedicesima; 16./IX.
dieiasettesima.
30./IX. Si forma la gemma ibernante.
4./X. Incomineiano ad ingiallire le foglie.
15.[/XI. Raggiunse l’altezza di centimetri D2.
Il Ficus carica L. nel Trentino. 25
Esperimento IV.
Nell’Ottobre 1905 si raccolsero a Rovereto quattro Fichi
maturi, ma in localitä lontana da quella dell’ esperimento III. I semi
si divisero in due porzioni che si coltivarono in localitä lontane
una dall’altra. Una la contrassegnerö colla lettera U e laltra
colla lettera 2.
er
1905. 9.[X. Seminati i semi in un vaso da fiori, e collo-
cato il vaso in letto caldo. |
3./XI Trasportato il vaso nella serra da fiori.
29.[/XU. Le due foglioline cotiledonari.
1906. 30./I. Le due foglioline primordiali opposte.
9./II. Prima fogliolina primordiale undulata; 23./II.
seconda; 10./IV. terza; 27./IV. quarta; 14./V. quinta; 26./V. sesta.
1./VI. Prima foglia lobata; 12./VI. collocate le pianticelle
in una cassetta grande. 15./VI. seconda; 20./VI. terza; 24./VI.
quarta; 28./VI. quinta; 3./VII. sesta; 10./VII. settima; 15./VII.
ottava; 19./VII. nona; 22./VII. decima; 26./VII. undecima; 29./VI.
duodecima; 6./VII. tredicesima; 18./VIII. quattordicesima; 29./VII.
quindicesima; 4./IX. sedicesima; 8./IX. dieciasettesima; 16./IX.
diciottesima.
20./IX. Gemma ibernante.
11./X. Ingialliscono le foglie.
15./XI. Raggiunse l’altezza di 55 centimetri.
19%
1905. 9./X. Si seminarono i semi in un vaso da fiori e
lo si collocö in letto caldo.
3.[XI. Trasportato il vaso nella serra da fiori.
14./XII. Le due foglioline cotiledonari.
1906. 4./I. Le due foglioline primordiali opposte.
4./1l. Prima fogliolina primordiale undulata; 20./I.
seconda; 20./III. terza; 18./IV. quarta; 27./IV. quinta; 8./V. tras-
portate le piantieine in una cassetta grande; 24./V. sesta; 31./V.
settima.
26 R. Cobelli.
7./VI. Prima foglia lobata; 15./VI. seconda; 20./VI. terza;
24./VI. quarta; 28./VI. quinta; 3./VII. sesta; 15./VLI. settima; 20./VII.
ottava; 26./VII. nona; 28./VIII. deeima.
16./IX. Gemma ibernante.
11./X. Ingialliscono le foglie.
15./XI. Raggiunse l’altezza di 50 centimetri.
Esperimento V.
Il Fico coltivato a Rovereto incomineia a produrre urne
in compagnia di foglie nell’ aprile sul legno vecchio, e continua a
produrne sul legno nuovo piü o meno fino verso linverno. Delle
prime urne, da noi chiamate fiori, ne cadono a terra piü 0 meno,
e quelle che restano diventano mangereccie nel luglio. Le ultime
urne a Rovereto non maturano, e dopo la caduta delle foglie
a poco a poco si disseccano e cadono sia spontaneamente, ovvero
per la forza del vento. A Rovereto non & a mia cognizione che
sieno state mai constatate urne ibernanti. Invece in certi luoghi
riparati e ben soleggiati della Valla di Arco continua la ma-
turazione di queste urne tardive, ibernano, e diventano
mangereccie nella primavera seguente.
1906. Ai primi di Maggio ebbi per gentilezza aleune di
queste urne ibernate della Valle di Arco.
9.[V. Seminati i semi in vaso da fiori.
1./VI. Le due foglioline cotiledonari.
9./VI. Le due foglioline primordiali opposte.
20./VI. Prima fogliolina primordiale undulata; 27./VI.
seconda; 2./VII. messe le pianticelle in cassetta grande; 10./VII.
terza; 19./VII. quarta; 26./VII. quinta; 29./VII. sesta.
6./VIII. Prima foglia lobata; 18./VIII. seconda e terza;
29./VIII. quarta; 4./IX. quinta; 9./IX. sesta; 16./IX. settima.
20./IX. Gemma ibernante.
11./X. Ingialliscono le foglie.
15./XI. Raggiunse l’altezza di 16 centimetri.
Esperimento VI.
Anche sui Fiehi inselvatichiti a Rovereto incominciano
a spuntare le prime urne colle prime foglie in aprile, e continuano
Il Fieus carica L. nel Trentino. 27
a produrne fino verso linverno, durante il quale le ultime forma-
tesi cadono. Non eredo che nessuno abbia mai constatato a Rove-
reto su Fichi inselvatichiti, urne ibernanti.
Ai 11 Novembre 1905 raccolsi aleune urne di Fichi insel-
vatichiti, nei pressi di Rovereto, nella localitä detta Cornacalda. Si
lasciarono in stanza fredda tutto l’inverno.
1906. 29./IV. I semi delle urne dopo di essere stati laseiati
nell’ acqua per 24 ore, si seminarono in un vaso da fiori.
1./VI. Le due foglioline eotiledonari.
9./VI. Le due foglioline primordiali opposte.
20./VI. Prima foglia primordiale undulata; 27./VI.
seconda; 2./VII. messe le pianticelle in cassetta grande; 10./VII.
terza; 19./VII. quarta; 26./VII. quinta; 29./VII. sesta.
6./VIII. Prima foglia lobata; 18./VIII. seconda e terza;
21./VIII. quarta; 29./VIII. quinta; 4./IX. sesta; 9./IX. settima;
16./IX. ottava.
20./IX. Gemma ibernante.
11./X. Ingialliscono le foglie.
15./XI. Raggiunse l’altezza di 17 centimetri.
Esperimento VII.
Nella Valle di Arco il Fico inselvatichito comincia a
produrre urne (come a Rovereto) in compagnia delle foglie, giä
nell’aprile. Ai 15 maggio 1906 sulle rupi al di sopra del paese
di S. Martino presso Arco tra molti altri trovai un Fico inselvati-
chito, il quale portava molte urne prodotte nell’ aprile. Se nonch&
sulla stessa pianta potei raccogliere ecinque urne certo dello
scorso autunno 1905, e che quindi avevano ibernato sull’ albero.
Esse erano di colore alquanto nerastro, un poco molli, ma .non
mangereccie. Aperte trovai che contenevano le galle della
Blastophaga grossorum Grav. da parte delle quali erano giä
sortiti gli insetti. Da un altra parte delle galle potei nei giorni
susseguenti assistere io stesso alla sortita degli insetti. Im quattro
giorni raccolsi 10 maschi e 60 femmine, per ceui si vede che i
maschi sono molto meno numerosi delle femmine. Ne sortirono
poi nei giorni susseguenti ancora moltissime specialmente femmine,
che io non ho numerate esattamente, ne raccolte, ma che posso
28 R. Cobelli.
valutare ad oltre un centinajo. E pereiö sebbene io non abbia
veduti i fiori maschi di questa pianta, secondo i dettami della
seienza presente si deve ritenere che essa apparteneva alla forma
Caprifico. Degli insetti feci i preparati stabili nel balsamo del
Canada.
Credetti poi non inutile di tentare la coltivazione anche dei
semi, onde vedere se qualcheduno forse non inquinato dalla Dlasto-
phaga grossorum Grav. si sviluppasse.
1906. 23./V. Seminati in vaso da fiori.
I./VII. Le due foglioline eotiledonari. E da notarsi che
da molti semi non ottenni che due piantieine.
12./VII. Le due foglioline primordiali opposte.
26./VII. Prima foglia primordiale undulata; 31./V.
seconda; 9./VII. terza; 18./VIII. quarta; 26./VIII. collocate le due
piantieine in un vaso piü grande; 28./VILI. quinta.
4./IX. Prima foglia lobata; 9./IX. seconda; 16./IX. terza;
23./IX. quarta; 7./X. quinta; 15./X. sesta.
20./X. Gemma ibernante.
15.[XI. Raggiunse Taltezza di 11 centimetri.
Conelusioni.
Da tutti questi fatti io eredo che si possano dedurne le seguenti
conelusioni.
1. Dai semi di Fico coltivato nel Trentino si possono otte-
nere pianticelle, tanto da quelli delle urne maturate in primavera
nella Valle di Arco, quanto da quelli delle urne maturate in autunno
a Rovereto.
2. Qualche albero di Fieo inselvatichito nella Valle
di Arco alla primavera porta urne ibernate che conten-
gono la Bblastophaga grossorum Grav.
3. Si possono ottenere pianticelle anche dalla colti-
vazione dei semi del Fico inselvatichito, tanto da quelli
delle urne raccolte in autunno a Rovereto, quanto da
quelle delle urne ibernate della Valle di Arco e che con-
tengono la Blastophaga grossorum Grav.
4. E pereiö sebbene io non abbia constatato de visu
i fiori maschili, tuttavia secondo i dettami della scienza
Il Fieus carica L. nel Trentino. 29
attuale si deve ritenere che nel Trentino, almeno nella
Valle di Arco esiste anche la forma del Caprifico.
5. Se perö fosse provato con tutta sieurezza che a Rovereto
non ibernano mai urne ne sul Fico coltivato ne sul Fico insel-
vatichito, e che quindi non vi esisti la Dlastophaga grossorum
Grav., per spiegare come si ottengano tuttavia pianticine dai loro
semi, si dovrebbe ricorrere all’idea che forse possa esistere in
certe eircostanze per il Freus carica L. anche la partenogenesi.
Le elitre del Meconema brevipenne Yersin.
Per il
Dre Ruggero Cobelli
in Rovereto.
(Eingelaufen am 21. Januar 1907.)
Yersin!) nel 1860 deserisse e figurö la femmina di questa
loeusta da un esemplare preso a Hyeres. Il chiarissimo mio collega,
il Signor D!° Hermann Krauss di Tubinga, n& catturö pareechi
esemplari tanto maschi quanto femmine nel Tirolo fra Atzwang e
Völs, alla fine di agosto ed ai primi di Settembre del 1871. Nella
sua memoria del 1873 diede la deserizione e le figure relative
tanto del maschio quanto della femmina. Nel Trentino ne raccolse
di ambidue i sessi il Signor Prof. Mario Bezzi?) nell’ agosto 1837
a Caldonazzo, e nell’ agosto 1885 a Seandre sul Monte Baldo. Io
poi catturai?) maschi e femmine a Rovereto, a Castelcorno presso
Rovereto, a Condino, a Pinzollo e a Male.
!) Beitrag zur Orthopterenfauna Tirols mit Beschreibung einer neuen
Pterolepis von Dr. Hermann Krauss in Tübingen (Verhandl. der k. k. zool.-
botan. Gesellschaft in Wien, Jahrg. 1873).
2) Contribuzioni alla fauna degli Ortotteri del Trentino per il Dre Rug-
gero Cobelli in Rovereto (Sitzungsberichte der k. k. zool.-botan. Gesellschaft
in Wien, Bd. XXXIX, 6. März 1889).
3) Dre Ruggero Cobelli, Appendice agli Ortotteri genuini del Trentino.
43« pubblicazione fatta per cura della Societä „Museo eivieo* in Rovereto.
Rovereto, 1906.
30 R. Cobelli. Le elitre del Meconema brevipenne Yersin.
Le elitre del maschio sono lunghe 2:5 mm, larghe 1’13 mm,
quelle della femmina sono lunghe 2:8 mm, larghe 1:29 mm.
Il Krauss parlando delle elitre serive: „Elytren gelbgrün,
sehr kurz, sich in der Mittellinie berührend, mit diehtem
Venennetze versehen, kein Stridulationsapparat.“
In oceasione dei miei studi sugli organi stridulanti degli
Ortotteri della fauna tridentina, dopo aver constatato quanto serive
il Krauss, feci due preparati stabili nel balsamo del Canada, ed
invero uno delle elitre di un maschio, ed uno delle elitre d’una
femmina.
Ripassando questi preparati al microscopio a vari ingrandi-
menti, mi accorsi che le elitre del maschio presentano una strut-
tura particolare, che credo bene di pubblicare, perch& per quanto
io so deve essere sfuggita fin’ ora alle osservazioni degli studiosi.
Ed ecco in che consiste. Se si osservano le elitre del maschio
ad un ingrandimento di 130, si vede che le nervature sono per-
corse da una fitta rete di sottili trachee, con intermiste molte
veseichette sferiche. Se poi si osservano ad un ingrandimento di
215, si vede manifestamente che le vescichette pressoche sferiche
sono dilatazioni delle trachee. Queste veseichette sferiche ora non
sono altro che una dilatazione dell’ intiera parete della trachee
lungo il suo decorso, ed ora si trovano sospese all’ estremitä finale
della trachee, in modo da figurare quasi un frutto portato dal suo
piceiuolo. :
Misurate col mierometro trovai che il loro diametro oseillava
fra 9 e 16 mieromillimetri.
Numerate, ne trovai 144 su di una elitra, e 150 sull’ altra.
Nel preparato delle elitre della femmina non potei riscontrare
nulla di simile.
Resta ancora a vedersi perch® tali dilatazioni si riscontrino
soltanto sulle elitre del maschio, ed a che scopo biologieo esse
servino.
Una nuova specie di Pezomachus. 31
Una nuova specie di Pezomachus.
Per il
Dre Ruggero Cobelli
in Rovereto.
(Eingelaufen am 28. Januar 1907.)
Pezomachus roboretanus NOV. SPec.
9. Lunghezza 5 mm. — Osservata la superfieie del corpo colle
ottime lenti, fabbrieate da Carlo Zeiss di Jena a bella posta per
gli studi entomologiei, anche ad ingrandimento lineare di 27, non
si scorge che una finissima seultura, senza traceia sensibile ne di
punti ne di rugositä. Il capo trasverso & molto piü largo del torace.
Il mesonoto mostra un soleco mediano che va dall’ avanti all’ in-
dietro, ed & separato dal metanoto da un solco trasverso. Il meta-
noto ha forma globosa, la superfiecie posteriore & attraversata da
una ceresta abbastanza pronunciata, la quale porta da ciascun lato
un piecolo dente. Non vi ha traceia ne di scutello, ne di ali. Il
primo segmento addominale & attraversato nella sua parte mediana
da un soleco poco appariscente che va dall’avanti all’ indietro e
termina alla parte posteriore piü allargata dello stesso. Al confine
della parte anteriore del primo segmento addominale colla posteriore,
che si trova a eirca due terzi della sua lunghezza, si vede da eias-
eun lato un piecolo tubercolo abbastanza sporgente. Tutta la super-
fieie del corpo & opaca, eccettuati i segmenti addominali al di la
del secondo, i quali hanno maggior lucentezza. Le antenne sono
lunghe, diseretamente grosse, coi primi articoli piü lunghi degli altri.
— Tutta la superficie del corpo & nera, eccettuati i sette primi arti-
coli delle antenne nella loro superficie inferiore, il pronoto, il meso-
noto ed il primo segmento addominale, le quali ultime parti sono
di eolore che si potrebbe dire bianco sporco o meglio fumoso.t)
Il primo segmento addominale perö, vieino al margine posteriore
ha una linea trasversa nera. Zampe nere eccettuati ginocchi tibie
!) P. A.Saccardo, Chromatoxia. Patavii, 1891.
32 R. Cobelli. Una nuoya specie di Pezomachus.
e tarsi delle estremitä anteriori e medie, trocanteri posteriori, ed
un poco i tarsi posteriori, che hanno colore bianco sporco, 0 come
dissi piü sopra fumoso. L’estrema base delle tibie posteriori €
annellata di bianeo. La terebra & un poeo pitı lunga dell’ addome
colle valvole nere.
I ignoto.
Raccolsi un unica 9 di questo interessante imenottero ai
21 giugno 1901 in un boschetto presso Rovereto.
Fra le 220 specie di Pezomachus 9, deseritte dai vari autori
per la fauna paleartica, la mia non si avvieina che ad una specie,
e eiö per il carattere importantissimo della grande lunghezza della
terebra. E questa specie & il Pezomachus separatus deseritto da
Schmiedeknecht!) da parecchi esemplari 9 raccolti da lui sul
luogo dove esisteva l’antica Cartagine. La mia se ne distingue
perche piü grande, perch@ diversamente colorata, e perche possiede
una terebra un poco piü curta.
14. Folge neuer Staphyliniden der palä-
arktischen Fauna, nebst Bemerkungen.
Von
Dr. Max Bernhauer
in Grünburg (Ob.-Öst.).
(Eingelaufen am 10. Mai 1907.)
1. Arpedium Schatzmayri m. ist identisch mit Deliphrum
algidum Er., von welchem mir seinerzeit nur ein unausgefärbtes
verkrüppeltes Stück vorlag. Sehr charakteristisch ist der nach
hinten nicht verengte Halsschild und die tiefschwarze Färbung,
welche Merkmale in den bisherigen Beschreibungen nicht zur
Geltung gelangt sind.
2. Thinobius minutissimus Fauv. und delicatulus Kr.
wurden von Herrn Vodoz auf Korsika aufgefunden.
t) Prof. Dr. Otto Schmiedeknecht, Opuscula Ichneumologiea, Bd. II:
Cryptinae, p. 969. Blankenburgi, Thür., 1904—1906.
14. Folge neuer Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 33
3. Stenus humilis Er. wurde von Herrn Dr. Fritz Neto-
litzky in der Umgebung von Graz in einer makropteren Form
aufgefunden, welche dem St. carbonarius Gyllh. sehr ähnlich wird,
aber durch die Färbung der Beine und etwas gröbere Punktierung
zu unterscheiden ist. Bei dieser Form, welche ich als forma alata
Netolitzkyi benenne, sind die Flügeldecken viel länger als der Hals-
schild, genau quadratisch mit vorstehenden Schultern.
4. Oedichirus dimidiatus Reitt., Wiener Entomol. Zeitung,
1906, S. 263, ändere ich, da der Name von Eppelsheim bereits
in derselben Zeitschrift, 1890, S. 280 für eine ostindische Art ver-
geben ist, in Oedichirus Reitterı ab.
5. Von Lathrobium Pinkeri Gglb., welches nur nach weib-
lichen Exemplaren beschrieben wurde, wurde ein c’ von Herrn
G. Strauß in Piano della Fugazza gefangen und das Unikum in
liberaler Weise dem k. k. naturhistorischen Museum in Wien abge-
treten. Ich gebe nach diesem Stücke eine Beschreibung der Ge-
schlechtsauszeichnung des d':
Das 6. Bauchsegment ist in der Mitte schwach stumpfwinkelig
ausgeschnitten, in der Mittellinie breit, aber nicht stark nieder-
gedrückt, die Seiten des Eindruckes sind jederseits mit einer
breiten Längsborde schwarzer Borsten versehen, das 5. Bauch-
segment der ganzen Breite nach, aber nur sehr sanft ausge-
schnitten, in der Mitte breit niedergedrückt und daselbst dichter
und stärker rauh punktiert als die übrige Segmentfläche, das 4.
einfach und nur in der Mitte etwas stärker punktiert als an den
Seiten.
6. Philonthus longicollis nov. spec.
In die Verwandtschaft des fuscus Gvh. gehörig, von diesem
aber schon durch die schmälere Gestalt, viel längeren Kopf und
Halsschild und die Stellung der vorderen Stirnpunkte sofort zu
unterscheiden.
Pechschwarz, der Halsschild mehr pechgrau, die Flügeldecken
mit schwachem, aber doch deutlichem Erzglanze, die Wurzel der
braunen Fühler, die Taster und Beine dunkel rötlichgelb.
Kopf kaum schmäler als der Halsschild, groß, viereckig mit
verrundeten Hinterecken, etwas länger als breit, mit kleinen Augen,
die Schläfen hinter den Augen fast dreimal so lang als der Längs-
Z. B. Ges. 58. Bd. 3
34 Max Bernhaner.
durchmesser der Augen. Hinter und neben den Augen sowie am
Scheitel befinden sich einige spärliche Punkte, die vier Stirnpunkte
vor den Augen sind einander paarweise genähert, in der Mitte der
Stirne befindet sich vorne eine kurze Längslinie, welche in einem
flachen Eindrucke sich befindet. Die Fühler sind mäßig lang, ihre
vorletzten Glieder deutlich quer.
Halsschild wenig schmäler als die Flügeldecken, fast länger
als breit, nach vorne nur unmerklich verengt, in den Dorsalreihen
mit je vier ziemlich feinen Punkten, außerhalb derselben mit
wenigen Punkten, von denen zwei in einer zur Rückenreihe
schrägen Längslinie stehen.
Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, nach rückwärts
schwach erweitert, ziemlich fein und ziemlich dieht punktiert.
Abdomen fein und mäßig dieht punktiert. Das 1. Glied der
Hintertarsen ist nicht länger als das Endglied, die Vorderschenkel
besitzen gegen die Spitze auf der Unterseite eine Anzahl spitzer
Dorne. — Länge etwas über 7 mm.
Ein einziges Stück aus Sibirien ohne nähere Vaterlandsangabe
(von Leder gefangen).
7. Philonthus longicornis Steph. nov. var. Linkei.
Die neue schöne Abart zeichnet sich vor der Stammform durch
die lebhaft rote Färbung der Flügeldecken aus, welche nur an
der äußersten Basis und an den umgeschlagenen Seiten schwärzlich
sind. Das 1. Fühlerglied ist wie bei der Stammform auf der Unter-
seite hellgelb.
Der interessante Käfer wurde von Herrn M. Link in Leipzig
am 10. Juli 1906 in einem Exemplare, welches mir vom Entdecker
freundlichst abgetreten wurde, an einem Fenster in Mölkau bei
Leipzig gefangen und sei dem genannten eifrigen Koleopterologen
in Freundschaft gewidmet.
8. Quedius aspromontanus nov. spec.
Mit Qu. limbatus Heer am nächsten verwandt, von demselben
nur in nachfolgenden Punkten verschieden:
Die Färbung des ausgereiften Tieres ist die des gemellus Epp.,
rötlichgelb, die Flügeldecken bisweilen mit einem schwärzlichen
Wisch auf der Scheibe. Der Halsschild ist etwas länger, hinten
weniger stark verrundet, die Seiten weniger gebogen, mehr gerad-
14. Folge neuer Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 35
linig, die Flügeldeeken etwas kürzer und wie der Hinterleib etwas
weitläufiger punktiert. — Länge 5'5—5 mm.
Die Art, welehe möglicherweise nur eine auffällige Rasse des
Qu. limbatus bildet, wurde in einer größeren Anzahl überein-
stimmender Stücke von meinem Freunde Herrn Gustav Paganetti-
Hummler in Kalabrien (Aspromonte) in zwei aufeinander folgen-
den Jahren aufgefunden.
9. Bolitobius pulcher nov. spec.
Eine durch die Farbe ausgezeichnete Art der Lordithon-Gruppe,
von trinotatus durch kürzeren Kopf und Halsschild, kürzere Fühler
und Flügeldecken, von exoletus durch dieselben Merkmale und
weniger dicht gedrängte Punkte in den Flügeldeckenreihen, von
beiden überdies durch die scharf abgegrenzte Färbung des Hals-
schildes verschieden.
Tiefschwarz, glänzend, die Flügeldecken mit Ausnahme der
schmalen Naht und einer ziemlich gut abgegrenzten breiten, aber
wenig nach vorne ausgedehnten Makel, welche die Hinterecken
einnimmt, die Hinterränder der Abdominalsegmente, eine gut abge-
grenzte, mäßig große, vor der Mitte nach innen vorspringende
Makel an den Seiten des Halsschildes, die Wurzel der schwarzen
Fühler, der Mund und die Beine rotgelb.
Kopf breit und kurz, viel breiter als lang, die Fühler ziemlich
kurz, die vorletzten Glieder quer. Halsschild viel breiter als lang,
Flügeldecken ungefähr um die Hälfte länger als dieser, in den
Dorsalreihen mit beiläufig acht Punkten. Hinterleib viel dichter
punktiert als bei den verwandten Arten. — Länge ungefähr 3 mm.
Diese Art wurde von Herrn k. Major Hauser in Turkestan
(Mts. Karateghin, Sary-pul, 1482 m) in zwei Exemplaren aufge-
funden, von denen sich eines in meiner Sammlung befindet.
10. Bolitochara Schusteri nov. spec.
Der Bol. humeralis Lue., von welcher sich ein mit der Type
verglichenes Exemplar in meiner Sammlung befindet, sehr ähnlich
und nur in nachfolgenden Punkten verschieden:
Die Färbung ist fast die gleiche, glänzend schwarz mit rotem
Kopfe und Halsschilde, nur sind die beiden ersten freiliegenden
Abdominalsegmente zum größeren Teile gelbbraun gefärbt mit
einem dunkleren Fleck in der Mitte. Der Kopf ist ganz anders
3+
36 Max Bernhauer.
gebildet, nach hinten in viel breiterem, sanfterem Bogen verengt,
ohne jede Andeutung von Hinterecken, der Hals viel schmäler. Der
Halsschild ist weniger kurz, nach vorne viel stärker verengt, ge-
wölbter, etwas stärker, aber kaum dichter punktiert als bei hume-
ralis Luc.
Die Flügeldecken endlich sind doppelt stärker und deutlich
reibeisenförmig punktiert. — Länge 3:5 mm.
Beim J besitzen die Flügeldeeken beiderseits neben der Naht
vor den Hinterecken einen langen, kräftigen, etwas gebogenen
Längskiel, das 7. Dorsalsegment einen fast die ganze Länge des
Segmentes einnehmenden kräftigen Längskiel.
Ob das 8. Dorsalsegment eine Geschlechtsauszeichnung besitzt,
kann ich nicht angeben, da bei dem einzigen in meiner Sammlung
befindlichen Exemplare dasselbe eingezogen ist.
Das Tierchen wurde in Tunis (Ain Draham) aufgefunden und
sei meinem lieben Freunde, Herrn Prof. Adrian Schuster, von dem
ich die Art erhielt, freundlichst gewidmet.
ll. Bolitochara Lauferi nov. spec.
Von der Gestalt und der dunkeln Farbe der B. obligua Er.,
von derselben durch noch dunklere Färbung und die sehr feine
und weitläufige Punktierung des Vorderkörpers zu unterscheiden.
Die Punktierung ist noch viel feiner und spärlicher als bei
varıa Er.
Die Farbe ist dunkelschwarz, eine Humeralmakel, welche
gegen die Naht zu sich erstreckt, der hintere Teil der Naht und
der Spitzenrand der Flügeldecken gelb.
Die Punkte am Kopfe und Halsschilde sind sehr fein und
weitläufig, auf den Flügeldecken etwas weniger fein und weit-
läufig, aber einfach eingestochen, nicht rauhkörnig.
Der Halsschild ist schmäler als bei varia, beim cd’ nicht der
Länge nach eingedrückt, sondern nur vor dem Schildehen mit einem
einfachen Quergrübchen. — Länge 3'5 mm.
Die Art befand sich in zwei Exemplaren in einer von Herrn
Kustos Laufer aus Madrid eingeschickten Determinandensendung
aus Syrien mit dem Fundorte: Montes Amanus und wurde eines
der Stücke in liebenswürdiger Weise für meine Sammlung abge-
treten.
14. Folge neuer Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 37
Es ist nicht ausgeschlossen, daß beim Hervorkommen größeren
Materiales die vorliegende Art sich nur als eine Rasse der in Mittel-
europa allerdings immer konstant auftretenden obligua darstellen
wird, als deren Zwischenform dann B. varia Er. zu betrachten wäre.
Mir liegen vorläufig keinerlei Übergänge vor.
12. Leptusa Leonhardi nov. spec.
Der L. Kaufmanni Gglb. nahe verwandt, aber in nachfol-
genden Punkten verschieden:
Der Körper ist ein wenig robuster und größer, dunkler rötlich-
gelb. Der Halsschild ist weniger kurz, höchstens um ein Drittel
breiter als lang, nach rückwärts viel stärker verengt, mit weniger
markierten Eeken, in der Mittellinie viel breiter und tiefer gefurcht,
vor dem Schildehen stärker quer eingedrückt, stärker, deutlich rauh
und weniger dieht punktiert, im Grunde äußerst dicht und deutlich
ehagriniert. Die Augen sind durch einen winzigen Pigmentfleck
schwach, aber doch deutlich angedeutet und ist die Art daher in
das Subg. Pasilia Rey zu stellen.
Flügeldecken viel stärker und weniger dicht gekörnt punktiert,
fast so lang als der Halsschild. Auch der Hinterleib ist deutlich
stärker punktiert.
Die Geschlechtsauszeichnung des J ist eine wesentlich ver-
schiedene.
Die Flügeldecken sind hinter dem Schildehen in einen breiten
Höcker erhoben, welcher mehr als die halbe Flügeldeckenbreite
einnimmt.
Am T. Dorsalsegmente befindet sich dicht vor der Mitte des
Hinterrandes ein kräftiger Längskiel, das 5. besitzt hinter der Basis
ein schwächeres Kielehen und ist hinten sehr zart krenuliert. —
Länge 3 mm.
Das schöne Tierchen wurde von meinem lieben Freunde Herrn
OÖ. Leonhard aus Blasewitz im oberen Gravonetal (Mte. Renoso)
am 17. Juli 1905 in einer Seehöhe von 1400—1500:m aus Alpen-
erlenlaub gesiebt, scheint jedoch äußerst selten zu sein, da nur
zwei Stücke erbeutet wurden.
Die Art zeigt auch ziemliche Ähnlichkeit mit L. scabripennis
Rey, die ebenfalls auf Korsika vorkommt, ist jedoch durch viel
stärker verdiekte Fühler, die stärkere Mittelfurche und die Skulptur
38 Max Bernhauer.,
des Halsschildes sowie die gröbere Körnelung der längeren Flügel-
decken und etwas abweichende Geschlechtsauszeichnung des d’ ver-
schieden.
13. Autalia puncticollis Sharp wurde von meinem Freunde
J. Petz am Schobersteine in der Umgebung Grünburgs aufge-
funden.
14. Falagria Hauseri nov. spec.
Mit thoracica am nächsten verwandt, durch den viel längeren,
hinten sehr stark und deutlich ausgeschweiften Halsschild sofort zu
erkennen.
Pechbräunlich, Halsschild und Flügeldecken heller die Fühler
rötlich, ihre Wurzel, Taster und Beine hell rötlichgelb, glänzend,
spärlich behaart.
Kopf etwas breiter als der Halsschild, quer rundlich, sehr
fein und weitläufig punktiert; Fühler lang und kräftig, ihr 3. Glied
fast länger als das 2., das 4. länger als breit, die folgenden all-
mählich an Länge abnehmend, die vorletzten mäßig quer, das End-
glied kürzer als die zwei vorhergehenden zusammen.
Halsschild vorne höchstens halb so lang als die Flügeldecken,
viel länger als breit, nach rückwärts sehr stark verengt, an der
Basis kaum mehr als ein Drittel so breit als im ersten Drittel, in
der Mittellinie tief gefurcht, die Furche endigt hinten in ein
Grübehen. Die Punktierung ist äußerst fein und wenig dicht.
Flügeldecken viel länger als der Halsschild, parallelseitig
mit vorstehenden Schultern, sehr fein und mäßig dicht punktiert.
Hinterleib fein und wenig dicht punktiert. — Länge 2:2 mm.
Diese Art wurde von Herrn Major F. Hauser im Jahre 1893
in Turkestan (Mts. Ghissar) gefangen und sei dem verdienten Ento-
mologen freundschaftlichst gewidmet.
Zwei Exemplare.
15. Falagria nigerrima nov. spec.
In der Färbung, Größe und Punktierung der F. laevigata Epp.
sehr ähnlich, durch die viel längeren, mehr parallelseitigen Flügel-
decken von ihr immer leicht zu unterscheiden.
Von F. gratilla Er., mit welcher sie im Habitus übereinstimmt,
durch den fast ganz glatten Halsschild und die Färbung ebenfalls
leicht zu trennen.
14. Folge neuer Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 9
Tiefschwarz, sehr stark glänzend, die Beine schwärzlieh, bei
unreiferen Stücken die Flügeldecken oder auch der Halsschild
schwarzbraun.
Die Flügeldecken sind. viel länger als der Halsschild, nach
hinten nicht erweitert, an den Seiten ziemlich parallel, die Schultern
vortretend. Der Hinterleib ist etwas anders als bei laevigata Epp.
punktiert. Die einzelnen Segmente, namentlich die hinteren, sind
nämlich an der Basis ziemlich dicht punktiert, vor dem Hinterrande
aber fast glatt, während sie bei laevigata ziemlich gleichmäßig
punktiert sind. Im übrigen mit laevigata übereinstimmend. —
Länge 1’3—2 mm.
Die Art ist über ein weites Gebiet in Asien verbreitet; in
meiner Sammlung befinden sich Stücke aus der Buchara, Margelan,
Turkmenien, Turkestan (Mts. Ghissar) und Ostsibirien.
16. Atheta Petzi nov. spec.
In die Untergattung Atheta s. str. gehörig, hier von allen Arten
durch die Geschlechtsauszeichnung des J’ und die dunkle Färbung
sofort zu erkennen.
Schwarz, wenig glänzend, die Beine bräunlich mit helleren
Schienen und Tarsen, die Fühlerwurzel tiefschwarz.
Kopf viel schmäler als der Halsschild, aber ziemlich breit,
sehr fein chagriniert und äußerst fein und weitläufig punktiert, mit
ziemlich großen Augen und deutlichen, unten gerandeten Schläfen.
Fühler ziemlich schlank, ihr 3. Glied fast so lang als das 2., die
Glieder 4 und 5 nicht, die folgenden schwach quer, die vorletzten
fast um die Hälfte breiter als lang, das Endglied kaum kürzer als
die zwei vorhergehenden zusammen.
Halsschild etwas schmäler als die Flügeldecken, fast um die
Hälfte breiter als lang, an den Seiten ziemlich gleichmäßig, mäßig
gerundet, in der Mittellinie hinten meist deutlich niedergedrückt,
sehr fein chagriniert und fein und mäßig dicht, deutlich rauh
punktiert.
Flügeldecken ungefähr ein Drittel länger als der Halsschild,
quadratisch, innerhalb der Hinterwinkel kaum ausgebuchtet, etwas
stärker und dichter als der Halsschild punktiert, im Grunde deutlich
chagriniert.
40 Max Bernhauer.
Hinterleib gleichbreit, glänzend, ziemlich fein und weitläufig
punktiert, hinten fast ganz glatt. — Länge 3 mm.
Beim c’ ist das 8. Dorsalsegment stark ausgeschnitten. Der
ausgeschnittene Teil krenuliert, die sehr breiten Seitenstücke hinten
schief abgestutzt und gegen die Innenseite zu etwas ausgerandet.
Die im männlichen Geschlechte leicht kenntliche Art wurde
am Schobersteine und Gaisberge in der Nähe Grünburgs entdeckt
und sei meinem Freunde und Sammelgefährten, Herrn Johann Petz,
der die Art in eingegrabenen Flaschen mit altem Fleischköder fing,
freundschaftlichst gewidmet. Am Gaisberge kam die Art unter
feuchten Laublagen am Kamme vor.
17. Atheta nitens Fuss, Berliner Entomol. Zeitung, 1868,
S. 354, ist von Atheta nitens Mäkl., Bull. Mose., 1852, II, p. 307
aus Russisch-Amerika nach den vorliegenden Typen vollkommen
verschieden und ändere ich daher den Namen der ersteren in
A. Fussi ab. Diese Art gehört in die Colpodota-Gruppe und ist
der A. fuscipes ungemein ähnlich, ist jedoch bei einiger Aufmerk-
samkeit durch den viel feiner und weitläufiger punktierten Hals-
schild sicher zu unterscheiden.
18. Atheta comitissa Peyerimh. vermag ich nach einer
mir vorliegenden Type von A. triangulum absolut nicht zu trennen.
19. Atheta elavigera Seriba wurde von Herrn M. Linke
an ausfließendem Birkensafte im Kämmereiforste bei Eulenburg (bei
Leipzig) aufgefunden.
20. Atheta (Plataraea) Fiorii nov. spec.
Eine ziemlich unscheinbare Art aus der Verwandtschaft der
brunnea F., von dieser durch viel breiteren Halsschild, die Punk-
tierung und die einfache Geschlechtsauszeiechnung des J’ sofort zu
trennen.
Die neue Art hat das 4. freiliegende Segment viel schwächer
quer eingedrückt als brannea F., der Eindruck ist aber immerhin
noch deutlich zu sehen, weshalb ich die Einreihung in dieses Sub-
genus vornehmen mußte.
Braungelb bis rötlichgelb, der Kopf und die Basis der Abdo-
minalsegmente und meist auch der Halsschild etwas dunkler, wenig
glänzend, die Fühler bräunlich mit rötlichgelber Wurzel.
14. Folge neuer Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 41
Kopf ziemlich groß, aber doch viel schmäler als der Hals-
schild, quer, in der Mitte meist mit einem kleinen Grübehen, deutlich
und dicht matt chagriniert und fein, rauhkörnig punktiert. Die
Augen ziemlich groß, die nur hinten gerandeten Schläfen kürzer
als deren Längsdurchmesser. Fühler lang und schlank, ihr 3. Glied
viel länger als das 2., die folgenden länger als breit, die vorletzten
nicht oder kaum quer, das Endglied so lang als die beiden vor-
hergehenden zusammengenommen.
Halsschild etwas schmäler als die Flügeldecken, mehr als um
die Hälfte breiter als lang, flachgedrückt, mit ziemlich gleichmäßig,
aber nur sehr schwach gerundeten Seiten, vor dem Schildehen
breit und flach niedergedrückt, deutlich und dicht chagriniert und
fein und dicht rauhpunktiert.
Flügeldecken nur sehr wenig länger als der Halsschild, inner-
halb der Hinterecken kaum ausgerandet, sehr dieht und fein
punktiert.
Hinterleib gleichbreit, an der Basis der drei ersten Dorsal-
segmente tief, des 4. Segmentes schwächer eingedrückt, fein und
dicht, hinten weitläufig punktiert.
Die Hintertarsen ziemlich lang, ihr 1. Glied etwas länger als
das 2. — Länge 2:5—3 mm.
Das 8. Dorsalsegment ist an der Spitze ausgebuchtet. Die
Ausbuchtung scheint beim J’ etwas breiter zu sein.
Das neue Tier wurde von Herrn Prof. A. Fiori in der Provinz
Emilia (Mte. Isdone) in einer Grotte in einer Anzahl übereinstim-
mender Stücke am 28. Mai 1905 entdeckt.
21. Callicerus Kaufmanni Epp. wurde von Herrn M. Linke
in der Umgebung Leipzigs bei Buhren am 28. Mai 1905 in einem
weiblichen Exemplare gefangen.
22. Ocyusa cartusiana Fauv. ist, wie ich nunmehr durch
mikroskopische Untersuchung der Mundteile feststellen konnte, ohne
Zweifel eine echte Ocyusa.
42 G.Luze. Eine neue Art der Staphylinidengattung Bryoporus Kraatz.
Eine neue Art der Staphylinidengattung
Bryoporus Kraatz.
Beschrieben von
G. Luze.
(Eingelaufen am 17. Juni 1907.)
Bryoporus Sahlbergi nov. Spec.
Kopf, Halsschild und Flügeldecken rotgelb, Abdomen schwarz
mit breit rotbraun gesäumten Hinterrändern der Segmente. Beine
und Fühler rotgelb, letztere gegen das Ende leicht gebräunt.
Kopf und Halsschild blank, fein und weitläufig punktuliert,
letzterer außer den Randpunkten mit acht größeren, borstentragenden
Punktgrübehen, von denen die beiden mittleren vom Vorderrande
deutlich weiter abstehen als von den beiden seitlichen Grübchen.
Flügeldecken kaum breiter als der Halsschild, 1'/,mal so
lang als dieser, zwischen den beiden Schulterbeulen mit zehn ziemlich
regelmäßigen Längsreihen kräftiger Punktgrübchen, in denen längere,
abstehende, gelbliche Härchen wurzeln.
Drittes (erstes freiliegendes) Dorsalsegment des Abdomens
mit ausgedehnter (fein punktulierter) Mittelzone, die übrigen Seg-
mente (insbesondere an der Basis) ziemlich dicht und kräftig punk-
tiert und dicht (halb anliegend) mit ziemlich langen bräunlichgelben
Haaren bekleidet.
Fühler langgestreckt, gegen das Ende kräftig verbreitert, die
vorletzten Glieder nicht oder schwach quer.
Länge: 6—7T mm. — Verbreitung: In Palästina (Jerusalem)
von U. Sahlberg in zwei Exemplaren aufgefunden.
Mit multipunetus Hampe und caucasicus Luze verwandt. Von
ersterem durch die Färbung, kräftigere Fühler, minder reguläre
Punktreihen der Flügeldecken, dichter und kräftiger punktiertes
und behaartes Abdomen, von caucasicus durch beträchtliche Größe,
regelmäßigere Punktreihen der Flügeldecken, durch die ausgedehnte
Mittelzone des dritten Abdominalsegmentes sowie durch gestrecktere
und stärkere Fühler verschieden.
Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 45
Nouvelle classification des mouches & deux
ailes (Diptera L.).
D’apres un plan tout nouveau
par
J. G. Meigen, Paris, an VIII (1800 v. s.).
Mit einem Kommentar herausgegeben von Friedrich Hendel (Wien).
(Eingelaufen am 11. Juni 1907.)
Diese Erstlingsarbeit Meigens gehört wohl zu den größten
Seltenheiten der dipterologischen Literatur und ist mir gegenwärtig
außer dem Exemplare Osten-Sackens und meinem eigenen kein
anderes zur Kenntnis gekommen. Dies mag auch die Ursache sein,
daß sie den Fachkollegen bisher ganz unbekannt blieb und daß
die darin beschriebenen Gattungen später gar nicht berücksichtigt,
ja nicht einmal von Nomenklatoren zitiert wurden! Ein weiterer
Grund scheint mir auch das Vorgehen Meigens selbst zu sein,
der seine Arbeit fernerhin nie mehr erwähnt und die darin be-
schriebenen Gattungen drei Jahre später im II. Bande von Illigers
„Magazin“ zum größten Teile umtauft. Da aber nach den Regeln
der zoologischen Nomenklatur nach den Beschlüssen des VI. inter-
nationalen Zoologenkongresses in Bern 1904 eine: solche eigen-
mächtige Abänderung ohne Grund auch dem Autor nicht zusteht,
hat diese seltene Erstlingsarbeit Meigens höchstes nomenklatorisches
Interesse, da diejenigen Gattungsnamen derselben akzeptiert werden
müssen, welche klar und deutlich das Genus erkennen lassen.
Ich komme daher, schon mehrfach von Fachkollegen gedrängt,
meinem in der Wiener Entom. Zeit., 1903, 8. 58 gegebenen Ver-
sprechen nach und gebe hier aus meinem Exemplare, das Meigen
Chevrolat dedizierte, eine Reproduktion aller Gattungsbeschrei-
bungen mit den Deutungen derselben nach unserer heutigen
Nomenklatur.
Prof. Bezzi in Turin bin ich zu großem Danke verpflichtet,
denn er war es, der den Schlüssel der Deutungen in Meigens
44 Fr. Hendel.
zweiter Arbeit, jener in Illigers Magazin, fand. Vergleicht der
Leser die in dieser Schrift gegebenen Beschreibungen mit jenen in
der Nouvelle Classification, so kann er sich in den meisten Fällen
schon durch den fast gleichen Wortlaut von der Richtigkeit der
von Bezzi und mir gegebenen Synonymie überzeugen.
Ich habe zu diesem Zwecke unter jede Diagnose der Nou-
velle Classification an erste Stelle die Gattung mit der Nummer
und Seitenangabe aus Illigers Magazin gestellt und die dort an-
geführten typischen Arten, welche der Erstlingsarbeit fehlen, darunter
gesetzt. Erst an zweiter Stelle ließ ich dann andere Synonyma folgen.
Jene Gattungsnamen, welche meiner Anschauung nach heute
zu Recht bestehen, sind fett gedruckt. Wie der Leser sich aber
aus folgendem überzeugen wird, entsteht durch die Annahme der
alten Meigenschen Namen eine völlige „Revolution“ in der diptero-
logischen Nomenklatur, die wohl sehr zu bedauern, aber leider
nicht zu vermeiden ist. Fiat iustitia, pereat mundus! Ich kann
mich dem Inhalte der Osten-Sackenschen Arbeit: „Priorität oder
Kontinuität“ (Wiener Entom. Zeit., 1852, S. 193) nicht anschließen.
In der Nouvelle Classification sind nicht oder nur zweifelhaft
folgende Gattungen aus Illigers Magazin, II, 1803 enthalten:
2. Corethra, p. 260 (Tipula eulieiformis Deeg.).
26. Hexacantha, p. 264 (Stratiomys clavipes und 6-dentata
Fab.) = Beris Latr., 1802.
32. Nemotelus, p. 265 (Nem. uliginosus Fab.).
34. Pachygaster, p. 266 (Nem. ater Panz.).
35. Aerocera, p. 266 ($. globosus Panz.).
36. Henops, p. 266 (5. gibbosus Fab.) = Ogcodes Latr., 1796.
38. Heptatoma, p. 266 (Tabanus Schaeff., Icon., Tab. 72,
Fig. 6—8). Anmerkung 22.
42. Tanyglossa, p. 267 (Tab. haustellatus Fab.) — Pangonia
Latr., 1794.
44. Phthiria, p. 268 (Bomb. pulicarıs Mikan).
45. Conophorus, p. 263 (Bomb. maurus Mikan) — Ploas Latr.
46. Üytherea, p. 268 (Oyth. obscura Fab.) — Mulio Latr., 1796.
56. Dioctria, p. 270 (Asil. oelandinus, linearis, hyalipennis ete.
Fab.).
Meigen, Nouvelle classification des mouches A deux ailes (Diptera L.). 45
58.
64.
67.
13.
76.
83.
54.
85.
88.
90.
9.
96.
98.
9.
101.
102.
103.
104.
107.
108.
109.
ET,
Toxophora, p. 270.
Atherix, p. 271 (Rhagio diadema et cinctus F.).
Satyra, p. 272 (Musca ungulata F.). Anm. 7.
Heliophilus, p. 273 (Syrph. sylvarum ete. F.).
Doros, p. 274 ($. conopseus F. et coarctatus Panz.).
Microdon, p. 275 (Mulio mutabilis F.).
Ohrysotoxum, p. 275 (Mulio arcuatus et bicinctus F.).
Loxocera, p. 275 (Mulio ichneumoneus F.).
Trineura, p. 276.
Thyreophora, p. 276 (Musca cynophila Panz.).
Platystoma, p. 277 (Musca seminationis F.).
Ohamaemyta, p. 278.
Psila, p. 273.
Macrochira, p. 278 (Musca manicata F.) —= Ochthera Latr.,
1803.
Melanophora, p. 279 (M. grossificationis F.).
Leucostoma, p. 279.
Eriothrix, p. 279 (M. lateralis F.). Anm. 19.
Cylindromyia, p. 219 (M. brassicaria F.). Anm. 20.
Metopia, p. 250 (M. leucocephala Panz.).
Exorista, p. 280 (M.larvarım F.). Anm. 21.
Miltogramma, p. 280.
Anthomyia, p. 250 (M. meditabunda, pluvialis ete. F.).
Welche Gattungen aus der Nouvelle Classification später im
„Magazin“ nicht mehr enthalten sind, ist aus der folgenden Über-
sicht selbst zu entnehmen.
1. Flabellifera. (S. 13.)
Antennes ä treize articulations: la premiere eylindrique; la
seconde spherique; la troisitme un peu alongee; les suivantes avec
des appendices en forme de peigne (le mäle), ou presque spheri-
ques (la femelle). — Ailes & demi-etal&es, lanc&ol&es. — Les vers
vivent dans les trones d’arbres pourris.
4 esp£öces.
— 15. Otenophora Meig., p. 263. 5
Arten: Tip. pectinicornis, bimaculata, atrata, flaveolata ete. Fab.
46 Fr. Hendel.
2. Tipula. (S. 14.)
Antennes & treize articulations: Ja premiere eylindrique; la
seconde spherique; les suivantes eylindriques, herissees de poils ä
la base. — La tete along&e par devant. — Les jambes longues.
— Les ailes ä demi-&tal&es. — Les vers vivent dans la terre.
14 especes.
— 12. Tinula u. n. 202.
Arten: T. sinuata, lunata, hortorum, cornicina, crocata ete. Fab.
3. Polymeda. (S. 14.)
Antennes ä seize artieulations velues: la premiere .cylindrique;
les suivantes ovoides, diminuant en grandeur. — Les jambes
longues. — Les ailes panachees, crois6es.
11 especes.
— 10. Erioptera. Meig.,. p: 262.
Kein Typus.
4. Liriope. (S. 14.)
Antennes ä seize articulations, velues et legerement herissees
de poils: la premiere petite, eylindrique; la seconde spherique; la
troisicme longue, eylindrique; les suivantes ovoides.
2 especes.
— 14. Ptychoptera Meig., p. 262.
Arten: Tip. contaminata, albimana.
5. Pales. (S. 14.)
Antennes & dix-neuf artieulations: la premiere eylindrique; la
seconde eyathiforme; la troisiöme eylindrique; les suivantes reni-
formes; vers l’extr&mite presque eylindriques, herissee de poils.
1 espece.
— 13. Nephrotoma Meig., p. 262.
Art: Tip. dorsalis Fab.
6. Orithea. (8. 15.)
Antennes ä quinze artieulations: la premiere eylindrique; les
autres spheriques. — Les jambes tr&s longues, sans piquans.
1 espece.
Meigen, Nouvelle elassification des mouches ä deux ailes (DipteraL.). 47
7. Amphinome. ($. 15.)
Antennes ä seize articulations herissees de poils: la premiere
eylindrique; la seeonde presque spherique; les suivantes ovoides.
— Les jambes longues. — Les ailes croisces.
D especes.
— 11. Limonia Meig., p. 262.
Arten: Tip. tripunctata, 6-punctata, 4-maculata, replicata,
rwosa ete. Fab.
— Limnobia Meig., 1818.
Ann...
8. Petaurista. (S. 15.)
Antennes setacees, l&gerement velues; les deux premi£eres arti-
eulations grösses, presque spheriques; les suivantes oblongues, d’un
nombre ind6ötermine. — Les ailes crois6es. — Les ieux lissent
manquent.
2 especes.
— 9. Trichocera Meig., p. 262.
Art: Tip. hiemalis Deeg.
9. Euphrosyne. (8. 16.)
Antennes deux fois longues comme le corps, tres delices,
velue: la premiere artieulation spherique; les suivantes eylindriques,
d’un nombre indetermine. — Les ailes eroisees. — Les ieux lisses
manquent.
1 espece.
— 8. Macrocera Meig., p. 261.
Art: Tip. longicornis?
Anm. 2.
10. Phryne. (S. 16.)
Antennes ä seize artieulations velues: la premiere eylindrique;
les suivantes presque spheriques. — Sur le sommet de la tete, trois
ieux lisses. — Les ailes croisees.
D especes.
— 21. Anisopus Meig., p. 264. — Kein Typus.
— Iihyphus Latr., 1504.
48 Fr. Hendel.
11. Zelmira. (S. 16.)
Antennes ä seize artieulations presqu’6gales, lögerement velues.
— Les jambes garnies & l’extr@mits du tibia de deux piquans. —
Trois ieux lisses sur la tete, et d’inegale grandeur. — Les ailes
croisdes.
3 especes.
— 20. Platyura Meig., p. 264.
Kein Typus.
12. Fungivora. (S. 16.)
Antennes ä treize artieulations: les deux premieres herissdes
de poils roides; les suivantes velues,. — Le tibia des jambes du
milieu et posterieures arm& de piquans. — Les ieux lissent man-
quent. — Le corps comprime. — Les ailes croisees, — Les vers
vivent dans les champignons.
6 especes.
— 16. Mycetophila Meig., p. 263.
Arten: Tipula fungivora, agarici Deeg.
13. Lycoria. (S.17.)
Antennes ä seize artieulations, l&gerement velues: les deux
premieres plus grösses que les suivantes qui sont eylindrique. —
Les ieux ä reseau reniformes. — Trois ieux lisses sur le sommet.
— Les ailes croises.
6 especes.
— 19. Sciara Meig., p. 263.
Art: Hirtea Thomae F.
14. Tendipes. (S. 17.)
Antennes filiformes: celles du mäle garnies de longs poils en
forme de cöne; celles de la femelle ä six artieulations, qui (& l’ex-
ception de la derniere) sont herissees de poils a leur bäse. — Les
jeux A reseau reniformes. — Les ieux lisses manquent. — Les
Jambes anterieures &tendues. — Les ailes portces en toit. — Les
vers (du moins en partie) vivent dans l’eau.
20 especes.
Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 49
— 3. Chironomus Meig., p. 260.
Arten: Tip. plumosa, molitatrix, vibratoria ete. Fab.
15. Pelopia. (S. 18.)
Antennes du mäle filiformes, garnies de longs poils en forme
de eöne; celle de la femelle & quinze artieulations qui sont spheri-
ques, seulement la derniere est plus grösse et oblongue. — Les
ieux A reseau reniformes. — Les ieux lisses manquent. — Les
ailes portces en toit. |
3 especes.
— 4. Tanypus Meig., p. 261.
Arten: Tip. eincta F. et maculata Deeg.
Anm. 3.
io Helea.(2,19.)
Antennes filiformes & treize artieulations, dont les premiceres
sont spheriques et les suivantes oblongues: celle du mäle garnies
de longs poils en forme de pinceau; celles de la femelle velues. —
Les ieux & reseau reniformes. — Les ieux lisses manquent. — Les
alles portees en toit.
11 especes.
— 5. Ceratopogon Meig., p. 261.
Art: Tip. barbicornis F.
17. Phalaenula. (S. 18.)
Antennes filiformes en grains: les deux premi£eres artieulations
oblongues, grösses, glabres; les autres enfildes, herissees de poils.
— Les ailes velues, larges, portees en toit.
2 especes.
—= 1. Trichoptera Meig., p. 261.
Arten: Tip. phalaenoides et hirta F.
— Psychoda Latr., 1796.
18. Itonida. (S. 19.)
Antennes longues ä vingt-quatre artieulations, enfil&es, heriss6es
de poils: la premiere grösse, glabre.
2 especes.
Z.B. Ges. 58. Bd. 4
50 Fr. Hendel.
— 6. Cecidomyra Meig., p. 261.
Art: Tip. pini Deeg.
19. Oulex. (S. 19.)
Antennes filiformes, composees d’un grand nombre d’artieu-
lations plumeuses (le mäle), ou herissces de poils ä la base (la
femelle). — La trompe perpendieulaire. — Les ieux lisses man-
quent. — Les ailes, eroissses, garnies d’Ecailles. — Les vers vivent
dans l’eau.
6 especes.
— 1. Culez Is, pr2o0:
Arten: (ul. pipiens, annulata F.
20. Polyxena. ($S. 19.)
Antennes & douze artieulations, eylindriques, obtuses. — Les
jJambes longues. — L’extr@mite du tibia arme&e de deux piquants.
— Les alles croisdes.
1 espece.
— 17. Cordyla Meig., p. 262.
Kein Typus.
21. Melusina. (S. 19.)
Antennes en forme de fuscau, A onze artieulations. — Les
ieux lisses manquent.
1 espece.
— 18. Atractocera Meig., p. 269.
Art: Tip. regelationis.
— Simulium Latr., 1802.
22. Amasia. (S. 20.)
Antennes filiformes & onze artieulations. — Les ieux A reseau
ovales. — Sur le sommet trois jeux lisses.
1 espece.
— 22. Penthetria Meig., p. 264.
Kein Typus.
Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 5
23. Scathopse. (8. 20.)
Antennes & onze artieulations. — Les ieux & reseau reni-
formes. — Sur le sommet trois ieux lisses. — Les ailes croisdes.
3 esp&ces.
— 23. Scathopse Geoffr., p. 264.
Art: Tip. latrinarum Deeg.
24. Hirtea. (S. 20.)
Antennes & neuf artieulations. — Le tibia des jambes ant6-
rieures garni & lextr&mit& d’un piquant. — Trois ieux lisses sur
le sommet. — Les ailes eroisees. — Les vers vivent en terre.
9 especes.
— 24. Hirtea Meig., p. 264.
Arten: Hirt. marci, pomonae ete. F.
— Bibio Geoffr., 1764.
25. Philia. (S. 20.)
Antennes A neuf artieulations. — Le corselet arm& de deux
rangs de piquants. — Le tibia des jambes anterieures arme A l’ex-
tr&mit6 de sept piquans en forme de rayons. — Trois ieux lisses
sur le sommet. -— Les ailes crois6es.
3 especes.
— 25. Dilophus Meig., p. 264.
Kein Typus.
26. Erinna. (S. 21.)
Antennes cylindriques ä trois artieulations: la premiere eylin-
drique; la seconde eyathiforme; la troisitme l&gerement divisce en
huit pieces qui diminuent en longueur. — Eeussons sans piquans.
— Les ailes crois6es. — Les vers vivent dans les trones d’arbres
pourris.
2 especes.
— 57. Xylophagus Meig., p. 266.
Art: Nemotelus cinctus Deeg.
4*
52 Fr. Hendel.
27. Sicus. (S. 21.)
Antennes en forme de fer d’alöne ä trois articulations: la
premiere eylindrique; la seconde eyathiforme; la troisicme l&g&rement
divisee en huit pieces, diminuant en grösseur. — Ecussons avec
deux piquans. — Les ailes croisees.
3 especes.
— 21. Sicus E., p. 265.
Art: Sie. ferrugineus Fabr.
— Coenomyia Latr., 1796.
28. Eulalia. (S. 21.)
Antennes cylindriques ä trois artieulations: les deux premieres
de m&me grandeur, herissees de poils; la troisieme longue, l&gere-
ment divis6e en eing pieces. — Ecusson arm de deux piquans.
— Les ailes croisees. — Les vers vivent dans l’eau.
5 especes.
— 29. Odontomyia Meig., p. 265.
Arten: Strat. furcata, ligrina, hydroleon F.
29. Stratiomys. (8. 22.)
Antennes ä trois artieulations: la premiere longue, eylindrique;
la seconde petite, eyathiforme; la troisieme longue, plate, l&gere-
ment divisce en eing pieces. — Eeusson arm& de deux piquans.
— Les ailes eroisees. — Les vers vivent dans l’eau.
5 especes.
— 23. Stratiomys Geoffr., p. 265.
Arten: Strat. strigata, chamaeleon ete. Fabr.
30. Potamida. (S. 22.)
Antennes en forme de fer d’alöne & trois artieulations: les
deux premieres petites, d’egale grandeur, herissees de poils; la
troisicme longue, nue, divisee lögerement en sept pieces. — Corselet
et &eusson armes de piquans. — Les ailes croisdes.
1 espece.
Meigen, Nouvelle classification des mouches A deux ailes (Diptera L.). 53
— 30. Clitellaria Meig., p. 265.
Art: Strat. ephippium Fab.
— Ephippium Latr., 1809.
31. Hermione. (S. 22.)
Antennes ä trois artieulations: la premiere longue, eylindrique;
la seconde en cöne renvers&; la derniere avec un poil lateral simple.
— Eeusson arm& de deux petits piquans. — Les ailes crois6es.
3. especes.
— 31. Oxycera Meig., p. 265.
Arten: Strat. hypoleon et trilineata F.
— Hypoleon Dumeril, 1801 (sec. O.-S.).
32. Ceria. (S. 23.)
Antennes flöchues en coude ä trois articulations: la premiere
longue, eylindrique; les deux autres applaties, &largies; la derniere
se termine en pointe aigud.
1 espece.
— 60, Ceria.®., p.24.
Art: er. clavicornis F.
33. Chrysops. (S. 23.)
Antennes eylindriques Aa trois artieulations: les deux premieres
d’egale longueur, h£rissees de poils; la troisicme l&gerement divis6e
en plusieurs pieces. — Les ieux ä reseau d’un beau vert dore,
tachetes. — Trois ieux lisses sur le sommet. — Les ailes a demi-
etal6es.
5 especes.
— 39. Chrysops Meig., p. 267.
Art: Tab. caecutiens F.
34. Chrysozona. (9. 23.
Antennes en forme de fer d’alene & trois artieulations: la
premiere oblongue; la seconde tr&s-petite, eyathiforme; la troisieme
avec quelques incisions tres-l&geres vers l’extr@mite. — Les jeux
54 Fr. Hendel.
A reseau verds avee des bandes ond6es. — Les ieux lisses man-
quent. — Les ailes & demi-6talees.
2 especes.
— 40. Haematopota Meig., p. 267.
Art: Tab. plwvialıs F.
35. Tabanus. (S. 24.)
Antennes ä trois artieulations: les deux premieres eyathi-
formes; la troisieme &chaneree, artieuldee a l’extr&mite. — Trompe
perpendieulaire. — Les ailes ä demi-6tal&ee. — Les vers vivent
en terre.
9 especes.
— 41. Tabanus L., p. 267.
Arten: Tab. bovinus, morio, autumnalis, tropicus, bromius ete. F.
36. Bibio. (8. 24.)
Antennes en forme de fer d’alene ä trois artieulations: la
premiere eylindrique; la seconde spherique; la troisieme conique.
— Trois ieux lisses sur la tete. — Eeusson sans piquans. — Les
ailes ä demi-6tal&es. — Les vers vivent dans les trones d’arbres
pourris.
D especes.
— 48. Bibio F., p. 268.
Arten: D. nobilitata, amilis, lugubris ete. F.
— Thereva Latr., 1796.
37. Dionnaea. (S. 24.)
Antennes en forme de fer d’alene & trois artieulations: la
premieres oblongue; la seconde spherique; la troisieme conique. —
Trompe perpendieulaire. — Les ailes ceroisces, tres-larges.
2 especes.
— 49, Platyptera Meig., p. 269.
Arten: Empis borealis et platyptera Panz.
Anm. 4.
Meigen, Nouvelle classification des mouches A deux ailes (Diptera L... DD
38. Empis. (8. 25.)
Antennes en forme de fer d’alene A eing artieulations: la
premiere cylindrique; la seconde presque spherique; la troisicme
conique; les deux dernieres petites. — Trompe perpendieulaire. —
Les ailes croisdes.
24 especes.
— 25» Empis 1., pP: 209.
Arten: E. pennipes, liwida ete. F.
39. Asilus. (S. 25.)
Antennes en forme de fer d’alene ä einq artieulations: la
premiere eylindrique; la seconde eyathiforme; la troisieme longue,
applatie, elargie au milieux; les quatri&me et einquicme petites, en
forme de poil roidi. — Trompe presque horizontale. — Les ailes
crois6es. — Les vers vivent en terre.
7 especes.
— 5A Asılus I, p. 209.
Arten: As. craboniformis, barbatus, germanicus.
40. Lapria. (S. 25.)
Antennes ä trois artieulations: la premiere eylindrique, longue;
la seconde eyathiforme; la troisieme en forme de massue plate. —
Trompe presque horizontale. — Les ailes eroisces. — Les vers
vivent en terre.
D esp£ces.
= 51. Laphria Meig., p. 270.
Arten: As. gibbosus, gilvus, flavus, ephippium, violaceus, mar-
ginatus etc. Fabr.
Anm. >.
41. Erazx. (S. 26.)
Antennes ä quatre artieulations: Ja premiere eylindrique,
longue; la seconde eyathiforme; la troisitme longue, plate; la der-
niere petite. — Trompe presque horizontale. — Les ailes eroisces.
10 especes.
56 Fr. Hendel.
—= 55. Dasypogon Meig., p. 270.
Arten: As. teutonus, diadema ete. Fab.
42. Oonops. (8. 26.)
Antennes & trois artieulations: la premiere eylindrique; les
deux autres en forme de massue, terminde par une pointe articulee.
— Trompe presque horizontale. — Les ailes croisees.
3 especes.
— 9). Conops 1. p. 20.
Arten: CO. macrocephala, aculeata, vittata, flavipes etc. Fab.
43. Myopa. (S. 26.)
Antennes eylindriques ä& trois artieulations: la premiere petite;
la seconde eylindrique, velue; la troisitme spherique ou un peu
ovoide, garnie d’un petit poil articule. — Trompe presque hori-
zontale. — Tete gonfl&ee. — Les ailes croisees.
I especes.
— 61. Myopa.E. op 201
Arten: M. ferruginea, testacea F.
44. Coryneta. (8. 27.)
Antennes & deux articulations: la premiere petite, herissee de
poils; la seconde conique, terminde par un poil barbu. — Trompe
perpendieulaire. — Cuisses des jambes du milieu enfl&es. — Le
tibia arm& & Vextr&mite d’un piquant. — Les ailes crois6es.
3 especes.
— 52. Tachydromia Meig., p. 269.
Arten: Musca cursitans, eimicoides Fab.
Anm. 6.
45. Noeza. (S. 27.)
Antennes ä deux artieulations: Ja premiere petite, herissee de
poils; la seconde conique, terminee par un poil barbu. — Trompe
horizontale. — Les ailes croisees.
9 especes.
Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 52
— 51. Hybos Meig., p. 269.
Kein Typus.
46. Iphis. (8. 27.)
Antennes ä trois artieulations: la premiere ovoide; la seconde
eyathiforme, herissee de poils; la troisieme applatie, de figure
variable, terminee par un poil legerement barbu. — Tete he&mi-
spherique. — Jambes alongees. — Tibia garni de petits poil roides
du eöte interieur. — Les ailes eroisees. — Les vers vivent en terre.
6 especes.
— Dolichopus Latr., 1796.
Anm. 7.
47. Sargus. (8. 28.)
Antennes & trois articulations: les deux premieres courtes,
herissees de poils roides; la troisieme en forme de palette avec
trois incisions, terminee par un poil un peu barbu ä la bäse. —
Les ieux chätains, bandes de violet. — Les ailes crois6es. — Les
vers vivent dans les bouses de vaches.
d especes.
— 33. Sargus Fab., p. 266.
Arten: 8. cuprarius, aurabis ete. Fab.
48. Rrhagio. (S. 23.)
Antennes & trois artieulations: les deux premieres spheriques;
la troisieme conique, terminde par un poil long, recourb& et barbu.
— Tete presque h&mispherique. — Les ieux sans bande. — Ailes
ä demi-etal&es. — Les vers vivent en terre.
7 especes.
— 63. Rhagio E., 17Issp.. 2,
Arten: Rh. scolopaceus, tringarius ete. Fab.
— Leptis Fab., 1805.
Anm. 23.
49. Anthrax. (8. 28.)
Antennes & trois artieulations: la premiere eylindrique ou un
peu oblongue; la seconde spherique; la troisicme eonique, terminee
58 Fr. Hendel.
en pointe droite. — T&te spherique. — Corps velu. — Les ailes
etalees.
7 especes.
—= 41. Anthrax Scop., p. 268.
Arten: A. maura, morio, hottentotta ete. F.
50. Oestrus. (8. 29.)
Antennes plac&es en deux cavites presque spheriques, ä trois
artieulations: la derniere garnie A l’extr&mit& d’un poil simple. —
Les ailes un peu 6tal&es. — Les vers vivent dans le corps ou
sous la peau des quadrupedes.
3 especes.
— 69..Oestrus %., p. 212.
Arten: Oestr. bovis, haemorrhoidalis ete. F.
51. Bombylius. (5. 29.)
Antennes ä trois artieulations: la premiere eylindrique; la
seconde spherique; la troisieme longue, plate, terminge en pointe.
— Trompe horizontale, tres-Iongue. — Tte spherique. — Les ailes
etaldes.
6 especes.
— 43. Bombylius L., p. 267.
Arten: B. discolor, concolor, sinnatus ete. F.
52. Omphrale. (S. 29.)
Antennes inclinges ä deux artieulations: la premiere eyathi-
forme; la seconde presque eylindrique, obtuse. — Le corps applati.
1 espece.
— 70. Hypselura Meig., p. 273.
Art: Musca senihis F.
— Scenopinus Latr., 1803.
53. Clythia. ($. 30.)
Antennes & trois artieulations: les deux premieres cyathi-
formes, herissces de poils; la troisicme en palette, terminde par un
Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 59
poil simple. — Tarses des jambes posterieures &largies. — Ailes
obtuses, croisees.
1 espece.
— 65. Platypeza Meig., p. 272.
Kein Typus.
54. Musidora. (S. 30.)
Antennes & trois artieulations: les deux premieres eyathi-
formes, herissees de poils roides; la troisicme en palette, terminde
par un poil barbu. — Jambes longues, minces. — Ailes lane£olees,
cerois6es.
2 especes.
— 66. Lonchoptera Meig., p. 272.
Kein Typus.
55. Cleona. (8. 30.)
Antennes & trois artieulations: les deux premieres eyathi-
formes, herissees; la troisieme conique, terminde par un poil barbu.
— Ailes lane&olees, crois6es.
1 espece.
?—= (allimyia Meig., 1804.
Anm. 8.
56. Cypsela. (S. 31.)
Antennes & deux artieulations: la premiere petite, herissee de
poils; la seconde en palette ronde, garnie & la bäse d’un poil
barbu. — Ailes erois6es. — Tarses des jambes posterieures &largis.
— Les vers vivent dans les exer&mens et les cadavres.
4 especes.
— 89. Borborus Meig., p. 276.
Kein Typus.
57. Dorilas. (S. 31.)
Antennes ä deux artieulations: la seconde inclinge, garnie
a la bäse d’un poil simple. — Töte h&mispherique. — Ailes croi-
s6ees, obtuses.
1 espece.
60 Fr. Hendel.
— 11. Microcera Meig., p. 273.
Kein Typus.
— Pipunculus Latr., 1802.
58. Atalanta. (S. 31.)
Antennes & trois artieulations, en forme de cöne, terminees
par un poil barbu, recourbe. — Ailes eroisdes, obtuses.
1 esp£ce.
— 62. Ülinocera Meig., p. 271.
Kein Typus.
59. Tylos. (8. 31.)
Antennes A deux artieulations: la premiere petite; la seconde
en palette ronde, avec un poil long et barbu & la bäse. — La tete
prolong6e en cöne. — Jambes minces. — Les ailes croisees.
1 espece.
— ?86. Micropeza Meig., p. 276.
Art: Musca corrigiolata Fab.
60. Rrhingia. (S. 32.)
Antennes ä trois artieulations: la derniere en palette, avec
un poil simple ä la bäse. — La bouche prolongee en cöne qui
recoit la trompe artieulde. — Les ailes erois6es.
1 espece.
— 72. Rhingia Scop., p. 275.
Art: Rh. rostrata.
61. Chrysogaster. (3. 32.)
Antennes ä trois artieulations: la troisicme en palette, avec
un poil simple a la bäse. — Le front er&nel&. — L’abdomen plat,
ovale. — Les ailes croisees.
4 especes.
— 80. Chrysogaster Meig., p. 274.
Arten: Syrph. coemiteriorum, metallinus, umbrarum Fab.
61
Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.).
62. Antiopa. (8. 32.)
Antennes inclinees & trois artieulations: les deux premieres
petites, heriss6es; la troisieme longue, presque prismatique, garnie
a la bäse d’un poil long, barbu. — Balanciers nus. — Corps presque
glabre. — Ailes croisees.
3 especes.
?— 34. Chrysotoeum Meig., p. 275 (Bezzi).
63. Thereva. (S. 33.)
Antennes petites, perpendieulaires, & deux artieulations de
meme grandeur, eylindriques: la seconde avec un poil simple ä la
bäse. — Ailes larges. — Balanciers couverts d’une £&caille.
6 especes.
— 91. Thereva Fab., p. 211.
Arten: Th. hemiptera, affınıs ete. F.
— Allophora R.D., 1330.
64. Syrphus. (8. 33.)
Antennes a trois artieulations: la derniecre en palette avee un
poil simple a la bäse. — Balanciers couverts d’une petite &caille.
— Ailes eroisees. — Les vers vivent de pucerons.
45 especes.
— Sl. Syrpkus ., 9,219.
Arten: S. pyrastri, ribesü, ruficormis, nectareus etc. Fab.
65. Tritonia. (S. 33.)
Antennes & trois artieulations eylindriques: la troisiöme un
peu comprimde avec un poil simple a la bäse. — Ailes croisees.
— Corps nu.
4 especes.
— 74. Spilomyia Meig., p. 273.
Arten: S. diophthalmus et vespiformis F.
Anm. 9.
62 Fr. Hendel.
66. Zelima. (S. 34.)
Antennes & trois artieulations: la derniere en palette ob-
longue, garnie d’un poil simple a la bäse. — Cuisses des jambes
posterieures armdes d’un rang de piquans. — Ailes croisees.
2 especes.
— 75. Eumeros Meig., p. 273.
Arten: S. segnis, pipiens F.
— Xylota Meig., 1822.
Anm. 10.
67. Lampetia. (S. 34.)
Antennes ä& trois artieulations: la derniere en palette, garnie
A la bäse d’un poil simple. — Cuisses des jambes posterieures
enfl&es, arme&es ä l’extr&mite d’une dent. — Les ailes a demi-etalees.
9 especen.
— TT. Merodon Meig., p. 274.
Arten: S. equestris, curvipes F.
68. Tubifera. (S. 34.)
Antennes & trois artieulations: la derniere en palette garnie
a la bäse d’un poil ou simple, ou un peu barbu. — Cuisses des
jJambes posterieures un peu comprim6es. — Ailes ä demi-etal6es,
resplendissantes. — Les vers vivent dans l’eau et les immondices.
(Vers & queue de rat. Reaumur.)
12 especes.
— 78. Elophilus Meig., p. 274.
Arten: 8. tenax, nemorum, floreus, pendulus Fab.
— KEristalis Latr., 1804.
Ann. 11.
69. Cinxia. (S. 35.)
Antennes ä trois artieulations: la derniere en palette, garnie
a la bäse d’un poil plumeux. — Ailes crois6es.
4 especes.
— 79. Sericomyia Meig., p. 274.
Arten: S. mussitans et lapponum F.
Anm. 11.
Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 63
10. Penthesilea. (S. 35.)
Antennes & trois artieulations: la derniere en palette ovale,
garnie & la bäse d’un poil simple. — Cuisses des jambes postc-
rieures enfl&es, sans piquans. — Ailes croisces.
1 esp£ce.
— (riorrhina Meig., 1822.
Anm. 12.
71. Trepidaria. ($S. 35.)
Antennes ä deux artieulations: la seconde oblongue, obtuse,
garnie & la bäse d’un poil legerement barbu. — Töte presque
spherique. — Front large. — Ailes redressces. — Corps eylin-
drique, glabre.
3 especes.
— 87. Calobala Meig., p. 276.
Arten: Musca calobata Panz. et petronella F.
— (eys Dumeril, 1801 (see O.-8.).
12. Titania. (S. 35.)
Antennes & deux artieulations: la seconde oblongue, obtuse,
garnie A la bäse d’un poil barbu. — Front large. — Ailes croisees.
— Corps glabre, plat.
7 especes.
— 291. Chlerops Meiz., p. 218.
Kein Typus.
Anm. 13.
13. Scopeuma. ($S. 36.)
Antennes & deux artieulations: la seconde prismatique, un
poil barbu a la bäse. — Front large. — Tete spherique. — Corps
velu. — Ailes eroisees. — Les vers vivent dans les exer&ments.
7 especes.
— 95. Scatophaga Meig., p. 277.
Art: Musca merdaria F.
64 Fr. Hendel.
14. Statinia. (8. 36.)
Antennes ä deux articulations: la seeonde &chaneree, avec un
poil plumeux & la bäse. — Tete spherique. — Front large. —
Ailes ceroisees, r&tieulees.
3 especes.
— 92. Dictya Meig., p. 277.
Arten: M. cucullaria, umbrarum F.
— Tetanocera Dum., 1798, sens. lat.
Anm. 24.
75. Euribia. (S. 36.)
Antennes ä deux artieulations: la seconde oblongue, avec un
poil legerement barbu A la bäse. — Front large. — Ailes crois6es,
tachetees et bandees. — Tarriere de la femelle longue, corneuse.
— Les vers vivent dans les semences etc.
15 especes.
— 94. Trypeta Meig., p. 277.
Arten: M. arnicae, cerasi, urticae, artemisiae ete. F.
Anm. 14.
76. Apwora. (8. 37.)
Antennes ä deux artieulations: la seconde prismatique, garnie
a la bäse d’un poil long, tres-plumeux. — Bouche prolongee. —
Corps velu. — Les vers vivent dans les nids des bourdons et
abeilles sauvages.
D especes.
—= 82. Pterocera Meig., p. 275.
Arten: S. inanis, pellucens, inflatus, bombylans ete. F.
— Volucella Geoffr., 1764.
77. Musca. (8. 37.)
Antennes A deux artieulations: la seconde prismatique, garnie
a la bäse d’un poil plumeux ou barbu. — Corps herisse de poils.
— Balanciers eouverts d’une &caille. — Les vers vivent dans les
cadavres, le fumier ete.
70 especes.
Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 65
— 110. MuscaL., p. 281.
Arten: M. domestica, carnaria, caesar ete. F.
73. Salpyga. (8. 37.)
Antennes ä trois artieulations: la derniere oblongue, avec un
poil tres-peu barbu ä la bäse. — Balaneiers couverts d’une £eaille.
— Corps herisse de poils roides. — Ailes a demi-6talees.
6 especes.
19. Titia. (8. 38.)
Antennes petites, & trois articulations, ovoides, de m&me
srandeur: la derniere avec un poil simple & la bäse. — Corps
herisse de poils. — Ailes ä demi-6taldes.
l espece.
80. Salmacia. (S. 38.)
Antennes A deux artieulations: la seconde longue, prismatique,
garnie A la bäse d’un poil simple, flechi en coude. — Balanciers
couverts d’une &caille. — Corps herisse de poils roides.
1 espeee.
— 106. Gonia Meig., p. 280.
Kein Typus.
81. Echinodes. (S. 38.)
Antennes ä trois articulations: la derniere plate, &largie, avec
un poil simple a la bäse artieule. — Corps herisse de poils. —
Ailes ä& demi-etal&es. — Les vers vivent dans les bouses des vaches.
5 especes.
2 103. Eriothri= !Meis.,.pr 29.
Art: Musca lateralis F.
— ÖOliwiera R.D.
Anm. 19.
82. Larvaevora. (S. 39.)
Antennes & deux artieulations: la seconde prismatique avec
un poil simple ä la bäse. — Corps heriss6 de poils roides. —
Ailes ä& demi-6tal&es. — Les vers vivent dans les chenilles ete.
25 especes.
Z.B. Ges. 58. Bd. 5
66 Fr. Hendel.
— 105. Tachina Meig., p. 230.
Arten: M. grossa, fera, lurida ete. F.
Anm. 16.
83. Rhodogyne. (S. 39.)
Antennes inclindes & trois artieulations: la premiere petite;
la seconde longue, herissee de poils; la troisiöme lanc&ol&e, obtuse,
avec un poil simple ä& la bäse. — Le corps glabre. — Ailes &
demi-6talees.
2 especes.
— 100. Gymnosoma Meig., p. 278.
Art: M. rotundata F.
84. Crocuta. (S. 39.)
Antennes ä& deux artieulations: la seconde longue, comprimee,
obtuse, un poil simple ä la bäse. — Trompe horizontale, artieulee.
— Ailes A demi-etal6es.
1 espece.
— 113. Siphona Meig., p. 231 — Bucentes -Latr.
Anm. 15.
85. Calirrhoe. (S. 39.)
Antennes A deux artieulations: la seconde prismatiques, un
poil plumeux a la bäse. — Trompe horizontale. — leux ovales.
— Ailes a demi-etal6es.
I espece
— Prosena St. Farg. et Serville, 1825.
Anm. 17.
86. Stomoxys. (8. 40.)
Antennes ä deux artieulations: la seconde prismatique, un
poil plumeux A la bäse. — Trompe horizontale. — leux r&niformes.
— Ailes A demi-etalees.
1 espece.
—, M2,.Stomozys, pr2al.
Meigen, Nouvelle classification des mouches ä deux ailes (Diptera L.). 67
87. Hippobosca. (S. 40.)
Antennes tres-petites, filiformes. — Trompe droite, filiforme.
— Corps plat. — Ailes un peu etal6es.
3 especes.
— 114. Hippobosca L., p. 281.
88. Oyanea. (S. 40.)
Sans antennes.
1 espece.
Anm. 18.
Anmerkungen.
1. Amphinome Meigen ist durch Amphinoma Brug., Eneyel. meth., 1789
(Vermes), präokupiert, da nach den Regeln Schluß-7 gleich ist «.
2. Diese Synonymie scheint mir persönlich nicht ganz sicher zu sein.
3. Tipula eincta ist eine Rhyphus-Aıt.
4. Empis platyptera gehört zu Rhamphomyia Meig., 1822.
5. Lapria wird wohl nur ein Druckfehler sein für Zaphria.
6. Musca cursitans gehört zur Gattung Platypalpus Macqu., 1827.
7. Bezzi schreibt: „I/phis kann sowohl 67. Satyra wie 68. Rhamphomyia
sein. Jedenfalls ist es aber ein Synonym zu Dolichopus.“
S. Bezzi sagt hier: „Kann nur Callimyia sein. Diese Gattung fehlt
in Illigers Magazin und ist erst 1804 in der Klassifikation zu finden.“
9. Tritonia ist schon von Cuvier, Tabl. elem., 1798, an ein Mollusken-
genus vergeben.
10. Zelima ist gleich Eumerus Meig., 1803 und nach den angeführten
typischen Arten auch gleich Xylota Meig., 1822 + Syritta St. Farg. et Serv.,
1825. Eumerus Meig., 1822 enthält keine der zwei Arten Syrphus segnis und
pipiens F. und müßte eigentlich neu benannt werden, da Kumerus 1803 unter
die Synonyme fällt. Nach obigem hat aber auch Xylota Meig., 1822 für
Syritta St. Farg. et Serv., 1825 einzutreten. Beachte auch den Sinn der fol-
genden Anmerkung.
11. Beläßt man den Meigenschen Namen Helophilus für die Arten
Syrphus floreus und pendulus, obwohl Tubifera = Elophilus mit gleichem Um-
fange, so müßte dann auch konsequenterweise (Anm. 4) Platyptera Meig.,
1803 für Rhamphomyia Meig., 1822 (Anm. 6), Tachydromyia Meig., 1803 für
Platypalpus Macqu., 1827, Sericomyia Meig., 1803 für Arctophila Schin., 1860
gesetzt werden, was meiner Ansicht nach nicht richtig wäre, da eben die
Namen in Illigers „Magazin“ mit Unrecht gegeben, d. h. umgeändert wurden
und bloß Synonyme zu den älteren der Klassifikation sind.
2. Bezzi schreibt: „?=73. Heliophilus. . Kann nur Oriorrhina rufi-
cauda sein.“
b*
68 Fr. Hendel.
13. In Illigers Magazin spricht Meigen von einer nackten Borste,
was den Tatsachen entspricht. Ich behalte daher den Namen Chlorops bei.
14. Der Meigensche Gattungsbegriff Buribia = Trypeta umfaßt eigent-
lich die ganze Subfamilie Trypetinae, weshalb es sehr schwer ist, einen so
alten Namen einer heutigen Gattung ohne gewisse Bedenken zu geben. Die
angeführten typischen Arten gehören der Reihe nach in folgende heutige
Genera: Tephritis, Rhagoletis, Ceroxys (Anacampta), Spilographa, woraus er-
sichtlich ist, daß die Gattung Trypeta, wie wir sie heute auffassen, keine
dieser vier Arten enthält. Da aber Meigen nach den vier Arten — etc. —
setzt, so könnte man diesem Umstande nicht allzuviel Wert beilegen, sich
Loews Vorschlag anschließen und für die Arten mit gegitterten Flügeln
dann Tephritis Latr., 1804 beibehalten, für die Arten mit nicht gegitterten
Flügeln jedoch, welche ja auch unter den vier von Meigen bei Trypeta an-
geführten Typen die Mehrzahl bilden, den Namen Euribia (= Trypeta) an-
nehmen. Die Subfamilie hieße dann statt T’rypetinae jetzt nach Maequart
Tephritinae. Trupanea Schrank, 1803 oder vielmehr nach Schiner von
Gucöttard, M&m. de l’acad. Paris (171, Nr. 4) kommt wegen der Jahreszahl
1756 nicht in Betracht.
15. Ich kann mich der Ansicht Speisers (Zeitschr. für wissensch.
Insektenbiologie, 1905, S. 461) nicht anschließen und Siphona für Haematobia
R.D. setzen, denn die Beschreibung Meigens in Illigers Magazin von einer
„nackten“ Arista und von einem „wagrecht vorgestreckten, gebrochenen
Rüssel“ paßt nur auf die bekannte Tachinidengattung, welche gleich ist mit
Bucentes Latr., und nie auf Stomoxys stimulans Mg. oder eine andere Stomoxys-
Art. Die von Meigen als Typus angeführte Stomoxys irritans F. ist eben
nicht gleich der späteren St. stimulans, sondern ist eine Art der Gattung
Siphona = Bucentes!
Auch Grünberg, „Die blutsaugenden Dipteren“, S. 160, Jena, 1907,
gebraucht Siphona irrtümlich für Haematobia R.D.
Bezzi, der nach seiner schriftlichen Mitteilung im Katalog der palä-
arktischen Dipteren, III, ebenfalls Speiser folgte, teilt jetzt meine Ansicht.
16. Larvaevora deckt sich mit Tachina im Umfange ganz, denn beide
Genera enthalten fast die ganze Gruppe der Tachiniden. Die Musca grossa L.
wird Larvaevora grossa heißen müssen.
17. Die Gattung Callirrhoe findet in Illigers Magazin kein Analogon.
Ich halte sie aber mit Bestimmtheit für zugehörig zur Art Stomoxys siberita
Fab., welche sich eben von den anderen Stomoxys-Arten, welche „nieren-
förmige“ Augen haben, durch die ovale Form der Netzaugen auszeichnet.
Meigen hat später seine Anschauung geändert und die Arten in einer Gat-
tung belassen. Prosena fällt daher unter die Synonyme.
18. Diese Gattung fehlt in Illigers Magazin. Bezzi meint, daß es
sich vielleicht um Nyecteribia oder Melophagus handelt.
19. Nach Bezzi vielleicht gleich Eriothrix Meigen, welcher Name für
Oliviera R.D. zu setzen ist.
Meigen, Nouvelle classification des mouches A deux ailes (Diptera L.). 69
20. Oylindromyia Meigen hat vor Ocyptera Latr., 1804 den Vorrang.
21. Exorista Meigen, 1803 hat also einen ganz anderen Umfang als im
7. Bande der „Systematischen Beschreibung“ und hat für Eutachina Brauer-
Bergenst. einzutreten.
22. Meigen hat diesen Namen im 2. Bande seiner Systematischen Be-
schreibung, 1820 in Hexatoma abgeändert, also einen schon von Latreille
1809 vergebenen Namen unstatthafter Weise in Verwendung genommen, dafür
‚statt Hexatoma Latr. Anisomera Hffgg., 1818 gesetzt.
23. Fabricius entscheidet in der Systema antliat., Index, p. 19 völlig
ohne jedes Recht: „Rhagio, nomen genericum, ne cum Rhagium
Eleutheratorum confundetur, in ZLeptis mutatum est.“ Bezzi, der
im Katalog der paläarktischen Dipteren, II, Rhagio für Psammorycter (Ver-
mileo) gebrauchte, schrieb mir, daß er es nun auch für richtiger halte, Rhagio
für Leptis zu setzen.
24. Den Namen Dictyia Meig., 1803 hat Becker im Katalog der palä-
arktischen Dipteren, IV, für meine Gattung Monochaetophora gemäß meiner
Anregung angenommen. Ich halte aber nun meinen Genusnamen aufrecht,
da sich Dietya und Statinia nur als Synonyme zu Tetanocera darstellen.
Beiträge zur Flora der Oststeiermark.
Von
Dr. Heinrich Sabransky.
11.)
(Eingelaufen am 10. Mai 1907.)
Equwisetum hiemale L. var. viride Milde, Luerssen, Farnpfl., S. 750!
In Waldungen zwischen Söchau und Ruppersdorf verbreitet.
Lycopodium complanatum L. var. anceps Wallr. In Holzrodungen
um Ebersdorf nächst Söchau.
Lycopodium annotinum L. Verbreitet.
Lycopodium Selago L. Von mir bisher bloß in Waldungen der Ge-
meinde Kohlgraben nächst Söchau aufgefunden.
Blechnum Spicant (L.) With. In Mischwäldern um Söchau, Aschbach,
Spitzhart, am Rosenberg ete. zerstreut und wegen der geringen
Bodenelevation (200—300 m) der Standorte erwähnenswert.
1) Siehe diese „Verhandlungen“, Bd. LIV, 1904, S. 537—556.
70 H. Sabransky.
Asplenium septentrionale Hoffm. An Felsen zwischen Hartberg und
Pöllau sehr verbreitet und stets in Gesellschaft von A. Dricho-
manes.
Athyrium filix femina (L.) Roth var. fissidens Döll. und var. mult-
dentatum Döll. In Bergwäldern um Söchau und Fürstenfeld
nicht selten; lus. rhaeticum Moore, Christ, Farnkräuter der
Schweiz, S. 110! in Rodungen des Forstwaldes bei Söchau
gemein.
Aspidium filix mas (L.) Sw. var. crenatum Milde. In allen Berg-
wäldern des Gebietes die verbreitete Form; lus. Heleopteris
(Borkh.) in sterilen oder substerilen Wedeln an Waldwegen
bei Ebersdorf nächst Söchau, daselbst auch lus. erosum Christ,
LYea 8: 194!
Aspidium spinulosum Sm. var. ewaltatum Lasch. In Wäldern des
Gebietes häufig.
Bromus tectorum L. Dieser Ubiquist ist mir im Gebiete bisher
bloß von den Mauern der Riegersburg bekannt geworden.
Sieglingia decumbens (L.) Bernh. In frischen Rodungen bei Söchau,
doch meist ohne längeren Bestand.
Hordeum murinum L. Fehlt im Lehmgelände der Oststeiermark
gänzlich und tritt erst auf Basalttuffunterlage bei Riegersburg,
sowie in der Umgebung von Hartberg auf.
Carex flava L. f. acrandra. Gaisberge bei Breitenfeld nächst Rie-
gersburg. ;
Carex montana L. var. procerior Gaud. In lichten Wäldern um
Söchau, hier und da.
Carex pilosa Scop. In Wäldern um Fürstenfeld und Stein.
Carex pendula Huds. Auf humusreichem Waldboden um Söchau,
Ilz, Groß-Wilfersdorf ete. fast stets in Gesellschaft der ©. sil-
vatica L.
Carex pallescens L. var. elatior Asch. et Gräbn. Meist als f. acrandra
auf humösen, quelligen Waldböden um Söchau.
Carex hirta L. var. hirtiformis Pers. Nicht selten an Ackerrainen
bei Breitenfeld, nächst Söchau, Ebersdorf usw.
Carex remota L. var. subloliacea Schur. In tiefem Waldesschatten
an Bächlein im Forstwalde bei Söchau; var. stricta« Madauss.
im Mühlgraben bei Aschbach nächst Söchau.
Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 71
Carex Dawalliana Sm. Auf Wiesen bei Tautendorf nächst Söchau.
Luzula nemorosa E. Mey. var. cuprina (Rochel). In Waldungen des
Gebietes verbreitet.
Erythronium dens canis L. Auf Basalt in der Umgebung des Stein-
bruches bei Stein nächst Fürstenfeld in Gesellschaft von /so-
pyrum thalictroides L.! Von Herrn Dr. A. Heinrich, Stadt-
arzt in Fürstenfeld, entdeckt.
Platanthera chlorantha (Cust.) Rehb. An Waldrändern am Kal-
varienberg bei Breitenfeld und um Riegersburg, ziemlich
häufig.
Platanthera bifolia L. Sehr verbreitet und der stark duftenden
Blüten wegen als „Waldhansl“ unter der bäuerlichen Bevöl-
kerung populär. Die oststeirische Pflanze gehört der Rasse
P. Reichenbachiana Wilms, Westf. Jahresber., 1375, mit milch-
weißen Blüten und entfernteren Staubbeutelfächern an. Die
Rasse P. Bönninghausiana Wilms mit grünlich-gelbweißen
Blüten, sehr genäherten Staubbeuteln, entschieden niederem
Wachstume und anscheinend geringerem Dufte sammelte ich
bisher bloß im Gebiete der Preßburger Flora, sowie auch in
Südtirol.
Epipactis varians Cr., Stirp. austr., Fase. VI, p. 471. E. sessilifolia
Peterm. in (Flora, 1844) Schulze, Orchidaceen Deutschl.,
T. 54! An Waldwegen um Ebersdorf nächst Söchau.
Orchis Morio L. var. subpictus m. Blütenstand armblütig (4 bis
5 Blüten). Sporn dünn, so lang als der Fruchtknoten.
Kolorit der Blütenteile wie beim Normaltypus. In Obstgärten
bei Aschbach nächst Söchau, zerstreut.
Von dem südeuropäischen 0. pietus Lois. einzig und
allein durch größere, dem Typus gleichende Blüten verschie-
den. Die var. caucasicus ©. Koch bei M. Schulze in Österr.
botan. Zeitschr., 1898, S. 50, die ebenfalls eine Zwischenform
von OÖ. Morio und O. pictus darstellt, hat die kleineren Blüten
des O. pietus und den kürzeren Sporn der ©. Morio, der bei
der letzteren Art bekamntlich ?/;mal so lang als der Frucht-
knoten ist. — Var. albiflorus W. Gr., Fl. Siles., I, 2, S. 245!
Lippe stark sattelkielig, samt dem Sporne reinweiß mit
leisem Lilahauche, äußere Perigonblätter violettbräunlich mit
12 H. Sabransky.
srünem Geäder, Pollinien lila. — Var. lavus m. Brakteen
und Fruchtknoten gelbgrün, äußere und innere Perigonblätter
grünlich, stark grün geädert, Sporn und Lippe gelblich-grün-
lich, Pollinien gelb. Diese gelblich blühende Form scheint
im allgemeinen seltener zu sein, da ihrer nur Reichenbach
pat. (Fl. germ. excurs., II, p. 122), Reichenbach fil. (Icon.,
p. 17) und Fuss (Fl. Transs. exeurs., p. 620) erwähnen. —
Var. carneus m. Sporne, Lippen, innere Perigonblätter fleisch-
rot oder hell rosarot, Flecke am Kiel der Lippe karminrot,
äußere Perigonblätter vorherrschend grün. Alle diese Farben-
spielarten, die häufig truppweise auftreten und alljährlich an
denselben Orten aufzufinden sind, also eine gewisse Konstanz
zur Schau tragen und untereinander hybride Verbindungen
eingehen, wie ich oft zu beobachten Gelegenheit hatte, sind
im Gebiete häufig, so in Söchau, Aschbach, Fürstenfeld ete.
Orchis ustulatus L. var. integrilobus Sabr., Allg. botan. Zeitschr.,
1906, S. 94. Mittellappen der Lippe nicht verbreitert und
zweizipfelig, sondern verkürzt, abgerundet nnd ungeteilt wie
bei Malaxis. So auf Heuwiesen bei Aschbach nächst Söchau.
Anthericus ramosus L. Fehlt im Lehmgebiete und ist mir nur aus
der Umgebung von Hartberg bekannt.
Ornithogalum pyrenaicum L. var. sphaerocarpum (A. Kern.). In
Getreide um Söchau verbreitet, um Ebersdorf, Kohlgraben.
Asarum europaeum L. Fehlt — wie Aristolochia — im oststeiri-
schen Lehmlande und wurde von mir erst in der Feistritz-
klamm bei St. Johann und Herberstein aufgefunden.
Castanea sativa Mill. Spontan in mitunter mächtigen Bäumen über
Basalt in der Umgebung von Riegersburg.
Quercus robur L. var. longepetiolata Schröter. In Mischwäldern um
Söchau häufig.
Quercus sessiliflora Martyn. var. lobulata Christ. Bei Söchau, Ebers-
dorf ete. stellenweise.
Viscum album L. var. platyspermum R. Keller, Botan. Zentralblatt,
1590, Nr. 48. Auf Obstbäumen im Gebiete weit verbreitet;
eine f. chrysococeum m. mit goldgelben Beeren traf ich wieder-
holt auf Birnbäumen im Kohlgraben nächst Söchau; die var.
hyposphaerospermum R. Keller, 1. e., viel seltener auf Föhren.
Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 73
Chenopodium vulvaria L. var. rhombicum Murr. Im Jahre 1902 auf
Dorfstraßen in Söchau.
Chenopodium album L. var. striatum Kras. Auf Äckern um Söchau.
Kochia scoparia (L.) Schrad. Wird in Oststeiermark als Besen-
kraut allgemein kultiviert und verwildert häufig.
Melandryum silvestre (Schr.) Röhl. Nur auf dem Burgkogel von
Riegersburg.
Dianthus barbatus L. An Waldrändern, in Hecken etc. des ganzen
Gebietes um Söchau, Fürstenfeld, Tautendorf, Ilz, Blumau ete.
sehr verbreitet und gemein.
Nuphar Iuteum (L.) S. et S. Nur in Tümpeln um Fürstenfeld.
Caltha palustris L. var. minor Mill. Verbreitet in Bahngräben
zwischen Fehring, Hohenbrugg und der Reichsgrenze.
Trollius europaeus L. In Mischwäldern zwischen Bierbaum und
Fürstenfeld (Dr. Heinrich), auffallend die geringe Meeres-
höhe des Fundortes (200—300 m).
Isopyrum thalietroides L. Bisher bloß in der Umgebung des Basalt-
steinbruches bei Stein nächst Fürstenfeld aufgefunden, fehlt
sonst im Gebiete.
Aquilegia vulgaris L. var. glanduloso-pilosa Schur. Auf Bergwiesen
um Riegersburg. b
Anemone nemorosa L. var. rosea Peterm. Unter dem Typus um
Söchau hie und da.
Thalictrum lucidum L., und zwar die Rasse Th. angustissimum Cr.
Auf Wiesen längs des Rittscheinbaches bei Söchau und im
ganzen Gebiete, anscheinend häufiger als 7’h. flavum.
Cardamine hirsuta L. var. pilosa ©. E. Schulz. Hie und da unter
dem verbreiteten Typus.
Erophila verna (L.) E. Mey. var. maiuscula (Jord.) Coss. Häufig
unter dem Typus, speziell bei Söchau.
Arabis arenosa (L.) Scop. Am Schloßberge von Herberstein bei
St. Johann, verbreitet (Dr. Heinrich).
Cheiranthus cheiri L. An den Steilwänden des Riegersburger Burg-
kogels, anscheinend ebenso spontan wie an den Burgen des
Rheintales.
Sempervwum tectorum L. In Masse an den epheuüberzogenen
Basalttuffwänden des Burgkogels in Riegersburg.
74.
H. Sabransky.
Rosa gallica L. var. cordifolia (Host). An der Fehringer Bezirks-
straße zwischen Rittschein und Hatzendorf. Var. magnifica
Borb. Häufig zwischen Riegersdorf und Lindegg sowie an
warmen Stellen um Aschbach nächst Söchau.
Rosa arvensis X gallica = R. Polliniana Spreng. (1813) = R.
hybrida Schleicher (1875). Eine im oststeirischen Florengebiete
häufig anzutreffende Kombination, die sich nach meinen bis-
herigen Funden folgendermaßen in Formen gliedern läßt:
A. Griffel verlängert, so lang oder länger als die inneren Staub-
blätter.
I:
II:
Griffel kahl. Achsen sehr dicht mit Stieldrüsen und bor-
stigen Stacheln besetzt. Blüten zahlreich, groß, milchweiß
— R. cymelliflora Borb. et Vuk. (R. assurgens Sabr. olim,
non Vuk.). Wealdstraße ober Spitzhart bei Söchau.
Griffel # behaart. Achsen zerstreut borstig und drüsig.
Blüten groß, freudig rosenrot — R. spectabilis (Rapin).
Hügel um Aschbach nächst Söchau. Blüten von der Größe
der R. arvensis, blaßrosa. Kelchabschnitte kurz, die äußeren
nur spärlich fiederig (bei voriger sehr lang und reich fieder-
spaltig); ziemlich reichstachelig und drüsig — R. Wieder-
manni (H. Br.). Um Aschibach nächst Söchau.
B. Griffelbündel kürzer als die innere Staubblattreihe.
I:
Il.
Griffel kahl. Diskus kegelförmig erhaben. Blattstiel filzig,
mit kurzen Stieldrüsen besetzt. Blättchen mittelgroß, rund-
lieh-elliptisch, am Grunde gerundet, beiderseits dieht
gsraulich behaart, Zähne einfach, jedoch mit ein bis
zwei kurzen Drüsen besetzt. Blütenstiele und Kelchbecher
stieldrüsig. Kelchblätter reichfiederig, am Rücken reich-
drüsig. Früchte meist fehlschlagend, verlängert birnförmig
— R. funerea m. In Hecken im sogenannten Mühlgraben
bei Aschbach nächst Söchau. Erinnert durch die reich-
liche Behaarung der Blättchen an eine R. arvensis X tomen-
tosa, ohne jedoch ein deutliches Merkmal der .R. tomentosa
zu besitzen. Reiht sich an R. nummulifolia Vuk. an.
Griffel + behaart. Blättehen breitlanzettlich, nur an den
Nerven flaumig, zugespitzt, oft drüsig doppelt gesägt
Beiträge zur Flora der Oststeiermark. I. 6)
= R. stiriaca Sabr. Von mir früher wohl irrtümlich als
R. gallica X squarrosa gedeutet. Dürfte sich besser an
R. subalbida Vuk. und R. geminata Boullu anschließen.
Die stets zu zweien stehenden Blütenstiele und die rein
weißen Petalen erinnern sehr an R. arvensis.
Rosa tomentosa Sm. var. floccida Desegl., H. Braun in Beck, Flora
v. Niederöst., S. 814! In Hecken ober Spitzhart bei Söchau.
Rosa gallica X tomentosa Christ, Cr&pin, Ros. hybrid., p. 709; R.
Keller in Aschers. u. Graebn., Syn., VI, S. 261, wächst im
Gebiete in folgenden zwei Formen:
B. Ohne subfoliare Drüsen: R. Wiegmannii M. Schulze in
Mitteil. bot. Ver. Thür., 1537, S. 44 — R. Marcyana Sabr. in
diesen „Verhandl.“, 1904, S. 552, non Boullu. Eine Anzahl
Sträucher an der Bezirksstraße zwischen Söchau und Asch-
bach. Die französische Rose von Boullu weicht durch ein-
fache Bezahnung des Blattrandes und nur spärliche Drüsen-
borsten der Achsen genügend ab.
A. Mit +Sitzdrüsen der Blattunterseite: A. genevensis Puget
bei Desegl., Soc. bot. Belg., 1876, p. 567; Borb., Prim. man.
Ros. hung., p. 506, hierher wohl auch R. therebinthinacea Borb.,
l. e., p. 506. In Gebüschen zwischen Söchau und Maierhofen.
Rosa rubiginosa L. var. comosa (Rip.) Dum. In der Form seto-
carpa Borb. et Hol. ziemlich verbreitet in der Lehmregion
um Söchau etc.
Rosa agrestris Sav. subsp. Floriana (Vuk. in Rad. Jugoslav. Akad.,
LXXXII, 1584, Sep., p. 40). In Weghecken in Untersacher-
berg, Gemeinde Groß-Wilfersdorf, mehrere Sträucher. — R.
sepium var. Haringiana H. Braun, Österr. botan. Zeitsehr., 1895,
S. 521 weicht anscheinend nur durch das Vorhandensein von
suprafoliaren Drüsen ab. Kroatische Originalexemplare von
der Villa Florian bei Agram zeigen, ebenso wie die steieri-
schen Pflanzen, nur sehr zerstreute Drüschen an der Unter-
seite der Blättchen.
Rosa canına L. subsp. Andegavensis (Bast.) Desp. var. transsilvanica
Schur, En. pl. Transs., p. 202 — R. Andegavensis var. tortuosa
Borb., Prim., S. 400, non Wierzb. Mehrere schöne Sträucher
an Wegrainen in Söchauberg (zunächst der Rathschen Wirt-
76
Rosa
Rosa
Rosa
Rosa
H. Sabransky.
schaft); var. Kosinskiana Bess., H. Braun, 1. e., S. 793, mit
R. Chaberti in Gestrüppen nächst dem Friedhofe in Söchau.
canina L. subsp. dumalis (Bechst.) Baker var. rubelliflora
(Rip.) H. Braun, 1. e., $. 787, an Wegen in Söchauberg, var.
disparabilis Lue. et Ozanon, H. Braun, |. ce., S. 791, eben-
daselbst sowie in Weghecken in Obersacherberg, var. fissi-
dens Borb., Prim., p. 413 (vid. Borb.), an verschiedenen Orten
um Söchau.
dumetorum Thuill. var. solstitialis Bess. und var. subatricho-
stylis Borb., Prim., p. 426, an Wegrändern oberhalb Aschbach
und Spitzhart nächst Söchau, var. hirta H. Braun in Oborny,
Flora v. Mähr., S. 908, und var. heterotricha Borb., 1. e., p. 426,
um Söchau und Aschbach.
canina X gallica Crep. in Ros. hybr. (Bull. soc. bot. Belg.,
1894), p. 88; R. Keller in Aschers. u. Graebn., Syn., VI,
p. 273. Von hierher gehörigen Formen konnte ich folgende
im Gebiete konstatieren:
1. R. Jundzilli Bess. var. heteracantha Christ in der Form
minor Borb., Prim., p. 375 u. 381. An Wegrändern in Söchau-
berg, zahlreiche Sträucher.
2. R. Jundzilli Bess. var. Aliothii Christ mit der var.
Schmidtii H. Braun (in diesen „Verhandlungen“, 1885). An
mehreren Orten um Aschbach nächst Söchau.
3. R. Timeroyi Chab. In buschigen Grenzhecken ober
Aschbach nächst Söchau.
4. R. Chaberti Desegl. Verbreitet.
5. R. insidiosa Rip., H. Braun in diesen „Verhandlun-
gen“, 1885, S. 69. Wege ober Aschbach bei Söchau (det.
Borbäs).
dumetorum X gallica R. Keller in Aschers. u. Graebn., Syn.,
VI, p. 279. Diese Verbindung kenne ich aus dem Gebiete
bisher nur in der Form R.-sarmatica H. Braun in Ros. Polon.
a Dr. Woloszezak in agro Leopol., 1885 lect., p. 13! =R.
collina Sabr., diese „Verhandlungen“, 1904, S. 551, non Jacqu.
(det. Braun), welche in Öbersacherberg weite Wegstreceken
überzieht, auch um Aschbach meist substeril.
Beiträge zur Flora der Oststeiermark. I. 27
Alchimilla vulgaris L.subsp. sölwestris Schmidt, Aschers. u. Graebn.,
Syn., VI, p. 406, in der Form acutangula Buser. Auf Wiesen
zwischen Söchau und Maierhofen.
Potentilla canescens Bess. Bisher bloß in der subsp. laciniosa Beck
aufgefunden, und zwar als f. polyodonta Borb. (Aschers. u.
Graebn., Syn., VI, p. 710) an der Straße von Söchau nach
Maierhofen und als f. fissidens Borb. in Söchauberg.
Potentilla argentea L. als var. decumbens (Jord.) und var. incane-
scens (Opiz) im Gebiete weit verbreitet.
Potentilla glandulifera Kras. Trockene Grasplätze um Fürstenfeld,
Ilz, Gschmaier, Übersbach, Söchau, verbreitet.
Rubus macrostemon Focke. Sehr schön und typisch in Weingärten
am Ring in Hartberg.
Rubus macrophyllus W.N. Verbreitet in der Umgebung von Hart-
berg: beginnt bereits in der sogenannten „Brühl“ aufzutreten
und ist von hier bis Pöllau die verbreitetste Waldbrombeere.
Die sehr auffallende, durch gehäufte kräftigere Stacheln am
Schößling und zahlreiche Stieldrüsen daselbst, verlängerte, reich
entwickelte, viel kräftiger bewehrte, durch sparsam drüsige
Rispen ausgezeichnete Rasse R. lasiaxon Borb. et Waisb., Österr.
botan. Zeitschr., 1595, S. 145, welche bisher bloß aus der
Günser Gegend bekannt war, reichlich in Weggestrüppen
zwischen Riegersburg und Altenmarkt.
Rubus durimontanus Sabr. in Hayek, Fl. stir. exs., Nr. 230 (1905)
— .R. bifrons X macrophyllus. An quelligen Orten unfern der
Ruine Neuberg zwischen Hartberg und Pöllau, mit den Eltern.
Da die in den Scheden des zitierten Exsikkatenwerkes ab-
gedruckte Charakterisierung dieser Bastardbrombeere nicht
allgemein zugänglich ist, gestatte ich mir nachfolgende Wieder-
gabe der Diagnose:
„Iurtiones validi scandentes ramosi inferne subrotundi
supra obtusanguli patenter pilosi eprwinosi et eglandulosi acu-
leis validis e compressa basi sublanceolatis aequalibus armati.
Folia 5-nato pedata petiolis supra planis aculeis sat validis
crebrisque aduncis munitis. Foliola ommia subcoriacea et
margine inaequaliter argute serrata supra glabra subtus tomento
tenuı incamescentia, terminale proprio petiolulo 2-plo longius
15 H. Sabransky.
e rotunda basi ovatum subcuspidatum. Imflorescentiae elon-
gatae saepe amplae rhachis omnino eglandulosa. tomentoso
puberula aculeis rectis debilibus (ut in R. macrophyllo) vix
crebris munita cum ramulis infra ceymosopartitis supra uni-
floris omnibus erectopatentibus tomentosis aculeolis gracillimis
subsetaceis armati. Flores mediocres petalis obovalibus pal-
lide ‚roseis, staminibus stylos virentes superantibus calycis
laciniis im fructu laxe reflexis germinibus glabris. Diese
Brombeere, welche man wegen ihrer Mittelstellung zwischen
R. bifrons und R. macrophyllus und ihres Vorkommens zwi-
schen diesen Arten für eine Bastardform betrachten muß,
gleicht habituell auffallend gewissen Formen des R. villicaulis
Koehl., von welchen sie sich jedoch nicht bloß durch deutlich
diskolores Laub — in der Hochregion ist das Laub unten
stets grau- bis fast weißfilzig — sondern auch wesentlich
durch den nicht sparrigen Aufbau der Rispe und die viel
sparsamere und schwachnadelige Bewehrung der Blütenachsen,
die stark an R. macrophyllus gemahnt, unterscheidet. Von
letzterer Art unterscheidet sich Rt. durimontanus durch kleinere,
breitere, halbdiskolore, scharfgesägte Blättchen, unbehaarte
Blattoberseiten und viel kräftiger bestachelte Schößlinge.“
Rubus thyrsoideus Wimm. An Waldrändern am Hofberge bei
Tautendorf nächst Söchau fand ich im Juli 1905 mehrere
wohl zu dieser Art zu zählende Sträucher, die jedoch in der
Tracht stark abweichen. Sie charakterisieren sich etwa fol-
genderweise: „TZuriones + prlosi, foliola subcoriacea, subtus
virentia, ommia obovata, ramealka basi cuneatim angustata.“
Diese sich dem Zt. pubescens Wh. nähernde Form weicht von
diesem durch an der Spitze nicht verjüngte Blütenstände
und durch stets verkehrt eiförmige Blättchen ab; von R. fra-
grans Focke, dem er sich bezüglich der Blattform nähert,
durch die matte Blattoberseite und weiße Petalen; von AR.
phyllostachys Ph. J. M., mit dem ich meine Pflanze zuerst
konfundierte, dureh weniger umfangreiche, nicht durchblät-
terte Rispen, verkehrt eiförmiges Laub, von R. candicans Wh.
und R. thyrsanthus Focke endlieh durch deutlich behaarte
Achsen, die Blattform ete. Nachdem diese Form mir seither
Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 19
an verschiedenen Lokalitäten aufgestoßen ist, muß ich sie als
besondere Rasse auffassen und bezeichne sie als subpube-
scens m.
Rubus plicatiformis Sabr., Österr. botan. Zeitschr., 1905, Nr. 8.
Weitere Beobachtungen dieser Pflanze haben mich davon
überzeugt, daß sie ein rezenter Bastard von der Formel AK.
bifrons X suleatus ist. Herr Robert Keller bezeichnet in
seiner wertvollen Arbeit „Beiträge zur Kenntnis der ost-
schweizerischen Brombeeren“ im Bull. de l’Herb. Boissier,
Ser. 2, Tom. IV, 1904, p. 3355 die Kombination A. bifrons X
suleatus mit dem Triplexnamen R. Johannis Ulriei, welcher
die Priorität hätte, falls er nicht leider ein nomen nudum
wäre.
Rubus scaber W. N. In Hochwäldern der Gemeinde Löffelbach
zwischen Hartberg und Pöllau, zwischen Vaceinien. Bisher
sicher bloß von Steyer in Oberösterreich und aus der Flora
von Güns (mis. Waisbecker) bekannt. Über das Vorkom-
men dieser Art im Honter Komitate werde ich an anderer
Stelle berichten.
Rubus styriacus Haläcsy, Österr. botan. Zeitschr., 1890, S. 432.
Synonym: .R. harpactor Sabr., 1. e., 1905, 8. 356! Herr
v. Haläcsy hatte die Güte, mich von der Identität meines
R. harpactor mit R. styriacus in Kenntnis zu setzen. Ist
übrigens die verbreitetste Brombeere der Oststeiermark. Wurde
1905 von mir auch in subalpinen Wäldern zwischen Hartberg
und Pöllau aufgefunden, und zwar in Gesellschaft des R.
scaber, mit dem er. einen Bastard bildet.
Rubus macrocardiacus m. nov. spec.
Turiones arcuatim scandentes, obtuse angulati subvirides
laxe pilosi aculeis gracilibus e basi subdilatata subulatis sub-
rectis reclinatis numerosis (25—30 in interfolio) muniti, glan-
dulis stipitatis brevissimis erebris onusti, setis destitutı. Folia
3-nata aut 5-nato pedata petiolo aculeis parum curvatis bre-
vibus armato supra plano, stipulis linearibus; foliola petio-
lulata subdiscolora supra sparse pilosa subtus tomento tem
adpresso canoviridia, margine subaequaliter serrata, centrale
bası profundissime cordatum a medio in acumen longum
80
H. Sabransky.
latumque productum. Ramorum florentium aculei ut in
turione crebri graciles recti; glandulae multae brevissimae,
setae nullae. Inflorescentiae mediocris vel parum elongatae
apicem versus manifeste decrescentis rami erectopatentes basales
tantum cymoso partiti, tenwiter tomentoso puberuli et glandulis
brevibus onusti. Flores mediocres, sepala cano-tomentosa in
flore et fructu reflexa; petala ovalia pallide rosea; stamına
stylos virides paulo superantes. Germina glabra.
In Waldungen ober Groß-Wilfersdorf nächst Sacherberg
(„Czeikewald“) bei Söchau.
Diese Pflanze hat die Tracht eines R. macrophylius mit
sehr tief ausgerandetem Mittelblättehen und zahlreichen dichten
und sehr kurzen, oft‘ fast keuligen Stieldrüschen an sämt-
liehen Achsen. Die breite, lange Spitze der Blättehen ge-
mahnt an A. styriacus, so daß die Habitusformel dieser Brom-
beere Rt. macrophyllus-styriacus lautet.
Rubus mucronatus Blox. in Kirby, Fl. Leicester, 1350, non Seringe,
1825 (—= R. triflorus Richards.), R. mucronulatus Bab., non
Boreau, R. atrichantherus Krause, R. mucronifer Sudre. In
Masse an Waldrändern im Kohlgraben nächst Söchau. Weicht
von der bisher aus Großbritannien, Dänemark, Schleswig-
Holstein und Schlesien (Münsterberg, leg. Dr. Kinscher!) be-
kannt gewordenen Pflanze nicht erheblich durch stärker
bestachelte, reichlicher mit Drüsen und Stachelnadeln aus-
gestattete Blütenzweige ab, was wohl dem üppigen, mit
Humus bedeckten Lehmboden zuzuschreiben ist.
Rubus scaturiginum m. nov. spec. hybr. = R. Gremlii X mucro-
natus. Hohe Sträucher von einer dem .R. pallidus W. N.
durchaus ähnlichen Tracht, doch von dieser Art durch breitere,
kurz bespitzte Blätter und sehr verlängerte, weniger paarige
Infloreszenzen, deren Äste nicht horizontal abstehen, verschie-
den; von R. Gremlii Focke abweichend durch die abstehende
Behaarung der Blütenstandachsen, die viel reichere Bedrüsung
und das meist tief herzförmige Endblättehen sowie durch die
post florendum abstehenden, nicht zurückgeschlagenen Kelch-
blätter; an R. mucronatus erinnert das zuletzt erwähnte Merk-
mal, der flachgipfelige Blütenstand und die aufgesetzte Blatt-
Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. s1
spitze. Unter Horsten von R. mucronatus und R. Gremlü im
Kohlgraben bei Söchau.
Rubus Fritschii Sabr. in Hayek, Sched. ad Fl. stir. exs., Nr. 350,
1906. Turiones virides eprwinosi validi obtusanguli pilosi
aculeis brevioribus e subdilatata basi subulatis rectis paulo
reclinatis armati glandulisque stipitatis brevibus sparsis onusti.
Folia 5-to digitata, rarıus pedata foliolis subcoriaceis supra
laete virentibus glabris, subtus pilosis et tenuiter cano-tomen-
tosis, juvenilibus candicantıbus, inaequaliter subduplicato-serratis,
mediis ex emarginata bası late ovatis cuspidatis lateralibus
manifeste petiolulatis. Inflorescentiwe mediocris apice con-
fertae ramı inferiores et medii elongati porrecti 3—5 flori
superiores cymoso-partiti tomentoso vestiti sparse glandulosi et
seloso-aculeati. Flores mediocres, petalis late obovatis albis,
sepalis canıs etiam post flore reflexis, staminibus stylis viri-
dibus primo brevioribus, dem eos aequantibus. Germina
albopilosa.
In Hecken zwischen Söchau und Maierhofen nächst
Fürstenfeld.
Anscheinend dem KR. egregius Focke nahestehend, dem
er durch die kurzen pfriemlichen Schößlingsstacheln, die Form
der Rispen und die spärlichen Stieldrüsen sehr nahe kommt,
jedoch durch schwächere Tracht, meist fünfzählige Blätter,
das breit eiförmige, nie verkehrt eiförmige Zentralblättchen
sowie stärker behaarte Schößlingsachsen abweichend.
Eine var. mucronatoides m.: Foliolo medio profun-
dius cordato, staminibus stylos superantibns germinibusque
glabris, die sich dem R. mucronatus Blox. nähert, mit letz-
terer Art an Waldrändern im Kohlgraben bei Söchau.
Rubus thelybatus B. dasycarpus Sabr., Österr. botan. Zeitschr., 1905,
Nr. 5, ist genaueren Beobachtungen zufolge als R. barbatus X
sulcatus — R. dasycarpus Sabr. zu bezeichnen. Er wächst
unter den genannten Arten und ist in den Charakteren voll-
ständig intermediär zwischen beiden.
Rubus festivus subspee. avaricus Sabr., 1. e., ist nach wiederholten
weiteren Beobachtungen in der Natur und den eingeholten
Urteilen gewiegter Batologen von R. festivus Müll. et Wirtg.
Z.B. Ges. 58. Bd. 6
82
H. Sabransky.
vollständig abzutrennen. Ich halte denselben für eine Zwi-
schenform von R. Caflischüi und R. epipsilos Focke, vermut-
lich rezenter Bildung, und bezeichne ihn daher als R. avaricus
m. — AR. Caflischü X epipsilos.
Rubus haematochrous m. nov. spec. hybr. —= R. styriacus X su-
pinus. Eine in ihren Merkmalen zwischen R. styriacus Hal.
und R. supinus Sabr. die Mitte einnehmende Form. Unter-
scheidet sich von R. supinus vornehmlich durch die an den
Blütenachsen und Blattstielen hakig werdenden Stacheln,
die breit vorgezogene dreieckige Blattspitze und die purpurne
Färbung der Petalen; von R. styriacus durch die kreideweißen,
seidig schimmernden Blattunterseiten, das dichtere Drüsen-
kleid, die kürzeren, dichteren Blütenstände, die aufrechten
Fruchtkelche ete.
Auf Waldlichtungen in der sogenannten „Schlapfen“ bei
Ebersdorf nächst Söchau, unter den Eltern.
Rubus eruentatus P. J. Muell. (teste Focke!). Bisher bloß an Wald-
wegen zwischen Tautendorf und Ebersdorf nächst Söchau.
Durch die verhältnismäßig kurzen, krummen, auf verbreitertem
Grunde aufsitzenden Stacheln, die fein gesägten, beiderseits
grünen Blätter und die blutroten Kronblätter sehr auffallend.
Rubus supinus Sabr., Österr. botan. Zeitschr., 1905, Nr. 8. Diese
Brombeere wurde von mir l. e. unrichtigerweise mit der Gruppe
der R. foliosus ete. verglichen. Sie gehört vielmehr zu den
Vestitis, und zwar in die allernächste Nähe der R. subeanus
Ph. J. M., als dessen Abänderung sie vielleicht zu betrachten ist.
Siehe iibrigens Batotheca Europaea, Fasc. III, 1905, Nr. 141.
Rubus foliosus W. N. nov. subspee. ctenodon m. Turiones vürides
subangulati Taxe pilosi aculeis subulatis rectis valde reclinatis
stramineis (20 in interfolio) armati glandulisque stipitatis
brevibus nmumerosis obsiti. Folia 5-nato pedata, utrimque
densius pilosula virentia, grosse duplicato serrata. Foliola
omnia longe petiolulata, medium petiolulo duplo longius e basi
profunde cordata subrotunda s. late ovata longius cuspi-
datum. Paniculae strictae infra cymoso-partitae supra mani-
feste decrescentis basi tantum foliosae axes appressae
cano-tomentosae glandulis perbrevibus pedunculi dia-
Beiträge zur Flora der Oststeiermark. I. 83
metrum longe non aeqmantibus, aciculisque teneris sparsisque
muniti. Flores minores sepalis incanis post anthesin patenti-
bus fructumque laxe amplectentibus. Petala alba stamina
stylis virentibus breviora. Germina glabra.
Waldränder im Kohlgraben nächst Söchau.
Diese jedenfalls zum Formenkomplexe der R. folosus
W.N. gehörige Brombeere schließt sich morphologisch an R.
saltuum, R. pinicola und R. albicomus, ohne jedoch mit einer
dieser Formen zusammenzufallen. Von R. pinicola Hoffm.,
Isis, 1897, S. 98, der gewiß nicht zu R. apiculatus, wohin
ihn Herr Focke in Ascherson und Graebners Synopsis
stellt, gehörig ist, sondern zu A. foliosus, unterscheidet er sich
durch die ziemlich dicht behaarten Schößlinge, die zurück-
geneigten, nicht horizontal abstehenden und viel schwächeren
Schößlingsstacheln, die ausgesprochen pyramidale Rispe, die
kleinen brachyandrischen Blüten, die post florendum abstehen-
den, zuletzt aufgerichteten Fruchtkelche usw. AR. saltuum
Focke hat gleichförmig scharf gesägte Blattränder, zurück-
geschlagene Fruchtkelche, Ft. derasus Lef. et Müll., eine ähn-
liche weiß blühende Form mit abstehenden Kelchen, weicht
ab durch unterseits filziges Laub, scharfe gleiche Serratur,
dreizählige Blätter ete. A. albicomus Gremli differiert durch
unterseits filzige, oft weißfilzige Blätter, kurzen Blütenstand
und abstehende Behaarung der Blütenachsen.
-Rubus foliosus W. N. subspec. cassoviensis (Borb. in Magyarorszäg
Värmegyei &s Värosai Abauj-Torna, 1896, p. 445, Magyar bot.
lap., 1903, Nr. 11/12, Sep. p. 4). In Waldungen an der
Nordseite der Kögelberge zwischen Loipersdorf und Rittschein
nächst Fürstenfeld.
tubus rosaceus W. N., Syn. R. pseudorosaceus Sabr. in sched.
1902—1906. In Rodungen des Forstberges bei Söchau. Ich
zögerte aus pflanzengeographischen Gründen lange mit der Iden-
tifikation dieser Pflanze, doch schreibt mir Herr W. OÖ. Focke
selbst: „Kann ich von R. rosaceus W. N. nicht unterscheiden.“
Rubus Antonii (Borb. in Festschrift zu P. Aschersons 70. Ge-
burtstage, S. 278 als var. #. des R. Koehleri). Die Identifi-
kation dieser Pflanze erfolgte nicht nach der gänzlich un-
6*
84
H. Sabransky.
brauchbaren (in drei Zeilen bestehenden) Beschreibung des
Autors, sondern nach Originalexemplaren des Entdeckers
Herrn Dr. Waisbecker, die sich in meinem Herbare be-
finden. Diese haben mit R. Koehleri absolut nichts zu tun,
sondern gehören mit R. Schleicheri W. N., R. fulvus Sudre
und R. saxicolus Ph. J. M. in eine Verwandtschaftsreihe R.
Antonii charakterisiert sich durch traubige, bis zur Spitze
hinauf durchblätterte Blütenstände mit kleinen, dünnstieligen
Blüten, herz-eiförmiges, lange zugespitztes Mittelblättchen,
dessen Stielehen auffallend lang ist (?/, der Blattlänge), fünf-
zählig bis fußförmig concolores Laub und derbe, an .R. Schlei-
cheri gemahnende Bestachelung der Schößlinge. So in Ro-
dungen des Kohlgrabens bei Söchau. Könnte habituell auch
als At. hirtus-styriacus aufgefaßt werden.
Rubus rivularioides m. nov. spec. hybr. — Rt. Antonü X hurtus.
Von der Tracht und dem Bestachelungstypus eines R. riwu-
laris, mit fünfzähligen bis fußförmigen Blättern, lang zuge-
spitzten, breit eiförmig-herzförmigen Blättchen. Rispe aus
eymentragenden Ästehen zusammengesetzt wie bei A. hirtus,
nicht oberwärts traubig wie bei R. Antoni, Drüsen der Äst-
chen größerenteils kurz, d.h. die Stielehendieke nicht über-
ragend wie bei R. Antonii; von R. hirtus hauptsächlich durch
die am Grunde verbreiterten größeren Schößlingsstacheln ver-
schieden. Zwischen den Stacheln die verschiedensten Übergänge
vorhanden, was bei R. Antonii nicht der Fall ist. So unter den
Eltern in Wäldern der Gemeinde Kohlgraben nächst Söchau.
Rubus carbonarius m. nov. spec. hybr. — R. Antonii X epipsilos.
Turiones subangulati virides aculeis rectis brevibus aequali-
bus numerosis muniti parce glandulosi; folia 5-natopedata
foliolis omnibus longe petiolulatis aequaliter minute serratis,
subtus tenuissime tomentosulis, medium proprio petiolulo duplo
longius, cordatum, longe ovatum acuminatum. Inflorescentia
angustata foliosa glandulis inaequaliter dispersis!) modice
1) Die ungleichmäßige, in bezug aut Zahl oder örtliches Auftreten
asymmetrische Verteilung von Stieldrüsen an den blühenden Achsen ist so-
wohl bei Rubus als auch bei Rosa ein sicheres Zeichen rezenten Bastardtums.
Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 85
onusta, nonnumgquam racemosa, acicnlata; flores albı, brachy-
andri. Substerilis. Habituell in der Mitte zwischen den Eltern
stehend, von AR. Antoni durch das sparsame Drüsenkleid, die
dünnfilzigen Blattunterseiten, die gleichartige Bewehrung der
Sehößlinge ete., von Ft. epipsilos wieder durch auffallend lange
Blättehenstiele, die zusammengezogene, oft stark durchblät-
terte Rispe usw. verschieden.
Unter den Eltern in Wäldern im Kohlgraben bei Söchau.
Rubus Figerti Spribille, Beitr. Rub. Prov. Schles., 1904, S. 345,
Batotheeca Europaea, Fasc. IV, 1906, Nr. 185! In Wald-
rodungen bei Tautendorf nächst Söchau. Blätter etwas breiter
und unterseits kahler als bei den schlesischen Originalexem-
plaren. Herr Prof. Sudre bezeichnet diese Brombeere in seiner
Batotheca als R. Koehleri W. N. subspee. sawicolus P. J. M.
var. Figerti Spribille.e. Nun ist aber die Zugehörigkeit der
in Rede stehenden Pflanze zu FR. saxicolus Müll. zum min-
desten ebenso zweifelhaft, wie die des R. sawicolus zu R.
Koehleri.
Rubus russatus Schwarzer in Schube, Flora v. Schles., 1904,
S. 213 = R. erythrostachys X hirtus m. An Waldrändern des
Prinz Liechtensteinschen Forstes in Spitzhart nächst Aschbach
bei Söchau.
Rubus peltifolius Progel, 8. Ber. botan. Ver. Landshut, S. 107, 1882.
An waldigen Berglehnen der Bezirksstraße Fehring-Fürsten-
feld oberhalb Ebersdorf verbreitet. — Nur an einer kleinen
Stelle die var. hypopsilos Progel, 1. e.
Rubus hirtus W. K. var. melanochlamys Progel, 1. e., S. 160. An
der Fehring-Fürstenfelder Bezirksstraße oberhalb Ebersdorf.
Var. coriifrons m. Foliola coriacea, subtus molliter tomen-
tosa, angusta, medium elliptico-rhombeum longe acumina-
tum, glandulae in pedunculis breves ut in R. erythradenes Ph. J.
M., sepala reflexa. So in der Herbersteinklamm bei St. Johann.
Rubus pachychlamydeus Sabr., Österr. botan. Zeitschr., 1905 (als
Subspezies des R. gracilicaulis Gremli), var. persericans m.
A typo differt axibus omnibus villosis, foliolis batioribus,
medio late ovato, staminibus stylos subaequantıbus. Ger-
minibus glabris. Kohlgrabenwälder bei Söchau.
36 H. Sabransky.
Rubus serpens Wh. Sehr schön und verbreitet in Mischwäldern
des rechten Feistritztalrandes ober Groß-Wilfersdorf; eine var.
platyodontos m. mit auffallend dünnen Blättern und sehr
breiten und oberflächlichen Blattrandzähnen in Rodungen im
Kohlgraben nächst Söchau mit R. Antonü, R. carbonarius, R.
rivularioides, R. Hayek ete.
Genista pilosa L. Fehlt im Gebiete, erst zwischen Hartberg und
Pöllau.
Oytisus ratisbonensis Schäff. Meine diesbezügliche Angabe in diesen
„Verhandlungen“, 1904, S. 539, beruht auf einem Irrtume und
bezieht sich auf den im Gebiete, namentlich um Fehring und
Riegersburg verbreiteten ©. hörsutus.
Anthyllis affınis Britt. Auf Bergwiesen allenthalben gemein, so
um Maierhofen, Sacherberg ete. Ist der ursprüngliche, im
Gebiete einheimische Wundklee. Alle anderen Formen sind
flüchtig und nur durch fremde Grassämereien eingeführt.
Geranium palustre L. Sehr verbreitet, namentlich um Übersbach
nächst Fürstenfeld.
Mercurialis perennis L. Bisher bloß in der Umgebung des Basalt-
steinbruches bei Stein nächst Fürstenfeld.
Epilobium subhirsutum Genn. = E. hirsutum X parviflorum Hsskn.
In Weggräben um Tautendorf nächst Söchau, unter den Eltern.
Epilobium hirsutum L. var. villosum Hsskn. Gemein um Tauten-
dorf nächst Söchau.
Ohaerophyllum hirsutum L. var. umbrosum (Jord.). In Wald-
gebüschen zwischen Tautendorf und Söchau häufig.
Cerefolium sativum (Lam.) Bess. Die typische Form mit kahlen
Früchten: am Eselsteige des Riegersburger Kogels häufig.
Pulmonaria mollissima Kern. Umgebung von Fürstenfeld (Dr. Hein-
rich).
Myosotis palustris L. var. strigulosa Reich. als var. mierantha Opiz
in Sumpfgräben zwischen Übersbach und Loipersdorf nächst
Söchau.
Mwyosotis sparsiflora Mikan. Am Eselsteige des Riegersburger Burg-
kogels.
Brunella vulgaris L. var. parviflora Poir. Steinberge bei Aschbach
nächst Söchau.
Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 87
brunella spuria Stapf = B. grandiflora X vulgaris. In Obstgärten
und an Wegen in Steinbergen nächst Söchau.
brunella pinnatifida Pers. — B. laciniata X vulgaris. Wie B. spuria.
Die Form B. elatior Sal. Marschl. = B. alba ß. violacea Opiz
in Stadtberg bei Fürstenfeld.
brunella variabilis @. Beck —= B. grandiflora X laciniata. Mit BD.
spuria wie oben.
Galeopsis Tetrahit L. var. subalpina Beck. In Hecken bei Tauten-
dorf nächst Söchau.
Lamium amplexicaule L. var. clandestinum Rehb. Auf Äckern des
Gebietes häufiger als die offen blühende Form.
Satureia silvatica (Bromf.) K. Maly. Calamintha silvatica Bromf. In
Basaltgerölle am Burgkogel bei Riegersburg.
Mentha hirta Wind. (genwina H. Braun, diese „Verhandlungen“,
XL, S. 408) — M. dumetorum Schult. = M. aquatica X longi-
folia. In Bachhecken zwischen Aschbach und Ruppersdorf
nächst Söchau.
Mentha paludosa Sole = M. aquatica X arvensis. Massenhaft in
Gräben nächst Ebersdorf bei Söchau.
Mentha austriaca Jaeq. var. segetalis Opiz. Im Mühlgraben bei
Aschbach nächst Söchau. Var. multiflora H. Br., var. pulchella
Host, var. approximata Wirtg., sämtlich in Gräben in der Um-
gebung von Tautendorf nächst Söchau; var. oblongifrons Borb.,
H. Braun, |. e., S. 451, im Forstwald bei Söchau.
Mentha vertieillata L. var. clinopodiifolia Host, H. Braun, |. e.,
S. 434. In Bahngräben bei Ruppersdorf. Var. atrovirens Host,
H. Braun, 1. e., S. 430, in Gräben auf der Hutweide bei
Ebersdorf nächst Söchau, daselbst auch die f. purpurascens
Host.
Mentha arvensis L. var. lata Opiz, H. Braun, 1. e., S. 470. In der
Form £. agraria H. Braun, 1. e., auf feuchten Äckern zwischen
Tautendorf und Ruppersdorf bei Söchau.
Mentha parietariaefolia Becker var. silvatica Host. Im Forstwalde
bei Söchau.
Oymbalaria muralis Baumg. Auf Mauern in Friedberg verbreitet.
Antirrhinum majus L. Am Schloßberge in Herberstein (St. Johann)
verbreitet, wohl nur verwildert.
88 H. Sabransky.
Scabiosa ochroleuca L. Schloßberg in Riegersburg; fehlt sonst im
Gebiete.
Inula Helenium L. Im Gschmeiertale nächst Ilz, wohl aus Bauern-
gärten verwildert.
Achillea collına Becker. Umgebung von Fürstenfeld (Dr. A. Hein-
rich).
Achillea Ptarmica L. Auf Drainagegräben-Auswerfungen zwischen
Söchau und Ruppersdorf (adventiv), auf feuchten Wiesen
zwischen Hartberg und Pöllau.
Artemisia Absinthium L. Auf Felsen des Riegersburger Burgkogels;
fehlt sonst wie alle Artemisien, ausgenommen A. vulgaris.
Doronicum austriacum Jacqu. In höheren Wäldern vom Hartberger
Ring bis Pöllau verbreitet.
Arnica montana L. Truppweise häufig in der Umgebung von
Söchau in einer Meereshöhe von nur 200-300 m.
Cirsium subalpinum Gaud. — (. palustre X rivulare. Mehrere Stöcke
an Waldrändern im Mühlgraben bei Aschbach nächst Söchau.
Cirsium arvense (L.) Scop. var. setosum (Wind.) M. B. An Ruderal-
plätzen bei Söchau. Var. horridum W. Grab. meist in Getreide-
feldern des Gebietes, gemein.
Centaurea jacea L. var. leucolepis Wimm., Fl. Siles., p. 207. An
mehreren Orten um Tautendorf nächst Söchau. Var. flavicans
Vuk. um Riegersburg.
Oentaurea macroptilon Borb., Temes-m. veget., 1854, p. 39, Geogr.
atque Enum. plant. Com. Castriferrei, 1857, p. 192! Hayek,
Oentaurea-Arten Österreich-Ungarns in den Denkschr. der kais.
Akad. der Wissensch. in Wien, math.-nat. Kl., Bd. LXX,
S. 715! Höchst gemein im ganzen oststeirischen Florengebiete,
so um Fürstenfeld, Söchau, Ilz, Fehring, Gleisdorf ete. Eine
f. Iyrato-pinnatiloba in Stadtberg (Julerltal) bei Fürstenfeld
und im Forstwalde nächst Söchau.
Oentaurea Preissmanni Hayek, 1. e.,' S. 714 = (. jacea X macro-
ptilon. Überall unter den Eltern gemein, besonders um
Söchau ete.
Oentaurea Pernhofferi Hayek, 1. e., S. 720 = (. jacea X rotundi-
folia. Ein kleiner Bestand am Wege von Söchau nach Ebers-
dorfberg auf einer Lichtung im Fichtenwalde.
Beiträge zur Flora der Oststeiermark. II. 89
Oentaurea rhenana Bor. Nur auf Mauern und Felsen um Riegersburg.
Taraxacum paludosum (Seop.) Kern. Auf nassen Wiesen bei Söchau
und Aschbach.
Taraxacum depressum Gremli — T. officinale X paludosum — T.
spurium G. Beck. Hie und da unter den Eltern auf Wiesen
bei Aschbach.
Orepis paludosa L. In Wäldern im Kleegraben nächst Ilz, häufig.
Hieracium silvaticum L. subspec. petiolare Jord. Verbreitet in Wäl-
dern des Gebietes. Die f. fissifolium Jord. im Forstwalde bei
Söchau.
Hieracium vulgatum Fr. subspee. acuminatum Jord., Cat. Grenoble,
1539. p. Il: sudre, Hierac. du Centre de France, p. 53,
Pl. 15! Im Forstwalde bei Söchau und wohl auch ander-
wärts. Subspee. festivum Jord. in der var. vulgare Sudre, 1. c.,
ziemlich häufig in Wäldern des Gebietes.
Hieracium divisum Jord. = H. silvaticum-vulgatum. In Wäldern in
Stadtbergen bei Söchau.
Über die japanischen Cryphalus-Arten.
Von
Prof. Dr. J. Niisima
(Sapporo, Japan).
(Eingelaufen am 1. Oktober 1907.)
W.F.H. Blandford hat in seiner Arbeit über japanische
Scolytidae nach einem einzigen Exemplare eine neue Art der Gattung
Oryphalus beschrieben. Er schrieb: „as the genus is very common
in the oriental region and there are some ten European species,
it is probably much more numerous in Japan than it appears to
be at present“, aber bis jetzt sind keine weiteren Arten beschrieben
worden. In meiner Sammlung der Scolytiden Japans sind die Exem-
plare dieser Gattung nicht zahlreich vertreten. Ich kenne nur vier
japanische Arten: Oryphalus exiguus Blandf., ferner eine paläarktische
Art (Or. piceae Ratz.) und zwei neue Arten.
90 J. Niisima.
Cryphalus piceae Ratz.
Bostrichus piceae Ratz., Forstins., 1557, I, 8. 163.
Fundort: Hokkaido, Sapporo, 'Teshio, Chitose, Tomakomai.
(coll. Niisima, in Anzahl).
Fraßpflanzen: Abies sacharinensis Mast., Picea ajanensis Fisch.,
Picea Glehnii Mast.
Man findet diese Art häufig in Hokkaido. Sehr viele Exem-
plare, die von mir gesammelt wurden, stimmen mit den europäi-
schen Exemplaren der Art überein, nur in der Farbe bestehen einige
Abweichungen. Diese Art ist in Europa als ein Bewohner von Abies
pectinata DC., ausnahmsweise von Picea excelsa DC. beschrieben
worden. Meine Exemplare sind meistens an Abies sacharimensis
Mast. gesammelt, einige aber auch an Picea ajanensis Fisch. (in
Chitose befinden sich große Reinwälder dieser Holzart), ferner auch
an Picea Glehnmii Mast. aus der Umgebung von Teshio, wo man
noch viele Urwälder mit dieser Holzart antrifft.
Cryphalus exigwus Blandf.
W.E.H.Blandford, Trans. Ent. Lond., 1594, p. 82.
Körper 12—1'4 mm lang, schwarz, matt, greis behaart.
Kopf schwarz, beim J’ seitlich punktiert, vorne subkonvex,
greis behaart, über dem Mund depreß, an der Mitte der Stirne mit
einem scharfen Querkiel, hinter diesem gewölbt und etwas glän-
zend, ohne Härchen, beim 9 konvex, leicht punktiert, über der
Oberlippe etwas depreß, sehr kurz greis behaart, ohne Querkiel.
Augen vorne ausgerandet, länglich oval. Fühler gelblich, Keule
bräunlich, länglich oval, mit greisen Tasthaaren.
Halsschild schwarz, kürzer als breit, vorne verschmälert, sehr
fein und dicht behaart, in der Mitte des Vorderrandes mit zwei her-
vorragenden Körnchen besetzt, vorne bis über die Mitte hinaus mit
zerstreuten Höckerchen versehen. Beine gelblichbraun, Tarsus heller.
Flügeldecken schwarz, gewölbt, so breit wie der Halsschild,
Punktstreifen fein punktiert, Zwischenräume fein punktiert, mit
kurzen, schuppenartigen, greisen Härchen besetzt.
Fundort: Tokio, Fukushima ete. (Lewis, Sasaki, Niisima).
Fraßpflanze: Morus alba L.
Über die japanischen Oryphalus-Arten. 91
Dieser Käfer ist schon vor längerer Zeit von Herrn Prof.
C. Sasaki als ein für den Maulbeerbaum sehr schädliches Insekt
und Feind der Seidenraupenkultur beschrieben worden. Er lebt in
dünnen, kranken wie auch gesunden Ästen des Baumes. Die Ver-
breitung ist eine sehr große und wo der Maulbeerbaum gepflanzt
wird, ist auch dieser Käfer zu finden.
Cryphalus eryptomeriae noV. spec.
Körper 2—2'2 mm lang, schwarz, glänzend, walzenförmig.
Kopf schwarz, konvex, unmittelbar ober der Lippe mit einer
glänzenden, vertikalen depressen Linie, beide Seiten dieser Linie
‚dieht punktiert, bei einem Exemplar (vielleieht Weibehen) lang und
dicht, beim anderen spärlich gelblich behaart. Augen länglich oval,
vorne ganzrandig. Fühler bräunlichgelb, Keule fast rund.
Halsschild schwarz, breiter als lang, an der Basis am breitesten,
vorne schmäler werdend und abgerundet, in der Mitte des Vorder-
randes mit vier hervorragenden Höckerchen versehen, von vorne
bis über die erhöhte Mitte hinaus mit einer fast dreieckigen Gruppe
zerstreuter Höckerchen, hinten glänzend, punktiert, greis behaart.
Beine bräunlichgelb, Tarsus heller.
Flügeldecken schwarz, glänzend, fast zylindrisch, doppelt so
lang als breit, Punktstreifen mit dicht gereihten, runden, tiefen
Punkten versehen, Zwischenräume flach gewölbt, glänzend, mit
sehr feinen Punktreihen und mit einer greisen, schuppenartigen
Haarreihe.
Fundort: Kumamoto in der Provinz Higo (Takahashi, vier
Stücke).
Fraßpflanze: Oryptomeria japonica Don.
Meine Exemplare sind von Herrn T. Takahashi in Kumamoto
in einer vierjährigen Pflanzung von Cryptomeria japonica Don. ge-
funden worden. Diese Art hat keine Ähnlichkeit mit den euro-
päischen Arten; von anderen bekannten japanischen Arten kann
man sie durch den großen Körper und die glänzenden Flügeldecken
gut unterscheiden. Das forstliche Verhältnis ist noch nicht bekannt;
aber es scheint, als ob er einer der schädlichsten Käfer wäre, da
er in so Jungen Pflanzungen vorkommt,
92 J. Niisima. Über die japanischen Oryphalus-Arten.
Cryphalus fulvus Nov. spec.
Körper 1:4—1'5 mm lang, gelblichbraun, etwas glänzend, greis
behaart.
Kopf gelblichbraun, beim Männchen über der Oberlippe etwas
depreß und glänzend, in der Umgebung gelblich behaart, auf der
Stirne mit einer glänzenden Transversalcarina, hinter derselben
etwas furchenartig vertieft und glänzend, beim Weibchen glänzend,
konvex, auf der Oberlippe depreß, auf der Stirne ohne Quercarina.
Augen oval, schwarz, vorne sehr wenig ausgerandet. Fühler gelb,
Keule oval, bräunlich. ;
Halsschild gelblichbraun, breiter als lang, vor der Basis am
breitesten, vorne verschmälert, dicht punktiert, mit gelblichen Haaren
und Schüppchen besetzt, in der Mitte des Vorderrandes keine her-
vorragenden Körnchen, Vorderteil bis über die Mitte mit ziemlich
starken, zerstreuten Höckerchen versehen. Beine bräunlichgelb.
Flügeldecken gelbliehbraun, so breit wie der Halsschild, ge-
wölbt; Punktstreifen deutlich punktiert, Zwischenräume schmal, mit
feinen Schüppchen und Haaren besetzt.
Fundort: Yatsuo-Berg in der Provinz Ohmi (Niisima, in
Anzahl).
Fraßpflanze: Pinus densiflora 8. et Z.
Diese Art hat große Ähnlichkeit mit Or. exiguus Blandf., doch
ist die Farbe heller als bei exiguus und außerdem findet sich hinter
dem Kielehen auf der Stirne eine furchenartige Vertiefung, welche
bei exiguus nicht auftritt; auch fehlen die hervorragenden Körnchen
auf dem Vorderrande des Halsschildes bei dieser Art.
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 95
Ornithologische Literatur
Österreich-Ungarns und des Okkupationsgebietes 1906.')
Von
Viktor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen.
(Eingelaufen am 1. Juli 1907.)
A.B. Wie die Natur (Verletzungen) heilt. — Der Jagdfr., VI, 1906,
Nr. 5, S. 65—68.
Anzinger, F. Anregung zu einem wissenschaftlichen Versuch mit
Tieren als Wetterprognosten. — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906,
Nr. 14, S. 105—106.
— Die Tierkunde an unseren Schulen. — Ibid., VI, 1906, Nr. 18,
S. 142— 144.
Aquila. Magyar Ornithologiai Központ. Zeitschrift für Ornitho-
logie. Redigiert von O. Herman. XIII. Jahrg. Budapest, 1906.
Gr.-4#. XXIV + 274 S. mit 2 kolor. Tafeln und 5 Textabb.
(Ungarisch und deutsch.)
Azzolini, E. Budytes italiani. Striseiaiole e Cutti. — Rovereto,
1906. 8°. 483 p. con 2 tav. — Atti Accad. Rovereto, 1906,
Forts. II. (Tirol, part.)
Babka, N. Vzäeny ülovek. [Seltene Jagdbeute (Haliaötus albieilla
am 16./X. 1906 im Zbenicer Revier erbeutet).] — Lov. Obzor,
IX, 1906, p. 190. (Böhm.)
Bartos, J. Colaeus monedula, Corvus frugilegus und Ü. corniz. —
Aquila, XIII, 1906, p. 208. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Lokale Schädlichkeit von Parus palustris. — Ibid., XIII, 1906,
p. 209. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
1) Vergl. diese „Verhandlungen“, Bd. LVIl, 1907, S. 245—274. — Die
Angaben in ezechischer Sprache lieferte Herr Oberlehrer K. Kne&Zourek,
die in ungarischer Herr Eug. Greschik und Dr. H. Dorning; die in kroa-
tischer Herr Prof. M. Marek, die in slovenischer Herr Dr. J. PonebSek;
weitere Angaben aus Jagdzeitungen auch Herr Prof. B. Schweder.
94 V, Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen.
Bartos, J. Maikäfer vertilgende Vögel. — Ibid., XIII, 1906, p. 209.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— (oracias garrula. — Ibid., XIII, 1906, p. 209—210. (Unga-
risch und deutsch.) (Ung.)
— Kuckuekmimiery. — Ibid., XIII, 1906, p. 218. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
— Seltene Buntvögel jenseits der Donau. — Ibid., XIII, 1906,
p-. 221—222. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— (occothraustes coccothraustes. — Ibid., XIII, 1906, p. 226.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Massenzüge im Herbst 1906. — Ibid., XIII, 1906, p. 228.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Bau, Alex. Nest und Eier vom Berglaubvogel. — Zeitschr. f. Ool.
u. Orn., XVI, 1906, Nr. 5, S. 65—68. (Vorarlb.)
Benyschek, H. Seltenheiten (Colymbus arcticus und septentrionalis
bei Amstetten). — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 1, 8. 13. (N.-Ö.)
Berger. Die harmlose Nachteule (schlug eine gekäfigte Amsel). —
Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 11, S. 207. (Kärnt.)
Bijelie, G. Aus Dalmatien (Schwalbenabzug). — Mitteil. ü. d.
Vogelw., VI, 1906, Nr. 21, S. 167. (Dalm.)
Bikessy, G. v. Aus Westungarn (Ankunftsdaten bei Wieselburg).
— Mitt. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 21, S. 167. (Ung.)
— Aus Westungarn (Herbstzug der Schwalben bei Wieselburg). —
Ibid., VI, 1906, Nr. 21, S. 117—118. (Ung.)
— Albinismus bei einer Rauchschwalbe (in Wieselburg). — Ibid.,
VI, 1906, Nr. 22, S. 173. (Ung.)
Binder, F. Unglaublich — aber wahr. (Aufgebäumte Rebhühner.)
— Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 5, S. 89. (Siebenb.)
Bonomi, A. Piceioni viaggiatori nel Trentino. — Avicula, X, 1906,
Nr. 101—102, p. 80. (Tirol.)
— Ueeisione di un’aquila nel Trentino. — Ibid., X, 1906, Nr. 101,
102, p. 80. (Tirol.)
— Un’aquila uceisa nel Trentino. — Ibid., X, 1906, Nr. 107/108,
p. 145. (Tirol.)
Bruj, N. Pönkava nieitel mole modrinoveho. (Der Buchfink als
Ooleophora larinicella-Vertilger.) — Häj, XXXV, 1906, p. 158.
(Böhm.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 95
Buda, A. v. Die Verminderung unserer Vogelwelt in den letzten
50 Jahren. — Aquila, XIII, 1906, p. 162—168. (Ungarisch
und deutsch.) (Siebenb.)
— Das Nisten von Cerchneis vespertinus (L.) in Rea. — Ibid.,
XII, 1906, p. 169—170. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.)
Buhl, L. Seltene Jagdbeute. (Steinadler in Felsö-Väsärd erlegt.)
— Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1906, Nr. 1, S. 18. (Ung.)
Bütow, A. Zur Akklimatisation der Waldschnepfen. — Der Jagdfr.,
VI, 1906, Nr. 15, $. 228—230. (Österr.-Ung., part.)
Chlebovsky, A. Brkoslavi na Novojieku na Morav&. (Seiden-
schwänze bei Neutitschein.) — Pfiroda, IV, 1906, p. 162. (Mähr.)
Csiki, E. Positive Daten über die Nahrung unserer Vögel. — Aquila,
XIH, 1906, p. 148—161. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Csörgey, T. Einige neue Vertreter der ungarischen Ornis (Astur
brevipes, Buteo menetriesi). — Aquila, XIII, 1906, p. 171—179,
mit 2 kolor. Taf. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Dobay, Lad. v. Interessant gefärbte Gelege meiner Sammlung. —
Zeitschr. f. Ool. u. Orn., XVI, 1906, Nr. 1, S. 10—14. (Ung.)
— Aus Ungarn (Spätgelege der Wachtel). — Ibid., XVI, 1906,
Nr. 10, 5.1159.) (Ung:)
Donner, E. Aus dem Wienerwalde. (Zugbeobachtungen aus dem
Frühjahre) — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 19,
S. 150—151. (N.-Ö.)
— Kärntnerische Trivialnamen heimischer Vögel. — Ibid., VI,
1906, Nr. 24, S. 190—191. (Kärnt.)
— Zum Abzug der Schwalben (bei Wien). — Ibid., VI, 1906,
Nr. 24, 8. 191. (N.-Ö.)
Dostäl, Jos. Na rozvodnöne Dyji. (Vogelleben auf dem ausge-
tretenen Thayafluße.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 97. (Mähr.)
Dr. K.P. Rackelhalın (bei Wildon erlegt). — Waidmh., XXVI,
1906, Nr. 9, S. 166, mit Abb. (Steierm.)
Drvota, Rudolf. O uziteönosti brhlika obeen&ho. (Über die Nütz-
lichkeit des Kleibers.) — Rozmarüv Les. Tydennik, I, 1906,
Nr. 2, p. 12. (Böhm.)
Dvoräk, Fr. H. Hejna volavek. (Fischreiherscharen am Horusieer
Teiche bei Weseli a. d. L.) — Rozmarüv Les. Tydennik, I,
1906, Nr. 30, p. 238. (Böhm.)
96 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Ehmig, 6. Eine Wachtel zu Weihnachten (in Gösen). — Jägerz.
B.;u. M:, 'XVM,'1906, ‚Nr%2, 8.143. 011%.)
Eltz, E. v. Schnepfenalbino (Eleonorenhain). — Waidmh., XXVI,
1906, Nr. 14, S. 268. (Böhm.)
Ertl, G. Massenzüge im Herbst 1906. — Aquila, XIII, 1906, p. 228.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
E. S. Landwirtschaft und Jagd. (Bedeutung des Mäusebussards,
der Krähen und Eulen.) — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 4, 8. 57.
Fiedler, E. J. Kän& rousiäk. (Archibuteo lagopus am 17./XH.
1905 erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 47. (Böhm.)
Fischer. Der alte (Auer-) Hahn in der hohen Balz. — Österr.
Forst- u. Jagdz., XXIV, 1906, S. 217. (Böhm.)
— K. Schnepfennachrichten (Braunau a. I.). — Der Jagdfr., VI,
1906, Nr. 11, 8. 170. (Ob.-Ö.)
Fladnitz, V. Schnepfenstrich in Galizien. — Der Jagdfr., VI, 1906,
S. 392. (Galiz.)
Floerieke, K. Aus Oberösterreich (Schärding a. I.). — Mitteil.
ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 8, 8. 61. (Ob.-Ö.)
— Aus dem Wiener Becken. — Ibid., VI, 1906, Nr. 9, 8. 72.
(N.-Ö.)
— Aus Niederösterreich. (Scops scops-Junge von der Hohen Wand.)
— Ibid., VI, 1906, Nr. 9, 8. 72. (N.-Ö.)
— Aus Niederösterreich. — Ibid., VI, 1906, Nr. 10, 8. 79. (N.-Ö.)
— Aus Niederösterreich. (Sperlingseule, angeblich bei Groß-Hollen-
stein a. d. Y.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 14, $. 110. (N.-Ö.)
— Aus der Großstadt (Wien). — Ibid., VI, 1906, Nr. 15, S. 119
bis 120. (N.-Ö.)
— Aus Niederösterreich. (Phalaropus hyperboreus bei Wien, Museci-
capa parva bei Mödling, desgleichen Monticola saxatilis.) —
Ibid., VI, 1906, Nr. 21, S. 166. (N.-Ö.)
— Weiteres zum heurigen Schwalbenzuge (Ostgalizien, Wien). —
Ibid., VI, 1906, Nr. 21, $. 168. (Galiz., N.-Ö.)
— Vgl. K. Ribbek.
Forstbehörde Visegräd. Picus major. — Aquila, XIII, 1906,
p. 211. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
F.P. Einen lebenden Habicht mit der Hand gefangen. — Il.
österr. Jagdbl., XXIII, 1906, Nr. 2, S. 26. (Südtirol.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 97
Fritsch, G. Wie ich zu meinem Seeadler kam (Seebarn). —
Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1906, Nr. 3, $. 66-67. (N.-Ö.)
Fürst, Dr. Zimni hoste. (Wintergäste: Seidenschwänze.) — Lov.
Obzor, IX, 1906, p. 75. (Mähr.)
G. Ornithologisches. (Seidenschwänze bei Laun.) — Waidmh.,
XXVI, 1906, Nr. 8, S. 149. (Böhm.)
Glas, J. Herbst- und Wintergesang der Vögel (in Triest; Rot-
kehlehen). — Gef. Welt, XXXV, 1906, Nr. 4, S. 31. (Triest.)
Glanznig, J. Aus dem Gitschtale. — Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver.,
1906, Nr. 5, S. 167. (Kärnt.)
— Aus dem Gitschtale (Rackelhahn erlegt). — Ibid., 1906, Nr. 7,
S. 239. (Kärnt.)
Glöckner, F. Vom Seidenschwanz (in Neustadt a.d. T.). — Waidmh,.,
XXVI, 1906, Nr.4, 8.205. ( ® .)
Greschik, E. Nucifraga caryocatactes. — Aquila, XIII, 1906,
p. 218—219. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Seltene Brutvögel jenseits der Donau. — Ibid., XIII, 1906,
p: 222. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Groß, V. Ornithologisches. (Seidenschwanz in Farkasfalu.) —
Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 5, S. 88. (Ung.)
Haala, H. Um Lätare (26./III. vier Schnepfen in Auherzen). —
Jägerz. B. u. M., XVII, 1906, Nr. 7, S. 182. (Böhm.)
Haffner, Fr. Die Balz- und Brunftposen verschiedener einheimischer
Wildgattungen. I. Das Federwild. — Waidmh., XXVI, 1906,
Nr. 13, S. 231— 235.
Hofmann, G. Kulik bledy. (Squatarola heWwetica im September
bei Hofovie erbeutet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 175. (Böhm.)
— Kulik hnedy. (Eudromias morinellus wurde im September bei
Moldau-Tein geschossen.) — Ibid., IX, 1906, p. 175. (Böhm.)
Hajdü, St. v. Leben eines Rohrdrosselpaares im Jahre 1905. —
Aquila, XIII, 1906, p. 215—216. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
Haslauer, H. Verfrühte (Auerhahn-) Balz (in Ginselberg). —
Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1906, Nr. 3, 8. 85. (N.-Ö.)
Hegyfoky, J. Die Lufttemperatur in Ungarn zur Zeit der Ankunft
von 32 Vogelarten. — Aquila, XIII, 1906, p. 1—8. (Ungarisch
und deutsch.) (Ung.)
Z.B. Ges. 58. Bd. 7
98 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Hegyfoky, J. Der Vogelzug und die Witterung im Frühling des
Jahres 1904. — Ibid., XIII, 1906, p. 67—82. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
— Der Vogelzug und die Witterung im Frühling des Jahres 1905. —
Ibid., XIII, 1906, p. 142—147. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Witterungsnotizen zu den Massenzügen zwischen dem 14. bis
19. September 1906. — Ibid., XIII, 1906, p. 223—230. (Un-
garisch und deutsch.) (Ung.)
Hegymeghy, D. v. Stercorarius pomatorhinus. — Aquila, XIII,
1906, p. 223. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Herman, O. Vgl. Aquila.
— Formenkreis und Ornithophänologie. — Aquila, XIII, 1906,
p. IX. (Ungarisch und deutsch.)
— The Ibis und die Ornithophänologie. — Ibid., XIII, 1906,
p. XI—XUlI (ungarisch), XIV—XVI (deutsch), XVII—XIX
(englisch).
— Ornithophänologische Materialien der U. ©. C. — Ibid., XII,
1906, p. XX—XXIV. (Ungarisch, englisch und deutsch.)
H.G. Die unglaubliche Ausdauer einer Auerhenne (beim Brüten).
— Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 28, S. 442. (Steierm.)
Hofrichter, E. Zum Frühjahrszug der Waldschnepfe (in Rudolfs-
tal). — Wild und Hund, XII, 1906, Nr. 10, S. 158. (Mähr.)
Hojny, G. Brkoslavove. (Seidenschwänze in der zweiten November-
hälfte 1905 in der Königgrätzer Umgebung.) — Lov. Obzor,
IX, 1906, p. 31. (Böhm.)
Horäak, K. Pfispevek k ochranö ptactva. (Beitrag zum Vogel-
schutz.) — Rozmarüv Les. Tydennik, I, 1906, p. 10. (Böhm.)
Hubälek, J. Mnozstvi brkoslavü. (Seidenschwänze mit Krammets-
vögeln bei Vyprachtic beobachtet.) — Lov. Obzor, IX, 1906,
p. 47. (Böhm.)
Hüller, E. Aus Böhmen (Altehrenberg). — Mitteil. ü. d. Vogelw.,
VI, 1906, Nr. 1, S. 7. (Böhm.)
— Aus Böhmen (Warnsdorf). — Ibid., VI, 1906, Nr. 6, 8. 47.
(Böhm.)
— Aus Böhmen (Prag). — Ibid., VI, 1906, Nr. 7, S. 55. (Böhm.)
— Aus Mähren. (Ankunft von H. rustica in Mähr.-Neustadt.) —
Ibid., VI, 1906, Nr. 10, $. 79. (Mähr.)
Ornithol. Literatur Österr. Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 99
Hüller, E. Aus Böhmen. (Abnahme der Schwalben in Karlsbad.)
— Ibid., VI, 1906, Nr. 11, S. 57. (Böhm.)
— Aus Oberösterreich (recte Salzburg). (Silber- [recte Lach-] möven
im Lungau.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 15, S. 119. (Salzb.)
— Aus Böhmen. (Zahlreicheres Rückkehren der Zugvögel.) —
Ibid., VI, 1906, Nr. 14, S. 111. (Böhm.)
— Aus Oberösterreich. (Junger Kuckuck im Rotschwänzchennest
im Hofraume.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 17, 8. 135. (Ob.-Ö.)
— Aus Böhmen (Rumburg). — Ibid., VI, 1906, Nr. 19, S. 151.
(Böhm.)
— Aus Krain. (Schwalbenabzug in Rudolfswert.) — Ibid., VI,
1906, Nr. 21, S. 166—167. (Krain.)
— Aus Böhmen. (Herbstzug der Schwalben.) — Ibid., VI, 1906,
Nr. 21, S. 167. (Böhm.)
— Aus dem Preßburger Komitat. (Schwalbenabzug.) — Ibid.,
VI, 1906, Nr. 21, 8. 168. (Ung.)
— Aus Steiermark. (Wachholderdrossel.) — Ibid., VI, 1906,
Nr. 24, S. 191. (Steierm.)
I. Rote Wintergäste. (Gimpel in Menge um Wien.) — Mitteil. d.
Sekt. f. Naturk. d. öst. Tourist.-Kl., XVII, 1906, Nr. 11/12,
8. 78. (N.-Ö.)
Innwald, A. Orel kfiklavy vetsi. (Agqwila maculata bei Sadskä
am 1./IX. 1905 erbeutet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 16.
(Böhm.)
Jahrbuch, Ornithologisches. Organ für das paläarktische Faunen-
gebiet. Herausgegeben und redigiert von Viktor Ritt. v. Tschusi
zu Schmidhoffen. Hallein, 1906. XVII. Lex.-8°. 245 S.,
Ie!par:
Jakitsch, Sylv. Seltenes Waidmannsheil. (Carbo cormoranus am
Faakersee erlegt.) — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 23, 5. 447.
(Kärnt.)
Janda, J. Omithologiek6 novinky letosni zimy z okoli praZskeho.
(Ornithologische Neuigkeit aus dem vergangenen Winter bei
Prag: Emberiza cia.) — Vesmir, XXXV, 1906, Nr. 8, p. 55,
86, mit Abb. (Böhm.)
— Seltene Wintergäste in Böhmen. — Orn. Jahrb., XVII, 1906,
Nr. 2, S. 75—76. (Böhm.)
T*#
100 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen.
Janda, J. Ptaetvo okoli Kromöfizskeho. (Die Vogelwelt der Umge-
bung Kremsiers.) Vlastni pozoroväni z let 1893—1905 s dopluky
nökterych eizich pramenü. (Eigene Beobachtungen aus den
Jahren 1893—1905, mit einigen Ergänzungen aus fremden
Quellen.) — Zprävy Kommisse pro pfirodov&deck& prozkou-
mäni Moravy. Oddeleni zoologick&, &is. 3. (Mitteil. d. Kommiss.
f. d. naturw. Durchforschung Mährens. Zoolog. Abt., Nr. 3.) —
Casopis moravsk&ho musea zemsk&ho, VI, 1906. Sep., Brünn,
1906, p. 1—66. (Mähr.)
Jelinek-Mal$ovsky, Jos. Kachna hohol. (Olangula glaueion bei
Königgrätz auf „Zemanka“ am 2./XII. 1905 erlegt.) — Lov.
Obzor, IX, 1906, p. 31. (Böhm.)
— Krahujee. (Biologisches über den Sperber.) — Lesni Sträz, IV,
1906, p. 115. (Böhm.)
— Brkoslavov& asi 15 kusü. (Gegen 15 Seidenschwänze bei Malso-
vie beobachtet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 17. (Böhm.)
— Chrästal vodni. (Rallus aquaticus am 21./l. 1906 bei König-
grätz erlegt.) — Ibid., IX, 1906, p. 78. (Böhm.)
— Vodous tmavy. (Totanus fuscus am 15./IX. 1906 bei Malsovie
erlegt.) Racek maly. (Larus minutus am 23./IX. 1906 am
Adlerflusse ebenda erbeutet.) Racek stribfity. (Larus argen-
tatus juv. am 24./IX. 1906 auch dort erlegt.) Kaholka. (Ny-
roca marila d am 29./IX. 1906 ebenda geschosssen.) — Ibid.,
IX, 1906, p. 175. (Böhm.)
— Kulik obeeny. (Charadrius plwialis juv. am 9./X. 1906 bei
Malsovie erbeutet.) — Ibid., IX, 1906, p. 191. (Böhm.)
J. K. Seidenschwanz in Mürzzuschlag gefangen. — Gef. Welt,
XXXV, 1906, Nr. 8, S. 63. (Steierm.)
JıK za: Sn Schnepiän buch (Pilsen). — Jägerz. B. u. M., XVII,
1906, Nr. 7, 8. 182. (Böhm.)
K. Seltene (Colymbus septentrionalis in Lavamünd.) —
Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 7, S. 129. (Kärnt.)
Karäsek, Jar. Zajimav6 zjevy ptai z okoli Kromörizsk&ho. (Inter-
essante Vorkommnisse unter den Vögeln der Umgebung Krem-
siers.) — Rozmarüv Les. Tydennik, I, 1906, p. 250 ff. (Mähr.)
Karl, H.d. J. Seltsamer Aufenthaltsort. (Taucher in Graz.) — Mit-
teil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1906, Nr. 5, S. 166. (Steierm.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 101
Kaspar, Fr. Zasluhuji sojky olova? (Verdienen die Eichelheher
das Blei? Schädlichkeit desselben im Walde.) — Lesni Sträz,
IV, 1906, p. 178. (Böhm.)
Kasper, J. Die Frühjahrsjagden auf der Herrschaft Dolnji-Miholjat
(464 Waldschnepfen vom 15. bis 23./ILI. erlegt). — Der Jagdfr.,
VI, 1906, Nr. 16, S. 250. (Slavon.)
— ke. Bilder aus dem Fürst Johann Liechtensteinschen Forst- und
Jagdmuseum in Mähr.-Aussee. — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 19,
S. 369— 370, mit 5 Textbild. (Mähr.)
Kittlitz, F. H. Frh. v., vgl. Moyat, J.
Knauer, Fr. Der verdrängte Uhu. — Hugo’s Jagdzeitung, XLIX,
1906, Nr. 13, S. 379—401. (Österr.-Ung.)
— Ein aussterbender Vogel (Uhu). — Jägerz. B. u. M., XV,
1906, Nr. 17, S. 459—461. (Böhm.)
— Der Vogelzug und seine Rätsel. — Zentralbl. f. d. ges. Forst-
wesen, XXXII, 1906, 1, S.20—25; 2, S. 75— 18; 3, 8.125—127;
5, 8. 212217; 6, S. 261—265; 8/9, S. 368—372. (Österr.-
Ung., part.)
— Die Amselfrage vom Standpunkte des Forstmannes und des
Gärtners. — Ibid., XXXII, 1906, 11, 8. 464. (Österr.-Ung.,
part.)
— Vogelzugfragen. — Natur u. Haus, XV, 1906, Nr. 9, S. 135
bis 141.
— Der Bartgeier. — Hugo’s Jagdz., XLIX, 1906, Nr. 5, S. 129 —
136. (Österr.-Ung., Okkup.-Geb.. part.)
Kn&Zourek, K. O Zivot& dudka. (Über das Leben des Wiedehopfes.)
— Lov. Obzor, IX, 1906, p. 3ff. (Böhm.)
— Vzäene ülovky. (Seltene Jagdbeute: Tringa alpina.) — Ibid.,
IX, 1906, p. 15. (Böhm.)
— KRorys obeeny. (Apus apus; Biologisches über Fütterung und
Abzug derselben.) — Ibid., IX, 1906, p. 16. (Böhm.)
— 0 podzimnim tahu vlastovek r 1905. (Über den Herbstzug der
Rauchschwalben im Jahre 1905.) — Vesmir, XXXV, 1906,
p. 76. (Böhm.)
— Potäplice severni 3 kusy. (3 Stück Gavia aretica bei Zbejsov
[Caslau] am 18./X. 1905 erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906,
p- 31. (Böhm.)
102 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen.
Kne&zourek, K. Racek tfiprsty ml. (Zarus tridactylus juv. bei
Königgrätz und ein adulter bei Ronov [Caslau] 1905 erlegt.)
— Ibid., IX, 1906, p. 31. (Böhm.)
— Drop maly 9. (Otis tetrax 9 im Herbste 1904 bei Vilimov
[Caslau] erlegt.) — Ibid., IX, 1906, p. 78. (Böhm.)
— Sluka stredni äli lezak. (Gallinago major am 11./V. 1906 un-
weit Chotusie [Caslau] tot aufgefunden.) — Ibid., IX, 1906,
p. 128. (Böhm.)
— 0 Zravosti krahujeov&. (Über die Gefrässigkeit des Sperbers.)
— Ibid., IX, 1906, p. 191. (Böhm.)
Knobloch, Jos. Dva dytiei. (2 Triel am 27./IX. 1906 bei Prestie
erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 191. (Böhm.)
Knotek, J. Abnorm gefärbter Rebhahn (aus Obersiebenbrunn). —
— Wild u. Hund, XII, 1906, Nr. 12,.8. 186. (N.-Ö.)
— Die Doppelschnepfe, ihr Zug und ihre Jagd in Bosnien. —
Ibid., XII, 1906, Nr. 15, 8. 230—233; Nr. 16, 8. 246—247,
mit Abb. (Bosn.)
— Seetaucher aus Unter-Steiermark. — Orm. Jahrb., XVII, 1906,
Nr. 3—4, S. 140— 141. (Steierm.)
— Zwei Raubmöven aus Mähren. — Ibid., XVII, 1906, Nr. 5/6,
S. 207—208. (Mähr.)
Kolombatovie, G. Contribuzioni alla Fauna dei Vertebrati della
Dalmazia. — Glasn. Hrvatskoga naravoslovnoga drustva, XIX,
1907, p. 1—24. Aves: p. 13—24. (Dalm.)
Kosztka, L. v. Turdus pilaris, Perdix perdix, Falco subbuteo, Cor-
vus frugilegus. — Aquila, XIII, 1906, p. 210— 211. (Ungarisch
und deutsch.) (Ung.)
— Falco peregrinus und Archibuteo lagopus. — Ibid., XIII, 1906,
p. 219—220. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Kotnour, Vl. Jak mladi ptäci se nau@i potravu pfijimati. (Wie die
Jungen Vögel die Nahrung aufzunehmen lernen.) — Lov. Obzor,
IX, 1906, p. 191. (Böhm.)
Kreß, W. Aviatik. Wie der Vogel fliegt und wie der Mensch fliegen
wird. — Wien, 1905. Gr.-8°. 100 S. mit 35 Fig.
Kreuszel, F. Die Vorboten des Frühlings. — Der Jagdfr., VI,
1906, Nr. 7, S. 105. (Slavon.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 103
Kubitek, Zd. JUC. Postolka a vräna popelavä. (Turmfalke bei der
Mäusejagd durch eine Nebelkrähe dauernd belästigt.) — Lov.
Obzor, IX, 1906, p. 47. (Mähr.)
— Koliha velkä. (Numenius arquatus bei Kohoutovie am 11./IV.
1906 beobachtet.) — Ibid., IX, 1906, p. 111. (Mähr.)
— Postolky a vräny. (Turmfalken und Krähen.) — Ibid., IX, 1906,
p. 111. (Mähr.)
— Rivnääi ve möstech. (Ringeltauben 1906 im VIII. Bezirke in
Wien beobachtet.) — Ibid., IX, 1906, p. 144. (N.-Ö.)
l. Zum Frühjahrszuge der Waldschnepfe. — Österr. Forst- u. Jagdz.,
XXIV, 1906,:8.-110. (Österr.-Ung.. part.)
— Hahnenbalz. — Ibid., XXXIV, 1906, 8. 120. (Österr.-Ung.,
part.)
Leber, A. Massenzüge im Herbst 1906. — Aquila, XIII, 1906,
p. 228. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Lendl, Ad. Seltene Vögel jenseits der Donau (Syrnium wralense,
Buteo ferox). — Aquila, XIII, 1906, p. 222—223. (Ungarisch
und deutsch.) (Ung.)
Licha, A. Aus dem Egerlande. (Zwergadler [?] erlegt.) — Waidmh.,
XXVI, 1906, Nr. 20, S. 336. (Böhm.)
Linder, K. Massenzüge im Herbst 1906. — Aquila, XIII, 1906,
p. 227. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Lintia, D. Seltene Vögel jenseits der Donau (Syrnium uralense,
Neophron percnopterus.) — Aquila, XIII, 1906, p. 222—223.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
L. M. Seltenes Waidmannsheil. (Rackelhahn in Turnhof erlegt.) —
Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 10, S. 184. (Kärnt.)
LiSka. Schädlichkeit der Nebelkrähe (Aggsbach). — Waidmh.,
XXVI, 1906, Nr. 7, 8. 130. (N.-Ö.)
Loos, K. Aufbäumende Rebhühner. — Orn. Beob., IV, 1906, Nr. 12,
S. 190—191. (Böhm.)
— Einige Beobachtungen, Untersuchungen und Versuche über den
Eichelheher. — „Die Schwalbe“, N. Folge, III, 1906, 30 8.
(Österr.)
— Der Uhu in Böhmen, nebst einigen Notizen über die Verbrei-
tung dieser Eule in einigen anderen Ländern. Nach zahlreichen
Berichten und literarischen Notizen sowie auf Grund eigener
104 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Erfahrungen zusammengestellt und bearbeitet. — Saaz (s. a.)
(1906). Lex.-8°. 70 S., 8 Taf. Preis K 4.50. (Böhm., part.)
Loos, K. Beobachtungen über Schwalben im Herbste 1905. — Orn.
Jahrb., XVII, 1906, Nr. 5—6, S. 208—210. (Böhm.)
M. Der Frühjahrszug der Waldschnepfe. — Österr. Forst- u. Jagdz.,
XXIV, 1906, 8. 170. (Österr.-Ung., part.)
Magdits, K. v. Chelidonaria urbica. — Aquila, XIII, 1906, p. 211.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— (iconia eiconia. — Ibid., XIII, 1906, p. 216. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
Maly, Mat. Dv& labut& zp&vne. (Zwei Cygnus musicus am Teiche
bei Liskovie erbeutet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 78. (Böhm.)
Marek, M. Einfluß von Wind und Wetter auf den Vogelzug. — Orn.
Jahrb., XVII, 1906, Nr. 3—4, 8. 81—136; Nr.5—6, 8. 161—199.
Mayer, L.J. Das Manhartsgebirge und seine Ornis. — Wien (Selbst-
verlag), 1906. 8°. 7 8. (N.-Ö.)
— R. Ein alter, während der Balzzeit rotgefärbte Tücher an-
sreifender Auerhahn (Königsaal). — Vereinsschr. f. Forst-, Jagd-
u. Naturk. (böhm. Forstver.-Org.), 1906/7, 5, p. 227. (Böhm.)
Meindl, Ad. Brütende Schnepfen auf den Osthängen der Koralpe.
— Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 17, S. 331. (Steierm.)
Merlin. Vom Anpassungsvermögen der Vögel. (Haustauben, Saat-
krähen in Wien.) — Hugo’s Jagdz., XLIX, 1906, Nr. 6, S. 182,
183. (N.-Ö.)
— Zum Vogelzug. (Ankunft.) — Ibid., XLIX, 1906, Nr. 6, S. 153,
184. (Österr.-Ung.)
Mösteeky (Kn&Zourek) K. O datli otäzee. (Über die Specht-
frage in forstwirtschaftlicher Beziehung.) — Häj, XXXV, 1906,
p. 3ff. (Böhm.)
— 0 sojee. (Über die forstwirtschaftliche Bedeutung des Eichel-
hehers.) — Ibid., XXXV, 1906, p. 81. (Böhm.)
Mezey, J. v. Seltene Vögel jenseits der Donau (OUygnus olor). —
Aquila, XIII, 1906, p. 223. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Mihalovits, Ed. v. Otis tetrax. — Aquila, XIII, 1906, p. 226.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Mitteilungen über die Vogelwelt. Herausgegeben vom Österr.
Reichsbund für Vogelkunde und Vogelschutz in Wien. Schrift-
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 105
leiter Eugen Donner. — Wien, 1906. VI. Jahrg. 24 Nrn. 4°.
192 S.
Mittendorfer, J. Steinadler (in der Gisenza gefangen) in Krain.
— Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 11, S. 207. (Krain.)
Moyat, J. u. Schuster, W. Ungedruckte Tagebücher des Freih.
F. H. v. Kittlitz aus den Jahren 1817—1824. Textlich wieder-
gegeben und mit erläuternden Zusätzen versehen. — Journ.
f. Orn., LIV, 1906, H. III, S. 366. (Böhm., part.)
Nagy, Eug. Neue Daten über die Nahrung des Wanderfalken. —
Aquila, XIII, 1906, p. 207. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— (olaeus monedula (Massenbrutvogel in Torda). — Ibid., XII,
1906, p. 208. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Astur palumbarius von Üerchmeis tinnuncula verfolgt. — Ibid.,
XII, 1906, p. 216. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Aufbäumende Haubenlerchen. — Ibid., XILi, 1906, p. 217.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— (olumba domestica (verwildert). — Ibid., XII, 1906, p. 217
bis 218. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Kuekuekmimikry. — Ibid., XIII, 1906, p. 218. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
— Oidemia fusca. — Ibid., XIII, 1906, p. 223. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
Neher, A. Aus dem südlichen Ungarm. (Zugdaten aus Bellye.)
— Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 8, S. 62. (Ung.)
— Aus dem südlichen Ungarn. (Ankunftsdaten, Purpurreiher-
kolonie.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 11, S. 87. (Ung.)
—- Aus dem südlichen Ungarn. — Ibid., VI, 1906, Nr. 17, 5. 135.
(Ung.)
— Bedient sich der Reiher beim Fischen eines Anlockungsmittels?
— Ibid., VI, 1906, Nr. 23, S. 182. (Ung.)
— Aus Südungarn. (Herbstzugdaten aus Bellye.) — Ibid., VI,
1906, .Nr. 23, S. 184. (Ung.)
— Von meiner Urlaubsreise (Erzgebirg). — Ibid., VI, 1906, Nr. 23,
S. 184. (Böhm.)
Nietsch, V. Über den Vogelflug (Vortrag). — Mitteil. d. naturw.
Ver. v. Steierm., 1905, Graz, 1906, H. 42, S. 82—98, mit
2 Taf.
106 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
N.G. Steinadler (in Bodokö-Varalja erlegt). — Waidmh., XXVI,
1906, Nr. 10, S. 184. (Ung.)
Nusz, J. Über den Meckerton der Bekassine. — Hugo’s Jagdz.,
XLIX, 1906, Nr. 13, S. 408—410. (Ung.)
P. Zur Auerhahnbalz in Oberösterreich. (Auch Erlegung eines
Rackelhahnes in Zell bei Zellhof.) — Der Jagdfr., VI, 1906,
Nr. 26, $. 408. (Ob.-Ö.)
Padlewski. Naturbeobachtungen. I. Kämpfe der Vögel um das
Nachtlager. — Der Falke auf der Jagd nach dem Kiebitz.
— Der gezähmte Steinadler. — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 26,
S. 405407. (@aliz.) — I. Der Wanderfalke als Todfeind
der Schnepfe. Deren Abwehr. — Ibid., VI, 1906, Nr. 27,
S. 420—422. (Deutsch a. d. „Lowiec“ von J. Praun.) (Galiz.)
Pichler, A. Beiträge zur Kenntnis der Avifauna der Umgebung von
Mostar. — Orn. Monatsschr., XXXI, 1906, Nr. 7, S. 373—396;
Nr. 8, S. 425—438; Nr. 9, 8. 462—474; Nr. 10, S. 487—503;
Nr. 11, 8. 531—545; Nr. 12, S. 559—572. (Herzeg.)
Piffl, R. Aus Österreichisch-Schlesien (Stare, Lerchen, Seiden-
schwänze). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 7, S. 55.
(Schles.)
Pla@zek, B. Vogelschutz und Insektenschutz. VIII. „Bansai.* —
Österr. Forst- u. Jagdz., XXIV, 1906, S. 87, 51.
— Die Vogelwelt in ihren Beziehungen zu Insekten und ver-
wandten Kleintieren. Veränderte, mit Zusätzen versehene
Sonderausgabe der Aufsätze in der Österr. Forst- u. Jagdz.,
1905 u. 1906. — Wien, 1906. 8°. 1198.
Pleyel, J. v. In der Nistzeit. (Biologisches mit Nesterabbildungen.)
— Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 10, S. 149— 151; Nr. 11, S. 163;
Nr. 12, S. 180—182.
— Naturschutz und Jägerei. (Anregung zum Schutze seltener
Vögel.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 14, S. 211—214.
Pöchmann, A. Ornithologisches. (Seidenschwanz in Mauth.) —
Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 5, S. 83. (Böhm.)
Podivin, J. Schnepfennachrichten (Göding). — Der Jagdfr., VI,
1906, Nr. 12, S. 185. (Mähr.)
Pospich, H. Steinadler (auf dem Pollauer Berge) gefangen. —
Ill. österr. Jagdbl., XXIII, 1906, Nr. 2, S. 26. (Mähr.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 107
Praun, J., vgl. Padlewski.
Pretsch, R. Fasanenbastarde. (Königs- und Edelfasan-Kreuzungen
in Hradek erlegt.) — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 7, 8. 105.
(Mähr.)
Prigl, A. Frühlingsboten (Ober-Zögersdorf). — Der Jagdfr., VI,
1906, Nr. 11, 8. 170. (N.-Ö.)
— Sehnepfennachrichten (Stockerau). — Ibid., VI, 1906, Nr. 11,
S. 170. (N.-Ö.)
— Kreuzungserfolg von Königs- und Jagdfasan (in Ober-Zögers-
dorf). — Ibid., VI, 1906, Nr. 30, S. 471. (N.-Ö.)
Pta&ek, A. Vybarveny dytik. (Ein ausgefärbter Triel im Juli
1906 im Vymyslicer Revier bei Mähr.-Krumau erlegt.) —
Lov. Obzor, IX, 1906, p. 175. (Mähr.)
Puganigg, M. Verunglückter (vom Habicht geschlagener) Auer-
hahn. — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 11, S. 207. (Steierm.)
Reischl, A. Die ersten Seidenschwänze (in Brumow). — Waidmh.,
XXVI, 1906, Nr. 3, S. 52. (Mähr.)
Reiter, ©. (Seidenschwanz in Stadl.) — Waidmh., XXVI, 1906,
Nr. 4, S. 70. (Steierm.)
Renner, Fr. Aus Kärnten (vom Raiblersee). — Mitteil. ü. d. Vogelw.,
VI, 1906, Nr. 3, S. 23. (Kärnt.)
Ribbeck, K. (Floerieke, K.) Aus Niederösterreich (Taucher und
Purpurreiher). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 3, 8. 23.
(N.-Ö.)
— Aus Steiermark (Steinadler, Stelzenläufer, Sperlingseule). —
Ibid., VI, 1906, Nr. 3, S. 23. (Steierm.)
— Aus Niederösterreich (Schnepfenzug). — Ibid., VI, 1906, Nr. 7,
8. 55. (N.-Ö.)
— Aus dem Wiener Becken (Ankunftsdaten). — Ibid., VI, 1906,
Nr. 8, 8. 62. (N.-Ö.)
— Aus Niederösterreich. (Überwintern der Schwalben in Guntrams-
dorf und im Gutentale) — Ibid., VI, 1906, Nr. 21, 5. 166.
(N.-Ö.)
— Aus Österreichisch-Sehlesien. (Auffallender Zug in Jablunkau.)
— Ibid., VI, 1906, Nr. 21, S. 167. (Schles.)
— Rote Wintergäste. (Gimpel im Wienerwald.) — Ibid., VI,
1906, Nr. 23, 8. 183—184, (N.-Ö.)
103 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Riegler, W. Wie die Schwalben ziehen. — Wild und Hund, XI,
1906, Nr. 40, $. 636—637. (N.-Ö.)
— Ein denkwürdiger Gimpelzug (Wienerwald). — Ibid., XII,
1906, Nr. 50, S. 793; Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 1,
S. 21; Jägerz. B. u.M., XVII, 1907, Nr. 3, 8. 72. (N.-Ö.)
Römer. Beim „Auf“. (Steinadler bei Landok.) — Waidmh., XXVI,
1906; Nr. 1,78. 43>(Ung,)
Rößler, E. Hrvatska Ornitoloska Centrala. V. GodiSnji izvjestaj.
(Kroatische Ornithologische Zentrale. V. Jahresbericht, 1905.)
— Glasn. hrvatsk. narav. drustva (Soc. Seient. Natur. Croatica).
Zagreb-Agram, XVIII, 1906, 1, 2. Lex.-8°. VII + 2478. Auch
separat. (Kroatisch und deutsch.) (Kroat., Slavon.)
Rothermundt, J. v. Seltene Brutvögel jenseits der Donau (Pele-
canus onocrotalus). — Aquila, XIII, 1906, p. 223. (Ungarisch
und deutsch.) (Ung.)
Rotter, F. Aufgebäumtes Wasserhuhn. — Waidmh., XXVI, 1906,
Nr. 5, 8. 89. (N.-Ö.)
Rozmara, Jos. Brkoslavove. (Seidenschwänze im Dezember 1905
in der Piseker Gegend.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 31.
(Böhm.)
Rzehak, E. Der Eichelheher [Garrulus glandarius (L.)] als Schlangen-
vertilger. — Orn. Monatsschr., XXXI, 1906, Nr. 7, 8. 417—418.
(Mähr., Schles.)
— „Wie Lokalfaunen gemacht werden.“ — Mitteil. ü. d. Vogelw.,
VI, 1906, Nr. 1, S. 2—3; Nr. 2, S. 10—11. (Schles.)
— Wie transportiert die Waldschnepfe ihre Jungen? — Ormn.
Monatsschr., XXXI, 1906, Nr. 10, S. 106—108. (Schles.)
— Notiz über Corvus cornix L. — Orn. Monatsber., XIV, 1906,
Nr. 12, S. 189. (Ung., part.)
— Das Vorkommen und Brüten von Nachtigallen in reinen Nadel-
holzwäldern. — Falco, 1906, Nr. 3, p. 101—102. (Mähr.,
Schles.)
S. Ergebnisse der Hühnerjagd in der Umgebung von St. Pölten
in der Saison 1906 (850 Stück gegen 2000—2500 im Jahre
1905). — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 43, S. 683. (N.-0.)
Sammereyer, H. Schilderung alpiner Vögel. I. Der Tannenheher.
— Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 17, S. 129—130; Nr. 18,
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 109
S. 137—138; Nr. 19, S. 146—147; Nr. 20, S. 162—163; Nr. 22,
S. 170—171; Nr. 23, S. 179—181.
Sammereyer, H. Der Schutz nützlicher und seltener Raubvögel
und der Sehußlohntarif. — Der Jagdfr., VI, 1906, S. 401—
404, 417—420.
Sander, Fr. Bila vlastovka. (Weiße Rauchschwalbe bei Trest
beobachtet.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 16. (Mähr.)
Schaffer, P. Alex. Katalog über das naturwissenschaftliche Museum
im Benediktinerstifte St. Lambrecht in Steiermark. I.—IV. Abt.
— St. Lambrecht, 1906. Im Selbstverlage. Gr.-8°. IV + 558.
(Steierm.)
— Ornithologische Beobachtungen in Mariahof in Obersteiermark
im Jahre 1905. — Orn. Jahrb., XVII, 1906, Nr. 5—6, 8. 210
bis 221. (Steierm.)
Schatzmayr, J. Rackelhahn (im Gitschtale). — Waidmh., XXVI,
1906, Nr. 20, S. 385— 386. (Kärnt.)
— Ornithologisches aus dem Gitschtale in Kärnten. — Ibid., XXVI,
1906, Nr. 3, S. 51. (Kärnt.)
Schenk, H. Ardetta minuta. — Aquila, XIII, 1906, p. 211. (Un-
garisch und deutsch.) (Ung.)
— Rallus aquaticus-Nester. — Ibid., XIII, 1906, p. 211—213.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Örtygometra parva. — Ibid., XIII, 1906, p. 214—215. (Unga-
risch und deutsch.) (Ung.)
— Eisternester im Schilfrohr. — Ibid., XIII, 1906, p. 214. (Un-
garisch und deutsch.) (Ung.)
— Motacilla flava. — Ibid., XIII, 1906, p. 214. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
— Fulica atra. — Ibid., XUI, 1906, p. 215. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
— Ungewöhnlich spät abziehende Vögel. — Ibid., XIII, 1906,
p. 226— 227. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— J. Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1904. — Aquila,
XIII, 1906, p. 9—66. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1905. — Ibid., XIII,
1906, p. 83—141. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
110 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Schenk, H. Bericht über die Studienexkursionen im Jahre 1906
(mit 5 schwarzen Abbild.). — Ibid., XIII, 1906, p. 182—206:
I. Vogelschutz in Puszta Haraszt, p. 182—184.
II. Die Vogelschutzstation in Kekkö, p. 185—187.
Ill. Ein gewesenes Vogeleldorado in der Gegenwart, p. 188—200.
IV. Notizen zu den Nistverhältnissen im See von Veleneze, p. 201—206.
— Seltene Vögel jenseits der Donau (Stercorarius pomatorhinus,
Fuligula hyemalis). — Ibid., XIII, 1906, p. 223. (Ungarisch
und deutsch.) (Ung.)
Schiebel, &. Der vielgehaßte Bussard. (Über Verwechslung mit
dem Habicht.) — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 4, S. 68—69.
(Krain.)
— Die Phylogenese der Lanius-Arten. Untersuchungen über die
gegenseitige Abstammung sämtlicher Arten der echten Würger
auf Grund der Zeichnungsentwicklung des Federkleides. —
Journ. f. Orn., LIV, 1906, H. 1, S. 1—77, mit Taf. A—D;H. 2,
S. 161—219, mit Taf. E—H. Separ., Berlin (Kommiss.-Verl. R.
Friedländer & Sohn), 1906. Gr.-8°. S. 1—77, 161—219 (135 S.),
mit 7 farb., 1 Schwarzdrucktafel und 2 Skizzen im Texte.
8 Mk. (Österr.-Ung., part.)
Schimitschek, Ed. Der Seidenschwanz in Mähren. — Waidmh.,
XXVI, 1906, Nr. 20, S. 339—390. (Mähr.)
— Die Vogelwelt und die kommende wärmere Erdperiode. —
Weidw. u. Hundesp., XI, 1906, Nr. 272, 8. 9—12. (Österr.
part.)
— Bussarde und Habichte. — Österr. Forst- u. Jagdz., XXIV, 1906,
8.919.
— Ormithologisches. (Seidenschwanz in Wysokopole.) — Waidmh.,
XXVI, 1906, Nr. 8, S. 149. (Mähr.)
— Frühes Schnepfengelege. — Ibid., XXVI, 1906, Nr. 20, 8. 388,
389. (Mähr.)
— ÖOrnithologisches. (Zum Zuge des Seidenschwanzes.) — Ibid.,
XVI, 1906, Nr. 4, S. 69—70. (Mähr.)
— Bussarde und Habichte. — Österr. Forst- u. Jagdz., XXIV, 1906,
Nr. 1245.
Schuster, Ant. Seltenheit (3 Waldschnepfen am 23./I. in Verblenje).
— Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 4, S. 65. (Krain.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 111
Schuster, W., vgl. Moyat, J.
— Ab- und Zunahme, periodisch stärkeres und schwächeres Auf-
treten der einheimischen Vögel, für verschiedene Landesteile
Deutschlands, Österreichs und der Schweiz statistisch festge-
stellt (III.). — Zool. Garten, XLVII, 1906, Nr. 1, 5. 7—14.
(Böhm. part.)
Seidel. Schnepfenstrich in Galizien (bei Przemysl). — Der Jagdfr.,
VI, 1906, Nr. 25, 8. 392. (Galiz.)
Seidl, Fr. Sokol st&hovavy. (Falco peregrinus im November bei
Lomnie a. L. erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 31. (böhm.)
— Potäpliee severni. (Gavia arctica bei Schwarzkostelee am 25./X1.
1905 erlegt.) — Ibid., IX, 1906, p. 31. (Böhm.)
Siebeck, A. Zur Frage: Soll den Möven nachgestellt werden? —
— Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 23, S. 361.
Smelik, M. Ne&o o kukaöce. (Etwas über den Kuckuck.) — Roz-
marüv Les. Tydennik, I, 1906, p. 77. (Böhm.)
— Orel riöni. (Pandion haliaetus wurde am 4./X. 1905 im Grygover
Revier bei Olmütz erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 16.
(Mähr.)
Sobotka, K. Krähen. (Über Schaden derselben.) — Österr. Forst-
u. Jagdbl., XVII, 1906, S. 77.
Sommer, J. Frühlingsboten (in Poruba.) — Der Jagdfr., VI, 1906,
Nr. 6, S. 89. (Schles.)
— Uhu erlegt (in Poruba). — Ibid., VI, 1906, Nr. 42, 8. 666.
(Schles.)
Sommereher, H. Kultivatoren der Zirbe. — Österr. Forst- u. Jagdz.,
XXIV, 1906, S. 79. (Steierm.)
Sommermeyer, H. Zur Reihzeit. — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 15,
S. 225—228. a
— Der Schutz nützlicher und seltener Raubvögel und der Schuß-
tarif. — Ibid., VI, 1906, Nr. 26, S. 401—404; Nr. 27, S. 417—
420. (Österr.-Ung., part.)
Sprenger, A. Die Trabanten des Frühlings im Katschtal (Ober-
kärnten). — Orn. Monatsschr., XXXI, 1906, Nr. 10, 5.513—514.
(Kärnt.)
Stein. (Seidenschwänze bei Jaroslau.) — Waidmh., XXVI, 1906,
Nr. 4, S. 70. (Galiz.)
112 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Stroinigg, A. Seltener Gast (Nordseetaucher in Mißling). — Waidmh.,
XXVI, 1906, Nr. 1, S. 15. (Steierm.)
— Zur Notiz: „Ein freeher Räuber.“ — Der Jagdfr., VI, 1906,
Nr. 30, S. 470. (Steierm.)
-— Habichtsloeken. — Ibid., VI, 1906, Nr. 30, 8. 471.
— Der Auerhahn und seine Jagd. — (Judenburg, 1906.) K1.-8°.
65 S. Selbstverlag.
S. V. Aus Salzburg. (Rotschwänzchennest in einem Schotterwagen.)
— Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 12, S. 96. (Salzb.)
Svanda, Dr. Chaluha obeenä. (Lestris parasitica am 18./VII. 1906
in Vodüan erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 144. (Böhm.)
Svoboda, N. Sluka nesouei sve mläde. (Eine Waldschnepfe ihr
Junges in den Ständern tragend.) — Lov. Obzor, IX, 1906,
p- 31. (Böhm.)
Talsky, J. (Biographie desselben.) — „Pro Moravu“, illustr. Beil.
z. „Pozor“, Olmütz, 1906, Nr. 75, p. 5—6, m. Portr. (Czechisch.)
(Mähr.)
Tarjän, T. Die Abnahme der Wachtel durch Vermehrung des Reb-
huhnes. — Aquila, XIII, 1906, p. 220—221. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
— Massenzüge im Herbst 1906. — Aquila, XIII, 1906, p. 227.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Taucher, Jos. Aus Steiermark. (72 Dorfschwalbennester an einem
Gehöfte in Waltersdorf.) — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906,
Nr. 17, S. 135—136. (Steierm.)
"Tell. Birkhahnbalz (21., 26./III. Beginn in Neuhaus). — Der Jagdfr.,
VI, 1906, Nr. 15, S. 232. (Böhm.)
T.G.K. Beobachtungen über einige noch nicht vollkommen ge-
klärte Punkte des Vogelzuges. — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 25,
S. 388.
Tiehy, Ant. Lyskonoh üzkozoby. (Phalaropus hyperboreus bei Ru-
die im Oktober 1905 geschossen.) — Lov. Obzor, IX, 1906,
p. 15. (Mähr.)
— Racek Zlutonohy. (Larus fuscus am Teiche „Suchy“ bei Bosko-
vie im Oktober erlegt.) — Ibid., IX, 1906, p. 16. (Mähr.)
Tobisch, J. Schnepfen und Schnee (19./III. in Mläka). — Jägerz.
B. u. M., XVII, 1906, Nr. 7, 8. 182. (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 115
Tschusi zu Schmidhoffen, V. Ritt. v. Das Purpurhuhn (Por-
phyrio caeruleus) in Böhmen erlegt. — Orn. Jahrb., XVII, 1906,
S. 26. (Böhm.)
— Zum Gesang des Berglaubvogels (Phylloscopus bonellwi Vieill.).
— Orn. Beob., V, 1906, Nr. 2, S. 27—28. (Salzb.)
— Omithologische Literatur Österreich-Ungarns und des Okku-
pationsgebietes 1904. — Verh.d. k. k. zool.-bot. Ges., LVI, 1906,
S. 280-305. (Österr.-Ung., Okkup.-Geb.)
— Zoologische Literatur der Steiermark. Ornithologische Literatur
1905. — Mitt. d. Naturw. Ver. Steierm. (1905), 1906, S. OXLVII
bis CXLVII. (Steierm.)
— Zur Ehrung J. Salomon Petenyis. — Orn. Jahrb., XVII, 1906,
Nr. 2, S. 76. (Ung.)
— Ornithologische Kollektaneen aus Österreich-Ungarn und dem
Okkupationsgebiete. XIV (1905). — Zool. Beob., XLVII, 1906,
Nr. 10, $. 303-311; Nr. 11, $. 337—345. (Österr.-Ung.,
Okkup.-Geb.)
— Ankunfts- und Abzugsdaten bei Hallein (1905). — Orn. Monats-
schr., XXXI, 1906, Nr. 12, S. 573— 577. (Salzb.)
— Beobachtung an Apus apus (L.). — Ibid., XXXI, 1906, Nr. 12,
S. 577—573. (Salzb.)
— Zu: „Ansammlungen von Staren zur Brutzeit.“ — Orn. Monats-
ber., XIV, 1906, Nr. 1, S. 8. (Salzb.)
— Der Seidenschwanz (Bombyeilla garrula L.) im Winter 1905/6.
— Zool. Beob., XLVII, 1906, Nr. 5, S. 142—-146. (Österr.-
Ung., part.)
Ornithologische Kollektaneen aus Österreich-Ungarn und dem
Okkupationsgebiete. XIII. (1904). — Orn. Monatssehr., XXXI,
1906, Nr. 8, 8. 438—452. (Österr.-Ung.)
— Vgl. Jahrbuch, Ornithologisches.
U(ngarische) O(rnithologische) C(entrale). Bemerkung (zu
„Neue Daten über die Nahrung des Wanderfalken von E.
Nagy“). — Aquila, XIII, 1906, p. 207—208. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
— Bemerkung (zu „Aufbäumende Haubenlerchen“). — Ibid., XIII,
1906, p. 217. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Z. B. Ges. 58. Bd. te)
|
|
114 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
U(ngarische) O(rnithologische) C(entrale). Teilweiser Albi-
nismus von Alauda cristata. — Ibid., XIII, 1906, p. 220.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Wintergäste im Winter 1905/6. I. Ampelis garrula. II. Canna-
bina linnaria. UI. Asio accipitrinus. — Ibid., XIII, 1906,
p. 223—225. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Pastor roseus (im Juni 1906). — Ibid., XIII, 1906, p. 226.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
U—r. Ein Fasanenbastard (Haushahn und Fasanhenne in Potten-
bach). — Der Jagdfr., VI, 1906, Nr. 4, S. 57. (Ob.-Ö.)
Urban, Ig. C. Zvlästni lov na sokola. (Eine sonderbare Jagd eines
Wanderfalken.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 111. (Böhm.)
Vesely, Wenzel. Postolky a vräany. (Turmfalken und Krähen;
über die Verfolgung der Raubvögel durch die Rabenvögel.)
— Lov. Obzor, IX, 1906, p. 9. (Böhm.) °
Vet, Rudolf. O volavce. (Über die Lebenszähigkeit des Fischreihers.)
— Lesni Sträz, IV, 1906, p. 190. (Böhm.)
Vollnhofer, P. Massenzüge im Herbste 1906. — Aquila, XIII,
1906, p. 228. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
W. Hahnenfedrige Fasanhenne. — Weidw. u. Hundesp., XI, 1906,
Nr. 251, 8. 16. (N.-Ö.)
Wachenhusen, A. v. Syrnium uralense (15 St. 1904 bei Temesvär
erlegt). — Aquila, XIII, 1906, p. 226. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
Wagner, St. Der Wiedehopf. — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906,
Nr. 1, 8.7. (Krain.)
— Aus dem Wiener Becken (Bachamseln). — Ibid., VI, 1906,
Nr. 3, 8. 23. (N.-Ö.)
Wallner, L. Adlerfang und anderes. (A. chrysaötus, pomarina, Bubo
bubo bei Zlatna.) — Waidmh., XXVI, 1906, Nr. 1, 8.13. (&aliz.?)
Wöber, O0. Zum Gänse- und Entenzug. — Der Jagdfr., VI, 1906,
Nr. 14, S. 214. (Ung.)
— Eine überraschende Begegnung. (Waldschnepfe am 13./IV. in
Mauer bei Wien aufgestoßen.) — Ibid., VI, 1906, Nr. 17, 8. 264.
(N.-Ö.)
— Ein frecher Räuber (Mäusebussard einen birschenden Jäger
annehmend). — Ibid., VI, 1906, Nr. 29, S. 458. (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 115
Wöber, OÖ. Zum Herbstzug der Schnepfe. — Ibid., VI, 1906, Nr. 42,
S. 657. (Ung.)
Wolf, Th. Eine Mandelkrähe (in Jungbuch im Riesengebirge erlegt).
— Jägerz. B. u. M., XVII, 1906, Nr. 20, S. 546. (Böhm.)
Zaje. Frühlingsboten (Columba palumbus in Vigaun). — Waidmh.,
XXVI, 1906, Nr. 7, S. 129. (Krain.)
Zdobnicky, F. Ornithologische Wanderungen in Südmähren. —
7. Ber. u. Abh. d. Klub f. Naturk. d. Brünner Lehrerver. (1905),
1906, S. 61—69. (Mähr.)
— u. W. Weitere Magenuntersuchungen einheimischer Vögel. —
Ibid., VII (1905), 1906, S. 45—59. (Mähr.)
— F. Luseiniola fluviatilis (Wolf), ein Charaktervogel der süd-
mährischen Auen. — Orn. Jahrb., XVII, 1906, Nr. 2, S. 41— 57.
(Mähr.)
— F. Die Vogelwelt in Unter-Wisternitz und Umgebung. — Mit-
teil. Komm. naturw. Durehforseh. Mährens. Zool. Abt., Nr. 5.
— Zeitschr. d. mähr. Landesmus. (Brünn), VI, 1906, H. 2,
S. 57—119. (Mähr.)
Zeitler, R. Wie wurmen die Schnepfen? — Der Jagdfr., VI, 1906,
«Nr. 13, S. 193—197.
— Das Ansprechen der Waldschnepfe nach dem Geschlecht auf dem
Frühjahrsstriche. — „St. Hubertus“, XXIV, 1906, S. 127—129.
Anonym erschienene Notizen.
Nordische Gäste (Colymbus arctieus und septentrionalis bei Am-
stetten). — Jägerz. B. u. M., XVII, 1906, Nr. 1, 8. 14. (N.-Ö.)
Ein Alpenmauerläufer bei Melk a.D. (erlegt). — Hugo’s Jagdz.,
XLIX, 1906, Nr. 1, 8. 21. (N.-Ö.)
Seltene Jagdbeute. (Steinadler bei Buchberg im Hochschwabgebiete
gefangen.) — N. Wr. Tagbl. vom 4./I. 1906, Nr. 3. (Steierm.)
Ein Steinadler aus dem Hochschwabgebiete (Buchberg). — Hugo’s
Jagdz., XLIX, 1906, Nr. 2, S. 54. (Steierm.)
Jagdglück. (Steinadler im Blühnbachtale gefangen.) — Salzb. Volksbl.
vom 17./I. 1906, S. 4. (Salzb.)
Wanderfalk (in Perg bei Grein erlegt). — Zwinger u. Feld, XV,
1906, Nr. 6, 8. 88. (Ob.-Ö.)
S*
116 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Seltenes Naturspiel (Kriekente mit zwei Herzen). — Bosn. Post vom
6./II. 1906. (Dalm.)
Wintergäste aus dem Süden und Norden. — Hugo’s Jagdz., XLIX,
1906, Nr. 5, 8. 151. (Österr., part.)
Ein Steinadler (in Plawetz) im Eisen. — Mitteil. d. n.-6. Jagdsch.-
Ver., 1906, Nr. 3, S. 84. (Mähr.)
Waidmannsheil. (Schnepfen in St. Veit a. d. Triesting am 9./III.) —
N. Wr. Tagbl. vom 10./IIT. 1906, Nr. 68, 8. 11. (N.-Ö.)
Die ersten Schnepfen (im Leithagebirge). — N. Wr. Tagbl. vom
9./TIL. 1906, S. 10. (N.-Ö.)
Ein weißer Rabe (C. corone in Leschlin erlegt). — Jägerz. B. u.
M., XVII, 1906, Nr. 6, S. 155. (Böhm.)
Die erste Schnepfe (in Trautmannsdorf am 7./III.). — Jägerz. B.
u. M., XVII, 1906, Nr. 6, S. 155. (N.-Ö.)
Frühe Schnepfen (in Stockerau, Seibersdorf am 7., S./III.). — Jägerz.
B. u. M., XVII, 1906, Nr. 6, S. 155. (N.-Ö.)
Die ersten Schwalben (23./HI. in Ragusa). — N. Wr. Tagbl. vom
28./III. 1906, Nr. 86, S. 10. (Dalm.)
Sehr seltenes Wild. (24 Singschwäne bei Liskowitz.) — Waidmh.,
XXVI, 1906, Nr. 8, S. 149—150. (Böhm.)
Seltenes Waidmannsheil. (Uhu am 28./IV. im Bezirk Duppau er-
legt.) .— Jägerz. B. u. M., XVII, 1906, Nr. 10, 8. 264.
(Böhm.)
Ein weißes Rebhuhn (in Jaworzno erlegt). — Zwinger u. Feld, XV,
1906, Nr. 25, S. 393, mit Abb. (Galiz.)
Seltene Vögel. (Larus, a ridibundus, bei Tamsweg.) — Salzb.
Volksbl. vom 9./VII. 1906, Nr. 154, 8.5. (Salzb.)
Vom Semmering (Auerhahn im Südbahnhotel). — Mitteil. ü. d.
Vogelw., VI, 1906, Nr. 1, 8. 7. (N.-Ö.)
Aus Kroatien (junge Seeadler). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906,
Nr. 3, S. 23. (Kroat.)
Der Auerhahn des Kaisers (vom Schallerkogel). — Mitteil. ü. d.
Vogelw., VI, 1906, Nr. 6, S. 46—47. (Steierm.)
Aus Steiermark. (Wildgänsezug in Montpreis.) — Mitteil. ü. d. Vo-
gelw., VI, 1906, Nr. 6, S. 48. (Steierm.)
Die ersten Schwalben (Ragusa vecchia). — Mitteil. ü. d. Vogelw.,
VI, 1906, Nr. 8, S. 61. (Dalm.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 117
Aus Südungarn (Semlin). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI, 1906, Nr. 11,
S. 87. (Ung.)
Über seltene Gäste in Böhmen (Acanthis flavirostris und Emberiza
cia). — Orn. Monatsber., XIV, 1906, Nr. 7, 8, S. 132. (Böhm.)
Seltene Jagdbeute (Otis tarda bei Ung.-Hradisch). — ll. österr.
Jagdbl., XXIII, 1906, Nr. 9, S. 143. (Mähr.)
Sehwalbenzüge (in Caotat am 26./IX.). — N. Wr. Tagbl. vom 19./X.
1906, Nr. 289, S. 9. (Dalm.)
Aus dem naturhistorischen Hofmuseum (Wien). (Erwerbung von
Tsehusis Sammlung.) — N.Fr. Pr. vom 20./X. 1906, Nr. 15.145,
S. 8; Orn. Rundschau, II, 1906, Nr. 11, 8. 85—86. (Österr.-
Ung., paıt.)
Waidmannsheil bei der Hüttenjagd (Rohrweihe bei Muckendorf
a. D.). — Weidw. u. Hundesp., XI, 1906, Nr. 270, 8.20. (N.-Ö.)
Tannenheher und Zirbelkiefer. (Verbreitung dieser durch jenen.)
— Mitteil. d. Sekt. f. Naturk. d. öst. Tour.-Kl., XVII, 1906,
Nr. 10, 8. 74.
(Ca. 200 Kiebitze in der Bürgerau in Saalfelden.) — Salzb. Volksbl.
vom 13./XI. 1906, Nr. 259, S. 6. (Salzb.)
kote Wintergäste. (Große Gimpelmassen im November um Wien.)
— N. Wr. Tagbl. vom 16./XI. 1906, Nr. 317, 8. 8. (N.-Ö.)
Vorboten eines strengen Winters [Schneeulen (!?), Bergfinken bei
Nieder-Wallsee.] — Salzb. Volksbl. vom 23./XI. 1906, Nr. 268,
8.2. (N.-Ö.)
Ein Uhu (in Domaschin, 28./X.) erlegt. — Jägerz. B. u. M., XVII,
1906, Nr. 23, 5. 628. (Böhm.)
Polarseetaucher (bei Parchen am 19./IV. 1905 gefangen). — Mitteil.
d. N.-Böhm. Exk.-Kl., XXIX, 1906, Nr. 4, S. 356. (Böhm.)
Ein weißes Rebhuhn (in Laa a. d. Th.) erlegt. — Jägerz. B. u. M.,
XVII, 1906, Nr. 24, 8. 657. (N.-Ö.)
Gefiederte Wintergäste (Gimpel im Wienerwalde). — Jägerz. B. u.
M., XVII, 1907, Nr. 1, 8. 18. (N.-Ö.)
Gefangener Steinadler (bei Nauders). — Zwinger u. Feld, XVI,
1907, Nr. 4, 8. 56. (Tirol.)
Vzäeny u näs vodni ptäk buka@. (Eine Rohrdommel im Revier
Milave& erlegt.) — När. Politika vom 24./VIII. 1906, Nr. 223.
(Böhm.)
118 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Vzäeny lov. (Rohrdommel bei Budweis erbeutet.) — När. Politika
vom 26./VIII. 1906, Nr. 225. (Böhm.)
Orel kfiklavy. (Ein alter Schreiadler anfangs August unweit von
Kralup a. d. M. geschossen.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 159.
(Böhm.)
Bil& koroptve. (Weiße Rebhühner heuer [1906] oft erlegt.) — Lov.
Obzor, IX, 1906, p. 175. (Böhm.)
Jespak piseeny. (Calidris arenaria am 16./IX. 1906 am Teiche
„Reka“ bei Frauenberg erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906, p. 175.
(Böhm.)
Drop velky. (Otis tarda im September unweit Ungar.-Hradisch
erbeutet.) — Svet zvifat, X, 1906, Nr. 173; Lov. Obzor, IX,
1906, p. 175. (Mähr.)
Bily vrabee. (Sperlingsalbino in Budweis im November geschossen.)
— Lov. Obzor, IX, 1906, p. 16. (Böhm.)
Pochop. (Circus aeruginosus [reete Pernis apivorus] in Luhy Mitte
Januar erlegt.) — Pravda vom 19./I. 1906. (Böhm.)
Cäp v Cechäch pres zimu. (Ein iiberwinternder Weißstorch unweit
Netolie gefangen.) — Lesni Straz, IV, 1906, p. 127. (Böhm.)
Bily havran. (Eine weiße Saatkrähe [reete Nebelkrähe] Ende
Februar 1906 bei Lestina erlegt.) — Lov. Obzor, IX, 1906,
p. 95. (Böhm.)
Udäveny chfästal. (An einem Cottus gobio erstickte Wasserralle.)
— Lesni Straz, IV, 1906, p. 192. (Böhm.)
Die ersten Touristen aus dem Süden. (Ankunft der ersten Schwalben
in Stranje am 15./IV. 1906.) — Laibacher Zeit. v. 19./IV.
1906, Nr. 89. (Krain.)
Die erste Schwalbe (15./IV. 1906 in Laibach). — Laibacher Zeit.
v. 18./IV. 1906, Nr. 88. (Krain.)
Prve lastovke. (Die ersten Schwalben.) (10./IV. 1906 in Adelsberg.)
— Notranjee v. 14./IV. 1906, Nr. 15. (Krain.)
Die erste Schwalbe (2./IV. 1906 im Markte Littai). — Laibacher
Zeit. v. 4./]IV. 1906, Nr. 77. (Krain.)
Ein Schwalbenzug (28./IX. 1906 in Littai). — Laibacher Zeit. v.
29./IX. 1906, Nr. 223. (Krain.)
Der erste Schwalbenzug (26./IX. 1906 in Rudolfswert). — Laibacher
Zeit. v. 27./IX. 1906, Nr. 221. (Krain.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 119
Seltene Jagdbeute (2 Kraniche am 11./XT. 1906 bei Ponovid erlegt).
— Laibacher Zeit. v. 14./XI. 1906, Nr. 261. (Krain.)
Seltene Jagdbeute. (8./III. 1906 in Kandia bei Rudolfswert ein Fisch-
reiher erlegt.) — Laibacher Zeit. v. 13./IlI. 1906, Nr. 59.
(Krain.)
Storkljo ustrelil. (Storch bei Rodockendorf erlegt.) — Notranjee
vom 2./VI. 1906, Nr. 22. (Krain.)
Wildgänsezug. (Am 14./ll. 1906 eine große Schar über Treffen.)
— Laibacher Zeit. v. 17./II. 1906, Nr. 39. (Krain.)
Nach dem Süden. (In den Nächten vom 7.—9./XI. 1906 zogen
Wildgänse und Wildenten über Laibach.) — Laibacher Zeit. v.
9./XI. 1906, Nr. 257. (Krain.)
Hungernde Vogelwelt. (23./I. 1906 3 erfrorene Finkenweibchen und
1 Sperlingmännchen gefunden.) — Laibacher Zeit. v. 24./l.
1906, Nr. 19. (Krain.) |
Angebliche Vorboten eines strengen Winters. [Schneeulen (!), Berg-
finken und Seidenschwänze sowie eine nordische Sperlingsart
in Niederwallsee.] — Laibacher Zeit. v. 24./XI. 1906,.Nr. 270.
(N.-Ö.)
Ein Riesenuhu erlegt (23./XI. 1906 bei Luegg nächst Rudolfswert).
— Laibacher Zeit. v. 26./XI. 1906, Nr. 271. (Krain.)
Weidmannsheil. (23./I. 1906 in Verblenje zwei Waldschnepfen er-
legt.) — Laibacher Zeit. v. 26./I. 1906, Nr. 21. (Krain.)
Za lovee. (Für Jäger.) (Ein Steinadlerhorst auf dem Nanos ober-
halb Strane.) — Notranjee v. 28./VII. 1906, Nr. 30. (Krain.)
Lovska sreda. (Jagdglück.) (Pandion haliaötus und Machetes pugnax
im Laibacher Moor erlegt.) — Slovenski Narod. v. 12./IV. 1906,
Nr. 84. (Krain.)
Ovoproljetni lov na Sljuke. (Frühjahrsschnepfenjagden in Kroatien
und Slavonien.) — Lovatko-ribarski viestn., XV, 1906, p. 58—59.
(Kroat.-Slavon.)
Priestolonasljednik u lovu na orlove u Srijemu. (Der Thronfolger
auf der Adlerjagd in Sirmien.) — Lovacko-ribarski viestnik,
XV, 1906, p. 70—71. (Kroat.-Slavon.)
120 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Ungarisch.
Csörgey, T. Kihüzott evezötollak regeneräläsa. (Die Regenerierung
der ausgezogenen Schwungfedern.) — Term. Közl., XXXVII,
1906, H. 442, p. 422.
— A szajkö hangutänz6 tehetsege. (Das Nachahmungstalent des
Eichelhehers.) — Ibid., XXXVII, 1906, H. 444, p. 532. (Ung.)
— Utmutatö a mestersöges f&szekodvak alkalmazäsähoz. (Anleitung
zur Anwendung der künstlichen Nisthöhlen.) — Budapest,
1906. 8°. 34 p., 21 Fig. (Ung.)
Demuth, Gy. A ver&b haszontevese. (Die Nützlichkeit des Sperlings.)
— Allatvedelem, III, 1906, Nr. 5, p. 7.
Dobay, L. v. A havasi vagy fenyvesszajkö. (Der Tannenheher.
Gelege aus Ungarn und Bosnien.) — Zoolögiai Lapok, VIII,
1906, H. XXIH—XXV, p. 275—278. (Ung.,. Okkup.-Geb.)
Dorning, H. Tavasz. (Frühling. Mövenbeobachtungen.) — Zoo-
lögiai Lapok, VIII, 1906, H. V, p. 51—52. (Ung.)
— Az idei elsö feeskek. (Die ersten heurigen Schwalben am 3./IV.
in Budapest.) — Ibid., VIII, 1906, H. VIII, p. 100. (Ung.)
— Öszi vonuläsi adatok. (Herbstzugdaten.) — Ibid., VIII, 1906,
H. XXIII—XXIV, p. 180. (Ung.)
— A vadäszati szempontböl kärt&kony madarak. (Die Jagd-
schädlinge unter den Vögeln.) — Ibid., VIII, 1906, H. VII,
p- 55—86; XIV, p. 158; XV, p. 170—171; XVI, p. 187—183;
XVII, p. 202—203; XVII, p. 213—214; XIX, p. 225—226;
XX, p. 235—240; XXI, p. 249— 250.
Fenyes, D. Ritka madärvendeg. (Ein seltener Vogelgast. Duteo
ferox C in Battonya am 30./VIII. 1906 erlegt.) — Zoolögiai
Lapok, VIII, 1906, H. XVII, p. 204. (Ung.)
Földes, J. A vizirigö halgazdasägi jelentösegeröl. (Über die Be-
deutung des Wasserstares für die Fischerei.) — Köztelek,
XVI, 1906, Nr. 93, p. 2045. (Ung.)
H.Gabinay, F. Kt hires madäretetesröl. (Über zwei berühmte Vogel-
fütterungsplätze.) — Term. Közl., XXX VIII, 1906, H. 447, p.699.
Gröhmann, K. A vetesi varjü hangutänzö tehetsege. (Nachahmungs-
talent einer Saatkrähe.) — Term. Közl., XXX VIII, 1906, H. 438,
p. 192. (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 121
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— Termeszet, IX, 1906, Nr. 19, p. 220. (Ung.)
Herman, OÖ. A madarak &s fäk napja Magyarorszägon. (Der Vogel-
und Baumtag in Ungarn.) Historische Skizze. — Budapest,
1906. Halb-4°. 35 p. (Ung.)
Kerekes, J. A madarak vedelme. (Der Vogelschutz.) — Kecskemet,
130098015 PX (Ung.)
Kukuljevie, J. A gyakorlati madärvedelem fontossäga. (Die Wichtig-
keit des praktischen Vogelschutzes.) — Budapest, 1906. Gr.-3°.
16 p.
— Amadärvedelem gyakorlati alkalmazäsa. (Praktische Anwendung
des Vogelschutzes.) — Köztelek, XVI, 1906, Nr. 85, p. 1868.
— Magyarorszäg madärvedelmenek törtenete, fejlödese &s jelenlegi
ällapota. (Geschichte, Entwicklung und Stand des Vogelschutzes
in Ungarn.) Mit Vorwort von OÖ. Herman. — Budapest, 1906.
Gr.-8°. 113 p., 27 Fig. und 3 graph. Taf. (Ung.)
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und Turteltauben in Südungarn.) — Vadäszlap, XXVII, 1906,
Nr. 33, p. 437—439. (Ung.)
Matolai, E. Az erdei szalonkäk költesi idej6röl. (Über die Brutzeit
der Waldschnepfen.) — Vadäszlap, XXVII, 1906, Nr. 19,
p. 248. (Ung.)
Paszlavszky, J. A kakuk szavänak hangmagassäga. (Die Ton-
höhe des Kuckucksrufes.) — Term. Közl., XXXVIIL, 1906,
H. 442, p. 412. (Ung.)
Pungur, Gy. A särgarig6 szava. (Über den Ruf des Pirols.) —
Term. Közl., XXX VII, 1906, H. 438, p. 195. (Ung.)
R. J. Az örgebies kärtekonysägäröl. (Über die Schädlichkeit des
Großen Würgers.) — Vadäszlap, XXVII, 1906, Nr. 24, p. 321.
(Ung.)
Röona, J. Madarak &s fäk napja a közepiskolaban. (Der Vogel-
und Baumtag in den Mittelschulen.) — Ällatv&delem, III, 1906,
Nr 12,
Sölyom. Nehäny sz6 eneklöink gondozäsäröl. (Einige Worte zum
Schutze unserer Singvögel.) — Termeszet, IX, 1906, Nr.11,p.128.
— Vetesi varjünk a Delvideken. (Corvus frugilegus L. in Süd-
ungarn.) — Ibid., IX, 1906, Nr. 17, p. 193. (Ung.)
122 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Sölyom. A foglyok albindi. (Die Albinos unter den Rebhühnern. Ein
Stück an der Grenze von Bars und Nyitra.) — Zoolögiai Lapok,
VII, 1906, H. IV, p. 33—40. (Ung.)
Steinwalter, Ö. Megfigyelösek a reti sas elet©böl. [Beobachtungen
über Haliaötus albicilla (L.).] — Termeszet, IX, 1906, Nr. 16,
p. 191. (Ung.)
Syillyay, G. A kenderike. (Der Hänfling. Nestbau und Brüten.)
— Zoolögiai Lapok, VIII, 1906, H. XVII, p. 203—204. (Ung.)
Szaboles. A darüı lengyel földön. (Der Kranich in Galizien.) —
Vadäszlap, XXVII, 1906, Nr. 26, p. 345. (Galiz.)
Varga, K. Magyar madär-nomenclatura. (Ungarische Vogelnomen-
klatur.) — Vadäszlap, XXVI, 1906, Nr. 15, p. 195—199;
Nr. 16, p. 207—209. (Ung.)
Veres, D. A szürke varjuröl. (Von der Nebelkrähe. Schädlichkeit
beim Neste.) — Zoolögiai Lapok, VII, 1906, H. XI—XII,
p. 132—134. (Ung.) |
Vollnhofer, P. A vizirigö (Oinclus einclus L.) halgazdasägi jelentö-
seg6eröl. (Über die Bedeutung des Wasserstares für die Fischerei.)
— Erd. Kiserletek, VIII, 1906, Nr. 1—2, p. 1—81. (Ung.)
Wirker, Istv.. F6szekfoglaläs. (Museicapa grisola vertreibt Cheli-
donaria wurbica aus dem Neste.) — Termöszet. IX, 1906,
Nr. 20, p. 237. (Ung.)
Anonym.
— — A csöka mint ver&bpusztitö. (Die Dohle als Sperlingsvertilger.)
— Vadäszlap, XXVII, 1906, Nr. 17, p. 229. (Ung.)
— — A hamvas varjü kärtekonysägähoz. (Zur Sehädlichkeit der
Nebelkrähe.) — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 20, p. 269. (Ung.)
— — A madarak &s fäk napja. (Der Vogel- und Baumtag.) —
Allatvödelem, II, 1906, Nr. 5, p. 1. (Ung.)
— — A madärvedelem erdek&ben. (Zum Vogelschutz in Keeskeme6t.)
— Erdeszeti Lapok, XLV, 1906, H. 10, p. 823. (Ung.)
— — Eneklö hattyü. (Ein Singschwan am 1. Dezember im Komitate
Somogy erlegt.) — Vadäszlap, XXVUH, 1906, Nr. 35, p. 463.
(Une.) |
— — Fehör szalonka. (Eine weiße Schnepfe im Komitate Somogy
erlegt.) — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 11, p. 148. (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 123
— — Fürj-albino. (Wachtelalbino im Komitate Vas am 7./IX. 1906
erlegt.) — Ibid., XXVI, 1906, Nr. 26, p. 349. (Ung.)
— — Fürjek tömeges pusztuläsa. (Wachtelanflug in Nagy-Kanizsa.)
— Ibid., XXVU, 1906, Nr. 28, p. 574. (Ung.)
— — Späte Wachtelbrut. — Ibid., XXVIH, 1906, Nr. 28, p. 374.
(Ung.)
Kesöi fürjek. (Späte Wachteln. Im Komitate Csanäd noch am
27.|XI. beobachtet.) — Ibid., XX VII, 1906, Nr. 34, p. 453. (Ung.)
— — Köszäli sas. (Steinadler am 25./X1I. 1905 bei Felsöväsärd
erlegt.) — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 3, p. 43. (Ung.)
— — Pompäs köszäli sas. (Steinadler bei Bodököväralja erlegt.)
— Ibid., XXVI, 1906, Nr. 15, p. 202. (Ung.)
— — Ritka zsakmäny. (Seltene Beute. Oygnus musicus? bei Det-
koväc in Slavonien erlegt.) — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 8, p. 104.
(Slavon.)
— — Ritka vadäszzsäkmäny. [Gavia arcticus (L.) bei Lavamünd
a.d. Dr. erlegt.] — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 20, p. 268. (Kärnt.)
Szalonka decemberben. (Schnepfe im Dezember bei Szt. Endre er-
legt.) — Termeszet., IX, 1906, Nr. 24, p. 287. (Ung.)
Szalonka-hüzäs. (Frühjahrsstrich der Schnepfen.) — Vadäszlap,
XXVII, 1906, Nr. 8, p. 104. (Auch Aviphänologische Mittei-
lungen.) — Ibid., XXVII, 1906, Nr. 9, p. 120—121; Nr. 10,
p- 131—132; Nr. 12, p. 158. (Ung.)
Szalonka-hüzäs. (Herbststrich der Schnepfen.) — Ibid., XXVII,
1906, Nr. 28, p. 369; Nr. 30, p. 402. (Ung.)
Nachträge zu den früheren Berichten.
1904.
Nordische Vögel. (Seidenschwänze und Wasserhühner in Andreas-
berg.) — Wr. Zeit. v. 21./1I. 1904, Nr. 42. (Böhm.)
Die Speehtschmiede. — Wr. Abendpost v. 8./L. 1904, Nr. 5. (N.-Ö.)
Die Ankunft der Zugvögel. — Wr. Abendpost v. 2./IV. 1904, Nr. 76.
(N.-Ö.)
Die Schwalben (scheinen sich bereits zum Abzuge zu rüsten). —
Laibacher Zeit. v. 22./VIII. 1904, Nr. 190. (Krain.)
124 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen.
Ein Schwalbenzug (traf am 24. August 1904 früh in Littai ein).
— Laibacher Zeit. v. 25./VIII. 1904, Nr. 193. (Krain.)
Jagdglück. (Am 6./IX. 1904 wurde auf der Mala Gora bei Reifnitz
ein Schlangenadler [Circaötus gallicus Gm.] erlegt.) — Laibacher
Zeit. v. 10./IX. 1904, Nr. 206. (Krain.)
Einen Steinadler (nahm am 21./I. 1904 Hofbesitzer Franz Kozjak
in Moste bei Scheraunitz gefangen). — Laibacher Zeit. v. 28./I.
1904, Nr. 22. (Krain.)
Jagd auf Eichelheher (am 7./IX. und 10./IX. 1904 abends auf dem
Golovece- und Krimberge). — Laibacher Zeit. v. 13./IX. 1904,
Nr. 208. (Krain.)
Großer Schwalbenzug (am 20./IX. 1904 in Littai eingetroffen). —
Laibacher Zeit. v. 23./IX. 1904, Nr. 217. (Krain.)
Schwalbentod. (Hunderte lagen erfroren in den Höfen und Gärten
des Marktes Treffen.) — Laibacher Zeit. v. 23./IX. 1904, Nr. 217.
(Krain.)
Großer Schwalbenzug (am 22., 23. und 24./IX. 1904 in Laibach
rastend; am 24./IX. 1904 erhob sich der ganze Zug, viele
Tote hinterlassend, nach dem Süden). — Laibacher Zeit. v.
26./IX. 1904, Nr. 219. (Krain.)
Ein großer Schwarm Wildgänse (zog am 10./X. 1904 über Laibach
nach Süden). — Laibacher Zeit. v. 12./X. 1904, Nr. 233. (Krain.)
Ein Steinadler (auf der Crnaprst in der Wochein erlegt). — Lai-
bacher Zeit. v. 12./XI. 1904, Nr. 259. (Krain.)
Abzug der Schwalben (in Wien und Umgebung im Jahre 1904).
— Wr. Abendpost v. 24./IX. 1904, Nr. 219. (N.-Ö.)
Seglerabzug. (Aufforderung zur Beobachtung desselben.) — Wr.
Abendpost v. 25./VI. 1904, Nr. 168.
Mrtve lastovke. (Tote Schwalben infolge Kälte auf dem Herbst-
zuge.) — Slovenee v. 23./IX. 1904, Nr. 217. (Krain.)
Lastovke na potovanju v juzne kraje. (Schwalben auf dem Zuge
nach Süden durch Laibach am 22. und 23./IX. 1904.) —
Slovenee v. 27./IX. 1904, Nr. 220. (Krain.)
Jata divjih gosi in Zerjavov. (Ein Schwarm Wildgänse und Kraniche
bei Laibach.) — Slovenee v. 14./X. 1904, Nr. 235. (Krain.)
Planinskega orla. (Ein Steinadler am 30./X. 1904 auf der Crnaprst
erlegt.) — Slovenee v. 9./XI. 1904, Nr. 256. (Krain.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1906. 125
Velikega orla. (Einen großen Adler nahm der Hofbesitzer Franz
Kozjak in Moste gefangen.) — Slovenski Narod. v. 28./I. 1904,
Nr. 22. (Krain.)
Morsko ptico. (Einen Seevogel, Urinator arcticus, erlegte ein Offizier
bei RoZanec.) — Slovenski Narod. v. 13./IV. 1904, Nr. 83.
(Küstenl.)
Redki ptidi. [Seltene Vögel. Bombyeilla garrula (L.) in Steiermark. ]
— Slovenee v. 29./I. 1904, Nr. 23. (Steierm.)
1905.
Zima v maju. (Winter im Mai. In Graz sammelten sich die Schwal-
ben und zogen gegen Süden.) — Slovenee v. 30./V. 1905,
Nr. 124. (Steierm.)
Za lovce. (Für Jäger. Ein Steinadler bei Zoll erlegt.) — Notranjee
v. 24./I. 1905, Nr. 3. (Krain.)
Prve letosnje lastavice. (Die ersten Schwalben wurden heuer am
30./IIl. 1905 in Adelsberg gesehen.) — Notranjee v. 10./IV.
1905, Nr. 8. (Krain.)
Prestolonaslednik nadvojvoda Fran Ferdinand. (Der Thronfolger
Erzherzog Franz Ferdinand erlegte am 17. und 18. Mai 1905 in
den Peterwardeiner Revieren 10 Adler und 264 Sumpfvögel.)
— Slovenski Narod. v. 24./V. 1905, Nr. 119. (Kroat.-Slavon.)
Später Schwalbenzug. — Laibacher Zeit. v. 16./X. 1905, Nr. 237.
(Krain.)
Ankunft der Zugvögel. — Wr. Abendpost v. 29./IV. 1905, Nr. 98.
(N.-Ö.)
Eine schwarze Reisegesellschaft. (Am 19./I. 1905 vormittags zogen
über Rudolfswert nach Westen Tausende von Raben, Krähen
und Dohlen.) — Laibacher Zeit. v. 21./I. 1905, Nr. 17. (Krain.)
Seltene Jagdbeute. [Polartaucher (Urinator areticus) am Gurkflusse
bei Breitenau erlegt.] — Laibacher Zeit. v. 21./I. 1905, Nr. 17.
(Krain.)
Die Vögel und die elektrischen Leitungsdrähte. — Laibacher Zeit.
v. 26./I. 1905, Nr. 21. (Krain.)
Der Winterkönig (Regulus cristatus). — Wr. Abendpost v. 28./I. 1905,
Nr. 23. (N.-Ö.)
126 H. Fruhstorfer.
Neue indo-australische Mycalesis
und Besprechung verwandter Formen.
Von
H. Fruhstorfer.
Mit Tafel 1.
(Eingelaufen am 1. Juli 1907.)
I. Allgemeines.
Über die Mycalesis des australasiatischen Gebietes existieren
bereits drei größere Arbeiten:
1. Eine Aufzählung der Arten des British Museum im Catalogue
of the Satyridae of the British Museum 1868. Von A. G. Butler.
Ein Werk vorherrschend bibliographischer Natur.
2. Eine Übersicht der bekannten Spezies von F. Moore in
Trans. Ent. Society, 1880. Diese Publikation berücksichtigt beson-
ders die Morphologie der sekundären Sexualcharaktere.
3. Aufzählung der im indischen Kaiserreiche vorkommenden
Arten in „Lepidoptera Indica“, Vol. I, 1590—1892. Von F. Moore.
Letztere Arbeit bildet eine wahre Fundgrube für das Studium
der Saisonformen, die Fangplätze und die Lebensweise der indischen
Arten. Darin ist mit wahrem Bienenfleiße und in übersichtlicher
Form alles zusammengetragen, was Moore und andere Autoren
über die Mycalesis beobachtet und in der zerstreuten Literatur ver-
öffentlicht hatten.
Weniger einverstanden wird man mit dem Inhalt des Heftchens
vom Jahre 1530 sein. Damals glaubte Moore das Genus Mycalesis
der früheren Autoren in fast ein Viertelhundert neuer „Genera“* zer-
legen zu können und er bietet in der Tat Diagnosen von 22 neuen
Gattungen.
An diesen Genera ist bedauerlicherweise vieles auszusetzen
und man kann Moore den Vorwurf nicht ersparen, daß er zur
Begründung seiner neuen Artgruppen nur Merkmale verwendet hat,
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 127
welche in den meisten Fällen eben nur ausreichen, eine „Spezies“
zu definieren.
Moores generische Einteilung basiert fast ausschließlich auf
sekundär-sexuellen Merkmalen, welche, wie zur Genüge bekannt,
nicht konstant bleiben.
Bei Gelegenheit der vorliegenden Revision wird sogar nach-
gewiesen, daß diese Charaktere innerhalb der Spezies einer großen
Variabilität unterworfen sind, ja selbst klimatische Einflüsse, z. B.
der Wechsel der Jahreszeiten, bereits weitgehende Veränderungen
an ihnen hervorrufen. Bei mehreren Arten differieren diese Charak-
tere von Subspezies zu Subspezies, z. B. gewahren wir, wenn wir
Exemplare der einzelnen Philippinen-Inseln vergleichen, daß sich
die Sekundärauszeiehnungen von Insel zu Insel abstufen.
Selbst der Versuch, größere Artenreihen zu systematischen
Gruppen zu vereinigen, scheitert daran, daß sich immer wieder Ver-
bindungsglieder von Gruppe zu Gruppe einstellen.
Wir haben also Variabilität innerhalb der Spezies:
1. Durch Horodimorphismus.
2. Durch geographischen Einfluß (Lokalrassen).
3. In der Gesamtheit der Artengruppen durch Ineinanderfließen
der Kollektivmerkmale.
Eine große Anzahl der Mooreschen Genera enthält zudem
nur Spezies von höchst problematischem Werte, z. B. Orsotriaena,
das nach heutiger Anschauung nur zwei Arten umschließt (medus F.
und jopas Hew.), während Moore nicht weniger als sechs Arten
gelten läßt, die jetzt als bloße Lokal-, ja selbst Zeitformen der
alten medus bewertet werden.
Die Mooresche Auffassung vom Artbegriff hält zumeist eben-
sowenig einer sorgsam prüfenden Kritik stand, wie seine Genus-
definitionen.
Dazu kommt, daß Moore ohne bestimmte Methode vorging
und dadurch in seiner Synopsis weit entfernte Arten vereinigt,
nahe Verwandte aber trennt.
So enthält seine an die Spitze gestellte Gruppe I, die nur
Arten mit hochentwickelten Taschen („pouch“) der Vorderflügel
umgrenzen sollte, auch Spezies mit kaum sichtbaren Dufthaaren und
ohne Spur eines Androkonienbeckens auf der Vorderflügeloberseite.
128 H. Fruhstorfer.
Luxuriant entwickelte „Genera“ umkapseln wieder solche von
primitivster Organisation; dann bringt Moore im Schlußkapitel
Arten, die durch ihre reich mit Duftgebilden ausgestatteten Hinter-
flügel den Anfang bilden müßten.
Arten mit aufgetriebenen Median- und Submedianadern der
Vorderflügel (Virapa ete.) werden gleichartig behandelt mit solchen,
bei denen nur die Kostale aufgeblasen ist ( Örsotriaena).
Des Weiteren hat das Genus „Nebdara“, 1880 vor dem älteren
„Oulapa“, 1878 zu weichen. In einem anderen Falle verteilt Moore
eine Spezies, und zwar ÖOrseis Hew. und deren Synonyme, sogar
auf zwei Genera, nämlich Suralaya Moore, und wenige Pagina her-
nach die damit identische nautilus Butler zu Calysisme Moore,
während umgekehrt das Genus „Mydosama“ ein wahres Recepta-
culum von heterogenen Spezies darstellt.
Statt einer einheitlichen Verteilung entstand so ein Wirrwarr,
ähnlich jenem im Mooreschen Euploeensystem vom Jahre 1883.
Dort bildet Moore auf das J’!) einer Spezies eine Gattung, während
dessen 9?) als zweites Genus figuriert.
(Über eine ähnliche widerspruchsvolle Behandlung der Gattung
Athyma vergleiche man diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1906, S. 336.)
Und in derselben sorglosen Weise, wie Moore die Sekundär-
merkmale verwertete, benützte er auch die Struktur des Geäders,
über dessen fehlerhafte Behandlung sich bereits Aurivillius, Rhopal.
Aethiopiea, 1898, p. 58, äußert.
Die oberflächlichen Gattungsschöpfungen Moores müssen um-
somehr beklagt werden, als Moore sich sonst so hervorragende
Verdienste um asiatische und insbesondere indische Lepidopteren
erworben hat, auch als erster die „male marks“ der Mycalesis ab-
bildete und die Bibliographie mit beispielloser Umsicht beherrscht.
Nach den vorausgeschickten Bemerkungen ist es selbstverständ-
lich, daß eine Vereinfachung angestrebt werden muß und darin gehe
ich noch weiter als Bingham, der in Fauna of India, 1905, noch
zwei Genera bestehen läßt, nämlich Mycalesis und Orsotriaena. Ab-
gesehen von einigen Geäderdifferenzen, bewegen sich die bisher
!) Glinama euctemon Hewitson g’ (Moore, Proc. Zool. Soc., 1883, p. 288).
2) Bibisana configurata Felder @ (Moore, |. e., p. 273).
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 129
bekannten Orsotriaena dermaßen in habitueller Übereinstimmung
mit den übrigen Mycalesis, daß eine generische Abtrennung nicht
berechtigt erscheint. Orsotriaena wird in nachstehender Übersicht
demnach nur als Subgenus beibehalten.
Die beste Definition und Umgrenzung der Mycalesis finden
wir bei Schatz, im zweiten Teile des Staudingerschen Exoten-
werkes, 1892, S. 203, und für die Afrikaner bei Aurivillius, Rhopal.
Aethiopiea, p. #7.
Als irrtümlich muß jedoch die Annahme von Schatz zurück-
gewiesen werden, daß die basale Verdickung der Median- und Sub-
medianadern in Korrelation steht mit dem Duftbecken der Sub-
mediane der Vorderflügel. Schatz sagt, wenn die betreffenden
Adern nieht aufgeblasen seien, trete eine submediane Dufttasche
auf. Nun besitzen aber eine ganze Reihe von Arten, wie maianeas
Hew., anaxias Hw. ete., ein völlig entwickeltes Duftbecken und
zugleich besonders stark angeschwollene Aderstämme. Haase,
Duftapparate indo-australischer Schmetterlinge, „Iris“, 1586, S. 105,
läßt die Mycalesis in zwei Gruppen zerfallen und begeht ein ähn-
liches Versehen, indem er sagt:
„Die J' seiner ‚größeren‘ Gruppe besitzen am Vorderrande
der Hinterflügel einen Strahlhaarbüschel und außerhalb desselben
einen weißlichen, oft silberglänzenden Duftschuppenfleck. Der damit
korrespondierende Reibfleck am Innenrande der Vorderflügelunter-
seite ist manchmal undeutlich.
Die J' der zweiten, kleineren Gruppe besitzen einen Duft-
apparat, der in eine tiefe Falte eingesenkt als Haarpinsel über der
Mediane oder unter der Submediane der Vorderflügeloberseite her-
ausragt.
In diesem Falle fehlt
a) entweder der Pinsel an dem oberen Vorderrand der Hinter-
flügel samt dem Duftfeld oder
b) er rückt herunter und liegt dann jederseits der Mediane oder
c) er bleibt bestehen, während das Duftfeld durch eine taschen-
artige Faltung der Subkostalis ersetzt wird.“
Fall «) allein ist mir ganz unbekannt, er tritt nur in
Kombination mit b) bei Orsotriaena medus und jopas auf;
Z. B. Ges. 58. Bd. 9
130 H. Fruhstorfer.
Fall ce) ist Regel bei Haases Gruppe HU, Moores
Gruppe I und meiner jetzigen Gruppe IV, die nach den Duft-
gebilden der Hinterflügel nicht in Gegensatz zu Gruppe I ge-
stellt werden darf.
Nach dem heutigen Stand der Kenntnis der Mycalesis reichen
die Haaseschen und Mooreschen Gruppen nicht mehr aus, die
Arten so zu verteilen, daß deren Bestimmung ermöglicht würde,
es ist vielmehr geboten, schon zu einer Einteilung in fünf Gruppen
überzugehen, wie sie hier dargestellt wird.
Genus Mycalesıs Hübner.
A. Nur der Stamm der Kostale der Vorderflügel aufgeblasen.
Subgenus Orsotriaena Wallengren.
1. medus F. Indo-Australien.
2. jopas Hew. Celebes, Sula.
b. Stamm der Kostale, Mediane und Submediane aufgeblasen.
Subgenus Mycalesis Hübner.
I. Gruppe. Beide Flügel ohne Geschlechtsauszeichnung.
1. inopia Fruhst. Tonkin.
II. Gruppe. Vorderflügel beiderseits ohne Geschlechtsaus-
zeichnung.
a) Hinterflügel mit einem Duftpinsel.
«@. Hinterflügel ohne Androkonienbecken.
1. sirivus F. Australien, Neu-Guinea, Molukken.
3. Hinterflügel mit Androkonienbecken. (Jatana, Cu-
lapa, Mydosama partim, Sevanda, Lohora.)
phidon Hew. Neu-Guinea und Satellit-Inseln.
duponchei Guer. Ebenso.
eminens Stdgr. Neu-Guinea.
mucia Hew. Neu-Guinea und Satellit-Inseln.
splendens Mathew. Salomonen.
sara Mathew. Salomonen.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 131
arabella Fruhst. Waigiu.
discobolus Fruhst. Neu-Guinea.
messene Hew. Molukken.
mehadeva Boisd. Neu-Guinea.
fulviana Grose-Smith. Neu-Guinea.
terminus F. Australien, Neu-Guinea, Molukken.
itys Feld. Celebes.
marginata Moore. Sumatra, Borneo.
anapita Moore. Borneo.
patnia Moore. Süd-Indien, Ceylon.
mynois Hew. Timor-Inselgruppe.
mnasicles Hew. Tonkin, Tenasserim, Mikromalayana, ohne Java.
tagala Felder. Philippinen.
bisaya Felder. Philippinen.
amoena Druce. Nord-Borneo.
dexamenus Hew. Celebes.
tılmara Fruhst. Sangir.
ophthalmicus Westw. Nord-ÜOelebes.
haaseiı Röber. Ost-Celebes und dessen Adjacentinseln.
b) Hinterflügel mit zwei Duftpinseln. (Martanda
Moore.)
janardana Moore. Makro- und Mikromalayana, Philippinen,
Celebes.
III. Gruppe. Vorderflügel nur oberseits ohne Geschlechts-
auszeichnung, unterseits mit Androkonienbecken
auf oder nahe der Submediane. Das Androkonien-
becken gefüllt.
@. Ohne Duftfleck im Diskus der Hinterflügel-
oberseite. (Mydosama Moore 1830 partim — Da-
syomma Felder 1860; Calysisme, Pachama, In-
dalasa, Nasapa, Samenta, Telinga, Kabanda,
Sadarga.)
perseus F. Indo-Australien.
wayewa Doherty. Mikromalayana.
mineus L. Formosa, Indo-China, Makromalayana, ganz Indien.
9%*
H. Fruhstorfer.
? pernotata Tryon. Neu-Guinea.
? infuscata Mac Leay. Australien.
perseoides Moore. Indo-China, Birma, Südindien.
subdita Moore. Süd-Indien, Ceylon.
visala Moore. Ganz Indien, Indo-China.
rama Moore. Ceylon.
horsfieldi Moore. Annam, Makromalayana, Celebes.
adolphei Guer. Süd-Indien.
oculus Marsh. Süd-Indien.
aramis Hew. Philippinen.
moorei Felder. Java.
malsara Moore. Indien, Indo-China.
nicotia Hew. Indisches Kaiserreich.
misenus De Nieeville. Sikkim, Assam.
heri Moore. Kumaon, Bhutan.
suaveolens Wood-Mason. Sikkim bis Birma.
mestra Hew. Bhutan, Assam.
malsarida Butler. Assam.
gotama Moore. Indo-China, Japan.
unica Leech. China.
kina Stdgr. Nord-Borneo.
fusca Felder. Makromalayana.
ita Felder. Philippinen.
nerida Grose-Smith. Neu-Guinea.
elia Grose-Smith. Neu-Guinea.
bazochi Guer. (milena Grose-Smith). Neu-Guinea.
cocodaemon Kirsch. Neu-Guinea.
evara Fruhst. Neu-Guinea.
bilineata Fruhst. Neu-Guinea.
? bizonata Grose-Smith. Neu-Guinea.
aethiops Butl. Neu-Guinea und Adjacentinseln.
lorna Grose-Smith. Neu-Guinea.
shiva Boisd. Neu-Guinea.
? maura Grose-Smith. Bismarck -Archipel.
? barbara Grose-Smith. Neu-Guinea.
? valeria Grose-Smith. Neu-Guinea.
? valeriana Grose-Smith. Neu-Guinea.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 135
ß. Mit Duftfleck im Diskus der Hinterflügel-
oberseite. (Suralaya Moore.)
orseis Hew. Makromalayana mit Ausschluß von Java.
IV. Gruppe. Vorderflügeloberseite mit Duftschuppenbecken
an der Submediane, das zumeist von einem Haar-
pinsel bedeckt wird.
Unterseite der Vorderflügel mit Androkonien-
srube, deren Füllung von dem Duftpinsel der
Hinterflügeloberseite berührt wird.
Hinterflügel wie bei Gruppe II und II.
a. Ohne subapikalen Duftfleck der Vorderflügel-
oberseite. (Virapa, Gareris, Satoa, Dalapa,
Physcon, Celebina.)
anazias Hew. Im gesamten indischen Kaiserreich, Anda-
manen, Nikobaren.
anazxioides Marsh. Unterbirma.
? adamsoni Watson. Oberbirma.
sanatana Moore. Von Kulu bis Birma.
sudra Felder. Java.
maianeas Hew. Makromalayana mit Ausschluß von Java.
deianira Hew. (pandaea Hopffer). Nord-Celebes.
erna Fruhst. Süd-Celebes.
inga Fruhst. Sula-Inseln.
ß. Mit subapikalem Duftfleck der Vorderflügel.
nala Felder. Java.
V. Gruppe. Hinterflügel mit einem subkostalen und einem
subbasalen Haarpinsel.
«. Vorderflügelunterseite ohne tiefes Andro-
konienbeceken. (Loesa Moore, Myrtilus De
Nieeville.)
oroatis Hew. Tenasserim, Makromalayana.
dohertyi Elwes. Makromalayana mit Ausschluß von Java.
sangarca Butler. China.
134 H. Fruhstorfer.
mystes De Niceville. Oberbirma.
atrata Röber. Batjan.
ß. Vorderflügelunterseite mit tiefem Andro-
konienbecken.
durga Grose-Smith. Neu-Guinea und Satellit-Inseln.
In der vorstehenden Übersicht sind Arten, die ich nicht selbst
besitze, mit einem Fragezeichen versehen.
Von den angewandten geographischen Bezeichnungen dürften
zwei den Lesern dieser Zeitschrift noch unbekannt sein; es ist dies
Makromalayana und Mikromalayana, die ich, abgesehen von
kleineren Artikeln in der Gubener Zeitung ete., zum ersten Male
in der Wiener Entomologischen Zeitung, 1906, S. 330, einführte.
Makromalayana bezieht sich auf die faunistische Region,
welche außer den drei großen Sunda-Inseln (Borneo, Sumatra, Java)
auch noch die Malaiische Halbinsel umschließt, ein Gebiet, das sich
dureh große Übereinstimmung, namentlich innerhalb der überaus
reichen Insektenfauna, charakterisiert. Die Gleichartigkeit der Fauna
Makromalayanas dürfte noch in das Frühtertiär zurückzuführen
sein,!) als die großen Sunda-Inseln noch mit Kontinentalindien zu-
sammenhingen.
Den Gegensatz dazu bildet Mikromalayana, das die kleinen
und kleinsten Sunda-Inseln umfaßt, deren Kette bereits mit Bawean
beginnt, nicht — wie bisher angenommen wurde — erst mit Bali
(vgl. Insektenbörse, 1906, Reisebericht über eine Sammeltour auf
der Insel Bawean).
Genus Mandarinia Leech.
(Butterfl. China, Japan, Corea, 1892, p. 9.)
Kein Adernstamm aufgeblasen. Vorderflügel ohne Geschlechtsaus-
zeichnung, Hinterflügel mit einer breiten Duftbürste in der
Zelle.
regalis Leech. China, Tonkin.
1) Man vergleiche Karte I in Koken, Die Vorwelt und ihre Entwieklungs-
geschichte. Leipzig, 1893.
Neue indo-australische Myealesis und Besprechung verwandter Formen. 155
Genus Drusillopsis Oberthür.
(Etudes d’Entomologie, Aug. 1894, p. 16.)
Der Abbildung nach nur die Kostale und der Stamm der Mediane
angeschwollen. Hinterflügel des d mit einem dünnen
schwarzen Haarpinsel.
dohertyi Oberthür. Holländisch-Neu-Guinea.
Jugendstadien.
Wenngleich die Mycalesidenraupen sich ebenso wie die meisten
indischen Satyridenlarven von Gräsern nähren und leicht gezogen
und beobachtet werden könnten, liegt deren Lebensgeschichte noch
fast völlig im Dunkeln.
Soweit ich der Literatur -zu folgen vermochte, scheint De
Nieeville etwa im Jahre 1585 der erste Zuchtversuch geglückt
zu sein, indem er Mwycalesis visala Moore in der Trockenform aus
dem Ei erlangte.
1856 beschreibt Doherty die Raupe von M. minens (J. As.
Soc. Beng., 1586, p. 114, teste Moore Lepidoptera Indica, 1891,
p. 193), die auch Davidson und Aitken im J. B. Nat. Hist. Soe.,
1590, p. 267, als am Reis lebend schildern.
Letztere Autoren fanden dann auch die Raupe von Orsotriaena
medus auf Gras (l. e., p. 267, Moore, 1. c., p. 172) und erzogen
Schmetterlinge daraus.
Erst dem findigen Dr. Martin gelang es, während der 13 Jahre
seines Aufenthaltes auf Sumatra fünf Arten Mycalesis zu ziehen,
insbesondere dadurch, daß er nach einer Anweisung De Nieevilles
„kräftige Exemplare einer weichen Grasart im voraus in ein großes
Glas pflanzte, in das später lebendige Weibchen geworfen wurden“.
Von den gezogenen Arten liefert Martin in der „Iris“, 1895,
S. 239— 245, detaillierte Beschreibungen von Ei, Raupe und Puppe
und den Gewohnheiten der Raupe, wahre Kabinettstücke empirischer
Entomologie.
Nach Martin hat medus weißlichgrüne, kugelförmige Eier;
mineus grünlichweiße von derselben Gestalt; janardana weißgrüne
Eier, die einzeln abgesetzt werden. Anapita-Eier sind gelblichweiß
und kleiner als die übrigen, jene von marginata dunkelgelb.
136 H. Fruhstorfer.
Das Ei von visala ist nach De Niceville fast weiß, hell
durchsichtig. Die junge Raupe von visala blaßgrün, der Kopf schwarz
mit zwei schwarzen Hörnern, die Schwanzanhänge sehr klein.
Die erwachsene Raupe wird !/, Zoll lang und erscheint nach
der letzten Häutung bleichrötlich und mit grünlichgelben Pünktchen
besät. Über den Rücken zieht eine hellgrüne Linie, während die
Seiten sich mit dunklen Streifen bedecken. Die Kopfhörner und
Schwänze vergrößern sich. Kopf und Hörner bedecken dichte rauhe
Knötehen. Der Kopf wird kurz behaart und der ganze Körper rauh
durch einen Besatz kleiner Tuberkeln.
Die am Schwanze aufgehängte Puppe von hell durchsichtig
grüner Farbe, deren Thorax konvex und an der Basis des Abdomen
eingeschnürt.
Nach Martin sitzen die Raupen tagsüber tief unten an toten
Scheiden und Stielen, niemals auf grünen Blättern und gehen nur
nachts zum Fraße nach oben.
Die Puppenruhe dauert 3 bis 10 Tage, die Falter von mineus
schlüpfen zwischen 9 und 10 Uhr vormittags aus.
Die Raupe von horsfieldi Moore akzeptiert nur seltene Gras-
arten vom Waldrande, ist etwas schlanker als die von mineus und
ledergelb.
Die Raupen von janardana Moore sind träge, lassen sich bei
Berührung sofort fallen und stellen sich tot, sie gleichen gewissen
Blattschneeken und messen ausgewachsen 35 mm; der Falter er-
scheint nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr nach etwa 11tägiger
Puppenruhe.
Abbildungen vergleiche man bei Moore, der ]l. ec. auf Pl. 58
Raupe und Puppe von Orsotriaena medus F., auf Pl. 64 Raupe und
Puppe von Mwycalesis visala Moore darstellt.
Lebensweise.
Alle Mycalesis halten sich mit Vorliebe im niederen G@ebüsch
und nahe dem Erdboden auf, den sie nach Martin, Butterflies
of Sumatra, 1895, p. 350, zu höherem Fluge nur bei zwei Gelegen-
heiten verlassen, nämlich während des Hochzeitsfluges und wenn
zwei eifersüchtige Männchen sich begegnen und kämpfen.
. =) Ei 2
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 157
Die häufigeren Arten lieben offene, grasige Plätze, besonders
auch mit Unkraut durchsetzte Kaffeegärten, die selteneren bevor-
zugen den Waldrand oder auch das feuchte Waldinnere. Nirgendwo
trifft man sie aber in Massenansammlungen, wie sie bei Papilioniden,
Pieriden und vielen Nymphaliden beobachtet werden, sondern die
übrigens keineswegs scheuen Falter huldigen solitairen Neigungen.
Gelegentlich werden sie durch Unreinlichkeiten am Wege an-
gelockt oder von dem roten Betelspeichel, den die Malaien aus-
spucken, auch wohl vom zerkauten Zuckerrohr, das die Eingeborenen
fortwerfen.
In Tonkin trifft man sie manchmal in feuchten, mit ge-
fallenem Laube überstreuten Gräben in mäßiger Anzahl zusammen-
sitzend. Nähert man sich ihnen, so verstehen sie es, sowohl fliegend
als auf ihren zarten Beinchen laufend, davon zu huschen und un-
bemerkt zu verschwinden.
Mit Ypthima und Neptis zusammen sind Mycalesıs auch an reg-
nerischen Tagen anzutreffen und bieten „so dem sonst enttäuschten
Sammler Beschäftigung und Trost“, wie Martin, ]. e., p. 352, schreibt.
Als Flugzeit bevorzugen die Mycalesis die frühen Morgen-
wie späten Abendstunden, wenngleich sie sich auch tagsüber heraus-
wagen, aber dann sich immer in der Nähe schattenspendender
Vegetation aufhalten.
In vertikaler Verbreitung begegnen wir ihnen ebensowohl an
der Meeresküste unter den Wedeln der Kokospalme, wie hoch oben
im Gebirge neben den Pinien oder zwischen stachlichem Rotang.
In Java bevölkert Mycalesis sudra Feld. allenthalben mit nie-
driger Vegetation überwucherte Rodungen noch auf 4000’ und in
Celebes fühlt sich erna Fruhst. selbst auf 5000’ Meereshöhe heimisch;
neuerdings wurde mir Mycalesis marginata Smith aus West-Sumatra
zugesandt, die dort am Vulkan Singalang auf 6000° Höhe zu den
dominierenden Schmetterlingen zählt.
Wenngleich die Mycalesiden vorwiegend zu hydrophilen Ge-
wohnheiten neigen, verschwinden sie nicht völlig in der Trocken-
heit. Namentlich in China und Kontinental-Indien treten fast alle
Spezies auch in den regenarmen Monaten auf und deren hoch-
differenzierte Trockenformen gaben früheren Autoren willkommene
Gelegenheit zur Schaffung neuer Arten.
158 H. Fruhstorfer.
Erst seit De Niecevilles, 1836,1) und Dohertys epoche-
machenden Entdeckungen des Horodimorphismus bei den Satyriden
in der Mitte der achtziger Jahre hat sich namentlich Moore bemüht,
die Synonyme der Zeitformen zu klären, ein Bestreben, das Bingham,
Fauna India, 1905, zur Vollkommenheit brachte und auch auf die
zahlreichen bis dahin als „Arten“ geltenden Lokalrassen ausdehnte.
Während z. B. Marshall und De Nic&ville 1882 noch 30
distinkte Spezies in Butt. of India, Birma, Ceylon aufzählten, re-
duzierte Bingham deren Anzahl auf 25, trotzdem viele neue Spezies
in der Zwischenzeit entdeckt und beschrieben wurden. Übrigens
müssen selbst von den Binghamschen Arten noch einige als Lokal-
rassen fallen.
In Sumatra und Borneo läßt sich Saisondimorphismus bei
Mycalesis kaum beobachten, auf Java nur bei wenigen Arten, die
Spezies des Papua-Gebietes sind noch zu ungenügend bekannt, doch
glaube ich bei einigen Arten entschiedene Trockenformen nachweisen
zu können.
In Hongkong fing Dr. Seitz am 21. November 1891 unter
einem Lantana-Busch ein frisches, unten augenloses J’ in copula
mit einem abgeflogenen geaugten @ (Stett. Ent. Ztg., 1392, S. 235),
auch von den Philippinen bildet Semper Zeitformen ab.
Ob sich in Japan auch Zeitformen entwickeln, konnte ich
nicht feststellen. Exemplare, die ich im Herbst auf der Insel Iki
fing, gehörten noch der landläufigen, geäugten Sommerform von
gotama Moore an.
Geographische Verbreitung.
Die Mycalesiden figurieren unter den seltenen Gattungen, die
Asien und Afrika gemeinsam bewohnen. Ihr Verbreitungsgebiet
ist demnach ein ganz enormes. Den Löwenanteil scheint Afrika
zu besitzen, woher Aurivillius aus zwei Gattungen (Mwycalesis
und Henotesia) über 100 Spezies aufzureihen vermochte.
Über das gesamte indo-australische Gebiet verteilen sich etwa
90 Spezies, von denen Kontinental-Indien und die Papua-Region
!) Man vergleiche das interessante Referat von Dr. Seitz, Stett. Ent.
Ztg., 1893, S. 290—8306.
s . a DYs
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 1359
fast dieselbe Artenzahl gemeinsam haben, ein Faktum, das in der
orientalischen Rhopalocerenwelt wohl einzig dasteht und seine Ur-
sache nur darin haben kann, daß die Mycalesis sich in zwei Stamm-
ländern entwickelten, so daß wir auch zwei Verbreitungszentren
annehmen müssen, von denen der Artenstrom seinen Ausgang nahm.
Außerhalb dieser Zentren (Kontinental-Indien und Neu-Guinea)
nimmt die Artenzahl selbst in der Äquatorialzone verhältnismäßig
rasch ab.
Im makromalaiischen Gebiet finden sich in Sumatra und
Borneo nur noch je 13 Arten, auf Java sogar nur 10 und ebenso-
viel auf den Philippinen.
China ist bereits ziemlich arm, das Yangtsekiang-Tal erreichen
etwa 10 Spezies.
Von den Liu-Kiu-Inseln zählt Fritze!) nur eine Spezies auf
und die zwei bekannten japanischen Arten dürften längs der nord-
chinesischen Küste dorthin gelangt sein.
Celebes, das wie üblich von vier Seiten Zuzug empfangen
hat (Philippinen—Molukken—Flores und Javabrücke), besitzt noch
die stattliche Zahl von 12 Spezies, während wir von den Molukken
nur 5—6 Arten kennen.
Das mikromalaiische Inselgewirr bewohnen noch etwa fünf
Spezies, ebensoviel beherbergt Nias.
Eine Sonderstellung nimmt die südindische-ceylonesische Sub-
region ein, mit einer relativ großen Zahl indigener Arten, die sonst
nirgends vorkommen, ja nicht einmal nahe Verwandte besitzen (M.
occulatus Marsh., adolphei Gu£r., patnia Moore).
Süd-Indien allein bewohnen 8, Ceylon 6 Spezies, bis zu den
Andamanen gehen noch 4—5, auf die Nikobaren nur mehr 3 bis
4 Arten.
Von Engano an der Südwestküste von Sumatra ist bisher
nur eine Spezies bekannt; von Banka an der Nordostküste deren
sechs (vgl. Hagen, Berl. Ent. Zeit., 1892, S. 143—144).
Auch östlich von Neu-Guinea verliert sich die Artenzahl sehr rasch.
Im Bismarck-Archipel kommen noch 9 Spezies vor, auf den
Salomonen etwa 4.
!) Die Fauna der Liu-Kiu-Insel Okinawa. Jena, 1894.
140 H. Fruhstorfer.
Die östlichste Grenze ihrer Verbreitung finden die Mycalesis
auf den polynesischen Inseln, wo nur zwei Arten leben (perseus F.
und medus F.), die sehr wahrscheinlich auf passivem Wege nach
ihren meerumspülten isolierten Vorposten gelangt sind. Ihre Ver-
schleppung durch den Menschen, Meeresströmungen, den Wind ete.
dürfte umso leichter sein, als deren grasfressende Raupen nicht
wählerisch in ihrer Nahrung sind.
Im allgemeinen beobachten wir bei den Mwycalesis, neben
einigen proletarischen Arten, die ganz Indo-Australien bewohnen,
auffallend viele streng lokalisierte und zum Teile sehr seltene Arten.
Von den austral-asiatischen Mycalesis erwähnte Moore 1880
(nach Abzug der Lokal- und Zeitformen) etwa 60 Spezies, eine
stattliche Reihe, die durch die Entdeckungen der letzten 25 Jahre
auf ca. 90 Arten angewachsen ist, und noch sind wir weit entfernt
von einer umfassenden Kenntnis der wirklich existierenden Spezies. _
Besonders das Papua-Gebiet dürfte noch viele ungehobene
Sehätze bergen; und während z. B. Oberthür 1830 nur 10 von
Neu-Guinea bekannte Mycalesis in seinen Lepidopteres Oe&aniens
registrierte, umfassen die englischen Sammlungen heute mehr als
ein Viertelhundert Arten und noch bringt jeder Reisende neue
Formen.
Zudem harrt noch die Bergwelt der Philippinen, von Celebes,
Ceram und von Deutsch- und Holländisch-Neu-Guinea ihrer Er-
schließung.
II. Systematischer Teil.
1. Mycalesis anaxias deficiens Frubst., Soc. Ent., 1. Sept.
1906, p. 82. (Tal. I, Fie.6,0))
Regenzeitform. In Tonkin hat sich anaxias Hew. zu einer
interessanten und wohl differenzierten Lokalrasse ausgebildet, die
fast die Mitte hält zwischen indischen anazxias Hw. und radza Moore
von den Andamanen.
Deficiens erinnert etwas an Distants Pl. 7, Fig. 36 der Rhop.
Malay. Ihr Kolorit erscheint jedoch noch dunkler, weil die sub-
apikale Vorderflügelbinde sich noch mehr verschmälert. Diese Binde
geht zudem mehr nach innen und wendet sich, dem Zellapex zu.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 141
Unterseite: Die Antemarginalbinden heller und breiter, die
Ozellen deutlicher weißgekernt.
9. Die Vorderflügelbinde verläuft noch geradliniger als beim
cd und berührt fast die ähnlich wie bei radza Moore deutlich aus-
geprägte, breit hellgelb umringelte Ozelle. Beide Flügel zeigen sehr
deutliche weißgraue Antemarginallinien.
Unterseite: Apex gelblichgrau anstatt weiß. Auf den Hinter-
flügeln krümmt sich die graue Submarginalbinde innerhalb der
Özellen im Analwinkel viel mehr nach oben.
Die Binde selbst ist schmäler, die Ozellen sind kleiner als
bei anazias.
Patria: Tonkin, Chiem-Hoa, August, September 1900. 2 d',
1 9 (Fruhst. leg.).
Aus der anawias-Gruppe sind bekannt:
a) anaxias anazias Hew., 1562. Von Sikkim bis Assam und
Tenasserim (Staudinger, Exot. Schmett., S. 230, Taf. 52).
b) anawias subspec. Malaiische Halbinsel. Distants Figur
differiert erheblich von Sikkim-Exemplaren. Die Apikal-
färbung der Vorderflügelunterseite erinnert etwas an
c) anaxias deficiens Fruhst., 1906. Tonkin.
d) anaxias radza Moore, 1877. Andamanen (Coll. Fruhst.).
e) anazxias manii Doherty, 1856. Nikobaren.
2. Mycalesis anaxioides Marsh., 1853. Tenasserim, Unter-
birma (Bingham, Fauna India, 1905, p. 54, dd‘, 2).
3. Mycalesis adamsoni Wats., 1596. Oberbirma. Vielleicht
Subspezies der vorigen (Bingham, 1. c., C', 9).
Auf Sumatra und Borneo fehlen bisher anazias-Verwandte,
in Java treffen wir sie seltsamerweise wieder vor als
nala Feld., ein neues Beispiel der überraschenden innigen
Verwandtschaft von Java mit Kontinental-Indien, auf die bereits
„lris“, 1907, S. 211, hingewiesen wurde.
4. Mycalesis malsara Moore, C. Lep. E. €. Mus., 1857,
p- 231. — Darjeeling, Lep. Ind., p. 202, Pl. 68, Fig. 1—1e, d',
o,als Samanta. — Bingham, Fauna India, 1905, p. 64. — Sa-
manta rudıs Moore, Tr. E. S., 18350, p. 166.
142 H. Fruhstorfer.
Von dieser zierlichen Spezies fand ich in Hinterindien zwei
neue Rassen:
Mycalesis malsara mausonia Frulst., Soc. Ent., 1. Sept.
1906, p. 82.
Die neben mineus L. häufigste Mycalesis von Tonkin stellte
sich bei näherem Vergleich als eine distinkte neue Lokalrasse von
malsara Moore heraus.
d', 9. Oberseite: Heller braun, Medianbinde der Vorderflügel
schmäler.
Die Einfassung der Ozellenreihe lichter und prominenter blau-
grau. Die Ozellen heller rötlich geringelt. Antemarginallinien nach
innen viel breiter gelblich begrenzt.
Auf den Vorderflügeln nur drei, statt vier Ozellen, was bei
10 Exemplaren zu konstatieren war.
Auf den Hinterflügeln obliteriert zumeist die kleine dritte
Ozelle zwischen UR und der oberen Mediane.
Die Trockenform wird viel kleiner als die korrespondierende
f. rudis Moore, unterseits viel heller und die Medianbinde, welche
distal gelegentlich einen orangefarbigen Ton annimmt, ist manchmal
nur fadendünn.
Hinterflügel der Trockenform manchmal nur schwach gewellt.
Patria: Tonkin.
Mausonia traf ich häufig an feuchten Stellen neben dem Wege
sitzend, wo sich die Falter mit ihrer grauen Unterseite geschickt
in ihrer Umgebung zwischen abgefallenen dürren Blättern zu ver-
stecken wissen.
Aufgescheucht bewegen sie sich zuerst laufend oder hüpfend
vorwärts, um rasch wieder an ihre alte Stelle zurückzukehren, weil
sie nicht gerne und immer nur nahe dem Boden fliegen.
Patria: Tonkin, Than-Moi und Chiem-Hoa auf ca. 1000’ von
Juni bis September, Regenzeitform. Montes Mau-Son, 2000 bis
3000’, April bis Mai, Trockenform.
Mycalesis malsara annamitica Fruhst., Soc. Ent., 1. e.
In Süd-Annam fiel mir bereits eine überaus zierliche Mycalesis
mit gefransten Flügeln und einer breiten diskalen Längslinie der
Unterseite auf.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 143
Die Form hat sich auch als neu erwiesen und mag als anna-
mitica eingeführt werden.
3, 9. Etwas größer als mausonia. Vorderflügel, aber nament-
lich die Hinterflügel, stark gewellt mit deutlich hervortretenden
weiß gesäumten Ausschnitten.
Medianbinde der Unterseite kaum durchscheinend, die schwarzen
Ozellen aber sehr deutlich heraustretend, kleiner als bei mausonia,
aber breiter und heller gelb geringelt.
Duftsehuppenfleck der Hinterflügeloberseite fast doppelt so
groß als bei mausonia mit tiefschwarzen anstatt grauen Schuppen
belegt.
Der schwarze Kern im Duftspiegel der Vorderflügelunterseite
breiter als bei mausonia d'.
Unterseite: Die Medianbinde breiter als bei mausonia, leb-
hafter gelb und deutlicher heraustretend. Die gesamte Submarginal-
zone reicher, fein hellgrau marmoriert; auf beiden Flügeln machen
sich komplette, jedoch nur leicht angedeutete Reihen kleiner Ozellen
bemerklich, ebenso eine schwarze submarginale Ziekzacklinie. Die
Fransen abwechselnd schwarz und weiß.
Das weitaus interessanteste Charakteristikum der neuen Form
bildet jedoch die Beschaffenheit der sekundären Sexualcharaktere.
Der Duftschuppenfleck der Hinterflügeloberseite ist nämlich
fast doppelt so groß als bei mausonia und mit tiefschwarzen
anstatt grauen Schuppen belegt. Der schwarze Kern im Duft-
spiegel der Vorderflügelunterseite gleichfalls breiter als bei mausonia.
Da nun annamitica als Produkt einer extremen Trocken-
zeit zu gelten hat, ergibt sich aus dem Vergleich mit mausonia, die
eine feuchtere Region bewohnt, daß lange Trockenperioden
günstig auf die Entwicklung der Duftschuppen einwirken
und zunächst eine Anhäufung und Vermehrung derselben be-
wirken, Hand in Hand damit geht eine progressive Entwicklung
der Duftschuppenbehälter.
Patria: Süd-Annam, Februar 1900, auf dem Wege von Xom-
Gom nach dem Plateau von Lang-Bian auf ca. 2000’ Höhe gesam-
melt. 2 0‘, 3 9. Trockenform.
Diese prägnante neue Lokalform, die wegen ihres Flügel-
schnittes und der ausgedehnten Duftschuppenflecke fast zu den
144 H. Fruhstorfer.
Spezies zu rechnen ist, traf ich im Quellgebiet des Donnai, einem
Fluße, der auf dem Plateau von Dran entspringt und bei Saigon
sich mit dem Meere vereinigt.
Die Falter fliegen dort in einer wundervollen Landschaft, die
einen eigentümlich subtropischen Charakter zeigt. Auf etwa 500
bis 600 m Meereshöhe tritt der tropische Urwald zurück und macht
einer an die Campos von Südbrasilien erinnernden hügeligen Gras-
landschaft Platz, aus der sich in malerischen Gruppen die hohen
Kronen dunkler Pinien erheben.
Und dies unter dem 12. Grad südl. Breite, wo der Reisende
Palmen, Farrenbäume und eine sinnverwirrende Fülle von Lianen
und Epiphyten erwartet!
Malsara scheint mehr als andere kontinentale Mwycalesis zur
Lokalrassenbildung zu neigen (wir kennen fast aus jeder Region
Indiens eine besondere Form), die sich wie folgt aufteilen lassen:
a) malsara malsara Moore f. malsara. Regenzeitform.
malsara malsara Moore f. rudis Moore. Trockenform. Sik-
kim, Assam, Birma, Tenasserim, Manipur, Shan States.
b) malsara mausonia Fruhst. Tonkin.
c) malsara annamitica Fruhst. Süd-Annam.
d) malsara lepcha*) Moore. Nordwest-Himalaja, Nepal.
e) malsara bethami Moore. Indische Zentralprovinz.
f) malsara davisoni Moore. Süd-Indien, Trichinopolis, 2 9 (Coll.
Frubhst.).
Malsara wird wahrscheinlich zur Lokalform der
Mycalesis mamerta (Cramer
(P. Nymph. Gem. mamerta Cr., Pap. Exot., IV, 1782, p. 75 und
250, Pl. 326, Fig. D.
Mye. mamerta Butl., Catal. Satyr. Brit. Mus., p. 136.
Mye. mineus var. b) mamerta Kirby, Catal., p. 89.
1) Über diese Lokalform schreibt De Nie&ville, Journ. Bomb. Nat.
Hist. Soc., 1897/98, p. 215: „Der Name lepcha ist ein unglücklicher, weil der
Falter nicht in der „Lepeha“-Gegend (Sikkim) vorkommt. Lepcha geht von
3000—7000 Fuß Höhe. Die Trockenform (echte lepcha) fliegt vom März bis
Mai, die Regenform (die der Namensgebung entgangen ist) vom Juli bis
September.“
Neue indo-australische Myealesis und Besprechung verwandter Formen. 145
Calysisme mamerta Moore, Tr. Ent. Soc., 1880, p. 162. China,
Formosa.
Crowley, Proc. Zool. Soc., 1900, p. 505. Hainan.)
herabsinken. Cramers Figur hält sich nieht auf der Höhe der
Perfektion, wie seine Fig. C (polydecta) oder E, F (francisca) auf
derselben Tafel, und da auch nur die Unterseite einer Trockenform
dargestellt ist, dünkt mich ein Synonymieren einstweilen noch zu ge-
fährlich, umsomehr, als mir Exemplare aus China und Hainan fehlen.
5. Mycalesis sanatana Moore, Catal. Lep., 1357, p. 231. —
Bingham, Fauna India, p. 55, Pl. 2, Fig. 7.
Sanatana zerfällt in sechs Subspezies:
a) sanatana ulia nov. subspee.
Sanatana von Tonkin bilden einen Übergang von magna Leech
von China zu sanatana Moore aus Assam und Sikkim.
Die Flügelform ist bereits ebenso rund wie bei Exemplaren
von China und die Flügelunterseite beginnt sich lebhaft aufzuhellen
und nimmt fast den Farbenton der japanischen Exemplare an.
Die Ozellen, namentlich die apikale Ozelle der Hinterfiügel-
unterseite, beginnen sich zu vergrößern und deren Ringe werden
heller und breiter gelb als bei den anderen sanatana-Rassen.
Patria: Tonkin, Than-Moi, Juni bis Juli 1900 (Fruhst. leg.),
Regenzeitform; 1 2 von Siam, Hinlap, Januar 1901, Trockenform.
b) sanatana perdiccas Hewits.
Mye. perdiccas Hew., Exot. Butt., III. Mye., 1362, Pl. 5, Fig. 15.
Gareris perdiccas Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 157.
Mye. perdiccas Leech, Butt. China, Japan, Corea, 1892/93,
JAPl-2,E1226.,0.
Die japanischen perdiecas sind nicht nur nach der Jahreszeit,
sondern auch lokal verschieden. Das von mir im Spätherbst ge-
sammelte Material reicht jedoch nicht aus, um sich ein Urteil zu
bilden und die übrigen mir aus Japan zugegangenen Exemplare
entbehren genauer Angaben über die Art und die Zeit ihres Fanges.
Ein Reisender, der einmal in Yesso beginnen und auf Okinawa
seine Touren beenden wird, dürfte eine ganze Reihe geographischer
Formen konstatieren können.
Z.B.Ges. 58. Bd. 10
p. 13
146 H. Fruhstorfer.
c) sanatana gomia nov. subspee. (Trockenform.)
2 mit 29 mm Vorderflügellänge, größer als sanatana Moore
von Tonkin mit 25 mm Vorderflügellänge.
Hinterflügel ungewöhnlich lang, rundlich sackartig, nicht spitz
wie bei Tenasserim oder rund wie bei alia 9.
Vorderflügel mit nur einer Ozelle, die viel kleiner ist als bei
irgend einer sanatana-Rasse.
Grundfarbe gleichmäßig liehtbraun, ähnlich der Tenasserimform.
Flügelunterseite: Die hellgelbliche Submarginalregion hebt sich
deutlicher von der dunkel grünbraunen Basalhälfte ab, die weiße
Medianbinde ist ähnlich breit und scharf wie bei mystes De Nieev.,
mit der gomia auch die scharfzackige schwarze Submarginallinie
gemeinsam hat.
Auch sonst erinnert die Unterseite von gomia stark an mystes
Q, wie es mir aus Siam vorliegt und wie es De Nicevillel. e.
abgebildet hat. Gomia ist jedoch leicht von mystes zu trennen durch
das Vorhandensein einer braunroten schrägen Querlinie der Vorder-
flügelunterseite, die vom Kostalsaum quer durch die Zelle bis zum
Analsaum hinzieht und bei mystes fehlt.
Bei mystes verläuft die weiße Medianbinde, die etwas unter-
halb dem Kostalsaum entspringt, geradlinig, während sie bei gomia
am Kostalrande beginnt und mit proximaler Neigung gekrümmt ist.
Die Medianbinde von gomia schlägt nicht wie bei mystes nach
oben durch und die Vorderflügelozelle ist erheblich kleiner.
Patria: Süd-Annam, Xom-Gom, Febr. 1900 (Fruhst. leg., 1 9).
d) sanatana magna Leech. (Myc. perdiecas var. magna
Leech, Butt. China, 1892, p. 13, Pl. 2, Fig. 6, 9.)
Patria: West-China, höhere Gebirge.
e) sanatana penicillata Poujade. (Mye. penicillata Poujade,
Ann. Soe. Ent. Fr., 1854, p. 135; Leech, |. ce.)
Patria: West-China.
f) sanatana sanatana Moore (Trockenform).
a. f. gopa Felder (Regenzeitform). (Myc. gopa Felder, Reise
„Novara“, 1867, S. 501.)
Patria: Himalaja, von Kulu bis Sikkim, Assam, Birma, Te-
nasserim.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 147
Wenn einmal größeres Material aus dem südlichen China nach
' Europa kommt, wird sich höchst wahrscheinlich herausstellen, daß
Mycalesis francisca Üramer
(Pap. Nymph. Gem. francisca Cr., IV, 1782, p. 75—76 und
249, Pl. 326, Fig. E, F, 9 [eine Trockenform nahe mau-
sonia Fruhst. darstellend].
Mycalesis otrea var. francisca Butl., Cat. Sat. Br. Mus., p. 132.
Gareris francisca Moore, Trans. Ent. Soe., 1850, p. 156.
Holland, Trans. Amer. Ent. Soc., 24, p. 115.
Myec. perseus var. c) francisca Kirby, Catal., p. 58.)
als ältester Name für die jetzt allgemein als sanatana Moore be-
kannte Spezies zu gelten hat.
Da mir Exemplare aus China fehlen, wage ich allein mit Hülfe
Cramers nicht den Umsturz vorzunehmen, wenngleich dessen Figur
mir vorzüglich zu sein scheint. Magna Leech und penieillata Poujade
sinken dann zu bloßen Formen von francisca Cramer herab und die
übrigen Rassen müssen an francisca statt an sanatana angereiht
werden.
Parallel mit sanatana Moore und innerhalb derselben geo-
graphischen Grenzen findet sich eine zweite Spezies, die beständig
mit perdiccas verwechselt wird. Es ist dies die hellere gotama«a
Moore, eine Art ohne Duftbüschel an der Submediane der Vorderflügel.
6. Mycalesis gotama Moore, C. Lep. E. Ind. ©. Mus., 1857,
p- 232. — Leech, 1. e., p. 14—15, Pl. 2, Fig. 15.
Gotama zerfällt in drei bekannte Unterarten:
a) gotama madjicosa Butl. (1865). (M. perdiecas Fritze,
Fauna der Liu-Kiu-Insel Okinawa, S. 52. Jena, 1594.)
Patria: Madjieosa (Butler), Oshima und Ishigaki (Coll. Fruhst.).
b) gotama gotama Moore (1857). (M. borealis Feld.)
Patria: Insel Iki, Sept. 1899 (Fruhst. leg.); Zentral- und Süd-
Japan, Nord- und West-China.
c) gotama charaka Moore (1874) (Trockenform).
a. f. oeulata Moore (1880) (Regenzeitform).
Patria: Tonkin, Annam, Ober-Birma, Ober-Assam, Hainan
(Holland).
10*
148 H. Fruhstorfer.
7. Mycalesis unica Leech, Butterfl. China, Japan, Corea,
1892/93, p- 15, Pl.2, Fig: 9,2.
Von dieser sehr interessanten Spezies aus der sanatana- oder
gotama-Gruppe ist bisher nur ein 9 bekannt, so daß über ihre
Affinität noch nichts zu sagen ist.
Patria: Mou-pin, Szechuan, Juli.
Mycalesis mestra Hew.- und nicotia Doubl.-Gruppe.
Die auch äußerlich so ähnlichen Arten dieser Gruppe, von
Moore auf zwei Gattungen „Pachama* und „Samanta“ verteilt,
schließen sich eng an malsara Moore an und sind durch diese
mit den „Calysisme“ von Indien verbunden; außerden existieren
zwischen ihnen Übergänge von Spezies zu Spezies.
So hat nicotia Doubl. auf der Vorderflügelunterseite einen an
mineus und malsara erinnernden braungefüllten Androkoniennapf,
der bei Exemplaren der Regenzeitform schon kleiner wird und bei
den mir vorliegenden mestra Hew. bereits so weit reduziert ist, daß
er keine Schuppenfüllung mehr aufnehmen kann, sondern nur eine
nackte, glänzende Mulde bildet.
Die Arten der Gruppe kommen recht selten nach Europa.
Eine Spezies aus dem West-Himalaja fehlt mir, nämlich:
8. Mycalesis heri Moore.
M. heri Moore, Cat. Lep. Mus. E. J. C., I, 1857, p. 233.
Moore and De Nic., Butt. Ind., I, 1883, p. 128.
Moore (Samanta), Lep. Ind., I, 1890/92, p. 208, Pl. 70,
Fig. 2, 2a, 2b.e}9.
Bingham, Fauna India, I, 1905, p. 66.
Die übrigen Arten verteilen sich wie folgt:
9. Mycalesis nicotia Hew. (Literatur bei Bingham, Fauna
India, 1905, p. 65), mit zwei Zeitformen, die nicht sehr scharf ge-
schieden sind.
Von Mussorie bis Sikkim, Assam.
Nicotia nudgara nov. subsp. Größer, bleicher, alle Ozellen
fast nochmal so groß als bei nicotia, Medianbinde der Unterseite
doppelt so breit weiß.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 149
Patria: Tandong, Tenasserim, 4000’, Mai 1901, S, 9 (leg.
Fruhst.).
10. Mycalesis misenus De Nieeville (1889). (Literatur bei
Bingham, 1. e., 1905, p. 66.)
Patria: Sikkim (Coll. Fruhst.), Assam (Bingham); ist vermutlich
Lokalrasse von Mwycalesis heri Moore.
Mycalesis sericus Leech. (Myc. misenus var. sericus Leech,
Butt. China, 1892, p. 15, Pl. 2, Fig. 10.)
Patria: West-China; dürfte sich ebenfalls als geographische
Form von heri Moore ausweisen.
Dagegen kann ich mich nicht entschließen,
11. Mycalesis suaveolens Wood-Mason (1833) (Marsh. and
De Nie., Butt. Ind., I, 1883, p. 125) als „Rasse“ von mestra zu
betrachten (Bingham, 1. e., p. 63), weil sie ja stets neben mestra
vorkommt, so daß suaveolens allenfalls als Zeitform gelten könnte.
Suaveolens fehlt die für mestra so charakteristische graugrüne
Schraffierung der Flügelunterseite, ebenso lassen sich in der Sub-
marginalbänderung wesentliche Differenzen konstatieren.
Patria: Bhutan (Coll. Fruhst.), Sikkim bis Birma (Bingham).
12. Mycalesis mestra Hew. (1862). (Bingham, |. e., p. 63.)
Das ist die schönste und stattlichste Art des indischen Kaiser-
reiches. Ein Gebirgsfalter, der in Bhutan heimisch ist und gelegent-
lich aus Assam kommt.
13. Mycalesis malsarida Butl. (1565). (Bingham, Fauna
India, 1905, p. 63.)
Androkoniennapf der Vorderflügelunterseite sehr klein, nicht
größer als bei perseus, schwarz gefüllt.
Hinterflügel mit dünnem schwarzen oder braunen Haarpinsel
und einem matt glänzenden basalen, lang behaarten Duftfleck (?),
der in die Zelle hineinreicht.
Zwei Zeitformen:
a. malsarida Butl. (wet season).
P. Rhasiana Moore (1874) (dry season).
Die Spezies ist bisher nur aus Assam bekannt.
In Tonkin fing ich eine malsarida zum Verwechseln ähn-
liche Form, von der ich annehme, daß sie wegen ihrer Zeichnungs-
150 H. Fruhstorfer.
motive nur eine Lokalrasse der malsarida sein dürfte. Da ihr aber
alle sekundär-sexuellen Auszeichnungen fehlen (ein Merkmal,
auf das mit relativer Berechtigung eine „Gattung“ fundiert werden
könnte), muß ich sie einstweilen als Spezies behandeln.
14. Mycalesis inopia nov. spec.
Habituell etwas kleiner als malsarıda Butl., Duftpelz (?) der
Hinterflügel kaum zu erkennen. Grundfarbe mehr violett als matt
schwarz, oberseits sonst mit malsarida identisch.
Unterseite: Etwas lichter, distal reicher graubraun gesprenkelt.
Medianbinde der Vorderflügel meist etwas verkürzt, aber breiter.
Vorderflügel mit nur zwei anstatt 3—4 Apikalozellen (ein an sich
sehr unwesentliches Merkmal, das bei den S’ und 9 von inopia jedoch
konstant bleibt). Analozellen größer, deren Peripherie heller ocker-
farben. Allen Ozellen fehlt die äußere violettgraue Umrandung, die
wir bei malsarıda beobachten.
Hinterflügelozellen etwas kleiner und daher isolierter. Sub-
marginale, innere Binde heller. Alles übrige identisch mit malsa-
rida, nur fehlt auf der Vorderflügelunterseite und der Hinterflügel-
oberseite jedwede sekundäre Sexualauszeichnung.
Patria: Tonkin, Than-Moi, Juni bis Juli; Chiem-Hoa, Aug.,
Sept. 1900 (Fruhst. leg., 4 d', 19).
Inopia bildet auch insofern noch ein Phänomen, als sie mit
drei an der Basis verdiekten Adern der Vorderflügel ausgestattet
ist und dennoch keinen Haarbüschel der Hinterflügel besitzt.
Durch inopia wird deshalb die bisherige Zweiteilung in Arten
nur mit geschwollener Kostale der Vorderflügel und keinem Haar-
büschel der Hinterflügel und der übrigen Gruppe umgestoßen.
Inopia beweist damit, wie erkünstelt das Gattungsmerkmal
von ÖOrsotriaena Wallengren ist, welchen geringen Wert es hat und
zeigt so recht, daß die Natur keine Genera, sondern nur Individuen
kennt.
15. Mycalesis perseus F.
Pap. perseus F., Syst. Ent., 1775, p. 488.
Mycalesıs blasius F. et Auctores.
(Literatur bei Moore, Lep. Indica, Vol. I, 1891, p. 174—176.)
Mye. perseus Bingham, Fauna India, Vol. I, 1905, p. 56—58.
Abbildung des Duftfleckes der Vorderflügelunterseite.
. . [=
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 151
Diese weit verbreitete Spezies bewohnt fast ganz Südasien
und den indo-australischen Archipel, erscheint auf dem Kontinent
und einigen trockenen Inseln in zwei Zeitformen und ändert nur
wenig an den einzelnen Lokalitäten ab. Eine ganze Reihe von
Formen hat aber dennoch Namen, die hier Berücksichtigung finden,
weil mit dem Synonymieren eher Unklarheit verursacht als Ordnung
geschaffen würde.
a) perseus caesonia Wallengr. f. temp. siee. caesonia. (Myc.
caesonia Semp., p. 52—53, Pl. 10, Fig. 19, 20.)
perseus caesonia Wallengr. f. igoleta Feld. (Mye. igoleta
Semp., p. 52, Pl. 10, Fig. 17, &, 18, 9.) Philippinen.
b) perseus perseus F. Formosa, Hainan, Tonkin, Annam; ganz
Indien mit Ausnahme des Südens, Birma.
c) perseus cepheus Butl. Penang (Type), Makromalayana,
Biliton.
d) perseus persa Grose-Smith (Rhop. Exot., III, 1902, Myca-
lesis IV) (Regenzeitform). Timor (Type), Sumbawa,
Kisser. — Lombok-Exemplare gehören teilweise zu persa,
teils zu der javanischen Form (cepheus Butl.).
e) perseus lalassıs Hew. Gilolo (Type), Buru, Gelebes, Neu-
Guinea.
f) perseus zia Butl. (Entom., IV, 1869, p. 347.) Queensland.
9) perseus lugens Butl. (Proc. Zoolog. Soe., 1875, p. 612. Vate-
oder Sandwich-Insel. — Pagenstecher, Lep. Bismarck-
arch., 1899, S. 95. Duke of York-Insel, Neu-Irland.)
Perseus ist charakterisiert durch einen ungewöhnlich zierlichen,
meist tiefschwarzen Androkonienfleck im Zentrum der Reibefläche an
der Submarginale der Vorderflügelunterseite, der kleiner ist als bei
irgend einer anderen indischen Spezies (vgl. Bingham, 1. e.). Dieser
zentrale Fleck nimmt bei mineus L. erheblich größere Dimensionen
an, so daß beide Arten — die bisher vielfach verwechselt wurden —
leicht zu unterscheiden sind. Snellen, Lep. Kangean-Eilanden, läßt
perseus F. und blasius F. als zwei Spezies auf Kangean vorkommen
Ich vermute, daß eine seiner Arten — horsfieldi Moore sei.
152 H. Fruhstorfer.
Auch die südindische perseus-Vertreterin ist bisher verkannt
worden.
Mycalesis perseus typhlus nom. nov. für
Mye. perseus f. blasius Hampson, J. A. S. Beng., 1885, p. 248.
Myc. perseus Marsh. et De Nieev., Butt. India, p. 120—122
partim.
Myc. perseus Moore, Lep. Indiea, I, p. 177 partim, Nilgiri,
P1.:59, /Eig. 22.
Mye. perseus Bingham, 1. e., p. 57—53 partim, S. India, Ceylon.
Myec. perseus Manders et De Nie., J. A. S. Beng., 1399, p. 180.
Calysisme blasius Moore, Lep. Ceyl., 1850, p. 21, Pl. 11, Fig. 2,
2a und Lep. Ind., 1892, Pl. 59, Fig. 1ec, 1d, Ceylon.
Myc. blasius Marsh. et De Nicev., Butt. India, p. 115 partim,
S. India, Ceylon.
Es ist Moores großes Verdienst festgestellt zu haben, daß
perseus F. der älteste Name derjenigen Art ist, die als blasius F.
von fast allen Autoren durch die Literatur geschleppt wird. Mit
perseus bezeichnete Fabrieius die Trockenform (aus Neu-Holland
beschrieben), mit blasius die Regenzeitform der so allgemein weit-
verbreiteten Art.
Als samba taufte Moore eine individuelle Regenzeitabweichung
aus Nord-Indien mit nur zwei, anstatt vier Ozellen der Vorder-
flügelunterseite.
Moore, Manders ete. übersehen jedoch, daß die südindische
perseus-Rasse fast ebenso erheblich von der nordindischen Rasse
differiert, wie die südindische mineus polydecta Cramer von mineus
mineus L. der Nordprovinzen; und so wie polydecta verdient auch
der südindische perseus-Zweig einen Namen, als welchen ich perseus
typhlus vorschlage.
». Flügelschnitt spitzer als bei perseus von Nord-Indien;
Flügeloberseite ohne oder nur mit unmerklichen Ozellen.
1
% (
(®) 3
9. Unterseite der Hinterflügel ähnlich wie bei polydecta mit
prominenteren weißen Binden und größeren, heller gelb geringelten
Ozellen.
Die weißlichen peripherischen Binden rings um sämtliche
Ozellen viel deutlicher, breiter ausgeflossen, im Medianteil mehr
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 155
konkav und insbesondere in der Subanalregion weiter von der
weißen Antemarginallinie entfernt.
Patria: Malabar, Süd-Indien (Coll. Fruhst.), Ceylon (auetores),
Andamanen ?
16. Mycalesis mineus L. |
Pap. mineus L., Syst. Nat., I, 2, 1767, p. 768.
Pap. drusia Cramer, Pap. Exot., I, 1775, Taf. 84, Fig. e, d, 9.
(Regenzeitform.)
Pap. otrea Cramer und mamerta Cramer. (Trockenform.)
(Literatur bei Moore, Lep. Indica, Vol. I, p. 183—184, der
zuerst auf Pl. 61 die Duftflecke abbildete. Synonyme
siehe bei Bingham, 1. e., p. 58, und die Abbildung des
Duftfleckes der Vorderflügelunterseite ebenda, p. 56.)
Speeulum der Hinterflügel größer, glänzender als bei perseus F.,
mit einem längeren, schmalen Androkonienbecken, das mit rot-
braunen oder grauen Schuppen gefüllt ist.
Bekannt sind folgende Unterarten:
a) mineus justinella Butl. Bazilan, Mindanao (Coll. Fruhst.).
b) mineus subspec. Palawan, 9, Coll. Fruhst. (Trockenform).
c) mineus mineus L. Formosa, Süd-China, Tonkin, Siam, An-
nam, ganz Indien mit Ausnahme des Südens; Singapore,
Sumatra, Kangean (Snellen).
mineus mineus f. temp. subfasciata Moore. Außensaum aller
Flügel bleich gelbbraun. Sikkim, dry season (Coll. Fruhst.).
d) mineus polydecta Cramer. Süd-Indien, Ceylon. (M. mineus
Rasse polydecta Bingham, ]. e., p. 58—59, Pl. HI, Fig. 9,
dry season-Form.) Malabar (Coll. Fruhst.).
Calysısme polydecta Manders, Journ. As. Soc. Beng., 1899,
p. 180—182.
e) mineus nicobarica Moore. Nikobaren. (M. mineus var.
nicobarica Bingham, ]. e., p. 59.)
Auf den kleinen Sunda-Inseln lebt eine gut differenzierte
Spezies, welche dort mineus L. ersetzt, nämlich
17. Mycalesis wayewa Doherty von Sumba und
154 H. Fruhstorfer.
M. wayewa merops Grose-Smith (Rhop. Exot., III, 1902,
' Mye. IV, Fig. 6—9) von Sumbawa und Adonara, von der eine Lokal-
form auf Lombok von 2000—4000° bei Sapit und Sumbalun vom
April bis Juni 1596 häufig von mir gefangen wurde.
Merops besitzt einen größeren Duftspiegel auf der Vorderflügel-
unterseite, der jedoch mit einem kaum merklichen grauen Schuppen-
häufchen angefüllt ist, des weiteren sind die Duftpinsel der Hinter-
flügel länger und heller gelb als bei mineus L.
Wayewa zerfällt in vier Lokalrassen:
a) wayewa wayewa Doherty. Sumba. [.Myc. (Jatana) wayewa
Doh., Journ. As. Soc. Beng., 1891, p. 168; De Nieeville
et: Elwes, ]. c., 1898, :p. 677.]
b) wayewa merops Grose-Smith. (Myc. merops Grose-Smith, Nov.
Zool., Juni 1895, p. 80; De Niceville, 1 erpeorz
partim.) Sumbawa, Adonara.
c) wayewa delicata Fruhst. Lombok. [Mye. (Calysisme) merops
Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1597, S. 4.]
Großaugiger, distal auf den Hinterflügeln reicheı
gelb als merops. Unterseite lichter, mit breiteren Median-
und Submarginalbinden. Lombok, Sapit, 2000—4000”,
Mai bis Juni 1896, 5 d,6 9 (Fruhst. leg.).
d) wayewa undulata Snellen. (Myc. mineus var. undulata Snell.,
T. v. E., 15890—1891, Vol. 34; Vol. 45, p. 76 als Mye.
blasius oder perseus. Varietät.) Patriä: Flores.
15. Mycalesis mynois Hew., Ex. Butt., III, Myc., 1864,
Pl. 5, Fig. 29, 30.
Jatana mynois Moore, Trans. Ent. Soe., 1850, p. 164.
Von dieser durch ihre Kleinheit und hervorstechende Färbung
auffallenden Spezies, die sich eng an mineus anschließt, sind bisher
Lokalrassen nicht bekannt.
Patria: Timor (Type), Wetter, 5 d, 1 9 (Coll. Fruhbst.).
Aus Neu-Guinea ist eine „Calysisme* von Tryon beschrieben,
deren Diagnose ich nicht nachlesen konnte, weil das Originalwerk
in den Berliner Bibliotheken fehlt. Es ist dies
19. Mycalesis pernotata Tryon. (Rhop. Brit. Neu-Guinea;
Report Administr. Brit. New-Guinea, II, App. V. Brisbane, 1590.)
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 155
Unbekannt geblieben ist mir auch
20. Mycalesis infuscata Macleay, Proc. Ent. Soc. N.-S.-W.,
1366, p. 53.
Calysisme infuscata Waterhouse, Cat. Rhop. Austr., 1903, p. 15.
— Patria: Cap York und Pt. Darwin.
21. Mycalesis horsfieldi Moore.
(Calysisme horsfieldi Moore, Lep. Ind., Vol.I, 1890, p. 197, Pl. 66,
Fig. 2, 2a und Fig. b, J’, wet season; Pl. 66, Fig. 2e, dry
season.) Java, Sumatra, Nias.
Mycalesis pandorus (!!) Haase, „Iris“, 1886, S. 105. Beschrei-
bung des dick aufgetragenen silberweißen, seidenglän-
zenden Duftfleckes der Hinterflügel.
Diese distinkte Art ist von allen Verwandten dadurch zu unter-
scheiden, daß sich distal vom Speculum der Hinterflügel noch ein
schmaler, langer Androkonienfleck, aus gelblichweißen, ungewöhn-
lich großen Schuppen bestehend, befindet, der in keulenförmiger
Gestalt aus dem zentralen, mit ebensolchen Schuppen gefüllten Napf
des Speculums herauswächst und nur teilweise vom analen Duft-
haarbüschel überdeckt wird.
Die stark glänzende Reibefläche der Vorderflügelunterseite trägt
einen sehr großen ovalen, mit braunen Schuppen gefüllten Napf
an der Submediane, der bei den einzelnen Lokalformen ungleich,
aber stets etwas größer als bei mineus L. angelegt ist.
Horsfieldi findet sich in allen größeren Sammlungen als „mi-
neus“ eingereiht und eine genaue Prüfung des aufgestapelten Ma-
terials würde noch manche verkannte Lokalform ergeben.
Einige neue Formen bin ich in der Lage hier zu beschreiben:
Mycalesis horsfieldi niasana nov. subspee.
(Cal. horsfieldi Moore pro parte. Nias.)
Kleiner als Exemplare aus Sumatra, Vorderflügelunterseite mit
wenigeren, aber größeren und breiter gelb umringelten Ozellen als
horsfieldi von Java.
9. Diskalbinde der Flügelunterseite breiter, prominenter, ebenso
die grauweiße Antemarginalzone.
Patria: Nias, 2 d, 19 ex coll. Staudinger in coll. Fruhst.
156 H. Fruhstorter.
Mycalesis horsfieldi hermana nov. subspec.
(Cal. horsfieldi Moore, 1. e., pro parte. Martin et De Niec6-
ville, Butt. Sum., 1595, p. 379. Dr. Martin bemerkt,
daß sich zwar die Raupen von horsfieldi sowie von mi-
neus und perseus F. sehr ähneln, jedoch die horsfieldi-
haupen nur seltenere und andere Gramineen als Futter
annehmen.) Martin, „Iris“, 1895, S. 242—243. Raupe,
Puppe.
Mye. polydecta Shelford, nee Cramer, J. R. As. Soc., 1904, p. 94.
cd. Androkoniennapf der Vorderflügelunterseite reichlich ein
Drittel größer als bei Java-Exemplaren.
Unterseite: Diskalbinden schmäler, auf den Vorderflügeln mehr
und kleinere Ozellen, die nicht zu zwei Gruppen vereinigt sind,
sondern getrennt stehen, was besonders auch bei dem 9 auffällt.
Graue Antemarginallinien der Hinterflügel dünner.
Patria: Sumatra, Borneo.
Mycalesis horsfieldi enganoensis nov. subspee.
(Myc. mineus Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1904, S. 187.)
Größer, dunkler als horsfieldi Moore aus Java, Sumatra und
Borneo, mit breiteren braunen Ringen der Ozellen auf der Hinter-
flügeloberseite.
Unterseite: Medianbinde schmäler, dunkler; die Ozellen deut-
licher graubraun umringelt, alle graubraunen Antemarginalbinden
namentlich der Vorderflügel verbreitert.
Patria: Engano,. April bis Juli 1903. 2 d', 2 9, Coll. Fruhst.
Mycalesis horsfieldi tessimus nov. subspee.
Medianbinde aller Flügel grau anstatt weiß, die Umsäumung
der Hinterflügelozellen schärfer gezähnt und mehr zu deutlicheren
Binden zusammengeschmolzen. Graue Antemarginalzone der Flügel-
unterseite schärfer abgesetzt als bei den benachbarten Rassen.
Patria: Nord-Celebes, Toli-Toli (Fruhst. leg.).
Mycalesis horsfieldi ptyleus nov. subspec.
Kleiner und unterseits mit noch prägnanteren und lichteren
Binden um die Ozellen ausgestattet als tessimus Fruhst. Alle Ozellen
heller gelb geringelt.
Patria: Saleyer (19. März 1896, Fruhst. leg.).
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 157
Mycalesis horsfieldi mucianus nov. subspee.
Größer als distanti Moore von der malaiischen Halbinsel.
ÖOzellen mindestens doppelt so groß, deutlich gelb umgürtet, mit
großer weißer Pupille.
Distaler Duftfleck der Hinterflügel dunkler als bei allen horsfieldi.
Meine Exemplare gehören einer ausgesprochenen Trockenform an.
Patria: Annam, Phuc-Son, Nov., Dez. 1899 (Fruhst. leg.).
Mycalesis horsfieldi leucino& nov. subspec.
(Mye. mineus Semper, Schmett. Philipp., Taf. 10, Fig. 11, 12,
pro parte.
Calysisme philippina Moore, Lep. Ind., p. 223, nom. nudis pro
parte. Philippinen.
Myec. mineus Stdgr., „Iris“, 1889, S. 37, pro parte.)
oO. Unterseite: Androkoniennapf der Vorderflügel schmäler als
bei hermana. Ozellen größer, Distalzone aller Flügel breiter und
liehter grau beschuppt.
Patria: Palawan, 4 0’ (Doherty leg.), Jolo, 1 0 (Coll. Fruhst.).
Die horsfieldi-Rassen lassen sich wie folgt aufteilen:
horsfieldi leucinoE Fruhst. Palawan, Jolo.
“ fessimus Fruhst. Nord-Celebes.
+ ptyleus Fruhst. Saleyer.
y hermana Fruhst. Sumatra, Borneo.
% horsfieldi Moore. Java.
& niasana Fruhst. Nias.
= enganoensis Fruhst. Engano.
" distanti Moore. Malaiische Halbinsel.
R mucianus Fruhst. Annam.
22. Mycalesis visala Moore, Cat. Lep. E. F. C. Mus., 1857,
p. 230. — Bingham, Fauna India, 1905, p. 60. — Staudinger,
Exot. Schmetterl., 1888, S. 229, Taf. 82.
Der Reibefleck der Vorderflügelunterseite ist breiter als bei
mineus, mit einer sehr großen zentralen Androkonienmulde, die mit
gelben Schuppen gefüllt ist.
Speeulum der Hinterflügel mit sehr großem zentralen, gelb
gefülltem Schuppennapf.
158 H. Fruhstorfer.
Von visala sind nur drei Subspezies bekannt:
a) visala visala Moore.
Kenntlich an den spitzen Vorderflügeln mit ihren großen
Ozellen. Die Trockenform hat eine feiner marmorierte Unterseite,
die mit scharf abgesetzten Binden durchzogen ist.
Patria: Sikkim, Assam, Birma, Tenasserim, Tandong, 4000’,
Trocekenform (Fruhst. leg.).
b) visala andamana Moore. Andamanen.
c) visala neovisala nov. subspec.
Oberseite identisch mit visala. Unterseite: Sexualfleck an der
Submarginale der Vorderflügel dunkler gefärbt als bei visala und
nur halb so lang. Umringelung der Ozellen und die grauen Median-
binden prominenter als bei visala.
3 C', Regenzeitform, Tonkin, Than-moi, Juni bis Juli.
2 0, 9, Trockenform, Tonkin, Chiem-Hoa, August, September.
23. Mycalesis subdita Moore.
Calysisme subdita Moore, Lep. Ind., 1590—1892, p. 194, Pl. 65,
aRer
Mye. subdita Bingham, Fauna India, p. 60. — Manders et
De Nieeville, Journ. As. Beng., 1899, p. 181. — De
Nieeville, 1. c., 1900, p. 218. Kanara.
Steht etwa in der Mitte zwischen mineus L. und visala Moore.
Die Zeichnung der Unterseite erinnert an erstere, die Sexualmakel
der Vorderflügelunterseite mehr an visala.
Patria: Ceylon, 1 c‘, Mai 1889 (Fruhst. leg.), Süd-Indien.
24. Mycalesis perseoides Moore.
(Calysisme perseoides Moore, Lep. Indiea, Vol. I, Aug. 1891,
p. 179, 180, Pl. 60, Fig. 2, 2a, b, ec, C‘, 9, ausnahmslos
„dry season-Form“.
Calysiısme intermedia Moore, 1. e., p. 187, 185, wet season.
Mye. perseoides Bingham, Fauna India, 1905, p. 59.)
o. Sexualflecke der Vorderflügelunterseite länger, breiter und
heller braun als bei mineus.
Speeulum der Hinterflügel mit langem schmalen und mit tief-
schwarzen Schuppen angefülltem Androkonienbecken.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 159
Die Regenzeitform hat Moore als „intermedia nov. spee.“ be-
sonders beschrieben. Zwei Subspezies sind bekannt:
Mye. perseoides perseoides Moore.
Patria: Birma, Tenasserim, Tonkin, Chiem-Hoa, August, Sept.;
Than-Moi, Juni, 7 0 (Fruhst. leg.).
Myc. perseoides nov. subspec. Bingham, |. c., p. 59. Süd-
Indien.
Auf Ceylon scheint perseoides repräsentiert durch:
25. Mycalesis rama Moore.
(Calysisme rama Moore, Lep. Ind., 1890—1892, p. 196, Pl. 57,
Kira are
Myc. rama Bingham, Fauna India, p. 61; Manders et De
Nieeville, Journ. As. Soc. Beng., 1899, p. 182.)
Moore hat in den langen Jahren seines Sammelfleißes nur
ein Exemplar zu Gesicht bekommen; auch De Nie&ville empfing
nur ein Stück aus Udagama leihweise.
Patria: Ceylon, 1 d‘, 1889 (Fruhst. leg.).
Ein d der Trockenform befindet sich im Berliner Museum.
Siüd-Indien beheimatet zwei weitere Spezies, die zur (alysisme-
Gruppe gehören:
26. Mycalesis oculus Marshall, 1880. (Literatur bei Bing-.
ham, Fauna India, p. 62, Pl. II, Fig. 10.)
Androkoniennapf der Vorderflügelunterseite rundlich, mittel-
groß, mit schwarzen Schuppen gefüllt, jener der Hinterflügelober-
seite etwas größer, gleichfalls mit schwarzen Schuppen, von einem
sehr kurzen, dünnen, graubraunen Strahlhaarpinsel überdeckt.
Süd-Indien, Trichinopolis, &', 9 (Coll. Fruhst.).
27. Mycalesis adolphei Guer. (Bingham, 1. e., p. 61,
Fig. 18, '.)
Diese Spezies scheint sehr selten zu sein und schließt sich
mit ihren Duftapparaten eng an die vorige an.
Patria: Süd-Indien, Niigiri-Hills. (Fehlt mir.)
Hewitson beschrieb adolphei 1364 als omatas, Exot. Butt.,
III, p. 90, Pl. 6, Fig. 40, d.
160 H. Fruhstortfer.
28. Mycalesis nala Felder, Wien. Ent. Monatssch., 1859,
pe...
(Dalapa nala Moore, Lep. Ind., 1890, p. 223.
Myec. nov. spec. Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1896, S. 300. Mit
schwarzem Duftfleck auf den Vorderflügeln.)
Diese hochinteressante Mycalesis ist von allen bisher bekannten
asiatischen Mycalesis auf den ersten Blick dadurch zu unterscheiden,
daß sie auf den Vorderflügeln einen tiefschwarzen Duftfleck trägt,
und zwar distal von der Zelle zwischen den Radialen und der oberen
Mediane.
Dieser Sexualfleck ist an der V. M. etwa 5 mm breit, ver-
schmälert sich nach oben etwas und besteht aus kurzen, matt
glänzenden, dicht stehenden Schuppen.
An der Submarginale befindet sich eine weitere Sexualaus-
zeichnung, ein kurzer, dünner Büschel brauner Haare, die aus einem
schmalen schuppenlosen, ziemlich flachen Duftfeld heraustreten, ein
Merkmal, das nala mit sudra Felder gemeinsam hat.
Die Hinterflügel tragen dann den üblichen Duftpinsel nahe
der Basis an der Abzweigung der Subkosta. Dieser Haarpinsel ist
durchaus hellgelb, während der Wurzelteil des Duftpinsel von sudra
tiefschwarz bleibt.
Die Vorderflügel fallen durch ihren scharf geschnittenen, kaum
gerundeten Apex auf und sind viel spitzer als bei irgend einer
der übrigen Mycalesis der Sunda-Inseln.
Auch die Fühler sind wesentlich verschieden, dünner und
hellgrau, anstatt gelb geringelt wie bei sudra Felder.
Die Palpen und Füße von »nala hellgrau, jene von sudra
braungelb.
Färbung der Flügeloberseite ähnlich jener von sudra, jedoch
gleichmäßig, dunkel vandykbraun mit einem leichten rotbraunen
Hauch.
Flügelunterseite mit Ausnahme der scharf abgesetzten, gelblich-
srauen Submarginalregion tiefschwarz, so daß die proximale Region
der Flügel wie mit Samt belegt erscheint.
Die Vorderflügel tragen sechs, die Hinterflügel sieben kleine
Ozellen. Alles übrige wie bei sudra, nur erscheint die Submarginal-
zone verschmälert und mit dunkleren Schuppen überstreut.
Neue indo-australische Myealesis und Besprechung verwandter Formen. 161
Patria: Ost-Java, 4 d, 6 9, Zuidergebergde, 1891 (Fruhst. leg.).
Von Sumatra und Borneo sind seltsamerweise bisher noch
keine nahestehenden Arten bekannt, während sich in Tenasserim
und Malakka anazwoides als verwandte Spezies findet.
29. Mycalesis sudra Felder, Reise „Novara“, 1867, 5. 500,
Taf. 67, Fig. 10, 9, Unterseite.
Mye. nala var. sudra Butl., Cat. Satyr. Brit. Mus., 1868, p. 104.
Dalapa sudra Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 159; Lep.
Ind., 1890, p. 223.
Myec. sudra Fruhbst., Berl. Ent. Zeit., 1896, S. 300.
Mye. nala Fürbringer, Semons Forschungsreisen, Jenaische
Denkschriften, VIII, S. 236. Botanischer Garten von
Tjibodas.
Differiert von »ala durch das Fehlen des subapikalen Duft-
fleckes, den rundlieheren Flügelschnitt, die in beiden Geschlechtern
prominenten, braungelb geringelten und etwas kleineren Ozellen
der Vorderflügel, das Auftreten einer Analozelle beim '.
Die Flügelform von sudra erinnert etwas an oculatus Marsh.
von Süd-Indien, gehört jedoch durch das Vorhandensein eines „tufts“
an der Submarginale der Vorderflügeloberseite in eine andere Gruppe.
Unterseite: Vorderflügel beim J und 9 mit nur zwei Ozellen,
während »ala deren sechs besitzt, von denen einige allerdings nur
in Gestalt von Pünktchen auftreten.
Während ich »ala ausschließlich aus dem Osten der Insel
besitze, wo sie kaum über 1500’ Meereshöhe hinaufgeht, bewohnt
sudra mehr den Westen, fliegt wohl niemals unter 4000° Höhe und
war besonders zahlreich auf dem Plateau von Pengalengan, wo sie
die Unkräuter in den etwas vernachlässigten Kaffeegärten zu tausen-
den belebte und mit Ypthima so ziemlich der einzige Schmetterling
war, den man an trüben Tagen fangen konnte.
Patria: Java.
30. Mycalesis terminus F.
(Pap. terminus Fabrieius, Syst. Ent., 1775, p. 488.
Mye. terminus Waterhouse, Catal. Rhop. Austr. Sydney, 1905,
p. 14) und
Z. B. Ges. 58. Bd. al
162 H. Fruhstorfer.
Mycalesis remulia Üramer.
Pap. remulia Cramer, Pap. Exot., IlI, 1782, Taf. 237 E. G.,
d', Regenzeitform, S. 76. „Java“ ex errore.
Diese beiden bisherigen „Arten“ glaube ich ais Lokalrassen
einer Spezies behandeln zu dürfen, denn remulia hat mit terminus
nicht nur dieselbe Färbung, sondern besonders auch alle sekun-
dären sexuellen Merkmale gemeinsam. Remaulia läßt sich von ter-
minus, abgesehen von einigen unwesentlichen, zum Teile sogar
individuellen Ozellenverschiedenheiten, nur absondern durch die ge-
krümmte (anstatt gerade) rotbraune Medianbinde der Vorderflügel-
unterseite, welche distal von einer breiteren gelben Zone (dem
Vorhof der Ozellen) umsäumt wird, hat aber anderseits mit terminus
sogar die hellgelbliche Grundfärbung gemeinsam.
Remulia s. str. bewohnt nur die Süd-Molukken, terminus das
ganze austral-papuanische Gebiet. Kirsch läßt zwar remulia auch
auf Jobi (neben asophis Hew., die auch nur eine terminus-Form
darstellt) und Ribbe auf Neu-Pommern vorkommen. Ich vermute
aber, daß Kirsch eine remulia verwandte Art (vielleicht elia Grose-
Smith) vor sich hatte und Ribbe identifizierte vermutlich eine
Trockenform von terminus matho Grose-Smith mit remulia.
„Iris“, 1559— 1890, II, S. 60 bringt Ribbe ausführliche No-
tizen über remulia. Nach Ribbes Angaben läßt Hewitson die
von Wallace gesammelten remulia auf Amboina, Ceram, Buru,
Waigiu, Ternate und Halmaheira vorkommen. Außerdem schreibt
Ribbe: „Ich fand auf meiner Reise remulia nur noch in Batjan
und weichen dieselben von den Ceram-Stücken gar nicht ab.“
Es scheint demnach, daß auf Batjan außerordentlich helle
Exemplare der dortigen terminus-Rasse (pseudasophis Fruhst.) vor-
kommen. Mir sind so helle Stücke nicht zu Gesicht gekommen,
trotzdem ich Gelegenheit hatte, die großen Ansammlungen Do-
hertys und Waterstradts durchzusehen. Auf die Angaben Rib-
bes fussend, wird es sich jedoch empfehlen, auf Batjan neben der
dominierenden Hauptform pseudasophis Fruhst. noch remulia
Cramer als gelegentliche Aberration als forma remulia zu führen.
Auffallend bleibt immer, daß remulia der Süd-Molukken und
terminus F. aus Australien sich näher stehen als vremulia und pseud-
asophis.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 165
Ehe ich zur Beschreibung der einzelnen Formen übergehe,
sende ich noch eine Übersicht der Verteilung der Formen voraus:
terminus terminus F. Regenzeit-, Intermediat- und Trockenform
von Cap York und Queensland in Coll. Fruhst.
flagrans Butl. Milne-Bai, Britisch-Neu-Guinea.
matho Grose-Smith, Neu-Pommern und nova forma —
remulia Ribbe, „Iris“, 1898, S. 105.
kyllenion Fruhst. Deutsch-Neu-Guinea.
atropates Fruhst. Holländisch-Neu-Guinea, Mafor.
subspee. (— terminus Ribbe, „Iris“, 1886, 5. 32). Aru.
pallens Obthr. (Mye. asophis var. pallens Obthr., Lep.
Ocean., 1880, p. 57.) Salwatti.
terminulus Fruhst. Waigiu.
asophis Hew. Mysole (Hew.), Jobi (Kirsch).
pseudasophis Fruhst. Batjan.
anteros Fruhst. Halmaheira.
fernatensis Fruhst. Ternate.
nov. subspee. Neu-Mecklenburg, Neu-Lauenburg.
(= asophis Ribbe, „Iris“, 1595, S. 106.)
remulia Cramer. Amboina, Ceram, Saparua, Goram.
wakolo Fruhst. Buru.
subspec. Jobi (teste Kirsch).
Alle terminus-remulia-Formen besitzen gemeinsam die Aus-
bildung einer breiten schwarzen Schuppenzone am unteren Rande
des Duftspeeulums der Hinterflügel, die von der Flügelbasis fast
bis zum Außenrande reicht und bereits von Cramer deutlich ab-
gebildet wurde. An der Subkosta liegt eine flache, grau gefüllte
Pfanne, die ein ungewöhnlich dünner schwarzgrauer Duftpinsel
völlig überdeckt.
Die Reibefläche der Vorderflügelunterseite enthält kein zen-
trales Schuppenbecken, ist aber nach oben von einer konkaven Zone
schwarzgrauer Schuppen begrenzt.
Mycalesis terminus pseudasophis nom. nov. für Myoe.
asophis auetores, nec Hewitson.
Myc. asophis Ribbe, „Iris“, I, S. 205.
11*
164 H. Fruhstorfer.
Hewitson gibt als Vaterland seiner asophis (Exot. Butterfl.,
III, 1562) Mysole an und bildet (Pl. 4, Fig. 20, 21) ein Exemplar
ab mit zwei Ozellen der Hinterflügel.
Die Verwandten der Nord-Molukken tragen stets drei Hinter-
flügelozellen, die Exemplare sind größer und lebhafter in der Färbung,
die Ozellen der Hinterflügel breiter rotbraun geringelt und die
blauen Apikalpunkte prominenter.
Patria: Batjan.
Mycalesis terminus anteros Fruhst. nov. subspec.
Mydosama remulia Moore, Trans. Ent. Soe., 1550, p. 171 partim.
Die Halmaheira-Form differiert von pseudasophis durch die
srößeren 9 und die blassere Gesamtfärbung.
Basis der Vorderflügel schwärzlich statt rötlich. Analozellen
kleiner, der Vorhof bleicher, gerundeter, obsoleter.
Unterseite: Viel liehter, die distale Zone heller grau; die Ante-
marginalregion breiter und heller gelb.
Patria: Halmaheira, August, September (Ing. Hundeshagen
leg.), 20,2 9 (Coll. Fruhst.); Gilolo (Moore).
Mycalesis terminus ternatensis nov. subspee.
Mydosama remulia Moore, 1. e., partim.
Mye. remulia Fürbringer, Semons Forschungsreisen, Jenaische
Denksehriften, S. 76. Ternate.
Bei der Ternate-Form schreitet die Aufhellung noch weiter
vor, die Basis aller Flügel wird fast grau, der Ozellenhof fast hell-
gelb. Die Antemarginalzone aller Flügel wird prägnanter.
Unterseite: Die distale Region aller Flügel gelbgrau anstatt
srauviolett. Basis hell rotbraun. Antemarginalzone breiter, lichter
gelbgrau.
Patria: Ternate (Waterstradt leg.), C, 9 (Coll. Fruhst.).
Mycalesis terminus wakolo nov. subspee.
Mye. remulia De Nieev., Journ. As. Soc. Beng. Caleutta, 1898,
p»311.
Mye. remulia Holland, Nov. Zool., Vol. VII, März 1900, p. 62.
Mydosama remulia Moore, 1. e., partim.
Patria: Buru.
” ” . Me
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 165
Mycalesis terminus kyllenion Fruhst.
Erinnert in der dunklen Färbung der Oberseite mehr an asophis
Hew. als an terminus F. und steht am nächsten flagrans Butl. von
Britisch-Neu-Guinea.
Der gelbliche Hof der Vorderflügelozelle ist jedoch etwas
dunkler als bei flagrans.
Unterseite: Distalregion aller Flügel reicher violett, Basis tiefer
braun, die gelbliche Antemarginalzone schmäler, satter im Ton.
Die distale gelbliche Begrenzung der rotbraunen Medianbinde
schmäler, dunkler.
Patria: Deutsch-Neu-Guinea, 2 5 (Coll. Fruhst.).
Mycalesis terminus atropates Fruhst.
Kleiner als Ayllenion, die gelbliche Ozellenumrahmung der
Vorderflügel reduziert, verdunkelt. Der Ozellenhof proximal ge-
rundet, nieht scharf abgeschnitten wie bei kyllenion.
Unterseite: Antemarginallinien aller Flügel stärker gewellt,
die angrenzende Zone heller, mehr grauviolett. Die kleinen Vorder-
flügelozellen prägnanter, gleichartiger. Die Binde innerhalb der
Ozellen grauweiß anstatt gelblich. Flügelbasis heller braun.
Patria: Dorey, Hattam, Holländisch-Neu-Guinea, 7 J, Insel
Mafor, 2 9 (Coll. Fruhst.).
Mycalesis terminus terminulus Fruhst.
Mye. terminulus Staudgr. i. 1.
Mydosama remulia Moore, Trans. Ent. Soe., 1880, p. 171 partim.
Noch etwas kleiner als atropates. Basis der Vorderflügel röt-
licher, Ozellen kleiner, deren gelblicher Vorhof rundlicher.
Unterseite: Wesentlich dunkler als bei Exemplaren von Hol-
ländisch-Neu-Guinea. Die Ozellen kleiner, deren Umgebung beider-
seits gleichmäßig grauviolett, so daß die Submarginalbinde sich nicht
deutlich abhebt. — Patria: Waigiu, 2 C (Coll. Fruhst.).
Die Buru-Form von terminus ist wie üblich heller als ihre
Schwestern von den Süd-Molukken (wakolo m.).
Oberseite: Der gelbe Fleck in der Zelle und die Ozelle zwi-
schen den Medianen kleiner als bei remulia, Ozellen der Hinterflügel
mit kleinerem schwarzen Kern, aber ausgedehnter und heller gelb-
licher Peripherie.
166 H. Fruhstorfer.
Unterseite: Der grauschwarze Apikalbezug der Vorderflügel
und die ebenso gefärbte Verbindung der Hinterflügelozellen fehlen.
Antemarginalbinde beider Flügel lichter gelb. Alle Ozellen kleiner,
heller geringelt und proximal ausgedehnter und fahler gelb begrenzt.
Patria: Buru. Name nach dem noch unerforschten Wakolo-
See im Innern der Insel.
Mycalesis terminus remulia Üramer.
(Pap. remulia Cramer, 1. e.
Mye. remulia Pagenstecher, Nass. Jahrb. f. Naturk., 1884,
S. 177. Amboina. — Röber, T. v. E., 34, p. 315. Goram.
— Pagenstecher in Kückenthal, Ergebnisse zool.
Forseh., S. 408. Frankfurt, 18597. Celebes. Fundort falsch,
gemeint ist ötys Feld.
Mydosama remulia Moore, Trans. Ent. Soe., 1880, p. 171 part.)
Patria: Amboina, Ceram, Saparua, Goram.
Mycalesis terminus flagrans Butl.
Myc. flagrans Butl., Ann. Nat. Hist., 1876, p. 243.
Mydosama flagrans Moore, Trans. Ent. Soe., 1850, p. 171.
Myec. terminus Fürbringer, Jenaische Denkschr., VIII, 5. 236.
Patria: Britisch-Neu-Guinea, Milne-Bai (Coll. Fruhst.).
Mycalesis terminus subspec.
Myec. remulia Kirsch, Lepid.-Fauna Neu-Guinea, 1576, S. 119.
Mit nach innen sehr scharf begrenztem gelben Fleck der
Vorderflügel (vielleicht elia Grose-Smith).
Patria: Jobi.
Die terminus-remulia-Gruppe findet eine natürliche Fortsetzung
in der Celebischen Subregion, wo sie durch ifys Felder vertreten
ist, während wir sie auf den Philippinen durch :ta Feld. und deren
Rassen und auf Borneo in amapita Moore wiederfinden. Die west-
lichsten Vorposten gehen bis Ceylon (patnia Moore) und Süd-Indien
(patnia jumnonia Butl.), während von Java remulia-Repräsentanten
bisher nicht bekannt wurden.
In Celebes hat sich die remulia-Färbung noch gut erhalten,
auch die Hinterflügel-Duftmerkmale bleiben unverändert, dagegen
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 167
fehlt dem Reibefleck der Vorderflügelunterseite die obere schwarze
Schuppenbesäumung.
Bei anapita und einigen ita-Formen verfärbt sich bereits der
Duftbüschel, der gelb wird, und als Begleiterscheinung ist die Pfanne
des Speeulums hellgrau oder gelblich statt schwärzlich ausgefüllt.
Anapita und. marginata Moore tragen noch keinen zentralen
Schuppennapf in der Reibefläche der Vorderflügelunterseite, der bei
einer ita-Form von den Jolo-Inseln schon leicht angedeutet, bei
anderen ita-Rassen jedoch reichlich mit rotbraunen Schuppen aus-
gefüllt ist und dadurch sofort in die Augen fällt.
al. Mycalesis itys Felder, Reise „Novara“, Lep., III, 1867,
S. 503. Celebes, Lorquin.
Itys zerfällt in vier Rassen:
a) vtys itys Felder. Minahassa.
Vorderflügellänge 26 mm.
b) ıtys remulina Fruhst.
Mye. remulina Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1597, S. 1i8.
Vorderflügelläinge 24 mm. Dunkler, Ozellen größer, die rot-
braunen Medianbinden der Flügelunterseite breiter als bei itys.
Patria: Toli-Toli, November, Dezember 1895 (Fruhst. leg.).
c) itys subspee.
9. Vorderflügel im Diskus und an der Basis ebenso aufgehellt
wie bei dewamenus dinon Hew. Distalzone der Hinterflügel mit
hellgelblicher Antemarginalbinde, Ozellen heller geringelt als beim J..
Unterseite hellgelb mit schmalen, hell rotbraunen Längsbinden.
Patria: Süd-Celebes, Lompa Battan, März 1896 (Fruhst. leg..).
d) itys sulensis Grose-Smith.
Mye. sulensis Gr.-Smith, Rhop. Exot., II, Mye. IV, Fig. 10, 11,0.
Patria: Sula (Wallace leg.; aus der Wilson Saunders Samm-
lung, die Grose-Smith erworben hatte).
32. Mycalesis ita Felder, Wr. Ent. Monatsschr., VII, 1863,
S. 125; Reise „Novara“, III, 1867, Taf. 48, Fig. 8, 9, 9, Ober- und
Unterseite.
Mydosama ita Semper, Schmett. Phil., 1887, S. 54, Taf. 10,
Fig. 7 d, Fig. 8 9; 8. 35, Fig. 12 Z’, Adernetz.
1
65
H. Fruhstorfer.
Die bisher bekannten Formen von ifa Felder betrachtete ich
entgegen Sempers Ansicht, 1. e., 8. 54, als zu einer Spezies ge-
hörig, weil sich sowohl in der Zeichnung als bei den Duftapparaten
verbindende Zwischenstufen von der einen zur anderen Inselform
ergeben.
Die Rassen der Nord-Philippinen bleiben heller als jene der
Mindanao-Gruppe.
[4
di.
d.
Wir kennen bisher:
. Duftpinsel schwarz.
%
Duftschuppen der Submarginale der Vorderflügelunterseite rot-
braun.
ita sta Felder. Luzon, Babuyanes, Bohol.
ita subspee. Guimaras, 0‘, 9, „differiert von jenen von Luzon,
aber nicht gut genug erhalten, um eine neue Art zu
begründen“. Semper, 1. ce.
. Duftschuppen dunkelgrau.
ita Felderi Butl.
(Mye. Felderi Butl., Catal. Satyr. Brit. Mus., 1868, p. 144,
Pl. IIE, Fig. 5, d. — Semper, 1. c., 8.54. — Fruhst.,
Berl. Ent. Zeit., 1900, S. 11.)
Patria: Mindanao, Siargao (Semper), Bazilan (J’, 9,
Coll. Fruhst.).
. Duftschuppen hellgrau.
Mycalesis ita jolana nov. subspee.
Die neue Lokalrasse stellt die primitivste ita-Form dar.
Der Schuppennapf an der Submarginale der Vorderflügel-
unterseite ist kaum zu erkennen, flach und mit hellgrauen
Schuppen belegt.
c'. Oberseite lichter grau als bei Frelderi von Bazilan,
Analozellen der Vorderflügel von einem proximal breiteren
und lichteren Streifen umgeben. Ozellen heller rötlichgelb
geringelt.
Unterseite: Abgesehen vom schwärzlichen Apikalteil
eicentümlich fein hellgrau, ohne jeden gelblichen Farbenton,
den alle übrigen ita-Formen aufweisen.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 169
Diese überaus zierliche Rasse entdeckte Waterstradt
auf den Jolo-Inseln.
b) Duftpinsel der Hinterflügel gelblich.
Duftschuppen rotbraun.
ita palawensis Fruhst.
(Mydosama Felderi palawensis Fruhst., Berl. Entom.
Zeit, 2900, 8. 11.)
Patria: Palawan (d', 9, Coll. Fruhst.).
33. Mycalesis anapita Moore, Cat. Lep. E. I. C., 1557, p. 232.
— Distant, Rhop. Malay., 1886, p. 418, Pl. 39, Fig. 5. — Martin,
Butt. Sumatra, 1895, p. 380; „Iris“, 1895, S. 245. — Hagen, Berl.
Ent. Zeit., 1892, 5.144. Banka. — Snellen, T.v. Ent., 1890, p. 287.
Sumatra (?) (Moore), Malaiische Halbinsel, Borneo; Nord- und
Süd-Borneo (Coll. Fruhst.), Banka (Hagen), Billiton (Snellen).
34. Mycalesis marginata Moore.
Mydosama margınata Moore, Trans. Ent. Soc., 1551, p. 317.
Martin, Butt. Sumatra, p. 380; „Iris“, 1395, S. 249.
Mit zwei Lokalrassen:
marginata marginata Moore. Sumatra, 3 d', 2 9, Montes Battak.
marginafa pitana Stdgr., „Iris“, IX, 1896, S. 230. — Shel-
ford, J. R. As. Soe., 1904, Nr. 14, p. 94—95. — Nord-Borneo, C, 9,
Kina-Balu (Coll. Fruhst.).
85. Mycalesis patnia Moore.
(Literatur bei Bingham, Fauna India, 1905, p. 66, Pl. I,
one)
Staudinger, Exot. Schmetterl., 1888, S. 230, Taf. 82, d. —
Manders et De Nicev., Journ. As. Soc. Beng., 1899,
p- 183.
Diese reizende Spezies ist zweifellos die zierlichste der be-
kannten Mwycalesis. Duftapparate ete. wie bei ia. Das Andro-
konienbecken der Hinterflügel enthält tiefschwarze Schuppen.
Zwei Subspezies, die bisher ständig als „Spezies“ betrachtet
wurden, trotzdem sie nur durch leichte Färbungsanomalien differiren.
a) patnia patnia Moore, 15857. Ceylon, Mai 1559 (Fruh-
storfer leg.).
170 H. Fruhstorfer.
b) patnia junonia Butler, 1865. (Vide Bingham, Fauna
Indsa, 1. e;, "Pl. Red27)
Patria: Süd-Indien, Karwar, 2 d, 19 (Coll. Fruhst.).
Patnia ist nach Manders (l. ec.) auf Ceylon gemein, weit ver-
breitet und steigt zu bedeutenden Höhen empor; wurde rings um
Kandy am häufigsten beobachtet.
Die Saisonformen sind streng geschieden; die Regenzeitform
sehr dunkel, besonders auf der Unterseite.
36. Mycalesis Moorei Felder, Reise „Novara“, 1867, 8. 502,
Taf. 67, Fig. 9. — Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1896, S. 300.
Indalasa Moorei Moore, Trans. Ent. Soe., 1880, p. 166; Lep.
Ind., p. 223.
Diese aparte Spezies ist bisher als ausschließliche Bewohnerin
von Java bekannt, wo ich sie zudem nur im Osten der Insel bis
etwa 2000° Meereshöhe antraf.
Moorei gehört zu den Waldbewohnern, geht aber auch ge-
legentlich in Kaffeegärten, besonders während der Regenzeit, wenn
in diesen das Unkraut reichlich wuchert.
Auf Moorei basierte Moore sein Genus „Indalasa“, das von
Calysisme de facto durch nichts differiert.
Die Vorderflügel zeigen unterseits am Analrand der Flügel-
basis einen mit grauen spezialisierten Schuppen belegten, proximal
spitzen, distal verbreiterten länglichen Fleck. Das Androkonien-
becken hat die Größe wie bei mineus L. und ist mit schwärzlichen
Schuppen gefüllt.
Hinterflügeloberseite mit relativ großem Androkoniennapf, der
sraubraune Schuppen enthält, über die ein dünner, gelblicher, weißer
Strahlhaarpinsel hinwegragt.
Von Moorei erscheinen zwei recht gut unterschiedene Saison-
formen, nämlich:
«. forma temp. pluv. Moorei Felder, wie sie deren Autor ab-
bildet, mit einer großen und 2—3 kleinen Ozellen der Vorder-
flügel und sieben deutlichen Ozellen der Hinterflügelunterseite, und
ß. forma temp. sice. kolita nova.
Unterseite: Distalsaum aller Flügel lichter, Ozellen der Vorder-
flügel fallen entweder völlig aus oder sind zu Punkten reduziert.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. rt
Distalsaum der Oberseite namentlich beim 9 stark aufgehellt.
Patria: Ost-Java.
37T. Mycalesis fusca Felder.
Dasyomma fuscum Felder, Wiener Entom. Monatssehr., 1360,
S. 401.
Mydosama fusca Moore, Trans. Ent. Soe., 1550, p. 170; „Iris“,
1895, S. 244; Lep. Ind., p. 223.
Martin, Butt. Sumatra, 1895, p. 350. Häufig im Walde und
am Fuße der Berge, auch in der Ebene nahe den Flüssen.
Hagen, Berl. Ent. Zeit., 1892, S. 144. Banka.
Myc. margites Hew., l. c., V, Myec., 1874, Pl. 9, Fig. 59.
Vier Subspezies:
a) fusca fusca Felder mit «. 9 forma macularia Fruhst.
In West-Sumatra kommen neben fusca-Weibehen, wie sie
Distant, Rhop. Malay., Pl. 5, Fig. 1 abbildet, auch 9 vor, bei
denen die Ozellen der Hinterflügeloberseite namentlich distalwärts
von einem breiten, rotbraunen Saum umgürtet sind (9 forma macu-
larıa m.).
Patria: Umgebung von Padang; malaiische Halbinsel, Banka.
b) fusca diniche Hew.
Mye. diniche Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862, Pl. 4, Fig. 23;
J. L.S. Z., VIII, 1865, p. 146.
Javanische fusca sind kleiner als typische Exemplare von der
Malaiischen Halbinsel und auf der Unterseite der Vorderflügel dunkler,
auf jener der Hinterflügel viel heller.
Die Hinterflügel weisen namentlich zu beiden Seiten der
Ozellen eine breitere und heller rotbraune Besäumung auf.
Patria: Java, Palabuan, Januar 1892, 4 d (Fruhst. leg..).
Diniche ist selten auf Java und wurde von mir nur in den
Wäldern am Südstrande beobachtet. Aus Ost-Java bekam ich die
Art nie zu sehen. Das 9 ist mir unbekannt geblieben.
Kirby, Catalogue, 1872, p. 92, sowie Distant und Moore
haben Unrecht, wenn sie diniche als Synonym zu Mycalesıs fusca
Felder ziehen, weil diniche aus Java, fusca von Malakka beschrieben
ist und beide sehr verschieden sind.
In H. Fruhstortfer.
c) fusca adustata Fruhst., Soe. Ent., 1. Sept. 1906, p. 81.
Die Nordborneo-Form hat sich am weitesten vom nomenklato-
rischen Typus entfernt und fällt im c’ durch den rotbraunen, beim
9 durch den hell gelblichgrauen Farbenton der Flügeloberseite auf.
Die Unterseite ist gleichfalls aufgehellt, namentlich auch in
der Basalhälfte der Flügel, die hell gelbbraun ist, anstatt schwärzlich
beschuppt wie bei den übrigen Formen der Sunda-Inseln.
Die rotbraunen Längsbinden der Hinterflügel schmäler als bei
fusca Felder von Malakka, alle Ozellen, namentlich auch jene im
Analwinkel der Vorderflügel sehr viel größer.
Patria: Lawas, Nord-Borneo (A. Everett leg.), 9, 2 (Coll.
Fruhst.).
d) fusca musculus Fruhst., Soc. Ent., 1. Sept. 1906, p. 31.
Mye. margites Kheil, Rhop. Nias, 1884, p. 19. |
Die Nias-Form von fusca schließt sich (wie dies auch schon
bei anderen Arten wiederholt konstatiert wurde) mehr der java-
nischen Rasse an, als jener von Sumatra.
Musculus ist noch etwas kleiner als diniche Hew. von Java,
die Oberseite heller grauschwarz, was namentlich beim 9 auffällt.
Die Unterseite des 0’ erinnert an diniche, erscheint jedoch
noch etwas heller und gleichmäßiger rotbraun gefärbt.
Die rotbraune Einfassung der Hinterflügelozellen ist erheblich
schmäler, dafür verbreitern sich namentlich beim 9 die hell gelb-
grauen Ringe, welche die Ozellen umschließen.
Musculus ist des weiteren dadurch charakterisiert, daß alle
Ozellen größer erscheinen als bei Sumatra- und Java-Exemplaren.
Namentlich vergrößert sich die Analozelle der Vorderflügelunterseite.
Patria: Nias, 2 0,1 9 (Coll. Fruhst.).
38. Mycalesis orseis Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862,
Bis 4:Fis.,55:6:
Bingham, Fauna India, 1905, p. 56.
Suralaya orseis Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 159; Lep.
Ind., p. 217—219, Pl. 73.
Martin, Butt. Sumatra, 1895, p. 378; „Iris“, 1895, S. 241.
„Ein echter Schmetterling des Hochwaldes mit blauem
Schimmer auf der Flügeloberseite, wie er so vielen Wald-
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 175
schmetterlingen in hohem oder geringerem Grade zu
eigen ist.“
Örseis ist die einzige Mycalesis mit blauem Schimmer auf der
Flügeloberseite der Z‘, der sich jedoch nur bei frischen Exemplaren
zu konservieren scheint. Stücke, die 15 oder 20 Jahre in den
Sammlungen stecken, verlieren ihn.
Distant hat, Rhop. Malay., Pl. 5, Fig. 4, ein frisches d’ als
nautilus Butler abgebildet.
Mein Material reicht nicht aus nachzuweisen, daß die malaiische
Rasse von der sumatranischen differiert, wie ich glaube, und was
später, wenn genügend 9 vorliegen, leicht zu konstatieren sein wird.
Differieren die beiden Lokalformen, so haben wir:
orseis orseis Hew. Sumatra.
orseis nautilus Butl. Perak bis Tenasserim und Naga-Hills.
orseis borneensis Fruhst., Soe. Ent., 1906.
(Suralaya orseis Shelford, R. A. Soe., 1904, p. 95.)
Patria: Nord- und Süd-Borneo, 4 c’, 3 9 (Coll. Fruhst.).
Borneo-orseis schillern lebhafter und viel heller violett als
typische orseis Hew. von Malakka und Sumatra.
Der eigentümliche schwarze Duftfleck der Hinterflügel ist viel
kleiner und besteht aus zwei fast völlig isolierten Makeln, die bei
orseis breit zusammenfließen.
Die Flügelunterseite ist farbenreicher, alle Linien und Binden
prägnanter, die Ozellen erheblich kleiner. Die Basalhälfte aller
Flügel verwaschen und hellgelb anstatt graubraun.
orseis orsina Fruhst., Soe. Ent., 1. September 1906, p. 81.
(Mye. orseis Kheil, Rhop. Nias, 1854, p. 19.)
d. Oberseite: Intensiver violett als Exemplare aus Sumatra
und Malakka, ohne jedoch ebenso intensiv zu glänzen als orseis
borneensis Fruhst.
Unterseite: Alle Ozellen größer als bei den übrigen orseis-
Rassen, fast ebenso groß als bei Myc. dohertyi Elwes. Die Median-
binde aller Flügel breiter, die Ozellen jedoch schmäler grau um-
randet als bei orseis Hew.
Basalhälfte aller Flügel rot- anstatt schwarzbraun, wie bei
den Sumatranern, mehr an borneensis Fruhst. von Borneo erinnernd.
174 H. Fruhstorfer.
Die subbasale, schwarze, gekrümmte Linie aller Flügel viel dünner,
kaum noch zu erkennen.
Patria: Nias, d, © (Coll. Fruhst.).
orseis flavotincta Stdgr., „Iris“, 1889, S. 36—37. Palawan.
orseis nov. subspec. Süd-Celebes.
(Mye. nautilus Holland, Pr. Boston Nat. Hist. Soc., 1890, p. 57,
cd’, @ [Doherty leg.].)
Orseis mit ihren Zweigen schließt sich eng an „Calysisme“
an. Die 0 zeichnen sich aus durch einen relativ großen submargi-
nalen Duftfleck von spezialisierten schwarzen Schuppen zwischen
den Medianen der Hinterflügel, wie er bei keiner anderen asiatischen
Art vorkommt.
Der Androkoniennapf der Vorderflügelunterseite erinnert in
der Größe an visala Moore, ist bei frischen Stücken mit tiefschwarzen
Schuppen gefüllt, die sich bei alten Exemplaren ins Bräunliche ver-
färben. Das Becken der Hinterflügeloberseite ist peripherisch rot-
braun behaart, darüber ein sehr langer, tiefschwarzer Haarpinsel.
39. Mycalesis maianeas Hew., Exot. Butt., II, 1864, p. 57,
Mye., Pl.5, Fig. 27, 28, 0.
Distant, Rhop. Malay., 1882, p. 48, Pl. 7, Fig. 4, 9.
Satoa maianeas Moore, Tr. Ent. Soc., 1880, p. 157; Lep. Ind.,
1890, p. 223.
Shelford, R. A. Soc., 1904, p. 93.
Patria: Malaiische Halbinsel (Hewitson, Distant), Borneo,
9,29 (Coll. Fruhst.).
maianeas maia De Nie£ville.
Myec. (Satoa) maia De Nieeville, J. A. S. B., 1894, p. 1, Pl. 7,
Fig. 1, 2.
Martin, Butt. Sumatra, 159, p. 378.
Patria: Nordost- und West-Sumatra (Coll. Fruhst.).
matameas subspec.
M. maianeas Hagen, Berl. Ent. Zeit., 1592, S. 143.
Patria: Banka.
Neben oroatis Hew. die sexuell am luxuriantesten ausgestattete
Spezies des makromalaiischen Archipels.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 175
Das Speculum der Hinterflügel ungemein groß, Kostalrand
stark konkav ausgebogen. Haarpinsel weißlich, Androkonienbecken
tief, schmal weiß beschuppt.
Vorderflügel an der Submarginale mit einer blanken Fläche,
darüber ein gelblicher Duftpinsel.
Unterseite mit großem hReibefleck und mehlfleckartiger An-
sammlung weißgelber Schuppen an der Submarginale.
40. Mycalesis janardana Moore, Catal. Lep. Mus. E. I. C.,
1557, p. 234. Java.
Martadanda janardana Moore, Trans. Ent. Soc., 1850, p. 169
partim; Lep. Ind., 1890, p. 223 partim.
Mye. janardana Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1896, S. 300. Java.
De Nieeville, Journ. As. Soc. Beng., 1898, p. 677. Balı.
Myc. janardana Snellen, Lep. Kangean, T. v. E., 45, p. 76.
Kangean.
Fürbringer, Semons Forschungsreisen, Jenaische Denk-
schriften, VIII, S. 255. Buitenzorg.
Die Namenstype dieser Art kommt nur in Java und Bali vor,
ist allenfalls auch noch aus Bawean zu erwarten, da sie von Kangean
schon registriert ist. Janardana fühlt sich besonders heimisch im
Osten von Java, wo sie in den Kaffeegärten von der Ebene bis
ca. 4000° hinauf geht.
Janardana mit ihren Ausläufern ist wohl die am leichtesten
zu erkennende Mycalesis, sie steht unter ihren indischen Verwandten
ganz isoliert, indem die Hinterflügel kostalwärts zwei getrennt
stehende basale gelbe Duftbüschel tragen, während die übrigen
Spezies nur einen solchen aufweisen.
Mycalesis janardana opaculus nov. subspee.
Mye. janardana Westw., Proc. Zool. Soe., 1358, p. 474. Sangir.
Mye. janardana var. megamede Holl., Proc. Bost. Soc., 1890,
p-. 57.
Mye. janardana var. Rothsch., „Iris“, 1892, S. 433.
Myec. janardana Shelf. pro parte, R. As. Soc., 1394, p. 94.
(Hose leg.)
Mye. megamede Semper, Schmett. Philipp., 1856, S. 53—54.
Makassar, Tombugu.
176 H. Fruhstorfer.
Myc. megamede De Niceville, Journ. As. Soc., 1895, p. 380.
Sumatra ex errore, Celebes.
Myec. megamede Pagenst. pro parte, Frankfurt, 1897, S. 407.
Minahassa.
Celebes wird von einer distinkten Lokalrasse von janardana
Moore bewohnt, die nahezu von 10 Autoren bereits erwähnt, aber
stets verkannt wurde. Die Celebes-Form entfernt sich von der
javanischen janardana Westw. und megamede Hew. von den Mo-
lukken so erheblich, daß sie schon längst einen Namen verdient
hätte, als welchen ich nun opaculus einführe.
Opaculus ist unterseits auf der Basalhälfte aller Flügel reicher
und heller grau gesprenkelt als bei den westlicheren Rassen. Die
Ozellen der Hinterflügel sind etwas kleiner als bei megamede, größer
als bei sapitana und janardana und heller grau als bei diesen
letzteren umsäumt.
Die Medianbinde aller Flügel ist breiter, des weiteren sind
die Ozellen (innerhalb der grauen Ringe) heller gelbrot geringelt.
Von megamede Hew. differiert opaculus durch den grauen an-
statt rotbraunen Anflug der Flügelunterseite und das Fehlen der
gelblichen Antemarginallinien der Hinterflügeloberseite.
Patria: Nord- und Süd-Celebes, Salayer (Fruhst. leg.).
Mycalesis janardana sapitana nov. subspee.
[Mye. (Martanda) janardana Frubst., Berl. Ent. Zt., 1897, 5. 4.]
Die Lombok-Form ist unterseits farbensatter, dunkler als opa-
culus Fruhst. und janardana Moore.
Unterseite: Medianbinde und Ozellen prägnanter, Ozellen
dunkler rotbraun und außen heller intensiver grau geringelt. Die
grauen Ringe werden häufig spitz und die Spitzen verfließen ähnlich
wie bei vielen Sumatra-Exemplaren mit der grauen Antemarginallinie.
Patria: Lombok, Sapit, ca. 2000‘, Mai, Juni 1896, 5,19
(Fruhst. leg.).
Mycalesis janardana sagittigera nov. subspec.
(Martanda janardana Martin et De Nieeville, Butt. Sumatra,
1895, p. 350. — Martin, „Iris“, 1895, S. 243—244.
Eier, Raupe, Puppe.)
Distant, Rhop. Malay., 1832, p. 54, Pl. 5, Fig. 2.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 177
Sumatra-Exemplare sind größer als Javanen. Die Ozellen und
die Medianbinde der Unterseite größer und breiter. Die Antemarginal-
linien prominenter. Die Ozellenumringelung noch ausgesprochener
pfeilförmig-spitz und verschmilzt mit den Antemarginallinien.
Patria: Nordost- und West-Sumatra, 10 0’, @ (Coll. Fruhst.),
malaiische Halbinsel (Distant), Banka (Hagen, Berl. Ent. Zeit.,
1892, 8. 144).
Mycalesis janardana baluna nov. subspee.
Nach Shelford, Journ. R. As. Soe., 1904, p. 94, selten in
Borneo, bisher nur zwei Exemplare von Kina Balu bekannt.
Mein d und 9 ist von Staudinger 1899 gekauft und differiert
durch die bedeutendere Größe sofort von allen Verwandten. Die
Oberseite des J' ist lichter grauschwarz.
Unterseite: Medianbinde schmäler als bei Sumatranern, Ozellen
erheblich kleiner, Pupille sehr klein, kaum merklich rotbraun, aber
sehr breit und hellgrau umringelt.
Patria: Nord-Borneo.
Mycalesis janardana besina nov. subspee.
Besina vermittelt den Übergang von megamede der Molukken
zu opaculus von Celebes.
Oberseite: Grundfarbe dunkel schwarzbraun mit obsoleteren,
antemarginalen Linien aller Flügel.
Unterseite: Grundfarbe gelblichgrau, weder rotbraun wie bei
megamede, noch grau wie bei opaculus.
Distaler Saum der schwarzen Medianbinde schmäler, Ozellen
der Vorderflügel kleiner, je drei durch eine graue Umsäumung
vereinigt.
Patria: Sula-Besi (ex coll. Staudinger).
Von janardana kennen wir folgende Abzweigungen:
Janardana micromede Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1900, S. 11. Min-
danao, Bazilan.
5 megamede Hew. Type von Ternate (1 J', Coll. Fruhst.).
Halmaheira, Batjan.
13 besina Fruhst. Sula-Besi.
„ opaculus Fruhst. Celebes, Saleyer.
bs sapitana Fruhst. Lombok.
Z.B. Ges. 58. Bd. 12
178 H. Fruhstorfer.
jJanardana janardana Moore. Java.
5 sagittigera Fruhst. Sumatra, malaiische Halbinsel,
Banka.
2 baluna Fruhst. Borneo.
41. Mycalesis dexamenus Hew.
Myc. dexamenus Hew., Exot. Butt., III, 1862, p. 83, PI. 3,
Fig. 17, 13; J. Linn. Soe., VIII, p. 146. — Butler, Cat.
Satyr. B. Mus., 1868, p. 142. Celebes. — Pagenstecher,
Kükenthals Ergeb., 1897, S. 408 partim.
Lohora dexamena Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 175. Ton-
dano.
Mye. dexamenus (!) Staudinger, Exot. Schmett., 1838, S. 230.
Diese der celebischen Region eigentümliche Art zerfällt in
vier Lokalrassen:
a) dexamenus dexamenus Hew.
Type aus Tondano, von Wallace gesammelt.
Exemplare aus Toli-Toli machen bereits einen wesentlich dunk-
leren Eindruck als solche der Minahassa und noch düsterer, mit
oberseits tiefer braunroten Hinterflügeln präsentieren sich solche
von der Insel Lembeh.
Dexamenus zählt zu den echten Waldschmetterlingen und wird
ebenso wie die übrigen gelben Celebes-Mycalesis leicht zur Beute,
wenn Bananenköder längs Bachläufen an besonders schattigen
Stellen des Urwaldes ausgelegt werden. Die koketten Falter sitzen
dann in ihren für Mycalesiden auffallend liehten Gewändern einzeln
oder zu zweien auf den Früchten, an denen sie so gierig saugen,
daß sie nur selten die Annäherung des Jägers bemerken.
Mir fielen auf diese Art mehrere 100 zur Beute.
Patria: Minahassa (Wallace), Toli-Toli, November, Dezember
1895 (Fruhst. leg.), 2 d', 1 9, Insel Lembeh, ex Museo Dresden.
b) dexamenus dinon Hew.
Mye. dinon Hew., l.e., 1864, p. 88, Pl.5, Fig. 31, Makassar;
J. Linn. Soe., VII, p. 146. — Butler, 1. e., p. 142.
Öelebes.
Holland, Proe. Bost. Soe. Nat. Hist., 1890, p. 57. Pare-Pare.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 179
Rothschild, „Iris“, 1892, S. 433. Süd-Celebes.
Lohora dinon Moore, 1. e., p. 175—176. Makassar.
Wegen der breiten, hellgelben diskalen Region der Vorder-
flügel galt diese Lokalform bisher stets als besondere Art.
Ich traf sie bis 3000° Höhe und glaube, daß dinon das ganze
Jahr über fliegt.
Patria: Makassar (Wallace), Patunuang, Januar 1896 und
Lompa-Battan, 3000’, März 1896 (Fruhst. leg.).
c) dexamenus transiens nov. subspec. (Taf. I, Fig. 2, 9.)
Mye. dexamenus Pagenst., 1. e., S. 403 partim. Douggala.
Diese eigentümliche Form kombiniert in sich die Charaktere
von dexamenus von Nord-Celebes. auf der Flügeloberseite und von
dinon Hew. von Süd-Celebes auf der Flügelunterseite.
Die Oberseite differiert von dexamenus durch das etwas hellere,
proximal schärfer abgesetzte, apikale Schwarz der Vorderflügel, in
dem sich die schwarzen Ozellen deutlicher als bei dexamenus mar-
kieren.
Die Hinterflügel erscheinen um weniges heller; bei flüchtiger
Betrachtung können transiens und dexamenus oberseits leicht ver-
wechselt werden.
Mit dinon Hew. von Süd-Celebes besitzt transiens auf der
Flügeloberseite keinerlei Analogien, weil die bei dinon so mar-
kante breite, hellgelbe subapikale Schrägbinde der Vorderflügel
gänzlich fehlt.
Die Hinterflügel von transiens sind zudem von hellgelber an-
statt wie bei dinon von schwärzlicher Grundfarbe.
Die Unterseite von transiens harmoniert dagegen so voll-
kommen mit dinon, daß sich nur wenige wesentliche Unterschiede
hervorheben lassen.
Bei dinon ist nämlich der rotbraune proximale Halbmond von
der unteren Ozelle durch einen 4 mm breiten gelblichen Hof ge-
trennt, bei Zransiens dagegen kaum 2 mm entfernt. Bei typischen
dexamenus von Nord-Celebes verringert sich die Distanz noch mehr
und der Ozellenhof nimmt eine violette (anstatt gelbe) Färbung an.
Transiens differiert dann des weiteren noch von dinon durch
den dunkleren Anflug am Kostalsaum der Vorderflügel, die etwas
12%
180 H. Fruhstorfer.
“ breitere braune Medianbinde und die weniger scharf gezackte in-
nere antemarginale Wellenlinie der Hinterflügel.
Dinon und transiens besitzen gemeinsame Sekundär-Sexual-
charaktere, durch welche sie sich von dexamenus von Nord-Celebes
entfernen.
Beiden gemeinsam ist ein schmaler tiefschwarzer Schuppen-
fleck nahe der Basis auf der Subkosta der Hinterflügeloberseite,
der distal vom gelblichen Duftpinsel sich bettet und der bei dexa-
menus von Nord-Celebes fehlt, ebenso bei der verwandten ophthal-
micus Westwood, bei Haasei Röber von Banggai aber wieder vor-
handen ist.
Von ophthalmicus Westw., der tramsiens unterseits etwas ähnelt,
ist iransiens durch das Fehlen einer postmedianen roten Querlinie
durch die Vorderflügelunterseite leicht zu unterscheiden.
Patria: Donggala und Tawaya, August, September (Doherty
leg.), 2 0, 4,9 (Coll. Frubhst.).
Aus Celebes sind somit bisher drei dexamenus-Zweige bekannt:
a) dexamenus dexamenus Hewitson. Nordarm.
b) u transiens Fruhst. Zentraler Teil.
c) 4 dinon Hewitson. Südarm.
Die drei Rassen insgesamt bilden eine „Individuengruppe“
im Sinne Jordans!) oder eine „Formenkette“ nach der Bezeichnung
der Drs. Sarasin,?) die analoge Fälle bei den Konchylien von Ce-
lebes nachgewiesen haben.
Dexamenus in ihrer Verbreitung auf der Insel lieferten neues
Beweismaterial für die Tatsache, daß Celebes häufig von drei Rassen
einer Art bewohnt wird, was ich (Berl. Ent. Zeit., 1899, S. 50) für
eine Clerome, Stettiner Ent. Zeit., 1899, S. 150, für Euploeen ete.
konstatierte.
Die Mutationsfähigkeit der Duftflecke bei dexamenus bildet
eine weitere Ergänzung des bei malsara, mausonia und annamitica
Fruhst. Gesagten. Auch hier ist wieder der springende Punkt die
!) Der Gegensatz zwischen geographischer und nicht geographischer
Variation. Zeitschrift für wissensch. Zoologie, S. 161. Leipzig, 1905.
?) Geologische Geschichte der Insel Celebes auf Grund der Tierverbrei-
tung, 1901, 8. 4.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 181
Variabilität der Duftorgane innerhalb einer Spezies und Begründung
der Modifikationsmöglichkeit durch geographische, respektive klima-
tische Ursachen. Progression der Duftapparate in regenärmeren!)
und Reduktion derselben in feuchten?) Landstrichen.
Mycalesis tilmara Fruhst. (Taf. I, Fig. 5, d‘.)
Mye. tilmara Fruhst., Soc. Ent., 1. Oktober 1906, p. 97—98.
cd. Grundfarbe hell orangegelb, ähnlich jener von Myc. oph-
thalmicus Westw. von Celebes. Vorderflügel mit einem (ähnlich wie
bei dinon Hew.) breiten, schrägen, schwarzen Apikalfleck, der pro-
ximal zwischen der mittleren und unteren Mediane etwas aus-
gebuchtet ist, im apikalen Teil sich bis auf 2 mm der Zelle nähert
und sich im Analwinkel unter M 3 plötzlich verschmälert.
Von der Unterseite schlagen zwei schwarze weißgekernte
Özellen durch.
Hinterflügel mit zwei schwarzen Antemarginallinien. Die Basis
etwas dunkler.
Unterseite: Ziemlich gleichmäßig rotgelb mit deutlichen braun-
roten Medianbinden und einem auffallend hellgelben Halbmondfleck
innerhalb der unteren Vorderflügelozelle. Zwei schwarze und eine
proximale rotbraune Wellenlinie.
Özellen wie bei dexamenus Hew. von Nord-Celebes, nur etwas
kleiner und heller braun geringelt.
Die rotbraune Medianbinde der Hinterflügel schmäler als bei
dexamenus. Grundfärbung rötlichgelb anstatt schwärzlichbraun und
der Hof der analen Vorderflügelozelle doppelt so breit und lebhaft
hellgelb.
Duftapparat der Hinterflügel ähnlich wie bei dexamenns, der
Reibefleck etwas größer, heller, Strahlhaarpinsel hellgelb anstatt braun.
Tilmara ist etwas kleiner als dexamenus und wenn sich Über-
gänge finden auf den Inseln zwischen Celebes und Sangir, kann
sie später als Subspezies mit dewamenus vereinigt werden.
Patria: Sangir, 1 C (Coll. Fruhst.).
') Süd-Celebes mit trockenem Klima, deshalb lichte Wälder, deren Baum-
vegetation häufig von Grassavannen unterbrochen wird.
*”) Nord-Celebes mit nassem Klima und echt tropischem und zusammen-
hängendem Urwald, der fast immer vom Regen trieft. Im Süden die hellen,
im Norden die dunklen Formen.
182 H. Fruhstorfer.
42. Mycalesis ophthalmica Westw.
Messaras ophthalmica Westw., Trans. Ent. Soc., 1888, p. 473,
Pl. XV, Fig. 3. Talisse-Insel.
Lohora dinon ophthalmica Fruhst., Stettiner Ent. Zeit., 1898,
S. 269.
Diese als „Messaras“ beschriebene Spezies schließt sich durch
ihre Sekundär-Geschlechtsauszeichnungen eng an dexamenus und
Haasei an und besitzt gemeinsam mit diesen ein schmales matt-
glänzendes Androkonienfeld der Hinterflügeloberseite, das von einem
dünnen Duftpinsel überdeekt wird.
Auf den Vorderflügeln fehlt beiderseits jede Geschlechtsaus-
zeichnung. Durch unipupillata Fruhst. von Ost-Celebes wird oph-
thalmicus mit Haasei Röber verbunden, besonders durch die gleich-
artigen Zeichnungsanlagen der Hinterflügelunterseite und die helle
Gesamtfärbung.
Patria: Talisse-Insel (Westwood), Insel Lambeh, Toli-Toli
(Coll. Fruhst.).
43. Mycalesis Haasei Röber, „Iris“, 1887, S. 195—194,
Taf. 8, Fig. 6.
Geschlechtsauszeichnung wie bei dexamenus transiens Fruhst.
Androkonienfleck der Hinterflügeloberseite etwas schmäler.
Zwei Subspezies:
Haaset Haasei Röber. Bangkai.
Haasei unipupillata Fruhst.
Lohora dinon unipupillata Fruhst., Stettiner Ent. Zeit., 1898,
S. 265—266.
Viel heller als Haasei, Submarginalbinden der Hinterflügel-
unterseite stärker gewellt. Die Oberseite der Flügel zeigt große
Ähnliehkeit mit ophthalmieus Westw.
44. Mycalesis deianira Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862,
E15, ‚Hio.at2,
Mye. dejanira Stdgr., Exot. Schmett., 1888, S. 230.
Me. dora ‚Hew., Le. 1865.22. 5, Text.
Lohora deianira Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 176.
Myec. pandaea Hopffer, Stett. Ent. Zeit., 1574, S. 39.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 183
Physcon pandaea De Nie£ville, Journ. Beng. Nat. Hist. Soe.,
1898, p. 134 partim.
Über dieser Art schwebt ein Unstern. Schon Hewitson, der
das 9 abbildete, gab ihr zwei Namen, während Hopffer 1874 das
d' für eine neue Spezies ansah, dieses als „pandaea“ beschrieb und
dadurch wiederum die Synonymie bereicherte. An der Hand der
Hewitsonschen Type kreierte ich selbst in London eine Lokal-
form als deianirina und übersah damals, daß Hopffer eine pandaea
publiziert hatte, konnte mich aber beim späteren Vergleich mit
Hopffers Type überzeugen, daß sich deianirina als eine wohlspe-
zialisierte Lokal- oder Zeitform neben pandaea halten läßt.
Im Sommer 1898 glaubte ich im Banne der Mooreschen
Mycalesis-Spaltungen diejenigen celebischen Mycalesis, die sich durch
einen stattlichen Haarbüschel an der Submarginale der Vorderflügel
hervortun, subgenerisch als Celebina abtrennen zu müssen.
Fast zu gleicher Zeit trug sich De Nie&ville in Caleutta mit
derselben Idee und gab ihr durch Kreierung seines „Subgenus
Physcon“ Ausdruck.
De Nieeville synonymierte zugleich leichthin deianirina mit
pandaea trotz der aufklärenden Mitteilung Franeis Herons vom
British Museum und bildete aus Versehen meine deianirina als
typische pandaea Hopffer ab, zugleich völlig außer acht lassend, daß
pandaea nur das d' zu deianira Hew. sei.
Wir haben es somit mit zwei Rassen, eventuell Formen zu
tun, und zwar:
deianira deianira Hew. Nord-Celebes, Tondano, 7, Q (Coll.
Fruhst.).
deianira deianirina Fruhst.
Mye. deianirina Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1897, 5. 117.
Physcon pandaea De Nieev., nee Hopffer, 1. e., p. 135, Pl. Y,
Fig. 9, d..
Patria: Toli-Toli, November, Dez. 1899, d, 9 (Fruhst. leg.).
Submarginallinien aller Flügel stärker gewellt. Vorderflügel
dunkler, Hinterflügel namentlich im Analwinkel heller, Hinterflügel-
unterseite mit vier anstatt drei Ozellen.
184 H. Fruhstorfer.
45. Mycalesis inga Fruhst.
Oelebina inga Fruhst., Stett. Ent. Zeit., 1898.
Eine stark verdunkelte rotbraune Rasse von größerem Habitus,
rundlicherem Flügelschnitt und unterseits viel breiteren, jedoch kaum
gewellten Submarginalbinden.
Patria: Sula-Besi, 2 J', 2 9 (Coll. Fruhst.).
46. Mycalesis erna Fruhbst. (Taf. I, Fig. 1, C.)
Celebina erna Fruhst., Stett. Ent. Zeit., 1898, 8. 264.
d. Vorderflügellänge 29 mm.
Oberseite: Grundfarbe der Flügel rötlichgelb in allen Ab-
stufungen, am hellsten im Medianteil der Vorderflügel, am dunkelsten
an der Basis der Hinterflügel. Basis der Vorderflügel ebenfalls
rötlichbraun angelaufen, ebenso die innere Begrenzung des intensiv
tiefschwarzen breiten Apikalbezuges, welcher etwas nach innen
ausgezackt, sich allmählich verschmälernd, nach dem Analwinkel zu
verläuft.
Hinterflügel mit schwärzlichem Kostal- und Marginalsaum,
zwei dünnen Submarginallinien und durchscheinenden Ozellen der
Unterseite, sonst zeichnungslos.
Ich fing von dieser hochaparten Art nur ein Exemplar auf
einem Baumblatte sitzend am Bua-Kraeng, Süd-Celebes, in 5000°
Höhe im Februar 1896.
47. Mycalesis aramis Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1866,
p. 91, Pl. 7, Fig. 43. — Butler, Cat. Sat. Brit. Mus., p. 129.
Nasapa aramis Moore, Trans. Ent. Soe., 1880, p. 176.
Nebdara aramis Semper, Schmett. Philipp., 1886, S. 55.
Aramis steht in der Zeichnungsanlage der Flügelunterseite
sehr nahe »ala Moore von Java, gehört jedoch wegen ihrer primi-
tiveren Sekundär-Sexualorgane zu einer ganz anderen Artenreihe.
Aramis trägt keinerlei Duftorgane auf der Vorderflügelober-
seite. Der Reibefleck der Unterseite ist schmäler als jener von
mineus, aber länger, und trägt in seiner Mitte nur einige kaum
sichtbare braune Schuppen, die ziemlich lose gelagert sind und
keinen kompakten Fleck bilden.
Der Duftspiegel der Hinterflügel ist lang, schmal und grenzt
oberhalb der Zelle an einen etwas schräg distal geneigten, tief-
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 185
schwarzen, langen Schuppenfleck, wie er bei keiner der bisher
bekannten indo-malaiischen Mwycalesıs existiert.
Der übliche Duftpinsel der Hinterflügel ist ziemlich dünn,
länger und dunkler als bei mineus.
d‘. Die Grundfarbe oberseits eigentümlich rotbraun, ähnlich wie
bei merops Grose-Smith und persa Grose-Smith von den kleinen
Sunda-Inseln. Zwischen den unteren Medianen steht eine mittel-
große schwarze, weißgekernte Ozelle. Auf den Hinterflügeln schlagen
zwei schwarze Punkte von der Unterseite durch. Die distale Flügel-
partie ist ein wenig heller als die basale Region.
Unterseite: Ähnlich »nala Moore, beide Flügel bis an die scharf
abgesetzte weißliche Submarginalbinde dunkel rotbraun, wie ein
Samtbelag.
Marginalzone bräunlich mit einer schwarzen antemarginalen
Zickzacklinie. Die Submarginalbinde, welche ähnlich wie bei nala
verläuft, weißlich mit etwas fleischfarbenem Hauche, kostalwärts
breiter, analwärts sich wenig verschmälernd.
Auf den Vorderfligeln zwei weiße Punkte, auf den Hinter-
flügeln eine Serie von sechs sehr kleinen Ozellen.
Patria: Luzon, 2 Cd’, anscheinend Bergform (Whitehaed leg.,
Coll. Fruhst.).
Moore hat für aramis ein eigenes Genus „Nasapa“ ge-
schaffen, das wie üblich auf Merkmale begründet ist, die eben aus-
reichen eine Art zu charakterisieren.
Semper, Schmett. Philipp., stellte aramis in die „Gattung“
Nebdara, zu der aramis auch nicht gehört, weil aramis bei Caly-
sisme eingereiht werden muß.
„Nebdara“ Moore an sich hat eine gewisse Berechtigung, weil
alle dazu gehörigen Spezies sich auf der Vorderflügelunterseite
separieren lassen durch gedrungene, kurze, mehr breite als lange
Reibeflecke, die stets aus zwei quadratischen Makeln bestehen,
lebhaft glänzen und keinerlei zentrale Schuppenhäufchen besitzen.
Diese Merkmale finden sich übrigens noch mehr ausgeprägt
bei mnasicles Hew., für welehe Moore bereits zwei Jahre früher
die „Gattung“ Culapa gegründet hat, so daß Nebdara (1880) als
Synonym mit Culapa (1878) vereinigt werden muß, wenn man
überhaupt die eine oder die andere Teilgattung anerkennen will.
186 H. Fruhstorfer.
48. Mycalesis bisaya Felder, Wr. Ent. Monatsschr., VII,
1863, S. 127.
Mye. Semperit Butler, Cat. Sat. Brit. Mus., 1868, p. 137, Pl. 5,
Fig. 7, &, Unterseite (wahrscheinlich Trockenform).
Mye. mareotis Hew., Exot. Butt., IV, Mye., 1873, Pl. 9, Fig. 58,
Q, Unterseite.
Nebdara bisaya Moore, Trans. Ent. Soc., 1880, p. 174.
Semper, Schmett. Philipp., Juni 1857, S.55, Taf. 11, Fig. 2,
d', Fig. 3, 9, Oberseite.
Patria: Luzon, Babuyanes.
bisaya samina nov. subspee.
cd‘, 9. Habituell größer als bisaya, Ozellen und Submarginal-
binden prominenter, Duftpinsel graubraun anstatt rötlich. Grund-
färbung der Flügeloberseite lichter braun.
Unterseite: Alle Ozellen größer, Distalpartie der Flügel auf-
gehellt, Antemarginalbinden fast weißgrau.
Patria: Mindoro, JS’, Q (Coll. Fruhst.).
49. Mycalesis tagala Felder, 1. e., S. 126; Reise „Novara“,
18675. Tar.. 07% JEie77,.8, 8%
Nebdara tagala Moore, 1. e.
Semper, 1. c., 8.56, Taf. 35, Fig. 13, Adernetz.
Patria: Luzon, Guimaras, Burias.
tagala semirasa!) nov. subspec.
Nebdara tagala var. a) Semper, Schmett. Philipp., S. 56.
Myec. bisaya Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1900, S. 11.
d‘. Basalhälfte aller Flügel lichter braun; Distalpartie aus-
gedehnter schwarz bezogen als bei Zagala aus Luzon und Palawan.
Q. Basalwärts noch heller als Sempers Fig. 3 (l. e., Taf. 11)
von bisaya aus Luzon, sehr helle Submarginallinien der Hinterflügel.
Unterseite: Dunkler als Mindoro- und Palawan-Exemplare,
fast schwarzbraun, mit stark gewellter, breiter dunkelbrauner Be-
srenzung der grauen Postmedianbinde. Antemarginalpartie aller
Flügel lichter grau als bei palawana und mindorana.
1) — halbgeschoren.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 187
Patria: Bazilan, d, 2 9 (Doherty leg., Februar, März 1898);
Bohol, Leyte, Mindanao (Semper).
tagala mindorana Frubhst.
Nebdara tagala mindorana Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1900,
S. 11—12.
Nebdara tagala var. b) Semper, 1. ce., S. 56, Taf. 11, Fig. 1,
d', 8. 328.
Mye. tagala var. bisalica Stgr. 1.1.
Patria: Mindoro, 1% (Coll. Fruhst.).
tagala palawana nov. subspec.
Mye. tagala Stgr., nec Felder, „Iris“, 1859, S. 37—38.
Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1900, S. 11.
Nebdara tagala Semper, 1. e., S. 328, nahe var. a) Semper.
Oberseite dunkler als bei semirasa Felder, mehr rötlich- als
gelbbraun.
Unterseite: Distalpartie stark verdüstert, C mit schwärzlich-
violetten anstatt weißen, © mit hellrot- anstatt schwarzbraunen
Medianbinden.
Özellen ober- und unterseits viel kleiner.
Patria: Palawan, 3 d, 19 (Doherty leg., Januar 1898).
Über die Arten der „Untergattung“ Nebdara herrscht noch
große Ungewißheit, verursacht durch das geringe Material, das bis-
her aus Europa kam.
Semper war geneigt, zwei Parallelspezies anzuerkennen:
bisaya Feld. und tagala Feld., die er durch die distale oder proxi-
male Stellung der Ozellen trennt. Mir erscheint es aber nicht ganz
ausgeschlossen, daß es sich nur um eine Spezies handelt, die in
wohl ausgeprägten Zeitformen auftritt. So liegen mir aus Mindoro
Mycalesis mit aufgehellter, lichtbrauner Flügelbasis, gelblichem Ab-
domen und schmalen Flügeln (tagala) sowie solche mit gleichmäßig
dunkler Grundfärbung, braunem Abdomen und rundlichen Flügeln
(bisaya) vor.
d. Duftpinsel der tagala-Reihe gelblich, der bisaya-Reihe
graubraun, konform der Grundfarbe. Die Submarginallinien der
Hinterflügeloberseite der bisaya-Serie heben sich deutlicher als bei
den tagala-Rassen ab.
188 H. Fruhstorfer.
Da auch meine 11 Exemplare von vier Fundorten keine genaue
Definition zulassen, ließ ich die Sempersche Artenverteilung be-
stehen, die ich in obiger Weise ergänzte.
50. Mycalesis amoena Druce, Proc. Zool. Soc., 1873, p. 339,
21.32, Bıc. 1’
Nebdara amoena Moore, Tr. Ent. Soc., 1850, p. 174.
Shelford, Roy. As. Soc., 1904, p. 95.
Patria: Nord-Borneo, Kina-Balu, 2 d', 19 (Coll. Fruhst.).
Bl. Mycalesis kina Stdgr., „Iris“, V, 1892, 8. 451.
Nebdara kina Shelford, 1. e.
Patria: Kina-Balu, 1 c’; Lawas, Nord-Borneo, 1’ (Coll. Fruhst.).
Kina Stdgr. ist ausgezeichnet durch einen grau beschuppten,
langen, schmalen, spitzen Duftstrich, der auf der Flügelunterseite
von der distalen Partie des Reibefleckes (von der Submediane an)
schräg nach unten in proximaler Richtung verläuft.
Amoena und kina, die sich unterseits eng an tagala an-
schließen, bringen ein philippinisches Element in die Borneo-Fauna
und könnten wohl über die Philippinen-Landbrücke nach Borneo
gelangt sein.
52. Mycalesis mnasicles Hew., Exot. Butt., III, Mye. V,
1864, Fig. 32—33, Cd’. Sumatra. — Martin et De Nicev., Butt.
Sumatra, 1895, p. 380. — Martin, „Iris“, 1895, S. 243; selten in
Wäldern und Pfeffergärten. — Shelford, J. R. As. Soc., 1904, p. 94.
Patria: Sumatra, d, 9, Süd-Borneo und Pontianak, 5 J’ (Coll.
Fruhst.).
Die kontinentale Rasse führe ich als:
Myc. mnasicles perna Fruhst. (Soc. Ent., p. 83, 1. Sep-
tember 1906) ein.
Myc. mnasicles Marshall et De Nieev., Butt. India, I, 1883,
p. 126, Pl. 16, Fig. 51; Distant, Rhop. Malay., 1886,
p. 417, Pl.38, Fig.5; Moore, Lep. Indiea, I, p. 199,
Pl. 67, Fig. 1—-1a, Cd, 9; Bingham, Fauna India, I,
p- 62.
Die genannten Autoren übersahen, daß Hewitsons Type aus
Sumatra eine rötlichgelbe Grundfarbe der Flügeloberseite aufweist,
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 189
während kontinentale Exemplare (wie dies Bingham ganz richtig
bemerkt) dunkel vandykbraun aussehen.
Außerdem sind die Vorderflügelozellen von perna mindestens
nochmal so groß als bei mmasicles, die rotbraunen Submarginal-
und Medianbinden der Flügelunterseite stärker gewellt und alle
Ozellen prägnanter.
Die Duftbüschel der Hinterflügeloberseite von perna setzen
sich aus braunen anstatt gelblichen Haaren, wie bei mnasicles, zu-
sammen, so daß sich perna als eine wohl abgegrenzte Subspezies
erweist.
Patria: Tonkin, Chiem-Hoa, August bis September 1900, d',
2 (Fruhst. leg.); Bhamo, Tavoy (Moore).
Nach Moore häufig am Salwin-Fluß in Ober-Birma. Nach
Bingham und Limborg fliegen sie in Tenasserim, wo sie eminent
selten und nur im April von 1000—5000° Höhe beobachtet wurden.
— Perak (Distant).
55. Mycalesis Duponcheli Gu£rin.
Zur Duponcheli-Gruppe zählen die prächtigsten Arten und
Formen des Papua-Gebietes, trotzdem fanden sie bisher nur wenig
Beachtung.
Die hierher gehörigen Formen lassen sich leicht erkennen
durch das helle, leuchtende Gelb der Hinterflügelunterseite, das von
einer prächtigen rotbraunen Binde durchzogen wird. Auch die
Hinterflügeloberseite erscheint breit orangegelb gesäumt und findet
die gelbe Region manchmal auch ihre Fortsetzung im Analwinkel
der Vorderflügel.
Die Duftapparate der Duponcheli-Reihe sind sehr einfach, die
Submarginale der Vorderflügeloberseite trägt gar keine Auszeichnung.
Der Reibefleck der Unterseite ist ungewöhnlich groß, lebhaft glänzend
und reicht bis an die Zelle; er zwingt sogar die Submarginalbinden
im Analwinkel zu einer distalen Ausbiegung, birgt aber keinerlei
zentrale Schuppenanhäufungen.
Die Hinterflügel tragen einen ziemlich großen Duftspiegel,
in welchem sich ein schmales, mit gelblichen Schuppen ausge-
fülltes Grübehen und neben diesem der übliche gelbliche Duftpinsel
befinden.
190 H. Fruhstorfer.
Wir kennen folgende Abzweigungen:
a) Duponcheli maforica Fruhst., Soc. Ent., p. 91, 15. Sep-
tember 1906. (Taf. I, Fig. 5, d'.)
Maforica differiert von Duponcheli Guer. aus Dorey in folgender
Weise:
Oberseite: Grundfarbe heller braun. Die orangefarbene Sub-
marginalbinde der Hinterflügel schmäler, die von ihr umschlossenen
Özellen größer, die schwarzen Marginalbinden erheblich breiter.
Unterseite: Alle Ozellen, namentlich jene der Vorderflügel,
sehr viel größer und dementsprechend mit breiteren gelbbraunen
Ringen, die auf den Hinterflügeln zu einer Binde zusammenfließen.
9. Kleiner, lichter und matter gelb, Submarginalbinde der
Hinterflügel prägnanter, die Ozellenringe ausgedehnter braun und
deshalb zusammenschmelzend.
Die rotbraune Medianbinde der Hinterflügel steiler, gerader
verlaufend, die Submarginalregion dunkler gelb.
Patria: Insel Mafor oder Mefor in der Geelvink-Bai, 5 d', 3 9,
Doherty leg. (Coll. Fruhst.).
b) Duponcheli roonia Fruhst., Soc. Ent., p. 91, 15. Sep-
tember 1906.
Der Satellitinsel-Charakter dieser Form ist noch deutlicher
ausgeprägt als bei maforica m.
Das Gelb der Oberseite aller Flügel reduziert, dunkler.
Unterseite: Die rotbraune Medianbinde aller Flügel ist breiter
als bei maforica.
Patria: Insel Roon, Geelvink-Bai, Holländisch-Neu-Guinea, J',
9, Doherty leg. (Coll. Fruhst.).
c) Duponcheli kapaura Fruhst., Soc. Ent., p. 91, 15. Sep-
tember 1906.
Gestalt kleiner, Grundfarbe tiefer schwarz. Alle Ozellen er-
heblich reduziert, die gelbe Färbung beider Flügel liehter und
schmäler als bei Duponchel:.
Unterseite: Die Vorderflügel fast ebenso dunkel braungrau wie
bei mineus Stdgr., die distale Region violett anstatt gelb und die
rotbraunen Medianbinden dunkler und prononzierter als bei Du-
poncheli.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 191
Patria: Kapaur, Südwesten von Holländisch-Neu-Guinea (D o-
herty leg.).
d) Duponcheli umbonia Fruhst., Soc. Ent., p. 91, 15. Sep-
tember 1906.
Myc. Duponcheli Stdgr., Exot. Schmett., 1888, S. 230, Taf. 52.
d‘. Das anale Gelb der Vorderflügeloberseite fast verschwunden,
nur noch bei einigen Exemplaren angedeutet.
Hinterflügel: Die Ozellen beginnen gleichfalls zu obliterieren,
die schwarzen Submarginallinien fließen nicht mehr zusammen, das
anale Gelb wird dunkler, fast rotbraun.
Unterseite: Die Basalregion aller Flügel mehr braun als gelb,
so daß sich die rotbraunen Medianbinden proximal nicht mehr so
scharf abheben. Die Irisringe der Ozellen eng aneinandergeschmiegt,
ohne jedoch (zwischen den Medianen) paarweise zu verschmelzen
wie bei maforica.
Q. Das anale Gelb der Hinterflügel beginnt sich zu verdüstern
und in die braune Basalfärbung überzugehen, während bei den
übrigen Duponcheli-Rassen das basale Braunschwarz distal scharf
abgegrenzt bleibt.
Patria: Waigiu, 4 d’, 1 9, Waterstradt leg. (Coll. Fruhst.).
e) Duponcheli ewdoxia Fruhst., Soe. Ent., p. 97, 1. Oktober
1906. (Taf. I, Fig. 4, C.)
Auf den Vorderflügeln ist das anale Gelb völlig verschwunden
und auf den Hinterflügeln beobachten wir nur mehr eine deutliche
schwarze Ozelle. Auch die dritte, innere, schwarze Submarginal-
binde obliteriert bereits in der Flügelmitte.
Unterseite: Die proximale Flügelhälfte lichtgelb wie bei dory-
cus, die distale (Submarginalregion) stark verdunkelt, insbesonders
ist die so prononzierte weißlichviolette, matt glänzende Binde inner-
halb der Ozellen verschwunden.
Die rotbraune Medianbinde der Hinterflügel ist in der Mitte
etwas nach außen gekrümmt und analwärts schmäler als bei umbonia.
Patria: 3 d von Fergusson, 2 0’ von Kiriwina, Entrecasteaux-
und Trobriand-Inselgruppe.
f) Duponcheli Duponcheli Gu£rin, Satyr. D. Voy. Cogq.,
1829, Pl. 17, Fig.3.
192 H. Fruhstorfer.
Satyr. dorycus Boisd., Voy. Astr. Lep., 1832, p. 152.
Mye. getulia Felder, Wien. Ent. Monatsschr., 1859, 8. 404.
Myc. Duponcheli Stdgr., Exot. Schmett., S. 230 partim.
Sevanda Duponcheli Moore, Tr. Ent. Soc., 1850, p. 175. Neu-
Guinea, Aru.
Patria: Nordwesten von Holländisch-Neu-Guinea.
Diese Abzweigungen verteilen sich kurz gefaßt in folgender
Weise über das Papua-Gebiet:
Duponcheli kapaura Fruhst. Kapaur, Südwesten von Hollän-
disch-Neu-Guinea.
H mafarica Fruhst. Insel Mafor.
n roonia Fruhst. Insel Roon.
" subspec. Insel Korrido, teste Kirsch, 1. e.
umbonia Fruhst. Waigiu, Aru (Moore).
> eudoxia Fruhst. Fergusson, Kiriwina.
eminens Stdgr. Deutsch-Neu-Guinea, Milne-Bai, Waigiu, Ka-
paur (Coll. Fruhst.).
Eminens scheint Duponcheli in Deutsch-Neu-Guinea zu er-
setzen, ist jedoch eine gute Art, die auch ins westpapuanische Ge-
biet übergeht.
54. Mycalesis eminens Stdgr., „Iris“, VI, 1895, S. 360 —
362, Taf. 7, Fig. 3. [Unterseite schokoladefarben grau (!), mit zwei
sehr scharf hervortretenden Augenflecken. Stdgr.] — Grose-
Smith, Nov. Zool., 1594, p. 365. Biak und Humboldt-Bai. — Hagen,
Jahrb. Nass. Ver. f. Naturk., 1897, S. 74. — Fürbringer, Semons
Forschungsreise, Jenaische Denkschr., VII, S. 236. Port Moresby.
Patria: Deutsch-Neu-Guinea, Milne-Bai, Kapaur, Waiugi) Coll.
Fruhst.), Biak, Humboldt-Bai (Grose-Smith).
55. Mycalesis mucia Hew., Exot. Butt., III, Myc., 1862,
Pl. 2, Fig. 11—12.
Die Duftapparate dieser Art erinnern durch ihre Organe und
Verteilung an die sekundären sexuellen Auszeichnungen von Du-
poncheli Gu£r.
Die Spiegelfleecke der Hinterflügeloberseite nehmen jedoch
einen weiteren Raum ein, so daß der mit hellen Schuppen belegte
Streifen am Kostalsaume der Hinterflügel sich erheblich verschmä-
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Förmen. 195
lern muß. Muceia zerfällt in mehrere Subspezies, von denen mela-
nopis Godm. bisher als distinkte Art behandelt wurde.
Wir kennen:
a) mucia mucia Hew. (Basalhälfte der Hinterflügeloberseite
rotbraun.)
Myc. mucia Hew., I. ec. — Hagen, Tagschmetterl. d. Kaiser
Wilhelmsland, S. 74. Wiesbaden, 1597.
Mye. melanopis Grose-Smith (nec Godman), Nov. Zool., 1594,
p. 360.
Patria: Deutsch-Neu-Guinea, 6 d', 2 9 (Coll. Fruhst.), Hollän-
disch-Neu-Guinea, Dorey (Hewitson), Humboldt-Bai (Smith), Insel
Jobi, 1 C° (Coll. Fruhst.).
Exemplare aus Deutsch-Neu-Guinea decken sieh nicht genau
mit Hewitsons Bild und Beschreibung, weil. die Basalhälfte der
Unterseite aller Flügel gelblich anstatt kreideweiß getönt ist.
b) mueia melanopis Godman. (Basalhälfte der Hinterflügel-
oberseite schwärzlich.)
Myc. melanopis Godm. et Salvin, Proc. Zool. Soc., 1580, Pl. 56,
Fig. 2. Type von Port Moresby.
Myec. mucia Stdgr., Exot. Schmett., 1888, S. 230, Taf. 82.
9. Der Medianteil der Vorderfiügeloberseite viel heller als bei
mucia, schwarzer Distalsaum der Vorderflügel schmäler, alle Ozellen
größer, deutlicher weiß gekernt.
Melanopis hat die eigentümlich grauweiße Hinterflügelunter-
seite mit mucia typica gemeinsam, von der sie durch die oberseits
schwärzlichen anstatt rotbraunen Hinterflügel differiert.
Patria: Milne-Bai, Britisch-Neu-Guinea, 5 d’, 19 (Coll. Fruhst.).
Melanopis wird noch dadurch charakterisiert, daß auf der
Submediane der Vorderflügeloberseite sich ein schwarzer Duft-
fleck einstellt, der bei meinen drei Exemplaren übrigens recht
ungleich entwickelt ist; bei einem J’ (das infolge seiner hellen
Färbung und prominent weißgekernten, größeren Ozellen sich als
Trockenform bezeichnen läßt) wird dieser Duftfleck sehr deutlich
und mehrere Millimeter lang.
Meinen sämtlichen mucia aus Bongu fehlt dieser Duftschuppen-
fleck, ebenso
Z. B. Ges. 58. Bd. 13
194 H. Fruhstorfer.
c) mucia etha nov. subspec. von den Fergusson-Inseln, die
sich durch die schwärzliche Färbung der Hinterflügeloberseite eng
an melanopis anschließt und nur oberseits größere Ozellen der Hinter-
flügel aufweist.
Die Unterseite von etha ist analog mucia von Deutsch-Neu-
Guinea mit gelblicher Basalhälfte aller Flügel, kleineren Ozellen
und breiteren schwarzen Medianbinden.
Ein prägnantes Merkmal bildet die Stellung der proximalen
dritten schwarzen Submarginallinie der Vorderflügelunterseite, die
bei etha viel weiter nach innen gerückt ist als bei melanopis oder
mucid.
Patria: Fergusson, d’Entrecasteaux-Inseln, 2 JS (Coll. Fruhst.).
d) mucia subspec. Patria: Aru.
Mye. mucia Ribbe, „Iris“, 1896, 8. 82. „Selten, nur einige
Exemplare bekommen.“
Oberthür, l. e., p. 55. Wokan.
Sevanda mmucia Moore, Tr. Ent. Soc., 1830, p. 175. Aru.
Exemplare aus Aru blieben mir unzugänglich. Auf den Salo-
mons-Inseln finden wir maucia in einer vikariierenden, aber wohl-
differenzierten Art wieder als
56. Mycalesis splendens Mathew, Tr. Ent. Soe., 1887, p. 38,
Pl. 4, Fig. 4. — Ribbe, „Iris“, 1898, 5. 105.
Reibefleck der Vorderflügelunterseite wie bei mucia Hewits.
Duftorgane der Hinterflügeloberseite durch einen schwarzen Andro-
konienfleck unter dem auffallend kleinen Duftspiegel bereichert.
Das Speculum trägt in der Mitte eine große Grube mit tiefschwarzen
Schuppen. Die Strahlhaarbüschel grau.
Patria: Nord-Salomonen, Inseln der Bougainville-Straße, Trea-
sury (Ribbe leg.).
57. Mycalesis sara Mathew, Tr. Ent. Soc., 1887, p. 38, Pl. 4,
Fig. 3. — Ribbe, „Iris“, 1898, S. 105.
Mye. interrupta Grose-Smith, Rhop. Exot., III, Mye., p. 9, Pl. 3,
Fig. 1—3.
Diese Art hat oberseits auch noch mauecia-Charakter, nähert
sich aber unterseits mehr messene Hew. von den Nord-Molukken.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 195
Der Androkonienfleck der Hinterflügel ist noch prägnanter als
bei splendens, das Speculum trägt einen mit braunen Schuppen
gefüllten zentralen Napf und unterhalb der Basis des gelblichen
Haarpinsels findet sich noch ein schmaler schwarzer Schuppenfleck.
Patria: Salomonen, Rubiana (Ribbe leg.).
58. Mycalesis messene Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862,
Pl. 2, Fig. 8,9. Type: Ternate, Batjan.
Oberthür, Lep. Oc&aniens, 1880, p. 55. cd’, Ternate; 9, Halma-
heira; J’, Andai, Nouv. Guinee, loc. errat.
Staudinger, Exot. Schmett., 1888, S. 230, Taf. 82, d'.
Pagenstecher, Abh.d. Senkenb. Ges., 1397, S. 408. Uliasser.
(Fundort fraglich.) |
Mydosama messene Moore, Tr. Ent. Soc., 1880, p. 171.
Sexualorgane ziemlich einfach. Vorderflügelunterseite ohne
Schuppenbecken.
Hinterflügel mit kleinem, braun gefülltem Androkoniennapf
und einem kurzen, rundlichen schwarzen Duftschuppenfleck am
unteren Rande des Speculums sowie einem kurzen, dünnen, grau-
braunen Haarpinsel, der eine Lage schwarzgrauer Schuppen proxi-
mal des rundlichen tiefschwarzen distalen Fleckes überdeckt.
Patria: Halmaheira, Batjan, 4 d, 3 9 (Coll. Fruhst.), Morty,
Ternate (Moore).
Mycalesis atrata Röber, Corr.-Blatt. Ent. Ver. „Iris“, 1887,
8. 194, Taf. 8, Fig. 5.
Diese Spezies bewohnt die Molukken, besitzt unterseits etwas
Ähnlichkeit mit messene, gehört aber wegen der Duftauszeichnung
der Submarginale der Hinterflügeloberseite zur oroatis-Gruppe der
Mycalesiden.
Patria: Batjan, nur 2 0’ bekannt.
59. Mycalesis bazochi Gu£r.
Satyrus bazochi Guer., Voyage Coquille, 1329, Pl. 14, Fig. 3.
Dorey.
Satyrus cyamites Boisd., Voyage Astrol. Lep., 1832, p. 152.
Dorey.
Oberthür, Lep. Oesaniens, p. 55. Genova, 1880. Salvatti, 1 d.
13*
196 H. Fruhstorfer.
Myc. bazochi Kirsch, Abhandl. Mus. Dresden, 1876, S. 118.
Rubi, Nappar.
Mye. milena Grose-Smith, Rhop. Exot., IV, Mye., V, 1902, p. 17.
Mydosama bazocht Moore, Trans. Ent. Soc., 1380, p. 172. Dorey.
Diese eigentümliche Art hat Grose-Smith von der Ober-
und Unterseite sehr gut abgebildet, besser als Guerin. Grose-
Smiths Angabe, daß milena eine hellere und ausgedehnter braun
gefärbte Basalhälfte der Flügel aufweise als bazochi, finde ich bei
meinen Exemplaren aus fast ganz Neu-Guinea nicht bestätigt. Ba-
zochi erinnert oberseits etwas an maucia, unterseits an durga Grose-
Smith.
Die sekundären Sexualmerkmale ziemlich kompliziert, Vorder-
flügelunterseite mit zentralem Schuppenhäufehen im Reibefleck.
Speculum der Hinterflügeloberseite mit einer flachen, ziemlich großen
Pfanne mit gelblichen Schuppen, nach unten umgeben von einem
breiten, schwarzen, glänzenden Schuppensaum, über den ein bräun-
licher Haarpinsel hinausragt.
Proximal der Submarginale der Hinterflügel entspringt dann
noch ein länglicher zottiger Büschel von braunen Haaren, der sich
auch bei oroatis Hew., durga Grose-Smith und mystes De Niee-
ville findet.
.Guerins Diagnose aus dem sehr seltenen Reisewerk füge
ich zur Orientierung hier an: „Alis rotundatis, nigris, basi late fulvo,
ferruginea ocelloque micro, subtus fuscis strigis tribus obscurioribus '
apiceque pallidiori, anticis ocellis quatuor primo, quarto majoribus
posticis sex primo, quwinto majoribus. (Boisd.)
De Dorey a la Nouvelle Gwinee.“
Patria: Dorey (Gu&6rin), Holländisch-Neu-Guinea, Kapaur und
Deutsch-Neu-Guinea, 4 0’ (Coll. Fruhst.).
60. Mycalesis mehadeva Boisd.
Satyrus mehadeva Boisd., Voyage Astr. Lep., 1832, p. 151.
Myc. mehadeva Hew., Journ. Linn. Soc., VIII, 1865, p. 145.
Dorey.
Oberthür, Lep. Oceaniens, 1880, p. 56. Salvatti, Sorrong,
Andai bei Dorey.
Mydosama mehadeva Moore, Trans. Ent. Soc., 1850, p. 171.
Neue indo-australische N ycalesis und Besprechung verwandter Formen. oT
Boisduvals Originalbeschreibung möge aus schon genannten
Gründen hier zum Vergleich Platz finden: „Alis supra fulvo ferru-
gineis ocellis analibus duobus interiori subnullo; subtus grisescenti
violaceis strigis quatuor ferrugineis; serie postica ocellorum sub con-
fluentium anticis quatuor inferiore majore; postieis sex quinto majore.
Ailes d’un fauve ferrugineux en dessus; les sup6rieures ayant
un seul «il, les inferieures ayant 2 yeux vers l’angle anal dont
Vinterieure souvent presque nul; dessous d’un gris violätre avec
4 lignes ferrugineuses, et une rang6e posterieure d’yeux se touchant
par leurs iris, la superieure avec 4, dont l'inferieur plus grand; Yin-
ferieure avec 6, dont le einquieme plus grand.
Dorey.“
Patria: Dorey, Kapaur, Holländisch-Neu-Guinea, 2 d, 19
(Coll. Fruhst.).
Myc. mehadeva comes Grose-Smith.
Myc. comes Grose-Smith, Nov. Zool., I, p. 363, April 1894;
Rhop. Exot., II, Mye., I, p. 2—3, Fig. 4—5, d', Fig. 6, 9.
Patria: Type aus der Humboldt-Bai (Grose-Smith), Deutsch-
Neu-Guinea.
Myc. mehadeva fulviana Grose-Smith.
Mye. fulviana Grose-Smith, Nov. Zool., I, p. 360, April 1594;
Rhop. Exot., II, Mye., I, p. 1—2, Fig. 1—2, d’, Fig. 3, 9.
Humboldt-Bai (?).
Hagen, ].c., S. 75. Selten im schattigen Wald, April bis Juli.
Patria: Type aus der Humboldt-Bai (?), 4 C, 2 9, Deutsch-
Neu-Guinea (Coll. Fruhst.).
Über die Zusammengehörigkeit der eben genannten Mycalesis
bin ich noch etwas im Zweifel.
Grose-Smith beschrieb fulviana und comes 1594 aus der
Humboldt-Bai. Im Oktober 18595 erwähnt er bei fulviana die
Humboldt-Bai und German Neu-Guinea; bei comes, welche er ur-
sprünglich auch aus der Humboldt-Bai beschrieben, nur German
Neu-Guinea, setzt aber dahinter: „Doherty et Capt. Webster und
Cotton“, läßt also bei comes die Humboldt-Bai ganz außer Acht.
Da aber Doherty, den er als Sammler von comes ausdrücklich
bezeichnet hat, Deutsch-Neu-Guimea niemals besuchte, liegt ver-
198 i H. Fruhstorfer.
mutlich eine Fundortsvernachlässigung vor, die das Feststellen der
Zusammengehörigkeit der fraglichen Arten sehr erschwert.
Ich vermute, daß sowohl fulviana als auch comes als Sub-
spezies mit mehadeva vereinigt werden müßten und comes vielleicht
einer dunklen Berg- oder hegenzeitform angehört, da sie anscheinend
sowohl in Holländisch- als in Deutsch-Neu-Guinea vorkommt. In
Deutsch-Neu-Guinea hat Hagen allerdings comes nicht gefangen.
Allen gemeinsam ist eine breite, glänzende, nach oben von
schwarzen Schuppen begrenzte Reibefläche (ohne zentralen Kern)
der Vorderflügelunterseite.
Das Speculum der Hinterflügel ist nach unten von einer sehr
breiten Lage von tiefschwarzen glänzenden Schuppen umgeben.
Des weiteren enthält das Speculum eine flache, grau gefüllte Pfanne,
welche der Duftpinsel mit seinen langen braunen Haaren bedeckt.
61. Mycalesis nerida Grose-Smith.
Myec. nerida Grose-Smith, Rhop. Exot., III, July 1902, Mye.,
V,p. 17, Fig. 3—4, 0‘. Britisch-Neu-Guinea.
Diese Art steht ziemlich isoliert, sie gleicht in der Färbung
und Flügelform etwas oroatis Hew. von Java und kina Stdgr. von
Nord-Borneo; Grose-Smith vergleicht sie nicht mit Unrecht auch
mit tagala Felder.
Durch die Sexualcharaktere entfernt sich indes »nerida von
allen den genannten Arten und am allerwenigsten gehört sie in
die remulia-Gruppe, wie Grose-Smith meint, weil die schwarze
Schuppenumgrenzung am unteren Teile des Speculums der Hinter-
flügel fehlt, die bei remulia Cr., asophis Hew. und anderen Formen
der remulia-Gruppe prägnant auftritt.
Von der tagala-Reihe entfernt sich nerida durch den braunen
zentralen Androkonienfleck an der Submarginale der Vorderflügel-
unterseite, den sie mit der bazochi-Gruppe gemeinsam hat.
Die Organe der Hinterflügel fallen durch ihre Einfachheit auf,
es ist nur ein hellglänzendes Speeulum vorhanden mit einer seichten,
anscheinend schuppenlosen Pfanne und der basale braunschwarze
Duftbüschel.
Patria: Milne-Bai, 1 C (Coll. Fruhst.).
62. Mycalesis elia Grose-Smith, Nov. Zool., p. 361, April
13594, Humboldt-Bai; Rhop. Exot., II, Mye., I, p. 3—4, Fig. 7—38,
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 19)
d', Fig. 9, 9. Deutsch-Neu-Guinea. — Hagen, 1. e., S. 75. Häufig,
März bis Juni.
In der Ausbildung der Duftorgane steht elia am nächsten
nerida Grose-Smith, mit der sie morphologisch sonst nieht die ge-
ringste Ähnlichkeit hat. Reibeflecke der Vorderflügelunterseite mit
einem prägnanten tiefschwarzen Androkonienfleck.
Speeulum der Hinterflügel groß, hell, mit langer, sehr tiefer,
schwarz gefüllter Schuppengrube. Duftpinsel bräunlich, lang und
sehr dünn. An der unteren Peripherie des Speculums macht sich
ein leichter Ansatz von Duftschuppen bemerkbar.
Patria: Deutsch- und Holländisch-Neu-Guinea, 2 0, 4 © (Coll.
Fruhst.).
Myc. elia theophila nov. subspee.
d. Kleiner, dunkler, Flügel rundlicher, Ozellen größer, Farben-
ton kräftiger, alle Binden prägnanter als bei elia.
Unterseite: Dunkler, alle Binden breiter, rötlicher. Die drei
apikalen und die beiden analen Ozellen der Vordertlügel zusammen-
geflossen. Androkonienfleck der Vorderflügel viel kleiner.
Patria: Ignot, ex antiqua coll. Honrath, Neu-Pommern ? —
Vielleicht auch Regenzeitform von elia.
63. Mycalesis discobolus Frulist., Soc. Ent., p. 90, 15. Sep-
tember 1906. (Taf. I, Fig. 8, d’.)
d. Vorderflügelläinge 24—27 mm.
Eine der prägnantesten Arten, auffallend durch den spitzen
Flügelschnitt und die hochentwickelten sekundären Geschlechts-
merkmale.
Die Duftschuppen der Hinterflügel schließen sich nämlich zu
einem kompletten Ring zusammen, der sich nach unten stark ver-
breitert und ein weißes ovales Feld umschließt, das der übliche
Haarpinsel überdeckt. Der Haarpinsel ist wurzelwärts schwärzlich,
oben gelblich.
Die Flügelzeichnung ist einfach schwarz mit breiten rotgelben
Längsbinden.
Die Vorderflügel präsentieren eine subapikale und eine inter-
mediane kleine Ozelle, die Hinterflügel eine ebensolche zwischen
der mittleren und unteren Mediane.
200 H. Fruhstorfer.
Unterseite: Gelblicher Basalfleck mit einem Gewirr von rot-
braunen Ringen und scharf abgesetzter rotbrauner Medianbinde,
welche distal von einer bleichvioletten Zone begrenzt wird. Auf
den Vorderflügeln machen sich zwei kleine, auf den Hinterflügeln
sechs schwarze internervale Pünktehen bemerklich.
Im großen Reibefleck der Vorderflügelunterseite lagert ein
kleiner schwarzer Duftfleck, in Größe und Gestalt wie bei perseus F.
Patria: 1 0°, Aroa-Fluß, Britisch-Neu-Guinea (Weißke leg.);
1 cd‘, Hattam, Arfak-Gebiet (Doherty leg.).
Die Unterseite von discobolus hat Trockenformcharakter und
steht infolge ihrer nur punktgroßen Ozellen ganz isoliert in der
Reihe der papuanischen Mwycalesıs.
64. Mycalesis bilineata Fruhst., Soc. Ent., p. 90, 15. Sep-
tember 1906.
Vorderflügellänge 20 mm.
Diese zierliehe Art hat unterseits eine große Ähnlichkeit mit
bizonata Grose-Smith (Rhop. Exot., Mye., III, Fig. 4—5, 9, nee d‘,
auf der Tafel als remulina Grose-Smith bezeichnet), entfernt sich
aber von bizonata durch die einfachere und schärfer abgesetzte
Färbung der Flügeloberseite.
Die Basalhälfte der Flügel erscheint hellgelblich, die distale
Partie gleichmäßig breit schwarz.
Die distale schwarze Flügelbesäumung ist nach innen ganz-
randig, nicht eingekerbt wie bei bizonata, die von der Unterseite
durchschlagenden Ozellen sind kaum zu erkennen. Der bei bizonata
braunschwarz gefärbte Kostalrand bleibt bei bilineata gleichfalls
hellgelb.
Unterseite: Vorderflügel auch am Kostalsaum gleichmäßig ein-
farbig hell gelbbraun anstatt mit rotbrauner Einfassung wie bei
bizonata. Hinterflügel mit sechs anstatt fünf Ozellen. Die schwarze
Antemarginallinie näher dem Distalrande. Basis der Hinterflügel
gelb anstatt grau.
Patria: Milne-Bai, 1 9 (Coll. Fruhst.).
69. Mycalesis arabella Fruhst., Soe. Ent., p. 91, 15. Sep-
tember 1906. (Taf. I, Fig. 9, d’.)
cd‘. Vorderflügellänge 23 mm.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 201
Diese zierliche neue Art erinnert in der Verteilung des breiten
subapikalen schwarzen Fleckes der Vorderflügel etwas an tilmara
Fruhst. von Sangir, in der Größe an oroatis Hew. von Java, in der
rotbraunen Grundfärbung der Vorderflügelbasis und der Hinterflügel
an messene Hew., schließt sich aber unterseits eng an evara Fruhst.
und cocodaemon Kirsch an.
Die Vorderflügel tragen einen breiten dreieckigen schwarzen
Apikalfleck, der noch den Apex der Zelle überdeckt, auch der
Kostalrand ist breit braunschwarz gesäumt. Die Hinterflügel zeigen
zwei distinkte dünne schwarze Antemarginallinien, die den ganzen
Flügel durchziehen, während eine dritte proximale rotbraune Linie
gegen den Analwinkel zu bei einem Exemplar bereits zu ver-
schwinden beginnt.
Zwischen M 2 und M 3 eine kleine schwarze Punktozelle.
Unterseite: Dunkel grauviolett mit zwei rotbraunen, wie bei
evara Fruhst. verteilten Binden, von denen die subbasale mäßig,
die distale sehr breit angelegt ist.
Die zwei Ozellen der Vorderflügel größer als bei evara, die
Hinterflügel mit sechs Ozellen, von denen die subanale wiederum
die größte ist, während die übrigen noch etwas kleiner als bei evara
aussehen und völlig isoliert stehen.
Von den zwei schwarzen Antemarginallinien ist die innere
weniger stark gewellt als die damit korrespondierende bei evara.
Der Reibefieck der Vorderflügelunterseite bleibt nackt wie bei
Duponcheli. Das Speculum der Hinterflügel zeigt nur eine kleine
Einsenkung mit gelben Schuppen, die nach unten von keinem
Androkonienbesatz umgeben oder verbrämt ist.
Der übliche Duftbüschel lichtgelb.
Patria: Waigiu, 2 0’ (Waterstradt leg.).
66. Mycalesis evara Fruhst., Soc. Ent., p. 83, 1. September
2906: (Tak 1, Big. 7, g.)
c’‘. Vorderflügellänge 23 mm.
In der Zeiehnungsanlage der Flügeloberseite bildet evara eine
Kopie der macia Hew. durch ihre rotbraune innere und breite
schwarze äußere Flügelhälfte. Auch der Kostalsaum ist breit schwarz
gesäumt.
202 H. Fruhstortfe:r.
Unterseite: Diese erinnert an cocoda«emon Kirsch mit ihrer
grauvioletten Grundtönung und den breiten rotbraunen medianen
Längsbinden.
Die Vorderflügel tragen zwei Ozellen, die Hinterflügel deren
fünf. Auf den Vorderflügeln ist die anale, auf den Hinterflügeln
die subanale die größte. Alle Ozellen sind gelb geringelt und stehen
isoliert, mit Ausnahme der beiden oberen Apikalaugen der Hinter-
flügel, deren Iris zusammenfließt.
Wie cocodaemon besitzt auch evara zwei schwarze Antemarginal-
linien, von denen die innere stark gezähnt ist.
Das Duftfeld der Hinterflügel ist sehr breit, hell glänzend, mit
einer tiefen, schmalen Einsenkung an der Subkosta, die mit gelb-
lichen Schuppen ausgefüllt ist. Darunter lagert ein breiter glänzender
schwarzer Schuppenfleck, der fast bis an die Flügelbasis reicht
und aus dem ein dünner gelblicher Haarpinsel herausstrahlt.
Der Reibefleck der Vorderflügelunterseite ist zweiteilig und
besteht aus einem nach oben breit grau umsäumten Halbmond, der
über der Submarginale lagert und bis an die breite braune Sub-
marginalbinde reicht. Der Teil unter der Submarginale ist schmal,
aber sehr lang und durchzieht fast den ganzen Analrand der Vorder-
flügel. An der Submarginale (in der Mitte des Reibefleckes) lagert
ein Häufchen gelbbrauner Schuppen. ;
Patria: Milne-Bai, Britisch-Neu-Guinea, 2 C (Coll. Fruhst.).
67. Mycalesis barbara Grose-Smith, Nov. Zool., I, p. 589,
Juli 1394; Rhop. Exot., II, Mye., II, p.5—6, Januar 1896, Fig. 1—2.
Schwarz mit orangefarbener Medianbinde auf allen Flügeln.
Unterseite etwas an shiva Boisd. erinnernd, jedoch heller grau.
Eine Art, die ganz isoliert steht.
Patria: Deutsch-Neu-Guinea (nur 1 d’ in Coll. Fruhst.).
Myc. barbara mea Rothschild, Nov. Zool., 1904, p. 319,
Pl. 3, Fig. 42.
Eine melanotische Lokalrasse aus Britisch-Neu-Guinea vom
oberen Aroa River, wo sie in Anzahl gefangen wurde. Medianbinde
stark reduziert. Neben ihr fliegt eine Ducapa (Messaras) satyrina
mimica Rothsch. von täuschender Ähnlichkeit, eine Form, die nahe
Ducapa satyrina Felderi Kirsch von Holländisch-Neu-Guinea steht.
. . . 2
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 205
68. Mycalesis valeria Grose-Smith, Nov. Zool., 1398, p. 87;
Rhop. Exot., IIL, Mye., IV, p.13—14, Januar 1902, Fig.1, 2,3, d', 9.
Eine reizende Spezies. 0’. Vorderflügel schwarz, Medianteil
der Hinterflügel rein weiß. Unterseite mit weißer Mittelbinde auf
allen Flügeln, die sich beim 9 stark erweitert und oberseits auch
auf den Vorderflügeln zu Tage tritt.
Patria: Milne-Bai, Britisch-Neu-Guinea.
69. Mycalesis valeriana Grose-Smith, Rhop. Exot., II,
Mye., V, p. 16, Fig. 1—2, d'.
Eine kleine Spezies, die entfernt an mynois Hew. von Timor
erinnert und oberseits durch eine noch breitere ockerfarbene Binde
an barbara Grose-Smith.
Patria: Kapa-Kapa, Britisch-Neu-Guinea.
Die zwei letztgenannten Arten fehlen mir, sie dürften sich in
ihren „Sexualflecken ete.* an die shiva-aeihiops- und allenfalls
messene-unica-Gruppe anschließen.
10. Mycalesis bizonata Grose-Smith, Rhop. Exot., III, p. 14,
Januar 1902.
Myec. remulina Grose-Smith (nee Fruhst.), 1. ec, Mye., IV,
Fig. 4—5, d.
Eine ziemlich isoliert stehende Spezies, zu der neuerdings als
bilineata Fruhst. eine konvergente Spezies aufgefunden wurde.
Mit remulina m. aus Nord-Celebes (die als Lokalrasse der ötys Felder
zu gelten hat) steht bizonata in keinem weiteren Affinitätsverhältnis,
als daß ein Zufall in Grose-Smith die Idee reifen ließ, eine kleine
gelbrote Mycalesis (wegen ihrer übrigens nur sehr entfernten Ähnlich-
keit) remulina zu taufen, ein Name, der fünf Jahre früher (Berl.
Ent. Zeit., 1597, S. 118) bereits vergeben war.
71. Mycalesis phidon Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862,
Pl. 4, Fig. 25—26. — Butler, Catal. Satyr., 1868, p. 141. Aru. —
Ribbe, „Iris“, 1886, S. 82. „In Mehrzahl gesammelt.“
Mydosama phidon Moore, Tr. Ent. Soe., 1850, p. 173.
d. Duftorgane primitiv.
Vorderflügelunterseite mit kurzer Reibefläche, die etwas über
die Submarginale hinausgeht, vor der Medianbinde aufhört, mäßig
glänzt und kein zentrales Becken enthält.
204 4 H. Fruhstorfer.
Hinterflügel mit glänzendem Kostalfeld und einem länglichen
und spitzen Androkonienbecken, das mit hellgrauen Schuppen ge-
füllt ist und von einem Büschel grauer Haare bedeckt wird. Die
tänder des Beckens matt glänzend.
Drei Lokalrassen lassen sich unterscheiden:
phidon phidon Hew. Aru (Hew.), Waigiu (Coll. Frubst.).
phidon phidonides nov. subsp.
Myc. phidon Kirsch, Mitteil. d. Dresdener Mus., 1576, S. 118.
Mysore bei Korrido.
Oberthür, Lep. Oceaniens, p. 57. Soron (Sorrong).
Größer als phidon von Aru; die bei phidon fehlende Apikal-
ozelle der Vorderflügeloberseite sehr deutlich. Ozellen der Hinter-
flügel prägnanter. Die schwarzen Antemarginallinien auf allen
Flügeln gleichmäßiger verlaufend.
Unterseite: Dunkler als bei phidon. Die braune, proximal
von den Ozellen verlaufende Binde weniger scharf abgesetzt, heller
rotbraun und mehr mit der Grundfärbung verschmelzend. Der
schwarze Kern der Analozelle der Vorderflügel kleiner, der peri-
pherische Ozellenring größer. Ozellen der Hinterflügel nach innen
rotbraun anstatt weißlich begrenzt.
Patria: Deutsch-Neu-Guinea.
phidon zanthias Grose-Smith — obscura Grose-Smith.
Literatur bei Pagenstecher, Lepid. d. Bismarckarch., S. 99.
Stuttgart, 1899.
Patria: Neu-Pommern, Neu-Lauenburg.
12. Mycalesis shiva Boisd.
Satyrus shiva Boisd., Voy. Astrol., Lep., 1832, S. 149.
Coenonympha shiva Westw., Gen. i. Diurn. Lep., 1851, p. 398.
Myc. shiva Butl., Catal. Satyr. Brit. Mus., 1865, p. 143. Dorey.
Kirsch, 1. e., S. 119. Ansus auf Jobi; Rubi, südlich der Geel-
vink-Bai, Andai bei Dorey, 1876.
OÖberthür, Lep. Oceaniens, 1880, p. 56. Ternate (loc. err.),
Andai, Grose-Smith, Rhop., Exot., II, Myc., II, p. 8,
Fig. 10, 9, Salwaty.
Mydosama shiva Moore, Tr. Ent. Soe., 1850, p. 173. Dorey.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 205
Boisduvals Originaldiagnose, die in dem oben zitierten, sehr
seltenen und schwer zugänglichen Reisewerk enthalten ist, füge
ich hier ein:
„Satyrus Shiva Boisduval. Alis omnibus supra fuseis,
strigis duobus marginalibus obsceurioribus, anticis ocellis duobus in-
feriore majore, posticis quingque, subtus fulvo ferrugineis apice palli-
diori, serie postica ocellorum subconfluentium strigisque duabus termi-
nalibus; anticis ocellis tribus quatuore inferiore majori, posticis 6,
quinto submajore.“
„D’un fauve ferrugineux, plus päle ä l’extr&mite, avee une
rangee d’yeux se touchant en partie par leurs iris, et deux lignes
terminales; les sup6erieures avec trois ou quatre yeux, dont Tinfe-
rieur plus grand; les inferieures avec six, dont le einquieme un
peu plus grand.
Dor&i (Nouvelle Guinee).“
Ob die Form, welche Grose-Smith abbildet, analog der typi-
schen shiva ist, muß ich in Frage stellen, denn mein shiva-Weibchen
aus Neu-Guinea erscheint habituell viel größer. Vermutlich steht
shiva Grose-Smith näher gopaka Fruhst. als dem nomenklatorischen
Typus aus Dorey. Bei der Seltenheit der hierhergehörigen Spezies
in den Sammlungen läßt sich kaum ein definitives Urteil über deren
Stellung und systematischen Wert aussprechen.
a) shiva shiva Boisd.
Patria: Dorey, 1 d’, Kapaur, 2 d' (Doherty leg. in Coll.
Fruhst.).
b) shiva australis Oberthür.
Myec. shiva australis Obthr., Lep. Oc&aniens, 1850, p. 56—D97.
Myec. durga und shiva Hagen, Jahrb. Wiesbaden, 1597, S. 75.
Grundfarbe lichtgrau, die Ozellen der Flügelunterseite fast
gleich groß.
Patria: Süd-Neu-Guinea (Type), Deutsch-Neu-Guinea, 1 9.
c) shiva gopaka nov. subspec. Waigiu (Type), Aru.
Grundfärbung der Oberseite, besonders in der distalen Partie
aller Flügel und der Analregion der Hinterflügel heller braun. Sub-
marginalbinde der Hinterflügel lichter gelbgrau. Außenhälfte der
Vorderflügelunterseite graugelb statt violett.
206 H. Fruhstorfer.
@. Bedeutend kleiner als 9 von Neu-Guinea, die Vorderflügel-
ozelle jedoch viel größer. Unterseite: Distalpartie aller Flügel
weißlichviolett statt braungrau, Analozelle der Vorderflügel und Sub-
analozelle der Hinterflügel bedeutend größer, die übrigen Augen
der Hinterflügel viel kleiner als bei 9 von shwa aus Neu-Guinea
und auf der Abbildung von Grose-Smith.
d) shiva subspee.
Mye. shiva Ribbe, „Iris“, 1898, S. 106.
Patria: Neu-Lauenburg. Vielleicht identisch mit maura Grose-
Smith.
73. Mycalesis maura Grose-Smith, Ann. Mag. Nat., Vol. XIII,
p. 6 (500).
Pagenstecher, Lepid. Bismarekarch., 1899, p. 100.
Patria: Neu-Pommern (nicht in meiner Sammlung); gehört
vielleicht auch zur aethiops-shiva-Gruppe.
14. Mycalesis aethiops Butl., Cat. Satyr. Brit. Mus., 1868,
pl 4153B1,3,4Fig;;, hl:
Hagen, Verz. d. Tagschmett. d. Kais. Wilhelmsl., 1895, S. 75.
Sehr häufig, November, Dezember, April.
Mydosama aethiops Moore, Tr. Ent. Soe., 1350, p. 172.
Als aethiops glaube ich nach der Abbildung eine Spezies auf-
fassen zu dürfen, die aus dem Kreise ihrer Verwandten durch eine
fast schwarze Grundfärbung heraustritt, in der Zeichnungsanlage
jedoch leicht mit shiva Boisd. zu verwechseln ist, und ich vermute
fast, daß lorna Grose-Smith auch als Lokalform dazu gehört.
Aethiops besitzt ein stark glänzendes Reibefeld an der Kostal-
gegend der Hinterflügel, aus dem der übliche Duftpinsel heraus-
wächst. Dieser Duftpinsel erscheint bei aethiops dunkelgrau, bei
shiva weiß.
Das Duftbeeken von aethiops ist nach unten mit einem ziem-
lich großen, tiefschwarzen Schuppenfleck besetzt, der bei shiwa
fehlt.
Im Reibefeld der Vorderflügelunterseite liegt bei aethiops eine
kleine runde, tiefe, grau glänzende Grube, die mit roten Andro-.
konien gefüllt ist, bei shiva eine flache, rot glänzende Mulde ohne
Androkonieninhalt.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 207
Vorderflügel mit einer großen, braun umringelten, Hinterflügel
mit drei ebensolehen isolierten Ozellen, von denen die mittelste die
größte bleibt.
Unterseite aller Flügel gleichmäßig schwärzlich, mit Ausnahme
der schmalen, dunkel rauchgrauen Antemarginalregion.
Ozellen der Hinterflügel mit Ausnahme der beiden kleinsten
zwischen den Radialen freistehend.
a) aethiops aethiops Butl. Dorey.
b) aethiops lornides nov. subspee.
Heller braun, Ozellen der Vorderflügel gelblich anstatt braun
geringelt. Hinterflügel mit fünf deutlichen Ozellen, deren gelbliche
Peripherie zusammenfließt.
Unterseite: Basalhälfte aller Flügel durch eine rotbraune Binde
deutlich von dem weißgrauen Außenteil abgeschieden; diese helle
Distalregion wird von zwei weiter entfernt stehenden Submarginal-
linien durchzogen. Alle Ozellen gelb anstatt braun geringelt, größer,
deren Peripherie gleichfalls zusammenstoßend.
Patria: Insel Mafor, 1 d' (Doherty leg.).
c) aethiops nov. subspec. Bismarckarchipel.
Myec. lorna Ribbe, „Iris“, 1898, S. 106. Neu-Pommern, Neu-
Lauenburg. — Pagenstecher, 1. e., p. 100—101.
Vermutlich eine weitere Lokalrasse von aethiops.
15. Mycalesis lorna Grose-Smith, Nov. Zool., 1594, p. 362,
363; Rhop. Exot., Mye., II, p. 6, Fig. 3—6.
Lorna, aus drei Lokalitäten: Korrido (Type), Jobi und Hum-
boldt-Bai beschrieben, dürfte sich als eine Mischart herausstellen,
zweifellos aber verschiedene Lokalformen umfassen, da die hierher-
gehörigen Mycalesis bereits auf kurzen Entfernungen sich speziali-
sieren. So ist die Rasse von Mafor bereits wesentlich differenziert
und dasselbe gilt von der nachstehend beschriebenen Lokalform.
Patria: Korrido.
lorna copiosa nov. subspee.
Differiert von lorna durch den Reichtum an weißer Distal-
färbung der Ober- und Unterseite der Vorderflügel und die noch
isolierteren Ozellen der Hinterflügel.
Patria: Deutsch-Neu-Guinea.
208 H. Fruhstorfer.
76. Mycalesis cocodaemon Kirsch.
Kirsch, Beitrag zur Kenntnis der Lepidopt.-Fauna von Neu-
Guinea in: Abhandl. u. Ber. des kgl. Zool. Mus. Dresdens,
1876, S. 118—119, Taf. 6, Fig. 5, 5a.
Oberthür, Lep. Oceaniens, p. 55.
Hagen, ]. c., p. 73.
Mydosama cacodaemon (!) Moore, Tr. Ent. Soe., 1580, p. 171.
Cocodaemon bildet mit discobolus Fruhst. und evara Fruhst.
eine Gruppe, die durch eine schwarze Androkonienansammlung im
Reibefleck der Vorderflügelunterseite charakterisiert wird.
Öocodaemon steht indessen wieder ziemlich isoliert, weil sie
auf der Hinterflügeloberseite außer einem sehr langen bräunlichen
Duftpinsel noch einen zentralen Schuppenfleck im Speceulum besitzt,
aber keinerlei Androkonienansammlung unterhalb des Spiegels
aufweist.
Patria: Jobi, Type (Kirsch) (2 C‘, Coll. Fruhst.), Andai (Ober-
thür), Simbang (Hagen, Dezember, Januar).
17T. Mycalesis sirius F.
Pap. sirius F., Syst. Ent., 1775, p. 488.
Mye. sirius Butl., Cat. Sat., p. 145 (reiche Literaturangaben).
Waterhouse, Cat. Rhop. Austral., p. 14. Sidney, 1905. Mit
zwei Zeitformen, von denen die Trockenform vermutlich
von Fabrieius bereits als Pap. zachaeus, Ent. Syst.,
IV, 1793, p. 217, Pl. 1, beschrieben wurde.
Patria: Nördliches Australien, Queensland, Cap York.
Noch primitiver als Orsotriaena medus F. organisiert. Vorder-
flügelunterseite nur mit einem grau beschuppten Analrand, der bis
an die Submarginale reicht und nur ganz matt glänzt. Oberhalb
der Submarginale nur wenige schwach schimmernde Schuppen.
Hinterflügeloberseite: Kostalsaum düster, grau beschuppt, ohne
glänzendes Speeulum, ohne Schuppenpfanne und nur mit einem
dünnen langen Duftpinsel mit schwärzlichen Haaren.
Vier Lokalformen lassen sich absondern:
1. sirius sirius F. f. sirius. Australien.
sirius sirius F. f. zachaeus.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 209
2. sirius manipa Boisd.
Satyrus manipa Boisd., Voyage Astrol., Lep., 1832, p. 150.
„Amboyna.“
Mye. daidis Hew., Exot. Butt., IV, 1862, p. 85, Pl. 43, Fig. 22.
„Ceram.“
Oberthür, Lep. Oceaniens, p. 55. Amboina pro parte.
Patria: Amboina, Ceram, Saparua.
3. sirius subspec. Key-Inseln.
Mye. sirius De Nieev., Journ. As. Soc. Beng., p. 257. Caleutta,
1898.
4. sirius canicula nov. subspee.
Satyrus manipa Boisd., 1. e., pro parte. „Bourou.“
Mye. sirius De Nieev., Journ. As. Soc. Beng., p. 311. Caleutta,
1898.
Mye. sirius Holl., Nov. Zool., Vol. VII, p. 62, März 1900.
Mydosama manipa Moore, Tr. Ent. Soe., 1880, p. 173.
Kleiner, bleicher als Ceram-Exemplare. Apex und Distalsaum
der Vorderflügel breiter schwarz. Ozellen zwischen den unteren
Medianen größer, heller rot geringelt. Ozellen der Hinterflügel
prägnanter.
Unterseite: Heller rotbraun. Ozellen mehr orangefarben als
graubraun geringelt. Die rotbraune vertikale Medianbinde der
Vorderflügel undeutlicher, aber geradliniger. Medianbinde der Hinter-
flügel stärker gewellt. Die rotbraune Subbasalbinde der Hinterflügel
obsolet.
Patria: Kajeli, Buru (Doherty leg.).
5. sirius antecanis nov. subspec.
Satyrus manipa Boisd., 1. e., pro parte. „Offack.“
Mye. daidis Oberthür, Lep. Oc&aniens, 1350, p. 55. Najabui,
Nouvelle Guin&e septentr.
Myc. sirius Hagen, 1. c., 8. 75.
Hält in der Größe etwa die Mitte zwischen camicula und
manipa und unterscheidet sich von beiden durch den dunkleren,
ausgedehnter schwarz bezogenen Apikalteil der Vorderflügeloberseite.
Apikalozelle der Vorderflügel fehlt gänzlich. Die beiden Analozellen
Z. B. Ges. 58. Bd. 14
210 H. Fruhstorfer.
der Hinterflügel noch undeutlicher als bei manipa und nur ganz
schwach schwarz geringelt.
Unterseite: Lebhafter rotbraun, die gelbliche Antemarginal-
binde beider Flügel prägnanter; rotbraune Medianbinde der Hinter-
flügel schärfer gezähnt, distal heller begrenzt. Alle Ozellen kleiner,
jene der Hinterflügel unter sich fast gleich groß.
Patria: Deutsch-Neu-Guinea (Coll. Fruhst.), Waigiu (Boisd.).
77. Mycalesis oroatis Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1864,
Pl. 6, Fig. 335—39.
Fruhstorfer, Berl. Ent. Zeit., 1896, S. 300. Java.
Loesa oroatis Moore, Tr. Ent. Soe., 1880, p. 77; Lep. Indica,
p. 224. Java.
De Nieeville, Journ. As. Soc. Beng., 1898, p. 677. Bali.
Type von Java, wo die Art sehr selten ist. Das 9 ist noch
unbekannt. Mir liegen vier d’ aus dem Westen, eines aus dem
Osten der Insel vor, die unter sich nicht abweichen.
Oroatis ist ausgezeichnet durch einen Büschel dünner gelb-
licher Haare, der ungefähr über der Mitte der Submarginale der
Hinterflügel entspringt. Dieser Haarbüschel gab Anlaß zur Grün-
dung des „Genus Loesa“, das nur eine Spezies enthält, da sämt-
liche beschriebenen Formen mit oroatis kombiniert werden müssen.
Patria: Java. Dry season-Form von mir nicht beobachtet.
oroatis ustulata Distant.
Myc. ustulata Distant, Rhop. Malay., 1886, p. 418, Pl. 41,
Eig..16,. 0.
Moore, Lep. Indiea, p. 21 (als Loesa surkha partim).
Mye. oroatis Martin et De Nieeville, Butt. Sum., 1895, p. 331.
Keine Trockenform in Sumatra, 9 selten.
Martin, „Iris“, 1895, S. 246.
Patria: Malaiische Halbinsel, Sumatra, d und 2 9 aus den
Padangschen Bovenlanden (Coll. Fruhst.).
oroatis surkha Marsh.
Literatur bei Moore, 1. e., p. 120. — Bingham, Fauna India,
1905, p./68,, PlN2;JEie. a5:
Patria: Ober-Tenasserim, wo sie in zwei Zeitformen auftritt.
. . . [9
Neue indo-australische Myealesis und Besprechung verwandter Formen. 211
78. Mycalesis sangaica Butl., Ann. Mag. Nat. Hist., 1577,
PB.
Leech, Butt. China, 1892, p. 12—13, Pl. 2, Fig. 4.
Martanda sangaica Moore, Tr. Ent. Soe., 1880, p. 169; Lep.
Indica, p. 223.
Patria: Mongolia (Butler).
Sangaica liegt mir in natura nicht vor; nach Butlers Beschrei-
bung trägt sie einen mit langen schwarzen Haaren besetzten Fleck
auf den Hinterflügeln, der von der Basis bis zur Mitte der Sub-
marginale reicht. Demnach muß sangaica recht nahe „Myrtilus“
mystes De Nie£ville stehen.
Leechs Fig. 4 hat in der Tat viel Ähnliehkeit mit der Trocken-
form von mystes, ebenso wie Leechs Fig. 3 von
sangaica var. parva Leech, 1. c., p. 12,
Fundort: Omi-Shan, Szetehuan (West-China), welche wohl nur die
Trockenform von sangaica darstellt, sehr nahe kommt der „wet
season“-Form von mystes.
Weder sangaica noch parva dürfen in irgendwelche Bezie-
hung zu Martanda „janardana Moore“ gebracht werden, denn die
janardana-Formen besitzen weder eine große Analozelle der Vorder-
flügeloberseite noch eine konkav angeordnete Serie von Augen-
flecken der Hinterflügel und vor allem keinen Duftfleck an der Sub-
marginale der Hinterflügel.
Wenn sangaica nieht in Beziehung zu mystes zu bringen ist,
müßte sie nahe sanatana Moore eingereiht werden.
19. Mycalesis mystes De Nieeville.
Myrtillus mystes De Nieev., J. B. N. H. Soe., 1891, p. 343, Pl. F,
Fig. 1, 2. — Moore, Lep. Ind., p. 221. — Bingham,
Fauna India, I, 1905, p. 67—68.
Von dieser seltenen Species sind bisher nur 2 J’ der Trocken-
form und 1 J’ der Regenzeitform bekannt. Mir glückte es in Siam,
das Q aufzufinden, das ebenfalls der Trockenform augehört und von
De Nieevilles Figur seines mystes-Männchen nur durch rund-,
licheren Flügelschnitt, größeren Ozellus der Vorderflügel und brei-
tere Medianbinde der Flügelunterseite differiert.
Patria: Siam, Hinlap, Januar 1901.
212 H. Fruhstorfer.
Die J sind ausgezeichnet durch einen Duftpinsel nahe der
Submarginale der Hinterflügel, den sie mit oroatis Hew. und durga
Grose-Smith gemeinsam haben.
80. Mycalesis Dohertyi Elwes, Proc. Zool. Soc. Lond., 1891,
p- 261, Pl. 27, Fig. 3,4, d, 2. — Martin and De Niecev., Sumatra,
p. 381; „Iris“, 1895, S. 246. Januar, April, September.
Patria: Perak (Elwes), Sumatra (Martin).
Dohertyi excelsior Fruhst., Soc. Ent., p. 82, 1. Sept. 1906.
9. Oberseite: Heller, alle Ozellen größer, lichter und ausge-
dehnter gelbgrau geringelt als bei Dohertyi Elw. von Malakka.
Unterseite: Die dunklen Binden verschmälert, die hellgrauen
verbreitert. Alle Ozellen größer, heller gelb geringelt und beider-
seits von einer breiteren grauen Umfassung umgeben.
Patria: Nord-Borneo, Kina Balu, 1 9 (Coll. Fruhst.).
Excelsior ist einer der seltensten Schmetterlinge. Dr. Martin
fing auf Sumatra in 13 Jahren nur vier Exemplare. Von Water-
straat erhielt ich nur das eine Q aus Sammlungen, welche über
20.000 Exemplare enthielten, und von Perak sind nur zwei Paare
bekannt, und zwar d’, 9, welche Doherty 1889 oder 1890 dort
entdeckte, sowie ein d' und 9 in meiner Sammlung.
81. Mycalesis durga jobina Fruhst., Soc. Ent., p. 98, 1. Ok-
tober 1906.
Größer als durga Grose-Smith, dunkler rotbraun mit rund-
licheren Hinterflügeln.
Ozellen der Vorderflügel kleiner, mehr in der schwarzen Grund-
farbe der Vorderflügel aufgehend. Oberseite aller Flügel sonst genau
wie durga.
Die Unterseite von jobina nähert sich viel mehr bazochi Guer.
Die Ozellen von jobina sind nämlich ebenso groß als bei bazochi
und viel größer als bei durga. Die distale Medianbinde der Vorder-
flügel erscheint sehr breit schwarzbraun, wie bei bazochi, anstatt
rotbraun wie bei durga.
Patria: Jobi, 2 9, Doherty leg. (Coll. Fruhst.).
Von durga sind bekannt:
durga durga Grose-Smith.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 313
Mye. durga Grose-Smith, Rhop. Exot., II, Mye., II, p. 75,
Fig. 7, d', Fig. 9, 9. Humboldt-Bai, September, Oktober
1892 (Doherty leg.).
durga exheredata nov. subspee.
Myc. durga Hagen, Verz. d. Tagschmett. d. Kais. Wilhelmsl.,
S. 74-75. Wiesbaden, 1597. Stefansort, Juli, Dezember.
Hagen bemerkte bereits einige Differenzen zwischen seinen
d und Grose-Smiths Figur. Drei 9 meiner Sammlung erscheinen
dunkler als das 9 von der Humboldt-Bai, größer und besitzen re-
duziertere Ozellen.
Mit shiva hat durga außer der Farbenähnlichkeit nichts ge-
meinsam, denn shiva fehlen die Haarbüschel an der Submarginale
der Hinterflügel, die durga vor allen anderen Papua-Arten aus-
zeichnen.
Patria: Deutsch-Neu-Guinea, 5 d', 3 9 (Coll. Fruhst.).
durga jobina Fruhst. Insel Jobi.
82. Mycalesis atrata Röber, „Iris“, 1557, 5. 194, Taf. 8,
Pig. 5.
Herr Röber bemerkt, daß außer dem üblichen basalen Duft-
büschel der Hinterflügel abrata auch noch einen Haarpinsel an der
Submarginale aufweist. Ob die Vorderflügel ein Duftbecken be-
sitzen oder nicht, wird nicht erwähnt; ich vermute deshalb, daß
es fehlen wird, weil es Röber sonst gewiß beschrieben hätte.
Patria: Batjan.
Subgenus Orsotriaena Wallengren.
l. Orsotriaena medus F.
P. medus F., Syst. Ent., 1775, p. 488.
Orsotriaena meda Bingham, Fauna India, p. 69.
Martin, „Iris“, 1895, S. 239—240. Lebensweise, Raupe,
Puppe, Augen nackt.
Die indische Lokalrasse dieser von Bombay bis zu den kleinsten
Südsee-Inseln verbreiteten Spezies erscheint in zwei Zeitformen, die
sich weiter östlich als Java auf den Inseln nicht mehr konstatieren
lassen. Auf einigen Inseln wie Borneo existieren jedoch Exemplare
mit schmaler und solche mit breiter Medianbinde der Flügelunterseite.
214 H. Fruhstorfer.
Von Celebes an bis Neu-Guinea treten nur noch Exemplare
auf mit fadendünner weißer Mittellinie, die man wohl mit
medus licium nov. subspee.
bezeichnen kann.
Von Neu-Pommern liegen wiederum Stücke vor mit fast ebenso
ausgedehntem Medianstrich, wie wir ihn bei den Süd-Indiern beob-
achten. Diese dürften zu mutata Butl. gehören.
In Sumatra werden häufig Exemplare mit vergrößerten Ozellen
und schöner bleiglanzartiger Peripherie gefunden, auch mit ver-
waschenem Silberglanz zwischen den Augen (f. zipoetina nova), die
Martin, „Iris“, 1895, 8. 239—240, bereits erwähnte.
2097
Die medus-Rassen verbreiten sich über das indisch-australische
Gebiet wie folgt:
medus medus F., 1775.
a. forma medus. BRegenzeitform.
P. doris Cramer, p. 141. China, Regenzeitform.
ß. forma hesione. Intermediatform.
P. hesione Cramer, p. 16. Im ganzen asiatischen Gebiet.
(„Suriname ex errore.“)
Sikkim, Siam (Januar), Annam (Februar).
y. forma runeka Moore. Trockenform. (= Moore, |. e.,
p. 169, Pl. 58, Fig. 2, 9.) Mit reduzierten Ozellen
der Flügelunterseite und relativ breiter weißer Median-
binde.
Sikkim, Assam, Annam, Tonkin.
forma turbata nova. Extreme Trockenform.
Özellen und weißer Mittelstrich der Flügelunterseite
obliterieren.
Sikkim, Nikobaren.
forma zipoetina Fruhst. Nur Sumatra.
China, Hainan, Tonkin, Annam, Siam bis Bombay,
Birma, Nikobaren, Makro- und Mikromalaiana,
Bawean.
medus mandata Moore.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 215
Literatur bei Moore, Lep. Ind., p. 171 und Bingham,
l. e., p. 69. — De Nicev. and Manders, Journ. As.
Soe. Beng., 1599, p. 150. Raupe an Reis und Gras.
a. forma mandata Moore. Regenzeitform.
ß. forma mandosa Butl. Trockenform.
Patria: Süd-Indien, Ceylon (Fruhst. leg.).
medus licium Fruhst.
Von den Philippinen bis Neu-Guinea, Type aus
Buru; Celebes, November bis Januar.
medus modestus Misk., P. L.S. N.S. Wales, 1890, p. 29.
Cooktown bis Thursday Isl.
medus mutata Butl., Proc. Linn. Soc., 1575, p. 612.
Type von Erromango. — Neu-Pommern, Südsee-
Inseln.
2. Orsotriaena jopas Hew., Exot. Butt., III, Mye., 1862,
Pl. 1, Fig. 5—6. India ex errore.
Holland, Proc. Boston Soc. Nat. Hist., 1890, Vol. 25, p. 57.
Rothschild, „Iris“, 1892, S. 433.
Orsotriaena jopas Moore, Tr. Eut. Soe., 1830, p. 161.
Die Duftfalte unterhalb der Submarginale der Vorderflügel
von jopas ist größer, tiefer, besser entwickelt als bei medus. Die
Duftpfanne anscheinend mit helleren Schuppen gefüllt, der Duft-
pinsel etwas gelblicher und länger.
Der Kostalsaum der Hinterflügel gleichfalls heller als bei medus
und die matt seidigglänzenden Büschel kürzer, anliegender. Duft-
haare sowohl der Zelle als wie unterhalb der Zellwand etwas ent-
wickelter und länger.
Von jopas bleiben zwei Lokalrassen zu rubrizieren:
Jopas jopas Hewits. Nord- und Süd-Celebes. (Toli-Toli, No-
vember, Dezember 1895, Fruhst. leg.)
Jopas paupercula nov. subspec. Sula-Inseln.
Kleiner als die Celebes-Rasse. Antemarginallinien auf der
Oberseite aller Flügel deutlicher.
Unterseite: Die weiße Medianbinde der Flügel schmäler, reiner
weiß und schärfer abgesetzt. Die Umgrenzung der Ozellen der
216 H. Fruhstorfer.
Hinterflügel ausgedehnter und heller. Die Ozellen selbst mehr oval, °
größer und strichförmiger weiß gekernt.
Patria: Sula-Besi (Doherty leg.).
Genus Mandarinia Leech.
Leech, Butt. China, Japan, Corea, 1592, p. 9.
Martanda (sie!!) Moore, Lep. Ind., 1. e., p. 223.
Die fundamentalen Differenzialeharaktere dieses eigentümlichen
Genus vergaß Leech in seiner Diagnose zu erwähnen, nämlich die
nicht aufgeblasene Basalpartie sämtlicher Aderstämme der Vorder-
flügel und die scharf zugespitzte statt mit einer Querader abge-
schlossene Hinterflügelzelle.
Mandarinia ist des weiteren von Mycalesis differenziert durch
die an Euploeen, Taenaris und Antirrhaea gemahnende konkave
Ausbuchtung des Analrandes der Vorderflügel und die breite Haar-
bürste der Hinterflügel, die an die eigentümlichen Duftapparate auf
der Vorderflügelunterseite von Antirrhaea philoctetes L. erinnert.
Moore bringt ]. ec. Mandarinia zu seinem Genus „Martanda“,
das er wegen der zwei Duftpinsel der Hinterflügel aufstellte. Da
nun Mandarinia nur eine Sekundärauszeichnung der Hinterflügel
besitzt, vermute ich, daß Moore diesbezügliche Exemplare gar nicht
untersucht hat.
3ekannt ist nur eine Art:
Mandarinia regalis Leech.
Mycalesis regalis Leech, Trans. Ent. Soe., 1889, p. 102, Pl. 8,
Fig. 2, 2a.
Patria: Zentral- und West-China, lokal und nicht sehr häufig
(Leech), 2 d' aus Szetehuan (Coll. Frubst.).
Eine Subspezies wurde von mir in Tonkin aufgefunden:
Mandarınia regalis baronesa Fruhst., Soc. Entom., p. 83,
1. Sept. 1906.
Mit 27 mm Vorderflügellänge kleiner als regalis Leech, die
stets 30—32 mm Vorderflügellänge aufweist.
Die blaue Schrägbinde der Vorderflügel viel schmäler, nament-
lich im oberen Teile, die einzelnen Flecke stehen isolierter und
. \ 2 u
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 217
sind distal tiefer eingeschnitten. Die Binde verläuft auch nach
innen unregelmäßiger, erreicht meistens nur die Submarginale und
ist wegen ihrer geringeren Breite viel weiter vom Analwinkel ent-
fernt, d. h. nach innen gerückt.
Die Schrägbinde selbst ist dunkler blau.
Patria: Tonkin, Than Moi, Juni bis Juli 1900 (leg. Fruhst.).
Regalis war bisher nur von China bekannt, wo sie nach
Leech sehr lokal und nicht recht häufig ist. Sehr wahrscheinlich
wird regalis auch noch in Yunnan entdeckt werden, von wo aus
die Art ja nur nach Tonkin gelangt sein kann.
Genus Drusillopsis.
Synonym: Hamadryopsis Oberthür, Etudes d’Entomologie,
p- 16—17. August 1894.
Dieses eigentümliche Genus, dessen einzigen bisher bekannten
Vertreter Doherty in Holländisch-Neu-Guinea entdeckte, muß in-
folge der aufgeblasenen Adern der Vorderflügel und dem Duftpinsel
am Kostalrande der Hinterflügeloberseite in die Nähe der Myecale-
siden gestellt werden.
Soweit sich das Geäder nach Oberthürs übrigens vollendeten
Figuren beurteilen läßt, zeichnen sich die Hinterflügel durch eine
ebenso spitze abgeschlossene Zelle aus als die Gattung Manda-
rinia Leech. Hier wie dort entspringen die beiden oberen Median-
adern am Zellapex.
Oberthür unterließ es, für seine beiden Gattungen eine de-
skriptive Unterlage zu bieten, da er weder Genusmerkmale noch
abgrenzende Differenzialcharaktere hervorhebt, sondern sich, wie
etwa seinerzeit Hübner, damit begnügt, gute Figuren an die Stelle
einer Beschreibung zu setzen.
Das Genus Drusillopsis umfaßt nur eine Spezies:
Drusillopsis Dohertyi Öberthür, 1. e., p. 16-17, Pl. 2,
Fig. 3 und 3a, 9, Ober- und Unterseite.
Synonym: Hamadryopsis drusillodes Oberthür, 1. e., p. 17—18,
Pl. 2, Fig. 4 und 4a, Ober- und Unterseite, d..
Patria: Wandesi (leg. Doherty 1392).
218 H. Fruhstorfer.
Oberthür wählte seine Namen für diese hochaparte Art mit
großem Geschick. Das J gleicht einem Hamadryas-Männchen, das
Q einer sehr kleinen Taenaris (Drusilla olim) und bieten die beiden
Geschlechter ein Beispiel weitgehendsten Sexualdimorphismus, ähn-
lich jenem von Elymnias agondas Boisduval.
Morphologie der Sekundär-Sexualcharaktere und
der Zeitformen.
Seit Moore 1380 die sogenannten Duftorgane als „Gattungs-
merkmale“ verwertete, treffen wir sie als Bestimmungshülfsmittel
in der späteren Literatur fortwährend angewandt, so insbesondere
von Marshall und De Nie&ville 1382—1886, Distant, Semper
und Aurivillius.
So weit mir bekannt, waren aber die Organe selbst niemals
Objekt eingehender morphologischer Untersuchungen und von deut-
scher Seite ist außer den flüchtigen, zum Teile unzutreffenden Be-
merkungen von Dr. Erich Haase („Iris“, 1886, S. 105) kaum etwas
darüber veröffentlicht.
Von den englischen Autoren liegt gleichfalls nur ein Essay
vor, aber dieses scheint mir der Beachtung und Übersetzung wert.
Es ist von Major Manders (Journ. As. Soc. Beng., 1399, p. 182)
und lautet wie folgt:
„Die gelben, haarähnlichen Anhängsel (processes) auf der
Oberseite der Hinterflügel von perseus und polydecta liegen unmittel-
bar hinter dem Ursprung der Subkostale. Sie erheben sich zumeist
als ein Büschel zwischen den Schuppen der Flügel und gehen nach
oben und auswärts in einer fächerartigen Manier bis zu den weiter
unten beschriebenen ovalen Depressionen. Sie sind strukturlos, aber
solid, soweit sich dies bei einer 950 fachen Vergrößerung erkennen
läßt, laufen allmählich in eine Spitze aus und sind wahrscheinlich
chitinös in ihrer Zusammensetzung.
„Von den oben erwähnten ovalen Eindrücken lagert der eine
an der Submarginale der Vorderflügelunterseite, der andere gelegent-
lich unterhalb, aber noch häufiger oberhalb der Subkosta der Hinter-
flügeloberseite.
.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 289
„In perseus und polydecta sind diese Depressionen schwarz
und entstehen aus sehr dicht angehäuften Schuppen mit gleich-
mäßig gerundeten Enden. Daß alle diese löffelartigen Gebilde nur
Depressionen der Flügeloberfläche bedeuten, geht zur Evidenz daraus
hervor, daß diese Schuppen sich nicht zur selben Zeit im Focus
des Mikroskops befinden.
„Bei einigen perseus- und polydecta-Exemplaren irisieren diese
Eindrücke dunkel, manche von tiefblauer, andere wieder von hell-
blauer Farbe, die Intensivität der Farbe wechselt je nachdem das
Licht auf sie fällt.
„Die Schuppen zeigen selbst unter der Vergrößerung nur ge-
ringfügige Streifung, aber in allen Fällen sind die Enden gleich-
mäßig gerundet. Diese Schuppen widerstehen der Einwirkung von
Lösemitteln wie Eau de Javelle viel hartnäckiger als die Schuppen
der übrigen Flügelteile.
„Es ist nirgends eine Drüsenstruktur, aber es ist bemerkens-
wert, daß nur die Enden der gelben Haare in den Depressionen liegen.
„In der Struktur dieser Anhängsel befindet sich nichts, was
ihre Funktionen verraten könnte, ebenso wenig denke ich, daß sie
als Stridulationsorgane dienen, denn in diesem Falle würde ich er-
wartet haben, daß die Schuppen oder haarähnlichen Anhängsel in
irgend einer Weise gezähnt sein müßten, um Laute hervorzurufen,
aber dies ist nicht der Fall.“
Horodimorphismus.
Die S' der indo-chinesischen Mycalesis aus der perseus-Gruppe
lassen sich samt und sonders ohne Schwierigkeiten trennen, nament-
lieh wenn die Gestalt der Androkonienbecken der Vorderflügel-
unterseite verglichen wird, während die Q ineinander übergehen;
immerhin gelingt es noch zeitweise, die 9 der Regenzeitperiode aus-
einander zu halten. Der Versuch, die Trockenformen zu unter-
scheiden, wird dagegen nur dann möglich sein, wenn sorgfältig
datiertes Material aus gut umgrenzten und genau bekannten Lo-
kalitäten vorliegt.
Tragen doch die 9 von nicht weniger wie sechs Arten (mineus,
perseus, perseoides, visala und subdita) und deren Lokalrassen alle
220 H. Fruhstorter.
dasselbe fast zeichnungslose, unentschiedene, verschwommene graue
oder braune Kolorit der Flügelunterseite.
Manders beobachtete dasselbe Faktum auf Ceylon und schreibt
darüber im Journ. As. Soc. Beng., 1399, p. 182 folgendes:
„Ich war in der Lage, eine große Reihe von Exemplaren der
Calysisme-Gruppe aus Ceylon zu untersuchen und komme zu dem
Resultate, daß es leicht ist typische Exemplare zu trennen, jedoch
unmöglich, eine sichere Linie zwischen den Zeitformen zu ziehen.
Ferner war ich einige Male nicht im Stande, die Spezies genügend
zu unterscheiden, weil gewisse Exemplare zwischen perseus und
polydecta stehen.“
Auch Bingham kam neuerdings zu einem ähnlichen Resul-
tate, indem er (Fauna India, p. 56) sagt: „Fünf oder sechs Arten
des Mooreschen Genus sind nahe verwandt. i
„Mye. perseus, denke ich, kann immer rekognosziert werden,
und zwar in beiden Geschlechtern durch die Stellung der Ozellen
der Hinterflügelunterseite, die konstant ist.
„Von den anderen können nur die 0’ mit einiger Sicherheit
getrennt werden durch die Gestalt, Größe und Farbe der Sexual-
flecke der Vorderflügelunterseite. Aber in den langen Reihen der
Q, die ich untersuchte, war es mir unmöglich, auch nur ein ein-
ziges konstantes Charakteristikum zu finden, mit dem sich eine
Form von der anderen unterscheiden ließe.
„Herr De Nieeville hält es für wahrscheinlich, daß die Myca-
lesis sich kreuzen (interbreed), in diesem Falle wäre es möglich,
daß nur eine Art existiert, von der die 0’ variierende Sexual-
charaktere besitzen, die jedoch in gewissen Serien konstant bleiben.“
Soweit Bingham.
Die De Nieevillesche Hybridisationstheorie scheint mir un-
haltbar und ganz unnötig, um das Faktum zu erklären, daß die 9
verschiedener Spezies sich ähnlich sehen. |
Die Variationsmöglichkeit ist eben bei den Lepidopteren, wo
kleine Ursachen große Wirkungen hervorrufen, das Normale und
umgekehrt, das Konstantbleiben die Ausnahme.
Auch die 9 spezifisch weit getrennt stehender Mycalesis, als
malsara, mystes und sanatana, die ich in Siam, Annam und Tonkin
in der Trockenzeit fing, sehen sich zum Verwechseln ähnlich.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 221
Da nun, wie schon oben bemerkt, die weiblichen Formen der
Regenzeit sich fast bei allen Mycalesis ohne weiteres bestimmen
und erkennen lassen, so geht daraus hervor, daß die Regenzeit die
Arten separiert, Trockenzeit hingegen die Spezies nivelliert.
Genus Ptychandra Felder.
Felder, Wr. Ent. Monatschr., 1861, S. 304.
Staudinger u. Schatz, Exot. Schmett., I, 1892, 5.199, 203.
Semper, Schmett. Philipp., S. 34—35 und 58. Mai 1336 und
Juni 1887.
Diese Gattung wird von Schatz eine abirrende Form der
Lethe-Gruppe der Satyriden genannt, deren Charaktere mehr im 9
erhalten sind, während das J durch die prächtige blaue Flügel-
färbung eher an Lycaeniden erinnern soll.
Mich dünkt, daß gerade Ptychandra durch die drei angeschwol-
lenen Adern der Vorderflügel, die bei den Zethe nicht vorkommen,
und die Geschlechtsauszeichnung der Vorderflügel viel eher zu Myca-
lesis als zu den Lethe gestellt werden muß, da Piychandra mit
Lethe nur die Schwanzanhänge der Hinterflügel gemeinsam hat.
Ptychandra-Männchen differieren übrigens sowohl von Mycalesis
wie Lethe durch die aus einem Punkt der Medianader entspringenden
drei Medianäste, eine Erscheinung, die sich bei den Satyriden, sonst
nirgends wiederholt.
Vorderflügel zwischen M2 und M3 mit einem tiefen elliptischen
Androkonienbecken, das von einem langen schwarzen Haarpinsel
überschattet wird und eine internervale Furche bis zur Flügelmitte
entsendet. Analrand der Vorderflügelunterseite mit hell rotbraunen,
matten Duftschuppen besetzt, mit denen ein schmales Kostalfeld
voll dunkelbrauner spezialisierter Schuppen der Hinterflügelober-
seite korrespondiert.
ODC der Hinterflügel fehlt; MDC distal etwas nach innen
gekrümmt, UDC sehr lang und leicht konkav oder gerade die
Zelle kurz abschließend.
Aus dem Genus sind bisher nur drei scharf präzisierte Arten
bekannt, die ihrerseits wieder in leicht zu erkennende Inselrassen
zerfallen.
222 H. Fruhstorfer.
A. Vorderflügel mit distal etwas gebogener UDC.
Androkonienbeceken mit tiefschwarzen Schuppen.
Vorderflügel nur mit kurzem straffen Haarpinsel unter MB.
Zelle der Hinterflügel mit langem dünnen Haarpinsel.
1. Ptychandra Schadenbergi Semper, 1. c., 8.35; Ader-
netz, 8. 59, Taf. 11, Fig’6,S. = - Frühst., „Iris“, IS
Q forma Zypica (vermutlich Trockenform).
(= Sempers Fig. 7 auf Taf. 11.)
Analrand der Vorderflügel weiß; anale Distalpartie der Hinter-
flügel gelblich.
Patria: Mindanao.
Q forma hebetatrix nova (vermutlich Regenzeitform).
Analsaum der Vorderflügel breit rauchbraun; gesamte Distal-
partie der Hinterflügel bis weit über die Ozellen hinaus dunkelbraun.
Patria: Mindanao, 1 9 ex Museum Staudinger in Coll. Fruhst.
Hebetatrix verhält sich zur Type wie lorgwini 9 forma ob-
scurior Fruhst. zu lorguin: Q forma typica.
b. Vorderflügel mit gerade verlaufender UDC und kurzem Haar-
pinsel zwischen Mi und M2.
Hinterflügelzelle ohne Haarbekleidung.
2. Ptychandra lorquini Felder, 1. c., 1561, S. 304; Reise
„Novara“, Taf. 68, Fig. 1—2, d', 9. — Staudinger, Exot. Schmett.,
S. 222, Taf. 78, d', 9. — Semper, l.c., 8.35, Fig. 15, d‘, Fig. 16,
os: Adernetz,9098, Ta kV RIEIB, €:
Männliches Androkonienbecken mit schwarzen Duftschuppen
gefüllt.
a. © forma typica. (Felder, 1. c.)
9 größer als solche von Schadenbergi.
Vorderflügel mit rein weißen, breiteren Subapikal-, jedoch viel
schmäleren Medianbinden. Beide hängen zusammen, während sie
bei Schadenbergi weit getrennt stehen; zwischen Ml und M2 er-
scheint ein weißer Kreis, der Schadenbergi fehlt.
Hinterflügel. Die basale und mediane Region gelblich statt
weiß. Die bei Schadenbergi fast die ganze Diskalpartie ausfüllende
weiße Flügelfärbung ist bis auf wenige submarginale Überbleibsel
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 223
Y I g
verschwunden und bis nahe an den Distalrand gedrängt. Ozellen
größer, heller gelb geringelt.
Unterseite: Analog der Oberseite, die Weißfleckung der Vorder-
flügel in der Progression, jene der Hinterfliigel in der Reduktion
begriffen. Ozellenperipherie heller gelb.
ß. 9 forma obscurior (— Staudingers Abbildung, 1. e.).
Weiße Partien der Hinterflügel stark verschmälert. Andro-
konienbeeken mit schwarzen Schuppen gefüllt.
Patria: Luzon, 2 d, 19 (Coll. Fruhst.), Babuyanes, Bohol,
Panaon (Semper).
b) lorguwini mindorana Semper.
Ptych. lorguwini Semper, 1. e., $. 58 partim. Mindoro.
Ptych. mindorana Semper, 1. e., 8. 329.
Ptych. mindorana Stdgr. 1.1.
Ptych. lorquini mindorana Fruhst., Berl. Ent. Zeit., 1900, S. 12;
„1t1s=41899,78..80.
Patria: Mindoro, 1 0° (Coll. Fruhst.).
c) borguini mindanaensis Fruhst.
Ptych. lorgwini mindanaensis Fruhst., „Iris“, 1899, Heft 1,
S. 80; Berl. Ent. Zeit., 1. c., S. 12.
Ptych. plateni Stdgr. i. 1.
Ptych. lorgwini Semper, 1. e., p. 55. Mindanao partim.
Androkonienbecken mit kreideweißen Schuppen.
Patria: Mindanao, J, @ (Coll. Fruhst.).
d) lorguini bazilana Fruhst., „Iris“, 1899, S. 79—S0; Berl.
Ent. Zeit., 1900, S. 12; ebenda, 1899, Sitzungsber., S. 24.
Androkonienbecken mit kreideweißen Schuppen.
Patria: Bazilan, 3 d’, 9 (leg. Doherty, Februar, März 1595,
Coll. Fruhst.).
e) lorqwini leucogyne Feid. Halmahira.
Pt. leucogyne Feld., Reise „Novara“, 1867, S. 498.
©. Vorderflügel wie bei P, nur tritt zwischen M2 und M3 noch
ein dünner Büschel langer schwarzer Haare auf.
Ptychandra caerulans nova forma.
224 H. Fruhstorfer.
d. Habituell und in der Schwanzform die Mitte zwischen
Schadenbergi und lorgwini haltend, oberseits heller blau als beide.
Die weißen submarginalen Zacken der Vorderflügel ähnlich jenen
von lorquwini, die weißliche Antemarginallinie der Hinterflügel fehlt.
Die bei Schadenbergi recht deutliche, bei lorgwini fehlende
Analozelle der Hinterflügeloberseite zu einem kleinen Punkt reduziert.
Die Flügelunterseite nähert sich durch das Fehlen der für
lorguini typischen silbergrauen Ozellenperipherie mehr Schaden-
bergi. Die caerulans-Unterseite ist indessen etwas farbenärmer und
mit kleineren Hinterflügelozellen versehen als Schadenbergi, die grau-
weißen Zeichnungen neigen zum Verschwinden und gravitieren da-
durch wieder zu lorguwint.
Patria: Luzon, Cd’.
Erst nach Eintreffen neuen Materials läßt sich entscheiden,
ob caerulans als gute Spezies bestehen kann oder nur als Zeit-,
respektive Lokalform zu lorqwini gehört.
Genus Lamprolenis Godman et Salvin.
Godman et Salvin, Proc. Zool. Soe., 1885?
Schatz-Röber, Exot. Schmett., 1892, S. 217.
Lamprolenis differiert vom Mwycalesis-Habitus durch die lang
ausgezogenen, an Amathusia erinnernden Hinterflügel, hat jedoch
mit den Mycalesis die drei aufgeblasenen Aderwurzeln und die
Geschlechtsauszeichnung der Hinterflügel gemeinsam.
Das Geäder der Hinterflügel nähert sich Mandarinia, die
Struktur der Vorderflügel vermittelt den Übergang zum Satyrus-
Typus, ähnlich wie die Hinterflügelform von Ptychandra zum Lethe-
Typus hinüberleitet.
Lamprolenis ausschließlich eigentümlich sind die auf der Unter-
seite der Vorderflügel ebenso blasig aufgetriebenen Adern von durch-
sichtiger Bernsteinfärbung. Die Anschwellung der Submediane biegt
weit nach unten aus, so daß zwischen ihr und der feinen Submar-
sinalabzweigung eine tiefe Grube entsteht, die mit dichten schwarzen
Schuppen belegt ist.
Unterhalb der Submarginale ist der Innenrand zweimal ge-
faltet und trägt matt glänzende Duftschuppen.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 225
nitida Godman.
Lamprolenis nitida Grose-Smith, Nov. Zool., 1894, p. 363, 0,9.
Hagen, Jahrb. d. Nassauischen Ver. Nat., 13897, p. 76, 1.
Astrolababai, März.
Patria: Britisch-, Holländisch- und Deutsch-Neu-Guinea.
III. Zoogeographische Betrachtungen.
Übersicht der aus dem makromalaiischen Gebiet bekannten
Mycalesis mit ihrem Formenkreis.
Malaiische Halbinsel
matvaneas Hew.
orseis Hew.
mnasicles perna
Fruhst.
ustulata Dist.
Dohertyi Elwes
anapita Moore
fusca Felder
Q margites Hew.
sagittigera Fruh.
distanti Moore
Z. B. Ges. 58. Bd.
Sumatra Borneo
Mycalesis maianeas Hew.
maia De Nieev. maianeas Hew.
Mycalesis orseis Hew. als
nautilus Butl. orsina Fruhst.
Mycalesis mnasicles Hew.
mnasicles Hew. mnasicles Hew.
Mycalesis oroatis Hew.
oroatis Hew. —
Mycalesis Dohertyi Elwes.
Dohertyı Elwes excelsior Fruhst.
Mycalesis marginata Moore.
marginata Moore pitana Stdgr.
Mycalesis anapita Moore.
anapita Moore anapıta Moore
Mycalesis fusca Felder.
macularia Fruh. adustata Fruh.
Mycalesis janardana Moore.
sagittigera Fruh. baluna Fruh.
Mycalesis Horsfieldi Moore.
hermana Fruhst. hermana Fruhst.
Java
oroatis Hew.
diniche Hew.
janardana Moore
Horsfieldi Moore
15
226 H. Fruhstorfer.
Malaiische Halbinsel Sumatra Borneo Java
Mycalesis mineus L.
mineus L. mineus L. mineus L. ZZ
Mycalesis perseus F. (blasius F.).
perseus F. perseus F. perseus F. perseus F.
Mycalesis Moorei Felder.
| — — Moorei Felder
Mycalesis sudra Felder.
——— —— sudra Felder, 9
Mycalesis nala Moore.
— — nala Felder
Mycalesis anaxias Hew.
anazıas Hew. rt EN) in
Mycalesis amoena Druce.
— amoena Druce ———
Mycalesis kina Staudinger.
—— kina Stdgr. —
Mycalesis medus F.
medus F. medus F. medus F. medus F.
Aus der vorstehenden Übersicht geht zur Evidenz hervor, daß
Borneo und Java eine Ausnahmestellung einnehmen, es fällt jedoch
sehr leicht, diejenigen Arten, welche Borneo eigentümlich sind, auf
den alten Landkonnex mit den Philippinen zurückzuführen (z. B.
kina Stdgr., amoena Druce).
Schwieriger zu erklären gestalten sich die Verhältnisse auf
Java. Bemerkenswert ist dort zunächst das Fehlen häufiger und
typischer malaiischer Elemente, wie maianeas, orseis, mmasicles und
anapita, Erscheinungen, die schon Wallace bei Säugetieren und
Vögeln auffielen, und mehr noch eine weitgehende javanisch-nord-
indische Affinität.
Auf diese prononzierte Verwandtschaft verwies ich bereits bei
der Revision der Athymiden (in diesen „Verhandlungen“, 1906,
S. 421) und das Verhalten der Mycalesis bestätigt das dort Gesagte.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 227
Martin („Iris“, 1896, S. 355) glaubte die Ursache dieser
merkwürdigen Tatsache mit gleichartigen onthogenetischen Ein-
flüssen erklären zu können, ich möchte jedoch den wahren Grund
der Gemeinsamkeit von Faunenfragmenten in der alten Land-
verbindung Birma—Java suchen.
Abgesehen von Schmetterlingen!) besitzen Java und Birma
auch große Säugetiere, wie Dos banteng, Ichinoceros sondaicus, Canis
rutilans ete., gemeinsam. Es ist nun ein allgemein gültiger Satz
der Zoogeographie, daß, wenn einer Insel und dem Hauptland über-
einstimmende Arten von lebenden Säugetieren zu eigen sind, einmal
ein Konnex zwischen beiden bestanden haben muß. Das ist nun
bei Java der Fall, und was den Mamologen schon längst bekannt,
das bestätigen nun auch die rezenten Lepidopterenfunde.
Wenn überhaupt noch ein weiterer Beweis der einstigen
direkten Verbindung Java—Indien nötig wäre, so ist er schon lange
durch die fossilen Säugetierreste Javas erbracht (vgl. Lydekker,
Geogr. Verbreitung und geolog. Entwicklung der Säugetiere, S. 408.
Jena, 1901).
Eine indirekte Bestätigung des eben Gesagten bietet ferner
das Vorkommen einer Euthaliide auf Bawean, welche sowohl in
Sumatra als auch in Borneo fehlt und bisher auch von Java nicht
registriert wurde; es ist dies Zuthalia ürma Fruhst. (Gubener Ent.
Zeitschr., 1905), eine Lokalform der kontinentalen juli Boug. Die
Existenz dieses Falters spricht für die Wallacesche Hypothese,
„daß während der Eiszeit himalajische Arten vom Kontinent nach
Süden vertrieben wurden, wo sie sich über geeignete Teile des
ganzen Gebietes ausbreiteten.
„Java wurde dann durch Senkung abgetrennt. Erst später er-
streckte sich die Senkung weiter nach Norden, Borneo und Sumatra
wurden isoliert und nur die Halbinsel Malakka blieb als schmaler
Rücken zwischen beiden hindurch bis Banka und Billiton?) bestehen.
„Erst später trennte ein weiterer Meereseinbruch die genannten
Inseln und auch Bawean von Malakka. Zwei bis drei Arten von
%
!) Ich verweise nur auf Elymmias undularıs, Dodona spec., Zemeros
phlegyas, Helcyra, Athyma, Mwycalesis, Pap. aristolochiae und Neorhina krishna.
2) und Bawean.
15*
228 H. Fruhstorfer.
Säugetieren blieben auf diesen Inseln zurück und veränderten sich
seitdem etwas. So erklärt es sich, daß Sumatra und Borneo zu-
weilen eine gemeinsame Art besitzen, während auf Banka eine
besondere Form vorkommt.“
Soweit Wallace. Auch diese Theorie wird durch das Vor-
kommen von Lepidopteren bestätigt. So besitzen Java und Banka
mit Umgehung von Sumatra und Borneo Prothoe Francki Godt.
und Euthalia aconthea Horsf. gemeinsam (Fragmente der Fauna
des alten Landrückens), und das unerwartete Auftauchen einer jetzt
rein kontinentalen Futhalia auf Bawean spricht für die erweiterte
Wallacesche Hypothese, daß der alte Höhenrücken sich über
Banka—Billiton bis Bawean erstreckte, und zwar zu einer Zeit, als
Java bereits abgetrennt war.
In dieser Periode dürfte die Einwanderung der indischen Eu-
thalia irma auf Bawean erfolgt sein, die Java entweder überhaupt
nicht erreichte oder bei einem Klimawechsel aus Java verdrängt,
oder was viel wahrscheinlicher, mit dem Zurücktreten des Urwaldes
dort vernichtet oder ausgerottet wurde.
Aber während Euthalia irma aus Java verschwunden ist, hat
zur Zeit, als noch kein Meereseinbruch oder eine Landsenkung er-
folgt war, Java die obengenannten Prothoe Francki Godt. und Eu-
thalia aconthea Horsf. an Banka abgegeben, denn an eine Ver-
schleppung durch Zufall und eine passive Verbreitung der Eu-
thaliiden ist kaum zu denken.
So liefern sowohl die Mycalesiden wie auch die Euthaliiden
einige Steinchen zu dem stolzen Gebäude der kühnen Theorie, die
Wallace ersann, eine Theorie, für die sich seither so unwider-
legliche Stützpunkte gefunden haben, daß ihr der prüfende Geist
das Recht einer vollendeten Tatsache einräumen muß.
Gehen wir nun weiter nach Osten, so bietet sich uns als
das nächstliegende Faunenzentrum die Insel Celebes dar, die mit
12 Spezies Java an Artenzahl übertrifft.
Wir kennen von dort bisher:
Nord- Mittel- Süd- üst-Celebes
Mycalesis jopas Hew.
jopas U. Jopas jopas
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen.
Nord-
medus
tessinus
opaculus
utys
dexamenus
ophthalmicus
deianıra
Mittel- Süd-
Mycalesis medus F.
Ost-Gelebes
areu hl medus medus
Mycalesis Horsfieldi Moore.
Mycalesis perseus F.
EZ perseus
Mycalesis megamede Hew.
— opaculus
Mycalesis orseis Hew.
—— orseis ?
Mycalesis itys Felder.
-—— itys
Mycalesis dexamenus Hew.
transıens dinon
Mycalesis ophthalmicus Westw.
Mycalesis Haasei Röber.
FF — unipupillata
Mycalesis deianira Hew.
deiamira deianira
Mycalesis erna Fruhst.
—— erna
229
Von diesen 12 Arten sind nicht weniger wie sieben Celebes
eigentümlich, ein Prozentsatz indigener Spezies, der nur von den
(an sich sehr armen) Molukken und (dem überreichen) Neu-Guinea
übertroffen wird.
Diese sieben einheimischen Arten besitzen mit einer Ausnahme
(itys, die an Molukken-Formen anklingt) nirgendwo nahe Verwandte
und gehen nordwärts nicht über Sangir, östlich nicht über die Sula-
Inseln hinaus.
Die übrigen celebischen Spezies rekrutieren sich aus west-
malaiischen Elementen und gehören weit verbreiteten Arten an, die
230 H. Fruhstorfer.
zumeist in Mikromalaiana wurzeln, sich eng an typisch javanische
Formen anschließen und ziemlich sicher ihren Weg auf der Java-
brücke nach Celebes gefunden haben dürften.
Eine von diesen Arten (janardana) lebt auch auf den Phi-
lippinen und Nord-Molukken; die Celebes-Form gravitiert aber in
ihrer Färbung nach Java und Lombok zu, wo fast gleichartige
Lokalrassen vorkommen, während die philippinische Rasse eine
andere Färbung annimmt.
Von den westmalaiischen Arten (orseis) bewohnt eine zwar
das makromalaiische Gebiet, jedoch mit Ausschluß von Java, so
daß sie von Java aus nicht nach Celebes gelangt sein kann. Eine
Verwandte der orseis (flavotincta) bewohnt Palawan, so daß ein
Eindringen von den Philippinen gedacht werden könnte, wenn
orseis jemals aus Nord-Celebes gemeldet wäre, was nicht der Fall
ist. Ich vermute somit entweder eine irrige Determination oder
eine Fundortsverwechslung von Seiten Dr. Hollands, was umso
wahrscheinlicher ist, als der Sammler der fraglichen Art, Doherty,
sich längere Zeit in Borneo aufhielt, ehe er nach Celebes ging.
Die Fühlung von Celebes mit den Molukken hält nur eine
Spezies aufrecht, ifys Felder, die auch auf den Philippinen durch
die vikariierende ita Felder vertreten ist. /tys ist jedoch noch
näher mit der molukkischen remulia Cramer verwandt als mit den
Philippinen-Rassen.
Den Löwenanteil an der Besiedlung von Celebes hat demnach
wieder das westmalaiische Element, von dem die Arten über die
Javabrücke in Celebes eingedrungen sind, ein Faktum, das bereits
durch Breddins umfassende klare Darstellung (Hemipteren von
Celebes, S. 143, Passus 3, Stuttgart, 1901) für die Rhynchoten
nachgewiesen wurde.
Sowohl die Philippinen wie auch die Molukken gaben nur
dürftiges Material an Celebes ab, was bei der großen Armut an
Mycalesiden namentlich der letzteren Inselgruppe seine natürliche
Erklärung findet.
Eine Spezies bewohnt Celebes und Sula, erreicht aber die
Molukken nicht mehr; vielleicht mit ein Beweis, daß der Meeres-
einbruch zwischen Sula und Celebes später erfolgt sein muß, als
zwischen den Molukken und Celebes (vgl. Breddin, 1. e., S. 151).
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 231
Das Kolorit der rein celebischen Spezies erinnert durch das
Dominieren der gelblichbraunen Färbung an die Arten des Papua-
gebietes, dagegen neigen die morphologischen Charaktere mehr
nach der javanisch-indischen Richtung, da z. B. Arten mit lang-
behaarter Submediane der Vorderflügeloberseite, von denen Celebes
mehrere beherbergt, weder auf den Molukken noch in Neu-Guinea,
wohl aber in Java-Indien vorkommen.
Die Molukken bieten keinerlei besonderes Interesse. Von
sieben von dort bisher gemeldeten Arten sind zwei (perseus und
medus) von ubiquistischem Charakter, remulia und sirius vermutlich
australischen Ursprunges, zwei weitere Spezies (messene und atrata)
den Nord-Molukken eigentümlich und die letzte Art (janardana)
dürfte von den Philippinen oder von Celebes aus dorthin ge-
langt sein. Dagegen treffen wir im Papuagebiet einen neuen Ver-
breitungsherd.
Von Neu-Guinea kennen wir:
Westliche Holländisch- Deutsch- Britisch- Östliche
Satellit-Inseln Neu-Guinea Neu-Guinea Neu-Guinea Satellit-Inseln
Mycalesis sirius F.
canicula, siriuns antıcarıs sirwus ——
manipa
Mycalesis phidon Hew.
phidon phidonides phidonides — zamthias
Mycalesis Duponcheli Guer.
umbonia Duponcheli — — eudoxia
Mycalesis eminens Stdgr.
eminens eminens eminens eminens —
Mycalesis mucia Hew.
mucia Mucia mucia melanopis etha
Mycalesis discobolus Fruhst.
—— _discobolus —— discobolus ——
Mycalesis mahadeva Boisd.
mahadeva mahadeva comes — ——
232
Westliche
Satellit-Inseln
pallens,
terminulus,
asophis
lalassıs
cocodaemon
lornides
lorna
gopaka
H. Fruhstorfer.
Holländisch- Deutsch- Britisch-
Neu-Guinea Neu-Guinea Neu-Guinea
Mycalesis fulviana Grose-Smith.
fulviana — 0
Mycalesis terminus F.
atropates kyllenion flagrans
Mycalesis perseus F.
lalassis lalassis lalassis
Mycalesis pernotata Tiryon.
— —— gpernotata
Mycalesis nerida Grose-Smith.
— — nerida
Mycalesis elia Grose-Smith.
elia elia ——
Mycalesis bazochi Gu£r.
bazocht bazochi en _
Mycalesis cocodaemon Kirsch.
cocodaemon cocodaemon ——
Mycalesis evara Fruhst.
= _ — evara
Mycalesis bilineata Fruhst.
bilineata
Mycalesis bizonata Grose-Smith.
re —— bizonata
Mycalesis aethiops Butler.
aethiops aethiops ——
Mycalesis lorna Grose-Smith.
lorna ? copiosa —
Mycalesis shiva Boisduval.
shiva australis u
Östliche
Satellit-Inseln
matho
lugens
elia
aethiops
Maura
: e - 2
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 233
Westliche Holländisch- Deutsch- Britisch- Östliche
Satellit-Inseln Neu-Guinea Neu-Guinea Neu-Guinea Satellit-Inseln
Mycalesis barbara Grose-Smith.
_——- _—- barbara mea —
Mycalesis valeria Grose-Smith.
—— valeria —
Mycalesis valeriana Grose-Smith.
— — valeriana ——
»
Mycalesis durga Grose-Smith.
jobina durga exheredata
Mycalesis medus F.
herum herum lieium herum herum
Von den 26 Arten der Tabelle ist die mit einem ? bezeichnete
unsicher.
Die Verbreitung der übrigen Spezies ist nur stellenweise be-
kannt, da insbesondere das östliche Deutsch- und das südwestliche
Holländisch-Neu-Guinea noch ungenügend durchforscht sind.
Nach der Tabelle bewohnen: Holländisch-Neu-Guinea . . 15 Arten,
Deutsch-Neu-Guimea .... 16 „
Britisch-Neu-Guinea ....15 „
davon bewohnen alle drei Regionen gemeinsam ..... 6,0,
nur in Holländisch-Neu-Guinea treffen wir... ...... ER
nur in Deutsch-Neu-Guinea treffen wir... ........ "
nur in Britisch-Neu-Guinea treffen wir... ........ SE
Holländisch- und Deutsch-Neu-Guinea besitzen zusammen . 12 „
Deutsch- und Britisch-Neu-Guinea besitzen zusammen .. 7 „
Letzteres Faktum ist besonders wichtig, weil daraus hervor-
geht, daß die Verbreitungsmöglichkeit zwischen der deutschen und
britischen Machtsphäre eine viel geringere ist als zwischen Kaiser
Wilhelmsland und den holländischen Besitzungen. Diese Tatsache
dürfte vielleicht darin ihre Erklärung finden, daß die letzteren ge-
meinsame Küstenlinie die Ausdehnung erleichtert, während die
hohen Gebirgswälle zwischen der deutschen und britischen Okku-
pationszone den Artenaustausch erschweren.
234 H. Fruhstorfer.
Betrachten wir nun die papuanischen Mycalesis in ihrem Ver-
hältnis zu den westmalaiischen Arten, so ergeben sich folgende Tat-
sachen.
Von den 26 Spezies der Hauptinsel von Neu-Guinea gehören
nur zwei zu den ubiquistischen Elementen, denen wir überall in
der gesamten indo-australischen Welt begegnen. Weitere zwei Arten
kommen auf den Süd-Molukken und zugleich auch in Australien
vor, es sind dies gleichfalls banale Spezies von weiter Verbreitung.
Es bleiben somit insgesamt 20 autochthone Arten für die
Papua-Region eigentümlich, was SO °/, der in Betracht kommenden
Spezies ausmacht. Von diesen Arten gehen 10 auf die westlichen,
5—6 auf die östlichen Satellit-Inseln über. Keine der Papua-
Mwycalesis erreicht jedoch die Salomonen, wenngleich Duponcheli
dort durch sara und splendens als vikariierenden Arten ersetzt wird,
und keine einzige Papua-Mycalesis ist bis zu den Molukken vor-
gedrungen. Dies alles spricht für den trennenden Einfluß des Meeres
und für die Schwierigkeit der Migration der Spezies.
Das genau umgrenzte Vorkommen der papuanischen Arten
gibt uns aber zugleich einen Fingerzeig über die ehemaligen Land-
verbindungen. Aus der jetzigen Verbreitung geht hervor, daß die
Adjacent-Inseln mit Neu-Guinea noch zu einer Zeit in Konnex waren,
als die Molukken und Salomonen sich bereits von der Hauptinsel
losgelöst hatten.
Gehen wir nun zu Kontinental-Indien über, so begegnen wir
auch dort 26 Arten. Diese verteilen sich wie folgt:
Nord-Indien Süd-Indien Ceylon Tenasserim
Mycalesis anaxias Hew.
anazıas anazias —— FF
Mycalesis Adamsoni Watson.
— — _—— Adamsoni
Mycalesis anaxioides Marsh.
2 — anamioides
Mycalesis charaka Moore.
charaka charaka
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 235
Nord-Indien Süd-Indien Geylon Tenasserim
Mycalesis sanatana Moore.
sanatana _— —_ sanatanda
Mycalesis orseis Hew.
—— — en orseis
Mycalesis perseus F.
perseus perseus perseus perseus
Mycalesis mineus L.
mineus polydecta polydecta mineus
Mycalesis perseoides Moore.
u perseoides — perseoides
Mycalesis subdita Moore.
—— subdita subdita ——
Mycalesis visala Moore.
visala visala ——— visala
Mycalesis rama Moore.
a rvramı«a rn
Mycalesis Adolphei Guer.
— Adolphei — nn —
Mycalesis oculus Marsh.
—— oculus — ===
Mycalesis mnasicles Hew.
— FL — — mnasicles '
Mycalesis mestra Hew.
mestra — — mestra
Mycalesis malsarida Butler.
malsarida ar Le a =. en -
Mycalesis malsara Moore.
malsara Davisoni — malsara
Mycalesis nicotia Hew.
micotia m azsırz nudgara
236 H. Fruhstorfer.
Nord-Indien Süd-Indien Ceylon Tenasserim
Mycalesis misenus De Nic£v.
misenus — — FD Z—
Mycalesis suaveolens Wood-Mason.
suaveolens —— —— suaveolens
Mycalesis Heri Moore.
Heri —— u — —
Mycalesis patnia Moore.
Junonia patnia —
Mycalesis mystes De Nic£v.
. — muystes
Mycalesis oroatis Hew.
——ı ED — surkha
Mycalesis medus F.
medus medus medus medus
Von den indischen Mwycalesis kommen vor:
In Birma-Tenasserima N.) 2... ...., 16 Arten,
„. DIKKIm; ABA ed duun Dec
NOStUGEndten. lesen, ran
Denon 29 22 202. or ann en a 2
Von diesen besitzen gemeinsam:
Nord-Indien und Birma-Tenasserim . 10 Arten,
Nord. und Süd-Indien =: . _. .7..20252
Stid-Indien und Ceylon =. .„. >». 575
Nord-Indientund”Ceylon Pr an 8°,
Nur in Tenasserim-Birma kommen vor . 5 Arten,
4: m, Nord-Indien era. N oe
u. Süd-indien > 0 Paz n » Vezuee
4 Cleaning are dA
Aus dieser Zusammenstellung ersehen wir, daß sich längs der
Himalajakette die Arten leicht verbreiten konnten, da Nord-Indien
und Birma 10 Arten gemeinsam besitzen, daß aber das heiße, trockene
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 237
Tiefland von Zentral-Indien dem Vordringen der Mycalesis hinder-
lich ist, da von den nordindischen Spezies nur sechs den Süden
erreichten.
Ceylon ist noch ärmer an Arten. Von den sechs Inselspezies
sind fünf zweifellos aus Süd-Indien dorthin gelangt und die einzige
autochthone Art (rama) ist wohl auch nichts weiter als eine ver-
dunkelte perseoides und ebenfalls aus Süd-Indien zugezogen.
Betrachten wir nun auch das Vorkommen der Mycalesis in
Hinterindien, so ergibt sich folgende Tabelle:
Sikkim-Assam Tenasserim Tonkin Annam Siam China
— —— regalis-ba- — —— _ regalis
ronesa
medus medus medus medus medus medus
mineus mineus mineus mineus mineus mineus
perseus perseus _yperseus — —— _ vperseus
perseoides perseoides perseoides perseoides yperseoides 2
visala visala neovisala 2 2 ?
sanatana sanatana sanatana- sanatana- —— sanatana-
ulia gomia perdiccas
anazias qamaxias anaxias-de- ——
fieiens
— — charaka charaka —— —— gotama
malsara malsara malsara- malsara - an- - =
mausonia namitıca
malsarıda malsarida malsarida —
mnasicles mmasicles
u Mmyjstes ? ? mystes =
— —— horsfieldi
Von den Tonkinspezies gehören acht zu den rein indischen
Elementen, die den gesamten Südabhang des Himalaja bewohnen,
eine Art (regalis) hat Tonkin ausschließlich mit China gemeinsam;
eine zweite Spezies (charaka) ist von China eingewandert, aber bis
Tenasserim verbreitet. Das Vorkommen von M. mnasicles beweist,
daß auch ein malaiisches Element eingedrungen ist, das seinen Weg
wohl über Tenasserim dorthin gefunden hat.
233 H. Fruhstorfer.
Der Gesamtcharakter der Mycalesis-Fauna von Tonkin ist
demnach ein indischer mit leichten chinesischen und noch geringeren
malaiischen Anklängen.
Von den 16 Arten, die Tenasserim bewohnen, existieren nicht
weniger als 11 noch in Tonkin, so daß die Verwandtschaft von
Tenasserim mit Tonkin eine viel nähere ist als zwischen Birma
und Sikkim. BL):
Von den Tonkin-Spezies finden sich neun auch noch in Sikkim
und sechs auch noch auf der Insel Hainan, so daß eine große
Artengruppe über 25 geographische Breitengrade sich ausdehnen
konnte, wobei einige noch weiter nach dem Osten Chinas vor-
dringende Arten noch gar nicht berücksichtigt sind. Dabei handelt
es sich nicht ausschließlich um banale, sondern um charakteristische
Spezies.
Vergleichen wir mit dieser gewaltigen Region die Verhältnisse
auf Neu-Guinea, so fällt uns sofort auf, daß der Formenreichtum
der Insel ein viel mannigfaltigerer ist als auf dem gesamten Kon-
tinent von Indien.
Dabei bedeckt Neu-Guinea nicht mehr Oberfläche als etwa
Birma mit Tenasserim und Deutsch- und Britisch-Neu-Guinea zu-
sammen sind nicht größer als Tonkin und die nördlichen Provinzen
Annams. Aber während wir in Tonkin noch etwa 10 der Spezies
antreffen wie in dem 14—15 Breitengrade entfernten Sikkim, be-
sitzen das benachbarte Deutsch- und Britisch-Neu-Guinea, von
den banalen oder australischen Mycalesis abgesehen, nur drei ge-
meinsame Arten.
Resume. Das gleichmäßige feuchte Klima der Äquatorial-
zone, in der Neu-Guinea liegt, begünstigt schon auf kurze Di-
stanzen die Artbildung.
Das Klima der durch lange Trockenperioden charakterisierten
indischen Subtropen verhindert die Modifikation der Art, so daß
erst innerhalb großer Entfernungen neue Lokalrassen entstehen
können.
Die Art bleibt deshalb umso konstanter, je mehr sie sich
den Polen, sie wird umso wandelbarer, je mehr sie sich dem
Äquator nähert.
ruhstorfer:
H.F
Neue indoaustralische
Tall.
Verhandl. der k. k. zool.-bot. @es..
Mycalesis.
Band LVIIT, 1908.
Neue indo-australische Mycalesis und Besprechung verwandter Formen. 239
Nachtras.
Aus Formosa sind inzwischen drei neue Lokalformen bekannt
geworden, nämlich:
Mycalesis francısca formosana Fruhst., Entom. Zeitschr.,
Stuttgart, 20./VI. 1808, S. 48.
Kleiner als francisca Cramer von China und sanatana Moore
vom Himalaja und mit kleineren Ozellen als bei allen verwandten
Rassen. Die Trockenzeitform (nahe forma langi Moore) trägt eine
breitere violettweiße Binde der Flügelunterseite (forma hirtia Fruhst.).
Patria: Formosa, Kanshirei, 28. Juli, Regenzeitform, d, 9;
Tainan, 9. Mai, Trockenzeitform, d'.
Mycalesis gotana nanda Fruhst., ]. ce.
Gleichfalls kleiner als die verwandten Rassen, dunkler als
madjicosa Butl. von Okinawa, Ozellen größer, Medianbinde aller
Flügel jedoch schmäler.
Patria: Formosa, Tainan, 31. Oktober; Kagi, Ende September
1907, 2 d', 2 (Coll. Fruhst.).
Mycalesis suaveolens kagina Fruhst., 1. ce.
d‘. Kleiner als suaveolens Wood-Mas. von Bhutan. Analozelle der
Vorderflügel größer, Medianbinde der Flügelunterseite viel schmäler.
Sehr wahrscheinlich wird auch noch M. misenus de Niecv.
in Formosa gefunden, die bereits aus China bekannt ist.
Patria: Formosa, Kagi, 25. August 1907, 1 d° (Coll. Fruhst.).
Erklärung der Abbildungen.
Tafel I.
Fig. 1. Mycalesis erna Fruhst. Z. Celebes.
RR - transiens Fruhst. 2. Celebes.
ac a tilmara Fruhst. Z'. Sangir.
| R eudoxia Fruhst. S. Kiriwina.
Auer, 5 maforica Fruhst. g'. Mafor.
rin. 5 deficiens Fruhst. 9. Tonkin.
ne x evara Fruhst. Z'. Neu-Guinea.
ES a discobolus Fruhst. SZ. Neu-Guinea.
CK arabella Fruhst. g. Waigin.
210 Mandarikia baronesa Fruhst. Z'. Tonkin.
240 Anton Handlirsch.
Kleiner Beitrag zur Kenntnis der Grab-
wespengattung Stizus Latr.
Von
Anton Handlirsch.
(Eingelaufen am 22. November 1907.)
Die Unterscheidung jener kleinen Stizus-Arten, welche von
älteren Autoren unter den Namen Stizomorphus und Bembecinus als
eigene Genera von der großen Latreilleschen Gattung abgetrennt
wurden, bietet dem Systematiker nicht unerhebliche Schwierig-
keiten, denn die Strukturdifferenzen sind bei diesen zahlreichen
Formen wenig auffällig, Skulptur und Behaarung sehr monoton und
die Zeichnung einigermaßen variabel. Namentlich sind es die weib-
lichen Individuen, bei denen selbst die Ermittlung der Verwandt-
schaftsgruppe nicht leicht fällt.
In meiner 1892 erschienenen Monographie unterschied ich
folgende Artgruppen:
Tridens-Gruppe: Ventralplatten bei d' und 9 ohne Dornhöcker. Kopf
auffallend breit, so daß die Höhe des Gesichtes nur etwa zwei
Drittel der Breite beträgt. Fühler des Ö mit abnorm ge-
stalteten drei Endgliedern.
Loriculatus-Gruppe: 6. Ventralplatte des S’ mit zwei Längswülsten
oder sonst bewehrt. Kopf minder breit. Fühler wie bei der
Tridens-Gruppe.
Discolor-Gruppe: 6. Ventralplatte des d’ mit kleinem spitzen Mittel-
höcker. Kopf und Fühler ähnlich wie bei der Loriculatus-
Gruppe.
Peregrinus-Gruppe: "2. und oft auch 6. Ventralplatte des mit je
einem Höcker. Kopf und Fühler ähnlich wie bei den beiden
vorhergehenden Gruppen.
Gymandromorphus-Gruppe: 3. Ventralplatte des 9 und 2. des 9
mit einem Mittelhöcker. Sonst ähnlich der Peregrinus-Gruppe.
Kleiner Beitrag zur Kenntnis der Grabwespengattung Stizus Latr. 241
Inermis-Gruppe: Ventralplatten in beiden Geschlechtern unbewehrt,
ähnlich wie in der 7ridens-Gruppe. Fühler des J einfach.
Dazu kam in den 1895 erschienenen Nachträgen die
Haplocerus-Gruppe: Der Loriculatus-Gruppe ähnlich, aber im männ-
lichen Geschlechte mit unbewehrter 6. Ventralplatte und ein-
fachen Fühlern.
Einige nur im weiblichen Geschlechte bekannte Formen konnten
nicht mit Sicherheit in diese Gruppen eingereiht werden.
In denselben Nachträgen beschrieb ich auch eine neue Art
aus Spanien als St. crassipes und reihte sie in die Tridens-Gruppe
ein, weil ihre Ventralplatten im männlichen Geschlechte unbewehrt
und die Fühler ähnlich wie bei tridens geformt sind, obwohl das
Gesicht, wie ich auch in der Beschreibung erwähnte, nicht so breit
ist, wie sonst bei den Arten dieser Gruppe.
Später (1906) beschrieb dann Mercet zwei spanische Arten,
welche in den unbewehrten Ventralplatten, den Fühlern und der
Kopfform mit crassipes übereinstimmen, und jüngst erhielt ich
noch von Herrn Kapitän Ferton (in Bonifacio) aus Algerien eine
vierte Art, die sich gleichfalls durch dieselbe Kombination von
Merkmalen auszeichnet.
Alle vier Arten zeigen außer dem schmäleren Gesichte noch
einen gemeinsamen Charakter, der sie von der Tridens-Gruppe unter-
scheidet und der Peregrinus-Gruppe näher bringt: das ist die Form
der 6. Ventralplatte (— Sternit des 7. Abdominalsegmentes, wenn
man das Medialsegment als erstes bezeichnet). Dieses Sternit zeigt
bei allen mir vorliegenden 3’ der zahlreichen Arten aus der Tridens-
Gruppe einen mehr oder weniger ausgebuchteten Hinterrand (nur bei
Buyssoni und guttulatus undeutlich), während es bei den vier oben
erwähnten Arten, die durch den schmäleren Kopf gekennzeichnet
sind, nach hinten bogenförmig oder in Form eines sehr stumpfen
Winkels vortritt. Letzteres ist auch bei den Arten der Peregrinus-
Gruppe und besonders deutlich bei meridionalis Costa der Fall.
Es steht also diese neue Artgruppe, welche ich Orassipes-
Gruppe nennen möchte, vermittelnd zwischen der Tridens- und Pere-
grinus-Gruppe und beweist uns wieder, daß die von mir errichteten
Gruppen noch nicht den Rang von Gattungen beanspruchen können.
Z. B. Ges. 58. Bd. 16
242 Anton Handlirsch.
Sind wir nun auch in der Lage, die Männchen einigermaßen
sicher in die Artgruppen einreihen zu können, so bereiten uns die
weiblichen Individuen noch immer einige Schwierigkeiten, denn
hier haben wir nur bei der Gynandromorphus-Gruppe in der be-
wehrten zweiten Ventralplatte und bei der Tridens-Gruppe in dem auf-
fallend breiten Gesichte Anhaltspunkte, während uns solche für die
Unterscheidung der Peregrinus-, Crassipes-, Loriculatus-, Discolor-,
Inermis- und Haplocerus-Gruppe fehlen. Es bleibt daher nach wie
vor die Stellung von St. laterimacula m. und Kotschyi m., von
denen bisher erst Weibchen gefunden wurden, zweifelhaft.
Stizus Fertoni NOV. Spec.
Länge 1lO mm. Etwas schlanker gebaut als die drei ver-
wandten Arten crassipes, carpetanus und pulchellus, auch entschieden
schlanker und zarter als die äußerlich ähnlichen 9 des St. Gazag-
nairei. Fühler in beiden Geschlechtern deutlich schlanker und
zarter, im männlichen Geschlechte mit der für den Verwandtschafts-
kreis charakteristischen Auszeichnung der drei Endglieder. Kopf-
form ähnlich wie bei den drei genannten Arten, also von vorne
gesehen nicht so breit wie bei iridens und dessen Verwandten.
Das Hinterhaupt ist etwas schwächer entwickelt und die Schläfen
erscheinen daher von der Seite gesehen etwas schmäler als bei
den drei genannten Arten und als bei Gazagnavrei. Flügel nach
dem Typus der 7ridens-Gruppe, die zweite Kubitalzelle nicht ge-
stielt, sechseckig. Thorax wie bei den genannten Arten.
Die Seitenkanten des Mittelsegmentes nicht stark vorgezogen
und nur nach unten zu etwas ausgeschnitten, unter dem Ausschnitte
mit einem kleinen Dörnchen. In dieser Bildung stimmen alle vier
Arten der Gruppe überein und unterscheiden sich auch dadurch
von tridens und den meisten Arten aus der nächsten Verwandtschaft
dieses letzteren, nicht aber von Gazagnairei und dessen Verwandten
(Peregrinus-Gruppe).
Die Beine sind ganz ähnlich wie bei crassipes, also etwas
derber und robuster als bei tridens, die Hinterschienen an der Innen-
seite nicht wie bei carpetanus deformiert.!)
t) Das von Mercet 1906 bei pulchellus (Fig. 4) abgebildete Dörnchen
am Schenkel kann ich absolut nicht sehen.
Kleiner Beitrag zur Kenntnis der Grabwespengattung Stizus Latr. 243
Der Hinterleib ist gleichfalls ähnlich, vielleicht etwas schlanker
wie bei crassipes. 2. und 3. sowie 6. Ventralplatte des d’ sind un-
bewehrt, die letztere endet in einen sehr stumpfwinkelig dreieckigen
Lappen, während sie bei crassipes und namentlich bei carpetanus
und pulchellus mehr bogenförmig abgerundet erscheint; bei allen
vier Arten ist aber ein flacher, quer vor dem Hinterrande liegender
Eindruck zu sehen.
Die Skulptur ist ganz ähnlich wie bei den drei anderen Arten,
die Punktierung an der Oberseite des Thorax sehr fein, kaum wahr-
nehmbar (Vergr. 15), auf dem Hinterleibe und namentlich an der
Oberseite der zweiten Dorsalplatte etwas gröber und ungleich mäßiger.
In der Färbung weicht diese neue Art von ihren drei Gruppen-
genossen deutlich ab. Die Zeichnungen sind weißlichgelb wie bei
crassipes und carpetanus, während sie bei pulchellus sattgelb zu
nennen wären. Licht sind: die Basis der Mandibeln, die Oberlippe,
innere (vordere) Augenränder, beim J’ auch die Stirne unterhalb
der Fühler, die Unterseite der Fühler, ein schmales Band am Rande
des Pronotum, die Schulterbeulen, die äußersten Hinterecken des
Mesonotum, Seitenflecke des Sceutellum, eine Binde am Metanotum
und fünf (JS sechs) schmale wellige Binden der Hinterleibsringe,
von denen die letzten an den Seiten abgekürzt sind. Schienen
und Tarsen sind bei dem 9 rötlich, bei dem J’ ganz gelb, ebenso
das Ende der Schenkel. Die Unterseite der Vorder- und Mittel-
schenkel ist in beiden Geschlechtern lichtgelb.
Ich erhielt 1 9 und 1 9 dieser Art von dem bekannten
Hymenopterologen Ch. Ferton, Chef d’Escadron d’Artillerie in
Bonifacio (Korsika). Sie wurden in Algerien gesammelt und kommen
dort gemeinsam mit St. Gazagnairei m. vor.
Bei der Beschreibung des St. crassipes in den Nachträgen zu
meiner Monographie (1595) erwähnte ich auch zwei in Barcelona
gesammelte weibliche Exemplare, ohne sie jedoch halbwegs sicher
für jene des crassipes zu erklären.
Heute, wo ich in der Lage bin, den crassipes in eine von
jener des tridens verschiedene Gruppe zu stellen, kann ich auch
mit Sicherheit behaupten, daß diese zwei 9 nicht zu crassipes ge-
16%
244 A. Handlirsch. Beitrag z. Kenntnis d. Grabwespengatt. Stizus Latr.
hören, denn ihre Kopfform verweist sie in die Tridens-Gruppe.
Höchst wahrscheinlich fallen sie mit St. hungaricus Friv. zusammen,
der seinerseits dem tridens ja sehr nahe steht, an dem gelben
Clipes (2!) und Unterrand der Stirne sowie an der fünf- statt sechs-
eckigen zweiten Kubitalzelle aber leicht zu erkennen ist. Mercet
führt in seiner Arbeit auch bereits den hungaricus aus Spanien an.
Zum Schlusse möchte ich noch einen Fehler richtig stellen,
der sich in meiner Monographie bei der Beschreibung des St. discolor
eingeschlichen hat: Es soll hier heißen, daß die 6. sichtbare Ventral-
platte mit einem kleinen spitzen Höcker versehen ist und nicht
die 7. (Tatsächlich ist es ja freilich das Sternit des 7. Segmentes,
wenn man das Mittelsegment als erstes zählt, aber nach der in
der ganzen Monographie konsequent angewendeten Zählweise muß
es heißen 6. Ventralplatte.)
Demgemäß muß auch die Bestimmungstabelle S. 159—160
(respektive 183—184) geändert werden. In folgender Weise:
9. Segmentum ventrale sextum etc. . . . . Joriculatus Sm.
— — — carinis duabus longitudinalibus destitutum ete. . 10
10. Segmentum ventrale sextum tuberculo parvo etc.
discolor Handl.
Ar’ 2 sextam INermendD une Toni. aaa Ve
Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L.
Von
med. Dr. Alfred Kolisko.
(Eingelaufen am 20. Dezember 1907.)
Die außerordentliche Veränderlichkeit von Dilina Tiliae L. ist
seit jeher bekannt. Sie zeigt sich indessen hauptsächlich in der
Färbung, die auf den Vorderflügeln von einem hellen Weißgrün in
zahlreichen Schattierungen bis zu einem tiefen Dunkelbraun über-
geht (ab. brunnescens Stgr.). Dagegen bleibt die Zeichnung bis auf
geringfügige Verschiedenheiten in der Gestalt der Mittelbinde auf
Uber Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 245
den Vorderflügeln ziemlich konstant. Im Laufe der Zeit wurden
jedoch auch mannigfache, auffallende Zeichnungsaberrationen be-
kannt, die sämtlich durch das allmähliche Einschrumpfen der Mittel-
binde entstehen.
Der erste Schritt auf diesem Wege besteht darin, daß die
zusammenhängende Binde der Vorderflügel in der Mitte mehr oder
weniger breit unterbrochen und dadurch in zwei voneinander ge-
trennte Flecke aufgelöst wird, von denen zugleich der nächst dem
Vorderrande befindliche von diesem zurücktritt, so daß zwischen
ihm und dem Rande die Grundfarbe des Flügels deutlich sichtbar
wird (ab. maculata Wallgr... Wenn bei diesem Einschrumpfungs-
prozesse die beiden Flecke zugleich auch an Größe verlieren, so
daß zwei untereinander ungefähr gleich große, aber stark hinter
der normalen Größe zurückbleibende Fleckehen übrig bleiben, so
entsteht die ab. bipunctata Clark. Häufiger aber geschieht es, daß
nicht beide Flecke gleichmäßig einschrumpfen, sondern daß einer
seine normale Größe beibehält, der andere aber dagegen gänzlich
verschwindet. In der Regel verschwindet der Fleck am Hinter-
rande, während der am Vorderrande befindliche in normaler Größe
zurückbleibt, so daß er vom Vorderrande bis in die Flügelmitte reicht
(ab. costipuneta Clark). Nur äußerst selten hingegen verschwindet
der Vorderrandfleck, so daß nur der vom Hinterrande bis ungefähr
zur Flügelmitte reichende Fleck sichtbar bleibt, wodurch die ab.
marginepuncta Tutt. entsteht. Wenn die beiden Flecke bei gleich-
zeitigem weiteren Größenverluste zu einem einzigen kleinen, meist
dreieckigen Fleck genau in der Flügelmitte verschmelzen, so bildet
sich die ab. centripuncta Clark (ulmi Stgr.). Endlich kommt es in
vereinzelten Fällen auch vor, daß überhaupt jede Spur der Mittel-
binde verschwindet, wodurch die ab. obsoleta Clark (immacnlata
Bartel oder extincta Stgr.) entsteht. Die ab. Pechmanni Hartm.,
um endlich auch diese zu erwähnen, stimmt in Beziehung auf das
gänzliche Fehlen der Binde mit der vorigen überein, weist aber
noch weitere Zeichnungsverschiedenheiten auf, indem sie einen
grauen Saum und einen rotgelben Schulterfleck zeigt, welcher sich
sonst bei keiner tiliae-Form findet.
Ich habe nun mit Dilina tiliae Inzuchtversuche angestellt
und durch eine Reihe von Jahren fortgesetzt, die gerade in Bezie-
246 Alfred Kolisko.
hung auf das Vorkommen der vorerwähnten Aberrationen inter-
essante Ergebnisse lieferten. Ich habe in diesen „Verhandlungen“,
Jahr. 1904, S. 2, Jahrg. 1905, S. 167 ff. und Jahrg. 1907, S. 32 be-
reits einzelne Mitteilungen über diese Zuchtversuche gemacht und
will nun nach ihrem gänzlichen Abschlusse das Gesamtresultat der
Öffentlichkeit übergeben und so die Folgerungen, die sich meines
Erachtens aus diesen Versuchen ergeben, der Prüfung und dem
Urteile von Fachmännern unterstellen.
Im Sommer 1901 fand ich in Weidling bei Wien an einem
Baumstamme eine Copula von Dilina tiliae d' und ab. brunnescens 9.
Ich nahm das Pärchen mit nach Hause, ohne die Copula zu unter-
breehen, die noch bis zum Abend andauerte, ließ dann das Q seine
Eier absetzen und erhielt aus dieser Zucht im nächsten Jahre, und
zwar in der Zeit von Ende April bis Anfang Juli 1902 ca. 100 Falter,
von denen ein starkes Dritteil, nämlich gegen 40 Stücke, der Abart
brunnescens angehörten, während der Rest normale tiliae — teil-
weise mit: mehr oder weniger starken Übergängen zu brummescens
— waren. Bezüglich der Zeichnung zeigte keines der ausgeschlüpften
Tiere irgend eine nennenswerte Besonderheit. Mein Bemühen war
nun darauf gerichtet, zur Weiterzucht eine Copula von brunnescens
g' und 9 zu erzielen, doch scheiterte dieser Plan an dem Um-
stande, daß sich das Ausschlüpfen der Tiere auf einen so langen
Zeitraum erstreckte, daß ich niemals gleichzeitig beide Geschlechter
von der ab. brunnescens zur Verfügung hatte. Dagegen fand ich
eines Tages ohne mein Zutun eine Copula von tiliae d und 2 im
Zuchtkasten vor. Dieser Copula von zwei der Normalform ange-
hörigen Tieren legte ich keinerlei Bedeutung bei, ließ daher das
O9 nur eine geringere Anzahl Eier ablegen, schenkte auch der Auf-
zucht keine besondere Aufmerksamkeit und erhielt infolgedessen
aus dieser Zucht im nächsten Jahre (1903) im ganzen nur 15 Falter.
Zu meinem nicht geringen Erstaunen zeigte aber ein bedeutender
Prozentsatz der geschlüpften Tiere sehr auffallende Zeichnungs-
aberrationen, indem ich nämlich außer zwei ab. maculata Wallgr.
noch zwei vollkommen typische centripuncta Clark und eine ebenso
typische costipuncta Clark erhielt, welch letztere zugleich ab. brun-
nescens war, während alle übrigen Tiere der grünen tiliae-Form
angehörten. Wenn man nun selbst von den beiden maculata Wallgr.
Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. DAT
gänzlich absieht, da ja diese Abart, bei welcher die Einschrumpfung
der Mittelbinde erst beginnt und noch nicht weit fortgeschritten
ist, auch sonst ziemlich häufig vorkommt, so blieben unter 15 aus-
geschlüpften Tieren doch noch immer drei sehr auffallende und
sonst nur ganz vereinzelt auftretende Aberrationen, was einem Ver-
hältnisse von 20°/, entspricht. Es war sehr naheliegend, diese auf-
fallende Erscheinung als eine Folgewirkung der Inzucht anzusehen,
weshalb ich denn auch nun die größte Aufmerksamkeit auf die
weitere Fortführung dieser Zucht verwendete. Wirklich gelang es
mir auch trotz der Geringfügigkeit des zur Verfügung stehenden
Materials eine weitere Copula zu erzielen, und zwar kopulierte sich
das braune costipuneta-Männchen mit einem gewöhnlichen tiliae-
Weibchen, welches über 100 Eier absetzte.
Aus dieser Copula erhielt ich nun im Jahre 1904, und zwar
in der Zeit vom 24. April bis 20. Juni im ganzen 52 Falter. Von
diesen waren 15 Stück ausgesprochene brunnescens und zwei Stück
starke Übergänge zu ihr, so daß also wieder ungefähr ein Drittel
der ab. brumnescens angehörte. Bezüglich der Zeichnung aber waren
wieder 2 Stück ab. maculata Wallgr., 7 Stück ab. centripuneta Clark,
1 Stück extincta Stgr. und 1 Stück transitus zu extineta. Wenn ich
wieder von den beiden maculata absehe, ergaben sich also unter
52 Faltern 9 sehr auffallende Aberrationen, darunter die äußerst
seltene extincta, was wieder einem Verhältnisse von nicht ganz
20°/, entspricht. Zu bemerken ist hierbei noch insbesondere, daß
sich in diesem Jahre bei den aberrativen Stücken schon sehr deut-
liche Zeichen der durch die fortgesetzte Inzucht hervorgerufenen
Degeneration ergaben, indem die Tiere durchwegs kleiner, teilweise
verkrüppelt und einzelne auch viel schwächer beschuppt waren.
Bei einem dieser Exemplare, einer sehr interessanten centripuncta
Clark, konzentrierte sich diese mangelhafte Beschuppung haupt-
sächlich auf die Hinterflügel, und zwar in ganz regelmäßiger Weise,
so zwar, daß die ganze Fläche unbeschuppt, durchscheinend und
nur der Außenrand wie gewöhnlich gefärbt ist, wodurch das Tier
ein ganz fremdartiges Aussehen gewinnt und geradezu als ein Uni-
kum erscheint. Ferner muß ich hier noch einen Umstand erwähnen,
auf den ich später noch zurückzukommen gedenke, nämlich, daß
ein nicht unbedeutender Teil der aberrativen Stücke eine auffallende
248 Alfred Kolisko.
asymmetrische Zeichnung zeigt, indem nämlich entweder der zurück-
bleibende Bindenrest auf dem einen Vorderflügel größer ist als auf
dem anderen oder auf dem einen nur ein Fleck, auf dem andern
aber außer diesem noch ein schwacher Ansatz eines zweiten sich
findet, oder endlich auf einem Flügel jede Spur der Mittelbinde
verschwunden ist, während auf dem anderen noch ein kleiner Fleck
sichtbar bleibt.
Mit diesem Zuchtmateriale des Jahres 1904 gelang es mir nun
zum ersten Male, eine Copula zwischen brunnescens d' und Q zu
erzielen. Da ich außerdem auch noch eine Copula zwischen zwei
gewöhnlichen tiliae erhielt, so konnte nun der Versuch in zwei
Reihen fortgesetzt werden. Obwohl ich auf die Aufzucht der Raupen
nach wie vor die größte Sorgfalt verwendete, so zeigte sich von
nun an — offenbar infolge der vorgeschrittenen Degeneration —
doch schon eine viel größere Sterblichkeit der Raupen, so daß ich
von ca. 200 Eiern (ca. 100 aus jeder Copula) im Jahre 1905 nur
mehr 56 Falter, also nur ein Viertteil erhielt, während ich im Jahre
1904 noch die Hälfte, nämlich 52 Stück aus 100 Eiern zur voll-
ständigen Entwicklung gebracht hatte. Von diesen 56 Faltern des
Jahres 1905 gehörten 20 der brumnnescens-Zucht und 56 der tiliae-
Zucht an. Von den aus der brunnescens-Zucht stammenden 20 Faltern
gehörten 12, also mehr als die Hälfte wieder der ab. brummnescens
Stgr. an, während die restlichen acht Stücke der grünen Form an-
gehörten. Dagegen waren unter den aus der tiliae-Copula hervor-
gegangenen 56 Faltern 3 Stück ab. brunnescens, der Rest von
28 Faltern aber gehörte der grünen Form an. In bezug auf
die Zeichnung aber waren unter der Gesamtzahl von 56 Faltern
10 ab. maculata Wallgr. und 2 centripuncta Clark. Auch in diesem
Jahre erzielte ich wieder sowohl unter der Stammform als auch
unter der ab. brunnescens je eine Copula. Die beiden Weibchen
legten wieder jedes ca. 100 Eier ab, jedoch war die Sterblichkeit
der Raupen bereits so weit gestiegen, daß ich im Jahre 1906 aus
diesen sämtlichen 200 Eiern im ganzen nur mehr 31 Falter erhielt,
von denen 23 aus der brunmescens- und 3 aus der Ziliae-Zucht her-
rührten. Von diesen letzteren waren drei Stücke mehr oder weniger
starke Übergänge zur brummescens-Form, während die 23 aus der
brunnescens-Zucht hervorgegangenen Falter sämtlich dieser Abart
Uber Inzuchtversuche mit Dilin«a tiliae L. 249
angehörten. Überdies waren darunter einige so stark verdunkelte
Exemplare, daß sie nicht mehr wie gewöhnlich rotbraun, sondern
direkt dunkelbraun erscheinen. In bezug auf die Zeichnung aber
befinden sich unter der Gesamtzahl von 31 Faltern 9 aberrative
Stücke, nämlich eine centripuncta Clark (zugleich brunnescens),
2 bipunctata Clark (ebenfalls zugleich brunnescens), 5 ab. maculata
Wallsr. und endlich ein äußerst auffallendes, tiefdunkles Exemplar,
welches Herr Prof. Rebel in bezug auf die Zeichnung der Vorder-
flügel als ab. marginepumeta« Tutt und mit Rücksicht auf die voll-
ständig schwarzen Hinterflügel als ab. suffusa Clark zu bestimmen
die Güte hatte. Von der in J. W. Tutts „The Entomologist’s Record
and Journal of Variation“, Vol. I, 1890—1891, p. 327, abgebildeten
ab. suffusa Clark unterscheidet sich dieses Exemplar dadurch, daß
nicht nur die Hinter-, sondern auch die Vorderflügel stark ver-
dunkelt sind. Aber abgesehen davon, daß mein Exemplar der
brunnescens-Form angehört, also schon von Natur aus dunkler ver-
anlagt ist, scheint auch die erwähnte Abbildung einigermaßen miß-
lungen und bezüglich der Färbung der Vorderflügel zu hell aus-
gefallen zu sein. Wenigstens macht das Tier mit seinen tiefschwarzen
Hinter- und den hellen Vorderflügeln einen entschieden unnatürlichen
Eindruck. Auch scheint mir die ab. suffusa Clark nur eine extreme
Form der meines Wissens zwar nicht wissenschaftlich benannten,
aber im Handel (vgl. die Staudingerschen Preislisten) ständig
vorkommenden, ‘sogenannten ab. al. post. obscuratis zu sein, welch
letztere Form sich auch nicht bloß durch die schwärzlichen Hinter-
flügel charakterisiert, sondern, wie zahlreiche im Laufe meines In-
zuchtversuches gezogene Exemplare dieser Form dartun, auch auf
den Vorderflügeln ein dunkleres Olivengrün als sonst zeigt.
Mit diesen Zuchtergebnissen des Jahres 1906 hat nun mein
Inzuchtversuch sein natürliches Ende gefunden. Meine mehrfachen
Versuche, unter den der Stammform angehörigen Tieren eine Copula
zu erzielen, verliefen resultatlos. Von der ab. brunnescens aber er-
zielte ich zwar noch eine Copula, allein die Raupen gingen größten-
teils schon vor der ersten Häutung, teils auch im Laufe der weiteren
Aufzucht sämtlich zu Grunde bis auf eine einzige, die ich noch zur
Verpuppung brachte und die im Jahre 1907 einen Falter ergab,
welcher hinsichtlich der Zeichnung der ab. centripuneta Clark, hin-
250 Alfred Kolisko.
sichtlich der Färbung aber, wie nicht anders zu erwarten war, der
ab. brumnescens Stdgr. angehört.
Wenn man nun das Resultat dieser lange fortgesetzten Zucht-
versuche überbliekt, so drängt sich einem vor allem die Überzeugung
auf, daß die ab. brumnescens Stdgr. sich fortpflanzt, d. h. daß die
das charakteristische Merkmal dieser Abart bildende, das ganze
Tier einschließlich von Thorax und Abdomen überziehende rotbraune
Färbung, aus welcher jede Spur von Grün verschwunden ist, sich
von einer Generation auf die andere vererbt. Sowohl im Jahre 1901
als im Jahre 1903 hatte ich eine Copula zwischen je einer normalen
tiliae und einer brumnescens, und zwar 1901 zwischen tiliae-Männchen
und brunnescens-Weibehen und 1903 zwischen brunnescens-Männchen
und tiliae-Weibehen, und in beiden Fällen ergab die Nachzucht
ein gutes Dritteil der ab. brumnescens. Im Jahre 1904 hatte ich
zum ersten Male eine Copula zwischen brunnescens d und Q, wovon
die Aufzucht im Jahre 1905 bereits mehr als die Hälfte brumnescens
ergab, und als es mir in diesem Jahre gelungen war, wieder eine
Copula zwischen brunnescens d’ und 9 zu erzielen, somit eine Genera-
tion zu erziehen, deren Eltern und Großeltern bereits reine brumne-
scens waren, da ergab diese Generation des Jahres 1906 überhaupt
nur mehr die ab. brunnescens, kein einziges Tier gehörte mehr der
Stammform von tiliae an. Ebenso war auch das einzige aus der
Copula von 1906 noch zur vollen Entwicklung gelangte Tier wieder
eine typische brunmescens. Angesichts dieses Ergebnisses kann an
der Vererbliehkeit der ab. brunmescens wohl keinen Augenblick
gezweifelt werden. Allerdings ergaben auch die Begattungen, die
in den Jahren 1902, 1904 und 1905 zwischen je einem der Stamm-
form angehörigen Pärchen vorgenommen wurden, immer auch eine
kleine Anzahl brumnescens, sowie umgekehrt die Copula, die im
Jahre 1904 zwischen einem Pärchen brunnescens zustande kam,
noch einen ziemlichen Prozentsatz von normalen tiliae ergab, aber
dies erklärt sich ganz einfach daraus, daß infolge der in den
Jahren 1901 und 1903 vorgekommenen Kreuzungen zwischen der
Stammform und der ab. brumnescens jedes von einem braunen
Elternpaare abstammende Tier unter seinen entfernteren Aszen-
denten auch Angehörige der Stammform und jedes von einem
grünen Elternpaare abstammende Tier unter seinen entfernteren
Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 251
Vorfahren auch Angehörige der ab. brumnescens aufweist. So dürfte
wohl auch in der Natur jede brunnescens unter ihren entfernteren
Vorfahren einige normale tiliae und umgekehrt so manche normale
tiliae unter ihren Groß- oder Urgroßeltern eine brumnescens haben,
die ihre grüne, beziehungsweise braune Farbe nach atavistischen
Grundsätzen auf einige ihrer späteren Enkel vererbt hat.
Ganz anders wie mit ab. brumnescens Stdgr. verhält es sich
aber mit den verschiedenen, im Laufe meines Zuchtversuches auf-
getretenen Zeichnungsaberrationen. Hier kann von einer Vererbung
nieht im entferntesten die Rede sein. Die Stammeltern, von denen
die ganze Zucht ausgeht, zeigten bezüglich der Gestalt der Mittel-
binde durchaus keine Besonderheit nach der Richtung dieser Aberra-
tionen hin. Im Gegenteile vielmehr hat das Männchen sogar eine
ungewöhnlich stark entwickelte, sehr breite, auch in der Mitte
kaum enger werdende Binde und auch die Binde des Weibchens
ist zwar in der Mitte ganz wenig unterbrochen, im übrigen aber
ebenfalls ungewöhnlich breit und stark entwickelt. Auch das Pärchen,
welches im Jahre 1902 zur Weiterzucht verwendet wurde, zeigte
keinerlei Besonderheit bezüglich der Gestalt der Mittelbinde und
dennoch ergab schon die Generation von 1903 20°/, aberrative
Stücke und darunter bereits so auffallende Formen wie centripuneta
und costipuncta! Auch im weiteren Verlaufe der Zucht wurden
nicht etwa die vorgeschrittenen aberrativen, sondern mehr oder
weniger normale Stücke zur Copula verwendet. Die stark aberra-
tiven Stücke versagten nämlich die Begattung und ich habe bei
dem fruchtlosen Versuche sie zur Copula zu verwenden, manches
interessante Stück geopfert! Nur ein einziges Mal im Verlaufe des
sanzen Zuchtversuches ließ sich ein stark aberratives Stück zur
Copula herbei, indem sich nämlich im Jahre 1903 die bereits er-
wähnte, zugleich der brunnescens-Form angehörige costipuneta Clark
mit einem gewöhnlichen tiliae-Weibehen begattete. Auffallender-
weise blieb nun aber gerade diese costipumeta die einzige der ganzen
Zucht; ich habe seither noch centripuncta, extincta, bipunctata und
auch eine marginepuncta, aber nie wieder eine costipuneta erhalten.
Die letztere hat sich daher gewiß nicht fortgepflanzt.
Vererbung als Entstehungsursache dieser Aberrationen an-
zunehmen, erscheint nach dem Gesagten also ausgeschlossen. Wie
2352 Alfred Kolisko.
aber sind sie dann entstanden? Verschiedene während dieser Ver-
suchsreihe zutage getretene Umstände lassen mir keinen Zweifel
darüber, daß diese Aberrationen ihre Entstehung lediglich der
fortgesetzten Inzucht, beziehungsweise der hierdurch bewirkten De-
generation verdanken. Zunächst ist es eine unbestreitbare Tatsache,
daß im Laufe dieses Inzuchtversuches alle bisher bekannt gewordenen
Zeiehnungsaberrationen mit einziger Ausnahme von ab. Pechmanmi
Hartm. tatsächlich erzeugt wurden. Gerade bezüglich dieser ab.
Pechmanni aber erwähnt Hartmann in den „Mitteilungen des
Münchener Entomologischen Vereines“, III, 1879, S. 35, daß sie
ebenfalls das Produkt einer Inzucht sei. Schon dieses wiederholte
Auftreten dieser sonst so seltenen Aberrationen nach einer erfolgten
Inzucht läßt die Annahme sehr naheliegend erscheinen, daß zwischen
der Inzucht und dem Auftreten dieser Aberrationen ein Zusammen-
hang bestehen müsse. Immerhin aber bedarf es erst noch des Be-
weises dafür, daß dieser Zusammenhang kein zufälliger, sondern
ein ursächlicher sei, daß also die von mir erzogenen Aberrationen
nicht nur nach der vollzogenen Inzucht, sondern eben infolge
dieser Inzucht aufgetreten seien. Aber an Beweisen hierfür fehlt
es nicht.
Daß Inzueht Degeneration zur Folge habe, ist eine allgemein
bekannte Tatsache. Die Merkmale dieser Degeneration traten nun
auch während meines Versuches sehr deutlich hervor. Solche Merk-
male waren die geringere Größe, der schwächliche Bau und die
mangelhafte Beschuppung vieler Exemplare, ein solches Merkmal
war aber auch die im Laufe des Versuches stets steigende Mortali-
tät der Raupen. Während ich aus der Zucht des Jahres 1901, die
noch keine Inzucht war, nahezu ebensoviele Falter erhielt, als ich
Eier besessen hatte, erhielt ich aus der Zucht von 1903, also nach
der zweiten Inzucht, nur mehr die Hälfte, aus der Zucht von 1904
nur zirka ein Viertteil und aus der Zucht von 1905 gar nur unge-
fähr ein Siebentel entwickelte Falter. Aus der Zucht von 1906
endlich gelangte überhaupt nur mehr ein Tier zur vollen Entwick-
lung, wodurch eben der ganze Versuch sein Ende erreichte. Als ein
Merkmal der Degeneration darf ich es endlich wohl auch bezeichnen,
daß ich im Jahre 1906 überhaupt nur noch eine Copula erzielen
konnte, während die anderen Pärchen, welche ich zur Nachzucht
Uber Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 253
verwenden wollte, die Copula überhaupt versagten. Die Inzucht
hatte somit auch hier ihre gewöhnliche Wirkung geäußert und die
Degeneration des ganzen Stammes zur Folge gehabt. Wo aber zeigten
sich nun die Wirkungen der Degeneration am deutlichsten und am
frühesten? Gerade bei den aberrativen Stücken, und zwar um so
deutlicher, je weiter die Aberration von der Stammform sich ent-
fernte. Es ist ganz natürlich, daß die Degeneration nicht alle Glieder
einer Familie oder eines Stammes in gleicher Weise ergreift, son-
dern daß die von Natur aus kräftigeren Individuen ihr länger wider-
stehen, die an sich schon schwächlicheren aber rascher von ihr er-
griffen werden. Wenn nun aber das Auftreten der Aberrationen
in keinem ursächlichen Zusammenhange mit der durch die Inzucht
bewirkten Degeneration stehen würde, dann müßte es sich doch
gewiß ereignet haben, daß hin und wieder auch einmal ein normal
gezeichnetes Tier starke Zeichen der eingetretenen Degeneration
aufgewiesen und dagegen eine oder die andere Aberration sich als
noch kräftig entwickelt erwiesen hätte. Mein Versuch aber ergab
nun ganz im Gegenteile, daß sämtliche normal oder nahezu nor-
mal gezeichneten Tiere sich auch noch als ziemlich normal ent-
wiekelt erwiesen und abgesehen von ihrer durchwegs geringeren
Größe keinerlei auffallendes Degenerationsmerkmal an sich trugen,
die deutlich sichtbaren Zeichen der Degeneration dagegen aus-
schließlich nur bei den Aberrationen, wenn auch nicht immer mit
gleicher Schärfe auftraten. Das allerkleinste Tier der ganzen Ver-
suchsreihe, welches kaum die halbe Größe einer normalen tiliae
erreicht, ist eine extincta, das am allerschlechtesten beschuppte,
zugleich ziemlich verkrüppelte Exemplar eine centripuncta, auch
zeigen sämtliche sonstigen centripuncta und die Übergänge zu ex-
tincta durchwegs eine schwächere Beschuppung als die normalen
Tiere, während sich bei den normal gezeichneten Stücken von all
diesen Merkmalen vorgeschrittener Degeneration nichts findet. Unter
diesen Umständen ist daher die Annahme, daß die durch das
Schwinden der Mittelbinde entstehenden Aberrationen nur ein De-
generationsprodukt seien, kaum mehr von der Hand zu weisen.
Wer besonders ungläubig sein will, mag übrigens immerhin
selbst dieses Zusammentreffen noch für einen bloßen Zufall er-
klären. Für einen solchen Thomas habe ich aber noch einen wei-
254 Alfred Kolisko.
teren Beweis. Er liegt in einem schon früher gestreiften Umstand,
auf den ich nun hier zurückkommen muß, in dem Umstand näm-
lich, daß mehrere der von mir gezogenen Aberrationen eine un-
gleichmäßige, asymmetrische Zeichnung der Vorderflügel aufweisen,
indem sie nämlich auf dem einen Vorderflügel nur einen Fleck,
auf dem anderen aber noch die Reste eines zweiten oder auf den
beiden Flügeln Flecke von verschiedener Größe oder endlich nur
auf dem einen Vorderflügel einen schwachen Mittelfleck haben,
während auf dem anderen auch die letzte Spur der Mittelbinde ganz
geschwunden ist. Die Natur arbeitet bekanntlich streng symme-
trisch und es gibt denn auch, wenn wir von Zwittern — also einer
unnatürlichen Erscheinung — absehen, in der Natur keinen Schmetter-
ling, der nicht auf den korrespondierenden Flügeln vollkommen
gleichmäßig gezeichnet wäre. Wenn daher das allmähliche Schwin-
den der Mittelbinde, wodurch ja die genannten Aberrationen ent-
stehen, in ungleichmäßiger Weise erfolgt, so daß auf den korre-
spondierenden Flügeln Bindenreste von verschiedener Form und
Ausdehnung zurückbleiben, dann ist dieses Schwinden der Binde
überhaupt keine natürliche Erscheinung und es ist vollständig
ausgeschlossen, die Entstehung der fraglichen Aberrationen auf eine
natürliche Anlage zurückzuführen. Das allmähliche Ein-
schrumpfen oder gänzliche Verschwinden der Mittelbinde
ist vielmehr selbst eine Degenerationserscheinung, gerade
so wie die geringere Größe, der schwächliche Bau oder die mangel-
hafte Beschuppung es ist. Es erscheint somit vollständig erwiesen,
daß wir es bei den in meiner Versuchsreihe aufgetretenen Zeich-
nungsaberrationen nur mit Degenerationserscheinungen zu tun haben.
Wenn aber die von mir erzogenen Aberrationen ihre Entste-
hung nur der durch Inzucht bewirkten Degeneration normaler Tiere
verdanken, so ist es wohl schon an sich sehr naheliegend anzu-
nehmen, daß auch die in der freien Natur hin und wieder auf-
tretenden gleichen Aberrationen auf dieselbe Art entstehen dürften.
Aber auch nach dieser Richtung hin liefert mir die geschilderte
Unregelmäßigkeit in der Gestalt der zurückbleibenden Bindenreste
den erwünschten vollständigen Beweis. Diese Unregelmäßigkeit ist
nämlich keine vereinzelte, nur im Laufe meiner Zuchtversuche auf-
getretene Erscheinung, sondern wurde in ganz gleicher Weise auch
Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 255
bei im Freien aufgefundenen gleichen Aberrationen wiederholt be-
obachtet. Die in J. W. Tutts „The Entomologist’s Record“ enthalte-
nen, bereits erwähnten Abbildungen zeigen bei einigen Exemplaren
genau dieselbe asymmetrische Zeichnung der korrespondierenden
Vorderflügel und auch in dem begleitenden Texte wird auf diese
auffallende Erscheinung ausdrücklich aufmerksam gemacht. Aber
auch eine viel ältere diesbezügliche Beobachtung liegt vor. Schon
Treitschke, Bd. 10, S. 140, bemerkt nämlich in einem Nachtrage
zu Smer. tiliae, in welchem er das Vorkommen von Aberrationen
mit nur einem Fleck auf den Vorderflügeln bespricht, daß er selbst
auch Exemplare besitze, „wo auf einem Flügel die zwei Flecke
wie sonst, auf dem andern nur ein einzelner zu sehen sind“.
Auch die im Freien auftretenden Aberrationen verdanken demnach
ihre Entstehung nicht der Entwicklung einer natürlichen Anlage,
sondern sind, wie das ungleichmäßige Schwinden der Mittel-
binde beweist, gleichfalls nur als Degenerationserscheinungen zu
betrachten.
Auch in der freien Natur kann ja eine Inzucht hin und wieder
leicht vorkommen. Ein Weibchen legt beispielsweise seine Eier an
einer vereinzelt stehenden Linde ab. Die Raupen entwickeln sich
auf diesem Baume, kriechen, wenn sie verpuppungsreif geworden
sind, am Stamme herunter und verpuppen sich zwischen den Wurzeln
in der Erde. Im nächsten Jahre schlüpfen ein Männchen und ein
Weibchen am selben Tage aus, kriechen wieder an dem Stamme
hinauf und entfalten daselbst ihre Flügel. Da sie nun, wie mein
Versuch dargetan hat, Inzucht nicht etwa instinktiv vermeiden, so
liegt nichts näher, als daß sie sich nun sofort untereinander be-
gatten und die Inzucht ist vollzogen. Ganz derselbe Vorgang aber
kann sich wohl auch im zweiten Jahre wiederholen. Übrigens muß
ja die Degeneration nicht gerade auf dem Wege der Inzucht er-
folgen. Auch andere Umstände, z. B. andauernde, ungewöhnlich
ungünstige Witterung während der Entwicklungszeit oder mangel-
hafte Ernährung infolge nicht ausreichenden oder nicht zusagenden
Futters können die Degeneration zur Folge haben. In dieser Be-
ziehung machte ich selbst schon vor Jahren eine interessante Beob-
achtung. Ich fand nämlich auf einer Wiese, auf welcher keine
Linden standen, eine Raupe von tiliae auf einer niederen Pflanze
256 Alfred Kolisko.
(Salwia officinalis) sitzend auf. Die Raupe war erwachsen, aber
auffallend kleiner als gewöhnliche &liae-Raupen. Sie verpuppte
sich nach einigen Tagen und ergab im nächsten Jahre einen Falter
von ungewöhnlich geringer Größe, der auf beiden Vorderflügeln
zwei ganz kleine Fleckchen hatte, also ab. bipunctata Clark war.
Ich glaube somit das Resultat meiner Versuchsreihe in folgenden
Sätzen zusammenfassen zu können:
1. Dilina tiliae L. kommt in zwei Hauptformen vor, nämlich
in der grünen Stammform und in der braunen Form der ab. brunne-
scens Stdgr.
2. Die braune Form bleibt in ihrer Färbung ziemlich konstant
und schwankt nur zwischen einem etwas helleren oder dunkleren
Rotbraun. Das Grün der Stammform hingegen ist außerordentlich
veränderlich und reicht von hellem Weißgrün bis zu dunklem Oliven-
grün. Auch finden sich zahlreiche Stücke, die im Wurzel- und
Mittelfelde braungelb gefärbt sind.
3. Sowohl die grüne als die braune Färbung geht auf die
Nachkommen des betreffenden Tieres über, ist also vererblich, so
daß — abgesehen von einzelnen Fällen von Atavismus — die
Nachkommen eines grünen Elternpaares immer wieder grün, die Nach-
kommen eines braunen Elternpaares aber immer wieder braun sind.
4. Kreuzungen zwischen der grünen und der braunen Form
kommen vor; die aus einer solchen Kreuzung hervorgegangene
Nachkommenschaft gehört dann teils der grünen, teils der braunen
Form an, zeigt aber nicht etwa eine Mischung der beiden Farben.
5. Durch das infolge von Degeneration eintretende sukzessive
Einschrumpfen oder gänzliche Verschwinden der Mittelbinde ent-
stehen zahlreiche Zeichnungsaberrationen, die als ab. maculata
Wallgr., bipunctata Clark, costipuncta Clark, centripuncta Clark,
marginepuncta Tutt und extineta Stdgr. bekannt sind.
6. Dieses Schwinden der Mittelbinde tritt ganz in der gleichen
Art sowohl bei der grünen Stammform als auch bei der ab. brumne-
scens Stdgr. auf, so daß beide Formen, die grüne wie die braune,
dieselben Zeichnungsaberrationen ergeben, wie ich denn tatsächlich
im Laufe meiner erwähnten Inzuchtversuche von der grünen Stamm-
form die Abarten maculata, centripuncta und ezxtincta, von der
Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L. 257
braunen Form aber die Abarten maculata, bipunctata, costipuncta,
centripuncta und marginepuncta erzogen habe.
Zum Schlusse möchte ich nur noch erwähnen, daß die oben
besprochenen, übrigens längst bekannten Verschiedenheiten in der
grünen Färbung der Stammform J. W. Tutt veranlaßt haben, in
seinen „British Lepidoptera“, Vol. III, p. 403—404, von der eigent-
lichen Stammform Dil. tiiae L. — als welche er die Stücke mit
braungelbem Wurzel- und Mittelfelde auffaßt — außer der braunen
Form ab. brunnescens Stdgr. oder brunnea Bartel noch zwei weitere
Formen unter den Namen ab. virescens Tutt und ab. pallida Tutt
abzutrennen. Als ab. virescens bezeichnet er die olivengrüne Form,
als ab. pallida aber eine Form, deren Grundfarbe er mit „pale grey“
oder „fawn grey“ beschreibt, die ich aber eher weißgrün nennen
möchte. Von allen diesen nach der Verschiedenheit der Farbe
sich ergebenden vier Formen trennt er dann wieder die sämtlichen
oben besprochenen Zeichnungsaberrationen ab, wobei er aber die
bisher üblichen Namen maculata, -centripuncta usw. nur auf die
Aberrationen der Stammform bezieht, alle übrigen Färbungs- und
Zeiehnungsaberrationen aber mit entsprechenden Doppelnamen be-
legt, wonach somit z. B. Stücke mit weißgrüner Grundfarbe und
vollständiger Mittelbinde als ab. pallida-transversa, Stücke mit oliven-
grüner Grundfarbe und bis auf einen Zentralfleck geschwundener
Mittelbinde als ab. virescens-centripuncta oder Stücke mit brauner
Farbe und gänzlich verschwundener Mittelbinde als ab. brunnea-
obsoleta zu benennen wären.
Es unterliegt nun allerdings keinem Zweifel, daß die ver-
schieden gefärbten Formen in bezug auf die Zeichnung ganz in
der gleichen Art aberrieren. Wer gleich mir diese Zeichnungs-
aberrationen nur als Degenerationserscheinungen auffaßt, muß dies
unbedingt zugeben. Zweifellos kann sich jede Zeiehnungsaberration
mit jeder Farbenaberration kombiniert vorfinden. Aber Tutt selbst
erwähnt nicht, daß ihm auch tatsächlich von jeder der von ihm
aufgestellten vier Färbungsformen sämtliche sechs Zeichnungsaberra-
tionen in der Natur vorgelegen seien. Seine Nomenklatur erscheint
daher eigentlich nur als ein Schema, in welches jede einzelne
Kombination, sobald sie einmal in der Natur aufgefunden wird,
ohne weiteres eingeteilt werden kann.
Z.B. Ges. 58. Bd. 17
258 Alfred Kolisko. Über Inzuchtversuche mit Dilina tiliae L.
Überdies scheint es mir doch ernsten Bedenken zu unterliegen,
von der grünen Stammform je nach der verschiedenen Schattierung
der grünen Farbe zwei Abarten als vörescens und pallida abzutrennen.
Allerdings zwar machen die extremsten Stücke jeder Form einen
recht verschiedenen Eindruck, aber anderseits habe ich mich im
Laufe der oben geschilderten Zuchtversuche alljährlich davon über-
zeugt, daß sich unter den Nachkommen eines und desselben der
Stammform angehörigen Pärchens Stücke mit den verschiedensten.
Schattierungen der grünen Grundfarbe, sowohl weißgrüne als dunkel
olivengrüne, als auch Stücke mit braungelbem Mittelfelde vorfinden
und daß die Farbenschattierungen in so leisen Übergängen sukzessive
sich nähern, daß es an einem sicheren Kennzeichen für die Ein-
reihung in die eine oder andere Abart vollständig mangelt. Es
dürfte daher doch wohl genügen, von der grünen Stammform Dil.
tiliae L. nur die konstante braune Form als ab. brumnea Bartel
oder brunnescens Stdgr. und anderseits die verschiedenen oben be-
sprochenen Zeichnungsaberrationen abzutrennen, wobei jedoch aus-
drücklich hervorzuheben wäre, daß diese Zeichnungsaberrationen
sowohl bei der Stammform als auch bei der ab. brunnescens in
ganz gleicher Weise sich finden.
Ich schließe hiermit diese Zeilen, indem ich nur noch Herrn
Prof. Rebel meinen wärmsten Dank ausspreche für das rege Inter-
esse, welches er meinen Zuchtversuchen von Anfang an entgegen-
brachte, sowie für die werktätige Unterstützung, die er dieser Arbeit
durch die Überlassung der einschlägigen Literatur und so manche
fördernde Unterredung angedeihen ließ.
Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 259
Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients.
Von
i Dr. Peter Kempny.
Mit einer biographischen Skizze des Verstorbenen
von
Anton Handlirsch.
(Mit 6 Abbildungen im Texte und einem Porträt.)
2x
7
In., Dr.; P.. Kempny
verlor die österreichische
Entomologie einen hoch-
begabten und begeisterten
Jünger, einen aus der leider
so kleinen Schar ernster
Arbeiter, die ihre Kraft in
selbstloser Weise in den
Dienst einer idealen Sache
stellen.
Als Sohn einer gut-
bürgerlichen Wiener Fa-
milie am 5. Februar 1862
geboren, absolvierte er
seine Gymnasialstudien in
Wien (Mariahilf) und ma-
turierte 1330 mit Auszeich-
nung. Trotz eminenter
musikalischer Begabung
und trotz eines schon früh
entwickelten Hanges zur
Naturwissenschaft wählte
er doch die Medizin als Berufsstudium und promovierte 1886 an
der Wiener Universität zum Doktor der gesamten Heilkunde.
17*
260 Peter Kempny.
Es war wohl der Wunsch, so bald als möglich eine Lebens-
gefährtin heimzuführen, der ihn bewog, schon nach kurzer Praxis
im Wiedener Krankenhause Ende 1887 die Stelle eines Gemeinde-
arztes in der bekannten reizenden Sommerfrische Gutenstein in
Niederösterreich anzunehmen und auf eine weitere wissenschaftliche
Ausbildung zu verzichten, zu der er seiner ganzen Anlage nach wohl
bestimmt gewesen wäre.
Bald folgte seine Vermählung mit Fräulein Valentine Berger
und diesem Bunde entsproßen vier Kinder, auf die sich des Vaters
reger Geist und seine musikalische Begabung übertrugen, Eigen-
schaften, die es vermochten, den Landarzt vor dem Schicksale so
vieler seiner Standesgenossen zu schützen und ihn in einer klein-
bürgerlichen und bäuerlichen Umgebung davor bewahrten, in der
Alltäglichkeit unterzusinken.
Jede neue Erscheinung — gleichviel ob es eine neue Oper,
ein neuer Sport oder ein naturwissenschaftliches Werk war — er-
weckte Kempnys regstes Interesse. So oft es nur seine nicht
unbedeutende und infolge des Gebirgscharakters seines Domiziles
auch beschwerliche ärztliche Praxis gestattete, eilte er nach Wien,
um entweder irgend ein Stückchen wissenschaftlichen Lebens oder
etwas gute Musik zu erhaschen, um Eindrücke und Anregungen
mit heimzubringen, die dann wieder für Wochen oder gar Monate
sorgfältig aufbewahrt und gepflegt wurden. Und mit wahrer Sehn-
sucht erwartete er alljährlich den Sommer, der mit den zahlreichen
Sommergästen stets auch neue geistige Nahrung für ihn in das
sonst so stille Gutenstein brachte. Da blieb kein Moment ungenützt
und man sah den „Doktor“ überall und zu jeder Zeit des Tages,
ja bis spät in die Nacht in regstem Verkehre mit den Wienern.
Er verstand es nicht nur, selbst mit allen bekannt zu werden,
sondern auch die gesamte Fremdenkolonie förmlich zu einer großen
Tafelrunde zu vereinigen.
Nie aber vergaß er dabei seine Lieblinge, die Insekten, nie
verließ er sein Heim, ohne mit Netz und Gläsern versehen zu sein,
um entweder auf dem Wege zu den Kranken oder auf dem Tennis-
platze oder im Biergarten mitten in einer politischen Debatte ge-
legentlich rasch einige Tierchen einzufangen.
Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 261
So gelang es ihm, in den ersten Jahren seiner Gutensteiner
Praxis eine ansehnliche Lepidopterensammlung anzulegen. Bald
aber befriedigte ihn diese Tätigkeit nicht mehr, denn die Lepido-
pterenfauna der nächsten Umgebung war rasch erschöpft und bot
ihm zu wenig „Neues“, zu weiteren Ausflügen oder gar Reisen
fehlte aber die Zeit. Dies war wohl die Veranlassung für ihn, sein
Augenmerk auf eine weniger erforschte Insektenordnung zu werfen,
auf die „Neuropteren* im weiteren Sinne, für die sein Interesse
gewiß auch schon während der Studienzeit durch den Besuch der
entomologischen Kollegien Brauers geweckt worden war. Ein
Zufall fügte es, daß gerade zu jener Zeit (1896/97) der Schreiber
dieser Zeilen zwei Sommer in Gutenstein verbrachte, wodurch
Kempny der Anfang des neuen Studiums durch allerlei Winke,
Literaturbehelfe und Anknüpfung von Beziehungen zum Hofmuseum
erleichtert wurde. Aus der Liebhaberei wurde bald ein ernstes
Studium, dessen Früchte in einer Reihe wenn auch kleiner, so doch
wissenschaftlich vollwertiger Arbeiten zur Erscheinung kamen. Bald
schritt Kempny an die Vorarbeiten zu größeren Werken, zu einer
Bearbeitung der gesamten Perliden, der Neuropterengenera für
Wytsmanns Genera Insectorum, zu einer Monographie der Myr-
meleoniden und zu einer genauen Neuropterenfauna von Österreich-
Ungarn, — große Pläne, deren Ausführung ein tückisches Schicksal
verhinderte, welches ihn in der Blüte seines Lebens am 23. Mai
1906 mit rauher Hand dahinraffte. — Er erlag einem schweren
Herzleiden, dessen Verlauf ein Aufenthalt im Süden nieht mehr
hatte hemmen können.
Wer vermag die schmerzlichen Gefühle zu ermessen, die ihn
bewegten, als er, den Todeskeim in der Brust, an den Ufern des
Gardasees noch mühsam einige Phryganiden sammelte, er, dessen
Sehnsucht es immer war, einmal eine große Sammelreise in ferne
Länder zu unternehmen, dessen Geist stets nach Freiheit und nach
Großem strebte — fort — hinaus aus den engen Mauern Gutensteins!
Kempnys wissenschaftlicher Nachlaß besteht aus einer reichen,
mit großer Sorgfalt und Liebe angelegten Neuropterensammlung,
welche seinem Wunsche entsprechend an das k. k. Naturhistorische
Hofmuseum überging, und aus einigen Manuskripten. Von den letz-
teren ist nur das eine, welches hiermit der Öffentlichkeit übergeben
262 Peter Kempny.
wird, druckfertig, während einige andere in den ersten Anfängen
abgebrochen oder schon während Kempnys Krankheit überholt
wurden. Auch die groß angelegte Fauna der Neuropteren (im
weitesten Sinne) Österreich-Ungarns und der Okkupationsländer war
noch wenig vorgeschritten, so daß die ursprüngliche Absicht des
Schreibers dieser Zeilen, dieselbe zugleich mit dem Nachrufe zu
veröffentlichen, trotz aller Bemühungen leider nicht ausgeführt werden
konnte. Prof. Dr. F. Klapälek in Karlin hat sich jedoch der dankens-
werten Aufgabe unterzogen, im Vereine mit dem Schreiber auch
hier weiterzubauen, um ein möglichst vollständiges Werk zustande
zu bringen, welches bestimmt sein soll, das Andenken an unseren
so früh verstorbenen Kollegen in würdiger Weise für alle Zeiten
zu sichern. Freilich bedarf es noch längerer Zeit und eigener Auf-
sammlungen, bevor dieser Plan verwirklicht werden kann.
So mögen denn einstweilen diese Zeilen als bescheidenes
Zeichen der Erinnerung an den verstorbenen lieben Freund hin-
genommen werden.
Verzeichnis der wissenschaftlichen Publikationen Dr. Peter Kempnys.
1. Eine neue Aberration von Callimorpha Hera L. In: Wiener Entom. Zeitg.,
I, 1882, 8. 62.
2. Über Pararge Hiera F. (Lepidopt.). In: IV. Jahresbericht des Wiener
Entom. Vereines, 1893, S. 25—28.
3. Beitrag zur Lepidopterenfauna von Gutenstein (Schneeberggebiet). In:
VI. Jahresbericht des Wiener Entom. Vereines, 1895, S. 51—68.
4. Zur Kenntnis der Plecopteren. I. Über Nemura Latr. In: Verh. der k.K.
zool.-bot. Ges. in Wien, XLVIII, 1898. Mit 1 Tafel und 16 Abbildungen
im Texte.
5. Beitrag zur Lepidopterenfauna des niederösterreichisch-steierischen Grenz-
gebietes. Ebenda, XLVIII, 1898.
6. Zur Kenntnis der Plecopteren. II. Neue und ungenügend bekannte Leuctra-
Arten. 1. Teil. Ebenda, XLVIII, 1898. Mit 1 Tafel.
. Zur Kenntnis der Plecopteren. II. 2. Teil. Ebenda, XLIX, 1899, S. 9—15.
Mit 1 Tafel.
8. Zur Kenntnis der Plecopteren. II. 3. Teil. Ebenda, XLIX, 1899, S. 269—278.
Mit 1 Tafel und 1 Abbildung im Texte.
9. Über die Perlidenfauna Norwegens. Ebenda, L, 1900, S. 85—99. Mit 16 Ab-
bildungen im Texte.
-]
. » . acy
Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 263
10. Beitrag zur Perliden- und Trichopterenfauna Südtirols. Ebenda, L, 1900,
S. 254—258. Mit 5 Abbildungen im Texte.
11. Nachtrag zur Perlidenfauna Norwegens. Ebenda, LI, 1901, S. 788—791.
12. Über Capnia pygmaea. Ebenda, LIT, 1902, S. 227—229. Mit 2 Abbildungen.
13. Beitrag zur Neuropterenfauna der Marschallinseln, nebst Beschreibung
zweier neuer Chrysopa-Arten. Ebenda, LIV, 1904, S. 352—355. Mit
2 Abbildungen.
14. Beitrag zur Neuropteroidenfauna Rumäniens. In: Bull. Soc. Sciences de
Bucarest, XIV, 1906 (6), p. 665—674.
Herr Dr. Franz Werner brachte von zwei in den Jahren 1900
und 1901 zu herpetologischen Zwecken unternommenen Sammei-
reisen nach Ostrumelien, der Türkei und Kleinasien eine
kleine Anzahl von Neuropteren mit und überließ mir dieselben
zur Bearbeitung, für welche Liebenswürdigkeit ich ihm zu größtem
Danke verpflichtet bin.
Von den 24 Odonatenarten sind nur die zwei mit einem *
bezeichneten noch nicht von Kleinasien bekannt.!) Auch die acht
Planipennien werden schon von Brauer (Neuropt. Europas ete.)
als kleinasiatisch aufgezählt. Dagegen erwiesen sich die beiden
einzigen Perliden- sowie eine Triehopterenspezies als neu.
Odonata.
1. Diplax striolata Charp. Kiathani (Konstantinopel), VII, 1’;
Adampol und Oxia (Kleinasien) je 1 0’; Taurus, 1’, 1 0 (Holtz).
2. D. vulgata L. Adampol, 1.
3. D. meridionalis Selys. Konstantinopel, 1 9; Antigoni (Klein-
asien), 16./VII., 1.
4. D. Fonscolombii Selys. 1 ohne nähere Fundortbezeichnung.
5. D. sanguinea Müll. Kiathani, VII, 1 9; Oxia, 1 cd.
6. Libellula depressa L. Kiathani, 1 d'.
1. Orthetrum brunneum Fonse. Kiathani, 3 C’, 1 9; Smyrna
und Eski Chehir (Kleinasien), je 1 cd’.
8. O. cancellatum L. Kiathani, 1 d..
*=9. Somatochlora metallica V.d. L. Adampol, 1 9.
!) Vergl. Selys, Odonates de l’Asie mineure. (Ann. Soc. Ent. Belg.,
Vol. XXXI, 1887.)
264 Peter Kempny.
10. Onychogomphus forcipatus L. Adampol, 1 cd.
*11. Gomphus simillimus Selys. Smyrna, 1 cd.
12. Cordulegaster bidentatus Selys. Adampol, VII., 1 d.
13. Calopteryx splendens Harris. Balakli und Köktsche Kissik
(Kleinasien), 2 d’, 29.
Var. intermedia Selys. Taurus, 26./IV., 2,19.
14. ©. virgo L. Adampol und Balakli (Kleinasien). — Von ge-
wöhnlicher Größe, aber das 0’ mit hyaliner Flügelwurzel und blauer
Spitze, das Q fast kastanienbraun mit milchweißem, scharf hervor-
tretendem Pterostigma. Taurus, 1 9.
15. Epallage fatime. Yüleh, 29,19.
Var. anatolica. Ephesus.
16. Lestes viridis V.d.L. Kiathani, VIL, 19.
17. L. macrostigma Eversm. Smyrna, sehr häufig.
15. L. nympha Selys. Keschisch Dagh (Kleinasien), 1600 m,
1 9; Smyrna häufig.
19. L. virens Charp. Brussa, 1 9.
20. L.barbara F. Eski Chehir, Keschisch Dagh; Smyrna häufig.
21. Platyenemis pennipes Pallas. Kiathani und Köktsche Kis-
sik, je 1 C’; Smyrna.
22. P.latipes var. dealbata Klug. Smyrna.
23. Ischnura pumilio Charp. Kiathani, ein Pärchen.
Var. (9) rubra. Eski Chehir, VII.
24. I. elegans V.d.L. Kiathani, 2 d’, 29; Eski Chehir, VIII,
1 cd’; Smyrna, 20,19.
25. Agrion puella V.d. L. Keschisch Dagh, 1600 m, 1 d..
Perlidae.
l. Perla Werneri nov. spec.
J. Long. corp. Tmm, al. ant. Smm. — 9. Long. corp. 9 mm,
al. ant. 13 mm.
Kopf licht gelbbraun, Stirne mehr gelblich, an den Seiten
dunkel gerändert, Scheitel rötlich; Ozellen gelb, die hinteren an ihrer
medialen Seite, der vordere rückwärts schwarz eingefaßt. Fühler:
Scapus dunkel gelbbraun, Pedicellus und die ersten sieben Geißel-
glieder gelb, die übrigen schwarzbraun.
Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 265
Pronotum breiter als lang (5:4), nach hinten stark ver-
schmälert, mit mäßig geschwungenem Vorder- und fast geradem
Hinterrande. Das !/, der Breite des Pronotums einnehmende Mittel-
feld ist vorne und hinten gleichmäßig erweitert, die Mittellinie fein
schwarz, die Seitenfelder nur wenig gerunzelt.
Meso- und Metanotum dunkel braungelb.
Beine licht gelbbraun, Außenseite der Femora und des Wurzel-
drittels der Tibien schwarzbraun, Tarsen schwarz, Klauen einfach,
gelbbraun, Haftlappen dunkel.
Flügel licht bräunlich, Geäder gelbbraun, Subkosta und Quer-
adern im Kostalfeld fast weiß. Die Subkosta gabelt sich etwas vor
der Anastomose, mit der sich ihr hinterer Ast verbindet. Im Kostal-
feld zwischen Kosta und Radius fünf Queradern. Der Sektor radii
ist dreimal gegabelt, die letzte Gabel sehr kurz. (Im rechten Vorder-
flügel sendet der erste Ast abnormalerweise einen Zweig zum Sektor
radii zurück.) Im vorderen Kubitalfeld drei, im hinteren fünf Quer-
adern.
Abdomen (Fig. 1) oben schmutzig braungelb, der 5. Tergit
bildet eine große, gewölbte, halbkreisförmige Platte, die auch noch
Fig. 1. Perla Werneri. Fig. 2. Perla Werneri.
Abdomen des g' von oben. Abdomen des 2 von unten.
zum Teile den 7. Tergiten bedeckt. Segment 7—9 weichhäutig,
nur an den Seiten stärker chitinisiert und dunkel gefärbt. Der
10. Tergit ist vollständig gespalten und besteht aus zwei linsen-
förmigen, stärker chitinisierten Platten, die schmal unter der Wurzel
der Cerei entspringen, um deren Außenseite herum auf die Dorsal-
fläche tretend sich allmählich verbreitern und dann rasch zugespitzt
266 Peter Kempny.
unter der Platte des 5. Segmentes endigen. Zwischen ihnen ent-
springt die mächtige Wurzel der Cerei, die auf der Rückfläche zier-
lich gezeichnet ist. Glied 1—12 hell braungelb, 13—20 an der
Basis mit immer breiterem schwarzen Ring, die übrigen ganz
schwarz. Alle Glieder sind am Ende mit einem Kranze von steifen
schwarzen Härchen besetzt.
Unterseite des Abdomens gelb.
Das 9 ist viel größer.
Ozellen ganz schwarz, Pronotum etwas dunkler wie beim
d', dessen Mittelfeld stärker und mehr geradlinig begrenzt.
Flügel mehr hyalin, der Sektor im Vorderflügel nur zweimal
gegabelt.
Abdomen gelb. Die Subgenitalplatte (Fig. 2) ist klein, drei-
eckig mit abgerundeter Spitze. Ihre Seitenränder sind zweimal
eingekerbt und die Kerben durch Furchen verbunden, was aber
möglicherweise die Folge von Schrumpfungsvorgängen ist.
Köktsche Kissik (Kleinasien), 13./VIll., ein Pärchen.
2. Chloroperla Bithynica nov. spec.
Long. eorp. d 10:5—11’5 mm, 9 12—13 mm. Exp. al. d’
22:5—24 mm, 9 28— 80 mm.
Kopf licht gelbbraun, hinter den Netzaugen dunkler. Auf
dem Scheitel eine Xförmige Zeichnung, die durch zwei von den
paarigen Ozellen ausgehende und sich am vorderen Ende kreuzende
dunkelbraune Binden gebildet wird. Die vorderen und hinteren
Enden dieser Binden sind durch schwächere Querlinien verbunden,
so daß man die ganze Figur füglich auch als einen Achter be-
zeichnen kann. Fühler schwarzbraun, Pedicellus und die ersten
4—5 Geißelglieder gelbgrün.
Pronotum beinahe doppelt so breit als lang (5:3), mit ziem-
lich scharfen Vorder-, aber abgerundeten Hinterwinkeln. Die Ränder
sind von einer kräftigen dunklen Chitinspange eingefaßt, der vor-
dere ziemlich gebogen, die seitlichen gerade. Das 1/, der Breite
einnehmende glatte Mittelfeld ist beinahe gleich breit und gleich
den Außenfeldern schmutzig grünlich gefärbt, die Seitenfelder sind
sehr licht bräunlich und mit einer nur geringen Zahl langgestreckt
elliptischer, longitudinal gestellter Höcker besetzt.
Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 267
Mesonotum vorne grün, hinten schwarz, Metanotum ganz
schwarz.
Beine. Femora gelbgrün, außen mit einem breiten, innen
mit zwei sehr feinen braunen Längsstreifen, Tibien bräunlich mit
der Fortsetzung des äußeren Streifens, Tarsen braun, Klauen einfach,
rotbraun, Haftlappen dunkelbraun.
Flügelmembran hyalin mit leicht grünlichem Tone, Kostal-
feld deutlich gelbgrün, Pterostigmagegend bräunlich. Geäder dunkel
bräunlich, auch im Analfeld der Hinterflügel
deutlich, Anordnung desselben wie bei gramma-
tica. Vorderflügel etwas spitzer wie bei dieser Art.
Abdomen des d (Fig. 3). Erstes Segment
oben schwarz mit einem großen weißen Fleck
und zwei schwarzen Punkten darin, 2. bis 7.
dunkelbraun mit je vier grünen Fleckcehen, Seg-
menteinschnitte grün. Von Segment 5 an treten
nahe dem Vorderrande gelbgrüne Flecke auf und
auch von der Seite her breitet sich diese Farbe
mehr und mehr aus, so daß auf dem 9. nur Fig. 3. Chloroperla
mehr ein halbkreisförmiger, dem Hinterrande Be A
aufsitzender brauner Fleck übrig bleibt. Infolge
dieser Aufhellung tritt eine dunkelbraune, von Segment 2 bis 9
reichende Dorsalbinde schon für das unbewaffnete Auge deutlich
hervor. Segment 10 ist ganz grün mit einer lich-
teren Stelle in der Mitte.
Unterseite licht gelbgrün, am Meso- und Meta-
sternum mit zwei dreieckigen schwarzen Flecken,
die letzten Segmente gelblich. Bauchplatte (Fig. 4)
etwas länger wie breit (21:17), Vorderrand stärker Bisz2 Chlorepul:
i : : E Bithynica.
gebogen wie der Hinterrand, Seitenränder ge- ee
schwungen, Vorderecken stark seitlich ausgezogen,
Hinterecken abgerundet. Subanalklappen kräftig, gelbgrün,
Cerei braun, die ersten drei bis vier Glieder lichter.
Das 9 ist dem d’ sehr ähnlich, aber viel größer. Der Hinter-
leib ist oben dunkel, die Dorsale deutlich sichtbar. Subgenital-
platte quadratisch.
Olymp bei Brussa, 2000 m, 2 0,29.
268 Peter Kempny.
Diese Art, die größte bekannte Chloroperla, gehört in die
Gruppe der Chl. grammatica Seop., von der sie sich durch ihre
Größe, die rein gelbgrüne Unterseite und die Form der Bauchplatte
des c’ leicht unterscheidet.
Möglicherweise gehört hierher die Chl. virescens var. 4 Pictet
(Hist. nat. des Perlides, p. 293), die der Autor folgendermaßen
beschreibt: „Leur taille est grande; leurs ailes sont presque com-
pletement incolores, leurs nervures bruns; leurs soies caudales ont
’espace jaunätre beaucoup plus petit, d’ailleurs la disposition des
couleurs du corps est parfaitement la m&me.“ Das Stück stammte
vom Balkangebirge und wurde vom Berliner Museum an Pictet
gesandt. Auch das k. k. Hofmuseum in Wien besitzt einige ähnliche,
jedoch etwas kleinere Exemplare aus Griechenland, deren Zustand
aber nicht gestattet, eine sichere Entscheidung zu treffen. Die nicht
ganz passende Angabe Pietets bezüglich der Flügelfärbung erklärt
sich vielleieht dadurch, daß das ihm vorgelegene Stück schon ziem-
lich ausgebleicht war.
Trichoptera.
1. Limnophihis affinis Curtis. Tschesme (Kleinasien), 28./IV.,
ein 9.
2. Drusus concolor nov. spec.
Exp. al. 22 mm.
Kopf und Thorax gelbbraun, Hinterhauptwarzen etwas
dunkler, Warzen auf dem Pronotum lichtgelb. Behaarung vorn am
Kopfe weißlich, sonst gelbbraun. Abdomen oben schwarzbraun,
Unterseite des ganzen Körpers gelbbraun. Fühler gelbbraun, die
letzten Glieder verdunkelt. Taster und Beine gelbbraun, letztes
Tarsenglied schwärzlich. Beine dicht mit feinen gelbbraunen Härchen
besetzt. Die auf den Vorder- und Mittelbeinen und den Schenkeln
der Hinterbeine spärlich, auf den Tibien und Tarsen der letzteren
dagegen sehr zahlreich vorhandenen Dornen sind schwarz.
Vorderflügel bleich gelbbraun mit gleichfarbiger spärlicher
Behaarung. Adern gelbbraun, nicht besonders kräftig hervortretend,
nur Costa und Radius deutlich gelb. Pterostigma dunkler. Diskoidal-
zelle etwas länger als ihr Stiel. Erste und fünfte Apikalzelle nahezu
gleich lang, an der Basis schief abgeschnitten, zweite und vierte
Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. 269
ebenfalls beinahe gleich lang, jedoch viel kürzer als die erste und
fünfte. Die zweite ist an der Basis gerade, die vierte schief ab-
geschnitten, die Basalquerader der etwas längeren, aber schmalen
dritten Apikalzelle ist in der Mitte winkelig gebrochen. Hinter-
flügel bleicher; die erste Apikalzelle entspringt spitz aus der vor-
deren Ecke der Diskoidalzelle, die zweite ist gerade abgeschnitten
und am kürzesten, die dritte und vierte sind schief derart ab-
geschnitten, daß ihre Basalqueradern in einer Geraden liegen. Fünfte
Apikalzelle lang und spitz, dritte im ersten Drittel ihrer Länge
etwas verengert. Diskoidalzelle etwas länger als ihr Stiel. Leider
ist der Analteil beider Hinterflügel zerstört, so daß die Form der
Faltentasche nicht konstatiert werden kann.
Achte Dorsalplatte des d’ (Fig. 5 und 6) in ihrer ganzen Breite
etwas nach rückwärts vorgezogen und auf diesem rückwärts bogig
begrenzten Vorsprung sehr dicht schwarz punktiert. (Da Fig. 5, um
Fig. 5. Fig. 6.
Drusus concolor. Drusus concolor.
Abdomen des 9 von oben. Abdomen des g von
der Seite.
die mittleren Appendices deutlich zu zeigen, nicht genau von oben,
sondern mehr von oben hinten entworfen wurde, ist dieses Ver-
hältnis nicht gut daraus zu ersehen; besser aus Fig. 6.) Die blaß
gelbbraunen oberen Appendices sind von der Seite gesehen vier-
eckig, von oben mehr schmal löffelförmig und mit ziemlich langen
Haaren besetzt. Mittlere Appendices ähnlich wie bei Dr. bosnicus
Klap. in einen glänzenden, ungemein dicht schwarz punktierten,
nach unten offenen Wall umgewandelt, zum Unterschiede von letz-
terer Art aber hinten nicht eckig vorgezogen, sondern abgerundet.
270 Peter Kempny. Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients.
Neuntes Segment nur in der Seitenansicht als schmaler Rhombus
sichtbar. Untere Anhänge von der Seite gesehen lang dreieckig,
etwas nach oben gekrümmt, scharf zugespitzt. In der Oberansicht
ist ihr äußerer Rand einfach bogenförmig, ihr innerer aber s-förmig
seschwungen und die einwärts gekehrte scharfe Spitze mit kurzen
schwarzen Zähnchen bewehrt. Rute von der gewöhnlichen Form,
an der Spitze schmal dreieckig ausgeschnitten.
Kleinasien, Keschisch Dagh, 2000 m, 1d".
Diese neue Art gehört zur Gruppe des Drusus monticola Mae
Lachlan und steht dem Dr. bosnicus Klapälek am nächsten. Sie
unterscheidet sich leicht durch die einförmig gelbbraune Körpers
farbe sowie vor allem dadurch, daß die achte Dorsalplatte nicht
wie bei den beiden in Frage kommenden Arten ausgeschnitten,
sondern im Gegenteile bogig nach rückwärts verlängert ist.
9 unbekannt.
3. Hydropsyche ornatula Mae Lachlan. Ostrumelien, 13./VIl.,
mehrere Exemplare.
Planipennia.
1. Ohrysopa vulgaris Schneider. Konstantinopel, Schischki,
2 Stück; Smyrna häufig.
2. Palpares libelluloides L. Schischki (Konstantinopel), sehr
häufig; Ephesus, 1 0.
3. Formicaleo tetragrammicus F. Adampol, häufig.
4. Oreagris plumbens Ol. Platia, 15./VIll.; Brussa, VII.; Kök-
tsche Kissik, VII; Eski Chehir, VIIL; Schisehki, VII. Überall
häufig.
5. Formicaleo poecilopterus Stein. Antigoni, 16./VII., 1 Stück.
6. Myrmecaelurus trigrammus Pallas. Schischki, VII.; Eski
Chehir, VIII. Häufig.
7. Macronemurus bilineatus Brauer. Schischki, VIL,20,19
und 1d.
Ein Vergleich der Schmetterlingsfauna Steiermarks und Kärntens. 271
Ein Vergleich der Schmetterlingsfauna
Steiermarks und Kärntens.
Von
Rudolf Klos.
(Eingelaufen am 20. Dezember 1907.)
Quellen.
A. Für Kärnten:
Gabriel Höfner, Die Schmetterlinge Kärntens. Abt.: Makrolepido-
pteren. (Jahrbuch des Naturhist. Museums von Kärnten, 1905,
Heft XX VII.)
B. Für Steiermark:
Georg Dorfmeister, Veröffentlichungen d. Naturw. Ver. für Steier-
mark, II, 1864, S. 120—127 und in diesen „Verhandlungen“,
Jahrg. 1354 und 1855.
P. Cölestin Kodermann, Die Schmetterlinge der St. Lambrechter
Gegend in Obersteiermark. (Mitteilungen des Naturw. Ver.
in Steiermark, V, 1868.)
Moritz v. Hutten-Klingenstein, Beiträge zur Lepidopterenfauna
von Ehrenhausen in Steiermark. (In diesen „Verhandlungen“,
Jahrg. 1895, S. 425— 427.)
Heinrich Groß, Beitrag zur Lepidopterenfauna von Oberösterreich
und den angrenzenden Teil von Steiermark. (XI. Jahres-
bericht des Wiener Entom. Ver., 1900.)
Dr. Alois Trost, Beiträge zur Lepidopterenfauna Steiermarks. (Mit-
teilungen des Naturw. Ver. in Steiermark, XXXIX, XL und
XLIlI, 1902— 1906.)
Verzeichnis des Berichtes der Radkersburger Bürgerschule, 1875.
Verwendet wurden außerdem kleine Notizen, dann schrift-
liche und mündliche Mitteilungen der Herren: Karl Brandmeyer,
v. Gadolla (Graz), Dr. Egon Galvagni, Hans Hirschke, Fritz
Hoffmann, Wilhelm Keßlitz, Dr. Meixner, Prof. Karl Prohaska
>12 Rudolf Klos.
und des verstorbenen Herrn Michael Schieferer. Allen sei hier
bestens gedankt.
Die am Gipfel der Koralpe (Touristenhaus) vorkommenden
Tiere wurden als beiden Kronländern gemeinsam angesehen.
I.
In Steiermark wurden folgende Tiere des Höfnerschen Ver-
zeichnisses noch nicht beobachtet:
Pieris callidice Esp., Vanessa zanthomelas Esp., Argynis aphi-
rape Hb., Erebia ceto Hb., E. nerine Ferr., Oneis aello Hb., Satyrus
aleyone 8.-V., 8. briseis F., Chrysophanus aleiphron Rott., Lycaena
orbitulus Prun., L. eumedon Esp., L. eros O.
Deilephila hyppophaes Esp.
Agrotis collina B., A. alpestris B., A. lucipeta F., A. reni-
gera Hb., A. grisescens Tr., A. recussa Hb., A. crassa Hb., A.
fatidica Hb., Mamestra marmorosa Borkh. [fehlt die Stammart;
var. microdon Gn., Siebenbürger Sattel, Kreuzkogl (Groß); in der
Walster (Dr. Kempny)], Hadena zeta var. pernix H. G., H. rubri-
rena Tr., Episema glaucina Esp., Polia flavicincta F., P. xantho-
mista Hb., Dichonia aeruginea var. mioleuca H. G., Nonagria can-
nae O., Leucania evidens Hb., Caradrina gilva Donz., Ü. lenta Tr.,
Hydrilla gluteosa Tr., Anarta nigrita B., Plusia deaurata Esp.,
Catocala nymphaea Esp., Herminia cribrumalis Hb., Hypena pal-
palis Hb.
Aecidalia macilentaria H.-S., A. contiguaria Hb., A. subseri-
ceata Hw., Ephyra orbicularia Hb., E. ruficiiaria H.-S., E. sup-
punctaria Z., Sione decussata Borkh., Triphosia sabaudiata Dup.,
Larentia tempestaria H.-S., L. picata Hb., L. lugdunaria H.-S.
Eupithecia alliaria Stdgr., E. silenata Stndf., Ennomos almiaria
L., Hybernia baiaria 8.-V., Boarmia angularia Thbg., Gnophos fur-
vata 8.-V., @. variegata Doup., Psodos alticolaria Mn., Pygmaena
»fusca Thbg., Fidonia roraria F., Diastictis artesiaria 8.-V.
Nola ceristatula Hb., N. cetonalis Hb.
Arctia quenselii Payk., Endrosa roscida 8.-V., E. aurila Esp.,
E. pallifrons 2.
Zygena exulans Hochw., Ino geryon Hb.
Ein Vergleich der Schmetterlingsfauna Steiermarks und Kärntens. 273
Sciopteron plumistrella Hb., Phalacropteriz calberlae Heyl.,
Apterona crenulella Bod., Rebelia karawankensis Höfn., R. surien-
tella Brd., Psychidea pectinella S.-V., P. rablensis Mn., Fumea
betulina Z., becotia sepium Spr.
Sesia andrenaeformis Lasp., S. stomoxiformis Hb., S. muscae-
formis View., S. affinis Stdgr.
Hepialus ganna Hb.
II.
In dem Werke Höfners sind folgende Schmetterlinge nicht
verzeichnet, welche in Steiermark gefangen wurden:
Thais polyxena S.-V. Graz, Ehrenhausen; bei Radkersburg
häufig. — Colias chrysortheme Esp. In den Werken Ochsen-
heimers und Heinemanns ist Steiermark als Vaterland angegeben.
— Argymis pandora S.-V. Radkersburg. — Erebia mnestra Hb.
Riffel- und Koralpe (Schieferer). — E. stygne OÖ. Hieflau, Radmer,
steierische Rax. — Ohrysophanus dispar var. rutilus Wernbg. Graz,
Ehrenhausen, Stainz. — ©. amphidamas var. obscura Rühl. Sulz-
berg in der Walster (Dr. Kempny).
Smerinthus quercus S.-V. Römerbad, Tüffer, Rann (v. Ga-
dolla). — Macroglossa eroatica Esp. Äußerster Südosten Steier-
marks (v. Gadolla).
Hoplitis milhauseri F. Stainz, Graz. — Drymonia querna
S.-V. Stainz. — Spatalia argentina S.-V. Stainz, mehrmals ge-
zogen und am Licht gefangen. Zwei Generationen. — Ochrostigma
melagona Borkh. Baierdorf bei Graz.
Orgia gonostigma F. Verbreitet. Sainz, Graz, Bruck a. M.,
Krieglach ete. — Dasychira fascelina L. Bruck a. M.
Cosmotriche potatoria L. St. Lambrechter Gegend, Krieglach.
— Drepana curvatula Borkh. Krieglach (Hoffmann). — D. harpa-
gula Esp. Graz, Lichtfang, 6. Juni (v. Gadolla).
Aeronyeta strigosa F. Stainz, in Anzahl gezogen; kommt ans
Licht. Radkersburg (Prinz). — A. menyanthidis View. Graz,
Plabutsch. — 4A. abscondita Tr. Platte bei Graz, 24. April (v. Ga-
dolla). — Agrotis linogrisea S.-V. Buchkogl bei Graz (v. Gadolla).
— A. sobrina Gn. Admont, Liehtfang (Kiefer). — A. orbona Hufn.
2. B. Ges. 58. Bd. 18
274 Rudolf Klos.
Ehrenhausen. — A. comes Hb. Ehrenhausen, Graz, Stainz. — A.
castanea Esp. und var. neglecta Hb. Ehrenhausen, Graz. — A.
triangulum Hufn. Verbreitet. Wiederholt in Anzahl gezogen, Stainz,
Mürztal ete. — A. xanthographa F. und ab. cohaesa H.-S. Verbreitet.
Ehrenhausen, Stainz, Mürztal. — A. dahlii Hb. Krieglach, Licht-
fang (Hoffmann). — A. conflua Tr. Krieglach (Hoffmann). —
Pachnobia leucographa Hb. Stainz, Mürztal. — Dianthoecia luteago
S.-V. Graz, Stainz. — D. filigrana Esp. Ehrenhausen. — Miana
literosa Hw. Stainz, Lichtfang. — Valeria oleagina S.-V. Graz,
Ehrenhausen. — Apamea testacea Hb. Verbreitet. Graz, Ehren-
hausen, Stainz ete. — Calena matura Hufn. Ehrenhausen. —
Hadena abiecta Hb. Ehrenhausen. — Episema scoriacea Esp. Mürz-
tal (Hoffmann). — Dichonia convergens S.-V. Ehrenhausen, Stainz.
— Dryobota protea S.-V. In Anzahl gezogen, Stainz. — Chloantha
hyperiei T. Ehrenhausen. — Callopistria purpureofasciata Piller.
Die Raupe und der Falter nicht selten. Stainz. — Polyphaenis
sericata Esp. Ehrenhausen. — Gortyna ochreago Hb. Stainz, Mürz-
tal. — Tapinostola museulosa Ld. Judenburg. — Leucania obso-
leta Hb. Graz, Nachtfang. — L. straminea Tr. Ehrenhausen. —
Caradrina exigua Hb. Stainz, Mürztal, Lichtfang. — (. superstes Tr.
Graz, Ehrenhausen. — ©. pulmonaris Esp. Mürztal, Stainz. —
Hydrilla palustris Hb. C, 9 von Herrn Hoffmann am Licht ge-
fangen. Bestimmt von Herrn Fritz Wagner in Wien. — Amphi-
pyra tetra F. Ehrenhausen. — A. cinnamomea Göze. Ehrenhausen.
— Taniocampa populeti Tr. Graz. — T. opima Hb. Ehrenhausen. —
Mesogona acetosellae F. Graz, Ehrenhausen. — Hiptelia ochreago Hb.
Hochsehwabgebiet, Hieflau. — Calymnia affinis L. Ehrenhausen.
— (0. diffinis L. Ehrenhausen. — Cirrhoedia zerampelina Hb.
Wiederholt am Lichte, Stainz. — Orthosia humilis F. Zahlreich
gezogen. Stainz, Graz, Ehrenhausen. — O0. laevis Hb. Ehrenhausen.
— Xanthia sulfurago F. Ehrenhausen. — X. aurago F. Ehren-
hausen. — X. gilvago Esp. Ehrenhausen. — Orrhodia fragariae
Esp. Stainz, Ehrenhausen. — 0. erythrocephala F. und ab. glabra.
Ehrenhausen. — Colophasia platyptera Esp. Graz (Schieferer).
Vgl. Dr. Rebels Katalog. — Oneullia campanulae Ferr. Im Mürztal
als Raupe einige Male gefangen (Hoffmann). Im Gesellgraben
bei Admont. — (. artemisiae Hufn. Krieglach (Hoffmann). —
Ein Vergleich der Schmetterlingsfauna Steiermarks und Kärntens. 275
Heliothis seutosa S.-V. Bei Tage fliegend. Stainz. — Acontia lu-
cida Höfn. Ehrenhausen. — Krastria argentula Hb. Stainz. — E.
venustula Hb. Mehrere Stück in Stainz. — Plusia O. aureum Knoch.
Mehrmals in Stainz gezogen; Ehrenhausen. — P. modesta Hb.
Krieglach (Hoffmann). — FP. aemula 8.-V. Hochschwabgebiet.
Vgl. Dr. Rebels Katalog. — P. mi Hb. Bei Tage fliegend. Stainz,
Mürztal. — Aedia funesta Esp. Graz (Prohaska), Ehrenhausen. —
Calocala hymenea 8.-V. Ehrenhausen. — Toxocampa lusoria L.
Ehrenhausen. — T. pastinum. Graz. — Epizeuxis calwaria F.
Ehrenhausen. — Polyploca ridens F. Graz (Schieferer).
Aecidalia trilineata Se. Göstinger Au bei Graz, Hochransch.
— 4. filicata Hb. Ehrenhausen. — Ephyra albiocellaria Hb. Graz.
— E. quereimontaria Bastelb. In Anzahl gezogen. Stainz. — Ortho-
litha cervinata Schiff. Krieglach (Hoffmann). — Odezia tibiale
Esp. Spitzenbach, Gesäuse, Hartelgraben. — Eucosmia montivagata
Dup. Graz, Lichtfang (v. Gadolla). — Larentia firmata Hb. Mürz-
tal (Hoffmann). Bestimmt von Herrn G. Höfner. — Tephro-
clystia pyreneata Mab. In Anzahl gezogen. Stainz. — T. laquearia
H.-S. Stainz, Graz. — T. silenicolata Mab. Graz in Anzahl ge-
zogen (Schieferer). Vgl. Dr. Rebels Katalog. — T. schiefereri
Boh. Graz in Anzahl gezogen (Schieferer). Vgl. Dr. Rebels
Katalog. — T. egenaria H.-S. Graz (Schieferer). Vgl. Dr. Rebels
Katalog. — T. distinetaria H.-S. Hochschwabgegend (Hirschke).
— T. selinata H.-S. In Anzahl gezogen. Stainz. — T. fenestrata
Mill. Ein 9 von Herrn Dr. Meixner auf der Koralpe gefangen.
Bestimmt von Herrn Püngeler. — T. eynensata Grasl. Boden-
bauer. — T. innotata Hafn. Ehrenhausen. — T. pumilata Hb. In
Anzahl gezogen, Stainz; Graz. — Phibalapterix corticata Tr. Graz,
cl. 1895 (Schieferer, in coll. Klos). — Ph. calligrapharia H.-S.
Hochschwabgegend. — Epirranthis pulverata Thbg. Graz (Pro-
haska). — Abraxas sylwata Se. Gesäuse, Ehrenhausen. — Stegania
cararia Hb. Alljährlich einzeln im Juli bei Stainz; Graz. — En-
nomos quercaria Hb. In Stainz gezogen. — Therapis evonymaria
S.-V. Graz. — Hypoplectis adspersaria Hb. Spitzenbach, Mürztal.
— Hibernia leucophearia S.-V. Stainz. — H. aurantiaria Esp. In
der Walster (Dr. Kempny). — Anisopterix aceraria 8.-V. Graz
(Prohaska). — Diston pomonarius Hb. Bruck a. M. und Krieglach.
18*
276 R.Klos. Vergleich d. Schmetterlingsfauna Steiermarks und Kärntens.
_Nola togatulalis Hb. Wiederholt in Stainz gezogen. — N.
albula S.-V. Tüffer (Prohaska). — Phragmatobia luctuosa H. G.
Graz (Schieferer). Vgl. Dr. Rebels Katalog. — Aretinia caesa-
rea Goeze. Graz (v. Gadolla). — Arctia hebe L. St. Lambrechter
Gegend. — Lithosia griseola Hb. Ehrenhausen. — L. unita Hb.
Ehrenhausen. — L. cereolaHb. Hochschwabgegend, Wildalpe, Mürztal.
Ino ampelophaga Bayle. Radkersburg (Prinz). — Rebelia
plumella H.-S. Stainz; auch bei Graz. — Sesia spheciformis Ger-
ning. Stainz; Graz (Dr. Meixner). — $. cephiformis O. In Stainz
gezogen. — 5. ichneumoniformis S.-V. Stainz. Jahrweise nicht selten.
— (ossus terebra S.-V. Puntigamer Auen bei Graz (Dr. Hoffer,
Prohaska).
Il. Beitrag zur Flora von Tirol.
Von
Louis Keller.
(Eingelaufen am 30. Dezember 1907.)
Da das dieser Abhandlung zugrunde liegende Territorium das-
selbe ist, wie im I. Beitrag, worüber ich im Jahrg. 1905!) dieser
„Verhandlungen“ berichtete, so verweise ich, um Wiederholungen
zu vermeiden, auf die im obigen Jahrgang verzeichneten Exkur-
sionen und führe die im Jahre 1906 beobachteten neuen Standorte
aus diesem Gebiete auf.
Die für Nordtirol neuen Pflanzen sind durch fetten Druck
hervorgehoben.
Die Aufzählung der Funde erfolgt in der Reihenfolge der Ex-
kursionsflora von Dr. Karl Fritsch.
Belegstücke hiefür erliegen in meinem Herbar.
Polypodiaceae.
Uryptogramme crispa (L.) R. Br. Zwischen Felsblöcken im Pitztal
zwischen Mittelberg und der Braunschweigerhütte.
!) Vgl. diese „Verhandlungen“, Bd. LV, 1905, S. 299.
II. Beitrag zur Flora von Tirol. 277
; : A 2 : A » :
Asplenium Germanicum Weis. Sehr vereinzelt an Steinmauern im
Pitztal unter den Stammeltern.
Cyperaceae.
Eriophorum vaginatum L. In Sumpfwiesen am Arlberg, häufig.
Eriophorum Scheuchzert Hoppe. An einer einzigen sumpfigen Stelle
oberhalb der Muttekopfhütte bei Imst.
Carex aterrima Hoppe. Auf der Lackesspitze bei Imst.
Carex plamifolia Kohts. Bei St. Christof am Arlberg, gegen die
Augsburgerhütte, nicht häufig.
Carex capillaris L. Oberhalb der Muttekopfhütte bei Imst, nicht
häufig:
Liliaceae.
Lilium bulbiferum L. Auf einer mit Steinen eingefriedeten Wiese
unterhalb der unteren Imsteralpe bei Imst, sehr häufig.
Allium carinatum L. Auf Sumpfwiesen zwischen Brennpichl und
Imst, vereinzelt.
Orchideae.
Orchis ustulata L. In Wäldern bei Schloß Starkenberg, im August
blühend.
Orchis angustifolia Reichb. In Sumpfwiesen bei Mils nächst Landeck.
Herminium Monorchis (L.) R. Br. An grasigen Stellen am linken
Innufer unweit Zams und über der Brücke am rechten Ufer,
häufig.
Nigritella nigra (L.). Auf der Spitze des Lackes bei Imst, in der
liehtroten Form, häufig.
Nigritella rubra (Wettst.) Richt. Ebenda, häufig, beide gleichzeitig
blühend.
Nigritella Heufleriı Kern. Ebenda unter den Stammeltern; Blüten
dunkelkarmin in der der Gymnadenia odoratissima näher
stehenden Form; Ähre 4 cm lang.
Nigritella Heufleri Kern. Ebenda; Blüten lichtrosa, Ähre 2 bis
2-5 cm lang.
Platanthera montana (Schm.) Reichb. In Wäldern an der Landecker-
straße oberhalb der Schießstätte von Imst.
278 Louis Keller.
Epipactis palustris (L.) Cr. Auf Sumpfwiesen zwischen Brennbichl
und Imst und bei Mils häufig.
Goodyera repens (L.) R. Br. Im Walde bei Schloß Starkenberg und
im Walde am Wege von Arzl nach Imsterberg, häufig.
Betulaceae.
Alnus viridis (Vill.) DC. An Lawinenschnee, an der Arlbergstraße
zwischen St. Christof und Stuben; am 20. Juli teils noch in
Knospen, teils im Beginn der Blüte.
Polygoneae.
Oxyria digyna (L.) Hill. Oberhalb der Muttekopfhütte.
Portulacaceae.
Montia rivularis Gmel. In langsam fließendem Wasser bei Zaunhof
im Pitztal, häufig.
Caryophyllaceae.
Cerastium trigynum Vill. Im Gerölle des Muttekopf bei Imst, häufig.
Nymphaeaceae.
Nymphaea alba L. Kommt im Stradersee bei Tarenz nicht mehr
vor (vgl. Hausmann, Flora von Tirol, S. 37). Nach münd-
lichen Mitteilungen noch im Jahre 1905 dort gefunden, aber
1906 von mir vergeblich dort gesucht.
[3
.
Nuphar pumilum Sm.? In stehendem Gewässer bei Wörgl.
Ranuneulaceae.
Aconitum rostratum Bernh. var. Bernhardianum Reichb. Bei der
unteren Imsteralpe zwischen Gesträuch.
Ranunculus divaricatus Sehrk. Auf Wiesen bei Strad nächst Imst.
Ranuneulus glacialis L. An dem Schlangenweg von Mittelberg zur
Braunschweigerhütte, häufig.
Crueiferae.
Oardamine resedifolia L. Pitztal gegen die Braunschweigerhütte.
II. Beitrag zur Flora von Tirol. 219
Hutchinsia brevicaulis Hoppe. Im Gerölle gegen die Spitze des
Muttekopf bei Imst, häufig.
Crassulaceae.
Sedum Boloniense Lois. Auf Felsen bei Bad Steinhof im Pitztal.
Saxifragacene.
Saxifraga macropetala Kern. Sehr häufig auf dem Muttekopfrücken
und dem Imster‘ Höhenweg.
Sazxifraga androsacea L. Auf Felsen des Ödkarlkopfes bei Imst
nicht häufig.
$)
Rosacenae.
Geum reptans L. Auf Felsen des Imster Höhenweges, nur an
wenigen Punkten.
Leguminosae.
Trifolvum alpinum L. In Hausmann, Flora von Tirol, S. 209, bei
Karres angegeben, kommt nicht mehr vor. Bezweifle sehr,
ob sie je dort vorkam.
Empetraceae.
Empetrum nigrum L. Im Piztal zwischen Mittelberg und der Ta-
schacherhütte.
Violaceae.
Viola palustris L. Auf sumpfigen Wiesen und am schmelzenden
Schnee um St. Christof am Arlberg, sehr häufig.
Thymelaeaceae.
Daphne striata Trati. Am Lackes bei Imst in riesiger Menge im
Grase.
Elaeagnaceae.
Hippophae rhamnoides L. An der Innsbrucker Reichsstraße zwischen
Brennbichl und Karres, sehr häufig.
Venothereae.
Eprlobium nutans Schmidt. Im Pitztal überall.
Epilobium alsinefolium Vill. Oberhalb der Muttekopfhütte, häufig.
280 Louis Keller.
Umbelliferae.
Peucedanum Oreoselinum (L.) Mnch. Im Wald nahe dem Starken-
berger Teich bei Imst, häufig.
Eriecaceae.
Rhododendron intermedium Tsch. Einzelne Büsche am Lackes bei
Imst.
Andromeda polifolia L. In Torfsimpfen bei St. Christof am Arlberg.
Primulaceae.
Primula farinosa L. Häufig an der Arlbergstraße zwischen St. Chri-
stof und Stuben.
Aretia Helvetica (L.) Nym. In Felslöchern des Ödkarlkopfes ein-
gekeilt, selten.
Androsace obtusifolia All. Von der Muttekopfhütte bis gegen die
Spitze, sehr häufig.
kentianaceae.
Grentiana ciliata L. Am Malchbach unterhalb der Muttekopfhütte,
nicht häufig.
+. acaulis L. Am Arlberg um St. Christof, häufig.
r. asclepiadea L. Waldweg zwischen Pians und Wiesberg, häufig.
r. Pneumonanthe L. Auf Sumpfwiesen unterhalb Schloß Starken-
berg bei Imst, häufig.
. Bavarica L. Sehr häufig oberhalb der Muttekopfhütte bis zur
Spitze.
r. utriculosa L. Auf Sumpfwiesen zwischen Brennbichl und Imst,
nicht häufig.
G. campestris L. Sehr verbreitet zwischen der Muttekopfhütte und
der Spitze.
Menyanthes trifoliata L. Am westlichen Ufer des Piburger Sees
bei Otz.
er (an welere
ep)
es
Convolvulaceae.
Ouseuta Epelinum Weihe. Eim Leinfeld bei Karösten nächst Imst
vollständig damit überzogen.
II. Beitrag zur Flora von Tirol. 281
Labiatae.
Ajuga pyramidalis L. Häufig am Arlberg um St. Christof.
Nepeta Cataria L. An der Innsbrucker Reichsstraße zwischen
Brennbichl und Karres, häufig.
Scerophulariaceae.
Verbascum Schiedeanum K. (V. nigrum X Lychnitis). Vereinzelt
beim Elektrizitätswerke von Wisberg.
Utrieulariaceae.
Pinguwicula leptoceras Reichb. Massenhaft um St. Christof am Arlberg.
Scheint hier P. vulgaris vollständig auszuschließen.
Orobanchaceae.
Orobanche ramosa L. In Maisfeldern bei Arzl am Eingange des
Pitztales und bei Dormitz nächst Nassereit, sehr häufig auf
Cannabis sativa, womit die Felder eingefaßt sind.
Orobanche reticulata Wallr. Am Lackesberg bei Imst auf Carduus
defloratus, häufig.
Plantagineae.
Plantago maritima L. var. dentata Roth. Auf Sumpfwiesen zwischen
Brennbiehl und Imst, sehr häufig.
Plantago maritima L. var. Badensis G. Beck. Ebenda massenhaft.
Rubiaceae.
Galium Daldense Spr. Im Geröll des Muttekopf bis zur Spitze,
moosartig die Steine überziehend.
Valerianaceae.
Valeriana supina L. Sporadisch unterhalb der Spitze des Muttekopf.
Campanulaceae.
Phyteuma betonicifolium Vill. var. lanceolatum R. Sch. f. vulgare
R. Schulz, Monographie der Gattung Phyteuma. Häufig auf
dem Wege von Mittelberg im Pitztal zur Braunschweigerhütte.
282 Louis Keller. I. Beitrag zur Flora von Tirol.
Compositae.
Aster Amellus L. Massenhaft bei Grins, Pians, Landeck und Karres
an der Reichsstraße.
Gnaphalium Hoppeanum Koch. Oberhalb der Schutzhütte des
Muttekopf, häufig.
Achillea atrata L. Im Geröll, ebenda bis zur Spitze, häufig.
Homogyne alpina (L.) Cass. Häufig am Arlberg um St. Christof.
Senecio Carniolicus Willd. Im Pitztal um die Braunschweigerhütte.
Oirsium eriophorum (L.) Seop. Ein kleiner Bestand bloß bei der
unteren Imsteralpe nächst Imst.
Cirsium acaule (L.) All. Auf dem Wege von Imst zum Muttekopf,
vereinzelt.
Cirsium heterophyllum All. Auf Sumpfwiesen im Pitztal bei Stille-
bach, dort häufig.
Lactuca perennis L. Vereinzelt an der Straße bei Karres, Mils und
Brennbichl.
Hieracium pulmonarioides Vill. Auf Felsen an der Reichsstraße von
Wiesberg nach Pians.
Die Entstehungsgeschichte der Fauna
der neotropischen Region.
Von
Hermann v. Ihering.
(Eingelaufen am 4. Januar 1908.)
Wir sind es in der Wissenschaft gewohnt, Perioden aktiver
Tätigkeit mit solehen der Stagnation abwechseln zu sehen. Oft
genug ist es dann das große geistige Gewicht einer hohen Autorität,
welches dem Nachwuchse, den neueren Jüngern der Wissenschaft
den Weg versperrt. Ich möchte nur auf Cuvier und Darwin
hinweisen. Um dies verständlich zu machen, wird es wohl nicht
nötig sein, daß ich meine Ansicht näher motiviere. Ist doch die
Entwieklungslehre eine Errungenschaft, eine Tatsache, die fest be-
Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 255
gründet ist. Aber die Ursachen der Variabilität, die Bedingungen,
die zur Variation führen, sind Gegenstand einer Forschungsrichtung,
die erst kaum begonnen hat. Und ich bin kein Anhänger der
Selektionslehre.
Zu den Männern, welche in dieser Richtung fördernde und
auch wieder hemmende Tätigkeit entfaltet haben, gehört auch Wal-
lace, der Genosse Darwins, welcher mit seinem ausgezeichneten
Werke „Über die geographische Verbreitung der Tiere“ die Grund-
lage für die moderne Behandlungsweise des Gegenstandes geschaffen
hat. Wallace hat jedoch mehrere Fehler begangen, welche in
schwerwiegender Weise die Forschung irre geleitet haben. Vor
allem begeht Wallace einen Irrtum, indem er Verbreitungskarten
für die Tiere im allgemeinen entwirft, während wir immer mehr
zur Überzeugung kommen, daß jede Tiergruppe ihre eigene Ge-
schichte hat, wie dies auch aus den Tatsachen der Geologie her-
vorgeht. Manche Tiere haben ihre Entwicklung zu den gegen-
wärtigen Formen in der mittleren Tertiärzeit zu Ende oder zu Anfang
derselben gefunden oder, wie ein großer Teil der Süßwassertiere,
zu Ende der Sekundärzeit. Dazu sind in den verschiedenen Epochen
die Verbreitungswege verschieden gewesen; es ist nicht gut möglich,
die ungleich entstandenen Gruppen ohne Kenntnis der paläonto-
logischen Daten, nur ihrer heutigen Verbreitung nach, richtig zu
scheiden. Ein zweiter schwerer Irrtum von Wallace war es. die
Lehre der Konstanz der großen Meeresinseln aufzustellen. Wir
wissen heute, daß die Verteilung von Wasser und Land von alters
her gewechselt hat und daß Senkungen bis zum Betrage von 3000
bis 4000 m auch noch im Pliozän und von da ab zustande gekommen
sind, und es ist nicht einzusehen, warum in noch längeren Zeit-
räumen, die weiter zurückreichen, nicht noch viel bedeutendere
Senkungen sich gebildet haben können. Jedenfalls hat die Geologie
keine Tatsachen aufzuführen, welche die Auffassung von Wallace
begründen könnten, und die Zahlen, die er herausgegriffen hat, um
Festland und ozeanische Inseln zu trennen, sind rein willkürlich
angenommen. Derjenige Erdteil, für den diese Erörterungen am
meisten in Betracht kommen, ist Amerika, speziell Sidamerika.
Nach der Wallaceschen Theorie gestaltet sich Amerika als ein
einheitlicher Kontinent, während die neuere Forschung zu entgegen-
254 H. v. Ihering.
gesetzten Resultaten geführt hat, welche im folgenden eingehender
besprochen werden sollen.
Da sind zunächst zwei Tiergruppen von großer Bedeutung:
Die Säugetiere und die Mollusken, beide von besonderem Werte,
weil wir von ihnen nicht nur ein reiches und mannigfaches lebendes
Material haben, sondern auch viele wichtige fossile Dokumente.
Für die Säugetiere ist Südamerika von höchster Bedeutung und
zumal ist es Patagonien, welches die Aufmerksamkeit auf sich lenkt,
namentlich durch die tiefgreifenden Arbeiten des Direktors des
Nationalmuseums in Buenos-Aires, Dr. Florentino Ameghino. Die
Verhältnisse der patagonischen Geologie sind allgemein als konfus
verschrien und das ist begreiflich, weil dabei vielfach widerstreitende
Meinungen zutage getreten sind. Das gilt besonders für die Schichten
der oberen Kreide von Salamanka, wo wir es mit marinen Ab-
lagerungen zu tun haben, von denen es fraglich blieb, ob sie Kreide-
ablagerungen sind, die verarmt sind an mesozoischen Typen, oder
eozäne Schichten, in welchen sich mesozoische Charakterformen,
namentlich Gryphaeen, erhalten haben. In neuester Zeit ist das
Material reichhaltiger geworden und es kann keinem Zweifel mehr
unterliegen, daß es sich um kretazeische Ablagerungen handelt,
umso mehr, als die zwischenliegenden terrestrischen Schiehten reich
sind an Dinosauriern und Kreidefischen. Die Verhältnisse der Ab-
lagerungen an der patagonischen Küste sind wunderbar kompliziert;
es wechseln fast regelmäßig, fast geradezu in schematischer Weise,
marine Schichten und terrestrische ab. Das gibt eine wundervolle
Handhabe, um die verschiedenen marinen und terrestrischen oder
fluviatilen Ablagerungen zu vergleichen und ihrem relativen Alter
nach abzuschätzen. Wir sind daher über die Kreide und ihre Grenzen
jetzt im reinen, was dann auch für die Beurteilung der weiterhin
folgenden tertiären Ablagerungen von Bedeutung wird. Nun haben
wir schon in der Kreide eine ganze Reihe von verschiedenen Säuge-
tierfaunen. Keine Provinz der Erde ist wenigstens im Augenblick
für die erste Entwieklung der Säugetiere so instruktiv wie Pata-
gonien. Im allgemeinen sind es Beuteltiere, Affen und die Nage-
tiere bestimmter Gruppen, wie der Subungulata und die Edentaten,
die Ameisenfresser und Faultiere, welche neben ausgestorbenen
Gruppen diese Faunen zusammensetzen, und wir finden sie schon
Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 285
in den ältesten Schichten der argentinischen Republik in der Kreide
vertreten. Daneben eine Menge anderer Formen, die erloschen
sind. Nachher muß Südamerika lange Zeit isoliert, d.h. abgeschlossen
gewesen sein, ohne die Möglichkeit neuer Zuwanderung von Land-
tieren, und es erklärt sich hierdurch die eigentümliche Ausbildung
der Tierwelt von Südamerika. Erst im Pliozän treten mit einem
Male Huftiere auf: Pferde, Mastodonte, Tapire, eine Tierwelt, für
welche an Ort und Stelle keine Vorläufer gefunden wurden, die
aber bekannt ist aus der alten Welt und Nordamerika. Es geht
daraus hervor, daß die Trennung Südamerikas im Pliozän bereits
behoben war, daß eine Landbrücke bestand, welche nordischen
Säugetieren den Einzug nach Südamerika ermöglichte und ander-
seits dem Vordringen der südamerikanischen Fauna nach Nord-
amerika keine Schwierigkeiten bereitete. So sind in Florida die
Ablagerungen, in welchen Knochen von (Glyptodon und anderen
Tieren der Pampasformation gefunden werden, überdeckt von Sand-
schichten mit marinen pliozänen Mollusken. Wir sind somit zur
Einsicht gekommen, daß die beiden Amerika erst zur Pliozänzeit
miteinander in Verbindung getreten sind und die Faunen trotz der
späteren teilweisen Vermischung ihren ursprünglichen Charakter
zum großen Teile noch bis auf die Gegenwart erhalten haben. Diese
Erfahrungen wirken auf alle unsere sonstigen biologischen For-
schungen ein. Es sei mir gestattet, in Kürze ein instruktives Bei-
spiel dafür anzuführen. Es fiel mir auf, daß wir in Brasilien eine
sroße Anzahl von Eingeweidewürmern besitzen, welche mit Arten
der alten Welt identisch sind. Umgekehrt gibt es, von den im-
portierten abgesehen, keine Säugetiere, welche der alten Welt und
Siidamerika gemeinsam waren. Ich legte mir nun die Frage vor,
ob nicht die eingewanderten pliozänen und die alten einheimischen
Säugetiere sich verschieden verhalten in dem Besitze der eigen-
artigen und der kosmopolitischen Eingeweidewürmer und es zeigte
sich, daß letztere nur den eingewanderten, zumal den Rehen, Hunden
und Katzen angehören. Der Gedankengang, der an und für sich
einfach ist, hat Bedeutung für die Zoogeographie gewonnen und
ist von anderen Forschern weiter gesponnen worden. Es ist merk-
würdig, daß wir mithin Tiere haben, deren Eingeweidewürmer älter
sind als die Tiere selbst. Es müssen also schon die Vorfahren der
286 H. v. Ihering.
heutigen südamerikanischen Huftiere, Katzen ete. mit diesen Hel-
minthen behaftet gewesen sein, die, von langer Lebensdauer, sich
durch das Tertiär unverändert erhalten haben, während die Säuge-
tiere noch in Umwandlung begriffen waren. Wenn wir uns nun
weiter hinwenden zu den Beziehungen der südamerikanischen Fauna,
welche dem Pliozän vorausging, zur alten Tierwelt anderer Konti-
nente, so müssen wir die Säugetiere dabei außer acht lassen. Die
tertiären Säugetiere von Afrika sind, von neueren Funden in Ober-
ägypten abgesehen, unbekannt und ebenso steht es mit vielen an-
deren in Betracht kommenden Ländern. Es gibt aber ein anderes
Gebiet des Tierreiches, welches nach dieser Richtung hin ent-
scheidende Bedeutung hat, das sind die Mollusken. Es sind Unter-
suchungen über die Verbreitung der Süßwassermuscheln, welche
mich in den Achtzigerjahren hierauf hinwiesen. Man hatte damals
die Meinung, daß die Süßwassermuscheln von Südamerika, speziell
die Gattungen Unio und Anodonta, alle den Unioniden angehörten,
welche gut vertreten sind in den Gewässern der Umgegend von
Wien. Das war ein Irrtum. Die Unio-artigen Muscheln Brasiliens
gehören zur Gattung Diplodon, welche durch eigenartige Wirbel-
skulptur sich scharf unterscheidet von der Gattung Unio, die in
der nördlichen Hemisphäre eine weite Verbreitung hat. Noch merk-
würdiger sind die Verhältnisse bei den zahnlosen Muscheln. Diese
großen Fluß- und Teichmuscheln haben in Südamerika eine ab-
weichende Larve im Vergleiche zu jener der Anodonten von Europa.
Während die letzteren eine kleinere Larve besitzen mit einem be-
weglichen Zahnaufsatze, der bestimmt ist, sie an Fischen festzuheften
und einzubohren, worauf die Metamorphose der Larve dann im
Fische vor sich geht, ist die Larve der südamerikarischen Form
eine langgestreckte, bewimperte, mit Greifapparaten und einer sehr
kleinen Schale in der Mitte des Körpers. Es ist klar, daß Tiere
von so verschiedener Larvenform unmöglich derselben Gattung an-
gehören können; tatsächlich gehören diese vermeintlichen Anodonten
Siidamerikas der Familie der Muteliden an, die sonst nur noch in
Afrika vorkommt. Diese Erwägungen führten mich darauf, die
Siißwasserfauna von Südamerika und Afrika in Vergleich zu bringen.
Wir müssen bei derartigen Vergleichen wohl die Schwierig-
keiten uns vergegenwärtigen, welche bei nicht genügend vorsichtiger
Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 287
Behandlung der Frage sich ergeben. Eine mehr oder minder über-
einstimmende Verbreitung von Tieren kann auf ganz verschiedene
Weise zustande gekommen sein. Wir kennen z. B. Tapire von
Siidamerika und Ostindien. Wollte man aber darauf gleich die
Hypothese gründen, daß zwischen beiden Kontinenten eine Land-
verbindung bestanden haben müsse, so würden wir in eine Reihe
von Irrtümern verfallen. Zunächst fällt die Existenz einer Land-
brücke in eine Zeit, die viel älter ist als das erste Auftreten der
Tapire, und dann fehlen in Südamerika die tertiären Vorläufer der
Tapire vollständig, wo hingegen solche aus Nordamerika und Europa
bekannt sind. Diese Tiergruppe, welche von der alten Welt nach
Südamerika und Ostasien gewandert ist, in der nördlichen Hemi-
sphäre jetzt aber erloschen ist, erhielt sich aber in diesen extrem
gelegenen Ländern. Es liegt nahe zu denken, daß überall, wo wir
ähnliche Verbreitungen haben, auch ähnliche Verbreitungswege zu
suchen seien. Dem ist aber nicht so und das Verhältnis liegt z. B.
bei den Fischen und Muscheln des Süßwassers ganz anders. Die
Ähnlichkeit der Süßwassermuscheln von Südamerika und Afrika
kann nicht auf eine ursprünglich weite Verbreitung einer kosmo-
politischen Gruppe zurückgeführt werden, sondern es muß der Schluß
gezogen werden, daß es einst eine Verbindung der Gewässer Bra-
siliens und Afrikas gegeben haben müsse; denn solche Süßwasser-
muscheln sind nicht fähig durch das Meer zu wandern.
Handelte es sich um eine Tiergruppe von einst kosmopolitischer
Verbreitung, so müßten fossile Repräsentanten derselben auch in
sekundären und tertiären Ablagerungen von Europa und Nordamerika
angetroffen werden. Das ist aber nicht der Fall. Im Gegenteile
sind die fossilen Unioniden Nordamerikas die unmittelbaren Vor-
läufer der heutigen Tages dort lebenden Arten und anderseits gehört
alles, was wir bisher aus Südamerika an fossilen Najaden kennen,
in die Verwandtschaft der gegenwärtig da lebenden Arten.
In gleicher Weise verhalten sich die Fische. Es ist in den
letzten Jahren gerade über die geographische Verbreitung der Süß-
wasserfische sehr viel gearbeitet worden und, eine Ausnahme ab-
gerechnet, sind alle Forscher zu der Überzeugung gekommen, daß
zwischen den erwähnten Ländern, Südamerika und Afrika also,
einst ein Zusammenhang bestanden haben müsse. Nur ein Gelehrter,
288 H. v. Ihering.
Pfeffer in Hamburg, glaubt auch obne eine solche Annahme zu-
rechtkommen zu können. Ich kann jedoch den Widerspruch dieses
Herrn nicht hoch anrechnen, umso mehr, als er von allen Schrift-
stellern über Zoogeographie der wenigst kompetente ist. Er kommt
2. B. bei der Betrachtung der marinen Faunen zu der Ansicht, daß
im Eozän eine einheitliche gemeinsame marine Fauna über die
Erde verbreitet war und daß aus ihr infolge der allmählichen
Temperaturabnahme, welcher die Erde unterworfen war, die ver-
schiedenen heutigen Faunen entstanden seien. Das sind aber Phanta-
sien, welche hinter dem grünen Tische ersonnen sind und welche
mit den von Patagonien, Chili, Neuseeland ete. bekannt gewordenen
paläontologischen Tatsachen nicht vereinbar sind. Im Gegensatze
hierzu hat schon Günther diese erwähnten Ähnlichkeiten der Süß-
wasserfaunen von Südamerika und Afrika hervorgehoben, ohne
jedoch an die genetische Erklärung heranzutreten. Dagegen haben
neuerdings Boulanger und Eigenmann in einigen Arbeiten ganz
bestimmt darauf hingewiesen, daß eine Landverbindung dagewesen
sein muß. Namentlich Eigenmann, einer der besten Kenner der
Siüßwasserfische von Südamerika, hat sich unzweifelhaft dahin aus-
gesprochen. Und es ist mir eine besondere Genugtuung, daß mein
verehrter Kollege, Dr. Steindachner, der sich bisher nicht schrift-
lich darüber geäußert hat, mir in einer Unterhaltung bestimmt er-
klärte, daß er ebenfalls durch diese überraschenden Ähnlichkeiten
zu derselben Ansicht geleitet worden sei. Herr Hofrat Steindachner
hatte die Güte, mich aufmerksam zu machen auf eigenartige Ver-.
hältnisse der Verbreitung der Süßwasserfische in Brasilien, welche
ganz mit meinen eigenen Erfahrungen übereinstimmen. Hierher
gehört z. B. der Gegensatz zwischen den Süßwasserfischen des nord-
östlichen Brasiliens und des Amazonas, wo die Chromiden zahlreich
an Gattungen und Arten auftreten, während sie am Rio Sao Fran-
eisco und im südlichen Brasilien nur kümmerlich vertreten sind.
Von meinen Erfahrungen über die Verbreitung der Süßwasser-
muscheln möchte ich einiges hier kurz hervorheben. Einerseits
haben wir den merkwürdigen Gegensatz zwischen dem Rio Säo
Franeisco und dem Amazonas, anderseits zwischen dem Rio Paranä
und dem Paraguaystrome, zwei Flüsse, die sich zum La Plata ver-
einen. Man sollte meinen, sie müßten die gleiche Fauna beherbergen;
Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 289
das ist aber nicht der Fall und wir finden im Rio Paraguay in
Menge Typen der Amazonasfauna, welche dem Paranästrome fehlen,
und es werden sich wohl bis heute Verbreitungswege erhalten haben,
die den Amazonaselementen gestatten, in das System des Rio Para-
guay einzudringen. Geologische und paläontologische Erfahrungen
bestätigen die auf biologischem Wege gewonnenen auch in diesem
Falle. Wir haben dies schon oben bezüglich der Flußmuscheln
hervorgehoben und konstatieren das gleiche für die Fische. Was
wir an tertiären Süßwasserfischen aus Südamerika bis jetzt kennen,
schließt sich ganz an die lebenden Vertreter dieses Gebietes an.
Anderseits gilt dasselbe für die Fischfauna von Nordamerika und
Europa, in welchen Vertreter der sidamerikanischen Characiniden
und Chromiden völlig fehlen. Man hat zwar eine Zeitlang geglaubt,
daß die systematische Stellung der einzigen hierbei in Betracht
kommenden unsicheren Gattung Priscacara sie zu den Chromiden
verweise; aber dieselbe ist in Wahrheit eine andere. Anderseits
fehlen in Südamerika Vertreter der Cypriniden fossil ebenso voll-
kommen wie in der Lebewelt. Überall sehen wir somit, sei es, in
Südamerika, sei es in Europa, die tertiären Formen der Süßwasser-
tiere als Vorläufer der heutigen. Es sind somit die paläontologischen
Tatsachen ganz im Einklang mit den Folgerungen, zu denen uns
die zoogeographische Forschung führte.
Ein anderes Arbeitsgebiet, auf welchem ganz ähnliche Resultate
sich ergeben haben wie bei den Muscheln und Fischen der Flüsse
und Seen, sind die dekapoden Krebse des Süßwassers, über welche
Ortmann eine ausgezeichnete zoogeographische Studie veröffent-
licht hat.
Wenn alle diese Ergebnisse zoologischer Forschung begründet
sind, muß naturgemäß auch auf botanischem Gebiete die gleiche
Erfahrung gemacht werden, und so ist es auch. Zur Zeit, wo ich
meine Studien begonnen hatte, stand auch die Botanik auf dem
Wallacesehen Standpunkte und indem ich, so gut es mir möglich
war, die Flora Brasiliens studierte, kam ich zu der Überzeugung,
daß deren Beziehungen sich mit meiner Auffassung bestens in Ein-
klang bringen ließen. In einer Abhandlung über die Entstehungs-
geschichte der südamerikanischen Flora bemühte ich mich nach-
zuweisen, daß meine Auffassung viel besser zu den Tatsachen passe
Z. B. Ges. 58. Bd. 19
290 H. v. Ihering.
als die Wallacesche, welche Engler zum Ausgangspunkte seiner
Erörterungen gewählt hatte. Ich habe denn auch die große Ge-
nugtuung gehabt, daß Engler in einer neueren Arbeit vollkommen
seine frühere Auffassung geändert und sich ganz auf meine Seite
gestellt hat. Nach diesen Erfolgen wäre es wohl natürlich, wenn
ich von einer weiteren Verfolgung dieser allgemeinen Fragen ab-
gesehen und mich auf die Erforschung der Verbreitungsverhältnisse
der Tierwelt innerhalb der Grenzen Brasiliens beschränkt hätte.
Ich habe jedoch die Bedenken nicht los werden können, welche so
leicht gegen zoogeographische Darlegungen erhoben werden können,
daß nämlich zu ihrer Ergänzung unbedingt paläontologische Er-
fahrungen nötig sind. Ich sagte mir, wenn eine brasilianisch-äthio-
pische Landbrücke vorhanden gewesen ist, so waren dann natürlich
für die marine Tierwelt jener Zeit andere Bedingungen gegeben
als heutzutage. Ich habe die Verhältnisse der Verbreitung von Land
und Meer, wie ich sie mir vorstelle, auf einer an anderem Orte
veröffentlichten Karte zum Ausdruck zu bringen gesucht und das
verschwundene Land Archhelenis genannt. Wenn diese von mir
supponierte Landbrücke zwischen Afrika und Brasilien wirklich
während der älteren Tertiärzeit existierte, so gab es damals keinen
atlantischen Ozean. Die Archhelenis trennte dann zwei Meere, deren
Tierwelt naturgemäß eine große Verschiedenheit aufweisen mußte.
Die Geologie bietet uns daher das Mittel, die Richtigkeit der Arch-
helenistheorie zu prüfen durch den Vergleich der Organismen des
älteren Tertiärs von Patagonien einerseits, von Zentral- und Nord-
amerika anderseits. Der Prüfung dieser Frage habe ich die letzten
12 Jahre vorzugsweise gewidmet. Das Material zu diesen Studien
ging mir aus Argentinien in reichlichem Maße zu; von ganz be-
sonderem Werte waren dabei die großen und ausgezeichneten Samm-
lungen der fossilen Evertebraten aus der Kreide und dem Tertiär
von Patagonien, welche mir Herr Dr. Florentino Ameghino, Direktor
des Nationalmuseums in Buenos-Aires, zur Bearbeitung überwies.
Von Fossilien mesozoischen Alters habe ich nur jene der oberen
Kreide studiert, welche eine schon stark modifizierte Fauna repräsen-
tieren, die unmittelbar zu jener des älteren Tertiärs hinüberführt.
Zunächst sind es da Formen aus der oberen Kreide des nörd-
lichen Brasilien und der obersten Kreide von Patagonien, die uns
Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 291
Vergleichspunkte bieten. Die genannten Formationen von Brasilien
enthalten eine Menge von Arten, welche auch in gleichalterigen
Schiehten von England und Spanien vorkommen und die somit
über große Gebiete verbreitet waren. Umso mehr muß es daher
auffallen, daß sich nicht eine einzige von diesen Arten Brasiliens
auch im Süden findet. Die Kreidefaunen der marinen Mollusken
von Patagonien und Brasilien sind beträchtlich verschieden und
za dem gleichen Resultate führen die Studien über die tertiären
Formationen. Es ist hierbei jedoch zu bemerken, daß die Ansichten
der verschiedenen Autoren über das ältere Tertiär von Patagonien
noch auseinandergehen. Die „patagonische Formation“, welche von
Steinmann, Wilkens und Ortmann für miozän gehalten wurde,
ist dem Urteil von Ameghino und mir zufolge eozänen Alters.
Maßgebend für diese Auffassung ist zunächst der altertümliche
Charakter dieser Fauna, in welcher lebende Arten nur in dem Ver-
hältnis von 5—8°/, gefunden wurden. Mesozoische Gattungen, wie
Gryphaea, Lahillia u.a., sind in ihr noch erhalten und sogar mehrere
der obersten Kreide und der patagonischen Formation gemeinsame
Spezies von Mollusken finden sich vor. Auch in geologischer Hin-
sicht ist ein allmählicher Übergang zwischen beiden Formationen
zu konstatieren. Viele der bekannten Arten der patagonischen
Formation sind in den vorausgehenden Schichten der obersten Kreide
durch nahestehende, respektive vikariierende Arten vertreten. Es
existiert mithin nur ein relativ geringer faunistischer Unterschied
und kein Hiatus, wie er unbedingt vorhanden sein müßte, wenn
die patagonische Formation miozänen Alters wäre. Es ist dieses
Verhältnis zwischen der obersten Kreide und dem älteren Tertiär,
welches bis zur Identität von Spezies geht, umso bemerkenswerter,
als in Europa zwischen Kreide und Tertiär stets ein großer Hiatus,
ein scharfer Gegensatz, besteht. Die marine Tierwelt, welche wir
in der patagonischen Formation vorfinden, ist ganz verschieden von
der des älteren Tertiärs von Nordamerika. Es kann diesbezüglich
kein Zweifel bestehen und es ist meine Meinung, auch mit der
meines kompetenten Kollegen in Washington, Herrn W.H. Dall, in
voller Übereinstimmung. Dagegen trifft man in diesen patagonischen
Ablagerungen viele Arten und Gattungen, welche sich in Neusee-
land und in Chili finden, und wir haben damit den Beweis, daß
19*
292 H. v. Ihering.
es sich um eine Fauna handelt, welehe dem antarktischen Gebiete
entstammt. Zwischen Nordamerika und Patagonien bestehen hin-
sichtlich der eozänen Konchylien keine Ähnlichkeiten, nur einige
wenige Arten der patagonischen Formation kommen auch in den
tertiären Ablagerungen von Nordamerika vor, aber das sind, wie
die Arca umbonata, solche, die wir in lebendem Zustande auch in
Europa, Asien usw. kennen, Arten von weiter geographischer und
geologischer Verbreitung, die also unmöglich als Zwischenglied
zwischen der alttertiären Fauna von Nordamerika und jener von
Südamerika angesehen werden können. Anderseits treffen wir bei
der alttertiären marinen Fauna Patagoniens nähere Beziehungen
zum älteren Tertiär von Europa und besonders des Pariser Beckens.
Vertreter der Gattungen Oueullaria, Siphonalia, Trophon u. a.
finden sich reichlich vor in Patagonien, im Eozän und im Pariser
Becken, nicht aber in Nordamerika. Wenn auch in der älteren
Tertiärzeit eine ziemlich einheitliche marine Fauna von Zentral-
und Nordamerika über Europa und Asien bis nach Australien hin
sich erstreckte, so gab es doch in diesem immensen Tropenmeere
schon damals zoogeographische Unterprovinzen und gilt dies nament-
lieh für die westlich von Europa gelegene Zone, welche an manchen
Punkten mit der indo-europäischen Abteilung kontrastiert. Es ist
nun eines der wesentlichsten Ergebnisse der neueren Studien, daß
die Fauna der patagonischen Formation nähere Beziehungen zum
indo-europäischen Eozän, nicht aber zu jenem von Nordamerika
aufweist. Es hat somit für die marine Tierwelt des indo-europäischen
Ozeans in der älteren Tertiärzeit eine Möglichkeit der Wanderung
nach Patagonien gegeben und diese Wanderstraße ist noch bequemer
zugänglich geworden zu Ende der patagonischen Formation, re-
spektive in der an sie unmittelbar sich anschließenden superpata-
gonischen Formation. Wir finden nämlich in der letzteren eine
auffallende Zunahme von Mollusken und besonders Gastropoden
der Tropenzone. Offenbar haben in dieser Zeit geographische Ver-
änderungen Platz gegriffen, durch welche die von Patagonien zum
indischen Ozean führende Küstenlinie weiter gegen Norden ver-
schoben wurde. — Es gehört also nach seiner alttertiären Fauna
Patagonien näher in den Bereich der indo-australischen Fauna als
nach Nordamerika.
Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 293
Soweit haben wir die Entstehungsgeschichte der marinen
Fauna des östlichen Südamerika verfolgt und wir gehen zum
nächsten geologischen Zeitabschnitte über, der Formation von En-
trerios. Dieselbe ist vorzugsweise bei Paranä entwickelt, wo sie,
wie auch am Rio Negro, zutage tritt, während sie bei Buenos-
Aires in einer Tiefe von SO m unter den Pampasschichten sich
hinzieht. Wir finden in dieser Formation einerseits Arten der pata-
gonischen Formation oder wenig veränderte Nachkommen derselben,
anderseits aber auch Elemente der Antillenfauna. Die Zahl der
lebenden Arten beläuft sich auf 20°, und alle Umstände sprechen
dafür, daß wir es hier mit miozänen Ablagerungen zu tun haben.
Hier haben wir zum erstenmale die Vermischung der patagonischen
und der zentralamerikanischen marinen Tierwelt vor Augen, als
einen Beweis dafür, daß die trennende Barriere der Archhelenis
zu jener Zeit verschwunden und die freie Kommunikation der nörd-
lichen und südlichen Wassermassen des heutigen Ozeans zustande
gekommen war. Der Austausch der marinen Arten in nordsüdlicher
Riehtung und umgekehrt ist von da ab ein stetiger gewesen und
viele Arten der atlantischen Küste von Nordamerika sind noch heute
bis jenseits des La Plata und bis Nordpatagonien verbreitet.
Wir können darnach in der heutigen marinen Fauna von
Argentinien und Brasilien mit ziemlicher Sicherheit die Herkunft
der einzelnen Arten angeben und es wäre dies in noch höherem
Maße der Fall, wenn nicht eine kleine Gruppe von Arten existierte,
welche ihren Ursprung weder im älteren Tertiär von Patagonien
noch in jenem von Zentral- und Nordamerika hat. Dies gilt in
erster Linie für die Gattung Bullia, deren lebende Arten auf Indien,
Südafrika, Patagonien und Südbrasilien in ihrer Verbreitung be-
schränkt sind. Fossil tritt die Gattung im Eozän von Nordamerika
auf, erlischt dann aber dort, um weiterhin eine besonders reiche
Entfaltung im europäischen Miozän zu erlangen. Von da an müssen
diese Schnecken nach Asien und Afrika sich verbreitet haben und
offenbar reichte Südafrika damals weiter gegen Süden, so daß Arten
von Bullia längs einer antarktischen Küste nach Patagonien ge-
langen konnten, wo wir ihren Vertretern zuerst in pliozänen Schichten
begegnen. Ein anderes merkwürdiges Beispiel einer ähnlichen Wan-
derung bietet die -bekannte Miesmuschel Mytilus edulis dar. Diese
294 H. v. Ihering.
Form gehört gerade nicht zu den älteren Typen des Tertiärs. Sie
ist ungemein weit verbreitet. Nicht nur in der nördlichen Hemi-
sphäre, sondern auch in der südlichen tritt sie auf, fehlt aber in
Australien und Japan. Fossil treffen wir die Miesmuschel im jüngeren
Tertiär von Europa und im Pliozän von Patagonien. In Nordamerika
tritt diese Art posttertiär auf, und zwar sowohl an der pazifischen
wie an der atlantischen Küste. In den tropischen und subtropischen
Gebieten fehlt die Miesmuschel und kann daher ihr Erscheinen in
Chili und Patagonien nicht auf Rechnung von Wanderungen längs
der amerikanischen Küsten bezogen werden. Auch in diesem Falle
ist die einzig mögliche Erklärung die der Annahme einer Wanderung
des Mytilus edulis von Südeuropa längs der afrikanischen West-
küste bis zum Kap der guten Hoffnung und darüber hinaus zur
Antarktis. Die Zahl der marinen Evertebraten, welche auf diesem
Wege von Europa nach Südafrika gelangt sind, ist eine sehr große
und die einzige hypothetische Annahme in unserer Erklärung ist
die Voraussetzung einer ehemaligen weiteren Ausdehnung von Süd-
afrika gegen die antarktische Landmasse. Es wurde schon oben
darauf hingewiesen, daß die Miesmuschel auch nach Neuseeland
und anderen Teilen der antarktischen Region vorgedrungen ist und
daß die Wanderung nach Patagonien schon während der Tertiär-
zeit erfolgte. Es gibt noch eine Reihe anderer mariner Mollusken,
welche lediglich im seichten Wasser der Küstenzone leben und deren
Verbreitung von Südafrika bis Neuseeland und Patagonien ebenfalls
darauf hinweist, daß am Ende der Tertiärzeit Südafrika und Pata-
gonien sich weiter nach Süden erstreckten und mit antarktischen
Landmassen in Zusammenhang standen.
Dieses sind im wesentlichsten die Erfahrungen, die ich in
bezug auf die Mollusken des atlantischen Ozeans, beziehungsweise
ihre Geschichte und Verbreitung vorlegen wollte. Aber es erscheint
mir angebracht, wenn wir in kurzen Zügen die geologische und
biologische Geschichte Brasiliens rekapitulieren und dabei etwas
weiter zurückgreifen.
Brasilien ist eines der geologisch ältesten Landgebiete der
Erde; während der Devonzeit war es teilweise vom Meere bedeckt,
späterhin nie wieder, abgesehen von lokalen Verschiebungen in der
Küstenzone. Eine reiche Flora überzog zu Ende der Karbonzeit
Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 295
die südlichen Teile des Landes und ist uns durch gut erhaltene
Fossilien hinreichend bekannt geworden. Höchst auffallend ist die
Verbreitung dieser sogenannten Glossopteris-Flora, welche uns auch
aus Argentinien, Südafrika und Indien bekannt ist und welche von
jener der nördlichen Hemisphäre wesentlich verschieden ist. Eine
gewisse Gemeinsamkeit der @lossopteris-Flora und der von ihr ein-
genommenen Gebiete ergibt sich auch aus dem Umstande, daß wir
überall in ihr die Spuren einer karbonen Eiszeit finden, welche in
der nördlichen Hemisphäre nicht nachzuweisen ist. Man pflegt sich
geologischerseits diese merkwürdigen Verhältnisse in der Weise ver-
ständlich zu machen, daß man annimmt, die Verteilung von Land
und Wasser müsse damals eine wesentlich andere gewesen sein
und der sogenannte Gondwanakontinent habe sich von Südbrasilien
über Südafrika und Indien bis nach Australien hin erstreckt. Wir
haben uns also Brasilien als ein uraltes Kontinentalgebiet vorzustellen,
welches dann im Laufe der Zeit seinen Zusammenhang mit den
angrenzenden Teilen verloren hat. In der mesozoischen Periode
wurde aller Wahrscheinlichkeit nach die Verbindungsbrücke von
Australien und Indien eingerissen, aber der Zusammenhang von
Brasilien mit Indien kann auch in der mesozoischen Periode an-
gedauert haben. Der hervorragende Geologe Neumayr hat eine
Karte der Kontinente der Jurazeit entworfen, welche uns Brasilien
mit Afrika als ein großes einheitliches kontinentales Gebiet vorführt.
Unsere Archhelenistheorie ist daher niehts wesentlich Neues, sondern
lediglich der Ausdruck biologischer und geologischer Tatsachen,
welehe nicht etwa im Widerspruche stehen zu unseren sonstigen
geologischen Kenntnissen, vielmehr nach dieser Seite hin unmittel-
bar an die Schlußfolgerungen ankniipfen, zu denen man bezüglich
der Verteilung von Wasser und Land während der mesozoischen
Epoche gelangt ist. Man wußte bisher, daß der Zusammenhang
der Kontinente während der mesozoischen Epoche ein anderer war
als gegenwärtig, aber man hatte nicht den mindesten Anhalt zur
Beurteilung der Frage, wann und wie die Hinüberleitung zu der
heutigen Anordnung der Kontinente erfolgte. Da waren es dann zu-
nächst zoogeographische Tatsachen, welche auf einen noch während
des älteren Tertiärs erhaltenen Zusammenhang zwischen Brasilien
und Afrika hinwiesen, und jetzt haben die hier mitgeteilten geo-
296 H. v. Ihering.
logischen Erfahrungen uns in den Stand gesetzt, den Verlauf und
den Zusammenhang der alttertiären Küstenlinien zu erkennen und
daraus die Anordnung der Kontinente der Eozänzeit zu konstruieren.
Die Archhelenis bestand als ein Südbrasilien mit Afrika verbindender
Kontinent in der Eozänzeit. Die Zertrümmerung dieses alten Konti-
nentes, welche schon während der Kreidezeit von Norden her be-
gann, wurde in der Oligozänzeit beendet. Das riesige Tropenmeer,
die Thetis, wie wir es mit dem großen Wiener Geologen Sueß
nennen, trat nun in Verbindung mit dem südlichen Meere, der Nereis.
Der atlantische Ozean war auf diese Weise gebildet und daher
treffen wir von der Miozänzeit an jenen Austausch der marinen
Elemente der Küstenfauna von Nord- und Südamerika, welcher
während der Kreidezeit und der älteren Tertiärepoche unmöglich war.
Noch aber war der amerikanische Kontinent nicht ausgebildet,
denn Nord- und Südamerika blieben während der Miozänzeit noch
ebenso durch Meere getrennt, wie sie es während der ganzen älteren
Tertiärzeit gewesen. Erst in der Pliozänzeit wurden beide Amerika
durch Land verbunden und die einzige wesentliche Modifikation,
welche auch noch dann zum Unterschiede von der heutigen geo-
graphischen Konfiguration sich erhielt, war die weite Ausdehnung
Patagoniens nach Süden und Südosten, der Zusammenhang Pata-
goniens mit dem Feuerlande, den Falklandinseln und der ant-
arktischen Landmasse.
Wir würden nach dem eben Gesasten die Entstehungsgeschichte
von Amerika in ihren Hauptzügen vollkommen begreifen, wenn
nicht ein rätselhaftes Verhältnis noch in bezug auf Zentralamerika
unserer Erkenntnis Schwierigkeiten bereitete. Es ist eine höchst
auffallende Erscheinung, daß Arten von Monoceros und anderen
Mollusken des chilenischen Tertiärs in Kalifornien erst pleistozän
erscheinen. Umgekehrt werden Arten von Chlorostoma, Saxıdomus
und anderen Charakterformen des kalifornischen Tertiärs Philippis
Erfahrungen zufolge in Chili erst posttertiär angetroffen. Ich glaube,
daß diese Verhältnisse am ehesten verständlich gemacht werden
durch die Hypothese eines tertiären zentralamerikanischen aus-
gedehnten Landes, welches von den Antillen bis nach den Gala-
pagosinseln reichte und das ich als Pacila bezeichnet habe. Ob
diese Landmasse, wie ich vermute, sich bis zu den Sandwichinseln
Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 297
ausdehnte oder nicht, ist dabei eine Frage von ganz sekundärer
Bedeutung. Worauf es meines Erachtens jetzt vor allem ankommt,
ist das Studium der tertiären Mollusken, zumal der littoralen von
Amerika, damit wir die ehemalige Verbreitung der Küstenfauna
mit der heutigen in Verbindung bringen können. Die tertiären Mol-
lusken stellen in dieser Hinsicht einen bisher noch kaum gehobenen
Schatz von unberechenbarem Werte dar.
Interessant ist es in dieser Hinsicht, die Verbreitung der
tertiären marinen Mollusken rings um Amerika in der Küstenzone
zu vergleichen. Wir kennen solche marine Ablagerungen vom nörd-
lichen Südamerika, von der atlantischen und pazifischen Küste von
Nordamerika, von Zentralamerika, ‚Peru, Chili, West- und Ost-
patagonien sowie dem nördlichen Argentinien, aber absolut nicht
von Brasilien. Es ist noch eine strittige Frage, ob die der oberen
Kreide zugehörigen marinen Ablagerungen des nördlichen Brasiliens
nicht zum Teile auch dem Eozän angehören, sicher aber ist, daß
zwischen Espirito Santo und dem La Plata Ablagerungen der Kreide
und des Tertiärs absolut fehlen. Dies konstituiert einen auffallenden
Gegensatz zwischen der brasilianischen Littoralzone und allen übrigen
Küsten von Amerika und so sprechen auch in dieser Hinsicht die
uns bekannten geologischen Tatsachen alle für die Archhelenis-
theorie, denn es ist klar, daß wir überall an den amerikanischen
Küsten Ablagerungen des tertiären Meeres werden finden können,
nur nicht da, wo die Küstenlandschaft sich einst weit ozeanwärts
erstreckte.
Wir sind in bezug auf die Wanderungen der Mollusken zu
anderen Anschauungen gekommen als die, welche noch vor wenigen
Jahren galten. Früher glaubte man, daß die Ähnlichkeit der marinen
Faunen von Westindien und Westafrika nur durch Larvenwande-
rungen erzeugt worden wäre. Man ging hierin so weit, das Vor-
kommen identischer Arten von Gastropoder in Ost- und Westindien
durch die Annahme von Wanderungen der Larven dieser Schnecken
durch den atlantischen Ozean und um das Kap der guten Hoffnung
zu erklären. Von diesen phantastischen Annahmen ist man schon
zurückgekommen, aber einen wirklichen Einblick in die Wanderungs-
verhältnisse der Larven der marinen Organismen der Küistenzone
hat man erst durch die überaus wertvollen Beobachtungen der
298 H. v. Ihering.
Hensenschen Planktonexpedition gewonnen. Es hat sich dabei
herausgestellt, daß die Summe der schwimmenden und treibenden
Organismen des Meeres, das sogenannte Plankton, ein ganz anderes
in der Küstenzone ist als in der Hochsee.
Natürlich werden von den Formen der Küste auch einige in
den offenen Ozean hinausgeführt, die sind aber verloren und äußerst
selten. So z. B. sind die» Seeigel und Seesterne, überhaupt die
Echinodermen, durchaus Tiere, welche entweder den Küstengebieten
oder der Tiefsee, aber nicht der Hochsee angehören, weshalb auch
in letzterer ihre Larven fehlen. Wir haben also bei Berücksichtigung
dieser Tatsachen einen Boden positiven Beobachtens gewonnen,
welcher zeigt, daß die Hypothese von der Wanderung der Larven
eine irrige ist. Wenn Küsten weit voneinander entfernter Erdteile,
wie die von Südamerika und Westafrika, einen großen Prozentsatz
von identischen Arten mariner Tiere der Littoralzone aufweisen, so
beweist das nur, daß den heutigen geographischen Verbreitungs-
verhältnissen während der Tertiärzeit andere vorausgingen, welche
infolge gänzlich veränderter Verteilung von Wasser und Land Wan-
derungen ermöglichten, die heutigen Tages nicht mehr stattfinden
können. Es gibt zwar eine Anzahl von Mollusken, welche in sehr
verschiedenen Tiefen des Ozeans zu leben vermögen, aber im großen
und ganzen ist die marine Tierwelt der Küstenzone verschieden
von jener der Hochsee und der Tiefsee. Die marinen wirbellosen
Tiere der Küste können weder durch Wanderungen auf dem Boden
der Tiefsee noch durch Verbreitung ihrer Larven über das ganze
Gebiet hin entfernte Küsten erreichen. Tiefe Meere trennen die
Faunen gegenüberliegender Küsten vollkommen. Eine Erklärung
für die oft wunderbaren Verbreitungsverhältnisse der heutigen ma-
rinen Tierwelt können wir daher lediglich auf geologischem Wege
gewinnen, d. h. aus dem Vergleiche der lebenden und der voraus-
gehenden tertiären Faunen.
Es ist klar, daß die Entstehungsgeschichte des atlantischen
Ozeans, wie ich sie im vorausgehenden vorgeführt habe, mancherlei
Hypothetisches enthält, aber ich habe mich bemüht, Tatsachen und
Schlußfolgerungen möglichst getrennt vorzuführen. Ich bin mir der
Unvollkommenheit dieser Darlegung wohl bewußt, allein billiger-
weise wird man auch anerkennen, daß die Summe der in die Be-
Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 299
trachtung einzufügenden Beobachtungen eine ungeheure ist und
daß es niemandem gegeben ist, alle die verschiedenen in Betracht
kommenden Gebiete des Wissens als Spezialist zu beherrschen. Dies
gilt selbst in dem Falle, daß man sich, wie ich es getan, auf
die Entstehungsgeschichte einer einzelnen Region, „Südamerikas“
nämlich, beschränkt; denn dieses Gebiet hatte eben in früheren
Epochen der Erde eine ganz andere Ausdehnung als heute. Die
Tatsache aber, daß die geologischen Erfahrungen, über die wir jetzt
verfügen, in vollem Einklange stehen mit den bereits früher auf
biogeographischem Wege gewonnenen, läßt keinen ferneren Zweifel
darüber walten, daß die Wallacesche Darstellung definitiv über-
wunden und die hier vorgetragene Auffassung allein im Stande ist,
die Tatsachen der geographischen Verbreitung der Tiere und Pflanzen
in einer mit den geologischen Erfahrungen harmonierenden Weise
zu erklären.
Die Insel St. Helena ist daher in zoogeographischer Hinsicht
von besonderem Interesse. Leider ist sowohl die Flora wie die
Fauna im Verlaufe der langen Isolierung sehr verarmt, aber einige
wichtige Tatsachen lassen sich doch schon anführen, welche dar-
tun, daß diese Insel der Rest eines untergegangenen Kontinentes
ist. Die fossilen Landschnecken der Gattung Auris haben nur im
brasilianischen Küstengebiete Verwandte. Es ist das eine den Syste-
matikern der alten Schule sehr unbequeme Tatsache. Man hat für
Auris auris-vulpinus Lam. ein besonderes Genus — Ühtlonopsis —
geschaffen und diese Art bald zu Auris, bald zu Achatina gezogen.
Nach meiner auf eigene Studien gegründeten Auffassung bildet
Chilonopsis eine Untergattung von Auris.
Nieht minder auffallend ist das Vorkommen fossiler Vertreter
der Gattung Manatus auf St. Helena, worüber Lydekker 1899
berichtete. Lebende und fossile Vertreter dieser Sirenien kennt
man ausschließlich aus Afrika und dem östlichen Südamerika. Man
hat es somit nicht mit einer einst weit verbreiteten Tiergruppe zu
tun und es gibt schlechterdings keine andere Erklärung für diese
Verbreitung als die Theorie der Archhelenis. Die alteimheimische
Flora von St. Helena verdient daher eine sehr eingehende Erforschung.
Es war mir, als ich jetzt vor meiner Abreise zwei Bücher,
welche der Öffentlichkeit übergeben werden, noch in diesem Jahre
300 H. v. Ihering.
zum Abschluß gebracht habe,!) ein besonderer Wunsch, diese hier
mitgeteilten Erfahrungen gerade in Wien, vor dieser erlauchten
Versammlung zur Sprache zu bringen. Ich hatte nämlich in den
„Verhandlungen“ der Gesellschaft einen Vortrag gelesen, in welchem
Herr Blaschke die zoogeographischen Verhältnisse der Antarktis
erörtert hatte, einen interessanten Vortrag, an welchen sich eine
lebhafte und vielseitige Diskussion angeschlossen hatte. Auch Herr
Prof. Grobben hat in seinem rühmlich bekannten Lehrbuche der
Zoologie diese Frage in fesselnder Weise behandelt. Derselbe hat
dadurch aufs neue, wie auch mündlich, meine Aufmerksamkeit auf
einen Vortrag von hütimeyer?) gelenkt, welcher besonders dem
Ursprung und der Verbreitung der antarktischen Fauna gewidmet
ist. Ich habe diesen Vortrag jetzt mehrmals aufmerksam durch-
gelesen und möchte in folgendem meine Stellung zu demselben
präzisieren. Es ist nicht leicht, das Brauchbare und das Irrige in
dieser veralteten und in der Hauptsache total unrichtigen Theorie
auseinanderzuhalten. Viele der Rütimeyers Argumenten zugrunde
liegenden Tatsachen stellen sich ganz anders dar, so z. B. die Ge-
schiehte der Verbreitung der Gattung Didelphys. Der Gedanke
Rütimeyers ist der, daß es für die Säugetiere, wie auch für an-
dere, namentlich landbewohnende Tiere, zumal auch die flügellosen
Vögel zwei große Entstehungs- und Verbreitungszentren gegeben
habe, ein arktisches und ein antarktisches. Für letzteres werden
als Charakterformen besonders die Tiere, Edentaten, Strauße und
Pinguine geltend gemacht. Wir wissen nun heutigen Tages, daß
Pinguine und Strauße eine ganz verschiedene Geschichte gehabt
haben. Erstere sind nach der jetzigen wie auch nach der früheren
Verbreitung eine rein antarktische Gruppe, die Vorfahren von Rhea®
aber sucht man vergebens im älteren argentinischen Tertiär. Strauße
aus der nächsten Verwandtschaft von Rhea und Struthio werden
auch in tertiären Ablagerungen der nördlichen Hemisphäre ange-
!) H.v. Ihering, Les Mollusques fossiles du Tertiaire et du Crötac6
superieur de l’Argentine. Buenos-Aires, 1907. (Anales del Mus. nac. de Buenos-
Aires, Vol. XIV.) — H.v.Ihering, Archhelenis und Archinotis. Leipzig, 1907.
?) L. Rütimeyer, Über die Herkunft unserer Tierwelt. Basel, 1867.
Vgl. in L. Rütimeyer, Gesammelte kleine Schriften, Bd. I, S. 137—224.
Basel, 1898.
Die Entstehungsgeschichte der Fauna der neotropischen Region. 301
troffen. Auch hinsichtlich der Edentata oder Bruta, zu welchen
Rütimeyer auch die Monotremen rechnete, sind wir zu ganz an-
deren Anschauungen gekommen. Ich selbst habe früher, ebenso
wie Rütimeyer, an einen antarktischen Ursprung der Gruppe ge-
glaubt, sie ist aber, wie Ameghino und Osborn nachwiesen, von
Patagonien aus zu Land nach Afrika gelangt. Neuerdings haben
Ameghinos Entdeckungen von fossilen Vertretern der Manidae und
Oryceteropidae im älteren argentinischen Tertiär die historischen
Beziehungen zwischen alt- und neuweltlichen Edentaten noch viel
inniger gestaltet. Rütimeyers Theorie vermischt also Elemente
der Archinotis und der Archhelenis. Gänzlich ausgeschlossen ist ein
Zusammenhang Indiens mit der Antarktis. Zieht man Rütimeyers
Karte in Betracht, so ist es klar, daß sie vorzugsweise auf die Ver-
breitung der Edentaten gegründet ist und in diesem Sinne läßt sich
Rütimeyers Auffassung eher auf die Archhelenis als auf die Archi-
notis beziehen. Jedenfalls ist der Grundgedanke des antarktischen
Ursprungs der wenigen in Betracht gezogenen Gruppen ein irriger
und kann daher die Rütimeyersche Hypothese nicht ferner Gegen-
stand der Diskussion sein. Im Gegensatze dazu sind die An-
schauungen von Hooker, Hutton u. a. über die Geschichte der
antarktischen Region durchaus gesund und von der nachfolgenden
Forschung bestätigt und weitergeführt. Im Vergleiche zu der älteren
Diskussion ist die Masse der grundlegenden Beobachtungen heute
total verändert und verschoben. Die wichtigste Leuchte für die
Beurteilung der Geschichte der Tier- und Pflanzenwelt Südamerikas
ist heute Patagonien, und kein Name ist inniger mit allen Fort-
schritten auf diesem Gebiete verknüpft, als derjenige von Floren-
tino Ameghino. Wie erst die Untersuchungen dieses eminenten
Forschers den Grund gelegt haben für die Beurteilung der Ge-
schichte der Säugetiere der südlichen Hemisphäre, so bieten nun
auch die tertiären Mollusken Patagoniens die Möglichkeit, die geo-
graphischen Veränderungen, welche während der Tertiärzeit in der
südlichen Hemisphäre Platz griffen, zu erkennen und durch die
Rekonstruktion der alten kontinentalen Verbindungen und Küsten-
linien die Geschichte des atlantischen Ozeans zu ermitteln. Gerade
das Interesse, welches für die mich beschäftigenden Fragen in Ihrer
Gesellschaft besteht, hat mir den Wunsch nahe gelegt, Ihnen die
302 H.v. Iherin g. Die Entstehungsgesch. d. Fauna d. neotrop. Region.
Ergebnisse meiner zu Anfang dieses Jahres abgeschlossenen neuen
Untersuchungen vorlegen zu dürfen.
Keine andere Großstadt Europas ist seit langer Zeit in so in-
niger Weise mit dem Fortschritt in der wissenschaftlichen Erfor-
schung Brasiliens verknüpft als Wien. Zu den wichtigsten natur-
historischen Expeditionen nach Brasilien, welche je stattgefunden
haben, gehört die österreichische aus dem Anfange des vorigen
Jahrhunderts, und die Sammlungen, welche Johannes Natterer in
fast 20jähriger Arbeit in den verschiedenen Teilen Brasiliens zu-
sammengebracht und nach Wien geschickt hat, bilden noch heute
die vornehmste Grundlage für die Kenntnis der brasilianischen
Fauna. Auch die ethnographbischen Sammlungen Wiens nehmen,
soweit sie auf Brasilien sich beziehen, neben jenen von Berlin in
Europa die erste Stelle ein. Unter diesen Umständen entsprach
die neue österreichische Kommission von Naturforschern, welche
1901 den Staat Sao Paulo zum Gegenstande ihrer Studien machte,
ganz den rühmlichen diesbezüglichen Traditionen Österreich-Ungarns.
Ich hoffe, daß das Interesse für Brasilien auch fernerhin in
Wien andauern wird, und ich bitte, auf mich zu rechnen, wenn
ich nach dieser Richtung hin dienlich sein kann.
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den
Ostalpen.
Von
Dr. August v. Hayek.
(Eingelaufen am 5. Januar 1908.)
Zu den in pflanzengeographischer Beziehung interessantesten
Erscheinungen im Gebiete der Alpen gehört wohl das Auftreten von
einer wärmeliebenderen Flora angehörigen Arten an vereinzelten,
von ihrem geschlossenen Verbreitungsgebiete weit entfernten Stand-
orten. Abgesehen von vereinzelten Fällen, wo es sich um eine meist
leicht konstatierbare Einschleppung oder rezente Einwanderung
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 303
handelt, lassen diese Vorkommnisse in den meisten Fällen, beson-
ders dann, wenn mehrere solcher Arten gesellig an einem gemein-
samen Standorte vorkommen, nur die eine ungezwungene Deutung
zu, daß es sich um Reste einer Flora handelt, die in einer früheren,
_ wärmeren Erdperiode das Gebiet bewohnte, jetzt aber bis auf eben
diese spärlichen Reste aus demselben verdrängt worden ist.
Vor fast 20 Jahren hat A. Kerner!) speziell für das Gebiet
der Ostalpen eine Reihe solcher Vorkommnisse festgestellt und aus
diesen Vorkommnissen sehr wichtige und eingreifende Schlüsse be-
treffend die Entwicklungsgeschichte der Flora der Ostalpen gezogen,
deren Hauptergebnis das ist, daß wir annehmen müssen, daß in
Jüngster, entweder inter- oder postglazialer Zeit, in den Alpentälern
ein Klima geherrscht hat, das eine weite Ausbreitung von wärme-
liebenden, besonders Steppenpflanzen, daselbst ermöglichte, eine
Annahme, die auch durch paläontologische Funde?) ihre Stütze
fand. Die Frage, ob wir diese Wärmeperiode in die postglaziale
oder in die letzte interglaziale Periode verlegen müssen, läßt Kerner
offen, neigt sich aber entschieden der letzteren Ansicht zu.
Für das Gebiet der Westalpen hat in letzter Zeit vor allem
Briquet?) sehr eingehende Studien über diese Reliktflora ange-
stellt und ist dabei zu dem Resultate gekommen, daß diese Wärme-
periode, die Kerner als aquilonare*) Zeit bezeichnet hat, für die
Briquet aber die vielleicht einwandfreiere Bezeichnung „xero-
therme Periode“ wählt,’) zweifellos postglazial gewesen sein muß,
') Studien über die Flora der Diluvialzeit in den östlichen Alpen.
(Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Klasse
Bd. XCVII, 1888, Abt. 1, 8. 7.)
?) Konf. Wettstein, Rhododendron ponticum, fossil in den nördlichen
Kalkalpen. (Ebenda, Bd. XCVII, 1888, Abt. 1, 8.38.) — Die fossile Flora der
Höttinger Breceie. (Denkschr. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien, mathem.-
naturw. Klasse, Bd. LIX, 1892, S. 479.)
°) Recherches sur la flore du distriet savoisin et du distriet jurassique
franco-suisse. (Englers Botan. Jahrb., XIII, 1891.) — Les colonies vögetales
xerothermiques des Alpes Lömaniennes. (Bull. de la Soe. Murithienne, XXVII,
1900.) — Le developpement des flores dans les Alpes occidentales, avee apercu
sur les Alpes en general. (Resultats seientif. du Congres internat. de botan.
Vienne 1905.)
= A120. ISRBR).
°) Recherches sur la flora du distriet savoisin ete., 8. 46.
’
304 August v. Hayek.
da die letzte Eiszeit Reste einer früheren Wärmeperiode unbedingt
vernichtet haben muß!) und hält diese Ansicht auch für das Gebiet
der Ostalpen wenigstens im allgemeinen aufrecht.) Jerosch, die
für die Schweiz eine zusammenfassende Darstellung gegeben hat,?)
kommt zu demselben Resultate.*) Hingegen halten Chodat und
Pampanini an der Annahme einer interglazialen Wärmeperiode
fest?) und auch Artur Schultz leugnet die Existenz einer post-
glazialen xerothermen Periode auf das entschiedenste.°)
Für das Gebiet der Flora der Ostalpen aber ist, abgesehen
von einigen einschlägigen Bemerkungen in den Arbeiten von
v. Wettstein,’) v. Beck,°) Preißmann,?) Murr,!P) Scharfetter")
und mir selbst,1?) keine die Frage dieser xerothermen Relikte be-
handelnde Arbeit erschienen,'?) weshalb ich mir erlauben möchte,
!) Vergl. insbesondere Resultats seientifiques du Congres intern. botan.
Vienne 1905, p. 169.
2) 2A4,3,0,. 7.168.
®) Herkunft und Geschichte der schweizerischen Alpenflora. Leipzig, 1903.
2) Ar. 8.102-
5) Sur la distributions des plantes dans les alpes austro-orientales etc.
(Le Globe, XLI, 1902.)
%) Über Briquets xerothermische Periode. (Ber. d. Deutschen botan.
Gesellsch., XXII, 1904 und XXV, 1905.)
”) Die fossile Flora der Höttinger Breccie, S. 43 (518) ff.
s) Flora von Niederösterreich. Allgem. Teil. (Wien, 1890—1893.) — Über
die Bedeutung der Karstflora in der Entwicklung der Flora der Ostalpen.
(Resultats scientif. du Congres intern. botan. Vienne 1905, p. 174.)
°), Mitteil. d. naturw. Ver. f. Steiermark, Jahrg. 1895, S. 25.
10) Zur Diluvialflora der Ostalpen. (Deutsche botan. Monatsschr., 1892,
S. 99.) — Pflanzengeographische Studien aus Tirol. Die thermophilen Elemente
der Innsbrucker Flora. (Allgem. botan. Zeitschr., 1903, S. 118.) — Die pon-
tisch-illyrischen Elemente der Tiroler Flora. (Magy. bot. lapok, 1905, S. 267.)
11) Beiträge zur Geschichte der Pflanzendecke Kärntens seit der Eiszeit.
(XXXVII. Jahresber. des k. k. Staatsgymnasiums in Villach, 1906.)
12) Vorarbeiten zu einer pflanzengeographischen Karte Österreichs.
IV. Die Sanntaler Alpen. (Abhandl. der zool.-bot. Ges. in Wien, Bd. IV, H. 2.)
13) In dem acht Monate langen Zeitraum, der zwischen der Einreichung
und der Drucklegung der vorliegenden Arbeit verstrichen ist, erschienen zwei
wichtige Arbeiten von R. v. Beck, nämlich „Vegetationsstudien in den Ost-
alpen, I.“ in den Sitzungsber. der kais. Akad. der Wiss. in Wien, Bd. CXVIJ, 1
und „Die Vegetation der letzten Interglazialperiode in den österreichischen
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 305
auf Grund teils älterer, teils neuerer Beobachtungen diese in pflanzen-
geschichtlicher und pflanzengeographischer Beziehung so wichtige
Frage zu erörtern.
Zu diesem Zwecke möchte ich zuerst die von A. Kerner!)
angeführten Reliktstandorte anführen und hierzu einige ergänzende
Bemerkungen beifügen.
Im oberen Vintschgau (oberstes Etschtal) bei Glurns und
Schlanders, in einem von den Ötztaler Alpen und den Ausläufern
der Ortlergruppe begrenzten Tale, finden sich an sonnigen Hängen
Ephedra distachya, Telephium Imperati, Astragalus exscapus und
vesicarius und Dracocephalum austriacum.?)
Ein an termophilen Arten ungemein reiches Gebiet stelit das
Inntal bei Innsbruck dar. Hier finden sich nach Kerner Stipa
pennata und capillata, Ostrya carpinifolia, Astragalus Onobrychis,
Oxytropis pilosa, Doryenium suffruticosum (germanicum), Helian-
themum Fumana, Rhamnus saxatilis. Damit aber ist der Reichtum
der Innsbrucker Flora an wärmeliebenden, erst wieder in weit
entfernten südlichen oder östlichen Gegenden auftretenden Arten
noch lange nicht erschöpft. Es wäre noch vor allem das Vor-
kommen von Lasiagrostis Calamagrostis, Saponaria ocymotides,
Anemone grandis,?) Medicago minima, Astragalus Murrü, Viola
sepincola (= austriaca), Tommasinia verticillaris, Orthartha lutea,
Veronica prostrata, Lactuca perennis und Centaurea dubia hervor-
zuheben.®)
Ob das Vorkommen von Paeonia corallina bei Reichenhall
wirklich als spontan anzusehen ist, möchte ich nicht für sicher-
gestellt ansehen.’)
Dasselbe gilt vom Vorkommen von Corylus tubulosa am Grün-
berg bei Gmunden.
Alpen“ in „Lotos“, Bd. LVI, H. 3 und 4. Eine Berücksichtigung derselben
hätte eine vollständige Umarbeitung meiner Skizze mit sich gebracht, welche
nicht mehr möglich war.
!) Studien über die Flora der Diluvialzeit in den östlichen Alpen, 8. 2.
2) Vergl. auch Hausmann, Flora von Tirol, III, S. 1338.
®) Konf. Hayek in Ascherson-Festschrift, S. 463.
#, Konf. insbesondere Murr in Allgem. botan. Zeitschr., 1903, S. 118.
°) Konf. Sendtner, Die Vegetationsverhältnisse Südbayerns, S. 821.
Z.B. Ges. 58. Bd. 20
306 August v. Hayek.
Hingegen dürfte das Auftreten von Duzxus sempervirens bei
Steyr wohl sicher als ursprünglich zu betrachten sein;!) ob das
gleiche auch für die so häufig auf Friedhöfen gepflanzte Saxifraga
umbrosa gilt, möchte ich bezweifeln. Hingegen findet sich bei Steyr
Philadelphus pallidus?) zweifellos in wildem Zustande.
Interessant ist das Vorkommen von Ürocus neapolitanus bei
Gresten und Scheibbs in Niederösterreich, da hier der z. B. in Ober-
steiermark verbreitete und auch bei Hochstraß im Wienerwalde sich
findende Orocus albiflorus viel eher zu erwarten wäre. Hingegen
möchte ich das Vorkommen von Anemone appenina bei Gresten
mit Neilreich’) und Becek*) für kein ursprüngliches halten, da
selbe bisher fast ausschließlich in Grasgärten beobachtet wurde.
Sehr reich ist auch die Flora der Umgebung von Wien an
solehen Reliktvorkommnissen. Kerner führt nur das Vorkommen
von Plantago Oynops und ÜUyperus longus bei Baden an. Wenn
auch in der Umgebung von Wien die pannonische Flora vorherrscht,
sind doch daselbst außer den genannten Arten noch eine Reihe
anderer zu konstatieren, deren Standorte sich nicht wie z. B. bei
Iris pumila, Ranuneulus illyrieus, Seseli Hippomarathrum, Potentilla
incana, Prunus fruticosa, (Quercus lanuginosa u. v. a. in ununter-
brochener Reihe bis weit nach Osten hinein verfolgen lassen, sondern
die im Gebiete der Wiener Flora isolierte, von ihrem sonstigen
Verbreitungsgebiet weit entfernte Standorte besitzen. Von solchen
Arten wären insbesondere zu nennen:?)
Pinus nigra, von Kalksburg südwärts bis zum Schneeberg
verbreitet und hoch in die Voralpen (bis 1413 m) ansteigend.
Dracocephalum austriacum und Anthyllis Jacquini auf dem
Föhrenkogel bei Perchtoldsdorf. (Ersteres auch auf dem außerhalb
des Alpengebietes gelegenen Hainburger Bergen‘) und angeblich
1!) Konf. die Notiz Sauters in Reichenbachs Flora germanica exsic-
cata, Nr. 2485.
?) Hayek in Schneider, Illustr. Handb. d. Laubholzkunde, S. 373.
®) Flora von Niederösterreich, S. 677.
#) Flora von Niederösterreich, I, S. 406.
°) Vergl. Beck, Flora von Niederösterreich, Allgem. Teil, S. 29.
°) Engler (Die Pflanzenformationen und die pflanzengeographische
Gliederung der Alpenkette, S. 19) führt irrtümlicher Weise eine ganze Reihe
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 307
auch noch in den Voralpen bei der Ruine Starhemberg und auf
der Steinernen Wand.)
Convolvulus cantabrieus und Diplachne serotina auf dem Kal-
varien- und Mitterberge bei Baden.
Lathyrus versicolor auf dem Peilstein bei Baden.
Cotinus Coggygria zwischen Vöslau und Merkenstein.
Hypericum barbatum bei Purkersdorf im Wienerwalde.
Thlaspi goesingense und Peltaria alliacea auf dem Gösing bei
Ternitz.
Abgesehen von diesen von Kerner angeführten Lokalitäten
gibt es aber im Bereiche der Ostalpen noch eine ganze Reihe an-
derer, wo sich solche Kolonien wärmeliebender Pflanzen befinden.
Ich will hier von den zahlreichen Standorten von Duphthalmum
salieifolium, Globularia cordifolia, Carex humilis und anderen der-
artigen Arten, über deren Geschichte das Urteil noch nicht ab-
geschlossen ist,!) absehen und nur einige wenige besonders aus-
gezeichnete Punkte hervorheben.
An der Ostseite des Hallstätter Sees, am Solenweg zwischen
Hallstatt und der Gosaumühle, finden sich inmitten einer subalpinen
Vegetation in Gesellschaft von Picea excelsa, Larix decidua, Fagus,
Carex brachystachys und sempervirens, Pleurospermum austriacum,
Knautia siwatica, Petasites niveus und Orobanche flava, auch Lasia-
grostis Calamagrostis und Coronilla Emerus. Ersteres findet sich
auch am Fuße des Traunsteins bei Gmunden?) und im benachbarten
Steiermark bei Mitterndorf,°) letztere sehr selten bei Aussee,*) häufig
aber in den Salzburger Voralpen. Überhaupt ist die Umgebung
von Aussee durch das Vorkommen der in den ganzen nördlichen
von nur auf den zum Gebiete der Karpathen (und keineswegs der Alpen) ge-
hörigen Hainburger Bergen vorkommenden Arten als charakteristisch für die
Flora des östlichen Alpenvorlandes an.
!) Vergl. Gradmann, Pflanzenleben der schwäbischen Alb. — Schultz,
Die Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen und Pflanzen-
decke der schwäbischen Alb. (Englers Botan. Jahrb., XXXII, 1905, S. 633.
— Gradmann, Über einige Probleme der Pflanzengeographie Süddeutsch-
lands. (Ebenda, XXXIV, 1905, S. 178.)
?) Ritzberger, Prodromus einer Flora von Oberösterreich, I, 2, 8. 24.
3) Hayek in Österr. botan. Zeitschr., LI, 1901, 8. 246.
*) Rechinger in Mitt. d. naturw. Ver. f. Steierm., Jahrg. 1905, $. 156.
20*
308 August v. Hayek.
Kalkvoralpen sehr seltenen und im ganzen übrigen Obersteiermark
fehlenden Arten Acer platanoides!) und Ligustrum vulgare aus-
gezeichnet.
Sehr bemerkenswert ist auch das Vorkommen von Nareissus
stelliflorus Schur („poeticus“ aut.)?) in den Tälern der Voralpen bei
Aussee?) Admont,*) Mariazell,5) Hohenberg, St. Ägyd, Gaming,
Gresten,?) Lunz,‘) Mixnitz, wo die Pflanze stellenweise auf feuchten
Wiesen zu tausenden vorkommt’) und ganz gewiß spontan und
nicht nur verwildert ist, wie Engler®) annimmt. Eine häufige
Begleitpflanze des Nareissus ist stellenweise, wie im Ennstale, Iris
sibirica.”)
In Buchenwäldern bei Kreisbach, auf der Reisalpe und dem
Muckenkogel in der Gegend von Lilienfeld wächst Ruscus Hypo-
glossum,'®) der erst wieder in den Kleinen Karpathen bei Preßburg
auftritt.
Im Höllentale bei Reichenau, bei Schwarzau und in der Um-
gebung des Traisentales in Niederösterreich findet sich die auch
im Leithagebirge beim Pötschiger Sauerbrunn vorkommende, sonst
aber erst in den Südalpen wieder auftretende Tommasinia verti-
cillaris.'})
Einen der reichsten und interessantesten Standorte südlicher
und östlicher Typen stellt aber die Umgebung von Peggau nördlich
I) Bechinzer, 2.2.0; 85.157.
2) Konf. Hayek, Schedae ad floram stiriacam exsicc., Lief. 1,2, 1904, p. 6.
®) Rechinger, Die Vegetationsverhältnisse von Aussee. (Abhandl. der
zool.-bot. Ges. in Wien, Bd. III, H. 2, S. 19.)
4) Strobl, Flora von Admont. (Jahresber. des Staatsgymnas. in Melk,
1881, S. 35 [1905)).
5) Neilreich, Flora von Niederösterreich, 8. 180.
6%) Nevole, Die Vegetationsverhältnisse des Ötscher- und Dürrenstein-
gebietes. (Abhandl. der zool.-bot. Ges. in Wien, Bd. III, H. 1, 1905, 8.7 u. 25.)
‘) Vergl. die Abbildungen bei Rechinger und Nevole, a. a. O. und
im „Führer zu den wissensch. Exkursionen des II. intern. botan. Kongresses
Wien 1905*, Taf. XXXV.
®) Die Pflanzenformationen und die pflanzengeographische Gliederung
der Alpenkette, 8. 49.
®) Konf. Strobl, a.a.0., 8. 36.
10%) Beck, Flora von Niederösterreich, I, S. 179 und Allgem. Teil, S. 29.
1 Beck, 2%. 05,-11,41,.8.650:
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 309
von Graz dar.) Hier finden sich an der Peggauer Wand auf
einem engbegrenzten Standorte Moehringia Malyi,?) Alsine setacea,
Thalietrum foetidum, Alyssum Transsilvanicum, Anemone stiriaca
und Geranium rotundifolium. Von diesen Arten besitzt Alsine
setacea, die im ungarischen Steppengebiete und auch noch an den
Östabhängen des Wienerwaldes weit verbreitet ist, hier gleichwie
Thalictrum foetidum ihren einzigen Standort in Steiermark, Alyssum
Transsilvanıcum, das erst in Siebenbürgen wieder auftritt, erstreckt
sich eine kleine Strecke weit auf- und abwärts der Mur, Anemone
storiaca findet sich von Peggau an nordwärts bis Leoben und Aflenz.
Moehringia Malyi, die als endemisch für Steiermark galt, wurde
kürzlich in Bosnien entdeckt.°)
Auch der interessante Serpentinstock bei Kraubath*) bietet
neben seinen Serpentinpflanzen (Asplenium cuneifolium und adul-
terinum) und Endemismen (Sempervivum Pittonii) einige Relikte,
so den südlichen Farn Notholaena Marantae und die weithin fehlende,
erst im Marchfelde in Niederösterreich wieder auftretende Armeria
vulgaris.
Als ein Reliktvorkommen ist ferner wohl auch das Auftreten
des illyrisch-dazischen Cirsium pauciflorum entlang des Ostrandes
der Niederen Tauern, der Seetaler Alpen und Koralpe zu deuten.
Die Hänge der Koralpe bieten überhaupt eine Reihe von
Arten, die nur als Relikte aus einer wärmeren Erdperiode gedeutet
werden können. In ihren Schluchten findet sich die daselbst en-
demische Saxifraga (Zahlbrucknera) paradoxa und die etwas weiter
(bis Leoben und Unterkrain) verbreitete Moehringia diversifolia,
außerdem wurde aber an ihrer Westseite die erst in Siebenbürgen
wieder auftretende Waldsteinia ternata entdeckt?) und in der Laßnitz-
klause besitzen die weiter südwärts verbreiteten Arten Dentaria
!) Vgl. Breitenlohner, Botanische Findlinge. I. Peggau nächst Graz
in Steiermark. (Österr. botan. Zeitschr., IX, 1859, S. 190.)
?) Hayek in diesen „Verhandlungen“, LII, 1902, S. 147.
°) Briefliche Mitteilung von K. Maly in Sarajevo.
*) Konf. Preißmann, Zur Flora der Serpentinberge Steiermarks. (Österr.
botan. Zeitschr., XXXV, 1885, S. 261.)
5) Konf. Fritsch in diesen „Verhandlungen“, Bd. XXXIX, Sitzungs-
berichte, S. 69.
310 August v. Hayek.
trifolia und Hieracium transsilvanicum weit nach Norden vor-
geschobene Standorte. Die Alpentriften der Koralpe aber beherbergen
gleich der benachbarten Stubalpe den nur in Siebenbürgen wieder
vorkommenden Alectorolophus alpinus.')
Eine hochinteressante Lokalität ist auch die Weizklamm östlich
von Graz. Dieselbe stellt eine etwa 2%km lange, ziemlich weite
Felsenschlucht mit ausgesprochen subalpiner Vegetation dar. So
steht an den Ufern des Weizbaches in Menge (arduus personatus,
an den Felswänden blühen Primula Auricula, Dianthus „plumarius“,
Athamanta Oretensis, Valeriana saxatilis, Carduus glaucus ete., die
Hänge bekleiden subalpine Fiehtenwälder. Und unter dieser aus-
gesprochenen Voralpenflora ist an den Felsgesimsen Philadelphus
pallidus eine häufige Erscheinung, begleitet von den erst in Süd-
steiermark wieder auftretenden Arten Evonymus latifolius und
Ostrya carpinifolia) Auch die in der Umgebung etwas weiter
verbreitete Peltaria alliacea ist hier zu finden.
Auch die Umgebung von Cilli weist einige solche Relikt-
standorte auf. So finden sich auf der über 1000 m hohen Merzliea
Asphodelus albus?) und Gentiana tergestina*) in Gesellschaft des
auch bei Tüffer und Lichtenwald vorkommenden Ranuneulus scu-
tatus, von Thalictrum aqwilegifolium, Orchis speciosa und anderen
Voralpenpflanzen. Nahe dem Gipfel des benachbarten Kote@nik
wächst Ceterach offieinarum.?)
Auch in der Flora von Kärnten und in den Venetianer Alpen
dürften solche Reliktvorkommnisse festzustellen sein,‘) doch will
ich auf selbe, da sie mir aus eigener Anschauung viel zu wenig oder
gar nicht bekannt sind, nicht näher eingehen.
!) Leg. Preißmann!, bez. Dominicus!
2) Konf. auch Preißmann in Mitt. d. nat. Ver. f. Steierm., 1895, S. 25.
3) Konf. Heinricher in Mitt. d. nat. Ver. f. Steierm., 1888, S. CIII und
Hayek in Englers Botan. Jahrb., XXXVI, 1906, S. 369.
4) Konf. Hayek, a.a.0., 8.365 und in Österr. botan. Zeitschr, LVI,
1906, S. 164.
5) Kocbek in Österr. botan. Zeitschr., XL, 1890, 8. 132.
°%) Andeutungen hierüber insbesondere bei Scharfetter, Beiträge zur
Geschichte der Pflanzendecke Kärntens (XXXVII. Jahresber. des k. k. Staats-
gymnasiums in Villach, 1906) und bei Gortani, Flora Friulana, I. Bd. Udine,
1905.
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. ll
Es tritt nun an uns die wichtige Frage heran, ob und inwie-
weit wir diese Vorkommnisse pflanzengeschichtlich verwerten können.
Daß wir die angeführten Beispiele alle als Relikte einer früher hier
verbreiteten, mehr als die jetzige an ein warmes Klima angepaßten
Flora anzusehen haben, steht wohl außer Zweifel. Wir wissen auch
auf Grund von fossilen Funden, daß in den Alpen früher zu wieder-
holten Malen eine solche thermophile Flora geherrscht hat.
Vor allem wissen wir, daß im Tertiär, und zwar selbst im
Miozän und Pliozän im Gebiete der heutigen Alpen eine Flora
existiert hat, die zwar reich an Vertretern sich noch heute hier be-
findlicher Gattungen, noch reicher aber fast an Arten war, die heute
nur in den Tropen oder im Mediterrangebiete zu finden sind. Die
Miozänfunde von Öningen in der Schweiz,!) von Parschlug nächst
Mürzzuschlag,?) Köflach und Trofaiach in Steiermark?) die pliozäne
Flora von Gleichenberg‘) geben uns hiefür ein unwiderlegbares
Zeugnis ab.
Von dieser Tertiärflora, welche durch die später durch die
Hebung der Alpen und die Eiszeit hervorgerufenen Klimaverschlech-
terung größtenteils oder ganz zerstört, beziehungsweise verdrängt
wurde, können sich immerhin einige Arten besonders am Ostrande
der Alpen erhalten haben.
Aber auch in den Interglazialzeiten hat in den Alpen eine
Flora gewohnt, die reicher war an thermophilen Arten als die heutige.
Das beweisen die fossilen Funde der Höttinger Breceie bei Inns-
bruck, die Wettstein für inter- oder postglazial hielt,°) jetzt aber
wohl auf Grund der Lagerungsverhältnisse sicher als interglazial
bezeichnet werden können,‘) die Tuffe von Flurlingen bei Schaff-
!) Heer, Flora tertiaria helvetica. Winterthur, 1855— 1859.
?) Unger, Die fossile Flora von Parschlug in Steiermark. (Zeitschr.,
IX, 1847, H.1.) — Chloris protogaea. Leipzig, 1847.
») Ettingshausen, Beiträge zur Kenntnis der Tertiärflora Steiermarks.
(Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Kl.,
Bd. LX, 1869.)
#) Unger, Die fossile Flora von Gleichenberg. (Denkschr. der kais. Akad.
der Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Kl., Bd. VII, 1852.)
°) Die fossile Flora der Höttinger Breccie, S. 40.
6) Jerosch, Geschichte und Herkunft der schweizerischen Alpen-
flora, S. 46.
312 August v. Hayek.
hausen!) und die Funde in der interglazialen Seekreide von Pianico-
Sellere am Iseo See.?)
Endlich ist es zum mindesten für die Westalpen wohl als
sichergestellt anzunehmen, daß auch nach der letzten Eiszeit eine
Periode mit warmen, trockenen Sommern folgte, in der eine xero-
phile, ja selbst eine Steppenflora sich in den Alpentälern ausbreitete.?)
Es fragt sich nun, ob wir in der Lage sind, die oben ange-
führten Reliktvorkommnisse mit einiger Sicherheit einer dieser
Wärmeperioden zuzuweisen. Hiefür haben wir folgende Anhalts-
punkte. Erstens das mutmaßliche entwicklungsgeschichtliche Alter
der Formen. Formen von jungem Alter an isolierten, vom Haupt-
verbreitungsgebiet derselben Form getrennten Standorten sprechen
dafür, daß es sich um Reste einer nicht allzuweit zurückliegenden
Zeitperiode handelt. Ferner die Entfernung des Reliktstandortes
vom Hauptareal der Art; je größer dieselbe, umso wahrscheinlicher
ein hohes Alter des Reliktes. Endlich aber und hauptsächlich die
Erwägung der Möglichkeit, ob die betreffenden Arten an ihren
Standorten die Eiszeit überdauern konnten oder nicht. Im ersteren
Falle können die Relikte nur aus postglazialer Zeit stammen, im
letzteren können sie auch inter- oder präglazialer Herkunft sein;
die genaue Kenntnis der eiszeitlichen Verhältnisse kann uns also
ınindestens eine obere Grenze für das Alter des Reliktes abgeben.
Leider liegt das Standart-work von Penck und Brückner®)
über die Eiszeit in den Alpen noch nicht vollendet vor und fehlt
gerade noch ein großer, auf die Ostalpen bezüglicher Teil. Dennoch
sind wir über die Ausbreitung der eiszeitlichen Gletscher in den
Östalpen genügend unterrichtet, um einige pflanzengeschichtliche
Schlüsse darauf zu bauen.?)
!) Wehrli, Über den Kalktuff von Flurlingen bei Schaffhausen. (Viertel-
jahrsschr. der nat. Gesellsch. Zürich, 1894.)
®) Fischer, Verzeichnis der von A. Baltzer gesammelten Pflanzen des
Interglazials von Pianico-Selleri. (Neues Jahrb. für Mineralogie, Geologie und
Paläontologie, Bd. I, 1896.)
>) Vergl. insbesondere Briquet, Le d&veloppement des Flores dans les
Alpes ete. (Resultats seientif. du Congres intern. bot. Vienne 1905, p. 166 ff.)
*) Penck und Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter.
5) Die wichtigste einschlägige Literatur, abgesehen von dem eben
zitierten Werke von Penck und Brückner, ist:
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 313
Wir wollen nun unter obigen Gesichtspunkten die oben an-
geführten Relikte der Ostalpen analysieren und hierbei mit den
Standorten im Wienerwalde beginnen. Für diese gibt uns die Eis-
zeit keine Anhaltspunkte; die Gegend ist weit vom vergletscherten
Gebiete entfernt und die daselbst vorkommenden Arten können
leicht daselbst alle Eiszeiten überdauert haben und also sogar tertiären
Ursprunges sein. Speziell für Pinus nigra möchte ich letzteres an-
nehmen. Pinus nigra und die ihr zunächst stehenden Formen be-
wohnen heute mit Vorliebe (aber freilich nicht ausschließlich)
Gegenden, die nicht allzuweit von der Meeresküste entfernt sind,
so Pinus nigra die dalmatinischen Inseln, Pinus Pallasiana die
Krim und Pinus Laricio Südfrankreich, Korsika und Griechenland.
Es ist daher gar nicht undenkbar, daß Pinus nigra am Ostabhange
des Wienerwaldes Reste von Schwarzföhrenwäldern darstellt, welche
die Ufer des tertiären Meeres der ungarischen Ebenen bedeckten.
Auch bezüglich anderer Formen, wie Plantago Oynops, Convolwulus
cantabricus, Dracocephalum austriacum, ist die Möglichkeit, daß es
sich um tertiäre Relikte handelt, nicht ausgeschlossen, es sind durch-
wegs scharf begrenzte monotypische Arten von zweifellos hohem
geologischen Alter. Anders steht es mit Anthyllis Jacquini und
Lathyrus versicolor. Erstere stellt eine geographische Rasse der in
Südwesteuropa heimischen Anthyllis montana dar!) und findet sich
in ganz gleicher Form wieder im Karstgebiete und in Bosnien. Sie
ist eine Form von wahrscheinlich geringem Alter und daher ver-
mutlich nicht bis ins Tertiär zu verfolgen. Vielleicht hat die ge-
meinsame Stammform von Anthyllis Jacqwini und montana ehemals
die ganzen Alpen bewohnt, konnte sich aber während der Eiszeit
Böhm, Die alten Gletscher der Enns und Steyer. (Jahrbuch der Geol.
Reichsanstalt in Wien, XXXV, 1885.)
— Die alten Gletscher der Mur und Mürz. (Abhandl. der k. k. Geogr.
Gesellseh. in Wien, 1900, Bd. II, H. 3.)
Aigner, Eiszeitstudien im Murgebiete. (Mitt. d. naturw. Ver. f. Steierm.,
Jahrg. 1905, 8. 22.)
Luderna, Gletscherspuren in den Steiner Alpen. (Geogr. Jahresber.
aus Österreich, IV, 1906, 8. 9.)
Richter, Die Gletscher der Ostalpen. (Handb. zur deutschen Landes-
und Volkskunde, Bd. III, 1888.)
‘) Konf. Kerner, Novae plantarum Species, I, p. 41. Innsbruck, 1871.
314 August v. Hayek.
nur im Osten und Westen erhalten und spaltete sich so in die zwei
Rassen, von denen die östliche in einer interglazialen oder auch
der postglazialen Wärmeperiode aus dem illyrischen Gebiete bis in
den Wienerwald vordrang und sich da erhalten hat.!) Mit Rück-
sicht auf seine sonstige Verbreitung dürfte Cotinus Coggygria bei
Vöslau einen ähnlichen Ursprung haben. Auch Lathyrus versicolor
ist eine junge Form, die schwerlich ins Tertiär zurückreicht. Tomma-
sinia vertieillaris kann in den niederösterreichischen Voralpen an
ihren heutigen Standorten unmöglich die Eiszeit überstanden haben
und muß daher unbedingt postglazialen Ursprunges sein. Ganz
dasselbe gilt für Ruscus Hypoglossum auf den Lilienfelder Gebirgen.
Wenden wir uns nun den Pflanzen von Peggau zu. Hier
haben wir es mit einem ganz eigenartigen Gemisch zu tun. Alyssum
transsilvanicum ist ein gewiß nicht sehr alter, jetzt nur noch in
Siebenbürgen vorkommender Typus; Anemone stiriaca eine Form
von gewiß sehr jungem entwicklungsgeschichtlichen Alter, die mit
der pontischen Anemone grandis, der alpinen A. Halleri (diese
wohl auch ein „xerothermes“ Relikt) und der den Ausläufern der
Karpathen eigentümlichen A. slavica zunächst verwandt [aber mit
letzterer keineswegs identisch, wie Simonkai?) neuerlich behaup-
tete] ist.?) Alsine setacea ist in den ungarischen Steppen weit ver-
breitet, fehlt aber auch in Westeuropa nicht. Moehringia Malyı ist
zunächst mit der illyrischen M. Tommasinii und der M. bavarıca vom
Monte Baldo verwandt und wahrscheinlich ein illyrischer Typus;
Thalictrum foetidum durch die ganze Alpenkette an vereinzelten
(Relikt-?) Standorten vorkommend; Geranium rotundifolium endlich
dürfte als mediterran-atlantische Art anzusprechen sein, die in Mittel-
europa vielfach (aber bei Peggau wohl kaum) eingeschleppt vor-
kommt.
Die geographische Lage Peggaus ist eine solche, daß man
annehmen kann, daß alle heute dort vorkommenden Arten die Eis-
!) Die eine Verbindung zwischen dem Vorkommen am Karst und bei
Wien herstellenden Standorte der Pflanze in Südsteiermark (vgl. Maly, Flora
von Steiermark, $. 248) bedürfen trotz vorhandener „Belege“ dringend der
Bestätigung.
2) Magyar botan. lapok, V, p. 174 f.
>) Vergl. Hayek in Ascherson-Festschrift, 1904, S. 461.
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 515
zeit daselbst überdauern konnten. Ob aber die Kolonie tertiären
oder interglazialen Ursprunges ist, ist schwer zu entscheiden. Das
Vorkommen von Alyssum transsilvanicum als einer verhältnismäßig
Jungen Art spräche für letzteres, das von Anemone stiriaca, eines
Neu-Endemismus im Sinne Englers,!) nicht dagegen, ebensowenig
das Vorkommen der illyrischen (?) Moehringia Malyi. Die übrige
Flora von Peggau weist starke subalpine Anklänge auf (Primula
auricula, Festuca pallens, Saxifraga altıssima, Cyclamen euro-
paeum ete.). Sicher zu entscheiden ist die Frage nach dem Alter
dieser „Findlinge“?) nicht, sie könnten aus dem Tertiär, aus einer
interglazialen oder selbst postglazialen Wärmeperiode stammen.
Am wahrscheinlichsten scheint mir die Annahme einer inter-
glazialen Herkunft, und zwar darum, weil Alyssum transsilvanicum
(und dasselbe gilt von Cirsium paueiflorum) auf Beziehungen zur
Karpathen-, speziell dazischen Flora hinweist. Solche Beziehungen
bestehen aber mehrfach zwischen den östlichen Alpen und den Kar-
pathen. So finden sich in den östlichen Zentralalpen:
Ranunculus erenatus auf dem Bösenstein und der Hochhaide
bei Rottenmann.
Viola sudetica auf dem Bösenstein.
Sazxifraga hieracifolia mehrfach in den Niederen Tauern und
Murauer Alpen.
Oochlearia excelsa Zahlbr. („pyrenaica* aut., nicht DC.?) auf
dem Seckauer Zinken und Eisenhut.
Anthemis carpatica auf dem Seckauer Zinken.
Gentiana frigida überall auf den Seckauer Alpen bis zum
Hohenwarth.
Pedicularis Oederi*) mehrfach in den Niederen Tauern.
Saxifraga Wulfeniana vereinzelt in den östlichen Zentral-
alpen.
Viola alpina in den nördlichen Kalkalpen vom Schneeberg
bis zum Reichenstein bei Eisenerz.
t) Die Pflanzenformationen und pflanzengeographische Gliederung der
Alpenkette, S. 62.
2) Breitenlohner in Österr. botan. Zeitschr., IX, 1859, S. 190.
®) Konf. Hayek, Schedae ad floram stiriacam exsiee.
*, Auch in Tirol, Vorarlberg und der Schweiz.
316 August v. Hayek.
Bei manchen dieser Arten (Pedicularis Oederi, Saxifraga
Wulfeniana)!) dürfte es sich wohl um Reste von Arten handeln,
die sich früher über die ganzen Alpen erstreckten, bei anderen hin-
wieder, speziell bei Anthemis carpathica, Ranunculus cerenatus und
Gentiana frigida, ist es sehr wahrscheinlich, daß sie direkt aus den
Karpathen oder den Gebirgen der Balkanhalbinsel in die Alpen
gewandert sind. Eine solehe Wanderung war aber wohl nur mög-
lich, nachdem die betreffenden Balkan- und Karpathenpflanzen
durch die eiszeitliche Vergletscherung in das niedrige Gebiet zwi-
schen Karpathen und Alpen gelangt waren, also in einer Inter-
glazialzeit. Sehr wahrscheinlich scheint es nun, daß gleichzeitig
mit den hochalpinen auch subalpine Arten diese Wanderung gemacht
haben und zu diesen Arten gehört Cirsium paueiflorum und Alyssum
transsilvanicum (und auch das in Südsteiermark weit verbreitete
Hieracium transsilvanicum).?) Daß der Weg der Einwanderung meist
über Kroatien geführt hat, beweisen uns die heutige Verbreitung
von Hieracium transsilvanicum und Cirsium paweiflorum; auch die
alpinen Arten sind meist balkanisch-dazischen Ursprungs, nur @en-
hana frigida, Viola alpina und Cochlearia excelsa sind in der Tatra
heimisch.
Mit diesen Darlegungen wäre wohl auch die Frage nach der
Zeit der Einwanderung von Waldsteinia ternata anscheinend ge-
löst; doch sprechen das Vorkommen des Alt-Endemismus Saxifraga
paradoxa und der Moehringia diversifolia im Gebiete der Koralpe
für ein tertiäres Alter dieser Standorte. Die Koralpe war zur Eis-
zeit so wenig vergletschert,’) daß genannte Arten diese Periode
ganz gut an ihren jetzigen Standorten überdauert haben können,
!) Konf. Hayek, Monographische Studien über die Gattung Sazxifraga.
(Denkschr. der kais. Akad. der Wiss. in Wien, math.-naturw. Kl., Bd. LXXVI,
1905, S. 632 ff.)
2) Den ebenfalls in Steiermark beobachteten Dianthus tenuifolius Schur
lasse ich hier absichtlich außer Acht, da bei der äußerst komplizierten Syste-
matik der Gruppe des Dianthus Carthusianorum mir die Identität der steie-
rischen mit der siebenbürgischen Pflanze nicht ganz sichergestellt scheint,
zumal die Pflanze in Steiermark nur auf Serpentin vorkommt und demnach
vielleicht eine durch das Substrat bewirkte Rasse darstellt.
») Böhm, Die alten Gletscher der Mur und Mürz. (Abhandl. der k. k.
Geogr. Ges. in Wien, 1900, Bd. II, H. 3.)
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 317
die isolierte systematische Stellung beider Arten spricht für ein sehr
hohes, wohl tertiäres Alter. Und der Gedanke, daß Waldsteinia
aus derselben Zeitperiode wie Saxifraga paradoxa und Moehringia
diversifolia stammen, liegt wohl sehr nahe. Freilich beherbergt die
Koralpe auch den dazischen Alectorolophus alpinus, der wohl nicht
in späterer Zeit sich differenziert haben dürfte.
Das Vorkommen von ÖOstrya, Evonymus latifolius und Phila-
delphus ist gleich dem Vorkommen von Cotynus Coggygria und An-
thyllis Jacquini bei Wien ein weiterer Anhaltspunkt dafür, daß in
der Vorzeit die illyrische Flora am Ostrande der Alpen weit nach
Norden gereicht hat und es scheint nicht ausgeschlossen, daß selbst
das Vorkommen von Peltaria alliacea und Thlaspi goesingense auf
eine solche einstige Ausbreitung zurückzuführen sei, wie es überhaupt
nicht unwahrscheinlich ist, daß ehemals die illyrische (Karst-) Flora
die Alpen im Osten umgürtete.!)
Die Standorte in der Weizklamm könnten ganz gut Relikte
aus dem Tertiär darstellen, da diese Lokalität von den eiszeitlichen
Gletschern so weit entfernt ist, daß es keineswegs ausgeschlossen
erscheint, daß die daselbst vorkommenden Arten die Eiszeit an Ort
und Stelle überdauert haben. Was gegen eine solche Annahme
spricht, ist aber das Vorkommen von Philadelphus pallidus daselbst.
Diese Art kommt nämlich, wie oben erwähnt, auch bei Steyr vor
und es ist wohl anzunehmen, daß diese beiden Vorkommnisse bei
Steyr und bei Weiz gleichen Ursprunges sind. Nun hat schon
Briquet?) hervorgehoben, daß Philadelphus bei Steyr wegen der
großen Nähe der Gletscher unmöglich die Eiszeit überdauert haben
könne.) Für die Haupteiszeit trifft das entschieden zu. In der
letzten Eiszeit aber reichten die Gletscher viel weniger weit tal-
wärts, etwa bis Micheldorf, St. Gallen und Hieflau, und diese Ver-
gletscherungsperiode muß demnach keineswegs alle termophilen
Elemente aus der Flora von Steyr verdrängt haben. Wir können
demnach die Reliktvorkommnisse bei Steyr auch als interglaziale
Reste ansehen, d. h. wir sind zum mindesten nicht gezwungen,
!) Vergl. auch Beck, Die Vegetationsverhältnisse d. illyr. Länder, S. 466.
?) Resultats seientif. du Congres internat. de botan. Vienne 1905, p. 168.
®) Konf. auch Hayek, Die Sanntaler Alpen. (Abhandl. der k. k. zool.-
botan. Ges. in Wien, Bd. IV, H.2, 8. 158.)
318 August v. Hayek.
ihnen ein postglaziales Alter zuzuschreiben. Und dasselbe gilt für
die Relikte in der Weizklamm, die nach dem oben Gesagten mit
denen bei Steyr vermutlich eines Alters sind.
Was das Vorkommen von Asphodelus albus und Gentiana
tergestina bei Cilli betrifft, so habe ich bereits an anderer Stelle!)
die Vermutung ausgesprochen, daß wir es auch hier mit post-
glazialen Resten zu tun haben, da beide Arten derselben Pflanzen-
genossenschaft, der Karstheide, angehören und demnach wahrschein-
lich auch bei Cilli gleichalterigen Ursprunges sind, andererseits
aber (Gentiana tergestina eine Form so jungen Alters ist, daß ihre
Abtrennung von @. verna kaum bis in die Eiszeit zurückreichen
dürfte.
Wenden wir uns nun den Reliktvorkommnissen im Herzen
der Alpen zu, bei Glurns, Innsbruck, Hallstatt, Aussee. Diese Ge-
biete waren alle während sämtlicher Glazialzeiten vollständig von
den Gletschern bedeckt, so daß es ganz ausgeschlossen erscheint,
daß solche thermophile Arten, wie wir sie heute daselbst finden,
diese Kälteperioden dort überdauert haben. Diese wärmeliebenden
Pflanzen können nur nach der letzten Eiszeit daselbst eingewandert
sein. Auch das Vorkommen von Nareissus stelliflorus bei Aussee
und in dem zur Eiszeit ganz von einem mächtigen Gletscher er-
füllten oberen Ennstal sowie auch in den niederösterreichischen
Voralpen kann meiner Meinung nach nur auf eine postglaziale Ein-
wanderung zurückzuführen sein.?)
Diese zuletzt erwähnten Vorkommnisse sowie auch das
Vorkommen von Ruscus Hypoglossum und Tommasinia vertieillaris
halte ich demnach für strikte Beweise, daß auch in den ÖOst-
alpen nach der letzten Vergletscherung eine Periode mit
wärmeren und längeren Sommern eintrat, in der eine an
thermophilen Elementen reichere Flora die Täler der Alpen be-
siedelte, die heute nur mehr in spärlichen Resten erhalten ist. Außer
den oben erwähnten Kolonien finden sich einzelne offenbare Relikte
aus dieser Periode wohl überall. So kommt in der Umgebung von
!) Die Sanntaler Alpen. (Ebenda, S. 158.)
?) Rechinger und Favarger fassen die Pflanze als Interglazialrelikt
auf. (Die Vegetationsverhältnisse von Aussee in Abhandl. der k. k. zool.-bot.
Ges. in Wien, Bd. III, H. 2, S. 34.)
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 319
Sterzing Ononis Natrix, Galium rubrum und Achillea tomentosa,')
bei Brixen Fraxinus Ornus, Celtis australis und Iris pallida vor;?)
bei Saalfelden findet sich Lasiagrostis Calamagrostis; im Lungau
an vereinzelten Stellen Melica ciliata®) und Laserpitium latifolium,*)
ebendaselbst sowie im Murtale bei Kraubath reichzottige südliche
Thymus-Formen. Bei Murau ist Vicia Gerardi, bei Judenburg
Peucedanum carvifolium zu finden und im Gebiete der Sanntaler
Alpen finden sich Frazxinus Ornus, Ostrya carpimifolia und Evo-
nymus verrucosus an Stellen, die zur letzten Eiszeit von Gletschern
bedeekt waren, so daß sie diese Periode daselbst ganz unmöglich
überdauert haben können;?) und so dürfte wohl jedes Gebiet in
den Östalpen bei eingehenderer Durchforschung Erscheinungen bieten,
die diese Annahme einer postglazialen Wärmeperiode stützen.
Eine andere Frage ist die nach dem Charakter dieser xero-
thermen Flora. Es scheint mir kein Anhaltspunkt dafür vorzuliegen,
daß diese Flora einen ausgesprochenen Steppencharakter hatte.
Unter den Reliktpflanzen sind nur Stipa pennata und Astragalus
ewscapus typische Steppenbewohner, die übrigen Elemente sprechen
mehr dafür, daß es sich um eine der heutigen illyrischen und ober-
italienischen Flora ähnliche Laubholzflora mit zahlreichen Strauch-
und Staudenformationen gehandelt hat, die natürlich die Ausbildung
von steppenartigen Genossenschaften an geeigneten Lokalitäten
nicht ausschließt. Auch die geologischen Verhältnisse sind meines
Wissens nicht derartige, daß sie uns zwingen anzunehmen, daß die
Vegetation zu dieser Zeit direkt einen steppenartigen Charakter
hatte. Zum mindesten spielt der Löß, den Briquet für die West-
alpen als schwerwiegenden Beweisgrund anführt, im Osten keines-
!) Konf. Murr, Pflanzengeographische Studien aus Tirol. 4. Die Brenner-
alpen. (Allgem. botan. Zeitschr., 1904, S. 70.)
2) Konf. Murr, Pflanzengeographische Studien aus Tirol. 5. Brixen a. E.
(Ebenda, 1905, S. 116.) Ferner Heimerl, 1. und 2. Beitrag zur Flora des
Eisacktales in diesen „Verhandlungen“, Bd. LIV, 1904, S. 448 und Bd. LV,
1905, 8. 424.
>) Vierhapper in diesen „Verhandlungen“, Bd. XLIX, 1899, S. 410.
4, Vierhapper, a.a.0., Bd. LI, 1901, 8. 576.
5) Vergl. Hayek, Vorarbeiten zu einer pflanzengeographischen Karte
Österreichs. IV. Die Sanntaler Alpen. (Abhandl. der k. k. zool.-botan. Ges. in
Wien, Bd. IV, H.3.)
520 August v. Hayek.
wegs diese bedeutende Rolle und tritt in größerer Mächtigkeit erst
in größerer Entfernung von den Alpen, so stellenweise im Wiener
Becken und im Donautale auf.
Wie aus den obigen Ausführungen hervorgeht, sind die ver-
schiedenen thermophilen Relikte der Ostalpen keineswegs gleichen
Alters und während eine große Zahl derselben, besonders am Ost-
rande des Gebirges, aus prä- oder interglazialer Zeit stammen dürfte
und insbesondere die Annahme, daß eine der heutigen Karstflora
ähnliche Flora in einer Interglazialzeit den Ostrand der Alpen um-
gürtete,!) wesentlich stützt, zwingen uns andere dieser Vorkomm-
nisse wieder zur Annahme einer postglazialen Wärmeperiode, die
der Periode xerothermique Briquets in den Westalpen entspricht.
Im Anschluß an diese Ausführungen möchte ich aber noch
eine Erscheinung kurz besprechen, die bisher in pflanzengeschicht-
licher Beziehung zu wenig gewürdigt worden ist, das ist das Auf-
treten zahlreicher Mediterrangewächse am Südfuße der Alpen gegen
die lombardisch-venezianische Tiefebene zu, das sich in fast un-
unterbrochener Reihe von Görz bis zu den oberitalienischen Seen
verfolgen läßt.
So findet sich am Monte Santo bei Görz @Quercus Ilex, auf
den Eozänhügeln bei Cormons und Nabresina Szilla autummalis,
Spartium junceum, Euphorbia nicaeensis und Convolwulus canta-
brica,?) bei Ipplis Vitex Agnus castus, bei Albano und Prepotto
Pistacia Therebintus und Üonvolvulus cantabrıba, am Monte Pala
(uercus Ilex;?) ım unteren Etschtale ist Serpias pseudocordigera
und Coronilla minima, bei Trient Medicago orbieularis und Gerardi
sowie Carthamus lanatus, am Dosi Trenta Ephedra distachya zu
finden; am Gardasee wachsen Pieris cretica, Nerium Oleander,
Matthiola varia, Cistus albidus, Spartium junceum und Cercis Sih-
quastrum, bei Riva und Arco Quercus Ilex und Oryropsis multiflora,
im Sarcatale wieder Quercus Ilex, bei Bozen Diplachne serotina;?)
im Tessin ist Cistus salvifolius weit verbreitet, am Comersee findet
') Konf. Beck, Die Vegetationsverhältnisse der illyrischen Länder,
S. 466 und Über die Bedeutung der Karstflora in der Entwieklung der Flora
der Ostalpen. (R£esultats seientif. du Congres internat. botan. Vienne 1905, p. 176.)
®) Konf. Gortani, Flora Friulana, I, p. 147 ff.
°) Vergl. auch Hausmann, Flora von Tirol.
Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen. 321
sich Erica arborea, bei Selduno in Gesellschaft alpiner Arten, wie
Alnus Alnobetula und Sazxifraga Cotyledon, Andropogon Allionii,
Celtis australis und Adianthum Capillus Veneris; bei Ascona und
bis gegen den Langen- und Comersee Hypericum Androsaemum,
bei Lugano Serpias longipetala, Aristolochia rotunda, Silene italica
und Inula spiraeifolia.')
In früherer Zeit erblickte man in diesen Vorkommnissen nichts
besonderes. Jenseits der Alpen beginnt eben Italien und da die
Ansicht verbreitet war, daß ganz Italien dem mediterranen Floren-
gebiete angehöre,?) sah man diese Mediterrangewächse eben als die
äußersten Vorposten dieser Flora an. Heute freilich wissen wir,
daß die Flora der oberitalienischen Tiefebene keineswegs mediterran
ist, sondern einem mit der Karstflora noch verwandten sommer-
grünen Laubholzgebiet angehört. Christ war wohl der erste, der
das Auftreten zahlreicher Mediterrangewächse am Südfuße der Alpen
als etwas Abnormes hervorhob und suchte das Vorkommen derselben
insbesondere aus den eigentümlichen besonders günstigen klima-
tischen Verhältnissen des Gebietes zu erklären.’) Daß letztere die
Erhaltung dieser eigentümlichen Flora in diesem Gebiete ermöglicht
haben, steht ja wohl außer Frage, aber ich glaube, daß das Auf-
treten derselben vielleicht noch mit einem anderen Umstand in
Zusammenhang zu bringen wäre.
Bekanntlich sind im nördlichen Teile der Adria die Ufer
ringsum (besonders ungünstige klimatische Verhältnisse wie am
Fuße des Velebit ausgenommen) von einem schmalen Gürtel medi-
terraner Vegetation bekleidet. Die lombardisch-venezianische Tief-
ebene aber war bis ins Tertiär, ja zum Teile bis ins Quaternär
hinein noch eine Bucht der Adria und es ist der Gedanke nicht
von der Hand zu weisen, daß dieser schmale Gürtel mediterraner
Flora auch diese Bucht gleichwie die übrige Adria umsäumt habe.
Und wenn wir diese Annahme akzeptieren, so ist es natürlich sehr
naheliegend, diese mediterranen Relikte am Südfuße der Alpen als
') Vergl. neben den Floren von Gremli und Schinz u. Keller ins-
besondere Christ, Das Pflanzenleben der Schweiz, 8. 27 ff.
?) Noch bei Kerner (Florenkarte von Österreich-Ungarn) findet man
diese Ansicht vertreten.
®) Das Pflanzenleben der Schweiz, S. 47 ft.
Z.B. Ges. 58. Bd. 21
322 A.v. Hayek. Die xerothermen Pflanzenrelikte in den Ostalpen.
Reste dieser einstigen mediterranen Küstenflora anzusehen, die sich
eben infolge der besonders günstigen klimatischen Verhältnisse hier
erhalten konnten.
Pflanzenkulturen im diffusen Tageslichte.
(IT. Reihe.)
Von
Dr. A. Burgerstein.
(Eingelaufen am 31. Januar 1908.)
Im Laufe des verflossenen Sommers erzog ich eine Anzahl
von annuellen, leicht zum Blühen zu bringenden Gewächsen an einem
nach Norden gelegenen Standorte, an dem sie vom direkten Sonnen-
lichte nicht getroffen wurden, und gleichzeitig Vergleichsexemplare
an einem Platze, der fast dem vollen Tageslichte exponiert war,
um zu erfahren, welche Unterschiede sich in der Entwicklung der
Pflanzen an den beiden Standorten zeigen würden. Daß die nur
vom (direkten und reflektierten) diffusen Lichte beleuchteten
Pflanzen gegenüber den dem gemischten (vollen) Tageslichte ex-
ponierten Individuen in der Ausgestaltung, namentlich rücksichtlich
der Blüten, zurückbleiben werden, war bei den in den Versuch
einbezogenen Pflanzen schon auf Grund gärtnerischer Erfahrungen
von vornherein klar; doch handelte es sich mir vielmehr darum,
die unter den ungleichen Beleuchtungsverhältnissen sich ergebenden
Unterschiede in der Ausbildung der Stengel, Blätter und Blüten
ziffermäßig festzustellen.
Den Einfluß der Beleuchtung auf die Blütenbildung hat
Vöchting!) bei einer Anzahl von Pflanzen studiert. So bringt
nach diesem Forscher Impatiens parviflora, eine Schattenpflanze,
vollständige Blüten noch bei einer Beleuchtung hervor, bei der
Malva vulgaris, eine Sonnenpflanze, kaum noch Knospen erzeugt.
Und von Mimulus Tilingii und Malva vulgaris, beide Sonnen-
pflanzen, bildet jene „unter der Beleuchtung des Gewächshauses“
!, Einfluß des Lichtes auf Gestaltung und Anlage der Blüte (1893).
Pflanzenkulturen im diffusen Tageslichte. 323
noch Blüten von normaler Größe, während diese nur solche von
etwa halbem normalen Umfang erzeugt. Bezüglich Mimulus Tilingti
beobachtete Vöchting, bei Ajuga reptans Klebs!) und bei Lepi-
dium sativum Wiesner?), daß zur Blütenbildung größere Licht-
intensitäten erforderlich sind als zur Entwicklung vegetativer Teile.
Bei Lepidium kann nach den Versuchen Wiesners die Entwicklung
der Vegetationsorgane unter günstigen Umständen noch bei einer
mittleren Liehtintensität vor sich gehen, welche unterhalb des Mini-
mums des Lichtgenusses der Pflanze gelegen ist.
Wiesner, dem das Verdienst gebührt, einfache und dabei
eine hinreichende Genauigkeit verbürgende photometrische Methoden
in die Pflanzenphysiologie eingeführt zu haben, mittelst deren der
absolute und der relative Liehtgenuß einer Pflanze zahlenmäßig
ausgedrückt werden kann, konstatierte unter anderem, daß bei Kultur
von Pflanzen in rein diffusem Lichte, dessen Stärke '/,—!/,; des
gesamten Tageslichtes betrug, Reseda odorata nur sehr spärlich
blühte, während /pomaea purpurea, Impatiens Balsamina und
Tropaeolum maius reichlich Blüten und später reichlich keimfähige
Samen hervorbrachten.
Kulturen, die Strakosch?) mit Beta vulgaris machte, ergaben,
daß die Zuckerrübe auch in ausschließlich diffusem und dabei ge-
nügend starkem Lichte zur normalen Entwicklung gebracht werden
kann; dureh Zutritt von direktem Sonnenlichte wird allerdings der
Zuckergehalt in der Wurzel vermehrt.
Meine Versuche fanden zum Teile im Garten der Biologischen
Versuchsanstalt, zum Teile in jenem der Gartenbau-Gesellschaft statt.
Das Hauptgebäude der Biologischen Versuchsanstalt (im -k. k. Prater)
steht allseits frei und derart, daß die eine (vordere) Längsfront
fast genau nach Süden, die andere (rückwärtige) fast genau nach
Norden orientiert ist. Der eine der beiden für die Kulturen ge-
wählten Plätze befand sich an einem gegen Süden (zum Teile auch
gegen Osten und Westen) offenen Teile des Gartens; der andere
an der Nordseite des Gebäudes in einer von der Hausmauer und
‘) Willkürliche Entwieklungsänderungen bei Pflanzen (1903).
?) Der Lichtgenuß der Pflanzen, S. 170, 178. Leipzig, 1907.
°) Osterreichisch-ungar. Zeitschrift für Zuckerindustrie. Wien, 1906.
21*
324 A. Burgerstein.
einem Stiegenaufgange gebildeten Ecke. Hier war es notwendig,
an sonnigen Tagen in den ersten Morgenstunden der Monate Juni
bis August direktes Sonnenlicht abzuwehren. Zu diesem Zwecke
war über das Beet ein Gestell aus dünnen Holzlatten gemacht, auf
dessen Ober- und Vorderseite Rohrdecken angebracht waren, die
mittelst Schnüren leicht zu- und abgezogen werden konnten. Bei
dem gleichfalls in einer Gartenanlage stehendem Gebäude der
Gartenbau-Gesellschaft wurde ein Platz an der Nordseite gewählt,
und zwar in einer von zwei rechtwinkelig zueinander stehenden
Mauern gebildeten Ecke; auch hier war es notwendig, bei sonnigen
Morgenstunden Schattendecken anzubringen. Die Vergleichspflanzen
standen an einer den Sonnenstrahlen fast den ganzen Tag zu-
gänglichen Stelle des Gartens. Die „Schattenpflanzen“ erhielten
somit auch hier nur diffuses, die „Sonnenpflanzen“* gemischtes
(diffuses und direktes) Sonnenlicht.
Die gewählten Pflanzen erzog ich (ausgenommen Fuchsia)
aus Samen, die im April in Töpfe ausgesäet wurden; die Entwick-
lung der Keimlinge erfolgte im Kalthause. Am 15. Mai wurden
von jeder Spezies vier möglichst gleich aussehende Exemplare aus-
gewählt und. von diesen je zwei ins freie Land auf die an der
Nord-, respektive Südseite hergerichteten Beete ausgepflanzt.
Die in Kultur einbezogenen Pflanzen waren:
a) In der biologischen Station: Aster sinensis, Convolwulus
tricolor, Helianthus annwus, Ipomaea purpurea, Matthiola amnua,
Mirabilis Jalappa, Papaver glaucum, Phaseolus multiflorus, Phlox
Drumondiü, Reseda odorata, Tagetes lucida, Zinnia elegans.
b) In der Gartenbau-Gesellschaft: Antirrhinum maius, Chei-
ranthus Cheiri, Chrysanthemum hybridum, Delphinium hybridum,
Dianthus Heddewigü, Fuchsia spee., Impatiens Sultani, Matthiola
annna, Petunia hybrida, Teseda odorata, Salvia splendens, Tro-
paeolum Lobbianum.
Messungen, die am 12. Juni gemacht wurden, ergaben, daß
die Schattenpflanzen um 5—40°/, höher waren als die Sonnen-
pflanzen; dagegen waren Salvia, Tagetes und Zinnia an der Nord-
seite gegenüber den an der Südseite stehenden Pflanzen um 6—18°/,
im Längenwachstum zurückgeblieben.
Pflanzenkulturen im diffusen Tageslichte. 325
Ende Juni zeigten sich folgende Blütenverhältnisse:
Sonnenpflanzen. Schattenpflanzen.
Antirrhinum blüht reichlich. Blütenknospen angesetzt.
Aster Blütenknospenangesetzt. Blütenknospen nicht
sichtbar.
Cheiranthus beginnt zu blühen. beginnt zu blühen.
Convolvulus blüht reichlich. Der Blü- blüht ärmlich. Der Blü-
tensaum hat (im Mit- tensaum hat (im Mit-
tel) einen Umfang von tel) einen Umfang von
160 mm. 94 mm.
Ipomaea blüht gut. blüht gut; die Pflanzen
sind auffallend länger.
Dianthus blüht reichlich. blüht nicht.
Matthrola blüht reichlich. blüht sehr schwach.
Papaver blüht üppig; Blumen- blüht ärmlich; Blumen-
blätter (Mittel aus acht blätter im Mittel 5'2
Messungen) 234 cm*. cm?.
Phaseolus blüht gut. blüht schlecht.
Phlox blüht reichlich. blüht ärmlich.
Petunia mehrere große Blüten. blüht nicht.
Reseda blüht reichlich. blüht sehr ärmlich.
Salvia blüht schön. blüht nicht.
Tropaeolum blüht reichlich. blüht reichlich.
Zinnia mehrere Köpfe aufgebl. blüht nicht.
Im Juli konnte ich wegen Abwesenheit von Wien keine Beob-
achtungen sammeln.
Am 3. August standen die Pflanzen an der
Südseite in voller Blüte (mit Ausnahme von Chrysanthemum); die
Nordpflanzen verhielten sich verschieden; /mpatiens, Ipomaea und
Tropaeolum blühten ‘recht gut; Aster, Antirrhinum, Convolvulus,
Dianthus, Helianthus, Matthiola, Papaver, Phlox und Salvia hatten
weniger und mehrfach kleinere Blüten; bei den meisten war der
Unterschied gegenüber den Sonnenpflanzen auffallend. Rreseda bildete
an der Nordseite nur rudimentäre Blüten, Petunia kam hier über
haupt nicht zum blühen.
Die Schattenpflanzen waren nicht nur in der Blütenbildung,
sondern auch in der Ausbildung der vegetativen Teile gegen die
326 A. Burgerstein.
Sonnenpflanzen zurückgeblieben; die letzteren hatten mehr Seiten-
zweige und mehr Laubmasse produziert. In der Größe und Form
der Blätter zeigte sich auf den beiden Standorten kein augenfälliger
Unterschied; direkte Messungen habe ich indes nieht gemacht.
Bereits Wiesner,') der eingehende Untersuchungen darüber
anstellte, unter welchen Lichtverhältnissen die Knospen unserer
Holzgewächse sich bilden, stellte fest, daß das direkte Sonnenlicht
nicht nur die Belaubung beschleunigt, sondern auch eine kräftigere
Ausbildung der Laubsprosse herbeiführt. Nach meinen Beobach-
tungen bilden auch annuelle Pflanzen im gemischten Tageslichte
mehr und kräftigere Laubsprosse aus als im diffusen Tageslichte,
das so stark ist, daß von einem Etiolement wohl nicht gesprochen
werden kann.
Die Ernte der Pflanzen erfolgte zwischen dem 8. bis 10. Oktober
(Ohrysanthemum am 1. November). Um diese Zeit waren an der
Nordseite (onvolvulus, Dianthus, Papaver, Phlox, Petunia und Re-
seda zum größten Teile entblättert und zugrunde gegangen; Aster,
Helianthus, Zinnia, Tagetes waren abgeblüht und zum Teile ver-
trocknet, an der Südseite noch grün belaubt und blühend. Salvia
splendens blühte an der Nordseite dürftig, an der Südseite stand
die Pflanze in herrlichem Flor. I/mpatiens, Fuchsia und Chrysan-
themum (eine gelbe Sorte) blühten an beiden Standorten gut und
zeigten beiderseitig keine auffallenden Unterschiede.
An den zuletzt genannten Terminen wurden die Versuchs-
pflanzen, mit Ausnahme jener Arten, die an der Nordseite ganz oder
teilweise eingegangen waren, dicht über dem Boden abgeschnitten,
die Blätter und die Blüten abgetrennt, die Stengelteile der Quere,
die diekeren auch der Länge nach zerschnitten und hierauf alle
Teile, auf Papiertellern ausgebreitet, zum Trocknen ausgelegt. Dieses
erfolgte in einem großen Raume der Biologischen Versuchsstation,
dessen Temperatur (zum Zwecke anderer Versuche) bei Tage auf
23—25°C. erhalten wurde und während der Nacht nicht unter
20°C. sank. Innerhalb zwei Wochen trocknete hier das Pflanzen-
!) Über den Einfluß des Sonnen- und des diffusen Tagesliehtes auf die
Laubentwicklung sommergrüner Holzgewächse. Photometrische Untersuchun-
gen auf pflanzenphysiologischem Gebiete. IV. (Sitzungsber. der kais. Akad. d.
Wissensch. in Wien, Bd. CXIII, 1904.)
Pflanzenkulturen im diffusen Tageslichte. 327
material so gründlich, daß sein nun ermitteltes Gewicht als Luft-
trockengewicht angenommen werden konnte. Die gefundenen Werte
. (Gramm) sind in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt.
Süd Nord Quotient
en. STERBEN >. 1 un. * 1526 45°3 34
anpyum De... 1191 193 62
Ra one 23-4 38 62
Stensele.y arten... 534 15:0 36
Aster simensis Blätter 25-2 4-8 5-2
a) | Bitten“ 2.2240 Pe en
En | SICHERE anne 55°5 24-2 2:3
Aster sinensis') Blätter 50-1 10-9 4-6
(Versuchsstation) | oe £ R
Blüten en sg 70:2 12:6 5:6
Cheiranthus BE IE re; Er ah 25
af ia Misiendat. 45 >24 19
Sieneele, rer 7. 1883 71:0 2:6
Ohrysanthemum Se e 160-2 59-] 97
ze en ae ar Be Mn
Siengelesih say. alıram 640 75 8:5
Fuchsia Blälten as. fr as >: 516 I0 26)
| Blüten 0,3. 5:5 2-4 2:3
. Stengelh OB RER, 4660 157°0 34
anihts Bakterlaigienio ig.) 1480 430 1038
Be © | blühende. Kopfa:1. »325:0000 seadllien
Inpanens, |-Stengel.......... 39:2 218 1:8
Sultani IBBlatteren car. 0. 20. 15°5 11:0 14
Stenzeliiark. alle deae: 70:0 87 5:0
Matthiola Bläattertzsre9 „ua 27.9 38) 53
annua Blütenyausaß:-klu: sr 0 Dali 2-1
Sechotentl+se3bs.2leıi 157 145 10-4
!) Eine andere Sorte.
328 A. Burgerstein.
Süd Nord Quotient
Mirabiis | Stengel......... 534 65°8 0:8
Jalappa (Blatter ag eattodar.: 35» 20:8 IN?
E Siena... 178-8 817 2:2
E BET ee 94, bie
2 an 20-4 10 204
| Siengele se, = 2213 291 7:6
Tagetes lucida * Blätter ......... 734 Zur 9:5
| blühende Köpfe .... 1250 53.2 Dre
| SOLLE NOTE We ee Fe 1487 595 2:5
Zinnia elegans ! Blätter ......... 60-4 54 11:2
| Biühende Köpfe... 0. 9529 1:4 37:8
Die Ergebnisse meiner Untersuchungen möchte ich nachstehend
zusammenfassen:
1. Die im gemischten Tageslichte erzogenen Pflanzen zeigten
bei fast gleicher Höhe wie jene im diffusen Liehte kultivierten eine
reichlichere Verzweigung und diekeren Hauptstengel.
2. Die im gemischten Tageslichte erzeugte Blattmenge war
größer als im diffusen Lichte. Von jenen Pflanzen, deren Blatt-
trockengewicht ermittelt wurde, war dieses bei den Sonnenpflanzen
1-4—11'2 mal größer als bei den Schattenpflanzen.
3. An der Nordseite bildeten sich weniger Blüten als an der
Südseite, wobei manche Pflanzen augenfällige Unterschiede zeigten;
beispielsweise war das Lufttrockengewicht der an der Südseite
produzierten Blüten (resp. Blütenköpfe) bei Salvia splendens 204,
bei Tagetes lucida 25°6, bei Zinnia elegans 57'8mal so groß als
bei den Nordpflanzen. _Aster sinensis, Convolwulus trieolor, Dian-
thus Heddewigii, Papaver glaucum, Phlox Drumondii, Reseda odo-
rata bildeten im diffusen Tageslichte nicht nur viel weniger, sondern
auch kleinere Blüten aus und waren trotz günstiger Bodenver-
hältnisse zu einer Zeit zugrunde gegangen, zu welcher die Süd-
pflanzen noch in voller Blüte standen. Petunien blühten im diffusen
Lichte überhaupt nicht. Bei Cheiranthus Cheiri, Ohrysanthemum,
Delphinium, Mirabilis Jalappa, Impatiens Sultani waren die Unter-
Pflanzenkulturen im diffusen Tageslichte. 329
schiede in der Ausbildung der vegetativen Organe und der Blüten
an den beiden Standorten weniger auffallend.
4. Entsprechend der verminderten Blütenproduktion blieb auch
die Fruchtbildung im Schatten sehr zurück. Das Lufttrocken-
gewicht der Früchte war bei Antirrhinum 6'2mal, bei Matthiola
10‘4mal so groß als im diffusen Lichte. Von den zwei an der Süd-
seite stehenden Phaseolus-Pflanzen erhielt ich 94 Samen im Lebend-
gewichte von 120 9 (Durehsehnittsgewicht 1'289), von den an der
Nordseite erwachsenen Exemplaren 32 Samen im Gewichte von
205g (Durchschnittsgewicht 0'64g). Der Ausschluß des direkten
Sonnenlichtes hatte somit eine Reduktion nicht nur der Samenzahl,
sondern auch der Samengröße zur Folge.
Beiträge zur Orthopterenfauna Bosniens
und der Herzegowina.
Von
Richard Ebner.
Mit Tafel II.
(Eingelaufen am 15. März 1908.)
Obwohl über die Orthopterenfauna der Okkupationsländer schon
mehrere Arbeiten vorliegen, so benütze ich die Gelegenheit, die sich
mir dank der Sammeltätigkeit der Herren Dr. Franz Tölg und Dr.
Josef Fahringer dargeboten hat, um auf Grund dieser Ausbeute
die bereits vorhandenen Angaben zu ergänzen und zu vermehren.
Es sei mir an dieser Stelle gestattet, Herrn Prof. Dr. Tölg
für die Überlassung des reichhaltigen und interessanten Materiales
zur Bearbeitung meinen besten Dank auszusprechen. Für die Unter-
stützung und Förderung meiner diesbezüglichen Arbeiten bin ich
Herrn Privatdozenten Dr. Fr. Werner, dem Spezialisten dieses Ge-
bietes, sowie namentlich Herrn Karny zu vielem Dank verpflichtet.
Auch war es mir gestattet, in einigen Fällen das Material der Kol-
lektion Brunner v. Wattenwyl im k. k. naturhistorischen Hofmuseum
330 Richard Ebner.
in Wien zu benützen, wofür ich Herrn Direktor Ganglbauer und
Herrn Dr. Holdhaus bestens danke.
Aus den Okkupationsländern sind derzeit bekannt: 57 Tetti-
gonioidea, 10 Achetoidea, 51 Acridoidea, 9 Dermaptera, 12 Blattodea
und 4 Mantodea. Als charakteristisch für das Gebiet sind folgende
Arten zu bezeichnen: /sophya Tölgt m., Pholidoptera Karnyi m.,
Platycleis prenjica Burr, Platycleis Hörmannı Werner, Chelidoura
Apfelbecki Werner und Ch. Reiseri Werner sowie vielleicht auch
Platycleis orina Burr und Pl. raia Burr. Von Dr. Tölg zuerst für
das Gebiet nachgewiesen sind die Arten: Poeecilimon ornatus Schmidt,
Pachytrachelus frater Br., Pholidoptera cinerea L., Liogryllus cam-
pestris L. var. caudata Krauss, Chorthippus apricarıus L., Podisme
alpina Koll. und Aphlebia Graeca Br. Außerdem liegen in der
Ausbeute auch zwei neue Arten vor: Isophya Tölgı m. und Pho-
lidoptera Karnyi m. Eine größere Anzahl von Formen, die
bisher erst aus einem Lande bekannt waren, wurden auch für das
andere nachgewiesen; für Bosnien Platycleis brachyptera L. und
Acheta deserta Pall., für die Herzegowina Polysarcus denticaudus
Charp., Poecilimon thoracicus Fieb. Isophya modesta Friv., Pachy-
trachelus gracilis Br., Psorodonotus Fieberi Friv. und Podisme sala-
mandra Fisch.!)
Bevor ich zu der systematischen Aufzählung der gesammelten
Arten übergehe, will ich einige Bemerkungen vorausschicken. Die
Tiere wurden ungefähr in der Zeit vom 15. Juli bis 15. August
gefangen; die Örtlichkeiten: Cajniea, Ifsar, Vuteviea planina, Varda
bei Rudo, Limgebiet bei Oma@ina und Rudo, Batovo, Metalkasattel,
Sudjeskaschlucht und Sarajevsko polje liegen in Bosnien; Mostar,
Baba planina, Cemernosattel auf dem Wege Suha-Gacko, Nevesinje
und Stepanograd-Bunaquelle in der Herzegowina.
Von folgenden Arten lagen mir Larven meist auch neben aus-
gebildeten Individuen vor: Pholidoptera einerea L., Ephippiger dis-
coidalis Fieb., Gryllotalpa gryllotalpa L., Chorthippus pulvinatus
Fisch., Ch. parallelus Jett., Oedipoda coerulescens L., Psophus stri-
dulus L., Paracaloptenus caloptenoides Br. und Aphlebia spee.
(Graeca Br. ?).
Werner A.CY822
Beiträge zur Orthöpterenfauna Bosniens und der Herzegowina. Bl
Literaturverzeichnis.
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— Die Dermapteren und ÖOrthopteren Bosniens und der Herzegowina.
(Wissenschaftl. Mitteil. aus Bosn. u. d. Herzeg., X, 1907.)
Orthoptera s. str.
Saltatoria.
'Tettigonioıdea.
Phaneropteridae.
Polysarcus (= Orphania) denticaudus Charp.
Die meisten Exemplare sind hell kastanienbraun mit zwei
lichten Längsstreifen am Hinterleib. Brunner erwähnt diese Farben
332 Richard Ebner.
bei Stücken aus dem östlichen Verbreitungsgebiet (Serbien und
Siebenbürgen).
Baba planina.
Für die Herzegowina neu, sonstige Verbreitung von den Pyre-
näen längs der Alpen durch ganz Mitteleuropa; in Südosteuropa in
Ungarn, Siebenbürgen, Serbien, Bosnien und Dalmatien.
Poeeilimon ornatus Schmidt (= Fieberi Fieb.). (Fig. 1.)
Sehr lebhaft gefärbt, da die dunklen Binden stark ausgebildet
sind. Pronotum mit drei deutlichen Längsstreifen, die sich auch
über die Querfurche hinaus verlängern; diese Zeichnung wird von
Brunner für P. affinis Friv. angegeben, während sie bei der vor-
liegenden Art schwächer ausgebildet sein soll. Fühler deutlich schwarz
geringelt, Hinterleib mit schwarzen Längsbinden. Bei dem Paar von
Omaäina tritt die helle Grundfärbung zurück, namentlich das Männ-
chen ist außergewöhnlich dunkel.
Nebentäler der Janina in der Umgebung von Cajnica, Oma-
@ina, Baba planina. Vorkommen auf Wiesen.
Diese Art ist für das Okkupationsgebiet neu, sie findet sich
sonst noch in Südtirol, Kärnten, Krain, Görz, Istrien, Dalmatien,
im kroatischen Litorale und in Montenegro. Bisher wurden noch nie
so dunkle Exemplare angegeben wie das abgebildete J'.
Poecilimon elegans Br. Baba planina.
Poecilimon thoracieus Fieb. Cajniea, Baba planina.
Für die Herzegowina neu, bisher aus Bosnien, Serbien, Süd-
ungarn und Siebenbürgen bekannt. Nach Burr auch in Rumänien.
Barbitistes Yersini Br. Baba planina.
Isophya modesta Friv. Baba planina.
Von Werner nur für Bosnien erwähnt, sonst noch in Sieben-
bürgen und der Dobrudscha (Redtenbacher).
Isophya Tölgi nov. spec. (Fig. 2—4.)
Grüngelb, schwärzlich gezeichnet und braun punktiert. Pro-
notum sattelförmig, am Hinterrande stark aufgebogen und ausge-
randet, jederseits mit zwei schwarzen Längsbinden, hinten bräun-
lich. Flügeldecken des d’ kurz, dunkel, am Rande licht, das erste
Hinterleibssegment nicht überragend. Abdomen oben mit schwärz-
lichen, zu Längsbinden vereinigten Flecken. Antennen lang, nament-
lieh in der ersten Hältte deutlich schwarz geringelt, Stirne einfärbig
Beiträge zur Orthopterenfauna Bosniens und der Herzegowina. 335
hell, Hinterhaupt und Beine punktiert, Hinterschenkel außen mit
schwarzer Längsbinde. Cerei diek, dicht behaart, in der zweiten
Hälfte gebogen, mit sehr kurzem schwarzen Nagel. Subgenital-
platte mit drei Kielen, rundlich ausgerandet, sie wird von den
Cerei umfaßt. Diese Art, von der mir nur ein d’ von Cajniea vor-
liegt, steht Is. brevipennis Br., obtusa Br. und amplipennis Br. nahe
(Fig. 5—7). Außer durch die Form der Subgenitalplatte und der
Cerei ist sie vor allem durch das tief sattelförmig ausgebildete und
am Hinterrande eingeschnittene Pronotum, durch die Färbung der
Stirne, des Halsschildes und der Beine sowie durch die kurzen
Elytren ausgezeichnet. Im allgemeinen Habitus manchen Arten von
Poecilimon ähnlich, aber mit keiner bekannten Art zu vereinigen.
Körperlänge 24mm; Pronotum 4mm, Hinterschenkel 165mm lang.
Ich erlaube mir, die neue Art nach Herrn Prof. Dr. Tölg zu
benennen, der sie in Bosnien entdeckt hat.
Tettigoniidae.
Tettigonia (= Locusta) viridissima L. Ein Paar von Cajniea.
Werner gibt diese Art nur aus der Herzegowina an, doch
ist er der Ansicht, daß sie auch in Bosnien vorkommen dürfte, was
nun bestätigt erscheint. Burr erwähnt sie von Konjica an der
Grenze beider Länder.
Deectieidae.
Pachytrachelus frater Br. 1 9 von Batovo.
Findet sich noeh in Dalmatien (Brunner), Südtirol, Krain,
Steiermark, Istrien, Südungarn, Serbien, Siebenbürgen (Redten-
bacher) und Montenegro (Burr). Wie ich mich überzeugen konnte,
gehört auch das Exemplar, das von Karny aus Cattaro als P. strio-
latus Fieb. angegeben wurde, der oben genannten Art an, dagegen
sind die von Dr. Werner aus dem Okkupationsgebiete erwähnten
Stücke typische striolatus.
Auch bei Pachytrachelus frater überragt die Legeröhre die
Hinterschenkel, doch nur ganz wenig; auch ist sie bedeutend kürzer
wie bei der anderen Art.
Pachytrachelus gracilis Br. (Fig. 8.) Cajniea, Baba planina.
Ein d’ mit ungleich langen Cerci.
334 Richard Ebner.
Pholidoptera (— Thamnotrizon) Frivaldskyi Herm. Cajniea.
Pholidoptera dalmatica Krauss.
Variiert vielfach in der Farbe, wie dies auch von Werner
angegeben wurde. |
Omatina, Nevesinje, Baba planina. Kommt auch in Monte-
negro vor (Burr).
Pholidoptera Karnyi nov. spec. (Fig. 9—11.)
Rostbraun, unten hell. Kopf sehr lebhaft gezeichnet, nament-
lich fällt eine dunkle Querbinde am Clypeus auf. Seitenlappen des
Halsschildes nur hinten mit scharf abgesetztem hellen Rand. Flügel-
decken des 9 kaum vorragend. Hinterschenkel an der Außenseite
mit schwarzer Längsbinde, unten hell. Subgenitalplatte des 9 in
der Mitte gekielt, mäßig stark ausgeschnitten, mit abgerundeten
Lappen. Legeröhre fast gerade. Nahe verwandt mit Phol. litto-
ralis Fieb. und Phol. transsylvanica Fisch. (Fig. 12 und 13). Unter-
scheidet sich von Ph. littoralis durch die Färbung des Kopfes und
der Pronotumseitenlappen, durch die schwarze Längsbinde der Hinter-
schenkel sowie endlich durch die verhältnismäßig schwach ausge-
schnittene Subgenitalplatte. Von Ph. transsylvanica ist die neue Art
durch die Färbung des Kopfes, die kaum vorragenden Elytren und
durch die Subgenitalplatte deutlich verschieden.
Körperlänge 25 mm; Pronotum 8 mm, Elytra 0:5 mm, Hinter-
schenkel 15 mm und Legeröhre 23 mm lang.
Ich habe diese neue Art nach Herrn H. Karny benannt, der
mich in das Studium der Orthopteren eingeführt hat und mich auch
bei dieser Arbeit namentlich mit Literaturangaben unterstützt hat.
1 9 aus der Umgebung von Cajniea.
Pholidoptera einerea L. Cajnica, Oma@ina.
Diese Form wird von Werner nicht erwähnt; Redtenbacher
gibt die südliche Verbreitungsgrenze mit Istrien, Siebenbürgen und
Serbien an, Burr fand sie auch in Rumänien und bemerkt, daß sie
bis Südgriechenland vordringt.
Platycleis grisea Fabr. Sudjeskaschlucht bei Oma£ina, 19.
Platycleis brachyptera L. (Fig. 14.) 1 d' von Cajniea.
Das Exemplar stimmt sowohl mit brachyptera L. als auch
mit raja Burr aus der Herzegowina überein. Ich möchte mich da-
her auf Grund des vorliegenden Tieres der Ansicht Redtenbachers
Beiträge zur Orthopterenfauna Bosniens und der Herzegowina. 335
{>} >
und Werners anschließen, die beide Arten vereinigen. Platycleis
brachyptera ist von Lappland bis zu den Alpen und östlich bis zum
Ural verbreitet, für Bosnien ist sie neu.
Decticus verrucivorus L. Bei Cajnieca gemein, auch auf der
Baba planina sehr häufig.
Psorodonotus Fieberi Friv. Bei Cemerno nicht selten, doch
liegen nur C’ vor, die nach dem Zirpen erbeutet wurden.
Von Werner nur für Bosnien und Montenegro angegeben,
kommt auch in Istrien, Serbien und Rumelien vor.
Ephippigeridae.
Ephippiger discoidalis Fieb. (= limbatus Fisch.).
Die Exemplare gehören der var. minor Krauss (— Eph. seleno-
phora Fieb.) an. Pronotum der erwachsenen Larven an den Vorder-
ecken schwarz gefleckt, Elytren ganz schwarz.
Auf der Baba planina nicht selten.
Werner vereinigt diese Art mit Eph. sphacophilus Krauss;
die mir vorliegenden Tiere sind typische discoidalis, doch möchte
ich bemerken, daß jene Merkmale, die sich auf die Bedornung der
Beine beziehen, nicht übereinstimmen.
Stenopelmatidae.
Troglophilus cavicola Koll. Batovo, Cajniea. In Wäldern unter
Baumstämmen.
A .chetoidea.
Achetidae.
Liogryllus campestris L. var. caudata Krauss.')
1 9, Umgebung von Cajniea.
Diese Varietät zeichnet sich durch die verlängerten Flügel
aus, die den Hinterleib und die Elytren beträchtlich überragen.
Bisher ist bloß ein Exemplar aus dem Neckartal bekannt geworden,
während bei der von Saussure?) erwähnten Abart die Flügel wohl
!) H. Krauss, Beiträge zur Orthopterenkunde in diesen „Verhand-
lungen“, Jahrg. 1886.
®)H. de Saussure, Melanges orthopterologiques, Vol. II, Fase. V,
Gryllides, 1877, p. 306.
356 Richard Ebner.
etwas länger sind als gewöhnlich, jedoch Hinterleib und Elytren
nicht überragen. Das von Krauss beschriebene Exemplar ist etwas
kleiner als das mir vorliegende, auch sind bei diesem die Flügel
etwas länger. Von Liogryllus bimaculatus De Geer ist es durch
die Thoraxform sehr leicht zu unterscheiden.
Acheta deserta Pall. Sarajevsko polje.
In Südeuropa weit verbreitet, Werner erwähnt sie nur aus
der Herzegowina.
Gryllotalpoidea.
Gryllotalpidae.
Gryliotalpa gryllotalpa L. (= vulgaris Latr.). Bei Mostar sehr
häufig und nach den Aussagen der Gärtner außerordentlich schädlich.
A cridoidea.
Acrididae.
Chorthippus (= Stenobothrus) Omocestus Fischeri Eversm.
Nevesinje, 1 cd.
Ch. Omocestus miniatus Charp. Cajnica, Varda bei Rudo,
Baba planina, Cemerno.
Ch. Omocestus rufipes Zett. Cajnica, Limgebiet.
Ch. Omocestus haemorrhoidalis Charp. Cajniea, Varda, Cemerno.
Im Süden im allgemeinen nicht häufig, Redtenbacher und
Werner erwähnen ihn aus der Herzegowina, Burr auch aus Bosnien.
Ch. Stauroderus morio Fabr. Varda, Cemerno, Nevesinje, Baba
planina.
Redtenbacher, Burr und Werner geben ihn nur aus
Bosnien an.
Ch. Stauroderus apricarius L. Nevesinje.
Diese baltische Art ist für das Gebiet neu, sie ist in ganz
Nord- und Mitteleuropa verbreitet und dringt südlich bis nach
Serbien vor.
Oh. Stauroderus vagans Fieb. var. lesinensis Krauss. Metalka-
satte. Die Varietät ist in Südeuropa nicht selten; Herzegowina
(Werner, Karny).
Beiträge zur Orthopterenfauna Bosniens und der Herzegowina. 357
Oh. Stauroderus biguttulus L. Limgebiet, 1 d'.
Aus Bosnien erst von Burr nachgewiesen. Findet sich in
Siideuropa in Istrien (Krauss) und im kroatischen Litorale (Pade-
wieth, Karny), ferner in Rumänien (Burr).
Ch. Stauroderus bicolor Charp. Limgebiet, Nevesinje.
Oh. Chorthippus pulvinatus Fisch. (var. deelivus Bris.). Nevesinje.
Ch. Chorthippus dorsatus Zett. Umgebung von Cajnica.
Ch. Chorthippus parallelus Zett. Cajnieca, Baba planina.
Gomphocerus sibiricus L. Varda (Limgebiet).
Gomphocerus maculatus Thunb. Cajniea, Limgebiet.
Arcyptera (— Stethophyma) fusca Pall. Bei Cajniea gemein.
Auch Werner gibt diese baltische Art aus Bosnien an, Brunner
und Redtenbacher erwähnen sie aus Südosteuropa von Ungarn,
Serbien, Siebenbürgen bis zur Wolga und vom Kaukasus. Findet
sich auch im kroatischen Litorale (Padewieth), in der Herzego-
wina und in Rumänien (Burr).
Arcyptera brevipennis Krauss. Cemerno, Nevesinje. Nach
Burr auch in Bosnien.
Vedipodidae.
Sphingonotus coerulans L. Limgebiet. In Südeuropa weit ver-
breitet, von Werner nur für die Herzegowina angegeben.
Oedipoda coerulescens L.
Außer der typischen Form mit einfärbigem Pronotum ist auch
die f. cerueiata Karny in der Ausbeute vertreten.
Cajnica—Ifsar, Varda, Baba planina.
Oedipoda miniata Pall. Cajnica, Varda, Nevesinje, Baba
planina.
Psophus stridulus L. Cajniea, Vutevica planina, Baba planina.
Eremobiidae.
Prionotropis (— Üuceulligera) hystrix Germ. Stepanograd an
der Bunaquelle.
Loeustidae (— Aecridiidae).
Podisme alpina Koll. var. alpina Br. Neu für das Gebiet.
Sonstige Verbreitung dieser Art: ganz Mitteleuropa bis Serbien und
Z. B. Ges. 58. Bd. 22
Br
338 Richard Ebner.
Siebenbürgen, ferner Montenegro und Rumänien (Burr). Von letz-
terem Fundorte wird nur var. collina Br. angegeben. .*
Podisme pedestris L. Cajnica, Metalkasattel. Auch in der
Herzegowina (Burr). e
Podisme Schmidtii Fieb. Metalkasattel.
Podisme salamandra Fisch. Nevesinje.
Calliptamus (= Caloptenus) italicus L.
Forma iypica mit Übergängen zu f. germanica Fabr. und
f. pallida Karny, außerdem auch f. marginella Serv.
Metalkasattel, Nevesinje.
In ganz Mittel- und Südeuropa verbreitet, von Werner nur
aus der Herzegowina angegeben.
Paracaloptenus caloptenoides Br. (= Brunneri Stäl). Cajniea,
Vuteviea planina, Batovo.
Pelecycleis (= Pezotettix) Giornae Rossi. Nevesinje.
Dermaptera.
Forfieulidae.
Forfieula auricularia L. Cajnica, Vutevica planina, Baba
planina.
Die männlichen Exemplare gehören zur Form macrolabia Fieb.
Blattaeformia.
Blattodea.
Eetobiidae.
Aphlebia Graeca Br. Baba planina. 19.
Bisher erst aus Griechenland und Kleinasien bekannt.
In der Ausbeute findet sich auch eine kleine Blattidenlarve
vom selben Fundort, die vielleicht zu der eben genannten Art
gehört. Das Tier ist schwarz, Pronotum ringsum licht gerandet,
Meso- und Metanotum an den Seiten heller.
1
Verhandl. der k. k. zool.-bot. Ges,
Band LVIII, 1908
Richard Ebner:
Orthopterenfauna von Bosnien.
Taf. I
”
.. 0 . . >
Beiträge zur Orthopterenfauna Bosniens und der Herzegowina. 5339
Zum Sehlusse führe ich zur Ergänzung der Zusammenstellung
von Werner noch einige von Burr erwähnte Orthopteren aus den
Okkupationsländern an:
Isophya obtusa Br. Trebevic.
Tettigonia caudata Charp. Igmän planina.
Pholidoptera transsylvanica Fisch. Trebevic, Bieevica, Ruiste.
Pholidoptera fallax Fisch. Biceviea.
Decticus albıfrons Fabr. Blagaj, Blato.
Nemobius lineolatus Brulle. Bosna-Brod.
Aphlebia maculata Schreb. Igmän bei Sarajevo.
Von Puschnig wird aus Sarajevo Dociostaurus brevicollis
Eversm. angegeben.
Erklärung der Tafel II.
1. Poecilimon ornatus Schmidt. Z'. (Oma£ina.)
2. Isophya Tölgi nov. spec. g'.
3% > A 5 » . d. Kopf und Thorax von der Seite.
4. „ > 5 »„ d. Hinterleibsspitze von unten.
5-
5 obtusa Br. 5‘. (Serbischer Balkan, Koll. Br.) Hinterleibs-
spitze von unten.
6. Isophya amplipennis Br. Z‘. (Brussa, Koll. Br.) Hinterleibsspitze von
unten.
7. Isophya brevipennis Br. g. (Siebenbürgen, Koll. Br.) Hinterleibs-
spitze von unten.
8. Pachytrachelus gracilis Br. (Baba planina.) Hinterleibsspitze von
oben. Cerei ungleich lang!
9. Pholidoptera Karnyi nov. spec. 9.
10. a 5 R »„ @. Kopf von vorne.
1 5 n e »„ @. Hinterleibsspitze von unten.
12. transsylvanica Fisch. (Mehadia, Koll. Br.) Hinterleibs-
spitze von unten.
13. Pholidoptera littoralis Fieb. (Sign, Koll. Br.) Hinterleibsspitze von
unten.
14. Platycleis brachyptera L. (Cajnica.) Subgenitalplatte von unten.
1)
1)
x
340 A. Forel.
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien),
Paraguay ete.
Gesammelt von Prof. Herm. v. Ihering, Dr. Lutz, Dr. Fiebrig ete.
Beschrieben von
Dr. A. Forel.')
(Mit zwei Abbildungen im Texte.)
(Eingelaufen am 1. Juni 1908.)
1. Subfam. Ponerinae Lep.
Odontomachus haematodes L. subspee. pubescens Rog. %. Espi-
rito Santo (v. Ihering).
Odontomachus haematodes L. subspee. insularis Guerin var.
hirsutiusculus Sm. Sao Paulo (v. Ihering).
Paraponera clavata F. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Ectatomma (Gnamptogenys) mordax Smith. $. Sao Paulo
(v. Ihering).. Porto Alegre am oberen Purus (Amazonas), unter
der Rinde modernder Baumstämme (Huber).
Die Exemplare aus beiden Orten dunkelbraun. Die aus dem
Rio Purus entsprechen eher der Smithschen Beschreibung; die-
jenigen aus Sao Paulo haben die Oberseite des Knotens teilweise
grob und zerstreut punktiert, statt quergestreift. Ein Exemplar von
Emery aus Rio ist rostrot. Die Variabilität ist zu groß, um Varietäten-
namen zu rechtfertigen. Ich stimme darin Emery bei. Bei allen
meinen Exemplaren ist das zweite Hinterleibssegment ganz glatt.
Vetatomma (Gnamptogenys) rimulosum Rog. var. annulatum
Mayr. 8. Sao Paulo (v. Ihering).
Eetatomma (Holcoponera) striatulum Mayr var. pleurodon Em.
8. Die genauere Untersuchung eines ursprünglichen Typus des
!) Leider war mein lieber Freund und Kollege Prof. Emery durch
Krankheit daran gehindert, das Material von Prof. v. Ihering zu bearbeiten
und ich bin von ihm und von Herrn Prof. v. Ihering mit der Sache betraut
worden.
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 341
striatulum von Mayr (aus Cayenne, von Jelski) ließ mir unzwei-
deutig feststellen, daß diese Art an der Mesopleure einen sehr
starken, unten mit zahnartiger Ecke versehenen Lappen besitzt,
der sogar stärker ist als bei pleurodon Em. Tatsächlich unterscheidet
sich somit pleurodon Em., dessen Stielchen ganz gleich ist, nur
durch die etwas gröbere Streifung. Ich muß daher pleurodon als
Varietät zu striatulım Mayr stellen. Die Vorderecken des Pronotums
sind bei striatulum nicht ganz so scharf wie bei curtulum, aber
sehr deutlich, so deutlich wie bei pleurodon.
Trinidad (Urich); Blumenau, Sta. Catharina (Möller).
Eetatomma (Holcoponera) striatulum Mayr subspee. obsen-
rum Em. ®. Parä (Göldi); Sao Paulo (v. Ihering); Fort Balata,
Martinique und Kingston, Jamaika (Forel).
Ich habe von dieser Form viele Exemplare untersucht. Sie
unterscheiden sich von striatulum nur durch die etwas größere
Gestalt, den kaum nach hinten geneigten, an der Vorderseite fast
senkrechten Knoten und die dunklere Farbe. Während aber diese
Merkmale relativ konstant erscheinen, variiert die Mesopleure bei
sonstiger Gleichheit der übrigen Merkmale ganz auffallend:
Var. obscurum Em. s. str. Mesopleure breit, mit starkem recht-
eckigen Lappen, der unten einen Zahn hat wie bei striatulum und
var. pleurodon. Das J ist schwarz mit braunen Flügeln. Para
(Göldi); Martinique, Jamaika (Forel).
Var. angustiloba nov. var. ?. Von der vorigen durch den
schmalen Lappen oder Rand der Mesopleure unterschieden, der sich
aber von vorn bis hinten erstreckt, hinten zahnlos ist und vorn
eine Ecke hat (wie bei Satzgeri For., das aber sonst ganz anders
ist, mit niedrigem Knoten und ohne Ecken am Pronotum). Farbe
etwas heller. Sao Paulo (v. Ihering).
Ein vielleicht dazugehöriges © ist braun mit hellbraunen
Flügeln.
Var. simplicoides nov. var. ©. Kleiner, etwa 4mm lang.
Mesopleure breit, aber ganz ohne Lappen oder erhabenen Rand,
wie bei simplex. Doch sind die Skulptur, die Form des Knotens,
die Ecken des Pronotums genau wie bei obscurum i. sp., so daß
ich sie dazu stellen muß. Sao Paulo (v. Ihering,).
342 A. Forel.
Var. angustipleura nov. var. ®. Wie die vorige, aber größer
(45 mm). Die Mesopleure ist sehr schmal, nur in der kurzen Rich-
tung von kurzen Streifen durchsetzt; sie ist halb so breit wie bei
den anderen Varietäten und kaum halb so breit wie die Metapleure,
während sie bei den anderen Varietäten ebenso breit ist. Sie hat
keine Spur von Rand oder Lappen.
Parä (Göldi), mit dem obscurum i. sp. zusammen.
Ich habe provisorisch diese Varietäten aufgestellt, um etwas
Ordnung zu machen. Obscurum ist überhaupt sehr unscharf von
striatulum als Subspezies zu trennen, nachdem der Lappen des
letzteren feststeht; vielleicht wird es auch zur Varietät sinken
müssen. Die Tatsache aber, daß das Hauptmerkmal von simplex
(nach Emery) bei einer Varietät von striatulum vorkommt, stört
ja seine ganze Einteilung.
Von den anderen Arten bleibt striatulum durch seine feinere
Skulptur, seinen höheren Knoten und seine längeren Fühler ver-
schieden.
Ectatomma (Holcomyrmex) curtulum Em. var. paulina nov.
var. 8. Länge 34-38 mm. Wie bei der var. Stolli For. ist der
Stielehenknoten schmäler, weniger als doppelt so breit wie lang
(mehr beim Artypus). Der Kopf ist aber hinten schmäler (hinter
den Augen etwas verschmälert) und deutlicher konkav. Farbe
heller braun mit noch schönerem goldigen Glanz.
Sao Paulo (v. Ihering).
Ectatomma (Acanthoponera) dolo Rog. %. Sao Paulo (v. Iher.).
Ectatomma opaciventre Rog. var. strigosa Em. $. Sao Paulo
(v. Ihering).
Ectatomma opaciventre Rog. var. permagna nov. var. ®.
Länge 10. 5—12 mm. Der var. strigosa sehr nahe, aber größer und
am Thorax mehr gestreift als gerunzelt (Mesonotum quergestreift).
Das ganze erste Hinterleibssegment ist dieht und fein konzentrisch
gestreift. Kopfstreifung gröber als bei der var. strigosa. Kopf mit
weniger vorspringenden Ecken und hinten etwas weniger tief ein-
geschnitten. Sonst ganz gleich.
Sao Paulo (Dr. Reh).
Ein & von Prof. v. Ihering aus Sao Paulo bildet etwa den
Übergang zur var. strigosa.
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 543
Ponera opaciceps Mayr var. postangustata nov. var.
San Bernardino, Paraguay (Fiebrig).
®. Ganz mit dem Mayrschen Typus identisch, aber der Kopf
ist hinten fast so stark verengt wie vorn; die Seiten sind kon-
vexer und die Hinterecken gerundeter, mehr verschwindend.
Ponera Fiebrigi nov. spec. $. Länge 2:2—2‘4 mm. Augen
am vorderen Sechstel der Kopfseiten, aus einer deutlichen Facette
bestehend. Kiefer eher kurz, dreieckig, glatt, sehr zerstreut punk-
tiert, mit vier ziemlich deutlichen Zähnen vorn und in der Mitte,
hinten und dazwischen undeutlich gezähnelt. Clypeus kurz, hinten
sehr stumpf gekielt, vorn ungekielt, nicht vorgezogen, mit fast
geradem, kaum geschweiftem Vorderrande. Stirnleisten hinter dem
kleinen Vorderlappen kurz; Stirnrinne deutlich, kurz. Kopf länger
als breit, rechteckig, nur am vorderen Sechstel verschmälert, sonst
gleich breit, hinten ausgebuchtet, mit schwach konvexen Seiten.
Der Fühlerschaft erreicht den Hinterrand. Fühlerkeule dick; 3. bis
6. Geißelglied gut zweimal so dick als lang, 7. bis 10. etwas weniger.
Der ganze Körper länglich und sehr schmal. Thoraxnähte beide
scharf. Thoraxrücken im Profil kaum gewölbt, nicht gerandet.
Basalfläche des Metanotums länger als breit, hinten breiter. Ab-
schüssige Fläche steil, scharf gestutzt und seitlich scharf gerandet.
Schuppe schmal, höher als das Metanotum, so hoch wie der Hinter-
leib, zweimal so hoch als dick, unten etwas dicker als oben, oben
gerundet, vorn senkrecht, aber nicht gerandet, hinten senkrecht
scharf gestutzt und scharf gerandet. Hinterleib schmal, lang, ziem-
lich stark eingeschnürt; zweiter Ring länger als der erste.
Glatt, glänzend, reichlich, aber sehr fein und nicht dicht
punktiert. Dicht, fein und gelblich überall an Körper und Gliedern
gleichmäßig anliegend behaart, wodurch die Skulptur teilweise ver-
deckt wird. Nur wenige kurze abstehende gelbe Haare am Hinter-
leib, nur eines oder zwei an der Schuppe und am Metanotum. Beine
und Fühlerschaft nur anliegend behaart.
Ganz gleichmäßig überall fahl und schmutzig gelb.
9. Länge 27 mm. Kopf hinten etwas breiter, nach vorn
verschmälert. Augen nur um ein Drittel ihrer Länge vom vorderen
Kopfrande entfernt. Thorax etwas schmäler als der Kopf, Schuppe
dünner als beim &. Flügel fast wasserhell, kaum gelblich an-
344 A. Forel.
gehaucht, mit blassen Rippen, sonst in allem wie der 9; das flache
Mesonotum kaum gebräunt.
d. Länge 2:7—2-8 mm. Kiefer sehr klein, zahnlos. Kopf
länger als breit; hinten breiter, gerundet, mit deutlichem Hinter-
rand, vorn verschmälert. Augen relativ klein, am vorderen Drittel,
etwas mehr als ein Drittel der Kopfseiten einnehmend. Fühler-
schaft und mittlere Geißelglieder ca. 1!/,mal so lang als breit; erstes
Geißelglied so diek als lang. Metanotum gerundet, abschüssige
Fläche kürzer als die basale. Schuppe niedrig, fast so diek als
hoch. Dunkelbraun, Hinterleib und Schuppe hellbraun; Beine und
Fühler, außer den vier braunen Endgliedern der Geißel, fahlgelb,
alles andere wie beim 9 und 3.
Misiones, San Bernardino, Paraguay (Fiebrig).
Jedenfalls nahe clavatula Em., aber etwas länger, mit sehr
deutlicher Facette (clavatula ist blind) und jedenfalls viel schmäler
(Emery schreibt: „Torace robusto“); Metanotum anders geformt.
Emery vergleicht elavatula mit trigona; er hätte ferner die auf-
fällige Pubeszenz nicht unerwähnt gelassen. Ähnlich auch der
Ragusai Em., der Gleadowi For. und der ergatandria For., aber
leicht zu unterscheiden.
Ponera Iheringi nov. spec. $. Länge 4—5'2 mm. Ober-
kiefer dreieckig, glatt, glänzend, weitläufig und recht fein punktiert,
ohne Rinne an der Basis, außen mit sieben etwas abstehenden
Zähnen; dazwischen ein oder zwei sehr kleine Zähnchen. Clypeus
vorn in der Mitte schwach bogig vorgezogen, mit einem stumpfen
Mittelkiel, der sich vorn in zwei Schenkeln teilt; zwischen diesen
ein Eindruck. Kopf etwas (wenig) länger als breit, mit stark kon-
vexen Seiten, vorn stärker, hinten schwächer verschmälert, hinten
mäßig konkav. Die kleinen, flachen Augen liegen am vorderen
Kopfdrittel und zählen je nach den Individuen von 7—17 Facetten.
Stirnrinne scharf, ziemlich lang. Der Fühlerschaft überragt ein
klein wenig den Hinterrand des Kopfes. Erstes und letztes Geißel-
glied fast zweimal länger als diek; alle anderen dicker als lang,
die mittleren sogar doppelt so dick als lang. Der Thorax hat ganz
genau die gleiche Form wie bei Pseudoponera stigma F., aber er
ist schmäler und die Basalfläche des Metanotums ist hinten nicht
längseingedrückt. Die Mesopleure hat auch vorn oben einen drei-
| Kl .y» «
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 345
eckigen Zahn wie bei stigma. Abschüssige Fläche des Metanotums
steil gestutzt und scharf gerandet. Schuppe auch ziemlich wie bei
stigma, aber kaum dieker unten als oben und hinten wohl etwas
schärfer gestutzt, gut 2!/,mal so hoch wie dick. Unter dem Stielehen
ein mäßiger länglicher Längslappen. Hinterleib wie bei stigma,
mäßig stark eingeschnürt; erster Ring ein wenig kürzer als der
zweite. Pygidium konvex, ohne Stachelchen.
Ein einziger Sporn an den Mittel- und Hinterschienen. Meta-
tarsen ohne Stachelchen. Dadurch gehört diese Art zu Ponera s. str.
Skulptur wie bei Ps. stigma, nur etwas schwächer punktiert;
Kopf vorn schimmernd, der übrige Körper mäßig glänzend. Der ganze
Körper und die Glieder mäßig stark gelblich anliegend behaart,
kürzer und spärlicher, besonders am Kopf, als bei stigma. Abstehende
Behaarung sehr zerstreut und kurz am Körper, hinten am Hinterleib
reichlicher, auf dem Fühlerschaft und den Schienen ganz fehlend.
Schwarz mit rötlichen Beinen, Kiefern und Fühlergeißel;
Schaft, Clypeus und Stirnleisten rötlichbraun. Manchmal gibt es
an Thorax und Kopf die gleichen rötlichen Stellen wie bei stigma.
Sao Paulo (v. Ihering).
Diese Art sieht der Euponera (Pseudoponera) stigma F. äußerst
ähnlich, obwohl generisch verschieden; es ist fast wie ein Mime-
tismus. Auch der Euponera (Mesoponera) arhuaca For. ist sie sehr
ähnlich. Von Ponera Foreli Mayr unterscheidet sie sich durch die
Größe, die Form des Metanotums, den viel breiteren und kürzeren
Kopf, die viel diekere Schuppe und den mäßig stark eingeschnürten
Hinterleib (bei Foreli nicht oder kaum eingeschnürt).
Euponera (Mesoponera) marginata Rog. %. Sao Paulo (v. Ihe-
ring). Diese Art hat an den Wangen einen stumpfen Kiel, der sie
der Gattung Neoponera nahe stellt.
Pachycondyla striata Smith. ?, 9. Sao Paulo (v. Ihering).
Neoponera tarsata Latr. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Neoponera villosa F. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Neoponera pallidipes Sm. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Neoponera pallidipes Sm. subspee. moesta Mayr. ?, 9. Sao
Paulo (v. Ihering, Lutz); Rio Grande do Sul (v. Ihering).
Acanthostichus laticornis nov. spec. $. Länge 45—7 mm.
Öberkiefer viel länger und spitzer als bei serratulus Sm.; wenn sie
346 A. Forel.
geschlossen sind, kreuzen sich die Spitzen stark. Vor dem Endrande
haben sie eine Reihe grober eingestochener Punkte; sonst glatt, fein
und zerstreut punktiert. Clypeus wie bei serratulus. Kopf etwas
länger als breit, mit viel konvexeren Seiten als serratulus, hinten
eher schmäler als vorn, mit fast geradem Hinterrand. Augen aus
einer Facette bestehend, etwas hinter der Mitte. Fühlerschaft un-
gemein breit, 1!/;mal so lang als breit, abgeflacht, wenn quer-
gestellt den Kopfrand kaum weniger überragend als bei serratulıs.
Sein Hinterrand ist konvex, etwas geschweift. Mit seinem geraden,
etwas abgekürzten Vorderrand bilden seine Endränder nach vorn
eine Art trapezförmigen Lappen. Die Geißel ist am hinteren Ende
des Endrandes artikuliert (hinter dem Lappen), 2. bis 10. Glied der
dicken und kurzen Geißel 2—3mal so diek als lang. Thorax wie
bei serratulus, aber schärfer gerandet, hinten kaum schmäler als
vorn; Pronotum mit ziemlich scharfen Vorderecken. Stielehen vorn
so breit als hinten, deutlich länger als breit; übrigens wie bei serra-
fulus. Hinterleib wie bei serratulus, aber länger und schmäler, wie
überhaupt die ganze Ameise. Beine, Skulptur, Behaarung und Farbe
wie bei serratulus, aber die abstehenden Haare sind viel länger.
San Bernardino, Paraguay (Dr. Fiebrig).
Etwas ähnlich der subspee. yuadratus Em. des serratulus, die
auch längere, spitzere Kiefer hat und mit der ich ihn zuerst verwech-
selte. Aber die Form der Fühler und des Thorax, verbunden mit der
schmäleren Körperform lassen diese Form als eigene Art erscheinen.
2. Subfam. Dorylinae Shuck.
Eeiton erassicorne Sm. $. Sao Paulo (v. Ihering); San Ber-
nardino, Paraguay (Fiebrig).
Eeiton Schlechtendali Mayr. ®. Ypiranga, Brasilien (v. Ihering).
Eeiton Burchelli Westw. $. Sao Paulo, Espirito Santo (v. Ihe-
ring); Jehu, Sao Sebastiao, Est S. P. (v. Ihering).
Eeiton coecum Latr. 8. Sao Paulo, Ypiranga, Estazao Raiz
da Serra, Est S. P., Brasilien (v. Ihering).
Eeiton praedator Sm. 8. Espirito Santo und Sao Paulo (v. Ihe-
ring). San Bernardino, Paraguay (Fiebrig), mit Xenocephalus tri-
lobita Wasm. und Euknides Fiebrigi Wasm. n. sp. als Gäste (von
Wasmann bestimmt).
. - .1° 2}
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 347
Eeiton pilosum Sm. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Eciton Iheringi nov. spec. d. Länge 9 mm. Die schmalen,
ganz gleichmäßig von der Basis bis zur Spitze bogig gekrümmten
Kiefer sind etwa so lang wie der Clypeusrand, wie bei Mels-
haemeri Hald. Clypeusvorderrand fast gerade, zahnlos, sehr seicht
konkav. Stirnleisten hinten divergierend bis unter dem Seiten-
ocellus als Wulst fortgesetzt. Die seitlichen Ozellen ganz nahe am
Auge (kaum um die Hälfte ihres Durchmessers von ihm entfernt).
Die Augen nehmen fast die ganze Kopfseite ein. Die drei sehr
großen Ozellen wie bei latiscapuım Em. auf einer rechteckigen Er-
habenheit des Kopfes gestellt. Hinter derselben ist der Kopf weniger
konkav (fast nur gestutzt) als bei latiscapum, um die Wölbung des
Mesonotums aufzunehmen. Die Kopfseiten hinter den Augen gehen
gleichmäßig konvex und nicht winkelig rechteckig zum Kopfthorax-
gelenk (von oben besehen) wie bei Melshaemeri über. Fühlerschaft
nicht verbreitert, etwa so breit wie bei Melshaemeri, aber etwas
länger, den seitlichen Ocellus gut erreichend. Mesonotum vorn über
das Pronotum hinübergewölbt. Seutellum ohne Spur von Rinne oder
Eindruck. Metanotum kurz, mit senkrechter abschüssiger Fläche;
die Basalfläche etwas länger als bei Melshaemeri. Stielehen vier-
eckig, nur wenig breiter als lang, vorn oben mit einer starken
konkaven Depression in der Mitte, hinten mit seicht konkavem
Rand und scharfen zahnartigen Ecken. Subgenitalplatte seitlich mit
zwei langen Spitzen und in der Mitte mit einer kürzeren Spitze
(bei Melshaemeri nur zwei breite Spitzen). Hüften breit, Schenkel,
Schienen und Tarsen lang und dünn. Metatarsus der Mittelbeine
viel länger als die Hälfte der Mittelschienen (mehr als ?/,); bei E.
minus ist er kürzer als die Hälfte, bei Melshaemeri kürzer als zwei
Drittel.
Skulptur wie bei Melshaemeri. Thorax, Stielehen und Hinter-
leib oben nur mit kurzen, halb anliegenden Haaren; nur am Vorder-
rand und an der Unterseite des Stielchens längere, abstehende
Haare. Kopf, Beine und Fühlerschaft dagegen reichlich, hellgelb,
aber nicht lang abstehend behaart.
Stirne, Scheitel und Hinterhaupt braunschwarz, alles übrige
gelbrötlich. Flügel pubeszent, gelbrötlich angeraucht.
Rio Grande do Sul (v. Ihering). Nachbar von latiscapum Em.
348 A. Forel.
3. Subfam. Myrmieinae Lep.
Atta laevigata Smith. 2, d', 9. Sao Paulo (v. Ihering).
Atta sexdens L. var. rubropilosa nov. var. $. Diese Varietät
unterscheidet sich von der gewöhnlichen sexdens durch ihre viel
reichlichere abstehende Behaarung, besonders am Kopf und Hinter-
leib der großen ?, die bei der gewöhnlichen sexdens fast kahl sind.
Diese Haare, besonders am Kopf und Hinterleib der großen ®, sind
außerdem oft hellrot glänzend, besonders an der Basis. Die Skulptur
ist außerdem schärfer, matter und etwas weniger fein.
8, 9,d. Sao Paulo (v. Ihering, Reh). 9 und d’ wie beim
Arttypus, aber mit dem gleichen Unterschied in der Behaarung beim 9.
Atta sexdens L. var. bisphaerica nov. var. $ major. Unter-
scheidet sich vom Arttypus dadurch, daß der Kopf hinten enorm
tief und eng spaltenförmig eingeschnitten ist. Dadurch werden die
beiden Hinterhauptlappen zu zwei getrennten Kugeln, die nur nach
vorn mit dem Rest des Kopfes zusammenhängen. Behaarung,
Skulptur und alles andere wie beim Arttypus. Die kleinen %, die
c' und das 9 sind genau wie beim Arttypus, nur das 9 heller braun-
rot. Die hohen Kugeln des Hinterkopfes geben dieser Varietät ein
sonderbares Aussehen; der Oceipitaldorn kommt dadurch ganz hinten
zu stehen. .
8,09, d. Sao Paulo (v. Ihering).
Atta columbica Guerin. Infolge einer fast unglaublichen Un-
aufmerksamkeit habe ich versäumt, die von mir 1896 in Rio Frio
(Kolumbien) gesammelten und biologisch untersuchten großen Atta,
deren mächtiges Nest mit Pilzgärten ich beschrieb, näher zu studieren
(Forel, Zur Fauna und Lebensweise der Ameisen im kolumbischen
Urwald in Mitt. d. Schweiz. Entom. Ges., 1906, Bd. IX, Heft 9, und
Forel, Moeurs des Fourmis de l’Amerique tropicale, Annal. Soc.
ent. de Belgique, 1897, Vol. XLI, p. 331). In genannten Arbeiten
nahm ich auf Grund einer flüchtigen Betrachtung an, es sei Atta
sexdens L. und nannte sie so. Nun ist dies aber falsch. Es ist
Atta columbica Guerin.
Daraus ergibt sich, daß Atta columbica eine gut definierte
Art ist. Sie ist nämlich weniger polymorph als die anderen und
besitzt viel mehr große $, die viel aus dem Nest ausgehen und
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 349
sehr kriegerisch sind; ihr Kopf ist im Verhältnis kleiner, wie schon
Gu&rin richtig angibt. Emery hat bereits gezeigt, daß bei dieser
Art der mittlere und kleine $ wie bei cephalotes einen hinten ab-
geflachten und gerundeten, nicht wie bei sexdens gestutzten Kopf
hat. Die Sitten der A. columbica und ihr viel geringerer Poly-
morphismus unterscheiden sie aber gründlich von cephalotes.
Meine Atta Iutea dürfte als Subspezies zu columbica zu
stellen sein.
Ich bemerke noch, daß nicht nur in Rio Frio, sondern in
Naranjo, Ouriheka etc., kurz überall, wo ich vermeinte A. sexdens
in Kolumbien gesammelt zu haben, es sich um columbica handelte.
Das Gleiche gilt von vermeintlichen sexdens, die ich von den Herren
Pittier und Tonduz aus Costarica erhalten hatte; es sind columbica.
In Kolumbien kommen cephalotes und laevigata im Gebirge vor,
leben versteckter, in flacheren Nestern, und man sieht die ganz
großen $ fast nie außerhalb des Nestes, besonders nie laevigata;
columbica lebt dagegen unten in der tierra caliente in mächtigen
Nestern, die recht erhaben sind, und man sieht auch die größten
& vielfach ausgehen. Sexdens kommt offenbar erst von Venezuela
an nach Süden und Osten vor. Ich habe echte sexdens aus Vene-
zuela von meinem Schwager Prof. Bugnion erhalten, der sie selbst
dort gesammelt hat. Die mittleren und kleinen $ von columbica
und cephalotes sind fast nicht voneinander zu unterscheiden.
Atta (Acromyrmex) Lundit Guerin. Diese Art ist in Argen-
tinien und Uruguay neben der A. (Möllerius) striata Rog. sehr ver-
breitet und durch ihre punktiert-genetzte Struktur sehr ausgezeichnet,
während sie sonst der nigra Sm. sehr nahe steht. 9, d’ und $ ent-
sprechen genau den Beschreibungen von Guerin und Roger. So-
mit kann ich die Zweifel meines Freundes Prof. Emery bezüglich
der Identität jener Art nicht teilen. Boliviensis Em. kann es nicht
sein; diese Art ist anders und hat eine andere Heimat. Bei ambigua
Em. sind die Pronotumdornen ganz anders. Bleibt nur pubescens
Em., die sich von der typischen ZLundii aus Buenos-Aires, Monte-
video, Provinz Cordoba ete. nur durch die etwas stärkere Pube-
szenz unterscheidet und höchstens als Subspezies bestehen bleiben
kann. Das hat übrigens Emery selbst vermutet und ich kann
diese Vermutung nur bestätigen.
350 A. Forel.
Atta (Acromyrmex) Lundiü Guerin var. Risii nov. var. ®.
Länge 3°4—5'7 mm. Unterscheidet sich vom Arttypus außer der
geringeren Größe durch den kleineren Kopf der großen $ und durch
die Dornen des Pronotums, die nicht oder kaum länger sind als die
des Mesonotums. Das erste Stielehenglied hat auch kleinere Zähne.
Ich hatte früher diese Varietät als Zwischenform zwischen Lundii
und nigra (hystrix) (hystrico-Lundii) bezeichnet, doch ist die Skulp-
tur die der Lundüi.
Buenos-Aires (Ris).
Atta (Acromyrmex) nigra Smith. $. Sao Paulo und Espirito
Santo (v. Ihering).
Atta (Acromyrmex) laticeps Em. var. dubia nov. var. Länge
3:5—6°5 mm. Kleiner und dunkler als der Typus; sehr dunkelbraun.
Auch etwas stärker pubeszent. Die seitlichen Dörnchen des Hinter-
hauptes etwas stärker. Sonst gleich.
Sao Paulo (v. Ihering).
Diese Art steht der nigra äußerst nahe.
Atta (Acromyrmex) nigrosetosa nov. spec. 9. Länge 2°3
bis Smm. Sehr polymorph, nahe nigra.
® major. Kiefer viel gröber und stärker gestreift als bei nigra.
Kopf viel breiter als lang, fast noch breiter als bei laticeps, vorn
stark verengt, hinten stark verbreitert und breiter ausgerandet,
mit viel weiter abstehenden Hinterhauptslappen und -dornen als
nigra. Stirnleisten stärker divergierend, weiter entfernt voneinander
liegend und weniger erhaben als bei nigra und laticeps; auch die
Wangenleisten gerader und weniger erhaben. Der Clypeus ist hinter
dem Vorderrand nicht der Breite nach quer eingedrückt wie bei
laticeps, sondern eben, wie bei nigra. Augen etwas kleiner als bei
nigra. Die Dörnchen hinter den Augen sind scharf und doppelt, wie
bei nigra (bei laticeps verschwindend). Fühlerschaft etwas kürzer
als bei nigra, überragt nicht den Hinterhauptsdorn. Die Seiten-
dornen des Pronotumrückens sind bedeutend kleiner als die Meta-
notumdornen, obwohl nicht ganz so schwach wie bei mesonotalis
Em. Dadurch unterscheidet sich diese Art sofort von laticeps und
besonders von nigra. Das erste Stielchenglied hat nur ganz stumpfe,
tuberkelartige, unscheinbare Zähne. Umgekehrt hat der Hinterleib,
besonders vorn oben, auf beiden Seiten der Mittellinie, je eine Gruppe
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. aD
“
sehr starker, hoher, spitzer, gehäufter zahnartiger Tuberkeln (viel
stärker als bei nigra).
Skulptur wie bei nigra, aber viel mehr Längsrunzeln auf der
Stirne, in der Mitte und seitlich von den Stirnleisten. Die abste-
henden, ziemlich reichlichen und groben Haare, besonders an den
Beinen, am Fühlerschaft, am Kopf und am Hinterleib sind braun-
schwarz.
Kopf, Thorax und oft die Vorderschenkel hell bis dunkelrot;
Öberkiefer rötlichgelb bis gelbbraun. Alles übrige, insbesondere
die Fühler und Beine dunkelbraun bis braunschwarz.
Die mittelgroßen 3 gleichen noch ziemlich den großen, bei den
kleinen verwischen sich die Unterschiede mehr und mehr. Die ganz
kleinen sind ziemlich gleichmäßig braun.
Sao Paulo und Ypiranga, Brasilien (v. Ihering); Brasilien
(Forelsche Sammlung).
Diese Art wurde bisher mit nigra verwechselt. Das gut ge-
sichtete Material Prof. v. Iherings aus gleichen Nestern gestattet
jedoch eine klare Unterscheidung. 9 und J’ noch unbekannt.
Atta (Acromyrmex) mesonotalis Em. $. Die Farbe dieser Art
variiert ungemein. Die hellsten mir vorliegenden Exemplare sind
ganz rötlichgelb mit gelbbraunen Kiefern und einer braunen Mittel-
längsbinde am Hinterleib. Die dunkelsten sind ganz dunkelbraun
mit gelblichen Kiefern, Geißel, Beinen und Dornen. Der von Emery
beschriebene Typus ist wie letztere, aber mit gelbem Hinterleib,
der jedoch drei braune Längsbinden hat. Ferner aber kommen
Individuen vor, die überall scheckig gelb und braun gefleckt sind.
Unter diesen Umständen muß man davon absehen, Farbenvarietäten
zu benennen.
Die Größe variiert von 2:3—1 mm.
Ilha Sao Sebastiao, Est. Sao Paulo (v. Ihering); Ilha Victoria,
Est. Sao Paulo (v. Ihering); Sao Paulo (v. Ihering).
Atta (Acromyrmex) Moelleri For. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Atta (Acromyrmex) Moelleri For. subspec. modesta For. ®.
Sao Paulo (v. Ihering); Estanca Ruiz da Serra, Est. Sao Paulo
(v. Ihering).
Atta (Acromyrmex) subterranea For. $. San Bernardino, Para-
guay (Fiebrig). Von Eeiton geplündert und verjagt.
352 A. Forel.
Atta (Acromyrmex) aspersa Smith var. rugosa Smith. $. Rio
Grande do Sul (v. Ihering).
Atta (Acromyrmex) lobicornis Em. $. Rio Grande do Sul (v.
Ihering).
Atta (Acromyrmex) discigera Mayr. ®, Q. Estanca Ruiz da
Serra, Est. Sao Paulo und Sao Paulo (v. Ihering).
Atta (Moellerius) Heyeri For. $. Rio Grande do Sul (v. Ihe-
ring).
Atta (Trachymyrmex) Iheringi Em. $, d. Rio Grande do Sul
(v. Ihering).
Atta (Trachymyrmex) Oetkeri nov. spec. $. Länge 3'8
bis 4mm. Kiefer lang, schmal, glatt, glänzend, außen gegen die
Basis schwach längsgestreift, mit stark konkavem Außenrand, mit
schiefem Endrand, deren Zähnchen ziemlich voneinander abstehend
und mit stark gekreuzten Spitzen. Kopf etwas länger als breit,
ganz vorn verschmälert, bei den wenig vor der Mitte stehenden
Augen so breit als hinten, hinten gestutzt, kaum oder schwach
konkav. Clypeus kaum oder schwach ausgerandet. Stirnleisten
vorn stärker lappig als beim septentrionalis, der Lappen mehr ge-
rundet, die Augen größer. Die Wangenleiste vor den Augen, wenn
sie die Höhe des Auges erreicht hat, setzt sich (oft mit einer Unter-
brechung, sich wieder etwas auswärts biegend) in eine Längsleiste
fort, die den Fühlerserobus außen begrenzt und am Hinterhaupt
in die Stirnleiste umbiegt. Letztere fast so divergierend wie bei
septentrionalis. Die Stutzfläche des Hinterhauptes ist seitlich von
drei dornartigen Zähnen begrenzt, der vordere an der Umbiegungs-
stelle der Stirnleisten, der hintere seitlich vom Kopfgelenk, der
mittlere, längste und dickste dazwischen. Der Fühlerschaft über-
ragt den Hinterkopf um gut ein Fünftel seiner Länge. Pronotum
mit einem tuberkelreichen Vorderrand, hinter demselben mit einer
mittleren plattenartigen Hervorragung und zwei ziemlich langen
Seitendornen, unten seitlich mit zwei längeren, an der Spitze
stumpfen Zähnen. Mesonotum mit vier Dornen, die zwei vorderen
massig, fast so lang, aber breiter als die Pronotumdornen, die zwei
hinteren etwas kürzer. Hinter denselben stehen noch zwei starke
Tuberkeln. Einschnürung tiefer als bei septentrionalis. Metanotum
kubisch. Basalfläche längskonkav, länger als breit, an der Vorder-
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 353
ecke und an den Seiten mit kleinen Tuberkeln, hinten mit zwei
mäßig langen Dornen. Abschüssige Fläche so lang wie die basale.
Erster Stielehenknoten gerundet, etwas länger als breit, voll
Höckerchen, vorn gestielt; der Stiel fast so lang wie der Knoten,
gut so lang wie bei Zurrifee Wheeler. Zweiter Knoten nur
wenig breiter als lang, auch voll Höckerchen. Hinterleib ziemlich
gerundet, mit konvexen Seiten, nur wenig länger als breit,
fast so dieht mit etwas stärkeren, regelmäßig voneinander ab-
stehenden Höckerchen bedeckt als septentrionalis. Alle die oben
erwähnten Hervorragungen und Dornen am ganzen Körper, auch
die Metanotumdornen, sind stark von sekundären Höckern bedeckt.
Beine und Fühlerschaft sind ebenfalls voll Höckerchen, die nur
kleiner sind. Derartige Höckerchen befinden sich auch sonst überall
zerstreut.
Matt, mit der üblichen äußerst feinen und dichten unregel-
mäßigen, kaum sichtbaren Punktierung. Abstehende Behaarung
rostrot, kurz, vielfach gekrümmt, mäßig reichlich am ganzen Körper,
an den Beinen und am Fühlerschaft; anliegende Behaarung fast null.
Der ganze Körper buntscheckig rostrot und braun gefleckt;
Hinterleib vorn, hinten und seitlich braun, in der Mitte rostrot.
Fühler rostbraun, Kiefer braungelb, Beine rostgelblich-rötlich. Nur
die Kiefer glänzend.
Sao Paulo (v. Ihering).
Von Iheringi Em. ganz verschieden. Dem turrifex Wheeler
wohl am nächsten, aber durch die Dornen am Hinterhaupt, durch
die stärkeren Dornen überhaupt, wie durch den hinten nicht aus-
gerandeten Kopf und durch die scheckige Farbe leicht zu unter-
scheiden.
Atta (Mycocepurus) Goeldii For. 8, 9, d. Sao Paulo (v. Ihe-
ring).
9. Länge 43—4'5 mm. Augen abstehend behaart (auch beim
2). Pronotum seitlich mit je zwei starken, spitzen, gleich langen
Zähnen; manchmal werden es Dornen. Mesonotum oben ziemlich
flach, längsgerunzelt, wie das hinten zweizähnige Skutellum. Meta-
notum mit zwei langen starken Dornen. Erstes Stielchenglied wie
beim &, aber die vorderen Dörnchen länger. Zweites Glied zwei-
mal so breit als lang und wie der Hinterleib längsgerunzelt.
2. B. Ges. 58. Bd. 23
354 A. Forel.
Dicht oberhalb der Hinterhüften, am Metasternum, ein etwas
längerer, an der Spitze gestutzter Zahn, der beim $ weniger deut-
lich ist.
Dunkel rostrot, Scheitel sowie die Oberseite von Hinterleib
und Thorax bräunlich. Flügel braun, mit braunen Rippen.
d. Länge 46—48 mm. Kiefer mit scharfem Endrand. Kopf
trapezförmig, hinten breiter, scharf und breit gestutzt, mit scharfen,
zahnartigen Ecken vorn und hinten am Rand der Stutzfläche. Stirn-
leisten kurz, erhaben. Fühler sehr lang, Schaft den Kopfhinterrand
überragend. Erstes Geißelglied fast so diek als lang, die übrigen
Glieder sehr lang, zylindrisch; die Geißel fadenförmig. Pronotum
seitlich mit je zwei Zähnchen, Mesonotum unbewehrt, mit undeut-
lichen konvergierenden Linien. Skutellum zweizähnig; Metanotum
abschüssig, zweidornig; Dornen breit, aufrecht. Erster Knoten mit
vier sehr stumpfen Höckerchen. Äußere Genitalklappen breit, ge-
rundet, nach einwärts gebogen. Skulptur wie beim Q, aber Hinter-
leib dicht punktiert-genetzt, ohne Runzeln. Behaarung überall ganz
oder fast ganz anliegend, rötlich. Kein Metasternalzahn dicht bei
den Hüften.
Schwarz. Fühler, Beine, Kiefer und Flügel braun.
Apterostigma pilosum Mayr. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Oryptocerus Pineli Guerin. 8,9, 0, c. Sao Paulo (v. Ihering).
Außer den von Emery angegebenen Merkmalen unterscheidet
sich der $ dieser Art von maculatus Sm. durch den länglichen
Hinterleib (bei maculatus rundlich, fast so breit als lang) und vor
allem von grandinosus Sm. durch den nicht längsgerunzelten Thorax
(bei grandinosus sehr deutlich längsgerunzelt) und durch das Meta-
notum, das fast doppelt so breit als lang ist (bei grandinosus fast
so lang als breit).
Oryptocerus elypeatus F. %. Sao Paulo (v. Ihering).
Oryptocerus pusillus Klug. $, %. Sao Paulo (v. Ihering).
Oryptocerus angustus Mayr. 4. Sao Paulo (v. Ihering).
Oryptocerus grandinosus Sm. 9. Sao Paulo (Lutz). Ich glaube
wenigstens, daß es grandinosus ist. Dieses Q ist 5 mm lang, dem-
jenigen von maculatus Sm. ganz ähnlich, ebenso dunkel, aber mit
längsgerunzeltem Thorax und Hinterleib. An den Vorderecken des
Pronotums eine weißliche membranöse Platte, die bei maculatus-
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 355
Weibchen fehlt. Umgekehrt fehlt die Querkante des maculatus am
Pronotum hinten. Der Kopf ist dunkelbraun mit bräunlichgelben
Stirnleisten (bei maculatus ganz rötlich), sonst gleich geformt. Körper
braun, mit vier länglichen bräunlichgelben Flecken am Hinterleib.
Dieser noch länglicher als bei maculatus.
Oryptocerus hamulus Rog. subspec. Steinheili nov. subspee. ®.
Unterscheidet sich sofort vom Arttypus und von der subspee.
Haitianus For. durch seinen hell rötlichgelben Hinterleib, der auf
seinen hinteren zwei Dritteln eine breite, braunschwarze, scharfe
Längsmittelbinde besitzt. Außerdem fehlt an der Basis des Hinter-
leibes die grobe Längsstreifung ganz oder fast ganz. Die Skulptur
ist äußerst dicht und fein punktiert-genetzt und matt. Die Seiten-
dornen des zweiten Stielchengliedes sind länger und stark nach
hinten gekrümmt. Auch die Seitendörnchen des ersten Stielchen-
gliedes sind länger und spitzer. Die Mesonotumzähne fehlen. Die
Seitenränder des Metanotums sind ganz gerade (bei Haitianus sind
sie vorn konvex geschweift). Sonst ist alles wie bei der subspee.
Haitianus.
Antille St. Thomas (De Saussure).
Procryptocerus subpilosus Smith subspec. Jepidus nov. subspec.
8. Länge 33—8°6 mm. Kiefer gerunzelt. Clypeus breit ausgerandet.
Kopf fast so breit als lang, an den Hinterecken mit einem einzigen
Zähnchen, vorn verschmälert, ohne Zahn. Der Schaft erreicht die
Mitte zwischen Auge und Hinterhauptzahn. Von vorne gesehen
erreichen die Stirnleisten seitlich das Auge nicht (d. h. bedecken
nichts vom Auge). Geißelglieder 2—5 deutlich dieker als lang.
Kopf hinten scharf gestutzt, Stutzfläche scharf gerandet. Pronotum
mit scharfen, zahnartigen Vorderecken. Keine Promesonotalnaht.
Thorax seitlich scharf und überwölbend gerandet. Mesonotum seitlich
in je einen dreieckigen breiten Zahn ausgezogen. Mesometanotal-
naht tief, das Profil des Thorax einschneidend. Basalfläche des
Metanotums doppelt so breit als lang, seitlich vorn, am Rand, lappen-
förmig gerundet ausgezogen, hinten in zwei horizontalen, ziemlich
dünnen Dornen auslaufend, die so lang sind wie die Basalfläche
und fast so lang wie ihr Zwischenraum. Abschüssige Fläche so
lang wie die Basalfläche, nicht scharf gerandet. Erster Knoten
quadratisch, so lang als breit. Zweiter Knoten ‘quer rechteckig,
23*
356 A. Forel.
gut 1'/;mal so breit als lang. Hinterleib oval, länger als breit,
vorn breiter. Schenkel in der Mitte stark verdickt.
Feine Skulptur sehr fein genetzt und seidig schimmernd
(überall, auch an den Gliedern). Kopf außerdem mäßig grob und
unregelmäßig längsgerunzelt (hinten ca. 36 Runzeln). Clypeus ziemlich
regelmäßig längsgerunzelt. Außerdem auf der Stirne eingestochene,
nicht sehr scharfe, gröbere Punkte (aciculatus). Stutzfläche des
Hinterkopfes in der Mitte längs-, auf der Seite quergestreift, da-
zwischen glatt. Thorax und Stielchen, auch die abschüssige Fläche
des Metanotums, grob längsgestreift (Pronotum mit ca. 25 Streifen).
Erstes Hinterleibssegment oben und unten dicht und sehr fein
längsgestreift, dazwischen fein genetzt. Die übrigen Segmente sehr
fein quergerunzelt. Beine und Fühlerschaft ziemlich grob gerunzelt.
Körper und Glieder überall zerstreut, weißlich, stumpf, steif und
nicht lang beborstet. Anliegende Behaarung fast null.
Schwarz; Spitze der Fühler, der Kiefer, der Tarsen und Ge-
lenke der Beine rostrot. — Sao Paulo, Brasilien (v. Ihering).
Es scheint mir diese Form als Subspezies zu subpilosus Sm.
zu gehören. Doch wären nach Smiths Abbildung die Knoten länger
als breit. Seine Beschreibung ist sehr mangelhaft.
Procryptocerus striatus Smith subspee. regularıs Em. var. ro-
tundiceps nov. var. 8. Länge 45 mm. Der Kopf ist gerundeter
und kürzer als beim Typus von regularis. Besonders ist der Teil
zwischen den Stirnleisten breiter und das vordere Ende mit Augen
und Wangen schmäler, so daß man von oben die Augen gerade
noch sieht (beim Typus sieht man von oben nicht nur die Augen,
sondern noch einen Raum zwischen Augen und Stirnleisten). Die
Basalfläche des Metanotums ist auch erheblich breiter, zweimal so
breit als lang (nur etwas breiter als lang beim Typus). Endlich sind
die Schienen schwarzbraun (rot beim Typus). Der Hinterleib ist
auch um ein Geringes länglicher.
Sonst wie regularis, namentlich die Skulptur, so daß ich
bei der großen Variabilität dieser Gruppe nur eine Varietät daraus
zu machen wage.
Rio Grande do Sul (v. Ihering).
Proeryptocerus striatus Sm. subspee. Adlerzi Mayr. $, 9. Sao
Paulo (v. Ihering).
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 357
Wasmannia auropunctata Rog. var. nigricans Em. %. Sao Paulo
(v. Ihering).
Wasmannia Lutzi nov. spec. $. Länge 1'7—2 mm. Ober-
kiefer fünfzähnig, glänzend, längsgerunzelt. Clypeus mit einem Mittel-
kiel; die Stirnleisten biegen in den erhabenen Hinterrand seiner
Seiten um. Innerhalb der Stirnleisten noch zwei kürzere Längs-
leisten, die ebenfalls in den Hinterrand der Clypeusseite einlaufen.
Kopf länger als breit, hinten konkav und nicht breiter als auf der
Höhe der etwas vor der Mitte liegenden Augen, vorn ziemlich stark
verschmälert. Stirnleisten und Fühlergrube wie bei auropunctata,
das Hinterhaupt erreichend. Vom Auge zum Hinterhaupt verläuft
eine Längsleiste, die hinten in das hintere Ende der Stirnleiste um-
biegt. Der Fühlerschaft erreicht nicht ganz den Hinterrand des
Kopfes, dessen untere Seitenecken nach hinten etwas ausgezogen
sind. Thoraxrücken auffallend flach, in beiden Richtungen nur sehr
schwach konvex, vorn ziemlich scharf und geradlinig gerandet, seit-
lich stumpf gerandet, mit scharfen vorderen Pronotumecken. Von
oben besehen ist der Thorax lang trapezförmig, mit geradlinigen
Seiten und mit der breiten Basis vorn. Mesonotum länger als breit;
Basalfläche des Metanotums scharf gerandet, länger als breit, in zwei
starken langen und spitzen Dornen endigend, die viel länger sind
als ihr Zwischenraum, so lang wie die Basalfläche. Nähte kaum
angedeutet. Abschüssige Fläche scharf gerandet, etwas kürzer als
die Basalfläche. Stielehen ungefähr wie bei auropunctata, aber der
erste Knoten kürzer (nicht so diek), kaum länger als breit, der
zweite Knoten 1'!/,mal breiter als lang.
Matt, dicht punktiert-genetzt, auch das Stielehen, die Beine
und der Fühlerschaft; Hinterleib glatt und glänzend. Außerdem
grobe Längsrunzeln in geringer Zahl auf dem Kopf und dem Thorax.
Abstehende Behaarung rötlichgelb, ziemlich lang, auf dem Körper
zerstreut, aber ziemlich regelmäßig verteilt, auf den Gliedern feh-
lend. Pubeszenz sehr spärlich, fast nur auf den Gliedern.
Gelbrot, Fühler und Beine heller. Eine breite braune Quer-
binde auf dem ersten Hinterleibsring.
9. Länge 3:5—3°6 mm. Kopf hinten viel stärker verbreitert
als bei auropunctata und stark ausgerandet. Pronotum mit scharfen
Vorderecken. Thorax nur wenig breiter als der Kopf. Metanotum-
358 A. Forel.
dornen länger und spitzer als bei auropunctata. Erster Knoten
kleiner, viel niedriger und länger gestielt als bei auropunctata;
Hinterleib kleiner. Flügel etwas heller, weniger bräunlich gefärbt.
Skulptur wie beim $, aber auffallenderweise viel weniger Längs-
runzeln als beim 9 von auropunctata; das Mesonotum fast ohne
solche (bei auropunctata« 9 dicht längsgerunzelt). Sonst wie der 8.
Gelbrot, der Hinterleib und zwei Längsbinden auf dem Meso-
notum braun.
d. Länge 34 mm. Oberkiefer etwa vierzähnig, mit kürzerem
Endrand als bei auropunctata, glänzend, mit schwacher Skulptur.
Kopf wie bei auropunctata, aber die Augen bedeutend kleiner und
die Geißel dünner und länger. Thorax viel kleiner, nur etwas breiter
als der Kopf (bei. auropunctata doppelt so breit). Basalfläche des
Metanotums länger als die abschüssige, hinten gerundet in dieselbe
übergehend (bei auropumctata kürzer als die abschüssige, in zwei
sehr scharfen, breiten, zahnartigen Ecken endigend). Abschüssige
Fläche gegen unten besonders scharf gerandet. Erster Knoten viel
niedriger als bei auropunctata, oben seicht konvex in den vorderen
Petiolus fast ohne Grenze übergehend (bei auropunctata fast kubisch,
vorn steil abfallend). Erster Knoten etwas länger als breit, zweiter
kaum breiter als lang (bei auropunctata beide viel breiter als lang,
besonders der zweite). Hinterleib schmal und lang. Die äußeren
Genitalklappen bilden ein langes, ziemlich gerades Dreieck, das
fast doppelt so lang ist als die Breite seiner Basis und dessen Spitze
kaum merklich nach unten gekrümmt ist; sie sind total verschieden
von den langen gekrümmten linearen Fortsätzen der auropunctata
und von den kurzen Dreiecken der sigmoidea Mayr, die kürzer
sind als ihre breite Basis.
Kopf und Thorax matt, dicht punktiert-genetzt, mit wenigen
Runzeln. Stielehen glänzend, schwach genetzt. Hinterleib glatt.
Behaarung und Flügel wie beim 9. Schmutzig gelbbraun, Seiten
des Tliorax, Ende des Hinterleibes und Beine mehr bräunlichgelb.
Fühler, Kiefer, Tarsen und Gelenke: blaßgelblich.
Sao Paulo, Brasilien (Dr. Lutz).
Diese Art ist recht charakteristisch und von allen anderen
scharf zu unterscheiden. Der Polymorphismus ist geringer als bei
auropunctata, aber stärker als bei sigmoidea. Rochai For. in litt. 8
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 359
hat einen hinten viel breiteren Kopf, einen gewölbten Thoraxrücken
und einen viel dünneren ersten Knoten.
Wasmannia Iheringi nov. spec. 9. Länge 2—2'2 mm. Kiefer
glänzend, zerstreut punktiert, zirka fünfzähnig. Clypeus ungekielt.
Kopf gerundet-rechteckig, länger als breit, hinten und vorn verengt
(vorn stärker), mit konvexen Seiten, hinten schwach konkav. Augen
sehr konvex, etwas hinter dem vorderen Kopfdrittel. Stirnfeld drei-
eckig. Stirnleisten bis zu den Hinterhauptecken fortgesetzt, seitlich
dann in die bis hinten fortgesetzte, vor den Augen verlaufende
Wangenleiste umbiegend. Der Fühlerschaft erreicht und überragt
sogar ein klein wenig den hinteren Kopfrand. Die Glieder 2—6
der Geißel der 11gliedrigen Fühler sind wenig dieker als lang.
Das Promesonotum ist der Länge und besonders der Quere nach
stark gewölbt, etwas an Pheidole erinnernd. Das Pronotum hat
hinten oben zwei kleine, fast zahnartige Höcker, ähnlich wie viele
Pheidole-Arten. Kaum eine Andeutung von Einschnürung zwischen
Mesonotum und Metanotum. Promesonotalnaht fehlt, Mesometanotal-
naht undeutlich. Basalfläche des Metanotums viereckig, so breit
als lang, eben, ziemlich deutlich gerandet. Das Metanotum hat
zwei lange, divergierende, nach oben und etwas nach hinten ge-
richtete spitze Dornen, die viel länger als ihr Zwischenraum und so
lang als die Basalfläche sind. Abschüssige Fläche scharf gerandet,
so lang wie die Basalfläche. Erster Knoten schmal, so lang, aber
höher als breit, oben durchaus gerundet, vorn lang gestielt (Stiel fast
1!/,mal so lang wie der Knoten). Zweiter Knoten klein, nur wenig
breiter als der erste und nur wenig breiter als lang. Beine lang.
Hinterleib, Fühler und Beine glänzend, fast glatt, äußerst zart
genetzt. Stielechen schwach glänzend, etwas schärfer genetzt. Alles
übrige matt, dicht punktiert-genetzt. Kopf und Thorax überdies
grob längsgerunzelt-genetzt, nur die lange Fühlergrube und die ab-
schüssige Fläche des Metanotums ohne grobe Skulptur. Sehr fein
und sehr zerstreut gelblich abstehend behaart; Oberseite des Hinter-
leibes, Beine und Fühler ohne abstehende Haare, nur zerstreut und
sehr fein anliegend pubeszent.
Gelbrot, Hinterleib, Oberkiefer, Beine und Fühler gelb.
9. Länge 3'2 mm. Kopf wie beim $. Thorax klein, eher
schmäler als der Kopf. Mesonotum kaum so lang als breit. Hinter
360 A. Forel.
dem Skutellum steiler Abfall. Metanotum wie beim $, aber die
Basalfläche schärfer gerandet. Dornen ebensolang. Stielehen wie
beim &, aber die Knoten etwas breiter und der erste unten
dieker (länger). so daß er mehr konisch von der Seite her aus-
sieht. Skulptur und Farbe wie beim $; das Mesonotum grob und
regelmäßig längsgerunzelt. Abstehende Behaarung reichlicher als
beim $. Die Flügel abgefallen.
Sao Paulo (v. Ihering).
Diese eigentümliche Art gleicht zuerst so sehr einer Pheidole,
daß man fast irregeführt wird. Doch lassen der aufgebogene hintere
Clypeusrand, die Form des 9, die Stirnleisten ete. keinen Zweifel,
daß es sich um eine etwas abweichende Art Wasmannia handelt.
Ochetomyrmex Mayri nov. spec. $. Länge 1'7—1'9 mm.
Oberkiefer ziemlich glänzend, mit undeutlicher feiner Skulptur,
vorn mit zwei starken Zähnen, hinten mit ziemlich scharfem End-
rand und mit viel konvexerem Außenrand als semipolitus. Clypeus
wie bei semipolitus, mit drei Kielen. Kopf vorn schmäler, hinten
breiter und breit ausgerandet, kaum länger als breit. Stirnfeld scharf
dreieckig. Augen mittelstark, in der Mitte der Kopfseiten. Der
Fühlerschaft der l1gliedrigen Fühler erreicht etwa das hintere
Sechstel des Kopfes. 2. bis 7. Geißelglied viel dicker als lang. Pro-
mesonotum konvex, vorn etwas breiter als lang, ohne Naht, vorn
nicht, seitlich nur stumpf gerandet. Eine enge, aber ziemlich tiefe
Einschnürung zwischen Mesonotum und Metanotum. Basalfläche des
Metanotums fast quadratisch, etwas länger als breit, scharf gerandet,
ganz vorn steil, aber gerundet in die Einschnürung abfallend, hinten
mit zwei dreieckigen Zähnen. Abschüssige Fläche gerandet, viel
kürzer als die Basalfläche, unten mit einer Andeutung von Meta-
notalzähnen. Erster Knoten etwas schuppenartig, hoch, zweimal so
breit als lang, viel höher als diek (oder lang), oben gerundet, vorn
breit und ziemlich kurz gestielt. Zweiter Knoten gerundet, breiter
als der erste, breiter als lang. Beine mäßig kurz. Schenkel nicht
merklich verdickt (bei semipolitus sind die Schienen viel dieker
und die Schenkel nach der Mitte etwas verdickt).
Kopfseiten längsgerunzelt. Metanotum und Thoraxseiten dicht
punktiert-genetzt und matt. Promesonotumscheibe und die beiden
Stielehenknoten schwach glänzend, scharf genetzt. Der übrige Teil
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 361
des Kopfes und die Glieder glänzend, schwach genetzt. Hinterleib
glatt. Der Körper zerstreut, stumpf und ziemlich kurz gelblich be-
borstet. Glieder nur fein anliegend behaart.
Braun; Hinterleib, Fühler, Beine und Kiefer mehr braungelb
(Hinterleib oft gelbbraun).
Sao Paulo (v. Ihering).
Eher größer als semipolitus und ganz anders gefärbt. Semi-
politus Mayr hat viel kürzere und dickere, schief abstehend be-
haarte Beine. Die Thoraxeinschnürung ist bei semipolitus etwas
schwächer, das Promesonotum weniger konvex, aber stärker ge-
randet, der erste Knoten niedriger. Die Stirnleisten sind bei semi-
politus weiter und schärfer nach hinten fortgesetzt, nicht diver-
gierend. Bei Mayri ist nur ein undeutlicher Seitenkiel vorhanden,
mithin kein deutlicher (nur ein sehr unscharf angedeuteter) Serobus
für den Fühlerschaft zu sehen. Der Kopf ist auch hinten viel
breiter als bei semipolitus.
Ich verdanke einen Typus von semipolitus meinem nun ver-
storbenen Freunde Prof. Mayr, dem ich die neue Art der von ihm
gegründeten Gattung widme.
Monomorium minutum Mayr nov. subspec. brasiliense. }.
Länge 15—1'6 mm. Unterscheidet sich vom Arttypus und von der
subspec. minimum Buckley durch den hohen, etwas schuppenartigen
(dünnen, d. h. kurzen) zweiten Knoten. Die Augen liegen in der
Mitte der Kopfseiten. Der Kopf ist etwas schmäler als bei mini-
mum, der Fühlerschaft etwas kürzer, die abstehende Behaarung
reichlicher und kürzer am Körper (null an den Gliedern). Hell-
braun, viel heller als minimum; Fühler, Beine und Kiefer gelblich.
Sieht dem Typus des minutum, mit Ausnahme des hohen zweiten
Knotens, am ähnlichsten; aber das Metanotum ist länger, wie bei
minimum.
Rio de Janeiro (Dr. C. Naegeli).
Monomorium (Martia) Heyeri For. 3 minor. Rio Grande do
Sul (v. Ihering). Diese Art gehört, gleichwie M. rastratum Mayr,
zur Untergattung Martia For., da sie nur 11 Fühlerglieder hat.
Pogonomyrmex (Ephebomyrmex) Naegelüü For. $. Sao Paulo
(v. Ihering).
362 A. Forel.
Solenopsis brevipes Em. 8. Rio Grande do Sul (v. Ihering).
Solenopsis geminata‘ F. 8, 9. Paraguay (Fiebrig), Sao Paulo
(v. 1hering).
Solenopsis geminata F. var. diabola Wheeler. Sao Paulo (v. Ihe-
ring).
Solenopsis geminata F. var. incrassata nov. var. $. Dem Art-
typus identisch, aber die Augen etwas kleiner und flacher und vor
allem der erste Stielehenknoten viel dicker, oben gerundet, beim
kleinen $® so diek als hoch, beim großen etwas weniger (4 mm
länger); er ist vor allem oben fast so dick als an der Basis.
Sao Paulo (v. Ihering).
Solenopsis Iheringi nov. spec. &. Länge 1'3—3'2 mm. %
major. Kiefer glatt, zerstreut punktiert, ohne Spur von Streifung.
Clypeus wie bei Wasmanni Em., etwas stärker vorgezogen, mit noch
höheren, einander noch näheren Längskieler, die nach vorn stärkere
Zähne bilden. Seitlich von diesen Zähnen je ein sehr kleiner zahn-
artiger Vorsprung. In der Mitte zwischen beiden Zähnen ragt unten
ein mittlerer, ziemlich spitzer Zahn hervor, der zweifellos durch die
zahnartig verlängerte Oberlippe (Labrum) gebildet wird. Die Längs-
kiele sind nicht so weit hinten zwischen den Stirnleisten fortgesetzt
als bei Wasmanni. Kopf viereckig, hinten etwas konkav, etwas
breiter als lang, vorn etwas verschmälert (weniger als bei Was-
manni). Der kurze, etwas gebogene und abgeflachte Fühlerschaft
erreicht etwa das hintere Kopfdrittel. Die zwei Endglieder so lang
als die ganze übrige Geißel. Geißelglieder 2—7 viel dicker als
lang, die mittleren doppelt so dick als lang. Augen klein wie bei
Wasmanni. Thorax wie bei Wasmanni, aber noch stämmiger;
Pronotum (ohne Hals) fast doppelt so breit als lang. Thoraxrücken
ohne Einschnitt (nur starke Naht), Basalfläche des Metanotums nur
ein wenig länger als die abschüssige. Erster Stielchenknoten breit,
schuppenartig, gut doppelt so hoch als diek (ohne Stiel), 3—4mal
breiter als lang, noch viel dünner und breiter als bei geminata F.,
von hinten besehen rundlich, mit einem viel dünneren vorderen
Stiel als bei Wasmanni und geminata. Zweiter Knoten wie bei
Wasmanni, fast nicht breiter als der erste, etwa doppelt so breit
als lang, seitlich gerundet. Hinterleib kurz, vorn etwas konkav.
Beine kurz, im Verhältnis erheblich kürzer als bei Wasmannt.
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 863
Der ganze Körper glatt, aber regelmäßig, mäßig abstehend
grob punktiert. Auf dem Kopf sind die Punkte sehr scharf, grob,
regelmäßig voneinander entfernt; auch auf dem Hinterleib sind sie
grob und regelmäßig, obwohl weniger groß und tief als auf dem
Kopf. Auf den Knoten sind sie länglich und unregelmäßig. Ab-
stehende Behaarung gelblich, etwas kürzer, aber mindestens so
reichlich an Körper und Gliedern wie bei Wasmanni. Pubeszenz
fast null.
Hell kastanienbraun, teilweise rötlichbraun. Kiefer und erster
Knoten gelblichbraun. Hinterleib und Glieder rötlichgelb.
8 minor und media. Beim kleinen Arbeiter ist die Punk-
tierung viel feiner und zerstreuter, die Körperfarbe ganz gelb und
das erste Stielchenglied etwas dicker, aber viel dünner wie bei
Wasmanni $ minor. Der Kopf ist rechteckig, etwas länger als
breit. Sonst wie der $ major, aber etwas spärlicher behaart. Bei
mittleren Arbeitern zeigt der Kopf vorne, zwischen den Punkten,
an Stirne, Wangen, Scheitel und Kopfseiten eine lose, feine, aber
recht deutliche Längsstreifung, die auffälligerweise beim ® major
und minor fehlt.
d. Länge 47 mm. Kiefer dreizähnig. Kopf nicht so breit
wie bei Wasmanni. Erstes Geißelglied breiter als lang, alle anderen
viel länger als breit (bei Wasmanni ist das dritte so breit als lang).
Thorax wie bei Wasmanni. Erster Knoten durchaus schuppen-
förmig, oben scharfrandig (bei Wasmanni stumpf) und breit aus-
gerandet. Zweiter Knoten seitlich stumpf kegelförmig ausgezogen
(bei Wasmanni © gerundet).
Kopf matt, dicht gerunzelt genetzt (bei Wasmanni ziemlich
glänzend, mit schwacher Skulptur). Auch das Mesonotum teilweise
dicht längsgerunzelt oder genetzt und zum Teil matt. Dichter ab-
stehend behaart als Wasmanni. Schwarz, Fühler und Beine gelblich-
braun; Hüfte und Schenkel braun. Flügel wasserhell.
Sao Paulo (v. Ihering).
Von Wasmanni und von der auch nahe verwandten Germaini
Em. vor allem durch den dünnen ersten Knoten, durch die Skulptur
und durch die spitze, zahnartige Oberlippe unterschieden.
Solenopsis tenwis Mayr. , 9. Sao Paulo und Estanca Ruiz da
Serra, Sao Paulo (v. Ihering).
364 A. Forel.
Solenopsis decipiens Em. var. scelesta nov. var. $. Länge 16
bis 17 mm. Rötlichgelb bis gelbrötlich, dunkler und lebhafter ge-
färbt als der Arttypus. Thoraxausrandung mindestens so stark wie
beim Arttypus, viel stärker als bei der var. abjecta«a Em. Fühler-
schaft etwas kürzer und Augen etwas größer als beim Arttypus.
Sonst gleich und besonders der var. abjecta Em. ähnlich.
Sao Paulo (v. Ihering).
Solenopsis corticalis For. nov. subspec. Margotae. 8. Länge
13—1'6 mm. Etwas dunkler gelb als die Stammart, mit etwas
breiterem Kopf. Der Clypeus hat zwei stärkere, längere Zähne
(bei corticalis und subspec. amazonensis For. sind die Zähne durch
zwei Ecken ersetzt; dazwischen ist der Vorderrand des Clypeus
ausgerandet). Zweites Stielchenglied etwas länger (weniger kompri-
miert). Hinterleib wie bei der subspec. amazonensis For., vorn nicht
so verschmälert wie beim Arttypus.
9. Länge 3:8—4:1mm. Kopf: breiter als bei der Stammart,
Olypeuszähne noch stärker als beim $. Seitlich von denselben
bildet noch der Vorderrand des Clypeus einen vortretenden Wulst
(da, wo einige andere Arten, z. B. tetracantha Em., einen zweiten
Zahn haben). Thorax breiter als bei der Stammart, so breit wie
der Kopf. Kiefer vierzähnig wie beim $ und bei der Stammart.
Der Fühlerschaft erreicht nicht ganz den Hinterhauptrand. Flügel
wasserhell. Metanotum mit zwei schwachen Beulen, die bei der
Stammart fehlen. Knoten etwas höher, sonst gleich. Skulptur und
Behaarung gleich, aber die Haare etwas länger.
Braun. Kopf, Kiefer und Glieder von einem leicht bräunlichen
Geib (die Stammart ist gelb).
Sao Paulo (v. Ihering).
Besonders das 9 ist von der Stammart verschieden. Vielleicht
eine eigene Art. Auch nahe Helena Em., aber der Fühlerschaft
kürzer, die Farbe dunkler, der Thorax weniger eingeschnürt ete.;
das Q ist viel größer und anders gefärbt.
Solenopsis picta Em. subspee. Gensterblumi For. $. Sao Paulo
(v. Ihering).
Solenopsis Franki nov. spec. $. Länge 1’7—1'8mm. Außer-
ordentlich nahe basalis For., unterscheidet sich aber durch das
längere und schmälere Metanotum, das etwa so ist wie bei sitrieta
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 365
Em., tenuis Mayr ete., ebenso wie durch den etwas tieferen Thorax-
einschnitt. Der Clypeus ist wie bei basalis, aber mit etwas stumpfe-
ren Zähnen. Das Promesonotum ist auch etwas schmäler und länger
als bei basalis, doch im Verhältnis zum Metanotum nicht so lang.
Das erste Stielchenglied, sowohl Petiolus als Knoten, ist auch etwas
länger als bei basalis; der Knoten außerdem etwas höher und nur
sehr wenig schmäler als der zweite Knoten (dadurch von strieta
Em. unterschieden, der diese Art sonst sehr nahe steht). Der zweite
Knoten so lang als breit (bei basalis breiter). Der rechteckige
Kopf ist etwas länger, mit weniger konvexen Rändern als bei ba-
salis. Der Fühlerschaft erreicht etwa das hintere Kopffünftel, un-
gefähr wie bei basalis; die Augen sind gleich, ebenso Behaarung,
Skulptur und Farbe, aber der Hinterleib ist gelb, mit einer in der
Mitte abgeschwächten oder fast unterbrochenen braunen Binde
(ähnlich wie bei Leptothorax interruptus, aber weniger unterbrochen).
Von tenwis Mayr durch die blaß rötlichgelbe Farbe und vor allem
durch die langen (dieken) Knoten, von laeviceps Mayr dureh die
etwas geringere Größe, spärlichere Behaarung, andere Farbe, die
kürzeren Clypeuszähne und die kürzeren Beine unterschieden. Sonst
ist die Form des Thorax und der Knoten denjenigen von laeviceps
sehr ähnlich. COlytemnestra Em. hat einen viel kürzeren Kopf mit
konvexen Seiten, einen im Profil oben fast kantigen und nicht
breit gerundeten Knoten sowie ein kürzeres Metanotum; sie steht
der basalis näher als der F'rankt.
Sao Paulo (v. Ihering).
Solenopsis Franki nov. subspec. Idae. %. Länge 2—2'1 mm.
Größer und noch schlanker als die typische Franki. Blaß rötlich-
gelb, Hinterleib heller und ganz gelb. Beide Stielchenknoten gleich-
breit, noch länger als beim Arttypus; der erste deutlich länger als
hoch, der zweite, von der Seite gesehen, etwas länger als hoch.
Der erste Knoten so lang als bei stricta und im Profil gleich aus-
sehend, aber doppelt so breit. Der Clypeus hat vorn vier vor-
stehende Ecken, deren mittlere kaum und deren seitliche erst recht
nicht zahnartig sind. Der Fühlerschaft erreicht das hintere Sechstel
des Kopfes. Kopf und Thorax sonst genau wie beim Arttypus,
aber beide etwas länger und schmäler im Verhältnis. Kopf vorn eher
etwas breiter als hinten, mit geradem Hinterrand.
366 A. Forel.
Sao Paulo (v. Ihering).
Diese Unterart ist erst recht mit laeviceps verwandt, ebenso
groß, aber schmäler, mit anderem Clypeus und anders gefärbt, auch
weniger behaart und mit kürzeren Beinen. Strieta Em. ist kleiner,
dunkler und mit viel schmälerem ersten Knoten.
Trotz allem Widerwillen gegen die Vermehrung kleiner Sole-
nopsis-Arten mußte ich diese neue Art aufstellen, da sie mit keiner
der bestehenden genügend übereinstimmt.
Oremastogaster Montezumia Sm. $, 9. Sao Paulo (v. Ihering).
Oremastogaster Montezumia Smith var. ramulinida For. ®.
Sao Paulo (v. Ihering).
Oremastogaster quadriformis Rog. 3, d'. Sao Paulo und Ypi-
ranga, Sao Paulo (v. Ihering).
Oremastogaster victima Smith. $, 9, d’. Rio grande do Sul
(v. Ihering).
Der $ entspricht recht gut dem Typus, den ich von Prof. Mayr
erhielt. Q@ und J’ sind dagegen denjenigen der subspec. alegrensis
For. ganz ähnlich. Da alegrensis nur. durch längere Dornen und
ein konvexeres Mesonotum vom Typus abweicht, dürfte es nur als
Varietät gelten. Bei Steinheik For. sind dagegen 9 und d’ total
verschieden, so daß diese Form mindestens als Unterart, wenn nicht
als Art zu gelten hat.
Oremastogaster Göldii For. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Oremastogaster Rochai For. $, d. Sao Paulo (v. Ihering).
Oremastogaster curvispinosa Mayr. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Oremastogaster crinosa Mayr. $, C‘. Rio Grande do Sul (v. Ihe-
ring).
Oremastogaster limata Smith. $. Sao Paulo und Ruiz da Serra
(v. Ihering;).
Cremastogaster Iheringi nov. spec. 9. Länge 2:4—3 mm.
Kiefer glänzend, vierzähnig, mit wenigen Punkten und Streifen.
Kopf gerundet viereckig, mit konvexen Seiten, hinten schwach aus-
. gerandet. Vorderrand des Clypeus nicht ausgerandet. Augen konvex,
hinter der Mitte. Der Fühlerschaft erreicht gerade den Hinterhaupt-
rand. Fühlerkeule ziemlich deutlich zweigliedrig. Pronotum, von
oben gesehen, trapezförmig, seicht nach vorn abfallend, seitlich
ziemlich scharf gerandet, oben etwas abgeflacht, bedeutend breiter
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 367
als lang. Das Mesonotum ist etwas breiter als lang, vorn breiter,
das Trapez des Pronotums fortsetzend, abgeflacht, kaum konvex,
scharf gerandet, respektive mit zwei Längskielen, die zugleich den
Rand bilden und vorn etwas einwärts vom Pronotumrand endigen.
Promesonotalnaht deutlich sichtbar. Mesometanotalnaht zwar scharf,
aber ohne eine Ausrandung des Thoraxrückens zu bilden. Basal-
fläche des Metanotums scharf doppelt gerandet, etwas breiter als
lang. Der obere Rand läuft in den Randkiel des Mesonotums, der
untere Rand in den Seitenrand des Pronotums über. Beide Ränder
laufen hinten zusammen in den nach hinten und wenig nach oben
gerichteten spitzen, dünnen Dorn über, der etwa zwei Drittel so
lang ist wie der Zwischenraum. Von der Promesonotalnaht an fällt
der Thoraxrücken regelmäßig und langsam bis zu den Dornen ab.
Letztere divergieren mäßig. Abschüssige Fläche scharf gerandet.
Erstes Stielchenglied quadratisch, vorn mit gerundeten, hinten mit
scharfen, fast zahnartigen Ecken, etwa wie bei guadriformis Rog.
Zweites Stielchenglied breiter als lang (bei den Stücken aus Rio
Grande do Sul fast doppelt so breit als lang), mit einer sehr schwachen,
seichten Mittelrinne. Hinterleib herzförmig, hinten sehr spitz.
Dicht punktiert-genetzt und glanzlos (auch das Stielehen und
die abschüssige Fläche des Metanotums). Hinterleib und Glieder
seicht genetzt und ziemlich glänzend. Außerdem einzelne lose Längs-
runzeln auf dem Clypeus, auf der Stirne, auf den Wangen und auf
dem Thoraxrücken. Die Stücke aus Sao Paulo sind nicht ganz
matt, besonders der Kopf ist schimmernd, weniger tief punktiert-
genetzt. Ziemlich kurz, steif, stumpf und zerstreut, an den Schienen
und dem Fühlerschaft vereinzelt hellgelb abstehend beborstet. An-
liegende Behaarung nur an den Gliedern und nur zerstreut.
Braun oder rötlichbraun, Hinterleib dunkler braun. Beine und
Vorderkopf bräunlichrot. Kiefer bräunlichgelb.
Q. Länge 4—4'2 mm. Thorax schmäler als der Kopf. Meta-
notum mit zwei ziemlich spitzen, dreieckigen Dornen. Mesonotum
und Skutellum sowie der Rücken des zweiten Stielchengliedes
glänzend und ziemlich glatt wie der Hinterleib. Im übrigen ist die
Skulptur und alles andere wie beim $. Die Flügel fehlen.
28. Eine Art Pseudogyne oder ergatomorphes 9 ist in einigen
Stücken vorhanden. Länge 25—3'5 mm. Das Mesonotum ist bei
368 A. Forel.
einzelnen Individuen stärker, bei anderen weniger angeschwollen,
so daß fast alle Übergänge vom $ zum 9 vorhanden sind. Auch
die Entwicklung des Hinterleibes hält ungefähr die Mitte zwischen
beiden.
Rio Grande do Sul und Sao Paulo (v. Ihering).
Durch die Thoraxform und die Skulptur sehr ausgezeichnet,
auch die Behaarung charakteristisch.
Cremastogaster Bingo nov. spec. 9. Länge 2:3—3'3 mm.
Die vierzähnigen Kiefer gestreift, gegen den Endrand zu glatt und
zerstreut punktiert. Vorderrand des Clypeus in der Mitte gerade.
Kopf etwas (sehr wenig) länger als breit, hinten deutlich, obwohl
wenig schmäler als vorn, hinten gerundet, mit sehr undeutlichem
Hinterrand und konvexen Seiten. Augen sehr konvex, etwas hinter
der Mitte. Eine sehr seichte, etwas undeutliche Mittelrinne verläuft
vom Hinterhaupt nach vorn fast bis zur Stirnrinne. Stirnleisten
äußerst kurz und schwach entwickelt, Stirnfeld länglich. Der Fühler-
schaft überragt den Hinterhauptrand um etwas mehr als !/, seiner
Länge. Die kürzesten Geißelglieder mindestens so lang als dick.
Keule sehr deutlich dreigliedrig (das drittletzte Glied fast doppelt
so lang und viel dieker als das vorhergehende und gut ?/, so lang
wie das vorletzte). Pronotum konvex, ohne Rand, vorn kaum
breiter als hinten. Promesonotalnaht sehr scharf. Mesonotum vorn
das Pronotum überragend, dann abfallend; so lang wie das Pro-
notum, mit zwei Längsleisten, zwischen denselben flach. Thorax-
profil zwischen Mesonotum und Metanotum scharf, aber schmal
eingeschnitten, ohne Zahn. Basalfläche des Metanotums ohne
scharfen Rand, breiter als lang, hinten breiter als vorn, in zwei
langen, spitzen, divergierenden Dornen endigend, die fast so lang
sind wie ihr Zwischenraum; auch die abschüssige Metanotumfläche
ohne scharfen Rand. Erstes Stielehenglied rechteckig, länger als
breit, sonst wie bei guadriformis, hinten mit je einem stumpfen
Zähnchen. Zweites Stielchenglied breiter als lang, quer rechteckig,
in der Mitte mit einer breiten Rinne oder Ausrandung. Hinterleib
vorn breit, hinten länglich und sehr stark zugespitzt. Beine lang.
Ziemlich fein und dicht punktiert-genetzt und fast matt oder
nur schimmernd (auch die abschüssige Metanotumfläche und das
Stielchen). Hinterleib und Glieder schwach genetzt, glänzend.
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 569
Einige wenige Längsrunzeln am Clypeus, auf den Wangen und auf
den Thoraxseiten. Pronotum und Mesonotum gröber genetzt; be-
sonders vorn am Mesonotum einige recht grobe, tiefe Maschen.
Ziemlich sparsam, lang und ziemlich fein weißgelblich abstehend
behaart. An den Gliedern sind die Haare kürzer und etwas schief.
Anliegende Behaarung fast null.
Braunschwarz; Fühler, Beine und Kiefer braun.
Sao Paulo (v. Ihering).
Nahe evallans For., aber durch die Kopfform, den schlankeren
Körper und die längeren Fühler und Beine zu unterscheiden. Bei
evallans ist der Kopf quadratisch mit deutlichem Hinterrand, hinten
eher breiter als vorn. Übrigens ist Bingo mit dieser Art und auch
mit guadriformis nahe verwandt. Vom letzteren leichter noch durch
die Kopfform, das längliche erste Stielchenglied, das Fehlen der
Zähnchen in der Thoraxeinschnürung ete. zu unterscheiden.
Cremastogaster brevispinosa Mayr subspee. tumulifera For. 3.
Sao Paulo (v. Ihering).
Zwei $ unterscheiden sich durch den Kopf, der viel konvexere
Seiten hat, weniger quadratisch und hinten schmäler ist. Die Thorax-
einschnürung ist auch schwächer und der Metanotumhöcker undeut-
lich (nov. var. fautrix).
Oremastogaster Lutzi For. nov. var. florida. %. Länge 27 bis
33 mm. Unterscheidet sich vom Arttypus wie folgt: Dunkelbraun,
Kopf und Thorax braunschwarz, Tarsen und Gelenke heller. Kopf-
seiten und zum Teil die Stirn matter; Backen und Kopfseiten fein
längsgerunzelt und genetzt. Thorax deutlich schlanker und in der
Mitte stärker eingeschnürt. Pronotum oben etwas mehr abgeflacht,
Metanotum und Dornen etwas länger.
Sao Paulo, in Bambusröhren (Dr. Lutz).
Oremastogaster distans Mayr var. corticicola Mayr. $%. Sao
Paulo (v. Ihering).
Öremastogaster distans Mayr nov. subspec. parviceps. 3.
Länge 26—3'1mm. Der subspee. paraensis For. äußerst ähnlich
und fast ebenso dunkel schwarzbraun gefärbt. Unterscheidet sich
aber wie folst:
Der Kopf ist schmäler, etwas länger als breit, hinter den Augen
etwas schmäler als vorn (bei paraensis quadratisch, wie bei den
Z. B. Ges. 58. Pd. 24
370 A. Forel.
übrigen Subspezies von distans), hinten auch etwas gerundeter.
Mesonotum stärker buckelig erhöht wie bei corticicola, aber dafür
mit nur sehr stumpfen undeutlichen Längsleisten, hinten steil ab-
fallend. Basalfläche des Metanotums kürzer als bei paraensis und
nicht so flach, sondern vorn .etwas gewölbt, wodurch eine deut-
lichere Thoraxeinschnürung entsteht. Dornen noch kürzer, kaum
länger als ihre breite Basis, aber spitz. Stielehen genau wie bei
paraensis, höchstens sind die Seiten des ersten Gliedes weniger kon-
vex, ungefähr parallel und ist das zweite Glied etwas weniger breit.
Skulptur wie bei paraensis, aber der Kopf ist nicht so glatt,
sondern sehr fein längsgerunzelt-genetzt, teilweise schimmernd
(manchmal mehr glänzend) und mit etwas schärferen zerstreuten
Punkten. Abstehende Behaarung ebenso zerstreut, etwas kürzer.
Ganz dunkelbraun bis schwarzbraun oder braunschwarz, Thorax
und Glieder kaum heller. Kiefer bräunlichgelb.
Sao Paulo (v. Ihering).
Pheidole fallax subspee. arenicola Em. 8, 4,9. (= Ph. fallax-
Jelskii var. arenicola Em.) Rio Grande do Sul (v. Ihering). Diese
Form steht der fallax i. sp. mit ihrem größeren, hinten stärker ge-
spaltenem Kopf und ihrer stärkeren Skulptur viel näher als der
Jelskii, welcher sie Emery als Varietät angegliedert hatte. Der
Kopf ist im Verhältnis noch größer als bei fallax i. sp. und hinten
breiter, die Skulptur gröber, der Hinterleib fast ganz matt und die
Farbe dunkler rostrot.
Pheidole Emeryi Mayr. 2, 8. Sao Paulo (v. Ihering).
Pheidole aberrans Mayr. %, 8. Sao Paulo (v. Ihering).
Pheidole Risii For. 4, %. Sao Paulo und Rio Grande do Sul
(v. Ihering). |
Pheidole Gertrudae For. 8. Sao Paulo (v. Ihering).
Pheidole Radoszkowskii Mayr. 4, 9, 8. Sao Paulo (v. Ihering),
Paraguay (Fiebrig).
Pheidole Radoszkowskii Mayr var. parvinoda For. 1, 8. Sao
Paulo (v. Ihering).
Farbe etwas heller als beim Typus der Varietät aus Ceara.
Außer dem schmäleren Stielehen ganz wie die Stammatt.
Pheidole lignicola Mayr nov, var. levocciput. %, 8, d‘. Der
9. unterscheidet sich vom Arttypus durch die glänzenden, ziemlich
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. at
glatten Hinterhauptlappen. Sonst alles gleich. Der % ist dem Art-
typus ganz gleich.
d’. Länge 29 mm. Kiefer breit, vierzähnig. Gelbbräunlich.
San Bernardino, Paraguay (Fiebrig). In feuchter Gartenerde.
Die Ph. Anastasii Em. und die Ph. Göldü For. stehen der
lignicola sehr nahe und sind vielleicht nur Unterarten derselben.
Pheidole rufipilis nov. spec. ?!. Länge 35— 23:6 mm. Kiefer
glänzend, glatt, zerstreut punktiert, außen an der Basis eingedrückt
und längsgestreift, vorn mit zwei Zähnen. Clypeus in der Mitte
stark ausgerandet, hinter dem Vorderrand der ganzen Breite nach
quer eingedrückt, mit einem sehr schwachen Mittelkiel. Kopf vier-
eckig, so breit als lang, mit konvexen Seiten, hinten stark aus-
gerandet, mit einer in die Stirnrinne übergehenden okzipitalen
Mittelrinne, hinten wenig breiter als vorn (bei einer Varietät, nov.
var. laevinota, hinten breiter). Augen am vorderen Kopfdrittel.
Der Fühlerschaft überschreitet das hintere Kopfdrittel (erreicht fast
das hintere Viertel). Alle Geißelglieder länger als dick (die mittleren
nur wenig). Die oberen Pronotumhöcker etwas schwächer als bei
pubiventris Mayr. Zwischen Pronotum und Mesonotum ein leichter
Quereindruck (deutlicher als bei pubwentris). In der Mitte des
Mesonotums ein sehr tiefer Einschnitt (tiefer als bei pubiventris)
und hinter demselben ein hoher Wulst. Metanotum wie bei pubi-
ventris, aber die Einschnürung weniger tief, die Basalfläche etwas
länger, länger als die abschüssige, mehr flach und die Dornen
kürzer, nur halb so lang wie ihr Zwischenraum. Stielchen wie bei
pubiventris, aber die beiden Knoten, besonders der zweite, deutlich
schmäler. Beine wie bei pubiventris. Im Verhältnis zum Körper
ist der Kopf etwas kleiner als bei pubiventris.
Kopf, besonders bei der var. laevinota, weitläufig längsgerunzelt,
dazwischen genetzt; Clypeus, Mitte der Stirne und beide Hinter-
hauptlappen ungefähr glatt. Beim typischen 9 gibt es weniger
Runzeln, dafür eine stärkere netzartige Punktierung, auch am Thorax
und Stielechen; diese Teile sind dann mehr matt. Thorax weitläufig
quergerunzelt, die Seiten, das Metanotum und das Stielehen mehr
genetzt oder punktiert-genetzt. Hinterleib und Glieder beim 2: glatt.
Der ganze Körper ziemlich reichlich mit groben, aber spitzen, mäßig
langen, fuchsroten abstehenden Haaren bedeckt, die an den Gliedern
24*
\
372 A. Forel.
sehr spärlich sind. Anliegende Behaarung an den Gliedern lang
und etwas schief, am Körper fast null.
Braunschwarz, Kiefer, Stirnleisten, Tarsen, Gelenke, Geißel,
Vorderrand des Kopfes und des Pronotums sowie einige Flecke der
Seiten von Thorax und Stielehen rötlich oder rötlichgelb.
8. Länge 2'4—2'6 mm. Kopf erheblich länger als breit, läng-
lich rechteckig, mit deutlichem Hinterrand (bei pubiventris hinten
allmählich verschmälert, ohne Hinterrand); doch ist der Hinterrand
nicht so scharf als bei indistincta For., wo der Kopf außerdem
quadratisch, so breit als lang ist. Der Fühlerschaft überragt den
Hinterrand des Kopfes um etwa !/, seiner Länge (um gut !/, bei
pubiventris). Thorax etwas stämmiger als bei pubiventris, Dornen
etwas kürzer. Thorax und Stielchen sowie die Kopfseiten dicht
punktiert-genetzt und matt. Bei der var. Zevinota sind die Scheibe
des Pronotums, die Oberseite der Knoten und die Kopfseiten glän-
zend und fast glatt, nur die Wangen und Fühlergruben gerunzelt.
Hinterleib und der übrige Kopf glatt.
Behaarung und Farbe wie beim %, aber die hellen Teile
matter rötlichgelb.
Sao Paulo (v. Ihering).
Die nov. var. levinota an der gleichen Lokalität (v. Ihering).
Diese Art steht pubiventris Mayr und indistincta For. äußerst
nahe. Von beiden unterscheidet sie ihre ziemlich grobe fuchsrote
Behaarung. Bei pubiventris ist die feinere gelbliche abstehende
Behaarung am Körper spärlicher und an den Gliedern reichlicher,
bei indistincta sehr spärlich überhaupt. Von letzterer unterscheidet
sie noch der längliche Kopf des $ und die schmalen Knoten des %,
während der deutliche Hinterrand des Kopfes beim ® sie von pubi-
ventris unterscheidet.
Pheidole rufipilis For. nov. var. divexa. 9. Länge 34 mm.
Kopfform des Arttypus; Skulptur ähnlich wie bei var. levinota;
Behaarung schwächer als bei beiden. Die Pronotumscheibe, der
Scheitel und die Mitte der Stirne sind glatt, ohne Runzeln (teil-
weise gerunzelt bei var. levinota). Farbe mehr hellbraun. Sonst
gleich.
8. Länge 2—2°3 mm. Kopf schmäler und länglicher noch als
beim Typus der Art und bei der var. levinota, mit weniger deut-
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 375
liehem Hinterrand. Skulptur wie bei var. levinota. Behaarung und
Farbe wie beim X.
d‘. Länge 45 mm. Kiefer zweizähnig. Kopf hinten trapez-
förmig verschmälert. Fühlerschaft mehr als zweimal so lang als
breit. Thorax breit, viel breiter als der Kopf. Die kurze abschüssige
Fläche des Metanotums ist senkrecht, etwas ausgehöhlt, seitlich und
teilweise oben scharf gerandet.
Sao Paulo (v. Ihering).
Pheidole perversa nov. spec. ?!. Länge 3:5—3'°8 mm. Der
pubiventris Mayr subspee. cearensis For. äußerst ähnlich und gleich
gefärbt, aber der etwas breitere und deutlicher plattgedrückte
Fühlerschaft erreicht nieht das hintere Kopfdrittel und steht dem
Auge näher als der Hinterhauptecke (bei cearensis der Hinterhaupt-
ecke näher). Geißelglieder 4—3 fast so diek als lang. Die Pro-
notumhöcker sind stumpfer und kleiner, der Thorax zwischen Pro-
notum und Mesonotum ist kaum eingedrückt, der Quereindruck in
der Mitte des Mesonotums viel schwächer, die Einschnürung zwischen
Mesonotum und Metanotum viel tiefer, die Dornen sehr kurz, kaum
länger als an der Basis breit und die Stielehenknoten viel schmäler,
etwa wie bei rufipilis. Der Hinterleib ist vorn weniger gestutzt
und hat keine anliegende Pubeszenz.
Skulptur, Farbe, Behaarung und Kopfform sind genau wie
bei pubiventris-cearensis, aber die Haare etwas kürzer und die-
jenigen der Schienen nur schief abstehend.
8. Länge 2:2—2‘4 mm. Kopf schmäler als bei pubiventris-
cearensis, mit einem jener Form fehlenden, jedoch undeutlichen
Hinterrand. Der Fühlerschaft überragt den Kopfhinterrand um
kaum /, seiner Länge (um gut !/, bei cearensis).. Im übrigen
gleiche Unterschiede wie beim 2. Am Metanotum zwei spitze Zähne
oder sehr kurze Dörnchen.
Rio Grande do Sul (v. Ihering).
Diese Art ist vielleicht nur eine Subspezies von pubiwentris.
Da jedoch der Fühlerschaft so viel kürzer ist und das Hauptmerkmal
der Pubeszenz am Hinterleib fehlt, habe ich provisorisch eine Art
daraus gemacht, um weniger Verwirrung zu stiften.
Pheidole angusta nov. spec. ?!. Länge 3°3—3°6 mm. Kiefer
glatt, sehr zerstreut punktiert. Clypeus in der Mitte breiter und
374 A. Forel.
weniger tief ausgerandet als bei rufipilis und pubiventris. Kopf im
Verhältnis zum Körper auffallend klein, kaum 1'2 mm breit und
ebenso lang, mit konvexen Seiten, hinten nicht breiter als vorn
und ziemlich breit und seicht ausgerandet (etwa wie bei pubiventris
Timmüi). Der Fühlerschaft überschreitet das hintere Kopfviertel,
ohne das hintere Fünftel ganz zu erreichen. Geißelglieder 5—7
kaum länger als diek. Thorax wie bei rufipilis und mit ebenso
tiefen Einschnitten, aber schmäler und länger (schlanker); der Meso-
metanotaleinschnitt sogar tiefer. Dornen kürzer (wie die Hälfte
ihres Zwischenraumes). Stielehen wie bei rufipilis (schmäler als
bei pubiventris), Hinterleib vorn nicht so gestutzt wie bei dieser
Art. Beine eher länger als bei rufipilis und pubiventris.
Kopfseiten vor den Augen weitläufig längsgerunzelt, dazwischen
glatt. Metanotum und Mesonotum fein genetzt, mit Querrunzeln,
schwach glänzend; alles andere glatt und glänzend. Behaarung
ähnlich und ähnlich verteilt wie bei rufipilis, etwas spärlicher und
heller. Hinterleib ohne anliegende Behaarung.
Gelb. Fühler, Kieferzähne und hintere Hälfte des Hinterleibes
bräunlichgelb.
8. Länge 2:5—2'7 mm. Kopf hinter den Augen allmählich
verengt, ohne Hinterrand, wie bei pubiventris. Fühlerschaft den
Kopf hinten um mehr als !/,, fast um ?/, seiner Länge überragend.
Thorax wie bei pubiventris, aber schmäler, schlanker, mit viel
kürzeren Dornen. Skulptur, Behaarung und Farbe wie beim 2.
Sao Paulo (v. Ihering).
Auch vielleicht nur eine Subspezies von pubiventris. Von dieser
Art hat sie die Kopfform des $, dagegen die Behaarung und die
Kopfform des 2} mehr von rufipilis. Von beiden ist sie aber durch
den kleineren Kopf des %, durch die helle Farbe und durch den
glatten Kopf verschieden. Auch hier stelle ich provisorisch eine
Art auf, um Verwirrung zu vermeiden.
Pheidole Wolfringi nov. spec. %. Länge 3’7—4 mm. Kiefer
schwach gekrümmt, mit zwei Zähnen an der Spitze, an der Basis
gestreift, gegen das Ende weitläufig punktiert, teils glatt, teils sehr
fein gerunzelt. Clypeus stark ausgerandet, ohne Kiel. Kopf sehr
deutlich länger als breit, hinten deutlich schmäler als vorn, mit
mäßig konvexen Seiten, hinten mäßig ausgeschnitten, aber mit
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete., 375
tiefer Okzipitalrinne, die direkt in die Stirnrinne übergeht. In der
Mitte der letzteren eine tiefe punktförmige Depression auf der Höhe
der Augen. Stirnleisten ziemlich lang, ganz parallel. Augen recht
konvex, am vorderen Kopfdrittel. Der Fühlerschaft überragt
deutlich den hinteren Kopfrand, aber etwas weniger als bei
longiscapa For. Alle Geißelglieder viel länger als diek. Pronotum
mit zwei sehr stumpfen, schwachen Höckern (schwächer als bei
pubiventris). Mesonotum mit tiefem Quereindruck und hohem Wulst,
wie bei rufipilis. Mesometanotaleinschnürung tief. Basalfläche des
Metanotums schwach konvex, in zwei ganz kleine dreieckige
Zähnchen endigend. Erstes Stielehenglied von der Seite gesehen
keil- oder kegelförmig, oben kantig, nicht so hoch als an der Basis
breit. Stielehen sonst wie bei rufipilis.
Kopf glänzend; Kopfseiten zwischen Augen und Stirnleisten
weitläufig und grob gerunzelt-genetzt, dazwischen fein genetzt.
Hinter den Augen grobe, haartragende Punkte. Thorax und Seiten
des Stielchens fast matt, fein punktiert-genetzt. Alles übrige glatt,
glänzend, mit einzelnen, etwas erhabenen, haartragenden Punkten.
Abstehende Behaarung mäßig, rötlich, unregelmäßig, zum Teil ziem-
lich lang, ziemlich fein, an den Gliedern etwas schief. Anliegende
Behaarung fehlt. Etwas rötlichbraun, Hinterleib dunkelbraun.
8. Länge 27—3 mm. Kopf viel länger als breit, hinter den
Augen sehr stark, fast kegelförmig verschmälert, ohne Spur von
Hinterrand. Der Gelenksrand kragenförmig, erhaben, so daß vor
demselben der Kopf ganz kurz halsartig verschmälert erscheint.
Thorax wie beim %, aber schmäler. Metanotumzähne winzig, fast
verschwindend; Basalfläche deutlich konvex, länger als die ab-
schüssige. Der lange Fühlerschaft überragt hinten den Kopf um
2/.—!/, seiner Länge, obwohl der Kopf selbst verlängert ist. Beine
lang und schlank. Sonst wie der 9.
Am Kopf sind nur die Wangen gerunzelt und sind die Seiten
nicht genetzt; sonst sind Skulptur, Behaarung und Farbe wie beim
%. Aber der Kopf ist dunkelbraun und die Kiefer und Tarsen
sind gelblich.
Sao Paulo (Dr. Lutz).
Von longiscapa For. aus Venezuela unterscheidet sich diese
Art besonders durch den viel größeren, längeren, hinten tief aus-
376 A. Forel.
geschnittenen Kopf des 2} und durch den fast halsartig verengten
Kopf des ®, auch durch den längeren ersten Stielehenknoten. Longi-
scapa % hat einen wenn auch sehr undeutlichen Kopfhinterrand
oder ist wenigstens hinten gerundet. Sonst mit jener Art nahe
verwandt. Bei longiscapa 4 ist der kleine Kopf hinten nur sehr
seicht und breit ausgerandet.
Pheidole bambusarum nov. spec. %. Länge 35—3'5 mm.
Kiefer klein, mit zwei Zähnen vorn und einem Zahn hinten, an
der Außenfläche (Außenrand) komprimiert und grob längsgerunzelt,
sonst glatt, zerstreut grob punktiert. Kopf viereckig, hinten etwas
breiter als vorn, sehr wenig länger als breit, mit sehr schwach
konvexen Seiten, mäßig ausgeschnittenem Hinterrand, kurzen, diver-
gierenden Stirnleisten und ziemlich kleinen konvexen Augen, die
vor dem vorderen Drittel, fast am vorderen Viertel sitzen. Okzipital-
rinne sehr ausgebreitet, in der Mitte nicht tief; sie bildet einen
breiten Längseindruck des Kopfes. Clypeus gekielt, in der Mitte
nieht oder kaum ausgerandet. Der Fühlerschaft überragt nur wenig
die Mitte des Kopfes (erreicht nicht das dritte Fünftel). Drittes
bis achtes Geißelglied etwas dieker als lang. Die oberen Pronotum-
höcker klein, einander näher als die unteren, aber deutlich. Die
Promesonotalnaht fehlt. Mesonotum ohne Spur von Eindruck oder
Wulst; mit dem Pronotum zusammen bildet es im Profil eine mäßige,
längliche Konvexität, die hinten direkt ohne Einschnitt auf die -
flache Basalfläche des Metanotums abfällt. Letztere stumpf gerandet,
rechteckig, mehr wie doppelt so lang als breit und fast doppelt so
lang als die scharf gerandete abschüssige Fläche. Dornen einander
nahe, dreieckig, mäßig lang, fast so lang wie ihr Zwischenraum, aber
nicht halb so lang als die Basalfläche. Erster Knoten oben stumpf,
zweiter nicht viel breiter als lang, seitlich gerundet. Beine kurz.
Kopf und Thorax grob und unregelmäßig genetzt, dazwischen
teilweise, besonders am Metanotum, fein genetzt, schwach glänzend.
Stirne und Wangen außerdem grob längsgerunzelt. Clypeus, Stirn-
feld, Glieder, Hinterleib und Knoten glatt und glänzend. Stielchen
unten fein genetzt. Körper und Glieder überall fein, gelblich und
ziemlich lang abstehend behaart. Anliegende Behaarung fehlt.
Rötlichgelb. Kiefer bräunliehgelb. Hinterleib, Stielchen, Beine
und Geißel mehr sechmutziggelb.
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. a
8. Länge 2:5—2'7 mm. Kiefer wie beim %, aber am Außen-
rand nicht kompreß. Clypeus ohne Ausrandung. Kopf etwas trapez-
förmig, vorn etwas breiter als hinten, etwas länger als breit, mit
konvexem, aber deutlichem Hinterrand. Der Fühlerschaft überragt
nur ein wenig den Hinterhauptrand. Geißelglieder 3, 4 und 3 so
dick als lang, 5, 6 und 7 dicker als lang. Augen konvex, etwas
vor der Mitte. Thorax genau wie beim 9, aber die Dornen im
Verhältnis etwas länger, gut so lang wie ihr Zwischenraum. Zweiter
Knoten eher länger als breit. Skulptur genau wie beim 9, aber
der Clypeus ist längsgerunzelt, die Stirne und die Wangen dagegen
weniger gerunzelt, mehr genetzt. Behaarung und Farbe wie beim
4, aber Kopf und Thorax heller rötlichgelb und die Kiefer wie
das übrige gelb (weniger schmutziggelb) gefärbt.
9. Länge 56 mm. Wie der 2. Der Fühlerschaft erreicht das
hintere Kopfdrittel. Thorax gut so breit wie der Kopf, Mesonotum
und Skutellum oben flach, fast in einer Ebene mit der Basalfläche
des Metanotums liegend. Dornen Sehr kurz, aber sehr breit, drei-
eckig, zahnartig, breiter als lang. Zweiter Knoten seitlich stumpfeckig.
Skulptur wie beim 2, aber Mesonotum und Knoten sind dichter
und feiner gerunzelt-genetzt und matt; nur das Skutellum ist glatt.
Hinterleib reichlich fein punktiert, sonst glatt und glänzend. Die
Behaarung ist etwas kürzer, rötlicher, teilweise halb anliegend, be-
sonders am Hinterleib, wo sie reichlich ist. An den Schienen und
am Fühlerschaft ist sie ganz abstehend.
Dunkelbraun. Kiefer und vorderes Ende des Kopfes rötlich.
Fühler und Beine gelbbräunlich, Tarsen gelbrot. Die Flügel fehlen.
In den großen Bambusröhren des Waldes bei Sao Paulo (Dr.
Lutz).
Diese Art steht Kraepelini For. sehr nahe. Kraepelini hat
aber einen größeren Kopf und beim % und $ einen Quereindruck
und einen Wulst am Mesonotum. Auch sind 9. und $ braun und
hat der ?! einen seitlich kegelförmig ausgezogenen zweiten Knoten.
Pheidole oxyops nov. spec. °!. Länge 4:8 mm. Der Pheidole
Bergi Mayr äußerlich sehr ähnlich, aber die Seiten des Clypeus
sind nieht kantig komprimiert und erhaben wie bei dieser Art; die
Fühlergrube ist nach außen breiter und flacher, der Fühlerschaft
ist an der Basis weder geknickt noch verdiekt, sondern dünn und
378 A. Forel.
weitbogig. Kiefer außen an der Basis gestreift, sonst glatt, mit
kantigem Außenrand unten. Ciypeus gekielt, seicht und breit aus-
gerandet. Augen am vorderen Kopfdrittel, ziemlich flach, nach
außen unten in eine dreieckige Spitze auslaufend, etwa wie bei
Oxyopomyrmex, aber weniger auffallend. Kopf rechteckig, vorn und
hinten gleich breit, hinten ziemlich tief ausgeschnitten, mit einer
Okzipitalrinne, die in die Stirnrinne übergeht, und mit sehr mäßig
konvexen Seiten. Stirnleisten kurz, als länglicher, abgerundeter
Lappen erhaben. Der Fühlerschaft erreicht genau die Mitte zwischen
Auge und Hinterhauptecke (etwa das hintere Kopfdrittelj. Alle
Geißelglieder viel länger als dick. Thorax wie bei Ph. Bergi, aber
die oberen Pronotumhöcker etwas schwächer und die Basalfläche
des Metanotums länger, 1?/,mal so lang als breit, eher konvex als
konkav und mit etwas kürzeren Dornen. Stielehen und Hinterleib
wie bei Ph. Bergi, das Stielehen etwas schmäler.
Skulptur wie bei Ph. Bergi, aber der Clypeus grob längs-
gerunzelt und der Thorax mit weniger und feineren Querrunzeln,
Pronotumscheibe ziemlich glatt. Behaarung wie bei Ph. Bergi, nur
etwas reichlicher. Farbe genau wie bei Ph. BDergi.
9. Länge 8-5 mm. Der Fühlerschaft erreicht das hintere Kopf-
sechstel. Vorderrand des Mesonotums auf beiden Seiten scharf und
das Pronotum überragend. Dornen breit, dreieckig, so breit als
lang. Zweites Stielchenglied 21/,mal so breit als lang, seitlich stumpf-
kegelig. Die Augen sind größer, etwa wie bei aberrans 9, und fast
bohnenförmig, vorn konvex, hinten etwas konkav in der Mitte,
nach unten verlängert, Mesonotum und Skutellum glatt. Skulptur
sonst wie beim %. Körper fast ohne abstehende Behaarung. Beine
und Fühler fast nur schief anliegend behaart. Rötlichbraun. Hinter-
leib dunkelbraun. Fühler und Beine heller rötlich. Flügel fehlen.
Obwohl mit dem 2 gesammelt, scheint mir die Zusammen-
gehörigkeit des Q nicht über alle Zweifel erhaben.
San Bernardino, Paraguay (Fiebrig).
Pheidole oxyops For. nov. subspec. regia. 2}. Länge 5'7—6'5 mm.
Größer, mit viel konvexeren Kopfseiten. Kopf vorn und hinten
verschmälert. Augen viel konvexer, nur etwas eckig, nach unten
weniger spitzig. Abstehende Behaarung reichlicher, besonders am
Kopf kurz und borstig. Zwischen Pronotum und Mesonotum ein
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 379
sehr deutlicher Quereindruck des Thoraxrückens. Der Eindruck in
der Mitte des Mesonotums tiefer als beim Arttypus und der Wulst
hinten stärker. Metanotumdornen noch etwas kleiner als beim Art-
typus. Sonst alles gleich, nur der Kopf etwas dunkler.
8. Länge 5'4—3°7 mm. Clypeus gekielt. Augen konvex, mit
nur angedeuteter Ecke unten. Kopf länger als breit, hinter den
Augen bis zum Gelenk verschmälert, fast so stark wie bei Wolf-
ringi und mit ebenso erhabenem Gelenksrand. Der Fühlerschaft
überschreitet den Kopf um gut !/, seiner Länge. Ein starker Quer-
eindruck mitten im Mesonotum. Basalfläche des Metanotums konvex,
doppelt so lang als breit, in zwei sehr kleine dreieckige Zähne
endigend, doppelt so lang wie die abschüssige Fläche. Zweites
Stielehenglied so lang als breit. Beine lang.
Wangen und Fühlergruben gerunzelt; Metanotum und die
Seiten des Mesonotums und des Stielchens fein und dicht punktiert-
genetzt und matt. Alles übrige glatt und glänzend. Auf dem Kopf
grobe Punkte wie beim % und bei Ph. Bergi 2: (nicht $). Behaa-
rung und Farbe wie beim 2.
Ypiranga bei Sao Paulo (v. Ihering).
Pheidole Guilelmi Muelleri For. nov. subspec. bucculenta. %.
Länge 48 mm. Unterscheidet sich vom Arttypus und den anderen
Subspezies und Varietäten durch die ziemlich stark konvexen Kopf-
seiten (bei den anderen sind sie gerade). Der Kopf ist hinten deut-
lich breiter als vorn. Clypeus nicht ausgerandet. Obere Pronotum-
höcker viel weniger stark und lang; das Pronotum dazwischen
konvexer. Endlich sind die vorderen ®/, des Kopfes, besonders
die Stirne und der Scheitel schwächer und verworrener längs-
gerunzelt. Am Hinterhaupt sind die haartragenden Punkte mehr
erhaben. Sonst ganz gleich wie der Arttypus.
8. Länge 2:6—2'8 mm. Schlanker als der Arttypus. Kopf viel
länger als breit, mit einem obwohl undeutlichen Hinterrand, aber
hinter den Augen trapezförmig verschmälert, hinten schmäler als
vorn. Fühlerschaft um !/, seiner Länge den Hinterkopf überragend.
Fühler und Beine schlanker als beim Arttypus, auch der Thorax
schlanker. Basalfläche des Metanotums viel mehr als doppelt so
lang als breit, doppelt so lang wie die abschüssige, hinten nur mit
zwei undeutlichen Höckerchen (mit zwei spitzen Zähnen beim
380 A. Forel.
Arttypus). Skulptur, Behaarung und Farbe wie beim Arttypus;
ebenfalls die wenigen losen Querrunzeln am Hinterkopf.
Sao Paulo (v. Ihering), Alto da Serra, Provinz Sao Paulo
(v. Ihering).
Pheidole Gwilelmi Mueller For. nov. subspec. avia. $. Länge
42 mm. Viel größer als der Arttypus. Kopf hinter den Augen stärker
verschmälert, länger und mit weniger konvexen Seiten. Obere
Pronotumhöcker auffallend stark, Mesonotum noch schmäler und
länger. Basalfläche des Metanotums gut 2!/,mal länger als breit.
Dornen lang, so lang wie ihr Zwischenraum. Beine schlanker,
Schenkel in der Mitte weniger verdickt, respektive länger verdickt.
Der Fühlerschaft überragt den Kopf hinten um gut !/, seiner Länge.
Alle Geißelglieder viel länger als dick, die mittleren fast zweimal
so lang als dick.
Zwischen den Augen und dem Kopfgelenk zirka sechs grobe,
voneinander weit abstehende bogige Querrunzeln, die jederseits um
das Auge und die Stirne einen hinten konvexen und vorn kon-
kaven Bogen (wie die Stirnrunzeln einer alten Person) bilden. Beim
Arttypus stehen nur 1—2 Querrunzeln ganz hinten am Hinterhaupt.
Sonst sind Skulptur, Behaarung und Farbe (rotgelb) wie beim
Arttypus.
Der 2 ist nicht vorhanden. Diese Subspezies bildet aber jeden-
falls eine extrem große Form unter den Unterarten und Varietäten
der Ph. Guilelmi Muelleri.
Sao Paulo (v. Ihering).
Pheidole flavens Rog. subspee. asperithorax Em. var. semipolita
Em. 2}, ®. Sao Paulo (v. Ihering).
Meine Pheidole Rehi aus Venezuela ist nur eine Varietät der
flavens-asperithorax. Emery hat in seiner Beschreibung der asperi-
thorax das wichtigste Unterscheidungsmerkmal nicht erwähnt: bei
asperithorax var. semipolita sind nämlich die oberen Pronotum-
höcker ungemein stark entwickelt und seitlich fast wie kurze Hörner
vorspringend, die Seitenwand des Pronotums überwölbend (nach
Typus von Emery), was bei /lavens und anderen Varietäten nicht
der Fall ist. Auch der 8 hat kleine, zahnartige Höcker am Pronotum.
Pheidole flavens Rog. subspee. asperithorax Em. nov. var. nu-
gax. ”. Länge 2:5—2'6 mm. Unterscheidet sich vom Unterart-
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 381
typus fast nur durch die rotgelbe Farbe. Hinterleib und Glieder
gelb (der Unterarttypus ist braun). Stielehenknoten beide etwas
breiter, Dornen etwas länger; obere Pronotumhöcker ein bischen
kürzer.
8. Länge 17—1'8 mm. Hell rötlichgelb, mit hellgelbem Hinter-
leib und Gliedern. Der ganze Kopf dicht und fein punktiert-genetzt,
sanz matt (Unterarttypus braun mit glattem Kopf). Sonst wie der
Arttypus; Pronotum mit zwei zahnartigen Höckern ete.
Sao Paulo (v. Ihering).
Pheidole Anastasn Em. nov. var. sospes. %. Länge 2:5 mm.
Unterscheidet sich vom Arttypus und von den anderen Varietäten
durch den ganz glatten Hinterleib, den schmäleren, länglicheren
Kopf und den schmäleren zweiten Stielchenknoten, der vor allem
viel weniger kegelartig seitlich ausgezogen ist. Die oberen Pronotum-
höcker sind stärker als beim Arttypus, etwa wie bei den Varietäten
Johnsoni Wheeler und cellarum For.
8. Länge 15—1°6 mm. Etwas schmächtiger und mit etwas
kürzeren Dornen als die anderen Varietäten. Hinterleib glatt. Zweiter
Stielehenknoten schmal.
Sao Paulo (v. Ihering).
Pheidole (?) arciruga nov. spec. $. Länge 1'6—1'9 mm.
Kiefer glatt mit wenig Punkten, vorn mit zwei längeren, hinten
mit beiläufig vier unregelmäßigen kleineren Zähnen. Clypeus ohne
Ausrandung und ohne Kiel. Kopf viereckig, sehr wenig länger als
breit, hinten ein bischen breiter als vorn, mit fast geradem Hinter-
rand und schwach konvexen Seiten. Die kleinen Augen bestehen
aus 7—8 Facetten und liegen kaum hinter dem vorderen Kopf-
drittel. Fühler 12gliedrig; der kurze Schaft erreicht nicht ganz
den Hinterhauptrand. Geißelglieder 2--8 viel dicker (zum Teil mehr
wie doppelt so dick) als lang; die beiden ersten Keulenglieder zu-
sammen kaum so lang wie das Endglied. Promesonotalnaht un-
deutlich. Mesonotum kurz, mit undeutlichem Quereindruck, schief
auf die flache Basalfläche des Metanotums abfallend; letztere qua-
dratisch, gerandet, in zwei kleinen Dornen endigend, die kaum
länger sind als die Hälfte ihres Zwischenraumes. Abschüssige
Fläche schief, gut so lang wie die Basalfläche. Erstes Stielchen-
glied wie bei anderen Arten, vorn lang gestielt, hinten mit einem
382 A. Forel.
dünnen, oben scharfrandigen Knoten... Zweiter Knoten fast doppelt
so breit wie der erste, seitlich gerundet, hinten breiter. Hinterleib
nicht breit, vorn gestutzt. Beine kurz, ziemlich diek. Clypeus
schwach, Wangen schärfer längsgerunzelt. Pronotum oben mit vier
bis höchstens sechs sehr groben halbkreisförmigen Runzeln, welche
nach vorn konvex sind, hinten parallel werden und sich zum Teile
auf das Mesonotum als Längsrunzeln fortsetzen. Diese sehr auf-
fälligen 4—6 Runzeln nehmen den ganzen Rücken des Pronotums
ein, dessen Seiten glatt sind. Basalfläche des Metanotums fein ge-
netzt, schimmernd. Alles andere glatt und glänzend. Auf dem Kopf
deutliche haartragende Punkte.
Abstehende Behaarung gelblich, nicht lang und ziemlich spär-
lich, an den Gliedern fehlend. Anliegende Behaarung etwas schief,
nicht ganz anliegend, an den Beinen, am Fühlerschaft und am
Kopf nicht dicht, aber auch nicht zu spärlich, am Thorax und
Hinterleib fehlend.
Blaßgelb oder etwas schmutziggelb. Kiefer bräunlichgelb.
Rio Grande do Sul, in Termitenhügeln (v. Ihering).
Diese Art ist sehr eigentümlich und ich setze sie nur bis auf
weiteres in die Gattung Pheidole. Ein % wurde nicht mitgesammelt.
Jedenfalls ist sie sehr abweichend. Anderseits wüßte ich nicht,
welcher anderen Gattung sie zuzuteilen wäre. Genügende Merkmale
zur Gründung einer neuen Gattung bietet der 3 nicht.
Pseudomyrma sericata Guerin. $. Rio Grande do Sul (v. Ihe-
ring).
Pseudomyrma gracilis F. $. San Bernardino, Paraguay (Fie-
brig). Mit einer Mimikryspinne erbeutet, die genau gleich groß,
mit gleicher Form und Farbe auf dem gleichen Blatt stand und
bereits eine der beiden Ameisen erbeutet hatte. Wie Dr. Fiebrig
berichtet, machte die zweite Pseudomyrma wiederholte Versuche,
ihre Gefährtin zu befreien. Sao Paulo (v. Ihering).
Pseudomyrma mutica Mayr. 8, d. Sao Paulo (v. Ihering).
Pseudomyrma flavidula Sm. 8. Rio Grande do Sul, in Termiten-
hügeln (v. Ihering).
Pseudomyrma denticollis Em. nov. var. infusca. 8. Länge 5
bis 6'2 mm. Mindestens der Kopf und der Hinterleib, aber oft der
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 383
ganze Körper dunkelbraun; Glieder braun. Kiefer und oft Thorax
und Stielehen dunkelrot. Erstes Stielchenglied etwas weniger breit
und konkav, Pronotum etwas weniger scharf gerandet als beim
Arttypus; sonst gleich.
Sao Paulo (v. Ihering).
Pseudomyrma Schuppi For. $. San Bernardino, Paraguay
(Fiebrig).
Pseudomyrma Fiebrigi nov. spec. 8. Länge 37—4'3 mm.
Äußerst schmal. Die breitesten Körperstellen am Kopf und Hinter-
leib betragen 0:6 bis höchstens 0:65 mm. Kiefer äußerst fein punk-
tiert-gerunzelt, schimmernd, vorn mit zwei deutlichen, hinten mit
undeutlichen Zähnen. Clypeus vorn in der Mitte mit einem schmalen,
kurzen, rechteckigen, konvexen Lappen, hinten mit einem Mittel-
kiel. Kopf länglich rechteckig, ca. 1'/,mal so lang als breit, hinten
breit ausgerandet. Die langen Augen sind doppelt so lang als
breit, nehmen mehr als !/, der Kopfseite ein und sind vom Vorder-
rand des Kopfes um kaum !/,, vom Hinterrand um gut ?/, ihrer
Länge entfernt. Seitlich gerichtet überragt der kurze Fühlerschaft
nur sehr wenig den seitlichen Kopfrand. Thoraxrücken sehr schwach
konvex in beiden Richtungen und überall stumpf gerandet. Pro-
notum quadratisch, mit runden Vorderecken. Nähte scharf und
tief, die Mesometanotalnaht bildet einen schmalen Einschnitt des
Profils des Thoraxrückens. Basalfläche des Metanotums länger als
breit, vorn breiter als hinten, mit der kürzeren abschüssigen Fläche
einen stumpfen, abgerundeten Winkel bildend. Erstes Stielehenglied
ohne Stiel, von der Seite gesehen oben gleichmäßig von vorn nach
hinten gewölbt, unten dagegen konkav, mit einem kleinen stumpfen
Zahn vorn. Von oben gesehen ist es hinten etwas breiter als vorn,
etwa doppelt so lang als breit und stumpf gerandet. Zweiter Knoten
glockenförmig, vorn schmal, hinten breit und etwas breiter als
lang, gut doppelt so breit als der erste Knoten. Hinterleib sehr
lang und schmal. Beine kurz, Schenkel verbreitert, etwas kom-
primiert.
Fein punktiert oder genetzt, mäßig glänzend; Metanotum
schwach glänzend, mit stärkerer Skulptur. Fast kahl, von einer
äußerst feinen anliegenden Pubeszenz, besonders am Hinterleib,
schwach grau bereift.
384 A. Forel.
Schwarzbraun bis braunschwarz. Kopf und Glieder braun,
Gelenke und Basalhälfte der Geißel bräunlichgelb, Kiefer und Vorder-
rand des Kopfes gelblich.
Q. Länge 45 mm. Flügel wasserhell, mit blassen Rippen und
bräunlichem großen Randmal. Kopf mehr rötlichbraun wie auch
die Schienen und Tarsen (letztere zum Teile bräunlichgelb). Kopf
ebenso schmal und noch länger als beim $, doch breiter als der
Thorax. Erstes Stielchenglied noch länglicher als beim $. Sonst
alles wie beim 3.
San Bernardino, Paraguay (Fiebrig).
Diese Art ist durch ihre sehr schmale Form auffallend, immer-
hin lange nicht so schmal wie filiformis F.
Pseudomyrma pallens Mayr nov. var. gibbinota. $. Unter-
scheidet sich vom Arttypus dadurch, daß das Metanotum nur eine
fast gleichmäßige konvexe Kurve vom Mesonotum bis zum Stielchen-
gelenk bildet, während beim Arttypus die ziemlich ebene Basal-
fläche von der schiefen abschüssigen durch eine freilich recht ge-
rundete Kurve verbunden, aber doch recht deutlich unterschieden
ist. Die Augen sind auch bedeutend länger und größer und nehmen
mehr als die Hälfte der Kopfseiten ein. Der Thorax hat ferner
kurze abstehende Haare, die der typischen pallens fehlen.
Sao Paulo (v. Ihering).
4. Subfam. Dolichoderinae For.
Dolichoderus attelaboides F. Espirito Santo und Sao Paulo
(v. Ihering).
Tapinoma atriceps Em. $. Sao Paulo und Rio Grande do Sul
(v. Ihering).
Tapinoma atriceps Em. nov. var. breviscapa. ®, 9. Unter-
scheidet sich durch den mehr rechteckigen, etwas länglicheren Kopf,
dessen Seiten weniger konvex sind und dessen Hinterrand aus-
geprägter, fast gerade, in der Mitte sogar etwas ausgerandet ist.
Während bei der Stammart der Fühlerschaft (nach Typus) den
Hinterrand des Kopfes um !/,—/, seiner Länge überragt, überragt
er ihn kaum oder nur sehr wenig bei der var. breviscapa. Der
Kopf ist auch weniger matt, schwach glänzend. Sonst alles gleich
(die Geißelglieder auch etwas kürzer).
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 385
9. Länge 38 mm. Gleiche Unterschiede wie beim &. Kopf
länger, hinten kaum breiter als vorn (etwas breiter beim Arttypus).
Auch der Thorax etwas schmäler. Flügel fehlen.
Sao Paulo, in Bambushöhlungen (Dr. Lutz), Estanca Ruiz da
Serra bei Sao Paulo (v. Ihering).
Dorymyrmex pyramicus Rog. var. niger Perg. $. Sao Paulo
(v. Ihering).
Dorymyrmex pyramicus Rog. subspeec. flavus Mae Cook. 8.
Sao Paulo (v. Ihering).
Dorymyrmex pyramicus Rog. nov. var. brunnea. 9. Länge 35
bis 37 mm. Kopf so breit als lang, mit sehr stark konvexen Seiten,
viel konvexer als bei pyramicus i. sp., hinten breiter als vorm.
Clypeus höher, Fühlergelenke einander näher als vom vorderen
Clypeusrand (bei pyramicus i. sp. umgekehrt). Augen etwas größer.
Mesonotum gleichmäßig konvex, ohne den Quereindruck von pyra-
micus i. sp. Basalfläche des Metanotums vorn niedriger, dann plötz-
lich zum stumpferen hinteren Kegel aufsteigend. Schuppe sehr
dünn und scharfrandig, hoch, nach vorn geneigt. Farbe des Lasius
brunneus Latr.: Braun, Thorax bräunlichgelb, Tarsen und Vorder-
kopf braunrot. Manchmal rotbraun mit braunem Kopf. Sonst wie
Pyramieus 1. Sp.
Argentinien (Lagier), in meiner Sammlung; Sao Paulo (v. Ihe-
ring).
Dorymyrmex Göldii For. nov. subspec. fumigatus. ?. Länge
2:5 mm. Kopf gelbrot, Thorax rötlichgelb, Hinterleib gelblich. Beine,
Ende des Hinterleibes, Fühlergeißel und Endhälfte des Schaftes
bräunlich. Tarsen bräunlichgelb, Basalhälfte des Schaftes gelblich.
Außerdem ist der Kopf viel glänzender und die anliegende Pube-
szenz viel spärlicher als beim Arttypus. Das Promesonotum ist
ferner konvexer, etwas weniger gestreckt. Der Metanotumzahn ist
noch etwas stumpfer. Der Kopf ist, besonders nach vorn, vom
Hinterrand der Augen an etwas weniger schmal (etwas breiter als
hinten). Sonst genau wie die Stammart und fast ebenso-schlank.
Wie bei ihr überragt der Schaft den Hinterkopf um gut ?/, seiner
Länge.
d. Länge 2:5 mm. Kiefer dreizähnig, gelb, Tarsen blaß, das
übrige braun. Kopf nicht viel breiter als lang, glänzend. Das
2. B. Ges. 58. Bd. 25
386 A. Forel.
Mesonotum überragt stark das Pronotum und den Hinterkopf. Der
Schaft erreieht nicht den Hinterhauptrand. (Exemplar schlecht er-
halten.)
Sao Paulo (v. Ihering).
zteca Alfari Em. var. ovaticeps For. 3, 9. Sao Paulo (v. Ihe-
ring).
Azteca Alfari Em. nov. var. mixta. 8, 9, d. 8. Länge 24
bis 36 mm. Nicht so matt wie der Arttypus, aber nicht so glänzend
wie die subspec. luıceida For. Kopf noch stärker nach vorn ver-
schmälert als beim Arttypus, aber hinten viel weniger tief ausge-
randet, etwas breiter. Der Schaft ist auffallend kurz, ähnlich wie
bei der var. aequalis For., überragt kaum das hintere Kopfviertel.
Schuppe oben stumpf. Basalfläche des Metanotums quadratisch,
etwas breiter als lang, vorn fast so breit als hinten (bei der var.
aequalis ist der Kopf hinten fast nicht breiter als vorn und die
Basalfläche des Metanotums vorn viel schmäler als hinten, so lang
als hinten breit). Dunkler als aegualis; Hinterleib braun, Scheitel
bräunlichrot, das übrige gelbrot.
9. Schwarzbraun. Geißel, Vorderrand des Kopfes und Tarsen-
enden rötlich. Kopf etwas breiter als bei der var. aequalıs. Der
Schaft erreicht nicht das hintere Kopfviertel. Flügel ziemlich hell,
mit bräunlichgelbem Hauch, braunem Randmal und bräunlichgelben
Rippen. Eine Kubitalzelle, wie bei den anderen Arten. Länge 6°8 mm.
d. Länge 2:4—2'9 mm. Kopf hinter den Augen rechteckig,
hinten nicht verschmälert (bei der var. aequalis und beim Arttypus
trapezförmig, hinten verschmälert). Fühler wie bei der var. aequalis
und beim Arttypus: Fühlerschaft und erstes Geißelglied breiter als
lang. Zweites Geißelglied sehr groß, 1?/,mal länger als breit, viel
breiter als das erste. Die weiteren Glieder immer kürzer und
schmäler, aber fast alle länger als dick; die letzten wieder etwas
länger (nicht dieker). Schuppe oben dünn und ziemlich zugespitzt.
Schwarz mit braunen Gliedern. Flügel heller als beim 9.
San Bernardino, Paraguay (Fiebrig); Sao Paulo (v. Ihering).
Bei einem Teil der letzteren Exemplare ist der Kopf vorn etwas
weniger verschmälert und der Schaft recht kurz.
Azteca Alfari Em. var. aequalis For. $, 9, d’. Insel Mexiana,
Amazonasmündung (Hagmann).
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 387
9. Wie die vorige, aber der Kopf schmäler, länglicher. Mehr
rötlichbraun oder braunrot mit braunen Flecken. Hinterleib hinten
braun. Sonst gleich. Länge 7'’5 mm.
d'. Länge 5 mm. Ende der Geißel leicht schrumpfend, welk
(bei allen Stücken). Kopf hinten trapezförmig, Schuppe etwas
dieker als bei mixta. Farbe mehr dunkelbraun.
Azteca Alfari Em. subspec. Cecropiae For. 8, 9, d. Campo
Besso bei Sao Paulo, in einer Sumpf-Cecropia; Sao Paulo (v.Ihering).
9. Länge 6—6°6 mm. Farbe der var. mixta und überhaupt
fast nicht von ihr zu unterscheiden. Der Kopf ist nur etwas kürzer
und hinten etwas breiter. Vom Arttypus nur durch den kürzeren
Fühlerschaft unterschieden.
d. Länge 28—5 mm. Genau wie die var. mixta, aber die
Fühler dicker und kürzer; die Geißelglieder 4—10 dicker als lang
oder wenigstens so dick als lang.
8. Länge 2:2—3'3 mm. Den von mir angegebenen Merk-
malen muß hinzugefügt werden, daß zwischen dem Mesonotum und
der Basalfläche des Metanotums ein schmaler, aber ziemlich scharfer
spaltenartiger Einschnitt besteht, der von der Basalfläche steil ab-
fällt und an dessen vorderer (mesonotalen) Wand die zwei Stigmata
scharf hervortreten. Diese Bildung ist bei anderen Varietäten (be-
sonders bei mixta) etwas, aber nur schwach angedeutet.
Während der $ von der typischen Alfari erheblich abweicht,
sind @ und J fast nicht zu unterscheiden. Ich hatte somit recht,
diese Subspezies zu Alfarı zu stellen.
Azteca Schimperi Em. Bahia, Brasilien, aus einem Karton-
nest (Hamburger Museum) geschüttelt.
Das Nest ist ziemlich kugelig, um die Abzweigungsstelle eines
Astes herum gebaut, ca. 92 mm breit und 105 mm lang, mit den bei
Azteca üblichen vielen spaltenartigen und zugleich von Karton-
lappen überdeckten Öffnungen nach außen. Der Baum, an dem es
sitzt, ist keine Cecropia.
J (noch nicht beschrieben). Länge etwa 3 mm. Kiefer spitz,
schmal, mit schiefem, scharfem Endrand. Kopf vor den Augen
schmäler, hinter denselben quer rechteckig, breit, mit seicht kon-
kavem Hinterrand; im ganzen etwa so lang als hinten breit. Augen
ziemlich klein. Schaft ganz kurz, so dick als lang. Erstes Geißel-
25%
388 A. Forel.
glied dicker als lang, zweites breit, kaum doppelt so lang als breit; _
die folgenden kürzer und schmäler. Das Mesonotum überragt nicht
das Pronotum. Schuppe ziemlich dünn, oben gerundet, aufrecht.
Kartonnest der Azteca Schimperi Emery.
(Dem naturhistorischen Museum zu Hamburg gehörend.)
Aus Bahia; auf einem Baumast (nicht Cecropia!) gebaut.
Flügel fast wasserhell, mit blassen Rippen und Randmal. Skulptur
und Behaarung wie beim ®. Braun, Fühler, Kiefer und Beine
hellbraun.
9 (noch nicht beschrieben). Derjenigen der lanuginosa (siehe
diese) ganz ähnlich, aber bräunlichschwarz, mit dem Kopf vorn
deutlich etwas breiter als hinten (sonst gleich lang und gleich ge-
formt) und mit dünnerer Schuppe, deren Oberrand ziemlich scharf,
fast gerade, respektive sehr seicht ausgerandet ist. Glieder mit
ganz anliegender Pubeszenz. Körper glatt und ganz kahl, während
lanuginosa 9 ziemlich reichlich an Körper und Gliedern kurz ab-
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 389
stehend behaart ist. Länge ca. 5 mm mit dem ausgetrockneten
Hinterleib.
Es handelt sich um eine befruchtete, flügellose Königin mit
sehr stark aufgetriebenem Leib. Vielleieht ist die beim C’ vor-
handene anliegende Pubeszenz des Körpers abgerieben. 9 und C’
sind mit den ® aus dem Nest von Dr. v. Brunn geschüttelt worden.
zteca lanuginosa Em. ®. Sao Paulo (v. Ihering). Der ®
mißt von 2:8—42 mm. Die Pubeszenz der Exemplare aus Sao
Paulo ist etwas stärker am ganzen Körper, so daß sie etwas weniger
poliert und glänzend erscheinen. Sie sind auch etwas heller braun.
Sonst gleich.
Distrikt Jaragua (Flußgebiet des Itapocu), Provinz Sta. Catha-
rina; von Herrn W. Ehrhardt am 11./XII. 1907 in allen drei Ge-
schlechtern im Nest gesammelt und vom Museum in Hamburg durch
Dr. v. Brunn erhalten. Das Nest, aus Karton gebaut, liegt am
Gipfelquirl einer Cecropia, frei außen angebaut. Es ist oval, 27 cm
lang und 16cm breit (der Stamm der Cecropia ist 55cm dick).
Nach Herrn Ehrhardt ist dies die normale, gewöhnliche Lage
des Nestes (seltener an Ästen hängend). Nestöffnungen wie bei
A. Schimperi, von etwas weniger tiefen Kartonlappen überdeckt
als bei aurita Em.
9. Länge Amm. Nicht größer als der große $. Kopf länglich
rechteckig, mit nahezu geraden, parallelen Seitenrändern, 1!/,mal
so lang als breit, vorn so breit als hinten, hinten tief winkelig
eingeschnitten, so daß die beiden Hinterecken dreieckige Lappen
bilden, die jedoch nieht so hervorspringen und breiter sind als bei
aurita. Augen etwas flach, am vorderen Kopfdrittel liegend. Der
Fühlerschaft erreicht ungefähr den Hinterhauptrand. Alle Geißel-
glieder länger als dick. Thorax recht schmal, schmäler als der
Kopf, gleichmäßig von vorn nach hinten konvex. Schuppe sehr
dick, fast knotenförmig, oben gerundet, weniger wie doppelt so
breit als lang, hinten abgeflacht. Abdomen klein. Flügel schwach
gelblich angehaucht. Rippen und Randmal gelbbräunlich. Farbe
und Skulptur wie beim ®, aber die Behaarung mehr kurz abstehend
als wollig anliegend; Fühler und Beine etwas heller.
d. Länge 3:3 mm. Von Schimperi d' fast nicht zu unter-
scheiden, aber schwarz. Mesonotum nach vorn etwas gewölbter.
390 A. Forel.
Kopf etwas tiefer hinten ausgeschnitten. Schildchen etwas pro-
minenter. Behaarung wolliger, nicht so anliegend. Sonst gleich.
Höchst auffallend sind bei Azteca lanuginosa und Schimperi
die kleinen, lang- und schmalköpfigen 9. Solche Kopfformen pflegen
Henn
Kartonnest der Azteca lanuginosa Emery.
(Dem naturhistorischen Museum zu Hamburg gehörend.)
Aus dem Flußgebiet des Itapoeiı (Distrikt Jaraguä), Provinz Sta. Catharina,
Brasilien, von Hermm Wilh. Ehrhardt 1907 gesammelt. Diese Lage, im Gipfel-
quirl einer Cecropia, senkrecht am Stamme selbst, ist nach Ehrhardt die
normale.
sonst bei ziemlich großen 9 solcher Arten vorzukommen, die in
zylindrischen Höhlungen (hohlen Ästen etc.) leben, in welchen der
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 391
kleine & mit seinem relativ breiteren Kopf ohne weiteres Raum
genug hat, der große $ und das Q dagegen, um Platz zu finden,
langgestreckt sein müssen. Dieses bringt mich auf die Vermutung,
daß bei Gründung neuer Kolonien das befruchtete 9 (wie bei A.
Muelleri) die dünne Stelle eines Cecropia-Astes durchbohrt (oder
sonst ein hohles Zweigcehen aufsucht) und seine Brut zunächst in
dieser sicheren schmalen Wohnstube aufzieht oder eine Adoptions-
kolonie bei kleinere Stengel bewohnenden Azteca-Arten bildet.
Während aber Azteca Muelleri auch später noch im Innern der
Cecropia, wie v. Ihering zeigte, ihren Kartonbau anfertigt, würden
Schimperi und lanuginosa, sobald genügend ® ihrer Art ausgeschlüpft
sind, diese Höhlung verlassen und ihre Kartonnester nach außen, an
der Oberfläche des Baumes, anbringen. Es dürfte nicht allzu schwer
sein, diese Vermutung durch direkte Beobachtung zu bestätigen oder
zu widerlegen. Trifft sie zu, so erklärt sie die sonderbare Art des
Polymorphismus jener beiden Arten, vielleicht auch der aurita Em.
u. a. m., während bei trigona Em., chartifex For. ete. der Kopf des
9 ganz anders geformt ist.
Azteca Delpini Em. $. Sao Paulo (v. Ihering).
„ Azteca Delpini Em. subspee. trinidadensis For. (= Azteca velox
For. subspee. trinidadensis For.). Ein größeres Material veranlaßt
mich, diese Subspezies zu Delpini und nicht zu velox zu ziehen.
Sie steht dem größeren ® der Delpini sehr nahe.
Azteca Muelleri Em.!) $, 9. Sao Paulo und Ilha Victoria,
Estanga Sao Paulo (v. Ihering).
In Kartonnestern, die sich in den Cecropia-Höhlen befinden,
wie dies v. Ihering beschrieben hat, und wie A. constructor Em.
aus Costarica (Hamburger Museum).
!) Azteca Muelleri Em. nov. var. Wacketi C. Em. $. Unterscheidet
sich vom Arttypus durch die hellere, mehr gelbrötliche Farbe (ähnlich wie
Delpini, Alfari ete.); der Kopf ist auch hinten etwas schmäler.
d. Unterscheidet sich vom Arttypus durch den hinten mehr gerundeten
schmäleren Kopf mit undeutlichem Hinterrand sowie durch drei hell rötlich-
gelbe Längsbinden auf dem Mesonotum.
Sao Paulo (v. Ihering). C. Emery.
Diese Varietät wurde bereits von Prof. Emery festgestellt und von
ihm mir unter diesem Namen gesandt. Forel.
392 A. Forel.
Azteca Muelleri Em. nov. var. nigridens. ®. Länge 3—3'7 mm.
Etwas schlanker als der Arttypus; kein Geißelglied dicker als lang.
Kopf mit konvexeren Seiten, besonders hinten, wo er breiter ist
als auf der Höhe der Augen, so daß er vorn stärker verschmälert
scheint. Kiefer braunschwarz, Körper dagegen heller braun (gelb-
liehbraun) als beim Arttypus; Schuppe oben recht stumpf gerundet.
Beim Arttypus ist die Schuppe, besonders beim großen ®, meist
nicht so gerundet wie in Emerys Figur; sie ist hinten meist flach
und oben bald mehr, bald weniger gerundet.
Colonia Alpina, Provinz Rio (Göldi), in meiner Sammlung.
Azteca Ulei For. nov. var. gibbifera. ?. Länge 35 3—4Amm. Der
kleinste Arbeiter fehlt. Unterscheidet sich vom Arttypus durch das
stark buckelige Mesonotum, das vorn das Pronotum stark über-
ragt und hinten steil konvex in den mesometanotalen Einschnitt
fällt. Die Schuppe ist oben viel stumpfer gerundet 'als beim Art-
typus. Hinten unten hat das Stielchen einen gerundeten, etwas
durchscheinenden Längslappen. Um eine kleine Nuance dunkler
als der Arttypus, sonst gleich. |
Ein ® mit teilweise weiblichem Thorax und einem Flügel
rechts (Monstrum).
Sao Paulo (v. Thering).
Azteca Ulei For. subspee. nigricornis For. 8. Sao Paulo
(v. Ihering).')
Azteca Aesopus nov. spec. ®. Länge 2:5—3'8 mm.
® major. Kiefer rotbraun, glänzend, zerstreut punktiert, äußerst
fein und zart genetzt-gerunzelt, vorn mit fünf deutlichen, hinten mit
vier undeutlichen Zähnen. Clypeus mäßig gewölbt, ziemlich hoch,
mit ziemlich geradem Vorderrand. Kopf trapezförmig, mit wenig
‘) Azteca longiceps Em. nov. subspec. patruelis. 8. Länge 2°2—3 mm.
5 major. Unterscheidet sich wie folgt von der subspec. juruensis For.:
Kopf etwas breiter, 1?/);mal so breit als lang, hinten nicht breiter als vorn,
“mit etwas konvexeren Rändern. Augen am vorderen Drittel. Der Fühlerschaft
erreicht das hintere Kopfviertel. Promesonotum buckelig, viel stärker gewölbt
und höher stehend als bei juruensis, wo es mäßig gewölbt und kaum höher
stehend ist als die Basalfläche des Metanotums. Letztere ziemlich niedrig und
fast flach. Einschnürung nicht tief. Abschüssige Fläche kurz und schief.
Schuppe wie bei juruensis, aber oben schärfer, im Profil kantig. Skulptur
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 393
konvexen Seiten, hinten tief ausgerandet und viel breiter als vorn,
länger als breit. Augen etwa in der Mitte der Kopfseiten, diese
hinter dem Clypeus etwas eingedrückt. Die Kopfform erinnert
etwas an silvae For., ist aber weniger auffallend. Der Schaft über-
ragt den Hinterrand des Kopfes um gut seine Dieke. Geißelglieder 7
bis 10 so dick als lang (3—6 etwas länger als dick). Das Meso-
notum ragt als rundlicher Buckel bedeutend über das Niveau des
Pronotums und des Metanotums hervor. Die Basalfläche des Meta-
notums breiter als lang. Die Stigmata hinter der letzteren und
hinter dem Mesonotum ragen zahnartig hervor. Schuppe nicht hoch,
oben gerundet, wie bei A. Muelleri Em.
Skulptur, Farbe und Behaarung wie bei A. Delpini Em., aber
um eine Nuance dunkler und weniger glänzend. Ferner sind die
Schienen nur an der Außenseite und weniger reichlich abstehend
behaart als bei Delpini (bei dieser auf beiden Seiten).
8 minor. Das Mesonotum ragt nur wenig und nicht auffallend
über das Niveau des Pronotums und des Metanotums. Basalfläche
und Behaarung wie bei juruensis, aber etwas .mehr Borstenhaare an den
Gliedern.
Bräunlich gelbrot, Kiefer dunkler rötlich, Hinterleib braun mit gelb-
gerandeten Segmenten.
Beine wie bei jwruensis, kurz, ziemlich dick, mit leicht komprimierten
Schenkeln. Sonst genau wie juruensis.
8 minor. Kopf 1!/;mal länger als breit. Der Fühlerschaft erreicht fast
das hintere Kopfsechstel. Augen etwas vor der Mitte der Kopfseiten. Sonst
wie der 8 major.
Q. Länge 6 mm. Größer als juruensis, wie die typische Art. Kopf 1'7 mm
lang und 1'0 mm breit; hinten ein klein wenig breiter als vorn. Der Schaft
erreicht etwa das hintere Kopfdrittel, Geißelglieder etwas weniger dick als
bei der typischen longiceps und bei juruensis. Mesonotum vorn weniger ge-
wölbt als bei longiceps i. sp., Schuppe etwas dicker und oben etwas stumpfer.
Skulptur etwas dichter als bei juruensis und longiceps i. sp., daher
weniger glänzend; Pubeszenz etwas dichter, sonst Behaarung gleich. Farbe
wie bei jwruensis, aber etwas heller dunkelbraun (bei Zongiceps i. sp. dunkler,
fast schwarz). Hinterleibssegmente breiter gelb. Der ganze Clypeus und die
Wangen rötlich, Kiefer und Fühler braunrötlich. Flügel etwas stärker ge-
bräunt (wenig).
Colima, Mexiko, von Prof. Wheeler erhalten, der mir die Beschreibung
überließ.
Az:teca velox For. 8 minor. Nicaragua (Prof. Wheeler).
394 A. Forel.
des letzteren aber etwas länger als breit. Die Kopfseiten sind etwas
konvexer und die Ausrandung des Kopfes hinten weniger tief. Sonst
wie der $ major; der Fühlerschaft nicht länger. Von oben gesehen
ist aber das Pronotum auffallend breit und bildet seitlich je eine
rundliche Hervorragung. Dieses Merkmal ist beim $ major schwächer
ausgeprägt.
Sao Paulo (v. Ihering).
Diese Art ist, trotz ihrer Eigentümlichkeiten in der Thorax-
form, der Delpini Em., Mwuelleri Em. ete. nahe verwandt.
Noch zwei Azteca-Arten (Nr. 2328 und Nr. 2302) hat Herr
Prof. v. Ihering in Sao Paulo gesammelt; die erste mit Olitrix For.,
Emmae For. und bicolor Em. verwandt, die zweite sehr klein, mit
unbehaarten Schienen. Doch ist das Material ungenügend, um eine
brauchbare Bestimmung oder Beschreibung zu gestatten. In dieser
äußerst schwierigen Gattung sollte man stets mindestens die größten
und kleinsten $ und womöglich noch @ und cd’, oder wenigstens
das © besitzen, um die Arten festzustellen.
Iridomyrmex leucomelas Em. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Iridomyrmex humilis Mayr. ®. Rio Grande do Sul (v. Ihering).
d. Siehe Ir. dispertitus micans.
Iridomyrmex humilis Mayr subspee. angulatus Em. &. Sao
Paulo (Dr. Lutz). War aus Bolivien von Emery beschrieben.
Iridomyrmex dispertitus For. nov. subspec. micans. ®. Länge
2:6—2'S mm. Etwas größer als der Arttypus; Kopfseiten konvexer,
Kopf breiter. Ein Quereindruck in der Mitte des Mesonotums, oben.
Skulptur etwas stärker, weniger glänzend. Besonders der Kopf ist
sehr dicht und scharf punktiert, nur schimmernd. Sonst wie der
Arttypus, aber etwas größer und etwas dunkler braun (var. nigella
Em. ist umgekehrt stark glänzend).
d. Länge 22mm. Kiefer klein, schmal, kaum zweizähnig,
an der Extremität schmäler als an der Basis. Kopf viereckig, mit
geradem Hinterrand, nur vor den Augen plötzlich stark verschmälert.
Die konvexen Augen nehmen etwas mehr als '/, der Kopfseiten
ein. Schaft doppelt so lang als dick. Erstes Geißelglied fast Kugelig,
fast so dick als lang. Zweites Geißelglied etwas länger und viel
schmäler als der Schaft, die folgenden stets kürzer bis zum vor-
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 395
letzten. Das Mesonotum überwölbt nur mäßig das Pronotum. Sku-
tellum nieht prominierend. Basalfläche des Metanotums horizontal,
etwas konvex, die senkrechte abschüssige Fläche etwas überwölbend.
Sehuppe aufrecht, oben nicht scharf. Braun. Flügel etwas grau
durch Pubeszenz angehaucht, mit einer Kubitalzelle. Äußere Genital-
klappen an der Basis breit, mit einem schmalen, ziemlich spitzen
Fortsatz endigend.
Sao Paulo (v. Ihering).
Auffallend sind die Ö der amerikanischen Iridomyrmew:
I. humilis d. Länge 3 mm. Kiefer wie beim vorigen, aber
deutlich zweizähnig. Kopf wie beim vorigen, aber quer rechteckig,
breiter als lang. Schaft 2!/,—3mal so lang als breit. Zweites
Geißelglied länger als Schaft und erstes Geißelglied zusammen.
Fühler sonst wie beim vorigen. Das sehr breite Mesonotum über-
wölbt bedeutend das Pronotum und den Kopf. Skutellum buckelig
prominent. Metanotum und Schuppe wie beim vorigen. Flügel fast
wasserhell, mit einer Kubitalzelle. Äußere Genitalklappen länglich
dreieckig, ohne deutlichen Fortsatz.
I. iniguus Mayr d. Länge 2 mm. Kiefer breiter an der Ex-
tremität als an der Basis, mit schneidigem Endrand und einem
Endzahn. Kopf länglich rechteckig, länger als breit, vor den Augen
schmal, mit konvexem Hinterrand. Die Augen nehmen weniger
als !/, der Kopfseiten ein. Schaft und erstes Geißelglied wie bei
dispertitus-micans, aber das zweite Geißelglied nicht länger als der
Schaft, das Mesonotum überwölbt nicht das Pronotum. Skutellum
nicht prominierend. Metanotum, Schuppe, Flügel und Genitalklappen
wie bei humilıs.
I. dispertitus i. sp. d’ (aus Guatemala). Länge 2:3 mm. Kiefer
groß, mit langem, breitem Endrand, zwei Endzähnen und hinter
denselben undeutlich sehr fein gezähnelt. Kopf trapezförmig, fast
dreieckig, vorn schmal, hinten breit, mit geradem Hinterrand. Die
auffallend kleinen Augen nehmen nicht ?/, der Kopfseiten ein. Der
lange Fühlerschaft erreicht den Hinterrand des Kopfes. Erstes
Geißelglied erheblich länger als diek. Zweites Glied doppelt so
lang wie das erste, aber viel kürzer als der Schaft. Thorax wie
bei iniquus und dispertitus-micans, aber die abschüssige Metanotum-
fläche nicht senkrecht und durchaus nieht überwölbt. Schuppe
396 | A. Forel.
keilförmig, unten diek, oben fast scharf. Äußere Genitalklappen
dreieckig, länger als breit. Flügel wie bei der subspee. micans.
Somit ist das J’ des typischen dispertitus verschiedener von
demjenigen der subspee. micans, als von denjenigen der Arten humilis
Mayr und iniguus Mayr. Dennoch ist dasselbe mit den & von Prof.
Stoll gesammelt worden. Ich sollte daher wohl aus micans logischer-
weise eine neue Art machen. Anderseits ist aber der 8 demjenigen
der Stammart so ähnlich und die Ö haben eine solche Tendenz zu
variieren, daß ich vorläufig mich mit der Aufstellung einer Sub-
spezies begnüge.
Iridomyrmex melleus Wheeler nov. subspec. succineus. ®.
Länge 26—2'9 mm. Viel größer als der Arttypus und dunkler
gelb, wie Bernstein gefärbt. Ende des Schaftes, Fühlergeißel,
Schienen und Hinterleib etwas gebräunt. Kopf hinten viel breiter
als beim Arttypus, hinten viel breiter als vorn, mit geradem (beim
Arttypus konvexem) Hinterrand. Mesonotum vorn weniger ein-
geschnürt und Metanotum etwas länger als beim Arttypus; Schuppe
etwas höher. Sonst alles gleich.
Von iniquus Mayr durch den breiteren Kopf mit Saale
Hinterrand, die Farbe und durch die bedeutendere Größe unter-
schieden. Der Typus von melleus steht dem iniquus näher.
Sao Paulo (v. Ihering).
Nach Wheeler hat das von melleus wohl ausgebildete
Kiefer und einen dem Arbeiter ähnlichen Kopf. Somit scheint es
dem © des typischen dispertitus am nächsten zu stehen. Von der
subspee. succineus sind nur $ vorhanden.
Iridomyrmex (Forelius) Mac Cooki For. nov. var. brasiliensis.
#. Länge 2:5—3 mm. Größer als der Arttypus, blasser gelb gefärbt,
erheblich stärker pubeszent, so daß der ganze Körper von einem
blaßgelben Flaum bedeckt erscheint und an Lasius flavus D. G.
erinnert. Außerdem ist der Kopf breiter, fast quadratisch, kaum
länger als breit. Augen etwas größer.
Rio Grande do Sul (v. Ihering).
5. Subfam. Camponotinae Forel.
Myrmelachista gallicola Mayr. $. Rio Grande do Sul (v. Ihe-
ring).
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 397
Myrmelachista Arthuri For. %. Sao Paulo (v. Ihering). Von
Göldii For. unterscheidet sich diese Art noch durch den fast flachen,
sehr wenig gewölbten Clypeus, der namentlich hinter dem Vorder-
rand nicht einmal andeutungsweise gestutzt ist und in der Mitte
des Vorderrandes ein winziges Zähnchen hat. Göldii hat einen stark
gewölbten, vorn gerundet gestutzten Clypeus, ohne Spur eines
Zahnes.
Myrmelachista Arthuri For. nov. var. brunneiceps. ®. Kopf
und Fühler mit Ausnahme der rötlichen Fühlergruben braun. Ober-
rand der Schuppe leicht konkav, mit einer schwachen Rinne in der
Mitte. Sonst wie der Arttypus.
Sao Paulo (v. Ihering).
Myrmelachista Paderewskii nov. spec. $. Länge 2:5 bis
33mm. Kiefer fünfzähnig, glatt, glänzend, mit einigen Punkten
und Streifen gegen den Endrand. Clypeus nicht gestutzt, aber
stärker gewölbt als bei Arthuri. Augen kleiner als bei Zeledont
Em., hinter der Kopfmitte. Wenigstens drei Grübchen an der Stelle
der Ozellen. Kopf so lang als hinten breit, schwach trapezförmig,
vorn schmäler als hinten, mit schwach konvexen Seiten und fast
geradem Hinterrand. Der Fühlerschaft erreicht das hintere Sechstel
des Kopfes. Geißelglieder 3—6 der 10gliederigen Fühler dicker
als lang. In der Mitte des Mesonotums ist der sonst breite Thorax
kolossal und kurz eingeschnürt, so daß seine beiden Hälften vor
und hinter der Einschnürung, sowohl von oben wie von der Seite
besehen, fast wie zwei Kugeln aussehen, die durch eine Brücke in
der Mitte verschmolzen sind. M. Rudolphi For. zeigt etwas ähn-
liches, aber die zwei Kugeln sind länglicher und weniger scharf
ausgesprochen. Die Prothoraxkugel ist vor allem fast genau kugelig,
indem die Wölbung unten fast so stark ist als oben. Der Prothorax
ist mehr als dreimal so hoch und so breit als die eingeschnürte
Mitte des Mesonotums. Der Metathorax ist oben etwas weniger
konvex als unten, nicht ganz dreimal so hoch und breit als die
eingeschnürte Stelle. Die konvexe Basalfläche ist vorn schmal,
hinten breit, so lang wie die abschüssige Fläche und endigt mit
zwei von den Stigmen gebildeten stumpfen Zähnen oder Höckern
(bei Zeledoni ist keine so starke Einschnürung, das Metanotum ist
schmal und die Stigmen liegen weiter unten). Von oben gesehen
398 A. Forel.
ist die Basalfläche trapezförmig, fast dreieckig. Der Mesothorax
sieht genau so aus wie das sehr stark einschnürende Korsett eines
busenstarken Mädchens mit künstlicher Wespentaille. Schuppe hoch,
kaum nach vorn geneigt, oben schwach ausgerandet, etwas schmäler
und vor allem noch dünner als bei Zeledoni Em. Hinterleib und
Beine wie bei Zeledont.
Seidenschimmernd; Hinterleib glänzend. Die Skulptur des
Kopfes und des Thorax ist ungeheuer fein, nur mit mikroskopi-
schen Linsen zu erkennen; am Kopf vorn äußerst dicht und fein
längsgestreift, hinten genetzt, am Prothorax zirkulär gerunzelt, am
Metathorax- quergerunzelt. Zwischen den bereits ungemein feinen
Runzeln besteht noch eine ganz mikroskopische dichte Skulptur.
Schuppe und Hinterleib schwach, aber etwas weniger fein und viel
weniger dicht quer chagriniert. Am Kopf und Thorax zerstreute,
etwas gröbere Punkte. Am Körper sehr zerstreute, feine, kurze,
gelbliche abstehende und anliegende Haare; Schienen und Fühler-
schaft nur anliegend behaart.
Schwarz. Beine und Fühler braun, Kiefer rot, Basis der
Geißel bräunlichrot, Tarsen und einige Gelenke rötlichgelb.
2. Länge 6.5—7'5 mm. Kopf trapezförmig, vorn schmäler,
um !/, länger als breit. Fühler 10gliedrig. Der Fühlerschaft er-
reicht das hintere Kopfviertel oder überragt es etwas. Thorax
etwas breiter als der Kopf. Metanotum viel tiefer liegend als das
in einer Ebene mit dem Mesonotum liegende Skutellum, einfach
gerundet. Schuppe niedrig, sehr breit, ziemlich dick, mit einer
oberen, fast ebenen Fläche, die fast viermal so breit als lang ist.
Hinterleib groß und lang. Das Pronotum überragt das Mesonotum.
Kopf und Thorax schwach glänzend, fein und ziemlich dicht ge-
netzt, ohne andere Skulptur und mit lange nicht so feiner Skulptur
als beim $. Zerstreute Punkte, Hinterleib ete. wie beim $; ebenso
Behaarung und Farbe. Flügel braun getrübt, doch noch durchsich-
tig, mit einer Kubitalzelle und einer geschlossenen Radialzelle, aber
ohne Diskoidalzelle.
J'. Länge 3°5—4 mm. Kiefer mit breitem, zweizähnigem End-
rand. Kopf viel breiter als lang, vor den Augen stark verschmälert.
Die sehr konvexen Augen nehmen zirka ?/, der Kopfseite ein. Der
Schaft der I1gliedrigen Fühler überragt sehr deutlich (um vielleicht
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 399
zweimal seine Dicke) den Hinterrand des Kopfes. Fühlerkeule vier-
gliedrig, scharf abgesetzt durch Sinneshaare, gut so lang wie die
übrige Geißel. Das Mesonotum überragt ganz wenig das Pronotum.
Thorax doppelt so breit wie der Kopf, sonst wie beim 9. Schuppe
viel dünner als beim 0, wie beim ®, aber oben stark ausgerandet.
Äußere Genitalklappen mit zwei langen, flachen, am Ende stumpfen
Spitzen, die untere länger als die obere; dazwischen tief ein-
geschnitten.
Skulptur, Behaarung und Farbe wie beim o, aber Beine,
Fühler und Kiefer ganz braun und die Flügel etwas weniger ge-
bräunt.
Sao Paulo, in Bambusröhren (Dr. Lutz).
Ich freue mich, diese ausgezeichnete Art meinem Freund und
ehemaligen Nachbarn Herrn Komponisten Paderewski zu widmen.
Das C von Myrmelachista Hoffmanni For. hat nicht einfach
gerundete, sondern sehr breite, am Ende ausgerandete äußere
Genitalklappen. Ich hatte mich in der Beschreibung geirrt; die
Fühlerkeule ist auch bei ihm viergliedrig.
Das S von Myrmelachista chilensis For. ist 35 mm lang, mit
sehr breiten, matten, dicht punktiert-genetzten Kiefern, die einen
schneidigen Endrand und zwei Zähne an der Spitze besitzen. Seine
äußeren Genitalklappen sind gewaltig groß und breit, wie bei
Paderewskii, aber die beiden Spitzen sind zwei breite, große, am
Ende ganz stumpfe Lappen, die etwa wie ein Walfischmund aus-
sehen. Die obere Spitze oder der obere Fortsatz wird bei allen
drei Arten durch die sogenannte Schuppe gebildet.
Auch bei M. Bettinae For. g' bildet die Schuppe einen oberen,
und zwar einen spitzen Fortsatz.
Brachymyrmez patagonicus Mayr. 3. Sao Paulo und Rio Grande
do Sul (v. Ihering).
Brachymyrmex patagonicus Mayr subspee. Cordemoyi For. %,
9. San Bernardino, Paraguay (Dr. Fiebrig), in einem trockenen
Ast; Sao Paulo (v. Ihering).
9. Länge 4 mm. Kopf quadratisch. Fühlerschaft wie beim ®.
Die fast wasserhellen Flügel überragen die Hinterleibsspitze nur
um die Länge der zwei letzten Ringe. 'I'horax wenig breiter als
der Kopf.
400 A. Forel.
Prof. Emery hat aus meiner var. Cordemoyi des patagonicus
eine Art gemacht. Ich kann jedoch auf Grund meines Materiales
diese Form höchstens als Subspezies gelten lassen. Die Form des
Kopfes und die Länge des Fühlerschaftes variieren zu sehr.
Brachymyrmex levis Em. ®, 9, d. Valparaiso (Hoffmann).
9. Länge 45 mm. Kopf viereckig, um !/, breiter als lang.
Der Schaft überragt den Hinterrand um gut !/, seiner Länge. Die
ungemein langen, gelblich angehauchten Flügel überragen hinten
den Körper um gut die ganze Länge des großen Hinterleibes. Farbe
ziemlich hellbraun; Glieder heller. Skulptur stärker punktiert als
beim 3. Thorax viel breiter als der Kopf. Geißelglieder viel
länger als dick.
d. Länge 15—1'6 mm. Kopf viel breiter als lang. Schaft
wie beim 0. Flügel nieht erheblich länger als bei patagonicus
Cordemoyi.
Durch die langen Flügel des 9 gut zu unterscheiden.
Brachymyrmex longicornis For. nov. var. immunis. %. Länge
1'6—2'2 mm. Länger als der Arttypus und viel dunkler, schwarz-
braun, mit helleren Gliedern. Stigmata des Mittelsegmentes etwas
prominenter, Thorax und besonders Metanotum (abschüssige Fläche)
etwas länger; sonst ganz gleich. Kiefer vierzähnig.
d. Länge 1'7 mm. Kopf etwas länger als breit. Der Schaft
überragt den Hinterkopf um zirka !/, seiner Länge. Ziemlich hell-
braun. Fühler 10gliedrig.
9. Länge 34mm (kaum). Kopf trapezförmig, hinten viel
breiter als vorn, ungefähr so lang als breit. Clypeus vorn stärker
bogenförmig vorgezogen als bei levis und patagonieus. Der Schaft
überragt den Hinterrand um !/, seiner Länge, wie beim $. Trotz-.
dem sind die Geißelglieder nicht so lang wie bei levis 9. Thorax
nur wenig breiter als der Kopf. Flügel fehlen. Dunkelbraun.
Sao Paulo (v. Ihering).
Der ® und das 9 viel kleiner als bei patagonicus. Einige
Exemplare sind heller gefärbt und dem Arttypus näher.
Brachymyrmex Fiebrigi nov. spec. $. Länge 1—1'3 mm.
Den Arten brevicornis Em., minutus Forel und pietus Mayr sehr
nahe, aber durch den außerordentlich kurzen T'horax ausgezeichnet,
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 401
der viel kürzer ist als der Kopf, kaum länger als hoch. (Bei minutus
und pietus so lang als der Kopf.) Pronotum dreimal so breit als
lang, Mesonotum ebenfalls. Die Basalfläche des Metanotums bildet
fast nur eine Querlinie hinter dem Mittelsegment mit seinen beiden
Stigmata. Kopf rechteckig, ein wenig länger als breit, etwas breiter
als bei minutus, fast so breit vorn als hinten, mit geradem Hinter-
rand. Augen wenig vor der Mitte. Der Schaft überragt nur ganz
wenig den Hinterrand (viel weniger als bei pictus und minutus).
Die Geißelglieder 2—4 sind eher etwas dicker als lang (länger als
dick bei den anderen Arten, außer etwa brevicornis Em.). Schuppe
äußerst klein, stark nach vorn geneigt.
Mäßig glänzend, fein genetzt und mäßig pubeszent, etwas
stärker als minutus. Nur ganz wenige abstehende Haare am Körper;
keine an den Gliedern. Blaß und leicht bräunlich gelb; Clypeus,
Kiefer und Glieder ganz blaßgelb.
San Bernardino, Paraguay (Fiebrig). Nest im Mark des
dürren Astchens eines Strauches eingegraben.
Erheblich kleiner als brevicornis; Thorax noch viel kürzer,
Farbe heller. Sonst nahe verwandt.
Bei Br. minutus For. sind Skulptur und Behaarung ungefähr
wie bei Fiebrigi, die Pubeszenz schwächer; der Kopf ist erheblich
länger als breit, hinten kaum breiter als vorn und die Augen am
vorderen Drittel. Der Thorax ist etwas eingeschnürt.
Bei Br. pictus Mayr ist der Kopf mindestens so breit als lang,
hinten ausgerandet und viel breiter als vorn. Diese Art ist außer-
dem ganz glatt und fast ohne Pubeszenz.
Somit sind die Arten pietus, minutus, brevicornis und Fiebrigi
durch die 3 allein gut auseinander gehalten.
Prenolepis fulva Mayr. , d. Sao Paulo, Estanca Ruiz da
Serra (Staat Sao Paulo) und Rio Grande do Sul (v. Ihering).
Prenolepis fulva Mayr subspee. Biolleyi For. $, @. Sao Paulo
und Estanca Ruiz da Serra, Staat Sao Paulo (v. Ihering).
9. Länge 47T mm. Von dem 9 der subspee. incisa For. nicht
zu unterscheiden. Etwas kleiner als der Arttypus, mit stärker ab-
stehend behaarten Schienen und Fühlerschaft. Flügel fehlen.
Prenolepis longicornis Latr. $. Sao Paulo {v. Ihering).
Prenolepis viwidula Nyl. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Z.B. Ges. 58. Bd. 26
402 A. Forel.
Prenolepis vividula Nyl.nov. subspec. docilis. $. Länge 1’8 mm.
So klein wie die subspee. guatemalensis For. und ungefähr gleich
geformt. Kopf rechteckig, länger als breit, vorn fast so breit als
hinten. Kiefer schmal. Aber sie ist glatt, glänzend, fast ohne Pube-
szenz, wie die subspec. Melanderi Wheeler. Von dieser letzteren
unterscheidet sie sich durch das kürzere, stärker gewölbte Meta-
notum; auch das Promesonotum stärker gewölbt. Melanderi hat
einen längeren Thorax mit schwächerem Einschnitt und geringeren
Konvexitäten. Gelbrötlich, Hinterleib, Geißel, Schenkel und Schienen
braungelblich. Abstehende Haare braun.
Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus rufipes For. subspee. Renggeri Em. 8, d. San
Bernardino, Paraguay (Fiebrig). Nest zwischen Bromeliaceen; im
Umzug begriffen und dabei von einer (wohl schmarotzenden) Blattide
gefolgt. Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus rufipes i. sp. For. 9, $. Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus punetulatus Mayr subspee. termitarius Em. $. Rio
srande do Sul und Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus punctulatus Mayr nov. subspec. Lilii. $. Länge
4—5 mm. ® major. Kiefer sechszähnig, glatt, glänzend, zerstreut
fein punktiert. Kopf wie beim typischen punctulatus, aber hinten
schwächer ausgerandet und nur etwas breiter als vorn, viel länger
als bei der subspec. minutior For. Die Stirnleisten etwas kürzer.
Der Fühlerschaft überragt etwas mehr den Hinterhauptrand. Thorax
kürzer und der Länge nach stärker gewölbt (so stark gewölbt wie
beim typischen fastigatus Rog.), das Pronotum vorn bis zu den
Vorderecken mehr gerandet (wie bei fastigatus); sonst Thorax gleich
wie beim Arttypus. Schuppe etwas dicker, aber sonst ganz wie
beim Arttypus (oben stumpfer). Skulptur und Behaarung genau
wie beim typischen pumctulatus (Kopf und Thorax schimmernd,
Hinterleib glänzend), höchstens noch etwas dichter punktiert-genetzt
am Kopf und Thorax und umgekehrt schwächer gerunzelt am Hinter-
leib. Schwarz, Vorderkopf bis zu den Augen und mit den Stirn-
leisten hellrötlich (roströtlich); Kiefer, Fühler und Ende der Tarsen
dunkler rot. Beine braun. Ob dies der größte 3 ist, ist nicht sicher.
® minor. Kopf hinten sehr wenig breiter als vorn, Fühler
länger. Übrigens alles genau wie beim ® major.
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 403
Diese Subspezies ist besonders durch die Kopfform, das vorn
mehr gerandete Pronotum, den viel kürzeren und gewölbteren
Thorax, die Farbe und die geringere Größe unterschieden. Von
fastigatus ist sie durch den trapezförmigen Clypeus verschieden.
Die subspee. hybridus For. von punctulatus hat einen hinten viel
breiteren Kopf, einen matten und pubeszenten Hinterleib und eine
andere Thoraxform (Thoraxrücken sehr schwach gewölbt:; ab-
schüssige Fläche des Metanotums steil und hoch).
Sao Paulo (v. Ihering).
Ich stimme der jetzigen Ansicht Emerys bei, Ü. punetulatus
Mayr spezifisch von tenwiscapus Rog. zu trennen; es war stets meine
Ansicht. Dagegen glaube ich Koseritzi Em., minutior For. und
hybridus For. wie Lili als Subspezies des punetulatus belassen zu
sollen, da diese Gruppe gar zu variabel ist.
Camponotus fastigatus Rog. $, C'. Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus fastigatus Rog. nov. subspec. Verae. $. Länge
385—D5'd mm. Kopf wie bei der subspee. Schmalzi Em., aber etwas
länger, die Seiten noch gerader und der Vorderrand noch etwas
breiter, die Kieferbasis seitlich noch mehr überragend. Thorax-
rücken, besonders Promesonotum noch stärker gewölbt; die ganze
Thoraxwölbung gleichmäßiger. Schuppe etwas dieker und kleiner;
Körperform sonst gleich. Skulptur viel schwächer, glänzend; Kopf
zum Teil (vorn) nur schimmernd, fein genetzt. Hinterleib und
Schuppe stark glänzend, seicht gerunzelt-genetzt. Abstehende Be-
haarung genau wie bei Schmalzi; die anliegende Pubeszenz da-
gegen äußerst zerstreut, fast null, nur an den Gliedern deutlicher.
Wangen ohne Haare.
Schwarz; Fühler und Beine braun, Kiefer und Vorderrand
des Kopfes rot, Tarsen und Basalhälfte des Schaftes rotgelb.
Beim kleinen ® ist der Kopf so breit als lang (beim $ major
etwas länger als breit), hinten ordentlich breiter als vorn, mit ziem-
lich konvexen Seiten. Der Kopf ist ganz schwarz und die Kiefer
sind mehr gelbbräunlich.
Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus fastigatus Rog. nov. subspec. vagulus. ?. Länge
32—4'9 mm. Kleiner als die subspec. Verae. Der Kopf der $
maxima ist rechteckig, länger als breit, hinten kaum breiter als
26%
404 A. Forel.
vorn. Der Fühlerschaft ist länger, erreicht fast den Hinterhaupt-
rand. Der Clypeus ist schwächer gekielt, etwas länger als breit
(so lang als breit bei Verae), vorn etwas wenig breiter als hinten.
Die Skulptur des weniger glänzenden Hinterleibes schärfer. Cly-
peus, Wangen, Kiefer und Fühler ganz rötlich (etwas gelbrötlich);
Stirnleisten teilweise rötlich. Sonst ganz wie Verae, ebensowenig
pubeszent ete.
8 minor. Kopf hinten ordentlich breiter als vorn, etwas länger
als breit, ziemlich stark glänzend, fein gerunzelt. Wangen, Kiefer
und Fühlerschaft (außer dem Ende) gelblich. Beine, Geißel und
Ende des Schaftes braun. Sonst wie der ® major.
9. Länge 64 mm. Kopf ete. genau wie beim großen $. Der
Kopf. hinten gerade so breit wie vorn (beim $ major etwas breiter).
Das Pronotum überragt vorn das Mesonotum. Der Fühlerschaft
überragt den Hinterhauptrand um ein Minimum. Flügel kaum gelb-
lich angehaucht, mit blassen Rippen und Randmal.
Sao Paulo (v. Ihering).
Ich betrachte immer noch Schmalzi Emery als Subspezies von
fastigatus. Naegelii For. dagegen scheint mir eine eigene Art zu
bilden. Außer der starken Behaarung unterscheidet er sich durch
größere Augen, einen vorn etwas breiteren Clypeus und durch eine
dickere Schuppe.
Ich vermute, daß
Camponotus arboreus Smith —= femoratus Fab., doch ist es nur
eine Vermutung.
Camponotus sexguttatus For. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Da Emery eine var. ornata des Camponotus sexguttatus For.
früher aufgestellt hatte und da diese Varietät mit der Zeit zu einer
Subspezies. vorrücken könnte, erachte ich es als angezeigt, meinen
Camponotus ornatus (aus Amboina) in Annal. Mus. nation. hungarice.
1907 anders zu benennen und nenne ihn
Camponotus bellus nov. nom. (= ornatus For. 1907, nec
sexguttatus For. var. ornata Em. 1894).
Camponotus personatus Em. $. San Bernardino, Paraguay
(Fiebrig). Dr. Fiebrig bemerkt hierzu: „Diese Ameise leckte an
Cieadellen an der Unterseite eines Blattes und schien eine ameisen-
ähnliche Wanze zu füttern, deren Mundteile gefacht sind, als ob sie
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 405
mandibulat wären.“ Der Mimetismus der Wanze ist in der Tat
ganz verblüffend: Farbe, Form, Skulptur und Behaarung.
Camponotus trapeziceps nov. spec. ?. Länge 4:3—5 mm.
8 major. Kiefer 6—7zähnig, mit schwach gekrümmten Außen-
rand, etwas schimmernd, sehr fein genetzt-gerunzelt, gegen den End-
rand glatt und glänzend, zerstreut punktiert. Kopf erheblich länger
als breit, genau trapezförmig, vorn schmal, hinten breit, mit geraden
oder nahezu geraden Seiten, hinten nicht konkav, von vorn gesehen
mit fast geradem Hinterrand. Mittelteil des Clypeus stark gekielt,
fast flach, länger als breit, mit kaum nach vorn divergierenden
Seiten. Außer einem schmalen Dreieck sind die Clypeusseiten unter
dem vorderen Kopfrand versteckt. Der Mittelkiel bildet vorn einen
ganz kurzen Lappen mit stumpfen Ecken. (Die Clypeusform hält
die Mitte zwischen blandus und novogranadensis.) Stirnleisten stark
divergierend, lang. Augen groß, etwas hinter der Mitte. Der Schaft
erreicht das hintere Kopfachtel. Thorax von gewöhnlicher Form,
viel schmäler als der Kopf, vorn breiter, hinten schmal, der Länge
und der Quere nach konvex, der Länge nach stark und gleich-
mäßig, Basalfläche des Metanotums inbegriffen; diese recht schmal,
abschüssige Fläche recht kurz. Schuppe ziemlich dick, fast doppelt
so hoch als diek, mit zwei senkrechten Flächen, eine vordere nie-
drige und eine hintere hohe; der Oberrand ist fast scharf, von ihm bis
zur vorderen Fläche verläuft eine stark abschüssige Fläche. Beine
schwach kompreß; einige Stachelchen an der Innenseite der Schienen.
Hinterleib und Schuppe glänzend, fein quergerunzelt-genetzt,
mit zerstreuten, zum Teil länglichen haartragenden Punkten. Alles
übrige matt, dicht und fein punktiert-genetzt; Beine, Fühler, Thorax
und Hinterhaupt oft mehr oder weniger schimmernd. Körper zer-
streut hellgelb abstehend beborstet, etwas reichlicher am Olypeus
und am Metanotum; eine Reihe am Rand der Schuppe. Glieder
nur anliegend behaart. Am Körper ist die anliegende Behaarung
zerstreut, aber hellgelb glänzend, sehr sichtbar.
Schwarz; Fühler, Kiefer, Tarsen, Vorderrand des Kopfes, oft
noch die Schienen, der ganze Clypeus, die Wangen, das vordere
Ende der Stirne und die Kopfseiten rötlich.
® minor. Kopf viel länger als breit, mit sehr großen, kon-
vexen, stark hinter der Mitte gelegenen Augen, hinten konvex,
406 A. Forel.
breiter als vorn. Der Schaft überragt den Hinterrand um gut 'J,
seiner Länge. Kiefer glatter und glänzender, zerstreut punktiert.
Clypeus scharf gekielt, dachförmig, vorn mit gerundetem stärkeren
Lappen. Schuppe oben mehr stumpf gerundet. Skulptur und Be-
haarung wie beim ® major. Kiefer, Fühler, Gelenke, Schienen,
Tarsen und oft die Wangen und der Vorderrand des Clypeus mehr
rötlichgelb. Sonst alles wie beim ® major.
Q. Länge 9—10 mm. Kopf 1?/,mal, fast 1'/,;mal so lang als
breit, genau trapezförmig, wie beim ® major. Thorax etwas breiter
als der Kopf. Der Schaft überragt ein klein wenig den Kopfhinter-
rand. Abschüssige Metanotumfläche etwas länger als die konvexe
Basalfläche. Flügel fast wasserhell, schwach gelblich angehaucht,
mit gelblichen Rippen. Schuppe bikonvex, oben ziemlich scharf-
randig. Alles andere, Skulptur, Behaarung und Farbe wie beim
großen ?. Bei stark gedehntem Hinterleib sieht man die gelbe
Basis seiner Segmente, die sonst verdeckt ist.
Sao Paulo und Ypiranga, Provinz Sao Paulo (v. Ihering).
Ist diese Art vielleicht eine Subspezies von (amponotus cely-
peatus Mayr? Letztere Art ist ungenügend beschrieben. Mayr gibt
nur 4—5 Kieferzähne an, was nicht stimmen würde; doch kann er
die Hinterzähne übersehen haben. Der Ü. trapeziceps steht etwa
zwischen blandus Smith und novogramadensis Mayr. Er ist auch
mit punctulatus Mayr verwandt.
Camponotus alboannulatus Mayr. &. Sao Paulo (v. Ihering).
Oamponotus Balzani Em. $, 9. Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus eingulatus Mayr. 9, cd‘. Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus Lespesi For. {. San Bernardino, Paraguay (Fie-
brig); Ypiranga, Provinz Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus macnlatus For. subspee. bonariensis Mayr. , 9.
Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus maculatus For. subspee. simillimus Sm. %. Sao
Paulo (v. Ihering).
Oamponotus maculatus For. subspee. fuscocinetus Em. ®. Sao
Paulo (v. Ihering).
Camponotus macnlatus For. nov. subspec. Spengleri. %. Länge
65-9 mm. ® major. Kiefer glänzend, glatt, mit sehr zerstreuten
Punkten und einigen schwachen und feinen Streifen nahe am End-
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 407
rand, mit gegen das Ende zu stark gebogenem Außenrand und
mit sieben Zähnen. Clypeus gekielt, mit äußerst kurzem, unscharfem,
in der Mitte ausgerandetem Vorderlappen. Stirnfeld scharf. Stirn-
leisten S-förmig, divergierend, mäßig lang. Kopf konvex, besonders
in der Stirngegend, noch etwas konvexer als bei aethiops Latr., dem
diese Subspezies recht ähnlich sieht, trapezförmig, mit konvexen
Seiten, hinten stärker konkav als bei «ethiops. Augen, Fühler-
schaftlänge ete. wie bei «ethiops. Thoraxrücken kürzer und stärker
gewölbt wie bei aethiops, mit tiefer eingeprägten Nähten, sonst
gleich. Auch Schuppe und Metanotum gleich. Die Schienen haben
aber nur unten 2—3 schwache Stachelchen.
Glänzend, äußerst schwach lederartig gerunzelt. Der Kopf
zeigt vorn nur wenige, sehr zerstreute Punkte (viel weniger als
OÖ. aethiops). Nur wenige bräunlichgelbe Borstenhaare auf dem
Körper, sehr zerstreut und kürzer als bei aethiops (auch einige am
Clypeus und an den Wangen). Anliegende Haare am Körper fast
null, an den Gliedern recht spärlich und ganz angepreßt.
Schwarz; Fühler und Beine braun, Ende der Tarsen und
Kiefer bräunliehrot, Hinterrand der Abdominalsegmente glänzend gelb.
8 minor. Kiefer sechszähnig. Clypeus schwächer gekielt, in
der Mitte nicht ausgerandet, aber vorn mit deutlicherem, fast recht-
eckigem Vorderlappen. Kopf hinten eher breiter als vorn (bei
«aethiops etwas schmäler). Übrigens wie beim ® major.
Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus maculatus For. subspee. guatemalensis For. nov.
var. Scheffleri. $ minor. Länge 6°5—7 mm. Sehr nahe der subspec.
guatemalensis For., aber wie folgt zu unterscheiden: Die Kopfseiten
sind viel konvexer und gehen hinten ohne Grenze in den konvexen
Hinterrand über (bei guatemalensis gerade; Kopf mit deutlichem,
fast geradem Hinterrand). Augen etwas weiter nach vorn gelegen.
Schuppe ohne Oberrand, oben stumpf zugespitzt. Pubeszenz der
Schienen und des Fühlerschaft absolut anliegend (bei guatemalensis
ist sie schief abstehend). Körperhaare etwas länger; am Hinterkopf
reichlieher. Sonst in allem ganz gleich, nur etwas größer.
d. Länge 63 mm. Kiefer lang, an der Basis schmal, am
Ende verbreitert, mit schneidigem, einzähnigem Endrand. Clypeus
mit starkem Vorderlappen, ungekielt. Kopf länger als breit. Schuppe
408 A. Forel.
oben ausgerandet. Flügel leicht bräunlich getrübt. Braunschwarz;
Fühlerschaft und Beine braun, Geißel, Kiefer und Tarsen bräunlich-
gelb. Die Flügel sind lang.
Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus Santosi nov. spec. %. Länge 45—9 mm. Der
maculatus-Gruppe angehörend, aber durch den abstehend behaarten
Fühlerschaft und durch die Geißel verschieden, deren erstes Glied
etwas kürzer ist als das zweite.
& major. Kiefer glatt, zerstreut und nicht grob punktiert,
siebenzähnig, mit ziemlich konvexem Außenrand. Clypeus schwach
gekielt, mit stumpf rechteckigem Vorderlappen und nicht stark
nach vorn divergierenden Seiten. Kopf vorn schmal, hinten breit
und stark konkav, kaum länger als breit; mit stark konvexen
Seiten. Augen groß. Stirnleisten s-förmig, hinten fast nicht weiter
voneinander entfernt als vorn. Der Fühlerschaft überragt den
Hinterkopf um gut zweimal seine Dicke. Erstes Geißelglied deut-
lich etwas kürzer als das zweite. Thorax schmal, schmächtig, kaum
so breit als !/, des Kopfes. Im Profil des Thoraxrückens sind nur
Pronotum und Mesonotum konvex. Die Basalfläche des Metanotums
ist gerade, fast doppelt so lang wie die abschüssige, die mit ihr
einen gerundeten, stumpfen Winkel: bildet. Schuppe vertikal, bi-
konvex, ziemlich dünn, oben ziemlich scharfrandig. Hinterleib groß.
Schienen zylindrisch, ohne Stachelehen, außer 2—3 ganz unten.
Eine hellgelbe Längsleiste unter dem Stielehen.
Schwach glänzend, fein chagriniert; Hinterleib stärker glän-
zend; Stirn und Scheitel schimmernd. Drei Gruben an Stelle der
Ozellen. Clypeus, Wangen, Stirne, Pronotum und Hinterleib mit
zerstreuten, meist länglichen und meist haartragenden gröberen
Gruben. Sonst nur sehr fein und zerstreut, undeutlich punktiert.
Fühlerschaft und Beine zerstreut punktiert. Mäßig gelbrötlich ab-
stehend behaart, auch am Fühlerschaft, etwas reichlicher an den
Wangen, am Clypeus und an den Kiefern. Schienen nur etwas
schief anliegend behaart.
Dunkelbraun; Kiefer, Mitte des Clypeus, Stirnleisten, Ende
des Schaftes, Geißel, Hinterhauptsecken, Gelenke und Tarsen röt-
lich. Beine (inklusive Hüften), ein quergestellter breiter, unregel-
mäßiger und sehr kurzer Fleck an der Basis des zweiten und des
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 409
dritten Hinterleibssegmentes und die Hinterseite der Schuppe oben
weißlichgelb. Wenn der Hinterleib zusammengezogen ist, ist der
quere Fleck verdeckt und unsichtbar.
& minor. Kopf nur beim ® minimus hinten deutlich schmäler als
vorn, sonst gleich breit, mit sehr deutlichem Hinterrand, nicht ganz
zweimal so lang als breit. Kiefer sechszähnig. Der Schaft überragt
den Hinterkopf um etwas weniger als die Hälfte seiner Länge. Die
groben Punkte am Vorderkopf etwas kürzer und spärlicher als beim
8 major. Stirn und Scheitel ziemlich glänzend. Keine Ozellargruben.
Clypeus und Kiefer bräunlicher. Sonst alles wie beim ® major.
Kuba, von Dr. Santos erhalten.
Diese Art steht dem mir unbekannten maculatus-Iucayanus
Wheeler jedenfalls nahe, ist aber kleiner, weniger behaart und hat
weniger Kieferzähne. Auch die Form des Thorax und des Kopfes
ist, nach der Figur zu urteilen, anders.
Camponotus abdominalis For. nov. subspec. Fuchsae. ? major.
Länge 9—12 mm. Kopf sehr groß und konvex, 3'6 mm breit und
3D mm lang (ohne Kiefer). Der subspee. stercorarius For. sehr ähn-
lich, aber stämmiger. Fühlerschaft noch breiter, platter und ge-
bogener, länger, den Hinterkopf um dreimal seine Breite überragend.
Weniger glänzend; Skulptur etwas schärfer. Abstehende Behaarung
noch feuriger rot und erheblich reichlicher. Auch die Pubeszens
etwas reichlicher.
Schwarz; Kiefer schwarzbraun, Geißel und Beine heller braun,
Schenkelringe gelblichbraun.
& minor. Länge 6°3—3°5 mm. Kopf selbst beim kleinsten ®
rechteckig, um kaum '/, länger als breit, hinten mindestens so
breit oder noch etwas breiter als vorn, mit geradem Hinterrand.
Bei den nicht ganz kleinen, häufigsten % ist der Kopf hinten
breiter als vorn, sehr seicht konkav, nur ganz wenig länger als
breit, sonst wie beim großen 7, stämmiger als bei stercorarius, mit
weniger konvexen Kopfseiten und kürzerem Kopf.
?. Länge 14—15 mm. Kopf breiter als bei stercorarius; 'T'ho-
rax viel breiter als der Kopf. Farbe, Skulptur und Behaarung wie
beim $ major. Flügel wie bei stercorarius.
cd. Länge S mm. Kopf nur wenig länger als breit. Skulptur
schärfer als beim ® und bei stercorarins, fast matt, Abstehende
410 A. Forei.
Behaarung spärlicher als beim ©, mehr gelbbraun. Farbe wie
beim & und $. Oberrand der Schuppe nicht ausgerandet.
Sao Paulo und Ypiranga, Provinz Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus abdominalis For. nov. subspec. cupiens. %. Länge
65—10 mm. Schmächtiger als die anderen Subspezies.
&® major. Kopf erheblich länger als breit, mit wenig kon-
vexen Seiten. Kiefer glänzend, fast glatt, viel zerstreuter punktiert.
als bei stercorarius, Fuchsae ete., siebenzähnig, Clypeus wie bei
den anderen Subspezies. Fühlerschaft viel schmäler als bei den
anderen Subspezies, immerhin noch ziemlich breit und etwas platt-
gedrückt, den Hinterkopf um dreimal seine Breite überragend.
Thorax graziler gebaut als bei stercorarius. Skulptur und Behaa-
rung wie bei siercorarius, aber die abstehenden Haare weniger
grob, weniger steif, ebenso lang, etwas schiefer geneigt, mehr blab
bräunlichgelb. Auch die Körperfarbe wie bei stercorarius, aber fahler.
Kopf und Hinterleib dunkelbraun; Schuppe und Thorax heller braun
mit fahlem Stich (mehr rötlich bei stercorarius); Schienen, Tarsen
und Ende der Schenkel fahlbräunlich; Hüften, Schenkelringe und
Schenkel blaßgelb.
& minor. Kopf gut 1?/,mal so lang als breit, rechteckig, vorm
so breit als hinten (bei den etwas größeren Exemplaren hinten
breiter). Kiefer sechszähnig. Kopf glänzender als beim großen ®.
Sonst alles gleich. Kopfseiten fast gerade, etwas kompreß (ein
wenig mehr als bei den anderen Unterarten).
9. Länge 14:5—15 mm. Kopf trapezförmig, etwas breiter
hinten als lang. Gleiche Merkmale wie beim großen ®, speziell
auch die Farbe. 'I'horax bald schwarz, bald gefleckt gelbrot und
schwarz; auch am Hinterleib vorn gelbrote Flecke.
Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus senex Smith. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Uamponotus crassus Mayr. $, cd. Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus erassus Mayr subspee. brasiliensis Mayr. ®. Ypi-
ranga, Provinz Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus Scipio nov. spec. ?. Länge 37—6 mm. Ge-
drungene, breite Gestalt des U. Vezenyii For,, aber das Metanotum
ist dem von (, exeisus ähnlich,
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 411
& major. Kiefer und Kopf genau in allem wie bei (amponotus
crassus Mayr, aber ein großer Fleck in der Mitte der Wangen und
die Vorderhälfte des Clypeus (äußerster Rand ausgenommen) rot.
Thoraxrücken fast flach, von vorn nach hinten sehr schwach, von
rechts nach links kaum konvex; Pronotum scharf, Mesonotum und
Metanotum stumpf gerandet. Pronotum gut dreimal und Mesonotum
1!/,mal so breit als lang. Basalfläche des Metanotums quadratisch,
deutlich breiter als lang, fast horizontal, von einer Seite zur an-
deren in ihrer hinteren Hälfte fast etwas konkav. Die ebenso lange,
fast senkrechte abschüssige Fläche bildet mit ihr einen fast geraden
(etwas stumpfen), jedoch nicht scharfen, sondern (rasch) gerundeten
Winkel. Der Thorax ist aber viel länger und oben flacher als bei
excisus und subspee. trapezoideus; die abschüssige Fläche ist nicht
so hoch und nicht konkav. Schuppe wie bei erassus, aber oben
noch breiter. Hinterleib, Skulptur und Behaarung ganz genau wie
bei crassus. Schwarz; die Kiefer, Fühler, Tarsen, Schienen und
die Spitze der Schenkel sowie die genannten Flecke am Kopf rost-
rot. Rest der Beine braun.
© minor. Kopf so breit als lang, wie bei crassus, aber Kiefer
rot. Mesonotum mehr als 1!/,mal so breit als lang. Basalfläche des
Metanotums deutlich konkav von einer Seite zur anderen (von vorn
oben am deutlichsten sichtbar). Sonst wie der große $, aber Wan-
gen und Clypeus nahezu ganz schwarz.
2. Länge 8:5—9 mm. Der Kopf breiter als bei crassus, etwas
breiter als lang, fast so breit wie der Thorax. Basalfläche des Meta-
notums konvex, von der abschüssigen viel schärfer geschieden als
bei crassus. Abschüssige Fläche fast senkrecht, aber durchaus nicht
konkav wie bei excisus-trapezoideus 9. Skulptur, Behaarung und
Farbe genau wie beim $ major. Aber die Flügel sind erheblich
stärker bräunlich getrübt als bei crassus und exeisus-trapezoidens.
d. Länge 6 mm. Fühlergeißel rötlichbraun (bei erassus dunkel-
braun). Metanotum andeutungsweise wie beim 9 (beide Flächen
deutlicher geschieden wie bei crassıs). Sonst von crassus nicht zu
unterscheiden.
San Bernardino, Paraguay (Dr. Fiebrig).
Von Cameranoi Em. durch die Thoraxform leicht zu unter-
scheiden. Der ebenso breite und stämmige Vezenyii For. hat einen
412 A. Forel.
konvexen Thoraxrücken, ein der Länge nach gerundetes Metanotum
(beide Flächen undeutlich geschieden) und eine viel reichlichere,
feinere, wolligere Behaarung. ©. canescens Mayr hat kürzere Fühler,
einen breiteren, kürzeren Kopf, eine dünnere Schuppe und ein
hinten mehr gerundetes Metanotum.
Oamponotus excisus Mayr subspee. trapezoideus Mayr. 8. Sao
Paulo (v. Ihering).
Camponotus Cameranoi Em. Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus canescens Mayr. ®, d’. Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus Iheringi nov. spec. $. Länge 35—46 mm.
8 major. Kiefer stämmig, sechszähnig, schwach glänzend,
gegen den Außenrand fein gestreift, gegen den Innenrand fein ge-
netzt, zerstreut punktiert. Kopf stark konvex und massig, quadra-
tisch, so breit oder fast so breit als lang, hinten fast gerade (kaum
konkav), vorn etwas schmäler, seitlich mäßig konvex. Clypeus-
vorderrand mit zwei seitlichen Ausrandungen. (Clypeusseiten von
den Wangen verdeckt. Mittelteil des Clypeus fast quadratisch, mit
parallelen Seitenrändern, hinten etwas gerundet. Clypeus ungekielt,
in der Mitte seiner Vorderhälfte rundlich und breit eingedrückt.
Stirnfeld undeutlich; Stirnleisten s-förmig, stark divergierend. Augen
groß, nicht stark hinter der Mitte. Der Fühlerschaft überragt den
Hinterkopf kaum um seine Dieke und die Geißelglieder 3—10 sind
nicht doppelt so lang als diek (8—10 wenig länger als diek; wie
bei Ü. canescens Mayr). Der Kopf ist vorn, von der Mitte des Cly-
peus an, undeutlich und stumpf gestutzt. "Thorax ähnlich wie bei
cireularis, striatus und Alfaroi, aber ohne mesometanotale Ein-
schnürung. Pronotum doppelt so breit als lang, seitlich scharf ge-
randet, in der Mitte längseingedrückt. Mesonotum 1?/, so breit als
lang, stumpf gerandet, wie das Pronotum der Quere und Länge
nach schwach konvex. Das von vorn bis zum Stigma scharf ge-
randete Metanotum bildet nur eine abschüssige schwache Wölbung.
Nach vorn biegt der Seitenrand in den Vorderrand um, der eine
tiefe, aber das Thoraxprofil kaum einschnürende Mesometanotalnaht
begrenzt; immerhin liegt der vordere Rand des Metanotums ein
Stüfehen höher als der Hinterrand des Mesonotums. Eine Basal-
fläche ist von der abschüssigen nicht abzugrenzen. Hinten wird
das Metanotum langsam schmäler als vorn. Von oben besehen
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc. 415
zeigt der Thoraxrücken seitliche Einschnitte an beiden Nähten.
Schuppe nicht dick, vertikal, bikonvex, oben mit schneidigem Rande.
Immerhin ist die vordere Konvexität ungleich, unten stark, nach
oben fast in eine Konkavität übergehend. Beine kurz.
Clypeus reichlich, Wangen spärlich mit groben Grübchen be-
setzt. Thorax und Kopf dieht und nicht sehr fein punktiert-genetzt
und matt oder (teilweise) schimmernd; Thoraxseiten mehr längs-
gerunzelt-genetzt. Schuppe und Hinterleib glänzend, schwächer quer-
gerunzelt (chagriniert), mit unregelmäßigen zerstreuten Punkten.
Überall mäßig reichlich, kurz weißgelblich abstehend beborstet. Auf
den Schienen und am Fühlerschaft stehen die Borsten etwas schief.
Schwarz; Beine braun, Kiefer, Fühler und vordere Hälfte der
Wangen und des Clypeus rostrot.
8 minor. Kopf hochgewölbt, so breit hinten als lang, nach
vorn stark verschmälert, seitlich unten stark kompreß, von einer
Linie an, die von den Augen zu den Hinterhauptecken zieht. Der
Fühlerschaft überragt den Hinterrand um die Hälfte seiner Länge.
Clypeus stark gewölbt, ohne Eindruck, trapezförmig, vorn breiter,
undeutlich gekielt. Durch die kompressen Seiten erscheinen die
Kopfränder, von vorn besehen, leicht konkav. Alles andere, außer
der Farbe und dem stärkeren Glanz (auch die Thoraxform), genau
wie beim großen ®, aber der ziemlich glänzende Clypeus und die
Wangen haben keine groben Grübchen.
Schwarz; Kiefer, Fühlerschaft, erstes Geißelglied, Schenkel-
ringe und Tarsen bräunlichgelb. Rest der Beine und der Geibel
braun.
Sao Paulo (v. Ihering).
Mit circularis Mayr und striatus Smith verwandt, aber durch
die Form des Metanotums, durch die dünnere, scharfrandige Schuppe
und durch den stark kompressen Kopf des kleinen $ recht ver-
schieden. Auch die Stutzfläche des Kopfes des großen $ beginnt
weiter vorn.
Camponotus Emeryodicatus For. nov. subspec. decessor. }.
Länge 5°2—6’5 mm. Unterscheidet sich vom Arttypus wie folgt:
Kiefer glänzend, schwach chagriniert, zerstreut punktiert, sechs-
zähnig. Clypeus nicht oder undeutlich gekielt (beim Arttypus deut-
lich). Kopfhinterrand gerade oder sehr wenig konkav (etwas kon-
414 A. Forel.
vex beim Arttypus). Augen etwas kleiner und weniger konvex,
etwas entfernter (um die Länge ihres Durchmessers; beim Arttypus
kaum um deren Drittel) vom Kopfhinterrand, wenn man den Kopf
von vorn betrachtet. Der dünnere Fühlerschaft überragt den Hinter-
rand um gut die Hälfte seiner Länge. Zweites Geibelglied dreimal,
vorletztes 1'/,—2mal so lang als dick (beim Arttypus ist das
zweite Geißelglied zweimal so lang als dick, das vorletzte kaum
länger als diek). Thorax etwas weniger depreß; Pronotum zwar
breiter als lang, aber seitlich und vorn gerandet, ohne Vorderecken
und weniger breit, aber gleich gerandet wie beim Arttypus. Meso-
notum kaum breiter als lang. Nähte glänzend, schärfer als beim
Arttypus. Thorax der Länge und der Breite nach stärker gewölbt,
obwohl stumpf gerandet. Metanotum etwas schmäler und konvexer;
sonst gleich. Schuppe etwas dicker an der Basis, aber oben viel
weniger breit als beim Arttypus, Beine gleich. Skulptur gleich,
aber schwächer; schimmernd (Arttypus ganz matt). Die Behaarung
ist kürzer, weniger reichlich und weißlich (an den Beinen bräun-
lich). Fühlerschaft nur ganz anliegend behaart. Schwarz; Kiefer
und Tarsen braunrot, Fühlerschaft und Basis der Geißel gelblich,
die übrige Geißel braun.
Sehr wenig Unterschied zwischen $ major und minor (falls
keine extreme Form fehlt!).
9. Länge 9:6—10‘4 mm. Kopf trapezförmig, etwas länger als
beim 8. Clypeus schwach, aber ziemlich deutlich gekielt. Thorax
lang, schmäler als der Kopf, komprimiert, aber nicht deprimiert.
Das Pronotum überragt vorn das Mesonotum; Metanotum lang. Die
Flügel fehlen. Schaft und erstes Geißelglied braungelb; sonst alles
wie beim ®.
Sao Paulo (Dr. Lutz).
Camponotus Emeryodicatus For. subspee. decessor For. nov.
var. opitrix. 9. Länge 5 mm. Skulptur, Behaarung und Farbe wie
beim Typus der Subspezies decessor, aber die Fühler sind fast so
kurz wie beim Arttypus und die Augen ebenso groß und ebenso ge-
stell. Die Form des Pronotums ist ungefähr dazwischen. Sonst ist
der Thorax wie bei decessor, aber das Metanotum ist der Länge
nach gleichmäßiger gewölbt, ohne scharfe Grenze zwischen Basal-
fläche und abschüssiger Fläche (bei decessor ist die Basalfläche nur
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 415
sehr schwach gewölbt und deutlich von der kurzen abschüssigen
getrennt; beim Typus der Art sind besonders Pronotum und Meta-
notum flach, die Basalfläche des Metanotums dagegen der Länge
nach konvexer als bei decessor, aber dennoch von der abschüssigen
deutlich getrennt). Schuppe wie beim Typus von decessor. Hinter-
leib glänzend, nur seicht chagriniert und ziemlich reichlich, zer-
streut und haartragend punktiert.
Sao Paulo (v. Ihering). i
Camponotus sericeiventris Guerin. $. Sao Paulo (v. Ihering).
Camponotus (Colobopsis) paradoxus Mayr nov. subspee. janitor.
8. Unter diesem Namen beschreibe ich eine Ameise, die zum Teil
der Mayrschen Beschreibung (in diesen „Verhandlungen“, Jahrg.
1866, S. 887) genau entspricht, anderseits aber Verschiedenheiten
zeigt, die entweder auf eine andere Unterart oder auf Mängel und
Fehler in der Beschreibung deuten; welches zutrifft, kann ich nicht
entscheiden. Ich gebe im folgenden eine genaue Beschreibung des
sonderbaren Tieres. Mayrs Beschreibung bezieht sich auf das 9
und nicht auf den ?, wie er angibt.
4. Länge 10:5 mm. Kopf vorn wie mit einem Messer scharf
bis zum Fühlergelenk abgestutzt, so daß die Unterseite fast doppelt
so lang ist als die Oberseite bis zur Stutzfläche. Die Kiefer haben
vorn drei deutliche, hinten zirka vier undeutliche glänzende Zähne.
Sie sind sonst matt, äußerst fein und dicht längsgerunzelt, oben
(auf der Stutzfläche) flach und rechteckig, unten konkav, mit scharfem
Rand gegen die Stutzfläche. Stutzfläche kreisrund, von einer er-
habenen Leiste begrenzt. Seitenteil des Clypeus von dem Wangen-
teil der Stutzfläche verdeckt. Mittelteil länglich trapezförmig, flach,
hinten schmäler, in der Mitte mit einem leistenartigen durch-
scheinenden Längskiel. Stirnfeld klein, dreieckig. Stirnrinne bis
zum Rand der Stutzfläche tief, dahinter schwach. Stirnleisten schwach
gebogen, divergierend und auf der Stutzfläche durchscheinend; dann
biegen sie um das Fühlergelenk und setzen sich hinten bis nahe am
Hinterhaupt fort, nach außen konvex, hinten einander wieder so nahe
wie beim Fühlergelenk, eine tiefe Rinne für den Fühlerschaft nach
außen bildend. Sie überwölben die Hälfte der Breite dieser Rinne.
Augen länglich, flach, in der Mitte zwischen Stutzfläche und Hinter-
hauptecke. Die Fühlerrinne ist auch nach außen scharf begrenzt
416 A. Forel.
und bildet unten mit dem Rand der Stutzfläche fast einen rechten
Winkel. Der ganze Kopf ist rechteckig, in toto etwas länger als
breit, vorn etwas breiter als hinten; der nicht gestutzte Teil oben
ist viel breiter als lang. Der Fühlerschaft überragt das Hinterhaupt
um zweimal seine Dicke. Geißel grazil. Thorax lang, schmal,
nach hinten wenig verschmälert, gleichmäßig und recht schwach
von vorn nach hinten konvex, stark querkonvex. Abschüssige
Metanotumfläche schief, etwas kürzer als die Basalfläche, in die sie
gerundet übergeht. Schuppe knotenförmig, aber ziemlich hoch,
länger als breit, höher als lang, oben kuppelförmig gerundet. Beine
lang, Schienen ohne Stachelehen. Hinterleib länglich.
Kopf oben matt, dicht punktiert-genetzt, unten und seitlich
glänzend, fein chagriniert. Auf dem Wangenteil der Stutzfläche
befinden sich 5—6 baumförmig anastomosierende grobe Runzeln.
Der übrige Körper mäßig glänzend, sehr fein quergerunzelt (cha-
griniert). Auf dem Thorax, dem Kopf und der Schuppe vereinzelte,
auf dem Hinterleib etwas zahlreichere braungelbe Borstenhaare.
Glieder kahl, nur sehr fein und ganz anliegend zerstreut pubeszent.
Anliegende Haare am Körper sehr zerstreut.
Braun; vordere Hälfte des Kopfes (inklusive Stutzfläche) bis
zu den Augen, Hinterrand des Pronotums, Hüfte, Gelenke, Kiefer,
Spitze des letzten Geißelgliedes und Hinterrand der Hinterleib-
segmente blaßgelb; Tarsen und Geißel rötlichbraun.
8. Länge 6°8—85 mm. Kopf nur andeutungsweise und ganz
stumpf vom Fühlergelenk an gestutzt. Kiefer von gewöhnlicher
Form, sechszähnig, glatt, glänzend, zerstreut punktiert. Kopf doppelt
so lang als vorn breit, vorn am breitesten, hinter den Augen ohne
Hinterrand, mit fast geraden, bis zum Gelenk konvergierenden
Rändern. Am Thoraxgelenk ist der Kopf ganz schmal (so schmal
wie das Gelenk), doch ohne erhabenen Rand und ohne einen Hals
zu bilden. Clypeus trapezförmig, mit Seitenteilen, gewölbt, stumpf
gekielt, vorn mit ganz kurzem, stumpf rechteckigem Vorderlappen.
Stirnfeld ziemlich groß. Stirnleisten einander nahe, schwach diver-
gierend und schwach s-förmig, von gewöhnlicher Form. Ihr Vorder-
teil springt etwas hervor als höchster Punkt des Kopfes und Beginn
der Andeutung einer Stutzfläche. Auch die Wangen aus dem gleichen
Grund schwach längswulstig. Die langen Fühler überragen das
Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay ete. 417
Gelenkende des Kopfes um die Hälfte ihrer Länge. Schuppe konisch,
etwas höher als lang.
Der ganze Kopf schwach glänzend. Nur die Kiefer und der
Vorderrand des Clypeus und der Wangen sind schmutziggelb; der
Rest des Kopfes ist braun. Sonst aber sind Form, Skulptur, Be-
haarung und Farbe wie beim großen ?.
9. Länge 13 mm. Kiefer, Kopf ete. ziemlich genau wie beim °.
Kopf hinten etwas schmäler, Stutzfläche etwas (unbedeutend) kleiner.
Der Fühlerschaft überragt das Hinterhaupt um etwa 3—4mal seine
Dicke. Thorax schmal, schmäler als der Kopf. Abschüssige Meta-
notumfläche länger als die Basalfläche. Schuppe an der Basis sehr
dick, aber nicht knotenförmig, ziemlich hoch, oben scharfrandig.
Alles andere, auch die Farbe, genau wie beim %, aber die Beine
sind fast ganz gelb und der Clypeuskiel sowie die Stirnleisten auf
der Stutzfläche sind niedriger, nicht durchscheinend. Flügel fehlend.
J. Länge 7—9 mm. Kiefer mit scharfem Endrand, matt, sehr
fein punktiert-genetzt. Kopf 1?/,mal länger als breit, fast wie beim
&, aber bei den Augen am breitesten, hinter denselben schneller
und etwas weniger verschmälert wie beim ®. Clypeuslappen mehr
gerundet, Stutzfläche kaum angedeutet, Stirnleisten stärker diver-
gierend. Schuppe knotenförmig, wie beim 2}, aber oben seicht aus-
gerandet. Skulptur und Behaarung wie beim ?, aber der Kopf
etwas matter. Farbe wie beim 9, aber am Kopf sind nur die Kiefer
und die Vorderhälfte des Clypeus und der Wangen schmutziggelb.
Flügel schwach gelblich angehaucht, mit blassen Rippen und Randmal.
Sao Paulo, in Bambusröhren (Dr. Lutz). Es unterliegt für
mich keinem Zweifel, daß der 2} mit seinem gestutzten Kopf bei
der Nestöffnung in der gelben Bambusröhre die gleiche Rolle eines
stöpselartigen Türwächters übernimmt, wie bei unserem europäischen
Camponotus (Colobopsis) truncatus, und daß die gelbe Farbe des
Vorderkopfes mimetisch, d. h. der Farbe der Bambusröhre ange-
paßt ist. Die Beobachtung wird dieses sicher bestätigen.
Camponotus (Dendromyrmex) chartifee Smith. $. Espirito
Santo, Brasilien (v. Ihering). Kopf und Thorax wenig glänzend.
Farbe dunkel.
Camponotus (Dendromyrmex) nidulans Smith. %, 2. Espirito
Santo, Brasilien (v. Ihering).
Z. B. Ges. 58. Bd. 27
418 A. Forel. Ameisen aus Sao Paulo (Brasilien), Paraguay etc.
Camponotus (Dendromyrmex) Fabrieuü Rog. nov. var. acoma.
8. Länge 6°5—7T mm. Fahlgelb; hintere Hälfte des Kopfes und
der Thorax, mit Ausnahme des Pronotums vorn, braun. Hinterleib
matt, fein punktiert-genetzt, aber mit nur sehr spärlicher anliegen-
der Pubeszenz (wie bei nidulans). Der Kopf ist aber genau wie
bei Fabrieü 1. sp. geformt; die Seiten sind hinter den Augen fast
gerade, der Kopf allmählich gegen das Gelenk (obwohl weniger
als bei chartifex) verschmälert. Reichlich abstehend behaart.
Espirito Santo, Brasilien (v. Ihering).
Beiträge zur Flora des oberen Mürztales
in Steiermark und Niederösterreich.
Von
Friedrich Leeder,
k. k. Forstverwalter in Zell am See.
(Eingelaufen am 9. Februar 1908.)
Ich übergebe hier das botanische Ergebnis meines fast acht-
jährigen Aufenthaltes in Frein im oberen Mürztale der Öffentlichkeit
und erlaube mir, einige allgemeine Bemerkungen über die Flora
dieses Gebietes vorauszuschicken.
An sich hoch gelegen (Frein ca. 860 m) und noch dazu von
hohen Bergen enge eingeschlossen, ist dem oberen Mürztale von
Scheiterboden aufwärts bis in seine Quellgebiete am Fuße der
Schneealpe einerseits, des Göllers und Gippls anderseits auch das
rauhe Klima, verbunden mit sehr schneereichem, langem Winter,
hinsichtlich des Pflanzenwuchses nicht günstig. Während im be-
nachbarten, dem Gebiete der Raxalpe und insbesondere des Schnee-
berges angehörigen Niederösterreich sich in gleicher Seehöhe die
Flora der mittleren Kalkgebirge mit jener der Voralpen mischt und
hierdurch ein großer Reichtum an Formen erzeugt wird, ist im
oberen Mürztale die Flora der Bergregion auf ein Minimum von
Repräsentanten zusammengeschmolzen und fast nur — noch dazu
verhältnismäßig wenige — subalpine Formen geben der dortigen
Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 419
Flora nahezu ausschließlich ihr Gepräge, in der Hochregion der
Schneealpe und des Göllers abgelöst von einer alpinen Kalkflora,
welche jedoch an Reichtum hinter jener ihrer Nachbarn Rax und
Schneeberg auf der östlichen und Hochschwab auf der westlichen
Seite stark zurückbleibt, ohne daß in der mehr oder minder ge-
ringeren absoluten Höhe dieser Berge (Schneealpe 1904 m, Göller
1761 m) eine vollkommen genügende Erklärung hierfür gefunden
werden könnte.
Die übrigen höheren Berge des Gebietes (Wildalpe, 1520 m,
Proles, 1582 m, Fallenstein, 1559 m, Student, 1534 m, Glatzeter
Kogel, 1596 m und Gippl, 1667 m) entbehren hinsichtlich ihrer
Flora fast gänzlich des alpinen Charakters und weisen nur ver-
einzelt echt alpine Erscheinungen auf, wie z. B. der Proles in Saus-
surea discolor und Gentiana pumila.
Dafür findet sich im Gerölle der Mürz bis weit hinab so
mancher Repräsentant der alpinen Flora.
Winterkorn und Hafer wird noch bis in die höheren Tallagen
von Steinalpl und Oberfrein gebaut, wenn auch letzterer manchmal
erst nach dem ersten Schneefalle notreif geerntet werden kann;
Weizen wurde übrigens in Neuwald wiederholt nicht ohne Erfolg
gebaut. Der Obstbau muß sich im wesentlichen auf Ribiseln und
Stachelbeeren beschränken, denn Kirschen und Äpfel läßt die rauhe
Witterung während ihrer Blütezeit selten zur Entwicklung ihrer
Früchte kommen.
Im nachfolgenden sei eine Auslese der im oberen Mürztale
von mir gefundenen Pflanzen geboten, in welehe jedoch nur jene
Arten aufgenommen wurden, welche an sich seltener sind oder
deren Vorkommen in pflanzengeographischer oder anderer Hinsicht
nicht uninteressant ist.
Olematis vitalba L. Nur ein Exemplar in der Klausleiten bei Frein.
Atragene alpina L. Häufig. Mit weißer Blüte in der Totenweib-
schlucht. (Mit rosafarbener Blüte fand ich sie im hintersten
Reißtale im Raxgebiete.)
Thalietrum aquilegifolium L. Mit weißgelber Blüte am Freinbache
bei Frein. (Häufig in dieser Form im benachbarten Reißtale
des Raxgebietes.)
20°
420 Fr. Leeder.
Anemone alpina L. Herabgestiegen in der Totenweibschlucht. Mit
gelber Blüte, welche Form ich auf dem benachbarten Schnee-
berge an seiner Südseite, insbesondere im Saugraben, auf
der Heuplagge, im Lahngraben und beim Turmstein fand,
habe ich sie hier nicht beobachtet.
Ranunculus anemonoides Zahlbr. konnte ich auf der Wildalpe, wo
er angegeben wird, nicht finden.
Ranumenulus alpestris L. Steigt bis auf Felsen in Steinalpl und in
der Taschlklause herab, daselbst auch var. praealpinus G. Beck
in sehr ausgeprägter Form.
tanuneulus aconitifolius L. Auf Wiesen der Talgründe häufig.
Ranmeulus platanifolius L. Auf steinigen, kräuterreichen Stellen
ziemlich häufig.
Die beiden vorstehenden Arten oder Varietäten unter-
scheiden sich hier ziemlich scharf sowohl iu ihren Merkmalen
als auch in ihren vorerwähnten Standorten, obwohl ersterer
hier nicht in jener scharf ceharakterisierten, kleinblütigen
Form vorkommt, wie ich ihn z. B. auf den Urgebirgen Ober-
pinzgaus fand.
Ranunculus hybridus Biria. Auf der Schneealpe und am Proles.
Herabgestiegen auf den Alluvionen der Mürz bei Steinalpl.
Ranunculus auricomus L. Auf der Haiderwiese bei Frein.
Aqwilegia vulgaris L. Bei Frein selten, häufig aber bei Lahnsattel
und Scheiterboden.
Aconitum neubergense DC. Im Saggraben bei Oberfrein. Scheint
(vgl. G. Beck, Flora von Niederösterr.) eine Hybride zwischen
A. napellus und A. rostratum zu sein.
Paeonia corallina Retz. Laut einem vom Forstrat Newald her-
rührenden Exemplar in meinem Herbar im Neuwald, doch
kann auch eine Verwechslung mit dem Fundorte am Göller
vorliegen.
Helleborus dumetorum W. K. Verwildert beim Pflanzgarten in Frein.
Berberis vulgaris L. Bei Scheiterboden noch häufig, im oberen
Mürztale jedoch sehr selten, nur am Pfarrerkogel bei Frein
und auf alten Alluvionen bei Steinalpl.
Papaver alpinum L. Auf der benachbarten Veitsch ziemlich häufig,
scheint aber auf der Schneealpe zu fehlen.
Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 421
Chelidonium majus L. Selten als Unkraut bei Frein, Neuwald und
Steinalpl.
Corydalis cava Schweigg. et Körte. Als Unkraut in Gärten und auf
umgebrochenen Äckern in Frein, Kaltenbach und Neuwald
häufig, doch selten mit gelblichweißen Blüten.
Barbarea vulgaris R. Br. Beim Mayerhause in Frein.
Arabis pumila Jacg. Steigt im Gerölle der Mürz tief herab und
kommt daselbst bei Frein in wahren Riesenexemplaren vor.
Arabis bellidifolia Jaeg. Häufig an quelligen Stellen und Bächen,
besonders in Steinalpl.
Cardamine siwatica Lk. Ziemlich häufig, besonders in Holzschlägen.
Cardamine pratensis L. Auf der Haiderwiese bei Frein.
Dentaria enneaphyllos L. Eine f. stenophylla mit auffallend schmalen
Blattabschnitten bei Steinalpl und eine f. monophylla mit nur
einem Blatte am Mitterberge im Neuwalde.
Hesperis matronalis L. Verwildert und wie wild an Wegen und
Bächen; mit weißer Blüte an der Mürz beim Wirtshause in
Frein.
Erysimum cheiranthoides L. Als Unkraut im Forstverwaltergarten
in Frein.
Lunaria redivwa L. Mit weißer Blüte oberhalb Mürzstes und im
Baumtal bei Steinalpl.
Draba stellata Jaeq. Auf der Schneealpe ziemlich häufig.
Oochlearia officinalis L. var. pyrenaica DC. Beim Orthefer- und
Rennerhause an der stillen Mürz, an der Mündung des Roß-
grabens in die kalte Mürz, beim Försterhause am Lahnsattel
und herabgeschwemmt im Gerölle der Mürz bis Frein.
Thlaspi arvense L. Zufällig bei der Wildfütterung in der Renner-
hütte bei Gschwandt.
Thlaspi alpınum Cr. Herabgestiegen am Zusammenflusse der stillen
und der kalten Mürz.
Hutehinsia alpina R. Br. Häufig im Gerölle der Mürz.
Viola arenaria DC. Bei Mitter-Neuwald und am Seekogel bei Frein.
Viola alpina Jacq. Auf der Schneealpe, besonders am Ameisbühel
und ober der Burg.
Gypsophila repens L. Auf der Schneealpe und herabgeschwemmt
bis Mitter-Neuwald.
422 Fr. Leeder.
Lyehnis flos cueuli L. Eine f. parviflora mit kleinen Blüten und
aufgeblasenem Kelche auf der Haiderwiese in Frein.
Agrostemma githago L. Im Haiderwinkel und beim Pfarrhofe in Frein.
Sagina saxatilis Wim. Auf der Ameiswiese.
Alsine austriaca Mert. Im Kleinbodengraben der Schneealpe.
Stellaria nemorum L. Auf Wiesen bei Frein.
Oerastium glomeratum 'Thuill. Als Unkraut bei der Forstverwaltung
in Frein.
Oerastium fontanum Baumg. Auf der Großbodenalpe der Schnee.
alpe gegen die Kramerin.
Cerastium carinthiacum Vest. Häufig auf der Schneealpe und herab-
geschwemmt im Gerölle der Mürz.
Linum alpinum Jacg. Häufig auf der Schneealpe.
Linum usitatıssımum L. Ziemlich häufig im Tale gebaut.
Malva moschata L. Beim Pfarrerstall, im Gerölle des Freinbaches,
an der Mürz bei Frein verwildert, jedoch nur mit weißer Blüte.
Malva neglecta Wallr. In Vorder-Neuwald.
Althaea offieinalis L. Häufig kultiviert und halb verwildert.
Tilia grandifolia Ehrh. Fehlt wildwachsend, ebenso wie T. parvi-
folia Ehrh.
Acer platamoides L. Ein Exemplar (alter Baum) am Sulzriegel bei
Frein.
Acer campestre L. Fehlt.
Geranium silvaticum L. Mit weißer Blüte auf der Haiderwiese in
Frein.
Oxalis acetosella L. var. rosea Peterm. Im Draxlerhüttenwalde bei
Frein, am Burgriegel der Schneealpe.
Sarothamnus vulgarıs Wim. Auf einigen Wirtschaftsstreifen in der
Umgebung Freins 1599 forstmäßig gebaut, doch bis auf zwei
Sträucher am Seekogel wieder verschwunden.
Anthyllis alpestris Kit. Häufig auf der Schneealpe und herabge-
stiegen in Steinalpl, daselbst aber in A. vulneraria L. über-
gehend.
Vieia silvatica L. Am rechten Ufer der kalten Mürz oberhalb des
Wirtshauses Digruber in Mitter-Neuwald.
Vieia oroboides Wulf. Am Freinbach und in der Klausleiten bei
Frein, an der stillen Mürz im Neuwalde, auf der Ameiswiese.
Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 423
Vieia pannonica Cr. Ein Exemplar (1900) am Erdäpfelacker der
Forstverwaltung in Frein.
Lathyrus silwestris L. Im Draxlerhüttenwalde bei der Forstverwal-
tung in Frein.
Orobus vernus L. Mit weißer Blüte im Draxlerhüttenwalde bei Frein.
Prunus spinosa L. Beim Wirtshause in Frein.
Prunus padus L. Auf der Herzogwiese in Oberfrein, an der Mürz
bei der Mündung des Freinbaches.
Potentilla minima Hall. Häufig auf der Schneealpe, Wildalpe und
am Proles.
Potentilla Olusiana Jacq. Herabgeschwemmt auf älteren Alluvionen
in Steinalpl.
Rosa cinnamomea L. Hin und wieder kultiviert. Verwildert am
Freinbache bei Frein.
Rosa rubrifolia Vill. Im benachbarten Gebiete der Salza hin und
wieder, z. B. bei Schöneben und unterhalb des Freinsattels.
Rosa canina L. Kommt oberhalb Scheiterboden nicht mehr vor,
ebenso ÜOrataegus monogyna Jacg.
Ootoneaster tomentosa Lindl. Am Burgriegel der Schneealpe.
Pirus malus L. Auf der Herzogwiese in Oberfrein und an der Mürz
bei Frein.
Sorbus Mougeoti Soy Will. Scheint auffallenderweise auf der Schnee-
alpe zu fehlen, kommt aber im benachbarten Kernhof vor.
Sorbus aria X aucuparia. Ein typisches Exemplar beim Renner-
hause in Neuwald.
Epilobium collinum Gm. Im Hofe der Forstverwaltung in Frein.
Epilobium palustre L. Im Haiderwinkel bei Frein.
Oircaea alpina L. In abnorm großen Exemplaren im Kühboden-
schlage bei Frein.
Callitriche verna L. Ziemlich häufig, besonders im südseitigen
Schiffahrtkanale des Neuwaldes.
Bryonia alba L. Hie und da an Holzknechthäusern kultiviert.
Rhodiola rosea L. Selten kultiviert. Verwildert an der Mürz beim
Ederhause in Frein.
Sedum album L. Häufig. Eine sehr kleinblütige Form, welche je-
doch mit der var. micranthum Bast. nieht identisch ist, beim
Kalkofen in Frein.
424 Fr. Leeder.
Sedum hispanicum L. (Für das hiesige Gebiet neu.) Im Kleinboden-
graben der Schneealpe, unter den Fadnerbodenmäuern im
Baumtal, auf der Grasgrabenhöhe und am Glatzeten Kogel,
in der Grasgrabenleiten. Dürfte an ähnlichen Orten im benach-
barten Teile von Niederösterreich sicher ebenfalls vorkommen.
Sempervivum hirtum L. Steigt bis auf den Gipfei des Glatzeten
Kogels (1596 m).
Ribes grossularia L. Beim Steinacherhause in Oberfrein.
Ribes alpinım L. Männlich ziemlich verbreitet, weiblich hingegen
sehr selten. In Gschwandt und im Hammergraben bei Frein.
Ribes petraeum Wulf. Beim Orthoferhause im stillen Mürztale, in
Oberfrein und am Gipfel des großen Proles.
Ribes nigrum L. In je einem Exemplar am Freinbache beim Moser-
hause und beim Freiner Pflanzgarten.
Saxifraga erustata Vest. kommt zwar auf der benachbarten Veitsch
an ihren Nordabhängen vor, scheint aber im Schneealpen-
gebiet zu fehlen.
Saxifraga caespitosa L. Angeblich am Göller, doch habe ich sie
dort vergeblich gesucht. Auf Gräbern in Frein kultiviert.
Saxifraga stellaris L. Im Tale der kalten Mürz herabgeschwemmt.
Saxifraga adscendens L. Auf der Burg und im Burgwalde der
Schneealpe.
Meum athamanticum Jaeqg. Herabgestiegen an der Mündung des
Grasgrabens in die kalte Mürz.
Hedera helix L. Fehlt hier vollständig.
Adoxa moschatellina L. Nicht selten, z. B. im Proles- und Fallen-
steinwalde.
Sambucus ebulus L. In Vorder-Neuwald.
Viburnum lantana L. Bei Frein, in der Klausleiten und an der
kalten Mürz in Neuwald.
Knautia arvensis Coult. Auf der Försterwiese in der Klausleiten
bei Frein.
Knanutia arvensis X dipsacifolia. An der Mürz am Fuße der Förster-
wiese in der Klausleiten.
Knanutia dipsaeifolia Schultz. Eine f. globosa mit kugeligen, nur
aus großen Blüten bestehenden Köpfehen fand mein Söhnehen
Fritz beim Saggrabenwehr in Oberfrein.
Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 425
Aster alpinus L. Auf der Schneealpe, besonders an den südlichen
Seiten.
Erigeron alpinus L. Herabgestiegen auf einem Felsen beim Lengauer-
hause in Frein.
Solidago serotina Ait. Im Gebiete der Mürz nicht, aber im be-
nachbarten Halltale beim Touristenwirt häufig.
Achillea Olusiana Tausch. Herabgestiegen im Kleinbodengraben
der Schneealpe.
Artemisia absinthium L. Am Hochriegel bei Frein und im Baum-
tale unter den Fadnerbodenmäuern.
Gnaphalium margaritaceum L. Verwildert in Frein und Oberfrein.
Gnaphalium Leontopodium L. Häufig auf beiden Seiten der Toten-
weibschlucht, sogar im Totenweib- und Hochriegelschlage.
Einzeln am Roßkogel (Simony).
Gnaphalium Hoppeanum Koch. Am Umundumkogel des Proles in
einer Höhe von nur ca. 1300 m.
Gnaphalium supinum L. Am Plateau der Schneealpe.
Gnaphalium Iuteovalbum L. Als Unkraut vor der Forstverwaltung
in Frein.
Aronicum Olusii All. Herabgestiegen im Kleinbodengraben.
Doronicum austriacum Jacqg. Häufig im Freinbachtale von Frein
aufwärts.
Carlina longifolia Rehb. In der Klausleiten und am Pfarrerkogel
bei Frein.
Oirsium palustre x rivulare. Bei der Heiglkapelle in Frein.
Cirsium palustre X oleraceum. In zahlreichen Formen im ganzen
Gebiete zerstreut.
Oirsium rivulare X oleraceum. Ziemlich häufig, besonders auf der
Haiderwiese in Frein.
Cirsium erisithale X oleraceum. In der Totenweibschlucht, dann in
allen möglichen Formen beim Kalkofen in Frein.
Cirsium erisithale x rivulare. Beim Eder Josef-Hause in Kaltenbach.
Cirsium erisithale X palustre. Am Kriegskogelbach, in Kaltenbach,
im Ameiswiesgraben.
Lappa offieinalis All. Nur beim Wirtshause am Hubmergscheidl
im Neuwalde.
Saussurea discolor DC. Am großen Proles.
426 Fr. Leeder.
Saussurea pygmaea Spreng. Auf den südlichen Kuppen der Schnee-
alpe ziemlich häufig.
Centaurea deeipiens Thuill. Im Freinbachtale auf Wiesen.
Oentaurea pseudophrygia C. A. Mey. Am Steinacherschlag und auf
Wiesen in Oberfrein.
Oentaurea montana L. Häufig, hier vornehmlich auf den Tal-
wiesen.
Oentaurea scabiosa L. Nicht häufig. In der Draxlerhütte und am
Steinacherschlag in Oberfrein, in der Klausleiten.
Leontodon incanus Schrank. Auf alten Alluvionen in Steinalpl.
Willemetia apargioides Less. Oberhalb des Freiner Kalkofens.
Orepis blattarioides Vill. Auf der Wildalpe gegen den Draxler-
hüttenwald.
Hieracium humile Jacq. In der Taschlklause.
Phyteuma austriacum G. Beck. Auf der Schneealpe.
Phyteuma spicatum L. Häufig. Die var. coeruleum Gremli unter
der typischen Form auf den Wiesen des ganzen Freinbach-
tales.
Campanula thyrsoidea L. Außerhalb des Gebietes am Kampel der
Schneealpe.
Campanula latifolia L. Im Mürzgebiete nicht, jedoch an Zäunen
beim Gstättenbauer im benachbarten Halltale.
Campanula caespitosa Scop. Auf alten Alluvionen in Steinalpl.
Campanula pulla L. Herabsteigend ins Mürztal bis über Steinalpl.
Erica carnea L. Mit weißer Blüte im Baumtale bei Steinalpl.
Rhododendron ferrugineum L. Auf der Schneealpe von der Knopper-
wiese gegen die Großbodenalpe.
Rhododendron hirsutum L. Herabgestiegen in Steinalpl, in der
Totenweibschlucht und im Saggraben bei Oberfrein.
Rhododendron chamaecistus L. Herabgestiegen auf den Alluvionen
in Steinalpl, im Saggraben bei Oberfrein.
Arctostaphylos alpina Spreng. Auf der Schneealpe.
Arctostaphylos uva ursi Spreng. Auf der Schneealpe.
Vaceinium myrtillus L. Die var. leucocarpum Dumort. angeblich
auf der Schmaranzermauer in Steinalpl.
Syringa vulgaris L. Verwildert in der Klausleiten, bei Frein und
Oberfrein.
Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 427
Frazxinus excelsior L. Wildwachsend selten. Im Baumtale und bei
der Fischerklammer am Proles.. An den Bachläufen der Täler
meist gepflanzt.
Vinca minor L. Verwildert bei Frein.
Swertia perennis L. Im Grasgraben bei Steinalpl.
Gentiana pumila Jacq. Auf der Schneealpe und am Proles.
Gentiana nivalis L. Auf der Schneealpe und am Proles.
Polemonium coeruleum L. Hie und da verwildert, z. B. auf der
Ederwiese bei Frein.
Ouseuta epithymum L. var. trifolii. Bei Lahnsattel.
Echinosperma Lappula Lehm. Im Steinbruche beim Freiner Säge-
wehr.
Anchusa officinalis L. Sehr selten; beim Freiner Pflanzgarten.
Solanum dulcamara L. Am Freinbache bei der Säge und beim
Kalkofen in Frein.
Verbascum nigrum L. Eine f. leucanthera mit weißer Staubfäden-
wolle beim Pfarrhofe in Frein und beim Edelbacherhause im
Saggraben. (Kein Bastard.)
Linarıa alpina Mill. Häufig herabgeschwemmt im Gerölle der Mürz,
besonders bei Frein.
Veronica fruticans Jaeq. Steigt bis in die Täler herab, z. B. bei
Steinalpl.
Bartsia alpina L. Herabgestiegen im Baumtale und bei Steinalpl.
Pedicularis recutita L. Im Naßkör der Schneealpe, in der Lang-
seiten und im alten Hochriegelschlage bei Frein (1000 m).
Pedicularis rosea Wulf. Häufig auf der Schneealpe, besonders auf
der kleinen Burgwand.
Pedicularis verticillata L. Sehr häufig auf den Talwiesen in Stein-
alpl (ca. 950 m).
Tozzia alpina L. In der Langseiten, auf der Ameiswiese und am
Fadnerboden.
Orobanche eirsii Fr. Im Draxlerhüttenwalde bei Frein, am Lahn-
berge im Neuwald.
Orobanche Salviae Schultz. Im Mürzgebiete nicht beobachtet, hin-
gegen am Wege vom Freinsattel nach Halltal.
Salvia vertieillata L. Am Steinacherschlage und in der Draxler-
hütte bei Frein.
428 Fr. Leeder.
Galeopsis pubescens X versicolor. Diese Hybride fand ich 1900 in
einem Exemplar beim Ederwirtshause in Vorder-Neuwald.
Dieses Vorkommen ist umso merkwürdiger, als @. pubescens
dort nicht vorkommt. Da aber die Blüten der Pflanze so groß
sind wie jene der @. versicolor, erscheint @. tetrahit als eine
der Stammeltern so ziemlich ausgeschlossen.
Uyclamen europaeum L. Fehlt im oberen Mürztale, kommt aber
gleich jenseits des Waldhüttsattels gegen Kernhof vor.
Soldanella montana Willd. Im Draxlerhüttenwalde bei Frein.
Cortusa Matthioli L. An der stillen Mürz im Neuwalde, an der Mürz
bei Kaltenbach, beim toten Weib.
Primula officinalis Scop. Steigt im Mürztale nur bis Scheiter-
boden.
Primula Auricula L. In der Totenweibschlucht, bei der Stillenmürz-
brücke, in Steinalpl, auf der Schneealpe und in den Fadner-
bodenmäuern, am Proles und Fallenstein.
Primula Olusiana Tausch. Steigt bis ins Tal herab, z. B. in Stein-
alpi und in der Totenweibschlucht.
Primula minima L. Fehlt auf der Wildalpe und am Proles, daher
mir auch. das angebliche Vorkommen der Hybride P. Olu-
siana X minima auf der Wildalpe sehr zweifelhaft erscheint.
Globularia vulgaris L. Nur auf Alluvionen bei Vorder-Neuwald.
Globularia cordifolia L. Mit weißer Blüte am Proles.
Globularia nudicaulis L. Auf der Schneealpe bis ins Baumtal herab.
Armeria alpina Willd. Auf der Schneealpe und herabgestiegen im
Kleinbodengraben bei ca. 1100 m.
Iumex alpinus L. Hier herabsteigend und auf allen Talwiesen ein
lästiges Unkraut.
Rumex scutatus L. Auf Kalkschotter in Steinalpl.
Rumez acetosella L. Als Gartenunkraut hin und wieder. Im Forst-
verwaltergarten in Frein auch die var. rubropunctatus Beck.
Polygonum viviparum L. Herabsteigend auf die Alluvionen in
Steinalpl.
Daphne Mezereum L. Mit schneeweißer Blüte im Baumtale und
in der Totenweibschlucht.
Euphorbia duleis L. Försterwiese in der Klausleiten, im Proles-
walde und Draxlerhüttenwalde.
Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 429
Euphorbia austriaca A. Kern. Häufig im benachbarten Salzatale
bei Gußwerk, scheint hier zu fehlen.
Mercurialis annua L. Am Forstverwaltungsgebäude in Frein (1903),
seitdem aber wieder verschwunden.
Ulmus montana Sm. In den Wäldern selten und sehr zerstreut.
Am häufigsten auf der Ostseite des Taschlgrabens.
(uercus sessiliflora Sm. Ein Exemplar am Waldrande bei der
Forstverwaltung in Frein, jedenfalls kultiviert.
betula alba L. Nicht häufig. In den Geierwandin im hinteren
Baumtale noch in einer Höhe von ca. 1300 m.
Salıx glabra Scop. Auf der Schneealpe und herabgestiegen in
Steinalpl.
Salıc daphnoides Vill. Im Tale häufig angepflanzt, jedoch nur in
männlichen Exemplaren.
Populus tremula L. Hier sehr selten. Bei der Forstverwaltung in
Frein und beim Ederwirtshause in Neuwald.
Populus balsamifera L. Häufig in Frein angepflanzt.
Orchis militaris L. Hier selten. Beim Lengauerhause und am Pfarrer-
kogel bei Frein, an letzterem Orte auch die var. perplexa Beck;
bei der Taschlklause und beim Jägerhause Herz in Steinalpl.
Orchis sambucina L. Nur auf der Hennreitalpe, und zwar mit roter
Blüte.
Orchis latifoiia L. Häufig. Mit schneeweißer Blüte auf einer Wiese
in Kaltwagel.
Orchis maculata X latifolia. In der Klausleiten bei Frein unterhalb
der Lahnsattelstraße und auf der Hennreitalpe.
Anacamptis pyramidalis Rich. Fehlt, wie es scheint, im oberen
Mürztale, kommt aber auf der Nordseite der Wildalpe vor.
Platanthera chlorantha Cust. Auf Bergwiesen in Oberfrein.
Nigritella angustifolia Rich. Die Form mit schwarzrotem Perigon
scheint hier zu fehlen. Die mit licht rosafarbigem, fast weißem
Perigon auf der Wildalpe, am Proles, Fallenstein, auf der
Student und der Schneealpe hin und wieder.
Nigritella rubra Wettst. An gleichen Orten wie die vorige und
häufiger als diese.
Ohamorchis alpina Rich. Auf der Schneealpe, besonders am Wind-
berge.
430 Fr. Leeder.
Ophrys myodes Jacg. Auf alten Alluvionen beim Jägerhause Herz
in Steinalpl.
Epipogum aphyllum Sw. Ehemals häufig im ganzen Neuwalde,
jetzt sehr selten. Am Kriegskogel bei Lahnsattel, im Proles-
walde bei Frein.
Epipactis latifolia All. In der Klausleiten bei Frein.
Neottia nidus avis Rich. Nur im Draxlerhüttenwalde bei Frein.
Listera cordata R. Br. Zerstreut im ganzen Gebiete.
Goodyera repens R. Br. Nur im Kohlangergraben bei Oberfrein.
Oorallorhiza innata R. Br. Nicht selten. Langseiten, Neuwald,
Draxlerhütte, Proles.
Malaxis monophyllos Sw. Im Draxlerhüttenwalde bei Frein.
Oypripedium calceolus L. Am Fuße des Hochriegels bei Frein, bei
der alten Kleinbodenklause bei Steinalpl.
Nareissus poöticus L. var. angustifolius (Curt.). Spärlich vor der
Taschlklause und auf der Hennreitwiese, auf dem Umundum-
kogel des Proles (1300 m). Häufig im benachbarten Halltale.
Nareissus pseudonarcissus L. Verwildert auf Wiesen beim Freiner
Pflanzgarten, sehr spärlich, aber bleibend.
Leucojum vernum L. Spärlich auf der Mürzwiese bei Frein. Sehr
häufig im benachbarten Halltale.
Lilium bulbiferum L. Auf der Herzogwiese in Oberfrein, aber nur
steril. (Blütentragend beim Jagdschlosse in Mürzsteg.)
Gagea lutea Schult. Eine f. tenwis, in allen Teilen auffallend zart,
bei den Alpshütten auf der Student.
Seilla bifolia L. Fehlt hier, ist aber im benachbarten Halltale und
bei Mariazell stellenweise häufig.
Allium sibirieum L. Am Schnittlauchmoos an der Nordseite des
Grasgrabens und herabgeschwemmt unweit der Mündung des-
selben in die kalte Mürz, vermutlich auch zwischen der Hinter-
und Lachalpe der Schneealpe, übrigens das einzige hier vor-
kommende Allium.
Streptopus amplexifolius DC. Spärlich und nur steril im Brunntal-
walde in Gschwandt, westlich vom Turmkogelsattel.
Tofieldia calyculata Wahlenb. var. ramosa Hoppe. Zwischen der
Ameiswiese und dem Fadnerboden, auf der Roßwiese.
Tofieldia calyculata var. glacialis (Gaud.). Auf der Schneealpe.
Beiträge zur Flora des oberen Mürztales in Steiermark u. Niederöst. 431
Juncus monanthos Jacq. Häufig auf der Schneealpe und herab-
steigend bis unter Steinalpl.
Luzula flavescens Gaud. Stellenweise häufig, besonders im Draxler-
hütten- und Proleswalde bei Frein.
Eriophorum vaginatum L. Auf der Hinteralpe der Schneealpe.
Carex firma Host. Steigt hier bis ins Tal herab. Häufig z. B. in
den Felsen der Totenweibschlucht und bei Steinalpl.
Phleum alpinum L. Herabgestiegen in Steinalpl.
Taxus baccata L. Einige Exemplare auf der Steinalplmauer und
in der Langseiten bei Steinalpl.
Pinus siWwestris L. Wirklich wild nur in den Sonnseiten, selten
und einzeln. Am Hochriegel, in der Draxlerhütte, im Fallen-
steinwalde, im Baumtale, am Mitterberge im Neuwald. Pinus
nigra Arn. fehlt hier ganz und sind auch forstliche Anbau-
versuche mißlungen.
Pinus mughus Seop. Häufig auf der Schneealpe, dem Gippl, Göller
und Glatzeten Kogel, steigt bis Steinalpl herab. Auf dem
Proles selten, fehlt auf der Wildalpe.
Pinus cembra L. Am Prolesschlage bei Frein, in der Langseiten
und im Baumtale forstmäßig kultiviert.
Equisetum limosum L. In Frein bei der Mündung des Freinbaches.
Equisetum hiemale L. Im mittleren Teile des Freinbachtales.
Oystopteris montana Link. In der Dürtlerschlueg und im Baumtale
bei Steinalpl.
Scolopendrium officinarum Sw. Im Kleinbodengraben der Schneealpe.
DBlechnum Spicant Roth. Im westlichen Teile des Gebietes ziemlich
verbreitet. Im Draxlerhütten- und Rennerhüttenwalde, auf
der Hennreitalpe.
Ophioglossum vulgatum L. Eine auffallend schmalblättrige Form
in einigen wenigen Exemplaren auf dem Naßkör der Schnee-
alpe bei der Durchfallhütte.
Lyecopodium clavatum L. Auf der Hennreitalpe, beim Försterhause
in Kaltenbach.
432 Artur Schatzmayr.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe
(Dobratsch).
Von
Artur Schatzmayr
in Triest.
(Eingelaufen am 15. März 1908.)
Staphylinoidea.
Staphylinidae.
Mieropeplus porcatus F. Bei Arnoldstein ein Exemplar von einem
Strauche geklopft. Ein zweites Exemplar fand ieh hochalpin
unter einem Steine in der Nähe des Schutzhauses (2150 m).
Phloeocharis subtilissima Mannh. Unter Moos, abgefallenem Laube
und Fichtenrinden, überall sehr häufig.
Megarthrus depressus Payk. Subalpin, häufig.
M. Prosseni Schatzm. Im Teufelsgraben und in der alpinen
Region, sehr selten (September bis Oktober). In heißen Tagen
schwärmen die Tiere umher.
M. sinwatocollis Lae. An Pilzen und unter abgefallenem Laube,
ziemlich selten.
M. denticollis Beck. Wie der vorige.
M. hemipterus Ilig. Subalpin, an Pilzen, sehr selten.
Proteinus brachypterus F. An faulen Pilzen, sehr gemein. Ich
fand diese Art in einzelnen Stücken auch hochalpin unter
Steinen am Rande von Schneefeldern.
P. macropterus Gyllh. Ebenfalls an Pilzen, aber viel seltener als der
vorige.
P. atomarius Er. An faulen Pilzen, sehr vereinzelt.
Anthobium anale Er. Sub- und hochalpin, selten.
A. alpinum Heer. Auf Blumen, nicht häufig.
A. longipenne Er. Auf Blumen, sub- und hochalpin, häufig.
?A. stramineum Kr. Diese Art ist am Dobratsch noch nieht mit
Sicherheit konstatiert worden.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 433
. pallens Heer. Auf Blumen, besonders subalpin, nicht selten.
. Marshami Fauv. Auf blühendem Crataegus, sehr zahlreich.
. imbatum Er. Bei Maria Gail und im Teufelsgraben, nicht häufig.
. abdominale Grav. Bei Uggowitz, nicht selten. Im Dobratsch-
gebiete scheint es sehr vereinzelt vorzukommen.
. primulae Steph.') Auf Blumen, selten.
. minutum F. Die Stammform habe ich am Dobratsch noch
nicht gefunden. Die var. puncticolle Gred. fing ich bei Federaun
in sehr wenigen Exemplaren.
A. robustum Heer. Hochalpin in den Blüten von Gentiana acaulis
und Primula auricula, häufig.
A. florale Panz. Im Dobratschgebiete, nicht häufig.
Aerulia inflata Gyll. Bis 1600 m emporsteigend, unter Fichten-
rinden, ziemlich selten.
Acrolocha amabilis Heer. An Pilzen und unter verpilzten Hölzern
bis in die alpine Region emporsteigend, sehr selten.
Phyllodrepa floralis Payk. In Hauskellern, auf Blumen ete. be-
sonders im Frühjahr, selten. Ich fand ein Stück davon hoch-
alpin (2000 m) unter einem Steine.
* Ph. floralis var. nigra Gravh. kommt im Dobratschgebiete auch vor,
ist aber viel seltener als die Stammform.
* Ph. melanocephala F. Bei St. Johann und Heiligengeist unter
abgefallenem Laube, sehr vereinzelt (Frühjahr).
Omalium rivulare Payk. Unter Baumrinden, Steinen, Moos ete.
bis 1400 m, sehr häufig. Einige Exemplare fand ich auch am
Eingang des Eggerloches im Menschenkot.
*0. funebre Fauv. Hochalpin unter Steinen, auch subalpin in
Pilzen, sehr selten.
0. oxyacamthae Gravh. Bei St. Johann ein einziges Exemplar von
einem Strauche geklopft (Mai 1903).
O. caesum Gravh. Unter abgefallenem Laube, überall sehr häufig.
0. excavatum Steph. Bis in die alpine Region emporsteigend,
ziemlich selten.
*0. validum Kr. Ein einziges Exemplar bei Stadelbach im Fluge
gefangen (16. August 1903).
PR Bea k
!) Die mit einem Sternchen bezeichneten Arten sind für Kärnten neu.
. B. Ges. 53. Bd. 238
N
434 Artur Schatzmayr.
Phloeonomus planus Payk. Subalpin unter Fichtenrinden. nicht
häufig.
* Phloeonomus lapponieus Zett. Subalpin (1400—1500 m) unter
Fichtenrinden, selten.
Phloeonomus pusillus Gravh. Ebenfalls unter Rinden, jedoch viel
häufiger als die zwei vorhergehenden Arten.
Xylodromus depressus Gravh. Subalpin, unter abgefallenem Laube,
selten. Diese Art kommt hie und da auch bei Formica rufa vor.
Deliphrum tectum Payk. Von dieser Art fing ich am Dobratsch
ein einziges Exemplar an einem Pilz.
Deliphrum algidum Er. (= Arpedium Schatzmayri Bernh.). Im
Oktober des Jahres 1904 sammelte ich diese Art in großer
Zahl auf frischgefallenem Schnee in einer Höhe von ca. 1400 m.
Lathrimaeum melanocephalum Nlig. An Pilzen, besonders im
Herbst oft in Anzahl.
Lathrimaeum atrocephalum Gyll. Wie das vorige, aber bedeutend
seltener.
* Lathrimaeum fuseulum Er. Hochalpin (2100 m) unter Steinen am
Rande von Schneefeldern, sehr selten.
Arpedium quadrum‘) Gravh. Bei Warmbad-Villach und Maria Gail
unter abgefallenem Laube, sehr vereinzelt.
Arpedium macrocephalum Epp. Im Spätherbst unter Steinen und
auf frischgefallenem Schnee (1400—1700 m), sehr selten.
* Acidota cruentata Mannh. Subalpin an Pilzen und unter Laub,
sehr selten.
Amphichroum canaliculatum Er. Überall ziemlich häufig. Auf
Lariz fand ich diese Art in einer Höhe von ca. 1500 m ‚oft
in Anzahl.
Lesteva pubescens Mannh. Im Geniste der Gail bei Federaun und
Maria Gail, sehr selten.
Lesteva longelytrata Goeze. Am Weißenbach nicht selten. Hoch-
alpin (1700 m) fand ich nur ein Exemplar unter einem Steine.
Anthophagus bicornis Block. Hochalpin, nicht selten. Die ab.
nivalis Rey und ab. marginicollis Epp. hingegen selten.
!) Arpedium Schatzmayri Bernh. (M. K. Z., III, S. 123) = Deliphrum
algidum Er.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 435
A. alpinus Fabr. Hochalpin, häufig.
A. alpestris Heer. Wie der vorige.
A. abbreviatus Fabr. Am Dobratsch, sehr selten.
A. fallax Kiesw. Subalpin, nicht selten.
A. caraboides L. Auf blühenden Sträuchern, häufig.
* Coryphium angusticolle Steph. Am 10. April 1904 siebte ich aus
abgefallenem Buchenlaube ein einziges Exemplar bei Heiligen-
geist.
Coprophilus striatulus F. Im Frühjahr auf Hausmauern und in
Kellern, selten.
* Planeustomus palpalis Er. Bei Warmbad-Villach am 16. Mai 1903
zwei Exemplare gefangen (abends im Fluge).
Trogophloeus bilineatus Steph. Bis in die alpine Region empor-
steigend, daselbst aber selten. Bei Federaun und unter der
Schütt häufig.
T. rivularis Motsch. Bei Federaun und Maria Gail besonders im
Juli ziemlich häufig.
T. fuliginosus Gravh. Bei Warmbad-Villach, ziemlich selten.
T. cortieinus Gravh. Im Teufelsgraben, ziemlich häufig (Mai).
T. pusillus Gravh. Bei Warmbad-Villach, sehr vereinzelt.
T. gracilis Mannh. Nach Prossen und Holdhaus [Car., V.K.,')
II, S. 150] soll diese Art bei Villach vorkommen.
Haploderus caelatus Gravh. Unter Moos und Steinen, ziemlich
häufig (1500 m).
Oxytelus rugosus Fabr. In der tieferen Region überall häufig.
O. fulvipes Er. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K., II,
S. 149) soll diese Art bei Villach mehrmals gesammelt worden
sein.
O. laqueatus Marsh. Bis in die alpine Region emporsteigend,
gemein.
OÖ. piceus L. Im Dobratschgebiete ist diese Art nicht sehr häufig.
O. sculptus Gravh. Wie der vorige.
O. sculpturatus Gravh. Im Kuhmist sub- und hochalpin sehr
gemein.
1) Car., V.K. = Verzeichnis der bisher in Kärnten beobachteten Käfer,
Carinthia.
28*
436
Artur Schatzmayr.
O. nitidulus Gravh. Überall sehr gemein.
0. complanatus Er. Wie der vorige.
* (. pumilus Er. Ein einziges 0’ im Teufelsgraben gefangen (28. Juli
1903 abends im Fluge).
O. hamatus Fairm. Im Teufelsgraben, sehr selten (Juli).
O. tetracarinatus Block. Über das ganze Gebiet verbreitet und
überall sehr gemein.
Platystethus arenarius Geoffr. Wie die vorige Art.
P. laevis Kiesw. Im Kuhmist und in faulen Vegetabilien sub-
und hochalpin, nicht selten.
P. cornutus Gravh. Die Stammform ist im Dobratschgebiete sehr
vereinzelt; etwas weniger selten ist hingegen die var. aluta-
ceus Th. (St. Johann).
P. nitens Sahlbg. Auf der Napoleonwiese an sumpfigen Orten,
sehr selten (April).
* Dledius denticollis Fauv. Ein einziges Exemplar bei Harth ge-
sammelt.
DB. opacus Block. Auf der Napoleonwiese, bei St. Johann und bei
ae e sie
B-
Harth, ziemlich häufig. Ich besitze ein Stück hiervon mit fast
scheibenförmigem Halsschild. Die Tiere schwärmen an heißen
Tagen abends umher.
. atricapillus Germ. Bei Federaun, sehr selten (nach Prossen
und Holdhaus, Car., V.K., U, S. 149).
. fracticornis Payk. Bei Harth, selten.
. cribricollis Heer. St. Johann, Federaun, Maria Gail, selten.
. bosnicus Bernh. Ein einziges Exemplar bei Maria Gail ge-
sammelt (12. Juni 1902 abends im Fluge). Diese Art scheint
über den ganzen südöstlichen Teil von Mitteleuropa verbreitet
zu sein.
erraticus Er. Ein Exemplar bei Maria Gail und eines am
Dobratsch selbst in einer Höhe von ca. 1400 m gesammelt.
Oxyporus rufus L. An Pilzen, selten.
Oxyporus mawillosus F. Ebenfalls an Pilzen, seltener als der vorige.
Stenus biguttatus L. In der tieferen Region, überall häufig.
St. bipunctatus Er. Bei Maria Gail und Federaun, sehr selten.
* St. gutiula Müll. Unter der Schütt, an den Gailufern, sehr selten.
St. bimaculatus Gyll. Im ganzen Gebiete, ziemlich selten.
st.
St.
St.
St.
St.
* St.
St.
St.
* St.
* St.
* St.
St.
St.
St.
St.
St.
St.
St.
St.
* St.
St.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 437
Juno Fabr. Bei Arnoldstein unter Steinen, selten (Oktober).
ater Mannh. Bis in die alpine Region emporsteigend, häufig.
clavieornis Scop. In der tieferen Region besonders im Früh-
Jahr, ziemlich häufig.
asphaltinus Er. Im Dobratschgebiete, sehr selten.
fossulatus Er. An nassen, sumpfigen Stellen unter Steinen,
selten. Diese Art kommt auch unter Fichtenrinden vor.
aterrimus Er. Bei Formica rufa, ziemlich selten.
buphthalmus Gravh. Bei Maria Gail und Federaun an sandigen
Stellen der Gail, sehr vereinzelt.
canaliculatus Gyll. Herr Dr. Skalitzky, dem ich das einzige
mir vorliegende Exemplar vom Dobratsch zur Einsieht mit-
teilte, schreibt mir: „Stimmt nicht mit meinen Stücken aus
Böhmen, wohl aber ganz mit jenen aus den Pyrenäen.“
Ein Exemplar unter einem Steine gefangen (13. November
1904, 1700 m).
morio Gravh. Bei Arnoldstein und Maria Gail unter Steinen,
selten.
melanarius Steph. Bei Federaun und Maria Gail, sehr selten.
atratulus Er. St. Johann, am Eggerteich, sehr selten.
incanus Fr. Von mir nur bei Maria Gail und in der alpinen
Region beobachtet, sehr selten.
nanus Steph. Bis in die alpine Region emporsteigend, nicht
häufig. e
circularis Gravh. In den tieferen Regionen, überall häufig
(Frühjahr).
humilis Er. Im Dobratschgebiete, selten (Frühjahr).
eumerus Kiesw. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K.,
II, S. 148) soll diese Art bei Villach vorkommen.
tarsalis Web. Bei Arnoldstein, selten.
similis Herbst. Im ganzen Gebiete bis ca. 1650 m, selten.
eicindeloides Schall. Auf der Napoleonwiese an sumpfigen
Orten, selten (Frühjahr).
fornicatus Steph. Bei St. Johann und Federaun an sumpfigen
Stellen, selten.
pubescens Steph. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K.,
II, S. 148) soll diese Art bei Villach vorkommen.
438 Artur Schatzmayr.
* St. binotatus Ljungh. Bei Federaun am Rande von Gewässern
im Frühjahr, selten.
St. bifoveolatus Gyll. Bei St. Johann und Federaun, wie der
vorige.
St. nitidiusculus Steph. Sollnach Prossen und Holdhaus (Car.,
V.K., II, S. 148) bei Villach vorkommen.
St. glacialis Heer. Sub- und hochalpin unter Steinen, selten.
* St. fuscicornis Er. Ein einziges Exemplar bei St. Johann unter
einem Steine gefangen (10. Juli 1905).
* St. flavipalpis Th. Nur einmal bei Warmbad-Villach gesammelt
(20. Mai 1903).
St. Erichsoni Rye. Besonders bei St. Johann, häufig.
Dianous coerulescens Gyll. Bei Maria Gail und Federaun, sehr
vereinzelt.
Enaesthetus laeviusculus Mannh. Bei Warmbad-Villach unter Moos
und Buchenlaub (nach Prossen und Holdhaus, Car., V.K.,
II, S. 148).
Astenus filiformis Latr. In der tieferen Region, nicht selten.
Astenus angustatus Payk. Wie der vorige, aber etwas seltener
als dieser. Die var. neglectus Märk. kommt am Dobratsch
ebenfalls vor und ist etwas häufiger als die Stammform.
Paederus ruficollis Fabr. Bei Federaun und Maria Gail, häufig.
P. gemellus Kr. Soll nach Meschnigg im Dobratschgebiete vor-
kommen.
* P. caligatus Er. Bei Federaun und Maria Gail, sehr selten.
P. fuseipes Curt. Im Teufelsgraben, sehr vereinzelt.
P. limnophilus Er. Bei Warmbad-Villach und Maria Gail, ziemlich
selten.
P. litoralis Gravh. Über die ganze tiefere Region verbreitet,
gemein.
*P. Baudii Fairm. Am Graschelitzen und bei Maria Gail, selten.
Stilieus angustatus Fouer. Bei Arnoldstein unter Steinen, selten.
St. subtilis Er. Bei St. Johann, ziemlich selten.
St. rufipes Germ. Auf der Napoleonwiese an sumpfigen Orten
und am Graschelitzen an Pilzen, ziemlich selten.
St. similis Er. Bei St. Johann, ziemlich selten.
St. orbieulatus Payk. Besonders bei St. Johann, nicht selten.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 439
Scopaeus suleicollis Steph. (cognatus Rey). Unter Steinen, überall
selten.
Scopaeus gracilis Sperk. Nach Prossen und Holdhaus (Car.,
V.K., II, S. 146) soll diese Art bei Villach vorkommen.
Scopaeus laevigatus Gyll. Im Teufelsgraben und bei Maria Gail,
nicht häufig.
Lithocharis ochracea Gravh. Im Teufelsgraben, selten.
Medon brunneus Er. Bei Nötsch und St. Johann, ziemlich selten.
M. fusculus Mannh. Bei St. Johann unter Moos und in Kellern,
ziemlich selten.
* M. ripicola Kr. Bei St. Johann unter einem Steine ein einziges
Exemplar gesammelt (29. Mai 1902).
M. melanocephalus F. Über die ganze tiefere Region verbreitet,
häufig.
Domene scabricollis Er. Subalpin sehr häufig. Mitunter findet
man diese Art auch bei einigen Lasius-Arten.
Lathrobium multipunetum Gravh. Auf der Napoleonwiese und bei
St. Johann, selten.
L. terminatum Gravh. Bei St. Johann und im Teufelsgraben, selten.
L. elongatum L. Bei Heiligengeist und Bleiberg unter Steinen,
selten.
L. geminum Kr. Wie das vorige, aber auch bei St. Johann.
L. ripicola Czwal. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K.,
II, S. 146) soll diese Art bei Villach vorkommen.
L. fulvipenne Gravh. Aus dem Dobratschgebiete ist mir bisher
be nur die für Kärnten neue * var. Letzneri Gerh. bekannt.
L. longulum Gravh. Die Stammform scheint im Dobratschgebiete
. zu fehlen und durch die für Kärnten neue * var. longipenne
Fairm. vertreten zu sein.
L. testaceum Kr. Subalpin unter tiefen Laublagen, nicht selten.
Leptacinus bathychrus Gyll. Am Graschelitzen und im Teufels-
graben, ziemlich selten.
Leptacinus formicetorum Märk. Bei Formica rufa, ziemlich häufig.
Xantholinus punctulatus Payk. Bis 1800 m unter Steinen, häufig.
X. angustatus Steph. Unter Fichtenrinden, Steinen und besonders
bei Formica rufa, häufig.
* X. atratus Heer. Bei Formica rufa, ziemlich selten.
440 Artur Schatzmayr.
X. glaber Nordm. Die Stammform scheint im Dobratschgebiete
zu fehlen. Hingegen fand ich bei St. Johann ein Exemplar
= der * var. angularis Ganglb.
X. tricolor Fabr. Unter Buchenlaub und oft auch an Pilzen,
ziemlich selten.
X. distans Muls. Unter Moos und Steinen, nicht selten.
X. linearis Oliv. Unter Steinen, nicht selten. Viel seltener hin-
gegen ist die var. longiventris Heer.
Nudobius lentus Gravh. Subalpin (bis 1600 m), unter Fichten-
rinden, nicht häufig.
Gauropterus fulgidus Fabr. St. Johann. Ein einziges Exemplar
in einem Keller gefunden.
Baptolinus affinis Payk. Subalpin unter Fichtenrinden, nicht
selten.
Othius punctulatus Goeze. Subalpin unter abgefallenem Laub und
unter Steinen ziemlich selten.
O. laeviusculus Steph. In der ganzen tieferen Region, selten.
Diese Art kommt auch bei Formica rufa vor.
O. lapidicula Kiesw. In einer Höhe von ca. 1800 m fing ich ein
einziges Exemplar unter einem Steine (5. Juni 1904).
OÖ. myrmecophilus Kiesw. Diese kleine, schlanke Art ist, soweit
ich Material vom Dobratsch untersuchen konnte, in der Kopf-
bildung sehr variabel; es kommen nicht selten Stücke vor
mit fast viereckigem Kopfe.
Über das ganze Gebiet verbreitet, unter Steinen und oft
auch bei Formica rufa, häufig.
O. crassus Motsch. Unter Steinen und abgefallenem Laub, bis in
die alpine Region emporsteigend, häufig.
Neben der Stammform findet man am Dobratsch hie
und da eine Form, die sich durch die Bildung des Halsschildes
sehr auszeichnet. Dieser ist nämlich viel breiter als die Flügel-
decken und fast scheibenförmig. Für diese Form schlage ich
den Namen rotundiecollis m. vor.
O. brevipennis Kraatz. Subalpin unter Steinen, sehr selten.
Actobius ceinerascens Gravh. Bei Maria Gail und Federaun unter
Steinen, sehr selten.
* Neobisnius villosulus Steph. Im Teufelsgraben unter Steinen, selten.
IN;
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 441
procerulus Gravh. Von dieser Art ist mir aus dem Dobratsch-
gebiete nur ein einziges, von Herrn Carlo Brusini im Fluge
gefangenes Exemplar bekannt (Heiligengeist, 15. Mai 1904).
Die var. prolixus ist über die ganze tiefere Region ver-
breitet, aber überall selten.
Philonthus splendens Fabr. Bis in die alpine Region emporsteigend,
Ph.
Ph.
Ph.
=
Ph.
DR:
Ph.
Ph.
SS
Ph.
=
Ph.
Ph.
Ph.
Sa os
Ph.
Ph.
SS
Ph
Ph
Ph
Ph:
besonders im Kuhmist häufig.
laminatus Creutz. Bei St. Johann, selten.
montivagus Heer. Subalpin unter Steinen und Moos, nicht
selten.
nitidus Fabr. Im östlichen Teile des Gebietes (Kaserin) sub-
alpin im Kuhmist, häufig. Die Zahl der Dorsalpunkte am
Halsschild ist bei dieser Art, wie so oft bei Philonten, sehr
variabel.
aeneus Rossi. Überall häufig.
chalceus Steph. An Aas und faulen Pilzen, sehr vereinzelt.
carbonarius Gyll. An Aas, sehr selten (St. Johann).
temporalis Muls. Subalpin im Kuhmist und unter Steinen,
selten.
atratus Gravh. Bei Labientschach aus trockenem Farnkraut
gesiebt (April).
ebeninus Gravh. Im Dobratschgebiete, selten.
coruscus Gravh. An Aas, nicht häufig.
coneinnus Gravh. Unter Steinen und Moos im Frühjahr, ziem-
lieh häufig. Die ab. ochropus Gravh. kommt ebenfalls im
Dobratschgebiete vor, ist aber viel seltener als wie die Stamm-
form.
sanguinolentus Gravh. Besonders im Teufelsgraben, häufig.
immundus Gyll. Unter faulen Vegetabilien und im Kuhmist,
sehr häufig.
. debilis Gravh. Wie der vorige, aber seltener als dieser.
. decorus Gravh. Im Dobratschgebiete ist diese Art sehr selten.
. fuscipennis Mannh. Im Frühjahr unter Moos, nicht häufig
(St. Johann).
varius Gyll. Bei St. Johann unter Steinen und Moos im Früh-
jahr, häufig. Die ab. bimaculatus Gravh. und nitidicollis Lac.
sind seltener als die Stammform.
442
Ph
Ph.
=
Ph:
IP:
Ph.
=
Ph.
=
Ph.
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Ph.
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Ben:
=S
Eh:
Ph.
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Ph.
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Ph.
Ph.
EN:
=
=
Ph.
Ph.
=" ©
Ph.
=
Artur Schatzmayır.
. frigidus Kiesw. Sub- und hochalpin unter Steinen, nicht
selten (August bis Oktober). Auch bei dieser Art ist die Zahl
der Punkte in den Dorsalreihen des Halsschildes wenig
konstant.
marginatus Stroem. Ich fing nur ein einziges Exemplar im
Kuhmist subalpin (2. August 1903).
longicornis Steph. Im Teufelsgraben, selten.
eruentatus L. Über die ganze tiefere Region verbreitet, selten.
varians Payk. Bis 1400 m emporsteigend, häufig. Die
* var. agilis Gravh. ist hingegen selten.
albipes Gravh. Überall selten. Auch die var. alpinus Epp.
ist im Dobratschgebiete nicht häufig.
fimetarius Gravh. Über das ganze Gebiet verbreitet, sehr
häufig.
cephalotes Gravh. In faulen Vegetabilien, selten.
sordidus Gravh. Überall ziemlich selten.
umbratilis Gravh. Auf der Napoleonwiese ein einziges Exem-
plar im Kuhmist gefangen (27. Mai 1902).
ventralis Gravh. Im Dobratschgebiete, selten.
discoideus Gravh. Bis 1500 m emporsteigend, sehr selten.
fumarius Gravh. Bei Federaun und Maria Gail, sehr selten.
nigrita Gravh. Im Dobratschgebiete, sehr selten.
micans Gravh. Ein Exemplar bei Federaun aus dem Geniste
der Gail gesiebt.
fulvipes Fabr. Bei Federaun und Maria Gail, selten.
tenuis F. Bei St. Johann unter Steinen, sehr selten.
pullus Nordm. Ein einziges Exemplar bei Heiligengeist ge-
sammelt (15. Mai 1904).
vernalis Gravh. Überall sehr häufig.
nigritulus Gravh. Die Stammform ist überall sehr häufig. In
der alpinen Region kommt die * var. trossulus Nordm. auch
vor, ist aber sehr selten.
splendidulus Gravh. Über die ganze tiefere Region verbreitet
und überall häufig.
Staphylinus pubescens De Geer. Im Kuhmist und an Aas, überall
St.
selten.
fossor Seop. In Wäldern subalpin, ziemlich selten.
St.
St.
=
=
m
m
t.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 445
fulvipes Scop. Ein einziges Exemplar bei Warmbad-Villach
gesammelt (29. Mai 1902).
stercorarius Oliv. Bei Heiligengeist ein einziges Exemplar
gefangen (10. August 1902).
. chaleocephalus Fabr. An Pilzen, sehr vereinzelt (Graschelitzen).
. caesareus Cederh. Über die ganze tiefere Region verbreitet,
aber nirgends sehr häufig.
. tenebricosus Gravh. Sub- und hochalpin unter Steinen, ziem-
lieh selten.
. ophthalmicus Scop. In der Nähe des Eggerloches (Napoleon-
wiese) fing ich anfangs September 1906 ein einziges Exemplar.
. similis Fabr. typ. ist im Dobratschgebiete durch die von Herrn
Dr. Josef Müller (Wiener Entom. Zeitg., 1904, S. 171) nur
aus den österreichischen Kiüstenländern zitierte *f. semialatus
J. Müll. vertreten.
. macrocephalus Gravh. Die Stammform scheint im Dobratsch-
gebiete zu fehlen und durch die var. alpestris Er. ersetzt zu .
sein. Hochalpin unter Steinen, sehr selten.
. megacephalus Nordm. Subalpin unter Steinen, sehr selten.
. brunnipes F. Im Teufelsgraben ein einziges Exemplar unter
einem Steine gefangen (3. Mai 1903).
. pieipennis Fabr. Von mir bis zu einer Höhe von ca. 1500 m
beobachtet. Unter Steinen nicht selten.
. aeneocephalus De Geer. Soll nach Meschnigg am Dobratsch
vorkommen.
. fulvipennis Er. Ich fing davon ein Exemplar in Villach in einem
8 pP
Garten (Moritsch, 13. Mai 1904). Ein zweites Exemplar wurde
von Frau Maria Peternelli am Dobratsch selbst (30. April
1905) in einer Höhe von ca. 1000 m unter einem Steine ge-
sammelt. Weitere Stücke vom Dobratsch sind mir nicht be-
kannt.
globulifer Fouer. Über die ganze tiefere Region verbreitet,
aber überall ziemlich selten.
Ontholestes tessellatus Geoffr. Subalpin im Kuhmist oft in Anzahl.
O. murinus L. Wie der vorige.
Emus hirtus L. Im Dobratschgebiete sehr selten.
* Quedius brevis Er. Bei Formica rufa, selten.
444
x
Qu.
(u
(u.
Au.
(m.
Qu.
m.
Qu.
u
Artur Schatzmayr.
ochripennis Men. Von Frau Maria Peternelli bei St. Johann
in einem Keller in wenigen Exemplaren gesammelt.
fulgidus Fabr. Auf der Fellach ein Exemplar von einem
Strauche geklopft (10. Juni 1902).
cruentus Oliv. Ein einziges Exemplar von Frau Maria Peter-
nelli im Garten Matitsch gefangen (24. Mai 1902).
. mesomelinus Marsh. Bis in die alpine Region emporsteigend.
Subalpin häufig. Am Eingange des Eggerloches findet man
im Menschenkot sehr häufig auch die * var. Jänneri.
. maurus Sahlbg. Bei Warmbad-Villach, sehr selten.
. vanthopus Er. Über die subalpine Region verbreitet, ziem-
lich selten.
. einctus Payk. Unter Fichtenrinden überall ziemlich häufig.
. laevigatus Gyl. Subalpin (bis 1600 m) unter Fichtenrinden
ziemlich selten.
. fuliginosus Gravh. Bei St. Johann und Arnoldstein und im
Teufelsgraben unter Steinen, selten.
. ochropterus Er. und seine ab. Kiesenwetterı Ganglb. kommt
am Dobratsch unter Steinen und Fichtenrinden häufig vor.
. dubius Heer. Unter Fichtenrinden und Steinen, selten (bis
2000 m).
. humeralis Steph. Über die tiefere Region verbreitet, selten.
. oblitaratus Er. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V. K.,
II, S. 141) soll diese Art bei Villach mehrmals gesammelt
worden sein.
lucidulus Er. Unter Fichtenrinden, selten.
scintillans Gravh. Von Prossen und Holdhaus (Car., V.K.,
II, S. 141) wird diese Art aus Warmbad-Villach angeführt.
paradisianus Heer. Sub- und hochalpin unter Steinen, häufig.
collaris Er. Subalpin, selten.
pieipennis Heer. Mir ist aus dem Dobratschgebiete ein ein-
ziges Exemplar bekannt.
boops Gravh. Bei Harth unter Moos, selten.
Heterothops praevia Er. Einige Exemplare in einem Keller bei
St. Johann gesammelt.
H. dissimilis Gravh. Bei Warmbad-Villach unter Moos und Steinen,
ziemlich selten.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 445
Muycetopors»» longicornis Mäklin. Bei Nötsch und am Graschelitzen
M.
M.
M.
unter abgefallenem Laub, selten.
splendidus Gravh. Über die ganze tiefere Region verbreitet,
aber nirgends häufig.
Mulsanti Ganglb. Im Teufelsgraben und hochalpin unter
‚Steinen, sehr selten.
. santicensis nov. spec. Mit M. Mulsanti Ganglb. am nächsten
verwandt. Vorderkörper einfärbig rotgelb, Abdomen dunkler.
Körper geflügelt, klein und schmal. Kopf gestreckt,
deutlich länger als breit, die Stirngrübehen nahe an den
Innenrändern der Augen befindlich, diese sehr flach. Fühler
etwas verdickt, ihr drittes Glied kürzer und schmäler als das
zweite, die vorletzten Glieder fast zweimal so breit als lang.
Halsschild gestreckt, so lang als breit, nach vorne stark
verengt, mit fast geradlinig verlaufenden Seitenrändern, ohne
Diskalpunkt, am Vorder- und Hinterrande mit den gewöhn-
lichen Punkten besetzt; die äußeren stehen dem Vorderrande
etwas näher als die mittleren. Von den vier am Hinterrande
stehenden Punkten sind die zwei mittleren nur wenig weiter
nach vorne gerückt als die zwei äußeren.
Flügeldecken etwa so lang als der Halsschild, mit einer
durch zwei bis drei ziemlich schwache Punkte angedeuteten
akzessorischen Punktreihe. Schulter- und Nahtstreifen sind
ebenfalls nicht so gut markiert wie bei der verwandten Art
und bestehen aus nur 5—6 Punkten.
Abdomen seicht und ziemlich sparsam punktiert.
Unter dem Mikroskope erscheinen der Kopf spiegelblank,
der Halsschild deutlich und ziemlich breit, die Flügeldecken
äußerst eng quer gerieft.
Von M. Mulsanti Ganglb. ist die vorliegende neue Art
durch die Färbung, die Skulptur der Flügeldecken, den viel
längeren Kopf und Halsschild und die sehr flachen Augen
leicht zu unterscheiden.
Länge 3—3'2 mm. Am Dobratsch hochalpin unter Steinen
am Rande von Schneefeldern, sehr vereinzelt.
Baudweri Rey. Ein einziges Exemplar bei St. Johann aus
Moos gesiebt (15. April 1905).
446
M.
M.
*M.
%.:M.
5 M:
Ta;
M.
M.
M.
SM:
Artur Schatzmayı.
brunneus Marsh. Am Graschelitzen, im Teufelsgraben und bei
St. Johann, nicht häufig.
longulus Mannh. Frau Maria Peternelli fing diese Art in
wenigen Exemplaren in einem Hauskeller bei St. Johann.
punctipennis Seriba. Ebenfalls von Frau Maria Peternelli
in einem Hauskeller gesammelt, sehr selten.
pachyraphis Pand. Bei St. Johann unter Moos, sehr selten
(Frühjahr).
forticornis Fauv. Ein Exemplar bei Heiligengeist gesammelt
(16. April 1905).
ambiguus Luze. Im Teufelsgraben und bei St. Johann unter
Moos, sehr selten.
clavicornis Steph. Subalpin unter abgefallenem Laube, selten.
niger Fairm. Subalpin unter abgefallenem Laube, sehr selten.
splendens Marsh. Bis 1700 m emporsteigend, daselbst nicht
selten, in der tieferen Region hingegen sehr selten.
laevicollis Epp. Ein einziges Exemplar subalpin aus Moos
gesiebt (30. April 1905).
3ryoporus rufus Er. Sub- und hochalpin unter Steinen und ab-
gefallenem Laube, selten.
*= B. multipunctus Hampe. Bei Arnoldstein ein einziges Exemplar
unter einem Steine gefangen (1. Juni 1902).
Bolitobius trimaculatus Payk. An Pilzen, häufig.
EB.
»:
B.
b.
trinotatus Er. Wie der vorige.
exoletus Er. Wie der vorige. Diese Art kommt manchmal
auch an Aas vor. Die var. dorsalis ist im Dobratschgebiete
sehr vereinzelt.
thoracicus F. (pygmaeus F.). An Pilzen, häufig. Mitunter auch
die var. biguttatus St.
unulatus L. An Pilzen, ziemlich häufig.
Bryocharis eingulata Mannh. Bei Federaun und Maria Gail unter
D.
abgefallenen Baumstämmen, sehr selten.
inclinans Gravh. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K.,
II, S. 139) soll diese Art bei Villach mehrmals gesammelt
worden sein.
Conosoma littoreum L. Besonders unter Fichtenrinden, nicht selten.
Ö. pubescens Gravh. Wie der vorige, häufig.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 447
O. immaculatum Steph. Subalpin unter abgefallenem Laube, selten.
©. pedicularium Gravh. Ein Exemplar im Teufelsgraben an einem
Pilze gesammelt.
Lamprinus erythropterus Panz. Bei St. Johann (Rittergarten) ein
Exemplar von einem Strauche geklopft (25. Juni 1904).
Tachyporus nitidulus Fabr. Bis 1700 m emporsteigend, häufig.
In einer Höhe von ca. 1500 m fing ich unter einem Steine
* ein Exemplar der * var. Spaethi Luze.
T. macropterus Steph. kommt mit seiner var. Abner Sauley bei
St. Johann vor, beide jedoch selten.
T. pusillus Gravh. Über die ganze tiefere Region (bis 1600 m)
verbreitet, nicht selten.
T. ruficollıs Gravh. Bis in die alpine Region emporsteigend,
selten.
T. atriceps Steph. Über die ganze tiefere Region verbreitet unter
Moos, nicht häufig.
T. chrysomelinus L. Bis zu einer Höhe von ca. 1700 m beobachtet,
unter Steinen häufig.
T. hypnorum Fabr. Bei St. Johann und im Teufelsgraben, ziem-
lich häufig.
T. solutus Er. Subalpin unter Steinen, selten.
*T. abdominalis F. Soll nach Meschnigg im Dobratschgebiete
vorkommen.
T. obtusus L. Über die tiefere Region verbreitet unter Steinen,
überall häufig.
Tachinus flavipes Fabr. Überall häufig.
T. proximus Kr. Am Dobratsch, ziemlich selten.
T. humeralis Gravh. Wie der vorige.
T. pallipes Gravh. Überall sehr häufig.
T. fimetarius Gravh. Subalpin im Kuhmist, nicht häufig.
T. rufipes De Geer. Bei Kreuth und St. Johann unter abgefallenem
Laube, selten.
. laticollis Gravh. Unter Steinen, an Pilzen und oft auch an
Aas bis 1700 m, ziemlich häufig.
. collaris Gravh. Wie der vorige, aber häufiger als dieser.
T. elongatus Gyll. Sub- und hochalpin (1600—2100 m) unter
Steinen, selten.
"I
2
448 Artur Schatzmayr.
Leucoparyphus silphoides L. Bei Warmbad-Villach und Völken-
dorf im trockenen Kuhmist, selten.
Habrocerus capillaricornis Gravh. Bei St. Johann, selten.
* Trichophya pilicornis Gyll. Im Dobratschgebiete, sehr selten.
Muylliaena intermedia Er. Im Teufelsgraben, sehr selten.
M. gracilicornis Fairm. Subalpin, sehr selten.
* M. brevicornis Matth. Im Teufelsgraben und bei St. Johann, ziem-
lich selten.
* Oligota flavicornis Lac. Auf der Fellach und bei St. Johann von
Sträuchern geklopft, selten.
Brachida exigua Heer. Bei Warmbad-Villach und St. Johann unter
abgefallenem Laube, selten.
Gyrophaena pulchella Heer. Subalpin an Pilzen, sehr häufig.
G. obsoleta Ganglb. Wie die vorige, aber etwas seltener als diese.
G. affınis Sahlbg. An Pilzen, selten.
@. nana Payk. Subalpin, häufig.
@. gentilis Erichs. Wie die vorige, ziemlich häufig.
@. bihamata Thoms. An Pilzen überall häufig.
G. fasciata Marsh. Wie die vorige, ziemlich häufig.
@. laevipennis Kraatz. An Pilzen und unter abgefallenem Laube,
selten.
@. Poweri Croth. Ein Stück an einem Pilz gesammelt (10. Juli
1904).
G. minima Er. Wie die vorige.
@. manca Er. Im Teufelsgraben und subalpin an Pilzen, selten.
@. boleti L. An Baumpilzen oft in großer Zahl.
@. laevicollis Kr. Am Graschelitzen an Pilzen, sehr selten.
* Placusa complanata Er. Bei Nötsch unter Fichtenrinden, selten.
P. tachyporoides Waltl. Über die ganze tiefere Region verbreitet,
unter Fichtenrinden nicht selten.
Homalota plana Gyll. Bei Nötsch unter Fichtenrinden, selten.
Silusa rubra Er. Subalpin an Pilzen, sehr selten.
Leptusa amgusta Aube. Unter Fichtenrinden und oft auch an
Pilzen, häufig.
L. haemorrhoidalis Heer. Subalpin unter Fichtenrinden, selten.
L. granulicauda Epp. Von Prossen und Holdhaus (Car., V.K.,
II, S. 137) vom Dobratsch angeführt.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 449
L. puellaris Hampe soll nach Prossen und Holdhaus (Car., V.
K., I, S. 137) bei Villach vorkommen.
L. flavicornis Branes. Unter abgefallenem Laub (bis 1700 m),
nicht sehr selten.
L. piceata Rey, dem typischen sehr nahestehend. Subalpin unter
abgefallenem Laub, sehr vereinzelt. Die typische abdominalis
Muls. kommt am Dobratsch nicht vor.
* Bolitochara lucida Gravh. An Pilzen und unter abgefallenen
Fichtenrinden oft in großer Zahl.
B. Mulsanti Sharp. Wie die vorige, aber bedeutend seltener als
diese.
B. lunulata Payk. An Pilzen, sehr häufig.
b. bella Märkel. Am Graschelitzen und im Teufelsgraben an
Pilzen, selten.
B. obliqua Er. Wie die lucida, aber seltener als diese.
Autalia impressa Oliv. Subalpin an Pilzen, sehr häufig.
A. puncticollis Sharp. Sub- und hochalpin im Kuhmist, nicht sehr
selten.
A. rivularis Gravh. Unter abgefallenem Laub, nirgends selten.
Falagria sulcata Payk. Über die tiefere Region verbreitet unter
Steinen, häufig.
F. sulcatula Gravh. Wie die vorige, aber etwas seltener als diese.
F. thoracica Curt. Im Teufelsgraben und in der subalpinen Re-
gion unter Steinen und abgefallenem Laub, sehr selten. Ein
Exemplar davon fing ich in einem Neste von Lasius fuliginosus.
F. nigra Gravh. Subalpin unter Steinen und manchmal auch bei
Formica rufa, ziemlich selten.
F. obscura Gravh. Wie die vorige, häufig.
Tachyusa exarata Er. Am Gailufer bei Federaun und Maria Gail,
sehr selten. }
T. coarctata Er. Wie die vorige, selten.
T. constrieta Er. Im Teufelsgraben und am Gailufer bei Maria
Gail, selten.
* Aleunota atricapilla Rey. St. Johann, unter Moos im Frühjahre,
sehr selten.
Atheta fragilis Kraatz. Am Korpitschbach bei Harth, sehr selten.
* A. luteipes Er. Bei Maria Gail und Federaun, sehr selten.
2. B. Ges. 58. Bd. 29
EA.
tl,
Artur Schatzmayır.
cambrica Woll. Im Teufelsgraben unter Steinen, sehr selten.
. suleifrons Steph. Bis 1500 m emporsteigend, überall ziemlich
selten.
. insecta 'Thoms. Bei Maria Gail und Heiligengeist, selten.
. Jwridipennis Mannh. Bei Maria Gail und Federaun, selten.
. melanocera Thoms. Bei Warmbad-Villach, im Teufelsgraben
und unter der Schütt, ziemlich selten.
. elongatula Gravh. An sumpfigen Orten, häufig.
. gemina Er. Im Teufelsgraben, sehr selten.
. tibialis Heer. Besonders hochalpin unter Steinen am Rande
von Schneefeldern, sehr häufig.
. deplanata Gravh. Am Korpitschbach bei Harth und im Teufels-
graben, selten. Ein Exemplar davon fing ich bei St. Johann
an einem Pilz.
. polita Rosenh. Ein einziges Exemplar in einer Höhe von
ca. 1400 m gefangen (31. Juli 1904, im Fluge).
. angustula Gyll. Bei St. Johann unter Steinen und Moos, sehr
selten.
. aequata Er. Bei Nötsch, sehr selten.
. linearıs Gravh. Einige Exemplare bei St. Johann in einem
Keller gesammelt.
. melanocephala Heer. Bei St. Johann, sehr selten.
. occulta Er. In einem Hauskeller bei St. Johann aus faulen
Vegetabilien in Mehrzahl gesiebt.
. fungwora Kr. Von mir bis zu einer Höhe von ca. 1400 m
beobachtet, sehr selten.
. excellens Kr. Subalpin unter Fichtenrinden, sehr selten.
. monticola 'Thoms. Wie die vorige. Die Angabe von Prossen
und Holdhaus (Car., V.K., H, S. 135), daß diese Art in der
‘alpinen Region des Dobratsch am Rande von Schneefeldern
vorkommt, beruht auf einem Irrtum (siehe A. arcana Er.).
corvina Thoms. An Pilzen oft in großer Zahl (Graschelitzen,
Warmbad-Villach).
arcana Er. Hochalpin unter Steinen am Rande von Schnee-
feldern, selten.
. picipes Thoms. An Pilzen und unter abgefallenen Fichten-
rinden, häufig.
BRRR OH
Ba h&
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SG SE Sn
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 451
. ravilla Er. Bei Federaun, sehr selten (nach Prossen und
Holdhaus, Car., V.K., I, S. 135).
. palustris Kiesw. Über die tiefere Region verbreitet, nicht selten.
. Iuctuosa Rey. Subalpin unter abgefallenen Rinden, sehr selten.
. atomaria Kr. Wie die vorige.
. ingwinula Gravh. Bei Maria Gail selten, im Teufelsgraben
(nach Prossen und Holdhaus, Car., V.K., II, S. 136) sehr
häufig.
. mortuorum Thoms. In der Umgebung von Villach, nicht sehr
selten (nach Prossen und Holdhaus, Car., V.K., II, 5. 136).
. amicula Steph. An Pilzen, unter Steinen und faulen Rinden,
nirgends häufig.
. subtilis Seriba. Subalpin an Pilzen und unter faulen Rinden,
sehr selten. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K., II,
S. 135) steigt diese Art bis in die alpine Region empor.
. indubia Sharp. Über die ganze tiefere Region verbreitet und
nirgends sehr selten.
. palleola Er. Am Graschelitzner Wasserfall an Pilzen, sehr selten.
. coriaria Kr. Subalpin ein einziges Exemplar gefangen (7. August
1904, im Fluge).
. gagatina Baudi. An Pilzen überall häufig. Unter meinem
Dobratschmaterial befinden sich Stücke, bei welchen der Hals-
schild auf der Scheibe mit zwei verhältnismäßig tiefen Punkt-
srübchen versehen ist.
. myrmecobia Kr. Unter Fichtenrinden, selten.
. sodalis Er. Am Graschelitzen und bei St. Johann unter ab-
gefallenem Laube und an Pilzen, selten.
. pallidicornis Thoms. Subalpin an Pilzen, viel weniger häufig
als die folgende Art. Auch bei pallidicornis ist die Scheibe
des Halsschildes oft mit zwei Punktgrübchen versehen.
. nigritula Gravh. An Pilzen oft in Anzahl gesammelt.
. spelaea Er. Im Eggerloch an Exkrementen von Fledermäusen,
sehr häufig.
. nitidicollis Fairm. Am Graschelitzen an Pilzen, selten.
. crassicornis F. An Aas und Pilzen, gemein. Die var. fulvi-
pennis Rey 9 ist hingegen selten.
. pilicornis Thoms. Subalpin an Pilzen, selten.
29*
452
Artur Schatzmayr.
. trinotata Kr. Von mir bis zu einer Höhe von ca. 1300 m beob-
achtet. Unter abgefallenem Laube und Rinden, ziemlich häufig.
. euryptera Steph. Im Teufelsgraben und bei St. Johann an
Pilzen, sehr selten.
. incognita Sharp. Bei St. Johann, selten.
. valida Kr. Subalpin, sehr selten.
. aquatica Thoms. Im Teufelsgraben, selten.
. castanoptera Mannh. Am Graschelitzen an Pilzen, sehr selten.
. hypnorum Kiesw. Bei Warmbad-Villach unter Laub und Moos,
sehr selten.
. granigera Kiesw. Subalpin unter Laub, häufig. Die var. sub-
alpina Rey 9 ist ziemlich selten.
. microptera Thoms. Subalpin unter Laub und Fichtenrinden,
selten.
. longiuscula Gravh. Bei Heiligengeist unter Buchenlaub, sehr
selten.
. alpestris Heer. Sub- und hochalpin unter Buchenlaub und
Steinen, ziemlich selten.
. nitidula Kr. Subalpin unter Buchenlaub, selten.
. oblonga Er. Wie die vorige, aber viel häufiger als diese.
. contristata Kr. Subalpin ein einziges Exemplar im Fluge. ge-
fangen (15. August 1904).
. cadaverina Bris. Subalpin an Pilzen, ziemlich häufig.
. atramentaria Gyll. Überall selten.
. pieipennis Mannh. Im Kuhmist, an Pilzen und unter Laub,
häufig.
. putrida Kraatz. Unter Fiehtenrinden und besonders an Pilzen
(bis 1650 m), gemein.
. einnamoptera Thoms. Hochalpin unter Steinen am Rande von
Schneefeldern, häufig. Einige Exemplare davon habe ich
auch an Aas bei Heiligengeist gefangen.
. mareida Er. Besonders an Pilzen, häufig. Einige Exemplare
habe ich auch bei Formica rufa gesammelt.
. laevana Rey. Subalpin unter Buchenlaub, Fichtenrinde und
im Kuhmist, ziemlich selten.
. setigera Sharp. Ein einziges Exemplar am Dobratsch sub-
alpin gesammelt.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch . 453
* 4. macrocera Thoms. Bei St. Johann, sehr selten.
* 4A. parvula Mannh. Bis in die alpine Region emporsteigend,
ziemlich häufig.
* A. sordidula Er. Im Teufelsgraben, sehr selten.
A. celata Er. An Pilzen und an Aas, häufig.
A. zosterae Thoms. Bei St. Johann und in der alpinen Region
unter Steinen, selten.
A. longicornis Gravh. Über das ganze Gebiet verbreitet und
überall häufig.
A. consanguinea Eppelsh. Bei Nötsch und im Teufelsgraben unter
Moos, selten (Frühjahr).
A. melanaria Mannh. Bei Maria Gail und Federaun, sehr selten.
A. sordida Marsh. Über das ganze Gebiet verbreitet, besonders
im Tale häufig.
A. pygmaea Gravh. Über die tiefere Region verbreitet, nirgends
sehr häufig.
* 4. aterrima Gravh. Subalpin unter Fichtenrinden und Moos,
sehr selten.
A. parva Sahlb. Überall häufig.
A. orphana Er. Wie die vorige.
A. fungi Gravh. Über das ganze Gebiet verbreitet, besonders an
* Pilzen gemein. Die *var. orbata Er. habe ich in wenigen
Exemplaren im Teufelsgraben und bei der Ottohütte (1500 m)
gesammelt.
A. chientula Er. Am Graschelitzen aus Buchenlaub gesiebt, sehr selten.
A. analis Gravh. Bis in die alpine Region emporsteigend, häufig.
A. soror Kr. Bei St. Johann und Heiligengeist unter Laub, selten.
A. cavifrons Sharp. Bei Heiligengeist, sehr selten.
A. talpa Heer. Bei Formica rufa, nicht häufig.
A. exilis Er. Bei Maria Gail, Labientschach und Heiligengeist, selten.
Sipalia cuircellaris Gravh. Besonders subalpin unter Laub sehr
gemein.
S. caesula Er. Nach Meschnigg soll diese Art am Dobratsch
vorkommen.
* S, alpicola Mill. Von Freund Prossen liegen mir zwei Exem-
plare vor mit dem Fundortszettel: Dobratsch, 2140 m. Von
mir am Dobratsch nie gesammelt.
454 Artur Schatzmayr.
Notothecta flavipes Gravh. Bei Formica rufa, ziemlich selten.
N. anceps Er. Wie die vorige, häufig.
Dadobia immersa Er. Subalpin unter Fichtenrinden, selten.
Callicerus rigidicornis Er. Bei Villach, nicht selten (nach Prossen
und Holdhaus, Car., V.K., II, S. 133).
Astilbus canaliculatus F. In Wäldern unter Moos und Steinen,
gemein.
Zyras collarıs Payk. Bei St. Johann und im Teufelsgraben, selten.
Z. cognata Märk. Subalpin unter Laub, selten.
Z. humeralis Gravh. Subalpin (bis 1700 m) unter Steinen, ziem-
lich häufig.
Z. similis Märk. Bei St. Johann und Heiligengeist, selten.
Lomechusa strumosa F. Bei Villach mehrmals gesammelt (nach
Prossen und Holdhaus, Car., V.K., H, S.:132).
Atemeles paradoxus Gravh. Bei Kreuth und St. Johann, sehr selten.
Phloeopora testacea Mannh. Wie die Lomechusa strumosa.
Ph. angustiformis Baudi. Wie die vorige.
Ilyobates Mech Baudi. Bei Fürnitz ein Exemplar gefangen (12. Mai
1904).
Chilopora longicornis Er. Im Teufelsgraben und subalpin (bis
1400 m), selten.
* Amarochara umbrosa Er. Wie die vorige, sehr selten.
* Ocalea badia Er. Bis 1400 m emporsteigend, überall ziemlich selten.
Oxypoda spectabilis Märk. Bei Federaun (nach Prossen und
Holdhaus, Car., V. K., II, 8.131).
O. lividipennis Mannh. Subalpin, ziemlich selten.
O. opaca Gravh. Bis in die alpine Region emporsteigend, ziem-
lich häufig.
*(). lateralis Mannh. Subalpin, selten.
O. tirolensis Gredl. Nach Prossen und Holdhaus (Car., V.K.,
II, S. 151) ist diese Art in der alpinen Region des Dobratsch
nicht selten.
*(). vieina Kr. Im Teufelsgraben und am Dobratsch (subalpin),
sehr selten.
*(). Skalitzkyi Bernh. Subalpin, selten.
O. umbrata Gyll. Über alle Regionen des Dobratsch verbreitet,
häufig.
DES
3,0:
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De)
0:
0.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 455
. sericea Heer. Subalpin unter Buchenlaub, sehr selten.
. ewigua Er. Bei St. Johann unter Moos, sehr selten.
. rufula Rey. Bei Villach unter Baumrinden, selten (nach Prossen
und Holdhaus, Car., V.K.;II, 8.131).
rugulosa Kr. Bei St. Johann und Labientschach unter Moos,
sehr selten.
praecow Er. Ein Stück bei St. Johann aus Moos gesiebt
(11. April 1905).
. alternans Gravh. An Pilzen, sehr gemein.
. formosa Kr. Ebenfalls an Pilzen, aber sehr selten.
. rufa Kr. Bei Villach unter Moos, selten (nach Prossen und
Holdhaus, Car., V. K., II, S. 131). Von mir nur am Gerlitzen
gesammelt.
bicolor Rey. Ein einziges Exemplar in einer Höhe von ca. 1300 m
aus Buchenlaub gesiebt (16. Oktober 1904).
O. haemorrhoa Mannh. Bei Formica rufa, häufig.
O.
0
. filiformis Redt. Bei St. Johann und Heiligengeist unter Moos
formiceticola Märk. Wie die vorige, ziemlich selten.
und abgefallenem Laube, selten.
annularıs Mannh. Subalpin unter Moos, sehr häufig.
Stichoglossa semirufa Er. St. Johann, ein einziges Exemplar von
einem Strauche geklopft (3. Mai 1904, Rittergarten).
St. cortieina Er. Subalpin, sehr vereinzelt.
St. prolivca Gravh. Im Mulm alter Baumstöcke, sehr selten.
Thiasophila angulata Er. Bei Formica rufa, nicht selten.
Th. ingwinula Märk. Soll nach Meschnigg am Dobratsch vor-
kommen, ich fand sie jedoch nie.
Orataraea suturalis Mannh. Bei St. Johann, sehr selten.
Mieroglossa pulla Gyll. Subalpin, sehr selten.
Homoeusa acuminata Märk. Bei Arnoldstein unter einem Steine
ein einziges Exemplar gefangen (1. Juni 1902). Von dieser
Art sind mir bisher nur zwei Exemplare aus Kärnten be-
kannt.
* Dinarda Maerkeli Kiesw. typ. Bei Formica rufa, ziemlich häufig.
Aleochara curlula Goeze. Besonders an Aas ziemlich häufig.
A. crassicornis Lac. Auf der Napoleonwiese an sumpfigen Orten
unter Steinen, sehr selten.
456
a
BE Br rn ee Be
S
Artur Schatzmayr.
laticornis Kr. Bei St. Johann in einem einzelnen Exemplar
an Aas gesammelt. Bei diesem Exemplar sind die Ränder
des Halsschildes ziemlich breit karminrot gesäumt.
. lata Gravh. An Aas, selten.
. brevipennis Gravh. Über das ganze Gebiet verbreitet, ziem-
lich selten.
. intricata Mannh. Im Kuhmist und an Aas, häufig.
. tristis Gravh. Wie die vorige, aber etwas seltener als diese.
. sparsa Heer. In Hauskellern, ziemlich selten.
. incospieua Aube. Hochalpin an dem Rande von Schneefeldern,
selten.
. lanuginosa Gravh. Bei St. Johann unter Moos, ziemlich häufig.
. Iygaea Kr. Bei Heiligengeist ein Exemplar an einem Pilze
gefangen (8. August 1902).
. rufitarsis Heer. Hochalpin am Rande von Schneefeldern,
nicht selten.
. villosa Mannh. In Hauskellern, nicht selten (Frühjahr).
. dwersa Sahlb. Im Eggerloch und in Hauskellern, ziemlich
selten.
. fumata Gravh. Subalpin, selten.
. laevigata Gyll. Bei St. Johann, selten.
. Ganglbaueri Bernh. Ein einziges d’ in einer Höhe von ea. 1400 m
gefangen (29. Juni 1903). Von dieser Art sind bisher nur
zwei C' bekannt. |
. bilineata Gyll. Hochalpin unter Steinen, ziemlich selten.
. verna Say. Wie die vorige, aber viel seltener als diese.
. bipustulata L. Besonders an Aas, ziemlich selten.
Pselaphidae.
Trimium brevicorne Reichb. Über die ganze untere Region ver-
breitet, besonders unter Farnkraut, nicht selten.
T. Emonae Reitt. Bei Warmbad-Villach und Nötsch unter Moos,
selten.
Euplectus Fischeri Aube. Unter Buchenlaub und Baumrinden,
TB.
nicht selten.
Duponti Aube. Subalpin unter Fichtenrinden, selten.
E. nanus Reichb. Bei St. Johann, selten.
Die Koleopterenfauna der Villacheralpe (Dobratsch). 457
E. signatus Reichb. Unter Baumrinden und oft auch bei Formica
rufa und Lasius fuliginosus (bis 1400 m), ziemlich häufig.')
* FE. Spinolae Aube. Ein Exemplar bei Fürnitz aus abgefallenen
Baumrinden gesiebt (8. Juni 1904).
Bibloplectus ambiguus Reichb. Unter Fichtenrinden und oft auch
bei Formica rufa, überall ziemlich häufig.
* Bibloporus bicolor Denny. Bei Warmbad-Villach ein einziges Exem-
plar aus abgefallenen Fichtenrinden gesiebt (16. Juli 1905).
Trichony& suleicollis Reichb. Von Frau Maria Peternelli bei
St. Johann in einem Exemplar gesammelt (16. Juni 1902).
* Amauronyx Maerkeli Aube. Bei Maria Gail und Federaun unter
Steinen, sehr selten.
Brachygluta fossulata Reichb. Besonders bei St. Johann im Früh-
Jahr unter Steinen und Moos, sehr häufig.
B. Klimschi Holdh. Bei Warmbad-Villach ein Exemplar unter
einem Steine gefangen (30. Februar 1902).
B. haematica Reichb. Im Garten des Herrn A. L. Moritsch und
bei Maria Gail in wenigen Exemplaren gesammelt.
Reichenbachia juncorum Leach. Bei Villach (nach Prossen und
Holdhaus, Car., V. K., II, S. 194).
R. impressa Panz. Wie die vorige.
* Bryasxıs longicornis Leach. Ein Exemplar bei Warmbad-Villach
von einem Strauche geklopft (16. Mai 1905).
Bythinus erassicornis Motsch. Am Graschelitzen, bei Labientschach,
Nötsch ete., nicht selten.
B. Curtisi Leach. Bei Maria Gail und Federaun, selten.
B. nodicornis Aube. Über das ganze Gebiet verbreitet (bis 2100 m)
unter Steinen und Buchenlaub, ziemlich selten.
DB. securiger Reichb. Bei Maria Gail und Federaun unter Steinen,
selten.‘
Ich konnte bei genauerer Untersuchung der beiden Ge-
schlechter feststellen, daß auch bei securiger, wie bei den
Arten der Untergattungen Machaerites und Bythoxenus, die
!) Meine Angabe (Münch. Kol. Zeit., II, S. 215), daß E. sangwineus
Denny. bei Lasius fuliginosus vorkommt, beruht auf einem Irrtum. Ich sammelte
damals sicher nur E. signatus Reichb.
458 A. Schatzmayr. Die Koleopterenfauna d. Villacheralpe (Dobratsch).
Augen des 0’ etwas kleiner als die des o sind. Dieser Unter-
schied ist minimal, aber deutlich.
B. Brusinae Reitt. Bei Heiligengeist aus Buchenlaub gesiebt.
* B. Stussineri Reitt. Ein einziges Exemplar bei St. Johann aus
Moos gesiebt (25. März 1904).
B. validus Aube. Bei Villach, selten. (Nach Prossen und Hold-
haus, Car., V.K., II, S. 194.)
B. puncticollis Denny. Bei Heiligengeist ein Exemplar aus Buchen-
laub gesiebt (16. April 1905).
Pselaphus Heisei Herbst. Bei St. Johann und im Teufelsgraben,
nieht häufig.
Tyrus mucronatus Panz. Subalpin unter Fichtenrinden, selten.t)
Ornithologische Literatur
Österreich-Ungarns und des Okkupationsgebietes 1907.)
Von
Viktor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen.
(Eingelaufen am 23. März 1908.)
Ackermann, Ad. Später Schnepfenstrich im Böhmerwald. —
Jägerz. B. u. M., XVIII, 1907, Nr. 9, S. 238. (Böhm.)
Anderl, L. Star mit abnormer Schnabelbildung. — Mitteil. d. n.-ö.
Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 2, 8. 51. (N.-Ö.)
Aquila. Magyar Ornithologiai Központ. Zeitschrift für Ornithologie.
Redigiert von Otto Herman. XIV. Jahrg. — Budapest, 1907.
!) Tyrus Tillyi m. (Münch. Kol. Zeit., II, S. 213) vom Mittagskogel (Kara-
wanken) ist, wie ich nunmehr erkannte, wohl nur eine individuelle Aberration
des mucronatus.
2) Vergl. diese „Verhandlungen“, Bd. LVIIl, 1908, S. 93—125. — Die
Angaben in ungarischer Sprache wurden von Herrn Eug. Greschik, Prakti-
kant der „U.0.C.“, die in ezechischer von Herrn K. Kn&Zourek, Oberlehrer,
die in kroatischer von Herrn M. Marek, kgl.' Gymnasial-Professor, außerdem
weitere Beiträge von den Herren Prof. B. Schweder und Dr. J. PonebSek
geliefert.
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 197. 459
Gr.-4. XLIV + 380 8. mit 3 Tafeln und Textbildern. (Unga-
risch und deutsch.)
B. Ritka madär. (Ein seltener Vogel [Tadorna tadorna (L.)]) bei Na-
laezväd am 5./lI. erlegt.) — Vadäszlap, XXVIII, 1907, Nr. 8,
p. 112. (Ung.)
B., Gy. Kesön költö foglyok. (Späte Brut der Rebhühner. 9 auf
17 Eiern bei Kisjenö am 20./X.) — Vadäszlap, XXVIII, 1907,
Nr. 34, p. 476. (Ung.)
Barthos, Gy. Cserebogarat pusztitö madarak. (Maikäfer vertilgende
Vögel.) — Erdeszeti Kiserletek, IX, 1907, Nr. 3—4, p. 156.
(Ung.)
— Az egereszölyv, Dbuteo buteo (L.), termeszetrajzähoz. (Zur Natur-
geschichte des Bussards.) — Ibid., IX, 1907, Nr. 3—4, p. 156.
(Ung.)
— A köz. baräteinege, Parus palustris commumis (Bald.), kärte-
konysägäröl. [Über die Schädlichkeit von Parus palustris
communis (Bald.).] — Ibid., IX, 1907, Nr. 3—4, p. 154.
(Ung.)
— Az örvösgalamb (Columba palumbus L.) mint makkevö. (Die
Ringeltaube als Eichelfresser.) — Ibid., IX, 1907, Nr. 3—4,
p- 155. (Ung.)
Barthos, J. v. Tadorna tadorna im Komitate Hunyad. — Aquila,
XIV, 1907, p. 336. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.)
Bau, Alex. Ein bemerkenswertes Nest vom Zwergfliegenschnäpper.
— Zeitschr. f. Ool. u. Orn., XVII, 1907, Nr. 10, S. 153—155.
(Böhm.)
— Goldammer brütet dreimal auf derselben Stelle. — Ibid., XVII,
1907, Nr. 2, S. 24—26. (Vorarlb.)
— Omithologisches aus Vorarlberg. — Orn. Jahrb., XVII, 1907,
Nr. 1,2, S. 33—39. (Vorarlb.)
— Zur Bewertung der Raupenvertilgung durch Vögel und Schma-
rotzerinsekten. — Zeitschr. f. Orn. ete., XXXI, 1907, Nr. 7,
S. 113— 115.
— Biologische Beobachtungen am Winterfutterplatz. — Orn. Monats-
schr., XXXII, 1907, Nr. 7, S. 279-—-286; Nr. 8, S. 313—317.
(Vorarlb.)
— Was eine Meise frißt. — Gef. W., XXXVI, 1907, Nr. 48, S. 381.
460 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen.
Bauer, M. Seltenes Weidmannsheil. (Fischreiher in Altkinsberg
erlegt.) — Jägerz. B. u. M., XVII, 1907, Nr. 15, S. 412.
(Böhm.)
Bekäsi. A fürj pusztuläsa a fogoly terjeszkedese következteben.
(Die Verminderung der Wachtel durch Verbreitung des Reb-
huhnes.) — Vadäszlap, XXVII, 1907, Nr. 30, p. 405. (Ung:.)
— Az ölyv flegmäjäröl. (Über das Phlegma des Bussards.) —
Ibid., XXVIII, 1907, Nr. 31, p. 423. (Ung.)
Belloni, Ed. Seltenes Weidmannsheil. (F. peregrinus bei Leipnik
erlegt.) — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 10, S. 193. (Mähr.)
Berger, K. Geier im Katschtal. — Natur u. Haus, XV, 1907, Nr. 20,
S. 309—311. (Kärnt.)
B. M. Szalonka-vadäszat 1765-ben. (Schnepfenjagd im Jahre 1765.)
— Vadäszlap, XXVIIL, 1907, Nr. 11, p. 148. (Ung.)
Bonomi, A. Nota ornitologiea. Il Passer italiae (Vieill.) nella re-
gione dell’ Alto Adige. — Arch. l’Alto Adige. Trento, 1907. I.
Fase. IHI—IV. 6p. (Tirol.)
Bruj. Sojka a kos. (Eichelheher und Amsel.) — Rozmarüv Les.
Tydennik, 1, 1907, p. 390. (Böhm.)
Budik, J. Kos — Skodny? (Ist die Schwarzamsel schädlich?) —
Lesni Sträz, V, 1907, p. 100. (Böhm.)
€. Sljuke. (Sehnepfen.) — Lovaöko-ribarski viestnik, XVI, 1907,
p. 13—19. (Kroat.-Slavon.)
C.E.H. The Tschusi Colleetion of Palaearctic Birds. — The Ibis,
IX, Ser. I, 1907, Nr. 1, p. 223—224. (Österr.-Ung., part.)
Cermäk, A. Orel skalni. (Aguila chrysaötus am 15./X. 1907 bei
Smeöno erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 191. (Böhm.)
Cerva, F. Nidologische und oologische Beobachtungen. — Aquila,
XIV, 1907, p. 211—215, mit Abb. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
Chernel, J. Az okszerü madärvedelem eszközei. (Mittel des ratio-
nellen Vogelschutzes.) — Budapest, 1907. 8°. 43 p., 23 Fig. (Ung.)
Chernel v. Chernelhäza, St. Daten zur Vogelfauna Ungarns.
— Aquila, XIV, 1907, p. 179—187. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
— Aiw galericulata. — Ibid., XIV, 1907, p. 337. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 461
Chertek, Got. Pozoroväni o sokolu st&hovavem. (Beobachtung über
den Wanderfalken. In beiden Fängen je ein Rebhuhn.) —
Lov. Obzor, X, 1907, p. 16. (Böhm.)
Chudoba, Jos. „N&co“ o kukaöce. („Etwas“ über den Kuckuck.
Ein Kuckucksmännchen verzehrte drei Eier aus einem Gebirgs-
bachstelzennest.) — Haj, XXXVI, 1907, p. 160. (Böhm.)
Cihläfik, Fr. Jest& n&co o sov&. (Noch etwas über den Waldkauz.
Bodennest, Schädlichkeit.) — Lesni Sträz, V, 1907, p. 115.
(Böhm.)
C.K. Abzug der (Turm-)Schwalben (in Hohenelbe). — Gef. W.,
XXXVI, 1907, Nr. 34, S. 271—272. (Böhm.)
Craus, G. A heja szemtelensöge. (Frechheit eines Habichts.) —
Erdeszeti Lapok, XLVI, 1907, H. 15, p. 965. (Ung.)
Csatäry, Dr. Agost. Az örvös galamb täplälkozäsäröl. (Über die
Nahrung der Ringeltaube. Egel /Hirudo] im Magen gefunden.)
— Vadäszlap, XXVIII, 1907, Nr. 32. (Ung.)
Cserk&szö. Uj vonäs az örvösgalamb e&leteböl. (Ein neuer Zug in
der Biologie der Ringeltaube. Wasserschnecken [?] verzehrend.)
— Vadäszlap, XXVII, 1907, Nr. 28, p. 379. (Ung.)
Csiki, E. Positive Daten über die Nahrung unserer Vögel. — Aquila,
XIV, 1907, p. 188—202. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Usörgey, T. Staatliche Mittel und Institutionen für den prakti-
schen Vogelschutz in Ungarn. — Aquila, XIV, 1907, p. 291—
314. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Utmutatö a mesterseges feszekodvak alkalmazäsähoz 6s egy&bb
madärvedelmi intezkedesekhez. (Anleitung zur Anwendung der
künstlichen Nisthöhlen und anderer Einrichtungen des Vogel-
schutzes.) — Budapest, 1907. 8°. 2. Aufl. 61 S., 30 Fig. (Ung.)
— A päsztormadär vagy rözsaszinü seregely [Pastor roseus (L.)].
(Der Rosenstar.) — Termeszett. Közl., 1907, H. 455, p. 451.
(Ung.)
— A hasznos madarak fogvatartäsa es a madärvedelem. (Das
Gefangenhalten nützlicher Vögel und der Vogelschutz.) — Ibid.,
1907, H. 457, p. 556.
Denes, Geza. Az urali bagoly megjelenese hazänkban. (Das Er-
scheinen der Uraleule in Ungarn.) — Vadäszlap, XXVIIL, 1907,
Nr. 9, p. 124. (Ung.)
462 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Dobay v. Doba, S. Tülsägos alapossäg. (Übertriebene Gründlich-
keit. Lerchenfalke als Heuschreckenfänger.) — Zool. Lap., IX,
1907, p. 67. (Ung.)
Dombrowski, E. Ritt. v. 38 Jahre Weidwerk. VIII. Der Neusiedler-
see, seine Umgebung und andere große Sumpfgebiete.. —
Hugo’s Jagdzeitung, L, 1907, Nr. 15, S. 158—163. (Ung.)
Donner, E. Vom Grauspecht. — Waidmh., XXVI, 1907, Nr. 2,
S. 37.
— Die Mauser des Baumfalken (Falco subbuteo). — Journ. f. Orn.,
LV, 1907, H. 4, S. 583—591.
Dorning, H. A vadäszati szempontböl kärtekony madarak. (Die
Jagdschädlinge unter den Vögeln.) — Zool. Lap., IX, 1907, IL,
p. 2—3, II., p. 21—22, V., p. 62—64, VI., p. 75—76. (Ung.)
— Subspezies-e a vekony esörü magtörö. (Ist der dünnschnäbelige
Tannenheher eine Subspezies?) — Ibid., IX, 1907, Nr. IV,
p. 51—52. (Ung.)
— Ormitholögiai aprösägok. (Ornithologische Kleinigkeiten.) —
Ibid., IX, 1907, Nr. XVII, p. 219—220. (Ung.)
Duda. Beobachtungen über den Frühjahrszug in Dalmatien. —
— Waidmh., XXVI, 1907, Nr. 14, S. 278. (Dalm.)
— Vereinzelte Haselhühner (in Traste). — Ibid., XXVII, 1907,
Nr. 20, S. 5378—379. (Dalm.)
— Vom Vogelzuge in Lustica. — Ibid., XX VI, 1907, Nr. 6, S. 114.
(Dalm.)
Dvorsky, Jos. O Spa@kovi. (Über den Star. Nützlichkeit in der
Waldwirtschaft.) — Lesni Sträz, V, 1907, p. 115. (Böhm.)
Dostäl, Jos. Die Edelfalken (Falconinae) in Südmähren. — Orm.
Jahrb., XVIII, 1907, Nr. 5—6, S. 217—221. (Mähr.)
Eder, R. Beitrag zur Vogelwelt von Niederösterreich. — Mitteil.
d. Ver. d. Naturfr. in Mödling, 1907, Nr. 29, S. 4—12; Nr. 350,
S. 10--21. (N.-Ö.)
Ertl, G. Garrulus glandarius als Nesträuber. — Aquila, XIV,
1907, p. 319— 320. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Schaden der Meisen im Mohn. — Ibid., XIV, 1907, p. 322.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Gefährlicher Nistplatz von Parus coeruleus. — Ibid., XIV, 1907,
p. 323. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 463
Ertl, G. Nester von Totanus hypoleucus auf dem Eisenbahndamme.
— Ibid., XIV, 1907, p. 323—324. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
— Vogelansiedelungsresultate. — Ibid., XIV, 1907, p. 328. (Un-
garisch und deutsch.) (Ung.)
Fabian, R. Weiße Schwalbe (in Vegles). — Waidmh., XXVII,
1907, Nr. 16, S. 317. (Ung.)
Fekete, A. Falco merillus (Gerini) als Rebhuhnfeind. — Aquila,
XIV, 1907, p. 318. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Fenyes, D. Merops apvaster-Kolonie. — Aquila, XIV, 1907, p. 337.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Fernbach, K. v. Schwalbengeschichten. — Aquila, XIV, 1907,
p. 325. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
F.K. Weiße Schwalbe (in Mallnitz). — Waidmh., XXVII, 1907,
Nr. 19, 8. 377. (Kärnt.)
Floericke, K. Abzug der Turmschwalben. — Mitteil. ü. d. Vogelw..,
VII, 1907, Nr. 16, S. 127. (Mähr., N.-Ö.)
— Aus den kleinen Karpathen. — Ibid., VII, 1907, Nr. 20, S. 160.
(Ung.)
Fritsch, A. Ornithologisches aus Abbazia. — Orn. Jahrb., XVIII,
1907, Nr. 1, 2, S. 37—38. (Küstenl.)
Fritz, M. Schnepfenstrich im Juni (in Csiesvalja). — Waidmh.,
XXVH, 1907, Nr. 14, S. 278. (Ung.)
Fromm, Dr. Geza. Madärvedelem, I., II. (Vogelschutz, I., I.) —
Räczkeve, 1907. 8°. I. mit 14 Abbild., II. mit 7 Abbild. (Ung.)
Gagern, H. Bar. Der Rackelhahn (im Lavanttal erlegt). — Waidmh.,
XXVII, 1907, Nr. 12, S. 224—228. (Kärnt.)
Gagern, F. Freih. v. Von der Habichtseule. — Zwinger u. Feld,
XVI, 1907, Nr. 10, S. 145—148. (Krain.)
Greschik, E. Archibuteo lagopus als Hasenfeind. — Aquila, XIV,
1907, p. 318— 319. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Nützlichkeit von Colaeus monedula. — Ibid., XIV, 1907, p. 320.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— (Vogelverminderung im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907,
p- 329. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Vorkommen von Turdus pilaris im Sommer. — Ibid., XIV,
1907, p. 338. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
464 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Greschik, E. (Ampelis garrula im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV,
1907, p. 339. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Großmann, E. Über das Nisten des Olivenspötters. — Orn. Jahrb.,
XVII, 1907, Nr. 5, 6, S. 223. (Dalm.)
Gy., Gy. Egy €s mäs a fenyvesmadarakröl. (Etwas über Krammets- _
vögel.) — Vadäszlap, XXVIIL, 1907, Nr. 2, p. 21. (Ung.)
— Vadgalambjaink. (Unsere Wildtauben.) — Ibid., XXVII, 1907,
Nr. 6, p. 84. (Ung.)
— Egy €s mäs a szärcsäröl. (Etwas über das Bläßhuhn.) — Ibid.,
XXVIII, 1907, Nr. 24, p. 327.
— Särszalonkäink €&s vadäszatuk. (Unsere Sumpfschnepfen und
ihre Jagd.) — Ibid., XXVIIL, 1907, Nr. 25, p. 337. (Ung.)
Hahn, H. Weißes Rebhuhn (Laa a. Th.). — Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-
Ver., 1907, Nr. 2, S. 52. (Mähr.)
Haiman, Gg. Tröke u Zagrebu na kovou. (Rebhühner auf einem
Dache in Agram.) — Lovacko-ribarski viestnik, XVI, 1907,
p- 11. (Kroat.)
Hamböck, K. Sluka lesni na Morave&. (Die Waldschnepfe in
Mähren.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 90. (Mähr.)
Hanzal, Frt. Tokajiei tetfivek. (Ein balzender Birkhahn am 24./X.
1906 auf der Herrschaft LandStyn.) — Rozmarüv Les. Tydennik,
II, 1907, p. 326. (Böhm.)
Hart, Jos. Kalous a postolka. (Die Waldohreule und der Turm-
falke.) — Rozmarüv Les. Vydennik, II, 1907, p. 202. (Böhm.)
— Vzäeny ülovek. (Seltene Jagdbeute: Circus pygargus am 18./IX.
1907 bei Unter-Poternie erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 15.
(Böhm.)
Hausmann, E. Albino von Motacilla alba. — Aquila, XIV, 1907,
p. 327. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.)
— Vorkommen von Bernicla bernicla. — Ibid., XIV, 1907, p. 336.
(Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.)
— (Ampelis garrula im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907,
p: 339. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.)
Havlik, Alfr. Ku hnizdöni sluk. (Zum Brüten der Waldschnepfen in
Teleei und bei Prose&.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 144. (Böhm.)
Havränek, J. Weiße Fasanen (in Pälöez-Ortö). — Waidmh.,
XXVIU, 1907, Nr. 16, S. 317. (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 465
Hegyfoky, J. Der Vogelzug und die Witterung im Frühling des
Jahres 1906. — Aquila, XIV, 1907, p. 120—136. (Ungarisch
und deutsch.) (Ung.)
— Vogelzug und Wetter. — Ibid., XIV, 1907, p. 137—170. (Un-
garisch und deutsch.) (Kroat.-Slavon., Ung., part.)
Hegymeghy, D. v. Tadorna tadorna. — Aquila, XIV, 1907,
p: 336. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Heinisch, A. Seltenes Jagdglück. (Botaurus stellaris bei Linz am
17./II. erlegt). — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 6, S. 113.
‚(Ob.-Ö.)
Herman, O0. Az 1902-ik &vi nemzetközi madärvedelmi egyezmeny
es Magyaroıszag. (Die internationale Vogelschutzkonvention
von 1902 und Ungarn. Historische Skizze.) — Budapest, 1907.
Gr.-8°. 220 p. (Ung.)
— The international Convention for the Proteetion of Birds, con-
eluded in 1902, and Hungary. Historical Sketch. Written
by order of his Exec. Ign. de Daränyi, Hungary Minister of
Agrieulture. — Budapest, 1907. Gr.-8°. V + 241 p. (Österr.-
Ung., part.)
— Julius Pungur, 1843—1907. Mit Portr. — Aquila, XIV, 1907,
p. I-XXXI. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Noch einmal über den Kahlraben [@Gerontieus eremita (L.)].
— Ibid., XIV, 1907, p. XXXILI—XLI. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
Heytmänek, F. Zug von Wildgänsen (in Budapest). — Waidmh.,
XXVI, 1907, Nr. 9, 8. 175. (Ung.)
Hire, M. Horologicki i gonimaticki odnosi vrsti Aceipiter nısus (L.).
Prilog ornitofauni Hrvatske i Slavonije. [Horologische und
gonimatische Beziehungen der Art Accipiter nisus (L.). Ein
Beitrag zur Ornithofauna Kroatiens und Slavoniens.] — Soc.
sc. natur. eroatica, XIX, 1907, p. 274—312. (Kroat., Slavon.)
Hniliea, K. Vzäeny ülovek. (Seltene Jagdbeute: Nucifraga caryo-
catactes im Polehrader Revier am 16./XI. 1907 erlegt.) —
Rozmarüv Les. Tydennik, II, 1907, p. 303. (Mähr.)
Hocke, H. Über abnorme Färbungen gewisser Vogeleier. (Kuckucks-
eier aus Hanfs und Capeks Sammlung.) — Zeitschr. f. Ool. u.
Orn., XVII, 1907, Nr. 8, S. 121—123. (Steierm., Mähr., part.)
Z. B. Ges. 58. Bd. 30
466 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Hoppert, E. Erste Schwalben (Rabensburg). — Waidmh., XXVII,
1907, Nr. 8, S. 156. (N.-Ö.)
— Frühlingsboten (bei Rabensburg). — Ibid., XXVII, 1907, Nr. 6,
S. 114. (N.-Ö.)
Hornych, Jos. Hnizdi-li sluky v Cechäch? (Ob die Waldschnepfen
in Böhmen brüten?) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 128. (Böhm.)
Hrab&, Johann. Racek strfibfity. (Larus argentatus juv. bei Neu-
Benätek am 30./XI. 1906 erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907,
p. 47. (Böhm.)
Hüller, E. Aus Böhmen. — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 1,
S. 6—7. (Böhm.)
— Aus Böhmen. — Ibid., VII, 1907, Nr. 16, S. 127. (Böhm.)
— Aus Böhmen. — Ibid., VII, 1907, Nr. 23, S. 183. (Böhm.)
— Aus Böhmen. (Abnahme der Vögel.) — Ibid., VII, 1907, Nr. 14,
S. 111. (Böhm.)
Jelinek-Malsovsky, Jos. Pozoroväni ptactva. (Vogelbeobach-
tungen bei Königgrätz.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 148. (Böhm.)
J. P(onebsek). Vorkommen der Zwergtrappen. (Die in Krain er-
legten Stücke.) — Deutsche Jägerz., 1907, Nr. 35. (Krain.)
Karäsek, J. Poläk maly d. (Fuligula nyroca J' bei Olmütz Ende
August erbeutet.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 175. (Mähr.)
— 0 tahu ptactva. (Über den Vogelzug.) — Rozmarüv Les. Ty-
dennik, II, 1907, p. 243. (Mähr.)
Kasper, J. Die Frühjahrs-Schnepfenjagden auf der Herrschaft Dolnji-
Miholja&. — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 10, S. 193. (Slavon.)
— ke. Aus Österreich. Vom diesjährigen Schnepfenzuge. — Wild
u. Hund, XIII, 1907, Nr. 16, S. 285. (Österr.-Ung.)
Kleinschmidt. Vgl. ©. Kl.
Knauer, F. Warum wandern die Vögel? — Reichspost (Wien),
XIV, 1907, Nr. 72 vom 28./1Il., S. 1—2.
Kn&zourek, K. Notizen eines Feldornithologen aus Böhmen. —
Orn. Jahrb., XVII, 1907, Nr. 3, S. 831—88; Nr. 4, S. 128—134.
(Böhm.)
— 0 vysce letu ptäkü za tahu. (Über die Höhe des Vogelzuges.)
— Priroda, V, 1907, Nr. 4.
— Vzäene ulovky. (Seltene Jagdbeuten.) — Lov. Obzor, X, 1907,
p. 31. (Böhm.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 467
Kn&äourek, K. OÖ £ejce äilli Zive knize. (Biologisches über den
Kiebitz.) — Ibid., X, 1907, p. 4-5. (Böhm.)
— Postolka rudonohä. (Tinnunculus vespertinus S' am 20./V. 1907
bei Tupadel erbeutet.) — Ibid., X, 1907, p. 112. (Böhm.)
— Postolka rudonohä &ili vederni. (Über den Rotfußfalk. Bio-
logisches.) — Ibid., X, 1907, p. 132. (Böhm.)
— Vzäene ülovky. (Circus cyaneus juv. bei Tupadel am 16./IV.
angeschossen.) — Ibid., X, 1907, p. 144. (Böhm.)
— Vzäene ülovky. (Seltene Jagdbeuten.) — Ibid., X, 1907,
p. 159. (Böhm.)
Knotek, J. Zum Zuge des Seidenschwanzes in Obersteier im Winter
1903/4. — Orn. Jahrb., XVII, 1907, Nr. 4, S. 141—142.
(Steierm.)
— Ein Totanus (fuscus) von einer Teichmuschel gefangen. —
Wild u. Hund, XIII, 1907, Nr. 52, S. 936, mit Abbildung.
(Slavon.)
Kohn, F. G. Zur Fauna der Großstadt. (Vogelleben in Wien
1900— 1907.) — Zool. Beob., XLVIII, 1907, Nr. 5, S. 140— 145.
(N.-Ö.)
Köleselly, J. R. A szarka Körmöczbänyän. (Die Elster in Körmöecz-
bänya.) — Zool. Lap., IX, 1907, Nr. XXI, p. 266. (Ung.)
Koväcs-Kispäl, P. Ardea cinerea als Hochwasseranzeiger. —
Aquila, XIV, 1907, p. 323. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Kräl, J. Weißer Bussard (Kosten). — Waidmh., XXVI, 1907,
Nr. 5, S. 158. (Böhm.)
Kraus, Jos. Potäplice ledni. (Urinator glacialıs bei Dobris am
4./XI. 1906 erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 31. (Böhm.)
— Moröäk prostredni. (Mergus serrator wurde am 18./XI. 1906
ebenda erlegt.) — Ibid., X, 1907, p. 31. (Böhm.)
Kretzmann, Fr. K. Ein ornithologischer Ausflug nach Südungarn.
— „Kosmos“, 1907, Nr. 4, mit Illustr. (Ung.)
Krs, Joh. Vzäene ükazy. (Seltene Erscheinungen: Feldlerchen und
Rohrdommel im Winter 1906/7 bei Pilsen.) — Rozmarüv Les.
Tydennik, II, 1907, p. 390. (Böhm.)
Kuhn-Lakatos. Torontälmegye hajdani vizivadbösegeröl. (Ein-
stiger Wasserwildreichtum im Komitate Torontäl.) — Vadäszlap,
XXVIIL, 1907, Nr. 33, p. 457. (Ung.)
30%
468 V, Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Kukuljevic, J. Madärvedelem gyakorlati szempontböl. (Vogel-
schutz vom praktischen Standpunkte aus.) — Köztelek, XVII,
1907, Nr. 2, Beiblatt p. 1—9. (Ung.)
— Madärvedelem az erdöben. (Vogelschutz im Walde.) — Er-
. deszeti Lapok, XLVI, 1907, H. 9, p. 537. (Ung.)
Kurz, J. Zur Schädlichkeit des Bussards.. — Waidmh., XXVII,
1907, Nr. 8, 8. 158. (N.-Ö.)
K. V. Orel skalni. (Ein Steinadler am 14./X. 1907 bei Hrädek
erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 191. (Böhm.)
K. Z. Aus Siebenbürgen. (Geier.) — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII,
1907, Nr. 17, S. 136. (Siebenb.)
Lakatos, K. A harkälyok erdeszeti jelentösege. (Die forstliche
Bedeutung der Spechte.) — Zool. Lap., IX, 1907, Nr. XIX,
p. 233—234; Nr. XX, p. 243; Nr. XXI, p. 257—258. (Ung.)
— Vgl. Kuhn.
Lendl, Ad. (Ampelis garrula im Winter 1906/7.) — Aquila, XIV,
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Leonhardt, E. Inhalt des Magens einer Rohrdommel. — Natur
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Lesemüller, Aug. (Über Gypaötus im Stubaital.) — Verh. d.
Ornith. Ges. in Bayern, VI, 1905, München, 1906, Sitzungsber.,
S. 20; „Diana“, XXV, 1907, Nr. 4, 8.57. (Vgl. Parrot, Be-
richtigung.) (Tirol.)
Libowitzky, J. Seltene Jagdbeute. (Aguila naevia in Staatz er-
legt.) — Jägerz. B. u. M., XVII] ::1907, Nr. 13 Sa
(N.-Ö.)
— Rare Jagdbeute. (Aqwila naevia in Wultendorf erlegt.) —
Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 7, 8. 269. (N.-Ö.)
Lintia, D. Unsere Geierarten in Südungarn. — Aquila, XIV, 1907,
p. 334—336. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Beiträge zum Nisten der Waldschnepfe in Ungarn. — Ibid.,
XIV, 1907, p. 336. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Loos, K. Etwas vom Eichelheher. — Orn. Monatsschr., XXXIJ,
1907, Nr. 1, S. 83—84. (Böhm.)
— Ein Beitrag zur Frage über die Geschwindigkeit des Fluges
der Vögel. — Orn. Monatsber., XV, 1907, Nr. 2, 8. 17—24.
(Böhm., Mähr.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 469
Loos, K. Beweismaterial zur Frage der Anteilnahme der einzelnen
Geschleehtsindividuen beim Fortpflanzungsgeschäfte der Spechte.
— Orn. Jahrh., XVIIL, 1907, Nr. 1—2, S. 43—52. (Böhm.)
— Ein Beitrag zur Frage über die Ernährung des Waldkauzes.
— Forst- u. Jagdz. (Saaz), VI, 1906, H. II, S. 4—8. (Böhm.)
— Ist durch die unverdaut im Meisenkote ausgeschiedenen Nonnen-
eier eine Übertragung dieses Insekts möglich? — Österr. Forst-
u. Jagdz., XXV, 1907, Nr. 20. (Böhm.)
— Beobachtungen über den Waldkauz im „Teufelsgrunde“ im
Jahre 1907. — Orn. Monatsschr., XXXI, 1907, Nr. 10, S. 330 —
382. (Böhm.)
Luzecki, ©. J. Polygamie oder Monogamie bei der Waldschnepfe? —
Orn. Monatsschr., XXXII, 1907, Nr. 10, S. 333—384. (Bukow.)
— ÖOrnithologisch-meteorologische Aufzeichnungen aus der Buko-
wina 1906. — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 20,
S. 156—157; Nr. 22, S. 178—179. (Bukow.)
M. Unverhoffte Beute. (Triel bei Weitensfeld erlegt.) — Waidmh.,
XXVII, 1907, Nr. 21, S. 413. (Kärnt.)
m. Steppenbussard (?). — Waidmh., XXVI, 1907, Nr. 3, 8. 53.
(Dalm.)
Machätek, Vikt. V dob& kfepeläiho tahu. (In der Zeit des Wachtel-
zuges. Ziehende Wachteln in der Bocche di Cattaro.) — Lov.
Obzor, X, 1907, p. 161. (Dalm.)
Mackü, Joh. Husa lis&i. (Tadorna damiatica am 22./V1. 1907
bei Daschitz erlegt.) — Pfriroda, V, 1907, p. 31. (Mähr.)
Magyar Ornithologiai Központ. A päsztormadär vagy rözsa-
szinü seregely, Pastor roseus (L.). (Der Rosenstar. Aufruf zur
Beobachtung.) — Erdeszeti Lapok, XLVI, 1907, Termesz. Közl.
1907, H. 13, S. 829. (Ung.)
— — A päsztormadärröl. (Über den Rosenstar.) — Vadäszlap,
XXVIII, 1907, Nr. 18, p. 246. (Ung.)
— — Ertekezlet a gyakorlati madärv&delem £&letbel&ptetese ügye-
ben. (Enquete, die Durchführung des praktischen Vogel-
schutzes betreffend.) — Budapest, 1907. 8°. 43 p., 9 Fig. (Ung.)
Marchi, G. Note e Össervazioni intorno all’ Avifauna Tridentina. —
Trento, 1907. XIIT+117 p., con 2 tav. col.e 15 fig. nel testo.
(Tirol.)
470 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Marek, M. Zur Jagd in den kroatischen Karst-Bujmieces. — Der
Jagdfr., VII, 1907, S. 501—503. (Kroat.)
Mayer, K. Merkwürdiges Erlebnis beim Locken auf Haselhühner
(Sehlangenadler). — Waidmh., XX VI, 1907, Nr. 3, S. 57. (Bosn.)
Medreezky, St. v. Schaden von Corvus cornis. — Aquila, XIV,
1907, p. 321. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Albino von Hirundo rustica. — Ibid., XIV, 1907, p. 327. (Un-
garisch und deutsch.) (Ung.)
Menzl, J. Zum Artikel Brutschnepfen und Winterschnepfen in
Deutschland, bezw. Mitteleuropa. — Waidmh., XXVII, 1907,
Nr. 4, 8.76. (Ung.)
Merlin, W. Beginn des Herbstschnepfenzuges (im Wienerwald). —
Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 10, 8. 374. (N.-Ö.)
— Schnepfenbericht aus dem Wienerwald. — Ibid., 1907, Nr. 5,
8. 175. (N.-Ö.)
Mitteilungen über die Vogelwelt. — Wien, 1907. VII. 4°. 24Nrn.
Michel, J. Meine Beobachtungen über den Zwergfliegenfänger
(Museicapa parva). — Orn. Jahrb., XVII, 1907, Nr. 1, 2,
Ss. 1—18. (Böhm.)
Moravec, Frid. Ptäci, ktefi se kaZdeho roku nesetkaji. (Vögel,
welche nicht jedes Jahr zusammenkommen.) — Rozmarüv Les.
Tydennik, II, 1907, p. 326. (Böhm.)
Morgan, K. Ein Schlangenadler bei Wels erlegt. — Waidmh.,
XXVII, 1907, Nr. 21, S. 413. (Ob.-Ö.)
Morocutti, A. Vereinzelte Haselhühner (in St. Veit bei Pettau).
— Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 21, S. 416. (Steierm.)
Nagy, Eug. Neuere Daten über die Nahrung von Falco peregrinus.
— Aquila, XIV, 1907, p. 317—318. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
— Brüten von Micropus apus in Spechthöhlen. — Ibid., XIV,
1907, p. 324. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Zug der Wildgänse im Hortobagy. — Ibid., XIV, 1907, p. 332
bis 334. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Nisten von Üerchneis vespertinus in Erdely. — Ibid., XIV, 1907,
p- 3357. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.)
— Vorkommen von Pastor roseus. — Ibid., XIV, 1907, p. 337.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 471
Nagy, Eug. Überwinterung von Cyanecula suecica (wohl leuco-
cyana). — Ibid., XIV, 1907, p. 340. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
Neher, A. Aus Südungarn. (Winterbeobachtungen.) — Mitteil. ü.
d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 6, S. 47. (Ung.)
— Aus dem südlichen Ungarn. (Ankunftsdaten bei Bellye.) —
Ibid., VII, 1907, Nr. 14, S. 112; Nr. 23, S. 183. (Ung.)
Nesnera, E. Mageninhalt eines Falco peregrinus Tunst. — Aquila,
XIV, 1907, p. 318. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— (Ampelis garrula im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907,
p. 339. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Netik, Joh. Husa berneska. (Branta bernicla bei Pod&brad er-
legt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 47. (Böhm.)
Neuber, K. Beobachtungen über den Frühjahrszug in Komärom.
— Waidmh., XXVI, 1907, Nr. 16, S. 316. (Ung.)
— Beobachtungen über Mageninhalte von Raubvögeln. — Ibid.,
XXVI, 1907, Nr. 16, S. 316—317. (Ung.) |
Noväk, M. Vzäcne ülovky. (Seltene Jagdbeuten.) — Lov. Obzor,
X, 1907, p. 16. (Böhm.)
Nowotny, M. Eulenbrut. (Glaueidium noctua im Taubenschlag
in Veitsch.) — Mitteil. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 7, S. 267.
(Steierm.)
Nozdroviezky, L. v. Buteo buteo als Hasenjäger. — Aquila, XIV,
1907, p. 319. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Lanius excubitor als Meisenfeind. — Ibid., XIV, 1907, p. 319.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Buteo feroxe. — Ibid., XIV, 1907, ..p. 337. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
O.Kl. (Kleinsehmidt, O.) Zum 60. Geburtstage (v. Tschusis).
— Falco, 1907, Nr. 6, S. 90—101, mit Portr.
Ornithologisches Jahrbuch. Organ für das paläarktische Faunen-
gebiet. Herausgegeben und redigiert von Viktor Ritter v.
Tsehusi zu Schmidhoffen. — Hallein, 1907. XVII. Lex.-8°.
VII + 2528.
Ötterfels, G. Zu den Artikeln „Steppenbussard“ und „Merk-
würdiges Erlebnis beim Locken auf Haselhühner“. — Waidmh.,
XXVI, 1907, Nr. 6, S.116. ( ? „Bosn.)
472 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen.
Parrot, K. Berichtigung (des angeblichen Vorkommens von Gypaötus
an der Zerlasspitze). — Verh. d. Ornith. Ges. in Bayern, VII,
1906, München, 1907, S. 275. (Tirol.)
— Mitteilungen über eine Reise nach Südtirol. (Monticola eyanus
und Üotyle rupestris an der Ponalestraße.) — Ibid., S. 23—29.
(Tirol.)
Päsztohy, E. v. Ciconia nigra als Forellenfeind. — Aquila, XIV,
1907, p. 321. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Pavlocie. Vom Schnepfenstrich. (21./III. die erste in Kutjevo
erlegt.) — Der Jagdfr., VII, 1907, Nr. 13, $. 202. (Kroat.)
Pawlas, J. Sonderbarer Brutplatz von Parus major. — Aquila,
XIV, 1907, p. 323. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Peschke, J. Neuere Untersuchungen über die Nützlichkeit oder
Schädlichkeit verschiedener Vögel. — Waidmh., XXVII, 1907,
Nr. 3, 8. 41—44. (Böhm., Mähr.)
Pichler, A. (Giftpflanzen als Nahrung von Vögeln.) — Wissensch.
_ Mitteil. d. Bosn.-Herzeg. Landesmus. in Sarajevo, X, 1907,
S. 675—676. (Herzegow.)
Pitro, Franz. Dytik. (Triel wurde am 19./X. 1907 bei SteZer
erlegt.} — Lov. Obzor, X, 1907, p. 191. (Böhm.)
Plaözek, B. Entscheidende Wendung in der Vogelschutzfrage. —
Gef. W., XXXVI, 1907, Nr. 14, S. 107—108; ‘Nr. 15, 8. 115.
Platthy, A. v. Erfolge im Vogelschutz und in der Vogelansiedelung.
— Aquila, XIV, 1907, p. 328. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Pokorny, F. V. Brkoslavi. (Seidenschwänze am 5./XIH. 1906 in
Vepfek.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 32. (Böhm.)
PonebSek, J. Frühlingsboten. — Deutsche Jägerz., 1907, Nr. 49.
(Krain, Salzb.)
— Der Herbstzug der Waldschnepfe. — Ibid., 1907, Nr. 11.
(Krain.)
— Der Frühjahrszug der Waldschnepfe. — Ibid., 1907, Nr. 1.
(Krain.)
— Überwintern der Waldschnepfe. — Ibid., 1907, Nr. 39. (Krain.)
— (Zwergfalke am Laibacher Morast.) — Orn. Monatsschr., XXXII,
1907, Nr. 3, S. 162. (Krain.)
— (Überwinterter Turmfalke.) — Ibid., XXXI, 1907, Nr. 6,
S. 255— 254. (Krain.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 473
Preclik, Paul. Luiäk hnedy &li @erny. (Melvus korschun am
14./IV. 1907 in Jestötic erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907,
p. 112. (Böhm.)
Pretterebner, J. Zum Artikel Brutschnepfen und Winterschnepfen
in Deutschland, beziehungsweise Mitteleuropa. — Waidmh.,
XXVI, 1907, Nr. 6, S. 114. (Steierm.)
Prinz, P.F. Aus dem Waldviertel. (Fischadler bei Zwettl erlegt.)
— Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 20, 8. 159. (N.-Ö.)
Raab, F. Ritter v. Von den Raubvögeln. (Turmfalke einen Star
schlagend.) — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 7, 8. 137. (N.-Ö.)
Räcz, B. Lanius excubitor als Vogelräuber. — Aquila, XIV, 1907,
p. 319. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Schaden von Ciconia cieconia im Geflügelhof. — Ibid., XIV,
1907, p. 321. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Schaden von Perdix perdie im Mais. — Ibid., XIV, 1907,
p. 321. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Auf dem Baum singende Alauda ceristata. — Ibid., XIV, 1907,
p- 327. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— (Vogelverminderung im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907,
p. 329—330. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Ralph, R. J. Ein Seeadler (bei Wien erlegt). — Waidmh., XXVII,
1907, Nr. 5, $. 92. (N.-Ö.)
Rasser, Ferd. Der Kuckucksruf (Kuck-gix). — Der Jagdfr., VII,
1907, 8. 457. (Steierm.)
Rebstöck, R. Zvläätnost. (Eine Merkwürdigkeit. Bläßhuhn am
12./VI. 1907 im Hühnerstalle gefangen.) — Lesni Sträz, VI,
1907/8, p. 19. (Böhm.)
Reiser, OÖ. Das Dunenjunge vom Kuttengeier (Vultur monachus L.).
— Orn. Monatsschr., XXXII, 1907, Nr. 9, S. 331—333, mit
Taf. VII—-VIN. (Okkup.-Geb.)
Rgl. (Riegler, W.) Die Mythe vom „Schnepfenverband“*. — Waidmh.,
XXVH, 1907, Nr. 3, S. 56.
— Zum Gimpelzug (Wienerwald). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VI,
1907, Nr. 6, 8. 47. (N.-Ö.)
Ribbeck, K. Ein seltenes Flugwild (Otis tetrax). — Mitteil. ü. d.
Vogelw., VII, 1907, Nr. 1, 8. 7. (Österr.-Ung.)
474 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Rieser, F. Seltene Lage eines Rebhühnergeleges (in Ringelsdorf).
— Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 14, 8. 278. (N.-Ö.)
Rößler, E. Ein neuer Vogel der kroatischen Fauna (Anser ery-
thropus). — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 5, 8. 39.
(Kroat.)
— Zwei Seltenheiten der kroatischen Avifauna (Somateria mollis-
sima X Branta bernicla). — Ibid., VII, 1907, Nr. 5, S. 39—40.
(Kroat.)
— Neue Albinismen im kroatischen Nationalmuseum. — Ibid.,
VI, 1907, Nr. 6, S. 46. (Kroat.)
— Pastor roseus, Rosenstar in Syrmien. — Ibid., VII, 1907,
Nr. 16, S. 126—127. ( ? )
— Historijski podaei o selidbe ptieä u Hrvatskoj i Slavoniji. (Die
historischen Daten über den Vogelzug in Kroatien und Sla-
vonien.) — Glasn. hrvatsk. narav. drustva. Zagreb-Agram, XIX,
1907, p. 44—91. Sep. Gr.-8°. 50 p., mit 1 Karte.
— Hrvatska Ornitoloska Oentrala. VI. Godisnji izvjestaj). (Kroa-
tische Ornithologische Zentrale. VI. Jahresbericht, 1906.) —
Ibid., XIX, 1907, p. 101—267. Sep. Gr.-8°. VI+163p.
— Selidba Ptieä u Hrvatskoj i Slavoniji 1901—1905. (Der Zug
der Vögel in Kroatien und Slavonien 1901—1905.) — Ibid.,
XIX, 1907. Sep. Gr.-8°. 59 p., mit 1 Karte u. 6 gr. Tab.
— Lovu navodno Sletne ptice. (Der Jagd angeblich schädliche
Vögel.) — Lovacko-ribarski viestnik, XVI, 1907, p. 85—87.
(Kroat.-Slavon.)
— Publikaeije „Hrv. omitoloske eentrale“. (Die Publikationen der
„Kroat. Orn. Zentrale“.) — Ibid., XVI, 1907, p. 127. (Kroat.-
Slavon.)
Roth, J. Aus Oberösterreich. (Grauammer bei Wels.) — Mitteil. ü.
d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 14, S. 111. (Ob.-Ö.)
Rumler. Schöner Erfolg mit Stryehnin. (2 Kutten-, 1 Aasgeier in
Vardi$te.) — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 7, S. 137. (Bosn.)
Rzehak, E. Beobachtungen über Strix flammea als Waldvogel. —
Falco, 1907, Nr. 1, S. 31—33. (Schles.)
— Kommt der Steinsperling in Mähren vor? — Ibid., 1907, Nr. 3,
S. 58—60. (Mähr.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 475
Sagl, K. Sluka lesni v snöhov6& väniei. (Waldschnepfe am 18./X1I.
1906 im Revier „Sejby“ bei Gratzen.) — Lesni Sträz, V, 1907,
p. 158. (Böhm.)
Sammereyer, H. Bruteifer eines Hühnerhabiehts. — Mitteil. d. n.-6.
Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 6, S. 217—218. (Steierm.)
— Schilderung alpiner Vögel. II. Das Birkhuhn. — Mitteil. ü. d.
Vogelw., VII, 1907, Nr. 20, S. 154—156. (Steierm.)
— Ist die Nebelkrähe Standvogel? — Waidmh., XXVII, 1907,
Nr. 23, 8. 458.
Sander, J. Kiiäenec. (Ein Bastard zwischen Birkhahn und Fasan-
henne.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 32. (Böhm.)
Schachner, Seb. Ringelgans (Mitterkirchen). — Waidmh., XXVII,
1907, Nr. 8, 8. 157. (Ob.-Ö.)
Schaffer, P. Alex. Ornithologische Zugbeobachtungen aus Maria-
hof 1906. — Orn. Jahrb., XVIII, 1907, Nr. 5—6, S. 208— 217.
(Steierm.)
Schatzmayr, J. Vom Schnepfenzug (Weißbriach). — Waidmh.,
XXVII, 1907, Nr. 20, S. 396. (Kärnt.)
Schebesta, L. Mutterliebe der Auerhenne. — Der Jagdfr., VII,
1907, S. 442. (Tirol.)
Schenk, J. Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1906. XIII. Jahres-
bericht der U. 0. C. — Aquila, XIV, 1907, p. 1—119. (Un-
garisch und deutsch.) (Ung.)
— Die Heuschreckenplage auf dem Hortobagy im Jahre 1907
und die Vogelwelt. — Ibid., XIV, 1907, p. 223—251, mit Taf.
u. Textb. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Der Rosenstar im Hortobägy im Jahre 1907. — Ibid., XIV,
1907, p. 252—276, mit 3 Textabbild. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
— Das massenhafte Erscheinen der Uraleule in Ungarn im Winter
1906/7. — Ibid., XIV, 1907, p. 276—290. (Ungarisch und
deutsch.) (Ung.)
— (alamodus melanopogon als Spötter. — Ibid., XIV, 1907,
p: 326—327. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Madärvedelem Haraszt-pusztän &s Kekkön. (Vogelschutz in
Puszta Haraszt und K&kk6.) — Allatvedelem, IV, 1907, Nr. 4,
p. 2; Nr. 5, p. 1. (Ung.)
476 V. Ritt.v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Schenk, J. Az uräli bagoly teli megjelenese hazankban. (Das Er-
scheinen der Uraleule im Winter in Ungarn.) — Erdeszeti Lapok,
XLVI, 1907, H. 4, p. 254; Vadäszlap, XXVII, 1907, Nr. 7,
p. 97. (Ung.)
— A fürj 68 fogoly viszonylagos elterjedese hazankban. (Die rela-
tive Verbreitung der Wachtel und des Rebhuhnes in Ungarn.)
— Köztelek, XVII, 1907, Nr. 27, p. 738; Term. Közl., XXXIX,
1907, H. 452, p. 279; Erdeszeti Lapok, XLVI, 1907, H: 8,
p. 459; Vadäszlap, XXVIIL, 1907, Nr. 11, p. 149. (Ung.)
Schiebel, @6. Zu „Bussarde und Habiehte*. — Österr. Forst- u.
Jagdz., XXV, 1907, Nr. 1, S. 3—4.
— Eine Sehwalbe von einem Radfahrer überfahren. — Om.
Monatsschr., XXXII, 1907, Nr. 6, S. 256—257. (Tirol.)
— Zu „Bussarde und Habiehte“. — Österr. Forst- u. Jagdz., XXV,
1907, Nr. 17, S. 140.
— Vom Zirknitzer See in Krain. — Deutsche Jägerz., L, 1907,
Nr. 1, S. 13—15. (Krain.)
— Zur Schädlichkeit der Eulen. — Waidmh., XXVIH, 1907, Nr. 20,
S. 396.
— Beiträge zur Ornithologie der süddalmatinischen Insel Lesina
(nebst anderen Reisenotizen). — Orn. Jahrb., XVII, 1907,
Nr. 5-6, $. 161—198. (Dalm.)
Schiefer, Max Edler v. Sokol stöhovavy. (Falco peregrinus am
4./IIl. 1907 bei Nürschan erlegt.) — Rozmarüv Les. Tydennik,
II, 1907, p. 414. (Böhm.)
Schimitschek, Ed. Selbstverband bei Verwundungen der Wald-
sehnepfe. — Waidmh., XXVII, 1907, Nr. 4, 5. T6—77.
— Die Waldschnepfenarten. — Ibid, XXVI, 1907, Nr. 6,
S. 101—107.
— Zum „Selbstverband bei der Waldschnepfe“. — Ibid., XXVII,
190740149, 8.1732
— Ornithologisches. (Über den Zug des Seidenschwanzes.) —
Ibid., XX VII, 1907, Nr. 27, S. 435—436. (Mähr., Ung., Galiz.)
— Wie viel Eier legt die Waldschnepfe? — „St. Hubertus“, XXV,
1907, S. 548. (Mähr.)
Schlosz, L. Verminderung der Wachtel. — Natur u. Haus, XV,
1907, Nr. 16, 8. 249—250. (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 4717
Sehneider, Jos. Spa@kov6 a vrabei. (Stare und Spatzen.) —
Rozmarüv Les. Tydennik, II, 1907, p. 187. (Böhm.)
Schupp, H. Waidmannsheil. (Falco peregrinus bei Kaaden erlegt.)
— Jägerz. B. u. M., XVIII, 1907, Nr. 16, S. 443. (Böhm.)
Sehuster, W. Ab- und Zunahme, periodisch stärkeres, beziehungs-
weise schwächeres Auftreten, gänzliches Verschwinden und
Neuauftreten der einheimischen Vögel, für verschiedene Landes-
teile Deutschlands, Österreichs und der Schweiz statistisch fest-
gestellt. (IV.) — Zool. Beob., XLVIIL, 1907, Nr. 1, 8. 17—23;
Nr. 2, S. 33—45. (Salzb., part.)
Schweder, B. Anregung zur Förderung ornithologischer Be-
strebungen durch den Forstmann und Jäger. — Verh. Forstw.
Mähr. u. Schles., 1907, H. II, Sep., 8°, 28 S.; Ill. österr. Jagdbl.,
XXIV, 1907, Nr. 8, S. 117—120; Nr. 9, S. 134—136; Nr. 10,
S. 150--152.
Seidl, Joh. K predloze noveho zemsk&ho zäkona na ochranu
ptactva. (Zur neuen Landes-Vogelschutzgesetzesvorlage.) —
När. Politika vom 22./XII. 1907. Beilage. (Böhm.)
Siegl, L. Zugserscheinungen während der Brutzeit. — Mitteil. ü.
d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 2, S. 10. (Mähr.)
— Aus Südmähren. — Ibid., VII, 1907, Nr. 16, S. 127. (Mähr.)
— Aus Südmähren. — Ibid., VII, 1907, Nr. 17, S. 135—136.
(Mähr.)
Simäk, F. Oueulus canorus im Neste der Rohrdrossel. — Aquila,
XIV, 1907, p. 325. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Sindeläf, V. Orel skalni? (Steinadler am 14./X. 1907 bei Sme@no
erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 191. (Böhm.)
Smelik, A. Potäplice ledni. (Urinator glacialis am 17./X1I. 1906
bei Olmütz erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 32. (Mähr.)
Sommer, J. Jagdliches aus Schlesien. (Auch über Uhuerlegung. )
— Der Jagdfr., VII, 1907, Nr. 13, S. 202—203. (Schles.)
Spurny, H. Weißes Rebhuhn (in Hohenau). — Weidw. u. Hundesp.,
XII, 1907, Nr. 293, S. 18. (Mähr.)
Stonecki, J. Ritt. v. Vom Vogelzug (in Brecany). — Gef. W.,
XXXVI, 1907, Nr. 45, S. 383. (Galiz.)
Stränsky. Von der Waldschnepfe (Verband). — Waidmh., XXVII,
1907, Nr. 1, 8. 16, mit Abbild. (Mähr.)
478 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen.
Stränsky. Entgegnung. — Ibid., XXVII, 1907, Nr. 6, S. 116—
118, mit Abbild. (Böhm.)
— Sluka chirurgem. (Die Waldschnepfe als Chirurg.) — Roz-
marüv Les. Tydennik, II, 1907, p. 130. (Böhm.)
Stroinigg, J. Der Auerhahn und seine Jagd. — S.1.&a. (Druck
von E. Ploetz, Wolfsberg.) 8°. 65 S. mit 5 Bild. (Selbstverlag,
Judenburg.)
— Merkwürdige Beobachtung. — Waidmh., XXVIL, 1907, Nr. 6,
S. 114; Nr. 9, S. 175. (Steierm.)
— Zu „Von den Raubvögeln“. — Ibid., XXVII, 1907, Nr. 11,
S.213; Weidw. u. Hundesp., XII, 1907, Nr. 287, 5.20. (Steierm.)
— Frühlingsboten (Columba palumbus am 10./III.). — Der Jagdfr.,
VI, 1907, Nr. 12, S. 184. (Steierm.)
Svätek, R. Husa polni. (Anser segetum anfangs März 1907 bei
Pilsen gefunden.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 80. (Böhm.)
— Sup belohlavy. (Gyps fulvus wurde bei Pilsen am 22./V1.
1907 erlegt.) — Ibid., X, 1907, p. 144. (Böhm.)
Svoboda, N. Oprävnenost jarniho tekäni na sluky. (Die Be-
rechtigung des Frühlingsschnepfenanstandes.) — Lov. Obzor,
X, 1907, p. 163. (Böhm.)
Szilärd, Ferenez. A prevlakai köcsag. (Der Seidenreiher in Prev-
laka.) — Vadäszlap, XXVII, 1907, Nr. 19, p. 257. (Dalm.)
Szüts, B. v. Vogelverminderung im Winter 1906/7. — Aquila,
XIV, 1907, p. 323—329. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— (Ampelis garrula im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907,
p- 339. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Tarjan, T. Parus major als Maikäfervertilger. — Aquila, XIV,
1907, p. 322—823. (Ungarisch und deutsch.) (Siebenb.)
— Nestbau von Lanius collurio.. — Ibid., XIV, 1907, p. 325.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Interessantes Verhalten (bei L. collurio) während der Paarungs-
zeit. — Ibid., XIV, 1907, p. 326. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
Tilsch, K. Schädlichkeit des Garrulus glandarius. — Aquila,
XIV, 1907, p. 320. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Herbstschäden von Corvus frugilegus. — Ibid., XIV, 1907,
p. 520. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 479
Tomaschek, St. Aus Böhmen. (Schwalbenbrut und Seglerabzug..)
— Mitteil. ü.d. Vogelw., VII, 1907, Nr. 17, S. 135—136. (Böhm.)
Topitsch, Alex. Vom Tannenheher (in Schönwald erlegt). —
Wild u. Hund, XIII, 1907, Nr. 45, S. 811. (Mähr.)
Tralica, Ing. Sluka je stälym ptäkem. (Die Waldschnepfe Brut-
vogel in Böhmen.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 95. (Böhm.)
Tsehusi zu Schmidhoffen, Vikt. Ritt. v. Bibliographia Ornitho-
logiea Austro-Hungariae. Anonyma (bis 1900). — Mitteil. d.
naturw. Ver. v. Steierm., Jahrg. 1906, Graz, 1907, S. 39—95.
(Österr.-Ung.)
— Aphorismen über den Vogelschutz. — Falco, 1907, Nr. 1,
S.26—28; Mitteil. d.n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 7, S. 266—267.
— Zoologische Literatur der Steiermark. Ornithologische Literatur
(1906). — Mitteil. d. naturw. Ver. v. Steierm., Jahrg. 1906,
Graz, 1907, S. 457—459. (Steierm.)
— Berichtigungen zu W. Schusters „Ab- und Zunahme ete. pi
einheimischen Vögel“. — Zool. Beob., XLVII, 1907, Nr.
S. 251. (Salzb.)
— Richtigstellung. (Lanius collurio.) — Zeitschr. f. Orn. ete.,
XXXI, 1907, Nr. 9, S. 174—175.
— Replik auf W. Schusters Besprechung „Unsere Wildtauben.
Eine Monographie von Kamillo Morgan“ (cfr. Zool. Beob., 1907,
S. 190— 191). — Zool. Beob., XLVIII, 1907, Nr. 9, S. 269— 272.
— Omithologische Literatur Österreich-Ungarns und des Okku-
pationsgebietes 1905. — Verh. d. k. k. zool.-bot. Ges., LVII,
1907, Nr. 6—7, 8. 245—274. (Österr.-Ung.)
— Ankunfts- und Abzugsdaten bei Hallein (1906). III. — Om.
Monatsschr., XXXII, 1907, Nr. 9, S. 326—331. (Salzb.)
— Ornithologische Kollektaneen aus Österreich-Ungarn (aus Jagd-
zeitungen und Tagesblättern). XV (1906). — Zool. Beob.,
XLVIlI, 1907, Nr. 10, S. 308—312; Nr. 11, 8. 341—351.
(Österr.-Ung.)
— Vogelschutz und Vogelliebhaberei. — Wien (Verl. d. Genossensch.
d. Tierhändler), 1907, 4°, 2 S.; Die 'Tierw., VI, 1907, Nr. 21,
S. 167; Gef. W., XXXVI, 1907, Nr. 45, S. 353—354.
— Die Typen meiner Sammlung. Originalbeschreibungen der jetzt
im k. k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien befindlichen
480 V. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen.
Typen. — Annal.d. k. k. naturh. Hofmus., XXI, Wien, 1906
(1907), S. 179—194. (Dalm., part.)
Tschusi zu Schmidhoffen, Vikt. Ritt. v. Die Farbenaberrationen
meiner Sammlung, jetzt im Besitze des k. k. naturhistorischen
Hofmuseums in Wien. — Ibid., XXI, Wien, 1906 (1907), S. 195
bis 203. (Österr.-Ung., part.)
— Einige Seltenheiten der Salzburger Ornis. — Orn. Jahrb., XVIII,
1907, H.5—6, S. 227. (Salzb.)
— Vgl. Jahrbuch, Ornithologisches.
U(ngarische) O(rnithologische) C(entrale). Im Dienste des
Vogelschutzes. — Aquila, XIV, 1907, p. 315—316. (Ungarisch
und deutsch.) (Ung.)
— Bemerkung (zur Nahrung von F. peregrinus). — Ibid., XIV,
1907, p. 318. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Bemerkung (zu Schaden der Meisen im Mohn). — Ibid., XIV,
1907, p. 322. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Albinos von Garrulus glandarius. — Ibid., XIV, 1907, p. 327.
(Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— (Vogelverminderung im Winter 1906/7.) — Ibid., XIV, 1907,
p. 330. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Aufforderung zur Beobachtung des Brütens von Numenius
tenuirostris in Ungarn (von v. Tschusi). — Ibid., XIV, 1907,
p- 330— 331. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Erscheinen von Otocorys alpestris. — Ibid., XIV, 1907,
p- 337— 338. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
— Erstes Vorkommen von Motacilla melanocephala zanthophrys
in Ungarn. — Ibid., XIV, 1907, p. 338. (Ungarisch und deutsch.)
(Ung.)
— Schwalbenuntergang im Herbst 1906. — Ibid., XIV, 1907,
p- 340. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Ungermann, F.J. Skfivan seda na strom. (Die Feldlerche auf
einem Baume sitzend.) — Rozmarüv Les. Tydennik, II, 1907,
p. 131. (Böhm.)
Urban, K. K letosnimu pozdnimu tahu ptactva. (Zum diesjährigen
späten Vogelzug.) — Rozm. Les. Tyd., II, 1907, p. 316. (Böhm.)
Vanck, F. Aus Niederösterreich. (Apus-Abzug.) — Mitteil. ü. d.
Vogelw., VII, 1907, Nr. 17, $. 135. (N.-Ö.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 481
Vesely, Wenzel. „N&co“ o kukacee. („Etwas“ über den Kuckuck.)
— Häj, XXXVI, 1907, p. 190. (Böhm.)
Veverän, St. (Vogelverminderung im Winter 1906/7.) — Aquila,
XIV, 1907, p. 330. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
Vinko. Zugbeobachtungen (aus Cernizza). — Gef. W., XXXVI,
1907, Nr. 20, S. 159. (Istrien.)
V.M. Seltenheit. (Mandarinente bei Vilpian erlegt.) — Waidmh.,
XXVII, 1907, Nr. 7, S. 134. (Tirol.)
Wagner, Jos. Über Sylvia subalpina. — Gef. W., XXXVI, 1907,
Nr. 14, S. 111—112. (Okkup.-Geb.)
Wallmann, M. Ein österreichischer Adlerkönig (in Javorina). —
Mitt. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 8, S. 303. (Galiz.)
Weiß. Rosenstar [2./VI. bei Sur&in (Syrmien)]. — Waidmh., XXVII,
1907, Nr. 14, S. 278. (Slavon.)
— K. Reiher und reiherartige Vögel (um Semlin). — Weidm.,
XXXVIII, 1907, Nr. 26, S. 403—405; Nr. 27, S. 448—449.
(Slavon.)
— Seltene Beute. (Recurvirostra avosetta bei Semlin erlegt.) —
Waidmh., XXVIH, 1907, Nr. 22, S. 437. (Slavon.)
Woengler, O. Aus dem Ybbstale. — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII,
1907, Nr. 16, $. 128. (N.-Ö.)
Wildt. Opfer der Telegraphendrähte. — Jägerz. B. u. M., XVIII,
1907, Nr. 9, S. 239. (Böhm.)
Wolfsgruber, H. Aus Oberösterreich. (Töten junger Schwalben
dureh die Alten vor dem Abzuge.) — Mitteil. ü. d. Vogelw., VII,
1907, Nr. 21, 8. 167. (Ob.-Ö.)
Wytla&il, J. Das Auergeflügel in Bosnien. — Weidw. u. Hundesp.,
XII, 1907, Nr. 257, S. 19—20. (Bosn.)
— Ein seltener Gast (Ortygometra pusilla im Januar in Poslich).
— Jägerz. B. u. M., XVIII, 1907, Nr. 5, 8. 127. (Böhm.)
Zaje, F. Lagerschnepfe (bei Veldes, 13./II). — Waidmh., XXVII,
1907, Nr. 6, S. 112. (Krain.)
— Aus Oberkrain (Herbstschnepfen). — Ibid., XXVII, 1907, Nr. 20,
S. 395. (Krain.)
— Wildtaubenzug (Ober-Görjach). — Ibid., NXVII, 1907, Nr. 7
S. 134. (Kärnt.)
Z.B. Ges. 58. Bd. 31
I
482 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Zaje, F. Frühlingsboten (Ober-Görjach). — Ibid., XXVI, 1907,
Nr. 8, S. 156. (Kärnt.)
— F. Ornithologisches aus Oberkrain. — Ibid., XXVIL 1907,
Nr. 9, S. 175. (Krain.)
Zdobnitzky, F. Weitere Mitteilungen über die Brünner Tauben.
— VIII. Ber. Lehrerkl. Naturk., 1906, S. 72—75. Brünn, 1907.
(Mähr.)
— u. W. Magenuntersuchungen, III. Folge und 2 Anh. — Ibid.,
1906, S. 76—101. Brünn, 1907. (Mähr.)
— — Das Winterleben unserer Corviden (insbesondere von Cor-
vus frugilegus L.) in der weiteren Umgebung Brünns. — Zeit-
schr. d. mähr. Landesmus. in Brünn, VII, 1907, H. 1, 5. 98—124,
mit 4 Abb. u. 2 Sk. (Mähr.)
— — Ergebnisse von Frühjahrsbeobachtungen aus der Umgebung
von Muschau (1907). Nach eigener Anschauung sowie unter
3enützung von Notizen der Herren F. Wymetal in Bartels-
brunn und J. Dostäl in Rampersdorf. — Ibid., VII, 1907,
S. 1—38. (Mähr.) |
Zeitler, R. Entwicklungsgeschichtliche Abstammung und Namens-
erklärung des Auerhahns. — Der Jagdfr., VII, 1907, S. 225, 226.
Zeyk, K.v. Umsicht der Schwalben. — Aquila, XIV, 1907, p. 324
bis 325. (Ungarisch und deutsch.) (Ung.)
2. 7. Brütende Waldschnepfen. — Waidmh., XXVH, 1907, Nr. 13,
S. 253. (Kärnten.)
Anonym erschienene Notizen.
Ein schöner Schnepfenverband. — Mitt. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907,
Nr. 2, S. 51. (Böhm)
Waldviertel-Uhu im Pfahleisen. — Ibid., 1907, Nr. 2, 8.51. (N.-Ö.)
Extemporierende Zugvögel. — Ibid., 1907, Nr.2,S.52. (Salzb., N.-Ö.)
Trauerente in Kärnten (in Rattenbach). — Ibid., 1907, Nr. 2,
S. 52. (Kärnt.)
Ein seltenes Flugwild (Otis tetrax). — Il. österr. Jagdbl., XXIV,
1907, Nr. 2, 8. 28. (Österr.-Ung.)
Seltenes Jagdglück. (Seeadler in Haslau erlegt.) — N. Wr. Tagbl.
v. 9./II. 1907, Nr. 39, 8. 8. (N.-Ö.)
Ormithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 483
[Stare in Oberndorf: 19./II. 2 Stück.] — Salzb. Volksbl. v. 22./.
1907, Nr. 44, 8. 4. (Salzb.)
Vom Schnepfenstrich. (In Mannersdorf am 13./III. die erste.) —
“N. Wr. Tagbl. v. 15./III. 1907, Nr. 73, 8. 9. (N.-Ö.)
Die erste Schnepfe (in Retz am 5./IlI.). — Jägerz. B. u. M., XVIII,
1907, Nr. 6, $. 155. (N.-Ö.)
Zum Zuge des Seidenschwanzes (im Januar). — Ibid., XVII, 1907,
Nr. 6, S. 156. (Böhm.)
Die ersten Schnepfen (Kaltenleutgeben). — Weidw. u. Hundesp.,
XI, 1907, Nr. 280, S. 21. (N.-Ö.)
Die ersten Schnepfen (am „Himmel“). — N. Wr. Abendbl. v. 27./I1I.
1907, Nr. 84, 8. 3. (N.-Ö.)
Zum Frühlingszuge der Schnepfe (Mauerbach). — N. Wr. Tagbl. v.
29./IIH. 1907, Nr. 86, 8. 9. (N.-Ö.)
Aus dem Stubaital. (Gypaötus 1905 beobachtet.) — „Diana“, XXV,
1907, Nr. 4, S. 57. (Tirol.)
Der Schnepfenstrich. — Jägerz. B. u. M., XVII, 1907, Nr. 5, 5. 213.
(N.-Ö.)
Auerhahnabnormität (Stoßfeder). — Zwinger u. Feld, XVI, 1907,
Nr. 18, S. 250. (Bosn.)
Der Frühjahrszug der Waldschnepfe. — Weidw. u. Hundesp., XII,
1907, Nr. 283, 8. 13—14. (Österr.-Ung.)
Hahnbalz. (Verdrängung des Auerhuhns durch das Birkhuhn.) —
Hugo’s Jagdz., L, 1907, Nr. 10, S. 332—333. (Ob.-Ö.)
Die Ringeltaube als Stadtbrüterin (Wien). — Mitt. d. n.-ö. Jagdsch.-
Ver., 1907, Nr. 6, 8. 218. (N.-Ö.)
Jagdbeuten. (Adler ai ae in Tsehachwitz erlegt.) — Jägerz.
B. u.M., XVII, 1907, Nr. 12, S. 223. (Böhm.)
Auerhahnabnormität ans Pribinie). — Weidw. u. Hundesp., XII,
1907, Nr. 286, S. 17. (Bosn.)
Ein ale-swohnlich schöner Rackelhahn (im Lavanttale erlegt).
— Mitt. d. n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. 7, S. 265. (Kärnt.)
Über Vogelschutz (v. Tschusi aus „Faleo“). — Ibid., 1907, Nr. 7
S. 266— 267.
Wenig Wachtelkönige (in Niederösterreich). — Ibid., 1907, Nr. 7,
U.
5. 269. (N.-Ö.)
31*
454 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Seltene Jagdbeute. [Sula bassana (?) in Littnitz erlegt.] — Mitt. d.
nordböhm. Exe.-Cl. Leipa, 1907, XXX, 8. 246; Bohemia (Prag)
v. 28./IX. 1206. (Böhm.)
Eine seltene Jagdbeute (Gyps fulwvus). — Jägerz. B. u. M., XVIII,
1907, Nr. 18, 8. 350; Zwinger u. Feld, XVI, 1907, Nr. 29,
S. 457. (Böhm.)
Ein seltener Vogel. (Mandarinente bei Vilpian am 16./Il. 1907
erlegt.) — lllustr. österr. Jagdbl., XIV, 1907, Nr. 7, 8. 110.
(Tirol.)
Adlerfang. (Horstausnahme bei Landeck.) — Salzb. Volksbl. v.
17./VI1. 1907, Nr. 160, S. 4. (Tirol.)
Schonet die Waldschnepfe auf ihrem Frühlingszuge. (Brüten bei
Klagenfurt.) — Weidw. u. Hundesp., XII, 1907, Nr. 288, S. 14.
(Kärnt.)
Schreiadler (in Staatz erlegt). — Ibid., XII, 1907, Nr. 288, S. 14.
(Böhm.)
Vogelalbinos (weiße Eichelheher). — Mitteil. d. Sekt. f. Naturk. d.
Öst. Tour.-Kl., XIX, 1907, Nr. 4, S. 30. (N.-0.%)
Rebhuhngelege auf einer Strohtriste (in Ringelsdorf). — Mitt. d.
n.-ö. Jagdsch.-Ver., 1907, Nr. VIII, $. 299. (N.-Ö.)
Auerwild im nördlichen Wienerwalde. — Ibid., 1907, Nr. VII,
S. 301. (N.-Ö.)
Seltene Jagdbeute. (Steinadler bei Windisehgarsten erlegt.) — N.
Wr. Tagbl. v. 1./VIII. 1907, Nr. 208, 8. 8; Jägerz. B. u. M.,
XVII, 1907, Nr. 16, $. 444. (Ob.-Ö.)
Ein kampflustiger Auerhahn (Karlsbad). —- Jägerz. B. u. M., XVII,
1907, Nr. 15, S. 412; Zwinger u. Feld, XVI, 1907, Nr. 33,
S. 520. (Böhm.)
Der Abzug der Turmschwalben. — N. Wr. Tagbl. v. 3./VIIL. 1907,
Nr. 210, 8.8; Gef. W., XXXVI, 1907, Nr. 32, 8.255. (N.-Ö.,
Mähr.,. Böhm.)
Zwei Steinadler (bei Nenzing) erlegt. — Zwinger u. Feld, XVI,
1907, Nr. 31, S. 488. (Vorarlb.)
Adlerjagd (im Rettenbachtale). — Ibid., XVI, 1907, Nr. 33, S. 519.
(Ob.-Ö.)
Von der Mandelkrähe in Niederösterreich. — Mitt. d. n.-ö. Jagdsch.-
Ver., 1907, Nr. 10, $. 372. (N.-Ö.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 485
Trappenstrecke bei der Rebhühnerjagd (in Eszterhäza). — Ibid.,
1907 9N221078.3057 Jägerz. B! u. M. XVII, 1907, Nr. 21,
S. 583. (Ung.)
Schlangenadler (bei Wels erlegt). — Zwinger u. Feld, XVI, 1907,
Nr. 43, S. 678. (Ob.-Ö.)
Einen (Schlangen-) Adler (im Otrotschiner Revier) erlegt. — Jägerz.
B. u. M., XVII, 1907, Nr. 21, S. 531. (Böhm.)
Eine Habichts- oder Uraleule (bei Luttenberg) erlegt. — Der Jagdfr.,
VII, 1907, Nr. 49, S. 775— 179. (Steierm.)
Eine seltene Jagdbeute. (Steinadler in Eggenburg erlegt.) — Jägerz.
B. u.M., XVIIL, 1907, Nr. 24, S. 664. (N.-Ö.)
Weidmannsheil auf gefiedertes Raubzeug. (Gyps fulvus bei Pilsen,
A. fulva a. Pikriol.) — Der Jagdfr., VII, 1907, 5. 474. (Böhm.,
Tirol.)
Anregungen zur Förderung ornithologischer Bestrebungen durch den
Forstmann und Jäger. — Ibid., VII, 1907, S. 641—643.
Die erste Schnepfe. — Ibid., VII, 1907, Nr. 10, 8. 153. (N.-Ö.)
Ein seltener Vogel. (©. arcticus an dem Culpaflusse erlegt.) —
Laibacher Zeit. v. 15./l. 1907, Nr. 12. (Krain.)
Die Zugvogelankunft. — Wr. Abendpost v. 19./IV. 1907, Nr. 90.
(N.-Ö.)
Schwalbenzug (in Littai am 4./IV. 1907). — Laibacher Zeit. v. 6./IV.
1907, Nr. 78. (Krain.)
Der, Schnee und unsere Stare. — Laibacher Zeit. v. 1./IV. 1907,
Nr. 99. (Krain.)
Ungarisch.
— — Az erdei szalonkäkröl. (Frühjahrsstrich der Waldschnepfen.)
— Vadäszläp, XXVII, 1907, Nr. 8, p. 112; Nr. 9, 'p. 124;
Arion 1o6-Nr. II, p 151; Nr 12,9. 168. (Ung.)
— — Az erdötisztikar az ällat-, illetöleg madärvedelem szolgälatäban.
(Das kgl. ung. Forstpersonal im Dienste des Tier-, beziehungs-
weise des Vogelschutzes.) — Erdeszeti Lapok, XLVI, 1907,
H. 4, p. 250. (Ung.)
— — Hatalmas köszäli sas. [Ein mächtiger Steinadler bei Valkö
(Kom. Pest) am 4./I. erlegt.] — Vadäszlap, XXVIIL, 1907,
Nr. 4, p. 53. (Ung.)
486 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
— — Fürj- es häzi esirkök egy kotlö alatt. (Zu einer Glucke ge-
sellten sich im Freien fünf junge Wachteln und kamen auch
ins Haus, nach 31/, Tagen jedoch verließen sie dieselbe.) —
Ibid., XXVIIL, 1907, Nr. 18, p. 250. (Ung.)
— — Gyik egy madär gyomräban. (Im Magen eines Lanius ex-
cubitor L. eine ausgewachsene grüne Eidechse.) — Ibid., XXVII,
1907, Nr. 18, p. 250. (Ung.)
— — Madarak a mozdonyban. (Vögel in der Lokomotive.) —
Ibid., XXVIIL, 1907, Nr. 7, p. 98. (Ung.)
— — Ritka madäar. (Ein seltener Vogel, Otis tetrax L., vor Jahren
bei Kecskemet erlegt.) — Ibid., XXVIII, 1907, Nr. 5, p. 73.
(Ung.)
— — Ritka vadäszszerenese. (Seltene Jagdbeute. Cygnus musicus
bei Poroszlö am 20./XTI. erlegt.) — Ibid., XXVIH, 1907, Nr. 33,
p. 456. (Ung.)
— — Vändormadaraink. (Unsere Zugvögel. Aviphänologische Be-
richte.) — Ibid., XXVIIL, 1907, Nr. 9, p. 125. (Ung.)
— — Erdei szalonkäk. (Herbststrich der Waldsehnepfen.) — Ibid.,
XXVIH, 1907, Nr. 27, p. 367; Nr. 33, p. 456. (Ung.)
— — Attelelö szalonkäk. (Überwinternde Sehnepfen. Am 18./I.
bei Kismarton.) — Ibid., XXVIII, 1907, Nr. 12, p. 170. (Ung.)
Czechisch.
Bilä koroptev. (Weißes, braun geschecktes Rebhuhn am 4./XH.
bei Branovie erlegt.) — Rozmarüv Les. Tydennik, II, 1907,
p. 317. (Mähr.)
Prvni lesni sluka r 1907. (Die erste Waldschnepfe im Jahre 1907
am 28./I. im Ina@over Revier geschossen.) — Lesni Sträz, V,
1906/7, p. 158. (Mähr.)
Orel krätkoprsty. (Ovircaötus gallicus in Bystr& bei Jablunkau er-
legt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 191. (Sehles.)
Kük (Kn&Zourek). Orel mofsky. (Haliaötus albieilla am 25./X1.
1907 bei Caslau erbeutet.) — Ibid., XI, 1907/8, p. 15. (Böhm.)
Orlov& v nasich krajinach. (Die Adler in unseren Gegenden. Stein-
adler, recte Seeadler, bei Tupadel-Zäk erlegt.) — När. Politika
v. 10./XH. 1907, Nr. 341. (Böhm.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 457
Orel morsky. (Seeadler bei Blatnä erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907,
p- 191. (Böhm.)
Bilä kavka. (Weiße Dohle bei Policka gefangen.) — Svet zvirat,
XI, 1907, p. 197. (Böhm.)
Cim se Zivi ostriz2? (Womit nährt sich der Baumfalke?) — Ceskä
Myslivost, XI, 1907, p. 134. (Böhm.)
Vlastovky v tane@nim säle. (Die Rauchschwalben im Tanzsaale in
Zdie.) — Rozmarüv Les. Tydennik, II, 1907, p. 146. (Böhm.)
Bili vrabei. (Weiße Hausspatzen in Drevenie.) — När. Politika v.
23./VII. 1907; Rozm. Les. Tyden., II, 1907, p. 146. (Böhm.)
När. Politika v. 10./V. 1907. (Böhm.)
Prvni sluku. (Erste Waldschnepfe bei Pilsen am 21./III. erbeutet.)
— Rozmarüv Les. Tydennik, IH, 1907, p. 414. (Böhm.)
Sluka je stälym ptäkem tak& ve Smreäinäch. (Die Waldschnepfe
als ein Brutvogel im Fichtelgebirge.) — Lov. Obzor, X, 1907,
p- 63. (Böhm.)
O tahu ptäkü. (Über den Vogelzug. Wie die Vögel ziehen?) —
Lesni Sträaz, V, 1906/7, p. 105. (Böhm.)
Vzrüsta-i © zmensuje se v nasich krajinäch pocet vlastovek?
(Wächst oder vermindert sich die Scehwalbenzahl in unseren
segenden?) — Svöt zvirat, XI, 1907, p. 183. (Böhm.)
? Potäplice severni ml. pt. (Ein Urinator arcticus juv. am 8./X1.
1906 bei Pilsen erlegt.) — Lov. Obzor, X, 1907, p. 16. (Böhm.)
Slowenisch.
Redek ptie. (Ein seltener Vogel. Polartaucher auf dem Kulpafluße
erlegt.) — Slovenski Narod., Nr. 12 v. 15./I. 1907. (Krain.)
Z Unea. (Aus Maunitz. Kuckucksruf am 25./IV. 1907.) — Ibid.,
Nr. 95 v. 26./IV. 1907. (Krain.)
Prva kukavica. (Erster Kuckucksruf in Unter-Rosenbach am 22./IV.
1907.) — lbid., Nr. 92 v. 23./IV. 1907. (Krain.)
Za lovee. (Für Jäger.) (Erste Herbstschnepfe bei Goldenfeld.) —
Ibid., Nr. 227’ v. 1./X. 1907. (Krain.)
Zmega kragulja. (Hühnerhabichtfang.) — Ibid., Nr. 185 v. 12./VIM.
1907. (Krain.)
-488 V. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen.
Planincki orli. (Steinadler am Nanos horstend.) — Notranjee, Nr. 30
v. 27./V11. 1907. (Krain.)
Iz Blejskega kota. (Aus dem Winkel von Veldes. Ankunft der Zug-
vögel.) — Slovenski Narod., Nr. 98 v. 30./IV. 1907. (Krain.)
Nachträge und Ergänzungen zu den früheren
Berichten.
1901.
Bärsony, St. v. Orvmadarak a föväros közepen. (Raubvögel in
der Mitte der Hauptstadt.) — Zoolögiai Lapok, III, 1901,
H. VII, p. 103—104. (Ung.)
Cerva, Fr. A kis viziesirkeröl. (Vom kleinen Sumpfhuhn.) — Ibid.,
11,%2901, HIV; 9353: (Ung.)
— Egy mäs 1897. evi boszniai gyüjtö-utamböl. (Einiges von
meiner Sammelexkursion nach Bosnien 1897.) — Ibid., III,
1901, H. V, p. 66—68. (Okkup.-Geb.)
Donäszy, F.v. A magyar strucz. [Der ungarische Strauß (Trappe).]
— Ibid., II, 1901, H. XIV, p. 216—217; H. XV, p. 230—232;
H.XVI, p.248—250; H.X VII, p.279— 281; H.XIX, p.302— 305;
H.XX, p. 319—321, H. XXI, p.332—335; H.XXII, p. 349— 351;
H. XXIII—XXIV, p. 571—375. (Ung.)
Dorning, H. A gölya. (Der Storch.) — Ibid., III, 1901, H. VII,
p. 105—106; H. VIH, p. 119—120. (Ung.)
— A heja &s karvaly. (Der Habicht und der Sperber.) — Ibid.,
III, 1901, H. IX, p. 137—138; H.X, p. 151—152. (Ung.)
— A varjü mint idöjös. (Die Krähe als Wetterprophet.) — Ibid.,
III, 1901, H. VI, p. 89—90. (Ung.)
— A madarak repülese. (Der Flug der Vögel.) — Ibid., III,
1901, H. XVI, p. 246—248; H. XVII, p. 265—266; H. XVII,
p. 273—279; H. XIX, p. 296— 297.
— Alakoskodäs a madärvilägban. (Mimikry in der Vogelwelt.) —
Ibid., III, 1901, H. III, p. 33— 53.
— Nehäny madärnevröl. (Von einigen Vogelnamen.) — Ibid., II,
1901, H. XV, p. 232—233. (Ung.)
Sch. S. A fenyvesszajkö. (Der Tannenheher.) — Ibid., III, 1901,
H. III, p. 35—37. (Ung.)
Ornithol. Literatur Österr.-Ungarns u. d. Okkupationsgebietes 1907. 489
1902.
Dorning, H. Nehäny sz6ö a madärvedelem kerdesehez. (Einige
Worte zur Frage des Vogelschutzes.) — Zoolögiai Lapok, IV,
1902, H.X, p. 150—151; H.XI, p. 168°—169; H. XII, p. 183.
(Un2.)
— Utöhang a madarak repüleschez. (Nachwort zum „Flug der
Vögel“.) — Ibid., IV, 1902, H. III, p. 13—19; H. IV, p. 49—50.
Hetvenyi, G. A madarak repülese. (Der Flug der Vögel.) —
Ibid., IV, 1902.
Szikla, G. Vedelmet a madaraknak! (Schutz den Vögeln!) —
Ibid., IV, 1902, H. V, p. 67—68; H. VI, p. 85—86; H. VL,
p. 104; H. VIIL, p. 117—118. (Ung.)
1903.
Dorning, H. Nehany ornitholögiai megjegyzes. (Einige ornitho-
logische Bemerkungen.) — Zoolögiai Lapok, V, 1905, H. VII,
p- 84; H. VIII, p. 97. (Ung.)
— Ornitholögiai aprösagok: (Omithologische Kleinigkeiten.) —
Ibid., V, 1903, H. V, p. 14; H. XII, p. 174. (Ung.)
— Vonuläsi adatok. (Zugsdaten aus Budapest, 1901—1903.) —
Ibid., V, 1903, H. XI, p. 161—162. (Ung.)
Sz. B. A madarak vonuläsäröl. (Vom Vogelzuge. Rückzug bei Wetter-
sturz.) — Ibid., V, 1903, H. VI, p. 81—82. (Ung.)
— Vonuläsi adatok. (Zugdaten von Tavarna.) — Ibid., V, 19035,
H. V, p. 162. (Ung.)
Terky, St. Vonuläsi adatok. (Zugdaten von Zägon.) — Ibid., V,
1903, H. V, p. 162; H. XXII—XXIV, p. 334. (Ung.)
Zelizko, J. V. Hlodavei a ptäci za doby diluviälni v Cechach a
na Morav&. (Nager und Vögel zur Diluvialzeit in Böhmen und
Mähren.) — Prag, När. Listy (Nauöny obzor), 1902 und 1903.
(Böhm. u. Mähr.)
1904.
Dorning, H. Madärvonuläsi adatok. (Vogelzugdaten. Schwalben —
Budapest.) — Zoolögiai Lapok, VI, 1904, H. XXI, p. 281. (Ung.)
Janisch, A. Erdekes szalonka. (Interessante Schnepfe. Verun-
glückung.) — Ibid., VI, 1904, H. VI, p. 74. (Ung.)
490 V.Ritt.v. Tschusi zu Schmidhoffen. Orn. Literatur Öst.-Ung. eiee
Ornithophilos (Dorning, H.). N&häny adat az 1903. &evi öszi madär-
vonuläshoz. (Einige Daten vom Herbstzuge 1903 in Budapest.)
— Ibid., VI, 1904, H. H, p. 13. (Ung.)
Madärvonuläsi adatok. (Einige Zugdaten aus Budapest.) —
Ibid., VI, 1904, H. IX, p. 119—120. (Ung.)
S. J. Nehäny szö a esonttollü madärröl. (Einige Worte über den
Seidenschwanz; sein Verweilen.) — Ibid., VI, 1904, H.I, p. 2.
(Siebenb.)
Sz. B. Korai erkezes, vagy attelelöes? (Frühe Ankunft oder Über-
winterung? M. milvus, E. rubecula.) — Ibid., VI, 1904, H.V,
p. 55—56. (Ung.)
— Erkezö madarak. (Ankommende Vögel. Seidenschwänze noch
am 6./V. in Tavarna.) — Ibid., VI, 1904, H. VII, p. 88. (Ung.)
— Öszivonuläsi adatok. (Herbstzugdaten aus Tavarna.) — Ibid.,
VI, 1904, H. XXIII—XXIV, p. 306—307. (Ung.)
Ornithologische Raritäten. (Weißer Rabe, zwei weiße Schwalben,
Kuckucksei im Sperlingsneste, Brandente, Flußadler.) — Illustr.
Österr. Jagdbl., XXI, 1904, Nr. 9, S. 141. (Böhm., Mähr.)
19095.
Dorning, H. A füstifeeske megjelenese Budapesten. (Die Ankunft
der Rauchschwalbe in Budapest.) — Zoolögiai Lapok, VII, 1905,
H. VIII, p. 86. (Ung.)
— Kesei feeskek. (Verspätete Schwalben in Budapest.) — Ibid.,
VIEL 1905, H. XX, p. 235; H. AXXIV,; p.20.A(Ung)
Rolof, J. Hattyuvadäszat. (Schwanenjagd in Erd, am 19./II. sieben
©. eygnus.) — Ibid., VII, 1905, H. IV, p. 44—45. (Ung.)
1906.
Dombrowski, E. v. Die Jagd auf Waldschnepfen. — Wien, 1906.
8°. 64 S. mit 2 Abb.
— Das Auerwild, seine Jagd und Hege. — Wien, 1906. 8°. 79 8.
— Das Rebhuhn, seine Jagd und Pflege. — Wien, 1906. 8°. 738.
Ein Riesenuhu (bei Luegg am 20./XI. 1906) erlegt. — Laibacher
Zeit. v. 26./XI. 1906, Nr. 271. (Krain.)
Die systematische Einteilung des 'Tierreiches. 491
>
Die systematische Einteilung des Tierreiches.
Von
Prof. Kari Grobben.
Mit einer Textfigur.
(Eingelaufen am 13. November 1908.)
Die Aufstellung eines sogenannten natürlichen Systems des
Tierreiches ist ein Hauptziel zoologisch-morphologischer Forschung.
Im System sollen die Verwandtschaftsbeziehungen der Tiere in kurzer
und einfacher Form zum Ausdruck gelangen.
Um die verwandtschaftlichen Beziehungen der Tiere zu er-
kennen, ist nicht bloß Kenntnis der Form und des Baues, sondern
auch die Kenntnis der Entwieklungsgeschichte von Wichtigkeit.
Durch die stets eingehendere Kenntnis des Baues und der
Entwiecklungsgeschichte der Tiere und infolge der hieraus sieh er-
gebenden genaueren Erkenntnis der verschiedenen Abstufungen der
Verwandtschaft hat das zoologische System im Detail eine reichere
Gliederung erfahren, es hat sich sehr verfeinert, aber auch kompli-
ziert. Andererseits hat aber die Feststellung baulicher, vielfach
insbesondere entwicklungsgeschichtlicher Übereinstimmung die Zu-
sammenfassung in große Gruppen ermöglicht. Die Embryologie ist
deshalb in vielen Fällen so wichtig und ausschlaggebend geworden,
weil der ausgebildete Organismus die in der Entwicklung sich zeigen-
den Unterschiede, beziehungsweise Übereinstimmungen oft nicht
oder nieht genügend erkennen läßt. Stets hat man z. B. früher das
Oseulum der Spongien mit dem Munde der Hydroidpolypen, der
aus dem Gastrulamund hervorgeht, verglichen, bis die Entwieklungs-
geschichte lehrte, daß ein solcher Vergleich unzutreffend sei, da
sich die Spongien mit dem Gastrulamunde festsetzen, der sich all-
mählich schließt, während das Oseulum am entgegengesetzten (api-
kalen) Körperpole sekundär durehbricht. Die richtige Einordnung
der Tunieata wäre ohne Kenntnis der Entwicklung keineswegs mit
gleicher Sicherheit zu erkennen; und der früher gesuchte Vergleich
von Gliederwürmern und Wirbeltieren, beziehungsweise die Ab-
492 Karl Grobben.
leitung letzterer von ersteren, hat seine letzte Stütze durch die
Kenntnis entwicklungsgeschichtlicher Tatsachen verloren, unter
denen die Herleitung des definitiven Mundes vom Gastrulamund
und sekundäre Bildung des Afters bei ersteren, die sekundäre Ent-
stehung des definitiven Mundes und die Ableitung des Afters vom
Gastrulamund bei letzteren zeigen, daß eine tiefe Kluft zwischen
diesen beiden Gruppen besteht.
Die erwähnte morphologische Verschiedenwertigkeit von Mund
und After bei Anneliden und Vertebraten ist aus der Kenntnis vom
ausgebildeten Tier nicht zu beurteilen. Es lehren dieser und gleiche
Fälle die bereits hervorgehobene Wichtigkeit der Kenntnis der Ent-
wicklungsgeschichte, da zuweilen nur nach entwicklungsgeschicht-
licher Übereinstimmung die Bildung großer systematischer Gruppen
ermöglicht ist, wie aus den späteren Auseinandersetzungen noch
weiter hervorgehen wird.
is folgt daraus, daß Gruppenbildung nach entwicklungs-
geschichtlichen Tatsachen, auch wenn letztere im fertigen Zustand
des Tieres nicht erkennbar sind, nieht unterbleiben kann.
Wenn ich nunmehr zur Besprechung des Systemes hier An-
lab nehme, so geschieht es in der Absicht, um einige von mir in der
im Drucke befindlichen zweiten Auflage der Neubearbeitung des
von Claus begründeten Lehrbuches der Zoologie vorgenommene
Änderungen im System des Tierreiches und Änderungen einiger
Gruppennamen zu erörtern. Dabei soll nicht auf die verschiedenen
bestehenden Klassifikationsversuche eingegangen werden. Ich will
mich vornehmlich auf die Darlegung meiner persönlichen Ansichten
beschränken.
Die zuerst von Ernst Haeckel getroffene Einteilung des Tier-
reiches in die beiden Unterreiche der Protozoa (Einzellige) und
Metazoa (Vielzellige) hat wohl allgemeine Annahme gefunden. Was
die weitere Untergruppierung betrifft, so werden bei den Protozoen
zutreffenderweise zwei große Divisionen unterschieden, von denen
die eine die Klassen der Flagellata, Rhizopoda und Sporozoa, die
zweite die Ciliata (Infusoria) umfaßt. Die die erstgenannten drei
Klassen enthaltende Division wurde von Hatschek als Oytomorpha,
die zweite als Uytoidea bezeichnet, später sind diese Untergruppen
von Doflein als Plasmodroma und Oiliophora unterschieden wor-
Die systematische Einteilung des Tierreiches. 495
den. Die Hatscheksche Benennung ist die ältere; und wenn auch
Hatschek seinerzeit keine Definitionen der Gruppen gegeben hat,
so geht aus dem Umfange und der Namengebung hervor, auf
welehe Momente dabei Wert gelegt ist. Sie charakterisiert zutreffend
den wichtigsten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Letzterer
besteht darin, daß die Cytomorpha den gewöhnlichen Bau der Zelle
zeigen, die Cytoidea dem gewöhnlichen Zellbau nur nahestehen,
in diesem Falle etwas über den Bau der Zelle hinausgehen, in
dem Vorhandensein von zwei physiologisch verschiedenwertigen
Kernen (vegetativen Kern oder Makronucleus und Geschlechtskern
oder Mieronucleus). Zwar haben die neueren Protozoenforschungen
gezeigt, daß auch bei Cytomorpha Teile des Kernapparates sich
verschieden verhalten und auch hier in vielen Fällen wenigstens
zeitweilig ein vegetativer und ein generativer Kern sich unter-
scheiden lassen; doch bilden bei den Cytoidea zwei physiologisch
verschiedenartige Kerne eine ständige Einrichtung. Einige Aus-
nahmen unter den CUytoidea, so Opalina, Ichthyophthirius, bei denen
im erwachsenen Zustande ein Mieronucleus oder generativer Kern
nicht vorhanden ist, aber zur Zeit der Fortpflanzung in Erscheinung
tritt, können die Regel nicht aufheben. Diese Fälle zeigen nur
ebenso wie die zahlreichen Fälle von dem Auftreten eines gesonderten -
vegetativen Kernes bei Cytomorphen, wie sich die Kernverhältnisse
der Cytoidea aus jenen der Cytomorpha hervorgebildet haben.
Die Oytoidea erweisen sich außer durch die Kernverhältnisse
auch in der Ausbildung des Lokomotionsapparates, der aus Wimpern
(bei der Suetoria bloß im Jugendzustande) besteht, als die höhere
Formstufe innerhalb der Protozoa.
Unter den Cytomorphen sind die Flagellata als die phylo-
genetisch älteste Protozoengruppe aufzufassen. Es ergibt sich dies
aus der Tatsache, daß flagellatenähnliche Entwicklungszustände bei
allen übrigen Cytomorphen beobachtet werden. Die Flagellata er-
scheinen somit überhaupt als die ursprünglichsten Protozoen; dies
folgt aus den Beziehungen, welche die Flagellaten zu Pflanzen und
Tieren aufweisen, indem sich in der Ernährung viele wie Tiere,
andere wie Pflanzen, manche saprophytisch oder parasitisch ver-
halten. Als Organismengruppe vielfacher Beziehungen erweist sich
die Flagellatengruppe auch dadurch, daß sich von koloniebildenden
494 Karl Grobben.
Formen, wie den Volvocinen, die einfachste Metazoenform, die
Blastula," ableiten läßt.
Was die Metazoa betrifft, so hat ikre von Ray Lankester
vorgenommene Untergruppierung in Coelenterata und Coelomata
gleichfalls allgemeine Anerkennung gefunden.
Als Grundform aller Metazoa ist die Gastrula anzusehen, die
in der Ontögenie aller Metazoen nachweisbar ist.
Innerhalb der Coelenteraten werden drei Untergruppen unter-
schieden, deren Bewertung als verschiedene Tierkreise (Typen)
rücksichtlich der Spongiaria zuerst F. E. Schulze und Karl Heider
erörtert haben. Diese drei Typen oder Phylen sind die Spongiaria
(Porifera), die Unidaria und die Ütenophora. Erstere sind mit dem
Prostomapole festsitzende Formen, deren geschlossenes Prostoma
durch zahlreiche sekundäre Mundöffnungen (Pori) an den Seiten-
wänden des Körpers ersetzt wird, während sich am freien apikalen
Pole eine Analöffnung (Oseulum) ausbildet. Die Unidaria dagegen
sitzen mit dem Apikalpole fest, während das Prostoma sich am
freien Ende befindet und im definitiven Munde erhält (Hydrozoa,
Scyphozoa) oder bei Ausbildung eines durch Einsenkung vom Ekto-
derm aus entstandenen Schlundrohres (Stomodaeums) in die Tiefe
verlagert als Schlundpforte (Stomodaeumpforte) fungiert (Anthozoa).
Die Otenophora sind freischwimmende Formen mit Schlundrohr
(Stomodaeum) und gleichfalls in der Schlundpforte erhaltenem Pro-
stoma. Im Zusammenhange mit der freischwimmenden Lebensweise
der Ctenophoren steht die hohe Entwicklung ihres Lokomotions-
apparates, der aus acht Reihen von Wimperplatten besteht; auch
die hohe Ausbildung und Differenzierung des Mesenchyms hängt
mit der freischwimmenden Lebensweise zusammen.
Verschiedene Klassen lassen sich bloß innerhalb der Unidaria
unterscheiden; es sind dies die Hydrozoa, Scyphozoa, Anthozoa und
Planuloidea. Bezüglich dieser Untergruppen ist zu bemerken, daß
die Richtigkeit der Trennung der Scyphozoa von den Anthozoa
und ihrer systematischen Gleichstellung mit den Hydrozoa, eine
Ansicht, wie sie auch Korschelt und K. Heider, R. Hertwig
und Ray Lankester vertreten, durch die Erörterungen von HadZi
neuerdings dargetan wird. Die Einordnung der Planuloidea (Di-
cyemida, Orthonectida) bei den Cnidariern ist nicht sicher, obgleich
. . 4. . . . Fr
Die systematische Einteilung des Tierreiches. 495
der Bau der Planuloidea die Einordnung in diese Coelenteraten-
klasse gestattet, worauf Hatschek durch den Vergleich mit gewissen
Planulaformen von Hydroiden hinwies. Desgleichen ordnet Lang
diese Tiere unter die Coelenteraten, jedoch in eine besondere
Gruppe Gastraeadae ein.
Auch innerhalb der Coelomata lassen sich Tierkreise unter-
scheiden, die rücksichtlich ihrer Wertigkeit jenen der Coelenteraten
entsprechen. Ein solcher Tierkreis sind die Zygoneura, in welchen
von Hatschek, den bereits von Gegenbaur angedeuteten näheren
verwandtschaftlichen Beziehungen der in diesem Tierkreise ver-
einigten Formen Ausdruck gebend, die ungegliederten Würmer
(Seolecida), die wiederhergestellte Gruppe der Artieulata Cuviers
(Annelida, Arthropoda), ferner Mollusca und Tentaculata (Mollus-
coidea) zusammengefaßt werden. Für die Zygoneura werden als ge-
meinsame entwicklungsgeschichtliche Charaktere die ventrale Ver-
schiebung des Prostoma und die Zurückführung der definitiven
Mundöffnung auf das Prostoma, das in die Tiefe verlagert die so-
genannte Schlundpforte (Stomodaealpforte) bildet, hervorzuheben
sein (Textfigur a). Wo ein After vorhanden ist, und dies ist bei
allen Formen mit Ausnahme der Platyhelminthes der Fall, entsteht
derselbe sekundär am Hinterende des Körpers. Ich habe in der
ersten Auflage der Neubearbeitung des von Claus begründeten
Lehrbuches der Zoologie die zu den Zygoneura gehörigen Gruppen
als Unterkreise aufgefaßt; in der zweiten Auflage werden sie von
mir bloß als Kladus unterschieden, mit Rücksicht auf ihre relativ
nahen verwandtschaftlichen Beziehungen. Die von mir unter-
schiedenen Kladus sind die Scolecida, Annelida, Arthropoda, Mol-
lusca und Molluscoidea. Es ist somit hier, und zwar mit kücksicht
„auf die weitgehenden Übereinstimmungen in baulichen Eigentüm-
lichkeiten an der Einheit des Arthropodenkladus im Sinne einer
monophyletischen Abstammung vorläufig festgehalten, gegenüber
der von Kingsley, Oudemans, Fernald, Haeckel u. a. ver-
tretenen, durch einige sehr beachtenswerte Gesichtspunkte gestützten
Auffassung eines heterophyletischen Ursprunges der Arthropoden.
Alle übrigen Coelomata besitzen gleichfalls gemeinsame ent-
wieklungsgeschichtliche Merkmale. Diese Merkmale sind von gleicher
Dignität wie die für die Bildung der Zygoneurengruppe verwer-
496 Karl Grobben.
teten. Sie machen es folgerichtig notwendig, die übrigen Coelo-
maten in einen Tierkreis zusammen zu fassen. Diesen Tierkreis
bezeichne ich als Deuterostomia (Grobben). Ihm gehören als Unter-
kreise an: die Ambulacralia im Sinne Metschnikoffs, ferner die
0
0_\ 7 r
Ä
D
-D
AD —
F
—AfiD)
Schema: a eines Anneliden (Archianneliden), b eines Enteropneusten
(Balanoglossus), e eines Chaetognathen (Sagitta).
0 definitiver Mund, Af After, U Urmund (bei « = Stomodaeumpforte, bei d und e = After),
D Darm, F Flosse, K Kiemenspalten.
Chordonia; endlich ein dritter von mir in der zweiten Auflage der
Neubearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches aufge-
stellter Unterkreis, welcher allein die Chaetognatha umfaßt und den
ich als Homalopterygia (Grobben) bezeichne.
Die systematische Einteilung des Tierreiches. 497
Der Unterschied zwischen Zygoneura und Deuterostomia ist
ein ähnlich tiefgreifender wie jener zwischen den drei bei den Üoe-
lenterata unterschiedenen Tierkreisen. Er besteht darin, daß bei den
Deuterostomia der Gastrulamund zum After wird, die defi-
nitive Mundöffnung an der Ventralseite des Körpers nahe
dem Vorderende sekundär gebildet wird (Textfigur b, ce),
gerade entgegengesetzte Verhältnisse wie bei den Zygoneura, die
nach dem gleichen Gesichtspunkte und auch entsprechender als
Protostomia (Grobben) zu bezeichnen sind. Es mag noch hier
darauf hingewiesen werden, daß der Schlund der Deuterostomia
kein stomodaealer ist, sondern aus einem Abschnitte des Ento-
derms hervorgeht, die ektodermale Einsenkung bei Bildung des
definitiven Mundes nur klein ist und die Munddarmauskleidung
liefert. Desgleichen wird auch kein (ektodermales) Proetodaeum
hier gebildet.
Eine Einteilung der Coelomata in zwei große Gruppen, die
auch rücksichtlich der in Betracht gezogenen Gesichtspunkte im
wesentlichen meiner Einteilung in Protostomia und Deuterostomia
entspricht, finde ich bei A. Goette (Lehrbuch der Zoologie, 1902,
S. 123), worauf ich erst nachträglich aufmerksam wurde. Goette
unterscheidet unter den Bilateralia (die dem Umfange nach der
Division der Coelomata gleichkommen) Bilateralia hypogastrica
und Bilateralia pleurogastrica. Die letzteren werden von einer
Gastrula abgeleitet, die sich in der Richtung ihrer Hauptachse
streckt, „so daß das zusammengezogene Prostoma das Hinterende,
ihr Scheitel das Vorderende des künftigen Tieres bezeichnet. Das
endständige Prostoma verwandelt sich dann meist in den After,
während der Mund am gegenüberliegenden Vorderende als Neu-
bildung ins Innere durchbricht. Rücken, Bauch, rechte und linke
Körperseite entstehen also in diesem Falle gleicherweise zwischen
dem Protostoma und dem Scheitel der Gastrula.“ Die Bilateralia
hypogastrica werden hingegen von einer Gastrula abgeleitet, die
sich in querer Richtung verlängert, „so daß das entsprechend ver-
längerte, ovale oder spaltförmige Prostoma nicht das Hinterende,
sondern eine Längsseite, und zwar die Bauchseite bezeichnet, wo-
bei sein Vorderende mit der Mundbildung zusammenfällt, das übrige
Stück sich in der ventralen Mittellinie schließt“.
2.B. Ges. 58. Bd.
os
[S)
498 Karl Grobben.
In der ersten Auflage der durch mich erfolgten Neubearbeitung
des von Ulaus begründeten Lehrbuches habe ich die jetzt als
Unterkreise der Deuterostomia unterschiedenen Ambulacralia und
Ohordonia gleich Hatschek als den Zygoneura gleichwertige
Gruppen im System aufgenommen. Durch die Aufstellung eines
großen Tierkreises der Deuterostomia erlangen die Gruppen der
Ambnulaeralia und Chordonia die Bedeutung einer niedereren Kate-
gorie im Systeme. Es besteht zwischen Ambulacralia und Chor-
donia eine etwas nähere verwandtschaftliche Beziehung (die aber
dureh die Enteropneusta nur scheinbar vermittelt wird) als zwischen
einer dieser Gruppen und den Zygoneura. Bezüglich der Homalo-
pterygia als dritten Unterkreises der Deuterostomia folgt die Be-
sründung später.
Innerhalb des Unterkreises der Ambulacralia, deren Zusammen-
gehörigkeit durch das Hydrocoelsystem und eine übereinstimmende
Larvenform begründet ist, sind zwei Unterabteilungen zu unter-
scheiden, die Echinodermata und die Enteropneusta, bei den Chor-
donia jene der Tunicata, Acrania und Vertebrata. Diese Unter-
gruppen werden von mir im System als Kladus unterschieden; sie
stehen zueinander in einem ähnlichen Verwandtschaftsverhältnisse
wie die innerhalb des Tierkreises der Zygoneura unterschiedenen
Untergruppen, die auch mit Rücksicht darauf im System als Kladus
aufgenommen wurden.
Was nun die Homalopterygia und den einzigen hierherge-
hörigen Kladus der COhaetognatha anbelangt, so nehmen sie eine
isolierte Stellung ein. Mit Bezug auf die sekundäre Bildung des
definitiven Mundes nahe dem Vorderende des Körpers sind die
Chaetognatha zu den Deuterostomia zu stellen (Textfigur ec). Was
den Gastrulamund betrifft, so wird derselbe hier während der Onto-
genie geschlossen; es ist aber wahrscheinlich, daß die Afteröffnung
auf den Gastrulamund zurückzuführen ist; doch steht eine dies-
bezügliche Beobachtung noch aus. Die Ohaetognatha können inner-
halb der Deuterostomia zu den Chordonia oder den Ambulaeralia
nicht eingeteilt werden, da ihnen die weiteren für diese Gruppe
charakteristischen Organisationseigentümlichkeiten fehlen. Es bleibt
sohin nichts anderes übrig, als einen eigenen Unterkreis für die
Ohaetognatha zu bilden. Ich habe für diesen Unterkreis die Bezeich-
Die systematische Einteilung des Tierreiches. 499
nung Homalopterygia gewählt, mit Rücksicht auf die horizontale
Flosse, die den hinteren Körperabschnitt der Chaetognatha um-
säumt, und die Bezeichnung Chaetognatha für die Benennung des
Kladus vorbehalten.
Die Chaetognatha werden gegenwärtig im System an ver-
schiedenen Stellen untergebracht; so in der Nähe der Nematoden,
von manchen mit Rücksicht auf den Querschnitt des Körpers, der
an jenen der Anneliden erinnert, zu den Anneliden gestellt; auch
bei den Tentaculaten (Molluscoideen) finden wir sie eingeordnet,
sogar ihre Unterbringung bei den Mollusken wurde erörtert; von
Goette werden sie mit den Zinteropmeusta in eine Gruppe Vermi-
formia vereinigt. Ich selbst habe in der ersten Auflage der Neu-
bearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches die Chaeto-
gnatha in der systematischen Übersicht des Tierreiches (S. 20) bei
den Anneliden eingeordnet, im speziellen Teile aber hinter den
Ambulacralia eingefügt und dazu bemerkt, daß für die Uhaetognatha
die Schaffung eines eigenen Tierkreises geboten wäre, eine Auf-
fassung, welcher ich durch die Aufstellung des Unterkreises der
Homalopterygia unter den Deuterostomia nunmehr Ausdruck ge-
geben habe.
Wenn wir dazu übergehen, die in den einzelnen Kladus der
Coelomata zu unterscheidenden Klassen zu betrachten, so sind in
dem ersten Kladus, dem der Scolecida, vier Klassen zu unterscheiden:
die Platyhelminthes, Aschelminthes, Entoprocta und Nemertini.
Die Platyhelminthes bilden eine natürliche wohlbegrenzte
Gruppe. Sie alle sind charakterisiert durch den dorsoventral ab-
geplatteten Körper, die reiche Entwicklung von Mesenchym, welches
die primäre Leibeshöhle bis auf wenige Lücken erfüllt; auch sind
sie hermaphroditisch, ihr Darm afterlos.
Bezüglich der Aschelminthes muß ich zunächst bemerken, daß
diese Bezeichnung an Stelle der früher von mir für diese Scoleeiden-
klasse gebrauchten Bezeichnung Coelhelminthes von mir neu auf-
gestellt ist. Der Begriff Coelhelminthes, wie ich ihn in der ersten
Auflage der Neubearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches
gebrauchte, ist verschieden von jenem, den die Brüder Oskar und
Richard Hertwig schufen. Hertwigs haben in dieser Gruppe
Nematoden, Chaetognathen, Brachiopoden, Anneliden, Enteropneusten
32*
500 Karl Grobben.
und Tunicaten vereinigt, Formen mit geräumiger Leibeshöhle, be-
ziehungsweise mit Coelomsäcken, die vom Urdarm aus durch Aus-
stülpung entstanden sind; die Einordnung der Nematoden geschah
mit Vorbehalt. Gegenwärtig rechnet R. Hertwig zu den Coel-
helminthes die O’haetognatha, Nemathelminthes, Annelida und Entero-
pneusta. Bezüglich der Nematodes bemerkt R. Hertwig, daß ihre
Leibeshöhle wahrscheinlich eine ganz andere Bedeutung als die der
Annelida besitze, „da kein Darmfaserblatt vorhanden ist, so daß
das Coelom zwischen Mesoderm und Entoderm liegt (Pseudoeöl)“.
Nach der von mir für die als Coelhelminthes bezeichneten Wurm-
gruppe gegebenen Charakterisierung umfaßt dieselbe jedoch „Seole-
eiden von in der Regel mehr drehrundem Körper, mit Enddarm
und Afteröffnung, mit geräumiger primärer Leibeshöhle und relativ
wenig entwickeltem Mesenchym, meist getrennten Geschlechts“.
Es erscheinen von mir in derselben als Ordnungen aufgenommen
die Rotatoria, Gastrotricha, Kinorhyncha, Nematodes, Nematomorpha
und Acanthocephali. Die Gruppenbezeichnung Coelhelminthes er-
scheint bei R. Hertwig und bei mir sonach in verschiedenem Sinne
gebraucht. Durch die gleiche Gruppenbezeichnung ist offenbar auch
R. Goldschmidt (Zool. Anzeiger, Bd. XXIX, S. 756) verleitet
worden, mich als Vertreter der Ansicht zu zitieren, die Nematoden
hätten eine Leibeshöhle im Sinne eines Coeloms, obgleich ihm die
Durchsicht der von mir für die Coelhelminthes gegebenen Charakte-
ristik volle Klarheit darüber gegeben hätte, daß. diese Ansicht von
mir nicht vertreten wird. Eine zweite Stelle der von mir besorgten
Neubearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches (S. 108)
zeigt ferner, daß ich die Leibesmuskulatur der Nematoden nicht
als Epithelmuskulatur, sondern als mesenchymatische Muskulatur
auffasse, die durch die einseitige Entwicklung der kontraktilen
Substanz in den Muskelzellen und die Art der Anordnung den An-
schein von Epithelmuskulatur gewinnt.
Allerdings erweist sich durch die Untersuchungen von Apäthy,
K. €. Schneider und R. Goldschmidt der Raum zwischen der
Leibesmuskulatur und den übrigen Organen bei einzelnen Nematoden
von Bindegewebslamellen — nach Goldschmidt nur von einigen
wenigen Zellen geliefert — durchsetzt, in denen sich Hohlräume
finden, so daß also bei den Nematodes die primäre Leibeshöhle
Die systematische Einteilung des Tierreiches. 501
sekundär stark verdrängt erschemt. Es wird aber dadurch in der
Charakterisierung der von mir bisher als Coelhelminthes bezeichneten
Seoleeidenklasse eine nur geringe Änderung notwendig werden.
Um eine Verwechslung mit den Coelhelminthes im Sinne Hert-
wigs zu vermeiden, habe ich für die Rotatoria, Gastrotricha, Kino-
rhyncha, Nematoda, Nematomorpha und Acanthocephali umfassende,
bisher von mir Ooelhelminthes genannten Scoleeidenklasse die Be-
zeichnung Aschelminthes (Schlauchwürmer) (Grobben) gebildet.
Als dritte Klasse sind von mir nunmehr bei den Scoleciden
im Anschlusse an Hatschek die Entoprocta, die fast allgemein zu
den Bryozoen gerechnet werden, aufgenommen. Die Stellung der
Entoprocta bei den Bryozoen wurde von Hatschek, Korschelt
und K. Heider in Zweifel gezogen. Von mir wurde in der ersten
Bearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches die Einord-
nung der Entoprocta bei den Bryozoen nur als vorläufige bezeichnet.
Trotz vielfacher Ähnlichkeiten in der Organisation und besonders
in den Larvenorganen besteht zwischen Eintoprocta und Eetoprocta,
welch letztere nun ausschließlich die Dryozoa repräsentieren, keine
nähere verwandtschaftliche Beziehung. Die Embryonalentwicklung
lehrt, daß die zwischen Mund und After innerhalb des Tentakel-
kranzes gelegene Körperregion, in welche das Ganglion fällt. bei
den Entoprocta der Ventralseite, das Ganglion somit einem Bauch-
ganglion entspricht, ihr Tentakelkranz ein praeoraler ist, bei den
Eetoprocta (Bryozoa) aber, deren Tentakelkranz ein postoraler ist und
bloß den Mund umsäumt, die zwischen Mund und After gelegene
Region der verkürzten Dorsalseite, ihr Ganglion dem Supraoeso-
phagealganglion entsprieht. Die Übereinstimmungen in der Aus-
bildung der Larvenorgane bei Eintoprocta und Ectoprocta (Bryozoa)
erweisen sich als Analogien. So ist vor allem das mit dem sogenannten
birnförmigen Organe der Eectoprocta- (Bryozoa-) Larve verglichene
sogenannte Dorsalorgan der Entoprocta-Larve nicht homolog; das
erstere liegt hinter, letzteres vor dem großen Wimperkranze.
Von Hatschek wurden die Entoprocta mit Bezug auf ihre
Übereinstimmung im Baue der Exkretionsorgane, des Genitalappa-
rates und der mesenchymatischen Muskulatur, welche die primäre
Leibeshöhle durchsetzt, bei den Scolecida eingereiht, was auch mir
als” das zutreffendste erscheint.
-
502 Karl Grobben.
Als vierte Klasse der Scolecida erscheinen in dem von mir
vertretenen Systeme die Nemertini, die mit Rücksicht auf die paren-
chymatöse Beschaffenheit und allgemeine Bewimperung des Körpers
meist bei den Platyhelminthes im Anschluß an die Turbellaria auf-
geführt erscheinen, von einigen Forschern — unter den ersten sind
hier Mac Intosh und Semper zu nennen — jedoch in die Nähe
der Anneliden gestellt werden, wobei die Ausbildung eines Blut-
gefäßsystems und die Wiederholung der Genitalsäckchen im Körper
als Stütze herangezogen wurden. Es handelt sich indessen in den
zwei genannten Eigentümlichkeiten, welche die Annelidennatur der
Nemertinen beweisen sollen, meiner Auffassung nach wahrschein-
lich um bloße Analogien. Obwohl im Typus zwischen dem Blut-
gefäßsystem der Anneliden und jenem der Nemertini insofern eine
Übereinstimmung besteht, da es sich hier und dort um ein voll-
ständig geschlossenes System von Blutbahnen handelt, besteht eine
solche nieht rücksichtlich der Art der Ausbildung. Bei den Nemer-
tini besteht das Blutgefäßsystem aus zwei seitlichen Längsgefäßen,
die sich vorne und hinten vereinigen, wie bei Proto- und Meso-
nemertini, oder es tritt ein medianes, dorsal vom Darm verlaufendes
Rückengefäß hinzu, das mit den Seitengefäßen durch zahlreiche
Schlingen verbunden ist (Meta- und Heteronemertini). Bei den
Annelida dagegen ist gewöhnlich ein Rückengefäß und ein über
dem Bauchnervenstrang und unter dem Darm verlaufendes Bauch-
gefäß vorhanden. Beide Gefäße hängen durch ein den Darm um-
spinnendes Gefäßnetz sowie durch vorne im Kopf gelegene und
ferner segmentale, an der Körperwand verlaufende Gefäßschlingen
miteinander zusammen; in anderen Fällen ist das splanchnische
Gefäßnetz durch einen den Darm umgebenden Blutsinus vertreten
und ein gesondertes Rückengefäß nur im vordersten Abschnitte des
Körpers über dem Oesophagus zu unterscheiden. Auch das Verhalten
der Genitalsäckchen, der Mangel des nephridialen Ausleitungsappa-
rates bei Nemertini zeigt eine Verschiedenheit den Anneliden gegen-
über. Die eben berührten anatomischen Verhältnisse und auch die
bei der Entwicklung auftretenden Larvenzustände bei den Nemer-
tini sprechen dafür, daß eine nähere Verwandtschaft zu den
Annelida nicht besteht, somit die bei den Nemertinv in der
Wiederholung der Genitaldrüse sich ausprägende Metamerie in der
Die systematische Einteilung des Tierreiches. 503
Gruppe selbständig entstanden und nicht auf die Metamerie der
Anneliden beziehbar ist.
Der Kladus der Annelida enthält die Klassen der Archi-
amnelida, COhaetopoda, Echiuroidea, Hirudinei und Sipuncnloidea.
Bezüglich der ersten vier Klassen besteht rücksichtlich ihrer Zu-
gehörigkeit zu den Annelida kein Zweifel. Die Stellung der Sipun-
culoidea in diesem Kladus ist jedoch keineswegs sicher. Eine Metamerie
ist weder beim ausgebildeten Tier noch auch in der Entwicklung
nachweisbar; der Anschluß an die Annelida ist vornehmlich durch
das Vorhandensein eines längs der ganzen Ventralseite des Körpers
sich erstreckenden Bauchnervenstranges begründet. Indessen ist
dieses Merkmal kein solches, um die nahe Verwandtschaft mit den
Anneliden in unbestreitbarer Weise zu beweisen. Bei den Sipun-
culoides handelt es sich meiner Ansicht nach um eine dem Bauch-
strange der Anneliden rücksichtlich seiner strangförmigen Ausbildung
bloß analoge Formentwicklung des Bauchnervensystems. Schon
Haeckel wendet sich dagegen, daß der mediane Bauchstrang der
Sipunculoide« mit dem Bauchmark der Anneliden homologisiert
werde. Ist dem so, dann stehen wohl die Sipunculoidea allen übrigen
Anneliden schärfer gegenüber oder müssen sogar aus denselben
ausgeschieden werden. Es würde sich in den Sipunculoidea um den
Anneliden nahestehende, jedoch nicht vielgliedrige, sondern nur
eingliedrige Formen handeln; ihre Einordnung bei den Anneliden
erscheint daher bloß eine provisorische.
Übrigens ist die Einordnung der Sipuneuloidea bei den Tenta-
culata (Molluscoidea) zu erwägen, wie ich auch in der ersten Auf-
lage der Neubearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches
auf die verwandtschaftlichen Beziehungen der Molluscoidea mit den
Sipunculoidea kurz hingewiesen habe.
Arnold Lang hat die Einordnung der Sipumeuloidea mit den
Phoronidea, Bryozoa und Brachiopoda vorgenommen und die im
Kreise der Würmer aufgenommene Klasse Prosopygii genannt.
Ihm ist Haeckel in dieser Auffassung gefolgt, wenn auch Haeckel
die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Sipuneuloidea
und Phoronidea, welch letztere hierbei zunächst in Betracht kommen,
als bloß wahrscheinlich bezeichnet.
504 Karl Grobben.
In dem Kladus der Arthropoda habe ich sechs Klassen auf-
gestellt: Branchiata, Arachnoidea, Pantopoda, Protracheata, Tardi-
grada und Eutracheata. Diese Klassen sind wohl gesondert, eine
nähere verwandtschaftliche Beziehung ist nur zwischen den Dran-
chiata und Arachnoidea zu erweisen, die durch die Xiphosura ver-
mittelt wird, welche einerseits mit den Arachnoidea eine vielfache
auf Verwandtschaft hinweisende bauliche Übereinstimmung besitzen,
anderseits durch die Trilobiten eine Ableitung von den Euphyllo-
poden unter den echten Ürustacea gestatten. Die umfangreichste
Arthropodenklasse ist die der Eutracheata, bezüglich welcher ich
einige Bemerkungen über die hier zu bildenden Unterklassen ein-
schieben möchte.
Ich unterscheide gegenwärtig vier Unterklassen: Myriapoda,
Apterygogenea, Chilopoda und Insecta. In der Unterklasse der
Myriapoda sind zusammengefaßt die „Eutracheaten mit meist zahl-
reichen gleichgebildeten beintragenden Leibesringen, mit meist nur
einem Maxillenpaar, mit einem oder zwei Beinpaaren an je einem
Körperringe, mit an einem der vorderen Rumpfsegmente gelegenen
Genitalöffnungen“. Es erscheinen somit unter den Myriapoda bloß
jene vielfüßigen Eutracheaten, die von Ray Lankester unter dem
Gruppennamen Diplopoda, von mir selbst in der ersten Auflage der
Neubearbeitung des von Claus begründeten Lehrbuches unter der
von Pocock aufgestellten Gruppenbezeichnung Progoneata zu-
sammengefaßt wurden. Die früher in der Regel zu den Myriapoda.
gezählten Chilopoda sind, wie dies bereits Kingsley, Pocock,
Ray Lankester und Carpenter vertreten, auch meiner gegen-
wärtigen Ansicht nach von den Myriapoda auszuscheiden und im
System als besondere Unterklasse der Euiracheata einzureihen. Die
Chilopoda weichen im Bau in so vielfacher Beziehung von den
übrigen Myriapoda ab, stimmen anderseits so weitgehend mit den
Insecta baulich überein, daß sie trotz ihrer Ähnlichkeit in der
Körperbildung mit den Myriapoda von letzteren abzutrennen sein
werden. Die Chrlopoda repräsentieren einen von der polypoden
Stammform der Insekten abgezweigten Eutracheaten-
stamm. Ihre Beziehung zu den Myriapoda, die nunmehr bloß
die Symphyla, Pauropoda und Diplopoda umfassen, ist eine ähn-
liche wie jene der schlangenähnlichen Eidechsen zu den Schlangen.
Die systematische Einteilung des Tierreiches. 505
Der Kladus der Mollusca zerfällt naturgemäß in zwei Klassen,
die Amphineura und Conchifera. Die Gruppe der Amphineura
wurde von v. Ihering geschaffen und in derselben die Placophor«
und Solenogastres vereinigt. Ihr gegenüber wurden alle übrigen
Mollusca von Gegenbaur als Conchifera zusammengefaßt. Die
Amphineura unterscheiden sich von den Conchifera durch einige
wichtigere Merkmale, so nicht bloß durch die mit Stacheln ver-
sehene kutikulare Körperbedeekung, sondern weiter noch dadurch,
daß der Mantel sich auch am Kopfe entwickelt und im Nerven-
systeme ein sogenannter Visceropallialstrang zu unterscheiden ist.
Die Conchifera dagegen besitzen eine einheitliche Schalenbildung,
ihr Mantel ist bloß auf dem Rumpfe entwickelt und am Nerven-
system sind eine Visceralschlinge und gesonderte Pallialnerven zu
unterscheiden.
Was den Kladus der Molluscoidea oder Tentaculata anbelangt,
so umfaßt derselbe nach Ausscheidung der Eintoprocta, die ihre Ein-
reihung bei den Scolecida gefunden haben, die Klassen der Phoro-
nidea, ferner der Bryozoa, welche ihrem Umfange nach nur mehr
den Eectoprocta entspricht, und der Drachiopoda.
Im Kladus der Echinodermata ergeben sich für die weitere
Untergruppierung zwei Klassen, die Pelmatozoa und die Echinozo«
oder Eleutherozoa. Erstere sind zeitlebens oder wenigstens in der
Jugend festsitzende Formen, sie besitzen in den Ambulakren eigen-
tümliche gegliederte Seitenanhänge, die Pinnulae; die Nahrungs-
aufnahme erfolgt durch die Bewimperung der Ambulakralfurchen,
in denen die äußeren Anhänge des Ambulakralgefäßsystems als
Tentakel auftreten. Die Echinozoa oder Eleutherozo« hingegen sind
freibewegliche Echinodermen, denen die äußeren zu sogenannten
Ambulakralfüßchen ausgebildeten Ambulakralanhänge als Bewegungs-
organe dienen.
Der Kladus der Enteropneusta umfaßt zwei in ihrem Habitus
sehr verschieden aussehende Formen, welche als Repräsentanten
der beiden hier zu unterscheidenden Klassen erscheinen. Ich nenne
die eine Klasse, welcher die wurmförmig gestalteten Balanoglossus
angehören, Helminthomorpha (Grobben), die zweite Klasse, welcher
der bryozoenartig gestaltete Cephalodiscus angehört, gemäß einer
bereits in der Literatur sich findenden Bezeichnung Pterobranchia.
506 Karl Grobben.
Der Kladus der Chaetognatha enthält bloß eine Klasse, die
ich Sagittoidea nenne.
In dem Kladus der Tunicata werden die Copelate, Tethyodea
und Thaliacea als Klassen unterschieden.
Der Kladus der Acrania wird durch die einzige Klasse der
Leptocardia repräsentiert.
Innerhalb des Kladus der Vertebrata werden sechs Klassen
unterschieden: die Uyclostomata, Pisces, Amphibia, Reptilia, Aves
und Mammalia. Der engeren Verwandtschaft, die zwischen den
vier zuletzt genannten Klassen besteht, wird in der Übersicht durch
Zusammenfassung als Tetrapoda Ausdruck gegeben.
Eine tabellarische Übersicht des Systems des Tierreiches folgt
hier im Anschlusse:
|
Unterreich Protozoa
0 | Tierkreis | Unterkreis | u... |.
| Divisio | 2 | adus as
De | (Typus, Phylum) | @Subtypus) | uns | u
| |
a) Cytomorpha 2 Sun ... | Flagellata
| Rhizopoda
| | | | ı Sporozoa
| )) Cyloiden - | ws | Es | MR Ciliata
| Unterreich Metazoa
I RETR 7 I Res Se NT = FT
| | | |
a) Goelenterala | I. Spongiaria . . er Spongiae
| | (Schwammtiere) | |
| | |
| II, Cnidaria | REN | ad | Hydrozoa
| (Nesseltiere) | | | Seyphozoa
| | | | Anthozoa
| | | Planuloidea
III. Gtenophora | Au | a. | Ctenophorae
| (Rippenguallen) |
| | |
d) Coelomata | IV, Protostomia' ae 1. Scolecida Platyhelminthes
| (Zygoneura) ' (nied. Würmer) Aschelminthes
| | | Entoprocta
Nemertini
Die systematische Einteilung des Tierreiches.
507
Unterreich Metazoa (Fortsetzung)
3 b EuTE , i E
Tierkreis Unterkreis
ivisi Kladus Klasse
Diyisio ' (Typus, Phylum) (Subtypus) a
I)) Goelomata | IV. Protostomia. ‚2. Annelida Archiannelida
(Zygoneura), (Gliederwürmer) , Chaetopoda
| Echiuroidea
| Hirudinei
Sipuneuloidea |
3. Arthropoda ' Branchiata |
(Gliederfüsser) | Arachnoidea |
Pantopoda
Protracheata
Tardigrada |
| Eutracheata |
\4. Nollusca | Amphineura
(Weichtiere) | Conchifera
| 5. Molluscoida | Phoronidea
(Tentacalata) | Bryozoa |
(Kranzfühler) | _ (Eetoprocta) |
| ı Brachiopoda |
V.Deuterostomia | I. Ambulacralid | 6. Echinodermata | Pelmatozoa
(Stachelhäuter) | Echinozoa
(Eleutherozoa)
7. Enteropueusta | Helminthomorpha
| (Schlundatmer) | Pterobranchia
‚Il. Homalopterygia | 8. Chaetoguatla | Sagittoidea
| (Borstenkiefer)
IE Chordonia '9. Tunicata ' Copelata
(Manteltiere) | Tethyodea
| Thaliacea
| 10. Acrania | Leptocardia
(Schädellose) |
11. Vertebrala | Cyelostomata
(Wirbeitiere) | Pisces
| „ fAmphibia
NS: | Reptilia
| | I$ ] Aves
| | er en
Um meinen Vorstellungen von den verwandtschaftlichen Be-
ziehungen der Tiere noch klareren Ausdruck zu geben, habe ich
die im System unterschiedenen Gruppen in Stammbaumform gebracht.
= o rt
AR, W f
In da) Tap, BEaS 5 v ud , E De Du, a A Br;
Ar Nee E TE Te ie un
nr Br a hr Karl Grobben. Ka De
\ ; . 2
% . Pr
r Tunicata Arthropoda
Acrania / Chaetognatha Echinodermata Er
| Mollu
' Vertebrata P;
y Enteropneusta Annelida
Scolecida
Ä (Homalo- 3
(Chordonia) pterygia) (Ambulacralia)
(Deuterostomia) ___ «Protostomia) Be;
N h er
En
(Coelomata) 72
‘ Cnidaria Gtenophora,
Spongiaria
(Coelenterata)
[Metazoa]
Rhizopoda
Giliata
A 0 ao
Flagellata
(Cytomorpha)
[ Protozoa ]
Die systematische Einteilung des Tierreiches. 509
An der Basis der Tierreihe stehen meiner Ansicht nach die
Flagellata, von denen aus sich als spezialisiertere Formen die Rrhizo-
poda und die parasitischen Sporozoa als untereinander näher ver-
wandte Formengruppen abgeleitet haben. Die Ciliata« dürften sich
gleichfalls von Flagellaten aus als besonders spezialisierter Zweig
entwickelt haben.
In koloniebildenden Flagellaten sind die Stammformen der
Metazoa zu suchen, die durch den Blastulatypus zur Gastrulaform
führten. Letztere hat in der Gruppe der Coelenterata ihre Weiter-
entwicklung erfahren. Am reinsten erscheint der Gastrulatypus bei
den Hydrozoa unter den Onidaria gewahrt, insofern als der Körper
sich hier bloß aus zwei Epithellagen aufbaut und der Gastrulamund
zum definitiven Munde wird. Nach der von verschiedenen Forschern
anerkannten Auffassung, daß Spongiaria, CUnidaria und Ütenophora
nur an der Wurzel, d. i. in einem Gastrulatypus, eine gemeinsame
Stammform besitzen, eine Ansicht, die auch von mir vertreten und
in dem nachfolgenden Stammbaumschema zum Ausdrucke gebracht
ist, ergibt sich für das bei den Anthozoa unter den Onidariern und
bei den Ctenophora ausgebildete Stomodaeum die Folgerung, daß
dasselbe in den genannten zwei Gruppen selbständig entstanden
sein muß, da den einfacher organisierten und phylogenetisch älteren
Hydrozoa unter den Cnidariern das Stomodaeum fehlt. Es ist somit
das Stomodaeum der Anthozoa mit jenem der Ütenophora
nicht homolog im Sinne der Homophylie. Die Entstehung des
Stomodaeums vom Ektoderm aus im Umkreis des Gastrulamundes
erscheint demnach in beiden Gruppen als eine Parallelentwieklung,
die aus dem Ursprung der Cnidaria und Ütenophora von einer ge-
meinsamen Ausgangsform erklärt werden kann.
Unter den Coelenteraten sind es bloß die freischwimmenden
Otenophora, mit denen sich die Coelomaten in Beziehung bringen
lassen, und speziell auf die zwischen ÜOtenophora und Scolecida be-
stehenden Beziehungen wurde von einer Reihe von Forschern hin-
gewiesen. Es ist ja auch wahrscheinlich, daß von einer den Ütfeno-
phora nahestehenden Stammform die Coelomata abzuleiten sind.
Die Coelomaten trennten sich in die zwei Entwicklungsreihen der
Protostomia und Deuterostomia. Unter ersteren repräsentieren die
Seolecida und hier in vieler Hinsicht die Platyhelminthes (Turbellaria)
510 - Karl Grobben.
den ältesten Formentypus, von dem aus die übrigen hierher ge-
hörigen Kladus der Annelida, Arthropoda, Mollusca und Molluscoidea
ihren Ursprung genommen haben; von diesen vier Kladus gehören
Annelida und Arthropoda wieder einem gemeinsamen Ast an. Viel
mannigfaltiger erscheint die Weiterentwicklung innerhalb der Deutero-
stomia, indem hier drei Entwieklungsrichtungen zu unterscheiden
sind, die in den Unterkreisen der Ambulacralia, Homalopterygia
und Chordonia im System ihren Ausdruck finden. Innerhalb der
Ambulacralia und Chordonia haben sich weitere speziellere Ent-
wieklungsriehtungen hervorgebildet. Unter allen Deuterostomia
weisen die Homalopterygia die einfachsten Organisationsverhält-
nisse auf.
Wenn baulich zwischen Deuterostomia und Prostomia gewisse
Übereinstimmungen bestehen — ich denke dabei an die Weiter-
entwicklung der Coelomsäcke, an die Exkretionsorgane und ver-
weise beispielsweise auf die weitgehende Übereinstimmung des
Körperquerschnittes eines Archianneliden und Chaetognathen — so
müssen diese als Parallelentwicklung aufgefaßt werden, deren
übereinstimmende Züge auf eine gemeinsame Ausgangsform zurück-
zubeziehen sind. Auch die wurmförmige Körpergestalt der Chaeto-
gnatha und Enteropneusta ist eine bloße Parallelentwieklung zur
Wurmform der Scolecida und Annelida. Und um noch eine weitere
scheinbare Homologie hervorzuheben, aus der die Differenz zwischen
wurmförmigen Protostomia und Deuterostomia recht deutlich vor
Augen tritt, sei hier (was auch bereits Goette tat) auf das ven-
trale Ganglion der Chaetognatha und den ventralen Nervenstrang
der Enteropneusta hingewiesen, die mit dem Bauchnervensystem
der Protostomia nicht zu vergleichen sind. Erstere entwickeln sich
vor, letzteres hinter dem Prostoma.
In dieser Parallelentwieklung erblicke ich eine Stütze für die
Ansicht, daß Deuterostomia und Protostomia wahrschein-
lich von einer gemeinsamen Stammform abzuleiten, die
Coelomata daher monophyletischen Ursprunges sind.
In diesem Punkte finde ich mich mit Goette nieht in Über-
einstimmung. Nach Goettes Ansicht können seine Hypogastrica und
Pleurogastrica „nicht auf eine gemeinsame ursprüngliche Bilateral-
form zurückgeführt, sondern müssen als getrennte Stammreihen
Die systematische Einteilung des Tierreiches. 511
aufgefaßt werden, mögen sie gelegentlich und im einzelnen ein-
ander noch so ähnlich erscheinen“, und sind alle Bilateralien „auf
zweierlei ganz verschiedene Weise aus der Strahlform“ hervor-
gegangen. „Alle einzelnen Körperteile sind also bei jenen beiden
Kategorien der Bilateralien aus ganz verschiedenen Teilen der
strahligen Urform und bei einer durchaus divergenten zweifachen
Richtung ihrer Entwicklung entstanden. Beispielsweise entsprechen
Mund und Bauchseite der Hypogastrica dem Schwanzende der
Pleurogastrica, und Mund und Bauchseite der letzteren könnten nur
außerhalb der Bauchseite der Hypogastrica gesucht werden; d.h.
der Mund und die ventralen Organe (z. B. das ventrale Nerven-
zentrum) bleiben in beiden Abteilungen völlig unvergleichbar, ohne
daß irgend eine Andeutung vorläge, daß die eine Form durch ein-
greifende Abänderungen aus der anderen hervorgegangen wäre.“
Zum Schlusse noch einige Worte über die Mesoz0a. Unter
dieser Bezeichnung wird von einigen Forschern eine Anzahl von
Organismen, die weder zu den Protozoen noch zu den Metazoen
sollten eingeordnet werden können, in eine Gruppe vereinigt.
Einige der hierher gerechneten Formen, die Orthonectida und Di-
cyemida, für welch letztere ursprünglich durch Ed. v. Beneden
die Gruppe der Mesozoa aufgestellt wurde, gestatten ihre Einord-
nung bei den Metazoa und sie werden von mir im Anschlusse an
Hatschek als Planuloidea zu den Cnidaria gestellt. Andere, wie
Haplozoon, werden bei den Protozoa untergebracht werden können.
Über den Rest der zu den Mesozoa gezählten Tierformen, wie Sali-
nella, Amoebophrya, Lohmannella, Trichoplax ete. läßt sich ein Ur-
teil mangels ausreichender Kenntnisse nicht fällen. ZLohmannella
wird vielleicht bei den Planuloideen ihren Platz finden.
Ich vermag daher eine solehe dritte große Gruppe des Tier-
reiches, der Mesozoa, nicht anzuerkennen, umsoweniger, als die
genannten in dieser Gruppe vereinten Formen nähere verwandt-
schaftliche Beziehungen untereinander vermissen lassen.
Fr. Fr. Kohl.
don 3
—
NG
Dr. Gustav Mayr T.
Ein Lebensbild
von
Franz Friedr. Kohl.
(Mit Porträt.)
„Der wissensdurstige Naturfreund wird
nur dann nicht erlahmen sich mit der Natur
zu beschäftigen, wenn er den wahren Reiz
der Naturwissenschaften, das- Eindringen in
die so wunderbar mannigfachen Verhältnisse
in der Natur kennen lernt.“
@. Mayr: Die mitteleuropäischen Eichen-
gallen in Wort und Bild. 1870.
Am 14. Juli (1908) starb in Wien nach schwerem Leiden
Dr. Gustav Mayr. Mit ihm schied das letzte gründende Mitglied der
k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft, der österreichische Alt-
meister der Hymenopterologie. Die anerkannt wissenschaftliche
Bedeutung des Verstorbenen, seine so erfolgreichen Forschungen
auf den schwierigsten Gebieten der entomologischen Systematik,
die hohe Achtung, die er in den weitesten Gelehrtenkreisen genoß,
die treue Hingabe, welehe er für die k. k. zoologisch-botanische
Gesellschaft und ihre Ziele vom Tage der Gründung (1851) an bis
zu seinem Tode an den Tag legte, lassen es nieht nur berechtigt,
sondern wohl auch wünschenswert erscheinen, daß in diesen „Ver-
handlungen“ seiner eingehender gedacht wird.
Als Verehrer und engerer Fachgenosse des Geschiedenen bin
ich mit Freude mehrseitigen Anregungen gefolgt und habe in diesem
Nachrufe alles niedergelegt, wovon ich glaube, es können daran
seine Freunde und Bekannten, die Mitglieder der zoologisch-
botanischen Gesellschaft, die Fachgenossen, überhaupt die wissen-
schaftliche Welt und sicher auch alle die Familienhinterbliebenen
im Sinne treuen Gedenkens Anteil nehmen.
Mayr wurde am 12. Oktober 1830 zu Wien als der einzige
Sohn des Wiener Advokaten Ignaz Mayr und der Frau Rosina,
geb. Holzer geboren. Er genoß die sorgfältigste Erziehung. 1846
Dr. Gustav Mayr 7. 515
bis 1347 beendete er in Wien das Gymnasium (6. Klasse der da-
maligen Gymnasialorganisation), im folgenden Jahre die „Philo-
sophie* und entschied sich sodann für das Studium der Medizin.
Bei dieser Wahl kam wohl auch seine große Vorliebe für die Natur
und die Naturwissenschaften im allgemeinen, welche sich bei ihm
schon frühzeitig geregt hatte, zum Ausdrucke. Ja er fand neben
dem medizinischen Studium noch die Lust und die Zeit, sich mit
Entomologie, die ihn besonders anzog, zu befassen. Als spezielles
Arbeitsgebiet wählte er sich die Ordnung der Hymenopteren. Zum
Naturstudium und Sammeln dienten Mayr besonders seine Ferial-
reisen, die er mit seinem Jugendfreunde, dem berühmten, genialen
Botaniker A. Kerner v. Marilaun, ferner mit dem Chirurgen Dr.
Salzer und Dr. Zsigmondy unternahm. Zur damaligen Zeit, in
welche auch die Gründung unserer Gesellschaft fiel, blühten in
Wien die Naturwissenschaften empor; es war eine Zeit geistigen
Emporschwungs. Hervorragende Männer wirkten auf den Lehr-
kanzeln und empfängliche junge Geister wuchsen an ihrem Einflusse
empor. Mayr, der auch zu diesen jungen Feuergeistern gehörte,
besuchte eifrig die Kollegien von Brücke, Dumreicher, Fenzl, Hyrtl,
Kner, Kunzek, Oppolzer, Redtenbacher (Chemiker), Rokitansky,
Schroff, Schuh, Skoda, Unger und Zippe.
Noch ehevor der junge Mann die vorgeschriebenen medi-
zinischen Studien absolviert hatte (1853), veröffentlichte er in den
„Verhandlungen“ des Zoologisch-botanischen Vereins im Jahre 1852
drei kleine entomologische Arbeiten, darunter bereits eine myrme-
kologische, welcher im_ folgenden Jahre weitere fünf folgten. Das
besondere Interesse für die myrmekologische Systematik, deren
eigentlicher Begründer Mayr in kurzer Zeit geworden ist, tritt also
bereits in der ersten Zeit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit hervor.
Er- hat es bis zu seinem Tode unvermindert bewahrt und durch
93 Veröffentlichungen betätigt.
Im Jahre 1854—1855 war Mayr auf der Choleraabteilung
des Wiener Allgemeinen Krankenhauses sowie im Physiologischen
Institute beschäftigt. Die praktischen Erfahrungen und die Schulung,
welche er an diesen Instituten genoß, kamen ihm später bei seinen
wissenschaftlichen entomologischen Untersuchungen unverkennbar
zu statten. Auf das Jahr 1855, noch bevor Mayr seine Studien
Z. B. Ges. 58. Bd. 33
514 Fr. Fr. Kohl.
durch Erlangung des Doktorgrades zum Abschlusse gebracht hatte,
erschien in den „Verhandlungen“ des Zoologisch-botanischen Ver-
eines die Abhandlung „Formicina austriaca“, jene klassische, aus-
gereifte Arbeit, welche mit ihrer zeitgemäßen Erweiterung: „Die
europäischen Formieiden* (Wien, 1861, ©. Gerolds Sohn) bahn-
breehend für die moderne, nunmehr weit vorgeschrittene Myrme-
kologie geworden ist. Alle jüngeren bedeutenden Myrmekologen
schulten sich an Mayrs grundlegender Arbeit (Ern. Andre, Emery,
Forel u. a.). Man vergegenwärtige sich, daß Mayr damals erst
im 25. Lebensjahre stand.
Im Jahre 1856 promovierte Mayr nicht nur zum Doktor der
Medizin, sondern legte auch die Lehramtsprüfung aus Naturgeschichte
und Chemie für die Mittelschule ab und wurde noch im September
desselben Jahres zum Lehrer der Naturgeschichte an der Ober-
realschule zu Pest ernannt; auch supplierte er für dasselbe Fach
am dortigen deutschen Gymnasium. Bei dieser Berufsänderung
mag wohl seine ausgesprochene Neigung für ein Lehramt und in
zweiter Linie der Wunsch bestimmend auf ihn eingewirkt haben,
seinem Lieblingsstudium, der Entomologie, eifriger obliegen zu
können, als er es etwa als praktischer Arzt hätte tun können. Bei
Lebzeiten hat Mayr sich öfters dahin ausgesprochen, daß ihn die
Erteilung des Unterrichtes glücklich mache und ihm große innere
Befriedigung gewähre.
Kurz bevor der junge Forscher seine Stelle in Pest antrat,
verband er sich mit einem edlen, lieblichen Mädchen, Alexandrine
Pazzani, zum Lebensbunde. Der überaus glücklichen Ehe ent-
sprossten drei Töchter. Im Jahre 1861 verlor M. gelegentlich der
Magyarisierung der deutschen Mittelschulen in Ungarn seine Stel-
lung in Pest. Er übersiedelte daher in seine Vaterstadt, wo ihm
zwei Jahre später (1863) die Stelle als Professor der Naturgeschichte
an der Kommunal-Öberrealschule im I. Bezirk (Rossauer Oberreal-
schule) verliehen wurde, welche er bis zu seiner Pensionierung im
Jahre 1892 inne hatte. Auf die Zeit des Pester Aufenthaltes ent-
fallen fünf Abhandlungen, als deren letzte das bereits erwähnte
Buch „Die europäischen Formieiden“ (1861) angesehen wird.
In Wien entfaltete M. nunmehr eine fruchtbare literarische
Tätigkeit. Von den bedeutenderen Veröffentlichungen seien hier
Dr. Gustav Mayr 7. 515
hervorgehoben: Hemipterologische Studien (1863); Diagnosen neuer
Hemipteren (1864, 1865, 1866); Die Formieiden der Reise der
österreichischen Fregatte „Novara“ (1865—1866); Die Ameisen des
baltischen Bernsteins (1568); Die Belostomiden, monographisch be-
arbeitet (1871); Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wort und
Bild (1870—1871); Die Einmiethler der mitteleuropäischen Eichen-
gallen (1872); Die europäischen Cynipidengallen (1876); Die Genera
der gallenbewohnenden Cynipiden (1881); Die europäischen Arten
der gallenbewohnenden Cynipiden (1882); Die Feigeninsekten (1885).
Besonders verdienstlich sind Mayrs Bearbeitungen der Cyni-
piden; sie basieren auf biologischer Grundlage, der sorgfältigen
Untersuchung eines reichen verläßlichen Züchtungsmateriales und
ergänzen sich zu einer Monographie der europäischen Cynipiden,
die überall mit größter Anerkennung aufgenommen und zum Teil
sogar übersetzt wurde. Leicht verständlich ist es, daß die Zucht
und das Studium der inquilinen Cynipiden Mayr auf das Studium
der kleinen parasitischen Formen aus der so schwierigen Mikro-
hymenopteren-Familie der Chaleididae führte, welches gleichfalls
wertvolle Ergebnisse zeitigte [Die europäischen Torymiden (1874);
Die europäischen Eneyrtiden (1875); ferner die Bearbeitungen der
Gattungen Olinx (1577), Eurytoma (1878) und Zelenomus (1879)].
Prof. Mayr kam infolge der Ablenkung auf diese neuen hymeno-
pterologischen Gebiete, deren Studium unsäglichen Fleiß und viel
Zeit erforderte, nach dem Abschluße der Monographie der Belosto-
miden (1871) nicht mehr zur Veröffentlichung weiterer hemiptero-
logischer Arbeiten. Im Jahre 1896 übergab er seine Hemipteren-
sammlung mit allen ihren Typen und Originalexemplaren, um sie
nicht länger der wissenschaftlichen Benützung entzogen zu sehen,
geschenksweise dem k.k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien. Sie
umfaßte 1350 Arten in 5500 Stücken, darunter wohl die Mehrzahi
von den Typen der 49 von M. als neu gegründeten Gattungen und
der 110 von ihm beschriebenen neuen Arten. Das schöne Mayrsche
Geschenk, die Schenkung der Psylliden- und Coceiden-Sammlung
durch Paul Löw und die bereits früher käuflich erworbene große
Sammlung von V. Signoret (1890), zudem die reichen Aufsamm-
lungen des Hemipterologen Kustos A. Handlirseh haben, beiläufig
erwähnt, die vor 20 Jahren noch sehr bescheidene Hemipteren-
33%
516 Fr. Fr. Kohl.
sammlung des naturhistorischen Hofmuseums zu der Bedeutung
emporgehoben, daß sie heute als eine der ersten Hemipterensamm-
lungen der Welt zu gelten hat.
Im Jahre 1892 trat Mayr in den Ruhestand. Bei dieser Ge-
legenheit erhielt er als Auszeichnung den Titel „kaiserlicher Rat“,
nachdem ihm schon mehrere Jahre früher (1876) das goldene Ver-
dienstkreuz mit der Krone verliehen worden war.
In der Zeit vom Jahre 1892 bis zu seinem Tode (1908) ver-
öffentlichte der Forscher noch 18 hymenopterologische Abhand-
lungen, wovon mehrere auch auf die letzten Lebensjahre entfallen.
Diese wurden ihm leider durch körperliche Leiden zum Teil ver-
bittert. Die geistige Frische und Arbeitslust aber blieb ihm fast
bis zu seinem Heimgange beschieden. Nur von den Jahren 1893
und 1899 können wir keine Veröffentlichungen verzeichnen. Im
Jahre 1900 verlor er seine treue Lebensgefährtin, ein Verlust, welcher
seinem Herzen sehr nahe ging und über den ihn, den nunmehr
Vereinsamten, die Wissenschaft tröstend hinüberhalf.
Nachdem Mayr seine Augen geschlossen hatte, machte sich
neben der herzlichen Trauer um den Geschiedenen bei den Fach-
genossen auch die Besorgtheit und Frage geltend, in welcher Weise
und wo seine Sammlungen fürderhin der Wissenschaft dienen werden.
Diese Angelegenheit hat aber bereits eine günstige Lösung gefunden.
Die Sammlung Mayrs und dessen fachwissenschaftliche Bücherei
wurde gemäß testamentarischer Verfügung Eigentum der k. k. z00-
logisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Da diese selbst keine
wissenschaftlichen zoologischen Sammlungen anlegt, mußte der Ver-
kauf der Sammlung naheliegen. Diese ging auch jüngst käuflich
in den Besitz des k. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien über.
Hiermit hat sich wohl ein zweifacher, wenn auch nicht ausge-
sprochener Wunsch des verstorbenen Forschers erfüllt, der Gesell-
schaft, der er zeitlebens treu ergeben war, eine namhafte Unter-
stützung zuzuwenden und zugleich die Sammlung im Schutze eines
großen vaterländischen Institutes der Wissenschaft zugänglich zu
machen.
Es ist wohl von Interesse für die Herren Hymenopterologen,
an dieser Stelle Einiges über den Umfang der Mayrschen Samm-
lung und ihren Inhalt zu erfahren. Seine Ameisensammlung um-
Dr. Gustav Mayr 7. 517
faßt 2180 Arten, das sind ungefähr 70—75°/, der bisher beschrie-
benen, und 375 Subspezies und Varietäten.
Sie enthält Typen, Cotypen und Originalbestimmungen der
Myrmekologen: Ern. Andre, Emery, Forel, Nylander, Per-
gande, Roger, Ruszky, Wheeler und noch einiger anderer
Autoren. Besonders zahlreich sind die Typen (Cotypen) von Emery
und Forel, Forscher, mit denen Mayr manches Jahrzehnt in regstem
Verkehr gestanden ist. In seinen 53 Abhandlungen über Ameisen
hat G. Mayr im ganzen 66 neue Gattungen begründet und 557 neue
lebende und 48 neue fossile (Bernstein!) Formieidenarten beschrie-
ben. Wenn man bedenkt, daß die Typen zu diesen mit wenigen
Ausnahmen auch in der Sammlung stecken, stellt sich diese als
eine wissenschaftlich besonders wertvolle dar.
Mayrs Cynipidensammlung ist in demselben Grade wie
die der Formieciden reich; die bisher beschriebenen Arten sind näm-
lich in ihr mit ungefähr 80°/, vertreten. Sie umfaßt 923 Spezies,
darunter die vom Autor selbst beschriebenen Arten und Gattungen
(38 nov. spec., 9 nov. gen.), Typen und Originalexemplare folgender
Autoren: Adler, Ashmead, Bassett, Beutenmüller, Beyerink,
Bouche&, Destefani, Gillette, Giraud, Hartig, Karsch, Kieffer,
M. F. Müller, Osten-Sacken, Paszlavsky, Reinhard, Tavares,
Tisehbein, F. Trotter und Wachtl.
Die Chaleidiergruppen, deren Studium der Heimgegangene
in den drei letzten Jahrzehnten seines Wirkens so eifrig oblag,
sind selbstverständlich artlich zahlreich in der Sammlung vertreten.
Diese enthält 2960 Arten, darunter nicht nur die Typen der von
ihm beschriebenen Arten und Gattungen (31 Gattungen in 193 Arten),
sondern auch die der vielen Försterschen Formen. Mayr hatte
nämlich nach dem Ableben dieses so fruchtbaren Systematikers
dessen Mikrohymenopteren-Sammlung (mit Einschluß der Prokto-
trupiden) käuflich an sich gebracht.
Außer den genannten drei Hauptsammlungen birgt die Mayr-
sche entomologische Hinterlassenschaft noch eine allgemeine
hymenopterologische Sammlung, die mikroskopischen Präpa-
rate zu seinen Studien, große Doublettenschätze an Formieiden,
Gallen, Gallwespen und eine Zoocecidiensammlung, welche die Gallen
und Gallenbildner der verschiedenen Arthropoden (Diptero-, Hemi-
518 Fr. Fı. Kohl.
ptero-, Hymenoptero- und Phytopto-Ceeidien) in systematischer
Reihenfolge der Pflanzenarten zeigt.
Wenn hier schließlich noch angegeben wird, daß Mayr im
ganzen (eingerechnet die Hemipteren) 155 neue Gattungen und
959 Arten beschrieben hat, so soll damit nicht etwa dargetan sein,
daß in den Neubeschreibungen als solchen der Hauptwert des For-
schers zu erblicken ist, sondern es mag damit nur die, Summe der
Mayrschen systematisch-entomologischen Arbeitsleistung dargetan
werden, als deren Substrat die Neubeschreibungen anzusehen sind.
Die Persönlichkeit Mayrs hatte etwas Sonniges, Mildes; er
war einer jener Menschen, in deren Nähe man sich wohl fühlt.
Die böse Leidenschaft des Neides, welche gerade in der Gelehrten-
welt so viele unschöne Früchte zeitigt, kannte er nicht. Über die
Leistungen Anderer freute er sich aufrichtig und war auch stets
bereit, Fachgenossen zu fördern und in der Sache zu unterstützen.
In der Beurteilung der wissenschaftlichen Tätigkeit der Forscher
seiner Zeit, wenn diese auch manchmal nachweisbar schlimm ist,
zeigte sich M. überaus gütig; absprechende Kritiken hörte man
aus seinem Munde nur selten, da sein gütiges geistiges Auge nur
das Gute sah.. Das moderne Rezensententum, welches sich durch
Verunglimpfung Anderer um jeden Preis in die Höhe hebt, war
seiner Natur zuwider. So mochte es wohl kommen, daß M. keine
Feinde, wohl aber viele Freunde und Schätzer fand. Zu diesen ge-
hörte auch der Schreiber dieser Zeilen. Nur ein Mann stand ihm
— aber völlig grundlos — grollend gegenüber, der Paläontologe
Prof. Osw. Heer. Dieser konnte es nicht vergessen, daß Mayr in:
IV. Vorläufige Studien über die Radaboj-Formieiden in der Samm-
lung der k.k. geologischen Reichsanstalt (Jahrbuch der k.k. geol.
veichsanst., 1867, 17. Bd., 1. Heft) die mittlerweile notwendig ge-
wordene Revision der von Heer determinierten Radaboj-Ameisen-
abdrücke vorgenommen hatte. Die wissenschaftlich unerläßliche
Revision durch M. war eine durchaus sachliche gewesen, in vor-
nehmer, schonender Art, mit der vollen Anerkennung der Heer-
schen Leistung ausgeführt worden und es bleibt daher unverständlich
und kann nur als Ausfluß übergroßer Selbsteingenommenheit und
Empfindlichkeit betrachtet werden, wenn sich Heer noch vor seinem
Tode bitter über Mayr äußerte. — Ehrungen, die ihm auch zuteil
Dr. Gustav Mayr 7. 519
geworden sind, wenngleich nicht in dem Maße, als es seine wissen-
schaftliche Bedeutung verdient hatte, lagen gänzlich außerhalb des
Kreises seiner Bestrebungen. Ihm galt ausschließlich die Sache.
Was ihn glücklich machte, waren die Forschungen und deren Er-
gebnisse selbst, das Bewußtsein, die Wissenschaft zu fördern. Be-
zeichnend für Mayrs Richtung und Geist ist es, daß er sich die
Stoffe der Bearbeitungen stets aus den schwierigsten Kapiteln geholt
hat. Durch die unverdrossene Gründlichkeit seiner Untersuchungen
überwand er die größten Schwierigkeiten und gelangte stets zu
wertvollen wissenschaftlichen Resultaten. Alle seine Abhandlungen
mit monographischer Anlage werden als grundlegende Arbeiten
auch in der Zukunft ihren Wert zweifellos bewahren. Beispiels-
weise schreibt der Hemipterologe A. Handlirsch (in „Botanik und
Zoologie in Österreich in den Jahren 1850—1900*, Festschrift,
Wien, 1891, S. 305): „..... zu den wertvollsten Publikationen Mayrs
zählen seine späteren Arbeiten über Belostomiden; hier zeigt es sich
klar, welch scharfer Blick und welch präzise Darstellungsweise
diesen Forscher schon damals auszeichnete; wie gründlich er diese
schwierige Gruppe studierte, ist daraus zu entnehmen, daß ein heute,
nach 30 Jahren, mit derselben beschäftigter Hemipterologe erklärte,
er habe Mayrs Arbeiten kaum etwas hinzuzufügen.“ Was von
der Monographie der Belostomiden gilt, gilt im gleichen Maße auch
von den hymenopterologischen Werken Mayrs. Bei der Gründung
der Gattungen sowohl als der Arten führte er stets eine Menge
wohluntersuchter, verläßlicher Merkmale in die Wissenschaft ein,
wodurch seinen Abhandlungen ein bleibender Wert gesichert ist
und jüngere Hymenopterologen ihre Direktive empfangen können.
In seinen Untersuchungsmethoden war M. den meisten Entomo-
logen seiner Zeit voraus.
So wird z. B. in seinem Vorworte zu „Die europäischen Formi-
eiden“, also schon im Jahre 1861, erwähnt, daß die 37 Figuren
auf beifolgender Tafel von Mayr mit der Camera lueida gezeichnet
worden sind, bei deren Anfertigung es ihm weniger an einem
gleichförmigen Größenverhältnis als insbesondere an großer Ge-
nauigkeit gelegen war. Also schon damals hat dieser genaue Forscher
erkannt, daß die Abschätzung der Verhältnisse nach bloßem Augen-
maße nur zu unrichtigen und unverläßlichen Angaben führt. Daher
520 Fr. Fr. Kohl.
benützte er, um zu sicheren Merkmalen zu gelangen, bei der Formen-
untersuchung bereits das Zeichenprisma, während es heute noch
von vielen Autoren der deskriptiven Entomologie als unnötig und
zu zeitraubend empfunden wird, die Richtigkeit der auf das Augen-
maß gegründeten Angaben mit einem optischen Zeichenapparat
nachzuprüfen.
Wie ich aus den hinterlassenen Papieren entnehme, ist der
verstorbene Gelehrte mit 187 Naturforschern und Sammlern seiner
Zeit in wissenschaftlichem Briefwechsel, Insekten- und Schriften-
tausch gestanden und hat mit vielen wissenschaftlichen Instituten
verkehrt. Es seien hervorgehoben: H. Adler, Ern. Andre, W. Ash-
mead, H. F. Bassett, ©. Berg, W. Beutenmüller, M. W. Beyerink,
C. G. Brischke, Rob. du Buysson, P. Cameron, Th. D. Cockerell, E.
T. Cresson, Th. Destefani-Perez, C. Emery, P. Förster, A. Forel, R.
Gestro, Cl. Gillette, J. Giraud, P. V. Gredler, v. Hagens, A. H. Hali-
day, ©. Heer, E. Hoffer, N. Holmgren, L. ©. Howard, H. v. Ihering,
F. Karsch, A. Kerner v. Marilaun, J. Kieffer, W. F. Kirby, J. Kriech-
baumer, J. Liehtenstein, K. Lindemann, John Lubbock, P. Magretti,
P. Marchal, P. Mayer, Man. Medina, F. Meinert, Al. Mocsäry, Fritz
Müller, M. F. Müller, Edw. Norton, W. Nylander, K. Osten-Sacken,
Th. Pergande, D. Reinhard, J. Royer, Al. Jam. Rotney, M. Ruperts-
berger, Mich. Ruzsky, H. v. Saussure, Edw. Saunders, A. Schenck,
D. H. Schlechtendal, P. Jerome Schmitt, Edw. Van Segvelt, J. Sichel,
Fr. Sikora, Fredr. Smith, Stal, Br. Yng. Sjöstedt, E. Taschenberg,
Joach. Tavares, Tischbein, C. Tschek, Fr. A. W. Thomas, G. Thomson,
Jam. W.H. Trail, M. Treat, Aless. Trotter, P. R. Uhler, van Vollen-
hoven, Fr. Wachtl, Franeis Walker, E. Wasmann, J. O. Westwood,
W. H. Wheeler und J. Wullschlegel.
Die hervorragenden Ameisenforscher Prof. Dr. Carlo Emery
in Bologna und Prof. Dr. August Forel in Zürich sind aus Mayrs
Schule hervorgegangen und Jahrzehnte seine eifrigsten Korrespon-
denten gewesen, der Verkehr mit ihnen war ein freundschaftlicher.
Es sei hier gestattet, die Zuschrift des Herrn Prof. Forel, welche
er gelegentlich der am 23. November von der k. k. Zoologisch-
botanischen Gesellschaft in Wien veranstalteten Trauerfeier an den
Präsidenten der Gesellschaft, Herrn Universitätsprofessor Dr. Rich.
titt. v. Wettstein, gerichtet hat, als den Ausdruck eines Gelehrten,
Dr. Gustav Mayr ;. 521
der dem Verstorbenen mit Geist und Herz nahe stand, auszugsweise
zum Abdruck zu bringen. Forel schreibt darin: „Er hat als erster
die Ameisensystematik in natürlicher Weise geordnet und eine natür-
liche Einteilung in Gattungen aufgestellt. Seine Arbeiten sind durch-
wegs vom Geiste der objektiven Wissenschaft und der Exaktheit
durchdrungen. Er hat seine eigenen Irrtümer, die wohl bei jedem
fleißigen Arbeiter vorkommen, stets in gewissenhaftester Weise und
rücksichtslos gegen sich selbst berichtigt. Ein Beispiel, das leider
selten genug ist. . ... Er hat selbst im hohen Alter nichts von seiner
Objektivität und Exaktheit eingebüßt, sondern umgekehrt infolge
des enormen Wachstums des Ameisenmaterials sich einer immer
größeren Sorgfalt in den Beschreibungen befleißigt. Ich bin der
Ansicht, daß man derartige bescheidene Naturen, die das exakte
Wissen über alle marktschreierische Reklame stellen, nie genug
rühmen kann. In ihm verliere ich ein@n treuen lieben Freund und
Mitarbeiter, dem ich, besonders als ich Anfänger war, aber noch
lange Jahre hindurch nachher viel Hülfe verdanke. Ich sah ihn
zuletzt noch schwer krank im Frühling dieses Jahres und er tat
mir vom ganzen Herzen weh. Trotzdem half er mir noch bei der
Bestimmung einer Ameise durch Mitteilung eines Typus. Er ruhe
nun in Frieden!“
Im Anschlusse an die Briefzeilen Forels muß gegen eine Aus-
lassung des Psychiaters ©. Lombroso Stellung genommen werden.
Dieser bemerkt in „Genie und Irrsinn“ (übersetzt von A. Courth,
Leipzig, Phil. Reclam jun.) S. 29, „daß geniale Menschen oder,
besser gesagt, daß Gelehrte sehr oft zu jener Kategorie von Men-
schen gehören, welche Wachdakoff diejenige der „Monotypen“
nennt. Unter soleher Bezeichnung faßt man alle diejenigen zu-
sammen, die sich ihr ganzes Leben hindurch nur mit einem einzigen
beschränkten Zweige des menschlichen Wissens beschäftigten und
aus dem Bannkreise dieser Einseitigkeit sich nieht mehr zu befreien
vermochten. So studierte Beekmann sein ganzes Leben hindurch
weiter nichts als die Rippenkrankheiten, Fresner den Mond,
„Meyer“ die Ameisen. Eine große Ähnlichkeit herrscht zwischen
diesen Typen und den Monomanen“. Lombroso hat bei der Wahl
seiner Beispiele für einen Monotypen wenigstens in Betreff Mayrs
gänzlich fehlgegriffen. Die Schreibweise „Meyer“ läßt an der Iden-
6
522 Fr. Fr. Kohl.
tität mit G. Mayr, beiläufig erwähnt, nicht zweifeln, da es keinen
hervorragenden Myrmekologen „Meyer“ gibt, aber dann auch nicht
zweifeln, daß Lombroso die Kenntnis der verschiedenen Veröffent-
lichungen Mayrs abgegangen ist, denn sonst hätte sich ihm doch
die richtige Schreibung des Namens aufdrängen müssen. Vielleicht
war ihm nur die übliche Bezeichnung „Ameisenmayr“ bekannt.
Der genannte Psychiater hatte offenbar auch gar keinen Einblick
in den Riesenumfang und die Verschiedenartigkeit der von Mayr
kultivierten Forschungszweige, sonst würde ihm dessen Name als
Beispiel für seinen vorliegenden Fall nicht entsprochen haben.
Mayr war nämlich ein vielseitig gebildeter, wohlgeschulter Natur-
forscher, welcher die Fortschritte auf allen Gebieten der Natur-
wissenschaften bis zu seinem Tode mit regster Anteilnahme ver-
folgte. Er war Chemiker von nicht geringen Kenntnissen, bezeich-
nete sich selbst stets als Zoologen und Botaniker, war in seinem
Lebensberufe ein hingebungsvoller, ganzer Schulmann, Freund aller
Kunst und überdies ein trefflicher Amateurphotograph. Die ganzen
Jahre hindurch war Mayr der allerfleißigste Besucher der Vortrags-
abende der k.k. zoologisch-botanischen, der k. k. geographischen
Gesellschaft und vieler anderer Vereine. Es kann dem Geschiedenen
nur sehr hoch angerechnet werden, daß er, ein Gelehrtenideal, ganz
entgegen den reklamesüchtigen Vielschreibern und Alleswissern aus-
schließlich in Wissensgebieten publizierte, in denen er die Wissen-
schaft ausgiebig bereichern konnte. Breitgetretene Straßen wandelte
er nicht. Für ein treffendes Beispiel eines „Monotypen“ im Sinne
Lombrosos muß nach allem erst noch gesucht werden, wenn es
sich mit Beekmann und Fresner vielleicht ebenso verhalten sollte
wie mit Mayr. Vielleicht wäre Lombroso selbst ein geeignetes
Beispiel gewesen.
Mit Prof. Mayr entschwand ein still, aber rastlos arbeitender
Geist aus unserem wissenschaftlichen Kreise. Alle, die ihn per-
sönlich kannten, werden ihm, dem guten, liebenswürdigen Manne,
ein treues Andenken wahren. Sein wissenschaftliches Erbe aber,
seine Meisterarbeiten werden nicht vergessen werden und noch
lange auf die Zweige der Wissenschaft befruchtend wirken, welche
er gepflegt hat. In seinem wissenschaftlichen Erbe aber könnte
der junge Naturforschernachwuchs ein leuchtendes Vorbild erblicken,
Dr. Gustav Mayr 7. 523
das ihn den Rückweg aus der verfehlten Richtung finden hilft, in
welche Einseitigkeit und Spekulation die naturgeschichtliche Wissen-
schaft heute leider vielfach gedrängt hat.
Prof. Dr. Gustav Mayr war: Ordentliches Mitglied der
k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien seit der Gründung
(1851), des Entomologischen Vereines in Stettin (1552), des Sieben-
bürgischen Vereines der Naturwissenschaften (1853), der k. k. Geo-
graphischen Gesellschaft in Wien (1856) und der Russischen ento-
mologischen Gesellschaft (1889); korrespondierendes oder aus-
wärtiges Mitglied des Naturhistorischen Vereines „Lotos“ in
Prag (1852), des Vereines für Naturkunde in Nassau (1553), Ham-
burg (1875), der k. k. Geologischen Reichsanstalt in Wien (1858), der
Entomologischen Gesellschaft in Berlin (1881), der Amerikanischen
entomologischen Gesellschaft (1398), der Sociedad cientifica, Antonio
Alzate, Mexiko (1903), der Ostpreußischen physiologisch-ökonomischen
Gesellschaft in Königsberg (1907); Ehrenmitglied der Nieder-
ländischen entomologischen Gesellschaft in Leyden (1867), der Aca-
demy of natural seiences of Philadelphia (1879), der Natural History
Society of Glasgow (1880), der Deutschen entomologischen Ge-
sellschaft in Berlin (1881), der Belgischen entomologischen Ge-
sellschaft (1886), der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in
Wien (1901), der Sociedad eientifica, Antonio Alzate, Mexiko (1903).
Gelegentlich der Weltausstellung im Jahre 1573 in Wien er-
hielt M. für die Ausstellung seiner Sammlungen durch die inter-
nationale Jury die Verdienstmedaille.
Mayr hinterläßt drei Töchter, welche an Universitätsprofessoren
verheiratet sind: Julie an Hofrat Dr. Ernst Fuchs in Wien, Rosa
an Prof. Dr. Anton Felsenreich in Wien und Mathilde an Prof.
Dr. Fritz Dimmer in Graz.
Verzeichnis der Veröffentlichungen (103).
1852. Zwei neue Wanzen aus Kordofan. — Verhandl. des zool.-bot. Ver. in
Wien, II, S. 14—18. (1 Taf.)
— Über die abnormen Bildungen, welche auf Nebria brunnea Dft. und
N. Stentzii vorkommen (Eetophyten). — Ebenda, II, Sitzungsber.,
8. 75—76. :
Er. Er Kohl.
Beitrag zur Kenntnis der Krainer Flora. — Ebenda, II, S. 76—77.
Einige neue Ameisen. — Ebenda, Il, S. 143—150.
Beiträge zur Insektenfauna von Siebenbürgen. — Verhandl. u. Mitteil.
des Siebenb. Vereins f. Naturwiss., IV, S. 141—143 (und Bericht f.
d. Österr. Literat, 1855, $. 23).
Beiträge zur Kenntnis der Ameisen. — Verhandl. des zool.-bot. Ver.
‚in Wien, III, S. 100—114.
Beschreibungen einiger neuen Ameisen. — Verhandl. des zool.-bot. Ver.
in Wien, III, S. 277—286.
Über die Abteilung der Myrmieiden und eine neue Gattung derselben.
— Ebenda, III, S. 387—394. (1 Taf.)
Über die Synonymie der Myrmica rubriceps Nyl. oder Acrocoelia rufi-
ceps Mayr. — Ebenda, IV, Sitzungsber., S. 30—32.
Über Gattungsmerkmale der Insekten. — Ebenda, V, Sitzungsber.,
S.8—10.
Über die Anwendung des Hagenow’schen Dikatopteres. — Ebenda, 8.15.
Formieina Austriaca ete. — Ebenda, V, S. 273—478. (1 Taf.) — Separat:
Wien, 1855. (Braumüilller. 8°. 306 S., 1 Taf.)
Ausflug nach Szegedin im Herbste des Jahres 1855. — Ebenda, VI,
S. 173—178.
Ungarns Ameisen. — Drittes Programm der städtischen Oberrealschule
in Pest. 22 8.
Beitrag zur geographischen Verbreitung der Tingideen. — Verhandl.
der zool;-bot. Gesellsch. in Wien, VIII, S. 567—572.
Beitrag zur Ameisenfauna Rußlands. — Stett. Ent. Zeit., XX, 8. 87—90.
Eine neue Pflanzenstahlpresse. — Ebenda, IX, Sitzungsber., S. 41—42.
Mit Figur.
Die europäischen Formieiden. Nach der analytischen Methode bear-
beitet. — 80 8., 1 Taf. Wien, C. Gerolds Sohn.
Myrmekologische Studien. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in
Wien, XII, S. 649—776.
Formieidarum Index synonymicus. — Ebenda, XIII, S. 335—460.
Beitrag zur Orismologie der Formieiden. — Archiv für Naturgesch.,
XXIX, S. 103—118.
Ein Ausflug nach den siidlichen Inseln des Quarnero. — Jahresbericht
d. Wien. Kommunal-Realschule im IX. Gem.-Bez. (Rossau) für 1862/63,
8.3—21.
Ein gefahrloser Wasserstoffapparat. — Ebenda, S. 22—24. 1 Taf.
Hemipterologische Studien. Die Belostomiden. — Verhandl. der zool.-
bot. Gesellsch. in Wien, XIII, S. 339—364. (1 Taf.)
Das Leben und Wirken der einheimischen Ameisen. — Österr. Revue,
I. Heft, S. 201—209.
Diagnosen neuer Hemipteren. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in
Wien, XIV, S. 903—914.
1869.
1866.
1867
1868.
1870.
1871.
1872.
1874.
Dr. Gustav Mayr }. 5235
Formieidae der Reise der österreichischen Fregatte „Novara“. Zoologie,
II. Bd., I. Abt., 8. 1—119. (4 Taf.) Wien. 4°.
Diagnosen neuer Hemipteren. — Verhandl. der zool,-bot. Gesellsch. in
Wien, XV, S. 429—446.
Reise der österreichischen Fregatte „Novara“. Zoologie, II. Bd., II. Abt.,
Hemiptera heteroptera, S. 1—204. (5 Taf.) Wien. 4°,
Myrmekologische Beiträge. — Sitzungsber. der kais. Akad. d. Wiss. in
Wien, mathem.-naturw. Kl., LIH, 1. Abt., S. 484—517.
Diagnosen neuer Hemipteren. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in
Wien, XVI, S. 361—366.
Diagnosen neuer und wenig gekannter Formieiden. — Ebenda, XVI,
S. 885—908. (1 Taf.)
- Vorläufige Studien über die Radoboj-Formieiden in der Sammlung der
k. k. Geolog. Reichsanstalt. — Jahrb. der k. k. Geol. Reichsanst. in
Wien, XVII, Heft I, S. 47—62. (1 Taf.)
Adnotationes in Monographiam Formieidarum Indo-Neerlandicarum. —
Tijdschrift voor Entomologie, X, p. 33—116. (2 Taf.)
Mißbildete Zwiebel einer Tulpe. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch.
in Wien, XVII, Sitzungsber., S. 65.
Formieidae novae Americanae, colleetae a Prof. de Strobel. — Annuario
della Soc. Naturalisti in Modena, III, p. 161—181.
Die Ameisen des baltischen Bernsteins. — Beiträge zur Naturkunde
Preußens. Kgl. phys.-ökon. Gesellsch. in Königsberg, 4°, S. 1—102.
(5 Taf.) — Extr. Jahrb. f. Mineralogie ete., S. 620—625.
Oremastogaster Ransonneti n. sp. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch.
in Wien, XVIII, S. 287—288.
Neue Formieiden. — Ebenda, XX, S. 939—996.
Formicidae novogranadenses. — Sitzungsber. der kais. Akad. d. Wiss.
in Wien, Bd. XLI, 48 8. (S. 370—417.)
Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wort und Bild. — 9. Jahresber.
der Rossauer Kommunal-Oberrealschule. I. 34 8. mit 4 Taf. (Auch
separat bei C. Gerolds Sohn, Wien.)
Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wert und Bild. — 10. Jahresber.
der Rossauer Kommunal-Oberrealschule. II. 36 S. mit 3 Taf. (Auch
separat, 8. 35—70, bei C. Gerolds Sohn, Wien.)
Besprechung von Dr. Stäls Enumeratio Hemipterorum. — Verhandl.
der zool.-botan. Gesellsch. in Wien, XXI, S. 22.
Die Belostomiden, monographisch bearbeitet. — Ebenda, XXI, 8.399
bis 440.
Formieidae borneenses. — Annali del museo eivico di storia naturale
di Genova, II, p. 133—155.
Die Einmietler der mitteleuropäischen Eichengallen. — Verhandl, der
200l.-bot. Gesellsch. in Wien, XXII, S. 669— 726. (Auch separat.)
Gallen von Dryophanta seutellaris. — Ebenda, XXIV, Sitzungsber., S.37.
1877.
1882.
Fr. Fr. Kohl.
Die europäischen Torymiden. — Ebenda, XXIV, 8. 53—142.
Die australischen Formieiden. — Joum. des Museum Godefroy, XII,
p. 56—115.
Die europäischen Eneyrtiden. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in
Wien, XXV, S. 675— 778.
Die europäischen Cynipidengallen, mit Ausschluß der auf Eichen vor-
kommenden Arten. — Programm der Wiener Kommunal-Oberreal-
schule im IX. Bez., S. 3—24. (3 Taf.) (Auch separat, Wien, Hölder.)
Besprechung von Dr. Adlers „Beiträge zur Naturgeschichte der
Cynipiden“. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in Wien, XXVII,
S.20.
Über Dr. Emerys Gruppierung der Myrmieiden. — Ebenda, XXVII,
Sitzungsber., 8. 23—26.
Die Chaleidiergattung Olin&. — Ebenda, XXVII, S. 155.
Formieiden, gesammelt in Brasilien von Prof. Trail. — Ebenda, XXVII,
S. 867—878.
Reise in Turkestan von Alexis Fedtschenko. Zool. Teil, Formieidae,
bearbeitet von G.Mayr. Moskau. 4°. 20 8.
Arten der Chaleidiergattung Zurytoma durch Zucht erhalten. — Ver-
handl. der zool.-bot. Gesellsch. in Wien, XXVIII, S. 297—334.
Beiträge zur Ameisenfauna Asiens. — Ebenda, XXVII, S. 645—686.
Die Schlupfwespengattung Telenomus. — Verhandl. der zool.-bot. Ge-
sellsch. in Wien, XXIX, S. 697—714.
Die Ameisen Turkestans, gesammelt von Fedtschenko. — Tijdschrift
voor Entomologie, XXIII, S. 17—40. (Übersetzung a. d. Russischen.)
Beschreibung einer neuen Gallwespe (Andricus Adleri). — Ebenda,
XXX, Sitzungsber., S. 5—9.
Die mutmaßliche Heterogonie von Pediaspis Sorbi Tischb. und Bathy-
aspis Aceris Forst. — Ebenda, XXX], S. 4. (Notiz.)
Die Genera der gallenbewohnenden Cynipiden. — 20. Jahresber. der
Kommunal-Oberrealschule im I. Bez. Wien, S. 1—38. (Auch separat,
A. Hölder.)
Die europäischen Arten der gallenbewohnenden Cynipiden. — 21. Jahres-
ber. der Kommunal-Oberrealschule im I. Bez. Wien. (Auch separat,
A. Hölder.)
Über Chilaspis Loewii Wachtl. — Wiener Entom. Zeit., II, Heft 1.
Fourmis de Cayenne (par O0. Radoszkowsky). — Hor. Soc. entom.
Ross., XVII, p. 30—39.
Drei neue ostindische Formieidenarten. — Notes Leyden. Mus., V,
p. 245— 247.
Über das Vorkommen der Epitritus argiolus genannten Ameise in Un-
garn. — Termösz. Füzet., VI, p. 196—197.
Feigeninsekten. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in Wien, XXXV,
S. 147—250. (1 Taf.)
1886.
1904.
Dr. Gustav Mayr 7. 527
Eine neue Cynipide aus Mexiko. — Ebenda, XXXVI, 8.369—372. (1 Taf.)
Über Eeiton-Labidus. — Wiener Entom, Zeit., V, Heft 2, 8. 33—36.
Die Formieiden der Vereinigten Staaten von Nordamerika. — Verhandl.
der zool.-bot. Gesellsch. in Wien, XXXVI, S. 419—464.
Notizen über die Formieidensammlung des British Museum in London.
— Ebenda, XXXVI, 8. 353—868.
Siüdamerikanische Formieiden, beschr. von G.M. — Ebenda, XXXVII,
S. 511—632.
Formieiden aus Tibet. Insecta in itinere Cl. Przewalskii in Asia
centrali novissime leeta. — Hor. Soc. entom. Ross., Tom. XXIV,
p- 278—280.
Drepanognathus rugosus Mayr, 8 (deseriptio). — Termeszetrajzi Füzetek,
XV, p. 127. Budapest.
Liometopum microcephalum Pz. (Nestbau.) — Verhandl. der zool.-bot.
Gesellsch. in Wien, XLII, S. 317.
Formieiden, von Dr. Fr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelt. — Jahr-
buch der Hamburgischen wissensch. Anstalten, X, 2, S. 195— 201.
Ergänzende Bemerkungen zu E. Wasmanns Artikel über springende
Ameisen. — Wiener Entom. Zeit., XII, S. 23.
Afrikanische Formieiden. — Annal. des k. k. naturh. Hofmus. Wien, X,
Heft 2, S. 124—124.
Beiträge zur Kenntnis der Insektenfauna von Kamerun. 5. Formieiden.
— Entomol. Tidskr. Ärg., XVII, H. 3, p. 225—256.
Telenomus Sokolowi n. sp. — Hor. Soc. Entom. Ross., XXX, p. 442.
Formieiden aus Ceylon und Singapore. — Termeszetr. Füzetek, XX,
p. 420—436.
Drei neue Formieiden aus Kamerun, gesammelt von Prof. Dr. Reinhold
Buchholz. — Entomol. Tidskr. Ärg., XXI, H. 3/4, p. 273—279.
Südafrikanische Formieiden, gesammelt von Dr. Hans Brauns. — Amn.
des k. k. naturhist. Hofmus., XVI, H. 1, S. 1—30. (2 Taf.)
Die Erzeuger des Sodoms-Apfels. — Wiener Entom. Zeit., XX, H. 4,
S. 69—68.
Hymenopterologische Miszellen. I. — Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch.
in Wien, LII, 8. 287—303. (Über nordamerikanische Cynipiden. —
Westafrikanische Formieiden.)
Notiz über Cynipiden. — Marcellia, I, p. 103.
Hymenopterologische Miszellen. II. — Ebenda, LIII, S.387—403. (Einiges
über Pteromalinen. — Zur Kenntnis der Gattung Telenomus Hal. —
Neue Formieiden.)
Hymenopterologische Miszellen. III. — Ebenda, LIV, S. 559—598. (Die
Ormyrus-Arten Europas. — Neue Chaleididen und Proctotrupiden.
— Formieiden.)
Formieiden aus Agypten und dem Sudan. — L. A. Jägerskiöld exp.,
Nr. 9, 11p.
1908.
Fr. Fr. Kohl. Dr. Gustav Mayr ;r.
Über Andricus theophrasteus. — Marcellia, IV, p. 51.
Eine neue gallenerzeugende Perilampidengattung aus Paraguay. —
Marcellia, Riv. Int. di Cecidologia, IV, p. 179—181.
Hymenopterologische Miszellen. IV.— Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch.
in Wien, LV, 8. 529-575. (1 Taf.) (Die europäischen Arten der
Gattung Decatoma Spin., durch Zucht erhalten. — Über Perilampiden.
— Eine neue mexikanische Cynipide.)
Neue Feigeninsekten. — Wiener Entom. Zeit., XXV, 8. 153—187.
Über Aulax graminis. — Marcellia, V, p. 74.
Zwei Cynipiden. — Ebenda, VI, S. 3—7. 1 Fig.
Die mitteleuropäischen Eichengallen. — Facsimile-Edition. Ed.: W.Junk,
Berlin. 8°. S. 1—70. 7 Tafeln.
Ergebnisse der mit Subvention aus der Erbschaft Treitl unternommenen
zoologischen Forschungsreise Dr. Fr. Werners nach dem ägypti-
schen Sudan und nach Nord-Uganda. XI. Liste der von Dr. Fr.
Werner am oberen Nil gesammelten Ameisen ete. — Sitzungsber.
der kais. Akad. d. Wiss. in Wien, mathem.-naturw. Kl., Bd. CXVI,
Abt. 1, S. 387—392. ?
Telenomus rufiventris n. sp., eine Schlupfwespe. — Hor. Soc. entom.
Ross., XXXVII, p. 158—160.
Wissenschaftliche Ergebnisse der schwedischen zoologischen Expedition
nach dem Kilimandjaro, dem Meere und den umgebenden Massai-
steppen Deutsch-Ostafrikas 1905—1906 unter Leitung des Prof. Dr.
Yngve Sjöstedt. 8. Hymenoptera,. 2. Formieidae. — Kgl. schwed.
Akademie d. Wiss. in Upsala. 4%. S. 7—23. (1 Taf.)
Formieiden in: Botanische und zoologische Ergebnisse einer wissen-
schaftlichen Forschungsreise nach den Samoainseln, dem Neuguinea-
Archipel und den Salamonsinseln ete. vom Mai bis Dezember 1905
von Dr. Karl Rechinger. — Denkschr. der kais. Akad. d. Wiss. in
Wien, Bd. LXXXI, S. 313—314.
August Schletterer 7. 529
August Schletterer 7.
Ein Nachruf
von
Franz Friedr. Kohl.
(Eingelaufen am 20. Juni 1908.)
Am 24. Mai 1908 verschied zu Girlan bei Bozen in Tirol
der bekannte Hymenopterologe Gymnasialprofessor (i. R.) August
Sehletterer nach mehrjährigem schweren Siechtum. Ihm verdankt
die Wissenschaft eine Reihe wertvoller, zum Teile monographischer
Arbeiten, von denen einige auch in dieser Zeitschrift veröffentlicht
worden sind. Als Fachgenosse und langjähriger Freund halte ich
mich für berufen, dem Geschiedenen an dieser Stelle einige Worte
des Andenkens zu widmen.
August Schletterer wurde im Jahre 1850 in St. Pauls bei
Bozen als der Sohn eines allseits geachteten Schulleiters geboren.
In Bozen besuchte er das Franziskaner-Gymnasium und empfing
dort durch den bekannten Professor und nachmaligen Direktor P.
O. Fr. Vinzenz M. Gredler die ersten Anregungen zum Studium
der Natur, welche später für seine Berufswahl entscheidend wurden.
Auf der Universität in Innsbruck schulte er sich unter dem ebenso
wohlwollenden als kräftigen Einflusse des ausgezeichneten Zoologie-
professors Dr. Kamill Heller. Nach abgelegter Gymnasiallehramts-
prüfung beriefen ihn im Jahre 1878 die Zeitumstände zur Okku-
pation Bosniens und der Herzegowina, wo er als Reserveleutnant
mehrere Gefechte bestand. In der Folge lag er an einem schweren
Typhus in Mostar lange krank darnieder. Von diesem erholte er sich
nur langsam und dürfte auch der Keim zu seinem Gehirnleiden,
dem er erlag, hergerührt haben. Nach seiner Genesung absolvierte
er in Bozen das Probejahr zu seinem Lehrberufe und wurde hierauf
zum Supplenten am Gymnasium in Horn (N.-Ö.) bestellt. Im Jahre
1883 kam er in gleicher Eigenschaft an die Leopoldstädter Unter-
realschule in Wien. Sein Weg zum Mittelschullehramt war dornig,
voll von Entbehrungen, da er ihn gerade zu der Zeit wandern
mußte, wo eine gänzliche Aussichtslosigkeit auf ein Definitivum
2. B. Ges. Bd. 58. 34
530 Fr. Fr. Kohl.
eine große Zahl der tüchtigsten jungen Kräfte jahrelangen traurigen
Verhältnissen auslieferte. Seine Ernennung zum definitiven Gymnasial-
lehrer in Pola erfolgte erst im Jahre 1890, also dreizehn Jahre
nach abgelegter Lehramtsprüfung.
Schletterer stellte keine Ansprüche an das Leben und hatte
trotz der aufreibenden Lehrtätigkeit noch die Lust, sich fach-
wissenschaftlich zu bilden und zu betätigen. Auf seinen Wunsch
führte ihn der Schreiber dieser Zeilen im Jahre 1833 in die Hymeno-
pterologie ein. Im Jahre 1886 wurde er mit Dekret als Volontär
in den Personalstatus des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums auf-
genommen. Von jetzt ab entfaltete Schletterer an der Hand der
Musealsammlung eine rege wissenschaftliche Tätigkeit bis zu seiner
Ernennung zum definitiven Gymnasialprofessor. In diese Zeit fällt
die Veröffentlichung von 14 wissenschaftlichen Abhandlungen, dar-
unter mehreren umfangreicheren Monographien. Da Schletterer
selbst keine Sammlung besaß und auch nicht die Literatur, welche
zu einer wissenschaftlichen Betätigung unerläßlich ist, so wurde mit
seiner Berufung nach Pola seine Tätigkeit auf dem Gebiete der
hymenopterologischen Systematik jäh beendet.
Schon nach mehrjährigem Aufenthalte in Pola stellte sich bei
Schl. eine beunruhigende Gedächtnisabnahme ein, welche nach
seiner Versetzung an die k. k. Oberrealschule in Innsbruck und
später an das deutsche Gymnasium in Trient in dem Maße zunahm,
daß er sich veranlaßt sah, im Jahre 1904 in den Ruhestand zu treten.
Dieser brachte ihm trotz der sorgsamsten Pflege, die er bei seiner
treuen Schwester Johanna genoß, nicht die gehoffte Gesundung.
Mit Schletterer schied eine anspruchslose, liebenswürdige
Natur, in deren Nähe man sich wohl fühlte. In manchen Kreisen
war er wegen seiner musikalischen Kenntnisse und als vorzüglicher,
geschulter Liedersänger bekannt und beliebt, bildete er doch schon
zur Zeit seiner Universitätsstudien eine hervorragende Stütze des
damals blühenden akademischen Gesangsvereines in Innsbruck. Er
war ein Mann ohne Falsch, von sonniger Heiterkeit, voll ursprüng-
lichen, harmlosen Humors. Darum war er auch bei allen, die ihn
kannten, beliebt; sie werden ihm ein treues Andenken bewahren.
In der wissenschaftlichen Welt ist ihm dieses durch seine wertvollen
Arbeiten gesichert. Folgendes Verzeichnis soll ein Bild der wissen-
August Schletterer }. 531
schaftlichen Tätigkeit geben, welche Schletterer in der Zeit herber
Entbehrungen entfaltete:
1885.
1886.
1886.
1887.
1887.
1889.
1889.
1889.
1889.
1889.
1889.
1889.
1890.
1890.
1890.
1891.
1891.
1894.
1895.
1901.
Die Hymenopterengatiung Gasteruption Latr. — Verhandl. der zool.-
bot. Gesellsch. in Wien, XXXV, S. 267—326. (1 Taf.)
Zwei neue Arten der Hymenopterengattung Zvania. — Ebenda, XXXVI,
S. 231.
Über die Hymenopterengattung Evania. — Ebenda, XXXVI, 8. 3—48.
(1 Taf.)
Die Bienen Tirols. — Jahresber. d. Staatsrealschule im 2. Bez. in Wien.
Die Hymenopterengattung Cerceris, mit vorzugsweiser Berücksichtigung
der paläarktischen Arten. — J. Spengels Zool. Jahrb., Jena, Bd. II,
S. 349—510. (1 Taf.)
Nachträgliches über die Hymenopterengattung Cerceris Latr. — Ebenda,
Bd. IV, S. 880— 904.
Monographie der Hymenopterengattung Stephanus Latr. — Berl. Ent.
Zeitschr., Bd. XXXIIH, H. 1, S. 71—160. (1 Taf.)
Monographie der Bienengattungen Chelostoma Latr. und Heriades Spin.
"— J.Spengels Zool. Jahrb., Jena, Bd. IV, 8. 591—691.
Die Hymenopterengruppe der Evaniiden, monographisch bearbeitet. —
Annalen des k.k. Naturhist. Hofmus., IV, H.1, S. 107—180; H. 2,
S. 289—338; H. 3, S. 373—546. (6- Taf.)
Hymenopterologisches: Stephanus tibiator n. sp., Chelostoma grande Nyl.
— Berl. Ent. Zeitschr., Bd. XXXIII, H. 2, S. 293—298.
Die Hymenopterengattungen Stenophasmus Sm., Monochamus Westw.
und Megalyra Westw. — Ebenda, XXXIH, H.2, S. 197—250. (1 Taf.)
Beitrag zur Kenntnis der Hymenopterengattung Cerceris. — J. Spengels
Zool. Jahrb., Jena, Abt. f. System., Bd. IV, S. 1124—1131.
Die Bienengattung Dasypoda. — Ben. Ent. Zeitschr., Bd. XXXV, H.1],
S. 11—56. (1 Taf.)
Die Gruppe der Hymenopterengattungen Leucopsis F., Polistomorpha
Westw.und Marres Walk. — Ebenda, XXXV, H.2, S. 141— 302. (2 Taf.)
Apidarum species novae descriptae. — Ent. Nachr., Nr. 15, S. 225—238.
Hymenoptera in expeditione sub auspieio regii imperii Belgiei perfecta
in regione Africae ad Congo flumen inferius colleeta. — Ann. de
la Soc. entomologique de Belgique, Vol. XXXV, p. 1—34. (2 Taf.)
Vespidarum species novae chilenses. — Ent. Nachr., XVII, S. 83—94.
Zur Hymenopterenfauna Istriens. — IV. Jahresber. des k. k. Staats-
gymnasiums von Pola, S. 3—35.
Zur Bienenfauna des südlichen Istrien. — V. Jahresber. des k.k. Staats-
gymnasiums zu Pola, S. 3—42.
Beitrag zur Hymenopterenfauna von Südistrien. — Verhandl. der zool.-
bot. Gesellsch. in Wien, LI, S. 215—220.
34*
Alphabetische Inhaltsübersicht.
Zusammengestellt von A. Handlirsch und Dr. A. Zahlbruckner.
Abkürzungen:
A. — Anatomie.
B. = Biologie.
D. = Beschreibung.
G. = Geographie.
K. = Kritische Bemerkungen.
M. = Morphologie.
R. = Referat.
S. = Synonymie.
T. = Teratologie.
(Die Originalarbeiten und Beiträge sind durch den Druck hervorgehoben.)
A.
Abel, 0. Angriffswaffen und Ver-
teidigungsmittelfossiler Wirbel-
tiere. (Mit 4 Fig.) S. (207).
— Die Anwendung der Röntgen-
strahlen in der Paläontologie.
S. (232).
— Neuere Studien über die Syste-
matik und Stammesgeschiehte
der Halbaffen und über den
Fund eines angeblichen Vorfah-
ren des Menschen in Südamerika,
Tetraprothomo argentinus.
8. (35).
— Unsere gegenwärtige Kenntnis
über den Bau und die Lebens-
weise von Diprotodon austra-
lis. (Mit Fig.) S. (44).
Abraxas sylvata ab. pantarioides Spitz
n. ab. S. (262).
Acanthostichus laticornis Forel n. sp.
S. 345.
Acidalia agraria. (D., G.) S. (164).
Aglia tau ab. dealbata n. ab. S. (81).
Agrimonia Wirtgeni Aschers. und
Gräbn. (= A. odorata Ait. X Eupa-
toria L.) (D., G.) 8. (9).
Alectorolophus major Rehb.(G.) 8.(15).
Ameisen aus Sao Paulo, Paraguay
etc. 8. 340.
Androsace Hausmanni Leybold. (G.)
S. (16).
Anemone Pittonü Glow. (G.) S. (12).
Aporia cerataegi ab. S. (73).
“ Argynnis graphia (ab.). S. (158).
Atheta Fiorii Bernh. n. sp., 8.40; A.
Petzi Bernh. n. sp. 8. 39.
Atta sexdens var. bisphaerica Forel n.
var., S. 348, var. rubropilosa Forel
n. var., 8. 348; A. nigrosetosa Forel
n. sp., 8.350; 4A. Oetkeri Forel n.
sp. S. 352.
Axiocerses harpax sty& Rebel n. subsp.
S. (159).
Azteca Alfari var. mixta Forel n. var.,
S. 386; A. Aesopus Forel n. sp.,
S. 392; A.longiceps subsp. patruelis
Forel n. subsp., S. 392; A. Muelleri
var. nigridens Forel n. var., S. 392;
A. Ulei var. gibbifera Forel n. var.
S. 392.
Alphabetische
B.
Behrens, W. Tabellen zum Gebrauch
bei mikroskopischen Arbeiten. (R.)
8. (249).
Bericht des Bibliotheks-Komitees.
S. (152).
Bericht des Generalsekretärs.
S. (145).
Bericht des Präsidenten. S. (141).
Bericht des
S. (149).
Bericht des Redakteurs. S. (148).
Berichte der Sektion für Botanik.
S. (88).
Berichte der Sektion für Koleo-
pterologie. S. (18), (52), (117),
(160).
Berichte der Seb»tion für Lepido-
pterologie. S.(24) (mit 3Fig.), (67),
(155), (163), (250).
Berichte der Sektion für Paläo-
zoologie. S. (34), (205).
Berichte der Sektion für Zoologie.
S. (108).
Berichte über die allgemeinen Ver-
sammlungen. S. (86), (124), (169),
(170).
Bericht über die außerordentliche
General-Versammlung. S. (167).
Berieht über die ordentliche @e-
neral-Versammlung. S. (141).
Bericht über die Exkursion in die
städtische Baumschule nach Al-
bern. S. (205).
Bernhauer, Dr. M. 14. Folge neuer
Staphyliniden der paläarkti-
schen Fauna, nebst Bemerkun-
gen. S. 32.
Bidessus minutissimus var. circum-
flexus Breit n. var. S. (59); B. mi-
nutissimus var. interruptefasciatus
Breit n. var. S. (59).
Birnbacher, J. f. S. (19).
Reehnungsführers.
Inhaltsübersicht.
533
Boarmia maculata var. bastlbergeri.(G.)
S. 163. !
Bolitobius pulcher Bernh. n. sp. S. 35.
. Bolitochara Lauferi Bernh. n. sp., 8.36;
B. Schusteri Bernh. n. sp. 8. 35.
Botanische Abende an der Uni-
versität. S. (4), (7), (88), (89).
Brachymyrmex Fiebrigi Forel n. sp.,
S. 400; B. longicornis n. var. im-
munis Forel. S. 400.
Breit, J. Beschreibung eines neuen
Ptinus. S. (160).
— Eine koleopterologische Sam-
melreise auf Mallorka. S. (52).
— Seotodipnus Ganglbaueri n.
sp. 8. (66).
Brian, A. Copepodi parasiti dei pesei
d’Italia. (R.) S. (241).
Bromus squarrosus var.
Murb. (D.) S. (191).
Brunnthaler, Jos. Jahresbericht.
S. (145).
Bryoporus Sahlbergi Luze n. sp. S. 42.
Bupalus piniarius var. mughusaria.
(G.) 8. (29).
Burgerstein, A. Pflanzenkulturen
im diffusen Tageslicht. I. Reihe.
S. 322.
uberrimus
c.
Camponotus abdominalis n. subsp.
F'uchsae Forel, S. 409, n. subsp. cu-
piens Forel, S. 410; C. bellus n.
nom. Forel, S. 464; CO. Emeryo-
dicatus n. subsp. decessor Forel,
S.413, n. var. opitrix Forel, S. 414;
C. Fabricüi n. var. acoma Forel,
S.418; C. fastigiatus n.subsp. Verae
Forel, S. 403, n. subsp. vagulus Fo-
rel, S. 403; C. Iheringi Forel n.
sp., S. 412; C. maculatus n. subsp.
Spengleri Forel, S. 406, n. var.
Scheffleri Forel, S. 407; 0. para-
doxus n.subsp. janitor Forel, 8.415;
534
C. punctulatus n. subsp. Lilii Forel,
S.402; C. Santosi Forel n.sp.,8.408;
©. Seipio Forel n. sp., 8. 410; ©.
trapeziceps Forel n. sp. S. 405.
Carduus peisonis Teyb.n. hybr. (= C.
nutans L. X hamulosus Ehrh.) (D.,
G.) 8. (8).
Carex Pseudoheleonastes Hand.-Mzt.n.
hybr. (D., G.) 8. (102).
Cerastium Brueggerianum Della Torre
et Sonth. n. hybr. (D., G.), 8. (104);
CO. tomentosum L. (G.) S. (204).
Chloroperla Bethynica Kempny n. sp.
S. 266.
Cobelli, R. Il Fieus carica L. nel
Trentino. S. 20.
— Le elitre del Meconema brevi-
penne Yersin. S. 29.
— Una nuova specie di
machus. 8.31.
Coenonympha arcania (ab.), S. 29; CO.
philea macrophthalmica (G.)S. (259).
Colias edusa var. faillae. (G.) S. (163).
Cremastogaster Bingo Forel n. sp.,
S. 368, fautrix Forel n. var., S. 369;
©. distans n. subsp. parviceps Fo-
rel, S.369; CO. Iheringi Forel n. sp.
S. 366.
Cryphalus-Arten (japanische). S. 89.
Or. eryptomeriae Niijj. n. sp., 8. 91;
Or. fulvus Niij. n. sp. S. 92.
Oryptocerus hamulus n. subsp. Stein-
heili Forel. S. 355.
CUryptophagus Ludovici Breit n. sp.
S. (62).
Cylindropsis balearica Breit n. sp.
S. (59).
Oyrtonus majoricensis Breit n. sp.
S. (64).
Pez0=
D.
Deilephila (Hybriden), S. (155); Deil.
euphorbiae ab. cuspidata Rebel n.
ab., 5. (270); Deil. hybr. gellmeri
Rebel. 8. (155).
Alphabetische Inhaltsübersicht.
Dilina tiliae, Inzucht. S. 244.
Dimerus Fiori. S. (21).
Diprotodon australis. (D., G., B.) (Mit
Fig.) S. (44).
Dipteren (Systematik). S. 43.
Diskussionsabende über den natur-
historischen Unterricht an Mittel-
schulen. S. (87).
Dorymyrmex Goldii subsp. fumigatus
Forel n. subsp. 8. 385.
Drusillopsis. 8. 135.
Drusus concolor Kempny n. sp. 8. 268.
Dryopteris paleacea (Don.) Hand.-Mzt.
(G., S.) S. (100).
Dunbar. Zur Frage der Stellung der
Bakterien, Hefen und Schimmel-
pilze im System. (R.) 8. (137).
Dyschirius longipennis Putz. (D., G.)
S. (57).
Dziurzynski, Kl. ZLyeaena alcon.
S. (163).
— Zygaena-Formen. 8. (73).
E.
Ebner, R. Beiträge zur Ortho-
pterenfauna Bosniens und der
Herzegowina. (Mit Taf. II.) S.329.
Eeiton Iheringi Forel n. sp. 8. 347.
Ectatomma opacwentre var. permagna
Forel n. var., S. 342; E. striatulum
var. angustiloba Forel n.var., S.341,
var. angustipleura Forel n. var.,
S. 342, var. simplicoides Forel n.
var. 8. 341.
Erebia epiphron var. transsylvanica
Rebel n. var., 8. (77); E. lappona
ab., S. (73); E. pronoe (Varietäten).
S. (259).
Euclidia mi ab. explanata Rebel n.
ab. S. (271).
Eurymene dolabraria ab. atrox Zerny
n. ab. 8. (270).
Eusxanthis dorsimaculana Preiss.n. Sp.
S. (70).
3 Alphabetische Inhaltsübersicht.
Experimentell erzielte Übereinstim-
mung zwischen Tier und Boden-
farbe. S. (126).
Experimentelle Behandlung biolo-
gischer Grundfragen. S. (171).
F.
Falagria Hauseri Bernh. n. sp., 8.38;
F. nigerrima Bernh. n. sp. $. 38.
Faunader neotropischen Region. S.282.
Festuca alpina f. puberula Hack. nov.
£.(D.,’G-) 8: (102):
Fieus carica L. (G.) 8. 20.
Figdor, W. Über den Einfluß des
Lichtes auf die Keimung der
Samen .einiger Gesneriaceen.
8. (7).
Flora (von Niederösterreich). S. (8),
(190), 1, 418.
— (von Steiermark). S. (15), (96), 69,
418.
— (von Tirol). S. (100), (190), 20, 276.
— (von Kärnten). S. (190).
— (der Ostalpen). S. 302.
Forel, A. Ameisen aus Sao Paulo
(Brasilien), Paraguay ete. (Mit
2 Fig.) S. 340.
Forel, A. Vortrag. S. (165).
Fritz, E.E Papilio Machaon (Al-
bino). S. (73).
Fruhstorfer, H. Neue indo-austra-
lische Mycalesis und Bespre-
chung verwandter Formen. (Le-
pid.) (Mit Taf. I.) S. 126.
Fuchs, G. Über die Fortpflanzungs-
verhältnisse der rindenbrütenden
Borkenkäfer. (R.) S. (139).
6.
Galanthus nivalis L. var. europaeus
G. Beck, S. 8; Varietäten: 1. steno-
petalus G. Beck, 8. 8; 2. platy-
sepalus G. Beck, 8.9; 3. hololeucus
535
Cel., 8. 9; 4. albus Allen, S. 9;
5. Sandersii Hapur, S. 9; 6. pal-
lidus Smith, S. 10; 7. viridans G.
Beck, S. 10; 8. virens Haring n.
var. (D.), S. 10; 9. virescens Leichtl.,
S. 10; 10. pietus Haring n. var.
(D.), S.10; 11. candidus G. Beck,
S.11; 12. biscapus G. Beck, 8.11;
13. biflorus G. Beck, 8.11; 14. tri-
folius G. Beck, S. 11; 15. unifolius
Haring n.var.(D.), S.11; 16. quadri-
folius Haring n. var. (D.), 8. 12;
17. platyphyllus Haring n. var. (D.),
S. 12; 18. stenophyllus Haring n.
var. (D.), S. 12; 19. major Ten. 8.12.
Galvagni, E. Colias Edusa. 8. (163).
— Über Coenonympha philea
macrophthalmica. 8. (259).
— Über seine Lepidopterenaus-
beute aus der Hohen Tatra.
S. (24).
— Über
S. (158).
Ganglbauer,L. Berichte über koleo-
pterologische Publikationen. 8. (23).
Ganglbauer, L. J. Birnbacher 7.
S. (19).
— Über die Gattung Dimerus.
8-24):
— Über die Rassen von Molops
edurus Dej. S. (119).
Goneptery& cleopatra. (B.) S. (272).
Gowan’ Nature Books. Wild flowers
at home. (R.) S. (138).
Grobben, K. Die systematische Ein-
teilung des Tierreiches. (Mit Fig.)
S. 491.
Günner,A. Über Aglia tau. 8. (81).
H.
Halbaffen. S. (35).
Handlirsch, A. Biographische Skizze
Dr. Peter Kempnys. (Mit Porträt.)
„8 259;
Venilia macularia.
536
Handlirsch, A. Jahresbericht des
Redakteurs. S. (148).
— Kleiner Beitrag zur Kenntnis
der Grabwespengattung Stizus
Latr. S. 240.
— Über tiergeographisch inter-
essante fossile Insekten. S. (205).
Handel-Mazzetti, H. v. Bemerkens-
werte Phanerogamen aus Tirol.
S. (100).
— Über ein für Österreich neues
Cerastium. >. (204).
Haring, J. Floristische Funde aus
der Umgebung von Stockerau in
Niederösterreich. III. S. 1.
Harpella eseliensis Rbl. n. sp. S. (84).
Hayek, A. v. Über interessante
Pflanzen aus Steiermark. 8. (15).
— Die xerothermen Pflanzenrelikte
in den Ostalpen. S. (302).
— Flora von Steiermark. (R.) S. (187).
Hegi, 6. Illustrierte Flora von Mittel-
europa. (R.) S. (137).
Heikertinger, Fr. Koleopterologi-
sche Mitteilungen. S. (117).
Heliconius-Formen. S. (264). Heli-
conius ismenius forma defasciatus,
S. (264), anderita melicerta forma
muzoönsis, S. (266), melpomene agla-
ope forma anna, 8. (267), forma
ecuadorensis, S. (267), forma dione,
S. (267), erato phyllis forma athene,
S. (269), Neustetter nov. form.
Hendel, F. Nouvelle elassifieation
des mouches ä& deux ailes (Di-
ptera) von J. &. Meigen. S. 49.
Heracleum elegans Crtz. (S., G.) S. (96).
Hibernid defoliaria (G. ab.). S. (32).
Himmelbaur, W. Über Mikropylen-
verschluß bei @ymnospermen.
S. (4).
Hiptelia lorezi. (G.) S. (264).
Hirschke, H. Boarmia maculata.
S. (163).
Alphabetische Inhaltsübersicht.
Hormuzaki, K. v. Neue Lepidopte-
renfunde aus der Bukowina.
S. (156).
Hungerbyehler, J. v. Kassabericht.
S. (149).
Hybernia aurantiaria ab. fumipennaria
Hellw. (G.) S. (29).
Hydroporus Kuchtae Breit n.sp. 8. (59).
I.
Ichthyosaurus platydactylus. 8. (38).
Ihering, H. v. Die Entstehungs-
geschichte der Fauna der neo-
tropischen Region. S. 282.
Insekten, fossile. S. (205).
Inzucht (Dilina tiliae). S. 244.
Iridomyrmex dispertitus subsp. micans
Forel n. subsp., S. 394; melleus
subsp. suceineus Forel n. subsp.
S. 396.
Isophya Tölgi Ebner n. sp. 8. 332.
Janchen, E. Die europäischen Gat-
tungen der Farn- und Blütenpflan-
zen. (R.) 8. (249).
K.
Kammerer, P. Experimentell er-
zielte Übereinstimmungen zwi-
schen Tier und Bodenfarbe.
S. (126).
Karzel, R. Über Verholzung der
Spaltöffnungen bei Cicadeen.
S. (89).
Kassabericht. S. (149).
Kautz, H. Über Hybernia auran-
tiaria aberr. fumipennaria.
S. (29).
Keller, L. II. Beitrag zur Flora von
Tirol. S. 276.
Kempny, P. Beitrag zur Neuro-
pterenfauna des Orients. (Mit
6 Fig.) S. 259.
— Biographie. S. 259.
Alphabetische Inhaltsübersicht.
Kindervater, E. Über Bupalus
piniarius var. mughusaria.
S. (29).
Klos, R. Ein Vergleich der Schmet-
terlingsfauna Steiermarks und
Kärntens. S. 271.
_ Kohl, Fr. August Schletterer }.
S. 529.
— Dr. Gustav Mayr y. (Mit Porträt.)
S.:512.
Koleopterenfauna d. Dobratsch. 5.432.
Koleopteren von Mallorka. S. (52).
Kolisko, A. Über einige Lepido-
pteren. S. (28).
— Über Inzuehtversuche mit Di-
lina tiliae. 3. 244.
— Über Erebia pronoe. S. (259).
Kurs über wissenschaftliche Mikro-
skopie. S. (165).
Ir
Lamprolenis. 8. 224.
Larentia corydalaria forma eurytaenia
Rbl., S. (30); L. incursata (aberr.).
S. (158).
Leeder, Fr. Beiträge zur Flora des
oberen Mürztales in Steiermark
und Niederösterreich. S. 418.
Leitung der Gesellschaft. S. (1).
Lepidopteren von Bosnien und Herze-
gowina. 8. (250).
— aus der Bukowina. S. (156).
— der Hohen Tatra. 8. (24).
— aus Kleinasien. 8. (82).
— aus Niederösterreich. S. (30).
— aus Nieder-, Oberösterreich
Steiermark. 8. (31).
— dertranssylvanischen Alpen. S. (74).
Lepidopterenausbeute. S. (28).
Lepidopterenfauna Steiermarks und
Kärntens. S. 271.
Leptusa Leonhardi Bernh. n. sp. 8. 37.
Lorenz, L. v. Die in historischer Zeit
ausgestorbenen Vögel. S. (217).
und
537
Lorenz, L. v. Über das Skelett eines
fossilen Riesenhalbaffen aus Ma-
dagaskar. S. (34).
Luze, 6. Eine neue Art der Sta-
philinidengattung Bryoporus
Kraatz. S. 42.
Lycaena alcon (G.), S. (163); L. aman-
dus ab. punetifera Schaw. n. ab.,
S. (157); L. argiades (Formen),
S. (32); L. coridon ab. hafneri
Preiss. n. ab. S. (68).
Lygris prumata var. annexa Schima
n. var. 8. (257).
Lymantria monacha. (G., B.) S. (110).
M.
Malacosoma neustria ab. maculifer«a
Kolisko n. ab. S. (28).
Mandarinia. S. 134.
Mayr, G. (Nekrolog.) S. 512.
Mecomema brevipenne. (D., B.) S. 29.
Megaladapis Edwardsi. 8. (34).
Meigen, J.G. Nouvelle Classification
des mouches. S. 43.
Meissl, F. v. Aporia cerataegi ab.
S. (73).
Melampyrum velebiticum Borb. (D.)
S. (106).
Melanagria larissa var. herta ab. de-
limbata et schawerdae Neustetter
n. ab. S. (264).
Mikroskope. 8. (130).
Molops edurus. (Rassen.) S. (119).
Monomorium minutum subsp. brasi-
liense Forel n. subsp. S. 361.
Mycalesis-Arten. S. 126.
Mycalesis sanatana wlia n. subsp.,
S. 145; sanatana gomia n. subsp.,
S. 146, nicotia nudgara n. subsp.,
S. 148; inopia n. sp., 8. 150; perseus
typhlus n. nom., S. 152; horsfieldi
niasana n. subsp., S. 155; horsfieldi
hermana n. subsp., S. 156; horsfieldi
enganvensis n. subsp., S. 156; hors-
538
fieldi tersimus n. subsp., 8. 156;
horsfieldi ptyleus n. subsp., 8. 156;
horsfieldi mucianus n.subsp., S.157;
horsfieldi leucinoe n. subsp., S. 157;
visala neovisala n. subsp., S. 158;
terminus anteros n. subsp., S. 164;
terminus ternatensisn.subsp.,S.164;
terminus wakolo n. subsp., S. 164;
ita jolana n. subsp., S. 168; janar-
dana opaculus n. subsp., S. 175;
janardana sapitanan.subsp.,S.175;
janardana sagittigera n. subsp.,
S.176; janardana baluna n. subsp.,
S. 177; janardana besina n.subsp.,
S. 177; dexamenus transiens n. sub-
sp., 8. 179; bisaya samina n.subsp.,
S. 186; tagala semirasa n. subsp.,
S. 186; tagala palawana n. subsp.,
S. 187; mucia etha n. subsp., S.194;
elia theophila n. subsp., S. 199; phi-
don phidonides n. subsp., S. 204;
shiva gopaka n. subsp., S. 205;
aethiops lornides n. subsp., S. 207;
lorna copiosa n. subsp., S. 207;
sirius canicula n. subsp., S. 209;
sirius antecanis n. subsp., S. 209;
durga exheredata n. subsp., S. 213;
medus licium n. subsp., S. 214; me-
dus turbata n. forma, S. 214; jopas
paupercula n. subsp. S. 215.
Mycetoporus santicensis Schatzm. n.
sp. 8. 445.
Myrmelachista Paderewskii Forel n.
sp. 8. 397.
N.
Nepticula thuringiaca. (S.) S- (269).
Nephrodium Thelypteris Desv. (G.)
S. (16).
Neue Mitglieder. S. (86), (125), (154),
(169), (170).
Neuropterenfauna des Orients. S. 259.
Neustetter, H. Beschreibung von
Heliconius-Formen. S. (264).
Alphabetische Inhaltsübersicht.
Neustetter, H. Zwei neue Formen
von Melanagria larissa var.
herta. S. (263).
Nevole, J. Über einige interessante
Pflanzen aus Steiermark und ein
Herbar aus dem 17. Jahrhundert.
S. (96).
Niijima, Y. Über die japanischen
Oryphalus-Arten. S. 89.
— Über japanische Borkenkäfer.
S. (18).
Nitsche, J. Über Lepidopteren aus
Österreich. S. (31).
Nonne (in Böhmen). S. (110).
Nuphar affine Harz. (G.) S. (17).
v.
Ochetomyrmex MayriForel n.sp.S.360.
Ochrostigma velitaris var. pontica Rbl.
n. var. ®8. (82).
Ochthebius maculatus n. var. imma-
culatus Breit. S. (61).
Orchis morio n. var. subpietus Sabr.
(D., G.), 8. 71; O.'morio n. var.
flavus Sabr. (D., G.) 8. 72.
Ormithologische Literatur. S. 93, 458.
Orthopteren Bosniens. S. 329.
1
Pachychila sublimata n. var. opaca
Breit. S. (63).
Papilio aegeus n. ab. citrinus Rebel,
S. (80); P.machaon (Albino). 8.(73).
Parasemia plantaginis n. ab. flavo-
radiata Schaw. S. (29).
Parnassius apollo var.
S. (272).
Pehersdorfer, A. Aus meinen Fe-
rien. (R.) S. (138).
Pentilia parapetreia Rbl.n.sp. S. (159).
Perla Werneri Kempny n. sp. 8. 264.
Pezomachus roboretanus Cobelli n.sp.
S. 31.
bosniensis.
Alphabetische Inhaltsübersicht.
Phalacropteryx apiformis. (G.) 3. (157).
Pheidole lignicola n. var. levocciput
Forel, S. 370; Ph. rufipilis Forel
n. sp., 8.371, n. var. laevinota Forel,
8.371, n. var. divexa Forel, 8.372; |
Ph. perversa Forel n. sp., 8. 373; |
Ph. angusta Forel n. sp., 8. 373;
Ph. Wolfringi Forel n. sp., S. 374,
Ph.bambusarum Forel n. sp., 8.376;
Ph. oxyops Forel n. sp., 8. 377,
n. subsp. regia Forel, 5. 378; Ph.
Guillelmi Muelleri n. subsp. avia
Forel, S. 380; Ph. arciruga Forel
n. sp. 8. 381.
Philonthus longicollis Bernh. n. Sp.,
S.33, var. Linkei Bernh. n. sp. 8.34.
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— Über einige von H. Kolar
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S. (30).
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S. (30).
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nerea Sabr. n. sp. (D., G.), 8. 74;
R. stiriaca Sabr., S. 75; R. Wieg-
mannit M. Schulze, 8. 75; R. Mar-
cyana Sabr. (S.), S. 755 R. gene-
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Sabr. n. sp. (D., G.), 8. 79; R. scatu-
riginum Sabr. n. sp. (D., G.), S. 80;
R. Fritschü Sabr. (D., G.), 8. 81;
R. haematochrous Sabr. n. sp. (D.,
G.), 8. 82; R. foliosus n. subsp.
ctenodon Sabr. (D., G.), 8. 82; R.
rivularioides Sabr. n. sp. (D., G.),
S. 84; R. carbonarius Sabr. n. sp.
(D., G.), S. 84; R. hirtus n. var.
corüfrons Sabr. (D., G.), 8.85; R.
pachychlamydeus n. var. persericans
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G.), S.(10); R.intercedens Rech. (D.,
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crabroni-
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