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Full text of "Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg"

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Vol.   2^-29 
1917-21 


VERHANDLUNGEN 

des 

^NATURWISSENSCHAFTLICHEN 

VEREINS 


zu 


HAMBURG 


im  Jahre  191 7. 


DRITTE  FOLGE  XXV. 


HAMBURG. 

L.  Friederichsen  &  C«. 

1018. 


VERHANDLUNGEN 

des 

NATURWISSENSCHAFTLICHEN 

VEREINS 


zu 


HAMBURG 


im  Jahre   191 7. 


DRITTE  FOLGE  XXV. 


HAMBURG. 

L.  Friederichsen  &  Co- 

1918. 


Für  die  in  diesen  „Verhandlungen"  veröffentlichten 
wissenschaftlichen  Mitteilungen  und  Aufsätze  sind  nach 
Form  und  Inhalt  die  betreffenden  Vortragenden  oder 
Verfasser  allein  verantwortlich. 


Druck  von  Grefe  &  Tiedemann. 


Inhaltsverzeichnis. '^'^^'^^v'  ' 


I.    Geschäftliches. 

Seite 

Allgemeiner  Jahresbericht  für   191 7 VI 

.  Abrechnung  für    1917,   Voranschlag  für   1918    IX 

Vorstand  und  Gruppenvorsitzende  für  1918.. X 

Ständige    Mitglieder     des     erweiterten   Vorstandes,     Kassenprüfer    und 

Ehrenrat X 

Im  Jahre   1917  eingetretene  Mitglieder  .  .  -. XI 

Verzeichnis  der  im  Jahre   191 7  geschenkten  Schriften XII 

II.  Berichte  über  die  Vorträge  und  wissenschaftlichen 
Ausflüge  des  Jahres  1917. 

A.    Die  Vorträge  und  Vorführungen  des  Jahres   1917. 

I.    Allgemeine  Sitzungen. 

Die  Vorträge  sind  im  folgenden  Verzeichnis  nach  dem  Stoff  geordnet. 
Von  den  mit  einem  Stern  (*)  bezeichneten  Vorträgen  ist  kein  Bericht  abgedruckt. 
Vorträge,  die  Stoff  aus  verschiedenen  Abteilungen  der  folgenden  Übersicht 
behandelten,  sind  mehrfach  aufgeführt. 

Chemie,  Physik,  Meteorologie   und  Verwandtes. 

Seite 

Classen,  Joh.  :   Über  die  Molekularluftpumpe  von  Dr.  Gaede XV 

Köpfen  :  Die  Struktur  des  Windes XXI 

Walter,    B.  :    Über    eine    optimistische    Täuschung    bei     Licht-    und 

Röntgenbildern XXVI 

Riebesell,  P.:  Über  optische  und  akustische  EntYernungsmesser XXXIV 

Schutt,  K.  ;  Über  Energiequanten XXXIV 


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Mineralogie,   Geolojjie  und  Verwandtes.  ,.  . 

^    '  ^^  Seite 

Hentze,  E.  :  Über  die  deutschen  Kalilagerstätten XIII 

Ernst,  W.:    Der    Obere  Lias    Nordwestdeutschlands    in    bionomischer 

und  paläogr.iphischer  Beziehung XXI V 

Pfeffer,  G.  :   Die  Geschichte  des  Atlantischen  Ozeans XXXVII 

Geographie,   Reisen. 

KiBBACH,  S.  H. :  Land  und  Leute  im  westlichen  Tibet XX 

Schott.    Gerh.:     Gewässerkunde    und    Klima    des    Persischen    Meer- 
busens    XXII 

BrüNS,  f.:  Botanische  Wanderungen  in  Nordpersien XXVI 

Mayntzhusen,  Fr.:  Die  Auffindung   der  Guayaki,  eines   steinzeitlichen 

Indianerslammes  in  den   Urwäldern   Paraguays XXXI 

Lohmann,  H.  :    Eine  Forschungsreise    von  Hamburg  nach  Südamerika 

im  Sommer  19  t  i XXXV 

Marcus,  Kurt:  Die  untere  Donau  und  ihre  Fischerei XXXVIII 


Biologie. 

Allgemeines  und  Vermischtes. 

Timm,  R.  :    Über    den    Wechsel    zwischen    geschlechtlicher    und    unge- 
schlechtlicher Vermehrung • XIV 

Brick,   C.  :  Die  Erhaltung  von  Mooren XVII 

I>OHMANN,  H. :    Die  Bildung  von  Tiefseeablagerungen    durch  Auftrieb- 
organismen der  Hochsee XXIX 

Reh,  L.  :  Vogelschutz  im  Alstertal  und  in   Seebach  in  Thüringen  ....  XXXI 

Lohmann,  H.  :    Eine  Forschungsreise    von   Hamburg  nach  Südamerika 

im  Sommer   1911 XXXV 

Botanik. 

Bruns,  f.:  Botanische  Wanderungen  in   Nordpersien XXVI 

*  Winkler  :  Über  die  Biologie  der  sukkulenten  Gewächse XXVIII 

Zoologie. 

Hentschel,  E.:   Über   das  Tierleben    am  Grunde   der  Elbe  bei  Ham- 
burg nach  statistischen  Untersuchungen    XV 

Brunn,  M.  v.:  Über  die  Kleiderlaus XXIV 

Ehrenbaum,  E.:  Über  den  Eibbutt XXVII 

Ehrenbaum,  E. :  Über  Sardinen XXVIII 


Anthropologie.  . 

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RiBBACH,   S.  H. ;    Land   und   Leute   im  westlichen  Tibet XX 

Mayntzhusen,    Fr.:      Die    Auffindung    der    Guayaki,     eines     steinzeit- 
lichen Indianerstammes   in   den   Urwäldern   Paraguays XXXI 

Buschan  :   Das  Volkstum  der  Türken XXXVI 

Wirtschaftliches  und  Industrielles. 

Ehrenbaum,  E.:   Über  den  Eibbutt XXVII 

Ehrenbaum,   E.  :  Über  Sardinen XXVIII 

Marcus,  Kurt:   Die  untere  Donau  und  ihre  Fischerei XXXVIII 

Kriegswissenschaftliches. 

Brunn,  M.  v.  :  Über  die  Kleiderlaus XXIV 

RiEBESELL,   F.:   Über  optische  und   akustische   Entfernungsmesser XXXIV 

2.    Gruppensitzungen. 

Sitzungen   der  Botanischen   Gruppe. 

*  Erichsen,   Fr.  :   Neuere  Hechtenkunde XXXIX 

*  Timm,  R.  :  Die  Moosbekleidung  der  Ufersteine  am  Hahnöfersand  .  .  .  XXXIX 

*  Timm,   R.:   Land-   und  Wasserkultur  von  Ricciccarpiis  natans XXXIX 

*  Timm,   R.:   Der  innere  Bau  der  einheimischen  Moose   aus  der  Gattung 

Mnium XXXIX 

*  Timm,  R.  :   Einige  Stielquerschnitte  abgefallener  Blätter XL 

*  Eichelbaum,  F.:  Meine  diesjährigen  Versuche  mit  schädlichen  und  un- 

schädlichen Pilzen  der  Hamburger  Flora XL 

B.    Die  wissenschaftlichen  Ausflüge  des  Jahres   1917. 

Botanische  Ausflüge XL 


VI 


I.    Geschäftliches. 


Allgemeiner  Jahresbericht  für  1917. 

Am  Schlüsse  des  Jahres  191 7  zählte  der  Verein  18  Ehren- 
mitglieder, 8  korrespondierende  und  469  ordentliche  Mitglieder. 
Den  Tod  für  das  Vaterland  erlitten  die  Mitglieder:  Dr.  P.  AsTEROTH, 
Dr.  A.  Mahr,  Dr.  R.  Meyer  und  Prof.  Dr.  A.  Supprian.  Ferner 
hatte  der  Verein  zu  beklagen  den  Tod  seines  Ehrenmitgliedes 
Prof.  Dr.  Graf  zu  SolmS-Laubach,  sowie  der  ordentlichen  Mit- 
glieder: Prof  Dr.  Braasch,  Dr.  GÜSSEFELD,  Dr.  LANGFURTH, 
J.  H.  W.  Ortmann,  A.  Regensburger,  Prof.  Dr.  Ruland, 
Dr.  W.  Sieveking,  Dr.  Topp,  Prof.  W.  Weimar  und  Prof  Dr. 
Fesca.  Ausgetreten  sind  aus  dem  Verein  1 1  Mitglieder,  ein- 
getreten  15  Mitglieder. 

Trotz  mannigfacher  durch  die  Kriegsereignisse  hervor- 
gerufener Schwierigkeiten  konnte  der  Naturwissenschaftliche 
Verein  im  Jahre  191 7  eine  durchaus  befriedigende  Tätigkeit 
entwickeln. 

Was  die  Abhaltung  der  Vorträge  betrifft,  so  erfuhr  diese 
von  Mitte  Februar  bis  Ende  April  dadurch  eine  Unterbrechung, 
daß  nach  einer  Verfügung  des  Generalkommandos  zum  Zwecke 
der  Kohlenersparnis  öffentliche  Veranstaltungen  nicht  stattfinden 
durften.  Es  wurden  im  ganzen  24  Sitzungen  abgehalten,  die 
im  Mittel  von  37  Mitgliedern  besucht  waren.  Von  den  in  den 
Sitzungen  gehaltenen  Vorträgen  entfielen  auf  das  Gebiet  der 
Zoologie  9  Vorträge;  je  4  waren  botanischen  bezw.  physikali- 
schen Inhaltes;  die  Völkerkunde  war  mit  3,  die  Geologie  mit  2, 


VII 


Meteorologie  und  Oceanographie  mit  je  i  Vortrag  vertreten. 
Die  Botanische  Gruppe  des  Vereins  hielt  im  Berichtsjahre 
4  Sitzungen  ab. 

Außer  den  Vorträgen  fanden  in  gewohnter  Weise  botani- 
sche Ausflüge  in  die  nähere  und  weitere  Umgebung  Hamburgs 
statt ;  an  den  1 1  Ausflügen  beteiUgten  sich  im  Durchschnitt 
lo  Mitglieder. 

Der  Vorstand  erledigte  seine  Geschäfte  in  4  Sitzungen, 
darunter   i   Sitzung  des  erweiterten  Vorstandes. 

Von  sonstigen  bemerkenswerten  Ereignissen  innerhalb  des 
Vereins  ist  hervorzuheben,  daß  in  der  Jahresversammlung  vom 
3 1 .  Januar  die  Beschlußfassung  über  den  Antrag  des  Vorstandes 
betreffend  Zulassung  weiblicher  Personen  als  Vereinsmitglieder 
bis  nach  dem  Kriege  verschoben  wurde.  Von  einer  besonderen 
Feier  aus  Anlaß  des  80jährigen  Stiftungsfestes  des  Vereins 
wurde  in  Anbetracht  der  Kriegsverhältnisse  abgesehen. 

An  Vereinsschriften  sind  im  Jahre  191 7  veröffentlicht 
worden:  Verhandlungen  im  Jahre  19 16  (3.  Folge  Bd.  XXIV) 
und  Abhandlungen  XX.  Band,   3.  (Schluß-)  Heft. 

Im  Jahre  1914  stand  der  Verein  mit  278  Akademien, 
Gesellschaften,  Instituten  usw.  in  Schriftenaustausch.  Durch  den 
Krieg  wurde  der  Verkehr  mit  dem  gesamten  feindlichen  und 
neutralen  Ausland,  mit  Ausnahme  der  Schweiz,  den  nordischen 
Ländern,  sowie  von  Holland  und  Luxemburg  eingestellt,  so  daß 
sich  die  gegenwärtigen  Beziehungen  auf  den  Verkehr  mit  nur 
140  wissenschaftlichen  Gesellschaften  belaufen.  Davon  ent- 
fallen auf 

Deutschland 85  * 

Österreich-Ungarn 32 

Schweiz 10 

Dänemark,  Norwegen,  Schweden ....  7 

Holland  und  Luxemburg 6 

140 

♦  einschl.  der  Zool.  Station  in  Neapel,  deren  » Mitteilungen <  in  Berlin 
erscheinen. 


VIII 


Im  Laufe  des  Jahres  sandten  57  dieser  Vereine  usw. 
188  Bücher,  Hefte  oder  Ähnhches.  Außerdem  Hefen  3  Nummern 
als  Geschenke  ein.  Die  eingesandten  Schriften  lagen  in 
2  Sitzungen  (am  24.  I.  und  20.  VI.)  zur  Einsicht  aus.  Eine 
neue  Tauschverbindung  wurde  angeknüpft  mit  dem  Bosnisch- 
Herzegowinischen  Institut  für  Balkanforschung  in  Serajevo. 

Über  die  Eingänge  des  Tauschverkehrs  des  Jahres  19 17 
wird,  einem  Vorstandsbeschluß  entsprechend,  später  Bericht 
erstattet.  Die  als  Geschenk  im  Jahre  19 17  eingegangenen 
Schriften  sind  am  Schlüsse  des  Jahresberichtes  aufgeführt.  Der 
Verein  spricht  den  Gebern  auch  an  dieser  Stelle  herzlichen 
Dank  aus. 

Hamburg,  den  30,  Januar   1918. 

Der  Vorstand. 


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Der  Vorstand  für  1918. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.   Dr.   A.  VOIGT. 
Zweiter  »  Prof.  Dr.  VOSSELER. 

Erster  Schriftführer:   Dr.   P.  RiEBESELL. 
Zweiter  »  Dr.  J.  SuilR. 

Archivwart:  ür.  O.   STEINHAUS.^) 

Schatzmeister:  '  Dr.  H.  BORGERT. 

Schriftleiter:  Dr.  A.  Lindemann.  ^) 

^)  Während  der  Zeit  ihrer  Abwesenheit  vertreten  durch  Prof.  Dr. 

W.  Michaelsen. 


Gruppenvorsitzende  für  1918. 

Botanische  Gruppe:  Prof.  Dr.  A.  VülGT. 
Physikalische  Gruppe:  Prof.  Dr.  JOHS.  Classen. 
Anthropologische  Gruppe:  Prof.  Dr.  TillLENlus. 
Gruppe  für  naturwissenschaftlichen  Unterricht: 

Prof.  Dr.  W.  SCHWARZE. 


Ständige  Mitglieder  des  erweiterten  Vorstandes. 

Prof.  Dr.  F.  Ahlborn.  Dr.  A.  Lindemann. 

Direktor  Dr.  Heinr.  Bolau.  Prof.  Dr.  H.  LOHMANN. 

Dr.  H.  Borgert.  Prof  Dr.  W.  Michaelsen. 

Prof  Dr.  JoHs.  Classen.  Prof.  Dr.  C.  Schäffer. 

Dr.  L.   Doermer.  Prof.  Dr.  A.  SCHOBER. 

Prof.  Dr.  G.  GüRicii.  Dr.  O.  Steinhaus. 

Dr.  E.  Krüger.  Prof  Dr.  A.  Voigt. 

Prof.  Dr.  Hugo  Krüss.  Prof  Dr.  A.  Voller. 

Prof.  Dr.  Vosseler. 


Kassenprüfer. 

C.   L.    NOTTEBOIIM. 

Dr.  W.  L.  Peters. 
Als  Ersatzmann:   Otto  1'J)MUNI)  Eiffe. 


XI 

Ehrenrat. 
Direktor  Dr.  Heinr.  Bolau. 
Prof.  Dr.  K.  BüCHEL. 
Prof.  Dr.  Jons.  Classen. 
Dr.  P.  Hinneberg. 
Prof.  Dr.  A.  Schober. 
Medizinalrat  C.   H.  WüLFF. 


Im  Jahre  1917  eingetretene  Mitglieder. 

VON  Deckend,  Dr.         Neu  Wohltorf  bei  Aumühle  5/12.  17 

Friedburg,  Vict.  L.,  Bankier,  (21)  Overbeckstr.  14  5/12.  17 

DE  Grys,  Petrus,  Kaufmann,  (26)  Hammerweg  14  7/1 1.  17 
HöCK,  Arthur,  Apothekenbesitzer,   Groß  Flottbek, 

Zeisestraße  20  7/ 11.  17 

Krug,  A.,  Lehrer,  (22)  Heitmannstraße  ii  16/5.  17 
Langloff,    f.,    Dr.,    Wissenschaftlicher    Hilfslehrer 

(i9j   Osterstraße  71  H  616.  ij 

Marcus,  E.,  Dr.,  (21)  Petkumstraße  17  17/10  17 
Mayer,  Martin,  Prof.  Dr.,  Abteilungsvorsteher  am 

Institut     für    Schiffs-    und    Tropenkrankheiten, 

(21)  Averhoffstraße  22  17/10.  17 
Perl,    A.,    Kandidat    des    höheren    Lehramtes,    (21) 

Bernhardstraße  25  17/10.  17 

Reuter,  Otto,  Lehrer,  (24)  Hartwicusstraße  9111  616.  17 

DA  ROCHA-SCHMIDT,  (5)  Langereihe  29  1 0/2.  17 

SöLLNER,  Harald,  (39)  Maria  Louisenstraße  112  ^  16/5.  17 
Steinhagen,  P.,  Kandidat  des  höheren  Lehramtes, 

Ohlsdorf,  Fuhlsbüttelerstraße  619  5/12  17 

VON  Sydow,   G.,  Dr.  jur.,   Notar,    (37)  Parkallee  96  10/2  17 

Thate,  Conrad,  Kaufmann,  (23)  Blumenau  10  5/12.  17 


XII 


Verzeichnis 
der    1917   als  Geschenk  eingegangenen  Schriften.*) 

i)  Geh.  Rat    Dr.    C.  SCHRADER-Berlin:     Neu   Guinea  -  Kalender 
191 7,   32.  Jahrg. 

2)  Hamburg:    Botanischer    Verein:    Festschrift,    herausgegeben 

aus    Anlaß    der    25.     Wiederkehr    des    Gründungstages. 
Karlsruhe   19 16. 

3)  Hamburg- Bergedorf:     Sternwarte:     Meteorologische    Beob- 

achtungen im  Jahre    191 5   (1916). 


')  Ein    Verzeichnis    der     191 6    und     19 17    im    Tauschverkehr    eingegangenen 
Schriften  wird  später  veröffentlicht  werden. 


XIII 


II.     Bericht  über  die  Vorträge  und  wissenschaft- 
lichen Ausflüge  des  Jahres  1917. 

A.     Die  Vorträge  des  Jahres  1917. 

1.     Allgemeine  Sitzungen. 

I.   Sitzung,  am  3.  Januar.  —  Hentze,  E. :   Über  die  deutschen 
Kalilagerstätten . 

Neben  Stickstoff  und  Phosphorsäure  ist  das  Kali  der  wichtigste 
Nährstoff  der  Pflanzen.  Pflanzen,  denen  Kali  fehlt,  zeigen  kümmer- 
liches Wachstum  und  schlechten  Fruchtertrag.  Daher  wird  der 
Landwirt  stets  suchen,  seinen  Pflanzen  die  nötige  Menge  Kali 
zuzuführen.  Deutschland  ist  in  bezug  auf  das  Kali  ein  besonders 
bevorzugtes  Land;  es  besitzt,  und  zwar  als  fast  einziges  Land  der 
Erde,  Kali  als  Bodenschatz,  Daher  stellt  das  Kali  für  das  deutsche 
Volk  einen  bedeutenden  Kapitalwert  dar,  und  für  den  Staat  ist  es 
wichtig,  daß  die  ganze  Landwirtschaft  des  Auslandes  vom  deutschen 
Kali  abhängig  ist.  Unter  dem  Fehlen  der  Kalisalze  leiden  in  der 
augenblicklichen  Kriegszeit  besonders  die  Amerikaner,  und  sie  ver- 
suchen daher,  für  ihre  Landwirtschaft  Kali  auf  alle  nur  erdenkliche 
Weise  herbeizuschaffen,  sei  es  aus  Meerespflanzen,  sei  es  aus  Salz- 
laugen, den  Gewässern  großer  Salzseen,  oder  sei  es  durch  chemische 
Verarbeitung  von  Feldspatmassen;  ihre  Bestrebungen  haben  jedoch 
zu  keinerlei  annehmbarem  Ziele  geführt,  und  so  wird  die  Abhängig- 
keit des  Auslandes  von  Deutschland  auch  weiter  fortbestehen. 

Die  Kalisalzlagerstätten  sind  unzertrennlich  von  den  Salzlager- 
stätten überhaupt.  Die  Kalisalze  finden  sich  stets  mit  überwiegenden 
Mengen  von  Steinsalz  zusammen.  Das  geologische  Zeitalter,  dem 
die  mittel-  und  norddeutschen  Kalisalze  ihre  Entstehung  verdanken, 
ist  die  Zechsteinzeit.  Aber  auch  in  späteren  Zeitaltern  wurden 
Kalisalze  gebildet.  Die  oberbayrischen  und  Salzburger  Lagerstätten 
entstammen  der  Trias,  diejenigen  des  Elsaß  sind  tertiären  Alters. 
Über  die  Entstehung  der  Kalisalzlagerstätten  ist  man  geteilter 
Ansicht.  Jon.  Walther  glaubt  sie  als  Bildungen  der  Wüste  an- 
sprechen zu  sollen;  OcHSENius  leitet  sie  aus  dem  Meere  ab,  und 
diese  Ansicht  hat  am  meisten  Anspruch  auf  Wahrscheinlichkeit. 
Die  Salzlagerstätten  zerfallen  in  eine  sogenannte  ältere  und  eine 
jüngere  Salzfolge;  über  beiden  liegen  an  einigen  Stellen  noch 
jüngste  Bildungen.  Beide  Salzfolgen  sind  durch  die  Einwirkung 
von  Wasser    in    mannigfaltiger  Weise    umgestaltet    worden.     Es    ist 


XIV 


>Hulbildung€  eingetreten.  Die  Salzhüte,  die  ihre  Entstehung  der 
Zechsteinzeit  verdanken,  sind  deszendente  Bildungen,  diejenigen, 
die  späteren  Zeilen  entstammen,  werden  posthum  genannt.  Die 
Kalisalze  der  älteren  Salzfolge  bestehen  zum  weitaus  größten  Teil 
aus  Carnallit,  die  der  älteren  Deszendenz  aus  Kainit,  Hartsalz  und 
Hauptsalzkonglomerat.  In  der  jüngeren  Salzfolge  finden  sich  Kali- 
salze überhaupt  nicht;  nur  in  Mittel-  und  Südhannover,  vornehmlich 
in  der  Göttinger  Gegend,  weist  die  jüngere  Deszendenz  bedeutende 
Lager  von  Kalisalzen  auf,  und  zwar  Hartsalz  und  vornehmlich 
Sylvinit.  Die  jüngsten  Bildungen  entbehren  der  Kalisalze  voll- 
ständig. Getrennt  werden  die  ältere  Salzfolge  und  ihre  Deszendenz 
von  der  jüngeren  Salzfolge  und  ihren  Hutbildungen  durch  den 
grauen  Salzion,  der  an  wenigen  Stellen  Fossilien  führt.  Die  jüngere 
Salzfolge  und  ihre  Deszendenz  sind  geschützt  durch  den  roten 
Salzton.  In  Deutschland  sind  6  Kalibecken  bekannt  geworden,  und 
zwar  die  Magdeburg -Halberstädter  Mulde,  die  Südharz  Thüringer 
Mulde,  das  Hannoversche  Faltungs-  und  Schollengebiet,  das  Nord- 
deutsche Flachland,   das   Werra-  und  das  Fuldagebiet. 

I.  van't  Hoff  hat,  aufbauend  auf  den  einfachen  Verhältnissen 
von  Staßfurt,  die  Entstehung  der  Salzlagerstätten  auf  chemisch- 
physikalischem Wege  untersucht.  Es  hat  sich  bei  dem  Bekannt- 
werden weiterer  Kalibecken  jedoch  gezeigt,  daß  die  van't  Hoff- 
schen  Untersuchungen  wohl  kaum  imstande  sind,  die  Entstehung 
der  Kalisalzlagerstätten  zu  erklären;  denn  sie  verlangen  eine  Tem- 
peratur bis  zu  83  ".  Diese  dürfte  der  Wirklichkeit  nicht  entsprechen, 
da  die  geologischen  Verhältnisse  der  Zechsteinzeit  darauf  hinweisen, 
daß  in  diesem  erdgeschichtlichen  Abschnitt  subarktisches,  arides 
Steppenklima  geherrscht  hat.  Die  verschiedensten  Kalisalze,  für 
deren  Bildungen  van't  Hoff  verhältnismäßig  hohe  Temperaturen 
in  Anspruch  nimmt,  verdanken  vielmehr  ihre  Entstehung  gewaltigen 
Ummineralisationen  und  Umkristallisationen.  Auf  die  große  Be- 
deutung der  Hydrometamorphose  hat  besonders  Rinne  hingewiesen. 

Hannover  und  Norddeutschland  weisen  die  merkwürdige  Er- 
scheinung der  »Salzstöcket  auf.  An  bestimmten  Stellen  quellen  aus 
dem  Boden  Salzmassen  hervor,  die  durch  mächtige  Schichten  von 
Trümmeranhydrit  und  vor  allem  Trümmergips  geschützt  werden. 
Teils  erreichen  die  Salzstöcke  mit  den  auf  ihnen  lagernden  Gips- 
massen die  Erdoberfläche,  wie  bei  Lüneburg,  Segeberg  und  in  der 
KALLMORGENschen  Ziegeleigrube  in  Langenfelde,  teils  erreichen 
sie  die  Erdoberfläche  nicht,  wie  bei  Jessenitz-Lübtheen  und  in  den 
hannoverschen  Salzstöcken.  Das  Empordringen  der  Salzmassen 
erklärt  sich  nach  H.\rbort  dadurch,  daß  die  Salze,  durch  den 
Druck  der  über  ihnen  lagernden  Schichten  plastisch  geworden,  auf 
tektonischen  Spalten  empordringen.  Dieses  Empordringen  der  Salze 
ist  nicht  etwa  abgeschlossen,  sondern  es  dauert  auch  noch  in  der 
Jetztzeit  fort.  

2.   Sitzung,  am    10.  Januar.   —  Timm,   R.:    Über  den  Wechsel 
zwischen  geschlechtlicher  und  ungeschlechtlicher  Vermehrung. 

Beide  Arten  der  Vermehrung  kommen  bei  niederen  Tieren  und 
bei  den  Pflanzen  neben  einander  oder  in  mehr  oder  weniger  regel- 


XV 


mäßigem  Wechsel  vor.  In  dieser  Hinsicht  herrscht  große  Mannig- 
faltigkeit oft  innerhalb  einer  Familie.  Im  allgemeinen  erfordert 
die  geschlechdiche  Vermehrung  einen  bei  weitem  größeren  Aufwand 
an  Organen  und  Zellmassen  als  die  ungeschlechtliche.  Letztere  ist 
in  vielen  Fällen  sehr  einfach,  wird  oft,  namentlich  bei  niederen 
Pflanzen,  durch  Ablösung  einzelner  Zellen  bewerkstelligt ;  aber  es 
gibt  auch  genug  Fälle  von  viel  verwickelterem  Hergang.  Eine 
Mittelstellung  zwischen  beiden  Arten  der  Vermehrung  nimmt  die  im 
Kreise  der  Gliederfüßer  verbreitete  Jungfernzeugung  ein. 

Der  Vortragende  beschrieb  Beispiele  aus  den  Tiergruppen  der 
Moostierchen,  Ringelwürmer  und  Wasserflöhe  und  aus  der  Pflanzen- 
gruppe der  Lebermoose.  Neuerdings  ist  man  auf  die  enge  Beziehung 
zwischen  dem  Vermehrungswechsel  Und  den  zwei  Hauptarten  der 
Zellkernverteilung  aufmerksam  geworden.  In  diesem  regelmäßigen 
Wechsel  ist  die  geschlechtliche  Vermehrung  mit  einer  Verdoppelung, 
die  ungeschlechtliche  mit  einer  Halbierung  der  Zahl  der  Kern- 
körperchen  verbunden. 


3.  Sitzung,    am    17.   Januar,    —    ClaSSEN,   Joh.:     Über     die 

Molekularluftpumpe  von  Dr.   Gaede. 

Der  Vortragende  zeigte  die  von  Dr.  Gaede  angegebene  und 
von  der  Firma  E.  Leyboi.D,  Cöln,  m  den  Handel  gebrachte  Mole- 
kularluftpumpe und  erläuterte  das  Prinzip  der  Pumpe  an  Lichtbildern. 
Das  Besondere  und  Neue  an  ihr  ist,  daß  sie  auf  der  Reibung  der 
Gase  beruht;  durch  einen  sehr  schnell  rotierenden  Umdrehungskörper 
werden  die  fortzupumpenden  Gase  durch  Reibung  mitgerissen. 
Dadurch  bewirkt  die  Pumpe,  daß  zwischen  ihrer  Eintritts-  und 
Austrittsdüse  eine  Druckdifferenz  auftritt.  An  sich  ist  diese  Druck- 
differenz nicht  groß,  aber  das  wesentliche  ist,  daß  die  Pumpe  diese 
Differenz  unter  allen  Umständen  herzustellen  strebt.  Verbindet  man 
daher  diese  Pumpe  mit  irgend  einer  Vorpumpe,  so  verbessert  sie 
stets  das  von  letzterer  geleistete  Vakuum,  und  es  kommt  noch  hinzu, 
daß  sie  in  gleicher  Weise  Gase  und  Dämpfe,  die  mit  den  bisher 
bekannten  Pumpen  uur  sehr  schlecht  zu  entfernen  waren,  fortschafft. 
So  stellt  diese  Molekularpumpe  einen  weiteren  Fortschritt  für  die 
Herstellung  luftleerer  Räume  dar,  der  dadurch  noch  besonders 
bemerkenswert  ist,  daß  sie  erheblich  schneller  wirkt  als  alle  älteren 
Pumpen,  An  einer  Reihe  von  Versuchen  wurde  die  Wirkung  der 
Pumpe  gezeigt.  Eine  große  Röntgenröhre  konnte  ohne  Trocken- 
substanz in  einer  Minute  evakuiert  werden,  und  auch,  nachdem 
Wasserdampf  eingelassen  war,  gelang  die  Evakuierung  wieder  ebenso 
schnell.  An  weiteren  Versuchen  mit  einer  Rezipientenglocke  wurde 
die  Regulierung  des  Vakuums  und  seine  Messung  gezeigt, 

4.  Sitzung,  am  24.  Januar.    —    Hentschel,    E.:     Über    das 

Tierleben  am  Grunde  der  Elbe  bei  Hamburg  nach  statistischen 
Untersuchungen, 

Das  Leben  am  Eibgrunde  bei  Hamburg  unterscheidet  sich  von 
dem  weiter  stromaufwärts  infolge  der  Einwirkung    zweier  Faktoren- 


XVI 


gruppen,  einerseits  der  Tidenbewegungen,  andererseits  kultureller 
Einflüsse.  Erstere  bewirken  die  Mannigfaltigkeit  der  Strömungen 
und  die  Ausbildung  einer  besonderen  Uferzone,  der  sog.  »Schorre«, 
die  abwechselnd  vom  Wasser  überflutet  wird  und  wieder  trocken 
fällt.  Von  letzteren  kommen  besonders  die  Hafenbauten  und  die 
Verunreinigungen  der  Elbe  (die  den  Anlaß  zu  den  Untersuchungen 
gaben)  in  betracht.  Die  Hydrobiologische  Abteilung  des  Zoologischen 
Museums  untersuchte  in  den  letzten  Jahren  den  Eibgrund  mit  ver- 
schiedenen Apparaten,  die  bestimmte  Mengen  des  Bodenmaterials 
mit  den  darauf  und  darin  vorkommenden  Tieren  aufnehmen,  so 
daß  diese  gezählt,  Tabellen  aufgestellt  und  Karten  oder  Kurven  für 
die  Verbreitung  gezeichnet  werden  konnten.  Die  wichtigsten  Tier- 
formen sind  Schlamnnvürmer  (Tubificiden)  und  Erbsenmuscheln 
(Sphaeriiden),  die  von  den  sich  ablagernden  Sinkstoffen  (Detritus) 
leben;  daneben  kommen  besonders  Schnecken,  Egel,  Flohkrebse, 
Mückenlarven  und  Fische  in  betracht. 

In  50  Fängen  von  je  '/lu  qm  Bodenfläche  wurden  etwa 
225  000  Tiere  festgestellt,  davon  kamen  auf  einen  Fang  aus  dem 
Altonaer  Hafen  allein  116  000  Würmer  (also  mehr  als  i  Million 
auf  I  qm).  In  den  übrigen  Fängen  machten  die  Würmer  etwa 
72  °/o,  die  Muscheln  24  ''/o  aus.  Die  Verteilung  der  Tiere  ist  sehr 
kompliziert,  zeigt  aber  gewöhnlich  Armut  des  offenen  Stroms,  Reich- 
tum der  Hafenbecken,  und  zwar  besonders  ihrer  mittleren  Teile, 
während  die  Hinterenden  wieder  arm  zu  sein  pflegen.  Sie  scheint 
vorwiegend  bedingt  zu  werden  durch  die  Ablagerung  von  nahr- 
haftem Detritus.  Die  Schlammwürmer,  zum  Teil  auch  die  anderen 
Tiere,  werden  durch  Zufuhr  von  Sielstoffen  gefördert.  Sie  zeigen 
maximale  Entwicklung  am  Nordufer  von  St.  Pauli  bis  Neumühlen, 
aber  an  günstigen  Stellen  auch  noch  bei  Wittenbergen,  an  der 
Südseite  besonders  im  Gebiet  der  Kuhwärder  Häfen,  haben  aber 
im  ganzen  mittleren  Hafengebiet  noch  hohe  Werte.  Im  oberen  und 
unteren  Teil  des  Hafens  erreichen  die  Muscheln  größte  Häufigkeit, 
in  den  Waltershofer  Häfen  und  benachbarten,  vom  Köhlbrand  be- 
wässerten Hafenteilen  treten  Mückenlarven  stark  hervor  und  Jung- 
fische sind  häufig.  Mitten  im  Strombett  finden  sich  Flohkrebse 
verhältnismäßig  zahlreich.  Die  »Schorre«  längs  des  Nordufers  zeigt 
von  oberhalb  Hamburgs  bis  zum  Kaiser-Wilhelm-Kanal  meist  weniger 
als  300  Würmer  auf  100  qm  Bodenfläche,  von  Teufelsbrück  bis 
Juelssand  kommen  aber  an  den  günstigsten  Stellen  weit  mehr,  an 
einzelnen  Stellen  bis  über  3000  vor.  Diese  Anreicherung  steht  wohl 
unter  dem  Einflüsse  der  Abwasserreste,  hängt  aber  von  der  Ufer- 
gestaltung stark  ab  und  verschwindet  allmählich  stromabwärts.  Die 
weitere  Ausdehnung  der  Schorre  an  der  Südseite  des  Fahrwassers 
unterhalb  Finkenwärder  hat,  zumal  an  geschützten  Stellen,  ein 
äußerst  üppiges  Tierleben  zur  Folge,  in  dem  auch  Muscheln  und 
Schnecken  massenhaft  hervortreten.  —  Es  ist  unverkennbar,  daß 
die  Verbreitung  der  Tiere  und  ihre  Massenentfaltung  stark  von 
den  Sieleinflüssen  abhängt,  doch  dürfen  die  dies  beweisenden  Zahlen 
nur  in  großen  Zusammenhängen  betrachtet  werden,  da  örtliche  Ein- 
flüsse stark  mitbestimmend  sind.  Für  die  Selbstreinigung  des  Stromes 
muß  seine  außerordentlich  reiche  Bodenfauna  große  Bedeutung  haben. 


XVII 


5-  Sitzung,  am   31.  Januar.  —  Brick,  C.  :  Die  Erhaltung  von 
Mooren. 

In  Deutschland  finden  sich  etwa  23000  qkm  Moore,  von  denen 
22000  qkm  in  Preußen  liegen.  Die  Zahlen  sind  allerdings  unzuverlässig, 
da  der  Begriff  des  Moores  zweideutig  ist.  Der  Botaniker,  insbesondere 
der  Pflanzengeograph,  betrachtet  als  Moor  einen  Verein  gewisser 
den  Landschaftscharakter  bedingenden  lebenden  Pflanzen,  aber  nicht 
mehr  ein  Getreide,  Kartoffeln  oder  Wiesenpflanzen  tragendes  früheres 
Moor,  während  der  Geologe  alle  Torflager  ohne  Rücksicht  auf  die 
Vegetation  als  Moore  bezeichnet  und  vielfach  auch  die  Faulschlamm- 
ablagerungen hinzurechnet.  Der  Vortragende  besprach  die  Bildung 
der  Moore,  die  verschiedenen  Arten,  das  Flach-,  Nieder-  pder 
Grünlandsmoor,  das  Übergangs-  oder  Zwischenmoor  und  das  Hoch- 
moor, ihre  Gestalt  und  Verbreitung,  sowie  ihre  Pflanzen-  und  Tier- 
welt und  wandte  sich  dann  dem  Verschwinden  der  Moore  zu. 
Außer  einer  natürlichen  Überdeckung  durch  Sande  und  Tone  in 
früheren  Erdperioden  findet  jetzt  eine  Vernichtung  durch  die  Menschen 
statt  durch  Ausbeute  des  Brenntorfes  und  zur  Gewinnung  von  Wiesen 
und  Ackern.  Jeder  Urbarmachung  eines  Moores  muß  eine  Ent- 
wässerung vorausgehen,  weil  der  Moorboden  für  das  Gedeihen 
unserer  Kulturpflanzen  zu  kalt  und  luftlos  ist  und  ferner  auch  zu 
wenig  Nährstoffe  enthält.  Durch  Entwässerung  wird  die  Moor- 
oberfläche durchlüftet  und  verdichtet.  Die  Moorpflanzen,  insbesondere 
die  Torfmoose,  sind  aber  für  geringfügige  Änderungen  in  der  Menge, 
Verteilung  und  Zusammensetzung  des  Wassers  sehr  empfindlich  und 
sterben  ab,  so  daß  schon  durch  Torfabstiche  und  mehr  noch  durch 
die  Entwässerung  durch  Gräben  und  Dränierung  das  lebende  und 
und  wachsende  Hochmoor  abgetötet  wird.  Das  entwässerte  Flach- 
moor kann  nach  Umbruch  und  Zufuhr  von  Kali-  und  Phosphorsäure- 
verbindungen direkt  oder  nach  Besandung  (Verfahren  von  Rimpau) 
zu  Wiesen  und  Ackern  umgewandelt  werden.  Das  Flochmnor  wird 
durch  die  Brenn-  und  Fehnkultur,  besonders  aber  durch  die  deutsche 
Hochmoorkultur,  bei  der  die  Oberfläche  umgebrochen  und  fein- 
krümelig gemacht,  sodann  stark  gekalkt  und  mit  Kali-,  Phosphor- 
und  Stickstoffverbindungen  gedüngt  wird,  als  Ackerland  der  Erzeugung 
von  menschlichen  Nahrungs-  und  von  Futtermitteln  dienstbar  gemacht. 
Friedrich  der  Große  hat  durch  Entwässerung  250000ha  Flach- 
moor der  Landwirtschaft  erschlossen,  und  in  den  Jahren  1856  — 1912 
sind  in  Preußen  426520  ha  Flachmoor  und  6700  ha  Hochmoor 
kultiviert  worden,    auf  denen  blühende  Siedlungen    entstanden    sind. 

Als  im  Herbste  19 14  Hunderttausende  von  Kriegsgefangenen 
in  Deutschland  ernährt  werden  mußten,  lag  der  Gedanke  nahe,  sie 
mit  der  Urbarmachung  von  Mooren  zu  beschäftigen,  und  dieser  Plan 
wurde  auch  in  großem  Maßstabe  aufgenommen.  Viele  der  so  bearbei- 
teten Moore  bieten  keine  besonderen  Eigenarten  dar,  so  daß  ihr  im 
Interesse  der  Volkswirtschaft  bedingtes  Verschwinden  nicht  zu  be- 
dauern ist.  Aber  es  bestehen  auch  große  Bedenken :  Prachtvolle 
eigenartige  Naturdenkmäler  in  Gestalt  von  weit  aus- 
gedehnten Hochmooren  sind  für  immer  verloren,  und 
eine  große  Gefahr  für  unsere  zukünftige  Landwirtschaft 
liegt  in  der  Entwässerung. 


XVIII 


Auf  den  erstgenannten  Umstand  hatte  die  staatliche  Stelle  für 
Naturdenkinalpflege  in  Preußen  bereits  energisch  hingewiesen,  und 
eine  von  Geheiinrat  Prof.  Dr.  Cunwentz  Anfang  Dezember  1915 
nach  Berlin  einberufene  Konferenz  von  Vertretern  der  Naturdenkmal- 
pflege, des  Heimatschutzes  und  der  Wissenschaft  nahm  einstimmig 
den  Vorschlag  an,  daß  in  jeder  preußischen  Provinz  durch- 
schnittlich wenigstens  ein  bis  zwei  große  Moore  von  der 
Meliorierung  ausgeschieden  und  als  Naturdenkmäler 
erhalten  werden  möchten.  Dieser  Beschluß  ist  in  einer  Denk- 
schrift den  in  Frage  kommenden  Ministerien,  Oberpräsidenten  und 
anderen  Behörden,  sowie  Vereinen  für  Naturwissenschaften  und 
Heimatschutz  mit  der  Bitte,  in  diesem  Sinne  zu  wirken,  übersandt 
worden.  Die  von  den  Oberpräsidenten  darauf  eingegangenen  Ant- 
worten, die  in  der  Jahreskonferenz  für  Naturdenkmalpflege  im  De- 
zember 19 16  mitgeteilt  wurden,  sind  zum  Teil  wenig  erfreulich.  Es 
liegt  hauptsächlich  wohl  daran,  daß  die  Moore  zum  großen  Teil 
Privatbesitz  sind,  und  bedeutende  Mittel  zu  ihrem  Ankauf  erforderlich 
sein  wurden;  nur  die  im  Besitz  der  Staatsfprstverwaltung  befindlichen 
Moore  sind  eher  für  eine  Erhaltung  im  Urzustände  zu  haben,  wie 
z.  1!.  das  2360  ha  große  Zehlaumoor  im  Regierungsbezirke  Königs- 
berg. Einige  Provinzen  haben  sich  zustimmend  geäußert  und  den 
Schutz  von  Mooren  in  Aussicht  gestellt.  In  Schleswig-Holstein, 
über  dessen  Moore  Heering  in  den  Beiträgen  zur  Natuidenkmal- 
pflege  V  (1916)  S.  155 — 166  berichtet  hat,  sollen  zur  Erhaltung 
der  etwa  40  ha  große  nordwestliche  Teil  des  im  Kreise  Schles- 
wig gelegenen  Tetenhusener  Moores  und  das  Kampmoor  östlich 
von  Qiiickborn,  die  im  Besitz  des  Forstfiskus  sind,  vorgeschlagen 
werden.  Andere  Moore  in  der  Provinz  dürften  sich  sicherlich 
mehr  zur  Erhaltung  eignen  als  die  beiden  genannten  Flächen. 
Sehr  befremdend  berührte  die  Antwort  des  Oberpräsidenten  von 
Hannover,  der  Provinz  mit  den  ausgedehntesten  Moorgebieten. 
Nur  die  Harzmoore,  die  überhaupt  nicht  durch  die  Arbeit  von 
Kriegsgefangenen  bedroht  sind,  wurden  genannt.  Wenn  auch  unbe- 
rührte urwüchsige  Moore  in  der  Provinz  Hannover  kaum  noch  vor- 
handen sein  dürften,  so  gibt  es  doch  noch  genug  Moore,  deren 
Erhaltung  aus  wissenschaftlichen,  heimatkundlichen  und  landwirt- 
schaftlichen Gründen  erforderlich  ist.  Es  wäre  zu  wünschen,  daß 
der  Oberpräsident  von  Hannover  nochmals  berufene  Männer  außer 
den  Meliorationsbeamten  in  dieser  Frage  zu  Rate  zieht.  Gerade 
bei  dieser  Provinz  hätte  man  ein  größeres  Interesse  für  die  Moor- 
schutzbestrcbungen  voraussetzen  dürfen,  als  es  in  der  Antwort 
geschehen  ist.  Schwierig  ist  allerdings  die  Wahl  geeigneter  Gelände; 
kleine  Stücke  von  Meliorierungsgebieten  zu  erhalten,  hat  wenig 
Zweck,  da  sie  ihre  Ursprünglichkeit  bald  einbüßen.  Über  die  Not- 
wendigkeit der  Schaffung  von  Moorschutzgebieten  und  über  die 
Verhandlungen  der  genannten  Konferenzen  über  die  Moore  in  den 
einzelnen  Staaten  Deutschlands  und  in  Österreich  ist  in  den  Bei- 
trägen zur  NntLirdenkmaliiflcgc  Bd.  V,  S.  95 — 356  und  Bd.  VI,  S. 
16 — 37   ausführlich   berichtet. 

Im  hamburgischen  Staatsgebiete  sind  auch  mehrere 
Moore  vorhanden,  das  nordwestlich  von  Geesthacht  gelegene  Geest- 
hachter Moor,  ein   Wiesenmoor,    das   Eppendorfer   Moor,    das  in   ab- 


XIX 


sehbarer  Zeit  der  Bebauung  anheimfällt,  und  die  im  nördlichen  Teile 
von  Langenhorn  gelegenen  Moore,  das  Diekmoor,  das  Holitzgrundmoor 
und  das  Herzmoor.  Mit  den  benachbarten  preußischen  Hochmooren, 
dem  Raakmoor,  dem  Wilden  Moor  und  dem  Hattsmoor,  bildet  das 
Herzmoor  eine  weite  Moorlandschaft.  Das  Holitzgrundmoor,  östlich 
der  Irrenanstalt  befindlich,  ist  ein  Flachmoor.  Besonders  lehrreich 
ist  jedoch  das  südlich  der  Irrenanstalt  gelegene  Diekmoor  mit  einer 
reichen  Vegetation  von  Gagelstrauch  {Myrica  gale),  Ahrenlilie  (Nar- 
thecium  ossifragum),  Lungenenzian  (Gcntiana  pneiif/ioiiant/ie)  neben 
vielen  anderen  Moorgewächsen  und  nach  den  Forschungen  von 
Prof.  Dr.  R.  Timm  mit  einer  an  Arten  sehr  reichen  bemerkens- 
werten Moosflora,  wie  Sphagnum  obesimi,  Sph.  rubellum,  Sph.  squaj- 
rosnm,  Sph.  subseci<7idum,  Sph.  War>isfor/ii,  Sph.  compacHwi,  SpM 
coitortum,  Sph.  aispidatum,  Sph.  cy»ibifolin?Ti,  Sph.  7nediutn,  Sph. 
niolhiscitm,  Sph.  papillosum,  Sph.  recurvum,  Sph.  rufescens  nebst  var. 
tiirgiduni,  Sph.  subnitcns,  Sph.  teres',  Hypnutfi  pnrpurasccns,  H. 
rei'olvois,  H.  cordifolhtm,  H.  cuspidatum,  H.  exannulatu7?t,  H. 
ßiiitans,  H.  giga>iteu??t ,  H.  intcn?iednan,  H.  scorpioides,  H.  stellatum, 
CamptothechiJn  nitens,  Thiiidiuin  Blandowii,  Atdacomnium  palustre, 
Muhon  Seligeri,  Bryiim  dtwalioides,  B.  bimum,  B.  pseudotriquetrnm , 
Pohlia  nutans,  Fisside7is  adiantoidis,  Ca/zipfloptts ße.xuostes,  Dic/ammi 
scopa/m7ft  nebst  var.  paltidostwi,  Dic/a/iella  cerincidata  und  von 
Lebermoosen  Lepidozia  setacea,  yu7iger7na7i7iia  C07i7iive7is,  y.  i7i- 
ßata,  Aplozia  a7to/7iaIa  und  A.  c7-e)itdata.  Hoffentlich  gelingt  es,  dieses 
Naturdenkmal  bei  der  künftigen  Bebauung  Langenhorns  in  einem 
Grünplatz  zu  erhalten,  wie  dies  von  berufener  Seite  schon  vor 
einigen  Jahren  vorgeschlagen   worden   ist. 

Außer  der  P'orderung  der  Erhaltung  von  Mooren  als  Natur- 
denkmäler ist  aber  auf  den  Wert  der  Moore  als  Wasseransammler 
hinzuweisen.  Wie  ein  riesiger  Schwamm  halten  sie  das  Wasser  fest 
und  lassen  es  langsam  wieder  abfließen.  Auch  die  Senkung  des 
Grundwasserstandes  ist  mit  der  Bearbeitung  von  Mooren  in 
Zusammenhang  gebracht,  so  das  Verschwinden  von  Seen  und  Tüm- 
peln in  Hinterpommern,  und  die  Erniedrigung  des  Grundwasser- 
spiegels in  Westpreußen  wird  auf  einen  Meter  geschätzt.  Dem 
meliorierten  Gelände  benachbarte  Bäume,  namentlich  Erlen  und 
Eichen,  beginnen  zu  kränkeln,  werden  zopftrocken  und  sterben 
schließlich  ab;  ihre  Wurzeln  vermögen  nicht,  sich  den  veränderten 
Verhältnissen  anzupassen.  Auf  dem  Sinken  des  Grundwassers  sind 
auch  wohl  die  Spitzendürre  und  das  Eingehen  von  Eichen,  Erlen 
und  Rotbuchen  in  Großborstel  zurückzuführen.  Wasserverarmung 
ist  vielleicht  eine  der  schädlichsten  Folgen  der  Entwässerune.  Ein- 
sichtige  Landwirte  haben  bereits  aul  die  Wiederherbeischaffung  des 
Wassers  hingewiesen.  Der  Bedarf  unserer  Kulturpflanzen  an  Wasser 
ist  ziemlich  bedeutend;  so  gebraucht  eine  starke  Ernte  von  Getreide 
zu  ihrer  Entwicklung  auf  einem  Hektar  etwa  5000  cbm  Wasser,  und 
man  ersinnt  schon  künstliche  Beregnungsapparate  zur  Steigerung 
der  Ernte.  Gegen  eine  übereilte  Entwässerung  sind  daher  ernstliche 
Bedenken  geltend  zu  machen.  Auch  der  Präsident  des  Kriegs- 
ernährungsamtes, der  frühere  Oberpräsident  von  Ostpreußen 
VON   Batocki,   hat  nach  Zeitungsberichten  darauf  hingewiesen,   daß 


XX 


man     zunächst     einmal     die      vorhandenen     Ackerflächen     gehörig 
besteilen  solle. 

Die  Ausnutzung  der  Torfschät'ze  geht  bei  der  jetzigen  Melio- 
rierung der  Moore  verloren.  Durch  das  damit  verbundene  Abtöten 
der  Hochmoore  wird  das  Nachwachsen  des  Torfes  verhindert,  und 
wer  kann  sagen,  ob  wir  später  nicht  einmal  Torf  dringend  gebrauchen 
nerden.  Im  vaterländischen  Sinne  liegt  ebenso  wie  die  Schaffung 
von  Werten  auch  die  Erhaltung  von  Werten.  Mit  der  Vernichtung 
von  Hochmooren,  deren  fossile  und  subfossile  Flora  uns  wichtige 
Anhaltspunkte  für  die  Beurteilung  ehemaliger  klimatischer  Verhältnisse 
gewähren,  verschwindet  eins  der  merkwürdigsten  und  fesselndsten 
natürlichen  Landschaftsbilder,  von  denen  wir  mindestens  einige 
große  Stücke  unverfälscht  den  zukünftigen  Geschlechtern  hinterlassen 
sollten.  Was  jetzt  zur  Erhaltung  von  Mooren  versäumt  wird,  kann 
später  nie,  auch  nicht  mit  Anwendung  großer  Mittel,  nachgeholt 
werden.  Die  Errichtung  von  Moorschutzgebieten,  kleinen  und 
großen   Mooren,   ist  dringend   nötig. 

6.   Sitzung,  am  7.  Februar.   —    RiBBACH,    S.  H.;     Land    und 
Leute  im  westlichen  Tibet. 

Der  Vortragende  führte  die  Zuhörer  in  das  Gebiet  des  früheren 
westtibetischen  Königreichs  Ladak,  welches  zwischen  dem  regen- 
und  vegetationsreichen,  üppigen  Kaschmir  und  der  großen  nieder- 
schlagsarmen innerasi'atischen  Wüste  gelegen,  den  westlichen  Rand 
derselben  ausmacht  und  die  Gebiete  am  oberen  Indus  und  dessen 
Zuflüssen  umfaßt.  In  dieser  Wüste  schufen  mongolische  Tibeter, 
die  hier  in  verschiedenen  Graden  mit  arischen  (dardischen)  Ele- 
menten gemischt  erscheinen,  dem  Beispiel  der  hier  vor  ihnen  in 
den  Hochtälern  des  westlichen  Himalaya  angesiedelten  arischen 
Mons  folgend,  durch  kühnes  und  kunstvolles  Anlegen  von  Wasser- 
leitungen Oasen,  auf  denen  sie  in  Höhen  bis  zu  3800  m  Weizen 
Gerste,  Erbsen,  Linsen  und  Buchweizen  bauen ;  in  Höhen  von 
3900  bis  4800  m  geht  der  Ackerbau  allmählich  in  reine  Viehzucht 
über.  Hier  züchtet  der  Nomade  auf  den  Hochsteppen  neben 
Schafen  und  /iegen  Pferde,  Esel  und  den  als  Last-  und  Reittier 
ihm  unentbehrlichen  Yak.  Die  Erzeugnisse  seiner  Herden  sowie 
das  Salz,  die  Soda  und  den  Borax  seiner  Steppe  täuscht  er  auf 
weiten  Handelsreisen  zu  den  Bauern  der  unteren  Täler  gegen  deren 
Produkte   im    Handel   aus. 

Die  größte  der  Oasen  West-Tibets  ist  Leh,  in  einem  weiten 
Becken  am  oberen  Indus  gelegen,  die  Hauptstadt  des  früheren 
Königreichs  Ladak,  das  bis  zur  Eroberung  durch  den  kriegerischen 
nordindischen  Stamm  der  Dogras  unter  deren  Wasir  Zor.'Vwar  (1840) 
die  Residenz  der  ladakischen  Könige  war,  jetzt  aber  eine  Provinz 
des  Kaschmirstaates  bildet.  Hier  wie  in  Zentraltibet  hat  sich  unter 
dem  Einfluß  Chinas,  Indiens  und  vor  allem  des  indischen  Buddhismus 
eine  Halbkultur  entwickelt,  neben  Ackerbau  und  Viehzucht  auch 
Gewerbe,  Handwerk,  .Schrifttum  und  ein  kompliziertes  Religions- 
system. Die  Arbeitsteilung  und  Berufsbildung  ist  noch  in  den  Anfangen 
begriffen.     Neben  Ackerbauern  und  Viehzüchtern  findet  man  Tischler, 


XXI 


Zimmerleute,  Grobschmiede  und  Weber,  von  denen  die  beiden  letzteren 
aber  als  Überreste  unterjochter  früherer  indischer  Einwanderer  als 
eine  niedere  Kaste  verachtet  und  als  außerhalb  der  Gesellschaft 
stehend  betrachtet  werden,  ebenso  wie  die  Bedas,  die  als  Musiker 
und  Gaukler  das  Land  durchziehen. 

Die  übliche  Form  der  Ehe  ist  die  Polyandrie  (mehrere  leibliche 
Brüder  haben  eine  gemeinsame  Frau),  die  als  eine  Gegenmaßregel 
gegen  die  drohende  Zersplitterung  des  Landbesitzes  aufzufassen  ist. 
Bei  Reichen  herrscht  die  Einehe  vor,  bei  Vornehmen  (Adeligen, 
Königen)  ist  die  Polygamie  nicht  selten. 

Viele  der  jüngeren  Söhne  einer  Familie  finden  durch  Aufnahme 
in  einen  der  vielen  Mönchsorden  eine  gute  Versorgung.  Fehlen 
männliche  Erben,  so  erbt  die  älteste  Tochter  des  Hauses  den  Besitz. 
Sie  nimmt  nach  ihrer  Wahl  einen  Mann  als  mag-pa  (Bräutigam)  ins 
Haus  und  herrscht,  falls  sie  fähig  dazu  ist,  unumschränkt,  kann  auch 
einen  ihr  nicht  genehmen  mag-pa  jederzeit  verabschieden  und  mit 
einem  anderen  vertauschen. 

Ehescheidungen  sind  häufig.  Dem  schuldigen  Teil  legen  die 
Ältesten  des  Dorfes  eine  Geldstrafe  auf,  wobei  aber  die  als  schuldig 
befundene  Frau  härter  gestraft  wird  als  der  schuldige  Mann.  Bei 
den  Arbeiten  in  Haus  und  Feld  fällt  der  Löwenanteil  auf  die  Frau. 

Als  pa-spun  bezeichnet  der  West-Tibeter  eine  Genossenschaft, 
eine  Art  Clan,  innerhalb  der  Dorfgemeinschaft,  welche  auf  der 
Grundlage  der  Verehrung  eines  gemeinsamen  Gottes,  des  pa-lha, 
gegründet  ist  und  den  Zweck  verfolgt,  bei  allen  wichtigen  Anlässen 
und  Familienereignissen  sich  zu  gemeinsamem  Handeln  und  gegen- 
seitiger Hilfeleistung  zusammenzuschließen 

Drei  Stände  unterscheidet  der  Tibeter:  Die  Lamas  (Priester  und 
Mönche  in  vielen  Rangstufen),  die  selbst  über  den  Göttern  und 
Buddhas  stehend  gedacht  werden,  die  Adeligen  und  die  Ackerbauer 
und  Viehzüchter. 

Die  Religion  ist  die  als  Lamaismus  bezeichnete  Form  des  nörd- 
lichen Buddhismus,  der  hier  mit  dem  vorbuddhistischen  Animismus 
und  Dämonenkult   und  vielen  fremden  Elementen  verquickt  erscheint. 

Die  Tibeter  sind  ein  kräftiger,  gesunder  Menschenschlag,  gut- 
mütig, höflich,  freudeliebend,  gastfrei;  doch  hat  die  lange  Knechtung 
seitens  seiner  Oberen  und  Priester  dem  Volke  einen  Sklavensinn 
anerzogen,  der  sich  in  Unterwürfigkeit  und  häufig  in  Falschheit 
äußert.  Doch  fand  der  Vortragende  das  Volk,  das  er  durch  ein- 
undzwanzigjähriges Leben  und  Arbeiten  in  dessen  Mitte  kennen 
gelernt  hat,  bei  seinen  vielen  guten  Eigenschaften  und  Anlagen 
liebenswert  und  wert  einer  immer  tiefergehenden  Beschäftigung  mit 
seiner  Kultur  und  seinem   Seelenleben. 

7.   Sitzung,  am   14.  Februar.   —    KOPPEN:    Die    Struktur   des 
Windes. 

Man  versteht  unter  Struktur  des  Windes  die  Unterschiede  im 
Bewegungszustande  benachbarter  Luftmassen.  Mit  wachsender  Höhe 
ändert  sich  der  Wind  sowohl  bei  uns,  als  im  Passatgebiet  so,  daß 
westliche  Winde  zunehmen  und  östliche  abnehmen.  Die  Folge  ist, 
daß  in  den  gemäßigten  Zonen,  wo  Westwinde  vorwalten,  nach  oben 


XXII 


deren  Übergewicht  zunimmt  und  die  mittlere  Windstärke  schnell 
wächst  bis  zu  stürmischer  Stärke,  während  über  dem  so  sehr  stetigen 
Passat  zunächst  schwächere  veränderliche  Winde  herrschen,  bis  in 
sehr  großen   Höhen   westliche  das  Übergewicht  bekommen. 

Am  schnellsten  ist  die  Änderung  des  Windes  mit  der  Höhe  in 
den  untersten  200  m  Abstand  vom  Erdboden.  Über  diese  liefert 
die  neue  Windmeßstelle  der  Seewarte  auf  der  Großradiostation  Eilvese 
sehr  lehrreiche  Ergebnisse.  Es  zeigt  sich,  daß  der  tägliche  Wechsel 
in  der  vertikalen  Verteilung  der  Windgeschwindigkeit  ganz  anders 
verläuft  bei  heiterem  Wetter  und  hohem  Luftdruck  (Anticyklone), 
als  bei  trübem  Himmel  und  niedrigem  Druck  (Cyklone^.  Die  in  7  ver- 
schiedenen Höhen  von  o  bis  124  m  über  der  Erde  sehr  frei  auf- 
gestellten Anemometer  der  Seewarte  zeigen  diese  Verhältnisse  sehr 
schön.  Während  am  Erdboden  die  mittlere  Windgeschwindigkeit 
stets  zum  Mittag  zunimmt,  ist  in  anticyklonischem  Wetter  diese 
schon  in  124  m  Höhe  in  der  Nacht  viel  größer  als  am  Tage,  Sie 
nimmt  dann  also  in  der  Nacht  sehr  schnell  mit  der  Höhe  zu,  während 
sie  am  Tage  durch  die  Luftmischung  oben  wenig  größer  ist  als 
initen. 

Der  Rest  des  Vortrags  war  der  sogenannten  Turbulenz  gewidmet, 
der  wälzenden  Bewegung  der  Luft,  die  man  am  Rauch  der  Fabrik- 
schornsteine und  am  Dampf  jeder  Lokomotive  wahrnehmen  kann, 
die  aber  noch  sehr  wenig  erforscht  ist. 


8.   Sitzung,    am  9.  Mai.    —  SCHüTT,    Gerh.:     Gewäs.serkuntle 
und  Klima  des  Persischen  Meerbusens. 

Der  Persische  Meerbusen  ist  während  des  Weltkrieges  unserem 
Interesse  besonders  nahe  gerückt,  da  sich  auch  in  seinem  Gebiete 
wichtige  kriegerische  Ereignisse  abspielten.  Die  umfangreichen 
Studien  des  Vortragenden  stützen  sich  in  erster  Linie  auf  überaus 
wertvolle  Originalarbeiten  von  Offizieren  der  Harn  bürg- Amerika- 
Linie,  deren  Dampfer  10  Jahre  dorthin  fuhren,  und  deren  Mann- 
schaften fast  auf  jeder  Fahrt  wissenschaftliche  Untersuchungen  an- 
stellten. Benutzt  wurde  auch  eine  vorzügliche  Monographie  über  den 
Persischen  Golf  von  dem  in  Marokko  einem  räuberischen  Überfall 
erlegenen  Hamburger  Forscher  Siegfried  Gen the,  dem  Sohne  des 
ehemaligen  Direktors  des  Wilhelm-Gymnasiums.  Die  Engländer,  die 
ihre  Schiffe  seit  vielen  Jahren  in  jenen  Gewässern  verkehren  lassen 
und  auch  Stationen  an  der  Küste  errichteten,  haben  keine  zu- 
sammenfassende Bearbeitnng  geliefert.  In  der  Einleitung  beschäf- 
tigte sich  der  Vortrag  mit  den  verkehrsgeographischen,  politischen 
und  orographischen  Verhältnissen  des  Golfs  und  der  angrenzenden 
Landstriche.  Der  Persische  Busen  ist  etwa  doppelt  so  groß  wie 
das  Adriatische  Meer.  Sein  Hauptfluß  ist  der  Schalt  el  Arab, 
der  Zusammenfluß  von  Euphrat  und  Tigris;  dessen  Hauptfluten 
betragen  etwa  die  Hälfte  derjenigen  des  Nil.  Die  größten  Tiefen 
des  Golfs  liegen  auf  der  von  den  Randgebirgen  des  Iranischen  Hoch- 
landes umrahmten  persischen  Seite;  an  der  das  flache  Arabien 
liespülenden  Westseite  sind  sie  geringer.  Das  Minimum  der  Luft- 
und  Wassertemperatur  —  sowohl  im  Persischen  wie  im  Omangolf, 
dem     Vorgolf    des    Persischen    —    gehört    dem    Februar    an,     das 


XXIII 


Maximum  im  Persischen  dem  August,  im  Golf  von  Oman  dem 
Juni ;  dann  fällt  aber  in  diesem  Meeresabschnitt  das  Thermometer, 
und  ein  zweites  Maximum  tritt  im  Oktober  auf.  In  dieser  Beziehung 
schließt  sich  der  Golf  von  Oman  eng  dem  Indischen  Ozean  an, 
während  der  Gang  und  der  Wechsel  der  Temperaluren  im  Per- 
sischen Busen  mehr  kontinentalen  Charakter  haben.  In  den 
Temperaturdifferenzen  zwischen  Wasser  und  Luft  verhält  sich  der 
Persische  Golf  wie  ein  Binnenmeer,  während  sich  der  Golf  von 
Oman  wiederum  mehr  dem  Indischen  Ozean  anpaßt.  Im  Persischen 
Busen  und  in  den  angrenzenden  Landgebieten  steigt  die  Sommer- 
wärme, besonders  in  den  Monaten  Juni  bis  Oktober,  wenn  die 
Sonne  von  fast  wolkenlosem  Himmel  herabstrahlt,  zu  einer 
unerträglichen  Hitze  an,  so  daß  ganze  Küstenstriche  beinahe 
menschenleer  werden ;  auch  auf  den  dort  verkehrenden  Schiffen 
macht  sich  die  sengende  Glut  oft  recht  unangenehm  bemerkbar ; 
Sonnenstiche  und  Hitzschläge  sind  dann  keine  Seltenheit.  Beim 
Häuserbau  und  den  Ortsanlagen  hat  man  diesen  Umständen 
Rechnung  getragen.  Nach  der  persischen  Seite  und  dem  Ozean 
hin  nimmt  die  relative  Feuchügdeit  gewaltig  zu;  aber  der  wirklich 
vorhandene  Wasserdampf  ist  im  Vergleich  mit  dem,  den  die  Luft 
vermöge  ihrer  hohen  Temperatur  aufzunehmen  vermöchte,  nur 
gering.  Die  jährliche  Durchschnittsregenmenge  beträgt  250  mm, 
ist  also  relativ  groß  z.  B.  im  Vergleich  mit  Aden  und  Perim,  wo 
sie  nur  50  mm  ist;  aber  die  Verteilung  der  Niederschläge  im  Laufe 
des  Jahres  ist  im  Persischen  Golf  und  den  Küstengebieten  so 
ungünstig,  daß  die  sommerliche  Dürre  5  bis  6  Monate  währt.  Dann 
hat  diese  Gegend  wie  das  Mittelmeer  besonders  Winterregen ;  im 
•  Golf  von  Oman  dagegen  fallen,  wenn  auch  nicht  gerade  häufig, 
auch  Sorrimerregen.  Auffallenderweise  erfolgen  die  Niederschläge 
bei  hohem  Barometerstand.  Tau  fällt  viel  im  trockenen  Sommer, 
und  zwar  so  reichlich,  daß  die  Fahrzeuge  nicht  selten  von  Wasser 
förmlich  triefen;  diese  ergiebige  Taubildung  kommt  der  Vegetation 
sehr  zu  statten.  Auf  der  arabischen  Seite  ist  es  etwas  kühler  als 
auf  der  persischen,  auch  der  Salzgehalt  ist  dort  geringer;  beides 
sowie  die  größere  Trübung  des  Wassers,  hervorgerufen  durch  die 
sich  dorthin  wendenden  Abwässer  des  Schatt  el  Arab,  sind  von 
nicht  geringem  Einfluß  auf  das  Auftreten  von  Korallen  und  Perl- 
muscheln. Daß  sich  die  Fluten  des  Schatt  el  Arab  nach  der 
arabischen  Seite  hin  ergießen,  ergibt  sich  auch  aus  der  Tatsache, 
daß  der  höchste  Salzgehalt  an  der  persischen  Seite  bis  an  den 
Fluß  heranreicht.  Das  Klima  der  in  Frage  kommenden  Gebiete 
ähnelt  grundsätzlich  dem  der  Mittelmeerländer,  wie  überhaupt 
sämtliche  Zwischenglieder  zwischen  dem  Mittelmeer  und  dem  Per- 
sischen Golf  anscheinend  dieses  Klima  haben,  worüber  freilich 
noch  weitere  eingehende  Forschungen  völlige  Klarheit  verschaffen 
müßten.  Auch  über  den  Tierreichtum  der  besprochenen  Meeres- 
teile machte  der  Vortragende  einige  Mitteilungen  und  stellte  zum 
Schluß  lehrreiche  Vergleiche  zwischen  ihnen  und  dem  Roten  Meere 
an,   besonders  hinsichtlich  der   regelmäßig  wehenden  Winde. 


XXIV 

9-  Sitzung,  am    i6.  Mai.  —  ERNST,  W.:   Der  Obere  Lias  Nord- 
westdeutschlands in    b^onomischer  und  paläogeographischer 
Beziehung. 

Der  Lias  bildet  die  unlere  Hauptabteilung  der  Juraformation, 
die  im  nordwestlichen  Deutschland  in  zahlreichen  isolierten  Schollen 
von  Quedlinburg-Helmstedt  über  das  Gebiet  von  Hannover-Göttingen 
bis  zum  Teutoburger  Walde  bei  Osnabrück  entwickelt  ist.  Von 
den  9  Schichtenabteilungen,  in  die  der  Lias  von  den  norddeutschen 
Geologen  zerlegt  worden  ist,  entfallen  2  auf  den  oberen  Lias,  der 
Posidonomyenschiefer  (ein  bituminöser  mergeliger  Tonschiefer)  und 
die  Schichten  des  Ammonites  jurensis  (Tonmergel  und  oolithische 
Kalke).  Der  Vortragende  schilderte  zunächst  das  Auftreten  und 
die  I>agerungsverhältnisse  dieser  Schichten  in  den  verschiedenen 
Gebieten  des  südlichen  Nordwestdeutschland  sowie  die  wenigen 
bekannten  Vorkommnisse  im  norddeutschen  Flachlande  und  gab 
dann  eine  ungefähre  Skizze  von  der  paläogeographischen  Um- 
rahmung des  nordwestdeutschen  Oberlias-Meeres.  Bezüglich  der 
Faunenführung  ist  ein  durchgreifender  Unterschied  zwischen  den 
beiden  Stufen  des  oberen  Lias  zu  erkennen,  dessen  Ursache  nur 
in  verschiedenen  bionomischen  Verhältnissen  der  betreffenden  Meere 
zu  sehen  ist.  Die  an  typischen  Benthostieren  sehr  verarmte  Fauna 
der  Posidonomyenschiefer,  das  Vorkommen  zahlreicher  Nektontiere 
und  die  eigenartige  Fazies  lassen  für  die  Bildung  dieser  Schichten 
ähnliche  Verhältnisse  annehmen  wie  bei  dem  heutigen  Schwarzen 
Meer.  Im  Gegensatz  zu  der  Fauna  der  Tiefstufe  ist  diejenige  der 
Hochstufe  des  oberen  Lias  durch  eine  außerordentliche  Fülle  von 
Arten  ausgezeichnet.  Zahllose  Benthosformen  bekunden,  daß  die 
bionomischen  Verhältnisse  in  dem  Meere  wieder  vollkommen  nor- 
male geworden   sind. 


lo.  Sitzung,  am  23.  Mai.  —  Brunn,  M.  v.:  Über  die  Kleider- 
laus. 

Durch  die  1  Läuseplage«  und  die  Übertragung  des  Flecktyphus 
—  einer  der  gefürchtetsten  Kriegsseuchen  —  ist  der  durchschnitt- 
lich 3 — 4^/2  mm  lang  werdende,  unter  geeigneten  Umständen 
sich  rasch  und  außerordentlich  stark  vermehrende  blutsaugende 
Schmarotzer  zu  einer  besonders  im  Winter  oft  »unerträglichen« 
Qual  für  unsere  Fronttruppen  und  einer  schweren  Bedrohung  ihrer 
Schlagfertigkeit  geworden;  überdies  wurde  seine  Bekämpfung  im 
Felde,  in  den  besetzten  Gebieten  (namentlich  des  Ostens),  in 
Lazaretten,  Gefangenenlagern  u.  s.  f.  zu  einer  äußerst  vielseitigen, 
sehr  schwierigen  und  recht  kostspieligen  Aufgabe  der  Heeresleitung 
und  ihres  Sanitätsdienstes.  Den  unablässigen  Anstrengungen,  mit 
den  Waffen  der  Wissenschaft  und  praktischer  Abwehr  aller  Art 
diesen  tückischen  Feind  zu  bekämpfen,  ist  es  gelungen,  die  von 
ihm  ausgehenden  Gefahren  einzudämmen. 


XXV 


Auch  die  hamburgische  wissenschaftliche  Forschung  und 
ärztliche  Mitarbeit  hat  sich  auf  diesem  Kampfgebiete  des  Welt- 
krieges große  Verdienste  erworben.  Obermedizinalrat  Prof.  Dr. 
NoCHT  und  sein  Generalstab  des  »Institutes  für  Schiffs-  und  Tropen- 
krankheiten t  haben  darin  Hervorragendes  geleistet,  leider  aber 
auch  eines  der  schwersten  Opfer  dafür  bringen  müssen  durch 
Verlust  des  ausgezeichneten  Forschers  Prof.  Dr.  S.  v.  Prowazek, 
welcher  bereits  am  17.  Februar  1915  der  Flecktyphus-Epidemie 
im  Gefangenenlager  für  Russen  zu  Cottbus  erlag.  Dem  Mitarbeiter 
und  amtlichen  Nachfolger  jenes  Gelehrten  von  Weltruf,  Dr.  II. 
da  RocHA-LiMA,  der  einem  gleichen  Verhängnis  unter  denselben 
Umständen  durch  Heilung  entgangen,  gelang  es  inzwischen,  im  Magen 
und  Darmkanal  der  Kleiderlaus  den  von  ihm  Rickettsia  P?ou>azeki 
benannten  Mikroorganismus  zu  entdecken,  welcher  jetzt  unbestritten 
als  Erreger  des  Flecktyphus  gilt.  Um  die  Erforschung  des  inneren 
Körperbaues  und  der  Naturgeschichte  der  Kleiderlaus  selbst  hat 
sich  ferner  am  genannten  Institute  Frl.  H.  Sikora  sehr  verdient 
gemacht;  der  erste  Teil  ihrer  Veröffentlichung  darüber  erschien 
19 16  als  mit  sehr  zahlreichen  vortrefflichen  Abbildungen  aus- 
gestattetes Beiheft  i  zum  »Archiv  für  Schiffs-  und  Tropenhygiene«, 
Band  20.  Das  Beiheft  2  dieses  Archivbandes  brachte  von  Dr. 
J.  Halberkann  »Chemische  und  physikalische  Methoden  zur 
Bekämpfung  der  Kleiderläuse.  Ein  Beitrag  zur  Beurteilung  ihrer 
Wirksamkeit«.  —  Der  Direktor  des  Allgemeinen  Krankenhauses 
Eppendorf,  Prof.  Dr.  L.  Brauer,  Generaloberarzt  und  beratender 
innerer  Kliniker  bei  der  Etappeninspektion  Gallwitz,  trug  durch 
seine  1915  verfaßte  Abhandlung  »Die  Erkennung  und  Verhütung 
des  Fleckfiebers  und  Rückfallfiebers«,  welcher  »Vorschriften  zur 
Bekämpfung  der  Läuseplage  bei  der  Truppe«  vom  K.  und  K. 
Regimentsarzt  Dr.  J.  MoLDOWAN  beigegeben  sind  (42  S.,  7  Tafeln 
—  davon  5  Krankheitsbilder),  zum  Gelingen  des  großen  Werkes 
bei;  für  die  Möglichkeit  der  Herstellung  und  »ausgiebigen  Ver- 
breitung c<  seiner  Schrift  dankt  er  am  Schlüsse  des  Vorwortes 
>einem  Hamburger  Kaufmanne,  der  den  Wunsch  hat,  ungenannt 
zu  sein   und  zu  bleiben«. 

Die  während  der  Kriegsjahre  entstandene  Literatur  dieser 
Richtung  ist  zu  einer  wahren  Hochflut  angeschwollen  Zusammen- 
fassende Belehrung  bieten  u.  A.  :  Versltiys.  J.  —  »Die  Verbreitung 
von  Seuchen  durch  Insekten  und  andere  Gliederfüßler  im  Kriege«. 
Leipzig  1915.  (25  Pfg).  Deutscher  Verlag  für  Volkswohl- 
fahrt Dresden  —  »Ungezieferplage  und  Ungezieferbekämpfung«  etc. 
1915.  Müller,  Jos.  —  »Zur  Naturgeschichte  der  Kleiderlaus« 
191 5.  Hase,  Albr.  —  »Beiträge  zu  einer  Biologie  der  Kleider- 
laus« {Pediatlns  corporis  DE  Geer  =  vestimenti  NrrzscH)c<  1915. 
Von  dem  letztgenannten  Vei fasser,  der  für  sein  erfolgreiches  Wirken 
gegen  die  Läuseplage  im  Osten  durch  das  Eiserne  Kreuz  ausge- 
zeichnet wurde,  stammt  auch  das  knappgefaßte  Merkblatt  2  »Die 
Kleiderlaus«  der  »Deutschen  Gesellschaft  für  angewandte  Entomo- 
logie« (2.  Aufl.  I.  1917;  25  Pfg.),  sowie  die  hierzu  im  Verlage 
von  Werner  &  WiNXER-Frankfurt  a/M.  erschienene  Wandtafel 
(70X100  cm,    unaufgez.   3   >1) 


XXVI 


11.  Sitzung,  am  6.  Juni.    —    Bruns,  F.:     Botanische    Wande- 

rungen in  Nordpersien. 

Der  Vortragende,  der  in  den  Jahren  1909  und  1910  in  Nord- 
persien Pflanzensammlungen  anlegte,  die  von  Herrn  J.  BoRNMÜLLER, 
Weimar,  wissenschaftlich  bearbeitet  worden  sind,  führte  eine  Reihe 
von  Lichtbildern  aus  den  bereisten  Gebieten  vor.  Scharf  gesondert 
stehen  sich  in  Nordpersien  die  Südkiiste  des  Kaspischen  Meeres, 
die  wasserreichen  Provinzen  Gilan  und  Masanderan,  das  montane, 
zum  großen  Teil  hochalpine  Gebiet  des  Eiburs  und  die  südlich 
davon  gelegene,  wasserarme  Hochebene  gegenüber.  Das  erst- 
genannte Gebiet  zeigt  tropische  Üppigkeit  des  Pflanzenwuchses, 
blühende  Kulturen  von  Reis,  Tabak,  Zuckerrohr,  Baumwolle  usw. 
Die  Hochebene  hat,  wo  sie  nicht  künstlich  bewässert  ist,  wüsten - 
und  steppenartiges  Gepräge  und  dementsprechend  eine  ausge- 
sprochene Xerophytenflora.  Botanisch  am  interessantesten  ist  das 
Hochgebirge  mit  den  Alpengebieten  des  Tacht  i  Soleimaii,  des 
Totschal  und  des  vulkanischen  Demavvend.  Aus  diesen  Gebieten 
führten  die  Bilder  Ansichten  der  Gebirgsszencrie,  besonders  des 
Totschal-  und  Demawendgebietes  und  Aufnahmen  aus  den  Fluß- 
lälern  des  Sefidrud,  des  Djadjrud  und  des  Larflusses  vor.  Be- 
sondere Aufmerksamkeit  wurde  den  Bewässerungsanlagen,  die  die 
Hauptstadt  Teheran  und  ihre  Umgebung  versorgen,  gewidmet. 

12.  Sitzung,   am    13.  Juni.  — WALTER,  B.  •   Über  eine  optische 

Täuschung  bei  Licht-  und  Röntgenbildern. 

Da  die  Sonne  für  uns  keinen  mathematischen  Punkt,  sondern 
eine  leuchtende  Scheibe  darstellt,  so  sind  die  von  ihr  entworfenen 
Schatten  an  ihren  Außenrändern  stets  von  einem  Halbschatten 
begleitet,  dessen  Breite  mit  zunehmender  Entfernung  zwischen  dem 
schattenwerfenden  Körper  und  der  schattenauffangenden  Fläche 
wächst.  Wenn  nun  die  letztere  einigermaßen  gleichmäßig  ist,  also 
z.  B.  aus  Asphaltpflaster  oder  aus  größeren  Stein  flächen  oder 
aus  einem  gleichmäßig  grauen  Sandweg  besteht,  viel  besser  aber 
natürlich,  wenn  man  ein  .Stück'  weißes  Papier  als  solche  Fläche 
benutzj:,  so  sieht  das  menschliche  Auge  an  den  beiden  Grenzen 
jenes  Halbschattens  nach  innen,  d.  h.  nach  dem  Kernschatten  zu 
einen  dunklen  und  nach  außen  zu  einen  hellen  Streifen.  Diese 
beiden  Streifen,  die  bei  längerem  Hinstarren  immer  deutlicher 
werden,  sind  nichts  anderes  als  eine  optische  Täuschung,  eine 
Tatsache,  die  selbst  in  physikalischen  Kreisen  noch  fast  unbekannt 
ist,  trotzdem  diese  Täuschung  schon  im  Jahre  1865  von  dem 
kürzlich  verstorbenen  Wiener  Physiker  Erns'I'  Mach  aufgefunden 
und  ausführlich  beschrieben  wurde.  Die  Täuschung  tritt  übrigens, 
wie  der  Vortragende  näher  zeigte,  nicht  bloß  an  den  von  der 
Sonne,  sondern  auch  an  den  von  vielen  anderen  natürlichen  und 
künstlichen  Lichtquellen,  ja  sogar  auch  an  und  in  den  von 
Röntgenstrahlen  entworfenen  Schattenbildern  auf  und  kann  hier  die 
betreffenden  physikalischen  oder  medizinischen  Beobachter  dieser 
Bilder  unter  Umständen  zu  ganz,  falschen  Schlüssen  führen,  so  daß 
schon  deswegen  ihre  allgemeinere  Kenntnis  sehr  wünschenswert  ist. 


XXVII 

13-   Sitzung,    am    20.  Juni.     —    EllRENBAUM,    E.:     Über    den 
Eibbutt. 

Der  Eibbutt  oder  die  Flunder  {PUuronedes  flestis  L)  gehört 
zu  den  naturwissenschaftlich  interessantesten  und  wirtschaftlich 
wichtigsten  Fischen  unseres  Heimatgebiets.  Die  außerordentlich 
weite  geographische  Verbreitung,  das  Vordringen  ins  Süßwasser, 
das  sich  bei  keiner  anderen  unserer  l'lattfischarten  gleich  ausgeprägt 
findet,  das  gleichzeitige  Vorkommen  von  rechtsseitigen  und  links- 
seitigen Individuen,  das  bei  anderen  Plattfischen  auch  nicht 
beobachtet  wird,  die  seewärts  gerichteten  J.aichwanderungen,  die 
an  ähnliche  Verhältnisse  beim  Aal  erinnern,  dies  und  manches 
andere  machte  das  biologische  Studium  des  Eibbutts  seit  langer 
Zeit  zu  einer  dankbaren  Aufgabe  ;  und  es  darf  gesagt  werden,  dal,5 
den  Bemühungen  um  die  Lösung  dieser  Aufgabe  in  den  letzten 
Jahrzehnten  einer  vertieften  und  verbesserten  fischercilichen 
Forschung  mancher  Erfolg  beschieden  gewesen  ist,  so  daß  große 
Lücken  in  unserer  Kenntnis  vom  Verhalten  dieses  Fisches  aus- 
gefüllt werden  konnten 

Dies  war  um  so  wertvoller,  als  eine  sachgemäße  Beurteilung 
gewisser  fischereilich  wichtiger  Fragen  nur  auf  Grund  einer 
genauesten  Kenntnis  des  biologischen  Verhaltens  der  Flunder 
möglich  ist,  ganz  besonders  der  Frage,  die  weite  Kreise  unserer 
See-  und  unserer  Eibfischer  seit  geraumer  Zeit  gegeneinander  auf- 
bringt, ob  der  Fang  des  Butts  mit  der  Kurre  oder  dem  Schlepp- 
netz in  einem  bisher  für  dieses  Gerät  nicht  erlaubten  Gebiet 
geeignet    sei,    den  Buttbestand    der  Elbe  nachteilig  zu  beeinflussen. 

V^ersuche  mit  gezeichneten  Butt  haben  erwiesen,  daß  die 
Fischerei  mindestens  '/3>  wahrscheinlich  aber  "/s,  des  Bestandes 
an  fangwürdigen  Butt  aus  der  Elbe  fortnimmt,  und  daß  daher  alle 
Veranlassung  gegeben  ist,  nicht  durch  rücksichtslose  Vermehrung 
der  Kurrenfischerei  im  Eibgebiet  die  Beanspruchung  des  Bestandes 
noch  zu  erhöhen. 

Daß  die  Kriegszeit  mit  ihren  Schwierigkeiten  in  der  Fleisch- 
versorgung natürlich  keine  geeignete  Zeit  ist,  um  den  Buttfang 
durch  Beschränkungen  irgend  welcher  Art  einzuengen,  ist  selbst- 
verständlich und  eine  Sache  für  sich,  kann  aber  an  der  theoretischen 
Beurteilung  der  Verhältnisse  nichts  ändern. 

Von  ganz  wesentlicher  Bedeutung  für  unsere  Kenntnis  des 
Einflusses  der  Fischerei  auf  den  Buttbestand  in  der  Elbe  ist  eine 
den  Tatsachen  entsprechende  Einsicht  in  das  Verhältnis  von  Watt- 
butt und  Eibbutt  (oder  Bobenbutt)  zu  einander.  Sind  beides  neben- 
einander bestehende  Parallelformen,  oder  ergänzen  sie  einander, 
sodaß  z.  B.  der  Bestand  an  Eibbutt  eine  Verstärkung  aus  den 
Reihen  der  Wattbutt  erfährt?  Auch  diese  Frage  ist  nach  langem 
vergeblichen  Tasten  durch  die  Anwendung  moderner  Untersuchungs- 
inethoden  ihrer  Lösung  ein  gutes  Stück  näher  gebracht  worden, 
wenn  es  auch  wünschenswert  ist,  zur  Sicherung  der  Ergebnisse 
das  Tatsachenmaterial  in  Zukunft  noch  wesentlich  zu  bereichern. 
Die  Markierungsversuche  haben  ergeben,  daß  die  erwachsenen 
Wattbutt  höchst  wahrscheinlich  nicht  mehr  in  das  Süßwassergebiet 
hineingehen,   und  die  Altersbestimmungen   mit  Hilfe  der  Gehörsteine 


XXVIII 


haben  dargelegt,  daß  Waitbiitt  und  Eibbutt  nicht  als  verschiedene 
Rassen  anzusehen  sind,  sondern  als  eine  einheitliche  Form,  die 
wesentlich  nur  in  den  ersten  4  Jahren  ihres  Lebens  den  Aufenthalt 
im  Süßwasser  zu  bevorzugen  scheint,  in  älteren  Exemplaren  aber 
nur  ausnahmsweise  und  vereinzelt  dort  angetroffen  wird.  Eibbutt 
und  Wattbutt  sind  also  identisch  mit  einander,  und  ersterer  ist  nur 
als  die  Jugendform  des  letzteren   anzusehen. 


14.  Sitzung,    am  27.  Juni.  —  WiNKLER:     Über    die    Biologie 

der  sukkulenten  Gewächse. 

15.  Sitzung,     am    10.   Oktober.  —    EhrenbaUxM,     E.:     Über 

Sardinen. 

Der  Name  Sardine  bezeichnet  eigentlich  nicht  nur  eine  einzige 
genau  charakterisierte  Art,  sondern  wird  vielmehr  zur  Benennung 
verschiedener  kleiner  heringsartiger  Fische  angewandt,  die  in  ver- 
schiedenen Meeren  der  Welt  vorkommen,  in  Westindien,  Florida, 
Californien,  Chile,  in  Neuseeland,  Japan,  Indien,  Südafrika.  Aber 
die  europäische  Sardine,  Clupca  pilcliardus  W^\lb.,  welche  an  den 
südwesteuropäischen  Küsten  und  im  Mittelmeer  zu  Hause  ist,  ist 
als  die  Sardine  par  excellence  anzusehen. 

Die  Mittelpunkte  des  Sardinenfanges  sind  die  Südküste  der 
Bretagne  und  die  Gironde,  ferner  die  Provinz  Galizien  in  Spanien, 
die  portugiesische  Küste  und  fast  alle  Mittelmeerküsten. 

Von  der  an  die  Fischerei  anschließenden  Industrie  wird 
wesentlich  nur  die  kleine  Sardine  von  im  Mittel  13 — 14  cm  Länge 
verarbeitet  und  zwar  zu  Ölkonsers'en,  während  die  große  aus- 
gewachsene Form  von  19  bis  26  cm  Länge,  welche  auch  als 
Pilchard  bezeichnet  wird,  meist  in  ähnlicher  Weise  wie  der  Hering 
gesalzen  oder  frisch  verbraucht  wird. 

Erstere,  die  >sardine  de  rogue<,  ist  die  Jugendform,  welche 
mit  Hilfe  von  Köder  (Kabeljaurogen)  in  unmittelbarer  Nähe  der 
Küste  gefangen  wird;  sie  ist  meist  wohlgenährt  und  sehr  fett; 
letztere,  die  »sardine  de  derivet,  ist  die  geschlechtsreife  Form, 
welche  mehr  oder  weniger  entfernt  von  der  Küste  ohne  Köder  mit 
Treibnetzen  erbeutet  wird.  Sie  ist  vielfach,  namentlich  wenn  sie 
kurz  nach  dem  Laichen  gefangen  wird,  wie  an  der  englischen 
SUdweslküste,   mager  und  geringwertig. 

Neuere  Untersuchungen  haben  festgestellt,  daß  die  kleine 
Sardine,  welche  das  Material  für  die  Ölkonserven  liefert,  meist  im 
2.  Lebensjahre  steht,  einige  im  ersten  und  einige  im  dritten,  wäh- 
rend unter  den  ausgewachsenen  Fischen  zahlreiche  verschiedene 
Jahrgänge  vom   5.   bis  zum    14.   vertreten   sind. 

Die  Mittelmeersardine  zeigt  in  vieler  Beziehung,  namentlich 
aber  biologisch,  große  Abweichungen  von  der  atlantischen  Form 
und  muß  als  besondere  Rasse  angesehen  werden.  Ihre  kon- 
stitutionelle Größe  ist  wesentlich  geringer,  da  sie  in  der  Regel 
nicht    über    18 — 19  cm    lang    angetroffen    wird    und    schon    bei   13 


XXIX 


bis  14  cm  Länge,  —  der  Größe,  in  der  sie  hauptsächlich  gefangen 
wird  —  geschlechtsreif  ist.  Infolgedessen  steht  die  Qualität  der 
Mittelmeersardine  hinter  derjenigen  der  atlantischen  zurück,  denn 
erstere  wird  im  ausgewachsenen  Zustande  und  im  besten  Falle 
zwischen  zwei  Laichperioden  gefangen,  letztere  aber  bei  gleicher 
Größe  im  jugendlichen  Flomenstadium,  d.  h.  in  einem  Zeitpunkte, 
wo  der  Reichtum  an  Reservestoffen  und  besonders  an  Fett  beson- 
ders groß  ist  und  noch  nicht  zur  Ausbildung  der  Geschlechts- 
produkte verwendet  wurde. 

In  diesem  Entwicklungsstadium  sind  auch  andere  Fische, 
namentlich  insofern  sie  wegen  ihres  Fettreichlums  geschätzt  werden, 
besonders  wertvoll,  so  z.  B.  der  Matjeshering;  und  die  Verwertung 
von  Sprotten  und  jungen  Heringen  in  diesem  Stadium  hat  die  nor- 
wegische Fischindustrie  befähigt,  die  sogenannten  norwegischen 
Sardinen  auf  den  Markt  zu  bringen,  welche  bei  sorgfältiger  Be- 
handlung und  bei  Verwendung  bester  Zutaten  durchaus  im  Stande 
sind,  mit  der  südeuropäischen  Ölsardine  erfolgreich  in  Wettbewerb 
zu  treten. 


16.  Sitzung,  am  17.  Oktober.  —  LoHMANN,  H.:  Die  Bildung 
von  Tiefseeablagerungen  durch  Auftrieborganismen  der 
Hochsee. 

Nachdem  der  Vortragende  einleitend  dargelegt  hatte,  wie  er 
auf  zwei  größeren  Reisen  über  den  Atlantischen  Ocean  reiche 
Gelegenheit  fand,  sowohl  die  Bodenablagerungen  der  Tiefsee  wie 
auch  die  Zusammensetzung  des  Auftriebs  der  Hochsee  genau  zu 
untersuchen,  gab  er  zunächst  eine  Übersicht  über  die  Organismen- 
gruppen, deren  Skelette  die  Tiefseeschlamme  in  der  Gegenwart 
bilden  und  die  Verbreitung  dieser  Planktonsedimente  im  Weltmeere. 
Sie  gehören  beinahe  ausschließlich  den  mikroskopisch  kleinen,  ein- 
zelligen Wesen  an.  Unter  den  Tieren  haben  die  größte  Bedeutung 
die  Globigerinen,  deren  Kalkschalen  nicht  weniger  als  */3  der 
Bodenfläche  mit  einem  weißen  Kalkschlamm  bedecken,  während 
die  Kieselpanzer  der  Radiolarien  auf  den  Boden  der  Tropenmeere 
beschränkt  nur  ein  Gebiet  von  3  "/o  der  ganzen  Fläche  einnehmen. 
Von  den  einzelligen  Pflanzen  bilden  in  den  kalten  Meeresteilen 
die  Diatomeen  mächtige  Kieselschlamme;  doch  sind  sie  auf  einen 
die  Erdkugel  umspannenden  Gürtel  in  der  Antarktis  und  auf  ein 
Band,  das  den  Nordrand  des  Stillen  Oceans  umsäumt,  beschränkt. 
Dagegen  finden  sich  die  Kalkskelette  der  Coccolithophoriden  überall 
in  den  Tiefenablagerungen  und  überwiegen  in  einem  Teile  der  Glo- 
bigerinenschlamme  derart,  daß  sie  70°/o  der  ganzen  Masse  aus- 
machen und  man  daher  alsdann  eigentlich  von  Coccolithenschlamra 
sprechen  muß.  Ein  Drittel  der  Bodenfläche  ist  von  rotem  Tiefsee- 
tone bedeckt,  in  dem  sich  nur  noch  Spuren  von  Skeletten  finden, 
und  der  als  das  letzte  Umwandlungsergebnis  der  Sinkmassen  zu 
betrachten  ist. 

Die  Tiefseeschlamm  bildenden  Organismen  leben  in  den 
oberen  100 — 200  m  des  Weltmeeres.  Hier  sind  sie  allgemein 
verbreitet.    Damit  ihre  Skelette  niedersinken,  müssen  dieselben  erst 


XXX 


absterben.  Das  erfolgt  meistens  dadurch,  daß  sie  gefressen  werden, 
häufig  aber  auch  durch  die  Ungunst  der  Lebensbedingungen,  indem 
die  Meeresströmungen  die  Organismen  aus  kalten  Gebieten  in 
warme  oder  umgekehrt  fortführen.  So  findet  z.  B.  ein  gewaltiges 
Absterben  und  Niedersinken  im  Golfstrom  da  statt,  wo  der  kalte 
Labradorstrom  ihm  begegnet.  Die  kleinen  Kiesel-  und  Kalk- 
skelette sinken  dann  einzeln  zum  Meeresboden  nieder  und  sind 
während  der  Wochen  und  Monate  währenden  Reise  stets  der  auf- 
lösenden Wirkung  des  Meerwassers  ausgesetzt.  Daher  erreichen 
nur  die  widerstandsfähigsten  Skelette  die  größeren  Tiefen  von 
4 —  7000  m  und  mehr,  während  alle  zarten  Teile  vorher,  z.  T. 
schon  in  600  Tiefe,  aufgelöst  werden.  Ausgezeichnet  geschützt  sind 
demgegenüber  die  Skelette,  welche  durch  Fraß  in  den  Darm  von 
Gewebstieren  gelangen  und  eingebettet  in  deren  Kotmassen  nieder- 
sinken. In  Schleim  eingehüllt  kommen  sie  unversehrt  in  den 
größten  Tiefen  an  und  werden  erst  hier  bei  dem  allmählichen 
Zerfall  der  Kotmassen  frei  gelegt.  Dieser  Massentransport  wird 
vor  allem  besorgt  von  den  Feuersalpen,  Salpen,  Doliolen,  Appen- 
dicularien,  Pteropoden  und  Copepoden,  in  deren  Darm  man  die 
Tiefseeschlamm  bildenden  Skelette  massenhaft  nachzuweisen  ver- 
mag. Dieser  Transport  wird  für  die  Tiefsee  noch  dadurch  bedeut- 
sam, daß  er  zugleich  organische  Reste  wie  Eiweiß  und  Fett  und 
wahrscheinlich  Mengen  von  Baclerien  dem  Meeresboden  zuführt. 
Deshalb  gewinnt  die  Tätigkeit  dieser  »Skelettsammler«  neben 
der  der  >Skelettbildner«  eine  große  Wichtigkeit  für  die  Ab- 
lagerungen in  der  Tiefsee. 

Man  hat  nun  versucht,  die  Schnelligkeit  festzustellen,  mit  der 
die  Ablagerungen  am  Meeresboden  sich  bilden.  Die  Ergebnisse 
können  bisher  nur  Anhaltspunkte  geben.  Es  ist  aber  sehr  wahr- 
scheinlich, daß  man  durch  Feststellung  der  Mengen  von  Skelett- 
bildnern, die  in  den  oberen  200  m  des  Meeres  leben  und  ihre 
Vermehrungsschnelligkeit  zu  einer  immer  genaueren  und  sicheren 
Bestimmung  wird  gelangen  können.  Auf  Grund  der  Kenntnisse, 
die  wir  zur  Zeit  über  die  Coccolithophoriden  haben,  läßt  sich  für 
die  Bildung  eines  reinen  Coccolithophoridenschlammes  berechnen, 
daß  die  nötige  Skelettmenge  für  i  mm  Schlammzuwachs  im  flachen 
Küstenwasser  unter  den  günstigsten  Verhältnissen  vielleicht  schon 
in  etwas  mehr  als  I  Jahre  gebildet  werden  könnte,  wenn  die  Algen 
diese  ganze  Zeit  hindurch  in  gleicher  Häufigkeit  auftreten  würden, 
daß  aber  schon  im  Binnenmeere  dazu  100  Jahre  erforderlich  sein 
dürften  und  im  Ocean  kaum  200—  500  Jahre  ausreichen  würden. 
In  der  Tiefsee  würde  daher  schon  eine  Coccolithenschlamni- 
ablagerung  von  nur  1  cm  Dicke  auf  ein  Alter  von  5000  Jahren 
hinweisen  und  in  I  Million  Jahren  eine  Schlammmasse  von  2  m 
Mächtigkeit  entstehen. 

Im  Bereich  der  Kontinente  sind  keine  echten  Tiefsee- 
ablagerungen aus  geologischer  Zeit  bekannt.  Die  früher  als  solche 
angesehenen  Kreide-  und  Radiolariengesteine  in  Europa  sind  sicher 
in  verhältnismäßig  flachem  Wasser  gebildet.  Nur  Gesteine  auf 
Barbados  und  Malta  scheinen  in  größeren  Tiefen  (etwa  1800  m) 
gebildet  zu  sein.  Jedenfalls  sind  die  Tiefenablagerungen  der  Gegen- 
wart   keineswegs    als    Bildungen    zu    betrachten,    die    über  die  Ent- 


XXXI 


stehung  unserer  allgemein  verbreiteten  Sedimentärgesteine  Auskunft 
geben  können.  Die  letzteren  sind  vielmehr  durchaus  unter  dem 
Einflüsse  der  Festländer  entstanden,  und  unabhängig  von  ihnen 
haben  sich  die  Ablagerungen   in   der  Tiefsee  gebildet. 


17.   Sitzung,    am  24.   Oktober.   —  Reh,    L.  :    Vogelschutz    im 
Alstertal  und  in  Seebach  i.  Thüringen. 

Der  Vortragende  sprach  über  eine  Besichtigung  der  Vogel- 
schutz-Erfolge in  dem  Gebiete  der  Alstertal-Terrai  n- 
Aktien-Gesellschaft,  bei  Teilnahme  an  einer  der  Führungen 
durch  Herrn  v.  Wacqtjant,  und  über  einen  3tägigen  Studien- 
aufenthalt an  der  berühmten  Musterstation  für  Vogelschutz  des 
Freiherrn  v.  Berlepsch  auf  seinem  Schloßgute  Seebach  in 
Thüringen.  Während  ersterer  den  Vogelschutz  möglichst  unauf- 
fällig und  unter  Wahrung  des  natürlichen  Zustande«  des  Geländes 
betreibt,  sucht  letzterer  durch  Aufhängung  von  Nisthöhlen  ver- 
schiedenster Art,  durch  Aufstellung  von  Futterhäusern,  Futter- 
glocken usw.,  durch  künstliches  Zurechtstutzen  von  Bäumen  und 
Büschen  die  Vögel  zu  vermehren.  So  erreicht  Herr  v.  B.  wohl 
einen  dichteren  Vogelbestand,  aber  auf  Kosten  der  Unberührtheit 
und  Schönheit  der  Natur.  Allerdings  will  Herr  V.  Wacquant 
trotzdem  einen  noch  dichteren  Vogelbestand  erreichen,  z.  T.  schon 
erreicht  haben,  unter  Angabe  von  Zahlen,  deren  Richtigkeit  der 
Vortragende  aber  z.  T.  wenigstens  bestreiten  zu  müssen  glaubte, 
ohne  aber  die  zweifellos  recht  großen  Erfolge  dieses  Herrn  zu 
verkennen.  Er  ging  dann  ausführlicher  auf  die  Wirkung  des 
Vogelschutzes  auf  die  Insektenwelt  ein,  indem  er  sich  gegen  die 
Ansicht  beider  genannter  Herren  wandte,  daß  Vogelschutz  allein 
genüge,  um  die  schädlichen  Insekten  fernzuhalten  oder  zu  vertilgen. 
An  Hand  zahlreicher  Beispiele  führte  er  aus,  wie  ungemein 
schwierig  es  sei,  über  die  Beziehungen  der  Vögel  zu  den  Insekten 
Klarheit  zu  gewinnen,  wie  leicht  hier  falsche  Schlüsse  unterlaufen 
und  wie  nur  jahrelanges  Studium  unter  Berücksichtigung  aller  Ver- 
hältnisse zu  einigermaßen  sicheren  Urteilen  berechtigen  könnten.  — 
In  einer  Entgegnung  bei  der  Diskussion  hielt  Herr  v.  Wacquant 
alle  seine  Zahlen  aufrecht. 


i8.  Sitzung,  am  31.  Oktober.  —  Mayntzhusen,  Fr.:  Die 
Auffindung  der  Guayaki,  eines  steinzeitlichen  Indianer- 
stammes in  den  Urwäldern  Paraguays. 

Wie  es  Pflanzen  und  Tiere  gibt,  bei  deren  Betrachtung  sich 
der  Naturforscher  in  die  Vorzeit  der  Erde  versetzt  glaubt,  da  sie 
stark  abweichen  von  den  sonstigen  Organismen  der  Umwelt,  so 
werden  zuweilen  Völkerschaften  angetroffen,  die  in  ihrer  ganzen 
Kultur,  in  ihren  Sitten  und  Gebräuchen  einer  längst  vergangenen  Zeit 
anzugehören  scheinen.    Bei  keinem  Volksstamm  mag  dies  in  höherem 


XXXII 


Grade  der  Fall  sein  als  bei  den  von  Herrn  Mayntzhusen  auf- 
gefundenen Guayaki,  die,  noch  vollständig  auf  der  Kindheitsstufe 
der  Menschheit  stehend,  der  Steinzeit  angehören,  also  einer  Kultur- 
periode, die  für  Europa  Jahrtausende  hinter  der  Gegenwart  zurück- 
liegt. Die  Existenz  dieses  merkwürdigen,  einzig  dastehenden  Volkes 
war  schon  im  i6.  Jahrhundert  bekannt,  ohne  daß  es  gelingen 
wollte,  sie  genauer  kennen  zu  lernen;  denn  die  große  Schlauheit 
der  Leute  und  der  dichte,  undurchdringliche  Urwald  machte  jede 
Annäherung  so  gut  wie  unmöglich.  Die  spanischen  Jesuiten  ver- 
suchten Jahrhunderte  lang  vergebens,  die  Guayaki  dem  Christentum 
zuzuführen;  sie  haben  sogar  herrliche  Kirchen  in  ihrem  Wohn- 
gebiete erbaut,  aber  wohl  kaum  einen  Guayaki  darin  zu  sehen 
bekom.nen.  Gegen  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  hat  die  Univer- 
sität La  Plata  eine  Expedition  zur  Erforschung  des  rätselhaften 
Völkchens  ausgerüstet,  aber  nur  wenig  Material  heimgebracht.  Da 
die  streifenden  Guayaki  gelegentlich  Feld-  und  Viehraub  verübten, 
wurden  von  paraguayischen  Ansiedlern  Vergeltungsmaßregeln  unter- 
nommen und  einzelne  der  Räuber  abgeschossen;  die  Folge  hiervon 
war,  daß  die  Guayaki  noch  scheuer  wurden  und  sich  immer  tiefer 
in  ihren  Wäldern  verbargen.  Durch  das  Beispiel  von  Ethnologen 
angeregt,  beschloß  Herr  Mayntzhusen,  der  in  Paraguay  großen 
Grundbesitz  hat,  im  Jahre  1908,  dieses  Volk  zu  erforschen.  Mit 
Hilfe  von  Eingeborenen,  deren  Spürsinn  ihm  hierbei  die  vortreff- 
lichsten Dienste  leistete,  wurde  der  Weg  in  den  Urwald  einge- 
schlagen, eingeschlagen  im  wörtlichsten  Sinne  des  Wortes ;  denn 
jenes  Walddickicht  ist  derartig  mauerartig,  daß  mit  langen  Messern 
geradezu  ein  Tunnel  hineingeschnitten  werden  mußte.  In  zwei 
Jahren  wurden  unter  den  größten  Strapazen  sieben  Expeditionen 
unternommen.  Die  Spuren  der  täglich  die  Lager  wechselnden 
Guayaki  wurden  verfolgt;  aber  erst  die  achte  Expedition  hatte 
einen  Erfolg,  indem  das  endlich  aufgefundene  Lager  überrannt 
wurde,  wobei  drei  Indianer  ergriffen  wurden.  Unter  diesen  war 
ein  aufgeweckter  Junge,  der  die  angeborene  Scheu  bald  ablegte, 
so  daß  Herr  Mayntzhusen  bei  ihm  geradezu  Sprachunterricht 
nehmen  konnte.  Die  Sprache  ist  eine  »Einsilbensprache« ;  jeder 
Laut  bezeichnet  einen  Begriff,  zwei  mit  einander  verbundene  Laute 
einen  andern,  der  mit  den  ihn  bildenden  Begriffen  in  einem 
gewissen  Verhältnisse  steht:  so  bezeichnet  ein  bestimmter  Laut  die 
»Erde«,  ein  anderer  die  >Fernex.  beide  zusammen  den  »Vogel«, 
also  ein  Wesen,  das  sich  von  der  Erde  entfernt.  Der  V^ortragende 
hat  vor  kurzem  eine  Arbeit  über  die  Guayakisprache  in  Berlin 
veröffentlicht.  Durch  den  Besitz  dieser  Sprachkenntnisse,  durch 
Geschenke  u.  dgl.  gelang  es  dem  Vortragenden  nach  Entlassung 
der  drei  Guayaki,  sich  das  Zutrauen  der  anderen  zu  erwerben  und 
in  steter  Fühlung  mit  ihnen  zu  bleiben.  Er  lernte  sie  so  genau 
kennen.  Sie  können  eigentlich  nur  bis  i  zählen,  kennen  keinen 
Ackerbau,  verstehen  keine  Hütten  zu  bauen,  können  nicht  weben, 
so  daß  sie  völlig  unbekleidet  sind,  verfertigen  ganz  primitive 
Flechtarbeiten  aus  Palmblättern,  benutzen  Bogen  und  Pfeile  und 
aus  Steinen  oder  Nagetierzähnen  verfertigte  Waffen.  Eine  Religion 
haben  sie  nicht.  Dagegen  haben  sie  von  Naturgewalten  und 
Naturerscheinungen    wunderliche    Vorstellungen:    so    ist    ihnen    der 


.^sHl 


XXXIII 


Regenbogen  eine  Schlange,  eine  Sternschnuppe  ein  vom  Himmel 
fallender  Feuerbrand,  ein  Irrlicht  ein  Feuertier.  Im  Sturm,  in 
heftigen  Regengüssen  sehen  sie  etwas  Persönliches,  das  sie  durch 
Schreien  zu  verscheuchen  glauben.  Eigentliche  Musik  ist  ihnen 
fremd,  der  Gesang  zeigt  einen  gewissen  Rhythmus,  aber  keine 
Melodie.  Von  Technik,  abgesehen  von  einer  ganz  primitiven 
Töpferei  und  Flechterei  und  der  Herstellung  von  Steinwerkzeugen 
und  wenig  anderem,  ist  nichts  vorhanden.  Die  Bogen  verfertigen 
sie  aus  Palmholz,  die  Pfeile  aus  Rohr  mit  einer  Hartholzspitze. 
Der  Schmuck  besteht  aus  den  Zähnen  des  erlegten  Wildes.  Be- 
merkenswert sind  Bein-,  Bauch-  und  Rückennarben,  die  eine 
bestimmte  Bedeutung  haben.  Sie  sind  überaus  kinderlieb  und 
zeigen  auch  ein  tiefes  Gemüt  und  Charaktereigenschaften,  die  zu- 
weilen einen  Europäer  beschämen.  Mord  ist  so  gut  wie  unbekannt. 
Im  Widerspruch  hiermit  steht  —  wenn  auch  nur  scheinbar  — 
alte,  schwache,  Strapazen  nicht  mehr  gewachsene  Personen  tot  zu 
schlagen ;  aber  nur  deshalb  geschieht  dies,  weil  der  Hungertod, 
dem  die  altersschwachen  Leute  beim  Zurückbleiben  ausgesetzt 
wären,  grausamer  ist  als  das  gelötet  werden.  Auch  Zwillinge  und 
Mißgeburten  werden  getötet,  weil  man  in  ihnen  etwas  der  Natur 
Zuwiderlaufendes  zu  sehen  glaubt.  Bei  Krankheiten  werden  fast 
immer  Massagebehandlungen  angewandt,  aber  auch  einschläfernde 
Pflanzensäfte. 

Von  einer  eigentlichen  Ehe  in  unserem  Sinne  ist  keine  Rede; 
ein  junger  Mann  nimmt  eine  Frau  zum  Zwecke  der  Arbeitsteilung, 
wird  die  Arbeit  für  eine  Frau  zu  viel,  dann  wird  eine  zweite 
genommen,  und  ebenso  wird  ein  guter  Jäger  von  Frauen  gesucht. 
Aber  diese  >Ehen«  sind  stets  exogam,  d.  h.  es  wird  immer  ein 
Mädchen  geheiratet,  das  einem  anderen  Stamme  angehört,  als  die 
Mutter  des  jungen  Mannes.  An  die  Familie  des  alten  Jägers 
gliedern  sich  die  jüngeren  Mitglieder  an,  so  daß  eine  Horde  ent- 
steht, die  ohne  eigentliche  Verpflichtung  dem  ältesten  Familienvater 
gehorcht.  Noch  vieles  andere  berichtete  der  Vortragende  von 
dem  sozialen  Leben  der  (luayaki.  Diesem  Volke  ist  er  ein  Freund 
im  besten  Sinne  des  Wortes  geworden ;  viele  Guayaki  folgten  ihm 
als  Arbeiter  auf  seinen  Besitz;  hier  werden  sie,  besonders  die 
Knaben  und  Mädchen,  in  Gruppen  unterrichtet.  Die  Mädchen  ver- 
fertigen für  die  Angehörigen  Kleidungsstücke,  und  zwar  u.  a.  auch 
mit  Hilfe  der  Nähmaschine.  In  der  Folge  wurde  Herr  Mayntz- 
HUSEN  von  der  paraguayischen  Regierung  zum  Vormund  der 
Guayaki,  die  ihm  Vertrauen  und  Verehrung  entgegenbringen, 
ernannt.  Eine  Fülle  von  Aufnahmen  erläuterte  den  Vortrag ;  aus 
ihnen  ergab  sich  auch  der  anthropologische  Charakter  des  Volks- 
stammes ;  es  sind  Menschen  von  untersetzter  Gestalt,  auffallend 
hellhäutig,  dunkelhaarig;  breite  und  kurze  Nase,  Augen  dunkel  bis 
hellbraun ;  geringe  Wölbung  des  Schädels,  weit  auseinander  stehen- 
den  Augen,  Kletterfuß;  anthropologisch  nicht  so  tiefstehend. 


XXXIV 

ig.  Sitzung,    am    7.    November.     —     Rip:besell,    P.  :      Über 

optische  und  akustische  Entfernungsmesser. 

Die  natürlichste  Art  der  Entfernungsmessung  durch  Benutzung 
von  Maßstäben  ist  nicht  anwendbar,  wenn  die  zu  messenden  Strecken 
ungangbar  oder  die  Endpunkte  nicht  erreichbar  sind.  Für  diese 
Fälle  hat  bereits  die  Feldmeßkunst  seit  langer  Zeit  mathematische 
Methoden  ausgearbeitet,  die  diese  Schwierigkeiten  überwinden.  Es 
wird  eine  Standlinie  abgesteckt,  und  dann  werden  an  den  Endpunkten 
die  Winkel  nach  dem  entfernten  Punkte  durch  Meßtisch  oder  Theo- 
dolit gemessen.  Im  Kriege  haben  sich  die  Anforderungen,  die  an 
das  Verfahren  gestellt  werden,  verschärft,  da  hier  die  Messungen 
schnell,  und  ohne  daß  sie  vom  Feinde  bemerkt  werden,  ausgeführt 
werden  müssen.  Es  sind  daher  Apparate  konstruiert,  die  die  alten 
Methoden  in  schnellerer  Form  anzuwenden  gestatten.  Schwierig 
gestalten  sich  die  Verhältnisse  im  Felde,  wenn  die  zu  messenden 
Gegenstände  von  der  eigenen  Stellung  aus  überhaupt  nicht  sichtbar 
sind.  Dann  kommt  die  Photogrammetrie  zur  Anwendung,  die  es 
ermöglicht,  aus  maßstabgerechten  Fliegeraufnahmen  die  Entfernungen 
abzulesen,  deren  Kenntnis  für  eine  richtige  Wirkung  der  Geschütze 
unerläßliche  Vorbedingung  ist.  Ist  schließlich  von  der  feindlichen 
Geschützstellung  überhaupt  nichts  sichtbar,  so  versagt  die  optische 
Methode.  Dann  läßt  sich  aber  aus  den  Beobachtungen  des  Knalles 
die  Entfernung  bestimmen. 


20.  Sitzung,  am  i  j..  November.  —  SCHÜTT,   K.:  Über  Energie- 
quanten. 

Die  Lehre  von  den  Atomen,  die  für  die  Materie  als  bewiesen 
angesehen  werden  kann,  die  für  die  Elektricität  mindestens  große 
Wahrscheinlichkeit  hat,  scheint  auch  für  die  Energie  von  Bedeutung 
zu  sein.  Eine  Reihe  von  Vorgängen  sind  bekannt,  die  sich  am 
besten  erklären  lassen  unter  der  Annahme,  daß  die  Energie  in 
endlichen  Brocken,  Energiequanten  genannt,  abgegeben  wird.  Der 
Berliner  Physiker  Planck  hat  1901  die  Quantenhypothese  aufgestellt, 
um  sein  Strahlungsgesetz  abzuleiten.  Er  nimmt  an,  daß  das  Leuchten 
kein  kontinuierlicher,  gleichmäßig  ablaufender  Vorgang  ist,  sondern 
ein  explosionsartiger,  bei  dem  das  strahlende  Atom  die  Lichtenergie 
in  einzelnen  Güssen  abgibt,  deren  Größe  von  der  Schwingungszahl 
des  Atoms  abhängt.  Unter  dieser  Voraussetzung  findet  er  ein 
Strahlungsgesetz,  das  mit  der  Erfahrung  übereinstimmt.  Der  Vor- 
tragende legte  den  Weg  dar,  der  zu  diesem  Gesetz  führt;  man  ist 
genötigt,  auf  eine  Reihe  von  Grundprincipien,  mit  denen  die  theo- 
retische Physik  bisher  gearbeitet  hat,  zu  verzichten.  Die  Energie- 
quanten sind  für  zahlreiche  Molekular-  und  Atomprozesse  von 
Bedeutung,  so  bei  der  Deutung  der  Abnahme  der  Atomwärme  fester 
Körper  mit  sinkender  Temperatur,  bei  der  Entartung  der  Gase,  dem 
Hallwachs-Effekt  u.  a.  m.  Auch  das  Bohr' sehe  Atommodell,  das 
in  dem  Atom  ein  kleines  Planetensystem  sieht  —  um  den  positiven 
Kern  als  Sonne  kreisen  negative  Ladungen,  also  Elektronen  — 
nimmt  <iuantenhafte  Energiestrahlung  an;    mit  seiner  Hilfe   gewinnt 


XXXV 


man  eine  P'ormel,  mittels  der  man  die  Wellenlängen,  die  im  Spektrum 
leuchtenden  Wasserstoffs  beobachtet  werden,  mit  außerordentlicher 
Genauigkeit   aus   universellen   Konstanten  berechnen   kann. 

21.    Sitzung,    am    28.    November.     —     LoHMANN,    H.:     Eine 
Forschungsreise  von  Hamburg  nach  Südamerika  im  Sommer 
1911. 

Als  die  Deutsche  antarktische  Expedition  im  Mai  191 1  von 
Hamburg  aus  ihre  Ausreise  antrat,  standen  ihr  für  die  Fahrt  bis 
Buenos -Ayres  vier  volle  Monate  zur  Verfügung,  die  für  hydro- 
graphische und  biologische  Untersuchungen  auf  hoher  See  verwandt 
werden  sollten.  Der  Laridaufenthalt  wurde  daher  möglichst  kurz 
bemessen  und  beschränkte  sich  auf  die  Azoren  und  Pernambuco. 
Die  ozeanographischen  Forschungen  waren  Herrn  Dr.  Brennecke 
übertragen,  die  biologischen  hatte  der  Vortragende  übernommen. 
Unterstützt  wurde  er  vom  Schiffsarzte  Herrn  Dr.  Kohl.  Von  den 
Azoren  wurde  S  Miguel  besucht  und  von  Ponto  Delgada  aus  zwei 
Ausflüge  nach  den  beiden  großen  Kraterbecken  von  Sette  Cidades 
und  Furnas  unternommen,  die  Gelegenheit  gaben,  die  Pflanzenwelt, 
Kultur  und  landschaftliche  Schönheit  dieser  Insel  kennen  zu  lernen. 
Auf  der  Fahrt  nach  Pernambuco,  die  in  Folge  der  Untersuchungen 
fast  2  Monate  währte,  wurde  eine  kurze  Landung  auf  den  Vogel- 
felsen von  St.  Paul  ausgeführt  und  unmittelbar  darauf  beim  Über- 
schreiten der  Linie  in  humorvollster  Weise  nach  altem  Seemanns- 
brauch die  Äquatortaufe  gefeiert.  In  Pernambuco,  wo  die 
Expedition  zuerst  die  Tropenwelt  mit  ihren  Palmenwäldern  und 
Mangrovenbeständen  betrat  und  die  Negerwirtschaft  kennen  lernte, 
blieb  das  Schiff,  herzlich  bewillkommt  von  den  dort  ansässigen 
Deutschen,  eine  Woche.  Nachdem  von  da  aus  die  Fahrt  im 
Brasilstrcm  parallel  der  Küste  Südamerikas  bis  in  die  Ausläufer  des 
kalten  Falklandstromes  zum  40''  südlicher  Breite  fortgesetzt  war, 
wurde  in  die  La  Plata-Mündung  eingefahren  und  Anfang  September 
Buenos-Ayres  erreicht.  Das  reiche  Leben  dieser  größten  Stadt 
Südamerikas,  die  damals  i  '/s  Millionen  Einwohner  zählte,  hielt  den 
Vortragenden  noch  einige  Wochen  fest,  in  denen  auch  die  herr- 
lichen Vororte  und  die  Universitätsstadt  La  Plata  besucht  wurden. 
Dann  trennte  er  sich  von  der  Expedition  und  ging  auf  4  Wochen 
nach  Rio  de  Janeiro,  das  an  Schönheit  der  Lage  unvergleichlich 
noch  vollen  Tropencharakter  zeigt,  prachtvolle  Waldungen  in 
unmittelbarer  Nähe  der  Stadt  aufweist,  und  von  wo  aus  in  ein- 
tägiger Eisenbahnfahrt  St.  Paolo  aufgesucht  und  das  vom  Direktor 
des  Museo  Paolista  Professor  Ihering  für  Forschungszwecke  ein- 
gerichtete Urwald-Schutzgebiet  bei  Alto  da  Serra  besichtigt  wurde. 
Von  Rio  de  Janeiro  wurde  auf  dem  Kap  Villano  Anfang  Oktober 
die  Rückreise  nach   Hamburg  angetreten. 

Während  der  Fahrt  über  den  Ozean  wurde  das  gesamte 
Pflanzen-  und  Tierleben  der  Hochsee  heobachtet  und  vor  allem  die 
mikroskopisch  kleine  Welt  der  Schwebeorganismen  des  Planktons, 
von  der  die  übrige  Bevölkerung  des  Weltmeeres  völlig  abhängig 
ist,    erforscht.      Von    hervorragendem     Interesse    war    die    Tierwelt, 

3* 


XXXVI 


welche  mit  den  von  den  westindischen  Inseln  losgerissenen  Golf- 
krautbüscheln auf  die  Hochsee  hinausgetrieben  wird  und  eine  ganz, 
überraschende  Übereinstimmung  in  Form  und  Farbe  mit  dem  bern- 
steinfarbenen Kraut  und  dem  tief  ultramarinblauen  Wasser  des 
Tropenmeeres  zeigt.  Zum  Teil  besitzen  die  Krebse  das  Vermögen 
des  Farbenwechsels,  wobei  blaue,  gelbe  und  rote  Färbungen  sich 
ablösen  können.  Sehr  eigenartig  sind  auch  die  Methoden,  durch 
welche  manche  Schnecken  sich  am  Meeresspiegel  schwebend 
erhalten.  Das  Verhalten  der  fliegenden  Fische,  und  der  Pot-  und 
Schwertwale,  sowie  das  Auftreten  der  Vögel  auf  der  Hochsee  gab 
ferner  zu  manchen  Beobachtungen  Anlaß,  über  die  an  der  Hand 
von  Material,  das  auf  der  Fahrt  gesammelt  war,  berichtet  wurde. 
Ein  Vergleich  zwischen  der  Gestaltung  und  der  Verteilung  des 
Lebens,  wie  es  auf  dem  Lande  im  Luftmeere  und  in  der  VVasser- 
masse  des  Weltmeeres  auf  unserer  Erde  zur  Ausbildung  gekommen 
ist,  drängt  sich  bei  solcher  Forschungsreise  fortgesetzt  auf  und 
steigert  das  Interesse,  das  eine  derartige  Fahrt  bietet,  auf  das 
Höchste.  Trotz  seiner  gewaltigen  Ausdehnung  ist  das  Leben  des 
Ozeans  auf  die  Zufuhr  von  Nährstoffen  vom  Lande  her  angewiesen, 
und  ein  die  Erde  völlig  umhüllendes  Weltmeer  würde  daher  arm 
an   Organismen  oder  gar  ganz   frei   von   ihnen   sein   müssen. 


22.   Sitzung,  am   5.   Dezember.   —   BusCHAN :    Das  Volkstum 
der  Türken. 

Ausgehend  von  den  spärlichen  geschichtlichen  Nachrichten 
über  das  erste  Auftreten  der  Türken,  die  zusammen  mit  sprachlichen 
und  anthropologischen  Untersuchungen  auf  die  Gebiete  jenseits  des 
Oxus  als  ihr  Heimatsland  hinweisen,  gab  der  Vortragende  zunächst 
eine  Schilderung  des  körperlichen  und  seelischen  Verhaltens  der 
Türken.  Bei  den  zahlreichen  Kreuzungen  mit  allen  möglichen 
ethnischen  Elementen  kann  man  einen  Durchschnittstypus  nur  in 
allgemeinen  Umrissen  aufstellen.  Unter  den  seelischen  Eigenschaften, 
die  zum  Teil  ein  Ausfluß  der  Religion  sind,  überwiegen  die  guten 
über  die  schlechten  ;  Dankbarkeit,  ernstes,  zurückhaltendes,  würdevolles 
Verhalten,  große  Genügsamkeit  und  Bescheidenheit,  Opferwilligkeit 
und  Gastfreundschaft,  sowie  Gleichgültigkeit  gegenüber  Gefahren 
auf  der  einen  Seite  und  Rückständigkeit,  Mißtrauen,  Indolenz,  Sich- 
gehenlassen, Trägheit  auf  der  andern  kennzeichnen  den  Türken. 
Die  zahlreichen  Fremdvölker  des  Türkenreiches,  die  an  Zahl  die 
Osmanen  überwiegen,  streifte  der  Redner  nur  flüchtig.  Da  der 
Islam  von  einschneidender  Bedeutung  auf  das  Denken,  Fühlen  und 
Handeln  des  Türken  geworden  ist,  so  ließ  er  sich  über  die 
wichtigsten  Grundsätze  dieser  Religion,  sowie  über  die  von  den 
Gläubigen  geforderten  religiösen  Pflichten  (Gebet,  Reinigung, 
Almosengeben,  Duldsamkeit,  Wallfahrt)  etwas  eingehender  aus;  im 
besonderen  betonte  er  die  Lehre  von  der  Prädestination  (Kisniei- 
oder  Kadarglaube),  die  die  Ursache  dafür  abgibt,  daß  der  Türke 
u.  a  auf  politischem  und  wirtschaftlichem  Gebiete  im  Hintertreffen 
geblieben  ist.  Hieran  anknüpfend  schilderte  er  die  islamitische 
Baukunst,  die  etienfalls  durch  den  Islam  ihr  eigenartiges  Gepräge 
.     erhalten    hat,    sowie    die   verschiedenen  Zweige  des  Kunstgewerbes. 


XXXVII 


Nach  diesen  allgemeinen  Betrachtungen  wandte  sich  der  Redner 
eingehender  den  Türken  zu,  zunächst  ihrer  Beschäftigung,  die  in 
der  Hauptsache  im  Ackerbau  besteht  Er  führte  in  Wort  und  Bild 
die  verschiedenen,  noch  recht  primitiven  Verfahren  in  der  Land- 
wirtschaft vor,  die  an  Homerische  Zustände  erinnern,  und  besprach 
im  Anschluß  hieran  die  türkische  Küche.  Die  Schilderung  des 
türkischen  Hauses  und  Privatlebens  gab  ihm  sodann  Veranlassung, 
sich  wieder  eingehender  über  die  Ehe  und  das  Familienleben 
auszulassen.  Die  Türken  leben  zu  90  "/o  in  Einehe.  Wenngleich 
für  die  Türkin  strenge  Vorschriften  über  ihre  Abgeschlossenheit 
von  der  Öffentlichkeit  bestehen,  für  die  im  Koran  sich  keine 
Anhaltspunkte  ergeben,  so  ist  das  Zusammenleben  der  Ehegatten 
doch  zumeist  ein  ganz  harmonisches,  und  die  türkische  Frau 
unumschränkte  Herrin  im  Hause.  Der  revolutionäre  Zug  der 
Neuzeit,  der  auch  die  Türkei  durchwehte,  vermochte  jedoch  nicht 
den  Abschluß  von  der  Außenwelt  und  den  Schleierzwang  gänzlich 
abzuschaffen,  hat  jedoch  immer  noch  mancherlei  Freiheiten  für  die 
Türkin  gebracht,  der  gegenwärtige  Krieg  noch  weitere  Erfolge  in 
der  angestrebten  Richtung  gezeitigt.  Trotz  dieser  Fortschritte  "ver- 
harren die  Türken,  auch  die  der  gebildeten  Stände,  noch  vielfach 
stark  im  Aberglauben,  wozu  die  Religion  ihnen  in  mancher  Hinsicht 
sogar  die  Hand  reicht.  Man  glaubt  an  böse  und  gute  Engel,  des- 
gleichen an  böse  und  gute  Geister  (Dschinnen),  man  fürchtet  sich 
vor  dem  bösen  Blick  und  besitzt  dagegen  eine  Unmasse  Abwehr- 
niaßregeln  und  läßt  sich  durch  ünglückstage,  Unglückszahlen,  Traum- 
und Sterndeuterei  in  seinen  Handlungen  sehr  beeinflussen.  Selbst 
über  den  Tod  hinaus  spielt  der  Aberglaube  eine  Rolle,  was  besonders 
in  den  Schilderungen  der  höllischen  Peinigungen  auf  der  einen  und  der 
paradiesischen  Freuden  auf  der  andern  Seite  zum  Ausdruck  kommt. 


23.  Sitzung,  am   12.  Dezember.    —    Pfeffer,  G.:     Die    Ge- 
schichte des  Atlantischen  Ozeans. 

Der  Vortragende  behandelte  zunächst  das  sogenannte  ,, Perma- 
nenz -  Problem",  indem  er  Beweise  dafür  brachte,  daß  wohl  Kon- 
tinentalstücke in  die  Tiefe  des  Meeres  niedergebrochen  sind,  daß 
sich  aber  nie  flächenhafte  Stücke  des  Tiefseebodens  an  die  Kon- 
tinentalmassen  angegliedert  haben,  sodaß  wir  auf  unserer  Erde  zwei 
große  Niveau-Flächen  ausgebildet  finden,  den  Boden  der  Tiefsee  und 
die   Oberfläche  der  Kontinente. 

Darauf  besprach  der  Vortragende  die  von  vielen  Geologen  und 
Zoogeographen  für  mesozoische  Zeiten  angenommenen,  den  Atlan- 
tischen Ozean  zum  größten  Teil  ausfüllenden  Kontinentalbrücken 
des  Nord-  und  .Südatlantischen  Kontinentes  und  wies  auf  Grund  des 
geologischen  und  zoogeographischen  Tatsachen -Materials  nach,  daß 
diese  hypothetischen  Kontinentalverbindungen,  wenigstens  seit  der 
Tura-Zeit,   nicht  bestanden  haben   können. 


XXXVIII 

24.  Sitzung,  am  17.  Dezember.  —  Marcus,  Kurt:  Die  untere 
Donau  und  ihre  Fischerei. 

Die  Donau  ist  in  den  Kriegsjahren  unserem  Interesse  beson- 
ders nahe  gerückt,  zunächst  in  rein  militärischer  Hinsicht,  dann 
aber  auch  als  Beförderungsweg  für  Brot-  und  Futtergetreide,  Rohöl 
und  Benzin.  Der  rumänische  Teil  der  Donau  ('/s  der  Gesamtlänge 
von  2860  km),  den  der  Vortragende  auf  seinen  Reisen  im  Dienste 
der  Militärverwaltung  genauer  kennen  lernte,  führt  eine  gewaltige 
Fülle  von  Wasser;  nach  den  Angaben  der  »Europäischen  Donau- 
Kommission«  für  die  Jahre  1857  bis  1916  läßt  der  Fluß  im  Laufe 
eines  Jahres  durchschnittlich  228  Millionen  Kubikmeter  Wasser 
dem  Meere  zufließen.  Das  Gefälle  der  rumänischen  Donau  ist 
sehr  gering  und  dementsprechend  der  Gehalt  an  Schwebestoffen 
sehr  groß,  besonders  zur  Zeit  des  Hochwassers  im  Frühjahr,  wenn 
der  Fluß  ein  weites  Gebiet  überschwemmt,  sodaß  —  wiederum 
nach  Angaben  der  genannten  Kommission  —  jährlich  durchschnitt- 
lich 75  Millionen  Kubikmeter  Sinksloffe  allein  dem  Meere  zugeführt 
werden.  Nach  Professor  Antipa,  dem  Generaldirektor  der  rumäni- 
schen Fischerei,  hat  das  Überschwemmungsgebiet  eine  Größe  von 
891  000  Hektar,  wovon  427000  auf  die  Moldau  und  Walachei  und 
424000  auf  die  Dobrudscha  kommen.  Innerhalb  dieses  Gebietes 
liegen  zahlreiche  flache  Seen,  die  mit  der  Donau  durch  natürliche 
Kanäle  in  Verbindung  stehen.  Diese  Seen  sind  von  vorteilhafter 
Einwirkung  auf  das  Klima  und  rufen  durch  den  reichen  Absatz 
von  Sinkstoffen  eine  üppige  Land-  und  Wasserflora  hervor,  die 
vielfach  bemerkenswerte  Anpassungen  an  den  Standort  zeigt.  Die 
hier  lebenden  Fische  überwintern  meist  in  der  Donau,  suchen  aber 
bei  kommendem  Hochwasser,  wenn  ihre  Kiemen  von  den  Schwebe- 
stoffen gereizt  werden,  das  reine  Wasser  des  Übeischwemmungs- 
gebietes  auf,  wo  sie  sowie  ihre  Brut  (die  Zeit  des  Hochwassers 
fällt  so  ziemlich  mit  der  Laichzeit  zusammen)  in  den  zahlreichen 
kleineren  Lebewesen  auskömmliche  Nahrung  finden.  Mit  dem 
Fallen  des  Wassers  ziehen  sich  die  Fische  in  den  .Strom  oder  in 
Ljrößere  Seen  zurück;  in  diesen  entwickelt  sich  dann  ein  groß- 
artiger, den  hydrographischen  und  biologischen  Verhältnissen  ange- 
jjaßter  Fangbetrieb,  wie  er  in  Europa  wohl  einzig  dasteht.  Das 
Donaudelta,  gleichfalls  von  Antipa  gründlich  erforscht,  ist  eine 
von  größeren  und  kleineren  Flußarmen  durchzogene  und  mit 
.Seen  und  Tümpeln  reich  besetzte  Ebene  Noch  zur  Griechenzeit 
inündeie  die  Donau  in  einen  Liman,  der  sich  allmählich  in  das 
Delta  verwandelte.  Ein  Teil  dieses  Liman  ist  in  dem  Seenkomplex 
des  Razelmsees  noch  erhalten;  er  liegt  südlich  vom  Delta  und  wird 
jetzt,  nachdem  der  Dunawats,  eine  Abzweigung  des  Georgsarmes, 
verschlammt  ist,  durch  den  Karol  Kanal  mit  süßem  Wasser  gespeist. 
Um  die  Donauschiffahrt  zu  schmälern  (zu  Gunsten  des  Hafens  von 
f)dessa),  ließen  die  Russen  den  .Sulina,  den  Hauptschiffahrtsarm 
des  Deltas,  versanden;  er  wurde  aber  später  durch  umfangreiche 
Bauten  wieder  fahrbar  gemacht.  Es  droht  ihm  jedoch  von  neuem 
Gefahr,  und  zwar  dadurch,  daß  der  Kilia  alljährlich  sein  Delta  um 
einige  hundert  Meter  in  das  Meer  hinauswachsen  läßt;  durch 
Ableiten    der  Hauptwassermasse    des  Kilia  in  eine  andere  Richtung 


XXXIX 

hofft  man  der  neuen  Verschlammung  des  Sulina  vorzubeugen.  Eine 
eigenartige  Erscheinung  ist  die  ungeheure  Schilfvegetation  auf  den 
Deltaseen,  die  rund  72000  Hektar  überzieht,  während  die  freie 
Wasserfläche  nur  70000  beträgt.  Wegen  der  völligen  Abwesenheit 
pflanzlicher  Organismen  ist  das  Wasser  unter  diesem  Schilf,  wenn 
es  nicht  von  Donauvvasser  durchströmt  wird,  frei  von  Sauerstoff, 
weshalb  die  Verwesung  abgestorbener  Schilfteile  nur  durch 
Schvvefelbakterien  geschehen  kann;  daher  das  starke  Auftreten  von 
Schwefelwasserstoff.  Im  Schwarzen  Meer,  von  rund  400000  qkm 
Größe,  vollzieht  sich  unterhalb  einer  Tiefenzone  von  200  bis  300  m 
derselbe  Vorgang,  hier  bedingt  durch  einen  zu  geringen  Zufluß 
von  sauerstoffhaltigem  Wasser.  Aber  oberhalb  dieser  Zone  herrscht 
ein  reiches  Tierleben.  Die  Mannigfaltigkeit  der  Fische  ist  der  des 
Mittelmeeres  zu  vergleichen;  es  finden  sich  Maifische,  Sardinen, 
Sardellen,  Thun-  und  Schwertfische,  Makrelen,  Meeräschen  usw. 
In  dem  Teile  des  Schwarzen  Meeres  vor  den  Donaumündungen 
leben  meist  Brackwasserbewohner.  Auch  Störe,  die  von  dem 
organischen  Detritus  und  von  Muscheln  und  Schnecken  leben, 
bevorzugen  diese  Gegend.  Die  untere  Donau  ist  unter  allen 
europäischen  Flußsystemen,  vielleicht  mit  Ausnahme  der  Wolga,  am 
reichsten  an  Fischen;  aber  die  Ergebnisse  der  Fischerei  (durch- 
schnittlich zwischen  25  bis  30  Millionen  kg  im  Jahre)  stehen  doch 
hinter  der  unsrigen  zurück.  Die  Fischfauna  ist  im  großen  ganzen 
dieselbe  wie  bei  uns.  Für  die  Donau  eigentümlich  sind  die 
6  Arten  der  Gattung  Stör;  Aal  und  Lachs  dagegen  fehlen.  Von 
den  Fangverfahren,  die  in  den  Seen  und  fließenden  Gewässern  oft 
grundverschieden  sind,  machte  der  Vortragende  an  der  Hand  zahl- 
reicher Lichtbilder  nähere  Angaben,  ebenso  von  der  eigenartigen 
Organisation  dieses  Betriebes,  der  gewissermaßen  ein  Kompagnie- 
geschäft zwischen  Staat  und  Fischerei  ist. 


2.     Gruppensitzungen. 

Sitzungen  der  Botanischen  Gruppe. 

1.  Sitzung    am     lo.    Februar.    —    Erichsen,    Fr.:     Neuere 

Flechtenfunde. 

2.  Sitzung   am    13.    März    (eingeladen    von    dem    Botanischen 

Verein).   —  Timm,    R.:    Die    Moosbekleidung   der    Ufer- 
steine von  Hanöversand. 

3.  Sitzung  am  21.  April.  —  Timm,  R.: 

1.  Land-  und  Wasserkultur  von  Ricciocarpus  natans. 

2.  Der    innere    Bau    der    einheimischen    Moose   aus   der 
Gattung  Mnium. 


XL 


4.  Sitzung  am   18.  Dezember.  — 

Timm,   R.:    Einige  Stielquerschnitte  abgefallener  Blätter. 
Eichelbaum,    F. :     Meine     diesjährigen    Versuche     mit 

schädlichen  und  unschädlichen  Pilzen  der  Hamburger 

Flora. 


I 

2 

3 

4 

5 
6 

7 
8 

9 
10 

II 


B.    Die  wissenschaftlichen  Ausflüge 
des  Jahres  1917. 

Botanische  Ausflüge. 

Ausflug  am  28.  Januar:  Sülldorf. 

»  am  25.  Februar:  Klövensteener  Gehege. 

»  am  25.  März:  Arenlohe  bei  Tornesch. 

>  am  29.  April :  Dünengebiet  bei  Utersen. 

>  am  20.  Mai:  Goldenbecker  Gründe. 
»  am  24.  Juni :  Forst  Karnap. 

>  am  22.  Juli:  Laß  rönne  und  Overwärder. 

>  am  26.  August:  Lasbeker  Mühle. 

>  am  30.  September:  Lohn  und  Riessei  bei  Kl.  Mdg. 

>  am  18.  November:  Oher  Tannen  bei  Glinde. 
»  am  9.  Dezember:  Krupunder  See  usw. 


H^*-- 


VERHANDLUNGEN 

des 

NATURWISSENSCHAFTLICHEN 

VEREINS 


zu 


HAMBURG 


im  Jahre  191 8. 


DRITTE  FOLGE  XXVI. 


HAMBURG. 

L.  Friederichsen  &  C«. 

1919. 


VERHAiNDLUNGEN 

des 

NATURWISSENSCHAFTLICHEN 

VEREINS 


zu 


HAMBURG 

im  Jahre   191 8. 

DRITTE  FOLGE  XXVI. 


HAMBURG. 

L.  Friederichsen  &  Co- 

1919. 


Für  die  in  diesen  „Verhandlungen"  veröffentlichten 
wissenschaftlichen  Mitteilungen  und  Aufsätze  sind  nach 
Form  und  Inhalt  die  betreffenden  Vortragenden  oder 
Verfasser  allein  verantwortlich. 


Druck  von  Grefe  &  Tiedemann. 


Inhaltsverzeichnis. 


I.     Geschäftliches. 

Seile 

Allgemeiner  Jahresbericht  für    1918 VII 

Abrechnung  für    1918,   Voranschlag  für    19 19 IX 

Vorstand    und    Gruppen  Vorsitzende    für    1919,    ständige    Mitglieder    des 

erweiterten  Vorstandes,  Kassenprüfer  und  Ehrenrat X 

Verzeichnis   der  Mitglieder,   abgeschlossen   am   31.   Dezember   1918.  ...  XI 

Verzeichnis   der  im  Jahre   1918  geschenkten   Schriften XXXI 

II.    Berichte  über  die  Vorträge,  Besichtigungen  und 
wissenschaftlichen  Ausflüge  des  Jahres  1918. 

A.    Die  Vorträge  und  Vorführungen  des  Jahres   1918. 

Die  Vorträge  sind  im  folgenden  Verzeichnis  nach  dem  Stoff  geordnet. 
Von  den  mit  einem  Stern  (*)  bezeichneten  Verhandlungen  ist  kein  Bericht  abge- 
druckt. Vorträge,  die  Stoff  aus  verschiedenen  Abteilungen  der  folgenden  Über- 
sicht behandelten,   sind  mehrfach  aufgeführt. 

Chemie,   Physik,   Meteorologie  und  Verwandtes. 

Seite 

Jensen,  Chr.  :  Allgemeine  Trübungen  der  Atmosphäre  in  ihrer  Beziehung 

zu  verschiedenen  meteorologisch-optischen  Vorgängen .  XXXVIII 

Hillers,  W.  -.   Neuere  Vorstellungen  über  die  Atome  und  die  chemische 

Valenz    XLIII 

Schutt,   K.  :   Über  Kristallbau  und  Röntgenstrahlen       XL  VI 

Walter,   B.  :   Über   radioaktive  Leuchtmassen XLVII 

Schott,    G.    und  Brennecke,    W.  :    Die    wichtigsten    Instrumente    der 

Tiefseeforschung    XL VIII 

Rabe,  P.  :   Fortschritte  im  Aufbau  des  Chinins - L 

Hassler,  F. :  Zur  Theorie  der  Gerbung L 

Classen,  J.  :  Die  Größe  des  elektrischen  Elementarquantums LI 

Schutt,  K.  :    Über  Rönlgenspektroskopie LH 


IV 


Mineralogie,  Geologie  und   Verwandtes.  »jg^^ 

GÜRICH,  G.:  Geologischer  Reisebericht  aus  Mazedonien XXXIX 

Koch,  E. :  Über  den  Bahrenfelder  See XI. 

Koppen,   W.-   Über  Isostasie  und  die  Entstehung  der  Kontinente XI. I 

Geographie,  Ozeanographie,   Reisen. 

Quelle,  O.;  Samlandküste  und  kurische  Nehrung XXXVI 

Brennecke,   W.-.   Über  den  Salzgehalt  des  atlantischen  Ozeans XXXVII 

GüRiCH,  G. :  Geologischer  Reisebericht  aus  Mazedonien XXXIX 

Voigt,   A.:   Einiges  über  die  Landwirtschaft  in   Mazedonien XL 

Koppen,  W.-.  Über  Isostasic  und  die  Entstehung  der  Kontinente XLI 

Schäker,  H.:   Das  Pflanzen  ,  Tier-  und  Völkerleben  Kameruns XI-V 

Schott,    G.   und  Brennecke,    W.  :    Die    wichtigsten    Instrumente    der 

Tiefseeforschung;    XLVIII 

Byhan,    A.:   Eine  Reise  durch   Makedonien LI 

Biologie. 

.Vllgemeines   und    Vermischtes. 

Brick,  C. :  Über  die  Entartung  unserer  Kulturpflanzen,  die  Ursachen 
der    Widerstandsfähigkeit    gegen    Parasiten     und    die    Züchtung 

widerstandsfähiger  Sorten XXX II 

Hentschel,    E.  :    Über    den    Einfluß    der  Tiden    auf    die    biologischen 

Verhältnisse   in   der  Niederclbe    XXXV 

Schäfer,  H.:    Das   Pflanzen,    Tier    und    Völkerleben    Kamenims    XI.V 

Botanik. 

•  Stoppel  :  Jahresperiodische   Erscheinungen   bei  Pflanzen XXXV 

Voigt,   A.:  Einiges  über  die   Landwirtschaft   in   Mazedonien XL 

KiRBAHN,   H.:    Der  Kienzopfpilz XLIX 

•  .\nsokge,   C.  :    Waithstumsverhältnisse  der  Eiche LII 

•  Krüger,   E.-.    Neuere  .Anschauungen  über  die  Genießbarkeit  der  Pilze  LH 

Timm,   R.:   Die   Moo.<kapsel   als  selbständiges   Lebewesen LIll 

Vok;t,    A.:    Die   Spinnfasern    der    Kricgszoit IVI 

Zoiilogie. 

Brüning,   Chk.  :    über  (\;i>   Hochzeitskleid   der   Lurche    und   Fische ...  .  XLlll 
M.AYKR,   M.;     Über  einige   tropische    prolozoische   Krankheitserreger  des 

Menschen,   ihre  Übertragung  und    Kultur    XLV'^ 

Ehrenbaum,    K.:    Binlogii-   mul    Fang  dei    Garnele    I.IV 

Anthropologie. 

St'HÄt-KR,    II.:    1  )a~    PHanzen-,   Tier    und    Vülkerleben    Kiuneruns XI.V 


V 


Medizin.  Seite 

*  Trömnmr,   E.:  Einige  Kriegsertahrungen  in  der  Hirnphysiologie...  XLTIl 
Mayer,   M.  :    Über  einige  tropische   protozoische  Krankheitserreger  des. 

Menschen,  ihre  Übertragung  und  Kultur XLV 

Jacobsthal,    E.  :    Streifzüge    auf    dem    Gebiete    der    Desinfektion    und 

Sterilisation    XLVIT 

Philosophie. 

KöPPKN,    W. :    Die   Hauptslufei)   des   Geschehens    LIV 

Wirtschaftliches  und  Industrielles. 

Hassler,  b'.-.  Zur  Theorie  der  Gerbung L 

Voigt,  A.  :   Spinnfasern  der  Kriegszeit LVI 

B.    Die  Besichtigungen  des  Jahres   1918. 

*  Besichtigung  des  Zoologischen  Gartens LVIIJ 

C.    Die  wissenschaftlichen  Ausflüge  des  Jahres   1918. 

*  Botanische   Ausflüge LVIII 

III.    Sonderberichte. 

ElCHKLBAUM,   F. :   Die  eßbaren  Pilze  der  Niederelbe  und  Trave.     Fort 

Setzung  aus  diesen  Verhandlungen   1916,  3.  Folge  XXIV i 

KöPVRN,   W.:   Versuch   einer  Klassifikation   des  Geschehens '  29 


I.    Geschäftliches. 


Allgemeiner  Jahresbericht  für  igi8. 

Am  Schlüsse  des  Jahres  191 8  zählte  der  V^erein  18  Ehren 
mitgiieder,  7  korrespondierende  und  453  ordentliche  Mitglieder. 
Den  Tod  für  das  Vaterland  erlitt  Dr.  Marcus.  Ferner  verloren 
wir  durch  den  Tod  das  korrespondierende  Mitglied  Prof.  Dr. 
Kuckuck,  sowie  die  ordentlichen  Mitglieder:  Claas  W.  Brons, 
V.  Dencker,  Arthur  Embden,  Dr.  Hoffmann,  A.  Krug, 
i).  LiHBERTz,  Dr.  M.  Leschke.  Dr.  O.  Troplowitz,  Dr.  Vogel, 
1  )r.  (j.  Weiss.  Aus  dem  Verein  ausgetreten  sind  (2,  eingetreten 
1 6   }ierren. 

Es  wurden  28  allgemeine  Sitzungen  abgehalten,  die  im 
Durchschnitt  von  39  Mitgliedern  besucht  waren.  Außerdem  fand 
eine  Führung  durch  den  Zoologischen  Garten  statt,  und  eine 
.Sitzung  wurde  gemeinsam  mit  dem  Chemiker  Verein  und  dem 
Bezirksverein  deutscher  Chemiker  abgehalten.  Der  Stiftungstag 
wurde  wie  in  den  andern  Kriegsjahren  durch  einen  Vortragsabend 
mit  Damen  gefeiert.  Von  den  in  den  Sitzungen  gehaltenen  Vor 
tragen  entfielen  auf  Botanik  7,  Physik  6,  Zoologie  und  Medizin 
je  3,  Geologie,  Ozeanographie,  Geographie,  Chemie  je  2,  Philo 
Sophie  I.  Drei  kleine  Vorführungen  bezogen  sich  auf  botanische 
(Gegenstände. 

Außer  den  Vorträgen  fanden  in  gewohnter  Weise  botanische 
Ausflüge  in  die  nähere  und  weitere  Umgebung  Hamburgs  statt, 
an  den  13  Ausflügen  beteiligten  sich  im  Durchschnitt  15  Mit- 
glieder. 

Der  Vorstand  erledigte  seine  Geschäfte  in   3   Sitzungen. 


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An  Vereinschriften  sind  im  Jahre  191 8  veröffentlicht  worden: 
Verhandluni^en    im  Jahre   19 17  (3.   Folge  Bd.   XXV). 

Von  den  vor  dem  Kriege  mit  dem  Verein  in  Schriften- 
austausch stehenden  279  Akademien.  Gesellschaften,  Instituten 
usw.  sind  bis  Schluß  des  Jahres  141  ausgefallen,  sodaß  der  Verein 
nur  mit    138  Akademien  usw.   in  Schriftenaustausch  steht,   nämlich 

Deutschland 84 

Österreich-Ungarn 31  (hat  Ende  des  Jahres 

seinen    Tausch    auf- 
gegeben) 

Schweiz. 10 

Dänemark.   Norwegen,    Schweden     7 
Holland.    Luxemburg 6 

138 

■  1918  sind  von  57  dieser  Vereine  usw.  eingegangen: 
223  Bücher,  Hefte  oder  ähnliches.  Außerdem  liefen  noch 
8  Nummern  als  Geschenk  ein.  Die  eingesandten  Schriften  lagen 
in  2  Sitzungen  zur  Einsicht  aus  (am  13.  Febr.  und  13  Nov.  1918). 
Über  die  lungängc  des  Tauschverkehrs  der  Jahre  19 16  bis 
1918  wird,  einem  früheren  V^orstand.sbeschluß  entsprechend,  erst 
später  Bericht   erstattet. 

Die  als  Ge.schenk  im  fahre  19  iS  eingegangenen  Schriften 
sind  am  .Schlu.s.se  des  Jahresberichtes  aufgeführt.  Der  Verein 
spricht    den   (Tcbern    auch    an    dieser  Stelle  herzlichen   Dank  aus 

Hamburg,   den   29.  Januar    1919. 

Der  Vorstand. 


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Der  Vorstand  für  1919. 


Erster  Vorsitzender:  Prof.   Dr.  VüSSELliR. 


Zweiter  » 

Erster  Schriftführer: 
Zweiter  » 

Archivwart: 
Schatznieistei: 
Schriftleiter: 


Prof.   Dr.   W.   HiLLERS. 

Dr.  J.   SUHR. 

Dr.   E.   Tams. 

Dr.  O.  Steinhaus. 

Dr.  H.  Bürgert. 

Dr.  A.  Lindemann. 


Gruppenvorsitzende  für  1919. 

Botanische  Gruppe:   Prof   Dr.   A.   VüIGT. 

PhysikaUsche  Gruppe:   Prof.   Dr.  JoHS.  ClaSSEN. 

Anthropologische  Gruppe:    Prof.   Dr.  Thilenius. 

Gruppe  für  naturwissenschaftlichen   Unterricht:    Dr.    M.  SCHMIDT 


Ständige  Mitglieder  des  erweiterten  Vorstandes. 


Prof.   Dr.   F.   AllLBORN. 
Direktor  JDr.   Heinr.   Boi.Al' 
Dr.  H.  Borgert. 
Prof.  Dr.  JOHS.  Classen. 
Prof.    Dr.   L.    DOERMER. 
Prof   Dr.   G.  GüRiCH. 
Prof   Dr.  E.  KrügER. 
l^rof  Dr.  Hugo  Krüss. 

Prof 


Dr.  A.  Lindemann. 
Prof   Dr.   H.  LOHMANN 
Prof    Dr.    W.    MICHAELSEN. 
Prof.   Dr.  C.   ScHÄFFER. 
Prof.  Dr.  A.  ScHOBER. 
Dr.  O.  Steinhaus. 
Prof  Dr.  A.  Voigt. 

Prof.    Dr.   A.    VOI.LER. 

Dr.  Vosseler. 


Kassenprüfer. 


C.    L.    NO'ITEHOHM. 

Dr.  W.  L.  Peters. 
Als  Ersatzmann:  Orro  I^dmund  Eiffk, 


XI 

Ehrenrat. 

Direktor  Dr.    Heinr.   Bolau. 
Prof.   Dr.  K.   BÜCIIKI.. 
Prof.   Dr.  Jons.  Classen. 
Dr.   P.   Htnneherc. 
Prof.   Dr.    .A.   .S(ii()iii:R. 
Medizinalrat  C.   II.   Woi.l'i'. 


Verzeichnis  der  Mitglieder, 

abgeschlossen  am   31,   Dezember   191 8. 

Der  Vorstand    des  Vereins    bestand   für  das  Jahr    1918  aus 
den  folgenden  Mitgliedern  : 

Erster  Vorsitzender:   Prof.   Dr.   A.   VüIGT. 
Zweiter  >  Prof.   Dr.   Vos.SELER. 

Erster  Schriftführer:   Dr.    P.   Riehesell. 
Zweiter  >  Dr.  J.   SüilR. 

Archivar:  .      Dr.   O.   STEINHAUS. 

Schatzmeister:  Dr.    H.   BoRGER'i'. 

Schriftleiter:  Dr.   A.   LiNDEMANN.  ') 

^)  Während  der  Zeit  seiner  Abwesenheit  vertreten  durch  Prof.  Dr. 

W.  Michaelsen. 


Ehren-Mitglieder. 

BoLAU,  Heinr.,  Dr.,   Hamburg,  {^j)  Ise.straße  19  Hpt.  17/9.  06 

(Mitglied  seit  25/4.    66) 

FEHLERS,  E.,  Prof.  Dr.,  -Geh.  Regierungsrat  Göttingen  li/io.  95 

Haeckel,   E..   Prof.  Dr.,   E.xzellenz                         Jena  1S/9  Sy 

Hen.SEN,   V.,   Prof.   Dr.,   Geh.   Medizinalrat             Kiel  30/11.  12 


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KrüSS,  H.,  Prof.  Dr.,  Hamburg,  (i  i)  Adolphsbrücke  7      30/ 11.    12 

(Mitglied  seit  27/9.    76) 
Quincke,  G.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Hofrat        Heidelberg 
Retzius,  G.,   Prof.   Dr.  Stockholm 

Reye,  Tu.,  Prof.  Dr.  Straßburg 

SCHNEIIAGEN,  J.,  Kapitän  Helle  b.   Horst  i.   H. 

SCHRADER,   C,  Dr.,  Geh.   Regierungsrat  Berlin 

SCHWENDENER,  S.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Regierungsrat  Berlin 
Spengel,  J.  W.,  Prof.  Dr..  Geh.  Hofrat  Gicssen 
Temple,   R.,  Budapest 

TOLLENS,  B.,  Prof.  Dr..  Geh.  Regierungsrat  Göttingen 
Voller,  A.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Physikal.  Staats- 
instituts,  Hamburg,  {^6)  Jungiusstraße  i/io.    10 
{Mitglied  seit  29/9.    j^) 
Warburg,  E.,  Prof.  Dr.,  Wirkl.  Geh.  Oberregierungs- 
rat,   Präsident    d.   Physikal. -Techn.    Reichsanst. 

Charloltenburg  14/1  .  85 
Wtttrl\CK,  L.,  Prof.  Dr..  Geh.  Regierungsrat  Berlin  14/1  .  85 
Wölber.  F..   Konsul  Hamburg     28/10.    75 


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Korrespondiereode  Mitglieder. 


BoRGER'i,  Adolf,  Prof.  l^r. 
Friedrich,  P.,  Prof.  Dr. 
Friedp:riciisen,  Max,  Prof.  Dr. 

(Mitglied  seit   12/10.  98). 
MüGGE,   O.,   Prof.  Dr.,   Geh.  Bergrat 
Raydt,   H..   Prof.   Dr.,  Geh.   Hofrat 
Struck,  R..  Prof.  Dr. 
Thompson,  F.,  U.S.  Con.sul  Merid? 


Bonn 

30  1 1  . 

12 

Lübeck 

30/ 1 1 

12 

Greifswald 

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Göttingen 

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Hannover 

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Lübeck 

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XIII 


Ordentliche  Mitglieder. 

(Die   eingeklammerten  Zahlen   vor  der  Anschrift   bezeichnen   den  Postbezirk 
in    Hamburg,   das  Datum  am   Schluß  der  Zeile  den   Tag  der  Aufnahme). 

Abel,  A.,  Apotheker,  (20)  Eppendorferlandstraße  96  27/3.    95 

Adam,  R.,  Rektor,  Ottensen,  Moltkestraße  lo  22/2.   05 

Addicks,  Chr.,  (24)  Hohenfelderstieg   i  20/2.    18 

AHLBOI^^  Fr.,  Prof.  Dr.,  (22)  Uferstraße  23  5/1 1      84 

AhlbüRN,  H.,  Prof,  Göttingen  23/2.    76 

Ahrens,  Caes.,  Dr.,  Chemiker,  (39)   Bellevue  7  10/5.    93 
Ai.BERS-SCHÖNBERG,  Prof.  Dr.  med.,  (5)  Allgemeines 

Krankenhaus  St.  Georg  i  / 1 1  .    99 
Alpers,  L.,  Direktor  der Billbrauerei,  (26)  Hammerlandstr. 8  9/2.    10 

Andersson,  f.,  (26)  Mittelstraße  92  5/11.    13 
Anker,  Louis,  (i)  Glockengießerwall  25/26,  Scholvienhaus  7/2  .    00 

Ansorge,  Carl  jr.,  Klein-Flottbek,   Eibchaussee  6  25/2.    14 

Arnheim,   P.,   (36)  Gänsemarkt  35  15/5.    01 

Des  Arts,  Louis,  Dr.,  Wewelsfleth  ii/i.    n 

AUFHÄU.SER,  D.,  Dr.,  (8)   Dovenfleth   20  31/5.    05 

Augustin,  C,  Prokurist,  Harburg-E.,  Lauterbachstr.  13  12/1.    16 
1-5ADE,  F.,  Kandidat  des  höheren  Lehramts, 

(30)  Breitenfelderstraße   12  1                               .  27/5.    [4 
Banning,  Prof  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Körnerstraße  20     24/2.    97 

Härtens,  H.,  Oberlehrer,  (21)  Zimmerstraße  30  II  13/1.   09 

Behn,   Leonhard,   Kl.   Flottbek,   Grotkamp  34  21/10     08 

VON  Behren,   Dr.,   Wilhelmsburg,  Fährstraße  65  14/4.    09 
Behrend,  Paul,   Dr.,  beeidigter  Handels-Chemiker, 

(i)  Gr.   Reichenstraße  63  lo/i  .   00 
Bein,  Otto,   Konsul,   Oldenfelde,   Post  Rahlstedt, 

Dorotheenstraße  3  10/12.    13 
Benjamin,  Ludwig,  Civilingenieur,  (30)  Bismarckstr.  133    3/ 1 1 .    15 

Behn,  Johanne.^,  Wentorf,  Post  Reinbek  14/4-   09 

Berendt,   Max,  Ingenieur,  (24)  Lessingstraße   12  23/9.    91 

Beuck,  H.,  (24)  Uhlandstraße   16  23/2.    06 

Bibliothek,   Preußische  Staats-,   Berlin  7/6.    82 


XIV 


BlERNATZKI,  Rkimhari,  Oberlehrer,  (36)  Pilatuspool  7  IV   8/3.  1 1 

BiGOT,  C,  Dr.,  Fabrikbesitzer,  Billwarder  a.  d.  Bille  98b        i/i  .  89 

BiRTNER,  F.W.,  Kaufmann.  (37)  Rothenbaumchaussee  169    1  5/3  .  99 

Bleske,    Edgar,   lüitin,   Aug^uststraße  6  28/6.  93 

Block,   W.,   Baurat,  (13)  Bötti^erstraße   5  5/4.  11 

Bock,   F.,   Lehrer,  (6)  Schäferkampsallee   37  III  10/2  04 

Bock,  Otto,  (26)  Hornerwes^  231  2/ 11.  10 

BODE,  KUR'l\   Dr.,  Chemiker,  (20)  Erikastraße    134        21/10.  08 

BöGEL,   H.,   (8)  Neue  (iröninorenstraße   i  15/11.  11 

Böger,   R.,   Prof.   Dr.,  (24)  Armgartstraße  20  III  25/1  82 

BOEllM,  E.,   Dr.,  Oberlehrer,  (23)  Börnestraße   52  30/11.  04 

Bohlmann,  Ernst,  Orchideen-Züchter, 

Wohldeck  b.    Tangstedt  (Bez.   Hbg.)  9/4.  13 

Bohnert,   F.,  Prof.   Dr.,   Direktor  der  Oberrealschule 

in  St.   Georg,  Bergedorf,   Bismarckstraße   5  4/2 .  92 

BOLTE,  F.,  Dr.,   Direktor  der  Navigationsschule, 

(4)  Bei  der  Erholung   12  >»  21/10.  85 

Borchardt,   Dr.,   Kiel,   Düsternbrook  18/12.  12 

B0RGP:rt,  H.,  Dr.  phil.,  Poiizeitierarzt,  (5)  Lindenstraße  23     16/2 .  87 

Brennecke,  W.,  Dr.,  (9)  Deutsche  Seewarte  4/6.  13 

Brick,  C,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  an  den  Botanischen 

Staatsinstituten,  (5)  St.   Georgskirchhof  6  I  i/i.  89 

BrüGMANN,  W.,  Dr.,  Oberlehrer,  (37)  Brahmsalle    11      14/5.  02 

Brüning,  Chr.,  Lehrer,  (23)  Ritterstraße  Gj  29/1.  08 

VON  Brunn,   M.,  Prof.  Dr.,   wiss.  Assistent  am  Natur- 

hist.   Museum,  (24)  Sechslingspforte  6  II  2/12.  85 

Brunner,  C,  Dr.,   wiss.  Assistent  an  den  Botan. 
Staatsinstituten,  {2,6)  Jungiusstraße 

BÜCHEL,  K.,   Prof.  Dr.,   (30)  Eppendorferweg    186 
BüNZ,  R.,   Dr.,   Hochkamp,   Bogenstraße  i 
Buschan,   Dr.,   Sanitätsrat,  (22)  Oberaltenallee  9 
Buttenberg,  P.,   Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am   Hygien. 

Institut,  (39)  Sierich-straße    i  58  30/1 1  .  04 

Cappel,   C.  W.  f.,  Kaufmann,  (21)  Höltystraße    u  29/6.  80 


6/4. 

10 

6/12. 

93 

2/5. 

06 

2/7- 

18 

XV 


Classen,  Johs.,   Prof.- Dr.,   wiss.  Assistent  am  Physik. 

Staatslaboratorium,  Larrgenhorn,  Siemershöhe  26/10.  87 
ClaUSEN,  Heinr.,  Dr.,  Oberlehrer  (21)  Richterstr  9  II  11/12  12 
Cl.AUSSEN,   L.,   Dr.   med.  vet.,  (19)  Im  Gehölz  3  4/12.    07 

Clemenz,  P.,  Dr.  med.,  Alsterdorf,  Ohlsdorferstr.  386  29/1  .  08 
Cohen-Kysper,  Dr.  med.,  Arzt,  (36)  Esplanade  39  12/4.  99 
CONTINKO,   SOPHUS,   (36)  Johnsallee  63  20/2.    18 

Dabelstein,   C.  (23)  Marienthalerstraße    123III. 
Danckf:rs,  Rudolf,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Kuhmühle  25    14/2.    12 
Dannp:nberg,  A.,  Kaufmann,   Blankenese,   Busch  16     20/12.    93 
Dannmeyer,  V.,  Dr.,  Oberlehrer, 

Hamburg  -  Großborstel,  Moorweg   50  29/11.    05 

Dau,   R.,   Dr.,  (24)  Mundsburgerdamm  45  7/5-    '3 

VON  Dechend,   Dr.,   Neu-Wohltorf  bei  Aumühle  5/12.    \j 

Dede,  Dr.,  Gr.   Borstel,   Warnckesweg  37  21/6.    16 

Dp:lbanco,  Ernst,  Dr.  med.,  (36)  Gr.  Bleichen  27, 

Kaisergallerie  25/2.    03 

Delbanco,  Paul,   Zahnarzt,  (36)  Colonnaden  43  23/6.    97 

Derenberg,  Jul.,  Dr.   med.,  (37)  Frauenthal  9  26/6.    07 

Detels,  Fr.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Immenhof  2  6/4.  92 
Deutschmann,  R.,  Prof.  Dr.  med.,  (37)  Alsterkamp  19  29/2.  88 
Dtckhaut,  Carl,  Oberlehrer,  (24)  Graumannsweg  69  I  26/6.  12 
DlERCKE,  Paul,  Kartograph,  (23)  Kleiststraße  9  3/1 1.    15 

DiERCKS,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Mühlendamm  7I  5/11.  13 
DiERSCHE,   M.,  Prof.  Dr.,  (13)  Schlüterstraße  22  20/2.    07 

DiETRiCPL  FR-,  Prof.  Dr.,  Oberlehr.,  (24)  Freiligrathstr.  15  16/12.  96 
Dietrich,  Herrmann,  Kaufmann,  {^y)  Isestraße  123  13/2.  95 
Dn-T,ING,  Prof.  Dr.,  Schulrat  a.  D..  (13)  Bornstr.  12  17/12.  84 
Dinklage.  Max,  Kaufmann,  Bergedorf,  Heuerstr.  8  25/10.  05 
DöRGE,  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  Bergedorf,  Am  Baum  19  14/10.  03 
Doermer,   L.,   Prof.   Dr.,   Oberlehrer,    Hamburg-Groß- 

borstel,  Moorweg  44  7/ 11.    00 

Dolberg,  F.,  Prof.  Dr.  phil.,  Observator  der  Sternwarte, 

Bergedorf,   Gojenbergsweg  45  1/12.    09 

Dräseke.  Johs.,  Dr.  med.,  (24)  Mundsburgerdamm  37  p.   24/2.    04 


XVl 


Drishaus  jr..  Arthur,  (37)  Oberstraße  66  12/12     00 

Dunbar,   Prof.   Dr.,   Direktor  des   Hygienischen 

Instituts,  (36)  Jungiusstraße    i  i5/9-    97 

DUNCKER,  G..  Dr.  phil.,  wiss.  Hilfsarbeiter  am  Natur- 

hist.  Museum,  Ahrensburg,  ßismarckallee  5 1 
ÜDDliLBÜTTEl.,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  (i)  Danielstraße  125 
Ehlers,  W.,  Prof,  Oberlehrer,  (26)  Mittelstraße  61  11 
Ehrenbaum,  E.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  für 

Fischereibiologie  am   Naturhistor.   Museum, 

(2 1 )  Petkumstraße    i  5  III 
Eichelbaum,  F.,  Dr.  med.,  Arzt,  (i  5)  Spaldingstraße  i  50   10/6. 
Eichler,  Carl,  Prof.  Dr.,  Altona,   Othmarschen. 

Gottorpstraße  38 
EiEFE,  Otto  Edmund,  (21)  Averhofifstraße  22 
Elias,  B,,  Dr.  phil.,  Zahnarzt,  (30)  Moltkestraße  47  a  I 
Embden,  H.,   Dr.  med.,   Arzt,  {^6)  Esplanade  46 
Empson,  J.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Zimmerstraße  34  II 
Erichsen,  F'r.,   Lehrer,  (39)  Baumkamp   16 
Ern.st.  Otto  Aug..  Kaufmann,  (24)  Immenhof  19 
Ernst,  O.  C,  in  Firma  Ernst  &  von  Spreckel.sen.  . 

(i)  Gr.   Reichenstraße  3 
Feigl,  JoH-,  Dr.,  (i)  Gr.   Bäckerstraße    13/15 
Feitel,   R.,  Dr.,  Oberlehrer  an  der  Oberrealschule 

in  Altona,  Othmarschen,  Lenbachstraße  5 
Fenchel,  Ad.,  Dr.  phil.,  Freiburg  i.  B.,  Burgunderstr.  22 
Feuerbach,   A.,   Apotheker.  (23)  Wandsbecker- 
chaussee  1 79 
Fischf;r,  W.,  Dr.   med..   Altona,  Allee  85 
Fischer,  W.,  Prof.  Dr,,  Oberlehrer  a.   D.. 

Bergedorf,   Augustastraße   3 
FiTZLER,  J..   Dr.,   Chemiker,  (8)   Brandstwiete  3 
Flotow,  A.,   Kaufmann,  (13)  Bornstraße   5 
Fraenkel,  Eugen,  Prof  Dr.  med.,  (36)  Alsterglacis  1  2 
Franck,  Walther,  Dr..  Oberlehrer.  (25)  Oben 
Borgfelde  25 


15/5. 

07 

.  5/3- 

13 

21/4. 

09 

19/10 

10 

10/6. 

91 

23/1  • 

89 

10/2. 

09 

4/II 

08 

I6/I. 

95 

I5/II. 

1 1 

13/4- 

98 

19/12. 

88 

I/I. 

89 

■14/4- 

09 

7/5- 

1  1 

ii/i. 

93 

25/6. 

02 

24/1  . 

12 

18/10 

05 

16/2. 

8t 

13/i' 

18 

28/ 1 1 . 

82 

26/11. 

13 

ll/ll . 

08 

18/6. 

13 

I8/I. 

05 

7/5- 

13 

19/2. 

02 

18/3. 

08 

14/2. 

06 

24/4. 

18 

17/4- 

f  2 

XVII 


Franz,  Karl,  Prof.,  Oberlehrer,  Realschule  Einisbüttel, 

(37)  Hochallee   1 1 5  4/2 .    03 

Frikdburg,  Vict.  L..  Bankier.  (21)  Overbeckstraße  14     5/12.    17 
Friederichsen,   R  ,   Verlagsbuchhändler, 

(36)  Bergstraße  23  26/10.    04 

Fryd,  C,  Dr.,  Zahnarzt.  (23)  Wandsbecker- 
chaussee 25 
Gang,  VV.,  Altona-Ottensen.  Marktplatz   13 
Ganzer,  E.,  Dr.  med.,   (13)  Hallerstraße  38 
Ganzlin,  C,  Dr..  (13)  Bogenstraße  11  al 
Gaugler,  Georg,  (39)  Sierichstraße  78  I 
Gentzen,  Curt,  Dr.  (23)  Mittelstraße  20 
Gerlich,  A.,  Baumeister,  {21)  Richterstraße   13 
Gte.msa,  G..  Prof.  Dr.,  Abteilungsvorstand  am  Institut  für 

Schiffs-   und  Tropenkrankheiten,  (21)  Hofweg  51 
GiMBEL,  Dr.,  Ingenieur,   Volksdorf,  Hüssberg   14 
GlaGE,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer  am  Johanneum, 

(39)   Sierichstraße  181  15/2.   05 

(iLiNZER,  E.,  Prof.  Dr.,  Lehrer  an  der  Gewerbe 

schule,  (24)  Juratenweg  4 
Goethe,  Walter,  (13)  Rentzelstraße  7 
GOETZE,  E.,  Dr.  med.,    i.  Stadt- A.ssistenzarzt  und 

Schularzt,  x^ltona,  Sonninstraße   19  pt. 
GöHLICH,  W.,  Dr.,  (26)  HammeilandstrafJe   18  III 
GöPNER,  C,  (37)  F"rauenthal   20 
(lORBlNG,  Jon..  Chemiker,   Hamburg- Großborstel, 

Borstelerchaussee    128  1 
(ioo.s,   F"Rrrz,   Dr.,  (39)  Sierichstraße   5 
(iRAFF,  Kasimir,  Prof.  Dr.  phil.,  Bergedorf,  Sternwarte 
(tRallert,  R.,  Dr.,   Oberamtsrichter,   (37) 

Klosterallee  78  pt.  15/6.    10 

(ikLMNL  Hans,  Dr.,  Wissensch.  Hilfsarbeiter  am  Institut 

f.   angewandte  Botanik,  (36)  Jungiusstraße 
Grlmml,   Dr.,   (36)  Botan.  Staatsinstitute,  Jungiusstr, 
Gripp,  K.,  Dr.  phil.,  (26)  Saling  25 


24/2. 

75 

30/10. 

1  2 

14/1  • 

14 

8/1. 

02 

13/11- 

95 

12/1 . 

[O 

12/1  . 

10 

F0/2  . 

04 

17/12. 

13 

6/1. 

09 

4/12. 

12 

XVIII 


GröGEK,  Rud.,  Oberlehrer,  (22)  Wagnerstraße  56  pt.  6/3.  12 
GROSeUR'ni,  Prof.   Dr.,  Oberlehrer, 

(23)  VVand.sbeckerchaussee  J^  3i/3-  ^6 
Grüneberg,  B.,  Sanitätsrat,  Dr.  med.,   Arzt, 

Altona,  Gr.  Bergstraße  129  27/6.  94 
DE  Grys,  Petrus,  Kaufmann,  (26)  Hammerweg  14  7/1 1  .  17 
GüRlCIi,  G.,  Prof  Dr.,  Direktor  des  geologisch- 
mineralogischen Instituts,  (24)  Lessingstr.  7  1/6.  10 
Haase,  A.,  Dr.  phil.,  Zahnarzt,  Altona,  Allee  245  2i/io.  08 
Hagen,  Karl,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Museum 

für  Völkerkunde,  (25)  Claus  Grothstraße  6  26/3.  90 

Hahmann,  KuR'I",   Dr.,  (19)  Otterbecksallee   13  II  25/2.  14 

Hahn,  Karl,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (24)  Ififlandstr.  12  ,15/5.  12 

Hansen,  Georg,  Dr.,   Oberlehrer,  (39)  Elebeken   5  17/4-  I2 

Hartleb,  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  (20)  Ludolfstraße  42  II  26/3.  (3 
Hartmann,  E.,  Direktor  des  Werk-  und  Armenhauses. 

(22)  Oberaltenallee  60  27/2.  01 

Hasche,  W.  O.,  Kaufmann,  (23)  Hirschgraben  22  30/3.  Si 

Hass,  Dr.,  Oberlehrer,  (37)  Brahmsallee  6  9/4.  13 

Hassler,  Franz,  Chemiker,  Volksdorf,  Peterstraße  45     4/1 .  11 

HayunGS,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  (23)  v.  Essenstraße   18  9/1 1 .  10 

Hegener,  J.,  Prof  Dr.  med.,  (36)  Alsterterrasse  7  14/2.  12 
Heine,  P2.,  Kand.  d.  höheren  Lehramts, 

(24)  Mühlendamm  9  »S/S-  '4 
Heinemann,  Joh.,  Dr.,  Lehrer  für  Mathematik  und 

Naturwissenschaften,  (23)  Fichtestraße   13  28/1.  8ü 

Heinemann,  Seminarlchrer,  (26)  Steinfurtherstr.  33  13/11.  12 
Hetnzerling,  Ernst,  Direktor  der  Hanseat.   Siemens- 

Schuckertwerke,  (20)  Gefifkenstraße  27  24/4.  uS 

Helmers,  Otto,  Dr.,  Chemiker,  (24)  Lübeckerstr.  112     4/6.  90 

Hennecke,  F.,  Dr.  med.,  (19)  Im  Gehölz  7  fo 
Hentschel,  E.,  Prof  Dr.,  wiss.  Assistent  für  Hydrobiologie 

am  Naturhist.  Museum,  (23)  Jordanstraße  5  21/10.  08 
Hen'IZE.  V..,  Dr.,  Geologe  im  großen  Generalstabe, 

Berlin  N.W.    ;2.   Gerhardstraße  6  11  4/12.  12 


XIX 


Herwig,  Ernst,  Dr.,  Marburg/L.,  Grünstraße  35  24/11.  09 

Herzenberg,  Rob.,  Dr.,  Dipl.-Ing.,  (5)  Lübeckertor  22  15/5.  12 

Hess,  Anton,  Dr.,  Rechtsanwalt,  (i  i)  Alterwall  74  II  16/6.  15 

Hett,  Paul,  Chemiker,  (25)  Claus  Grothstraße  2  8/2.  99 

Heuer,  Dr.,   Oberamtsrichter,  (37)  Oberstraße  68  lo/ii.  09 

Hildebrandt,  Paul,  (5)  Langereihe  29  13/11.  18 
Hillers,  Wilh.,  Prof.  Dr.,  Oberlehreram  Realgymnasium 

des  Johanneums,  (26)  Saling  3  III  27/4.  01 

Hinneberg,  P.,  Dr.,  Altena,  Flottbeker  Chaussee  29  14/12.  87 
HöCK,  Arthur,  Apothekenbesitzer,  Groß-Flottbek, 

Zeisestraße  20  7/ 11.  17 

Hoelling,  J.,  Dr.,  (19)  Eichenstraße  56  26/1.  10 

HöPFNER,  W., Dr.,  Handelschemiker, (24) Mühlendamm  62  1/4.  08 
Hohle,   A.,  ordentl.  Lehrer  d.   Gewerbeschulwesens, 

(26)  Saling  21  5/4.  II 

HOMFELD,  H.,  Prof.,  Altena,  Lesser's  Passage   10  II  26/2.  90 

HORN,  Erich,  Dr.,  (5)  Lübeckerthor  22  7/12.  10 
Huebner,  A.,  Veterinärrat,  Kreistierarzt, 

Wandsbek,  Amalienstraße   14  7/ 11.  06 

JAAP,  O.,  Lehrer,  (25)  Burggarten  3  I  24/3.  97 

Jacobsthal,  Erwin,  Dr.  med.,  {24)  Papenhuderstr.  31  18/10.  11 

Jasper,  G.,  Oberlehrer,  (23)  von  Essenstraße  3  19/10.  10 

JENNRICH,  W.,  Apotheker,  Altena,  Adolphstraße  6  2/2.  00 
Jensen,  C,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Physikal. 

Staatslaboratorium,  (36)  Jungiusstraße  21/2.  00 

Jensen,  P.,  Rektor,  (25)  Bethesdastraße  48  II  20/1 .  04 
Jessel,  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg  -  Großborstel, 

Holunderweg  33  5/2,  08 

Junge,  Paul,  Lehrer,  (39)  Krochmannstraße  24  6/5 .  03 
Jungmann,  B.,  Dr.  med., 

(20)  Eppendorfer  Landstraße  36  4/ 11  .  96 

Junkereit,  Oberlehrer,  Blankenese,  Bergstraße   13  22/10.  13 

Kahler,  E.,  Apotheker,  (24)  Papenhuderstr.   38  pt.  23/10.  07 

Karnatz,  J.,  Oberlehrer,  (20)  Eppendorferlandstr.  15  15/4.  91 


XX 


Keferstein,  Jl.,   Prof.  Dr.,  Direktor  des  Real- 
gymnasiums d.  Johanneums,  (26)  Claudiusstr.   5    31/10.    83 
Kein,  Woldemar,  Realschullehrer,  (13)  Grindelhof  73     23/10.    oi 
Kl.EHAHN,  H.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  an  den 

botanischen Staatsinstitulen.  (30) Curschmannstr.  27     5/12.    94 
KlÖRES,  Oberlehrer.  (13)  Hallerplatz  4  II 
KlÜNDER,  Th.,  Dr.,  Weinsdorf,  Post  Waldhusen 
Knorr,  Dipl.-Ing.,  (24)  Erlenkamp   10  I 
Knoth,  M.,  Dr.  med.,  (11)  Michaelisbrücke    i 
Koch,  Emil,  Oberlehrer,  (26)  Rudolphstraße  52 
Koch,  Gustav,  Chemiker,  (30)  Breitenfelderstraße  1 1 II     26/4. 
Koch,  H.,  Dr.,  {21)  Winterhuderweg  32  I 
Koch,  Wilh.,  Oberlehrer,  (26)  Steinfurtherstr.  29 
KOCK,  F.,  Oberlehrer.  (39)  Sierichstraßc  160  IV 
KOCK,  JOH.,  Kaufmann.  (24)  Uhlandstraße   57 
KöHRMANN,  Ferdinand,  (23)  Marienthalerstr.  55  II 
KöPCKE,  A.,   Prof.  Dr.,  Ottensen,  Bülovvstraße  2 
Koppen,  Prof   Dr.,  Admiralitätsrat,    Hamburg-Groß- 

borstel,  Violastral.Ne  7 
Körner,  Th..   Dr.  phil.,   Oberlehrer, 

(19)  Ottersbeckallec  21 
KOLBE,  Hans,  Kaufmann, 

(5)  Ernst  Merck.straße    12/14,   Merckhof 
KoWALLEK,  W.,  Oberlehrer, 

(26)  Mittelstraßc  50  bei   THIELE 
Kreidel,  W.,   Dr.,  Zahnarzt,  (24)  Graumannsweg    1 1 
Krille,  f.,  Zahnarzt,  {t^G)  Dammthorstraße   i 
KrÖGER,  Berend,   Oberlehrer,   Hamburg-Ohlsdorf, 

Fuhlsbüttelerstraße  6 1 7 
KröGER,  Rich.,  (13)   Rutschbahn  40  III 
Krüger,  E.,  Prof  Dr..  Oberlehrer,  (20)  Beim  Andreas 

brunnen  4  Hl 
Krüger,  J.,   Prof   Dr..  (26)  Meridianstraße   i  pt. 
KrüSS,  H.  A-,  Prof.  Dr..  Geh.  Reg.-Rat.   Berlin  W.  8. 

Unter  den   Linden  4  6/12.    05 


21/2. 

12 

4/1. 

II 

1S/2. 

05 

12/2. 

02 

23/2. 

16 

26/4. 

16 

22/2 . 

11 

30/5  • 

06 

6/12. 

1 1 

12/4, 

05 

14/4- 

09 

18/11. 

83 

28/11 . 

83 

18/3. 

08 

«3/3- 

Ol 

5/11- 

13 

10/5. 

93 

27/3- 

95 

4/2. 

10 

26/4. 

1 1 

6/5- 

03 

7/1 1. 

06 

XXI 


KrÜSS,   P.,  Dr.  phil.,  (il)  Adolphsbrücke  7 
KÜSEL,  A.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer, 

Al'tona  -  Othniarschen,  Cranachstraße   16 
1>ANGE,  Wich.,.  Dr.,  Schulvorsteher, 

(36)  Hohe  Bleichen  38 
Langloff,  f.,  Dr.,  (19)  Osterstraße  71  11 
LaNTZ,  Carl,   Elektrotechniker,  (5)  Steindamm  79 

Lehmann,  O.,  .Prof.  Dr.,  Direktor  des  Altonaer 
Museums,   Othmarschen,  Reventlowstraße  8 
Lehmann,  Otto,  Lehrer,  (30)  Mansteinstraße   5 
Lenz,  E.,  Dr.  med..  (6)  Schäferkampsallee  61/63 
Levy,  Hugo,  Dr.,  Zahnarzt  {t,6)  Colonnaden  25  I 
Lewek,  Th.,  Dr.  med.,  Arzt,  (4)  Sophienstraße  4 
Lewino,  Paul,  Dr., Patentanwalt,  (24) Mühlendamm 92 III   5/1 1 
Lichte,  Ernst,  Oberlehrer,  {13)  Bunde.sstraße  3  I 

Lichtheim,  Georg,  Direktor  der  Gas-  und  Wasserwerke 

in   Altona,  Altona,   Palmaille  25 
Liebermann,  Max,  Dr.,  (37)  Isestraße  123 
Lindemann,  Ad.,  Dr.,  Oberlehrer,  (13)  Hartungstr.  1 5 

Lindinger,  L.,  Dr.,  wiss.  Assistent  an  der  Station 
für  Pflanzenschutz,  Neu-Rahlstedt,  Schillerstr.  13 
LiPPERT,  Ed.,  Kaufmann,  {t^6)  Klopstockstraße  27 
LipschÜTZ,  Gustav,  Kaufmann,  (37)  Abteistraße  35 
LöFFLER,   Hugo,  Rektor,  {22)  Fesslerstraße  2  III 

Lohmann,  H.,  Prof  Dr.,  Direktor  des  Naturhistorischen 

Museums,  (22)  Uhlenhorsterweg  36  II 
LoNY,  Gustav,  Prof  Dr.,  Oberlehrer, 

(21)  Heinrich  Hertzstraße  25  Hptr. 

LORENTZEN,   E.,  Kaufmann,    {23)  Wandsbecker- 
chaussee   1 1 
LORENZEN,  C.  O.   E.,  (36)  Alte  Rabenstraße  9 
LOUVIER,  Oscar,  (23)  P^ilbecktal  82  pt. 

Ludwig,   Ernst,   Kaufmann.   (15)  Hammerbrook- 

straße  42  22/5.    12 


6/12. 

O.S 

5/11- 

90 

30/3- 

81 

6/6. 

17 

6/5. 

14 

18/5. 

92 

28/4. 

97 

15/1. 

02 

6/11. 

98 

12/4. 

93 

5/11. 

13 

15/1. 

13 

22/10. 

13 

12/11 . 

13 

fo/6. 

03 

ii/ii . 

03 

I5/I- 

95 

12. 

72 

4/12. 

Ol 

26/3. 

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4/2. 

03 

10/11 . 

09 

5/12. 

00 

12/4. 

93 

21/12. 

04 

I5/II. 

1 1 

29/ 1. 

13 

20/5. 

04 

6/1 1. 

07 

2l/2. 

12 

7/IO. 

17 

26/3. 

13 

11/12. 

12 

23/3- 

04 

XXII 


LüBBERT,  Hans  J.,   Fischerei-Direktor,   (13)  Alster- 

chaussee  20 
Lüdecke,  Oberlehrer,  Wilhelmsburg,  Fährstraße  65     15/11. 
Lüders,  Leo,  Dr.,  (30)  Bismarckstraße  88 
LÜDTKE,  H..  Dr.,  Oberlehrer, 

Altena -Bahrenfeld,  l^eethovenstraße    13 
LÜTGENS,  R.,  Dr..  Oberl.,  (24)  Mundsburgerdamm  65  lil 
Magener,  A.,  Dr.,  Oberlehrer,  {21)  Heinrich  Hertzstr.  5 
Marcus,  Ernst,  Dr.,  (21)  Petkumstraße  17 
Marxens,  Hans,  Oberlehrer,  (26)  Sievekingsallee  31 
Martini,  E.,  Dr.,  Entomologe  am  Tropenhygien.  Institut, 

(20)  Tarpenbeckstraße  9  I 
Martini,  Paul.  (26)  Claudiusstraße  1 1 
Mau,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  Altona-Othmarschen, 

Gottorpstraße  75  I  r/io.    02 

Mayer,  Martin,    Prof.  Dr.,    Abteilungsvorsteher    am 
Institut  für  Schiffs-  und  Tropenkrankheiten, 

(21)  Averhoffstraße  22  17/10.    17 
Meinheit,  Karl,  Dr.  phil..  Oberlehrer.   Harburg, 

Heimfelderstraße   56  I 

Meltz,  Friedr.  D.  A.,  Ingenieur,  (21)  Haidevveg  4  III 

Mendelson,  Leo,  (37)  Isestraße  130 

Mennig,  A.,  Dr.  med.,  Arzt,  {24)  Lübeckerstraße  25 

Mensing,  Otto,   Dentist,  (23)  Landwehr  29 

Merten,  Theod.,  Oberlehrer,  (13)  Grindelallee   146 

Messow,  Benno,  Dr.,  Sternwarte.  Bergedorf, 
Heuerstraße  2 

Mey.  A.,  Dr.,  (9)  Deutsche  Seewarte 

Meyer,  George  Lorenz,  (36)  Kl.  Fontenay  4 

Meyer,  Hans,  Dr.  phil.,  wiss.  Hilfsarbeiter  am  Institut 
für  angewandte  Botanik,  (19)  Ottersbeckallee  13  III 

Michael,  Ivan,  Dr.  med.,   Arzt,  (13)  Grindelallee  62      2/12. 

Michaelsen,  W.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Natur- 
historischen Mu.seum,  (26)  Meridianstraße  7 

MiELCK,  W.,  Prof.  Dr.,  Helgoland.  Biologische  Anstalt     27/10. 


I/Il. 

II 

8/3. 

1 1 

4/3. 

9« 

2I/I . 

91 

4/11. 

08 

19/2. 

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10/2. 

04 

26/1. 

10 

24/10. 

06 

I4/I. 

14 

2/12. 

96 

17/2. 

86 

27/10. 

09 

XXIIl 

V.  Minden,  M.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Oberaltenalle  9 
MiTTERMAIER,   LuiTPOLD,  Lehramtskandidat 
MOELLER,  Dr.,  wiss.  Hilfsarbeiter  der  Seewarte, 

(9)  Deutsche  Seewarte 
Möller,  Carl,  Wedel  i/H.,  Rissener  Chaussee   14 
Möller,  Hans  Georg,  Dr.,  Dozent  am  techn.  Vorlesungs 

wesen,  Fuhlsbüttel,  Fuhlsbüttelerdamm   137 
Möller,  Hugo,  Wedel  i/H.,  Rosengarten 
Moltzahn,  Albert,  Kand.  des  höheren   t.ehramts, 

(23)  Hirschgraben  7/9 
MüLLEGGER,  Sebastian,  Apotheker,  (19)  Eichenstr.  29  I  23/4 
Müller,  Justus,  {13)  Grindelallee  35  III 
Müller,  Ludwig,  Dr.,  Oberlehrer. 

(19)  Gabelsbergerstraße  2 
-Nagel.  C,  (23)  Hagenau  63 

Nagel,  G.,  Dr.  phil.,   Oberlehrer,  (30)  Lehmweg  6 
Nathanson,  Adolf,  {30)  Neumünsterstraße  9 
Nf.UMANN,  Johs.,  Dr.,  Schlachthofdirektor, 

{13)  Hallerstraße  25 
Nicolassen.   Pastor,  (^y)  Sophienterrasse   ig 
Nikmann,  f.,  Kaufmann,  (21)  Hofvveg  49  I 
Nissen,  Adolf,  Zahnarzt,  Altona,  Palmaille  y^ 
Nissen,  Johannes,  Dr.  phil.,  (22)  Finkenau  10  II 
Norden,  Max,  Oberlehrer,  {30)  Breitenfelderstraße  48 
Nottebohm,  C.  L.,  Kaufmann,  (21)  Adolphstraße  88 
Ol-SHAUSEN,  A.,  Dr.  med.,  (23)  Wartenau   5  a 
Oltmanns,  J.,   Architekt,  (22)  Oberrealtenallee    13  11 
Olufsen,  Dr.,   Oberlehrer.  (20)  Ericasträße    125 
OSSENBRÜGGE,  F.,  Oberlehrer,  Altona,  Oevelgönne  59     4/11 
Otpe,   H,   Dr.,  Zahnarzt,  (36)  Esplanade  46 
PyVSSARGE,   Prof.  Dr.,  Wandsbek,   Löwenstraße  38 
Pauschmann,  G  ,  Dr.,  Oberlehrer  a.  d.  Stiftung.s- 

schule  von   18 15,  (19)  Eichenstraße  $7  pt. 
Pkin,   Emil  F.  G.,  Zivilingenieur, 

(4)  F.imsbüttelerstraße   14 


6/5- 

03 

22/1 . 

t3 

10/5. 

16 

22/4. 

H 

26/3. 

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25/2. 

H 

18/12. 

18 

23/4. 

13 

24/4. 

08 

5/II- 

13 

25/2. 

14 

6/12. 

II 

6/4. 

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28/ri. 

06 

8/5. 

07 

11/11 . 

14 

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09 

15/5. 

12 

31/5- 

05 

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99 

8/12. 

09 

5/1. 

02 

30/11. 

04 

4/11. 

08 

.  9/2. 

IG 

21/10. 

08 

27/11. 

12 

10/12. 

13 

XXIV 


Penselek.  G.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  Dockenhuden, 

Witt's  Allee  24  12/1  .    98 

Perl,  A.,  Dr.,  Kandidat  des  höheren  Lehramts, 

(21)  Bernhardstraße  25 
Peres,   Dr.  phil.,  (30)  Gneisenaustraße  8  II 
Perlevviz,   P.,    Dr.,    ständiger    Mitarbeiter    an    der 

Deutschen  Seewarte,  (30)  Hoheluftchaus.see  80 
Peter,  B.,  Prof.  Dr.,  Landestierarzt,  (20)  Woldsenweg  i 
Peters,  W.  L.,  Dr.,  ^Fabrikbesitzer,  (15)  Grünerdeich  60 
Petersen,).,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Graumannsweg  17 
Petzet,  Ober- Apotheker  am  AUgem.  Krankenhause 

Eppendorf,   (30)  Moltkestraße    14 
Pfeffer,  G.,  Prof.  Dr.,  Custos  am  Naturhi.storischen 

Museum,  (23)  Jordanstraße  23 
Pflaumbaum,    Gusi.,    Prof.  Dr.,   Direktor  des 

Kirchenpaucr-Realgymnasiums,  (30)  Wrangelstr.  43 
Pieper,  G.   R.,   Seminarlehrer,  (37)  Isestraßc  30  III 
Plaut.     H.    C,     Dr.    med.    et    phil.,    [^6]    Neue 

Rabenstraße  21  15/10.    02 

Plett,   Walter.    Kand.  des  höheren   Lehramt.^, 

(19)  Mei.s.snerstraße   18  III 
PONTOPPIDAN,  Hendrik,  (25)  Claus  Grothstraße    12 
Poppe,   W.,  Dr.,  (13)  Heinrich  Barthstraße    16 
Presch,  Max,  cand.  phil.,  (24)  Ilifland.straße   10 
Prochownick,   L.,   Dr.  med.,  (5)  Holzdamm  24 
Puls,   ?>n.st,   Dr.   phil.,  (30)  Gneisenaustraße  8  II 
Quelle,  O.,  Dr.,  Privatdozent,  Bonn,  Kurfiirstenstr.  66 
Rabe,   V.,   Prof.    Dr.,   Direktor  des  Chemischen 

Staatslaboratoriums 
Rappol'I",   Iv,   Dr.   med.,   Reinbek 
Raseiiorn,  Otto,   Oberlehrer,  (20)   Köster.straße  3 
Reche,  O.,  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Museum  für  Völker- 
kunde (13) 
Reh,L.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Naturh.  Museum  (1)  23/11 
Rehtz,   Alfred,   Lockstedt.   Walderseestraße   19 


17/10- 

17 

2/7. 

IS 

11/11  . 

03 

13/1. 

09 

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14/10. 

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24/9. 

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92 

21/11 

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9/2. 

16 

6/3. 

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20/3. 

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27/6 

77 

6/12. 

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22/4. 

14 

9/12. 

14 

25/1. 

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6/2. 

07 

27/4- 

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3/11. 

98 

23/1 . 

07 

XXV 


Rehwold,  Dr.,  (5)  Langereihe  29  13/11.    18 

Reiche,  H.  von,  Dr.,  Apotheker,  (i)  Klosterstraße  30  17/12.    79 

Reimnitz,  Joh.,  Dr.,  (23)  Kleiststraße   10  r  5/11.    11 
ReinmÜLI,ER,  P.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Heinrich  Hertz 

Real-Gymnasiums,  (37)  Oderfelderstraßc  42  3.    74 

Reitz,  H.,  Kaufmann,  (25)  Claus  Grothstraße  72a  3/5.   05 

Reuter,   Otto,   Oberlehrer,  (26)   Rudolphstraße  42  6/6.    17 

RiEBESEl.L,  P.,  Dr.,  (21)  Averhoffstraße  14  7/11.  06 
Rtecke,  Curt.  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (37)  Eppendorfer- 

baum    1  I  30/3  .    j  2 
RiKEN,  R.,  Dr.,  Oberlehrer,  Cuxhaven.  Höhere  Staats 

schule  15/11.    11 
RiscrTBiETii.  P.,  Prof  Dr.,   Oberlehrer. 

(19)  Hohe  Weide  6  13/3.    89 

DA  ROCHA-SCHMIDT,  Dr.,  (5)  Langereihe  29  10/2.  17 
RöPER,  H.,  Elektrotechniker,  (23)  Wandsbecker 

Chaussee  81  III  .30/11.    04 

Romanus,  Eranz,  Dipl.-Ingenieur,  (37)  Isestraße  56  23/2.  i6 
ROMPEL,  Fr.,  Photogr.  artist.   Atelier, 

(22)  Hamburger-straße   53  28/3.    06 

RO.SENBAUM,  H.  L.,  (26)  Steinfurther.straße  1 1;  6/1  09 
Rücker,   Rud.,   Dr.  jur.,   Staatsanwalt, 

(30)  .\bendroths\veg  36  II  21/2.    »2 

RuPPRECIir,  Georg,  Dr.,  (22)  Richard.straße   57  1/5.   07 

SAEN<iER,  Alfred,  Dr.  med.,  (36)  Alsterglacis  11  6/6.  88 
.Sahrhage,   H.,  Dr.,   \vis.sensch.   Hilfslehrer. 

(21)   Haideweg  9  ])t.  12/1  .    16 

.Sariorius,  Apotheker,  (23)  Wandsbeckerchaus.see  313  7/11  95 
.SCHACK,  Eriedr.,   Prof   Dr.,   Oberlehrer. 

(24)  Schwanemvik  30  19/10.  04 
.Schäfer,   Han.s,   Dr.,   Assistenzarzt  am  Eppendorfer 

Krankenhaus  16/!  .  18 
.SchäFFER,   Cäsar,  Prof   Dr.,   Oberlehrer. 

(24)  Freiligrath.straße   15  '7/9.    90 


XXVI 


SCHAPER,  Hermann,  Hütteningenieur, 

(26)  Meridianstraße   5  I  3/4.    18 

ScHLAEGER,  GEORG,  Zahnarzt,  (5)  An  der  Alster  81  26/2,  08 
SCHLEE,  Paul,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer  (24)  Immenhof  19  30/9.  96 
ScilMALFüSS,  Dr.  med.,  Sanitätsrat, 

(T,/)  Rothenbaumchaussee   133  2o/l2.    05 

Schmidt,  Carl,  Dr.  phil.,  Oberlehrer. 

(23)  Marienthalerstraße    113  a  I  30/10.    12 

SCHMiiri'.  Felix,  Kand.  d.  höheren  Lehramts. 

Altona-Ottensen,  Gr.  Rainstraße  93  I  11/2.    14 

Schmidt,  John,   Ingenieur,  (8)  Meyerstraße  60  ii/5-    98 

Schmidt,  Justus,  Lehrer  an  der  Klosterschule, 

(24)  Wandsbeckerstieg  45  26/2.    79 

Schmidt,  Max,  Dr.,  Oberlehrer, 

Hamburg- Großborstel,   König.straße  7  9/3.    04 

Schmidt,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer, 

(19)  Fruchtallee  gl  3/1  12 

Schmitt,  Rudolf,  Konservator,  Altona,  Stadt.  Museum  ii/i  i  .  08 

Schneider, Albrecht, Chemiker,  (22)Oberaltenallee  12  13/1 1 .  95 

Schneider,  C.  W.,  Zahnarzt,  (39)  Flemingstraße  8  I  23/1 1 .  92 

Schober,  A.,  Prof  Dr.,  Schulrat,  (24)  Lerchenfeld  7  18/4.  94 

SCHüRR,   R.,  Prof.  Dr..   Dir.  d.  Sternwarte,  Bergedorf  4/3  96 

.Schott,  Gerh.,  Prof  Dr.,  Abteilungsvorstand  der 
Deutschen  Seevvarte  in  Hamburg,  (9)  Deutsche 
Seewarte  1 4/4 .    i  5 

Schrader,  Erich,  Oberlehrer,  (30)  Moltkestraße  17  26/3.  13 
Schrader,  Franz,  Dr.  phil,  VVandsbek.  Ahornstraße  2      1 3/11  .    «8 

Schröder,  J.,  Prof  Dr.,  Direktor  des  staatlichen 
Lyzeums  am  Lerchenfeld.  Alsterdorf,  Fuhls- 
büttelerstraße  603  5/i  1  •    90 

SCHUBOTZ,  H.,   Dr..   wiss.   Hilfsarbeiter  am   Natur 

histor.   Museum,  (i)  18/6.    13 

SchÜLLER,  Felix,  Prof.  Dr.,  (24)  Graumannsweg   16        5/5.    09 

Schutt,   K..   Dr.,   Oberlehrer,  (23^  VVartenau   3  30/5      06 


xxvn 

Schutt,  R.  G.,  Prof.  Dr.,  Vorsteher  der  Hauptstation 
für    P>dbebenforschung-     am     Physikal.     Staats- 
laboratorium, (24)  Papenhuderstraße  8  23/9.    91 
Schulz,  J.  F.  Herm.,  bei  Berckemeyp,r  &  Siemsen, 

(i)  Aisterdamm  39  28/5.    87 

ScHüMM,   Otto,   Chemiker  am  .Mli^cmcineii  Kranken 

haus  P^ppendorf,  (20)  TarpenbeckstraBe    ro2  I  1/4.    08 

ScHUMI'ELICK,  A.,  Prof,  Oberlehrer,  [ij)  Lse.straße  95  4/6.  02 
Schwabe,  J.,  Dr.,  Tierarzt,  (25)  Hurgstraße  32  26/2.    08 

Schwade,  L.,  Fabrikbesitzer,  (30)  Husumerstraße  12  14/12.  04 
Schwabe,  W.  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Wagnerstraße  56  27/11.  07 
Schwarze,  Wilh.,  Prof  Dr., 

Wentorf  bei  Reinbek,   Am  Heidberg  25/9.    89 

SCHWASSMANN,  A.,  Prof.  Dr.,  Bergedorf,  Sternwarte  12/2.  01 
Schwencke,  Ad.,  Kaufmann,  (24)  Neubertstraße  32  20/5.  96 
.Seemann,  H.,  Dr.,  {t,j)  Isestraße  64  I  22/2.    11 

Selk,  H.,  Apotheker,  (21)  Heinrich  Hertzstraße  y^  9/3.    92 

Seligmann,  Siegfried,  Dr.  med.,  Augenarzt, 

{2,6)  Colonnaden  25/27  11/12.    12 

Semmelhack,  Wilh.,  Dr.,  (30)  Gärtnerstr.  52  3/2.    15 

Semsroth,  L.,  Harburg,  am  Realgymn.,  Schulstr.  13  15/6.  10 
Sennewald,  Dr.,  Prof  am  staatl.  Technikum. 

(24)  Mühlendamm  72  III  3 1/5.    76 

Sieveking,  G.  H.,   Dr.   med.,   Physikus, 

{37)  Rothenbaumchaussee  2ri 
SlMMONDS,  Prof,  Dr.  med.,  {16)  Johnsallee   50 
SöLLNER,  Harald,  (39)  Maria  Louisenstraße   i  1  2  II 
SOKOLOW.SKY,  A.,  Dr.,  (30)  Bismarck.straße  88 
Sommer,  Georg,  Dr.  phil.  et  med., 

Bergedorf,  Schlebuschvveg  22 
Sonder,  Chr.,  Apothekenbesitzer,  Oldesloe 
Spiegelberg,  W.  Th.,  (23)  JordanstraLso  44 
Springmann,  Hermann.  Kaufmann,  (13)  Born.str.  5 
Stalbohm,  Willi,  (6)  Agathenstraße  1  I 
Stange,  P.,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Uhland.straße  39 


25/2. 

i4 

30/5- 

88 

16/5. 

17 

19/10 

fO 

4/12. 

12 

'5/5- 

12 

30/1 . 

68 

13/11  • 

(8 

16/12. 

08 

22/2. 

TI 

XXVllJ 

Stakkk,  Heinr.,  Oberlehrer,  Harburg, 

Lindenstraße  6 
Stauss,  W.,  Dr.,  Dresden- A.,  Anton  Graffstraße   14 
Steffens,  W.,  Dr.,  ständiger  Mitarbeiter  an  der 

Deutschen  Seevvarte,  (24)  Schwanenwik  30  pt. 
Steinhagen,  F.,   Kandidat  des  höheren  Lehramtes. 

Ohlsdorf,   Fuhlsbüttelerstraße  619 
Steinhaus,  O.,  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Naturhistorischen 

Museum,  (24)  Schröderstraße    »7  1 
Stendek,  C,  Zahnarzt,  (30)  Moltkestraße  27 
Stilp,   Dr.,   Oberlehrer,  Elmshorn,  Kalteweide    101 
Stobme,    Max,    Lokstedt    bei    Hamburg, 

]iehrkampsweg"  36 
Stoppenbrink,  f.,  Dr.,   Oberlehrer, 

Wandsbek,  Antonstraße  35 
Strodtmann,  S.,  Dr.,  Realschuldirektor,  Wilhelmsburg, 

Göschenstraße  83 
Stuhlmann,  Geh.  Reg.-RatDr.,  (24)  Graumannsweg  13 

(Korresp.   Mitglied    1900) 
SUHR,  J.,  Dr.,   Oberlehrer,  (22)  I^nkenau   13  III 
VON  SVDOW,  G.,  Dr.  jur.,  Notar,  (37)  Parkallee  96 
Tafel,  Victor,  Dr.  ing.,  (24)  Hartwicusstraße  20 
Tams,  Ernst,  Dr.,  (23)  Ritterstraße  72 
TiiATE,  Conrad,  Kaufmann.  (26)  Saling  5  pt. 
TniLENlUS,  Prof.   Dr.,   Direktor  des  Museums  für 

Völkerkunde,  (37)  Abteistraf^e    16 
Thomae,  K.,  Prof.  Dr.,  Schulrat,  Kergedorf,  Grasvveg  38   15./1 
TlIORADE,  Her.M.,   Dr.,   Oberlehrer, 

(26)  Meridianstraße    15  30/11.    04 

Tll()RL,   Fr.,  Kommerzienrat,   Fabrikant, 

(26)  Hanmierlandstraße  23/25 
Timm,   Rud..   Prof   Dr.,   (Oberlehrer,  (39)  Busse.str.  45 
TiMPE,  H.,   Dr.,  (24)  Uhland-straße  65    Hpt. 
Trömner,  E.,  Dr.  med.,  (5)  An  der  Alster  49 
Tuch,  Tu..   Dr.,   l^ibrikant.  (25)  VVallstraße   14  4/6.    90 


26/4. 

1  I 

2/10. 

95 

8/ti  . 

05 

5/12. 

'7 

ii/i. 

93 

18/12. 

07 

20/ I 2 . 

16 

'3/11  ■ 

^5 

8/1 1  . 

05 

2/12. 

oS 

/i. 

09 

29/11 

05 

10/2. 

'7 

1  i/ii . 

14 

21/10. 

08 

5/12. 

'7 

9/1 '  • 

04 

I  ■?/ 1  . 

08 

16/1  . 

95 

20/1  . 

86 

4/12. 

Ol 

8/11. 

05 

30/II. 

04 

8/ii  . 

99 

24/1. 

06 

9/1. 

89 

26/2. 

08 

10/2. 

09 

14/1- 

02 

XXIX 


["ÜKKIIEIM,  Julius,  Dr.  med.,  (5)  Langereihe   loi  2o/ii.   05 

Uetzmann,   R.,  Dr.,  Oberlehrer,  (23)  Hanmier- 

steindamm  95 
Ul-MER,  G.,  Dr.  phiL,  Lehrer,  (39)  Baumkanip  30 
Umlauf,  K.,  Prof.  Dr.,  Schulrat, 

Bergedorf,  Bismarckstraße  33 
Unna,  P.  G.,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Gr.  Theaterstr. 
Vester,  H.,  Dr.,  Altona,  Bahnhofstraße  16 
ViEBEG,  Paul,  (26)  Saling  28  Hpt. 
Voege,  VV.,  Prof.  Dr.-Ing.,  {20)  Sierichstraße   170 
Voigt,  A.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Instituts  für 

angewandte  Botanik,  (24)  Wandsbeckerstieg   13         i/i  .    89 
V<:HGTLÄNDER,  F.,  Prof  Dr.,  vviss.  Assistent  am  Chem. 

Staats- Laboratorium,  (21)  Overbeckstraße  4  9/12.    91 

VosSELER,  Prof  Dr.,  Direktor  des  Zoologischen  Gartens  16/6.  09 
Wachhausen,  E.,  (36)  Neuerwall  14  2/7.    18 

Wagner,  Franz.  Dr.  med., 

Altona,   Bei  der  Johanniskirche  2  18/4.   00 

Wagner,  Max,  Dr.  phil.,  (5)  .Steindamm    152  29/1.   02 

Wagner,  Richard,  Altona,  Bei  der  Friedenseiche  6  3/12.  02 
W'ALTER,  B.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Physikal. 

Staats-Laboratorium,  (21)  Petkumstraße   15  T  1/12.    86 

Warncke,  f.,  Dr.,  (26)  Sievekingsallee  7  II  26/3.    13 

Wasmus,  Dr.  8/12.   09 

Weber,  W.,  Dr.,  Chemiker,  Altona,  Roonstraße  122  21/10.  08 
Weber,  W.,  Dr.,  Polizeitierarzt,  ( 1 9)  Wiesenstraße  1 3  7/12.  lo 
Wegener,  Max,  Kaufmann,  Blankenese, .  Parkstr.  18  15/1.  96 
Wehln,  Richard,  Dr.,  Chemiker,  (19)  P^ppendorferweg  59  4/3.  10 
Weiss,  H.,  Dr.,  Chemiker  (24)  Erlenkamp   13  23/2. 10 

Wentzel,  W.  Johannes,  Dr..  Hau.smakler. 

(21)  Adolfstrasse  36a  22/3.    16 

Wrygandt,  Wilil,  Prof.,  Dr.  med.  et  phil.,  Direktor 

der    Irrenanstalt   Friedrichsberg,    (22)  Friedrichs- 

bergerstraße  60  14/2.    12 

Wichmann,  P.,  Dr.  med.,  (36)  Jungfernstieg  34  20/12.    16 


XXX 


WiENGREEN,  Dr.,  (24)  Mundsburgerdamm   53 

WiLBRAND,  H..  Dr.  med.,  (21)  Heinrich  Hertzstraße  3     27/2 

Willers,  Th.,  Dr.,  Realschule  St.  Pauli, 

(30)  Mansteinstraße  36  II 
Windmüller,  P.,  Dr.  med.,  Zahnarzt,  (37)  Hochallee  57 
WI^3KLER,  Prof.  Dr.,   Direktor  des  Instituts  für  allge- 
meine Botanik,  (20)  Woldsenweg    12 
Winzer.  Richard,  Prof.  Dr.,  Harburg,  Haakestr.  43 
Wisser,  K.,  Dr.,  Oberlehrer,  (33)  Osterbeckstr.  105 
Witter,  Wilh.,  (21)  Uhlenhorsterweg  37 
WöLFERT,  Georg,  Dr.  phil.,  Groß-Flottbeck, 

Fritz  Reuterstraße  24 
Wohlwill,  Heinr.,  Dr.,  (37)  Hagedorn.straße  51 
Wolfe,  C.  H.,  Medizinalrat,  Blankenese,  Norderstr.  1 2 
Wollmann,  E.,  Geh.  Justizrat,  Ottensen, 

Moltkestraße   18 
Wulff,  Ernst,  Dr.,  (25)  Beim  Gesundbrunnen   14  I 
Würdemann,  G.,  Oberlehrer,  (24)  Mundsburgerdamm  3 1 
Wysogorski,  Dr.,  Assistent  am  min.-geolog.  Institut, 

(5)  Lübeckerthor  22  18/10.    ii 

Zaciiarias,  A.  N.,  Dr.  jur.,  Oberlandesgerichtsrat, 

(37)  Hochallee   106  27/2.    85 

Zebel,   Gust.,   Fabrikant,  (21)  Goethestraße  2  25/4.    83 

Zedel,  Jul.,  Navigationslehrer,  ( 1 9)Eimsb.  Marktplatz  26  1 7/ 1 .   06 
Ziehes,  Emil,  (21)  Sierichstraße  34  28/12.   89 

Zimmermann,  Carl,  (25)  Oben  Borgfelde  29  pt.  28/5.   84 

Zinkeisen,  Ed.,  Dr.,  Chemiker,  (5)  Danzigerstraße  48    24/2 .   97 
Zwingenberger,  Hans,  Oberlehrer,  {23)  Auenstr.  14  pt.  30/11.   04 


14/2. 

12 

27/2 . 

95 

23/2. 

10 

21/12. 

92 

II/I2. 

12 

7/2. 

00 

16/12. 

08 

25/10. 

99 

20/10. 

15 

12/10. 

98 

25/10. 

82 

18/10. 

II 

26/10. 

98 

5/4. 

1 1 

XXXI 


Verzeichnis 
der  im  Jahre   1918  als  Geschenk  eingegangenen  Schriften. 

i)  Dr.  Ottomar  Hartleb- Altona :  Quantitative  Untersuchungen 
über  den  Thomsoneffekt  an  glühenden  Drähten.  Inaug.- 
Diss.     Gießen   19 1/. 

2)  Dr.    P.    RiEBESELL- Hamburg:     Die    neueren    Ergebnisse    der 

theoretischen  Physik  und  ihre  Beziehungen  zur  Mathematik. 
(Die  Naturwissenschaften:  6.  Jahrg.  Heft  6.    1918.) 

3)  Dr.  P.  RiEBESELL-Hamburg:  Einige  zahlenkritische  Bemerkungen 

zu  den  Mendel' sehen  Regeln.  (Sond.-Abdr.  a.  d.  Biolog. 
Zentralblatt  XXXVIII  Nr.  8).      191 8. 

4)  Geh.  Rat  Dr.  C.  ScHRADER-Berlin: 

i)  Neu-Guinea-Kalender   191 8,   33.  Jahrg. 

2)  Gezeitentafeln  der  Nordsee,   3.  Jahrg.      191 8. 

5)  Bergedorf  (Sternwarte) :    Meteorologische    Beobachtungen    auf 

der  Hamburger  Sternwarte  in  Bergedorf  im  Jahre   191 7. 
Hamburg  191 8. 

6)  Hamburg.  Museum  für  Völkerkunde:  Bericht  über  das  Jahr  191 6. 

7)  Kopenhagen :    Kgl.    Danske    Videnskabernes   Selskab :    Minde- 

skrift    i    Anledning    af  Hundret-aaret    for  Japetus  Steen- 
strups  Fodsel.     2  Bände.     Kopenhagen.      19 14. 


XXXIl 


II.    Bericht  über  die  Vorträge,   Besichtigungen  und 
wissenschaftlichen  Ausflüge  des  Jahres  igiS. 

A.     Die  Vorträge  des  Jahres  1918. 

I.   Sitzung,  am  2.  Januar.  —  Brick,  C.  :    Über  die  Entartung 
unserer    Kulturpflanzen,    die    Ursachen    der  Widerstands- 
fähigkeit gegen  Panisitcn   und  die  Züchtung  Widerstands 
fähiger  Sorten. 

Mit  den  Ausdrücken  Abbau,  Entartung,  Altersschwäche,  ..'Vlteni 
oder  ähnlichen  Bezeichnungen  l>enennen  der  praktische  Landwirt 
und  der  Gärtner  die  bei  gewissen  Kulturpflanzen  auftretende  Er- 
scheinung des  Nachlassens  der  Erträge  oder  des  Anthörens  der 
sonst  an  der  betreffenden  Pflanze  geschätzten  Eigenschatten.  Als 
solche  angeblich  >  altersschwachen  c  Sorten  werden  genannt  die 
Daber'sche  und  die  echte  lange  Kartoffel,  der  Gold]>epping,  Borsdorfer 
und  Gravensteiner  Apfel,  verschiedene  Butterbirnen,  die  Lübecker 
Johannisbeere,  die  Vierländer  Erdbeere,  die  La  France-Rose,  die 
Pyramidenpappel  und  manche  andere  Sorten  und  Arten.  Die  Ursache 
der  angenommenen  Entartung  beruht  entweder  auf  einem  wirt- 
schaftlichen Abbau,  indem  neue  ertragreichere  oder  sonst  bessere 
Sorten  gezüchtet,  im  Handel  angepriesen  und  angebaut  werden,  oder 
auf  einem  biologischen  Abbau,  der  durch  clrtliche  und  Witterungs- 
einflüsse, Ausbleiben  der  Befruchtung,  z.  B.  bei  der  Vierländer  Erd 
beere  und  dem  Gravensteiner  Apfel,  Auswahl  ungeeigneter  Edelreiser 
oder  falscher  Unterlage  bei  der  Veredelung  veranlaßt  i<t.  Das  hat 
aber  alles  nichts  mit  einem  Altern  der  Sorte  zu  tun.  Auch  die 
ständige  vegetative  ungeschlechtliche  Vermehrung  durch 
Knollen,  wie  bei  der  Kartoft'el,  Stecklinge,  wie  bei  der  Pyramiden- 
pappel. Reiser,  wie  bei  den  Öbsibäuuicn  usw.,  wird  als  Ursache 
der  Entartung  bei  manchen  Kulturpflanzen  angeführt;  kritische  Be- 
trachtungen durch  MÜBIUS  ( Biolog.  /entralhl.  1891  u.  Beitr.  z.  Lehre 
V.  d.  Fortpflanzung  der  Gewächse  1897)  haben  jedoch  ergeben,  daß 
diese  Veruiehrungsarl  keine  unnaliirliche  ist,  zumal  sich  auch  wild 
wachsende  Arten  durch  Kiuillen,  Kiiizumstücke  und  .Ausläufer  ver 
breiten,  und  daß  der  Verfall  «ler  betreffenden  Pflanzensorte  aul 
Krankheiten  zurückzuführen  ist.  Die  der  Entartung  bezichtigten 
Kulturpflanzen  gedeihen  an  ihnen  zusagenden  Orten  und  beim 
Freibleiben  von  Krankheiten  durchaus  normal  und  bringen  gute 
Erträge,    und    die   ständig    aus   Samen    erzogenen    Pflanzenarten,    wie 


xxxm 


(ictreido,    Kaffee    u.   a.,    uiiil   wildwachseiule    l'llimzen    uenlcii   cIxiMimj 
von   verheerciuleii   Krankheiten  heiinjjesiieht. 

Die  Beobachtung  hat  j^relehrt,  daß  }>;e wisse  Arten  uii  <1 
Sorten  unserer  Kulturpflanzen  w  i  d  e  rs  t  an  <ls  fäh  i  jjer  gegen 
Witterungseintliisse,  wie  IVost,  und  gegen  iiilzliche  und  tierische 
Angriffe  sind  als  andere,  z.  B.  Getreidesorlen  gegen  verschiedene 
Brand-  und  Rostpilzarten,  Kartoffelsorten  gegen  <lie  P.latt-  und  Knollen 
taule,  Obstbäume  und  Reben  gegen  gewisse  Filzkrankheiten,  Insekten 
und   Frost . 

Die  Ursache  dieser  Widerstandsfähigkeit  kann  auf 
morphologischen  und  anatomischen  Eigenschaften  beruhen;  so  bildet 
das  Cieschlossenbleiben  der  ISlüten  (Kleistoganüe)  bei  den  zwei- 
zeiligen Gersten  einen  Schutz  gegen  die  Infektion  durch  den  nackten 
Gerstenbrand  (Ustilago  hordei)  und  die  Derbheit  der  Blätter  und 
der  Oberhaut  vielleicht  einen  Schutz  gegen  den  Fraß  mancher 
Insekten.  Auch  biologische  Hcsonderheiten  können  solchen  Schutz 
bewirken.  Das  späte  Austreiben  der  roten  holländischen  Johannis 
beere  verhindert  die  Infektion  der  Blätter  durch  den  Pilz  der  Blattfall 
krankheit  (PscuJopeziza  /idis),  spät  im  Frühling  austreibende  Fichten 
werden  nicht  mehr  vom  Fichtennadelrost  (Chrvsornv.vii  abietis)  er- 
griften,  und  späte  Aussaat  von  Getreide  wirkt  dem  liefall  durch 
gewisse  Insekten  entgegen.  Auch  Witlerungsverhältnisse  spielen  bei 
vielen  Krankheiten  eine  große  Rolle.  Ücsondcrs  aber  sind  es 
chemische  Ursachen,  die  auf  dem  Vorkommen  bestimmter  Stoffe  in 
den  Zellen  beruhen,  wie  Gegenstoffe,  Enzyme,  Zucker,  Gerbstoff 
und  anderer  organischer  Säuren.  Man  kann  demnach  mechanische 
Immunität,  außeiibedingte  und  Altersimmunität  und  physiologische 
Immunität  unterscheiden.  Auf  der  Bildung  von  Gegenstoffen  soll 
nach  Heinkichek  (Denkschr.  Akad.  d.  Wiss.  Wien  1916)  die  W^ider- 
standskraft  der  von  der  Mistel  (Viscum  alhum)  einmal  besetzt  gewesenen 
Birnbäume  gegen  den  Neubefall  durch  die  Mistel  beruhen.  Zucker 
wirkt  als  Schutzmittel  gegen  Erfrieren.  Der  in  den  I'tlanzen  sehr 
verbreitete  Gerbstoff,  der  auch  in  Wunden  der  Pflanzen  oft  in  er- 
höhtem Maße  sich  bildet,  wirkt  nach  den  Untersuchungen  von  Cook 
und  Taubknhaus  (Delaware  Coli.  Agr.  Experiment  Station  Bull.  91, 
1911)  henmiend  auf  die  Keimung  von  Pilzsporen  und  das  Wachstum 
der  Pilzmy/elien,  und  das  Vorhandensein  organischer  Säuren  in  nur 
wenig  vermehrtem  Grade  macht  gewisse  Getreidesorten  widerstands- 
fähig gegen  Brand-  und  Rostpilze.  Die  zwar  geringen  aber  doch 
gleichsinnigen  Unterschiede  im  Gehalt  an  Säuren  (berechnet  als 
Weinsäure)  und  den  gleichzeitigen  Gehalt  an  Zucker  gibt  v.  Kikchnkr 
(F"üuLiNGs  Landw.  Ztg.  1916)  in  einigen  von  ihm  initgeteiUen 
chemischen  Analysen  mehrerer  gegen  Gelhrost  ( J'uai/iici  g/umarum) 
widerstandsfähiger  und   anfälliger  Weizensorlen   wieder; 

in    Prozenten   der    Trockensuljstaiiz 

Hahnf   von    Winterweizen                    Säure  Dextrose  .Saccharose 

widerstandsfähig  Hohenheimer  Nr.  77   o,67(-|-ü,I2  5,97^—0,06)  I7,7_^  (-f  9,39) 

anfallig  Michigan   Bronze 0,55  6,03  .S,44 

Malme  von    .Sommerweizen 
widerstandsfähig   Roter  kahler 

Binkelweizen 0,82  (-f  0,1 3)  7,24(— 0.24)  7,37  (—0,38) 

anfällig  Beloturka     0,69  7,66  7,65 


xxxn 


Alinlicli  i-rj^alifn  die  Keiinlinj^c  zweier  nahe  verwandter  Winter- 
x^cizensorten  aucli  einen  höheren  Säuregehalt  der  gegen  Steinbrand 
( 'l'illctin  tritici)    festen   Sf)rte    gegenüber  einer  empfänglichen  Sorte: 

in    IVozcnten   der  frischen   Substanz 
Keimlinge   \()ii  Säure  im  wässerigen  Auszug  Säure  im  alkoholischen  Auszii 

widerstandsfähig 

Fürst   Ilat/feld 0,4s   (-f  0,05)  0,59  (-i-  0,12"» 

anfälligKiclimonds  Kiesen  0,43  0,47 

Diese    Widerstandskraft    der    Sorten    ist    vererblich.      Allerdings 
wirken    auf    die   Widerstandsfähigkeit    und  gleichzeitig    auf    den    an 
greifenden     Parasiten     klimatische     Einflüsse,     und     Witterungs-     und 
I'"riiäliruiigsverhältnisse  können   den   erblichen   Grad   der  Anfälligkeit 
in   hohem   Maße    ändern. 

Bereits  in  d  e  r  N  a  t  u  r  findet  e  i  n  e  g  e  w  i  s  s  e  Auslese  solcher 
widerstandsfähigen  Sorten  statt.  So  blieben  von  den  früher 
in  imsern  (lärten  \iel  gezogenen  Malven  nur  die  vom  Malvenrosl 
{Pticcinia  malumearum)  verschonten  Sorten  übrig,  die  nach  und  nach 
wieder  zur  Anzucht  benutzt  worden  sind,  und  von  Kartoffeln  sind 
nur  die  in  allerdings  verschiedenem  Grade  der  Blattfäule  ( Phytophthora 
itifestans )  widerstehenden  Sorten  zum  Anbau  zurückgeblieben.  Ebenso 
sind  manche  alten  Landsorten  gegen  Krankheiten  widerstandsfähig. 
])urch  die  Züchter  wird  weiter  eine  künstliche  Auslese  betrieben, 
1)ei  <lcr  widerstandsfähige  Exemplare  vermehrt  und  unter  den  ver- 
schiedenslen  Einflüssen  mehrere  Jahre  hindurch  beobachtet  werden. 
Auch  durch  Kreuzung  geeigneter  aber  krankheitsanfälliger  Sorten 
mit  widerstandsfähigen  Rassen  oiier  Arten  werden  jilanmäßig  neue, 
von   bestimmten   Krankheiten   nicht   betrotTene  Sorten  gezüchtet. 

Über  die  Züchtung  widerstandsfähiger  Sorten  unserer 
Kultur|)flanzen  und  die  Methoden  der  Zuchtwahl  hat  neuerdings 
Moi./.  (Zeilschr.  f.  l'flanzenzüchtung  1917)  eine  austührliche  Arbeit 
veröffentlicht.  So  hat  man  in  Deutschland  gegen  Rost  widerstands- 
fähige Tabaksorten,  flugbrandfesten  Weizen,  von  der  Blattfaule  und 
Rollkrankheit  freie  Kartoffelsorten  erzogen,  und  man  ist  bemüht, 
rcl)lausfeste  W^cinsorlen  und  gegen  Nematoden  sichere  Zuckerrüben 
zu  züchten.  Eine  besondere  Bedeutung  hat  die  Finmunitätszüchtung 
für  den  Kartoffelkrebs  (Chjvspplilyäis  etidohiotka)  bereits  erlangt. 
Alle  Mittel  zur  Bekämpfung  des  im  Boden  lebenilen  Erregers  haben 
versagt.  Durch  mehrjährige  Versuche  in  Westfalen,  der  Kheinprovinz 
und  .Schleswig-Holstein  ist  aber  eine  Reihe  von  Sorten  herausgefunden, 
die  von  der  Krankheit  nicht  befallen  werden  und  allein  auf  dem 
vcrseucluen  Boden  angebaut  werden  können.  In  .Nordamerika  gelang 
es,  Baumw  ollsortcn,  die  von  der  Wclkekrankhcit  (Fusarium  rasin/cctiim) 
nicht  ergritfen  werden,  durch  Auslese  zu  erhalten  und  Kuhbohnen, 
die  gegen  den  Wurzel|)ilz  der  Wclkekrankhcit  (  Ftisarhini  li  acitciphilum) 
und  .gegen  Wurzelälchen  (//ctcroficfa  radicicola)  gleichzeitig  resistent 
sind,  zu  erziehen.  Durch  Kreuzung  einer  wohlschmeckenden,  aber 
der  W"elkckrankheit  ( Fitsarium  uivcutn)  stark  unterliegenden  Wasser- 
melone mit  einer  ungenießbaren,  aber  .gegen  das  Ftisat inrn  widerstands- 
fähigen Sorte  konnte  nach  5  Jahren  eine  brauchliare  .Melone  von 
gutem  (jcschmack  erreicht  werden.  Die  gegen  Kälte  empfindlichen 
Zitronen   hat  man  durch  Kreuzung  mit  der  frostharten  Cifr».';  trifoliata 


XXXV 


winterbeständig  gemacht.  Ebenso  hat  man  dort  frostharte  Apfelsorten 
herangezogen.  In  Frankreich  und  Italien  versucht  man  gegen  Reblaus 
und  gegen  Blattkrankheiten  widerstandsfähige  Reben  zu  erziehen,  in 
Ostindien  rostfeste  Weizensorten  und  von  der  Hemileia  Krankheit 
unbeeinflußten  guten  Kaffee,  in  Australien  steinbrand-  und  rostsichcre 
Weizensorten,  und  in  Neuseeland  isoliert  man  widerstandsfähige 
Formen  von  Obst  und  Gemüse. 

Dieser  neue,  allerdings  noch  wenig  erforschte  Zweig  der  Phyto- 
pathologie, die  Züchtung  gegen  bestimmte  Krankheiten  widerstands- 
fähiger Sorten,  dürfte  ein  für  die  Landwirtschaft  außerordentlich 
wichtiges  Gebiet  werden.  Wird  doch  die  direkte  Schädlingsliekämpfung, 
der  oft  betriebstechnische  Schwierigkeiten  entgegenstehen  und  die 
meist  hohe  Kosten  und  vielfach  großen  Arbeitsaufwand  erfordert, 
dadurch  erspart.  Der  Züchter  muß  sich  dann  weiter  bemühen,  die 
widerstandsfähigen   Sorten   auch   zu   ertragreichen  heranzuzüchten. 


2.   Sitzung,  am  9.  Januar.  —  STOPPEL,        :    Jahresperiodische 
Erscheinungen  bei  Pflanzen. 


Sitzung,  am  i6.  Januar.  —  Hentschel,  E.  :  Über  den 
Einfluß  der  Tiden  auf  die  biologischen  Verhältnisse  in 
der  Niederelbe. 

Das  Aestuar  oder  Flußgeschwelle  der  Elbe,  in  dem  die  Tiden 
zur  Geltung  kommen,  reicht  etwa  vom  F'euerschiff  Elbe  I  bis  Geest- 
hacht. Die  Tiden  haben  hier  einen  wesentlichen  Einfluß  auf  die 
oekologischen  Verhältnisse,  d.  h.  die  Beziehungen  der  Organismen 
zu  ihrer  Umgebung.  Der  rhytmischc  Wasserstandswechsel  erzeugt 
längs  der  Ufer  einen  besonderen  Lebensbezirk  für  Bodentiere,  der 
abwechselnd  von  Wasser  bedeckt  und  entblößt  ist,  die  Schorre. 
Durch  die  besonderen  Verhältnisse  der  Erwärmung,  Belichtung, 
Belüftung,  Wasserbewegung  und  Ablagerung  bietet  sie  besondere' 
Lebensbedingungen.  Neben  den  flachen  Gründen  der  Watten  an 
der  Mündung  und  der  Süßwasserschorre  weiter  oberhalb  sind  auch 
Kaimauern  und  Pfähle  in  der  Schorrezone  charakteristisch  belebt. 
Schwimmende  Tiere,  besonders  kleine  Krebse  (Neomysis)  und 
Fische  werden  durch  das  steigende  Wasser  veranlaßt,  aufwärts  ins 
Flachwasser  vorzudringen.  Darauf  gründet  sich  ein  Fischfang  mit 
Buhnen  und  Reusen,  sowie  ein  Teil  der  Wattenfischerci.  Die  zweite 
wichtige  Tidenerscheinung,  die  Tidenströmung,  beeinflußt  besonders 
das  Plankton.  Es  entsteht  ein  besonderes  Aestuarplankton,  gekenn- 
zeichnet durch  seine  Zusammensetzung  (Euryteniora,  Coscinodiscus 
usw.),  seine  Entstehung  im  Strom  selbst,  seine  regelmäßige  Ver- 
teilung durch  die  Tiden  und  seine  immer  mehr  verlangsamte  Ab- 
wärtsbewegung. Das  Plankton  wird  rhytmisch  auf-  und  abgeschoben. 
Daher  kann  an  stromabwärts  gelegenen  Punkten  ein  regelmäßiger 
Wechsel  zwischen  Aestuarplankton  und  Salzwasserplankton  eintreten. 
Diese  Grenzverschiebung  wird  aber  meist  weniger  deutlich  als  die 
starke     Durchmischung    der    beiden     Planktonsorten.       Quantitative 

3* 


XXXV[ 


Untersuch unfjen  bei  Krautsand  /eisten,  daß  die  Stroingcschwindigkeil 
und  die  Staiizeiten  einen  starken  l'Zinfluß  auf  das  Plankton  haben, 
das  sie  jiassiv  bewegen  und  wohl  auch  zu  aktiver  üewegung  ver 
anlassen.  Infolge  der  l'lanktonverschiebung  kommen  Larven  von 
Uodentieren  des  Salzwassers  weit  stromaufwärts  zur  Ansiedelung. 
Im  Hafen  von  (Ilückstadt  ließen  sich  die  charakteristischen  Er 
schcinimgen  der  Abgrenzung  und  horizontalen  und  vertikalen  l'lanktoii 
bewegung,  welche  bei  der  Einmündung  von  Marschenfltissen  mit 
selbsttätigen  Schleusen  in  das  Aestuar  auftreten,  nachweisen.  Mittelbar 
wirken  die  Tidenströine  durch  Verteilung  der  im  Wasser  enthaltenen 
lebenswichtigen  Stoffe.  Die  Abwässer  von  Hamburg  werden  nach 
ähnlichen  Kegeln  w  ie  das  F'lankton  verteilt.  Bei  quantitativen  Strecken 
Untersuchungen  längs  des  rechten  Eibufers  und  bei  Daucrunter- 
untersuchungen  durch  eine  ganze  Tide  ließen  sich  die  biologischen 
Wirkungen  dieser  Verteilung  erkennen.  Der  Salzgehalt  der  unteren 
Elbe  wird  infolge  tler  starken  Durchinischung  zur  Ausbildung  eun,- 
haliner  Organismen,  d.  h.  solcher,  die  großen  Salzgehaltswechsel 
ertragen  können,  führen.  Ferner  verschlepi)t  die  Flui  Keime  von 
Salzwasscrorganismen  in  Tümpel  der  Schorre  stromaufwärts,  wo  sie 
unter  Umständen  zur  Entwicklung  kommen  können,  wenn  das  Wasser 
sich  durch  Verdunstung  konzentriert.  Auf  die  Schwebstoffe  »m 
Wasser,  den  Detritus,  wirken  die  Tidenströme  tragend,  die  Stuu- 
zeiten  absetzend.  Oberhalb  von  Ortkathen,  wo  statt  des  Flutstroms 
eine  stundenlange  Wasserstauung  eintritt,  sinken  nach  Untersuchungen 
bei  Zollensjjieker  zur  Stauzeit  Detritus  und  Plankton  stark  ah.  währen«! 
Krebstiere  des  Planktons  (^/)Vj-w/>/</J  aufzusteigen  scheinen.  Neben  den 
oekologischen  haben  die  Tiden  chorologische,  d.  h.  die  Verbreitung 
der  Organismen  betreffende  Wirkungen.  Sie  beeinflussen  <lie  Lage 
der  (Jrciizen  für  Salzwasser-  und  Süßwasserarten.  Sic  bewirken  in 
manchen  Fällen  [J^a/a/ins ),  daß  die  Grenzen  des  Vorkommens  und 
der  Forlpflanzungsfähigkeit  sich  nicht  decken.  Sie  \crschleppen 
Tiere  und  Pflanzen  an  ungewöhnliche  Wohnstältcn.  Das  Vorkommen 
mancher  Insekten  (Chironoinidai)  scheinen  sie  insofern  zu  beeinflussen, 
als  durch  den  Wasserstandswechsel  ihre  Eier  vernichtet  werden. 
Durch  die  mechanische  Ilinaufschiebung  des  Wassers,  die  Durch 
inischung  und  den  Salzgehaltswechsel  am  einzelnen  Ort  machen  die 
Tillen  das  Aestuar  zu  einem  vortrefflichen  Eingewöhnungs  und 
Kinuanderungsgebiel    für   mai'ine   Organismen. 


4.  Sitzung,  am   23.  Januar.    —    QuKLl.K.   O. :      Sanilandkiiste 
und   Kiirische   Xelirung. 

Die  Samlaiidkiiste  ist  eine  Steilküste  von  im  Mittel  45  —  50  m 
Höhe.  Sie  wird  aufgeliaut  aus  oligocänen,  miocäncn  und  diluvialen 
Ablagerungen  von  meist  lockerer  IJeschaffenheil.  Diese  Steilküste 
unterliegt  einer  sehr  starken  Zerstörung  durch  die  Tätigkeit  des 
Regens,  P'rostes,  Windes  und  der  Meeresbrandung.  Auf  (Jrund 
vergleichender  Untersuchungen  an  Karten  und  in  der  Natur  konnte 
eine  mittlere  jährliche  Rückwärtsverlegung  der  Küste  im  Betrag  von 
'/'-'  Meter  teslgestellt  \\erden.  —  Das  abgetragene  Material  wird  vt)n 
den   an   dei   Küste   entlang  ziehenden   west-östlich  gerichteten  Meeres- 


XXX  Vll 

ströimini^cn  nach  Osten  \'crfVacluet  und  auf  <icr  Kurischen  Nehrung 
abgehigert.  Die  Westwinde  häufen  dann  den  lockeren  Sand  an  der 
Ostküste  der  Nehrung  zu  gewaltigen  Dünen  auf.  Die  seit  Mitte  des 
lO.  lahrhunderts  einsetzende  Wanderung  der  hohen  Dünen  nach 
( )sten  ist  aber  nicht  eine  Folge  der  Waldverwüstung,  sondern  ledig- 
lich ein  ohne  Zutun  des  Menschen  einsetzender  geologischer  Vorgang, 
der  zur  Folge  hatte,  daß  ein  Teil  der  Dürfer  der  Nehrung  dem 
vordringenden  Sande  zum  Opfer  fielen.  An  der  Hand  einer  größeren 
Zahl  von  Lichtbildern  erläuterte  der  Vortragende  die  Zerstörung  der 
Sanilandküste  und  die  Dünenwcll  der  Nehrung  sowie  die  Maßnahmen, 
die   zur  Festlegung  der  Dünen  getroffen   sind 

5.   Sitzung,    am   30.  Januar.   —   Hrennecke,  W.  :     Über    den 
Salzgehalt  des  Atlantischen  Ozeans. 

Nach  Erörterung  der  Fragen  nach  dem  Ursprung  des  Salzge- 
halts und  seiner  .\nderung  im  Laufe  der  Zeiten  wurde  zuerst  die 
Verteilung  an  der  Oberlläche  des  Atlantischen  Ozeans  betrachtet. 
Die  Gebiete  höchsten  Salzgehalts  finden  sich  zu  beiden  Seilen  des 
.\quators  in  den  Subtropen,  am  Äquator  selbst  ist  der  Salzgehalt 
bedeutend  herabgesetzt.  l>cr  hohe  Salzgehalt  ist  verursacht  durch 
die  lebhafte  Verdunstung  im  ("iel)iet  der  Passate,  der  niedrigere  am 
Äquator  durch  die  starken  Niederschläge  im  Kalmengebiet.  In  den 
gemäßigten  und  hohen  Breiten  zeigt  sich  der  Einfluß  der  Strömung 
auf  die  Verteilung  des  Salzgehalts.  So  finden  wir  einen  Salzgehalt 
von  35  pro  Mille  noch  an  <ier  Westküste  von  Spitzbergen  in  den 
Ausläufern  des  Golfstroms,  geringeren  Salzgehall  dagegen  an  der 
( )stgrönländischen  Küste,  wo  der  l'olarstrom  das  Eis  des  Polarbecken» 
nach  Süllen  führt,  im  Südatlantischen  Ozean  wird  südlich  von  40" 
IJreitc  fast  durchweg  salzärmeres  Wasser  angetroffen  als  im  Nord- 
atlantischen,  was  darauf  zurückzuführen  ist,  daß  einerseits  die  warme, 
salzhaltige  Strömung,  die  wie  der  Golfstrom  im  Nordatlantischen 
Ozean  bis  in  hohe  Breiten  vordringt,  fehlt,  und  andererseits  viel 
Süßwasser  <len  südlichen  Meeren  durch  die  Eisnuissen  zugeführt 
wird,  die  im  Gebiet  der  Westwindtrift  schmelzen.  Ein  Bild  der 
Salzgehaltsverteilung  in  Nordsee  und  Ostsee  zeigt,  daß  die  Nordsee 
fast  noch  den  gleich  hohen  Salzgehalt  wie  der  Ozean  aufweist, 
während  in  der  mittleren  Ostsee  nur  7  pro  millc  Salzgehalt  sind, 
eine  Folge  des  Cberwicgens  der  Süßwasserzufuhr  über  die  Ver- 
dunstung. Im  Gegensatz  hierzu  steht  das  Mittelländische  Meer,  in 
dem  umgekehrt  die  Verdunstung  >lie  Süßwasserzufuhr  übertrifft, 
sodaß  hier  der  Salzgehalt  größer  ist  als  im  ()zean,  was  Anlaß  gibt 
zur  Bildung  eines  Oberflächenslroms  vom  Ozean  ins  Mittelländische 
Meer  und   eines   Tiefenstromes   in    umgekehrter   Richtung. 

Zur  Klarlcgung  iler  Verteilung  des  Salzgehalts  iu  den  Tieten 
des  Meeres  zeigte  der  \'orlragende  einen  Längsschnitt  durch  den 
Atlantischen  Ozean,  von  So "  N.  Br.  bis  78 "  S.-Br.  und  von  der 
Oberlläche  bis  3000  m  Tiefe  reichend.  Der  Schnitt  ist  aufgebaut 
auf  den  Beobachtungen,  die  vom  Vortragenden  auf  der  deutschen 
antarktischen  Expedition  gewonnen  wurden,  und  nur  im  Norden 
durch   neuere  Beobachtungen   von   Nansen,    Anuiiidsen   u.   a.   ergänzt. 


XXX  VIII 


Das  Hauptergebnis,  das  aus  den  neuen  Untersuchungen  hervorgehl, 
ist  der  fundamentale  Unterschied  zwischen  den  Tiefen  des  Nord 
allantischen  und  Siidatlantischen  Ozeans :  F.rstcrc  sind  salzreich, 
letztere  salzarm.  So  werden  z.  \>.  im  Siidallaniischen  Ozean  Werte 
über  35  pro  mille  Salzgehalt  nur  oberhalb  von  500  in  Tiefe  und 
nur  bis  40"  S.-Br.  angetroft'en,  während  im  Nordatlantischen  Ozean 
solche  Worte  noch  in  2500  m  Tiefe  und  bis  75  "  N.-Kr.  vorkommen. 
Der  hohe  Salzgehalt  der  Tiefen  des  Nordatlaiitischcn  Ozeans  wird 
bedingt  durch  den  hohen  Salzgehalt  der  Oberlläch(>  dieses  Meeres 
in  den  gemäßigten  IJreilen  imd  durch  den  Zutluß  \  on  Mittelmeer- 
wusser  über  die  ( ;ii)rallarschuelle.  Im  Siklatlaniischen  (  )zean  wird 
der  Salzgehalt  der  Tiefen  herabgesetzt  durch  das  Vordringen  kalten 
salzarmen  Wassers,  das  sich  in  Soo  m  Tiefe  äquatorwärts  vorschiebt, 
/um  Schluß  wurde  die  eigenartige  Tatsache  noch  hervorgehoben, 
daß  ebenso,  wie  sich  im  Europäischen  Nordmeer  ein  homohalines 
Tiefenwasscr  bildet,  in  gleicher  Weise  auch  im  Weddellmeer  von 
500  m  bis  5000  m  absolut  gleicher  Salzgehalt  herrscht.  Am 
Meeresboden  selbst  .^-ind  die  Salzgehaltsunterschiede  sehr  gering, 
weisen  aber  doch  l)estimmtc  Oesetzmäßigkeiien  auf,  indem  das  von 
Süden  vordringende  Hodenwasser  etwas  kälter  und  salzärmer  ist  als 
das  von   Norden   nach   Süden   sich   verschiobcmie   Wasser. 


6.  Sitzung,  ani  6.  Februar.  —  JENSEN.  ClIR.:  Über  allge- 
meine Trübungen  der  .Vtmosphäre  in  ihrer  Beziehung  zu 
verschiedenen    meteorologi.sch-optischen    Vorgängen. 

Daß  allgemeine  Trübungen  der  Atmosphäre,  wie  sie  z.  H. 
<lurch  größere  Vulkanausbrüche  hervorgerufen  werden,  nach  Aus- 
siebung der  größten  Teilchen  schon  mehrfach  glänzende  Däm- 
mcrungserscheinungcn  hervorgerufen  haben,  ist  bekannt  genug. 
.Auch  konnte  in  solchen  Störungszeiten  vielfach  der  BiscHoi'sche 
King  um  die  .Sonne  beobachtet  werden,  der,  wie  genauer  ausgeführt 
wurde,  offenbar  ebenso  wie  das  Purimrlicht  der  Dämmerung  durch 
die  liciigung  des  Sonneldichtes  an  hinsichtlich  der  (iiöße  eiiuger 
maßen  gleichartigen  l'arlikelchen  her\orgerufen  wird.  Auch  werden 
die  seit  einer  Reihe  von  Jahren  von  dem  Vortragenden  1)esonders 
eingehend,  und  zwar  auch  während  der  großen,  offenbar  durch  den 
Katmai  -Vusbriich  im  Jahre  1912  her\orgerufenen  Trübung  der 
.Atmosphäre,  verfolgten,  im  Vortrage  in  ihren  Grundzügen  darge- 
stellten Polarisationsjihänomene  des  Himmels,  die  in  erster  Linie 
auf  Zerstreuung  des  Sonnenlichtes  an  winzigsten,  hinsichtlich  ihrer 
Größe  weil  unter  der  Wellenlänge  des  sichtbaren  Lichtes  liegenden 
Teilchen  zurückzuführen  sind,  durch  genannte  Trübungen  stark  be 
einilußt.  Es  ist  da  besonders  an  die  im  Sonneiuertik.d  über  der 
.Sonne  bezw.  über  ihrem  Gegen]Hinki  liegenden,  nach  ihren  Ent- 
deckern Akacü  uml  Haki.nkt  benannten  »neutralen  Tunkte;;  ge- 
dacht, die  im  wesentlichen  durch  das  ( Jegeneinanderwirken  von 
direkten  Sonnenstrahlen  imd  von  schon  einmal  an  den  Teilchen  der 
.-Vtmosphäre  —  ^loIckeln  usw.  —  zerstreuten  .Strahlen  zustande  kommend 
gedacht    werden.      Kurven,   welche   die  sowohl     von    der  allgemeinen 


XXXIX 


atmosphärischen   IJeschaffcnhcit    als    auch    von    der   Sonnenhöhe    und 
von   der  Wellenlänge,    in    der  beobachtet  wird,     mehr  oder  weniger 
stark    abhängigen    Abstände    genannter    Ilimmelsstellcn     von    Sonne 
bezw.   Gegensonne  verbinden,   werden   durch    allgemeine    IVübungen 
der  Atmosphäre    in    ganz    charakteristischer  Weise    geändert.      Auf 
fällig  ist  nun,  daß  die  durch   starke  Sonnentätigkeit   ausgezeichneten 
Jahre    1915,    1916   uml    IQ17    bislang  keine  bedeutenderen  Anomalien 
letztgenannter  Phänomene  gezeigt  haben,   die  mit  Sicherheit  auf  einen 
Sonneneinfluß  zurückzuführen    sind,    wogegen   Busch    für  die    eben 
falls  durch  starke   Sonnentätigkeit  ausgezeichneten   ersten   90er  Jahre 
des  verflossenen  Jahrhunderts  einen   deutlichen   so  gedachten  Einfluß 
feststellen   zu   können   glaubte,   da   Anhaltspunkte    für  stark    in   Frage 
kommende  Vulkantäligkcit   kaum  erbracht   werden   konnten.      Ks    ist 
dies  um  so  auffälliger,   als   in  der  Schweiz  von   Maurer  und  Dornü 
19 15    und    1916   zu   wiederholten    Malen    ein    aulTällig    starkes,     stoß 
weises  Auftreten  und  Vergehen  von  zartesten  Ringerscheinungen  um  die 
Sonne  konstatiert  wurde,   das  zeitlich   in   deutlicher  Weise    mit    dem 
Plinlritt  bezw.  Abflauen   besonders  heftiger  Sonnentätigkeit,   mit  mag- 
netischen Störungen  an  verschiedenen  drlen  der  Erde  sowie  mit  Nord- 
und   Südlichtern    zusamment'iel.      Die   (irößc    der    kleinsten    Teilchen 
berechnete  sich  aus  den  Ringdurchmessern   zu  0,0008  mm  im  Durch- 
messer,  während  die  Größe    der  kleinsten   den    i;iscHOi''schen  Ring 
in    den    ersten    Jahren    nach     der     Krnkatau-Katastrophe     bildenden 
l'artikelchen   zu  0,0018  mm    berechnet   wurde.      Der  ganze  Charakter 
der  in   der  Schweiz  beobachteten  Ringerscheinungen  sprach  für  ]>eu 
gung  an   Eiskriställchcn.      Die   für   ihre   Bildung  erforderlichen   Kon 
densalionskerne  denken  sich  Dokno    und  Mai'RER   als   von  besonders 
starker  Kathodenstrahlung  der  Sonne   herrührend. 

Auch  andere  meteorologisch-optische  Erscheinungen,  so  vor  allem 
die  auffallend  glänzenden  Dämmerungsphänomene,  die  mit  so  großer 
Plötzlichkeit  am  30.  Jimi  1908  in  weit  ausgedehnten  Gebieten  der 
lilrde  eintraten,  sprechen  stark  für  die  Möglichkeit  einer  Ein 
Wirkung  rein  kosmischer  Vorgänge  auf  die  optischen  Erscheiimngen 
der  Atmosphäre.  Nichtsdestoweniger  ist  hinsichtlich  weitgehender 
Schlußfolgerungen    noch   innner  die   größte   Vorsicht   gel)oten. 


7.   Sitzung,    am    13.    Februar.    —    GÜRICH,   G.:    Geologischer 
Reisebericht  aus  Mazedonien. 

.\ls  Mitglied  der  Mazedonisclien  Lantleskundlichen  Kommission, 
die  hauptsächlich  durch  die  Bemühungen  von  Herrn  Professor  Brauer- 
Epi)endorf  ins  Leben  gerufen  wurde,  konnte  der  Vortragende  große 
Teile  der  besetzten  Gebiete  bereisen.  Unter  Vorlage  einer  großen 
Anzahl  von  landschaftlichen  Aufnahmen  und  geologischen  Skizzen 
sprach  er  über  die  Umgegend  von  Uesküb,  Tetovo,  Ochrida  und 
l'rilep,  setzte  die  geologischen  Probleme  auseinander,  um  die  es 
sich  in  jenen  Gebieten  handelt,  und  berichtete  von  seinen  Funden 
an  Versteinerungen  und  Mineralien  sowie  %on  den  bergbaulichen 
Anlagen    aus   der  Nähe   von   Uesküb.  ^ 


XL 


8.  Sitzung,  am   20.  I'cbriiar.   —   Kocu.  11.:   Über  den  Baliren- 

felder  See. 

Der  Bahrcnfeldcr  See  <;ill  als  unergründlich  iiml  wird  von  \  iclen 
als  ein  Krdfallsee  antjesehen.  Sie  wollen  seine  Entstehung  in 
Zusaninienhang  bringen  mit  dem  Kinsturz  eines  unterirdischen  Hohl 
rauins  im  Zechsteingi])s.  Diese  Vermutung  geht  letzten  Endes 
zurück  auf  eine  Notiz  des  Altonaischcn  »Merkurius«  aus  dem  Jahre 
1834  über  einen  Erdrutsch  in  der  Nähe  des  IJahrentelder  Sees. 
Das  dort  geschilderte  Ereignis  hat  viele  Gerüchte  über  »älinlichec 
Naturereignisse  zur  Folge  gehabt,  die  dadurch  immer  neue  Nahrung 
erhielten,  daß  gelegentlich  Einbrüche  von  Menschen  und  Vieh  in 
dem  sehr  moorigen  üoden  bei  liahrent'eld  stattfanden.  Spätere 
Autoren  haben  stets  übersehen,  daß  in  der  Zeitungsnotiz  von  1834 
nur  von  einem  Erdrutsch  an  dem  Abhänge  einer  vorhandenen 
Vertiefung  und  nicht  von  einem  wirklichen  Erdfall  (Deckeneinsturz 
die  Rede  ist.  Weitere  Mißverständnisse  haben  dann  in  jüngster 
Zeit  zu  unbegründeten  Vermutungen  und  gar  zu  der  Behauptung 
geführt,  (so  II,  SiEVF.KS  im  Heimatbuch  l'iir  unser  HamV)urgisches 
Wandergehict)  bei  dem  Erdrutsch  von  1S34  sei  eine  Sägemühle 
versunken.  Demgegenüber  zeigte  der  N'ortrageiule  einmal,  daß 
nach  ilen  Peilungen  des  Altonaer  Stadtbauanits  die  größte  Wasser- 
tiefe nur  3,44  m,  die  größte  Tiefe  der  .Schlammsohle  nur  8,54  m 
beträgt,  das  .Seebecken  also  eine  ganz  flache  l'faiine  darstellt.  Auf 
Grund  zahlreicher,  im  hiesigen  Mineralogisch-geologischen  Institut 
aufbewahrter  llohrproben  aus  der  Umgebung  des  Sees  wies  er 
zweitens  nach,  daß  keinerlei  sichere  .Vnhaltsyiunktc  dafür  vorliegen, 
dal.N  unter  llahrenfeld  der  Zechsteingips,  der  aus  ( )ttensen  und 
i-angenfelde  bekannt  ist,  besonders  hoch  liegt.  Der  Bahrenfelder 
See  mag  also  lediglich  die  Wasserausfüllung  einer  primären  Depression 
im  Dihuiuin  sein;  es  ist  aber  auch  die  \'crmutung  nicht  ganz  von 
der  Ilanrl  zu  weisen,  d;iß  er  ein  .Mühlenteich  gewesen  ist,  ilcr  seine 
Entstehung  einer  ."Stauanlage  an  der  (Quelle  der  Elottbek  verdankt. 
(Ausführliche  Darstellung  in:  E.  Kocil,  l)er  ISahrcnfeldcr  See.  Mit- 
teilungen aus  dem  Mineralogisch-t  leolugischen  Institut  in  Ilandiurg, 
I.  IJcilieft  zum  Jahrbuch  der  1  Iand)urgischen  Wissenschaftlichen 
.\nstallen.      WW,    l'Hy.    Ilamliurg    1<m8. 

9.  .*^itziin<^,   nm   27.   Februar.    —    \'ni(;r,    A.:      l'jnig;es  über 

die  Landwirtschaft  in   Mazedonien. 

.Ms  Mitglied  der  Landeskundlichen  Kommission  der  \I.  Armee 
halte  der  Vortragende  Gelegenheit  .Mazedonien  im  Sommer  und 
Herbst    1917   zu   bereisen. 

Das  Land  war  bisher  sowohl  durch  die  natürlichen  als  auch 
durch  die  [lolitischen  Verhältnisse  kaum  zugänglich  gewesen  untl 
infolgedessen  auf  vielen  Gebieten  weniger  erforscht  als  weiter  abge- 
legene   Landstriche. 

Hauptsächlich  sind  es  die  freien,  \(in  huhcii  ( lebirijen  einge- 
schlossenen Klusstäler,  vor  allem  des  Wardar,  die  einen  ausgedehnteren 
j'eldbau    zulassen.      Hier     werden      vorzugsweise    Getreide,    Weizen, 


XLI 


GtTste  und  Mais  gel^aut.  Rt'gji;«-'!!  und  Hafer  treten  in  den  südlichen 
(lehieten  mehr  und  mehr  zurück.  ])aneben  finden  sich  Bohnen  und 
Linsen  sowie  Mohn,  Tabak  und  im  Süden  Baumwolle,  in  den 
feuchten   Flußtälern   an    manchen   Stellen   auch   Reis. 

Die  Bestcilunc;  der  l'elder  geschieht  nocli  mit  sehr  einfachen 
(jcrätschaften,  trotzdem  kann  ihr  eine  gewisse  Zwcikmüßigkeii  nicht 
abgesprochen  werden. 

Besondere  Sorgfah  widmen  die  Bewohner  dem  (lemüsebau. 
Er  ist  nur  l)ei  ausreichender  Bewässerung  möglich,  und  diese  wird 
überall  durch  weitgehende  Nutzung  der  vorhandenen  Flußläut'e  be- 
wirkt. ( iroßc  .Schöpfräder  schaffen  das  Wasser  aus  den  lieferge- 
legcnen  l-lußbellen  auf  die  l'elder  und  oberhalb  aus  den  Flüssen 
abgeleitete  Gräben   führen   das  Wasser  durch  die  (järten  der  Dörfer. 

Neben  den  einfachen  Kohlarlcn  findet  man  Bohnen  und  Kicher 
erbsen,  Tomaten,  Aubergines  und  Paprika,  S])inat  und  .Saueram])fer, 
/,wiel)elii,  Knoblauch  sowie  Ilibiscus  esculentus,  Baniia  oder  ( >kra 
in   tlen   \\ohlge|)t1egten   Gärten. 

Für  die  Geschichte  der  Nutzpflanzen  ist  es  recht  bemerkens- 
wert, wie  hier  die  wichtigsten  Kulturpflanzen  der  alten  W'elt  mit 
denjenigen  Amerikas  in  Wellbewcrb  treten.  Der  Mais  ge\Ninnl 
immer  mehr  an  Bedeutung  gegenüber  den  alten  (Jetreidesonen. 
Die  weiße  Bohne  hat  die  Caljangbohne  fast  vollständig  verdrängt. 
Tomate  und  ra])rika  s])ielen  luiler  den  CJeinüsen  eine  große  Rolle. 
Der  Tabak  ist  die  nichtigste  Industrieptlanze  des  Landes  geworden 
mit!  liefert  ein  ganz  vorzügliches,  dem  Lande  eigentümliches  Er- 
zeugnis. Der  Weinstock  und  die  Feige  fehlen  fast  in  keinem 
(larten.  Die  \orzüglichen  Trauben  des  Landes  linden  als  Tafel- 
traul^en  Absatz  in  den  Ländern  nördlich  der  Donau.  Die  Aeiifel 
von  Kalkandelen  kommen  nach  Konstantinopel  auf  die  Tafel  des 
Sultans,  l'llaumen,  Pfirsiche,  A])rikosen  und  Granatäpfel  vermehren 
den  (.)bstrcichlinn  des  Landes.  Die  im  ganzen  Lande  verbreiteten 
Nussbäume  bringen  alljährlich  einen  reichen,  für  die  Ausfuhr  ver- 
fügbaren  Ernteüberschuß. 

Trotz  der  extremen  klimatischen  Wrhältnis^^t'  bietet  das  Land 
.ilk'ii  wichtigen  Xutzpfhuizen  l.ebcnsmiiglicbkeit  uml  es  bedarf  nur 
ruhiger  und  steliger  zustände  uml  einer  sachkundigen  1 -eilung,  um 
<liese  gesegneten  Landestriche  einer  guten  wirtschaftlichen  /ukunti 
entgcgenzufüliien 

Der  Vortrag  \vurile  durch  eigene  .\ubiahinen  aus  verschiedenen 
Teilen   des   Landes    un<l    \iin    den    Märkten   ergänzt. 


lo.   Sit/.uni^',    am    6.   März.    —    K(")PPEN,     \V.:     Über    Iso.stasie 
und  die   l^nt.stehuiiü;"  der  Kontinente. 

Man  nahm  vor  Jahrzehnten  an,  daß  sich  uiuer  einer  40  bis  50  km 
dicken  festen  Erdkruste  ein  wallendes  Lavameer  befinde;  jetzt  sjiricht 
man  der  Erde  als  (lanzem  etwa  die  Starrheil  festen  .Stahles  zu,  was 
sich  aber  mit  sehr  langsamen  Verschiebungen  der  'Teilchen  gegen  ein- 
ander wf)hl  verträgt.  Die  Anziehung  der  Festländer  ließ  eine  llervor- 
wölbung  der  Niveauflächen  der  Ozeane  erwarten,  so  daß  diese  Flächen 
in    der    Mitte    der  \\'eltmeere    bis    zu    looo   Meter    näher    dem    Erd- 


XI.ll 


initit'l.|ninkto    liegen    müßten    als    im    Innern    der   Festländer.      Dem 
entsprechend  würde  die  Schwere  auf  der  Mitte   des  Ozeans   merklich 
«größer    sein    als    in   der  Mitte    tier  Kontinente.      Aber    ebensowenig, 
wie    dii-    ^Iessllngell    auf    dein    I''c>tlan(lc    die    vermutete  Ablenkung 
durch   Ciebirgsmassen    durchweg   l>cstätigten,    ließ  sich   die  erwartete 
Vermehrung  der  Schwerkraft   inmitten  der  Ozeane  nachweisen.     Es 
muß  also  ein  »Massendefekt«    unter  den  Kontinenten   die  Ablenkung 
des    l.oies    nach    den    Küsten    hin    aufheben.      Diesen   Massendefekt 
sieht  man  gegenwärtig  in   dem  geringeren  spezifischen  Gewichte  der 
(lesieinc   unter  den   Festländern  gegenüber  dem   Hoden   der  Tiefsee. 
Unter    tler  .\nnahmc,    daß  dieser   Unterschied    in   der  Dichte    bis  zu 
einer  Tiefe  von  etwa  loo  km   unter  dem  Meeresspiegel  reiche,   erweist 
sich  die  Masse,   die  auf  dem   gleichen  Raumteile  dieser  Niveautläche 
lastet,    auf  den    Festländern   ebenso  groß  wie   in   gleicher  Breite    auf 
dem    Meere.      Dieses    ( ilcicligewicht    bezeichnet    man    als    Isostasie. 
Die    l'estländer    mit  ihren   .Sockeln    verhalten    sich    also  wie   Massen, 
tlie   in  der  dichteren,   unter  «lern  Meere  liegenden  Masse  schwimmen. 
Nun    werden    \()n   den   Geok)gen    zwei  Grupjien    \on    kristallinischen 
(ieslL'inen  —  nur  diese  kommen  für  ilie  vorliegende  F'rage  in  Helracht  — 
unterschieden:  eine  leichlere,   saure,  an  Kieselsäure  reiche,  vom  spez. 
Gewicht   2,3 — 2,7  ;( Iranit  und  Gneiß)  und   eine  schwerere,   basische, 
«luarzfreie    vom    spez.   (ievviclu    2,7—3,2   (Hasalt,    Dial)as,    Melaphyr. 
(Jabbro).     El).  StiKSS   hat  sie  kurz  Sal  und  Sima   genannt.    Ks  müssen 
sich   außerhalb   des   ICisenkerns  <Ier  l'irdmitte    diese   beiden   Gesteins- 
gru])pen   nach   ihrer  Dichte  geschichtet  haben.      Nun   liegt   die  Ober- 
fläche   lies     festen    Erdkörpers    zum    weitaus    größten    Teil     in    zwei 
Niveauliächen,    etwa    1000   .Meter    über    und   4700   Meter    unter  dem 
Meeresspiegel,     und    diese    beiden     Hauptniveaus    sollen    nun    nach 
Wicc.KNKK   dem  Sal   und  dem  Sima  entsprechen;   die  ältere,   sjirödere 
Sal-Krusle  soll,  aufgebrochen  und  zusanimengesclioi>en,  die  KonlincTitt; 
bilden   und    unter  dem   Ozeane    die  zähere,    im   Innern    beweglichere 
Sima  l\.ruste     bloßgelegt      und     zum     Druckausgleich     emporgehoben 
haben.        \Vit-     l)ei     im     Wasser     schwimmenden     Eismassen     ist     das 
(jewichl    der    ganzen    Sal-Scholle,    wenn    der    Cdeichgewichlszustand 
vorliegt,   gleich  dem   des   verdrängten   schwereren  Materials,   und   wie 
eine    schwimmende    Eisscholle    können    auch    die    I.andschollen    nur 
durch  Belastung  zum  Sinken  gebracht  werden,   sie   können  nicht  ohne 
weiteres    in    die     Tiefe      > niederbrechen < .      Das    klarste   Heis]iiel    des 
Sinkens   und   Steigens    der  Kontinentalscholle    durch   wechselnde  Be- 
lastung   bietet    die   Umgegend    der    Ostsee    seit    der    F^iszeit.      Dieses 
.Sinken     mul    .Steigen     kann     nur    durch    X'erschiebung    des    Mediums 
geschehen,   in   dem   tlie   Scholle   schwimmt.     Im   idieraus  zähen   Sima 
geht    diese    Bewegung     außerordentlicli     langsam     vor     sich,     sodaß 
Skandinavien    noch    jetzt    im    Jahrhundert    um    1    Meter    steigt.      Die 
vielfach  nahe  N'erwandtschatt  der  jetzigen  mit  der  triUieren  Organismen- 
welt   auf  Kontinenten,    ilie    durch   liefe   Meere    xoneinander    getrennt 
sind,    hat  zu  der  Annahme  \on  früheren  Laiidbrücken  zwischen  diesen 
Kf)ntinenlen    geführt.      Amlere    l'Orscher    dagegen    sehen    die    Tiefen 
des    Ozeans     als    sehr     uns  er.'indcrlich     an;     sie     sprechen     von     der 
1  Permanenz   der  Ozeane«,  obgleich   man  sich  die  Wanderung  großer 
.Säugetiere    über    weite    Oze.nne    nicht    zu    erklären    vermag.      Fünen 
.■\usweg  aus   diesem  Dilemma  glaubt  A.  Wi'.CKNKk    in   der  auf  Grund 


Xl.Ill 


der  festgestellten  Tc  Isachen  der  Isostasie  und  des  horizontalen  Schubs 
aufgestellten  Hypothese  von  der  Verschiebung  der  ganzen  Kontinental 
schollen  im  ]-aufe  der  Erdgeschichte  zu  finden.  Danach  sollen  die 
als  Sal-Scliollen  im  Sima  schwinunenden  Kontinente  in  äußerst 
langsamer  horizontaler  liewegung  auseinander-  und  gegeneinander 
getrieben  werden  und  so  (Jrabenversenkungen  i)ezw.  Gebirgsfallen 
entstehen. 

In  <ler  vich  .111  den  \'orU:ig  Mu^i-hliefu-ndcn  Besprechung  wandte 
sich  l'rof.  i'i  l.lKi:u  in  Ifingerer  Rede  gegen  die  von  l'rot.  WecI'.n  i'.K 
vertretenen  Ansichten  luid  suciiir  mc  mit  Hilfe  von  Tatsachen  aus 
dem    (iebiete    der    ral.äontologie    und    Tiergeograiihie    zu    entkräften. 


i[     Sil/.ung-,    ani    13.   März.   —  'rR()MNER,    1'^.:     Innige  Kriegs 
erfahrungen   in  dcv   I  lirnphysiologie. 

12.    .Sitzung,    am    20.   März.     —    IfiLl.KR.s,    W. :    Neuere    Vor- 
stellungen   über    die  Atome    und    die  chemische  Valenz. 

1  )ie  radioaktiven  Erscheinungen  2\vingen  zu  der  Überzeugung, 
daß  im  chemischen  Atome  positive  und  negative  Elementarladungen 
.  gebunden  sein  müssen.  Die  letzteren  sind  in  verschiedene  Gruppen 
von  Elektronen  einzuteilen ;  insbesondere  gibt  es,  wie  die  Regel 
von  Fajans  und  Soddv  lehrt,  auch  Elektronen  neben  der  positiven 
Ladung  im  Kern.  Die  Atommodelle  von  Kelvin-Thomson,  sowie 
seine  Erweiterung  von  Ruth1':ri'ORI)  werden  den  jihysikalischen 
und  chemischen  Tatsachen  weniger  gerecht  wie  besonders  das  Modell 
von  Bohr.  Dieses  gewährt  \<)r  allem  den  überraschenden  Erfolg, 
daß  man  aus  ihm  die  RvnnKK<;'sche  Konstante  der  .Spektralformel 
aus  dem  Wirkungsclemcnt  und  anderen  jihysikalischen  Konstanten 
exakt  berechnen  kann.  Das  Linienspektrum  von  Wasserstoff  und 
Helium  wird  weiter  durch  dieses  Modell  vollständig  erklärt,  und  — 
wie  Sommerfeld  zeigen  konnte  —  daran  schließen  sich  eng  die 
Linien  der  äußersten  Röntgenspektren  aller  Elemente  an.  Bewährt 
hat  sich  ebenfalls  das  Modell  eines  Wasserstoffmoleküls  nach  BoilK. 
Das  leitet  in  das  Gefjict  der  neueren  Auffassungen  von  der  chemischen 
Valenz   über,    auf  die   noch    kurz    eingegangen    wurde. 


13    .Sitzung,   am   3.  April.  —  HRÜNiNti,  CiiR. :   Über  das  Hoch- 
zeitskleid der  Lurche  und  heische. 

Das  Hochzeitskleid  der  Lurche  und  l'ische  i^t  bekanntlich  der 
Schmuck  des  fortptlanzungslähigen  männlichen  Tieres,  und  zwar 
zu  dem  Zweck,  einen  I.ockreiz  auf  das  Weibchen  auszuüben.  Nach 
l'rof.  VON  Hess,  München,  der  zahlreiche  einschlägige  Versuche 
angestellt  hat,  sehen  die  Am|ihibien  die  Welt  der  Farben  genau  so 
wie    wir     Menschen,     wogegen     die    Fische    allen    farbigen     Lichtern 


XLIV 


•gegenüber    färben  tili  ml    sein    sollen,    auch    soll    dein    Hoch/.eitsklcifT 
wcniij;  Hc«lciittmg  zukommen,    da   die   farbentüchtigen   Säugetiere  mit 
Ausnahme  der  Paviane  keine  Hochzeitsfarben  tragen.     Das  beweist 
allerdings    weiter  nichts,    als  daß  bei   den   Säugetieren   der  Lockreiz 
nicht    durch    das    Auge,    sondern    durch    andere    Sinne,    namentlich 
durch    den   Geruch    und    das  Gehör    \ ermittelt    wird,      hei  den  ein- 
heimischen Fröschen    um!  Kröten,   die   zumeist  ein  nächtliches  Leben 
führen,   findet   sich   auch  kein   H(^chzeitskleid  (abgesehen   vom  Moor- 
frosch,   Rana     arvalis).      iJei    <liesen    Tieren    wirkt    also    nicht    das 
Gesicht,   sondern   das  (Gefühl   als   Keizvermittlcr  (Erdkrötc)  oder  das 
Gehör  (L.aubfrosch ).     Im  Liebeslcben  des  Axolotls  ist  vielleicht  der 
(jertich  der  Keiz\erniiltkT;    denn  da  ist  kein  llochzeitskleiil ;   es  lassen 
diese  Tiere    auch    keinen    Lockruf    hören    und    es    fmdet    bei   ihnen 
auch    keine    körperliche   Herührung    statt.      Dagegen   haben  Kamm-, 
Leisten-,   I>erg-   und   Streifenmolch,    bei    denen    der    Lockreiz    durch 
das   .\ugc   vermittelt   wird,   ein   schönes   Hochzeitskleid,    das  sie  dem 
\Veil)c]ien    gegenüber    zur   Geltung    zu    bringen    eifrig  bemüht   sintl. 
Nach    den    Heobachtungen    des    Vortragenden    übermittelt    bei    den 
Fischen    einer    der  genannten   vier  Sinne  den   Reiz,    so  bei   Welsen, 
Seenadel   imd   .Seepferdchen  der  Tastsinn.      Bei   einigen  Fischen,   die 
im  IJesitzc   eines  Hochzeitskleides  sind,   wirken   noch  bestimmte  Tasl- 
organc   als  sekundäre  Reizmittel,   z.  B.  bei  Labyrinthfischen.     Nach 
zahlreichen   BeoVjachtungen   des  Vortragenden  ist  wohl  anzunehmen, 
daß    auch    das    elektrische    ( )rgan    des    afrikanischen    Zitterwels    im 
Geschlechtsleben  eine  bedeutende  Rolle  spielt.     Eine  Stimme  haben 
die  Fische   nicht;   doch   können   manche   \on   ihnen  auf  andere  Weise 
Töne    hervorbringen.      Man   gehl   nicht  fehl,    wenn   man   diese  Töne 
als    Locklöne    deutet.      Bei    ilen    »Augenfischen«     findet    sich,    wenn 
auch    häufig    unscheinbar,    ein    Hochzeitskleid.     Auffallend    prächtig 
ist     es     bei     der    in    der    östlichen    Ostsee    vorkommenden     Zährte. 
Ahnliches    gilt    von    den    verschie<lenen    Stichlingsarten.      Hei   vielen 
Exoten    kommt    das  tlochzeilskleid    durch   außerordentlich  erhöhten 
Cilanz  der  sonst  vorhandenen  Farben   zustande,   z.  B.   beim  Paradies- 
fisch.      Andere   exotische   Fische,    deren    Ff)rtptlanzung  nicht  an   eine 
bestimmte  Jahreszeit  gebunden   ist,    haben    einen   Dauerschmuck,    sf) 
der    lebendgebärenile    Schwertkär])f]iiig    in     (iesialt    eines     ]irächtig 
gefärbten   schwertförmigen    l'V)rt^atzes   der  .Schwan/Ilosse.     Eigentüm- 
lich ist   bei   dem  Schw t'rlkär])fliiig  noch  die  »Haimenfedrigkeit'X  alter 
Weibchen.      Zum   Schluß    wandle    sich    der  Vortragende    gegen    die 
von   VON  Hass   ausges])rocliene  Ansicht,   daß  die  große  Farbenpracht 
des  Hochzeitskleides  bei  Fischen  der  Tiefsee  schon  aus  )ihysikalischeii 
Gründen     in    den    dunklen     Tiefen    von    den    Weibchen    nichl    wahr 
genommen   werden   können,    und   gegen   die   weitere  Jiehauplung  des- 
selben  For'ichers,    daß    die    mehr    oder  weniger  blaugrüne  Färbung 
des  Wassers    schon    wenige   Meier    unter  der  l  )bcrlläche  tlie   in   der 
Luft    schön     gefärbten    l-'ische   nahezu   farblos  grau   erscheinen   lasse, 
<la    die    in    den    letzten  Jahren   in    Deutschland  ge|)negtcn   rund   300 
.\rten    Zicrfi^che    alle    aus    ganz    seichten     Gewässern    (Reisfehlern, 
Bächen,    Tümpeln)    stammen,    wo  eine  Beeinträchtigung  der   Farben- 
pracht   überhaupt    nichl    in    Trage    kommen    kann. 


Xl.V 


14.  Sitzung,  am   10.  April.   —   SchäIKK,   H.  :   Das   Pflanzen-, 
Tier-   und  Völkerleben  Kameruns. 

I);is  Küstcntjebiet  Kameruns  ist  bis  auf  wenige  für  Eingeborenen 
siedehingen    geroilelc   Stellen    von    einem    dichten    Urwald    l)edcckl, 
der  sich  von  dem   Ilauplhafenort  Duala   nach  Norden   etwa    150  km 
weil  erstreckt,   während  er  nach  Osten  ununterbrochen   in  das  große 
Waldland   des  Kongogebietes  übergeht.    Es  lassen  sich  2  Typen   des 
Waldes  unterscheiden.     Der    primäre    Urwald,    der    durch    den    be 
sonders  großen  Artenreichtum  <ler  Waldbäume  sich  auszeichnet,   die 
hier  eine   Höhe  bis  zu  60  m  erreichen,   und  dessen  einzelne  l'loren 
bestandteile   bis   in  alle  Einzelheiten  noch  längst  nicht  bekannt  sind, 
und  der  sekundäre  Urwald,    der  an  den   Stellen  sich  entwickelt,    wo 
die    Neger     zur    Feldbestellung     den    Wald     gerodet     halien.      l>cr 
sekundäre    Urwald    ist    durch    einen    viel    geringeren    Artenreichtum 
charakterisiert  und  zeichnet  sich   besonders    durch    das  Vorkommen 
der    Oelpahne,      des     Schirmbaumes      (Musanga     Smithii)    und     von 
Vernonia  confer  ta  aus. 

Jenseits  der  Urwaldgrenzen  breiten  sich  breite  Grasflächen  aus, 
die  besonders  in  den  Hochländern  Adamaua's  die  Grundlage  bieten 
für  die  bedeutende  Vieh-   und    l'ferdezucht  dieser  Gebiete. 

Aus  der  Tierwelt  erörterte  der  Vortragende  an  Hand  von  Aut- 
nahmen, die  er  während  seines  4jährigen  Aufenthalts  in  Kamerun 
gewonnen,  besonders  die  kunstvollen  Bauten  der  Termiten,  ferner 
die  2  anthropoiden  Affenarten,  den  Gorilla  und  den  Schimpanse 
bezvv.  Tschego.  Der  Schimpanse  ist  im  Waldland  noch  relativ 
häufig,  während  der  Gorilla  eine  große  Seltenheit  darstellt.  Auch 
der  Elephanl,  der  lebend  und  frisch  erlegt  im  Bilde  vorgeführt 
werden  konnte,  ist  bereits  seltener  geworden  und  zweiffellos  dem  Aus- 
sterben  anheim   gefallen. 

Die  Einwohner  Kameruns,  die  auf  3  Millionen  geschätzt  werden, 
sind  im  Waldland  die  Bantu-  im  Grasland  die  Sudan-Neger.  Sie 
gliedern  sich  in  viele  einzelne  Stämme,  die  meist  verschiedene 
'ö  prachen  sprechen,  und  die  zu  kleineren  oder  auch  größeren 
Stammesgemeinschaften  unter  Häuptlingen  vereinigt  sind.  Sie  sind 
Heiden,  die  Mission  hat  bisher  nur  geringe  Erfolge  erzielen  können. 
Außerordentlich  groß  ist  die  l'athologie  der  Neger.  Fast  alle  auch 
in  F.uropa  beobachteten  Krankheilen,  vor  allen  die  I,ungenentzündung 
decimieren  sie  sehr  stark,  dazu  die  vielen  tropischen  Seuchen,  vor 
allen  Malaria,  Frand^oesie,  Schlafkrankheit,  Wurmkrankheit,  Lepra, 
Ainöbcnnihr  und  Filiariasis.  Tuberkulose  fehlt.  Die  Kinderzahl  war 
in  früheren  Jahren  eine  recht  erhebliche,  in  letzter  Zeit  ist  jedoch, 
sicher  zum  Teil  durch  den  Eintluss  der  Europäer-Wirtschaft,  in 
dieser  Beziehung  eine  sichtbare    Verschlechterung  eingetreten. 

15.  Sitzung,  am  17.  April.—  Mayer,  M.:  Über  einige  tropische 
protozoische  Krankheitserreger  des  Menschen,  ihre  Über- 
tragung und  Kultur. 

Es  wurden  drei  in  sich  verwandte  schwere  Tropenkrankheiten 
behandelt,  und  zwar  zunächst  die  Schlafkrankheit  und  deren  Er- 
reger,   ein   Trypanosoma.      Dann    folgte    die   vom    Vortragenden    be 


XL  VI 


sonders  stuciierlc  s()<j;.  indische  Kala-azar  oder  tropische  Milzge- 
schwulst, eine  Ijösartigc  Seuche,  die  durch  winzige,  in  Mil?,  Leber 
und  anderen  Organen  schmarotzende  rundliche  Protozoen,  Leishma- 
nia donovani,  verursacht  wird,  die  in  Ivuhuren  zu  (icißeltierchen 
anwachsen.  Die  Krankheit  ist  aucii  im  Küstengebiet  der  Mitlelmeer- 
länder  beobachtet  worden,  wo  sich  z.  15.  ein  <leutschcr  Kriegsge- 
fangener in  Algier  infiziert  liatte.  In  letzteren  (legenden  wird  die 
Krankheit  wahrscheinlich  xon  Hunden,  bei  denen  eine  ähnliche 
Seuche  vorkoniint,  durch  Flöhe  auf  den  Menschen  übertragen.  In 
Indien  werden  Wanzen  als  Überträger  verdächtigt.  Eine  verhältnis- 
mäßig harmlose,  in  Kleinasien  und  Mesopotamien  besonders  ver- 
breitete Krankheit,  die  sog.  Orientbeule,  wird  durch  ganz  ähnliche 
Parasiten  hervorgerufen,  die  durch  stechende  und  fliegende  Insekten 
übertragen  werden.  Die  dritte  besprochene  Krankheit  ist  erst  vor 
wenigen  Jahren  in  Brasilien  entdeckt  wortlen,  Chagassche  Krankheil 
nacli  ihrem  Entdecker  genannt.  Ihr  lOrreger  kreist  zunächst  als 
(jeiüellicrchen,  ganz  ähnlich  dem  Erreger  der  Schlafkrankheil, 
im  Hlute,  setzt  sich  dann  in  Muskeln  und  inneren  (Jrganen  fest, 
wo  er  abgerundete,  dem  Kala-azar-Erreger  gleichende  Formen  bildet, 
sich  sehr  stark  vermelirt,  um  dann  wieder  als  Geißeltierchen  in  die 
Blutbahri  auszuschwärmen.  Sein  Ueberträger  ist  eine  Raubwanze. 
Interessant  ist,  daß  auch  in  anderen  (legenden  dieselbe  Wanze 
gleiciie  Parasiten  beherbergt,  tlie  experimentell  bei  Tieren  dieselbe 
Krankheit  verursachen,  und  daß  man  andererseits  und  bei  unserer 
Bettwanze  und  bei  bestimmten  Zecken  eine  Dauerinfektion  mit  diesen 
Parasiten  hervorrufen  kann,  die  jahrelang  besieht,  ohne  daß  diese 
Gliederfüßer  die  Krankheit  wieder  übertragen  können.  Der  Vor- 
tragende konnte  zum  Schluß  seiner  Vorführungen,  die  durch  zahl- 
reiche Lichtbilder  erläutert  wurden,  auf  Grund  eigener  Erfahrungen 
erfreuliche  .\usblicke  für  die  sichere  Heilung  dieser  Krankheiten  geben. 


i6.   Sitzung,  am   24.  April.  —  SCHÜTT,  K. :    Über  Kristallbau 
und   Röntgenstrahlen. 

I^äßt  man  ein  schmales  Bündel  Köntgenslrahlen  auf  die  natür- 
liche Fläche  eines  Kristalles  fallen,  so  entsteht  auf  einer  hinler  dem 
Kristall  aufgestellten  photographischen  Platte  bei  hinreichend  langer 
Belichtung  ein  Beugungsbiid  von  wunderbarer  Regelmäßigkeit. 
Dieser  berühmte  1912  von  Laue  angestellte  Versuch  beweist 
zweierlei:  Erstens  daß  tiie  Atome  des  Kristalles  in  einem  Raumgitter 
angeordnet  sind,  ferner  daß  Röntgenstrahlen  mit  dem  Licht  identisch, 
aber  von  wesentlich  kleinerer  Welleidänge  sind.  Die  Erscheinung 
wird  leichter  versläiullich,  wenn  man  an  Stelle  einer  Beugung 
eine  Reflexion  der  Strahlen  an  »len  Netzebenen  des  Kristalls  an- 
nimmt. Nur  eine  verhältnismäsig  kleine  Zahl  von  Ebenen,  nämlich 
\<)rnehmlich  solche,  die  den  Kristall  außen  begrenzen,  kann  für  <iie 
Reflexion  in  Betracht  kommen.  Der  Vorirageiule  legte  dar,  wie 
man  das  Kaumgitter  des  Steinsalzes  ermittelt,  indem  man  das  S{>ck- 
trum  monochromatischer  Röntgenstrahlen  an  drei  Strukturebenen 
des  Kristalls  exiierimentell  feststellt  und  aus  Lage  und  Intensität 
der  gefundenen    Linien   ilie  Anordnung  der  Atome  erschließt.      Eine 


XI.VIl 


Reihe  von  Raunigitlorn  wurden  im  Lichlbildc  \orgclüliri.  —  Nocli 
einfacher  kommt  man  zum  Ziel,  wenn  man  das  1916  von  Scherrer 
und  Debye  angegebene'  Verfahren  benutzt.  Zu  rlem  Zweck  ])ul- 
\erisiert  man  den  Kristall,  stellt  aus  dem  Pulver  ein  kleines  Stäbchen 
her  und  bestrahlt  dieses  mit  monochromatischem  Röntgenlicht ;  dann 
findet  eine  Reflexion  an  allen  den  Kristallen  statt,  die  in  dem  l'ulver 
die  richtige  Lage  haben.  Maximale  Helligkeit  herrscht  auf  konaxiaien 
Kegeln  von  bestimmten  Uffnungswinkeln,  deren  S])ilze  in  dem 
Stäbchen  liegt  und  deren  Axe  das  einfallende  StrahlenVmndel  bildet. 
Aus  der  Lage  der  Linien,  die  man  auf  einem  in  geeigneter  Weise 
angebrachten  Film  erhält,  kann  ninn  mittels  einer  einzigen  Aufnahme 
Art      und      Dimension      des      Raumgitters      erschließen  Besonders 

interessante  Ergebnisse  hat  die  Untersuchung  des  Kohlenstoffs  ge- 
bracht :  seine  Atome  sind  in  zwei  verschiedenen  Gittern  angeordnet, 
dem  des  Diamanten  und  dem  des  (iraphits.  Die  »amorphcc  Kohle 
ist  nicht  amorph,  ihre  Atome  sind  vielmehr  in  einem  mit  dem 
Graphit  identischen  Gitter  gruppiert,  l'ür  den  Chemiker  von  Wichtig- 
keit sind  die  Schlüsse  über  die  Art  imd  Anordnung  der  Wertig- 
keiten, die  sich  aus  dem  Feinbau  der  beiden  Kohlenstoffmodifikationen 
ergeben. 

17.  Sitzung,    am    i.   Mai.    —   JACOBSTHAL,  E. :    Streifzüge    auf 

dem  Gebiete  der  Desinfektion  und  Sterilisation, 

Der  Vortragende  bespricht  zunächst  die  Haupttypen  der  Des- 
infektionsmittel und  die  theoretischen  Grundlagen  des  Mechanismus 
ihrer  Wirkung.  Dann  erörtert  er  die  halbspezifische  Desinfektion 
(Chiningrujijie,  Naptholgruppe)  und  die  Wirkung  des  Salvarsans. 
Er  geht  dann  auf  die  oligodynamische  Desinfektionswirkung  der 
Metalle  ein.  Endlich  führt  er  die  modernen  Verfahren  der  Trink- 
wassersterilisation (mit  Chlor,  Ozon,  ultraviolettem  Licht),  sowie  die 
modernen  Methoden  der  Formaldchyddesinfektion  (Autan,  Vacuum 
formaldehyddesinfektion   etc.)  vor. 

18.  Sitzung,    am    8.  Mai.    —    Walter.  B.:    Über    radioaktive 

Leuchtmassen. 

Der  Stoff,  der  zur  Herstellung  von  Leuchtidiren,  Leuchtkom- 
passen  u.  dergl.  verwendet  wird,  besteht  im  wesentlichen  aus  phos- 
phoreszierendem Zinksulfid  —  auch  Zinkblende  oder  Sidotblende 
genannt  —  dem  zur  dauernden  Erregung  seines  Phosphoreszenz- 
lichtes  eine  Spur  eines  radioaktiven  Stoffes  beigemischt  ist.  Als 
solcher  wurde  ursprünglich  das  Radium  selbst  benutzt,  das  aber 
seit  dem  Bekanntwerden  des  billigeren  Mesothors  gewöhnlich  durch 
dieses  ersetzt  wird.  Die  fertige  Masse  wird  mit  etwas  Lack  aut 
den  leuchtend  zu  machenden  Gegenstand  aufgetragen.  Beim  Ein- 
kauf eines  solchen  muß  man  berücksichtigen,  daß  die  Masse  auch 
durch  gewöhnliches  Licht  zum  Leuchten  erregt  wird,  das  sogar 
meist  viel  heller  ist,  als  das  »radioaktive«  Leuchten,  so  daß  man 
daher  über  dieses  letztere  nur  dann  urteilen  kann,  wenn  der  (Gegen- 
stand  vorher  mehrere   Stunden   im  Dunkeln  gelegen  hat. 


XI, \  III 


Dfi"  N'ortragcnde  lint  nun  mit  einem  eijjcns  tiir  «iicsc  kleinen 
Lichtstärken  erdachten  l'hotonieter  die  radioaktive  Helligkeit  mehrerer 
solcher,  mit  verschiedenen  radioaktiven  Zusätzen  bereiteter  Leuclit 
mas<en  mehrere  Jahre  hindurch  messend  verfolgt  und  dabei  gefunden, 
daß  diese  Helligkeit  zwar  antänglich  um  so  gröOer  ist,  je  größer 
der  radioaktive  Zusatz  genommen  wird,  daß  aber  auch  die  Abnahme 
mit  der  Zeit  mit  der  Grüße  dieses  Zusatzes  wächst.  Dies  rührt 
«laher,  daß  da^  ZinksuHid  allmählich  ilurch  die  radioaktive  Strahlung 
zerstört  wird,  so  daß  man  also  eine  für  möglichst  lange  und  gleich- 
mäßige Lichtstärke  bestimmte  Masse  dieser  Art  nicht  zu  stark 
machen  darf.  Im  übrigen  nimmt  die  Lichtstärke  eines  solchen 
Stoffes  natürlich  auch  wegen  des  allmählichen  Zerfalles  des  radio 
aktiven  Zusatzes  ab,  ein  Umstand,  der  allerdings  beim  Radium 
wegen  seiner  großen  Lebensdauer  so  gut  wie  gar  nicht,  aber  auch 
beim  Mcsothor  erst  nach  mehr  als  lo  Jahren  in  Betracht  kommt. 
Mit  frischem  Mesothor  bereitete  Leuchtmassen  haVjen  sogar  die 
Eigenschaft,  daß  ihre  Lichtstärke  anfänglich  etwas  zunimmt,  was 
daher  rührt,  daß  die  Zinkblende  hauptsächlich  durch  «Strahlen 
erregt  wird  imd  daß  das  frische  Mcsothor  zunächst  nur  (1-  und 
^'-Strahlen  aussendet,  «-Strahlen  dagegen  erst  in  dem  Maße,  wie 
sich  aus  ihm  durch  den  bekannten  radioaktiven  Zerfall  das  «-strahlende 
Radiothor  und  seine  weiteren  «stmhlenden  .Abktimmlingc  entwickeln, 
ein  Prozeß,  der  zu  seiner  vollen  Entfaltung  etwa  4  Jahre  bedarf. 
Deshalb  verwendet  man  zur  Bereitung  solcher  Leuchtmassen  am 
liebsten  ein  schon  einige  Jahre  altes  Mesothor. 

Zum  Schlüsse  berichtete  der  Vortragende  noch  über  seine  Ver- 
buche, die  geringe  Lichtstärke  derartiger  Leuchtmassen  auch  auf 
objektivem  Wege,  nändich  mit  Hülfe  der  lichtelektrischen  Zelle  von 
Elster  und  Geitei.  zu  messen,  die  nämlich  selbst  für  die 
schwächsten  Lichteindrücke  eine  erstaunliche  Empfindlichkeit  besitzt. 


19.  .Sitzung,  am  15.  Mai.  —  ScHOlT,  G.  und  BRENNECKE.  \V.: 
Die  wichtigsten  Instrumente  der  Tiefseeforschung. 

Von  den  Vortragenden  w  unlen  eine  Reihe  von  modernen 
ln>lrumenten  der  Tiefseeforschung  vorgeführt.  Zunächst  ein  Tiefsee 
lot  nach  Sigsuee  mit  zugehöriger  Schlamniröhre,  das  beim  Auf 
treffen  auf  dem  Meeresboden  ein  .Vbfallen  des  Ge\\  ichts  und  infolge 
der  (jewichtsentlasiung  ein  Stillstehen  der  Lotmaschine  veranlaßt. 
Gelotet  wird  mit  dünnem  Klaviersailencjraht  von  0,7  bis  0,9  mm 
Durchmesser.  Außer  dem  Lotkörjier  werden  auch  Instrumente  mit 
dem  Draht  in  die  Tiefe  geschickt,  nämlich  kleine  Wasserschöpfer 
und  Thermometer,  deren  Auslösung  durch  einen  I'ropellerverschluß 
bewirkt  wird.  l'iir  die  Reihenmessungen,  bei  denen  Temperatur, 
Salzgehalt  und  Gasgehalt  in  l)estiinmten  Tiefen  der  Wasserschichten 
bestimmt  werden,  bcdarl  es  exakterer  Instrumente,  die  durch  ein 
Fallgewicht,  das  man  an  der  Drahtlitze  hinuntergleiten  läßt,  ausgelöst 
werden.  Meist  wird  jetzt  der  Ekman'scIic  Wasserschöpfer  benutzt, 
mit  dem  gleichzeitig  Kippthermometer  \erbunden  sind.  Diese  Kip]) 
thermometer  sind  heute  durch  einen  deutschen  Glasbläser  RiCiiiKK 
so    verfeinert    worden,    daß    es    möglich    ist,    die  Temjieratur   in   den 


XLIX 


Meerestiefen  bis  auf  0,02  "  C.  genau  zu  bestimmen.  Ihre  Kunktioi« 
beruht  darauf,  daß  die  KapiUare  an  einem  bestimmten  Punkt  ver 
engt  ist,  so  daß,  wenn  das  Thermometer  um  iXo  "  gedreht  wird, 
der  über  der  Verengung  stehende  Teil  des  Quecksilberfadens  abreißt. 
Nach  dem  Heraufholen  der  Instrumente  kann  aus  der  Länge  des 
abgerissenen  Quecksilberfadens  nach  Anbringung  verschiedener 
Korrektionen,  die  in  der  Tiefe  herrschende  Temperatur  bestimmt 
werden.  Gegen  den  Wasserdruck  (loo  Atmosphären  in  1000  in 
Tiefe)  sind  die  Thermometer  durch  Einschmelzen  in  eine  Glashüile 
geschützt.  Zum  Schluß  wurde  noch  ein  Instrument  zum  Messen 
der  Stromgeschwindigkeit  und  -Richtung,  der  EKMAN'sche  Strom 
messer,  vorgeführt.  Die  Registrierung  der  Stromgeschwindigkeit 
erfolgt  hierbei  durch  einen  Propeller,  der  mit  einem  Zählwerk 
verbunden  ist,  die  Registrierung  der  Stromrichtung  durch  Kugeln, 
die  längs  einer  freischwingenden  Magnetnadel  gleiten  und  in  einer 
in   Fächer  eingeteilten   Kompaßdose  gesammelt  werden. 


20.   Sitzung,  am  29.   Mai.    —  Klebahn,  H.:   Der  Kienzopipilz 

Unter  den  Blasenrostpilzen  der  Kiefernrinde  hat  der  Vortragende 
bereits  vor  30  Jahren  drei  Arten  unterschieden,  nämlich  1.  den 
Blasenrost  der  Weimutskiefer,  Feridermium  strobi,  für  den  es  ihm 
gelang,  in  Cronarüuni  ribicola,  einem  auf  den  Johannisbeeren  leljenden 
Rostpilz,  die  zugehörige  Telentosporenform  nachzuweisen,  2.  eine 
Blasenrostform  der  Waldkiefer,  PerUier7nium  Cortnii,  für  die  Cornu 
kurz  zuvor  den  Zusammenhang  mit  dem  auf  der  Schwalbenwurz 
lebenden  Cronarthim  asdepiadeiifn  festgestellt  hatte,  und  3.  eine 
zweite  Blasenrostform  der  Waldkiefer,  Peridermiuni  pini,  die  er  von 
der  ersten  nur  dadurch  unterscheiden  konnte,  daß  sie  auf  der 
SchwalbÄiwurz  keinen  Infektionserfolg  hervorruft.  Trotz  zahlreichec 
in  dem  verflossenen  Zeitraum  alljährlich  ausgeführter  Versuche  ist 
es  nicht  gelungen,  für  diesen  Pilz  einen  Wirtweclisel  nachzuweisen, 
während  sich  für  Pci  idertnium  Cornui  eine  auffällige  Mannigfaltigkeit 
von  Zwischenwirten  ergeben  hat.  Neuerdings  meint  Überförster 
Haack  durch  Versuche  im  Freien  nachgewiesen  zu  haben,  daß 
Peridermiuni  pini  sich  ohne  Zwischenwirt  von  Kiefer  zu  Kiefer 
überträgt,  was  den  bisher  bekannt  gewordenen  Tatsachen  wider 
spricht.  Da  Versuche  im  Freien  nicht  l)eweiskräftig  sind,  hat  der 
Vortragende  jetzt  eine  große  Zahl  von  Infektionen  an  Kiefernsäm 
lingen  im  Gewächshaus  unter  Anwendung  aller  möglichen  Vorsichts- 
maßregeln durchgeführt.  Dabei  wurde  tatsächlich  ein  hoher  Prozent 
satz  der  Bäumchen  von  dem  Pilze  befallen.  Eine  Anzahl  dieser 
Bäumchen  wurde  zur  Kriäuterung  des  Vortrags  vorgeführt.  Perider 
mium  piTii  vermag  sich  also  wirklich  direkt  von  Kiefer  zu  Kiefer  zu 
übertragen.  Es  bedarf  zu  seiner  Erhaltung  keines  Zwischenwirts  und 
lebt  daher,  da  kaum  noch  eine  Möglichkeit  vorhanden  ist,  einen 
Zwischenwirt  zu  finden,  wahrscheinlich  gänzlich  ohne  W'irtvvechscl. 
Ausführliche  Darstellung  siehe  Flora   XI,   S.    194    (  1918). 


21.    Sitzung,    am     5.    Juni,      Einladung     des    Chemiker-Vereins 
und  des  Bezirksvereins  Deutscher  Chemiker.  Rabe,  P.  : 

Fortschritte  im  Aufbau  des  Chinins. 

Schon  in  einem  früheren  Vortrag  halte  der  Redner  dargelegt, 
auf  welchem  Wege  die  chemische  Zusammensetzung  des  Chinins,  des 
bekannten  Alkaloides  aus  dem  in  Südamerika  heimischen  China- 
baum und  spezifischen  Heihuitlels  gegen  .Malaria,  durch  über  Jahr- 
zehnte sich  erstreckende  l'nlersuchungen  vor.  zahlreichen  Forschern, 
namentlich  von  K()M(;s,  Skraup  und  v.  Miller  und  nach  deren  Tod 
von  ihm  selbst  erschlossen  worden  war  und  die  Bearbeitung  des  anderen 
l'roblems,  das  Chinin  aus  einfacheren  Verbindungen  und  schließlich 
aus  den  Elementen  künstlich  aufzubauen,  hatte  bereits  zur  teilweisen 
Synthese  von  Nebenalkaloiden  des  Chinins  geführt.  Die  P'ortsetzung 
dieser  Arbeiten  hat  drei  weitere  Resultate  gebracht:  den  teilweisen 
Aufl)au  des  Chinins,  und  zwar  aus  dem  sogenannten  Chinatoxin, 
einem  Umlagerungsprodukt  des  Chinins;  dann  die  Auffindung  einer 
IV'ethode,  das  Chinatoxin  aus  Homomerochinen  und  Chininsäure  zu- 
sammenzuschweißen ;  endlich  die  Darstellung  dieser  Chininsäure  aus 
leicht  zugänglichen  VerVjindungen,  Daher  fehlt  an  der  vollständigen 
Synthese  des  Chinins  nur  noch  die  künstliche  Gewinnung  jenes 
Homümerochinens. 

Hassler,  F.:   Zur  Theorie  der  Gerbung. 

Der  Vortragende  gab  zunächst  eine  Darstellung  der  verschiedenen 
Gerbverfahren   und   ging  dann   ein   auf  die  neueren  Bestrebungen   zur 
Herstellung  künstlicher  Gerbstoffe    als    Ersatz    der    teils    im   Inland, 
teils  im  Ausland  gewonnenen   natürlichen  vegetabilischen  Gerbstoffe^ 
worin   Stiasny  und   nach  seinem   Vorgang    die    Badische  Anilin-   und 
Sodafabrik    die    ersten    Erfolge    hatten.      Der    Vortragende    hält  die 
Ansicht,  der  Gerbprozeß    bestände    im  Entstehen    einer  chemischen 
_  Verbindung    zwischen    dem    Collagen    und    dem    Gerbstoff,    für    die 
richtige       Diese  Verbindung   darf   trotz  des  sehr  schwach   basischen 
Charakters  des  Collagens  nicht  hydrolytisch   s]ialtbar  sein  ;    anderer 
seits   muß  der  Gerbstoff    leicht    löslich   und  diffusionsfähig  sein,   um 
in  die  Haut  eindringen  zu  können.     Die    so    sich    für   einen    Gerb 
Stoff    ergebenden    Eorderungen    scheinen    sich    zunächst    gegenseitig 
auszuschließen      Der  Vortragende   kam  aber,   ausgehend   von   theore- 
tischen  Vorstellungen  über  die  Löslichkeit,  zu  einem  Weg,  der  ihre 
Erfülhmt,'    gestattet.      So    hergestellte  Körper    zeigten    sich    den    Er- 
waituiigtii    enls])rechen(l    als    wirksame    Gerbstoffe     und    bestätigten 
dadurch    die  zu   Grunde    gelegten    theoretischen   Vorstellungen.      Sie 
geben    ein    gegen    Wasser    beständiges    Leder,    das    auch     praktisch 
gute     Eigenschaften     zeigt.       Die     bisher     hergestellten     künstlichen 
(Jerbstoffe   eignen   sich   noch   nicht  zur  ausschließlichen  Verwendung 
bei   iler  Bereitung  von   Sohlenleder,   da  sie  nicht  die  ».VufpolSterung« 
der  natürlichen  Gerbstoffe  geben.     Sie  bieten    aber   besondere  Vor- 
teile    bei     gemeinsamer    Verwendung     mit    natürlichen    Gerbstotlen, 
denn   in   diesen   und   zwar  besonders   in   Quebracho    sind  schwer  lös- 
liche  -Anteile   vorhanden,    die   von    den    künstlichen   Gerbstoffen    erNt 


LI 


in    Lösung    gebracht    und    in    die   Haut    unter    Beschleunigung    des 
Gerbvorganges  abgelagert  werden. 

Der  Vortragende  schloß  mit  dem  Hinweis  auf  die  große  wirt- 
schaftliche Bedeutung  der  Frage  und  erwartet  von  dem  engen  Zu- 
sammenwirken theoretischer  Forschung  und  praktischer  Zielsetzung 
eine  weitere  rasche  Entwicklung. 


22.  Sitzung,    am   19.  Juni.    —    Byhan,  A.:     Eine  Reise  durch 
Makedonien. 

Der  Vortragende  hat  im  Jahre  19 17  als  Mitglied  der  >  Make- 
donischen landeskundlichen  Kommission*  zum  Zwecke  völker- 
kundlicher Studien  eine  Reise  durch  Makedonien  unternommen. 
Er  schilderte  die  Landschaften  und  Städte,  die  er  besuchte  und 
legte  dann  die  Bevölkerungsverhältnisse,  ihre  Zusammensetzung  und 
geschichtliche  Entwicklung  und  die  kulturellen  Zustände  dar.  Trotz 
äußerlicher  Verschiedenheiten  in  den  Sprachen,  Trachten  u.  a.  läßt 
sich  bei  allen  Balkanvölkern  in  ihrer  geistigen  und  materiellen 
Kultur  eine  gemeinsame  Grundlage  feststellen ;  die  Sprachen,  die 
dem  Wortschatz  nach  verschiedener  Abstammung  sind,  weisen  eine 
Reihe  von  Übereinstimmungen  in  ihrem  inneren  Baue  auf,  und  zahl- 
reiche Kulturerscheinungen  sind  über  das  ganze  Gebiet  verbreitet. 
Der  geschichtliche  Aufbau  der  Bevölkerung  bietet  die  Erklärung 
dafür:  die  ursprünglichen  griechisch-thrakisch-illyrischen  Stämme 
sind  nicht  durch  später  eindringende  Völker  —  Kelten,  Römer, 
Germanen,  Slaven,  Türken  (Bulgaren)  • —  völlig  vernichtet  worden, 
sondern  haben  sich  mit  diesen  gemischt,  und  aus  dieser  nach  Art 
und  Gegend  verschieden  starken  Mischung  sind  die  heutigen  Balkan- 
völker erwachsen:  Bulgaren,  Serben,  Rumänen,  Albaner,  Griechen, 
zu  denen  in  neuerer  Zeit  noch  Osmanen,   Zigeuner,   Spaniolen  kamen. 

In  Übereinstimmung  mit  diesen  aufeinanderfolgenden  Völker- 
mischungen lassen  sich  verschiedene  Elemente  im  Kulturbesitz  der 
Balkanvölker  feststellen,  die  den  Bestandteilen  entsprechen,  aus 
denen  diese  hervorgegangen  sind.  Dazu  gesellten  sich  schließlich 
noch  andere,  die  verschiedenen  Kultureinflüssen  (Religion,  Handels-, 
politischen   Beziehungen   und  dergleichen)  zuzuschreiben   sind. 


23.  Sitzung,    am    23.  Oktober.    —    Classen,   J.  :     Die  Größe 
des  elektrischen  Elementarquantums. 

Als  ein  besonderes  Arbeitsgebiet  der  Physik  muß  man  die 
Bestimmung  der  Konstanten  in  der  Natur  bezeichnen.  Als  solche 
Konstanten  nennt  der  Vortragende  zunächst  die  allgemeine  Gas- 
konstante, die  Faradaykonstante  und  die  Konstanten  der  Stefan- 
BOLTZMANN 'sehen  und  WiEN'schen  Strahlungsgesetze.  Während 
diese  Konstanten  rein  empirischer  Natur  sind  und  möglichst  genau 
zu  ermitteln  sind,  geht  die  Physik  weiter  und  fragt,  wie  es  zu  deuten 
ist,  daß  in  der  Natur  solche  konstante  Zahlen  werte  auftreten.  Die 
Deutung  geschieht  durch  Aufstellung  von  Theorien.  So  wird  die 
kinetische  Gastheorie  aufgestellt  und  führt  zur  Feststellung  der  Zahl 

4* 


1.11 


der  Moleküle  eines  Gases  im  Kubikzentimeter,  der  I.oscHMiDT'schen 
Zahl.     Von  hier  gelangt  man  zur  AvoGADRO'schen  Zahl  und  imler 
Benutzung   dieser  Zahl   und   des  FARADAv'schen  Gesetzes   über  die 
Elektrolyse    gelangt    man    zu    der  Vorstellung,    daß    die    Elektrizität 
stets   in   atomistischer  Form  auftritt  mit  ticr  Größe  von  4,65      10— •» 
elektrostatischen  Einheiten.     Es  wurde  dann  weiter  gezeigt,  wie  diese 
Vorstellung    von   der  Existenz  eines   Elektrizitätsatoms    sich  bestätigt 
in   den  Strahlungsvorgängcn  in  Vakuumröhren,   beim  ZEEMANN-EfTekl 
und   wie  man   aus  Messungen   an  diesen  Erscheinungen   zur  gleichen 
Größe  des  Elektrizitätsatoms  kommt.     Weiter  wird  diese  Auffassung 
bestätigt    aus    Schlußweisen   Planck's    über    die   Strahlungsvorgänge 
und    schließlich    ist    noch    auf    zwei    gänzlich    anderen    Wegen    eine 
direkte  Messung  des  Elcktrizitätsatoms  möglich  gewesen.  Rutherford, 
Geiger    und  Regener    hatten    entsprechende  Messungen    an    radio 
aktiven    .Strahlungen    ausgeführt    und    TowNSEND,   J.  J.   Thomson, 
Wilson,    Millikan,    Rkgener   haben  die  Größe    des  Elektrizitäts 
atoms  an  fallenden  Nebelwolken  und  auch  an  einzelnen  schwebenden 
Tropfen  gemessen.     Alle  diese  Messungen  brachten  recht  gute  Über 
einstimmung    in    Bezug    auf   die   Größe    des   Atoms,    sodaß    n)an   die 
atomistische    Struktur    der    Elektrizität    als    sicher    gestellt    ansehen 
könnte,    wenn    nicht    doch    noch    eine    Gruppe    von    Experimental- 
Untersuchungen  des  Wiener  Physikers  Ehrenhaft  mit  ihr  im  Wider 
Spruch    stände.      Es    kann    noch    nicht    als    ganz    aufgeklärt    gelten, 
worauf    diese    Widersprüche    beruhen,    sodaß    noch    weitere    Unter 
suchungen  eine  endgültige  Entscheidung  bringen  müssen. 

Ansorge,  C.  :     VVachstumsverhältnisse  der  Eiche. 


24.  Sitzung,    am   30.   Oktober.   —  KrÜGER.   E.  :     Neuere  An- 

schauungen über  die  Genießbarkeit  der  Pilze. 

25.  Sitzung,    am     13.    November.  SCHÜTT,     K.:     über 

Röntgenspektroskopie. 

IJurch  .Vnwendung  von  Quarzprismen  oder  geeigneter  Beugung> 
gitter  gelingt  es  nachzuweisen,  daß  jenseits  des  violetten  Lichte-, 
eine  dem  Auge  nicht  wahrnehmbare  Strahlung  mit  einem  Bereich 
von  etwa  drei  Oktaven  vorhanden  ist.  Durch  die  bekannten  Vcr 
suche  L.\t;ES  im  Jahre  191 2  wurde  nachgewiesen,  daß  Röntgen- 
strahlen mit  dem  Licht  identisch  sind;  sie  sind  eine  äußerst  kurz 
wellige  elektromagnetische  Strahlung,  deren  Wellenlänge  zwischen 
0,5  und  0,007  ","  ''t\?f-  1^'C  bis  jetzt  bekannten  Röntgenstrahlen 
umfassen  demnach  rund  7  Oktaven,  zwischen  ihnen  und  dem  äußersten 
bekannten  Ultraviolett  liegen  6  Oktaven  noch  unbekannter  Strahlen. 
Um  die  Röntgenstrahlen  spektral  zu  zerlegen,  benutzt  man  einen 
Kristall,  der  durch  ein  Uhrwerk  oder  einen  Motor  hin-  und  her- 
geschwenkt wird.  Fällt  auf  ihn  ein  schmales  Bündel  Röntgenstrahlen, 
so  wird  es  durch  Reflexion  an  den  inneren  Netzebenen  des  Kristalls 
fächerförmig    zu    einem   .Spektrum    auf  einer  jihotographischen    Platte 


Uli 


•  aus<rcbrcitel.    Über  einem  kontinuierlichen  —  Bremss])ektruin  genannt, 

weil  CS  bei  der  Bremsung  der  Elektronen  in  der  Aniikathode 
entsteht  —  ist  ein  Linienspektrum  gelagert,  das  von  den  Atomen 
des  Antikathodenmaterials  ausgestrahlt  wird  und  daher  für  dieses 
charakteristisch  (Eigenstrahlung)   ist. 

Verschiedene  Lichtbilder  zeigen,  daß  die  Schärfe  der  Linien 
denen  der  optischen  Spektren  nicht  nachsteht.  •  Bei  zahlreichen 
Elementen  treten  zwei  Gruppen  von  Linien  auf,  eine  kurzwellige, 
K-Reihe  genannt,  die  meistens  aus  vier  Linien  besteht,  und  eine 
von  größerer  Wellenlänge,  die  L-Serie,  die  lo — 14  Linien  enthält. 
Die  Anordnung  und  Intensitätsverteilung  der  beiden  Reihen  ist  bei 
allen  Fvleinenten  gleich,  so  daß  die  Hochfrequenzspektren  wesentlich 
einfacher  und  einheitlicher  sind  als  die  optischen.  Die  Linien  ver- 
schieben sich  mit  wachsender  Ordnungszahl  —  d.  i.  die  Nummer 
des  Elementes  im  periodischen  System  —  ganz  regelmäßig  nach 
der  kurzwelligen  Seite,  so  daß  man  aus  den  Röntgenspektren  mit 
absoluter  Sicherheit  erkennen  kann,  erstens  in  welcher  Reihenfolge 
die  Elemente  anzuordnen  sind,  zweitens  daß  noch  sechs  unbesetzte 
Plätze  im  periodischen   System  vorhanden   sind. 

Nach  einigen  Bemerkungen  über  die  Erregung  der  Serien  und 
über  die  Absorptionsspektren  der  Elemente  ging  der  Vortragende 
auf  die  Gesetzmäßigkeit  ein,  die  man  zwischen  den  Linien  der 
sichtbaren  Spektren  aufgefunden  hat.  Eine  ähnliche  Formel  wie 
die  für  Wasserstoff  gültige  Balmer "sehe  besteht  auch  für  die  Röntgen 
Spektren.  Der  Vortrag  schloß  mit  einem  Hinweis  darauf,  daß  man 
mit  Hilfe  des  BoiiR'schen  Atommodells,  nach  dem  das  Atom  ein 
Planetensystem  ist,  bestehend  aus  Elektronen,  die  den  mit  positiver 
Ladung  behafteten  Kern  auf  quantenmäßig  ausgezeichneten  Kepler- 
Ellipsen  umkreisen,  imstande  ist,  diese  zahlenmäßigen  Beziehungen 
in  guter  Übereinstimmung  mit   der  Erfahrung  abzuleiten. 

26.   .Sitzung,    am    27.    November.    —    TiMM.    R.:    Die    Moos- 
kapsel als  selbständiges  Lebewesen. 

Redner  schilderte  den  Bau  der  Mooskapsel,  die  ihren  Ursprung 
aus  der  Eizelle  der  weiblichen  Blüte  nach  der  Befruchtung  durch 
Schwärmer  der  männlichen  Blüte  nimmt.  Die  eigentümlichen  Ein- 
richtungen des  Mundbesatzes  wurden  besprochen,  die  der  Ausstreuung 
der  Sporen  dienen.  Hervorgehoben  wurde  die  selbständige  Ernährung 
der  Kapsel,  die  derjenigen  höherer  Pflanzen  entspricht.  Ganz  eben- 
solche Spaltöffnungen  wie  diese  trägt  auch  die  Mooskapsel,  die  in 
unreifem  Zustande  ein  oft  reich  gegliedertes  Ernährungsgewebe 
besitzt,  dessen  Lücken  mit  jenen  Öffnungen  in  Verbindung  stehen, 
deren  Öffnung  und  Verschluß  wie  bei  den  Blütenpflanzen  durch 
Quellung  und  Erschlaffung  bewirkt  wird.  Zum  Schlüsse  wurde  auf 
den  verwandtschaftlichen  Zusammenhang  zwischen  Moosen  imd 
Blütenpflanzen  hingewiesen.  Die  grüne  Moospflanze,  die  mit  männ- 
lichen und  weiblichen  »Blüten«  versehene  »Elterngeneration«,  ist 
viel  großer  als  die  im  Innern  Sporen  ausbildende  Kapsel,  die 
»Sporengenerationii.  Bei  den  Farnkräutern  ist  umgekehrt  die  Sporen- 
generation, nämlich  die  große,   wedeltragende  Pflanze  gewaltig  dem 


LIV 


einige  Millimeter  großen  Vorkeim,  der  Elterngeneration,  überlegen. 
Diese  Sporengeneration  entwickelt  bei  einigen  Wasserfarnen  zweierlei 
Sporen,  von  denen  die  Kleinsporen  männliche,  die  Großsporen 
weibliche  Vorkeime  erzeugen,  die  gar  nicht  erst  die  Spore  verlassen. 
Die  Untersuchungen  von  Hofmeister  (1851)  haben  gezeigt,  daß 
die  Blütenstaubkörner  der  höheren  Pflanzen  jenen  Kleinsporen,  daß 
dagegen  der  sogenannte  Keimsack  in  der  Samenknospe,  d.  h.  dem 
unreifen  Samen,  einer  Großsporc  entspricht.  Sowohl  Groß-  als 
auch  Kleinsporen  entwickeln  winzige  Gewebe,  die  den  männlichen 
und  weiblichen  Vorkeimen  und  Forlpflanzungsorgancn  der  Wasser 
farne  entsprechen.  Sie  stellen  also  die  Elterngeneration  dar,  während 
die  große  stattliche  Pflanze,  z.  P.  ein  Baum,  als  die  Sporengeneration 
zu  betrachten  ist. 


27.  Sitzung,  am  4.  Dezember.    —   KÖPFEN,  W.:   Die  Haupt- 
stufen des  Geschehens. 

Ausführliche  Darstellung  des  behandelten  Gegenstandes 
im   III.  Teil  dieses   Bandes. 


28.  Sitzung,  am    11.  Dezember.  —   Ehrenbaum,   E.  :   Biologie 
und  Fang  der  Garnele. 

Die  Garnele  führt  zahlreiche  verschiedene  örtliche  Be- 
zeichnungen, in  Ostfriesland:  Granat,  im  Elbgebict:  Krabbe,  in 
Nordfriesland:  Porre,  an  der  Ostseeküste:  Sanduhl  u.  a.  m.,  englisch: 
shrimp,  französisch:  crevette.  Von  ihren  Verwandten  sind  zu 
nennen:  Crangon  ahnani  Ki.nah.,  Cr.  trispinosus  Hailst.,  Cr.  namts 
Kr.,  ferner  Palaemon  (=  Leander)  adspersus  Rathke  {^-^^  fahricii 
Rathke),  Pal.  squilla  L.  und  Pal.  serratus  Penn.  (englisch  prawn), 
Pandalits  antudicornis  Leach  (=;  moniagui hK\CH}  englisch  red  shrimp, 
Pandalus  borenris  KröY.  Schließlich  auch  noch  —  obwohl  nicht  zur 
gleichen  Familie  gehörig  —  der  Kaisergranat  Nephrops  norvegictis  L., 
englisch  Norway  lobster,   italienisch   scampo. 

Zum  Fange  der  Garnele  werden  zahlreiche  verschiedene  Geräte 
benutzt,  näinlich  der  Schiebehamen,  Körbe  aus  Weiden  oder  Pitchpine- 
stäben,  die  in  den  Prielen  des  Watts  aufgestellt  werden,  Reusen  oder 
Fuken  sowie  Argen  für  ähnliche  Zwecke,  Pfahlhamen  verschiedener 
Größe,  die  als  feststehende  Geräte  im  Strom  fischen  und  endlich 
Gnmdschleppnetze  verschiedener  Größe,  die  hauptsächlich  im  tieferen 
Wasser  der  Flußmündungen  und  <k'<  Wattenmeeres  Verwendung 
finden. 

Als  Fanggebiet  kommt  das  ganze  Wattenmeer  und  die  Fluß 
mündungen  in  Betracht;  folgende  Orte  verdienen  besonders  genannt 
zu   werden : 

Ems  mit  Dollart  und  Leybucht,  Ditzum,  Ditzumer  Verlaal, 
Dyksterhusen,   Larrelt,   Greetsiel,   Norden,   Borkum. 

Ost  friesisch  es  Wattenmeer:    Norderney,   Norddeich,   Neu 
harlingersiel,   Carolinensiel. 


L,V 


Jade:     Dangast.  Varel,   Eckwardon. 

Weser:     Butjadingen,   Wremen. 

Elbe:  Neuhaus,  Otterndorf,  Cuxhaven,  —  Brunsbüttel,  Neufeld, 
Kaiser  Wilhehn-Koog,   Schafstedt,  Marne. 

Nordfriesisches  Wattenmeer:  Büsum,  Warwerort,  Tönning, 
Olversum,  Vollerwiek,  Hochsicht,  Husum,  Halebüll,  Nordfriesische 
Inseln. 

Die  Erträge  der  Garnelenfischerei  beliefen  sich  im 
Durchschnitt  der  Jahre  19 14  — 16  auf  etwa  7,5  Millionen  Pfund  und 
verleihen  sich  ungefähr  folgendermaÜen  : 

Holsteinische  Küste        Cuxhaven        Ostfriesische  Küste        Weser 
3  bis  3 1/4  MiU.  Pfd.     3   Mill.   Pfd.        7  — Sooooo  Pfd.      700000  Pfd. 
Gegen  Ende  der  80  er  Jahre  war  der  Ertrag  nach  den  Berechnungen 
von  Ehrenbaum  kaum  halb  so  groß. 

Diese  Mengen  sind  jedoch  nicht  ausschließlich  Speisegranat, 
sondern  zu  mehr  als  der  Hälfte  untermaßige  Tiere,  die  teils  frisch, 
teils  getrocknet  als  Futter  Verwendung  finden  und  neuerdings  in 
großen  Mengen  vorher  auf  Krabbenextrakt  verarbeitet  werden 
(Leonh.vrd).  Die  Speisegranat  können  wegen  geringer  Haltbarkeit 
nur  zum  Teil  frisch  versandt  werden;  Sie. werden  vielfach  geschält 
und  zu  Dosenkonserven  verarbeitet,  was  bei  Anwendung  von  Borsäure 
sehr  bequem  war,  seit  deren  Verbot  aber  gewissen,  wenn  auch  nicht 
unüberwindlichen   Schwierigkeiten   begegnet. 

Zum  Verständnis  der  biologischen  Verhältnisse  ist  ein  kurzer 
Einblick  in  den  Körperbau  und  die  Art  der  Entwickelung 
nützlich. 

Die  Organisation  ist  derjenigen  der  höheren  Krebse  gleichartig 
oder  doch  ähnlich:  Antennen,  Mundwerk^euge,  Gehfüße,  Schwimm 
fuße;  Kaumagen  im  Kopfe  liegend,  Leber,  Darm,  Herz  unter  dem 
Hinterrand  des  Rückenschildes  liegend  mit  anschließendem  Getaß- 
system;  Geschlechtsdrüsen,  Unterschied  der  Geschlechter,  rf  stets 
klein  bleibend.  Begattung  unbekannt,  Entwickelung  der  Eier  unter 
dem  Abdomen  der  Mutter.  Die  ausschlüpfende  Larve  ist  1,8  mm 
lang  und  erreicht  nach  5  Häutungen  in  etwa  4  Wochen  das  5  mm 
lange  erste  Jugendstadium. 

Die  Biologie  der  Garnele  wurde  auf  der  Zoologischen  Wander 
Station  des  Deutschen  Secfischcreivereins  am  Dollart  und  am  Ost- 
friesischen  Wattenmeer  in  den  Jahren  188S/90  studiert.  Die  Be- 
mühungen zur  Auffindung  der  Larven  im  Brackwasser  erwiesen  sich 
als  vergeblich.  Im  Dollarl  finden  sich  wenig  Männchen  und  von 
Eier  tragenden  Weibchen  nur  solche  mit  jugendlichen  Embryonen. 
Die  hier  nahe  der  oberen  Brackwassergrenze  belegenen  Fangplätze 
spielen  für  die  Fortpflanzung  keine  Rolle  und  werden  nur  im  Interesse 
der  Nahrungsaufnahme  besucht;  Würmer  (Nereis)  sowie  besonders 
kleine  Kruster  (Corophhim),  die  hier  in  ungeheurer  Masse  vorkommen, 
außerdem  auch  Fischlarven  (Hering,  Stint)  bilden  hier  im  Sommer 
die  Hauptnahrung  der  Garnele.  Larvenformen  werden  hier  vergeblich 
gesucht.  Das  Ausschlüpfen  der  Eier  im  Aquarium  glückte  erst  bei 
Anwendung  von  Seewasser;  ebenso  darauf  im  freien  Salzwasser  die 
Auffindung  der  Larven,  welche  vereinzelt  fast  das  ganze  Jahr  hin- 
durch, in  großen  Massen  im  Frühjahr  und  Sommer,  April  bis  Juli 
anzutreffen  sind. 


].VI 


Die  Aufklärung  des  getiaucn  Sachverhalts  gelang  durch  statistische 
Aulnahmen  über  die  prozentuale  Menge  der  Eier  tragenden  Weibchen 
in  verschiedenen  Fanggebieten,  nämlich  im  DoUart, -in  der  Jade  und 
im   Ostfriesischen   Wattenmeer. 

Es  ergibt  sich  für  alle  drei  Fanggebiete  ein  Minimum  an  solchen 
Weibchen  im  August  und  September,  daneben  zwei  Maxima,  eins 
im  Mai,  Juni  und  eins  im  Oktober,  November.  Ob  beide  gleich 
wichtig  oder  eins   bedeutungsvoller. ist,   bleibt  zweitelhafi. 

Sie  deuten  aber  auf  eine  zweimalige  Eierablage  im  Jahre  hin, 
die  nun  nicht  so  zu  verstehen  ist,  daß  alle  Weii)chen  zweimal  im 
Jahre  laichen,  aber  doch  so,  daß  die  Möglichkeit  dafür  vorhanden 
ist,  während  in  der  Regel  wohl  nur  einmal  gelaicht  wird.  Die 
Inkubationsdauer  ist  nun  sehr  verschieden,  je  nachdem  die  ICier  im 
Frühjahr  oder  im  Herbst  abgelegt  werden ;  sie  beträgt  im  ersteren 
Falle  4 — 5  Wochen,  im  andern  Falle  ebensoviele  Monate.  Daraus 
folgt,  daß  die  Perioden  des  Ausschlüpfens  sich  unmittelbar  aneinander 
anschließen;  die  Herbstbrut  wird  im  März,  .\i)ril  geboren, 
die  Frühjahrsbrut   int  Juni,  Juli. 

Die  Larvenzeit  dauert  etwa  4  Wochen.  Die  Schnelligkeit  mit 
der  (las  weitere  Waclisluni  ertblgt,  läßt  sich  jedoch  schwer  verfolgen. 
Schon  im  Mai  drängen  ungeheure  Mengen  der  im  Frühjahr  geborenen 
in  einer  Länge  von  5 — 10  mm  auf  die  hochgelegenen  Weideplätze 
(Dollart  und  andere  Watten)  um!  wachsen  dort  bis  Anfang  Herbst 
auf  2Ü- — 30  mm  Körperlänge  heran.  (Sie  werden  im  September  in 
den  engen  Fanggeräten  iti  ungeheurer  Masse  gefangen  und  für 
bestimmte  Zwecke  verwertet).  Im  Frühjahr  des  nächsten  Jahres 
sind  diese  jungen  Ciranat,  obzwar  sie  im  Winter  der  Ruhe  pflegen 
und  nicht  wachsen,  bei  Beginn  der  Fangzeit  schon  40-  45  mm  lang, 
und  gelangen  datm  schon  als  Speisegranat  in  den  Handel,  obgleich 
sie  dafür  noch  unerfreulich  klein  sind.  Im  l^aufe  des  zweiten 
Sommers  erreichen  sie  wahrscheinlich  eine  Länge  von  50— -60  mm, 
wie  man  sie  von  guten  Speisegran.Tt  erwartet ;  gleichzeitig  werden 
sie  wohl  geschlechtsreif,  wobei  es  zweifelhaft  bleibt,  ob  sie  schon 
mit  12  Monaten  oder  erst  mit  15  \t\-<  iS  Monnlen  zum  ersten  Mal 
zur  Eiablage  schreiten. 

Da  Tiere  von  50 — bo  mm  Länge"  etwa  3-4000  Eier  ablegen, 
so  ist  die  Vermehrung  eine  sehr  starke. 

Viel  älter  als  3  bis  höchstens  4  Jahre  werden  die  Garneleo 
wohl  nicht.  Die  größten  Weibchen  sind  70  bis  76  mm  lang;  die 
kleinsten  Eier  tragenden  Weibchen  messen  etwa  40,  au>iiiahmsv\  t-isf 
36  mm;   sie  sind   gewiß  höch«lens    1    bis    I '/a  Jahr  ah. 


29.   Sitzung,  am    18.   Dezember.  —   VOIGT,    A. :      Die  .Spinn 
fa.sern  der  Krieg.szeit. 

Der  Vortragende  besprach  zunächst  die  Verhältnisse  vor  dem 
Kriege  und  gab  eine  Übersicht  über  die  wichtigsten  derzeit  ge- 
bräuchlichen Fasern,  ihre  Herkunft  und  ihre  Verwendung.  Es 
zeigte  sich  dabei,  daß  Deutschland  mehr  und  mehr  auf  den  Be7ug 
von   Rohmaterial   aus  dem   Auslande  angewiesen   war. 


i.Vll 


Es  gab  nun  zwei  Wege  um  den  Ausfall,  der  durch  die  Blockade 
hervorgerufen  war,  zu  decken.  Einmal  durch  Steigerung  des  immer 
weiter  zurückgegangenen  Anbaus  von  Flachs  und  Hanf  und  der 
Kultur  bereits  wildgenutzter  Pflanzen,  wie  der  Brennessel,  und  zweitens 
durch  Nutzung  wildwachsender,  faserreicher  Pflanzen.  Das  erstere 
ist  nach  Kräften  geschehen,  konnte  aber  doch  nicht  zu  ausreichenden 
Mengen  gesteigert  werden.  Der  zweite  Weg  hatte  verschiedene 
Schwierigkeiten,  die  Organisation  der  Sammeltätigkeit,  die  Beschaffung 
wirklich  vcrarbeitungswtirdiger  Mengen  und  die  Aufbereitung  des 
Materials.  Besonders  dieser  letzte  Punkt  brachte  große  Schwierig 
keilen.  Um  diese  Frage  verständlicher  zu  machen,  wurden  die 
Verteilung  der  Faserelemcnle  in  den  Geweben  der  Pflanze  und  die 
bisher  üblichen  Aufbereitungsweisen,  besonders  von  Flachs  und 
Hanf  genau  besprochen. 

Wenn  auch  in  der  Notzeit  des  Krieges  die  Rentabilität  erst 
in  zweiter  Linie  in  Frage  kam,  so  brachten  doch  schon  oft  die 
Beschafi"ung  der  Aufbereitungsmittel  und  die  Herrichtung  geeigneter 
Anlagen  für  die  Aufbereitung  so  starke  Verzögerungen,  daß  auch 
hier  die  hergestellten  Mengen  verhältnismäßig  gering  blieben. 

Absolut  neue  Wege  hat  uns  auf  diesem  Gebiete  die  Kriegszeil 
kaum  gebracht.  Sie  hat  das  Interesse  an  unseren  alten  Kultur 
pflanzen  wieder  geweckt,  längst  vergessene  Faserpflanzen  wieder 
herangezogen  und  die  Aufbereitungsweisen  vergleichenden  Studien 
unterzogen.  Ob  aber  neue  Faserpflanzen  von  dauernder  Bedeutung 
für  die  Zukunft  aus  diesen  vielen  Versuchen  sich  ergeben  werden, 
ist  noch  höchst  fraglich. 

Dagegen  war  die  Papierindustrie  mit  ihren  Papiergarnen  und 
ähnlichen  Erzeugnissen  (Textilit  und  Textilose)  in  der  Lage  wirk 
liehe  Mengen  zur  Deckung  des  Ausfalles  zu  schafi"en  und  es  ist  an 
zunehmen,  dass  manche  dieser  Erzeugnisse  auch  fernerhin  sich  einen 
dauernden   Platz  erobern   werden. 


LVIII 


8.    Die  Besichtigungen  des  Jahres  1918. 

Besichtigung  des  Zoologischen  Gartens  am   26.  Juni. 


4- 

5- 
6. 

7- 
8. 

9- 
10. 

1 1. 
12. 

13- 


am     3.   Februar 


C.     Die  wissenschaftlichen  Ausflüge 
des  Jahres  1918. 

Botanische  Ausflüge. 
Ausflug  am    13.  Januar:  Besichtigung    von   Coniferen    in 

den  Gärten  der  Eibchaussee. 

Gärten  der  Eibchaussee  von 
Blankenese  bis  Nienstedten. 
(Coniferen). 

Klecken.     (Flechten,   Moose). 

Poppenbüttel.  (Flechten, Moose). 

Ratzeburg. 

Oberes  Alstertal. 

Hammoor-Todendorf. 

Hammoor  bei   Langenhorn. 

Wohldorf-Sasel.     (Pilze). 

Waldungen  zwischen  Ahrens- 
burg und   Hansdorf     (Pilze). 

Wälder  bei   Hausbruch.    (Pilze). 

Gehölze  zwischen  Volksdorf  und 
Wulfsdorf. 

Klein  -  Borstel  und  Wellings 
büttel. 


am 

24. 

Februar : 

am 

24. 

März: 

am 

28. 

April : 

am 

26. 

Mai: 

am 

30. 

Juni: 

am 

28. 

JuH: 

am 

25- 

August : 

am 

29. 

September 

am 

27. 

Oktober ; 

am 

24. 

November : 

am 

2g. 

Dezember : 

HI.     Sonderberichte 
über  Vorträge  der  Jahre  1Q17  und  1918. 


Die  eßbaren  Pilze  der  Niederelbe  und  Trave. 

Zweites  Stück. 

Fortsetzung  aus  diesen   Verhandlungen    1916,   3.    Folge  XXIV. 

Von 
F.    ElCHELBAÜM. 

Zfjcd)  i>]i'  ähix^tiav,  V(p' )';<;  ovdVis 
icMnore  tfiXcififj.  BXänitTai  dt  0  tm/nivijiv 
tn)  T»;c  f^avTOV  (hiccT)jc;  nai  ayvoiac;. 

Marcus  Aurelius  Antoninus. 

Auch  in  diesem  Sommer  und  Herbst  habe  ich  eine  Reihe 
von  Pilzen  —  103  Arten  —  einer  Untersuchung  auf  ihre  Eßbar 
keit  unterzogen.  Um  die  kurze  Zeit,  in  welcher  diese  Gewächse 
in  unseren  Breitegraden  die  Höchstzahl  ihres  Auftretens  erreichen, 
möglichst  auszunutzen,  habe  ich  dieses  Mal  nach  einem  vorher 
genau  überlegten  Plan  eine  Zahl  von  Arten  zur  Prüfung  aus- 
gewählt und  dabei  folgende  Gesichtspunkte  berücksichtigt.  Vor- 
nehmlich war  es  mir  darum  zu  tun,  über  diejenigen  Arten,  von 
denen  es  noch  nicht  ganz  sicher  war,  ob  sie  schädlich  oder 
unschädlich  sind  und  welche  einige  Pilzkundige  für  verdächtig, 
andere  für  unbedingt  eßbar  erklären,  durch  eingehende  und  wieder- 
holte Prüfung  ein  abschließendes  Urteil  abgeben  zu  können. 
Amanlta  pantherina  und  rubescens,  Amanitopsis  vaginata.  Tricho- 
loma  rutilans,  Cantharellus  auranäacus,  Pholiota  squarrosa.  Russula 
fragilis  und  nigricans.  Boletus  luridus.)  Ferner  habe  ich  den 
größeren  Cortinariern,  namentlich  den  fleischigen,  die  einen  Nähr- 
wert haben,  besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt.  Schließlich 
führe    ich    eine   große  Zahl    kleiner  Arten  als  eßbar  an,   die  sich 


teils  zur  Bereitung  von  Pilzsalat  eignen,  teils  als  Suppen  oder 
Tunkenpilze  Verwendung  finden  können.  Ich  bemerke  nochmals, 
daß  ich  wie  auch  im  ersten  Stück  meiner  »eßbaren  Pilze«  mir 
diejenigen  Arten  aufzähle,  die  ich  persönlich  selbst  geprüft  und 
verzehrt  habe.  Einige  seltenere  und  bemerkenswerte  Arten,  die 
ich  bei  meinem  diesjährigen  Ferienaufenthalt  im  Harz  zu  beob- 
achten Gelegenheit  hatte  und  die  auch  meist  im  IHorengebict 
der  Niederelbe  sich  finden,  habe  ich  gleichfalls  besprochen. 

Man  kann  unsere  einheimischen  giftigen,  schädlichen,  ver 
dächtigen,  schlecht  schmeckenden  oder  widerlich  riechenden  Pilze 
der  besseren  Übersicht  wegen  in  sieben  Gruppen  einteilen. 
Erstens  .solche,  die  wirklich  sehr  giftig  sind,  deren  Giftstoff  nicht 
flüchtig  ist  und  durch  einfache  Kochvor.schriften,  wie  Abbrühen 
mit  Salzwasser  oder  gutes  Austrocknen  nicht  zerstört  wird  und 
die  daher  niemals  genos.sen  werden  dürfen,  dahin  gehören  Anianita 
mappa  und  phalloides,  Hebeloma  fastibile  *)  und  cnistulini forme. 
Inocybe  rimosa,  *)  sambucina  und  frumentatea,  ^)  wahrscheinlich 
auch  unsere  drei  Scleroderma- Arten,  '^)  vielleicht  auch  die  widerlich 
riechende  Lepioia  cristata.  Ein  besonderes  Verhalten  zeigen 
zweitens  die  beiden  Arten  Amanita  pantherina  und  rubescens. 
Sie    enthalten    ein   Doppelgift,   Pilzatropin    und    Muscarin.    welche 


')  Staudk  1.  1.   Einleitung  pag.   X. 

")  Berichte  der  deutschen  botanischen  Gesellschaft  für  1916.  Hanil  34, 
Heft  7  und  EuMfNi)  jVIichaki.,  Führer  für  Pil/.freunde,  Ausgabe  B.  3  Bände. 
Zwickau  1917.  Band  1  Einleitung  pag.  6.  (Die  Art  ist  allerdings  hei  uns  noch 
nicht  gefunden  worden,  könnte  aber  auch   hier  vorkommen.) 

')  MiGULA,  praktisches  Pilztaschenbuch  im  »Naturwissenschafdicher  Weg 
wciscr<,  Sammlung  gemeinverständlicher  Darstellungen.  Herausgegeben  von  Prol. 
Dr.  Kurt  I^ami-kui',  Stuttgart,  Verlag  von  Strixkek  und  Schröder,  pag.  9  u.  142. 

OiiERMEYKR,  \V.,  Pilzbüchlein  I  und  2  aus  den  Schriften  des  deutschen 
Lehrcrvercins  für  Naturkunde.  Herausgegeben  von  Dr.  K.  G.  Lutz.  IV.  und 
y.    ({.ändchen.      Stuttgart    1899,    Baiui  11   pag.  88. 

Michael  1.  1.  Band  I  Nr.  82. 

Gramberc;   1.   I.   Band   II   fol.  41. 

Emu.  Herrmann,  Pilzkochbuch.  Vierte  umgearbeitete  Auflage.  Dresden-N. 
(G.    Heinrich)  pag.    12. 


in  den  meisten;  durchaus  nicht  in  allen  Fällen,  zu  gleichen  Teilen 
in  dem  Pilz  vorkommen  und  welche,  mit  dem  Pilz  in  den  mensch^ 
liehen  Körper  gebracht,  sich  gegenseitig  aufheben,  sich  sozusagen 
das  Gleichgewicht  halten,  daher  der  Pilz  meist  unschädlich  ist. 
Diese  beiden  Gifte  lassen  sicli  nach  Prof.  KOBERT's  Untersuchungen 
nicht  nur  in  der  Hutoberhaut,  sondern  im  ganzen  Pilzkörper  nach 
weisen.  Obgleich  nun  die  meisten  Pilzkundigen  ^)  diese  beiden 
Arten  als  unschädlich  und  wohlschmeckend  bezeichnen  und  ob 
gleich  ich  selbst  und  viele  meiner  Pilzschüler  dieselben  wiederholt 
und  in  Menge  —  sie  schmecken  ^wirklich  ausgezeichnet  —  ver- 
zehrt haben,  so  muß  ich  doch  vor  ihrem  Genuß  eindringlichst 
warnen,  jedenfalls  soll  ein  jeder,  der  diese  beiden  Arten  genießt, 
sich  bewußt  sein,  daß  er  seinem  Körper  zwei  starke  Gifte  zuführt, 
die  in  den  allermeisten,  günstigen  Fällen  sich  gegenseitig  auf 
heben,  die  aber  auch  einmal  im  entgegengesetzten  Falle,  wenn 
nämlich  aus  uns  bis  jetzt  unbekannten  Gründen  und  unter  uns 
bis  jetzt  unbekannten  Bedingungen  das  eine  oder  das  andere 
dieser  Gifte  überwiegt,  sehr  bedenkliche  Schädigungen  hervor- 
bringen können.  Was  wir  empfehlen,  muß  unter  allen  Umständen 
ffut  und  sicher  sein.  Hofrat  F.  LUDWIG  in  Greiz  schließt  beide 
Arten  vom  Marktverkehr  streng  aus,  man  lese  dessen  beide 
Aufsätze:  Perlschwämme  und  Pilzvergiftungen.  Voigtländischer 
Anzeiger  (Plauen),  September  191 2  und:  Zu  den  heurigen  Pilz- 
vergiftungen. Kölnische  Zeitung  vom  28.  September  1912, 
No.  1078,  II  Morgenausgabe.  HERRMANN  1.  1.  pag  14  und  30. 
In    eine    dritte    Gruppe    stelle    ich    diejenigen    Arten,    welche    als 


')  Obermf.yf.r  I.  1.  Band  IT  Seite  ii  yrubescens  ist  in  abgehäutetem  Zu 
stund  genießbar«.  Michael  1.  1.  Band  II  Nr.  73  »nach  dem  Abziehen  der  Ober 
haut  bildet  er  (ruhesccns)  einen  vorzüglichen  Speisepilz«.  Gramberg  1.  1.  Band  I 
toi.  6i  erklärt  rubescens  für  einen  guten  Speisepilz.  Bresadola  1.  1.  pag.  39. 
sagt  über  rubescens:  >e  mangerecoio,  di  buon  gusto«,  läßt  aber  den  ganzen  Pilr. 
<.Tst  eine  halbe  Stunde  abkochen,  dann  mit  Öl,  Salz  und  Pfeffer  backen,  dann 
nochmals  eine  Viertelstunde  sieden  in  Mehl  und  Ei.  L.  RabenhorsT  (Deutsch"^ 
lands  Kryptogamen-Flora,  Erster  Band,  Pilze.  Leipzig  1844.)  erklärt  dagegen 
rubescens  für  sehr  giftig,  pantherina  für  giftig,  pag.  576  und  577.  ViTTELlNi 
hinwiederum  (1.   1.   Tab.   41)   stellt  rubescens  unter  die  eßbaren  Arten. 


»verdächtig«  zu  bezeichnen  sind,  d.  h.  solche,  nach  deren  Genuß, 
obgleich  sie  in  den  meisten  Fällen  unschädlich  sind,  doch  das  eine 
wie  das  andere  Mal  von  zuverlässigen  Beobachtern  Schädigungs- 
erscheinungen berichtet  worden  sind.  Wir  wissen,  daß  der  Gift- 
gehalt von  Pilzen  derselben  Art  sehr  verschieden  sein  kann,  wir 
wissen,  daß  der  giftigste  aller  Pilze,  Amanita p}ialloides,  in  einzelnen 
Stücken  gar  keinen  Giftstoff  enthalten  kann  und  sich  als  voll- 
kommen unschädlich  erweist.  Kbenso  gut  kann  auch  einmal  in 
Pilzen,  die  für  gewöhnlich  als  Speisepilze  angesehen  werden,  sich 
ein  uns  bis  jetzt  unbekannt^er  Giftstoff"  (ich  meine  nicht  die 
Fäulnisgifte,  an  die  man  in  solchen  Schädigungsfällen,  z.  B.  nach 
dem  Genuß  von  Morcheln,  ja  zunächst  denkt)  finden,  wodurch 
jene  Pilze  schädigend  wirken.  Dieser  Umstand  erschwert  unsere 
Kenntnisnahme  von  der  Eßbarkeit  oder  Schädlichkeit  der  Pilze 
natürlich  ungemein,  und  bis  die  Chemie  uns  Aufklärung  über 
solche  Fälle  gegeben  hat,  bleibt  uns  weiter  nichts  übrig,  als  jene 
Pilze,  die,  wenn  auch  nur  in  einem  einzigen  Falle  sich  als 
schädigend  erwiesen  haben,  vorläufig  als  verdächtig  anzusprechen. 
Auch  diese  Arten  sind  nur  mit  Vorsicht  und  höchstens  in  stark 
abgekochtem  oder  gut  getrocknetem  Zustand  zu  genießen.  Hier- 
her gehören  sämtliche  eßbaren  Morchel-  und  Lorchelarten,  Lactaria 
turpis,  ^)  Hygrophonis  conicus,  ^)  Pholiota  squarrosa,  Tricholonia 
Schumacheri,  ^)  Lcpiota  acutesquamosa.  *)  Eine  vierte  Gruppe 
umfaßt  diejenigen  Arten,  die  zwar  im  frischen  Zu.stand  unzweifel- 
haft giftig  sind,  deren  Giftstoff  jedoch  so  flüchtig  ist,  daß  er 
durch    die   einfachsten    Kochvorbereitungen,    wie    Abkochen    mit 


')  Dr.  R.  Timm,   Sechs  Pilzausflüge  im  Herbst  191 7.     Hamburgische  Schul 
Zeitung,   25.  Jahrgang  Nr.   52,   29.  Dez.    191?. 

*)  AüALBKRT  Ricken,  Die  Blätterpilze  (Agaricaceen)  Deutschlands  und  der 
angrenzenden  Länder,  besonders  Österreichs  und  der  Schweiz.  Leipzig  1910  bei 
Theodor  Oswald,   Nr.  69.     Hier  wird  H.  conicus  für  giftig  erklärt. 

^)  CoNSTANTiN,  Jui.iEN  et  DuFOUR,  L.  Nouvellc  flore  des  Champignons 
avec  416  Figures.  Paris  (Paul  Dupont).  pag.  16  Nr.  in.  7>.  Schuhmacheri 
als  giftig  bezeichnet. 

*)  Ricken,  1.  1.  Nr.  956.  L.  acutesquamosa  Weinm.  ■=  L,  Friesii  Lasch 
verdächtig. 


Salzwasser  oder  gutes  Austrocknen  an  der  Luft  oder  Einsalzen 
zerstört  wird  (Abkochung  zwecks  Entgiftung).  Diese  Gruppe 
umfaßt  so  ziemlich  alle  Lactarier  mit  scharfer  Milch,  auch  selbst 
L.  torminosa,-  diese  sind  nicht  eigentlich  giftig,  nur  der  scharfe, 
beißende  Milchsaft  greift  die  Darmschleimhaut  an  und  erzeugt 
mehr  oder  minder  heftige  Reizungserscheinungen.  Hier  sind  auch  zu 
nennen :  Boletus  luridus,  ^)  Boletus  Satanas,  ^)  Boletus  piperatus,  ^) 
Amanita  muscaria,  ^)  Russula  fragilis,  Russula  rubra.  Russula 
adusta,  Russula  nigricans  und  wahrscheinlich  auch  Russula 
emetica.  ^)  In  eine  fünfte  Gruppe  stelle  ich  Arten,  welche  durch- 
aus nicht  schädlich  oder  giftig,  aber  mit  einem  bitteren  Geschmack 
behaftet  sind,  der  durch  eine  kurze  Zeit  hindurch  (ungefähr  Rinf 
Minuten)  fortgesetzte  Abkochung  mit  Salzwasser  behoben  und 
nach  welcher  der  Pilz  wohlschmeckend  wird.  (Abkochung  zwecks 
(leschmacksverbesserung.)  Diese  Arten  sind:  Marasmius peronatus. 
Lactaria  subdulcis,  Pholiota  heteroclita,  Collybia  maculata,  Tricho- 
loma  rutilans,  Anianitopsis  vaginata.  Eine  sechste  Gruppe  um- 
faßt diejenigen  Arten,  welche  nur  im  Jugendzustand  eßbar  und 
schmackhaft  sind,  während  sie  im  späteren  Lebensalter  gänzlich 
untauglich  zur  Speise  werden.  Es  sind  dies  die  Coprinarier.  die 
Lycoperdon-  und  Bovista-Avien  und  Rhizopogon  luteolus.  Endlich 
die  siebente  Gruppe  enthält  jene  Arten,  welche  zwar  nicht  schädlich 
sind,  jedoch  ihres  schlechten  Geschmackes  oder  ihres  widerlichen 
Geruches  wegen  niemals  auf  die  Tafel  kommen,  es  sind  dies  die 


*)  MiGULA,  1.  1.  pag.  92.  Obeemeyer,  1.  1.  Band  11  pag.  27.  Michael 
1.  1.   Band  I  Nr.  45.     Gramberg,  1.  1.  Band  I  pag.  18.     Herrmann   1.  1.  pag.  13 

'*)  Bresadola  1.  1.  pag.   106. 

•^)  Obermeyek  I.  1.  Band  II  pag.  71  erklärt  diesen  Pilz  überhaujn  für 
unschädlich. 

^)  Bresadola  1.  1.  pag.  37.  Obermeyer  1.  1.  Band  II  pag.  10.  Migula 
1.  1.  pag.   138.     Michael  1.  I.  Band  I  Einleitung  pag.  68. 

*)  Karl  von  Krapf,  Ausführliche  Beschreibung  der  in  Unterösterreich, 
sonderlich  aber  um  Wien  herum  wachsenden  Schwämme  usw.  i.  u.  2.  Heft. 
Heft  I  pag.  9.  Trattinick  1.  1.  pag.  171.  Bresadola  1.  1.  pag.  27.  Ober- 
meyer 1.  1.  Band  II  pag.  37.  MiGULA  1.  1.  pag.  95.  Michael  1.  1.  Band  I 
P*g-   53-     Herrmann  1.  1.  pag.   14. 


—     6     — 

Tr efMt' IIa- Ar X.Qn,  welche  unangenehm  leimartig  schmecken,  ferner 
Cortinarius  obtusus,  Inolonia  Iraganum, ')  Hypholoitia  fasciculare  -) 
und  Litentium,  Tricholoma  sulphureum  ')  und  wahrscheinlich  auch 
Phallus  impudiais.  ^)  Die  Unstimmigkeit  in  den  Angaben  der 
Pilzkundigen  über  diese  Arten,  namentlich  über  Hypholoma  fasd 
culari'  wird  einerseits  darauf  zurückzuführen  sein,  daß  auch  dieser 
Pilz  schwankenden  Gehalt  an  Schädigungsstoffen  besitzt,  wie  er 
auch  in  einigen  Stücken  fast  gar  nicht  bitter,  in  anderen  sehr 
bitter  schmeckt,  andererseits  darauf,  daß  die  älteren  Prüfer  nirgends 
genau  angeben,  wieviel  sie  von  dem  Pilz  verzehrt  haben.  Größere 
Mengen,  kleinere  Mengen,  eine  Portion,  eine  Hand  voll  Exemplare, 
das  sind  die  Angaben,  die  man  liest  und  die  kein  sicheres  Maß 
sind.  Ein  Hut,  zwei  Exemplare  klingt  schon  genauer,  genügt 
aber  auch  nicht,  weil  Pilze  derselben  Art  .sehr  verschiedene  Größe 
haben  können.  Ich  bin  bis  jetzt  selbst  diesem  Fehler  verfallen, 
werde  ihn  jedoch  in  Folge  vermeiden  und  stets  in  Grammen 
genau  angeben,  wie  groß  das  Feuchtgewicht  war,  welches  ich 
^'erzehrte. 

Schliefiiich  seien  noch  zwei  Hauptregeln  beim  Verspeisen 
von  Pilzen  allen  Pilzfreunden  dringend  ans  Herz  gelegt.  Erstens, 
man  verspeise  niemals  einen  Pilz,  den  man  nicht  ganz  genau 
kennt  oder  über  dessen  Artzugehörigkeit  man  irgendwie  im 
Unsichern  ist;  man  frage  in  einem  .solchen  Falle  einen  Pilzsach- 
verständigen um  den  wissenschaftlichen  Namen  des  Pilzes  und 
ob  derselbe  eine  schädliche  oder  eine  verdächtige  oder  eine  ohne 
Bedenken  el.Nbare  Art  sei.  Zweitens :  man  verzehre  nie  von  einem 
Pilz,    den    man    vorher   noch  nicht  gegessen  hat  und  von  dessen 


')  Obermayer  1.  1.  Band  II  pag.  53.  Michael  1.  I.  Hand  I  Nr.  ü.5. 
Hkrrmann  1.  1.  pag.   14. 

^)  Ricken  Nr.  745.  I'.kesadoi.a  1.  I.  pag.  99.  Gramberc.  1  pag.  50. 
Hkkkmann  1.  1.   pag.    14. 

•')  Obekmeyer  1.  1.  Band  U  pag.  45.  Bresadula  1.  1.  pag.  53.  Michael 
1.   1.   Band  I  Nr.  60.     Ricken  1.  1.  Nr.   1034.     Herrmann  1.  I.  pag.   14. 

^)  Rabenhorst  1.  1.  pag.  307.  Obermeyer  1.  1.  Band  II  pag,  99.  Michael 
I.    1.    Band   II   Nr.    iq8. 


—     7     — 

Unschädlichkeit  man  sich  noch  nicht  überzeugt  hat,  gleich  eine 
größere  Menge,  sondern  man  prüfe  zunächst  ein  kleineres  Stück 
im  Gewicht  von  etwa  5  Gramm,  und  wenn  dieses  keine 
Schädigungen  verursacht,  10  Gramm,  dann  15 — 20  Gramm,  dann 
erst  den  ganzen  Pilz.  Wenn  man  so  verfährt,  wird  man,  falls 
man  wirklich  einen  giftigen  Pilz  gefunden  hat,  mit  einem  leichten 
Darmkatarrh  davonkommen  und  wird  sich  nicht  gleich  tötlich 
vergiften.  Hätte  der  Lehrer  BoCKEMÜLLER  in  Aschersleben, 
dessen  Pilzvergiftungsfall  die  Berichte  der  »Deutschen  Botanischen 
Gesellschaft €,  Jahrgang  34  (1916)  im  7,  Heft  besprechen,  auch 
nur    eine   dieser  Regeln   befolgt,   so  würde  er  heute  noch  leben 


Plicaria  badia  Pers.,  brauner  Becherling.  Beim  gewöhnlichen 
Sehen  ähnlich  der  Discina  abietina,  durch  das  Vergrößerungs 
bild  der  Bereitplatte  *)  lassen  sich  beide  leicht  unterscheiden, 
badia  hat  leicht  warzige  Sporen  und  die  Schläuche  bläuen 
sich  auf  Jodzusatz.  Dieser  Pilz  gibt  ein  sehr  wohlschmeckendes, 
an  Lorcheln  erinnerndes  Gericht  ab.  Migula  1.  1.  pag.  31 
und  Michael  1.  l.  Band  I  Nr.  i  empfehlen  ihn  gleichfalls 
als  wohlschmeckenden  Speisepilz.  Die  geprüften  Stücke 
stammen  aus  dem  Harz,   die  Art  kommt  auch  bei  uns  vor. 

Otidea  cochleata  Huds.,  Schneckenbecherling.  Leicht  kenntlich, 
auch  ohne  auf  die  Merkmale  des  Vergrößerungsbildes  (an 
der  Spitze  hakig  umgebogene  Nebenstäbe  ^)  zurückzugreifen, 
an  der  eigentümlich  gedrehten  und  hin-  und  hergewundenen 
Becherscheibe,  die  an  einem  Mittelpunkt  festgewachsen,  am 


')  Deutsch  für  mikroskopisches  Präparat,  oder  einfacher  Vorplatte.  Diese 
Bezeichnung  gilt  natürlich  nur  für  Präparate,  die  auf  einer  Glasplatte  (Objektträger) 
■  unter  einem  Deckgläschen  liegen.  F"ür  größere  zoologisch-anatomische  Präparate 
gebrauche  ich  das  Wort :  Vorlage,  für  chemisch-pharmaceutische  Präparate,  je 
nach  der  Darstellungsweise:  Mischung,  Verreibung,  Verdünnung,  Verdampfungs. 
rückstand  usw.  Es  ist  schwer,  für  eine  solche  Partizipialform,  zu  der  verschiedene 
Subjekte  ergänzt  werden  können,  im  Deutschen  einen  allgemein  passenden  Ausdruck 
zu   finden. 

')  Deutsch  für  Paraphysen. 


—     8     — 

Umfang    in    4-6  Zipfel    wie    eingebogen    oder    eingeknöpft 
'■        erscheint.      Schon  der  rohe  Pilz  schmeckt  lieblich  angenehm., 
">•        5  jMinuten   in  etwas  Butter  gebraten,  ist  er  ein  schmackhaftes, 
< -f     an    Morcheln    oder    Lorcheln    erinnerndes  Gericht.     Die  Art 
ist  selten,    bisher  von  mir    nur  einmal  gefunden   im  Manns- 
HAGEN'schen  l'ark  bei  Ahrensburg.    21.  Aug.  1917.    MiCHAEI. 
1.  1.   Band  III    Nr.    11    erklärt  den  Pilz  gleichfalls  für  eßbar. 
Ttemella    lutescens    Pp:rs.,    gelber    Zitterpilz,    gelber    Gallertpilz. 
Nicht    häufig.       Beim    Wasserwerk    Sande    (Bergedorf)    auf 
•■        abgestorbenen,  abgefallenen  Zweigen  der  Espe.     Unschädlich, 
■■       aber   von  einem  leimartigen,    widerlichen  Geschmack,    daher 
zur  Speise  ungeeignet.   Einen  nahen  Verwandten,  die  Tremella 
frondosa,  erklärt  MICHAEL  1.  1.   Band  III    Nr.    19   gleichfHll.'^ 
für  wertlos. 
Galocera  uiscosa  Peks.,    Goldhörnchen,    klebriger  Hörnling.     An 
altem    Nadelholz    überall    häufig.     Kann    als    Suppen-    oder 
Tunkenpilz    Verwendung    finden.      MiGULA-    1.    1.    pag.    141. 
OjBERMEYER  1.  1.  Band  II  pag.  96.     Michael  1.  1.  Band  II 
Nr.  loi.     Gramberg  1.  1.   Band  II  pag.  44.     Herrmann 
1.  1.  pag.  24,  . 

Boletus  chrysenteron  Bull.,  Goldröhrling.  Dem  B.  siibtomentosiis 
ähnlich,  zu  unterscheiden  durch  den  dichteren  Filz  der  Hut; 
Oberhaut  und  den  in  stärkeren  Maße  rötlich  gefärbten  Stiel. 
Er  ist  bei  uns  seltener  als  subtomentostis.  Sehr  wohl- 
schmeckend. Michael  1.  1.  Band  I  Nr.  10.  Herrmann 
1.  1.  pag.  26. 
Boletus  luridus  Schaeff.,  Hexenpilz,  Schusterpilz.  Bei  uns 
ziemlich  häufig,  in  Nadel-  wie  auch  in  Laubwaldungen. 
Leicht  kenntlich  an  der  roten  Porenschicht  und  dem  rot 
genetzten  Stiel.  Sein  gelbliches  Fleisch  läuft  an  der  Luft 
sofort  -Stark  blau  an.  der  blaue  Ton  geht  später  in  eine 
grünliche  Farbe  über.  Raheniiorst  1.  1.  pag.  438  berichtet, 
daß  dieser  Pilz  in  Wien  zu  Markte  gebracht  wird.  Vor  dern 
(jenuß  des  unabgekochten  Pilzes  ist  zu  warnen.  Nach  einer 
Abkochung  in   Salzwasser   von    1 5   Minuten   Dauer   oder  gut 


■  ,,:  ausgetrocknet  ist  er  sicher  unschädlich  und  gibt  ein  sehr 
wohlschmeckendes    Gericht    ab.      Trattinik    1.    1.    pag    92 

i  :      erklärt    ihn    für  verdächtig.     Fries  ')    sagt   von  ihm :    Sapor 

mitis,    sed    venenatus.      Obermeyer    1.  1.    Band   II    pag.  68 

erklärt    ihn    für    unschädlich.      Bresadola    1,    1.    pag.    106 

;     (Bresadola's  Tafeln  XCI  und  XC  sind  verwechselt,  Tafel  XC 

stellt   den  B.  luridus    und    Tafel  XCI    den  B.  satanas   dar). 

-:  Michael  1. 1.  Band  I  Nr.  24.  Gramberg  1. 1.  Band  II  pag.  14. 
Herrmann  1.  1.  pag.  13. 

Boletus  piperatus  Bull.,  Pfefferröhrling.  Die  kleinste  unserer 
einheimischen  Arten,  dem  B.  bovintis  an  Gestalt  nicht 
unähnlich,  durch  einfache  Röhren  und  seinen  scharfen, 
pfefferartigen  Geschmack  unterschieden.    Nicht  gerade  häufig, 

'  aber  verbreitet.  RABENHORST  1.  1.  pag.  441  hält  ihn  für 
verdächtig.  Fries  1.  1.  pag.  412  bezeichnet  ihn  als  sub- 
venenatus.  MiGULA  1. 1.  pag.  68  und  Obermeyer  1. 1.  Band  II 
pag.  71  erklären  ihn  für  unschädlich.  MICHAEL  1.  1.  Band  I 
Nr.  22  sagt  von  ihm:  »wird  als  verdächtig  bezeichnet,  doch 
soll  er  hier  und  da  von  Pilzliebhabern  an  Stelle  des  Pfeffers 
verwendet  werden.«   Nach  kurzer  Abkochung  von  fünf  Minuten 

<  Dauer  habe  ich  ihn  wiederholt  verspeist,  er  schmeckt  auch 
dann  noch  etwas  pfefferig  scharf  und  kann  am  besten  mit 
anderen  mild-schleimig  schmeckenden  Arten,  wie  z.  B.  mit 
Stropharia  aeruginosa  zusammen  gegessen  werden. 

Boletus  calopus  Fr.,  Schönfußröhrling.  Der  Ziegenlippe  etwas 
ähnlich,  aber  größer  und  stärker,  der  ganze  Stiel  hochrot 
und  fein  genetzt.  Der  Geschmack  des  rohen  Pilzes  i.st  anfangs 
milde,  sehr  bald  stellt  sich  aber  ein  stark  bitterer  Nach- 
geschmack ein,  welcher  auch  durch  zweimaliges  1 5  Minuten 
langes  Abkochen  und  nachfolgendem  stundenlangen  Auslaugen 
in  kaltem  Wasser  sich  nicht  beheben  läßt,  er  muß  daher  als 
ungeeignet  zur  Speise  bezeichnet  werden.    Rabenhorst  1.  1. 


■')  Elias  Fries.     Epicrisis    systematis    mycologici    seu    Synopsis   Hymeno- 
my<:etorum.     Upsalae    1836 — 1838  pag.  408. 

5* 


—       lO      — 

pag-  439  erklärt  ihn  flir  verdächtig.  Die  geprüften  Stücke 
stammen  aus  dem  Harz,  die  Art  kommt  auch  bei  uns  vor, 
allerdings  sehr  selten,  ich  habe  ihn  einmal  im  Sachsenwald 
bei  Friedrichsruh  gefunden. 

Gantharellus  infundibuliformis  Scop.,  Trichterleistling,  Trichter 
gelbling.  Kenntlich  an  dem  vollständig  durchbohrten  Hut 
und  durch  weniger  herablaufende  Lamellen  von  C.  tubae 
formis  unterschieden.  Sachsenwald  bei  Friedrichsruh.  Ich 
habe  zwei  Stück  im  Feuchtgewicht  von  5  Gramm  ohne 
Nachteil  verzehrt.  MICHAEL  1.  1.  Band  II  Nr.  131.  RiCKEN 
1.  1.  Nr.  8.     Herrmann  1.  1.  pag.  26. 

Gantharellus  aurantiacus  Wulf.,  falscher  Pfififerling.  Leicht  mit 
cibarius  zu  verwechseln,  seine  Farbe  ist  mehr  orangerot,  die 
Lamellen  sind  nicht  faltig,  sondern  strahlend,  der  Stielfuß 
ist  stets  dunkel,  er  ist  etwas  seltener  als  cibarius  und  findet 
sich  meist  an  oder  in  der  Nähe  von  altem  Holz.  Ich  erfand 
ihn  als  durchaus  unschädlich  und  ebenso  gut  schmeckend 
wie  cibarius,  fünf  Stück  verzehrte  ich  ohne  jeden  Nachteil. 
Frirs  1.  1.  pag.  365  erklärt  ihn  für  »non  vescus«.  Rabenhorst 
l.  1.  pag.  446  hält  ihn  nicht  für  eßbar  und  gibt  an,  daß  er 
nach  Persoon  giftig  sein  soll.  MICHAEL  1.  1.  Band  I  Nr.  36 
hält  ihn  höchstens  für  verdächtig,  RICKEN  1.  1.  Nr.  12  gleich- 
falls. Nach  Obermeyer  1.  1.  Band  II  pag.  89,  Migula  1.  1. 
pag.  74  und  Gramberg  Band  I  pag.  2  ist  er  unschädlich, 
ebenso  nach  Herrmann  pag.    14. 

Bolbitius  uitellinus  Pers.,  eigelber  Goldmistling.  Selten,  nur  auf 
Mist  oder  misthaltigem  Boden.  Ein  durchaus  unschädlicher 
Salatpilz. 

Coprinus  atramentarius  Bull.,  Tintenpilz.  Die  jungen,  noch  nicht 
ausgespannten  Hüte,  deren  Lamellen  noch  rosafarbig  sind, 
habe  ich  ohne  Nachteil  verzehrt  und  wohlschmeckend  befunden. 
Bresadola  1.  1.  pag.  100  warnt  vor  dem  Genuß  reifer  Stücke. 
Michael  1,  1.  Band  II  Nr.  122  erklärt  ihn  für  ungenießbar. 

Gomphidius  glutinosus  Schaeff.,  schleimiger  Kuhpilz,  Kuhmaul. 
Dem   G.   visädus   sehr   ähnlich,    nur   ist   sein  Stiel    einfarbig 


i  J     — 

gelblich  und  die  Lamellen  sind  graubräunlich,  auch  ist  er 
seltener  als  visädus.  Nach  RABENHORST  1.  1.  pag.  452  ist 
er  nicht  eßbar.  Obermeyer  1.  1.  Band  II  pag.  50  und 
MiGULA  1.  1.  pag.  79  empfehlen  ihn  zur  Speise  nach  Abzug 
der  Hutoberhaut,  Bresadola  1.  1,  pag.  104  hält  ihn  für  nicht 
besonders  empfehlenswert,  weil  er  mit  zuviel  Schleim  bedeckt 
ist,  Michael  1.  1.  Band  I  Nr.  41  verzehrt  ihn  nach  Ent- 
fernung der  Hutoberhaut,  HERRMANN  1.  1.  pag.  27.  Ich  habe 
ihn  wiederholt  verspeist  mit  und  ohne  Huthaut, 

Hygrophorus  conicus  Scop.,  Kegelglaskopf.  Auf  Wiesenboden, 
nicht  gerade  häufig.  Ich  habe  ihn  wiederholt  verspeist  und 
unschädlich  gefunden.  Man  nehme  zur  Speise  nur  .Stücke, 
die  noch  keine  schwärzliche,  einen  Fäulnisbeginn  anzeigende 
Färbung  haben.  Für  Obermeyer  1.  1.  Band  II  pag.  52  ist  er 
nur  »Schmuck  der  Grasplätze«,  sonst  unbrauchbar.  Migula 
1.  1.  pag.  82  kennt  ihn  ebenfalls  nicht  als  Speisepilz,  RICKEN 
1.  1.  Nr.  69  hält  ihn  für  giftig.  Herrmann  1.  1.  pag.  27 
empfiehlt  ihn  vorzüglich  zu  Suppen. 

Hygrophorus  ch/orophanus  Fries,  grünlicher  Glaskopf.  Am  besten 
kenntlich  an  dem  grünlichen  Kleber  des  Stieles,  der  jedoch 
im  Alter  verschwindet.  Unschädlicher  Salatpilz.  Nach  RiCKEN 
1.  1.  Nr.  73  ist  er  unter  die  Verdächtigen  zu  zählen.  Die 
geprüften  Stücke  stammen  aus  dem  Harz,  im  Gebiet  der 
Niederelbe  habe  ich  die  Art  noch  nicht  gefunden. 

Hygrophorus  miniatus  Fr.,  mennigroter  Glaskopf,  trockner  Saft- 
kopf. An  der  schönen  hochroten  Farbe  des  Hutes  und  Stieles 
leicht  kenntlich.  Unschädlich.  Migula  l.  1.  pag.  83  kennt 
ihn  ebenfalls  als  Speisepilz,  RiCKEN  1.  1.  Nr.  82  hält  ihn  für 
verdächtig. 

Lactaria  camphorata  Bull.,  Kamphermilchling.  Kenntlich  an 
seinem  angenehmen  Steinkleegeruch,  der  manchmal  sehr 
schwach  ist.  In  der  Jugend  ist  die  Hutmitte  schwarz,  der 
Rand  rötlich-geblich,  an  älteren  Stücken  ist  der  ganze  Hut 
gelbbraun.  Der  Milchsaft  schmeckt  durchaus  milde,  ohne 
kratzenden  Nachgeschmack  im  Gaumen.    Bei  uns  nicht  selten. 


12 


Vollkommen  unschädlich  und  wohlschmeckend.     RiCKEN  I.  I 
Nr.   131. 

Lactaria  rufa  SCOP.,  roter  Milchling.  Am  besten  kenntlich  an 
dem  stets  spitzen  Buckel  des  Hutes.  Die  Farbe  ist  ein 
Rotbraun,  in  dem  das  Rot  vorwiegt.  Der  Milchsaft  ist  scharf 
und  beißend.  Bei  uns  viel  seltener  als  suhdulcis  und  wohl 
oft  mit  diesem  verwechselt.  In  der  Haake  beim  Jägerhof, 
in  Timmendorferstrand  im  Wäldchen  hinter  Villa  Borchert. 
Obermeyer  1.  1.  Band  II  pag.  29  erklärt  ihn  für  stets 
ungenießbar.  MiGUl.A  1.  1.  pag.  89  sagt  von  ihm:  »scheint 
nicht  giftig  zu  sein«.  Nach  einer  zweimaligen  Abkochung 
von  je  20  Minuten  Dauer  ist  er  unschädlich  und  wohl 
schmeckend.     Herrmann  1.  1.  pag.  20  und  28. 

Lactaria  vellerea  Fries,  Erdschieber,  Wollschwamm.  Für  diese 
Art  gebe  ich  folgende  Kochvorschrift:  Der  ganze  Pilz  wird 
in  3 — 4  Stücke  zerschnitten  und  20  Minuten  lang  abgekocht. 
Die  großen  Stücke  werden  dann  zerkleinert  in  würfelförmige 
Stückchen  (Kante  des  Würfels  i  cm)  mit  Salz  eingemacht 
in  einem  Steintopf,  immer  eine  Lage  Pilzfleisch  und  eine 
Lage  Salz,  und  unter  Druck  gehalten.  So  läßt  man  den 
Topf  6 — 8  Wochen  in  einem  kalten  Raum  stehen,  vor  dem. 
Verspeisen  werden  die  kleinen  Stückchen  nochmals  5  Minuten 
aufgekocht,  dann  läßt  man  sie  abkühlen  und  mischt  sie  mit 
einigen  Scheiben  Sellerie  und  etwas  Essig  zu  einem  Pilzsalat. 
Das  Pilzfleisch  nimmt  dann  in  einer  Stande  den  Geschmack 
des  Selleries  an  und  wird  wohlschmeckend  wie  dieser.  Das 
Gericht  ist  vollkommen  unschädlich,  ich  habe  125  Gramm 
Pilzfleisch  ohne  jeden  Nachteil  verzehrt.  Die  Bekanntgabe 
dieses  Pilzes  als  eßbar  und  wohlschmeckend  nach  diesem 
Kochrezept  ist,  da  er  häufig  Vorkommt  und  viel  Fleisch  führt; 
auch  nicht  leicht  mit  einer  anderen  Art  verwechselt  werden 
kann,  höchstens  mit  L.  piperata,  die  wohl  auf  gleiche  Weise 
zubereitet  werden  kann,  volkswirtschaftlich  nicht  zu  unter 
schätzen.  Daß  er  in  Rumänien  und  Italien  von  der  ärmeren 
Bevölkerung    gegessen   wird,    ist    bekannt.      Bresadola   1.   I. 


—     13     — 

pag.   72.     Gramberg    I."  1-    Band   I    pag.   26.     Herkmanji^ 
I.  1.  pag.   13.  ': 

Lactan'a  blennia  Fries,  grau-grünlicher  Milchling.  Kenntlich  an 
der  r^arbe  des  Hutes  und  dem  sehr  reichlichen,  scharfen 
und  brennenden  Milchsaft.  Spätlinge  aus  der  zweiten  Oktober 
hälfte  führen  weniger  Milchsaft.  Bei  uns  häufig  in  Laub 
und  gemischten  Wäldern.  Nach  zweimaliger  Abkochung  in 
Salzwasser,  jedesmal  i  5  Minuten  fortgesetzt,  ist  er  unschädlich 
und  wohlschmeckend,  verlangt  aber  reichlichen  Gewürzzusatz. 
Michael  1.  1.  Band  III  Nr.  71  und  Ricken  1.  1.  Nr.  105 
halten  ihn   für  verdächtig. 

Lactan'a  turpis  VVeinm.  (=  necator  Fers.),  Mordschwamm,  Tannen 
reizker.  Saupilz,  Sukei  (in  Ostpreußen).  Bei  uns  häufig, 
♦  namentlich  in  Laubwäldern  unter  abgefallenen  Blättern,  auch 
an  grasigen  Wegrändern.  Er  führt  einen  reichlichen,  scharf 
brennenden  Milchsaft.  Nach  zweimaliger  Abkochung,  je 
1 5  Minuten,  und  mehrstündiger  Auslaugung  in  kaltem  Wiasser 
habe  ich  60  Gramm  Feuchtgewicht  ohne  jeden  Nachteil 
verzehrt.  Herr  Prof.  Dr.  R.  Timm  in  Hamburg  hat  mir  einen 
durch  den  Genuß  dieses  Pilzes  hervorgerufenen  Schädigung« 
fall  berichtet  (siehe  Einleitung  Seite  4).  Gramberg  1.  1.  Band  I 
pag.   16.     Ricken  1.  1.  Nr.  89. 

Lactaria  chrysorhoea  Fries,  gelbfließender  Milchling.  Von  der 
gleichfalls  gelbmilchenden,  aber  viel  selteneren  L.  thejogala 
unterschieden  durch  den  undeutlich  gezonten  Hut.  Bei  uns 
nicht  gerade  häufig,  aber  verbreitet,  doch  stets  einzeln  vor 
kommend,  in  Laub-  und  Nadelwaldung,  in  der  Haake,  im 
Sachsenwald,  in  den  Ladenbecker  Tannen  bei  Kergedorf 
Der  Geschmack  des  rohen  Pilzes  ist  milde,  durchaus  nicht 
scharf,  aber  mit  einem  etwas  scharfen  Nachgeschmack,  der 
merkwürdiger  Weise  erst  nach  verhältnismäßig  langer  Zeit, 
etwa  nach  einer  Minute  auftritt.  Zweimal  gut  abgekocht 
liefert  er  ein  wohlschmeckendes  Gericht,  ich  habe  90  Gramm 
Feuchtgewicht  verzehrt.  RABENHORST  1.  1.  pag.  5 49 >  und 
Ricken  1.   1.   Nr.  99  halten  ihn  für  giftig. 


—      14     — 

Russula  fragflis  Pers.,  zerbrechlicher  Täubling.  Die  normale 
Farbe  des  Hutes  ist  rot,  mehr  oder  weniger  abgeblaßt,  auch 
gelbliche,  grünliche,  selbst  fast  weiße  Stücke  sind  nicht  selten 
Die  Oberhaut  des  Hutes  ist  auf  weite  Strecken  leicht  ab 
ziehbar,  unter  ihr  erscheint  das  Hutfleisch  rötlich,  der  Stiel 
ist  weißlich  glänzend,  die  Lamellen  dicht  stehend,  spitz  an 
Stiel  und  Hut  angewachsen,  rein  weiß.  Der  Geschmack  ist 
scharf,  fast  beißend.  Er  ist  bei  uns  der  häufigste  Täubling, 
findet  sich  in  allen  Waldungen,  auch  an  Ackerrainen,  Weg 
rändern  und  ähnlichen  Stellen.  Die  Zeit  seines  zahlreichsten 
Auftretens  ist  der  September,  auch  in  der  zweiten  .Oktober 
hälfte  finden  sich  noch  vereinzelte  Spätlinge.  Von  /?.  emetica 
ist  er  nicht  leicht  zu  unterscheiden,  am  besten  noch  durch 
kleinere  und  schwächere  Gestalt,  dünneren  Hut,  den  etwas 
höckerigen  Hutrand  um  die  angewachsenen,  dünnen,  etwas 
brüchigen,  gedrängten  Lamellen.  Nach  zweimaliger  Ab 
kochung  in  Salzwasser,  jedesmal  15  Minuten,  und  nach- 
folgender Auslaugung  in  kaltem  Wasser  ist  er  unschädlich 
und  liefert  ein  schmackhaftes  Pilzgericht.  Im  Harz  wird  er 
von  der  Bevölkerung  unter  dem  Namen  >Prinzenpilz«  all- 
gemein gegessen.  Die  frisch  gesammelten  Pilze  werden  in 
kleine  Stücke  zerschnitten  und  in  einen  Steintopf  gelegt, 
schichtweise  mit  Salz  überstreut  und  unter  Druck  gehalten. 
Im  Winter  werden  diese  so  eingesalzenen  Pilzstücke  heraus 
genommen,  die  noch  sichtbare  rote  Hutoberhaut  wird  ab- 
gezogen, dann  wird  das  Pilzfleisch  abgekocht  und  verzehrt. 
Da  nun  auch  emetica  im  Harz  häufig  vorkommt  und  diese 
einfachen  Leute  gewiß  nicht  die  Unterschiede  zwischen  beiden 
Arten  kennen  werden,  da  ich  andererseits  auf  meine  wieder- 
holten und  eingehenden  Anfragen  bei  dortigen  Ärzten  und 
Apothekern  niemals  von  einem  Erkrankungsfall  nach  dem 
Genuß  dieser  eingesalzenen  Prinzenpilze  etwas  gehört  habe, 
so  ist  anzunehmen,  daß  auch  der  Giftstofi"  der  R.  emetica 
durch  dieses  Einsalzverfahren  zerstört  wird.  MiGULA  1.  l. 
pag,  96   hält  fragilis    für    »nicht  ganz  unschuldig«.     Ober- 


—     15     — 

MEYER  1.  I.  Band  II  pag.  38  empfiehlt  bei  seinem  Genuße 
die  größte  Vorsicht.  Michael  1.  1.  Band  I  Nr,  51  erklärt 
ihn  für  verdächtig  und  RiCKEN  1.  1.  Nr.   173  für  giftig. 

Russula  heterophylla  Fries,  wechselblätteriger  Täubling.  Die  Hut- 
farbe ist  stets  oliv,  bald  lebhaft  olivgrün  (häufigste  Färbung), 
bald  mehr  olivrötlich,  bald  mehr  olivbräunlich.  Die  Lamellen 
sind  stets  geteilt  und  gegabelt.  Die  Gabelung  findet  auch 
noch  in  der  Nähe  des  durchsichtigen  Hutrandes  statt,  am 
Hutrand  selbst  gehen  die  Lamellen  mit  breiter  Bucht  inein- 
ander über  und  sind  hier  durch  flache  Querrunzeln  verbunden. 
Häufig  in  allen  Laubwäldern,  er  tritt  schon  früh  auf  im  Juli, 
im  August  ist  die  Zeit  seines  zahlreichsten  Auftretens,  selbst 
im  Oktober  habe  ich  zuweilen  noch  Spätlinge  angetroffen. 
Der  Geschmack  des  rohen  Pilzes  ist  milde  und  angenehm, 
er  ist  gänzlich  unschädlich  und  liefert  ein  sehr  wohl- 
schmeckendes Gericht.  Schon  Fries  1.  1.  pag.  353  kennt 
ihn  als  Speisepilz,  auch  der  sonst  sehr  vorsichtige  Ricken 
1.  1.  Nr.   145  erklärt  ihn  für  eßbar. 

Russula  sanguinea  Bull.,  blutfarbiger  Täubling.  Entschieden 
unsere  schönste  und  prächtigste  Art,  kenntlich  an  dem  ganz 
glatten  Hutrand,  der  dunkelblutroten  Hutfarbe,  der  nur  auf 
ganz  kleine  Strecken  abziehbaren  Hutoberhaut,  unter  der 
das  Hutfleisch  ebenfalls  dunkelrot  gefärbt  erscheint,  den  nicht 
reinweißen  Lamellen,  die  einen  deutlichen  Stich  ins  Gelbliche 
zeigen  und  dem  reinweißen  Sporenstaub.  Er  ist  leicht  mit 
R.  xerampelina  zu  verwechseln,  die  stets  einen  breiteren  Hut 
und  ein  ganz  anderes  lichteres  Rot  hat.  Die  Art  ist  bei 
uns  sehr  selten,  ich  fand  ihn  nur  einmal  im  Sachsenwald 
bei  Friedrichsruh  am  28.  Oktober  191 7.  Der  Geschmack 
des  rohen  Pilzes  ist  scharf  und  beißend,  selbst  nach  zwei- 
maliger Abkochung  schmeckt  er  noch  scharf  und  bitter,  muß 
daher  als  zur  Speise  ungeeignet  erklärt  werden.  Eine  sehr 
gute  Abbildung  geben  Michael  1.  1.  Band  III  Nr.  T]  und 
Gramberg  1.  1.  Band  I  Nr.  30. 


-      i6     — 

Russula  nigricans  BULi,.,  schwärzlicher  Täubling  und 
Russula  adusta  PerS.,  brandiger  Täubling.  Beide  Arten '  sind 
kenntlich  an  ihrem  festen  Gefüge,  sie  fühlen  sich  an  wie 
weiches  Holz,  tiigricans  unterscheidet  sich  durch  entfernter 
stehende  Lamellen.  Beide  Arten  geben,  in  der  Jugend 
gesammelt  nach  einer  kurzen  Abkochung  einen  leidlichen, 
allerding.s  etwas  härtlich  schmeckenden  Pilzsalat.  Nach 
ÜBERMKYER  l.  1.  Band  II  pag.  44  ist  yiigricans  nicht  giftig, 
MiGULA  1.  1.  pag.  10  r  bezeichnet  nigricans  als  nicht  eßbar, 
Michael  1.  1.  Band  II  pag.  148  sagt  von  adusta,  daß  er 
gegessen  werde  und  RiCKEN  1.  l.  Nr.  137  und  Nr.  138 
erklärt  beide  Arten  für  verdächtig. 

Marasmius  perforans  Hoffm.,  Fichtennadelschwmdling.  Häufig 
auf  abgefallenen  Nadeln  der  Fichten.  Der  Stiel  ist  den 
Nadeln  wie  eingepfropft.  Der  üble  Geruch  des  Pilzes  ist 
flüchtig  und  weicht  an  dem  getrockneten  Pilz  einem  leichten 
Knoblauchgeruch.  Auch  der  Geschmack  getrockneter  Stücke 
ist  etwas  scharf  nach  Knoblauch.  Kann  ebenso  wie  M. 
scorodonius  als  Tunkenpilz  Verwendung  finden. 

Marasmius   erythropus    Pers.,    unterscheidet   sich    von    den    ver 
wandten  und  ähnlichen  Arten   durch  den  hohlen,    innen  mit 
Hyphenflocken  angefüllten  Stiel  und  durch  feuerrotes  Wurzel- 
geflecht.    In    allen    Waldungen    häufig.      Ein    durchaus    un- 
schuldiger, angenehm. schmeckender  Suppen-  und  Tunkenpilz. 

Lentinus  cochleatus  Fries.  Anissägeblätterling.  Selten,  an  alten 
Laubholzstämmen.  Im  Sachsenwald  bei  Friedrichsruh.  Auf 
fallend  durch  starken  Anisgeruch,  der  immer  .stärker  wird,  je 
mehr  der  Pilz  eintrocknet.  Unschädlich  und  wohlschmeckend. 
Ich  habe  30  Gramm  Feuchtgewicht  ohne  Nachteil  verzehrt 
Auch  Michael  I.  I.  Band  I  Nr.  58  und  Ricken  1.  1.  .Nr.  287 
empfehlen  ihn  zur  Speise. 

Ooprinarius  (Psathyrella)gracilis  Pers.,  zierliches  (ilimmerköpfchen 
Stets  kenntlich  an  der  rötlichen  Hutfarbe.  Meist  aufmist- 
haltigeiu   Boden,  häufig. 


Goprinarius  (Panaeo/us)  remotus  Schaeff.  Gegürteiter  Düngerlirtg> 
Nur-  auf  Mist  oder  an  misthaltigen  Stellen.  Am  besten 
kenntlich  an' dem  braunen  Gürtel  um  den  Hutrand 

Chalymotta  papilionacea  Bull.,  würfelrissiger  Düngerling.     Eben 
falls  nur  auf  Mist.  •« 

Chalymotta  campanulata  L.,  Cil(i)ckeiidüngerling.  Alle  vier  Arten 
sind   unschädliche  und   wohlschmeckende  Salatpilze. 

Anellaria  separata  I.,  beringter  Düngerling  Kenntlich  unter 
seinen  Verwandten  an  dem  stärkeren  Wuchs  und  dem 
■'■"--  deutlichen,  bleibenden  Ring.  Ebenfalls  nur  auf  Mist,  selten. 
Die  Hütchen  liefern  einen  aü.sgezeichneten  Pilzsalat.  Man 
lasse  sich  durch  die  schwarzen,  austretenden  Sporen,  welche 
dem  Ciericht  ein  schwärzliches,  nicht  gerade  appetitliches, 
schattenhaftes,  an  manche  Chinesengerichte  erinnerndes  Aus 
sehen  geben,  nicht  abschrecken. 

Psilocybe  semi/anceo/ata  Fries,  .spitzkegeliger  Kahlkopf  und 

PsHocybe  atrorufa  Schaeff.,  schwarzroter  Kahlkopf.  Beide  Arten 
sind  un.schädliche  Suppen-  oder  Tunkenpilze. 

Psilocybe  cernua  Hornem.,  überhängender  Kahlkopf.  Nicht  selten, 
im  Oktober  unter  Gebüsch,  in  Knicks,  am  Rande  grasigei^ 
Flächen,  von  P.  spadicea  SCLL\EFF.  gut  unterschieden  durch 
die  durchsichtigen  Streifen  des  Hutes  und  die  gedrängter 
stehenden  Lamellen,  durch  schwarzbraunen  Sporenstaub  und 
im  Vergrößerungsbild  durch  die  keuligen  Cystiden.  Seine 
Stellung  in  der  Verwandschaftsreihe  ist  noch  nicht  ganz 
sicher  festgestellt,  Fries  1.  1.  pag.  226  sagt  von  ihm:  »transit 
ad  Psathyrasc .  F.  Hennln'GS,  die  Basidiomyceten  in  Engler 
PRANTL;   Natürliche  Pflanzenfamilien,   erwähnt  ihn  nicht. 

Psilocybe  merdaria  Fries.,  Mistkahlkopf. 

Psalliotä  (Stropharia)  semiglobata  Baisch,  halbkugeliger 
Träuschling. 

Psalliotä  (Stropharia)  stercoraria  Fries,   Mistträuschling.  '"^ 

Psalliotä  (Stropharia)   squamosa    Pers.,    schuppiger   Träuschling 
.\lle    vier   .\rten,    bei    uns    nicht    selten,    liefern    einen  guten 
Pilzsalat. 


—      i8     — 

Psatliota  (Stropharia)  coronilla  Bull.,  Krönchenträuschling.  Selten. 
In  meinem  Garten  in  Eilbeck,  in  Gebüsch  beim  Wasserwerk 
Sande  bei  Bergedorf.  Unschädlich,  gibt  ein  wohlschmeckendes 
Pilzgericht.     RiCKEN  1.  1.  Nr.  727    hält    ihn    für  verdächtig. 

PaaUiota  (Stropharia)  aeruginosa  Gurt.,  schleimiger  Grünling. 
Grünspanträuschling,  Grünspanpilz.  Die  jungen  Pilze  von 
lebhaft  grüner  Farbe,  die  jiach  und  nach  sich  in  eineiv 
grünlichen  Schleim  auflöst,  der  nach  häufigem  Regen  gänzlich 
verschwindet.  Ziemlich  häufig  in  Gebüschen,  auf  Wiesen, 
auf  Heide-  und  Gartenland,  auch  an  alten  Baumstämmen. 
Der  Geschmack  des  rohen  Pilzes  ist  schleimig  und  fade,  er 
ist  unschädlich.  Am  besten  bereitet  man  ihn  zur  Speise 
zusammen  mit  einer  anderen  scharfschmeckenden  Art,  wie 
Boletus  piperatus  oder  Lactaria  subduläs.  Gramberg  1.  1. 
Band  I  pag.  51  hält  ihn  nicht  für  genießbar,  MiGULA  1.  l. 
pag.  III  sagt  von  ihm:  > Vermutlich  wird  er  seiner  Farbe 
wegen  als  giftig  angesehen,  was  er  aber  schwerlich  ist,  jedoch 
wird  er  nirgends  gegessen. t  RiCKEN  1.  1.  Nr.  723  erklärt 
ihn  für  verdächtig.     Herrmann  1.  1.  pag.  28. 

Derminus  (Galera)  mniophilus  Lasch,  Mooshäubling. 

Derminus  (Galera)  tenerus  Schaeff.,  zarter  Häubling.  Beide 
unschädliche  Suppen-  oder  Tunkenpilze. 

Derminus  (Sinocybe)  cucumis  Pers.,  Gurkenschlechtling.  Auffallend 
unter  seinen  Verwandten  durch  einen  widerlichen  Geruch 
nach  Häringen  oder  faulenden  Gurken.  Selten.  In  Gebüsch 
beim  Wasserwerk  Sande,  im  Sachsenwald.  Unschädlich. 
Der  Geruch  ist  flüchtig  und  verschwindet  sehr  bald,  den 
Geschmack  behält  aber  auch  der  getrocknete  Pilz  bei.  Er 
kann  als  Zusatz  zu  scharf  und  eigenartig  schmeckenden 
Tunken  verwendet  werden,  z.  B.  zu  Sardellentunke.  Nach 
Ricken  1.  1.  Nr.  656  ist  Nolanea  nigripcs  Trog  derselbe  Pilz. 

Derminus  (Sinocybe)  pediades  P'rie.s,  Fußschlechtling.  Am  besten 
von  den  verwandten  Arten  zu  unterscheiden  an  dem  aus 
gestopften,  innen  blaßgelblichen  Stiel.  Häufig,  namentlich 
auf  Brachäckern      Der  rohe  Pilz  hat  einen  milden  Geschmack 


—      [9     — 

mit  einem  leicht  bitteren,  etwas  metallischen,  zusammen- 
ziehenden Nachgeschmack.  Er  ist  gänzlich  unschädlich,  läßt 
sich  leicht  trocknen  und  kann  als  Suppenpilz  Verwendung 
finden. 
Hebeloma  mesophaeum  Fries,  dunkelscheibiger  Fälbling,  Bei  gut 
ausgeprägten  Stücken  umgeben  die  Reste  des  vergänglichen 
Schleiers  in  zweifachen  weißlich-braunen  Ringeln  den  Stiel, 
welcher  innen  in  seiner  ganzen  Länge,  außen  nur  am  Grunde 
braun-schwärzlich  ist.  Die  Art  ist  bei  uns  sehr  häufig  und 
kommt  in  allen  Waldungen  meist  truppweise  vor.  Bei  ober- 
flächlicher Betrachtung  kann  man  ihn  leicht  mit  einem 
Cortinarius  verwechseln.  Er  ist  unschädlich,  ich  habe  1 5  Gramm 
Feuchtgewicht  ohne  Nachteil  verzehrt.  RiCKEN  1.  1.  Nr.  369. 
Cortinarius  (Hydrocybe)  acutus   Pers.,  spitzer  Wasserkopf.     Ein 

unschädlicher  Suppenpilz. 
Cortinarius  (Hydrocybe)  obtusus  Fries.  Unschädlich,  aber  stets 
von  einem  bitterlichen  Geschmack,  daher  zur  Speise  ungeeignet. 
Cortinarius  (Hydrocybe)  leucopodius  Bull.,  weißfußiger  Wasserkopf. 
Gortinaris  (Hydrocybe)  decipiens  Pers.,  täuschender  Wasserkopf. 
Cortinarius  (Hydrocybe)  castaneus  Bull. 

Cortinarius  (Hydrocybe)  dilutus  Pers.,  entfärbter  Wasserkopf. 
Alle  vier  Arten  bei  uns  häufig,  unschädlich  und  wohl- 
schmeckend. 
Cortinarius  (Hydrocybe)  firmus  Fries,  derber  Wasserkopf.  In 
dieser  Untergattung  die  stärkste  und  stattlichste  Art,  der 
Stielknollen  erreicht  einen  Durchmes.«.er  von  6  cm.  Das 
Fleisch  des  Hutes  und  Stieles  ist  weißlich,  die  Rindenschichten 
des  Stielknollens  bis  auf  eine  Tiefe  von  i  mm  violett-bläulich,. 
Er  ist  eßbar  und  von  ganz  besonderem  Wohlgeschmack,  so 
daß  ich  nicht  anstehe,  ihn  unter  die  Edelpilze  zu  zählen. 
Bresadola  1.  1.  pag.  92  bezeichnet  ihn  ebenfalls  als  wohl- 
schmeckend und  vergleicht  seinen  Geschmack  mit  dem  des 
Tricholoma  Georgii.  Ricken  1.  1.  Nr.  476  stellt  ihn  zu 
Inoloma  opimuni  Fries,  er  unterscheidet  sich  aber  von  dieser 
Art  sehr  gut  durch  das  violette  Fleisch  der  Rinde  der  Stiel- 


20 


.  basis.     Hei    uns    ist  er  selten,    ich    fand  ihn    nur    einmal    im 

!      .  Hamburger  Walde  bei   Ahrensburg  am    19.  August  19 17. 

Cortinarius  (Telamonia)  rigidus  Scüp.,  steifer  Gürtelfuß.  Bei  uns 
die  häutigste  Telamonia,  stets  leicht  kenntlich  an  dem  braunen 
Hut,  der  am  Rande  einen  weißen,  seidenschimmernden  Gürtel 

,         trägt.     Unschädlich   und  wohlschmeckend. 

Qortinarius  (Telamonia)  psammocephalus  Bull  ,  kleinschuppiger 
Gürtelfuß.     An  dem  kleinschuppigen  Hut  und  der  schuppigen 

;         Cortina    des    Stieles    kenntlich.     Ebenfalls    bei    uns    häufig, 

.-,       unschädlich  und  wohlschmeckend. 

Cortinarius  (Telamonia)  heluolus  Bull.,  fahlgelber  Gürtelfuß.    Die 

'         geprüften  Stücke    stammen    aus   dem  Harz,    bei  uns  kommt 

;  die  Art  gleichfalls  vor,  aber  selten,  z.  B.  in  der  Haake,  im 
Sachsenwald.     Unschädlich  und  von  gutem  Geschmack. 

Cortinarius  (Telamonia)  brunneus  Pers.,  brauner  Gürtelfuß. 

Cortinarius  (Dermocybe)  caninus  Fries,  Hunde-Spinnwebpilz. 

Cortinarius  (Myxacium)  collinitus  Pers.,  beschmierter  Schleimfuß. 
Alle  drei  Arten  sind  bei  uns  häufig,  alle  drei  sind  unschäd- 
lich und  eßbar. 

Cortinarius  (Phlegmacium)  glaucopus  Sciiaeff.,  blauer  Klump- 
fuß. Er  liefert  ein  ausgezeichnetes  Pilzgericht  und  kann  als 
Edelpilz  bezeichnet  werden.  Die  gepriifien  Stücke  stammen 
aus  dem  Harz,  woselbst  die  Art  häufig  ist,  aber  merkwürdiger 
Weise  von  den  Bewohnern  nie  gesammelt  wird.  Bei  uns 
ist  er  selten,  z.  B.  in  der  Haake.     20.   September   1896. 

Naucoria  (Naucoriopsis)  conspersa  Pers.,  befiederter  Schlechtling. 
Kenntlich  an  den  feinen,  puderförmigen  Stäubchen  auf  dem 
Hut,  die  aber  im  Alter  verschwinden.  Bei  uns  die  häufigste 
Naucoriaart.  Er  hat  stets  einen  bitterlichen  Geschmack  und 
ist  zur  Speise  nicht  geeignet. 

Naucoria  (Tubaria)  furfuracea  Pers.,  kleiiger  Schlechtling.     Der 

^  vorigen  Art  ähnlich,  ebenfalls  in  der  Jugend  mit  befiedertem 
Hut,  die  Lamellen  aber  herablaufend,  ebenfalls  bei  uns  häufig, 
namentlich  an  grasigen  Wegrändern.  Ein  unschädlicher, 
wohlschmeckender  Suppenpilz. 


21 


Naucoria   (Flammula)  fusa    Batsch,    spindelförmiger;  Feueipilz 
Nur    an    oder    in    der  Nähe    von    altem  Holz,    nicht  gerade 
häufig,    in    Laubvvaldungen    bei    Neukloster,    bei  .  Volksdorf. 

•  :  Er  ist  nicht  im  geringsten  bitter  und  ist  unschädlich,  er 
schmeckt  allerdings  für  sich  allein  nicht  besonders,  aber  mit 
anderen  Pilzen  gemischt  läßt  er  sich  gut  verzehren.  In 
feuchten  Tagen  des  Spätherbstes  (20.  Nov.  191 7)  ist  er  mit 
einem  klebrigen  Schleim  überzogen  und  kann  leicht  für  eine 
Hebelovia  gehalten  werden,  aber  seine  Erkennung  ist  im 
Vergrößerungsbild  immer  leicht  und  sicher  an  den  flaschen 
förmigen,  mit  einem  aufgesetzten  Spitzchen  versehenen 
Cystiden.     RiCKEN  1.  l.   Nr.  627, 

Pholiota  flammans  Batsch,  feuerfarbiger  Stockschwamm.  Durch 
die  lebhafte  gelbrote  Farbe  seines  Hutes  und  die  schwefel 
gelben  Schüppchen  des  Hutes  und  Stieles  unter  seinen  Ver- 
wandten sehr  ausgezeichnet  und  nicht  leicht  mit  einer  andern 
Art  zu  verwechseln.  Er  kommt  ausschließlich  nur  an  alten 
Nadelholz-stämmen  vor.  Der  Geschmack  des  rohen  Pilzes 
ist  anfangs  milde  und  unauffällig,  sehr  bald  stellt  sich  ein 
unangenehmer  metallischer  Nachgeschmack  ein,  dem  ein 
zusammenziehender  Geschmack  im  Schlünde  folgt.  Abge- 
kocht oder  gut  getrocknet  ist  er  unschädlich  und  kann 
gegessen  werden. 

Pholiota  squarrosa  Müller,  sparriger  Stoekschwamm.  An  den 
dicht  gedrängten,  sparrigen,  safrangelb  bis  rostbraunen 
Schuppen  des  Hutes  und  Stieles  und  an  dem  gelblichen 
Hutfleisch  leicht  kenntlich.  Ebenfalls  nur  an  alten  Baum 
.Stümpfen,  meist  an  Laubholzstümpfen.  F.r  scheint  nicht 
ganz  unschädlich  zu  sein,  nach  dem  Genuß  eines  frischen 
Hutes  vor  dem  Mittagessen  bekam  ich  ein  den  ganzen  Nach 
mittag  anhaltendes  Darmgrimmen.  Abgekocht  oder  gut 
getrocknet  ist  er  jedenfalls  unschädlich.  Migula  1.  1.  pag. 
116  sagt  von  ihm:  > Geruch  und  Geschmack  unangenehm, 
weshalb  er  nicht  verwendbar  ist.«  Obermeyer  1.  1.  Band  II 
P^g-  55  erklärt  ihn  für  unschädlich  und  eßbar.     Gramberg 


—       22       — 

I.  1,  Band  I  fol.  55  sagt  von  ihm  >Kaum  genießbar,  da  er 
recht  zähe  ist.c  Nach  RiCKEN  1.  l.  Nr.  599  ist  er  unge- 
nießbar. Ein  Bekannter  von  mir,  der  ihn  für  Armillaria 
mellea  hielt,  hat  mit  seiner  Familie  reichliche  Mengen  ohne 
Schaden  verzehrt. 

Pholiota  heterociita  Fries,  Meerrettich- Stockschwamm.  Auffallend 
durch  den  starken  Meerrettichgeruch  und  bemerkenswert 
durch  die  Bildung  von  erbsen — bohnengroßen  Nährknollen*) 
am  Wurzelgeflecht  unter  dem  Stielfuß  (unter  jedem  Stiel 
fünf  bis  sechs  Stück).  Nur  einmal  gefunden  in  Altenau  im 
Oberharz  an  bearbeitetem  Fichtenholz  der  Gartenlaube  in 
»Haus  Pabst«,  September  19 17.  Der  Geschmack  des  rohen 
Pilzes  ist  milde  und  angenehm,  aber  mit  einem  nachfolgenden 
etwa  eine  Viertelstunde  andauernden  Kratzen  im  Schlund 
Er  ist  unschädlich,  auch  die  Nährknollen  können  gegessen 
werden. 

Hyporhodius  (Eccilia)  griseo-rubeUus  Lasch,  grauer  Nabelrötling. 
Kenntlich  unter  seinen  Verwandten  an  dem  starken  Mehl 
geruch.     Ein  unschädlicher  Suppenpilz. 

Hyporhodius  (Noianea)  papillatus  Bres.,  Nabelglöckling.  Durch 
den  warzenförmigen  Scheitel  und  die  gedrängten,  fleischroten 
Lamellen,  sowie  durch  den  angenehmen  Geruch  unter  den 
Verwandten  leicht  kenntlich,  von  mammosa  schon  durch 
den  Geruch  unterschieden.  Selten,  nur  einmal  gefunden  an 
der  Grenze  von  Laub-  und  Nadelwald  bei  der  Aumühle, 
südlich  der  Berliner  Bahn.  18.  September  191 7.  Ein  durch 
aus  unschädlicher  Suppen-  oder  Tunkenpilz. 

Hyporhodius  (Entoloma)  argyropus  Alb.  et  SCHW.,  silberfüßiger 
Rötling.  An  dem  reinweißen,  stark  glänzenden  Stiel  unter 
seinen  Verwandten  leicht  kenntlich,  höchstens  mit  E.  rhodo 
foliunt  zu  verwechseln.  Selten,  im  VVandsbeker  Gehölz, 
in  Timmendorferstrand.  Gänzlich  unschädlich  und  wohl- 
schmeckend. 

Hyporhodius  (Entoloma)  speculum  Fries,  Spiegelrötling. 

')  Deutscher  Ausdruck  für  Sclerotien. 


2  3 


Hyporhodius  (Entoloma)  senceus  Huii.  ,  Seidenrötüng.  Beide 
Alten  sind  bei  uns  nicht  selten,  beide  sind  unschädliche 
Suppenpilze. 

Agaricus  (P/eurotus)  potrigens  Pi:ks.,  ohrförniiger  Seitling.  Kin 
reizendes  Pilzgebilde,  einem  weißen  Blumenblatt  gleichend. 
Der  Hut  spateiförmig,  seitlich  ausgereckt,  ohne  oder  mit 
ganz  kurzem  Stiel.  An  Nadelholz.  Vollkommen  unschädlich. 
D\c  geprüften  Stücke  stammen  aus  dem  Harz,  die  Art  dürfte 
kaum  bei  uns  vorkommen,  da  er  ein  Bewohner  der  Gebirgs- 
wälder  ist. 
'^garicus  (Pleurotus)  ulmarius  Bl  l.i..,  Llmenseitling.  Durch  seine 
gewaltige  Größe,  den  gewürfelt-rissigen  Hut  und  durch  den 
Standort  sehr  ausgezeichnet.  An  alten  Ulmenbäumen  in 
der  > Großen  Allee c  in  Hamburg.  Er  ist  eßbar,  aber  nur 
im  Jugendzustand,  so  lange  die  Hüte  noch  nicht  rissig 
ijefeldert  sind.  Im  Alter  schmeckt  er  härtlich.  Auch 
MiCHAKi.  1.  1.  Band  III  Nr.  I02  und  RICKEN  1.  1.  Nr.  1369 
erklären   ihn   tur  el.^bar. 

Agahcus  (Omphalia)  maurus  Fries.,  Kohlen-Nabeling  .  Selten  [ 
An  grasigen  Wegrändern  in  den  Ladenbecker  Tannen  bei 
Bergedorf.  .Sehr  wohlschmeckend,  ich  habe  40  Gramm 
Feuchtgewicht  verzehrt. 

Agaricus  (Mycena)  po/ygrammus  BiLi...  .stielgeriefter  Rilling. 
Nicht  gerade  häufig.  Nur  an  alten  Baumstümpfen,  in  deren 
morsches  Holz  er  seine  spindelförmige,  steifhaarige  Wurzel 
einsenkt.  Im  Wandsbeker  (iehölz,  im  Wäldchen  beim 
Wasserwerk  .Sande.  Die  Hüte  sind  eßbar,  man  nehme  nur 
junge  Stücke,   da  ältere  stets  xon   Mucorarten  befallen   sind. 

Agaricus  (Mycena)  filipes  Bull.,   fadenstieliger  Rilling. 
Agaricus  (Mycena)  epipterygius  Scop.,  gelbschleimiger  Rilling. 
Agaricus  (Mycena)  galopus  Per.s..  milchender  Rilling. 
Agaricus   (Mycena)  alkalinus    Frie.s,    Laugenrilling.      Die.se    \  ier 

Arten    sind    sämtlich    bei    uns    häufig  wnd  sind  unschädliche 

Suppen-   und  Tunkenpilze. 

6 


—       24      — 

Agaricus  (Mycena)  atroa/bus  Bolton,  selten  1  Kenntlich  an  dem 
sattigen  l'Meisch  und  der  durch  die  grollen  Cystiden  wie 
borstig  erscheinende  Laniellenschneide.  Im  Laubwald  bei 
der  Aumühle,  südlich  der  Berliner  Balui  Ebenfalls  ein 
gänzlich  unschiidlicher  Suppenpilz. 

Agaricus  (Mycena)  olidus  Bresad..  ranziger  Rilling.  An  den 
durch  zahlreiche  Uuerrunzeln  verbundenen  Lamellen  und  an 
seinem  Geruch  nach  ranzigem  Mehl  unter  den  übrigen 
Adonidai'  sehr  leicht  kennlich.  Selten  I  Bis  jetzt  nur  an 
einer  Stelle  beobachtet,  im  Laubwald  bei  der  Aumühle, 
südlich  der  Bahn,  aber  daselbst  zahlreicli  und  jedes  Jahr 
wiederkehrend.  Im  Xo\ember.  Ebenfalls  ein  unschädlicher 
Suppenpilz. 

Agaricus  (D/lycena)  purus  Fers.,  Rettichrilling.  Seine  schöne 
blaurosa  Farbe  und  der  starke  Rettichgeruch  lassen  ihn 
leicht  erkennen,  er  ist  mit  keiner  anderen  Art  zu  verwechseln. 
Eignet  sich  am  besten  frisch  genossen  als  Salatpilz,  auch 
läßt  er  sich  leicht  trocknen.  MiGULA  1.  1.  pag.  122. 
Mtchaki.  1.  1.  Band  II  Nr.  172.  Gramher(;  1.  1.  Band  I 
pag.   36. 

Agaricus  (Collybia)  eleuatus  W'ein.m.,  hoher  Rubling.  Der 
C.  rad/cata  sehr  ähnlich,  aber  der  Stiel  ist  gerade,  nicht 
gedreht  und  an  der  Wurzel  wie  abgebissen.  Selten!  Ein- 
mal gefunden,  drei  Stücke  an  einem  alten  Baumstumpf  im 
Laubwald  bei  der  Aumühle,  südlich  der  Berliner  Bahn 
5.  August  191 7.  Er  ist  unschädlich,  schmeckt  jedoch  etwas 
bitterlich. 

Agaricus  (Collybia)  macu latus  Ai.n.  et  Sc  iiw.,  gefleckter  Rübling. 
Diese  Art  habe  ich  bereits  besprochen  im  ersten  Stück 
Seite  127  und  bezeichnete  ihn  als  unschädlich,  aber  bitter 
schmeckend.  Nach  einer  kurzen  Abkochung  (10  Minuten) 
ist  der  bittere  (jeschmack  verschwunden  und  der  Pilz  liefert 
dann  ein  wohlschmeckendes  Gericht.  RlcKEN  1  1.  Xr.  1235 
erklärt  ihn  für  verdächtig.      Herrmann    1.   1.   pag.   22 


—     25     — 

Agaricus  (Co/lybia)  uelutipes  Cuki.,  sammetfüßigcr  Rübling. 
VVinterpilz.  An  den  locketstehenden,  gelblichen  Lamellen 
und  dem  Sammetüberzug  des  unteren  Stielendes  leicht  zu 
erkennen.  Häufig  an  alten  oder  kränklichen  l^aumstämmen, 
namentlich  an  Ulmen,  überwinternd.  Durchaus  unschädlich 
imd  wohlschmeckend,  ich  habe  20  (iramm  Feuchtgevvicht 
ohne  Nachteil  verzehrt.  GrambkrG  1.  1.  Band  I  pag.  },j. 
Herrmann  1.  1.  pag.  29. 

Agaricus  fClitocybe)  pruinosus  Lasch,  bereifter  Trichterling. 
Häufig  in  Nadelwaldungen,  in  der  zweiten  Oktober-  und 
ersten    Novemberhälfte.      Unschädlich    und  wohlschmeckend 

Agaricus  (Clitocybe)  aggregatus  Schaeff..  gehäufter  Trichterling. 
Am  besten  kenntlich  an  dem  unregelmäßigen,  den  Stiel  oft 
nicht  im  Mittelpunkt  habenden,  geschweiften  und  gelappten 
Hut  und  durch  sein  Vorkommen  in  gedrängten  Haufen.  Sehr 
wohlschmeckend,  gänzlich  unschädlich.  Die  geprüften  Stücke 
stammen  von  Schiercke  im  Harz,  bei  uns  kommt  diese  Art 
nicht  vor.     Ricken  1.  1    Nr.  1070  stellt  ihn  unter  Tricholoma. 

Agaricus  (Tricholoma)  terreus  Schaeff.,  Erdritterling,  mause 
grauer  Ritterpilz.  Bei  uns  sehr  häufig,  namentlich  in  Nadel- 
waldungen. Die  beringte  Form  mit  einem  deutlichen  und 
dauerhaften  Ring  {Cortincllns  gausapatus  FRüiS)  fanden  wir 
auf  Geestboden  unweit  des  Sander  Wasserwerkes  bei  Berge 
dorf  am  11.  November  191 7.  Der  rohe  Pilz  hat  einen 
angenehmen,  nußartigen  Geschmack  und  ist  gänzlich  un- 
schädlich. Ich  habe  50  Gramm  1^'euchtgewicht  davon  ver 
zehrt.      Auch  Ricken  1.   1.   Nr.    1005   hält  ihn   für  eßbar. 

Agaricus  [Triciioloma}  argyraceus  lUn  f.  Dem  tcmus  ähnlich, 
doch  sind  die  Hutschüppchen  stets  rundlich,  nicht  spitz,  wie 
bei  jenem,  außerdem  machen  ihn  die  nicht  rein  weißen, 
sondern  etwas  bläulich  gefärbten  I^amellen,  der  starke  Mehl 
geruch  und  die  viel  kleineren  Sporen  als  gute,  eigene  Art 
kenntlich.  Auch  RiCKEN  1.  i.  Nr.  1002  führt  ihn  als  eigene 
Art  an.  Selten !  In  den  Ladenbecker  Tannen  bei  Berge 
dorf,     an    der    Ophioglossumstelle    ungefähr     lo— 12    Stück 

6* 


26 


gefunden  am    14.  Oktober   1917.      Ebenfalls  unschädlich  und 
von   besonders  Lautem  Geschmack. 

Agaricus  (Tricholoma)  uaccinus  Pkrs..  Kuhritterling.  Bei  uns  in 
lichten  Nadelwaldungen  ziemlich  selten.  Der  rohe  Pilz  hat 
einen  bitterlichen  Geschmack  mit  einem  etwas  metallischen 
Nachgeschmack,  jedoch  ist  er  gänzlich  unschädlich,  nach 
einer  kurzen  Abkochung  auch  wohlschmeckend.  RiCKEN  1.  1. 
Nr.    1009  hält   ihn   für  verdächtig. 

Agaricus  (Tricholoma)  portentosus  Fries,  grauer  Ritterling.  Die 
Art  ist  bei  uns  verbreitet,  einzeln  oder  2 — 3  Stücke  verwachsen. 
Eßbar  und  sehr  wohlschmeckend.  20  Gramm  Feuchtgewicht 
verzehrt  Michael  I.  i.  Band  II  Nr.  185  sagt  von  ihm: 
»Er  gehört  zu  unseren  wertvollsten  und  vorzüglichsten  .Spei.se- 
pilzen,  nur  muß  die  Oberhaut  wegen  des  erdigen  Geschmacks 
entfernt  werden.«  Auch  Gramberg  1.  1.  Band  I  Fol.  43 
und  Ricken  1.  1.  Nr.  997  erklären  ihn  für  eßbar.  Herrmann 
1.  I.  pag.  29. 

Agaricus  (Tricholoma)  rutilans  Schaeff.,  purpurfarbiger  Ritterling. 
Häufig,  stets  an  altem  Holz  oder  doch  in  der  Nähe  desselben. 
Ist  vollkommen  unschädlich,  hat  jedoch  einen  muffigen, 
dumpfigen  Geschmack,  wie  ein  verschimmelter  Apfel.  Dieser 
Geschmack  verschwindet  vollkommen  nach  einer  Abkochung 
von  5  Minuten  und  der  Pilz  liefert  dann  ein  wohlschmeckendes 
Gericht.  Viele  l'ilzkundige  sind  der  Meinung,  daß  dieser 
Pilz  nur  dann  den  dumpfigen  Geschmack  habe,  wenn  er 
auf  faulenden  Holzteilen  wächst,  was  ich  nicht  bestätigen 
kann,  denn  alle  Stücke,  welche  ich  kostete,  hatten  den 
gleichen  unangenehmen  Geschmack.  MlCüLA  I.  1.  [)ag.  131. 
OliERMEYER  I.  1.  l^and  II  pag.  45.  MiCHAEF,  1.  1.  Band  i 
Nr.  70.  Gra.müKRG  1.  1.  Band  I  Fol.  44.  RiCKEN  1.  1. 
Nr.  10 18  sagt  xon  ihm:  »gilt  als  verdächtig«.  1Ierrman.\ 
1.   1.  pag.   29. 

Armillaria  mucida  SciiRAnER,  schleimiger  Armringpilz.  Ziemlich 
verbreitet,  in  Buchenwaldungen  an  alten  Stämmen  hoch  über 
der  Erde,  oft  reihenweis  hervorbrechend,  in  seinem  leuchtenden 


—      27      — 

Weiß  eine  Zierde  des  Waldes.  Die  Hüte  sind  eßbar,  schmecken 
aber  nach  P>de  und  nicht  gerade  angenehm,  doch  können 
sie  mit  anderen  Pilzen  zusammen  genossen  werden. 

Armillaria  robusta  Alb.  et  Schw.,  derber  Armringpilz.  Selten 
In  den  Ladenbecker  Tannen  jedes  Jahr  wiederkehrend, 
lO.  November  191 7.  Bre.SADOLA's  Abbildung  1.  1.  Tab.  XVI 
trifft  den  Farbenton  unserer  einheimischen  Stücke  nicht  sranz 
dieselben  sind  weniger  rötlich,  mehr  bräunlich.  Auf  MiCHAEl/s 
Tafeln  1.  1.  Band  III  Nr.  100  ist  die  Art  auch  mehr  in 
bräunlichem  Ton  gehalten.  Alle  einschlägigen  Schriftsteller, 
Rabenhürst  1.  I.  pag.  571,  MiGULA  1.  1.  pag.  136,  Michael 
1.  !.,  Ricken  1.  1.  Nr.  986  (unter  Tricholoma)  kennen  den 
Pilz  als  eßbar. 

Lepiota  amianthina  Scop.,  gelbkörniger  Schildpilz.  Häufig  in 
Wäldern,  auf  Grasplätzen,  Ackerrainen.  An  der  lebhaft 
gelben  Farbe,  der  körnigen  Hutoberfläche,  den  weißen 
Lamellen  und  dem  Ring  leicht  kennbar  und  mit  keiner 
anderen  Art  zu  verwechseln.  Der  Geschmack  des  rohen 
Pilzes  ist  milde  und  angenehm,  leicht  erdig.  Er  ist  ein 
gänzlich  unschädlicher  Suppenpilz.  Auch  RiCKEN  1.  1. 
Nr.  972  erklärt  ihn  für  eßbar. 

Amanitopsis  uaginata  Bull.  {^=^  p/umbea  Schaeff.),  gescheideter 
Halbwulstling.  Sehr  häufig,  im  August  und  September  oft 
zahlreich  auftretend.  Von  den  echten  Amam/a- Arten  unter- 
schieden durch  den  Mangel  eines  Ringes,  außerdem  an  dem 
sehr  tief  und  sehr  regelmäßig  gerillten  Hutrand  und  an  der 
scheidigen  Haut  des  Stielfußes  sehr  leicht  kenntlich.  Er  ist 
vollkommen  unschädlich,  hat  nur  einen  etwas  bitterlichen 
Ge.schmack,  der  aber  nach  kurzer  Abkochung  in  Salzwasser 
(5  Minuten)  vollkommen  verschwindet.  Altere  Stücke  sind 
ebenso  gut  wie  jüngere.  BresaüOLA  1.  1.  pag,  41  kennt  ihn 
gleichfalls  als  eßbar.     HERRMANN  1.  1.  pag.  '30. 

Amanita  pantherina  D.  C,  brauner  Perlschwamm,  Pantherschwamm. 

Amanita  rubescens  Pers.,  rötlicher  Perlschwamm.  Beide  Arten 
bei    uns  häufig,    am  häufigsten    im   September,    auch    in  der 


--       28       - 

zweiten  Oktoberhälfte  finden  sich   noch  vereinzelte  SpätlintJe. 
Pantherina    ist    am    besten    kenntlich    an    der    dicken,    ganz 
randigen  VV'ulst,  nibescens  an  dem  bei  Verletzungen  sogleich 
rötlich  anlaufenden  Fleisch.      Über  die  Gefährlichkeit   beider 
Arten  siehe  das  in  der  Hinleitung  Seite  2   Gesagte. 
Rhizopogon  luteolus  Fries,   Kartoffelstäubling.     Selten,  namentlich 
an   sandigen  Stellen,    so    in   den  Lohbergen,    in    den  Laden 
becker    Tannen.      Man    beachte    das    rötlich    braune    Faser 
geflecht,    welches    den    ganzen    Pilz    überzieht,    um    sich    vor 
Verwechselungen    mit    einer    Scleroderma-Art    zu    schützen. 
Den    von    Rabenhor.'^T    1.    1.    pag.    246    für    diese    Art    an 
gegebenen  > ekelhaften  Geruch  und  Geschmack     habe  ich  nicht 
bemerkt,    sondern    nur  einen    durchaus   nicht  unangenehmen, 
würzigen  Geruch  "der  Schnittfläche.      Roh   genossen    hat  der 
Pilz    auch    einen    durchaus    nicht  unangenehmen   Geschmack 
und    auch    einen    ganz   guten  Nachgeschmack.      In  Scheiben 
geschnitten    und  mit  etwas  Butter  angebraten,    liefert  er  ein 
willkommenes  Pilzgericht.    Ich  habe  i  5  Gramm  Feuchtgewicht 
verzehrt.     Auch    ist    er    ein    guter,    gevvürziger     funkenpilz. 
IVocknen   läßt  er  sicli   nicht. 


Berichtigung. 

Mem  alter  Studienfreund,  Herr  Hofrat  F  LUDWIG  in  Greiz, 
hatte  die  Güte  mich  darauf  aufmerksam  zu  machen,  daß  Boletus 
elegans.  ausschließlich  nur  unter  Län^hen  vorkommt.  In  Stück  i 
le.se  man  auf  .Seite  118  Zeile  4  von  oben    >fellca     statt   ^fallax-^. 


29 


Versuch  einer  Klassifikation  des  Geschehens. 

Von 

\V.  Koppen. 


Wie    wir    die  Gesamtheit    der  Körper    als    die  Materie    be 
zeichnen,    so  können  wir    die  Cjesamtheit    der  Vorgänge   als    das 
(ieschehen   zusammenfassen. 

Um  uns  in  irgendeiner  großen  Mannigfaltigkeit  zurechtzu 
finden,  müssen  wir  suchen,  sie  zu  klassifizieren.  So  auch  in  der 
größten  Mannigfaltigkeit :  der  der  Erscheinungswelt  überhaupt. 
Für  die  Körper  ist  denn  auch  von  früh  an  eine  Klassifikation 
nach  Möglichkeit  ausgeführt  worden.  Für  die  Vorgänge  dagegen 
haben  wir  kaum  Anfänge  einer  solchen.  Aufs  eingehendste 
werden  einzelne  Gruppen  derselben  in  be.sonderen  Wissenschaften 
untersucht.  Eine  Übersicht  fehlt.  Die  Gliederung  unseres  Wissens 
vom  Geschehen  besteht  hauptsächlich  darin,  daß  »Naturwissen- 
schaften ^  und  »Geisteswissenschaften*  als  getrennte  Gebiete  mit 
gänzlich  verschiedenen  Methoden  und  Denkweisen,  fast  ohne 
Fühlung  nebeneinander  sich  entwickeln.  Und  doch  scheint  eine 
solche  Zusammenfassung  schon  durch  den  allgemeinen  Wortge- 
brauch vorbereitet  zu  .sein.  Es  sind  zwar,  wie  überall,  mehrere 
Klassifikationen  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten  möglich,  aber 
wie  es  bei  den  Organismen  neben  den  »künstlichen«  einseitigen 
eine  »natürliche«  Klassifikation  gibt,  so  .scheint  durch  die  Ge* 
samtheit  des  Geschehens  eine  natürliche  Stufenfolge  zu  gehen, 
jener  .  ähnlich  und  vielleicht  auch  wie  sie  der  Ausdruck  einer 
zeitlichen  Entwicklung. 

Diese  natürliche  Reihe  hat  unendlich  viele  Abstufungen; 
es  la.ssen  sich  aber,  in  ab.steigender  Folge,  diese  sieben  Haupt- 
stufen erkennen  als  Vorgänge  i.  der  Kultur,  2.  des  Bewußtseins, 
3.    des  Eebens,    4.   Vorgänge    in    Kolloiden,    5.    in    Kri.stalloiden, 


—     30     — 

6.  in  Gasen,  7.  im  leeren  Räume.  Zu  ihrer  Begründung  können 
im  folgenden  nur  Andeutungen  gegeben  werden,  der  Leser  möge 
selbst  dies  magere  Gerippe  durch  Nachdenken  ausfüllen. 

Das  Wesen  dieser  Stufenreihe  liegt  in  folgenden  vier  Tat 
Sachen : 

1.  Jede  untere  Stufe  ist  die  Voraussetzung  für  die  nächst 
höhere  und  ist  mit  ihr  durcli  mehr  oder  weniger  Übergänge  ver 
bunden.  Die  Stufen  schreiten  vom  enger  Bedingten  zum  allge 
meineren,   minder  Bedingten  hinab. 

2.  Je    höher    die  Stufe,    um    so    größer    ist    die    VVirkungs- 
fähigkeit   einer  gegebenen  Energiemenge,    einerseits  infolge  ihrer 
geringeren    Zerstreuung    und    geordneteren  Zielrichtung,    anderer 
seits  infolge  der  zunehmenden  Ausnutzung  anderweitig  vorhandener 
Rnergievorräte  durch  Auslösung. 

3.  Jede  Stufe  folgt  Gesetzen,  die  teils  mehreren  oder  allen 
Stufen  gemeinsam,  teils  dieser  Stufe  eigentümlich  sind.  Man 
muß  daher  sehr  vorsichtig  mit  der  Anwendung  von  Gesetzen 
sein,  die  für  eine  andere  Stufe  gefunden  sind. 

4.  Die  Stufen  sind  verschieden  alt.  Sicher  ist  es,  daß 
die  Kultur  .sehr  jung,  erst  seit  wenigen  Zehntausenden  von  Jahren 
auf  der  Erde  ist.  Wahrscheinlich  aber  ist  auch  das  Bewußtsein 
jünger  als  das  Leben,  dieses  jünger  als  die  Kolloidvorgänge, 
und  auch  diese,  wenigstens  auf  der  P>de,  jünger  als  das  .sonstige 
Geschehen.  Von  anderen  Weltkörpern  kennen  wir  nichts  als  die 
drei  untersten  Stufen.  Daß  die  Stoffe,  aus  denen  unser  Planet 
besteht,  gasförmig  waren,  bevor  sie  flüssig  und  fest  wurden,  ist 
eine  sehr  allgemeine  Annahme.  Die  neueren  Entdeckungen 
über  die  Umwandlung  der  chemi.schen  Elemente  geben  aber  auch 
der  alten  Vermutung  Wahrscheinlichkeit,  daß  deren  mannigfaltige 
Molekel  durch  Zu.sammenballung  eines  einfachen  Urstoffs,  etwa 
des  Aethers.  entstanden  sind. 

Am  .schnellsten  führt  es  wohl  zur  Klarheit,  wenn  wir  von 
jeder  der  Hauptstufen  je  ein  Beispiel  uns  vorstellen.  Ein  Friedens- 
.schluß  ist  ein  Kulturvorgang ;    ein  Gedanke    ist  ein   Bewußtseins 


31 


Vorgang-;  die  Entfaltung  einer  Blüte  —  ein  Lebensvorgang;  die 
Milch  gerinnt  —  das  ist  ein  Kolloidvorgang ;  der  Fluß  bedeckt  sich 
mit  Kis  —  das  ist  ein  Vorgang  in  einem  Kristalloid ;  es  stürmt 
ein  Vorgang  in  einem  Gas;  die  Sonne  scheint  —  ein  Vorgang 
im  Weltraum.  Nun  achten  wir  auf  den  Unterschied  der  Vorbe- 
dingungen: Für  den  Friedensschluß  (i)  sind  denkende  (2),  lebende(3) 
Menschen  von  Fleisch  und  Blut  {4)  notwendig,  die  einen  Stoff 
Wechsel  durch  Uiosmose  (5)  und  Atmung  (6)  besitzen  müssen; 
für  den  Sonnenschein  oder  die  Fortpflanzung  des  Lichts  (7)  ist 
keine  dieser  Bedingungen  erforderlich ;  sie  erfolgt  auch  im 
möglichst  vollständigen  Vakuum  und  im  Welträume,  und  nur 
hypothetisch  legen  wir  dem  Vorgang  als  Träger  den  Weltäther 
unter.  Gleiches  gilt  auch  für  die.  Zwischenstufen,  unserm  Punkt  1 
entsprechend,  wenn  auch  nicht  so  auffällig.  Zum  Regnen  oder 
Strömen  des  Flusses  gehört  z.  B.  nicht  nur  die  .Schwere  und  die 
chemische  Verwandtschaft  von  H  und  O,  wie  sie  auch  beim  Gas 
sich  finden,  sondern  auch  tropfenbildende  Kohäsion  und  Ober 
flachenspannung,  die  den  Gasen  abgehen.  Allgemein:  Ohne 
Bewußtsein  keine  Kultur,  ohne  Leben  kein    Bewußtsein   usw. 

Nun  zu  Funkt  2!  Bei  der  Planetenbewegung  im  leeren 
Räume  spielen  au.slösende  Ursachen  gar  keine  Rolle.  .Sie  zeigt 
nur  eine  periodische  Umwandlung  von  aktueller  Energie  in  poten- 
tielle und  umgekehrt.  Die  gewaltige  Energiemenge  eines  Sturmes 
und  die  noch  viel  größere  der  ihn  hervorrufenden  Temperatur- 
differenzen geht  fast  wirkungslos  vorüber,  während  eine  ver 
schwindend  geringe  F^nergieumsetzung  im  Gehirn  unter  Umstanden 
einen  höch.st  folgenreichen  Gedanken  speisen  kann.  Dev  täg- 
liche Energieverbrauch  des  tiefsten  Denkers  oder  des  größten 
Staatsmanns  würde  nur  zur  Verdampfung  von  4  bis  5  Litern 
Wasser  ausreichen  —  im  günstigsten  Falle,  in  Wirklichkeit 
wegen  der  Wärmeverluste  für  noch  viel  weniger.  Der  Schuß 
in  Serajewo  löste  den  Weltkrieg  aus.  Und  im  kleinen  auch  .so: 
Der  Fingerdruck  der  Arbeiters  löst  die  Wucht  des  Dampfhammers 
aus  und  wird  selbst  ausgelöst  durch  einen  Nervenreiz  auf  den 
Muskel  von   unmeßbar  geringer  Energiemenge. 


—     32     — 

Als  auslösende  Ursachen  eines  Prozesses  bezeichnet  man  solche 
?indrc  V'organjj^e,  deren  Energie  nicht  in  die  jenes  Prozesses 
übergeht  und  mit  ihr  in  keinem  festen  Größenverhältnis  sieht, 
in  der  Regel  weit  kleiner  ist.  Im  allgemeinen  entstammt  sie 
einer  unabhängigen  Umwandlungsleihe  der  Energie,  deren  zeit- 
liches und  räumliches  Zusammentrefifen  mit  der  ersten  Reihe  dvn 
Prozeß  »auslöst  <.  Hei  katalytischen  Wirkungen  aber  wird  auch 
die  Energie  der  auslösenden  V'orgänge  aus  der  Hauptreilu-  ent 
nommen.  so  daß  sie  überhaupt  keiner  Zufuhr  an  Energie  von 
außen  bedürfen;  z.  B.  die  Wirkung  des  Stickoxyds  in  der  Eahri 
kation   der  englischen   Schwefelsäure. 

Das  auslösende  Zusammentreffen  zweier  Verwandlungsreihen 
der  Energie,  wie  bei  der  Uhr  und  ihrem  Schlagwerk,  können 
wir  in  einem  solchen  endlichen  System  überblicken  und  als  Not- 
wendigkeit erkennen.  Wo  aber  die  Verflechtung  der  Ursachen- 
reihen unendlich  ist,  nennen  wir  es  Zufall.  Damit  ist  durch- 
aus nicht  ein  Verzicht  auf  die  weitere  Untersuchung  ausgesprochen. 
Wir  können  den  Zufall  mathematisch  behandeln  und,  wenn  wir 
die  Vorbedingungen  kennen  un<l  die  Zahl  der  Fiille  genügend 
groß  ist,  die  Häufigkeit  seines  Eintretens  nach  tlem  (besetz  der 
großen  Zahlen«  durch  die  W'ahrscheinlichkeit  berechnen.  Ein 
immer  noch  wachsender  leil  der  Naturwissenschaft  beruht,  be. 
Wüßt  oder  unbewußt,  auf  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung. 
Von  den  so  oft  angerufenen  ehernen  Gesetzen  der  Nülwendig- 
keit  wird  sich  vielleicht  ein  beträchtlicher  Teil  in  Gesetze  der 
Wahrscheinlichkeit  oder  des  gehäuften  Zufalls  verwandeln,  die 
zwar  für  den  Durchschnitt,  aber  nicht  für  den  Einzelfall  unbedingt 
maßgebend  sind. 

Eine  besondere  Art  von  Auslösungen,  die  scht)n  in  der 
anorganischen  Welt,  aber  noch  mehr  in  Kulturvorgängen  eine 
große  Rolle  spielt,  sind  die  Schwellenprozesse.  Denken  wir  uns 
einen  Heber  in  ein  Gefäß  dicht  unter  dem  oberen  Rande  einge- 
lassen, das  innere  Ende  des  Hebers  reiche  bis  zum  Hoden,  das 
äußere    bis    unter    den   Hoden    des    (refäßes.      Dann    können    wir 


—     33     — 

das  Gefäß  beinahe  voll  c^ießen,  aber  sobald  die  Flüssiij^keit  bis 
über  das  Knie  des  Hebers  steigt,  läuft  das  ganze  I^^ifs  leer. 
Der  Umschwung  in  Europa,  den  wir  in  diesen  Tagen  erleben, 
vollzieht  sich  nach   diesem  Schema. 

in  einer  intere-s.santen  Schrift:  »Ektropismus  oder  die 
physikali.sche  Theorie  des  Lebens«  hat  FELIX  Auerbach  1909 
ähnliche  Überlegungen  angestellt,  freilich  nur  auf  die  zwei  Stufen 
bezogen:  Leben  und  leblose  Natur  Letztere  gehorcht  nach  ihm 
einer  Ablaufmechanik,  ersteres  einer  Entwicklungsmechanik,  in 
der  die  Ektropie  nicht  wachsen,  sondern  abnehmen  soll.  Dali 
die  so  viel  größere  Wirkungsfähigkeit  einer  gegebenen  Energie 
menge  im  Leben  in  erster  Linie  auf  Auslösungen  beruht,  erwähnt 
er  zwar,  aber  nur  gelegentlich  ').  Ich  glaube  aber,  daß  der 
.Schwerpunkt  der  Sache  eben  in  den  Auslösungen  liegt,  deren 
sy.stematisches  Studium  allerdings  noch  in  den  ersten  An- 
fängen  liegt. 

Die  im  l'unkt  3  ausgesprochene  Warnung  wendet  sich 
namentlich  gegen  die  Anwendung  naturwissenschaftlicher  Gesetze 
als  Schlagwörter  auf  Kulturvorgänge.  Die  DARWIN'sche  Theorie 
war  ein  gewaltiger  Fortschritt  auf  dem  Wege  des  Mereinrückens 
der  Naturerscheinungen  ins  Begreifbare.  Damit  ist  aber  durch- 
aus nicht  ge.sagt,  daß  die  für  das  Leben  gefundenen  Gesetze 
ohne  weiteres  auch  für  die  Gebiete  gelten  müssen,  wo  die  Kultur 
als  entscheidender  Faktor  auftritt.  Namentlich  gehört  der  Krieg 
innerhalb  der  .Spezies  nicht  zu  den  Mitteln,  deren  die  Natur  sich 
zur  Vervollkommnung  der  Arten  bedient,  schon  darum  nicht,  weil 
er  bei  anderen  Tieren  nicht  vorkommt.  Das  Schlagwort  »Kampf 
ums  Dasein'  bedeutet  bei  DARWIN  allgemein  die  Einschrän 
kung  der  Vermehrung  durch  äußere  Umstände,  keines- 
wegs .speziell  die  Vergewaltigung  des  Schwächeren  durch  den 
Stärkeren. 

')   .\.  ;i.  ().  S.  74  sagt  er  nämlich;    »Bioloüjie   ist   Physik    derjenigen  Systeme, 
welche   im   Stande  sind,    selbständig    und   mit   freier  Ausnutzung  fremder  Energien 

cktropiscb    und   ordnend   zu    wirken  < 


34 


Versuchen  wir,  uns  die  obige  Stufenfolge  zu  veran- 
schauliclien,  so  erhalten  wir  folgendes  Hiid.  Links  vom  gewellten 
Strich  ist  die  Art,  rechts  sind  die  Träger  des  Geschehens  ange 
geben;  zu  beachten  ist  aber,  daß  die  Art  des  Geschehens  nicht 
nur  für  den  daneben,  sondern  auch  für  alle  darüber  stehenden 
Träger  gilt,  z.  T.  sogar  (wie  Bewußtseins-  und  Kolloid  Vorgänge) 
erst  auf  der  höheren  Trägerstufe  volle  Ausbildung  erlangt. 


C 
V 

ÜJ 
ü 


r. 


Kultur- Vorgänge         \ 


\ 


Mensch 


2.    MewufNtseins- Vorgänge     'jj 


3.    Lebens- Vorgänge 


4.   Vorgänge  in   Kolloiden 

(mit   Molfkclkfilfii    und   Dialyse 

3.   Vorgänge  in  Kristalloiden  ',   1  Kristalloid     \\ 

'  mit  Konasion,  Ciostalt  u.  Oberfläche!  1  i,l  \     ^■ 

6.  Vorgänge  in  Gasen  (chemische 

rinwaüdlungeii    u.    Molekularbeweguntj) 


\ 


Gas 


7.    Vorgänge  im  leeren  Raum  (Kernwirkunfr, '\ 

(iravilation,    Strahlung,   Schwiiigurig)  \ 


Aether 


Zunächst  mag  die  große  l'reppe  der  7  großen  Stufen 
lu'r\  orgehoben  sein.  Aber  bei  näherer  Überlegung  finden  wir 
nicht  nur  eine  fortschreitende  Steigerung  innerhalb  jeder  Stufe, 
sondern  auch  Übergänge  zwischen  den  Stufen,  so  dal.N  die  ge- 
wellte ansteigende  Linie  den  Tatbestand  noch  besser  veranschau- 
licht Nur  an  zwei  Stellen  zeigt  diese  Linie  vorläufig  noch  un- 
überbrückbare Brüche  zwischen  3  imd  4  und  zwischen  6  und  7. 
Aber  die  letzten  Jahrzehnte  haben  auch  diese  beträchtlich  ver- 
kleinert: der  Unterschied  zwischen  lebendiger  und  unorganischer 
Substanz  wird  durch  die  Fortschritte  in  der  Synthese  organischer 
Stoffe  vom  chemischen  auf  das  morphologische  Gebiet  zurückge- 


drängt,  wobei  das  moderne  Studium  der  Kolloide  uns  zeigt, 
daß  unzweifelhaft  durch  sie  und  nicht  durch  die  Kristallbildung 
der  Weg  zum  Leben  führt.  Auf  der  anderen  Seite  kommt 
unsere  Erkenntnis  über  den  Zerfall  der  radioaktiven  Elemente 
der   Entstehung  der  Atome  allmählich  näher. 

Die  verschiedenen  Arten  des  ( icschehetis  sind  an  diesem 
Aufslieg  sehr  verschieden  betr-iligt.  Bewegung,  chemische  Um 
wandlunij.  Wärme,  laicht  und  wahrscheinlich  auch  l'.lektri/.itat 
sind  es  in  wesentlicher  Weise.  Dazu  treten  als  Nebenwege, 
die  nicht  nach  oben  führen,  sondern  Sackgassen  oder  selbst 
Kückschritte  darstellen,  auf  Stufe  7  Magnetismus  und  Radio- 
aktivität (?),  von  Stufe  6  an  Schall,  von  Stufe  5  an  Kristallisation, 
auf  Stufe  4  Ausflockung  (Gerinnung,  Gel-Bildung)  hinzu.  Wie 
auf  Stufe  5  die  P^ntstehung  starrer  Körper  den  Weg  zum  Leben 
absperrt,  der  nur  durch  die  flüssigen  und  halbflüssigen  hindurch- 
führt, so  ist  die  völlige  l-'.inkapselung  der  Zellen  durch  Zellulose- 
häute, die  sich  bei  den  Blütenpflanzen  zeigt,  und  das  Ver- 
schwinden bei  ihnen  aller  Plinmier-  oder  Geißelbewegung,  die 
w\v  vom  Menschen  über  die  i\lgen  und  Moose  bis  zu  den  Cyca- 
deen  finden,  ein  sichtlicher  Seitenweg,  der  nicht  zum  Ziele  führt, 
wenn  auch  die  Assimilationsarbeit  der  grünen  Teile  dieser  Blüten 
pflanzen  heute  die  Energiequelle  für  das  ganze  lierleben  bildet 
(in  der  Vorzeit  wurde  diese  Arbeit  von  Kryptogamen  geliefert). 
Einen  remen  Rückschritt  stellt  auf  Stufe  2  das  Leben  festsitzender 
Parasiten  dar,  das  bei  den  Wurzelkrebsen  die  Pflanzenähnlichkeit 
am  weitesten  treibt.  P^ndlich  dürfen  wir  auf  Stufe  2  und  i  die 
Hypnose  und  auf  Stufe  1  den  Krieg  als  solche  Sackgassen  be- 
trachten, die  nicht  zum  Fortschritt  führen,  neben  manchem 
Andern. 

Wir  wollen  nun  von  den  einzelnen  Hauptstufen  einige  der 
wichtigsten  Züge  in  aller  Kürze  in  Erinnerung  rufen,  um  so  die 
Bedeutung  der  Klassifikation  etwas  deutlicher  erkennen  zu   lassen! 

Die  K  u  1  t  u  1  ist  das  Neue,  das  nüt  dem  Menschen  in  die 
Welt  gekommen  ist.  Sie  erzeugt  sogar  in  wachsendem  Grade 
neue  jihysikalische  und  chemische   Prozesse  und  neue  Stofte,   die 


"     36     - 

wahrscheinlich  vorher  nie  und  nirgends  in  der  Welt  vorkamen. 
Auch  die  Kulturtorheiten,  wie  das  Schmücken  bezw.  Verunstalten 
des  eignen  Leibes  oder  der  Massentotschlag  der  eigenen  Art- 
genossen durch  gegeneinander  ziehende  Horden  finden  wir  l^ei 
keinem  andern  Tiere. 

Die  Kultur  beruht  auf  drei  Grunderscheinungen  :  der  Domesti- 
zierung, der  Instrumentierung  und  der  gesprochenen  und  ge- 
schriebenen Sprache.  Die  erstere  besteht  in  einer  »durch  eine 
Reihe  von  Generationen  fortdauernden  willkürlichen  Beeinflu.ssung 
der  Ernährungs-  und  POrtpflanzungsverhältni.sse.«  (EUGKN 
Kjsciikr).  Vorläufer  der  1  )omestizierung  finden  wir  schon  bei 
den  Pflanzen  in  der  Svmbio.se,  bei  den  Ameisen  in  der  Sklaven- 
haltung  usw.  Beim  Men.schen  führt  sie  zur  l^rziehung  hinüber. 
Die  Domestizierung  führt  zur  vergrößerten  Variabilität,  und  ohne 
Variabilität  ist  die  Höherentwicklung  einer  Art  unmöglich.  Durch 
die  Instrumentierung  aber  nahm  diese  Entwickeln ng  beim  Menschen 
eine  besondere  Richtung  auf  das  Gehirn.  Seine  Hand  brauchte 
nicht  mehr  einem  bestimmten  Zweck  angepaf.U  zu  sein,  wie  die 
des  Maulwurfs  oder  des  Rennpferds,  sondern  erfüllt  durch  ge- 
eignetes Werkzeug  die  verschiedensten  Zwecke,  wenn  nur  das 
Gehirn  zur  Erfindung  die.ses  Werkzeugs  ausreicht.  Endlich  die 
dritte  Hauptbedingung  der  Kultur  i.st  die  Eormulierung,  Mitteilung 
und    Aufbewahrung    der    Gedanken    durch  Sprache    und  Schrift. 

Voraussetzung  für  die  Entstehung  der  Kultur  war  das  B  e- 
wußtsein,  welches  das  Tier  von  der  Pflanze  unterscheidet.  .So 
dumpf  dieses  bei  den  niederen  Tieren  .selbstverständlich  nur 
sein  kann,  so  machen  doch  dessen  Spuren  erst  das  Wesen  /.um 
Tier;  Bewegung  hat  ja  auch  die  Schwärmspore  und  die  Mimose, 
und  über  Empfindung  wissen  wir  auf.>erhalb  unseres  Selbst  nur 
das,  was  sich  durch  Bewegung  verrät.  Damit  steht  nicht  im 
Widerspruch,  daß  auch  bei  den  Handlungen  des  Menschen  das 
Unbewußte  oder  Halbbewußte  eine  viel  größere  Rolle  si)ieU, 
als  das  klar  Überlegte.  Der  Reiz,  der  bei  der  Mimo.se  schnell 
vergeht,  wird  bei  dem  mit  Intellekt  begabten  Wesen  als  Er 
inncrungsbild,    als     »Vorstellvmg(     aufbewahrt,    das     mit     andern 


—     ?>7     — 

Bildern  verknüpft    wird  und  zur   Auslösung    durch    andere  Reize 
bereit  liegt. 

Aus    dem  Grauen    vor    dein   Unbekannten    —    einer    allge 
meinen    tierischen    Schutzeinrichtung    —    und    aus    der  Lust   am 
Wissen    sind    im    menschhchen   Bewußtsein    sowohl    Religion     als 
Wissenschaft  emporgewachsen.    Ihr  Unterschied  liegt  in  der  Kritik. 

Das  Leben  wird  durch  I'-ntwickelung  eines  Individuums 
unter  Stoftwechsel  und  Fortpflanzung  —  d.  i.  Ablösung  neuer 
Individuen  —  gekennzeichnet.  Vorläufer  dieser  auf  der  Konti- 
nuität der  Kntwickelung  bei  Wechsel  des  Stoffs  beruhenden 
Individualität  finden  wir  in  der  anorganischen  Natur  u.  a.  in  der 
Welle  und  der  Flamme,  mit  Entstehung,  Wachstum  und  Tod, 
Teilung  und  Verschmelzung;  in  der  Hamme  sogar  mit  steter 
chemischer  Umwandlung  und  Auswahl  des  Aufzunehmenden. 

Für  die  äußere  Gestalt  der  Lebewesen  ist  vor  allem  die 
Bewegung  das  Entscheidende.  Schnelle  Bewegung  im  oder  auf 
dem  widerstehenden  Medium  verlangt  symmetrische  bilaterale  Form 
und  für  den  langsamen  Prozeß  der  Stoffaufnahme  durch  Dialyse 
die  vorläufige  Unterbringung  und  Mitführung  der  Nahrung  in 
laschen,  also  einen  Darm.  Fehlt  die  Bewegung,  so  wird  um- 
gekehrt die  Nahrung  aufgesucht  durch  Hervorragungen  — 
Wurzeln,  Zweige,  Blätter  die  zugleich  die  aufnehmende  Ober- 
fläche vergrößern  oder  der  Befestigung  dienen.  Das  bewegliche 
Her  kann  sich  wurzelartige  Anhänge  —  Kiemen,  Darmzotten  — 
nur  an  geschützten   Körperstellen  erlauben. 

Die  chemische  Grundlage  des  Lebens  ist  durch  das  ganze 
Pflanzen-  und  Tierreich  bei  allem  I^'ormenreichtum  sehr  einheitlich : 
im  Stoffaustausch  ist  zwischen  einem  Hutpilz  und  dem  Menschen 
wenig  Unterschied  ;  es  werden  Wasser,  organische  Stoffe,  Sauer- 
stoff und  Salze  aufgenommen  und  Wasser,  Kohlensäure  und 
emige  Stoffwechselprodukte  ausgeschieden.  Bei  den  grünen 
Pflanzen  fällt  die  Aufnahme  organischer  Stoffe  fort  und  tritt 
Aufnahme  von  Kohlensäure  und  ihr  Umbau  im  Licht  zu 
organischer  Substanz  an  deren  Stelle.  Ganz  abweichend  davon 
zeigen    die    Spaltpilze     bei     äußerster    Formenarmut    eine     über- 


-     3«     - 

raschendc  Verschiedenheit  der  «grundlegenden  chemischen  Vor 
gänge  in  Aeroben,  Anacroben,  Schvvefelbaktcrien,  StickstoH- 
bakterien  usw.  Manche  höhere  Pflanzen,  wie  Leguminosen,  haben 
sich  dieses  durch  Symbiose  zu  Nutze  gemacht.  Im  übrigen  bauen 
sich  Leben,  Bewußtsein  und  Kultur  auf  der  allmählichen  Auf- 
hebung der  durch  das  Sonnenlicht  in  den  grünen  l^flanzen  unter 
Spaltung    der  Kohlensäure  geschaflenen  chemischen  Energie  auf. 

Zum  Leben  .scheint  ein  bestimmter  anatomi.scher  Bau  des 
Individuums  oder  seiner  Teilstücke  (Zellen)  allgemein  notwendig 
zu  sein,  nämlich  mindestens  ein  Dualismus  von  Protoplasma  und 
einem  oder  mehreren  Kernen  mit  Kernkörperchen.  In  diesem 
noch  unerklärten  Zusammenwirken  der  beiden  Apparate  Kern 
und  Protoplasma,  der  dem  Menschen  und  dem  Eichbaum  ge- 
meinsam ist,  und  nicht  in  der  Zusammensetzung  aus  Zellen, 
scheint  der  tiefste  Unterschied  zwischen  organischer  und  organi- 
sierter Substanz,  also  »die  Leben.skraft«  zu  stecken.  Kern  und 
Plasma  der  mikroskopi.schen  Keimzelle  bestimmen  auch  beim 
Menschen  sein  ganzes  Leben  mehr,  als  alle  weitere  Stoffzufuhr 
und  äußeren  Umstände. 

Die  als  Kolloide  bezeichneten  Mitteldinge  zwischea  echten 
Lösungen  und  mechanischen  Gemengen,  deren  Teilchen  zwischen 
einem  Zehntausendtel  und  einem  Milliontel  mm  messen,  zeigen 
alle  Übergänge  zwischen  festen  Stoffen,  Gallerten,  Schleimen 
und  Flüssigkeiten.  Da  es  sich  dabei  um  einen  gewissen  Grad 
der  Zerteilung  (Dispersion)  handelt,  so  werden  auch  Nebel  und 
Rauch  als  Kolloide  im  weiteren  Sinne  betrachtet.  Das  »Disper 
sionsmittel  <  ist  hier  Luft,  bei  den  echten  Kolloiden  zumeist  Wasser. 
In  der  Reihe  von  merkwürdigen  Pirscheinungen,  die  die  Kolloide 
aufweisen,  sind  Dialyse  und  Gerinnung  (Gel-Bildung)  die  hervor- 
ragend.sten.  Das  Pastoplasma  ist  ein  sehr  verdünntes,  gewinnungs- 
fähiges Kolloid,  das  Brown 'sehe  Molekularbewegung  zeigt,  durch 
die  Zellwände  nicht  diffundiert  und  seine  P"orm  behält  selb.st  bei 
mehr  als  96  "/o  Wassergehalt. 

Das  sind  Eigenschaften,  wie  sie  auch  anorganische  Kolloide 
zeigen ;  von  ihnen  unterscheidet  sich  aber  das  lebende  Protoplasma 


—     39     — 

durch  die  komplizierte  chemische  Zusammensetzung  und  das 
äußerst  hohe  Molekulargewicht  der  Eiweißkörper,  aus  denen  es 
besteht.  Die  Verbindung  dieser  Molekel  zu  regehiiäßigen 
Molekelketten  verstärkt  die  kolloidalen  Eigenschaften  dieser 
Stoffe;  anscheinend  können  aber  alle  StolTe  bei  nicht  zu  hohen 
Temperaturen  durch  Bildung  unregelmäßiger  Molekelballen  kolloide 
Natur  annehmen. 

Diese  Zusammenballung  fehlt  auf  der  fünften  Stufe,  die  man 
nach  dem  Vorgang  von  Graham  die  kristalloide  nennt, 
obwohl  auch  Kolloide  zuweilen  Kristallbildung  zeigen.  Auf  ihr 
bewegen  sich  die  Molekel  einzeln  mit  größerer  oder  geringerer 
Reibung  (in  festen  oder  flüssigen  Körpern)  und  diffundieren  im 
letzteren  Falle  auch  durch  organische  Membranen.  Sie  werden 
aber  durch  Kohäsion  zusammengehalten  und  bilden  so  Körper 
von  bestimmter  Gestalt  und  Oberflächenspannung. 

Auf  der  sechsten  Stufe  ist  dies  nicht  mehr  der  Fall,  die 
leilchen  der  Gase  fliegen  frei  im  Räume  bis  sie  mit  andern 
zusammenstoßen ;  aber  diese  Teilchen  sind  noch  nach  chemischen 
Verwandtschaften  aus  schweren  Atomen  zusammengesetzte  Molekel. 

Endlich  auf  der  siebenten  Stufe  fällt  auch  dieses  fort,  das 
Geschehen  spielt  sich  im  stofileeren  Räume  ab,  sei  es  als  unver- 
mittelte Fernwirkung,  sei  es  getragen  von  dem  hypothetischen 
Aether,  dem  man  allerdings  zugleich  »Festigkeit«  und  ver- 
schwindend geringe  innere  Reibung  zuzuschreiben  genötigt  ist. 
Daß  er  zugleich  unwägbar  ist,  bedeutet  allerdings  noch  nicht, 
daß  er  gewichtlos  sei:  er  kann  auch  blos  nicht  isolierbar  sein, 
weil  seine  Teilchen  so  klein  sind,  daß  für  ihn  Glas  und  Metall 
so  durchgängig  sind,  wie  ein  Drahtnetz  für  Wasser.  Mafie  muß 
er  haben,  da  auf  dem  winzigen  Bruchteil  seiner  von  der  Sonne 
ausgehenden  Bewegungen,  den  die  Erde  auffängt,  die  Energie 
fast  aller  Lebens-  und  Witterungs-Erscheinungen  auf  dieser  beruht. 
Was  aus  den  übrigen  in  so  unbegreiflicher  Fülle  von  der  Sonne 
hinausgeschleuderten  Energiemengen  wird,   wissen  wir  nicht. 

Haben  wir  die  Rangordnung  des  Geschehens  erkannt,  so 
ergibt    sich    auch    eine    sehr   einfache    allgemeine   Vorschrift    für 


—      40     — 

menschliches  Handehi :  >  Trage  zur  iMhöhung  und  nicht  zur  Kr- 
niedritrung  (les  (Geschehens  bei!;^  Das  Gebot  »Du  sollst  nicht 
töten!«  ist  ein  Teil  dieses  allgemeinen  sittlichen  Ciesetzcs.  Kein 
(ieschehen  soll  auf  eine  niedrigere  Stufe  gebracht  werden,  es  sei 
denn,   um  dadurch  ein  höheres  Gescliehen  zu  ermöglichen. 

In  einem  im  Januarheft  1919  der  Monatsblätter  des  deutschen 
Monistenbundes,  Ortsgruj)pe  Hamburg,  erscheinenden  Aufsatz 
habe  ich  einige  der  obigen  Bemerkungen  näher  ausgeführt  und 
das  Verhältnis  der  darge.'Kellten  aufsteigenden  Stufenfolge  zur 
Entropie  und  zur  beständigen  Entwertung  besprochen,  der  die 
Energie  durch  Zerstreuung  unterliegt.  Beide,  die  aufsteigende 
Lebenstreppe  und  die  absteigende  Entropietreppe,  nötigen  uns 
wenigstens  für  das  beschränkte  materielle  System,  das  wir  über 
sehen  können,  eine  stetige  Änderung  in  einer  Richtung,  also 
einen  Anfang  und  ein  Ende  zu  erkennen.  Die  Unbegreiflichkeit 
wird  gemildert  durch  eine  zweite  Unbegreiflichkeit:  Die  Unend- 
lichkeit des  Raumes. 

Jedes  noch  so  große  System  i.st  ein  ofiene.s  System,  in 
dem  neben  freiwilligen  auch  von  außen  erzwungene  Vorgänge 
möglich  sind. 

Selbstver.ständlich  sind  neben  der  geschilderten  genetischen 
Klassifikation  auch  andere  Klassifikationen  der  Vorgänge  nach  be 
stimmten  Gesichtspunkten  möglich.     .So  z.  B.    nach    der  Stellung 
zu    auswärtigen    Energien,    in    freiwillige    und    erzwungene;    nach 
der    räumlichen  Verteilung,    in    zerstreuende  (au.sgleichende)    und 
sammelnde  (difterenzierende);  nach  der  Richtung  gegen  das  (jleich 
gewicht,  in  stabilisierende  und  labilisierende;  nach  der  l^rhaltungs- 
tendenz    in    hnitive,    die   auf  ihr   eigenes   T-nde  und  konservative, 
die  auf  ihre   Erhaltung  hinwirken.      Die  Durchführung  dieser  Ein 
teilungen    ist    .sehr  .schwierig,    weil  die  Gesamtheit   der    V^)rgänge 
auf  ihre  Stellung  in  die.sen  Kla.ssen  geprüft   werden  mülke. 

Was  ist  nun  »Materie;  untl  «Geschehene.-  Die  einfachste 
1^'a.ssung  i.st  vielleicht  die  folgende :  Raum  und  Zeit  haben  keine 
Eigenschaften,  sondern  nur  Dimensionen ;  mit  lugenschaften  be- 
gabten   Raum    nennen    wir    .Materie,    mit    Eigenschaften    begabte 


—     41      — 

Zeit  nennen  wir  Geschehen.  Möglicherweise  bestehen  alle  diese 
Eigenschaften  aus  einer  Beziehung  von  Raum  auf  Zeit  Bei 
sichtbarer  Bewegung  ist  die  Beziehung  diese :  Heißt  das  Be- 
ständige in  der  Materie,  die  Masse,  ni,  dasjenige  im  Geschehen, 
die  Energie,  e,   und  bezeichnet  weiter  s  den  Weg,  t  die  Zeit,  so  ist 

s^  t* 

ms'  =  2et^,  woraus  ebensogut  e  als  =  V«  '"    .,   \\ie  m  als  ■^=  2e  ^ 

definiert  werden  kann.  Da  andere  Energieformen  aus  und  in 
sichtbare  Bewegung  umgewandelt  werden  können,  so  liegt  die 
Annahme  nahe,  daß  für  alles  Geschehen  dieses  eigentumliche 
V^erhältnis  zwischen  den  angegebenen  vier  Größen  bestehe.  Für 
die  Wärmeerscheinungen  in  Gasen  und  Lösungen  ist  in  der  Tat 
diese  Auffassung  aufs  vollkommenste  mathematisch  durchgeführt 


Verhandlungen 
desnaturwissenschaftlichenVereins 

zu  Hamburg 

im  Jahre  1919 

Dritte  Folge  XXVI! 


/ 

i 


Hamburg,  1920    :-:    L.  Friederichsen  &  Co. 


Für  die  in  diesen  „Verhandlungen"  veröffentlichten 
wissenschaftlichen  Mitteilungen  und  Aufsätze  sind  nach 
Form  und  Inhalt  die  betreffenden  Vortragenden  oder 

i-'L-ft-"-",:j!a     Verfasser  allein  verantwortlich;     '_!i-'ljc3zje3 


H.  Lorenz'  Buchdruckerei,  Schwarzenbek  i.  Lauenbg. 


Verhandlungen 
des  naturwissenschaftiichen  Vereins 

zu  Hamburg 

im  Jahre  1919 

Dritte  Folge  XXVIi    . 


Hamburg,  1920    :-:    L,  Friederichsen  <%  Co. 


Inhaltsverzeichnis. 


I.  Geschäftliches. 

Seite 

Allgemeiner  Jahresbericht  für   1919  .     .     .    ^ 5 

Verzeichnis  der  im  Jahre  1919  geschenkten  Schriften 6 

Abrechnung  für  1919 7 

Vorstand     und     Gruppenvorsitzende     für     1920,     ständige     Mitglieder     des 

erweiterten  Vorstandes,  Kassenprüfer  und  Ehrenrat 8" 

Verzeichnis  der  Mitglieder,  alDgeschlossen  am  1.  Juli  1920 8 

II.  Berichte  über  die  Vorträge  und  wissenschaftlichen  Ausflüge 

des  Jahres  1919. 

A.  Die  Vorträge  und  Vorführungen  des  Jahres  1919. 

Die  Vorträge  sind  im  folgenden  Verzeichnis  nach  dem  Stoff  geordnet. 
Von  den  mit  einem  Stern  (*)  bezeichneten  Verhandlungen  ist  kein  Bericht 
abgedruckt.  Vorträge,  die  Stoff  aus  verschiedenen  Abteilungen  der  folgenden 
Übersicht  behandelten,  sind  mehrfach  aufgeführt. 

Chemie,  Physik,  Meteorologie  und  Verwandtes. 

Koppen:  Neue  Klassifikation  der  Klimate 20 

Lindemann:  Beugungsbilder  einiger  besonderer  Fälle  Fraunhoferscher  Partie- 
gitter   20 

Riebeseil:    Stereoskopische  Raummessung,    insbesondere  an  Röntgenbildern  22 

Tams:  Drehwage  und  Schweremessungen  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Geologie  23 

Schutt:  Über  Neonlampen,  Extraströme  und  Lichtbogenschwingungen      .     .  24 

Wegener:  Der  Meteoritenfall  von  Treysa  am  3    April  1916 29 

Pranck:    Fortschritte   der  organisch  -  chemischen  Grosstechnik  während  des 

Krieges 30 

*Ahlborn:    Laminare  und  turbulente  Strömungen  in  Rinnen  und  Rohren     .  30 

Geologie  und  Verwandtes. 

*Gürich :    Über    die  Erdölgebiete    in  Rumänien  im  Vergleich  zu  den  nord- 
deutschen        20 

Tains  :  Drehwage  und  Schweremessungen  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Geologie  23 

Koch:  Pliocäne  Ablagerungen  bei  Hamburg 25 

^  Reche:  Die  diluviale  Tierwelt  in  der  Darstellung  des  diluvialen  Menschen  .  28 

rl- Wegener:  Der  Meteoritenfall  von  Treysa  am  3.  April  1916 ,  29 


—     4     — 

Geographie  und  Ozeanographie. 

Koppen:  Neue  Klassifikation  der  Klimate 20 

Pfeffer:    Der  Standpunkt  der  Paleogeographie  und  Zoogeographie  gegenüber 
der  Hypothese  Alfred  Wegeners   von  der  Horizontalverschiebung  der 

Kontinente 21 

Pfeffer.  Mittelamerika  und  die  Geschichte  der  amerikanischen  Tierwelt  .     .  31 

Lütgens:  Westindien    im  Weltkriege.     Eine  wirtschaftsgeographische  Studie.  22 

Lütgens;   Bulgarien,  Land  und  Leute 29 

Hentschel:   Untersuchungen  zum-  Bipolantatsproblem 25 

Lohmann:  Die  Besiedelung  der  Hochsee  m.it  Pflanzen  und  Tieren      ...  26 

Biologie. 

-Allgemeinem. 
Lohmann ;  Die  Besiedelung  der  Hochsee  mit  Pflanzen  und  Tieren.     ...     26 

Botanik. 
Reh:  Insekten-.M.inen  in  Blättern 30 

Zoologie. 
Pfeffer:  Der  Standpunkt  der  Falaeogeographie  und  Zoogeographie  gegeniiber 
der  Hypothese  .Alfred  Wegeners  von  der  Horizontaiversclnebung  der 

Kontinente 21 

Pfeffer;   A'littelamerika  und  die  Geschichte  der   amerikanischen  Tierwelt .     .  31 

Hageii:  Japans  Fauna  in  ethnographischer  Hinsicht 22 

Martini:  Über  Stechmücken  und  Stechm.ückenbekämpfung  in  der  Heimat    .  25 

Hentschel :  L'ntersuchungen  zum.  Bipolaritätsproblem 25 

Reh:    Ratten  und  Mäuse,    ihre  Bedeutunp,  für  den  Menschen  und  ihre  Be- 
kämpfung    2" 

Reh:  Insekten-Minen  in  Blättern. 30 

Reche:  Die  diluviale  Tierwelt  in  der  Darstellung  des  diluvialen  Menschen  .  2S 

Vosseier:  Kleine  Mitteilungen  aus  dem.  Zoologischen  Garten 2S 

*Fülleborn:  Übertragung  der  Grubenwurmkrankheit  (.Ankyjostomiasi?).     .     .  30 

Anthropologie. 

.Hagen  :  Japans  Fauna  in  ethnographischer  Hinsicht 22 

'Antze:  Die  .Metalltechnik  der  Indianer 2-1 

Reche:  Die  diluviale  Tierwelt  in  der  Darstellung  des  diluvialen  Menschen.     28 

m 

Aledizin. 

Nöller:   Über  die  Behandlung  der  Pferderäude  mit  Gas 21 

Riebeseil:  Stereoskopische  Paummessung,  insbesondere  an  F^öntgenbiidern  .  23 

.Martini :  L'ber  Stechmücken  und  Stechmückenbekäm.pfung  in  der  Heimat  ^^ 
Reh:  Ratten   und  Mäui^^e,    ihre  Redentung    für  den   Menschen  und  ihre  B»" 

kämpfung ^^ 

*Fülleborn :  Übertragung  der  Grubenwurtnkrankhcit  (Ankyloi.Uomiasis)      .     .  30 

B.  Die  vcissenschaftlichen  Anslflüj^e  riet;  Jahres  1910. 

'^  Botanische  Ausflüge 


;i2 


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1.  Geschäftliches. 


Allgemeiner  Jahresbericht  für  1919. 

Am  Schlüsse  des  Jahres  1919  zählte  der  Verein  18  Ehrenmitglieder, 
8  korrespondierende  und  467  ordentliche  Mitglieder.  In  das  Berichtsjahr  fiei 
der  Tod  des  Ehrenmitgliedes  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  E.  Haeckel  sowie  der  ordent- 
lichen Mitglieder  Dr.  H.  Borgert,  Prof.  Dr.  E.  Glinzer,  E.  Heine  und 
Dr.  O.  Ste  in  haus.     Ausgetreten  sind  13,  eingetreten  31  Mitglieder. 

Infolge  der  revolutionären  Unruhen  mussten  die  Sitzungen  des  Vereins 
einige  Male  abgekürzt  werden  oder  ganz  ausfallen ;  doch  konnte  im  übrigen 
eine  gedeihliche  Tätigkeit  entwickelt  werden.  Insgesamt  fanden  26  Sitzungen 
statt,  die  im  Mittel  von  42  Personen  besucht  waren.  Von  den  dabei  gehaltenen 
Vorträgen  fielen  6  in  das  Gebiet  der  Botanik  und  Zoologie,  4  gehörten  der 
Chemie  und  Physik  an.  5  betrafen  Geophysik,  Geologie  und  Paläontologie; 
desgleichen  waren  Geographie  und  Völkerkunde  mit  5  Vorträgen  vertreten, 
während  sich  2  Vorträge  mit  Astronomie  und  kosmischer  Physik  und  4  mit 
medizinischen  Fragen  beschäftigten.  Außerdem  hielt  die  botanische  Gruppe 
5  Sitzungen,  die  physikalische  Gruppe  3  und  die  Gruppe  für  den  naturwissen- 
schaftlichen Unterricht  2  Sitzungen  ab.  An  den  im  Berichtsjahr  veranstalteten 
11  botanischen  Ausflügen  nahmen  im  Durchschnitt  je  13  Mitglieder  teil.  Den 
Vortrag  zur  Feier  des  82jährigen  Stiftungsfestes  hatte  Herr  Prof.  Dr.  Fülleborn 
übernommen.  Er  sprach  im  tropenhygienischen  Institut  über  die  Übertragung 
der  Grubenwurmkrankheit  und  führte  in  Verbindung  hiermit  Projektionen, 
Kinematogramme  und  Demonstrationen  vor. 

Der  Vorstand  erledigte  seine  Geschäfte  in  6  Sitzungen,  darunter  war  eine 
Sitzung  des  erweiterten  Vorstandes. 

Von  bemerkenswerten  Beschlüssen  ist  anzuführen,  daß  nunmehr  auch 
Frauen  als  ordentliche  Mitglieder  in  den  Verein  aufgenommen  werden  können. 
Ferner  können  Studierende  gegen  Entrichtung  eines  Semesterbeitrages  von  2  Mk. 
als  Semestergäste  zugelassen  werden.  Herr  Prof.  H.  Ahlborn  in  Göttingen, 
ordentliches  Mitglied  seit  1876,  wurde  zum  korrespondierenden  Mitgliede  und 
Herr  Admiralitätsrat  Prof.  Dr.  W.  Koppen,  ordentliches  Mitglied  seit  1883,  zum 
Ehrenmitglied  ernannt.  • 

An  Vereinsschriften  wurden  im  Jahre  1919  veröffentlicht: 
1.  Verhandlungen  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg  im  Jahre  1918. 

Dritte  Folge  XXVI. 
und  2    Abhandlungen  Band  XXI,    Heft  1,    W.  Michaelsen,    Zur  Kenntnis  der 
Didemniden. 

Der  Verein  stand  mit  68  Akademien,  Gesellschaften,  Instituten  usw,  im 
Schriftenaustausch.  Davon  entfielen  auf  Deutschland  36,  Österreich- Ungarn  ll* 
Schweiz  6,  Skandinavien  4,  Spanien  3,  Holland  2,  Finnland  1,  Italien  1,  Amerika  4. 


An  Geschenken,   für  welche  der  Verein  den  Gebern  herzlich  dankt,  gingen  die 
folgenden  Arbeiten  ein: 

1.  Jünemann,  Das  neueste  Testament.     I.Buch  1919. 

2.  P.  Ricbesell,  Die  mathematischen  Grundlagen  der  akustischen  Entfernungs- 

messung.    (Kriegstechnische  Zeitschrift  1919,  Heft  1   und  2.) 

3.  C.  Schrader,  Nautisches  Jahrbuch   1918-1920. 

4.  E.  Tams,    Drehwage    und    Schweremessungen    in    ihrer    Bedeutung    für   die 

Geologie.     (Geolog.  Rundschau  Band  X,  Heft  1,   1919) 

5.  L.  Wittmack,  Gemüseanbau.     (Landwirtsch.  Hefte  1919,  Heft  41   bis  43.) 

6.  L.  Wittrnack,  Das  Verfahren    beim    Treiben    der   Zierpflanzen,     (Sitz.  -  Ber. 

Gesellsch.  naturforsch.  Freunde  zu  Berlin,   1918.) 

7.  Hamburg,    Hauptstation    für  Erdbebenforschung,    Monatliche  Mit- 

teilungen 1919. 

Hamburg,  den  21.  Januar  1920. 

Der  Vorstand. 


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Der  Vorstand  für  1920. 

Erster  Vorsitzender:  Dr.  A.  Lindemann 
Zweiter  Vorsitzender:   Dr.  M.  Knoth 
Erster  Schriftführer:  Dr.  E.  Tams 
Zweiter  Schriftführer:  Dr.  H.  Thorade 
Archivwart:  Prof.  Dr.  L.  Reh 
Schatzmeister:  Otto  Edmund  Eiffe. 
Schriftleiter:  Dr.  P.  Riebesell. 

Gruppenvorsitzende  für  1920. 

Botanische  Gruppe-.   Prof.  Dr.  A,  Voigt 

Physikalische  Gruppe :  Prof.  Dr.  Joh.  Classen 

Anthropologische  Gruppe:  Prof.  Dr.  Thilenius 

Gruppe  für  naturwissenschaftlichen  Unterricht:  Dr.  R.  Lütgens 

Ständige  Mitglieder  des  erweiterten  Vorstandes. 


Prof.  Dr.  F.  Ahlborn 

Prof.  Dr.  Jobs.  Classen 

Prof.  Dr.  L.  Doermer 

Prof.  Dr.  G.  Gürich 

Prof.  Dr.  E.  Krüger 

Prof.  Dr.  Hugo  Krüss 
Dr.  A.  Lindemann 


Prof.  Dr.  H.  Lohmann 

Prof.  Dr.  W.  Michaelsen 

Prof.  Dr.  C.  Schäffer 

Prot.  Dr.  A.  Schober 

Prof.  Dr.  A.  Voigt 

Prof.  Dr.  A.  Voller 

Prof.  Dr.  Vosseier 


Kassenprüfer. 


C.  L.  Nottebohm  Dr.  W.  L.  Peters 

Als  Ersatzmann:  Petrus  de  Grys 

Ehrenrat. 

Prof.  Dr.  K.  Küchel 
Prof.  Dr.  Jobs.  Classen 
Dr.  P.  Hinneberg 
Prof.  Dr.  H.  Lohmann 
Prof.  Dr.  A.  Schober 
Medizinalrat  C.  H.  WolPf 


Verzeichnis  der  Mitglieder 

abgeschlossen  am   1.  Juli   192U. 

Ehren-Mitglieder. 

Ehlers.  E.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Regierungsrat  Göttingen     IL  10.  95 

Hersen,  V.,   Prof.  Dr.,  Geh.  Medizinalrat  Kiel     30.  11.  12 
Koppen,  W.,  Prof.  Dr.,  Admiralitätsrat,  Hamburg,  Gr.-Borstel,  Violastr.7     26.  11.  19 

(Mitglied  seit  28.  IL  83) 
Krüss,  H.,  Prof.   Dr.,  Hamburg  (11),  Adoloh.-brücke  7 

(Mitglied  seit'27.  9.  7«) 

Quincke,  G.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Hofrat  Heidelberg 

Retzius,  G.,  Prof.  Dr.  Stockholm 

Reye,  Th.,  Prof.  Dr.  Straßburg 


30.  11.  12 

18.  11.  87 
14.  1.  85 
U.  1.  85 


—     9     — 

Schrader,  C,  Dr.,  Geh.  Regierungsrat                                           Berlin  30.  11.  IS 

Schwendener,  S.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Regierungsrat                          Berlin  10.  88 

Spengel,  J.  W.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Hofrat                                       Gießen  10.  2.  09 

Temple,  R,                                                                                       Budapest  26.  9.  66 

Toliens,  B.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Regierungsrat                             Göttingen  14.  1.  85 

Voller,  A.,  Prof.  Dr.,  Hamburg  (24),  Lerchenfeld  3  1.  10.  10 

(Mitglied  seit  29.  9.  73) 
Warburg,  E.,   Prof.  Dr.,    Wirkl.  Geh.  Oberregierurgsrat,  Präsident  d. 

Physikal.-Techn.  Reichsanst.                                 Charlottenburg  14.  1.  85 

Wittmack,  L.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Regierungsrat                                Berlin  14.  1.  85 

Wölber,  F.,  Konsul                                                                     Hamburg  28.  10.  75 

Korrespondierende  Mitglieder. 

Ahlborn,  H.,  Prof.                                                                      Göttingen  4.  6.  19 

(Mitglied  seit  23.  2.  76) 

Borgert,  Adolf,  Prof.,  Dr.                                                                  Bonn  30.  11.  12 

Friederichsen,  Max,  Prof.  Dr.                                                 Greifswald  1.  1.  04 

(Mitslied  seit  12.  10.  98) 

Mügge,  O.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Bergrat                                         Göttingen  10.  86 

Raydt,  H.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Hofrat                                            Hannover  78 

Struck,  R.,  Prof.  Dr.                                                                      Lübeck  30.  11.  12 

Thompson,  F.,  U.-S.  Consul                                          Merida,  Yucatan  26.  11.  89 

Ordentliche  Mitglieder. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  vor  der  Anschrift  bezeichnen  den  Postbezirk  in  Hamburg, 
das  Datum  am  Schluss  der  Zeile  den  Tag  der  Aufnahme. 

Abel.  A.,  Apotheker,  (20)  Eppendorferlandstraße  96  27.  3.  95 

Adam,  R.,  Rektor,  Ottensen,  Moltkestraße  10  22.  2.  05 

Ahlborn,  Fr.,  Prof.  Dr..  (22)  Uferstraße  23  5.  11.  84 

Ahrens,  Caes.,  Dr ,  Chemiker,  (39)  Bellevue  7  10.  5.  93 
Albers-Schönberg,  Prof.  Dr.  med.,  (5)  Allgemeines  Krankenhaus  St.  Georg  1.  11.  99 

Alpers,  L,,  Direktor  der  Billbrauerei,  (26)  Hammerlandstraße  8  9.  2.  10 

Andersson,  F.,  (20)  Mittelstraße  92  5.  11.  13 

Anker,  Louis,  (1)  Glockengießerwall  25/26,  Scholvienhaus  7.  2.  00 

Ansorge,  Catl  jr..  Klein- Flottbek.  Eibchaussee  6  25.  2.  14 

Arndt,  A.,  Lehrer,  (23)  Ritterstraße  116  28.  11.  20 

Arnheim,  P.,  (36)  Gänsemarkt  35  15.  5.  Ol 

Des  Arts,  Louis,  Dr.,  Wewelsfleth  11.  1.  11 

Aufhäuser,  D.,  Dr.,  (8)  Dovenfleth  20  31.  5.  05 

Augustin,  C,  Prokurist,  Harburg-E.,  Lauterbachstraße  13  12.  1,  16 
Bade,  F.,  Kandidat  des  höheren  Lehramts,  (30)  Breitenfelderstraße  121.  27.  5.  14 

Banning,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Körnerstraße  20  24.  2.  97 

Bartens,  H..  Oberlehrer,  (21)  Zimmerstraße  30  II.  13.  1.  09 

Beckmann,  F.,  Apotheker,  Hamburg-Fuhlsbüttel,  Beim  Storchnest  1  19.  5.  20 

Behn,  Johannes,  Wentorf,  Post  Reinbek  14.  4.  09 

Behn,  Leonhard,  Kl.  Flottbek,  Grotkamp  34  21.  10.  08 

Behncke,  M.,  Dr.,  Chemiker,  (25^  Oben  Borgfelde  14a  14.  1.  20 

von  Behren,  Dr.,  Wilhelmsburg,  Kirchenallee  23  14.  4.  09 

Behrend,  Panl,  Dr.,  beeidigter  Handels-Chemiker,  (1)  Gr.  Reichenstr.  63  10.  1.  00 

Bein,  Otto,  Konsul,  Oldenfelde,  Post  Rahlstedt,  Dorotheenstraße  3  10.  12.  13 

Bendixsohn,  K.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Uhlenhorsterweg  52  29.  10.  19 

Benjamin,  Ludwig,  Civ^ilingenieur,  (30)  Bismarckstraße  133  3.  11.  15 

Berendt,  Max,  Ingenieur,  (24)  Lessingstraße  12  23.  9.  91 


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iBeuck,  H.,  (24)  Uhlandstraße  16  28.  2.  06 

Bibliothek,  Preußische  Staats-,  Berlin  7,  6.  82 

Biernatzki,  Reiniiart,  Oberlehrer,  (36)  Pilatuspool  7  IV.  8.3.  11 

Bigot,  C,  Dr.,  Fabrikbesitzer,  Billwärder  a.  d.  Bille,  98  b  1.  1.  89 

Birtner,  F.  W.,  Kaufmann,  (37)  Rothenbaumchaussec  IW  15.  3.  99 

Bleske,  Edgar.  Eutin,  Auguststraße  6  28.  6.  93 

Bock,  F.,  Lehrer,  (6)  Schäferkampsailee  37  III.  10.  2.  04 

Bock,  Otto,  (26)  Hornerw^eg  231.                                                          '  2.  11.  10 

Bode,  Kurt,  Dr.  Chemiker,  (2o)   Erikastraße  1.34  21.  10.  08 

Bögel,  H.,  (8)  Neue  Gröningerstraße  1  15.  11.  11 

Böger,  R.,  Prof.  Dr.,  (24)  Armgartstraße  20  III.  25.  1.  82 

Boehm,  E.,  Dr.,  Oberlehrer,  (23)  Börnestraße  52  30.  11.  04 
Bohlmann,  Ernst,  Orchideen-Züchter,  Wohldeck  b.  Tangstedt  (Bez.  Hbg.)  9.  4.  13 
Bohnert,  F.,  Prof.  Dr.,  Direktor  der  Oberrealschule  in  St.  Georg, 

Bergedorf,  Bismarckstraße  5  4.  2.  92 
Bolte,  F.,  Dr.,  Direktor  der  Navigationsschule,  (4)  Bei  der  Erholung  12    21.  10.  85 

Brennecke,  W.,  Dr.,  (9)  Deutsche  Seewarte  4.  6.  13 
Brick,  C,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  an  den  botanischen  Staatsinstituten, 

(5)  St.  Georgskirchhof  6  I.  1.  1.  89 

Brockmöller,  J.,  Dr.,  (19)  Ottersbekallee  5  12.  3.  19 

Brcckmöller,  W.,  Dr.,  (30)  Abendrothsweg  76  21.  4.  20 

Brügmann,  W.,  Prof.  Dr.,  (37)  Brahmsallee  11  14.5.  02 

Brüning,  Chr.,  Lehrer,  (23)  Ritterstraße  67  29.  1.  08. 
von  Brunn,  M.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Naturhist.  Museum, 

(24)  Sechslingspforte  6  II.  2.  12.  85 
Brunner,  C,  Dr.,  vriss.  Assistent  an  den  Botan.  Staatsinstituten 

(36)  Jungiusstraße  6.  4.  10 

Büchel,  K.,  Prof.  Dr.,  (30)  Eppendorferweg  186  6.  12.  93 

Bünz,  R.,  Dr.,  Hochkamp,  Bo:;enstraße  1  2.  5.  06 
Buttenberg,  P.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Hygien.  Institut 

(3Ö)  Sierichstraße  158  30.  11.  04 
Capelle,  Wirkl.  Admiralitätsrat,  Direktor  der  Deutschen  Seewarte  12.  2.  19 
Cappel,  C.  W.  F.,  Kaufmann,  (21)  Höltystraße  11  29.  6.  80 
Classen,  Jobs.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Physik.  Staats- 
laboratorium, Langenhorn,  Siemershöhe  26.  10.  87 
Clausen,  Heinr.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Richterstraße  9  II.  11.  12.  12 
Claussen,  L.,  Dr.  med.  vet.,  (19)  Im  Gehölz  3  4.  12.  07 
Clemenz,  P.,  Dr.  med.,  Alsterdorf,  Ohlsdorferstraße  386  29.  1.  08 
Clesle,  Frida,  Oberlehrerin,  (24)  Sechslingspforte  17  21.  4.  20 
Cohen-Kysper,  Dr.  med.,  Arzt,  (36)  Esplanade  3y  12.  4.  99 
Coutinho,  Sophus.  (36)  Johnsallee  63  20.  2.  18 
Dabeistein,  C,  (23)  Marienthalerstraße  123  II.  1. 

Danckers,  Rudolf,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Kuhmühle  25  14.  2.  12 

Dannenberg,  A.,  Kaufmann,  Blankenese,  Busch  16  20.  12.  93 
Dannmeyer,  F.,  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg-Großborstel,  Moorweg  50     29.  11.  05 

Dau,  R.,  Dr.,  (24)  Mundsburgerdamm  45  7.  5.  13 

von  Dechend,  Dr.,  Ifflandstraße  86  5.  12.  17 

Dede,  Dr.,  Gr.  Borstel,  Warnckesweg  37  21.  6.  16 

Degner,  E.,  Dr.,  (23)  Jordanstraße  22  16.  6.  20 

Delbanco,  Ernst,  Dr.  med.,  (36)  Gr.  Bleichen  27,  Kaisergalerie  25.  2.  03 

Delbanco,  Paul,  Zahnarzt,  (36)  Colonnaden  43  23.  6.  97 

Derenberg,  Jul.,  Dr.  med.,  (87)  Frauenthal  9  26.  6.  07 

Detels,  Fr.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Immenhof  2  6.  4.  92 

Deutschmann,  R.,  Prof.  Dr.  med.,  (37)  Alsterkamp  19  29.  2.  88 


-  11   - 

Dickhaut,  Carl,  Oberlehrer,  (24)  Graumannsweg  69  I.  26.  6.  12 

Diercke,  Paul,  Kartograph,  (23)  Kleiststraße  9  3.  11.  15 

Diercks,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  Bergedorf,  Am  Baum  7  a  5.11.  13 

Diersche,  M.,  Proi'.  Dr.,  (13)  Schlüterstraße  22  20.  2.  07 

Dietrich,  Fr.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Freiligrathstraße  15  16.  12.  96 

Dietrich,  Herrmann,  Kaufmann,  (37)  Isestraße  123  13.  2.  95 

Dinklage,  Max,  Kaufmann,  Bergedorf,  Heuerst:aße  8  25.  10.  05 

Dörge,  O..  Dr.,  Oberlehrer,  Bergedorf,  Am  Baum  19  14.  10.  03 
Doermer,  L.,  Prof.  Dr..  Oberlehier,  Hamburg-Großborstel,  Moorweg  44  7.  11.  00 
Dolberg,  F.,  Prof.  Dr.  phil.,  Observator  der  Sternwarte,  Bergedorf, 

Gojenbergsweg  45  1.  12.  09 

Dräger,  G.,  Ingenieur,  (13)  Grindelhof  17  21.4.  20 

Dräseke,  Johs.,  Dr.  med.,  (24)  Immenhot  11  24.  2.  04 

Drishaus  jr.,  Arthur,  (37)  Oberstraße  66  12.  12.  00 

Duge,  F.,  Fischereidirektor,  Scharsteinwegbrücke  2  18.  6,  19 
Dunbar,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Hygienischen  Instituts,  (36)  Jungiusstr.  1  15.  9.  97 
Duncker,  G.,  Dr    phil.,  wiss.  Hilfsarbeiter  am  Zool.  Museum 

Ahrensburg,  Bismarckallee  51  15.  5.  07 

Eddelbüttel,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  (1)  Danielstraße  125  5.  3.  IS 

Ehlers,  W.,  Prof.,  Oberlehrer,  (26)  Mittelstraße  61  II.  21.  4.  09 
Ehrenbaum,  E.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  für  Fischereibiologie  am 

Zool.  Museum,  (21)  Petkumstraße  15  III.  19.  10.  10 

Eichelbaum,  F.,  Dr.  med.,  Arzt,  (26)  Hammerweg  4  10.  6.  91 

Eiffe,  Otto  Edmund,  (21)  Averhoffstraße  22  10.  2.  09 

Eiffe,  E.,  Kaufmann,  (39)  Flemingstraße  7  19.  5.  20 

Eiffe,  Margarethe,  (39)  Flemingstraße  7  19.  5.  20 

Elias,  B.,  Dr.  phil.,  Zahnarzt,  (37)  Oberstraße  72  4.  11.  08 

Embden,  H.,  Dr.  med.,  Arzt,  (37)  Heilwigstraße  39  16.  1.  95 

Empson,  J.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Zimmerstraße  34  11.  15.  11,  11 

Erbe,  H.,  (26)  Meridianstraße  8  11.  18.6.  19 

Erichsen,  Fr.,  Lehrer,  (39)  Baumkamp  16  13.  4.  98 

Ernst,  Otto  Aug.,  Kaufmann,  (24)  Immenhof  19  19.  12.  88 
Ernst,  O.  C.,  in  Firma  Ernst  &  von  Spreckelsen,  (1)  Gr.  Reichenstr.  3       1.  1.  89 

Feigl.,  Joh.,  Dr.,  (20)  Loogestieg  6  III.  14.  4.  09 
Feitel,  R.,  Dr.,  Oberlehrer  an  der  Oberrealschule  in  Altona, 

Othmarschen,  Lenbachstraße  5  7.5.  11 

Feuerbach,  A.,  Apotheker,  (23)  Wandsbecker  Chaussee  179  25.  6.  02 

Fillie,  Alice,  Oberlehrerin,  (24)  Sechslingspforte  16  II.  19.5.  20 

Fischer,  W.,  Dr.  med.,  Altona,  Allee  85  24.  1.  12 
Fischer,  W.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer  a.  D.,  Bergedorf,  Augustastraße  3    18.  10.  05 

Fitzler,  J.,  Dr.,  Chemiker,  (8)  Brandstwiete  3  16.  2.  81 

Flothow,  A.,  Kaufmann,  (13)  Beneckestraße  2  13.  11.  18 

Fraenkel,  Eugen,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Alsterglacis  12  28.  11.  82 

Franck,  Walther,  Dr.,  Oberlehrer,  (25)   Oben  Borgfelde  25  26.  11.  13 

Franz,  Karl,  Prof.,  Oberlehrer,    (37)  Hochallee  115  4.  2.  03 

Friedburg,  Vict.  L  ,  Bankier,  (21)  Overbeckstraße  14  5.  12.  17 

Friedburg.  Theodora,  (21)  Overbeckstraße  14  22.  10.  19 

Friederichsen,  R.,  Verlagsbuchhändler,  (36)  Bergstraße  23  26.  10.  04 

Fryd,  C,  Dr.,  Zahnarzt,  (23)  Wandsbeker  Chaussee  25  11.  11.  08 

Fülleborn,  Prof.  Dr.,  Institut  für  Schiffs-  und  Tropenkrankheiten  28.  1.  20 

Gang,  W.,  Altona-Ottensen,  Marktplatz  13  18.  6.  13 

Ganzer,  E.,  Dr.  med.,  (13)  Hallerstraße  38  18.  1.  05 

Ganzlin,  C,  Dr.,  (13)  Bogenstraße  11  al.  7.5.  13 

Gaugier,  Georg,  (39)  Sieriehstraße  78  I.  19.  3.  08 


—     12     - 

Gentzen,  Curt,  Dr.,  (23)  Mittelstraße  20  18.  3.  08 
Gerlich,  A.,  Baumeister,  (21)  Richterstraße  13  14.  2.  06 
Giemsa,  G.,  Prof.  Dr.,  Abteilungsvorstand  am  Institut  für  Schiffs- 
und Tropenkrankheiten.  '21)  Hofweg  51  24.  4.  18 
Gimbel.  Dr..  Ingenieur,  Volksdorf.  Hüssberg  14  17.  4.  12 
Glage,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer  am  Johanneum,  (39)  Sierichstraße  181  15.  2.  05 
Goethe,  Walter,  (13)  Rentzelstraße  7  30.  10.  12 
Goetze,  E.,  Dr.  med.,   1.  Stadt- Assistenzarzt  und  Schularzt,  Altena, 

Sonninstraße  19  pt.  14.  1.  14 

Göhlich,  W.,  Dr.,  (26)  Hammerlandstraße  18  III.  8.  1.  02 

Göpner,  C.,  (37)  Frauenthal  20  13.  11.  95 
Görbing,Joh.,  Chemiker,  Hamburg-Großborstel,  Borstelerohaussee  128  I.  12.  1.  10 

Goos,  Fritz,  Dr..  (39)  Sierichstraße  5  12.  1.  10 

Graff,  Kasimir,  Prof.  Dr.  phil.,  Bergedorf,  Sternwarte  10.  2.  04 
Grallert,  R.,  Dr.,  Oberamtsrichter,  (37)  Klosterallee  78  pt.                    "     15.6.  10 

Grimme,  Dr.,  (93)  Marienthalerstraße  144  6.  1.  09 

Gripp,  K.,  Dr.  phil.,  (26)  Saling  25  4.  12.  12 

Gröger,  Rud.,  Oberlehrer,  (21)  Arndtstraße  30  II.  6.  3.  12 

Groscurth,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (23)  Wandsbeckerchaussee  73  31.  3,  86 

Grüneberg,  B.,  Sanitätsrat,  Dr.  med.,  Arzt,  Altona,  Allee  91  27.  6.  94 

de  Gr>'s,  Petrus,  Kaufmann,  (26)  Hammerweg  14  7.  11.  17 
Gürich,  G.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  geologisch-mineralogischen 

Instituts,  (24)  Lerchenfeld  7  1-  6.  10 

Haase,  A.,  Dr.  phil.,  Zahnarzt,  Altona,  Allee  245  21.  10.  08 
Hagen,  Karl,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Museum  für  Völkerkunde, 

(25)  Klaus  Grothstraße  6  26.  3.  90 

Hahmann,  Kurt,  Dr.,  (19)  Otterbecksallee  13  11.  25.  2.  14 

Hahn,  Karl,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (24)  Ifflandstraße  12  15.5.  12 
Halberkann,  J.,  Dr.  phil.,  Institut  für  Schiffs-  und  Tropenkrankheiten       5.  2.  19 

Hamdorf,  K.,  stud.  rcr.  n  U.,  (20)  Tarpenbeckstraße  93  II.  10.3.  20 

Hansen,  Georg,  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Elebeken  5  17.  4.  12 

Hartleb,  O.,  Dr ,  Oberlehrer,  (20)  Ludolfstraße  42  II.  26.3.  13 
Hartmann,  E.,  Direktor  des  Staatlichen  Versorgungsheinis,  (22) 

Oberaltenallee  60  27.  2.  Ol 

Hasche,  W.  O.,  Kaufmann,  (23)  Hirschgraben  22  30.  3.  81 

Hass,  Dr.,  Oberlehrer,  (37)  Brahmsallee  6  9.  4.  13 

Hassler,  Franz.  Chemiker,  Volksdorf,  Peterstraße  45  4.  1.  11 

Hayungs,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  Blankenese,  Strandweg  22  9.  11.  10 

Hegener,  J.,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Alsterterrasse  7  14.  2.  12 

Heinemann,  F.,  Seminarlehrer,  (26)  Steinfurtherstraße  33  13.  11.  12 
Heinzerling,  Ernst,  Direktor  der  Hans.  Siemens-Schuckertwerke, 

(20)  Geffkenstraße  27  i^^-  *•  18 

Helmers,  Otto,  Dr.,  Chemiker,  (24)  Lübeckerstraße   112  4.  6.  90 

Hennecke,  F.,  Dr.  med.,  (19)  Im  Gehölz  7  10 
Hentschel,  E.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  für  Hydrobiologie  am 

Zool.  Museum,  (23)  Jordanstraße  5  21.  10.  08 

Hentze,  E.,  Dr.,  Geologe,  Berlin  W  35,  Körnerstraße  24  4.  12.  12 

Herzenberg,  Rob.,  Dr.,  Dipl.-Ing.,  (13)  Schlüterstraße  10  15.  o.  12 

Hess,  Anton,  Dr.,  Rechtsanwalt,  (11)  Aiterwall  74  II.  16.6.  15 

Hett,  Paul,  Chemiker,  (25)  Claus  Grothstraße  2  8.  2.  99 

Heuer.  Dr.,  Oberamtsrichter,  (37)  Oberstraße  68  10.  H.  09 

Hildebrandt,  Paul,  (5)  Langereihe  29  13-  H-  18 
Hillers,  Wilh.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  des 

Johanneums,  (26)  Saling  3  III,  27.  4.  Ol 


-    13    - 

Hinneberg,  P.,  Dr.,  Altona,  Flottbeker  Chaussee  29 

Hinricbsen,  E.,  Ingenieur,  (24)  Finkenau  19 

Hock,  Arthur,  Apothekenbesitzer,  Groß-Flottbek,  Zeisestraße  20 

HoeUing,  J.,  Dr.,  (19)  Eichenstraße  56 

Hoffmann,  J.,  Bauassistent,  Alsterdorf,  Ohlsdorferstraße  345 

Höpfner,  W.,  Dr.,  Handelschemiker,  (24)  Mühlendamm  62 

Hohle,  A.,  ordentl.  Lehrer  des  Gewerbeschulwesens,  (26)  Saling  21 

Holzmann,  W.,  Nervenarzt,  (5)  An  der  Alster  63 

Homfeld,  H.,  Prof.,  Altona,  Lesser's  Passage  10  II. 

Homfeld,  H.,  Oberlehrer,  (19)  Alardusstraße  10 

Hörn,   Erich,  Dr.,  Alt-Melisch,  Kreis  Lebusch  bei  Frankfurt  a.  d.  O. 

Huebner,  A.,  Veterinärrat,  Kreistierarzt,  Wandsbek,  Amalienstraße  14 

laap,  O.,  Lehrer,  (25)  Burggarten  3  I. 

Jacobsthal,  Erwin,  Dr.  med.,  (24)  Papenhuderstraße  31 

Jäger,  G.,  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Willistraße  22 

Jahrmann,  F.,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Erlenkamp  27 

Jennrich,  W.,  Apotheker,  Altona,  Adolphstraße  6 

Jensen,  C.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Physikal.  Staatslaboratortum, 

(36)  Jungiusstraße 
Jensen,  P.,  Rektor,  (25)  Bethesdastraße  48 II. 

Jessel,  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg,  Großborstel,  Holunderweg  33 
Illies,  R.,  stud.  rer.  nat.,  (21)  Zimmerstraße  16 

Irmscher,  Dr.,  Wissensch.  Assistent  am  Institut  für  allgemeine  Botanik 
Jungmann,  B.,  Dr.  med.,  (20)  Eppendorfer  Landstraße  36 
Junkereit,  Oberlehrer,  Blankenese,  Bergstraße  13 
Kahler,  E.,  Apotheker,  (24)  Papenhuderstraße  38  pt. 
Karnatz,  J.,  Oberlehrer,  (20)  Eppendorferlandstraße  15 
Kautz,  F.,  Dr.  med.,  Arzt,  (37)  Isestraße  66 
Keferstein,  H.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Realgymnasiums  des 

Johanneums,  (26)  .Claudiusstraße  5 
Kein,  Woldemar,  Realschullehrer,  (13)  Grindelhof  73 
Kellner,  G.,  Kaufmann,  (26)  Rudolfstraße  18 
Kestner,  Prof.  Dr.,  (20)  Loogestieg  13 
Klatt,  B.,  Dr.,  Privatdozent,  (25)  Oben  Borgfelde  5 
Klehbahn,  H.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  an  den  botanischen 

Staatsinstituten,  (30)  Curschmannstraße  27 
Klöres,  Oberlehrer,  (22)  Landwehr  7 
Klünder,  Th.,  Dr.,  Weinsdorf,  Post  Waldhusen 
Knorr,  Dipl.-Ing,,  (24)  Erlenkamp  10  I. 
Knoth,  M.,  Dr.  med.,  (11)  Michaelisbrücke  1 
Koch,  Emil,  Oberlehrer,  (26)  Rudolphstraße  52 
Koch,  Gustav,  Chemiker,  (30)  Breitenfelderstraße   11  IL 
Koch,  H.,  Dr.,  (21)  Winterhuderweg  32  I. 
Koch,  Wilh.,  Oberlehrer,  (26)  Steinfurtherstraße  29 
Koch,  Prof.  Dr.,  Physik.  Staatslaboratorium 
Köhrmann,  Ferdinand,  (23)  Marienthalerstraße  55  IL 
Kopeke,  A.,  Prof.  Dr.,  Ottensen,  Bülowstraße  2 
.Körner,  Th.,  Dr.  phil,  Oberlehrer,  (19)  Ottersbeckallee  21 
Kolbe,  Hans,  Kaufmann,  (5)  Ernst  Merckstrasse  12/14,  Merckhof 
Konietzko.  J.,  Forschungsreisender,  (23)  Wandsbeker  Chaussee  79 
Kowallek,  W.,  Oberlehrer,  (26)  Mittelstraße  50  bei  Thiele 
Kreidel,  W.,  Dr.,  Zahnarzt,  (24)  Graumannsweg  11 
Krille,  F.,  Zahnarzt,  (36)  Dammthorstraße  1 
Kroger,  Berend,  Oberlehrer,  Hamburg-Ohlsdorf,  Fuhlsbüttelerstr.  617 


14.  12. 

87 

21.4. 

20 

7.  11. 

17 

26.  1. 

10 

30.6. 

20 

1.4. 

08 

6.4. 

11 

19.  5. 

20 

26.2. 

90 

9.4. 

19 

7.  12. 

10 

7.11. 

06 

24.8. 

97 

18.  10. 

11 

22.  10. 

19 

30.  6. 

20 

2.  2. 

00 

'  21.  2. 

00 

20.  1. 

04 

5.2. 

08 

18.  6. 

19 

18.  6. 

19 

4.  11. 

96 

22.  10. 

13 

23.  10. 

07 

15.  4. 

91 

22.  10. 

19 

31.  10. 

83 

23.  10. 

Ol 

7.  1. 

20 

14.  1. 

20 

26.  11. 

19 

5.  12. 

94 

21.2. 

12 

4.  1. 

11 

15.  2. 

05 

12.2. 

02 

23.  2. 

16 

26.  4. 

16 

22.  2. 

11 

30.5. 

06 

12.  11. 

19 

14.  4. 

09 

18.  11. 

83 

18.3. 

08 

13.  3. 

Ol 

22.  10. 

19 

5.  11. 

13 

10.  5. 

93 

27.  3. 

95 

4.2. 

10 

—    u    — 

Kroger,  Rieh.,  (13)  Rutschbahn  40  III.  26.  4.  11 

Krüger,  E.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (20)  Beim  Andreasbrunnen  4  III.  6.  ö.  03 

Krüger,  J.,  Prof.  Dr.,  (26)  Meridianstraße  1  pt.  7.  11.  06 
Krüss,  H.  A.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Reg.-Rat,  Berlin  W  8, 

Unter  den  Linden  4  6.  12.  05 

Krüss,  P.,  Dr.  phil.,  (11)  Adolphsbrücke  7  6.  12.  05 

Kühne,  H.,  Oberlehrer,  Harburg,  Ernststraße  15  18.  6.  19 

Küsel,  A.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  Altona-Othmarschen,  Cranachstr.    16  5.  11.  90 

Lammert,  B.,  stud.  rer.  nat.,  (22)  Finkenau  19  20.  12.  19 

Lange,  C,  Ingenieur,  (1)  Stadtdeich  16  12.  3.  19 

Lange,  Wich.,  Dr.,  Schulvorsteher,  (36)  Hohe  Bleichen  38  30.  3.  81 

Langloff,  F.,  Dr ,  (19)  Osterstraße  71  II.  6.  6.  17 

Lantz,  Carl,  Elektrotechniker,  (5)  Steindamm  79  6.  5.  14 
Lehmann,  O.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Altonaer  Museums,  Othmarschen, 

Reventlowstraße  8  18.  5.  92 

Lehmann,  Otto,  Lehrer,  (30)  Mansteinstraße  5  28.  4.  Ö7 

Lenschow,  Helene,  Oberlehrerin,  (13)  Schröderstiftstraße  30  21.  4.  20 

Lenz,  E.,  Dr.  med.,  (6)  Schäferkampsallee  61/63  15.  1.  02 

Levy,  Hugo,  Dr.,  Zahnarzt,  (36)  Colonnaden  25  I.  6.  11.  98 

Lewek,  Th.,  Dr.  med.,  Arzt,  (4)  Sophienstraße  4  12.  4.  93 

Lichte,  Ernst,  Oberlehrer,  (5)  Gurlittstraße  10  15.  1.  13 
Lichtheim,  Georg,  Direktor  der  Gas-  und  Wasserwerke  in  Altona, 

Altona,  Palmaille  25  22.  10.  13 

Liebermann,  Max,  Dr.,  (37)  Isestraße  123  12.  11.  15 

Linck,  Gertrud,  Altona-Othmarschen,  Mnrgaretenstraße  2  10.  3.  20 

Lindemann,  Ad.,  Dr.,  Oberlehrer,  (13)  Hartungstraße  15  10.  6.  03 

Lippert,  Ed.,  Kaufmann,  (18)  Katharinenstraße  38  15.  1.  95 

Lipschütz,  Gustav,  Kaufmann,  (37)  Abteistraße  35  12.  72 

Löffler,  Hugo,  Rektor,  (22)  Fesslerstraße  2  III.  4.  12.  Ol 
Lohmann,  H.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Zool.  Museums, 

(21)  Uhlenhorsterweg  36  II.  26.  3.  13 

Lony,  Gustav,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Heinrich  Hertzstr.  25  Hptr.      4.  2.  03 

Lorentzen,  E.,  Kaufmann,  (23)  Wandsbecker  Chaussee  11  10.  11.  09 

Lorenzen,  C.  O.  E.,  (36)  Alte  Rabenstraße  9  5.  12.  00 

Louvier,  Oscar,  (23)  Eilbecktal  82  pt.  12.  4.  93 

Ludwig,  Ernst,  Kaufmann,  (15)  Hammerbrookstraße  42  22.  5.  12 

Lübbert,  Hans  J.,  Fischerei-Direktor,  Cu.xhaven,  Seedeich  5  21.  12.  04 

Lüdecke,  Oberlehrer,  Wilhelmsburg,  Fährstraße  65  15.  11.  11 

Lüders,  Leo,  Dr.,  (30)  Bismarckstraße  88  29.  1.  13 

Lüdtke,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  Altona-Bahrenfeld,  Beethovenstr.  13  20.  5.  04 

Lütgens,  R.,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Mundsburgerdamm  65  III.  6.  11.  07 

Magener,  A.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Heinrich  Hertzstraße  5  21.  2.  12 

Marcus,  Ernst,  Dr.,  (21)   Fetkumstraße  17  7.  10.  17 

Martens,  Hans,  Oberlehrer,  (26)  Sievekingsallee  31  26.  3.  13 
Martini,  E.,  Dr ,  Entomologe  am  Tropcnhygien.  Institut, 

(20)  Tarpenbcckstrai;e  96  1.  11.  12.  12 
Martini,  Paul,  (26)  Claudiusstraße  11  23.  3.  04 
Mau,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  Altona-Othmarschen,  Gottorpstr.  37  1.  10.  02 
Mayer,  Martin,  Prof.  Dr.,  Abteiiungsvorsteher  am  Institut  für  Schilfs- 
und Tropenkrankheiten,  (21)  Averhoffstraße  22  17.  10.  17 
Meinheit,  Karl,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  Harburg,  Heimfelderstr.  561.  1.  11.  11 
Meltz,  Friedr.  D.  A.,  Ingenieur,  (21)  Haideweg  4  III.  8.  3.  11 
Mendelson,  Leo,  (37)  Isestraße  130  4.  3.  91 
Mennig,  A.,  Dr.  med.,  Arzt,  (24)  Lübeckerstraße  25  21.  1.  91 


—     15     — 

Mensing,  Otto,  Dentist,  (23)  Landwehr  29  4.  11.  08 

Merten,  Theod.,  Oberlehrer,  (13)  Grindelallee  146  19.  2.  13 

Mey.  A.,  Dr.,  (9)  Deutsche  Seewarte  26.  1.  10 

Meyer,  George  Lorenz,  (36)  Kl.  Fontenay  4  24.  10.  06 
Meyer,  Hans,  Dr.  phil.,  wiss.  Hilfsarbeiter  am  Institut  für 

angewandte  Botanik,  (19)  Ottersbeckallee  13  111.  14.  1.  14 

Meyer-Brons,  Dr.  med  ,  (23)  Eilenau  30  16.  6.  20 
Michaelsen,  W.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Zool.  Museum, 

(26)  Meridianstraße  7  17.  2.  86 

Mielck,  W.,  Prof.  Dr.,  Helgoland,  Biologische  Anstalt  27.  10.  09 

V.  Minden,  M.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Oberaltenallee  9  6.  5.  03 
Moeiler,  Dr.,  wiss.  Hilfsarbeiter  der  Seewarte,  (9)  Deutsche  Seewarte    10.  5.  06 

Möller,  Carl,  Wedel  i.  H.,  Rissener  Chaussee  14  22.  4.  14 

Möller,  Hugo,  Wedel  i.  H.,  Rosengarten  25.  2.  14 

Moltzahn,  Albert,  Oberlehrer,  (23)  Hirschgraben  7/9  18.  12.  18 

Mühlenbruch,  Kand.  des  höheren  Lehramts,  (37)  Brahmsallee  87  28.  1.  20 

Müllegger,  Sebastian,  Apotheker,  Büsum,  Biol.  Station  23.  4.  13 

Müller,  Justus,  (13)  Grindelallee  35  III.  24.  4.  08 

Müller,  Ludwig,  Dr.,  Oberlehrer,  (19)  Gabelsbergerstraße  2  5.  11.  13 

Nagel,  C,  (23)  Hagenau  63  25.  2.  14 

Nagel,  G.,  Dr.  phil.,  Obeilehrer,  (30)  Lehmweg  6  6.  12.  11 

Neber,  H.,  (26)  Hirtenstraße  34  12.  11.  19 

Neumann,  Johs.,  Dr.,  Schlachthofdirektor,  (13)  Hallerstraße  25  28.  11.  06 

Nicolassen,  Pastor,  (37)  Sophienterrasse  19  8.  5.  07 

Niemann,  F.,  Kaufmann,  (21)  Hofweg  49  I.  11.  11.  14 

Nieschulz,  A.,  stud.  rer.  nat.,  Klein-Flottbek,  Schulstraße  32  30.  6.  20 

Nieser,  O.,  stud.  rcr.  nat.,  (11)  Schleusenstraße  31  28.  1.  20 

Nissen,  Adolf,  Zahnarzt,  Altona,  Palmaille  73  17.  3.  09 

Nissen,  Johannes,  Dr.  phil.,  (22)  Finkenau  10  11.  15.5.  12 

Nöller,  W.,  Dr.,  (30)  Abendrothsweg  74  12.  2.  19 

Norden,  Max,  Oberlehrer,  (30)  Breitenfelderstraße  48  31.  5.  05 

Notbohm,  K.,  Oberlehrer,  (23)  Ottostraße  15  26.  11.  19 

Nottebohm,  C.  L.,  Kaufmann,  (21)  Adolphstraße  88  1.  11.  99 

Oltmanns,  J.,  Architekt,  (22)  Oberaltenallee  13  II.  5.  1.  02 

Olufsen,  Dr.,  Oberlehrer,  (20)  Ericastraße  125  30.  11.  04 

Ossenbrügge,  P.,  Oberlehrer,  Altona,  Oevelgönne  59  4.  11.  08 

Otte,  H.,  Dr.,  Zahnarzt,  (36)  Esplanade  46  9.  2.  10 

Pape,  K.,  Dr.,  Billborner  Mühlenweg  66  12.  3.  19 
Pauschmann,  G.,  Dr.,  Oberlehrer  a.  d.  Stiftungsschule  von  1815 

(19)  Eichenstraße  37  pt,  27.  11.  12 
Penseier,  G.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  Dockenhuden,  Witt's  Allee  24        12.  1.  98 

Perl,  A.,  Dr.,  Oberlehrer,  (4)  Bernhardstr.  25  17.  10.  17 
Perlewitz,  P.,  Dr.,  ständiger  Mitarbeiter  an  der  Deutsehen  Seewarte, 

(30)  Hoheluftchaussee  80  11.  11.  03 

Peter,  B.,  Prof.  Dr.,  Landestierarzt,  (20)  Woldsenweg  1  13.  1.  09 

Peters,  L.,  Lehrer,  (26)  Stöckhardtstraße  64  21.  4.  20 

Peters,  W.  L.,  Dr.,  Fabrikbesitzer,  (15)  Grünerdeich  60  28.  1.  91 

Petersen,  Fritz-Jürgen,  Gr.-Flottbek,  Bahnhofstraße  33  7,  5.  19 

Petersen,  J.,  Dr.  Oberlehrer,  (21)  Höltystraße  4  5.  11.  13 
Petzet,  Ober-Apotheker  am  Allgem.  Krankenhause  Eppendorf, 

(30)  Moltkestraße  14  14.  10.  91 

Pfeffer,  G.,  Prof.  Dr.,  Gustos  am  Zool.  Museum,  (23)  Jordanstr.  22  24.  9.  79 
Pflaum  bäum,  Gust.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Kirchenpauer- 

Realgymnasiums,  (25)  Burgstraße  32  9.  3.  92 


—     16     — 

Pieper,  G.,  R.,  Seminarlehrer,  (37)  Isestraße  30  III.  21.  11.  88 

Plaut,  H.  C,  Dr.  med.  et  phii.,  (36)  Neue  Rabenstraße  21  15.  10.  02 

Plett,  Walther,  Oberlehrer,  (19)  Meissnerstr.  18  111.  9.2.  16 

Pontoppidan,  Hendrik,  (25)  Claus  Grothstraße  12  6.  3.  07 

Poppe,  W.,  Dr..  (13)  Heinrich  Barthstraße  16  18.  5.  14 

Presch,  Max,  cand.  phil,,  (24)  IfTlandstraße  10  20.  3.  18 

Prochownick,  L.,  Dr.  med.,  (5)  Holzdamm  24  27.  6.  77 

Prüser,  W.,  Kaufmann,  (23)  Marienthalerstraße  8  16.  6.  20 

Puls,  Ernst,  Dr.  phil.,  (30)  Hoheluftchaussee  66  6.  12.  11 

Quasig,  F.,  Dr.  med.,  (21)  Richterstraße  9  10.  12.  19 

Quelle,  O.,  Prof.  Dr.,  Bonn,  Kurfürstenstraße  66  22.  4.  14 
Rabe,  P.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Chemischen  Staatslaboratoriums 

(20)  Loogestraße  11  9.  12.  14 

Rappolt,  E.,  Dr.  med.,  Gr.-Fiottbeck,  Grottenstraße  25  25.  1.  11 

Rasehorn,  Otto,  Oberlehrer,  (201  Kösterstraße  3  6.2.  07 

Reche,  O.,  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Museum  für  Völkerkunde  (13)  27.  4.  10 

Reh,  L.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Zool.  Museum,  (1)  23.  11.  98 

Rehtz,  Alfred,  Lockstedt,  Walderseestraße  19  23.  1.  07 

Rehwold,  Dr.,  (5)  Langereihe  29  13.  11.  18 

Reiche,  H.  von,  Dr.,  Apotheker,  (1)  Klosterstraße  30  17.  12.  79 

Reimnitz,  Joh.,  Dr.,  (23)  Kleiststraße  10  15.  11.  11 

Reitz,  H.,  Kaufmann,  (25)  Claus  Grothstraße  72  a  3.  5.  05 

Reuter,  Otto,  Oberlehrer,  (26)  Rudolphstraße  42  6.  6.  17 

Riebesell,  P.,  Dr.,  (21)  Averhoffstraße  14  7.  11.  06 

Riecke,  Curt,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (37)  Eppendorferbaum  11  30.  3.  12 

Riken,  R.,  Dr.,  Oberlehrer,  (30)  Hoheluftchaussee  51  15.  11.  11 

Rischard,  J.,  Direktor,  (23)  Wandsbekerchaussee  13  16.  6.  20 

Rischbieth,  P.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (19)  Hohe  Weide  6  13.  3.  89 

Da  Rocha-Lima,  Prof.  Dr.,  (21)  Hofweg  22  7.  1.  20 

Röper,  H.,  Elektrotechniker,  (23)  Wandsbecker  Chaussee  81  IM.  30.  11.  04 

Romanus,  Franz,  Dipl. -Ingenieur,  (37)  Isestraße  .ö6  23.  2.  16 

Rompel,  Fr.,  Photogr.  artist,  Atelier,  (22)  Hamburgerstraße  53  28.  3.  06 

Rosenbaum,  H.  L.,  (26)  Steinfurtherstraße  15  6.  5.  09 

Rupprecht,  Georg,  Dr.,  (22)  Richardstraße  57  1.5.  07 

Saenger,  Alfred,  Dr.  med.,  (36)  Alsterglacis  11  6.  6.  88 

Sahrhage,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Haideweg  9  pt.  12.  l.  16 

Sartorius,  Apotheker,  (23)  Wandsbecker  Chaussee  313  7.  11.  95 

Schack,  Friedr.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Schwanenwik  30  19.  10.  04 

Schäfer,  Hans,  Dr..  Assistenzarzt  am  Eppendorfer  Krankenhaus  16.  1.  18 

Schäffer,  Cäsar,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Freiligrathstraße  15  17.  9.  90 

Schaper,  Hermann,  Hütteningenieur,  (26)  Maridianstraße  5  1.  3.  4.  18 

Schlaeger,  Georg,  Zahnarzt,  (ö)  An  der  Alster  81  26.  2.  08 

Schlee,  Paul,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Immenhof  19  30.  9.  96 

Schlienz,  W.,  cand.  zool.,  (19)  Wiesenstraße  25  10.  3.  20 

Schmalfuss,  Dr.  med.,  Sanitätsrat,  (37)  Rothenbaumchaussee  133  20.  12.  05 

Schmidt,  Carl,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (23)  Marienthalerstr.  113al.  30.  10.  12 

Schmidt,  Felix,  Oberlehrer,  Altona-Ottensen,  Bahren felderstr.  92  11.  2.  14 

Schmidt,  John,  Ingenieur,  (8)  Meyerstraße  60  11.  5.  98 
Schmidt,  Justus,  Lehrer  an  der  Klosterschule,  (24)  Wandsbeckerstieg  45    26.  2.  79 

Schmidt,  Max,  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg- Großborstel,  Königstr.  7  9.3.  04 

Schmidt,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (19)  Fruchtallee  9  1.  3.  1.  12 

Schmitt,  Rudolf,  Konservator,  Altona,  Stadt.  Museum  11.  11.  08 

Schneider,  Albrecht,  Chemiker,  (22)  Oberaltenallee  12  13.  11.  95 

Schober,  A.,  Prof.  Dr.,  Schulrat,  (24)  Lerchenfeld  7  18.  4.  94 


—     17     — 

Schorr,  R.,  Prof.  Dr.,  Direktor  der  Sternwarte,  Bergedorf  4.  3.  96 
Schott,  Gerh.,  Prof.  Dr.,  Abteilungsvorstand  der  Deutschen  Seewarte 

in  Hamburg,  (9)   Deutsche  Seewarte  14.  4.  15 

Schrader,  Erich,  Oberlehrer,  (30)  Moltkestraße  17  26.3.  13 
Schröder,  J.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  staatlichen  Lyzeums  am 

Lerchenfeld,  Alsterdorf,  Fuhlsbüttelerstraße  603  5.  11.  90 
Schubotz,  H.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Hilfsarbeiter  am  Naturhist.  Museum, 

Flensburg-Land  18.  6.  13 

Schüller,  Felix,  Prof.  Dr.,  (24)  Graumannsweg  16  5.  5.  09 

Schutt,  K.,  Dr  ,  Oberlehrer,  (23)  Wartenau  3  30.  .5.  06 
Schutt,  R.  G.,  Prof.  Dr.,  Vorsteher  der  Hauptstation  für  Erdbeben- 
forschung, am  Physikal.  Staatslaboralorium,  (24)  Papenhuderstr.  8  23.  9.  91 
Schulz,  J.  F.  Herrn.,  bei  Berckemeyer  &  Siemsen,  (1)  Alsterdamm  3'J  28.5.  87 
Schumm,  Otto,  Prof.,  Chemiker  am  Allgemeinen  Krankenhaus 

Eppendorf,  (20)  Tarpenbeckstraüe  102  1.  1.4.  08 

Schumpelick,  A.,  Prof.,  Oberlehrer,  (37)  Isestraßs  95  4.  6.  02 

Schwabe,  J.,  Dr.,  Tierarzt,  (25)  Burgstraße  32  26.  2.  08 

Schwabe,  J.,  Oberlehrer,  Bergedorf,  Wentorferstraße  111  21.  4.  20 

Schwabe,  L.,  Fabrikbesitzer,  (30)  Husumerstraße  12  14.  12.  04 

Schwabe,  W.  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Wagnerstraße  88  27.  11.  07 

Schwarze,  Wilh.,  Prof.  Dr.,  Wentorf  bei  Reinbek,  Am  Heidberg  25.  9.  89 

Schwassmann,  A.,  Prof.  Dr.,  Bergedorf,  Sternwarte  12.  2.  Ol 

Schwencke,  Ad.,  Kaufmann,  Ait-Rahlstedt,  Wallstraße  52  20.  5.  96 

Seehann,  P.,  Lehramtskandidat,  (13)  Grindelweg  3  a  28.  1.  20 

Seemann,  H.,  Dr.,  (37)  Isestraße  64  I.                        -  22,  2.  11 

Selk,  H.,  Apotheker,  (21)  Heinrich  Hertzstraße  73  9.  3.  92 

Seiigmann,  Siegfried,  Dr.  med.,  Augenarzt,  (36)  Colonnaden  25/27  U.  12.  12 

Selzer,  A.,  (13)  Papendamm  26  28.  1.  20 

Semmelhack,  Wilh.,  Dr.,  (.30)  Gärtnerstraße  52                            .  3.  2.  15 

Sem'sroth,  L.,  Harburg,  Haakestraße  22  15.  6.  10 
Sennewild,  Dr.,  Prof.^  am  staatl.  Technikum,  (24)  Mühlendamm  72  111.  31.5.  76 
Sieveking,  G.  H.,  Dr.  med.,  Physikus,  (37)  Rothenbaumchaussee  211     25.  2.  14 

Simmonds,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Johnsallee  50  30.  5.  88 

V.  d.  Smissen,  C.,  stud.  rer.  nat.,  (23)  Marienthalerstraße  47  11.  2.  20 

Söllner,  Harald,  (.39)  Maria  Louisenstraße  112  11.  16.  5.  17 

Sokolowsky,  A  ,  Dr.,  (21)  Lappenbergsallee  10  19.  10.  10 

Sommer,  Georg.  Dr.  phil.  et  med.,  Bergedorf,  Schlebuschweg  22  4.  12.  12 

Sonder,  Chr.,  Apothekenbesitzer,  Oldesloe  15.5.  12 

Springmann,  Hermann,  Kaufmann,  (1.3)  Bornstraße  5  13.  11.  18 

Stalbohm,  Willi,  (6)  Agathenstraße  1  I.  16.  12.  08 

Starke,  Heinrich,  Oberlehrer,  Harburg,  Turnerstraße  17  26.  4.  11 

Stauss,  W.,  Dr.,  Dresden-A.,  Anton  Graffstraße  14  2.  10.  95 
Steffens,  O.,  Prof.  Dr.,  ständiger  Mitarbeiter  an  der  Deutschen 

Seewarte,  (21)  Karlstraße  21  8.  11.  05 
Steinhagen,  P.,  Kandidat  des  höheren  Lehramts,  Ohlsdorf, 

Fuhlsbüttclerstraße  619  5.  12.  17 

Stender,  C.,  Zahnarzt,  (30)  Moltkestraße  27  18.  12.  07 

Stilke,  R.,  (,26)  Hertogestraße  14                                                     "  12.  3.  19 

Stilp,  Dr.,  Oberlehrer,  Elmshorn,  Wrangelpromenade  20.  12.  16 

Stobbe.  Max,  Lokstedt  bei  Hamburg,  Behrkampsweg  36  13.  11.  95 
Strodtmann,  S  ,  Dr.,  Realschuldirektor,  Wilhelmsburg,  Göschenstr.  83     2.  12.  08 

Suhr,  J.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Finkenau  13  III.  29.  11.  05 

von  Sydow,  G.,  Dr.  jur.,  Notar,  (37)  Parkailee  96  10.  2.  17 

Tafel,  Victor,  Dr.  ing.,  (24)  Hartwicusstraße  20  U.  11.  14 


-     18    - 

Tams,  Ernst,  Dr.,  (23)  Ritterstraße  79  21.  10.  08 

Thate,  Conrad,  Kaufmann,  (26)  Saling  5  pt.  5.  12.  17 
Thilenius,  Prof.  Dr ,  Direktor  des  Museums  für  Völkerkunde, 

(37)  Abteistraße  16  9.  11.  04 

Thomae,  K.,  Prof.  Dr.,  Schulrat,  Bergedorf,  Grasweg  38  15.  1.  08 

Thorade,  Herrn.,  Dr ,  Oberlehrer,  (26)  Meridianstraße  1.5  30.11.  04 
Thörl,  Fr.,  Kommerzienrat,  Fabril^ant,  (36)  Hammerlandstraße  2325        16.  1.  95 

Timm,  Rud.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Bussestraße  45  20.  1.  86 

Timpe,  H.,  Dr.,  (24)  Uhlandstraße  65  Hpt.  4.  12.  Ol 

Trömner,  E.,  Dr.,  med.,  (5)  An  der  Alster  49  8.  11.  05 

Tuch,  Th.,  Dr  ,  Fabrikant,  (25)  Wallstraße  14  4.  6.  90 

Türkheim,  Julius,  Dr.  med.,  (5)  Langereihe  101  20.  11.  05 

Uetzmann,  R.,  Dr.,  Oberlehrer,  (23)  Hammersteindamm  95  30.  11.  04 

Ulmer,  G.,  Dr.  phil.,  Lehrer,  (39)  Baumkamp  .30  8.  U.  99 

Umlauf,  K.,  Prof.  Dr.,  Schulrat,  Bergedorf,  Bismarckstraße  33  24.  1.  06 

Unna.  P.  G.,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Gr.  Theaterstraße  31  9.  1.  89 

Vester,  H.,  Dr.,  Altona.  Bahnhofstraße  16  26.  2.  08 

Voege,  W.,  Prof.  Dr.-Ing.,  (20)  Sierichstraßc  170  14.  1.  02 
Voigt,  A.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Instituts  für  angewandte  Botanik, 

(24)  Wandsbcckerstieg  13  1.  1.  89 
Voigtländer,  F.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Chcm.  Staats- 
Laboratorium,  (21)  Overbeckstraße  4  9.  12.  91 
Vosseier,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Zoologischen  Gartens  16.  6.  09 
Wagner,  Franz,  Dr.  med.,  Altona,  Bei  der  Johanniskirche  2  18.  4.  00 
Wagner,  Max,  Dr.  phil.,  (5)  Steindamm  152  29.  1.  02 
Wagner,  Richard,  Altona,  Bei  der  Friedenseiche  6  3.  12.  02 
Walter,  B.,  Prof.  Dr.,  wiss.  Assistent  am  Physikal.  Staats- Laboratorium, 

(21)  Petkumstraße  15  I.  1.12.  86 

Walter,  F.,  Dr.,  (26)  Saling  7  11.  2.  20 

Warncke,  F.,  Dr.,  (26)  Sievekingsallee  7  IL  26.  3.  13 

Wasmus,  Dr.,  Lokstedt,  Ernststraße  8.  12.  09 

Weber,  W.,  Dr.,  Chemiker,  Altona,  Roonstraße  122  21.  10.  08 

Weber,  W.,  Dr.,  Polizeitierarzt,  (19)  Wiesenstraße  18  7.  12.  10 

Wedekind,  Karl,  (23)  Pappelallee  46  30.  6.  20 

Wegener,  A.,  Prof.  Dr.,  Groß=Borstel,  Virtastraße  7  18.  6.  19 

Wegener,  Max,  Kaufmann,  Blankenese,  Parkstraße  18  15.  1.  96 

Wehin,  Richard,  Dr.,  Chemiker,  (19)  Eppendorferweg  59  4.3.  10 

Weiss,  H.,  Dr.  Chemiker,  (24)  Erlenkamp  13  23.  2.  10 
Weygandt,  Wiih.,  Prof.,  Dr.  med.  et  phil.,  Direktor  der  Irrenanstalt 

Friedrichsberg,  (22)  Friedrichsbergerstraße  60  14.  2.  12 

Wilbrandt,  Prof.  H.,  Dr.  med.,  (21)  Heinrich  Hertzstraße  3  27.  2.  95 

Willers,  Th.,  Dr.,  Realschule  St.  Pauli,  (30)  Mansteinstraße  36  11.  23.2.  10 

Windmüller,  P.,  Dr.  med.,  Zahnarzt,  (37)  Hochallee  57  21.  12.  92 
Winkler,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Instituts  für  allgemeine  Botanik, 

(20)  Woldsenweg  12  11.  12.  12 

Winzer,  Richard,  Prof.  Dr.,  Harburg,  Haakestraße  43  7.  2.  00 

Wisser.  K.,  Dr.,  Oberlehrer,  (33)  Osterbeckstraße  105  16.  12.  08 

Witter,  Wilh.,  (21)  Uhlenhorsterweg  37  25.  10.  99 

Wölfert,  Georg,  Dr.  phil.,  Groß-Flottbeck,  Fritz  Reuterstraße  22  20.  10.  15 

Wohlwill,  Heinr.,  Dr.,  (37)  Hagedornstraße  51  12.  10.  98 

Wolff,  C.  H.,  Medizinalrat,  Blankenese,  Norderstrasse  12  25.  10.  82 

Wollmann,  E.,  Geh.  Justizrat,  Ottensen,  Molikestrasse  18  18.  10.  11 

Wulff,  A.,  Dr.,  (.5)  Kirchenallee  47  18.  6.  19 

Wulff,  Ernst,  Dr.,  (26)  Beim  Gesundbrunnen  U  I.  26.  10.  98 


-    19    - 

Würdemann,  G.,  Oberlehrer,  (24)  Mundsburgerdamm  31  5.  4.  11 
Wysogorski,  Dr..  Assistent  am  min.-geolog.  Institut, 

(5)  Lübeckertlior  22  18.  10.  11 

Zebel,  Gust.,  Fabrikant,  (21)  Goethestrasse  2  25.  4.  83 

Zedel,  Jul.,  Navigationslehrer,  (19)  Eimsb.  Marktplatz  26  17.  1.  06 

Ziehes,  Emil,  (21)  Sierichstrasse  34  28.  12.  89 

Zimmermann,  Carl,  (25)  Oben  Borgfelde  29  pt.  28.  5.  84 

Zinkeisen,  Ed.,  Dr.,  Chemiker,  (5)  Danzigerstrasse  48  24.  2.  97 

Zwingenberger,  Hans,  Oberlehrer,  (23)  Auenstrasse  14  pt.  30.  11.  04 


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90 


2.  Bericht  über  die  Voi träge  und  wissenschaftlichen 
Ausflüge  des  Jahres  1919. 


A.  Die  Vorträge  des  Jahres  1919. 

1.  Sitzung,    am  8.  Januar.    —   Koppen,  W,:    Neue    Klassifilcation   der 
Klimate. 

Einteilungen  der  Erdoberfläche  nach  klimatologischen  Gesichtspunkten 
gibt  es  verschiedene,  der  Redner  strebt  aber  besonders  danach,  homologe  Klimate 
weit  auseinanderiiegender  Gebiete  erkennen  zu  lassen.  Zu  Grunde  legt  er 
Temperatur,  Niederschlag  und  Jahreslauf.  Eine  neue  Bearbeitung  seines 
Vorschlags  vom  Jahre  1901  findet  sich  in  Petermanns  „Geogr.  Mitteilungen" 
(September-  bis  Dezemberheft  191S).  Die  der  Abhandlung  beigegebene  Karte 
lag  während  des  Vortrags  in  zahlreichen  Exemplaren  aus.  Wir  müssen  uns  an 
dieser  Stelle  mit  einem  Hinweis  auf  die  Veröffentlichung  des  Redners  begnügen 
und  ermähnen  nur,  dass  von  ihm  tropische  Regenklimate,  trockene  Klimate, 
warme  gemässigte  Regenklimate,  subarktische  und  Schneeklimate  mit  Unter- 
abteilungen unterschieden  werden. 

'2.  Sitzung,  am    15.  Januar,  —  Gürich,  G. :   Über  die  Erdölgebiete  in 
Rumänien  im  Vergleich  zu  den  norddeutschen. 

3;  Sitzung,  am  29.  Januar.  —  Lindemann,  Ad.:  Beugungsbilder  einiger 
besonderer  Fälle  Fraunhoferscher  Partiegitter. 

Ein  Partiegitter,  nach  Fraunhofers  Bezeichnung,  unterscheidet  sich  von 
einem  gewöhnlichen  Beugungsgitter  dadurch,  dass  bei  ihm  nicht,  wie  bei  einem 
gewöhnlichen  Gitter,  die  Spalte  in  gleichem  Abstände  aufeinanderfolgen,  sondern 
periodisch  ihren  Abstand  ändern,  so  dass  mehrere  zusammen  eine  „Partie" 
bilden,  welche  dann  gleichmässig  wiederkehrt.  Der  Vortragende  hat  im  Jahre 
1914  eine  Reihe  derartiger  Gitter  auf  photographischem  Wege  hergestellt,  bei 
denen  die  Anordnung  der  Spalte  so  getroffen  war,  dass  in  regelmässiger  Folge 
eine  Anzahl  der  normaler  Weise  auftretenden  Beugungsbilder  ausfallen,  andere 
in  ihrer  Helligkeit  verändert  werden,  so  dass  für  jedes  Gitter  ein  typisches 
Beugungsbild  entsteht.  Analoge  Erscheinungen  treten  bei  der  Beugung  der 
Röntgenstrahlen  durch  das  Molekulargitter  einer  Kristallplatte  auf. 

Ausführliche  Veröffentlichung:  Physikalische  Zeitschrift,  20.  Jahrgang  19!9, 
S.  283. 


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4,  Sitzung,    am    5.    Februar.    —    Pfeffer,   G.:    Der    Standpunkt    der 
historischen     Geologie     und     Zoogeographie    gegenüber    der 
Hypothese  AUred  Wegeners  von   der  Horizontalverschiijbung 
der  Kontinente. 
W.  sucht    die  l-ehre    von    der    Permanenz    der    Ozeane    und  Kontinente, 
zweitens  die  Annahme  von  mesozoischen  Kontincntalbrücken    seitens  der  Geo- 
logen   und    Zoologen,    drittens    die     Unmöghchkeit    des    Versinkens    derartiger 
Kontinentalbrücken  aufgrund  der  Lehre  von  der  Isostasie  dadurch  zu  versöhnen, 
dass   er  annimmt,   sämtUche   heute    zum  Teil   weit   getrennte  Kontinente    haben 
früher   eine    gemeinsame  Ansammlung   gebildet    und  sich   erst   später  getrennt. 
Der  Vortragende  weist  nach,  dass  die  fast  allgemein  angenommenen  Kontinental- 
brücken   zum   grössten  Teil    nie   bestanden  haben,  wenigstens  nicht  von  mittel- 
mesozoischen Zeiten  an;   ferner,  dass  eine  nahe  Aneinanderrückung  der  Konti- 
nente   geologische,    polaeontologische    und    zoogeographische  Verhältnisse    hätte 
ergeben  müssen,    die  sich  in  Wirklichkeit  nicht  vorfinden.     Es  muss  daher  die 
Wegenersche  Hypothese,  wenigstens  für  die  besprochene  Zeit,  abgelehnt  werden. 
Sodann    besprach    der  Vortragende    die  Gründe,    die    für    eine    oftmalige  Über- 
brückung der  Beringstrasse   sprechen,   so  dass  wir  auf  diese  Weise  die  Phasen 
in  dem  Austausch  der  Faunen  der  nördlichen  alten    und  neuen  Welt  verstehen. 
Dem   gegenüber   sind   die  Gründe,   die  für  einen  gleichen  Austausch  über  eine 
hypothetische    nordatlantische   Brücke   sprechen,    trotz   des  Vorhandenseins   der 
eine  stärkere  frühere  Erhebung  nahelegenden  untermeerischen  Schwelle  zwischen 
Schottland,  Island  und  Grönland,  verhältnismässig  schwach.  Auch  die  Betrachtung 
der  tertiären  Meeresfauna    der    Nordsee,    das  Erscheinen    arktischer  Mollusken 
an  der  Grenze   von    Tertiär   und  Quartär   im  Mittelmecr,    ebenso   wie    die  Ver- 
hältnisse  der  Tiefseefauna  des  Nordmeeres  sprechen  entweder  völlig  gegen  die 
Nordatlantische  Landbrücke  oder  wenigstens  gegen  eine  längere  Dauer  derselben. 
Dieselben  Gründe    gelten    noch   viel  stärker  für  die  Anschauung  Wegeners,  die 
Nordamerika  sich  bis  zum  Oligocän  an  Nordwestafrika  und  Westeuropa  anlegen 
und  im  Norden  erst  zu  pleistocänen  Zeiten  loslösen  lässt.     Ausserdem  müssten 
bei   der    nahen  Aneinanderlagerung    die  Landfaunen  der  beiden  Erdteile  in  den 
verschiedenen  Zeitaltern  sich  viel  ähnlicher  sehen,  als  sie  es  in  Wirklichkeit  tun. 
Vgl.  G.  Pfeffer,    Einführung  in  die  historische  Zoogeographie,  Jena  1920. 

5.  Sitzung,  am  12,  Februar.  —  Nöller,  W.:  Die  Pferderäude  und 
ihre  Behandlung  mit  Gas  (Schwefeldioxyd). 
Der  Vortragende  schildert  nach  einem  Ueberblick  über  die  Räudemilben- 
arten des  Pferdes  die  Biologie  der  Sarcoptes-Milbe,  zeigt  Bilder  von  Haut- 
schnitten und  erläutert  die  Bedeutung  der  Sarcoptes-RäuJe  für  das  deutsche 
Feldheer  und  das  Wirtschaftsleben  im  Kriege  1914-18.  Nach  einem  Ueberblick 
über  die  Ursachen  der  starken  Verbreitung  dieser  gefährlichen  Räudeform  be- 
handelt er  die  Versuche  zu  ihrer  Bekämpfung  und  legt  die  Grundzüge  des  von 
ihm  in  der  Räudeforschungsstelle  der  Tierseuchenforschungsstelle  Ost  ausge- 
arbeiteten Gasbehandlungsverfahrens  dar,  das  darauf  beruht,  dass  die  Pferde 
in  eine  Gaszelle  mit  4  Volumprozent  Schwefeldioxydgas  eine  Stunde  lang  ein- 
gestellt werden,  während  der  Kopf  den  Einwirkungen  dieses  Giftgases  durch 
eine  Schutzvorrichtung  entzogen  wird.  Kurze  Angaben  über  die  Organisation 
der  Gasbekämpfung  der  Pferderäude  im  Heere  schliessen  die  Ausführungen  ab. 
Einzelheiten  über  den  Gegenstand  bieten  folgende  Veröffentlichungen: 
Nöller,  W.  (1919):  Die  Behandlung  der  Pferderäude  mit  Schwefeldioxyd.     Verlag 

R.  Schoetz,  Berlin; 
Nöller,  W.  (1917):  Zur  Biologie  und  Bekämpfung  der  Sarcoptesniilbe  des  Pferdes. 

Zeitschrift  für  Veterinärkunde.    Jg.  29,  S.  481—504,  und 


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Nöller,  W.  (1920):  Kurze  Bemerkungen  zur  Biologie  und  Bekämpfung  der 
Sarcoptesmilbe  des  Pferdes.  Deutsche  Tierärztliche  Wochenschrift. 
Jg.  28,  Nr.  3,  S.  25—29. 

6.  Sitzung,    am    19.    Februar.     (Gemeinschaftliche    Sitzung    mit    der 

Gruppe  Hamburg-.41tona  der   Anthropologischen  Gesellschaft). 

— •   Hagen,  K.:    Japans  Fauna   in   ethnographischer  Hinsicht. 

Der  Vortragende  behandelte  die  Tierwelt  Japans  nach  ihrer  Bedeutung 
im  Volksglauben,  im  Volksbrauch,  in  der  Volkswirtschaft  und  Kunst.  Eingehender 
behandelt  wurden  Affe,  Fuchs,  Waschbärhund  (tanuki),  Hirsch,  Hase,  Mops 
(chin),  Fasan,  Kranich,  langgeschweifier  Hahn,  Falke,  Riesensalamander,  Fische 
und  andere  Seetiere,  Seidenraupe  und  endlich  die  Fabeltiere  Drache,  Kirin  und 
Phönix  (Howo).  Gegenständliches  Material  und  Lichtbilder,  die  vor  allem  die 
mannigfache  Verwendung  der  Tierwelt  in  der  Kunst  veranschaulichten,  unter- 
stützten das  Gesagte. 

7.  Sitzung,    am  26.   Februar.    —    Lütgens,  R.:    Westindien    und  der 

Weltkrieg. 

Die  Ausführungen  schlössen  sich  an  zwei  frühere  Vorträge  an  derselben 
Stelle  über  den  Panamakanal  und  Haiti  an.  Auch  dort  war  gezeigt  worden,  wie 
der  amerikanische  Imperialismus  planmässig  sich  entwickelte  und  die 
Herrschaft  über  das  westindische  Mittelmeer  erstrebte.  Während  des  Krieges 
hat  er  nun  weitere  Fortschritte  gemacht.  Die  bisher  unabhängige  Republik 
Haiti  ist  1915  nach  neuer  Revolution  und  Besetzung  durch  amerikanische 
Truppen  gezwungen  worden,  ein  Schutzverhältnis  ähnlich  dem  Cubas  einzugehen, 
und  auch  noch  nach  dem  Kriege  alle  vorher  internierten  Deutschen,  die  fast 
den  ganzen  Handel  in  Händen  hatten,  zu  vertreiben. 

Ferner  ist  1917  der  schon  vorher  mehrfach  versuchte  Ankauf  des 
Dänischen  Westindiens  erfolgt.  Auf  Grund  eigener  Reisen  und  an  der 
Hand  der  Lichtbilder  wurde  ein  kurzer  Ueberblick  über  Ha'iti  gegeben  und  dann 
eingehend  das  bisherige  Dänische  Westindien,  insbesondere  die  Hauptmsel 
St.  Thomas  geschildert.  Vor  allem  wurde  die  Bedeutung  von  St.  Thomas  für 
den  deutschen  Westindienverkehr  bis  1914  dargelegt.  Der  Ankauf  durch  die 
Ver.  Staaten  bedeutet  nicht  nur  die  Gewinnung  eines  hervorragenden  Kriegs- 
hafens zum  Schutze  des  Panamakanals,  sondern  auch  einen  Schlag  gegen  den 
Wiederaufbau  der  vorher  blühenden  deutschen  Schiffahrt  in  Westindien. 

Westergaard,  W.  Gh.:  The  Danish  West-lndia.  Yew  York  1917. 

Lütgens,  Rud.:  Land,  Leute,  Reisen  in  der  Republik  Haiti.  Ztschr.  Ges. 
f.  Erdk.  in  Berlin   1914. 

Drascher,  W.:  Vordringen  der  Ver.  Staaten  im  westindischen  Mittelmeer. 
Hamburg  1918. 

8.  Sitzung,    am  5.    März.    -  -    Riebesell,   P. :    Ueber    stereoslcopische 

Kaummessung,  insbesondere  von  Röntgenbildern.    (Mit  Licht- 
bildern.) 

Obgleich  der  Raum  0  Dimensionen  hat,  ist  dasjenige  Organ  des  Menschen, 
welches  hauptsächlich  der  Raummessung  dient,  das  Auge,  eigentlich  nur  einem 
zweidimensionalen  Raum  angepasst.  Und  auch  die  photographischen  Apparate, 
die  man  als  Ersatzaugen  bezeichnen  kann,  liefern  ebene  Bilder,  so  dass  zunächst 
auf  üiesj  Weise  eine  Raummessunji  ausgeschlossen  erscheint.  Wie  man  nun  aber 
bereits  mit  einem  Auge  Tiefenunterschiede  wahrnehmen  kann,  indem  man  das 
Auge  hin-  und  herbewegt,  so  lassen  sich  auch  bei  Röntgendurchleuchtungen  Tiefen 
durch  Hin-   und  Herbewegen   der  Röhre   oder  des  Objekts  schätzen.     Zu  einer 


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quantitativ  genauen  Raummessung  gelangt  man  aber  erst,  wenn  zwei  Aufnahmen 
von  verschiedenen  Srandpunkten  aus  gemacht  werden.  Diese  Methode  ist  bereits 
in  der  Feldmessung  zur  Stereophotogrammetrie  ausgebaut.  A'lit  Hülfe  rechnerisch 
geometrischer  Methoden  ist  man  in  der  Lage,  aus  zwei  in  bestimmter  Weise 
orientierten  Aufnahmen  eine  genaue  Bestimmung  der  Lage  eines  Fremdkörpers 
im  menschlichen  Körper  vorzunehmen.  Am  einfachsten  ist  es  aber,  wenn  alle 
Rechnungen  vermieden  werden  und  ein  dem  Objekt  raumgleiches  Bild  erzeugt 
wird,  an  dem  alle  Messungen  mit  Hülfe  der  gewöhnlichen  Messwerkzeuge  vor- 
genommen werden  können.  Das  gelingt  unter  Zuhülfenahme  des  Stereoskops. 
Wheatstone  hat  gezeigt,  dass  bei  beidäugiger  Betrachtung  eines  Gegenstandes 
die  Tiefenwahrnehmung  auf  der  perspektivischen  Verschiedenheit  beruht,  mit  der 
die  Gegenstände  auf  den  Netzhäuten  der  beiden  Augen  abgebildet  werden. 
Umgekehrt  kann  man  auch  eine  ganz  entsprechende  Tiefenwahrnehmung  dann 
erzielen,  wenn  man  durch  Anblicken  von  Zeichnungen,  die  eine  entsprechende 
Projektion  der  Gegenstände  auf  eine  Fläche  darstellen,  die  gleichen  Eindrücke 
auf  den  Netzhäuten  hervorruft,  die  im  ersten  Fall  durch  /inbiicken  der  Gegen- 
stände selber  hervorgerufen  wurden.  Auf  diesem  Prinzip  beruht  das  bekannte 
Stereoskop.  Ersetzt  man  bei  dem  Wheatstoneschen  Spiegelstereoskop  die  Spiegel 
durch  halbspiegelnde  Glasplatten,  so  erhält  man  ein  im  Räume  schwebendes 
objektgleiches  Bild,  an  dem  die  gewünschten  Strecken  und  Winkel  gemessen 
werden  können.  Nach  dieser  Methode  arbeiten  die  Verfahren  von  Hasselwander 
und  Trendelenburg.  Besonders  einfach  ist  der  Stereoorthodiagraph  von  Beyerlen 
der  Röntgenstereogesellschaft  in  Alünchen,  bei  dem  Aufnahme  und  Reproduktion 
in  ganz  analoger  Weise  zustande  kommen,  das  eine  Mal  mit  Röntgenstrahlen, 
das  andere  Mal  mit  Lichtstrahlen,  so  dass  alle  Rechnungen  und  Konstruktionen 
in  den  Apparat  hineinverlegt  sind.  Der  Vortrag  wurde  durch  zahlreiche  Licht- 
bilder und  Apparate  erläutert. 
Vgl.  W.  Trendelenberg,    Stereoskopische   Raummessung    an    Röntgenaufnahmen. 

Berlin  1917. 
F.  Schilling,    Neue  Methoden    der  Ortsbestimmung  eines  Fremdkörpers.  Ztschr. 

f.  Math.  u.  Physik  1916. 
J.  Katzenstein,    Ueber    einen    Röntgen-Stereo-Orthodiagraphen    nach    Beyerlen. 

Münchener  mediz.  Wochenschrift  1917. 

9.  Sitzung,  am  12.  März.  —  Tarns,  E.:  Drehwage  und  Schwere- 
messungen in  ihrer  Bedeutung  für  die  Geologie. 

Einleitend  wurde  unter  Hinweis  auf  die  Arbeiten  von  Helmert,  Deecke 
und  Lachmann  die  Wichtigkeit  der  Untersuchungen  über  die  Beziehungen 
zwischen  Schwere  und  Erdmagnetismus  einerseits  und  den  geologischen  Ver- 
hältnissen (Tektonik  und  Aufbau  aus  den  verschiedenen  Gesteinen)  eines  Gebietes 
andererseits  hervorgehoben.  Während  nun  die  Pendelmessungen  nur  Auskunft 
über  die  Abweichungen  zig  der  Schwerebeschleunigung  g  selber  von  ihren 
normalen  Werten  zu  geben  vermögen,  vermittelt  die  Drehwage  neben  der  Kennt- 
nis gewisser,  die  Krümmungsverhältnisse  der  Niveauflächen  charakterisierenden 
Grössen  auch  die  Bekanntschaft  der  Horizontalgradienten  der  Schwerkraft.  Die 
theoretischen  Grundlagen  der  Untersuchungen  über  die  Drehwage  und  eine 
genaue  Ausarbeitung  der  anzuwendenden  Methode  rühren  von  Eötvös  her. 

Die  Drehwage  erster  Art  oder  das  Krümmungsvariometer  gestattet 
die  Bestimmung  der  Differenz  der  rezigroken  Hauptkrümmungsradien  einer 
Niveaufläche  und  des  Azimuts  ihrer  Hauptschnitte  in  einem  bestimmten  Punkt, 
dem  Schwerpunkt  des  Gehänges.  Die  Drehwage  zweiter  Art  oder  das  Horizontal- 
variometer liefert  ausserdem  noch  die  Grössen  der  beiden  Horizontalgradienten 
der  Schwerkraft  in  zwei  senkrecht  zu  einander  stehenden  Richtungen.  Verbindet 
man  hiermit  noch  eine  Bestimmung  des  Vertikalgradienten  durch  eine  Wägung 


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nach  Jolly,  so  lässt  sich  auch  die  Summe  der  rezigroken  Hauptkrümmungs- 
radien und  somit  der  Wert  der  Hauptkrümmungsradien  selber  und  das  Gaus  s"sche 
Krümmungsmass  berechnen.  Die  Pendelmessungen  lassen  bei  sorgrältigster 
Ausführung  eine  Ermittlung  von  .lg  bis  auf  1  10-^  cm  sec  --',  d.i.  Einmilliontel 
von  g,  zu;  die  Genauigkeitsgrenze  der  Bestimmung  der  Horizontalgradienten 
durch  das  Horizontalvariometer  liegt  dagegen  erst  bei  MO-''  sec  -^  d.i.  bei 
einer  Aenderung  von  Einbilliontel  von  g  auf  einer  Strecke  von  1  cm,  so  dass 
die  Drehwage  eine  weit  grössere  Empfindlichkeit  besitzt  als  das  Pendel. 

Zwei  im  einzelnen  besprochene  schematische  Beispiele  machten  ferner 
deutlich,  dass  die  Lage  unter  der  Erdoberfläche  verborgener  Stufen,  Sättel,  Tal- 
linien und  dergl.  durch  erhöhte  Veränderlichkeit  des  Horizontalgradienten  in 
den  darüberliegenden  Teilen  der  Oberfläche  charakterisiert  ist,  sofern  diese 
Strukturlinien  verschieden  dichte  Schichten  voneinander  trennen,  während  das 
Verhalten  von  ^g  wohl  über  das  Vorhandensein  von  in  der  Tiefe  befindlichen 
Massenüberschüssen  und  Massendefekten,  nicht  aber  über  die  Lage  der  diese 
Massenunregelmässigkeiten  umgrenzenden  tektonischen  Linien  unterrichten 
kann.  Den  im  Gelände  mit  der  Drehwage  anzustellenden  Beobachtungen  und 
ihrer  zahlenmässigen  Auswertung  stehen  allerdings  noch  besondere,  nicht  un- 
erhebliche Schwierigkeiten  entgegen.  Bevor  aus  den  Abweichungen  der  im 
Freien  gemachten  Beobachtungen  von  den  dem  Erdellipsoid  und  der  Helme  r t'schen 
Schwereformel  entsprechenden  Normalwerten,  den  sogenannten  vollen  Störungs- 
werten, auf  die  unterhalb  der  Erdoberfläche  anzunehmende  Massenanordnung 
geschlossen  werden  kann,  müssen  natürlich  alle  Wirkungen,  die  auf  sichtbaren 
Unregelmässigkeiten  der  Massenverteilung  beruhen,  rechnerisch  eliminiert  sein. 
Erst  nach  Abzug  der  Einflüsse  der  Unebenheiten  der  Umgebung,  wobei  auch 
entsprechend  der  Empfindlichkeit  der  Methode  Gräben,  Wälle  und  dergl.  zu 
berücksichtigen  sind,  erhält  man  die  eigentlichen  subterranen  Störungs  werte, 
die  Aufschlüsse  über  die  uns  unsichtbare  Massenanordnung  zu  geben  vermögen. 

Die  Alessungen  an  einem  Salzhorst  in  Deutschland  durch  Schweydar, 
welche  besprochen  wurden,  erwiesen  den  praktischen  Nutzen  der  Drehwage  im 
Gelände  und  die  desgleichen  erörterten  Untersuchungen,  die  Eötvös  zur  Fest- 
stellung der  Anomalien  der  Schwerkraft  wie  auch  des  Erdmagnetismus  in  der 
im  Juli  1911  von  einem  starken  Erdbeben  betroffenen  Umgebung  von  Kecskemet 
in  der  ungarischen  Tiefebene  vornahm,  lehrten  auch  die  rein  wissenschaftliche 
Fruchtbarkeit  der  Methode  für  die  Geologie.  (Siehe  den  Aufsatz  des  Verfassers 
m  der  Geologischen  Rundschau  1919,  Band  X,  Heft  1.) 

10.  Sitzung,    am   19,  März.    —    Fortsetzung    des    Vortrags    aus    der 

4.   Sitzung.     (Vgl.  Bericht  vom  5.  Februar.) 

11.  Sitzung,  am  26.  März.  —  Antze:  Die  Metalltechiiik  der  Indianer. 

12.  Sitzung,    am  2.  April.    —    Schutt,  K. :    Ueber   Neonlampen    und 

Extraströme. 

Nach  einer  Auseinandersetzung  über  die  charakteristische  Kurve,  die  den 
Zusammenhang  zwischen  Spannung  und  Stromstärke  für  einen  Leiter  darstellt, 
bei  Entladungen  durch  eine  Gasstrecke  und  die  Umstände,  die  auf  den  Verlauf 
der  Entladung  und  die  Höhe  des  Entladungspotentials  von  Einfluss  sind,  führte 
der  Vortragende  Neonglimmlampen  und  eine  Neonbogenlampe  vor.  Beide  sind 
mit  Neon  und  25  "/n  Helium  von  niedrigem  Druck  gefüllt  und  verlangen  220  Volt 
Spannung.  Erstere  gibt  ein  mildes,  letztere  ein  sehr  helles,  blendendes,  rosarot 
gefärbtes  Licht,  das,  wie  der  Versuch  zeigt,  die  Neon-  und  Heliunilinien  enthält. 
Bei  der  Bogenlampe  erfolgt  die  Zündung  durch  den  Hochspannungsstoss  einer 
Spule   von    grosser  Selbstinduktion,    der  durch  einen  Vakuumunterbrecher  aus- 


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gelöst  wird.  Von  Interesse  ist,  dass  in  den  Lampen  die  Luminiszenzstrahlung 
zu  praktischen  Beleuchtungszwectcen  herangezogen  wird,  während  bisher  unsere 
meisten  Lichtquellen  Temperaturstrahler  waren. 

Die  Erscheinungen  der  Selbstinduktion  werden  dem  Verständnis  am 
besten  dadurch  nähergebracht,  dass  man  auf  die  energetischen  Verhältnisse  ein- 
geht: beim  Schliessen  eines  Stromes  wandert  Energie  in  den  den  Leiter  um- 
gebenden Raum  und  baut  hier  das  magnetische  Kraftfeld  auf.  Die  Folge  ist, 
dass  der  Strom  erst  allmählich  seine  volle  Stärke  annimmt.  Beim  Oeffnen 
bricht  das  magnetische  Feld  zusammen;  die  Energie  tritt  in  den  Leiter  zurück 
und  hat  den  Extrastrom  zur  Folge.  Die  Lösung  der  Gleichung  für  den  Strom- 
verlauf beim  Oeffnen  und  Schliessen  führt  auf  Kurven,  die,  wie  der  Vortragende 
durch  Vorführung  mehrerer  Oszillogramme  zeigte,  gut  mit  der  Erfahrung  über- 
einstimmen. 

13.  Sitzung,  am  9.  April.   —    Martini,  E.:    Ueber  Stechmücken  und 

Stechmückenbekämpfung  in  der  Heimat. 

Unsere  Stechmücken,  für  den  Laien  unter  sich  sehr  ähnlich,  zerfallen  in 
eine  grosse  Anzahl  Arten  von  z.  T.  recht  verschiedener  Lebensweise.  Daher 
helfen  nicht  dieselben  Bekämpfungsmittel  gegen  alle,  und  man  muss  vor  Beginn 
einer  Bekämpfung  wissen,  was  für  Mückenarten  man  vor  sich  hat,  wenn  man 
auf  Erfolg  rechnen  will.  Die  wichtigsten  Unterschiede  in  Bau  und  Lebensweise 
wurden  besprochen. 

Die  Wechselfiebermücken  kommen  in  jedem  grösseren  Gebiet  in  Deutsch- 
land vor,  in  Hamburg  rings  in  der  Umgebung.  Doch  entscheidet  die  Menge, 
in  der  sie  vorhanden  sind  darüber,  ob  sie  durch  Uebertragung  der  Malaria  von 
den  zahlreichen  mit  Wechselfieber  angesteckten  Kriegern,  die  aus  dem  Süden 
zurückgekehrt  sind,  auf  die  übrige  Bevölkerung  gefährlich  werden  können. 
Genauere  Untersuchungen  hierüber  sind  vom  Reichsamt  des  Innern  angeregt, 
aber  bei  der  Ausdehnung  von  Gross-Hamburg  für  einen  zu  umfangreich.  Der 
Vortragende  bat  daher  um  Betailigung  von  Herren  mit  zoologischem  Interesse 
an  diesen  Untersuchungen.  Von  ihnen  hätte  dann  jeder  ein  Stück  der  Umgebung 
und  der  Stadt,  möglichst  in  der  Nähe  seiner  Wohnung,  zu  erforschen. 

14.  Sitzung,    am  7.  Mai.    —    Koch,  E. :    Pliozäne  Ablagerungen    bei 

Hamburg. 
Seit  langem  werden  bei  Pinneberg,  westlich  des  Dorfes  Eggerstedt,  in 
flachen  Gruben  weisse  Quarzsande  gegraben,  die  den  verschiedensten  Zwecken 
dienen.  Aehnliche  Sande  sind  vor  einigen  Jahren  bei  Friedrichshuld  (nördlich 
Schenefeld)  gefunden  und  neuerdings  im  Jahrsmoor  (östlich  Friedrichshuld) 
erbohrt.  Dem  Vorkommen  wurde  bisher  ein  untermiozänes  Alter  zugeschrieben. 
Neuere  und  ältere  Bohrungen  in  jenen  Gebieten  zeigen  indessen,  dass  diese 
Sande  aus  stratigraphischen  Gründen  jünger  sein  müssen  als  der  obermiozäne 
Glimmerton.  Da  sie  ferner  in  petrographischer  Beziehung  aufFällig  den  Sylter 
und  Fieler  Kaolinsanden  gleichen,  sind  sie  wie  diese  als  pliozän  anzusprechen. 
Damit  sind  in  unserer  Gegend  zum  ersten  Mal  Ablagerungen  dieser  Formation 
nachgewiesen,  (cf  Nr.  III  in  E.  Koch  und  K.  Gripp:  Zur  Stratigraphie  des 
Jungtertiärs J  in  ;  Nordwestdeutschland.  Jahrbuch  der  Hamburgischen  Wissen- 
schaftlichen Anstalten,  XXXVI  1918.  Beiheft:  Mitteilungen  aus  dem  Mineralog.= 
Geologischen  Institut,  Hamburg   1920.) 

15.  Sitzung,    am   14.  Mai.    —    Hentschel,  E.;    Untersuchungen   zum 

Bipolaritätsproblem. 
Die  Erscheinung   der   habituellen  Aehnlichkeit  zwischen  den  Faunen  der 
nördlichen    und  südlichen  kalten  (auch  gemässigten)  Gewässer,    von  Pfeffer  ^Is 


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Bipolarität  bezeichnet,  äussert  sich  im  Vorkommen  gleicher  Arten,  in  ähnlicher 
Faunenzusammensetzung  und  im  Auftreten  gleicher  Merkmale.  Verschiedene 
Hrklärungsversuche  liefen  dafür  vor,  hauptsächlich  die  Reliktentheorie,  die 
Migrationshypothese,  die  Hypothese  des  tropischen  Ursprungs  der  Faunen  und 
die  der  wiederholten  Entstehung  des  Gleichen.  Bei  den  Spongien,  die  der 
Vortragende  untersuchte,  kommen  einige  auffallende  Fälle  von  „Artbipolarität" 
vor.  Es  gibt  aber  vor  allem  im  allgemeinen  „faunistische  Bipolatität",  die  deut- 
lich hervortritt,  wenn  man  die  Faunen  der  eigentlichen  Polargebiete  statistisch 
mit  der  des  Gebietes  zwischen  30"  nördl.  und  30"  südl.  Br.  im  Atlantischen 
Ozean  vergleicht.  Nach  Ausscheidung  der  Kalkschwämme,  Glasschwämme  und 
Hornschwämme,  die  übrigens  auch  Bipolaritätserscheinungen  zeigen,  und  nach 
Ausscheidung  der  wegen  Artenarmut  statistisch  nicht  erfassbaren  Gattungen 
ergibt  sich,  dass  die  grosse  Mehrzahl  der  übrigen  Gattungen  (Tetractinelliden 
und  Monactinelliden)  in  den  Tropen  entweder  ein  Maximum  oder  ein  Minimum 
der  Differenzierung  in  Arten  hat.  Die  ganze  Bevölkerung  der  3  Meeresgebiete 
zeigt  also  eine  bipolar  geordnete  Verteilung  ihrer  Bestandteile.  Aehnliches  ist, 
wenn  auch  nicht  so  auffallend,  bei  andern  Tiergruppen  (Aktinien,  Ascidien,  Cuma- 
ceen)  beobachtet.  Es  kommt  schliesslich  „Merkmalsbipolarität"  vor.  So  z.  B. 
inbczug  auf  den  Gesamtkörper  der  Mangel  an  Hornsubstanz  (Spongin)  bei  Horn- 
und  Kieselschwämmen  in  den  Polargebieten  gegenüber  den  Tropen,  was  die 
Gestalt  der  Schwämme  und  den  Gesamteindruck  der  Faunen  sehr  beeinflusst. 
Auffallender  ist  die  Erscheinung  an  den  Skeletteilen,  den  Kieselnadeln  (Spicula). 
In  den  wichtigsten  Gattungen  (Mycale,  Gellius,  Myxilla,  Polymastia) 
ist  die  Grösse  der  Hauptnadeln  in  beiden  Polargebieten  bedeutender  als  im 
Warmwassergebiet.  Eine  besondere,  auffallende  Spiculaform,  die  sog.  Exotyle, 
bildet  die  rein  polare  Gattung  Sphaerotylus  aus.  Die  Art  des  Vorkommens 
dieser  Nadelform  in  verschiedenen  Abteilungen  des  Spongienstammes,  die  Art 
ihres  Vorkommens  in  der  Gattung  selbst  und  der  Zusammenhang,  in  welchem 
hier  und  anderwärts  Gestalt  und  Grösse  der  Spicula  miteinander  stehen,  machen 
eine  unabhängige  Entstehung  dieser  Gebilde  in  beiden  Polargebieten  wahrschein- 
lich. In  einer  andern  bipolaren  Spongiengattung  (O  x  y  m  y  c  a  1  e)  findet  sich 
ganz  Aehnliches.  Bipolarität  von  Merkmalen  wurde  auch  in  andern  Tiergruppen 
beobachtet  (z.  B.  Brutpflege).  —  Die  bei  den  Spongien  so  auffallend  universell 
ausgeprägte  Erscheinung  der  Bipolarität  scheint  auf  dem  Gegensatz  zwischen 
Tropen  und  Polargebieten  inbczug  auf  die  klimatischen  Einflüsse  zu  beruhen. 
Diese  dürften  einerseits  im  Sinne  der  Reliktentheorie  oder  doch  jedenfalls 
gemäss  ihren  Grundgedanken  über  kosmopolitische  Verbreitung  und  zonale  An- 
ordnung der  Faunen  eine  allgemeine  faunistische  Uebereinstimmung  der  Polar- 
gebiete im  Gegensatz  zu  den  Tropen  geschaffen  haben.  Andererseits  scheinen 
sie  im  Sinne  einer  Hypothese  bestimmt  gerichteter  Entwicklung  (Orthogenese) 
zu  wiederholter  Entstehung  gleicher  Merkmale  auf  Grund  gleicher  oder  ähnlicher 
Anlagen  den  Anstoss  gegeben  haben. 

16.  Sitzung,  am  21.  Mai.  —  Lohmann,  H.:  Die  Besiedelung  der 
Hochsee  mit  Pflanzen  und  Tieren. 

An  der  Hand  von  Kurven,  für  welche  das  Zahlenmaterial  während  der 
Ausreise  der  Deutschen  Antarktischen  Expedition  gewonnen  wurde,  führte  der 
Vortragende  aus,  welche  Kräfte  die  Verteilung  der  mikroskopischen  Plankton- 
organismen bedingen,  die  die  Grundlage  des  Lebens  der  Hochsee  bilden  und 
am  sichersten  durch  Centrifugierung  von  Wasserproben  gewonnen  werden. 

Die  Bilder,  welche  Querschnitte  und  Längsschnitte  durch  Meeresströmungen 
des  Oceans  von  der  Verteilung  der  Bevölkerungsdichte  geben,  sind  sehr  regel- 
mässig und  durch  und  durch  geset^mässig  aufgebaut;  sie  zeigen  aber  in  dem 
allgemeinen  Verlauf  der  Dichtelinien  zunächst  gar  keine  oder  nur  wenige  unrnittel- 


—     27     — 

bare  Beziehungen  zu  den  Linien  der  bisher  allgemein  untersuchten  hydro- 
graphischen Eigenschaften  des  durchfahrenen  Meerwassers,  wie  Temperatur, 
Salzgehalt,  Dichte,  Sauerstoffgehalt  usw.  Für  die  Organismen  müssen  also 
andere  Verhältnisse  ausschlaggebend  sein. 

Da  die  zuverlässigsten  Bilder  einen  Kern  höchster  Dichte  aufweisen,  von 
dem  aus  nach  allen  Seiten  hin  die  Volkszahl  abnimmt,  liegt  eine  Ausbreitung 
durch  Bewegung  von  einem  Herd  aus  nach  den  Rändern  des  Verbreitungs- 
gebietes am  nächsten.  Die  Bewegungskräfte  aber,  welche  hierfür  in  Frage 
kommen,  sind  völlig  unzureichend,  um  eine  solche  Verteilung  zu  erklären. 
Weder  die  Bewegungen  des  Wassers  noch  die  Eigenbewegungen  der  Organismen 
reichen  ?.ur  Durchmessung  der  hier  in  Frage  kommenden  Entfernungen  auch 
nur  annähernd  aus.  Viele  Pflanzen  entbehren  jeder  Eigenbewegung,  und  wo 
solche  vorhanden  ist,  vermag  sie  in  24  Stunden  nicht  mehr  als  wenige  Meter 
zurückzulegen.  Eine  sehr  bemerkenswerte  Uebereinstimmung  besteht  zwischen 
den  Linien  gleicher  Stromschnelligkeit  (Isotachen),  wie  sie  für  Flüsse  nach- 
gewiesen werden  können;  nicht  nur  die  centrische  Anordnung,  sondern  auch 
die  Lage  des  Punktes  höchster  Werte  nicht  an  der  Oberfläche,  sondern  in 
einiger  Tiefe  derselben,  kehrt  hier  wieder.  Aber  eine  Abhängigkeit  der  Volks- 
dichte von  der  Stromschnelligkeit  ist  trotzdem  nicht  möglich,  da  die  Dichte- 
verteilung von  Art  zu  Art  wechselt,  während  sie  in  diesem  Falle  natürlich  bei 
allen  Bewohnern  des  gleichen  Gebietes  auch  gleich  sein  müsste. 

Untersuchungen  über  den  Wechsel  der  Volksdichte  während  der  Strom- 
reise im  nordatlantischen  Stromkreise  von  der  Gegend  nördlich  der  Azoren  bis 
zur  Mitte  des  Oceanbeckens  nördlich  vom  Aequator  führen  nun  zu  der  Annahme, 
dass  es  sich  bei  der  Verteilung  der  Volksdichte  oder  der  Besiedelung  im  Strom 
im  Wesentlichen  nicht  um  Fortbewegung  handelt,  sondern  lediglich  ein  Herab- 
sinken und  Wiederansteigen  der  Volkszahl  in  jedem  kleinsten  Stromabschnitt, 
und  dass  die  Verteilung  der  Individuen  im  Meere  eine  ausserordentlich  beständige 
ist.  Da  also  das  Gedeihen  oder  Nichtgedeihen,  das  eine  Art  oder  Familie  im 
Strom  findet,  die  Besiedelung  des  Wassers  bestimmt,  wird  diese  Form  der  Be- 
siedelung im  Gegensatz  zu  der  auf  Fortbewegung  der  Individuen  im  Wasser 
beruhenden  Besiedelungsform  die  Gedeihbesiedelung  genannt.  Sie  ist  für  das 
kleinste  Plankton  die  herrschende  Besiedelungsart,  während  für  die  grösseien 
und  langlebigen  Organismen  des  Planktons  die  Bewegungsbesiedelung  an  Be- 
deutung gewinnt. 

17.  Sitzung,  am  28.  Mai.  —  Reh,  L.:  Ratten  und  Mäuse,  ihre  Be- 
deutung für  den  Menschen  und  ihre  Bekämpfung. 
Ratten  und  Mäuse  gehören  zwei  Unterfamilien  der  grossen  Familie  der 
Muriden  oder  Mausnager  an,  den  Arvicolinen  oder  Wühlmäusen  mit 
kurzem,  dickem  Kopfe  und  kürzerem,  behaartem  Schwänze,  und  den  Murinen 
oder  Mäusen  mit  spitzem,  langem  Kopf  und  langem,  unbehaartem,  aber  be- 
schupptem Schwänze.  Die  grösseren  Formen  beider  Unterfamilien  bezeichnet 
man  als  Ratten,  die  kleineren  als  Mäuse.  Die  grösste  Art  der  Wühlratten  ist 
die  nordamerikanische  Bisamratte,  in  ihrer  Heimat  als  wertvolles  Pelztier 
geschätzt  und  geschützt.  Im  Jahre  1906  wurde  sie  in  wenigen  Paaren  von  einem 
böhmischen  Barone  auf  seinem  Gute  ausgesetzt  und  hat  sich  in  den  verflossenen 
!2  Jahren  auf  über  100  Millionen  Stück  vermehrt,  nicht  nur  über  ganz  Böhmen 
ausgebreitet,  sondern  ist  auch  in  Sachsen  und  Bayern  eingedrungen.  Sie  ist  ein 
ungeheurer  Schädling  geworden,  bes.  in  der  Fischzucht,  aber  auch  im  Gartenbau 
und  durch  Unterwühlen  der  Dämme.  Die  Wasserratte,  Scher-  oder 
Wühlmaus  ist  bei  uns  v/eit  verbreitet  und  bes.  in  Obstgärten  schädlich, 
während  die  kleine  Feldmaus  der  bekannte  Acker-  und  Wiesenschädling  ist, 
der  alle  paar  Jahre  in  grossen  Massen  auftritt.     Von  den  echten  Mäusen  ist  die 


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Wanderratte  weitaus  die  schädlichste;  sie  schien  sogar  die  einheimische 
Hausratte  ganz  verdrängen  zu  wollen,  doch  hat  diese  sich  in  den  letzten 
Jahren  wieder  mehr  vermehrt.  Von  den  Mäusen  kommt  die  Hausmaus  fast 
nur  in  Häusern  vor;  die  Wald-  und  Brandmaus  kommen  nur  im  Winter 
in  die  Häuser.  Ratten  und  Mäuse  schaden  nicht  nur  durch  ihren  Frass  und 
und  ihr  Benagen,  sondern  übertragen  auch  Krankheiten,  bes.  erstere  die  Pest, 
die  Maul-  und  Klauenseuche,  Bandwürmer  und  Trichinen.  Die  Bekämpfung 
geschieht  durch  Fallen,  Gifte  (Phosphor,  Strychnin,  Baryumkarhonat,  Meerzwiebel) 
oder  durch  Bakterien,  die  aber  sehr  unzuverlässig  sind.  Bes.  wichtig  ist  immer 
die  Wahl  des  Köders,  der  sich  ganz  nach  den  örtlichen  Umständen  richten  muss, 
weshalb  man  die  Bekämpfung  einer  stärkeren  Plage  am  besten  einem  zuver- 
lässigen Kammerjäger  überlässt.  Die  natürlichen  Feinde,  wie  Katzen,  Hunde  usw. 
gegen  Ratten  und  Mäuse  im  Hause,  das  Raubwild  im  Freien  können  nie  eine 
Plage  verhindern  oder  beseitigen,  sondern  nur  dabei  helfen. 

18.  Sitzung,  am  4.   Juni.  —  Reche,  O. :   Ueber  die  diluviale  Tierwelt 

in  der  Darstellung  des  diluvialen  Menschen. 
In  den  während  der  Eiszeit  bewohnten  Höhlen  Mitteleuropas  haben  sich 
neben  zahlreichen  altsteinzeitlichen  Geräten  und  Waffen  auch  nicht  selten  höchst 
merkwürdige  Zeichnungen,  Gemälde  und  Schnitzereien  gefunden,  die  meist 
damals  lebende  Tiere  wiedergeben.  Die  Darstellungen  sind  z,  T.  von  einer 
derartigen  Naturtreue  und  künstlerischen  Vollendung,  dass  nach  der  Entdeckung 
der  ersten  niemand  glauben  wollte,  dass  es  sich  wirklich  um  Kunstwerke  aus 
einer  so  viele  Jahrtausende  zurückliegenden  Zeit  handele,  in  der  der  Mensch 
ja  noch  auf  der  niedrigsten  Kulturstufe,  der  des  Jägernomaden,  lebte.  Weitere 
derartige  Funde  haben  aber  die  Echtheit  unzweifelhaft  bewiesen,  zumal  vielfach 
Tiere  dargestellt  sind,  die  nur  während  des  Diluviums  lebten  und  heute  längst 
ausgestorben  sind.  Der  Vortragende  besprach  dann  die  mit  dieser  alten  Kunst 
zusammenhängenden  Probleme  und  legte  u.  a.  dar,  dass  nur  zu  einem  Teil 
künstlerisches  Bedürfnis  die  Veranlassung  zu  den  Kunstwerken  war  und  dass 
die  Darstellungen  in  der  Hauptsache  sehr  wahrscheinlich  abergläubischer  Vor- 
stellung ihre  Entstehung  verdanken:  dadurch,  dass  mau  das  Jagdtier  im  Bilde 
festhielt,  hoffte  man,  es  auch  magisch  festzuhalten,  es  gewissermassen  zu  bannen, 
so  dass  es  bei  der  Annäherung  des  Jägers  nicht  flüchtig  wurde,  sondern  in  der 
gewünschten  Stellung  stehen  blieb  und  den  Jäger  gut  zu  Schuss  kommen  Hess, 
ein  Gedankengang,  der  sich  noch  heute  bei  primitiven  Jägerstämmen  findet.  In 
zahlreichen  Lichtbildern  führte  der  Redner  dann  die  wichtigsten  der  diluvialen 
Kunstwerke  vor  und  zeigte,  dass  fast  die  gesamte  damals  lebende  Grosstierwelt 
durch  die  diluvialen  Jäger  im  Bilde  festgehalten  worden  ist,  wobei  natürlich  die 
gut  getroffenen  Darstellungen  jetzt  ausgestorbener  Tiere,  wie  des  Mammut,  des 
wollhaarigen  Nashorns,  des  Höhlenbären  und  Höhlenlöwen  besonders  interessierten. 

19.  Sitzung,  am    18.  Juni.  —  Vosseier:   Kleine  Mitteilungen  aus  dem 

Zoologischen  Garten. 
Der  Vortragende  machte  Mitteilung  von  einer  Reihe  bemerkenswerter 
Beobachtungen  an  lebenden  Tieren,  die  im  Laufe  der  Jahre  besonders  im 
Zoologischen  Garten  gemacht  worden  sind.  Es  handelt  sich  hierbei  um  Tat- 
sachen, welche  der  Zoologie  im  engeren  Sinne  des  Wortes  fremd  bleiben 
mussten,  weil  sie  eben  nur  beim  täglichen  Verkehr  mit  Tieren  dem  aufmerk- 
samen Beobachter  auffallen.  Es  gehören  hierzu  die  vorherrschende  Rechts- 
händigkeit bei  Affen  und  vielen  anderen  Tieren,  z.  B.  bei  dem  Biber  und  den 
Känguruhs,  die  die  Vorderpfote  als  Hand  benutzen,  die  Vorliebe  mancher  Tiere 
für  gewisse  Farben,  Gerüche  und  Salze  und  andererseits  die  Abneigung  dagegen, 
die   eigentümliche  Selbsthülfe    der   Tiere    in    schwierigen    Lebenslagen,    welche 


—    29    — 

durch  Veränderung  in  der  Lebenslage  und  Umgebung  hervorgerufen  -verden, 
seelische  Mißstimmung,  Lachen  usw.  Es  folgten  dann  Bemerkungen  über 
FigentümJichkeüen  beim  Wechsel  des  Sommer-  und  XX'interpelzes  und  den 
Einfluss  des  Klim.as  auf  Leichtigkeit  und  Länge  des  Pelzes  einiger  Tiere.  —  Zum 
Schluss  legte  der  Vortragende  Eier  vom  Hecht  und  Stumpfschnauzkrokodil  vor. 
sowie  solctip.  vom  r.njiathkafer  aus  Kamerun,  die  arössten  bekannten  Insekteneier. 

.?0.  Sitzung,  am  .22.  Oktober.    —  We.genei',  A. ;   F^er  Aletenritenfall  von 
Trevi.a  am   .3.   April    1916. 

Der  Meteontenfali  von  Trevsa  ist  von.  besonderem  Interesse,  »Aei!  es 
gelang,  nachträglich  auf  Grund  einer  eingehenden  Untersuchung  über  die  Licht- 
und  Schallerschemunr  den  Meteoriten  selbst  aufzufinden,  der  beim.  Fall  zunächst 
unbem.erkt  geblieben  war.  Auf  einen  Aufruf  in  14  Zeitungen  m.eldeten  sich 
etwa  100  Beobachter.  Das  Sichtbarkeitsgebiet  hatte  nur  270  km.  Durchmesser, 
weil  das  Meteor  bei  hellem  Sonnenschein  um  S'/i  Uhr  nachmittags  erschien 
und  deshalb  nur  der  unterste,  lichtstarkste  Teil  der  Leuchtbahn  gesehen  wurde. 
In  einem,  engeren,  etwa  120  km  Durchmesser  haltenden  Gebiet  wurde  auch  die 
Detonation  einige  Alinuteii  nach  dem  Fall  gehört,  die  so  stark  war,  dass  Fenster 
und  Tassen  klirrten,  die  Erde  erzitterte  und  die  Bevölkerung  erschreckt  In  die 
Keller  ijüchtete  in  der  Meinung,  es  würden  Fliegerbomben  geworfen.  An  der 
Hand  von  Lichtbildern  erläuterte  der  Vortragende  sodann  die  schrittweise  Be 
technung  der  astronomischen  Bahn  und  schilderte  sodann  die  Lichterscheinung, 
den  Raucbschweif  und  die  Detonation.  Letztere  rührt  nicht  von  einer  Explosion 
her.  denn  der  Meteorit  teilte  sich  nicht,  sondern  gelangte  ais  einielnes  Stück 
tum  Boden  herab.  Es  handelt  sich  vielmehr  um  dieselbe  Erscheinung,  mit  dei 
die  .Schallmesstrupps  unserer  Artillerie  im  Kriege  zu  tun  hatten,  nämlich  den 
Geschossknall,  der  durch  Zusammendrückung  der  Luft  vor  dem  Geschoss  bezw. 
Meteoriten  entsteht  und  diesem  im  letzten  Teil  der  Bahn  vorauseilt,  weil  hier 
die  Geschwindigkeit  des  Meteoriten  unter  die  Schallgeschwindigkeit  sinkt  Auf 
Grund  einfacher  Ueberlegungen  konnte  schon  bei  der  Bearbeitung  der  Lieh* 
und  .Schallerscheinung  richtig  geschlossen  werden,  dass  der  Meteorit  nur  aus 
einem  Stück  bestand,  dass  er  im.  Walde  herabgekomm.en  vvar,  dass  es  ein  Eisen- 
'neteorit  sei  und  z^var  von  erheblicher  Grösse  (er  wog  in  der  Tat  63  kg)  und 
iass  er  mindestens  I  '/n  m  tief  in  die  Erde  eingedrungen  sei  (tatsächlich  lag  e^ 
m.  1.60  m  Tiefe).  Der  Fallort  war  bis  auf  etwa  I  Meile  genau  bestimmt.  Diese 
Angaben  im  V^erein  mit  einer  von  der  Marburger  Naturforschenden  Gesellschaft 
ausgesetzten  Belohnung  von  SOO  Alark  ermöglichten  in  der  Tat  die  .Auffindung 
noch  -  ;  .Jahre  nach  dem  Fall,  indem  sich  alsbald  nach  der  Bekanntgabe  ein 
Förster  meldete,  der  ein  Loch  von  der  beschriebenen  Grösse  im  Walde  bei 
Trevsa  bemerkt  hatte.  Die  Nachgrabung  ergab  dann  den  gesuchten  .Meteoriten. 
Die  genaue  wissenschaftliche  Untersuchung  des  letzteren  musstc  vyegen  des 
Krieges  zunächst  aufgeschoben  werden. 

Die.  Bearbeitung  der  Licht-  und  Schallerscheinung  durch  den  Vortragenden 
und  ein  Bericht  über  die  Auffindung  des  .Meteoriten  von  F.  R  i  c  h  a  r  ?  sind  w 
df=n    Srhriften    der  Ges.  /.  Beförd.  d.  gesamt.  Naturw.   zu  Marburg    erschienen. 

2!.  Sii7.un^,  am  20.  Oktober.  -  Lütgens,  R.:  Rulgarie«,  Land  und 
Leute. 
Die  verwickelte  O  b  e  r  f  I  ä  c  h  e  n  g  c  s  t  a  1 1  u  n  g  Bulgariens  innerhalb 
der  Grenzen  von  1915  lässt  nicht  weniger  als  sechs  verschiedene  Haupt- 
gebiete,  Donaubulgarien,  Balkan,  Westbulgarien,  Thrazien,  Rhodopen,  Aegäischer 
Anteil,  unterscheiden.  Diese  Landschaften  treten  ferner  nicht  nur  durch  den 
inneren  Bau  und  die  geologische  Geschichte,  sondern  auch  durch  das  Klima 
und  derrizufolge  die  Tier-  und  Pflanzenwelt  scharf  hervor.    In  Bulgarien  berühren 


-     30    — 

sich  der  geographische  Mittelmeercharakter  mit  dem  osteuropäischen  und -dem 
westeuropäischen,  sodass  Bulgarien  vom  rein  physikalisch-geographischen  Stand- 
punkt aus  nicht  als  berechtigter  Staat  bezeichnet  werden  kann. 

Auch  die  Bevölkerung  zeigt  in  diesem  alten  Durchzugs  und  Rück- 
zugsgebiet eine  Fülle  der  verschiedensten  Rassen  und  Nationen.  Religionen  und 
Kulturen  neben-  und  übereinander.  Mit  der  Aufzählung  der  Thraker,  Griechen. 
Römer,  Kelten.  Westgoten,  Slaven.  Bulgaren,  Mittel-  und  Westeuropäer  während 
der  Kreuzzüge,  Türken,  Armenier,  Juden,  Zigeuner,  Russen  ist  die  Liste  noch 
nicht  einmal  erschöpft.  Aber  nur  die  Bulgaren  haben  sich  auf  die  Dauer  halten 
können.  Finnisch-ugrischer  Abstammung  setzten  sie  im  7.  Jahrhundert  über 
die  Donau.  Nach  Unterwerfung  der  friedlichen  Ackerbau  treibenden  slawischen 
Bevölkerung  nahmen  sie  selbst  slawische  Sprache  und  Kultur  an,  bewahrten 
aber  ihre  kriegerischen  Fähigkeiten  und  vor  allem  ihr  glühendes  Nationalgefühl. 
So  konnten  sie  für  6  Jahrhunderte  in  diesem  zersplitterten  Gebiet  bis  ^um 
Zusammenbruch  der  christlichen  Staaten  in  der  Schlacht  auf  dem  Amselfeld, 
!383,  ein  mächtiges  Reich  bilden  und  auch  sechs  weitere  Jahrhunderte  unter 
beispiellos  schwerer  türkischer  Knechtschaft  überstehen,  um  dann  von  neuem 
ihr  Reich  aufzurichten.  Hier  hat  das  nationale  B  e  w  u  s  s  t  s  e  i  n  sich  als 
stärkstes  staatenbildendes  Moment  erwiesen.  Es  hat  die  un- 
günstigen geographischen  Verhältnisse  bezwungen  und  einen  nunmehr  existenz- 
berechtigten Nationalstaat  geschaffen. 

Die  Eigenart  der  einzelnen  Landschaften  wurde  dann  durch  die  Licht- 
bilder, darunter  auch  Luftschiffaufnahmen,  erläutert,  und  ebenso  auch  das  Leben 
und  Treiben  der  Bevölkerung,  ihre  Wohnung  und  Kleidung,  ihre  Arbeit  und 
die  charakteristischen  Besitzverhältnisse  mit  ihren  Folgen  besprochen. 

Ischirkotf,  Bulgarien.     Bulg.  Bibliothek  Band  I  und  IL     Leipzig  191(5. 

Weiss-Bartenstein,  Bulgarien.     1913. 

Braun,  Der  neue  Balkan.     Weimar  o.  J. 

22.  Sitzung,    am    5.    November.     —     Franck,    W. :     Fortschritte    der 

organisch-chemischen  Grosstechnik  während  des  Krieges. 

Unter  Vorführung  von  Versuchen  wurde  die  Glyccringewinnung  aus 
Zucker  durch  Gärung  und  die  Herstellung  von  Alkohol'  und  Essigsäure  aus 
Acetylen  besprochen. 

23.  Sitzung,  am    12.  November.    —   Ahlborn,  F.:     Laminare  und  tur- 

bulente Strömungen  in   Kinnen  und  Rohren. 

24.  Sitzung,    am    26.    November.    —    Fülleborn:    Uebertragung    der 

Grubenwurmkrankheit  (Ankylostomiasis). 

25.  Sitzung,    am    3.   Dezember.       -     Reh,    L.:     Insekten  -  Minen     in 

Blättern, 

Man  findet  die  ganze  gute  Jahreszeit  draussen  an  Laubblättern  zahlreich 
auffällige  Flecke,  die  dadurch  entstanden  sind,  dass  Insektenlarven  das  Blatt- 
parenchym  zwischen  den  beiden  Blatthäuten  herausgefressen  haben.  Meistens 
sind  die  Minen  in  den  grünen  Blättern  noch  von  den  Larven  bewohnt,  dann 
spricht  man  von  echten  oder  D  a  u  e  r  m  i  n  e  n.  Andere  Insektenlarven  leben 
aber  nur  während  ihrer  Jugendzeit  in  Minen,  später  ausserhalb  der  Blätter; 
ihre  Minen  nennt  man  Jugendminen.  Die  Raupen  der  Motten-Gattung 
Coleophora  (Sackmotten)  verfertigen  sich  zuerst  Jugendminen,  schneiden  diese 
dann  aus  dem  Blatt  heraus  und  verspinnen  sie  zu  einem  Sack,  in  dem  sie 
leben.     Von    ihm   aus   dringen   sie   mit  ihreqi  Vorderkörper  durch  ein  Loch  der 


^  m.  - 

Blatthaut  in  das  Blattinnere  und  minieren  hier  runde  Flecke  aus:  sog.  Speise- 
in  i  n  e  n.    Nach  ihrer  Lage  am  Blatte  unterscheidet  man  Stiel-,  Rippen-  und 
B  i  a  1 1  m  i  n  e  n  ;  einige  Larven  minieren  nacheinander  in  2  oder  allen  3  dieser 
Teile,     Nach  der  Form  der  Minen  unterscheidet  man  Platz-  oder  Flecken- 
minen    und    G  a  n  g  m  i  n  e  m     Erzeugt  werden  sie  von  Räupchen  von  Kleiii- 
schmetterlingen,   Fliegenlarven,  Larven  von  Käfern  und  von  Hautflüglern.    Jede 
Art    verfertigt  ihre  besondere  Minenform,    so  dass  man  fast  stets  aus  der  Mine 
schliessen    kann,   von  welchem  Insekt  sie  bewohnt  ist.     Nur  einige  wenige  der 
Minen    bewohnenden    Insektenlarven    stossen  ihren  Kot  aus  der  Mine  aus;  die 
meisten   anderen  lassen  ihn  in  der  Mine,    scheiden  ihn  aber  meist  in  ganz  be- 
stimmter, charakteristischer  Form  und  Lage  ab,  so  dass  man  in  der  Anordnung 
des  Kotes  wieder. gute  Hilfsmittel  zum  Bestimmen  der  Minen  hat.  —  Die  Ver- 
wandlung  zur  Puppe    geschieht    teils    in  der  Mine,    dann  stets  an  für  jede  Art 
bestimmtem  Platz,  oder  ausserhalb,  wobei  wieder  jede  Art  die  Mine  in  'bestimmter 
charakteristischer  Weise  verlässt.  —  Die  Bedeutung  der  Minen   für  die  Pflanze 
ist  nur  dann  grösser,  wenn  die  Minen  sehr  zahlreich  auf  den  Blättern  auftreten. 
Dann  wird  z.  T.  die  Assimilation  gehindert,  z.  T.  aber  erst  die  Abführung  ihrer 
Produkte    zentralwärts.  —  So    bieten    die  Minen   dem   Zoologen    und   Botaniker 
viel  Interessantes  und  noch  viele  ungelöste  Aufgaben.     Dennoch  sind  sie  noch 
wenig  erforscht.     Ihr  bester  Kenner  war  wohl  der  von  1880      1914  in  Hamburg 
lebende  L.  Sorhagen,    der    ungeheure  Sammlungen   davon  angelegt  hat,  die 
in    den   Besitz  des  Zoologischen  Museums   übergegangen   sind,    und   denen  der 
Vortragende  in  seinen  Ausführungen  in  der  Hauptsache  folgte. 

26.  Sitzung,  am  10.  Dezember.  —  Pfeffer,  G.:  Ueber  Mittelamerika 
und  die  Geschichte  der  amerikanischen  Tierwelt. 

Der  Vortragende  wies  nach,  dass  Nord-  und  Südamerika  während  fast 
der  ganzen  Tertiärzeit  durch  Meer  voneinander  getrennt  waren,  dass  dagegen 
im  späteren  Mesozoikum  und  ältesten  Tertiär  und  dann  wieder  vom  Pleistozän 
bis  heute  beide  Erdteile  zoogeographisch  verbunden  waren.  Sodann  behandelte 
der  Vortragende  die  sehr  verwickelte  Frage,  wo  die  Unterbrechungen  beider 
Amerika  gelegen  und  zu  welcher  zoologischen  Zeit  sie  stattgefunden  haben 
mögen.  Als  Endergebnis  stellte  sich  heraus,  dass  die  Fauna  von  Mittelamerika, 
trotzdem  sie  aufgrund  der  Statistik  der  höheren  Tiere  zu  Südamerika  zu  rechnen 
ist,  dennoch  nach  der  Geschichte  des  Landes,  und  besonders,  wenn  man  die 
niederen  Wirbeltiere  betrachtet,  sich  als  der  südlichste  Teil  von  Nordamerika 
darstellt,  in  dem  die  ältere  tertiäre  Fauna  überleben  geblieben  ist. 

Vgl.  G.  Pfeffer,  Einführung  in  die  historische  Zoogeographie.   Jena  1920. 


--©j;^- 


—     32 


B.  Die  vvissenschäitlicheii  Ausflüge  des  jähre*  I9i9. 


BotaniaLhc  Aubtlüge. 

1.  Ausflug  am  2i.  Februäi :        Klein-Borste!  (Flechten,  Moost) 

2.  ,.  „    3ü,  März:  Hurnmclsüüttcl  (Flechrsn,  MqOsc) 
i.        „          „    27.  April-             Schittbek 

4.  5,  „    25    Mai  •  Köihenbckei   Oücliental 

5.  „  ,,    29.  Juni'  rrave-Ufer 
e.        „           .,    27.  Juli:                Segebcr^ 

7.        „  „    äi.  AugUDt:         Lstngenriotr. 

S.        „  .,    28.  Septem  bei  i  Sachse-nwalü  (FHccj 

9.        „  „    26.  üktobei  :       Ahrensburg  (Pilse) 

10.  „  „    30.  November'    Langenhorn  i'Flechten) 

11.  „  „    2S.  Dezember;    Harburger  Berge  tFiechten) 


---^J3^--~^ 


Verhandlungen 

des 

naturwissenschaftlichen  Vereins 

zu  Hamburg 

im  Jahre  1920 

Dritte  Folge  XXVIII 


Hamburg,  1921  :-:  L.  Friederichsen  «&  Co. 


Verhandlungen 

des 

naturwissenschaftlichen  Vereins 

zu  Hamburg 

im  Jahre  1920 

Dritte  Folge  XXVIII 


LI8RART 
f^EW  YORK 
ÖOTANICAL 

ÜAKUfilN 


Hamburg,  1921  :-:  L.  Friederichsen  &  Co. 


NEW  YOPV 


Inhaltsverzeichnis. 


1.  Geschäftliches. 

Allgemeiner  Jahresbericht  für  1920  und  Verzeichnis  der  im  Jahre  1920 

geschenkten  Schriften 5 

Abrechnung  für  1920 7 

Vorstand    und    Gruppenvorsitzende    für    1921,    ständige  Mitglieder  des  er- 
weiterten Vorstandes,  Kassenprüfer  und  Ehrenrat 8 

Verzeichnis  der  Mitglieder,  abgeschlossen  am  I.Juni  1921 8 

2.  Bericht  über  die  Vorträge  und  wissenschaftlichen  Ausflüge 

des  Jahres   1920. 

A.  Die  Vorträge  und  Vorführungen  des  Jahres  1920. 

Die  Vorträge  sind  im  folgenden  Verzeichnis  nach  dem  Stoff  geordnet. 
Von  den  mit  einem  Stern  (*)  bezeichneten  Verhandlungen  ist  kein  Bericht 
abgedruckt. 

Astronomie. 

Henseling:  Das  astronomische  Weltbild  der  Gegenwart 21 

'■  B  a  a  d  e  :  Neuere  Untersuchungen    über    die  Dimensionen    des  Fixstern- 
himmels        33 

Reine  und  angewandte  Physik,   Geophysik  und  kosmische  Physik. 

Lindemann:  Einfache  Form  des  Prony'schen  Zaums.  Wärmeäquivalent. 
Versuche  mit  einer  Wehneltkathodenröhre.  Wasserzersetzung  durch 

Influenzmaschine 23 

Jensen:  Die  scheinbare  Gestalt  des  Himmels  und  die  scheinbare  Ver- 
größerung von  Sonne  und  Mond  am  Horizont 24 

Tams:  Isostasie  und  Erdbeben 26 

Walter:  Ueber  Solarisationserscheinungen    (Umkehrerscheinungen)    bei 

photographischen  und  röntgenographischen  Aufnahmen 29 

*Kuhlmann:  Das  Reichsfunknetz  und  seine  Apparate 33 

Wegener,  A. :  Die  Entstehung  der  Mondkrater  nach  der  Aufsturztheorie      33> 
Tams:  Die    Hamburger    Seismogramme    des    italienischen   Bebens    vom 
C-o        7.  September  und  des  ostasiatischen  Bebens  vom  18.  Oktober     .     .      35 

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_    4    — 

O  1  t  m  a  n  n  s  :  Die  Mechanik  der  physikalischen  Anziehungserscheiniingen  35 

*C  I  a  11  s  e  n  :  Die  Wirkungsweise  der  funkentelegraphischen  Apparate     .     .  37 

Geologie  und  Paläontologie. 

Gripp:  Fraßspuren  an  Fossilien      .     - 21 

G  ü  r  i  c  h  :  Die  Wünschelrutentrage  in  Hamburg 27 

Gripp:  Neues  über  den  vordiluviaien  Untergrund  Hamburgs     ....  30 
*G  r  i  p  p :     Das  Vorhandensein  von  Inseln  bei  Lüneburg  und  Langenfeldc 

zur  Miozänzeit 33 

Geographie,  Ozeanographie  und  Völkerkunde. 

S  c  h  1  e  e  :  Der  Vulkanismus  Javas 22 

'"Hambruch:  Schiffahrt  und  Nautik  in  der  Südsee 23 

Lehmann:     Bauernhaus    und    Siedlungsformen    in    Schleswig-Holstein  26 

*G  ö  r  b  i  n  g  :  Reisebilder  vom  oberen  Euphrat 31 

*S  c  h  u  1  z  :  Unsere    Kenntnis    von    den  Ursachen    der  Meeresströmungen  33 

Zoologie  und  Botanik. 

B  r  u  n  s  :  Das  Zeichuen  im  Dienste  der  beschreibenden  Naturwissenschaften  20 

*K  1  a  1 1 :  Die  Größe  im  Tierreich , 31 

Timm:  Zur  Geschichte  des  Borsteler  Moores 31 

Ehrenbaum:     Der  Stör   in  fischereilicher  und  biologischer  Beziehung  i>2 
*K  lebahn:  Eine  neue  besonders  schädliche  Krankheit  der  Tomate.     Die 

Schädlinge  des  Klippfisches 3>3 

*W  i  nkl  er:  Einiges  aus  der  Geschichte  des  Bauerngartens       ....  33 

Eiffe:  Ueber  Hasen-Kanin-Bastarde  (Leporiden) 34 

*V  0  i  g  t  :  Neuere  Rohstoffe  der  Saponin-Gewinnung ,.     .    .  3vS 

Medizin, 

K  e  s  t  n  e  r  :  Neuere  Entdeckungen  auf  dem  Gebiete  der  inneren  Sekretion  21 

*Dräseke :     Zur  vergleichenden  Hirnanatomie 3ti 

Luftschiffahrt. 

*W  e  g  e  n  e  r  ,    K. :    Die  Navigation    des  Flugzeugs 26 

Nachrufe. 

*Pfetf'er:     Zum    Gedächtnis    der     verstorbenen     Ehrenmitglieder     Dr. 
Heinrich     Bolau,     Prof.    Dr.    G.    R  e  t  z  i  u  s     und    Kapitän 

J.    Schnehagen 36 

Gruppensitzungen  (1919  u.    1920). 

*Sitzungen  der  Botanischen  Gruppe 37 

*Sitzungen  der  Physikalischen  Gruppe 38 

*Sitzungen  der  Gruppe  für    naturwissenschaftlichen    Unterricht     ....  38 

B.  Die  Wissenschaftlichen  Ausflüge  des  Jahres  1920. 

*Besichtigung    des    Kraftwerks    Tiefstack 38 

^Botanische  Ausflüge 39 

3.  Sonderbericht  über  zwei  A^orträge  am  2.  u.  7,   März   1921. 

Riebeseil:  Einführung  in  die  Relativitätstheorie 41 


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1.  Geschäftliches. 


Allgemeiner  Jahresbericht  für  1920. 

Dem  Verein  gehörten  am  Ende  des  Jahres  1920  12  Ehrenmitglieder, 
6  korrespondierende  und  476  ordentliche  Mitglieder  sowie  3  Semestergäste  an. 
Durch  den  Tod  schieden  aus  die  Ehrenmitglieder  Dr.  H.  Bolau,  Hamburg, 
Prof.  Dr.  G.  Retzius,  Stockholm,  Prof.  Dr.  Th.  Reye,  Straßburg,  Kapitän 
J,  Sehn  ehagen,  Helle  b.  Horst  i.  H.,  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr.  S.  Schwen- 
dener,  Berlin,  Geh.  Regierunj'srat  Prof.  Dr.  B.  Tollens,  Göttingen,  Prof.  Dr. 
A.  Volle  r,  Hamburg,  das  korrespondierende  Mitglied  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  H. 
Raydt,  Hannover,  und  die  ordentlichen  Mitglieder  Dr.  J.  Heinemann,  B. 
Kroger,  A.Schneider,  C.W.Schneider,  H.  Springmann.  Ausgetreten 
sind  20,  eingetreten  61  Mitglieder.  10  Mitglieder  wurden  gemäß  §  7  der 
Satzungen  gestrichen. 

Es  fanden  29  allgemeine  Sitzungen  statt,  an  denen  im  Durchschnitt  45 
Personen  teilnahmen,  mit  Ausnahme  der  Sitzung  am  16.  Juni,  in  welcher  Herr 
Telegraphendirektor  Kuhlmann  als  Gast  über  das  Reichsfunknetz  und  seine 
Apparate  sprach  und  deren  Besuch  sich  auf  rund  300  Mitglieder  und  Gäste  belief. 

Von  den  Vorträgen  und  Demonstrationen  bezogen  sich  10  auf 
Zoologie  und  Botanik,  10  auf  reine  und  angewandte  Physik,  bezw.  Geo-  und 
kosmische  Physik,  5  auf  Geologie  und  Paläontologie,  3  auf  Geographie,  Ozea- 
nographie und  Völkerkunde,  je  2  auf  Astronomie  und  Medizin  und  1  auf  Luft- 
schiffahrt. Außerdem  hielt  die  botanische  Gruppe  noch  5  Fachsitzungen,  die 
physikalische  Gruppe  4  und  die  Unterrichtsgruppe  1  Fachsitzung  ab.  Die  An- 
zahl der  botanischen  Ausflüge  belief  sich  in  diesem  Jahr  auf  11  bei  einer 
durchschnittlichen  Teilnehmerzahl  von   19. 

Besonders  erwähnt  seien  ferner  die  Vorträge  von  Prof.  Dr.  A.  Einstein, 
Berlin,  am  17.  Juli  über  die  Relativitätstheorie  und  von  Prof.  Dr.  H.  Weyl, 
Zürich,  am  28.,  29.  und  30.  Juli  über  die  Grundlagen  der  Mathemathik,  zu 
denen  der  Verein  von  der  mathematisch-naturwissenschaftlichen  Fakultät  bezw. 
vom  mathematischen  Seminar  der  hiesigen  Universität  eingeladen  worden  war. 
Am  2.  Juli  fand  eine  Besichtigung  des  Kraftwerkes  Tiefstack  statt,  und  am 
1.  Dezember  wurde  zur  Feier  des  83.  Stiftungstages  im  Uhlenhorster  Fährhaus 
ein  Teeabend  mit  zwangloser  Unterhaltung  und  Tanz  veranstaltet. 

Der  Vorstand  erledigte  seine  Geschäfte  in  9  Sitzungen,  darunter  waren 
2  Sitzungen  des  erweiterten  Vorstandes.  Von  wichtigeren  Beschlüssen  sei  er- 
wähnt, daß  der  Mitgliedsbeitrag  auf  15  Mk.  erhöht  und  daß  ferner  eine  Entschlie- 
ßung betreffs  Erhaltung  des  Zoologischen  Gartens  angenommen  wurde,  durch 
welche  zugleich  der  Vorstand  den  Auftrag  erhielt,  alle  für  dieses  Ziel  geeigneten 
Schritte  energisch  zu  unterstützen.  In  diesem  Sinne  wurde  daher  gemeinsam 
mit  den  übrigen  in  dieser  Angelegenheit  interessierten  Hamburgischen  Körper- 
schaften und  Vereinen  eine  öffentliche  Versammlung  einberufen,  die  am  4.  Januar 


1921  unter  Leitunß  von  Dr.  A.  Linde  mann  als  erstem  Vorsitzenden  des 
naturwissenschaftlichen  Vereins  im  Hörsaal  A  der  Universität  stattfand  und  in 
weicher  von  berufener  Seite  die  Bedeutung  des  Zoologischen  Gartens  für  die 
Wissenschaft,  Kunst,  Scliule  und  Volksbildung  dargelegt  und  in  einer  an  Senat 
und  Bürgerschaft  gerichteten  Hingabe  einmütig  seine  Erhaltung  gefordert  wurde. 

An  Vereinsschriften    wurden   irn  jähre     1920  veröffentlicht: 
1.  Verhandlungen    des    naturwissenschaftlichen  Vereins    zu  Hamburg    im  Jahre 

1919.     Dritte  Folge  XXVII. 
und  2.  Abhandlungen  Band  XXI,  Heft  2,  E.  Martini,  Anopheles  in  der  näheren 

und  weiteren  Umgebung  von  Hamburg  und    ihre    voraussichtliche 

Bedeutung  für  die  Volksgesundheit. 
Ihr  Versand    erfolgte  an   160  in-  und    ausländische    Akademien,    Gesell- 
schaften, Institute  U.S.W,  und  zwar  92  in  Deutschland,    30    in  Oesterreich  und 
Ungarn,  1 1   in  der  Schweiz,  7  in  Skandinavien,    6  in  Holland    und  Luxemburg, 
1    in   England,  1   in  Italien,  5  in  Spanien  und  Portugal  sowie  7  in  Amerika. 

Eingänge  waren  von  79  wissenschaftlichen  Körperschaften  und  Instituten 
zu  verzeichnen.  Davon  entfallen  auf  Deutschland  30,  Oesterreich,  Ungarn  und 
angrenzende  Staaten  9,  die  Schweiz  4,  Skandinavien  5,  Holland  und  Luxem- 
burg 3,  England  2,  Italien  2,  Spanien  und  Portugal  3,  Rußland  4,  Amerika  16, 
sowie  Japan   1. 

An  Geschenken,  für  welche  der  Verein  den  Gebern  herzlich  dankt, 
gingen  ferner  die  folgenden  Arbeiten  ein: 

1.  Baritsch,    Deutsche    Industrien  und  der  Krieg    (Vortrag;    Architekten-    und 

Ingenieurverein  zu  Hamburg). 

2.  Fr.   Dietrich,    Brutergebnisse    des   Jahres    1919.      (Ornitologische    Monats- 

schrift XXXXV,   1.) 

3.  J.  Oltmanns,     Die  Mechanik  des  Weltalls.     (Hamburg,  P.  Härtung.) 

4.  F.  Perlewitz,     Luftfahrt.     (Jahrbuch  d.  angew.  Naturwiss.  XXX,   1914—19.) 

5.  E.  Tams,     Isostasie    und    Erdbeben.      (Centralblatt    f.    Min.,    Geoi.  u.  Pal. 

Jahrg.   1920,  Nr.   11   u.   12.) 

6.  Berlin,     Zeitschrift  L  Vogelschutz.     (1. Jahrg.,   I.Heft  1920.) 

7.  Büsum,     Schriften  d.  Zoolog.  Station  Büsum    f.  Meereskunde.      (Nr.  1, 

Dez.  1919.) 

8.  Hamburg,    Deutsche    Auslands   Arbeitsgemeinschaft,    Hamburg    in 

seiner  politischen,  wirtschaftlichen  und  kulturellen  Bedeutung. 

9.  Hamburg,     Hauptstation    für   Erdbebenforschung,     Monatliche    Mit- 

teilungen  1920. 

Hamburg,  den  2.  Februar  1921. 

Der  Vorstand. 


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Der  Vorstand  für  1921. 

Erster  Vorsitzender :  Dr.  M.  Knoth 
Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  P.  Riebeseil 
Erster  Schriftführer:  Dr.  H.  Thorade 
Zweiter  Schriftführer:  Dr.  K.  Gripp 
Archivwart :  Prof.  Dr.  L.  Reh 
Schatzmeister:  Otto  Edmund  Eiffe 
Schriftleiter:  Dr.  E.  Tams 

Gruppenvorsitzende  für  1921. 

Botanische  Gruppe:  Prof.  Dr.  A.  Voigt 

Physikalische  Gruppe:  Prof.  Dr.  Johs.  Classen 

Anthropologische  Gruppe:  Prof.  Dr.  Thilenius 

Gruppe  für  naturwissenschaftlichen  Unterricht:  Dr.  J.  Empson. 

Ständige  Mitglieder  des  erweiterten  Vorstandes. 

Prof.  Dr.  F.  Ahlborn  Prof.  Dr.  H.  Lohmann 

Prof.  Dr.  Johs.  Classen  Prof.  Dr.  W.  Michaelsen 

Prof.  Dr.  L.  Doermer  Prof.  Dr.  C.  Schälfer 

Prof.  Dr.  G.  Gürich  Prof.  Dr.  A.  Schober 

Prof.  Dr.  E.  Krüger  Prof.  Dr.  A.  Voigt 

Prof.  D.  Dr.  H.  Krüss  Prof.  Dr.  Vosseier 
Dr.  A.  Lindemann 

Kassenprüfer. 

C.  L.  Nottebohm  Dr.  W.  L.  Peters 

Als  Stellvertreter:  Petrus  de  Grys 

Ehrenrat. 

Prof.  Dr.  K.  Büchel 
Prof.  Dr.  Johs.  Classen 
Dr.  P.  Hinneberg 
Prof.  Dr.  H.  Lohmann 
Prof.  Dr.  A.  Schober 
Prof.  Dr.  R.  Schorr 


Verzeichnis  der  Mitglieder 

abgeschlossen  am   I.Juni   1921. 

Ehrenmitglieder. 

Ehlers,  E.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Regierungsrat  Göttingen     11.  10.  Ro 

Mensen,  V.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Medizinalrat  Kiel     30.  11.  12 

Koppen,  W.,  Prof.  Dr.,  Admiralitätsrat,  Hamburg,  Gr.  Borstel,Violastr.  7     2H.  11.  19 

(Mitglied  seit  2H.  11.  H.-i) 

Krüss,  H.,  Prof.  D.   Dr.,  Hamburg  21,  Gertigstr.  .-51  30.  11.  12 

(Mitglied  seit  27.  ^i.  7<>) 

Quincke,  G.,  Prof.  Dr.,  Geh.   Hofrat  llemdberg     IS.  11.  87 

Sclirader,  C,  Dr.,  Geh    Regierungsrat  Berlin     .'50.  11.   12 


—      9      — 

Spengel,  J.  W.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Hofrat                                      Gießen  10.  2.  OU 

Temple,  R.,                                                                                 Budapest  2H.  9,  6H 
Warburg,  E.,  Prof.  Dr.,  Wirkl.  Geh.  Oberregierungsrat,  Präsident  d. 

Physikal.-Techn.  Reichsanstalt                             Charlottenburg  14.  1.  85 

Wittmack,  L.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Regierungsrat                               Berlin  U.  1.  80 

Wölber,  F.,  Konsul                                                                        Hamburg  28.   lo.  75 

Korrespondierende  Mitglieder. 

Ahlborn,  H.,  Prof.                                                                     Göttingen  4.  6.  19 

(Mitglied  seit  23.  2.  7fi) 

Borgert,  Adolf,  Prof.,  Dr.                                                                 Bonn  30.  11.  12 

Friederichsen,  Max,  Prof.  Dr.                                                 Greifswald  1.  1.  04 

(Mitglied  seit  12.  10.  98) 

Mügge,  O.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Bergrat                                        Göttingen  10.  8ß 

Struck,  R.,  Prof.  Dr.                                                                     Lübeck  .30.  11.  12 

Thompson,  F.,  U.-S.  Consul                                         Merida,  Yucatan  2H.  11.  89 

Ordentliche  Mitglieder. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  vor  der  Anschrift  bezeichnen  den  Postliezirk  in  Hamburg:, 
das  Datum  am  Schluss  der  Zeile  den  Tag  der  Aufnahme. 

Abel,  A.,  Apotheker,  (20)  Eppendorferlandstraße  9H  27.  3.  95 

Adam,  R.,  Rektor,  Ottensen,  Moltkestraße  10  22.  2.  05 

Ahlborn,  Fr.,  Prof.  Dr.,  (22)  Uferstraße  23  5.  11.  84 

Ahrens,  Caes.,  Dr.,  Chemiker,  (21)  Overbeckstr.  10  10.  5.  93 

Alpers,  L.,  Direktor  der  Billbrauerei,  (26)  Hammerlandstraße  8  9.  2.  10 

Andersson,  F,  (26)  Mittelstraße  92  5,  11,  13 

Anker,  Louis,  (1)  Glockengießerwall  25/26,  Scholvienhaus  7.  2.  00 

Ansorge,  Carl  jr.,  Klein-Flottbek,  Eibchaussee  H  25.  2.  14 

Arndt,  A.,  Lehrer,  (23)  Ritterstraße  116  28.  1.  20 

Arnheim,  P.,  (36)  Gänsemarkt  35  15.  5.  Ol 

Assmus,  \'ictor  (24)  Uhlenhorsterweg  41  9.  3.  21 

Aufhäuser,  D.,  Dr.,  (8)  Dovenfleth  20  31.  5.  05 

Augustin,  C,  Prokurist,  Harburg-E.,  Lauterbachstraße  13  12.  1.  16 

Bade,  F.,  Oberlehrer,  (30)  Breitenfelderstraße  12  27.  5.  14 

Banning,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Körnerstraße  20  24.  2.  97 

Bartens,  H.,  Oberlehrer,  (21)  Zimmerstraße  30  13.  1.  09 

Beckmann,  F.,  Apotheker,  Hamburg-Fuhlsbüttel,  Beim  Storchnest  1  19.  5.  20 

Behn,  Leonhard,  Kl.  Flottbek,  Grotkamp  34  21.  10.  08 

Behncke,  M.,  Dr  ,  Chemiker,  (2.5)  Borgfelderstraße  14a  14.  1.  20 

von  Behren,  Dr.,  Wilhelmsburg,  Kirchenallee  23  14.  4.  09 
Behrend,  Paul,  Dr.,  beeidigter  Handels-Chemiker,  (1)  Gr.  Reichenstr.  63     10.  1.  00 

Bein,  Otto,  Konsul,  Oldenfelde,  Post  Rahlstedt,  Dorotheenstraße  3  10.  12.  13 

Bendixsohn,  K.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Uhlenhorsterweg  52  22.  10.  19 

Benn,  Joh.,  Wentorf,  Post  Reinbek  14.  4.  09 

Benkendorf,  R.,  Dr.,  (9)  Deutsche  Seewarte  24.  11.  20 

Berendt,  Max,  Ingenieur,  (24)  Lessingstraße  12  23.  9.  91 

Beuck,  H,,  (24)  Uhlandstraße  16  28.  2.  06 

Bibliothek,  Preußische  Staats-,  Berlin  7.  6.  82 

Biernatzki,  Reinhart,  Oberlehrer,  (36)  Vor  dem  Holstentor  8.  3.  11 

Bigot,  C,  Dr.,  Fabrikbesitzer,  Billwärder  a.  d.  Bille  98  1.  1.  89 

Birtner,  F.  W,  Kaufmann,  (37)  Rothenbaumchaussee  169  15.  3.  99 

Bleske,  Edgar,  Eutin,  Auguststraße  6  28.  6.  93 

Bioecker,  Sophie,  Lehrerin,  (39)  Andreasstraße  29  13.  4.  21 


-     10     - 

Blümel  jr.,  Wilhelm,  (13)  Schlüterstraße  20         ,  9.  3.  21 

Bock,  F.,  Lehrer,  (6)  Schäferkampsallee  '■>!  10.  2.  04 

Bock,  Otto,  (2fi)  Hornerweg  23  2.  11.  10 

Bode,  Kurt,  Dr.,  Chemiker,  (20)  Erikastraße  134  21.  10.  08 

Bögel,  H.,  (8)  Neue  Gröningerstraße  1  15.  11.  11 

Boecking,  Ottokar,  Dr.,  (35)  Hammerdeich  60  18.  4.  21 

Boehm,  E.,  Dr.,  Oberlehrer,  (28)  Börnestraße  52  30.  11.  04 
Bohlmann,  Ernst,  Orchideen-Züchter,  Wohldeck,  b.Tangstedt  (Bez. Hhg.)  9.  4.  13 
Bohnert,  F.,  Prof.  Dr.,  Direktor  der  Oberrealschule  in  St.  Georg, 

Bergedorf,  Bismarckstraße  5  4.  2.  92 
Bolte,  F.,  Dr.,  Direktor  der  Seefahrtsschule,  (4)  Bei  der  Erholung  12  21.  10.  85 

Büke,  Hermann,  Dr.,  Arzt,  (21)  Overbeckstraße  2  15.  12.  20 

Borgert,  Hildegard,  stud.  med.  dent.  (5)  Lindenstraße  23  8.  12.  20 

Brennecke,  W.,  Dr.,  (9)  Deutsche  Seewarte  4.  (i.  13 

Brick,  C.,  Prof.  Dr.,  (5)  St.  Georgskirchhof  6  1.  1.  89 

Brockmöller,  J.,  Dr.,  (19)  Ottersbekallee  5  12.  3.  19 

Brockmöller,  W.,  Dr.,  (30)  Abendrothsweg  76  21.  4.  20 

Brügmann,  W.,  Dr.,  Oberlehrer,  (37)  Brahmsallee  11  14.  5.  02 

Brüning,  Chr.,  Lehrer,  (23)  Ritterstraße  H7  29.  1.  (J8 

von  Brunn,  M.,  Prof.  Dr.,  (24)  Sechslingspforte  6  2.  12.  85 

Brunner,  C,  Dr.,  (36)  Jungiusstraße  6.  4.  10 

Büchel,  K.,  Prof.,  Dr.,  (30)  Eppendorferweg  186  6.  12.  93 

Buchholz,  Gerhard,  Dr.,  Oberlehrer,  (26)  Stöckhardtstraße  45  9.  2.  21 

Bünz,  R.,  Dr.,  Hochkamp,  Bogenstraße  1  2.  5.  06 

Busch,  Luise,  Oberlehrerin,  Bergedorf,  Karolinenstraße  9  9.  3.  21 

Busch,  Werner,  Dr.  med.  et  phil.,  (23)  Marientalerstraße  45  24.  11.  20 

Buttenberg,  P.,  Prof.  Dr.,  (39)  Sierichstraße  158  30.  11.  04 

Capelle,  Wirkl.  Admiralitätsrat,  Direktor  der  Deutschen  Seewarte  12.  2.  19 

Cappel,  C.  W.  F.,  Kaufmann,  (21)  Höltystraße  11  29.  H.  80 

Castens,  Gerhard,  Dr.,  Regierungsrat,  (37)  Isestraße  19  24.  11.  20 

Classen,  Johs.,  Prof.  Dr.,  Langenhorn,  Siemershöhe  26.  10.  87 

Clausen,  Heinr.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Richterstraße  9  11.  12.   12 

Claussen,  L.,  Dr.  med.  vet.,  (19)  Im  Gehölz  3  4.  12.  07 

Clemenz,  P.,  Dr.  med.,  Alsterdorf,  Ohlsdorferstraße  386  29.  1.  08 

Clesle,  Frida,  Oberlehrerin  (24)   Sechslingspforte  17  21.  4.  20 

Cohen-Kysper,  Dr.  med.,  Arzt,  (36)  Esplanade  39  12.  4.  99 

Coutinho,  Sophus,  (36)  Johnsallee  63  20.  2.  18 
Dabeistein,  C,  (23)  Marienthalerstraße  123 

Danckers,  Rudolf,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Kuhmühle  25  14.  2.  12 
Dannmeyer,  F,  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg-Großborstel,  Moorweg  50    29.  11.  05 

Dau,  R.,  Dr.,  (24)  Mundsburgerdamm  45  7.  5.  13 

von  Dechend,  Dr.,  Ifflandstraße  86  5.  12.  17 

Degner,  E.,  Dr.,  (21)  Arndtstraße  17  16.  6.  20 

Delbanco,  Ernst.,  Dr.  med.,  (36)  Gr.  Bleichen  27,  Kaisergalerie  25.  2.  03 

Delbanco,  Paul,  Zahnarzt,  (36)  Colonaden  43  23.  6.  1)7 
Dencker,  Gustav,  Hilfslehrer,  Groß-Flottbek,  Friedenseichenplatz  4        13.  4.  21 

Derenberg,  Jul.,  Dr.  med.,  (37)  Frauenthal  9  26.  (i.  07 

Detels,  Fr.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Immenhof  2  6.  4.  92 

Deutschniann,  R.,  Prof.  Dr.  med.,  (37)  Alsterkamp  19  29.  2.  88 

Dickhaut,  Cail,  Oberlehrer,  (24)  Graumannsweg  69  26.  6.  12 

Diercke,  Paul,  Kartograph,  Braunschweig,  Bodestraße  4  3.  11.  15 

Diercks,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  Bergedorf,  Am  Baum  7a  5.  11.  13 

Diersche,  M.,  Prof.  Di.,  (13)  Schlüterstraße  22  20.  2.  07 

Dietrich,  Fr.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Freiligrathstraße  15  16.  12.  96 


—  11   — 

Dietrich,  Hermann,  Kaufmann,  (.'i?)  Isestraße  123  13.  2.  95 

Dinkiage,  Max,  Kaufmann,  BergedorF,  Heuerstraße  8  25.  10.  05 

Dörge,  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  Bergedorf,  Am  Baum  l!)  14.  10.  03 
Docrmer,  L.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg-Großborstel,  Mooi\veg4t       7.  11.  00 

Dolberg,  F..  Prof.  Dr.,  Sternwarte,  Bergedorf,  Gojenbergsweg  45  1.  12.  09 

Dräger,  C,  Ingenieur,  (13)  Grindelhof  17  21.  4.  20 

Dräseke,  johs.,  Dr.  med.,  (24)  Immenhof  11  24.  2.  04 

Drishaus  "jr-,  Arthur,  (37)  Oberstraße  66  12.  12.  00 

Duge,  F.,  Fischereidirektor,  (16)  Schäferkampsallee  49  18.  6.  19 
Dunbar,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Hygienischen  Instituts,  (36)  Jungiusstr.  1     15.  9.  97 

Duncker,  G.,  Dr.  phil.,  Ahrensburg,  Bismarckallee  51  15.  5.  07 

Eckmann,  Gerhard,  Dr.,  Oberlehrer,  (20)  Im  Winkel  13  24.  11.  20 

Eddelbüttel,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Lortzingstraße  15a  5.  3.  13 

Ehlers,  W.,  Prof.,  Oberlehrer,  (26)  Mittelstraße  61  21.  4.  09 

Ehrenbaum,  E.,  Prof.  Dr.,  (21)  Petkumstraßc  15  19.  10.  10 

Eiffe,  Otto  Edmund,  (21)  Averhoffstraße  22  10.  2.  09 

Eiffe,  E.,  Kaufmann,  (39)  Flemingstraße  7  19.  5.  20 

Eiffe,  Margarethe,  (.39)  Flemingstraße  7  19.  5.  20 

Elias,  B.,  Dr.  phil.,  Zahnarzt,  (.37)  Oberstraße  72  4.  11.  08 

Embden,  H.,  Dr.  med.,  Arzt,  (.37)  Heilwigstraße  39  16.   1.  95 

Empson,  J.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Zimmerstraße  34  15.  11.  11 

Erbe,  H.,  (24)  Uhlandstraße  37  18.  6.  19 

Erichsen,  Fr.,  Lehrer,  (39)  Baumkamp  16  13.  4.  98 

Erichson,  Rolf,  Kand.  d.  höh.  Lehramts,  (21)  Hofweg  35  27.  10.  20 

Ernst,  Otto  Aug.,  Kaufmann  (24)  Immenhof  19  19.  12.  88 
Ernst,  O.  C.,  in  Firma  Ernst  &  von  Spreckelsen,  (1)  Gr.  Reichenstr.  3         1.   1.  89 

Feitel,  R.,  Oberlehrer,  Othmarschen,  Lenbachstraße  5  7.  5.  11 

Feuerbach,  A.,  Apotheker,  (23)  Wandsbeker  Chaussee   179  25.  6.  02 

Fillie,  Alice,  Oberlehrerin,  (23)  von  Essenstraße  18  19.  5.  20 

Finnern,  Hans,  stud.  rer.  nat.,  (26)    Hirtenstraße  36  9.  3.  21 

Fischer,  W.,  Dr.  med.,  Altona,  Allee  85  24.  1.  12 
Fischer,  W.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer  a.  D.,  Bergedorf,  Augustastraße  3    18.  10.  05 

Fitzler,  J.,  Dr.,  Chemiker,  (37)  Isestraße  125  16.  2.  81 

Flothow,  A.,  Kaufmann,  (13)  Beneckestraße  2  13.  U.  18 

Fock,  A.,  Lehrer,  (20)  Erikastraße  49  9.  3.  21 

Fraenkel,  Eugen,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Alsterglacis  12  28.  11.  82 

Franck,  P.,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Güntherstraße  1  15.  12.  20 

Franck,  Walther,  Dr.,  Oberlehrer,  (2.5)  Oben  Borgfelde  25  26.  11.   13 

Franz,  Karl,  Prof.,  Oberlehrer  (37)  Hochallee  115  4.  2.  03 

Friedburg,  Erika,  cand.  med.,  (13)  Harvestehuderweg  107  24.  11.  20 

Friedburg,  Vict.  L.,  Bankier,  (13)  Harvestehuderweg  107  5.  12.  17 

Friedburg,  Theodora,  (13)  Harvestehuderweg  107  22.  10.  19 

Friederichsen,  R.,  Verlagsbuchhändler,  (36)  Bergstraße  23  26.  10.  04 

Fryd,  C,  Dr.,  Zahnarzt,  (36)  Gänsemarkt  60  11.  11.  80 

V.  Fuchs,  Oberst,  Bergedorf,  Ernst  Mantiusstraße  28  24.  IL  20 

Fülleborn,  Prof.  Dr.,  Institut  für  Schiffs-  und  Tropenkrankheiten  28.  1.  20 

Gang,  W.,  Altona-Ottensen,  Marktplatz  13  18.  6.  13 

Ganzer,  E.,  Dr.  med.,  (13)  Hallerstraße  38  18.  1.  05 

Ganzlin,  C,  Dr.,  (13)  Bogenstraße  11  a  7.  5.  13 

Gentzen,  Gurt,  Dr.,  (23)  Mittelstraße  20  18.  3.  08 

Gerlich,  A.,  Baumeister,  (21)  Richterstraße  13  14.  2.  06 

V.  Ghika,  Georg,  S.,  Ungarischer  Konsul,  (37)  Hochallee  9  9.  3.  21 

Giemsa,  G.  Prof.  Dr.,  (21)  Hofweg  51  24.  4.  18 

Gimbel,  Dr.,  Ingenieur,  Volksdorf,  Hüssberg  14  17.  4.  12 


—     12    — 

Gla^e,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Sierichstraßc  181  15.  2.  05 

Goethe,  Walter,  (IS)  Rentzelstraße  7  30.  10.  12 

Göhlich,  W.,  Prof.  Dr.,  (2())  Hammerlandstraßc  18  8.  1.  02 

Goldschmidt,  Max.  Dr.,  (8)  Oovenfleth  20  9.  2.  21 

Göpner.  C,  (37)  Frauenthal  20  13.  11.  9.5 
Görbing,  Joh.,  Chemiker,  Hamburg-Großborstel,  Borstclei Chaussee  128     12.  1.  10 

Goos,  Fritz,  Dr.,  (39)  Sierichstraße  5  12.  1.  10 

Graff,  Kasimir,  Prof.  Dr.,  Bergedorf,  Sternwarte  10.  2.  04 

Grallert,  R.,  Dr.,  Oberamtsrichter,  (37)  Klosteraliee  78  15.  6.  lO 

Grimme,  Dr.,  (23)  Marienthalerstraße  1+4  H.  1.  09 

Gripp,  K.,  Dr.  phil.,  (23)  Wandsbecker  Chaussee  35  4.  12.   12 

Gröger,  Rud.,  Oberlehrer,  (21)  Arndtstraße  .30  6.  3.  12 

Gronover,  Prof.  Dr.,  Altona,  Flottbeker  Chaussee   18!»  9.  3.  21 

Groscurth,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (23)  Wandsbecker  Chaussee  73  31.  3.  8H 

Grühn,  A,  Hilfslehrerin,  (24)  Lessingstraße  2  9.  3.  21 

Grüneberg,  B.,  Sanitätsrat,  Dr.  med.,  Arzt,  Altona,  Allee  91  27.  6.  94 

de  Grys,  Petrus,  Kaufmann,  (26)  Hammerweg  14  7.  11.  17 
Gürich,  G.,  Prof.  Dr..  Direktor  des  geologisch-mineralogischen 

Instituts,  (24)  Lerchenfeld  7  1.  (j.  10 

Haase,  A.,  Dr.  phil.,  Zahnarzt,  Altona,  Allee  245  21.  10.  08 

Hagen,  Karl,  Prof.  Dr.,  (25)  Klaus  Grothstraße  6  26.  3.  90 

Hahmann,  Kurt.  Dr.,  (16)  Weidenallee  14  25.  2.  14 

Hahn,  Karl,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Ifflandstraße  12  15.  ö.  12 
Halberkann,  J.,  Dr.  phil.,  Institut  für  Schiffs-  und  Tropenkrankheiten      5.  2.  19 

Hamdorf,  K.,  stud.  rer.  nat.,  (20)   Tarpenbeckstraße  93  10.  3.  2i» 

Hansen,  Georg,  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Elebeken  5  17.  4.  12 

Hartleb,  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  (20)  Ludolfstraße  42  26.  3.  13 
Hartmann,  E.,  Direktor  des  staatlichen  Versorgungsheims,  (22) 

Oberaltenallee  60  27.  2.  Ol 

Harms,  Wilhelm,  Ingenieur,  Altona-Ottensen,  Kreuzweg  156  19.  1.  21 

Hass,  Dr.,  Oberlehrer,  (37)  Brahmsallee  6  9.  4.  13 

Hassler,  Franz,  Chemiker,  Volksdorf,   Peterstraße  45  4.   l.  1 1 

Hayungs,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  Blankenese,  Strandweg  22  9.  11.   10 

Hegener,  j.,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Klopstockstraße  26  14.  2.  12 

Heinemann,  F.,  Seminarlehrer,  (26)  Steinfurtherstraße  33  13.  11.  12 
Heinzerling,  Ernst,  Direktor  der  Hans.  Siemens-Schuckertwerke, 

(20)  Geffkenstraße  27  24.  4.   18 

Helmers,  Otto,  Dr.,  Chemiker,  (24)  Lübeckerslraße  1 12  4.  6.  90 

Hennecke,  F.,  Dr.  med.,  (19)  Im  Gehölz  7  10 

Hentschel,  E.,  Prof.  Dr.,  (23)  Jordanstraße  5  21.  10.  08 

Herzenberg,  Hob.,  Dipl.-Ing.,  (13)  Schlüterstraße  10  15.  5.  12 

Hess,  Anton,  Dr.,  Rechtsanwalt,  (11)  Alterwall  74  16.  6.  15 

Hett,  Paul,  Chemiker,  (2.5)  Claus  Grothstraße  2      ■  8.  2.  99 

Heuer,  Dr.,  Oberamtsrichter,  (37)  Oberstraße  68  10.  11.  09 

Hildebrandt,  Paul,  (5)   Langereihe  29  13.  11.  18 

Hillers,  Wilh.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (26)  Saling  3  27.  4.  Ol 

Hinneberg,  P.,  Dr.,  Altona,  Flottbeker  Chaussee  29  14.  12.  87 

Hinrichsen,  E.,  Ingenieur,  (24)  Finkenau  29  21.  4.  20 

Hock,  Arthur,  Apothekenbesitzer,  Groß-Flottbek,  Zeisestraßc  20  7.  11.   17 

Hoelling,  J.,  Dr.,  (19)  Eichenstraße  .56  26.  1.  10 

Hoffmann,  j.,  Bauassistent,  Alsterdorf,  Ohlsdorferstraßc  345  30.  6.  2) 

Höpfner,  W.,  Dr.,  Handelschemiker,  (24)  Mühlendamm  62  1.  4.  08 
Hohle,  A.,  ordentl,  Lehrer  des  Gewerbeschulwesens,  (26)  Saling  21        5.  4.  11 

Holm,  Franz,  cand.  rer.  nat.,  (6)  Altonaerstraße  65  8.  12.  20 


o     — 

Holzmann,  W.,  Nervenarzt,  (5)  An  der  Alstcr  H3  19.  5.  20 

Homteld,  H,,  Prof.,  Altona,  Lesser's  Passage  10  26.  2.  90 

Homfeld,  H.,  Oberlehrer,  (19)  Alardusstraße  10  9.  4.  19 

Hopf,  Ernst,  Dr.,  wiss.  Hilfslehrer,  (24)  Uhlandstraße  6  S.  12.  20 
Huebner,  A.,  Veterinärrat,  Kreistierarzt,  Wandsbek,  Amalienslraße  14     7.  11.  06 

Hümmeler,  O.,  (30)  Scheideweg  38  9.  o.  21 

jaap,  O.,  Lehrer,  (25)  Burggarten  .{  24.  .'J.  97 

Jacobsthal,  Erwin,  Dr.  med.,  (24)  Papenhuderstrasse  31  18.  10.  11 

Jäger,  G.,  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Willistraße  22  22.  10.  19 

.jahrmann,  F.,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Erlenkamp  27  30.  6.  20 

Jennrich,  W.,  Apotheker,  Blankenese  2.  2.  00 

Jensen,  C,  Prof.  Dr.,  Phvsikal.  Staatsinstitut,  (36)  Jungiusstrassc  21.  2.  00 

Jensen,  P.,  Rektor  (25)  Bethesdastrasse  48  20.  l.  04 
Jessel,  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg-Großborstel,    Holunderweg  33         5.  2.  08 

Illies,  R.,  stud.  rer.  nat.  (21)  Zimmerstrasse  lt5  18.  6.  19 

Irmscher,  Dr.,  Institut  für  allgemeine  Botanik,  (36)  Jungiusstrassc  18.  6.  19 

Jungmann,  B.,  Dr.  med.,  (20)  Eppendorfer  Landstrasse  36  4.  11.  96 

Junkereit,  Oberlehrer,  Blankenese,  Bergstrasse  13  22.  lO.  13 

Karnatz,  J.,  Oberlehrer,  (20)  Eppendorferlandstrasse   15  15.  4.  91 

Kaul,  Robert,  M.,  (24)  Mundsburgerdamm  11  19.    I.  21 

Kautz,  F.,  Dr.  med.,  Arzt,  (37)  Isestrasse  m  22.  10.  19 
Keferstein,  H.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Realgymnasiunis  des 

Johanneums,  (26)  Claudiusstrasse  5  .'U.  10.  83 

Kein,  Woldemar,  Realschullehrer,  (13)  Grindelhof  73  23.  10.  Ol 

Kellner,  G.,  Kaufmann,  (26)  Rudolfstrasse   18  7.  1.  20 

Kestner,  Prof.  Dr.,  (20)  Loogestieg  13  14.-1.  20 

Klatt,  B.,  Dr.,  Privatdozent,  (25)  Oben  Borgfelde  5  26.  11.  19 

Klehbahn,   H.,  Prof.  Dr.,  (30)  Curschmannstrassc  27  5.  12.  94 

Klünder,  Th.,  Dr.,  Weinsdorf,  Post  Waldhusen  4.  1.  11 

Knorr,  Dipl.-Ing.,  (24)  Erlenkamp  10  1.5.  2.  05 

Knoth,  M.,  Dr.  med.,  (11)  Michaelisbrücke  1  12.  2.  02 

Koch,  Emil,  Oberlehrer,  (26)  Rudolphstrasse  .52  23.  2.  16 

Koch,  Gustav,  Chemiker,  (30)  Breitenfelderstrassc  11  26.  4.  16 

Koch,  H..  Dr.,  (21)  Winterhuderweg  32  22.  2.  11 

Koch,  Wilh.,  Oberlehrer,  (26)  Steinfurtherstrasse  29  30.  5.  06 
Koch,  P.  P.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Physik.  Staatsinstituts, 

(36)  Rothenbaumchaussee  22  12.  11.  19 

Köhrmann,  Ferdinand,  (23)  Marienthalerstrasse  55  14.  4.  09 

König,  Gustav,  stud.,  math.  et  rer  nat.,  (39)  Cäcilicnstrasse  2  9.  6.  21 

Kopeke,  A.,   Prof.  Dr.,  Ottensen,  Bülowstrasse  2  18.  11.  83 

Körner,  Th.,   Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (19)  Ottersbeckalice  21  18.  3.  08 

Kolbe,  Hans,  Kaufmann,  (5)  Ernst  Merckstrasse  12  14,  Merckhof  13.  3.  Ol 
Konietzko,  J.,  Forschungsreisender,  (23)  Wandsbeker  Chaussee  79      22.  10.  19 

Kowallek,  W.,  Oberlehrer,  (26)  Mittelstrasse  50  5.  11.  13 

Kreidel,  W.,  Dr.,  Zahnarzt,  (24)  Graumannsweg  11  10.  5.  93 

Krille,  F.,  Zahnarzt,  (36)  Dammthorstrasse  1  27.  3.  95 

Kröckelsberg,  Bruno,  Kaufmann,  (30)  Bismarckstrasse  loO  27.  10.  20 

Kroger,  Rieh.,  (13)  Rutschbahn  40  26.  4.   11 

Krüger,  E.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (20)  Beim  Andrcasbruiinen  4  6.  5.  03 

Krüger,  J.,  Prof.  Dr.,  (26)  Meridianstrasse  1  7.  11.  06 
Krüss,  H.  A.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Reg.-Rat,  Berlin  W.  8, 

Unter  den  Linden  4  6.  12.  05 

Krüss,  P.,  Dr.  phil.,  (21)  Gertigstrasse  31  6.  12.  05 

Kuhlbrodt,  E.,  Dr.,  (19)  Eppendorferweg  77  24.  11.  20 


—     14     — 

Kuhlmann,  Carl,  cand.  phil.,  CJ.'V)  Börncstrassc  83  9.  3.  21 

Kuhns,  H.,  Oberlehrer,  Harburg,  Ernststrasse  15  18.  6.  19 
Kiiscl,  A.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  Altona-Othmarschcn,  Cranachstr.  Ifi       5.  11.  90 

Lammert,  B.,  stud.  rer.  nat.,  (22)  Finkenau   19  20.  12.  19 

Lange,  C,  Ingenieur,  (1)  Stadtdeich   \H  12.  3.  19 

Lange,  Wich.,  Dr.,  Schulvorsteher,  (36)  Hohe  Bleichen  38  30.  3.  81 

Lantz,  Carl,  Elektrotechniker,  (.5)  Steindamm  7!i  6.  5.  14 
Lehmann,  O.,  Prot.  Dr.,  Direktor  des  Altonaer  Museums,  Othniarschcn, 

Reventlowstrasse  8  18.  ö.  92 

Lehmann,  Otto,  Lehrer,  (30)  Mansteinstrasse  r,  28.  4.  97 

Lenschow,  Helene,  Oberlehrerin,  (13)  Schröderstiftstrassc  3U  21.  4.  20 

Lenz,  E.,  Dr.  med.,  ((i)  Schäferkampsallee  «1/H3  lö.  1.  02 

Lcvy,  Hugo,  Dr.,  Zahnarzt,  (.{(i)  Colonnaden  2.5  H.  11.  98 

Lewek,  Th.,  Dr.  med.,  Arzt,  (4)  Sophienstrasse  4  12.  4.  93 
Lichtheim,  Georg,  Direktor  der  Gas-  und  Wasserwerke  in  Altona, 

Altona,  Palmaille  25  22.   H».  13 

l.inck,  Gertrud,  Altona-Othmarschen,  Margaretenstrassc  2  10.  3.  20 

Lindemann,  Ad.,  Dr.,  Oberlehrer,  (13)  Hartungstrassc  15  10.  H.  03 

l.indoinann,  Max,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Birkenau  28  24.   II.  20 

Lippert,  Ed.,  Kaufmann,  (8)  Katharinenstrasse  38  15.   1.  95 

Lipschütz,  Gustav,  Kaufmann,  (37)  Abteistrasse  35  12.  72 

Löffler,  Hugo,  Rektor,  (22)  Fesslerstrasse  2  4.  12.  Ol 
Lohmann,  H.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Zool.  Museums, 

(21)  UhlenhorsterA'eg  36  26.  3.  13 

Lony,  Gustav,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Heinrich  Herl/str.  25  4.  2.  03 

Lorentzen,   E.,  Kaufmann,  (2.3)  Wandsbecker  Chaussee  11  Ki.  11.  09 

Lorenzen,  C.  O.  E.,  (36)  Alte  Rabenstraße  9  .5.  12.  00 

Louvier,  Oscar,  (23)   Eilbecktal  82  12.  4.  93 

Ludwig,  Ernst,  Kaufmann,  (15)  Hammerbrookstraßc  42  22.  5.  12 

Lübbert,  Hans,  J.,  Fischerei-Direktor,  Cuxhaven,  Scedcich  5  21.   12.  04 

Lüdecke,  Oberlehrer,  Wilhelmsburg,   Fährstrasse  65  15.   11.  11 

Lüders,  Leo,  Dr.,  (30)  Bismarckstrasse  88  29.  1.  13 

Lüdtke,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  Altona-Bahrenfeld,  Bcethovcnstr.  13  20.  5.  04 

Lütgens,  R.,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  .Mundsburgerdamm  65  «.  ]  1.  07 

Magener,  A.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Heinrich  Hertzstrassc  5  21.  2.  12 

Marcus,  Ernst,  Dr.,  (21)  Petkumstrasse  17  7.   10.  17 

Martens,  Hans,  Oberlehrer,  (26)  Sievekingsallee  31  26.  .3.  13 

Martini,  E.,  Dr.,  (2<))  Tarpenbeckstrasse  96  11.  12.  12 

Martini,  Paul,  (2ö)  Claudiusstrasse  11  23.  3.  04 

Mau,  Prof.,  Dr.,  Oberlehrer,  Altona-Othmarschen,  Gottorpstr.  37  1.  10.  02 

Mayer,  Martin,  Prof.  Dr.,  (21)  Averhoffstrassc  22  17.  10.  17 

Meier,  Bruno,  Oberingenieur,  Blankenese,  Wedeler  ('haussec  81  19.  1.  21 

Meier,  Gustav,  Lehrer,  Altona,  Turnerstrasse  45  9.  3.  21 

Meinhcit,  Karl,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  Harburg,   Heimfcldcrstr.  56  1.  11.   11 

Meltz,  Friedr.  D.  A.,  Ingenieur,  (21)  Haideweg  4  8.  3.   11 

Mendelson,  Leo,  (37)  Isestrasse  130  4.  3.  91 

Mennig,  A.,  Dr.  med.,  Arzt,  (24)  Lübeckerstrassc  25  21.  1.  91 

Mensing,  Otto,  Dentist,  (23)  Landwehr  2!t  4.  11.  08 

Mensing,  Frau,  Zahnärztin,  (23)  Landwehr  29  27.   10.  20 

Merten,  E.,  Gcwerbeschullehrer,  (13)  Grindelallcc  146  15.  12.  20 

Merten,  Theod.,  Oberlehrer,  (13)  Grindelallec  146  19.  2/  13 

Mey,  A.,  Dr.,  (9)  Deutsche  Seewarte  26.  1.  10 

Meyer,  George  Lorenz,  (36)  Kl.  Fontenay  4  24.  10.  06 

Meyer,  Hans,  Dr.  phil.,  (19)  Ottersbeckallee  l3  14.  1.  14 


—     15     — 

Meyer,  Martha,  Lehrerin,  Altena,  Wielandstrasse  23  24.  11.  20 

Meyer-Brons,  Dr.  med.,  (2;{)  Eilenau  .'}0  16.  H.  20 

Michaelseii,  W.,  Prof.  Dr.,  (25)  Oben  Borgfelde  48  17.  2.  8« 

Mielek,  W.,  Prof.  Dr.,  Helgoland,  Biologische  Anstalt  27.  10.  OH 

V.  Minden,  M.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Oberaltenallee  9  »;.  5.  (jj 

Minnemann,  Carl,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Petkumstrasse  8  M.  3.  21 

Möller,  Carl,  Wedel  i.  H.,  Rissener  Chaussee  14  22.  4.  14 

Möller,  G.,  Lehrer,  Hamburg-GroiJborstel,  Wolterstrasse  18  9,  3.  21 

Möller,  Hugo,  Wedel  i    H.,  Rosengarten  25.  2.  14 

Moltzahn,  Albert,  Oberlehrer,  (2."^)  Hirschgraben  7;M  18.  12.  18 

Mühlenbruch,  Kand.  des  höheren  Lehramts,  (.JT)  Brahmsallee  87  28.  1.  2o 

Müllegger,  Sebastian,  Apotheker,  Büsum,  Biol.  Station  23.  4.  13 

Müller,  Justus,  (13)  Grindelallee  .35  ^4.  4.  08 

Müller,  Ludwig,  Dr.,  Oberlehrer,  (19)  Gabelsbergerstrasse  2  5.  11.  13 

Nagel,  C,  (23)  Hagenau  fi.3  25.  2  14 

Nagel,  G,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (30)  Lehmweg  6  (i.  12.  11 

Neber,  H.,  (2H)  Hirtenstrasse  .34  12.  11.  19 

Neumann,  Jobs.,  Dr.,  Schlachthofdirektor,  (13;  Hallerstrasse  25  28.  11.  06 

Niemann,  F.,  Kaufmann,  (21)  Hofweg  49  11.  11.  14 

Nieschulz,  A.,  stud.  rer.  nat.,  Klein-Flottbek,  Schulstrasse  32  30.  H.  20 

Nieser,  O.,  stud.  rer.  nat.,  (11)  Schleusenstrasse  31  28.  1.  20 

Nissen,  Adolf,  Zahnarzt,  Altona,  Palmaille  73  17.  3.  09 

Nissen,  Johannes,  Dr.  phil.,  (22)  Finkenau  l»i  15.  5,  12 

Notbohm,  K.,  Oberlehrer,  (23)  Ottostrasse  15  26.  11.  09 

Nöthling,  C.  F.  A.,  Dr.  jur.,  Landrichter,  (24)  Mühlendamm  52  9.  2.  21 

Nottebohm,  C.  L.,  Kaufmann,  (21)  Adolphstrasse  88  1.  11.  92 

Nottebohm,  Ed.,  Dr.,  (24)  Uhlandstrasse  34  11.  5.  21 

Oltmanns,  J.,  Architekt,  (22)  Oberaltenallee  13  5.  1.  02 

Olufsen,  Dr.,  Oberlehrer,  (20)  Ericastrasse  125  30.  11.  04 

Ossenbrügge,  P.,  Oberlehrer,  Altona,  Oevelgönne  59  4.  11.  08 

Otte,  H..  Dr,  Zahnarzt  (.36)    Esplanade  46  9,  2.  10 

Paneth,  F.,  Dr.,  Professor,  (36)  Moorweidenstrasse  5  24.    11.  20 

Paetau,  Max,  (19)  Osterstrasse  15  13.  4.  21 

Pape,  K.,  Dr.,  Billhorner  Mühlenweg  66  12.  3.  19 

Pauschmann,  G.,  Dr.,  Oberlehrer,  (19)  Eichenstrasse  37  27.  11  12 

Perle  Witz,  P.,  Dr.,  (19)  Ottersbeckallee  21  11.  11.  03 

Peter,  B.,  Prof.  Dr.,  Landestierarzt,  (20)  Woldsenweg  1  13.  1.  09 

Peters,  L.,  Lehrer,  (26)  Stöckhardtstrasse  (i4  21.  4    20 

Peters,  W.  L.,  Dr.,  Fabrikbesitzer,  (15)  Grünerdeich  60  28.  1.  91 

Petersen,  Fritz-Jürgen,  (26)  Mittelstrasse  44  7.  5.  19 

Petersen,  J.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Höltystrasse  4  5.  11.  13 

Petzet,  Ober-Apotheker,   (30)  Moltkestrasse  14  14.  KJ.  91 

Pfeffer,  G.,  Prof.  Dr.,  (23)  Jordanstrasse  22  24.  9.  79 
Pflaumbaum,  Gust.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Kirchenpauer 

Realgymnasiums,  (25)  Burgstrasse  32  9.  3.  92 

Pflüger,  R.,  Dr.,  wiss.  Hilfslehrer,  (13)  Sedanstrasse  13  27.  10.  20 

Pieper,  G.  R.,  Seminarlehrer,  (37)  Isestrasse  .30  21.  U.  88 

Plaut,  H.  C,   Dr.  med.  et  phil.,  (36)  Neue  Rabenstrasse  21  15.  It».  02 

Plett,  Walter,  Oberlehrer,  (19)  Meissnerstrasse  18  9.  2.  16 

Pontoppidan,  Hendrik,  (25)  Claus  Grothstrasse  12  JS.  3.  07 

Poppe,  W.,  Dr.,  (13)  Heinrich  Barthstrasse  16  13.  5.  14 

Preiss,  Erich,    Korv.-Kapitän  a.  D.,  (24)  Uhlandstrasse  65  9.  3.  21 

Presch,  Max,  cand.  phil.,  (24)  Ifllandstrasse  10  20.  3.  18 

Prochuwnik,  L.,  Dr.  med.,  (5)  Holzdamm  24  27.  6.  77 


—     16     - 

Prüser,  W.,  Kaufmann,  Farmsen,  KupFerdamm  2«  16.  6.  20 

Puls,  Ernst,  Dr.  phil.,  (:}())  Hoheluftchaussee  66  6.  12,  11 

Quasig,  F.,  Dr.  med.,  (21)  Richterstrasse  9  lo.  12.  19 
Habe,  P.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Chemischen  Staatsinsfituts  (20) 

Loogestrasse  11  M.  12.  14 

Rappolt,  K.,  Dr.  med.,  Gr.-Fiottbek,  Grottenstrasse  25  25.  1.  11 

Rasehorn,  Otto,  Oberlehrer,  (20)   Kösterstrasse  .1  H.  2.  07 

Reche,  O.,  Prof.  Dr.,  Reinbek  27.  4.  H) 

Reh',  L.,  Prof.  Dr.,  Zool.  Museum,  (1)  23.  11.  M8 

Rehtz,  Alfred,  Lockstedt,  Walderseestrasse  19  23.  1.  07 

Reiche,  H.  von,  Dr.,  Apotheker,  (1)  Klosterstrasse  30  17.  12.  79 

Reimnitz,  Joh.,  Dr.,  (23)   Kleiststrasse  in  lö.  11.  11 

Reitz,  H.,  Kaufmann,  (25)  Claus  Grothstrasse  72a  3.  ö.  05 

Rettinger,  J.,  Chemiker,  (13)  Grindelberg  80  9.  3.  21 

Reuter,  Otto,  Oberlehrer,  (26)  Rudolphstrasse  42  ß.  6.  17 
Riebesell,  P.,  Dr.,  2.  Direkt,  d.  öff.  Jugendfürsorge,  (21)  AverhoPfstr.  14  7.  11.  06 

Riecke,   Curt,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (37)  Eppendorferhauin   11  30.  3.  12 

Riken,  R.,  Dr.,  Oberlehrer,  (30)  Hoheluftchaussee  öl  in.  11.  11 

Rischard,  J.,  Direktor,  (23)  Wandsbekerchaussee  13  16.  6.  2t i 

Rischbieth,  P.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (19)  Hohe  Weide  6  13.  3.  8M 

Da  Rocha-Lima,  Prof.  Dr.,  (21)  Hofweg  22  7.  1.  2n 

Röper,  H.,  Elektrotechniker,  (23)  Wandsbeker  Chaussee  81  30.  II.  04 

Romanus,  Franz,  Dipl.-lng.,  (37)  Isestrasse  56  23.  2.  16 

Ronipel,  Fr.,  Photogr.  artist.  Atelier,  (22)  Hamburgerstrasse  53  28.  3.  06 

Kosenbaum,  H.  L.,  (26)  Steinfurtherstrasse  15  6.  5.  09 

Rosenbrook,  Kurt,  Dr.  phil.,  (23)  Landwehrdamm  21  13.  4.  21 

Rupprecht,  Georg,  Dr.,  (22)  Richardstrasse  57  1.  5.  07 

Rüter,  Elisabeth,  Dr ,  (23)  Hagenau  62  19.  1.  21 

Sahrhage,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Haideweg  9  12.  1.  16 

Sartorius,  Apotheker,  (23)  Wandsbeker  Chaussee  313  7.  11.  95 

Schack,  Fried.,  Prof.  Dr  ,  Oberlehrer,  (24)  Schwanen wik  30  19.  10.  04 

Schäfer,  Hans,  Dr.,  Assistenzarzt  am  Eppendorfer  Krankenhaus  16.  1.  18 

Schäfer,  Kurt,  Kaufmann,  (5)  Beim  Strohhause  23  9.  3.  21 

Schäffer,  Cäsar,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Freiligrathstras;sf  15  17.  9.  90 

Schaper,  Hermann,  Hütteningenieur,  (26)  Meridianstrassc  5  3.  4.  18 

Schimank,  H.,  Dr.,  (24)  Mühlendamm   12  15.  12.  20 

Schlaeger,  Georg,  Zahnarzt,  (5)  An  der  Alster  81  26.  2.  08 

Schlee,  Paul,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Immenhof  19  .30.  9.  9fi 

Schlienz,  W.,  cand.  zool.,  (19)  Wiesenstrasse  25  lo.  3.  20 

Schmerler,  Frau,  Landrichter,  (241  Birkenau  41  11.  5.  21 
Schmidt,  Carl,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (23)  Marienthalerstrasse  113  a     3o.  10.  12 

Schmidt,  Felix,  Oberlehrer,  Altona-Ottensen,  Bahrenfcklerstr.  92  11.  2.   14 

Schmidt,  John,  Ingenieur,  (8)  Meyerstrasse  60  11.  5.  98 

Schmidt,  Justus,  Lehrer,  (24)  Wandsbeckerstieg  45  26.  2.  79 

Schmidt,  Ma.x,  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg-Groliborstel,  Köni^str.  7  9.  3.  04 

Schmidt,  Wilh.,  Dr.,  phil.,  Oberlehrer,  (19)  Fruchtailee  9  3.  1.   1l' 

Schmitt,  Rudolf,  Konservator,  Altona,  Stadt.  Museum  11.  11.  o» 

Schober,  A,  Prof.  Dr.,  Schulrat,  (24)  Lerchenfeld  7  18.  4.  94 

Schönfeld,  Felix,  Kaufmann,  (36)  Alsterufer  19  27.  10.  20 

Schon-,  R.,  Prof.  Dr.,  Direktor  der  Sternwarte,   Bergedorf  4.  3.  96 

Schott,  Gerh.,  Prof.   Dr.,  (9)   Deutsche  Seewarte  14.  4.   15 

Schrudcr,   Erich,  Oberlehrer,  (30)  Moltkestrasse  17  23.  6.  13 

Schreier,  W.,  (20)  Heilwigstrasse  5o  ,13.  4.  21 


—     17     — 

Schröder,  J.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  staatlichen  Lyzeums  und 

Oberlyzeums  am  Lerchenfeid,  Alsterdorf,  Fuhlsbüttelerstr.  fiOl?     5.  U.  90 

Schubotz,  H.,  Prof.  Dr.,  Flensburg-Land  l.s.  H.  13 

Schüller,  Felix,  Prof.  Dr.,  (24)  Graumannsweg  Ifi  5.  5.  09 

Schulte-Überhorst,  A.,  Altona,  Arnkielstrasse  ö  9.  li.  2\ 

Schutt.  K.,  Dr.,  Oberlehrer,  (l^3)  Wartenau  3  30.  ö.  06 
Schutt,  R.  G.,  Prof.  Dr.,  Vorsteher  der  Hauptstation  für  Rrdbeben- 

forschung,  (24)  Papenhuderstr.  8  2.3.  9.  91 

Schultz,  Arved,  Dr.,  (2."))  Hebbelstrasse  3  1.3.  4.  21 

Schulz,  Bruno,  Dr.,  (23)  Rückertstrasse  50  IH.  11.  20 
Schulz,  j.  F.  Herrn.,  bei  Berckemeyer  &  Siemsen,  (1)  Alsterdanim  39    28.  T».  87 

Schumacher,  Arnold,  Dr.,  Altona,  Goethestrasse  2  9.  2.  2! 

Schunim.  Otto,  Prof.,  Chemiker.  (20)  Tarpenbeckstrasse  102  1.  4.  08 

Schumpelick,  A.,  Prof.,  Oberlehrer,  (37)  Isestrasse  9:>  4.  6.  02 

Schwabe,  J.,  Dr.,  Tierarzt,  (25)  Burgstrasse  32  26.  2.  08 

Schwabe,  J.,  Oberlehrer,  Bergedorf,  Wentorferstrasse  111   .  21.  4.  20 

Schwabe,  L.,  Fabrikbesitzer,  (30)  Husumerstrasse  12  14,  12.  04 

Schwabe,  W.  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Wagnerstrasse  68  27.  11.  07 

Schwarze,  Wilh.,  Prof.  Dr.,  Wentorf  bei  Reinbek,   Am  Heidberg  25.  9.  89 

Schwassmann,  A.,  Prof.  Dr.,  Bergedorf,  Sternwarte  12.  2.  <tl 

Schwencke,  Ad.,  Kaufmann,  Alt-Rahlstedt,  Wallstrasse  52  20.  5.  96 

Seehann,  P.,  Lehramtskandidat,  (13)  Grindelweg  :!  a  28.  1.  20 

Seemann,  H.,  Dr.,  (37)  Isestrasse  64  22.  2.  11 

Selk,  H.,  Apotheker,  (21)  Heinrich  Hertzstrasse  73  9.  3.  92 

Seligmann,  Siegfried,  Dr.  med.,  Augenarzt,  (.36)  Colonnaden  95  97  11.  12.  12 

Selzer,  A.,  (l.J)  Papendamm  26  28.  1.  20 

Semmelhack,  Wilh.,  Dr.,  (.50)  Gärtnerstrasse  o2  .3.  2.  15 

Semsroth,  L.,  Harburg,  Haakestrasse  22  15.  6.  10 

Sennewald,  Prof.  Dr.,  (24)  Mühlendamm  72  31.  5.  76 
Sieveking,  G.  H.,  Dr.  med.,  Physikus,  (37)  Rothenbaumchaussee  211     25.  2.  14 

Simmonds,  Prof.  Dr.  med.,  (.36)  Johnsallee  50  30.  5.  88 

V.  d.  Smissen,  C.,  stud.  rer.  nat.,  (23)  Marienthalerstrasse  47  11.  2.  20 

Söllner,  Harald,  (39)  Maria  Louisenstrasse  112  IH.  5.  17 

Sokolowsky,  A.,  Dr.,  (30)  Lappenbergsallee  In  19.  10,  10 

Sonder,  Chr.,  Apothekenbesitzer,  Oldesloe  15.  6.  12 

Stadel,  Dr.,  Oberlehrer,  Altona,  Bei  der  Friedenseiche  1  9.  3.  21 

Stalbohm,  Willi,  (6)  Agathenstrasse  1  IH.  12.  (j8 

Starke,  Heinrich,  Oberlehrer,  Harburg  26.  4.  11 

Stauss,  W.,  Dr.,  Dresden- A,  Anton  Graffstrasse  14  2.  lo.  95 
Steinhagen,  P.,  Dr.,  Kandidat  des  höheren  Lehramt^5,  Ohisdorf, 

Fuhlsbüttelerstrasse  619  5.  12.  17 

Stilke,  R.,  (26)  Hertogestrasse  14  12.  3.  19 

Slilp,  Dr.,  Oberlehrer,  Elmshorn,  Wrangelpromenade  20.  12.   16 

Stobbe,  Max,  Lokstedt  bei  Hamburg,  Behrkampsweg  36  13.  11.  95 
Strodtmann,  S..  Dr.,  Realschuldirektor,  Wilhelmsburg,  Göschenstr.  83       2.  12.  08 

Sturm,  Margret,  Dr.,  (37)  Werderstrasse  63  II.  5.  21 

Suhr,  J.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Finkenau  13  29.  11.  05 

von  Sydow,  G.,  Dr.  jur.,  Notar,  (.37)  Parkallee  96  10.  2.  17 

Tams,  Ernst,  Dr.,  (23)  Ritterstrasse  72  21.  10.  08 

Thate,  Conrad,  Kaufmann,  (26)  Saling  5  5.  12.  17 
Thilenius.  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Museums  füi    Völkerkunde, 

(37)  Abteistrasse  16  9.  11.  04 

Thomae,  K.,  Prof.  Dr.,  Schulrat,  Bergedorf,  Grasweg  38  15.  1.  08 

Thorade,  Hcrni.,  Dr.,  Oberlehrer,  (26)  Meridianstrasöe  15  30.,  11.  04 


—     18     — 

Thörl,  Fr.,  Kominerzienrat,  Fabrikant,  (2fi)  Hammeiiandstrasse  23/2'.     16.  1.  95 

Timm,  Rud.,  Prof.,  Dr.,  Oberlehrer,  (.'JM)  Biissestrasse  4'»  20.  1.  86 

Timpe,  H.,  Dr.,  (24)  Uhlandstrasse  Hä  4.  12.  Ol 

Trömner,    E.,  Dr.  med.,  (ö)  An  der  Alster  49  8.  11.  Oö 

Trutenau,  Max,  (IM)  Fruchtallee   117  9.  3.  21 

Tuch,  Th.,  Dr.,  Fabrikant,  (25)  Wallstrasse  14  4.  H.  90 

Türkheim,  Julius,  Dr.  med.,  (ö)  Langereihe  101  20.  11.  O.'i 

Twele,  Hans,  wissensch.  Hilfslehrer,  (..o)  Moltkestrasse  4'i  M.  2,  21 

Uhde,  O.,  Baurat,  (2h)  O'ilendorftstrasse  M  27.  lU.  2ü 

lllmer,  C,  Dr.  phil.,  Lehrer,  (liU)  Baumkamp  .tO  8.  11.  99 

Umlauf,  K.,  Prof.  Dr.,  Landesschulrat,  Bergedorf,  Bismarckstr.  33  24.  1.  06 

Unna,  P.  C,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Gr.  Theaterstrasse  ;J1  9.  1.  89 

Vester,  H.,  Dr.,  Altona,  Bahnhofstrasse   16  26.  2.  08 

Voege,  W.,  Prof.  Dr.-Ing.,  (20)  Sierichstrasse  170  14.  1.  02 
Voigt,  A.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Instituts  für  angewandte  Botanik, 

(24)  Wandsbeckerstieg  l.J  1.  1.  89 

Voigtländer,  F.,  Prof.  Dr.,  (21)  Overbeckstrasse  4  9.  12.  91 

Vosseier,  Prof.  Dr ,  Direktor  des  Zoologischen  Gartens  16.  6.  09 

Wagner,  Franz,  Dr.  med.,  Altona,  Bei  der  Johanniskirche  2  18.  ,4.  Ott 

Wagner,  Ma.x,  Dr.  phil.,  (5)  Steindamm   152  29.  1.  02 

Wagner,  Richard,  Altona,  Bei  der  Friedenseiche  »i  3.  12.  02 

Walter,  B.,  Prof.  Dr.,  (21)   Petkumstrasse   15  1.  |2.  86 

Walter,  F.,  Dr.,  (26)  Saling  7  11.  2  2o 

Warncke.  F.,  Dr.,  (2«)  Sievekingsallee  7  26.  3.  13 

Warnecke,  Georg,  Dr.,  Landrichter,  Alleestrasse  73  9.  3.  21 

Wasmus,  A.,  Dr.-Ing.,  Lokstedt,  Ernststrasse  li  8    12.  09 

Weber,  W.,  Dr.,  Chemiker,  Altona,  Roonstrasse  122  21.   lo.  oh 

Weber,  W.,  Dr.,  Polizeitierarzt,  (19)  Wiesenstrasse  13  7.  12.  10 

Wedekind,  Karl,  (23)  Pappelallee  46  ;jo,  «.  2«» 

Wegener,  A.,  Prof.   Dr.,  Hamburg-Großborstel,  Violastrasse  7  18.  «.  19 

Wegener,  Max,  Kaufmann,  Blankenese,  Parkstrasse  \H  15.   1.  Ud 

Wehin,  Richard,  Dr.,  Chemiker,  (6)  Altonaerstrasse  31  4.  3.  10 

Weidmann,  Paul,  Lehrer,  Rissen  i.  H.  27.  10.  2:» 

Weiss,  H.,  Dr.  Chemiker,  (24)  Erlenkamp  13  23.  2.  10 

Werner,  Hans,  cand.  ehem.,  Harburg,  Stadsrstrasse  127  15.  12.  20 
Weygandt,  Wilh.,  Prof.  Dr.  med.  et  phil.,  Direktor  der  Irrenantalt 

Friedrichsberg,  (22)  Friedrichsbergerstrasse  60  14.  2.  12 

Wilbrandt,  H.,  Prof.  Dr.  med.,  (21)  Heinrich  Hertzstrasse  3  27.  2.  95 

Willers,  Th.,  Dr.,  (30)  Mansteinstrasse  36  23.  2.  10 

Windmüller,  P.,  Dr.  med.,  Zahnarzt,  (37)  Hochallee  57  21.  12.  92 
Winkler,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Instituts  für  allgemeine  Botanik, 

(•JO)  Woldsenweg  12  11.  12.  12 

Winzer,  Richard,  Prof.  Dr.,  Harburg,  Haakestrasse  43  7.  9.  00 

Wisser,  K.,  Dr.,  Oberlehrer,  (33)  Osterbeckstrasse   lo5  16.  12.  08 

Witter,  Wilh.,  (21)  Uhlenhorsterweg  37  25.  10.  99 

Wobig,  Fr.,  Chemiker,  (23)  Hasselbrookstrasse  171  15.  12.  20 

Wölfert,  Georg,  Dr.  phil.,  Gross-Flottbek,  Fritz  Reuterstrasse  22  20.  10.  l.'» 

Wohlwill,  Heinr.,  Dr.,  (37)  Hagedornstrasse  51  12.  10.  98 

Wollmann,  E..  Geh.  Justizrat,  Ottensen,  Moltkestrasse  18  1«.  10.  11 

Wulff,  A.,  Dr.,  (5)  Kirchenallee  47  18.  6.  19 

Wulff,  Ernst,   Dr.,  (25)  Beim  Gesundbrunnen  14  26.  10.  98 

Wundram,  Felix,  Ingenieur,  (.SO)  Meldorferstrasse  19  13.  4.  21 

Würdemann,  G.,  Oberlehrer,  (24)  Mundsburgerdamm  31  5.  4.  11 

Wvsügorski,  Prof.  Dr.,  (5)  Min.-geolog.  Institut,  Lübeckerthor  22  18.  10.  11 


—     19     — 

Zebe!,  Gu<;t.,  Fabrikant,  (21)  Goethestrasse  2  25.  4.  83 

Ziehes,  Emil,  (39)  Sierichsirasse  o4  28.  12.  89 

Zimmermann,  Carl,  (25)   Oben  Borgfelde  29  28.  o.  84 

Zinkeisen,  F.d.,  I^r.,  Chemiker,  (5)  Danzi^ersfrasse  48  24.  2.  97 

Zwingcnbergcr,  Hans,  Oberlehrer,  (2o)  Auenstrasse  14  30.  11.  04 


•^|C 


(f^^--- 


—    20     — 


2.  Bericht  über  die  Vorträge  und  wissenschaftlichen 
Ausflüge  des  Jahres  1920. 

A.  Die  Vorträge  des  Jahres  1920. 
1.  Allgemeine  Sitzungen. 

1.  Sitzung,  am   7.  Januar.  —   Bruns,   F.:     Das  Zeichnen  im  Dienste 
der  beschreibenden   Naturwissenschaften  (1.  Teil  mit  Lichtbildern.) 

An  Zeichnungen  der  „Primitiven"  wurde  dargelegt,  dass  diese  nicht 
exakte  Nachbildungen  bestimmter  Objekte  sein  wollen,  sondern  dass  sie  aus 
Vorstellungen,  die  im  Gedächtnis  hafteten,  heraus  entstanden  sind.  Form  und 
Bewegung  der  fast  ausnahmslos  im  Profil  gesehenen  Tier-  und  Menschen- 
gestalten sind  oft  vorzüglich  beobachtet;  Perspektive,  Licht  und  Schatten  fehlen. 
Mit  größter  Unbekümmertheit  werden  Einzelbeobachtungen,  die  unter  ganz  ver- 
schiedenen Verhältnissen  gemacht  worden  sind,  oft  in  einer  und  derselben 
Zeichnung  zusammen  getragen. 

Naturwissenschaftliches  Zeichnen  setzt  voraus,  daiS  die  Naturerscheinungen 
als  Objektiv  erkennbar  und  darstellbar  aufgefaßt  werden,  fordert  vom  Zeichner 
genaues  Studium  des  Objekts  und  möglichste  Ausschaltung  aller  Fehlerquellen. 
Auch  der  naturwissenschaftliche  Zeichner  weicht  unter  Umständen  bei  seiner 
Darstellung  vom  Einzelobjekte  ab  (Schematisierung.  Typisierung),  muß  sich  aber 
der  Gründe,  die  ihn  dabei  leiten,  bewußt  sein  und  von  ihnen  Rechenschaft 
geben  können. 

Viel  entscheidender,  als  durch  Mängel  des  Auges  oder  durch  Un- 
geschicklichkeit der  Hand,  wird  die  Zeichnung  des  Anfängers  durch  unklare 
Vorstellungen  beeinflußt.  Auch  beim  Zeichnen  nach  dem  Objekt  muß  durch 
unausgesetzte  Selbstkontrolle  verhütet  werden,  daß  Vorstellungen,  die  unter 
ganz  anderen  Verhältnissen  gewonnen  worden  sind,  abgelöst  von  den  Be- 
dingungen ihres  Entstehens,  das  Auge  irreführen.  Durch  Zeichnen  ,, Sehen 
lernen"  heißt  nicht,  die  optischen  Fähigkeiten  des  Au^es  verbessern,  sondern 
eine  geistige  Orientierung  gewinnen,  die  es  ermöglicht,  dem  Objekt  ,, vorurteils- 
frei" gegenüber  zu  treten.  Wie  in  der  Wissenschaft  jeder  Begriff  nur  insoweit 
Wert  hat,  als  man  sich  bewußt  bleibt,  von  welchen  andern  Begriffen  aus  er 
definiert  werden  muß,  so  sind  in  der  entstehenden  Zeichnung  die  eingesetzten 
Größen,  Form-,  Ton-  und  Farbwerte  nur  insoweit  „richtig",  als  sie  im  richtigen 
Verhältnis  zu  den  anfangs  festgelegten  Werten  stehen.  Während  die  primär 
eingesetzten  Werte  praktisch  innerhalb  bestimmter  Grenzen  schwanken  können, 
ist  mit  ihrer  Festlegung  der  weitere  Gang  der  Arbeit  unabänderlich  bestimmt. 
Der  vorgeschrittene  Zeichner  wendet  Kontrollmethodcn  automatisch  und  un- 
bewußt an,  die  der  Anfänger  sich  erst  erarbeiten  muß.  Beispiele  für  dieses 
\erfahren  zeigte  der  Vortragende  zunächst  an  flächenhaften  Gegenständen 
(Blattformen,  ebene  Schnitte,  Insektentlügel,  Silhouetten).  Dann  folgten  Er- 
läuterungen   über   die  Technik    der  Federzeichnung,    die    vorausgesetzt   werden 


—  21  — 

muB,  wenn  die  Anwendung  der  zweckentsprechendsten  Reproduktionsmethoden 
für  den  Druck  ermöglicht  werden  soll.  Alle  „technischen"  Schwicrißkeiten 
müssen  schon  auF  dieser  Stufe  des  Zeichnens  überwunden  werden,  während 
heim  Zeichnen  nach  räumlichen  Gebilden  die  Schwierigkeiten  wachsen,  die  der 
richtigen  „Auft'assung"  des  Objektes  entgegenstehen. 

Auch  für  räumlich  wirkende  Naturgebilde  ist  die  einfache  Umriss-  oder 
Konlurzeichnungin  viel  grösserem  Masse  anwendbar,  als  gewöhnlich  angenommen 
wird.    An  Beispielen  wurden  die  Grenzen  ihrer  Ausdrucksmögiichkeiten  gezeigt. 

japanische  Holzschnitte  erläuterten  die  NX^iedergabe  von  Tier-  und 
l'flanzenlormen  durch  die  „Schwarz-Weisszeichnung"  und  durch  den  „Lokaiton" 
unter  Ausschluss  von  Glanzlichtern,  Schatten-  und  Reflextönen.  Zeichnungen, 
die  dasselbe  Objekt  „japanisierend"  und  mit  unseren  Ausdrucksmitteln  darstellten, 
zeigten  die  Unterschiede  der  Behandlungsweise. 

Zum  Schluss  wurde  eine  Reihe  von  Zeichnungen  vorgeführt,  die  den 
Kräuterbüchern  von  Brunfels  und  Fuchs,  der  Pflanzenanatomie  des  Malpighi, 
den  Werken  von  Leeuwenhoek,  Swammerdam,  Aldrovandi,  Moufat,  Jonstoniis 
und  den  Arbeiten  der  Sibylla  Merian,  Sprengeis  und  Payers  entnommen  waren. 
Diese  Musterbeispiele  zeigten  die  Entwicklung  des  naturwissenschaftlichen 
Zeichnens  seit  dem  16,  Jahrhundert. 

2.  Sitzung,  am    14. Januar.     —      Henseling,   R.,    aus    Stuttgart:     Das 

astronomische  Weltbild  der  Gegenwart    (mit  Lichtbildern). 

Einleitend  wurden  die  chinesische,  ägyptische  und  babylonische  Astral- 
mystik, die  Astrologie  des  Mittelalters  sowie  die  Wiederkehr  bestimmter  Vor- 
stellungen am  gestirnten  Himmel  —  des  ,, Mannes  im  Monde"  auf  einem  alten 
Sicgelzylinder,  des  ,, Wagens"  mit  dem  „Reiterlein"  auf  einer  chinesischen  Dar- 
stellung aus  dem  'J.  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  —  mehrfach  gestreift. 
Durch  die  bildliche  Wiedergabe  der  gegenwärtig  sichtbaren  Konstellationen, 
durch  die  Erörterung  der  neueren  Errungenschaften  auf  dem  Gebiete  der  Sonnen-, 
Mond-  und  Planetenforschung  war  sodann  der  Anschluß  an  die  Gegenwart  ge- 
wonnen. Es  folgte  eine  Erörterung  der  Kometenerscheinungen  sowie  einiger 
Tatsachen  aus  der  Stellarastronomie  und  der  Fragen,  die  sich  an  die  Stern - 
ströme,  an  die  Sternhaufen,  die  Nebelflecke,  die  Milchstraße  und  derenStellung  im 
Universum  knüpfen. 

3.  Sitzung,  am  21.  Januar.     —     Kestner,  O.  :    Neuere  Entdeckungen 

auf  dein  Gebiete  der  inneren  Sekretion  (mit  Lichtbildern). 
Mit  Brown-Sequard  nennt  man  „innere  Sekretion"  eine  Betätigung  von 
sich  im  Körper  des  Menschen  und  der  höheren  Tiere  findenden  Organen,  deren 
Aufgabe  man  bis  vor  kurzem  noch  garnicht  kannte.  Die  entsprechenden 
Forschungsergebnisse  der  letzten  Jahre  erst  ließen  ihre  große  Wichtigkeit  er- 
kennen. Diese  besteht  in  der  Bildung  von  Stoffen,  welche  in  die  Blutbahn 
gelangen  und  auf  die  verschiedensten  anderen  Organe  einwirken.  Von  Starling 
rührt  für  diese  Stoffe,  die  zum  Teil  chemisch  bereits  eindeutig  bestimmt  sind, 
die  Bezeichnung  „Hormon"  her.  Die  Wirkung  ist  eine  ganz  spezifisch  physio- 
logische oder  morphologische,  die  aber,  bei  der  innigen  Zusammengehörigkeit 
von  Funktion  und  Form,  den  Wert  des  Hormons  deutlich  sichtbar  erkennen 
läßt  als  Reiz-  oder  Beeinflussungsstoff,  der  für  den  Körper  von  höchster  Be- 
deutung ist.  Erst  in  wenigen  Fällen  ist  die  Reindarstellung  dieser  Stoffe  j'e- 
lungen.  Am  besten  gekannt  ist  das  Sekretionsprodukt  der  Nebenniere  (Adre- 
nalin). Schon  seit  längerem  weiß  man  auch  um  die  Bedeutung  der  Schilddrüse. 
Neben  der  Schilddrüse  hat  man  erst  in  letzter  Zeit  die  Epithelkörperchen  kennen 
gelernt,  deren  Ausfall  die  Nervenerregbarkeit,  den  Kalkstoffwechsel  und  das 
Knochenwachstum  stört    (Patmie,  vielleicht   Rachitis).       Ebenso    bedeutungsvoll 


—  22  — 

hat  sich  der  HirnanhanR,  die  Hypophyse,  erwiesen.  Ilirc  Störiinjicn  führen  zu 
ganz  charaktcristisehcn  Krankheitserscheinungen  und  es  besteht  auf  dem  Gchict 
der  inneren  Sekretion  eine  volle  IJebereinstinimung  zwischen  den  Ergebnissen 
des  Tierversuchs  und  den  Beobachtungen  beim  kranken  Körper,  so  daß  heute 
eine  Anzahl  bisher  rätselhafter  Krankheiten  restlos  erklärt  und  zum  Teil  erfolg- 
reich behandelt  werden  kann.  —  Der  Amerikaner  Gudernatsch  gab  kurz  vor 
dem  Kriege  eine  einfache  Methode  an,  die  Bedeutung  der  Hormone  für  das 
Wachstum  zu  studieren.  Er  verfütterte  die  Drüsen  an  Kaulquappen  und  bekam 
dadurch  sehr  charakteristische  Aenderungen.  Mit  Schilddrüse  gefütterte  Tiere 
hören  zu  wachsen  auf  und  wandeln  sich  sofort  um,  mit  Thymus  gefütterte 
wandeln  sich  nicht  um,  wachsen  bis  zum  nächsten  Jahr  weiter  und  werden  zu 
Riesentieren  (Neotemie).  Von    besonderer  Bedeutung    sind  in  den  letzten 

jähren  die  Forschungen  des  Wiener  Physiologen  Steinach  geworden.  Steinach 
zeigte,  daß  die  sekundären  Geschlechtscharaktere  und  der  Geschlechtstrich 
durch  ein  Hormon  hervorgerufen  werden,  daß  Hoden  und  Eierstock  fortwährend 
absondern.  Nimmt  man  bei  Ratten  und  Meerschweinchen  in  frühester  Jugend 
Hoden  und  Eierstock  heraus  und  ersetzt  sie  durch  die  Keimdrüse  des  andern 
Geschlechts,  so  werden  die  Tiere  'im  Bau  und  Verhalten  in  das  gegenteilige 
Geschlecht  umgewandelt.  Die  in  Weibchen  umgewandelten  Männchen  bleiben 
klein,  zierlich  und  weichhaarig,  säugen  und  betreuen  Junge.  Die  in  Männchen 
verwandelten  Weibchen  sind  groß,  plump  und  rauhhaarig,  kämpfen  miteinander 
und  suchen  die  Weibchen,  wenn  auch  erfolglos,  zu  treiben.  Auch  hier  ist  die 
Beziehung  zur  menschlichen  Pathologie  schon  hergestellt  und  die  Bedeutung 
für  die  Klinik  und  Psychologie  kann  nicht  hoch  genug  eingeschätzt  werden. 

4.  Sitzung,  am  28.  Januar.  —  Bruns,  F.  :  Das  Zeichnen  im   Dienste 

der    beschreibenden  Naturwissenschaften  (2.  Teil,   mit  Licht» 
bildern). 

Siehe  den  Bericht  über  die  1.  Sitzung. 

5.  Sitzung,  am  4.   Februar.     —    Schlee,   P.  :   Der  Vulkanismus  Javas 

(mit  Lichtbildern). 
Die  besondere  Stellung  hinsichtlich  der  Besiedelung  Javas  in  dem  sonst 
so  überaus  spärlich  besiedelten  äquatorialen  Regengürtel  ist  bemerkenswert. 
Mit  seinen  vl5  Millionen  Einwohnern  ist  es  reichlich  doppelt  so  dicht  bevölkert 
als  das  deutsche  Reich  und  fünfzigmal  so  dicht  als  im  Durchschnitt  die  übrigen 
Inseln  von  Niederländisch-Ostindien.  Demgegenüber  steht  die  weitere  Merk- 
würdigkeit, daß  Java  in  dem  Reichtum  an  Vulkanen  und  in  der  außerordentlichen 
Rührigkeit  der  zahlreichen  noch  tätigen  Feuerberge  allen  anderen  Erdgegenden 
voransteht.  Die  Tätigkeit  der  Vulkane  äußert  sich  sehr  selten  in  der  Bildung 
von  Lavaströmen,  weit  mehr  im  Herausblasen  loser  Auswürflinge  in  oft  ge- 
waltigen Massen.  Dabei  richten  sie  häufig  viel  Unheil  an.  So  sind  beim 
letzten  Ausbruch  des  Kloet  im  Mai  19Ht,  der  in  Deutschland  kaum  Beachtung 
gefunden  hat,  nach  den  amtlichen  Erhebungen  etwa  .öluü  Menschen  umge- 
kommen. Durch  den  Aschenregen  und  besonders  durch  Schutt-  und  Schlamm- 
ströme, die  aus  der  Gipfelregion  herab  über  die  Flanken  der  Berge  sich  er- 
gießen, schaffen  die  Vulkane  zugleich  im  Laufe  der  Jahrhunderle  immer  aufs 
neue  einen  frischen  leicht  verwitternden  und  dadurch  nährstoffreichen  Boden. 
Da  zudem  auf  diese  Weise  weite,  sanft  zum  Meer  geneigte  Ebenen  entstehen, 
die  gut  zu  be-  und  entwässern  sind,  so  ist  hier  die  Möglichkeit  zu  ertragreichem 
Ackerbau  gegeben,  insbesondere  aber  zu  ausgedehnterem,  sorgfältigem  Anbau 
von  Wasser-Reis.  Dieser  Reisbau  aber  hat  überall  in  Südasien  die  Bedingung 
und  Grundlage  jeder  dichten  Besiedelung  und  höheren  Kultur  abgegeben.     Die 


—  23  — 

Holländer  haben  dazu  intensive  Plantagenwirtschaft  und  besonders  einen  groß- 
artigen Zuckerrohranbau  hinzugefügt.  —  In  den  feuchtheißen  Tropen  geht  die 
Verwitterung  der  Gesteine  außerordentlich  viel  schneller  und  bis  in  größere 
Tiefe  als  bei  uns  vor  sich,  und  es  findet  zugleich  eine  viel  kräftigere  Auslau- 
gung der  oberen  Erdschichten  statt.  Bilden  nun  ältere  Gesteine  den  Grund. 
so  ist  daher  der  Boden,  auch  der  cft  für  so  fruchtbar  gehaltene  jungfräuliche 
l  Irwaldboden,  viel  unfruchtbarer  als  gewöhnlich  angenommen  wird.  Ein  Blick 
auf  die  Ackerwirtschaft,  z.  B.  der  Waldbewohner  von  Borneo,  zeigt  das  des 
näheren.  Oft  wird  man  daher  auch  schwer  getäuscht,  wenn  man  von  diesem 
Boden  eine  Ernte  nach  der  andern  von  solchen  Plantagengewächsen  erwartet, 
die  höhere  Ansprüche  stellen.  Ganz  anders  der  junge,  durch  die  Verwitterung 
erst  frisch  aufgeschlossene  Boden  aus  vulkanischen  Auswürflingen,  wie  wir  ihn 
im  heißfeuchten  Tropengebiet  nirgends  in  der  Ausbreitung  wie  auf  Java  wieder- 
finden. 

Durch  kräftige  Staatenbildung  und  Kultur  hat  sich  Java  schon  lange  vor 
der  Ankunft  der  Europäer  ausgezeichnet.  Ja  schon  vor  dem  Eindringen  der 
Hindu,  die  nach  Anfang  unseres  Mittelalters  die  Beherrscher  des  Landes  wurden, 
iiat  das  javanische  Volk  sicher  schon  eine  gewisse  höhere  Gesittung  gehabt. 
Das  größte  der  javanischen  Hindureiche,  Madjapahit,  das  im  Mittelalter  zu 
Zeiten  seine  Herrschaft  weit  über  andere  Teile  des  Archipels  ausgedehnt  hatte, 
hatte  in  den  fruchtbaren  Ebenen  Ostjavas  seinen  Mittelpunkt.  Die  aus  Quadern 
vulkanischen  Gesteins  erbauten,  mit  Statuen  und  Reliefs  reichgeschmückten 
Heiligtümer  und  Tempel,  vor  allem  der  berühmte  und  gut  erhaltene,  zur  Zeit 
unserer  Karolingen  erbaute  Boro-Budur,  geben  eine  Vorstellung  von  dem  >X'ühl- 
stand  und  der  Kultur  in  diesen  alten  Reichen.  Diese  Bauten  finden  in  solcher 
Nähe  des  Aequators  auf  Erden  nicht  ihresgleichen  und  sind  ein  dauerndes 
Denkmal  dafür,  welche  große  Bedeutung  der  Vulkanismus  im  kulturfeindlichen 
äquatorialen   Regenwaldgebiet  besitzt. 

ti.Sitziins,  am  11.  Februar.  Vortragsabend  der  anthropologischen  Gruppe, 

—  Hambruch,  P.  :  Schiffahrt  und  Nautik  in  der  Südsee  (mit 
Lichtbildern). 

7.  Sitzung,  am   18.  Februar.  Vorführungsabend  der  Unterrichtsgruppe, 

—  Lindemann,  A.  :  Einfache  Form  des  Prony'schen  Zaums, 
Wärmeäquivalent.  Versuche  mit  einer  Wehneltkathodenröhre. 
Wasserzersetzung    durch  Influenzmaschine, 

Für  die  Bremsung  von  Kleinmotoren  genügt  ein  um  die  Schnurscheibe 
einmal  herumgeschlungener  geölter  und  belasteter  Bindfaden,  dessen  Spannung 
an  einer  Federwage  abgelesen  wird.  Die  gemessene  Leistung  stimmt  meist  gut 
überein  mit  der,  welche  sich  aus  dem  Stromaufwand  nach  Abzug  von  Leerlauf- 
arbeit und  Joulescher  Wärme  ergibt.  —  Die  gleiche  Vorrichtung  läßt  sich  zur 
Bestimmung  des  mechanischen  Wärmeäquivalents  verwenden.  (Vergl.  Zeitschr. 
f.  physikal.  u.  ehem.  Unterricht  XXXII,  S.  159.  1919.) 

Eine  von  der  Firma  Gundelach-Gehlberg  in  den  Handel  gebrachte 
Wehneltkathodenröhre  zur  Beobachtung  der  magnetischen  und  elektrostatischen 
Ablenkung  der  Kathodenstrahlen  ist  auch  geeignet,  diese  Ablenkungen  messend 
zu  verfolgen. 

Um  die  Zersetzung  des  Wassers  durch  den  Strom  einer  Influenzmaschine 
zu  zeigen,  verwendet  man  zweckmäßigerweise  ein  in  äußerst  kleinen  Dimen- 
sionen gehaltenes,  projizierbares  Voltameter,  das  durch  ein  Verbindungsrohr 
mit  einem  größeren,  kräftig  evakuierten  und  nach  außen  abgeschmolzenen 
Räume  in  Verbindung  steht. 


—  24  — 

8.  Sitzung,  am  25,  Februar.    —    Jensen,  Chr.  :    Die  scheinbare  Ge- 
stalt   des  Himmels    und    die    scheinbare  Vergrößerung    von 
Sonne  und   Mond  am  Horizont. 
Dem    unbefangenen    Blick    erscheint  das  Himmelsgewölbe  beim  raschen 
(jleiteniassen    des  Blicks    über    dasselbe    im    allgemeinen    als    ein    mehr   oder 
weniger  gedrücktes  Gewölbe.       Dies  läßt  sich  auch  ziffernmäßig  belegen  durch 
die  sogenannte  fisMethode,  d.  h.  durch  die  Bestimmung  des  Neigungswinkels  « 
zwischen   Horizont    und    der  Verbindungslinie     zwischen  Beobachter    und    dem 
geschätzten  Halbierungspunkt  des  Bogens  „Zenit^Horizont".  Solche  Bestimmungen 
wurden  verschiedentlich  ausgeführt,  so  vor  allem  von  Reimann  und  neuerdings 
von  Dember.     Es  zeigte  sich  eine  Verkleinerung  des  Winkels  mit  abnehmender 
Gesamthelligkeit  des  Himmels;    stets  war    er  aber  wesentlich    kleiner    als  45", 
woraus  zu  entnehmen  ist,  daß    die    Entfernung    „Zenit-Beobachter''    wesentlich 
kleiner  ist  als  die  „Horizont-Beobachter".       Durch  vom  Vortragenden  kurz    er- 
örterte Kombinationen  von  Messungen   und  Schätzungen    ließen    sich    nun  ver- 
schiedene Kriterien  aufstellen  zur  Beurteilung  der  Richtigkeit  der  vielfach  ver- 
tretenen Annahme,  daß  das  scheinbare  Himmelsgewölbe  als  Kugelkalotte  aufzu- 
lassen sei.       In  dieser  Beziehung    von  Reimann  vorgenommene  Prüfungen  be- 
stärkten diesen  in  der  Annahme  der  Richtigkeit  einer  solchen  Auflassung.     Mit 
einem  so  gedachten    flachen   Himmelsgewölbe  steht  natürlich,    da    am  Horizont 
gleichen  wirklichen  verhältnismäßig    große  scheinbare  Winkel    entsprechen,  die 
in  Frage  stehende  Vergrößerung  der  Gestirne  in  gutem  Einklang.      Die  schein- 
bare Veränderung  der  Gestirngröße  mit   ihrer  Höhenlage   wurde,    wie  dargelegt, 
durch  Vergleichung    mit    Kreisscheiben    von    gleichbleibender    Größe    in    ver- 
schiedener    oder     von     verschiedener     Größe     in     gleicher     Entfernung     vom 
Auge     bestimmt.        —       Der     Vortragende     bespricht     nun     eingehender    die 
verschiedenen     Versuche,     besagte     Phänomene     zu     erklären,     die     entweder 
physiologischer,   oder  psychologischer,   oder  endlich   physikalischer 
Art  sind.     Physiologisch  ist  die  vor  allem  von  Flieh  ne  und  Zoth  sowie  auch 
von  P ernter  vertietene  Blickrichtungstheorie,   welche  hinsichtlich    der  schein- 
baren Gestalt  des  Himmelsgewölbes  durch  Veränderung  der  ganzen   Körperlage 
und  hinsichtlich  der  Vergrößerung  der  Gestirne  durch  geeignete  Spiegelung  der 
am  Horizont  befindlichen  Gestirne  in    die  Zenitnähe    bezw.    umgekehrt,    sowie 
durch     Projektion    der     Nachbilder    von    Sonne    und    Mond    an     verschiedenen 
Himmelsstellen  geprüft  wurde,  und  zwar  mit  verschiedenem  Erfolge.       Psycho- 
logisch wäre  der  Versuch  zu  nennen,  die  Flachheit    des  Gewölbes    dadurch  zu 
erklären,  daß  der  Beobachter  in  der  Horizontalen  die  für  die  Richtung  zum  Zenit 
fehlenden  Marksteine     für    die     Entfernungsschäfzung    hat    und    daher  die   Ent- 
fernung bis  zum  Horizont  verhältnismäßig  groß  bewertet.     Verschafft  man  sich 
künstlich    mit  Hilfe    funkentelegraphischer  Türme  Marksteine    nach    dem  Zenit 
hinauf,  so  wird  der  Himmel    stark  gewölbt,  wie  H.  Stücklen  zeigte,  und  man 
erhält  f.-Werte  von    15"  und  mehr.  —    Physikalisch  äußerst  interessant  sind  die 
Vei'suche,  die  scheinbare  Form  des  Gewölbes    (siehe  v.  Sterneck  und  Dember) 
üowie  auch  die  Vergrößerung    der  Gestirne  (siehe  Dember)    mit  der  Extinktion 
des  Lichtes  in  den  verschiedenen  Blickrichtungen     in  Verbindung    zu    bringen, 
so  gedacht,  daß  v.  Sterneck  die  Rechnung  in  recht  befriedigender  Weise  für  den 
Sternenhimmel    durchführen     konnte,    während    es    dem     mit    den  leuchtenden 
l.uftmolekeln  operierenden   Dember  gelang,   aus  der  gemessenen   Helligkeitsver- 
tcilung  am   Himmel  die  mittels  der  «-Methode  gewonnene  Gestalt  des  Gewölbes 
/u  errechnen.    —     Nach  Ansicht  des  Vortragenden  ist  aber  nun  weder  Dember 
berechtigt,    die  Blickrichtungstheorie    zu  verwerfen,  noch  sind  die  Verlreter  der 
psychologischen   Richtung  berechtigt,  die  physikalischen   Eiklärungsversuche  als 
Verfehlt  /u  betrachten.       F.s  greifen    hier  offenbar    viele  in    ihrer  gegenseitigen 


'>r,  — 


Beeinflussung  noch  nicht  abzuschätzende  Einflüsse  ineinander,  und  es  dürfte 
der  Endct!'ekt  wohl  wesentlich  davon  abhängen,  auf  welches  Moment  der  Be- 
obachter besonders  eingestellt  ist.  Schließlich  wird  an  Hand  der  Witte' sehen 
Betrachtungen  über  den  Sehrauni  gezeigt,  daß  das  Problem  der  Vergrößerung 
von  Sonne  und  Mond  noch  viel  komplizierter  ist,  als  gemeiniglich  bis  dahin  ange- 
nommen wurde,  und  daß  es  überhaupt  nicht  restlos  gelöst  werden  kann,  bevor 
nicht  die  eigentlich  viel  näher  liegende  Frage,  vi'arum  uns  der  Mond  überhaupt 
so  groß  erscheint,  wie  er  es  tut,  beantwortet  ist. 

9.  Sitzung,  am  3.  März.  —  Lehmann,  O,  :  Bauernhaus  und  Sietl- 
lungsformen  in  Schleswig-Holstein  (mit  Lichtbildern). 
Jn  Schleswig-Holstein  bietet  die  Hausforschung  mancherlei  Handhaiieii 
zur  Beurteilung  der  ethnographischen  Stellung  der  Bevölkerung.  In  der  Wilster- 
marsch  finden  sich  das  niedersächsische  Husmannshus  und  das  friesisch^  Barg- 
lius.  Ha  auch  die  Fluraufteilung  beide  Typen,  das  alte  Gewanndorf  und  das 
Reihendorf  zeigt,  so  sind  Haus  und  Fluraufteilung  das  Wahrzeichen  lür  die 
v()lkische  Stellung  der  Wilstermarsch,  die  nach  der  Besiedelung  durch  nord- 
albingische  Sachsen  von  Holländern  kolonisiert  wurde.  Noch  klarer  läßt  sich 
die  Bedeutung  des  Hauses  aus  der  Geschichte  des  dithmarscher  Hauses  her- 
ausschälen. Bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts  herrschte  in  Süderdithmarscheii 
ein  durch  das  „Siddels"  und  den  „Pesel"  wohl  umschriebenes  niedersächsisches 
Haus,  während  in  Norderdithmarschen  das  schon  von  Neokorus  beschriebene 
Duerhaus  auf  die  einstige  friesische  Bevölkerung  hinweist.  Am  Ende  des 
Ks.  jahihunderts  dringt  mit  der  Eindeichung  des  Kronprinzen  Koges  das  Ost- 
iriesische  Haus  ein,  das  den  beiden  älteren  Häusern  sich  so  überlegen  erwies, 
daß  die  beiden  alten  Hausformen  umgemodelt  werden  und  in  beiden  Dith- 
niarschen  neue  Hausformen  entstehen,  die  in  ihrer  Eigenart  die  alten  Eigen- 
schaften, wie  mit  unsichtbarer  Tinie  geschrieben,  noch  enthalten  :  in  Süder- 
dithmarschen  die  Trennung  zwischen  Wohnraum  und  Scheune,  in  Norderdith- 
marschen die  Dwerlage  in  Stall-  und  Wirtschaftsräumen.  Auf  der  Dithmarscher 
Geest  herrschte  immer  das  Niedersächsische  Haus,  Im  Holstenlande  war  bis 
zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts  ein  niedersächsischer  Typus  vorherrschend,  der 
durch  die  große  Diele  mit  dem  als  Durchfahrt  dienenden  „Achtergang'"  und  der 
„Achlerdör"  bezeichnet  wird.  Der  freistehende  Herd  und  die  dahinterstehende 
I  Icrdbank  „Ding"  war  für  dieses  Haus  gleichfalls  maßgebend.  An  der  Hand 
von  Befunden  und  sprachlichen  Resten  ist  dieses  Haus  in  dem  ganzen  Gebiet 
zwischen  der  Stör  und  der  Eider,  im  ehemaligen  Holstenlande,  nachzuweisen  ; 
es  bildet  das  Leitmerkmal  für  den  Stamin  der  Holsten.  Diese  Auffassung  wird 
erhärtet  durch  erbrechtliche  Verhältnisse  und  den  in  diesem  ganzen  Gebiet  bis 
auf  den  heutigen  Tag  noch  üblichen  „Dingstock",  den  „Burplock".  Viel  ver- 
wickelter liegen  die  Verhältnisse  im  östlichen  Holstein,  das  bis  zum  12.  Jahrh. 
von  Slaven  besiedelt  war  und  nachher  durch  Niedersachsen  und  Friesen  kolo- 
nisiert wurde.  Es  lassen  sich  aber  auch  hier  an  der  bäuerlichenBauweise  unddcn 
erbrechtlichenSonderheiten  slavischeUnterlagen  und  dieBrocken  niedersächsischcr 
und  friesischer  Stammesart  nachweisen.  In  Gotmund  an  der  Trave  findet  sich 
noch  slavische  Bauweise.  Der  Giebelschmuck  auf  dem  First  ostholsteinischer 
lläusei'  zeigt  slavische  Formen  und  nicht  nur  in  den  Namen,  auch  in  der  An- 
lage der  Dörfer  und  .^ufteilung  der  Flur  finden  sich  slavische  Eigentümlich- 
keiten mit  niedersächsischer  Gewannaulteilung  durch  das  ganze  östliche  Holstein 
iiindurch  gemischt.  Noch  umfangreicher  ist  der  slavische  Einfluß  in  der 
Horfanlage  auf  Fehmarn  zu  spüren,  das  manche  Dörfer  von  rein  slavischcr  An- 
lage zeigt,  während  im  Hause  gewisse  Anklänge  an  das  Dithmarscher  Haus  auf 
die  im  Volke  lebendige  Erinnerung  an  einstige  Kolonisierung  durch  Dithmarscher 
hinzuweisen  scheinen.  Berücksichtigt    man   weiter,    daß  die   Verbreitung  des 


—  20  — 

Niedersächsischen  Hauses  in  Schwansen.  des  Dänischen  Hauses  auf  dem  Sunde- 
witt und  des  Jütischen  Hauses  in  der  Mitte  des  Landes  mit  den  geschichtlichen 
Nachrichten  Hand  in  Hand  geht,  daß  ferner  Nordfriesland  eben  so  sehr  durch 
ein  besonderes  Haus  bezeichnet  wird  wie  Eiderstedt  durch  den  Ostfriesland 
entstammenden  Hauber«,  so  ergibt  sich  für  Schleswig-Holstein  der  Wert  der 
Hauart  des  Bauernhauses  für  die  Beurteilung  der  völkischen  Zusanmiensetzung 
seiner  Bevölkerung. 

U).  Sitzung,  am    10.  März.     -—     Wegener,  K.  :     Die  Navigation  des 

Flugzeugs  (mit  Lichtbildern). 

11.  Sitzung,  am  17.  März,  —  1.  Tams,  E.  :  Isostasie  und  Erdheben, 
Der  Vortragende  erörterte  einige  l'ragen  hinsichtlich  der  Bedeutung  der 
Isostasie  für  die  Entstehung  von  Erdbeben.  Unter  der  Lehie  von  der  Isostasie 
versteht  man  die  Anschauung,  daß  die  Unregelmäßigkeiten  in  der  Massenver- 
teilung innerhalb  der  Erdkruste  und  an  der  Erdoberfläche  (Gegensatz  von 
Kontinentalblock  und  Ozean,  von  Gebirgsland  und  Flachland)  bis  zu  einer  ge 
wissen  Tiefe  im  großen  und  ganzen  ausgeglichen  sind,  derart,  daß  die  Niveau- 
liäche  in  dieser  im  Mittel  rund  \-J0  km  unterhalb  der  Erdoberfläche  befindlichen 
Ausgleichstiefe  von  den  auf  ihr  lastenden  .'VAassen  überall  gleichen  Druck  er- 
leidet, Ausnahmen  von  einer  solchen  gegenseitig  kompensierten  Lagerung  der 
Erdschollen  müssen  infolge  des  damit  gegebenen  unablässigen  Strebens  nach 
isostatischem  Ausgleich  im  allgemeinen  die  Erdbebentätigkeit  in  den  betreffenden 
(iebieten  sehr  begünstigen.  In  dieser  Hinsicht  verdient  der  Schluß,  den  O. 
Meißner  aus  einer  Verarbeitung  von  Schwerkraftsmessungen  an  einer  größeren 
Anzahl  von  Stationen  gezogen  hat,  daß  nämlich  an  den  seismisch  ruhigen 
Küsten  des  atlantischen  Typus  im  wesentlichen  Isostasie  besteht,  während  an 
den  seismisch  sehr  regen  Küsten  pazifischer  Bauart  durchweg  Isostasie  noch 
nicht  erreicht  ist,  besondere  Beachtung.  Doch  zeigte  der  Vortragende  des 
Näheren,  daß  dieser  Schluß  keine  Allgemeingültigkeit  besitzt.  Ausschlaggebend 
für  tias  Vorhandensein  starker  Seismizität  ist  in  erster  Linie  die  Wirksamkeit 
tektonischer  oder  vulkanisch-magmatischer  Ursachen.  Wo  diese  endogenen 
Ursachen  bestehen,  kann  auch  ein  bereits  mehr  oder  weniger  vollständig  er- 
reichtes Gleichgewicht  in  der  Lagerung  der  Erdschollen  immer  wieder  von 
neuem  gestört  werden  (z.  B.  bei  Tokio  und  San  Franzisko,  pazifischer  Küsten- 
typus), und  wo  dieselben  nicht  wirken,  kann  sich  isostatische  Unausgeglichen- 
heit  selbst  auf  größere  Strecken  hin  (z.  B.  an  der  Westküste  von  Vorderindien, 
atlantischer  Küstentypus,)  behaupten,  sodaß  dann  auch  in  seismischer  Be- 
ziehung wesentlich  Ruhe  herrscht. 

Als  ein  die  Isostasie  in  der  Erdrinde  störender  Faktor  kommt  aber  auch 
der  exogene  Vorgang  der  Denudation  und  Sedimentation  in  Betracht,  wie  er 
sich  infolge  der  erodierenden  Tätigkeit  der  Flüsse  in  besonders  hohem  Grade 
an  steilen  Küsten  abspielt:  das  durch  die  Abtragung  leichter  werdende  Gebirge 
erhält  Hebungstendenz  und  der  durch  die  Ablagerungen  mehr  und  mehr  be= 
lastete  Meeresboden  Senkungstendenz.  Damit  ist  dann  aber  auch  auf  diesem 
Wege  die  Möglichkeit  der  Auslösung  von  Erdbeben  vorhanden.  In  der  Tat  ist 
■/.  B.  nach  eingehenderen  Felduntersuchungen  sogar  die  Ursache  des  großen 
Jamaika-Erdbebens  vom  U.  Januar  19ii7,  dem  Kingston  zum  Opfer  fiel,  sehr 
wahrscheinlich  in  einem  infolge  dieser  Vorgänge  allmählich  not^vendig  ge- 
wordenen isostatischen  Ausgleich  in  den  Oberflächenschichten  zu  sehen,  und 
die  aus  dieser  Auffassung  folgende  geringe  Tiefenlage  des  Herdes  und  trotz 
der  bedeutenden  Wirkungen  vergleichsweise  geringe  Energieentfaltung  steht  in 
gutem  Einklang  mit  dem  Umstände,  daß  die  in  Europa  und  so  auch  in  Ham- 
burg erhaltenen   Diagranuue  des  Bebens  niu    unauflällig  waren.       Die  Möglich- 


-  27  — 

keit  7U  einer  älinüclicn  iMitstchung  von  l-jdhchcii  dürfte  ii.  a.  auch  in  dem 
AkJNiniuilations-  und  Scnkunj;sKebiet  des  Mississippibcekcns  (Sink  Counliy) 
nnd  in  der  Region  der  indusmündung  und  des  östlich  davon  gelej;enen  l\ann 
of  Cutch,  wo  eine  bemerkenswerte  Seisniizität  herrscht,  gegeben  sein. 

Diese  Ueberlegungen  gewinnen  nun  noch  dadurch  ein  besonderes  Interesse, 
daß  es  möglich  ist,  durch  exakte  Schwerkraftsbeobachtungen  mit  der  von  K. 
von  Eötvös  angegebenen  Drehwage  solche  in  Verbindung  mit  Erdbeben  vor- 
sichgehende,  auch  unterirdische  Massenverlagerungen,  die  nicht  ohne  weiteres 
deutlichere  dauernde  Spuren  an  der  Erdoberfläche  zu  hinterlassen  brauchen, 
genauer  festzustellen.  Zu  beachtenswerten  und  näher  besprochenen  Ergebnissen 
führten  in  dieser  Beziehung  die  Untersuchungen  im  Erdbebengebiet  von 
Kecskemet  in  der  ungarischen  Tiefebene  südöstlich  von  Budapest.  (Vergl.  den 
Aufsatz  des  Verfassers  über  Isostasie  und  Erdbeben  imCentralblatt  fürMineralogic, 
Geologie  und  Paläontologie,  Jahrgang   l!*20). 

2.  Gripp,   K.  :   Fraßspuren  an   Fossilien. 
Von  bisher  schon    bekannten  Fraßspuren    an  Fossilien     legte    der    Vor- 
tragende vor : 
1.  durch    schmarotzende    Myzostomiden    (polychaete    Borstenwürmer)  verdickte 

Stiele  jurassischer  Crinoiden, 
■J.  von    Arten    des  Bohrschwammes  Cliona  angebohrte  cretazische  Seeigel    und 

tertiäre  Mollusken, 
ü.  von  Raubschnecken    (zumeist  Natica)  angebohrte  Mollusken-Schalen  aus  dem 

hiesigen  Tertiär, 
I.  vom  Biber    angenagtes  Eibenholz  aus  dem  Interglazial  der  Ziegelei  von   Kall- 

morgen  zu  Langenfelde  bei  Altona. 

Von  bisher  nicht  beschriebenen  Frass-  und  Biss-Spuren  gelangten 
des  weiteren  zur  Vorlage  eine  Belemnitella  mucronata  aus  der  Kreide  von 
Kronsmoor,  bei  der  auf  der  Außenseite  des  Alveolarendes  die  Spuren  eines 
Bisses  zweier  aufeinander  zu  bewegter  Zahnreihen  zu  erkennen  sind.  Aehnlichc 
Bißspuren,  nur  in  erheblich  größerem  Ausmaß,  weisen  8  zu  Hemmoor  gefundene 
Exemplare  von  Ananchytes  ovata  Leske,  dem  in  der  oberen  Kreide  am  häutigsten 
auftretenden  Seeigel,  auf.  Die  Zahnreihen,  deren  Zahnspitzen  in  2,5  mm  Ab- 
stand voneinander  stehen,  sind  bis  zu  5  cm  Entfernung  von  einander  auf  der 
Seeigelschale  angesetzt  und  haben  hier  längere  Furchen  hinterlassen,  an  deren 
Ivnde  die  Form  der  Spitze  deutlich  im  Abdruck  zu  erkennen  ist.  Von  diesen 
Seeigeln,  die  von  ihren  vermutlich  zu  den  Fischen  gehörenden  Feinden  stets 
in  der  Scheitelgegend  angegriffen  wurden,  weisen  einige  Spuren  von  3  4  An- 
griffen auf.  Interessant  ist  die  Tatsache,  daß  ältere  Bißspuren  durch  Neubildung 
der  Schale  allmählich  verwachsen;  so  lassen  die  meisten  Exemplare  am  Grunde 
der  vom  Biß  herrührenden  Furchen  die  Neubildung  der  Stachelwärzchen  deut- 
lich erkennen.  Nachträglich  sind  ähnliche  Bißspuren  auch  an  Seeigeln  aus  der 
Kreide  von  Lägerdorf  beobachtet,  hier  allerdings  zumeist  am  Unterrand  der 
Sceigelschale,  besonders  um  Mund  und  After. 

12.  Sitzung,  am  24.  März.    —    Gürich,  G.  ;   Die  Wünschelrutenfrage 

in  Hamburg. 
Die  Gasquelle  von  Neuengamme,  das  Bestreben  in  der  Nähe  davon 
weiteres  Gas  oder  womöglich  Erdöl  zu  finden,  haben  eine  lebhafte  Tätigkeit 
der  Rutengänger  hervorgerufen.  Der  Vortragende  hatte  im  Laufe  der  letzten 
;!  Jahre  (i  Rutengänger  bei  ihrer  Arbeit  genau  beobachtet  und  faßt  nun  seine 
Erfahrungen  zusammen.  Er  weist  den  Vorwurf  zurück,  daß  die  Geologen  durch 
einen  auch  nur  ideellen    Brotneid    zur    Stellungnahme  gegen    die  Rutengänger 


—  28  — 

veranlaßt  wiirdun,  Hinc  rein  objektive  Haltung  ticr  Wisscivichaft  ist  nur  inso- 
fern inüjjlich,  als  es  sieh  um  die  I'rütunj;  von  Be<)baelitinij;en  liandell.  Sobald 
die  subjektive  Aussage  des  Rutengängers,  die  durch  nichts  kontrolliert  werden 
kann,  das  aiissehlaggehende  Moment  in  der  Frage  wird,  muß  die  Kritik  ein- 
setzen, und  mehr  oder  minder  subjektive  Abwägungen  sind  nicht  zu  vermeiden. 

Unser  Wissen  ist  beschränkt ;  in  solchen  Fragen  handelt  es  sich  höchstens 
Ulli  Erkennen  von  Alöglichkeiten  und  Abschätzen  von  Wahrscheinlichkeiten. 
Der  rutenfreundliche  Laie  ist  zumeist  nicht  imstande,  das  Schwergewicht  phy- 
sikalischer Bedenken  zu  ermessen,  sieht  sie  als  unerheblich  an  und  ist  ge- 
neigt, dem  Fachgelehrten  Anmaßung  und  IJeberhebung  vorzuwerfen.  Der  Redner 
hatte  die  weitere  Umgebung  der  Gasquelle  mit  o  Rutengängern  nacheinander 
auf  demselben  Wege  begangen  und  die  Ausschläge  genau  bezeichnet ;  es  ließ 
sich  keinerlei  Uebereinstimmung  auch  nur  andeutungsweise  feststellen.  Bei 
der  Bestimmung  des  neuesten  Bohrpunktes  bei  der  Gasquelle  gaben  3  Ruten- 
gänger ihr  Urteil  ab,  alle  hatten  voneinander  abweichende  Ausschlagspunkte 
zu  verzeichnen.  Die  Uebereinstimmung  in  einem  Punkt  wurde  nur  nachträg- 
lich erzielt.  Die  Zeitungsnachricht,  daß  die  neue  Quelle  durch  übereinstimmende 
.^ussage  von  ;>  Rutengängern  gefunden  worden  sei,  ist  demnach  unrichtig  ;  auch 
handelt  es  sich  gar  nicht  um  eine  neue  Gasquelle,  sondern  um  eine  neue  An- 
zapfung des  alten  Gasvorrates.  Die  beiden  Bohrlöcher  sind  H'  -  m  von  ein- 
ander entfernt  und  stehen  in  der  Tiefe  von  etwa  250  m  durch  eine  unter  einer 
mächtigen  Tondecke  auftretende  sandige  Mergelschicht  mit  einander  in  Verbindung. 

Sicher  scheint  es  zu  sein,  daß  besonders  veranlagte  Personen  unter 
Umständen  einen  Rutenausschlag  erleiden,  unmöglich  ist  es,  daß  die  Rute 
von  außen  einen  Reiz  aufnimmt  und  sich  selbsttätig  bewegt.  Der  Reizvorgang 
spielt  sich  lediglich  im  Träger  selbst  ab  und  dessen  Muskeln  bewirken  die  Be- 
wegung. ./Vlöglich  wäre  es,  daß  Menschen  im  Urzustände  gewisse  physikalische 
Vorgänge  und  Zustände  am  Erdboden  empfinden  konnten  und  daßdaraus  dieganzc 
Wünschelrutenfrage  entstanden  ist;  andererseits  ist  es  ebensowohl  möglich,  daß 
CS  sich  hierbei  überhaupt  nicht  einmal  um  derartige  primitive  Empfindungen 
handelt,  sondern  daß  der  Rufenausschiag  ausschliesslich  infolge  einer  Ermüdung 
oder  besonderer  krankhafter  Zustände  des  Trägers  erfolgt,  ohne  daß  dieser  sich 
der  Vorgänge  bewußt  wird.  Er  sieht  nur  den  Rutenausschlag  und  verlegt  die 
Ursache  desselben  in  den  Untergrund,  den  er  nicht  kennt.  Hier  steht  seiner 
Phantasie  ein  weiterer  Spielraum  zur  Verfügung  als  in  der  sichtbaren  Welt, 
in  der  seine  Einbildungskraft  durch  die  Beobachtung  jederzeit  kontrolliert  werden 
kann.  Die  psychischen  Vorgänge  interessieren  mehr  den  Arzt  als  den  Geologen; 
der  Letztere  wird  nur  durch  den  Umstand  betroffen,  daß  der  Rutengänger  die 
imbewußten  Eigenreize  auf  den  Untergrund  projiziert. 

Nach  den  Hamburger  Erfahrungen  ist  der  Rutenausschlag  nicht  an  den 
Ort  gebunden,  folglich  noch  weniger  an  die  örtlich  beschränkten  verschiedenen 
Stoffe  der  Erdkruste.  Die  angeblich  empirisch  gefundenen  ,. spezifischen  1-m- 
ptindungen"  für  diese  Substanzen,  das  an  sich  höchst  unwahrscheinliche  ,,Aus- 
schaltungsvcrmögen'',  die  ganze  Reihe  der  angeblich  ebenfalls  auf  dem  V.r- 
fahrungswege  gefundenen  „spezifischen  Faktoren",  die  von  dem  Vortragenden 
durch  Beispiele  erläutert  wurden='0,  werden  auf  Fehlerinden  Schlussfolgerungcn 
der  Rutengänger  zurückgeführt. 

Bei  der  Erörterung  der  angeblichen  Erfolge  der  Rutengänger  müssen  die 
Regeln  der  Statistik  und  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung  berücksichtigt  werden. 
Man  kann  die  Frage  klären  helfen,  wenn  man  bei  einer  Zurateziehung  der 
Rutengänger  sich  von  ihnen  die  Voraussage  schriftlich  festlegen  läßt,  damit  eine 
=•')  Ausführlicher  geht  der  Vortragende  auf  den  Gegenstand  in  der  inzwischen 
im  Verlage  von  W.  Gente,  Hamburg,  erschienenen  Broschüre  ein. 


—  29  — 

nachträgliche  llmdeutun;^  der  Ergebnisse  erschwert  wird.  -  Einen  Erfolg 
haben  die  Rutengänger  bei  Hamburg  geiuibt ;  sie  haben  die  Unter- 
nehmungslust angeregt  und  durch  zahh-eiche  Bohruns,en  wesentlich  zur 
Vertiefung  unserer  Kenntnisse  vom  Untergrund  der  Hamburger  Gegend  bei- 
getragen. Ein  weiteres  Suchen  nach  Gas  und  Oel  empfehlen  außer  Ruten- 
gängern auch  die  meisten  Geologen,  aber  nur  sehr  kapitalkräftige  Finanzgrößen 
darf  man  zu  diesen   Unternehmungen  anregen. 

13.  Sitzung,  am  14.  April.  --  Walter,  B.  :  Lieber  Solarisationser- 
scheinungen  (Umkehrerscheinungen)  bei  photographischen 
und  röntgenographischen  Aufnahmen. 

Die  Darlegungen  des  Vortragenden  ergaben  folgendes  :  Während  bei 
normaler  Belichtung  einer  photographischen  Platte  auf  derselben  ein  sogenanntes 
Negativ  entsteht,  von  dem  das  eigentliche  Positivbild  erst  durch  einen  aber- 
maligen photographischen  Prozeß,  nämlich  durch  einen  Abdruck  auf  lichtem - 
pfindiichem  Papier  oder  einer  sogenannten  Diapositivpiatte  erhalten  wird,  kann 
man  durch  sehr  starkes  oder  auch  sehr  langes  Belichten  auch  schon  direkt 
auf  der  Originalplatte  ein  positives  Bild  erhalten,  das  allerdings  niemals  so  gute 
Kontraste  zeigt  wie  das  auf  normalem  Wege  zu  stände  gekommene.  Derartige 
direkte  Positivbilder  bezeichnet  man  als  „solarisierte"  Bilder  —  von  sol,  die 
Sonne,  —  weil  nämlich  die  Erscheinung  zuerst  bei  den  Bildern  dieses  Gestirns 
beobachtet  wurde.  Die  Belichtung,  welche  zur  Erzielung  eines  solchen  solari- 
sierten  Bildes  nötig  ist,  ist  bei  den  verschiedenen  Plattensorten  des  Handels, 
auch  wenn  sie  für  normale  Belichtungen  die  gleiche  Empfindlichkeit  haben, 
sehr  verschieden,  sie  liegt  nämlich  etwa  zwischen  der  hundert-  und  der  hundert- 
tausendfachen von  derjenigen,  welche  zur  Erzielung  eines  normalen  Negativs 
nötig  ist.  Solarisationserscheinungen  ganz  besonderer  Art  treten  ferner  bei 
Aufnahmen  von  Blitzen  oder  elektrischen  Funken  auf,  hier  nämlich  nur  dann, 
wenn  die  Platte  nach  der  Aufnahme  des  Blitzes  oder  Funkens  noch  einer 
schwachen  allgemeinen  Belichtung  ausgesetzt  wird.  Man  erhält  dann  im  normalen 
Positivbild  einen  schwarzen  Blitz  bzw.  Funken.  Die  Erscheinung  wird  nach 
dem  Engländer  Clayden,  der  sie  zuerst  beobachtete  und  auch  aufklärte,  als 
C  1  a  y  d  e  n  e  f  f  e  k  t  bezeichnet. 

Auch  bei  Aufnahmen  mit  Röntgenstrahlen  können,  wenn  man  übermäßig 
lange  Expositionszeiten  anwendet,  Solarisationserscheinungen  auftreten.  Eine 
solche  liegt  /..  B.  bei  den  zuerst  vor  einigen  Jahren  von  dem  Röntgenarzt 
Professor  Köhler  in  Wiesbaden  am  äußeren  Schattenrande  der  Röntgenbilder 
gewöhnlicher  menschlicher  Gliedmaßen  beobachteten  hellen  R  a  n  d  s  t  r  e  i  fen 
vor,  einer  Erscheinung,  welche,  da  sie  zunächst  nicht  einwandfrei  erklärt  werden 
konnte,  das  lebhafteste  Interesse  der  Physiker  erregte,  weil  man  dabei  an  eine 
neue  Art  von  Beugungs-  oder  Interferenzerscheinungen,  ja  sogar  an  eine  Total- 
reflexion der  Röntgenstrahlen  dachte,  bis  sie  von  dem  Vortragenden  eben  als 
eine  Solarisationserscheinung  erkannt  wurde.  Dieselbe  entsteht  nämlich  dann, 
wenn,  die  photographische  Platte  bei  der  Aufnahme  so  stark  bestrahlt  wird,  daß 
der  freie  Hintergrund  derselben  schon  solarisiert  ist  und  daher  das  Maximum 
der  Schwärzung  nicht  mehr  hier,  sondern  in  dem  der  Randlinie  des  abge- 
bildeten Organs  entsprechenden  Streiten  liegt,  jener  Randlinie  entspricht  näm- 
lich in  einem  solchen  Röntgenbilde  keine  genaue  mathematische  Linie,  sondern 
—  wegen  der  nicht  punktförmigen  Gestalt  des  Brennflecks  der  Röntgenröhre  - 
ein  mehr  oder  weniger  breiter  Streifen.  In  diesem  Streifen  ferner  hndet  in 
unserem  Falle  von  außen  nach  innen  zu  ein  sehr  starker  Abfall  der  Strahlungs- 
intensität statt,  so  daß  wir  also  darin  im  Negativ  ein  verhältnismäßig  schmales 
Schwärzungsmaximum  oder  eben  im  Positivbilde  einen  solchen    hellen  Streifen 


-  30  - 

erhalten,  wie  ihn  die  Köhlcrschcn  Bilder  zcJRcn.  Die  Richtigkeit  seiner  Auf- 
fassung konnte  der  Vortragende  ii.  a.  dadurch  erliärtcn,  dal,\  es  ihm  auf  Grund 
derselben  gelang,  die  Köhlerschen  Streifen  mit  /.um  mindesten  derselben  Deut- 
lichkeit zu  erhalten  wie  ihr  Kntdecker.  Dali  ferner  der  letztere  die  Erscheinung 
bei  seinen  diesbezüglichen  Aufnahmen  nicht  immer,  sondern  nur  gelegentlich 
erhielt,  liegt  daran,  dalS  auch  hinsichtlich  der  Solarisierbaikcit  für  Rc'intgcn- 
sfrahlen  nicht  bloß  die  photograpiiischen  Platten  verschiedener  Fabriken,  sondern 
auch  sogar  die  verschiedenen  Kmulsionen  einer  bestimmten  Plattensorte  einer 
und  derselben  Fabrik  oft  ganz  gewaltige  Unterschiede  zeigen,  und  daß  ferner 
die  Erscheinung  bei  der  Aufnahme  menschlicher  Organe  nur  auf  einer  sehr 
leicht  solarisierenden   Platte  mit  größerer  Deutlichkeit  hervortritt. 

Noch  sehr  viel  deutlicher  aber  als  bei  solchen  Organen  lassen  sich  die 
Randstreifen,  wie  zuerst  von  dem  Münchener  Oberingenieur  Janus  beobachtet 
wurde,  in  den  Röntgenbildern  von  M  c  t  a  i  I  s  t  ü  c  ke  n  eri!cugen  ;  und  der 
Grund  hierfür  liegt  nun,  wie  in  einer  kürzlich  in  den  „Fortschritten  auf  dem 
Gebiete  der  Röntgenstrahlen"  veröffentlichten  Abhandlung  des  Vortragenden 
gezeigt  wurde,  darin,  daß  man  in  diesem  Falle  die  Platte  viel  länger  bestrahlen 
und  also  auch  den  freien  Hinfergrund  derselben  viel  stärker  solarisieren  kann, 
ohne  daß  deswegen  hier  —  wie  bei  jenen  menschlichen  Organen  -  die  durch 
den  bestrahlten  Gegenstand  hindurchgegangene  Strahlung  schon  so  stark  wird, 
daß  die  von  ihr  bewirkte  Schwärzung  fast  eben  so  stark  ist  wie  diejenige  in 
dem  nach  dem  Obigen  in  der  Randzone  des  abzubildenden  Gegenstandes 
liegenden  Schwärzungsmaximum.  Denn  wenn  dies  der  Fall  ist,  so  kann  ein 
Randstreifen  der  in  Rede  stehenden  Art  natürlich  nicht  mehr  zustande  kommen, 
da  ja  dann  die  innere  Seite  desselben  von  der  hindurchgegangenen  Strahlung 
sozusagen  weggewischt  wird.  Bei  dickeren  Mctallstücken  tritt  dies  aber  erst 
bei  viel  stärkerer  Bestrahlung  ein  ;  und  es  ist  dann  auch  meist  nicht  die 
durch  sie  hindurchgegangene  primäre,  sondern  die  in  der  Unterlage  der  Platte 
erzeugte  secundäre  Strahlung,  welche  hier  die  Verwischung  der  inneren  Seite 
des  Randstreifens  bewirkt. 

14.  Sitzung,  am  21.  April.     —     (jripp,   K.  :    Neues    über    den    vor- 
diluvialen  Untergrund  Hamburgs  (mit  Vorführungen). 

Unsere  bisherigen  Kenntnisse  über  den  vordiluvialen  Untergrund  Ham- 
burgs, soweit  sie  in  Gottsche's  Arbeit  „Der  Untergrund  Hamburgs  I!mU"  und 
in  den  Erläuterungen  zur  geologischen  Kaite,  Blatt  Hamburg,  Wandsbek, 
Bergedorf  u.  a.  niedergelegt  sind,  haben  in  den  letzten  Jahren  eine  wesentliche 
Erweiterung  erfahren  durch  die  zur  Erschließung  von  Salz,  Erdgas  oder  F,rdöl 
in  Hamburgs  Nachbarschaft  niedergebrachten  Bohrungen,  sowie  durch  die  Ar- 
beiten des  Mineralogisch-Geologischen  Instituts  zu  Hamburg.  Die  ältesten  auf 
dem  Gebiete  des  Hamburgischen  Staates  bisher  anstehend  angetroffenen 
Schichten  sind  in  den  Tiefbohrungen  zu  Cuxhaven  erbohrt.  Dort  wurde  von 
;W6  584  m  Tiefe  jüngere  Schreibkreide  (Ober-Scnon)  durchstoßen.  Bedeutend 
ältere  Schichten,  Gipse  des  Zechsteins,  stehen  allerdings  in  unmittelbarer 
Nachbarschaft  der  Stadt  Hamburg  an,  und  zwar  in  der  Kallinorgenschcn  Ziegelei 
zu  Langenfeldc  bei  Altena.  Die  zu  Cuxhaven  über  der  Kreide  angetrolVenen 
Schichten  des  Alttertiärs  gliedern  sich,  soweit  es  die  noch  nicht  abgeschlossene 
Bearbeitung  der  Bohrungen  schon  heute  erkennen  läßt,  wie  folgt : 

1«2— 251  m,  Ton  mit  Kicselgestein,  reich  an  Radiolarien  und  Schwamm- 
nadcln,  E  o  zä'n. 

251—320  m,  London-Tcn,  O  ber  -  Paleozän. 

320—361   m,  Ton  mit  Lagen  vulkanischer  Asche  ;  von  o3ö  -^lil  m  Tiefe 


—  31   — 

wurden  55  Aschenlagen    von  V'i    oder    mehr  cm  Dicke    gezählt!     061  —  396  m, 
plattige  Tone  und   Basalkonglomerat  aus  grüngerindetem  Feuerstein,  Paleozän. 

39fj-584   ni,   Kreide,  nicht  durchstoßen. 

Neu  und  wichtig  ist  die  Erkenntnis,  daß  der  London-Ton  die  Ahlage= 
rungen  mit  Aschenschichten  überlagert,  also  jünger  ist  als  diese,  und  ferner, 
daß  der  Radiolarien  führende  graugrüne  Ton  mit  Kieselgestein  über  den» 
London-Ton  liegt,  also  jünger,  und  somit  eozänen  Alters  ist.  Da  das  gleiche 
Gestein  mit  den  gleichen  Radiolarien,  wie  es  zu  Cuxhaven  in  .')2i)  .'JHl  m 
riefe  beobachtet  wurde,  in  den  tiefsten  in  der  Bohrung  Wöhrden  (Norder- 
Dithmarschenl  angetroffenen  Ablagerungen  vorkommt,  dürfen  wir  annehmen, 
daß  die  dort  in  McSts  m  Tiefe  erschlossenen  Schichten  gleichfalls  dem  Eozän 
und  nicht,  wie  bisher  angenommen,  dem  Paleozän  angehören.  Das  gleiche 
wird  sich  wahrscheinlich  für  die  meisten  kieseligen  Grünsandgesteine  nach- 
weisen lassen.  l>iese  waren  bisher  nacheinander  dem  Turon,  Senon,  Danien 
und   Paleozän  zugerechnet  worden. 

Auch  in  den  nahe  der  Stadt  Hamburg  abgeteuften  Bohrungen  gelang  es 
bisher  noch  nicht,  von  dieser  zwischen  Mittel-Oligozän  und  Ober- Paleozän 
eingeschalteten,  sehr  mächtigen,  aus  Tonen  und  kieseligen  Grünsanden  be- 
stehenden Schichtenfolge  einen  unteroligozänen  von  dem  eozänen  Teil  zu 
trennen. 

Unsere  Anschauungen  über  die  Schichtenfolge  des  Jungtertiärs  haben 
sich  gleichfalls  erheblich  geändert.  Im  Liegenden  des  obermiozänen  Glimmer- 
tones, wo  Gottsche  nur  2  Stufen  (marines,  sandiges  Miozän  und  Braunkohlen- 
schichlen)  unterschied,  lassen  sich  heute  3  marine  und  2 — 3  Braunkohlen 
führende,  ? —  fluviatile  Stufen  trennen.  Ferner  konnten  bei  Pinneberg  Ab? 
lagirungen  der  Pliozän-Zeit  nachgewiesen  werden.  Ueber  die  Schichtenfolge 
des  Jungtertiärs  in  Nord-West-Deutschland  gibt  eine  im  Jahrbuch  der  Ham- 
huiger  Wissenschaftlichen  Anstalten  für  1918  erschienene  Arbeit  von  E.  Koch 
und  K.  Gripp  weitere  Auskunft.  Dieser  Arbeit  beigefügt  ist  eine  von  E.  Koch 
entworfene  Karte  übei  die  Lage  der  LInterkante  des  obermiozänen  Glinmier- 
Tons,  eine  Karte,  die  über  die  tektonischen  Verhältnisse  in  Hamburgs  Unter- 
grund weitgehende  und  wichtige  Angaben  macht.  Nach  unseren  bisherigen 
Kenntnissen  ist  im  Untergrunde  von  Hamburg  mit  folgender  Maximalmächtig- 
keit der  Tertiärschichten  zu  rechnen  : 

Pliozän oO  m 

Ober-Miozän 250  „ 

Mittel-     „  120  „ 

Unter-     „  100  „  oder  mehr 

Ober-    und  Mittel-Oligozän  120  „      „         „ 

Unter-Oligozän    und   lü)zän  (iOO  „ 

Paleozän 14")  „ 

l;iS5  m 

15.  Sitzunw,  ain  28.  April.     —     Klatt,  R.  :    Die  Gföße  im  Tierreich. 

16.  Sirzung,  ani   S.   Mai.     —     Görhing,  J.  :     Reisebilder    vom  oberen 

F.uphrat  (mit   Lichtbildern). 

17.  Sitzung,     am     12.     Mai.      —     Timm,     R.  :     Zur    Geschichte    des 

Bürsteler  Moores. 

Dieses  Moor,    das  jetzt    dem  Flugplatze    als  Unterlage  dient,   bestand  in 
seinem    Borsteler  Anteil    aus    einem    Tiefmoor    (dem  Wurzelmoor)    und  einem 


—  32  - 

Hochmoor  (den  weißen  Flagen).  Nördlich  vom  Scheidegraben  lag  der  Fuhls-  * 
bütteler  Anteil,  der  in  den  sechziger  und  siebziger  Jahren  als  Heidemoor  be- 
zeichnet werden  konnte.  Die  weißen  Flagen  zeigten  eine  Reihe  von  ausge- 
dehnten rechteckigen  Ausstichen,  von  deren  senkrechten  Wänden  der  Tort'  ab- 
gestochen wurde.  Der  Fuhlsbütteler  Anteil  war  schon  damals  zum  Teil  in 
Ackerland  verwandelt.  Man  kann  annehmen,  daß  in  früheren  Zeiten  das  Moor 
einen  bedeutend  größeren  Umfang  gehabt  habe.  Das  geht  zunächst  aus  einigen 
vom  Vermessungsbüro  freundlichst  zur  Verfügung  gestellten  Karten  hervor. 
Für  eine  noch  viel  weitere  Ausdehnung  spricht  die  damals  schon  vorhandene 
umfangreiche  Kanalisierung  des  Borsteler  Wiesengebiets  „in  den  Kanälen",  So 
nimmt  denn  auch  Gädechens  in  seiner  hamburgischen  Topographie  eine  Aus- 
dehnung des  Moorgebietes  westlich  bis  an  den  Tarpenbeck,  östlich  bis  an  die 
Langenhorner  Landstraße  und  bis  fast  unmittelbar  an  den  Borsteler  Jäger  an. 
178S  wurde  ein  großer  Graben  vom  Tarpenbeck  aus  durch  das  Fuhlsbütteler 
(jebiet  gezogen.  Fuhlsbütteler  und  Borsteler  Anteil  waren  vorläufig  nur  durch 
Grenzpfähle  getrennt.  Erst  im  vorigen  Jahrhundert  »vurde  der  tiefe  gerade 
Scheidegraben  angelegt,  der  heutzutage  größtenteils  wieder  zugeschüttet  ist. 
1892  begann  die  Urbarmachung  des  Fuhlsbütteler  Anteils  durch  die  Insassen 
des  1879  erbauten  Zentralgefängnisses.  KXJä  und  lUÜH  wurde  der  Scheide- 
graben so  stark  erweitert  und  vertieft,  daß  der  Wasserspiegel  des  Niedermoors 
allmählich  etwa  um  I  m  sank.  War  es  früher  nur  möglich,  auf  den  beiden 
Dämmen  (Niederdamm  und  Zwischendamm)  das  Niedermoor  zu  begehen,  so 
konnte  man  es  nach  der  Austrocknung  ungehindert  durchschreiten.  Die  bota- 
nischen Seltenheiten,  die  die  urwüchsige  Naturlandschaft  geboten  hafte,  waren 
verdrängt;  dagegen  war  es  ganz  mit  ,,Piepenräumers"  (.Molinia)  ausgefüllt.  Die 
gänzliche  Vernichtung  ließ  nicht  lange  auf  sich  warten.  Wozu  konnten  sich 
die  großen,  Ausstiche  der  „weißen  Flagen"  auch  besser  eignen,  als  zur  Auf- 
nahme der  Hamburgischen  Abfuhrprodukte  !  1909  wurden  von  der  Langen- 
horner Chaussee  aus  breite  Schienen  bis  ans  Moor  geführt  —  für  die  Abfuhr- 
wagen. Gleichzeitig  wurde  dadurch  das  Gelände  eingeebnet,  so  daß  1911  mit 
der  Einfriedigung  des  Luftschitfplatzes  begonnen  werden  konnte.  Großartige 
Floffnungen  knüpften  sich  für  den  Beschauer  an  den  Betrieb  dieses  Platzes. 
Hoffnungen,  die  durch  den  Unverstand  des  deutschen  Volkes  zertrümmert 
worden  sind.  Andererseits  ist  viel  des  Schönen  durch  das  Hingreifen  der 
Menschenhand  vernichtet  worden.  Viele  Sammler  besuchten  in  den  sechziger, 
siebziger  Jahren  bis  in  dieses  Jahrhundert  das  Moor,  das  allerlei  Seltenheiten 
an  Pflanzen  und  Tieren  barg.  Von  diesem  Allen  ist  nichts  geblieben,  und 
schmerzlich  muß  es  den  Naturfreund  berühren,  wenn  ihm  vor  Augen  tritt,  wie 
Kurzsichtigkeit  der  Menschen  Werte  vernichtet,  ohne  einen  Ausgleich  zu 
beschaffen. 

18.   Sitzung,  am    19.   Mai.   —   Ehrenbaum,   E.  :   Der  Stör  in   fischerei- 
licher und   biologischer  Beziehung  (mit  \'ort'ühriingen). 

Der  durch  Demonstrationsmaterial  unterstützte  Vortrag  bezog  sich  ein- 
leitend auf  die  naturgeschichtliche  Stellung  und  die  geographische  Verbreitung 
des  für  unsere  Fischerei  früher  nicht  unwichtigen  Fisches,  um  dann  des 
näher^'U  einzugehen  auf  seine  Lebensgewohnheiten,  Laicliverhältnisse,  Ent- 
wickelung,  Wachstum,  Fang  und  Verwertung  im  Wirtschaftsleben. 

Nach  Erörterung  der  starken  Verminderung  des  Bestandes  durch  die 
Fischerei  wurden  die  verschiedenen  Hilfsmittel  behandelt,  mit  denen  man  die 
.Schädigungen  auszugleichen  hofft,  künstliche  Zucht,  Schonzeiten,  Schonreviere, 
gesetzliches  Mindestmaß  und  anderweitiger  Schutz  der  Jugendformen,  .Mittel, 
die  alle  bereits  angewandt  wurden,  ohne  jedoch  zu  dem  gewünschten  Erfolge 
zu  führen.     Da  andere  Länder  mit  sehr  viel  reicheren  Störbeständen  als  Deutsch; 


—  33  — 

land,  z.  B.  Rußland  und  Nordamerika'  in  ihren  Bestrebungen  zur  Wiederauf- 
füllung  der  gelichteten  Störbestände  keineswegs  erfolgreicher  waren,  so  wird  man 
dem  Ausspruch  des  erfahrenen  Chefs  der  amerikanischen  Fischereiverwaltung 
beipflichten  müssen,  der  nur  in  einem  absoluten  Fangverbot  auf  mindestens 
H»  Jahre  noch  ein  Mittel  zur  Rettung  der  einst  so  ertragreichen  Störfischerei 
zu  erblicken  vermag.  (Vergl.  Fischerbote  Jahrgang  1910  S.  7,  U)i;>  S.  142  und 
247,   lOlfJ  S.  31,   I'PIS  S.   179.) 

19.  Sitzung,  am  2.  Juni.  —   Klebahn,  H.  :      1.   Eine  neue,  besonders 

schädliche   Krankheit  der  Tomate. 

2.   Die  Schädlinge  des  Klippfisches.     (Mit  Vorführungen). 

20.  Sitzung,  am    16.  Juni.      —     Kuhlmann:   Das  Reichsfunknetz  und 

seine  Apparate  (rnit  praktischen  Vorführungen). 

21.  Sitzung,    am  23.  Juni.  —  Baade,  \V.  :     Neuere     Untersuchungen 

über  die  Dimensionen  des  Fixsiernhimmels  (mit  Lichtbildern), 

22.  Sitzung,  am   30.  Juni.     —     Winkler,   H.  :     Einiges    aus  der  Ge- 

schichte des  Bauerngartens,  mit  nachfolgenden  Besichtigungen 
im  Botanischen  Garten. 

23.  Sitzung,   am   20.   Oktober.  —     1 .  Gripp,   K.  :   Das  Vorhandensein 

von   Inseln   bei   Lüneburg    und   Langenfelde    zur  Miozänzeit. 
2.  Reh,   L.  :  Tierische  Verunreinigungen  von  Getreide. 

24.  Sitzung,  ani  27.   Oktober.   —    Schulz,   B.  :     Unsere   Kenntnis  von 

den   Ursachen  der  Meeresströmungen. 

25.  Sitzung,  am  3.   November.     --     Wegener,  A.  :     Die    Entstehung 

der  Mondkrater  nach  der  Aufsturztheorie    (mit  Lichtbildern). 

Ueber  die  Entstehung  der  Mondkrater  werden  von  der  heutigen  Fach- 
literatur vier  verschiedene  Hypothesen  vertreten,  nämlich  die  Blasenhypothese 
(Secchi,  Hooke,  Bergeron,  A.  St.-Claire,  Humphreys,  Puiseux,  Sacco,  Danier 
u  a.),  nach  der  es  sich  um  die  Reste  geplatzter  Blasen  handelt,  ferner  die  Ge- 
/.cifenhypolhese  (Faye,  H.  Ebert,  Hannay,  Scheiner),  nach  welcher  sie  durch 
periodisches  Herausquellen  und  Zurücksinken  des  flüssigen  Mondinneren  unter 
der  Einwirkung  der  Erdgezeiten  gebildet  wären,  drittens  die  Vulkanhypothesc, 
die  ja  scheinbar  am  nächsten  liegt  und  auch  heute  von  den  meisten  Geologen 
angenommen  wird,  und  endlich  die  Aufsturzhypothese  (Gruithuisen,  Althans, 
I^rocior,  Meydenbauer,  Ahlsdorf,  Thiersch,  Gilbert,  Schwarz,  Schaler,  Romanes, 
Martus,  Johnston-Lavis  u.  a.),  nach  welcher  es  sich  um  die  Fallspuren  aufge^ 
sfürzter  kosmischer  Körper  handelt. 

Die  ersten  beiden  Hypothesen  widersprechen  bekannten  physikalischen 
Gesetzen  und  müssen  aufgegeben  werden.  Auch  die  Vulkanhypothese  wird 
bei  näherer  Betrachtung  der  Formen  ganz  unwahrscheinlich.  Dagegen  zeigen 
die  neuen  Versuche  des  Vortragenden  mit  Aufsturzkratern  in  Zementpulver  bis 
zu  20  cm  Durchmesser  eine  vollständige  zahlenmäßige  Uebereinstimmung  mit 
den  Dimensionen  der  Miondkrater.  Die  Versuche  gaben  auch  Auskunft  über 
die  Bedingungen  für  das  Zustandekonunen  eines  Zentralberges,  sowie  über 
dessen  Aufbau  und  die  Art  seiner  Entstehung.       Euie  vollständige  Prüfung  der 


—  34  — 

Frage  führt  zu  dem  Ergebnis,  daß  nur  die  Aufstiirzhypothese  als  Erklärung  der 
Mondkrater  in  Frage  kommt,  und  dal5  wahrscheinlich  die  aufgestürzten  Körper 
dem  Sonnensystem  bereits  \orher  angehörten  und  es  sich  bei  dem  ganzen 
Aufsturzprozeli  um  die  Bildung  des  Mondes  durch  Zusammensturz  einzelner 
fester  Massen  verschiedener  Größe  handelt. 

Eine  ausführlichere  Darstellung  des  Gegenstandes  ist  inzwischen  in  der 
Schrift  des  Vortragenden  „Die  Entstehung  der  Mondkrater."  Sammlung  X'ieweg, 
Heft  "»;"),   Braunschweig   1921.    4S  S.     erschienen. 

2(1.   Sitzung,   am    10.   November.     --     1.   Eiffe,   O.   E.  :    Ueber  Hasen- 

Kaiiin-Bastarde  (Leporiden)    Mit  Vorführungen. 

Der  Vortragende  erörtert  kurz  die  Unterschiede  in  Gestalt,  Färbung, 
Lebensweise  und  im  Knochenbau  des  Feldhasen  und  des  Kaninchens  und  gibt 
eine  IJebersicht  über  erfolgreiche  Kreuzungsversuche  von  177:5  bis  in  die 
Gegenwart.  Er  betont,  daß  der  Züchtungskundige  FL  \-.  Nathusius  von  der 
Tai:sache  der  Bastardierung  von  Hase  und  Kaninchen  und  dei'  Fruchtbarkeit 
der  Mischlinge  überzeugt  war,  und  daß  die  gegenteilige  Behauptung  auf  Irrtum 
beruht.  Von  neueren  Zuchtversuchen  sind  zu  erwähnen  :  eine  Zucht  in  Ham- 
burg 1902,  in  Ingolstadt  von  Jakob  Bahnmüller  U)04,  in  Fürth  i  B.  von  Karl 
Spiegelberger  U»()7,  in  Fölling  i  B.  von  Sebastian  Niederreiter  1917,  eine  in 
Meppel  in  Holland  bestehende  Versuchsanstalt  für  Haustierkreuzung,  künst- 
liche Befruchtung  durch  Bahnmüller  1919  1920  und  endlich  ein  vom  jagd- 
zoologen  G.  Röhrig  beschriebener  in  Tangstedt  in  freier  Wildbahn  1911  ge- 
schossener Leporide.  Der  Vortragende  spricht  ausführlicher  über  die  Fürther 
Leporiden,  von  denen  mehrere  Exemplare  in  den  Hamburger  Zoologischen 
Garten  und  in  seinen  eigenen  Besitz  gelangten.  Es  ist  das  Verdienst  Spiegel- 
l^ergers,  sachgemäß  und  durch  abermalige  Kreuzung  der  Leporiden  mit  dem 
Feldhasen  in  Färbung  und  Form  einheitliche  Tiere  mit  Dreiviertelhasenblut 
gezüchtet  zu  haben.  Von  diesen 'Leporiden  zog  der  Vortragende  von  19l(i  bis 
191(;  zahlreiche  Nachkommen  bis  zur  ö  Generation,  kreuzte  den  in  der  männ- 
lichen Linie  erloschenen  Stamm  mit  einem  Hasenkaninchen  und  brachte  durch 
Linkreuzung  eines  Halbhasen  von  Niederreiter  und  eines  anderen  von  Bahn- 
müller die  Nachkommen  wieder  auf  nahezu  Halbblütigkeit.  Der  Hase  hat 
so  gut  wie  keine  Vererbungskraft.  Der  Mischling  erbt  nicht  den  schwarzen 
charakteristischen  Fleck  auf  der  Rückseite  des  Ohres,  ebensowenig  den  schwarzen 
Läugsslrich  im  Innern  desselben,  nicht  das  gekräuselte  Haarkleid,  weder  die 
eigentümliche  gelbe  Strichelung  auf  dem  Rücken,  noch  den  weißen  Fuß  des 
Hasenpelzes,  nicht  den  gelben  Augenring,  die  lialbschwarzhalbweißen  Schnurr- 
liaarc,  nicht  die  Länge  der  Grannenhaare,  auch  nicht  das  Trommeln  mit  den 
Vorderläufen.  Genug,  im  Mischling  treten  vorwiegend  Merkmale  des  Kanin- 
chens auf  :  der  Leporide  wird  nackt  und  blind  geboren,  auch  wenn  seine 
Mutter  eine  Feldhäsin  ist,  ist  fruchtbar  wie  das  Kaninchen,  wirft  bis  M,  bis- 
weilen selbst  10  und  11  Junge,  stampft  mit  den  Hinterläufen  und  gräbt  wie 
dieses;  sein  Fell  ähnelt  dem  glatten  Kaninchenfell  und  hat  den  blauen  Fuß 
usw.  In  der  Größe  bleibt  der  Leporide  hinter  dem  Hasen  und  dem  zur  Zucht 
verwandten  Kaninchen  zurück  ;  die  Form  des  Ohres,  die  hellbraune  Farbe  der 
Iri'^,  die  Ausmaße  der  Hinterläufe,  ein  scheues  Wesen  sind  Eigentümlich- 
keiten, die  ihn  vom  Kaninchen  unterscheiden  ;  dazu  kommt  ein  mehr  oder 
weniger  ausgesprochener  an  den  Hasen  erinnernder  Gesichts-  und  Gesamt- 
ausdruck Die  Tragzeit  währt  ."U  bis  ."i.^  Tage,  die  jungen  Leporiden  zeichneu 
•«ich  duich  auffallend  dicke  Köpfe  aus,  ver-lassen  das  Nest  oftmals  schon  mit 
14 Tai'cii  und  beginnen  zu  fressen.  Der  mit  dem  Feldhasen  wieder  gekreuzte 
Leporide    wird    dadurch     dem   Hasen   nicht   viel   ähnlicher;     niu'    fehlt  ihm  jede 


-  35  — 

größere  Variabilität  ;  er  ist  „konstant"  geworden.  Dagegen  tritt  bei  dem  Halb- 
hasen eine  Spaltung  ein,  indem  bei  den  jungen  zwei  T\|H'n  unterseheidbar 
sind  :  ein  wildgraner  mit  schnuitzigweil5eni  Hancii,  aiii  Wildkaninchen  hin- 
dentender,  und  ein  rötlicher  mit  rein  wcilieni  Bauch,  auf  den  Hasen  weisender. 
Bei  der  Uml'ärhung  erhält  auch  der  ersterc  einen  dem  letzteren  Typus  ähn- 
lichen weilkn  Bauch  Bei  genannter  Spaltung  ist  der  Rückschlag  auF  das  zur 
Kreuzung  benutzte  Kaninchen  nicht  bedeutungslos.  Eine  Mendelung  in  dem 
Sinne,  daß  in  irgendeiner  Generation  Tiere  geboren  werden,  die  dem  Hasen 
näher  stehen  als  dem  Kaninchen,  ist  nicht  beobachtet  worden. 

Der  Vortragende  erläutert  seine  Mitteilungen  durch  Schädel  und  l-ell 
von  Hasen  und  Leporiden  und  führt  lebende  Tiere  vor,  u.  z.  einen  chirch 
künstliche  Befruchtung  entstandenen  Halbhasen  von  Bahnmüllcr,  ein  weibliches 
und  zwei  Jungtiere,   davon  je  eines  in  den  vorgenannten  Farbspaltuiigen. 

2.  Voigt,  A.  :    Neuere   RohstotTe  der  Saponin-Gewinnuns:;. 

3.  Tams,  E.  :  Die  Hamburger  Seismogramme  des  italienisclien 
Bebens  vom  7,  September  und  des  ostasiatischen  Bebens 
vom    18.   Oktober. 

Der  Vortragende  legte  zunächst  die  Seismogramme  des  starken  Fern- 
bebens vom  IS.  Oktober  d.  J.  vor,  die  ein  schönes  Beispiel  für  die  Möglichkeit 
emer  gut  angenährfen  Bestimmung  des  Epizentrums  eines  Bebens  aus  den 
Registrierungen  einer  einzigen  Station  abgeben.  Die  Aufzeichnungen  wurden 
gewonnen  vom  Wiechertschen  Horizontalseismographen  (N  S-  und  E— W- 
Komponente)  und  vom  Wiechertschen  Vertikalseismographen  (Z- Komponente), 
Sie  lehren,  daß  es  sich  bei  dem  ersten  scharf  einsetzenden  Ausschlag  der 
longitudinalen  ersten  Vorläufer  um  einen  Stoß  (Kompression)  aus  nordöstlicher 
Richtung  handelt.  Ein  genauerer  Vergleich  der  beiden  ersten  Ausschläge  in 
den  Horizontalkomponenten  ergibt  als  Azimut  N42"E.  Diese  Richtung  führt 
in  Verbindung  mit  der  aus  der  Dauer  der  ersten  Vorphase  (t)  min  32  scc)  ab- 
zuleitenden Epizentraidistanz  A  ~  8250  km  auf  ein  Epizentrun;  im  japanischen 
Binnenmeer  zwischen  Wladiwostok  und  West-Nippon.  Die  Annäherung  ist 
jedenfalls  so  genau,  dal.',  man  sagen  kann,  es  handele  sich  in  dem  vorliegenden 
lall  sicher  um  ein  Beben  in  der  japanischen  Region.  Die  Ermittlung  des  F,pi- 
zentrums  aus  Entfernung  und  Richtung  für  eine  gegebene  Station  wird  sehr 
erleichtert  durch  eine  Weltkarte  gleicher  Entfernungen  und  Azimute,  wie  sie 
in  genauer  Ausführung  in  Bezug  auf  Hamburg  neben  einer  solchen  Karte 
für  Europa    auch  vom  Vortragenden  berechnet  worden  ist  und  vorgelegt  wurde. 

Im  Anschluß  daran  wurden  dann  noch  die  Registrierungen  des  zer- 
störenden Erdbebens  im  nordwestlichen  Toskana  (Fivizzano)  am  7.  September 
d.  .|.  vorgeführt  und  näher  besprochen.  Es  wurde  an  ihnen  gezeigt,  wie  bei 
Nahtebenaufzeichnungen  (Entfernung  Hamburg-Fivizzano  gleich  lO.-iO  km», 
deren  X'orläuferwellen  nicht  tief  in  den  Erdkörper  eindringen,  wesentlich  in- 
folge der  für  die  obersten  Erdschichten  anzunehmenden  Anisotropie  Kompli- 
kationen in  den  beiden  Vorphasen  auftreten,  die  eine  sichere  Deutung  der  ver- 
schiedenen Welleneinsätze  vielfach  sehr  erschweren. 

27.   Sitzung,  am  24,  November.  —  Oltmanns,  J.  :   Die   Mechanik  der 

physikalischen  Anziehungserscheinungen. 

Alanche  Begriffe  innerhalb  unserer  heutigen  physikalischen  und  astro- 
nomischen Weltanschauung  sind  durchaus  unerklärt  und  unvorstellbar.  So  die 
Begiiffe  der  Schwerkraft,  der  allgemeinen  Massenanziehung,    der  Attraktion  der 


—  r,r,  — 

Gestirne,  auch  der  Kohäsion.  des  Magnetismus,  der  Elektrizität,  der  NX^Hrme  ti. 
s.  w.  Vor  allem  ist  es  der  Begritt'  der  Anziehung,  für  den  uns  jede  Hrtahrung 
und  bildliche  Vorstellung  der  wirklichen  Vorgänge  fehlt.  Hine  unvermittelte 
Fernwirkung,  ein  unkörperhaftes  Geschehen,  wie  es  damit  verbunden  gedacht 
wird,  ist  unseren  Sinnen  unzugänglich  und  darum  unvorstellbar.  Deshalb 
müssen  alle  Erscheinungen  durch  Bilder  und  Vorstellungen  natürlichen  Ge- 
schehens, d.  h.  von  Stoff  auf  Stoff,  von  Körper  auf  Körper  gedeutet  werden. 
Solche  Deutung  ist  aber  nur  dann  möglich,  wenn  wir  von  der  Vorstellung  des 
Druckes  als  Grundvorstellung  allen  Geschehens  ausgehen.  Jeder  Druck 
ist  zugleich  erkennbar  durch  Formänderung,  Bewegung  und  Wärme.  Die  ge- 
nannten Erscheinungen  sind  daher  als  Druck-  und  Bewegungsvorgänge  kom- 
plizierterer Art  zu  deuten. 

Der  Begriff  des  absolut  ruhenden,  gewichtslosen,  unstoPflichen  Aethers, 
als  eines  in  sich  durchaus  widerspruchsvollen  Hilfsbegriffs,  ist  völlig  abzu- 
lehnen und  an  dessen  Stelle  das  Weltall  mit  einem  wirklich  körperhaften  Stoffe 
erfüllt  zu  denken.  Ein  solcher  Stoff  müßte  die  Eigenschaften  der  unendlichen 
stetigen  Raumerfüllung  und  äußerster  Verdünnung  mit  denen  der  Kontinuier- 
lichkeit und  Beweglichkeit  verbinden  ;  er  müßte,  wie  jeder  terrestrische  gas- 
förmige Stoft',  aus  einzelnen  homogenen  Teilchen  bestehen,  welche  Schwere, 
Trägheit,,  Beweglichkeit,  Reibung,  Elastizität  besäßen.  Ein  solcher  Stoff  ist  nur 
denkbar  in  der  Form  von  absolut  leeren  Hohlkügelchen,  deren  Wände  durch 
Ausstrahlung  kleinster  Stoffteilchen  seitens  der  Himmelskörper  gebildet  werden. 
Dieser  Stoff,  den  der  Vortragende  mit  „Kosmium"-Wcltenstoff  benannt  hat, 
kann,  wenn  er  durch  die  Eigendrehung  eines  größeren  Himmelskörpers  in 
schnelle,  kreisende  Bewegung  versetzt  wird,  durch  die  Strömung  seiner  Masse 
andere  Himmelskörper  mit  sich  fortreißen  und  auch  diese  in  kreisende  Be- 
wegung setzen.  jedoch  müssen,  auch  diese  durch  Ausstrahlung  und  Bildung 
eines  gleichen  Stoffes  und  Rotation  desselben  eine  so  große  Sphäre  und  An- 
griffsfläche um  sich  bilden,  daß  sie  durch  den  Druck  und  die  Strömung  der 
von  den  größeren  Himmelskörpern  ausgehenden  Strömung  und  Strahlung  mit- 
gerissen und  getragen  werden  können.  So  ist  auch  bei  der  Erde  ein  derartiges, 
aus  Kosmium  bestehendes  Rotations-Sphäroid  anzunehmen.  Durch  das  Zu- 
sammenwirken aller  Kügelchen  entsteht  eine  Schraubenwirkung  von  außen 
nach  innen,  wodurch  das  Herabfallen  und  die  Schwere  aller  Körper  bewirkt 
wird.  In  gleicher  Weise  können  auch  die  Anziehungserscheinungen  des 
Magnetismus  und  der  Elektrizität  nur  durch  schraubenartige  Rotationswirkung 
geneigt  gestellter,  kleinster  Stoffieilchen  erklärt  werden.  Die  Schnelligkeit  und 
Neigung  ihrer  Rotation  ir,uß  sich  aus  ihren  Wirkungen  rechnerisch  ableiten 
lassen  und  wird  wahrscheinlich  zu  denselben  Werten  führen,  die  man  nach 
der  modernen  Atomtheorie  für  einzelne  Atome  glaubt  festgestellt  zu  haben  ; 
darum  scheint  der  Schluß  berechtigt,  daß  auch  alle  Atome  der  irdischen  Gase 
Hohlkügelchen-Struktur  mit  einer  schnellen  Rotation  verbinden.  Nur  dann 
wären  alle  gesetzmäßigen  Erscheinungen  der  Gase,  z.  B.  ihre  Ausdehnung  und 
Elastizität  einwandfrei  zu  erklären.  Alle  Vorgänge  der  Himmelsbewegungen 
sind  als  mechanische  Rotations-  und  Strömungserscheinungen  im  stoFferfüllten 
Raum  zu  deuten  und  führen  so  auch  zu  den  Kepplerschcn  Gesetzen 
(Vergl.  das  Buch  des  Vortragenden  „Die  Mechanik  des  Welltalls".  Hamburg. 
Verlag  von   Paul   Härtung). 

28.  Sitzung,  am  8  Dezember.  -  1.  PfefFer,  G.  :  Zum  Gedächtnis 
der  verstorbenen  Ehrenmitglieder  Dr.  Heinrich  B  o  1  a  u, 
Prof.  Dr.  G,  Retzius  und  Kapitän  J.  S  c  h  n  e  h  a  g  e  n, 
2.   Dräseke,  J.  :    Zur  vergl.  Hirnanatomie    (mit  Lichtbildern). 


—  37  — 


29.  Sitzung,  am  15,  Dezember.  —  Clausen,  H.  :  Die  Wirkungsweise 
der  funkentelegraphischen  Apparate.  (1.  Sender.  2.  Em- 
pfänger.    3.  Lautverstärker.)  Mit  Vorführungen. 


2.  Griippensitzungen  (1919  und  1920.) 

a.  Sitzungen     der     Botanischen     Gruppe. 

!  9  1  9. 

1.  Sitzung,  am    18.  Januar.  —   Erichsen,  F.:    Ein    neu    erschienenes 

Exsikkatenwerk     über     die     Flechtengattung    Cladonia     von 

Sandstede. 

2.  Timm,  R. ;   Ueber  das  Kampmoor  bei  Haslohfurth,     Kreis 

Pinneberg. 

2.  Sitzung,  am    15.  März.     —      1.  Röper :     Pflanzen    aus    Schlesien. 

2.  Timm,  R.  :  Torfproben  vom  Wittmoor. 

3.  Sitzung,  am   15.  April  —  Erichsen,  F.  :   Flechten  aus  dem  Schwarz- 

walde und  dem  schwäbischen  Jura. 

4    Sitzung,  am    17.  Mai.     —     1.  Timm,  R.  :    Zum  Gedächtnis    F^aul 
Junge's. 

2.  Voigt,     A.  :     Die     Herkunftsbestimmung    von     Klee-    und 
Grassaaten. 

5.  Sitzung,  am  9.  Juli.  —   In  der  Abteilung  für  Pflanzenschutz,  Vers- 

mannkai.    Besichtigung  des  Erweiterungsbaues  und  der  neu 
aufgestellten  Sammlungen. 

6.  Sitzung,  am    11.   November.  —   Schmidt,  J.  :     1.  Zum  Gedächtnis 

P.   lunge's. 

2.   Neue  Erscheinungen    aus  der    heimatlichen    Pflanzenwelt. 

7.  Sitzung,  am  20.  Dezember.  —   Hahmann  :     Die  Xeromorphie  der 

Hochmoorpflanzen    als    Voraussetzung    der  „physiologischen 
Trockenheit"   der  Hochmoore. 

19  2  0. 

1.  Sitzung,    am  20.  Januar.     —     Timm,    R.  :     Zur    Geschichte    des 

Wurzelmoores  (Gr.-Borstel). 

2.  Sitzung,  am   17.  Februar.      —     Timm,  R.  :    Zur    Geschichte    des 

Wurzelmoores  (Gr.-Borstel). 

3.  Sitzung,  am  17.  April.  —  Brick,  C.:  Die  Pilzgattung  Exobasidium. 

4.  Sitzung,  am  9.  November.  —  Lindinger  :   Ueber  einige  interessante 

Kanarenpflanzen. 

5.  Sitzung,  am  7.  Dezember.     —    Timm,   R.  :    Präparate  von  Pilzen, 

Lebermoosen  und  Chenopodiaceen. 


—  38  — 

b.  Sitzungen  der  Physikalischen  Gruppe. 

19  19. 

1.  Sitzung,  am  3.   November.     —    Thorade,   H.  :     Ueber    Flutwellen 

in   Kanälen  und  Flüssen. 

2,  Sitzung,  am    1.   Dezember.     —    Voege,  W,  :   Unsichtbare  Strahlen 

zur  Signalgebung  im  Kriege  und  Verwendung  der  geschaffenen 
Apparate  für  Friedenszwecke. 

19  2  0. 

1,  Sitzung,  am  5.  Januar.    —   Müller,   L.  :   Neue     Forschungen    über 

Atom-  und  Molekularwärme  in  festen   Körpern. 

2.  Sitzung,  am  8.  März,     —    Classen,  J.  :    Einsteins  experimenteller 

Nachweis  der  Ampere'schen  Molekularströme. 

3.  Sitzung,  am    12.  April.  —  Möller:   Ueber  den   Röhrensender    (mit 

Vorführungen). 

4,  Sitzung,  am  ^.  Juni.     --     Groß,   R.  :     Die  Kristallgestalt  in  ihrer 

Beziehung  zum  molekularen   Felde. 

c.  Sitzungen     der     Gruppe 
für     naturwissenschaftlichen     Unterricht. 

19  19. 
1.  Sitzung,  am  23.  Juni.    — ■   Doermer,  L.  :   Die  Naturwissenschaften 
in  der  Einheitsschule    nach  den    bisherigen  Vorschlägen  des 
Lehrerrats. 

.2.  Sitzung,    am    15.  Dezember.   —   Lindemann,  A.    und  Schmidt,  M.  : 

1.  Ueber  die  Bildentstehung  beim  Mikroskop  auf  Grund  der 
Abbe'schen  Abbildungslehre. 

2.  Ueber  leere  und  förderliche  Vergrößerung. 

19  2  0. 
1.  Sitzung,  am     6.  Dezember.      —      I.   Lindemann,     A.  :     Mitteilung 
über    eine    geplante  Revision    der  Meraner  Vorschläge    und 
die    eventuelle  Mitarbeit    der  Hamburger    naturwissenschaft- 
lichen  Fachlehrer. 

2.  Empson,J.  :  Einrichtung  und  Durchführung  der  chemischen 
Uebungen. 

3.  Frank,  W.  :    Vorführung  einiger  chemischer     Praktikums- 
versuche. 


B.  Die  wissenschaftlichen  Ausflüge  des  Jahres  1920. 

Am   2.  Juli   Besichtigung  des   Kraftwerks  Tiefstack,    insbesondere  der 
in   Montage   befindlichen  40  000  PS. -Turbinenanlage. 


39  — 


1. 
2. 

^. 

4. 

5. 
6. 


Ausflug  am  29. 
Ausflug  am  28. 
Ausflug  am  25. 
Ausflug  am  30. 
Ausflug  am  27. 
Ausflug  am  25. 
Geesthacht. 

7.  Ausflug  am   29. 

8.  Ausflug  am   26. 
Kasseburg. 

9.  Ausflug  am  24. 
10.  Ausflug  am  28. 
1  1.   Ausflug  am    12. 


Die  botanischen  Ausflüge. 

Februar:  Harburger  Berge  (Flechten). 

März  :  Blankenese,  Tinsdahl  (Moore). 

April:  Steinbek,   Boberger  Dünen. 

Mai  :  Schneisen,  Garstedt,  Ochsenzoll. 

Juni  :  Willinghusen,  Barsbüttel. 

Juli:  Bergedorf,  Escheburg,  Besenhorster  Wiesen, 

August  :  Wedeler  Marsch,  Eibufer  bis  Blankenese. 
September :    Friedrichsruh,  Möhnsen,    Basthorst, 

Oktober :   Harburger  Berge. 
November  :  Gehege  Klövensteen, 
Dezember  :   Forst  Tangsteder  Moor, 


j^m^ 


3.  Sonderbericht  über  zwei  Vortrage  am  2.  und  7.  März  1921. 


Einführung 
in  die  Relativitätstheorie 


von 

P.  R  i  e  b  es  e  1 1. 

Mit  lü  Abbildungen  im  Text. 


1.  Die  Grundlage  der  Theorie. 

Einsteins  Theorie  ist  weiter  nichts  als  eine  konsequente 
Durchführung  altbekannter  physikalischer  Prinzipien  und  Gesetze. 
Wer  sich  diese  Auffassung  zu  eigen  macht>  wird  sich  von  vorn- 
herein auf  den  richtigen  Standpunkt  stellen.  Freilich  wird  es 
ihm  zuweilen  schwer  werden,  die  Konsequenzen  bis  ins  Aeußerste  zu 
verfolgen,  aber  er  wird  der  immer  kleiner  werdenden  Zahl  dei" 
Gegner  der  Theorie  ohne  Weiteres  gewachsen  sein.  Die  beiden 
Sätze,  die  hier  allein  zur  Begründung  der  ganzen  Theorie  ge- 
braucht werden  sollen,  sind:  1)  Das  Galileische  Trägheitsprinzip 
und  2)  Der  Satz  von  der  Gleichheit  der  trägen  und  schweren 
Masse.  Beide  Gesetze  sind,  wie  Einstein  sich  ausdrückt,  vor 
ihm  wohl  „registriert",  aber  nicht  „interpretiert"  worden. 

2.  Das  Galileische  Trägheitsprinzip. 

Der  Wortlaut  dieses  Prinzips  ist  folgender:  Jeder  Körper 
verharrt  in  dem  Zustand  der  Ruhe  oder  geradlinig  gleichförmigen 
Bewegung,  wenn  keine  Kräfte  auf  ihn  wirken.  Nehmen  wir  die 
einzelnen  Worte  dieses  Satzes  vor,  so  muß  sofort  die  Kritik  ein- 
setzen. Was  heißt  Ruhe?  Jeder  von  uns  hat  schon  erfahren, 
daß,  wenn  der  Eisenbahnzug  auf  der  Station  sich  in  Bewegung 
setzt,  es  nicht    zu  konstatieren  ist,    ob   der  eigene    oder  der  be- 


—  42  — 

nachharte  Zu^  ,,in  Wirkliclikcil"  tahrl.  Erst  ein  Blick  auf  die 
Bahnliofsi;ebäiide,  von  denen  ich  weiB,  daß  sie  in  Ruhe  sind, 
zeigt,  welcher  Zug  sich  relativ  zu  diesen  bewegt.  hinerhalb 
meines  Zuges  kaiui  ich  durch  keinerlei  Experimente  feststellen, 
ob  er  sich  „wirklich"  bewegt,  solange  die  Fortbewegung  eine 
geradlinig  gleichförmige  ist.  Machen  wir  uns  diese  Tatsache 
einmal  recht  anschaulich  klar.  Wenn  ich  im  fahrenden  Zuge 
einen  Ball  in  .die  Höhe  werfe,  so  fällt  er  in  meine  Hände  zurück^ 
obgleich  ich  fnich  ''  zwischen  Abwerfen  und  Wiederfangen  des 
Balles  mit  D-Zugsgeschwindigkeit  um  mehrere  Meter  vorwärts 
bewegt  habe.  Der  Bali  weiß  hiervon  nichts,  er  befolgt  die  Natur- 
gesetze genau  so,  als  wenn  der  Zug  sich  in  Ruhe  befindet.  Wirft 
dagegen  ein  außerhalb  des  Zuges  befindlicher  Zuschauer,  an 
welchem  der  Zug  gerade  vorüber  saust,  gleichzeitig  einen  Ball 
in  die  Luft,  so  fällt  dieser  wieder  in  dessen  Hände  zurück,  er 
bewegt  sich  nicht  mit  vorwärts.  Für  den  Zuschauer  neben  dem 
Geleise  bewegt  sich  also  der  Ball  in  dem  fahrenden  Zuge  gar- 
nicht  senkrecht  aufwärts  und  abwärts,  sondern  er  beschreibt 
eine  Parabel.  Umgekehrt  beschreibt  der  Ball  des  ruhenden  Zu- 
schauers eine  Parabel  in  bezug  auf  den  fahrenden  Zug. 

In  jedem  der  beiden  Systeme  gelten  also  die  Naturgesetze, 
aber  der  Vorgang  in  dem  einem  System  wird  von  dem 
andern  aus  ganz  anders  beurteilt.  Wir  sehen  hier  schon, 
daß  nicht  nur  der  Begriff  „Ruhe"  in  der  Fassung  des  Träg- 
heitsprinzips, sondern  auch  der  Begriff  ,,  g  e  r  a  d  1  i  n  i  g" 
ernste  Bedenken  erregt.  Die  Angabe  ,, geradlinig"  ohne  ein 
Koordinatensystem  ist  siimlos.  Bewege  ich  ein  Stück  Kreide 
längs  einer  Tafel  parallel  zu  meinem  Körper  senkrecht  auf- 
und  abwärts,  so  beschreibt  das  Stück  Kreide  eine  ge- 
rade Linie.  Bewege  ich  mich  aber  gleichzeitig  vorwärts,  ohne 
an  der  Bewegung  der  Kreide  in  bezug  auf  meinen  Körper  irgend 
etwas  zu  ändern,  so  entsteht  an  der  Tafel  eine  sich  auf-  und 
abwärts  bewegende  Wellenlinie.  Werfe  ich  einen  Stein  horizontal 
fort  und  denke  ich  mir  die  Schwerkraft  ausgeschaltet,  so  müßte 
er  nach  dem  Galileischen  Satz  immerfort  weiterfliegen.  Erblickt 
ein  I^eobachter  diesen  Stein  und  .weiß  er  nichts  von  dem  Fort- 
schleudern, so  bewegt  sich  dieser  Stein  für  ihn.  obgleich  keinerlei 
Kräfte  auf  den  Stein  wirken.  Er  wird  nicht  einsehen  köinien,  warum 
gerade  d  ieser  Steinsich  bewegt,  während  die  anderen  in  Ruhe 
sind.  Nach  dem  Galileischen  F^rinzip  trägt  gewissermaßen  der 
Stein  das  Bewußtsein  der  Bewegung  in  sich.     Warum  dies  ? 

Und  noch  andere  Bedenken  steigen  auf.  Was  heißt 
„g  1  e  i  c  h  f  ö  r  m  i  g"  ?       Der  Begriff    hat    nur    dann  einen  Sinn^. 


-  43  - 

wenn  vorher  der  Zeitbegriff  definiert  ist.  Wie  schwer  das  aber 
ist,  werden  wir  später  sehen.  Und  dann  ferner  die  Begriffe 
„Kfirper"  uim\  „Kraft".  Auf  die  Schwierigkeit  hierfür  liraiichliare 
Definitionen  zu  finden,  sei  schon  jetzt  hingewiesen. 

3.  Das  klassische  Relativitätsprinzip. 

Um  aus  diesen  Schwierigkeiten,  von  denen  ein  Teil  bereits 
vor  Einstein  bekannt  war,  herauszukommen,  stellte  die  klassische 
Mechanik,  das  sogenannte  Relativitätsprinzip  auf,  dessen 
Wortlaut  sich  folgendermaßen  formulieren  läßt:  Durch  keinerlei 
Versuche  innerhafb  eines  Systems  ist  es  möglich,  die  absolute 
Bewegung  dieses  Systems  festzustellen,  solange  es  sich  um  gerad- 
linig gleiclif(")rmige  Bewegungen  handelt.  Beobachtbar  sind  immer 
nur  relative  Bewegungen,  die  ich  feststellen  kann,  wenn  ich 
Gegenstände  zu  Hilfe  nehme,  die  außerhalb  meines  Systems  liegen. 
Befinde  ich  mich  z.B.  in  einem  Boot  auf  einer  Wasserfläche,  so 
kann  ich  niemals  in  dem  Boot  die  Strömungsrichtung  des  Wassers 
feststellen.  Sehe  ich  Vom  Ufer,  vom  Grund,  von  der  Luft,  vom 
Sternenhimmel  —  alles  Gegenstände  außerhalb  meines  Systems  — 
ab,  so  kann  ich  weder  durch  die  Ruder  noch  durch  andere 
Hilfsmittel  konstatieren,  wohin  das  Wasser  fließt.,  Was  heißt  in 
diesem  Falle  überhaupt  ,, Fließen"  ?  Habe  ich  die  Bewegung  des 
Flusses  in  bezug  auf  das  Ufer  festgestellt,  so  habe  ich  damit 
noch  nicht  die  absolute  Bewegung.  Denn. die  Erde,  bewegt  sich 
wieder  in  bezug  auf,  die  Sonne,  diese  wieder  in  bezug  auf  andere 
Fixsterne,  eine  absolute  Bewegung,  ist  nicht  festzustellen,  es  sei 
denn  ich  hätte  ein  absolut  feststehendes  Koordinatensystem. 
Dieses  oibt  es  aber  offenbar  nicb.t.  ,  Denn  wo  soll  ich  es  an» 
bringen  ?  ,    , 

Nun  scheint  dieser  Satz  allerdings  in  Widerspruch  mit  dem 
Galileischen  Trägheitsprinzip  zu  stehen.  Dort  wird  klar  gesagt, 
daß  ein  Körper  in  der  Ruhe,  die  er  hat,  verharrt,  wenn  keine 
äußeren  Kräfte  auf  ihn  wirken.  Es  könnte  mir  also  durch  Ver- 
suche gelingen,  ein  System  zu  finden,  in  dem  das  Galileische 
Prinzip  absolut  gilt.  Doch  selbst  wenn  ich  ein  solches  System 
gefunden  hätte,  so  sagt  dasselbe  Prinzip  auch  aus,  daß  alle  zu 
diesem  System  geradlinig  gleichförmigen  Systeme  völlig  gleichbe- 
deutend mit  ihm  sind.  Ich  kcninte  jedes  als  ruhend  und  die 
andern  als  bewegt  auffassen.  Die  Naturgesetze  würden  in  allen 
absolute  Geltung  haben.  Sie  müssen  -so  konstruiert  sein,  daß 
die  geradlinig  gleichförmige  Bewegung  der  Systeme  in  ihnen 
garnicht  vorkommt, 


-  44  - 

4.  Das  Einsteinsche  Relativitätsprinzip. 

Wie  bereits  in  dem  ersten  Satz  dieser  Abhandlung  gesagt 
wurde,  besteht  die  Einsteinsche  Theorie  nur  in  einer  konsequenten 
Durchführung  bekannter  Prinzipien.  Und  so  ist  das  Einsteinsche 
Relativitätsprinzip  nichts  als  eine  Weiterführung  des  klassischen 
Relativitätsprinzips,  dessen  Gültigkeit  für  die  Gesetze  der  Mechanik 
immer  allgemein  anerkannt  wurde.  In  der  Optik  schien  dagegen 
dieses  Prinzip  zu  versagen,  und  zwar  aus  folgenden  Gründen. 
Denke  ich  mir  auf  der  Erde  irgendwo  ein  Lichtsignal  ausgesandt, 
so  will  ich  das  Licht  als  kleine  Boten  auffassen,  die  von  dieser 
betreffenden  Stelle  aus  fortlaufen.  Sehe  ich  von  dem  Luftmeer, 
das  ja  nicht  der  Träger  des  Lichts  ist,  ab,  so  bewegen  sich 
diese  Boten  oberhalb  der  Erdoberfläche  im  Aether  vorwärts,  Ist 
nun  die  Erde  in  Ruhe,  so  werden  alle  Boten  nach  allen  Seiten 
gleich  schnell  forteilen  und  nach  einer  Sekunde  werden  sie,  auf 
der  Erde  gemessen,  auf  der  Peripherie  eines  Kreises  mit  dem 
Radius  300  000  km  angekommen  sein.  Wie  ist  es  nun  aber, 
wenn  die  Erde  sich  in  bezug  auf  den  Aether  bewegt  V  Und  das 
tut  sie  ja  sicher,  da  sie  sich  schon  um  die  Sonne  bewegt.  In  der 
Bewegungsrichtung  der  Erde  wird  die  Erde  unter  den  Boten  hin- 
wegeilen, diese  werden  in  einer  Sekunde  nicht  so  weit  gekommen 
sein  als  vorher.  Der  Kilometerstein  300  000  läuft  ihnen  gleich- 
sam davon,  sie  werden  bis  zur  Erreichung  desselben  eine  längere 
Zeit  brauchen.  Wie  ist  es  in  der  entgegengesetzten  Richtung  ? 
Hier  kommt  der  Kilometerstein  300  000  den  Boten  entgegen.  Sie 
werden  ihn  in  kürzerer  Zeit  erreichen  oder  in  einer  Sekunde 
einen  größeren  Weg  zurücklegen.  Mit  andern  Worten,  die  Ge- 
schwindigkeit der  Boten,  d,  h.  der  Weg  in  einer  Sekunde,  müßte 
in  den  verschiedenen  Richtungen  ein  verschiedener  sein.  Ich 
könnte  leicht  die  Richtung  herausfinden,  in  welcher  die  Ge- 
schwindigkeit die  kleinste  ist.  Damit  hätte  ich  die  Bewegungs- 
richtung der  Erde  in  bezug  auf  den  Aether,  den  absoluten  Raum, 
und  könnte  aus  zwei  Messungen  in  entgegengesetzter  Richtung 
dann  auch  leicht  die  absolute  Größe  dieser  Geschwindigkeit  fest- 
stellen. Das  wäre  aber  ein  Widerspruch  zum  Relativitätsprinzip, 
denn  ich  hätte  durch  Messungen  innerhalb  eines  Systems  die 
absolute  Bewegung  desselben  festgestellt.  Nun  hat  sich  durch 
Versuche  ergeben,  daß  tatsächlich  für  die  Lichtgeschwindigkeit 
in  beliebigen  Richtungen  immer  derselbe  Wert,  nämlich  300  000 
km  in  der  Sekunde,  herauskofunit.  Wie  ist  dieser  Widerspruch 
zu  erklären  ? 


—  4r» 


5.  Der  Michelsonsche  Versuch. 

Versuch,  der  das  soeben  genannte  Resultat  er- 
bracht hat,  ist  in  der  Abb.  1 
dargestellt.  Von  A  ans  geht  ein 
Lichtstrahl,  der  bei  P  auf  eine 
Glasplatte  trifft.  Ein  Teil  des 
Lichtes  wird  reflektiert  nach  Q 
und  dort  von  einem  Spiegel  in 
der  ankommenden  Richtung  zu- 
rückgeworfen. Ein  anderer  Teil 
des  Lichts  geht  nach  R  und  wird 
dort  ebenfalls  reflektiert.  Wenn 
beide  wieder  in  P  angekommen 
JQ^sind,  haben  sie,  wenn  PQ---PR-=/ 
ist,  denselben  Weg  zurück  gelegt. 
Beim  Zusammentreffen  der 
Wellen  treten  daher  ganz  be- 
stimmte, imVoraus  zu  berechnende  Gangunterschiede,  d.h. Interferen- 
zen, auf.  Bewegt  sich  dagegen  das  System  durch  den  Aether  und 
falle  die  Bewegung  mit  der  Geschwindigkeit  v  in  die  Richtung 
von  P  nach  Q,  so  ist,  wenn  die  Lichtgeschwindigkeit  c  ist,  zum 

Durchlaufen  von  PQi  die  Zeit erforderlich,  zum  Durchlaufen 


von  QiPi    die  Zeit 


/ 


c-fv 


/ 


■f 


/ 


lür    die    Gesamtstrecke 
2  /  c  2  / 


Zum 
2/ 


c-|-v 
Durchlaufen 


-v^ 


also 


1 


die  Zeit 
1 


der    Strecke  PRP   oder  PR,P,   ist 


c- 
nötig 


Die  beiden  Zeiten  sind  nicht  gleich,  der  Unterschied 


V   C--V- 
in  den  beiden  Zeiten  ist  vielmehr  in  erster  Annäherung: 


/ 


V- 


Um  diesen 


Betrag 


ist  die  zuerst  betrachtete  Zeit 


c  c- 

länger  als  die  zweite. 

Wäre  also  der  Apparat  in  der  angegebenen  Weise  justiert, 
so  mutete  sich  eine  Veränderung  der  Interferenzen  je  nach  der 
Größe  von  v  ergeben.  Da  ich  nun  die  wahre  Bewegungsrichtung 
der  Erde  nicht  feststellen  kann,  so  weiß  ich  nicht,  wann  PQ  tat- 


-  46  — 

sächlich  in  dieser  Bewegunosrichtuno;  h'egt.  Durch  Drehen  des 
Apparates  würde  ich  aber  in  der  Lage  sein,  die  Aeuderiiiig  der 
Interferenzen  zu  erlialten.  Dieser  Versuch,  der  zuerst  von  Michelson 
ausgeführt  wurde,  hat  nun  aber  stets  negative  Resultate  gehabt. 
Wie  läßt  sich  das  erklären  ? 

Erstens  könnte  ich  annehmen,  daß  die  Erde  den  Aether 
mit  sich  führt.  Dann  wäre  der  Apparat  in  bezug  auf  den  Aether 
in  Ruhe  und  ein  Unterschied  in  den  Zeiten  würde  nicht  auftreten. 
Es  haben  aber  andere  Experimente,  vor  allem  der  Fizeausche 
Versuch,  bei  dem  die  Geschwindigkeit  des  Lichts  in  zwei  Wasser- 
r()liren  von  entgegengesetzter  Str(')mungsrichtung  gemessen  wurde, 
gezeigt,  daß  die  Kchper  den  Aether  nicht  mitführen.  Die  zweite 
M()glichkeit  wäre  folgende  :  I3ie  Geschwindigkeit  des  Lichts  im 
ruhenden  Aether  wäre  in  den  verschiedenen  Richtungen  eine 
verschiedene.  Es  haben  sich  aber  keine  Anhaltspunkte  ergeben, 
die  diese  Annahme  rechtfertigen,  im  Gegenteil  zahlreiche  Be- 
obachtungen sprechen  dagegen.  Es  bleibt  also  nur  die  Annahme, 
daß  an  den  andern  Größen,  die  in  unsere  [Rechnung  eingehen, 
irgend  etwas  nicht  in  Ordnung  ist.  Lorentz  nahm  an,  daß  sich 
eine  Strecke  verkürzt,  wenn  sie  in  ihrer  eigenen  Richtung  gegen 
den  Aether  bewegt  wird.  Wäre  das  der  Fall,  so  dürfte  ich  in 
beiden  Fällen  nicht  mit  demselben  /rechnen,  und  der  Widerspruch 
wäre  aufgeklärt.  Dann  könnte  ich  auch  das  Beispiel  mit  den 
Lichtboten  im  vorigen  Abschnitt  erklären.  Läuft  der  Kilometer- 
stein 300  000  den  Boten  unter  den  Füßen  fort,  so  verkürzt  sich 
andererseits  die  Strecke  in  demselben  Maße,  sodaß  für  die  Ge- 
schwindigkeit derselbe  Wert  herauskommt.  Diese  Verkürzung  der 
Strecken  hätte  nun  aber  auch  auf  andere  Weise  bemerkt  werden 
müssen,  und  da  alle  Versuche,  sie  aufzufinden,  gescheitert  sind, 
karii  Einstein  auf  die  Idee,  daß  auch  noch  andere  Größen  in  der 
Rechnung,  wenn  auch  nicht  direkt,  vorkommen.  Diese  anderen 
Grrȧen  sind  die  Zeiten.  Wir  haben  immer  von  Geschwindigkeiten 
geredet.  Eine  Geschwindigkeit  ist  aber  ein  Weg  dividiert  durch 
eine  Zeit.  Rechnen  die  verschiedenen  Boten  in  meinem  Gedanken- 
experiment nicht  mit  denselben  Zeiten,  sondern  haben  sie  Uhren, 
deren  Gang  von  der  Geschwindigkeit  in  bezug  auf  die  Erde,  von 
der  aus  ich  beobachte,  abhängig  ist,  so  können  sich  zur  Zurück- 
legung der  Wege  in  den  verschiedenen  Richtungen  doch  gleiche 
Geschwindigkeiten  ergeben.  Rechnen  beispielsweise  die  Boten, 
denen  die  Erde  unter  den  Füßen  fortläuft,  mit  längeren  Sekunden, 
so  ergibt  sich  trotzdem  für  die  längere  Strecke  dieselbe  Ge- 
schwindigkeit. Wird  auf  den  beiden  Achsen  des  Michelsonschen 
Apparats  mit  verschiedenem  Zeitmaß   gemessen,    so    ist  das  Re- 


—  47  - 

sultat  erklärbar.  Der.  Versiicfi  tiilirt  zu  der  Konsequenz,  daß 
erstens  die  .Lichti;eschwindigkeit  in  dlleii  Systemen  denselben 
Wert  hat  und  daß  es  zweitens  eine  absolute  Zeit  nicht  gibt. 
Um  diese  Folgerungen  richtig  zu  verstehen,  müssen  wir  darüber 
einige  weitere  Ausführungen  machen. 

6.  Die  Gleichzeitigkeit. 

Wie  bestimme  ich,  daß  zwei  Ereignisse,  die  an  verschiedenen 
Orten  vor  sich  gehen,  gleichzeitig  sind  ?  Sehr  einfach,  wird 
man  sagen,  indem  man  an  jedem  Ort  nach  der  Uhr  sieht.  Welches 
ist  aber  die  Voraussetzung  hierfür  ?  Offenbar  die,  daß  es  an 
den  beiden  Orten  synchrone  Uhren  gibt.  Wie  kann  ich  mir  nun 
aber  das  Gleichlaufen  der  beiden  Uhren  herstellen  ?  Ein  Weg 
wäre  der,  daß  ich  die  Uhren  nebeneinander  vergleiche  und  dann 
die  eine  Uhr  an  den  entfernten  Ort  bringe.  Dabei  ist  voraus- 
gesetzt, daß  die  Uhr  durch  die  Bewegung  in  ihrem  Gang  nicht 
beeinflußt  wird.  Daß  tatsächlich  eine  solche  Beeinflussung  mög- 
lich ist,  werden  wir  später  sehen,  es  muß  also  dieser  Weg  für 
uns  ausscheiden.  Eine  andere  Möglichk;,Mt,  die  auch  in  der 
Praxis  allgemein  angewandt  wird,  ist  die  durch  Signale.  Zu- 
nächst die  akustischen  Signale. 

Wir  wollen  annehmen,  wir  hätten  drei  Schiffe,  die  in 
gleichen  Abständen  voneinander,  hintereinander  auf  einem  Fluß 
liegen.  Gibt  dann  das  mittlere  Schiff  um  12  Uhr  ein  Signal, 
so  können  die  beiden  andern  ihre  Uhren  nach  diesem  Signal 
stellen.  Dabei  ist,  wenn  ich  genaue  Zeit  haben  will,  noch  zu 
berücksichtisjen,  daß  der  Schall  von  dem  mittleren  Schiff  zu  den 
andern  Schiffen  eine  gewisse  Zeit    braucht.       Ist   die  Entfernung 

der  Schiffe  a,  so  müßten  die  beiden  Uhren   um  — ^ —  Sekunden 

V 

nach  12  gestellt  werden,  wenn  v  die  Schallgeschwindigkeit  ist. 
Was  ist  dann  aber  noch  vorausgesetzt?  Es  ist  angenommen, 
daß  die  Schiffe  relativ  zur  Luft  sich  nicht  bewegen,  denn  andern- 
falls würde  ja  der  Schall  zu  dem  einen  Schiff  kürzere  Zeit  brauchen 
als  zu  dem  andern.  Würde  also  eine  und  dieselbe  Methode 
der  Zeitregulierung  auf  zwei  verschiedenen  Schiffstripeln  ange- 
wandt werden,  von  denen  das  eine  ruht  und  das  andere  sich 
bewegt,  so  würden  die  beiden,  wenn  sie  aneinander  vorüber- 
gleiten, sehen,  daß  die  benachbarten  Uhren  verschiedene  Zeit 
zeigen.  Beim  Schall  könnte  ich  diese  Fehler  leicht  ausgleichen, 
indem  ich  verlange,  daß  die  „falschen"  Uhren  des  bewegten 
Systems  nach  den  „richtigen"  des  ruhenden  gestellt  werden.  Wie 
ist  es  nun  aber  beim  Licht  ?     Welches  System  in  bezug  auf  den 


-  48  — 

Aether  ruht,  weiß  ich  nicht,  ich  darf  also  nicht  verlangen,  daß 
die  Uhren  des  einen  Systems  nach  denen  des  andern  reguliert 
werden.  Ich  mnß  vielmehr  verlangen,  daß  jedes  System  für  sich 
die  vorgeschriebene  Art  der  Uhrenrcguliernng   anwendet. 

Wie  verhalten  sich  dann  aber  die  Uhren  in  den  ver- 
schiedenen Systemen?  Ich  nehme  an,  daß  (Vergl.  Abb.  2) 
^^  g^      D  nm     12     Uhr     ein     Lichtstrahl     von     A 

^ ==i  "^      ^^nach    B    gesandt    wird.        Wenn    dieser 

inB  eintrifft, zeigtdieUhrdort — ; —   Sekun- 


^  »  B  -M-^-ö ^. 

den  nach  12  Uhr.      Ueber  AB   möge  ein 
Au  1  riesengroßes  Luftschiff  gleiten  mit  der  Ge- 

schwindigkeit V  in  der  Pfeilrichtung.  Während  sich  Ai  über  A 
befindet,  soll  auch  die  Uhr  im  Luftschiff  12  Uhr  zeigen.  Reguliert 
auch  der  Beobachter    im  Luftschiff  seine  Uhren    selbständig,    so 

würde  er  in  B.  die  Uhr  auf   Sekunden  nach  12  Uhr  stellen 

c 

müssen,  wenn  sich  das  Ende  des  Luftschiffs  in  dieser  Zeit  von 
Bi  nach  Bj  bewegt.  Wenn  also  der  Lichtstrahl  in  B  bzw.  Bi 
angekommen  ist,  zeigt  die  Uhr  in  Bi  noch  nicht  soviel  als  in  B. 
Bewegte  Uhren  scheinen,  vom  ruhenden  System  aus  beurteilt, 
nachzugehen. 

Eine  Folge  davon  ist,  daß  der  Begriff  der  Gleich- 
zeitigkeit seine  absolute  Bedeutung  verliert.  Nach  der  bis- 
herigen Vorschrift  für  die  Uhrenregulierung  wissen  wir,  daß  wir 
eine  Zeitregulierung  von  einer  Signalübertragung  nicht  trennen 
können.  Die  Gleichzeitigkeit  zweier  Ereignisse  kann  ich  auch 
so  definieren,  daß  ich  sage,  die  beiden  Ereignisse  in  A  und  B 
sind  dann  gleichzeitig,  wenn  ich   sie  in   einem  in    der  Mitte  von 

AB    in    M    (Vergl.  Abb.  3)    angebrachten  ^^ Mi ß, 

Spiegel  gleichzeitig  sehe.     Denke  ich  mir  '     =^     '^  ' 

nun  aber  wieder  über  AB  ein  zweites  be- 
wegtes System  Ai  Bi,  etwa  das  Luftschiff,  A  M  B 
das    in    der    Ffeilrichtung    fährt,  so  frage 
ich,    wie    würde    dasselbe    Ereignis    vom                Abi.  3 

bewegten  System  aus  erscheinen  ?  Der  Beobachter  in  Mi  nähert 
sich  während  des  Vorgangs  dem  von  B  kommenden  Strahl,  er 
wird  ihn  zweifellos  früher  wahrnehmen  als  den  von  A  kommenden. 
Für  ihn  werden  also  diebeidenEreignissesichernichtgleichzeitigsein. 
Eine  Folge  davon  ist,  daß  auch  eine  Strecke  in  einem  System,  wenn 
sie  von  einem  dazu  bewegten  aus  betrachtet  wird,  nicht  dieselbe 
Länge  hat.     Längen  können  nämlich  nur  gemessen  werden,  wenn 


—  49  — 

ihre  Endpunkte  gleichzeitig  fixiert  werden.  Da  nun  aber  Gleich- 
zeitigkeit in  den  verschiedenen  Systemen  Verschiedenes  bedeutet, 
so  ist  es  klar,  daß  Abweichungen  eintreten  müssen.  Damit 
haben  wir  eine  andersartige  Erklärung  für  die  Lorentz-Kontraktion. 
Um  diese  Verhältnisse  quantitativ  verfolgen  zu  können,  müssen 
wir  zu  Formeln  und  graphischen  Darstellungen  greifen. 


sich 


Um   einen 
bekanntlich 


ö 


AU.A-. 


7.  Die  Transformationsgleichungen. 

Punkt  in  einer  Ebene  zu  fixieren,  bedient  man 
eines  Koordinatensystems.  Seien  in  Abb.  4 
Pi  und  Pj  zwei  Punkte  mit  den 
Koordinaten  Xi,  yi  bzw.  x-,  yj,  so 
ergibt  sich  für  ihre  Entfernung  nach 
dem  Lehrsatz  des  Pythagoras 

S-'=(X,.  —  Xi )  -'  -\-{y-:  — Vi)  '"■ 

oder,    wenn   ich   zwei    benachbarte 

~x'  Punkte  nehme : 

ds-=dx--[-dy' 

^  als  Gleichung  des  Linienelements. 
Stelle  ich  nun  dieselbe  Strecke  in 
einem  zweiten  Koordinaten-System, 

etwa  mit  den  verschobenen  Achsen  x',  y',  dar,  so  ergibt  sich,  da 
x-^x'-j-a  und  y=y'H-b : 
s-'--(x'...+a-x'i-a)-'+(y'.+b-y'i-b)~(x',-x',)-'+(y'.-y'i)^ 

d.  h.  es  ergibt  sich  derselbe  Wert  wie  vorher.  Man  sagt,  der 
Ausdruck  für  das  Linienelement  ist  invariant  gegen  die  Trans- 
formation der  Verschiebung.  Dasselbe  ergibt  sich,  wenn  ich  eine 
Drehung  des  Koordinatensystems  vornehme.  Ebenso  könnte  ich 
natürlich  auch  das  Koordinatensystem  fest  lassen  und  die  Strecke 
beliebig  drehen  und  verschieben.  Immer  erhalte  ich  dieselbe 
Länge.  Das  gleiche  gilt  von  Figuren,  sodaß  daraus  ohne  weiteres 
die  Gültigkeit  der  Kongruenzsätze  folgt.  Das  alles  erscheint 
selbstverständlich,  ist  es  aber  nicht.  Es  steckt  vielmehr  eine  ganz 
bestimmte  Voraussetzung  über  unsern  Raum  darin,  nämlich  die, 
daß  ich  Strecken  und  Figuren  ohne  Dimensionsänderungen  in  ihm 
verschieben  und  drehen  kann.  Daß  diese  Forderung  nicht  selbst- 
verständlich ist,  geht  daraus  hervor,  daß  sie  zwar  für  alle  Flächen 
gleicher  Krümmung  (z.  B.  Ebene,  Kugel)  gilt,  nicht  aber  für 
Flächen,  bei  denen  sich  die  Krümmung  von  Punkt  zu  Punkt  ändert. 
Zeichne  ich  z.  B.  auf  einer  Eifläche  ein  Dreieck  aus  drei  gleichen 
Seiten  und  verschiebe  dies,  so  sehe  ich  sofort,  daß  sich  die 
Winkel    und   die  Fläche    ändern.     Wir  wollen   aber  diesen  Fall 


50  — 


also  in 
einer 


AU.5. 

einem  System  die 
Sekunde    c    Meter 


vorlaufig  nicht  weiter  betracliten,  sondern  wollen  uns  fragen, 
welche  Beziehungen  zwischen  ikn  Koordinaten  eines  festen  und 
denen  eines  bewegten  Systems  bestehen.  Bewegt  sich  das  zweite 
System  mit  der  Geschwindigkeit  v  gegen  das  erste  in  Richtung  der 
X-Achse  und  zwar  so,  daß  die  y-  und  z-Achsen  beider  Systeme 
einander  parallel  laufen,  so  gelten 
nach  Abb.  5  die  Beziehungen: 
2)  x'=x-vt,y'=y,z'=z,t'=t, 
da  ja  zur  Zeit  t  das  bewegte  System 
das  Stück  vt  vorgerückt  ist.  Diese 
Gleichungen  werden  als  Galilei- 
Transformation  bezeichnet.  Sie 
bildeten  die  Grundlage  der  klassischen' 
Mechanik.  Das  wichtigste  Merkmal 
der  Gleichungen  ist,  daß  die  Zeit  in 
beiden  Systemen  dieselbe  bleibt.  Ist 
Zeit  so  definiert,  daß  das  Licht  in 
zurücklegt,  so  gilt  diese  Definition  nicht  mehr  in  einem  zweiten. 
Lasse  ich  z.  B.  zu  einer  bestimmten  Zeit  in  einem  bestimmten 
Punkt  des  ersten  Systems  ein  Lichtsignal  abgehen,  so  breitet 
sich  dieses  in  Form  einer  Kugel  nach  allen  Seiten  gleichförmig  aus. 
Betrachtet  der  Beobachter  im  bewegten  System  diese  Kugel,  so 
kann  er  sie  unmöglich  als  Kugel  mit  seinem  Standort  als  Mittel- 
punkt ansehen,  da  ja  in  Richtung  der  Fortbewegung  sich  in  seinem 
System  das  Licht  langsamer,  in  entgegengesetzter  Richtung  schneller 
weiterbewegt.  Wir  haben  nun  schon  gesehen,  daß  nach  der 
Einsteinschen  Forderung,  die  sich  aus  einer  Konsequenz  aus  Ver- 
suchen und  Ueberlegungen  ergab,  die  Uhrenregulierung  in  beiden 
Systemen  unabhängig  von  einander  auf  gleiche  Weise  geschehen 
muß.  D.  h.  die  Kugel  der  Lichtausbreitung  in  dem  einen  System 
muß  auch  in  dem  bewegten  als  Kugel  um  den  jeweiligen  Beobachter 
als  Mittelpunkt  erscheinen.  Mathematisch  heißt  das, 
jenige  Transformation  gesucht  werden,  die  die 
Lichtausbreitung  in  dem  ruhenden  System 


es  muß  die- 
Gleichung   der 


x--f-y-'+z'=c-t- 
in  die  gleiche  im  zweiten  System 

x'-+y''+z'-^=c-t'- 

überfülirt.  Die  Transformationsgleichungen,  die  dieses  leisten, 
stammen  von  Lorentz  und  werden  als  Lorentz- Transformation  be- 
zeichnet.   Sie  lauten; 


51   — 


X — vt 


t— 


x'^ 


3) 


V 


,y'=y,z'=z.    t'= 


vx 


1— 


v^ 


und  umoekclirt 

x4-vt' 


4) 


V 


y=y',z^z',   t= 


V    ~"v^ 


c- 


1  — 


V- 


V 


1  — 


Als  wichtigstes  Resultat  sehen  wir,  daß  die  Zeiten  in  den  beiden 
Systemen  verschieden  sind,  wie  wir  dies  auch  schon  aus  den 
früheren  Ueberlegungen  geschh)ssen  haben.  Soll  nämlich  der 
Kreis  der  Lichtausbreitung,  wenn  wir  nur  die  x,  y— Ebene  be- 
trachten, zu  einer  gewissen  Zeit  auch  dem  bewegten  Beobachter 
als  Kreis  erscheinen,  so  müssen  eben  die  Lichtpunkte,  die  als 
gleichzeitig  gesehen  werden,  nicht  dieselben  sein.  Zeigen  bei- 
spielsweise die  in  Fig.  6  mit  1  bezeich- 
neten Uhren,  an  denen  das  Licht  im 
ruhenden  System  nach  einer  Sekunde 
angekommen  ist,  die  Zeit  1,  so  müssen 
im'bewegten  System  die  Uhren  1'  (beide  -f| 
Male  ist  der  Radius  des  Kreises  c)  die 
Zeit  1  zeigen.  Eine  weitere  Folgerung 
aus  den  Formeln  ist  die,  daß  es  Ueber- 
lichtgeschwindigkeiten  nicht  gibt,  denn 
dann  wird  die  Wurzel  imaginär.  Zwei 
Ereignisse,  die  an  verschiedenen  Orten 
im  ersten  System  gleichzeitig  vor  sich 
gehen,  haben,  wie  aus  der  letzten  Gleichung  von  (4)  folgt,  im  zweiten 
die  Zeitdifferenz 


Au.G 


5) 


ti'-t.'=      ,,  (x.'-x,') 
c- 


Ferner  ändert  sich  die  Entfernung  zweier  Punkte.     Es  wird  wie 
aus  der  ersten  Gleichung  von  3)  folgt: 

(X2— Xj)  

xj' — Xi'=  oder  xj — Xi  =  (x/  -'Xi')  •  V        v'^ 

6)  V —  I  1  - 


1 


V- 
c- 


Es  tritt  also  eine  Verkürzung  ein. 


-  52  — 

Ein  Vorgang,  der  sich  an  einem  bestimmten  Punkt  x'  des 
bewegten  Systems  abspielt  und  dort  f.— t'i  Sekunden  dauert, 
hat,  in  den  Einheiten  des  ruhenden  Systems  gemessen,  wie  aus 
der  letzten  Gleichung  von  (3)  folgt,  die  Zeitdauer 

t..>-ti  

t,,'_t/  =  oder  t,— t,  =  (t,'— t,')  •  V        v 

7)  y-^"-^ 


'-t^ 


1 

c- 


Für  die  Anzahl  Sekunden  im  ruhenden  System  ergibt  sich  dem- 
nach ein  kleinerer  Wert.  Wir  sehen  also,  daß  sich  die  Zeiten 
und  die  Strecken  ändern,  wenn  sie  vom  ruhenden  System  aus 
betrachtet  werden,  und  zwar  erscheint  die  Strecke  verkürzt,  die 
Uhr  scheint  langsamer  zu  gehen. 

8.  Die  Uhrenregulierung. 

Wir  können  uns  dieses  Resultat  auch  noch  folgendermaßen 
veranschaulichen.  Wenn  wir  in  einem  System  1,  das  wir  als  das 
ruhende  bezeichnen  wollen,  in  den  Abständen  a  voneinander 
Uhren  aufstellen  und  diese  synchron  regulieren,  so  erhalten  wir 
das  in  der  Abb.  7  dar- 
gestellteBild.  ImSystem  „ 
11,  das  sich  in  der  Pfeil-  ^ 
richtung  mit  der  Ge- 
schwindigkeit v  bewegt,  i 
soll  nun  eine  von  I  un- 
abhängige Uhrenregu- 
lierunggelten.  Nach  den 

in  der  Abb.  2  darge-  ^^^"^ 

legten  Verhältnissen 
müssen  wir  die  Zeiger- 
stellung in  der  aus  der  ^ 
Abb.  7  ersichtlichen 
Form  vornehmen,  wenn 
zu  Beginn  der  Zeitrech- 
nung die  Uhr  Ui'  sich 
gerade  überUi  befindet. 

Denn    wenn    zur    Zeit  AttS. 

Null  von  Ui  ein  Lichtstrahl  ausgesandt  wird,  der  zu  einem  ge- 
wissen Zeitmoment  in  Uj  angekommen  ist,  so  liedeutet  dieser 
Zeitmoment  nicht  dasselbe  im  bewegten  System,  vielmehr  ist  die 
Uhr  U;;'  während  dessen  ein  Stück  nach  rechts  gerückt  und  wenn 


53  - 


auch  im  zweiten  System  der  Lichtstrahl  zum  Durchlaufen  der 
Strecke  a  dieselbe  Zahl  von  Zeiteinheiten  gebrauchen  soll,  so 
muß  die  Uhr  Uj'  am  Beginn  der  Zeitrechnung  um  ein  bestimmtes 
Stück  hinter  Uj  zurückgestellt  sein.  Dasselbe  gilt  von  U.;'  usw. 
Umgekehrt  ist  es  auf  der  linken  Seite.  Braucht  der  Lichtstrahl, 
um  von  Ui  nach  Ut  zu  kommen,  eine  Anzahl  von  Zeiteinheiten 
und  soll  er  bei  derselben  Anzahl  von  Zeiteinheiten  im  bewegten 
System  von  UT  nach  Ui'  kommen,  so  muß  die  Uhr  in  Ui'  vor- 
. gestellt  sein,  da  sie  ja  den  Lichtboten  entgegenkommt. 

in  welcher  Weise  ich  quantitativ  die  Uhrenregulierung  vor- 
zunehmen habe,  sagt  der  Michelsonsche  Versuch  aus:  Geht  ein 
Lichtstrahl  vom  Ort  Ui   nach  U::  und  wird  dort  nach  Uj   reflektiert 

so  habe  ich  die  Uhr  in  Uj  auf  — -    zu  stellen,    wenn  t    die  Zeit 

bis  zur  Rückkehr  des  Lichtstrahls  in  Ui  angibt,  Ist  x  der  Abstand 
eines  Beobachters  im  System  1  vom  Anfangspunkt  Ui,  so  ist  nach 
der  letzten  Gleichung  der  Formel  3)  der  Stand  der  gerade  über 
ihm  befindlichen  Uhr  des  2.  Systems  gegeben  durch 

vx  vx 

c^"  "c"^ 


t' 


V 


1— 


bezw.  —  auf  der  linken  Seite  —  durch  t'  —  y 


Trage    ich 
t=0  grapi 

i-i' 


c-  c- 

die    Differenzen    der   Zeigerstcllungen    t— t'   zur  Zeit 
lisch  auf,    so  ergibt  sich  das  Bild  der  Figur  9,    wo  die 
geneigte  Gerade  die  Gleichung  hat: 

vx 


c^' 


8) 


t-f  = 


V 


1- 


v^ 
? 


Betrachten  wir  jetzt  einen  Zeitmoment,  in  dem 
das  System  II  sich  um  das  Stück  a  nach  rechts 
bewegt  hat,  so  ist  die  dazu  benötigte  Zeit 

V 

und  nach  der  letzten  Gleichung  (3)  ist 

a  vx 


AuT 


t'  = 


V" 


1-  -. 


54 


Bereclinet  man  jetzt  die  Differenz  t— t',  so  ergibt  sich,  wenn  man 

V- 

Reilienentwickliing 


die  höheren  Potenzen  von 
V        ^ 


c- 


in    der 


von 


1 —  .^  vernachlässigt,    die  Gleichung 


t- 


AUlO. 


9) 

Wir  erhalten  also  das  durch  die  Figur  10 
dargestellte  Bild.  Unsere  Uhren  würden  zur 
Zeit  t,  wenn  diese  Zeit  gerade  durch  einen 
Umlauf  unserer  Zeiger  ausgedrückt  wäre,  etwa 
die  in  Figur  8  gezeichnete'Stellung  einnehmen. 
Aus  dieser  Veranschaulichung  der  Zeiger- 
Stellung  erhalten  wir  nun  auch  sofort  eine 
Klarstellung  über  den  G  a  n  g  der  Uhren. 
Betrachten  wir  z.  B.  die  bewegte  Uhr  Ui' 
vom  System  I  aus,  befinden  wir  uns  also 
gegenüber  U/,  d.  h.  in  Ui  bezw.  Uj,  so  ist 
am  Anfang  das  Bild  7  und  am  Schluß  das  Bild  8  maßgebend. 
Während  die  Uhr  meines  Standpunktes  eine  volle  Umdrehung 
gemacht  hat,  ist  die  bewegte  noch  nicht  so  weit  fortgeschritten, 
sie  scheint  langsamer  zu  gehen.  Das  geht  auch  ohne  weiteres 
aus  der  Abb.  10  hervor;  denn  im  Punkte  U.-  bezw.  U/  ist  t— t' 
positiv,  d.  h.  t  ist  größer  als  f.  Dasselbe  gilt,  wenn  ich  die 
ruhende  Uhr  vom  bewegten  System  aus  betrachte,  ich  mich  also 
im  System  II  dauernd  gegenüber  Ui  aufhalte  und  den  Gang  dieser 
Uhr  verfolge.  Am  Anfang  ist  die  Zeigerstellung  der  Abb.  7  maß- 
gebend und  am  Schluß  die  der  Abb.  8.  Während  in  dem  System, 
in  dem  ich  mich  aufhalte,  die  Uhr  mehr  als  eine  Umdrehung  ge- 
macht hat,  ist  im  System  I  nur  eine  Umdrehung  vollzogen.  Die  Uhr 
des  Systems  1  scheint  vom  System  11  aus  betrachtet  ebenfalls 
nachzugehen.  Das  lese  ich  auch  direkt  aus  der  Zeichnung  10 
ab,  da  im  Punkte  Ui  t — t'  negativ  ist,  d.  h.    t'  größer    als  t  ist. 

9.  Die  Raum-Zeit  Welt. 

Um  uns  die  oben  entwickelten  Resultate 
noch  etwas  anschaulicher  darzustellen,  be- 
nutzen wir  eine  graphische  Darstellung. 

In  der  Abb.  11  ist  ein  sogenannter 
graphischer  Fahrplan  gegeben.  Auf  der 
wagerechten  Achse  sind  die  Strecken,  auf 
der  senkrechten  die  Zeiten  aufgetragen. 
Bewegt  sich  ein  Fisenbahnzug  auf  der  wage- 
rechten X-Achse  vom  Anfangspunkt  aus  nach 
rechts,  so  kann  ich  seine  Bahn  auch  so  be- 


AU11 


55  - 


schreiben,  dali  ich  jctlein  I^mkt,  in  dem  er  sich  befindet,  eine 
bestimmte  Zeit  zuordne.  Legt  derZng  l)eispielsweise  in  der  Zeitein- 
heit die  Strecke  2  zurück,  so  entsteht  das  Bild  der  Geraden  1, 
wälirend,  falls  in  der  Zeiteinheit  die  Streckeneinheit  zurückgelegt 
wird,  das  Bild  der  Geraden  2  entsteht.  Die  Geraden,  oder  im 
allgemeinen  Fall  die  Kurven,  können  als  die  Raum-Zeit-Linien 
oder  die  Weltlinien  des  Zuges  bezeichnet  werden.  Denn  es  ist 
klar,  sobald  wir  nicht,  wie  hier  im  Beispiel,  die  Bewegung  ledig- 
lich auf  die  x-Achse  beschränken,  sondern  eine  Bewegung  in  der 
Ebene  zulassen,  so  tritt  die  Zeit  t  als  dritte  Koordinate,  bei  einer 
Bewegung  im  dreidimensionalen  x — y  — z — Raum  tritt  t  als  vierte 
Koordinate  hinzu. 

Wie  ist  es  nun,  wenn  wir  die  Bewegung  des  durch  die 
Gerade  1  betrachteten  Zuges  von  einem  zweiten  Koordinatensystem 
aus  betrachten,  das  mit  der  Geschwindigkeit  v  zum  ersten  grad- 
linig gleichförmig  längs  der  x-Achse  bewegt  wird?  Während 
zu  einer  gewissen  Zeit  t  sich  der  Zug  in  P,  d.  h.  um  das  Stück 
x  von  o  entfernt  befindet,  ist  P  im  zweiten  System  erst  um  das 
Stück  X— vt  vorwärts  gekommen,  da  sich  ja  das  zweite  System 
selbst  mit  der  Geschwindigkeit  v  in  derselben  Richtung  vorwärts 
bewegen  sollte.  Wir  sehen  also,  daß  wir  die  Koordinaten  von  P 
an  einer  beliebigen  Stelle  der  Ebene  durch  das  in  Abb.  11  dar- 
gestellte schiefwinklige  Koordinatensystem  x,  t'  erhalten.  Da  das 
Zeitmaß  des  zweiten  Systems  genau  dasselbe  sein  soll  wie  das 
des  ersten,  so  fällt  die  x-Achse  mit  der  x'-Achse  zusammen,  da 
auf  beiden  t=t'=^0  ist.  Die  t'-Achse  ist  die  Weltlinie  des  Null- 
punktsdeszweiten Systems,  des  Punktes  x'^=0.  Ich  kann  also  die  in 
der  Abb.  5  dargestellte  Tatsache  des  Fortbewegens  des  2.  Systems 
besser  in  der  Form  der  Abb.  11  darstellen,  wo  die  Wanderung 
des  Anfangspunktes  des  zweiten  Systems  in  der  Form  eines 
graphischen  Fahrplans  dargestellt  wird.  Das  Auffallende  ist,  dal^ 
während  die  t-Achse  gedreht  wird,  die  x-Achse  in  ihrer  Lage 
verharrt.  Wir  werden  sofort  sehen,  daß  dieses  eine  Folge  unserer 
Festsetzung  über  die  Uhrenregulierung  ist,  indem  angenommen 
wurde,  daß  stets  t'=t  sein  soll. 

Stellen  wir  nämlich  einmal  unsere 
frühere  Ueberlegungüber  die  Aussendung 
von  Schall-  oder  Lichtsignalen  in  dieser 
Weise  graphisch  dar.  In  der  Abb.  12 
sei  C  der  Punkt,  von  dem  aus  zur  Zeit 
t— 0  Lichtstrahlen  ausgehen.  Die  Welt- 
linien für  die  nach  beiden  Seiten  aus- 
gehenden Lichtstrahlen  sind  durch  die 
Geraden    C    Ai   und  C  B^  dargestellt, 


t 

k 

B. 

0 

^            c 

ä 

Au  12. 


56 


AU13 


die  unter  einem  Winkel  von  45*^  verlaufen,  wenn  die  Einheit  auf 

der  t-Acl)se       beträi»!.     Die  Weltlinien    der  beiden   im  gleichen 

c 

Abstände  von  C  befindlichen  Punkte  Aund  B  sind  durcli  die  Geraden 
AAi  undBBi  dargestellt.  Wir  sehen  sofort,  daß  die  Lichtstrahlen 
gleichzeitig  in  A  und  B  eintreffen,  denn  die  Punkte  Ai  und  Bi  haben 
'dieselbe  t-Koordinate.  Wie  ist  es  nun  aber,  wenn  dieses  Ereignis 
von  einem  mit  der  Geschwindigkeit  v  bewegten  Beobachter  aus 
betrachtet  wird  ?  Wie  die  Abb.  13 
zeigt,  treffen  die  Lichtstrahlen  die 
in  diesem  System  ruhenden  Punkte, 
die  durch  die  Weltlinien  AA^.  und 
BB.-  dargestellt  sind,  in  den  beiden 
Punkten  Aj  und  Bj,  die  nicht  gleich- 
zeitig sind.  Ich  kann  aber  ein 
System  finden,  in  dem  auch  diese 
Weltpunkte  dasselbe  t'  haben,  in- 
dem ich  eine  x'-Achse  wähle,  die'^' 
AjB-  parallel  ist.  Soll  also  die  von 
C  ausgehende  Lichtwelle  in  jedem 
bewegten  System  als  Kugel  um  den 
Beobachter  erscheinen  (d.h.  für  beliebig  geneigte  t'-Achsen),  so  muß  ich 
auchentsprechend  geneigte  x'-Achsen  nehmen.  Damit  ist  dicBeziehung 
t'^ taufgehoben  und  es  gelten  die  früher  besprochenen  Gleichungen 
tler  Lorentz-Transformation.  Zwei  beliebige  Weltpunkte  Pi  und 
Pj  d.  h.  zwei  Ereignisse,  die  an  verschiedenen  Orten  zu  ver- 
schiedener Zeit  sich  ereignen,  können  in  einem  geeignet  gewählten 
Koordinatensystem  gleichzeitig  erscheinen,  ebenso  können  gleich- 
zeitige Ereignisse  als  verschiedenzeitig  gedeutet  werden  je  nach 
der  Wahl  des  Bewegungszustandes  des  zweiten  Systems.  Doch 
gelten  diese  Sätze  mit  einer  gewissen  Einschränkung.    Wie  Abb.  14 

zeigt,  kann  ich  den  Weltpunkt  Pi  nur  gleich- 
zeitig mit  0  sich  ereignen  lassen,  wenn  er  inner- 
halb des  Winkelraumes  liegt,  der  von  der  x- 
Achse  und  der  Lichtausbreitungsgeraden  O  A 
gebildet  wird,  im  andern  Falle  würden  sich 
nämlich  für  die  t-Achse  stärkere  Neigungen 
ergeben  als  45",  d.  h.  das  zweite  System 
müßte  sich  mit  Ueberlichtgeschwindigkeit  fort- 
^  pflanzen,  was  ausgeschlossen  ist.  Was  heißt 
es  aber,  daß  P  innerhalb  des  Winkelraumes 
AOX  liegen  muß?  Wenn  jemand  Pi  von  O 
aus  erreichen  will,    so  n^uß  er  sich  auf  der 


-4UK 


—  57 


eigiiis 
Wemi 
finden, 


Weltlinie  OPj  bewegen,  d.  li.  mit  einer  Geschwindigkeit,  die 
größer  ist  als  die  Lichtgeschwindigkeit.  Pi  kann  also  kein  Br- 
sein,  das  als  Wirkung  von  0  aufgefaßt  werden  kann, 
letzteres  der  Fall  wäre,  könnte  man  auch  leicht  Systeme 
in  denen  sich  Ursache  und  Wirkung  im  ersten  System  im 
zweiten  in  das  Gegenteil  verkehren.  Wie 
Abb.  15  zeigt,  ist  das  ebenfalls  nur  bei 
Ereignissen  möglich,  die  im  ersten  System 
nicht  in  der  Abhängigkeit  von  Ursache  und 
Wirkung  zueinander  stehen,  d.  h.  nicht  mit 
Unterlichtgeschwindigkeit  voneinander  er- 
reicht werden  können. 

Auf  Grund  dieser  Betrachtungen  ist 
es  wichtig  einzusehen,  daß  nicht  wie  in  der 
alten  Mechanik  die  Zukunft  von  der  Ver- 
gangenheit einfach  durch  eine  Gerade  bzw. 
Ebene  senkrecht  zur  t-Achse  getrennt  wird. 
Wir  haben  vielmehr  die  in  der  Abb.  16 
dargestellten  Verhältnisse,  wo  wir  wiederum 
immer  nur  in  derersten  räumlichen  Dimension 
Wenn  0  ein  bestimmtes  Ereignis  ist,  so  wird 


AU15. 

X  bleiben  wollen. 

die  Zukunft  von  der  Vergangenheit  zwar  durch  die 

getrennt,    wir    müssen    aber    bei    der 

Zukunft    zunächst    die  aktive  Zukunft 

(die  Folgen  des  Ereignisses)  von  einem 

Gebiet  unterscheiden,   in  dem  „andere 

Ursachen  derselben  Folgen"  liegen,  die 

aber    auf    das    Ereignis   selbst   weder 

Einfluß  haben  noch  von  ihm  beeinflußt 

werden  können.     Ebenso  steht  es  mit 

der  Vergangenheit.    Die  passive  Ver- 

gangenheit(dieUrsachen  des  Ereignisses) 

sind  getrennt  von    einem    Gebiet    der 

Vergangenheit,  in  dem  „andere  Folgen 

derselben   Ursachen"  liegen,   die  aber 

mit  dem  betrachteten  Ereignis  in  keinem 

Zusammenhang  stehen.    Die  Weltlinie 

durch  eine  beliebige  Kurve,    etwa  1, 


Gerade  t=0 


paktiv*  Vtr« 


AUU. 

des  Ereignisses  selbst  ist 
die  aus  der  passiven  Ver- 
gangenheit in  die  aktive  Zukunft  hineinragt,  dargestellt. 

Mit  Hülfe  dieser  graphischen  Darstellung  können  wir  auch 
die  Frage  beantworten,  ob  die  Lorentz-Kontraktion  und  die  Zeit- 
dilatation tatsächlich  oder  nur  scheinbar  erfolgen.  Wie  aus  der 
Abb.  17  ersichtlich  ist,   stellt  ein   im  x,  t-System    ruhender  Stab 


t 

1/ 
x/ 

p 

-^ 

A'x    / 

l 

-^ 

0 

1--J 

—  58  — 

von  der  Länge  a  eine   Sclinr  von  Welt- 
linien   dar,   die   in   der   Fignr   durch   den 
schraffierten  Balken  dargestellt  sind.  Gehe 
ich    zu  einem    andern    System    über,    so 
heißt  das,  ich  schneide  aus  dem  Stab  ein 
anderes  Stück  heraus,    und   dieses  wird, 
'^  je  nach  dem  neuen  Maßstab  eine  andere 
Länge  haben.      Aus   der   Figur   ist    auch 
ohne  weiteres  die  Aenderung  der  Längen 
X  und    Zeiten    ersichtlich,    wenn    man    die 
Koordinaten    des    Punktes    P    betrachtet. 
Längeneinheit  und  Zeiteinheit  sind  dabei 
^''tl'7.  in  beiden  Systemen,  solange  beide  ruhen, 

dieselben,  von  solchen  Einheiten  kann  man  überhaupt  inuuer  nur 
in  einem  und  demselben  System  reden.  Betrachte  ich  die  Ein- 
heiten von  einem  andern  bewegten  System  aus,  so  erhalte  ich 
eine  andere  Maßzahl,  wenn  ich  sie  mit  den  Einheiten  meines 
Systems  vergleiche. 

10.  Die  Masse. 

Eine  wichtige  Folgerung  aus  den  Einsteinschen  Formeln  ist 
die  Veränderlichkeit  der  Masse  mit  der  Geschwindigkeit.  Während 
in  der  klassischen  Mechanik  der  Wert  für  die  lebendige  Kraft 
durch  die  Formel 

m.  v'^ 


gegeben  ist,  erscheint  bei  Anwendung  der  Lorentz-Transforniation 
die  Energie  in  der  Form 

m  .  c- 
E 


V 


E  =  mc-  -f 


mv-      , 
2       + 


+ 


1  — 


Entwickelt  man  diesen  Ausdruck  in  eine  Reihe,  so  ergibt  sich 

3  v^ 

T    '"    -c^ 

Es  tritt  als  wesentlicher  Summand  das  Glied  mc-  auf,  und,  da 
c  1^300  000  km  pro  sec.  ist,  so  nimmt  dieser  Wert  außerordent- 
lich große  Dimensionen  an.  Die  Gesamtenergie  eines  Körpers 
von  der  Masse  m  würde  durch  den  obigen  Wert  gegeben  sein, 
und,  wenn  es  gelänge,  die  Energie  von  einem  Gramm  Masse 
vollständig  zu  gewinnen,  den  „Energieknoten"  im  Aether  völlig 
zu  sprengen,  so  würden  enorme  Energiemengen  frei.     Betrachten 


—  59  — 

wir  beispielsweise  die  Masse  von  1  Kilogramm,  so  ergibt  sich 
folgender  Wert: 

1J^.^_  .  c-  =  9200  Billionen  mkg  ---  21,6  Billionen  Kalorien, 
g 
Nimmt  man  an,  daß  die  Steinkohle  pro  kg  7200  Kalorien  besitzt, 
so  würde  die  Masse  von  1  Gramm  mit  3000  Tonnen  Kohle 
identisch  sein.  Wichtiger  als  diese  Zahlen  ist  die  aus  den  obigen 
Formeln  folgende  Tatsache,  daß  die  Energie  gleichzeitig  Masse 
besitzt,  und  daß  die  Masse  und  die  Energie  von  der  Geschwindigkeit 
abhängig  sind.  Masse  ist  lediglich  eine  Erscheinungsform  der 
Energie.  Wird  die  Geschwindigkeit  gleich  der  Lichtgeschwindigkeit, 
so  folgt  aus  obiger  Formel,  daß  die  Energie  unendlich  groß  wird. 

11.  Die  Beziehungen  zur  klassischen  Mechanik. 

Man  könnte  nun  meinen,  daß  bei  den  wichtigen  Folgerungen, 
die  wir  aus  der  Theorie  gezogen  haben,  man  schon  lange  auf 
diese  in  der  Physik  durch  die  Beobachtungen  aufmerksam  ge- 
worden sein  müßte.  Wenn  wir  uns  aber  die  Formeln  ansehen,  so 
erkennen  wir,    daß    die  quantitativen  Abweichungen    immer   nur 

2 

von  der  Größenordnung  — ^~  sind,  und  da  c-  jedenfalls  gegen- 
über dem  unbekannten  v-  sehr  groß  ist,  so  kann  von  einer 
leicht  lujrkbaren  Abweichung  nicht  gesprochen  werden.  In  einer 
akustischen  Welt,  wo  c  den  Wert  der  Schallgeschwindigkeit 
haben  würde,  hätte  man  sicher  die  Inkonsequenzen,  derer  sich 
die  Physik  schuldig  gemacht  hat,  lange  bemerkt.  Andererseits 
geht  die  klassische  Mechanik,  wie  ein  Vergleich  der  Galilei-Trans- 
formation mit  der  von  Lorentz  zeigt,  ohne  weiteres  aus  der  Re- 
lativitätsphysik hervor,  wenn  man  für  c  den  Wert  unendlich  ein- 
setzt. Die  klassische  Mechanik  operierte  so,  als  wenn  die  Licht- 
geschwindigkeit unendlich  groß  wäre.  Dann  ist  in  der  Tat  auch 
in  der  Optik  das  Relativitätsprinzip  erfüllt  und  außerdem  könnte 
der  Michelsonsche  Versuch  nicht  positiv  ausfallen.  Denn  c— y 
oder  c-pv  wären  unendlich,  die  Lichtgeschwindigkeit  wäre  in 
allen  Systemen  dieselbe,  aber  leider  hat  ja  die  Lichtgeschwindigkeit 
einen  endlichen  Wert,  und  daher  müssen  wir  uns  den  Folgerungen 
der  Relativitätstheorie  fügen.  Jetzt  können  wir  es  auch  verstehen, 
weshalb  es  keine  größeren  Geschwindigkeiten  als  Lichtgeschwindig- 
keit geben  kann.  Diese  ist  bei  unserer  Zeitregulierung  benutzt 
und  lediglich  unsere  Definition  der  Zeitregulierung  bringt  diese 
Beschränkung  auf  endliche  Werte  mit  sich,  ähnlich  wie  unsere 
gewöhnlicjie  Definition    der  Temperatur   keine  Werte  zuläßt,    die 


-  60  — 

unter  dem  absoluten  Nullpunkt  liegen.  Bei  einer  anderen  Zeit- 
definition wäre  der  Wert  300  000  gleichbedeutend  mit  unendlich 
gewesen.  Wir  werden  später  noch  sehen,  daß  auch  hinsichtlich 
der  Raumdimensionen  ein  Unterschied  zwischen  Unendlich  und 
Unerreichbar  bezw.  Unbegrenzt  gemacht  werden  muß.  Ebenso 
wie  es  einen  endlichen  aber  unbegrenzten  Raum  gibt,  so  gibt  es 
auch  endliche    aber    trotzdem    unerreichbare    Geschwindigkeiten. 


12.  Die  Verallgemeinerung  des  Relativitätsprinzips. 

Wir  hatten  bisher  immer  nur  von  gradlinig  gleichförmig 
zueinander  bewegten  Bezugssystemen  gesprochen  und  gesehen, 
daß  diese  gleichberechtigt  sind.  Einstein  hat  nun  in  den  letzten 
Jahren  eine  Ausdehnung  des  Relativitätsprinzips  auf  alle  Arten 
von  Bewegungen  versucht.  Das  scheint  zunächst  nicht  möglich 
zu  sein.  Denn  wenn  ich  in  meinem  Eisenbahnzuge  auch  von 
einer  gradlinig  gleichförmigen  Bewegung  desselben  nichts  merke 
und  diese  durch  keinerlei  Experimente  feststellen  kann,  so  merke 
ich  doch  sofort  eine  beschleunigte  oder  Drehbewegung.  Erstere 
kann  ich  an  dem  Verhalten  der  im  Zuge  ruhenden  Gegenstände 
letztere  würde  ich  z.  B.  an  der  Veränderung  der 
innerhalb  des  Zuges  sofort  feststellen  können, 
denn    auch   der  Meinung,    daß    die  Rotationen 

können.     Sein   be- 


und  lasse  ihn 
Rotationen  im 
Obgleich  sich 
Wasser,    das 


konstatieren, 
Pendelebene 
Newton  war 

den  Beweis  für  den  absoluten  Raum  bringen 
rühmtes  Experiment  ist  durch  Abb.  18 
veranschaulicht.  Drille  ich  den  Faden,  an 
dem  das  mit  Wasser  gefüllte  Glas  hängt, 
dann  los,  so  führt  das  Glas 
Sinne  der  Pfeilrichtung  aus. 
das  Glas  in  bezug  auf  das 
die  Drehung  zunächst  noch 
nicht  mitmacht,  sofort  bewegt,  bewahrt  das 
Wasser  die  horizontale  Oberfläche  und  erst 
allmählich,  wenn  das  Wasser  vom  Glase 
mitgerissen  wird,  bildet  sich  in  Folge  der 
Zentrifugalkräfte  die  bekannte  paraboloi- 
dische  Wasseroberfläche  aus.  Also:  Die 
relative  Drehung  des  Glases  relativ  zum 
Wasser  bewirkt  keine  Zentrifugalkräfte,  erst 
die  Drehung  des  Wassers  zum  ab.soluten 
Raum  zeigt  mir  das  Auftreten  dieser  Kräfte 
nicht    sagen,    das  Wasser    befindet    sich    in 


YZZZZZZZVZZZZZ21 


.3 


4u18 
an.     Ich    kann   also 


Ruhe    und  die  Erde 
dreht  sich,  ebensowenig  wie  ich  in  einem  anfahrenden  Eisenbahnzug 


—  Hl    - 

sagen  kann,  der  Zug  ruht  und  die  Außenwelt  erhält  eine  be- 
schleunigte Bewegung,  denn  daß  der  Zug  nicht  ruht,  mertce  ich 
an  den  auftretenden  Kräften,  während  in  der  Umgebung  alles 
unverändert  bleibt.  Mach  hat  nun  schon  darauf  hingewiesen, 
daß  das  Newtonsche  Experiment  in  Wirklichkeit  nichts  beweist. 
Wenn  nur  das  Glas  dick  genug  ist,  könnten  schon  durch  die 
relative  Bewegung  des  Glases  in  bezug  auf  das  Wasser  Zen- 
trifugalkräfte ausgelöst  werden.  Er  behauptete,  daß  ich  ebensogut 
sagen  könnte,  das  Wasser  ruht  und  die  Massen  des  Fixstern- 
himmels rotieren  um  das  Wasser. 

Um  diese  Behauptung  zu  beweisen,  haben  die  Brüder  Fried- 
länder folgendes  Experiment  gemacht.  Sie  nahmen  ein  Schv^ung- 
rad  von  großen  Dimensionen,  das  in  einer  vertikalen  Ebene  rotierte. 
Seitwärts  wurde  eine  Drehwage  aufgestellt.  Wenn  dann  die 
Massen  des  rotierenden  Schwungrades  in  derUmgebungZentrifugal- 
kräfte  auslösen  sollen,  so  muß  die  Drehwage  sich  so  einstellen, 
daß  jedes  Teilchen  sich  möglichst  von  der  Achse  zu  entfernen 
sucht,  d.  h.  die  Wage  muß  sich  mit  der  Rotationsebene  parallel 
stellen.  Diese  Versuche  haben  aber  ein  negatives  Ergebnis  gehabt. 
Man  darf  jedoch  daraus  nicht  schließen,  daß  die  Machsche  Be- 
hauptung unrichtig  ist.  Die  Massen  des  Schwungrades  sind 
nämlich  noch  immer  gering  im  Verhältnis  zu  den  ruhenden  Massen 
der  Gebäude,  der  Erde  und  des  Fixsternhimmels. 

Nehme  ich  an,  ich  hätte  einen  Körper  allein  in  der  Welt 
und  dieser  rotierte  um  eine  Achse,  so  könnte  ich  seine  Rotati; );i 
auf  keine  andere  Weise  feststellen,  als  durch  das  Auftreten  der 
Zentrifugalkräfte,  denn  ich  könnte  ja,  wenn  keinerlei  andere  Körper 
in  der  Welt  vorhanden  sind,  eine  Drehung  garnicht  konstatieren. 
In  bezug  auf  welches  System  soll  sich  ein  Körper  drehen,  wenn 
gar  kein  anderes  System  vorhanden  ist  ?  Einstein  hat  mit  Recht 
hervorgehoben,  daß  der  absolute  Raum  geradezu  „spiritistischen" 
Charakter  trägt,  indem  er  lediglich  zur  Erklärung  der  Zentrifugal- 
kräfte herangezogen  v/ird,  sonst  aber  keinerlei  beobachtbare 
Eigenschaften  hat.  Einstein  hat  infolgedessen  versucht,  mit  dem 
absoluten  Raum  ganz  zu  brechen  und  das  Relativitütsprinzip  auch 
auf  beschleunigte  Bewegungen  auszudehnen.  Wenn  ein  Körper 
rotiert  oder  sich  beschleunigt  bewegt,  so  soll  ich  auch  sagen 
köfuien,  der  Körper  ruht  und  die  Umgebung  rotiert  bezw.  der 
Körper  ruht  und  die  Umgebung  bewegt  sich.    Wie  ist  das  möglich? 

Zu  einer  Lösung  dieser  Frage  kommt  Einstein  durch  folgendes 
Gedankenexperiment,  das  den  Namen  des  Einsteinschen  Coupe- 
Experiments  führt.     In  einem  geschlossenen  Kasten,  dem  Einstein- 


tyj 


sehen  Coupe,  befindet  sich  ein  Physiker,  und  dieser  bemerkt, 
daß  in  dem  Kasten  Gegenstände,  die  nicht  an  den  Wänden  be- 
festigt sind,  von  der  Decke  zum  Fußboden  in  beschleunigter 
Bewegung  sich  befinden.  Wie  kann  er  diese  Erscheinung  deuten? 
Finstein  antwortet  Folgendes:  Entweder  befindet  sich  unter  dem 
Fußboden  des  Kastens  ein  Weltkörper,  der  die  Gegenstände  des 
Kastens  anzieht,  so  daß  diese  in  einem  Schwerefeld  g!eichf()rmig 
beschleunigt  herabfallen,  oder  an  dem  oberen  Ende  meines  Kastens 
befindet  sich  ein  Seil  und  an  diesem  Seil  wird  der  Kasten  mit 
beschleunigter  Bewegung  aufwärts  gezogen.  Sind  diese  beiden 
Deutungsversuche  tatsächlich  identisch?  Das  wäre  der  Fall, 
wenn  alle  Körper  in  einem  Schwerefeld  gleich  schnell  fallen. 
Wenn  nämlich  mein  Kasten  beschleunigt  nach  oben  gezogen  wird, 
ohne  daß  ein  Schwerefeld  vorhanden  ist,  so  ist  klar,  daß  alle 
KcM'per,  die  ich  loslasse,  mit  genau  gleicher  Beschleunigung,  nämlich 
der  desKastens, sich  in  derRichtung  des  Fußbodens  bewegen.  Würden 
aber  durch  ein  Schwerefeld  etwa  ein  Stück  Blei  und  ein  Stück 
Alluminium  mit  verschiedener  Beschleunigung  angezogen,  so 
würde  der  Physiker  in  dem  Kasten  eine  Möglichkeit  haben  fest- 
zustellen, ob  die  eine  oder  die  andere  Deutung  richtig  ist.  Nun 
fallen  alle  Körper  im  luftleeren  Raum  gleich  schnell,  und  diese 
Gleichheit  der  trägen  und  schweren  Masse  ist  dutch  die  Versuche 
des  Ungarn  Eötvös  mit  außergewöhnlicher  Genauigkeit  festgestellt. 
Einstein  stellt  daher  sein  sogenanntes  Aequlvalenzprinzip  auf, 
nach  dem  gleichförmig  beschleunigte  Bewegungen  oder  Auftreten 
von  Gravitationsfeldern  gleichbedeutend  sind.  Dieses  Aequlvalenz- 
prinzip ermöglicht  eine  Ausdehnung  des  Relativitätsprinzips  auf 
beliebige  Bewegungen,  indem  es  eine  andere  Deutung  der  be- 
schleunigten Bewegungen  zuläßt.  Eine  beschleunigte  Bewegung 
kami  durch  ein  Gravitationsfeld  und  umgekehrt  dieses  durch  ein 
beschleunigtes  Bezugssystem  ersetzt  werden.  Wenn  also  der 
Fisenbahnzug  sich  in  Bewegung  setzt,  so  kann  ich  auch  sagen, 
der  Zug  ruht  und  die  umgebenden  Massen  üben  Zentrifugalkräfte 
infolge  ihrer  Gravitationsfelder  aus.  Während  bei  Galilei  Ruhe 
um\  gleichförmige  Bewegung  gleichbedeutend  sind,  wird  JL-tzt  die 
AequivalenzvonTrägheits-  und  Gravitationswirkungausgesprochen. 
Daß  für  die  Trägheitswirkungen  und  für  die  Gravitationswirkungen 
eine  und  dieselbe  physikalische  Konstante  g  maßgebend  ist,  war 
früher  wohl  beachtet  aber  nie  in  konsequenter  Weise  durch- 
dacht worden. 

13.  Die  nichteuklidische  Geometrie. 

Zur    strengen    Dmchführung    der    allgemeinen    Relativitäts- 
theorie, die  sich  im  Gegensatz  zu  der  speziellen  mit  ganz  beliebigen 


—  63  — 

Bewegungen  beschäftigt,  sind  nun  aber  nocii  einige  Verallge- 
meinerungen unserer  physikalischen  Weltanschauung  n()tig,  die 
sich  namentlich  auf  unsere  Raumanschauung  beziehen.  Habe  ich 
zwei  ebene  parallele  Kreisscheiben,  die  sich  übereinander  befinden 
und  in  gegenseitiger  Rotation  zueinander  begriffen  sind,  so  be- 
hauptet Einstein,  daß  man  sowohl  die  eine  als  auch  die  andere 
als  ruhend  auffassen  kann  und  daß  ich  die  Zentrifugalkräfte  als 
hervorgerufen  durch  ein  veränderliches  Gravitationsfeld  deuten 
kann.  Dabei  muß  aber  noch  eine  Einschränkung  über  die  Maß- 
bestimmungen des  Raumes  gemacht  werden.  Betrachte  ich  von 
der  als  ruhend  angenommenen  Scheibe  aus  einen  Meterstab,  der 
sich  auf  der  bewegten  Scheibe  befindet,  so  weiß  ich,  daß  er, 
wenn  ich  ihn  in  Richtung  der  Peripherie  anlege,  je  nach  der 
Geschwindigkeit  der  Scheibe  verschieden  verkürzt  erscheint.  Da 
nun  die  äußeren  Teile  der  Scheibe  eine  größere  Geschwindigkeit 
haben  als  die  inneren,  so  erscheint  ein  Meterstab  verschiedene 
Länge  zu  haben  je  nach  dem  Ort,  an  dem  er  sich  befindet.  Die 
Gravitationsfelder  führen  demnach  dazu,  dem  Raum  verschiedene 
Maßbestimmungen  aufzuprägen.     Wie  kann  ich  mir  das  erklären? 

Nehmen  wir  an,  es  gäbe  auf  der  Erde  Flächenwesen  von 
zwei  Dimensionen,  die  Geometrie  treiben.  Wenn  sie  Dreiecke 
ausmessen,  so  würden  sie  zu  der  Ueberzeugung  kommen,  daß  die 
Winkelsumme  ihrer  Dreiecke  auf  der  Erde  größer  ist,  als  zwei 
Rechte,  da  sie  es  ja  mit  sphärischen  Dreiecken  zu  tun  haben. 
Wenn  sie  eine  ihrer  Meinung  nach  gerade  Linie  ziehen,  so  würden 
sie  sehen,  daß  diese  gerade  Linie,  lange  genug  verfolgt,  zum 
Anfangspunkt  wieder  zurückkehrt.  Eine  Vorstellung  von  der 
Krümmung  der  Erde  würden  sie  aber  nicht  haben  können,  da  ihnen 
ja  die  Vorstellung  der  dritten  Dimension  fehlt.  Ihre  geraden 
Linien  (die  Kreise)  würden  unbegrenzt  aber  endlich  sein.  Und 
wenn  nun  auf  der  Fläche,  auf  der  sie  leben,  die  Krümmung 
überall  verschieden  wäre,  so  würden  sich  die  Dreiecke,  die  sie 
zeichnen,  nicht  ohne  Gestaltsveränderung  verschieben  lassen,  das 
wäre  aber  gleichbedeutend  mit  einer  Aenderung  des  Maßstabes 
von  Ort  zu  Ort.  Denn  wenn  etwa  an  bestimmten  Stellen  der 
Erde  durch  irgend  welche  Wärmeeinflüsse  die  Maßstäbe  sich 
sämtlich  verlängerten,  so  könnte  man  diese  Aenderung  durch  eine 
Krümmungsänderung  erklären.  Genau  wie  eine  Fläche  von  2 
Dimensionen  nicht  notv,/endig  eben  zu  sein  braucht,  so  braucht 
auch  ein  Raum  von  3  Dimensionen  nicht  notwendig  die  Gestalt 
zu  haben,  die  wir  als  „euklidisch"  bezeichnen.  Ebenso  wie  wir 
die  Krümmung  einer  Fläche  uns  nur  vorstellen  können,  wenn  wir 
die    dritte    Dimension    zur    Hülfe    nehmen,    so    kann    auch    die 


—  «4 


„Krümmiiii.u"  unseres  Raiiiiics  nur  vorgestellt  werden,  wenn  wir 
die  Aiiscliammg  einer  vierten  Dimension  hätten.  Messen  kimnten 
wir  aber  die  Krümmung  durch  die  soeben  angegebene  Aenderung 
der  Mal5stäbe.  Wir  kommen  auf  diese  Weise  dazu,  der  Welt 
„nichteuklidischen"  Charater  zuzuschreiben.  Die  Krümmungs- 
verhältnisse  und  damit  die  Maßbestimmungen  ändern  sich  von 
Ort  zu  Ort  je  nach  den  Gravitationsfeldern,  die  durch  die  vor- 
liandenen  Massen  hervorgerufen  werden.  Während  in  der 
euklidischen  Welt,  wie  Formel  (1)  zeigt,  das  Linienelement  sich 
von  Ort  zu  Ort  nicht  ändert,  gilt  hier  die  Formel:  ds---gidx--f 
g.dxdy-}-g;;dy-,  wo  die  g  die  Gravitationspotentiale  sind.  Die  Raum- 
zeitwelt ist  vierdimensional,  und  die  Maßbestimmungen  richten 
sich  nach  der  Materie.  Auf  diese  Weise  verschmelzen  Raum, 
Zeit  und  Materie  zu  einer  Einheit,  und  man  kommt  zu  folgender 
Verallgemeinerung  des  Galileischen  Trägheitsprinzips:  Jeder  Körper 
bewegt  sich  unter  dem  Einfluß  von  Trägheit  und  Schwere  auf 
einer  geodätischen  Linie  der  Raum-Zeit -Welt.  Dabei  ist  unter 
einer  geodätischen  Linie  die  kürzeste  Linie  in  dem  entsprechend 
gekrümmten  Raum  verstanden,  wie  z.  B.  auf  der  Kugel  die  Kreise 
usw.  Auf  diese  Weise  kommt  man  zu  einer  Erklärung  der 
Gravitationswirkungen,  wie  sie  früher  nicht  geahnt  wurde.  Die 
sonderbare  Kraft,  die  beispielsweise  von  der  Sonne  ausgeht  und 
die  Erde  anzieht,  ist  einfach  dadurch  erklärt,  daß  die  Erde  in 
dem  Gravitationsfeld  der  Sonne  und  den  durch  dieses  Feld  her- 
vorgerufenen Raumkrümmungen  infolge  des  verallgemeinerten 
Trägheitsprinzips  die  geradeste  Bahn,  d.  h.  die  bekannte  Ellipse, 
beschreibt.  Wir  müssen  uns  den  Raum  vorstellen,  wie  eine 
Gebirgslandschaft.  Von  Punkt  zu  Punkt  ändert  sich  die  Krümmung, 
in  der  Nähe  großer  Massen  ist  sie  besonders  groß,  in  weiter 
Entfernung  von  ihnen  geringer. 

14.  Die  Beweise  für  die  Relativitätstheorie. 

Wie  bereits  anfangs  hervorgehoben  wurde,  besteht  die 
hauptsächlichste  Bedeutung  der  Relativitätstheorie  in  der  kon- 
sequenten Durchführung  der  physikalischen  Grundanschauungwi. 
Sie  bedarf  daher  kaum  der  Beweise,  müßte  vielmehr  im  Gegwi- 
teil  verlangen,  daß  ihr  Fehler  oder  Inkonsequenz  nachgewiesen 
würden.  Wegen  der  wichtigen  Folgerungen  aus  der  Theorie  ist 
es  aber  von  Bedeutung,  daß  gerade  die  allgemeine  Relativitäts- 
theorie, die  zu  den  eigenartigsten  Folgerungen  führte,  physikalische 
Ereignisse  vorausgesagt  hat,  die  wenigstens  zum  Teil  durch  das 
Experiment  bestätigt  sind. 


—  65  - 

Denken  wir  uns  noch  einmal  das  Einsteinsche  Coupe  und 
setzen  voraus,  dal^  es  unmöglich  sein  soll  zu  konstatieren,  ob 
sich  das  Coupe  in  beschleunigter  Bewegung  oder  in  Ruhe,  aber 
in  einem  Gravitationsfeld,  befindet.  Auch  hier  könnten  wir, 
ähnlich  wie  bei  der  Erweiterung  des  klassischen  Relativitäts- 
prinzips auf  die  Optik,  ein  Experiment  angeben,  daß  uns  sofort 
über  den  Bewegungszustand  Aufklärung  geben  könnte.  Lassen 
wir  nämlich  auf  der  einen  Seite  des  Coupes  einen  Lichtstrahl 
eintreten,  so  müßte  dieser,  falls  sich  der  Kasten  in  Ruhe  befindet, 
sich  gradlinig  ausbreiten.  Ist  aber  der  Kasten  in  beschleunigter 
Bewegung,  so  müßte  der  Lichtstrahl  eine  krumme  Linie  sein. 
Soll  ein  Unterschied  nicht  wahrgenommen  werden  können,  so 
muß  man  verlangen,  daß  der  Lichtstrahl  im  Gravitationsfeld  von 
seiner  geraden  Bahn  in  derselben  Weise  abgelenkt  wird.  Diese 
Ablenkung  der  Lichtstrahlen  im  Gravitationsfeld  ist  bekanntlich 
bei  der  letzten  Sonnenfinsternis  festgestellt.  Der  von  Einstein 
errechnete  Betrag  von  1,7  Bogensekunden  ist  durch  das  Experiment 
bestätigt  worden.  Die  Ablenkung  ist  gleichbedeutend  mit  einer 
Gesrchwindigkeitsänderung.  In  der  allgemeinen  Relativitätstheorie 
ist  also  die  Lichtgeschwindigkeit  nicht  konstant.  Der  Satz,  daß 
sie  nicht  überschritten  werden  kann,  bleibt  aber  bestehen.  Eine 
weitere  Bestätigung  hat  die  Theorie  durch  Berechnung  der  Perihel- 
bewegung  des  Merkur  erfahren.  Nach  den  Keplerschen  Gesetzen 
beschreiben  die  Planeten  Ellipsen  um  die  Sonne,  in  deren  einem 
Brennpunkt  die  Sonne  steht.  Die  Ellipse  selbst  liegt  in  bezug 
auf  den  Fixsternhimmel  fest.  Beim  Merkur  hat  sich  aber  ergeben, 
daß  die  ganze  Ellipse  sich  in  der  Richtung  der  Bahnbewegung 
herumdreht.  Und  zwar  verschiebt  sich  der  sonnennächste  Punkt, 
das  Perihel,  um  43  Bogensekunden  im  Jahrhundert.  Auch  diese 
Bewegung  läßt  sich  auf  Grund  des  Einsteinschen  Gravitations- 
gesetzes errechnen. 

Ferner  wird  durch  die  Relativitätstheorie  eine  Abhängigkeit 
des  Uhrenganges  von  den  Gravitationspotentialen  vorausgesagt. 
Als  eine  solche  Uhr  können  wir  jeden  periodischen  Vorgang  an- 
sehen, z.B.  auch  die  Aussendung  des  Lichts  in  Folge  der  Elektronen- 
bewegung im  Atom,  die  Lichtfrequenz  müßte  sich  also  mit  dem 
Gravitationsfeld  ändern,  und  diese  Änderung  ist  tatsächlich  durch 
die  Rotverschiebung  der  Spektrallinien  auf  der  Sonne  nachgewiesen. 
Auch  der  von  der  Theorie  errechnete  Dopplereffekt  bei  Bewegung 
senkrecht  zur  Lichtquelle  soll   durch    Experimente  bestätigt  sein. 

Eine  wichtige  Folgerung  der  Theorie  harrt  aber  noch  der 
Bestätigung.  Wenn,  wie  wir  gesehen  haben,  die  Welt  überall 
verschiedenes  Krümmungsmaß  hat,  so  läßt  sich  für  die  Gesamtheit 


-  66 


.Endlich" 
mehrfach 


der  Fixsternwelt  ein  mittleres  Krümmungsniaß  errechnen.  Der 
gesamte  Raum  hat  daher  nichteuklidischen  Charakter  und  zwar 
errechnet  sich  der  Durchmesser  der  Welt  zu  rund  100  Millionen 
Lichtjahren,  die  Schwere  der  Welt  zu  10^^  Gramm,  das  sind 
eine  Billion  Sonnen.  Die  Länge  dieser  endlichen  aber  unbegrenzten 
Welt  würde  etwa  den  10  000  fachen  Betrag  unserer  Milchstraße 
ausmachen.  Dabei  darf  man  sich  nicht  an  der  Bezeichnung  „endlich" 
stoßen  und  fragen,  was  denn  hinter  dem  Ende  liegt.  , 
ist  nicht  gleichbedeutend  mit  „begrenzt",  wie  schon 
betont  wurde  und  wie  auch  aus  der 
Abb.  19  hervorgeht.  Projiziere  ich 
die  Kugel  von  C  aus  auf  die  Ebene 
und  denke  mir  ein  Wesen,  daß  sich 
auf  dem  Kreise  von  A  über  B  nach 
C  und  über  D  wieder  nach  A  bewegt, 
so  würde  das  „projizierte"  Wesen 
auf  der  Geraden  die  unendliche' 
Gerade  durchlaufen.  Ebenso  wie 
es  größere  Geschwindigkeiten  als  die 
Lichtgeschwindigkeit  nicht  gibt, indem 
bei  der  Lichtgeschwindigkeit  die 
Masse  unendlich  groß  wird,  oder 
wie  es  niedrigere  Temperaturen  als 

auch  die  endlichen  Geraden  bei  einem  anderen  Maßstab  eme  un- 
endliche Länge  haben.  Für  diese  letzten  Folgerungen  fehlt  aber, 
wie  gesagt,  noch  der  Beweis.  Die  Astronomie  ist  aber  dabei, 
auch  diese  Arbeit  in  Angriff  zu  nehmen. 


-273°  nicht  gibt,  so  würden 


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67 


Literatur. 

1.  Allgemeinverständliche, 

Angersbach,  A.,  Das  Relativitätsprinzip.     Leipzig,  Teubner. 

Bloch,  W.,  Einführung  in  die  Relativitätstheorie.     Leipzig,  Teubner. 

Born,  M.,  Die  Relativitätstheorie  Einsteins.     Berlin,  Springer. 

Cohn,  E.,  Physikalisches  über  Raum  und  Zeit.    Leipzig,  Teubner. 

Einstein,  A.,  Ueber  die  spezielle  und  die  allgemeine  Relativitäts- 
theorie.    Braunschweig,  Vieweg. 

Einstein,  A.,  Aether  und  Relativitätstheorie.     Berlin,  Springer. 

Heffter,  L.,  Ueber  eine  vierdimensionale  Welt.     Freiburg  i.  B., 
Speyer  &  Kaerner. 

Lämmel,  R.,  Wege  zur  Relativitätstheorie.    Stuttgart,  Franckh. 

Pflüger,  A.,  Das  Einsteinsche  Relativitätsprinzip.    Bonn,    Cohen. 

Schlesinger,  L.,  Raum, Zeit  und  Relativitätstheorie.  Leipzig,  Teubner. 

Schlick,  M.,  Raum  und  Zeit  in  der  gegenwärtigen  Physik.    Berlin, 
Springer. 

Schmidt,    H.,    Das   Weltbild    der   Relativitätstheorie.     Hamburg, 
Härtung. 

Witte,  H.,  Raum  und  Zeit  im  Lichte  der  neueren  Physik.    Wolfen- 
büttel, Heckner. 

2.  Wissenschaftliche. 

Einstein,  A.,    Die   Grundlage  der  allgemeinen  Relativitätstheorie 
Leipzig,  Barth. 

Einstein  und  Großmann,  Entwurf  einer  verallgemeinerten  Relativitäts- 
theorie.   Leipzig,  Teubner. 

Freundlich,  E.,    Die  Grundlagen  der  Einsteinschen  Gravitations- 
theorie.   Berlin,  Springer. 

Laue,  M.,  Das  Relativitätsprinzip.    Braunschweig,  Vieweg. 


—  68  — 

Lenarcl,  Ph.,  Ueber  Relativitätsprinzip,  Aether,  Gravitation.  Leipzig, 

Hirzel. 
Lorentz,  H.  A.,  Das  Relativitätsprinzip.     Leipzig,  Teubner. 
Lorentz — Einstein — Minkowski,   Das  Relativitätsprinzip.     Leipzig, 

Teubner. 
Weyl,  H.,  Raum,  Zeit,  Materie.     Berlin,  Springer. 

Ferner  zahlreiche  Aufsätze  in  der  Zeitschrift  „Die  Naturwissen- 
schaften". Berlin,  Springer. 

3.  Philosophische. 

Cassirer,  E.,  Zur  Einsteinschen  Relativitätstheorie.  Berlin,  Cassirer. 

Isenkrahe,  C,  Zur  Elementaranalyse  der  Relativitätstheorie.  Braun- 
schweig, Vieweg. 

Petzold,  J.,  Die  Stellung  der  Relativitätstheorie  in  der  geistigen 
Entwicklung  der  Menschheit.     Dresden,  Sibyllen-Verlag. 

Reichenbach,  H.,  Relativitätstheorie  und  Erkenntnis  apriori. 
Berlin,  Springer. 

Schneider,  I.,  Das  Raum-Zeit-Problem  bei  Kant  und  Einstein. 
Berlin,  Springer. 


Verhandlungen 

des 

naturwissenschaftlichen  Vereins 

zu  Hamburg 

im  Jahre  1921 

Dritte   Folge   XXIX 


Hamburg,  1922  :-:  L.  Friederichsen  &  Co. 


Verhandlungen 

des 

naturwissenschaftlichen  Vereins 

zu  Hamburg 

im  Jahre  1921 

Dritte   Folge   XXIX 


Hamburg,  1922  :-;  L.  Friederiohsen  &  Co. 


BOTANICAL 

Inhaltsverzeichnis. 


1.  Geschäftliches. 

Allgemeiner  Jahresbericht    für    1921    und  Verzeichnis    der    im    Jahre    1921 

geschenkten  Schriften 5 

Abrechnung  für  1921 7 

Vorstand  und  Gruppenvorsitzende  für  1922,  ständige  Mitglieder  des  erweiterten 

Vorstandes,  Kassenprüfer  und  Ehrenrat 8 

Verzeichnis  der  Mitglieder,  abgeschlossen  am  1.  März  1922 8 

2.  Bericht  über  die    Vorträge,  Besichtigungen  und  wissenschaftlichen 

Ausflüge  des  Jahies   1921. 

A.  Die  Vorträge  und  Vorführungen  des  Jahres  1921. 

Die  Vorträge    sind    im    folgenden  Verzeichnis    nach    dem   Stoff  geordnet. 
Von  den  mit  einem  (*)  bezeichneten  Verhandlungen  ist  kein  Bericht  abgedruckt. 

Reine  und  angewandte   Physik,  Geophysik  und  Chemie. 

S  Chi  man  k:  Neue  Forschungen  über  den  Atombau 21 

Schmidt:     Über  die  Beleuchtung  bei  Vergrößerungen 23 

Die  Technik  der  photographischen  Chromat-Kopierverfahren,  insbeson- 
dere des  Pigmentsdrucks 23 

Thor  ade:  Ebbe  und  Flut  auf  der  Unterelbe  und  anderen  Flüssen  ...  24 

*  G  0  0  s  :  Das  neue  Präzisions-Registrier-Mikro-  Photometer  des  Physikalischen 

Instituts 24 

Riebeseil:  Die  Bedeutung  der  speziellen  Relativitätstheorie 25 

Einführung  in  die  allgemeine  Relativitätstheorie 25 

*Brockmöller:    Über    eine    dem    Fizeau'schen   Versuch    nachgebildete 

Messung    der    Schallgeschwindigkeit    in    gasförmigen,    flüssigen    und 

festen  Körpern 30 

Schmidt:  Über  die  Entwicklung  photographischer  Platten  bei  Kerzenlicht  31 
Möller:        Einrichtungen      des      modernen     funkentelegraphischen     und 

funkentelephonischen  Verkehrs 33 

Wegen  er:   Die  Theorie  der  Kontinentalverschiebungen 35 

*Schäfer:  Ein  ncuesMusikinstrument  und  seine  physikalischen  Grundlagen  38 

*Dreyer:  Über  Reinlichtlampen 38 

Dechent:  Die  moderne  Röntgenröhre 40 

Geologie  und  Paläontologie, 

Gripp:  Über    einige    Neuerwerbungen    des    Mineralogisch-Geologischen 

Instituts 32 

*  E  r  n  s  t :  Untersuchungen    über    neuere    geologische    Beobachtungen    der 

Kreide  bei  Lüneburg 38 

Gripp:  Über  Störungen    und    das  Vorkommen  von  Salz   im  Untergrunde 

von  Hamburg  und  Umgebung 41 

'^  Geographie. 

^^  von  Faber:  Landschaftsbilder  von  der  Insel  Java 23 

Skottsberg:    Die  Juan  Fernandez-lnseln 28 

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Trommsdorf:  Landschaftsbilder  aus  Südwestafrika 35 

Zoologie  und  Botanik. 

Öffentliche  Versammlung:  Die  drohende  Auflösung  des  Zoologischen  Gartens  20 
*Bischoff:  Über  die  Entwicklungslinien  der  geistigen  Fähigkeiten  in  der 

Tierwelt  bis  zum  Menschen 20 

Pfizenmayer:  Die  Resultate  der  von  der  Akademie  der  Wissenschaften 

in   St.  Petersburg    zur    Ausgrabung    von    Mammutkadavern   1901  und 

1908  ins  Jakutsk-Gebiet  entsandten  Expeditionen 30 

S  t  e  i  n  h  a  r  d  t :    Vom  Elefanten.     Neue    biologische    Forschungsergebnisse 

und  Beobachtungen  auf  freier  Wildbahn 27 

*  Ehrenbaum:  Neues  und  Altes  vom  Aal 29 

Hentschel:     Über    den    Bewuchs    auf   dem    treibenden    Golfkraut    der 

Sargassosee 30 

*  R  e  h  :  Der  Naturschutzpark  in  der  Lüneburger  Heide  und  seine  Gefährdung  31 

*Ansorge:  Über  ausländische  Nadelhölzer 31 

K  1  a  1 1 :  Das  Domestikationsproblem  und  seine  Bedeutung  für  die  Wissenschaft 

vom  Menschen 32 

Michaelsen:  Die  geographische  Verbreitung  der  Oligochäten  im  Lichte 

der  Wegener'schen  Theorie  der  Kontinentenverschiebung     ....  38 

Hentschel:  Über  den  kürzlich  in  der  Elbe  gefangenen  Wal     ....  41 

Medizin. 

Unna  und  Fein:  Neues  von  den  Stickstoffbakterien 30 

*  M  u  c  h  :  Die  Abwehr  des  Körpers  gegen  Infektion 30 

Technik  und  Verwandtes. 

B  a  r  i  t  s  c  h  :  Die  süddeutschen  Wasserstraßen  und  Energie-Gewinnungspläne  25 
Coulmann:  Über  den  Segelflug 38 

Nachrufe. 

*C  lassen:  Zum  Gedächtnis  von  Professor  Dr.  A.  Voller 24 

Timm:  Zum  Gedächtnis  von  Woldemar  Kein 37 

Pfeffer:  Zum  Gedächtnis  von  Ernst  Haeckel 39 

Gruppensitzungen. 

*Sitzungen  der  Botanischen  Gruppe 43 

*Sitzungen  der  Gruppe  für  naturwissenschaftlichen  Unterricht 43 

B.  Die  Besichtigungen  und  Wissenschaftlichen  Ausflüge 

des  Jahres  1921. 

*Besichtigung  der  Sternwarte 43 

Besichtigung  des  Zoologischen  Gartens 43 

*Botanische  Ausflüge 44 

3.  Sonderbericht  über  den  Vortrag  am  2.  November   1921. 

Michaelsen:  Die  Verbreitungder  Oligochäten  im  Lichte  derWegener'schen 
Theorie  der  Kontinentenverschiebung  und  andere  Fragen  zur  Stammes- 
geschichte und  Verbreitung  dieser  Tiergruppe 45 


1.  Geschäftliches. 


Allgemeiner  Jahresbericht  für  1921. 

Der  Verein  zählte  am  31.  Dezember  1921  10  Ehrenmitglieder,  6  korre- 
spondierende und  525  ordentliche  Mitglieder.  Durch  den  Tod  schieden  aus  die 
ordentlichen  Mitglieder  Prof.  Albers- Schönberg,  Karnatz.Kein,  Dr.Saenger, 
Dr.  Schmalfuß,  Selzer  und  das  Ehrenmitglied  R,  Temple.  Ausgetreten  sind 
im  Laufe  des  Jahres  8  ordentliche  Mitglieder  und  ein  Semestergast,  nach  §  7 
der  Satzungen  gestrichen  2  Mitglieder,  neu  eingetreten  66  Mitglieder. 

Der  Verein  hielt  32  allgemeine  Sitzungen  ab,  die  durchschnittlich  von 
65  Zuhörern  besucht  waren.  Von  den  Vorträgen  galten  14  der  Physik,  Geo- 
physik und  Chemie,  11  der  Zoologie  und  Botanik,  je  3  der  Geologie  und  der 
Geographie  und  je  2  der  Medizin,  sowie  der  Technik  und  Verwandtem,  während 
3  Abende  Nachrufen  gewidmet  waren.  Die  Gruppe  für  naturwissenschaftlichen 
Unterricht  trat  3mal  zu  einer  Fachsitzung  zusammen  und  die  Zahl  der  botanischen 
Ausflüge  betrug  12  bei  einer  durchschnittlichen  Teilnehmerzahl  von  20.  Der 
Vorstand  erledigte  seine  Geschäfte  in  4  Sitzungen.  Unter  den  Veranstaltungen, 
zu  denen  der  Verein  eingeladen  war,  sind  besonders  3  auf  Einladung  des 
mathematischen  Seminars  der  Universität  von  Geheimrat  David  Hilbert 
am  25.,  26.  und  27.  Juli  über  die  Grundlagen  der  Mathematik  gehaltene  Vorträge 
zu  erwähnen. 

Am  11.  Juni  wurde  die  Sternwarte  in  Bergedorf  und  am  15.  Juni  der 
Zoologische  Garten  besichtigt.  Der  Verein  feierte  am  3.  Dezember  seinen 
84.  Stiftungstag  durch  einen  von  Prof.  Dr.  Hillers  unter  Vorführung  von  Licht- 
bildern gehaltenen  Festvortrag  über  die  Wandlungen  des  Atombegriffs  im  Hoch- 
zeitssaale des  Zoologischen  Gartens,  an  den  sich  ein  zwangloser  Unterhaltungs- 
abend mit  Tanz  anschloß. 

An  Vereinsschriften  wurden  im  Jahre  1921   veröffentlicht: 
Verhandlungen  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Hamburg  im  Jahre  1920. 
Dritte  Folge  XXVIII. 

Der  Versand  erfolgte  an  148  Akademien,  Gesellschaften  usw.,  von  denen 
1 15  Gegensendungen  in  1492  Nummern  eingingen.  Die  einzelnen  Länder  bezw. 
Erdteile  waren  wie  folgt  daran  beteiligt:  Deutschland  54  (erhalten  von  33  G.), 
ehem.  Oesterreich-Ungarn  18.(erhalten  von  13  G.),  Schweiz  8  (7),  Skandinavien  7, 
Gr.  Britannien  5,  Niederlande  und  Luxemburg  5  (3),  Italien  9  (6),  Spanien  4, 
Finnland  5,  Nordamerika  20  (erh.  790  Nummern),  Mittelamerika  3,  Südamerika  5, 
Japan  4  (3),  Australien  1.  Noch  nicht  A'ieder  eingesetzt  hat  der  Tausch  mit 
Frankreich,  Belgien,  Portugal,  dem  alten  Rumänien,  Rußland,  Kanada,  Englisch- 
Indien. 


—  6  — 

Neue  Tauschverbindungen  wurden  eingegangen  mit:  Abo  Akadeinia 
(Finnland),  Cardiff  Naturalist's  Society  (England),  Centro  de  Cultura  cientifica  in 
Pelotas  (Brasilien),  Coburger  Heimatsblätter,  Instituto  Butantan  (S.  Paulo,  Bra- 
silien), Sociedad  Mexicana  de  Biologia,  Societas  Entomologia  Cecho-sloveniae 
in  Prag,  Zeitschrift  für  Vogelschutz  in  Berlin.  Aufgehoben  wurde  der  Tausch- 
verkehr von  der  Jenaischen  medizinischen  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 
und  dem  Museum  für  Völkerkunde  in  Leipzig. 

Von  einer  sehr  großen  Anzahl  Gesellschaften  usw.  aus  Deutschland  (51) 
und  dem  ehemaligen  Oesterreich-Ungarn  (19)  sind  keine  Gegengaben  eingegangen. 
Zum  größten  Teile  handelt  es  sich  dabei  um  kleinere  Vereine  usw.,  die  nicht 
mehr  in  der  Lage  sind,  die  riesigen  Kosten  zur  Drucklegung  ihrer  Vereins- 
berichte zu  erschwingen.  Eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  anderer  aber  ver- 
öffentlicht wohl  noch,  schickt  aber  trotz  wiederholttr  Anfragen  nichts  und  schweigt 
auf  alle  Bitten  und  Mahnungen. 

An  Geschenken,  für  welche  der  Verein  auch  an  dieser  Stelle  bestens  dankt, 
gingen  ein:  vom  Börsenverein  der  deutschen  Buchhändler:  Die  neue  Bildungs- 
steuer; von  F.Dietrich:  Jahresbericht  des  Vereins  Jordsand  für  1920,  der  Verein 
Jordsand  und  seine  Bestrebungen;  von  der  Hamburgischen  Hauptstation  für 
Erdbebenforschung  ihre  „Monatlichen  Mitteilungen",  von  E.  Kraus:  Die  Be- 
deutung des  Staatserbrechtsystems  für  das  gegenwärtige  Deutschland;  von 
O.  Ul brich:  Energetische  Raumsphären. 

Die  eingegangenen  Schriften  lagen  in  5  Sitzungen  (12.  L,  1.  VI.,  29.  VI., 
2.  XL,  7.  XII.)  aus. 

Hamburg,  den  18.  Januar  1922. 

Der  Vorstand. 


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Der  Vorstand  für  1922. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  P.  Riebesell 
Zweiter  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  R.  Timm 
Erster  Schriftführer:  Dr.  K.  Gripp 
Zweiter  Schriftführer:  Dr.  W.  Poppe 
Archivwart:  Prof.  Dr.  L.  Reh 
Schatzmeister:  Otto  Edmund  Eiffe 
Schriftleiter:  Prof.  Dr.  E.  Tams 

Gruppenvorsitzende  für  1922. 

Botanische  Gruppe:  Prof.  Dr.  A.  Voigt 

Physikalische  Gruppe:  Dr.  A.  Lindemann 

Anthropologische  Gruppe:  Prof.  Dr.  Thilenius 

Gruppe  für  naturwissenschaftlichen  Unterricht:  Prof.  Dr.  W.  Hillers. 

Ständige  Mitglieder  des  erweiterten  Vorstandes. 

Prof.  Dr.  F.  Ahlborn  Dr.  A.  Lindemann 

Prof.  Dr.  Johs.  Classen  Prof.  Dr.  H.  Lohmann 

Prof.  Dr.  L.  Doermer  Prof.  Dr.  W.  Michaelsen 

Prof.  Dr.  G.  Gürich  Prof.  Dr.  C.  Schäffer 

Dr.  M.  Knoth  Prof.  Dr.  A.  Schober 

Prof.  Dr.  E.  Krüger  Prof.  Dr.  A.  Voigt 

Prof.  D.  Dr.  H.  Krüß  Prof.  Dr.  J.  Vosseier 

Kassenprüfer. 

C.  L.  Nottebohm  Dr.  W.  L.  Peters 

Als  Stellvertreter:  Petrus  de  Grys 

Ehrenrat. 

Prof.  Dr.  K.  Büchel 
Prof.  Dr.  Johs.  Classen 
Dr.  P.  Hinneberg 
Prof.  Dr.  H.  Lohmann 
Prof.  Dr.  A.  Schober 
Prof.  Dr.  R.  Schorr 


Verzeichnis  der  Mitglieder 

abgeschlossen  am   1.  März  1922. 

Der  Vorstand  des  Vereins  bestand  für  das  Jahr  1921  aus  den  folgenden  Mitgliedern: 

Erster  Vorsitzender:  Dr.  M.  Knoth 
Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  P.  Riebeseil 
Erster  Schriftführer:  Dr.  FL  Thorade 
Zweiter  Schriftführer:  Dr.  K.  Gripp 
Archivwart:   Prof.  Dr.  L.  Reh 
Schatzmeister:  Otto  Edmund  Eiffe 
Schriftleiter:  Dr.  E.  Tams 


—  9  — 

Ehrenmitglieder. 

Ehlers,  E.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Regierungsrat                              Göttingen  11.  10.  95 

Hensen,  V.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Medizinalrat                                       Kiel  30.  11.  12 

Koppen,  W.,  Prof.  Dr.,  Admiralitätsrat,  Hamburg,  Gr.Borstel,  Violast.  7  26.  11.  19 

(Mitglied  seit  28.  11.  83) 

Krüß,  H.,  Prof.  D.  Dr.,  Hamburg  21,  Gertigstr.  31  30.  11.  12 

(Mitglied  seit  27.  9.  7H) 

Quincke,  G.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Hofrat                                     Heidelberg  18.  11.  87 

Schrader,  C.,  Dr.,  Geh.  Regierungsrat                                         Berlin  30.  11.  12 

Spengel,  J.  W.,  Prof.  Dr.,  Geh    Hofrat                                      Gießen  10.  2.  09 
Warburg,  E.,    Prof.    Dr.,    Wirkl.  Geh.  Oberregierungsrat,    Präsident 

d.  Physikal.-Techn.  Reichsanstalt                        Charlottenburg  14.  1.  85 

Wittmack,  L.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Regierungsrat                                Berlin  14.  1.  85 

Wölber,  F.,  Konsul                                                  .                  Hamburg  28.  10.  75 

Korrespondierende  Mitglieder. 

Ahlborn,  H.,  Prof.,                                                                    Göttingen  4.  6.  19 

(Mitglied  seit  23.  2.  76) 

Borgert,  Adolf,  Prof.  Dr.,                                                                 Bonn  30.  11.  12 

Friederichsen,  Max,  Prof.  Dr.                                                Greifswald  1.  1.  04 

(Mitglied  seit  12.   10.  98.) 

Mügge,  O.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Bergrat                                        Göttingen  10.  86 

Struck,  R.,  Prof.  Dr.                                                                     Lübeck  30.  11.  12 

Thompson,  F.,  U.-S.  Consul                                         Merida,  Yucatan  26.  11.  89 

Ordentliche  Mitglieder. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  vor  der  Anschrift  bezeichnen  den  Postbezirk  in  Hainburg, 
das  Datum  am  Schluss  der  Zeile  den  Tag  der  Aufnahme. 

Abel,  A.,  Apotheker,  (20)  Eppendorferlandstraße  96  27.  3.  95 

Adam,  R.,  Rektor,  Ottensen,  Moltkestraße  10  22.  2.  05 

Ahlborn,  Fr.,  Prof.  Dr.,  (22)  Uferstraße  23  5.  11.  84 

Ahrens,  Caes.,  Dr.,  Chemiker,  (21)   Overbeckstr.  10  10.  5.  93 

Ahrns,  E.,  Dr.  med.,  (24)  Schürbeckerstr.  6  15.  2.  22 

Alpers,  L.,  Direktor  der  Billbrauerei,  (26)  Hammerlandstraße  8  9.  2.  10 

Andersson,  F ,  (26)  Mittelstraße  92  5.  11.  13 

Anker,  Louis,  (1)  Glockengießerwall  25/26,  Scholvienhaus  7.  2.  00 

Ansorge,  Carl  jr.,  Klein-FIottbek,  Eibchaussee  6  25.  2.  14 

Antze,  Gustav.  Dr  ,  (37)  Isestraße  66  15.  2.  22 

Arndt,  A.,  Lehrer,  (23)  Ritterstraße  116  28.  1.  20 

Arnheim,  P.,  (36)  Gänsemarkt  35  15.  5.  Ol 

Assmus,  Victor,  (24)  Uhlenhorsterweg  41  9.  3.  21 

Assmuth,  L.,  Versicherungsmathematiker,  (6)  Schäferstraße   19  15    6.  21 

Aufhäuser,  D.  Dr.,  (8)  Dovenfleth  20  31.  5.  05 

Augustin,  C,  Prokurist,  Harburg-E.,  Lauterbachstraße  13  12.  1.  16 

Bade,  F.,  Oberlehrer,  (30)  Breitenfelderstraße   12  27.  5.  14 

Banning,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Körnerstraße  20  24.  2.  97 

Bartens,  H.,  Oberlehrer,  (21)  Zimmerstraße  30  13.  1.  09 

Beckmann,  F.,  Apotheker,  Hamburg-Fuhlsbüttel,  Beim  Storchnest  1  19.  5.  20 

Behn,  Leonhard,  Kl.  Flottbek,  Grotkamp  34  21.  10.  08 

Behncke,  M.,  Dr.,  Chemiker,  (25)  Borgfelderstraße  14  a  14.  1,  20 

von  Behren,  Dr.,  Wilhelmsburg,  Kirchenallee  23  14.  4.  09 

Behrend,  Paul,  Dr.,  beeidigter  Handels-Chemiker,  (1)  Gr.  Reichenstr.  63     10.  1.  00 


-  10  — 

Bein,  Otto,  Konsul,  Oldenfelde,  Post  Rahlstedt,  Dorotheenstraße  3      10.  12.  13 

Bendixsohn,  K.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)   Uhlenhorsterweg  52  22.  10.  19 

Benn,  Joh.,  Wentorf,  Post  Reinbek  14.  4.  09 

Benkendorf,  R.,  Dr.,  (9)  Deutsche  See  warte  24.  11.  20 

Berendt,  Max,  Ingenieur,  (24)  Lessingstraße  12  23.  9.  91 

Beuck,  H.,  (24)  Uhlandstraße  16  28.  2.  06 

Bibliothek,  Preußische  Staats-,  Berlin  7.  6.  82 

Biernatzki,  Reinhart,  Oberlehrer,  (36)  Vor  dem  Holstentor  8.  3.  11 

Bigot,  C,  Dr.,  Fabrikbesitzer,  Bilhvärder  a.  d.  Bille  98  1.  1.  89 

Billhardt,  Th..  Kaufmann,  (23)  Ottostraße   10  19.  10.  21 

Birtner,  F.  W.,  Kaufmann,  (37)  Rothenbaumchaussee   169  15.  3.  99 

Bleske,  Edgar,  Eutin,  Auguststiaße  6  28.  6.  93 

Bioecker,  Sophie,  Lehrerin,  (39)  Andreasstraße  29  13,  4.  21 

Blümel  jr.,  Wilhelm,  (13)  Schlüterstraße  20  9.  3.  21 

Bock,  F.,  Lehrer,  (6)  Schäferkampsallee  37  10.  2.  04 

Bock,  Otto,  (26)  Hornerweg  231  2.  11.  10 

Bode,  Kurt,  Dr.,  Chemiker,  (20)  Erikastraße  134  21.  10.  08 

Bögel,  H.,  (8)  Neue  Gröningersträße  1  15.  11.  11 

Boecking,  Ottokar,  Dr.  (35)  Hammerdeich  60  13.  4.  21 

Boehm,  E.,  Dr.,  Oberlehrer,  (23)  Börnestraße  52  30.  11.  04 
Bohlmann,  Ernst,  Orchidieenzüchter,  Wohldeck  b.Tangstedt  (Bez.  Hbg.)  9.  4.  13 
Bohnert,  F.,  Prof.  Dr.,  Direktor  der  Oberrealschule  in  St.  Georg 

Bergedorf,  Bismarckstraße  5  4.  2.  92 
Bolte,  F.,  Dr.,  Direktor  der  Seefahrtsschule  (4)  Bei  der  Erholung  12    21.  10.  85 

Bolte,  Hermann,  Dr.,  Arzt,  (21)  Overbeckstraße  2  lö.  12.  20 

Borgert,  Hildegard,  stud.  med.  dent.,  (5)  Lindenstraße  23  8.  12.  20 

Brennecke,  W.,  Dr.,  (9)  Deutsche  Seewarte  4.  H.  13 

Brick,  C.,  Prof.  Dr.,  (5)  St.  Georgskirchhof  6  1.  1.  89 

Brockmöller,  J.,  Dr.,  (19)  Ottersbeckallee  5  12.  3.  19 

Brockmöller,  W.,  Dr.,  (30)  Abendrothsweg  76  21.  4.  20 

Brügmann,  W.,  Dr.,  Oberlehrer.  (37)  Brahmsallee  1 1  14.  5.  02 

Brüning,  Chr.,  Lehrer,  (23)  Ritterstraße  67  29.  1.  08 

von  Brunn,  M.,  Prof.  Dr.,  (24)  Sechslingspforte  6  2.  12.  85 

Brunner,  C,  Dr..  (.36)  jungiusstraße  6.  4.  10 

Büchel,  K.,  Prof.  Dr.,  (30)  Eppendorferweg   186  6.  12.  93 

Buchholz,  Gerhard,  Dr.,  Oberiehrer  (26)  Stöckhardtstraße  45  9.  2.  21 

Bünz,  R.,  Dr.,  Hochkamp,  Bogenstraße  1  2.  5.  06 

Bursczack,  Hans,  Kaufmann,  (22)  Holsteinischerkamp  67  19.  10.  21 

Busch,  Luise,  Oberlehrerin,  Bergedorf,  Karolinenstraße  9  9.  3.  21 

Busch,  Werner,  Dr.  med.  et.  phil.,  (25)  Oben  Borgfelde  24  24.  11.  20 

Buttenberg,  P.,  Prof.  Dr.,  (39)  Sierichstraße   158  30.  11.  04 

Capelle,  Wirkl.  Admiralitätsrat,  Präsident  der  Deutschen  Seewarte  12.  2.  19 

Cappel,  C.  W.  F.,  Kaufmann,  (21)  Höltystraße   11  29.  6.  80 

Castens,  Gerhard,  Dr.,  Regierungsrat,  (37)  Isestraße   19  24.  11.  20 

Classen,  Jobs ,  Prof.  Dr.,  Langenhorn,  Siemershöhe  26.  10.  87 

Claussen,  Heinr.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Richterstraße  9  11.  12.  12 

Claussen,  L.,  Dr.  med.  vet.,  (19)  Im  Gehölz  3  4.  12.  07 

Clemenz,  P.,  Dr.  med.,  Alsterdorf,  Ohlsdorferstraße  386  29.  1.  08 

Clesle,  Frida,  Oberiehrerin,  (24)  Sechslingspforte  17  21.  4.  20 

Cohen-Kysper,  Dr.  med.,  Arzt,  (36)  Esplanade  39  12.  4.  99 

Coutinho,  Sophus,  (36)  Johnsallee  63  20.  2.  18 
Dabeistein,  C,  (23)  Marienthalerstraße  123 

Danckers,  Rudolf,  Dr.,  Oberiehrer,  (24)  Kuhmühle  25  14.  2.  12 
Dannmeyer,  F.,  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg-Großborstel,  Moorweg  50    29.  11.  05 


—  11  - 

Dau,  K.,  Dr.,  (24)  Mundsburgerdamm  45  7.  5.  i;} 

von  Dechend,  Dr.,  Ifflandstraße  86  ö.  12.  17 

Dechow,  J.,   Mittelschullehrer,  Altona-Othmarschen,  Kranachstr.  32         18.  1.  22 

Degner,  E.,  Dr.,  (21)  Arndtsraße   17  10.  H.  20 

Delbanco,  Ernst,  Dr.  med.,  (36)  Gr.  Bleichen  27,  Kaisergalerie  2.5.  2.  03 

Delbanco,  Paul,  Zahnarzt,  (36)  Colonaden  43  2o.  6.  97 
Dencker,  Gustav,  Hilfslehrer,  Groß-Flottbek,  Friedenseichenplatz  4         1)3.  4.  21 

Derenberg,  Jul  ,  Dr.,  med.,  (37)  Frauenthal  9  2H.  6.  07 

Detels,  Fr.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Immenhof  2  6.  4.  92 

Deutschmann,  R  ,  Prof.  Dr.  med.,  (37)  Alsterkamp  19  29.  2.  88 

Dickhaut,  Carl,  Oberlehrer,  (24)  Graumannsweg  69  2H.  6.  12 

Diercks,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  Bergedorf,  Am  Baum  7  a  5.  11.  1.4 

Diersche,  M.,  Prof.  Dr.,  (13)  Schlüterstraße  22  20.  2.  07 

Dietrich,  Fr.,  Prof,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Freiligrathstrafie  15  16.  12.  96 

Dinklage,  Max,  Kaufmann,  Bergedorf,  Heuerstraße  8  25.  10.  0.5 

Dörge,  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  Bergedorf,  Am  Baum  19  14.  10.  Oo 
Doermer,  L.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg-Großborstel,  Moorweg 44     7.  11.  00 

Dolberg,  F.,  Prof.  Dr.,  Sternwarte,  Bergedorf,  Gojenbergsweg  45             1.  12.  09 

Dräger,  G.,  Ingenieur,  (13)  Grindelhof  17  21.4.20 

Dräseke,  lohs.,  Dr.  med.,  (24)  Immenhof  11  24.  2.  04 

Drishaus  jr.,  Arthur,  (37)  Oberstraße  66  12.  12.  00 

Duge,  F.,  Fischereidirektor,  (16)  Schäferkampsallee  49  18.  H.  19 
Dunbar,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Hygienischen  Instituts,  (36)  Jungiusstr.  1     15.  9.  97 

Duncker,  G.,  Dr.  phil.,  Ahrensburg,  Bismarckallee  51  15.  5.  07 

Eckmann,  Gerhard,  Dr ,  Oberlehrer,  (20)  Im  Winkel  13  24.  11.  20 

Eddelbüttel,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Lortzingstraße  15  a  5.  3.  13 

Ehlers,  W.,  Prof.,  Oberlehrer,  (26)  Mittelstraße  61  21.  4.  09 

Ehrenbaum/  E.,  Prof.  Dr.,  (21)  Petkumstraße  15  19.  10.  10 

Eiffe,  Otto  Edmund,  (21)  Averhoffstraße  22  10.  2.  09 

Eiffe,  E.,  Kaufmann,  (39)  Flemingstraße  7  19.  5.  20 

Eiffe,  Margarethe,  (39)  Flemingstraße  7  19.  5.  20 

Elias,  B.,  Dr.  phil,  Zahnarzt,  (37)  Oberstraße  72  4.  11.  08 

Embden,  H.,  Dr.  med.,  Arzt,  (37)  Heilwigstraße  39  16.  1.  95 

Empson,  J.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Zimmerstraße  34  15.  11.  11 

Erbe,  H.,  (21)  Canalstraße  18.  6.  19 

Erichsen,  Fr.,  Lehrer,  (39)  Baumkamp   16  13.  4.  98 

Erichson,  Rolf,  Kandidat  d.  höh.  Lehramts,  (21)  Hofweg  35  27.  10.  20 

Ernst,  Otto  Aug.,  Kaufmann,  (21)  Petkumstraße  19  19.  12.  88 
Ernst,  O.  C.,  in  Firma  Ernst  &  von  Spreckelsen,  (1)  Gr.  Reichenstr.  3  1.  1.  89 
Ernst,  W.,  Dr.  phil.,  Mineralogisch-Geologisches  Staatsinstitut, 

Lübeckertor  22  1.5.  2.  22 

Feitel,  R.,  Oberlehrer,  Othmarschen,  Lenbachstraße  5  7.  5.  11 

Feuerbach,  A.,  Apotheker,  (23)  Wandsbeker  Chaussee  179  25.  6.  02- 

Fillie,  Alice,  Oberlehrerin,  (23)  von  Essenstraße  18  19.  5.  20 

Finnern,  Hans,  stud.  rer.  nat.,  (26)  Hirtenstraße  36  9.  3.  21 

Fischer,  W.,  Dr.  med.,  Altona,  Allee  85  24.  1.  12 
Fischer,  W.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer  a.  D.,  Bergedorf,  Augustastr.  3       18.  10.  05 

Fitzler,  J.,  Dr.,  Chemiker,  (37)  Isestraße  125  16.  2.  81 

Flolhow,  A-,  Kaufmann,  (25)  Borgfelderstraße  64  13.  11.  18 

Fock,  A.,  Lehrer,  (20)  Erikastraße  49  9.  3.  21 

Fraenkel,  Eugen,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Alsterglacis  12  28.  11.  82 

Franck,  P.,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Güntherstr.   1  15.  12.  20 

Franck,  Walther,  Dr.,  Oberlehrer,  (25)  Oben  Borgfelde  25  26.  11.  13 

Franz,  Karl,  Prof.,  Oberlehrer,  (37)  Hochallee  115  4.  2.  03 


12  — 


n. 

12. 
10. 
10. 

12. 
11. 
11. 


Friedburg,  Erika,  cand.  med..  (13)  Harvestehuderweg  107  24 

Friedbiirg,  Vict.  L.,  Bankier,  (13)  Harvestehuderweg  107  n 

Friedburg,  Theodora,  (13)  Harvestehuderweg  107  22 

Friederichsen,  R.,  Verlagsbuchhändler,  (36)  Bergstraße  23  2H 

Froböse,  Ferd.,  (26)  Saling  5  14 

Fryd,  C,  Dr.,  Zahnarzt,  (3())  Gänsemarkt  60  11 

V.  Fuchs,  Oberst,  BergedorF,  Ernst  Mantiusstraße  28  24 

Fülleborn,  Prof.  Dr.,  Institut  für  Schiffs-  und  Tropenkrankheiten  28.  1. 

Gang,  W.,  Altona-Ottensen,  Marktplatz  13  18.  6. 

Ganzer,  E.,  Dr.  med.,  (13)  Hallerstraße  38  18.  1. 

Ganzlin,  C.,  Dr.,  (13)  Bogenstraße  IIa  7.  5. 

Gaugier,  Georg,  z.  Zt.  Sibirien  19.  2. 

Gentzen,  Gurt,  Dr.,  (23)  Mittelstraße  20  18.  3. 

Gerlich,  A.,  Baumeister,  (21)  Richterstraße   13  14.  2. 

V.  Ghika,  Georg,  S.,  Ungarischer  Konsul,  (37^  Hochallec  9  •  9.  3. 

Giemsa,  G.,  Prof.  Dr.,  (39)  Sierichstraße  82  '  24.  4. 

Gimbel,  Dr.,  Ingenieur,  Volksdorf,  Hüssberg  14  17.  4. 

Glage,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Sierichstraße   181  15.  2. 

Goethe,  Walter,  (13)  Rentzelstraße  7  30.  10. 

Göhlich,  W.,  Prof.  Dr.,  (26)  Hammerlandstraße   18  8.  1. 

Goldschmidt,  Max,  Dr.,  (8)  Hopfensack  20  9.  2. 

Goos,  Fritz,  Dr.,  (39)  Sierichstraße  5  12.  1. 

Göpner,  C.,  (37)  Frauenthal  20  13.  11. 
Görbing,  Joh.,  Chemiker,  Hamburg-Großborstel,  Borstelerchaussee  128    12.  1. 

Gottschalck,  R.,  Expedient,  (3)  Alter  Steinweg  58  15.  2. 

Graff,  Kasimir,  Prof.  Dr.,  Bergedorf,  Sternwarte  10.  2. 

Grallert,  R.,  Dr.,  Oberamtsrichter,  (37)  Klosterallee  78  15.  6. 

Grimme,  Dr.,  (23)  Marienthalerstraße  144  6.  1. 

Gripp,  K.,  Dr.  phil.,  (23)  Wandsbecker  Chaussee  35  4.  12. 

Gröger,  Rud.,  Oberlehrer,  (21)  Arndtstraße  30  (i.  3. 

Gronover,  Prof.  Dr.,  Altona,  Flottbeker  Chaussee  189  9.  3. 

Groscurth,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (23)  Wandsbecker  Chaussee  73  31.  B. 

Gross,  Wilhelm,  Dr.  med.,  (23)  Wartenau  17  19.  10. 

Grühn,  A.,  Hilfslehrerin,  (24)  Lessingstraße  2  9.  8. 

Grüneberg,  B.,  Sanitätsrat,  Dr.  med.,  Arzt,  Altona,  Allee  91  27.  H. 

de  Grys,  Petrus,  Kaufmann,  (26)  Hammerweg  14  7.  11. 
Gürich,  G.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  geologisch-mineralogischen 

Instituts,  (24)  Lerchenfeld  7  1.  6. 

Haase,  A.,  Dr.  phil.,  Zahnarzt,  Altona,  Allee  245  21.  10. 

Hagen,  Karl,  Prof.  Dr.,  |25)  Klaus  Grothstraße  6  26.  3. 

Hahmann,  Kurt,  Dr.,  (16)  Weidenallee  14  25.  2. 

Hahn,  Karl,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Ifflandstraße  12  15.  5. 
Halberkann,  J.,  Dr.  phil.,  Institut  für  Schiffs-  und  Tropenkrankheiten      5.  2. 

Hamdorf,  K.,  stud.  rer.  nat.,  (20)  Tarpenbeckstraße  93  10.  3. 

Hansen,  Georg,  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Elebeken  5  17.  4. 

Hartleb,  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  (20)  Ludolfstraße  42  26.  3. 
Hartmann,  E.,  Direktor  des  staatlichen  Versorgungsheims,  (22) 

Oberaltenallee  60  27.  2. 

Harms,  Wilhelm,  Ingenieur,  Altona-Ottensen,  Kreuzweg  156  19.  1. 

Hass,  Dr.,  Oberlehrer,  (37)  Brahmsallee  6  9.  4. 

Hassler,  Franz,  Chemiker,  Volksdorf,  Peterstraße  45  4.  1. 

Hauenschiid,  J.,  Frl.,  wissensch.  Hilfslehrerin,  (31)  Isestraße  79  15.  6. 

Hayungs,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  Blankenese,  Strandweg  22  9.  11. 

Hegener,  J.,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Klopstockstraße  26  14.  2. 


20 
17 
19 
04 
21 
80 
20 
20 
13 
05 
13 
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10 
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10 
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12 
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17 

10 
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90 
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19 
20 
12 
13 

Ol 
21 
13 
11 
21 
10 
12 


-  13  - 

Heinemann,  F.,  Seminarlehrer,  (26)  Steinfurtherstraße  33  13.  11.  12 

Heinzerling,  Ernst,  Direktor  der  Hans.  Siemens-Schuckertwerke, 

(20)  Geffkenstraße  27 
Heldt,  Friedr.,  (13)  Hallerstraße  22 
Helmers,  Otto,  Dr.  Chemiker,  (24)  Lübeckerstraße  112 
Hennecke,  F.,  Dr.  med.,  (19)  Im  Gehölz  7 
Hentschel,  E.,  Prof.  Dr.,  (23)  Jordanstraße  5 
Herzenberg,  Roh.,  Dipl.-Ing.,  (13)  Schlüterstraße  10 
Hett,  Paul,  Chemiker,  (25)  Claus  Grothstraße  2 
Heuer,  Dr.,  Oberamtsrichter,  (37)  Oberstraße  68 
Hildebrandt,  Paul,  (5)  Langereihe  29 
Hillers,  Wilh.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (26)  Saling  3 
Hinneberg,  P.,  Dr.,  Altona,  Flottbeker  Chaussee  29 
Hinrichsen,  E.,  Ingenieur,  (24)  Finkenau  29 
Hock,  Arthur,  Apothekenbesitzer,  Groß-Flottbek,  Zeisestr.  20 
Hoelling,  J.,  Dr.,  (19)  Eichenstraße  56 

Hoffmann,  J.,  Bauassistent,  Alsterdorf,  Ohlsdorferstraße  345 
Höpfner,  W.,  Dr.,  Handelschemiker,  (24)  Mühlendamm  62 
Hohle,  A.,  ordentl.  Lehrer  des  Gewerbeschulwesens,  (26)  Saling  21 
Holm,  Franz,  cand.  rer.  nat.,  (6)  Altonaerstraße  65 
Holzmann,  W.,  Nervenarzt,  (5)  An  der  Alster  63 
Homfeld,  H.,  Prof.,  Altona,  Lesser's  Passage  10 
Homfeld,  H.,  Oberlehrer,  (19)  Alardusstraße   10 
Hopf,  Ernst,  Dr ,  wiss.  Hilfslehrer,  (24)  Uhlandstraße  6 
Huebner,  A.,  Veterinärrat,  Kreistierarzt,  Wandsbek,  Amalic;  jtraße  14 
Hümmeler,  O.,  (30)  Scheideweg  38 
Jaap,  O.,  Lehrer,  (25)  Burggarten  3 
lacobsthal,  Erwin,  Dr.  med,,  (24)  Papenhuderstraße  31 
Jäger,  G.,  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Willistraße  22 
Jahrmann,  F.,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Erlenkamp  27 
Jennrich,  W.,  Apotheker,  Blankenese 
Jensen,  C,  Prof.  Dr.,  (20)  Curschmannstraße  8 
Jensen,  P.,  Rektor,  (25)  Bethesdastraße  48 

Jessel,  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg-Großborstel,  Holunderweg  33 
Illies,  R.,  stud.  rer.  nat.,  (21)  Zimmerstraße  16 
Imbeck,  Heinrich,  stud.  rer.  nat.,  Altona,  Glücksburgerstraße  3 
Irmscher,  Dr..  Institut  für  allgemeine  Botanik,  (36)  Jungiusstraße 
Jungmann,  B.,  Dr.  med.,  (20)  Eppendorfer  Landstraße  3(i 
Junkereit,  Oberlehrer,  Blankenese,  Bergstraße   13 
Kaul,  Robert,  M.,  (24)  Mundsburgerdamm  11 
Kautz,  F.,  Dr.  med.,  Arzt,  (6)  Schäferkampsallee  36 
Keferstein,  H.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Realgymnasiums  des 

Johanneums,  (26)  Claudiusstraße  5 
Kellner,  G.,  Kaufmann,  (26)  Rudolfstraße  18 
Kestner,  Prof.  Dr.,  (20)  Loogestieg  13 
Kiessling,  Otto,  Direktor,  Blankenese,  Wittsallee  29 
Klatt,  B.,  Dr.,  Privatdozent,  (25)  Oben  Borgfelde  5 
Klaucke,  Kurt,  Photograph,  (22)  Desenißstraße  17 
iKlehbahn,  H.,  Prof.  Dr.,  (30)  Curschmannstraße  27 
Klünder,  Th.,  Dr.,  Weinsdorf,  Post  Waldhusen 
Knacke,  Marie,  Frl.,  (27)  Billhörner  Röhrendamm  54  a 
Knorr,  Dipl.-Ing.,  (24)  Erlenkamp  10 
Knoth,  M.,  Dr.  med.,  (11)  Michaelisbrücke  1 
Koch,  Emil,  Oberlehrer,  (26)  Rudolfstraße  52 


24.  4. 

18 

15.  6. 

21 

4.  6. 

90 

10 

21.  10. 

08 

15.  5. 

12 

8.  2. 

99 

10.  11. 

09 

13.  11. 

18 

27.  4. 

Ol 

14.  12. 

87 

21.  4. 

20 

7.  11. 

17 

26.  1. 

10 

30.  6. 

20 

1.  4. 

08 

5.  4. 

11 

8.  12. 

20 

19.  5. 

20 

26.  2. 

90 

9.  4. 

19 

8.  12. 

20 

7.  11. 

06 

9.  3. 

21 

24.  3. 

97 

18.  10. 

11 

22.  10. 

19 

30.  6. 

20 

2.  2. 

00 

21.  2. 

00 

20.  1. 

04 

5.  2. 

08 

18.  6. 

19 

10.  11. 

21 

18.  6. 

19 

4.  11. 

96 

22.  10. 

13 

19.  1. 

21 

22.  10. 

19 

31.  10. 

83 

7.  1. 

20 

14.  1. 

20 

18.  1. 

22 

26.  11. 

19 

19.  10. 

21 

5.  12. 

94 

4.  1. 

11 

14.  12. 

21 

15.  2. 

05 

12.  2. 

02 

23.  2. 

16 

-  14  - 

Koch,  Gustav,  Chemiker,  (30)  Breitenfelderstraße  11  26.  4.  16 

Koch,  H.,  Dr.,  (21)  Winterhuderweg  32  22.  2.  11 

Koch,  Wilh.,  Oberlehrer,  (26)  Steinfurtherstraße  29  30.  5.  06 
Koch,  P.  P.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Physik.  Staatsinstituts, 

(36)  Rothenbaumchaussee  22  12.  11.  19 

Köhrmann,  Ferdinand,  (23)  Marienthalerstraße  55  14.  4.  09 

König,  Gustav,  stud.,  math.  et  rer  nat ,  (39)  Cäcilienstraße  2                   9.  6.  21 

Kopeke,  A.,  Prof.  Dr.,  Ottensen,  Bülowstraße  2  18.  11.  83 

Körner,  Th.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (19)  Ottersbeckallee  21  18.  3.  08 

Kolbe,  Hans,  Kaufmann,  (5)  Ernst  Merckstraße  12/14,  Merckhof  13.  3.  Ol 
Konietzko,  J.,  Forschungsreisender,  (23)  Wandsbeker  Chaussee  79        22.  10.  19 

Kowallek,  W.,  Oberlehrer,  (2H)  Mittelstraße  50  5,  11.  13 

Krause,  Paul,  Altona,  Ottensener  Marktplatz  13  19.  10.  21 

Kreidel,  W.,  Dr.,  Zahnarzt,  (24)  Graumannsweg  11  10.  .5.  93 

Krille,  F.,  Zahnarzt,  (36)  Dammthorstraße   1  27.  3.  95 

Kröckelsberg,  Bruno,  Kaufmann,  (30)  Bismarckstraße  130  27.  10.  20 

Kroger,  Rieh.,  (13)  Rutschbahn  40  26.  4.  11 

Krüger,  E.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (20)  Beim  Andreasbrunnen  4  6.  5.  03 

Krüger,  J.,  Prof.  Dr.,  (26)  Meridianstraße  1  7.  11.  06 
Krüss,  H.  A.,  Prof.  Dr.,  Geh.  Reg.-Rat,  Berlin  W.  8, 

Unter  den  Linden  4  6.  12.  05 

Krüss,  P.,  Dr.  phil.,  (21)  Gertigstraße  31  6.  12.  05 

Kuhlbrodt,  E.,  Dr.,  (19)  Eppendorferweg  77  24.  11.  20 

Kuhlmann,  Carl,  cand.  phil.,  (23)  Börnestraßjp  33  9.  3.  21 

Kuhlmann,  Carl  Fr.,  (23)  Börnestraße  33  14.  12.  21 

Kuhns,  H.,  Oberlehrer,  Harburg,  Ernststraße  15  18.  6.  19 
Küsel,  A.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  Altona-Othmarschen,  Cranachstr.  16     5.  11.  90 

Lammert,  B.,  stud.  rer.  nat.,  (22)  Finkenau  19  20.  12.  19 

Lange,  C,  Ingenieur,  (1)  Stadtdeich   16  12.  3.  19 

Lange,  Wich.,  Dr.,  Schulvorsteher,  (36)  Hohe  Bleichen  38  30.  3.  81 

Lantz,  Carl,  Elektrotechniker,  (5)  Steindamm  79  6.  5.  14 
Lehmann,  O.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Altonaer  Museums,  Othmarschen, 

Revendowstraße  8  18.  5.  92 

Lehmann,  Otto,  Lehrer,  (30)  Mansteinstraße  5  28.  4.  97 

Lenschovv,  Helene,  Oberlehrerin,  (13)  Schröderstiftstraße  30  21.  4.  20 

Lenz,  E.,  Dr.  med.,  (6)  Schäferkampsallee  61/63  '              15.  1.  02 

Levy,  Hugo,  Dr.,  Zahnarzt,  (36)  Colonnaden  25  6.  11.  98 

Lewek,  Th.,  Dr.  med.,  Arzt,  (4)  Sophienstraße  4  12.  4.  93 

Lichtheim,  Georg,  Direktor  der  Gas-  und  Wasserwerke  in  Altona, 

Altona,  Palmaille  25  22.  10.  13 

Linck,  Gertrud,  Altona-Othmarschen,  Margaretenstraße  2  10.  3.  20 

Lindemann,  Ad.,  Dr.,  Oberlehrer,  (13)  Hartungstraße  15  10.  6.  03 

Lindemann,  Max,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Birkenau  28  24.  11.  20 

Linne,  O.,  Gartendirektor,  (20)  Erikastraße  121  18.  1.  22 

Lippert,  Ed.,  Kaufmann,  (8)  Katharinenstraße  38  15.  1.  95 

Lipschütz,  Gustav,  Kaufmann,  (37)  Abteistraße  35  12.  72 

Löffler,  Hugo,  Rektor,  (22)  Feßlerstraße  2  4.  12.  Ol 
Lohmann,  H.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Zool.  Instituts  und  Museums, 

(21)  Uhleiihorsterweg  36  26.  3.  13 

Lony,  Gustav,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Heinrich  Hertzstr.  25  4.  2.  09 

Lorentzen,  E.,  Kaufmann,  (23)  Wandsbeker  Chaussee  11  10.  11.  03 

Lorenzen,  C.  O.  E.,  (36)  Alte  Rabenstraße  9  5.  12.  00 

Louvier,  Oscar,  (23)  Eilbecktal  82  12.  4.  93 

Ludwig,  Ernst,  Kaufmann,  (15)  Hammerbrookstraße  42  22.  5.  12 


-  15  - 

Lübbert,  Hans  J.,  Fischerei-Direktor,  Cuxhaven,  Seedeich  5  21.  12.  04 

Liidecke,  Oberlehrer,  Wiihelmsburg,  Fährstraße  65  15.  11.  ]1 

Lüders,  Leo,  Dr.,  (30)  Bismarckstraße  88  29.  1.  13 

Lüdtke,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  Altona-Bahrenfeld,  Beethovenstr.  13  20.  5.  04 

Lütgens,  R.,  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Mundsburgerdamm  65  (5.  11.  07 

Lüthje,  Hans,  Dr.  phil.,  Fuhlsbüttel,  Hummelsbüttelerstraße   118  10.  11.  21 

Magener,  A.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Heinrich  Hertzstraße  5  21.  2.  12 

Marcus,  Ernst,  Dr.,  (21)  Petkumstraße   17  7.  10.  17 

Martens,  Hans,  Oberlehrer,  (26)  Sievekingsallee  31  26.  3.  13 

Martini,  E.,  Dr.,  (20)  Tarpenbeckstraße  96  11.  12.  12 

Martini,  Paul,  Berlin,  Lübeckerstraße  23.  3.  04 

Mau,  Prof.,  Dr.,  Oberlehrer,  Altona-Othmarschen,  Gottorpstr.  37  1.  10.  02 

Mayer,  Martin,  Prof.  Dr.,  (21)  Averhoffstraße  22  17.  10.  17 

Meier,  Bruno,  Oberingenieur,  Blankenese,  Wedeler  Chaussee  81             19.  1.  21 

Meier,  Gustav,  Lehrer,  Altona,  Turnerstraße  45  9.  3.  21 

Meinheit,  Karl,  Dr.  phil,  Oberlehrer,  Harburg,  Heimfelderstr.  56            1.  11.  11 

Meltz,  Friedr.  D.  A.,  Ingenieur,  (21)  Haideweg  4  8.  3.  11 

Mendelson,  Leo,  (37)  Isestraße  130  4.  3.  91 

Mennig,  A.,  Dr.  med.,  Arzt,  (24)  Lübeckerstraße  2.5  21.  1.  91 

Mensing,  Otto,  Dentist,  (23)  Landwehr  29  4.  11.  08 

Mensing,  Frau,  Zahnärztin,  (23)  Landwehr  29  27.  10.  20 

Merten,  E.,  Gewerbeschullehrer.  (13)  Grindelallee  146  1.5.  12.  20 

Merten,  Theod.,  Oberlehrer,  (13)  Grindelallee   146  19.  2.  13 

Mey,  A.,   Dr.,  (9)  Deutsche  Seewarte  26.  1.  10 
Meyer,  Adolph,  Dr.  phil.,  Staats-  und  Universitätsbibliothek,  Speersort     18.  1.  2iJ 

Meyer,  Carl,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  Altona,    Alsenstraße  29  15.  2.  22 

Meyer,  George  Lorenz,  (36)  KI.  Fontenay  4  94.  10.  06 

Meyer,  Gertrud,  Frl.,  (23)  Eilbeckerweg  14  14.  12.  21 

Meyer,  Hans,  Dr.  phil.,  (19)  Ottersbeckallee  13  14.  1.  14 

Meyer,  Martha,  Lehrerin,  Altona,  Wielandstraße  23  24.  11.  20 

Meyer-Brons,  Dr.  med.,  (23)  Eilenau  30  16.  6.  20 

Michaelsen,  W.,  Prof.  Dr.,  (25)  Oben  Borgfelde  48  17.  2.  86 

Michel,  C,  Ph.,  Altona,  Kl.  Gärtnerstraße  68  18.  1.  22 

Mielck,  W.,  Prof.  Dr.,  Helgoland,  Biologische  Anstalt  27.  10.  09 

V.  Minden,  M.,  Dr.  Oberlehrer,  (22)  Oberaltenallee  9  6.  5.  03 

Minnemann,  Carl,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Petkumstiaße  8  9.  3.  21 

Möller,  Carl,  Wedel  i.  H.,  Rissener  Chaussee  14  22.  4.  14 

Möller,  G.,  Lehrer,  Hamburg-Großborstel,  Wolterstraße  18  9.  3.  21 

Möller,  Hugo,  in  Firma  F.  D.  Möller,  Wedel  i.  H.,  Rosengarten  25.  2.  14 

Moltzahn,  Albert,  Oberlehrer,  (23)  Hirschgraben  7/9  18.  12.  18 

Mühlenbruch,  Kand.  des  höheren  Lehramts,  (37)  Brahmsallee  87  28.  1.  20 

MüUegger,  Sebastian,  Apotheker,  Büsum,  Biol.  Station  23.  4.  13 
Müller,  H.,  Dr.  phil.,  Mineralogisch-Geologisches  Staatsinstitut, 

Lübeckertor  22  15.  2.  22 

Müller,  Justus,  (13)  Grindelalle  35  24.  4.  08 

Müller,  Ludwig,  Dr.,  Oberlehrer,  (19)  Gabelsbergerstraße  2  .5.  11.  13 

Nagel,  C,  (23)   Hagenau  63  25.  2.  14 

Nagel,  G.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (30)  Lehmweg  6  6.  12.  11 

Neber,  H.,  (26)  Hirtenstraße  .34  12.  11.  19 
Neumann,  johs.,  Prof.  Dr.,  Schlachthofdirektor,  (13)  Hallerstraße  25    28.  11.  06 

Niemann,  F.,  Kaufmann,  (21)  Hofweg  49  11.  11.  14 

Nieschulz,  A,,  stud.  rer.  nat..  Klein- Flottbek,  Schulstraße  32  30.  6.  20 

Nieser,  O.,  stud.  rer.  nat.,  (11)  Schleusenstraße  31  28.  1.  20 

Nissen,  Adolf,  Zahnarzt,  Altona,  Palmaille  73  17.  3.  09 


—  16  — 

Nöthling,  C.  F.  A.,  Dr.  jur.,  Landrichter,  (24)  Mühlendamm  52 

Nottebohm,  C.  L.,  Kaufmann,  (21)  Adolphstraße  88 

Nottebohm,  Ed.,  Dr.,  (24)  Uhlandstraße  34 

Nissen,  Johannes,  Dr.  phil.,  (22)  Finkenau   10 

Notbohm,  K.,  Oberlehrer,  (23)  Ottostraße  15 

Oltmanns,  J.,  Architekt,  (22)  Oberaltenallee   13 

Olufsen,  Dr.,  Oberlehrer,  (20)  Erikastraße  125 

Ossenbrügge,  P.,  Oberlehrer,  Altona,  Oevelgönne  59 

Otte,  H.,  Dr.,  Zahnarzt,  (36)  Esplanade  46 

Paneth,  F.,  Dr.  Prof.,  (36)  Moorweidenstraße  5 

Paetau,  Max,  (19)  Osterstraße  45 

Panning,  Albert,  Dr.  phil.,  Zoologisches  Museum,  Steintorplatz 

Pape,  K.,  Dr.,  Billhorner  Mühlenweg  66 

Pasch,  Johannes,  cand.  rer.  math.,  (20)  Sierichstraße  172 

Pauschmann,  C,  Dr.,  Oberlehrer,  (19)  Eichenstraße  37 

Perlewitz,  P.,  Dr.,  Cuxhaven,  Adolphstraße  7 

Peter,  B.,  Prof.  Dr.,  Landestierarzt,  (20)  Woldsenweg  1 

Peters,  L.,  Lehrer,  (26)  Stöckhardtstraße  64 

Peters,  W.  L.,  Dr.,  Fabrikbesitzer,  (15)  Grünerdeich  60 

Petersen,  Fritz-Jürgen,  (26)  Mittelstraße  44 

Petersen,  J.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Höltystraße  4 

Petzet,  Ober- Apotheker,  (30)  Moltkestra'ße  14 

Pfeffer,  G.,  Prof.  Dr.,  (23)  Jordanstrasse  22 

Pflaumbaum,  Gust.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Kirchenpauer- 

Realgymnasiums,  (25)  Burgstraße  32 
Pflüger,  R.,  Dr.,  wiss.  Hilfslehrer,  (13)  Sedanstraße  13 
Pieper,  G.  R.,  Seminarlehrer,  (37)  Isestraße  30 
Plaut,  H.  C.,  Dr.  med.  et  phil.,  (36)  Neue  Rabenstraße  21 
Plett,  Walter,  Oberlehrer,  (19)  Meissnerstraße   18 
Pontoppidan,  Hendrik,  (25)  Claus  Grothstraße  12 
Poppe,  W.,  Dr.,  (13)  Heinrich  Barthstraße  16 
Prahl,  Werner,  stud.  rer.  nat.,  (5)  Alexanderstraße  25 
Preiss,  Erich,  Korv.- Kapitän  a.  D.,  (24)  Uhlandstraße  65 
Presch,  Max,  cand.  phil.,  (24)  Ifflandstraße   10 
Prochownik,  L.,  Dr.  med.,  (5)  Holzdamm  24 
Prüser,  W.,  Kaufmann,  Farmsen,  Kupferdamm  26 
Puls,  Ernst,  Dr.  phil.,  (30)  Hoheluftchaussee  66 
Quasig.  F.,  Dr.  med.,  (21)  Richterstraße  9 
Rabe,  P.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Chemischen  Staatsinstituts,  (20) 

Loogestraße   1 1 
Rappolt,  E.,  Dr.  med.,  Gr.  Flottbek,  Grottenstraße  25 
Rathgen,  Anna,  Frl.,  (21)  Richterstraße  22 
Reche,  O.,   Prof.  Dr.,  Reinbek 
Reh,  L.,  Prof.  Dr.,  Zool.  Museum,  (1) 
Rehtz,  Alfred,  Lockstedt,  Walderseestraße  19 
Reiche,  H.  von,  Dr.,  Apotheker,  (1)  Klosterstraße  30 
Reichenow,  E.,  Dr.  med.,  Institut  für  Schiffs-  u.  Tropenkrankheiten, 

Bernhardstraße  74 
Reimnitz,  Joh.,  Dr.,  (23)  Kleiststraße   10 
Reitz,  H.,  Kaufmann,  (25)  Claus  Grothstraße  72  a 
Rettinger,  J.,  Chemiker,  (13)  Grindelberg  80 
Reuter,  Otto,  Oberlehrer,  (26|  Rudolphstraße  42 
Riebesell,P.,Prüf.  Dr.,2.  Direkt.d.  öff.Jugendfürsorge,(21)  Averhoffstr.  14 
Riecke,  Curt,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (37)  Eppendorferbaum   1 1 


9.  2. 

21 

1.  11. 

92 

11.  5. 

21 

15.  5. 

12 

26.  11. 

09 

5.  1. 

02 

30.  11. 

04 

4.  11. 

08 

9.  2. 

10 

24.  11. 

20 

13.  4. 

21 

18.  1. 

22 

12.  3. 

19 

15.  2. 

22 

27.  11. 

12 

11.  11. 

03 

13.  1. 

09 

21.  4. 

20 

28  1. 

91 

7.  5. 

19 

5.  11. 

13 

14.  10. 

91 

24.  9. 

79 

9.  3. 

92 

27.  10. 

20 

21.  11. 

88 

15.  10. 

02 

9.  2. 

16 

6.  3. 

07 

13.  5. 

14 

14.  12. 

21 

9.  3. 

21 

20.  3. 

18 

27.  6. 

77 

16.  6. 

20 

H.   12. 

11 

10.  12. 

19 

9.  12. 

14 

25.  1. 

11 

14.  12. 

21 

27.  4. 

10 

23.  11. 

98 

23.  1. 

07 

17.  12. 

79 

19.  lU. 

21 

15.  11. 

11 

3.  5. 

05 

9.  3. 

21 

(i.   6. 

17 

7.  11. 

06 

30.  3. 

12 

—  17  — 

Riken,  R.,  Dr.,  Oberlehrer,  (30)  Hoheluftchaussee  51 

Rischard,  J  ,  Direktor,  (23)  Wandsbekerchaussee  13 

Rischbieth,  P.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (19)  Hohe  Weide  6 

Da  Rocha-Lima,  Prof.  Dr.,  (21)  Hofweg  22 

Röper,  H.,  Elektrotechniker,  (23)  Wandsbeker  Chaussee  81 

Romanus,  Franz,  Dipl.-Ing.,  (37)  Isestraße  56 

Rompel,  Fr.,  Photogr.  artist.  Atelier,  (22)  Hamburgerstraße  53 

Rosenbauni,  H.  L.,  (26)  Steinfurtherstraße   15 

Rosenbrook,  Kurt,  Dr.  phil.,  (23)  Landwehrdamm  21 

Rupprecht,  Georg,  Dr.,  (22)  Richardstraße  57 

Rüter,  Elisabeth,  Dr.,  (23)  Hagenau  62 

Sahrhage,  H.,  Dr.,  Oberlehrer,  (21)  Haideweg  9 

Sartorius,  Apotheker,  (23)  Wandsbeker  Chaussee  313 

Schack,  Fried.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Schwanenwik  30 

Schäfer,  Hans,  Dr.,  Assistenzarzt  am  Eppendorfer  Krankenhaus 

Schäfer,  Kurt,  Kaufmann,  (5)  Beim  Strohhause  23 

Schäffer,  Caesar,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (24)  Freiligrathstraße  15 

Schaper,  Paul,  Dr.  phil.,  (6)  Schäferkampsallee  48 

Schimank,  H.,  Dr.,  (24)  Mühlendamm   12 

Schlaeger,  Georg,  Zahnarzt,  (5)  An  der  Alster  81 

Schlee,  Paul,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer.  (24)  Immenhof  19 

Schlienz,  W.,  cand.  zool.  (19)  Wiesenstraße  25 

Schmerler,  Frau,  Landrichter,  (24)  Birkenau  41 

Schmidt,  Carl,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (23)  Marienthalerstraße  113  a 

Schmidt,  Felix,  Oberlehrer,  Altona-Ottensen,  Bahrenfelderstr.  92 

Schmidt,  John,  Ingenieur,  (8)  Meyerstraße  60 

Schmidt,  Justus,  Lehrer,  (24)  Wandsbekerstieg  45 

Schmidt,  Max,  Dr.,  Oberlehrer,  Hamburg-Großborstel,  Königstr.  7 

Schmidt,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer,  (19)  Fruchtallee  9 

Schmitt,  Rudolf,  Konservator,  Altona,  Stadt.  Museum 

Schober,  A.,  Prof.  Dr.,  Schulrat,  (24)  Lerchenfeld  7 

Schönfeld,  Felix,  Kaufmann,  (36)  Alsterufer  19 

Schorr,  R.,  Prof.  Dr.,  Direktor  der  Sternwarte,  Bergedorf 

Schott,  Gerh.,  Prof.  Dr.,  (9)  Deutsche  Seewarte 

Schrader,  Erich,  Oberlehrer,  (30)  Moltkestraße  17 

Schreier,  W.,  (20)  Heilwigstraße  50 

Schröder,  J.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  staatlichen  Lyzeums  und 

Oberlyzeums  am  Lerchenfeld,  Alsterdorf,  Fuhlsbüttelerstr.  603 
Schröder,  Irene,  Frl.,  Studienanstalt  Hansastraße 
Schubotz,  H  ,  Prof.  Dr.,  Flensburg-Land 
Schüller,  Felix,  Prof.  Dr.,  (24)  Graumannsweg  16 
Schulte-Überhorst,  A.,  Altona,  Arnkielstraße  5 
Schutt,  K.,  Dr.,  Oberlehrer,  (23)  Wartenau  3 

Schutt,  R.  G.,  Prof.  Dr.,  Vorsteher  der  Hauptstation  für  Erdbeben- 
forschung, (24)  Papenhuderstraße  8 
Schultz,  Arved,  Dr.,  (25)  Hebbelstraße  3 
Schulz,  Bruno,  Dr.,  (23)  Rückertstraße  50 

Schulz,  J.  F.  Herm.,  bei  Berckemeyer  &  Siemsen,  (1)  Alsterdamm  39 
Schumacher,  Arnold,  Dr.,  Altona,  Goethestraße  2 
Schumm,  Otto,  Prof.,  Chemiker,  (20)  Tarpenbeckstraße   102 
Schumpelick,  A.,  Prof.,  Oberlehrer,  (37)  Isestraße  95 
Schwabe,  J.,  Dr.,  Tierarzt,  (25)  Burgstraße  32 
Schwabe,  J.,  Oberlehrer,  Bergedorf,  Wentorferstraße   111 
Schwabe,  L.,  Fabrikbesitzer,  (30)  Husumerstraße  12 
Schwabe,  W.  O.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Wagnerstraße  68 


1.5.  11. 

11 

16.  6. 

20 

13.  3. 

89 

7.  1. 

20 

30.  11. 

04 

23.  2. 

16 

28.  3. 

06 

6.  5. 

09 

13.  4. 

21 

1.  5. 

07 

19.  1. 

21 

12.  1. 

16 

7.  11. 

95 

19.  10. 

04 

16.  1. 

18 

y.  3. 

21 

17.  9. 

90 

15.  2. 

22 

15.  12. 

20 

26.  2, 

08 

30.  9. 

96 

10.  3. 

20 

11.  5. 

21 

30.  10. 

12 

11.  2. 

14 

11.  5. 

98 

26.  2. 

79 

9.  3. 

04 

3.  1. 

12 

11.  11. 

08 

18.  4. 

94 

27.  10. 

20 

4.  3. 

96 

14.  4. 

15 

23.  6. 

13 

13.  4. 

21 

5.  11, 

90 

15.  6. 

21 

18.  6. 

13 

5.  5. 

09 

9.  3. 

21 

30.  5. 

06 

23.  9. 

91 

13.  4. 

21 

16.  11. 

20 

28.  5. 

87 

9.  2. 

21 

1.  4. 

08 

4.  6. 

02 

26.  2, 

08 

21.  4. 

20 

14.  12. 

04 

27.  11. 

07 

—  18  — 

Schwarz,  Werner,  Studienassessor,  Altona,  Stiftsstraße  20  15.  2.  22 

Schwarze,  Wiih.,  Prof,  Dr.,  Wentorf  bei  Reinbek,  Am  Heidberg  25    9.  89 

Schwassmann,  A.,  Prof.  Dr.,  Bergedorf,  Sternwarte  12.  2.  Ol 

Schwencke,  Ad.,  Kaufmann,  Alt-Rahlstedt,  Wallstrasse  52  20.  5.  96 

Seehann,  P.,  Lehramtskandidat,  (39)  Lichtwarkschule  28.  1.  20 

Seemann,  H.,  Dr.,  (37)  Jsestraße  64  22.  2.  11 

Selk,  H.,  Apotheker,  (21)  Heinrich  Hertzstrasse  73  9.  3.  92 
Seligmann,  Siegfried,  Dr.  med.,  Augenarzt,  (3(i)  Colonnaden  25/27       11,  12.  12 

Semmelhack,  Wilh  ,  Dr.,  (30)  Gärtnerstrasse  52  3.  2.  15 

Semsroth,  L.,  Harburg,  Haakestrasse  22  15.  6.  10 

Sennewald,  Prof.  Dr.,  (24)  Mühlendamm  72  31.  .5.  76 
Sieveking,  G.  H.,  Dr.  med.,  Physikus,  (37)  Rothenbaumchaussee  21 1     25.  2.  14 

Simon,  Friedrich,  Oberlehrer,  (39)  Cäcilienstrasse  9  18.  1.  22 

Simmonds,  Prof.  Dr.  med.,  (36)  Johnsallee  50  30.  5    88 

V.  d.  Smissen,  C.,  stud.  rer.  nat.,  (23)  Marienthalerstrasse  47  11.  2.  20 

SöUner,  Harald,  (39)  Maria  Louisenstrasse   112  IH.  5.  17 

Sokolowsky,  A.,  Dr.,  (30)  Lappenbergsallee  10  19.  10.  10 

Sonder,  Chr.,  Apothekenbesitzer,  Oldesloe  15.  5.  12 

Sonder,  Wolfgang,  cand.  pharm.,  Oldesloe,  Apotheke  15.  2.  22 

Stadel,  Dr.,  Oberlehrer,  Altona,  Bei  der  Friedenseiche  I  9.  3.  21 

Stalbohm,  Willi,  (6)  Agathenstrasse  1  16.  12.  08 

Starke,  Heinrich,  Oberlehrer,  Harburg  26.  4.  11 

Stauss,  W.,  Dr.,  Dresden- A.,  Anton  Graffstrasse  14  2.  10.  95 
Steinhagen,  P.,  Dr.,  Kandidat  des  höheren  Lehramts,  Ohlsdorf, 

Fuhlsbüttelerstrasse  619  5.  12.  17 

Stilke,  R.,  (26)   Hertogestrasse  14  12.  3.  19 

Stilp,  Dr.,  Oberlehrer,  Elmshorn,  Wrangelpromenade  20.  12.  16 

Stobbe,  Max,  Lokstedt  bei  Hamburg,  Behrkampsweg  36  13.  11.  95 
Strodtmann,  S.,  Dr.,  Realschuldirektor,  Wilhelmsburg,  Göschenstr.  83      2.  12.  08 

Sturm,  Margret,  Dr.,  (37)  Werderstrasse  63  11.  5.  21 

Suhr,  J.,  Dr.,  Oberlehrer,  (22)  Finkenau  13  29.  11.  05 

von  Svdow,  G.,  Dr.  jur.,  Notar,  (37)  Parkallee  96  10.  2.  17 

Tams,  Ernst,  Prof.  Dr ,  (23)  Ritterstrasse  72  21.  10.  08 

Tempel,  Gustav,  Geschäfts-Makler,  (24)  Wandsbekerstieg  26  15.  6.  21 

Thate,  Conrad,  Kaufmann,  (26)  Saling  5  5.  12.  17 

Thiel,  Egon,  (5)  Danzigerstrasse  18  14.  12.  21 
Thilenius,   Prof.  Dr.,  Direktor  des  Museums  für  Völkerkunde, 

(37)  Abteistrasse  16  9.  11.  04 

Thomae,  K.,  Prof.  Dr.,  Schulrat,  Bergedorf,  Grasweg  38  15.  1.  08 

Thorade,  Herm.,  Dr.,  Oberlehrer,  (26)  Meridianstrasse  15  30.  11.  04 
Thörl,  Fr.,  Kommerzienrat,  Fabrikant,  (26)  Hammerlandstrasse  23/25       16.  1.  95 

Timm,  Rud.,  Prof.  Dr.,  Oberlehrer,  (39)  Bussestrasse  45  20.  1.  86 

Timpe,  H.,  Dr.,  (24)  Uhlandstrasse  65  4.  12.  Ol 

Trommsdorff,  Dr.,  Med. -Rat.  Magdeburg,  Leipzigerstrasse  63  19.  10.  21 

Trömner,  E.,  Dr.  med.,  (5)  An  der  Alster  49  8.  11.  05 

Trutenau,  Max,  (19)  Fruchtallee   117  9.  3.  21 

Tuch,  Th.,  Dr.,  Fabrikant,  (25)  Wallstrasse  14  4.  6.  90 

Türkheim,  |ulius,  Dr.  med.,  (5)  Langereihe  101  20.  11.  05 

Twele,  Hans,  wissensch.  Hilfslehrer,  (30)  Moltkestrasse  45  9.  2.  21 

Uhde,  O.,  Baurat,  (26)  Ohlendorffstrasse  9  27.  10.  20 

Uhtenwoldt,  Kandidat  d.  höh.  Lehramts,  (5)  Bremerreihe  20  15.  2.  22 

Ulmer,  G.,  Dr.  phil.,  Lehrer,  (39)  Baumkamp  30  8.  11.  99 

Umlauf,  K.,  Prof  Dr.,  Landesschulrat,  Bergedorf,  Bismarckstr.  33  24.  1.  06 

Unna,  F^  G.,  Prof.,  Dr.  med.,  (36)  Gr.  Theaterstrasse  31  9.  1.  89 

Vester,  H.,  Dr.,  Altona,  Bahnhofstrasse  16  26.  2.  08 


—  19  — 

Voege,  W.,  Prof.  Dr.-Ing.,  (20)  Sierichstrasse  170  14.  1.  02 

Voigt,  A.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Instituts  für  angewandte  Botanik, 

(24)  Wandsbekerstieg  13 
Voigt.  Walter,  Dr.  med.,  (24)  Alfredstrasse,  Marienkrankenhaus 
Voigtländer,  F.,  Prof.   Dr.,  (21)  Overbeckstrasse  4 
Völkers,  Karl,  wissensch.  Lehrer,  (39)  Bussestrasse  49 
Vosgerau,  Wilh.,  Mittelschullehrer,  Altona-Ottensen,  Hohenzollernring74 
Vosseier,  J.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Zoologischen  Gartens 
Wagner,  Franz,  Dr   med.,  Altona,  Bei  der  Johanneskirche  2 
Wagner,  Max,  Dr.  phil.,  (5)  Steindamm  152 
Wagner,  Richard,  Altona,  Bei  der  Friedenseiche  6 
Walter,  B.,  Prof.  Dr.,  (21)  Petkumstrasse  15 
Walter,  F.,  Dr.,  (26)  Saling  7 
Warncke,  F.,  Dr.,  (26)  Sievekingsallee  7 
Warnecke,  Georg,  Dr.,  Landrichter,  Alleestrasse  73 
Weber,  W.,  Dr.,  Chemiker,  Altona,  Roonstrasse   122 
Weber,  W.,  Dr.,  Polizeitierarzt,  (19)  Wiesenstrasse  13 
Wedekind,  Karl,  (23)  Pappelallee  46 

Wegener,  A.,  Prof.  Dr.,  Hamburg-Grossborstel,  Violastrasse  7 
Wegener,  Frau,  Prof.  Dr.,  Hamburg-Grossborstel,  Violastrasse  7 
Wegener,  Max,  Kaufmann,  Blankenese,  Parkstrasse  18 
Wehin,  Richard,  Dr ,  Chemiker,  (6)  Altonaerstrasse  31 
Weidmann,  Paul,  Lehrer,  Rissen  i.  H. 
Weiss,  H.,  Dr.,  Chemiker,  (24)  Erlenkamp  13 
Werner,  Franz,  Wandsbek,  Schillerstrasse  2 
Werner,  Hans,  cand.  ehem.,  Harburg,  Staderstrasse  127 
Weygandt,  Wilh.,  Prof.  Dr.  med.  et  phil.,  Direktor  der  Irrenanstalt 

Friedrichsberg,  (22)  Friedrichsbergerstrasse  60 
Wieprecht,  Franz,  Ingenieur,  (22)  Heitmannstrasse  15 
Wilbrandt,  H.,  Prof.  Dr.  med.,  (21)  Heinrich  Hertzstrasse  3 
Willers,  Th.,  Dr.,  Blankenese,  Thalstrasse  8 
Windmüller,  P.,  Dr.  med.,  Zahnarzt,  (37)  Hochallee  57 
Winkler,  H.,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Instituts  für  allgemeine  Botanik, 

(20)  Woldsenweg  12 
Winzer,  Richard,  Prof.  Dr.,  Harburg,  Haakestrasse  43 
Wisser,  K.,  Dr.,  Oberlehrer,  (33)  Osterbeckstrasse  105 
Witt,  Hans,  stud.  med,,  (19)  Eimsbüttelerchaussee  122 
Witter,  Wilh.,  (21)  Uhlenhorsterweg  37 
Wobig,  Fr.,  Chemiker,  (23)  Hasselbrookstrasse   171 
Wölfert,  Georg,  Dr.  phil.,  Gross-Flottbek.  Fritz  Reuterstrasse  22 
Wohlstadt,  R.,  Dr.  phil.,  Mineralogisch-Geologisches  Staatsinstitut, 

Lübeckertor  22 
Wohlwill,  Heinr.,  Dr,  (37)  Hagedornstrasse  51 
Woisin,  Kandidat  d.  höh.  Lehramts,  Mittelstrasse  91,  Hinterhaus  2 
Wollmann,  E.,  Geh.  Justizrat,  Ottensen,  Moltkestrasse   18 
Wulff,  A.,  Dr.,  (5)  Kirchenallee  47 
Wulff,  Ernst,  Dr.,  (25)  Beim  Gesundbrunnen   14 
Wundram,  Felix,  Ingenieur,  (30)  Meldorferstrasse   19 
Würdemann,  G.,  Oberlehrer,  (24)  Mundsburgerdamm  31 
Wysogorski,  Prof.  Dr.,  (5)  Min.-geolog.  Institut,  Lübeckertor  22 
Zebel,  Gust ,  Fabrikant,  (21)  Goethestrasse  2 
Ziehes,  Emil,  (39)  Sierichstrasse  34 
Zimmermann,  Carl,  (25)  Oben  Borgfelde  29 
Zinkeisen,  Ed.,  Dr.,  Chemiker,  (5)  Danzigerstrasse  48 
Zwingenberger,  Hans,  Oberlehrer,  (23)  Auenstrasse  14 


1.  1. 

89 

15.  2. 

22 

9.  12. 

91 

18.  1. 

22 

15.  6. 

21 

16.  6. 

09 

18.  4. 

00 

29.  1. 

02 

.3.  12. 

02 

1.  12. 

86 

11.  2. 

20 

26.  3. 

13 

9.  3. 

21 

21.  10. 

08 

7.  12. 

10 

30.  6. 

20 

18.  6. 

19 

15.  6. 

21 

15.  1. 

96 

4.  3. 

10 

27.  10. 

20 

23.  2. 

10 

1.5.  2. 

22 

15.  12. 

20 

14.  2. 

12 

14.  12. 

21 

27.  2. 

95 

23.  2. 

10 

21.  12. 

92 

11.  12. 

12 

7.  12. 

00 

16.  12. 

08 

19.  10. 

21 

25.  10. 

99 

15.  12. 

20 

20.  10. 

15 

15.  2. 

22 

12.  10. 

98 

15.  2. 

22 

18.  10. 

11 

18.  6. 

19 

26.  10. 

98 

13.  4. 

21 

5.  4. 

11 

18.  10. 

11 

25.  4. 

83 

28  12. 

89 

28.  5 

84 

24.  2. 

97 

30.  11. 

04 

—  20  — 


2.  Bericht  über  die  Vorträge,  Besichtigungen  und 
wissenschaftlichen  Ausflüge  des  Jahres  1921. 


A.    Die  Vorträge  des  Jahres  1921. 
1.  Allgemeine  Sitzungen. 

1.  Sitzung,  am  4.  Januar,   —  Öffentliche  Versammlung  im   Hörsaal  A 

der  Universität:  Die  drohende  AuflösungdesZoologischenGartens. 

Es  sprachen  Dr.  Ad.  Lindemann  als  Vorsitzender,  ferner  Prof.  Dr.  H.  Loh- 
mann. C.  Duve,  Prof.  Dr.  W.  Weygandt,  Prof.  R.  W.  R.  Meyer,  O.  Krieger  und 
J,  ßüli  (M.  d.  B.)     Die  folgende  Entschüessung  fand  einstimmige  Annahme: 

„Eine  auf  den  4.  Januar  1921  von  dem  Naturwissenschaftlichen  Verein 
und  vielen  anderen  Körperschaften  und  Vereinen  einberufene  zahlreich  be- 
suchte Versammlung  hat  nach  Anhörung  der  Redner,  welche  die  Bedeutung 
des  Zoologischen  Gartens  für  Wissenschaft,  Kunst,  Volkserziehung  und  das 
sonstige  Leben  unserer  Stadt  dargelegt  haben,  die  Ueberzeugung  gewonnen, 
dass  die  Gefahr  der  Auflösung  des  Zoologischen  Gartens  mit  allen  Mitteln 
abgewandt  werden  muss.  Sie  richtet  daher  an  Senat  und  Bürgerschaft  so- 
wie an  die  stets  opferfreudige  hamburgischc  Bevölkerung  das  dringende 
Ersuchen,  alles  in  ihren  Kräften  Liegende  zu  tun,  um  Hamburg  seinen 
Zoologischen  Garten  zu  erhalten." 

2.  Sitzung,  am    12.  Januar.   —   Bischotf:   Uebcr  die  Entwicklungslinien 

der  geistigen  Fähigkeiten  in  der  Tierwelt  bis  zum  Menschen 
(mit  Lichtbildern). 

3.  Sitzung,  am    19.  Januar.    —     Pfizenmayer,  E.  W.,  aus  Tiflis:  Die 

Resultate  der  von  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  St.  Peters- 
burg zur  Ausgrabung  von  Mammutkadavern  1901  und  1908  ins 
Jakutsk  -  Gebiet  entsandten  Expeditionen  (mit  Lichtbildern  und 
Vorführungen). 

Lebhaftes  Interesse  für  das  Vorkommen  des  Mammuts  bezw.  dessen 
Ueberreste  hatte  bei  der  eingesessenen  Bevölkerung  Ost-Sibiriens  die  Aus- 
schreibung von  Preisen  seitens  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  St.  Peters- 


—  21  — 

bürg  für  den  Nachweis  von  entsprechenden  Funden  geweckt.  Auf  Meldungen 
gegenständlicher  Art  hin  waren  in  den  Jahren  1901  und  1908  Expeditionen  aus- 
gesandt worden  zur  Bergung  im  Jakutskgebiet  au ''gefundener  Mammutkadaver. 
—  Den  ersten  Kadaver  hatten  im  Jahre  1900  Tungusen  am  Ufer  der  Beresowka, 
einem  rechten  Nebenflusse  der  ins  Eismeer  mündenden  Kolyma  entdeckt,  nach- 
dem er  durch  einen  Utersturz  teilweise  sichtbar  geworden  war.  Die  Expedition 
gelangte  unter  Führung  des  Vortragenden  nach  anstrengender,  monatelanger 
Reise  durch  die  nordischen  Urwälder  und  Tundren  an  den  Fundort  und  es  ge- 
lang, den  fast  vollständig  erhaltenen  Kadaver  in  fast  2  Monate  dauernder  Arbeit 
zu  bergen  und  Skelett,  Haut  und  Weichteile,  letztere  in  gefrorenem  Zustande 
auf  dem  Schlittenwege  nach  dem  vom  Fundort  nahezu  6000  km  entfernten  Ir- 
kutsk  und  von  dort  mit  der  Bahn  nach  Petersburg  zu  schaffen.  —  Sieben  Jahre 
später  entsandte  die  Akademie  den  Vortragenden  zum  zweiten  Male  nach  Si- 
birien zur  Untersuchung  und  Bergung  eines  neuen  Mammutkadavers,  der  in  der 
Omulachtundra,  im  Eismeerküstengebiet  z^vischen  Jana  und  Indigirka,  am  Ufer 
des  Küstenflüsschens  Sangajurach  entdeckt  worden  war.  Dieser  zweite  Fund 
war  nicht  so  gut  erhalten  wie  der  von  der  Beresowka,  doch  vervollständigten 
einzelne  seiner  noch  erhaltenen  Weichteile,  vor  allem  der  fast  ganz  intakte 
Rüssel,  unsere  Kenntnis  vom  Mammut.  Durch  die  beiden  neuen  Funde  ist 
unser  Wissen  über  den  fossilen  Elefanten  in  vieler  Hinsicht  sowohl  was  Skelett, 
wie  Biegung  und  Richtung  der  Stosszähne,  als  auch  was  die  Weichteile  und 
Behaarung  anbelangt,  in  wertvollster  Weise  vervollständigt  bzw.  korrigiert  worden. 

4.  Sitzung,  am  26.  Januar  (gemeinschaftlich  mit  dem  Hamburger 
Chemiker-Verein).  —  Schimank,  H.:  Neue  Forschungen  über 
den  Atombau. 

Die  Erscheinungen  der  Radioaktivität,  die  Interferenzerscheinungen  der 
Röntgenstrahlen  und  die  Untersuchungen  Rutherfords  über  die  Ablenkung  der 
«-Strahlen  beim  Durchgang  durch  Materie  haben  uns  ein  reiches  Erfahrungs- 
material geliefert,  aus  dem  sich  Schlüsse  über  Größe  und  Struktur  der  Atome 
ziehen  lassen.  Es  ergibt  sich  daraus,  daß  die  Atome  komplizierte  Systeme  po- 
sitiver und  negativer  Ladungen  sind,  zwischen  denen  dynamisches  Gleichgewicht 
besteht.  Die  gravitierende  Masse  ist  nahezu  vollständig  in  Union  mit  der  po- 
sitiven Ladung  vorhanden,  die  auf  einen  Raum  von  der  Größenordnung  10  '•'cm 
im  Durchmesser  konzentriert  ist  Der  Gesamtdurchmesser  des  Atoms  hat  da- 
gegen eine  Größenordnung  von  10~^  cm.  Die  Ladung  des  positiven  Kerns 
wächst  mit  dem  Atomgewicht  und  wird  nach  außen  durch  eine  entsprechende 
Anzahl  von  Elektronen  kompensiert.  Der  einfachste  denkbare  Fall  wird  darge- 
stellt durch  einen  einwertig  positiv  geladenen  Kern  und  ein  Elektron. 

Das  Modell  des  Wasserstoffatoms,  das  sich  so  ergibt,  ist  nur  dadurch 
existenzfähig,  daß  der  elektrostatischen  Anziehung  der  beiden  entgegengesetzten 
Ladungen  durch  Zentrifugalkraft  das  Gleichgewicht  gehalten  wird. 

Da  in  der  hieraus  resultierenden  Gleichung  sowohl  die  Winkelgeschwindig- 
keit wie  der  Bahnradius  als  Unbekannte  eingehen,  ist  zur  eindeutigen  Fest- 
legung sämtlicher  Atomkonstanten  noch  eine  zweite  Gleichung  erforderlich. 
Diese  zweite  Gleichung,  die  Bohr'sche  Frequenzbedingung  für  das  Impulsmoment, 
besagt,  daß  das  Impulsmoment  des  Elektrons  ein  ganzzahliges  Vielfaches  des 
Planck'scheri  Wirkungsquantums  sein  soll.  Jeder  ganzen  Zahl  entspricht  dann 
eine  bestimmte  Bahn,  auf  der  das  Elektron  läuft  und  die  als  1  te,  2te,  .  .  .  n*« 
Quantenbahn  bezeichnet  wird.  Dem  Umlauf  des  Elektrons  auf  irgend  einer 
Quantenbahn  kommt  ein  bestimmter  Energieinhalt  des  Atoms  zu.  Stürzt  das 
Atom  von  einer  Bahn  höherer  Quantenzahl  auf  eine  Bahn  geringerer  Quanten- 


—  22  — 

zahl  herab,  so  wird  die  EnergiediPFerenz  zwischen  Anfangs-  und  Endzustand  des 
Atoms  in  Form  von  Strahlung  abgegeben,  deren  Frequenz  nach  einer  zweiten 
von  Bohr  formulierten  E:Jmgung  dem  Quotienten  aus  Energiediiferenz  und 
Wirkungsquantuni  gleich  ist. 

Die  Reihe  aller  Zustandsänderungen,  die  Übergänge  von  höherquantigen 
auf  die  in-eiquantige  Bahn  beim  Wasserstoffatom  darstellen,  ergibt  quantitativ 
die  Balmerserie,  die  Reihe  der  Übergänge  auf  die  dreiquantige  Bahn  liefert  i:"-^ 
ultrarote  Paschenserie,  die  der  Übergänge  auf  die  erste  QuantT^ahn  die  ul;  - 
violette  Lymanserie.  Eine  Verfeinerung  der  Theorie,  die  at.^n  die  Struktur- 
einzelheiten der  Spektrallinien  wiederzugeben  gestattet,  erhält  man,  wenn  man 
nach  Sommerfelds  Vorgang  die  Bewegung  in  Keplerellipsen  vor  sich  gehen  läßt 
und  dabei  die  Forderungen  des  Relativitätsprinzips  und  die  Mitbewegung  des 
Kerns  berücksichtigt. 

Bereits  beim  nächsten  Atommodell,  dem  des  Heliums,  treten  die 
Schwierigkeiten  des  Dreikörperproblems  auf.  Viel  Wahrscheinlichkeit  besitzt 
das  Modell  von  Lande,  nach  welchem  das  Helium  aus  einem  zweiwertig  posi- 
tiven Kern  von  rund  vierfacher  Masse  des  Wasserstotfatoms  besteht,  der  mit 
seinem  ersten  Elektron  doppelsternartig  kreist,  während  das  zweite  Elektron 
auf  einer  Bahn  von  größerem  Durchmesser  um  bei  ;-  umläuft.  Wird  das 
äußere  Elektron  abdissoziiert,  so  ent>^teht  das  einwertig  positive  Heliumion,  das 
wiederum  den  Fall  des  Zweikörperproblems  darbietet,  und  dessen  spektrales 
Verhallen  sich  daher  berechnen  läßt.  Es  ergibt  sich  unter  anderem,  daß  die 
früher  als  Hauptserie  und  2.  Nebenserie  dem  Wasserstoff  zugeschriebenen 
Spektren,   Spektra  des  He,    mit  den  Quantenzahlen    3  bezw.  4  des  konstanten 

Terms  sind.  Der  nach  Abdissoziation  auch  des  zweiten  Elektrons  allein  zurück- 
bleibende He  I,  -Kern  ist  identisch  mit  dem  «-Teilchen  der  radioaktiven 
Substanzen.   "■    ' 

In  Weiterbildung  dieser  und  ähnlicher  Anschauungen  ergibt  sich  für  die 
Atome  der  Elemente  und  ihr  Verhalten  in  großen  Zügen  folgendes  Bild. 

Jedes  Atom  besteht  aus  dem  positiven  Kern,  der  soviel  Ladungen  trägt, 
wie  seiner  Platznummer  im  periodischen  System  entspricht.  Die  entsprechende 
Zahl  von  Elektronen  ist  auf  mehrere  Schalen  verteilt,  deren  jede  eine  höchste 
zulässige  Besetzungszahl  hat.  Nach  Anschauungen,  die  in  Umgestaltung 
Bohr'scher  Vorstellungen  vor  allem  Kossei  entwickelt  hat,  beträgt  die  Besetzungs- 
zahl der  ersten  Schale  2.  Sie  ist  also  beim  Helium  abgeschlossen.  Beim 
Lithium  bildet  das  dritte  Elektron  den  Anfang  der  zweiten  Schale,  die  beim 
Neon  mit  8  Elektronen  voll  besetzt  ist.  Die  dritte  Schale,  ebenfalls  mit  der 
maximalen  Besetzungszahl  8,  hebt  beim  Natrium,  die  vierte  beim  Kalium  an. 
Der  Elektronenanordnung  vollbesetzter  Schalen  entspricht  besonders  hohe  Sta- 
bilität. Daher  herrscht  die  Tendenz,  durch  Abgabe  oder  Aufnahme  von  Elek- 
tronen vollbesetzte  Außenschalen  herzustellen.  Alle  Alkalien  können  dies  Ziel 
erreichen,  indem  sie  das  Einzelelektron,  das  ihre  äußerste  Schale  bildet,  ab- 
werfen. Sie  werden  dadurch  zu  einwertig  positiven  Ionen.  Die  Halogene  be- 
sitzen dagegen  Außenschalen,  zu  deren  Vollendung  noch  ein  Elektron  fehlt. 
Durch  dessen  Aufnahme  werden  sie  zu  einwertig  negativen  Ionen.  Durch 
elektrostatische  Anziehung  dieser  entg°gegengesetzt  gleichzahlig  geladenen  Ionen 
bilden  sich  aus  ihnen  die  Alkalihologenide.  Die  mittlere  Energie  der  thermischen 
Bewegung  reicht  in  Luft  nicht  aus,  um  die  Dissoziationsarbeit  zu  leisten.  Wird 
aber  das  Salz  in  Wasser  von  der  Dielektrizitätskonstante  81  gebracht,  so  wird 
die  elektrostatische  Anziehung  entsprechend  verringert  und  es  erfolgt  Disso- 
ziation in  die  Ionen.  Zugleich  erklärt  sich  auch  die  chemische  Indifferenz  der 
Edelgase  aus  der  Vollbesetzung  ihrer  Außenschalen. 


—  23  — 

Während  chemische  Aktion  und  sichtbares  Spektrum  nur  die  Elektroneh 
der  Außenschale  in  Mitleidenschaft  ziehen,  sind  die  Elektronen  der  innern 
Schalen  Träger  der  röntgenspektralen  Betätigung  des  Atoms.  Im  Gegensatz  zur 
periodisch  wechselnden  Elektronenbesetzung  der  äußersten  Schale,  besteht  für 
alle  Atome  mit  gleichartigen  Innenschalen  Gleichheit  der  Anordnung,  abgesehen 
von  der  Verschiedenheit  der  Kernladung.  Deswegen  kann  sich  auch  nur  in 
dem  chemischen  und  spektralen  Verhalten  der  Atome  im  sichtbaren  und  dem 
sichtbaren  benachbarten  Gebiet  eine  Periodizität  bemerkbar  machen,  nicht  aber 
im  Röntgenspektrum.  Wie  es  dem  Moseley'schen  Gesetze  entspricht,  wächst 
die  Frequenz  der  K«-Linie  gleichmäßig  für  die  aufeinanderfolgenden  Elemente. 
Sie  ist  dem  Quadrate  der  Kernladungszahl  direkt  proportional  und  wird  emittiert, 
wenn  ein  Elektron  von  der  zweiten  Quantenbahn  auf  einen  irgendwie  freige- 
wordenen Platz  der  ersten,  innersten  Quantenbahn  stürzt. 

Veränderungen  im  Kern  selbst  ändern  den  Charakter  des  Atoms,  sie 
führen  zu  Elementumwandlungen.  Die  spontan  verlaufenden  radioaktiven  Zer- 
fallsprozesse sind  Umwandlungen  im  Atomkern  selbst.  Dieser  muß  also,  wie 
auch  schon  aus  der  wachsenden  Differenz  von  Kernladungszahl  und  Atomgewicht 
erhellt,  aus  positiven  und  negativen  Ladungen  aufgebaut  sein,  für  deren  An- 
ordnung Stabilitätsgesetze  gelten,    die    bisher    aber    noch  nicht  aufgehellt  sind. 

5.  Sitzung,  am  29.  Januar  (gemeinschaftlich  mit  der  geographischen 
Gesellschaft  und  der  Abteilung  Hamburg  der  Deutschen  Kolonial- 
gesellschaff).  —  Von  Faber  aus  Buitenzorg,  Java :  Landschafts- 
bilder von  der  Insel  Java  (mit  Lichtbildern). 

6  Sitzung,  am  2.  Februar.  --  Schmidt,  M.:  a)  Über  die  Beleuchtung 
bei  Vergrößerungen.  b)  Die  Technik  der  photographischen 
Chromat-Kopierverfahren,  insbesondere  des  Pigmentsdrucks  (mit 
Vorführungen). 

a)  Die  Erfahrung  hat  gezeigt,  daß  die  photographischen  Vergrößerungen 
mit  sogen  Tageslicht- Vergrößerungsapparaten  flaue  Bilder,  Vergrößerungen 
unter  Benutzung  von  elektrischem  Bogenlicht  und  Kondensorlinsen  dagegen  harte 
Bilder  ergeben.  Der  Grund  der  Erscheinung  liegt  in  der  Art  der  Beleuchtung. 
Bei  diffuser  Beleuchtung  einer  durchsichtigen  Stelle  des  Negativs  gelangen  nur 
solche  Lichtsfrahlen  in  das  Objektiv,  die  zufällig  dorthin  gerichtet  sind.  Trifft 
aber  diffuses  Licht  eine  dunkle  Stelle  des  Negativs,  so  gelangt,  da  solche  Stellen 
aus  dicht  nebeneinander  liegenden  Silberteilchen  bestehen,  zwischen  denen 
lichtdurchlässige  Zwischenräume  sind,  durch  Zerstreuung  mehr  von  diesen 
Stellen  ausgehendes  Licht  in  das  Objektiv,  als  ihrer  Lichtdurchlässigkeit  ent- 
spricht. Das  bedeutet  aber,  daß  die  Gegensätze  zwischen  Hell  und  Dunkel 
vermindert  werden:  das  Bild  wird  flau.  Demgegenüber  geht  bei  „gestrahlter" 
Beleuchtung  durch  Zerstreuung  ein  Teil  desjenigen  Lichts  verloren,  welches 
die  dunklen  Stellen  des  Negativs  trifft,  während  das  Licht,  welches  die  durch- 
sichtigen Stellen  beleuchtet,  vollständig  zur  Bilderzeugung  beiträgt.  Jetzt  ist 
also  eine  Vermehrung  der  Gegensätze  die  Folge.  —  Durch  keines  dieser  beiden 
Verfahren  werden  also  tonrichtige  Bilder  erzielt  wie  beim  Kontaktdruck,  weil 
die  ideale  Forderung,  daß  alle  von  einem  Punkte  des  Negativs  ausgehenden 
Strahlen  zur  Bilderzeugung  beitragen,  nicht  erreicht  werden  kann.  —  Der  Vor- 
tragende zeigte,  daß  die  Ausschnlfung  der  erwähnten  Fehler  in  für  die  Praxis 
genügender  Weise  dadurch   zu  ..rzielen  ist,    daß    gestrahltes    Licht    durch  Ein- 


—  24  - 

Schaltung  einer  Mattscheibe  an  verschiedenen  Stellen  zwischen  Lichtquelle  und 
Negativ  zum  Teil  in  diffuses  verwandelt  wird,  oder  durch  Verwendung  von 
diffusem  Licht  unter  Ausschluß  sehr  schief  auffallender  Strahlen. 

b)  Nach  einem  historischem  Überblick  und  einer  kurzen  Kennzeichnung 
der  Eigentümlichkeiten  der  Chromat-Kopierverfahren  gegenüber  anderen  Positiv- 
prozessen wurde  die  Technik  des  Ölpigment-,  Gummi-  und  Pigmentdrucks 
unter  Vorführung  eines  reichen  Bildermaterials  erörtert.  Die  Sensibilisierung 
des  Pigmentpapiers  und  die  Entwickelung  eines  kopierten  Pigmentsdrucks  wurde 
nach  einem  von  den  üblichen  Vorschriften  abweichenden  Verfahren  praktisch 
vorgeführt  und  gezeigt,  daß  sich  die  Herstellung  eines  Pigmentbildes  von  der 
Chromierung  bis  zum  Aufhängen  des  fertigen  Bildes  zum  Trocknen,  abgesehen 
von  der  zum  Kopieren  nötigen  Zeit,  ohne  besondere  Schwierigkeit  in  etwa 
20  Minuten  durchführen  läßt.  Das  Verfahren,  welches  mit  großer  Treue  jede 
Einzelheit  wiedergibt,  wurde  besonders  auch  zur  Herstellung  von  Diapositiven 
empfohlen. 

7.  Sitzung,  am  9.  Februar.   —  Thorade,  H.:    Ebbe  und  Flut  auf  der 

Unterelbe  und  anderen  Flüssen  (mit  Lichtbildern), 

Es  zeigt  sich,  daß  auffällige  Merkmale  der  Gezeiten  der  Unterelbe  be- 
stehen einmal  in  der  flußaufwärts  sich  verkürzenden  Steigdauer  und  der  wach- 
senden Falldauer  des  Wassers,  und  ferner  darin,  daß  die  Strömung  des  Flusses 
ihre  Richtung  jedes  Mal  in  einem  Zeitpunkte  umkehrt,  der  in  Cu.xhaven  durch- 
schnittlich 1  '/2  Stunden  auf  Hoch-  und  Niedrigwasser  folgt,  während  dieser 
Zeitunterschied  sich  flußaufwärts  vei  kürzt.  Zur  Erklärung  dieser  Tatsachen 
reichen  Betrachtungen  über  das  Gleichgewicht  nicht  aus,  sondern  die  Er- 
scheinung muß  als  Welle  aufgefaßt  werden.  Die  ungleiche  Steig-  und  Falldauer 
ist  alsdann  der  größeren  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  Wellenberges  gegen- 
über dem  Wellental  (infolge  der  Tiefenverhältnisse)  zuzuschreiben.  Der  Zeit- 
punkt des  Stromkenterns  verschiebt  sich  teils,  nach  der  älteren  Ansicht,  infolge 
der  Begrenzung  des  Flutgebiets  und  des  Zustroms  von  Oberwasser;  in  der 
Hauptsache  aber  ist  die  Bodenreibung  als  Ursache  anzusehen,  indem  sie  eine 
zweite,  um  eine  Viertelperiode  verschobene  Welle  hervorruft.  Die  Weser  zeigt, 
wie  sehr  sich  durch  künstliche  Eingriffe  d'e  Tiden  ändern:  die  Unterweser- 
korrektion hat  bewirkt,  daß  sich  die  Hubhöhe  in  Bremen  von  wenigen  Dezi- 
metern auf  1 '/2  m  steigerte.  Eine  hier  vorgenommene  Rechnung  bestätigt  die 
Richtigkeit  der  Theorie.  —  In  zahlreichen  außerdeutschen  Flyssen  führt  die  ge- 
ringe Aufnahmefähigkeit  des  Flußlaufes  gegenüber  der  oft  durch  eine  Barre  be- 
hinderten Mündung  zur  Ausbildung  dieser  Barre  (Mascaret).  Sie  ist  theoretisch 
und  experimentell  besonders  eingehend  untersucht  in  der  Seine,  wo  sie  als 
1 — 2  m  hoher  Wasserschwall  sich  fluliaufwärts  ergießt;  im  Amazonenstrom 
(„Pororoca")  und  Tsien-Tang- Klang  erreicht  sie  eine  Höhe  von  6^8  m. 

8.  Sitzung,     am    16,  Februar    (gemeinschaftlich     mit    der    Ortsgruppe 

Hamburg  der  Gesellschaft  für  technische  Physik).  —  Goos,  F.: 
Das  neue  Präzisions-Registrier-Mikro-Photometer  des  Physi- 
kalischen Instituts  (mit  Lichtbildern  und  nachfolgender  Vor- 
führung des  Apparates  in   Betrieb). 

9.  Sitzung,  am  23.  Februar.    —    Claßen,  J.:    Zum    Gedächtnis    von 

Prof.   Dr.  A.  Voller. 


-  25  - 

10.  Sitzung,  am  2.  März.  —   Riebesell,  P. :  Die  Bedeutung  der  spe- 

ziellen  Relativitätstheorie  für  die   Physik. 

Die  Bedeutung  der  Einsteinschen  Theorie  liegt  darin,  daß  sie  eine  konse- 
quente Interpretierung  der  physikalischen  Grundgesetze  und  eine  Loslösung  der 
physikalischen  Erkenntnis  von  subjektiven  Beimengungen  anstrebt.  Während 
die  physikalische  Forschung  bereits  hinsichtlich  der  alten  Einteilung  in  Mechanik, 
Wärme,  Akustik  und  Optik  einen  großen  Schritt  zur  Lnslösung  von  den  sub- 
jektiven Empfindungen  gemacht  hat,  indem  der  KraftbegriPP  der  jetzigen  Mechanik 
mit  den  ursprünglich  aus  der  Muskelbewegung  abgeleiteten  nichis  mehr  gemein 
hat,  indem  in  der  Akustik  nicht  mehr  nur  die  hörbaren  Töne,  sondern  alle 
Schwingungen  behandelt  werden,  indem  die  Wärme  nur  noch  als  Bewegung  und 
somit  als  Spezialgebiet  der  Mechanik  aufgefaßt  wird  und  indem  die  optischen 
und  elektromagnetischen  Erscheinungen  als  elektromagnetische  Schwingungen 
zusammengefaßt  werden,  hat  vor  Einstein  niemand  daran  gedacht,  nun  auch  die 
Fundamente  unzerer  Anschauung,  Raum  und  Zeit,  von  den  subjektiven  Scniacken 
zu  befreien.  Hatte  bereits  die  klassische  Mechanik  anerkannt,  daß  es  keine  ab- 
solute Bewegung  gibt,  so  hat  E'nstein  gezeigt,  daß  man  dieses  Prinzip  auch  auf 
die  Optik  ausdehnen  kann,  indem  man  an  dem  Vorurteil  rüttelt,  daß  es  in  der 
Welt  eine  absolute  Zeit  gibt.  Mit  Hülfe  einer  für  alle  gleichförmig  gradlinig 
zueinander  bewegten  Systeme  gültigen  Definition  der  Uhrenregulierung  kommt 
man  zu  einer  eindeutigen  Beschreibung  aller  Naturerscheinungen  von  ver- 
schiedenen zu  einander  bewegten  Systemen  aus.  .  Die  Natuigesetze  sind  dann 
invariant  '.n  bezug  auf  alle  zueinander  in  gleichförmiger  Translation  befindlichen 
Systeme.  Bei  der  Ausdehnung  des  Relativitätsprinzips  auf  beliebige  Bewegungen 
muß  dann  konsequent  neben  der  absoluten  Zeit  der  euklidische  Raum  fallen. 
Die  Naturgesetze  sind  invariant  in  bezug  auf  beliebig  bewegte  Systeme,  sofern 
ich  zu  ihrer  Darstellung  die  Gauß'schen  Koordinaten  der  vierdiniensionalen 
Raumzeitwelt  benutze.  Die  Trägheit  der  Energie,  die  Krümmung  der  Licht- 
strahlen unter  der  Wirkung  der  Gravitation,  die  Rotverschiebung  der  Spektral- 
linien auf  der  Sonne,  die  Perihelbewegung  des  Merkur,  die  Krümmung  unseres 
Raums  ei'geben  sich  als  Folgerungen  aus  der  Theorie,  von  denen  bereits  mehrere 
durch  das  Experiment  bestätigt  sind.  Nach  Einstein  ist  die  Welt  eine  vier- 
dimensionale  Mannigfaltigkeit,  die  durch  die  menschlichen  Anschauungsformen 
in  Raum  und  Zeit  auseinander  gezogen  wird.  Die  Gravitations-  und  Elektrischen 
Felder  prägen  der  Raumzeitwelt  die  Maßbestimmungen  auf.  Alle  physikalischen 
Erscheinungen  sind  lediglich  geometrische  Konstruktionen  in  der  mit  Maß-  und 
Führungsfeldern  ausgestatteten  vierdiniensionalen  Raumzeitwelt. 

Siehe  ferner  den  ausführlichen  Sonderbericht  des  Vortragenden  „Ein- 
führung in  die  Relativitätstheorie"  in  diesen  Verhandlungen  für  1920,  S.  41 — 68. 

11.  Sitzung,  atn   7.  März.   —  Riebeseil,   P. :    Einführung  in  die  allge- 

meine Relativitätstheorie. 

Siehe  den  Bericht  über  die  vorhergegangene  Sitzung. 

12.  Sitzung,  am   9.  März.     —     Baritsch:     Die    süddeutschen  Wasser- 

straßen und  Energie-Gewinnungspläne  (mit  Lichtbildern.) 

Der  Vortragende  gibt  zunächst  einen  Überblick  über  die  verschiedenen 
Wassermotor^n,  von  den  Wurfrädern  der  Alten  bis  zu  den  schnellaufenden 
Turbinen,  die  die  wirtschaftliche  Ausnutzung  der  Kleingefälle  gestatten.  Hieran 
schliessen  sich  Betrachtungen  über  die  geschichtliche  Entwickelung  der  deutschen 


—  26  - 

Wasserwirtschaft  und  ihre  Verkehrsbedeutung  sowie  über  die  vorhandenen  und 
geplanten  Wasserstraßen  Deutschlands,  getrennt  nach  den  Gebieten  Rhein,  Ems- 
Weser,  Elbe,  Oder-Weichsel  und  Süddeutschland.  Namentlich  das  preußische 
Ministerium  der  öPFentlichen  Arbeiten,  aber  auch  eine  Anzahl  von  Interessenten 
(Kanalvereine),  hat  eine  Menge  von  Kanalplänen  bearbeitet,  deren  Bauwürdig- 
keit bei  der  verminderten  Finanzkraft  des  Reiches  von  Fall  zu  Fall  streng  zu 
prüfen  ist.  —  Danach  wendet  sich  der  Vortragende  dem  Hauptgegenstande 
seines  Vortrages,  den  süddeutschen  Wasserstraßen,  zu  und  behandelt  zunächst 
den  Wettbewerb  zurSchiffbarmachung  desOberrheins  von 
Basel  bis  Konstanz.  Der  Termin  für  diesen  Wettbewerb  wurde  des 
Krieges  wegen  vom  10.  Dezember  1914  auf  den  I.Juli  1920  verschoben.  Dem 
Wettbewerb  lag  das  1000  tSchiff  zu  Grunde  unter  weiteren  Bedingungen,  die 
auch  die  Einführung  des  1200  t-Schiffs  ermöglichten.  Den  ersten  Preis  erhielten 
Buss  A.  G.,  Wyhien  in  Baden  in  Verbindung  mit  Grün  &  Bilfinger,  A.  G., 
Mannheim,  den  zweiten  Preis  Grün  &  BiUinger  A.  G.  in  Verbindung  mit  Buss 
A.  G.,  der  dritte  Preis  fiel  einem  Schweizer  Konsortium  zu.  In  Lichtbildern 
erläutert  der  Vortragende  die  Lageplanlösungen,  Längsprofile  und  besondere 
Einzelheiten  der  Entwürfe.  Die  Lösung  der  ersten  Preisträger  enthält  160  km 
Schiffahrtsweg  mit  16  Staustufen,  die  Reisedauer  beträgt  47  Stunden.  Die  kleinste 
Staustufe  ist  mit  4,8  m  Gefälle,  die  größte  mit  16,12  m  vorgesehen.  Im  ganzen 
werden  auf  der  vorliegenden  Rheinstrecke  450000  PS  mittlere  Jahresleistung  ge- 
wonnen. Um  die  Schiffe,  das  Schleusenbauwerk  und  das  Flußbett  bei  großem  Ge- 
fälle zwischen  Ober-  und  Unterwasser  zu  schonen,  hat  man  das  Problem  der 
Energieverrichtung  im  Entwurf  durch  eine  neuartige  Schleuse,  die  sogenannte 
„Kaskadenschleuse",  zu  lösen  gesucht.  Bei  dieser  Schleuse  sind  die  in  den 
Wangenmauern  liegenden  Umläufe  nach  Art  von  Kaskadenwehren  treppenförmig 
abgestuft.  —  Bei  der  anschließenden  Rheinstrecke  von  Basel  bis  Straßburg 
wird  besonders  auf  die  für  Deutschland  außerordentlich  gefährlichen  Pläne 
Frankreichs  hingewiesen,  die  darauf  hinauslaufen,  dem  natürlichen  Rheinbett 
das  Wasser  durch  einen  linksrheinischen  Schiffahrts-  und  Kraftkanal  zu  entziehen, 
der  ausschließlich  französischen  Interessen  dienen  würde.  Nach  einem  Über- 
blick über  die  nach  dem  Mittelmeer  gerichteten  Wasserstraßenpläne  der  Schweiz, 
die  den  Bodensee  zu  einem  Binnenschiffahrtsbecken,  ähnlich  der  Bedeutung  der 
großen  Seen  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika,  machen  würden, 
folgen  die  Pläne  für  die  Rnein-Neckar-Donau-Verbindung,  die  von  Württemberg, 
Baden  und  Hessen  gefördert  werden.  Diese  Verbindung  sieht  vom  Rhein 
neckaraufwärts  bis  Plochingen  Kanaiisierung  vor,  hieran  schließt  sich  ein  Kanal, 
der  entweder  über  die  schwäbische  Alp  nach  Ulm  oder  über  Heidenheim  an 
der  Brenz  geführt  werden  soll;  die  letztere  Linienführung  wird  der  Kostenfrage 
wegen  gewählt  werden  müssen.  Die  geologischen  Verhältnisse  dieser  Kanal- 
strecke brachten  in  der  Böhmlerschen  Tauchschleuse  eine  beachtenswerte  Lösung. 
Diese  und  auch  die  für  die  vorliegenden  Verhältnisse  vorgeschlagenen  SchifTs- 
hebewerke  wurden  in  Lichtbildern  eingehend  erklärt.  —  Bei  der  Verbindung 
Ulni-Friedrichshafen  wird  besonders  auf  deren  bedeutsames  Abstiegbauwerk  hin- 
gewiesen, das  aus  K)  Verbundschleusen  nach  dem  Muster  der  4  am  Groß- 
schiffahrtsweg Berlin-Stettin  (bei  Niederfinow)  bestehen  soll.  --  Hieran  schließt 
sich  eine  Schilderung  der  bayrischen  Pläne  des  Rhein-Main-Donau  Kanals,  der 
namentlich  durch  den  Lech-Zubringer  zu  einer  ergiebigen  Kraftwasserstraße  ge- 
macht wird.  Die  Mainkanalisierung  vom  Rhein  bis  Aschaffenburg  ist  durch  die 
Uferstaaten  Preussen,  Hessen  und  Bayern  ber  s  vollendet.  Von  dem  zum 
Ausbau  in  Angriff  genommenen  Flußwasserkraüen  ist  jene  der  mittleren  Isar 
die  bedeutendste;  diese  Arbeiten  sind  in  vollem  Gange.  —  Unter  den  Hoch- 
druckwasserkräften steht  die  Ausnutzung  des  Spiegelunterschiedes  von  rund 
200  m  zwischen  Walchen-   und  Kochelsee,    mit  Zuschußwasser    aus  der  oberen 


—  21  — 

Isar,  in  Deutschland  einzig  da.  Sie  ist  bedeutenden  Anlagen  im  Auslande 
(Schweden,  Italien)  ebenbürtig.  Durch  sie  sollen  im  ersten  Ausbau  144000  PS 
gewonnen  werden.  Eine  Musteranlage  dieser  Art  ist  das  1919  fertig  gestellte 
Murgwerk  Badens,  das  in  seiner  allgemeinen  Anordnung  und  den  baulich  schönen 
Anlagen  durch  Lichtbilder  erläutert  wird.  —  Zum  Schluß  weist  der  Vortragende 
darauf  hin,  wie  Hamburgs  Lebensinteressen  in  diesen  Kanalplänen,  die  dazu 
beitragen  müssen,  den  süddeutschen  Staaten  das  Kohlendiktat  der  Entente  zu 
erleichtern,  aufs  innigste  berührt  werden.  Ein  Gegengewicht  muß  in  der  ge- 
planten Verbindung  der  nordwestdeutschen  Häfen  mit  Rheinland-Westfalen  und 
später  in  der  Weser-Main-Verbindung  geschaffen  werden. 

13.  Sitzung,  am  .  \  März.  —  Steinhardt:  Vom  Elefanten.  Neue  bio- 
logische Forschungsergebnisse  und  Beobachtungen  aus  freier 
Wildbahn  (mit  Lichtbildern). 

Der  Vortragende  erläuterte  zunächst  die  geographischen  und  klimatolo- 
g. sehen  Eigentümlichkeiten  der  deutschen  Kolonie  im  allgemeinen  und  des 
Kaokofeldes  im  besonderen,  um  sodann  in  nähere  Betrachtung  einzugehen  auf 
die  wirtlichen  Verhältnisse,  namentlich  was  Tierwelt  und  eingeborne  Bevölke- 
rung anlangt.  Der  eigentliche  Bewohner  des  Geländes,  der  Elefant, 
zeigt  körperlich  wesentliche  Abweichungen  von  den  bisher  bekannten  Elefanten 
Indiens,  '  s  Kaplandes  und  des  übrigen  Afrikas,  so  daß  er  als  besondere 
A  r  t  angesprochen  werden  muß.  Besonders  auffallend  ist  die  riesige  Größe, 
4'/2  m  Schulterhöhe  durchschnittlich,  und  die  Form  des  Ohrs.  Es  fehlt  dem 
Ohr  der  untere  spitze  Ausläufer,  wenigstens  ist  diese  Spitze  so  wenig  ausge- 
bildet, daß  das  Ohr  als  Ganzes  betrachtet  im  Beschauer  den  Begriff  „kreisrund" 
auslöst.  Bemerkenswert  ist  ferner  die  Elastizität  der  Fußsohle.  Sie  wirft  sich 
in  denselben  Schwielen  und  platzt,  wenn  man  so  sagen  darf,  im  selben  Muster 
auf  wie  die  Fulihaut  des  Kaokoeingebornen.  Wenn  man  also,  durch  das  Ge- 
lände bedingt,  nur  einen  kleinen  Ausschnitt  eines  Fußabdruckes  findet,  dann 
ist  der  Jäger  nicht  in  der  Lage  unt  Sicherheit  zu  behaupten,  ob  dieser  Abdruck 
von  dem  Fuße  eines  Eingeborntn  oder  von  der  Säule  eines  gewaltigen  Elefanten 
stammt.  Eine  durch  die  herrschenden  Lebensverhältnisse  bedingte  Überein- 
stimmung mag  es  weiter  sein,  wenn  die  nach  verdauter  Mahlzeit  erschlaffende 
Bauchhaut  des  Buschmannes  sich  im  selben  Muster  faltet  wie  die  Bauchhaut 
eines  in  seinem  Futterzustande  aus  irgendwelchen  Gründen  zurückgegangenen  Ele- 
fanten. Anderes  als  bisher  bekannt  ergaben  die  Beobachtungen  über  dasZusammen- 
leben  der  Elefanten  in  Herden  und  Rudeln.  Sich  lockernd  zur  Regenzeit  und  zu- 
sammenschliel.end  während  der  Trockenperiode  bietet  es  keine  Veranlassung  zu  einer 
Inzucht,  wie  dies  vom  indischen  Elefanten  behauptet  wird.  Sonstwürde  der  Elefant  des 
Kaokofeldes  wohl  längst  ausgestorben  sein.  Werfung  und  Aufzucht  des  Kalbes  findet 
von  der  Kuh  zunächst  abgesondert  von  der  Herde  statt;  nur  ganz  ausnahms- 
weise trifft  man  einmal  auf  eine  Familie,  bestehend  aus  Kuh,  Bullen  und  bis 
zu  3  Kälbern,  deren  Größenunterschiede  es  wahrscheinlich  machen,  daß  sie  von 
derselben  Mutter  stammen.  Vortragender  selbst  hatte  in  mehr  als  7  jährigem 
Beobachterleben  solche  Familien  nur  3  oder  4  Mal  gesehen,  davon  eine 
durch  5  Jahre  in  derselben  Gegend  immer  wieder  angetroffen.  Unverträglich 
ist  das  Verhältnis  des  Elefanten  zum  Löwen,  und  scheu  meidet 
letzterer  die  Standreviere  des  Elefanten,  deren  inselartige  Verteilung  über  das 
Feld  ohne  ersichtlichen  Grund  eigenartig  ist.  Jahraus,  jahrein  sind  die  Dick- 
häi.ter  an  einer  Wasserstelle  regelmäßig  anzutreffen,  an  einer  aber  nur  30  km 
davon  entfernten  doch  niemals,  obwohl  Äsungsverhältnisse  und  der  ganze  Land- 
schaftscharakter an  beiden  Wasserstellen  die  durchaus  gleichen  sind.  Fremd 
ist  das  Verhältnis  des  Elefanten  zum  Nashorn,  das  wohl  die  Standreviere,  doch 


—  28  — 

nur  ganz  ausnahmsweise  die  Wasserstellen  des  Elefanten  teilt.  Elefant,  Nas- 
horn und  Zebra  sind  im  Kaokofeld  reine  Bergtiere,  deren  Wechsel  zu  begehen 
oft  Schwindelfreiheit  voraussetzt.  Gelegenheit  zu  besonders  eingehender  Beob- 
achtung gestattet  die  Eigenart  des  Geländes  mit  den  Wasserstellen,  wo  Vor- 
tragender sich  in  oft  buchstäblich  handgreiflicher  Nähe  von  Herden  sämtlicher 
Wildarten  aufhalten  konnte,  ausgenommen  derjenigen  Wildart,  die.  wie  z.  B.  die 
Giraffe,  vom  Wasser  absolut  unabhängig  sind.  Hier  wurde  gesehen,  daß  die 
Waffe  des  Elefanten  nur  der  Rüssel,  nicht  aber  der  Zahn  ist.  Der  Stoßzahn 
dient  einzig  und  allein  zum  Graben  nach  Wurzelwerk  und  zwar  scheint  es, 
daß  abwechselnd  der  eine  Zahn  vermehrt  als  Arbeitszahn  gebraucht  und  bei 
dessen  erheblicher  Abnutzung  er.'^t  mit  dem  anderen  Zahn  gewechselt  wird.  —  Die 
Nahrung  besteht  in  der  Hauptsache  aus  Baumblättern,  Baumrinden  und  Wurzel- 
werk, Gräser  und  Schilf  werden  nur  ganz  gelegentlich  aufgenommen.  —  Ist  im 
Verhalten  der  Tiere  auch  im  aligemeinen  Gutmütigkeit  zu  bemerken,  so  sind 
sie  nichtsdestoweniger  im  gereizten  Zustande  gefährlich,  ihrer  Stärke  sich  an- 
scheinend bewußt.  Der  Gesichtssinn  ist  nicht  besonders  ausgebildet,  desto  aus- 
geprägter ist  der  Elefant  ein  reines  Nasentier,  und  muß  er  bei  Witterung  als 
sehr  vorsichtiges  Wild  angesprochen  werden,  wenn  auch  im  übrigen  eine  Ele- 
fantenherde auf  der  Wanderung  einen  recht  erheblichen  Lärm  macht. 

14.  Sitzung,  am  7.  April  (gemeinschaftlich  mit  der  Geographischen 
Gesellschaft).  —  Skottsberg,  K,,  aus  Göteborg  (Schweden): 
Die  Juan  Fernandez-Inseln  (mit  Lichtbildern). 

Durch  einige  Entdeckungen  bei  seinem  kurzen  Besuch  im  Jahre  1908 
auf  den  westlich  von  Chile  gelegenen  Juan  Fernandez-Ins'jln,  von  welchen  die 
näher  am  Lande  gelegene  Mas-a-tierra  dadurch  eine  viel  größere  Berühmt- 
heit erlangte  als  alle  anderen  dieser  kleinen  Eilande  im  weiten  Ozean,  weil  auf 
ihr  bekanntlich  die  Geschichte  des  Einsiedlers  Selkirk  fußt,  die  Defoe  als 
Unterlage  zu  seiner  unsterblichen  Robinson-Erzählung  diente,  vvurde  der  Vor- 
tragende dazu  veranlaßt,  eine  neue  Expedition  zur  genaueren  Erforschung  dieses 
Gebiets  vorzunehmen,  und  zwar  während  des  Südsommers  1916  auf  1917  Da- 
bei wurde  er  von  seiner  Frau  hegleitet.  Das  lebhafteste  Interesse  für  die  Inseln 
war  überdies  in  wissenschaftlichen  Kreisen  inzwischen  recht  geweckt  durch 
einen  Beschluß  der  chilenischen  Regierung,  in  Gemäßheit  dessen  die  Inseln 
zu  einem  Naturschutzdenkmal  erklärt  werden  sollten,  wozu  sich  dieselben  be- 
sonders eignen,  weil  sie  dem  Studium  ein  außerordentlich  interessantes  Pflanzen- 
und  Tiermaterial  darbieten. 

Mas-a-tierra,  360  Seemeilen  von  der  Küste,  mißt  88  Quadratkilometer. 
Sie  wird  aus  unzähligen  Basalt-  und  Agglomeratbänken  aufgebaut:  im  östlichen 
Teil  fallen  diese  gegen  Norden,  im  westlichen  dagegen  nach  Süden  ab,  außer- 
dem senkt  sich  der  schmale  Höhenkamm,  der  im  Osten  500-  800  m  mißt  und 
in  dem  930  m  hohen  Berg  El  Yunque  kulminiert,  allmählich  nach  Westen,  so- 
daß  die  Insel  am  Westende  nur  75--10Ü  m  hoch  ist.  Das  Klima  wird  durch 
diese  Ungleichtörmigkeit  stark  beeinflußt:  es  ist  ein  warmtemperiertes,  mit  einer 
durchschnittlichen  Lufttemperatur  von  IS'/a  Grad;  der  wärmste  Monat  ist  der 
Februar,  der  kälteste  der  August;  Frost  ist  nie  beobachtet  worden.  Da  die 
Insel  am  Ostrande  der  südpazifischen  Antiziklonen  liegt,  so  wehen  die  Winde 
meist  aus  Süden,  und  dadurch  erhalten  die  höheren  Teile  der  Insel  viele  Nieder- 
schläge, sodaß  ihre  Abhänge  fast  täglich  in  Nebel  gehüllt  sind.  Die  Westhälfte 
der  Insel  nebst  der  kleinen  St.-Clara,  die  früher  sicher  mit  Mas-a-tierra  zusammen- 
hing, ist  trocken  und  waldlos,  während  die  mittleren  höheren  und  die  östlich 
gelegenen  Teile  einen  reichen  immergrünen  Waldgürtel  mit  Baumfarnen  und 
Palmen  tragen.     Längs  des  steilen,  ungemein  schmalen  Basaltrückens,    der  die 


—  29  — 

Insel  durchzieht,  läuft  ein  enger  Saum,  in  dem  die  größten  Merkwürdigkeiten 
der  Flora  versammelt  sind.  Die  Höhen  der  Nebelregion,  in  der  alles  von  Nässe 
trieft,  zeigen  dicht  mit  Hängemoosen  bewachsene  Bäume.  Leider  wird  der 
Urwald  durch  eingeführte  Arien  jetzt  arg  bedroht. 

Während  auf  Mas-a-tierra  eine  kleine  Ansiedelung  von  etwa  200  nament- 
lich den  Langustenfang  betreibenden  Fischern  vorhanden  ist,  ist  die  zweite 
Hauptinsel  der  Gruppe,  das  92  Seemeilen  weiter  westwärts  gelegene  Mas- 
a-fuera,  unbewohnt.  Ein  Hafen  fehlt.  Die  Küste  fällt  so  steil  zum  Meer 
ab,  daß  das  Landen  außerordentlich  gefährlich,  um  nicht  zu  sagen  fast  un- 
möglich ist.  Früher  war  hier  eine  chilenische  Strafkolonie  angelegt,  die  sich 
aber  nicht  halten  konnte.  Die  Insel  stellt  einen  soliden  Block  dar,  aus  nach 
Osten  abfallenden  Schichten  gebildet,  die  hier  durchschnittlich  härter  sind,  so 
daß  die  Täler  eine  ausgeprägte  Canonform  erhalten  haben  mit  erstaunlich  enger 
Talsohle  und  sehr  hohen  Steilwänden.  Die  Westseite,  wo  der  Felsrücken 
1500  m  erreicht,  fällt  fast  senkrecht  in  das  Meer  ab.  Diese  Topographie  macht 
die  Erforschung  der  Insel  recht  anstrengend,  was  aber  auch  von  Mas-a-tierra 
gesagt  werden  kann.  Die  basale  Region  ähnelt  dem  trockenen  Gebiet  von 
Mas-a-tierra,  dann  folgt  eine  Waldregion  und  schließlich  subalpine  Wiesen  mit  Baum- 
farnen, die  sich  am  Gipfel  zu  einem  erstaunlich  dichten  Farnwald  zusammen- 
schließen. Oberhalb  von  1100  m  ist  eine  alpine  Heideregion  ausgebildet,  wo 
eine  Reihe  von  magellhanischen  Typen  einen  weit  nach  Norden  vorgeschobe 
nen  Standort  haben.  Die  Blütenpflanzen  sind  zu  zwei  Drittel  endemisch,  mit 
mehreren  merkwürdigen  endemischen  Gattungen.  Der  Wald  beider  Inseln  ist 
dem  südchilenischen  Wald  ziemlich  ähnlich,  enthält  aber  auch  viele  Arten,  die 
mit  chilenischen  und  öfters  auch  mit  amerikanischen  überhaupt  garnicht  ver- 
wandt sind,  sondern  deutlich  nach  Westen  zeigende,  also  transpazifische  Be- 
ziehungen haben.  Dies  gilt  auch  von  der  an  der  oberen  Waldgrenze  anzu- 
treffenden Flora  von  sog.  Schopf-  oder  Federbuschbäumen.  Die 
eigenartigen  Typen  sind  Thyrsopteris  (Farn),  die  baumförmigen  Chenopodien, 
Lactoris  (eigene  Ranales-Familie),  Selkirkia  (Borag.),  Cuminia  (Labiat.),  die  baum- 
förmigen Eryngien  nebst  Plantago  fernandezia,  endlich  Centaurodendron,  Den- 
droseris,  Robinsonia  und  Rhetinodendron  (Compos.)  Die  Tierwelt  ist  nicht  so 
zahlreich.  Am  häufigsten  kommt  die  verwilderte  Ziege  vor,  deren  Fleisch  auch 
der  Skottbergschen  Expedition  während  ihres  fünfwöchigen  Aufenthaltes  auf 
Mas-a-fuera  zur  Hauptsache  als  Nahrung  dienen  mußte. 

Die  Hauptergebnisse  dieser  ersten  Durchforschung  der  Robinsoninseln 
liegen  auf  biologischem  Gebiet.  Die  meisten  Arten,  von  denen  sehr  viele  bis- 
her ganz  unbekannt  waren,  sind  auf  diese  Inseln  allein  beschränkt.  Nach  dem  Vor- 
tragenden ist  die  Flora  älter  als  die  jetzigen  Inseln,  welche  Jungtertiär  sind.  Er 
glaubt,  daß  vor  der  Auffaltung  der  Kordilleren  die  Küste  des  Festlandes  einen 
anderen  Verlauf  hatte,  und  daß  vielleicht  „Groß-Juan-Fernandez"  mit  Südchile 
und  dadurch  auch  mit  Antarktis  und  Neuseeland  in  Verbindung  stand.  Mit  der 
Hebung  der  Kordilleren  waren  Störungen  des  Meeresbodens  in  einiger  Ent- 
fernung verbunden,  wobei  Groß-Juan-Fernandez  verschwand,  während  die  jetzt 
vorhandenen  Inselchen  aufgebaut  wurden,  die  von  dem  sinkenden  Lande  be- 
siedelt wurden.  Eine  direkte  transozeanische  Verbreitung  der  Arten  glaubt  der 
Vortragende  ablehnen  zu  müssen,  weil  dadurch  viele  Verhältnisse  keine  be- 
friedigende Erklärung  finden;  auch  spricht  dagegen,  daß  nicht  einmal  zwischen 
den  beiden  Inseln  ein  Austausch  stattgefunden  hat,  da  ja  nur  ein  kleiner  Teil 
der  Arten  gemeinsam  ist.  Auch  lehnt  er  bestimmt  die  Annahme  eines  großen 
pazifischen  Kontinents  wie  der  transpazifischen  Landbrücken  ab, 

15.  Sitzung,  am    13.  April.   —   Ehrenbaum,  E. :  Neues  und  Altes  vom 
Aal  (mit  Vorführungen). 


—  30  - 

16.  Sitzung,    am    20.   April.    —    1.   Unna,   P.  G.  und   Fein,   Henny: 

Neues  von  den  Stickstoffbakterien  (mit  Vorführungen). 

Nach  einleitenden  Worten  von  Prof.  Unna  trägt  Frl.  Henny  Fein  über 
neue  Färbemethoden  zur  Darstellung  des  Bacillus  radicicola  vor. 

Die  Wurzelknöllchen  der  Leguminosen  sammeln  bekanntlich  den  Stick- 
stoff der  Luft  mittels  der  in  ihren  Zellen  vegetierenden  Bakterienkolonien  des 
Bacillus  radicicola,  des  WurzelknöIIchenbacillus.  Dieser  Bacillus  läßt  sich, 
was  bisher  noch  nicht  bekannt  war,  gut  durch  Färbungen  darstellen, 
die  in  der  Histologie  nur  auf  tierisches  Gewebe  angewandt  wurden.  Sie  zer- 
fallen in  basische  und  saure  Färbungen.  —  Als  Material  wurden  Wurzelknöll- 
chen der  Lupine  benutzt,  welche  mit  dem  Gefriermikrotom  in  dünne  Schnitte 
zerlegt  und  ohne  jede  vorherige  Fixierung  gefärbt  wurden.  —  Gewöhnlich  wird 
der  Bacillus  radicicola  als  Stäbchen  charakterisiert,  welches  in  einem  älteren 
Stadium  in  die  verzweigte  Bakteroidenform  übergeht.  Die  Formen,  die  durch 
die  basischen  Färbungen  erzielt  werden,  sind  folgende:  Zunächst  eine 
schlanke  Form,  bestehend  aus  Fäden  mit  kugelförmigen  Verdickungen, 
analog  der  Coccothrixform  der  Lepra-  und  Tuberkelbazillen.  Es  unterscheidet 
sich  der  Bacillus  radicicola  von  ihnen  nur  durch  den  Mangel  an  Säurefestigkeit. 
Diese  schlanke  Form  läßt  sich  durch  eine  Färbung  mit  polychromer  Methylen- 
blaulösung und  nachfolgender  Entfärbung  mit  Glycerinäthermischung  erzielen. 
Dieselbe  Form  erhält  man  auch  durch  Zusatz  von  Alaun  zur  polychromen 
Methylenblaulösung.  In  Form  dickerer  Stäbchen  erhält  man  den  Bacillus 
•radicicola  durch  Nachbeize  mit  Tinnin  und  Orange  nach  einer  Färbung  mit 
polychromer  Methylenblaulösung.  —  Neutralviolett  extra,  welches,  auf  tierisches 
Gewebe  angewandt,  fixiertes  Gewebe  einfach  violett  färbt,  in  überlebenden  Ge- 
weben aber  eine  wertvolle  Differenz  (Muskeln  blau,  Kerne  rot)  erzeugt,  färbt 
auch  den  Bazillus  radicicola  an  Gefrierschnitten  doppelt,  nämlich  als  rote,  in 
eine  blauviolette  Masse  eingebettete  Stäbchen.  Die  basischen  Ei- 
weisse  des  Bacillus  radicicola  andererseits  lassen  sich  durch  eine  Färbung  mit 
einem  Gemisch  der  sauren  Farben  Benzoreinblau,  Eosin,  Phloxin  und  Pikrin- 
säure darstellen  und  zwar  in  Form  dickerer  Stäbchen. 

2.  Much:  Die  Abwehr  des  Körpers  gegen  Infektion  (mit  Licht- 
bildern). 

17.  Sitzung,  am  27.  April.  —  Brockmöller,  }.:  Über  eine  dem  Fizeau'- 

schen  Versuch  nachgebildete  Messung  der  Schallgeschwindig- 
keit in  gasförmigen,  flüssigen  und  festen  Körpern  (mit  Vor- 
führungen). 

18.  Sitzung,  am  4.  Mai.     —     Hentschel,  E.:    Über  den  Bewuchs  auf 

dem  treibenden  Golfkraut  der  Sargassosee. 

Das  in  der  Sargassosee  in  großer  Menge  treibende  Golfkraut  (Beeren- 
tang, -Sargassum)  trägt  außer  freilebenden  Tieren  zahlreiche  festsitzende  Tiere 
und  Pflanzen.  Hydroidpolypen,  Bryozoen  (Membranipora),  Röhrenwürmer  (Spir- 
orbis)  und  blaugrüne  Algen  (Rivulariaceen)  herrschen  vor.  Der  Bewuchs  unter- 
scheidet sich  von  den  auf  den  festsitzenden  Sargassumpflanzen  der  amerkani- 
schen  Küsten  des  atlantischen  Ozeans  beträclillich,  besonders  durch  das  Fehlen 
von  Kalkalgen.  Geringe  Körpergröße  ist  das  einzige  allgemeinere  Merkmal  der 
Bewuchsorganismen;    besondere  Anpassungen    an    die  Lebensbedingungen  sind 


—  31  — 

nicht  sicher  erkennbar.  Von  etwa  20  verschiedenen  Stellen  der  Sargossosee  wurde 
der  Bewuchs  statistisch  durch  Zählung  der  Organismen  auf  den  Tangblättern 
untersucht.  Daraus  ergab  sich  u.  a.  bei  manchen  Tieren  eine  Dichtezunahme 
nach  dem  Innnern  des  Gebiets  zu,  ferner  eine  deutliche  Verschiedenheit  des 
Bewuchses  auf  schmalblättrigen  und  breitblättrigen  Pflanzen.  Mancherlei  Be- 
ziehungen bestehen  zwischen  dem  Bewuchs  und  seiner  lebenden  Umgebung. 
DerHydroidenbewuchs  folgt  dem  Wachstum  der  Pflanzen  nach,  indem  er  sie, 
mit  Ausnahme  der  jungen  Blattspitzen,  ganz  bedeckt.  Bryozoen  und  Spirobis 
besiedeln  vorwiegend  die  älteren  Teile,  wohl  deswegen,  weil  die  Wahr- 
scheinlichkeit, daß  ihre  planktonischen  Larven  auf  das  Substrat  treffen, 
bei  diesen  größer  ist  als  bei  den  jüngeren.  Die  durch  Zerfall  alter  Pflanzen 
selbständig  Werdenden  jüngeren  (vegetative  Vermehrung)  Spiosse  sind  im 
allgemeinen  schon  mit  Hydroiden  besiedelt.  Die  freilebenden  Keime  und  Larven 
der  Bewuchsorganismen  siedeln  sich  z.  T.  sofort  wieder  an,  z.  T.  erfüllen  sie 
planktonisch  in  der  Umgebung  des  Krauts  das  Wasser  und  besiedeln  neue 
Pflanzen.  Manche  ."reilebende  Tiere,  z.  B.  Fische,  legen  ihre  Eier  an  dem  Sar- 
gassum  ab.  Zur  Nahrung,  an  der  der  Bewuchs  augenscheinlich  keinen  Mangel 
leidet,  dient  hauptsächlich  Nannoplankton.  Auffallend  oft  finden  sich  Nessel- 
kapseln von  Röhrenquallen  (Physalia)  in  den  Därmen.  Für  die  ^argassosee  als 
Ganzes  zeigt  der  Bewuchs  große  Einheitlichkeit  und  Unterschied  gegenüber 
benachbarten  Gebieten.  Auffallende  innere  geographische  Unterschiede  sind 
teils  auf  das  Verhältnis  von  Kreisstrom  und  Stillengebiet  zueinander  und 
zu  den  Küsten,  teils  auf  bionomische  Ursachen  zurückzuführen.  Verschiedene 
Eigenschaften  des  Bewuchses  sprechen  dafür,  daß  das  treibende  Golfkraut  nie  ht 
unablässig  von  den  westindischen  Küsten  her  erneuert  wird,  sondern  i  m 
wesentlichen  eine  se  Ibständige  Hochsee  fo  rmation  ist.  Vergleiche 
H  e  n  t  s  c  h  e  1 ,  E.,  in  Mitteil,  aus  dem  Zool.  Staatsinstitut,  Hamburg,  Band 
XXXVIIl,  S.  1  —  26. 

19.  Sitzung,  am    11.  Mai.  —    1.  Reh,  L. :  Der  Naturschutzpark  in  der 
Lüneburger  Heide  und  seine  Gefährdung. 

2.  Ansorge,  C:  Über  ausländische  Nadelhölzer  (mit  Lichtbildern.) 

3.  Schmidt,  M.:  Über  die  Entwicklung  photographischer  Platten 
bei  Kerzenlicht  (mit  Vorführungen). 

Luppo-Cramer  entdeckte,  daß  gewisse  Farbstoffe  der  Safraningruppe, 
namentlich  Pheno-  und  Tolusafranin,  die  Lichtempfindlichkeit  des  Bromsilbers 
stark  herabsetzen.  Es  genügt  ein  Zusatz  von  einem  Teil  Phenosafran!  zu 
20000  Teilen  Entwickler,  um  auch  bei  höchstempfindlichen  oder  orthochroma- 
tischen Emulsionen  Verschleierung  in  etwa  1  '/o  m  Abstand  von  einer  hinter 
heller  Gelbscheibe  befindlichen  5  kerzigen  Glühlampe  zu  verhüten.  Badet  man 
die  Platten  vor  der  Entwicklung  1  Min.  in  einer  Lösung  1  :  2000,  so  kann  man, 
wie  durch  einen  Versuch  gezeigt  wurde,  sogar  Kerzenlicht  in  dem  angegebenen 
AbStande  benutzen.  Die  nach  dem  Fixieren  zurückbleibende  Rotfärbung  ist 
leicht  in  einem    schwachen    angesäuerten  Bade  von  Natriumnitrit  zu  entfernen^ 

Es  handelt  sich  nicht  etwa  um  eine  Scheinwirkung  der  roten  Lösung. 
Deshalb  ist  auch  Herausnehmen  und  Gegen-das-Licht-Halten  der  Platten  zu- 
lässig. Eine  Erklärung  der  desensibilisierenden  Wirkung  dieser  Farbstoffe  ist 
vorläufig  nicht  möglich.  Die  praktische  Bedeutung  der  Entdeckung  liegt  nicht 
nur  in  der  erhöhten  Bequemlichkeit,  der  besseren  Kontrolle  des  Entwicklungs- 


—  52'- 

Vorganges  und  der  Entbehrlichkeit  einer  Dunkelkammerlampe  auf  Reisen,  sondern 
in  der  jetzt  gegebenen  Möglichkeit,  panchromatische  Platten  bei  hellrotem  Licht 
entwickeln  zu  können.  Dies  ist  nicht  nur  in  der  Praxis  des  Dreifarbendrucks, 
sondern  für  alle  Aufnahmen  farbiger  Objekte  von  großem  Wert.  Die  jetzt  im 
Handel  befindlichen  sogenannten  orthochromatischen  Platten  geben,  ohne  Gelb- 
scheibe benutzt,  die  Helligkeitswerte  der  Farben  noch  vollkommen  falsch  wieder. 
Mit  panchromatischen  Platten  sind  aber,  wie  Kühn  hervorgehoben  hat,  Moment- 
aufnahmen hinter  kräftigem  Gelbfilter  möglich,  und  die  Schwierigkeit  der  richtigen 
Entwickelung  solcher  Platten  fällt  bei  der  Phenosafraninbehandlung  fort.  Dem- 
nach wäre  es  sogar  denkbar,  daß  die  Entdeckung  der  desensibilisierenden  Farb- 
stoffe durch  Luppo-Cramer  wesentliche  Folgen  für  den  Öbjektivbau  hat:  man 
könnte  die  chromatische  Korrektion  auf  gelb  und  gelbgrün  beschränken.  — 
Möglicherweise  lassen  sich  bei  weiterem  Ausbau  der  Untersuchungen  über  die 
Desensibilisatoren  auch  Einblicke  in  die  seit  fast  50  Jahren  bekannte,  aber  immer 
noch  nicht  autgeklärte  Wirkung  der  sensibilisierenden  Farbstoffe  erwarten. 

4.  Gripp,  K.:   Über  einige  Neuerwerbungen  des  Mineralogisch- 
Geologischen  Instituts. 

Es  wurde  vorgelegt:  1)  ein  Backenzahn  aus  dem  Oberkiefer  von  Hip- 
parion  gracile  Kaup  sp.  von  Sylt.  Der  Zahn  ist  gefunden  am  Strande  unterhalb 
der  am  Morsumkliff  anstehenden  tertiären  Schichten.  Da  in  den  Wurzelhöhlungen 
des  Stückes  schwarzer  Glimmerton  und  in  diesem  Jugendexemplare  von  Natica 
saßen,  außerdem  unzersetzter  Schwefelkies  Hohlräume  im  Innern  des  Zahnes 
ausfüllt,  ist  es  sicher,  daß  das  Stück  wasserundurchlässigen,  marinen  Schichten, 
nämlich  dem  obermiozänen  Glimmerton  entstammt.  Der  Fund  ist  wichtig,  da 
er  erstens  nachweist,  daß  das  3  zehige  Pferd  Hipparion  gracile  bis  gegen  Sylt 
nach  Norden  vorkam  und  zweitens  gestattet,  die  marine  Schichtenfolge  im  Nord- 
seebecken in  Verbindung  zu  bringen  mit  den  Ablagerungen,  die  nur  Reste  von 
Landsäugetieren  enthalten.  —  2)  eine  Renntierstange,  die  deutliche  Spuren  der 
Herrichtung  zu  einer  Axt  aufweist.  Das  Stück  ist  gefunden  zu  Langenfelde  und 
Atstammt  wahrscheinlich  einer  unter  Torf  gelegenen  Sandschicht  in  der  Grube 
der  früheren  Ziegelei  Nitsch. 

20.  Sitzung,  am  25.  Mai.  —  Klatt,  B.:  Das  Domestikationsproblem 
und  seine  Bedeutung  für  die  Wissenschaft  vom  Menschen  (mit 
Lichtbildern). 

Die  Bedeutung  der  Haustierforschung  für  die  Wissenschaft  vom 
Menschen  ist  in  zwiefacher  Hinsicht  gegeben.  Die  Erfindung  des  Haustiers  ge- 
stattet dem  Menschen  erst  aus  dem  Stadium  primitivster  Kultur  erfolgreich  sich 
zu  den  Höhen  unseres  heutigen  Kulturniveaus  heraufzuarbeiten.  Die  Herrschaft 
gewisser  Völker,  die  der  Geschichte  der  Menschheit  ihre  Wegrichtung  gab, 
wurde  vielfach  erst  ermöglicht  durch  den  Besitz  dieser  Völker  an  neuen  oder 
besseren  Haustieren.  Die  historische  Seite  der  Haustierforschung  ist  daher 
schon  stets,  wenn  auch  vielleicht  nicht  immer  in  dem  gebührenden'^ Maße,'* für 
die  Erforschung  der  menschlichen  Kulturgeschichte  als  wichtiges  Hilfsmittel 
benutzt  worden. 

Die  Haustierforschung  hat  daneben  aber  auch  eine  wichige. biologische 
Seite.  Sie  gestattet  das  Studium  der  gesetzmäßigen  Umänderungen,  die  der 
tierische  Organismus  erleidet  durch  Herausnalime  aus  der  Natur  und  Über- 
nahme in  den  Stand    der  Domestikation,    und    diese  Erkenntnis,  ist    von    nicht 


-y^  - 

minder  hoher  Bedeutung  für  die  Wissenschaft  vom  Menschen,  nämlich  für  die 
Naturgeschichte  des  Menschen.  Erst  in  den  letzten  Jahren  haben  die  An- 
thropologen erkannt,  daß  viele  biologische  Eigenarten  des  Menschen  (Weiß- 
häutigkeit,  Blauäugigkeit,  Kraushaarigkeit,  Haarlosigkeit  u.  a.  m.)  zu  verstehen 
sind  als  Domestikationserscheinungen.  Der  Mensch  ist  eben  das  domesticirteste 
aller  Tiere.  So  erfährt  denn  auch  das  Studium  der  Domestikation  neuerdings 
von  Seiten  der  Anthropologie  erhöhte  Beachtung  und  Neubelebung. 

So  wenig  wir  über  die  feinsten  physiologischen  Veränderungen  wissen, 
die  sich  im  tierischen  Organismus  abspielen  müssen  bei  dem  Übergang  aus  dem 
Leben  im  Natur-  in  das  im  Kulturzustande,  so  können  wir  doch  soviel  sagen, 
daß  diese  Änderungen  nicht  bloß  im  Stoffwechsel  des  Tierkörpers,  sondern  vor 
allem  auch  in  dem  Stoffwechsel  derjenigen  seiner  Zellen,  aus  welchen  die  Nach- 
kommen des  Individuums  entstehen,  also  im  Stoffwechsel  der  Keimzellen  sehr 
erhebliche  sein  müssen,  da  sehr  bald  erblich  abweichende  Individuen  im  Zu- 
stande der  Domestikation  auftreten.  Und  diese  Abweichungen  vom  Typus  der 
wilden  Stammväter  sind  für  die  verschiedenen  Haustierarten  im  großen  und 
ganzen  dieselben.  Man  denke  nur  an  die  verschiedenen  Farbschläge,  die  bei 
den  verschiedensten  Haustierarten  in  analoger  Weise  zu  beobachten  sind,  bei 
den  wilden  Verwandten  nicht  anzutreffen  sind,  an  die  Veränderungen  der  Haar- 
längen, -struktur  und  -anordnung. 

Genauer  ging  Vortragender  dann  ein  auf  die  Änderungen  an  Hirn  und 
Schädel,  die  in  der  Domestikation  auftreten.  Eine  der  ersten  Wirkungen  primi- 
tiver Domestikation  ist  das  Geringerwerden  der  Gesamtgröße ;  man  denke  an 
die  kleinen  Haustierformen  des  Neolithikums:  Torfschwein,  Torfrind,  Torfspitz. 
Für  den  Schädel  ergibt  sich  daraus  aber  eine  wichtige  Umänderung  auch  der 
Form,  da  au?  physiologischen  Gründen  der  Schädel  eines  kleineren  Tieres  nicht 
ein  einfach  stereometrisch  verkleinertes  Abbild  des  Schädels  von  großen  Formen 
derselben  Art  sein  kann,  wie  Vortragender  bereits  in  einem  früheren  Vortrag 
auseinandergesetzt  hat.  Die  einzelnen  Organe  nehmen  nämlich  verschieden 
schnell  ab  mit  sinkender  Größe,  Hirn  und  Auge  langsamer  als  die  Muskeln, 
woraus  sich  eben  das  verschiedene  Bild  des  Schädels  bei  groß  und  klein  ergibt. 
Neben  diesen  indirekt  durch  die  Größenunterschiede  bewirkten  Formabände- 
rungen tritt  in  der  Domestikation,  besonders  wenn  sie  intensiver  wird,  leicht 
noch  eine  andere  Verschiebung  der  Proportionen  auf:  der  Schädel  wird  kürzer 
und  breiter;  beim  Wildtier  ist  er  mehr  lang  und  schmal.  Sehr  schön  kann  man 
das  vielfach  schon  erkennen  an  Wildtieren,  die  im  Zoologischen  Garten  groß 
gev/orden  sind,  wenn  man  sie  mit  echt  wilden  Verwandten  vergleicht. 

Auch  für  das  Hirn  kann  man  bei  solchen  Zoologischen-Garten-Tieren  viel- 
fach eine  bemerkenswerte  Änderung  feststellen ;  es  erreicht  nicht  die  Größe  des 
Hirns  der  -verwandten  echten  Wildformen.  Bei  den  hochkultivirten  Haustier- 
rassen, die  im  Stalle  gehalten  der  Sorge  um  Nahrungserwerb  und  Selbstverteidi- 
gung im  höchsten  Maße  enthoben  sind,  erreicht  dann  diese  Hirnabnahme  auch 
den  höchsten  Grad.  Bemerkenswert  ist  das  Verhalten  des  Hundehirn?,  bei  dem 
Vortragender  durch  genauere  Untersuchung  zwar  auch  eine  Abnahme  gewisser 
Teile,  dafür  andererseits  aber  Zunahme  anderer  nachweisen  konnte,  und  zwar 
letztere  für  Teile,  wie  das  Stirnhirn,  die  meist  mit  der  höheren  geistigen  Tätig- 
keit in  Zusammenhang  gebracht  werden  Ist  doch  der  Hund  auch  das  einzige  wirk- 
lich „erzogene"  Haustier.  —  Zum  Schluß  wurde  auf  die  zu  diesen  Ergebnissen 
der  Haustierforschung  beim  Menschen  sich  ergebenden  Parallelen  hingewiesen. 

21.  Sitzung,  am  I.Juni.  —   Möller,  H.  G. :  Einrichtungen  des  modernen 
funkentelegraphischen  und  funkentelephonischen  Verkehrs. 


—  34  - 

Der  Vortragende  ging  davon  aus,  daß  die  Post  beabsichtigt,  die  Funken- 
telegraphie  zur  gleiciizeitigen  Weitergabe  von  Börsennaciirichten,  Wettermeldungen, 
Zeitungsdienst  an  zahlreiche,  über  ganz  Deutschland  verteilte  Leitfunkstellen  zu 
benutzen.  Als  Übertragungsmethoden  sollen  Radiotelephonie  oder  Schnelltele- 
graphie  benutzt  werden.  Hier  hat  man  verstanden,  aus  der  Not  eine  Tugend 
zu  machen,  da  die  nach  allen  Seiten  in  die  Erscheinung  tretende  Wirkung  der 
Funkentelegraphie,  sonst  ein  Mangel,  jetzt,  im  Kreisfunkspruch,  nutzbar  wird. 
Zu  dem  sind  für  den  telcgraphischen  und  telephonischen  Schnellverkehr  die 
Drahtleitungen  auf  weitere  Entfernungen  ungeeignet,  weil  die  Kabel  die  für  den 
Empfang  notwendige  starke  Auffüllung  an  elektrischem  Strom  nicht  aufzunehmen 
vermögen.  —  Besonders  bemerkenswert  ist  ein  kurzer  Überblick  über  die  Fnt- 
wickelung  der  Sende-  und  Empfangsmethoden,  die  dem  Ausbau  des  Unter- 
nehmens dienen.  Als  Sendemethoden  werden  zunächst  erwähnt  die  Markoni- 
schen Knallfunken.  Da  wegen  der  starken  Funkendämpfung  die  erzeugten 
Wellenzüge  kurz  sind,  die  Abstimmung  schlecht  ist,  bleibt  ihre  Bewertung  eine 
geringe.  Erforderlich  sind  längere  Wellenzüge  und  kürzere  Funkenstrecken. 
Wien  in  Jena  trug  diesen  Erfordernissen  Rechnung  mit  den  Löschfunken. 
Auseinemdurch  Funken  angeregten,  sehr  stark  gedämpften  Stoßkreis  wird  die  Ener- 
gie in  einen  schwach  gedämpften  Antennenkreis  übertragen.  Die  sich  daraus 
ergebenden  Vorteile  sind  bessere  Abstimmfähigkeit,  raschere  Funkenfolge,  größere 
Leistung.  Das  Wien'sche  System  wird  noch  heute  auf  fast  allen  Schiffen  ver- 
wendet. Ein  weiterer  Fortschritt  bedeutet  der  P  o  u  1  s  e  n  'sehe  Lichtbogensender. 
Er  benutzt  die  abfallende  Charakteristik  des  Lichtbogens  zur  Erregung  konti- 
nuierlicher Wellen.  Vorteil:  Sehr  hohe  Abstimmfähigkeit.  Die  kontinuierliche 
Welle  kann  durch  ein  mit  der  Antenne  gekoppeltes  Mikrophon  moduliert  werden. 
Die  Poulsenlampe  ermöglichte  zuerst  die  drahtlose  Telephonie. 
Sodann  sind  es  die  Hochfrequenzmaschinen  mit  Frequenzerhöhung  in  der  Ma- 
schine oder  in  statischen  Frequenzwandlern,  die  die  Leistungen  erhöhen.  Doch 
sind  die  Maschinen  nur  für  lange  Wellen,  besonders  aber  für  hohe  Energie  ge- 
eignet. Der  Röhiensender  endlich  erzielt  eine  letzte  Verbesserung.  Einer  Be- 
schreibung der  physikalischen  Vorgänge  in  der  Elektronenröhre  schließt  sich 
eine  Erläuterung  an  bezüglich  ihrer  Verwendung  als  Verstärker  für  Ströme  von 
Sprech-  und  Hochfrequenz,  als  Gleichrichter  und  Schwingungserzeuger  (Prinzip 
der  Rückkoppelung).  Die  Röhrensender  können  gleich  gut  für  Leistungen  von 
Vio  Watt  bis  10  KW  hergestellt  werden  und  zeichnen  sich  durch  außerordentliche 
Konstanz  der  Schwingungen  aus.  —  Die  durch  Funken  ausgelösten  Wellenzüge 
konnten  mit  Detektor  und  Telephon  als  Ton  empfangen  werden.  Die  konti- 
nuierlichen Wellen  erregen  im  Detektor  einen  Gleichstrom.  Um  sie  zu  empfangen 
erfand  F  e  s  s  e  n  d  e  n  den  Überlagerungsempfang:  Ein  auf  der  Empfangsstation  be- 
findlicher kleiner  Röhrensender  wird  mit  der  Antenne  gekoppelt  und  so  abge- 
stimmt, daß  er  mit  der  in  der  Antenne  aufgefangenen  Senderschwingung 
Schwebungen  gibt,  die  als  klarer  Ton  im  Telephon  zu  hören  sind.  Der  Ton 
unterscheidet  sich  sehr  gut  von  Luftstörungen.  Beim  Überlagerungsempfang  ist 
ein  ganz  neues  Auswahlprinzip  angewandt.  Bisher  wurden  die  Frequenzen,  die 
man  nicht  empfangen  wollte,  durch  Resonanzabstimmung  ausgeschlossen.  Jetzt 
wählt  man  durch  Einstellung  des  Überlagerers  einen  schmalen  Frequenzbereich 
von  der  Breite  der  hörbaren  Töne  aus.  Für  Schreibempfang  wird  der  Über- 
lagerungston verstärkt  und  gleich  gerichtet.  Um  störende  Geräusche  auszu- 
schließen, wird  der  gewünschte  Überlaeerungston  durch  einen  weiteren  nieder- 
frequenten Resonanzkreis  ausgewählt.  Ein  dem  oben,  beim  Fessenden'schen 
Überlagerungsempfang  beschriebenen  Überlagerer  ähnlicher,  selbstschwingender 
Empfänger  läßt  sich  so  einrichten,  daß  er  einen  Wechselstrom  von  Tonfrequenz 
liefert,  wenn  er  über  ein  bestimmtes  Maß  gegen  den  Sender  verstimmt  ist,  daß 
er  aber  innerhalb  eines  sehr    schmalen  Frequenzbereiches  Gleichstrom    liefert. 


—  35  — 

Dieser  Gleichstromempfang  wird  nun  durch  irgend  welche  andere  Sender,  deren 
Welle  außerhalb  des  genannten  schmalen  Bereiches,  des  „Mitnahmebereiches" 
liegt,  nicht  mehr  gestört.  Die  Methode,  den  „Empfang  im  Mitnahme- 
bereich" genannt,  wurde  in  der  Radiotelegraphischen  Abteilung  des  physi- 
kalischen Instituts  der  Hamburger  Universität  ausgearbeitet.  —  Als  Schreibapparat 
fürSchnelltelegraphie  kommt  der  Siemens'sche  Schnelltelegraph  in  erster  Linie  in 
Frage.  Er  liefert  das  Telegramm  in  Schreibmaschinenschrift  gedruckt  und  ver- 
mag in  einer  halben  Stunde  eine  Broschüre  von  20  Druckseiten  zu  50  Zeilen 
mit  je  40  Buchstaben  (80  000  Buchstaben)  zu  übertragen.  Die  Wirkungsweise 
des  Senders  und  Empfängers  wurden  an  Hand  von  Schaltschemen  und  Skizzen 
erläutert,  die  Telegraphendirektor  Kuhlmann  in  liebenswürdiger  Weise  dem  Vor- 
tragenden zur  Verfügung  gestellt  hatte.  —  Von  neueren  Telephonieschaltungen 
wurde  die  Methode  der  Eisendrosseln  der  C.  Lorenz  A.  G.  beschrieben.  Sie 
kommt  für  Telephonie  mit  Poulsengeneratoren  und  Hochfrequenzmaschine  in 
Frage.  Weiter  wurden  noch  erläutert  die  Methode  der  Modulierung  der  Gitter- 
vorspannung für  Röhrensender  großer  Leistung,  sowie  die  Methode  der  Modu- 
lierung der  Anodenspannung  für  Hochfrequenztelephonie  über  Leitungen  und 
eine  im  hiesigen  Universitätsinstitut  ausgearbeitete  Methode  der  Telephonie  mit 
Frequenzschwankungen. 

22.  Sitzung,  am   25.  Juni.    —    Trommsdorf,    aus    Magdeburg:     Land- 

schaftsbüder  aus  Südwestafrika  (mit  Lichtbildern). 

Klima  und  Reliefzonen,  der  Wechsel  von  Volks-,  Tier-  und  Vegetations- 
provinzen gliedern  das  ehemalige  Deutsch-Südwest-Afrika  in  mehrere  Großland- 
schaften (Damara-  und  Groß-Namaland,  Namib,  Kalahari,  Karstfeld,  Kaokofeld). 
Der  unterschiedliche  geologische  und  Vegetationscharakter  wird  zum  Thema  des 
Vortrages  gewählt  und  in  einer  Reihe  von  Lichtbildern  zur  Darstellung  gebracht. 

Die  „südafrikanische  Primärformation"  gibt  dem  Damaralande,  die  dem 
Urgebirge  auflagernden  Sedimentgesteine  dem  Groß-Namalande  seinen  geolo- 
logischen  Charakter.  Entsprechend  den  von  Westen  nach  Osten  und  von  Süden 
nach  Norden  zunehmenden  Niederschlagsmengen  werden  die  unterschiedlichen 
Vegetationszonen  gezeigt,  unter  Hervorhebung  der  für  die  einzelnen  Landschaften 
typischen  Baumarten.  Auf  die  Rivieravegetation  der  Flußläufe,  die  dem  Land- 
schaftsbild   einen    markanten  Zug   gibt,    wird    besonders    aufmerksam    gemacht. 

Die  Fauna  wird  nur  gestreift.  Von  den  Antilopenarten  wird  der  „Gemsbock" 
Südafrikas,  die  Oryxantilope,  von  der  Vogelwelt  die  Pinguine,  die  dem  Küstenmeer 
einen  polaren  Zug  verleihen,  und  die  Flamingos  erwähnt,  die  nur  als  Gäste  an 
der  Küste  weilen  und  am  Ngamisee  brüten.  Auch  die  Zeckenfauna  wird  kurz 
berührt.  Der  Vortragende  teilt  sein  Forschungsergebnis  aus  dem  Jahre  1912/13 
mit,  das  er  auf  der  90000  Hektar  großen  Truppenfarm  Narubis  zwischen  großem 
und  kleinem  Karrasgebirge  ermittelt  hat. 

23.  Sitzung,  am  29.  Juni.    —    Wegener,  A.:    Die  Theorie    der    Kon- 

tinentalverschiebungen. 

Wer  auf  der  Erdkarte  die  gegenüberliegenden  Küstenlinien  von  Südamerika 
und  Afrika  vergleicht,  dem  muß  der  völlig  gleiche  Verlauf  dieser  beiden  Linien 
auffallen.  Es  sieht  aus,  als  ob  eine  große  Eisscholle  längs  einer  unregelmäßi- 
gen Linie  in  zwei  Teile  zerbrochen  und  diese  Teile  dann  von  einander  abge- 
trieben wären,  wobei  der  eine  —  Südamerika  —  sich  noch  etwas  gedreht  hat. 
Diese  Betrachtung  ist  der  Ausgangspunkt  einer  neuen  Auffassung  über  die 
Natur  unserer  Erdrinde  geworden.     Hiernach  schwimmen  die  Kontinentalblöcke 


—  36  — 

samt  ihren  Schelfen  in  einem  zähflüssigen,  nur  oberflächlich  erstarrten  Tiefen- 
material (Sima),  über  vvelches  sie  nur  5  km  hinausragen,  während  sie  nach 
unten  50 — 200  km  tief  hinabtauchen.  Sie  stellen  die  Reste  einer  einst  die  ganze 
Erde  umkleidenden  äußersten  Gesteinsrinde  (Sial)  dar,  welche  sich  im  Laute 
der  Erdgeschichte  immer  mehr  zerteilte  und  zusammenschob.  So  wird  der  ganze 
Atlantik  als  eine  einzige,  riesenhaft  erweiterte  Spalte  aufgefaßt,  die  sich  vom 
Süden  herseitder  Kreidezeitgeöffnet  hat,  indem  die  beidenAmerikasich  immerweiter 
nach  Westen  fortschoben.  An  ihrem  Vorderrand  wurde  dabei  durch  den  Wider- 
stand des  alten  pazifischen  Tiefseebodens  das  Andengebirge  aufgefaltet.  In 
älteren  Zeiten  lagen  auch  Antarktika,  Australien  und  Vorderindien  dicht  um 
Südafrika  gruppiert  und  bildeten  mit  diesem  eine  zusammenhängende  Scholle, 
deren  allmähliche  Aufspaltung  erst  zur  Absonderung  dieser  einzelnen  Kontinente 
führte.  Vorderindien  berührte  dabei  mit  seiner  Westküste  Madagaskar,  mit 
seiner  Ostküste  Australien,  und  war  mit  Asien  durch  eine  lange  Halbinsel  oder 
richtiger,  durch  einen  unterseeischen  Schelfsockel  verbunden.  Im  Tertiär  zerriß 
es  diesen  Zusammenhang  mit  Madagaskar  —  Australien  hatte  sich  früher  abge- 
spalten —  und  nun  wurde  das  lange  Verbindungsstück  mit  Asien  nach  Nord- 
osten zusammengeschoben,  so  daß  sich  an  seiner  Wurzel  die  Faltenzüge  des 
höchsten  Gebirges  der  Erde,  des  Himalaja,  auftürmten,  und  Vorderindien  auf 
seinen  heutigen  Platz  gelangte. 

Die  Gründe  für  diese  Theorie  sind  der  Geophysik,  Geodäsie,  Geologie, 
Paläontologie  und  der  Tier- und  Pflanzengeographie  entnommen  und  in  der  kürz- 
lich erschienenen  zweiten  Auflage  der  vom  Vortragenden  verfaßten  Arbeit  „Die 
Entstehung  der  Kontinente  und  Ozeane"  zusammengestellt.  (Nr.  66  der  „Wissen- 
schaft", Braunschweig  1920).  Aus  dieser  Beweisführung  kann  hier  nur  einiges 
wenige  angeführt  werden.  Die  Westwanderung  Amerikas  zeigt  sich  an  dem 
Zurückbleiben  der  schmalen  Antillenketten  und,  noch  besser,  des  Südantillen- 
bogens  zwischen  Feuerland  und  Westantarktis.  Auch  die  Inselguirlanden  Ost- 
asiens werden  jetzt  verständlich  als  sich  ablösende  Randketten  bei  der  allge- 
meinen Westwanderung  der  Kontinente.  Die  australische  Scholle  kollidiert,  von 
Südosten  kommend,  mit  den  Sunda-Inseln,  wie  die  gestörte  Richtung  von  deren 
vorderster  Reihe  Timor-Ceram  und  auf  der  anderen  Seite  die  ganz  herumge- 
schleppte Insel  Neupommern  zeigt. 

Besonders  wichtig  ist  die  Erklärung,  die  die  neue  Lehre  für  die  Tatsache 
gibt,  daß  auf  der  Erde  nicht  das  mittlere  Krustenniveau  an;  häutigsten  vorkommt, 
sondern  zwei  andere  Niveaus,  die  um  2V-.'  km  höher  und  tiefer  als  dieses  liegen 
und  mit  den  Kontinentoberfiächen  und  Tiefseeböden  identisch  sind.  Dies  läßt 
sich  nur  erklären  durch  die  Annahme,  daß  es  sich  um  zwei  verschiedene 
Schichten  des  Erdkörpers  handelt,  so  daß  Kontinente  und  Tiefseeböden  sich 
verhalten  wie  Eisschollen  und  Wasser. 

Die  Biologen  haben  seit  langem  angenommen,  daß  die  heute  durch  die 
Tiefsee  getrennten  Erdteile  früher  einen  unmittelbaren  Landzusammenhang  be- 
saßen, aber  man  dachte  sich  diesen  in  Form  von  „Brückenkontinenten",  welche 
später  versanken.  Aber  diese  Lehre  ist  mit  Recht  angegriffen  worden,  weil  ein 
Versinken  eines  ganzen  Kontinents  zum  Tiefseeboden  physikalisch  unmöglich 
erscheint  und  auch  weil  bei  Rekonstruktion  aller  Brückenkontinente  kein  Platz 
mehr  für  die  Wassermassen  des  Ozeans  bleibt.  Diese  Schwierigkeiten  werden 
durch  die  Verschiebungstheorie  beseitigt. 

Für  den  Geologen  ist  es  natürlich  von  besonderem  Interesse,  den  Bau 
der  ehemals  zusammenhängenden  Kontinentalränder  zu  vergleichen.  Alte  Falten- 
züge, aus  der  Zeit  vor  dem  Abriß,  die  quer  hinüberführen,  gestatten  eine  sehr 
scharfe  Kontrolle  darüber,  ob  der  von  der  Verschiebungstheorie  angenommene 
unmittelbare  Zusammenhang  wirklich  bestanden  hat.     Bei  der  atlantischen  Spalte 


—  37  — 

sind  es  6  hinüberreichende  Strukturen,  die  eine  solche  Kontrolle  gestatten,  und 
alle  6  Kontrollen  stimmen:  Das  Kapgebirge  Findet  seine  Fortsetzung  in  den  heute 
mehr  als  6000  km  entfernten  Sierren  von  Buenos  Aires,  die  genau  an  der  rich- 
tigen Stelle  liegen.  Ferner  ändert  die  uralte  Faltung  in  den  Gneistafeln  von 
Afrika  und  Südamerika  in  übereinstimmender  Weise  bei  Kamerun  und  beim  Kap 
San  Roque  die  Richtung;  sodann  findet  sich  die  Fortsetzung  der  durch  Deutsch- 
land, England  und  Frankreich  hindurchstreichenden  karbonischen  Falten,  die  die 
großen  Kohlenflöze  enthalten,  jenseits  des  Ozeans  in  den  gleichfalls  karboni- 
schen Falten  der  nordamerikanischen  Appalachen  mit  den  dortigen  reichen 
Kohlenschätzen.  Und  dicht  nördlich  davon  folgen  hüben  wie  drüben  noch  zwei 
ältere  Faltungen,  deren  Teilstücke  grade  so  liegen,  daß  sie  bei  der  Rekonstruktion 
zusammenpassen.  Das  gleiche  gilt  endlich  auch  für  die  Grenze  der  quartären 
Inlandeisbedeckung  Nordamerikas  und  Europas. 

Eine  sehr  schlagende  Lösung  hat  ferner  ein  bisher  rätselhaftes  Ergebnis 
der  Geologie  erfahren,  nämlich  die  Spuren  einer  Inlandeisbedeckung  im  Karbon 
und  Perm,  die  sich  auf  allen  Kontinenten  der  heutigen  Südhalbkugel  finden, 
und  letztere  so  völlig  bedecken,  daß  bei  unveränderter  Lage  derselben  die  ganze 
eine  Halbkugel  der  Erde  vereist  gewesen  sein  müßte,  während  die  andere  gar 
keine  Eisspuren  aus  dieser  Zeit  trägt.  Nach  der  Verschiebungstheorie  dagegen 
rücken  alle  diese  Gebiete  für  jene  Zeit  konzentrisch  auf  Südafrika  zusammen, 
so  daß  die  Eisspuren  nur  noch  ein  Areal  von  plausibler  Größe  bedecken.  Der 
Nordpol  mußte  damals  mitten  im  Pazifik  liegen  und  konnte  daher  auf  den  Nord- 
kontinenten keine  Spuren  hinterlassen. 

Ein  besonderes  Interesse  knüpft  sich  auch  aus  dem  Grunde  noch  an  die 
Verschiebungstheorie,  weil  nach  ihr  für  mehrere  Stellen  der  Erdoberfläche  Aus- 
sicht besteht,  die  Abstandsänderungen  der  Kontinente  durch  wiederholte  astro- 
nomische Ortsbestimmungen  im  Laufe  einigerjahrzehnte  zu  messen.  Ja,  es  ist 
durch  die  Beobachtungen  der  Danmark-Expedition  bereits  geglückt,  den  Nach- 
weis zu  führen,  daß  Grönland  im  Laufe  des  letzten  Jahrhunderts  um  etwa 
l'^  km  nach  Westen  gewandert  ist. 

24.  Sitzung,  am    12.  Oktober.    —    Timm,    R.:    Zum    Gedächtnis  von 
Woldemar  Kein,    unter  Vorführung    seiner    besten    Diapositive. 

Am  29.  Juli  1921  verschied  unser  liebes  Vereinsmitglied  Woldemar  Kein, 
nachdem  schon  längere  Zeit  ein  Sinken  seiner  Kräfte  bemerkbar  gewesen  war. 
Geboren  am  27.  September  1858,  vorgebildet  in  seiner  Vaterstadt  Bautzen,  stu- 
dierte er  in  Leipzig  Mathematik  und  Physik.  1886  kam  er  nach  Hamburg,  wo 
er  bald  eine  Familie  gründete.  Er  leistete  am  Realgymnasium  des  Johanneums 
sein  Probejahr  ab,  arbeitete  auch  in  der  Seewarte  und  gehörte  von  1895  bis  zu 
seinem  Tode  der  Realschule  von  Dr.  Th.  WahnschafF  an,  deren  treue  Stütze  er 
war.  Seine  ausgezeichneten  Photographien  und  Diapositive  machten  ihn  bald 
bekannt.  Durch  engen  Anschluß  an  naturwissenschaftliche  Kreise  bekundete 
er  seine  große  Liebe  zur  Natur,  aus  deren  unerschöpflicher  Lebensquelle  er  die 
Motive  für  seine  Kunstwerke  hauptsächlich  wählte.  Kunstwerke  konnte  man 
seine  Lichtbilder  mit  Recht  nennen.  An  eine  Reihe  von  Vegetationsbildern 
blühender  Gewächse  schlössen  sich  später  eine  Menge  Charakterbilder  be- 
merkenswerter Sträucher  und  Bäume,  ganz  besonders  Nadelhölzer,  deren  Dar- 
stellung er  zu  einer  vorbildlichen  Vollendung  führte.  Bald  nachdem  die  Ge- 
brüder Lumiere  ihre  Autochromplatten  in  den  Handel  gebracht  hatten  (1907), 
wandte  Kein  das  neue  Verfahren  an  und  stellte  Bilder  aus  der  Natur  in  einer 
Farbenpracht  her,  die  den  ungeteilten  Beifall  eines  jeden  Betrachters  fanden. 
Ein  Lichtbildervortrag    von  Kein    war   stets    ein  Ereignis.     Wohl  vorbereitet  im 


—  38  — 

Aufbau  und  in  der  Reihenfolge,  gewürzt  mit  Humor,  fesselte  er  in  reicher  Ab- 
wechslung von  Anfang  bis  zu  Ende.  Hinter  der  schaffenden  Kunst,  in  der  Kein 
sich  betätigte,  trat  begreiflicherweise  seine  literarische  Tätigkeit  zurück.  In  den 
Verhandlungen  des  Naturwissenschaftlichen  Vereins  in  Hamburg  gab  er  1907 
(dritte  Folge  XV)  einen  Bericht  über  urwüchsige  Fichtenwälder  in  der  Lüneburger 
Heide.  Durch  die  10  beigegebenen  prachtvollen  Vegetationsbilder  hat  er  den 
botanischen  Ausflügen  des  Naturwissenschaftlichen  Vereins  in  jenem  Jahr  ein 
bleibendes  Denkmal  gesetzt.  Ferner  sind  in  den  Berichten  der  Dendrologischen 
Gesellschaft  und  in  anderen  Zeitschriften  Aufsätze  von  ihm  erschienen,  meist 
durch  schöne  Bilder  illustriert.  Seiner  Mitarbeit  am  Lüneburger  Heimatbuch 
soll  ebenfalls  gedacht  werden.  Ein  gleiches,  großzügig  geplantes  Werk  für 
Schleswig-Holstein,  dessen  Ausführung  der  Krieg  hat  hinfällig  werden  lassen, 
sollte  von  ihm  auch  mit  bearbeitet  werden.  Seine  Hauptstärke  aber  lag  in  der 
lebendigen  Mitteilung  durch  Bild  und  Wort.     Auch  von  ihm  konnte  man  sagen: 

Er  mußte  geizen  mit  der  Gegenwart, 
Den  Augenblick,  der  sein  war,  ganz  erfüllen. 
Mußt'  seiner  Mitwelt  mächtig  sich  versichern 
Und  im  Gefühl  der  Würdigsten  und  Besten 
Ein  lebend  Denkmal  sich  erbaun. 

Das  hat  er  getan,  der  treue  Freund,  der  stets  bereit  war,  sein  Wissen  und 
Können  zur  Verfügung  zu  stellen;  seine  Arbeit  und  sein  Wirken  sichern  ihm 
ein  dauerndes  Andenken.  —  Die  Mannigfaltigkeit  der  Kunst  des  Heimgegangenen 
veranschaulichte  prächtig  eine  reiche  Auswahl  von  Diapositiven  und  besonders 
von  Autochromplatten,  die  im  Lichtbild  wiedergegeben  wurden. 

25.  Sitzung,    am    19.  Oktober    (gemeinschaftlich    mit    der    Ortsgruppe 

Hamburg  der  Gesellschaft  für  technische  Physilc),  —  Schäfer,  O.: 
Ein  neues  Musikinstrument  und  seine  physikalischen  Grundlagen. 

26.  Sitzung,  am  26.  Oktober.     —     Ernst,  W. :     Untersuchungen  über 

neuere    geologische  Beobachtungen    der  Kreide    bei  Lüneburg. 

27.  Sitzung,  am  2.  November.   —  Michaelsen,  W.:   Die  geographische 

Verbreitung    der    Oligochaeten    im    Lichte    der    Wegener'schen 
Kontinental  Verschiebung. 

Siehe  den  Sonderbericht  am  Schluß  dieser  Verhandlungen,  S.  45  ff. 

28.  Sitzung,  am    10.  November    (gemeinschaftlich  mit  der  Ortsgruppe 

Hamburg  der  Gesellschaft  für  technische  Physik).  —    1.  Dreyer: 
Über  Reinlichtlampcn. 

2.  Coulmann:  Über  den  Segelflug  (mit  Lichtbildern). 

Der  ohne  Arbeitsleistung  des  fliegenden  Subjekts  vor  sich  gehende  Flug 
schöpft  seine  Energiequelle  nur  aus  der  Luft.  Der  Wind  ist  turbulent,  d.h.  er 
hat  Schwankungen  seiner  Stärke  und  Richtung  nach,  die  erzeugt  werden  durch 
Erwärmung  des  Bodens  und  Hindernisse  des  Windes.  Es  entstehen  schräg  auf- 
wärts ziehende  Wirbelsystenie  und  dadurch  Stärkeschwankungen  des  Windes  von 


-  39  - 

etwa  30 "Ai  und  Richtungsschwankungen  im  Mittel  bis  etwa  30  Grad.  Die  Aus- 
führungen stützen  sich  großenteils  auf  die  Arbeit  von  Prof.  Dr.  Ahlborn,  Ham- 
burg, „Der  Segelflug"  (Verlag  Oldenburg).  Der  Windstoß  wird  durch  den  Flügel 
in  Auftrieb,  die  Richtungsänderung  des  Windes  in  Vortrieb  umgesetzt.  Einen 
dauernden  Gewinn  an  Höhe  kann  der  geradeaus  segelnde  Vogel  nur  aus  zu- 
nehmendem stoßweisem  Winde  ziehen,  da  die  negativen  Windstöße  —  Flauten  — 
Verluste  bedingen.  Durch  Kreisen  könnte  unter  Umständen  auch  eine  positive 
Ausnutzung  der  Flauten  erzielt  werden.  In  diesen  Punkten  weicht  Redner  von 
Ahlborn  ab.  Er  gibt  noch  drei  andere  Erklärungsmöglichkeiten  des  Kreisens 
und  betont  dann,  daß  der  Vogel  immer  die  Möglichkeit  hat,  Höhen-  und  Ge- 
schwindigkeitsgewinn auszutauschen.  —  Von  den  verschiedenen  Änderungen,  die 
der  Vogel  an  seinem  Fluggerät  ausführen  kann,  scheinen  von  besonderer  Wichtig- 
keit und  in  erster  Linie  geeignet,  von  einem  künstlichen  Apparat  nachgeahmt 
zu  werden,  1)  die  elastische,  unter  dem  verstärkten  Winddruck  von  selbst  ein- 
tretende Verringerung  des  Anstellwinkels,  2)  die  willkürliche  und  zwar  sowohl 
gleichsinnige  wie  gegenläufige  Veränderung  des  Anstellwinkels  beider  Flügel, 
und  vielleicht  noch  3)  die  symmetrische  und  unsymmetrische  Veränderung  der 
Flächengrößen-,  doch  würde  die  Erfüllung  dieser  3  Forderungen  bereits  schier 
unüberwindliche  Schwierigkeiten  in  der  baulichen  Ausführung  machen.  Eine 
große  Spannweite  bei  kleiner  Flächentiefe  und  geringer  Flächenbelastung  ist 
anzustreben,  ferner  eine  starke  Wölbung  des  Profils  und  peinlichste  Verringe- 
rung des  Luftwiderstandes.  Ein  Segelfiugzeug  wird  sich  also  vom  bisher  üblichen 
erheblich  unterscheiden  und  die  meisten  Flugzeuge  des  Rhönwettbewerbs,  auch 
die  besten  mit,  sind  Motorflugzeuge  ohne  Motor  und  können  nur  als  Gleiter, 
nicht  aber  eigentlich  als  Segler  angesprochen  werden.  —  Es  werden  dann  die 
meisten  Flugzeuge  des  diesjährigen  Rhönwettbewerbs  im  Bild  vorgeführt  und  be- 
sprochen: 1)  dieHängegleiter  nach  alten  Vorbildern,  2)  die  große  Mehrzahl  der 
motorlosen  normalen  Flugzeuge,  unter  ihnen  werden  die  Siegerapparate  der 
Akad.  Fliegergruppe  Hannover  und  des  Flugwissenschaftlichen  Vereins  Aachen 
besonders  gewürdigt.  Die  3.  Gruppe  umfaßt  die  Typen,  die  durch  grundsätzlich 
neue  Mittel  den  Segelefrekt  zu  erreichen  suchen.  Neben  ihnen  wird  der  Apparat 
des  Bayrischen  Aeroclubs  München  als  2.  Sieger  der  Wasserkuppe  besonders 
anerkannt,  die  Palme  aber  dem  „Weltensegler"  der  Segelflugzeugwerke  Baden- 
Baden  zugesprochen,  der  leider  durch  einen  schweren  Sturz  im  Endkampf  aus- 
fiel. Seine  Segeleigenschaften  sind  überragend  wie  das  fast  2  Minuten  frei 
segelnde  Modell  bewies.  Es  wurden  die  Höchstleistungen  des  diesjährigen 
Rhönsegelflugwettbewsrbs  behandelt  mit  5  Minuten  35  Sekunden  Flugdauer 
(Hannover),  4,(»8  km  Flugstrecke  (München),  0,775  m/sec  kleinster  Sinkgeschwindig- 
keit (München  und  Aachen)  und  1  :  10 ',2  kleinster  Gleitzahl  (Hannover).  Diese 
Werte  wurden  nach  Schluß  des  Wettbewerbs  ganz  erheblich  überboten  durch 
die  Flugzeuge  der  Hannoveraner  und  Aachener  und  auf  15  7.i  Minuten  Flugdauer, 
7 '/'i  km  Strecke,  'A  m'sec  Sinkgeschwindigkeit  und  '/'■.-,  Gleitzahl  gebracht.  End- 
lich wird  der  Segelflieger  von  vom  Horth  und  Messerschmitt  im  Bild  vorgeführt, 
und  Redner  schließt  mit  der  Messerschmittschen  Schilderung  des  glänzenden 
21  Minuten-Fluges  vom  Horths  auf  dem  Heidelstein  in  der  Rhön  am  13.  Sep- 
tember ds.  Js. 

29.  Sitzung,  am  23.  November.  --  Pfeffer,  G. :  Zum  Gedächtnis  von 
Ernst  Haeckel  (des  am  19.  August  1919  verstorbenen  Ehren- 
mitgliedes des  Vereins). 

Redner  sprach  zunächst  über  Haeckel  als  liebenswürdige  und  begeisternde 
Persönlichkeit;  dann  würdigte  er  ihn  als  Zoologen  von  staunenswerter  Arbeits- 
kraft   und  Vielseitigkeit;    ferner   als    theoretischen  Biologen,    dem    die    geistige 


—  40  - 

Durchdringung  der  Wissenschaft  mit  neuen  Gedanken  und  Anschauungen  mehr 
verdankt  als  irgend  einem  anderen  Forscher.  Ganz  besonders  verweilte  der  Vor- 
tragende bei  der  Philosophie  Haeckels,  die  methodologisch  als  Materialismus  zu 
bezeichnen  ist,  die  aber,  teils  nach  Haeckels  eigenen  Worten,  teils  auf  Grund 
seiner  steten  Beziehung  auf  Goethe,  Keime  idealistischer  und  religiöser  Welt- 
anschauung deutlich  aufweist.  Ein  Kulturkämpfer  war  Haeckel  durch  sein  ein- 
drucksvolles Eintreten  gegen  jeden  kirchlichen  und  politischen  Zwang,  seine 
'  mannhafte  Verteidigung  von  Wissenschaft  und  Lehre,  und  zuletzt  dadurch,  daß  er  an 
Stelle  des  groben  Materialismus  von  Moleschott,  Vogt  und  Büchner  eine  be- 
trächtlich höher  stehende  Philosophie  setzte. 

30.  Sitzung,  am  30.  November  (gemeinschaftlich  mit  der  Ortsgruppe 
Hamburg  der  Gesellschaft  für  technische  Physik).  —  Dechent,  V.: 
Die  moderne  Röntgenröhre. 

Der  Vortragende  ging  aus  von  den  Verwendungszwecken  der  Röntgen- 
strahlen. Sie  liegen  im  wesentlichen  auf  medizinischem  Gebiet.  Die  Konstruk- 
tionsgrundsätze sind  je  nach  dem  Verwendungszweck  (Diagnostik  und  Therapie) 
verschieden.  Für  diagnostische  Zwecke  kommen  mittlere  Härte  und  A'eiche  von 
einem  scharfen  Brennpunkt  ausgehende  Strahlen  zur  Anwendung,  für  thera- 
peutische fast  ausschließlich  sehr  harte.  Für  beide  Zwecke  wird  möglichst  große 
Strahlenintensität  angestrebt.  Da  der  größte  Teil  der  in  den  Röhren  zur  An- 
wendung gelangenden  elektrischen  Energie  an  der  Antikathode  frei  wird,  ist  diese 
zu  kühlen.  Die  abzuführenden  Energiemengen  betragen  bis  zu  mehreren  Kilo- 
watt. Die  früher  fast  ausschließlich  zur  Anwendung  gelangte  Kühlung  durch 
Wasser  wird  neuerdings  erzetzt  durch  Kühlung  durch  Wärmestrahlung.  Dabei 
nehmen  die  Anthikathoden  Temperaturen  von  2000"  und  darüber  an. 

Der  Vortragende  schilderte  dann  die  Entwicklung  der  Röntgenröhre 
älterer  Art,  welche  noch  einen,  wenn  auch  geringen,  Gasinhalt  enthält,  die  so- 
genannte lonenröhre,  und  sodann  die  Entwicklung  der  sogenannten  Glühka- 
thoden- oder  Elektronen-Röntgenröhre.  Die  lonenröhre  hat  sich  trotz  verschiedener 
Nachteile  weiter  entwickelt  und  ist  noch  keineswegs  durch  die  modernere  Elek- 
tronenröhre verdrängt.  In  einzelnen  Eigenschaften,  insbesondere  was  Härte  der 
ausgesandten  Strahlen  anbelangt,  ist  sie  ebenbürtig,  für  diagnostische  Zwecke 
hat  sie  sogar  noch  eine  gewisse  Überlegenheit.  Die  Elektronenröhre  hat  insbe- 
besondere  den  Vorzug  einfacherer  Bedienung,  vorausgesetzt,  daß  sie  einwandfrei 
arbeitet.  Bedingung  dafür  ist  hervorragend  gutes  Vakuum.  Die  erforderlichen 
Vakua  bewegen  sich  unter  ',  10000  mm  Hg-Säule.  Das  Prinzip  der  Glühkathoden- 
röhre stammt  von  Wehnelt. 

Der  Vortragende  beschreibt  sodann  einige  der  wichtigsten  Abarten  der 
Elektronen-Röntgenröhren  und  schloß  seine  Ausführungen  mit  einem  Hinweis 
darauf,  daß  die  Röntgentechnik  insofern  besonders  schwierige  Aufgaben  zu  lösen 
hätte,  als  sie  stets  an  den  Grenzen  des  Erreichbaren  arbeite  und  von  den  Ver- 
wendern der  Röhren  und  Apparate  zu  wenig  beachtet  werde,  daß  jede  technische 
Einrichtung  einen  gewissen  Sicherheitsfaktor  berücksichtigen  muß.  Die  Bean- 
spruchungen bewegen  sich  in  der  Praxis  an  der  äußersten  Grenze  des  Zulässigen. 

Die  größten  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Röntgenröhren  sind  während 
des  Krieges  in  Deutschland  gemacht  worden.  Außer  D-nitschland  kommen  für 
diese  Technik  nur  noch  die  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  in  Betracht. 

In  der  Diskussion  gab  der  Vortragende  noch  eine  kurze  Beschreibung 
der  neuesten  Lilienfeld'schen  Rcintgenröhre,  welche  -.ine  Spitzenentladung  im 
Hochvakuum  zur  Erzeugung  der  Kathodenstralilen  benutzt. 


„  41  - 

31.  Sitzung,  am  7.  Dezember.    —    Hentschel,   E.:  Über  den  kürzlich 

in  der  Elbe  gefangenen   Wal. 

Unter  den  in  den  letzten  Jahrhunderten  in  der  Elbe  beobachteten  Walen 
scheint,  soweit  nachweisbar,  kein  Schwertwal  gewesen  zu  sein,  doch  wurde  beim 
Bau  des  Eibtunnels  der  Schädel  eines  solchen  gefunden.  Auch  scheint  kein 
Wal  soweit  wie  dieser  (22  km  oberhalb  Hamburgs)  hinaufgegangen  zu  sein. 
Der  Schwertwal  (Orca  OiCa),  benannt  nach  seiner,  zumal  im  männlichen  Ge- 
schlecht, sehr  hohen  Rijckenflosse,  ist  ein  durchschnittlich  6  m,  selten  bis  zu 
8  oder  9  m  großer  Zahnwal  mit  gutem  Gebiß,  sehr  schön  gezeichnet,  indem  von 
der  weißen  Bauchseite  nach  den  Seiten  des  Hinterleibes  flügeiförmige  Flecke 
ausgehen,  zwei  länglich  weiße  Flecke  sich  oberhalb  der  Augen  befinden  und 
ein  gebogener  heller  Fleck  hinter  der  Rückenflosse  liegt.  Er  stellt,  entgegen 
früheren  Annahmen,  nur  eine  Art  von  weltweiter  Verbreitung  dar.  Die  meist 
in  Trupps  lebenden  Wale  ernähren  sich  räuberisch  von  Robben  und  Delphinen, 
wovon  sie  sehr  viele  fressen  können,  und  werden  deswegen  von  den  Engländern 
Killer- Whales  genannt.  Im  Großfischereigebiet  des  nördlichen  Norwegens  fressen 
sie  hauptsächlich  Fische.  Außerdem  greifen  sie  auch  die  größten  Wale,  z.  B. 
Grönlandwale  und  Blauwale  an  und  reißen  ihnen  Speck  und  Fleisch  vom  Leibe, 
daher  der  norwegische  Name  „Spaekhugger"  (Speckhauer).  —  Das  am  11.  Nov. 
bei  Fliegenberg  gefangene  Tier  war  ein  ausgewachsenes  Weibchen  von  5,45  m 
Länge  und  2,56  m  größtem  Umfang,  mit  1,43  m  breiter  Schwanzflosse.  Es  war 
verhältnismäßig  schlank,  da  es  nur  eine  5,5  cm  dicke  Speckschicht  hatte,  während 
erwachsene  Tiere  sonst  doppelt  so  dicken  Speck  haben.  Über  das  Alter  des 
Wales  läßt  sich  nichts  sagen.  Der  Magen  war  leer,  der  Darm  enthielt  para- 
sitische Saugwürmer  (Trematoden).  Es  wurden  vorgezeigt:  die  genannten  Para- 
siten, das  26  Pfund  schwere  Herz  .des  Wales,  Photographien  des  Tieres,  eine 
auf  Grund  dieser  Bilder  und  von  Messungen  hergestellte  Zeichnung,  ältere  Ab- 
bildungen und  der  Schädel  eines  Schwertwales.  Das  Skelett  des  in  der  Elbe 
gefangenen  Tieres    wird    in    den  Besitz   des  Zoologischen  Museums  übergehen. 

Der  Vortragende  zeigte  ferner  Beckenrudiniente  von  Walen,  die  er  1910 
von  einer  Reise  nach  Neufundland  mitgebracht  hatte.  Die  Rückbildung  des 
Beckens  geschieht,  wenn  die  Hintergliedmaßen  schwinden,  bei  verschiedenen 
Wirbeltieren,  z.  B.  Eidechsen,  Schlangen,  Seekühen,  und  unabhängig  vonein- 
ander bei  Zahnwalen  und  Buckelwalen.  Die  drei  vorgezeigten  Becken  vom 
Finnwal,  Buckelwal  und  Potwal  zeigten  alle  drei  noch  einen  Rest  des  Ober- 
schenkelknochens. 

32.  Sitzung,  am    14.  Dezember.     —    Gripp,  K.:  Über  Störungen  und 

das  Vorkommen    von  Salz    im   Untergrunde    von   Hamburg  und 
Umgebung. 

Im  Jahre  1901  vertrat  Gottsche  die  Ansicht,  das  Elbtal  verdanke  seine 
Entstehung  tektonischen  Störungen  (Einbrüchen)  und  der  Geestrand  sei  in  seiner 
ersten  Anlage  auch  diluvial.  Aber  schon  1912  hatte  Hörn  erkannt,daß  Tertiärschichten 
ungestört  unter  dem  Elbtal  und  den  angrenzenden  Geestgebieten  lagerten,  daß 
eine  tektonische  Entstehung  des  Elbtals  somit  nicht  nachzuweisen  sei.  Trotz- 
dem sind  in  den  Profilen,  die  den  von  Preuß.  Landesgeologen  aufgenommenen 
geologischen  Karten  Blatt  Hamburg  und  Wandsbek  beigegeben  sind,  Andeutungen 
jener  tektonischen  Störungen  wiederum  enthalten.  Diesen  Glauben  an  die  tek- 
tonische Präformierung  des  Elbtals  macht  E.  Koch's  Karte  der  Basis  des  ober- 
miozänen  Glimmertons  bei  Hamburg  (Jahrb.  d.  Hamburgischen  Wiss.  Anstalten  36. 
1918.  Mitteilungen  a.d.  Mineralogisch-Geologischen  Institut)  endgültig  zu  schänden, 


-  42  - 

Koch,  der  die  genannte  Grenzschicht  in  314  Bohrungen  der  Umgebung  Hamburgs 
verfolgt  hat,  zeigt  in  seiner  Karte,  daß  die  Elbe  über  relativ  hochgelegene  sowohl 
wie  relativ  eingesunkene  Gebiete  quer  hinwegläuft,  ein  Zusammenhang  zwischen 
dem  heutigen  Verlauf  des  Elbtals  und  dem  Aufbau  des  tieferen  Untergrundes 
also  keineswegs  besteht. 

Koch's  Karte  zeigt  ferner: 

1.  ein  allmähliches  Absinken  der  Grenzschicht  von  SO  gegen  NW  um  einen 
Betrag  von  300  m  oder  mehr, 

2.  das  Auftreten  von  Störungen  in  jener  Grenzschicht,  z.  B.  beträgt  der 
Unterschied  in  ihrer  Höhenlage  bei  Buxtehude  112  m  auf  1  km  Entfernung; 
solche  Störungen  aber  weisen  auf  orogenetische  (gebirgsbildende)  Kräfte  hin, 

3.  das  Aufragen  eines  Berges  aus  älterem  Gestein  im  Untergrunde  von 
Stellingen-Langenfelde. 

Bei  letztgenanntem  Vorkommen  handelt  es  sich  um  eine  aus  Salz  und 
darüberliegendem  Gipshut  bestehende  Mauer  (oder  einen  Pfeiler),  die  steil  und 
unvermittelt  in  jüngere  Schichten  aufragt.  Über  die  Entstehung  dieser  eigen- 
tümlichen Gebilde,  die  ebenso  von  Segeberg,  Lüneburg  und  dem  übrigen  nord- 
deutschen Flachland  bekannt  sind,  besteht  unter  den  Geologen  ein  lebhafter 
Streit.  Für  einen  Teil  der  Geologen  handelt  es  sich  bei  ihnen  um  extreme 
Formen  von  Falten,  die  wie  so  viele  andere  Störungen  in  Nord-Deutschland  zu 
bestimmten  Zeiten,  also  episodisch  als  Folge  seitlichen  Druckes  (orogene- 
tisch)  entstanden  sein  sollen.  Andere  Geologen  aber  sehen  in  diesen  Salzmauern 
Salzmassen,  die  infolge  ihrer  nachweisbaren,  hohen  Plastizität  in  vorhandene 
Störungszonen  hineingequetscht  wurden  und  nun  kontinuierlich  aufsteigen, 
und  dieses  nicht  infolge  seitlichen  Druckes,  sondern  infolge  vertikal  wirken- 
der Belastung  durch  die  über  den  Salzlagern  angehäuften  Gesteinspakete. 

Der  Vortragende  hat  nachweisen  können  (13.  Jahresbericht,  Niedersächs. 
Geol.  Verein  Hannover  1921),  daß 

a)  in  den  Salzaufbrüchen  von  Lüneburg,  Langenfelde  und  Segeberg  die  Zeiten 
des  Aufsteigens  der  Salzmassen  nicht  zusammenfallen  mit  den  bisher 
bekannten  Zeiten  orogenetischer  Bewegungen. 

b)  der  Gipsberg  zu  Segeberg  nach  der  Eiszeit  weiter  herausgehoben  ist,  und 
zwar  nicht  als  Ganzes,  sondern  örtlich  verschieden  hoch.  Der  Vor- 
tragende hält  es  für  unwahrscheinlich,  daß  die  aus  verhältnismäßig  mürbem 
Gestein  aufgebauten  Gipsberge  von  Segeberg  und  Lüneburg  dem  kolossalen 
Druck  des  nordischen  Eises  standgehalten  hätten.  Er  glaubt  vielmehr, 
daß  diese  Gipsberge  wie  alle  anderen  Höhen  aus  älteren  Gesteinen  durch 
die  Vereisung  eingeebnet,  und  daß  nach  der  Vereisung  Gips  und  Anhy- 
drit von  neuem  durch  die  aufdringenden  Salzgesteine  aus  der  Erde  her- 
ausgeschoben worden  seien. 

Die  unter  a)  und  b)  angeführten  Beobachtungen  deuten  auf  ein  kontinuier- 
liches Aufsteigen  der  Salzmassen  hin. 

Bei  Langenfelde  haben  wir  in  den  Gipsmassen  in  der  Ziegelei  von  Kali- 
morgen den  Oberrand  eines  Gipshutes  vor  uns,  eines  Gipshutes,  der  seit  der 
Vereisung  nicht  wieder  emporgeschoben  wurde,  da  entweder  nur  leichtlösliche 
Salze,  die  im  Grundwasser  aufgelöst  wurden,  von  unten  aufdringen  oder  aber 
die  Bewegung  im  Salzstock  zeitweise  oder  dauernd  zur  Ruhe  gekommen  ist. 

Auffallend  ist,  daß  bei  der  großen  Zahl  der  auf  Salz  oder  Öl  in  der  Nähe 
von  Hamburg  niedergebrachten  Tiefbohrungen,  kein  Geologe  oder  Wünschel- 
rutengänger die  bohrlustigen  Geldleute  mit  Erfolg  auf  das  Hamburg  nächstge- 
legene Salzvorkommen  hingewiesen  hat. 


--    43    - 

2.  Gruppensitzungen. 

a.   Die   Botanische  Gruppe  war  eingeladen  zu  den  Sitzungen 
des  Bot.  Vereins  am: 

18.  Januar,  --    Schmidt,  J.:   Über  Veränderungen  in  der  Flora  Schles- 
wigs ;  durch  die  Abtretung  von  Nordschleswig  an  Dänemark  bedingt. 

15.  Februar.  —  Irmscher,  Ed.:  Über  den  Ursprung  der  Blutenpflanzen. 

15.  März.    —     Beyle:     Über  ein    in  Ohlsdorf  aufgeschlossenes  Moor 
aus  der  Buchenzeit. 

15.  November.     —     Schmidt,  J.:    Die  Carexbastarde  unserer  Heimat. 

13.  Dezember.  —  Irmscher,  Ed.:  Die  Flora  der  Robinson-Insel. 

b.  Sitzungen  der  Gruppe 
für  naturwissenschaftlichen  Unterricht, 

I.Sitzung,  am  24.  Januar.    —    Kommissionsbericht  betr.  Abänderung 
der  Meraner  Beschlüsse.  —  Aussprache. 

2.  Sitzung,  am  28.  November.    —    Rischbieth,  P.:    Gasvolumetrische 

Unterrichtsversuche  mit  der  Glühdraht-Pipette. 

3,  Sitzung,    am   12,  Dezember,    —     1.  Hahn,  K,:    Apparat    zur  Vor- 

führung der  oszillatorischen  Entladung. 

2.  Franck,  W.:  Vorführung  eines  einfachen  elektrischen  Ofens  für 
den  chemischen   Unterricht. 

3,  Hillers,  W,:  Über  die  Notwendigkeit  einer  Hamburger  Orts- 
gruppe des  Vereins  zur  Förderung  des  mathematischen  und 
naturwissenschaftlichen  Unterrichts,  mit  der  die  naturwissen- 
schaftliche Unterrichtsgruppe  eine  Arbeitsgemeinschaft  zu 
bilden  hätte. 

B.  Die  Besichtigungen  und  wissenschaftlichen  Ausflüge 

des  Jahres  1921. 

Am    11.  Juni  Besichtigung  der  Sternwarte  in  Bergedorf, 

Am   15.  Juni  Besichtigung  des  Zoologischen  Gartens    unter    Führung 
des  Direktors  Prof.  Dr.  J.  Vosseier. 


—    u    — 

Bei  jeder  Tiergriippe    und  -art  wurden    die    wesentlichsten    biologischen 
Merkmale  und  charakteristischen  Lebensvorgänge  geschildert,  wie  z.  B.  das  Ent- 
stehen und  Wachsen  der  Geweihe    bei  Hirschen,    der  Haarwechsel    in    seinen 
verschiedenen  Formen  und  Farbwirkungen  bei  Hirschen,  Bison,  Tiger  u.  a.,  die 
Anpassung  von  Nilpferden  und  Seekühen  an  das  Wasscrieben.     Längeres  Ver- 
weilen veranlaßtcn  die  letzteren,    die  „Meerjungfrauen"  phantasiereicher  Erzäh- 
lungen schiffahrenden  Volkes.     Die  Nahrungsaufnahme  dieser  Sirenenart  konnte 
beobachtet  werden,  die  insofern  spannende  Aufmerksamkeit  auf  sich  lenkte,  als  der 
Lippenbau,  erinnernd    an    den  fingerförmigen  Fortsatz  des  Ek-fanteniüssels,  auf 
eine  ähnliche  Betätigung  eingestellt  ist  wie  dieser.     Die  Erklärungen  allgemeiner 
Art  ergänzten  Mitteilungen  über  das  Verhalten  der  Tiere  in  der.Gefangenschaft, 
über  ihre  Lebensdauer  und   Ernährung,    über  Fortpflanzung    und  Zähmung,    ge- 
stützt auf  Beobachtungen,  die  größtenteils  bisher  nur  im  Hamburger  Zoologischen 
Garten  gemacht  sind,  wie  z.  B.  die  Geburt  und  das  Säugen  der  Nilpferde  unter 
Wasser.     Reich  ist  der  Tierbestand  an  selteneren  Jungtieren.     Außer  dem  schnell- 
wüchsigen Nilpferd  konnten  junge  Bisons,  Zebus,  Schafe,  Ziegen,  Meerschwein- 
chen, Aguti,  Tahrziegen,  Lama,  Togo-  und  javaponnies,    zahlreiches  Nutz-    und 
Ziergeflügel  und,    als    eine    große  Seltenheit,    in    der  Gefangenschaft   geborene 
Füchse  vorgeführt  werden.      Eine    erstaunliche  Vollständigkeit  zeigte  das  große 
Vogelhaus  an  Papageien,  Kakadus  und  an  Vögeln  aus  der  Heimat,  unter  denen 
junge  Eulen,    Bussarde    und    Habichte    besonders    auffielen.      Vertretern    der 
heimischen  Tierwelt  konnte  man  auch  sonst  allenthalben  begegnen,  da  sie  zum 
Zweck  der  Belehrung  bei  Anschaffungen  besonders  berücksichtigt  werden.    Hier 
seien  nur  der  Dachs,  das  Reh,  der  Edelhirsch,  der  Damhirsch,  eine  Reihe  von 
Füchsen  aus  Hamburgs  Umgebung  in    verschiedener  Farbschattierung   genannt. 
Lebhaftes    Interesse    begegneten    die   Leporiden,    Bastarde  zwischen  Hase    und 
Kaninchen,  die,  ein  Geschenk  des  Züchters,  eines  Hamburger  Herrn,  der  selbst 
gegenwärtig  war  und  die  Züchtungsarbeit  eingehend  erläuterte,  erstmalig  genauer 
öffentlicher  Beobachtung  zugängig  gemacht  worden  sind,    nachdem    seit    langem 
in  der  Wissenschaft  das  Für  und  Wider  der  Möglichkeit  ihres  Auftretens  in  freier 
Wildbahn  Gegenstand    von  Erörterungen    gewesen    ist,    ohne  daß  ein  positives 
Ergebnis  festgelegt  werden  konnte.     Unter  einheimischen  Reptilien  wurde  eine 
große  Anzahl    von    Kreuzottern,    Ringelnattern    und    Sumpfschildkröten,    erstere 
ebenfalls  in  mehreren  Farbabstufungen,  gezeigt.      Die  Krokodilsammlung,    wohl 
eine  der  arten-  und  individuenreichsten,  bot  Gelegenheit,  frischgelegte,  hühner- 
eigroße Eier  dieser  Rieseneidechsen  kennen  zu  lernen. 

Die  botanischen  Ausflüge. 

Sonntag,  d.  30.  Jan.    Ausflug  nach  der  Großkoppel. 

„          „  27.  Febr.  „  „  Steinbek-Boberg 

„  20.  März  „  „  den  Tongruben  von  Lohbrügge 

„  24.  April  „  „  Wohldorf 

„          „  20.  Mai  „  „  Auniühle-Hahnenkoppel 

„  26.  Juni  „  „  Quickborn- Himmelmoor- Pinneberg 

„          „  31.  Juli  „  „  Neugraben-Daerstorf 

„          „  28.  August  „  „  dem  Bredenbecker  Teich 

„  25.  Sept.  „  in  die  Harburger  Waldungen 

„  30.  Okt.  „  „  Reinbek-Aumühle 

„          „  27.  Nov.  „  „  VolksdorF 

.  18.  Dez.  _  „  den  Tongruben  bei  Wohltorf. 


3.  Sonderbericht  über  den  Vortrag  am  2.  November  1921. 


Die  Verbreitung  der  Oligochäten 

im  Lichte  der  Wegener'schen  Theorie  der  Kontinentenverschiebung 
und  andere  Fragen  zur  Stammesgeschichte  und  Verbreitung  dieser 

Tiergruppe. 

Von 

W.  Michaelsen. 

Mit  2  Kartenskizzen  im  Text. 


Eine  jüngst  veröffentlichte  Arbeit  J.  STEPHENSON'sO,  die 
die  Probleme  der  geographischen  Beziehungen  der  Oligochäten 
des  vorderindischen  Gebietes  eingehend  behandelt  und  den  Ver- 
such einer  Lösung  dieser  Probleme  darbietet,  veranlaßt  mich,  meine 
eigenen  neueren  Ansichten  über  die  Fragen  der  geographischen 
Verbreitung  der  Oligochäten  darzulegen  und  insbesondere  zu  zeigen, 
wie  sich  die  Tatsachen  der  Oligochäten-Verbreitung  zu  der  A. 
WEGENER'schen  Theorie  der  Korrtinenten-Verschiebung  -)  stellen. 
Bevor  ich  an  diese  besondere  Darlegung  gehe,  muß  ich  die 
STEPHENSON'schen  Ausführungen  und  andere  ältere  Ansichten 
über  phyletische  und  geographische  Verhältnisse  der  Oligochäten 
einer  Besprechung  unterziehen.  STEPHENSON's  Arbeit  bringt 
manche  wertvolle  Aufschlüsse  über  gewisse  Verwandtschaftsbe- 
ziehungen indischer  Oligochäten  —  von  mir  in  einer  anderen 
jüngst  veröffentlichten  Arbeit  ^)  eingehend  erörtert  —  sowie  neue 


')  J.  STEPHENSON,  1921,  Contributions  to  the  Morphology,  Classification,  and 
Zoogeography  of  Indian  Oligochaeta;    in:  Proc.  Zool.  Soc.  London,  1921. 

-)  A.  WEGENER,  1920,  Die  Entstehung  der  Kontinente  und  Ozeane;  in:  Die 
Wissenschaft,  Vieweg,  Braunschweig. 

•')  W.  MICHAELSEN,  1922,  Oligochäten  vom  westlichen  Vorderindien  und  ihre 
Beziehungen  zur  Oligochätenfauna  von  Madagaskar  und  den  Seychellen; 
in:  Mt.  Mus.  Hamburg,  XXXVII. 


._    4   — 

Gesichtspunkte  in  Bezug  auf  Verbreitungsverhältnisse;  doch  l<ann 
ich  nicht  allen  Darlegungen  und  Schlußfolgerungen  STEPHEN- 
SON's  zustimmen. 

Ich  behandle  die  zu  erörternden  Fragen  in  den  folgenden 
Kapiteln: 

Konvergenzen  und  angebliche  Polyphylie Seite    4 

Art  und  Weise  der  Ausbreitung  der  Oligochäten  .  .  .  .  „  II 
Vorzeitliche  Oligochäten  und  phyletisch  alte  Formen  .  .  „  16 
Theorie  der  Verbreitung  von  Oligochäten  über  hochnordische 

Landbrücken  bei  Konstanz  der  großen  Ozeanbecken  „  20 
Die  Verbreitung  der  Oligochäten  im  Lichte  der  Wegener- 

schen  Theorie  der  Kontinentenverschiebung .  .  .  .  „  27 
Schlußbemerkungen    zu    den    verschiedenen    Erklärungen 

über  die  Verbreitung  der  Oligochäten „      36 

Konvergenzen  und  angebliche  Polyphylie. 

hn  zweiten  Kapitel  der  erwähnten  Arbeit  (1.  c.  s.  ^)  behandelt 
STEPHENSON  gewisse  Konvergenzerscheinungen  und  Parallel- 
entwicklungen, die  angeblich  zu  einer  Polyphylie  von  Oligo- 
chäten-Gattungen  geführt  haben  sollen.  Er  kommt  zu  der  Ansicht, 
daß  d'C  Aufstellung  polyphyletischer  Gattungen  nicht  zu  vermeiden 
sei,  da  in  vielen  Fällen  eine  Konvergenz  oder  Parallelentwicklung 
vorkommen  möge,  ohne  nachweisbar  zu  sein.  Dem  muß  ich  im 
allgemeinen  zustimmen;  doch  ziehe  ich  nicht  den  gleichen  Schluß 
aus  dieser  Erkenntnis,  und  auch  die  historische  Rechtfertigung 
für  einen  Verzicht  auf  das  Erstreben  eines  natürlichen  Systems 
mit  monophyletischen  Gruppen  kann  ich  nicht  gerechtfertigt  finden. 
Daß  das  System  ursprünglich,  in^eiten,  als  man  an  eine  phyletische 
Entwicklung  noch  nicht  dachte,  lediglich  eine  Zusammenfassung 
der  Formengruppen  nach  rein  morphologischen  Verhältnissen  dar- 
stellte, kann  nicht  für  uns  bindend  sein.  Wir  müssen  entsprechend 
den  Bedürfnissen  unserer  Zeit  andere  Anforderungen  an  das 
System  stellen.  Wir  dürfen  und  wollen  nicht  darauf  verzichten, 
eine  für  tiergeographische  Erörterungen  so  bedeutsame  Tiergruppe 
wie  die  Oligochäten  für  diese  Zwecke  auszunutzen.  Tiergeo- 
graphische Probleme  lassen  sich  aber  nur  an  der  Hand  eines  Sy- 
stems lösen,  das  die  verwandtschaftlichen  Beziehungen  wieder- 
spiegelt. Wie  schwierig  es  auch  in  manchen  Fällen  sein  mag, 
wir  müssen  jedenfalls  versuchen,  ein  natürliches  Sy- 
stem mit  monophyletischen  Gruppen  zu  schaffen.  In 
vielen  Fällen  ist  zur  Zeit  keine  Sicherheit  über  die  phyletischen 
Verhältnisse  zu  gewinnen,  in  manchen  wird  vielleicht  niemals  eine 


_  5   _. 

Klarstellung  erfolgen.  In  diesen  Fällen  müssen  wir  selbstverständ- 
lich vorläufig  bezw.  endgültig  künstliche  Gruppen  bilden;  dazu 
zwingt  uns  die  Notwendigkeit  der  Einordnung  in  das  allgemeine 
System.  Doch  wäre  es  gut,  wenn  in  solchen  Fällen  der  fragliche 
bezw.  künstliche  Charakter  solcher  Gruppen  —  meist  kommen 
wohl  Gattungen  in  Betracht  —  gekennzeichnet  würde,  um  die 
für  phyletische  und  geographische  Erörterungen  nötige  Sichtung 
des  Tatsachenmaterials  zu  erleichtern^).  Wo  sich  aber  die  na- 
türliche Umgrenzung  und  Stellung  einer  Gruppe  durch  neuere 
Untersuchungen  offenbart,  müssen  wir  unweigerlich  für  die  Syste- 
matik die  entsprechende  Schlußfolgerung  ziehen.  Ich  stelle  als 
Vertreter  der  Tiergeographie  für  die  Bedürfnisse  dieser  Wissen- 
schaft durchaus  die  Fo  rderung  einer  strengen  „Orthodoxie" 
—  so  bezeichnet  STEPHENSON  den  von  mir  vertretenen  Stand- 
punkt der  unweigerlichen  Anpassung  des  Systems  an  die  phy- 
letische Erkenntnis  — .  Das  bringt  bei  dem  schrittweisen  Steigen 
unserer  Erkenntnis  naturgemäß  ein  häufiges  Ändern  der  syste- 
matischen Abgrenzungen  und  Einordnungen  mit  sich.  Die  hierauf 
beruhenden  technischen  Schwierigkeiten  lassen  sich  nicht  ver- 
meiden :  wie  könnte  man  auch  ein  noch  in  der  Entwicklung  be- 
griffenes, stetig  wachsendes  Wesen,  wie  unsere  Sonderwissenscliaft, 
in  ein  starres  Kleid  zwängen  "). 

Wenn  ich  nun  auch  in  der  Erkenntnis  der  Unvollständigkeit 
unserer  phyletischen  Feststellungen  durchaus  mit  STEPHENSON 
übereinstimme,  so  teile  ich  doch  nicht  seine  pessimistische  Auf- 
fassung, daß  wir  von  keiner  Gruppe  einen  monophyletischen  Ur- 
sprung sicher  annehmen  könnten.  Schon  die  guten  geo- 
graphisch en  Ergebnisse  zeig.en,  daß  ihre  phyletische  Grund- 
lage nicht  gar  so  schlecht  sein  kann.  Zwar  gibt  uns  die  geo- 
graphische Verbreitung  der  Oligochäten  manches  bei  dem  jetzigen 
Stande  der  Wissenschaft  anscheinend  unlösbare  Rätsel  auf;  aber 
gerade  die  zum  Schluß  folgenden  Ausführungen  zeigen,  wie  ein 
neuer  erdgeschichtlicher  Gedanke  plötzlich  die  Lösung  einiger  der 
schwierigsten  Rätsel  ermöglicht. 

*)  Ich  bezeichnete  solche  ihrem  Charakter  nach  fragliche  Gattungen  als  „Surro- 
gatgattungen";  vergl.:  W.  MICHAELSEN,  1911,  Zur  Kenntnis  der  Eodri- 
laceen  und  ihrer  Verbreitungsverhältnisse;  in:  Zool  Jahrb.,  Syst.,  XXX, 
p.  548.  —  Vielleicht  ließe  sich  eine  bessere  Bezeichnung  dafür  finden, 
etwa:  „Vorläufige  Gattungen". 

^)  Ich  befürworte  mit  einer  stetigen  Anpassung  des  Systems  an  die  neueren  Er- 
kenntnisse nicht  zugleich  die  mit  der  Prioritätsfrage  zusammen- 
hängende Gepflogenheit  der  häufigen  Namensänderungen  aus  rein  for- 
malen Gründen. 


_  e  — 

Die  Gefahr,  daß  wir  die  etwaige  polyphyletische  Entstehung 
einer  Sonderform  veri<ennen  könnten,  ist  meiner  Ansicht  nach  nicht 
so  groß,  wie  STEPHENSON  annimmt,  wenn  er  meint,  daß  wir 
von  keiner  Tochtergattiing  wissen  könnten,  ob  sie  nicht  poly- 
phyletisch  aus  ihrer  Muttergattung  entsprossen  sei.  Viele  Beispiele 
zeigen,  daß  wir  doch  mit  großer  Sicherheit  die  Art  der  Entstehung 
gewisser  Gruppen,  ob  monophyletisch  oder  polyphyletisch,  er- 
kennen können.  #So  läßt  sich  mit  einer  an  Gewißheit  grenzenden 
Wahrscheinlichkeit  nachweisen,  daß  die  auf  das  kleine  neusee- 
ländisch-nordqueensländische  Gebiet  beschränkte  Gattung  J^hodo- 
drilus  als  microscolecine  Reduktionsform  nur  einmal,  also  mono- 
phyletisch, aus  der  weltweit  verbreiteten  Gattung  Jlcanihodrilus 
entsprossen  ist,  während  andererseits  die  microscolecine  Reduk- 
tionsform der  von  jicanthodrilus  durch  Schwund  des  Muskel- 
magens entstandenen  Gattung  ^/crosco/^.r  (s.  1 )  an  mehren  Stellen 
ihres  subantarktich-zirkummundanen  Gebietes  aus  der  acantho- 
drilinen  Form  hervorging,  also  polyphyletisch,  nicht  als  ein- 
heitliche Gruppe  bezw.  Gattung.  Deshalb  war  in  jener  Acantho- 
drilinengruppe  mit  wohlausgebildetem  Muskelmagen  die  micro- 
scolecine Reduktionsform  als  (monophyletische)  Gattung  l{hodo- 
drilus  der  Wurzelform,  Gattung  Jlcanthodrilus,  gegenüber  zu 
stellen,  während  in  der  entsprechenden  Gruppe  ohne  deutlichen 
Muskelmagen  die  polyphyletischen  microscolecinen  Reduktions- 
formen nicht  als  besondere  Gattung  zusammengefaßt  werden 
durften,  sondern  in  der  nun  acanthodriline  und  microscolecine 
Formen  umfassenden  Gattung  }fticroscolex  s.  1.  belassen  werden 
mußten  (Vergl.  W.  MICHAELSEN,  1.  c.  s.^),  p.  533).  Durch  ähn- 
liche Schlußfolgerungen  aus  Verbreitungsverhältnissen  konnten 
wir  mit  genügender  Sicherheit  der  südafrikanisch-magalhacnsischen 
Muttergattung  Chilofa  (acanthodrilin)  die  Tochtergattungen  Ifa- 
gansia  (microscolecin,  magalhaensisch-chilenisch)  und  Udeina 
(unrein  balantin,  südafrikanisch)  als  monophyletische  Gattungen 
gegenüberstellen,  während  andererseits  die  große  Gattung  ])icho- 
gaster  nicht  nach  diesem  Gesichtspunkt    zerlegt    werden  konnte. 

in  manchen  Fällen  wird  es  dem  Systematiker  allerdings 
schwer  gemacht,  den  „orthodoxen"  Standpunkt  festzuhalten. 
STEPHENSON  führt  einige  solcher  schwierigen  Fälle  offen- 
barer Konvergenz  an,  so  die  Konvergenz  des  Pcrionyx  annulatus 
(STEPH.)  vom  östlichen  Himalaya  mit  der  Gattung  jYtegascolex 
durch  Auftreten  von  Mikronephridien  neben  Meganephridien  im 
postclitellialen  Teil,  so  auch  die  Konvergenz  des  Diplocardiinen 
ITrigastrinen]  jYtonogasfer  bidjumensis  (Mich.)  vom  tropischen 
Afrika    mit    der    Qctochätinen-Gattung  Öctochaetus    durch    Ver- 


—    7    — 

Schmelzung  der  ursprünglich  zweifellos  doppelten  Muskelmagen 
zu  einem  einheitlichen  Organ,  das  nun  dem  ursprünglich  ein- 
fachen Muskelmagen  von  Öctochaetus  ähnlich  (aber  nicht  homolog) 
ist.  Hier  kann  aber  sicherlich  nicht  ernstlich  die  Schaffung  poly- 
phyletischer  Gattungen  (Jfiegascokx  +  perionyx  annulafus  und 
Öctochaetus  -f  J/tonogaster  bidjumensis)  ins  Auge  gefaßt  werden. 
perionyx  annulatus  ist  so  offenbar  ein  perionyx,  jYfonogaster 
bidjumensis  so  offenbar  ein  i)/c/?o^c75/er-Verwandter,  daß  ein 
Kenner  sofort  schon  aus  der  äußeren  Tracht  ihre  richtige  Zuord- 
nung treffen  muß,  und  eine  Zuordnung  zu  ßegascolex  bezw. 
zu  Öctochaetus,  die  dadurch  zu  diphyletischen  Gattungen  würden, 
ganz  ausgeschlossen  ist.  Die  durch  jene  beiden  Arten  .darge- 
stellten Konvergenzen  umfassen  doch  nicht  das  Wesen  der 
Gatt^-uigen,  sondern  nur  gewisse  Bildungen,  die  in  den  bisher  ge- 
bräuchlichen Diagnosen  eine  hervorragende  Rolle  spielen.  Die 
Diagnosen  sind  aber  sekundär  geschaffene  und  nur 
gan  z  rohe  Skizzen  der  Gattungscharaktere,  wie  folgendes 
Beispiel  erläutern  mag:  Es  wäre  mir  nie  in  den  Sinn  gekommen, 
eine  Gattung  lediglich  auf  Grund  des  Charakters  „Muskelmagen 
im  8.  Segment"  von  einer  Gattung  mit  dem  Charakter  „Muskel- 
magen im  5.,  6.  oder  7.  Segment"  zu  sondern,  und  doch  sind 
dies  die  einzigen  Bestimmungen,  die  einen  Unterschied  in  den 
Diagnosen  der  beiden  Gattungen  pheretima  und  Jitegascolex 
bilden.  Das  Charakteristische  dieser  beiden  Gattungen  liegt  in 
ganz  anderen  Verhältnissen.  Tatsächlich  habe  ich  die  beiden 
Gruppen  von  vornherein  als  zu  sondernde  Gattungen  erkannt,  wie 
jeder  Oligochätenkenner  im  allgemeinen  schon  an  der  äußeren 
Tracht  eine  pheretima  von  einem  J/iegascolex  unterscheidet. 
Aber  die  äußere  Tracht  ist  diagnostisch  kaum  zu  bestimmen, 
ebensowenig,  wie  sich  etwa  ein  bestimmtes  Menschenantlitz  so 
beschreiben  ließe,  daß  die  betreffende  Person  danach  aus  einer 
größeren  Menschenansammlung  sicher  herauszufinden  sei.  Auch 
die  für  den  Charakter  der  Gattung  bedeutsamsten  Besonderheiten 
der  inneren  Organisation  können  versagen,  so  bei  Jfiegascolex- 
pheretima  der  höchst  bedeutsame  Charakter  der  Samentaschen- 
Anordnung,  aus  dem  deutlich  hervorgeht,  daß  pheretima  die 
jüngere,  aus  J/legascolex  entsprossene  Gattung  ist.  Während 
sich  nämlich  die  }>fe^c75co/e'.r-Anordnung  unmittelbar  aus  der  An- 
ordnung bei  der  Ahnengattung  j^ccr/7//?0(^r//i;s  ableiten  läßt,  nach 
einer  Seite  hin  durch  teilweisen  Schwund  von  Samentaschen,  nach 
der  anderen  Seite  durch  regelmäßige  Anreihung  überzähliger 
Samentaschen  nach  vorn  hin,  erklären  sich  die  mannigfaltigen 
/*/7ere///77(7-Anordnungen  meist  als  verschiedenartig    angreifenden 


—   8    - 

Schwund  an  einer  der  Ji/feffasco/ex-Höchsizah\  entsprechenden 
Anordnung  (bei  einigen  J>heref/ma- Arten  hat  sich  lenejYfegrasco/ex- 
Höchstzahl  noch  erhalten,  bei  einer  einzigen  Art  sogar  noch  um 
ein  weiteres  Paar,  nach  vorn  hin  angereiht,  vermehrt).  Da  in 
diesem  Wechsel  von  Vermehrung  und  Schwund  der  Samentaschen*) 
in  der  absteigenden  Linie  zum  Teil  die  gleichen  Anordnungs- 
weisen auftreten  wie  in  der  aufsteigenden,  so  daß  man  einer  Art 
an  der  Samentaschen-Anordnung  nicht  immer  ansehen  kann, 
welcher  dieser  beiden  Linien  bezw.  Gattungen  sie  angehört,  so 
müssen  wir  für  die  Diagnosenbildung  auf  diese  nur  bei  Übersicht 
über  die  ganzen  Massen  der  Arten  in  die  Augen  fallenden,  für 
die  Beurteilung  der  phyletischen  Verhältnisse  höchst  bedeutsamen 
Charaktere  verzichten.  Bei  einer  Gegenüberstellung  der  beiden 
a  priori  als  Gattungen  erkannten  Gruppen  ergab  sich  als  diag- 
nostisch verwertbarer  Unterschied  eben  lediglich  jen^i  Charakter 
der  Muskelmagen-Lage. 

In  dem  hier  erörterten  Falle,  der  den  bedeutsamen  Unter- 
schied zwischen  dem  a  priori  erkannten  Gattungscharakter  und 
der  sekundär  aufgestellten  Gattungsdiagnose  zur  klaren  Anschau- 
ung bringen  sollte,  war  es  möglich,  die  beiden  Gattungen  diag- 
nostisch durch  eine  einfache  Bestimmung  scharf  zu  sondern,  wenn 
dieser  Bestimmung  auch  nicht  die  bedeutsamsten  Charaktere  zu 
Grunde  lagen.  Die  Aufgabe,  ßtonogaster  diagnostisch  als  Diplo- 
cardiinen  (s.  \.,  =  ])iplocardiinae  -\-  Jrigastrinae)  zu  kennzeichnen 
und  von  den  Octochätinen  zu  trennen,  ebenso  wie  die,  perionyx 
annulatus  diagnostisch  an  seinen  richtigen  Platz  zu  bringen,  ist 
schwieriger,  läßt  sich  aber  durch  Aufnahme  von  Ausnahmebe- 
stimmungen unter  anderseitiger  Einschränkung  lösen,  wie  ich  es 
im  Falle  von  Jyfonogasfer  bereits  ausgeführt  habe.  Bei  einem 
weiteren  von  STEPHENSON  angeführten  Konvergenzfall  eines 
mutmaßlichen  plufellus  mit  der  Gattung  pontodrilus  läßt  sich 
die  Schwierigkeit  leicht  dadurch  vermeiden,  daß  man  die  kleine 
Qdiiiung  pontodrilus  mit  der  großen  Q^{{\\ng  plutellus  verschmilzt, 
ist  pontodrilus  doch    lediglich    ein  plutellus,    der  offenbar  durch 


*^)        ßcanthodrüus  ßegascolex  ptieretima 


Sainentaschen  * 

ausmündend  |9  —  8. 

vorn  am  Segment  9,  8."~^    9,  8. 

9,  8,  7. 

9,  8,  7,  6. 


.9,  8,  7,  6,  5. ►  I  9,  8,  7,  6,  5. 

K  8,  7,  6,  5,  4. 


'Samentaschen   ganz  geschwunden 

9  --  8         7  —  6  —  5. 

9,  8  —  8,  7   -  7,  6. 

9,  8,  7  —  8,  7,  6  —  7,  6,  5. 

9,  8,  7,  6  —  8,  7,  6,  5. 


—    9    — 

seine  besondere  Lebensweise  systematisch  wenig  bedeutsame  Ab- 
änderungen erfahren  hat.  Daß  die  Gattung  Pontodrilus  überhaupt 
bis  jetzt  gesondert  gehalten  wurde,  beruht  wohl  lediglich  auf  der 
Abneigung,  ohne  besondere  Nötigung  eine  altehrwürdige  Gattung 
aufzuheben.  Wenn  ein  Pontodrilus  jetzt  zum  ersten  Mal  ge- 
funden würde,  dächte  wohl  kein  Oligochätologe  daran,  eine  neue 
Gattung  für  ihn  aufzustellen.  Ein  derartiger  Verschmelzungs- 
prozeß zur  Vermeidung  der  Polyphylie  scheint  STEPHENSON  nicht 
recht  zuzusagen,  wenn  ich  bei  seiner  Erörterung  über  die  von 
mir  vorgeschlagene  Verschmelzung  der  Gattungen  J/tegascolex 
und  Jfotoscolex  (1.  c.  s.  ^),  p.  120)  richtig  zwischen  den  Zeilen 
lese.  Diese  Verschmelzung  ist  aber  unvermeidlich,  ist  doch  der 
Übergang  von  Jfotoscolex  zu  J/tegascolex  ein  so  kontinuierlicher 
und  breit  angelegter,  daß  es  tatsächlich  unmöglich  ist,  eine  auch 
nur  einigermaßen  logische  Begrenzung  beider  Gruppen  zu  finden. 
Man  denke  nur  an  die  verschiedenen  Arten,  die  am  Vorderkörper 
das  entscheidende  Merkmal  von  Jfotoscolex  (lumbricine  Borsten- 
anordnung), am  Hinterkörper  das  von  Jftegascolex  (perichätine 
Borstenanordnung)  aufweisen,  übrigens  ist  yyfe^(75co/e^(s.l.)"icht  die 
erste  Gattung,  in  der  Formen  mit  lumbriciner  und  solche  mit 
perichätiner  Borstenanordnung  vereint  sind.  Die  gleiche  Ver- 
schmelzungsnotwendigkeit lag  z.  B.  bei  der  Glossoscoleciden- 
Gattung  Periscolex  vor.  Die  Umwandlung  der  lumbricinen  in 
die  perichätine  Borstenanordnung  tritt  in  so  vielen  verschiedenen 
Zweigen  des  Neooligochäten-Stammbaumes  durchaus  unabhängig 
auf,  daß  man  diesen  Vorgang  als  einen  verhältnismäßig  leicht  in 
die  Wege  zu  leitenden  ansehen  muß,  dem  eine  hochgradige  sy- 
stematische Bedeutung  nicht  zukommt.  Für  die  in  Erdröhren 
lebenden  und  hauptsächlich  unter  allseitiger  Anpressung  an  die 
Röhrenwandung  sich  bewegenden  Regenwürmer  ist  die  gleich- 
mäßige Verteilung  der  Borsten  über  den  ganzen  Körperumfang 
offenbar  sehr  vorteilhaft;  sehen  wir  doch  in  dieser  Tiergruppe 
die  verschiedensten  Anordnungen,  die  eine  solche  gleichmäßigere 
Verteilung  selbst  unter  Beibehaltung  der  lumbricinen  8-Zahl  der 
Borsten  eines  Segments  bewirken  (Trennung  der  Borsten  eines 
Paares  oder  Quinkunx-Anordnung  durch  verschiedene  Stellung 
der  Borsten  benachbarter  Segmente).  Die  ergiebigste  Änderung 
der  Borstenverhältnisse  in  diesem  Sinne  gewährt  aber  die  Borsten- 
vermehrung, d.  i.  die  perichätine  Borstenanordnung.  Diese  ist 
für  die  Regenwürmer  so  vorteilhaft,  daß  man  sich  höchstens  da- 
rüber wundern  könnte,  daß  noch  in  so  vielen  Zweigen  dieser 
Tiergruppe  so  starr  an  der  von.  den  wasserbewohnenden  Lum- 
briculiden    ererbten    lumbricinen    Borstenanordnung    festgehalten 


—  10  — 

wird,  übrigens  sehe  ich,  um  auf  Jitegascolex  zurückzukommen, 
in  der  Verschmelzung  nicht  die  endgültige  Lösung  der  Schwierig- 
keit, wie  STEPHENSON  meint  („Michaelsen  .  ,  .  gets  over  the 
polyphyletic  difficulty  .  .  .  "),  sondern  nur  den  ersten,  allerdings 
scheinbar  zurückführenden,  aber  unvermeidlichen  Schritt  zu  einer 
Lösung.  Es  mag  die  endgültige  weitere  Teilung  der  Gattung 
jytegascolex  (s.  1.)  nach  anderen  Gesichtspunkten  der  Zukunft  vor- 
behalten bleiben,  etwa  Sonderung  in  kleinere  Gruppen  wie  die 
neuseeländische  Gruppe  der  Gattung  Jokea  BENH.  unter  An- 
schluß der  entsprechenden  perichätinen  Formen  und  die  süd- 
indische Gruppe  der  J/[egascolex  fravancorensis  MICH.  —  JYo- 
toscolex  ponmudianus  MICH.  Zur  Zeit  erscheint  mir  der  Versuch 
einer  durchgehenden  Zerlegung  der  Gattung  J)/fegascolex  (s.  I ) 
aussichtslos  und  auch  durchaus  nicht  dringlich;  ist  diese  Gattung 
mit  ihren  ungefähr  160  Arten  doch  bei  weitem  nicht  so  umfangreich 
wie  z.  B.  die  Gattung  pheretima.  Zeigen  doch  auch  andere  Tier- 
gruppen natürliche  Gattungen  mit  weit  höherer  Artenzahl. 

Auch  ROSA  "^  "■  -)  tritt  für  eine  Polyphylie  gewisser  Oligo- 
chätengattungen  ein;  er  benutzt  das  Auftreten  von  Arten  einer 
und  derselben  Gattung  (bezw,  angeblich  der  gleichen  Gattung) 
in  weit  getrennten  Sondergebieten  als  Stütze  für  seine  Hypothese 
von  der  Hologenese.  Die  von  ROSA  aus  dem  Kreise  der 
Oligochäten  angeführten  Beispiele  sind  jedoch  meiner  Ansicht  nach 
nicht  stichhaltig.  Die  Öctochaefus  von  Neuseeland  sind  den 
Öctochaefus  vom  vorderindischen  Gebiet  durchaus  nicht  ohne 
weiteres  gleichzustellen.  Ich  sah  mich  jüngst  veranlaßt,  die 
letzteren  als  besondere  Untergattung  Öcfochaetoides  der  neusee- 
ländischen Gruppe,  Untergattung  Öctochaefus,  gegenüberzustellen 
(1.  c.  s.  ■'),  p.  37).  Auch  die  Gattung  Criodrilus  im  älteren  Sinne, 
auf  deren  Vorkommen  im  amerikanischen  und  eurasischen  Gebiet 
ROSA  sich  stützt,  habe  ich  nach  näherer  Untersuchung  in  einen 
eurasischen  Teil,  Gattung  Criodrilus  s.  s.,  und  einen  amerikani- 
schen Teil,  Gattung  I)rilocrius,  spalten  müssen,  und  diese  beiden 
Teile  sind  anscheinend  garnicht  unmittelbar  mit  einander  verwandt, 
sondern  erst  durch  ein  mutmaßlich  tropisch-afrikanisches  Mittel- 
glied in  eine  weitläufigere,   vetterschaftliche  Beziehung  gesetzt  •'). 

')  D.  ROSA,  1909,  Saggio  di  una  nuova  spiegazione  dell'  origine  e  della  distri- 

buzione  geografica    dclle    spezie.      (Ipotesi  della   „ologenesi");    in:    Boll. 

Mus.  Torino,  XXIV,  Nr.  614. 
'')  D.  ROSA,  1918,   Ologenesi,  Nuova  Teoria  dell'  evoluzione  e  della  distribuzi- 

one  geografica  dei  Viventi;  Firenze. 
■')  W.  MICHAKLSKN.  1917,   Die  Lumbriciden  mit  besonderer  Berücksichtigung 

der  bisher  als  Familie  Glossoscolecidae  zusammengefaßten  Unterfamilien; 

in:  Zool.  Jahrb.,  Syst.,  XLL  p.  15,  16. 


—  53  — 

Auch  geographisch  versagen  diese  Beispiele,  denn  es  handelt  sich 
nicht  um  beliebige,  von  einander  unabhängige  Sondergebiete, 
sondern  um  solche,  die  in  ganz  bestimmter  geographischer  Be- 
ziehung zu  einander  stehen,  um  größere  Verbreitungssysteme,  in 
denen  die  herausgegriffenen  Beispiele  nur  einzelne  Glieder  dar- 
stellen (siehe  unten!). 


Art  und  Weise  der  Ausbreitung  der  Oligochäten. 

Die  meiner  Ansicht  nach  nicht  haltbare  Annahme  STEPHEN- 
SON's  von  einem  verhältnismäf5ig  jungen  geologischen  Alter  der 
terricolen  Oligochäten  (siehe  unten!)  verlangte  von  ihrem  Ver- 
fechter eine  besondere  Erklärung  über  die  Ausbreitungsart  dieser 
Tiere;  denn  meine  ältere  Darstellung  dieser  Ausbreitungsverhält- 
nisse gründete  sich  auf  Annahme  eines  viel  höheren  geologischen 
Alters  der  Wurzelformen  dieser  Tiergruppe,  Da  für  STEPHENSON 
frühere  unmittelbare  Landverbindungen  zwischen  den  jetzt  durch 
Meeresstrecken  getrennten  Sondergebieten  gewisser  Oligochäten- 
gattungen  nicht  in  Rechnung  kommen,  so  erklärt  er  diese  über- 
seeischen Beziehungen  als  das  Ergebnis  jüngerer  bis  rezenter 
Überseewanderung.  STEPHENSON  weist  auf  die  treiben- 
den Inselflöße  („rafts")  hin,  die  vielfach  mehr  als  hundert 
Meilen  vor  den  Mündungen  großer  tropischer  Ströme  wie  Ganges, 
Kongo,  Amazonas  und  Orinoko,  sowie  zwischen  den  Inseln  des 
Malayischen  Archipels  beobachtet  wurden,  und  die  Übersee- 
kolonisation von  Tieren,  auch  von  Oligochäten,  bewirken  könnten. 
Auch  bei  diesem  Problem  hat  sich  STEPHENSON  meiner  Ansicht 
nach  zu  sehr  auf  die  Berücksichtigung  seines  besonderen  For- 
schungsgebietes, in  dem  es  sich  im  allgemeinen  um  verhältnis- 
mäßig geringe  Ozeanbreiten  handelt,  beschränkt.  Bei  einer  Ver- 
allgemeinerung versagt  die  von  ihm  angegebene  Lösung  des 
Problems  durchaus.  Es  ist  ausgeschlossen,  die  offenbaren  Be- 
ziehungen terricolerOligochätengruppen  über  größere  Ozeanstrecken 
hinweg  durch  solche  Inselfloß-Wanderungen  erklären  zu  wollen, 
wie  z.  B.  die  Beziehungen  zwischen  Kapland  und  Süd-Patagonien 
(Chilofa),  zwischen  Tropisch-Westafrika  und  Westindien  (J)icho~ 
gaster)  und  zwischen  Süd-Europa  und  dem  östlichen  Nordamerika 
(€isenia,  ßimasfus)  über  die  ganze  Breite  des  Atlantischen 
Ozeans  hinweg.  Was  bedeutet  denn  „over  a  hundred  miles" 
(natürlich  englische  Meilen  zu  ungefähr  1  Va  km),  also  eine  Strecke 
wie  etwa  von  Hamburg  nach  Helgoland,  gegenüber  diesen  Ozean- 
breiten !  Aber  auch  für  die  Verbreitung  terricoler  Oligochäten 
über  schmälere  Meeresstrecken    hinweg   kommen  meiner  Ansicht 


—  54  - 

nach  die  Inselflöße  nicht  wesentlich  in  Betracht.  Wäre  eine 
solche  Ausbreitlingsweise  terricoler  Oiigochäten  häufig  vorge- 
kommen, so  hätten  deren  Gattungen  sich  nicht  so  streng  ge- 
schlossene Verbreitungsgebiete  bilden  können,  wie  sie  im  allge- 
meinen jetzt  aufweisen.  (Von  offenbarer,  vielfach  nachweisbarer 
Verschleppung  durch  den  Menschen  ist  hier  natürlich  abzusehen. 
Es  kommen  nur  die  Gebiete  endemischer  Arten  in  Frage).  Es 
hätten  kaum  gewisse  schmale  Meeresstraßen  wie  die  Straße  von 
Mocambique  und  die  Torresstraße  solche  Bedeutung  in  der  Faunen- 
scheidung erlangen  können.  Sind  die  von  STEPHENSON  als 
übermittler  terricoler  Oiigochäten  angesprochenen  Inselflöße  ihrer 
Entstehung  und  ihrem  Wesen  nach  überhaupt  befähigt,  terricole 
Oiigochäten  zu  beherbergen?  Wie  sind  sie  entstanden?  An 
einer  stromstillen  Stelle  des  Flusses  sammelt  sich  allerlei  Treib- 
holz und  sonstiger  Detritus  und  wird  durch  Wasser-  und  Sumpf- 
pflanzen zu  einem  festen  Ballen  verfilzt,  der  nun  bei  außergewöhn- 
lichem Hochwasser  oder  bei  Strömungsänderung  ins  Treiben  ge- 
rät und  ins  offene  Meer  hinausbefördert  werden  kann  Ihrer  Ent- 
stehung nach  sind  diese  Inselflöße  vom  ersten  Beginn  an  wie 
ein  im  Wasser  liegender  Schwamm  vollständig  von  Wasser  durch- 
tränkt. Es  mag  auch  wohl  ein  eben  vom  Ufer  losgebrochener 
Baumstamm  mit  geringen  Erdmassen  in  seinem  Wurzel  werk  sich 
diesem  Pflanzenfilz  zugesellen  —  mit  größeren  Erdmassen  beladene 
Baumstämme  haben  sicherlich  nicht  die  nötige  Treibfähigkeit  — , 
aber  geringe  Erdmassen  würden  bald  mit  Wasser  durchtränkt 
werden.  Diese  vom  Wasser  durchtränkten  Pflanzenfilze  sind  kein 
Aufenthaltsort  für  echte  Terricolen,  die  nicht  nur  gegen  Seewasser, 
sondern  auch  gegen  jegliches  in  ihre  Wohnröhren  eindringende 
Wasser,  auch  Süßwasser,  sehr  empfindlich  sind;  sie  können  nur 
in  solchen  Ortlichkeiten  leben,  in  denen  sie  etwaigem  Eindringen 
von  Wasser  auszuweichen  in  der  Lage  sind.  Daß  derartige 
Pflanzenfilze  echte  Terricolen  beherbergen,  bezweifle  ich,  solange 
ich  nicht  durch  einen  Tatsachennachweis  davon  überzeugt  werde. 
Nun  darf  allerdings  nicht  außer  Acht  gelassen  werden,  daß  es 
einige  wenige,  echten  Terricolen  nahe  verwandte  Gattungen  oder 
Artgruppen  gibt,  die  den  Unbilden,  wie  sie  bei  einer  solchen 
Inselfloß- Wanderung  sicher  nicht  ausbleiben,  trotzen  können,  in 
erster  Linie  durch  gewisse  euryhaline  Fähigkeiten.  Diese  zeigen 
aber  gleich  eine  solche  transozeanische  Verbreitung,  daß  der 
Ozean  sich  bei  ihnen  nicht  als  Verbreitungsschranke,  sondern  als 
bequemster  Verbreitungsweg  darstellt:  z.  B.  jYticroscolex  zirkum- 
mundan  über  die  Küsten  und  Inseln  des  subantarktischen  Meeres 
verbreitet,    die  Arten    der  ^/ufe/Ius-Gnippe   weiland  /on/odn'/us 


—  55 


tropisch-subtropisch  zirkummundan.  Diese  schon  an  der  Art  ihref 
Verbreitung  leicht  i<enntlichen  Gruppen  sind  selbstverständlich  bei 
diesen  Erörterungen  auszuschließen.  Sie  sind  keine  echten  Terri- 
colen,  sondern  eher  als  Litoraltiere  zu  bezeichnen,  jedenfalls  als 
solche  zu  behandeln.  STEPHENSON  führt  4  Ströme  auf,  vor 
deren  Mündungen  Inselflöße  beobachtet  wurden,  und  deren 
Terricolenfauna  also  in  erster  Linie  die  Gelegenheit  derartiger 
Überseebeförderung  geboten  wäre.  Wie  steht  es  nun  damit? 
Das  Gebiet  des  Amazonas  und  des  Orinoko  beherbergt  an  ende- 
mischen Terricolen  lediglich  einige  Gattungen  der  Fam.  6/osso- 
scolecidae,  die  außerhalb  ihres  einheitlich  kontinentalen  Gebietes 
von  Südamerika  und  dem  südlichen  Mittelamerika  überhaupt 
nirgends  endemisch  auftritt.  Der  Kongo  durchfließt  ein  Gebiet, 
in  dem  an  rein  terricolen  Formen  nur  die  Familie  der  Eudriliden 
und  die  Diplocardiine  2)ichogasfer  auftritt.  Die  Eudriliden  sind 
ganz  auf  das  tropische  Afrika  beschränkt.  ])ichogaster  kommt 
allerdings  auch  in  Westindien  und  Mittelamerika  vor,  sicherlich 
aber  nicht  vom  tropischen  Afrika  durch  Inselflöße  aus  dem  Kongo 
dorthin  verfrachtet,  ist  doch  J)iphcardia,  ihre  Ahnengattung,  in 
Nordamerika,  ihre  Muttergattung  Jrigasfer  in  Mittelamerika  und 
Westindien  beheimatet.  Sie  kann  also  nur  von  Mittelamerika- 
Westindien  nach  Tropisch-Afrika  gelangt  sein.  Ebenso  weist 
auch  das  Gebiet  des  Ganges  außer  einigen  Gattungen,  die  auf 
das  einheitlich  kontinentale  Gebiet  beschränkt  geblieben  sind 
(wie  Sutyphoeus  und  Sudichogasfer),  einige  Gattungen  mit  über- 
seeischer Verbreitung  auf,  die  Gattungen  Öctochaetus  und  perio- 
nyx.  Aber  für  die  überseeische  Verbreitung  dieser  Ifeiden  Gat- 
tungen nimmt  STEPHENSON  selbst  nicht  die  Erklärung  der  Insel- 
floß-Wanderung an.  Sie  sind  nämlich  nur  einerseits  im  vorder- 
indischen Gebiet  und  anderseits  in  Neuseeland  bezw.  in  Neusee- 
land, Nord-  und  Südost-Australien  samt  den  Auckland-  und 
Chatham-Inseln  endemisch,  während  sie  in  dem  weiten  Zwischen- 
gebiet entweder  ganz  fehlen  (Öctochaetus)  oder  doch  nur  durch 
peregrine,  durch  den  Menschen  verschleppte  Formen  vertreten 
sind  {perionyx)  '"). 


'")  perionyx  excavatus  E.  PERR.  überall  im  Malayischen  Archipel  angetroffen, 
eine  typische  Verschleppungsform,  p.  violaceus  HORST  von  Sumatra  und 
vom  Botanischen  Garten  Buitenzorg  auf  Java,  dem  typischen  Ver- 
schleppungsherd tropischer  Tiere,  und  schließlich  p.  ceylanensis  MICH., 
ebenfalls  von  einem  solchen  Verschleppungsherd,  vom  Botanischen  Garten 
zu  Peradeniya  auf  Ceylon,  der  südindischen  p.  saltans-Gvxx^^t  angehörig, 
deren  Formen  nur  als  zweifelhafte  Arten  angesehen  werden  können  und 
sichere  Verschleppungsformen  enthalten,  Cpsansibaricus  DAICH.,  zugleich 
in  Südindien  und  auf  Sansibar  angetroffen). 


-  S6  - 

Für  derartige  Verbreitungsvorkommnisse,  für  die  die  Er- 
i<lärung  der  Inselfloß-Wanderung  nun  ganz  offenbar  nicht  aus- 
reiclit,  greift  STEPHENSON  zu  jener  Erklärung,  die  für  die  Sy- 
stematik bezw.  die  Piiylogenie  der  Oligochäten  einer  Bankrott- 
erklärung gleichkommt:  Er  erklärt  die  betreffenden  Gattungen  als 
polyphy letisch,  als  mehrere  Male  an  verschiedenen  Orten  aus 
getrennten  Wurzeln  entsprossen.  Damit  hätten  wir  das  Chaos  in 
der  Phylogenie  der  Oligochäten,  in  Anbetracht  der  im  allgemeinen 
so  scharfe  und  charakteristische  Bilder  darbietenden  geographischen 
Verbreitung  dieser  Tiere  eine  durchaus  abzulehnende  Ausdeutung 
der  Verhältnisse.  Da  ich  die  Theorie  der  Polyphylie  von  Oligo- 
chäten-Gattungen  schon  oben  (p.  46)  erörtert  habe,  so  kann  ich 
mich  hier  auf  einen  Hinweis  auf  diese  Ausführungen  beschränken. 

Bei  den  in  den  unten  folgenden  Kapiteln  zu  erörternden 
Theorien  über  die  Verbreitung  der  Oligochäten  über  größere  Erd- 
strecken ist  in  erster  Linie  die  Art  und  Weise  zu  beachten,  in  der  die 
Ausbreitung  dieser  Tiere  vor  sich  gegangen  ist.  Bei  der  hohen 
Bedeutung  dieser  Ausbreitungsweise  für  die  dort  aufgeworfenen 
Fragen  mag  es  gerechtfertigt  sein,  die  verschiedenen  Aus- 
breitungsarten nach  neueren  Gesichtspunkten  noch  einmal 
zusammenfassend  klar  zu  stellen. 

Die  Art  der  Ausbreitung  ist  vor  allem  von  der  Lebensweise 
und  den  Fortpflanzungsverhältnissen  der  Tiere  abhängig,  also  für 
verschiedene  biologische  Gruppen  sehr  verschieden. 

Für  e|iryhaline  Strandwürmer,  wie  sie  z.B.  die  Gattung 
yUcroscolex  darbietet,  ist  das  Meer  keine  Verbreitungsschranke, 
sondern  ein  bequemer  Ausbreitungsweg.  Sie  kommen  demnach 
für  Theorien    über    Kontinentalverbindungen    nicht    in    Betracht. 

Für  1  i  m  n  i  s  c  h  e  Oligochäten  sind  die  Ausbreitungsver- 
hältnisse ebenfalls  noch  recht  günstig.  Offenbar  werden  die  mehr 
oder  weniger  lose  im  Schh'unm  steckenden  oder  an  Wasserpflanzen 
haftenden  Kokons  durch  wandernde  Schwimmvögel  leicht  über 
weitere  Strecken  verschleppt.  Die  hervorragende  Verbreitungs- 
fähigkeit der  limnischen  Oligochäten  beruht  aber  wohl  nicht  allein 
auf  dieser  leichten  Versclileppbarkeit  der  Kokons,  sondern  in  be- 
deutendem Maße  auch  auf  der  größeren  Zahl  der  in  einem  Ko- 
kon zur  Entwicklung  gelangenden  Embryonen.  In  einem  Kokon 
der  limnischen  Jilma  multisefosa  MICH,  fand  ich  32  ausschlüpf- 
reife Embryonen.  In  solchen  Fällen  genügt  die  Überführung  eines 
einzigen  Kokons  zur  Gründung  einer  neuen  Kolonie  der  Art. 
Leider  kennen  wir  nur  von  den  wenigsten  Arten  die  Zahl  der  in 


—  57  — 

einem  Kokon  enthaltenen  Eier  bezw.  Embryonen.  Bei  den  uns 
hier  näher  interessierenden  limnischen  Formen  der  FamiHenreihe 
Sumbricina,  nämlich  bei  Criodrilus  und  Sparganophilus,  dürfen 
wir  aber  wohl  aus  der  ähnlichen  langgestreckten  Gestalt  und  der 
bedeutenden  Größe  der  Kokons  den  Schluß  ziehen,  daß  diese 
Kokons  wie  die  jener  Jllma  eine  größere  Zahl  von  Tieren  zur 
Entwicklung  bringen.  Die  schlanke  Gestalt  dieser  Kokons  hängt 
ihrerseits  mutmaßlich  mit  dem  limnischen  Wohnort  der  Tiere  zu- 
sammen, der  nicht  eine  kompaktere  Gestalt  der  Kokons  benötigt, 
wie  sie  charakteristisch  ist  für  die  Kokons  terricoler  Formen,  die,  im 
festeren  trockeneren  Erdboden  ruhend,  vor  der  Pressung  durch 
zusammensackende  Erdmassen  und  zugleich  vor  dem  Austrocknen 
möglichst  geschützt  sein  müssen. 

Wenn  auch  die  Gründung  neuer,  von  der  Urheimat  um  be- 
trächtliche Strecken  entfernter  Kolonien  für  diese  limnischen  Oli- 
gochäten  verhältnismäßig  leicht  vor  sich  gehen  mag,  so  sind  doch 
der  Reichweite  solcher  Überführungen  Schranken  gesetzt.  Kleinere 
Meeresstrecken  mögen  wohl  durch  eine  solche  Überführung  über- 
sprungen werden.  Bei  Verbreiterung  der  Meeresstrecke  wird 
jedoch  einmal  ein  Grad  erreicht,  bei  dem  sie  auch  für  limnische 
Oligochäten  zu  einem  Verbreitungshindernis  wird.  Kommen 
Meeresbreiten  wie  die  des  Atlantischen  Ozeans  in  Frage,  so  dürfen 
wir  neben  den  transozeanischen  Beziehungen  terricoler  Oligo- 
chäten auch  die  der  limnischen,  als  nicht  auf  Überseewanderung 
beruhend,  in  Rechnung  setzen. 

Ganz  anders  als  die  der  limnischen  verhalten  sich  die  Aus- 
breitungsmöglichkeiten der  terricolen  Oligochäten.  Ihre  ver- 
hältnismäßig" kleinen,  kompakt  eiförmigen  bis  fast  kugligen  Kokons 
enthalten  nur  eine  sehr  geringe  Zahl  von  Eiern  bezw.  Embryonen, 
von  denen  in  der  Regel  nur  ein  einziger  zum  Ausschlüpfen  kommt. 
Es  bedarf  also  zur  Gründung  einer  neuen  Kolonie  der  gleich- 
zeitigen Überführung  mehrerer  Kokons,  ein  Fall,  dessen  Eintreten 
um  so  unwahrscheinlicher  wird,  als  diese  in  der  Regel  weit  zer- 
streuten Kokons  meist  tief  versteckt  im  Erdboden  ruhen  und  für 
etwaige  übermittler  nicht  so  zur  Hand  sind.  Die  selbständige 
Wanderung  ist  aber  bei  terricolen  Oligochäten,  bei  denen  jeglicher, 
selbst  schmaler  Trockenland-Streifen  der  Wanderung  Schranken 
setzt,  nur  sehr  wenig  ausgiebig. 

Tatsache  ist,  daß  die  wirklich  endemischen,  ganz  auf  eigene 
Kräfte  gestellten  (d.  h.  nicht  durch  den  Menschen  verschleppten) 
Arten  terricoler  Oligochäten  eine  sehr  beschränkte  Verbreitungs- 
weite aufweisen,  ja  daß  vielfach  selbst  artenreiche  Gattungen  ein 


-  5Ö  - 

sehr  eng  begrenztes  Gebiet  besitzen.  Wir  müssen  deshalb  bei 
den  folgenden  Erörterungen  und  bei  der  Beurteilung  der  ver- 
schiedenen Theorien  über  die  Verbreitung  immer  im  Auge  be- 
halten, daß  die  Ausbreitung  der  in  des  Wortes  verwegenster  Be- 
deutung an  der  Scholle  klebenden  terricolen  Oligochäten  eine 
ungemein  langsame  ist,  die  zur  Bewältigung  weltweiter 
Strecken  längerer  Erdperioden  bedurfte. 

Nichts  wäre  irreführender,  als  die  Ausbreitung  dieser  Terri- 
colen mit  der  Ausbreitung  beweglicherer  Tiere,  wie  etwa  der 
Wirbeltiere,  in  Parallele  zu  setzen.  Wenn  wir  in  Feuerland  und 
Kapland  die  gleiche  Gattung  rein  terricoler  Oligochäten  antreffen, 
so  will  das  etwas  ganz  anderes  besagen,  als  wenn  es  sich  um 
eine  gleiche  Gattung  von  Säugetieren  oder  Reptilien  handelte. 
Da  sich  die  Tiergeographie  hauptsächlich  mit  diesen  beweg- 
licheren Wirbeltieren  befaßte,  so  liegt  die  Gefahr  einer  irrtüm- 
lichen Beurteilung  der  ganz  eigentümlichen  Ausbreitungsverhält- 
nisse der  Oligochäten  nahe. 

Vorzeitliche  Oligochäten  und  phyletisch  alte  Formen. 

Im  Gegensatz  zur  bisher  herrschenden  Anschauung  will 
STEPHENSON  (1.  c.  s.  •),  p.  130)  die  terricolen  Oligochäten  als 
eine  rezente  Gruppe  angesehen  wissen,  deren  Ursprung 
und  üppige  Entwicklung  mit  der  Ausbreitung  der  dicotyledonen 
Pflanzenwelt  zusammenhänge  und  deshalb  nicht  viel  früher  als 
die  Tertiärzeit  anzusetzen  sei.  Mir  will  ein  solcher  Zusammen- 
hang zwischen  der  besonderen  jüngeren  Pflanzenwelt  und  den 
Oligochäten  nicht  recht  einleuchten.  Wir  kennen  nicht  einen 
Oligochäten,  der  an  eine  besondere  Pflanzenform  gebunden  wäre, 
sind  doch  kaum  allgemeinere  pflanzliche  Charakterformen,  wie 
Laubwald,  Nadelholzwald,  Grassteppe,  Moor,  durch  besondere 
Regenwurm-Arten  ausgezeichnet.  Die  Nahrung  dieser  Tiere  be- 
steht im  allgemeinen  aus  Pflanzenresten,  die,  dem  durchwühlten 
Boden  innig  beigemengt,  so  weit  zerfallen  sind,  daß  ihre  Herkunft 
kaum  noch  von  Belang  sein  kann.  Beobachtungen  darüber,  ob 
etwa  die  Reste  von  Cryptogamen  für  Oligochäten  nicht  in  Betracht 
kämen,  liegen  meines  Wissens  nicht  vor.  Sollte  das  Auftreten 
der  Angiospermen  tatsächlich  einen  günstigen  Einfluß  auf  die 
Entwicklung  terricoler  Oligochäten  gehabt  haben,  so  würde  das 
eine  gute  Erklärung  für  das  besonders  üppige  Aufblühen  mancher 
jüngeren  und  jüngsten  Formen  darbieten;  es  würde  die  jüngere 
geologische  Zeit  als  eine  Periode  besonders  üppiger  Entwicklung 
dieser  Tiergruppe  erklären,  aber  nicht  gegen  das  hohe  geologische 


—  59  — 

Alter  der  Wurzelformen  und  der  älteren  Glieder  sprechen.  Einer 
Regenwurm-Gattung  mit  der  weltweiten,  zersprengten  Verbreitung 
in  typischen  Reliktengebieten,  wie  sie  die  Gattung  jicanihodrilus 
\Sodrüus\  aufweist  ^'),  müssen  wir  ein  sehr  hohes  geologisches  Alter 
zumessen. 

STEPHENSON  hat  sich  für  die  Beurteilung  dieser  Verhält- 
nisse meiner  Ansicht  nach  zu  einseitig  an  die  Besonderheiten 
Vorderindiens  gehalten,  eines  Gebietes  mit  eigentümlichen  und 
vielfachen  Verbreitungsverhältnissen,  ein  Konglomerat  von  Di- 
strikten, deren  jeder  seine  Eigenheit  hat,  in  denen  sich,  manch- 
mal neben  spärlichen  Relikten  phyletisch  alter  Formen,  verschiedene 
Gruppen  der  sich  in  der  Entfaltungskraft  die  Wage  haltenden 
mittelalten  bis  jüngeren  Formen  in  ziemlich  strenger  Isolierung, 
und  ohne  durch  eine  beherrschende  jüngste  Form  eingeengt  zu 
werden,  üppig  entfalten  konnten.  Es  ist  ein  Gebiet  mit  so  be- 
sonderen und  schwierigen  Verbreitungsverhältnissen,  daß  es  alleine, 
ohne  gleichzeitige  Berücksichtigung  anderer  Gebiete  mit  anders- 
artigen, mehr  allgemeingültigen  Verbreitungsverhältnissen,  nicht 
wohl  zur  Erlangung  allgemeiner  Schlüsse  dienen  kann. 

Als  Grund  für  seine  Anschauung  von  dem  jungen  geolo- 
gischen Alter  der  terricolen  Oligochäten  führt  STEPHENSON 
außer  den  eigentümlichen  Verbreitungsverhältnissen  Vorderindiens 
die  schwankende  Natur  vieler  morphologischer 
Verhältnisse  und  die  damit  zusammenhängende  Unsicher- 
heit bezw.  Unscharfe  systematischer  Abgrenzung  an.  Aber  die 
von  STEPHENSON  als  Belege  für  eine  besonders  üppige  junge 
Entfaltung  angegebenen  Gattungen  sind  entweder  gerade  die 
jüngsten  phyletischen  Zweige  ihrer  Sonderstämme,  wie  J)rawida 
(jüngster  Zweig  der  Fam.  Jfioniligasfridae)  und  die  Sumbricidae 
(jüngster  Zweig  der  Familienreihe  Xumbricina),  oder  doch  ziem- 
lich junge  Zweige,  wie  ßegascolex  (die  Muttergattung  des 
jüngsten  Megascoleciden-Zweiges  pherefima)  und  wahrscheinlich 
EryfhraeodrUus  [^oplochaetella,  STEPH.]  (Phyletische  Stellung 
noch  fraglich).  Es  ist  kaum  zu  verwundern,  daß  diese  phyletisch 
jüngeren  Gruppen  noch  in  üppiger  Weiterentwicklung  begriffen 
sind.  Ich  sehe  aber  nicht  ein,  warum  nicht  auch  phyletisch 
ältere  Gruppen  ihre  Entwicklungsfähigkeit  sollten  erhalten,  oder 
eine  dem  Johann istrie  b  vergleichbare  neue  Blüteperiode  sollten 


^')  Verbreitung  der  Gattung  ßcanihodnlus:  Neuseeland,  Queensland,  spärliche 
Vorkommnisse  im  Wüstengebiet  von  Zentral-Australien,  West-  und  Nord- 
west-Australien, Madagaskar,  südliches  Kapland,  Kamerun-Berg,  Ma- 
galhaensisches  Gebiet  und  Chile,  Cordilleren  von  Mittelamerika. 


—  60  — 

erfahren  können,  gekennzeichnet  durch  eine  besondere  Ver- 
breitungskraft einzelner  Arten  oder  durch  eine  üppige  Aufteilung 
einzehier  Arten  in  viele,  mannigfaltige  neue  Formen  (Zersprengung 
in  Varietäten  und  Unterarten  bezw,  neue  Arten).  Als  anschau- 
liches Beispiel  für  den  letzten  Vorgang  mag  das  Auftreten  der 
zahlreichen  j^canfh od n'/us -Formen  auf  Neu-Caledonien  dienen, 
die  augenscheinlich  sämtlich  in  jüngerer  Zeit  aus  einer  einzigen 
Art  dieser  phyletisch  sehr  alten  Gattung  hervorgegangen  sind, 
und  die  ich  als  das  Ergebnis  der  Zersprengung  dieser  Art  bezeich- 
nete ^-).  Das  wäre  besonders  leicht  erklärbar,  wenn  wir  mit 
STEPHENSON  in  dem  Aufblühen  der  phanerogamen  Pflanzen- 
welt einen  bedeutsamen  Antrieb  für  eine  solche  üppigere  Ent- 
faltung annehmen  dürften. 

Ich  habe  im  allgemeinen  vermieden,  bestimmte  geolo- 
gische Zeiten  für  die  verschiedenen  phyletischen  Vorgänge  im 
Kreis  der  Oligochäten  festzustellen.  Dagegen  hat  ARLDT  auf 
Grund  meiner  Zusammenstellung  des  Tatsachenmaterials  geo- 
graphischer Verbreitung  eine  geologische  Geschichte  des  Oligo- 
chätenstammbaumes  ausgearbeitet.  ^'0  Diese  ARLDT'sche 
Ausführung  bedarf  schon  wegen  vieler  Änderungen  in  der  Er- 
kenntnis phyletischer  Zusanuiienhänge,  zumal  in  der  Familienreihe 
der  Sumbricina,  einer  gründlichen  Umarbeitung.  Wenn  ich  in 
Hinsicht  der  geologischen  Geschichte  Vorderindiens  und  seiner 
Oligochätenfauna  '^j  ARLDT  folgte  und  für  die  betreffenden  phyle- 
tischen Vorgänge  bestimmte  Zeitangaben  machte,  so  muß  ich  auch 
das,  wie  die  ARLDT'sche  Ausarbeitung,  als  verfrüht  bezeichnen. 
Der  von  A.  WEGENER  (I.e.  s.^)  erbrachte  ganz  neue  Gesichts- 
punkt verlangt  naturgemäß  auch  eine  ganz  neue  Bearbeitung  der 
geologischen  Geschichte  der  Oligochäten.  Meine  Ansicht,  daß 
die  Wurzelformen  der  terricolen  Oligochäten  in  ein  recht  weit 
zurückliegendes  geologisches  Zeitalter  zurückreichen,  steht  mit  der 
WEGENER'schen  Theorie  in  guter  Harmonie.  Doch  ist  es  meiner 
Ansicht  nach  auch  jetzt  noch  nicht  an  der  Zeit,  den  Ver- 
such genauerer  Zeitbestimmungen  für  die  phyletischen 
Vorgänge  in  der  Herausbildung  der  rezenten  Oligochätenfauna  zu 
unternehmen. 


'-)  W.  MICHAELSEN,  l')13,  Die  Oligochäten  von  Neu-Caledonien  und  den  be- 
nachbarten Inselgruppen  ; in:  SARASIN  &  ROUX,  Nova  Caledonia,  Zool.,  I, 
p.  186. 

'■')  TH.  ARLDT,  19US,  Die  Ausbreitung  der  terricolen  Oligochäten  im  Laufe  der 
erdgeschichtlichen  Entwicklung  des  Erdreliet's  ;  in:  Zool.  Jahrb.,  Syst., XXVI. 

'^)  W.  MICHAELSEN,  1910,  Die  Oligochätenfaunader  vorderindisch-ceylonischen 
Region ;  in  :  Abh.  Ver,  Hamburg,  XIX,  p.  45. 


-  61  - 

So  bedauerlich  es  ist,  daß  die  Oligochäten  ihrer  Körperbe- 
schaffenheit  nach  nicht  befähigt  waren,  Fossilien  und  damit  vor- 
zeitliche Dokumente  ihrer  Stammesgeschichte  zu  hinterlassen, 
so  schätzenswert  ist  für  die  Feststellung  ihrer  Stammesgeschichte 
eine  andere  Eigenart,  die  bei  dieser  Tiergruppe  einen  Ersatz  für 
die  fehlenden  vorzeitlichen  Reste  bietet:  Neben  der  reichen  und 
übersichtlichen  Gliederung,  die  auch  die  Richtung  der  Entwick- 
lung in  den  meisten  Fällen  klar  erkennen  läßt,  zeigt  sie  in  ge- 
wissen Gliedern  eine  auffallende  Formenbeständigkeit,  die 
uns  die  phyletisch  ältesten  Formen  meist  in  weit  zersprengten 
Reliktengebieten  bis  auf  die  Jetztzeit  wenig  verändert  erhalten  hat, 
so  daß  wir  in  der  rezenten  Oligochäten-Fauna  fast  die  sämtlichen 
phyletischen  Glieder,  auch  die  älteren  Mittelglieder,  bis  auf  die 
ältesten  Wurzelformen  der  größeren  Gruppen,  z.  B.  der  Familien- 
reihen der  Neooligochäten,  repräsentiert  finden.  In  manchen 
großen  Gruppen  können  wir  aus  der  Mannigfaltigkeit  der  Formen 
mit  sicherer  Folgerichtigkeit  die  gemeinsame  Ahnenform  konstru- 
ieren, so  z.B.  aus  der  Mannigfaltigkeit  der  Familienreihe  ^e^c7-- 
scolecidae  die  allen  gemeinsame  „acanthodriline  Urform",  aus  der 
Mannigfaltigkeit  der  sämtlichen  jüngeren  Familienreihen  der  Neo- 
oligochäten die  gemeinsame  „phreoryctide  Urform" ^^).    Wenn  sich 

''•)  In  einer  jüngst  veröffentlichten  Arbeit,  der  Fortsetzung  der  s-')  zitierten  (in 
Proc.  Zool.  Sog.  London,  1932,  p  133),  will  STEPHENSON  die  Familie 
jYloniligastndae  phyletisch  noch  niedriger  als  die  Farn.  p}]reoryciidae 
stellen  und  als  die  Wurzelform  sämtlicher  jüngerer  Neooligochäten  ein- 
schließlich der  Phreoryctiden  ansprechen.  STEPHENSON  erklärt  die 
bisher  als  Testikelblasen  bezeichneten  Qrgane  der  Moniligastriden  als 
besondere  Hodensegmente,  die  wie  das  Ovarialsegment  auf  enge  Kammern 
reduziert  und  bei  manchen  Gattungen  durch  Verschmelzung  mehrerer 
entstanden  seien.  So  soll  bei  ])rawida  jenes  Testikelblasen-Paar  ein 
10. — 12.  Segment  darstellen,  und  als  problematischen  Ur-Moniligastriden 
konstruiert  STEPHENSON  eine  Form  mit  3  Paar  Samentaschen  im  7. — 9. 
Segment,  2  Paar  Hoden  im  10.  u.  11.  Segment  und  2  Paar  Ovarien  im 
13.  u.  14.  Segment.  Es  stehen  aber  einige  bedeutsame  Tatsachen  dieser 
Darstellung  entgegen:  Bei  'j)rawida  willsi  MICH,  findet  man  die  Rudi- 
mente eines  vorderen  Paares  männlicher  Geschlechtsorgane  im  9.  Seg- 
ment vor  dem  Dissepiment  der  Testikelblasen.  Es  kann  also  nicht  dieses 
Testikclblasen-Paar  als  das  Ergebnis  der  Verschmelzung  der  ursprüng- 
lichen beiden  Hodensegmente  angesprochen  werden.  Ebenso  schwer- 
wiegend ist  ein  anderer  Umstand,  der  Verlauf  der  Samenleiter.  In 
STEPHENSON's  Zeichnungen  treten  die  Samenleiter  stets  aus  den  Te- 
stikelblasen unmittelbar  in  das  nächst  folgende  normale  Segment  ein,  und 
nur  dieser  Verlauf  würde  der  STEPHENSON'schen  Deutung  entsprechen. 
Tatsächlich  treten  aber  die  Samenleiter  bei  den  Moniligastriden  aus  den 
Testikelblasen  stets  in  das  vorhergehende  Segment  und  erst  nach  Durch- 
bohrung des  Testikelblasen-Dissepinients  in  das  Ausmündungssegment. 
Es  ist  also  unweigerlich  das  vor  dem  Testikelblasen-Dissepiment  liegende 
Segment  als  das  Samentrichter-Segment   anzusprechen    und    jene  Hoden 


—  62  — 

nun  die  folgerichtig  konstruierten  Diagnosen  der  problematischen 
Urformen  mit  den  Diagnosen  rezenter  Gattungen,  z.  B.  jßcanfho- 
drilus  bezw.  phreoryctes,  decken,  sollte  es  da  nicht  erlaubt  sein, 
jene  Urform  mit  den  entsprechenden  rezenten  Formen  in  einer 
Gattung  zu  vereinen  und  dann  z.  B.  von  der  Gattung  Jlcantho- 
drilus  bezw.  phreoryctes  als  der  Ahnengattung  der  phyletisch 
jüngeren  Gattungen  zu  sprechen?  Die  hier  gewählten  Beispiele 
widersprechen  allerdings  einem  auf  der  Betrachtung  anderer  Tier- 
gruppen gegründeten  Behauptung,  daß  Gattungen  nicht  über 
eine  verhältnismäßig  junge  geologische  Periode  zurück  reichen. 
Kann  man  aber  eine  solche  Feststellung  verallgemeinernd  von 
einigen  Tiergruppen  auf  andere  übertragen?  Läßt  sich  überhaupt 
der  Gattungsbegriff  bei  einer  Tiergruppe  mit  dem  in  einer  anderen 
Tiergruppe  ohne  weiteres  in  Parallele  setzen  ?  Denke  ich  z.  B. 
an  die  Wandlung,  die  die  Anschauung  über  Art-  und  Gattungs- 
begriff bei  den  Säugetier-Spezialisten  in  den  letzten  Jahrzehnten 
erfahren  hat,  so  glaube  ich  mich  berechtigt,  eine  von  den  Spezia- 
listen anderer  Tiergruppen  aufgestellte  Norm  der  geologischen 
Reichweite  einer  Gattung  für  die  Oligochäten  abzulehnen  und 
damit  zu  rechnen,  daß  das,  was  wir  Oligochätologen  zur  Zeit 
unter  Gattung  verstehen,  z.  B.  die  Gattungen  Jlcanthodrilus  und 
phreoryctes,  in  eine  weit  ältere  geologische  Periode  zurückreichen, 
als  die  Gattungen  im  Sinne  der  Wirbeltier-Spezialisten. 

Theorie  der  Verbreitung  von  Oligochäten  über  hochnordische 
Landbrücken  bei  Konstanz  der  großen  Ozeanbecken. 

Die  kaum  anzuzweifelnde  Feststellung  der  Geologen,  daß  der 
Boden  der  eigentlichen  Tiefsee,  abgesehen  von  ganz  unbeträchtlichen 
lokalen  Vorkommnissen,  nicht  zu  kontinentaler  Höhe  aufsteigen 
könne,  bereitete  dem  Oligochätologen  große  Schwierigkeiten,  in- 
sofern nach  dem  bis  vor  kurzem  eingenommenen  Stande  der 
Wissenschaft  aus  dieser  Feststellung  auf  eine  Konstanz  der 
großen  Ozeanbecken    geschlossen    werden    mußte.     Der 

und  Samentricher  enthaltenden  Räume  als  abgesonderte  Teile  dieses  vor- 
hergehenden Segments,  also  als  echte  Testikelblasen.  Es  spricht  auch 
nichts  gegen  diese  meine  ältere  Deutung.  Eine  Loslösung  der  Testikel- 
blasen samt  den  Hoden  von  dem  ursprünglichen  Ort  ihrer  Anlage  und 
Zurückveriagerung  ist  nichts  ungewöhnliches;  kommt  es  doch  bei  vielen 
pheretima~kx{Gx\  vor.  Auch  eine  Verschiebung  der  Geschlechtsorgane 
mit  Ausnahme  der  Samentaschen  ist  bei  anderen  Oligochäten  in  voller 
Sicherheit  festgestellt,  so  bei  einigen  Enchyträiden  (^uchtiol^ia  appen- 
diculaia  BUCHH.  u.  a.).  Ich  muß  die  STEPHENSON'sche  Deutung, 
so  sinnreich  sie  ist,  deshalb  ablehnen  und  die  Anordnung  der  Geschlechts- 
organe auch  bei  den  Moniligastriden  auf  den  /'/^ reory c/e5-Zustand  zurück' 
führen, 


—  63  — 

Oligocliätologe  aber  verlangte  für  die  Erklärung  transozeanischer 
Beziehungen  terricoler  Oligochäten  k  o  n  t  i  n  u  i  e  r  1  i  c  h  e  L  a  n  d- 
Verbindungen. 

Die  größten  Schwierigkeiten  bereitete  danach  die  Erklärung 
der  vielfachen  transozeanischen  Beziehungen  terricoler  Oligochäten 
in  dem  ersten,  größeren  der  beiden  Hauptver- 
b.reitungssysteme,  der  transatlantischen  Be- 
ziehungen zwischen  der  Neuen  und  Alten  Welt. 
Da  die  Hauptbecken  des  Atlantischen  und  Pazifischen  Ozeans 
für  unüberbrückbar  angesehen  werden  mußten,  so  blieben  als 
Verbindungswege  zwischen  Amerika  und  der  Alten  Welt  nur  die 
von  den  Geologen  nicht  beanstandeten  hoch  nordischen 
Landbrücken,  einerseits  die  atlantische  Island-Brücke  von 
Nordwest-Europa  nach  Grönland,  andererseits  die  pazifische 
zwischen  Ost-Asien  und  Alaska,  die  Bering-Brücke. 

Die  Erklärung  der  transatlantischen  Beziehungen  erscheint 
schwierig,  wenn  man  eine  Verbreitung  über  die  n  o r d  a  1 1  a  n t  i  s  c h  e 
Island-Brücke  annimmt;  müßten  doch  z.B.  die  äußersten 
Glieder,  die  Gattung  Chilofa,  jederseits  fast  die  ganze  Länge  des 
Atlantischen  Ozeans  durchwandert  haben,  um  zu  ihren  jetzigen 
Sondergebieten  (Südrand  Afrikas  einerseits,  Chilenisch-Magalha- 
ensisches  Gebiet  andererseits)  zu  gelangen.  Die  Erklärung  er- 
scheint aber  noch  schwerer  annehmbar,  wenn  man  mit  G.PFEFFER 
(Hamburg)  ^'')  auch  die  atlantische  Island-Brücke  ablehnt  und  nur 
die  pazifische  Bering-Brücke  gelten  lassen  will. 
Nach  PFEFFER's  Ansicht  lag  der  Entstehungsherd  der  verschie- 
denen Terricolen-Gruppen  im  großen  Eurasischen  Kontinent.  Von 
hier  aus  sollen  sich  diese  nach  einander  entstandenen  Gruppen, 
Welle  auf  Welle,  über  die  ganzen  Kontinentalmassen  verbreitet 
haben,  soweit  die  Landverbindung  es  zuließ  und  soweit  nicht 
breitere  Trockenland-Strecken  ihrem  Vorwärtsdringen  Einhalt  ge- 
boten :  zunächst  nach  dem  Ur-Megascolecinen  jßcanthodrilus 
die  unmittelbar  aus  ihm  entsprossene  Gattung  Chilofa  einerseits 
ostwärts  über  Ostasien,  die  Bering-Brücke  und  ganz  Amerika  bis 
nach  Feuerland  und  den  Falkland-Inseln,  andererseits  über  den 
komplementären  Teil  Eurasiens  und  durch  ganz  Afrika  bis  zu 
dessen  Südküste;    die   folgenden  Gruppen  auf  den  gleichen,    nur 


'«)  Mündliche  Erörterung  G.  PFEFFER's  nach  dem  Vortrag  von  W.  MICHA- 
ELSEN: „Die  Verbreitung  der  Oligochäten  im  Lichte  der  WEGENER'schen 
Theorie  der  Kontinentenverschiebung",  im  Naturw.  Ver.  zu  Hamburg,  am 
2.  Nov.  1921.  sowie  G.  PFEFFER's  Vortrag:  „Die  zoologische,  paleonto- 
logische  und  klimatologische  Bedeutung  der  Bering-Brücke  für  zoogeo- 
graphische Fragen",  ebend.  am  25.  Jan.  1922. 


—  64  — 

um  geringes  kürzeren,  aber  immerhin  noch  weltweiten  Wegen  bis 
zu  ihren  jetzigen  Gebieten.  Die  jüngeren  Wellen  verschlangen 
auf  ihrem  weiten  Wege  im  allgemeinen  restlos  die  Spuren  ihrer 
Vorgängerinnen.  So  schwer  annehmbar  der  Gedanke  dieser  vielen 
weltweiten  Wanderzüge  ist,  so  auffallend  ist  das  angebliche  End- 
ergebnis: Die  auffallend  regelmäßige  Aneinanderreihung  der 
rezenten  Überreste  der  5  (terricole  Formen)  bezw.  8  (terricole  -\- 
limnische  Formen)  in  Betracht  kommenden  Oligochäten-Gruppen 
rechts  und  links  vom  Atlantischen  Ozean,  in  amerikanischen  und 
eurasisch-afrikanischen  Sondergebieten,  die  in  genau  oder  fast 
genau  gleichen  Breiten  sich  gegenüber  liegen,  wie  die  Tabelle 
auf  Seite  65  zeigen  mag. 

Neben  diesem  eigenartigen  Endergebnis  der  problematischen 
weltweiten  Wanderzüge  ist  noch  besonders  beachtenswert,  daß 
von  keiner  dieser  Gruppen  auf  den  weiten  Verbindungsstrecken 
zwischen  den  jetzigen  Sondergebieten  irgend  welche  offenbare 
Relikte  zurückgeblieben  sind.  Als  einziger  hier  in  Rechnung 
zu  setzender  Fall  könnte  der  Fund  des  Chilota  exul  ROSA 
von  der  kleinen  Kap  Verde'schen  Insel  S.  Antonio  angeführt 
werden;  doch  ist  kaum  anzunehmen,  daß  wir  es  hierbei  mit  einem 
endemischen  Vorkommnis  zu  tun  haben.  Derartige  winzige  ozea- 
nische Inseln  entbehren  im  allgemeinen  endemischer  Terricolen, 
die  hier  keinen  genügenden  Spielraum  haben,  um  dem  Andrängen 
eingeschleppter  kräftigerer  Formen  dauernd  standzuhalten  oder 
auszuweichen.  Zumal  eine  solche  ganz  aus  Laven  und  vulkani- 
scher Asche  aufgebaute  waldlose  Insel  mit  einem  dem  Sahara- 
klima ähnlichen  Trockenklima,  wie  S.  Antonio,  ist  kaum  als 
Heimat  endemischer  Terricolen  anzusprechen.  Mutmaßlich  ist 
Ch.  exul,  wie  schon  ROSA  annahm,  eine  eingeschleppte  Form, 
beheimatet  in  Kapland  oder  im  Magalhaensischen  Gebiet  (deshalb 
der  Name  „exul^').  Nun  ist  ja  allerdings  das  Nichtvorkommen 
einer  bestimmten  Form  im  bestimmten  Gebiet  nicht  beweiskräftig. 
Sie  mag  durch  irgend  welchen  uns  unbekannten  Umstand  ver- 
nichtet worden  sein.  Hier  aber  handelt  es  sich  nicht  um  eine 
einzige  Formengruppe,  sondern  um  eine  beträchtlich  große  Zahl 
verschiedener  Gruppen,  die  in  ihrem  ganzen  Auftreten  durchaus 
nicht  den  Eindruck  der  Schwäche  gewähren,  zum  Teil  um  große 
Familien,  die  eine  reiche  Entfaltung  von  Gattungen  und  Arten 
aufweisen,  wie  die  Glossoscoleciden  des  tropischen  Südamerika 
(15  Gattungen  mit  zusammen  114  Arten)  und  die  terricole  Ab- 
teilung der  Microchätiden  in  dem  beschränkteren  Raum  Südafrikas 
samt  Madagaskar  (3  Gattungen  mit  zusammen  etwa  39  Arten). 
Es  ist  schwer  einzusehen,  daß  diese  offenbar  entfaltungskräftigen 


65 


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Relikte  sollten  zurückgelassen  haben;  finden  sich  auf  diesen 
weiten  Strecken  doch  manche  Distrikte,  die  wohl  für  die  Erhaltung 
von  Relikten  geeignet  scheinen:  so  einerseits  dasCordilleren-Gebiet 
Mittelamerikas,  andererseits  der  Kamerun-Berg,  die  eine  zum 
Teil  beträchtliche  Reliktengruppe  der  noch  älteren,  überhaupt 
nur  noch  in  typischen  Reliktengebieten  vorkommenden  Gattung 
Jlcanfhodrilus  aufweisen.  Selbst  die  nachweislich  verbreitungs- 
kräftigsten Terricolengruppen,  die  Farn.  Xumbricidae  und  die 
Gattung  pherefima,  haben  nicht  vermocht,  ihr  Gebiet  von  älteren 
terricolen  Konkurrenten  ganz  zu  reinigen  und  mußten  Relikte  der- 
selben dulden,  so  die  Lumbriciden  die  kleine  Reliktengattung 
J{ormogaster  im  Tyrrhenischen  Gebiet,  pherefima  gewisse  Moni- 
ligastriden-Gattungen  sowie  einzelne  Vertreter  älterer  Gattungen 
ihres  eigenen  Megascoleciden-Stammes.  Aber  nur  ein  Teil  des 
problematischen  Nordbrücken-Weges  zwischen  den  Gebieten  der 
unmittelbar  mit  einander  verwandten  terricolen  Microchätiden  und 
Glossoscoleciden  fällt  in  den  Bereich  einer  dieser  beiden  ver- 
breitungskräftigen Formen,  nämlich  der  Lumbriciden,  fast  die 
Hälfte  des  Weges    ist    frei  von   solchen  notorischen  Bedrängern. 

Auch  gewisse  speziellereVerbreitungsverhält- 
n  i  s  s  e  sprechen  mehr  für  unmittelbare  transatlantische  Ver- 
knüpfung der  Beziehungsglieder  als  für  jene  weit  spannende 
Verknüpfung. 

Besonders  schwerwiegend  erscheinen  mir  die  Verbreitungs- 
verhältnisse der  Unterfam.  J)//}/cic(7/'a'///7(7e  (Kartensk.  l,nordwestl. 
Viertel).  Die  Stammgattung  J)iplocardia  findet  sich  lediglich  im 
gemäßigten  Nordamerika  von  Nebraska  und  Illinois  bis  Nieder- 
California,  Mexico  und  Florida.  Die  Tochtergattungen  Jrigaster 
und  ^apotecia  sind  beide  beschränkt  auf  Mexico  und  Westindien. 
Die  Enkelgattung  J)ichogaster,  entsprossen  aus  Trigaster,  ist  ende- 
misch einerseits  in  Mittelamerika  und  angrenzenden  kleinen  kon- 
tinentalen Distrikten,  nordwärts  bis  Mittel-Mexico,  südwärts  bis 
Ecuador,  sowie  in  Westindien,  andererseits  im  tropischen  Afrika 
von  der  atlantischen  Küste  (Gambia,  Portugiesisch-  und  Französ.- 
Guinea,  Liberia,  Togo,  Kamerun,  Französisch-  und  Belgisch-Kongo) 
ostwärts  in  den  südlicheren  und  mittleren  Breiten  ungefähr  bis 
zum  ostafrikanischen  Graben  (Nyassa-Land,  westliches  Deutsch- 
und Britisch-Ostafrika),  in  den  nördlicheren  Breiten  in  schmalem 
Vorstoß  über  die  Galla-Länder  bis  Harrar,  also  fast  bis  an  die 
Küste  des  Indischen  Ozeans.  Die  besonderen  Verhältnisse  der 
afrikanischen  T)ichogasfer  sprechen  nun  nicht  für  eine  nord- 
südliche,   sondern    für    eine    westöstliche,    von   der  atlantischen 


—  67  — 

Küste  gegenüber  Westindien  ausgehende  Verbreitung  quer  über 
das  tropische  Afrii<a.  In  Gambia,  Portugiesisch-  und  Französisch- 
Guinea  sowie  in  Sierra-Leone  ist  J)ichogasfer  mit  großer  Arten- 
zahl allein  herrschend.  In  Liberia  stößt  sie  auf  die  ersten  spär- 
lichen Vorposten  der  vom  Osten  her  vorrückenden  Eudriliden,  mit 
denen  sie  sich  in  ihrem  ganzen  übrigen  afrikanischen  Gebiet  durch- 
schnittlich etwa  gleichwertig  in  die  Herrschaft  teilt.  J)ichogasfer 
geht  aber  im  allgemeinen  nur  bis  zu  der  oben  erwähnten  Linie, 
ungefähr  durch  den  ostafrikanischen  Graben  markiert,  ostwärts; 
in  den  ostwärts  davon  gelegenen  Küstendistrikten  fehlt  sie  ^')-  Da- 
gegen sind  die  Eudriliden,  deren  Verbreitungsherd  offenbar  in  der 
Nähe  des  ostafrikanischen  Grabens  liegt,  und  die  eher  zur  Stelle 
waren,  auch  in  die  Küstendistrikte  Britisch-  und  Deutsch-Ostafri- 
kas eingerückt,  und  zwar,  wie  die  örtliche  Aneinander- 
reihung gewisser,  eine  Entwicklungsreihe  bildender  Gattungen 
zeigt,  vom  Norden,  dem  Gebiet  des  Weißen  Nils  und  den  Galla- 
Ländern  her,  von  jenem  Gebiet,  in  das  T)ichogaster  nur  seine 
äußersten,  spärlicher  werdenden  Vorposten  vortreiben  konnte,  die 
sich  damit  als  die  jüngsten,  noch  auf  dem  Vormarsch  begriffenen 
Pioniere  ihrer  vom  Westen  einrückenden  Gattung  kennzeichnen. 
Bei  unmittelbarer  hibezugsetzung  von  Amerika  und  Afrika  ergäbe 
sich  also  eine  ungemein  einfache  Verbreitung  der  Diplocardiinen 
(Stammgattung  T)iplocardia,  gemäßigtes  Nordamerika  bis  Mexico, 
Tochtergattungen  ^apofecia  und  Jn'gaster,  Mittelamerika,  West- 
indien, Enkelgattung /)/c/70^(75/er,  Mittelamerika,  Westindien  und 
Tropisch-Afrika  von  Senegambien-Liberia  ostwärts).  Es  hält 
schwer,  im  Hinblick  auf  diese  Verbreitungsverhältnisse  auf  die 
Annahme  einer  unmittelbaren  Beziehung  zwischen  den  J)ichogaster~ 
Faunen  von  Westindien  und  Gambia-Liberia  zu  verzichten  und  diese 
Parallelität  in  den  beiderseitigen  Gebieten  als  das  gewissermaßen  zu- 
fällige Ergebnis  zweier  von  einander  unabhängiger  Wanderzüge 
zu  betrachten.  Wollte  man  trotzdem  die  Verbreitung  der  Diplo- 
cardiinen als  wellenförmige  Einwanderung  vom  Norden  her  er- 
klären, so  stellte  sich  dem  auch  noch  der  Umstand  entgegen, 
daß  die  Stammgattung  (j)iplocardia)  im  amerikanischen  Gebiet 
die  nördlichere  Strecke  in  ganzer  Breite  des  Kontinents,  die  jüngere 
Gattung  I)ichogaster  hier  nur    die  südlicheren  Strecken    besetzt 

'')  Die  angeblich  im  Küstendistrikt  Deutsch-Ostafrikas  (Wanga)  endemische 
2*.  wangaensis  MICH,  ist  kaum  als  selbständige  Art  anzusehen,  sondern 
höchstens  als  besondere  Form  der  2).  austeni  (BEDD.),  einer  ziemlich 
stark  peregrinen,  in  Deutsch-Ostafrika  eingeschleppten  Art,  zu  betrachten. 
Sie  ist  offenbar  wie  diese  von  Westen  her  eingeschleppt  worden.  — 
W. MICHAELSEN,  1905,  Die  Oligochäten  Deutsch-Ostafrikas;  in:  Zeitschr 
wiss.  Zool.,  L.  XXXII,  p.  313, 


—  H8  — 

hält,  daß  sich  also  die  Stammgattung  auf  dem  problematischen 
Nordbrücken-Wege  zwischen  dem  amerikanischen  und  dem  afri- 
kanischen Spndergebiet  der  Enkelgattung  J)ichogasfer  einschiebt 
und  hier  in  verhältnismäßig  guter  Entfaltung  fortlebt,  während 
man  annehmen  müßte,  daß  ihre  nachweislich  sehr  verbreitungs- 
kräftige Enkelgattung  hier  verschwunden  sei.  Es  wäre  aber  schwer, 
eine  Ursache  für  diese  Vernichtung,  die  nicht  zugleich  auch  die 
Ahnengattung  J)iplocard!a  getroffen  hätte,  zu  finden.  Kräftigere 
Konkurrenten  kommen,  abgesehen  von  dem  kleinen  Ostwinkel  mit 
endemischen  Lumbriciden,  jedenfalls  nicht  in  Frage,  und  für  ander- 
weitige Vernichtungsursachen,  etwa  eine  Krankheitsepidemie,  die 
wohl  in  kleinen  abgeschlossenen  Bezirken  (etwa  auf  kleineren 
Inseln)  vernichtend  wirken  könnte,  ist  der  Raum  zu  umfangreich. 
Diese  Verbreitungsverhältnisse  von  ])iplocardia  und  J)ichogasfer 
würden  rätselhaft  bleiben. 

Auch  die  transatlantische  Beziehung  der  terricolen  GIosso- 
scoleciden  des  tropischen  Südamerikas  zu  den  unmittelbar  aus 
ihnen  entsprossenen  terricolen  Microchätiden  Süd-Afrikas  gewinnt 
an  Unmittelbarkeit,  wenn  man  in  Rücksicht  zieht,  daß  die  spe- 
ziellere Mutterform  der  Microchätiden,  die  Gruppe  der  Gattung 
6/ossosco/ex,  ausgesprochen  atlantisch  ist,  allein  herrschend  und 
sowohl  in  kleinen,  großen  und  riesigen  Formen  vorkommend  in 
den  atlantischen  Küstendistrikten  von  La  Plata  bis  Mittel-Brasi- 
lien (Rio  de  Janeiro),  während  sie  in  den  westlichen  Cordilleren- 
Gebieten,  den  Gebieten  der  älteren  Arten  (Jhamnodrilus,  Jindio- 
drilus  etc.),  nur  durch  einzelne  zerstreute  und  ausschließlich 
winzige  Formen  vertreten  ist. 

Für  die  Verbreitungsverhältnisse  in  dem  zweiten, 
kleineren  der  beiden  Hauptverbreitungssysteme, 
die  sich  hauptsächlich  im  Indomalayisch-Australischen  Ge- 
biet abspielen  und  die  große  Fam.  JYtegascolecidae  sowie  die 
kleinere  Acanthodriliden-Unterfam.  Öcfochaeiinae  betreffen,  kommt 
nur  eine  der  hochnordischen  Landbrücken,  und  zwar  die  Bering- 
Brücke,  in  Frage,  insofern  sie  eine  gute  Erklärung  für  das  Hin- 
überschweifen der  sonst  australisch-indischen  Gattungen  plutellus 
und  }/tegascolides  nach  den  westlichen  Küstendistrikten  Nord- 
und  Mittelamerikas  von  Britisch-Columbia  (Queen  Charlotte-Insel) 
bis  Guatemala  darbietet.  Im  übrigen  sind  auch  für  die  Verhält- 
nisse dieses  Verbreitungssystems  die  älteren  Erklärungen  meiner 
Ansicht  nach  nur  wenig  befriedigend.  Zumal  die  überseeischen 
Beziehungen  der  Oligochätenfauna  Vorderindiens  (Nördliches 
Vorderindien-Neuseeland,    Westliches    Vorderindien-Madagaskar, 


—  69  — 

Südliches  Vorderiiidien-Südaustralien)  Hessen  sich  bisher  wenig- 
stens nicht  einleuchtend  erklären. 

Die  Verbreitung  der  Oligochäten  im  Lichte 
der  Wegener'schen  Theorie  der  Kontinentenverschiebung. 

Die  oben  dargelegten  Schwierigkeiten  der  Erklärung  über- 
seeischer Beziehungen  terricoler  Oligochätengruppen  wären  mit 
einem  Schlage  gehoben,  wenn  man  die  WEGENER'sche  Theorie 
der  Kontinentenverschiebung  (1.  c.  s.  -)  als  erwiesen  ansehen 
dürfte,  rechnet  sie  doch  mit  einem  Wechsel  der  kontinentalen 
Aneinanderlagerungen  und  Trennungen,  ohne  den  Lehrsatz  der 
Geologen  über  die  Natur  des  Tiefseebodens  anzutasten.  Die 
geographische  Verbreitung  der  Oligochäten  entspricht  nämlich 
in  geradezu  überraschender  Weise  den  Sonderausführungen 
WEGENER's  über  den  Hergang  der  Kontinentenverschiebung. 

Im  Folgenden  will  ich  darlegen,  wie  sich  die  wesentlichsten 
Züge  der  geographischen  Verbreitung  der  Oligochäten  durch  die 
Theorie  der  Kontinentenverschiebung  auf  einfache  Weise  erklären 
Hessen.  Wenn  ich  hierbei  die  WEGENER'sche  Theorie  gewisser- 
maßen als  erwiesen  behandle,  so  geschieht  es  nur,  um  eine 
bequemerePorm  derDarstellungzu  gewinnen,  ohne 
meinen  anderenorts  dargelegten  Standpunkt  in  dieser  Frage 
ändern  zu  wollen. 

Zur  graphischen  Darstellung  der  betreffenden 
Verbreitungsverhältnisse  benutze  ich  zwei  von  Dr.  A.  WEGENER 
entworfene  und  mir  freundlichst  von  ihm  zur  Verfügung  gestellte 
Kartenskizzen,  die  WEGENER's  Ansicht  von  der  mutmaßlichen 
ungefähren  Konfiguration  der  Kontinente  im  Karbon  und  im  Eozän 
darlegen.  Bei  den  Originalskizzen  nimmt  (besonders  in  der  au- 
stralisch-neuseeländischen Region  im  Eozän)  der  Schelf,  der  von 
Flachsee  überspülte  Teil  der  Kontinente,  einen  sehr  breiten  Raum 
ein,  auch  nach  WEGENER's  Ansicht  einen  breiteren,  als  er  wohl 
tatsächlich  besessen  hat.  Dies  beruht  auf  der  Lückenhaftigkeit 
unserer  geologischen  Kenntnisse  (zumal  von  dem  besonders  er- 
wähnten Gebiet,  das  zweifellos  auch  im  Eozän  landfeste  Teile 
darbot;  sonst  hätten  die  älteren  Land-  und  Süßwasserformen, 
die  wir  jetzt  in  diesem  Gebiet  finden,  so  die  zweifellos  ein  höheres 
geologisches  Alter  besitzenden  Wurzelformen  der  terricolen  Oligo- 
chäten [Jicanfhodrilus],  nicht  das  Eozän  überdauern  können). 
Es  fehlen  aber  die  geologischen  Dokumente  für  die  Karto- 
graphierung  dieser  landfesten  Teile.  Ich  habe  deshalb  in  meinen 
Kopien  der  WEGENER'schen  Kartenskizzen  keinen  Unterschied 
zwischen  landfestem  Kontinent  und  Schelf  gemacht. 


—  70  — 

Die  Verbreitung  der  terricolen  Oligochäten 
spielte  sich  auf  zwei  großen  Gebieten  ab,  die  nur  in 
einzelnen  Randteilen  übereinander  greifen,  und  die  gesondert, 
jedes  für  sich,  betrachtet  werden  können. 

In  dem  ersten  Gebiet  —  ganz  Amerika,  Afrika  und 
Europa  sowie  Asien  mit  Ausnahme  seiner  Süd-  und  Südost-Teile 
—  kamen  zur  Verbreitung  einzelne  Gruppen  der  Familienreihe 
J)ftegascolecina    (Kartensk.  1,    westliche    Hälfte)    und    die    ganze 


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Familienreihe  Xumbricina    (Kartensk.  2)    mit    Ausnahme    einiger 


Arten  der  limnischen  Gattung  Glyphidrilus,  die  in  das  zweite 
Gebiet  eingedrungen  ist.  Für  die  Eigenart  der  Verbreitung 
innerhalb  dieses  Gebietes  kommt  hauptsächlich  die  Kontinenten- 
spaltung und  -Trennung  in  Betracht,  die  nach  WEGENER  zur 
Bildung  des  Atlantischen  Ozeans  führte.  Ich  habe  oben 
(p.64)  eingehend  dargelegt  und  durch  einetabellarischeZusammen- 
stellung  (p.  65)  veranschaulicht,   wie  sich  eine  große  Anzahl  von 


—  72  — 

Beziehungslinien,  nämlich  5  terricole  und  3  limnische  Formen- 
gruppen betreffend,  quer  über  den  Atlantischen  Ozean  spannen, 
eine  Häufung  regelmäßiger,  annähernd  paralleler  Beziehungen, 
die  es  höchst  wahrscheinlich  macht,  daß  man  es  hier  mit  u  n  - 
mittelbaren,  d.h.  transatlantischen  Beziehungen 
zu  tun  habe.  Diese  transatlantischen  Beziehungen  sind  durch 
die  WEGENER'sche  Theorie  ohne  weiteres  zu  erklären.  Denkt 
man  sich  den  nach  dieser  Theorie  von  Europa-Afrika  abge- 
brochenen und  westwärts  abgeschobenen  amerikanischen  Konti- 
nent wieder  zurückgeschoben  und  an  Europa-Afrika  angeschmiegt, 
so  würden  die  jetzt  weit  getrennten  Sondergebiete  rechts  und 
links  vom  Atlantischen  Ozean  meist  zu  einem  einheitlichen  Ge- 
biet zusammenfließen.  Es  würde  dadurch  ein  höchst  einfaches 
Verbreitungssystem  erzielt  werden.  Für  die  südlichste  Gruppe, 
den  Acanthodrilinen  Chitofa  (Kartensk.  1),  müßte  man  vielleicht 
die  Antarktische  Scholle  als  vermittelndes  Glied  in  Anspruch 
nehmen,  falls  man  nicht  annehmen  darf,  daß  sich  das  Kapland 
einstmals  weiter  südwärts  bis  zu  dem  amerikanischen  Distrikt 
der  jetzigen  Falkland-Inseln  erstreckt  habe. 

Was  die  zeitlichen  Verhältnisse  anbetrifft,  so  kann 
die  Trennung  der  Kontinente  im  nördlichen  Teil  des  Gebiets  nur 
eine  verhältnismäßig  junge  sein,  handelt  es  sich  hier  doch  um 
die  jüngste  Gruppe  der  Familienreihe  Xumbricina,  die  Familie 
Xumbricidae  (ßimasfus  und  €isenia),  der  wir  nur  ein  verhält- 
nismäßig geringes  geologisches  Alter  zumessen  dürfen.  Im  süd- 
lichen Teil  müssen  wir  dagegen  ein  verhältnismäßig  hohes  Alter 
der  Kontinententrennung  vermuten,  hat  sich  doch  nach  der  Trennung 
aus  dem  Stamm  der  südafrikanischen  Microchäten  der  ganze 
Stammbaum  der  mittleren  und  jungen  Lumbricinen  von  Xynofus 
über  den  problematischen  kxc\\\-J)rilocrius  (1.  c.  s.  ^),  p.  31)  zu 
Jllma  und  J)rilocrius,  sowie  über  Criodrilus  zu  den  Lumbriciden 
entwickeln  können.  Das  Hinüberschweifen  des  mittelalten  J)rilo- 
crius  von  Tropisch-Afrika  nach  Brasilien  bedurfte  vielleicht  keiner 
ganz  kontinuierlichen  Landverbindung,  da  ßr/'/ocr/us  eine  limnische 
Form  ist.  Ihr  genügte  vielleicht  bei  geringerer  Entfernung  zwischen 
den  Kontinenten  eine  Inselbrücke.  Auch  die  Verhältnisse  der 
südlichsten  Gruppe,  der  Chilotacea,  sprechen,  wenn  auch  nicht 
geradezu  beweisend,  für  ein  höheres  Alter  der  atlantischen  Kon- 
tinententrennung im  südlichen  Teil  des  Gebietes.  Es  hat  sich 
nämlich  die  aus  dem  südamerikanisch-afrikanischen  Chilofa  ent- 
sprossene Tochtergattung  Ifagansia  nur  im  amerikanischen 
Sondergebiet,  also  mutmaßlich  nach  der  Trennung  der  Gebiete 
entwickelt,    und    zwar  hier  in  so    üppiger    und   räumlich    weiter 


—  73  — 

Entfaltung,  daß  man  eine  recht  lange  Dauer  ihrer  Entwicklung, 
also  auch  der  Zeit  nach  der  Kontinententrennung,  annehmen  dürfte. 

Einen  ganz  anderen,  viel  mannigfaltigeren  Charakter  zeigt 
das  System  der  geographischen  Beziehungen  zwischen  den  ver- 
schiedenen Distrikten  terricoler  Oligochäten  in  dem  zweiten 
hauptsächlichsten  Verbreitungsgebiet,  Süd- 
und  Südost-Asien,  den  Malayischen  Archipel  und  Australien  mit 
Neuseeland  umfassend,  und  diesem  Charakter  entsprechen  auch 
die  komplizierteren  erdgeschichtlichen  Vorgänge,  die  nach 
WEGENER's  Theorie  in  diesem  Gebiet  stattgefunden  haben,  und 
durch  die  ich  diese  eigenartigen  Beziehungen  glaube  erklären  zu 
können:  die  Verschiebungen,  Schrumpfungen  und  Zerrungen  der 
Kontinente,  zumal  die  eigenartige  Wanderung  der  australischen 
Scholle. 

Als  Oligochätenmaterial  (Kartensk.  1,  östl.  Hälfte) 
kommen  hier  hauptsächlich  nur  2  Gruppen  der  Megascolecinen- 
Familienreihe  in  Betracht,  die  Acanthodriliden-Unterfam.  Öcfo- 
chaefinae,  zumal  deren  Stammformen  ^ovi/asco/ejir  wnAöcfochaefus, 
und  einige  mittlere  und  jüngere  Glieder  der  Farn.  Jftegascolecidae. 
Die  ältereren  Glieder  dieser  Familie,  piutellus  und  Jäegascolides, 
kommen  hier  nicht  in  Betracht,  da  sie  sich  noch  während  des 
ursprünglichen  Zusammenhanges  über  das  ganze  Gebiet  und  über 
diese  Grenze  hinaus  nach  der  Westseite  Nordamerikas  hin  ver- 
breiten konnten,  eine  Verbreitung,  die  sich  sehr  wohl  durch  eine 
nordische  Landbrücke  zwischen  Ost-Asien  und  Alaska  erklären 
ließe.  Einige  mittlere  Gattungen  der  JYlegascolecidae  kommen 
deshalb  nicht  in  Frage,  weil  sie  überhaupt  keine  beträchtliche 
Verbreitung  über  ihren  Entstehungsherd  hinaus  gefunden  haben 
(z.B.  die  j)!gaster-Qxi\^\)t),  oder  auch,  weil  ihre  verwandtschaft- 
lichen Beziehungen  sich  nicht  sicher  feststellen  lassen. 

Am  bedeutsamsten  in  den  Verbreitungsverhältnissen  dieses 
Gebietes  sind  die  eigenartigen  und  weitausgreifenden  über- 
seeischen Beziehungen  der  verschiedenen  Distrikte 
Vorderindiens,  deren  jeder  seine  eigene  Oligochäten-Fauna 
mit  ihren  besonderen  Beziehungen  aufweist. 

Der  Süddistrikt  Vorderindiens  samt  Ceylon 
ist  vor  allem  charakterisiert  durch  die  üppige  Entfaltung  der 
Gattung  jYtegascolex  s.  1.  (J/legascotex  s.  s.  -\-  jYotoscolex).  Nach 
Norden  nimmt  ihre  Vorherrschaft  schnell  ab,  und  schon  in  Curg 
und  Mysore  ist  sie  nur  noch  sehr  spärlich  vertreten.  Weiter  nach 
Norden  verliert  sich  jYlegascolex  zunächst  ganz,  um  jedoch 
plötzlich  im  östlichen  Himalaya-Gebiet  (Abor)  in  einer  kleinen 
Kolonie    verwandter  Arten   {jYofosco/ex  sfewarfi-Gruppe)    wieder 


-u  ^ 

aufzutreten.  Diese  Gruppe  zeigt  aber  eine  solche  Besonderheit 
(Verschiebung  der  Organe  des  Vorderkörpers  um  ein  Segment 
nach  vorn  hin),  daß  ihre  Zugehörigkeit  zur  Gattung  jYtegascolex 
sehr  zweifelhaft  erscheint.  Sie  bedarf  jedenfalls  noch  einer 
näheren  Untersuchung  und  muß  hier  unberücksichtigt  bleiben, 
denn  ihre  geographischen  Beziehungen  stehen  sicherlich  nicht  in 
Zusammenhang  mit.  der  in  Vorderindien  nach  Norden  offensicht- 
lich sich  verlierenden  eigentlichen  Gattung  JYtegascolex.  Ein 
zweites  üppiges  Entwicklungsfeld  für  J/tegascolex  bilden  die  S  ü  d  - 
distrikte  desAustralischen  Kontinents,  von  Süd- 
west-Australien (hier  in  mehreren  Arten  auf  den  südlichsten  Be- 
zirk beschränkt)  über  Südaustralien,  Victoria  und  Tasmanien  bis 
New  South  Wales,  und  hier,  nordwärts  an  Artenzahl  stark  ab- 
nehmend, bis  in  Queensland  hineinreichend.  Sie  geht  in  sehr 
spärlicher  Vertretung  bis  in  den  Cairns-Distrikt  von  Nord-Queens- 
land. Außerhalb  des  Australischen  Kontinents  tritt  sie  dann  noch 
auf  Neu-Caledonia,  der  N  orfolk-Insel  und  der  Nor  d- 
insel  von  Neuseeland  auf.  Auf  der  Südinsel  von  Neu- 
seeland fehlt  sie. 

Wesentlich  andere  geographische  Beziehungen  zeigen  ge- 
wisse Charakterformen  des  mittleren  Westdistriktes 
von  Vorderindien,  die  anscheinend  sehr  nahe  miteinander 
verwandten  beiden  Octochätinen-Gattungen  Srythraeodrilus  (s.  1.  : 
€ryfhraeodrilus-\-^oplochaetellaSTEV\\.,  nonMlCH.),  deren  erste 
auf  diesen  Distrikt  beschränkt  ist,  während  die  letzere  zugleich 
auch  in  Madagaskar  vorkommt  und  zwar  im  südlichen  Teil 
dieser  Insel. 

Wieder  andere  und  nicht  weniger  merkwürdige  Beziehungen 
zeigt  schließlich  die  Oligochäten  -  Fauna  des  nördlichen 
Vorderindiens.  Diese  ist  charakterisiert  einenteils  durch 
gewisse  Gattungen  der  Unterfam.  Öcfochaefinae,  von  denen  aber 
öcfochaetus  auch  außerhalb  Vorderindiens  und  des  angrenzenden 
Birmas  vorkommt,  und  zwar  auf  Neuseeland,  Nord-  und 
Südinsel,  anderenteils  durch  die  Megascoleciden-Gattung/mo/7z/r 
s.  1.  (perionyx  s.  s.  -\-  J)iporochaefa),  die  außerhalb  des  vorder- 
indischen Gebietes  in  Neuseeland  samt  Chatham-  und 
Auckland-Inseln  endemisch  ist  und  außerdem  noch  ziem- 
lich üppige  Kolonien  an  zwei  weit  von  einander  gesonderten 
Distrikten  Ost-Australiens,  nämlich  im  nördlichen  Queens- 
land und  in  Victoria  samt  Tasmania,  bildet,  während  sie  im 
Zwischengebiet  von  New  South  Wales,  Süd-  und  Mittel-Queensland 
fehlt.  Zu  beachten  ist,  daß  die  hier  in  Er()rterung  befindlichen 
Gattungen  Öcfochaetus  und  perionyx  tatsächlich   typisch   nord- 


—  75  — 

indisch  sind,  wenngleich  sie  auch  in  Mittel-  und  Süd-fndien, 
perionyx  außerdem  auch  in  Ceylon  auftreten.  Es  handelt  sich 
hier  offenbar  um  junge  Einwanderung  vom  Norden  her  (Öctochaetus), 
wenn  nicht  gar  lediglich  um  Verschleppung  durch  den  Menschen 
{perionyx).  Das  geht  nicht  nur  hervor  aus  der  Abnahme  der 
Häufigkeit  nach  Süden  zu,  sondern  für  Öctochaetus  auch  aus 
dem  Umstand,  daß  er  auf  Ceylon  fehlt,  dessen  Oligochäten-Fauna 
doch  sonst  ganz  südindischen  Charakter  aufweist.  Öctochaetus 
gehört  eben  nicht  zu  den  südindischen  Charakterformen,  sondern 
ist  erst  nach  der  Loslösung  Ceylons  vom  Festland  in  Süd-Indien 
eingerückt.  Die /*e/-/b/7yx- Arten  Süd-Indiens  und  Ceylons  anderseits 
gehören  einer  Gruppe  an  (Nephridialporen  jederseits  unregelmäßig 
abwechselnd  in  zwei  Längslinien  angeordnet),  die  peregrinatorische 
Fähigkeiten  zeigt  {p.  sansibaricus  MICH,  sowohl  in  Vorderindien 
wie  auch  auf  Sansibar  gefunden).  Wie  ja  auch  der  Fundort  des 
p.  ceylonensis  MICH.:  „Botanischer  Garten  zu  Peradeniya",  ein 
typischer  Peregrinatoren-Herd  ist.  Auch  die  perionyx- Arten,  die 
auf  Inseln  des  Malayischen  Archipels  gefunden  worden  sind, 
/.  excavatus  E.  PERR.  und  p.  violaceus  HORST,  sind  ganz 
zweifellos  peregrine,  von  Menschen  verschleppte  Arten. 

Diese  eigenartigen  Beziehungen  der  verschiedenen 
Distrikte  Vorderindiens  zu  weit  enfernten  überseeischen  Ge- 
bieten waren  bisher  schwer  erklärbar,  zumal  die  zwischen  dem 
nördlichen  Vorderindien  und  Neuseeland  unter  Ausschaltung  des 
Australischen  Kontinents  sowie  der  ganzen  Zwischenstrecke  des 
Malayischen  Archipels  und  Hinterindiens,  wie  schwer  erklärbar, 
das  mag  daraus  ersehen  werden,  daß  ROSA  (1.  c.  s.  ')  und  ^)  und 
STEPHENSON  (1.  c.  s.  ^)  keinen  anderen  Ausweg  wußten,  als 
die  Annahme  einer  Polyphylie  der  betreffenden  Gattung.  Diese 
Annahme  mochte  zu  rechtfertigen  sein,  solange  nur  die  eine  Gattung 
öctochaetus  in  Frage  kam,  wurde  aber  so  gut  wie  unhaltbar,  als 
BENHAM^"*)  das  Vorkommen  einer  zweiten  nordindischen  Gattung, 
Perionyx,  im  Neuseeland-Gebiet  (zunächst  auf  den  Auckland-Inseln) 
nachwies.  Die  Angabe  BURR's  ^'•*)  über  die  Dermapteren-Gattung 
pseudisolabis,  die  zwei  Arten  im  nördlichen  Vorderindien  auf- 
weist, während  die  dritte  Art  zusammen  mit  der  einzigen  Art  der 
nahe  verwandten  Gattung/(7r/5o/aZ'/5  Neuseeland  bewohnt,  zeigt,  daß 
diese  eigenartigen  Beziehungen  durchaus  nicht  auf  die  Ohgochäten 
beschränkt  sind.     Es  handelt  sich  hier  also  nicht  um  ein  einzelnes 


'^)  W.  B.  BENHAM,  1909,    Report    on  Oligochaeta    of  the  subantarctic  Islands 

of  New  Zealand;  in:  Subantarct.  Isl.  New  Zealand,  Xll,  p.  288. 
1")  M.  BURR,  1910,  Dermaptera;  in:  Fauna  of  the  britisch  India,  London;  p.  103, 


-  76  — 

Vorkommen,    sondern   um  eine  Gruppe  paralleler,    von   einander 
unabhängiger  Vorkommnisse,  um  ein  ganzes  Verbreitungssystem. 

Die  WEGENER'sche  Theorie  von  der  Kontinentenver- 
schiebung bietet  eine  auffallend  einfache  Erklärung  für 
diese  verschiedenen  überseeischen  Beziehungen  der  Oligochäten- 
Fauna  Vorderindiens.  Betrachten  wir  die  WEGENER'sche  Karten- 
skizze über  die  mutmaßliche  ungefähre  Konfiguration  der  Kontinente 
im  Karbon  (Kartenskizze  1,  östliche  Hälfte),  so  sehen  wir  zunächst, 
daß  das  vor  Auffaltung  des  Himalaya  langgestrekte  Vorderindien 
bis  nach  Madagaskar  reichte  und  sich  mit  seiner  Westseite,  dem 
jetzigen  J{owasco/ex-Distnkt  (Curg-Mysore),  unmittelbar  an  Mada- 
gaskar, den  zweiten  Fundort  von  J{owascolex,  anschmiegte:  Ein- 
fache Erklärung  für  die  transozeanische  Beziehung  des  West- 
Distriktes  von  Vorderindien.  Ferner  sehen  wir,  daß  die  Australisch- 
Neuseeländisch-Neuguineensische  Scholle,  südlich  mit  der  Antark- 
tischen Scholle  im  Zusammenhang  stehend,  mit  ihrem  nördlichen 
Kopfende  (Neuguinea)  in  den  Meeres-Winkelraum  (den  späteren 
Golf  von  Bengalen)  zwischen  Vorderindien  und  Hinterindien  samt 
der  Malayischen  Scholle  hinein  ragt.  Es  ist  anzunehmen,  daß 
diese  Australische  Scholle  in  noch  früherer  Zeit  mit  ihrer  West- 
seite an  die  Ostseite  Vorderindiens  angelagert  gewesen  sei.  Es 
konnten  sich  in  diesem  Zusammenhang  die  einfachen  und  ununter- 
brochenen Verbreitungslinien  vom  südlichen  Vorderindien 
über  Ceylon  nach  dem  südlichsten  West-Australien  usw.  {jYtegasco- 
lex)  und  vom  nördlichen  Vorderindien  über  Neuguinea 
nach  Neuseeland  {Octochaefus,  Pseudisolabis)  bezw.  nach  Nord- 
Queensland,  Neuseeland,  Südost-Australien  {pen'onyx)  bilden. 
Zu  beachten  ist,  daß  Neuguinea  ein  vollwertiges  Glied  dieser  nörd- 
lichenVerbreitungsliniedarstellt.  Nachdem  sich  dann  die  Australische 
Scholle  von  der  Antarktischen  losgelöst  hatte,  wurde  sie  nordost- 
wärts  abgedrängt  und  mit  ihrem  nordostwärts  vorragenden  Kopf 
Neuguinea  in  die  Malayische  Scholle  hineingeschoben.  Man  sieht 
in  der  Aufrollung  der  teils  submarinen  Höhenrücken,  Flores-Banda- 
Inseln  und  Timor-Ceram  an  der  Westseite,  Neu-Pommern  an  der 
Ostseite,  noch  jetzt  die  Folgen  dieses  Zusammenstoßes.  Bei  diesem 
katastrophalen  Vorgang  wurde  nun  der  in  innigste  Berührung  mit 
der  Malayischen  Scholle  kommende  Rammkopf  Neuguinea  von 
der  jüngsten,  verbreitungskräftigen  Megascoleciden -Gattung 
Pherefima,  die  mittlerweile  auf  der  Malayischen  Scholle  zur  Herr- 
schaft gelangt  war,  überschwemmt  und  seiner  älteren  Oligochäten- 
Fauna  {Öctochaefus,  Perionyx  u.  a.)  beraubt.  Auf  diese  Weise, 
durch  den  Ausfall  Neuguineas,  vergrößerte  sich  die  Lücke  in  der 
Verbreitungslinie  Nordindien — Neuseeland  und  nahm  eine  Weite 
an,  die  eine  Erklärung  durch  einstige  unmittelbare  Landverbindung 


1 1 


fast  unmöglich  erscheinen  ließ.  Neuseeland  muß  bei  dieser 
/'/7e/'e'///77(7-Katastrophe  schon  von  Neuguinea  getrennt  gewesen  sein, 
und  auch  der  australische  Kontinent  war  wohl  kaum  noch  mit 
Neuguinea  in  länger  dauernder  unmittelbarer  Landverbindung, 
mutmaßlich  schon  durch  eine  schmale  Flachsee  davon  getrennt; 
denn  eskonntehöchstens  eine  einzige p/iereffma-AYtip/i.  queenslan- 
cffca,  anscheinend  in  Nord-Queensland  endemisch)  nach  dem  Austra- 
lischen Kontinent  gelangen.  Auch  die  Trennung  Neuseelands 
von  Australien,  wenigstens  durch  eine  Flachsee,  muß  schon 
ziemlich  früh  stattgefunden  haben,  denn  Neuseeland  zeigt  nur 
geringe  Beziehungen  zum  Australischen  Kontinent.  DieOctochätinen 
fehlen  in  Australien  gänzlich,  ebenso  die  auf  Neuseeland  be- 
schränkten Gattungen  der  Acanthodriliden-Unterfam.y>fü'or/a'r/7//7a'e'. 
Die  sonst  ganz  auf  das  Neuseeland-Gebiet  beschränkte  Acantho- 
driliden-Gattung  J(hododrilus  weist  nur  eine  einzige  Art  auf 
der  Australischen  Nord-Halbinsel  Cape  York  auf,  eine  Beziehung, 
die  mutmaßlich  durch  Neuguinea  vermittelt  wurde,  ein  Mittelglied 
in  der  Verbreitung  von  l^hododrilus,  das  durch  die  eindringende 
pheretima  eliminiert  wurde.  Nur  Perionyx  weist  neben  einer 
ähnlichen,  mutmaßlich  ebenfalls  durch  Neuguinea  vermittelten 
Beziehung  von  Neuseeland  zu  Nord-Queensland  noch  eine  zweite 
südlichere  Beziehung  von  Neuseeland  zu  Südost-Australien  (Tas- 
mania,  Victoria)  auf.  Andererseits  konnte  die  typisch  südindisch- 
südaustralische,  aber  bis  Queensland  nordwärts  gehende  Gattung 
JYtega^cclex  noch  auf  der  Nordinsel  von  Neuseeland  Fuß  fassen. 
Wahrscheinlich  lösten  sich  zuerst  die  mittleren  Teile  Neuseelands 
bogenförmig  vom  Australischen  Kontinent  los,  während  das  Süd- 
ende mit  Tasmania,  das  Nordende  mit  Neuguinea  zunächst  noch 
in  Zusammenhang  blieb.  Dann  sonderte  sich  das  Südende  von 
Tasmania  und  erst  eine  beträchtliche  Zeit  später  das  Nordende 
von  Neuguinea  ab.  In  dieser  Auffassung  von  der  Lostrennung 
Neuseelands  stimme  ich  vielleicht  nicht  ganz  mit  A.  V/EGENER 
überein,  der  noch  im  Eozän  Neuseeland  innig  verbunden  mit  dem 
Australischen  Kontinent  zeichnet;  doch  ist  hierbei  zu  beachten, 
daß  meine  Anschauung  nicht  eine  kontinentale  Abtrennung,  sondern 
nur  eine  Sonderung  durch  beliebig  flache  Meeresteile  verlangt. 
Neuseeland  mag  noch  lange  mit  dem  Australischen  Schelf  in 
Verbindung  gestanden  haben,  als  es  schon  durch  einen  für  terricole 
Oligochäten  unüberschreitbaren,  wenn  auch  wenig  tiefen  Meeres- 
arm von  Australien  getrennt  war.  Eine  etwas  länger  dauernde, 
vielleicht  Isthmus-artige  Landve£bindung  hat  wahrscheinlich  noch 
durch  Vermittlung  Neu-Caledonias  und  die  Nordfblk-Insel  zwischen 
Süd-Queensland  und  der  Nordinsel  von  Neuseeland  stattgefunden 


—  78  — 

und  die  überwanderiing  von  jYtegascotex  ermöglicht.  Der  Weg 
über  Neuguinea  scheint  mir  für  jYlegascolex  nicht  annehmbar, 
weil  JYlegascolex  eine  typisch  südaustralische  Form  ist,  die  zwar 
bis  zum  Cairns-Distrikt  in  Nord-Queensland  nordwärts  geht,  hier 
aber  schon  so  spärlich  auftritt,  daß  wir  diesen  Distrikt  als  dem 
Endpunkt  ihrer  Nordwärtsverbreitung  nahe  liegend  ansehen  müssen. 
Vielleicht  handelt  es  sich  bei  dem  J/tegascolex  von  Neuseeland- 
Nord  auch  um  eine  spärliche  einseitige  Faunenzuschiebung  durch 
eine  auf  schaukelartig  sich  hebendem  Schelfgrunde  vor  sich 
gehende,  zu  keiner  Zeit  kontinuierliche  Landverbindung  in  der 
oben  genannten  Linie  Neu-Caledonia — Norfolk-Insel. 

Schlußbemerkungen  zu  den  verschiedenen  Erklärungen 
über  die  Verbreitung  der  Oligochäten. 

In  den  vorhergehenden  Kapiteln  habe  ich  an  der  Hand 
eines  reichen  Tatsachenmaterials  die  verschiedenen  Erklärungen 
über  die  Verbreitung  hauptsächlich  der  terricolen  Oligochäten, 
soweit  diese  Erklärungen  nicht  mit  allgemein  anerkannten  Lehr- 
sätzen der  Geologie  in  Widerspruch  stehen,  einer  eingehenden 
Prüfung  unterzogen.  Das  Ergebnis  dieser  Prüfung  war  einerseits 
die  Feststellung,  daß  es  zum  Zustandekommen  der  jetzigen  trans- 
ozeanischen Verbreitung  terricoler  Oligochäten  einer  ununter- 
brochenen Landverbindung  bedurfte,  andererseits  die  Feststellung, 
daß  sowohl  die  Theorie  der  Kontinentenverschiebung  wie  die 
Theorien  der  hochnordischen  Landbrücken  eine  mehr  oder  weniger 
einleuchtende  Erklärung  darbieten.  Es  handelt  sich  bei  einer 
Entscheidung  darüber,  welche  der  verschiedenen  Erklärungen  die 
zutreffende  sei,  bis  jetzt  nur  um  Wahrscheinlichkeits- 
verhältnisse. 

Die  Erklärungen  durch  die  Theorien  der  hoch  nor- 
dischen Landbrücken  leiden  unter  einer  Häufung  der 
UnWahrscheinlichkeiten  (z.  B. :  Regelmäßige  Aneinanderreihung 
der  Komponenten  der  5  bezw,  8  transatlantischen  Beziehungen 
rechts  und  links  am  Atlantischen  Ozean).  Diese  Unwahrschein- 
lichkeiten  werden  meiner  Ansicht  nach  übergroß,  wenn  man  die 
nordatlantische  Island-Brücke  ablehnt  und  sich  ganz  auf  die 
pazifische  Bering-Brücke  beschränkt.  Die  Erklärung  durch  die 
Theorie  der  Kontinentenverschiebung  stellt  da- 
gegen die  Verbreitungsverhältnisse  der  Oligochäten  im  allgemeinen 
in  sehr  einfacher  und  einleuchtender  Weise  dar,  vielleicht  mit 
der  einen  Ausnahme  des  Hinüberschweifens  der  alten  Gattungen 
J^luteltus  und  jYtegascolides  von  Australien-Südasien  (nördlichste 


•  -  79  — 

Fundorte  im  östlichen  Himalaya)  nach  der  Westküste  Nordameri- 
kas, eine  Verbreitung,  die  sehr  für  die  zeitweise  Existenz  der 
Bering-Brücke  spricht. 

Eine  lückenlose  Erklärungsweise  wäre  gegeben,  wenn 
wir  die  Theorie  der  Kontinentenverschiebung  mit  der  Theorie  der 
pazifischen  Bering-Brücke  kombinieren  könnten.  Bei  der  kom- 
plizierten Geschichte,  die  nach  WEGENER  die  Australische  Scholle 
durchmachte,  dürfte  vielleicht  auch  bei  den  veränderlichen  Ver- 
bindungen Nordamerikas  an  Komplikationen  zu  denken  sein,  die 
eine    zeitweilige    nordpazifische   Landbrücke    zustande    brachten. 

Ich  glaube  die  Ergebnisse  meiner  Untersuchungen  dahin 
formulieren  zu  sollen,  daß  die  Verbreitung  der  Oligochäten 
keinenfalls  gegen  die  WEGENER'sche  Theorie  der  Kontinenten- 
verschiebung spricht,  daß  sie  im  Gegenteil  als  eine  gute 
Stütze  derselben  anzusehen  ist,  und,  falls  von  anderer  Seite 
der  endgültige  Beweis  für  diese  Theorie  erbracht  würde,  in 
manchen  Einzelheiten  zu  einem  weiteren  Ausbau  der 
Theorie  benutzt  werden  könnte. 

Was  die  Einzelheiten  der  WEGENER'schen  Theorie  anbe- 
trifft, so  ist  zu  beachten,  daß  die  zur  Zeit  vorliegende  Darstellung 
WEGENER's  nur  einen  ersten  Entwurf  von  der  mutmaß- 
lichen ungefähren  Konfiguration  der  Kontinente  und  ihrer  geolo- 
gischen Geschichte  darstellt,  einen  Entwurf,  der  in  manchen 
Punkten  nach  Maßgabe  geologischer  und  biologischer  Tatsachen 
einer  Nachprüfung  bezw.  einer  verbesserten  Anpassung  bedarf, 
wie  es  auch  im  Sinne  WEGENER's  liegt. 

Es  mag  zum  Schluß  noch  gesagt  werden,  daß  die  zu  den 
oben  abgedruckten  Verbreitungskarten  benutzten  und  diesen  Aus- 
führungen zu  Grunde  gelegten  WEGENER'schen  Kartenskizzen 
ohne  Berücksichtigung  der  Oligochäten-Ver- 
b  r  e  i  t  u  n  g  entstanden  sind.  Erst  nachdem  ich  ihn  auf  den  be- 
merkenswerten Einklang  der  Oligochäten-Verbreitung  mit  den 
seiner  Theorie  entsprechenden  früheren  Landverbindungen  hin- 
wies, nahm  WEGENER  bei  der  zweiten,  umgearbeiteten  Auflage 
seines  Werkes  über  die  Kontinentenverschiebung  einzelne  Tat- 
sachen der  Oligochäten-Verbreitung  in  die  Begründung  seiner 
Theorie  auf.  Ich  erwähne  diese  Tatsache,  weil  sie  mir  geeignet 
scheint,  die  Stützkraft  der  Oligochäten  -  Verbreitung  für  die 
WEGENER'sche  Theorie  zu  stärken. 


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