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Vol. 2^-29
1917-21
VERHANDLUNGEN
des
^NATURWISSENSCHAFTLICHEN
VEREINS
zu
HAMBURG
im Jahre 191 7.
DRITTE FOLGE XXV.
HAMBURG.
L. Friederichsen & C«.
1018.
VERHANDLUNGEN
des
NATURWISSENSCHAFTLICHEN
VEREINS
zu
HAMBURG
im Jahre 191 7.
DRITTE FOLGE XXV.
HAMBURG.
L. Friederichsen & Co-
1918.
Für die in diesen „Verhandlungen" veröffentlichten
wissenschaftlichen Mitteilungen und Aufsätze sind nach
Form und Inhalt die betreffenden Vortragenden oder
Verfasser allein verantwortlich.
Druck von Grefe & Tiedemann.
Inhaltsverzeichnis. '^'^^'^^v' '
I. Geschäftliches.
Seite
Allgemeiner Jahresbericht für 191 7 VI
. Abrechnung für 1917, Voranschlag für 1918 IX
Vorstand und Gruppenvorsitzende für 1918.. X
Ständige Mitglieder des erweiterten Vorstandes, Kassenprüfer und
Ehrenrat X
Im Jahre 1917 eingetretene Mitglieder . . -. XI
Verzeichnis der im Jahre 191 7 geschenkten Schriften XII
II. Berichte über die Vorträge und wissenschaftlichen
Ausflüge des Jahres 1917.
A. Die Vorträge und Vorführungen des Jahres 1917.
I. Allgemeine Sitzungen.
Die Vorträge sind im folgenden Verzeichnis nach dem Stoff geordnet.
Von den mit einem Stern (*) bezeichneten Vorträgen ist kein Bericht abgedruckt.
Vorträge, die Stoff aus verschiedenen Abteilungen der folgenden Übersicht
behandelten, sind mehrfach aufgeführt.
Chemie, Physik, Meteorologie und Verwandtes.
Seite
Classen, Joh. : Über die Molekularluftpumpe von Dr. Gaede XV
Köpfen : Die Struktur des Windes XXI
Walter, B. : Über eine optimistische Täuschung bei Licht- und
Röntgenbildern XXVI
Riebesell, P.: Über optische und akustische EntYernungsmesser XXXIV
Schutt, K. ; Über Energiequanten XXXIV
iV
Mineralogie, Geolojjie und Verwandtes. ,. .
^ ' ^^ Seite
Hentze, E. : Über die deutschen Kalilagerstätten XIII
Ernst, W.: Der Obere Lias Nordwestdeutschlands in bionomischer
und paläogr.iphischer Beziehung XXI V
Pfeffer, G. : Die Geschichte des Atlantischen Ozeans XXXVII
Geographie, Reisen.
KiBBACH, S. H. : Land und Leute im westlichen Tibet XX
Schott. Gerh.: Gewässerkunde und Klima des Persischen Meer-
busens XXII
BrüNS, f.: Botanische Wanderungen in Nordpersien XXVI
Mayntzhusen, Fr.: Die Auffindung der Guayaki, eines steinzeitlichen
Indianerslammes in den Urwäldern Paraguays XXXI
Lohmann, H. : Eine Forschungsreise von Hamburg nach Südamerika
im Sommer 19 t i XXXV
Marcus, Kurt: Die untere Donau und ihre Fischerei XXXVIII
Biologie.
Allgemeines und Vermischtes.
Timm, R. : Über den Wechsel zwischen geschlechtlicher und unge-
schlechtlicher Vermehrung • XIV
Brick, C. : Die Erhaltung von Mooren XVII
I>OHMANN, H. : Die Bildung von Tiefseeablagerungen durch Auftrieb-
organismen der Hochsee XXIX
Reh, L. : Vogelschutz im Alstertal und in Seebach in Thüringen .... XXXI
Lohmann, H. : Eine Forschungsreise von Hamburg nach Südamerika
im Sommer 1911 XXXV
Botanik.
Bruns, f.: Botanische Wanderungen in Nordpersien XXVI
* Winkler : Über die Biologie der sukkulenten Gewächse XXVIII
Zoologie.
Hentschel, E.: Über das Tierleben am Grunde der Elbe bei Ham-
burg nach statistischen Untersuchungen XV
Brunn, M. v.: Über die Kleiderlaus XXIV
Ehrenbaum, E.: Über den Eibbutt XXVII
Ehrenbaum, E. : Über Sardinen XXVIII
Anthropologie. .
oCltC
RiBBACH, S. H. ; Land und Leute im westlichen Tibet XX
Mayntzhusen, Fr.: Die Auffindung der Guayaki, eines steinzeit-
lichen Indianerstammes in den Urwäldern Paraguays XXXI
Buschan : Das Volkstum der Türken XXXVI
Wirtschaftliches und Industrielles.
Ehrenbaum, E.: Über den Eibbutt XXVII
Ehrenbaum, E. : Über Sardinen XXVIII
Marcus, Kurt: Die untere Donau und ihre Fischerei XXXVIII
Kriegswissenschaftliches.
Brunn, M. v. : Über die Kleiderlaus XXIV
RiEBESELL, F.: Über optische und akustische Entfernungsmesser XXXIV
2. Gruppensitzungen.
Sitzungen der Botanischen Gruppe.
* Erichsen, Fr. : Neuere Hechtenkunde XXXIX
* Timm, R. : Die Moosbekleidung der Ufersteine am Hahnöfersand . . . XXXIX
* Timm, R.: Land- und Wasserkultur von Ricciccarpiis natans XXXIX
* Timm, R.: Der innere Bau der einheimischen Moose aus der Gattung
Mnium XXXIX
* Timm, R. : Einige Stielquerschnitte abgefallener Blätter XL
* Eichelbaum, F.: Meine diesjährigen Versuche mit schädlichen und un-
schädlichen Pilzen der Hamburger Flora XL
B. Die wissenschaftlichen Ausflüge des Jahres 1917.
Botanische Ausflüge XL
VI
I. Geschäftliches.
Allgemeiner Jahresbericht für 1917.
Am Schlüsse des Jahres 191 7 zählte der Verein 18 Ehren-
mitglieder, 8 korrespondierende und 469 ordentliche Mitglieder.
Den Tod für das Vaterland erlitten die Mitglieder: Dr. P. AsTEROTH,
Dr. A. Mahr, Dr. R. Meyer und Prof. Dr. A. Supprian. Ferner
hatte der Verein zu beklagen den Tod seines Ehrenmitgliedes
Prof. Dr. Graf zu SolmS-Laubach, sowie der ordentlichen Mit-
glieder: Prof Dr. Braasch, Dr. GÜSSEFELD, Dr. LANGFURTH,
J. H. W. Ortmann, A. Regensburger, Prof. Dr. Ruland,
Dr. W. Sieveking, Dr. Topp, Prof. W. Weimar und Prof Dr.
Fesca. Ausgetreten sind aus dem Verein 1 1 Mitglieder, ein-
getreten 15 Mitglieder.
Trotz mannigfacher durch die Kriegsereignisse hervor-
gerufener Schwierigkeiten konnte der Naturwissenschaftliche
Verein im Jahre 191 7 eine durchaus befriedigende Tätigkeit
entwickeln.
Was die Abhaltung der Vorträge betrifft, so erfuhr diese
von Mitte Februar bis Ende April dadurch eine Unterbrechung,
daß nach einer Verfügung des Generalkommandos zum Zwecke
der Kohlenersparnis öffentliche Veranstaltungen nicht stattfinden
durften. Es wurden im ganzen 24 Sitzungen abgehalten, die
im Mittel von 37 Mitgliedern besucht waren. Von den in den
Sitzungen gehaltenen Vorträgen entfielen auf das Gebiet der
Zoologie 9 Vorträge; je 4 waren botanischen bezw. physikali-
schen Inhaltes; die Völkerkunde war mit 3, die Geologie mit 2,
VII
Meteorologie und Oceanographie mit je i Vortrag vertreten.
Die Botanische Gruppe des Vereins hielt im Berichtsjahre
4 Sitzungen ab.
Außer den Vorträgen fanden in gewohnter Weise botani-
sche Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung Hamburgs
statt ; an den 1 1 Ausflügen beteiUgten sich im Durchschnitt
lo Mitglieder.
Der Vorstand erledigte seine Geschäfte in 4 Sitzungen,
darunter i Sitzung des erweiterten Vorstandes.
Von sonstigen bemerkenswerten Ereignissen innerhalb des
Vereins ist hervorzuheben, daß in der Jahresversammlung vom
3 1 . Januar die Beschlußfassung über den Antrag des Vorstandes
betreffend Zulassung weiblicher Personen als Vereinsmitglieder
bis nach dem Kriege verschoben wurde. Von einer besonderen
Feier aus Anlaß des 80jährigen Stiftungsfestes des Vereins
wurde in Anbetracht der Kriegsverhältnisse abgesehen.
An Vereinsschriften sind im Jahre 191 7 veröffentlicht
worden: Verhandlungen im Jahre 19 16 (3. Folge Bd. XXIV)
und Abhandlungen XX. Band, 3. (Schluß-) Heft.
Im Jahre 1914 stand der Verein mit 278 Akademien,
Gesellschaften, Instituten usw. in Schriftenaustausch. Durch den
Krieg wurde der Verkehr mit dem gesamten feindlichen und
neutralen Ausland, mit Ausnahme der Schweiz, den nordischen
Ländern, sowie von Holland und Luxemburg eingestellt, so daß
sich die gegenwärtigen Beziehungen auf den Verkehr mit nur
140 wissenschaftlichen Gesellschaften belaufen. Davon ent-
fallen auf
Deutschland 85 *
Österreich-Ungarn 32
Schweiz 10
Dänemark, Norwegen, Schweden .... 7
Holland und Luxemburg 6
140
♦ einschl. der Zool. Station in Neapel, deren » Mitteilungen < in Berlin
erscheinen.
VIII
Im Laufe des Jahres sandten 57 dieser Vereine usw.
188 Bücher, Hefte oder Ähnhches. Außerdem Hefen 3 Nummern
als Geschenke ein. Die eingesandten Schriften lagen in
2 Sitzungen (am 24. I. und 20. VI.) zur Einsicht aus. Eine
neue Tauschverbindung wurde angeknüpft mit dem Bosnisch-
Herzegowinischen Institut für Balkanforschung in Serajevo.
Über die Eingänge des Tauschverkehrs des Jahres 19 17
wird, einem Vorstandsbeschluß entsprechend, später Bericht
erstattet. Die als Geschenk im Jahre 19 17 eingegangenen
Schriften sind am Schlüsse des Jahresberichtes aufgeführt. Der
Verein spricht den Gebern auch an dieser Stelle herzlichen
Dank aus.
Hamburg, den 30, Januar 1918.
Der Vorstand.
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Der Vorstand für 1918.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. A. VOIGT.
Zweiter » Prof. Dr. VOSSELER.
Erster Schriftführer: Dr. P. RiEBESELL.
Zweiter » Dr. J. SuilR.
Archivwart: ür. O. STEINHAUS.^)
Schatzmeister: ' Dr. H. BORGERT.
Schriftleiter: Dr. A. Lindemann. ^)
^) Während der Zeit ihrer Abwesenheit vertreten durch Prof. Dr.
W. Michaelsen.
Gruppenvorsitzende für 1918.
Botanische Gruppe: Prof. Dr. A. VülGT.
Physikalische Gruppe: Prof. Dr. JOHS. Classen.
Anthropologische Gruppe: Prof. Dr. TillLENlus.
Gruppe für naturwissenschaftlichen Unterricht:
Prof. Dr. W. SCHWARZE.
Ständige Mitglieder des erweiterten Vorstandes.
Prof. Dr. F. Ahlborn. Dr. A. Lindemann.
Direktor Dr. Heinr. Bolau. Prof. Dr. H. LOHMANN.
Dr. H. Borgert. Prof Dr. W. Michaelsen.
Prof Dr. JoHs. Classen. Prof. Dr. C. Schäffer.
Dr. L. Doermer. Prof. Dr. A. SCHOBER.
Prof. Dr. G. GüRicii. Dr. O. Steinhaus.
Dr. E. Krüger. Prof Dr. A. Voigt.
Prof. Dr. Hugo Krüss. Prof Dr. A. Voller.
Prof. Dr. Vosseler.
Kassenprüfer.
C. L. NOTTEBOIIM.
Dr. W. L. Peters.
Als Ersatzmann: Otto 1'J)MUNI) Eiffe.
XI
Ehrenrat.
Direktor Dr. Heinr. Bolau.
Prof. Dr. K. BüCHEL.
Prof. Dr. Jons. Classen.
Dr. P. Hinneberg.
Prof. Dr. A. Schober.
Medizinalrat C. H. WüLFF.
Im Jahre 1917 eingetretene Mitglieder.
VON Deckend, Dr. Neu Wohltorf bei Aumühle 5/12. 17
Friedburg, Vict. L., Bankier, (21) Overbeckstr. 14 5/12. 17
DE Grys, Petrus, Kaufmann, (26) Hammerweg 14 7/1 1. 17
HöCK, Arthur, Apothekenbesitzer, Groß Flottbek,
Zeisestraße 20 7/ 11. 17
Krug, A., Lehrer, (22) Heitmannstraße ii 16/5. 17
Langloff, f., Dr., Wissenschaftlicher Hilfslehrer
(i9j Osterstraße 71 H 616. ij
Marcus, E., Dr., (21) Petkumstraße 17 17/10 17
Mayer, Martin, Prof. Dr., Abteilungsvorsteher am
Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten,
(21) Averhoffstraße 22 17/10. 17
Perl, A., Kandidat des höheren Lehramtes, (21)
Bernhardstraße 25 17/10. 17
Reuter, Otto, Lehrer, (24) Hartwicusstraße 9111 616. 17
DA ROCHA-SCHMIDT, (5) Langereihe 29 1 0/2. 17
SöLLNER, Harald, (39) Maria Louisenstraße 112 ^ 16/5. 17
Steinhagen, P., Kandidat des höheren Lehramtes,
Ohlsdorf, Fuhlsbüttelerstraße 619 5/12 17
VON Sydow, G., Dr. jur., Notar, (37) Parkallee 96 10/2 17
Thate, Conrad, Kaufmann, (23) Blumenau 10 5/12. 17
XII
Verzeichnis
der 1917 als Geschenk eingegangenen Schriften.*)
i) Geh. Rat Dr. C. SCHRADER-Berlin: Neu Guinea - Kalender
191 7, 32. Jahrg.
2) Hamburg: Botanischer Verein: Festschrift, herausgegeben
aus Anlaß der 25. Wiederkehr des Gründungstages.
Karlsruhe 19 16.
3) Hamburg- Bergedorf: Sternwarte: Meteorologische Beob-
achtungen im Jahre 191 5 (1916).
') Ein Verzeichnis der 191 6 und 19 17 im Tauschverkehr eingegangenen
Schriften wird später veröffentlicht werden.
XIII
II. Bericht über die Vorträge und wissenschaft-
lichen Ausflüge des Jahres 1917.
A. Die Vorträge des Jahres 1917.
1. Allgemeine Sitzungen.
I. Sitzung, am 3. Januar. — Hentze, E. : Über die deutschen
Kalilagerstätten .
Neben Stickstoff und Phosphorsäure ist das Kali der wichtigste
Nährstoff der Pflanzen. Pflanzen, denen Kali fehlt, zeigen kümmer-
liches Wachstum und schlechten Fruchtertrag. Daher wird der
Landwirt stets suchen, seinen Pflanzen die nötige Menge Kali
zuzuführen. Deutschland ist in bezug auf das Kali ein besonders
bevorzugtes Land; es besitzt, und zwar als fast einziges Land der
Erde, Kali als Bodenschatz, Daher stellt das Kali für das deutsche
Volk einen bedeutenden Kapitalwert dar, und für den Staat ist es
wichtig, daß die ganze Landwirtschaft des Auslandes vom deutschen
Kali abhängig ist. Unter dem Fehlen der Kalisalze leiden in der
augenblicklichen Kriegszeit besonders die Amerikaner, und sie ver-
suchen daher, für ihre Landwirtschaft Kali auf alle nur erdenkliche
Weise herbeizuschaffen, sei es aus Meerespflanzen, sei es aus Salz-
laugen, den Gewässern großer Salzseen, oder sei es durch chemische
Verarbeitung von Feldspatmassen; ihre Bestrebungen haben jedoch
zu keinerlei annehmbarem Ziele geführt, und so wird die Abhängig-
keit des Auslandes von Deutschland auch weiter fortbestehen.
Die Kalisalzlagerstätten sind unzertrennlich von den Salzlager-
stätten überhaupt. Die Kalisalze finden sich stets mit überwiegenden
Mengen von Steinsalz zusammen. Das geologische Zeitalter, dem
die mittel- und norddeutschen Kalisalze ihre Entstehung verdanken,
ist die Zechsteinzeit. Aber auch in späteren Zeitaltern wurden
Kalisalze gebildet. Die oberbayrischen und Salzburger Lagerstätten
entstammen der Trias, diejenigen des Elsaß sind tertiären Alters.
Über die Entstehung der Kalisalzlagerstätten ist man geteilter
Ansicht. Jon. Walther glaubt sie als Bildungen der Wüste an-
sprechen zu sollen; OcHSENius leitet sie aus dem Meere ab, und
diese Ansicht hat am meisten Anspruch auf Wahrscheinlichkeit.
Die Salzlagerstätten zerfallen in eine sogenannte ältere und eine
jüngere Salzfolge; über beiden liegen an einigen Stellen noch
jüngste Bildungen. Beide Salzfolgen sind durch die Einwirkung
von Wasser in mannigfaltiger Weise umgestaltet worden. Es ist
XIV
>Hulbildung€ eingetreten. Die Salzhüte, die ihre Entstehung der
Zechsteinzeit verdanken, sind deszendente Bildungen, diejenigen,
die späteren Zeilen entstammen, werden posthum genannt. Die
Kalisalze der älteren Salzfolge bestehen zum weitaus größten Teil
aus Carnallit, die der älteren Deszendenz aus Kainit, Hartsalz und
Hauptsalzkonglomerat. In der jüngeren Salzfolge finden sich Kali-
salze überhaupt nicht; nur in Mittel- und Südhannover, vornehmlich
in der Göttinger Gegend, weist die jüngere Deszendenz bedeutende
Lager von Kalisalzen auf, und zwar Hartsalz und vornehmlich
Sylvinit. Die jüngsten Bildungen entbehren der Kalisalze voll-
ständig. Getrennt werden die ältere Salzfolge und ihre Deszendenz
von der jüngeren Salzfolge und ihren Hutbildungen durch den
grauen Salzion, der an wenigen Stellen Fossilien führt. Die jüngere
Salzfolge und ihre Deszendenz sind geschützt durch den roten
Salzton. In Deutschland sind 6 Kalibecken bekannt geworden, und
zwar die Magdeburg -Halberstädter Mulde, die Südharz Thüringer
Mulde, das Hannoversche Faltungs- und Schollengebiet, das Nord-
deutsche Flachland, das Werra- und das Fuldagebiet.
I. van't Hoff hat, aufbauend auf den einfachen Verhältnissen
von Staßfurt, die Entstehung der Salzlagerstätten auf chemisch-
physikalischem Wege untersucht. Es hat sich bei dem Bekannt-
werden weiterer Kalibecken jedoch gezeigt, daß die van't Hoff-
schen Untersuchungen wohl kaum imstande sind, die Entstehung
der Kalisalzlagerstätten zu erklären; denn sie verlangen eine Tem-
peratur bis zu 83 ". Diese dürfte der Wirklichkeit nicht entsprechen,
da die geologischen Verhältnisse der Zechsteinzeit darauf hinweisen,
daß in diesem erdgeschichtlichen Abschnitt subarktisches, arides
Steppenklima geherrscht hat. Die verschiedensten Kalisalze, für
deren Bildungen van't Hoff verhältnismäßig hohe Temperaturen
in Anspruch nimmt, verdanken vielmehr ihre Entstehung gewaltigen
Ummineralisationen und Umkristallisationen. Auf die große Be-
deutung der Hydrometamorphose hat besonders Rinne hingewiesen.
Hannover und Norddeutschland weisen die merkwürdige Er-
scheinung der »Salzstöcket auf. An bestimmten Stellen quellen aus
dem Boden Salzmassen hervor, die durch mächtige Schichten von
Trümmeranhydrit und vor allem Trümmergips geschützt werden.
Teils erreichen die Salzstöcke mit den auf ihnen lagernden Gips-
massen die Erdoberfläche, wie bei Lüneburg, Segeberg und in der
KALLMORGENschen Ziegeleigrube in Langenfelde, teils erreichen
sie die Erdoberfläche nicht, wie bei Jessenitz-Lübtheen und in den
hannoverschen Salzstöcken. Das Empordringen der Salzmassen
erklärt sich nach H.\rbort dadurch, daß die Salze, durch den
Druck der über ihnen lagernden Schichten plastisch geworden, auf
tektonischen Spalten empordringen. Dieses Empordringen der Salze
ist nicht etwa abgeschlossen, sondern es dauert auch noch in der
Jetztzeit fort.
2. Sitzung, am 10. Januar. — Timm, R.: Über den Wechsel
zwischen geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Vermehrung.
Beide Arten der Vermehrung kommen bei niederen Tieren und
bei den Pflanzen neben einander oder in mehr oder weniger regel-
XV
mäßigem Wechsel vor. In dieser Hinsicht herrscht große Mannig-
faltigkeit oft innerhalb einer Familie. Im allgemeinen erfordert
die geschlechdiche Vermehrung einen bei weitem größeren Aufwand
an Organen und Zellmassen als die ungeschlechtliche. Letztere ist
in vielen Fällen sehr einfach, wird oft, namentlich bei niederen
Pflanzen, durch Ablösung einzelner Zellen bewerkstelligt ; aber es
gibt auch genug Fälle von viel verwickelterem Hergang. Eine
Mittelstellung zwischen beiden Arten der Vermehrung nimmt die im
Kreise der Gliederfüßer verbreitete Jungfernzeugung ein.
Der Vortragende beschrieb Beispiele aus den Tiergruppen der
Moostierchen, Ringelwürmer und Wasserflöhe und aus der Pflanzen-
gruppe der Lebermoose. Neuerdings ist man auf die enge Beziehung
zwischen dem Vermehrungswechsel Und den zwei Hauptarten der
Zellkernverteilung aufmerksam geworden. In diesem regelmäßigen
Wechsel ist die geschlechtliche Vermehrung mit einer Verdoppelung,
die ungeschlechtliche mit einer Halbierung der Zahl der Kern-
körperchen verbunden.
3. Sitzung, am 17. Januar, — ClaSSEN, Joh.: Über die
Molekularluftpumpe von Dr. Gaede.
Der Vortragende zeigte die von Dr. Gaede angegebene und
von der Firma E. Leyboi.D, Cöln, m den Handel gebrachte Mole-
kularluftpumpe und erläuterte das Prinzip der Pumpe an Lichtbildern.
Das Besondere und Neue an ihr ist, daß sie auf der Reibung der
Gase beruht; durch einen sehr schnell rotierenden Umdrehungskörper
werden die fortzupumpenden Gase durch Reibung mitgerissen.
Dadurch bewirkt die Pumpe, daß zwischen ihrer Eintritts- und
Austrittsdüse eine Druckdifferenz auftritt. An sich ist diese Druck-
differenz nicht groß, aber das wesentliche ist, daß die Pumpe diese
Differenz unter allen Umständen herzustellen strebt. Verbindet man
daher diese Pumpe mit irgend einer Vorpumpe, so verbessert sie
stets das von letzterer geleistete Vakuum, und es kommt noch hinzu,
daß sie in gleicher Weise Gase und Dämpfe, die mit den bisher
bekannten Pumpen uur sehr schlecht zu entfernen waren, fortschafft.
So stellt diese Molekularpumpe einen weiteren Fortschritt für die
Herstellung luftleerer Räume dar, der dadurch noch besonders
bemerkenswert ist, daß sie erheblich schneller wirkt als alle älteren
Pumpen, An einer Reihe von Versuchen wurde die Wirkung der
Pumpe gezeigt. Eine große Röntgenröhre konnte ohne Trocken-
substanz in einer Minute evakuiert werden, und auch, nachdem
Wasserdampf eingelassen war, gelang die Evakuierung wieder ebenso
schnell. An weiteren Versuchen mit einer Rezipientenglocke wurde
die Regulierung des Vakuums und seine Messung gezeigt,
4. Sitzung, am 24. Januar. — Hentschel, E.: Über das
Tierleben am Grunde der Elbe bei Hamburg nach statistischen
Untersuchungen,
Das Leben am Eibgrunde bei Hamburg unterscheidet sich von
dem weiter stromaufwärts infolge der Einwirkung zweier Faktoren-
XVI
gruppen, einerseits der Tidenbewegungen, andererseits kultureller
Einflüsse. Erstere bewirken die Mannigfaltigkeit der Strömungen
und die Ausbildung einer besonderen Uferzone, der sog. »Schorre«,
die abwechselnd vom Wasser überflutet wird und wieder trocken
fällt. Von letzteren kommen besonders die Hafenbauten und die
Verunreinigungen der Elbe (die den Anlaß zu den Untersuchungen
gaben) in betracht. Die Hydrobiologische Abteilung des Zoologischen
Museums untersuchte in den letzten Jahren den Eibgrund mit ver-
schiedenen Apparaten, die bestimmte Mengen des Bodenmaterials
mit den darauf und darin vorkommenden Tieren aufnehmen, so
daß diese gezählt, Tabellen aufgestellt und Karten oder Kurven für
die Verbreitung gezeichnet werden konnten. Die wichtigsten Tier-
formen sind Schlamnnvürmer (Tubificiden) und Erbsenmuscheln
(Sphaeriiden), die von den sich ablagernden Sinkstoffen (Detritus)
leben; daneben kommen besonders Schnecken, Egel, Flohkrebse,
Mückenlarven und Fische in betracht.
In 50 Fängen von je '/lu qm Bodenfläche wurden etwa
225 000 Tiere festgestellt, davon kamen auf einen Fang aus dem
Altonaer Hafen allein 116 000 Würmer (also mehr als i Million
auf I qm). In den übrigen Fängen machten die Würmer etwa
72 °/o, die Muscheln 24 ''/o aus. Die Verteilung der Tiere ist sehr
kompliziert, zeigt aber gewöhnlich Armut des offenen Stroms, Reich-
tum der Hafenbecken, und zwar besonders ihrer mittleren Teile,
während die Hinterenden wieder arm zu sein pflegen. Sie scheint
vorwiegend bedingt zu werden durch die Ablagerung von nahr-
haftem Detritus. Die Schlammwürmer, zum Teil auch die anderen
Tiere, werden durch Zufuhr von Sielstoffen gefördert. Sie zeigen
maximale Entwicklung am Nordufer von St. Pauli bis Neumühlen,
aber an günstigen Stellen auch noch bei Wittenbergen, an der
Südseite besonders im Gebiet der Kuhwärder Häfen, haben aber
im ganzen mittleren Hafengebiet noch hohe Werte. Im oberen und
unteren Teil des Hafens erreichen die Muscheln größte Häufigkeit,
in den Waltershofer Häfen und benachbarten, vom Köhlbrand be-
wässerten Hafenteilen treten Mückenlarven stark hervor und Jung-
fische sind häufig. Mitten im Strombett finden sich Flohkrebse
verhältnismäßig zahlreich. Die »Schorre« längs des Nordufers zeigt
von oberhalb Hamburgs bis zum Kaiser-Wilhelm-Kanal meist weniger
als 300 Würmer auf 100 qm Bodenfläche, von Teufelsbrück bis
Juelssand kommen aber an den günstigsten Stellen weit mehr, an
einzelnen Stellen bis über 3000 vor. Diese Anreicherung steht wohl
unter dem Einflüsse der Abwasserreste, hängt aber von der Ufer-
gestaltung stark ab und verschwindet allmählich stromabwärts. Die
weitere Ausdehnung der Schorre an der Südseite des Fahrwassers
unterhalb Finkenwärder hat, zumal an geschützten Stellen, ein
äußerst üppiges Tierleben zur Folge, in dem auch Muscheln und
Schnecken massenhaft hervortreten. — Es ist unverkennbar, daß
die Verbreitung der Tiere und ihre Massenentfaltung stark von
den Sieleinflüssen abhängt, doch dürfen die dies beweisenden Zahlen
nur in großen Zusammenhängen betrachtet werden, da örtliche Ein-
flüsse stark mitbestimmend sind. Für die Selbstreinigung des Stromes
muß seine außerordentlich reiche Bodenfauna große Bedeutung haben.
XVII
5- Sitzung, am 31. Januar. — Brick, C. : Die Erhaltung von
Mooren.
In Deutschland finden sich etwa 23000 qkm Moore, von denen
22000 qkm in Preußen liegen. Die Zahlen sind allerdings unzuverlässig,
da der Begriff des Moores zweideutig ist. Der Botaniker, insbesondere
der Pflanzengeograph, betrachtet als Moor einen Verein gewisser
den Landschaftscharakter bedingenden lebenden Pflanzen, aber nicht
mehr ein Getreide, Kartoffeln oder Wiesenpflanzen tragendes früheres
Moor, während der Geologe alle Torflager ohne Rücksicht auf die
Vegetation als Moore bezeichnet und vielfach auch die Faulschlamm-
ablagerungen hinzurechnet. Der Vortragende besprach die Bildung
der Moore, die verschiedenen Arten, das Flach-, Nieder- pder
Grünlandsmoor, das Übergangs- oder Zwischenmoor und das Hoch-
moor, ihre Gestalt und Verbreitung, sowie ihre Pflanzen- und Tier-
welt und wandte sich dann dem Verschwinden der Moore zu.
Außer einer natürlichen Überdeckung durch Sande und Tone in
früheren Erdperioden findet jetzt eine Vernichtung durch die Menschen
statt durch Ausbeute des Brenntorfes und zur Gewinnung von Wiesen
und Ackern. Jeder Urbarmachung eines Moores muß eine Ent-
wässerung vorausgehen, weil der Moorboden für das Gedeihen
unserer Kulturpflanzen zu kalt und luftlos ist und ferner auch zu
wenig Nährstoffe enthält. Durch Entwässerung wird die Moor-
oberfläche durchlüftet und verdichtet. Die Moorpflanzen, insbesondere
die Torfmoose, sind aber für geringfügige Änderungen in der Menge,
Verteilung und Zusammensetzung des Wassers sehr empfindlich und
sterben ab, so daß schon durch Torfabstiche und mehr noch durch
die Entwässerung durch Gräben und Dränierung das lebende und
und wachsende Hochmoor abgetötet wird. Das entwässerte Flach-
moor kann nach Umbruch und Zufuhr von Kali- und Phosphorsäure-
verbindungen direkt oder nach Besandung (Verfahren von Rimpau)
zu Wiesen und Ackern umgewandelt werden. Das Flochmnor wird
durch die Brenn- und Fehnkultur, besonders aber durch die deutsche
Hochmoorkultur, bei der die Oberfläche umgebrochen und fein-
krümelig gemacht, sodann stark gekalkt und mit Kali-, Phosphor-
und Stickstoffverbindungen gedüngt wird, als Ackerland der Erzeugung
von menschlichen Nahrungs- und von Futtermitteln dienstbar gemacht.
Friedrich der Große hat durch Entwässerung 250000ha Flach-
moor der Landwirtschaft erschlossen, und in den Jahren 1856 — 1912
sind in Preußen 426520 ha Flachmoor und 6700 ha Hochmoor
kultiviert worden, auf denen blühende Siedlungen entstanden sind.
Als im Herbste 19 14 Hunderttausende von Kriegsgefangenen
in Deutschland ernährt werden mußten, lag der Gedanke nahe, sie
mit der Urbarmachung von Mooren zu beschäftigen, und dieser Plan
wurde auch in großem Maßstabe aufgenommen. Viele der so bearbei-
teten Moore bieten keine besonderen Eigenarten dar, so daß ihr im
Interesse der Volkswirtschaft bedingtes Verschwinden nicht zu be-
dauern ist. Aber es bestehen auch große Bedenken : Prachtvolle
eigenartige Naturdenkmäler in Gestalt von weit aus-
gedehnten Hochmooren sind für immer verloren, und
eine große Gefahr für unsere zukünftige Landwirtschaft
liegt in der Entwässerung.
XVIII
Auf den erstgenannten Umstand hatte die staatliche Stelle für
Naturdenkinalpflege in Preußen bereits energisch hingewiesen, und
eine von Geheiinrat Prof. Dr. Cunwentz Anfang Dezember 1915
nach Berlin einberufene Konferenz von Vertretern der Naturdenkmal-
pflege, des Heimatschutzes und der Wissenschaft nahm einstimmig
den Vorschlag an, daß in jeder preußischen Provinz durch-
schnittlich wenigstens ein bis zwei große Moore von der
Meliorierung ausgeschieden und als Naturdenkmäler
erhalten werden möchten. Dieser Beschluß ist in einer Denk-
schrift den in Frage kommenden Ministerien, Oberpräsidenten und
anderen Behörden, sowie Vereinen für Naturwissenschaften und
Heimatschutz mit der Bitte, in diesem Sinne zu wirken, übersandt
worden. Die von den Oberpräsidenten darauf eingegangenen Ant-
worten, die in der Jahreskonferenz für Naturdenkmalpflege im De-
zember 19 16 mitgeteilt wurden, sind zum Teil wenig erfreulich. Es
liegt hauptsächlich wohl daran, daß die Moore zum großen Teil
Privatbesitz sind, und bedeutende Mittel zu ihrem Ankauf erforderlich
sein wurden; nur die im Besitz der Staatsfprstverwaltung befindlichen
Moore sind eher für eine Erhaltung im Urzustände zu haben, wie
z. 1!. das 2360 ha große Zehlaumoor im Regierungsbezirke Königs-
berg. Einige Provinzen haben sich zustimmend geäußert und den
Schutz von Mooren in Aussicht gestellt. In Schleswig-Holstein,
über dessen Moore Heering in den Beiträgen zur Natuidenkmal-
pflege V (1916) S. 155 — 166 berichtet hat, sollen zur Erhaltung
der etwa 40 ha große nordwestliche Teil des im Kreise Schles-
wig gelegenen Tetenhusener Moores und das Kampmoor östlich
von Qiiickborn, die im Besitz des Forstfiskus sind, vorgeschlagen
werden. Andere Moore in der Provinz dürften sich sicherlich
mehr zur Erhaltung eignen als die beiden genannten Flächen.
Sehr befremdend berührte die Antwort des Oberpräsidenten von
Hannover, der Provinz mit den ausgedehntesten Moorgebieten.
Nur die Harzmoore, die überhaupt nicht durch die Arbeit von
Kriegsgefangenen bedroht sind, wurden genannt. Wenn auch unbe-
rührte urwüchsige Moore in der Provinz Hannover kaum noch vor-
handen sein dürften, so gibt es doch noch genug Moore, deren
Erhaltung aus wissenschaftlichen, heimatkundlichen und landwirt-
schaftlichen Gründen erforderlich ist. Es wäre zu wünschen, daß
der Oberpräsident von Hannover nochmals berufene Männer außer
den Meliorationsbeamten in dieser Frage zu Rate zieht. Gerade
bei dieser Provinz hätte man ein größeres Interesse für die Moor-
schutzbestrcbungen voraussetzen dürfen, als es in der Antwort
geschehen ist. Schwierig ist allerdings die Wahl geeigneter Gelände;
kleine Stücke von Meliorierungsgebieten zu erhalten, hat wenig
Zweck, da sie ihre Ursprünglichkeit bald einbüßen. Über die Not-
wendigkeit der Schaffung von Moorschutzgebieten und über die
Verhandlungen der genannten Konferenzen über die Moore in den
einzelnen Staaten Deutschlands und in Österreich ist in den Bei-
trägen zur NntLirdenkmaliiflcgc Bd. V, S. 95 — 356 und Bd. VI, S.
16 — 37 ausführlich berichtet.
Im hamburgischen Staatsgebiete sind auch mehrere
Moore vorhanden, das nordwestlich von Geesthacht gelegene Geest-
hachter Moor, ein Wiesenmoor, das Eppendorfer Moor, das in ab-
XIX
sehbarer Zeit der Bebauung anheimfällt, und die im nördlichen Teile
von Langenhorn gelegenen Moore, das Diekmoor, das Holitzgrundmoor
und das Herzmoor. Mit den benachbarten preußischen Hochmooren,
dem Raakmoor, dem Wilden Moor und dem Hattsmoor, bildet das
Herzmoor eine weite Moorlandschaft. Das Holitzgrundmoor, östlich
der Irrenanstalt befindlich, ist ein Flachmoor. Besonders lehrreich
ist jedoch das südlich der Irrenanstalt gelegene Diekmoor mit einer
reichen Vegetation von Gagelstrauch {Myrica gale), Ahrenlilie (Nar-
thecium ossifragum), Lungenenzian (Gcntiana pneiif/ioiiant/ie) neben
vielen anderen Moorgewächsen und nach den Forschungen von
Prof. Dr. R. Timm mit einer an Arten sehr reichen bemerkens-
werten Moosflora, wie Sphagnum obesimi, Sph. rubellum, Sph. squaj-
rosnm, Sph. subseci<7idum, Sph. War>isfor/ii, Sph. compacHwi, SpM
coitortum, Sph. aispidatum, Sph. cy»ibifolin?Ti, Sph. 7nediutn, Sph.
niolhiscitm, Sph. papillosum, Sph. recurvum, Sph. rufescens nebst var.
tiirgiduni, Sph. subnitcns, Sph. teres', Hypnutfi pnrpurasccns, H.
rei'olvois, H. cordifolhtm, H. cuspidatum, H. exannulatu7?t, H.
ßiiitans, H. giga>iteu??t , H. intcn?iednan, H. scorpioides, H. stellatum,
CamptothechiJn nitens, Thiiidiuin Blandowii, Atdacomnium palustre,
Muhon Seligeri, Bryiim dtwalioides, B. bimum, B. pseudotriquetrnm ,
Pohlia nutans, Fisside7is adiantoidis, Ca/zipfloptts ße.xuostes, Dic/ammi
scopa/m7ft nebst var. paltidostwi, Dic/a/iella cerincidata und von
Lebermoosen Lepidozia setacea, yu7iger7na7i7iia C07i7iive7is, y. i7i-
ßata, Aplozia a7to/7iaIa und A. c7-e)itdata. Hoffentlich gelingt es, dieses
Naturdenkmal bei der künftigen Bebauung Langenhorns in einem
Grünplatz zu erhalten, wie dies von berufener Seite schon vor
einigen Jahren vorgeschlagen worden ist.
Außer der P'orderung der Erhaltung von Mooren als Natur-
denkmäler ist aber auf den Wert der Moore als Wasseransammler
hinzuweisen. Wie ein riesiger Schwamm halten sie das Wasser fest
und lassen es langsam wieder abfließen. Auch die Senkung des
Grundwasserstandes ist mit der Bearbeitung von Mooren in
Zusammenhang gebracht, so das Verschwinden von Seen und Tüm-
peln in Hinterpommern, und die Erniedrigung des Grundwasser-
spiegels in Westpreußen wird auf einen Meter geschätzt. Dem
meliorierten Gelände benachbarte Bäume, namentlich Erlen und
Eichen, beginnen zu kränkeln, werden zopftrocken und sterben
schließlich ab; ihre Wurzeln vermögen nicht, sich den veränderten
Verhältnissen anzupassen. Auf dem Sinken des Grundwassers sind
auch wohl die Spitzendürre und das Eingehen von Eichen, Erlen
und Rotbuchen in Großborstel zurückzuführen. Wasserverarmung
ist vielleicht eine der schädlichsten Folgen der Entwässerune. Ein-
sichtige Landwirte haben bereits aul die Wiederherbeischaffung des
Wassers hingewiesen. Der Bedarf unserer Kulturpflanzen an Wasser
ist ziemlich bedeutend; so gebraucht eine starke Ernte von Getreide
zu ihrer Entwicklung auf einem Hektar etwa 5000 cbm Wasser, und
man ersinnt schon künstliche Beregnungsapparate zur Steigerung
der Ernte. Gegen eine übereilte Entwässerung sind daher ernstliche
Bedenken geltend zu machen. Auch der Präsident des Kriegs-
ernährungsamtes, der frühere Oberpräsident von Ostpreußen
VON Batocki, hat nach Zeitungsberichten darauf hingewiesen, daß
XX
man zunächst einmal die vorhandenen Ackerflächen gehörig
besteilen solle.
Die Ausnutzung der Torfschät'ze geht bei der jetzigen Melio-
rierung der Moore verloren. Durch das damit verbundene Abtöten
der Hochmoore wird das Nachwachsen des Torfes verhindert, und
wer kann sagen, ob wir später nicht einmal Torf dringend gebrauchen
nerden. Im vaterländischen Sinne liegt ebenso wie die Schaffung
von Werten auch die Erhaltung von Werten. Mit der Vernichtung
von Hochmooren, deren fossile und subfossile Flora uns wichtige
Anhaltspunkte für die Beurteilung ehemaliger klimatischer Verhältnisse
gewähren, verschwindet eins der merkwürdigsten und fesselndsten
natürlichen Landschaftsbilder, von denen wir mindestens einige
große Stücke unverfälscht den zukünftigen Geschlechtern hinterlassen
sollten. Was jetzt zur Erhaltung von Mooren versäumt wird, kann
später nie, auch nicht mit Anwendung großer Mittel, nachgeholt
werden. Die Errichtung von Moorschutzgebieten, kleinen und
großen Mooren, ist dringend nötig.
6. Sitzung, am 7. Februar. — RiBBACH, S. H.; Land und
Leute im westlichen Tibet.
Der Vortragende führte die Zuhörer in das Gebiet des früheren
westtibetischen Königreichs Ladak, welches zwischen dem regen-
und vegetationsreichen, üppigen Kaschmir und der großen nieder-
schlagsarmen innerasi'atischen Wüste gelegen, den westlichen Rand
derselben ausmacht und die Gebiete am oberen Indus und dessen
Zuflüssen umfaßt. In dieser Wüste schufen mongolische Tibeter,
die hier in verschiedenen Graden mit arischen (dardischen) Ele-
menten gemischt erscheinen, dem Beispiel der hier vor ihnen in
den Hochtälern des westlichen Himalaya angesiedelten arischen
Mons folgend, durch kühnes und kunstvolles Anlegen von Wasser-
leitungen Oasen, auf denen sie in Höhen bis zu 3800 m Weizen
Gerste, Erbsen, Linsen und Buchweizen bauen ; in Höhen von
3900 bis 4800 m geht der Ackerbau allmählich in reine Viehzucht
über. Hier züchtet der Nomade auf den Hochsteppen neben
Schafen und /iegen Pferde, Esel und den als Last- und Reittier
ihm unentbehrlichen Yak. Die Erzeugnisse seiner Herden sowie
das Salz, die Soda und den Borax seiner Steppe täuscht er auf
weiten Handelsreisen zu den Bauern der unteren Täler gegen deren
Produkte im Handel aus.
Die größte der Oasen West-Tibets ist Leh, in einem weiten
Becken am oberen Indus gelegen, die Hauptstadt des früheren
Königreichs Ladak, das bis zur Eroberung durch den kriegerischen
nordindischen Stamm der Dogras unter deren Wasir Zor.'Vwar (1840)
die Residenz der ladakischen Könige war, jetzt aber eine Provinz
des Kaschmirstaates bildet. Hier wie in Zentraltibet hat sich unter
dem Einfluß Chinas, Indiens und vor allem des indischen Buddhismus
eine Halbkultur entwickelt, neben Ackerbau und Viehzucht auch
Gewerbe, Handwerk, .Schrifttum und ein kompliziertes Religions-
system. Die Arbeitsteilung und Berufsbildung ist noch in den Anfangen
begriffen. Neben Ackerbauern und Viehzüchtern findet man Tischler,
XXI
Zimmerleute, Grobschmiede und Weber, von denen die beiden letzteren
aber als Überreste unterjochter früherer indischer Einwanderer als
eine niedere Kaste verachtet und als außerhalb der Gesellschaft
stehend betrachtet werden, ebenso wie die Bedas, die als Musiker
und Gaukler das Land durchziehen.
Die übliche Form der Ehe ist die Polyandrie (mehrere leibliche
Brüder haben eine gemeinsame Frau), die als eine Gegenmaßregel
gegen die drohende Zersplitterung des Landbesitzes aufzufassen ist.
Bei Reichen herrscht die Einehe vor, bei Vornehmen (Adeligen,
Königen) ist die Polygamie nicht selten.
Viele der jüngeren Söhne einer Familie finden durch Aufnahme
in einen der vielen Mönchsorden eine gute Versorgung. Fehlen
männliche Erben, so erbt die älteste Tochter des Hauses den Besitz.
Sie nimmt nach ihrer Wahl einen Mann als mag-pa (Bräutigam) ins
Haus und herrscht, falls sie fähig dazu ist, unumschränkt, kann auch
einen ihr nicht genehmen mag-pa jederzeit verabschieden und mit
einem anderen vertauschen.
Ehescheidungen sind häufig. Dem schuldigen Teil legen die
Ältesten des Dorfes eine Geldstrafe auf, wobei aber die als schuldig
befundene Frau härter gestraft wird als der schuldige Mann. Bei
den Arbeiten in Haus und Feld fällt der Löwenanteil auf die Frau.
Als pa-spun bezeichnet der West-Tibeter eine Genossenschaft,
eine Art Clan, innerhalb der Dorfgemeinschaft, welche auf der
Grundlage der Verehrung eines gemeinsamen Gottes, des pa-lha,
gegründet ist und den Zweck verfolgt, bei allen wichtigen Anlässen
und Familienereignissen sich zu gemeinsamem Handeln und gegen-
seitiger Hilfeleistung zusammenzuschließen
Drei Stände unterscheidet der Tibeter: Die Lamas (Priester und
Mönche in vielen Rangstufen), die selbst über den Göttern und
Buddhas stehend gedacht werden, die Adeligen und die Ackerbauer
und Viehzüchter.
Die Religion ist die als Lamaismus bezeichnete Form des nörd-
lichen Buddhismus, der hier mit dem vorbuddhistischen Animismus
und Dämonenkult und vielen fremden Elementen verquickt erscheint.
Die Tibeter sind ein kräftiger, gesunder Menschenschlag, gut-
mütig, höflich, freudeliebend, gastfrei; doch hat die lange Knechtung
seitens seiner Oberen und Priester dem Volke einen Sklavensinn
anerzogen, der sich in Unterwürfigkeit und häufig in Falschheit
äußert. Doch fand der Vortragende das Volk, das er durch ein-
undzwanzigjähriges Leben und Arbeiten in dessen Mitte kennen
gelernt hat, bei seinen vielen guten Eigenschaften und Anlagen
liebenswert und wert einer immer tiefergehenden Beschäftigung mit
seiner Kultur und seinem Seelenleben.
7. Sitzung, am 14. Februar. — KOPPEN: Die Struktur des
Windes.
Man versteht unter Struktur des Windes die Unterschiede im
Bewegungszustande benachbarter Luftmassen. Mit wachsender Höhe
ändert sich der Wind sowohl bei uns, als im Passatgebiet so, daß
westliche Winde zunehmen und östliche abnehmen. Die Folge ist,
daß in den gemäßigten Zonen, wo Westwinde vorwalten, nach oben
XXII
deren Übergewicht zunimmt und die mittlere Windstärke schnell
wächst bis zu stürmischer Stärke, während über dem so sehr stetigen
Passat zunächst schwächere veränderliche Winde herrschen, bis in
sehr großen Höhen westliche das Übergewicht bekommen.
Am schnellsten ist die Änderung des Windes mit der Höhe in
den untersten 200 m Abstand vom Erdboden. Über diese liefert
die neue Windmeßstelle der Seewarte auf der Großradiostation Eilvese
sehr lehrreiche Ergebnisse. Es zeigt sich, daß der tägliche Wechsel
in der vertikalen Verteilung der Windgeschwindigkeit ganz anders
verläuft bei heiterem Wetter und hohem Luftdruck (Anticyklone),
als bei trübem Himmel und niedrigem Druck (Cyklone^. Die in 7 ver-
schiedenen Höhen von o bis 124 m über der Erde sehr frei auf-
gestellten Anemometer der Seewarte zeigen diese Verhältnisse sehr
schön. Während am Erdboden die mittlere Windgeschwindigkeit
stets zum Mittag zunimmt, ist in anticyklonischem Wetter diese
schon in 124 m Höhe in der Nacht viel größer als am Tage, Sie
nimmt dann also in der Nacht sehr schnell mit der Höhe zu, während
sie am Tage durch die Luftmischung oben wenig größer ist als
initen.
Der Rest des Vortrags war der sogenannten Turbulenz gewidmet,
der wälzenden Bewegung der Luft, die man am Rauch der Fabrik-
schornsteine und am Dampf jeder Lokomotive wahrnehmen kann,
die aber noch sehr wenig erforscht ist.
8. Sitzung, am 9. Mai. — SCHüTT, Gerh.: Gewäs.serkuntle
und Klima des Persischen Meerbusens.
Der Persische Meerbusen ist während des Weltkrieges unserem
Interesse besonders nahe gerückt, da sich auch in seinem Gebiete
wichtige kriegerische Ereignisse abspielten. Die umfangreichen
Studien des Vortragenden stützen sich in erster Linie auf überaus
wertvolle Originalarbeiten von Offizieren der Harn bürg- Amerika-
Linie, deren Dampfer 10 Jahre dorthin fuhren, und deren Mann-
schaften fast auf jeder Fahrt wissenschaftliche Untersuchungen an-
stellten. Benutzt wurde auch eine vorzügliche Monographie über den
Persischen Golf von dem in Marokko einem räuberischen Überfall
erlegenen Hamburger Forscher Siegfried Gen the, dem Sohne des
ehemaligen Direktors des Wilhelm-Gymnasiums. Die Engländer, die
ihre Schiffe seit vielen Jahren in jenen Gewässern verkehren lassen
und auch Stationen an der Küste errichteten, haben keine zu-
sammenfassende Bearbeitnng geliefert. In der Einleitung beschäf-
tigte sich der Vortrag mit den verkehrsgeographischen, politischen
und orographischen Verhältnissen des Golfs und der angrenzenden
Landstriche. Der Persische Busen ist etwa doppelt so groß wie
das Adriatische Meer. Sein Hauptfluß ist der Schalt el Arab,
der Zusammenfluß von Euphrat und Tigris; dessen Hauptfluten
betragen etwa die Hälfte derjenigen des Nil. Die größten Tiefen
des Golfs liegen auf der von den Randgebirgen des Iranischen Hoch-
landes umrahmten persischen Seite; an der das flache Arabien
liespülenden Westseite sind sie geringer. Das Minimum der Luft-
und Wassertemperatur — sowohl im Persischen wie im Omangolf,
dem Vorgolf des Persischen — gehört dem Februar an, das
XXIII
Maximum im Persischen dem August, im Golf von Oman dem
Juni ; dann fällt aber in diesem Meeresabschnitt das Thermometer,
und ein zweites Maximum tritt im Oktober auf. In dieser Beziehung
schließt sich der Golf von Oman eng dem Indischen Ozean an,
während der Gang und der Wechsel der Temperaluren im Per-
sischen Busen mehr kontinentalen Charakter haben. In den
Temperaturdifferenzen zwischen Wasser und Luft verhält sich der
Persische Golf wie ein Binnenmeer, während sich der Golf von
Oman wiederum mehr dem Indischen Ozean anpaßt. Im Persischen
Busen und in den angrenzenden Landgebieten steigt die Sommer-
wärme, besonders in den Monaten Juni bis Oktober, wenn die
Sonne von fast wolkenlosem Himmel herabstrahlt, zu einer
unerträglichen Hitze an, so daß ganze Küstenstriche beinahe
menschenleer werden ; auch auf den dort verkehrenden Schiffen
macht sich die sengende Glut oft recht unangenehm bemerkbar ;
Sonnenstiche und Hitzschläge sind dann keine Seltenheit. Beim
Häuserbau und den Ortsanlagen hat man diesen Umständen
Rechnung getragen. Nach der persischen Seite und dem Ozean
hin nimmt die relative Feuchügdeit gewaltig zu; aber der wirklich
vorhandene Wasserdampf ist im Vergleich mit dem, den die Luft
vermöge ihrer hohen Temperatur aufzunehmen vermöchte, nur
gering. Die jährliche Durchschnittsregenmenge beträgt 250 mm,
ist also relativ groß z. B. im Vergleich mit Aden und Perim, wo
sie nur 50 mm ist; aber die Verteilung der Niederschläge im Laufe
des Jahres ist im Persischen Golf und den Küstengebieten so
ungünstig, daß die sommerliche Dürre 5 bis 6 Monate währt. Dann
hat diese Gegend wie das Mittelmeer besonders Winterregen ; im
• Golf von Oman dagegen fallen, wenn auch nicht gerade häufig,
auch Sorrimerregen. Auffallenderweise erfolgen die Niederschläge
bei hohem Barometerstand. Tau fällt viel im trockenen Sommer,
und zwar so reichlich, daß die Fahrzeuge nicht selten von Wasser
förmlich triefen; diese ergiebige Taubildung kommt der Vegetation
sehr zu statten. Auf der arabischen Seite ist es etwas kühler als
auf der persischen, auch der Salzgehalt ist dort geringer; beides
sowie die größere Trübung des Wassers, hervorgerufen durch die
sich dorthin wendenden Abwässer des Schatt el Arab, sind von
nicht geringem Einfluß auf das Auftreten von Korallen und Perl-
muscheln. Daß sich die Fluten des Schatt el Arab nach der
arabischen Seite hin ergießen, ergibt sich auch aus der Tatsache,
daß der höchste Salzgehalt an der persischen Seite bis an den
Fluß heranreicht. Das Klima der in Frage kommenden Gebiete
ähnelt grundsätzlich dem der Mittelmeerländer, wie überhaupt
sämtliche Zwischenglieder zwischen dem Mittelmeer und dem Per-
sischen Golf anscheinend dieses Klima haben, worüber freilich
noch weitere eingehende Forschungen völlige Klarheit verschaffen
müßten. Auch über den Tierreichtum der besprochenen Meeres-
teile machte der Vortragende einige Mitteilungen und stellte zum
Schluß lehrreiche Vergleiche zwischen ihnen und dem Roten Meere
an, besonders hinsichtlich der regelmäßig wehenden Winde.
XXIV
9- Sitzung, am i6. Mai. — ERNST, W.: Der Obere Lias Nord-
westdeutschlands in b^onomischer und paläogeographischer
Beziehung.
Der Lias bildet die unlere Hauptabteilung der Juraformation,
die im nordwestlichen Deutschland in zahlreichen isolierten Schollen
von Quedlinburg-Helmstedt über das Gebiet von Hannover-Göttingen
bis zum Teutoburger Walde bei Osnabrück entwickelt ist. Von
den 9 Schichtenabteilungen, in die der Lias von den norddeutschen
Geologen zerlegt worden ist, entfallen 2 auf den oberen Lias, der
Posidonomyenschiefer (ein bituminöser mergeliger Tonschiefer) und
die Schichten des Ammonites jurensis (Tonmergel und oolithische
Kalke). Der Vortragende schilderte zunächst das Auftreten und
die I>agerungsverhältnisse dieser Schichten in den verschiedenen
Gebieten des südlichen Nordwestdeutschland sowie die wenigen
bekannten Vorkommnisse im norddeutschen Flachlande und gab
dann eine ungefähre Skizze von der paläogeographischen Um-
rahmung des nordwestdeutschen Oberlias-Meeres. Bezüglich der
Faunenführung ist ein durchgreifender Unterschied zwischen den
beiden Stufen des oberen Lias zu erkennen, dessen Ursache nur
in verschiedenen bionomischen Verhältnissen der betreffenden Meere
zu sehen ist. Die an typischen Benthostieren sehr verarmte Fauna
der Posidonomyenschiefer, das Vorkommen zahlreicher Nektontiere
und die eigenartige Fazies lassen für die Bildung dieser Schichten
ähnliche Verhältnisse annehmen wie bei dem heutigen Schwarzen
Meer. Im Gegensatz zu der Fauna der Tiefstufe ist diejenige der
Hochstufe des oberen Lias durch eine außerordentliche Fülle von
Arten ausgezeichnet. Zahllose Benthosformen bekunden, daß die
bionomischen Verhältnisse in dem Meere wieder vollkommen nor-
male geworden sind.
lo. Sitzung, am 23. Mai. — Brunn, M. v.: Über die Kleider-
laus.
Durch die 1 Läuseplage« und die Übertragung des Flecktyphus
— einer der gefürchtetsten Kriegsseuchen — ist der durchschnitt-
lich 3 — 4^/2 mm lang werdende, unter geeigneten Umständen
sich rasch und außerordentlich stark vermehrende blutsaugende
Schmarotzer zu einer besonders im Winter oft »unerträglichen«
Qual für unsere Fronttruppen und einer schweren Bedrohung ihrer
Schlagfertigkeit geworden; überdies wurde seine Bekämpfung im
Felde, in den besetzten Gebieten (namentlich des Ostens), in
Lazaretten, Gefangenenlagern u. s. f. zu einer äußerst vielseitigen,
sehr schwierigen und recht kostspieligen Aufgabe der Heeresleitung
und ihres Sanitätsdienstes. Den unablässigen Anstrengungen, mit
den Waffen der Wissenschaft und praktischer Abwehr aller Art
diesen tückischen Feind zu bekämpfen, ist es gelungen, die von
ihm ausgehenden Gefahren einzudämmen.
XXV
Auch die hamburgische wissenschaftliche Forschung und
ärztliche Mitarbeit hat sich auf diesem Kampfgebiete des Welt-
krieges große Verdienste erworben. Obermedizinalrat Prof. Dr.
NoCHT und sein Generalstab des »Institutes für Schiffs- und Tropen-
krankheiten t haben darin Hervorragendes geleistet, leider aber
auch eines der schwersten Opfer dafür bringen müssen durch
Verlust des ausgezeichneten Forschers Prof. Dr. S. v. Prowazek,
welcher bereits am 17. Februar 1915 der Flecktyphus-Epidemie
im Gefangenenlager für Russen zu Cottbus erlag. Dem Mitarbeiter
und amtlichen Nachfolger jenes Gelehrten von Weltruf, Dr. II.
da RocHA-LiMA, der einem gleichen Verhängnis unter denselben
Umständen durch Heilung entgangen, gelang es inzwischen, im Magen
und Darmkanal der Kleiderlaus den von ihm Rickettsia P?ou>azeki
benannten Mikroorganismus zu entdecken, welcher jetzt unbestritten
als Erreger des Flecktyphus gilt. Um die Erforschung des inneren
Körperbaues und der Naturgeschichte der Kleiderlaus selbst hat
sich ferner am genannten Institute Frl. H. Sikora sehr verdient
gemacht; der erste Teil ihrer Veröffentlichung darüber erschien
19 16 als mit sehr zahlreichen vortrefflichen Abbildungen aus-
gestattetes Beiheft i zum »Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene«,
Band 20. Das Beiheft 2 dieses Archivbandes brachte von Dr.
J. Halberkann »Chemische und physikalische Methoden zur
Bekämpfung der Kleiderläuse. Ein Beitrag zur Beurteilung ihrer
Wirksamkeit«. — Der Direktor des Allgemeinen Krankenhauses
Eppendorf, Prof. Dr. L. Brauer, Generaloberarzt und beratender
innerer Kliniker bei der Etappeninspektion Gallwitz, trug durch
seine 1915 verfaßte Abhandlung »Die Erkennung und Verhütung
des Fleckfiebers und Rückfallfiebers«, welcher »Vorschriften zur
Bekämpfung der Läuseplage bei der Truppe« vom K. und K.
Regimentsarzt Dr. J. MoLDOWAN beigegeben sind (42 S., 7 Tafeln
— davon 5 Krankheitsbilder), zum Gelingen des großen Werkes
bei; für die Möglichkeit der Herstellung und »ausgiebigen Ver-
breitung c< seiner Schrift dankt er am Schlüsse des Vorwortes
>einem Hamburger Kaufmanne, der den Wunsch hat, ungenannt
zu sein und zu bleiben«.
Die während der Kriegsjahre entstandene Literatur dieser
Richtung ist zu einer wahren Hochflut angeschwollen Zusammen-
fassende Belehrung bieten u. A. : Versltiys. J. — »Die Verbreitung
von Seuchen durch Insekten und andere Gliederfüßler im Kriege«.
Leipzig 1915. (25 Pfg). Deutscher Verlag für Volkswohl-
fahrt Dresden — »Ungezieferplage und Ungezieferbekämpfung« etc.
1915. Müller, Jos. — »Zur Naturgeschichte der Kleiderlaus«
191 5. Hase, Albr. — »Beiträge zu einer Biologie der Kleider-
laus« {Pediatlns corporis DE Geer = vestimenti NrrzscH)c< 1915.
Von dem letztgenannten Vei fasser, der für sein erfolgreiches Wirken
gegen die Läuseplage im Osten durch das Eiserne Kreuz ausge-
zeichnet wurde, stammt auch das knappgefaßte Merkblatt 2 »Die
Kleiderlaus« der »Deutschen Gesellschaft für angewandte Entomo-
logie« (2. Aufl. I. 1917; 25 Pfg.), sowie die hierzu im Verlage
von Werner & WiNXER-Frankfurt a/M. erschienene Wandtafel
(70X100 cm, unaufgez. 3 >1)
XXVI
11. Sitzung, am 6. Juni. — Bruns, F.: Botanische Wande-
rungen in Nordpersien.
Der Vortragende, der in den Jahren 1909 und 1910 in Nord-
persien Pflanzensammlungen anlegte, die von Herrn J. BoRNMÜLLER,
Weimar, wissenschaftlich bearbeitet worden sind, führte eine Reihe
von Lichtbildern aus den bereisten Gebieten vor. Scharf gesondert
stehen sich in Nordpersien die Südkiiste des Kaspischen Meeres,
die wasserreichen Provinzen Gilan und Masanderan, das montane,
zum großen Teil hochalpine Gebiet des Eiburs und die südlich
davon gelegene, wasserarme Hochebene gegenüber. Das erst-
genannte Gebiet zeigt tropische Üppigkeit des Pflanzenwuchses,
blühende Kulturen von Reis, Tabak, Zuckerrohr, Baumwolle usw.
Die Hochebene hat, wo sie nicht künstlich bewässert ist, wüsten -
und steppenartiges Gepräge und dementsprechend eine ausge-
sprochene Xerophytenflora. Botanisch am interessantesten ist das
Hochgebirge mit den Alpengebieten des Tacht i Soleimaii, des
Totschal und des vulkanischen Demavvend. Aus diesen Gebieten
führten die Bilder Ansichten der Gebirgsszencrie, besonders des
Totschal- und Demawendgebietes und Aufnahmen aus den Fluß-
lälern des Sefidrud, des Djadjrud und des Larflusses vor. Be-
sondere Aufmerksamkeit wurde den Bewässerungsanlagen, die die
Hauptstadt Teheran und ihre Umgebung versorgen, gewidmet.
12. Sitzung, am 13. Juni. — WALTER, B. • Über eine optische
Täuschung bei Licht- und Röntgenbildern.
Da die Sonne für uns keinen mathematischen Punkt, sondern
eine leuchtende Scheibe darstellt, so sind die von ihr entworfenen
Schatten an ihren Außenrändern stets von einem Halbschatten
begleitet, dessen Breite mit zunehmender Entfernung zwischen dem
schattenwerfenden Körper und der schattenauffangenden Fläche
wächst. Wenn nun die letztere einigermaßen gleichmäßig ist, also
z. B. aus Asphaltpflaster oder aus größeren Stein flächen oder
aus einem gleichmäßig grauen Sandweg besteht, viel besser aber
natürlich, wenn man ein .Stück' weißes Papier als solche Fläche
benutzj:, so sieht das menschliche Auge an den beiden Grenzen
jenes Halbschattens nach innen, d. h. nach dem Kernschatten zu
einen dunklen und nach außen zu einen hellen Streifen. Diese
beiden Streifen, die bei längerem Hinstarren immer deutlicher
werden, sind nichts anderes als eine optische Täuschung, eine
Tatsache, die selbst in physikalischen Kreisen noch fast unbekannt
ist, trotzdem diese Täuschung schon im Jahre 1865 von dem
kürzlich verstorbenen Wiener Physiker Erns'I' Mach aufgefunden
und ausführlich beschrieben wurde. Die Täuschung tritt übrigens,
wie der Vortragende näher zeigte, nicht bloß an den von der
Sonne, sondern auch an den von vielen anderen natürlichen und
künstlichen Lichtquellen, ja sogar auch an und in den von
Röntgenstrahlen entworfenen Schattenbildern auf und kann hier die
betreffenden physikalischen oder medizinischen Beobachter dieser
Bilder unter Umständen zu ganz, falschen Schlüssen führen, so daß
schon deswegen ihre allgemeinere Kenntnis sehr wünschenswert ist.
XXVII
13- Sitzung, am 20. Juni. — EllRENBAUM, E.: Über den
Eibbutt.
Der Eibbutt oder die Flunder {PUuronedes flestis L) gehört
zu den naturwissenschaftlich interessantesten und wirtschaftlich
wichtigsten Fischen unseres Heimatgebiets. Die außerordentlich
weite geographische Verbreitung, das Vordringen ins Süßwasser,
das sich bei keiner anderen unserer l'lattfischarten gleich ausgeprägt
findet, das gleichzeitige Vorkommen von rechtsseitigen und links-
seitigen Individuen, das bei anderen Plattfischen auch nicht
beobachtet wird, die seewärts gerichteten J.aichwanderungen, die
an ähnliche Verhältnisse beim Aal erinnern, dies und manches
andere machte das biologische Studium des Eibbutts seit langer
Zeit zu einer dankbaren Aufgabe ; und es darf gesagt werden, dal,5
den Bemühungen um die Lösung dieser Aufgabe in den letzten
Jahrzehnten einer vertieften und verbesserten fischercilichen
Forschung mancher Erfolg beschieden gewesen ist, so daß große
Lücken in unserer Kenntnis vom Verhalten dieses Fisches aus-
gefüllt werden konnten
Dies war um so wertvoller, als eine sachgemäße Beurteilung
gewisser fischereilich wichtiger Fragen nur auf Grund einer
genauesten Kenntnis des biologischen Verhaltens der Flunder
möglich ist, ganz besonders der Frage, die weite Kreise unserer
See- und unserer Eibfischer seit geraumer Zeit gegeneinander auf-
bringt, ob der Fang des Butts mit der Kurre oder dem Schlepp-
netz in einem bisher für dieses Gerät nicht erlaubten Gebiet
geeignet sei, den Buttbestand der Elbe nachteilig zu beeinflussen.
V^ersuche mit gezeichneten Butt haben erwiesen, daß die
Fischerei mindestens '/3> wahrscheinlich aber "/s, des Bestandes
an fangwürdigen Butt aus der Elbe fortnimmt, und daß daher alle
Veranlassung gegeben ist, nicht durch rücksichtslose Vermehrung
der Kurrenfischerei im Eibgebiet die Beanspruchung des Bestandes
noch zu erhöhen.
Daß die Kriegszeit mit ihren Schwierigkeiten in der Fleisch-
versorgung natürlich keine geeignete Zeit ist, um den Buttfang
durch Beschränkungen irgend welcher Art einzuengen, ist selbst-
verständlich und eine Sache für sich, kann aber an der theoretischen
Beurteilung der Verhältnisse nichts ändern.
Von ganz wesentlicher Bedeutung für unsere Kenntnis des
Einflusses der Fischerei auf den Buttbestand in der Elbe ist eine
den Tatsachen entsprechende Einsicht in das Verhältnis von Watt-
butt und Eibbutt (oder Bobenbutt) zu einander. Sind beides neben-
einander bestehende Parallelformen, oder ergänzen sie einander,
sodaß z. B. der Bestand an Eibbutt eine Verstärkung aus den
Reihen der Wattbutt erfährt? Auch diese Frage ist nach langem
vergeblichen Tasten durch die Anwendung moderner Untersuchungs-
inethoden ihrer Lösung ein gutes Stück näher gebracht worden,
wenn es auch wünschenswert ist, zur Sicherung der Ergebnisse
das Tatsachenmaterial in Zukunft noch wesentlich zu bereichern.
Die Markierungsversuche haben ergeben, daß die erwachsenen
Wattbutt höchst wahrscheinlich nicht mehr in das Süßwassergebiet
hineingehen, und die Altersbestimmungen mit Hilfe der Gehörsteine
XXVIII
haben dargelegt, daß Waitbiitt und Eibbutt nicht als verschiedene
Rassen anzusehen sind, sondern als eine einheitliche Form, die
wesentlich nur in den ersten 4 Jahren ihres Lebens den Aufenthalt
im Süßwasser zu bevorzugen scheint, in älteren Exemplaren aber
nur ausnahmsweise und vereinzelt dort angetroffen wird. Eibbutt
und Wattbutt sind also identisch mit einander, und ersterer ist nur
als die Jugendform des letzteren anzusehen.
14. Sitzung, am 27. Juni. — WiNKLER: Über die Biologie
der sukkulenten Gewächse.
15. Sitzung, am 10. Oktober. — EhrenbaUxM, E.: Über
Sardinen.
Der Name Sardine bezeichnet eigentlich nicht nur eine einzige
genau charakterisierte Art, sondern wird vielmehr zur Benennung
verschiedener kleiner heringsartiger Fische angewandt, die in ver-
schiedenen Meeren der Welt vorkommen, in Westindien, Florida,
Californien, Chile, in Neuseeland, Japan, Indien, Südafrika. Aber
die europäische Sardine, Clupca pilcliardus W^\lb., welche an den
südwesteuropäischen Küsten und im Mittelmeer zu Hause ist, ist
als die Sardine par excellence anzusehen.
Die Mittelpunkte des Sardinenfanges sind die Südküste der
Bretagne und die Gironde, ferner die Provinz Galizien in Spanien,
die portugiesische Küste und fast alle Mittelmeerküsten.
Von der an die Fischerei anschließenden Industrie wird
wesentlich nur die kleine Sardine von im Mittel 13 — 14 cm Länge
verarbeitet und zwar zu Ölkonsers'en, während die große aus-
gewachsene Form von 19 bis 26 cm Länge, welche auch als
Pilchard bezeichnet wird, meist in ähnlicher Weise wie der Hering
gesalzen oder frisch verbraucht wird.
Erstere, die >sardine de rogue<, ist die Jugendform, welche
mit Hilfe von Köder (Kabeljaurogen) in unmittelbarer Nähe der
Küste gefangen wird; sie ist meist wohlgenährt und sehr fett;
letztere, die »sardine de derivet, ist die geschlechtsreife Form,
welche mehr oder weniger entfernt von der Küste ohne Köder mit
Treibnetzen erbeutet wird. Sie ist vielfach, namentlich wenn sie
kurz nach dem Laichen gefangen wird, wie an der englischen
SUdweslküste, mager und geringwertig.
Neuere Untersuchungen haben festgestellt, daß die kleine
Sardine, welche das Material für die Ölkonserven liefert, meist im
2. Lebensjahre steht, einige im ersten und einige im dritten, wäh-
rend unter den ausgewachsenen Fischen zahlreiche verschiedene
Jahrgänge vom 5. bis zum 14. vertreten sind.
Die Mittelmeersardine zeigt in vieler Beziehung, namentlich
aber biologisch, große Abweichungen von der atlantischen Form
und muß als besondere Rasse angesehen werden. Ihre kon-
stitutionelle Größe ist wesentlich geringer, da sie in der Regel
nicht über 18 — 19 cm lang angetroffen wird und schon bei 13
XXIX
bis 14 cm Länge, — der Größe, in der sie hauptsächlich gefangen
wird — geschlechtsreif ist. Infolgedessen steht die Qualität der
Mittelmeersardine hinter derjenigen der atlantischen zurück, denn
erstere wird im ausgewachsenen Zustande und im besten Falle
zwischen zwei Laichperioden gefangen, letztere aber bei gleicher
Größe im jugendlichen Flomenstadium, d. h. in einem Zeitpunkte,
wo der Reichtum an Reservestoffen und besonders an Fett beson-
ders groß ist und noch nicht zur Ausbildung der Geschlechts-
produkte verwendet wurde.
In diesem Entwicklungsstadium sind auch andere Fische,
namentlich insofern sie wegen ihres Fettreichlums geschätzt werden,
besonders wertvoll, so z. B. der Matjeshering; und die Verwertung
von Sprotten und jungen Heringen in diesem Stadium hat die nor-
wegische Fischindustrie befähigt, die sogenannten norwegischen
Sardinen auf den Markt zu bringen, welche bei sorgfältiger Be-
handlung und bei Verwendung bester Zutaten durchaus im Stande
sind, mit der südeuropäischen Ölsardine erfolgreich in Wettbewerb
zu treten.
16. Sitzung, am 17. Oktober. — LoHMANN, H.: Die Bildung
von Tiefseeablagerungen durch Auftrieborganismen der
Hochsee.
Nachdem der Vortragende einleitend dargelegt hatte, wie er
auf zwei größeren Reisen über den Atlantischen Ocean reiche
Gelegenheit fand, sowohl die Bodenablagerungen der Tiefsee wie
auch die Zusammensetzung des Auftriebs der Hochsee genau zu
untersuchen, gab er zunächst eine Übersicht über die Organismen-
gruppen, deren Skelette die Tiefseeschlamme in der Gegenwart
bilden und die Verbreitung dieser Planktonsedimente im Weltmeere.
Sie gehören beinahe ausschließlich den mikroskopisch kleinen, ein-
zelligen Wesen an. Unter den Tieren haben die größte Bedeutung
die Globigerinen, deren Kalkschalen nicht weniger als */3 der
Bodenfläche mit einem weißen Kalkschlamm bedecken, während
die Kieselpanzer der Radiolarien auf den Boden der Tropenmeere
beschränkt nur ein Gebiet von 3 "/o der ganzen Fläche einnehmen.
Von den einzelligen Pflanzen bilden in den kalten Meeresteilen
die Diatomeen mächtige Kieselschlamme; doch sind sie auf einen
die Erdkugel umspannenden Gürtel in der Antarktis und auf ein
Band, das den Nordrand des Stillen Oceans umsäumt, beschränkt.
Dagegen finden sich die Kalkskelette der Coccolithophoriden überall
in den Tiefenablagerungen und überwiegen in einem Teile der Glo-
bigerinenschlamme derart, daß sie 70°/o der ganzen Masse aus-
machen und man daher alsdann eigentlich von Coccolithenschlamra
sprechen muß. Ein Drittel der Bodenfläche ist von rotem Tiefsee-
tone bedeckt, in dem sich nur noch Spuren von Skeletten finden,
und der als das letzte Umwandlungsergebnis der Sinkmassen zu
betrachten ist.
Die Tiefseeschlamm bildenden Organismen leben in den
oberen 100 — 200 m des Weltmeeres. Hier sind sie allgemein
verbreitet. Damit ihre Skelette niedersinken, müssen dieselben erst
XXX
absterben. Das erfolgt meistens dadurch, daß sie gefressen werden,
häufig aber auch durch die Ungunst der Lebensbedingungen, indem
die Meeresströmungen die Organismen aus kalten Gebieten in
warme oder umgekehrt fortführen. So findet z. B. ein gewaltiges
Absterben und Niedersinken im Golfstrom da statt, wo der kalte
Labradorstrom ihm begegnet. Die kleinen Kiesel- und Kalk-
skelette sinken dann einzeln zum Meeresboden nieder und sind
während der Wochen und Monate währenden Reise stets der auf-
lösenden Wirkung des Meerwassers ausgesetzt. Daher erreichen
nur die widerstandsfähigsten Skelette die größeren Tiefen von
4 — 7000 m und mehr, während alle zarten Teile vorher, z. T.
schon in 600 Tiefe, aufgelöst werden. Ausgezeichnet geschützt sind
demgegenüber die Skelette, welche durch Fraß in den Darm von
Gewebstieren gelangen und eingebettet in deren Kotmassen nieder-
sinken. In Schleim eingehüllt kommen sie unversehrt in den
größten Tiefen an und werden erst hier bei dem allmählichen
Zerfall der Kotmassen frei gelegt. Dieser Massentransport wird
vor allem besorgt von den Feuersalpen, Salpen, Doliolen, Appen-
dicularien, Pteropoden und Copepoden, in deren Darm man die
Tiefseeschlamm bildenden Skelette massenhaft nachzuweisen ver-
mag. Dieser Transport wird für die Tiefsee noch dadurch bedeut-
sam, daß er zugleich organische Reste wie Eiweiß und Fett und
wahrscheinlich Mengen von Baclerien dem Meeresboden zuführt.
Deshalb gewinnt die Tätigkeit dieser »Skelettsammler« neben
der der >Skelettbildner« eine große Wichtigkeit für die Ab-
lagerungen in der Tiefsee.
Man hat nun versucht, die Schnelligkeit festzustellen, mit der
die Ablagerungen am Meeresboden sich bilden. Die Ergebnisse
können bisher nur Anhaltspunkte geben. Es ist aber sehr wahr-
scheinlich, daß man durch Feststellung der Mengen von Skelett-
bildnern, die in den oberen 200 m des Meeres leben und ihre
Vermehrungsschnelligkeit zu einer immer genaueren und sicheren
Bestimmung wird gelangen können. Auf Grund der Kenntnisse,
die wir zur Zeit über die Coccolithophoriden haben, läßt sich für
die Bildung eines reinen Coccolithophoridenschlammes berechnen,
daß die nötige Skelettmenge für i mm Schlammzuwachs im flachen
Küstenwasser unter den günstigsten Verhältnissen vielleicht schon
in etwas mehr als I Jahre gebildet werden könnte, wenn die Algen
diese ganze Zeit hindurch in gleicher Häufigkeit auftreten würden,
daß aber schon im Binnenmeere dazu 100 Jahre erforderlich sein
dürften und im Ocean kaum 200— 500 Jahre ausreichen würden.
In der Tiefsee würde daher schon eine Coccolithenschlamni-
ablagerung von nur 1 cm Dicke auf ein Alter von 5000 Jahren
hinweisen und in I Million Jahren eine Schlammmasse von 2 m
Mächtigkeit entstehen.
Im Bereich der Kontinente sind keine echten Tiefsee-
ablagerungen aus geologischer Zeit bekannt. Die früher als solche
angesehenen Kreide- und Radiolariengesteine in Europa sind sicher
in verhältnismäßig flachem Wasser gebildet. Nur Gesteine auf
Barbados und Malta scheinen in größeren Tiefen (etwa 1800 m)
gebildet zu sein. Jedenfalls sind die Tiefenablagerungen der Gegen-
wart keineswegs als Bildungen zu betrachten, die über die Ent-
XXXI
stehung unserer allgemein verbreiteten Sedimentärgesteine Auskunft
geben können. Die letzteren sind vielmehr durchaus unter dem
Einflüsse der Festländer entstanden, und unabhängig von ihnen
haben sich die Ablagerungen in der Tiefsee gebildet.
17. Sitzung, am 24. Oktober. — Reh, L. : Vogelschutz im
Alstertal und in Seebach i. Thüringen.
Der Vortragende sprach über eine Besichtigung der Vogel-
schutz-Erfolge in dem Gebiete der Alstertal-Terrai n-
Aktien-Gesellschaft, bei Teilnahme an einer der Führungen
durch Herrn v. Wacqtjant, und über einen 3tägigen Studien-
aufenthalt an der berühmten Musterstation für Vogelschutz des
Freiherrn v. Berlepsch auf seinem Schloßgute Seebach in
Thüringen. Während ersterer den Vogelschutz möglichst unauf-
fällig und unter Wahrung des natürlichen Zustande« des Geländes
betreibt, sucht letzterer durch Aufhängung von Nisthöhlen ver-
schiedenster Art, durch Aufstellung von Futterhäusern, Futter-
glocken usw., durch künstliches Zurechtstutzen von Bäumen und
Büschen die Vögel zu vermehren. So erreicht Herr v. B. wohl
einen dichteren Vogelbestand, aber auf Kosten der Unberührtheit
und Schönheit der Natur. Allerdings will Herr V. Wacquant
trotzdem einen noch dichteren Vogelbestand erreichen, z. T. schon
erreicht haben, unter Angabe von Zahlen, deren Richtigkeit der
Vortragende aber z. T. wenigstens bestreiten zu müssen glaubte,
ohne aber die zweifellos recht großen Erfolge dieses Herrn zu
verkennen. Er ging dann ausführlicher auf die Wirkung des
Vogelschutzes auf die Insektenwelt ein, indem er sich gegen die
Ansicht beider genannter Herren wandte, daß Vogelschutz allein
genüge, um die schädlichen Insekten fernzuhalten oder zu vertilgen.
An Hand zahlreicher Beispiele führte er aus, wie ungemein
schwierig es sei, über die Beziehungen der Vögel zu den Insekten
Klarheit zu gewinnen, wie leicht hier falsche Schlüsse unterlaufen
und wie nur jahrelanges Studium unter Berücksichtigung aller Ver-
hältnisse zu einigermaßen sicheren Urteilen berechtigen könnten. —
In einer Entgegnung bei der Diskussion hielt Herr v. Wacquant
alle seine Zahlen aufrecht.
i8. Sitzung, am 31. Oktober. — Mayntzhusen, Fr.: Die
Auffindung der Guayaki, eines steinzeitlichen Indianer-
stammes in den Urwäldern Paraguays.
Wie es Pflanzen und Tiere gibt, bei deren Betrachtung sich
der Naturforscher in die Vorzeit der Erde versetzt glaubt, da sie
stark abweichen von den sonstigen Organismen der Umwelt, so
werden zuweilen Völkerschaften angetroffen, die in ihrer ganzen
Kultur, in ihren Sitten und Gebräuchen einer längst vergangenen Zeit
anzugehören scheinen. Bei keinem Volksstamm mag dies in höherem
XXXII
Grade der Fall sein als bei den von Herrn Mayntzhusen auf-
gefundenen Guayaki, die, noch vollständig auf der Kindheitsstufe
der Menschheit stehend, der Steinzeit angehören, also einer Kultur-
periode, die für Europa Jahrtausende hinter der Gegenwart zurück-
liegt. Die Existenz dieses merkwürdigen, einzig dastehenden Volkes
war schon im i6. Jahrhundert bekannt, ohne daß es gelingen
wollte, sie genauer kennen zu lernen; denn die große Schlauheit
der Leute und der dichte, undurchdringliche Urwald machte jede
Annäherung so gut wie unmöglich. Die spanischen Jesuiten ver-
suchten Jahrhunderte lang vergebens, die Guayaki dem Christentum
zuzuführen; sie haben sogar herrliche Kirchen in ihrem Wohn-
gebiete erbaut, aber wohl kaum einen Guayaki darin zu sehen
bekom.nen. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hat die Univer-
sität La Plata eine Expedition zur Erforschung des rätselhaften
Völkchens ausgerüstet, aber nur wenig Material heimgebracht. Da
die streifenden Guayaki gelegentlich Feld- und Viehraub verübten,
wurden von paraguayischen Ansiedlern Vergeltungsmaßregeln unter-
nommen und einzelne der Räuber abgeschossen; die Folge hiervon
war, daß die Guayaki noch scheuer wurden und sich immer tiefer
in ihren Wäldern verbargen. Durch das Beispiel von Ethnologen
angeregt, beschloß Herr Mayntzhusen, der in Paraguay großen
Grundbesitz hat, im Jahre 1908, dieses Volk zu erforschen. Mit
Hilfe von Eingeborenen, deren Spürsinn ihm hierbei die vortreff-
lichsten Dienste leistete, wurde der Weg in den Urwald einge-
schlagen, eingeschlagen im wörtlichsten Sinne des Wortes ; denn
jenes Walddickicht ist derartig mauerartig, daß mit langen Messern
geradezu ein Tunnel hineingeschnitten werden mußte. In zwei
Jahren wurden unter den größten Strapazen sieben Expeditionen
unternommen. Die Spuren der täglich die Lager wechselnden
Guayaki wurden verfolgt; aber erst die achte Expedition hatte
einen Erfolg, indem das endlich aufgefundene Lager überrannt
wurde, wobei drei Indianer ergriffen wurden. Unter diesen war
ein aufgeweckter Junge, der die angeborene Scheu bald ablegte,
so daß Herr Mayntzhusen bei ihm geradezu Sprachunterricht
nehmen konnte. Die Sprache ist eine »Einsilbensprache« ; jeder
Laut bezeichnet einen Begriff, zwei mit einander verbundene Laute
einen andern, der mit den ihn bildenden Begriffen in einem
gewissen Verhältnisse steht: so bezeichnet ein bestimmter Laut die
»Erde«, ein anderer die >Fernex. beide zusammen den »Vogel«,
also ein Wesen, das sich von der Erde entfernt. Der V^ortragende
hat vor kurzem eine Arbeit über die Guayakisprache in Berlin
veröffentlicht. Durch den Besitz dieser Sprachkenntnisse, durch
Geschenke u. dgl. gelang es dem Vortragenden nach Entlassung
der drei Guayaki, sich das Zutrauen der anderen zu erwerben und
in steter Fühlung mit ihnen zu bleiben. Er lernte sie so genau
kennen. Sie können eigentlich nur bis i zählen, kennen keinen
Ackerbau, verstehen keine Hütten zu bauen, können nicht weben,
so daß sie völlig unbekleidet sind, verfertigen ganz primitive
Flechtarbeiten aus Palmblättern, benutzen Bogen und Pfeile und
aus Steinen oder Nagetierzähnen verfertigte Waffen. Eine Religion
haben sie nicht. Dagegen haben sie von Naturgewalten und
Naturerscheinungen wunderliche Vorstellungen: so ist ihnen der
.^sHl
XXXIII
Regenbogen eine Schlange, eine Sternschnuppe ein vom Himmel
fallender Feuerbrand, ein Irrlicht ein Feuertier. Im Sturm, in
heftigen Regengüssen sehen sie etwas Persönliches, das sie durch
Schreien zu verscheuchen glauben. Eigentliche Musik ist ihnen
fremd, der Gesang zeigt einen gewissen Rhythmus, aber keine
Melodie. Von Technik, abgesehen von einer ganz primitiven
Töpferei und Flechterei und der Herstellung von Steinwerkzeugen
und wenig anderem, ist nichts vorhanden. Die Bogen verfertigen
sie aus Palmholz, die Pfeile aus Rohr mit einer Hartholzspitze.
Der Schmuck besteht aus den Zähnen des erlegten Wildes. Be-
merkenswert sind Bein-, Bauch- und Rückennarben, die eine
bestimmte Bedeutung haben. Sie sind überaus kinderlieb und
zeigen auch ein tiefes Gemüt und Charaktereigenschaften, die zu-
weilen einen Europäer beschämen. Mord ist so gut wie unbekannt.
Im Widerspruch hiermit steht — wenn auch nur scheinbar —
alte, schwache, Strapazen nicht mehr gewachsene Personen tot zu
schlagen ; aber nur deshalb geschieht dies, weil der Hungertod,
dem die altersschwachen Leute beim Zurückbleiben ausgesetzt
wären, grausamer ist als das gelötet werden. Auch Zwillinge und
Mißgeburten werden getötet, weil man in ihnen etwas der Natur
Zuwiderlaufendes zu sehen glaubt. Bei Krankheiten werden fast
immer Massagebehandlungen angewandt, aber auch einschläfernde
Pflanzensäfte.
Von einer eigentlichen Ehe in unserem Sinne ist keine Rede;
ein junger Mann nimmt eine Frau zum Zwecke der Arbeitsteilung,
wird die Arbeit für eine Frau zu viel, dann wird eine zweite
genommen, und ebenso wird ein guter Jäger von Frauen gesucht.
Aber diese >Ehen« sind stets exogam, d. h. es wird immer ein
Mädchen geheiratet, das einem anderen Stamme angehört, als die
Mutter des jungen Mannes. An die Familie des alten Jägers
gliedern sich die jüngeren Mitglieder an, so daß eine Horde ent-
steht, die ohne eigentliche Verpflichtung dem ältesten Familienvater
gehorcht. Noch vieles andere berichtete der Vortragende von
dem sozialen Leben der (luayaki. Diesem Volke ist er ein Freund
im besten Sinne des Wortes geworden ; viele Guayaki folgten ihm
als Arbeiter auf seinen Besitz; hier werden sie, besonders die
Knaben und Mädchen, in Gruppen unterrichtet. Die Mädchen ver-
fertigen für die Angehörigen Kleidungsstücke, und zwar u. a. auch
mit Hilfe der Nähmaschine. In der Folge wurde Herr Mayntz-
HUSEN von der paraguayischen Regierung zum Vormund der
Guayaki, die ihm Vertrauen und Verehrung entgegenbringen,
ernannt. Eine Fülle von Aufnahmen erläuterte den Vortrag ; aus
ihnen ergab sich auch der anthropologische Charakter des Volks-
stammes ; es sind Menschen von untersetzter Gestalt, auffallend
hellhäutig, dunkelhaarig; breite und kurze Nase, Augen dunkel bis
hellbraun ; geringe Wölbung des Schädels, weit auseinander stehen-
den Augen, Kletterfuß; anthropologisch nicht so tiefstehend.
XXXIV
ig. Sitzung, am 7. November. — Rip:besell, P. : Über
optische und akustische Entfernungsmesser.
Die natürlichste Art der Entfernungsmessung durch Benutzung
von Maßstäben ist nicht anwendbar, wenn die zu messenden Strecken
ungangbar oder die Endpunkte nicht erreichbar sind. Für diese
Fälle hat bereits die Feldmeßkunst seit langer Zeit mathematische
Methoden ausgearbeitet, die diese Schwierigkeiten überwinden. Es
wird eine Standlinie abgesteckt, und dann werden an den Endpunkten
die Winkel nach dem entfernten Punkte durch Meßtisch oder Theo-
dolit gemessen. Im Kriege haben sich die Anforderungen, die an
das Verfahren gestellt werden, verschärft, da hier die Messungen
schnell, und ohne daß sie vom Feinde bemerkt werden, ausgeführt
werden müssen. Es sind daher Apparate konstruiert, die die alten
Methoden in schnellerer Form anzuwenden gestatten. Schwierig
gestalten sich die Verhältnisse im Felde, wenn die zu messenden
Gegenstände von der eigenen Stellung aus überhaupt nicht sichtbar
sind. Dann kommt die Photogrammetrie zur Anwendung, die es
ermöglicht, aus maßstabgerechten Fliegeraufnahmen die Entfernungen
abzulesen, deren Kenntnis für eine richtige Wirkung der Geschütze
unerläßliche Vorbedingung ist. Ist schließlich von der feindlichen
Geschützstellung überhaupt nichts sichtbar, so versagt die optische
Methode. Dann läßt sich aber aus den Beobachtungen des Knalles
die Entfernung bestimmen.
20. Sitzung, am i j.. November. — SCHÜTT, K.: Über Energie-
quanten.
Die Lehre von den Atomen, die für die Materie als bewiesen
angesehen werden kann, die für die Elektricität mindestens große
Wahrscheinlichkeit hat, scheint auch für die Energie von Bedeutung
zu sein. Eine Reihe von Vorgängen sind bekannt, die sich am
besten erklären lassen unter der Annahme, daß die Energie in
endlichen Brocken, Energiequanten genannt, abgegeben wird. Der
Berliner Physiker Planck hat 1901 die Quantenhypothese aufgestellt,
um sein Strahlungsgesetz abzuleiten. Er nimmt an, daß das Leuchten
kein kontinuierlicher, gleichmäßig ablaufender Vorgang ist, sondern
ein explosionsartiger, bei dem das strahlende Atom die Lichtenergie
in einzelnen Güssen abgibt, deren Größe von der Schwingungszahl
des Atoms abhängt. Unter dieser Voraussetzung findet er ein
Strahlungsgesetz, das mit der Erfahrung übereinstimmt. Der Vor-
tragende legte den Weg dar, der zu diesem Gesetz führt; man ist
genötigt, auf eine Reihe von Grundprincipien, mit denen die theo-
retische Physik bisher gearbeitet hat, zu verzichten. Die Energie-
quanten sind für zahlreiche Molekular- und Atomprozesse von
Bedeutung, so bei der Deutung der Abnahme der Atomwärme fester
Körper mit sinkender Temperatur, bei der Entartung der Gase, dem
Hallwachs-Effekt u. a. m. Auch das Bohr' sehe Atommodell, das
in dem Atom ein kleines Planetensystem sieht — um den positiven
Kern als Sonne kreisen negative Ladungen, also Elektronen —
nimmt <iuantenhafte Energiestrahlung an; mit seiner Hilfe gewinnt
XXXV
man eine P'ormel, mittels der man die Wellenlängen, die im Spektrum
leuchtenden Wasserstoffs beobachtet werden, mit außerordentlicher
Genauigkeit aus universellen Konstanten berechnen kann.
21. Sitzung, am 28. November. — LoHMANN, H.: Eine
Forschungsreise von Hamburg nach Südamerika im Sommer
1911.
Als die Deutsche antarktische Expedition im Mai 191 1 von
Hamburg aus ihre Ausreise antrat, standen ihr für die Fahrt bis
Buenos -Ayres vier volle Monate zur Verfügung, die für hydro-
graphische und biologische Untersuchungen auf hoher See verwandt
werden sollten. Der Laridaufenthalt wurde daher möglichst kurz
bemessen und beschränkte sich auf die Azoren und Pernambuco.
Die ozeanographischen Forschungen waren Herrn Dr. Brennecke
übertragen, die biologischen hatte der Vortragende übernommen.
Unterstützt wurde er vom Schiffsarzte Herrn Dr. Kohl. Von den
Azoren wurde S Miguel besucht und von Ponto Delgada aus zwei
Ausflüge nach den beiden großen Kraterbecken von Sette Cidades
und Furnas unternommen, die Gelegenheit gaben, die Pflanzenwelt,
Kultur und landschaftliche Schönheit dieser Insel kennen zu lernen.
Auf der Fahrt nach Pernambuco, die in Folge der Untersuchungen
fast 2 Monate währte, wurde eine kurze Landung auf den Vogel-
felsen von St. Paul ausgeführt und unmittelbar darauf beim Über-
schreiten der Linie in humorvollster Weise nach altem Seemanns-
brauch die Äquatortaufe gefeiert. In Pernambuco, wo die
Expedition zuerst die Tropenwelt mit ihren Palmenwäldern und
Mangrovenbeständen betrat und die Negerwirtschaft kennen lernte,
blieb das Schiff, herzlich bewillkommt von den dort ansässigen
Deutschen, eine Woche. Nachdem von da aus die Fahrt im
Brasilstrcm parallel der Küste Südamerikas bis in die Ausläufer des
kalten Falklandstromes zum 40'' südlicher Breite fortgesetzt war,
wurde in die La Plata-Mündung eingefahren und Anfang September
Buenos-Ayres erreicht. Das reiche Leben dieser größten Stadt
Südamerikas, die damals i '/s Millionen Einwohner zählte, hielt den
Vortragenden noch einige Wochen fest, in denen auch die herr-
lichen Vororte und die Universitätsstadt La Plata besucht wurden.
Dann trennte er sich von der Expedition und ging auf 4 Wochen
nach Rio de Janeiro, das an Schönheit der Lage unvergleichlich
noch vollen Tropencharakter zeigt, prachtvolle Waldungen in
unmittelbarer Nähe der Stadt aufweist, und von wo aus in ein-
tägiger Eisenbahnfahrt St. Paolo aufgesucht und das vom Direktor
des Museo Paolista Professor Ihering für Forschungszwecke ein-
gerichtete Urwald-Schutzgebiet bei Alto da Serra besichtigt wurde.
Von Rio de Janeiro wurde auf dem Kap Villano Anfang Oktober
die Rückreise nach Hamburg angetreten.
Während der Fahrt über den Ozean wurde das gesamte
Pflanzen- und Tierleben der Hochsee heobachtet und vor allem die
mikroskopisch kleine Welt der Schwebeorganismen des Planktons,
von der die übrige Bevölkerung des Weltmeeres völlig abhängig
ist, erforscht. Von hervorragendem Interesse war die Tierwelt,
3*
XXXVI
welche mit den von den westindischen Inseln losgerissenen Golf-
krautbüscheln auf die Hochsee hinausgetrieben wird und eine ganz,
überraschende Übereinstimmung in Form und Farbe mit dem bern-
steinfarbenen Kraut und dem tief ultramarinblauen Wasser des
Tropenmeeres zeigt. Zum Teil besitzen die Krebse das Vermögen
des Farbenwechsels, wobei blaue, gelbe und rote Färbungen sich
ablösen können. Sehr eigenartig sind auch die Methoden, durch
welche manche Schnecken sich am Meeresspiegel schwebend
erhalten. Das Verhalten der fliegenden Fische, und der Pot- und
Schwertwale, sowie das Auftreten der Vögel auf der Hochsee gab
ferner zu manchen Beobachtungen Anlaß, über die an der Hand
von Material, das auf der Fahrt gesammelt war, berichtet wurde.
Ein Vergleich zwischen der Gestaltung und der Verteilung des
Lebens, wie es auf dem Lande im Luftmeere und in der VVasser-
masse des Weltmeeres auf unserer Erde zur Ausbildung gekommen
ist, drängt sich bei solcher Forschungsreise fortgesetzt auf und
steigert das Interesse, das eine derartige Fahrt bietet, auf das
Höchste. Trotz seiner gewaltigen Ausdehnung ist das Leben des
Ozeans auf die Zufuhr von Nährstoffen vom Lande her angewiesen,
und ein die Erde völlig umhüllendes Weltmeer würde daher arm
an Organismen oder gar ganz frei von ihnen sein müssen.
22. Sitzung, am 5. Dezember. — BusCHAN : Das Volkstum
der Türken.
Ausgehend von den spärlichen geschichtlichen Nachrichten
über das erste Auftreten der Türken, die zusammen mit sprachlichen
und anthropologischen Untersuchungen auf die Gebiete jenseits des
Oxus als ihr Heimatsland hinweisen, gab der Vortragende zunächst
eine Schilderung des körperlichen und seelischen Verhaltens der
Türken. Bei den zahlreichen Kreuzungen mit allen möglichen
ethnischen Elementen kann man einen Durchschnittstypus nur in
allgemeinen Umrissen aufstellen. Unter den seelischen Eigenschaften,
die zum Teil ein Ausfluß der Religion sind, überwiegen die guten
über die schlechten ; Dankbarkeit, ernstes, zurückhaltendes, würdevolles
Verhalten, große Genügsamkeit und Bescheidenheit, Opferwilligkeit
und Gastfreundschaft, sowie Gleichgültigkeit gegenüber Gefahren
auf der einen Seite und Rückständigkeit, Mißtrauen, Indolenz, Sich-
gehenlassen, Trägheit auf der andern kennzeichnen den Türken.
Die zahlreichen Fremdvölker des Türkenreiches, die an Zahl die
Osmanen überwiegen, streifte der Redner nur flüchtig. Da der
Islam von einschneidender Bedeutung auf das Denken, Fühlen und
Handeln des Türken geworden ist, so ließ er sich über die
wichtigsten Grundsätze dieser Religion, sowie über die von den
Gläubigen geforderten religiösen Pflichten (Gebet, Reinigung,
Almosengeben, Duldsamkeit, Wallfahrt) etwas eingehender aus; im
besonderen betonte er die Lehre von der Prädestination (Kisniei-
oder Kadarglaube), die die Ursache dafür abgibt, daß der Türke
u. a auf politischem und wirtschaftlichem Gebiete im Hintertreffen
geblieben ist. Hieran anknüpfend schilderte er die islamitische
Baukunst, die etienfalls durch den Islam ihr eigenartiges Gepräge
. erhalten hat, sowie die verschiedenen Zweige des Kunstgewerbes.
XXXVII
Nach diesen allgemeinen Betrachtungen wandte sich der Redner
eingehender den Türken zu, zunächst ihrer Beschäftigung, die in
der Hauptsache im Ackerbau besteht Er führte in Wort und Bild
die verschiedenen, noch recht primitiven Verfahren in der Land-
wirtschaft vor, die an Homerische Zustände erinnern, und besprach
im Anschluß hieran die türkische Küche. Die Schilderung des
türkischen Hauses und Privatlebens gab ihm sodann Veranlassung,
sich wieder eingehender über die Ehe und das Familienleben
auszulassen. Die Türken leben zu 90 "/o in Einehe. Wenngleich
für die Türkin strenge Vorschriften über ihre Abgeschlossenheit
von der Öffentlichkeit bestehen, für die im Koran sich keine
Anhaltspunkte ergeben, so ist das Zusammenleben der Ehegatten
doch zumeist ein ganz harmonisches, und die türkische Frau
unumschränkte Herrin im Hause. Der revolutionäre Zug der
Neuzeit, der auch die Türkei durchwehte, vermochte jedoch nicht
den Abschluß von der Außenwelt und den Schleierzwang gänzlich
abzuschaffen, hat jedoch immer noch mancherlei Freiheiten für die
Türkin gebracht, der gegenwärtige Krieg noch weitere Erfolge in
der angestrebten Richtung gezeitigt. Trotz dieser Fortschritte "ver-
harren die Türken, auch die der gebildeten Stände, noch vielfach
stark im Aberglauben, wozu die Religion ihnen in mancher Hinsicht
sogar die Hand reicht. Man glaubt an böse und gute Engel, des-
gleichen an böse und gute Geister (Dschinnen), man fürchtet sich
vor dem bösen Blick und besitzt dagegen eine Unmasse Abwehr-
niaßregeln und läßt sich durch ünglückstage, Unglückszahlen, Traum-
und Sterndeuterei in seinen Handlungen sehr beeinflussen. Selbst
über den Tod hinaus spielt der Aberglaube eine Rolle, was besonders
in den Schilderungen der höllischen Peinigungen auf der einen und der
paradiesischen Freuden auf der andern Seite zum Ausdruck kommt.
23. Sitzung, am 12. Dezember. — Pfeffer, G.: Die Ge-
schichte des Atlantischen Ozeans.
Der Vortragende behandelte zunächst das sogenannte ,, Perma-
nenz - Problem", indem er Beweise dafür brachte, daß wohl Kon-
tinentalstücke in die Tiefe des Meeres niedergebrochen sind, daß
sich aber nie flächenhafte Stücke des Tiefseebodens an die Kon-
tinentalmassen angegliedert haben, sodaß wir auf unserer Erde zwei
große Niveau-Flächen ausgebildet finden, den Boden der Tiefsee und
die Oberfläche der Kontinente.
Darauf besprach der Vortragende die von vielen Geologen und
Zoogeographen für mesozoische Zeiten angenommenen, den Atlan-
tischen Ozean zum größten Teil ausfüllenden Kontinentalbrücken
des Nord- und .Südatlantischen Kontinentes und wies auf Grund des
geologischen und zoogeographischen Tatsachen -Materials nach, daß
diese hypothetischen Kontinentalverbindungen, wenigstens seit der
Tura-Zeit, nicht bestanden haben können.
XXXVIII
24. Sitzung, am 17. Dezember. — Marcus, Kurt: Die untere
Donau und ihre Fischerei.
Die Donau ist in den Kriegsjahren unserem Interesse beson-
ders nahe gerückt, zunächst in rein militärischer Hinsicht, dann
aber auch als Beförderungsweg für Brot- und Futtergetreide, Rohöl
und Benzin. Der rumänische Teil der Donau ('/s der Gesamtlänge
von 2860 km), den der Vortragende auf seinen Reisen im Dienste
der Militärverwaltung genauer kennen lernte, führt eine gewaltige
Fülle von Wasser; nach den Angaben der »Europäischen Donau-
Kommission« für die Jahre 1857 bis 1916 läßt der Fluß im Laufe
eines Jahres durchschnittlich 228 Millionen Kubikmeter Wasser
dem Meere zufließen. Das Gefälle der rumänischen Donau ist
sehr gering und dementsprechend der Gehalt an Schwebestoffen
sehr groß, besonders zur Zeit des Hochwassers im Frühjahr, wenn
der Fluß ein weites Gebiet überschwemmt, sodaß — wiederum
nach Angaben der genannten Kommission — jährlich durchschnitt-
lich 75 Millionen Kubikmeter Sinksloffe allein dem Meere zugeführt
werden. Nach Professor Antipa, dem Generaldirektor der rumäni-
schen Fischerei, hat das Überschwemmungsgebiet eine Größe von
891 000 Hektar, wovon 427000 auf die Moldau und Walachei und
424000 auf die Dobrudscha kommen. Innerhalb dieses Gebietes
liegen zahlreiche flache Seen, die mit der Donau durch natürliche
Kanäle in Verbindung stehen. Diese Seen sind von vorteilhafter
Einwirkung auf das Klima und rufen durch den reichen Absatz
von Sinkstoffen eine üppige Land- und Wasserflora hervor, die
vielfach bemerkenswerte Anpassungen an den Standort zeigt. Die
hier lebenden Fische überwintern meist in der Donau, suchen aber
bei kommendem Hochwasser, wenn ihre Kiemen von den Schwebe-
stoffen gereizt werden, das reine Wasser des Übeischwemmungs-
gebietes auf, wo sie sowie ihre Brut (die Zeit des Hochwassers
fällt so ziemlich mit der Laichzeit zusammen) in den zahlreichen
kleineren Lebewesen auskömmliche Nahrung finden. Mit dem
Fallen des Wassers ziehen sich die Fische in den .Strom oder in
Ljrößere Seen zurück; in diesen entwickelt sich dann ein groß-
artiger, den hydrographischen und biologischen Verhältnissen ange-
jjaßter Fangbetrieb, wie er in Europa wohl einzig dasteht. Das
Donaudelta, gleichfalls von Antipa gründlich erforscht, ist eine
von größeren und kleineren Flußarmen durchzogene und mit
.Seen und Tümpeln reich besetzte Ebene Noch zur Griechenzeit
inündeie die Donau in einen Liman, der sich allmählich in das
Delta verwandelte. Ein Teil dieses Liman ist in dem Seenkomplex
des Razelmsees noch erhalten; er liegt südlich vom Delta und wird
jetzt, nachdem der Dunawats, eine Abzweigung des Georgsarmes,
verschlammt ist, durch den Karol Kanal mit süßem Wasser gespeist.
Um die Donauschiffahrt zu schmälern (zu Gunsten des Hafens von
f)dessa), ließen die Russen den .Sulina, den Hauptschiffahrtsarm
des Deltas, versanden; er wurde aber später durch umfangreiche
Bauten wieder fahrbar gemacht. Es droht ihm jedoch von neuem
Gefahr, und zwar dadurch, daß der Kilia alljährlich sein Delta um
einige hundert Meter in das Meer hinauswachsen läßt; durch
Ableiten der Hauptwassermasse des Kilia in eine andere Richtung
XXXIX
hofft man der neuen Verschlammung des Sulina vorzubeugen. Eine
eigenartige Erscheinung ist die ungeheure Schilfvegetation auf den
Deltaseen, die rund 72000 Hektar überzieht, während die freie
Wasserfläche nur 70000 beträgt. Wegen der völligen Abwesenheit
pflanzlicher Organismen ist das Wasser unter diesem Schilf, wenn
es nicht von Donauvvasser durchströmt wird, frei von Sauerstoff,
weshalb die Verwesung abgestorbener Schilfteile nur durch
Schvvefelbakterien geschehen kann; daher das starke Auftreten von
Schwefelwasserstoff. Im Schwarzen Meer, von rund 400000 qkm
Größe, vollzieht sich unterhalb einer Tiefenzone von 200 bis 300 m
derselbe Vorgang, hier bedingt durch einen zu geringen Zufluß
von sauerstoffhaltigem Wasser. Aber oberhalb dieser Zone herrscht
ein reiches Tierleben. Die Mannigfaltigkeit der Fische ist der des
Mittelmeeres zu vergleichen; es finden sich Maifische, Sardinen,
Sardellen, Thun- und Schwertfische, Makrelen, Meeräschen usw.
In dem Teile des Schwarzen Meeres vor den Donaumündungen
leben meist Brackwasserbewohner. Auch Störe, die von dem
organischen Detritus und von Muscheln und Schnecken leben,
bevorzugen diese Gegend. Die untere Donau ist unter allen
europäischen Flußsystemen, vielleicht mit Ausnahme der Wolga, am
reichsten an Fischen; aber die Ergebnisse der Fischerei (durch-
schnittlich zwischen 25 bis 30 Millionen kg im Jahre) stehen doch
hinter der unsrigen zurück. Die Fischfauna ist im großen ganzen
dieselbe wie bei uns. Für die Donau eigentümlich sind die
6 Arten der Gattung Stör; Aal und Lachs dagegen fehlen. Von
den Fangverfahren, die in den Seen und fließenden Gewässern oft
grundverschieden sind, machte der Vortragende an der Hand zahl-
reicher Lichtbilder nähere Angaben, ebenso von der eigenartigen
Organisation dieses Betriebes, der gewissermaßen ein Kompagnie-
geschäft zwischen Staat und Fischerei ist.
2. Gruppensitzungen.
Sitzungen der Botanischen Gruppe.
1. Sitzung am lo. Februar. — Erichsen, Fr.: Neuere
Flechtenfunde.
2. Sitzung am 13. März (eingeladen von dem Botanischen
Verein). — Timm, R.: Die Moosbekleidung der Ufer-
steine von Hanöversand.
3. Sitzung am 21. April. — Timm, R.:
1. Land- und Wasserkultur von Ricciocarpus natans.
2. Der innere Bau der einheimischen Moose aus der
Gattung Mnium.
XL
4. Sitzung am 18. Dezember. —
Timm, R.: Einige Stielquerschnitte abgefallener Blätter.
Eichelbaum, F. : Meine diesjährigen Versuche mit
schädlichen und unschädlichen Pilzen der Hamburger
Flora.
I
2
3
4
5
6
7
8
9
10
II
B. Die wissenschaftlichen Ausflüge
des Jahres 1917.
Botanische Ausflüge.
Ausflug am 28. Januar: Sülldorf.
» am 25. Februar: Klövensteener Gehege.
» am 25. März: Arenlohe bei Tornesch.
> am 29. April : Dünengebiet bei Utersen.
> am 20. Mai: Goldenbecker Gründe.
» am 24. Juni : Forst Karnap.
> am 22. Juli: Laß rönne und Overwärder.
> am 26. August: Lasbeker Mühle.
> am 30. September: Lohn und Riessei bei Kl. Mdg.
> am 18. November: Oher Tannen bei Glinde.
» am 9. Dezember: Krupunder See usw.
H^*--
VERHANDLUNGEN
des
NATURWISSENSCHAFTLICHEN
VEREINS
zu
HAMBURG
im Jahre 191 8.
DRITTE FOLGE XXVI.
HAMBURG.
L. Friederichsen & C«.
1919.
VERHAiNDLUNGEN
des
NATURWISSENSCHAFTLICHEN
VEREINS
zu
HAMBURG
im Jahre 191 8.
DRITTE FOLGE XXVI.
HAMBURG.
L. Friederichsen & Co-
1919.
Für die in diesen „Verhandlungen" veröffentlichten
wissenschaftlichen Mitteilungen und Aufsätze sind nach
Form und Inhalt die betreffenden Vortragenden oder
Verfasser allein verantwortlich.
Druck von Grefe & Tiedemann.
Inhaltsverzeichnis.
I. Geschäftliches.
Seile
Allgemeiner Jahresbericht für 1918 VII
Abrechnung für 1918, Voranschlag für 19 19 IX
Vorstand und Gruppen Vorsitzende für 1919, ständige Mitglieder des
erweiterten Vorstandes, Kassenprüfer und Ehrenrat X
Verzeichnis der Mitglieder, abgeschlossen am 31. Dezember 1918. ... XI
Verzeichnis der im Jahre 1918 geschenkten Schriften XXXI
II. Berichte über die Vorträge, Besichtigungen und
wissenschaftlichen Ausflüge des Jahres 1918.
A. Die Vorträge und Vorführungen des Jahres 1918.
Die Vorträge sind im folgenden Verzeichnis nach dem Stoff geordnet.
Von den mit einem Stern (*) bezeichneten Verhandlungen ist kein Bericht abge-
druckt. Vorträge, die Stoff aus verschiedenen Abteilungen der folgenden Über-
sicht behandelten, sind mehrfach aufgeführt.
Chemie, Physik, Meteorologie und Verwandtes.
Seite
Jensen, Chr. : Allgemeine Trübungen der Atmosphäre in ihrer Beziehung
zu verschiedenen meteorologisch-optischen Vorgängen . XXXVIII
Hillers, W. -. Neuere Vorstellungen über die Atome und die chemische
Valenz XLIII
Schutt, K. : Über Kristallbau und Röntgenstrahlen XL VI
Walter, B. : Über radioaktive Leuchtmassen XLVII
Schott, G. und Brennecke, W. : Die wichtigsten Instrumente der
Tiefseeforschung XL VIII
Rabe, P. : Fortschritte im Aufbau des Chinins - L
Hassler, F. : Zur Theorie der Gerbung L
Classen, J. : Die Größe des elektrischen Elementarquantums LI
Schutt, K. : Über Rönlgenspektroskopie LH
IV
Mineralogie, Geologie und Verwandtes. »jg^^
GÜRICH, G.: Geologischer Reisebericht aus Mazedonien XXXIX
Koch, E. : Über den Bahrenfelder See XI.
Koppen, W.- Über Isostasie und die Entstehung der Kontinente XI. I
Geographie, Ozeanographie, Reisen.
Quelle, O.; Samlandküste und kurische Nehrung XXXVI
Brennecke, W.-. Über den Salzgehalt des atlantischen Ozeans XXXVII
GüRiCH, G. : Geologischer Reisebericht aus Mazedonien XXXIX
Voigt, A.: Einiges über die Landwirtschaft in Mazedonien XL
Koppen, W.-. Über Isostasic und die Entstehung der Kontinente XLI
Schäker, H.: Das Pflanzen , Tier- und Völkerleben Kameruns XI-V
Schott, G. und Brennecke, W. : Die wichtigsten Instrumente der
Tiefseeforschung; XLVIII
Byhan, A.: Eine Reise durch Makedonien LI
Biologie.
.Vllgemeines und Vermischtes.
Brick, C. : Über die Entartung unserer Kulturpflanzen, die Ursachen
der Widerstandsfähigkeit gegen Parasiten und die Züchtung
widerstandsfähiger Sorten XXX II
Hentschel, E. : Über den Einfluß der Tiden auf die biologischen
Verhältnisse in der Niederclbe XXXV
Schäfer, H.: Das Pflanzen, Tier und Völkerleben Kamenims XI.V
Botanik.
• Stoppel : Jahresperiodische Erscheinungen bei Pflanzen XXXV
Voigt, A.: Einiges über die Landwirtschaft in Mazedonien XL
KiRBAHN, H.: Der Kienzopfpilz XLIX
• .\nsokge, C. : Waithstumsverhältnisse der Eiche LII
• Krüger, E.-. Neuere .Anschauungen über die Genießbarkeit der Pilze LH
Timm, R.: Die Moo.<kapsel als selbständiges Lebewesen LIll
Vok;t, A.: Die Spinnfasern der Kricgszoit IVI
Zoiilogie.
Brüning, Chk. : über (\;i> Hochzeitskleid der Lurche und Fische ... . XLlll
M.AYKR, M.; Über einige tropische prolozoische Krankheitserreger des
Menschen, ihre Übertragung und Kultur XLV'^
Ehrenbaum, K.: Binlogii- mul Fang dei Garnele I.IV
Anthropologie.
St'HÄt-KR, II.: 1 )a~ PHanzen-, Tier und Vülkerleben Kiuneruns XI.V
V
Medizin. Seite
* Trömnmr, E.: Einige Kriegsertahrungen in der Hirnphysiologie... XLTIl
Mayer, M. : Über einige tropische protozoische Krankheitserreger des.
Menschen, ihre Übertragung und Kultur XLV
Jacobsthal, E. : Streifzüge auf dem Gebiete der Desinfektion und
Sterilisation XLVIT
Philosophie.
KöPPKN, W. : Die Hauptslufei) des Geschehens LIV
Wirtschaftliches und Industrielles.
Hassler, b'.-. Zur Theorie der Gerbung L
Voigt, A. : Spinnfasern der Kriegszeit LVI
B. Die Besichtigungen des Jahres 1918.
* Besichtigung des Zoologischen Gartens LVIIJ
C. Die wissenschaftlichen Ausflüge des Jahres 1918.
* Botanische Ausflüge LVIII
III. Sonderberichte.
ElCHKLBAUM, F. : Die eßbaren Pilze der Niederelbe und Trave. Fort
Setzung aus diesen Verhandlungen 1916, 3. Folge XXIV i
KöPVRN, W.: Versuch einer Klassifikation des Geschehens ' 29
I. Geschäftliches.
Allgemeiner Jahresbericht für igi8.
Am Schlüsse des Jahres 191 8 zählte der V^erein 18 Ehren
mitgiieder, 7 korrespondierende und 453 ordentliche Mitglieder.
Den Tod für das Vaterland erlitt Dr. Marcus. Ferner verloren
wir durch den Tod das korrespondierende Mitglied Prof. Dr.
Kuckuck, sowie die ordentlichen Mitglieder: Claas W. Brons,
V. Dencker, Arthur Embden, Dr. Hoffmann, A. Krug,
i). LiHBERTz, Dr. M. Leschke. Dr. O. Troplowitz, Dr. Vogel,
1 )r. (j. Weiss. Aus dem Verein ausgetreten sind (2, eingetreten
1 6 }ierren.
Es wurden 28 allgemeine Sitzungen abgehalten, die im
Durchschnitt von 39 Mitgliedern besucht waren. Außerdem fand
eine Führung durch den Zoologischen Garten statt, und eine
.Sitzung wurde gemeinsam mit dem Chemiker Verein und dem
Bezirksverein deutscher Chemiker abgehalten. Der Stiftungstag
wurde wie in den andern Kriegsjahren durch einen Vortragsabend
mit Damen gefeiert. Von den in den Sitzungen gehaltenen Vor
tragen entfielen auf Botanik 7, Physik 6, Zoologie und Medizin
je 3, Geologie, Ozeanographie, Geographie, Chemie je 2, Philo
Sophie I. Drei kleine Vorführungen bezogen sich auf botanische
(Gegenstände.
Außer den Vorträgen fanden in gewohnter Weise botanische
Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung Hamburgs statt,
an den 13 Ausflügen beteiligten sich im Durchschnitt 15 Mit-
glieder.
Der Vorstand erledigte seine Geschäfte in 3 Sitzungen.
Ylll
An Vereinschriften sind im Jahre 191 8 veröffentlicht worden:
Verhandluni^en im Jahre 19 17 (3. Folge Bd. XXV).
Von den vor dem Kriege mit dem Verein in Schriften-
austausch stehenden 279 Akademien. Gesellschaften, Instituten
usw. sind bis Schluß des Jahres 141 ausgefallen, sodaß der Verein
nur mit 138 Akademien usw. in Schriftenaustausch steht, nämlich
Deutschland 84
Österreich-Ungarn 31 (hat Ende des Jahres
seinen Tausch auf-
gegeben)
Schweiz. 10
Dänemark. Norwegen, Schweden 7
Holland. Luxemburg 6
138
■ 1918 sind von 57 dieser Vereine usw. eingegangen:
223 Bücher, Hefte oder ähnliches. Außerdem liefen noch
8 Nummern als Geschenk ein. Die eingesandten Schriften lagen
in 2 Sitzungen zur Einsicht aus (am 13. Febr. und 13 Nov. 1918).
Über die lungängc des Tauschverkehrs der Jahre 19 16 bis
1918 wird, einem früheren V^orstand.sbeschluß entsprechend, erst
später Bericht erstattet.
Die als Ge.schenk im fahre 19 iS eingegangenen Schriften
sind am .Schlu.s.se des Jahresberichtes aufgeführt. Der Verein
spricht den (Tcbern auch an dieser Stelle herzlichen Dank aus
Hamburg, den 29. Januar 1919.
Der Vorstand.
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Der Vorstand für 1919.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. VüSSELliR.
Zweiter »
Erster Schriftführer:
Zweiter »
Archivwart:
Schatznieistei:
Schriftleiter:
Prof. Dr. W. HiLLERS.
Dr. J. SUHR.
Dr. E. Tams.
Dr. O. Steinhaus.
Dr. H. Bürgert.
Dr. A. Lindemann.
Gruppenvorsitzende für 1919.
Botanische Gruppe: Prof Dr. A. VüIGT.
PhysikaUsche Gruppe: Prof. Dr. JoHS. ClaSSEN.
Anthropologische Gruppe: Prof. Dr. Thilenius.
Gruppe für naturwissenschaftlichen Unterricht: Dr. M. SCHMIDT
Ständige Mitglieder des erweiterten Vorstandes.
Prof. Dr. F. AllLBORN.
Direktor JDr. Heinr. Boi.Al'
Dr. H. Borgert.
Prof. Dr. JOHS. Classen.
Prof. Dr. L. DOERMER.
Prof Dr. G. GüRiCH.
Prof Dr. E. KrügER.
l^rof Dr. Hugo Krüss.
Prof
Dr. A. Lindemann.
Prof Dr. H. LOHMANN
Prof Dr. W. MICHAELSEN.
Prof. Dr. C. ScHÄFFER.
Prof. Dr. A. ScHOBER.
Dr. O. Steinhaus.
Prof Dr. A. Voigt.
Prof. Dr. A. VOI.LER.
Dr. Vosseler.
Kassenprüfer.
C. L. NO'ITEHOHM.
Dr. W. L. Peters.
Als Ersatzmann: Orro I^dmund Eiffk,
XI
Ehrenrat.
Direktor Dr. Heinr. Bolau.
Prof. Dr. K. BÜCIIKI..
Prof. Dr. Jons. Classen.
Dr. P. Htnneherc.
Prof. Dr. .A. .S(ii()iii:R.
Medizinalrat C. II. Woi.l'i'.
Verzeichnis der Mitglieder,
abgeschlossen am 31, Dezember 191 8.
Der Vorstand des Vereins bestand für das Jahr 1918 aus
den folgenden Mitgliedern :
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. A. VüIGT.
Zweiter > Prof. Dr. Vos.SELER.
Erster Schriftführer: Dr. P. Riehesell.
Zweiter > Dr. J. SüilR.
Archivar: . Dr. O. STEINHAUS.
Schatzmeister: Dr. H. BoRGER'i'.
Schriftleiter: Dr. A. LiNDEMANN. ')
^) Während der Zeit seiner Abwesenheit vertreten durch Prof. Dr.
W. Michaelsen.
Ehren-Mitglieder.
BoLAU, Heinr., Dr., Hamburg, {^j) Ise.straße 19 Hpt. 17/9. 06
(Mitglied seit 25/4. 66)
FEHLERS, E., Prof. Dr., -Geh. Regierungsrat Göttingen li/io. 95
Haeckel, E.. Prof. Dr., E.xzellenz Jena 1S/9 Sy
Hen.SEN, V., Prof. Dr., Geh. Medizinalrat Kiel 30/11. 12
XU
KrüSS, H., Prof. Dr., Hamburg, (i i) Adolphsbrücke 7 30/ 11. 12
(Mitglied seit 27/9. 76)
Quincke, G., Prof. Dr., Geh. Hofrat Heidelberg
Retzius, G., Prof. Dr. Stockholm
Reye, Tu., Prof. Dr. Straßburg
SCHNEIIAGEN, J., Kapitän Helle b. Horst i. H.
SCHRADER, C, Dr., Geh. Regierungsrat Berlin
SCHWENDENER, S., Prof. Dr., Geh. Regierungsrat Berlin
Spengel, J. W., Prof. Dr.. Geh. Hofrat Gicssen
Temple, R., Budapest
TOLLENS, B., Prof. Dr.. Geh. Regierungsrat Göttingen
Voller, A., Prof. Dr., Direktor des Physikal. Staats-
instituts, Hamburg, {^6) Jungiusstraße i/io. 10
{Mitglied seit 29/9. j^)
Warburg, E., Prof. Dr., Wirkl. Geh. Oberregierungs-
rat, Präsident d. Physikal. -Techn. Reichsanst.
Charloltenburg 14/1 . 85
Wtttrl\CK, L., Prof. Dr.. Geh. Regierungsrat Berlin 14/1 . 85
Wölber. F.. Konsul Hamburg 28/10. 75
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10.
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10/2.
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26/9.
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Korrespondiereode Mitglieder.
BoRGER'i, Adolf, Prof. l^r.
Friedrich, P., Prof. Dr.
Friedp:riciisen, Max, Prof. Dr.
(Mitglied seit 12/10. 98).
MüGGE, O., Prof. Dr., Geh. Bergrat
Raydt, H.. Prof. Dr., Geh. Hofrat
Struck, R.. Prof. Dr.
Thompson, F., U.S. Con.sul Merid?
Bonn
30 1 1 .
12
Lübeck
30/ 1 1
12
Greifswald
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04
Göttingen
10.
86
Hannover
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Lübeck
30 11
1 2
i, Yucatan
26/1 I
89
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Ordentliche Mitglieder.
(Die eingeklammerten Zahlen vor der Anschrift bezeichnen den Postbezirk
in Hamburg, das Datum am Schluß der Zeile den Tag der Aufnahme).
Abel, A., Apotheker, (20) Eppendorferlandstraße 96 27/3. 95
Adam, R., Rektor, Ottensen, Moltkestraße lo 22/2. 05
Addicks, Chr., (24) Hohenfelderstieg i 20/2. 18
AHLBOI^^ Fr., Prof. Dr., (22) Uferstraße 23 5/1 1 84
AhlbüRN, H., Prof, Göttingen 23/2. 76
Ahrens, Caes., Dr., Chemiker, (39) Bellevue 7 10/5. 93
Ai.BERS-SCHÖNBERG, Prof. Dr. med., (5) Allgemeines
Krankenhaus St. Georg i / 1 1 . 99
Alpers, L., Direktor der Billbrauerei, (26) Hammerlandstr. 8 9/2. 10
Andersson, f., (26) Mittelstraße 92 5/11. 13
Anker, Louis, (i) Glockengießerwall 25/26, Scholvienhaus 7/2 . 00
Ansorge, Carl jr., Klein-Flottbek, Eibchaussee 6 25/2. 14
Arnheim, P., (36) Gänsemarkt 35 15/5. 01
Des Arts, Louis, Dr., Wewelsfleth ii/i. n
AUFHÄU.SER, D., Dr., (8) Dovenfleth 20 31/5. 05
Augustin, C, Prokurist, Harburg-E., Lauterbachstr. 13 12/1. 16
1-5ADE, F., Kandidat des höheren Lehramts,
(30) Breitenfelderstraße 12 1 . 27/5. [4
Banning, Prof Dr., Oberlehrer, (39) Körnerstraße 20 24/2. 97
Härtens, H., Oberlehrer, (21) Zimmerstraße 30 II 13/1. 09
Behn, Leonhard, Kl. Flottbek, Grotkamp 34 21/10 08
VON Behren, Dr., Wilhelmsburg, Fährstraße 65 14/4. 09
Behrend, Paul, Dr., beeidigter Handels-Chemiker,
(i) Gr. Reichenstraße 63 lo/i . 00
Bein, Otto, Konsul, Oldenfelde, Post Rahlstedt,
Dorotheenstraße 3 10/12. 13
Benjamin, Ludwig, Civilingenieur, (30) Bismarckstr. 133 3/ 1 1 . 15
Behn, Johanne.^, Wentorf, Post Reinbek 14/4- 09
Berendt, Max, Ingenieur, (24) Lessingstraße 12 23/9. 91
Beuck, H., (24) Uhlandstraße 16 23/2. 06
Bibliothek, Preußische Staats-, Berlin 7/6. 82
XIV
BlERNATZKI, Rkimhari, Oberlehrer, (36) Pilatuspool 7 IV 8/3. 1 1
BiGOT, C, Dr., Fabrikbesitzer, Billwarder a. d. Bille 98b i/i . 89
BiRTNER, F.W., Kaufmann. (37) Rothenbaumchaussee 169 1 5/3 . 99
Bleske, Edgar, lüitin, Aug^uststraße 6 28/6. 93
Block, W., Baurat, (13) Bötti^erstraße 5 5/4. 11
Bock, F., Lehrer, (6) Schäferkampsallee 37 III 10/2 04
Bock, Otto, (26) Hornerwes^ 231 2/ 11. 10
BODE, KUR'l\ Dr., Chemiker, (20) Erikastraße 134 21/10. 08
BöGEL, H., (8) Neue (iröninorenstraße i 15/11. 11
Böger, R., Prof. Dr., (24) Armgartstraße 20 III 25/1 82
BOEllM, E., Dr., Oberlehrer, (23) Börnestraße 52 30/11. 04
Bohlmann, Ernst, Orchideen-Züchter,
Wohldeck b. Tangstedt (Bez. Hbg.) 9/4. 13
Bohnert, F., Prof. Dr., Direktor der Oberrealschule
in St. Georg, Bergedorf, Bismarckstraße 5 4/2 . 92
BOLTE, F., Dr., Direktor der Navigationsschule,
(4) Bei der Erholung 12 >» 21/10. 85
Borchardt, Dr., Kiel, Düsternbrook 18/12. 12
B0RGP:rt, H., Dr. phil., Poiizeitierarzt, (5) Lindenstraße 23 16/2 . 87
Brennecke, W., Dr., (9) Deutsche Seewarte 4/6. 13
Brick, C, Prof. Dr., wiss. Assistent an den Botanischen
Staatsinstituten, (5) St. Georgskirchhof 6 I i/i. 89
BrüGMANN, W., Dr., Oberlehrer, (37) Brahmsalle 11 14/5. 02
Brüning, Chr., Lehrer, (23) Ritterstraße Gj 29/1. 08
VON Brunn, M., Prof. Dr., wiss. Assistent am Natur-
hist. Museum, (24) Sechslingspforte 6 II 2/12. 85
Brunner, C, Dr., wiss. Assistent an den Botan.
Staatsinstituten, {2,6) Jungiusstraße
BÜCHEL, K., Prof. Dr., (30) Eppendorferweg 186
BüNZ, R., Dr., Hochkamp, Bogenstraße i
Buschan, Dr., Sanitätsrat, (22) Oberaltenallee 9
Buttenberg, P., Prof. Dr., wiss. Assistent am Hygien.
Institut, (39) Sierich-straße i 58 30/1 1 . 04
Cappel, C. W. f., Kaufmann, (21) Höltystraße u 29/6. 80
6/4.
10
6/12.
93
2/5.
06
2/7-
18
XV
Classen, Johs., Prof.- Dr., wiss. Assistent am Physik.
Staatslaboratorium, Larrgenhorn, Siemershöhe 26/10. 87
ClaUSEN, Heinr., Dr., Oberlehrer (21) Richterstr 9 II 11/12 12
Cl.AUSSEN, L., Dr. med. vet., (19) Im Gehölz 3 4/12. 07
Clemenz, P., Dr. med., Alsterdorf, Ohlsdorferstr. 386 29/1 . 08
Cohen-Kysper, Dr. med., Arzt, (36) Esplanade 39 12/4. 99
CONTINKO, SOPHUS, (36) Johnsallee 63 20/2. 18
Dabelstein, C. (23) Marienthalerstraße 123III.
Danckf:rs, Rudolf, Dr., Oberlehrer, (24) Kuhmühle 25 14/2. 12
Dannp:nberg, A., Kaufmann, Blankenese, Busch 16 20/12. 93
Dannmeyer, V., Dr., Oberlehrer,
Hamburg - Großborstel, Moorweg 50 29/11. 05
Dau, R., Dr., (24) Mundsburgerdamm 45 7/5- '3
VON Dechend, Dr., Neu-Wohltorf bei Aumühle 5/12. \j
Dede, Dr., Gr. Borstel, Warnckesweg 37 21/6. 16
Dp:lbanco, Ernst, Dr. med., (36) Gr. Bleichen 27,
Kaisergallerie 25/2. 03
Delbanco, Paul, Zahnarzt, (36) Colonnaden 43 23/6. 97
Derenberg, Jul., Dr. med., (37) Frauenthal 9 26/6. 07
Detels, Fr., Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Immenhof 2 6/4. 92
Deutschmann, R., Prof. Dr. med., (37) Alsterkamp 19 29/2. 88
Dtckhaut, Carl, Oberlehrer, (24) Graumannsweg 69 I 26/6. 12
DlERCKE, Paul, Kartograph, (23) Kleiststraße 9 3/1 1. 15
DiERCKS, H., Dr., Oberlehrer, (24) Mühlendamm 7I 5/11. 13
DiERSCHE, M., Prof. Dr., (13) Schlüterstraße 22 20/2. 07
DiETRiCPL FR-, Prof. Dr., Oberlehr., (24) Freiligrathstr. 15 16/12. 96
Dietrich, Herrmann, Kaufmann, {^y) Isestraße 123 13/2. 95
Dn-T,ING, Prof. Dr., Schulrat a. D.. (13) Bornstr. 12 17/12. 84
Dinklage. Max, Kaufmann, Bergedorf, Heuerstr. 8 25/10. 05
DöRGE, O., Dr., Oberlehrer, Bergedorf, Am Baum 19 14/10. 03
Doermer, L., Prof. Dr., Oberlehrer, Hamburg-Groß-
borstel, Moorweg 44 7/ 11. 00
Dolberg, F., Prof. Dr. phil., Observator der Sternwarte,
Bergedorf, Gojenbergsweg 45 1/12. 09
Dräseke. Johs., Dr. med., (24) Mundsburgerdamm 37 p. 24/2. 04
XVl
Drishaus jr.. Arthur, (37) Oberstraße 66 12/12 00
Dunbar, Prof. Dr., Direktor des Hygienischen
Instituts, (36) Jungiusstraße i i5/9- 97
DUNCKER, G.. Dr. phil., wiss. Hilfsarbeiter am Natur-
hist. Museum, Ahrensburg, ßismarckallee 5 1
ÜDDliLBÜTTEl., H., Dr., Oberlehrer, (i) Danielstraße 125
Ehlers, W., Prof, Oberlehrer, (26) Mittelstraße 61 11
Ehrenbaum, E., Prof. Dr., wiss. Assistent für
Fischereibiologie am Naturhistor. Museum,
(2 1 ) Petkumstraße i 5 III
Eichelbaum, F., Dr. med., Arzt, (i 5) Spaldingstraße i 50 10/6.
Eichler, Carl, Prof. Dr., Altona, Othmarschen.
Gottorpstraße 38
EiEFE, Otto Edmund, (21) Averhofifstraße 22
Elias, B,, Dr. phil., Zahnarzt, (30) Moltkestraße 47 a I
Embden, H., Dr. med., Arzt, {^6) Esplanade 46
Empson, J., Dr., Oberlehrer, (21) Zimmerstraße 34 II
Erichsen, F'r., Lehrer, (39) Baumkamp 16
Ern.st. Otto Aug.. Kaufmann, (24) Immenhof 19
Ernst, O. C, in Firma Ernst & von Spreckel.sen. .
(i) Gr. Reichenstraße 3
Feigl, JoH-, Dr., (i) Gr. Bäckerstraße 13/15
Feitel, R., Dr., Oberlehrer an der Oberrealschule
in Altona, Othmarschen, Lenbachstraße 5
Fenchel, Ad., Dr. phil., Freiburg i. B., Burgunderstr. 22
Feuerbach, A., Apotheker. (23) Wandsbecker-
chaussee 1 79
Fischf;r, W., Dr. med.. Altona, Allee 85
Fischer, W., Prof. Dr,, Oberlehrer a. D..
Bergedorf, Augustastraße 3
FiTZLER, J.. Dr., Chemiker, (8) Brandstwiete 3
Flotow, A., Kaufmann, (13) Bornstraße 5
Fraenkel, Eugen, Prof Dr. med., (36) Alsterglacis 1 2
Franck, Walther, Dr.. Oberlehrer. (25) Oben
Borgfelde 25
15/5.
07
. 5/3-
13
21/4.
09
19/10
10
10/6.
91
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89
10/2.
09
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08
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95
I5/II.
1 1
13/4-
98
19/12.
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I/I.
89
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09
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1 1
ii/i.
93
25/6.
02
24/1 .
12
18/10
05
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18
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82
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13
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08
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13
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05
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13
19/2.
02
18/3.
08
14/2.
06
24/4.
18
17/4-
f 2
XVII
Franz, Karl, Prof., Oberlehrer, Realschule Einisbüttel,
(37) Hochallee 1 1 5 4/2 . 03
Frikdburg, Vict. L.. Bankier. (21) Overbeckstraße 14 5/12. 17
Friederichsen, R , Verlagsbuchhändler,
(36) Bergstraße 23 26/10. 04
Fryd, C, Dr., Zahnarzt. (23) Wandsbecker-
chaussee 25
Gang, VV., Altona-Ottensen. Marktplatz 13
Ganzer, E., Dr. med., (13) Hallerstraße 38
Ganzlin, C, Dr.. (13) Bogenstraße 11 al
Gaugler, Georg, (39) Sierichstraße 78 I
Gentzen, Curt, Dr. (23) Mittelstraße 20
Gerlich, A., Baumeister, {21) Richterstraße 13
Gte.msa, G.. Prof. Dr., Abteilungsvorstand am Institut für
Schiffs- und Tropenkrankheiten, (21) Hofweg 51
GiMBEL, Dr., Ingenieur, Volksdorf, Hüssberg 14
GlaGE, Prof. Dr., Oberlehrer am Johanneum,
(39) Sierichstraße 181 15/2. 05
(iLiNZER, E., Prof. Dr., Lehrer an der Gewerbe
schule, (24) Juratenweg 4
Goethe, Walter, (13) Rentzelstraße 7
GOETZE, E., Dr. med., i. Stadt- A.ssistenzarzt und
Schularzt, x^ltona, Sonninstraße 19 pt.
GöHLICH, W., Dr., (26) HammeilandstrafJe 18 III
GöPNER, C, (37) F"rauenthal 20
(lORBlNG, Jon.. Chemiker, Hamburg- Großborstel,
Borstelerchaussee 128 1
(ioo.s, F"Rrrz, Dr., (39) Sierichstraße 5
(iRAFF, Kasimir, Prof. Dr. phil., Bergedorf, Sternwarte
(tRallert, R., Dr., Oberamtsrichter, (37)
Klosterallee 78 pt. 15/6. 10
(ikLMNL Hans, Dr., Wissensch. Hilfsarbeiter am Institut
f. angewandte Botanik, (36) Jungiusstraße
Grlmml, Dr., (36) Botan. Staatsinstitute, Jungiusstr,
Gripp, K., Dr. phil., (26) Saling 25
24/2.
75
30/10.
1 2
14/1 •
14
8/1.
02
13/11-
95
12/1 .
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12/1 .
10
F0/2 .
04
17/12.
13
6/1.
09
4/12.
12
XVIII
GröGEK, Rud., Oberlehrer, (22) Wagnerstraße 56 pt. 6/3. 12
GROSeUR'ni, Prof. Dr., Oberlehrer,
(23) VVand.sbeckerchaussee J^ 3i/3- ^6
Grüneberg, B., Sanitätsrat, Dr. med., Arzt,
Altona, Gr. Bergstraße 129 27/6. 94
DE Grys, Petrus, Kaufmann, (26) Hammerweg 14 7/1 1 . 17
GüRlCIi, G., Prof Dr., Direktor des geologisch-
mineralogischen Instituts, (24) Lessingstr. 7 1/6. 10
Haase, A., Dr. phil., Zahnarzt, Altona, Allee 245 2i/io. 08
Hagen, Karl, Prof. Dr., wiss. Assistent am Museum
für Völkerkunde, (25) Claus Grothstraße 6 26/3. 90
Hahmann, KuR'I", Dr., (19) Otterbecksallee 13 II 25/2. 14
Hahn, Karl, Dr. phil., Oberlehrer, (24) Ififlandstr. 12 ,15/5. 12
Hansen, Georg, Dr., Oberlehrer, (39) Elebeken 5 17/4- I2
Hartleb, O., Dr., Oberlehrer, (20) Ludolfstraße 42 II 26/3. (3
Hartmann, E., Direktor des Werk- und Armenhauses.
(22) Oberaltenallee 60 27/2. 01
Hasche, W. O., Kaufmann, (23) Hirschgraben 22 30/3. Si
Hass, Dr., Oberlehrer, (37) Brahmsallee 6 9/4. 13
Hassler, Franz, Chemiker, Volksdorf, Peterstraße 45 4/1 . 11
HayunGS, H., Dr., Oberlehrer, (23) v. Essenstraße 18 9/1 1 . 10
Hegener, J., Prof Dr. med., (36) Alsterterrasse 7 14/2. 12
Heine, P2., Kand. d. höheren Lehramts,
(24) Mühlendamm 9 »S/S- '4
Heinemann, Joh., Dr., Lehrer für Mathematik und
Naturwissenschaften, (23) Fichtestraße 13 28/1. 8ü
Heinemann, Seminarlchrer, (26) Steinfurtherstr. 33 13/11. 12
Hetnzerling, Ernst, Direktor der Hanseat. Siemens-
Schuckertwerke, (20) Gefifkenstraße 27 24/4. uS
Helmers, Otto, Dr., Chemiker, (24) Lübeckerstr. 112 4/6. 90
Hennecke, F., Dr. med., (19) Im Gehölz 7 fo
Hentschel, E., Prof Dr., wiss. Assistent für Hydrobiologie
am Naturhist. Museum, (23) Jordanstraße 5 21/10. 08
Hen'IZE. V.., Dr., Geologe im großen Generalstabe,
Berlin N.W. ;2. Gerhardstraße 6 11 4/12. 12
XIX
Herwig, Ernst, Dr., Marburg/L., Grünstraße 35 24/11. 09
Herzenberg, Rob., Dr., Dipl.-Ing., (5) Lübeckertor 22 15/5. 12
Hess, Anton, Dr., Rechtsanwalt, (i i) Alterwall 74 II 16/6. 15
Hett, Paul, Chemiker, (25) Claus Grothstraße 2 8/2. 99
Heuer, Dr., Oberamtsrichter, (37) Oberstraße 68 lo/ii. 09
Hildebrandt, Paul, (5) Langereihe 29 13/11. 18
Hillers, Wilh., Prof. Dr., Oberlehreram Realgymnasium
des Johanneums, (26) Saling 3 III 27/4. 01
Hinneberg, P., Dr., Altena, Flottbeker Chaussee 29 14/12. 87
HöCK, Arthur, Apothekenbesitzer, Groß-Flottbek,
Zeisestraße 20 7/ 11. 17
Hoelling, J., Dr., (19) Eichenstraße 56 26/1. 10
HöPFNER, W., Dr., Handelschemiker, (24) Mühlendamm 62 1/4. 08
Hohle, A., ordentl. Lehrer d. Gewerbeschulwesens,
(26) Saling 21 5/4. II
HOMFELD, H., Prof., Altena, Lesser's Passage 10 II 26/2. 90
HORN, Erich, Dr., (5) Lübeckerthor 22 7/12. 10
Huebner, A., Veterinärrat, Kreistierarzt,
Wandsbek, Amalienstraße 14 7/ 11. 06
JAAP, O., Lehrer, (25) Burggarten 3 I 24/3. 97
Jacobsthal, Erwin, Dr. med., {24) Papenhuderstr. 31 18/10. 11
Jasper, G., Oberlehrer, (23) von Essenstraße 3 19/10. 10
JENNRICH, W., Apotheker, Altena, Adolphstraße 6 2/2. 00
Jensen, C, Prof. Dr., wiss. Assistent am Physikal.
Staatslaboratorium, (36) Jungiusstraße 21/2. 00
Jensen, P., Rektor, (25) Bethesdastraße 48 II 20/1 . 04
Jessel, O., Dr., Oberlehrer, Hamburg - Großborstel,
Holunderweg 33 5/2, 08
Junge, Paul, Lehrer, (39) Krochmannstraße 24 6/5 . 03
Jungmann, B., Dr. med.,
(20) Eppendorfer Landstraße 36 4/ 11 . 96
Junkereit, Oberlehrer, Blankenese, Bergstraße 13 22/10. 13
Kahler, E., Apotheker, (24) Papenhuderstr. 38 pt. 23/10. 07
Karnatz, J., Oberlehrer, (20) Eppendorferlandstr. 15 15/4. 91
XX
Keferstein, Jl., Prof. Dr., Direktor des Real-
gymnasiums d. Johanneums, (26) Claudiusstr. 5 31/10. 83
Kein, Woldemar, Realschullehrer, (13) Grindelhof 73 23/10. oi
Kl.EHAHN, H., Prof. Dr., wiss. Assistent an den
botanischen Staatsinstitulen. (30) Curschmannstr. 27 5/12. 94
KlÖRES, Oberlehrer. (13) Hallerplatz 4 II
KlÜNDER, Th., Dr., Weinsdorf, Post Waldhusen
Knorr, Dipl.-Ing., (24) Erlenkamp 10 I
Knoth, M., Dr. med., (11) Michaelisbrücke i
Koch, Emil, Oberlehrer, (26) Rudolphstraße 52
Koch, Gustav, Chemiker, (30) Breitenfelderstraße 1 1 II 26/4.
Koch, H., Dr., {21) Winterhuderweg 32 I
Koch, Wilh., Oberlehrer, (26) Steinfurtherstr. 29
KOCK, F., Oberlehrer. (39) Sierichstraßc 160 IV
KOCK, JOH., Kaufmann. (24) Uhlandstraße 57
KöHRMANN, Ferdinand, (23) Marienthalerstr. 55 II
KöPCKE, A., Prof. Dr., Ottensen, Bülovvstraße 2
Koppen, Prof Dr., Admiralitätsrat, Hamburg-Groß-
borstel, Violastral.Ne 7
Körner, Th.. Dr. phil., Oberlehrer,
(19) Ottersbeckallec 21
KOLBE, Hans, Kaufmann,
(5) Ernst Merck.straße 12/14, Merckhof
KoWALLEK, W., Oberlehrer,
(26) Mittelstraßc 50 bei THIELE
Kreidel, W., Dr., Zahnarzt, (24) Graumannsweg 1 1
Krille, f., Zahnarzt, {t^G) Dammthorstraße i
KrÖGER, Berend, Oberlehrer, Hamburg-Ohlsdorf,
Fuhlsbüttelerstraße 6 1 7
KröGER, Rich., (13) Rutschbahn 40 III
Krüger, E., Prof Dr.. Oberlehrer, (20) Beim Andreas
brunnen 4 Hl
Krüger, J., Prof Dr.. (26) Meridianstraße i pt.
KrüSS, H. A-, Prof. Dr.. Geh. Reg.-Rat. Berlin W. 8.
Unter den Linden 4 6/12. 05
21/2.
12
4/1.
II
1S/2.
05
12/2.
02
23/2.
16
26/4.
16
22/2 .
11
30/5 •
06
6/12.
1 1
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05
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09
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83
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83
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08
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13
10/5.
93
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95
4/2.
10
26/4.
1 1
6/5-
03
7/1 1.
06
XXI
KrÜSS, P., Dr. phil., (il) Adolphsbrücke 7
KÜSEL, A., Prof. Dr., Oberlehrer,
Al'tona - Othniarschen, Cranachstraße 16
1>ANGE, Wich.,. Dr., Schulvorsteher,
(36) Hohe Bleichen 38
Langloff, f., Dr., (19) Osterstraße 71 11
LaNTZ, Carl, Elektrotechniker, (5) Steindamm 79
Lehmann, O., .Prof. Dr., Direktor des Altonaer
Museums, Othmarschen, Reventlowstraße 8
Lehmann, Otto, Lehrer, (30) Mansteinstraße 5
Lenz, E., Dr. med.. (6) Schäferkampsallee 61/63
Levy, Hugo, Dr., Zahnarzt {t,6) Colonnaden 25 I
Lewek, Th., Dr. med., Arzt, (4) Sophienstraße 4
Lewino, Paul, Dr., Patentanwalt, (24) Mühlendamm 92 III 5/1 1
Lichte, Ernst, Oberlehrer, {13) Bunde.sstraße 3 I
Lichtheim, Georg, Direktor der Gas- und Wasserwerke
in Altona, Altona, Palmaille 25
Liebermann, Max, Dr., (37) Isestraße 123
Lindemann, Ad., Dr., Oberlehrer, (13) Hartungstr. 1 5
Lindinger, L., Dr., wiss. Assistent an der Station
für Pflanzenschutz, Neu-Rahlstedt, Schillerstr. 13
LiPPERT, Ed., Kaufmann, {t^6) Klopstockstraße 27
LipschÜTZ, Gustav, Kaufmann, (37) Abteistraße 35
LöFFLER, Hugo, Rektor, {22) Fesslerstraße 2 III
Lohmann, H., Prof Dr., Direktor des Naturhistorischen
Museums, (22) Uhlenhorsterweg 36 II
LoNY, Gustav, Prof Dr., Oberlehrer,
(21) Heinrich Hertzstraße 25 Hptr.
LORENTZEN, E., Kaufmann, {23) Wandsbecker-
chaussee 1 1
LORENZEN, C. O. E., (36) Alte Rabenstraße 9
LOUVIER, Oscar, (23) P^ilbecktal 82 pt.
Ludwig, Ernst, Kaufmann. (15) Hammerbrook-
straße 42 22/5. 12
6/12.
O.S
5/11-
90
30/3-
81
6/6.
17
6/5.
14
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6/11.
98
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5/11.
13
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13
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13
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29/ 1.
13
20/5.
04
6/1 1.
07
2l/2.
12
7/IO.
17
26/3.
13
11/12.
12
23/3-
04
XXII
LüBBERT, Hans J., Fischerei-Direktor, (13) Alster-
chaussee 20
Lüdecke, Oberlehrer, Wilhelmsburg, Fährstraße 65 15/11.
Lüders, Leo, Dr., (30) Bismarckstraße 88
LÜDTKE, H.. Dr., Oberlehrer,
Altena -Bahrenfeld, l^eethovenstraße 13
LÜTGENS, R., Dr.. Oberl., (24) Mundsburgerdamm 65 lil
Magener, A., Dr., Oberlehrer, {21) Heinrich Hertzstr. 5
Marcus, Ernst, Dr., (21) Petkumstraße 17
Marxens, Hans, Oberlehrer, (26) Sievekingsallee 31
Martini, E., Dr., Entomologe am Tropenhygien. Institut,
(20) Tarpenbeckstraße 9 I
Martini, Paul. (26) Claudiusstraße 1 1
Mau, Prof. Dr., Oberlehrer, Altona-Othmarschen,
Gottorpstraße 75 I r/io. 02
Mayer, Martin, Prof. Dr., Abteilungsvorsteher am
Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten,
(21) Averhoffstraße 22 17/10. 17
Meinheit, Karl, Dr. phil.. Oberlehrer. Harburg,
Heimfelderstraße 56 I
Meltz, Friedr. D. A., Ingenieur, (21) Haidevveg 4 III
Mendelson, Leo, (37) Isestraße 130
Mennig, A., Dr. med., Arzt, {24) Lübeckerstraße 25
Mensing, Otto, Dentist, (23) Landwehr 29
Merten, Theod., Oberlehrer, (13) Grindelallee 146
Messow, Benno, Dr., Sternwarte. Bergedorf,
Heuerstraße 2
Mey. A., Dr., (9) Deutsche Seewarte
Meyer, George Lorenz, (36) Kl. Fontenay 4
Meyer, Hans, Dr. phil., wiss. Hilfsarbeiter am Institut
für angewandte Botanik, (19) Ottersbeckallee 13 III
Michael, Ivan, Dr. med., Arzt, (13) Grindelallee 62 2/12.
Michaelsen, W., Prof. Dr., wiss. Assistent am Natur-
historischen Mu.seum, (26) Meridianstraße 7
MiELCK, W., Prof. Dr., Helgoland. Biologische Anstalt 27/10.
I/Il.
II
8/3.
1 1
4/3.
9«
2I/I .
91
4/11.
08
19/2.
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10/2.
04
26/1.
10
24/10.
06
I4/I.
14
2/12.
96
17/2.
86
27/10.
09
XXIIl
V. Minden, M., Dr., Oberlehrer, (22) Oberaltenalle 9
MiTTERMAIER, LuiTPOLD, Lehramtskandidat
MOELLER, Dr., wiss. Hilfsarbeiter der Seewarte,
(9) Deutsche Seewarte
Möller, Carl, Wedel i/H., Rissener Chaussee 14
Möller, Hans Georg, Dr., Dozent am techn. Vorlesungs
wesen, Fuhlsbüttel, Fuhlsbüttelerdamm 137
Möller, Hugo, Wedel i/H., Rosengarten
Moltzahn, Albert, Kand. des höheren t.ehramts,
(23) Hirschgraben 7/9
MüLLEGGER, Sebastian, Apotheker, (19) Eichenstr. 29 I 23/4
Müller, Justus, {13) Grindelallee 35 III
Müller, Ludwig, Dr., Oberlehrer.
(19) Gabelsbergerstraße 2
-Nagel. C, (23) Hagenau 63
Nagel, G., Dr. phil., Oberlehrer, (30) Lehmweg 6
Nathanson, Adolf, {30) Neumünsterstraße 9
Nf.UMANN, Johs., Dr., Schlachthofdirektor,
{13) Hallerstraße 25
Nicolassen. Pastor, (^y) Sophienterrasse ig
Nikmann, f., Kaufmann, (21) Hofvveg 49 I
Nissen, Adolf, Zahnarzt, Altona, Palmaille y^
Nissen, Johannes, Dr. phil., (22) Finkenau 10 II
Norden, Max, Oberlehrer, {30) Breitenfelderstraße 48
Nottebohm, C. L., Kaufmann, (21) Adolphstraße 88
Ol-SHAUSEN, A., Dr. med., (23) Wartenau 5 a
Oltmanns, J., Architekt, (22) Oberrealtenallee 13 11
Olufsen, Dr., Oberlehrer. (20) Ericasträße 125
OSSENBRÜGGE, F., Oberlehrer, Altona, Oevelgönne 59 4/11
Otpe, H, Dr., Zahnarzt, (36) Esplanade 46
PyVSSARGE, Prof. Dr., Wandsbek, Löwenstraße 38
Pauschmann, G , Dr., Oberlehrer a. d. Stiftung.s-
schule von 18 15, (19) Eichenstraße $7 pt.
Pkin, Emil F. G., Zivilingenieur,
(4) F.imsbüttelerstraße 14
6/5-
03
22/1 .
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10/5.
16
22/4.
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26/3.
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21/10.
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27/11.
12
10/12.
13
XXIV
Penselek. G., Prof. Dr., Oberlehrer, Dockenhuden,
Witt's Allee 24 12/1 . 98
Perl, A., Dr., Kandidat des höheren Lehramts,
(21) Bernhardstraße 25
Peres, Dr. phil., (30) Gneisenaustraße 8 II
Perlevviz, P., Dr., ständiger Mitarbeiter an der
Deutschen Seewarte, (30) Hoheluftchaus.see 80
Peter, B., Prof. Dr., Landestierarzt, (20) Woldsenweg i
Peters, W. L., Dr., ^Fabrikbesitzer, (15) Grünerdeich 60
Petersen,)., Dr., Oberlehrer, (24) Graumannsweg 17
Petzet, Ober- Apotheker am AUgem. Krankenhause
Eppendorf, (30) Moltkestraße 14
Pfeffer, G., Prof. Dr., Custos am Naturhi.storischen
Museum, (23) Jordanstraße 23
Pflaumbaum, Gusi., Prof. Dr., Direktor des
Kirchenpaucr-Realgymnasiums, (30) Wrangelstr. 43
Pieper, G. R., Seminarlehrer, (37) Isestraßc 30 III
Plaut. H. C, Dr. med. et phil., [^6] Neue
Rabenstraße 21 15/10. 02
Plett, Walter. Kand. des höheren Lehramt.^,
(19) Mei.s.snerstraße 18 III
PONTOPPIDAN, Hendrik, (25) Claus Grothstraße 12
Poppe, W., Dr., (13) Heinrich Barthstraße 16
Presch, Max, cand. phil., (24) Ilifland.straße 10
Prochownick, L., Dr. med., (5) Holzdamm 24
Puls, ?>n.st, Dr. phil., (30) Gneisenaustraße 8 II
Quelle, O., Dr., Privatdozent, Bonn, Kurfiirstenstr. 66
Rabe, V., Prof. Dr., Direktor des Chemischen
Staatslaboratoriums
Rappol'I", Iv, Dr. med., Reinbek
Raseiiorn, Otto, Oberlehrer, (20) Köster.straße 3
Reche, O., Dr., wiss. Assistent am Museum für Völker-
kunde (13)
Reh,L., Prof. Dr., wiss. Assistent am Naturh. Museum (1) 23/11
Rehtz, Alfred, Lockstedt. Walderseestraße 19
17/10-
17
2/7.
IS
11/11 .
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13/1.
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3/11.
98
23/1 .
07
XXV
Rehwold, Dr., (5) Langereihe 29 13/11. 18
Reiche, H. von, Dr., Apotheker, (i) Klosterstraße 30 17/12. 79
Reimnitz, Joh., Dr., (23) Kleiststraße 10 r 5/11. 11
ReinmÜLI,ER, P., Prof. Dr., Direktor des Heinrich Hertz
Real-Gymnasiums, (37) Oderfelderstraßc 42 3. 74
Reitz, H., Kaufmann, (25) Claus Grothstraße 72a 3/5. 05
Reuter, Otto, Oberlehrer, (26) Rudolphstraße 42 6/6. 17
RiEBESEl.L, P., Dr., (21) Averhoffstraße 14 7/11. 06
Rtecke, Curt. Dr. phil., Oberlehrer, (37) Eppendorfer-
baum 1 I 30/3 . j 2
RiKEN, R., Dr., Oberlehrer, Cuxhaven. Höhere Staats
schule 15/11. 11
RiscrTBiETii. P., Prof Dr., Oberlehrer.
(19) Hohe Weide 6 13/3. 89
DA ROCHA-SCHMIDT, Dr., (5) Langereihe 29 10/2. 17
RöPER, H., Elektrotechniker, (23) Wandsbecker
Chaussee 81 III .30/11. 04
Romanus, Eranz, Dipl.-Ingenieur, (37) Isestraße 56 23/2. i6
ROMPEL, Fr., Photogr. artist. Atelier,
(22) Hamburger-straße 53 28/3. 06
RO.SENBAUM, H. L., (26) Steinfurther.straße 1 1; 6/1 09
Rücker, Rud., Dr. jur., Staatsanwalt,
(30) .\bendroths\veg 36 II 21/2. »2
RuPPRECIir, Georg, Dr., (22) Richard.straße 57 1/5. 07
SAEN<iER, Alfred, Dr. med., (36) Alsterglacis 11 6/6. 88
.Sahrhage, H., Dr., \vis.sensch. Hilfslehrer.
(21) Haideweg 9 ])t. 12/1 . 16
.Sariorius, Apotheker, (23) Wandsbeckerchaus.see 313 7/11 95
.SCHACK, Eriedr., Prof Dr., Oberlehrer.
(24) Schwanemvik 30 19/10. 04
.Schäfer, Han.s, Dr., Assistenzarzt am Eppendorfer
Krankenhaus 16/! . 18
.SchäFFER, Cäsar, Prof Dr., Oberlehrer.
(24) Freiligrath.straße 15 '7/9. 90
XXVI
SCHAPER, Hermann, Hütteningenieur,
(26) Meridianstraße 5 I 3/4. 18
ScHLAEGER, GEORG, Zahnarzt, (5) An der Alster 81 26/2, 08
SCHLEE, Paul, Prof. Dr., Oberlehrer (24) Immenhof 19 30/9. 96
ScilMALFüSS, Dr. med., Sanitätsrat,
(T,/) Rothenbaumchaussee 133 2o/l2. 05
Schmidt, Carl, Dr. phil., Oberlehrer.
(23) Marienthalerstraße 113 a I 30/10. 12
SCHMiiri'. Felix, Kand. d. höheren Lehramts.
Altona-Ottensen, Gr. Rainstraße 93 I 11/2. 14
Schmidt, John, Ingenieur, (8) Meyerstraße 60 ii/5- 98
Schmidt, Justus, Lehrer an der Klosterschule,
(24) Wandsbeckerstieg 45 26/2. 79
Schmidt, Max, Dr., Oberlehrer,
Hamburg- Großborstel, König.straße 7 9/3. 04
Schmidt, Wilh., Dr. phil., Oberlehrer,
(19) Fruchtallee gl 3/1 12
Schmitt, Rudolf, Konservator, Altona, Stadt. Museum ii/i i . 08
Schneider, Albrecht, Chemiker, (22)Oberaltenallee 12 13/1 1 . 95
Schneider, C. W., Zahnarzt, (39) Flemingstraße 8 I 23/1 1 . 92
Schober, A., Prof Dr., Schulrat, (24) Lerchenfeld 7 18/4. 94
SCHüRR, R., Prof. Dr.. Dir. d. Sternwarte, Bergedorf 4/3 96
.Schott, Gerh., Prof Dr., Abteilungsvorstand der
Deutschen Seevvarte in Hamburg, (9) Deutsche
Seewarte 1 4/4 . i 5
Schrader, Erich, Oberlehrer, (30) Moltkestraße 17 26/3. 13
Schrader, Franz, Dr. phil, VVandsbek. Ahornstraße 2 1 3/11 . «8
Schröder, J., Prof Dr., Direktor des staatlichen
Lyzeums am Lerchenfeld. Alsterdorf, Fuhls-
büttelerstraße 603 5/i 1 • 90
SCHUBOTZ, H., Dr.. wiss. Hilfsarbeiter am Natur
histor. Museum, (i) 18/6. 13
SchÜLLER, Felix, Prof. Dr., (24) Graumannsweg 16 5/5. 09
Schutt, K.. Dr., Oberlehrer, (23^ VVartenau 3 30/5 06
xxvn
Schutt, R. G., Prof. Dr., Vorsteher der Hauptstation
für P>dbebenforschung- am Physikal. Staats-
laboratorium, (24) Papenhuderstraße 8 23/9. 91
Schulz, J. F. Herm., bei Berckemeyp,r & Siemsen,
(i) Aisterdamm 39 28/5. 87
ScHüMM, Otto, Chemiker am .Mli^cmcineii Kranken
haus P^ppendorf, (20) TarpenbeckstraBe ro2 I 1/4. 08
ScHUMI'ELICK, A., Prof, Oberlehrer, [ij) Lse.straße 95 4/6. 02
Schwabe, J., Dr., Tierarzt, (25) Hurgstraße 32 26/2. 08
Schwade, L., Fabrikbesitzer, (30) Husumerstraße 12 14/12. 04
Schwabe, W. O., Dr., Oberlehrer, (22) Wagnerstraße 56 27/11. 07
Schwarze, Wilh., Prof Dr.,
Wentorf bei Reinbek, Am Heidberg 25/9. 89
SCHWASSMANN, A., Prof. Dr., Bergedorf, Sternwarte 12/2. 01
Schwencke, Ad., Kaufmann, (24) Neubertstraße 32 20/5. 96
.Seemann, H., Dr., {t,j) Isestraße 64 I 22/2. 11
Selk, H., Apotheker, (21) Heinrich Hertzstraße y^ 9/3. 92
Seligmann, Siegfried, Dr. med., Augenarzt,
{2,6) Colonnaden 25/27 11/12. 12
Semmelhack, Wilh., Dr., (30) Gärtnerstr. 52 3/2. 15
Semsroth, L., Harburg, am Realgymn., Schulstr. 13 15/6. 10
Sennewald, Dr., Prof am staatl. Technikum.
(24) Mühlendamm 72 III 3 1/5. 76
Sieveking, G. H., Dr. med., Physikus,
{37) Rothenbaumchaussee 2ri
SlMMONDS, Prof, Dr. med., {16) Johnsallee 50
SöLLNER, Harald, (39) Maria Louisenstraße i 1 2 II
SOKOLOW.SKY, A., Dr., (30) Bismarck.straße 88
Sommer, Georg, Dr. phil. et med.,
Bergedorf, Schlebuschvveg 22
Sonder, Chr., Apothekenbesitzer, Oldesloe
Spiegelberg, W. Th., (23) JordanstraLso 44
Springmann, Hermann. Kaufmann, (13) Born.str. 5
Stalbohm, Willi, (6) Agathenstraße 1 I
Stange, P., Dr., Oberlehrer, (24) Uhland.straße 39
25/2.
i4
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88
16/5.
17
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22/2.
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Stakkk, Heinr., Oberlehrer, Harburg,
Lindenstraße 6
Stauss, W., Dr., Dresden- A., Anton Graffstraße 14
Steffens, W., Dr., ständiger Mitarbeiter an der
Deutschen Seevvarte, (24) Schwanenwik 30 pt.
Steinhagen, F., Kandidat des höheren Lehramtes.
Ohlsdorf, Fuhlsbüttelerstraße 619
Steinhaus, O., Dr., wiss. Assistent am Naturhistorischen
Museum, (24) Schröderstraße »7 1
Stendek, C, Zahnarzt, (30) Moltkestraße 27
Stilp, Dr., Oberlehrer, Elmshorn, Kalteweide 101
Stobme, Max, Lokstedt bei Hamburg,
]iehrkampsweg" 36
Stoppenbrink, f., Dr., Oberlehrer,
Wandsbek, Antonstraße 35
Strodtmann, S., Dr., Realschuldirektor, Wilhelmsburg,
Göschenstraße 83
Stuhlmann, Geh. Reg.-RatDr., (24) Graumannsweg 13
(Korresp. Mitglied 1900)
SUHR, J., Dr., Oberlehrer, (22) I^nkenau 13 III
VON SVDOW, G., Dr. jur., Notar, (37) Parkallee 96
Tafel, Victor, Dr. ing., (24) Hartwicusstraße 20
Tams, Ernst, Dr., (23) Ritterstraße 72
TiiATE, Conrad, Kaufmann. (26) Saling 5 pt.
TniLENlUS, Prof. Dr., Direktor des Museums für
Völkerkunde, (37) Abteistraf^e 16
Thomae, K., Prof. Dr., Schulrat, Kergedorf, Grasvveg 38 15./1
TlIORADE, Her.M., Dr., Oberlehrer,
(26) Meridianstraße 15 30/11. 04
Tll()RL, Fr., Kommerzienrat, Fabrikant,
(26) Hanmierlandstraße 23/25
Timm, Rud.. Prof Dr., (Oberlehrer, (39) Busse.str. 45
TiMPE, H., Dr., (24) Uhland-straße 65 Hpt.
Trömner, E., Dr. med., (5) An der Alster 49
Tuch, Tu.. Dr., l^ibrikant. (25) VVallstraße 14 4/6. 90
26/4.
1 I
2/10.
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9/1.
89
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08
10/2.
09
14/1-
02
XXIX
["ÜKKIIEIM, Julius, Dr. med., (5) Langereihe loi 2o/ii. 05
Uetzmann, R., Dr., Oberlehrer, (23) Hanmier-
steindamm 95
Ul-MER, G., Dr. phiL, Lehrer, (39) Baumkanip 30
Umlauf, K., Prof. Dr., Schulrat,
Bergedorf, Bismarckstraße 33
Unna, P. G., Prof. Dr. med., (36) Gr. Theaterstr.
Vester, H., Dr., Altona, Bahnhofstraße 16
ViEBEG, Paul, (26) Saling 28 Hpt.
Voege, VV., Prof. Dr.-Ing., {20) Sierichstraße 170
Voigt, A., Prof. Dr., Direktor des Instituts für
angewandte Botanik, (24) Wandsbeckerstieg 13 i/i . 89
V<:HGTLÄNDER, F., Prof Dr., vviss. Assistent am Chem.
Staats- Laboratorium, (21) Overbeckstraße 4 9/12. 91
VosSELER, Prof Dr., Direktor des Zoologischen Gartens 16/6. 09
Wachhausen, E., (36) Neuerwall 14 2/7. 18
Wagner, Franz. Dr. med.,
Altona, Bei der Johanniskirche 2 18/4. 00
Wagner, Max, Dr. phil., (5) .Steindamm 152 29/1. 02
Wagner, Richard, Altona, Bei der Friedenseiche 6 3/12. 02
W'ALTER, B., Prof. Dr., wiss. Assistent am Physikal.
Staats-Laboratorium, (21) Petkumstraße 15 T 1/12. 86
Warncke, f., Dr., (26) Sievekingsallee 7 II 26/3. 13
Wasmus, Dr. 8/12. 09
Weber, W., Dr., Chemiker, Altona, Roonstraße 122 21/10. 08
Weber, W., Dr., Polizeitierarzt, ( 1 9) Wiesenstraße 1 3 7/12. lo
Wegener, Max, Kaufmann, Blankenese, . Parkstr. 18 15/1. 96
Wehln, Richard, Dr., Chemiker, (19) P^ppendorferweg 59 4/3. 10
Weiss, H., Dr., Chemiker (24) Erlenkamp 13 23/2. 10
Wentzel, W. Johannes, Dr.. Hau.smakler.
(21) Adolfstrasse 36a 22/3. 16
Wrygandt, Wilil, Prof., Dr. med. et phil., Direktor
der Irrenanstalt Friedrichsberg, (22) Friedrichs-
bergerstraße 60 14/2. 12
Wichmann, P., Dr. med., (36) Jungfernstieg 34 20/12. 16
XXX
WiENGREEN, Dr., (24) Mundsburgerdamm 53
WiLBRAND, H.. Dr. med., (21) Heinrich Hertzstraße 3 27/2
Willers, Th., Dr., Realschule St. Pauli,
(30) Mansteinstraße 36 II
Windmüller, P., Dr. med., Zahnarzt, (37) Hochallee 57
WI^3KLER, Prof. Dr., Direktor des Instituts für allge-
meine Botanik, (20) Woldsenweg 12
Winzer. Richard, Prof. Dr., Harburg, Haakestr. 43
Wisser, K., Dr., Oberlehrer, (33) Osterbeckstr. 105
Witter, Wilh., (21) Uhlenhorsterweg 37
WöLFERT, Georg, Dr. phil., Groß-Flottbeck,
Fritz Reuterstraße 24
Wohlwill, Heinr., Dr., (37) Hagedorn.straße 51
Wolfe, C. H., Medizinalrat, Blankenese, Norderstr. 1 2
Wollmann, E., Geh. Justizrat, Ottensen,
Moltkestraße 18
Wulff, Ernst, Dr., (25) Beim Gesundbrunnen 14 I
Würdemann, G., Oberlehrer, (24) Mundsburgerdamm 3 1
Wysogorski, Dr., Assistent am min.-geolog. Institut,
(5) Lübeckerthor 22 18/10. ii
Zaciiarias, A. N., Dr. jur., Oberlandesgerichtsrat,
(37) Hochallee 106 27/2. 85
Zebel, Gust., Fabrikant, (21) Goethestraße 2 25/4. 83
Zedel, Jul., Navigationslehrer, ( 1 9)Eimsb. Marktplatz 26 1 7/ 1 . 06
Ziehes, Emil, (21) Sierichstraße 34 28/12. 89
Zimmermann, Carl, (25) Oben Borgfelde 29 pt. 28/5. 84
Zinkeisen, Ed., Dr., Chemiker, (5) Danzigerstraße 48 24/2 . 97
Zwingenberger, Hans, Oberlehrer, {23) Auenstr. 14 pt. 30/11. 04
14/2.
12
27/2 .
95
23/2.
10
21/12.
92
II/I2.
12
7/2.
00
16/12.
08
25/10.
99
20/10.
15
12/10.
98
25/10.
82
18/10.
II
26/10.
98
5/4.
1 1
XXXI
Verzeichnis
der im Jahre 1918 als Geschenk eingegangenen Schriften.
i) Dr. Ottomar Hartleb- Altona : Quantitative Untersuchungen
über den Thomsoneffekt an glühenden Drähten. Inaug.-
Diss. Gießen 19 1/.
2) Dr. P. RiEBESELL- Hamburg: Die neueren Ergebnisse der
theoretischen Physik und ihre Beziehungen zur Mathematik.
(Die Naturwissenschaften: 6. Jahrg. Heft 6. 1918.)
3) Dr. P. RiEBESELL-Hamburg: Einige zahlenkritische Bemerkungen
zu den Mendel' sehen Regeln. (Sond.-Abdr. a. d. Biolog.
Zentralblatt XXXVIII Nr. 8). 191 8.
4) Geh. Rat Dr. C. ScHRADER-Berlin:
i) Neu-Guinea-Kalender 191 8, 33. Jahrg.
2) Gezeitentafeln der Nordsee, 3. Jahrg. 191 8.
5) Bergedorf (Sternwarte) : Meteorologische Beobachtungen auf
der Hamburger Sternwarte in Bergedorf im Jahre 191 7.
Hamburg 191 8.
6) Hamburg. Museum für Völkerkunde: Bericht über das Jahr 191 6.
7) Kopenhagen : Kgl. Danske Videnskabernes Selskab : Minde-
skrift i Anledning af Hundret-aaret for Japetus Steen-
strups Fodsel. 2 Bände. Kopenhagen. 19 14.
XXXIl
II. Bericht über die Vorträge, Besichtigungen und
wissenschaftlichen Ausflüge des Jahres igiS.
A. Die Vorträge des Jahres 1918.
I. Sitzung, am 2. Januar. — Brick, C. : Über die Entartung
unserer Kulturpflanzen, die Ursachen der Widerstands-
fähigkeit gegen Panisitcn und die Züchtung Widerstands
fähiger Sorten.
Mit den Ausdrücken Abbau, Entartung, Altersschwäche, ..'Vlteni
oder ähnlichen Bezeichnungen l>enennen der praktische Landwirt
und der Gärtner die bei gewissen Kulturpflanzen auftretende Er-
scheinung des Nachlassens der Erträge oder des Anthörens der
sonst an der betreffenden Pflanze geschätzten Eigenschatten. Als
solche angeblich > altersschwachen c Sorten werden genannt die
Daber'sche und die echte lange Kartoffel, der Gold]>epping, Borsdorfer
und Gravensteiner Apfel, verschiedene Butterbirnen, die Lübecker
Johannisbeere, die Vierländer Erdbeere, die La France-Rose, die
Pyramidenpappel und manche andere Sorten und Arten. Die Ursache
der angenommenen Entartung beruht entweder auf einem wirt-
schaftlichen Abbau, indem neue ertragreichere oder sonst bessere
Sorten gezüchtet, im Handel angepriesen und angebaut werden, oder
auf einem biologischen Abbau, der durch clrtliche und Witterungs-
einflüsse, Ausbleiben der Befruchtung, z. B. bei der Vierländer Erd
beere und dem Gravensteiner Apfel, Auswahl ungeeigneter Edelreiser
oder falscher Unterlage bei der Veredelung veranlaßt i<t. Das hat
aber alles nichts mit einem Altern der Sorte zu tun. Auch die
ständige vegetative ungeschlechtliche Vermehrung durch
Knollen, wie bei der Kartoft'el, Stecklinge, wie bei der Pyramiden-
pappel. Reiser, wie bei den Öbsibäuuicn usw., wird als Ursache
der Entartung bei manchen Kulturpflanzen angeführt; kritische Be-
trachtungen durch MÜBIUS ( Biolog. /entralhl. 1891 u. Beitr. z. Lehre
V. d. Fortpflanzung der Gewächse 1897) haben jedoch ergeben, daß
diese Veruiehrungsarl keine unnaliirliche ist, zumal sich auch wild
wachsende Arten durch Kiuillen, Kiiizumstücke und .Ausläufer ver
breiten, und daß der Verfall «ler betreffenden Pflanzensorte aul
Krankheiten zurückzuführen ist. Die der Entartung bezichtigten
Kulturpflanzen gedeihen an ihnen zusagenden Orten und beim
Freibleiben von Krankheiten durchaus normal und bringen gute
Erträge, und die ständig aus Samen erzogenen Pflanzenarten, wie
xxxm
(ictreido, Kaffee u. a., uiiil wildwachseiule l'llimzen uenlcii cIxiMimj
von verheerciuleii Krankheiten heiinjjesiieht.
Die Beobachtung hat j^relehrt, daß }>;e wisse Arten uii <1
Sorten unserer Kulturpflanzen w i d e rs t an <ls fäh i jjer gegen
Witterungseintliisse, wie IVost, und gegen iiilzliche und tierische
Angriffe sind als andere, z. B. Getreidesorlen gegen verschiedene
Brand- und Rostpilzarten, Kartoffelsorten gegen <lie P.latt- und Knollen
taule, Obstbäume und Reben gegen gewisse Filzkrankheiten, Insekten
und Frost .
Die Ursache dieser Widerstandsfähigkeit kann auf
morphologischen und anatomischen Eigenschaften beruhen; so bildet
das Cieschlossenbleiben der ISlüten (Kleistoganüe) bei den zwei-
zeiligen Gersten einen Schutz gegen die Infektion durch den nackten
Gerstenbrand (Ustilago hordei) und die Derbheit der Blätter und
der Oberhaut vielleicht einen Schutz gegen den Fraß mancher
Insekten. Auch biologische Hcsonderheiten können solchen Schutz
bewirken. Das späte Austreiben der roten holländischen Johannis
beere verhindert die Infektion der Blätter durch den Pilz der Blattfall
krankheit (PscuJopeziza /idis), spät im Frühling austreibende Fichten
werden nicht mehr vom Fichtennadelrost (Chrvsornv.vii abietis) er-
griften, und späte Aussaat von Getreide wirkt dem liefall durch
gewisse Insekten entgegen. Auch Witlerungsverhältnisse spielen bei
vielen Krankheiten eine große Rolle. Ücsondcrs aber sind es
chemische Ursachen, die auf dem Vorkommen bestimmter Stoffe in
den Zellen beruhen, wie Gegenstoffe, Enzyme, Zucker, Gerbstoff
und anderer organischer Säuren. Man kann demnach mechanische
Immunität, außeiibedingte und Altersimmunität und physiologische
Immunität unterscheiden. Auf der Bildung von Gegenstoffen soll
nach Heinkichek (Denkschr. Akad. d. Wiss. Wien 1916) die W^ider-
standskraft der von der Mistel (Viscum alhum) einmal besetzt gewesenen
Birnbäume gegen den Neubefall durch die Mistel beruhen. Zucker
wirkt als Schutzmittel gegen Erfrieren. Der in den I'tlanzen sehr
verbreitete Gerbstoff, der auch in Wunden der Pflanzen oft in er-
höhtem Maße sich bildet, wirkt nach den Untersuchungen von Cook
und Taubknhaus (Delaware Coli. Agr. Experiment Station Bull. 91,
1911) henmiend auf die Keimung von Pilzsporen und das Wachstum
der Pilzmy/elien, und das Vorhandensein organischer Säuren in nur
wenig vermehrtem Grade macht gewisse Getreidesorten widerstands-
fähig gegen Brand- und Rostpilze. Die zwar geringen aber doch
gleichsinnigen Unterschiede im Gehalt an Säuren (berechnet als
Weinsäure) und den gleichzeitigen Gehalt an Zucker gibt v. Kikchnkr
(F"üuLiNGs Landw. Ztg. 1916) in einigen von ihm initgeteiUen
chemischen Analysen mehrerer gegen Gelhrost ( J'uai/iici g/umarum)
widerstandsfähiger und anfälliger Weizensorlen wieder;
in Prozenten der Trockensuljstaiiz
Hahnf von Winterweizen Säure Dextrose .Saccharose
widerstandsfähig Hohenheimer Nr. 77 o,67(-|-ü,I2 5,97^—0,06) I7,7_^ (-f 9,39)
anfallig Michigan Bronze 0,55 6,03 .S,44
Malme von .Sommerweizen
widerstandsfähig Roter kahler
Binkelweizen 0,82 (-f 0,1 3) 7,24(— 0.24) 7,37 (—0,38)
anfällig Beloturka 0,69 7,66 7,65
xxxn
Alinlicli i-rj^alifn die Keiinlinj^c zweier nahe verwandter Winter-
x^cizensorten aucli einen höheren Säuregehalt der gegen Steinbrand
( 'l'illctin tritici) festen Sf)rte gegenüber einer empfänglichen Sorte:
in IVozcnten der frischen Substanz
Keimlinge \()ii Säure im wässerigen Auszug Säure im alkoholischen Auszii
widerstandsfähig
Fürst Ilat/feld 0,4s (-f 0,05) 0,59 (-i- 0,12"»
anfälligKiclimonds Kiesen 0,43 0,47
Diese Widerstandskraft der Sorten ist vererblich. Allerdings
wirken auf die Widerstandsfähigkeit und gleichzeitig auf den an
greifenden Parasiten klimatische Einflüsse, und Witterungs- und
I'"riiäliruiigsverhältnisse können den erblichen Grad der Anfälligkeit
in hohem Maße ändern.
Bereits in d e r N a t u r findet e i n e g e w i s s e Auslese solcher
widerstandsfähigen Sorten statt. So blieben von den früher
in imsern (lärten \iel gezogenen Malven nur die vom Malvenrosl
{Pticcinia malumearum) verschonten Sorten übrig, die nach und nach
wieder zur Anzucht benutzt worden sind, und von Kartoffeln sind
nur die in allerdings verschiedenem Grade der Blattfäule ( Phytophthora
itifestans ) widerstehenden Sorten zum Anbau zurückgeblieben. Ebenso
sind manche alten Landsorten gegen Krankheiten widerstandsfähig.
])urch die Züchter wird weiter eine künstliche Auslese betrieben,
1)ei <lcr widerstandsfähige Exemplare vermehrt und unter den ver-
schiedenslen Einflüssen mehrere Jahre hindurch beobachtet werden.
Auch durch Kreuzung geeigneter aber krankheitsanfälliger Sorten
mit widerstandsfähigen Rassen oiier Arten werden jilanmäßig neue,
von bestimmten Krankheiten nicht betrotTene Sorten gezüchtet.
Über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer
Kultur|)flanzen und die Methoden der Zuchtwahl hat neuerdings
Moi./. (Zeilschr. f. l'flanzenzüchtung 1917) eine austührliche Arbeit
veröffentlicht. So hat man in Deutschland gegen Rost widerstands-
fähige Tabaksorten, flugbrandfesten Weizen, von der Blattfaule und
Rollkrankheit freie Kartoffelsorten erzogen, und man ist bemüht,
rcl)lausfeste W^cinsorlen und gegen Nematoden sichere Zuckerrüben
zu züchten. Eine besondere Bedeutung hat die Finmunitätszüchtung
für den Kartoffelkrebs (Chjvspplilyäis etidohiotka) bereits erlangt.
Alle Mittel zur Bekämpfung des im Boden lebenilen Erregers haben
versagt. Durch mehrjährige Versuche in Westfalen, der Kheinprovinz
und .Schleswig-Holstein ist aber eine Reihe von Sorten herausgefunden,
die von der Krankheit nicht befallen werden und allein auf dem
vcrseucluen Boden angebaut werden können. In .Nordamerika gelang
es, Baumw ollsortcn, die von der Wclkekrankhcit (Fusarium rasin/cctiim)
nicht ergritfen werden, durch Auslese zu erhalten und Kuhbohnen,
die gegen den Wurzel|)ilz der Wclkekrankhcit ( Ftisarhini li acitciphilum)
und .gegen Wurzelälchen (//ctcroficfa radicicola) gleichzeitig resistent
sind, zu erziehen. Durch Kreuzung einer wohlschmeckenden, aber
der W"elkckrankheit ( Fitsarium uivcutn) stark unterliegenden Wasser-
melone mit einer ungenießbaren, aber .gegen das Ftisat inrn widerstands-
fähigen Sorte konnte nach 5 Jahren eine brauchliare .Melone von
gutem (jcschmack erreicht werden. Die gegen Kälte empfindlichen
Zitronen hat man durch Kreuzung mit der frostharten Cifr».'; trifoliata
XXXV
winterbeständig gemacht. Ebenso hat man dort frostharte Apfelsorten
herangezogen. In Frankreich und Italien versucht man gegen Reblaus
und gegen Blattkrankheiten widerstandsfähige Reben zu erziehen, in
Ostindien rostfeste Weizensorten und von der Hemileia Krankheit
unbeeinflußten guten Kaffee, in Australien steinbrand- und rostsichcre
Weizensorten, und in Neuseeland isoliert man widerstandsfähige
Formen von Obst und Gemüse.
Dieser neue, allerdings noch wenig erforschte Zweig der Phyto-
pathologie, die Züchtung gegen bestimmte Krankheiten widerstands-
fähiger Sorten, dürfte ein für die Landwirtschaft außerordentlich
wichtiges Gebiet werden. Wird doch die direkte Schädlingsliekämpfung,
der oft betriebstechnische Schwierigkeiten entgegenstehen und die
meist hohe Kosten und vielfach großen Arbeitsaufwand erfordert,
dadurch erspart. Der Züchter muß sich dann weiter bemühen, die
widerstandsfähigen Sorten auch zu ertragreichen heranzuzüchten.
2. Sitzung, am 9. Januar. — STOPPEL, : Jahresperiodische
Erscheinungen bei Pflanzen.
Sitzung, am i6. Januar. — Hentschel, E. : Über den
Einfluß der Tiden auf die biologischen Verhältnisse in
der Niederelbe.
Das Aestuar oder Flußgeschwelle der Elbe, in dem die Tiden
zur Geltung kommen, reicht etwa vom F'euerschiff Elbe I bis Geest-
hacht. Die Tiden haben hier einen wesentlichen Einfluß auf die
oekologischen Verhältnisse, d. h. die Beziehungen der Organismen
zu ihrer Umgebung. Der rhytmischc Wasserstandswechsel erzeugt
längs der Ufer einen besonderen Lebensbezirk für Bodentiere, der
abwechselnd von Wasser bedeckt und entblößt ist, die Schorre.
Durch die besonderen Verhältnisse der Erwärmung, Belichtung,
Belüftung, Wasserbewegung und Ablagerung bietet sie besondere'
Lebensbedingungen. Neben den flachen Gründen der Watten an
der Mündung und der Süßwasserschorre weiter oberhalb sind auch
Kaimauern und Pfähle in der Schorrezone charakteristisch belebt.
Schwimmende Tiere, besonders kleine Krebse (Neomysis) und
Fische werden durch das steigende Wasser veranlaßt, aufwärts ins
Flachwasser vorzudringen. Darauf gründet sich ein Fischfang mit
Buhnen und Reusen, sowie ein Teil der Wattenfischerci. Die zweite
wichtige Tidenerscheinung, die Tidenströmung, beeinflußt besonders
das Plankton. Es entsteht ein besonderes Aestuarplankton, gekenn-
zeichnet durch seine Zusammensetzung (Euryteniora, Coscinodiscus
usw.), seine Entstehung im Strom selbst, seine regelmäßige Ver-
teilung durch die Tiden und seine immer mehr verlangsamte Ab-
wärtsbewegung. Das Plankton wird rhytmisch auf- und abgeschoben.
Daher kann an stromabwärts gelegenen Punkten ein regelmäßiger
Wechsel zwischen Aestuarplankton und Salzwasserplankton eintreten.
Diese Grenzverschiebung wird aber meist weniger deutlich als die
starke Durchmischung der beiden Planktonsorten. Quantitative
3*
XXXV[
Untersuch unfjen bei Krautsand /eisten, daß die Stroingcschwindigkeil
und die Staiizeiten einen starken l'Zinfluß auf das Plankton haben,
das sie jiassiv bewegen und wohl auch zu aktiver üewegung ver
anlassen. Infolge der l'lanktonverschiebung kommen Larven von
Uodentieren des Salzwassers weit stromaufwärts zur Ansiedelung.
Im Hafen von (Ilückstadt ließen sich die charakteristischen Er
schcinimgen der Abgrenzung und horizontalen und vertikalen l'lanktoii
bewegung, welche bei der Einmündung von Marschenfltissen mit
selbsttätigen Schleusen in das Aestuar auftreten, nachweisen. Mittelbar
wirken die Tidenströine durch Verteilung der im Wasser enthaltenen
lebenswichtigen Stoffe. Die Abwässer von Hamburg werden nach
ähnlichen Kegeln w ie das F'lankton verteilt. Bei quantitativen Strecken
Untersuchungen längs des rechten Eibufers und bei Daucrunter-
untersuchungen durch eine ganze Tide ließen sich die biologischen
Wirkungen dieser Verteilung erkennen. Der Salzgehalt der unteren
Elbe wird infolge tler starken Durchinischung zur Ausbildung eun,-
haliner Organismen, d. h. solcher, die großen Salzgehaltswechsel
ertragen können, führen. Ferner verschlepi)t die Flui Keime von
Salzwasscrorganismen in Tümpel der Schorre stromaufwärts, wo sie
unter Umständen zur Entwicklung kommen können, wenn das Wasser
sich durch Verdunstung konzentriert. Auf die Schwebstoffe »m
Wasser, den Detritus, wirken die Tidenströme tragend, die Stuu-
zeiten absetzend. Oberhalb von Ortkathen, wo statt des Flutstroms
eine stundenlange Wasserstauung eintritt, sinken nach Untersuchungen
bei Zollensjjieker zur Stauzeit Detritus und Plankton stark ah. währen«!
Krebstiere des Planktons (^/)Vj-w/>/</J aufzusteigen scheinen. Neben den
oekologischen haben die Tiden chorologische, d. h. die Verbreitung
der Organismen betreffende Wirkungen. Sie beeinflussen <lie Lage
der (Jrciizen für Salzwasser- und Süßwasserarten. Sic bewirken in
manchen Fällen [J^a/a/ins ), daß die Grenzen des Vorkommens und
der Forlpflanzungsfähigkeit sich nicht decken. Sie \crschleppen
Tiere und Pflanzen an ungewöhnliche Wohnstältcn. Das Vorkommen
mancher Insekten (Chironoinidai) scheinen sie insofern zu beeinflussen,
als durch den Wasserstandswechsel ihre Eier vernichtet werden.
Durch die mechanische Ilinaufschiebung des Wassers, die Durch
inischung und den Salzgehaltswechsel am einzelnen Ort machen die
Tillen das Aestuar zu einem vortrefflichen Eingewöhnungs und
Kinuanderungsgebiel für mai'ine Organismen.
4. Sitzung, am 23. Januar. — QuKLl.K. O. : Sanilandkiiste
und Kiirische Xelirung.
Die Samlaiidkiiste ist eine Steilküste von im Mittel 45 — 50 m
Höhe. Sie wird aufgeliaut aus oligocänen, miocäncn und diluvialen
Ablagerungen von meist lockerer IJeschaffenheil. Diese Steilküste
unterliegt einer sehr starken Zerstörung durch die Tätigkeit des
Regens, P'rostes, Windes und der Meeresbrandung. Auf (Jrund
vergleichender Untersuchungen an Karten und in der Natur konnte
eine mittlere jährliche Rückwärtsverlegung der Küste im Betrag von
'/'-' Meter teslgestellt \\erden. — Das abgetragene Material wird vt)n
den an dei Küste entlang ziehenden west-östlich gerichteten Meeres-
XXX Vll
ströimini^cn nach Osten \'crfVacluet und auf <icr Kurischen Nehrung
abgehigert. Die Westwinde häufen dann den lockeren Sand an der
Ostküste der Nehrung zu gewaltigen Dünen auf. Die seit Mitte des
lO. lahrhunderts einsetzende Wanderung der hohen Dünen nach
( )sten ist aber nicht eine Folge der Waldverwüstung, sondern ledig-
lich ein ohne Zutun des Menschen einsetzender geologischer Vorgang,
der zur Folge hatte, daß ein Teil der Dürfer der Nehrung dem
vordringenden Sande zum Opfer fielen. An der Hand einer größeren
Zahl von Lichtbildern erläuterte der Vortragende die Zerstörung der
Sanilandküste und die Dünenwcll der Nehrung sowie die Maßnahmen,
die zur Festlegung der Dünen getroffen sind
5. Sitzung, am 30. Januar. — Hrennecke, W. : Über den
Salzgehalt des Atlantischen Ozeans.
Nach Erörterung der Fragen nach dem Ursprung des Salzge-
halts und seiner .\nderung im Laufe der Zeiten wurde zuerst die
Verteilung an der Oberlläche des Atlantischen Ozeans betrachtet.
Die Gebiete höchsten Salzgehalts finden sich zu beiden Seilen des
.\quators in den Subtropen, am Äquator selbst ist der Salzgehalt
bedeutend herabgesetzt. l>cr hohe Salzgehalt ist verursacht durch
die lebhafte Verdunstung im ("iel)iet der Passate, der niedrigere am
Äquator durch die starken Niederschläge im Kalmengebiet. In den
gemäßigten und hohen Breiten zeigt sich der Einfluß der Strömung
auf die Verteilung des Salzgehalts. So finden wir einen Salzgehalt
von 35 pro Mille noch an <ier Westküste von Spitzbergen in den
Ausläufern des Golfstroms, geringeren Salzgehall dagegen an der
( )stgrönländischen Küste, wo der l'olarstrom das Eis des Polarbecken»
nach Süllen führt, im Südatlantischen Ozean wird südlich von 40"
IJreitc fast durchweg salzärmeres Wasser angetroffen als im Nord-
atlantischen, was darauf zurückzuführen ist, daß einerseits die warme,
salzhaltige Strömung, die wie der Golfstrom im Nordatlantischen
Ozean bis in hohe Breiten vordringt, fehlt, und andererseits viel
Süßwasser <len südlichen Meeren durch die Eisnuissen zugeführt
wird, die im Gebiet der Westwindtrift schmelzen. Ein Bild der
Salzgehaltsverteilung in Nordsee und Ostsee zeigt, daß die Nordsee
fast noch den gleich hohen Salzgehalt wie der Ozean aufweist,
während in der mittleren Ostsee nur 7 pro millc Salzgehalt sind,
eine Folge des Cberwicgens der Süßwasserzufuhr über die Ver-
dunstung. Im Gegensatz hierzu steht das Mittelländische Meer, in
dem umgekehrt die Verdunstung >lie Süßwasserzufuhr übertrifft,
sodaß hier der Salzgehalt größer ist als im ()zean, was Anlaß gibt
zur Bildung eines Oberflächenslroms vom Ozean ins Mittelländische
Meer und eines Tiefenstromes in umgekehrter Richtung.
Zur Klarlcgung iler Verteilung des Salzgehalts iu den Tieten
des Meeres zeigte der \'orlragende einen Längsschnitt durch den
Atlantischen Ozean, von So " N. Br. bis 78 " S.-Br. und von der
Oberlläche bis 3000 m Tiefe reichend. Der Schnitt ist aufgebaut
auf den Beobachtungen, die vom Vortragenden auf der deutschen
antarktischen Expedition gewonnen wurden, und nur im Norden
durch neuere Beobachtungen von Nansen, Anuiiidsen u. a. ergänzt.
XXX VIII
Das Hauptergebnis, das aus den neuen Untersuchungen hervorgehl,
ist der fundamentale Unterschied zwischen den Tiefen des Nord
allantischen und Siidatlantischen Ozeans : F.rstcrc sind salzreich,
letztere salzarm. So werden z. \>. im Siidallaniischen Ozean Werte
über 35 pro mille Salzgehalt nur oberhalb von 500 in Tiefe und
nur bis 40" S.-Br. angetroft'en, während im Nordatlantischen Ozean
solche Worte noch in 2500 m Tiefe und bis 75 " N.-Kr. vorkommen.
Der hohe Salzgehalt der Tiefen des Nordatlaiitischcn Ozeans wird
bedingt durch den hohen Salzgehalt der Oberlläch(> dieses Meeres
in den gemäßigten IJreilen imd durch den Zutluß \ on Mittelmeer-
wusser über die ( ;ii)rallarschuelle. Im Siklatlaniischen ( )zean wird
der Salzgehalt der Tiefen herabgesetzt durch das Vordringen kalten
salzarmen Wassers, das sich in Soo m Tiefe äquatorwärts vorschiebt,
/um Schluß wurde die eigenartige Tatsache noch hervorgehoben,
daß ebenso, wie sich im Europäischen Nordmeer ein homohalines
Tiefenwasscr bildet, in gleicher Weise auch im Weddellmeer von
500 m bis 5000 m absolut gleicher Salzgehalt herrscht. Am
Meeresboden selbst .^-ind die Salzgehaltsunterschiede sehr gering,
weisen aber doch l)estimmtc Oesetzmäßigkeiien auf, indem das von
Süden vordringende Hodenwasser etwas kälter und salzärmer ist als
das von Norden nach Süden sich verschiobcmie Wasser.
6. Sitzung, ani 6. Februar. — JENSEN. ClIR.: Über allge-
meine Trübungen der .Vtmosphäre in ihrer Beziehung zu
verschiedenen meteorologi.sch-optischen Vorgängen.
Daß allgemeine Trübungen der Atmosphäre, wie sie z. H.
<lurch größere Vulkanausbrüche hervorgerufen werden, nach Aus-
siebung der größten Teilchen schon mehrfach glänzende Däm-
mcrungserscheinungcn hervorgerufen haben, ist bekannt genug.
.Auch konnte in solchen Störungszeiten vielfach der BiscHoi'sche
King um die .Sonne beobachtet werden, der, wie genauer ausgeführt
wurde, offenbar ebenso wie das Purimrlicht der Dämmerung durch
die liciigung des Sonneldichtes an hinsichtlich der (iiöße eiiuger
maßen gleichartigen l'arlikelchen her\orgerufen wird. Auch werden
die seit einer Reihe von Jahren von dem Vortragenden 1)esonders
eingehend, und zwar auch während der großen, offenbar durch den
Katmai -Vusbriich im Jahre 1912 her\orgerufenen Trübung der
.Atmosphäre, verfolgten, im Vortrage in ihren Grundzügen darge-
stellten Polarisationsjihänomene des Himmels, die in erster Linie
auf Zerstreuung des Sonnenlichtes an winzigsten, hinsichtlich ihrer
Größe weil unter der Wellenlänge des sichtbaren Lichtes liegenden
Teilchen zurückzuführen sind, durch genannte Trübungen stark be
einilußt. Es ist da besonders an die im Sonneiuertik.d über der
.Sonne bezw. über ihrem Gegen]Hinki liegenden, nach ihren Ent-
deckern Akacü uml Haki.nkt benannten »neutralen Tunkte;; ge-
dacht, die im wesentlichen durch das ( Jegeneinanderwirken von
direkten Sonnenstrahlen imd von schon einmal an den Teilchen der
.-Vtmosphäre — ^loIckeln usw. — zerstreuten .Strahlen zustande kommend
gedacht werden. Kurven, welche die sowohl von der allgemeinen
XXXIX
atmosphärischen IJeschaffcnhcit als auch von der Sonnenhöhe und
von der Wellenlänge, in der beobachtet wird, mehr oder weniger
stark abhängigen Abstände genannter Ilimmelsstellcn von Sonne
bezw. Gegensonne verbinden, werden durch allgemeine IVübungen
der Atmosphäre in ganz charakteristischer Weise geändert. Auf
fällig ist nun, daß die durch starke Sonnentätigkeit ausgezeichneten
Jahre 1915, 1916 uml IQ17 bislang keine bedeutenderen Anomalien
letztgenannter Phänomene gezeigt haben, die mit Sicherheit auf einen
Sonneneinfluß zurückzuführen sind, wogegen Busch für die eben
falls durch starke Sonnentätigkeit ausgezeichneten ersten 90er Jahre
des verflossenen Jahrhunderts einen deutlichen so gedachten Einfluß
feststellen zu können glaubte, da Anhaltspunkte für stark in Frage
kommende Vulkantäligkcit kaum erbracht werden konnten. Ks ist
dies um so auffälliger, als in der Schweiz von Maurer und Dornü
19 15 und 1916 zu wiederholten Malen ein aulTällig starkes, stoß
weises Auftreten und Vergehen von zartesten Ringerscheinungen um die
Sonne konstatiert wurde, das zeitlich in deutlicher Weise mit dem
Plinlritt bezw. Abflauen besonders heftiger Sonnentätigkeit, mit mag-
netischen Störungen an verschiedenen drlen der Erde sowie mit Nord-
und Südlichtern zusamment'iel. Die (irößc der kleinsten Teilchen
berechnete sich aus den Ringdurchmessern zu 0,0008 mm im Durch-
messer, während die Größe der kleinsten den i;iscHOi''schen Ring
in den ersten Jahren nach der Krnkatau-Katastrophe bildenden
l'artikelchen zu 0,0018 mm berechnet wurde. Der ganze Charakter
der in der Schweiz beobachteten Ringerscheinungen sprach für ]>eu
gung an Eiskriställchcn. Die für ihre Bildung erforderlichen Kon
densalionskerne denken sich Dokno und Mai'RER als von besonders
starker Kathodenstrahlung der Sonne herrührend.
Auch andere meteorologisch-optische Erscheinungen, so vor allem
die auffallend glänzenden Dämmerungsphänomene, die mit so großer
Plötzlichkeit am 30. Jimi 1908 in weit ausgedehnten Gebieten der
lilrde eintraten, sprechen stark für die Möglichkeit einer Ein
Wirkung rein kosmischer Vorgänge auf die optischen Erscheiimngen
der Atmosphäre. Nichtsdestoweniger ist hinsichtlich weitgehender
Schlußfolgerungen noch innner die größte Vorsicht gel)oten.
7. Sitzung, am 13. Februar. — GÜRICH, G.: Geologischer
Reisebericht aus Mazedonien.
.\ls Mitglied der Mazedonisclien Lantleskundlichen Kommission,
die hauptsächlich durch die Bemühungen von Herrn Professor Brauer-
Epi)endorf ins Leben gerufen wurde, konnte der Vortragende große
Teile der besetzten Gebiete bereisen. Unter Vorlage einer großen
Anzahl von landschaftlichen Aufnahmen und geologischen Skizzen
sprach er über die Umgegend von Uesküb, Tetovo, Ochrida und
l'rilep, setzte die geologischen Probleme auseinander, um die es
sich in jenen Gebieten handelt, und berichtete von seinen Funden
an Versteinerungen und Mineralien sowie %on den bergbaulichen
Anlagen aus der Nähe von Uesküb. ^
XL
8. Sitzung, am 20. I'cbriiar. — Kocu. 11.: Über den Baliren-
felder See.
Der Bahrcnfeldcr See <;ill als unergründlich iiml wird von \ iclen
als ein Krdfallsee antjesehen. Sie wollen seine Entstehung in
Zusaninienhang bringen mit dem Kinsturz eines unterirdischen Hohl
rauins im Zechsteingi])s. Diese Vermutung geht letzten Endes
zurück auf eine Notiz des Altonaischcn »Merkurius« aus dem Jahre
1834 über einen Erdrutsch in der Nähe des IJahrentelder Sees.
Das dort geschilderte Ereignis hat viele Gerüchte über »älinlichec
Naturereignisse zur Folge gehabt, die dadurch immer neue Nahrung
erhielten, daß gelegentlich Einbrüche von Menschen und Vieh in
dem sehr moorigen üoden bei liahrent'eld stattfanden. Spätere
Autoren haben stets übersehen, daß in der Zeitungsnotiz von 1834
nur von einem Erdrutsch an dem Abhänge einer vorhandenen
Vertiefung und nicht von einem wirklichen Erdfall (Deckeneinsturz
die Rede ist. Weitere Mißverständnisse haben dann in jüngster
Zeit zu unbegründeten Vermutungen und gar zu der Behauptung
geführt, (so II, SiEVF.KS im Heimatbuch l'iir unser HamV)urgisches
Wandergehict) bei dem Erdrutsch von 1S34 sei eine Sägemühle
versunken. Demgegenüber zeigte der N'ortrageiule einmal, daß
nach ilen Peilungen des Altonaer Stadtbauanits die größte Wasser-
tiefe nur 3,44 m, die größte Tiefe der .Schlammsohle nur 8,54 m
beträgt, das .Seebecken also eine ganz flache l'faiine darstellt. Auf
Grund zahlreicher, im hiesigen Mineralogisch-geologischen Institut
aufbewahrter llohrproben aus der Umgebung des Sees wies er
zweitens nach, daß keinerlei sichere .Vnhaltsyiunktc dafür vorliegen,
dal.N unter llahrenfeld der Zechsteingips, der aus ( )ttensen und
i-angenfelde bekannt ist, besonders hoch liegt. Der Bahrenfelder
See mag also lediglich die Wasserausfüllung einer primären Depression
im Dihuiuin sein; es ist aber auch die \'crmutung nicht ganz von
der Ilanrl zu weisen, d;iß er ein .Mühlenteich gewesen ist, ilcr seine
Entstehung einer ."Stauanlage an der (Quelle der Elottbek verdankt.
(Ausführliche Darstellung in: E. Kocil, l)er ISahrcnfeldcr See. Mit-
teilungen aus dem Mineralogisch-t leolugischen Institut in Ilandiurg,
I. IJcilieft zum Jahrbuch der 1 Iand)urgischen Wissenschaftlichen
.\nstallen. WW, l'Hy. Ilamliurg 1<m8.
9. .*^itziin<^, nm 27. Februar. — \'ni(;r, A.: l'jnig;es über
die Landwirtschaft in Mazedonien.
.Ms Mitglied der Landeskundlichen Kommission der \I. Armee
halte der Vortragende Gelegenheit .Mazedonien im Sommer und
Herbst 1917 zu bereisen.
Das Land war bisher sowohl durch die natürlichen als auch
durch die [lolitischen Verhältnisse kaum zugänglich gewesen untl
infolgedessen auf vielen Gebieten weniger erforscht als weiter abge-
legene Landstriche.
Hauptsächlich sind es die freien, \(in huhcii ( lebirijen einge-
schlossenen Klusstäler, vor allem des Wardar, die einen ausgedehnteren
j'eldbau zulassen. Hier werden vorzugsweise Getreide, Weizen,
XLI
GtTste und Mais gel^aut. Rt'gji;«-'!! und Hafer treten in den südlichen
(lehieten mehr und mehr zurück. ])aneben finden sich Bohnen und
Linsen sowie Mohn, Tabak und im Süden Baumwolle, in den
feuchten Flußtälern an manchen Stellen auch Reis.
Die Bestcilunc; der l'elder geschieht nocli mit sehr einfachen
(jcrätschaften, trotzdem kann ihr eine gewisse Zwcikmüßigkeii nicht
abgesprochen werden.
Besondere Sorgfah widmen die Bewohner dem (lemüsebau.
Er ist nur l)ei ausreichender Bewässerung möglich, und diese wird
überall durch weitgehende Nutzung der vorhandenen Flußläut'e be-
wirkt. ( iroßc .Schöpfräder schaffen das Wasser aus den lieferge-
legcnen l-lußbellen auf die l'elder und oberhalb aus den Flüssen
abgeleitete Gräben führen das Wasser durch die (järten der Dörfer.
Neben den einfachen Kohlarlcn findet man Bohnen und Kicher
erbsen, Tomaten, Aubergines und Paprika, S])inat und .Saueram])fer,
/,wiel)elii, Knoblauch sowie Ilibiscus esculentus, Baniia oder ( >kra
in tlen \\ohlge|)t1egten Gärten.
Für die Geschichte der Nutzpflanzen ist es recht bemerkens-
wert, wie hier die wichtigsten Kulturpflanzen der alten W'elt mit
denjenigen Amerikas in Wellbewcrb treten. Der Mais ge\Ninnl
immer mehr an Bedeutung gegenüber den alten (Jetreidesonen.
Die weiße Bohne hat die Caljangbohne fast vollständig verdrängt.
Tomate und ra])rika s])ielen luiler den CJeinüsen eine große Rolle.
Der Tabak ist die nichtigste Industrieptlanze des Landes geworden
mit! liefert ein ganz vorzügliches, dem Lande eigentümliches Er-
zeugnis. Der Weinstock und die Feige fehlen fast in keinem
(larten. Die \orzüglichen Trauben des Landes linden als Tafel-
traul^en Absatz in den Ländern nördlich der Donau. Die Aeiifel
von Kalkandelen kommen nach Konstantinopel auf die Tafel des
Sultans, l'llaumen, Pfirsiche, A])rikosen und Granatäpfel vermehren
den (.)bstrcichlinn des Landes. Die im ganzen Lande verbreiteten
Nussbäume bringen alljährlich einen reichen, für die Ausfuhr ver-
fügbaren Ernteüberschuß.
Trotz der extremen klimatischen Wrhältnis^^t' bietet das Land
.ilk'ii wichtigen Xutzpfhuizen l.ebcnsmiiglicbkeit uml es bedarf nur
ruhiger und steliger zustände uml einer sachkundigen 1 -eilung, um
<liese gesegneten Landestriche einer guten wirtschaftlichen /ukunti
entgcgenzufüliien
Der Vortrag \vurile durch eigene .\ubiahinen aus verschiedenen
Teilen des Landes un<l \iin den Märkten ergänzt.
lo. Sit/.uni^', am 6. März. — K(")PPEN, \V.: Über Iso.stasie
und die l^nt.stehuiiü;" der Kontinente.
Man nahm vor Jahrzehnten an, daß sich uiuer einer 40 bis 50 km
dicken festen Erdkruste ein wallendes Lavameer befinde; jetzt sjiricht
man der Erde als (lanzem etwa die Starrheil festen .Stahles zu, was
sich aber mit sehr langsamen Verschiebungen der 'Teilchen gegen ein-
ander wf)hl verträgt. Die Anziehung der Festländer ließ eine llervor-
wölbung der Niveauflächen der Ozeane erwarten, so daß diese Flächen
in der Mitte der \\'eltmeere bis zu looo Meter näher dem Erd-
XI.ll
initit'l.|ninkto liegen müßten als im Innern der Festländer. Dem
entsprechend würde die Schwere auf der Mitte des Ozeans merklich
«größer sein als in der Mitte tier Kontinente. Aber ebensowenig,
wie dii- ^Iessllngell auf dein I''c>tlan(lc die vermutete Ablenkung
durch Ciebirgsmassen durchweg l>cstätigten, ließ sich die erwartete
Vermehrung der Schwerkraft inmitten der Ozeane nachweisen. Es
muß also ein »Massendefekt« unter den Kontinenten die Ablenkung
des l.oies nach den Küsten hin aufheben. Diesen Massendefekt
sieht man gegenwärtig in dem geringeren spezifischen Gewichte der
(lesieinc unter den Festländern gegenüber dem Hoden der Tiefsee.
Unter tler .\nnahmc, daß dieser Unterschied in der Dichte bis zu
einer Tiefe von etwa loo km unter dem Meeresspiegel reiche, erweist
sich die Masse, die auf dem gleichen Raumteile dieser Niveautläche
lastet, auf den Festländern ebenso groß wie in gleicher Breite auf
dem Meere. Dieses ( ilcicligewicht bezeichnet man als Isostasie.
Die l'estländer mit ihren .Sockeln verhalten sich also wie Massen,
tlie in der dichteren, unter «lern Meere liegenden Masse schwimmen.
Nun werden \()n den Geok)gen zwei Grupjien \on kristallinischen
(ieslL'inen — nur diese kommen für ilie vorliegende F'rage in Helracht —
unterschieden: eine leichlere, saure, an Kieselsäure reiche, vom spez.
Gewicht 2,3 — 2,7 ;( Iranit und Gneiß) und eine schwerere, basische,
«luarzfreie vom spez. (ievviclu 2,7—3,2 (Hasalt, Dial)as, Melaphyr.
(Jabbro). El). StiKSS hat sie kurz Sal und Sima genannt. Ks müssen
sich außerhalb des ICisenkerns <Ier l'irdmitte diese beiden Gesteins-
gru])pen nach ihrer Dichte geschichtet haben. Nun liegt die Ober-
fläche lies festen Erdkörpers zum weitaus größten Teil in zwei
Niveauliächen, etwa 1000 .Meter über und 4700 Meter unter dem
Meeresspiegel, und diese beiden Hauptniveaus sollen nun nach
Wicc.KNKK dem Sal und dem Sima entsprechen; die ältere, sjirödere
Sal-Krusle soll, aufgebrochen und zusanimengesclioi>en, die KonlincTitt;
bilden und unter dem Ozeane die zähere, im Innern beweglichere
Sima l\.ruste bloßgelegt und zum Druckausgleich emporgehoben
haben. \Vit- l)ei im Wasser schwimmenden Eismassen ist das
(jewichl der ganzen Sal-Scholle, wenn der Cdeichgewichlszustand
vorliegt, gleich dem des verdrängten schwereren Materials, und wie
eine schwimmende Eisscholle können auch die I.andschollen nur
durch Belastung zum Sinken gebracht werden, sie können nicht ohne
weiteres in die Tiefe > niederbrechen < . Das klarste Heis]iiel des
Sinkens und Steigens der Kontinentalscholle durch wechselnde Be-
lastung bietet die Umgegend der Ostsee seit der F^iszeit. Dieses
.Sinken mul .Steigen kann nur durch X'erschiebung des Mediums
geschehen, in dem tlie Scholle schwimmt. Im idieraus zähen Sima
geht diese Bewegung außerordentlicli langsam vor sich, sodaß
Skandinavien noch jetzt im Jahrhundert um 1 Meter steigt. Die
vielfach nahe N'erwandtschatt der jetzigen mit der triUieren Organismen-
welt auf Kontinenten, ilie durch liefe Meere xoneinander getrennt
sind, hat zu der Annahme \on früheren Laiidbrücken zwischen diesen
Kf)ntinenlen geführt. Amlere l'Orscher dagegen sehen die Tiefen
des Ozeans als sehr uns er.'indcrlich an; sie sprechen von der
1 Permanenz der Ozeane«, obgleich man sich die Wanderung großer
.Säugetiere über weite Oze.nne nicht zu erklären vermag. Fünen
.■\usweg aus diesem Dilemma glaubt A. Wi'.CKNKk in der auf Grund
Xl.Ill
der festgestellten Tc Isachen der Isostasie und des horizontalen Schubs
aufgestellten Hypothese von der Verschiebung der ganzen Kontinental
schollen im ]-aufe der Erdgeschichte zu finden. Danach sollen die
als Sal-Scliollen im Sima schwinunenden Kontinente in äußerst
langsamer horizontaler liewegung auseinander- und gegeneinander
getrieben werden und so (Jrabenversenkungen i)ezw. Gebirgsfallen
entstehen.
In <ler vich .111 den \'orU:ig Mu^i-hliefu-ndcn Besprechung wandte
sich l'rof. i'i l.lKi:u in Ifingerer Rede gegen die von l'rot. WecI'.n i'.K
vertretenen Ansichten luid suciiir mc mit Hilfe von Tatsachen aus
dem (iebiete der ral.äontologie und Tiergeograiihie zu entkräften.
i[ Sil/.ung-, ani 13. März. — 'rR()MNER, 1'^.: Innige Kriegs
erfahrungen in dcv I lirnphysiologie.
12. .Sitzung, am 20. März. — IfiLl.KR.s, W. : Neuere Vor-
stellungen über die Atome und die chemische Valenz.
1 )ie radioaktiven Erscheinungen 2\vingen zu der Überzeugung,
daß im chemischen Atome positive und negative Elementarladungen
. gebunden sein müssen. Die letzteren sind in verschiedene Gruppen
von Elektronen einzuteilen ; insbesondere gibt es, wie die Regel
von Fajans und Soddv lehrt, auch Elektronen neben der positiven
Ladung im Kern. Die Atommodelle von Kelvin-Thomson, sowie
seine Erweiterung von Ruth1':ri'ORI) werden den jihysikalischen
und chemischen Tatsachen weniger gerecht wie besonders das Modell
von Bohr. Dieses gewährt \<)r allem den überraschenden Erfolg,
daß man aus ihm die RvnnKK<;'sche Konstante der .Spektralformel
aus dem Wirkungsclemcnt und anderen jihysikalischen Konstanten
exakt berechnen kann. Das Linienspektrum von Wasserstoff und
Helium wird weiter durch dieses Modell vollständig erklärt, und —
wie Sommerfeld zeigen konnte — daran schließen sich eng die
Linien der äußersten Röntgenspektren aller Elemente an. Bewährt
hat sich ebenfalls das Modell eines Wasserstoffmoleküls nach BoilK.
Das leitet in das Gefjict der neueren Auffassungen von der chemischen
Valenz über, auf die noch kurz eingegangen wurde.
13 .Sitzung, am 3. April. — HRÜNiNti, CiiR. : Über das Hoch-
zeitskleid der Lurche und heische.
Das Hochzeitskleid der Lurche und l'ische i^t bekanntlich der
Schmuck des fortptlanzungslähigen männlichen Tieres, und zwar
zu dem Zweck, einen I.ockreiz auf das Weibchen auszuüben. Nach
l'rof. VON Hess, München, der zahlreiche einschlägige Versuche
angestellt hat, sehen die Am|ihibien die Welt der Farben genau so
wie wir Menschen, wogegen die Fische allen farbigen Lichtern
XLIV
•gegenüber färben tili ml sein sollen, auch soll dein Hoch/.eitsklcifT
wcniij; Hc«lciittmg zukommen, da die farbentüchtigen Säugetiere mit
Ausnahme der Paviane keine Hochzeitsfarben tragen. Das beweist
allerdings weiter nichts, als daß bei den Säugetieren der Lockreiz
nicht durch das Auge, sondern durch andere Sinne, namentlich
durch den Geruch und das Gehör \ ermittelt wird, hei den ein-
heimischen Fröschen um! Kröten, die zumeist ein nächtliches Leben
führen, findet sich auch kein H(^chzeitskleid (abgesehen vom Moor-
frosch, Rana arvalis). iJei <liesen Tieren wirkt also nicht das
Gesicht, sondern das (Gefühl als Keizvermittlcr (Erdkrötc) oder das
Gehör (L.aubfrosch ). Im Liebeslcben des Axolotls ist vielleicht der
(jertich der Keiz\erniiltkT; denn da ist kein llochzeitskleiil ; es lassen
diese Tiere auch keinen Lockruf hören und es fmdet bei ihnen
auch keine körperliche Herührung statt. Dagegen haben Kamm-,
Leisten-, I>erg- und Streifenmolch, bei denen der Lockreiz durch
das .\ugc vermittelt wird, ein schönes Hochzeitskleid, das sie dem
\Veil)c]ien gegenüber zur Geltung zu bringen eifrig bemüht sintl.
Nach den Heobachtungen des Vortragenden übermittelt bei den
Fischen einer der genannten vier Sinne den Reiz, so bei Welsen,
Seenadel imd .Seepferdchen der Tastsinn. Bei einigen Fischen, die
im IJesitzc eines Hochzeitskleides sind, wirken noch bestimmte Tasl-
organc als sekundäre Reizmittel, z. B. bei Labyrinthfischen. Nach
zahlreichen BeoVjachtungen des Vortragenden ist wohl anzunehmen,
daß auch das elektrische ( )rgan des afrikanischen Zitterwels im
Geschlechtsleben eine bedeutende Rolle spielt. Eine Stimme haben
die Fische nicht; doch können manche \on ihnen auf andere Weise
Töne hervorbringen. Man gehl nicht fehl, wenn man diese Töne
als Locklöne deutet. Bei ilen »Augenfischen« findet sich, wenn
auch häufig unscheinbar, ein Hochzeitskleid. Auffallend prächtig
ist es bei der in der östlichen Ostsee vorkommenden Zährte.
Ahnliches gilt von den verschie<lenen Stichlingsarten. Hei vielen
Exoten kommt das tlochzeilskleid durch außerordentlich erhöhten
Cilanz der sonst vorhandenen Farben zustande, z. B. beim Paradies-
fisch. Andere exotische Fische, deren Ff)rtptlanzung nicht an eine
bestimmte Jahreszeit gebunden ist, haben einen Dauerschmuck, sf)
der lebendgebärenile Schwertkär])f]iiig in (iesialt eines ]irächtig
gefärbten schwertförmigen l'V)rt^atzes der .Schwan/Ilosse. Eigentüm-
lich ist bei dem Schw t'rlkär])fliiig noch die »Haimenfedrigkeit'X alter
Weibchen. Zum Schluß wandle sich der Vortragende gegen die
von VON Hass ausges])rocliene Ansicht, daß die große Farbenpracht
des Hochzeitskleides bei Fischen der Tiefsee schon aus )ihysikalischeii
Gründen in den dunklen Tiefen von den Weibchen nichl wahr
genommen werden können, und gegen die weitere Jiehauplung des-
selben For'ichers, daß die mehr oder weniger blaugrüne Färbung
des Wassers schon wenige Meier unter der l )bcrlläche tlie in der
Luft schön gefärbten l-'ische nahezu farblos grau erscheinen lasse,
<la die in den letzten Jahren in Deutschland ge|)negtcn rund 300
.\rten Zicrfi^che alle aus ganz seichten Gewässern (Reisfehlern,
Bächen, Tümpeln) stammen, wo eine Beeinträchtigung der Farben-
pracht überhaupt nichl in Trage kommen kann.
Xl.V
14. Sitzung, am 10. April. — SchäIKK, H. : Das Pflanzen-,
Tier- und Völkerleben Kameruns.
I);is Küstcntjebiet Kameruns ist bis auf wenige für Eingeborenen
siedehingen geroilelc Stellen von einem dichten Urwald l)edcckl,
der sich von dem Ilauplhafenort Duala nach Norden etwa 150 km
weil erstreckt, während er nach Osten ununterbrochen in das große
Waldland des Kongogebietes übergeht. Es lassen sich 2 Typen des
Waldes unterscheiden. Der primäre Urwald, der durch den be
sonders großen Artenreichtum <ler Waldbäume sich auszeichnet, die
hier eine Höhe bis zu 60 m erreichen, und dessen einzelne l'loren
bestandteile bis in alle Einzelheiten noch längst nicht bekannt sind,
und der sekundäre Urwald, der an den Stellen sich entwickelt, wo
die Neger zur Feldbestellung den Wald gerodet halien. l>cr
sekundäre Urwald ist durch einen viel geringeren Artenreichtum
charakterisiert und zeichnet sich besonders durch das Vorkommen
der Oelpahne, des Schirmbaumes (Musanga Smithii) und von
Vernonia confer ta aus.
Jenseits der Urwaldgrenzen breiten sich breite Grasflächen aus,
die besonders in den Hochländern Adamaua's die Grundlage bieten
für die bedeutende Vieh- und l'ferdezucht dieser Gebiete.
Aus der Tierwelt erörterte der Vortragende an Hand von Aut-
nahmen, die er während seines 4jährigen Aufenthalts in Kamerun
gewonnen, besonders die kunstvollen Bauten der Termiten, ferner
die 2 anthropoiden Affenarten, den Gorilla und den Schimpanse
bezvv. Tschego. Der Schimpanse ist im Waldland noch relativ
häufig, während der Gorilla eine große Seltenheit darstellt. Auch
der Elephanl, der lebend und frisch erlegt im Bilde vorgeführt
werden konnte, ist bereits seltener geworden und zweiffellos dem Aus-
sterben anheim gefallen.
Die Einwohner Kameruns, die auf 3 Millionen geschätzt werden,
sind im Waldland die Bantu- im Grasland die Sudan-Neger. Sie
gliedern sich in viele einzelne Stämme, die meist verschiedene
'ö prachen sprechen, und die zu kleineren oder auch größeren
Stammesgemeinschaften unter Häuptlingen vereinigt sind. Sie sind
Heiden, die Mission hat bisher nur geringe Erfolge erzielen können.
Außerordentlich groß ist die l'athologie der Neger. Fast alle auch
in F.uropa beobachteten Krankheilen, vor allen die I,ungenentzündung
decimieren sie sehr stark, dazu die vielen tropischen Seuchen, vor
allen Malaria, Frand^oesie, Schlafkrankheit, Wurmkrankheit, Lepra,
Ainöbcnnihr und Filiariasis. Tuberkulose fehlt. Die Kinderzahl war
in früheren Jahren eine recht erhebliche, in letzter Zeit ist jedoch,
sicher zum Teil durch den Eintluss der Europäer-Wirtschaft, in
dieser Beziehung eine sichtbare Verschlechterung eingetreten.
15. Sitzung, am 17. April.— Mayer, M.: Über einige tropische
protozoische Krankheitserreger des Menschen, ihre Über-
tragung und Kultur.
Es wurden drei in sich verwandte schwere Tropenkrankheiten
behandelt, und zwar zunächst die Schlafkrankheit und deren Er-
reger, ein Trypanosoma. Dann folgte die vom Vortragenden be
XL VI
sonders stuciierlc s()<j;. indische Kala-azar oder tropische Milzge-
schwulst, eine Ijösartigc Seuche, die durch winzige, in Mil?, Leber
und anderen Organen schmarotzende rundliche Protozoen, Leishma-
nia donovani, verursacht wird, die in Ivuhuren zu (icißeltierchen
anwachsen. Die Krankheit ist aucii im Küstengebiet der Mitlelmeer-
länder beobachtet worden, wo sich z. 15. ein <leutschcr Kriegsge-
fangener in Algier infiziert liatte. In letzteren (legenden wird die
Krankheit wahrscheinlich xon Hunden, bei denen eine ähnliche
Seuche vorkoniint, durch Flöhe auf den Menschen übertragen. In
Indien werden Wanzen als Überträger verdächtigt. Eine verhältnis-
mäßig harmlose, in Kleinasien und Mesopotamien besonders ver-
breitete Krankheit, die sog. Orientbeule, wird durch ganz ähnliche
Parasiten hervorgerufen, die durch stechende und fliegende Insekten
übertragen werden. Die dritte besprochene Krankheit ist erst vor
wenigen Jahren in Brasilien entdeckt wortlen, Chagassche Krankheil
nacli ihrem Entdecker genannt. Ihr lOrreger kreist zunächst als
(jeiüellicrchen, ganz ähnlich dem Erreger der Schlafkrankheil,
im Hlute, setzt sich dann in Muskeln und inneren (Jrganen fest,
wo er abgerundete, dem Kala-azar-Erreger gleichende Formen bildet,
sich sehr stark vermelirt, um dann wieder als Geißeltierchen in die
Blutbahri auszuschwärmen. Sein Ueberträger ist eine Raubwanze.
Interessant ist, daß auch in anderen (legenden dieselbe Wanze
gleiciie Parasiten beherbergt, tlie experimentell bei Tieren dieselbe
Krankheit verursachen, und daß man andererseits und bei unserer
Bettwanze und bei bestimmten Zecken eine Dauerinfektion mit diesen
Parasiten hervorrufen kann, die jahrelang besieht, ohne daß diese
Gliederfüßer die Krankheit wieder übertragen können. Der Vor-
tragende konnte zum Schluß seiner Vorführungen, die durch zahl-
reiche Lichtbilder erläutert wurden, auf Grund eigener Erfahrungen
erfreuliche .\usblicke für die sichere Heilung dieser Krankheiten geben.
i6. Sitzung, am 24. April. — SCHÜTT, K. : Über Kristallbau
und Röntgenstrahlen.
I^äßt man ein schmales Bündel Köntgenslrahlen auf die natür-
liche Fläche eines Kristalles fallen, so entsteht auf einer hinler dem
Kristall aufgestellten photographischen Platte bei hinreichend langer
Belichtung ein Beugungsbiid von wunderbarer Regelmäßigkeit.
Dieser berühmte 1912 von Laue angestellte Versuch beweist
zweierlei: Erstens daß tiie Atome des Kristalles in einem Raumgitter
angeordnet sind, ferner daß Röntgenstrahlen mit dem Licht identisch,
aber von wesentlich kleinerer Welleidänge sind. Die Erscheinung
wird leichter versläiullich, wenn man an Stelle einer Beugung
eine Reflexion der Strahlen an »len Netzebenen des Kristalls an-
nimmt. Nur eine verhältnismäsig kleine Zahl von Ebenen, nämlich
\<)rnehmlich solche, die den Kristall außen begrenzen, kann für <iie
Reflexion in Betracht kommen. Der Vorirageiule legte dar, wie
man das Kaumgitter des Steinsalzes ermittelt, indem man das S{>ck-
trum monochromatischer Röntgenstrahlen an drei Strukturebenen
des Kristalls exiierimentell feststellt und aus Lage und Intensität
der gefundenen Linien ilie Anordnung der Atome erschließt. Eine
XI.VIl
Reihe von Raunigitlorn wurden im Lichlbildc \orgclüliri. — Nocli
einfacher kommt man zum Ziel, wenn man das 1916 von Scherrer
und Debye angegebene' Verfahren benutzt. Zu rlem Zweck ])ul-
\erisiert man den Kristall, stellt aus dem Pulver ein kleines Stäbchen
her und bestrahlt dieses mit monochromatischem Röntgenlicht ; dann
findet eine Reflexion an allen den Kristallen statt, die in dem l'ulver
die richtige Lage haben. Maximale Helligkeit herrscht auf konaxiaien
Kegeln von bestimmten Uffnungswinkeln, deren S])ilze in dem
Stäbchen liegt und deren Axe das einfallende StrahlenVmndel bildet.
Aus der Lage der Linien, die man auf einem in geeigneter Weise
angebrachten Film erhält, kann ninn mittels einer einzigen Aufnahme
Art und Dimension des Raumgitters erschließen Besonders
interessante Ergebnisse hat die Untersuchung des Kohlenstoffs ge-
bracht : seine Atome sind in zwei verschiedenen Gittern angeordnet,
dem des Diamanten und dem des (iraphits. Die »amorphcc Kohle
ist nicht amorph, ihre Atome sind vielmehr in einem mit dem
Graphit identischen Gitter gruppiert, l'ür den Chemiker von Wichtig-
keit sind die Schlüsse über die Art imd Anordnung der Wertig-
keiten, die sich aus dem Feinbau der beiden Kohlenstoffmodifikationen
ergeben.
17. Sitzung, am i. Mai. — JACOBSTHAL, E. : Streifzüge auf
dem Gebiete der Desinfektion und Sterilisation,
Der Vortragende bespricht zunächst die Haupttypen der Des-
infektionsmittel und die theoretischen Grundlagen des Mechanismus
ihrer Wirkung. Dann erörtert er die halbspezifische Desinfektion
(Chiningrujijie, Naptholgruppe) und die Wirkung des Salvarsans.
Er geht dann auf die oligodynamische Desinfektionswirkung der
Metalle ein. Endlich führt er die modernen Verfahren der Trink-
wassersterilisation (mit Chlor, Ozon, ultraviolettem Licht), sowie die
modernen Methoden der Formaldchyddesinfektion (Autan, Vacuum
formaldehyddesinfektion etc.) vor.
18. Sitzung, am 8. Mai. — Walter. B.: Über radioaktive
Leuchtmassen.
Der Stoff, der zur Herstellung von Leuchtidiren, Leuchtkom-
passen u. dergl. verwendet wird, besteht im wesentlichen aus phos-
phoreszierendem Zinksulfid — auch Zinkblende oder Sidotblende
genannt — dem zur dauernden Erregung seines Phosphoreszenz-
lichtes eine Spur eines radioaktiven Stoffes beigemischt ist. Als
solcher wurde ursprünglich das Radium selbst benutzt, das aber
seit dem Bekanntwerden des billigeren Mesothors gewöhnlich durch
dieses ersetzt wird. Die fertige Masse wird mit etwas Lack aut
den leuchtend zu machenden Gegenstand aufgetragen. Beim Ein-
kauf eines solchen muß man berücksichtigen, daß die Masse auch
durch gewöhnliches Licht zum Leuchten erregt wird, das sogar
meist viel heller ist, als das »radioaktive« Leuchten, so daß man
daher über dieses letztere nur dann urteilen kann, wenn der (Gegen-
stand vorher mehrere Stunden im Dunkeln gelegen hat.
XI, \ III
Dfi" N'ortragcnde lint nun mit einem eijjcns tiir «iicsc kleinen
Lichtstärken erdachten l'hotonieter die radioaktive Helligkeit mehrerer
solcher, mit verschiedenen radioaktiven Zusätzen bereiteter Leuclit
mas<en mehrere Jahre hindurch messend verfolgt und dabei gefunden,
daß diese Helligkeit zwar antänglich um so gröOer ist, je größer
der radioaktive Zusatz genommen wird, daß aber auch die Abnahme
mit der Zeit mit der Grüße dieses Zusatzes wächst. Dies rührt
«laher, daß da^ ZinksuHid allmählich ilurch die radioaktive Strahlung
zerstört wird, so daß man also eine für möglichst lange und gleich-
mäßige Lichtstärke bestimmte Masse dieser Art nicht zu stark
machen darf. Im übrigen nimmt die Lichtstärke eines solchen
Stoffes natürlich auch wegen des allmählichen Zerfalles des radio
aktiven Zusatzes ab, ein Umstand, der allerdings beim Radium
wegen seiner großen Lebensdauer so gut wie gar nicht, aber auch
beim Mcsothor erst nach mehr als lo Jahren in Betracht kommt.
Mit frischem Mesothor bereitete Leuchtmassen haVjen sogar die
Eigenschaft, daß ihre Lichtstärke anfänglich etwas zunimmt, was
daher rührt, daß die Zinkblende hauptsächlich durch «Strahlen
erregt wird imd daß das frische Mcsothor zunächst nur (1- und
^'-Strahlen aussendet, «-Strahlen dagegen erst in dem Maße, wie
sich aus ihm durch den bekannten radioaktiven Zerfall das «-strahlende
Radiothor und seine weiteren «stmhlenden .Abktimmlingc entwickeln,
ein Prozeß, der zu seiner vollen Entfaltung etwa 4 Jahre bedarf.
Deshalb verwendet man zur Bereitung solcher Leuchtmassen am
liebsten ein schon einige Jahre altes Mesothor.
Zum Schlüsse berichtete der Vortragende noch über seine Ver-
buche, die geringe Lichtstärke derartiger Leuchtmassen auch auf
objektivem Wege, nändich mit Hülfe der lichtelektrischen Zelle von
Elster und Geitei. zu messen, die nämlich selbst für die
schwächsten Lichteindrücke eine erstaunliche Empfindlichkeit besitzt.
19. .Sitzung, am 15. Mai. — ScHOlT, G. und BRENNECKE. \V.:
Die wichtigsten Instrumente der Tiefseeforschung.
Von den Vortragenden w unlen eine Reihe von modernen
ln>lrumenten der Tiefseeforschung vorgeführt. Zunächst ein Tiefsee
lot nach Sigsuee mit zugehöriger Schlamniröhre, das beim Auf
treffen auf dem Meeresboden ein .Vbfallen des Ge\\ ichts und infolge
der (jewichtsentlasiung ein Stillstehen der Lotmaschine veranlaßt.
Gelotet wird mit dünnem Klaviersailencjraht von 0,7 bis 0,9 mm
Durchmesser. Außer dem Lotkörjier werden auch Instrumente mit
dem Draht in die Tiefe geschickt, nämlich kleine Wasserschöpfer
und Thermometer, deren Auslösung durch einen I'ropellerverschluß
bewirkt wird. l'iir die Reihenmessungen, bei denen Temperatur,
Salzgehalt und Gasgehalt in l)estiinmten Tiefen der Wasserschichten
bestimmt werden, bcdarl es exakterer Instrumente, die durch ein
Fallgewicht, das man an der Drahtlitze hinuntergleiten läßt, ausgelöst
werden. Meist wird jetzt der Ekman'scIic Wasserschöpfer benutzt,
mit dem gleichzeitig Kippthermometer \erbunden sind. Diese Kip])
thermometer sind heute durch einen deutschen Glasbläser RiCiiiKK
so verfeinert worden, daß es möglich ist, die Temjieratur in den
XLIX
Meerestiefen bis auf 0,02 " C. genau zu bestimmen. Ihre Kunktioi«
beruht darauf, daß die KapiUare an einem bestimmten Punkt ver
engt ist, so daß, wenn das Thermometer um iXo " gedreht wird,
der über der Verengung stehende Teil des Quecksilberfadens abreißt.
Nach dem Heraufholen der Instrumente kann aus der Länge des
abgerissenen Quecksilberfadens nach Anbringung verschiedener
Korrektionen, die in der Tiefe herrschende Temperatur bestimmt
werden. Gegen den Wasserdruck (loo Atmosphären in 1000 in
Tiefe) sind die Thermometer durch Einschmelzen in eine Glashüile
geschützt. Zum Schluß wurde noch ein Instrument zum Messen
der Stromgeschwindigkeit und -Richtung, der EKMAN'sche Strom
messer, vorgeführt. Die Registrierung der Stromgeschwindigkeit
erfolgt hierbei durch einen Propeller, der mit einem Zählwerk
verbunden ist, die Registrierung der Stromrichtung durch Kugeln,
die längs einer freischwingenden Magnetnadel gleiten und in einer
in Fächer eingeteilten Kompaßdose gesammelt werden.
20. Sitzung, am 29. Mai. — Klebahn, H.: Der Kienzopipilz
Unter den Blasenrostpilzen der Kiefernrinde hat der Vortragende
bereits vor 30 Jahren drei Arten unterschieden, nämlich 1. den
Blasenrost der Weimutskiefer, Feridermium strobi, für den es ihm
gelang, in Cronarüuni ribicola, einem auf den Johannisbeeren leljenden
Rostpilz, die zugehörige Telentosporenform nachzuweisen, 2. eine
Blasenrostform der Waldkiefer, PerUier7nium Cortnii, für die Cornu
kurz zuvor den Zusammenhang mit dem auf der Schwalbenwurz
lebenden Cronarthim asdepiadeiifn festgestellt hatte, und 3. eine
zweite Blasenrostform der Waldkiefer, Peridermiuni pini, die er von
der ersten nur dadurch unterscheiden konnte, daß sie auf der
SchwalbÄiwurz keinen Infektionserfolg hervorruft. Trotz zahlreichec
in dem verflossenen Zeitraum alljährlich ausgeführter Versuche ist
es nicht gelungen, für diesen Pilz einen Wirtweclisel nachzuweisen,
während sich für Pci idertnium Cornui eine auffällige Mannigfaltigkeit
von Zwischenwirten ergeben hat. Neuerdings meint Überförster
Haack durch Versuche im Freien nachgewiesen zu haben, daß
Peridermiuni pini sich ohne Zwischenwirt von Kiefer zu Kiefer
überträgt, was den bisher bekannt gewordenen Tatsachen wider
spricht. Da Versuche im Freien nicht l)eweiskräftig sind, hat der
Vortragende jetzt eine große Zahl von Infektionen an Kiefernsäm
lingen im Gewächshaus unter Anwendung aller möglichen Vorsichts-
maßregeln durchgeführt. Dabei wurde tatsächlich ein hoher Prozent
satz der Bäumchen von dem Pilze befallen. Eine Anzahl dieser
Bäumchen wurde zur Kriäuterung des Vortrags vorgeführt. Perider
mium piTii vermag sich also wirklich direkt von Kiefer zu Kiefer zu
übertragen. Es bedarf zu seiner Erhaltung keines Zwischenwirts und
lebt daher, da kaum noch eine Möglichkeit vorhanden ist, einen
Zwischenwirt zu finden, wahrscheinlich gänzlich ohne W'irtvvechscl.
Ausführliche Darstellung siehe Flora XI, S. 194 ( 1918).
21. Sitzung, am 5. Juni, Einladung des Chemiker-Vereins
und des Bezirksvereins Deutscher Chemiker. Rabe, P. :
Fortschritte im Aufbau des Chinins.
Schon in einem früheren Vortrag halte der Redner dargelegt,
auf welchem Wege die chemische Zusammensetzung des Chinins, des
bekannten Alkaloides aus dem in Südamerika heimischen China-
baum und spezifischen Heihuitlels gegen .Malaria, durch über Jahr-
zehnte sich erstreckende l'nlersuchungen vor. zahlreichen Forschern,
namentlich von K()M(;s, Skraup und v. Miller und nach deren Tod
von ihm selbst erschlossen worden war und die Bearbeitung des anderen
l'roblems, das Chinin aus einfacheren Verbindungen und schließlich
aus den Elementen künstlich aufzubauen, hatte bereits zur teilweisen
Synthese von Nebenalkaloiden des Chinins geführt. Die P'ortsetzung
dieser Arbeiten hat drei weitere Resultate gebracht: den teilweisen
Aufl)au des Chinins, und zwar aus dem sogenannten Chinatoxin,
einem Umlagerungsprodukt des Chinins; dann die Auffindung einer
IV'ethode, das Chinatoxin aus Homomerochinen und Chininsäure zu-
sammenzuschweißen ; endlich die Darstellung dieser Chininsäure aus
leicht zugänglichen VerVjindungen, Daher fehlt an der vollständigen
Synthese des Chinins nur noch die künstliche Gewinnung jenes
Homümerochinens.
Hassler, F.: Zur Theorie der Gerbung.
Der Vortragende gab zunächst eine Darstellung der verschiedenen
Gerbverfahren und ging dann ein auf die neueren Bestrebungen zur
Herstellung künstlicher Gerbstoffe als Ersatz der teils im Inland,
teils im Ausland gewonnenen natürlichen vegetabilischen Gerbstoffe^
worin Stiasny und nach seinem Vorgang die Badische Anilin- und
Sodafabrik die ersten Erfolge hatten. Der Vortragende hält die
Ansicht, der Gerbprozeß bestände im Entstehen einer chemischen
_ Verbindung zwischen dem Collagen und dem Gerbstoff, für die
richtige Diese Verbindung darf trotz des sehr schwach basischen
Charakters des Collagens nicht hydrolytisch s]ialtbar sein ; anderer
seits muß der Gerbstoff leicht löslich und diffusionsfähig sein, um
in die Haut eindringen zu können. Die so sich für einen Gerb
Stoff ergebenden Eorderungen scheinen sich zunächst gegenseitig
auszuschließen Der Vortragende kam aber, ausgehend von theore-
tischen Vorstellungen über die Löslichkeit, zu einem Weg, der ihre
Erfülhmt,' gestattet. So hergestellte Körper zeigten sich den Er-
waituiigtii enls])rechen(l als wirksame Gerbstoffe und bestätigten
dadurch die zu Grunde gelegten theoretischen Vorstellungen. Sie
geben ein gegen Wasser beständiges Leder, das auch praktisch
gute Eigenschaften zeigt. Die bisher hergestellten künstlichen
(Jerbstoffe eignen sich noch nicht zur ausschließlichen Verwendung
bei iler Bereitung von Sohlenleder, da sie nicht die ».VufpolSterung«
der natürlichen Gerbstoffe geben. Sie bieten aber besondere Vor-
teile bei gemeinsamer Verwendung mit natürlichen Gerbstotlen,
denn in diesen und zwar besonders in Quebracho sind schwer lös-
liche -Anteile vorhanden, die von den künstlichen Gerbstoffen erNt
LI
in Lösung gebracht und in die Haut unter Beschleunigung des
Gerbvorganges abgelagert werden.
Der Vortragende schloß mit dem Hinweis auf die große wirt-
schaftliche Bedeutung der Frage und erwartet von dem engen Zu-
sammenwirken theoretischer Forschung und praktischer Zielsetzung
eine weitere rasche Entwicklung.
22. Sitzung, am 19. Juni. — Byhan, A.: Eine Reise durch
Makedonien.
Der Vortragende hat im Jahre 19 17 als Mitglied der > Make-
donischen landeskundlichen Kommission* zum Zwecke völker-
kundlicher Studien eine Reise durch Makedonien unternommen.
Er schilderte die Landschaften und Städte, die er besuchte und
legte dann die Bevölkerungsverhältnisse, ihre Zusammensetzung und
geschichtliche Entwicklung und die kulturellen Zustände dar. Trotz
äußerlicher Verschiedenheiten in den Sprachen, Trachten u. a. läßt
sich bei allen Balkanvölkern in ihrer geistigen und materiellen
Kultur eine gemeinsame Grundlage feststellen ; die Sprachen, die
dem Wortschatz nach verschiedener Abstammung sind, weisen eine
Reihe von Übereinstimmungen in ihrem inneren Baue auf, und zahl-
reiche Kulturerscheinungen sind über das ganze Gebiet verbreitet.
Der geschichtliche Aufbau der Bevölkerung bietet die Erklärung
dafür: die ursprünglichen griechisch-thrakisch-illyrischen Stämme
sind nicht durch später eindringende Völker — Kelten, Römer,
Germanen, Slaven, Türken (Bulgaren) • — völlig vernichtet worden,
sondern haben sich mit diesen gemischt, und aus dieser nach Art
und Gegend verschieden starken Mischung sind die heutigen Balkan-
völker erwachsen: Bulgaren, Serben, Rumänen, Albaner, Griechen,
zu denen in neuerer Zeit noch Osmanen, Zigeuner, Spaniolen kamen.
In Übereinstimmung mit diesen aufeinanderfolgenden Völker-
mischungen lassen sich verschiedene Elemente im Kulturbesitz der
Balkanvölker feststellen, die den Bestandteilen entsprechen, aus
denen diese hervorgegangen sind. Dazu gesellten sich schließlich
noch andere, die verschiedenen Kultureinflüssen (Religion, Handels-,
politischen Beziehungen und dergleichen) zuzuschreiben sind.
23. Sitzung, am 23. Oktober. — Classen, J. : Die Größe
des elektrischen Elementarquantums.
Als ein besonderes Arbeitsgebiet der Physik muß man die
Bestimmung der Konstanten in der Natur bezeichnen. Als solche
Konstanten nennt der Vortragende zunächst die allgemeine Gas-
konstante, die Faradaykonstante und die Konstanten der Stefan-
BOLTZMANN 'sehen und WiEN'schen Strahlungsgesetze. Während
diese Konstanten rein empirischer Natur sind und möglichst genau
zu ermitteln sind, geht die Physik weiter und fragt, wie es zu deuten
ist, daß in der Natur solche konstante Zahlen werte auftreten. Die
Deutung geschieht durch Aufstellung von Theorien. So wird die
kinetische Gastheorie aufgestellt und führt zur Feststellung der Zahl
4*
1.11
der Moleküle eines Gases im Kubikzentimeter, der I.oscHMiDT'schen
Zahl. Von hier gelangt man zur AvoGADRO'schen Zahl und imler
Benutzung dieser Zahl und des FARADAv'schen Gesetzes über die
Elektrolyse gelangt man zu der Vorstellung, daß die Elektrizität
stets in atomistischer Form auftritt mit ticr Größe von 4,65 10— •»
elektrostatischen Einheiten. Es wurde dann weiter gezeigt, wie diese
Vorstellung von der Existenz eines Elektrizitätsatoms sich bestätigt
in den Strahlungsvorgängcn in Vakuumröhren, beim ZEEMANN-EfTekl
und wie man aus Messungen an diesen Erscheinungen zur gleichen
Größe des Elektrizitätsatoms kommt. Weiter wird diese Auffassung
bestätigt aus Schlußweisen Planck's über die Strahlungsvorgänge
und schließlich ist noch auf zwei gänzlich anderen Wegen eine
direkte Messung des Elcktrizitätsatoms möglich gewesen. Rutherford,
Geiger und Regener hatten entsprechende Messungen an radio
aktiven .Strahlungen ausgeführt und TowNSEND, J. J. Thomson,
Wilson, Millikan, Rkgener haben die Größe des Elektrizitäts
atoms an fallenden Nebelwolken und auch an einzelnen schwebenden
Tropfen gemessen. Alle diese Messungen brachten recht gute Über
einstimmung in Bezug auf die Größe des Atoms, sodaß n)an die
atomistische Struktur der Elektrizität als sicher gestellt ansehen
könnte, wenn nicht doch noch eine Gruppe von Experimental-
Untersuchungen des Wiener Physikers Ehrenhaft mit ihr im Wider
Spruch stände. Es kann noch nicht als ganz aufgeklärt gelten,
worauf diese Widersprüche beruhen, sodaß noch weitere Unter
suchungen eine endgültige Entscheidung bringen müssen.
Ansorge, C. : VVachstumsverhältnisse der Eiche.
24. Sitzung, am 30. Oktober. — KrÜGER. E. : Neuere An-
schauungen über die Genießbarkeit der Pilze.
25. Sitzung, am 13. November. SCHÜTT, K.: über
Röntgenspektroskopie.
IJurch .Vnwendung von Quarzprismen oder geeigneter Beugung>
gitter gelingt es nachzuweisen, daß jenseits des violetten Lichte-,
eine dem Auge nicht wahrnehmbare Strahlung mit einem Bereich
von etwa drei Oktaven vorhanden ist. Durch die bekannten Vcr
suche L.\t;ES im Jahre 191 2 wurde nachgewiesen, daß Röntgen-
strahlen mit dem Licht identisch sind; sie sind eine äußerst kurz
wellige elektromagnetische Strahlung, deren Wellenlänge zwischen
0,5 und 0,007 "," ''t\?f- 1^'C bis jetzt bekannten Röntgenstrahlen
umfassen demnach rund 7 Oktaven, zwischen ihnen und dem äußersten
bekannten Ultraviolett liegen 6 Oktaven noch unbekannter Strahlen.
Um die Röntgenstrahlen spektral zu zerlegen, benutzt man einen
Kristall, der durch ein Uhrwerk oder einen Motor hin- und her-
geschwenkt wird. Fällt auf ihn ein schmales Bündel Röntgenstrahlen,
so wird es durch Reflexion an den inneren Netzebenen des Kristalls
fächerförmig zu einem .Spektrum auf einer jihotographischen Platte
Uli
• aus<rcbrcitel. Über einem kontinuierlichen — Bremss])ektruin genannt,
weil CS bei der Bremsung der Elektronen in der Aniikathode
entsteht — ist ein Linienspektrum gelagert, das von den Atomen
des Antikathodenmaterials ausgestrahlt wird und daher für dieses
charakteristisch (Eigenstrahlung) ist.
Verschiedene Lichtbilder zeigen, daß die Schärfe der Linien
denen der optischen Spektren nicht nachsteht. • Bei zahlreichen
Elementen treten zwei Gruppen von Linien auf, eine kurzwellige,
K-Reihe genannt, die meistens aus vier Linien besteht, und eine
von größerer Wellenlänge, die L-Serie, die lo — 14 Linien enthält.
Die Anordnung und Intensitätsverteilung der beiden Reihen ist bei
allen Fvleinenten gleich, so daß die Hochfrequenzspektren wesentlich
einfacher und einheitlicher sind als die optischen. Die Linien ver-
schieben sich mit wachsender Ordnungszahl — d. i. die Nummer
des Elementes im periodischen System — ganz regelmäßig nach
der kurzwelligen Seite, so daß man aus den Röntgenspektren mit
absoluter Sicherheit erkennen kann, erstens in welcher Reihenfolge
die Elemente anzuordnen sind, zweitens daß noch sechs unbesetzte
Plätze im periodischen System vorhanden sind.
Nach einigen Bemerkungen über die Erregung der Serien und
über die Absorptionsspektren der Elemente ging der Vortragende
auf die Gesetzmäßigkeit ein, die man zwischen den Linien der
sichtbaren Spektren aufgefunden hat. Eine ähnliche Formel wie
die für Wasserstoff gültige Balmer "sehe besteht auch für die Röntgen
Spektren. Der Vortrag schloß mit einem Hinweis darauf, daß man
mit Hilfe des BoiiR'schen Atommodells, nach dem das Atom ein
Planetensystem ist, bestehend aus Elektronen, die den mit positiver
Ladung behafteten Kern auf quantenmäßig ausgezeichneten Kepler-
Ellipsen umkreisen, imstande ist, diese zahlenmäßigen Beziehungen
in guter Übereinstimmung mit der Erfahrung abzuleiten.
26. .Sitzung, am 27. November. — TiMM. R.: Die Moos-
kapsel als selbständiges Lebewesen.
Redner schilderte den Bau der Mooskapsel, die ihren Ursprung
aus der Eizelle der weiblichen Blüte nach der Befruchtung durch
Schwärmer der männlichen Blüte nimmt. Die eigentümlichen Ein-
richtungen des Mundbesatzes wurden besprochen, die der Ausstreuung
der Sporen dienen. Hervorgehoben wurde die selbständige Ernährung
der Kapsel, die derjenigen höherer Pflanzen entspricht. Ganz eben-
solche Spaltöffnungen wie diese trägt auch die Mooskapsel, die in
unreifem Zustande ein oft reich gegliedertes Ernährungsgewebe
besitzt, dessen Lücken mit jenen Öffnungen in Verbindung stehen,
deren Öffnung und Verschluß wie bei den Blütenpflanzen durch
Quellung und Erschlaffung bewirkt wird. Zum Schlüsse wurde auf
den verwandtschaftlichen Zusammenhang zwischen Moosen imd
Blütenpflanzen hingewiesen. Die grüne Moospflanze, die mit männ-
lichen und weiblichen »Blüten« versehene »Elterngeneration«, ist
viel großer als die im Innern Sporen ausbildende Kapsel, die
»Sporengenerationii. Bei den Farnkräutern ist umgekehrt die Sporen-
generation, nämlich die große, wedeltragende Pflanze gewaltig dem
LIV
einige Millimeter großen Vorkeim, der Elterngeneration, überlegen.
Diese Sporengeneration entwickelt bei einigen Wasserfarnen zweierlei
Sporen, von denen die Kleinsporen männliche, die Großsporen
weibliche Vorkeime erzeugen, die gar nicht erst die Spore verlassen.
Die Untersuchungen von Hofmeister (1851) haben gezeigt, daß
die Blütenstaubkörner der höheren Pflanzen jenen Kleinsporen, daß
dagegen der sogenannte Keimsack in der Samenknospe, d. h. dem
unreifen Samen, einer Großsporc entspricht. Sowohl Groß- als
auch Kleinsporen entwickeln winzige Gewebe, die den männlichen
und weiblichen Vorkeimen und Forlpflanzungsorgancn der Wasser
farne entsprechen. Sie stellen also die Elterngeneration dar, während
die große stattliche Pflanze, z. P. ein Baum, als die Sporengeneration
zu betrachten ist.
27. Sitzung, am 4. Dezember. — KÖPFEN, W.: Die Haupt-
stufen des Geschehens.
Ausführliche Darstellung des behandelten Gegenstandes
im III. Teil dieses Bandes.
28. Sitzung, am 11. Dezember. — Ehrenbaum, E. : Biologie
und Fang der Garnele.
Die Garnele führt zahlreiche verschiedene örtliche Be-
zeichnungen, in Ostfriesland: Granat, im Elbgebict: Krabbe, in
Nordfriesland: Porre, an der Ostseeküste: Sanduhl u. a. m., englisch:
shrimp, französisch: crevette. Von ihren Verwandten sind zu
nennen: Crangon ahnani Ki.nah., Cr. trispinosus Hailst., Cr. namts
Kr., ferner Palaemon (= Leander) adspersus Rathke {^-^^ fahricii
Rathke), Pal. squilla L. und Pal. serratus Penn. (englisch prawn),
Pandalits antudicornis Leach (=; moniagui hK\CH} englisch red shrimp,
Pandalus borenris KröY. Schließlich auch noch — obwohl nicht zur
gleichen Familie gehörig — der Kaisergranat Nephrops norvegictis L.,
englisch Norway lobster, italienisch scampo.
Zum Fange der Garnele werden zahlreiche verschiedene Geräte
benutzt, näinlich der Schiebehamen, Körbe aus Weiden oder Pitchpine-
stäben, die in den Prielen des Watts aufgestellt werden, Reusen oder
Fuken sowie Argen für ähnliche Zwecke, Pfahlhamen verschiedener
Größe, die als feststehende Geräte im Strom fischen und endlich
Gnmdschleppnetze verschiedener Größe, die hauptsächlich im tieferen
Wasser der Flußmündungen und <k'< Wattenmeeres Verwendung
finden.
Als Fanggebiet kommt das ganze Wattenmeer und die Fluß
mündungen in Betracht; folgende Orte verdienen besonders genannt
zu werden :
Ems mit Dollart und Leybucht, Ditzum, Ditzumer Verlaal,
Dyksterhusen, Larrelt, Greetsiel, Norden, Borkum.
Ost friesisch es Wattenmeer: Norderney, Norddeich, Neu
harlingersiel, Carolinensiel.
L,V
Jade: Dangast. Varel, Eckwardon.
Weser: Butjadingen, Wremen.
Elbe: Neuhaus, Otterndorf, Cuxhaven, — Brunsbüttel, Neufeld,
Kaiser Wilhehn-Koog, Schafstedt, Marne.
Nordfriesisches Wattenmeer: Büsum, Warwerort, Tönning,
Olversum, Vollerwiek, Hochsicht, Husum, Halebüll, Nordfriesische
Inseln.
Die Erträge der Garnelenfischerei beliefen sich im
Durchschnitt der Jahre 19 14 — 16 auf etwa 7,5 Millionen Pfund und
verleihen sich ungefähr folgendermaÜen :
Holsteinische Küste Cuxhaven Ostfriesische Küste Weser
3 bis 3 1/4 MiU. Pfd. 3 Mill. Pfd. 7 — Sooooo Pfd. 700000 Pfd.
Gegen Ende der 80 er Jahre war der Ertrag nach den Berechnungen
von Ehrenbaum kaum halb so groß.
Diese Mengen sind jedoch nicht ausschließlich Speisegranat,
sondern zu mehr als der Hälfte untermaßige Tiere, die teils frisch,
teils getrocknet als Futter Verwendung finden und neuerdings in
großen Mengen vorher auf Krabbenextrakt verarbeitet werden
(Leonh.vrd). Die Speisegranat können wegen geringer Haltbarkeit
nur zum Teil frisch versandt werden; Sie. werden vielfach geschält
und zu Dosenkonserven verarbeitet, was bei Anwendung von Borsäure
sehr bequem war, seit deren Verbot aber gewissen, wenn auch nicht
unüberwindlichen Schwierigkeiten begegnet.
Zum Verständnis der biologischen Verhältnisse ist ein kurzer
Einblick in den Körperbau und die Art der Entwickelung
nützlich.
Die Organisation ist derjenigen der höheren Krebse gleichartig
oder doch ähnlich: Antennen, Mundwerk^euge, Gehfüße, Schwimm
fuße; Kaumagen im Kopfe liegend, Leber, Darm, Herz unter dem
Hinterrand des Rückenschildes liegend mit anschließendem Getaß-
system; Geschlechtsdrüsen, Unterschied der Geschlechter, rf stets
klein bleibend. Begattung unbekannt, Entwickelung der Eier unter
dem Abdomen der Mutter. Die ausschlüpfende Larve ist 1,8 mm
lang und erreicht nach 5 Häutungen in etwa 4 Wochen das 5 mm
lange erste Jugendstadium.
Die Biologie der Garnele wurde auf der Zoologischen Wander
Station des Deutschen Secfischcreivereins am Dollart und am Ost-
friesischen Wattenmeer in den Jahren 188S/90 studiert. Die Be-
mühungen zur Auffindung der Larven im Brackwasser erwiesen sich
als vergeblich. Im Dollarl finden sich wenig Männchen und von
Eier tragenden Weibchen nur solche mit jugendlichen Embryonen.
Die hier nahe der oberen Brackwassergrenze belegenen Fangplätze
spielen für die Fortpflanzung keine Rolle und werden nur im Interesse
der Nahrungsaufnahme besucht; Würmer (Nereis) sowie besonders
kleine Kruster (Corophhim), die hier in ungeheurer Masse vorkommen,
außerdem auch Fischlarven (Hering, Stint) bilden hier im Sommer
die Hauptnahrung der Garnele. Larvenformen werden hier vergeblich
gesucht. Das Ausschlüpfen der Eier im Aquarium glückte erst bei
Anwendung von Seewasser; ebenso darauf im freien Salzwasser die
Auffindung der Larven, welche vereinzelt fast das ganze Jahr hin-
durch, in großen Massen im Frühjahr und Sommer, April bis Juli
anzutreffen sind.
].VI
Die Aufklärung des getiaucn Sachverhalts gelang durch statistische
Aulnahmen über die prozentuale Menge der Eier tragenden Weibchen
in verschiedenen Fanggebieten, nämlich im DoUart, -in der Jade und
im Ostfriesischen Wattenmeer.
Es ergibt sich für alle drei Fanggebiete ein Minimum an solchen
Weibchen im August und September, daneben zwei Maxima, eins
im Mai, Juni und eins im Oktober, November. Ob beide gleich
wichtig oder eins bedeutungsvoller. ist, bleibt zweitelhafi.
Sie deuten aber auf eine zweimalige Eierablage im Jahre hin,
die nun nicht so zu verstehen ist, daß alle Weii)chen zweimal im
Jahre laichen, aber doch so, daß die Möglichkeit dafür vorhanden
ist, während in der Regel wohl nur einmal gelaicht wird. Die
Inkubationsdauer ist nun sehr verschieden, je nachdem die ICier im
Frühjahr oder im Herbst abgelegt werden ; sie beträgt im ersteren
Falle 4 — 5 Wochen, im andern Falle ebensoviele Monate. Daraus
folgt, daß die Perioden des Ausschlüpfens sich unmittelbar aneinander
anschließen; die Herbstbrut wird im März, .\i)ril geboren,
die Frühjahrsbrut int Juni, Juli.
Die Larvenzeit dauert etwa 4 Wochen. Die Schnelligkeit mit
der (las weitere Waclisluni ertblgt, läßt sich jedoch schwer verfolgen.
Schon im Mai drängen ungeheure Mengen der im Frühjahr geborenen
in einer Länge von 5 — 10 mm auf die hochgelegenen Weideplätze
(Dollart und andere Watten) um! wachsen dort bis Anfang Herbst
auf 2Ü- — 30 mm Körperlänge heran. (Sie werden im September in
den engen Fanggeräten iti ungeheurer Masse gefangen und für
bestimmte Zwecke verwertet). Im Frühjahr des nächsten Jahres
sind diese jungen Ciranat, obzwar sie im Winter der Ruhe pflegen
und nicht wachsen, bei Beginn der Fangzeit schon 40- 45 mm lang,
und gelangen datm schon als Speisegranat in den Handel, obgleich
sie dafür noch unerfreulich klein sind. Im l^aufe des zweiten
Sommers erreichen sie wahrscheinlich eine Länge von 50— -60 mm,
wie man sie von guten Speisegran.Tt erwartet ; gleichzeitig werden
sie wohl geschlechtsreif, wobei es zweifelhaft bleibt, ob sie schon
mit 12 Monaten oder erst mit 15 \t\-< iS Monnlen zum ersten Mal
zur Eiablage schreiten.
Da Tiere von 50 — bo mm Länge" etwa 3-4000 Eier ablegen,
so ist die Vermehrung eine sehr starke.
Viel älter als 3 bis höchstens 4 Jahre werden die Garneleo
wohl nicht. Die größten Weibchen sind 70 bis 76 mm lang; die
kleinsten Eier tragenden Weibchen messen etwa 40, au>iiiahmsv\ t-isf
36 mm; sie sind gewiß höch«lens 1 bis I '/a Jahr ah.
29. Sitzung, am 18. Dezember. — VOIGT, A. : Die .Spinn
fa.sern der Krieg.szeit.
Der Vortragende besprach zunächst die Verhältnisse vor dem
Kriege und gab eine Übersicht über die wichtigsten derzeit ge-
bräuchlichen Fasern, ihre Herkunft und ihre Verwendung. Es
zeigte sich dabei, daß Deutschland mehr und mehr auf den Be7ug
von Rohmaterial aus dem Auslande angewiesen war.
i.Vll
Es gab nun zwei Wege um den Ausfall, der durch die Blockade
hervorgerufen war, zu decken. Einmal durch Steigerung des immer
weiter zurückgegangenen Anbaus von Flachs und Hanf und der
Kultur bereits wildgenutzter Pflanzen, wie der Brennessel, und zweitens
durch Nutzung wildwachsender, faserreicher Pflanzen. Das erstere
ist nach Kräften geschehen, konnte aber doch nicht zu ausreichenden
Mengen gesteigert werden. Der zweite Weg hatte verschiedene
Schwierigkeiten, die Organisation der Sammeltätigkeit, die Beschaffung
wirklich vcrarbeitungswtirdiger Mengen und die Aufbereitung des
Materials. Besonders dieser letzte Punkt brachte große Schwierig
keilen. Um diese Frage verständlicher zu machen, wurden die
Verteilung der Faserelemcnle in den Geweben der Pflanze und die
bisher üblichen Aufbereitungsweisen, besonders von Flachs und
Hanf genau besprochen.
Wenn auch in der Notzeit des Krieges die Rentabilität erst
in zweiter Linie in Frage kam, so brachten doch schon oft die
Beschafi"ung der Aufbereitungsmittel und die Herrichtung geeigneter
Anlagen für die Aufbereitung so starke Verzögerungen, daß auch
hier die hergestellten Mengen verhältnismäßig gering blieben.
Absolut neue Wege hat uns auf diesem Gebiete die Kriegszeil
kaum gebracht. Sie hat das Interesse an unseren alten Kultur
pflanzen wieder geweckt, längst vergessene Faserpflanzen wieder
herangezogen und die Aufbereitungsweisen vergleichenden Studien
unterzogen. Ob aber neue Faserpflanzen von dauernder Bedeutung
für die Zukunft aus diesen vielen Versuchen sich ergeben werden,
ist noch höchst fraglich.
Dagegen war die Papierindustrie mit ihren Papiergarnen und
ähnlichen Erzeugnissen (Textilit und Textilose) in der Lage wirk
liehe Mengen zur Deckung des Ausfalles zu schafi"en und es ist an
zunehmen, dass manche dieser Erzeugnisse auch fernerhin sich einen
dauernden Platz erobern werden.
LVIII
8. Die Besichtigungen des Jahres 1918.
Besichtigung des Zoologischen Gartens am 26. Juni.
4-
5-
6.
7-
8.
9-
10.
1 1.
12.
13-
am 3. Februar
C. Die wissenschaftlichen Ausflüge
des Jahres 1918.
Botanische Ausflüge.
Ausflug am 13. Januar: Besichtigung von Coniferen in
den Gärten der Eibchaussee.
Gärten der Eibchaussee von
Blankenese bis Nienstedten.
(Coniferen).
Klecken. (Flechten, Moose).
Poppenbüttel. (Flechten, Moose).
Ratzeburg.
Oberes Alstertal.
Hammoor-Todendorf.
Hammoor bei Langenhorn.
Wohldorf-Sasel. (Pilze).
Waldungen zwischen Ahrens-
burg und Hansdorf (Pilze).
Wälder bei Hausbruch. (Pilze).
Gehölze zwischen Volksdorf und
Wulfsdorf.
Klein - Borstel und Wellings
büttel.
am
24.
Februar :
am
24.
März:
am
28.
April :
am
26.
Mai:
am
30.
Juni:
am
28.
JuH:
am
25-
August :
am
29.
September
am
27.
Oktober ;
am
24.
November :
am
2g.
Dezember :
HI. Sonderberichte
über Vorträge der Jahre 1Q17 und 1918.
Die eßbaren Pilze der Niederelbe und Trave.
Zweites Stück.
Fortsetzung aus diesen Verhandlungen 1916, 3. Folge XXIV.
Von
F. ElCHELBAÜM.
Zfjcd) i>]i' ähix^tiav, V(p' )';<; ovdVis
icMnore tfiXcififj. BXänitTai dt 0 tm/nivijiv
tn) T»;c f^avTOV (hiccT)jc; nai ayvoiac;.
Marcus Aurelius Antoninus.
Auch in diesem Sommer und Herbst habe ich eine Reihe
von Pilzen — 103 Arten — einer Untersuchung auf ihre Eßbar
keit unterzogen. Um die kurze Zeit, in welcher diese Gewächse
in unseren Breitegraden die Höchstzahl ihres Auftretens erreichen,
möglichst auszunutzen, habe ich dieses Mal nach einem vorher
genau überlegten Plan eine Zahl von Arten zur Prüfung aus-
gewählt und dabei folgende Gesichtspunkte berücksichtigt. Vor-
nehmlich war es mir darum zu tun, über diejenigen Arten, von
denen es noch nicht ganz sicher war, ob sie schädlich oder
unschädlich sind und welche einige Pilzkundige für verdächtig,
andere für unbedingt eßbar erklären, durch eingehende und wieder-
holte Prüfung ein abschließendes Urteil abgeben zu können.
Amanlta pantherina und rubescens, Amanitopsis vaginata. Tricho-
loma rutilans, Cantharellus auranäacus, Pholiota squarrosa. Russula
fragilis und nigricans. Boletus luridus.) Ferner habe ich den
größeren Cortinariern, namentlich den fleischigen, die einen Nähr-
wert haben, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Schließlich
führe ich eine große Zahl kleiner Arten als eßbar an, die sich
teils zur Bereitung von Pilzsalat eignen, teils als Suppen oder
Tunkenpilze Verwendung finden können. Ich bemerke nochmals,
daß ich wie auch im ersten Stück meiner »eßbaren Pilze« mir
diejenigen Arten aufzähle, die ich persönlich selbst geprüft und
verzehrt habe. Einige seltenere und bemerkenswerte Arten, die
ich bei meinem diesjährigen Ferienaufenthalt im Harz zu beob-
achten Gelegenheit hatte und die auch meist im IHorengebict
der Niederelbe sich finden, habe ich gleichfalls besprochen.
Man kann unsere einheimischen giftigen, schädlichen, ver
dächtigen, schlecht schmeckenden oder widerlich riechenden Pilze
der besseren Übersicht wegen in sieben Gruppen einteilen.
Erstens .solche, die wirklich sehr giftig sind, deren Giftstoff nicht
flüchtig ist und durch einfache Kochvor.schriften, wie Abbrühen
mit Salzwasser oder gutes Austrocknen nicht zerstört wird und
die daher niemals genos.sen werden dürfen, dahin gehören Anianita
mappa und phalloides, Hebeloma fastibile *) und cnistulini forme.
Inocybe rimosa, *) sambucina und frumentatea, ^) wahrscheinlich
auch unsere drei Scleroderma- Arten, '^) vielleicht auch die widerlich
riechende Lepioia cristata. Ein besonderes Verhalten zeigen
zweitens die beiden Arten Amanita pantherina und rubescens.
Sie enthalten ein Doppelgift, Pilzatropin und Muscarin. welche
') Staudk 1. 1. Einleitung pag. X.
") Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft für 1916. Hanil 34,
Heft 7 und EuMfNi) jVIichaki., Führer für Pil/.freunde, Ausgabe B. 3 Bände.
Zwickau 1917. Band 1 Einleitung pag. 6. (Die Art ist allerdings hei uns noch
nicht gefunden worden, könnte aber auch hier vorkommen.)
') MiGULA, praktisches Pilztaschenbuch im »Naturwissenschafdicher Weg
wciscr<, Sammlung gemeinverständlicher Darstellungen. Herausgegeben von Prol.
Dr. Kurt I^ami-kui', Stuttgart, Verlag von Strixkek und Schröder, pag. 9 u. 142.
OiiERMEYKR, \V., Pilzbüchlein I und 2 aus den Schriften des deutschen
Lehrcrvercins für Naturkunde. Herausgegeben von Dr. K. G. Lutz. IV. und
y. ({.ändchen. Stuttgart 1899, Baiui 11 pag. 88.
Michael 1. 1. Band I Nr. 82.
Gramberc; 1. I. Band II fol. 41.
Emu. Herrmann, Pilzkochbuch. Vierte umgearbeitete Auflage. Dresden-N.
(G. Heinrich) pag. 12.
in den meisten; durchaus nicht in allen Fällen, zu gleichen Teilen
in dem Pilz vorkommen und welche, mit dem Pilz in den mensch^
liehen Körper gebracht, sich gegenseitig aufheben, sich sozusagen
das Gleichgewicht halten, daher der Pilz meist unschädlich ist.
Diese beiden Gifte lassen sicli nach Prof. KOBERT's Untersuchungen
nicht nur in der Hutoberhaut, sondern im ganzen Pilzkörper nach
weisen. Obgleich nun die meisten Pilzkundigen ^) diese beiden
Arten als unschädlich und wohlschmeckend bezeichnen und ob
gleich ich selbst und viele meiner Pilzschüler dieselben wiederholt
und in Menge — sie schmecken ^wirklich ausgezeichnet — ver-
zehrt haben, so muß ich doch vor ihrem Genuß eindringlichst
warnen, jedenfalls soll ein jeder, der diese beiden Arten genießt,
sich bewußt sein, daß er seinem Körper zwei starke Gifte zuführt,
die in den allermeisten, günstigen Fällen sich gegenseitig auf
heben, die aber auch einmal im entgegengesetzten Falle, wenn
nämlich aus uns bis jetzt unbekannten Gründen und unter uns
bis jetzt unbekannten Bedingungen das eine oder das andere
dieser Gifte überwiegt, sehr bedenkliche Schädigungen hervor-
bringen können. Was wir empfehlen, muß unter allen Umständen
ffut und sicher sein. Hofrat F. LUDWIG in Greiz schließt beide
Arten vom Marktverkehr streng aus, man lese dessen beide
Aufsätze: Perlschwämme und Pilzvergiftungen. Voigtländischer
Anzeiger (Plauen), September 191 2 und: Zu den heurigen Pilz-
vergiftungen. Kölnische Zeitung vom 28. September 1912,
No. 1078, II Morgenausgabe. HERRMANN 1. 1. pag 14 und 30.
In eine dritte Gruppe stelle ich diejenigen Arten, welche als
') Obermf.yf.r I. 1. Band IT Seite ii yrubescens ist in abgehäutetem Zu
stund genießbar«. Michael 1. 1. Band II Nr. 73 »nach dem Abziehen der Ober
haut bildet er (ruhesccns) einen vorzüglichen Speisepilz«. Gramberg 1. 1. Band I
toi. 6i erklärt rubescens für einen guten Speisepilz. Bresadola 1. 1. pag. 39.
sagt über rubescens: >e mangerecoio, di buon gusto«, läßt aber den ganzen Pilr.
<.Tst eine halbe Stunde abkochen, dann mit Öl, Salz und Pfeffer backen, dann
nochmals eine Viertelstunde sieden in Mehl und Ei. L. RabenhorsT (Deutsch"^
lands Kryptogamen-Flora, Erster Band, Pilze. Leipzig 1844.) erklärt dagegen
rubescens für sehr giftig, pantherina für giftig, pag. 576 und 577. ViTTELlNi
hinwiederum (1. 1. Tab. 41) stellt rubescens unter die eßbaren Arten.
»verdächtig« zu bezeichnen sind, d. h. solche, nach deren Genuß,
obgleich sie in den meisten Fällen unschädlich sind, doch das eine
wie das andere Mal von zuverlässigen Beobachtern Schädigungs-
erscheinungen berichtet worden sind. Wir wissen, daß der Gift-
gehalt von Pilzen derselben Art sehr verschieden sein kann, wir
wissen, daß der giftigste aller Pilze, Amanita p}ialloides, in einzelnen
Stücken gar keinen Giftstoff enthalten kann und sich als voll-
kommen unschädlich erweist. Kbenso gut kann auch einmal in
Pilzen, die für gewöhnlich als Speisepilze angesehen werden, sich
ein uns bis jetzt unbekannt^er Giftstoff" (ich meine nicht die
Fäulnisgifte, an die man in solchen Schädigungsfällen, z. B. nach
dem Genuß von Morcheln, ja zunächst denkt) finden, wodurch
jene Pilze schädigend wirken. Dieser Umstand erschwert unsere
Kenntnisnahme von der Eßbarkeit oder Schädlichkeit der Pilze
natürlich ungemein, und bis die Chemie uns Aufklärung über
solche Fälle gegeben hat, bleibt uns weiter nichts übrig, als jene
Pilze, die, wenn auch nur in einem einzigen Falle sich als
schädigend erwiesen haben, vorläufig als verdächtig anzusprechen.
Auch diese Arten sind nur mit Vorsicht und höchstens in stark
abgekochtem oder gut getrocknetem Zustand zu genießen. Hier-
her gehören sämtliche eßbaren Morchel- und Lorchelarten, Lactaria
turpis, ^) Hygrophonis conicus, ^) Pholiota squarrosa, Tricholonia
Schumacheri, ^) Lcpiota acutesquamosa. *) Eine vierte Gruppe
umfaßt diejenigen Arten, die zwar im frischen Zu.stand unzweifel-
haft giftig sind, deren Giftstoff jedoch so flüchtig ist, daß er
durch die einfachsten Kochvorbereitungen, wie Abkochen mit
') Dr. R. Timm, Sechs Pilzausflüge im Herbst 191 7. Hamburgische Schul
Zeitung, 25. Jahrgang Nr. 52, 29. Dez. 191?.
*) AüALBKRT Ricken, Die Blätterpilze (Agaricaceen) Deutschlands und der
angrenzenden Länder, besonders Österreichs und der Schweiz. Leipzig 1910 bei
Theodor Oswald, Nr. 69. Hier wird H. conicus für giftig erklärt.
^) CoNSTANTiN, Jui.iEN et DuFOUR, L. Nouvellc flore des Champignons
avec 416 Figures. Paris (Paul Dupont). pag. 16 Nr. in. 7>. Schuhmacheri
als giftig bezeichnet.
*) Ricken, 1. 1. Nr. 956. L. acutesquamosa Weinm. ■= L, Friesii Lasch
verdächtig.
Salzwasser oder gutes Austrocknen an der Luft oder Einsalzen
zerstört wird (Abkochung zwecks Entgiftung). Diese Gruppe
umfaßt so ziemlich alle Lactarier mit scharfer Milch, auch selbst
L. torminosa,- diese sind nicht eigentlich giftig, nur der scharfe,
beißende Milchsaft greift die Darmschleimhaut an und erzeugt
mehr oder minder heftige Reizungserscheinungen. Hier sind auch zu
nennen : Boletus luridus, ^) Boletus Satanas, ^) Boletus piperatus, ^)
Amanita muscaria, ^) Russula fragilis, Russula rubra. Russula
adusta, Russula nigricans und wahrscheinlich auch Russula
emetica. ^) In eine fünfte Gruppe stelle ich Arten, welche durch-
aus nicht schädlich oder giftig, aber mit einem bitteren Geschmack
behaftet sind, der durch eine kurze Zeit hindurch (ungefähr Rinf
Minuten) fortgesetzte Abkochung mit Salzwasser behoben und
nach welcher der Pilz wohlschmeckend wird. (Abkochung zwecks
(leschmacksverbesserung.) Diese Arten sind: Marasmius peronatus.
Lactaria subdulcis, Pholiota heteroclita, Collybia maculata, Tricho-
loma rutilans, Anianitopsis vaginata. Eine sechste Gruppe um-
faßt diejenigen Arten, welche nur im Jugendzustand eßbar und
schmackhaft sind, während sie im späteren Lebensalter gänzlich
untauglich zur Speise werden. Es sind dies die Coprinarier. die
Lycoperdon- und Bovista-Avien und Rhizopogon luteolus. Endlich
die siebente Gruppe enthält jene Arten, welche zwar nicht schädlich
sind, jedoch ihres schlechten Geschmackes oder ihres widerlichen
Geruches wegen niemals auf die Tafel kommen, es sind dies die
*) MiGULA, 1. 1. pag. 92. Obeemeyer, 1. 1. Band 11 pag. 27. Michael
1. 1. Band I Nr. 45. Gramberg, 1. 1. Band I pag. 18. Herrmann 1. 1. pag. 13
'*) Bresadola 1. 1. pag. 106.
•^) Obermeyek I. 1. Band II pag. 71 erklärt diesen Pilz überhaujn für
unschädlich.
^) Bresadola 1. 1. pag. 37. Obermeyer 1. 1. Band II pag. 10. Migula
1. 1. pag. 138. Michael 1. I. Band I Einleitung pag. 68.
*) Karl von Krapf, Ausführliche Beschreibung der in Unterösterreich,
sonderlich aber um Wien herum wachsenden Schwämme usw. i. u. 2. Heft.
Heft I pag. 9. Trattinick 1. 1. pag. 171. Bresadola 1. 1. pag. 27. Ober-
meyer 1. 1. Band II pag. 37. MiGULA 1. 1. pag. 95. Michael 1. 1. Band I
P*g- 53- Herrmann 1. 1. pag. 14.
— 6 —
Tr efMt' IIa- Ar X.Qn, welche unangenehm leimartig schmecken, ferner
Cortinarius obtusus, Inolonia Iraganum, ') Hypholoitia fasciculare -)
und Litentium, Tricholoma sulphureum ') und wahrscheinlich auch
Phallus impudiais. ^) Die Unstimmigkeit in den Angaben der
Pilzkundigen über diese Arten, namentlich über Hypholoma fasd
culari' wird einerseits darauf zurückzuführen sein, daß auch dieser
Pilz schwankenden Gehalt an Schädigungsstoffen besitzt, wie er
auch in einigen Stücken fast gar nicht bitter, in anderen sehr
bitter schmeckt, andererseits darauf, daß die älteren Prüfer nirgends
genau angeben, wieviel sie von dem Pilz verzehrt haben. Größere
Mengen, kleinere Mengen, eine Portion, eine Hand voll Exemplare,
das sind die Angaben, die man liest und die kein sicheres Maß
sind. Ein Hut, zwei Exemplare klingt schon genauer, genügt
aber auch nicht, weil Pilze derselben Art .sehr verschiedene Größe
haben können. Ich bin bis jetzt selbst diesem Fehler verfallen,
werde ihn jedoch in Folge vermeiden und stets in Grammen
genau angeben, wie groß das Feuchtgewicht war, welches ich
^'erzehrte.
Schliefiiich seien noch zwei Hauptregeln beim Verspeisen
von Pilzen allen Pilzfreunden dringend ans Herz gelegt. Erstens,
man verspeise niemals einen Pilz, den man nicht ganz genau
kennt oder über dessen Artzugehörigkeit man irgendwie im
Unsichern ist; man frage in einem .solchen Falle einen Pilzsach-
verständigen um den wissenschaftlichen Namen des Pilzes und
ob derselbe eine schädliche oder eine verdächtige oder eine ohne
Bedenken el.Nbare Art sei. Zweitens : man verzehre nie von einem
Pilz, den man vorher noch nicht gegessen hat und von dessen
') Obermayer 1. 1. Band II pag. 53. Michael 1. I. Hand I Nr. ü.5.
Hkrrmann 1. 1. pag. 14.
^) Ricken Nr. 745. I'.kesadoi.a 1. I. pag. 99. Gramberc. 1 pag. 50.
Hkkkmann 1. 1. pag. 14.
•') Obekmeyer 1. 1. Band U pag. 45. Bresadula 1. 1. pag. 53. Michael
1. 1. Band I Nr. 60. Ricken 1. 1. Nr. 1034. Herrmann 1. I. pag. 14.
^) Rabenhorst 1. 1. pag. 307. Obermeyer 1. 1. Band II pag, 99. Michael
I. 1. Band II Nr. iq8.
— 7 —
Unschädlichkeit man sich noch nicht überzeugt hat, gleich eine
größere Menge, sondern man prüfe zunächst ein kleineres Stück
im Gewicht von etwa 5 Gramm, und wenn dieses keine
Schädigungen verursacht, 10 Gramm, dann 15 — 20 Gramm, dann
erst den ganzen Pilz. Wenn man so verfährt, wird man, falls
man wirklich einen giftigen Pilz gefunden hat, mit einem leichten
Darmkatarrh davonkommen und wird sich nicht gleich tötlich
vergiften. Hätte der Lehrer BoCKEMÜLLER in Aschersleben,
dessen Pilzvergiftungsfall die Berichte der »Deutschen Botanischen
Gesellschaft €, Jahrgang 34 (1916) im 7, Heft besprechen, auch
nur eine dieser Regeln befolgt, so würde er heute noch leben
Plicaria badia Pers., brauner Becherling. Beim gewöhnlichen
Sehen ähnlich der Discina abietina, durch das Vergrößerungs
bild der Bereitplatte *) lassen sich beide leicht unterscheiden,
badia hat leicht warzige Sporen und die Schläuche bläuen
sich auf Jodzusatz. Dieser Pilz gibt ein sehr wohlschmeckendes,
an Lorcheln erinnerndes Gericht ab. Migula 1. 1. pag. 31
und Michael 1. l. Band I Nr. i empfehlen ihn gleichfalls
als wohlschmeckenden Speisepilz. Die geprüften Stücke
stammen aus dem Harz, die Art kommt auch bei uns vor.
Otidea cochleata Huds., Schneckenbecherling. Leicht kenntlich,
auch ohne auf die Merkmale des Vergrößerungsbildes (an
der Spitze hakig umgebogene Nebenstäbe ^) zurückzugreifen,
an der eigentümlich gedrehten und hin- und hergewundenen
Becherscheibe, die an einem Mittelpunkt festgewachsen, am
') Deutsch für mikroskopisches Präparat, oder einfacher Vorplatte. Diese
Bezeichnung gilt natürlich nur für Präparate, die auf einer Glasplatte (Objektträger)
■ unter einem Deckgläschen liegen. F"ür größere zoologisch-anatomische Präparate
gebrauche ich das Wort : Vorlage, für chemisch-pharmaceutische Präparate, je
nach der Darstellungsweise: Mischung, Verreibung, Verdünnung, Verdampfungs.
rückstand usw. Es ist schwer, für eine solche Partizipialform, zu der verschiedene
Subjekte ergänzt werden können, im Deutschen einen allgemein passenden Ausdruck
zu finden.
') Deutsch für Paraphysen.
— 8 —
Umfang in 4-6 Zipfel wie eingebogen oder eingeknöpft
'■ erscheint. Schon der rohe Pilz schmeckt lieblich angenehm.,
">• 5 jMinuten in etwas Butter gebraten, ist er ein schmackhaftes,
< -f an Morcheln oder Lorcheln erinnerndes Gericht. Die Art
ist selten, bisher von mir nur einmal gefunden im Manns-
HAGEN'schen l'ark bei Ahrensburg. 21. Aug. 1917. MiCHAEI.
1. 1. Band III Nr. 11 erklärt den Pilz gleichfalls für eßbar.
Ttemella lutescens Pp:rs., gelber Zitterpilz, gelber Gallertpilz.
Nicht häufig. Beim Wasserwerk Sande (Bergedorf) auf
•■ abgestorbenen, abgefallenen Zweigen der Espe. Unschädlich,
■■ aber von einem leimartigen, widerlichen Geschmack, daher
zur Speise ungeeignet. Einen nahen Verwandten, die Tremella
frondosa, erklärt MICHAEL 1. 1. Band III Nr. 19 gleichfHll.'^
für wertlos.
Galocera uiscosa Peks., Goldhörnchen, klebriger Hörnling. An
altem Nadelholz überall häufig. Kann als Suppen- oder
Tunkenpilz Verwendung finden. MiGULA- 1. 1. pag. 141.
OjBERMEYER 1. 1. Band II pag. 96. Michael 1. 1. Band II
Nr. loi. Gramberg 1. 1. Band II pag. 44. Herrmann
1. 1. pag. 24, .
Boletus chrysenteron Bull., Goldröhrling. Dem B. siibtomentosiis
ähnlich, zu unterscheiden durch den dichteren Filz der Hut;
Oberhaut und den in stärkeren Maße rötlich gefärbten Stiel.
Er ist bei uns seltener als subtomentostis. Sehr wohl-
schmeckend. Michael 1. 1. Band I Nr. 10. Herrmann
1. 1. pag. 26.
Boletus luridus Schaeff., Hexenpilz, Schusterpilz. Bei uns
ziemlich häufig, in Nadel- wie auch in Laubwaldungen.
Leicht kenntlich an der roten Porenschicht und dem rot
genetzten Stiel. Sein gelbliches Fleisch läuft an der Luft
sofort -Stark blau an. der blaue Ton geht später in eine
grünliche Farbe über. Raheniiorst 1. 1. pag. 438 berichtet,
daß dieser Pilz in Wien zu Markte gebracht wird. Vor dern
(jenuß des unabgekochten Pilzes ist zu warnen. Nach einer
Abkochung in Salzwasser von 1 5 Minuten Dauer oder gut
■ ,,: ausgetrocknet ist er sicher unschädlich und gibt ein sehr
wohlschmeckendes Gericht ab. Trattinik 1. 1. pag 92
i : erklärt ihn für verdächtig. Fries ') sagt von ihm : Sapor
mitis, sed venenatus. Obermeyer 1. 1. Band II pag. 68
erklärt ihn für unschädlich. Bresadola 1, 1. pag. 106
; (Bresadola's Tafeln XCI und XC sind verwechselt, Tafel XC
stellt den B. luridus und Tafel XCI den B. satanas dar).
-: Michael 1. 1. Band I Nr. 24. Gramberg 1. 1. Band II pag. 14.
Herrmann 1. 1. pag. 13.
Boletus piperatus Bull., Pfefferröhrling. Die kleinste unserer
einheimischen Arten, dem B. bovintis an Gestalt nicht
unähnlich, durch einfache Röhren und seinen scharfen,
pfefferartigen Geschmack unterschieden. Nicht gerade häufig,
' aber verbreitet. RABENHORST 1. 1. pag. 441 hält ihn für
verdächtig. Fries 1. 1. pag. 412 bezeichnet ihn als sub-
venenatus. MiGULA 1. 1. pag. 68 und Obermeyer 1. 1. Band II
pag. 71 erklären ihn für unschädlich. MICHAEL 1. 1. Band I
Nr. 22 sagt von ihm: »wird als verdächtig bezeichnet, doch
soll er hier und da von Pilzliebhabern an Stelle des Pfeffers
verwendet werden.« Nach kurzer Abkochung von fünf Minuten
< Dauer habe ich ihn wiederholt verspeist, er schmeckt auch
dann noch etwas pfefferig scharf und kann am besten mit
anderen mild-schleimig schmeckenden Arten, wie z. B. mit
Stropharia aeruginosa zusammen gegessen werden.
Boletus calopus Fr., Schönfußröhrling. Der Ziegenlippe etwas
ähnlich, aber größer und stärker, der ganze Stiel hochrot
und fein genetzt. Der Geschmack des rohen Pilzes i.st anfangs
milde, sehr bald stellt sich aber ein stark bitterer Nach-
geschmack ein, welcher auch durch zweimaliges 1 5 Minuten
langes Abkochen und nachfolgendem stundenlangen Auslaugen
in kaltem Wasser sich nicht beheben läßt, er muß daher als
ungeeignet zur Speise bezeichnet werden. Rabenhorst 1. 1.
■') Elias Fries. Epicrisis systematis mycologici seu Synopsis Hymeno-
my<:etorum. Upsalae 1836 — 1838 pag. 408.
5*
— lO —
pag- 439 erklärt ihn flir verdächtig. Die geprüften Stücke
stammen aus dem Harz, die Art kommt auch bei uns vor,
allerdings sehr selten, ich habe ihn einmal im Sachsenwald
bei Friedrichsruh gefunden.
Gantharellus infundibuliformis Scop., Trichterleistling, Trichter
gelbling. Kenntlich an dem vollständig durchbohrten Hut
und durch weniger herablaufende Lamellen von C. tubae
formis unterschieden. Sachsenwald bei Friedrichsruh. Ich
habe zwei Stück im Feuchtgewicht von 5 Gramm ohne
Nachteil verzehrt. MICHAEL 1. 1. Band II Nr. 131. RiCKEN
1. 1. Nr. 8. Herrmann 1. 1. pag. 26.
Gantharellus aurantiacus Wulf., falscher Pfififerling. Leicht mit
cibarius zu verwechseln, seine Farbe ist mehr orangerot, die
Lamellen sind nicht faltig, sondern strahlend, der Stielfuß
ist stets dunkel, er ist etwas seltener als cibarius und findet
sich meist an oder in der Nähe von altem Holz. Ich erfand
ihn als durchaus unschädlich und ebenso gut schmeckend
wie cibarius, fünf Stück verzehrte ich ohne jeden Nachteil.
Frirs 1. 1. pag. 365 erklärt ihn für »non vescus«. Rabenhorst
l. 1. pag. 446 hält ihn nicht für eßbar und gibt an, daß er
nach Persoon giftig sein soll. MICHAEL 1. 1. Band I Nr. 36
hält ihn höchstens für verdächtig, RICKEN 1. 1. Nr. 12 gleich-
falls. Nach Obermeyer 1. 1. Band II pag. 89, Migula 1. 1.
pag. 74 und Gramberg Band I pag. 2 ist er unschädlich,
ebenso nach Herrmann pag. 14.
Bolbitius uitellinus Pers., eigelber Goldmistling. Selten, nur auf
Mist oder misthaltigem Boden. Ein durchaus unschädlicher
Salatpilz.
Coprinus atramentarius Bull., Tintenpilz. Die jungen, noch nicht
ausgespannten Hüte, deren Lamellen noch rosafarbig sind,
habe ich ohne Nachteil verzehrt und wohlschmeckend befunden.
Bresadola 1. 1. pag. 100 warnt vor dem Genuß reifer Stücke.
Michael 1, 1. Band II Nr. 122 erklärt ihn für ungenießbar.
Gomphidius glutinosus Schaeff., schleimiger Kuhpilz, Kuhmaul.
Dem G. visädus sehr ähnlich, nur ist sein Stiel einfarbig
i J —
gelblich und die Lamellen sind graubräunlich, auch ist er
seltener als visädus. Nach RABENHORST 1. 1. pag. 452 ist
er nicht eßbar. Obermeyer 1. 1. Band II pag. 50 und
MiGULA 1. 1. pag. 79 empfehlen ihn zur Speise nach Abzug
der Hutoberhaut, Bresadola 1. 1, pag. 104 hält ihn für nicht
besonders empfehlenswert, weil er mit zuviel Schleim bedeckt
ist, Michael 1. 1. Band I Nr. 41 verzehrt ihn nach Ent-
fernung der Hutoberhaut, HERRMANN 1. 1. pag. 27. Ich habe
ihn wiederholt verspeist mit und ohne Huthaut,
Hygrophorus conicus Scop., Kegelglaskopf. Auf Wiesenboden,
nicht gerade häufig. Ich habe ihn wiederholt verspeist und
unschädlich gefunden. Man nehme zur Speise nur .Stücke,
die noch keine schwärzliche, einen Fäulnisbeginn anzeigende
Färbung haben. Für Obermeyer 1. 1. Band II pag. 52 ist er
nur »Schmuck der Grasplätze«, sonst unbrauchbar. Migula
1. 1. pag. 82 kennt ihn ebenfalls nicht als Speisepilz, RICKEN
1. 1. Nr. 69 hält ihn für giftig. Herrmann 1. 1. pag. 27
empfiehlt ihn vorzüglich zu Suppen.
Hygrophorus ch/orophanus Fries, grünlicher Glaskopf. Am besten
kenntlich an dem grünlichen Kleber des Stieles, der jedoch
im Alter verschwindet. Unschädlicher Salatpilz. Nach RiCKEN
1. 1. Nr. 73 ist er unter die Verdächtigen zu zählen. Die
geprüften Stücke stammen aus dem Harz, im Gebiet der
Niederelbe habe ich die Art noch nicht gefunden.
Hygrophorus miniatus Fr., mennigroter Glaskopf, trockner Saft-
kopf. An der schönen hochroten Farbe des Hutes und Stieles
leicht kenntlich. Unschädlich. Migula l. 1. pag. 83 kennt
ihn ebenfalls als Speisepilz, RiCKEN 1. 1. Nr. 82 hält ihn für
verdächtig.
Lactaria camphorata Bull., Kamphermilchling. Kenntlich an
seinem angenehmen Steinkleegeruch, der manchmal sehr
schwach ist. In der Jugend ist die Hutmitte schwarz, der
Rand rötlich-geblich, an älteren Stücken ist der ganze Hut
gelbbraun. Der Milchsaft schmeckt durchaus milde, ohne
kratzenden Nachgeschmack im Gaumen. Bei uns nicht selten.
12
Vollkommen unschädlich und wohlschmeckend. RiCKEN I. I
Nr. 131.
Lactaria rufa SCOP., roter Milchling. Am besten kenntlich an
dem stets spitzen Buckel des Hutes. Die Farbe ist ein
Rotbraun, in dem das Rot vorwiegt. Der Milchsaft ist scharf
und beißend. Bei uns viel seltener als suhdulcis und wohl
oft mit diesem verwechselt. In der Haake beim Jägerhof,
in Timmendorferstrand im Wäldchen hinter Villa Borchert.
Obermeyer 1. 1. Band II pag. 29 erklärt ihn für stets
ungenießbar. MiGUl.A 1. 1. pag. 89 sagt von ihm: »scheint
nicht giftig zu sein«. Nach einer zweimaligen Abkochung
von je 20 Minuten Dauer ist er unschädlich und wohl
schmeckend. Herrmann 1. 1. pag. 20 und 28.
Lactaria vellerea Fries, Erdschieber, Wollschwamm. Für diese
Art gebe ich folgende Kochvorschrift: Der ganze Pilz wird
in 3 — 4 Stücke zerschnitten und 20 Minuten lang abgekocht.
Die großen Stücke werden dann zerkleinert in würfelförmige
Stückchen (Kante des Würfels i cm) mit Salz eingemacht
in einem Steintopf, immer eine Lage Pilzfleisch und eine
Lage Salz, und unter Druck gehalten. So läßt man den
Topf 6 — 8 Wochen in einem kalten Raum stehen, vor dem.
Verspeisen werden die kleinen Stückchen nochmals 5 Minuten
aufgekocht, dann läßt man sie abkühlen und mischt sie mit
einigen Scheiben Sellerie und etwas Essig zu einem Pilzsalat.
Das Pilzfleisch nimmt dann in einer Stande den Geschmack
des Selleries an und wird wohlschmeckend wie dieser. Das
Gericht ist vollkommen unschädlich, ich habe 125 Gramm
Pilzfleisch ohne jeden Nachteil verzehrt. Die Bekanntgabe
dieses Pilzes als eßbar und wohlschmeckend nach diesem
Kochrezept ist, da er häufig Vorkommt und viel Fleisch führt;
auch nicht leicht mit einer anderen Art verwechselt werden
kann, höchstens mit L. piperata, die wohl auf gleiche Weise
zubereitet werden kann, volkswirtschaftlich nicht zu unter
schätzen. Daß er in Rumänien und Italien von der ärmeren
Bevölkerung gegessen wird, ist bekannt. Bresadola 1. I.
— 13 —
pag. 72. Gramberg I." 1- Band I pag. 26. Herkmanji^
I. 1. pag. 13. ':
Lactan'a blennia Fries, grau-grünlicher Milchling. Kenntlich an
der r^arbe des Hutes und dem sehr reichlichen, scharfen
und brennenden Milchsaft. Spätlinge aus der zweiten Oktober
hälfte führen weniger Milchsaft. Bei uns häufig in Laub
und gemischten Wäldern. Nach zweimaliger Abkochung in
Salzwasser, jedesmal i 5 Minuten fortgesetzt, ist er unschädlich
und wohlschmeckend, verlangt aber reichlichen Gewürzzusatz.
Michael 1. 1. Band III Nr. 71 und Ricken 1. 1. Nr. 105
halten ihn für verdächtig.
Lactan'a turpis VVeinm. (= necator Fers.), Mordschwamm, Tannen
reizker. Saupilz, Sukei (in Ostpreußen). Bei uns häufig,
♦ namentlich in Laubwäldern unter abgefallenen Blättern, auch
an grasigen Wegrändern. Er führt einen reichlichen, scharf
brennenden Milchsaft. Nach zweimaliger Abkochung, je
1 5 Minuten, und mehrstündiger Auslaugung in kaltem Wiasser
habe ich 60 Gramm Feuchtgewicht ohne jeden Nachteil
verzehrt. Herr Prof. Dr. R. Timm in Hamburg hat mir einen
durch den Genuß dieses Pilzes hervorgerufenen Schädigung«
fall berichtet (siehe Einleitung Seite 4). Gramberg 1. 1. Band I
pag. 16. Ricken 1. 1. Nr. 89.
Lactaria chrysorhoea Fries, gelbfließender Milchling. Von der
gleichfalls gelbmilchenden, aber viel selteneren L. thejogala
unterschieden durch den undeutlich gezonten Hut. Bei uns
nicht gerade häufig, aber verbreitet, doch stets einzeln vor
kommend, in Laub- und Nadelwaldung, in der Haake, im
Sachsenwald, in den Ladenbecker Tannen bei Kergedorf
Der Geschmack des rohen Pilzes ist milde, durchaus nicht
scharf, aber mit einem etwas scharfen Nachgeschmack, der
merkwürdiger Weise erst nach verhältnismäßig langer Zeit,
etwa nach einer Minute auftritt. Zweimal gut abgekocht
liefert er ein wohlschmeckendes Gericht, ich habe 90 Gramm
Feuchtgewicht verzehrt. RABENHORST 1. 1. pag. 5 49 > und
Ricken 1. 1. Nr. 99 halten ihn für giftig.
— 14 —
Russula fragflis Pers., zerbrechlicher Täubling. Die normale
Farbe des Hutes ist rot, mehr oder weniger abgeblaßt, auch
gelbliche, grünliche, selbst fast weiße Stücke sind nicht selten
Die Oberhaut des Hutes ist auf weite Strecken leicht ab
ziehbar, unter ihr erscheint das Hutfleisch rötlich, der Stiel
ist weißlich glänzend, die Lamellen dicht stehend, spitz an
Stiel und Hut angewachsen, rein weiß. Der Geschmack ist
scharf, fast beißend. Er ist bei uns der häufigste Täubling,
findet sich in allen Waldungen, auch an Ackerrainen, Weg
rändern und ähnlichen Stellen. Die Zeit seines zahlreichsten
Auftretens ist der September, auch in der zweiten .Oktober
hälfte finden sich noch vereinzelte Spätlinge. Von /?. emetica
ist er nicht leicht zu unterscheiden, am besten noch durch
kleinere und schwächere Gestalt, dünneren Hut, den etwas
höckerigen Hutrand um die angewachsenen, dünnen, etwas
brüchigen, gedrängten Lamellen. Nach zweimaliger Ab
kochung in Salzwasser, jedesmal 15 Minuten, und nach-
folgender Auslaugung in kaltem Wasser ist er unschädlich
und liefert ein schmackhaftes Pilzgericht. Im Harz wird er
von der Bevölkerung unter dem Namen >Prinzenpilz« all-
gemein gegessen. Die frisch gesammelten Pilze werden in
kleine Stücke zerschnitten und in einen Steintopf gelegt,
schichtweise mit Salz überstreut und unter Druck gehalten.
Im Winter werden diese so eingesalzenen Pilzstücke heraus
genommen, die noch sichtbare rote Hutoberhaut wird ab-
gezogen, dann wird das Pilzfleisch abgekocht und verzehrt.
Da nun auch emetica im Harz häufig vorkommt und diese
einfachen Leute gewiß nicht die Unterschiede zwischen beiden
Arten kennen werden, da ich andererseits auf meine wieder-
holten und eingehenden Anfragen bei dortigen Ärzten und
Apothekern niemals von einem Erkrankungsfall nach dem
Genuß dieser eingesalzenen Prinzenpilze etwas gehört habe,
so ist anzunehmen, daß auch der Giftstofi" der R. emetica
durch dieses Einsalzverfahren zerstört wird. MiGULA 1. l.
pag, 96 hält fragilis für »nicht ganz unschuldig«. Ober-
— 15 —
MEYER 1. I. Band II pag. 38 empfiehlt bei seinem Genuße
die größte Vorsicht. Michael 1. 1. Band I Nr, 51 erklärt
ihn für verdächtig und RiCKEN 1. 1. Nr. 173 für giftig.
Russula heterophylla Fries, wechselblätteriger Täubling. Die Hut-
farbe ist stets oliv, bald lebhaft olivgrün (häufigste Färbung),
bald mehr olivrötlich, bald mehr olivbräunlich. Die Lamellen
sind stets geteilt und gegabelt. Die Gabelung findet auch
noch in der Nähe des durchsichtigen Hutrandes statt, am
Hutrand selbst gehen die Lamellen mit breiter Bucht inein-
ander über und sind hier durch flache Querrunzeln verbunden.
Häufig in allen Laubwäldern, er tritt schon früh auf im Juli,
im August ist die Zeit seines zahlreichsten Auftretens, selbst
im Oktober habe ich zuweilen noch Spätlinge angetroffen.
Der Geschmack des rohen Pilzes ist milde und angenehm,
er ist gänzlich unschädlich und liefert ein sehr wohl-
schmeckendes Gericht. Schon Fries 1. 1. pag. 353 kennt
ihn als Speisepilz, auch der sonst sehr vorsichtige Ricken
1. 1. Nr. 145 erklärt ihn für eßbar.
Russula sanguinea Bull., blutfarbiger Täubling. Entschieden
unsere schönste und prächtigste Art, kenntlich an dem ganz
glatten Hutrand, der dunkelblutroten Hutfarbe, der nur auf
ganz kleine Strecken abziehbaren Hutoberhaut, unter der
das Hutfleisch ebenfalls dunkelrot gefärbt erscheint, den nicht
reinweißen Lamellen, die einen deutlichen Stich ins Gelbliche
zeigen und dem reinweißen Sporenstaub. Er ist leicht mit
R. xerampelina zu verwechseln, die stets einen breiteren Hut
und ein ganz anderes lichteres Rot hat. Die Art ist bei
uns sehr selten, ich fand ihn nur einmal im Sachsenwald
bei Friedrichsruh am 28. Oktober 191 7. Der Geschmack
des rohen Pilzes ist scharf und beißend, selbst nach zwei-
maliger Abkochung schmeckt er noch scharf und bitter, muß
daher als zur Speise ungeeignet erklärt werden. Eine sehr
gute Abbildung geben Michael 1. 1. Band III Nr. T] und
Gramberg 1. 1. Band I Nr. 30.
- i6 —
Russula nigricans BULi,., schwärzlicher Täubling und
Russula adusta PerS., brandiger Täubling. Beide Arten ' sind
kenntlich an ihrem festen Gefüge, sie fühlen sich an wie
weiches Holz, tiigricans unterscheidet sich durch entfernter
stehende Lamellen. Beide Arten geben, in der Jugend
gesammelt nach einer kurzen Abkochung einen leidlichen,
allerding.s etwas härtlich schmeckenden Pilzsalat. Nach
ÜBERMKYER l. 1. Band II pag. 44 ist yiigricans nicht giftig,
MiGULA 1. 1. pag. 10 r bezeichnet nigricans als nicht eßbar,
Michael 1. 1. Band II pag. 148 sagt von adusta, daß er
gegessen werde und RiCKEN 1. l. Nr. 137 und Nr. 138
erklärt beide Arten für verdächtig.
Marasmius perforans Hoffm., Fichtennadelschwmdling. Häufig
auf abgefallenen Nadeln der Fichten. Der Stiel ist den
Nadeln wie eingepfropft. Der üble Geruch des Pilzes ist
flüchtig und weicht an dem getrockneten Pilz einem leichten
Knoblauchgeruch. Auch der Geschmack getrockneter Stücke
ist etwas scharf nach Knoblauch. Kann ebenso wie M.
scorodonius als Tunkenpilz Verwendung finden.
Marasmius erythropus Pers., unterscheidet sich von den ver
wandten und ähnlichen Arten durch den hohlen, innen mit
Hyphenflocken angefüllten Stiel und durch feuerrotes Wurzel-
geflecht. In allen Waldungen häufig. Ein durchaus un-
schuldiger, angenehm. schmeckender Suppen- und Tunkenpilz.
Lentinus cochleatus Fries. Anissägeblätterling. Selten, an alten
Laubholzstämmen. Im Sachsenwald bei Friedrichsruh. Auf
fallend durch starken Anisgeruch, der immer .stärker wird, je
mehr der Pilz eintrocknet. Unschädlich und wohlschmeckend.
Ich habe 30 Gramm Feuchtgewicht ohne Nachteil verzehrt
Auch Michael I. I. Band I Nr. 58 und Ricken 1. 1. .Nr. 287
empfehlen ihn zur Speise.
Ooprinarius (Psathyrella)gracilis Pers., zierliches (ilimmerköpfchen
Stets kenntlich an der rötlichen Hutfarbe. Meist aufmist-
haltigeiu Boden, häufig.
Goprinarius (Panaeo/us) remotus Schaeff. Gegürteiter Düngerlirtg>
Nur- auf Mist oder an misthaltigen Stellen. Am besten
kenntlich an' dem braunen Gürtel um den Hutrand
Chalymotta papilionacea Bull., würfelrissiger Düngerling. Eben
falls nur auf Mist. •«
Chalymotta campanulata L., Cil(i)ckeiidüngerling. Alle vier Arten
sind unschädliche und wohlschmeckende Salatpilze.
Anellaria separata I., beringter Düngerling Kenntlich unter
seinen Verwandten an dem stärkeren Wuchs und dem
■'■"-- deutlichen, bleibenden Ring. Ebenfalls nur auf Mist, selten.
Die Hütchen liefern einen aü.sgezeichneten Pilzsalat. Man
lasse sich durch die schwarzen, austretenden Sporen, welche
dem Ciericht ein schwärzliches, nicht gerade appetitliches,
schattenhaftes, an manche Chinesengerichte erinnerndes Aus
sehen geben, nicht abschrecken.
Psilocybe semi/anceo/ata Fries, .spitzkegeliger Kahlkopf und
PsHocybe atrorufa Schaeff., schwarzroter Kahlkopf. Beide Arten
sind un.schädliche Suppen- oder Tunkenpilze.
Psilocybe cernua Hornem., überhängender Kahlkopf. Nicht selten,
im Oktober unter Gebüsch, in Knicks, am Rande grasigei^
Flächen, von P. spadicea SCLL\EFF. gut unterschieden durch
die durchsichtigen Streifen des Hutes und die gedrängter
stehenden Lamellen, durch schwarzbraunen Sporenstaub und
im Vergrößerungsbild durch die keuligen Cystiden. Seine
Stellung in der Verwandschaftsreihe ist noch nicht ganz
sicher festgestellt, Fries 1. 1. pag. 226 sagt von ihm: »transit
ad Psathyrasc . F. Hennln'GS, die Basidiomyceten in Engler
PRANTL; Natürliche Pflanzenfamilien, erwähnt ihn nicht.
Psilocybe merdaria Fries., Mistkahlkopf.
Psalliotä (Stropharia) semiglobata Baisch, halbkugeliger
Träuschling.
Psalliotä (Stropharia) stercoraria Fries, Mistträuschling. '"^
Psalliotä (Stropharia) squamosa Pers., schuppiger Träuschling
.\lle vier .\rten, bei uns nicht selten, liefern einen guten
Pilzsalat.
— i8 —
Psatliota (Stropharia) coronilla Bull., Krönchenträuschling. Selten.
In meinem Garten in Eilbeck, in Gebüsch beim Wasserwerk
Sande bei Bergedorf. Unschädlich, gibt ein wohlschmeckendes
Pilzgericht. RiCKEN 1. 1. Nr. 727 hält ihn für verdächtig.
PaaUiota (Stropharia) aeruginosa Gurt., schleimiger Grünling.
Grünspanträuschling, Grünspanpilz. Die jungen Pilze von
lebhaft grüner Farbe, die jiach und nach sich in eineiv
grünlichen Schleim auflöst, der nach häufigem Regen gänzlich
verschwindet. Ziemlich häufig in Gebüschen, auf Wiesen,
auf Heide- und Gartenland, auch an alten Baumstämmen.
Der Geschmack des rohen Pilzes ist schleimig und fade, er
ist unschädlich. Am besten bereitet man ihn zur Speise
zusammen mit einer anderen scharfschmeckenden Art, wie
Boletus piperatus oder Lactaria subduläs. Gramberg 1. 1.
Band I pag. 51 hält ihn nicht für genießbar, MiGULA 1. l.
pag. III sagt von ihm: > Vermutlich wird er seiner Farbe
wegen als giftig angesehen, was er aber schwerlich ist, jedoch
wird er nirgends gegessen. t RiCKEN 1. 1. Nr. 723 erklärt
ihn für verdächtig. Herrmann 1. 1. pag. 28.
Derminus (Galera) mniophilus Lasch, Mooshäubling.
Derminus (Galera) tenerus Schaeff., zarter Häubling. Beide
unschädliche Suppen- oder Tunkenpilze.
Derminus (Sinocybe) cucumis Pers., Gurkenschlechtling. Auffallend
unter seinen Verwandten durch einen widerlichen Geruch
nach Häringen oder faulenden Gurken. Selten. In Gebüsch
beim Wasserwerk Sande, im Sachsenwald. Unschädlich.
Der Geruch ist flüchtig und verschwindet sehr bald, den
Geschmack behält aber auch der getrocknete Pilz bei. Er
kann als Zusatz zu scharf und eigenartig schmeckenden
Tunken verwendet werden, z. B. zu Sardellentunke. Nach
Ricken 1. 1. Nr. 656 ist Nolanea nigripcs Trog derselbe Pilz.
Derminus (Sinocybe) pediades P'rie.s, Fußschlechtling. Am besten
von den verwandten Arten zu unterscheiden an dem aus
gestopften, innen blaßgelblichen Stiel. Häufig, namentlich
auf Brachäckern Der rohe Pilz hat einen milden Geschmack
— [9 —
mit einem leicht bitteren, etwas metallischen, zusammen-
ziehenden Nachgeschmack. Er ist gänzlich unschädlich, läßt
sich leicht trocknen und kann als Suppenpilz Verwendung
finden.
Hebeloma mesophaeum Fries, dunkelscheibiger Fälbling, Bei gut
ausgeprägten Stücken umgeben die Reste des vergänglichen
Schleiers in zweifachen weißlich-braunen Ringeln den Stiel,
welcher innen in seiner ganzen Länge, außen nur am Grunde
braun-schwärzlich ist. Die Art ist bei uns sehr häufig und
kommt in allen Waldungen meist truppweise vor. Bei ober-
flächlicher Betrachtung kann man ihn leicht mit einem
Cortinarius verwechseln. Er ist unschädlich, ich habe 1 5 Gramm
Feuchtgewicht ohne Nachteil verzehrt. RiCKEN 1. 1. Nr. 369.
Cortinarius (Hydrocybe) acutus Pers., spitzer Wasserkopf. Ein
unschädlicher Suppenpilz.
Cortinarius (Hydrocybe) obtusus Fries. Unschädlich, aber stets
von einem bitterlichen Geschmack, daher zur Speise ungeeignet.
Cortinarius (Hydrocybe) leucopodius Bull., weißfußiger Wasserkopf.
Gortinaris (Hydrocybe) decipiens Pers., täuschender Wasserkopf.
Cortinarius (Hydrocybe) castaneus Bull.
Cortinarius (Hydrocybe) dilutus Pers., entfärbter Wasserkopf.
Alle vier Arten bei uns häufig, unschädlich und wohl-
schmeckend.
Cortinarius (Hydrocybe) firmus Fries, derber Wasserkopf. In
dieser Untergattung die stärkste und stattlichste Art, der
Stielknollen erreicht einen Durchmes.«.er von 6 cm. Das
Fleisch des Hutes und Stieles ist weißlich, die Rindenschichten
des Stielknollens bis auf eine Tiefe von i mm violett-bläulich,.
Er ist eßbar und von ganz besonderem Wohlgeschmack, so
daß ich nicht anstehe, ihn unter die Edelpilze zu zählen.
Bresadola 1. 1. pag. 92 bezeichnet ihn ebenfalls als wohl-
schmeckend und vergleicht seinen Geschmack mit dem des
Tricholoma Georgii. Ricken 1. 1. Nr. 476 stellt ihn zu
Inoloma opimuni Fries, er unterscheidet sich aber von dieser
Art sehr gut durch das violette Fleisch der Rinde der Stiel-
20
. basis. Hei uns ist er selten, ich fand ihn nur einmal im
! . Hamburger Walde bei Ahrensburg am 19. August 19 17.
Cortinarius (Telamonia) rigidus Scüp., steifer Gürtelfuß. Bei uns
die häutigste Telamonia, stets leicht kenntlich an dem braunen
Hut, der am Rande einen weißen, seidenschimmernden Gürtel
, trägt. Unschädlich und wohlschmeckend.
Qortinarius (Telamonia) psammocephalus Bull , kleinschuppiger
Gürtelfuß. An dem kleinschuppigen Hut und der schuppigen
; Cortina des Stieles kenntlich. Ebenfalls bei uns häufig,
.-, unschädlich und wohlschmeckend.
Cortinarius (Telamonia) heluolus Bull., fahlgelber Gürtelfuß. Die
' geprüften Stücke stammen aus dem Harz, bei uns kommt
; die Art gleichfalls vor, aber selten, z. B. in der Haake, im
Sachsenwald. Unschädlich und von gutem Geschmack.
Cortinarius (Telamonia) brunneus Pers., brauner Gürtelfuß.
Cortinarius (Dermocybe) caninus Fries, Hunde-Spinnwebpilz.
Cortinarius (Myxacium) collinitus Pers., beschmierter Schleimfuß.
Alle drei Arten sind bei uns häufig, alle drei sind unschäd-
lich und eßbar.
Cortinarius (Phlegmacium) glaucopus Sciiaeff., blauer Klump-
fuß. Er liefert ein ausgezeichnetes Pilzgericht und kann als
Edelpilz bezeichnet werden. Die gepriifien Stücke stammen
aus dem Harz, woselbst die Art häufig ist, aber merkwürdiger
Weise von den Bewohnern nie gesammelt wird. Bei uns
ist er selten, z. B. in der Haake. 20. September 1896.
Naucoria (Naucoriopsis) conspersa Pers., befiederter Schlechtling.
Kenntlich an den feinen, puderförmigen Stäubchen auf dem
Hut, die aber im Alter verschwinden. Bei uns die häufigste
Naucoriaart. Er hat stets einen bitterlichen Geschmack und
ist zur Speise nicht geeignet.
Naucoria (Tubaria) furfuracea Pers., kleiiger Schlechtling. Der
^ vorigen Art ähnlich, ebenfalls in der Jugend mit befiedertem
Hut, die Lamellen aber herablaufend, ebenfalls bei uns häufig,
namentlich an grasigen Wegrändern. Ein unschädlicher,
wohlschmeckender Suppenpilz.
21
Naucoria (Flammula) fusa Batsch, spindelförmiger; Feueipilz
Nur an oder in der Nähe von altem Holz, nicht gerade
häufig, in Laubvvaldungen bei Neukloster, bei . Volksdorf.
• : Er ist nicht im geringsten bitter und ist unschädlich, er
schmeckt allerdings für sich allein nicht besonders, aber mit
anderen Pilzen gemischt läßt er sich gut verzehren. In
feuchten Tagen des Spätherbstes (20. Nov. 191 7) ist er mit
einem klebrigen Schleim überzogen und kann leicht für eine
Hebelovia gehalten werden, aber seine Erkennung ist im
Vergrößerungsbild immer leicht und sicher an den flaschen
förmigen, mit einem aufgesetzten Spitzchen versehenen
Cystiden. RiCKEN 1. l. Nr. 627,
Pholiota flammans Batsch, feuerfarbiger Stockschwamm. Durch
die lebhafte gelbrote Farbe seines Hutes und die schwefel
gelben Schüppchen des Hutes und Stieles unter seinen Ver-
wandten sehr ausgezeichnet und nicht leicht mit einer andern
Art zu verwechseln. Er kommt ausschließlich nur an alten
Nadelholz-stämmen vor. Der Geschmack des rohen Pilzes
ist anfangs milde und unauffällig, sehr bald stellt sich ein
unangenehmer metallischer Nachgeschmack ein, dem ein
zusammenziehender Geschmack im Schlünde folgt. Abge-
kocht oder gut getrocknet ist er unschädlich und kann
gegessen werden.
Pholiota squarrosa Müller, sparriger Stoekschwamm. An den
dicht gedrängten, sparrigen, safrangelb bis rostbraunen
Schuppen des Hutes und Stieles und an dem gelblichen
Hutfleisch leicht kenntlich. Ebenfalls nur an alten Baum
.Stümpfen, meist an Laubholzstümpfen. F.r scheint nicht
ganz unschädlich zu sein, nach dem Genuß eines frischen
Hutes vor dem Mittagessen bekam ich ein den ganzen Nach
mittag anhaltendes Darmgrimmen. Abgekocht oder gut
getrocknet ist er jedenfalls unschädlich. Migula 1. 1. pag.
116 sagt von ihm: > Geruch und Geschmack unangenehm,
weshalb er nicht verwendbar ist.« Obermeyer 1. 1. Band II
P^g- 55 erklärt ihn für unschädlich und eßbar. Gramberg
— 22 —
I. 1, Band I fol. 55 sagt von ihm >Kaum genießbar, da er
recht zähe ist.c Nach RiCKEN 1. l. Nr. 599 ist er unge-
nießbar. Ein Bekannter von mir, der ihn für Armillaria
mellea hielt, hat mit seiner Familie reichliche Mengen ohne
Schaden verzehrt.
Pholiota heterociita Fries, Meerrettich- Stockschwamm. Auffallend
durch den starken Meerrettichgeruch und bemerkenswert
durch die Bildung von erbsen — bohnengroßen Nährknollen*)
am Wurzelgeflecht unter dem Stielfuß (unter jedem Stiel
fünf bis sechs Stück). Nur einmal gefunden in Altenau im
Oberharz an bearbeitetem Fichtenholz der Gartenlaube in
»Haus Pabst«, September 19 17. Der Geschmack des rohen
Pilzes ist milde und angenehm, aber mit einem nachfolgenden
etwa eine Viertelstunde andauernden Kratzen im Schlund
Er ist unschädlich, auch die Nährknollen können gegessen
werden.
Hyporhodius (Eccilia) griseo-rubeUus Lasch, grauer Nabelrötling.
Kenntlich unter seinen Verwandten an dem starken Mehl
geruch. Ein unschädlicher Suppenpilz.
Hyporhodius (Noianea) papillatus Bres., Nabelglöckling. Durch
den warzenförmigen Scheitel und die gedrängten, fleischroten
Lamellen, sowie durch den angenehmen Geruch unter den
Verwandten leicht kenntlich, von mammosa schon durch
den Geruch unterschieden. Selten, nur einmal gefunden an
der Grenze von Laub- und Nadelwald bei der Aumühle,
südlich der Berliner Bahn. 18. September 191 7. Ein durch
aus unschädlicher Suppen- oder Tunkenpilz.
Hyporhodius (Entoloma) argyropus Alb. et SCHW., silberfüßiger
Rötling. An dem reinweißen, stark glänzenden Stiel unter
seinen Verwandten leicht kenntlich, höchstens mit E. rhodo
foliunt zu verwechseln. Selten, im VVandsbeker Gehölz,
in Timmendorferstrand. Gänzlich unschädlich und wohl-
schmeckend.
Hyporhodius (Entoloma) speculum Fries, Spiegelrötling.
') Deutscher Ausdruck für Sclerotien.
2 3
Hyporhodius (Entoloma) senceus Huii. , Seidenrötüng. Beide
Alten sind bei uns nicht selten, beide sind unschädliche
Suppenpilze.
Agaricus (P/eurotus) potrigens Pi:ks., ohrförniiger Seitling. Kin
reizendes Pilzgebilde, einem weißen Blumenblatt gleichend.
Der Hut spateiförmig, seitlich ausgereckt, ohne oder mit
ganz kurzem Stiel. An Nadelholz. Vollkommen unschädlich.
D\c geprüften Stücke stammen aus dem Harz, die Art dürfte
kaum bei uns vorkommen, da er ein Bewohner der Gebirgs-
wälder ist.
'^garicus (Pleurotus) ulmarius Bl l.i.., Llmenseitling. Durch seine
gewaltige Größe, den gewürfelt-rissigen Hut und durch den
Standort sehr ausgezeichnet. An alten Ulmenbäumen in
der > Großen Allee c in Hamburg. Er ist eßbar, aber nur
im Jugendzustand, so lange die Hüte noch nicht rissig
ijefeldert sind. Im Alter schmeckt er härtlich. Auch
MiCHAKi. 1. 1. Band III Nr. I02 und RICKEN 1. 1. Nr. 1369
erklären ihn tur el.^bar.
Agahcus (Omphalia) maurus Fries., Kohlen-Nabeling . Selten [
An grasigen Wegrändern in den Ladenbecker Tannen bei
Bergedorf. .Sehr wohlschmeckend, ich habe 40 Gramm
Feuchtgewicht verzehrt.
Agaricus (Mycena) po/ygrammus BiLi... .stielgeriefter Rilling.
Nicht gerade häufig. Nur an alten Baumstümpfen, in deren
morsches Holz er seine spindelförmige, steifhaarige Wurzel
einsenkt. Im Wandsbeker (iehölz, im Wäldchen beim
Wasserwerk .Sande. Die Hüte sind eßbar, man nehme nur
junge Stücke, da ältere stets xon Mucorarten befallen sind.
Agaricus (Mycena) filipes Bull., fadenstieliger Rilling.
Agaricus (Mycena) epipterygius Scop., gelbschleimiger Rilling.
Agaricus (Mycena) galopus Per.s.. milchender Rilling.
Agaricus (Mycena) alkalinus Frie.s, Laugenrilling. Die.se \ ier
Arten sind sämtlich bei uns häufig wnd sind unschädliche
Suppen- und Tunkenpilze.
6
— 24 —
Agaricus (Mycena) atroa/bus Bolton, selten 1 Kenntlich an dem
sattigen l'Meisch und der durch die grollen Cystiden wie
borstig erscheinende Laniellenschneide. Im Laubwald bei
der Aumühle, südlich der Berliner Balui Ebenfalls ein
gänzlich unschiidlicher Suppenpilz.
Agaricus (Mycena) olidus Bresad.. ranziger Rilling. An den
durch zahlreiche Uuerrunzeln verbundenen Lamellen und an
seinem Geruch nach ranzigem Mehl unter den übrigen
Adonidai' sehr leicht kennlich. Selten I Bis jetzt nur an
einer Stelle beobachtet, im Laubwald bei der Aumühle,
südlich der Bahn, aber daselbst zahlreicli und jedes Jahr
wiederkehrend. Im Xo\ember. Ebenfalls ein unschädlicher
Suppenpilz.
Agaricus (D/lycena) purus Fers., Rettichrilling. Seine schöne
blaurosa Farbe und der starke Rettichgeruch lassen ihn
leicht erkennen, er ist mit keiner anderen Art zu verwechseln.
Eignet sich am besten frisch genossen als Salatpilz, auch
läßt er sich leicht trocknen. MiGULA 1. 1. pag. 122.
Mtchaki. 1. 1. Band II Nr. 172. Gramher(; 1. 1. Band I
pag. 36.
Agaricus (Collybia) eleuatus W'ein.m., hoher Rubling. Der
C. rad/cata sehr ähnlich, aber der Stiel ist gerade, nicht
gedreht und an der Wurzel wie abgebissen. Selten! Ein-
mal gefunden, drei Stücke an einem alten Baumstumpf im
Laubwald bei der Aumühle, südlich der Berliner Bahn
5. August 191 7. Er ist unschädlich, schmeckt jedoch etwas
bitterlich.
Agaricus (Collybia) macu latus Ai.n. et Sc iiw., gefleckter Rübling.
Diese Art habe ich bereits besprochen im ersten Stück
Seite 127 und bezeichnete ihn als unschädlich, aber bitter
schmeckend. Nach einer kurzen Abkochung (10 Minuten)
ist der bittere (jeschmack verschwunden und der Pilz liefert
dann ein wohlschmeckendes Gericht. RlcKEN 1 1. Xr. 1235
erklärt ihn für verdächtig. Herrmann 1. 1. pag. 22
— 25 —
Agaricus (Co/lybia) uelutipes Cuki., sammetfüßigcr Rübling.
VVinterpilz. An den locketstehenden, gelblichen Lamellen
und dem Sammetüberzug des unteren Stielendes leicht zu
erkennen. Häufig an alten oder kränklichen l^aumstämmen,
namentlich an Ulmen, überwinternd. Durchaus unschädlich
imd wohlschmeckend, ich habe 20 (iramm Feuchtgevvicht
ohne Nachteil verzehrt. GrambkrG 1. 1. Band I pag. },j.
Herrmann 1. 1. pag. 29.
Agaricus fClitocybe) pruinosus Lasch, bereifter Trichterling.
Häufig in Nadelwaldungen, in der zweiten Oktober- und
ersten Novemberhälfte. Unschädlich und wohlschmeckend
Agaricus (Clitocybe) aggregatus Schaeff.. gehäufter Trichterling.
Am besten kenntlich an dem unregelmäßigen, den Stiel oft
nicht im Mittelpunkt habenden, geschweiften und gelappten
Hut und durch sein Vorkommen in gedrängten Haufen. Sehr
wohlschmeckend, gänzlich unschädlich. Die geprüften Stücke
stammen von Schiercke im Harz, bei uns kommt diese Art
nicht vor. Ricken 1. 1 Nr. 1070 stellt ihn unter Tricholoma.
Agaricus (Tricholoma) terreus Schaeff., Erdritterling, mause
grauer Ritterpilz. Bei uns sehr häufig, namentlich in Nadel-
waldungen. Die beringte Form mit einem deutlichen und
dauerhaften Ring {Cortincllns gausapatus FRüiS) fanden wir
auf Geestboden unweit des Sander Wasserwerkes bei Berge
dorf am 11. November 191 7. Der rohe Pilz hat einen
angenehmen, nußartigen Geschmack und ist gänzlich un-
schädlich. Ich habe 50 Gramm 1^'euchtgewicht davon ver
zehrt. Auch Ricken 1. 1. Nr. 1005 hält ihn für eßbar.
Agaricus [Triciioloma} argyraceus lUn f. Dem tcmus ähnlich,
doch sind die Hutschüppchen stets rundlich, nicht spitz, wie
bei jenem, außerdem machen ihn die nicht rein weißen,
sondern etwas bläulich gefärbten I^amellen, der starke Mehl
geruch und die viel kleineren Sporen als gute, eigene Art
kenntlich. Auch RiCKEN 1. i. Nr. 1002 führt ihn als eigene
Art an. Selten ! In den Ladenbecker Tannen bei Berge
dorf, an der Ophioglossumstelle ungefähr lo— 12 Stück
6*
26
gefunden am 14. Oktober 1917. Ebenfalls unschädlich und
von besonders Lautem Geschmack.
Agaricus (Tricholoma) uaccinus Pkrs.. Kuhritterling. Bei uns in
lichten Nadelwaldungen ziemlich selten. Der rohe Pilz hat
einen bitterlichen Geschmack mit einem etwas metallischen
Nachgeschmack, jedoch ist er gänzlich unschädlich, nach
einer kurzen Abkochung auch wohlschmeckend. RiCKEN 1. 1.
Nr. 1009 hält ihn für verdächtig.
Agaricus (Tricholoma) portentosus Fries, grauer Ritterling. Die
Art ist bei uns verbreitet, einzeln oder 2 — 3 Stücke verwachsen.
Eßbar und sehr wohlschmeckend. 20 Gramm Feuchtgewicht
verzehrt Michael I. i. Band II Nr. 185 sagt von ihm:
»Er gehört zu unseren wertvollsten und vorzüglichsten .Spei.se-
pilzen, nur muß die Oberhaut wegen des erdigen Geschmacks
entfernt werden.« Auch Gramberg 1. 1. Band I Fol. 43
und Ricken 1. 1. Nr. 997 erklären ihn für eßbar. Herrmann
1. I. pag. 29.
Agaricus (Tricholoma) rutilans Schaeff., purpurfarbiger Ritterling.
Häufig, stets an altem Holz oder doch in der Nähe desselben.
Ist vollkommen unschädlich, hat jedoch einen muffigen,
dumpfigen Geschmack, wie ein verschimmelter Apfel. Dieser
Geschmack verschwindet vollkommen nach einer Abkochung
von 5 Minuten und der Pilz liefert dann ein wohlschmeckendes
Gericht. Viele l'ilzkundige sind der Meinung, daß dieser
Pilz nur dann den dumpfigen Geschmack habe, wenn er
auf faulenden Holzteilen wächst, was ich nicht bestätigen
kann, denn alle Stücke, welche ich kostete, hatten den
gleichen unangenehmen Geschmack. MlCüLA I. 1. [)ag. 131.
OliERMEYER I. 1. l^and II pag. 45. MiCHAEF, 1. 1. Band i
Nr. 70. Gra.müKRG 1. 1. Band I Fol. 44. RiCKEN 1. 1.
Nr. 10 18 sagt xon ihm: »gilt als verdächtig«. 1Ierrman.\
1. 1. pag. 29.
Armillaria mucida SciiRAnER, schleimiger Armringpilz. Ziemlich
verbreitet, in Buchenwaldungen an alten Stämmen hoch über
der Erde, oft reihenweis hervorbrechend, in seinem leuchtenden
— 27 —
Weiß eine Zierde des Waldes. Die Hüte sind eßbar, schmecken
aber nach P>de und nicht gerade angenehm, doch können
sie mit anderen Pilzen zusammen genossen werden.
Armillaria robusta Alb. et Schw., derber Armringpilz. Selten
In den Ladenbecker Tannen jedes Jahr wiederkehrend,
lO. November 191 7. Bre.SADOLA's Abbildung 1. 1. Tab. XVI
trifft den Farbenton unserer einheimischen Stücke nicht sranz
dieselben sind weniger rötlich, mehr bräunlich. Auf MiCHAEl/s
Tafeln 1. 1. Band III Nr. 100 ist die Art auch mehr in
bräunlichem Ton gehalten. Alle einschlägigen Schriftsteller,
Rabenhürst 1. I. pag. 571, MiGULA 1. 1. pag. 136, Michael
1. !., Ricken 1. 1. Nr. 986 (unter Tricholoma) kennen den
Pilz als eßbar.
Lepiota amianthina Scop., gelbkörniger Schildpilz. Häufig in
Wäldern, auf Grasplätzen, Ackerrainen. An der lebhaft
gelben Farbe, der körnigen Hutoberfläche, den weißen
Lamellen und dem Ring leicht kennbar und mit keiner
anderen Art zu verwechseln. Der Geschmack des rohen
Pilzes ist milde und angenehm, leicht erdig. Er ist ein
gänzlich unschädlicher Suppenpilz. Auch RiCKEN 1. 1.
Nr. 972 erklärt ihn für eßbar.
Amanitopsis uaginata Bull. {^=^ p/umbea Schaeff.), gescheideter
Halbwulstling. Sehr häufig, im August und September oft
zahlreich auftretend. Von den echten Amam/a- Arten unter-
schieden durch den Mangel eines Ringes, außerdem an dem
sehr tief und sehr regelmäßig gerillten Hutrand und an der
scheidigen Haut des Stielfußes sehr leicht kenntlich. Er ist
vollkommen unschädlich, hat nur einen etwas bitterlichen
Ge.schmack, der aber nach kurzer Abkochung in Salzwasser
(5 Minuten) vollkommen verschwindet. Altere Stücke sind
ebenso gut wie jüngere. BresaüOLA 1. 1. pag, 41 kennt ihn
gleichfalls als eßbar. HERRMANN 1. 1. pag. '30.
Amanita pantherina D. C, brauner Perlschwamm, Pantherschwamm.
Amanita rubescens Pers., rötlicher Perlschwamm. Beide Arten
bei uns häufig, am häufigsten im September, auch in der
-- 28 -
zweiten Oktoberhälfte finden sich noch vereinzelte SpätlintJe.
Pantherina ist am besten kenntlich an der dicken, ganz
randigen VV'ulst, nibescens an dem bei Verletzungen sogleich
rötlich anlaufenden Fleisch. Über die Gefährlichkeit beider
Arten siehe das in der Hinleitung Seite 2 Gesagte.
Rhizopogon luteolus Fries, Kartoffelstäubling. Selten, namentlich
an sandigen Stellen, so in den Lohbergen, in den Laden
becker Tannen. Man beachte das rötlich braune Faser
geflecht, welches den ganzen Pilz überzieht, um sich vor
Verwechselungen mit einer Scleroderma-Art zu schützen.
Den von Rabenhor.'^T 1. 1. pag. 246 für diese Art an
gegebenen > ekelhaften Geruch und Geschmack habe ich nicht
bemerkt, sondern nur einen durchaus nicht unangenehmen,
würzigen Geruch "der Schnittfläche. Roh genossen hat der
Pilz auch einen durchaus nicht unangenehmen Geschmack
und auch einen ganz guten Nachgeschmack. In Scheiben
geschnitten und mit etwas Butter angebraten, liefert er ein
willkommenes Pilzgericht. Ich habe i 5 Gramm Feuchtgewicht
verzehrt. Auch ist er ein guter, gevvürziger funkenpilz.
IVocknen läßt er sicli nicht.
Berichtigung.
Mem alter Studienfreund, Herr Hofrat F LUDWIG in Greiz,
hatte die Güte mich darauf aufmerksam zu machen, daß Boletus
elegans. ausschließlich nur unter Län^hen vorkommt. In Stück i
le.se man auf .Seite 118 Zeile 4 von oben >fellca statt ^fallax-^.
29
Versuch einer Klassifikation des Geschehens.
Von
\V. Koppen.
Wie wir die Gesamtheit der Körper als die Materie be
zeichnen, so können wir die Cjesamtheit der Vorgänge als das
(ieschehen zusammenfassen.
Um uns in irgendeiner großen Mannigfaltigkeit zurechtzu
finden, müssen wir suchen, sie zu klassifizieren. So auch in der
größten Mannigfaltigkeit : der der Erscheinungswelt überhaupt.
Für die Körper ist denn auch von früh an eine Klassifikation
nach Möglichkeit ausgeführt worden. Für die Vorgänge dagegen
haben wir kaum Anfänge einer solchen. Aufs eingehendste
werden einzelne Gruppen derselben in be.sonderen Wissenschaften
untersucht. Eine Übersicht fehlt. Die Gliederung unseres Wissens
vom Geschehen besteht hauptsächlich darin, daß »Naturwissen-
schaften ^ und »Geisteswissenschaften* als getrennte Gebiete mit
gänzlich verschiedenen Methoden und Denkweisen, fast ohne
Fühlung nebeneinander sich entwickeln. Und doch scheint eine
solche Zusammenfassung schon durch den allgemeinen Wortge-
brauch vorbereitet zu .sein. Es sind zwar, wie überall, mehrere
Klassifikationen nach verschiedenen Gesichtspunkten möglich, aber
wie es bei den Organismen neben den »künstlichen« einseitigen
eine »natürliche« Klassifikation gibt, so .scheint durch die Ge*
samtheit des Geschehens eine natürliche Stufenfolge zu gehen,
jener . ähnlich und vielleicht auch wie sie der Ausdruck einer
zeitlichen Entwicklung.
Diese natürliche Reihe hat unendlich viele Abstufungen;
es la.ssen sich aber, in ab.steigender Folge, diese sieben Haupt-
stufen erkennen als Vorgänge i. der Kultur, 2. des Bewußtseins,
3. des Eebens, 4. Vorgänge in Kolloiden, 5. in Kri.stalloiden,
— 30 —
6. in Gasen, 7. im leeren Räume. Zu ihrer Begründung können
im folgenden nur Andeutungen gegeben werden, der Leser möge
selbst dies magere Gerippe durch Nachdenken ausfüllen.
Das Wesen dieser Stufenreihe liegt in folgenden vier Tat
Sachen :
1. Jede untere Stufe ist die Voraussetzung für die nächst
höhere und ist mit ihr durcli mehr oder weniger Übergänge ver
bunden. Die Stufen schreiten vom enger Bedingten zum allge
meineren, minder Bedingten hinab.
2. Je höher die Stufe, um so größer ist die VVirkungs-
fähigkeit einer gegebenen Energiemenge, einerseits infolge ihrer
geringeren Zerstreuung und geordneteren Zielrichtung, anderer
seits infolge der zunehmenden Ausnutzung anderweitig vorhandener
Rnergievorräte durch Auslösung.
3. Jede Stufe folgt Gesetzen, die teils mehreren oder allen
Stufen gemeinsam, teils dieser Stufe eigentümlich sind. Man
muß daher sehr vorsichtig mit der Anwendung von Gesetzen
sein, die für eine andere Stufe gefunden sind.
4. Die Stufen sind verschieden alt. Sicher ist es, daß
die Kultur .sehr jung, erst seit wenigen Zehntausenden von Jahren
auf der Erde ist. Wahrscheinlich aber ist auch das Bewußtsein
jünger als das Leben, dieses jünger als die Kolloidvorgänge,
und auch diese, wenigstens auf der P>de, jünger als das .sonstige
Geschehen. Von anderen Weltkörpern kennen wir nichts als die
drei untersten Stufen. Daß die Stoffe, aus denen unser Planet
besteht, gasförmig waren, bevor sie flüssig und fest wurden, ist
eine sehr allgemeine Annahme. Die neueren Entdeckungen
über die Umwandlung der chemi.schen Elemente geben aber auch
der alten Vermutung Wahrscheinlichkeit, daß deren mannigfaltige
Molekel durch Zu.sammenballung eines einfachen Urstoffs, etwa
des Aethers. entstanden sind.
Am .schnellsten führt es wohl zur Klarheit, wenn wir von
jeder der Hauptstufen je ein Beispiel uns vorstellen. Ein Friedens-
.schluß ist ein Kulturvorgang ; ein Gedanke ist ein Bewußtseins
31
Vorgang-; die Entfaltung einer Blüte — ein Lebensvorgang; die
Milch gerinnt — das ist ein Kolloidvorgang ; der Fluß bedeckt sich
mit Kis — das ist ein Vorgang in einem Kristalloid ; es stürmt
ein Vorgang in einem Gas; die Sonne scheint — ein Vorgang
im Weltraum. Nun achten wir auf den Unterschied der Vorbe-
dingungen: Für den Friedensschluß (i) sind denkende (2), lebende(3)
Menschen von Fleisch und Blut {4) notwendig, die einen Stoff
Wechsel durch Uiosmose (5) und Atmung (6) besitzen müssen;
für den Sonnenschein oder die Fortpflanzung des Lichts (7) ist
keine dieser Bedingungen erforderlich ; sie erfolgt auch im
möglichst vollständigen Vakuum und im Welträume, und nur
hypothetisch legen wir dem Vorgang als Träger den Weltäther
unter. Gleiches gilt auch für die. Zwischenstufen, unserm Punkt 1
entsprechend, wenn auch nicht so auffällig. Zum Regnen oder
Strömen des Flusses gehört z. B. nicht nur die .Schwere und die
chemische Verwandtschaft von H und O, wie sie auch beim Gas
sich finden, sondern auch tropfenbildende Kohäsion und Ober
flachenspannung, die den Gasen abgehen. Allgemein: Ohne
Bewußtsein keine Kultur, ohne Leben kein Bewußtsein usw.
Nun zu Funkt 2! Bei der Planetenbewegung im leeren
Räume spielen au.slösende Ursachen gar keine Rolle. .Sie zeigt
nur eine periodische Umwandlung von aktueller Energie in poten-
tielle und umgekehrt. Die gewaltige Energiemenge eines Sturmes
und die noch viel größere der ihn hervorrufenden Temperatur-
differenzen geht fast wirkungslos vorüber, während eine ver
schwindend geringe F^nergieumsetzung im Gehirn unter Umstanden
einen höch.st folgenreichen Gedanken speisen kann. Dev täg-
liche Energieverbrauch des tiefsten Denkers oder des größten
Staatsmanns würde nur zur Verdampfung von 4 bis 5 Litern
Wasser ausreichen — im günstigsten Falle, in Wirklichkeit
wegen der Wärmeverluste für noch viel weniger. Der Schuß
in Serajewo löste den Weltkrieg aus. Und im kleinen auch .so:
Der Fingerdruck der Arbeiters löst die Wucht des Dampfhammers
aus und wird selbst ausgelöst durch einen Nervenreiz auf den
Muskel von unmeßbar geringer Energiemenge.
— 32 —
Als auslösende Ursachen eines Prozesses bezeichnet man solche
?indrc V'organjj^e, deren Energie nicht in die jenes Prozesses
übergeht und mit ihr in keinem festen Größenverhältnis sieht,
in der Regel weit kleiner ist. Im allgemeinen entstammt sie
einer unabhängigen Umwandlungsleihe der Energie, deren zeit-
liches und räumliches Zusammentrefifen mit der ersten Reihe dvn
Prozeß »auslöst <. Hei katalytischen Wirkungen aber wird auch
die Energie der auslösenden V'orgänge aus der Hauptreilu- ent
nommen. so daß sie überhaupt keiner Zufuhr an Energie von
außen bedürfen; z. B. die Wirkung des Stickoxyds in der Eahri
kation der englischen Schwefelsäure.
Das auslösende Zusammentreffen zweier Verwandlungsreihen
der Energie, wie bei der Uhr und ihrem Schlagwerk, können
wir in einem solchen endlichen System überblicken und als Not-
wendigkeit erkennen. Wo aber die Verflechtung der Ursachen-
reihen unendlich ist, nennen wir es Zufall. Damit ist durch-
aus nicht ein Verzicht auf die weitere Untersuchung ausgesprochen.
Wir können den Zufall mathematisch behandeln und, wenn wir
die Vorbedingungen kennen un<l die Zahl der Fiille genügend
groß ist, die Häufigkeit seines Eintretens nach tlem (besetz der
großen Zahlen« durch die W'ahrscheinlichkeit berechnen. Ein
immer noch wachsender leil der Naturwissenschaft beruht, be.
Wüßt oder unbewußt, auf der Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Von den so oft angerufenen ehernen Gesetzen der Nülwendig-
keit wird sich vielleicht ein beträchtlicher Teil in Gesetze der
Wahrscheinlichkeit oder des gehäuften Zufalls verwandeln, die
zwar für den Durchschnitt, aber nicht für den Einzelfall unbedingt
maßgebend sind.
Eine besondere Art von Auslösungen, die scht)n in der
anorganischen Welt, aber noch mehr in Kulturvorgängen eine
große Rolle spielt, sind die Schwellenprozesse. Denken wir uns
einen Heber in ein Gefäß dicht unter dem oberen Rande einge-
lassen, das innere Ende des Hebers reiche bis zum Hoden, das
äußere bis unter den Hoden des (refäßes. Dann können wir
— 33 —
das Gefäß beinahe voll c^ießen, aber sobald die Flüssiij^keit bis
über das Knie des Hebers steigt, läuft das ganze I^^ifs leer.
Der Umschwung in Europa, den wir in diesen Tagen erleben,
vollzieht sich nach diesem Schema.
in einer intere-s.santen Schrift: »Ektropismus oder die
physikali.sche Theorie des Lebens« hat FELIX Auerbach 1909
ähnliche Überlegungen angestellt, freilich nur auf die zwei Stufen
bezogen: Leben und leblose Natur Letztere gehorcht nach ihm
einer Ablaufmechanik, ersteres einer Entwicklungsmechanik, in
der die Ektropie nicht wachsen, sondern abnehmen soll. Dali
die so viel größere Wirkungsfähigkeit einer gegebenen Energie
menge im Leben in erster Linie auf Auslösungen beruht, erwähnt
er zwar, aber nur gelegentlich '). Ich glaube aber, daß der
.Schwerpunkt der Sache eben in den Auslösungen liegt, deren
sy.stematisches Studium allerdings noch in den ersten An-
fängen liegt.
Die im l'unkt 3 ausgesprochene Warnung wendet sich
namentlich gegen die Anwendung naturwissenschaftlicher Gesetze
als Schlagwörter auf Kulturvorgänge. Die DARWIN'sche Theorie
war ein gewaltiger Fortschritt auf dem Wege des Mereinrückens
der Naturerscheinungen ins Begreifbare. Damit ist aber durch-
aus nicht ge.sagt, daß die für das Leben gefundenen Gesetze
ohne weiteres auch für die Gebiete gelten müssen, wo die Kultur
als entscheidender Faktor auftritt. Namentlich gehört der Krieg
innerhalb der .Spezies nicht zu den Mitteln, deren die Natur sich
zur Vervollkommnung der Arten bedient, schon darum nicht, weil
er bei anderen Tieren nicht vorkommt. Das Schlagwort »Kampf
ums Dasein' bedeutet bei DARWIN allgemein die Einschrän
kung der Vermehrung durch äußere Umstände, keines-
wegs .speziell die Vergewaltigung des Schwächeren durch den
Stärkeren.
') .\. ;i. (). S. 74 sagt er nämlich; »Bioloüjie ist Physik derjenigen Systeme,
welche im Stande sind, selbständig und mit freier Ausnutzung fremder Energien
cktropiscb und ordnend zu wirken <
34
Versuchen wir, uns die obige Stufenfolge zu veran-
schauliclien, so erhalten wir folgendes Hiid. Links vom gewellten
Strich ist die Art, rechts sind die Träger des Geschehens ange
geben; zu beachten ist aber, daß die Art des Geschehens nicht
nur für den daneben, sondern auch für alle darüber stehenden
Träger gilt, z. T. sogar (wie Bewußtseins- und Kolloid Vorgänge)
erst auf der höheren Trägerstufe volle Ausbildung erlangt.
C
V
ÜJ
ü
r.
Kultur- Vorgänge \
\
Mensch
2. MewufNtseins- Vorgänge 'jj
3. Lebens- Vorgänge
4. Vorgänge in Kolloiden
(mit Molfkclkfilfii und Dialyse
3. Vorgänge in Kristalloiden ', 1 Kristalloid \\
' mit Konasion, Ciostalt u. Oberfläche! 1 i,l \ ^■
6. Vorgänge in Gasen (chemische
rinwaüdlungeii u. Molekularbeweguntj)
\
Gas
7. Vorgänge im leeren Raum (Kernwirkunfr, '\
(iravilation, Strahlung, Schwiiigurig) \
Aether
Zunächst mag die große l'reppe der 7 großen Stufen
lu'r\ orgehoben sein. Aber bei näherer Überlegung finden wir
nicht nur eine fortschreitende Steigerung innerhalb jeder Stufe,
sondern auch Übergänge zwischen den Stufen, so dal.N die ge-
wellte ansteigende Linie den Tatbestand noch besser veranschau-
licht Nur an zwei Stellen zeigt diese Linie vorläufig noch un-
überbrückbare Brüche zwischen 3 imd 4 und zwischen 6 und 7.
Aber die letzten Jahrzehnte haben auch diese beträchtlich ver-
kleinert: der Unterschied zwischen lebendiger und unorganischer
Substanz wird durch die Fortschritte in der Synthese organischer
Stoffe vom chemischen auf das morphologische Gebiet zurückge-
drängt, wobei das moderne Studium der Kolloide uns zeigt,
daß unzweifelhaft durch sie und nicht durch die Kristallbildung
der Weg zum Leben führt. Auf der anderen Seite kommt
unsere Erkenntnis über den Zerfall der radioaktiven Elemente
der Entstehung der Atome allmählich näher.
Die verschiedenen Arten des ( icschehetis sind an diesem
Aufslieg sehr verschieden betr-iligt. Bewegung, chemische Um
wandlunij. Wärme, laicht und wahrscheinlich auch l'.lektri/.itat
sind es in wesentlicher Weise. Dazu treten als Nebenwege,
die nicht nach oben führen, sondern Sackgassen oder selbst
Kückschritte darstellen, auf Stufe 7 Magnetismus und Radio-
aktivität (?), von Stufe 6 an Schall, von Stufe 5 an Kristallisation,
auf Stufe 4 Ausflockung (Gerinnung, Gel-Bildung) hinzu. Wie
auf Stufe 5 die P^ntstehung starrer Körper den Weg zum Leben
absperrt, der nur durch die flüssigen und halbflüssigen hindurch-
führt, so ist die völlige l-'.inkapselung der Zellen durch Zellulose-
häute, die sich bei den Blütenpflanzen zeigt, und das Ver-
schwinden bei ihnen aller Plinmier- oder Geißelbewegung, die
w\v vom Menschen über die i\lgen und Moose bis zu den Cyca-
deen finden, ein sichtlicher Seitenweg, der nicht zum Ziele führt,
wenn auch die Assimilationsarbeit der grünen Teile dieser Blüten
pflanzen heute die Energiequelle für das ganze lierleben bildet
(in der Vorzeit wurde diese Arbeit von Kryptogamen geliefert).
Einen remen Rückschritt stellt auf Stufe 2 das Leben festsitzender
Parasiten dar, das bei den Wurzelkrebsen die Pflanzenähnlichkeit
am weitesten treibt. P^ndlich dürfen wir auf Stufe 2 und i die
Hypnose und auf Stufe 1 den Krieg als solche Sackgassen be-
trachten, die nicht zum Fortschritt führen, neben manchem
Andern.
Wir wollen nun von den einzelnen Hauptstufen einige der
wichtigsten Züge in aller Kürze in Erinnerung rufen, um so die
Bedeutung der Klassifikation etwas deutlicher erkennen zu lassen!
Die K u 1 t u 1 ist das Neue, das nüt dem Menschen in die
Welt gekommen ist. Sie erzeugt sogar in wachsendem Grade
neue jihysikalische und chemische Prozesse und neue Stofte, die
" 36 -
wahrscheinlich vorher nie und nirgends in der Welt vorkamen.
Auch die Kulturtorheiten, wie das Schmücken bezw. Verunstalten
des eignen Leibes oder der Massentotschlag der eigenen Art-
genossen durch gegeneinander ziehende Horden finden wir l^ei
keinem andern Tiere.
Die Kultur beruht auf drei Grunderscheinungen : der Domesti-
zierung, der Instrumentierung und der gesprochenen und ge-
schriebenen Sprache. Die erstere besteht in einer »durch eine
Reihe von Generationen fortdauernden willkürlichen Beeinflu.ssung
der Ernährungs- und POrtpflanzungsverhältni.sse.« (EUGKN
Kjsciikr). Vorläufer der 1 )omestizierung finden wir schon bei
den Pflanzen in der Svmbio.se, bei den Ameisen in der Sklaven-
haltung usw. Beim Men.schen führt sie zur l^rziehung hinüber.
Die Domestizierung führt zur vergrößerten Variabilität, und ohne
Variabilität ist die Höherentwicklung einer Art unmöglich. Durch
die Instrumentierung aber nahm diese Entwickeln ng beim Menschen
eine besondere Richtung auf das Gehirn. Seine Hand brauchte
nicht mehr einem bestimmten Zweck angepaf.U zu sein, wie die
des Maulwurfs oder des Rennpferds, sondern erfüllt durch ge-
eignetes Werkzeug die verschiedensten Zwecke, wenn nur das
Gehirn zur Erfindung die.ses Werkzeugs ausreicht. Endlich die
dritte Hauptbedingung der Kultur i.st die Eormulierung, Mitteilung
und Aufbewahrung der Gedanken durch Sprache und Schrift.
Voraussetzung für die Entstehung der Kultur war das B e-
wußtsein, welches das Tier von der Pflanze unterscheidet. .So
dumpf dieses bei den niederen Tieren .selbstverständlich nur
sein kann, so machen doch dessen Spuren erst das Wesen /.um
Tier; Bewegung hat ja auch die Schwärmspore und die Mimose,
und über Empfindung wissen wir auf.>erhalb unseres Selbst nur
das, was sich durch Bewegung verrät. Damit steht nicht im
Widerspruch, daß auch bei den Handlungen des Menschen das
Unbewußte oder Halbbewußte eine viel größere Rolle si)ieU,
als das klar Überlegte. Der Reiz, der bei der Mimo.se schnell
vergeht, wird bei dem mit Intellekt begabten Wesen als Er
inncrungsbild, als »Vorstellvmg( aufbewahrt, das mit andern
— ?>7 —
Bildern verknüpft wird und zur Auslösung durch andere Reize
bereit liegt.
Aus dem Grauen vor dein Unbekannten — einer allge
meinen tierischen Schutzeinrichtung — und aus der Lust am
Wissen sind im menschhchen Bewußtsein sowohl Religion als
Wissenschaft emporgewachsen. Ihr Unterschied liegt in der Kritik.
Das Leben wird durch I'-ntwickelung eines Individuums
unter Stoftwechsel und Fortpflanzung — d. i. Ablösung neuer
Individuen — gekennzeichnet. Vorläufer dieser auf der Konti-
nuität der Kntwickelung bei Wechsel des Stoffs beruhenden
Individualität finden wir in der anorganischen Natur u. a. in der
Welle und der Flamme, mit Entstehung, Wachstum und Tod,
Teilung und Verschmelzung; in der Hamme sogar mit steter
chemischer Umwandlung und Auswahl des Aufzunehmenden.
Für die äußere Gestalt der Lebewesen ist vor allem die
Bewegung das Entscheidende. Schnelle Bewegung im oder auf
dem widerstehenden Medium verlangt symmetrische bilaterale Form
und für den langsamen Prozeß der Stoffaufnahme durch Dialyse
die vorläufige Unterbringung und Mitführung der Nahrung in
laschen, also einen Darm. Fehlt die Bewegung, so wird um-
gekehrt die Nahrung aufgesucht durch Hervorragungen —
Wurzeln, Zweige, Blätter die zugleich die aufnehmende Ober-
fläche vergrößern oder der Befestigung dienen. Das bewegliche
Her kann sich wurzelartige Anhänge — Kiemen, Darmzotten —
nur an geschützten Körperstellen erlauben.
Die chemische Grundlage des Lebens ist durch das ganze
Pflanzen- und Tierreich bei allem I^'ormenreichtum sehr einheitlich :
im Stoffaustausch ist zwischen einem Hutpilz und dem Menschen
wenig Unterschied ; es werden Wasser, organische Stoffe, Sauer-
stoff und Salze aufgenommen und Wasser, Kohlensäure und
emige Stoffwechselprodukte ausgeschieden. Bei den grünen
Pflanzen fällt die Aufnahme organischer Stoffe fort und tritt
Aufnahme von Kohlensäure und ihr Umbau im Licht zu
organischer Substanz an deren Stelle. Ganz abweichend davon
zeigen die Spaltpilze bei äußerster Formenarmut eine über-
- 3« -
raschendc Verschiedenheit der «grundlegenden chemischen Vor
gänge in Aeroben, Anacroben, Schvvefelbaktcrien, StickstoH-
bakterien usw. Manche höhere Pflanzen, wie Leguminosen, haben
sich dieses durch Symbiose zu Nutze gemacht. Im übrigen bauen
sich Leben, Bewußtsein und Kultur auf der allmählichen Auf-
hebung der durch das Sonnenlicht in den grünen l^flanzen unter
Spaltung der Kohlensäure geschaflenen chemischen Energie auf.
Zum Leben .scheint ein bestimmter anatomi.scher Bau des
Individuums oder seiner Teilstücke (Zellen) allgemein notwendig
zu sein, nämlich mindestens ein Dualismus von Protoplasma und
einem oder mehreren Kernen mit Kernkörperchen. In diesem
noch unerklärten Zusammenwirken der beiden Apparate Kern
und Protoplasma, der dem Menschen und dem Eichbaum ge-
meinsam ist, und nicht in der Zusammensetzung aus Zellen,
scheint der tiefste Unterschied zwischen organischer und organi-
sierter Substanz, also »die Leben.skraft« zu stecken. Kern und
Plasma der mikroskopi.schen Keimzelle bestimmen auch beim
Menschen sein ganzes Leben mehr, als alle weitere Stoffzufuhr
und äußeren Umstände.
Die als Kolloide bezeichneten Mitteldinge zwischea echten
Lösungen und mechanischen Gemengen, deren Teilchen zwischen
einem Zehntausendtel und einem Milliontel mm messen, zeigen
alle Übergänge zwischen festen Stoffen, Gallerten, Schleimen
und Flüssigkeiten. Da es sich dabei um einen gewissen Grad
der Zerteilung (Dispersion) handelt, so werden auch Nebel und
Rauch als Kolloide im weiteren Sinne betrachtet. Das »Disper
sionsmittel < ist hier Luft, bei den echten Kolloiden zumeist Wasser.
In der Reihe von merkwürdigen Pirscheinungen, die die Kolloide
aufweisen, sind Dialyse und Gerinnung (Gel-Bildung) die hervor-
ragend.sten. Das Pastoplasma ist ein sehr verdünntes, gewinnungs-
fähiges Kolloid, das Brown 'sehe Molekularbewegung zeigt, durch
die Zellwände nicht diffundiert und seine P"orm behält selb.st bei
mehr als 96 "/o Wassergehalt.
Das sind Eigenschaften, wie sie auch anorganische Kolloide
zeigen ; von ihnen unterscheidet sich aber das lebende Protoplasma
— 39 —
durch die komplizierte chemische Zusammensetzung und das
äußerst hohe Molekulargewicht der Eiweißkörper, aus denen es
besteht. Die Verbindung dieser Molekel zu regehiiäßigen
Molekelketten verstärkt die kolloidalen Eigenschaften dieser
Stoffe; anscheinend können aber alle StolTe bei nicht zu hohen
Temperaturen durch Bildung unregelmäßiger Molekelballen kolloide
Natur annehmen.
Diese Zusammenballung fehlt auf der fünften Stufe, die man
nach dem Vorgang von Graham die kristalloide nennt,
obwohl auch Kolloide zuweilen Kristallbildung zeigen. Auf ihr
bewegen sich die Molekel einzeln mit größerer oder geringerer
Reibung (in festen oder flüssigen Körpern) und diffundieren im
letzteren Falle auch durch organische Membranen. Sie werden
aber durch Kohäsion zusammengehalten und bilden so Körper
von bestimmter Gestalt und Oberflächenspannung.
Auf der sechsten Stufe ist dies nicht mehr der Fall, die
leilchen der Gase fliegen frei im Räume bis sie mit andern
zusammenstoßen ; aber diese Teilchen sind noch nach chemischen
Verwandtschaften aus schweren Atomen zusammengesetzte Molekel.
Endlich auf der siebenten Stufe fällt auch dieses fort, das
Geschehen spielt sich im stofileeren Räume ab, sei es als unver-
mittelte Fernwirkung, sei es getragen von dem hypothetischen
Aether, dem man allerdings zugleich »Festigkeit« und ver-
schwindend geringe innere Reibung zuzuschreiben genötigt ist.
Daß er zugleich unwägbar ist, bedeutet allerdings noch nicht,
daß er gewichtlos sei: er kann auch blos nicht isolierbar sein,
weil seine Teilchen so klein sind, daß für ihn Glas und Metall
so durchgängig sind, wie ein Drahtnetz für Wasser. Mafie muß
er haben, da auf dem winzigen Bruchteil seiner von der Sonne
ausgehenden Bewegungen, den die Erde auffängt, die Energie
fast aller Lebens- und Witterungs-Erscheinungen auf dieser beruht.
Was aus den übrigen in so unbegreiflicher Fülle von der Sonne
hinausgeschleuderten Energiemengen wird, wissen wir nicht.
Haben wir die Rangordnung des Geschehens erkannt, so
ergibt sich auch eine sehr einfache allgemeine Vorschrift für
— 40 —
menschliches Handehi : > Trage zur iMhöhung und nicht zur Kr-
niedritrung (les (Geschehens bei!;^ Das Gebot »Du sollst nicht
töten!« ist ein Teil dieses allgemeinen sittlichen Ciesetzcs. Kein
(ieschehen soll auf eine niedrigere Stufe gebracht werden, es sei
denn, um dadurch ein höheres Gescliehen zu ermöglichen.
In einem im Januarheft 1919 der Monatsblätter des deutschen
Monistenbundes, Ortsgruj)pe Hamburg, erscheinenden Aufsatz
habe ich einige der obigen Bemerkungen näher ausgeführt und
das Verhältnis der darge.'Kellten aufsteigenden Stufenfolge zur
Entropie und zur beständigen Entwertung besprochen, der die
Energie durch Zerstreuung unterliegt. Beide, die aufsteigende
Lebenstreppe und die absteigende Entropietreppe, nötigen uns
wenigstens für das beschränkte materielle System, das wir über
sehen können, eine stetige Änderung in einer Richtung, also
einen Anfang und ein Ende zu erkennen. Die Unbegreiflichkeit
wird gemildert durch eine zweite Unbegreiflichkeit: Die Unend-
lichkeit des Raumes.
Jedes noch so große System i.st ein ofiene.s System, in
dem neben freiwilligen auch von außen erzwungene Vorgänge
möglich sind.
Selbstver.ständlich sind neben der geschilderten genetischen
Klassifikation auch andere Klassifikationen der Vorgänge nach be
stimmten Gesichtspunkten möglich. .So z. B. nach der Stellung
zu auswärtigen Energien, in freiwillige und erzwungene; nach
der räumlichen Verteilung, in zerstreuende (au.sgleichende) und
sammelnde (difterenzierende); nach der Richtung gegen das (jleich
gewicht, in stabilisierende und labilisierende; nach der l^rhaltungs-
tendenz in hnitive, die auf ihr eigenes T-nde und konservative,
die auf ihre Erhaltung hinwirken. Die Durchführung dieser Ein
teilungen ist .sehr .schwierig, weil die Gesamtheit der V^)rgänge
auf ihre Stellung in die.sen Kla.ssen geprüft werden mülke.
Was ist nun »Materie; untl «Geschehene.- Die einfachste
1^'a.ssung i.st vielleicht die folgende : Raum und Zeit haben keine
Eigenschaften, sondern nur Dimensionen ; mit lugenschaften be-
gabten Raum nennen wir .Materie, mit Eigenschaften begabte
— 41 —
Zeit nennen wir Geschehen. Möglicherweise bestehen alle diese
Eigenschaften aus einer Beziehung von Raum auf Zeit Bei
sichtbarer Bewegung ist die Beziehung diese : Heißt das Be-
ständige in der Materie, die Masse, ni, dasjenige im Geschehen,
die Energie, e, und bezeichnet weiter s den Weg, t die Zeit, so ist
s^ t*
ms' = 2et^, woraus ebensogut e als = V« '" ., \\ie m als ■^= 2e ^
definiert werden kann. Da andere Energieformen aus und in
sichtbare Bewegung umgewandelt werden können, so liegt die
Annahme nahe, daß für alles Geschehen dieses eigentumliche
V^erhältnis zwischen den angegebenen vier Größen bestehe. Für
die Wärmeerscheinungen in Gasen und Lösungen ist in der Tat
diese Auffassung aufs vollkommenste mathematisch durchgeführt
Verhandlungen
desnaturwissenschaftlichenVereins
zu Hamburg
im Jahre 1919
Dritte Folge XXVI!
/
i
Hamburg, 1920 :-: L. Friederichsen & Co.
Für die in diesen „Verhandlungen" veröffentlichten
wissenschaftlichen Mitteilungen und Aufsätze sind nach
Form und Inhalt die betreffenden Vortragenden oder
i-'L-ft-"-",:j!a Verfasser allein verantwortlich; '_!i-'ljc3zje3
H. Lorenz' Buchdruckerei, Schwarzenbek i. Lauenbg.
Verhandlungen
des naturwissenschaftiichen Vereins
zu Hamburg
im Jahre 1919
Dritte Folge XXVIi .
Hamburg, 1920 :-: L, Friederichsen <% Co.
Inhaltsverzeichnis.
I. Geschäftliches.
Seite
Allgemeiner Jahresbericht für 1919 . . . ^ 5
Verzeichnis der im Jahre 1919 geschenkten Schriften 6
Abrechnung für 1919 7
Vorstand und Gruppenvorsitzende für 1920, ständige Mitglieder des
erweiterten Vorstandes, Kassenprüfer und Ehrenrat 8"
Verzeichnis der Mitglieder, alDgeschlossen am 1. Juli 1920 8
II. Berichte über die Vorträge und wissenschaftlichen Ausflüge
des Jahres 1919.
A. Die Vorträge und Vorführungen des Jahres 1919.
Die Vorträge sind im folgenden Verzeichnis nach dem Stoff geordnet.
Von den mit einem Stern (*) bezeichneten Verhandlungen ist kein Bericht
abgedruckt. Vorträge, die Stoff aus verschiedenen Abteilungen der folgenden
Übersicht behandelten, sind mehrfach aufgeführt.
Chemie, Physik, Meteorologie und Verwandtes.
Koppen: Neue Klassifikation der Klimate 20
Lindemann: Beugungsbilder einiger besonderer Fälle Fraunhoferscher Partie-
gitter 20
Riebeseil: Stereoskopische Raummessung, insbesondere an Röntgenbildern 22
Tams: Drehwage und Schweremessungen in ihrer Bedeutung für die Geologie 23
Schutt: Über Neonlampen, Extraströme und Lichtbogenschwingungen . . 24
Wegener: Der Meteoritenfall von Treysa am 3 April 1916 29
Pranck: Fortschritte der organisch - chemischen Grosstechnik während des
Krieges 30
*Ahlborn: Laminare und turbulente Strömungen in Rinnen und Rohren . 30
Geologie und Verwandtes.
*Gürich : Über die Erdölgebiete in Rumänien im Vergleich zu den nord-
deutschen 20
Tains : Drehwage und Schweremessungen in ihrer Bedeutung für die Geologie 23
Koch: Pliocäne Ablagerungen bei Hamburg 25
^ Reche: Die diluviale Tierwelt in der Darstellung des diluvialen Menschen . 28
rl- Wegener: Der Meteoritenfall von Treysa am 3. April 1916 , 29
— 4 —
Geographie und Ozeanographie.
Koppen: Neue Klassifikation der Klimate 20
Pfeffer: Der Standpunkt der Paleogeographie und Zoogeographie gegenüber
der Hypothese Alfred Wegeners von der Horizontalverschiebung der
Kontinente 21
Pfeffer. Mittelamerika und die Geschichte der amerikanischen Tierwelt . . 31
Lütgens: Westindien im Weltkriege. Eine wirtschaftsgeographische Studie. 22
Lütgens; Bulgarien, Land und Leute 29
Hentschel: Untersuchungen zum- Bipolantatsproblem 25
Lohmann: Die Besiedelung der Hochsee m.it Pflanzen und Tieren ... 26
Biologie.
-Allgemeinem.
Lohmann ; Die Besiedelung der Hochsee mit Pflanzen und Tieren. ... 26
Botanik.
Reh: Insekten-.M.inen in Blättern 30
Zoologie.
Pfeffer: Der Standpunkt der Falaeogeographie und Zoogeographie gegeniiber
der Hypothese .Alfred Wegeners von der Horizontaiversclnebung der
Kontinente 21
Pfeffer; A'littelamerika und die Geschichte der amerikanischen Tierwelt . . 31
Hageii: Japans Fauna in ethnographischer Hinsicht 22
Martini: Über Stechmücken und Stechm.ückenbekämpfung in der Heimat . 25
Hentschel : L'ntersuchungen zum. Bipolaritätsproblem 25
Reh: Ratten und Mäuse, ihre Bedeutunp, für den Menschen und ihre Be-
kämpfung 2"
Reh: Insekten-Minen in Blättern. 30
Reche: Die diluviale Tierwelt in der Darstellung des diluvialen Menschen . 2S
Vosseier: Kleine Mitteilungen aus dem. Zoologischen Garten 2S
*Fülleborn: Übertragung der Grubenwurmkrankheit (.Ankyjostomiasi?). . . 30
Anthropologie.
.Hagen : Japans Fauna in ethnographischer Hinsicht 22
'Antze: Die .Metalltechnik der Indianer 2-1
Reche: Die diluviale Tierwelt in der Darstellung des diluvialen Menschen. 28
m
Aledizin.
Nöller: Über die Behandlung der Pferderäude mit Gas 21
Riebeseil: Stereoskopische Paummessung, insbesondere an F^öntgenbiidern . 23
.Martini : L'ber Stechmücken und Stechmückenbekäm.pfung in der Heimat ^^
Reh: Ratten und Mäui^^e, ihre Redentung für den Menschen und ihre B»"
kämpfung ^^
*Fülleborn : Übertragung der Grubenwurtnkrankhcit (Ankyloi.Uomiasis) . . 30
B. Die vcissenschaftlichen Anslflüj^e riet; Jahres 1910.
'^ Botanische Ausflüge
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1. Geschäftliches.
Allgemeiner Jahresbericht für 1919.
Am Schlüsse des Jahres 1919 zählte der Verein 18 Ehrenmitglieder,
8 korrespondierende und 467 ordentliche Mitglieder. In das Berichtsjahr fiei
der Tod des Ehrenmitgliedes Geh. Rat Prof. Dr. E. Haeckel sowie der ordent-
lichen Mitglieder Dr. H. Borgert, Prof. Dr. E. Glinzer, E. Heine und
Dr. O. Ste in haus. Ausgetreten sind 13, eingetreten 31 Mitglieder.
Infolge der revolutionären Unruhen mussten die Sitzungen des Vereins
einige Male abgekürzt werden oder ganz ausfallen ; doch konnte im übrigen
eine gedeihliche Tätigkeit entwickelt werden. Insgesamt fanden 26 Sitzungen
statt, die im Mittel von 42 Personen besucht waren. Von den dabei gehaltenen
Vorträgen fielen 6 in das Gebiet der Botanik und Zoologie, 4 gehörten der
Chemie und Physik an. 5 betrafen Geophysik, Geologie und Paläontologie;
desgleichen waren Geographie und Völkerkunde mit 5 Vorträgen vertreten,
während sich 2 Vorträge mit Astronomie und kosmischer Physik und 4 mit
medizinischen Fragen beschäftigten. Außerdem hielt die botanische Gruppe
5 Sitzungen, die physikalische Gruppe 3 und die Gruppe für den naturwissen-
schaftlichen Unterricht 2 Sitzungen ab. An den im Berichtsjahr veranstalteten
11 botanischen Ausflügen nahmen im Durchschnitt je 13 Mitglieder teil. Den
Vortrag zur Feier des 82jährigen Stiftungsfestes hatte Herr Prof. Dr. Fülleborn
übernommen. Er sprach im tropenhygienischen Institut über die Übertragung
der Grubenwurmkrankheit und führte in Verbindung hiermit Projektionen,
Kinematogramme und Demonstrationen vor.
Der Vorstand erledigte seine Geschäfte in 6 Sitzungen, darunter war eine
Sitzung des erweiterten Vorstandes.
Von bemerkenswerten Beschlüssen ist anzuführen, daß nunmehr auch
Frauen als ordentliche Mitglieder in den Verein aufgenommen werden können.
Ferner können Studierende gegen Entrichtung eines Semesterbeitrages von 2 Mk.
als Semestergäste zugelassen werden. Herr Prof. H. Ahlborn in Göttingen,
ordentliches Mitglied seit 1876, wurde zum korrespondierenden Mitgliede und
Herr Admiralitätsrat Prof. Dr. W. Koppen, ordentliches Mitglied seit 1883, zum
Ehrenmitglied ernannt. •
An Vereinsschriften wurden im Jahre 1919 veröffentlicht:
1. Verhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg im Jahre 1918.
Dritte Folge XXVI.
und 2 Abhandlungen Band XXI, Heft 1, W. Michaelsen, Zur Kenntnis der
Didemniden.
Der Verein stand mit 68 Akademien, Gesellschaften, Instituten usw, im
Schriftenaustausch. Davon entfielen auf Deutschland 36, Österreich- Ungarn ll*
Schweiz 6, Skandinavien 4, Spanien 3, Holland 2, Finnland 1, Italien 1, Amerika 4.
An Geschenken, für welche der Verein den Gebern herzlich dankt, gingen die
folgenden Arbeiten ein:
1. Jünemann, Das neueste Testament. I.Buch 1919.
2. P. Ricbesell, Die mathematischen Grundlagen der akustischen Entfernungs-
messung. (Kriegstechnische Zeitschrift 1919, Heft 1 und 2.)
3. C. Schrader, Nautisches Jahrbuch 1918-1920.
4. E. Tams, Drehwage und Schweremessungen in ihrer Bedeutung für die
Geologie. (Geolog. Rundschau Band X, Heft 1, 1919)
5. L. Wittmack, Gemüseanbau. (Landwirtsch. Hefte 1919, Heft 41 bis 43.)
6. L. Wittrnack, Das Verfahren beim Treiben der Zierpflanzen, (Sitz. - Ber.
Gesellsch. naturforsch. Freunde zu Berlin, 1918.)
7. Hamburg, Hauptstation für Erdbebenforschung, Monatliche Mit-
teilungen 1919.
Hamburg, den 21. Januar 1920.
Der Vorstand.
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Der Vorstand für 1920.
Erster Vorsitzender: Dr. A. Lindemann
Zweiter Vorsitzender: Dr. M. Knoth
Erster Schriftführer: Dr. E. Tams
Zweiter Schriftführer: Dr. H. Thorade
Archivwart: Prof. Dr. L. Reh
Schatzmeister: Otto Edmund Eiffe.
Schriftleiter: Dr. P. Riebesell.
Gruppenvorsitzende für 1920.
Botanische Gruppe-. Prof. Dr. A, Voigt
Physikalische Gruppe : Prof. Dr. Joh. Classen
Anthropologische Gruppe: Prof. Dr. Thilenius
Gruppe für naturwissenschaftlichen Unterricht: Dr. R. Lütgens
Ständige Mitglieder des erweiterten Vorstandes.
Prof. Dr. F. Ahlborn
Prof. Dr. Jobs. Classen
Prof. Dr. L. Doermer
Prof. Dr. G. Gürich
Prof. Dr. E. Krüger
Prof. Dr. Hugo Krüss
Dr. A. Lindemann
Prof. Dr. H. Lohmann
Prof. Dr. W. Michaelsen
Prof. Dr. C. Schäffer
Prot. Dr. A. Schober
Prof. Dr. A. Voigt
Prof. Dr. A. Voller
Prof. Dr. Vosseier
Kassenprüfer.
C. L. Nottebohm Dr. W. L. Peters
Als Ersatzmann: Petrus de Grys
Ehrenrat.
Prof. Dr. K. Küchel
Prof. Dr. Jobs. Classen
Dr. P. Hinneberg
Prof. Dr. H. Lohmann
Prof. Dr. A. Schober
Medizinalrat C. H. WolPf
Verzeichnis der Mitglieder
abgeschlossen am 1. Juli 192U.
Ehren-Mitglieder.
Ehlers. E., Prof. Dr., Geh. Regierungsrat Göttingen IL 10. 95
Hersen, V., Prof. Dr., Geh. Medizinalrat Kiel 30. 11. 12
Koppen, W., Prof. Dr., Admiralitätsrat, Hamburg, Gr.-Borstel, Violastr.7 26. 11. 19
(Mitglied seit 28. IL 83)
Krüss, H., Prof. Dr., Hamburg (11), Adoloh.-brücke 7
(Mitglied seit'27. 9. 7«)
Quincke, G., Prof. Dr., Geh. Hofrat Heidelberg
Retzius, G., Prof. Dr. Stockholm
Reye, Th., Prof. Dr. Straßburg
30. 11. 12
18. 11. 87
14. 1. 85
U. 1. 85
— 9 —
Schrader, C, Dr., Geh. Regierungsrat Berlin 30. 11. IS
Schwendener, S., Prof. Dr., Geh. Regierungsrat Berlin 10. 88
Spengel, J. W., Prof. Dr., Geh. Hofrat Gießen 10. 2. 09
Temple, R, Budapest 26. 9. 66
Toliens, B., Prof. Dr., Geh. Regierungsrat Göttingen 14. 1. 85
Voller, A., Prof. Dr., Hamburg (24), Lerchenfeld 3 1. 10. 10
(Mitglied seit 29. 9. 73)
Warburg, E., Prof. Dr., Wirkl. Geh. Oberregierurgsrat, Präsident d.
Physikal.-Techn. Reichsanst. Charlottenburg 14. 1. 85
Wittmack, L., Prof. Dr., Geh. Regierungsrat Berlin 14. 1. 85
Wölber, F., Konsul Hamburg 28. 10. 75
Korrespondierende Mitglieder.
Ahlborn, H., Prof. Göttingen 4. 6. 19
(Mitglied seit 23. 2. 76)
Borgert, Adolf, Prof., Dr. Bonn 30. 11. 12
Friederichsen, Max, Prof. Dr. Greifswald 1. 1. 04
(Mitslied seit 12. 10. 98)
Mügge, O., Prof. Dr., Geh. Bergrat Göttingen 10. 86
Raydt, H., Prof. Dr., Geh. Hofrat Hannover 78
Struck, R., Prof. Dr. Lübeck 30. 11. 12
Thompson, F., U.-S. Consul Merida, Yucatan 26. 11. 89
Ordentliche Mitglieder.
Die eingeklammerten Zahlen vor der Anschrift bezeichnen den Postbezirk in Hamburg,
das Datum am Schluss der Zeile den Tag der Aufnahme.
Abel. A., Apotheker, (20) Eppendorferlandstraße 96 27. 3. 95
Adam, R., Rektor, Ottensen, Moltkestraße 10 22. 2. 05
Ahlborn, Fr., Prof. Dr.. (22) Uferstraße 23 5. 11. 84
Ahrens, Caes., Dr , Chemiker, (39) Bellevue 7 10. 5. 93
Albers-Schönberg, Prof. Dr. med., (5) Allgemeines Krankenhaus St. Georg 1. 11. 99
Alpers, L,, Direktor der Billbrauerei, (26) Hammerlandstraße 8 9. 2. 10
Andersson, F., (20) Mittelstraße 92 5. 11. 13
Anker, Louis, (1) Glockengießerwall 25/26, Scholvienhaus 7. 2. 00
Ansorge, Catl jr.. Klein- Flottbek. Eibchaussee 6 25. 2. 14
Arndt, A., Lehrer, (23) Ritterstraße 116 28. 11. 20
Arnheim, P., (36) Gänsemarkt 35 15. 5. Ol
Des Arts, Louis, Dr., Wewelsfleth 11. 1. 11
Aufhäuser, D., Dr., (8) Dovenfleth 20 31. 5. 05
Augustin, C, Prokurist, Harburg-E., Lauterbachstraße 13 12. 1, 16
Bade, F., Kandidat des höheren Lehramts, (30) Breitenfelderstraße 121. 27. 5. 14
Banning, Prof. Dr., Oberlehrer, (39) Körnerstraße 20 24. 2. 97
Bartens, H.. Oberlehrer, (21) Zimmerstraße 30 II. 13. 1. 09
Beckmann, F., Apotheker, Hamburg-Fuhlsbüttel, Beim Storchnest 1 19. 5. 20
Behn, Johannes, Wentorf, Post Reinbek 14. 4. 09
Behn, Leonhard, Kl. Flottbek, Grotkamp 34 21. 10. 08
Behncke, M., Dr., Chemiker, (25^ Oben Borgfelde 14a 14. 1. 20
von Behren, Dr., Wilhelmsburg, Kirchenallee 23 14. 4. 09
Behrend, Panl, Dr., beeidigter Handels-Chemiker, (1) Gr. Reichenstr. 63 10. 1. 00
Bein, Otto, Konsul, Oldenfelde, Post Rahlstedt, Dorotheenstraße 3 10. 12. 13
Bendixsohn, K., Dr., Oberlehrer, (21) Uhlenhorsterweg 52 29. 10. 19
Benjamin, Ludwig, Civ^ilingenieur, (30) Bismarckstraße 133 3. 11. 15
Berendt, Max, Ingenieur, (24) Lessingstraße 12 23. 9. 91
L- 10 .-
iBeuck, H., (24) Uhlandstraße 16 28. 2. 06
Bibliothek, Preußische Staats-, Berlin 7, 6. 82
Biernatzki, Reiniiart, Oberlehrer, (36) Pilatuspool 7 IV. 8.3. 11
Bigot, C, Dr., Fabrikbesitzer, Billwärder a. d. Bille, 98 b 1. 1. 89
Birtner, F. W., Kaufmann, (37) Rothenbaumchaussec IW 15. 3. 99
Bleske, Edgar. Eutin, Auguststraße 6 28. 6. 93
Bock, F., Lehrer, (6) Schäferkampsailee 37 III. 10. 2. 04
Bock, Otto, (26) Hornerw^eg 231. ' 2. 11. 10
Bode, Kurt, Dr. Chemiker, (2o) Erikastraße 1.34 21. 10. 08
Bögel, H., (8) Neue Gröningerstraße 1 15. 11. 11
Böger, R., Prof. Dr., (24) Armgartstraße 20 III. 25. 1. 82
Boehm, E., Dr., Oberlehrer, (23) Börnestraße 52 30. 11. 04
Bohlmann, Ernst, Orchideen-Züchter, Wohldeck b. Tangstedt (Bez. Hbg.) 9. 4. 13
Bohnert, F., Prof. Dr., Direktor der Oberrealschule in St. Georg,
Bergedorf, Bismarckstraße 5 4. 2. 92
Bolte, F., Dr., Direktor der Navigationsschule, (4) Bei der Erholung 12 21. 10. 85
Brennecke, W., Dr., (9) Deutsche Seewarte 4. 6. 13
Brick, C, Prof. Dr., wiss. Assistent an den botanischen Staatsinstituten,
(5) St. Georgskirchhof 6 I. 1. 1. 89
Brockmöller, J., Dr., (19) Ottersbekallee 5 12. 3. 19
Brcckmöller, W., Dr., (30) Abendrothsweg 76 21. 4. 20
Brügmann, W., Prof. Dr., (37) Brahmsallee 11 14.5. 02
Brüning, Chr., Lehrer, (23) Ritterstraße 67 29. 1. 08.
von Brunn, M., Prof. Dr., wiss. Assistent am Naturhist. Museum,
(24) Sechslingspforte 6 II. 2. 12. 85
Brunner, C, Dr., vriss. Assistent an den Botan. Staatsinstituten
(36) Jungiusstraße 6. 4. 10
Büchel, K., Prof. Dr., (30) Eppendorferweg 186 6. 12. 93
Bünz, R., Dr., Hochkamp, Bo:;enstraße 1 2. 5. 06
Buttenberg, P., Prof. Dr., wiss. Assistent am Hygien. Institut
(3Ö) Sierichstraße 158 30. 11. 04
Capelle, Wirkl. Admiralitätsrat, Direktor der Deutschen Seewarte 12. 2. 19
Cappel, C. W. F., Kaufmann, (21) Höltystraße 11 29. 6. 80
Classen, Jobs., Prof. Dr., wiss. Assistent am Physik. Staats-
laboratorium, Langenhorn, Siemershöhe 26. 10. 87
Clausen, Heinr., Dr., Oberlehrer, (21) Richterstraße 9 II. 11. 12. 12
Claussen, L., Dr. med. vet., (19) Im Gehölz 3 4. 12. 07
Clemenz, P., Dr. med., Alsterdorf, Ohlsdorferstraße 386 29. 1. 08
Clesle, Frida, Oberlehrerin, (24) Sechslingspforte 17 21. 4. 20
Cohen-Kysper, Dr. med., Arzt, (36) Esplanade 3y 12. 4. 99
Coutinho, Sophus. (36) Johnsallee 63 20. 2. 18
Dabeistein, C, (23) Marienthalerstraße 123 II. 1.
Danckers, Rudolf, Dr., Oberlehrer, (24) Kuhmühle 25 14. 2. 12
Dannenberg, A., Kaufmann, Blankenese, Busch 16 20. 12. 93
Dannmeyer, F., Dr., Oberlehrer, Hamburg-Großborstel, Moorweg 50 29. 11. 05
Dau, R., Dr., (24) Mundsburgerdamm 45 7. 5. 13
von Dechend, Dr., Ifflandstraße 86 5. 12. 17
Dede, Dr., Gr. Borstel, Warnckesweg 37 21. 6. 16
Degner, E., Dr., (23) Jordanstraße 22 16. 6. 20
Delbanco, Ernst, Dr. med., (36) Gr. Bleichen 27, Kaisergalerie 25. 2. 03
Delbanco, Paul, Zahnarzt, (36) Colonnaden 43 23. 6. 97
Derenberg, Jul., Dr. med., (87) Frauenthal 9 26. 6. 07
Detels, Fr., Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Immenhof 2 6. 4. 92
Deutschmann, R., Prof. Dr. med., (37) Alsterkamp 19 29. 2. 88
- 11 -
Dickhaut, Carl, Oberlehrer, (24) Graumannsweg 69 I. 26. 6. 12
Diercke, Paul, Kartograph, (23) Kleiststraße 9 3. 11. 15
Diercks, H., Dr., Oberlehrer, Bergedorf, Am Baum 7 a 5.11. 13
Diersche, M., Proi'. Dr., (13) Schlüterstraße 22 20. 2. 07
Dietrich, Fr., Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Freiligrathstraße 15 16. 12. 96
Dietrich, Herrmann, Kaufmann, (37) Isestraße 123 13. 2. 95
Dinklage, Max, Kaufmann, Bergedorf, Heuerst:aße 8 25. 10. 05
Dörge, O.. Dr., Oberlehrer, Bergedorf, Am Baum 19 14. 10. 03
Doermer, L., Prof. Dr.. Oberlehier, Hamburg-Großborstel, Moorweg 44 7. 11. 00
Dolberg, F., Prof. Dr. phil., Observator der Sternwarte, Bergedorf,
Gojenbergsweg 45 1. 12. 09
Dräger, G., Ingenieur, (13) Grindelhof 17 21.4. 20
Dräseke, Johs., Dr. med., (24) Immenhot 11 24. 2. 04
Drishaus jr., Arthur, (37) Oberstraße 66 12. 12. 00
Duge, F., Fischereidirektor, Scharsteinwegbrücke 2 18. 6, 19
Dunbar, Prof. Dr., Direktor des Hygienischen Instituts, (36) Jungiusstr. 1 15. 9. 97
Duncker, G., Dr phil., wiss. Hilfsarbeiter am Zool. Museum
Ahrensburg, Bismarckallee 51 15. 5. 07
Eddelbüttel, H., Dr., Oberlehrer, (1) Danielstraße 125 5. 3. IS
Ehlers, W., Prof., Oberlehrer, (26) Mittelstraße 61 II. 21. 4. 09
Ehrenbaum, E., Prof. Dr., wiss. Assistent für Fischereibiologie am
Zool. Museum, (21) Petkumstraße 15 III. 19. 10. 10
Eichelbaum, F., Dr. med., Arzt, (26) Hammerweg 4 10. 6. 91
Eiffe, Otto Edmund, (21) Averhoffstraße 22 10. 2. 09
Eiffe, E., Kaufmann, (39) Flemingstraße 7 19. 5. 20
Eiffe, Margarethe, (39) Flemingstraße 7 19. 5. 20
Elias, B., Dr. phil., Zahnarzt, (37) Oberstraße 72 4. 11. 08
Embden, H., Dr. med., Arzt, (37) Heilwigstraße 39 16. 1. 95
Empson, J., Dr., Oberlehrer, (21) Zimmerstraße 34 11. 15. 11, 11
Erbe, H., (26) Meridianstraße 8 11. 18.6. 19
Erichsen, Fr., Lehrer, (39) Baumkamp 16 13. 4. 98
Ernst, Otto Aug., Kaufmann, (24) Immenhof 19 19. 12. 88
Ernst, O. C., in Firma Ernst & von Spreckelsen, (1) Gr. Reichenstr. 3 1. 1. 89
Feigl., Joh., Dr., (20) Loogestieg 6 III. 14. 4. 09
Feitel, R., Dr., Oberlehrer an der Oberrealschule in Altona,
Othmarschen, Lenbachstraße 5 7.5. 11
Feuerbach, A., Apotheker, (23) Wandsbecker Chaussee 179 25. 6. 02
Fillie, Alice, Oberlehrerin, (24) Sechslingspforte 16 II. 19.5. 20
Fischer, W., Dr. med., Altona, Allee 85 24. 1. 12
Fischer, W., Prof. Dr., Oberlehrer a. D., Bergedorf, Augustastraße 3 18. 10. 05
Fitzler, J., Dr., Chemiker, (8) Brandstwiete 3 16. 2. 81
Flothow, A., Kaufmann, (13) Beneckestraße 2 13. 11. 18
Fraenkel, Eugen, Prof. Dr. med., (36) Alsterglacis 12 28. 11. 82
Franck, Walther, Dr., Oberlehrer, (25) Oben Borgfelde 25 26. 11. 13
Franz, Karl, Prof., Oberlehrer, (37) Hochallee 115 4. 2. 03
Friedburg, Vict. L , Bankier, (21) Overbeckstraße 14 5. 12. 17
Friedburg. Theodora, (21) Overbeckstraße 14 22. 10. 19
Friederichsen, R., Verlagsbuchhändler, (36) Bergstraße 23 26. 10. 04
Fryd, C, Dr., Zahnarzt, (23) Wandsbeker Chaussee 25 11. 11. 08
Fülleborn, Prof. Dr., Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten 28. 1. 20
Gang, W., Altona-Ottensen, Marktplatz 13 18. 6. 13
Ganzer, E., Dr. med., (13) Hallerstraße 38 18. 1. 05
Ganzlin, C, Dr., (13) Bogenstraße 11 al. 7.5. 13
Gaugier, Georg, (39) Sieriehstraße 78 I. 19. 3. 08
— 12 -
Gentzen, Curt, Dr., (23) Mittelstraße 20 18. 3. 08
Gerlich, A., Baumeister, (21) Richterstraße 13 14. 2. 06
Giemsa, G., Prof. Dr., Abteilungsvorstand am Institut für Schiffs-
und Tropenkrankheiten. '21) Hofweg 51 24. 4. 18
Gimbel. Dr.. Ingenieur, Volksdorf. Hüssberg 14 17. 4. 12
Glage, Prof. Dr., Oberlehrer am Johanneum, (39) Sierichstraße 181 15. 2. 05
Goethe, Walter, (13) Rentzelstraße 7 30. 10. 12
Goetze, E., Dr. med., 1. Stadt- Assistenzarzt und Schularzt, Altena,
Sonninstraße 19 pt. 14. 1. 14
Göhlich, W., Dr., (26) Hammerlandstraße 18 III. 8. 1. 02
Göpner, C., (37) Frauenthal 20 13. 11. 95
Görbing,Joh., Chemiker, Hamburg-Großborstel, Borstelerohaussee 128 I. 12. 1. 10
Goos, Fritz, Dr.. (39) Sierichstraße 5 12. 1. 10
Graff, Kasimir, Prof. Dr. phil., Bergedorf, Sternwarte 10. 2. 04
Grallert, R., Dr., Oberamtsrichter, (37) Klosterallee 78 pt. " 15.6. 10
Grimme, Dr., (93) Marienthalerstraße 144 6. 1. 09
Gripp, K., Dr. phil., (26) Saling 25 4. 12. 12
Gröger, Rud., Oberlehrer, (21) Arndtstraße 30 II. 6. 3. 12
Groscurth, Prof. Dr., Oberlehrer, (23) Wandsbeckerchaussee 73 31. 3, 86
Grüneberg, B., Sanitätsrat, Dr. med., Arzt, Altona, Allee 91 27. 6. 94
de Gr>'s, Petrus, Kaufmann, (26) Hammerweg 14 7. 11. 17
Gürich, G., Prof. Dr., Direktor des geologisch-mineralogischen
Instituts, (24) Lerchenfeld 7 1- 6. 10
Haase, A., Dr. phil., Zahnarzt, Altona, Allee 245 21. 10. 08
Hagen, Karl, Prof. Dr., wiss. Assistent am Museum für Völkerkunde,
(25) Klaus Grothstraße 6 26. 3. 90
Hahmann, Kurt, Dr., (19) Otterbecksallee 13 11. 25. 2. 14
Hahn, Karl, Dr. phil., Oberlehrer, (24) Ifflandstraße 12 15.5. 12
Halberkann, J., Dr. phil., Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten 5. 2. 19
Hamdorf, K., stud. rcr. n U., (20) Tarpenbeckstraße 93 II. 10.3. 20
Hansen, Georg, Dr., Oberlehrer, (39) Elebeken 5 17. 4. 12
Hartleb, O., Dr , Oberlehrer, (20) Ludolfstraße 42 II. 26.3. 13
Hartmann, E., Direktor des Staatlichen Versorgungsheinis, (22)
Oberaltenallee 60 27. 2. Ol
Hasche, W. O., Kaufmann, (23) Hirschgraben 22 30. 3. 81
Hass, Dr., Oberlehrer, (37) Brahmsallee 6 9. 4. 13
Hassler, Franz. Chemiker, Volksdorf, Peterstraße 45 4. 1. 11
Hayungs, H., Dr., Oberlehrer, Blankenese, Strandweg 22 9. 11. 10
Hegener, J., Prof. Dr. med., (36) Alsterterrasse 7 14. 2. 12
Heinemann, F., Seminarlehrer, (26) Steinfurtherstraße 33 13. 11. 12
Heinzerling, Ernst, Direktor der Hans. Siemens-Schuckertwerke,
(20) Geffkenstraße 27 i^^- *• 18
Helmers, Otto, Dr., Chemiker, (24) Lübeckerstraße 112 4. 6. 90
Hennecke, F., Dr. med., (19) Im Gehölz 7 10
Hentschel, E., Prof. Dr., wiss. Assistent für Hydrobiologie am
Zool. Museum, (23) Jordanstraße 5 21. 10. 08
Hentze, E., Dr., Geologe, Berlin W 35, Körnerstraße 24 4. 12. 12
Herzenberg, Rob., Dr., Dipl.-Ing., (13) Schlüterstraße 10 15. o. 12
Hess, Anton, Dr., Rechtsanwalt, (11) Aiterwall 74 II. 16.6. 15
Hett, Paul, Chemiker, (25) Claus Grothstraße 2 8. 2. 99
Heuer. Dr., Oberamtsrichter, (37) Oberstraße 68 10. H. 09
Hildebrandt, Paul, (5) Langereihe 29 13- H- 18
Hillers, Wilh., Prof. Dr., Oberlehrer am Realgymnasium des
Johanneums, (26) Saling 3 III, 27. 4. Ol
- 13 -
Hinneberg, P., Dr., Altona, Flottbeker Chaussee 29
Hinricbsen, E., Ingenieur, (24) Finkenau 19
Hock, Arthur, Apothekenbesitzer, Groß-Flottbek, Zeisestraße 20
HoeUing, J., Dr., (19) Eichenstraße 56
Hoffmann, J., Bauassistent, Alsterdorf, Ohlsdorferstraße 345
Höpfner, W., Dr., Handelschemiker, (24) Mühlendamm 62
Hohle, A., ordentl. Lehrer des Gewerbeschulwesens, (26) Saling 21
Holzmann, W., Nervenarzt, (5) An der Alster 63
Homfeld, H., Prof., Altona, Lesser's Passage 10 II.
Homfeld, H., Oberlehrer, (19) Alardusstraße 10
Hörn, Erich, Dr., Alt-Melisch, Kreis Lebusch bei Frankfurt a. d. O.
Huebner, A., Veterinärrat, Kreistierarzt, Wandsbek, Amalienstraße 14
laap, O., Lehrer, (25) Burggarten 3 I.
Jacobsthal, Erwin, Dr. med., (24) Papenhuderstraße 31
Jäger, G., Dr., Oberlehrer, (39) Willistraße 22
Jahrmann, F., Dr., Oberlehrer, (24) Erlenkamp 27
Jennrich, W., Apotheker, Altona, Adolphstraße 6
Jensen, C., Prof. Dr., wiss. Assistent am Physikal. Staatslaboratortum,
(36) Jungiusstraße
Jensen, P., Rektor, (25) Bethesdastraße 48 II.
Jessel, O., Dr., Oberlehrer, Hamburg, Großborstel, Holunderweg 33
Illies, R., stud. rer. nat., (21) Zimmerstraße 16
Irmscher, Dr., Wissensch. Assistent am Institut für allgemeine Botanik
Jungmann, B., Dr. med., (20) Eppendorfer Landstraße 36
Junkereit, Oberlehrer, Blankenese, Bergstraße 13
Kahler, E., Apotheker, (24) Papenhuderstraße 38 pt.
Karnatz, J., Oberlehrer, (20) Eppendorferlandstraße 15
Kautz, F., Dr. med., Arzt, (37) Isestraße 66
Keferstein, H., Prof. Dr., Direktor des Realgymnasiums des
Johanneums, (26) .Claudiusstraße 5
Kein, Woldemar, Realschullehrer, (13) Grindelhof 73
Kellner, G., Kaufmann, (26) Rudolfstraße 18
Kestner, Prof. Dr., (20) Loogestieg 13
Klatt, B., Dr., Privatdozent, (25) Oben Borgfelde 5
Klehbahn, H., Prof. Dr., wiss. Assistent an den botanischen
Staatsinstituten, (30) Curschmannstraße 27
Klöres, Oberlehrer, (22) Landwehr 7
Klünder, Th., Dr., Weinsdorf, Post Waldhusen
Knorr, Dipl.-Ing,, (24) Erlenkamp 10 I.
Knoth, M., Dr. med., (11) Michaelisbrücke 1
Koch, Emil, Oberlehrer, (26) Rudolphstraße 52
Koch, Gustav, Chemiker, (30) Breitenfelderstraße 11 IL
Koch, H., Dr., (21) Winterhuderweg 32 I.
Koch, Wilh., Oberlehrer, (26) Steinfurtherstraße 29
Koch, Prof. Dr., Physik. Staatslaboratorium
Köhrmann, Ferdinand, (23) Marienthalerstraße 55 IL
Kopeke, A., Prof. Dr., Ottensen, Bülowstraße 2
.Körner, Th., Dr. phil, Oberlehrer, (19) Ottersbeckallee 21
Kolbe, Hans, Kaufmann, (5) Ernst Merckstrasse 12/14, Merckhof
Konietzko. J., Forschungsreisender, (23) Wandsbeker Chaussee 79
Kowallek, W., Oberlehrer, (26) Mittelstraße 50 bei Thiele
Kreidel, W., Dr., Zahnarzt, (24) Graumannsweg 11
Krille, F., Zahnarzt, (36) Dammthorstraße 1
Kroger, Berend, Oberlehrer, Hamburg-Ohlsdorf, Fuhlsbüttelerstr. 617
14. 12.
87
21.4.
20
7. 11.
17
26. 1.
10
30.6.
20
1.4.
08
6.4.
11
19. 5.
20
26.2.
90
9.4.
19
7. 12.
10
7.11.
06
24.8.
97
18. 10.
11
22. 10.
19
30. 6.
20
2. 2.
00
' 21. 2.
00
20. 1.
04
5.2.
08
18. 6.
19
18. 6.
19
4. 11.
96
22. 10.
13
23. 10.
07
15. 4.
91
22. 10.
19
31. 10.
83
23. 10.
Ol
7. 1.
20
14. 1.
20
26. 11.
19
5. 12.
94
21.2.
12
4. 1.
11
15. 2.
05
12.2.
02
23. 2.
16
26. 4.
16
22. 2.
11
30.5.
06
12. 11.
19
14. 4.
09
18. 11.
83
18.3.
08
13. 3.
Ol
22. 10.
19
5. 11.
13
10. 5.
93
27. 3.
95
4.2.
10
— u —
Kroger, Rieh., (13) Rutschbahn 40 III. 26. 4. 11
Krüger, E., Prof. Dr., Oberlehrer, (20) Beim Andreasbrunnen 4 III. 6. ö. 03
Krüger, J., Prof. Dr., (26) Meridianstraße 1 pt. 7. 11. 06
Krüss, H. A., Prof. Dr., Geh. Reg.-Rat, Berlin W 8,
Unter den Linden 4 6. 12. 05
Krüss, P., Dr. phil., (11) Adolphsbrücke 7 6. 12. 05
Kühne, H., Oberlehrer, Harburg, Ernststraße 15 18. 6. 19
Küsel, A., Prof. Dr., Oberlehrer, Altona-Othmarschen, Cranachstr. 16 5. 11. 90
Lammert, B., stud. rer. nat., (22) Finkenau 19 20. 12. 19
Lange, C, Ingenieur, (1) Stadtdeich 16 12. 3. 19
Lange, Wich., Dr., Schulvorsteher, (36) Hohe Bleichen 38 30. 3. 81
Langloff, F., Dr , (19) Osterstraße 71 II. 6. 6. 17
Lantz, Carl, Elektrotechniker, (5) Steindamm 79 6. 5. 14
Lehmann, O., Prof. Dr., Direktor des Altonaer Museums, Othmarschen,
Reventlowstraße 8 18. 5. 92
Lehmann, Otto, Lehrer, (30) Mansteinstraße 5 28. 4. Ö7
Lenschow, Helene, Oberlehrerin, (13) Schröderstiftstraße 30 21. 4. 20
Lenz, E., Dr. med., (6) Schäferkampsallee 61/63 15. 1. 02
Levy, Hugo, Dr., Zahnarzt, (36) Colonnaden 25 I. 6. 11. 98
Lewek, Th., Dr. med., Arzt, (4) Sophienstraße 4 12. 4. 93
Lichte, Ernst, Oberlehrer, (5) Gurlittstraße 10 15. 1. 13
Lichtheim, Georg, Direktor der Gas- und Wasserwerke in Altona,
Altona, Palmaille 25 22. 10. 13
Liebermann, Max, Dr., (37) Isestraße 123 12. 11. 15
Linck, Gertrud, Altona-Othmarschen, Mnrgaretenstraße 2 10. 3. 20
Lindemann, Ad., Dr., Oberlehrer, (13) Hartungstraße 15 10. 6. 03
Lippert, Ed., Kaufmann, (18) Katharinenstraße 38 15. 1. 95
Lipschütz, Gustav, Kaufmann, (37) Abteistraße 35 12. 72
Löffler, Hugo, Rektor, (22) Fesslerstraße 2 III. 4. 12. Ol
Lohmann, H., Prof. Dr., Direktor des Zool. Museums,
(21) Uhlenhorsterweg 36 II. 26. 3. 13
Lony, Gustav, Prof. Dr., Oberlehrer, (21) Heinrich Hertzstr. 25 Hptr. 4. 2. 03
Lorentzen, E., Kaufmann, (23) Wandsbecker Chaussee 11 10. 11. 09
Lorenzen, C. O. E., (36) Alte Rabenstraße 9 5. 12. 00
Louvier, Oscar, (23) Eilbecktal 82 pt. 12. 4. 93
Ludwig, Ernst, Kaufmann, (15) Hammerbrookstraße 42 22. 5. 12
Lübbert, Hans J., Fischerei-Direktor, Cu.xhaven, Seedeich 5 21. 12. 04
Lüdecke, Oberlehrer, Wilhelmsburg, Fährstraße 65 15. 11. 11
Lüders, Leo, Dr., (30) Bismarckstraße 88 29. 1. 13
Lüdtke, H., Dr., Oberlehrer, Altona-Bahrenfeld, Beethovenstr. 13 20. 5. 04
Lütgens, R., Dr., Oberlehrer, (24) Mundsburgerdamm 65 III. 6. 11. 07
Magener, A., Dr., Oberlehrer, (21) Heinrich Hertzstraße 5 21. 2. 12
Marcus, Ernst, Dr., (21) Fetkumstraße 17 7. 10. 17
Martens, Hans, Oberlehrer, (26) Sievekingsallee 31 26. 3. 13
Martini, E., Dr , Entomologe am Tropcnhygien. Institut,
(20) Tarpenbcckstrai;e 96 1. 11. 12. 12
Martini, Paul, (26) Claudiusstraße 11 23. 3. 04
Mau, Prof. Dr., Oberlehrer, Altona-Othmarschen, Gottorpstr. 37 1. 10. 02
Mayer, Martin, Prof. Dr., Abteiiungsvorsteher am Institut für Schilfs-
und Tropenkrankheiten, (21) Averhoffstraße 22 17. 10. 17
Meinheit, Karl, Dr. phil., Oberlehrer, Harburg, Heimfelderstr. 561. 1. 11. 11
Meltz, Friedr. D. A., Ingenieur, (21) Haideweg 4 III. 8. 3. 11
Mendelson, Leo, (37) Isestraße 130 4. 3. 91
Mennig, A., Dr. med., Arzt, (24) Lübeckerstraße 25 21. 1. 91
— 15 —
Mensing, Otto, Dentist, (23) Landwehr 29 4. 11. 08
Merten, Theod., Oberlehrer, (13) Grindelallee 146 19. 2. 13
Mey. A., Dr., (9) Deutsche Seewarte 26. 1. 10
Meyer, George Lorenz, (36) Kl. Fontenay 4 24. 10. 06
Meyer, Hans, Dr. phil., wiss. Hilfsarbeiter am Institut für
angewandte Botanik, (19) Ottersbeckallee 13 111. 14. 1. 14
Meyer-Brons, Dr. med , (23) Eilenau 30 16. 6. 20
Michaelsen, W., Prof. Dr., wiss. Assistent am Zool. Museum,
(26) Meridianstraße 7 17. 2. 86
Mielck, W., Prof. Dr., Helgoland, Biologische Anstalt 27. 10. 09
V. Minden, M., Dr., Oberlehrer, (22) Oberaltenallee 9 6. 5. 03
Moeiler, Dr., wiss. Hilfsarbeiter der Seewarte, (9) Deutsche Seewarte 10. 5. 06
Möller, Carl, Wedel i. H., Rissener Chaussee 14 22. 4. 14
Möller, Hugo, Wedel i. H., Rosengarten 25. 2. 14
Moltzahn, Albert, Oberlehrer, (23) Hirschgraben 7/9 18. 12. 18
Mühlenbruch, Kand. des höheren Lehramts, (37) Brahmsallee 87 28. 1. 20
Müllegger, Sebastian, Apotheker, Büsum, Biol. Station 23. 4. 13
Müller, Justus, (13) Grindelallee 35 III. 24. 4. 08
Müller, Ludwig, Dr., Oberlehrer, (19) Gabelsbergerstraße 2 5. 11. 13
Nagel, C, (23) Hagenau 63 25. 2. 14
Nagel, G., Dr. phil., Obeilehrer, (30) Lehmweg 6 6. 12. 11
Neber, H., (26) Hirtenstraße 34 12. 11. 19
Neumann, Johs., Dr., Schlachthofdirektor, (13) Hallerstraße 25 28. 11. 06
Nicolassen, Pastor, (37) Sophienterrasse 19 8. 5. 07
Niemann, F., Kaufmann, (21) Hofweg 49 I. 11. 11. 14
Nieschulz, A., stud. rer. nat., Klein-Flottbek, Schulstraße 32 30. 6. 20
Nieser, O., stud. rcr. nat., (11) Schleusenstraße 31 28. 1. 20
Nissen, Adolf, Zahnarzt, Altona, Palmaille 73 17. 3. 09
Nissen, Johannes, Dr. phil., (22) Finkenau 10 11. 15.5. 12
Nöller, W., Dr., (30) Abendrothsweg 74 12. 2. 19
Norden, Max, Oberlehrer, (30) Breitenfelderstraße 48 31. 5. 05
Notbohm, K., Oberlehrer, (23) Ottostraße 15 26. 11. 19
Nottebohm, C. L., Kaufmann, (21) Adolphstraße 88 1. 11. 99
Oltmanns, J., Architekt, (22) Oberaltenallee 13 II. 5. 1. 02
Olufsen, Dr., Oberlehrer, (20) Ericastraße 125 30. 11. 04
Ossenbrügge, P., Oberlehrer, Altona, Oevelgönne 59 4. 11. 08
Otte, H., Dr., Zahnarzt, (36) Esplanade 46 9. 2. 10
Pape, K., Dr., Billborner Mühlenweg 66 12. 3. 19
Pauschmann, G., Dr., Oberlehrer a. d. Stiftungsschule von 1815
(19) Eichenstraße 37 pt, 27. 11. 12
Penseier, G., Prof. Dr., Oberlehrer, Dockenhuden, Witt's Allee 24 12. 1. 98
Perl, A., Dr., Oberlehrer, (4) Bernhardstr. 25 17. 10. 17
Perlewitz, P., Dr., ständiger Mitarbeiter an der Deutsehen Seewarte,
(30) Hoheluftchaussee 80 11. 11. 03
Peter, B., Prof. Dr., Landestierarzt, (20) Woldsenweg 1 13. 1. 09
Peters, L., Lehrer, (26) Stöckhardtstraße 64 21. 4. 20
Peters, W. L., Dr., Fabrikbesitzer, (15) Grünerdeich 60 28. 1. 91
Petersen, Fritz-Jürgen, Gr.-Flottbek, Bahnhofstraße 33 7, 5. 19
Petersen, J., Dr. Oberlehrer, (21) Höltystraße 4 5. 11. 13
Petzet, Ober-Apotheker am Allgem. Krankenhause Eppendorf,
(30) Moltkestraße 14 14. 10. 91
Pfeffer, G., Prof. Dr., Gustos am Zool. Museum, (23) Jordanstr. 22 24. 9. 79
Pflaum bäum, Gust., Prof. Dr., Direktor des Kirchenpauer-
Realgymnasiums, (25) Burgstraße 32 9. 3. 92
— 16 —
Pieper, G., R., Seminarlehrer, (37) Isestraße 30 III. 21. 11. 88
Plaut, H. C, Dr. med. et phii., (36) Neue Rabenstraße 21 15. 10. 02
Plett, Walther, Oberlehrer, (19) Meissnerstr. 18 111. 9.2. 16
Pontoppidan, Hendrik, (25) Claus Grothstraße 12 6. 3. 07
Poppe, W., Dr.. (13) Heinrich Barthstraße 16 18. 5. 14
Presch, Max, cand. phil,, (24) IfTlandstraße 10 20. 3. 18
Prochownick, L., Dr. med., (5) Holzdamm 24 27. 6. 77
Prüser, W., Kaufmann, (23) Marienthalerstraße 8 16. 6. 20
Puls, Ernst, Dr. phil., (30) Hoheluftchaussee 66 6. 12. 11
Quasig, F., Dr. med., (21) Richterstraße 9 10. 12. 19
Quelle, O., Prof. Dr., Bonn, Kurfürstenstraße 66 22. 4. 14
Rabe, P., Prof. Dr., Direktor des Chemischen Staatslaboratoriums
(20) Loogestraße 11 9. 12. 14
Rappolt, E., Dr. med., Gr.-Fiottbeck, Grottenstraße 25 25. 1. 11
Rasehorn, Otto, Oberlehrer, (201 Kösterstraße 3 6.2. 07
Reche, O., Dr., wiss. Assistent am Museum für Völkerkunde (13) 27. 4. 10
Reh, L., Prof. Dr., wiss. Assistent am Zool. Museum, (1) 23. 11. 98
Rehtz, Alfred, Lockstedt, Walderseestraße 19 23. 1. 07
Rehwold, Dr., (5) Langereihe 29 13. 11. 18
Reiche, H. von, Dr., Apotheker, (1) Klosterstraße 30 17. 12. 79
Reimnitz, Joh., Dr., (23) Kleiststraße 10 15. 11. 11
Reitz, H., Kaufmann, (25) Claus Grothstraße 72 a 3. 5. 05
Reuter, Otto, Oberlehrer, (26) Rudolphstraße 42 6. 6. 17
Riebesell, P., Dr., (21) Averhoffstraße 14 7. 11. 06
Riecke, Curt, Dr. phil., Oberlehrer, (37) Eppendorferbaum 11 30. 3. 12
Riken, R., Dr., Oberlehrer, (30) Hoheluftchaussee 51 15. 11. 11
Rischard, J., Direktor, (23) Wandsbekerchaussee 13 16. 6. 20
Rischbieth, P., Prof. Dr., Oberlehrer, (19) Hohe Weide 6 13. 3. 89
Da Rocha-Lima, Prof. Dr., (21) Hofweg 22 7. 1. 20
Röper, H., Elektrotechniker, (23) Wandsbecker Chaussee 81 IM. 30. 11. 04
Romanus, Franz, Dipl. -Ingenieur, (37) Isestraße .ö6 23. 2. 16
Rompel, Fr., Photogr. artist, Atelier, (22) Hamburgerstraße 53 28. 3. 06
Rosenbaum, H. L., (26) Steinfurtherstraße 15 6. 5. 09
Rupprecht, Georg, Dr., (22) Richardstraße 57 1.5. 07
Saenger, Alfred, Dr. med., (36) Alsterglacis 11 6. 6. 88
Sahrhage, H., Dr., Oberlehrer, (21) Haideweg 9 pt. 12. l. 16
Sartorius, Apotheker, (23) Wandsbecker Chaussee 313 7. 11. 95
Schack, Friedr., Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Schwanenwik 30 19. 10. 04
Schäfer, Hans, Dr.. Assistenzarzt am Eppendorfer Krankenhaus 16. 1. 18
Schäffer, Cäsar, Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Freiligrathstraße 15 17. 9. 90
Schaper, Hermann, Hütteningenieur, (26) Maridianstraße 5 1. 3. 4. 18
Schlaeger, Georg, Zahnarzt, (ö) An der Alster 81 26. 2. 08
Schlee, Paul, Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Immenhof 19 30. 9. 96
Schlienz, W., cand. zool., (19) Wiesenstraße 25 10. 3. 20
Schmalfuss, Dr. med., Sanitätsrat, (37) Rothenbaumchaussee 133 20. 12. 05
Schmidt, Carl, Dr. phil., Oberlehrer, (23) Marienthalerstr. 113al. 30. 10. 12
Schmidt, Felix, Oberlehrer, Altona-Ottensen, Bahren felderstr. 92 11. 2. 14
Schmidt, John, Ingenieur, (8) Meyerstraße 60 11. 5. 98
Schmidt, Justus, Lehrer an der Klosterschule, (24) Wandsbeckerstieg 45 26. 2. 79
Schmidt, Max, Dr., Oberlehrer, Hamburg- Großborstel, Königstr. 7 9.3. 04
Schmidt, Wilh., Dr. phil., Oberlehrer, (19) Fruchtallee 9 1. 3. 1. 12
Schmitt, Rudolf, Konservator, Altona, Stadt. Museum 11. 11. 08
Schneider, Albrecht, Chemiker, (22) Oberaltenallee 12 13. 11. 95
Schober, A., Prof. Dr., Schulrat, (24) Lerchenfeld 7 18. 4. 94
— 17 —
Schorr, R., Prof. Dr., Direktor der Sternwarte, Bergedorf 4. 3. 96
Schott, Gerh., Prof. Dr., Abteilungsvorstand der Deutschen Seewarte
in Hamburg, (9) Deutsche Seewarte 14. 4. 15
Schrader, Erich, Oberlehrer, (30) Moltkestraße 17 26.3. 13
Schröder, J., Prof. Dr., Direktor des staatlichen Lyzeums am
Lerchenfeld, Alsterdorf, Fuhlsbüttelerstraße 603 5. 11. 90
Schubotz, H., Prof. Dr., wiss. Hilfsarbeiter am Naturhist. Museum,
Flensburg-Land 18. 6. 13
Schüller, Felix, Prof. Dr., (24) Graumannsweg 16 5. 5. 09
Schutt, K., Dr , Oberlehrer, (23) Wartenau 3 30. .5. 06
Schutt, R. G., Prof. Dr., Vorsteher der Hauptstation für Erdbeben-
forschung, am Physikal. Staatslaboralorium, (24) Papenhuderstr. 8 23. 9. 91
Schulz, J. F. Herrn., bei Berckemeyer & Siemsen, (1) Alsterdamm 3'J 28.5. 87
Schumm, Otto, Prof., Chemiker am Allgemeinen Krankenhaus
Eppendorf, (20) Tarpenbeckstraüe 102 1. 1.4. 08
Schumpelick, A., Prof., Oberlehrer, (37) Isestraßs 95 4. 6. 02
Schwabe, J., Dr., Tierarzt, (25) Burgstraße 32 26. 2. 08
Schwabe, J., Oberlehrer, Bergedorf, Wentorferstraße 111 21. 4. 20
Schwabe, L., Fabrikbesitzer, (30) Husumerstraße 12 14. 12. 04
Schwabe, W. O., Dr., Oberlehrer, (22) Wagnerstraße 88 27. 11. 07
Schwarze, Wilh., Prof. Dr., Wentorf bei Reinbek, Am Heidberg 25. 9. 89
Schwassmann, A., Prof. Dr., Bergedorf, Sternwarte 12. 2. Ol
Schwencke, Ad., Kaufmann, Ait-Rahlstedt, Wallstraße 52 20. 5. 96
Seehann, P., Lehramtskandidat, (13) Grindelweg 3 a 28. 1. 20
Seemann, H., Dr., (37) Isestraße 64 I. - 22, 2. 11
Selk, H., Apotheker, (21) Heinrich Hertzstraße 73 9. 3. 92
Seiigmann, Siegfried, Dr. med., Augenarzt, (36) Colonnaden 25/27 U. 12. 12
Selzer, A., (13) Papendamm 26 28. 1. 20
Semmelhack, Wilh., Dr., (.30) Gärtnerstraße 52 . 3. 2. 15
Sem'sroth, L., Harburg, Haakestraße 22 15. 6. 10
Sennewild, Dr., Prof.^ am staatl. Technikum, (24) Mühlendamm 72 111. 31.5. 76
Sieveking, G. H., Dr. med., Physikus, (37) Rothenbaumchaussee 211 25. 2. 14
Simmonds, Prof. Dr. med., (36) Johnsallee 50 30. 5. 88
V. d. Smissen, C., stud. rer. nat., (23) Marienthalerstraße 47 11. 2. 20
Söllner, Harald, (.39) Maria Louisenstraße 112 11. 16. 5. 17
Sokolowsky, A , Dr., (21) Lappenbergsallee 10 19. 10. 10
Sommer, Georg. Dr. phil. et med., Bergedorf, Schlebuschweg 22 4. 12. 12
Sonder, Chr., Apothekenbesitzer, Oldesloe 15.5. 12
Springmann, Hermann, Kaufmann, (1.3) Bornstraße 5 13. 11. 18
Stalbohm, Willi, (6) Agathenstraße 1 I. 16. 12. 08
Starke, Heinrich, Oberlehrer, Harburg, Turnerstraße 17 26. 4. 11
Stauss, W., Dr., Dresden-A., Anton Graffstraße 14 2. 10. 95
Steffens, O., Prof. Dr., ständiger Mitarbeiter an der Deutschen
Seewarte, (21) Karlstraße 21 8. 11. 05
Steinhagen, P., Kandidat des höheren Lehramts, Ohlsdorf,
Fuhlsbüttclerstraße 619 5. 12. 17
Stender, C., Zahnarzt, (30) Moltkestraße 27 18. 12. 07
Stilke, R., (,26) Hertogestraße 14 " 12. 3. 19
Stilp, Dr., Oberlehrer, Elmshorn, Wrangelpromenade 20. 12. 16
Stobbe. Max, Lokstedt bei Hamburg, Behrkampsweg 36 13. 11. 95
Strodtmann, S , Dr., Realschuldirektor, Wilhelmsburg, Göschenstr. 83 2. 12. 08
Suhr, J., Dr., Oberlehrer, (22) Finkenau 13 III. 29. 11. 05
von Sydow, G., Dr. jur., Notar, (37) Parkailee 96 10. 2. 17
Tafel, Victor, Dr. ing., (24) Hartwicusstraße 20 U. 11. 14
- 18 -
Tams, Ernst, Dr., (23) Ritterstraße 79 21. 10. 08
Thate, Conrad, Kaufmann, (26) Saling 5 pt. 5. 12. 17
Thilenius, Prof. Dr , Direktor des Museums für Völkerkunde,
(37) Abteistraße 16 9. 11. 04
Thomae, K., Prof. Dr., Schulrat, Bergedorf, Grasweg 38 15. 1. 08
Thorade, Herrn., Dr , Oberlehrer, (26) Meridianstraße 1.5 30.11. 04
Thörl, Fr., Kommerzienrat, Fabril^ant, (36) Hammerlandstraße 2325 16. 1. 95
Timm, Rud., Prof. Dr., Oberlehrer, (39) Bussestraße 45 20. 1. 86
Timpe, H., Dr., (24) Uhlandstraße 65 Hpt. 4. 12. Ol
Trömner, E., Dr., med., (5) An der Alster 49 8. 11. 05
Tuch, Th., Dr , Fabrikant, (25) Wallstraße 14 4. 6. 90
Türkheim, Julius, Dr. med., (5) Langereihe 101 20. 11. 05
Uetzmann, R., Dr., Oberlehrer, (23) Hammersteindamm 95 30. 11. 04
Ulmer, G., Dr. phil., Lehrer, (39) Baumkamp .30 8. U. 99
Umlauf, K., Prof. Dr., Schulrat, Bergedorf, Bismarckstraße 33 24. 1. 06
Unna. P. G., Prof. Dr. med., (36) Gr. Theaterstraße 31 9. 1. 89
Vester, H., Dr., Altona. Bahnhofstraße 16 26. 2. 08
Voege, W., Prof. Dr.-Ing., (20) Sierichstraßc 170 14. 1. 02
Voigt, A., Prof. Dr., Direktor des Instituts für angewandte Botanik,
(24) Wandsbcckerstieg 13 1. 1. 89
Voigtländer, F., Prof. Dr., wiss. Assistent am Chcm. Staats-
Laboratorium, (21) Overbeckstraße 4 9. 12. 91
Vosseier, Prof. Dr., Direktor des Zoologischen Gartens 16. 6. 09
Wagner, Franz, Dr. med., Altona, Bei der Johanniskirche 2 18. 4. 00
Wagner, Max, Dr. phil., (5) Steindamm 152 29. 1. 02
Wagner, Richard, Altona, Bei der Friedenseiche 6 3. 12. 02
Walter, B., Prof. Dr., wiss. Assistent am Physikal. Staats- Laboratorium,
(21) Petkumstraße 15 I. 1.12. 86
Walter, F., Dr., (26) Saling 7 11. 2. 20
Warncke, F., Dr., (26) Sievekingsallee 7 IL 26. 3. 13
Wasmus, Dr., Lokstedt, Ernststraße 8. 12. 09
Weber, W., Dr., Chemiker, Altona, Roonstraße 122 21. 10. 08
Weber, W., Dr., Polizeitierarzt, (19) Wiesenstraße 18 7. 12. 10
Wedekind, Karl, (23) Pappelallee 46 30. 6. 20
Wegener, A., Prof. Dr., Groß=Borstel, Virtastraße 7 18. 6. 19
Wegener, Max, Kaufmann, Blankenese, Parkstraße 18 15. 1. 96
Wehin, Richard, Dr., Chemiker, (19) Eppendorferweg 59 4.3. 10
Weiss, H., Dr. Chemiker, (24) Erlenkamp 13 23. 2. 10
Weygandt, Wiih., Prof., Dr. med. et phil., Direktor der Irrenanstalt
Friedrichsberg, (22) Friedrichsbergerstraße 60 14. 2. 12
Wilbrandt, Prof. H., Dr. med., (21) Heinrich Hertzstraße 3 27. 2. 95
Willers, Th., Dr., Realschule St. Pauli, (30) Mansteinstraße 36 11. 23.2. 10
Windmüller, P., Dr. med., Zahnarzt, (37) Hochallee 57 21. 12. 92
Winkler, Prof. Dr., Direktor des Instituts für allgemeine Botanik,
(20) Woldsenweg 12 11. 12. 12
Winzer, Richard, Prof. Dr., Harburg, Haakestraße 43 7. 2. 00
Wisser. K., Dr., Oberlehrer, (33) Osterbeckstraße 105 16. 12. 08
Witter, Wilh., (21) Uhlenhorsterweg 37 25. 10. 99
Wölfert, Georg, Dr. phil., Groß-Flottbeck, Fritz Reuterstraße 22 20. 10. 15
Wohlwill, Heinr., Dr., (37) Hagedornstraße 51 12. 10. 98
Wolff, C. H., Medizinalrat, Blankenese, Norderstrasse 12 25. 10. 82
Wollmann, E., Geh. Justizrat, Ottensen, Molikestrasse 18 18. 10. 11
Wulff, A., Dr., (.5) Kirchenallee 47 18. 6. 19
Wulff, Ernst, Dr., (26) Beim Gesundbrunnen U I. 26. 10. 98
- 19 -
Würdemann, G., Oberlehrer, (24) Mundsburgerdamm 31 5. 4. 11
Wysogorski, Dr.. Assistent am min.-geolog. Institut,
(5) Lübeckertlior 22 18. 10. 11
Zebel, Gust., Fabrikant, (21) Goethestrasse 2 25. 4. 83
Zedel, Jul., Navigationslehrer, (19) Eimsb. Marktplatz 26 17. 1. 06
Ziehes, Emil, (21) Sierichstrasse 34 28. 12. 89
Zimmermann, Carl, (25) Oben Borgfelde 29 pt. 28. 5. 84
Zinkeisen, Ed., Dr., Chemiker, (5) Danzigerstrasse 48 24. 2. 97
Zwingenberger, Hans, Oberlehrer, (23) Auenstrasse 14 pt. 30. 11. 04
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2. Bericht über die Voi träge und wissenschaftlichen
Ausflüge des Jahres 1919.
A. Die Vorträge des Jahres 1919.
1. Sitzung, am 8. Januar. — Koppen, W,: Neue Klassifilcation der
Klimate.
Einteilungen der Erdoberfläche nach klimatologischen Gesichtspunkten
gibt es verschiedene, der Redner strebt aber besonders danach, homologe Klimate
weit auseinanderiiegender Gebiete erkennen zu lassen. Zu Grunde legt er
Temperatur, Niederschlag und Jahreslauf. Eine neue Bearbeitung seines
Vorschlags vom Jahre 1901 findet sich in Petermanns „Geogr. Mitteilungen"
(September- bis Dezemberheft 191S). Die der Abhandlung beigegebene Karte
lag während des Vortrags in zahlreichen Exemplaren aus. Wir müssen uns an
dieser Stelle mit einem Hinweis auf die Veröffentlichung des Redners begnügen
und ermähnen nur, dass von ihm tropische Regenklimate, trockene Klimate,
warme gemässigte Regenklimate, subarktische und Schneeklimate mit Unter-
abteilungen unterschieden werden.
'2. Sitzung, am 15. Januar, — Gürich, G. : Über die Erdölgebiete in
Rumänien im Vergleich zu den norddeutschen.
3; Sitzung, am 29. Januar. — Lindemann, Ad.: Beugungsbilder einiger
besonderer Fälle Fraunhoferscher Partiegitter.
Ein Partiegitter, nach Fraunhofers Bezeichnung, unterscheidet sich von
einem gewöhnlichen Beugungsgitter dadurch, dass bei ihm nicht, wie bei einem
gewöhnlichen Gitter, die Spalte in gleichem Abstände aufeinanderfolgen, sondern
periodisch ihren Abstand ändern, so dass mehrere zusammen eine „Partie"
bilden, welche dann gleichmässig wiederkehrt. Der Vortragende hat im Jahre
1914 eine Reihe derartiger Gitter auf photographischem Wege hergestellt, bei
denen die Anordnung der Spalte so getroffen war, dass in regelmässiger Folge
eine Anzahl der normaler Weise auftretenden Beugungsbilder ausfallen, andere
in ihrer Helligkeit verändert werden, so dass für jedes Gitter ein typisches
Beugungsbild entsteht. Analoge Erscheinungen treten bei der Beugung der
Röntgenstrahlen durch das Molekulargitter einer Kristallplatte auf.
Ausführliche Veröffentlichung: Physikalische Zeitschrift, 20. Jahrgang 19!9,
S. 283.
- 21 -
4, Sitzung, am 5. Februar. — Pfeffer, G.: Der Standpunkt der
historischen Geologie und Zoogeographie gegenüber der
Hypothese AUred Wegeners von der Horizontalverschiijbung
der Kontinente.
W. sucht die l-ehre von der Permanenz der Ozeane und Kontinente,
zweitens die Annahme von mesozoischen Kontincntalbrücken seitens der Geo-
logen und Zoologen, drittens die Unmöghchkeit des Versinkens derartiger
Kontinentalbrücken aufgrund der Lehre von der Isostasie dadurch zu versöhnen,
dass er annimmt, sämtUche heute zum Teil weit getrennte Kontinente haben
früher eine gemeinsame Ansammlung gebildet und sich erst später getrennt.
Der Vortragende weist nach, dass die fast allgemein angenommenen Kontinental-
brücken zum grössten Teil nie bestanden haben, wenigstens nicht von mittel-
mesozoischen Zeiten an; ferner, dass eine nahe Aneinanderrückung der Konti-
nente geologische, polaeontologische und zoogeographische Verhältnisse hätte
ergeben müssen, die sich in Wirklichkeit nicht vorfinden. Es muss daher die
Wegenersche Hypothese, wenigstens für die besprochene Zeit, abgelehnt werden.
Sodann besprach der Vortragende die Gründe, die für eine oftmalige Über-
brückung der Beringstrasse sprechen, so dass wir auf diese Weise die Phasen
in dem Austausch der Faunen der nördlichen alten und neuen Welt verstehen.
Dem gegenüber sind die Gründe, die für einen gleichen Austausch über eine
hypothetische nordatlantische Brücke sprechen, trotz des Vorhandenseins der
eine stärkere frühere Erhebung nahelegenden untermeerischen Schwelle zwischen
Schottland, Island und Grönland, verhältnismässig schwach. Auch die Betrachtung
der tertiären Meeresfauna der Nordsee, das Erscheinen arktischer Mollusken
an der Grenze von Tertiär und Quartär im Mittelmecr, ebenso wie die Ver-
hältnisse der Tiefseefauna des Nordmeeres sprechen entweder völlig gegen die
Nordatlantische Landbrücke oder wenigstens gegen eine längere Dauer derselben.
Dieselben Gründe gelten noch viel stärker für die Anschauung Wegeners, die
Nordamerika sich bis zum Oligocän an Nordwestafrika und Westeuropa anlegen
und im Norden erst zu pleistocänen Zeiten loslösen lässt. Ausserdem müssten
bei der nahen Aneinanderlagerung die Landfaunen der beiden Erdteile in den
verschiedenen Zeitaltern sich viel ähnlicher sehen, als sie es in Wirklichkeit tun.
Vgl. G. Pfeffer, Einführung in die historische Zoogeographie, Jena 1920.
5. Sitzung, am 12, Februar. — Nöller, W.: Die Pferderäude und
ihre Behandlung mit Gas (Schwefeldioxyd).
Der Vortragende schildert nach einem Ueberblick über die Räudemilben-
arten des Pferdes die Biologie der Sarcoptes-Milbe, zeigt Bilder von Haut-
schnitten und erläutert die Bedeutung der Sarcoptes-RäuJe für das deutsche
Feldheer und das Wirtschaftsleben im Kriege 1914-18. Nach einem Ueberblick
über die Ursachen der starken Verbreitung dieser gefährlichen Räudeform be-
handelt er die Versuche zu ihrer Bekämpfung und legt die Grundzüge des von
ihm in der Räudeforschungsstelle der Tierseuchenforschungsstelle Ost ausge-
arbeiteten Gasbehandlungsverfahrens dar, das darauf beruht, dass die Pferde
in eine Gaszelle mit 4 Volumprozent Schwefeldioxydgas eine Stunde lang ein-
gestellt werden, während der Kopf den Einwirkungen dieses Giftgases durch
eine Schutzvorrichtung entzogen wird. Kurze Angaben über die Organisation
der Gasbekämpfung der Pferderäude im Heere schliessen die Ausführungen ab.
Einzelheiten über den Gegenstand bieten folgende Veröffentlichungen:
Nöller, W. (1919): Die Behandlung der Pferderäude mit Schwefeldioxyd. Verlag
R. Schoetz, Berlin;
Nöller, W. (1917): Zur Biologie und Bekämpfung der Sarcoptesniilbe des Pferdes.
Zeitschrift für Veterinärkunde. Jg. 29, S. 481—504, und
— 22 —
Nöller, W. (1920): Kurze Bemerkungen zur Biologie und Bekämpfung der
Sarcoptesmilbe des Pferdes. Deutsche Tierärztliche Wochenschrift.
Jg. 28, Nr. 3, S. 25—29.
6. Sitzung, am 19. Februar. (Gemeinschaftliche Sitzung mit der
Gruppe Hamburg-.41tona der Anthropologischen Gesellschaft).
— • Hagen, K.: Japans Fauna in ethnographischer Hinsicht.
Der Vortragende behandelte die Tierwelt Japans nach ihrer Bedeutung
im Volksglauben, im Volksbrauch, in der Volkswirtschaft und Kunst. Eingehender
behandelt wurden Affe, Fuchs, Waschbärhund (tanuki), Hirsch, Hase, Mops
(chin), Fasan, Kranich, langgeschweifier Hahn, Falke, Riesensalamander, Fische
und andere Seetiere, Seidenraupe und endlich die Fabeltiere Drache, Kirin und
Phönix (Howo). Gegenständliches Material und Lichtbilder, die vor allem die
mannigfache Verwendung der Tierwelt in der Kunst veranschaulichten, unter-
stützten das Gesagte.
7. Sitzung, am 26. Februar. — Lütgens, R.: Westindien und der
Weltkrieg.
Die Ausführungen schlössen sich an zwei frühere Vorträge an derselben
Stelle über den Panamakanal und Haiti an. Auch dort war gezeigt worden, wie
der amerikanische Imperialismus planmässig sich entwickelte und die
Herrschaft über das westindische Mittelmeer erstrebte. Während des Krieges
hat er nun weitere Fortschritte gemacht. Die bisher unabhängige Republik
Haiti ist 1915 nach neuer Revolution und Besetzung durch amerikanische
Truppen gezwungen worden, ein Schutzverhältnis ähnlich dem Cubas einzugehen,
und auch noch nach dem Kriege alle vorher internierten Deutschen, die fast
den ganzen Handel in Händen hatten, zu vertreiben.
Ferner ist 1917 der schon vorher mehrfach versuchte Ankauf des
Dänischen Westindiens erfolgt. Auf Grund eigener Reisen und an der
Hand der Lichtbilder wurde ein kurzer Ueberblick über Ha'iti gegeben und dann
eingehend das bisherige Dänische Westindien, insbesondere die Hauptmsel
St. Thomas geschildert. Vor allem wurde die Bedeutung von St. Thomas für
den deutschen Westindienverkehr bis 1914 dargelegt. Der Ankauf durch die
Ver. Staaten bedeutet nicht nur die Gewinnung eines hervorragenden Kriegs-
hafens zum Schutze des Panamakanals, sondern auch einen Schlag gegen den
Wiederaufbau der vorher blühenden deutschen Schiffahrt in Westindien.
Westergaard, W. Gh.: The Danish West-lndia. Yew York 1917.
Lütgens, Rud.: Land, Leute, Reisen in der Republik Haiti. Ztschr. Ges.
f. Erdk. in Berlin 1914.
Drascher, W.: Vordringen der Ver. Staaten im westindischen Mittelmeer.
Hamburg 1918.
8. Sitzung, am 5. März. - - Riebesell, P. : Ueber stereoslcopische
Kaummessung, insbesondere von Röntgenbildern. (Mit Licht-
bildern.)
Obgleich der Raum 0 Dimensionen hat, ist dasjenige Organ des Menschen,
welches hauptsächlich der Raummessung dient, das Auge, eigentlich nur einem
zweidimensionalen Raum angepasst. Und auch die photographischen Apparate,
die man als Ersatzaugen bezeichnen kann, liefern ebene Bilder, so dass zunächst
auf üiesj Weise eine Raummessunji ausgeschlossen erscheint. Wie man nun aber
bereits mit einem Auge Tiefenunterschiede wahrnehmen kann, indem man das
Auge hin- und herbewegt, so lassen sich auch bei Röntgendurchleuchtungen Tiefen
durch Hin- und Herbewegen der Röhre oder des Objekts schätzen. Zu einer
- 23 —
quantitativ genauen Raummessung gelangt man aber erst, wenn zwei Aufnahmen
von verschiedenen Srandpunkten aus gemacht werden. Diese Methode ist bereits
in der Feldmessung zur Stereophotogrammetrie ausgebaut. A'lit Hülfe rechnerisch
geometrischer Methoden ist man in der Lage, aus zwei in bestimmter Weise
orientierten Aufnahmen eine genaue Bestimmung der Lage eines Fremdkörpers
im menschlichen Körper vorzunehmen. Am einfachsten ist es aber, wenn alle
Rechnungen vermieden werden und ein dem Objekt raumgleiches Bild erzeugt
wird, an dem alle Messungen mit Hülfe der gewöhnlichen Messwerkzeuge vor-
genommen werden können. Das gelingt unter Zuhülfenahme des Stereoskops.
Wheatstone hat gezeigt, dass bei beidäugiger Betrachtung eines Gegenstandes
die Tiefenwahrnehmung auf der perspektivischen Verschiedenheit beruht, mit der
die Gegenstände auf den Netzhäuten der beiden Augen abgebildet werden.
Umgekehrt kann man auch eine ganz entsprechende Tiefenwahrnehmung dann
erzielen, wenn man durch Anblicken von Zeichnungen, die eine entsprechende
Projektion der Gegenstände auf eine Fläche darstellen, die gleichen Eindrücke
auf den Netzhäuten hervorruft, die im ersten Fall durch /inbiicken der Gegen-
stände selber hervorgerufen wurden. Auf diesem Prinzip beruht das bekannte
Stereoskop. Ersetzt man bei dem Wheatstoneschen Spiegelstereoskop die Spiegel
durch halbspiegelnde Glasplatten, so erhält man ein im Räume schwebendes
objektgleiches Bild, an dem die gewünschten Strecken und Winkel gemessen
werden können. Nach dieser Methode arbeiten die Verfahren von Hasselwander
und Trendelenburg. Besonders einfach ist der Stereoorthodiagraph von Beyerlen
der Röntgenstereogesellschaft in Alünchen, bei dem Aufnahme und Reproduktion
in ganz analoger Weise zustande kommen, das eine Mal mit Röntgenstrahlen,
das andere Mal mit Lichtstrahlen, so dass alle Rechnungen und Konstruktionen
in den Apparat hineinverlegt sind. Der Vortrag wurde durch zahlreiche Licht-
bilder und Apparate erläutert.
Vgl. W. Trendelenberg, Stereoskopische Raummessung an Röntgenaufnahmen.
Berlin 1917.
F. Schilling, Neue Methoden der Ortsbestimmung eines Fremdkörpers. Ztschr.
f. Math. u. Physik 1916.
J. Katzenstein, Ueber einen Röntgen-Stereo-Orthodiagraphen nach Beyerlen.
Münchener mediz. Wochenschrift 1917.
9. Sitzung, am 12. März. — Tarns, E.: Drehwage und Schwere-
messungen in ihrer Bedeutung für die Geologie.
Einleitend wurde unter Hinweis auf die Arbeiten von Helmert, Deecke
und Lachmann die Wichtigkeit der Untersuchungen über die Beziehungen
zwischen Schwere und Erdmagnetismus einerseits und den geologischen Ver-
hältnissen (Tektonik und Aufbau aus den verschiedenen Gesteinen) eines Gebietes
andererseits hervorgehoben. Während nun die Pendelmessungen nur Auskunft
über die Abweichungen zig der Schwerebeschleunigung g selber von ihren
normalen Werten zu geben vermögen, vermittelt die Drehwage neben der Kennt-
nis gewisser, die Krümmungsverhältnisse der Niveauflächen charakterisierenden
Grössen auch die Bekanntschaft der Horizontalgradienten der Schwerkraft. Die
theoretischen Grundlagen der Untersuchungen über die Drehwage und eine
genaue Ausarbeitung der anzuwendenden Methode rühren von Eötvös her.
Die Drehwage erster Art oder das Krümmungsvariometer gestattet
die Bestimmung der Differenz der rezigroken Hauptkrümmungsradien einer
Niveaufläche und des Azimuts ihrer Hauptschnitte in einem bestimmten Punkt,
dem Schwerpunkt des Gehänges. Die Drehwage zweiter Art oder das Horizontal-
variometer liefert ausserdem noch die Grössen der beiden Horizontalgradienten
der Schwerkraft in zwei senkrecht zu einander stehenden Richtungen. Verbindet
man hiermit noch eine Bestimmung des Vertikalgradienten durch eine Wägung
— 24 —
nach Jolly, so lässt sich auch die Summe der rezigroken Hauptkrümmungs-
radien und somit der Wert der Hauptkrümmungsradien selber und das Gaus s"sche
Krümmungsmass berechnen. Die Pendelmessungen lassen bei sorgrältigster
Ausführung eine Ermittlung von .lg bis auf 1 10-^ cm sec --', d.i. Einmilliontel
von g, zu; die Genauigkeitsgrenze der Bestimmung der Horizontalgradienten
durch das Horizontalvariometer liegt dagegen erst bei MO-'' sec -^ d.i. bei
einer Aenderung von Einbilliontel von g auf einer Strecke von 1 cm, so dass
die Drehwage eine weit grössere Empfindlichkeit besitzt als das Pendel.
Zwei im einzelnen besprochene schematische Beispiele machten ferner
deutlich, dass die Lage unter der Erdoberfläche verborgener Stufen, Sättel, Tal-
linien und dergl. durch erhöhte Veränderlichkeit des Horizontalgradienten in
den darüberliegenden Teilen der Oberfläche charakterisiert ist, sofern diese
Strukturlinien verschieden dichte Schichten voneinander trennen, während das
Verhalten von ^g wohl über das Vorhandensein von in der Tiefe befindlichen
Massenüberschüssen und Massendefekten, nicht aber über die Lage der diese
Massenunregelmässigkeiten umgrenzenden tektonischen Linien unterrichten
kann. Den im Gelände mit der Drehwage anzustellenden Beobachtungen und
ihrer zahlenmässigen Auswertung stehen allerdings noch besondere, nicht un-
erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Bevor aus den Abweichungen der im
Freien gemachten Beobachtungen von den dem Erdellipsoid und der Helme r t'schen
Schwereformel entsprechenden Normalwerten, den sogenannten vollen Störungs-
werten, auf die unterhalb der Erdoberfläche anzunehmende Massenanordnung
geschlossen werden kann, müssen natürlich alle Wirkungen, die auf sichtbaren
Unregelmässigkeiten der Massenverteilung beruhen, rechnerisch eliminiert sein.
Erst nach Abzug der Einflüsse der Unebenheiten der Umgebung, wobei auch
entsprechend der Empfindlichkeit der Methode Gräben, Wälle und dergl. zu
berücksichtigen sind, erhält man die eigentlichen subterranen Störungs werte,
die Aufschlüsse über die uns unsichtbare Massenanordnung zu geben vermögen.
Die Alessungen an einem Salzhorst in Deutschland durch Schweydar,
welche besprochen wurden, erwiesen den praktischen Nutzen der Drehwage im
Gelände und die desgleichen erörterten Untersuchungen, die Eötvös zur Fest-
stellung der Anomalien der Schwerkraft wie auch des Erdmagnetismus in der
im Juli 1911 von einem starken Erdbeben betroffenen Umgebung von Kecskemet
in der ungarischen Tiefebene vornahm, lehrten auch die rein wissenschaftliche
Fruchtbarkeit der Methode für die Geologie. (Siehe den Aufsatz des Verfassers
m der Geologischen Rundschau 1919, Band X, Heft 1.)
10. Sitzung, am 19, März. — Fortsetzung des Vortrags aus der
4. Sitzung. (Vgl. Bericht vom 5. Februar.)
11. Sitzung, am 26. März. — Antze: Die Metalltechiiik der Indianer.
12. Sitzung, am 2. April. — Schutt, K. : Ueber Neonlampen und
Extraströme.
Nach einer Auseinandersetzung über die charakteristische Kurve, die den
Zusammenhang zwischen Spannung und Stromstärke für einen Leiter darstellt,
bei Entladungen durch eine Gasstrecke und die Umstände, die auf den Verlauf
der Entladung und die Höhe des Entladungspotentials von Einfluss sind, führte
der Vortragende Neonglimmlampen und eine Neonbogenlampe vor. Beide sind
mit Neon und 25 "/n Helium von niedrigem Druck gefüllt und verlangen 220 Volt
Spannung. Erstere gibt ein mildes, letztere ein sehr helles, blendendes, rosarot
gefärbtes Licht, das, wie der Versuch zeigt, die Neon- und Heliunilinien enthält.
Bei der Bogenlampe erfolgt die Zündung durch den Hochspannungsstoss einer
Spule von grosser Selbstinduktion, der durch einen Vakuumunterbrecher aus-
— J5 —
gelöst wird. Von Interesse ist, dass in den Lampen die Luminiszenzstrahlung
zu praktischen Beleuchtungszwectcen herangezogen wird, während bisher unsere
meisten Lichtquellen Temperaturstrahler waren.
Die Erscheinungen der Selbstinduktion werden dem Verständnis am
besten dadurch nähergebracht, dass man auf die energetischen Verhältnisse ein-
geht: beim Schliessen eines Stromes wandert Energie in den den Leiter um-
gebenden Raum und baut hier das magnetische Kraftfeld auf. Die Folge ist,
dass der Strom erst allmählich seine volle Stärke annimmt. Beim Oeffnen
bricht das magnetische Feld zusammen; die Energie tritt in den Leiter zurück
und hat den Extrastrom zur Folge. Die Lösung der Gleichung für den Strom-
verlauf beim Oeffnen und Schliessen führt auf Kurven, die, wie der Vortragende
durch Vorführung mehrerer Oszillogramme zeigte, gut mit der Erfahrung über-
einstimmen.
13. Sitzung, am 9. April. — Martini, E.: Ueber Stechmücken und
Stechmückenbekämpfung in der Heimat.
Unsere Stechmücken, für den Laien unter sich sehr ähnlich, zerfallen in
eine grosse Anzahl Arten von z. T. recht verschiedener Lebensweise. Daher
helfen nicht dieselben Bekämpfungsmittel gegen alle, und man muss vor Beginn
einer Bekämpfung wissen, was für Mückenarten man vor sich hat, wenn man
auf Erfolg rechnen will. Die wichtigsten Unterschiede in Bau und Lebensweise
wurden besprochen.
Die Wechselfiebermücken kommen in jedem grösseren Gebiet in Deutsch-
land vor, in Hamburg rings in der Umgebung. Doch entscheidet die Menge,
in der sie vorhanden sind darüber, ob sie durch Uebertragung der Malaria von
den zahlreichen mit Wechselfieber angesteckten Kriegern, die aus dem Süden
zurückgekehrt sind, auf die übrige Bevölkerung gefährlich werden können.
Genauere Untersuchungen hierüber sind vom Reichsamt des Innern angeregt,
aber bei der Ausdehnung von Gross-Hamburg für einen zu umfangreich. Der
Vortragende bat daher um Betailigung von Herren mit zoologischem Interesse
an diesen Untersuchungen. Von ihnen hätte dann jeder ein Stück der Umgebung
und der Stadt, möglichst in der Nähe seiner Wohnung, zu erforschen.
14. Sitzung, am 7. Mai. — Koch, E. : Pliozäne Ablagerungen bei
Hamburg.
Seit langem werden bei Pinneberg, westlich des Dorfes Eggerstedt, in
flachen Gruben weisse Quarzsande gegraben, die den verschiedensten Zwecken
dienen. Aehnliche Sande sind vor einigen Jahren bei Friedrichshuld (nördlich
Schenefeld) gefunden und neuerdings im Jahrsmoor (östlich Friedrichshuld)
erbohrt. Dem Vorkommen wurde bisher ein untermiozänes Alter zugeschrieben.
Neuere und ältere Bohrungen in jenen Gebieten zeigen indessen, dass diese
Sande aus stratigraphischen Gründen jünger sein müssen als der obermiozäne
Glimmerton. Da sie ferner in petrographischer Beziehung aufFällig den Sylter
und Fieler Kaolinsanden gleichen, sind sie wie diese als pliozän anzusprechen.
Damit sind in unserer Gegend zum ersten Mal Ablagerungen dieser Formation
nachgewiesen, (cf Nr. III in E. Koch und K. Gripp: Zur Stratigraphie des
Jungtertiärs J in ; Nordwestdeutschland. Jahrbuch der Hamburgischen Wissen-
schaftlichen Anstalten, XXXVI 1918. Beiheft: Mitteilungen aus dem Mineralog.=
Geologischen Institut, Hamburg 1920.)
15. Sitzung, am 14. Mai. — Hentschel, E.; Untersuchungen zum
Bipolaritätsproblem.
Die Erscheinung der habituellen Aehnlichkeit zwischen den Faunen der
nördlichen und südlichen kalten (auch gemässigten) Gewässer, von Pfeffer ^Is
— 26 —
Bipolarität bezeichnet, äussert sich im Vorkommen gleicher Arten, in ähnlicher
Faunenzusammensetzung und im Auftreten gleicher Merkmale. Verschiedene
Hrklärungsversuche liefen dafür vor, hauptsächlich die Reliktentheorie, die
Migrationshypothese, die Hypothese des tropischen Ursprungs der Faunen und
die der wiederholten Entstehung des Gleichen. Bei den Spongien, die der
Vortragende untersuchte, kommen einige auffallende Fälle von „Artbipolarität"
vor. Es gibt aber vor allem im allgemeinen „faunistische Bipolatität", die deut-
lich hervortritt, wenn man die Faunen der eigentlichen Polargebiete statistisch
mit der des Gebietes zwischen 30" nördl. und 30" südl. Br. im Atlantischen
Ozean vergleicht. Nach Ausscheidung der Kalkschwämme, Glasschwämme und
Hornschwämme, die übrigens auch Bipolaritätserscheinungen zeigen, und nach
Ausscheidung der wegen Artenarmut statistisch nicht erfassbaren Gattungen
ergibt sich, dass die grosse Mehrzahl der übrigen Gattungen (Tetractinelliden
und Monactinelliden) in den Tropen entweder ein Maximum oder ein Minimum
der Differenzierung in Arten hat. Die ganze Bevölkerung der 3 Meeresgebiete
zeigt also eine bipolar geordnete Verteilung ihrer Bestandteile. Aehnliches ist,
wenn auch nicht so auffallend, bei andern Tiergruppen (Aktinien, Ascidien, Cuma-
ceen) beobachtet. Es kommt schliesslich „Merkmalsbipolarität" vor. So z. B.
inbczug auf den Gesamtkörper der Mangel an Hornsubstanz (Spongin) bei Horn-
und Kieselschwämmen in den Polargebieten gegenüber den Tropen, was die
Gestalt der Schwämme und den Gesamteindruck der Faunen sehr beeinflusst.
Auffallender ist die Erscheinung an den Skeletteilen, den Kieselnadeln (Spicula).
In den wichtigsten Gattungen (Mycale, Gellius, Myxilla, Polymastia)
ist die Grösse der Hauptnadeln in beiden Polargebieten bedeutender als im
Warmwassergebiet. Eine besondere, auffallende Spiculaform, die sog. Exotyle,
bildet die rein polare Gattung Sphaerotylus aus. Die Art des Vorkommens
dieser Nadelform in verschiedenen Abteilungen des Spongienstammes, die Art
ihres Vorkommens in der Gattung selbst und der Zusammenhang, in welchem
hier und anderwärts Gestalt und Grösse der Spicula miteinander stehen, machen
eine unabhängige Entstehung dieser Gebilde in beiden Polargebieten wahrschein-
lich. In einer andern bipolaren Spongiengattung (O x y m y c a 1 e) findet sich
ganz Aehnliches. Bipolarität von Merkmalen wurde auch in andern Tiergruppen
beobachtet (z. B. Brutpflege). — Die bei den Spongien so auffallend universell
ausgeprägte Erscheinung der Bipolarität scheint auf dem Gegensatz zwischen
Tropen und Polargebieten inbczug auf die klimatischen Einflüsse zu beruhen.
Diese dürften einerseits im Sinne der Reliktentheorie oder doch jedenfalls
gemäss ihren Grundgedanken über kosmopolitische Verbreitung und zonale An-
ordnung der Faunen eine allgemeine faunistische Uebereinstimmung der Polar-
gebiete im Gegensatz zu den Tropen geschaffen haben. Andererseits scheinen
sie im Sinne einer Hypothese bestimmt gerichteter Entwicklung (Orthogenese)
zu wiederholter Entstehung gleicher Merkmale auf Grund gleicher oder ähnlicher
Anlagen den Anstoss gegeben haben.
16. Sitzung, am 21. Mai. — Lohmann, H.: Die Besiedelung der
Hochsee mit Pflanzen und Tieren.
An der Hand von Kurven, für welche das Zahlenmaterial während der
Ausreise der Deutschen Antarktischen Expedition gewonnen wurde, führte der
Vortragende aus, welche Kräfte die Verteilung der mikroskopischen Plankton-
organismen bedingen, die die Grundlage des Lebens der Hochsee bilden und
am sichersten durch Centrifugierung von Wasserproben gewonnen werden.
Die Bilder, welche Querschnitte und Längsschnitte durch Meeresströmungen
des Oceans von der Verteilung der Bevölkerungsdichte geben, sind sehr regel-
mässig und durch und durch geset^mässig aufgebaut; sie zeigen aber in dem
allgemeinen Verlauf der Dichtelinien zunächst gar keine oder nur wenige unrnittel-
— 27 —
bare Beziehungen zu den Linien der bisher allgemein untersuchten hydro-
graphischen Eigenschaften des durchfahrenen Meerwassers, wie Temperatur,
Salzgehalt, Dichte, Sauerstoffgehalt usw. Für die Organismen müssen also
andere Verhältnisse ausschlaggebend sein.
Da die zuverlässigsten Bilder einen Kern höchster Dichte aufweisen, von
dem aus nach allen Seiten hin die Volkszahl abnimmt, liegt eine Ausbreitung
durch Bewegung von einem Herd aus nach den Rändern des Verbreitungs-
gebietes am nächsten. Die Bewegungskräfte aber, welche hierfür in Frage
kommen, sind völlig unzureichend, um eine solche Verteilung zu erklären.
Weder die Bewegungen des Wassers noch die Eigenbewegungen der Organismen
reichen ?.ur Durchmessung der hier in Frage kommenden Entfernungen auch
nur annähernd aus. Viele Pflanzen entbehren jeder Eigenbewegung, und wo
solche vorhanden ist, vermag sie in 24 Stunden nicht mehr als wenige Meter
zurückzulegen. Eine sehr bemerkenswerte Uebereinstimmung besteht zwischen
den Linien gleicher Stromschnelligkeit (Isotachen), wie sie für Flüsse nach-
gewiesen werden können; nicht nur die centrische Anordnung, sondern auch
die Lage des Punktes höchster Werte nicht an der Oberfläche, sondern in
einiger Tiefe derselben, kehrt hier wieder. Aber eine Abhängigkeit der Volks-
dichte von der Stromschnelligkeit ist trotzdem nicht möglich, da die Dichte-
verteilung von Art zu Art wechselt, während sie in diesem Falle natürlich bei
allen Bewohnern des gleichen Gebietes auch gleich sein müsste.
Untersuchungen über den Wechsel der Volksdichte während der Strom-
reise im nordatlantischen Stromkreise von der Gegend nördlich der Azoren bis
zur Mitte des Oceanbeckens nördlich vom Aequator führen nun zu der Annahme,
dass es sich bei der Verteilung der Volksdichte oder der Besiedelung im Strom
im Wesentlichen nicht um Fortbewegung handelt, sondern lediglich ein Herab-
sinken und Wiederansteigen der Volkszahl in jedem kleinsten Stromabschnitt,
und dass die Verteilung der Individuen im Meere eine ausserordentlich beständige
ist. Da also das Gedeihen oder Nichtgedeihen, das eine Art oder Familie im
Strom findet, die Besiedelung des Wassers bestimmt, wird diese Form der Be-
siedelung im Gegensatz zu der auf Fortbewegung der Individuen im Wasser
beruhenden Besiedelungsform die Gedeihbesiedelung genannt. Sie ist für das
kleinste Plankton die herrschende Besiedelungsart, während für die grösseien
und langlebigen Organismen des Planktons die Bewegungsbesiedelung an Be-
deutung gewinnt.
17. Sitzung, am 28. Mai. — Reh, L.: Ratten und Mäuse, ihre Be-
deutung für den Menschen und ihre Bekämpfung.
Ratten und Mäuse gehören zwei Unterfamilien der grossen Familie der
Muriden oder Mausnager an, den Arvicolinen oder Wühlmäusen mit
kurzem, dickem Kopfe und kürzerem, behaartem Schwänze, und den Murinen
oder Mäusen mit spitzem, langem Kopf und langem, unbehaartem, aber be-
schupptem Schwänze. Die grösseren Formen beider Unterfamilien bezeichnet
man als Ratten, die kleineren als Mäuse. Die grösste Art der Wühlratten ist
die nordamerikanische Bisamratte, in ihrer Heimat als wertvolles Pelztier
geschätzt und geschützt. Im Jahre 1906 wurde sie in wenigen Paaren von einem
böhmischen Barone auf seinem Gute ausgesetzt und hat sich in den verflossenen
!2 Jahren auf über 100 Millionen Stück vermehrt, nicht nur über ganz Böhmen
ausgebreitet, sondern ist auch in Sachsen und Bayern eingedrungen. Sie ist ein
ungeheurer Schädling geworden, bes. in der Fischzucht, aber auch im Gartenbau
und durch Unterwühlen der Dämme. Die Wasserratte, Scher- oder
Wühlmaus ist bei uns v/eit verbreitet und bes. in Obstgärten schädlich,
während die kleine Feldmaus der bekannte Acker- und Wiesenschädling ist,
der alle paar Jahre in grossen Massen auftritt. Von den echten Mäusen ist die
— 28 —
Wanderratte weitaus die schädlichste; sie schien sogar die einheimische
Hausratte ganz verdrängen zu wollen, doch hat diese sich in den letzten
Jahren wieder mehr vermehrt. Von den Mäusen kommt die Hausmaus fast
nur in Häusern vor; die Wald- und Brandmaus kommen nur im Winter
in die Häuser. Ratten und Mäuse schaden nicht nur durch ihren Frass und
und ihr Benagen, sondern übertragen auch Krankheiten, bes. erstere die Pest,
die Maul- und Klauenseuche, Bandwürmer und Trichinen. Die Bekämpfung
geschieht durch Fallen, Gifte (Phosphor, Strychnin, Baryumkarhonat, Meerzwiebel)
oder durch Bakterien, die aber sehr unzuverlässig sind. Bes. wichtig ist immer
die Wahl des Köders, der sich ganz nach den örtlichen Umständen richten muss,
weshalb man die Bekämpfung einer stärkeren Plage am besten einem zuver-
lässigen Kammerjäger überlässt. Die natürlichen Feinde, wie Katzen, Hunde usw.
gegen Ratten und Mäuse im Hause, das Raubwild im Freien können nie eine
Plage verhindern oder beseitigen, sondern nur dabei helfen.
18. Sitzung, am 4. Juni. — Reche, O. : Ueber die diluviale Tierwelt
in der Darstellung des diluvialen Menschen.
In den während der Eiszeit bewohnten Höhlen Mitteleuropas haben sich
neben zahlreichen altsteinzeitlichen Geräten und Waffen auch nicht selten höchst
merkwürdige Zeichnungen, Gemälde und Schnitzereien gefunden, die meist
damals lebende Tiere wiedergeben. Die Darstellungen sind z, T. von einer
derartigen Naturtreue und künstlerischen Vollendung, dass nach der Entdeckung
der ersten niemand glauben wollte, dass es sich wirklich um Kunstwerke aus
einer so viele Jahrtausende zurückliegenden Zeit handele, in der der Mensch
ja noch auf der niedrigsten Kulturstufe, der des Jägernomaden, lebte. Weitere
derartige Funde haben aber die Echtheit unzweifelhaft bewiesen, zumal vielfach
Tiere dargestellt sind, die nur während des Diluviums lebten und heute längst
ausgestorben sind. Der Vortragende besprach dann die mit dieser alten Kunst
zusammenhängenden Probleme und legte u. a. dar, dass nur zu einem Teil
künstlerisches Bedürfnis die Veranlassung zu den Kunstwerken war und dass
die Darstellungen in der Hauptsache sehr wahrscheinlich abergläubischer Vor-
stellung ihre Entstehung verdanken: dadurch, dass mau das Jagdtier im Bilde
festhielt, hoffte man, es auch magisch festzuhalten, es gewissermassen zu bannen,
so dass es bei der Annäherung des Jägers nicht flüchtig wurde, sondern in der
gewünschten Stellung stehen blieb und den Jäger gut zu Schuss kommen Hess,
ein Gedankengang, der sich noch heute bei primitiven Jägerstämmen findet. In
zahlreichen Lichtbildern führte der Redner dann die wichtigsten der diluvialen
Kunstwerke vor und zeigte, dass fast die gesamte damals lebende Grosstierwelt
durch die diluvialen Jäger im Bilde festgehalten worden ist, wobei natürlich die
gut getroffenen Darstellungen jetzt ausgestorbener Tiere, wie des Mammut, des
wollhaarigen Nashorns, des Höhlenbären und Höhlenlöwen besonders interessierten.
19. Sitzung, am 18. Juni. — Vosseier: Kleine Mitteilungen aus dem
Zoologischen Garten.
Der Vortragende machte Mitteilung von einer Reihe bemerkenswerter
Beobachtungen an lebenden Tieren, die im Laufe der Jahre besonders im
Zoologischen Garten gemacht worden sind. Es handelt sich hierbei um Tat-
sachen, welche der Zoologie im engeren Sinne des Wortes fremd bleiben
mussten, weil sie eben nur beim täglichen Verkehr mit Tieren dem aufmerk-
samen Beobachter auffallen. Es gehören hierzu die vorherrschende Rechts-
händigkeit bei Affen und vielen anderen Tieren, z. B. bei dem Biber und den
Känguruhs, die die Vorderpfote als Hand benutzen, die Vorliebe mancher Tiere
für gewisse Farben, Gerüche und Salze und andererseits die Abneigung dagegen,
die eigentümliche Selbsthülfe der Tiere in schwierigen Lebenslagen, welche
— 29 —
durch Veränderung in der Lebenslage und Umgebung hervorgerufen -verden,
seelische Mißstimmung, Lachen usw. Es folgten dann Bemerkungen über
FigentümJichkeüen beim Wechsel des Sommer- und XX'interpelzes und den
Einfluss des Klim.as auf Leichtigkeit und Länge des Pelzes einiger Tiere. — Zum
Schluss legte der Vortragende Eier vom Hecht und Stumpfschnauzkrokodil vor.
sowie solctip. vom r.njiathkafer aus Kamerun, die arössten bekannten Insekteneier.
.?0. Sitzung, am .22. Oktober. — We.genei', A. ; F^er Aletenritenfall von
Trevi.a am .3. April 1916.
Der Meteontenfali von Trevsa ist von. besonderem Interesse, »Aei! es
gelang, nachträglich auf Grund einer eingehenden Untersuchung über die Licht-
und Schallerschemunr den Meteoriten selbst aufzufinden, der beim. Fall zunächst
unbem.erkt geblieben war. Auf einen Aufruf in 14 Zeitungen m.eldeten sich
etwa 100 Beobachter. Das Sichtbarkeitsgebiet hatte nur 270 km. Durchmesser,
weil das Meteor bei hellem Sonnenschein um S'/i Uhr nachmittags erschien
und deshalb nur der unterste, lichtstarkste Teil der Leuchtbahn gesehen wurde.
In einem, engeren, etwa 120 km Durchmesser haltenden Gebiet wurde auch die
Detonation einige Alinuteii nach dem Fall gehört, die so stark war, dass Fenster
und Tassen klirrten, die Erde erzitterte und die Bevölkerung erschreckt In die
Keller ijüchtete in der Meinung, es würden Fliegerbomben geworfen. An der
Hand von Lichtbildern erläuterte der Vortragende sodann die schrittweise Be
technung der astronomischen Bahn und schilderte sodann die Lichterscheinung,
den Raucbschweif und die Detonation. Letztere rührt nicht von einer Explosion
her. denn der Meteorit teilte sich nicht, sondern gelangte ais einielnes Stück
tum Boden herab. Es handelt sich vielmehr um dieselbe Erscheinung, mit dei
die .Schallmesstrupps unserer Artillerie im Kriege zu tun hatten, nämlich den
Geschossknall, der durch Zusammendrückung der Luft vor dem Geschoss bezw.
Meteoriten entsteht und diesem im letzten Teil der Bahn vorauseilt, weil hier
die Geschwindigkeit des Meteoriten unter die Schallgeschwindigkeit sinkt Auf
Grund einfacher Ueberlegungen konnte schon bei der Bearbeitung der Lieh*
und .Schallerscheinung richtig geschlossen werden, dass der Meteorit nur aus
einem Stück bestand, dass er im. Walde herabgekomm.en vvar, dass es ein Eisen-
'neteorit sei und z^var von erheblicher Grösse (er wog in der Tat 63 kg) und
iass er mindestens I '/n m tief in die Erde eingedrungen sei (tatsächlich lag e^
m. 1.60 m Tiefe). Der Fallort war bis auf etwa I Meile genau bestimmt. Diese
Angaben im V^erein mit einer von der Marburger Naturforschenden Gesellschaft
ausgesetzten Belohnung von SOO Alark ermöglichten in der Tat die .Auffindung
noch - ; .Jahre nach dem Fall, indem sich alsbald nach der Bekanntgabe ein
Förster meldete, der ein Loch von der beschriebenen Grösse im Walde bei
Trevsa bemerkt hatte. Die Nachgrabung ergab dann den gesuchten .Meteoriten.
Die genaue wissenschaftliche Untersuchung des letzteren musstc vyegen des
Krieges zunächst aufgeschoben werden.
Die. Bearbeitung der Licht- und Schallerscheinung durch den Vortragenden
und ein Bericht über die Auffindung des .Meteoriten von F. R i c h a r ? sind w
df=n Srhriften der Ges. /. Beförd. d. gesamt. Naturw. zu Marburg erschienen.
2!. Sii7.un^, am 20. Oktober. - Lütgens, R.: Rulgarie«, Land und
Leute.
Die verwickelte O b e r f I ä c h e n g c s t a 1 1 u n g Bulgariens innerhalb
der Grenzen von 1915 lässt nicht weniger als sechs verschiedene Haupt-
gebiete, Donaubulgarien, Balkan, Westbulgarien, Thrazien, Rhodopen, Aegäischer
Anteil, unterscheiden. Diese Landschaften treten ferner nicht nur durch den
inneren Bau und die geologische Geschichte, sondern auch durch das Klima
und derrizufolge die Tier- und Pflanzenwelt scharf hervor. In Bulgarien berühren
- 30 —
sich der geographische Mittelmeercharakter mit dem osteuropäischen und -dem
westeuropäischen, sodass Bulgarien vom rein physikalisch-geographischen Stand-
punkt aus nicht als berechtigter Staat bezeichnet werden kann.
Auch die Bevölkerung zeigt in diesem alten Durchzugs und Rück-
zugsgebiet eine Fülle der verschiedensten Rassen und Nationen. Religionen und
Kulturen neben- und übereinander. Mit der Aufzählung der Thraker, Griechen.
Römer, Kelten. Westgoten, Slaven. Bulgaren, Mittel- und Westeuropäer während
der Kreuzzüge, Türken, Armenier, Juden, Zigeuner, Russen ist die Liste noch
nicht einmal erschöpft. Aber nur die Bulgaren haben sich auf die Dauer halten
können. Finnisch-ugrischer Abstammung setzten sie im 7. Jahrhundert über
die Donau. Nach Unterwerfung der friedlichen Ackerbau treibenden slawischen
Bevölkerung nahmen sie selbst slawische Sprache und Kultur an, bewahrten
aber ihre kriegerischen Fähigkeiten und vor allem ihr glühendes Nationalgefühl.
So konnten sie für 6 Jahrhunderte in diesem zersplitterten Gebiet bis ^um
Zusammenbruch der christlichen Staaten in der Schlacht auf dem Amselfeld,
!383, ein mächtiges Reich bilden und auch sechs weitere Jahrhunderte unter
beispiellos schwerer türkischer Knechtschaft überstehen, um dann von neuem
ihr Reich aufzurichten. Hier hat das nationale B e w u s s t s e i n sich als
stärkstes staatenbildendes Moment erwiesen. Es hat die un-
günstigen geographischen Verhältnisse bezwungen und einen nunmehr existenz-
berechtigten Nationalstaat geschaffen.
Die Eigenart der einzelnen Landschaften wurde dann durch die Licht-
bilder, darunter auch Luftschiffaufnahmen, erläutert, und ebenso auch das Leben
und Treiben der Bevölkerung, ihre Wohnung und Kleidung, ihre Arbeit und
die charakteristischen Besitzverhältnisse mit ihren Folgen besprochen.
Ischirkotf, Bulgarien. Bulg. Bibliothek Band I und IL Leipzig 191(5.
Weiss-Bartenstein, Bulgarien. 1913.
Braun, Der neue Balkan. Weimar o. J.
22. Sitzung, am 5. November. — Franck, W. : Fortschritte der
organisch-chemischen Grosstechnik während des Krieges.
Unter Vorführung von Versuchen wurde die Glyccringewinnung aus
Zucker durch Gärung und die Herstellung von Alkohol' und Essigsäure aus
Acetylen besprochen.
23. Sitzung, am 12. November. — Ahlborn, F.: Laminare und tur-
bulente Strömungen in Kinnen und Rohren.
24. Sitzung, am 26. November. — Fülleborn: Uebertragung der
Grubenwurmkrankheit (Ankylostomiasis).
25. Sitzung, am 3. Dezember. - Reh, L.: Insekten - Minen in
Blättern,
Man findet die ganze gute Jahreszeit draussen an Laubblättern zahlreich
auffällige Flecke, die dadurch entstanden sind, dass Insektenlarven das Blatt-
parenchym zwischen den beiden Blatthäuten herausgefressen haben. Meistens
sind die Minen in den grünen Blättern noch von den Larven bewohnt, dann
spricht man von echten oder D a u e r m i n e n. Andere Insektenlarven leben
aber nur während ihrer Jugendzeit in Minen, später ausserhalb der Blätter;
ihre Minen nennt man Jugendminen. Die Raupen der Motten-Gattung
Coleophora (Sackmotten) verfertigen sich zuerst Jugendminen, schneiden diese
dann aus dem Blatt heraus und verspinnen sie zu einem Sack, in dem sie
leben. Von ihm aus dringen sie mit ihreqi Vorderkörper durch ein Loch der
^ m. -
Blatthaut in das Blattinnere und minieren hier runde Flecke aus: sog. Speise-
in i n e n. Nach ihrer Lage am Blatte unterscheidet man Stiel-, Rippen- und
B i a 1 1 m i n e n ; einige Larven minieren nacheinander in 2 oder allen 3 dieser
Teile, Nach der Form der Minen unterscheidet man Platz- oder Flecken-
minen und G a n g m i n e m Erzeugt werden sie von Räupchen von Kleiii-
schmetterlingen, Fliegenlarven, Larven von Käfern und von Hautflüglern. Jede
Art verfertigt ihre besondere Minenform, so dass man fast stets aus der Mine
schliessen kann, von welchem Insekt sie bewohnt ist. Nur einige wenige der
Minen bewohnenden Insektenlarven stossen ihren Kot aus der Mine aus; die
meisten anderen lassen ihn in der Mine, scheiden ihn aber meist in ganz be-
stimmter, charakteristischer Form und Lage ab, so dass man in der Anordnung
des Kotes wieder. gute Hilfsmittel zum Bestimmen der Minen hat. — Die Ver-
wandlung zur Puppe geschieht teils in der Mine, dann stets an für jede Art
bestimmtem Platz, oder ausserhalb, wobei wieder jede Art die Mine in 'bestimmter
charakteristischer Weise verlässt. — Die Bedeutung der Minen für die Pflanze
ist nur dann grösser, wenn die Minen sehr zahlreich auf den Blättern auftreten.
Dann wird z. T. die Assimilation gehindert, z. T. aber erst die Abführung ihrer
Produkte zentralwärts. — So bieten die Minen dem Zoologen und Botaniker
viel Interessantes und noch viele ungelöste Aufgaben. Dennoch sind sie noch
wenig erforscht. Ihr bester Kenner war wohl der von 1880 1914 in Hamburg
lebende L. Sorhagen, der ungeheure Sammlungen davon angelegt hat, die
in den Besitz des Zoologischen Museums übergegangen sind, und denen der
Vortragende in seinen Ausführungen in der Hauptsache folgte.
26. Sitzung, am 10. Dezember. — Pfeffer, G.: Ueber Mittelamerika
und die Geschichte der amerikanischen Tierwelt.
Der Vortragende wies nach, dass Nord- und Südamerika während fast
der ganzen Tertiärzeit durch Meer voneinander getrennt waren, dass dagegen
im späteren Mesozoikum und ältesten Tertiär und dann wieder vom Pleistozän
bis heute beide Erdteile zoogeographisch verbunden waren. Sodann behandelte
der Vortragende die sehr verwickelte Frage, wo die Unterbrechungen beider
Amerika gelegen und zu welcher zoologischen Zeit sie stattgefunden haben
mögen. Als Endergebnis stellte sich heraus, dass die Fauna von Mittelamerika,
trotzdem sie aufgrund der Statistik der höheren Tiere zu Südamerika zu rechnen
ist, dennoch nach der Geschichte des Landes, und besonders, wenn man die
niederen Wirbeltiere betrachtet, sich als der südlichste Teil von Nordamerika
darstellt, in dem die ältere tertiäre Fauna überleben geblieben ist.
Vgl. G. Pfeffer, Einführung in die historische Zoogeographie. Jena 1920.
--©j;^-
— 32
B. Die vvissenschäitlicheii Ausflüge des jähre* I9i9.
BotaniaLhc Aubtlüge.
1. Ausflug am 2i. Februäi : Klein-Borste! (Flechten, Moost)
2. ,. „ 3ü, März: Hurnmclsüüttcl (Flechrsn, MqOsc)
i. „ „ 27. April- Schittbek
4. 5, „ 25 Mai • Köihenbckei Oücliental
5. „ ,, 29. Juni' rrave-Ufer
e. „ ., 27. Juli: Segebcr^
7. „ „ äi. AugUDt: Lstngenriotr.
S. „ ., 28. Septem bei i Sachse-nwalü (FHccj
9. „ „ 26. üktobei : Ahrensburg (Pilse)
10. „ „ 30. November' Langenhorn i'Flechten)
11. „ „ 2S. Dezember; Harburger Berge tFiechten)
---^J3^--~^
Verhandlungen
des
naturwissenschaftlichen Vereins
zu Hamburg
im Jahre 1920
Dritte Folge XXVIII
Hamburg, 1921 :-: L. Friederichsen «& Co.
Verhandlungen
des
naturwissenschaftlichen Vereins
zu Hamburg
im Jahre 1920
Dritte Folge XXVIII
LI8RART
f^EW YORK
ÖOTANICAL
ÜAKUfilN
Hamburg, 1921 :-: L. Friederichsen & Co.
NEW YOPV
Inhaltsverzeichnis.
1. Geschäftliches.
Allgemeiner Jahresbericht für 1920 und Verzeichnis der im Jahre 1920
geschenkten Schriften 5
Abrechnung für 1920 7
Vorstand und Gruppenvorsitzende für 1921, ständige Mitglieder des er-
weiterten Vorstandes, Kassenprüfer und Ehrenrat 8
Verzeichnis der Mitglieder, abgeschlossen am I.Juni 1921 8
2. Bericht über die Vorträge und wissenschaftlichen Ausflüge
des Jahres 1920.
A. Die Vorträge und Vorführungen des Jahres 1920.
Die Vorträge sind im folgenden Verzeichnis nach dem Stoff geordnet.
Von den mit einem Stern (*) bezeichneten Verhandlungen ist kein Bericht
abgedruckt.
Astronomie.
Henseling: Das astronomische Weltbild der Gegenwart 21
'■ B a a d e : Neuere Untersuchungen über die Dimensionen des Fixstern-
himmels 33
Reine und angewandte Physik, Geophysik und kosmische Physik.
Lindemann: Einfache Form des Prony'schen Zaums. Wärmeäquivalent.
Versuche mit einer Wehneltkathodenröhre. Wasserzersetzung durch
Influenzmaschine 23
Jensen: Die scheinbare Gestalt des Himmels und die scheinbare Ver-
größerung von Sonne und Mond am Horizont 24
Tams: Isostasie und Erdbeben 26
Walter: Ueber Solarisationserscheinungen (Umkehrerscheinungen) bei
photographischen und röntgenographischen Aufnahmen 29
*Kuhlmann: Das Reichsfunknetz und seine Apparate 33
Wegener, A. : Die Entstehung der Mondkrater nach der Aufsturztheorie 33>
Tams: Die Hamburger Seismogramme des italienischen Bebens vom
C-o 7. September und des ostasiatischen Bebens vom 18. Oktober . . 35
Cvj
CD
_ 4 —
O 1 t m a n n s : Die Mechanik der physikalischen Anziehungserscheiniingen 35
*C I a 11 s e n : Die Wirkungsweise der funkentelegraphischen Apparate . . 37
Geologie und Paläontologie.
Gripp: Fraßspuren an Fossilien . - 21
G ü r i c h : Die Wünschelrutentrage in Hamburg 27
Gripp: Neues über den vordiluviaien Untergrund Hamburgs .... 30
*G r i p p : Das Vorhandensein von Inseln bei Lüneburg und Langenfeldc
zur Miozänzeit 33
Geographie, Ozeanographie und Völkerkunde.
S c h 1 e e : Der Vulkanismus Javas 22
'"Hambruch: Schiffahrt und Nautik in der Südsee 23
Lehmann: Bauernhaus und Siedlungsformen in Schleswig-Holstein 26
*G ö r b i n g : Reisebilder vom oberen Euphrat 31
*S c h u 1 z : Unsere Kenntnis von den Ursachen der Meeresströmungen 33
Zoologie und Botanik.
B r u n s : Das Zeichuen im Dienste der beschreibenden Naturwissenschaften 20
*K 1 a 1 1 : Die Größe im Tierreich , 31
Timm: Zur Geschichte des Borsteler Moores 31
Ehrenbaum: Der Stör in fischereilicher und biologischer Beziehung i>2
*K lebahn: Eine neue besonders schädliche Krankheit der Tomate. Die
Schädlinge des Klippfisches 3>3
*W i nkl er: Einiges aus der Geschichte des Bauerngartens .... 33
Eiffe: Ueber Hasen-Kanin-Bastarde (Leporiden) 34
*V 0 i g t : Neuere Rohstoffe der Saponin-Gewinnung ,. . . 3vS
Medizin,
K e s t n e r : Neuere Entdeckungen auf dem Gebiete der inneren Sekretion 21
*Dräseke : Zur vergleichenden Hirnanatomie 3ti
Luftschiffahrt.
*W e g e n e r , K. : Die Navigation des Flugzeugs 26
Nachrufe.
*Pfetf'er: Zum Gedächtnis der verstorbenen Ehrenmitglieder Dr.
Heinrich Bolau, Prof. Dr. G. R e t z i u s und Kapitän
J. Schnehagen 36
Gruppensitzungen (1919 u. 1920).
*Sitzungen der Botanischen Gruppe 37
*Sitzungen der Physikalischen Gruppe 38
*Sitzungen der Gruppe für naturwissenschaftlichen Unterricht .... 38
B. Die Wissenschaftlichen Ausflüge des Jahres 1920.
*Besichtigung des Kraftwerks Tiefstack 38
^Botanische Ausflüge 39
3. Sonderbericht über zwei A^orträge am 2. u. 7, März 1921.
Riebeseil: Einführung in die Relativitätstheorie 41
¥
1. Geschäftliches.
Allgemeiner Jahresbericht für 1920.
Dem Verein gehörten am Ende des Jahres 1920 12 Ehrenmitglieder,
6 korrespondierende und 476 ordentliche Mitglieder sowie 3 Semestergäste an.
Durch den Tod schieden aus die Ehrenmitglieder Dr. H. Bolau, Hamburg,
Prof. Dr. G. Retzius, Stockholm, Prof. Dr. Th. Reye, Straßburg, Kapitän
J, Sehn ehagen, Helle b. Horst i. H., Geh. Regierungsrat Prof. Dr. S. Schwen-
dener, Berlin, Geh. Regierunj'srat Prof. Dr. B. Tollens, Göttingen, Prof. Dr.
A. Volle r, Hamburg, das korrespondierende Mitglied Geh. Hofrat Prof. Dr. H.
Raydt, Hannover, und die ordentlichen Mitglieder Dr. J. Heinemann, B.
Kroger, A.Schneider, C.W.Schneider, H. Springmann. Ausgetreten
sind 20, eingetreten 61 Mitglieder. 10 Mitglieder wurden gemäß § 7 der
Satzungen gestrichen.
Es fanden 29 allgemeine Sitzungen statt, an denen im Durchschnitt 45
Personen teilnahmen, mit Ausnahme der Sitzung am 16. Juni, in welcher Herr
Telegraphendirektor Kuhlmann als Gast über das Reichsfunknetz und seine
Apparate sprach und deren Besuch sich auf rund 300 Mitglieder und Gäste belief.
Von den Vorträgen und Demonstrationen bezogen sich 10 auf
Zoologie und Botanik, 10 auf reine und angewandte Physik, bezw. Geo- und
kosmische Physik, 5 auf Geologie und Paläontologie, 3 auf Geographie, Ozea-
nographie und Völkerkunde, je 2 auf Astronomie und Medizin und 1 auf Luft-
schiffahrt. Außerdem hielt die botanische Gruppe noch 5 Fachsitzungen, die
physikalische Gruppe 4 und die Unterrichtsgruppe 1 Fachsitzung ab. Die An-
zahl der botanischen Ausflüge belief sich in diesem Jahr auf 11 bei einer
durchschnittlichen Teilnehmerzahl von 19.
Besonders erwähnt seien ferner die Vorträge von Prof. Dr. A. Einstein,
Berlin, am 17. Juli über die Relativitätstheorie und von Prof. Dr. H. Weyl,
Zürich, am 28., 29. und 30. Juli über die Grundlagen der Mathemathik, zu
denen der Verein von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät bezw.
vom mathematischen Seminar der hiesigen Universität eingeladen worden war.
Am 2. Juli fand eine Besichtigung des Kraftwerkes Tiefstack statt, und am
1. Dezember wurde zur Feier des 83. Stiftungstages im Uhlenhorster Fährhaus
ein Teeabend mit zwangloser Unterhaltung und Tanz veranstaltet.
Der Vorstand erledigte seine Geschäfte in 9 Sitzungen, darunter waren
2 Sitzungen des erweiterten Vorstandes. Von wichtigeren Beschlüssen sei er-
wähnt, daß der Mitgliedsbeitrag auf 15 Mk. erhöht und daß ferner eine Entschlie-
ßung betreffs Erhaltung des Zoologischen Gartens angenommen wurde, durch
welche zugleich der Vorstand den Auftrag erhielt, alle für dieses Ziel geeigneten
Schritte energisch zu unterstützen. In diesem Sinne wurde daher gemeinsam
mit den übrigen in dieser Angelegenheit interessierten Hamburgischen Körper-
schaften und Vereinen eine öffentliche Versammlung einberufen, die am 4. Januar
1921 unter Leitunß von Dr. A. Linde mann als erstem Vorsitzenden des
naturwissenschaftlichen Vereins im Hörsaal A der Universität stattfand und in
weicher von berufener Seite die Bedeutung des Zoologischen Gartens für die
Wissenschaft, Kunst, Scliule und Volksbildung dargelegt und in einer an Senat
und Bürgerschaft gerichteten Hingabe einmütig seine Erhaltung gefordert wurde.
An Vereinsschriften wurden irn jähre 1920 veröffentlicht:
1. Verhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg im Jahre
1919. Dritte Folge XXVII.
und 2. Abhandlungen Band XXI, Heft 2, E. Martini, Anopheles in der näheren
und weiteren Umgebung von Hamburg und ihre voraussichtliche
Bedeutung für die Volksgesundheit.
Ihr Versand erfolgte an 160 in- und ausländische Akademien, Gesell-
schaften, Institute U.S.W, und zwar 92 in Deutschland, 30 in Oesterreich und
Ungarn, 1 1 in der Schweiz, 7 in Skandinavien, 6 in Holland und Luxemburg,
1 in England, 1 in Italien, 5 in Spanien und Portugal sowie 7 in Amerika.
Eingänge waren von 79 wissenschaftlichen Körperschaften und Instituten
zu verzeichnen. Davon entfallen auf Deutschland 30, Oesterreich, Ungarn und
angrenzende Staaten 9, die Schweiz 4, Skandinavien 5, Holland und Luxem-
burg 3, England 2, Italien 2, Spanien und Portugal 3, Rußland 4, Amerika 16,
sowie Japan 1.
An Geschenken, für welche der Verein den Gebern herzlich dankt,
gingen ferner die folgenden Arbeiten ein:
1. Baritsch, Deutsche Industrien und der Krieg (Vortrag; Architekten- und
Ingenieurverein zu Hamburg).
2. Fr. Dietrich, Brutergebnisse des Jahres 1919. (Ornitologische Monats-
schrift XXXXV, 1.)
3. J. Oltmanns, Die Mechanik des Weltalls. (Hamburg, P. Härtung.)
4. F. Perlewitz, Luftfahrt. (Jahrbuch d. angew. Naturwiss. XXX, 1914—19.)
5. E. Tams, Isostasie und Erdbeben. (Centralblatt f. Min., Geoi. u. Pal.
Jahrg. 1920, Nr. 11 u. 12.)
6. Berlin, Zeitschrift L Vogelschutz. (1. Jahrg., I.Heft 1920.)
7. Büsum, Schriften d. Zoolog. Station Büsum f. Meereskunde. (Nr. 1,
Dez. 1919.)
8. Hamburg, Deutsche Auslands Arbeitsgemeinschaft, Hamburg in
seiner politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung.
9. Hamburg, Hauptstation für Erdbebenforschung, Monatliche Mit-
teilungen 1920.
Hamburg, den 2. Februar 1921.
Der Vorstand.
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Der Vorstand für 1921.
Erster Vorsitzender : Dr. M. Knoth
Zweiter Vorsitzender: Dr. P. Riebeseil
Erster Schriftführer: Dr. H. Thorade
Zweiter Schriftführer: Dr. K. Gripp
Archivwart : Prof. Dr. L. Reh
Schatzmeister: Otto Edmund Eiffe
Schriftleiter: Dr. E. Tams
Gruppenvorsitzende für 1921.
Botanische Gruppe: Prof. Dr. A. Voigt
Physikalische Gruppe: Prof. Dr. Johs. Classen
Anthropologische Gruppe: Prof. Dr. Thilenius
Gruppe für naturwissenschaftlichen Unterricht: Dr. J. Empson.
Ständige Mitglieder des erweiterten Vorstandes.
Prof. Dr. F. Ahlborn Prof. Dr. H. Lohmann
Prof. Dr. Johs. Classen Prof. Dr. W. Michaelsen
Prof. Dr. L. Doermer Prof. Dr. C. Schälfer
Prof. Dr. G. Gürich Prof. Dr. A. Schober
Prof. Dr. E. Krüger Prof. Dr. A. Voigt
Prof. D. Dr. H. Krüss Prof. Dr. Vosseier
Dr. A. Lindemann
Kassenprüfer.
C. L. Nottebohm Dr. W. L. Peters
Als Stellvertreter: Petrus de Grys
Ehrenrat.
Prof. Dr. K. Büchel
Prof. Dr. Johs. Classen
Dr. P. Hinneberg
Prof. Dr. H. Lohmann
Prof. Dr. A. Schober
Prof. Dr. R. Schorr
Verzeichnis der Mitglieder
abgeschlossen am I.Juni 1921.
Ehrenmitglieder.
Ehlers, E., Prof. Dr., Geh. Regierungsrat Göttingen 11. 10. Ro
Mensen, V., Prof. Dr., Geh. Medizinalrat Kiel 30. 11. 12
Koppen, W., Prof. Dr., Admiralitätsrat, Hamburg, Gr. Borstel,Violastr. 7 2H. 11. 19
(Mitglied seit 2H. 11. H.-i)
Krüss, H., Prof. D. Dr., Hamburg 21, Gertigstr. .-51 30. 11. 12
(Mitglied seit 27. ^i. 7<>)
Quincke, G., Prof. Dr., Geh. Hofrat llemdberg IS. 11. 87
Sclirader, C, Dr., Geh Regierungsrat Berlin .'50. 11. 12
— 9 —
Spengel, J. W., Prof. Dr., Geh. Hofrat Gießen 10. 2. OU
Temple, R., Budapest 2H. 9, 6H
Warburg, E., Prof. Dr., Wirkl. Geh. Oberregierungsrat, Präsident d.
Physikal.-Techn. Reichsanstalt Charlottenburg 14. 1. 85
Wittmack, L., Prof. Dr., Geh. Regierungsrat Berlin U. 1. 80
Wölber, F., Konsul Hamburg 28. lo. 75
Korrespondierende Mitglieder.
Ahlborn, H., Prof. Göttingen 4. 6. 19
(Mitglied seit 23. 2. 7fi)
Borgert, Adolf, Prof., Dr. Bonn 30. 11. 12
Friederichsen, Max, Prof. Dr. Greifswald 1. 1. 04
(Mitglied seit 12. 10. 98)
Mügge, O., Prof. Dr., Geh. Bergrat Göttingen 10. 8ß
Struck, R., Prof. Dr. Lübeck .30. 11. 12
Thompson, F., U.-S. Consul Merida, Yucatan 2H. 11. 89
Ordentliche Mitglieder.
Die eingeklammerten Zahlen vor der Anschrift bezeichnen den Postliezirk in Hamburg:,
das Datum am Schluss der Zeile den Tag der Aufnahme.
Abel, A., Apotheker, (20) Eppendorferlandstraße 9H 27. 3. 95
Adam, R., Rektor, Ottensen, Moltkestraße 10 22. 2. 05
Ahlborn, Fr., Prof. Dr., (22) Uferstraße 23 5. 11. 84
Ahrens, Caes., Dr., Chemiker, (21) Overbeckstr. 10 10. 5. 93
Alpers, L., Direktor der Billbrauerei, (26) Hammerlandstraße 8 9. 2. 10
Andersson, F, (26) Mittelstraße 92 5, 11, 13
Anker, Louis, (1) Glockengießerwall 25/26, Scholvienhaus 7. 2. 00
Ansorge, Carl jr., Klein-Flottbek, Eibchaussee H 25. 2. 14
Arndt, A., Lehrer, (23) Ritterstraße 116 28. 1. 20
Arnheim, P., (36) Gänsemarkt 35 15. 5. Ol
Assmus, \'ictor (24) Uhlenhorsterweg 41 9. 3. 21
Aufhäuser, D., Dr., (8) Dovenfleth 20 31. 5. 05
Augustin, C, Prokurist, Harburg-E., Lauterbachstraße 13 12. 1. 16
Bade, F., Oberlehrer, (30) Breitenfelderstraße 12 27. 5. 14
Banning, Prof. Dr., Oberlehrer, (39) Körnerstraße 20 24. 2. 97
Bartens, H., Oberlehrer, (21) Zimmerstraße 30 13. 1. 09
Beckmann, F., Apotheker, Hamburg-Fuhlsbüttel, Beim Storchnest 1 19. 5. 20
Behn, Leonhard, Kl. Flottbek, Grotkamp 34 21. 10. 08
Behncke, M., Dr , Chemiker, (2.5) Borgfelderstraße 14a 14. 1. 20
von Behren, Dr., Wilhelmsburg, Kirchenallee 23 14. 4. 09
Behrend, Paul, Dr., beeidigter Handels-Chemiker, (1) Gr. Reichenstr. 63 10. 1. 00
Bein, Otto, Konsul, Oldenfelde, Post Rahlstedt, Dorotheenstraße 3 10. 12. 13
Bendixsohn, K., Dr., Oberlehrer, (21) Uhlenhorsterweg 52 22. 10. 19
Benn, Joh., Wentorf, Post Reinbek 14. 4. 09
Benkendorf, R., Dr., (9) Deutsche Seewarte 24. 11. 20
Berendt, Max, Ingenieur, (24) Lessingstraße 12 23. 9. 91
Beuck, H,, (24) Uhlandstraße 16 28. 2. 06
Bibliothek, Preußische Staats-, Berlin 7. 6. 82
Biernatzki, Reinhart, Oberlehrer, (36) Vor dem Holstentor 8. 3. 11
Bigot, C, Dr., Fabrikbesitzer, Billwärder a. d. Bille 98 1. 1. 89
Birtner, F. W, Kaufmann, (37) Rothenbaumchaussee 169 15. 3. 99
Bleske, Edgar, Eutin, Auguststraße 6 28. 6. 93
Bioecker, Sophie, Lehrerin, (39) Andreasstraße 29 13. 4. 21
- 10 -
Blümel jr., Wilhelm, (13) Schlüterstraße 20 , 9. 3. 21
Bock, F., Lehrer, (6) Schäferkampsallee '■>! 10. 2. 04
Bock, Otto, (2fi) Hornerweg 23 2. 11. 10
Bode, Kurt, Dr., Chemiker, (20) Erikastraße 134 21. 10. 08
Bögel, H., (8) Neue Gröningerstraße 1 15. 11. 11
Boecking, Ottokar, Dr., (35) Hammerdeich 60 18. 4. 21
Boehm, E., Dr., Oberlehrer, (28) Börnestraße 52 30. 11. 04
Bohlmann, Ernst, Orchideen-Züchter, Wohldeck, b.Tangstedt (Bez. Hhg.) 9. 4. 13
Bohnert, F., Prof. Dr., Direktor der Oberrealschule in St. Georg,
Bergedorf, Bismarckstraße 5 4. 2. 92
Bolte, F., Dr., Direktor der Seefahrtsschule, (4) Bei der Erholung 12 21. 10. 85
Büke, Hermann, Dr., Arzt, (21) Overbeckstraße 2 15. 12. 20
Borgert, Hildegard, stud. med. dent. (5) Lindenstraße 23 8. 12. 20
Brennecke, W., Dr., (9) Deutsche Seewarte 4. (i. 13
Brick, C., Prof. Dr., (5) St. Georgskirchhof 6 1. 1. 89
Brockmöller, J., Dr., (19) Ottersbekallee 5 12. 3. 19
Brockmöller, W., Dr., (30) Abendrothsweg 76 21. 4. 20
Brügmann, W., Dr., Oberlehrer, (37) Brahmsallee 11 14. 5. 02
Brüning, Chr., Lehrer, (23) Ritterstraße H7 29. 1. (J8
von Brunn, M., Prof. Dr., (24) Sechslingspforte 6 2. 12. 85
Brunner, C, Dr., (36) Jungiusstraße 6. 4. 10
Büchel, K., Prof., Dr., (30) Eppendorferweg 186 6. 12. 93
Buchholz, Gerhard, Dr., Oberlehrer, (26) Stöckhardtstraße 45 9. 2. 21
Bünz, R., Dr., Hochkamp, Bogenstraße 1 2. 5. 06
Busch, Luise, Oberlehrerin, Bergedorf, Karolinenstraße 9 9. 3. 21
Busch, Werner, Dr. med. et phil., (23) Marientalerstraße 45 24. 11. 20
Buttenberg, P., Prof. Dr., (39) Sierichstraße 158 30. 11. 04
Capelle, Wirkl. Admiralitätsrat, Direktor der Deutschen Seewarte 12. 2. 19
Cappel, C. W. F., Kaufmann, (21) Höltystraße 11 29. H. 80
Castens, Gerhard, Dr., Regierungsrat, (37) Isestraße 19 24. 11. 20
Classen, Johs., Prof. Dr., Langenhorn, Siemershöhe 26. 10. 87
Clausen, Heinr., Dr., Oberlehrer, (21) Richterstraße 9 11. 12. 12
Claussen, L., Dr. med. vet., (19) Im Gehölz 3 4. 12. 07
Clemenz, P., Dr. med., Alsterdorf, Ohlsdorferstraße 386 29. 1. 08
Clesle, Frida, Oberlehrerin (24) Sechslingspforte 17 21. 4. 20
Cohen-Kysper, Dr. med., Arzt, (36) Esplanade 39 12. 4. 99
Coutinho, Sophus, (36) Johnsallee 63 20. 2. 18
Dabeistein, C, (23) Marienthalerstraße 123
Danckers, Rudolf, Dr., Oberlehrer, (24) Kuhmühle 25 14. 2. 12
Dannmeyer, F, Dr., Oberlehrer, Hamburg-Großborstel, Moorweg 50 29. 11. 05
Dau, R., Dr., (24) Mundsburgerdamm 45 7. 5. 13
von Dechend, Dr., Ifflandstraße 86 5. 12. 17
Degner, E., Dr., (21) Arndtstraße 17 16. 6. 20
Delbanco, Ernst., Dr. med., (36) Gr. Bleichen 27, Kaisergalerie 25. 2. 03
Delbanco, Paul, Zahnarzt, (36) Colonaden 43 23. 6. 1)7
Dencker, Gustav, Hilfslehrer, Groß-Flottbek, Friedenseichenplatz 4 13. 4. 21
Derenberg, Jul., Dr. med., (37) Frauenthal 9 26. (i. 07
Detels, Fr., Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Immenhof 2 6. 4. 92
Deutschniann, R., Prof. Dr. med., (37) Alsterkamp 19 29. 2. 88
Dickhaut, Cail, Oberlehrer, (24) Graumannsweg 69 26. 6. 12
Diercke, Paul, Kartograph, Braunschweig, Bodestraße 4 3. 11. 15
Diercks, H., Dr., Oberlehrer, Bergedorf, Am Baum 7a 5. 11. 13
Diersche, M., Prof. Di., (13) Schlüterstraße 22 20. 2. 07
Dietrich, Fr., Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Freiligrathstraße 15 16. 12. 96
— 11 —
Dietrich, Hermann, Kaufmann, (.'i?) Isestraße 123 13. 2. 95
Dinkiage, Max, Kaufmann, BergedorF, Heuerstraße 8 25. 10. 05
Dörge, O., Dr., Oberlehrer, Bergedorf, Am Baum l!) 14. 10. 03
Docrmer, L., Prof. Dr., Oberlehrer, Hamburg-Großborstel, Mooi\veg4t 7. 11. 00
Dolberg, F.. Prof. Dr., Sternwarte, Bergedorf, Gojenbergsweg 45 1. 12. 09
Dräger, C, Ingenieur, (13) Grindelhof 17 21. 4. 20
Dräseke, johs., Dr. med., (24) Immenhof 11 24. 2. 04
Drishaus "jr-, Arthur, (37) Oberstraße 66 12. 12. 00
Duge, F., Fischereidirektor, (16) Schäferkampsallee 49 18. 6. 19
Dunbar, Prof. Dr., Direktor des Hygienischen Instituts, (36) Jungiusstr. 1 15. 9. 97
Duncker, G., Dr. phil., Ahrensburg, Bismarckallee 51 15. 5. 07
Eckmann, Gerhard, Dr., Oberlehrer, (20) Im Winkel 13 24. 11. 20
Eddelbüttel, H., Dr., Oberlehrer, (22) Lortzingstraße 15a 5. 3. 13
Ehlers, W., Prof., Oberlehrer, (26) Mittelstraße 61 21. 4. 09
Ehrenbaum, E., Prof. Dr., (21) Petkumstraßc 15 19. 10. 10
Eiffe, Otto Edmund, (21) Averhoffstraße 22 10. 2. 09
Eiffe, E., Kaufmann, (39) Flemingstraße 7 19. 5. 20
Eiffe, Margarethe, (.39) Flemingstraße 7 19. 5. 20
Elias, B., Dr. phil., Zahnarzt, (.37) Oberstraße 72 4. 11. 08
Embden, H., Dr. med., Arzt, (.37) Heilwigstraße 39 16. 1. 95
Empson, J., Dr., Oberlehrer, (21) Zimmerstraße 34 15. 11. 11
Erbe, H., (24) Uhlandstraße 37 18. 6. 19
Erichsen, Fr., Lehrer, (39) Baumkamp 16 13. 4. 98
Erichson, Rolf, Kand. d. höh. Lehramts, (21) Hofweg 35 27. 10. 20
Ernst, Otto Aug., Kaufmann (24) Immenhof 19 19. 12. 88
Ernst, O. C., in Firma Ernst & von Spreckelsen, (1) Gr. Reichenstr. 3 1. 1. 89
Feitel, R., Oberlehrer, Othmarschen, Lenbachstraße 5 7. 5. 11
Feuerbach, A., Apotheker, (23) Wandsbeker Chaussee 179 25. 6. 02
Fillie, Alice, Oberlehrerin, (23) von Essenstraße 18 19. 5. 20
Finnern, Hans, stud. rer. nat., (26) Hirtenstraße 36 9. 3. 21
Fischer, W., Dr. med., Altona, Allee 85 24. 1. 12
Fischer, W., Prof. Dr., Oberlehrer a. D., Bergedorf, Augustastraße 3 18. 10. 05
Fitzler, J., Dr., Chemiker, (37) Isestraße 125 16. 2. 81
Flothow, A., Kaufmann, (13) Beneckestraße 2 13. U. 18
Fock, A., Lehrer, (20) Erikastraße 49 9. 3. 21
Fraenkel, Eugen, Prof. Dr. med., (36) Alsterglacis 12 28. 11. 82
Franck, P., Dr., Oberlehrer, (24) Güntherstraße 1 15. 12. 20
Franck, Walther, Dr., Oberlehrer, (2.5) Oben Borgfelde 25 26. 11. 13
Franz, Karl, Prof., Oberlehrer (37) Hochallee 115 4. 2. 03
Friedburg, Erika, cand. med., (13) Harvestehuderweg 107 24. 11. 20
Friedburg, Vict. L., Bankier, (13) Harvestehuderweg 107 5. 12. 17
Friedburg, Theodora, (13) Harvestehuderweg 107 22. 10. 19
Friederichsen, R., Verlagsbuchhändler, (36) Bergstraße 23 26. 10. 04
Fryd, C, Dr., Zahnarzt, (36) Gänsemarkt 60 11. 11. 80
V. Fuchs, Oberst, Bergedorf, Ernst Mantiusstraße 28 24. IL 20
Fülleborn, Prof. Dr., Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten 28. 1. 20
Gang, W., Altona-Ottensen, Marktplatz 13 18. 6. 13
Ganzer, E., Dr. med., (13) Hallerstraße 38 18. 1. 05
Ganzlin, C, Dr., (13) Bogenstraße 11 a 7. 5. 13
Gentzen, Gurt, Dr., (23) Mittelstraße 20 18. 3. 08
Gerlich, A., Baumeister, (21) Richterstraße 13 14. 2. 06
V. Ghika, Georg, S., Ungarischer Konsul, (37) Hochallee 9 9. 3. 21
Giemsa, G. Prof. Dr., (21) Hofweg 51 24. 4. 18
Gimbel, Dr., Ingenieur, Volksdorf, Hüssberg 14 17. 4. 12
— 12 —
Gla^e, Prof. Dr., Oberlehrer, (39) Sierichstraßc 181 15. 2. 05
Goethe, Walter, (IS) Rentzelstraße 7 30. 10. 12
Göhlich, W., Prof. Dr., (2()) Hammerlandstraßc 18 8. 1. 02
Goldschmidt, Max. Dr., (8) Oovenfleth 20 9. 2. 21
Göpner. C, (37) Frauenthal 20 13. 11. 9.5
Görbing, Joh., Chemiker, Hamburg-Großborstel, Borstclei Chaussee 128 12. 1. 10
Goos, Fritz, Dr., (39) Sierichstraße 5 12. 1. 10
Graff, Kasimir, Prof. Dr., Bergedorf, Sternwarte 10. 2. 04
Grallert, R., Dr., Oberamtsrichter, (37) Klosteraliee 78 15. 6. lO
Grimme, Dr., (23) Marienthalerstraße 1+4 H. 1. 09
Gripp, K., Dr. phil., (23) Wandsbecker Chaussee 35 4. 12. 12
Gröger, Rud., Oberlehrer, (21) Arndtstraße .30 6. 3. 12
Gronover, Prof. Dr., Altona, Flottbeker Chaussee 18!» 9. 3. 21
Groscurth, Prof. Dr., Oberlehrer, (23) Wandsbecker Chaussee 73 31. 3. 8H
Grühn, A, Hilfslehrerin, (24) Lessingstraße 2 9. 3. 21
Grüneberg, B., Sanitätsrat, Dr. med., Arzt, Altona, Allee 91 27. 6. 94
de Grys, Petrus, Kaufmann, (26) Hammerweg 14 7. 11. 17
Gürich, G., Prof. Dr.. Direktor des geologisch-mineralogischen
Instituts, (24) Lerchenfeld 7 1. (j. 10
Haase, A., Dr. phil., Zahnarzt, Altona, Allee 245 21. 10. 08
Hagen, Karl, Prof. Dr., (25) Klaus Grothstraße 6 26. 3. 90
Hahmann, Kurt. Dr., (16) Weidenallee 14 25. 2. 14
Hahn, Karl, Dr., Oberlehrer, (24) Ifflandstraße 12 15. ö. 12
Halberkann, J., Dr. phil., Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten 5. 2. 19
Hamdorf, K., stud. rer. nat., (20) Tarpenbeckstraße 93 10. 3. 2i»
Hansen, Georg, Dr., Oberlehrer, (39) Elebeken 5 17. 4. 12
Hartleb, O., Dr., Oberlehrer, (20) Ludolfstraße 42 26. 3. 13
Hartmann, E., Direktor des staatlichen Versorgungsheims, (22)
Oberaltenallee 60 27. 2. Ol
Harms, Wilhelm, Ingenieur, Altona-Ottensen, Kreuzweg 156 19. 1. 21
Hass, Dr., Oberlehrer, (37) Brahmsallee 6 9. 4. 13
Hassler, Franz, Chemiker, Volksdorf, Peterstraße 45 4. l. 1 1
Hayungs, H., Dr., Oberlehrer, Blankenese, Strandweg 22 9. 11. 10
Hegener, j., Prof. Dr. med., (36) Klopstockstraße 26 14. 2. 12
Heinemann, F., Seminarlehrer, (26) Steinfurtherstraße 33 13. 11. 12
Heinzerling, Ernst, Direktor der Hans. Siemens-Schuckertwerke,
(20) Geffkenstraße 27 24. 4. 18
Helmers, Otto, Dr., Chemiker, (24) Lübeckerslraße 1 12 4. 6. 90
Hennecke, F., Dr. med., (19) Im Gehölz 7 10
Hentschel, E., Prof. Dr., (23) Jordanstraße 5 21. 10. 08
Herzenberg, Hob., Dipl.-Ing., (13) Schlüterstraße 10 15. 5. 12
Hess, Anton, Dr., Rechtsanwalt, (11) Alterwall 74 16. 6. 15
Hett, Paul, Chemiker, (2.5) Claus Grothstraße 2 ■ 8. 2. 99
Heuer, Dr., Oberamtsrichter, (37) Oberstraße 68 10. 11. 09
Hildebrandt, Paul, (5) Langereihe 29 13. 11. 18
Hillers, Wilh., Prof. Dr., Oberlehrer, (26) Saling 3 27. 4. Ol
Hinneberg, P., Dr., Altona, Flottbeker Chaussee 29 14. 12. 87
Hinrichsen, E., Ingenieur, (24) Finkenau 29 21. 4. 20
Hock, Arthur, Apothekenbesitzer, Groß-Flottbek, Zeisestraßc 20 7. 11. 17
Hoelling, J., Dr., (19) Eichenstraße .56 26. 1. 10
Hoffmann, j., Bauassistent, Alsterdorf, Ohlsdorferstraßc 345 30. 6. 2)
Höpfner, W., Dr., Handelschemiker, (24) Mühlendamm 62 1. 4. 08
Hohle, A., ordentl, Lehrer des Gewerbeschulwesens, (26) Saling 21 5. 4. 11
Holm, Franz, cand. rer. nat., (6) Altonaerstraße 65 8. 12. 20
o —
Holzmann, W., Nervenarzt, (5) An der Alstcr H3 19. 5. 20
Homteld, H,, Prof., Altona, Lesser's Passage 10 26. 2. 90
Homfeld, H., Oberlehrer, (19) Alardusstraße 10 9. 4. 19
Hopf, Ernst, Dr., wiss. Hilfslehrer, (24) Uhlandstraße 6 S. 12. 20
Huebner, A., Veterinärrat, Kreistierarzt, Wandsbek, Amalienslraße 14 7. 11. 06
Hümmeler, O., (30) Scheideweg 38 9. o. 21
jaap, O., Lehrer, (25) Burggarten .{ 24. .'J. 97
Jacobsthal, Erwin, Dr. med., (24) Papenhuderstrasse 31 18. 10. 11
Jäger, G., Dr., Oberlehrer, (39) Willistraße 22 22. 10. 19
.jahrmann, F., Dr., Oberlehrer, (24) Erlenkamp 27 30. 6. 20
Jennrich, W., Apotheker, Blankenese 2. 2. 00
Jensen, C, Prof. Dr., Phvsikal. Staatsinstitut, (36) Jungiusstrassc 21. 2. 00
Jensen, P., Rektor (25) Bethesdastrasse 48 20. l. 04
Jessel, O., Dr., Oberlehrer, Hamburg-Großborstel, Holunderweg 33 5. 2. 08
Illies, R., stud. rer. nat. (21) Zimmerstrasse lt5 18. 6. 19
Irmscher, Dr., Institut für allgemeine Botanik, (36) Jungiusstrassc 18. 6. 19
Jungmann, B., Dr. med., (20) Eppendorfer Landstrasse 36 4. 11. 96
Junkereit, Oberlehrer, Blankenese, Bergstrasse 13 22. lO. 13
Karnatz, J., Oberlehrer, (20) Eppendorferlandstrasse 15 15. 4. 91
Kaul, Robert, M., (24) Mundsburgerdamm 11 19. I. 21
Kautz, F., Dr. med., Arzt, (37) Isestrasse m 22. 10. 19
Keferstein, H., Prof. Dr., Direktor des Realgymnasiunis des
Johanneums, (26) Claudiusstrasse 5 .'U. 10. 83
Kein, Woldemar, Realschullehrer, (13) Grindelhof 73 23. 10. Ol
Kellner, G., Kaufmann, (26) Rudolfstrasse 18 7. 1. 20
Kestner, Prof. Dr., (20) Loogestieg 13 14.-1. 20
Klatt, B., Dr., Privatdozent, (25) Oben Borgfelde 5 26. 11. 19
Klehbahn, H., Prof. Dr., (30) Curschmannstrassc 27 5. 12. 94
Klünder, Th., Dr., Weinsdorf, Post Waldhusen 4. 1. 11
Knorr, Dipl.-Ing., (24) Erlenkamp 10 1.5. 2. 05
Knoth, M., Dr. med., (11) Michaelisbrücke 1 12. 2. 02
Koch, Emil, Oberlehrer, (26) Rudolphstrasse .52 23. 2. 16
Koch, Gustav, Chemiker, (30) Breitenfelderstrassc 11 26. 4. 16
Koch, H.. Dr., (21) Winterhuderweg 32 22. 2. 11
Koch, Wilh., Oberlehrer, (26) Steinfurtherstrasse 29 30. 5. 06
Koch, P. P., Prof. Dr., Direktor des Physik. Staatsinstituts,
(36) Rothenbaumchaussee 22 12. 11. 19
Köhrmann, Ferdinand, (23) Marienthalerstrasse 55 14. 4. 09
König, Gustav, stud., math. et rer nat., (39) Cäcilicnstrasse 2 9. 6. 21
Kopeke, A., Prof. Dr., Ottensen, Bülowstrasse 2 18. 11. 83
Körner, Th., Dr. phil., Oberlehrer, (19) Ottersbeckalice 21 18. 3. 08
Kolbe, Hans, Kaufmann, (5) Ernst Merckstrasse 12 14, Merckhof 13. 3. Ol
Konietzko, J., Forschungsreisender, (23) Wandsbeker Chaussee 79 22. 10. 19
Kowallek, W., Oberlehrer, (26) Mittelstrasse 50 5. 11. 13
Kreidel, W., Dr., Zahnarzt, (24) Graumannsweg 11 10. 5. 93
Krille, F., Zahnarzt, (36) Dammthorstrasse 1 27. 3. 95
Kröckelsberg, Bruno, Kaufmann, (30) Bismarckstrasse loO 27. 10. 20
Kroger, Rieh., (13) Rutschbahn 40 26. 4. 11
Krüger, E., Prof. Dr., Oberlehrer, (20) Beim Andrcasbruiinen 4 6. 5. 03
Krüger, J., Prof. Dr., (26) Meridianstrasse 1 7. 11. 06
Krüss, H. A., Prof. Dr., Geh. Reg.-Rat, Berlin W. 8,
Unter den Linden 4 6. 12. 05
Krüss, P., Dr. phil., (21) Gertigstrasse 31 6. 12. 05
Kuhlbrodt, E., Dr., (19) Eppendorferweg 77 24. 11. 20
— 14 —
Kuhlmann, Carl, cand. phil., CJ.'V) Börncstrassc 83 9. 3. 21
Kuhns, H., Oberlehrer, Harburg, Ernststrasse 15 18. 6. 19
Kiiscl, A., Prof. Dr., Oberlehrer, Altona-Othmarschcn, Cranachstr. Ifi 5. 11. 90
Lammert, B., stud. rer. nat., (22) Finkenau 19 20. 12. 19
Lange, C, Ingenieur, (1) Stadtdeich \H 12. 3. 19
Lange, Wich., Dr., Schulvorsteher, (36) Hohe Bleichen 38 30. 3. 81
Lantz, Carl, Elektrotechniker, (.5) Steindamm 7!i 6. 5. 14
Lehmann, O., Prot. Dr., Direktor des Altonaer Museums, Othniarschcn,
Reventlowstrasse 8 18. ö. 92
Lehmann, Otto, Lehrer, (30) Mansteinstrasse r, 28. 4. 97
Lenschow, Helene, Oberlehrerin, (13) Schröderstiftstrassc 3U 21. 4. 20
Lenz, E., Dr. med., ((i) Schäferkampsallee «1/H3 lö. 1. 02
Lcvy, Hugo, Dr., Zahnarzt, (.{(i) Colonnaden 2.5 H. 11. 98
Lewek, Th., Dr. med., Arzt, (4) Sophienstrasse 4 12. 4. 93
Lichtheim, Georg, Direktor der Gas- und Wasserwerke in Altona,
Altona, Palmaille 25 22. H». 13
l.inck, Gertrud, Altona-Othmarschen, Margaretenstrassc 2 10. 3. 20
Lindemann, Ad., Dr., Oberlehrer, (13) Hartungstrassc 15 10. H. 03
l.indoinann, Max, Dr., Oberlehrer, (24) Birkenau 28 24. II. 20
Lippert, Ed., Kaufmann, (8) Katharinenstrasse 38 15. 1. 95
Lipschütz, Gustav, Kaufmann, (37) Abteistrasse 35 12. 72
Löffler, Hugo, Rektor, (22) Fesslerstrasse 2 4. 12. Ol
Lohmann, H., Prof. Dr., Direktor des Zool. Museums,
(21) UhlenhorsterA'eg 36 26. 3. 13
Lony, Gustav, Prof. Dr., Oberlehrer, (21) Heinrich Herl/str. 25 4. 2. 03
Lorentzen, E., Kaufmann, (2.3) Wandsbecker Chaussee 11 Ki. 11. 09
Lorenzen, C. O. E., (36) Alte Rabenstraße 9 .5. 12. 00
Louvier, Oscar, (23) Eilbecktal 82 12. 4. 93
Ludwig, Ernst, Kaufmann, (15) Hammerbrookstraßc 42 22. 5. 12
Lübbert, Hans, J., Fischerei-Direktor, Cuxhaven, Scedcich 5 21. 12. 04
Lüdecke, Oberlehrer, Wilhelmsburg, Fährstrasse 65 15. 11. 11
Lüders, Leo, Dr., (30) Bismarckstrasse 88 29. 1. 13
Lüdtke, H., Dr., Oberlehrer, Altona-Bahrenfeld, Bcethovcnstr. 13 20. 5. 04
Lütgens, R., Dr., Oberlehrer, (24) .Mundsburgerdamm 65 «. ] 1. 07
Magener, A., Dr., Oberlehrer, (21) Heinrich Hertzstrassc 5 21. 2. 12
Marcus, Ernst, Dr., (21) Petkumstrasse 17 7. 10. 17
Martens, Hans, Oberlehrer, (26) Sievekingsallee 31 26. .3. 13
Martini, E., Dr., (2<)) Tarpenbeckstrasse 96 11. 12. 12
Martini, Paul, (2ö) Claudiusstrasse 11 23. 3. 04
Mau, Prof., Dr., Oberlehrer, Altona-Othmarschen, Gottorpstr. 37 1. 10. 02
Mayer, Martin, Prof. Dr., (21) Averhoffstrassc 22 17. 10. 17
Meier, Bruno, Oberingenieur, Blankenese, Wedeler ('haussec 81 19. 1. 21
Meier, Gustav, Lehrer, Altona, Turnerstrasse 45 9. 3. 21
Meinhcit, Karl, Dr. phil., Oberlehrer, Harburg, Heimfcldcrstr. 56 1. 11. 11
Meltz, Friedr. D. A., Ingenieur, (21) Haideweg 4 8. 3. 11
Mendelson, Leo, (37) Isestrasse 130 4. 3. 91
Mennig, A., Dr. med., Arzt, (24) Lübeckerstrassc 25 21. 1. 91
Mensing, Otto, Dentist, (23) Landwehr 2!t 4. 11. 08
Mensing, Frau, Zahnärztin, (23) Landwehr 29 27. 10. 20
Merten, E., Gcwerbeschullehrer, (13) Grindelallcc 146 15. 12. 20
Merten, Theod., Oberlehrer, (13) Grindelallec 146 19. 2/ 13
Mey, A., Dr., (9) Deutsche Seewarte 26. 1. 10
Meyer, George Lorenz, (36) Kl. Fontenay 4 24. 10. 06
Meyer, Hans, Dr. phil., (19) Ottersbeckallee l3 14. 1. 14
— 15 —
Meyer, Martha, Lehrerin, Altena, Wielandstrasse 23 24. 11. 20
Meyer-Brons, Dr. med., (2;{) Eilenau .'}0 16. H. 20
Michaelseii, W., Prof. Dr., (25) Oben Borgfelde 48 17. 2. 8«
Mielek, W., Prof. Dr., Helgoland, Biologische Anstalt 27. 10. OH
V. Minden, M., Dr., Oberlehrer, (22) Oberaltenallee 9 »;. 5. (jj
Minnemann, Carl, Dr., Oberlehrer, (21) Petkumstrasse 8 M. 3. 21
Möller, Carl, Wedel i. H., Rissener Chaussee 14 22. 4. 14
Möller, G., Lehrer, Hamburg-GroiJborstel, Wolterstrasse 18 9, 3. 21
Möller, Hugo, Wedel i H., Rosengarten 25. 2. 14
Moltzahn, Albert, Oberlehrer, (2."^) Hirschgraben 7;M 18. 12. 18
Mühlenbruch, Kand. des höheren Lehramts, (.JT) Brahmsallee 87 28. 1. 2o
Müllegger, Sebastian, Apotheker, Büsum, Biol. Station 23. 4. 13
Müller, Justus, (13) Grindelallee .35 ^4. 4. 08
Müller, Ludwig, Dr., Oberlehrer, (19) Gabelsbergerstrasse 2 5. 11. 13
Nagel, C, (23) Hagenau fi.3 25. 2 14
Nagel, G, Dr. phil., Oberlehrer, (30) Lehmweg 6 (i. 12. 11
Neber, H., (2H) Hirtenstrasse .34 12. 11. 19
Neumann, Jobs., Dr., Schlachthofdirektor, (13; Hallerstrasse 25 28. 11. 06
Niemann, F., Kaufmann, (21) Hofweg 49 11. 11. 14
Nieschulz, A., stud. rer. nat., Klein-Flottbek, Schulstrasse 32 30. H. 20
Nieser, O., stud. rer. nat., (11) Schleusenstrasse 31 28. 1. 20
Nissen, Adolf, Zahnarzt, Altona, Palmaille 73 17. 3. 09
Nissen, Johannes, Dr. phil., (22) Finkenau l»i 15. 5, 12
Notbohm, K., Oberlehrer, (23) Ottostrasse 15 26. 11. 09
Nöthling, C. F. A., Dr. jur., Landrichter, (24) Mühlendamm 52 9. 2. 21
Nottebohm, C. L., Kaufmann, (21) Adolphstrasse 88 1. 11. 92
Nottebohm, Ed., Dr., (24) Uhlandstrasse 34 11. 5. 21
Oltmanns, J., Architekt, (22) Oberaltenallee 13 5. 1. 02
Olufsen, Dr., Oberlehrer, (20) Ericastrasse 125 30. 11. 04
Ossenbrügge, P., Oberlehrer, Altona, Oevelgönne 59 4. 11. 08
Otte, H.. Dr, Zahnarzt (.36) Esplanade 46 9, 2. 10
Paneth, F., Dr., Professor, (36) Moorweidenstrasse 5 24. 11. 20
Paetau, Max, (19) Osterstrasse 15 13. 4. 21
Pape, K., Dr., Billhorner Mühlenweg 66 12. 3. 19
Pauschmann, G., Dr., Oberlehrer, (19) Eichenstrasse 37 27. 11 12
Perle Witz, P., Dr., (19) Ottersbeckallee 21 11. 11. 03
Peter, B., Prof. Dr., Landestierarzt, (20) Woldsenweg 1 13. 1. 09
Peters, L., Lehrer, (26) Stöckhardtstrasse (i4 21. 4 20
Peters, W. L., Dr., Fabrikbesitzer, (15) Grünerdeich 60 28. 1. 91
Petersen, Fritz-Jürgen, (26) Mittelstrasse 44 7. 5. 19
Petersen, J., Dr., Oberlehrer, (21) Höltystrasse 4 5. 11. 13
Petzet, Ober-Apotheker, (30) Moltkestrasse 14 14. KJ. 91
Pfeffer, G., Prof. Dr., (23) Jordanstrasse 22 24. 9. 79
Pflaumbaum, Gust., Prof. Dr., Direktor des Kirchenpauer
Realgymnasiums, (25) Burgstrasse 32 9. 3. 92
Pflüger, R., Dr., wiss. Hilfslehrer, (13) Sedanstrasse 13 27. 10. 20
Pieper, G. R., Seminarlehrer, (37) Isestrasse .30 21. U. 88
Plaut, H. C, Dr. med. et phil., (36) Neue Rabenstrasse 21 15. It». 02
Plett, Walter, Oberlehrer, (19) Meissnerstrasse 18 9. 2. 16
Pontoppidan, Hendrik, (25) Claus Grothstrasse 12 JS. 3. 07
Poppe, W., Dr., (13) Heinrich Barthstrasse 16 13. 5. 14
Preiss, Erich, Korv.-Kapitän a. D., (24) Uhlandstrasse 65 9. 3. 21
Presch, Max, cand. phil., (24) Ifllandstrasse 10 20. 3. 18
Prochuwnik, L., Dr. med., (5) Holzdamm 24 27. 6. 77
— 16 -
Prüser, W., Kaufmann, Farmsen, KupFerdamm 2« 16. 6. 20
Puls, Ernst, Dr. phil., (:}()) Hoheluftchaussee 66 6. 12, 11
Quasig, F., Dr. med., (21) Richterstrasse 9 lo. 12. 19
Habe, P., Prof. Dr., Direktor des Chemischen Staatsinsfituts (20)
Loogestrasse 11 M. 12. 14
Rappolt, K., Dr. med., Gr.-Fiottbek, Grottenstrasse 25 25. 1. 11
Rasehorn, Otto, Oberlehrer, (20) Kösterstrasse .1 H. 2. 07
Reche, O., Prof. Dr., Reinbek 27. 4. H)
Reh', L., Prof. Dr., Zool. Museum, (1) 23. 11. M8
Rehtz, Alfred, Lockstedt, Walderseestrasse 19 23. 1. 07
Reiche, H. von, Dr., Apotheker, (1) Klosterstrasse 30 17. 12. 79
Reimnitz, Joh., Dr., (23) Kleiststrasse in lö. 11. 11
Reitz, H., Kaufmann, (25) Claus Grothstrasse 72a 3. ö. 05
Rettinger, J., Chemiker, (13) Grindelberg 80 9. 3. 21
Reuter, Otto, Oberlehrer, (26) Rudolphstrasse 42 ß. 6. 17
Riebesell, P., Dr., 2. Direkt, d. öff. Jugendfürsorge, (21) AverhoPfstr. 14 7. 11. 06
Riecke, Curt, Dr. phil., Oberlehrer, (37) Eppendorferhauin 11 30. 3. 12
Riken, R., Dr., Oberlehrer, (30) Hoheluftchaussee öl in. 11. 11
Rischard, J., Direktor, (23) Wandsbekerchaussee 13 16. 6. 2t i
Rischbieth, P., Prof. Dr., Oberlehrer, (19) Hohe Weide 6 13. 3. 8M
Da Rocha-Lima, Prof. Dr., (21) Hofweg 22 7. 1. 2n
Röper, H., Elektrotechniker, (23) Wandsbeker Chaussee 81 30. II. 04
Romanus, Franz, Dipl.-lng., (37) Isestrasse 56 23. 2. 16
Ronipel, Fr., Photogr. artist. Atelier, (22) Hamburgerstrasse 53 28. 3. 06
Kosenbaum, H. L., (26) Steinfurtherstrasse 15 6. 5. 09
Rosenbrook, Kurt, Dr. phil., (23) Landwehrdamm 21 13. 4. 21
Rupprecht, Georg, Dr., (22) Richardstrasse 57 1. 5. 07
Rüter, Elisabeth, Dr , (23) Hagenau 62 19. 1. 21
Sahrhage, H., Dr., Oberlehrer, (21) Haideweg 9 12. 1. 16
Sartorius, Apotheker, (23) Wandsbeker Chaussee 313 7. 11. 95
Schack, Fried., Prof. Dr , Oberlehrer, (24) Schwanen wik 30 19. 10. 04
Schäfer, Hans, Dr., Assistenzarzt am Eppendorfer Krankenhaus 16. 1. 18
Schäfer, Kurt, Kaufmann, (5) Beim Strohhause 23 9. 3. 21
Schäffer, Cäsar, Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Freiligrathstras;sf 15 17. 9. 90
Schaper, Hermann, Hütteningenieur, (26) Meridianstrassc 5 3. 4. 18
Schimank, H., Dr., (24) Mühlendamm 12 15. 12. 20
Schlaeger, Georg, Zahnarzt, (5) An der Alster 81 26. 2. 08
Schlee, Paul, Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Immenhof 19 .30. 9. 9fi
Schlienz, W., cand. zool., (19) Wiesenstrasse 25 lo. 3. 20
Schmerler, Frau, Landrichter, (241 Birkenau 41 11. 5. 21
Schmidt, Carl, Dr. phil., Oberlehrer, (23) Marienthalerstrasse 113 a 3o. 10. 12
Schmidt, Felix, Oberlehrer, Altona-Ottensen, Bahrenfcklerstr. 92 11. 2. 14
Schmidt, John, Ingenieur, (8) Meyerstrasse 60 11. 5. 98
Schmidt, Justus, Lehrer, (24) Wandsbeckerstieg 45 26. 2. 79
Schmidt, Ma.x, Dr., Oberlehrer, Hamburg-Groliborstel, Köni^str. 7 9. 3. 04
Schmidt, Wilh., Dr., phil., Oberlehrer, (19) Fruchtailee 9 3. 1. 1l'
Schmitt, Rudolf, Konservator, Altona, Stadt. Museum 11. 11. o»
Schober, A, Prof. Dr., Schulrat, (24) Lerchenfeld 7 18. 4. 94
Schönfeld, Felix, Kaufmann, (36) Alsterufer 19 27. 10. 20
Schon-, R., Prof. Dr., Direktor der Sternwarte, Bergedorf 4. 3. 96
Schott, Gerh., Prof. Dr., (9) Deutsche Seewarte 14. 4. 15
Schrudcr, Erich, Oberlehrer, (30) Moltkestrasse 17 23. 6. 13
Schreier, W., (20) Heilwigstrasse 5o ,13. 4. 21
— 17 —
Schröder, J., Prof. Dr., Direktor des staatlichen Lyzeums und
Oberlyzeums am Lerchenfeid, Alsterdorf, Fuhlsbüttelerstr. fiOl? 5. U. 90
Schubotz, H., Prof. Dr., Flensburg-Land l.s. H. 13
Schüller, Felix, Prof. Dr., (24) Graumannsweg Ifi 5. 5. 09
Schulte-Überhorst, A., Altona, Arnkielstrasse ö 9. li. 2\
Schutt. K., Dr., Oberlehrer, (l^3) Wartenau 3 30. ö. 06
Schutt, R. G., Prof. Dr., Vorsteher der Hauptstation für Rrdbeben-
forschung, (24) Papenhuderstr. 8 2.3. 9. 91
Schultz, Arved, Dr., (2.")) Hebbelstrasse 3 1.3. 4. 21
Schulz, Bruno, Dr., (23) Rückertstrasse 50 IH. 11. 20
Schulz, j. F. Herrn., bei Berckemeyer & Siemsen, (1) Alsterdanim 39 28. T». 87
Schumacher, Arnold, Dr., Altona, Goethestrasse 2 9. 2. 2!
Schunim. Otto, Prof., Chemiker. (20) Tarpenbeckstrasse 102 1. 4. 08
Schumpelick, A., Prof., Oberlehrer, (37) Isestrasse 9:> 4. 6. 02
Schwabe, J., Dr., Tierarzt, (25) Burgstrasse 32 26. 2. 08
Schwabe, J., Oberlehrer, Bergedorf, Wentorferstrasse 111 . 21. 4. 20
Schwabe, L., Fabrikbesitzer, (30) Husumerstrasse 12 14, 12. 04
Schwabe, W. O., Dr., Oberlehrer, (22) Wagnerstrasse 68 27. 11. 07
Schwarze, Wilh., Prof. Dr., Wentorf bei Reinbek, Am Heidberg 25. 9. 89
Schwassmann, A., Prof. Dr., Bergedorf, Sternwarte 12. 2. <tl
Schwencke, Ad., Kaufmann, Alt-Rahlstedt, Wallstrasse 52 20. 5. 96
Seehann, P., Lehramtskandidat, (13) Grindelweg :! a 28. 1. 20
Seemann, H., Dr., (37) Isestrasse 64 22. 2. 11
Selk, H., Apotheker, (21) Heinrich Hertzstrasse 73 9. 3. 92
Seligmann, Siegfried, Dr. med., Augenarzt, (.36) Colonnaden 95 97 11. 12. 12
Selzer, A., (l.J) Papendamm 26 28. 1. 20
Semmelhack, Wilh., Dr., (.50) Gärtnerstrasse o2 .3. 2. 15
Semsroth, L., Harburg, Haakestrasse 22 15. 6. 10
Sennewald, Prof. Dr., (24) Mühlendamm 72 31. 5. 76
Sieveking, G. H., Dr. med., Physikus, (37) Rothenbaumchaussee 211 25. 2. 14
Simmonds, Prof. Dr. med., (.36) Johnsallee 50 30. 5. 88
V. d. Smissen, C., stud. rer. nat., (23) Marienthalerstrasse 47 11. 2. 20
Söllner, Harald, (39) Maria Louisenstrasse 112 IH. 5. 17
Sokolowsky, A., Dr., (30) Lappenbergsallee In 19. 10, 10
Sonder, Chr., Apothekenbesitzer, Oldesloe 15. 6. 12
Stadel, Dr., Oberlehrer, Altona, Bei der Friedenseiche 1 9. 3. 21
Stalbohm, Willi, (6) Agathenstrasse 1 IH. 12. (j8
Starke, Heinrich, Oberlehrer, Harburg 26. 4. 11
Stauss, W., Dr., Dresden- A, Anton Graffstrasse 14 2. lo. 95
Steinhagen, P., Dr., Kandidat des höheren Lehramt^5, Ohisdorf,
Fuhlsbüttelerstrasse 619 5. 12. 17
Stilke, R., (26) Hertogestrasse 14 12. 3. 19
Slilp, Dr., Oberlehrer, Elmshorn, Wrangelpromenade 20. 12. 16
Stobbe, Max, Lokstedt bei Hamburg, Behrkampsweg 36 13. 11. 95
Strodtmann, S.. Dr., Realschuldirektor, Wilhelmsburg, Göschenstr. 83 2. 12. 08
Sturm, Margret, Dr., (37) Werderstrasse 63 II. 5. 21
Suhr, J., Dr., Oberlehrer, (22) Finkenau 13 29. 11. 05
von Sydow, G., Dr. jur., Notar, (.37) Parkallee 96 10. 2. 17
Tams, Ernst, Dr., (23) Ritterstrasse 72 21. 10. 08
Thate, Conrad, Kaufmann, (26) Saling 5 5. 12. 17
Thilenius. Prof. Dr., Direktor des Museums füi Völkerkunde,
(37) Abteistrasse 16 9. 11. 04
Thomae, K., Prof. Dr., Schulrat, Bergedorf, Grasweg 38 15. 1. 08
Thorade, Hcrni., Dr., Oberlehrer, (26) Meridianstrasöe 15 30., 11. 04
— 18 —
Thörl, Fr., Kominerzienrat, Fabrikant, (2fi) Hammeiiandstrasse 23/2'. 16. 1. 95
Timm, Rud., Prof., Dr., Oberlehrer, (.'JM) Biissestrasse 4'» 20. 1. 86
Timpe, H., Dr., (24) Uhlandstrasse Hä 4. 12. Ol
Trömner, E., Dr. med., (ö) An der Alster 49 8. 11. Oö
Trutenau, Max, (IM) Fruchtallee 117 9. 3. 21
Tuch, Th., Dr., Fabrikant, (25) Wallstrasse 14 4. H. 90
Türkheim, Julius, Dr. med., (ö) Langereihe 101 20. 11. O.'i
Twele, Hans, wissensch. Hilfslehrer, (..o) Moltkestrasse 4'i M. 2, 21
Uhde, O., Baurat, (2h) O'ilendorftstrasse M 27. lU. 2ü
lllmer, C, Dr. phil., Lehrer, (liU) Baumkamp .tO 8. 11. 99
Umlauf, K., Prof. Dr., Landesschulrat, Bergedorf, Bismarckstr. 33 24. 1. 06
Unna, P. C, Prof. Dr. med., (36) Gr. Theaterstrasse ;J1 9. 1. 89
Vester, H., Dr., Altona, Bahnhofstrasse 16 26. 2. 08
Voege, W., Prof. Dr.-Ing., (20) Sierichstrasse 170 14. 1. 02
Voigt, A., Prof. Dr., Direktor des Instituts für angewandte Botanik,
(24) Wandsbeckerstieg l.J 1. 1. 89
Voigtländer, F., Prof. Dr., (21) Overbeckstrasse 4 9. 12. 91
Vosseier, Prof. Dr , Direktor des Zoologischen Gartens 16. 6. 09
Wagner, Franz, Dr. med., Altona, Bei der Johanniskirche 2 18. ,4. Ott
Wagner, Ma.x, Dr. phil., (5) Steindamm 152 29. 1. 02
Wagner, Richard, Altona, Bei der Friedenseiche »i 3. 12. 02
Walter, B., Prof. Dr., (21) Petkumstrasse 15 1. |2. 86
Walter, F., Dr., (26) Saling 7 11. 2 2o
Warncke. F., Dr., (2«) Sievekingsallee 7 26. 3. 13
Warnecke, Georg, Dr., Landrichter, Alleestrasse 73 9. 3. 21
Wasmus, A., Dr.-Ing., Lokstedt, Ernststrasse li 8 12. 09
Weber, W., Dr., Chemiker, Altona, Roonstrasse 122 21. lo. oh
Weber, W., Dr., Polizeitierarzt, (19) Wiesenstrasse 13 7. 12. 10
Wedekind, Karl, (23) Pappelallee 46 ;jo, «. 2«»
Wegener, A., Prof. Dr., Hamburg-Großborstel, Violastrasse 7 18. «. 19
Wegener, Max, Kaufmann, Blankenese, Parkstrasse \H 15. 1. Ud
Wehin, Richard, Dr., Chemiker, (6) Altonaerstrasse 31 4. 3. 10
Weidmann, Paul, Lehrer, Rissen i. H. 27. 10. 2:»
Weiss, H., Dr. Chemiker, (24) Erlenkamp 13 23. 2. 10
Werner, Hans, cand. ehem., Harburg, Stadsrstrasse 127 15. 12. 20
Weygandt, Wilh., Prof. Dr. med. et phil., Direktor der Irrenantalt
Friedrichsberg, (22) Friedrichsbergerstrasse 60 14. 2. 12
Wilbrandt, H., Prof. Dr. med., (21) Heinrich Hertzstrasse 3 27. 2. 95
Willers, Th., Dr., (30) Mansteinstrasse 36 23. 2. 10
Windmüller, P., Dr. med., Zahnarzt, (37) Hochallee 57 21. 12. 92
Winkler, Prof. Dr., Direktor des Instituts für allgemeine Botanik,
(•JO) Woldsenweg 12 11. 12. 12
Winzer, Richard, Prof. Dr., Harburg, Haakestrasse 43 7. 9. 00
Wisser, K., Dr., Oberlehrer, (33) Osterbeckstrasse lo5 16. 12. 08
Witter, Wilh., (21) Uhlenhorsterweg 37 25. 10. 99
Wobig, Fr., Chemiker, (23) Hasselbrookstrasse 171 15. 12. 20
Wölfert, Georg, Dr. phil., Gross-Flottbek, Fritz Reuterstrasse 22 20. 10. l.'»
Wohlwill, Heinr., Dr., (37) Hagedornstrasse 51 12. 10. 98
Wollmann, E.. Geh. Justizrat, Ottensen, Moltkestrasse 18 1«. 10. 11
Wulff, A., Dr., (5) Kirchenallee 47 18. 6. 19
Wulff, Ernst, Dr., (25) Beim Gesundbrunnen 14 26. 10. 98
Wundram, Felix, Ingenieur, (.SO) Meldorferstrasse 19 13. 4. 21
Würdemann, G., Oberlehrer, (24) Mundsburgerdamm 31 5. 4. 11
Wvsügorski, Prof. Dr., (5) Min.-geolog. Institut, Lübeckerthor 22 18. 10. 11
— 19 —
Zebe!, Gu<;t., Fabrikant, (21) Goethestrasse 2 25. 4. 83
Ziehes, Emil, (39) Sierichsirasse o4 28. 12. 89
Zimmermann, Carl, (25) Oben Borgfelde 29 28. o. 84
Zinkeisen, F.d., I^r., Chemiker, (5) Danzi^ersfrasse 48 24. 2. 97
Zwingcnbergcr, Hans, Oberlehrer, (2o) Auenstrasse 14 30. 11. 04
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2. Bericht über die Vorträge und wissenschaftlichen
Ausflüge des Jahres 1920.
A. Die Vorträge des Jahres 1920.
1. Allgemeine Sitzungen.
1. Sitzung, am 7. Januar. — Bruns, F.: Das Zeichnen im Dienste
der beschreibenden Naturwissenschaften (1. Teil mit Lichtbildern.)
An Zeichnungen der „Primitiven" wurde dargelegt, dass diese nicht
exakte Nachbildungen bestimmter Objekte sein wollen, sondern dass sie aus
Vorstellungen, die im Gedächtnis hafteten, heraus entstanden sind. Form und
Bewegung der fast ausnahmslos im Profil gesehenen Tier- und Menschen-
gestalten sind oft vorzüglich beobachtet; Perspektive, Licht und Schatten fehlen.
Mit größter Unbekümmertheit werden Einzelbeobachtungen, die unter ganz ver-
schiedenen Verhältnissen gemacht worden sind, oft in einer und derselben
Zeichnung zusammen getragen.
Naturwissenschaftliches Zeichnen setzt voraus, daiS die Naturerscheinungen
als Objektiv erkennbar und darstellbar aufgefaßt werden, fordert vom Zeichner
genaues Studium des Objekts und möglichste Ausschaltung aller Fehlerquellen.
Auch der naturwissenschaftliche Zeichner weicht unter Umständen bei seiner
Darstellung vom Einzelobjekte ab (Schematisierung. Typisierung), muß sich aber
der Gründe, die ihn dabei leiten, bewußt sein und von ihnen Rechenschaft
geben können.
Viel entscheidender, als durch Mängel des Auges oder durch Un-
geschicklichkeit der Hand, wird die Zeichnung des Anfängers durch unklare
Vorstellungen beeinflußt. Auch beim Zeichnen nach dem Objekt muß durch
unausgesetzte Selbstkontrolle verhütet werden, daß Vorstellungen, die unter
ganz anderen Verhältnissen gewonnen worden sind, abgelöst von den Be-
dingungen ihres Entstehens, das Auge irreführen. Durch Zeichnen ,, Sehen
lernen" heißt nicht, die optischen Fähigkeiten des Au^es verbessern, sondern
eine geistige Orientierung gewinnen, die es ermöglicht, dem Objekt ,, vorurteils-
frei" gegenüber zu treten. Wie in der Wissenschaft jeder Begriff nur insoweit
Wert hat, als man sich bewußt bleibt, von welchen andern Begriffen aus er
definiert werden muß, so sind in der entstehenden Zeichnung die eingesetzten
Größen, Form-, Ton- und Farbwerte nur insoweit „richtig", als sie im richtigen
Verhältnis zu den anfangs festgelegten Werten stehen. Während die primär
eingesetzten Werte praktisch innerhalb bestimmter Grenzen schwanken können,
ist mit ihrer Festlegung der weitere Gang der Arbeit unabänderlich bestimmt.
Der vorgeschrittene Zeichner wendet Kontrollmethodcn automatisch und un-
bewußt an, die der Anfänger sich erst erarbeiten muß. Beispiele für dieses
\erfahren zeigte der Vortragende zunächst an flächenhaften Gegenständen
(Blattformen, ebene Schnitte, Insektentlügel, Silhouetten). Dann folgten Er-
läuterungen über die Technik der Federzeichnung, die vorausgesetzt werden
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muB, wenn die Anwendung der zweckentsprechendsten Reproduktionsmethoden
für den Druck ermöglicht werden soll. Alle „technischen" Schwicrißkeiten
müssen schon auF dieser Stufe des Zeichnens überwunden werden, während
heim Zeichnen nach räumlichen Gebilden die Schwierigkeiten wachsen, die der
richtigen „Auft'assung" des Objektes entgegenstehen.
Auch für räumlich wirkende Naturgebilde ist die einfache Umriss- oder
Konlurzeichnungin viel grösserem Masse anwendbar, als gewöhnlich angenommen
wird. An Beispielen wurden die Grenzen ihrer Ausdrucksmögiichkeiten gezeigt.
japanische Holzschnitte erläuterten die NX^iedergabe von Tier- und
l'flanzenlormen durch die „Schwarz-Weisszeichnung" und durch den „Lokaiton"
unter Ausschluss von Glanzlichtern, Schatten- und Reflextönen. Zeichnungen,
die dasselbe Objekt „japanisierend" und mit unseren Ausdrucksmitteln darstellten,
zeigten die Unterschiede der Behandlungsweise.
Zum Schluss wurde eine Reihe von Zeichnungen vorgeführt, die den
Kräuterbüchern von Brunfels und Fuchs, der Pflanzenanatomie des Malpighi,
den Werken von Leeuwenhoek, Swammerdam, Aldrovandi, Moufat, Jonstoniis
und den Arbeiten der Sibylla Merian, Sprengeis und Payers entnommen waren.
Diese Musterbeispiele zeigten die Entwicklung des naturwissenschaftlichen
Zeichnens seit dem 16, Jahrhundert.
2. Sitzung, am 14. Januar. — Henseling, R., aus Stuttgart: Das
astronomische Weltbild der Gegenwart (mit Lichtbildern).
Einleitend wurden die chinesische, ägyptische und babylonische Astral-
mystik, die Astrologie des Mittelalters sowie die Wiederkehr bestimmter Vor-
stellungen am gestirnten Himmel — des ,, Mannes im Monde" auf einem alten
Sicgelzylinder, des ,, Wagens" mit dem „Reiterlein" auf einer chinesischen Dar-
stellung aus dem 'J. Jahrhundert unserer Zeitrechnung — mehrfach gestreift.
Durch die bildliche Wiedergabe der gegenwärtig sichtbaren Konstellationen,
durch die Erörterung der neueren Errungenschaften auf dem Gebiete der Sonnen-,
Mond- und Planetenforschung war sodann der Anschluß an die Gegenwart ge-
wonnen. Es folgte eine Erörterung der Kometenerscheinungen sowie einiger
Tatsachen aus der Stellarastronomie und der Fragen, die sich an die Stern -
ströme, an die Sternhaufen, die Nebelflecke, die Milchstraße und derenStellung im
Universum knüpfen.
3. Sitzung, am 21. Januar. — Kestner, O. : Neuere Entdeckungen
auf dein Gebiete der inneren Sekretion (mit Lichtbildern).
Mit Brown-Sequard nennt man „innere Sekretion" eine Betätigung von
sich im Körper des Menschen und der höheren Tiere findenden Organen, deren
Aufgabe man bis vor kurzem noch garnicht kannte. Die entsprechenden
Forschungsergebnisse der letzten Jahre erst ließen ihre große Wichtigkeit er-
kennen. Diese besteht in der Bildung von Stoffen, welche in die Blutbahn
gelangen und auf die verschiedensten anderen Organe einwirken. Von Starling
rührt für diese Stoffe, die zum Teil chemisch bereits eindeutig bestimmt sind,
die Bezeichnung „Hormon" her. Die Wirkung ist eine ganz spezifisch physio-
logische oder morphologische, die aber, bei der innigen Zusammengehörigkeit
von Funktion und Form, den Wert des Hormons deutlich sichtbar erkennen
läßt als Reiz- oder Beeinflussungsstoff, der für den Körper von höchster Be-
deutung ist. Erst in wenigen Fällen ist die Reindarstellung dieser Stoffe j'e-
lungen. Am besten gekannt ist das Sekretionsprodukt der Nebenniere (Adre-
nalin). Schon seit längerem weiß man auch um die Bedeutung der Schilddrüse.
Neben der Schilddrüse hat man erst in letzter Zeit die Epithelkörperchen kennen
gelernt, deren Ausfall die Nervenerregbarkeit, den Kalkstoffwechsel und das
Knochenwachstum stört (Patmie, vielleicht Rachitis). Ebenso bedeutungsvoll
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hat sich der HirnanhanR, die Hypophyse, erwiesen. Ilirc Störiinjicn führen zu
ganz charaktcristisehcn Krankheitserscheinungen und es besteht auf dem Gchict
der inneren Sekretion eine volle IJebereinstinimung zwischen den Ergebnissen
des Tierversuchs und den Beobachtungen beim kranken Körper, so daß heute
eine Anzahl bisher rätselhafter Krankheiten restlos erklärt und zum Teil erfolg-
reich behandelt werden kann. — Der Amerikaner Gudernatsch gab kurz vor
dem Kriege eine einfache Methode an, die Bedeutung der Hormone für das
Wachstum zu studieren. Er verfütterte die Drüsen an Kaulquappen und bekam
dadurch sehr charakteristische Aenderungen. Mit Schilddrüse gefütterte Tiere
hören zu wachsen auf und wandeln sich sofort um, mit Thymus gefütterte
wandeln sich nicht um, wachsen bis zum nächsten Jahr weiter und werden zu
Riesentieren (Neotemie). Von besonderer Bedeutung sind in den letzten
jähren die Forschungen des Wiener Physiologen Steinach geworden. Steinach
zeigte, daß die sekundären Geschlechtscharaktere und der Geschlechtstrich
durch ein Hormon hervorgerufen werden, daß Hoden und Eierstock fortwährend
absondern. Nimmt man bei Ratten und Meerschweinchen in frühester Jugend
Hoden und Eierstock heraus und ersetzt sie durch die Keimdrüse des andern
Geschlechts, so werden die Tiere 'im Bau und Verhalten in das gegenteilige
Geschlecht umgewandelt. Die in Weibchen umgewandelten Männchen bleiben
klein, zierlich und weichhaarig, säugen und betreuen Junge. Die in Männchen
verwandelten Weibchen sind groß, plump und rauhhaarig, kämpfen miteinander
und suchen die Weibchen, wenn auch erfolglos, zu treiben. Auch hier ist die
Beziehung zur menschlichen Pathologie schon hergestellt und die Bedeutung
für die Klinik und Psychologie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
4. Sitzung, am 28. Januar. — Bruns, F. : Das Zeichnen im Dienste
der beschreibenden Naturwissenschaften (2. Teil, mit Licht»
bildern).
Siehe den Bericht über die 1. Sitzung.
5. Sitzung, am 4. Februar. — Schlee, P. : Der Vulkanismus Javas
(mit Lichtbildern).
Die besondere Stellung hinsichtlich der Besiedelung Javas in dem sonst
so überaus spärlich besiedelten äquatorialen Regengürtel ist bemerkenswert.
Mit seinen vl5 Millionen Einwohnern ist es reichlich doppelt so dicht bevölkert
als das deutsche Reich und fünfzigmal so dicht als im Durchschnitt die übrigen
Inseln von Niederländisch-Ostindien. Demgegenüber steht die weitere Merk-
würdigkeit, daß Java in dem Reichtum an Vulkanen und in der außerordentlichen
Rührigkeit der zahlreichen noch tätigen Feuerberge allen anderen Erdgegenden
voransteht. Die Tätigkeit der Vulkane äußert sich sehr selten in der Bildung
von Lavaströmen, weit mehr im Herausblasen loser Auswürflinge in oft ge-
waltigen Massen. Dabei richten sie häufig viel Unheil an. So sind beim
letzten Ausbruch des Kloet im Mai 19Ht, der in Deutschland kaum Beachtung
gefunden hat, nach den amtlichen Erhebungen etwa .öluü Menschen umge-
kommen. Durch den Aschenregen und besonders durch Schutt- und Schlamm-
ströme, die aus der Gipfelregion herab über die Flanken der Berge sich er-
gießen, schaffen die Vulkane zugleich im Laufe der Jahrhunderle immer aufs
neue einen frischen leicht verwitternden und dadurch nährstoffreichen Boden.
Da zudem auf diese Weise weite, sanft zum Meer geneigte Ebenen entstehen,
die gut zu be- und entwässern sind, so ist hier die Möglichkeit zu ertragreichem
Ackerbau gegeben, insbesondere aber zu ausgedehnterem, sorgfältigem Anbau
von Wasser-Reis. Dieser Reisbau aber hat überall in Südasien die Bedingung
und Grundlage jeder dichten Besiedelung und höheren Kultur abgegeben. Die
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Holländer haben dazu intensive Plantagenwirtschaft und besonders einen groß-
artigen Zuckerrohranbau hinzugefügt. — In den feuchtheißen Tropen geht die
Verwitterung der Gesteine außerordentlich viel schneller und bis in größere
Tiefe als bei uns vor sich, und es findet zugleich eine viel kräftigere Auslau-
gung der oberen Erdschichten statt. Bilden nun ältere Gesteine den Grund.
so ist daher der Boden, auch der cft für so fruchtbar gehaltene jungfräuliche
l Irwaldboden, viel unfruchtbarer als gewöhnlich angenommen wird. Ein Blick
auf die Ackerwirtschaft, z. B. der Waldbewohner von Borneo, zeigt das des
näheren. Oft wird man daher auch schwer getäuscht, wenn man von diesem
Boden eine Ernte nach der andern von solchen Plantagengewächsen erwartet,
die höhere Ansprüche stellen. Ganz anders der junge, durch die Verwitterung
erst frisch aufgeschlossene Boden aus vulkanischen Auswürflingen, wie wir ihn
im heißfeuchten Tropengebiet nirgends in der Ausbreitung wie auf Java wieder-
finden.
Durch kräftige Staatenbildung und Kultur hat sich Java schon lange vor
der Ankunft der Europäer ausgezeichnet. Ja schon vor dem Eindringen der
Hindu, die nach Anfang unseres Mittelalters die Beherrscher des Landes wurden,
iiat das javanische Volk sicher schon eine gewisse höhere Gesittung gehabt.
Das größte der javanischen Hindureiche, Madjapahit, das im Mittelalter zu
Zeiten seine Herrschaft weit über andere Teile des Archipels ausgedehnt hatte,
hatte in den fruchtbaren Ebenen Ostjavas seinen Mittelpunkt. Die aus Quadern
vulkanischen Gesteins erbauten, mit Statuen und Reliefs reichgeschmückten
Heiligtümer und Tempel, vor allem der berühmte und gut erhaltene, zur Zeit
unserer Karolingen erbaute Boro-Budur, geben eine Vorstellung von dem >X'ühl-
stand und der Kultur in diesen alten Reichen. Diese Bauten finden in solcher
Nähe des Aequators auf Erden nicht ihresgleichen und sind ein dauerndes
Denkmal dafür, welche große Bedeutung der Vulkanismus im kulturfeindlichen
äquatorialen Regenwaldgebiet besitzt.
ti.Sitziins, am 11. Februar. Vortragsabend der anthropologischen Gruppe,
— Hambruch, P. : Schiffahrt und Nautik in der Südsee (mit
Lichtbildern).
7. Sitzung, am 18. Februar. Vorführungsabend der Unterrichtsgruppe,
— Lindemann, A. : Einfache Form des Prony'schen Zaums,
Wärmeäquivalent. Versuche mit einer Wehneltkathodenröhre.
Wasserzersetzung durch Influenzmaschine,
Für die Bremsung von Kleinmotoren genügt ein um die Schnurscheibe
einmal herumgeschlungener geölter und belasteter Bindfaden, dessen Spannung
an einer Federwage abgelesen wird. Die gemessene Leistung stimmt meist gut
überein mit der, welche sich aus dem Stromaufwand nach Abzug von Leerlauf-
arbeit und Joulescher Wärme ergibt. — Die gleiche Vorrichtung läßt sich zur
Bestimmung des mechanischen Wärmeäquivalents verwenden. (Vergl. Zeitschr.
f. physikal. u. ehem. Unterricht XXXII, S. 159. 1919.)
Eine von der Firma Gundelach-Gehlberg in den Handel gebrachte
Wehneltkathodenröhre zur Beobachtung der magnetischen und elektrostatischen
Ablenkung der Kathodenstrahlen ist auch geeignet, diese Ablenkungen messend
zu verfolgen.
Um die Zersetzung des Wassers durch den Strom einer Influenzmaschine
zu zeigen, verwendet man zweckmäßigerweise ein in äußerst kleinen Dimen-
sionen gehaltenes, projizierbares Voltameter, das durch ein Verbindungsrohr
mit einem größeren, kräftig evakuierten und nach außen abgeschmolzenen
Räume in Verbindung steht.
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8. Sitzung, am 25, Februar. — Jensen, Chr. : Die scheinbare Ge-
stalt des Himmels und die scheinbare Vergrößerung von
Sonne und Mond am Horizont.
Dem unbefangenen Blick erscheint das Himmelsgewölbe beim raschen
(jleiteniassen des Blicks über dasselbe im allgemeinen als ein mehr oder
weniger gedrücktes Gewölbe. Dies läßt sich auch ziffernmäßig belegen durch
die sogenannte fisMethode, d. h. durch die Bestimmung des Neigungswinkels «
zwischen Horizont und der Verbindungslinie zwischen Beobachter und dem
geschätzten Halbierungspunkt des Bogens „Zenit^Horizont". Solche Bestimmungen
wurden verschiedentlich ausgeführt, so vor allem von Reimann und neuerdings
von Dember. Es zeigte sich eine Verkleinerung des Winkels mit abnehmender
Gesamthelligkeit des Himmels; stets war er aber wesentlich kleiner als 45",
woraus zu entnehmen ist, daß die Entfernung „Zenit-Beobachter'' wesentlich
kleiner ist als die „Horizont-Beobachter". Durch vom Vortragenden kurz er-
örterte Kombinationen von Messungen und Schätzungen ließen sich nun ver-
schiedene Kriterien aufstellen zur Beurteilung der Richtigkeit der vielfach ver-
tretenen Annahme, daß das scheinbare Himmelsgewölbe als Kugelkalotte aufzu-
lassen sei. In dieser Beziehung von Reimann vorgenommene Prüfungen be-
stärkten diesen in der Annahme der Richtigkeit einer solchen Auflassung. Mit
einem so gedachten flachen Himmelsgewölbe steht natürlich, da am Horizont
gleichen wirklichen verhältnismäßig große scheinbare Winkel entsprechen, die
in Frage stehende Vergrößerung der Gestirne in gutem Einklang. Die schein-
bare Veränderung der Gestirngröße mit ihrer Höhenlage wurde, wie dargelegt,
durch Vergleichung mit Kreisscheiben von gleichbleibender Größe in ver-
schiedener oder von verschiedener Größe in gleicher Entfernung vom
Auge bestimmt. — Der Vortragende bespricht nun eingehender die
verschiedenen Versuche, besagte Phänomene zu erklären, die entweder
physiologischer, oder psychologischer, oder endlich physikalischer
Art sind. Physiologisch ist die vor allem von Flieh ne und Zoth sowie auch
von P ernter vertietene Blickrichtungstheorie, welche hinsichtlich der schein-
baren Gestalt des Himmelsgewölbes durch Veränderung der ganzen Körperlage
und hinsichtlich der Vergrößerung der Gestirne durch geeignete Spiegelung der
am Horizont befindlichen Gestirne in die Zenitnähe bezw. umgekehrt, sowie
durch Projektion der Nachbilder von Sonne und Mond an verschiedenen
Himmelsstellen geprüft wurde, und zwar mit verschiedenem Erfolge. Psycho-
logisch wäre der Versuch zu nennen, die Flachheit des Gewölbes dadurch zu
erklären, daß der Beobachter in der Horizontalen die für die Richtung zum Zenit
fehlenden Marksteine für die Entfernungsschäfzung hat und daher die Ent-
fernung bis zum Horizont verhältnismäßig groß bewertet. Verschafft man sich
künstlich mit Hilfe funkentelegraphischer Türme Marksteine nach dem Zenit
hinauf, so wird der Himmel stark gewölbt, wie H. Stücklen zeigte, und man
erhält f.-Werte von 15" und mehr. — Physikalisch äußerst interessant sind die
Vei'suche, die scheinbare Form des Gewölbes (siehe v. Sterneck und Dember)
üowie auch die Vergrößerung der Gestirne (siehe Dember) mit der Extinktion
des Lichtes in den verschiedenen Blickrichtungen in Verbindung zu bringen,
so gedacht, daß v. Sterneck die Rechnung in recht befriedigender Weise für den
Sternenhimmel durchführen konnte, während es dem mit den leuchtenden
l.uftmolekeln operierenden Dember gelang, aus der gemessenen Helligkeitsver-
tcilung am Himmel die mittels der «-Methode gewonnene Gestalt des Gewölbes
/u errechnen. — Nach Ansicht des Vortragenden ist aber nun weder Dember
berechtigt, die Blickrichtungstheorie zu verwerfen, noch sind die Verlreter der
psychologischen Richtung berechtigt, die physikalischen Eiklärungsversuche als
Verfehlt /u betrachten. F.s greifen hier offenbar viele in ihrer gegenseitigen
'>r, —
Beeinflussung noch nicht abzuschätzende Einflüsse ineinander, und es dürfte
der Endct!'ekt wohl wesentlich davon abhängen, auf welches Moment der Be-
obachter besonders eingestellt ist. Schließlich wird an Hand der Witte' sehen
Betrachtungen über den Sehrauni gezeigt, daß das Problem der Vergrößerung
von Sonne und Mond noch viel komplizierter ist, als gemeiniglich bis dahin ange-
nommen wurde, und daß es überhaupt nicht restlos gelöst werden kann, bevor
nicht die eigentlich viel näher liegende Frage, vi'arum uns der Mond überhaupt
so groß erscheint, wie er es tut, beantwortet ist.
9. Sitzung, am 3. März. — Lehmann, O, : Bauernhaus und Sietl-
lungsformen in Schleswig-Holstein (mit Lichtbildern).
Jn Schleswig-Holstein bietet die Hausforschung mancherlei Handhaiieii
zur Beurteilung der ethnographischen Stellung der Bevölkerung. In der Wilster-
marsch finden sich das niedersächsische Husmannshus und das friesisch^ Barg-
lius. Ha auch die Fluraufteilung beide Typen, das alte Gewanndorf und das
Reihendorf zeigt, so sind Haus und Fluraufteilung das Wahrzeichen lür die
v()lkische Stellung der Wilstermarsch, die nach der Besiedelung durch nord-
albingische Sachsen von Holländern kolonisiert wurde. Noch klarer läßt sich
die Bedeutung des Hauses aus der Geschichte des dithmarscher Hauses her-
ausschälen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts herrschte in Süderdithmarscheii
ein durch das „Siddels" und den „Pesel" wohl umschriebenes niedersächsisches
Haus, während in Norderdithmarschen das schon von Neokorus beschriebene
Duerhaus auf die einstige friesische Bevölkerung hinweist. Am Ende des
Ks. jahihunderts dringt mit der Eindeichung des Kronprinzen Koges das Ost-
iriesische Haus ein, das den beiden älteren Häusern sich so überlegen erwies,
daß die beiden alten Hausformen umgemodelt werden und in beiden Dith-
niarschen neue Hausformen entstehen, die in ihrer Eigenart die alten Eigen-
schaften, wie mit unsichtbarer Tinie geschrieben, noch enthalten : in Süder-
dithmarschen die Trennung zwischen Wohnraum und Scheune, in Norderdith-
marschen die Dwerlage in Stall- und Wirtschaftsräumen. Auf der Dithmarscher
Geest herrschte immer das Niedersächsische Haus, Im Holstenlande war bis
zum Ende des 18. Jahrhunderts ein niedersächsischer Typus vorherrschend, der
durch die große Diele mit dem als Durchfahrt dienenden „Achtergang'" und der
„Achlerdör" bezeichnet wird. Der freistehende Herd und die dahinterstehende
I Icrdbank „Ding" war für dieses Haus gleichfalls maßgebend. An der Hand
von Befunden und sprachlichen Resten ist dieses Haus in dem ganzen Gebiet
zwischen der Stör und der Eider, im ehemaligen Holstenlande, nachzuweisen ;
es bildet das Leitmerkmal für den Stamin der Holsten. Diese Auffassung wird
erhärtet durch erbrechtliche Verhältnisse und den in diesem ganzen Gebiet bis
auf den heutigen Tag noch üblichen „Dingstock", den „Burplock". Viel ver-
wickelter liegen die Verhältnisse im östlichen Holstein, das bis zum 12. Jahrh.
von Slaven besiedelt war und nachher durch Niedersachsen und Friesen kolo-
nisiert wurde. Es lassen sich aber auch hier an der bäuerlichenBauweise unddcn
erbrechtlichenSonderheiten slavischeUnterlagen und dieBrocken niedersächsischcr
und friesischer Stammesart nachweisen. In Gotmund an der Trave findet sich
noch slavische Bauweise. Der Giebelschmuck auf dem First ostholsteinischer
lläusei' zeigt slavische Formen und nicht nur in den Namen, auch in der An-
lage der Dörfer und .^ufteilung der Flur finden sich slavische Eigentümlich-
keiten mit niedersächsischer Gewannaulteilung durch das ganze östliche Holstein
iiindurch gemischt. Noch umfangreicher ist der slavische Einfluß in der
Horfanlage auf Fehmarn zu spüren, das manche Dörfer von rein slavischcr An-
lage zeigt, während im Hause gewisse Anklänge an das Dithmarscher Haus auf
die im Volke lebendige Erinnerung an einstige Kolonisierung durch Dithmarscher
hinzuweisen scheinen. Berücksichtigt man weiter, daß die Verbreitung des
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Niedersächsischen Hauses in Schwansen. des Dänischen Hauses auf dem Sunde-
witt und des Jütischen Hauses in der Mitte des Landes mit den geschichtlichen
Nachrichten Hand in Hand geht, daß ferner Nordfriesland eben so sehr durch
ein besonderes Haus bezeichnet wird wie Eiderstedt durch den Ostfriesland
entstammenden Hauber«, so ergibt sich für Schleswig-Holstein der Wert der
Hauart des Bauernhauses für die Beurteilung der völkischen Zusanmiensetzung
seiner Bevölkerung.
U). Sitzung, am 10. März. -— Wegener, K. : Die Navigation des
Flugzeugs (mit Lichtbildern).
11. Sitzung, am 17. März, — 1. Tams, E. : Isostasie und Erdheben,
Der Vortragende erörterte einige l'ragen hinsichtlich der Bedeutung der
Isostasie für die Entstehung von Erdbeben. Unter der Lehie von der Isostasie
versteht man die Anschauung, daß die Unregelmäßigkeiten in der Massenver-
teilung innerhalb der Erdkruste und an der Erdoberfläche (Gegensatz von
Kontinentalblock und Ozean, von Gebirgsland und Flachland) bis zu einer ge
wissen Tiefe im großen und ganzen ausgeglichen sind, derart, daß die Niveau-
liäche in dieser im Mittel rund \-J0 km unterhalb der Erdoberfläche befindlichen
Ausgleichstiefe von den auf ihr lastenden .'VAassen überall gleichen Druck er-
leidet, Ausnahmen von einer solchen gegenseitig kompensierten Lagerung der
Erdschollen müssen infolge des damit gegebenen unablässigen Strebens nach
isostatischem Ausgleich im allgemeinen die Erdbebentätigkeit in den betreffenden
(iebieten sehr begünstigen. In dieser Hinsicht verdient der Schluß, den O.
Meißner aus einer Verarbeitung von Schwerkraftsmessungen an einer größeren
Anzahl von Stationen gezogen hat, daß nämlich an den seismisch ruhigen
Küsten des atlantischen Typus im wesentlichen Isostasie besteht, während an
den seismisch sehr regen Küsten pazifischer Bauart durchweg Isostasie noch
nicht erreicht ist, besondere Beachtung. Doch zeigte der Vortragende des
Näheren, daß dieser Schluß keine Allgemeingültigkeit besitzt. Ausschlaggebend
für tias Vorhandensein starker Seismizität ist in erster Linie die Wirksamkeit
tektonischer oder vulkanisch-magmatischer Ursachen. Wo diese endogenen
Ursachen bestehen, kann auch ein bereits mehr oder weniger vollständig er-
reichtes Gleichgewicht in der Lagerung der Erdschollen immer wieder von
neuem gestört werden (z. B. bei Tokio und San Franzisko, pazifischer Küsten-
typus), und wo dieselben nicht wirken, kann sich isostatische Unausgeglichen-
heit selbst auf größere Strecken hin (z. B. an der Westküste von Vorderindien,
atlantischer Küstentypus,) behaupten, sodaß dann auch in seismischer Be-
ziehung wesentlich Ruhe herrscht.
Als ein die Isostasie in der Erdrinde störender Faktor kommt aber auch
der exogene Vorgang der Denudation und Sedimentation in Betracht, wie er
sich infolge der erodierenden Tätigkeit der Flüsse in besonders hohem Grade
an steilen Küsten abspielt: das durch die Abtragung leichter werdende Gebirge
erhält Hebungstendenz und der durch die Ablagerungen mehr und mehr be=
lastete Meeresboden Senkungstendenz. Damit ist dann aber auch auf diesem
Wege die Möglichkeit der Auslösung von Erdbeben vorhanden. In der Tat ist
■/. B. nach eingehenderen Felduntersuchungen sogar die Ursache des großen
Jamaika-Erdbebens vom U. Januar 19ii7, dem Kingston zum Opfer fiel, sehr
wahrscheinlich in einem infolge dieser Vorgänge allmählich not^vendig ge-
wordenen isostatischen Ausgleich in den Oberflächenschichten zu sehen, und
die aus dieser Auffassung folgende geringe Tiefenlage des Herdes und trotz
der bedeutenden Wirkungen vergleichsweise geringe Energieentfaltung steht in
gutem Einklang mit dem Umstände, daß die in Europa und so auch in Ham-
burg erhaltenen Diagranuue des Bebens niu unauflällig waren. Die Möglich-
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keit 7U einer älinüclicn iMitstchung von l-jdhchcii dürfte ii. a. auch in dem
AkJNiniuilations- und Scnkunj;sKebiet des Mississippibcekcns (Sink Counliy)
nnd in der Region der indusmündung und des östlich davon gelej;enen l\ann
of Cutch, wo eine bemerkenswerte Seisniizität herrscht, gegeben sein.
Diese Ueberlegungen gewinnen nun noch dadurch ein besonderes Interesse,
daß es möglich ist, durch exakte Schwerkraftsbeobachtungen mit der von K.
von Eötvös angegebenen Drehwage solche in Verbindung mit Erdbeben vor-
sichgehende, auch unterirdische Massenverlagerungen, die nicht ohne weiteres
deutlichere dauernde Spuren an der Erdoberfläche zu hinterlassen brauchen,
genauer festzustellen. Zu beachtenswerten und näher besprochenen Ergebnissen
führten in dieser Beziehung die Untersuchungen im Erdbebengebiet von
Kecskemet in der ungarischen Tiefebene südöstlich von Budapest. (Vergl. den
Aufsatz des Verfassers über Isostasie und Erdbeben imCentralblatt fürMineralogic,
Geologie und Paläontologie, Jahrgang l!*20).
2. Gripp, K. : Fraßspuren an Fossilien.
Von bisher schon bekannten Fraßspuren an Fossilien legte der Vor-
tragende vor :
1. durch schmarotzende Myzostomiden (polychaete Borstenwürmer) verdickte
Stiele jurassischer Crinoiden,
■J. von Arten des Bohrschwammes Cliona angebohrte cretazische Seeigel und
tertiäre Mollusken,
ü. von Raubschnecken (zumeist Natica) angebohrte Mollusken-Schalen aus dem
hiesigen Tertiär,
I. vom Biber angenagtes Eibenholz aus dem Interglazial der Ziegelei von Kall-
morgen zu Langenfelde bei Altona.
Von bisher nicht beschriebenen Frass- und Biss-Spuren gelangten
des weiteren zur Vorlage eine Belemnitella mucronata aus der Kreide von
Kronsmoor, bei der auf der Außenseite des Alveolarendes die Spuren eines
Bisses zweier aufeinander zu bewegter Zahnreihen zu erkennen sind. Aehnlichc
Bißspuren, nur in erheblich größerem Ausmaß, weisen 8 zu Hemmoor gefundene
Exemplare von Ananchytes ovata Leske, dem in der oberen Kreide am häutigsten
auftretenden Seeigel, auf. Die Zahnreihen, deren Zahnspitzen in 2,5 mm Ab-
stand voneinander stehen, sind bis zu 5 cm Entfernung von einander auf der
Seeigelschale angesetzt und haben hier längere Furchen hinterlassen, an deren
Ivnde die Form der Spitze deutlich im Abdruck zu erkennen ist. Von diesen
Seeigeln, die von ihren vermutlich zu den Fischen gehörenden Feinden stets
in der Scheitelgegend angegriffen wurden, weisen einige Spuren von 3 4 An-
griffen auf. Interessant ist die Tatsache, daß ältere Bißspuren durch Neubildung
der Schale allmählich verwachsen; so lassen die meisten Exemplare am Grunde
der vom Biß herrührenden Furchen die Neubildung der Stachelwärzchen deut-
lich erkennen. Nachträglich sind ähnliche Bißspuren auch an Seeigeln aus der
Kreide von Lägerdorf beobachtet, hier allerdings zumeist am Unterrand der
Sceigelschale, besonders um Mund und After.
12. Sitzung, am 24. März. — Gürich, G. ; Die Wünschelrutenfrage
in Hamburg.
Die Gasquelle von Neuengamme, das Bestreben in der Nähe davon
weiteres Gas oder womöglich Erdöl zu finden, haben eine lebhafte Tätigkeit
der Rutengänger hervorgerufen. Der Vortragende hatte im Laufe der letzten
;! Jahre (i Rutengänger bei ihrer Arbeit genau beobachtet und faßt nun seine
Erfahrungen zusammen. Er weist den Vorwurf zurück, daß die Geologen durch
einen auch nur ideellen Brotneid zur Stellungnahme gegen die Rutengänger
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veranlaßt wiirdun, Hinc rein objektive Haltung ticr Wisscivichaft ist nur inso-
fern inüjjlich, als es sieh um die I'rütunj; von Be<)baelitinij;en liandell. Sobald
die subjektive Aussage des Rutengängers, die durch nichts kontrolliert werden
kann, das aiissehlaggehende Moment in der Frage wird, muß die Kritik ein-
setzen, und mehr oder minder subjektive Abwägungen sind nicht zu vermeiden.
Unser Wissen ist beschränkt ; in solchen Fragen handelt es sich höchstens
Ulli Erkennen von Alöglichkeiten und Abschätzen von Wahrscheinlichkeiten.
Der rutenfreundliche Laie ist zumeist nicht imstande, das Schwergewicht phy-
sikalischer Bedenken zu ermessen, sieht sie als unerheblich an und ist ge-
neigt, dem Fachgelehrten Anmaßung und IJeberhebung vorzuwerfen. Der Redner
hatte die weitere Umgebung der Gasquelle mit o Rutengängern nacheinander
auf demselben Wege begangen und die Ausschläge genau bezeichnet ; es ließ
sich keinerlei Uebereinstimmung auch nur andeutungsweise feststellen. Bei
der Bestimmung des neuesten Bohrpunktes bei der Gasquelle gaben 3 Ruten-
gänger ihr Urteil ab, alle hatten voneinander abweichende Ausschlagspunkte
zu verzeichnen. Die Uebereinstimmung in einem Punkt wurde nur nachträg-
lich erzielt. Die Zeitungsnachricht, daß die neue Quelle durch übereinstimmende
.^ussage von ;> Rutengängern gefunden worden sei, ist demnach unrichtig ; auch
handelt es sich gar nicht um eine neue Gasquelle, sondern um eine neue An-
zapfung des alten Gasvorrates. Die beiden Bohrlöcher sind H' - m von ein-
ander entfernt und stehen in der Tiefe von etwa 250 m durch eine unter einer
mächtigen Tondecke auftretende sandige Mergelschicht mit einander in Verbindung.
Sicher scheint es zu sein, daß besonders veranlagte Personen unter
Umständen einen Rutenausschlag erleiden, unmöglich ist es, daß die Rute
von außen einen Reiz aufnimmt und sich selbsttätig bewegt. Der Reizvorgang
spielt sich lediglich im Träger selbst ab und dessen Muskeln bewirken die Be-
wegung. ./Vlöglich wäre es, daß Menschen im Urzustände gewisse physikalische
Vorgänge und Zustände am Erdboden empfinden konnten und daßdaraus dieganzc
Wünschelrutenfrage entstanden ist; andererseits ist es ebensowohl möglich, daß
CS sich hierbei überhaupt nicht einmal um derartige primitive Empfindungen
handelt, sondern daß der Rufenausschiag ausschliesslich infolge einer Ermüdung
oder besonderer krankhafter Zustände des Trägers erfolgt, ohne daß dieser sich
der Vorgänge bewußt wird. Er sieht nur den Rutenausschlag und verlegt die
Ursache desselben in den Untergrund, den er nicht kennt. Hier steht seiner
Phantasie ein weiterer Spielraum zur Verfügung als in der sichtbaren Welt,
in der seine Einbildungskraft durch die Beobachtung jederzeit kontrolliert werden
kann. Die psychischen Vorgänge interessieren mehr den Arzt als den Geologen;
der Letztere wird nur durch den Umstand betroffen, daß der Rutengänger die
imbewußten Eigenreize auf den Untergrund projiziert.
Nach den Hamburger Erfahrungen ist der Rutenausschlag nicht an den
Ort gebunden, folglich noch weniger an die örtlich beschränkten verschiedenen
Stoffe der Erdkruste. Die angeblich empirisch gefundenen ,. spezifischen 1-m-
ptindungen" für diese Substanzen, das an sich höchst unwahrscheinliche ,,Aus-
schaltungsvcrmögen'', die ganze Reihe der angeblich ebenfalls auf dem V.r-
fahrungswege gefundenen „spezifischen Faktoren", die von dem Vortragenden
durch Beispiele erläutert wurden='0, werden auf Fehlerinden Schlussfolgerungcn
der Rutengänger zurückgeführt.
Bei der Erörterung der angeblichen Erfolge der Rutengänger müssen die
Regeln der Statistik und der Wahrscheinlichkeitsrechnung berücksichtigt werden.
Man kann die Frage klären helfen, wenn man bei einer Zurateziehung der
Rutengänger sich von ihnen die Voraussage schriftlich festlegen läßt, damit eine
=•') Ausführlicher geht der Vortragende auf den Gegenstand in der inzwischen
im Verlage von W. Gente, Hamburg, erschienenen Broschüre ein.
— 29 —
nachträgliche llmdeutun;^ der Ergebnisse erschwert wird. - Einen Erfolg
haben die Rutengänger bei Hamburg geiuibt ; sie haben die Unter-
nehmungslust angeregt und durch zahh-eiche Bohruns,en wesentlich zur
Vertiefung unserer Kenntnisse vom Untergrund der Hamburger Gegend bei-
getragen. Ein weiteres Suchen nach Gas und Oel empfehlen außer Ruten-
gängern auch die meisten Geologen, aber nur sehr kapitalkräftige Finanzgrößen
darf man zu diesen Unternehmungen anregen.
13. Sitzung, am 14. April. -- Walter, B. : Lieber Solarisationser-
scheinungen (Umkehrerscheinungen) bei photographischen
und röntgenographischen Aufnahmen.
Die Darlegungen des Vortragenden ergaben folgendes : Während bei
normaler Belichtung einer photographischen Platte auf derselben ein sogenanntes
Negativ entsteht, von dem das eigentliche Positivbild erst durch einen aber-
maligen photographischen Prozeß, nämlich durch einen Abdruck auf lichtem -
pfindiichem Papier oder einer sogenannten Diapositivpiatte erhalten wird, kann
man durch sehr starkes oder auch sehr langes Belichten auch schon direkt
auf der Originalplatte ein positives Bild erhalten, das allerdings niemals so gute
Kontraste zeigt wie das auf normalem Wege zu stände gekommene. Derartige
direkte Positivbilder bezeichnet man als „solarisierte" Bilder — von sol, die
Sonne, — weil nämlich die Erscheinung zuerst bei den Bildern dieses Gestirns
beobachtet wurde. Die Belichtung, welche zur Erzielung eines solchen solari-
sierten Bildes nötig ist, ist bei den verschiedenen Plattensorten des Handels,
auch wenn sie für normale Belichtungen die gleiche Empfindlichkeit haben,
sehr verschieden, sie liegt nämlich etwa zwischen der hundert- und der hundert-
tausendfachen von derjenigen, welche zur Erzielung eines normalen Negativs
nötig ist. Solarisationserscheinungen ganz besonderer Art treten ferner bei
Aufnahmen von Blitzen oder elektrischen Funken auf, hier nämlich nur dann,
wenn die Platte nach der Aufnahme des Blitzes oder Funkens noch einer
schwachen allgemeinen Belichtung ausgesetzt wird. Man erhält dann im normalen
Positivbild einen schwarzen Blitz bzw. Funken. Die Erscheinung wird nach
dem Engländer Clayden, der sie zuerst beobachtete und auch aufklärte, als
C 1 a y d e n e f f e k t bezeichnet.
Auch bei Aufnahmen mit Röntgenstrahlen können, wenn man übermäßig
lange Expositionszeiten anwendet, Solarisationserscheinungen auftreten. Eine
solche liegt /.. B. bei den zuerst vor einigen Jahren von dem Röntgenarzt
Professor Köhler in Wiesbaden am äußeren Schattenrande der Röntgenbilder
gewöhnlicher menschlicher Gliedmaßen beobachteten hellen R a n d s t r e i fen
vor, einer Erscheinung, welche, da sie zunächst nicht einwandfrei erklärt werden
konnte, das lebhafteste Interesse der Physiker erregte, weil man dabei an eine
neue Art von Beugungs- oder Interferenzerscheinungen, ja sogar an eine Total-
reflexion der Röntgenstrahlen dachte, bis sie von dem Vortragenden eben als
eine Solarisationserscheinung erkannt wurde. Dieselbe entsteht nämlich dann,
wenn, die photographische Platte bei der Aufnahme so stark bestrahlt wird, daß
der freie Hintergrund derselben schon solarisiert ist und daher das Maximum
der Schwärzung nicht mehr hier, sondern in dem der Randlinie des abge-
bildeten Organs entsprechenden Streiten liegt, jener Randlinie entspricht näm-
lich in einem solchen Röntgenbilde keine genaue mathematische Linie, sondern
— wegen der nicht punktförmigen Gestalt des Brennflecks der Röntgenröhre -
ein mehr oder weniger breiter Streifen. In diesem Streifen ferner hndet in
unserem Falle von außen nach innen zu ein sehr starker Abfall der Strahlungs-
intensität statt, so daß wir also darin im Negativ ein verhältnismäßig schmales
Schwärzungsmaximum oder eben im Positivbilde einen solchen hellen Streifen
- 30 -
erhalten, wie ihn die Köhlcrschcn Bilder zcJRcn. Die Richtigkeit seiner Auf-
fassung konnte der Vortragende ii. a. dadurch erliärtcn, dal,\ es ihm auf Grund
derselben gelang, die Köhlerschen Streifen mit /.um mindesten derselben Deut-
lichkeit zu erhalten wie ihr Kntdecker. Dali ferner der letztere die Erscheinung
bei seinen diesbezüglichen Aufnahmen nicht immer, sondern nur gelegentlich
erhielt, liegt daran, dalS auch hinsichtlich der Solarisierbaikcit für Rc'intgcn-
sfrahlen nicht bloß die photograpiiischen Platten verschiedener Fabriken, sondern
auch sogar die verschiedenen Kmulsionen einer bestimmten Plattensorte einer
und derselben Fabrik oft ganz gewaltige Unterschiede zeigen, und daß ferner
die Erscheinung bei der Aufnahme menschlicher Organe nur auf einer sehr
leicht solarisierenden Platte mit größerer Deutlichkeit hervortritt.
Noch sehr viel deutlicher aber als bei solchen Organen lassen sich die
Randstreifen, wie zuerst von dem Münchener Oberingenieur Janus beobachtet
wurde, in den Röntgenbildern von M c t a i I s t ü c ke n eri!cugen ; und der
Grund hierfür liegt nun, wie in einer kürzlich in den „Fortschritten auf dem
Gebiete der Röntgenstrahlen" veröffentlichten Abhandlung des Vortragenden
gezeigt wurde, darin, daß man in diesem Falle die Platte viel länger bestrahlen
und also auch den freien Hinfergrund derselben viel stärker solarisieren kann,
ohne daß deswegen hier — wie bei jenen menschlichen Organen - die durch
den bestrahlten Gegenstand hindurchgegangene Strahlung schon so stark wird,
daß die von ihr bewirkte Schwärzung fast eben so stark ist wie diejenige in
dem nach dem Obigen in der Randzone des abzubildenden Gegenstandes
liegenden Schwärzungsmaximum. Denn wenn dies der Fall ist, so kann ein
Randstreifen der in Rede stehenden Art natürlich nicht mehr zustande kommen,
da ja dann die innere Seite desselben von der hindurchgegangenen Strahlung
sozusagen weggewischt wird. Bei dickeren Mctallstücken tritt dies aber erst
bei viel stärkerer Bestrahlung ein ; und es ist dann auch meist nicht die
durch sie hindurchgegangene primäre, sondern die in der Unterlage der Platte
erzeugte secundäre Strahlung, welche hier die Verwischung der inneren Seite
des Randstreifens bewirkt.
14. Sitzung, am 21. April. — (jripp, K. : Neues über den vor-
diluvialen Untergrund Hamburgs (mit Vorführungen).
Unsere bisherigen Kenntnisse über den vordiluvialen Untergrund Ham-
burgs, soweit sie in Gottsche's Arbeit „Der Untergrund Hamburgs I!mU" und
in den Erläuterungen zur geologischen Kaite, Blatt Hamburg, Wandsbek,
Bergedorf u. a. niedergelegt sind, haben in den letzten Jahren eine wesentliche
Erweiterung erfahren durch die zur Erschließung von Salz, Erdgas oder F,rdöl
in Hamburgs Nachbarschaft niedergebrachten Bohrungen, sowie durch die Ar-
beiten des Mineralogisch-Geologischen Instituts zu Hamburg. Die ältesten auf
dem Gebiete des Hamburgischen Staates bisher anstehend angetroffenen
Schichten sind in den Tiefbohrungen zu Cuxhaven erbohrt. Dort wurde von
;W6 584 m Tiefe jüngere Schreibkreide (Ober-Scnon) durchstoßen. Bedeutend
ältere Schichten, Gipse des Zechsteins, stehen allerdings in unmittelbarer
Nachbarschaft der Stadt Hamburg an, und zwar in der Kallinorgenschcn Ziegelei
zu Langenfeldc bei Altena. Die zu Cuxhaven über der Kreide angetrolVenen
Schichten des Alttertiärs gliedern sich, soweit es die noch nicht abgeschlossene
Bearbeitung der Bohrungen schon heute erkennen läßt, wie folgt :
1«2— 251 m, Ton mit Kicselgestein, reich an Radiolarien und Schwamm-
nadcln, E o zä'n.
251—320 m, London-Tcn, O ber - Paleozän.
320—361 m, Ton mit Lagen vulkanischer Asche ; von o3ö -^lil m Tiefe
— 31 —
wurden 55 Aschenlagen von V'i oder mehr cm Dicke gezählt! 061 — 396 m,
plattige Tone und Basalkonglomerat aus grüngerindetem Feuerstein, Paleozän.
39fj-584 ni, Kreide, nicht durchstoßen.
Neu und wichtig ist die Erkenntnis, daß der London-Ton die Ahlage=
rungen mit Aschenschichten überlagert, also jünger ist als diese, und ferner,
daß der Radiolarien führende graugrüne Ton mit Kieselgestein über den»
London-Ton liegt, also jünger, und somit eozänen Alters ist. Da das gleiche
Gestein mit den gleichen Radiolarien, wie es zu Cuxhaven in .')2i) .'JHl m
riefe beobachtet wurde, in den tiefsten in der Bohrung Wöhrden (Norder-
Dithmarschenl angetroffenen Ablagerungen vorkommt, dürfen wir annehmen,
daß die dort in McSts m Tiefe erschlossenen Schichten gleichfalls dem Eozän
und nicht, wie bisher angenommen, dem Paleozän angehören. Das gleiche
wird sich wahrscheinlich für die meisten kieseligen Grünsandgesteine nach-
weisen lassen. l>iese waren bisher nacheinander dem Turon, Senon, Danien
und Paleozän zugerechnet worden.
Auch in den nahe der Stadt Hamburg abgeteuften Bohrungen gelang es
bisher noch nicht, von dieser zwischen Mittel-Oligozän und Ober- Paleozän
eingeschalteten, sehr mächtigen, aus Tonen und kieseligen Grünsanden be-
stehenden Schichtenfolge einen unteroligozänen von dem eozänen Teil zu
trennen.
Unsere Anschauungen über die Schichtenfolge des Jungtertiärs haben
sich gleichfalls erheblich geändert. Im Liegenden des obermiozänen Glimmer-
tones, wo Gottsche nur 2 Stufen (marines, sandiges Miozän und Braunkohlen-
schichlen) unterschied, lassen sich heute 3 marine und 2 — 3 Braunkohlen
führende, ? — fluviatile Stufen trennen. Ferner konnten bei Pinneberg Ab?
lagirungen der Pliozän-Zeit nachgewiesen werden. Ueber die Schichtenfolge
des Jungtertiärs in Nord-West-Deutschland gibt eine im Jahrbuch der Ham-
huiger Wissenschaftlichen Anstalten für 1918 erschienene Arbeit von E. Koch
und K. Gripp weitere Auskunft. Dieser Arbeit beigefügt ist eine von E. Koch
entworfene Karte übei die Lage der LInterkante des obermiozänen Glinmier-
Tons, eine Karte, die über die tektonischen Verhältnisse in Hamburgs Unter-
grund weitgehende und wichtige Angaben macht. Nach unseren bisherigen
Kenntnissen ist im Untergrunde von Hamburg mit folgender Maximalmächtig-
keit der Tertiärschichten zu rechnen :
Pliozän oO m
Ober-Miozän 250 „
Mittel- „ 120 „
Unter- „ 100 „ oder mehr
Ober- und Mittel-Oligozän 120 „ „ „
Unter-Oligozän und lü)zän (iOO „
Paleozän 14") „
l;iS5 m
15. Sitzunw, ain 28. April. — Klatt, R. : Die Gföße im Tierreich.
16. Sirzung, ani S. Mai. — Görhing, J. : Reisebilder vom oberen
F.uphrat (mit Lichtbildern).
17. Sitzung, am 12. Mai. — Timm, R. : Zur Geschichte des
Bürsteler Moores.
Dieses Moor, das jetzt dem Flugplatze als Unterlage dient, bestand in
seinem Borsteler Anteil aus einem Tiefmoor (dem Wurzelmoor) und einem
— 32 -
Hochmoor (den weißen Flagen). Nördlich vom Scheidegraben lag der Fuhls- *
bütteler Anteil, der in den sechziger und siebziger Jahren als Heidemoor be-
zeichnet werden konnte. Die weißen Flagen zeigten eine Reihe von ausge-
dehnten rechteckigen Ausstichen, von deren senkrechten Wänden der Tort' ab-
gestochen wurde. Der Fuhlsbütteler Anteil war schon damals zum Teil in
Ackerland verwandelt. Man kann annehmen, daß in früheren Zeiten das Moor
einen bedeutend größeren Umfang gehabt habe. Das geht zunächst aus einigen
vom Vermessungsbüro freundlichst zur Verfügung gestellten Karten hervor.
Für eine noch viel weitere Ausdehnung spricht die damals schon vorhandene
umfangreiche Kanalisierung des Borsteler Wiesengebiets „in den Kanälen", So
nimmt denn auch Gädechens in seiner hamburgischen Topographie eine Aus-
dehnung des Moorgebietes westlich bis an den Tarpenbeck, östlich bis an die
Langenhorner Landstraße und bis fast unmittelbar an den Borsteler Jäger an.
178S wurde ein großer Graben vom Tarpenbeck aus durch das Fuhlsbütteler
(jebiet gezogen. Fuhlsbütteler und Borsteler Anteil waren vorläufig nur durch
Grenzpfähle getrennt. Erst im vorigen Jahrhundert »vurde der tiefe gerade
Scheidegraben angelegt, der heutzutage größtenteils wieder zugeschüttet ist.
1892 begann die Urbarmachung des Fuhlsbütteler Anteils durch die Insassen
des 1879 erbauten Zentralgefängnisses. KXJä und lUÜH wurde der Scheide-
graben so stark erweitert und vertieft, daß der Wasserspiegel des Niedermoors
allmählich etwa um I m sank. War es früher nur möglich, auf den beiden
Dämmen (Niederdamm und Zwischendamm) das Niedermoor zu begehen, so
konnte man es nach der Austrocknung ungehindert durchschreiten. Die bota-
nischen Seltenheiten, die die urwüchsige Naturlandschaft geboten hafte, waren
verdrängt; dagegen war es ganz mit ,,Piepenräumers" (.Molinia) ausgefüllt. Die
gänzliche Vernichtung ließ nicht lange auf sich warten. Wozu konnten sich
die großen, Ausstiche der „weißen Flagen" auch besser eignen, als zur Auf-
nahme der Hamburgischen Abfuhrprodukte ! 1909 wurden von der Langen-
horner Chaussee aus breite Schienen bis ans Moor geführt — für die Abfuhr-
wagen. Gleichzeitig wurde dadurch das Gelände eingeebnet, so daß 1911 mit
der Einfriedigung des Luftschitfplatzes begonnen werden konnte. Großartige
Floffnungen knüpften sich für den Beschauer an den Betrieb dieses Platzes.
Hoffnungen, die durch den Unverstand des deutschen Volkes zertrümmert
worden sind. Andererseits ist viel des Schönen durch das Hingreifen der
Menschenhand vernichtet worden. Viele Sammler besuchten in den sechziger,
siebziger Jahren bis in dieses Jahrhundert das Moor, das allerlei Seltenheiten
an Pflanzen und Tieren barg. Von diesem Allen ist nichts geblieben, und
schmerzlich muß es den Naturfreund berühren, wenn ihm vor Augen tritt, wie
Kurzsichtigkeit der Menschen Werte vernichtet, ohne einen Ausgleich zu
beschaffen.
18. Sitzung, am 19. Mai. — Ehrenbaum, E. : Der Stör in fischerei-
licher und biologischer Beziehung (mit \'ort'ühriingen).
Der durch Demonstrationsmaterial unterstützte Vortrag bezog sich ein-
leitend auf die naturgeschichtliche Stellung und die geographische Verbreitung
des für unsere Fischerei früher nicht unwichtigen Fisches, um dann des
näher^'U einzugehen auf seine Lebensgewohnheiten, Laicliverhältnisse, Ent-
wickelung, Wachstum, Fang und Verwertung im Wirtschaftsleben.
Nach Erörterung der starken Verminderung des Bestandes durch die
Fischerei wurden die verschiedenen Hilfsmittel behandelt, mit denen man die
.Schädigungen auszugleichen hofft, künstliche Zucht, Schonzeiten, Schonreviere,
gesetzliches Mindestmaß und anderweitiger Schutz der Jugendformen, .Mittel,
die alle bereits angewandt wurden, ohne jedoch zu dem gewünschten Erfolge
zu führen. Da andere Länder mit sehr viel reicheren Störbeständen als Deutsch;
— 33 —
land, z. B. Rußland und Nordamerika' in ihren Bestrebungen zur Wiederauf-
füllung der gelichteten Störbestände keineswegs erfolgreicher waren, so wird man
dem Ausspruch des erfahrenen Chefs der amerikanischen Fischereiverwaltung
beipflichten müssen, der nur in einem absoluten Fangverbot auf mindestens
H» Jahre noch ein Mittel zur Rettung der einst so ertragreichen Störfischerei
zu erblicken vermag. (Vergl. Fischerbote Jahrgang 1910 S. 7, U)i;> S. 142 und
247, lOlfJ S. 31, I'PIS S. 179.)
19. Sitzung, am 2. Juni. — Klebahn, H. : 1. Eine neue, besonders
schädliche Krankheit der Tomate.
2. Die Schädlinge des Klippfisches. (Mit Vorführungen).
20. Sitzung, am 16. Juni. — Kuhlmann: Das Reichsfunknetz und
seine Apparate (rnit praktischen Vorführungen).
21. Sitzung, am 23. Juni. — Baade, \V. : Neuere Untersuchungen
über die Dimensionen des Fixsiernhimmels (mit Lichtbildern),
22. Sitzung, am 30. Juni. — Winkler, H. : Einiges aus der Ge-
schichte des Bauerngartens, mit nachfolgenden Besichtigungen
im Botanischen Garten.
23. Sitzung, am 20. Oktober. — 1 . Gripp, K. : Das Vorhandensein
von Inseln bei Lüneburg und Langenfelde zur Miozänzeit.
2. Reh, L. : Tierische Verunreinigungen von Getreide.
24. Sitzung, ani 27. Oktober. — Schulz, B. : Unsere Kenntnis von
den Ursachen der Meeresströmungen.
25. Sitzung, am 3. November. -- Wegener, A. : Die Entstehung
der Mondkrater nach der Aufsturztheorie (mit Lichtbildern).
Ueber die Entstehung der Mondkrater werden von der heutigen Fach-
literatur vier verschiedene Hypothesen vertreten, nämlich die Blasenhypothese
(Secchi, Hooke, Bergeron, A. St.-Claire, Humphreys, Puiseux, Sacco, Danier
u a.), nach der es sich um die Reste geplatzter Blasen handelt, ferner die Ge-
/.cifenhypolhese (Faye, H. Ebert, Hannay, Scheiner), nach welcher sie durch
periodisches Herausquellen und Zurücksinken des flüssigen Mondinneren unter
der Einwirkung der Erdgezeiten gebildet wären, drittens die Vulkanhypothesc,
die ja scheinbar am nächsten liegt und auch heute von den meisten Geologen
angenommen wird, und endlich die Aufsturzhypothese (Gruithuisen, Althans,
I^rocior, Meydenbauer, Ahlsdorf, Thiersch, Gilbert, Schwarz, Schaler, Romanes,
Martus, Johnston-Lavis u. a.), nach welcher es sich um die Fallspuren aufge^
sfürzter kosmischer Körper handelt.
Die ersten beiden Hypothesen widersprechen bekannten physikalischen
Gesetzen und müssen aufgegeben werden. Auch die Vulkanhypothese wird
bei näherer Betrachtung der Formen ganz unwahrscheinlich. Dagegen zeigen
die neuen Versuche des Vortragenden mit Aufsturzkratern in Zementpulver bis
zu 20 cm Durchmesser eine vollständige zahlenmäßige Uebereinstimmung mit
den Dimensionen der Miondkrater. Die Versuche gaben auch Auskunft über
die Bedingungen für das Zustandekonunen eines Zentralberges, sowie über
dessen Aufbau und die Art seiner Entstehung. Euie vollständige Prüfung der
— 34 —
Frage führt zu dem Ergebnis, daß nur die Aufstiirzhypothese als Erklärung der
Mondkrater in Frage kommt, und dal5 wahrscheinlich die aufgestürzten Körper
dem Sonnensystem bereits \orher angehörten und es sich bei dem ganzen
Aufsturzprozeli um die Bildung des Mondes durch Zusammensturz einzelner
fester Massen verschiedener Größe handelt.
Eine ausführlichere Darstellung des Gegenstandes ist inzwischen in der
Schrift des Vortragenden „Die Entstehung der Mondkrater." Sammlung X'ieweg,
Heft "»;"), Braunschweig 1921. 4S S. erschienen.
2(1. Sitzung, am 10. November. -- 1. Eiffe, O. E. : Ueber Hasen-
Kaiiin-Bastarde (Leporiden) Mit Vorführungen.
Der Vortragende erörtert kurz die Unterschiede in Gestalt, Färbung,
Lebensweise und im Knochenbau des Feldhasen und des Kaninchens und gibt
eine IJebersicht über erfolgreiche Kreuzungsversuche von 177:5 bis in die
Gegenwart. Er betont, daß der Züchtungskundige FL \-. Nathusius von der
Tai:sache der Bastardierung von Hase und Kaninchen und dei' Fruchtbarkeit
der Mischlinge überzeugt war, und daß die gegenteilige Behauptung auf Irrtum
beruht. Von neueren Zuchtversuchen sind zu erwähnen : eine Zucht in Ham-
burg 1902, in Ingolstadt von Jakob Bahnmüller U)04, in Fürth i B. von Karl
Spiegelberger U»()7, in Fölling i B. von Sebastian Niederreiter 1917, eine in
Meppel in Holland bestehende Versuchsanstalt für Haustierkreuzung, künst-
liche Befruchtung durch Bahnmüller 1919 1920 und endlich ein vom jagd-
zoologen G. Röhrig beschriebener in Tangstedt in freier Wildbahn 1911 ge-
schossener Leporide. Der Vortragende spricht ausführlicher über die Fürther
Leporiden, von denen mehrere Exemplare in den Hamburger Zoologischen
Garten und in seinen eigenen Besitz gelangten. Es ist das Verdienst Spiegel-
l^ergers, sachgemäß und durch abermalige Kreuzung der Leporiden mit dem
Feldhasen in Färbung und Form einheitliche Tiere mit Dreiviertelhasenblut
gezüchtet zu haben. Von diesen 'Leporiden zog der Vortragende von 19l(i bis
191(; zahlreiche Nachkommen bis zur ö Generation, kreuzte den in der männ-
lichen Linie erloschenen Stamm mit einem Hasenkaninchen und brachte durch
Linkreuzung eines Halbhasen von Niederreiter und eines anderen von Bahn-
müller die Nachkommen wieder auf nahezu Halbblütigkeit. Der Hase hat
so gut wie keine Vererbungskraft. Der Mischling erbt nicht den schwarzen
charakteristischen Fleck auf der Rückseite des Ohres, ebensowenig den schwarzen
Läugsslrich im Innern desselben, nicht das gekräuselte Haarkleid, weder die
eigentümliche gelbe Strichelung auf dem Rücken, noch den weißen Fuß des
Hasenpelzes, nicht den gelben Augenring, die lialbschwarzhalbweißen Schnurr-
liaarc, nicht die Länge der Grannenhaare, auch nicht das Trommeln mit den
Vorderläufen. Genug, im Mischling treten vorwiegend Merkmale des Kanin-
chens auf : der Leporide wird nackt und blind geboren, auch wenn seine
Mutter eine Feldhäsin ist, ist fruchtbar wie das Kaninchen, wirft bis M, bis-
weilen selbst 10 und 11 Junge, stampft mit den Hinterläufen und gräbt wie
dieses; sein Fell ähnelt dem glatten Kaninchenfell und hat den blauen Fuß
usw. In der Größe bleibt der Leporide hinter dem Hasen und dem zur Zucht
verwandten Kaninchen zurück ; die Form des Ohres, die hellbraune Farbe der
Iri'^, die Ausmaße der Hinterläufe, ein scheues Wesen sind Eigentümlich-
keiten, die ihn vom Kaninchen unterscheiden ; dazu kommt ein mehr oder
weniger ausgesprochener an den Hasen erinnernder Gesichts- und Gesamt-
ausdruck Die Tragzeit währt ."U bis ."i.^ Tage, die jungen Leporiden zeichneu
•«ich duich auffallend dicke Köpfe aus, ver-lassen das Nest oftmals schon mit
14 Tai'cii und beginnen zu fressen. Der mit dem Feldhasen wieder gekreuzte
Leporide wird dadurch dem Hasen nicht viel ähnlicher; niu' fehlt ihm jede
- 35 —
größere Variabilität ; er ist „konstant" geworden. Dagegen tritt bei dem Halb-
hasen eine Spaltung ein, indem bei den jungen zwei T\|H'n unterseheidbar
sind : ein wildgraner mit schnuitzigweil5eni Hancii, aiii Wildkaninchen hin-
dentender, und ein rötlicher mit rein wcilieni Bauch, auf den Hasen weisender.
Bei der Uml'ärhung erhält auch der ersterc einen dem letzteren Typus ähn-
lichen weilkn Bauch Bei genannter Spaltung ist der Rückschlag auF das zur
Kreuzung benutzte Kaninchen nicht bedeutungslos. Eine Mendelung in dem
Sinne, daß in irgendeiner Generation Tiere geboren werden, die dem Hasen
näher stehen als dem Kaninchen, ist nicht beobachtet worden.
Der Vortragende erläutert seine Mitteilungen durch Schädel und l-ell
von Hasen und Leporiden und führt lebende Tiere vor, u. z. einen chirch
künstliche Befruchtung entstandenen Halbhasen von Bahnmüllcr, ein weibliches
und zwei Jungtiere, davon je eines in den vorgenannten Farbspaltuiigen.
2. Voigt, A. : Neuere RohstotTe der Saponin-Gewinnuns:;.
3. Tams, E. : Die Hamburger Seismogramme des italienisclien
Bebens vom 7, September und des ostasiatischen Bebens
vom 18. Oktober.
Der Vortragende legte zunächst die Seismogramme des starken Fern-
bebens vom IS. Oktober d. J. vor, die ein schönes Beispiel für die Möglichkeit
emer gut angenährfen Bestimmung des Epizentrums eines Bebens aus den
Registrierungen einer einzigen Station abgeben. Die Aufzeichnungen wurden
gewonnen vom Wiechertschen Horizontalseismographen (N S- und E— W-
Komponente) und vom Wiechertschen Vertikalseismographen (Z- Komponente),
Sie lehren, daß es sich bei dem ersten scharf einsetzenden Ausschlag der
longitudinalen ersten Vorläufer um einen Stoß (Kompression) aus nordöstlicher
Richtung handelt. Ein genauerer Vergleich der beiden ersten Ausschläge in
den Horizontalkomponenten ergibt als Azimut N42"E. Diese Richtung führt
in Verbindung mit der aus der Dauer der ersten Vorphase (t) min 32 scc) ab-
zuleitenden Epizentraidistanz A ~ 8250 km auf ein Epizentrun; im japanischen
Binnenmeer zwischen Wladiwostok und West-Nippon. Die Annäherung ist
jedenfalls so genau, dal.', man sagen kann, es handele sich in dem vorliegenden
lall sicher um ein Beben in der japanischen Region. Die Ermittlung des F,pi-
zentrums aus Entfernung und Richtung für eine gegebene Station wird sehr
erleichtert durch eine Weltkarte gleicher Entfernungen und Azimute, wie sie
in genauer Ausführung in Bezug auf Hamburg neben einer solchen Karte
für Europa auch vom Vortragenden berechnet worden ist und vorgelegt wurde.
Im Anschluß daran wurden dann noch die Registrierungen des zer-
störenden Erdbebens im nordwestlichen Toskana (Fivizzano) am 7. September
d. .|. vorgeführt und näher besprochen. Es wurde an ihnen gezeigt, wie bei
Nahtebenaufzeichnungen (Entfernung Hamburg-Fivizzano gleich lO.-iO km»,
deren X'orläuferwellen nicht tief in den Erdkörper eindringen, wesentlich in-
folge der für die obersten Erdschichten anzunehmenden Anisotropie Kompli-
kationen in den beiden Vorphasen auftreten, die eine sichere Deutung der ver-
schiedenen Welleneinsätze vielfach sehr erschweren.
27. Sitzung, am 24, November. — Oltmanns, J. : Die Mechanik der
physikalischen Anziehungserscheinungen.
Alanche Begriffe innerhalb unserer heutigen physikalischen und astro-
nomischen Weltanschauung sind durchaus unerklärt und unvorstellbar. So die
Begiiffe der Schwerkraft, der allgemeinen Massenanziehung, der Attraktion der
— r,r, —
Gestirne, auch der Kohäsion. des Magnetismus, der Elektrizität, der NX^Hrme ti.
s. w. Vor allem ist es der Begritt' der Anziehung, für den uns jede Hrtahrung
und bildliche Vorstellung der wirklichen Vorgänge fehlt. Hine unvermittelte
Fernwirkung, ein unkörperhaftes Geschehen, wie es damit verbunden gedacht
wird, ist unseren Sinnen unzugänglich und darum unvorstellbar. Deshalb
müssen alle Erscheinungen durch Bilder und Vorstellungen natürlichen Ge-
schehens, d. h. von Stoff auf Stoff, von Körper auf Körper gedeutet werden.
Solche Deutung ist aber nur dann möglich, wenn wir von der Vorstellung des
Druckes als Grundvorstellung allen Geschehens ausgehen. Jeder Druck
ist zugleich erkennbar durch Formänderung, Bewegung und Wärme. Die ge-
nannten Erscheinungen sind daher als Druck- und Bewegungsvorgänge kom-
plizierterer Art zu deuten.
Der Begriff des absolut ruhenden, gewichtslosen, unstoPflichen Aethers,
als eines in sich durchaus widerspruchsvollen Hilfsbegriffs, ist völlig abzu-
lehnen und an dessen Stelle das Weltall mit einem wirklich körperhaften Stoffe
erfüllt zu denken. Ein solcher Stoff müßte die Eigenschaften der unendlichen
stetigen Raumerfüllung und äußerster Verdünnung mit denen der Kontinuier-
lichkeit und Beweglichkeit verbinden ; er müßte, wie jeder terrestrische gas-
förmige Stoft', aus einzelnen homogenen Teilchen bestehen, welche Schwere,
Trägheit,, Beweglichkeit, Reibung, Elastizität besäßen. Ein solcher Stoff ist nur
denkbar in der Form von absolut leeren Hohlkügelchen, deren Wände durch
Ausstrahlung kleinster Stoffteilchen seitens der Himmelskörper gebildet werden.
Dieser Stoff, den der Vortragende mit „Kosmium"-Wcltenstoff benannt hat,
kann, wenn er durch die Eigendrehung eines größeren Himmelskörpers in
schnelle, kreisende Bewegung versetzt wird, durch die Strömung seiner Masse
andere Himmelskörper mit sich fortreißen und auch diese in kreisende Be-
wegung setzen. jedoch müssen, auch diese durch Ausstrahlung und Bildung
eines gleichen Stoffes und Rotation desselben eine so große Sphäre und An-
griffsfläche um sich bilden, daß sie durch den Druck und die Strömung der
von den größeren Himmelskörpern ausgehenden Strömung und Strahlung mit-
gerissen und getragen werden können. So ist auch bei der Erde ein derartiges,
aus Kosmium bestehendes Rotations-Sphäroid anzunehmen. Durch das Zu-
sammenwirken aller Kügelchen entsteht eine Schraubenwirkung von außen
nach innen, wodurch das Herabfallen und die Schwere aller Körper bewirkt
wird. In gleicher Weise können auch die Anziehungserscheinungen des
Magnetismus und der Elektrizität nur durch schraubenartige Rotationswirkung
geneigt gestellter, kleinster Stoffieilchen erklärt werden. Die Schnelligkeit und
Neigung ihrer Rotation ir,uß sich aus ihren Wirkungen rechnerisch ableiten
lassen und wird wahrscheinlich zu denselben Werten führen, die man nach
der modernen Atomtheorie für einzelne Atome glaubt festgestellt zu haben ;
darum scheint der Schluß berechtigt, daß auch alle Atome der irdischen Gase
Hohlkügelchen-Struktur mit einer schnellen Rotation verbinden. Nur dann
wären alle gesetzmäßigen Erscheinungen der Gase, z. B. ihre Ausdehnung und
Elastizität einwandfrei zu erklären. Alle Vorgänge der Himmelsbewegungen
sind als mechanische Rotations- und Strömungserscheinungen im stoFferfüllten
Raum zu deuten und führen so auch zu den Kepplerschcn Gesetzen
(Vergl. das Buch des Vortragenden „Die Mechanik des Welltalls". Hamburg.
Verlag von Paul Härtung).
28. Sitzung, am 8 Dezember. - 1. PfefFer, G. : Zum Gedächtnis
der verstorbenen Ehrenmitglieder Dr. Heinrich B o 1 a u,
Prof. Dr. G, Retzius und Kapitän J. S c h n e h a g e n,
2. Dräseke, J. : Zur vergl. Hirnanatomie (mit Lichtbildern).
— 37 —
29. Sitzung, am 15, Dezember. — Clausen, H. : Die Wirkungsweise
der funkentelegraphischen Apparate. (1. Sender. 2. Em-
pfänger. 3. Lautverstärker.) Mit Vorführungen.
2. Griippensitzungen (1919 und 1920.)
a. Sitzungen der Botanischen Gruppe.
! 9 1 9.
1. Sitzung, am 18. Januar. — Erichsen, F.: Ein neu erschienenes
Exsikkatenwerk über die Flechtengattung Cladonia von
Sandstede.
2. Timm, R. ; Ueber das Kampmoor bei Haslohfurth, Kreis
Pinneberg.
2. Sitzung, am 15. März. — 1. Röper : Pflanzen aus Schlesien.
2. Timm, R. : Torfproben vom Wittmoor.
3. Sitzung, am 15. April — Erichsen, F. : Flechten aus dem Schwarz-
walde und dem schwäbischen Jura.
4 Sitzung, am 17. Mai. — 1. Timm, R. : Zum Gedächtnis F^aul
Junge's.
2. Voigt, A. : Die Herkunftsbestimmung von Klee- und
Grassaaten.
5. Sitzung, am 9. Juli. — In der Abteilung für Pflanzenschutz, Vers-
mannkai. Besichtigung des Erweiterungsbaues und der neu
aufgestellten Sammlungen.
6. Sitzung, am 11. November. — Schmidt, J. : 1. Zum Gedächtnis
P. lunge's.
2. Neue Erscheinungen aus der heimatlichen Pflanzenwelt.
7. Sitzung, am 20. Dezember. — Hahmann : Die Xeromorphie der
Hochmoorpflanzen als Voraussetzung der „physiologischen
Trockenheit" der Hochmoore.
19 2 0.
1. Sitzung, am 20. Januar. — Timm, R. : Zur Geschichte des
Wurzelmoores (Gr.-Borstel).
2. Sitzung, am 17. Februar. — Timm, R. : Zur Geschichte des
Wurzelmoores (Gr.-Borstel).
3. Sitzung, am 17. April. — Brick, C.: Die Pilzgattung Exobasidium.
4. Sitzung, am 9. November. — Lindinger : Ueber einige interessante
Kanarenpflanzen.
5. Sitzung, am 7. Dezember. — Timm, R. : Präparate von Pilzen,
Lebermoosen und Chenopodiaceen.
— 38 —
b. Sitzungen der Physikalischen Gruppe.
19 19.
1. Sitzung, am 3. November. — Thorade, H. : Ueber Flutwellen
in Kanälen und Flüssen.
2, Sitzung, am 1. Dezember. — Voege, W, : Unsichtbare Strahlen
zur Signalgebung im Kriege und Verwendung der geschaffenen
Apparate für Friedenszwecke.
19 2 0.
1, Sitzung, am 5. Januar. — Müller, L. : Neue Forschungen über
Atom- und Molekularwärme in festen Körpern.
2. Sitzung, am 8. März, — Classen, J. : Einsteins experimenteller
Nachweis der Ampere'schen Molekularströme.
3. Sitzung, am 12. April. — Möller: Ueber den Röhrensender (mit
Vorführungen).
4, Sitzung, am ^. Juni. -- Groß, R. : Die Kristallgestalt in ihrer
Beziehung zum molekularen Felde.
c. Sitzungen der Gruppe
für naturwissenschaftlichen Unterricht.
19 19.
1. Sitzung, am 23. Juni. — ■ Doermer, L. : Die Naturwissenschaften
in der Einheitsschule nach den bisherigen Vorschlägen des
Lehrerrats.
.2. Sitzung, am 15. Dezember. — Lindemann, A. und Schmidt, M. :
1. Ueber die Bildentstehung beim Mikroskop auf Grund der
Abbe'schen Abbildungslehre.
2. Ueber leere und förderliche Vergrößerung.
19 2 0.
1. Sitzung, am 6. Dezember. — I. Lindemann, A. : Mitteilung
über eine geplante Revision der Meraner Vorschläge und
die eventuelle Mitarbeit der Hamburger naturwissenschaft-
lichen Fachlehrer.
2. Empson,J. : Einrichtung und Durchführung der chemischen
Uebungen.
3. Frank, W. : Vorführung einiger chemischer Praktikums-
versuche.
B. Die wissenschaftlichen Ausflüge des Jahres 1920.
Am 2. Juli Besichtigung des Kraftwerks Tiefstack, insbesondere der
in Montage befindlichen 40 000 PS. -Turbinenanlage.
39 —
1.
2.
^.
4.
5.
6.
Ausflug am 29.
Ausflug am 28.
Ausflug am 25.
Ausflug am 30.
Ausflug am 27.
Ausflug am 25.
Geesthacht.
7. Ausflug am 29.
8. Ausflug am 26.
Kasseburg.
9. Ausflug am 24.
10. Ausflug am 28.
1 1. Ausflug am 12.
Die botanischen Ausflüge.
Februar: Harburger Berge (Flechten).
März : Blankenese, Tinsdahl (Moore).
April: Steinbek, Boberger Dünen.
Mai : Schneisen, Garstedt, Ochsenzoll.
Juni : Willinghusen, Barsbüttel.
Juli: Bergedorf, Escheburg, Besenhorster Wiesen,
August : Wedeler Marsch, Eibufer bis Blankenese.
September : Friedrichsruh, Möhnsen, Basthorst,
Oktober : Harburger Berge.
November : Gehege Klövensteen,
Dezember : Forst Tangsteder Moor,
j^m^
3. Sonderbericht über zwei Vortrage am 2. und 7. März 1921.
Einführung
in die Relativitätstheorie
von
P. R i e b es e 1 1.
Mit lü Abbildungen im Text.
1. Die Grundlage der Theorie.
Einsteins Theorie ist weiter nichts als eine konsequente
Durchführung altbekannter physikalischer Prinzipien und Gesetze.
Wer sich diese Auffassung zu eigen macht> wird sich von vorn-
herein auf den richtigen Standpunkt stellen. Freilich wird es
ihm zuweilen schwer werden, die Konsequenzen bis ins Aeußerste zu
verfolgen, aber er wird der immer kleiner werdenden Zahl dei"
Gegner der Theorie ohne Weiteres gewachsen sein. Die beiden
Sätze, die hier allein zur Begründung der ganzen Theorie ge-
braucht werden sollen, sind: 1) Das Galileische Trägheitsprinzip
und 2) Der Satz von der Gleichheit der trägen und schweren
Masse. Beide Gesetze sind, wie Einstein sich ausdrückt, vor
ihm wohl „registriert", aber nicht „interpretiert" worden.
2. Das Galileische Trägheitsprinzip.
Der Wortlaut dieses Prinzips ist folgender: Jeder Körper
verharrt in dem Zustand der Ruhe oder geradlinig gleichförmigen
Bewegung, wenn keine Kräfte auf ihn wirken. Nehmen wir die
einzelnen Worte dieses Satzes vor, so muß sofort die Kritik ein-
setzen. Was heißt Ruhe? Jeder von uns hat schon erfahren,
daß, wenn der Eisenbahnzug auf der Station sich in Bewegung
setzt, es nicht zu konstatieren ist, ob der eigene oder der be-
— 42 —
nachharte Zu^ ,,in Wirkliclikcil" tahrl. Erst ein Blick auf die
Bahnliofsi;ebäiide, von denen ich weiB, daß sie in Ruhe sind,
zeigt, welcher Zug sich relativ zu diesen bewegt. hinerhalb
meines Zuges kaiui ich durch keinerlei Experimente feststellen,
ob er sich „wirklich" bewegt, solange die Fortbewegung eine
geradlinig gleichförmige ist. Machen wir uns diese Tatsache
einmal recht anschaulich klar. Wenn ich im fahrenden Zuge
einen Ball in .die Höhe werfe, so fällt er in meine Hände zurück^
obgleich ich fnich '' zwischen Abwerfen und Wiederfangen des
Balles mit D-Zugsgeschwindigkeit um mehrere Meter vorwärts
bewegt habe. Der Bali weiß hiervon nichts, er befolgt die Natur-
gesetze genau so, als wenn der Zug sich in Ruhe befindet. Wirft
dagegen ein außerhalb des Zuges befindlicher Zuschauer, an
welchem der Zug gerade vorüber saust, gleichzeitig einen Ball
in die Luft, so fällt dieser wieder in dessen Hände zurück, er
bewegt sich nicht mit vorwärts. Für den Zuschauer neben dem
Geleise bewegt sich also der Ball in dem fahrenden Zuge gar-
nicht senkrecht aufwärts und abwärts, sondern er beschreibt
eine Parabel. Umgekehrt beschreibt der Ball des ruhenden Zu-
schauers eine Parabel in bezug auf den fahrenden Zug.
In jedem der beiden Systeme gelten also die Naturgesetze,
aber der Vorgang in dem einem System wird von dem
andern aus ganz anders beurteilt. Wir sehen hier schon,
daß nicht nur der Begriff „Ruhe" in der Fassung des Träg-
heitsprinzips, sondern auch der Begriff ,, g e r a d 1 i n i g"
ernste Bedenken erregt. Die Angabe ,, geradlinig" ohne ein
Koordinatensystem ist siimlos. Bewege ich ein Stück Kreide
längs einer Tafel parallel zu meinem Körper senkrecht auf-
und abwärts, so beschreibt das Stück Kreide eine ge-
rade Linie. Bewege ich mich aber gleichzeitig vorwärts, ohne
an der Bewegung der Kreide in bezug auf meinen Körper irgend
etwas zu ändern, so entsteht an der Tafel eine sich auf- und
abwärts bewegende Wellenlinie. Werfe ich einen Stein horizontal
fort und denke ich mir die Schwerkraft ausgeschaltet, so müßte
er nach dem Galileischen Satz immerfort weiterfliegen. Erblickt
ein I^eobachter diesen Stein und .weiß er nichts von dem Fort-
schleudern, so bewegt sich dieser Stein für ihn. obgleich keinerlei
Kräfte auf den Stein wirken. Er wird nicht einsehen köinien, warum
gerade d ieser Steinsich bewegt, während die anderen in Ruhe
sind. Nach dem Galileischen F^rinzip trägt gewissermaßen der
Stein das Bewußtsein der Bewegung in sich. Warum dies ?
Und noch andere Bedenken steigen auf. Was heißt
„g 1 e i c h f ö r m i g" ? Der Begriff hat nur dann einen Sinn^.
- 43 -
wenn vorher der Zeitbegriff definiert ist. Wie schwer das aber
ist, werden wir später sehen. Und dann ferner die Begriffe
„Kfirper" uim\ „Kraft". Auf die Schwierigkeit hierfür liraiichliare
Definitionen zu finden, sei schon jetzt hingewiesen.
3. Das klassische Relativitätsprinzip.
Um aus diesen Schwierigkeiten, von denen ein Teil bereits
vor Einstein bekannt war, herauszukommen, stellte die klassische
Mechanik, das sogenannte Relativitätsprinzip auf, dessen
Wortlaut sich folgendermaßen formulieren läßt: Durch keinerlei
Versuche innerhafb eines Systems ist es möglich, die absolute
Bewegung dieses Systems festzustellen, solange es sich um gerad-
linig gleiclif(")rmige Bewegungen handelt. Beobachtbar sind immer
nur relative Bewegungen, die ich feststellen kann, wenn ich
Gegenstände zu Hilfe nehme, die außerhalb meines Systems liegen.
Befinde ich mich z.B. in einem Boot auf einer Wasserfläche, so
kann ich niemals in dem Boot die Strömungsrichtung des Wassers
feststellen. Sehe ich Vom Ufer, vom Grund, von der Luft, vom
Sternenhimmel — alles Gegenstände außerhalb meines Systems —
ab, so kann ich weder durch die Ruder noch durch andere
Hilfsmittel konstatieren, wohin das Wasser fließt., Was heißt in
diesem Falle überhaupt ,, Fließen" ? Habe ich die Bewegung des
Flusses in bezug auf das Ufer festgestellt, so habe ich damit
noch nicht die absolute Bewegung. Denn. die Erde, bewegt sich
wieder in bezug auf, die Sonne, diese wieder in bezug auf andere
Fixsterne, eine absolute Bewegung, ist nicht festzustellen, es sei
denn ich hätte ein absolut feststehendes Koordinatensystem.
Dieses oibt es aber offenbar nicb.t. , Denn wo soll ich es an»
bringen ? , ,
Nun scheint dieser Satz allerdings in Widerspruch mit dem
Galileischen Trägheitsprinzip zu stehen. Dort wird klar gesagt,
daß ein Körper in der Ruhe, die er hat, verharrt, wenn keine
äußeren Kräfte auf ihn wirken. Es könnte mir also durch Ver-
suche gelingen, ein System zu finden, in dem das Galileische
Prinzip absolut gilt. Doch selbst wenn ich ein solches System
gefunden hätte, so sagt dasselbe Prinzip auch aus, daß alle zu
diesem System geradlinig gleichförmigen Systeme völlig gleichbe-
deutend mit ihm sind. Ich kcninte jedes als ruhend und die
andern als bewegt auffassen. Die Naturgesetze würden in allen
absolute Geltung haben. Sie müssen -so konstruiert sein, daß
die geradlinig gleichförmige Bewegung der Systeme in ihnen
garnicht vorkommt,
- 44 -
4. Das Einsteinsche Relativitätsprinzip.
Wie bereits in dem ersten Satz dieser Abhandlung gesagt
wurde, besteht die Einsteinsche Theorie nur in einer konsequenten
Durchführung bekannter Prinzipien. Und so ist das Einsteinsche
Relativitätsprinzip nichts als eine Weiterführung des klassischen
Relativitätsprinzips, dessen Gültigkeit für die Gesetze der Mechanik
immer allgemein anerkannt wurde. In der Optik schien dagegen
dieses Prinzip zu versagen, und zwar aus folgenden Gründen.
Denke ich mir auf der Erde irgendwo ein Lichtsignal ausgesandt,
so will ich das Licht als kleine Boten auffassen, die von dieser
betreffenden Stelle aus fortlaufen. Sehe ich von dem Luftmeer,
das ja nicht der Träger des Lichts ist, ab, so bewegen sich
diese Boten oberhalb der Erdoberfläche im Aether vorwärts, Ist
nun die Erde in Ruhe, so werden alle Boten nach allen Seiten
gleich schnell forteilen und nach einer Sekunde werden sie, auf
der Erde gemessen, auf der Peripherie eines Kreises mit dem
Radius 300 000 km angekommen sein. Wie ist es nun aber,
wenn die Erde sich in bezug auf den Aether bewegt V Und das
tut sie ja sicher, da sie sich schon um die Sonne bewegt. In der
Bewegungsrichtung der Erde wird die Erde unter den Boten hin-
wegeilen, diese werden in einer Sekunde nicht so weit gekommen
sein als vorher. Der Kilometerstein 300 000 läuft ihnen gleich-
sam davon, sie werden bis zur Erreichung desselben eine längere
Zeit brauchen. Wie ist es in der entgegengesetzten Richtung ?
Hier kommt der Kilometerstein 300 000 den Boten entgegen. Sie
werden ihn in kürzerer Zeit erreichen oder in einer Sekunde
einen größeren Weg zurücklegen. Mit andern Worten, die Ge-
schwindigkeit der Boten, d, h. der Weg in einer Sekunde, müßte
in den verschiedenen Richtungen ein verschiedener sein. Ich
könnte leicht die Richtung herausfinden, in welcher die Ge-
schwindigkeit die kleinste ist. Damit hätte ich die Bewegungs-
richtung der Erde in bezug auf den Aether, den absoluten Raum,
und könnte aus zwei Messungen in entgegengesetzter Richtung
dann auch leicht die absolute Größe dieser Geschwindigkeit fest-
stellen. Das wäre aber ein Widerspruch zum Relativitätsprinzip,
denn ich hätte durch Messungen innerhalb eines Systems die
absolute Bewegung desselben festgestellt. Nun hat sich durch
Versuche ergeben, daß tatsächlich für die Lichtgeschwindigkeit
in beliebigen Richtungen immer derselbe Wert, nämlich 300 000
km in der Sekunde, herauskofunit. Wie ist dieser Widerspruch
zu erklären ?
— 4r»
5. Der Michelsonsche Versuch.
Versuch, der das soeben genannte Resultat er-
bracht hat, ist in der Abb. 1
dargestellt. Von A ans geht ein
Lichtstrahl, der bei P auf eine
Glasplatte trifft. Ein Teil des
Lichtes wird reflektiert nach Q
und dort von einem Spiegel in
der ankommenden Richtung zu-
rückgeworfen. Ein anderer Teil
des Lichts geht nach R und wird
dort ebenfalls reflektiert. Wenn
beide wieder in P angekommen
JQ^sind, haben sie, wenn PQ---PR-=/
ist, denselben Weg zurück gelegt.
Beim Zusammentreffen der
Wellen treten daher ganz be-
stimmte, imVoraus zu berechnende Gangunterschiede, d.h. Interferen-
zen, auf. Bewegt sich dagegen das System durch den Aether und
falle die Bewegung mit der Geschwindigkeit v in die Richtung
von P nach Q, so ist, wenn die Lichtgeschwindigkeit c ist, zum
Durchlaufen von PQi die Zeit erforderlich, zum Durchlaufen
von QiPi die Zeit
/
c-fv
/
■f
/
lür die Gesamtstrecke
2 / c 2 /
Zum
2/
c-|-v
Durchlaufen
-v^
also
1
die Zeit
1
der Strecke PRP oder PR,P, ist
c-
nötig
Die beiden Zeiten sind nicht gleich, der Unterschied
V C--V-
in den beiden Zeiten ist vielmehr in erster Annäherung:
/
V-
Um diesen
Betrag
ist die zuerst betrachtete Zeit
c c-
länger als die zweite.
Wäre also der Apparat in der angegebenen Weise justiert,
so mutete sich eine Veränderung der Interferenzen je nach der
Größe von v ergeben. Da ich nun die wahre Bewegungsrichtung
der Erde nicht feststellen kann, so weiß ich nicht, wann PQ tat-
- 46 —
sächlich in dieser Bewegunosrichtuno; h'egt. Durch Drehen des
Apparates würde ich aber in der Lage sein, die Aeuderiiiig der
Interferenzen zu erlialten. Dieser Versuch, der zuerst von Michelson
ausgeführt wurde, hat nun aber stets negative Resultate gehabt.
Wie läßt sich das erklären ?
Erstens könnte ich annehmen, daß die Erde den Aether
mit sich führt. Dann wäre der Apparat in bezug auf den Aether
in Ruhe und ein Unterschied in den Zeiten würde nicht auftreten.
Es haben aber andere Experimente, vor allem der Fizeausche
Versuch, bei dem die Geschwindigkeit des Lichts in zwei Wasser-
r()liren von entgegengesetzter Str(')mungsrichtung gemessen wurde,
gezeigt, daß die Kchper den Aether nicht mitführen. Die zweite
M()glichkeit wäre folgende : I3ie Geschwindigkeit des Lichts im
ruhenden Aether wäre in den verschiedenen Richtungen eine
verschiedene. Es haben sich aber keine Anhaltspunkte ergeben,
die diese Annahme rechtfertigen, im Gegenteil zahlreiche Be-
obachtungen sprechen dagegen. Es bleibt also nur die Annahme,
daß an den andern Größen, die in unsere [Rechnung eingehen,
irgend etwas nicht in Ordnung ist. Lorentz nahm an, daß sich
eine Strecke verkürzt, wenn sie in ihrer eigenen Richtung gegen
den Aether bewegt wird. Wäre das der Fall, so dürfte ich in
beiden Fällen nicht mit demselben /rechnen, und der Widerspruch
wäre aufgeklärt. Dann könnte ich auch das Beispiel mit den
Lichtboten im vorigen Abschnitt erklären. Läuft der Kilometer-
stein 300 000 den Boten unter den Füßen fort, so verkürzt sich
andererseits die Strecke in demselben Maße, sodaß für die Ge-
schwindigkeit derselbe Wert herauskommt. Diese Verkürzung der
Strecken hätte nun aber auch auf andere Weise bemerkt werden
müssen, und da alle Versuche, sie aufzufinden, gescheitert sind,
karii Einstein auf die Idee, daß auch noch andere Größen in der
Rechnung, wenn auch nicht direkt, vorkommen. Diese anderen
Grrȧen sind die Zeiten. Wir haben immer von Geschwindigkeiten
geredet. Eine Geschwindigkeit ist aber ein Weg dividiert durch
eine Zeit. Rechnen die verschiedenen Boten in meinem Gedanken-
experiment nicht mit denselben Zeiten, sondern haben sie Uhren,
deren Gang von der Geschwindigkeit in bezug auf die Erde, von
der aus ich beobachte, abhängig ist, so können sich zur Zurück-
legung der Wege in den verschiedenen Richtungen doch gleiche
Geschwindigkeiten ergeben. Rechnen beispielsweise die Boten,
denen die Erde unter den Füßen fortläuft, mit längeren Sekunden,
so ergibt sich trotzdem für die längere Strecke dieselbe Ge-
schwindigkeit. Wird auf den beiden Achsen des Michelsonschen
Apparats mit verschiedenem Zeitmaß gemessen, so ist das Re-
— 47 -
sultat erklärbar. Der. Versiicfi tiilirt zu der Konsequenz, daß
erstens die .Lichti;eschwindigkeit in dlleii Systemen denselben
Wert hat und daß es zweitens eine absolute Zeit nicht gibt.
Um diese Folgerungen richtig zu verstehen, müssen wir darüber
einige weitere Ausführungen machen.
6. Die Gleichzeitigkeit.
Wie bestimme ich, daß zwei Ereignisse, die an verschiedenen
Orten vor sich gehen, gleichzeitig sind ? Sehr einfach, wird
man sagen, indem man an jedem Ort nach der Uhr sieht. Welches
ist aber die Voraussetzung hierfür ? Offenbar die, daß es an
den beiden Orten synchrone Uhren gibt. Wie kann ich mir nun
aber das Gleichlaufen der beiden Uhren herstellen ? Ein Weg
wäre der, daß ich die Uhren nebeneinander vergleiche und dann
die eine Uhr an den entfernten Ort bringe. Dabei ist voraus-
gesetzt, daß die Uhr durch die Bewegung in ihrem Gang nicht
beeinflußt wird. Daß tatsächlich eine solche Beeinflussung mög-
lich ist, werden wir später sehen, es muß also dieser Weg für
uns ausscheiden. Eine andere Möglichk;,Mt, die auch in der
Praxis allgemein angewandt wird, ist die durch Signale. Zu-
nächst die akustischen Signale.
Wir wollen annehmen, wir hätten drei Schiffe, die in
gleichen Abständen voneinander, hintereinander auf einem Fluß
liegen. Gibt dann das mittlere Schiff um 12 Uhr ein Signal,
so können die beiden andern ihre Uhren nach diesem Signal
stellen. Dabei ist, wenn ich genaue Zeit haben will, noch zu
berücksichtisjen, daß der Schall von dem mittleren Schiff zu den
andern Schiffen eine gewisse Zeit braucht. Ist die Entfernung
der Schiffe a, so müßten die beiden Uhren um — ^ — Sekunden
V
nach 12 gestellt werden, wenn v die Schallgeschwindigkeit ist.
Was ist dann aber noch vorausgesetzt? Es ist angenommen,
daß die Schiffe relativ zur Luft sich nicht bewegen, denn andern-
falls würde ja der Schall zu dem einen Schiff kürzere Zeit brauchen
als zu dem andern. Würde also eine und dieselbe Methode
der Zeitregulierung auf zwei verschiedenen Schiffstripeln ange-
wandt werden, von denen das eine ruht und das andere sich
bewegt, so würden die beiden, wenn sie aneinander vorüber-
gleiten, sehen, daß die benachbarten Uhren verschiedene Zeit
zeigen. Beim Schall könnte ich diese Fehler leicht ausgleichen,
indem ich verlange, daß die „falschen" Uhren des bewegten
Systems nach den „richtigen" des ruhenden gestellt werden. Wie
ist es nun aber beim Licht ? Welches System in bezug auf den
- 48 —
Aether ruht, weiß ich nicht, ich darf also nicht verlangen, daß
die Uhren des einen Systems nach denen des andern reguliert
werden. Ich mnß vielmehr verlangen, daß jedes System für sich
die vorgeschriebene Art der Uhrenrcguliernng anwendet.
Wie verhalten sich dann aber die Uhren in den ver-
schiedenen Systemen? Ich nehme an, daß (Vergl. Abb. 2)
^^ g^ D nm 12 Uhr ein Lichtstrahl von A
^ ==i "^ ^^nach B gesandt wird. Wenn dieser
inB eintrifft, zeigtdieUhrdort — ; — Sekun-
^ » B -M-^-ö ^.
den nach 12 Uhr. Ueber AB möge ein
Au 1 riesengroßes Luftschiff gleiten mit der Ge-
schwindigkeit V in der Pfeilrichtung. Während sich Ai über A
befindet, soll auch die Uhr im Luftschiff 12 Uhr zeigen. Reguliert
auch der Beobachter im Luftschiff seine Uhren selbständig, so
würde er in B. die Uhr auf Sekunden nach 12 Uhr stellen
c
müssen, wenn sich das Ende des Luftschiffs in dieser Zeit von
Bi nach Bj bewegt. Wenn also der Lichtstrahl in B bzw. Bi
angekommen ist, zeigt die Uhr in Bi noch nicht soviel als in B.
Bewegte Uhren scheinen, vom ruhenden System aus beurteilt,
nachzugehen.
Eine Folge davon ist, daß der Begriff der Gleich-
zeitigkeit seine absolute Bedeutung verliert. Nach der bis-
herigen Vorschrift für die Uhrenregulierung wissen wir, daß wir
eine Zeitregulierung von einer Signalübertragung nicht trennen
können. Die Gleichzeitigkeit zweier Ereignisse kann ich auch
so definieren, daß ich sage, die beiden Ereignisse in A und B
sind dann gleichzeitig, wenn ich sie in einem in der Mitte von
AB in M (Vergl. Abb. 3) angebrachten ^^ Mi ß,
Spiegel gleichzeitig sehe. Denke ich mir ' =^ '^ '
nun aber wieder über AB ein zweites be-
wegtes System Ai Bi, etwa das Luftschiff, A M B
das in der Ffeilrichtung fährt, so frage
ich, wie würde dasselbe Ereignis vom Abi. 3
bewegten System aus erscheinen ? Der Beobachter in Mi nähert
sich während des Vorgangs dem von B kommenden Strahl, er
wird ihn zweifellos früher wahrnehmen als den von A kommenden.
Für ihn werden also diebeidenEreignissesichernichtgleichzeitigsein.
Eine Folge davon ist, daß auch eine Strecke in einem System, wenn
sie von einem dazu bewegten aus betrachtet wird, nicht dieselbe
Länge hat. Längen können nämlich nur gemessen werden, wenn
— 49 —
ihre Endpunkte gleichzeitig fixiert werden. Da nun aber Gleich-
zeitigkeit in den verschiedenen Systemen Verschiedenes bedeutet,
so ist es klar, daß Abweichungen eintreten müssen. Damit
haben wir eine andersartige Erklärung für die Lorentz-Kontraktion.
Um diese Verhältnisse quantitativ verfolgen zu können, müssen
wir zu Formeln und graphischen Darstellungen greifen.
sich
Um einen
bekanntlich
ö
AU.A-.
7. Die Transformationsgleichungen.
Punkt in einer Ebene zu fixieren, bedient man
eines Koordinatensystems. Seien in Abb. 4
Pi und Pj zwei Punkte mit den
Koordinaten Xi, yi bzw. x-, yj, so
ergibt sich für ihre Entfernung nach
dem Lehrsatz des Pythagoras
S-'=(X,. — Xi ) -' -\-{y-: — Vi) '"■
oder, wenn ich zwei benachbarte
~x' Punkte nehme :
ds-=dx--[-dy'
^ als Gleichung des Linienelements.
Stelle ich nun dieselbe Strecke in
einem zweiten Koordinaten-System,
etwa mit den verschobenen Achsen x', y', dar, so ergibt sich, da
x-^x'-j-a und y=y'H-b :
s-'--(x'...+a-x'i-a)-'+(y'.+b-y'i-b)~(x',-x',)-'+(y'.-y'i)^
d. h. es ergibt sich derselbe Wert wie vorher. Man sagt, der
Ausdruck für das Linienelement ist invariant gegen die Trans-
formation der Verschiebung. Dasselbe ergibt sich, wenn ich eine
Drehung des Koordinatensystems vornehme. Ebenso könnte ich
natürlich auch das Koordinatensystem fest lassen und die Strecke
beliebig drehen und verschieben. Immer erhalte ich dieselbe
Länge. Das gleiche gilt von Figuren, sodaß daraus ohne weiteres
die Gültigkeit der Kongruenzsätze folgt. Das alles erscheint
selbstverständlich, ist es aber nicht. Es steckt vielmehr eine ganz
bestimmte Voraussetzung über unsern Raum darin, nämlich die,
daß ich Strecken und Figuren ohne Dimensionsänderungen in ihm
verschieben und drehen kann. Daß diese Forderung nicht selbst-
verständlich ist, geht daraus hervor, daß sie zwar für alle Flächen
gleicher Krümmung (z. B. Ebene, Kugel) gilt, nicht aber für
Flächen, bei denen sich die Krümmung von Punkt zu Punkt ändert.
Zeichne ich z. B. auf einer Eifläche ein Dreieck aus drei gleichen
Seiten und verschiebe dies, so sehe ich sofort, daß sich die
Winkel und die Fläche ändern. Wir wollen aber diesen Fall
50 —
also in
einer
AU.5.
einem System die
Sekunde c Meter
vorlaufig nicht weiter betracliten, sondern wollen uns fragen,
welche Beziehungen zwischen ikn Koordinaten eines festen und
denen eines bewegten Systems bestehen. Bewegt sich das zweite
System mit der Geschwindigkeit v gegen das erste in Richtung der
X-Achse und zwar so, daß die y- und z-Achsen beider Systeme
einander parallel laufen, so gelten
nach Abb. 5 die Beziehungen:
2) x'=x-vt,y'=y,z'=z,t'=t,
da ja zur Zeit t das bewegte System
das Stück vt vorgerückt ist. Diese
Gleichungen werden als Galilei-
Transformation bezeichnet. Sie
bildeten die Grundlage der klassischen'
Mechanik. Das wichtigste Merkmal
der Gleichungen ist, daß die Zeit in
beiden Systemen dieselbe bleibt. Ist
Zeit so definiert, daß das Licht in
zurücklegt, so gilt diese Definition nicht mehr in einem zweiten.
Lasse ich z. B. zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten
Punkt des ersten Systems ein Lichtsignal abgehen, so breitet
sich dieses in Form einer Kugel nach allen Seiten gleichförmig aus.
Betrachtet der Beobachter im bewegten System diese Kugel, so
kann er sie unmöglich als Kugel mit seinem Standort als Mittel-
punkt ansehen, da ja in Richtung der Fortbewegung sich in seinem
System das Licht langsamer, in entgegengesetzter Richtung schneller
weiterbewegt. Wir haben nun schon gesehen, daß nach der
Einsteinschen Forderung, die sich aus einer Konsequenz aus Ver-
suchen und Ueberlegungen ergab, die Uhrenregulierung in beiden
Systemen unabhängig von einander auf gleiche Weise geschehen
muß. D. h. die Kugel der Lichtausbreitung in dem einen System
muß auch in dem bewegten als Kugel um den jeweiligen Beobachter
als Mittelpunkt erscheinen. Mathematisch heißt das,
jenige Transformation gesucht werden, die die
Lichtausbreitung in dem ruhenden System
es muß die-
Gleichung der
x--f-y-'+z'=c-t-
in die gleiche im zweiten System
x'-+y''+z'-^=c-t'-
überfülirt. Die Transformationsgleichungen, die dieses leisten,
stammen von Lorentz und werden als Lorentz- Transformation be-
zeichnet. Sie lauten;
51 —
X — vt
t—
x'^
3)
V
,y'=y,z'=z. t'=
vx
1—
v^
und umoekclirt
x4-vt'
4)
V
y=y',z^z', t=
V ~"v^
c-
1 —
V-
V
1 —
Als wichtigstes Resultat sehen wir, daß die Zeiten in den beiden
Systemen verschieden sind, wie wir dies auch schon aus den
früheren Ueberlegungen geschh)ssen haben. Soll nämlich der
Kreis der Lichtausbreitung, wenn wir nur die x, y— Ebene be-
trachten, zu einer gewissen Zeit auch dem bewegten Beobachter
als Kreis erscheinen, so müssen eben die Lichtpunkte, die als
gleichzeitig gesehen werden, nicht dieselben sein. Zeigen bei-
spielsweise die in Fig. 6 mit 1 bezeich-
neten Uhren, an denen das Licht im
ruhenden System nach einer Sekunde
angekommen ist, die Zeit 1, so müssen
im'bewegten System die Uhren 1' (beide -f|
Male ist der Radius des Kreises c) die
Zeit 1 zeigen. Eine weitere Folgerung
aus den Formeln ist die, daß es Ueber-
lichtgeschwindigkeiten nicht gibt, denn
dann wird die Wurzel imaginär. Zwei
Ereignisse, die an verschiedenen Orten
im ersten System gleichzeitig vor sich
gehen, haben, wie aus der letzten Gleichung von (4) folgt, im zweiten
die Zeitdifferenz
Au.G
5)
ti'-t.'= ,, (x.'-x,')
c-
Ferner ändert sich die Entfernung zweier Punkte. Es wird wie
aus der ersten Gleichung von 3) folgt:
(X2— Xj)
xj' — Xi'= oder xj — Xi = (x/ -'Xi') • V v'^
6) V — I 1 -
1
V-
c-
Es tritt also eine Verkürzung ein.
- 52 —
Ein Vorgang, der sich an einem bestimmten Punkt x' des
bewegten Systems abspielt und dort f.— t'i Sekunden dauert,
hat, in den Einheiten des ruhenden Systems gemessen, wie aus
der letzten Gleichung von (3) folgt, die Zeitdauer
t..>-ti
t,,'_t/ = oder t,— t, = (t,'— t,') • V v
7) y-^"-^
'-t^
1
c-
Für die Anzahl Sekunden im ruhenden System ergibt sich dem-
nach ein kleinerer Wert. Wir sehen also, daß sich die Zeiten
und die Strecken ändern, wenn sie vom ruhenden System aus
betrachtet werden, und zwar erscheint die Strecke verkürzt, die
Uhr scheint langsamer zu gehen.
8. Die Uhrenregulierung.
Wir können uns dieses Resultat auch noch folgendermaßen
veranschaulichen. Wenn wir in einem System 1, das wir als das
ruhende bezeichnen wollen, in den Abständen a voneinander
Uhren aufstellen und diese synchron regulieren, so erhalten wir
das in der Abb. 7 dar-
gestellteBild. ImSystem „
11, das sich in der Pfeil- ^
richtung mit der Ge-
schwindigkeit v bewegt, i
soll nun eine von I un-
abhängige Uhrenregu-
lierunggelten. Nach den
in der Abb. 2 darge- ^^^"^
legten Verhältnissen
müssen wir die Zeiger-
stellung in der aus der ^
Abb. 7 ersichtlichen
Form vornehmen, wenn
zu Beginn der Zeitrech-
nung die Uhr Ui' sich
gerade überUi befindet.
Denn wenn zur Zeit AttS.
Null von Ui ein Lichtstrahl ausgesandt wird, der zu einem ge-
wissen Zeitmoment in Uj angekommen ist, so liedeutet dieser
Zeitmoment nicht dasselbe im bewegten System, vielmehr ist die
Uhr U;;' während dessen ein Stück nach rechts gerückt und wenn
53 -
auch im zweiten System der Lichtstrahl zum Durchlaufen der
Strecke a dieselbe Zahl von Zeiteinheiten gebrauchen soll, so
muß die Uhr Uj' am Beginn der Zeitrechnung um ein bestimmtes
Stück hinter Uj zurückgestellt sein. Dasselbe gilt von U.;' usw.
Umgekehrt ist es auf der linken Seite. Braucht der Lichtstrahl,
um von Ui nach Ut zu kommen, eine Anzahl von Zeiteinheiten
und soll er bei derselben Anzahl von Zeiteinheiten im bewegten
System von UT nach Ui' kommen, so muß die Uhr in Ui' vor-
. gestellt sein, da sie ja den Lichtboten entgegenkommt.
in welcher Weise ich quantitativ die Uhrenregulierung vor-
zunehmen habe, sagt der Michelsonsche Versuch aus: Geht ein
Lichtstrahl vom Ort Ui nach U:: und wird dort nach Uj reflektiert
so habe ich die Uhr in Uj auf — - zu stellen, wenn t die Zeit
bis zur Rückkehr des Lichtstrahls in Ui angibt, Ist x der Abstand
eines Beobachters im System 1 vom Anfangspunkt Ui, so ist nach
der letzten Gleichung der Formel 3) der Stand der gerade über
ihm befindlichen Uhr des 2. Systems gegeben durch
vx vx
c^" "c"^
t'
V
1—
bezw. — auf der linken Seite — durch t' — y
Trage ich
t=0 grapi
i-i'
c- c-
die Differenzen der Zeigerstcllungen t— t' zur Zeit
lisch auf, so ergibt sich das Bild der Figur 9, wo die
geneigte Gerade die Gleichung hat:
vx
c^'
8)
t-f =
V
1-
v^
?
Betrachten wir jetzt einen Zeitmoment, in dem
das System II sich um das Stück a nach rechts
bewegt hat, so ist die dazu benötigte Zeit
V
und nach der letzten Gleichung (3) ist
a vx
AuT
t' =
V"
1- -.
54
Bereclinet man jetzt die Differenz t— t', so ergibt sich, wenn man
V-
Reilienentwickliing
die höheren Potenzen von
V ^
c-
in der
von
1 — .^ vernachlässigt, die Gleichung
t-
AUlO.
9)
Wir erhalten also das durch die Figur 10
dargestellte Bild. Unsere Uhren würden zur
Zeit t, wenn diese Zeit gerade durch einen
Umlauf unserer Zeiger ausgedrückt wäre, etwa
die in Figur 8 gezeichnete'Stellung einnehmen.
Aus dieser Veranschaulichung der Zeiger-
Stellung erhalten wir nun auch sofort eine
Klarstellung über den G a n g der Uhren.
Betrachten wir z. B. die bewegte Uhr Ui'
vom System I aus, befinden wir uns also
gegenüber U/, d. h. in Ui bezw. Uj, so ist
am Anfang das Bild 7 und am Schluß das Bild 8 maßgebend.
Während die Uhr meines Standpunktes eine volle Umdrehung
gemacht hat, ist die bewegte noch nicht so weit fortgeschritten,
sie scheint langsamer zu gehen. Das geht auch ohne weiteres
aus der Abb. 10 hervor; denn im Punkte U.- bezw. U/ ist t— t'
positiv, d. h. t ist größer als f. Dasselbe gilt, wenn ich die
ruhende Uhr vom bewegten System aus betrachte, ich mich also
im System II dauernd gegenüber Ui aufhalte und den Gang dieser
Uhr verfolge. Am Anfang ist die Zeigerstellung der Abb. 7 maß-
gebend und am Schluß die der Abb. 8. Während in dem System,
in dem ich mich aufhalte, die Uhr mehr als eine Umdrehung ge-
macht hat, ist im System I nur eine Umdrehung vollzogen. Die Uhr
des Systems 1 scheint vom System 11 aus betrachtet ebenfalls
nachzugehen. Das lese ich auch direkt aus der Zeichnung 10
ab, da im Punkte Ui t — t' negativ ist, d. h. t' größer als t ist.
9. Die Raum-Zeit Welt.
Um uns die oben entwickelten Resultate
noch etwas anschaulicher darzustellen, be-
nutzen wir eine graphische Darstellung.
In der Abb. 11 ist ein sogenannter
graphischer Fahrplan gegeben. Auf der
wagerechten Achse sind die Strecken, auf
der senkrechten die Zeiten aufgetragen.
Bewegt sich ein Fisenbahnzug auf der wage-
rechten X-Achse vom Anfangspunkt aus nach
rechts, so kann ich seine Bahn auch so be-
AU11
55 -
schreiben, dali ich jctlein I^mkt, in dem er sich befindet, eine
bestimmte Zeit zuordne. Legt derZng l)eispielsweise in der Zeitein-
heit die Strecke 2 zurück, so entsteht das Bild der Geraden 1,
wälirend, falls in der Zeiteinheit die Streckeneinheit zurückgelegt
wird, das Bild der Geraden 2 entsteht. Die Geraden, oder im
allgemeinen Fall die Kurven, können als die Raum-Zeit-Linien
oder die Weltlinien des Zuges bezeichnet werden. Denn es ist
klar, sobald wir nicht, wie hier im Beispiel, die Bewegung ledig-
lich auf die x-Achse beschränken, sondern eine Bewegung in der
Ebene zulassen, so tritt die Zeit t als dritte Koordinate, bei einer
Bewegung im dreidimensionalen x — y — z — Raum tritt t als vierte
Koordinate hinzu.
Wie ist es nun, wenn wir die Bewegung des durch die
Gerade 1 betrachteten Zuges von einem zweiten Koordinatensystem
aus betrachten, das mit der Geschwindigkeit v zum ersten grad-
linig gleichförmig längs der x-Achse bewegt wird? Während
zu einer gewissen Zeit t sich der Zug in P, d. h. um das Stück
x von o entfernt befindet, ist P im zweiten System erst um das
Stück X— vt vorwärts gekommen, da sich ja das zweite System
selbst mit der Geschwindigkeit v in derselben Richtung vorwärts
bewegen sollte. Wir sehen also, daß wir die Koordinaten von P
an einer beliebigen Stelle der Ebene durch das in Abb. 11 dar-
gestellte schiefwinklige Koordinatensystem x, t' erhalten. Da das
Zeitmaß des zweiten Systems genau dasselbe sein soll wie das
des ersten, so fällt die x-Achse mit der x'-Achse zusammen, da
auf beiden t=t'=^0 ist. Die t'-Achse ist die Weltlinie des Null-
punktsdeszweiten Systems, des Punktes x'^=0. Ich kann also die in
der Abb. 5 dargestellte Tatsache des Fortbewegens des 2. Systems
besser in der Form der Abb. 11 darstellen, wo die Wanderung
des Anfangspunktes des zweiten Systems in der Form eines
graphischen Fahrplans dargestellt wird. Das Auffallende ist, dal^
während die t-Achse gedreht wird, die x-Achse in ihrer Lage
verharrt. Wir werden sofort sehen, daß dieses eine Folge unserer
Festsetzung über die Uhrenregulierung ist, indem angenommen
wurde, daß stets t'=t sein soll.
Stellen wir nämlich einmal unsere
frühere Ueberlegungüber die Aussendung
von Schall- oder Lichtsignalen in dieser
Weise graphisch dar. In der Abb. 12
sei C der Punkt, von dem aus zur Zeit
t— 0 Lichtstrahlen ausgehen. Die Welt-
linien für die nach beiden Seiten aus-
gehenden Lichtstrahlen sind durch die
Geraden C Ai und C B^ dargestellt,
t
k
B.
0
^ c
ä
Au 12.
56
AU13
die unter einem Winkel von 45*^ verlaufen, wenn die Einheit auf
der t-Acl)se beträi»!. Die Weltlinien der beiden im gleichen
c
Abstände von C befindlichen Punkte Aund B sind durcli die Geraden
AAi undBBi dargestellt. Wir sehen sofort, daß die Lichtstrahlen
gleichzeitig in A und B eintreffen, denn die Punkte Ai und Bi haben
'dieselbe t-Koordinate. Wie ist es nun aber, wenn dieses Ereignis
von einem mit der Geschwindigkeit v bewegten Beobachter aus
betrachtet wird ? Wie die Abb. 13
zeigt, treffen die Lichtstrahlen die
in diesem System ruhenden Punkte,
die durch die Weltlinien AA^. und
BB.- dargestellt sind, in den beiden
Punkten Aj und Bj, die nicht gleich-
zeitig sind. Ich kann aber ein
System finden, in dem auch diese
Weltpunkte dasselbe t' haben, in-
dem ich eine x'-Achse wähle, die'^'
AjB- parallel ist. Soll also die von
C ausgehende Lichtwelle in jedem
bewegten System als Kugel um den
Beobachter erscheinen (d.h. für beliebig geneigte t'-Achsen), so muß ich
auchentsprechend geneigte x'-Achsen nehmen. Damit ist dicBeziehung
t'^ taufgehoben und es gelten die früher besprochenen Gleichungen
tler Lorentz-Transformation. Zwei beliebige Weltpunkte Pi und
Pj d. h. zwei Ereignisse, die an verschiedenen Orten zu ver-
schiedener Zeit sich ereignen, können in einem geeignet gewählten
Koordinatensystem gleichzeitig erscheinen, ebenso können gleich-
zeitige Ereignisse als verschiedenzeitig gedeutet werden je nach
der Wahl des Bewegungszustandes des zweiten Systems. Doch
gelten diese Sätze mit einer gewissen Einschränkung. Wie Abb. 14
zeigt, kann ich den Weltpunkt Pi nur gleich-
zeitig mit 0 sich ereignen lassen, wenn er inner-
halb des Winkelraumes liegt, der von der x-
Achse und der Lichtausbreitungsgeraden O A
gebildet wird, im andern Falle würden sich
nämlich für die t-Achse stärkere Neigungen
ergeben als 45", d. h. das zweite System
müßte sich mit Ueberlichtgeschwindigkeit fort-
^ pflanzen, was ausgeschlossen ist. Was heißt
es aber, daß P innerhalb des Winkelraumes
AOX liegen muß? Wenn jemand Pi von O
aus erreichen will, so n^uß er sich auf der
-4UK
— 57
eigiiis
Wemi
finden,
Weltlinie OPj bewegen, d. li. mit einer Geschwindigkeit, die
größer ist als die Lichtgeschwindigkeit. Pi kann also kein Br-
sein, das als Wirkung von 0 aufgefaßt werden kann,
letzteres der Fall wäre, könnte man auch leicht Systeme
in denen sich Ursache und Wirkung im ersten System im
zweiten in das Gegenteil verkehren. Wie
Abb. 15 zeigt, ist das ebenfalls nur bei
Ereignissen möglich, die im ersten System
nicht in der Abhängigkeit von Ursache und
Wirkung zueinander stehen, d. h. nicht mit
Unterlichtgeschwindigkeit voneinander er-
reicht werden können.
Auf Grund dieser Betrachtungen ist
es wichtig einzusehen, daß nicht wie in der
alten Mechanik die Zukunft von der Ver-
gangenheit einfach durch eine Gerade bzw.
Ebene senkrecht zur t-Achse getrennt wird.
Wir haben vielmehr die in der Abb. 16
dargestellten Verhältnisse, wo wir wiederum
immer nur in derersten räumlichen Dimension
Wenn 0 ein bestimmtes Ereignis ist, so wird
AU15.
X bleiben wollen.
die Zukunft von der Vergangenheit zwar durch die
getrennt, wir müssen aber bei der
Zukunft zunächst die aktive Zukunft
(die Folgen des Ereignisses) von einem
Gebiet unterscheiden, in dem „andere
Ursachen derselben Folgen" liegen, die
aber auf das Ereignis selbst weder
Einfluß haben noch von ihm beeinflußt
werden können. Ebenso steht es mit
der Vergangenheit. Die passive Ver-
gangenheit(dieUrsachen des Ereignisses)
sind getrennt von einem Gebiet der
Vergangenheit, in dem „andere Folgen
derselben Ursachen" liegen, die aber
mit dem betrachteten Ereignis in keinem
Zusammenhang stehen. Die Weltlinie
durch eine beliebige Kurve, etwa 1,
Gerade t=0
paktiv* Vtr«
AUU.
des Ereignisses selbst ist
die aus der passiven Ver-
gangenheit in die aktive Zukunft hineinragt, dargestellt.
Mit Hülfe dieser graphischen Darstellung können wir auch
die Frage beantworten, ob die Lorentz-Kontraktion und die Zeit-
dilatation tatsächlich oder nur scheinbar erfolgen. Wie aus der
Abb. 17 ersichtlich ist, stellt ein im x, t-System ruhender Stab
t
1/
x/
p
-^
A'x /
l
-^
0
1--J
— 58 —
von der Länge a eine Sclinr von Welt-
linien dar, die in der Fignr durch den
schraffierten Balken dargestellt sind. Gehe
ich zu einem andern System über, so
heißt das, ich schneide aus dem Stab ein
anderes Stück heraus, und dieses wird,
'^ je nach dem neuen Maßstab eine andere
Länge haben. Aus der Figur ist auch
ohne weiteres die Aenderung der Längen
X und Zeiten ersichtlich, wenn man die
Koordinaten des Punktes P betrachtet.
Längeneinheit und Zeiteinheit sind dabei
^''tl'7. in beiden Systemen, solange beide ruhen,
dieselben, von solchen Einheiten kann man überhaupt inuuer nur
in einem und demselben System reden. Betrachte ich die Ein-
heiten von einem andern bewegten System aus, so erhalte ich
eine andere Maßzahl, wenn ich sie mit den Einheiten meines
Systems vergleiche.
10. Die Masse.
Eine wichtige Folgerung aus den Einsteinschen Formeln ist
die Veränderlichkeit der Masse mit der Geschwindigkeit. Während
in der klassischen Mechanik der Wert für die lebendige Kraft
durch die Formel
m. v'^
gegeben ist, erscheint bei Anwendung der Lorentz-Transforniation
die Energie in der Form
m . c-
E
V
E = mc- -f
mv- ,
2 +
+
1 —
Entwickelt man diesen Ausdruck in eine Reihe, so ergibt sich
3 v^
T '" -c^
Es tritt als wesentlicher Summand das Glied mc- auf, und, da
c 1^300 000 km pro sec. ist, so nimmt dieser Wert außerordent-
lich große Dimensionen an. Die Gesamtenergie eines Körpers
von der Masse m würde durch den obigen Wert gegeben sein,
und, wenn es gelänge, die Energie von einem Gramm Masse
vollständig zu gewinnen, den „Energieknoten" im Aether völlig
zu sprengen, so würden enorme Energiemengen frei. Betrachten
— 59 —
wir beispielsweise die Masse von 1 Kilogramm, so ergibt sich
folgender Wert:
1J^.^_ . c- = 9200 Billionen mkg --- 21,6 Billionen Kalorien,
g
Nimmt man an, daß die Steinkohle pro kg 7200 Kalorien besitzt,
so würde die Masse von 1 Gramm mit 3000 Tonnen Kohle
identisch sein. Wichtiger als diese Zahlen ist die aus den obigen
Formeln folgende Tatsache, daß die Energie gleichzeitig Masse
besitzt, und daß die Masse und die Energie von der Geschwindigkeit
abhängig sind. Masse ist lediglich eine Erscheinungsform der
Energie. Wird die Geschwindigkeit gleich der Lichtgeschwindigkeit,
so folgt aus obiger Formel, daß die Energie unendlich groß wird.
11. Die Beziehungen zur klassischen Mechanik.
Man könnte nun meinen, daß bei den wichtigen Folgerungen,
die wir aus der Theorie gezogen haben, man schon lange auf
diese in der Physik durch die Beobachtungen aufmerksam ge-
worden sein müßte. Wenn wir uns aber die Formeln ansehen, so
erkennen wir, daß die quantitativen Abweichungen immer nur
2
von der Größenordnung — ^~ sind, und da c- jedenfalls gegen-
über dem unbekannten v- sehr groß ist, so kann von einer
leicht lujrkbaren Abweichung nicht gesprochen werden. In einer
akustischen Welt, wo c den Wert der Schallgeschwindigkeit
haben würde, hätte man sicher die Inkonsequenzen, derer sich
die Physik schuldig gemacht hat, lange bemerkt. Andererseits
geht die klassische Mechanik, wie ein Vergleich der Galilei-Trans-
formation mit der von Lorentz zeigt, ohne weiteres aus der Re-
lativitätsphysik hervor, wenn man für c den Wert unendlich ein-
setzt. Die klassische Mechanik operierte so, als wenn die Licht-
geschwindigkeit unendlich groß wäre. Dann ist in der Tat auch
in der Optik das Relativitätsprinzip erfüllt und außerdem könnte
der Michelsonsche Versuch nicht positiv ausfallen. Denn c— y
oder c-pv wären unendlich, die Lichtgeschwindigkeit wäre in
allen Systemen dieselbe, aber leider hat ja die Lichtgeschwindigkeit
einen endlichen Wert, und daher müssen wir uns den Folgerungen
der Relativitätstheorie fügen. Jetzt können wir es auch verstehen,
weshalb es keine größeren Geschwindigkeiten als Lichtgeschwindig-
keit geben kann. Diese ist bei unserer Zeitregulierung benutzt
und lediglich unsere Definition der Zeitregulierung bringt diese
Beschränkung auf endliche Werte mit sich, ähnlich wie unsere
gewöhnlicjie Definition der Temperatur keine Werte zuläßt, die
- 60 —
unter dem absoluten Nullpunkt liegen. Bei einer anderen Zeit-
definition wäre der Wert 300 000 gleichbedeutend mit unendlich
gewesen. Wir werden später noch sehen, daß auch hinsichtlich
der Raumdimensionen ein Unterschied zwischen Unendlich und
Unerreichbar bezw. Unbegrenzt gemacht werden muß. Ebenso
wie es einen endlichen aber unbegrenzten Raum gibt, so gibt es
auch endliche aber trotzdem unerreichbare Geschwindigkeiten.
12. Die Verallgemeinerung des Relativitätsprinzips.
Wir hatten bisher immer nur von gradlinig gleichförmig
zueinander bewegten Bezugssystemen gesprochen und gesehen,
daß diese gleichberechtigt sind. Einstein hat nun in den letzten
Jahren eine Ausdehnung des Relativitätsprinzips auf alle Arten
von Bewegungen versucht. Das scheint zunächst nicht möglich
zu sein. Denn wenn ich in meinem Eisenbahnzuge auch von
einer gradlinig gleichförmigen Bewegung desselben nichts merke
und diese durch keinerlei Experimente feststellen kann, so merke
ich doch sofort eine beschleunigte oder Drehbewegung. Erstere
kann ich an dem Verhalten der im Zuge ruhenden Gegenstände
letztere würde ich z. B. an der Veränderung der
innerhalb des Zuges sofort feststellen können,
denn auch der Meinung, daß die Rotationen
können. Sein be-
und lasse ihn
Rotationen im
Obgleich sich
Wasser, das
konstatieren,
Pendelebene
Newton war
den Beweis für den absoluten Raum bringen
rühmtes Experiment ist durch Abb. 18
veranschaulicht. Drille ich den Faden, an
dem das mit Wasser gefüllte Glas hängt,
dann los, so führt das Glas
Sinne der Pfeilrichtung aus.
das Glas in bezug auf das
die Drehung zunächst noch
nicht mitmacht, sofort bewegt, bewahrt das
Wasser die horizontale Oberfläche und erst
allmählich, wenn das Wasser vom Glase
mitgerissen wird, bildet sich in Folge der
Zentrifugalkräfte die bekannte paraboloi-
dische Wasseroberfläche aus. Also: Die
relative Drehung des Glases relativ zum
Wasser bewirkt keine Zentrifugalkräfte, erst
die Drehung des Wassers zum ab.soluten
Raum zeigt mir das Auftreten dieser Kräfte
nicht sagen, das Wasser befindet sich in
YZZZZZZZVZZZZZ21
.3
4u18
an. Ich kann also
Ruhe und die Erde
dreht sich, ebensowenig wie ich in einem anfahrenden Eisenbahnzug
— Hl -
sagen kann, der Zug ruht und die Außenwelt erhält eine be-
schleunigte Bewegung, denn daß der Zug nicht ruht, mertce ich
an den auftretenden Kräften, während in der Umgebung alles
unverändert bleibt. Mach hat nun schon darauf hingewiesen,
daß das Newtonsche Experiment in Wirklichkeit nichts beweist.
Wenn nur das Glas dick genug ist, könnten schon durch die
relative Bewegung des Glases in bezug auf das Wasser Zen-
trifugalkräfte ausgelöst werden. Er behauptete, daß ich ebensogut
sagen könnte, das Wasser ruht und die Massen des Fixstern-
himmels rotieren um das Wasser.
Um diese Behauptung zu beweisen, haben die Brüder Fried-
länder folgendes Experiment gemacht. Sie nahmen ein Schv^ung-
rad von großen Dimensionen, das in einer vertikalen Ebene rotierte.
Seitwärts wurde eine Drehwage aufgestellt. Wenn dann die
Massen des rotierenden Schwungrades in derUmgebungZentrifugal-
kräfte auslösen sollen, so muß die Drehwage sich so einstellen,
daß jedes Teilchen sich möglichst von der Achse zu entfernen
sucht, d. h. die Wage muß sich mit der Rotationsebene parallel
stellen. Diese Versuche haben aber ein negatives Ergebnis gehabt.
Man darf jedoch daraus nicht schließen, daß die Machsche Be-
hauptung unrichtig ist. Die Massen des Schwungrades sind
nämlich noch immer gering im Verhältnis zu den ruhenden Massen
der Gebäude, der Erde und des Fixsternhimmels.
Nehme ich an, ich hätte einen Körper allein in der Welt
und dieser rotierte um eine Achse, so könnte ich seine Rotati; );i
auf keine andere Weise feststellen, als durch das Auftreten der
Zentrifugalkräfte, denn ich könnte ja, wenn keinerlei andere Körper
in der Welt vorhanden sind, eine Drehung garnicht konstatieren.
In bezug auf welches System soll sich ein Körper drehen, wenn
gar kein anderes System vorhanden ist ? Einstein hat mit Recht
hervorgehoben, daß der absolute Raum geradezu „spiritistischen"
Charakter trägt, indem er lediglich zur Erklärung der Zentrifugal-
kräfte herangezogen v/ird, sonst aber keinerlei beobachtbare
Eigenschaften hat. Einstein hat infolgedessen versucht, mit dem
absoluten Raum ganz zu brechen und das Relativitütsprinzip auch
auf beschleunigte Bewegungen auszudehnen. Wenn ein Körper
rotiert oder sich beschleunigt bewegt, so soll ich auch sagen
köfuien, der Körper ruht und die Umgebung rotiert bezw. der
Körper ruht und die Umgebung bewegt sich. Wie ist das möglich?
Zu einer Lösung dieser Frage kommt Einstein durch folgendes
Gedankenexperiment, das den Namen des Einsteinschen Coupe-
Experiments führt. In einem geschlossenen Kasten, dem Einstein-
tyj
sehen Coupe, befindet sich ein Physiker, und dieser bemerkt,
daß in dem Kasten Gegenstände, die nicht an den Wänden be-
festigt sind, von der Decke zum Fußboden in beschleunigter
Bewegung sich befinden. Wie kann er diese Erscheinung deuten?
Finstein antwortet Folgendes: Entweder befindet sich unter dem
Fußboden des Kastens ein Weltkörper, der die Gegenstände des
Kastens anzieht, so daß diese in einem Schwerefeld g!eichf()rmig
beschleunigt herabfallen, oder an dem oberen Ende meines Kastens
befindet sich ein Seil und an diesem Seil wird der Kasten mit
beschleunigter Bewegung aufwärts gezogen. Sind diese beiden
Deutungsversuche tatsächlich identisch? Das wäre der Fall,
wenn alle Körper in einem Schwerefeld gleich schnell fallen.
Wenn nämlich mein Kasten beschleunigt nach oben gezogen wird,
ohne daß ein Schwerefeld vorhanden ist, so ist klar, daß alle
KcM'per, die ich loslasse, mit genau gleicher Beschleunigung, nämlich
der desKastens, sich in derRichtung des Fußbodens bewegen. Würden
aber durch ein Schwerefeld etwa ein Stück Blei und ein Stück
Alluminium mit verschiedener Beschleunigung angezogen, so
würde der Physiker in dem Kasten eine Möglichkeit haben fest-
zustellen, ob die eine oder die andere Deutung richtig ist. Nun
fallen alle Körper im luftleeren Raum gleich schnell, und diese
Gleichheit der trägen und schweren Masse ist dutch die Versuche
des Ungarn Eötvös mit außergewöhnlicher Genauigkeit festgestellt.
Einstein stellt daher sein sogenanntes Aequlvalenzprinzip auf,
nach dem gleichförmig beschleunigte Bewegungen oder Auftreten
von Gravitationsfeldern gleichbedeutend sind. Dieses Aequlvalenz-
prinzip ermöglicht eine Ausdehnung des Relativitätsprinzips auf
beliebige Bewegungen, indem es eine andere Deutung der be-
schleunigten Bewegungen zuläßt. Eine beschleunigte Bewegung
kami durch ein Gravitationsfeld und umgekehrt dieses durch ein
beschleunigtes Bezugssystem ersetzt werden. Wenn also der
Fisenbahnzug sich in Bewegung setzt, so kann ich auch sagen,
der Zug ruht und die umgebenden Massen üben Zentrifugalkräfte
infolge ihrer Gravitationsfelder aus. Während bei Galilei Ruhe
um\ gleichförmige Bewegung gleichbedeutend sind, wird JL-tzt die
AequivalenzvonTrägheits- und Gravitationswirkungausgesprochen.
Daß für die Trägheitswirkungen und für die Gravitationswirkungen
eine und dieselbe physikalische Konstante g maßgebend ist, war
früher wohl beachtet aber nie in konsequenter Weise durch-
dacht worden.
13. Die nichteuklidische Geometrie.
Zur strengen Dmchführung der allgemeinen Relativitäts-
theorie, die sich im Gegensatz zu der speziellen mit ganz beliebigen
— 63 —
Bewegungen beschäftigt, sind nun aber nocii einige Verallge-
meinerungen unserer physikalischen Weltanschauung n()tig, die
sich namentlich auf unsere Raumanschauung beziehen. Habe ich
zwei ebene parallele Kreisscheiben, die sich übereinander befinden
und in gegenseitiger Rotation zueinander begriffen sind, so be-
hauptet Einstein, daß man sowohl die eine als auch die andere
als ruhend auffassen kann und daß ich die Zentrifugalkräfte als
hervorgerufen durch ein veränderliches Gravitationsfeld deuten
kann. Dabei muß aber noch eine Einschränkung über die Maß-
bestimmungen des Raumes gemacht werden. Betrachte ich von
der als ruhend angenommenen Scheibe aus einen Meterstab, der
sich auf der bewegten Scheibe befindet, so weiß ich, daß er,
wenn ich ihn in Richtung der Peripherie anlege, je nach der
Geschwindigkeit der Scheibe verschieden verkürzt erscheint. Da
nun die äußeren Teile der Scheibe eine größere Geschwindigkeit
haben als die inneren, so erscheint ein Meterstab verschiedene
Länge zu haben je nach dem Ort, an dem er sich befindet. Die
Gravitationsfelder führen demnach dazu, dem Raum verschiedene
Maßbestimmungen aufzuprägen. Wie kann ich mir das erklären?
Nehmen wir an, es gäbe auf der Erde Flächenwesen von
zwei Dimensionen, die Geometrie treiben. Wenn sie Dreiecke
ausmessen, so würden sie zu der Ueberzeugung kommen, daß die
Winkelsumme ihrer Dreiecke auf der Erde größer ist, als zwei
Rechte, da sie es ja mit sphärischen Dreiecken zu tun haben.
Wenn sie eine ihrer Meinung nach gerade Linie ziehen, so würden
sie sehen, daß diese gerade Linie, lange genug verfolgt, zum
Anfangspunkt wieder zurückkehrt. Eine Vorstellung von der
Krümmung der Erde würden sie aber nicht haben können, da ihnen
ja die Vorstellung der dritten Dimension fehlt. Ihre geraden
Linien (die Kreise) würden unbegrenzt aber endlich sein. Und
wenn nun auf der Fläche, auf der sie leben, die Krümmung
überall verschieden wäre, so würden sich die Dreiecke, die sie
zeichnen, nicht ohne Gestaltsveränderung verschieben lassen, das
wäre aber gleichbedeutend mit einer Aenderung des Maßstabes
von Ort zu Ort. Denn wenn etwa an bestimmten Stellen der
Erde durch irgend welche Wärmeeinflüsse die Maßstäbe sich
sämtlich verlängerten, so könnte man diese Aenderung durch eine
Krümmungsänderung erklären. Genau wie eine Fläche von 2
Dimensionen nicht notv,/endig eben zu sein braucht, so braucht
auch ein Raum von 3 Dimensionen nicht notwendig die Gestalt
zu haben, die wir als „euklidisch" bezeichnen. Ebenso wie wir
die Krümmung einer Fläche uns nur vorstellen können, wenn wir
die dritte Dimension zur Hülfe nehmen, so kann auch die
— «4
„Krümmiiii.u" unseres Raiiiiics nur vorgestellt werden, wenn wir
die Aiiscliammg einer vierten Dimension hätten. Messen kimnten
wir aber die Krümmung durch die soeben angegebene Aenderung
der Mal5stäbe. Wir kommen auf diese Weise dazu, der Welt
„nichteuklidischen" Charater zuzuschreiben. Die Krümmungs-
verhältnisse und damit die Maßbestimmungen ändern sich von
Ort zu Ort je nach den Gravitationsfeldern, die durch die vor-
liandenen Massen hervorgerufen werden. Während in der
euklidischen Welt, wie Formel (1) zeigt, das Linienelement sich
von Ort zu Ort nicht ändert, gilt hier die Formel: ds---gidx--f
g.dxdy-}-g;;dy-, wo die g die Gravitationspotentiale sind. Die Raum-
zeitwelt ist vierdimensional, und die Maßbestimmungen richten
sich nach der Materie. Auf diese Weise verschmelzen Raum,
Zeit und Materie zu einer Einheit, und man kommt zu folgender
Verallgemeinerung des Galileischen Trägheitsprinzips: Jeder Körper
bewegt sich unter dem Einfluß von Trägheit und Schwere auf
einer geodätischen Linie der Raum-Zeit -Welt. Dabei ist unter
einer geodätischen Linie die kürzeste Linie in dem entsprechend
gekrümmten Raum verstanden, wie z. B. auf der Kugel die Kreise
usw. Auf diese Weise kommt man zu einer Erklärung der
Gravitationswirkungen, wie sie früher nicht geahnt wurde. Die
sonderbare Kraft, die beispielsweise von der Sonne ausgeht und
die Erde anzieht, ist einfach dadurch erklärt, daß die Erde in
dem Gravitationsfeld der Sonne und den durch dieses Feld her-
vorgerufenen Raumkrümmungen infolge des verallgemeinerten
Trägheitsprinzips die geradeste Bahn, d. h. die bekannte Ellipse,
beschreibt. Wir müssen uns den Raum vorstellen, wie eine
Gebirgslandschaft. Von Punkt zu Punkt ändert sich die Krümmung,
in der Nähe großer Massen ist sie besonders groß, in weiter
Entfernung von ihnen geringer.
14. Die Beweise für die Relativitätstheorie.
Wie bereits anfangs hervorgehoben wurde, besteht die
hauptsächlichste Bedeutung der Relativitätstheorie in der kon-
sequenten Durchführung der physikalischen Grundanschauungwi.
Sie bedarf daher kaum der Beweise, müßte vielmehr im Gegwi-
teil verlangen, daß ihr Fehler oder Inkonsequenz nachgewiesen
würden. Wegen der wichtigen Folgerungen aus der Theorie ist
es aber von Bedeutung, daß gerade die allgemeine Relativitäts-
theorie, die zu den eigenartigsten Folgerungen führte, physikalische
Ereignisse vorausgesagt hat, die wenigstens zum Teil durch das
Experiment bestätigt sind.
— 65 -
Denken wir uns noch einmal das Einsteinsche Coupe und
setzen voraus, dal^ es unmöglich sein soll zu konstatieren, ob
sich das Coupe in beschleunigter Bewegung oder in Ruhe, aber
in einem Gravitationsfeld, befindet. Auch hier könnten wir,
ähnlich wie bei der Erweiterung des klassischen Relativitäts-
prinzips auf die Optik, ein Experiment angeben, daß uns sofort
über den Bewegungszustand Aufklärung geben könnte. Lassen
wir nämlich auf der einen Seite des Coupes einen Lichtstrahl
eintreten, so müßte dieser, falls sich der Kasten in Ruhe befindet,
sich gradlinig ausbreiten. Ist aber der Kasten in beschleunigter
Bewegung, so müßte der Lichtstrahl eine krumme Linie sein.
Soll ein Unterschied nicht wahrgenommen werden können, so
muß man verlangen, daß der Lichtstrahl im Gravitationsfeld von
seiner geraden Bahn in derselben Weise abgelenkt wird. Diese
Ablenkung der Lichtstrahlen im Gravitationsfeld ist bekanntlich
bei der letzten Sonnenfinsternis festgestellt. Der von Einstein
errechnete Betrag von 1,7 Bogensekunden ist durch das Experiment
bestätigt worden. Die Ablenkung ist gleichbedeutend mit einer
Gesrchwindigkeitsänderung. In der allgemeinen Relativitätstheorie
ist also die Lichtgeschwindigkeit nicht konstant. Der Satz, daß
sie nicht überschritten werden kann, bleibt aber bestehen. Eine
weitere Bestätigung hat die Theorie durch Berechnung der Perihel-
bewegung des Merkur erfahren. Nach den Keplerschen Gesetzen
beschreiben die Planeten Ellipsen um die Sonne, in deren einem
Brennpunkt die Sonne steht. Die Ellipse selbst liegt in bezug
auf den Fixsternhimmel fest. Beim Merkur hat sich aber ergeben,
daß die ganze Ellipse sich in der Richtung der Bahnbewegung
herumdreht. Und zwar verschiebt sich der sonnennächste Punkt,
das Perihel, um 43 Bogensekunden im Jahrhundert. Auch diese
Bewegung läßt sich auf Grund des Einsteinschen Gravitations-
gesetzes errechnen.
Ferner wird durch die Relativitätstheorie eine Abhängigkeit
des Uhrenganges von den Gravitationspotentialen vorausgesagt.
Als eine solche Uhr können wir jeden periodischen Vorgang an-
sehen, z.B. auch die Aussendung des Lichts in Folge der Elektronen-
bewegung im Atom, die Lichtfrequenz müßte sich also mit dem
Gravitationsfeld ändern, und diese Änderung ist tatsächlich durch
die Rotverschiebung der Spektrallinien auf der Sonne nachgewiesen.
Auch der von der Theorie errechnete Dopplereffekt bei Bewegung
senkrecht zur Lichtquelle soll durch Experimente bestätigt sein.
Eine wichtige Folgerung der Theorie harrt aber noch der
Bestätigung. Wenn, wie wir gesehen haben, die Welt überall
verschiedenes Krümmungsmaß hat, so läßt sich für die Gesamtheit
- 66
.Endlich"
mehrfach
der Fixsternwelt ein mittleres Krümmungsniaß errechnen. Der
gesamte Raum hat daher nichteuklidischen Charakter und zwar
errechnet sich der Durchmesser der Welt zu rund 100 Millionen
Lichtjahren, die Schwere der Welt zu 10^^ Gramm, das sind
eine Billion Sonnen. Die Länge dieser endlichen aber unbegrenzten
Welt würde etwa den 10 000 fachen Betrag unserer Milchstraße
ausmachen. Dabei darf man sich nicht an der Bezeichnung „endlich"
stoßen und fragen, was denn hinter dem Ende liegt. ,
ist nicht gleichbedeutend mit „begrenzt", wie schon
betont wurde und wie auch aus der
Abb. 19 hervorgeht. Projiziere ich
die Kugel von C aus auf die Ebene
und denke mir ein Wesen, daß sich
auf dem Kreise von A über B nach
C und über D wieder nach A bewegt,
so würde das „projizierte" Wesen
auf der Geraden die unendliche'
Gerade durchlaufen. Ebenso wie
es größere Geschwindigkeiten als die
Lichtgeschwindigkeit nicht gibt, indem
bei der Lichtgeschwindigkeit die
Masse unendlich groß wird, oder
wie es niedrigere Temperaturen als
auch die endlichen Geraden bei einem anderen Maßstab eme un-
endliche Länge haben. Für diese letzten Folgerungen fehlt aber,
wie gesagt, noch der Beweis. Die Astronomie ist aber dabei,
auch diese Arbeit in Angriff zu nehmen.
-273° nicht gibt, so würden
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67
Literatur.
1. Allgemeinverständliche,
Angersbach, A., Das Relativitätsprinzip. Leipzig, Teubner.
Bloch, W., Einführung in die Relativitätstheorie. Leipzig, Teubner.
Born, M., Die Relativitätstheorie Einsteins. Berlin, Springer.
Cohn, E., Physikalisches über Raum und Zeit. Leipzig, Teubner.
Einstein, A., Ueber die spezielle und die allgemeine Relativitäts-
theorie. Braunschweig, Vieweg.
Einstein, A., Aether und Relativitätstheorie. Berlin, Springer.
Heffter, L., Ueber eine vierdimensionale Welt. Freiburg i. B.,
Speyer & Kaerner.
Lämmel, R., Wege zur Relativitätstheorie. Stuttgart, Franckh.
Pflüger, A., Das Einsteinsche Relativitätsprinzip. Bonn, Cohen.
Schlesinger, L., Raum, Zeit und Relativitätstheorie. Leipzig, Teubner.
Schlick, M., Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Berlin,
Springer.
Schmidt, H., Das Weltbild der Relativitätstheorie. Hamburg,
Härtung.
Witte, H., Raum und Zeit im Lichte der neueren Physik. Wolfen-
büttel, Heckner.
2. Wissenschaftliche.
Einstein, A., Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie
Leipzig, Barth.
Einstein und Großmann, Entwurf einer verallgemeinerten Relativitäts-
theorie. Leipzig, Teubner.
Freundlich, E., Die Grundlagen der Einsteinschen Gravitations-
theorie. Berlin, Springer.
Laue, M., Das Relativitätsprinzip. Braunschweig, Vieweg.
— 68 —
Lenarcl, Ph., Ueber Relativitätsprinzip, Aether, Gravitation. Leipzig,
Hirzel.
Lorentz, H. A., Das Relativitätsprinzip. Leipzig, Teubner.
Lorentz — Einstein — Minkowski, Das Relativitätsprinzip. Leipzig,
Teubner.
Weyl, H., Raum, Zeit, Materie. Berlin, Springer.
Ferner zahlreiche Aufsätze in der Zeitschrift „Die Naturwissen-
schaften". Berlin, Springer.
3. Philosophische.
Cassirer, E., Zur Einsteinschen Relativitätstheorie. Berlin, Cassirer.
Isenkrahe, C, Zur Elementaranalyse der Relativitätstheorie. Braun-
schweig, Vieweg.
Petzold, J., Die Stellung der Relativitätstheorie in der geistigen
Entwicklung der Menschheit. Dresden, Sibyllen-Verlag.
Reichenbach, H., Relativitätstheorie und Erkenntnis apriori.
Berlin, Springer.
Schneider, I., Das Raum-Zeit-Problem bei Kant und Einstein.
Berlin, Springer.
Verhandlungen
des
naturwissenschaftlichen Vereins
zu Hamburg
im Jahre 1921
Dritte Folge XXIX
Hamburg, 1922 :-: L. Friederichsen & Co.
Verhandlungen
des
naturwissenschaftlichen Vereins
zu Hamburg
im Jahre 1921
Dritte Folge XXIX
Hamburg, 1922 :-; L. Friederiohsen & Co.
BOTANICAL
Inhaltsverzeichnis.
1. Geschäftliches.
Allgemeiner Jahresbericht für 1921 und Verzeichnis der im Jahre 1921
geschenkten Schriften 5
Abrechnung für 1921 7
Vorstand und Gruppenvorsitzende für 1922, ständige Mitglieder des erweiterten
Vorstandes, Kassenprüfer und Ehrenrat 8
Verzeichnis der Mitglieder, abgeschlossen am 1. März 1922 8
2. Bericht über die Vorträge, Besichtigungen und wissenschaftlichen
Ausflüge des Jahies 1921.
A. Die Vorträge und Vorführungen des Jahres 1921.
Die Vorträge sind im folgenden Verzeichnis nach dem Stoff geordnet.
Von den mit einem (*) bezeichneten Verhandlungen ist kein Bericht abgedruckt.
Reine und angewandte Physik, Geophysik und Chemie.
S Chi man k: Neue Forschungen über den Atombau 21
Schmidt: Über die Beleuchtung bei Vergrößerungen 23
Die Technik der photographischen Chromat-Kopierverfahren, insbeson-
dere des Pigmentsdrucks 23
Thor ade: Ebbe und Flut auf der Unterelbe und anderen Flüssen ... 24
* G 0 0 s : Das neue Präzisions-Registrier-Mikro- Photometer des Physikalischen
Instituts 24
Riebeseil: Die Bedeutung der speziellen Relativitätstheorie 25
Einführung in die allgemeine Relativitätstheorie 25
*Brockmöller: Über eine dem Fizeau'schen Versuch nachgebildete
Messung der Schallgeschwindigkeit in gasförmigen, flüssigen und
festen Körpern 30
Schmidt: Über die Entwicklung photographischer Platten bei Kerzenlicht 31
Möller: Einrichtungen des modernen funkentelegraphischen und
funkentelephonischen Verkehrs 33
Wegen er: Die Theorie der Kontinentalverschiebungen 35
*Schäfer: Ein ncuesMusikinstrument und seine physikalischen Grundlagen 38
*Dreyer: Über Reinlichtlampen 38
Dechent: Die moderne Röntgenröhre 40
Geologie und Paläontologie,
Gripp: Über einige Neuerwerbungen des Mineralogisch-Geologischen
Instituts 32
* E r n s t : Untersuchungen über neuere geologische Beobachtungen der
Kreide bei Lüneburg 38
Gripp: Über Störungen und das Vorkommen von Salz im Untergrunde
von Hamburg und Umgebung 41
'^ Geographie.
^^ von Faber: Landschaftsbilder von der Insel Java 23
Skottsberg: Die Juan Fernandez-lnseln 28
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Trommsdorf: Landschaftsbilder aus Südwestafrika 35
Zoologie und Botanik.
Öffentliche Versammlung: Die drohende Auflösung des Zoologischen Gartens 20
*Bischoff: Über die Entwicklungslinien der geistigen Fähigkeiten in der
Tierwelt bis zum Menschen 20
Pfizenmayer: Die Resultate der von der Akademie der Wissenschaften
in St. Petersburg zur Ausgrabung von Mammutkadavern 1901 und
1908 ins Jakutsk-Gebiet entsandten Expeditionen 30
S t e i n h a r d t : Vom Elefanten. Neue biologische Forschungsergebnisse
und Beobachtungen auf freier Wildbahn 27
* Ehrenbaum: Neues und Altes vom Aal 29
Hentschel: Über den Bewuchs auf dem treibenden Golfkraut der
Sargassosee 30
* R e h : Der Naturschutzpark in der Lüneburger Heide und seine Gefährdung 31
*Ansorge: Über ausländische Nadelhölzer 31
K 1 a 1 1 : Das Domestikationsproblem und seine Bedeutung für die Wissenschaft
vom Menschen 32
Michaelsen: Die geographische Verbreitung der Oligochäten im Lichte
der Wegener'schen Theorie der Kontinentenverschiebung .... 38
Hentschel: Über den kürzlich in der Elbe gefangenen Wal .... 41
Medizin.
Unna und Fein: Neues von den Stickstoffbakterien 30
* M u c h : Die Abwehr des Körpers gegen Infektion 30
Technik und Verwandtes.
B a r i t s c h : Die süddeutschen Wasserstraßen und Energie-Gewinnungspläne 25
Coulmann: Über den Segelflug 38
Nachrufe.
*C lassen: Zum Gedächtnis von Professor Dr. A. Voller 24
Timm: Zum Gedächtnis von Woldemar Kein 37
Pfeffer: Zum Gedächtnis von Ernst Haeckel 39
Gruppensitzungen.
*Sitzungen der Botanischen Gruppe 43
*Sitzungen der Gruppe für naturwissenschaftlichen Unterricht 43
B. Die Besichtigungen und Wissenschaftlichen Ausflüge
des Jahres 1921.
*Besichtigung der Sternwarte 43
Besichtigung des Zoologischen Gartens 43
*Botanische Ausflüge 44
3. Sonderbericht über den Vortrag am 2. November 1921.
Michaelsen: Die Verbreitungder Oligochäten im Lichte derWegener'schen
Theorie der Kontinentenverschiebung und andere Fragen zur Stammes-
geschichte und Verbreitung dieser Tiergruppe 45
1. Geschäftliches.
Allgemeiner Jahresbericht für 1921.
Der Verein zählte am 31. Dezember 1921 10 Ehrenmitglieder, 6 korre-
spondierende und 525 ordentliche Mitglieder. Durch den Tod schieden aus die
ordentlichen Mitglieder Prof. Albers- Schönberg, Karnatz.Kein, Dr.Saenger,
Dr. Schmalfuß, Selzer und das Ehrenmitglied R, Temple. Ausgetreten sind
im Laufe des Jahres 8 ordentliche Mitglieder und ein Semestergast, nach § 7
der Satzungen gestrichen 2 Mitglieder, neu eingetreten 66 Mitglieder.
Der Verein hielt 32 allgemeine Sitzungen ab, die durchschnittlich von
65 Zuhörern besucht waren. Von den Vorträgen galten 14 der Physik, Geo-
physik und Chemie, 11 der Zoologie und Botanik, je 3 der Geologie und der
Geographie und je 2 der Medizin, sowie der Technik und Verwandtem, während
3 Abende Nachrufen gewidmet waren. Die Gruppe für naturwissenschaftlichen
Unterricht trat 3mal zu einer Fachsitzung zusammen und die Zahl der botanischen
Ausflüge betrug 12 bei einer durchschnittlichen Teilnehmerzahl von 20. Der
Vorstand erledigte seine Geschäfte in 4 Sitzungen. Unter den Veranstaltungen,
zu denen der Verein eingeladen war, sind besonders 3 auf Einladung des
mathematischen Seminars der Universität von Geheimrat David Hilbert
am 25., 26. und 27. Juli über die Grundlagen der Mathematik gehaltene Vorträge
zu erwähnen.
Am 11. Juni wurde die Sternwarte in Bergedorf und am 15. Juni der
Zoologische Garten besichtigt. Der Verein feierte am 3. Dezember seinen
84. Stiftungstag durch einen von Prof. Dr. Hillers unter Vorführung von Licht-
bildern gehaltenen Festvortrag über die Wandlungen des Atombegriffs im Hoch-
zeitssaale des Zoologischen Gartens, an den sich ein zwangloser Unterhaltungs-
abend mit Tanz anschloß.
An Vereinsschriften wurden im Jahre 1921 veröffentlicht:
Verhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg im Jahre 1920.
Dritte Folge XXVIII.
Der Versand erfolgte an 148 Akademien, Gesellschaften usw., von denen
1 15 Gegensendungen in 1492 Nummern eingingen. Die einzelnen Länder bezw.
Erdteile waren wie folgt daran beteiligt: Deutschland 54 (erhalten von 33 G.),
ehem. Oesterreich-Ungarn 18.(erhalten von 13 G.), Schweiz 8 (7), Skandinavien 7,
Gr. Britannien 5, Niederlande und Luxemburg 5 (3), Italien 9 (6), Spanien 4,
Finnland 5, Nordamerika 20 (erh. 790 Nummern), Mittelamerika 3, Südamerika 5,
Japan 4 (3), Australien 1. Noch nicht A'ieder eingesetzt hat der Tausch mit
Frankreich, Belgien, Portugal, dem alten Rumänien, Rußland, Kanada, Englisch-
Indien.
— 6 —
Neue Tauschverbindungen wurden eingegangen mit: Abo Akadeinia
(Finnland), Cardiff Naturalist's Society (England), Centro de Cultura cientifica in
Pelotas (Brasilien), Coburger Heimatsblätter, Instituto Butantan (S. Paulo, Bra-
silien), Sociedad Mexicana de Biologia, Societas Entomologia Cecho-sloveniae
in Prag, Zeitschrift für Vogelschutz in Berlin. Aufgehoben wurde der Tausch-
verkehr von der Jenaischen medizinischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft
und dem Museum für Völkerkunde in Leipzig.
Von einer sehr großen Anzahl Gesellschaften usw. aus Deutschland (51)
und dem ehemaligen Oesterreich-Ungarn (19) sind keine Gegengaben eingegangen.
Zum größten Teile handelt es sich dabei um kleinere Vereine usw., die nicht
mehr in der Lage sind, die riesigen Kosten zur Drucklegung ihrer Vereins-
berichte zu erschwingen. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl anderer aber ver-
öffentlicht wohl noch, schickt aber trotz wiederholttr Anfragen nichts und schweigt
auf alle Bitten und Mahnungen.
An Geschenken, für welche der Verein auch an dieser Stelle bestens dankt,
gingen ein: vom Börsenverein der deutschen Buchhändler: Die neue Bildungs-
steuer; von F.Dietrich: Jahresbericht des Vereins Jordsand für 1920, der Verein
Jordsand und seine Bestrebungen; von der Hamburgischen Hauptstation für
Erdbebenforschung ihre „Monatlichen Mitteilungen", von E. Kraus: Die Be-
deutung des Staatserbrechtsystems für das gegenwärtige Deutschland; von
O. Ul brich: Energetische Raumsphären.
Die eingegangenen Schriften lagen in 5 Sitzungen (12. L, 1. VI., 29. VI.,
2. XL, 7. XII.) aus.
Hamburg, den 18. Januar 1922.
Der Vorstand.
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Der Vorstand für 1922.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. P. Riebesell
Zweiter Vorsitzender: Prof. Dr. R. Timm
Erster Schriftführer: Dr. K. Gripp
Zweiter Schriftführer: Dr. W. Poppe
Archivwart: Prof. Dr. L. Reh
Schatzmeister: Otto Edmund Eiffe
Schriftleiter: Prof. Dr. E. Tams
Gruppenvorsitzende für 1922.
Botanische Gruppe: Prof. Dr. A. Voigt
Physikalische Gruppe: Dr. A. Lindemann
Anthropologische Gruppe: Prof. Dr. Thilenius
Gruppe für naturwissenschaftlichen Unterricht: Prof. Dr. W. Hillers.
Ständige Mitglieder des erweiterten Vorstandes.
Prof. Dr. F. Ahlborn Dr. A. Lindemann
Prof. Dr. Johs. Classen Prof. Dr. H. Lohmann
Prof. Dr. L. Doermer Prof. Dr. W. Michaelsen
Prof. Dr. G. Gürich Prof. Dr. C. Schäffer
Dr. M. Knoth Prof. Dr. A. Schober
Prof. Dr. E. Krüger Prof. Dr. A. Voigt
Prof. D. Dr. H. Krüß Prof. Dr. J. Vosseier
Kassenprüfer.
C. L. Nottebohm Dr. W. L. Peters
Als Stellvertreter: Petrus de Grys
Ehrenrat.
Prof. Dr. K. Büchel
Prof. Dr. Johs. Classen
Dr. P. Hinneberg
Prof. Dr. H. Lohmann
Prof. Dr. A. Schober
Prof. Dr. R. Schorr
Verzeichnis der Mitglieder
abgeschlossen am 1. März 1922.
Der Vorstand des Vereins bestand für das Jahr 1921 aus den folgenden Mitgliedern:
Erster Vorsitzender: Dr. M. Knoth
Zweiter Vorsitzender: Dr. P. Riebeseil
Erster Schriftführer: Dr. FL Thorade
Zweiter Schriftführer: Dr. K. Gripp
Archivwart: Prof. Dr. L. Reh
Schatzmeister: Otto Edmund Eiffe
Schriftleiter: Dr. E. Tams
— 9 —
Ehrenmitglieder.
Ehlers, E., Prof. Dr., Geh. Regierungsrat Göttingen 11. 10. 95
Hensen, V., Prof. Dr., Geh. Medizinalrat Kiel 30. 11. 12
Koppen, W., Prof. Dr., Admiralitätsrat, Hamburg, Gr.Borstel, Violast. 7 26. 11. 19
(Mitglied seit 28. 11. 83)
Krüß, H., Prof. D. Dr., Hamburg 21, Gertigstr. 31 30. 11. 12
(Mitglied seit 27. 9. 7H)
Quincke, G., Prof. Dr., Geh. Hofrat Heidelberg 18. 11. 87
Schrader, C., Dr., Geh. Regierungsrat Berlin 30. 11. 12
Spengel, J. W., Prof. Dr., Geh Hofrat Gießen 10. 2. 09
Warburg, E., Prof. Dr., Wirkl. Geh. Oberregierungsrat, Präsident
d. Physikal.-Techn. Reichsanstalt Charlottenburg 14. 1. 85
Wittmack, L., Prof. Dr., Geh. Regierungsrat Berlin 14. 1. 85
Wölber, F., Konsul . Hamburg 28. 10. 75
Korrespondierende Mitglieder.
Ahlborn, H., Prof., Göttingen 4. 6. 19
(Mitglied seit 23. 2. 76)
Borgert, Adolf, Prof. Dr., Bonn 30. 11. 12
Friederichsen, Max, Prof. Dr. Greifswald 1. 1. 04
(Mitglied seit 12. 10. 98.)
Mügge, O., Prof. Dr., Geh. Bergrat Göttingen 10. 86
Struck, R., Prof. Dr. Lübeck 30. 11. 12
Thompson, F., U.-S. Consul Merida, Yucatan 26. 11. 89
Ordentliche Mitglieder.
Die eingeklammerten Zahlen vor der Anschrift bezeichnen den Postbezirk in Hainburg,
das Datum am Schluss der Zeile den Tag der Aufnahme.
Abel, A., Apotheker, (20) Eppendorferlandstraße 96 27. 3. 95
Adam, R., Rektor, Ottensen, Moltkestraße 10 22. 2. 05
Ahlborn, Fr., Prof. Dr., (22) Uferstraße 23 5. 11. 84
Ahrens, Caes., Dr., Chemiker, (21) Overbeckstr. 10 10. 5. 93
Ahrns, E., Dr. med., (24) Schürbeckerstr. 6 15. 2. 22
Alpers, L., Direktor der Billbrauerei, (26) Hammerlandstraße 8 9. 2. 10
Andersson, F , (26) Mittelstraße 92 5. 11. 13
Anker, Louis, (1) Glockengießerwall 25/26, Scholvienhaus 7. 2. 00
Ansorge, Carl jr., Klein-FIottbek, Eibchaussee 6 25. 2. 14
Antze, Gustav. Dr , (37) Isestraße 66 15. 2. 22
Arndt, A., Lehrer, (23) Ritterstraße 116 28. 1. 20
Arnheim, P., (36) Gänsemarkt 35 15. 5. Ol
Assmus, Victor, (24) Uhlenhorsterweg 41 9. 3. 21
Assmuth, L., Versicherungsmathematiker, (6) Schäferstraße 19 15 6. 21
Aufhäuser, D. Dr., (8) Dovenfleth 20 31. 5. 05
Augustin, C, Prokurist, Harburg-E., Lauterbachstraße 13 12. 1. 16
Bade, F., Oberlehrer, (30) Breitenfelderstraße 12 27. 5. 14
Banning, Prof. Dr., Oberlehrer, (39) Körnerstraße 20 24. 2. 97
Bartens, H., Oberlehrer, (21) Zimmerstraße 30 13. 1. 09
Beckmann, F., Apotheker, Hamburg-Fuhlsbüttel, Beim Storchnest 1 19. 5. 20
Behn, Leonhard, Kl. Flottbek, Grotkamp 34 21. 10. 08
Behncke, M., Dr., Chemiker, (25) Borgfelderstraße 14 a 14. 1, 20
von Behren, Dr., Wilhelmsburg, Kirchenallee 23 14. 4. 09
Behrend, Paul, Dr., beeidigter Handels-Chemiker, (1) Gr. Reichenstr. 63 10. 1. 00
- 10 —
Bein, Otto, Konsul, Oldenfelde, Post Rahlstedt, Dorotheenstraße 3 10. 12. 13
Bendixsohn, K., Dr., Oberlehrer, (21) Uhlenhorsterweg 52 22. 10. 19
Benn, Joh., Wentorf, Post Reinbek 14. 4. 09
Benkendorf, R., Dr., (9) Deutsche See warte 24. 11. 20
Berendt, Max, Ingenieur, (24) Lessingstraße 12 23. 9. 91
Beuck, H., (24) Uhlandstraße 16 28. 2. 06
Bibliothek, Preußische Staats-, Berlin 7. 6. 82
Biernatzki, Reinhart, Oberlehrer, (36) Vor dem Holstentor 8. 3. 11
Bigot, C, Dr., Fabrikbesitzer, Bilhvärder a. d. Bille 98 1. 1. 89
Billhardt, Th.. Kaufmann, (23) Ottostraße 10 19. 10. 21
Birtner, F. W., Kaufmann, (37) Rothenbaumchaussee 169 15. 3. 99
Bleske, Edgar, Eutin, Auguststiaße 6 28. 6. 93
Bioecker, Sophie, Lehrerin, (39) Andreasstraße 29 13, 4. 21
Blümel jr., Wilhelm, (13) Schlüterstraße 20 9. 3. 21
Bock, F., Lehrer, (6) Schäferkampsallee 37 10. 2. 04
Bock, Otto, (26) Hornerweg 231 2. 11. 10
Bode, Kurt, Dr., Chemiker, (20) Erikastraße 134 21. 10. 08
Bögel, H., (8) Neue Gröningersträße 1 15. 11. 11
Boecking, Ottokar, Dr. (35) Hammerdeich 60 13. 4. 21
Boehm, E., Dr., Oberlehrer, (23) Börnestraße 52 30. 11. 04
Bohlmann, Ernst, Orchidieenzüchter, Wohldeck b.Tangstedt (Bez. Hbg.) 9. 4. 13
Bohnert, F., Prof. Dr., Direktor der Oberrealschule in St. Georg
Bergedorf, Bismarckstraße 5 4. 2. 92
Bolte, F., Dr., Direktor der Seefahrtsschule (4) Bei der Erholung 12 21. 10. 85
Bolte, Hermann, Dr., Arzt, (21) Overbeckstraße 2 lö. 12. 20
Borgert, Hildegard, stud. med. dent., (5) Lindenstraße 23 8. 12. 20
Brennecke, W., Dr., (9) Deutsche Seewarte 4. H. 13
Brick, C., Prof. Dr., (5) St. Georgskirchhof 6 1. 1. 89
Brockmöller, J., Dr., (19) Ottersbeckallee 5 12. 3. 19
Brockmöller, W., Dr., (30) Abendrothsweg 76 21. 4. 20
Brügmann, W., Dr., Oberlehrer. (37) Brahmsallee 1 1 14. 5. 02
Brüning, Chr., Lehrer, (23) Ritterstraße 67 29. 1. 08
von Brunn, M., Prof. Dr., (24) Sechslingspforte 6 2. 12. 85
Brunner, C, Dr.. (.36) jungiusstraße 6. 4. 10
Büchel, K., Prof. Dr., (30) Eppendorferweg 186 6. 12. 93
Buchholz, Gerhard, Dr., Oberiehrer (26) Stöckhardtstraße 45 9. 2. 21
Bünz, R., Dr., Hochkamp, Bogenstraße 1 2. 5. 06
Bursczack, Hans, Kaufmann, (22) Holsteinischerkamp 67 19. 10. 21
Busch, Luise, Oberlehrerin, Bergedorf, Karolinenstraße 9 9. 3. 21
Busch, Werner, Dr. med. et. phil., (25) Oben Borgfelde 24 24. 11. 20
Buttenberg, P., Prof. Dr., (39) Sierichstraße 158 30. 11. 04
Capelle, Wirkl. Admiralitätsrat, Präsident der Deutschen Seewarte 12. 2. 19
Cappel, C. W. F., Kaufmann, (21) Höltystraße 11 29. 6. 80
Castens, Gerhard, Dr., Regierungsrat, (37) Isestraße 19 24. 11. 20
Classen, Jobs , Prof. Dr., Langenhorn, Siemershöhe 26. 10. 87
Claussen, Heinr., Dr., Oberlehrer, (21) Richterstraße 9 11. 12. 12
Claussen, L., Dr. med. vet., (19) Im Gehölz 3 4. 12. 07
Clemenz, P., Dr. med., Alsterdorf, Ohlsdorferstraße 386 29. 1. 08
Clesle, Frida, Oberiehrerin, (24) Sechslingspforte 17 21. 4. 20
Cohen-Kysper, Dr. med., Arzt, (36) Esplanade 39 12. 4. 99
Coutinho, Sophus, (36) Johnsallee 63 20. 2. 18
Dabeistein, C, (23) Marienthalerstraße 123
Danckers, Rudolf, Dr., Oberiehrer, (24) Kuhmühle 25 14. 2. 12
Dannmeyer, F., Dr., Oberlehrer, Hamburg-Großborstel, Moorweg 50 29. 11. 05
— 11 -
Dau, K., Dr., (24) Mundsburgerdamm 45 7. 5. i;}
von Dechend, Dr., Ifflandstraße 86 ö. 12. 17
Dechow, J., Mittelschullehrer, Altona-Othmarschen, Kranachstr. 32 18. 1. 22
Degner, E., Dr., (21) Arndtsraße 17 10. H. 20
Delbanco, Ernst, Dr. med., (36) Gr. Bleichen 27, Kaisergalerie 2.5. 2. 03
Delbanco, Paul, Zahnarzt, (36) Colonaden 43 2o. 6. 97
Dencker, Gustav, Hilfslehrer, Groß-Flottbek, Friedenseichenplatz 4 1)3. 4. 21
Derenberg, Jul , Dr., med., (37) Frauenthal 9 2H. 6. 07
Detels, Fr., Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Immenhof 2 6. 4. 92
Deutschmann, R , Prof. Dr. med., (37) Alsterkamp 19 29. 2. 88
Dickhaut, Carl, Oberlehrer, (24) Graumannsweg 69 2H. 6. 12
Diercks, H., Dr., Oberlehrer, Bergedorf, Am Baum 7 a 5. 11. 1.4
Diersche, M., Prof. Dr., (13) Schlüterstraße 22 20. 2. 07
Dietrich, Fr., Prof, Dr., Oberlehrer, (24) Freiligrathstrafie 15 16. 12. 96
Dinklage, Max, Kaufmann, Bergedorf, Heuerstraße 8 25. 10. 0.5
Dörge, O., Dr., Oberlehrer, Bergedorf, Am Baum 19 14. 10. Oo
Doermer, L., Prof. Dr., Oberlehrer, Hamburg-Großborstel, Moorweg 44 7. 11. 00
Dolberg, F., Prof. Dr., Sternwarte, Bergedorf, Gojenbergsweg 45 1. 12. 09
Dräger, G., Ingenieur, (13) Grindelhof 17 21.4.20
Dräseke, lohs., Dr. med., (24) Immenhof 11 24. 2. 04
Drishaus jr., Arthur, (37) Oberstraße 66 12. 12. 00
Duge, F., Fischereidirektor, (16) Schäferkampsallee 49 18. H. 19
Dunbar, Prof. Dr., Direktor des Hygienischen Instituts, (36) Jungiusstr. 1 15. 9. 97
Duncker, G., Dr. phil., Ahrensburg, Bismarckallee 51 15. 5. 07
Eckmann, Gerhard, Dr , Oberlehrer, (20) Im Winkel 13 24. 11. 20
Eddelbüttel, H., Dr., Oberlehrer, (22) Lortzingstraße 15 a 5. 3. 13
Ehlers, W., Prof., Oberlehrer, (26) Mittelstraße 61 21. 4. 09
Ehrenbaum/ E., Prof. Dr., (21) Petkumstraße 15 19. 10. 10
Eiffe, Otto Edmund, (21) Averhoffstraße 22 10. 2. 09
Eiffe, E., Kaufmann, (39) Flemingstraße 7 19. 5. 20
Eiffe, Margarethe, (39) Flemingstraße 7 19. 5. 20
Elias, B., Dr. phil, Zahnarzt, (37) Oberstraße 72 4. 11. 08
Embden, H., Dr. med., Arzt, (37) Heilwigstraße 39 16. 1. 95
Empson, J., Dr., Oberlehrer, (21) Zimmerstraße 34 15. 11. 11
Erbe, H., (21) Canalstraße 18. 6. 19
Erichsen, Fr., Lehrer, (39) Baumkamp 16 13. 4. 98
Erichson, Rolf, Kandidat d. höh. Lehramts, (21) Hofweg 35 27. 10. 20
Ernst, Otto Aug., Kaufmann, (21) Petkumstraße 19 19. 12. 88
Ernst, O. C., in Firma Ernst & von Spreckelsen, (1) Gr. Reichenstr. 3 1. 1. 89
Ernst, W., Dr. phil., Mineralogisch-Geologisches Staatsinstitut,
Lübeckertor 22 1.5. 2. 22
Feitel, R., Oberlehrer, Othmarschen, Lenbachstraße 5 7. 5. 11
Feuerbach, A., Apotheker, (23) Wandsbeker Chaussee 179 25. 6. 02-
Fillie, Alice, Oberlehrerin, (23) von Essenstraße 18 19. 5. 20
Finnern, Hans, stud. rer. nat., (26) Hirtenstraße 36 9. 3. 21
Fischer, W., Dr. med., Altona, Allee 85 24. 1. 12
Fischer, W., Prof. Dr., Oberlehrer a. D., Bergedorf, Augustastr. 3 18. 10. 05
Fitzler, J., Dr., Chemiker, (37) Isestraße 125 16. 2. 81
Flolhow, A-, Kaufmann, (25) Borgfelderstraße 64 13. 11. 18
Fock, A., Lehrer, (20) Erikastraße 49 9. 3. 21
Fraenkel, Eugen, Prof. Dr. med., (36) Alsterglacis 12 28. 11. 82
Franck, P., Dr., Oberlehrer, (24) Güntherstr. 1 15. 12. 20
Franck, Walther, Dr., Oberlehrer, (25) Oben Borgfelde 25 26. 11. 13
Franz, Karl, Prof., Oberlehrer, (37) Hochallee 115 4. 2. 03
12 —
n.
12.
10.
10.
12.
11.
11.
Friedburg, Erika, cand. med.. (13) Harvestehuderweg 107 24
Friedbiirg, Vict. L., Bankier, (13) Harvestehuderweg 107 n
Friedburg, Theodora, (13) Harvestehuderweg 107 22
Friederichsen, R., Verlagsbuchhändler, (36) Bergstraße 23 2H
Froböse, Ferd., (26) Saling 5 14
Fryd, C, Dr., Zahnarzt, (3()) Gänsemarkt 60 11
V. Fuchs, Oberst, BergedorF, Ernst Mantiusstraße 28 24
Fülleborn, Prof. Dr., Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten 28. 1.
Gang, W., Altona-Ottensen, Marktplatz 13 18. 6.
Ganzer, E., Dr. med., (13) Hallerstraße 38 18. 1.
Ganzlin, C., Dr., (13) Bogenstraße IIa 7. 5.
Gaugier, Georg, z. Zt. Sibirien 19. 2.
Gentzen, Gurt, Dr., (23) Mittelstraße 20 18. 3.
Gerlich, A., Baumeister, (21) Richterstraße 13 14. 2.
V. Ghika, Georg, S., Ungarischer Konsul, (37^ Hochallec 9 • 9. 3.
Giemsa, G., Prof. Dr., (39) Sierichstraße 82 ' 24. 4.
Gimbel, Dr., Ingenieur, Volksdorf, Hüssberg 14 17. 4.
Glage, Prof. Dr., Oberlehrer, (39) Sierichstraße 181 15. 2.
Goethe, Walter, (13) Rentzelstraße 7 30. 10.
Göhlich, W., Prof. Dr., (26) Hammerlandstraße 18 8. 1.
Goldschmidt, Max, Dr., (8) Hopfensack 20 9. 2.
Goos, Fritz, Dr., (39) Sierichstraße 5 12. 1.
Göpner, C., (37) Frauenthal 20 13. 11.
Görbing, Joh., Chemiker, Hamburg-Großborstel, Borstelerchaussee 128 12. 1.
Gottschalck, R., Expedient, (3) Alter Steinweg 58 15. 2.
Graff, Kasimir, Prof. Dr., Bergedorf, Sternwarte 10. 2.
Grallert, R., Dr., Oberamtsrichter, (37) Klosterallee 78 15. 6.
Grimme, Dr., (23) Marienthalerstraße 144 6. 1.
Gripp, K., Dr. phil., (23) Wandsbecker Chaussee 35 4. 12.
Gröger, Rud., Oberlehrer, (21) Arndtstraße 30 (i. 3.
Gronover, Prof. Dr., Altona, Flottbeker Chaussee 189 9. 3.
Groscurth, Prof. Dr., Oberlehrer, (23) Wandsbecker Chaussee 73 31. B.
Gross, Wilhelm, Dr. med., (23) Wartenau 17 19. 10.
Grühn, A., Hilfslehrerin, (24) Lessingstraße 2 9. 8.
Grüneberg, B., Sanitätsrat, Dr. med., Arzt, Altona, Allee 91 27. H.
de Grys, Petrus, Kaufmann, (26) Hammerweg 14 7. 11.
Gürich, G., Prof. Dr., Direktor des geologisch-mineralogischen
Instituts, (24) Lerchenfeld 7 1. 6.
Haase, A., Dr. phil., Zahnarzt, Altona, Allee 245 21. 10.
Hagen, Karl, Prof. Dr., |25) Klaus Grothstraße 6 26. 3.
Hahmann, Kurt, Dr., (16) Weidenallee 14 25. 2.
Hahn, Karl, Dr., Oberlehrer, (24) Ifflandstraße 12 15. 5.
Halberkann, J., Dr. phil., Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten 5. 2.
Hamdorf, K., stud. rer. nat., (20) Tarpenbeckstraße 93 10. 3.
Hansen, Georg, Dr., Oberlehrer, (39) Elebeken 5 17. 4.
Hartleb, O., Dr., Oberlehrer, (20) Ludolfstraße 42 26. 3.
Hartmann, E., Direktor des staatlichen Versorgungsheims, (22)
Oberaltenallee 60 27. 2.
Harms, Wilhelm, Ingenieur, Altona-Ottensen, Kreuzweg 156 19. 1.
Hass, Dr., Oberlehrer, (37) Brahmsallee 6 9. 4.
Hassler, Franz, Chemiker, Volksdorf, Peterstraße 45 4. 1.
Hauenschiid, J., Frl., wissensch. Hilfslehrerin, (31) Isestraße 79 15. 6.
Hayungs, H., Dr., Oberlehrer, Blankenese, Strandweg 22 9. 11.
Hegener, J., Prof. Dr. med., (36) Klopstockstraße 26 14. 2.
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17
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10
12
- 13 -
Heinemann, F., Seminarlehrer, (26) Steinfurtherstraße 33 13. 11. 12
Heinzerling, Ernst, Direktor der Hans. Siemens-Schuckertwerke,
(20) Geffkenstraße 27
Heldt, Friedr., (13) Hallerstraße 22
Helmers, Otto, Dr. Chemiker, (24) Lübeckerstraße 112
Hennecke, F., Dr. med., (19) Im Gehölz 7
Hentschel, E., Prof. Dr., (23) Jordanstraße 5
Herzenberg, Roh., Dipl.-Ing., (13) Schlüterstraße 10
Hett, Paul, Chemiker, (25) Claus Grothstraße 2
Heuer, Dr., Oberamtsrichter, (37) Oberstraße 68
Hildebrandt, Paul, (5) Langereihe 29
Hillers, Wilh., Prof. Dr., Oberlehrer, (26) Saling 3
Hinneberg, P., Dr., Altona, Flottbeker Chaussee 29
Hinrichsen, E., Ingenieur, (24) Finkenau 29
Hock, Arthur, Apothekenbesitzer, Groß-Flottbek, Zeisestr. 20
Hoelling, J., Dr., (19) Eichenstraße 56
Hoffmann, J., Bauassistent, Alsterdorf, Ohlsdorferstraße 345
Höpfner, W., Dr., Handelschemiker, (24) Mühlendamm 62
Hohle, A., ordentl. Lehrer des Gewerbeschulwesens, (26) Saling 21
Holm, Franz, cand. rer. nat., (6) Altonaerstraße 65
Holzmann, W., Nervenarzt, (5) An der Alster 63
Homfeld, H., Prof., Altona, Lesser's Passage 10
Homfeld, H., Oberlehrer, (19) Alardusstraße 10
Hopf, Ernst, Dr , wiss. Hilfslehrer, (24) Uhlandstraße 6
Huebner, A., Veterinärrat, Kreistierarzt, Wandsbek, Amalic; jtraße 14
Hümmeler, O., (30) Scheideweg 38
Jaap, O., Lehrer, (25) Burggarten 3
lacobsthal, Erwin, Dr. med,, (24) Papenhuderstraße 31
Jäger, G., Dr., Oberlehrer, (39) Willistraße 22
Jahrmann, F., Dr., Oberlehrer, (24) Erlenkamp 27
Jennrich, W., Apotheker, Blankenese
Jensen, C, Prof. Dr., (20) Curschmannstraße 8
Jensen, P., Rektor, (25) Bethesdastraße 48
Jessel, O., Dr., Oberlehrer, Hamburg-Großborstel, Holunderweg 33
Illies, R., stud. rer. nat., (21) Zimmerstraße 16
Imbeck, Heinrich, stud. rer. nat., Altona, Glücksburgerstraße 3
Irmscher, Dr.. Institut für allgemeine Botanik, (36) Jungiusstraße
Jungmann, B., Dr. med., (20) Eppendorfer Landstraße 3(i
Junkereit, Oberlehrer, Blankenese, Bergstraße 13
Kaul, Robert, M., (24) Mundsburgerdamm 11
Kautz, F., Dr. med., Arzt, (6) Schäferkampsallee 36
Keferstein, H., Prof. Dr., Direktor des Realgymnasiums des
Johanneums, (26) Claudiusstraße 5
Kellner, G., Kaufmann, (26) Rudolfstraße 18
Kestner, Prof. Dr., (20) Loogestieg 13
Kiessling, Otto, Direktor, Blankenese, Wittsallee 29
Klatt, B., Dr., Privatdozent, (25) Oben Borgfelde 5
Klaucke, Kurt, Photograph, (22) Desenißstraße 17
iKlehbahn, H., Prof. Dr., (30) Curschmannstraße 27
Klünder, Th., Dr., Weinsdorf, Post Waldhusen
Knacke, Marie, Frl., (27) Billhörner Röhrendamm 54 a
Knorr, Dipl.-Ing., (24) Erlenkamp 10
Knoth, M., Dr. med., (11) Michaelisbrücke 1
Koch, Emil, Oberlehrer, (26) Rudolfstraße 52
24. 4.
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15. 6.
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4. 6.
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26. 2.
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9. 4.
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9. 3.
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24. 3.
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20. 1.
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21
15. 2.
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12. 2.
02
23. 2.
16
- 14 -
Koch, Gustav, Chemiker, (30) Breitenfelderstraße 11 26. 4. 16
Koch, H., Dr., (21) Winterhuderweg 32 22. 2. 11
Koch, Wilh., Oberlehrer, (26) Steinfurtherstraße 29 30. 5. 06
Koch, P. P., Prof. Dr., Direktor des Physik. Staatsinstituts,
(36) Rothenbaumchaussee 22 12. 11. 19
Köhrmann, Ferdinand, (23) Marienthalerstraße 55 14. 4. 09
König, Gustav, stud., math. et rer nat , (39) Cäcilienstraße 2 9. 6. 21
Kopeke, A., Prof. Dr., Ottensen, Bülowstraße 2 18. 11. 83
Körner, Th., Dr. phil., Oberlehrer, (19) Ottersbeckallee 21 18. 3. 08
Kolbe, Hans, Kaufmann, (5) Ernst Merckstraße 12/14, Merckhof 13. 3. Ol
Konietzko, J., Forschungsreisender, (23) Wandsbeker Chaussee 79 22. 10. 19
Kowallek, W., Oberlehrer, (2H) Mittelstraße 50 5, 11. 13
Krause, Paul, Altona, Ottensener Marktplatz 13 19. 10. 21
Kreidel, W., Dr., Zahnarzt, (24) Graumannsweg 11 10. .5. 93
Krille, F., Zahnarzt, (36) Dammthorstraße 1 27. 3. 95
Kröckelsberg, Bruno, Kaufmann, (30) Bismarckstraße 130 27. 10. 20
Kroger, Rieh., (13) Rutschbahn 40 26. 4. 11
Krüger, E., Prof. Dr., Oberlehrer, (20) Beim Andreasbrunnen 4 6. 5. 03
Krüger, J., Prof. Dr., (26) Meridianstraße 1 7. 11. 06
Krüss, H. A., Prof. Dr., Geh. Reg.-Rat, Berlin W. 8,
Unter den Linden 4 6. 12. 05
Krüss, P., Dr. phil., (21) Gertigstraße 31 6. 12. 05
Kuhlbrodt, E., Dr., (19) Eppendorferweg 77 24. 11. 20
Kuhlmann, Carl, cand. phil., (23) Börnestraßjp 33 9. 3. 21
Kuhlmann, Carl Fr., (23) Börnestraße 33 14. 12. 21
Kuhns, H., Oberlehrer, Harburg, Ernststraße 15 18. 6. 19
Küsel, A., Prof. Dr., Oberlehrer, Altona-Othmarschen, Cranachstr. 16 5. 11. 90
Lammert, B., stud. rer. nat., (22) Finkenau 19 20. 12. 19
Lange, C, Ingenieur, (1) Stadtdeich 16 12. 3. 19
Lange, Wich., Dr., Schulvorsteher, (36) Hohe Bleichen 38 30. 3. 81
Lantz, Carl, Elektrotechniker, (5) Steindamm 79 6. 5. 14
Lehmann, O., Prof. Dr., Direktor des Altonaer Museums, Othmarschen,
Revendowstraße 8 18. 5. 92
Lehmann, Otto, Lehrer, (30) Mansteinstraße 5 28. 4. 97
Lenschovv, Helene, Oberlehrerin, (13) Schröderstiftstraße 30 21. 4. 20
Lenz, E., Dr. med., (6) Schäferkampsallee 61/63 ' 15. 1. 02
Levy, Hugo, Dr., Zahnarzt, (36) Colonnaden 25 6. 11. 98
Lewek, Th., Dr. med., Arzt, (4) Sophienstraße 4 12. 4. 93
Lichtheim, Georg, Direktor der Gas- und Wasserwerke in Altona,
Altona, Palmaille 25 22. 10. 13
Linck, Gertrud, Altona-Othmarschen, Margaretenstraße 2 10. 3. 20
Lindemann, Ad., Dr., Oberlehrer, (13) Hartungstraße 15 10. 6. 03
Lindemann, Max, Dr., Oberlehrer, (24) Birkenau 28 24. 11. 20
Linne, O., Gartendirektor, (20) Erikastraße 121 18. 1. 22
Lippert, Ed., Kaufmann, (8) Katharinenstraße 38 15. 1. 95
Lipschütz, Gustav, Kaufmann, (37) Abteistraße 35 12. 72
Löffler, Hugo, Rektor, (22) Feßlerstraße 2 4. 12. Ol
Lohmann, H., Prof. Dr., Direktor des Zool. Instituts und Museums,
(21) Uhleiihorsterweg 36 26. 3. 13
Lony, Gustav, Prof. Dr., Oberlehrer, (21) Heinrich Hertzstr. 25 4. 2. 09
Lorentzen, E., Kaufmann, (23) Wandsbeker Chaussee 11 10. 11. 03
Lorenzen, C. O. E., (36) Alte Rabenstraße 9 5. 12. 00
Louvier, Oscar, (23) Eilbecktal 82 12. 4. 93
Ludwig, Ernst, Kaufmann, (15) Hammerbrookstraße 42 22. 5. 12
- 15 -
Lübbert, Hans J., Fischerei-Direktor, Cuxhaven, Seedeich 5 21. 12. 04
Liidecke, Oberlehrer, Wiihelmsburg, Fährstraße 65 15. 11. ]1
Lüders, Leo, Dr., (30) Bismarckstraße 88 29. 1. 13
Lüdtke, H., Dr., Oberlehrer, Altona-Bahrenfeld, Beethovenstr. 13 20. 5. 04
Lütgens, R., Dr., Oberlehrer, (24) Mundsburgerdamm 65 (5. 11. 07
Lüthje, Hans, Dr. phil., Fuhlsbüttel, Hummelsbüttelerstraße 118 10. 11. 21
Magener, A., Dr., Oberlehrer, (21) Heinrich Hertzstraße 5 21. 2. 12
Marcus, Ernst, Dr., (21) Petkumstraße 17 7. 10. 17
Martens, Hans, Oberlehrer, (26) Sievekingsallee 31 26. 3. 13
Martini, E., Dr., (20) Tarpenbeckstraße 96 11. 12. 12
Martini, Paul, Berlin, Lübeckerstraße 23. 3. 04
Mau, Prof., Dr., Oberlehrer, Altona-Othmarschen, Gottorpstr. 37 1. 10. 02
Mayer, Martin, Prof. Dr., (21) Averhoffstraße 22 17. 10. 17
Meier, Bruno, Oberingenieur, Blankenese, Wedeler Chaussee 81 19. 1. 21
Meier, Gustav, Lehrer, Altona, Turnerstraße 45 9. 3. 21
Meinheit, Karl, Dr. phil, Oberlehrer, Harburg, Heimfelderstr. 56 1. 11. 11
Meltz, Friedr. D. A., Ingenieur, (21) Haideweg 4 8. 3. 11
Mendelson, Leo, (37) Isestraße 130 4. 3. 91
Mennig, A., Dr. med., Arzt, (24) Lübeckerstraße 2.5 21. 1. 91
Mensing, Otto, Dentist, (23) Landwehr 29 4. 11. 08
Mensing, Frau, Zahnärztin, (23) Landwehr 29 27. 10. 20
Merten, E., Gewerbeschullehrer. (13) Grindelallee 146 1.5. 12. 20
Merten, Theod., Oberlehrer, (13) Grindelallee 146 19. 2. 13
Mey, A., Dr., (9) Deutsche Seewarte 26. 1. 10
Meyer, Adolph, Dr. phil., Staats- und Universitätsbibliothek, Speersort 18. 1. 2iJ
Meyer, Carl, Dr. phil., Oberlehrer, Altona, Alsenstraße 29 15. 2. 22
Meyer, George Lorenz, (36) KI. Fontenay 4 94. 10. 06
Meyer, Gertrud, Frl., (23) Eilbeckerweg 14 14. 12. 21
Meyer, Hans, Dr. phil., (19) Ottersbeckallee 13 14. 1. 14
Meyer, Martha, Lehrerin, Altona, Wielandstraße 23 24. 11. 20
Meyer-Brons, Dr. med., (23) Eilenau 30 16. 6. 20
Michaelsen, W., Prof. Dr., (25) Oben Borgfelde 48 17. 2. 86
Michel, C, Ph., Altona, Kl. Gärtnerstraße 68 18. 1. 22
Mielck, W., Prof. Dr., Helgoland, Biologische Anstalt 27. 10. 09
V. Minden, M., Dr. Oberlehrer, (22) Oberaltenallee 9 6. 5. 03
Minnemann, Carl, Dr., Oberlehrer, (21) Petkumstiaße 8 9. 3. 21
Möller, Carl, Wedel i. H., Rissener Chaussee 14 22. 4. 14
Möller, G., Lehrer, Hamburg-Großborstel, Wolterstraße 18 9. 3. 21
Möller, Hugo, in Firma F. D. Möller, Wedel i. H., Rosengarten 25. 2. 14
Moltzahn, Albert, Oberlehrer, (23) Hirschgraben 7/9 18. 12. 18
Mühlenbruch, Kand. des höheren Lehramts, (37) Brahmsallee 87 28. 1. 20
MüUegger, Sebastian, Apotheker, Büsum, Biol. Station 23. 4. 13
Müller, H., Dr. phil., Mineralogisch-Geologisches Staatsinstitut,
Lübeckertor 22 15. 2. 22
Müller, Justus, (13) Grindelalle 35 24. 4. 08
Müller, Ludwig, Dr., Oberlehrer, (19) Gabelsbergerstraße 2 .5. 11. 13
Nagel, C, (23) Hagenau 63 25. 2. 14
Nagel, G., Dr. phil., Oberlehrer, (30) Lehmweg 6 6. 12. 11
Neber, H., (26) Hirtenstraße .34 12. 11. 19
Neumann, johs., Prof. Dr., Schlachthofdirektor, (13) Hallerstraße 25 28. 11. 06
Niemann, F., Kaufmann, (21) Hofweg 49 11. 11. 14
Nieschulz, A,, stud. rer. nat.. Klein- Flottbek, Schulstraße 32 30. 6. 20
Nieser, O., stud. rer. nat., (11) Schleusenstraße 31 28. 1. 20
Nissen, Adolf, Zahnarzt, Altona, Palmaille 73 17. 3. 09
— 16 —
Nöthling, C. F. A., Dr. jur., Landrichter, (24) Mühlendamm 52
Nottebohm, C. L., Kaufmann, (21) Adolphstraße 88
Nottebohm, Ed., Dr., (24) Uhlandstraße 34
Nissen, Johannes, Dr. phil., (22) Finkenau 10
Notbohm, K., Oberlehrer, (23) Ottostraße 15
Oltmanns, J., Architekt, (22) Oberaltenallee 13
Olufsen, Dr., Oberlehrer, (20) Erikastraße 125
Ossenbrügge, P., Oberlehrer, Altona, Oevelgönne 59
Otte, H., Dr., Zahnarzt, (36) Esplanade 46
Paneth, F., Dr. Prof., (36) Moorweidenstraße 5
Paetau, Max, (19) Osterstraße 45
Panning, Albert, Dr. phil., Zoologisches Museum, Steintorplatz
Pape, K., Dr., Billhorner Mühlenweg 66
Pasch, Johannes, cand. rer. math., (20) Sierichstraße 172
Pauschmann, C, Dr., Oberlehrer, (19) Eichenstraße 37
Perlewitz, P., Dr., Cuxhaven, Adolphstraße 7
Peter, B., Prof. Dr., Landestierarzt, (20) Woldsenweg 1
Peters, L., Lehrer, (26) Stöckhardtstraße 64
Peters, W. L., Dr., Fabrikbesitzer, (15) Grünerdeich 60
Petersen, Fritz-Jürgen, (26) Mittelstraße 44
Petersen, J., Dr., Oberlehrer, (21) Höltystraße 4
Petzet, Ober- Apotheker, (30) Moltkestra'ße 14
Pfeffer, G., Prof. Dr., (23) Jordanstrasse 22
Pflaumbaum, Gust., Prof. Dr., Direktor des Kirchenpauer-
Realgymnasiums, (25) Burgstraße 32
Pflüger, R., Dr., wiss. Hilfslehrer, (13) Sedanstraße 13
Pieper, G. R., Seminarlehrer, (37) Isestraße 30
Plaut, H. C., Dr. med. et phil., (36) Neue Rabenstraße 21
Plett, Walter, Oberlehrer, (19) Meissnerstraße 18
Pontoppidan, Hendrik, (25) Claus Grothstraße 12
Poppe, W., Dr., (13) Heinrich Barthstraße 16
Prahl, Werner, stud. rer. nat., (5) Alexanderstraße 25
Preiss, Erich, Korv.- Kapitän a. D., (24) Uhlandstraße 65
Presch, Max, cand. phil., (24) Ifflandstraße 10
Prochownik, L., Dr. med., (5) Holzdamm 24
Prüser, W., Kaufmann, Farmsen, Kupferdamm 26
Puls, Ernst, Dr. phil., (30) Hoheluftchaussee 66
Quasig. F., Dr. med., (21) Richterstraße 9
Rabe, P., Prof. Dr., Direktor des Chemischen Staatsinstituts, (20)
Loogestraße 1 1
Rappolt, E., Dr. med., Gr. Flottbek, Grottenstraße 25
Rathgen, Anna, Frl., (21) Richterstraße 22
Reche, O., Prof. Dr., Reinbek
Reh, L., Prof. Dr., Zool. Museum, (1)
Rehtz, Alfred, Lockstedt, Walderseestraße 19
Reiche, H. von, Dr., Apotheker, (1) Klosterstraße 30
Reichenow, E., Dr. med., Institut für Schiffs- u. Tropenkrankheiten,
Bernhardstraße 74
Reimnitz, Joh., Dr., (23) Kleiststraße 10
Reitz, H., Kaufmann, (25) Claus Grothstraße 72 a
Rettinger, J., Chemiker, (13) Grindelberg 80
Reuter, Otto, Oberlehrer, (26| Rudolphstraße 42
Riebesell,P.,Prüf. Dr.,2. Direkt.d. öff.Jugendfürsorge,(21) Averhoffstr. 14
Riecke, Curt, Dr. phil., Oberlehrer, (37) Eppendorferbaum 1 1
9. 2.
21
1. 11.
92
11. 5.
21
15. 5.
12
26. 11.
09
5. 1.
02
30. 11.
04
4. 11.
08
9. 2.
10
24. 11.
20
13. 4.
21
18. 1.
22
12. 3.
19
15. 2.
22
27. 11.
12
11. 11.
03
13. 1.
09
21. 4.
20
28 1.
91
7. 5.
19
5. 11.
13
14. 10.
91
24. 9.
79
9. 3.
92
27. 10.
20
21. 11.
88
15. 10.
02
9. 2.
16
6. 3.
07
13. 5.
14
14. 12.
21
9. 3.
21
20. 3.
18
27. 6.
77
16. 6.
20
H. 12.
11
10. 12.
19
9. 12.
14
25. 1.
11
14. 12.
21
27. 4.
10
23. 11.
98
23. 1.
07
17. 12.
79
19. lU.
21
15. 11.
11
3. 5.
05
9. 3.
21
(i. 6.
17
7. 11.
06
30. 3.
12
— 17 —
Riken, R., Dr., Oberlehrer, (30) Hoheluftchaussee 51
Rischard, J , Direktor, (23) Wandsbekerchaussee 13
Rischbieth, P., Prof. Dr., Oberlehrer, (19) Hohe Weide 6
Da Rocha-Lima, Prof. Dr., (21) Hofweg 22
Röper, H., Elektrotechniker, (23) Wandsbeker Chaussee 81
Romanus, Franz, Dipl.-Ing., (37) Isestraße 56
Rompel, Fr., Photogr. artist. Atelier, (22) Hamburgerstraße 53
Rosenbauni, H. L., (26) Steinfurtherstraße 15
Rosenbrook, Kurt, Dr. phil., (23) Landwehrdamm 21
Rupprecht, Georg, Dr., (22) Richardstraße 57
Rüter, Elisabeth, Dr., (23) Hagenau 62
Sahrhage, H., Dr., Oberlehrer, (21) Haideweg 9
Sartorius, Apotheker, (23) Wandsbeker Chaussee 313
Schack, Fried., Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Schwanenwik 30
Schäfer, Hans, Dr., Assistenzarzt am Eppendorfer Krankenhaus
Schäfer, Kurt, Kaufmann, (5) Beim Strohhause 23
Schäffer, Caesar, Prof. Dr., Oberlehrer, (24) Freiligrathstraße 15
Schaper, Paul, Dr. phil., (6) Schäferkampsallee 48
Schimank, H., Dr., (24) Mühlendamm 12
Schlaeger, Georg, Zahnarzt, (5) An der Alster 81
Schlee, Paul, Prof. Dr., Oberlehrer. (24) Immenhof 19
Schlienz, W., cand. zool. (19) Wiesenstraße 25
Schmerler, Frau, Landrichter, (24) Birkenau 41
Schmidt, Carl, Dr. phil., Oberlehrer, (23) Marienthalerstraße 113 a
Schmidt, Felix, Oberlehrer, Altona-Ottensen, Bahrenfelderstr. 92
Schmidt, John, Ingenieur, (8) Meyerstraße 60
Schmidt, Justus, Lehrer, (24) Wandsbekerstieg 45
Schmidt, Max, Dr., Oberlehrer, Hamburg-Großborstel, Königstr. 7
Schmidt, Wilh., Dr. phil., Oberlehrer, (19) Fruchtallee 9
Schmitt, Rudolf, Konservator, Altona, Stadt. Museum
Schober, A., Prof. Dr., Schulrat, (24) Lerchenfeld 7
Schönfeld, Felix, Kaufmann, (36) Alsterufer 19
Schorr, R., Prof. Dr., Direktor der Sternwarte, Bergedorf
Schott, Gerh., Prof. Dr., (9) Deutsche Seewarte
Schrader, Erich, Oberlehrer, (30) Moltkestraße 17
Schreier, W., (20) Heilwigstraße 50
Schröder, J., Prof. Dr., Direktor des staatlichen Lyzeums und
Oberlyzeums am Lerchenfeld, Alsterdorf, Fuhlsbüttelerstr. 603
Schröder, Irene, Frl., Studienanstalt Hansastraße
Schubotz, H , Prof. Dr., Flensburg-Land
Schüller, Felix, Prof. Dr., (24) Graumannsweg 16
Schulte-Überhorst, A., Altona, Arnkielstraße 5
Schutt, K., Dr., Oberlehrer, (23) Wartenau 3
Schutt, R. G., Prof. Dr., Vorsteher der Hauptstation für Erdbeben-
forschung, (24) Papenhuderstraße 8
Schultz, Arved, Dr., (25) Hebbelstraße 3
Schulz, Bruno, Dr., (23) Rückertstraße 50
Schulz, J. F. Herm., bei Berckemeyer & Siemsen, (1) Alsterdamm 39
Schumacher, Arnold, Dr., Altona, Goethestraße 2
Schumm, Otto, Prof., Chemiker, (20) Tarpenbeckstraße 102
Schumpelick, A., Prof., Oberlehrer, (37) Isestraße 95
Schwabe, J., Dr., Tierarzt, (25) Burgstraße 32
Schwabe, J., Oberlehrer, Bergedorf, Wentorferstraße 111
Schwabe, L., Fabrikbesitzer, (30) Husumerstraße 12
Schwabe, W. O., Dr., Oberlehrer, (22) Wagnerstraße 68
1.5. 11.
11
16. 6.
20
13. 3.
89
7. 1.
20
30. 11.
04
23. 2.
16
28. 3.
06
6. 5.
09
13. 4.
21
1. 5.
07
19. 1.
21
12. 1.
16
7. 11.
95
19. 10.
04
16. 1.
18
y. 3.
21
17. 9.
90
15. 2.
22
15. 12.
20
26. 2,
08
30. 9.
96
10. 3.
20
11. 5.
21
30. 10.
12
11. 2.
14
11. 5.
98
26. 2.
79
9. 3.
04
3. 1.
12
11. 11.
08
18. 4.
94
27. 10.
20
4. 3.
96
14. 4.
15
23. 6.
13
13. 4.
21
5. 11,
90
15. 6.
21
18. 6.
13
5. 5.
09
9. 3.
21
30. 5.
06
23. 9.
91
13. 4.
21
16. 11.
20
28. 5.
87
9. 2.
21
1. 4.
08
4. 6.
02
26. 2,
08
21. 4.
20
14. 12.
04
27. 11.
07
— 18 —
Schwarz, Werner, Studienassessor, Altona, Stiftsstraße 20 15. 2. 22
Schwarze, Wiih., Prof, Dr., Wentorf bei Reinbek, Am Heidberg 25 9. 89
Schwassmann, A., Prof. Dr., Bergedorf, Sternwarte 12. 2. Ol
Schwencke, Ad., Kaufmann, Alt-Rahlstedt, Wallstrasse 52 20. 5. 96
Seehann, P., Lehramtskandidat, (39) Lichtwarkschule 28. 1. 20
Seemann, H., Dr., (37) Jsestraße 64 22. 2. 11
Selk, H., Apotheker, (21) Heinrich Hertzstrasse 73 9. 3. 92
Seligmann, Siegfried, Dr. med., Augenarzt, (3(i) Colonnaden 25/27 11, 12. 12
Semmelhack, Wilh , Dr., (30) Gärtnerstrasse 52 3. 2. 15
Semsroth, L., Harburg, Haakestrasse 22 15. 6. 10
Sennewald, Prof. Dr., (24) Mühlendamm 72 31. .5. 76
Sieveking, G. H., Dr. med., Physikus, (37) Rothenbaumchaussee 21 1 25. 2. 14
Simon, Friedrich, Oberlehrer, (39) Cäcilienstrasse 9 18. 1. 22
Simmonds, Prof. Dr. med., (36) Johnsallee 50 30. 5 88
V. d. Smissen, C., stud. rer. nat., (23) Marienthalerstrasse 47 11. 2. 20
SöUner, Harald, (39) Maria Louisenstrasse 112 IH. 5. 17
Sokolowsky, A., Dr., (30) Lappenbergsallee 10 19. 10. 10
Sonder, Chr., Apothekenbesitzer, Oldesloe 15. 5. 12
Sonder, Wolfgang, cand. pharm., Oldesloe, Apotheke 15. 2. 22
Stadel, Dr., Oberlehrer, Altona, Bei der Friedenseiche I 9. 3. 21
Stalbohm, Willi, (6) Agathenstrasse 1 16. 12. 08
Starke, Heinrich, Oberlehrer, Harburg 26. 4. 11
Stauss, W., Dr., Dresden- A., Anton Graffstrasse 14 2. 10. 95
Steinhagen, P., Dr., Kandidat des höheren Lehramts, Ohlsdorf,
Fuhlsbüttelerstrasse 619 5. 12. 17
Stilke, R., (26) Hertogestrasse 14 12. 3. 19
Stilp, Dr., Oberlehrer, Elmshorn, Wrangelpromenade 20. 12. 16
Stobbe, Max, Lokstedt bei Hamburg, Behrkampsweg 36 13. 11. 95
Strodtmann, S., Dr., Realschuldirektor, Wilhelmsburg, Göschenstr. 83 2. 12. 08
Sturm, Margret, Dr., (37) Werderstrasse 63 11. 5. 21
Suhr, J., Dr., Oberlehrer, (22) Finkenau 13 29. 11. 05
von Svdow, G., Dr. jur., Notar, (37) Parkallee 96 10. 2. 17
Tams, Ernst, Prof. Dr , (23) Ritterstrasse 72 21. 10. 08
Tempel, Gustav, Geschäfts-Makler, (24) Wandsbekerstieg 26 15. 6. 21
Thate, Conrad, Kaufmann, (26) Saling 5 5. 12. 17
Thiel, Egon, (5) Danzigerstrasse 18 14. 12. 21
Thilenius, Prof. Dr., Direktor des Museums für Völkerkunde,
(37) Abteistrasse 16 9. 11. 04
Thomae, K., Prof. Dr., Schulrat, Bergedorf, Grasweg 38 15. 1. 08
Thorade, Herm., Dr., Oberlehrer, (26) Meridianstrasse 15 30. 11. 04
Thörl, Fr., Kommerzienrat, Fabrikant, (26) Hammerlandstrasse 23/25 16. 1. 95
Timm, Rud., Prof. Dr., Oberlehrer, (39) Bussestrasse 45 20. 1. 86
Timpe, H., Dr., (24) Uhlandstrasse 65 4. 12. Ol
Trommsdorff, Dr., Med. -Rat. Magdeburg, Leipzigerstrasse 63 19. 10. 21
Trömner, E., Dr. med., (5) An der Alster 49 8. 11. 05
Trutenau, Max, (19) Fruchtallee 117 9. 3. 21
Tuch, Th., Dr., Fabrikant, (25) Wallstrasse 14 4. 6. 90
Türkheim, |ulius, Dr. med., (5) Langereihe 101 20. 11. 05
Twele, Hans, wissensch. Hilfslehrer, (30) Moltkestrasse 45 9. 2. 21
Uhde, O., Baurat, (26) Ohlendorffstrasse 9 27. 10. 20
Uhtenwoldt, Kandidat d. höh. Lehramts, (5) Bremerreihe 20 15. 2. 22
Ulmer, G., Dr. phil., Lehrer, (39) Baumkamp 30 8. 11. 99
Umlauf, K., Prof Dr., Landesschulrat, Bergedorf, Bismarckstr. 33 24. 1. 06
Unna, F^ G., Prof., Dr. med., (36) Gr. Theaterstrasse 31 9. 1. 89
Vester, H., Dr., Altona, Bahnhofstrasse 16 26. 2. 08
— 19 —
Voege, W., Prof. Dr.-Ing., (20) Sierichstrasse 170 14. 1. 02
Voigt, A., Prof. Dr., Direktor des Instituts für angewandte Botanik,
(24) Wandsbekerstieg 13
Voigt. Walter, Dr. med., (24) Alfredstrasse, Marienkrankenhaus
Voigtländer, F., Prof. Dr., (21) Overbeckstrasse 4
Völkers, Karl, wissensch. Lehrer, (39) Bussestrasse 49
Vosgerau, Wilh., Mittelschullehrer, Altona-Ottensen, Hohenzollernring74
Vosseier, J., Prof. Dr., Direktor des Zoologischen Gartens
Wagner, Franz, Dr med., Altona, Bei der Johanneskirche 2
Wagner, Max, Dr. phil., (5) Steindamm 152
Wagner, Richard, Altona, Bei der Friedenseiche 6
Walter, B., Prof. Dr., (21) Petkumstrasse 15
Walter, F., Dr., (26) Saling 7
Warncke, F., Dr., (26) Sievekingsallee 7
Warnecke, Georg, Dr., Landrichter, Alleestrasse 73
Weber, W., Dr., Chemiker, Altona, Roonstrasse 122
Weber, W., Dr., Polizeitierarzt, (19) Wiesenstrasse 13
Wedekind, Karl, (23) Pappelallee 46
Wegener, A., Prof. Dr., Hamburg-Grossborstel, Violastrasse 7
Wegener, Frau, Prof. Dr., Hamburg-Grossborstel, Violastrasse 7
Wegener, Max, Kaufmann, Blankenese, Parkstrasse 18
Wehin, Richard, Dr , Chemiker, (6) Altonaerstrasse 31
Weidmann, Paul, Lehrer, Rissen i. H.
Weiss, H., Dr., Chemiker, (24) Erlenkamp 13
Werner, Franz, Wandsbek, Schillerstrasse 2
Werner, Hans, cand. ehem., Harburg, Staderstrasse 127
Weygandt, Wilh., Prof. Dr. med. et phil., Direktor der Irrenanstalt
Friedrichsberg, (22) Friedrichsbergerstrasse 60
Wieprecht, Franz, Ingenieur, (22) Heitmannstrasse 15
Wilbrandt, H., Prof. Dr. med., (21) Heinrich Hertzstrasse 3
Willers, Th., Dr., Blankenese, Thalstrasse 8
Windmüller, P., Dr. med., Zahnarzt, (37) Hochallee 57
Winkler, H., Prof. Dr., Direktor des Instituts für allgemeine Botanik,
(20) Woldsenweg 12
Winzer, Richard, Prof. Dr., Harburg, Haakestrasse 43
Wisser, K., Dr., Oberlehrer, (33) Osterbeckstrasse 105
Witt, Hans, stud. med,, (19) Eimsbüttelerchaussee 122
Witter, Wilh., (21) Uhlenhorsterweg 37
Wobig, Fr., Chemiker, (23) Hasselbrookstrasse 171
Wölfert, Georg, Dr. phil., Gross-Flottbek. Fritz Reuterstrasse 22
Wohlstadt, R., Dr. phil., Mineralogisch-Geologisches Staatsinstitut,
Lübeckertor 22
Wohlwill, Heinr., Dr, (37) Hagedornstrasse 51
Woisin, Kandidat d. höh. Lehramts, Mittelstrasse 91, Hinterhaus 2
Wollmann, E., Geh. Justizrat, Ottensen, Moltkestrasse 18
Wulff, A., Dr., (5) Kirchenallee 47
Wulff, Ernst, Dr., (25) Beim Gesundbrunnen 14
Wundram, Felix, Ingenieur, (30) Meldorferstrasse 19
Würdemann, G., Oberlehrer, (24) Mundsburgerdamm 31
Wysogorski, Prof. Dr., (5) Min.-geolog. Institut, Lübeckertor 22
Zebel, Gust , Fabrikant, (21) Goethestrasse 2
Ziehes, Emil, (39) Sierichstrasse 34
Zimmermann, Carl, (25) Oben Borgfelde 29
Zinkeisen, Ed., Dr., Chemiker, (5) Danzigerstrasse 48
Zwingenberger, Hans, Oberlehrer, (23) Auenstrasse 14
1. 1.
89
15. 2.
22
9. 12.
91
18. 1.
22
15. 6.
21
16. 6.
09
18. 4.
00
29. 1.
02
.3. 12.
02
1. 12.
86
11. 2.
20
26. 3.
13
9. 3.
21
21. 10.
08
7. 12.
10
30. 6.
20
18. 6.
19
15. 6.
21
15. 1.
96
4. 3.
10
27. 10.
20
23. 2.
10
1.5. 2.
22
15. 12.
20
14. 2.
12
14. 12.
21
27. 2.
95
23. 2.
10
21. 12.
92
11. 12.
12
7. 12.
00
16. 12.
08
19. 10.
21
25. 10.
99
15. 12.
20
20. 10.
15
15. 2.
22
12. 10.
98
15. 2.
22
18. 10.
11
18. 6.
19
26. 10.
98
13. 4.
21
5. 4.
11
18. 10.
11
25. 4.
83
28 12.
89
28. 5
84
24. 2.
97
30. 11.
04
— 20 —
2. Bericht über die Vorträge, Besichtigungen und
wissenschaftlichen Ausflüge des Jahres 1921.
A. Die Vorträge des Jahres 1921.
1. Allgemeine Sitzungen.
1. Sitzung, am 4. Januar, — Öffentliche Versammlung im Hörsaal A
der Universität: Die drohende AuflösungdesZoologischenGartens.
Es sprachen Dr. Ad. Lindemann als Vorsitzender, ferner Prof. Dr. H. Loh-
mann. C. Duve, Prof. Dr. W. Weygandt, Prof. R. W. R. Meyer, O. Krieger und
J, ßüli (M. d. B.) Die folgende Entschüessung fand einstimmige Annahme:
„Eine auf den 4. Januar 1921 von dem Naturwissenschaftlichen Verein
und vielen anderen Körperschaften und Vereinen einberufene zahlreich be-
suchte Versammlung hat nach Anhörung der Redner, welche die Bedeutung
des Zoologischen Gartens für Wissenschaft, Kunst, Volkserziehung und das
sonstige Leben unserer Stadt dargelegt haben, die Ueberzeugung gewonnen,
dass die Gefahr der Auflösung des Zoologischen Gartens mit allen Mitteln
abgewandt werden muss. Sie richtet daher an Senat und Bürgerschaft so-
wie an die stets opferfreudige hamburgischc Bevölkerung das dringende
Ersuchen, alles in ihren Kräften Liegende zu tun, um Hamburg seinen
Zoologischen Garten zu erhalten."
2. Sitzung, am 12. Januar. — Bischotf: Uebcr die Entwicklungslinien
der geistigen Fähigkeiten in der Tierwelt bis zum Menschen
(mit Lichtbildern).
3. Sitzung, am 19. Januar. — Pfizenmayer, E. W., aus Tiflis: Die
Resultate der von der Akademie der Wissenschaften in St. Peters-
burg zur Ausgrabung von Mammutkadavern 1901 und 1908 ins
Jakutsk - Gebiet entsandten Expeditionen (mit Lichtbildern und
Vorführungen).
Lebhaftes Interesse für das Vorkommen des Mammuts bezw. dessen
Ueberreste hatte bei der eingesessenen Bevölkerung Ost-Sibiriens die Aus-
schreibung von Preisen seitens der Akademie der Wissenschaften in St. Peters-
— 21 —
bürg für den Nachweis von entsprechenden Funden geweckt. Auf Meldungen
gegenständlicher Art hin waren in den Jahren 1901 und 1908 Expeditionen aus-
gesandt worden zur Bergung im Jakutskgebiet au ''gefundener Mammutkadaver.
— Den ersten Kadaver hatten im Jahre 1900 Tungusen am Ufer der Beresowka,
einem rechten Nebenflusse der ins Eismeer mündenden Kolyma entdeckt, nach-
dem er durch einen Utersturz teilweise sichtbar geworden war. Die Expedition
gelangte unter Führung des Vortragenden nach anstrengender, monatelanger
Reise durch die nordischen Urwälder und Tundren an den Fundort und es ge-
lang, den fast vollständig erhaltenen Kadaver in fast 2 Monate dauernder Arbeit
zu bergen und Skelett, Haut und Weichteile, letztere in gefrorenem Zustande
auf dem Schlittenwege nach dem vom Fundort nahezu 6000 km entfernten Ir-
kutsk und von dort mit der Bahn nach Petersburg zu schaffen. — Sieben Jahre
später entsandte die Akademie den Vortragenden zum zweiten Male nach Si-
birien zur Untersuchung und Bergung eines neuen Mammutkadavers, der in der
Omulachtundra, im Eismeerküstengebiet z^vischen Jana und Indigirka, am Ufer
des Küstenflüsschens Sangajurach entdeckt worden war. Dieser zweite Fund
war nicht so gut erhalten wie der von der Beresowka, doch vervollständigten
einzelne seiner noch erhaltenen Weichteile, vor allem der fast ganz intakte
Rüssel, unsere Kenntnis vom Mammut. Durch die beiden neuen Funde ist
unser Wissen über den fossilen Elefanten in vieler Hinsicht sowohl was Skelett,
wie Biegung und Richtung der Stosszähne, als auch was die Weichteile und
Behaarung anbelangt, in wertvollster Weise vervollständigt bzw. korrigiert worden.
4. Sitzung, am 26. Januar (gemeinschaftlich mit dem Hamburger
Chemiker-Verein). — Schimank, H.: Neue Forschungen über
den Atombau.
Die Erscheinungen der Radioaktivität, die Interferenzerscheinungen der
Röntgenstrahlen und die Untersuchungen Rutherfords über die Ablenkung der
«-Strahlen beim Durchgang durch Materie haben uns ein reiches Erfahrungs-
material geliefert, aus dem sich Schlüsse über Größe und Struktur der Atome
ziehen lassen. Es ergibt sich daraus, daß die Atome komplizierte Systeme po-
sitiver und negativer Ladungen sind, zwischen denen dynamisches Gleichgewicht
besteht. Die gravitierende Masse ist nahezu vollständig in Union mit der po-
sitiven Ladung vorhanden, die auf einen Raum von der Größenordnung 10 '•'cm
im Durchmesser konzentriert ist Der Gesamtdurchmesser des Atoms hat da-
gegen eine Größenordnung von 10~^ cm. Die Ladung des positiven Kerns
wächst mit dem Atomgewicht und wird nach außen durch eine entsprechende
Anzahl von Elektronen kompensiert. Der einfachste denkbare Fall wird darge-
stellt durch einen einwertig positiv geladenen Kern und ein Elektron.
Das Modell des Wasserstoffatoms, das sich so ergibt, ist nur dadurch
existenzfähig, daß der elektrostatischen Anziehung der beiden entgegengesetzten
Ladungen durch Zentrifugalkraft das Gleichgewicht gehalten wird.
Da in der hieraus resultierenden Gleichung sowohl die Winkelgeschwindig-
keit wie der Bahnradius als Unbekannte eingehen, ist zur eindeutigen Fest-
legung sämtlicher Atomkonstanten noch eine zweite Gleichung erforderlich.
Diese zweite Gleichung, die Bohr'sche Frequenzbedingung für das Impulsmoment,
besagt, daß das Impulsmoment des Elektrons ein ganzzahliges Vielfaches des
Planck'scheri Wirkungsquantums sein soll. Jeder ganzen Zahl entspricht dann
eine bestimmte Bahn, auf der das Elektron läuft und die als 1 te, 2te, . . . n*«
Quantenbahn bezeichnet wird. Dem Umlauf des Elektrons auf irgend einer
Quantenbahn kommt ein bestimmter Energieinhalt des Atoms zu. Stürzt das
Atom von einer Bahn höherer Quantenzahl auf eine Bahn geringerer Quanten-
— 22 —
zahl herab, so wird die EnergiediPFerenz zwischen Anfangs- und Endzustand des
Atoms in Form von Strahlung abgegeben, deren Frequenz nach einer zweiten
von Bohr formulierten E:Jmgung dem Quotienten aus Energiediiferenz und
Wirkungsquantuni gleich ist.
Die Reihe aller Zustandsänderungen, die Übergänge von höherquantigen
auf die in-eiquantige Bahn beim Wasserstoffatom darstellen, ergibt quantitativ
die Balmerserie, die Reihe der Übergänge auf die dreiquantige Bahn liefert i:"-^
ultrarote Paschenserie, die der Übergänge auf die erste QuantT^ahn die ul; -
violette Lymanserie. Eine Verfeinerung der Theorie, die at.^n die Struktur-
einzelheiten der Spektrallinien wiederzugeben gestattet, erhält man, wenn man
nach Sommerfelds Vorgang die Bewegung in Keplerellipsen vor sich gehen läßt
und dabei die Forderungen des Relativitätsprinzips und die Mitbewegung des
Kerns berücksichtigt.
Bereits beim nächsten Atommodell, dem des Heliums, treten die
Schwierigkeiten des Dreikörperproblems auf. Viel Wahrscheinlichkeit besitzt
das Modell von Lande, nach welchem das Helium aus einem zweiwertig posi-
tiven Kern von rund vierfacher Masse des Wasserstotfatoms besteht, der mit
seinem ersten Elektron doppelsternartig kreist, während das zweite Elektron
auf einer Bahn von größerem Durchmesser um bei ;- umläuft. Wird das
äußere Elektron abdissoziiert, so ent>^teht das einwertig positive Heliumion, das
wiederum den Fall des Zweikörperproblems darbietet, und dessen spektrales
Verhallen sich daher berechnen läßt. Es ergibt sich unter anderem, daß die
früher als Hauptserie und 2. Nebenserie dem Wasserstoff zugeschriebenen
Spektren, Spektra des He, mit den Quantenzahlen 3 bezw. 4 des konstanten
Terms sind. Der nach Abdissoziation auch des zweiten Elektrons allein zurück-
bleibende He I, -Kern ist identisch mit dem «-Teilchen der radioaktiven
Substanzen. "■ '
In Weiterbildung dieser und ähnlicher Anschauungen ergibt sich für die
Atome der Elemente und ihr Verhalten in großen Zügen folgendes Bild.
Jedes Atom besteht aus dem positiven Kern, der soviel Ladungen trägt,
wie seiner Platznummer im periodischen System entspricht. Die entsprechende
Zahl von Elektronen ist auf mehrere Schalen verteilt, deren jede eine höchste
zulässige Besetzungszahl hat. Nach Anschauungen, die in Umgestaltung
Bohr'scher Vorstellungen vor allem Kossei entwickelt hat, beträgt die Besetzungs-
zahl der ersten Schale 2. Sie ist also beim Helium abgeschlossen. Beim
Lithium bildet das dritte Elektron den Anfang der zweiten Schale, die beim
Neon mit 8 Elektronen voll besetzt ist. Die dritte Schale, ebenfalls mit der
maximalen Besetzungszahl 8, hebt beim Natrium, die vierte beim Kalium an.
Der Elektronenanordnung vollbesetzter Schalen entspricht besonders hohe Sta-
bilität. Daher herrscht die Tendenz, durch Abgabe oder Aufnahme von Elek-
tronen vollbesetzte Außenschalen herzustellen. Alle Alkalien können dies Ziel
erreichen, indem sie das Einzelelektron, das ihre äußerste Schale bildet, ab-
werfen. Sie werden dadurch zu einwertig positiven Ionen. Die Halogene be-
sitzen dagegen Außenschalen, zu deren Vollendung noch ein Elektron fehlt.
Durch dessen Aufnahme werden sie zu einwertig negativen Ionen. Durch
elektrostatische Anziehung dieser entg°gegengesetzt gleichzahlig geladenen Ionen
bilden sich aus ihnen die Alkalihologenide. Die mittlere Energie der thermischen
Bewegung reicht in Luft nicht aus, um die Dissoziationsarbeit zu leisten. Wird
aber das Salz in Wasser von der Dielektrizitätskonstante 81 gebracht, so wird
die elektrostatische Anziehung entsprechend verringert und es erfolgt Disso-
ziation in die Ionen. Zugleich erklärt sich auch die chemische Indifferenz der
Edelgase aus der Vollbesetzung ihrer Außenschalen.
— 23 —
Während chemische Aktion und sichtbares Spektrum nur die Elektroneh
der Außenschale in Mitleidenschaft ziehen, sind die Elektronen der innern
Schalen Träger der röntgenspektralen Betätigung des Atoms. Im Gegensatz zur
periodisch wechselnden Elektronenbesetzung der äußersten Schale, besteht für
alle Atome mit gleichartigen Innenschalen Gleichheit der Anordnung, abgesehen
von der Verschiedenheit der Kernladung. Deswegen kann sich auch nur in
dem chemischen und spektralen Verhalten der Atome im sichtbaren und dem
sichtbaren benachbarten Gebiet eine Periodizität bemerkbar machen, nicht aber
im Röntgenspektrum. Wie es dem Moseley'schen Gesetze entspricht, wächst
die Frequenz der K«-Linie gleichmäßig für die aufeinanderfolgenden Elemente.
Sie ist dem Quadrate der Kernladungszahl direkt proportional und wird emittiert,
wenn ein Elektron von der zweiten Quantenbahn auf einen irgendwie freige-
wordenen Platz der ersten, innersten Quantenbahn stürzt.
Veränderungen im Kern selbst ändern den Charakter des Atoms, sie
führen zu Elementumwandlungen. Die spontan verlaufenden radioaktiven Zer-
fallsprozesse sind Umwandlungen im Atomkern selbst. Dieser muß also, wie
auch schon aus der wachsenden Differenz von Kernladungszahl und Atomgewicht
erhellt, aus positiven und negativen Ladungen aufgebaut sein, für deren An-
ordnung Stabilitätsgesetze gelten, die bisher aber noch nicht aufgehellt sind.
5. Sitzung, am 29. Januar (gemeinschaftlich mit der geographischen
Gesellschaft und der Abteilung Hamburg der Deutschen Kolonial-
gesellschaff). — Von Faber aus Buitenzorg, Java : Landschafts-
bilder von der Insel Java (mit Lichtbildern).
6 Sitzung, am 2. Februar. -- Schmidt, M.: a) Über die Beleuchtung
bei Vergrößerungen. b) Die Technik der photographischen
Chromat-Kopierverfahren, insbesondere des Pigmentsdrucks (mit
Vorführungen).
a) Die Erfahrung hat gezeigt, daß die photographischen Vergrößerungen
mit sogen Tageslicht- Vergrößerungsapparaten flaue Bilder, Vergrößerungen
unter Benutzung von elektrischem Bogenlicht und Kondensorlinsen dagegen harte
Bilder ergeben. Der Grund der Erscheinung liegt in der Art der Beleuchtung.
Bei diffuser Beleuchtung einer durchsichtigen Stelle des Negativs gelangen nur
solche Lichtsfrahlen in das Objektiv, die zufällig dorthin gerichtet sind. Trifft
aber diffuses Licht eine dunkle Stelle des Negativs, so gelangt, da solche Stellen
aus dicht nebeneinander liegenden Silberteilchen bestehen, zwischen denen
lichtdurchlässige Zwischenräume sind, durch Zerstreuung mehr von diesen
Stellen ausgehendes Licht in das Objektiv, als ihrer Lichtdurchlässigkeit ent-
spricht. Das bedeutet aber, daß die Gegensätze zwischen Hell und Dunkel
vermindert werden: das Bild wird flau. Demgegenüber geht bei „gestrahlter"
Beleuchtung durch Zerstreuung ein Teil desjenigen Lichts verloren, welches
die dunklen Stellen des Negativs trifft, während das Licht, welches die durch-
sichtigen Stellen beleuchtet, vollständig zur Bilderzeugung beiträgt. Jetzt ist
also eine Vermehrung der Gegensätze die Folge. — Durch keines dieser beiden
Verfahren werden also tonrichtige Bilder erzielt wie beim Kontaktdruck, weil
die ideale Forderung, daß alle von einem Punkte des Negativs ausgehenden
Strahlen zur Bilderzeugung beitragen, nicht erreicht werden kann. — Der Vor-
tragende zeigte, daß die Ausschnlfung der erwähnten Fehler in für die Praxis
genügender Weise dadurch zu ..rzielen ist, daß gestrahltes Licht durch Ein-
— 24 -
Schaltung einer Mattscheibe an verschiedenen Stellen zwischen Lichtquelle und
Negativ zum Teil in diffuses verwandelt wird, oder durch Verwendung von
diffusem Licht unter Ausschluß sehr schief auffallender Strahlen.
b) Nach einem historischem Überblick und einer kurzen Kennzeichnung
der Eigentümlichkeiten der Chromat-Kopierverfahren gegenüber anderen Positiv-
prozessen wurde die Technik des Ölpigment-, Gummi- und Pigmentdrucks
unter Vorführung eines reichen Bildermaterials erörtert. Die Sensibilisierung
des Pigmentpapiers und die Entwickelung eines kopierten Pigmentsdrucks wurde
nach einem von den üblichen Vorschriften abweichenden Verfahren praktisch
vorgeführt und gezeigt, daß sich die Herstellung eines Pigmentbildes von der
Chromierung bis zum Aufhängen des fertigen Bildes zum Trocknen, abgesehen
von der zum Kopieren nötigen Zeit, ohne besondere Schwierigkeit in etwa
20 Minuten durchführen läßt. Das Verfahren, welches mit großer Treue jede
Einzelheit wiedergibt, wurde besonders auch zur Herstellung von Diapositiven
empfohlen.
7. Sitzung, am 9. Februar. — Thorade, H.: Ebbe und Flut auf der
Unterelbe und anderen Flüssen (mit Lichtbildern),
Es zeigt sich, daß auffällige Merkmale der Gezeiten der Unterelbe be-
stehen einmal in der flußaufwärts sich verkürzenden Steigdauer und der wach-
senden Falldauer des Wassers, und ferner darin, daß die Strömung des Flusses
ihre Richtung jedes Mal in einem Zeitpunkte umkehrt, der in Cu.xhaven durch-
schnittlich 1 '/2 Stunden auf Hoch- und Niedrigwasser folgt, während dieser
Zeitunterschied sich flußaufwärts vei kürzt. Zur Erklärung dieser Tatsachen
reichen Betrachtungen über das Gleichgewicht nicht aus, sondern die Er-
scheinung muß als Welle aufgefaßt werden. Die ungleiche Steig- und Falldauer
ist alsdann der größeren Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Wellenberges gegen-
über dem Wellental (infolge der Tiefenverhältnisse) zuzuschreiben. Der Zeit-
punkt des Stromkenterns verschiebt sich teils, nach der älteren Ansicht, infolge
der Begrenzung des Flutgebiets und des Zustroms von Oberwasser; in der
Hauptsache aber ist die Bodenreibung als Ursache anzusehen, indem sie eine
zweite, um eine Viertelperiode verschobene Welle hervorruft. Die Weser zeigt,
wie sehr sich durch künstliche Eingriffe d'e Tiden ändern: die Unterweser-
korrektion hat bewirkt, daß sich die Hubhöhe in Bremen von wenigen Dezi-
metern auf 1 '/2 m steigerte. Eine hier vorgenommene Rechnung bestätigt die
Richtigkeit der Theorie. — In zahlreichen außerdeutschen Flyssen führt die ge-
ringe Aufnahmefähigkeit des Flußlaufes gegenüber der oft durch eine Barre be-
hinderten Mündung zur Ausbildung dieser Barre (Mascaret). Sie ist theoretisch
und experimentell besonders eingehend untersucht in der Seine, wo sie als
1 — 2 m hoher Wasserschwall sich fluliaufwärts ergießt; im Amazonenstrom
(„Pororoca") und Tsien-Tang- Klang erreicht sie eine Höhe von 6^8 m.
8. Sitzung, am 16, Februar (gemeinschaftlich mit der Ortsgruppe
Hamburg der Gesellschaft für technische Physik). — Goos, F.:
Das neue Präzisions-Registrier-Mikro-Photometer des Physi-
kalischen Instituts (mit Lichtbildern und nachfolgender Vor-
führung des Apparates in Betrieb).
9. Sitzung, am 23. Februar. — Claßen, J.: Zum Gedächtnis von
Prof. Dr. A. Voller.
- 25 -
10. Sitzung, am 2. März. — Riebesell, P. : Die Bedeutung der spe-
ziellen Relativitätstheorie für die Physik.
Die Bedeutung der Einsteinschen Theorie liegt darin, daß sie eine konse-
quente Interpretierung der physikalischen Grundgesetze und eine Loslösung der
physikalischen Erkenntnis von subjektiven Beimengungen anstrebt. Während
die physikalische Forschung bereits hinsichtlich der alten Einteilung in Mechanik,
Wärme, Akustik und Optik einen großen Schritt zur Lnslösung von den sub-
jektiven Empfindungen gemacht hat, indem der KraftbegriPP der jetzigen Mechanik
mit den ursprünglich aus der Muskelbewegung abgeleiteten nichis mehr gemein
hat, indem in der Akustik nicht mehr nur die hörbaren Töne, sondern alle
Schwingungen behandelt werden, indem die Wärme nur noch als Bewegung und
somit als Spezialgebiet der Mechanik aufgefaßt wird und indem die optischen
und elektromagnetischen Erscheinungen als elektromagnetische Schwingungen
zusammengefaßt werden, hat vor Einstein niemand daran gedacht, nun auch die
Fundamente unzerer Anschauung, Raum und Zeit, von den subjektiven Scniacken
zu befreien. Hatte bereits die klassische Mechanik anerkannt, daß es keine ab-
solute Bewegung gibt, so hat E'nstein gezeigt, daß man dieses Prinzip auch auf
die Optik ausdehnen kann, indem man an dem Vorurteil rüttelt, daß es in der
Welt eine absolute Zeit gibt. Mit Hülfe einer für alle gleichförmig gradlinig
zueinander bewegten Systeme gültigen Definition der Uhrenregulierung kommt
man zu einer eindeutigen Beschreibung aller Naturerscheinungen von ver-
schiedenen zu einander bewegten Systemen aus. . Die Natuigesetze sind dann
invariant '.n bezug auf alle zueinander in gleichförmiger Translation befindlichen
Systeme. Bei der Ausdehnung des Relativitätsprinzips auf beliebige Bewegungen
muß dann konsequent neben der absoluten Zeit der euklidische Raum fallen.
Die Naturgesetze sind invariant in bezug auf beliebig bewegte Systeme, sofern
ich zu ihrer Darstellung die Gauß'schen Koordinaten der vierdiniensionalen
Raumzeitwelt benutze. Die Trägheit der Energie, die Krümmung der Licht-
strahlen unter der Wirkung der Gravitation, die Rotverschiebung der Spektral-
linien auf der Sonne, die Perihelbewegung des Merkur, die Krümmung unseres
Raums ei'geben sich als Folgerungen aus der Theorie, von denen bereits mehrere
durch das Experiment bestätigt sind. Nach Einstein ist die Welt eine vier-
dimensionale Mannigfaltigkeit, die durch die menschlichen Anschauungsformen
in Raum und Zeit auseinander gezogen wird. Die Gravitations- und Elektrischen
Felder prägen der Raumzeitwelt die Maßbestimmungen auf. Alle physikalischen
Erscheinungen sind lediglich geometrische Konstruktionen in der mit Maß- und
Führungsfeldern ausgestatteten vierdiniensionalen Raumzeitwelt.
Siehe ferner den ausführlichen Sonderbericht des Vortragenden „Ein-
führung in die Relativitätstheorie" in diesen Verhandlungen für 1920, S. 41 — 68.
11. Sitzung, atn 7. März. — Riebeseil, P. : Einführung in die allge-
meine Relativitätstheorie.
Siehe den Bericht über die vorhergegangene Sitzung.
12. Sitzung, am 9. März. — Baritsch: Die süddeutschen Wasser-
straßen und Energie-Gewinnungspläne (mit Lichtbildern.)
Der Vortragende gibt zunächst einen Überblick über die verschiedenen
Wassermotor^n, von den Wurfrädern der Alten bis zu den schnellaufenden
Turbinen, die die wirtschaftliche Ausnutzung der Kleingefälle gestatten. Hieran
schliessen sich Betrachtungen über die geschichtliche Entwickelung der deutschen
— 26 -
Wasserwirtschaft und ihre Verkehrsbedeutung sowie über die vorhandenen und
geplanten Wasserstraßen Deutschlands, getrennt nach den Gebieten Rhein, Ems-
Weser, Elbe, Oder-Weichsel und Süddeutschland. Namentlich das preußische
Ministerium der öPFentlichen Arbeiten, aber auch eine Anzahl von Interessenten
(Kanalvereine), hat eine Menge von Kanalplänen bearbeitet, deren Bauwürdig-
keit bei der verminderten Finanzkraft des Reiches von Fall zu Fall streng zu
prüfen ist. — Danach wendet sich der Vortragende dem Hauptgegenstande
seines Vortrages, den süddeutschen Wasserstraßen, zu und behandelt zunächst
den Wettbewerb zurSchiffbarmachung desOberrheins von
Basel bis Konstanz. Der Termin für diesen Wettbewerb wurde des
Krieges wegen vom 10. Dezember 1914 auf den I.Juli 1920 verschoben. Dem
Wettbewerb lag das 1000 tSchiff zu Grunde unter weiteren Bedingungen, die
auch die Einführung des 1200 t-Schiffs ermöglichten. Den ersten Preis erhielten
Buss A. G., Wyhien in Baden in Verbindung mit Grün & Bilfinger, A. G.,
Mannheim, den zweiten Preis Grün & BiUinger A. G. in Verbindung mit Buss
A. G., der dritte Preis fiel einem Schweizer Konsortium zu. In Lichtbildern
erläutert der Vortragende die Lageplanlösungen, Längsprofile und besondere
Einzelheiten der Entwürfe. Die Lösung der ersten Preisträger enthält 160 km
Schiffahrtsweg mit 16 Staustufen, die Reisedauer beträgt 47 Stunden. Die kleinste
Staustufe ist mit 4,8 m Gefälle, die größte mit 16,12 m vorgesehen. Im ganzen
werden auf der vorliegenden Rheinstrecke 450000 PS mittlere Jahresleistung ge-
wonnen. Um die Schiffe, das Schleusenbauwerk und das Flußbett bei großem Ge-
fälle zwischen Ober- und Unterwasser zu schonen, hat man das Problem der
Energieverrichtung im Entwurf durch eine neuartige Schleuse, die sogenannte
„Kaskadenschleuse", zu lösen gesucht. Bei dieser Schleuse sind die in den
Wangenmauern liegenden Umläufe nach Art von Kaskadenwehren treppenförmig
abgestuft. — Bei der anschließenden Rheinstrecke von Basel bis Straßburg
wird besonders auf die für Deutschland außerordentlich gefährlichen Pläne
Frankreichs hingewiesen, die darauf hinauslaufen, dem natürlichen Rheinbett
das Wasser durch einen linksrheinischen Schiffahrts- und Kraftkanal zu entziehen,
der ausschließlich französischen Interessen dienen würde. Nach einem Über-
blick über die nach dem Mittelmeer gerichteten Wasserstraßenpläne der Schweiz,
die den Bodensee zu einem Binnenschiffahrtsbecken, ähnlich der Bedeutung der
großen Seen in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, machen würden,
folgen die Pläne für die Rnein-Neckar-Donau-Verbindung, die von Württemberg,
Baden und Hessen gefördert werden. Diese Verbindung sieht vom Rhein
neckaraufwärts bis Plochingen Kanaiisierung vor, hieran schließt sich ein Kanal,
der entweder über die schwäbische Alp nach Ulm oder über Heidenheim an
der Brenz geführt werden soll; die letztere Linienführung wird der Kostenfrage
wegen gewählt werden müssen. Die geologischen Verhältnisse dieser Kanal-
strecke brachten in der Böhmlerschen Tauchschleuse eine beachtenswerte Lösung.
Diese und auch die für die vorliegenden Verhältnisse vorgeschlagenen SchifTs-
hebewerke wurden in Lichtbildern eingehend erklärt. — Bei der Verbindung
Ulni-Friedrichshafen wird besonders auf deren bedeutsames Abstiegbauwerk hin-
gewiesen, das aus K) Verbundschleusen nach dem Muster der 4 am Groß-
schiffahrtsweg Berlin-Stettin (bei Niederfinow) bestehen soll. -- Hieran schließt
sich eine Schilderung der bayrischen Pläne des Rhein-Main-Donau Kanals, der
namentlich durch den Lech-Zubringer zu einer ergiebigen Kraftwasserstraße ge-
macht wird. Die Mainkanalisierung vom Rhein bis Aschaffenburg ist durch die
Uferstaaten Preussen, Hessen und Bayern ber s vollendet. Von dem zum
Ausbau in Angriff genommenen Flußwasserkraüen ist jene der mittleren Isar
die bedeutendste; diese Arbeiten sind in vollem Gange. — Unter den Hoch-
druckwasserkräften steht die Ausnutzung des Spiegelunterschiedes von rund
200 m zwischen Walchen- und Kochelsee, mit Zuschußwasser aus der oberen
— 21 —
Isar, in Deutschland einzig da. Sie ist bedeutenden Anlagen im Auslande
(Schweden, Italien) ebenbürtig. Durch sie sollen im ersten Ausbau 144000 PS
gewonnen werden. Eine Musteranlage dieser Art ist das 1919 fertig gestellte
Murgwerk Badens, das in seiner allgemeinen Anordnung und den baulich schönen
Anlagen durch Lichtbilder erläutert wird. — Zum Schluß weist der Vortragende
darauf hin, wie Hamburgs Lebensinteressen in diesen Kanalplänen, die dazu
beitragen müssen, den süddeutschen Staaten das Kohlendiktat der Entente zu
erleichtern, aufs innigste berührt werden. Ein Gegengewicht muß in der ge-
planten Verbindung der nordwestdeutschen Häfen mit Rheinland-Westfalen und
später in der Weser-Main-Verbindung geschaffen werden.
13. Sitzung, am . \ März. — Steinhardt: Vom Elefanten. Neue bio-
logische Forschungsergebnisse und Beobachtungen aus freier
Wildbahn (mit Lichtbildern).
Der Vortragende erläuterte zunächst die geographischen und klimatolo-
g. sehen Eigentümlichkeiten der deutschen Kolonie im allgemeinen und des
Kaokofeldes im besonderen, um sodann in nähere Betrachtung einzugehen auf
die wirtlichen Verhältnisse, namentlich was Tierwelt und eingeborne Bevölke-
rung anlangt. Der eigentliche Bewohner des Geländes, der Elefant,
zeigt körperlich wesentliche Abweichungen von den bisher bekannten Elefanten
Indiens, ' s Kaplandes und des übrigen Afrikas, so daß er als besondere
A r t angesprochen werden muß. Besonders auffallend ist die riesige Größe,
4'/2 m Schulterhöhe durchschnittlich, und die Form des Ohrs. Es fehlt dem
Ohr der untere spitze Ausläufer, wenigstens ist diese Spitze so wenig ausge-
bildet, daß das Ohr als Ganzes betrachtet im Beschauer den Begriff „kreisrund"
auslöst. Bemerkenswert ist ferner die Elastizität der Fußsohle. Sie wirft sich
in denselben Schwielen und platzt, wenn man so sagen darf, im selben Muster
auf wie die Fulihaut des Kaokoeingebornen. Wenn man also, durch das Ge-
lände bedingt, nur einen kleinen Ausschnitt eines Fußabdruckes findet, dann
ist der Jäger nicht in der Lage unt Sicherheit zu behaupten, ob dieser Abdruck
von dem Fuße eines Eingeborntn oder von der Säule eines gewaltigen Elefanten
stammt. Eine durch die herrschenden Lebensverhältnisse bedingte Überein-
stimmung mag es weiter sein, wenn die nach verdauter Mahlzeit erschlaffende
Bauchhaut des Buschmannes sich im selben Muster faltet wie die Bauchhaut
eines in seinem Futterzustande aus irgendwelchen Gründen zurückgegangenen Ele-
fanten. Anderes als bisher bekannt ergaben die Beobachtungen über dasZusammen-
leben der Elefanten in Herden und Rudeln. Sich lockernd zur Regenzeit und zu-
sammenschliel.end während der Trockenperiode bietet es keine Veranlassung zu einer
Inzucht, wie dies vom indischen Elefanten behauptet wird. Sonstwürde der Elefant des
Kaokofeldes wohl längst ausgestorben sein. Werfung und Aufzucht des Kalbes findet
von der Kuh zunächst abgesondert von der Herde statt; nur ganz ausnahms-
weise trifft man einmal auf eine Familie, bestehend aus Kuh, Bullen und bis
zu 3 Kälbern, deren Größenunterschiede es wahrscheinlich machen, daß sie von
derselben Mutter stammen. Vortragender selbst hatte in mehr als 7 jährigem
Beobachterleben solche Familien nur 3 oder 4 Mal gesehen, davon eine
durch 5 Jahre in derselben Gegend immer wieder angetroffen. Unverträglich
ist das Verhältnis des Elefanten zum Löwen, und scheu meidet
letzterer die Standreviere des Elefanten, deren inselartige Verteilung über das
Feld ohne ersichtlichen Grund eigenartig ist. Jahraus, jahrein sind die Dick-
häi.ter an einer Wasserstelle regelmäßig anzutreffen, an einer aber nur 30 km
davon entfernten doch niemals, obwohl Äsungsverhältnisse und der ganze Land-
schaftscharakter an beiden Wasserstellen die durchaus gleichen sind. Fremd
ist das Verhältnis des Elefanten zum Nashorn, das wohl die Standreviere, doch
— 28 —
nur ganz ausnahmsweise die Wasserstellen des Elefanten teilt. Elefant, Nas-
horn und Zebra sind im Kaokofeld reine Bergtiere, deren Wechsel zu begehen
oft Schwindelfreiheit voraussetzt. Gelegenheit zu besonders eingehender Beob-
achtung gestattet die Eigenart des Geländes mit den Wasserstellen, wo Vor-
tragender sich in oft buchstäblich handgreiflicher Nähe von Herden sämtlicher
Wildarten aufhalten konnte, ausgenommen derjenigen Wildart, die. wie z. B. die
Giraffe, vom Wasser absolut unabhängig sind. Hier wurde gesehen, daß die
Waffe des Elefanten nur der Rüssel, nicht aber der Zahn ist. Der Stoßzahn
dient einzig und allein zum Graben nach Wurzelwerk und zwar scheint es,
daß abwechselnd der eine Zahn vermehrt als Arbeitszahn gebraucht und bei
dessen erheblicher Abnutzung er.'^t mit dem anderen Zahn gewechselt wird. — Die
Nahrung besteht in der Hauptsache aus Baumblättern, Baumrinden und Wurzel-
werk, Gräser und Schilf werden nur ganz gelegentlich aufgenommen. — Ist im
Verhalten der Tiere auch im aligemeinen Gutmütigkeit zu bemerken, so sind
sie nichtsdestoweniger im gereizten Zustande gefährlich, ihrer Stärke sich an-
scheinend bewußt. Der Gesichtssinn ist nicht besonders ausgebildet, desto aus-
geprägter ist der Elefant ein reines Nasentier, und muß er bei Witterung als
sehr vorsichtiges Wild angesprochen werden, wenn auch im übrigen eine Ele-
fantenherde auf der Wanderung einen recht erheblichen Lärm macht.
14. Sitzung, am 7. April (gemeinschaftlich mit der Geographischen
Gesellschaft). — Skottsberg, K,, aus Göteborg (Schweden):
Die Juan Fernandez-Inseln (mit Lichtbildern).
Durch einige Entdeckungen bei seinem kurzen Besuch im Jahre 1908
auf den westlich von Chile gelegenen Juan Fernandez-Ins'jln, von welchen die
näher am Lande gelegene Mas-a-tierra dadurch eine viel größere Berühmt-
heit erlangte als alle anderen dieser kleinen Eilande im weiten Ozean, weil auf
ihr bekanntlich die Geschichte des Einsiedlers Selkirk fußt, die Defoe als
Unterlage zu seiner unsterblichen Robinson-Erzählung diente, vvurde der Vor-
tragende dazu veranlaßt, eine neue Expedition zur genaueren Erforschung dieses
Gebiets vorzunehmen, und zwar während des Südsommers 1916 auf 1917 Da-
bei wurde er von seiner Frau hegleitet. Das lebhafteste Interesse für die Inseln
war überdies in wissenschaftlichen Kreisen inzwischen recht geweckt durch
einen Beschluß der chilenischen Regierung, in Gemäßheit dessen die Inseln
zu einem Naturschutzdenkmal erklärt werden sollten, wozu sich dieselben be-
sonders eignen, weil sie dem Studium ein außerordentlich interessantes Pflanzen-
und Tiermaterial darbieten.
Mas-a-tierra, 360 Seemeilen von der Küste, mißt 88 Quadratkilometer.
Sie wird aus unzähligen Basalt- und Agglomeratbänken aufgebaut: im östlichen
Teil fallen diese gegen Norden, im westlichen dagegen nach Süden ab, außer-
dem senkt sich der schmale Höhenkamm, der im Osten 500- 800 m mißt und
in dem 930 m hohen Berg El Yunque kulminiert, allmählich nach Westen, so-
daß die Insel am Westende nur 75--10Ü m hoch ist. Das Klima wird durch
diese Ungleichtörmigkeit stark beeinflußt: es ist ein warmtemperiertes, mit einer
durchschnittlichen Lufttemperatur von IS'/a Grad; der wärmste Monat ist der
Februar, der kälteste der August; Frost ist nie beobachtet worden. Da die
Insel am Ostrande der südpazifischen Antiziklonen liegt, so wehen die Winde
meist aus Süden, und dadurch erhalten die höheren Teile der Insel viele Nieder-
schläge, sodaß ihre Abhänge fast täglich in Nebel gehüllt sind. Die Westhälfte
der Insel nebst der kleinen St.-Clara, die früher sicher mit Mas-a-tierra zusammen-
hing, ist trocken und waldlos, während die mittleren höheren und die östlich
gelegenen Teile einen reichen immergrünen Waldgürtel mit Baumfarnen und
Palmen tragen. Längs des steilen, ungemein schmalen Basaltrückens, der die
— 29 —
Insel durchzieht, läuft ein enger Saum, in dem die größten Merkwürdigkeiten
der Flora versammelt sind. Die Höhen der Nebelregion, in der alles von Nässe
trieft, zeigen dicht mit Hängemoosen bewachsene Bäume. Leider wird der
Urwald durch eingeführte Arien jetzt arg bedroht.
Während auf Mas-a-tierra eine kleine Ansiedelung von etwa 200 nament-
lich den Langustenfang betreibenden Fischern vorhanden ist, ist die zweite
Hauptinsel der Gruppe, das 92 Seemeilen weiter westwärts gelegene Mas-
a-fuera, unbewohnt. Ein Hafen fehlt. Die Küste fällt so steil zum Meer
ab, daß das Landen außerordentlich gefährlich, um nicht zu sagen fast un-
möglich ist. Früher war hier eine chilenische Strafkolonie angelegt, die sich
aber nicht halten konnte. Die Insel stellt einen soliden Block dar, aus nach
Osten abfallenden Schichten gebildet, die hier durchschnittlich härter sind, so
daß die Täler eine ausgeprägte Canonform erhalten haben mit erstaunlich enger
Talsohle und sehr hohen Steilwänden. Die Westseite, wo der Felsrücken
1500 m erreicht, fällt fast senkrecht in das Meer ab. Diese Topographie macht
die Erforschung der Insel recht anstrengend, was aber auch von Mas-a-tierra
gesagt werden kann. Die basale Region ähnelt dem trockenen Gebiet von
Mas-a-tierra, dann folgt eine Waldregion und schließlich subalpine Wiesen mit Baum-
farnen, die sich am Gipfel zu einem erstaunlich dichten Farnwald zusammen-
schließen. Oberhalb von 1100 m ist eine alpine Heideregion ausgebildet, wo
eine Reihe von magellhanischen Typen einen weit nach Norden vorgeschobe
nen Standort haben. Die Blütenpflanzen sind zu zwei Drittel endemisch, mit
mehreren merkwürdigen endemischen Gattungen. Der Wald beider Inseln ist
dem südchilenischen Wald ziemlich ähnlich, enthält aber auch viele Arten, die
mit chilenischen und öfters auch mit amerikanischen überhaupt garnicht ver-
wandt sind, sondern deutlich nach Westen zeigende, also transpazifische Be-
ziehungen haben. Dies gilt auch von der an der oberen Waldgrenze anzu-
treffenden Flora von sog. Schopf- oder Federbuschbäumen. Die
eigenartigen Typen sind Thyrsopteris (Farn), die baumförmigen Chenopodien,
Lactoris (eigene Ranales-Familie), Selkirkia (Borag.), Cuminia (Labiat.), die baum-
förmigen Eryngien nebst Plantago fernandezia, endlich Centaurodendron, Den-
droseris, Robinsonia und Rhetinodendron (Compos.) Die Tierwelt ist nicht so
zahlreich. Am häufigsten kommt die verwilderte Ziege vor, deren Fleisch auch
der Skottbergschen Expedition während ihres fünfwöchigen Aufenthaltes auf
Mas-a-fuera zur Hauptsache als Nahrung dienen mußte.
Die Hauptergebnisse dieser ersten Durchforschung der Robinsoninseln
liegen auf biologischem Gebiet. Die meisten Arten, von denen sehr viele bis-
her ganz unbekannt waren, sind auf diese Inseln allein beschränkt. Nach dem Vor-
tragenden ist die Flora älter als die jetzigen Inseln, welche Jungtertiär sind. Er
glaubt, daß vor der Auffaltung der Kordilleren die Küste des Festlandes einen
anderen Verlauf hatte, und daß vielleicht „Groß-Juan-Fernandez" mit Südchile
und dadurch auch mit Antarktis und Neuseeland in Verbindung stand. Mit der
Hebung der Kordilleren waren Störungen des Meeresbodens in einiger Ent-
fernung verbunden, wobei Groß-Juan-Fernandez verschwand, während die jetzt
vorhandenen Inselchen aufgebaut wurden, die von dem sinkenden Lande be-
siedelt wurden. Eine direkte transozeanische Verbreitung der Arten glaubt der
Vortragende ablehnen zu müssen, weil dadurch viele Verhältnisse keine be-
friedigende Erklärung finden; auch spricht dagegen, daß nicht einmal zwischen
den beiden Inseln ein Austausch stattgefunden hat, da ja nur ein kleiner Teil
der Arten gemeinsam ist. Auch lehnt er bestimmt die Annahme eines großen
pazifischen Kontinents wie der transpazifischen Landbrücken ab,
15. Sitzung, am 13. April. — Ehrenbaum, E. : Neues und Altes vom
Aal (mit Vorführungen).
— 30 -
16. Sitzung, am 20. April. — 1. Unna, P. G. und Fein, Henny:
Neues von den Stickstoffbakterien (mit Vorführungen).
Nach einleitenden Worten von Prof. Unna trägt Frl. Henny Fein über
neue Färbemethoden zur Darstellung des Bacillus radicicola vor.
Die Wurzelknöllchen der Leguminosen sammeln bekanntlich den Stick-
stoff der Luft mittels der in ihren Zellen vegetierenden Bakterienkolonien des
Bacillus radicicola, des WurzelknöIIchenbacillus. Dieser Bacillus läßt sich,
was bisher noch nicht bekannt war, gut durch Färbungen darstellen,
die in der Histologie nur auf tierisches Gewebe angewandt wurden. Sie zer-
fallen in basische und saure Färbungen. — Als Material wurden Wurzelknöll-
chen der Lupine benutzt, welche mit dem Gefriermikrotom in dünne Schnitte
zerlegt und ohne jede vorherige Fixierung gefärbt wurden. — Gewöhnlich wird
der Bacillus radicicola als Stäbchen charakterisiert, welches in einem älteren
Stadium in die verzweigte Bakteroidenform übergeht. Die Formen, die durch
die basischen Färbungen erzielt werden, sind folgende: Zunächst eine
schlanke Form, bestehend aus Fäden mit kugelförmigen Verdickungen,
analog der Coccothrixform der Lepra- und Tuberkelbazillen. Es unterscheidet
sich der Bacillus radicicola von ihnen nur durch den Mangel an Säurefestigkeit.
Diese schlanke Form läßt sich durch eine Färbung mit polychromer Methylen-
blaulösung und nachfolgender Entfärbung mit Glycerinäthermischung erzielen.
Dieselbe Form erhält man auch durch Zusatz von Alaun zur polychromen
Methylenblaulösung. In Form dickerer Stäbchen erhält man den Bacillus
•radicicola durch Nachbeize mit Tinnin und Orange nach einer Färbung mit
polychromer Methylenblaulösung. — Neutralviolett extra, welches, auf tierisches
Gewebe angewandt, fixiertes Gewebe einfach violett färbt, in überlebenden Ge-
weben aber eine wertvolle Differenz (Muskeln blau, Kerne rot) erzeugt, färbt
auch den Bazillus radicicola an Gefrierschnitten doppelt, nämlich als rote, in
eine blauviolette Masse eingebettete Stäbchen. Die basischen Ei-
weisse des Bacillus radicicola andererseits lassen sich durch eine Färbung mit
einem Gemisch der sauren Farben Benzoreinblau, Eosin, Phloxin und Pikrin-
säure darstellen und zwar in Form dickerer Stäbchen.
2. Much: Die Abwehr des Körpers gegen Infektion (mit Licht-
bildern).
17. Sitzung, am 27. April. — Brockmöller, }.: Über eine dem Fizeau'-
schen Versuch nachgebildete Messung der Schallgeschwindig-
keit in gasförmigen, flüssigen und festen Körpern (mit Vor-
führungen).
18. Sitzung, am 4. Mai. — Hentschel, E.: Über den Bewuchs auf
dem treibenden Golfkraut der Sargassosee.
Das in der Sargassosee in großer Menge treibende Golfkraut (Beeren-
tang, -Sargassum) trägt außer freilebenden Tieren zahlreiche festsitzende Tiere
und Pflanzen. Hydroidpolypen, Bryozoen (Membranipora), Röhrenwürmer (Spir-
orbis) und blaugrüne Algen (Rivulariaceen) herrschen vor. Der Bewuchs unter-
scheidet sich von den auf den festsitzenden Sargassumpflanzen der amerkani-
schen Küsten des atlantischen Ozeans beträclillich, besonders durch das Fehlen
von Kalkalgen. Geringe Körpergröße ist das einzige allgemeinere Merkmal der
Bewuchsorganismen; besondere Anpassungen an die Lebensbedingungen sind
— 31 —
nicht sicher erkennbar. Von etwa 20 verschiedenen Stellen der Sargossosee wurde
der Bewuchs statistisch durch Zählung der Organismen auf den Tangblättern
untersucht. Daraus ergab sich u. a. bei manchen Tieren eine Dichtezunahme
nach dem Innnern des Gebiets zu, ferner eine deutliche Verschiedenheit des
Bewuchses auf schmalblättrigen und breitblättrigen Pflanzen. Mancherlei Be-
ziehungen bestehen zwischen dem Bewuchs und seiner lebenden Umgebung.
DerHydroidenbewuchs folgt dem Wachstum der Pflanzen nach, indem er sie,
mit Ausnahme der jungen Blattspitzen, ganz bedeckt. Bryozoen und Spirobis
besiedeln vorwiegend die älteren Teile, wohl deswegen, weil die Wahr-
scheinlichkeit, daß ihre planktonischen Larven auf das Substrat treffen,
bei diesen größer ist als bei den jüngeren. Die durch Zerfall alter Pflanzen
selbständig Werdenden jüngeren (vegetative Vermehrung) Spiosse sind im
allgemeinen schon mit Hydroiden besiedelt. Die freilebenden Keime und Larven
der Bewuchsorganismen siedeln sich z. T. sofort wieder an, z. T. erfüllen sie
planktonisch in der Umgebung des Krauts das Wasser und besiedeln neue
Pflanzen. Manche ."reilebende Tiere, z. B. Fische, legen ihre Eier an dem Sar-
gassum ab. Zur Nahrung, an der der Bewuchs augenscheinlich keinen Mangel
leidet, dient hauptsächlich Nannoplankton. Auffallend oft finden sich Nessel-
kapseln von Röhrenquallen (Physalia) in den Därmen. Für die ^argassosee als
Ganzes zeigt der Bewuchs große Einheitlichkeit und Unterschied gegenüber
benachbarten Gebieten. Auffallende innere geographische Unterschiede sind
teils auf das Verhältnis von Kreisstrom und Stillengebiet zueinander und
zu den Küsten, teils auf bionomische Ursachen zurückzuführen. Verschiedene
Eigenschaften des Bewuchses sprechen dafür, daß das treibende Golfkraut nie ht
unablässig von den westindischen Küsten her erneuert wird, sondern i m
wesentlichen eine se Ibständige Hochsee fo rmation ist. Vergleiche
H e n t s c h e 1 , E., in Mitteil, aus dem Zool. Staatsinstitut, Hamburg, Band
XXXVIIl, S. 1 — 26.
19. Sitzung, am 11. Mai. — 1. Reh, L. : Der Naturschutzpark in der
Lüneburger Heide und seine Gefährdung.
2. Ansorge, C: Über ausländische Nadelhölzer (mit Lichtbildern.)
3. Schmidt, M.: Über die Entwicklung photographischer Platten
bei Kerzenlicht (mit Vorführungen).
Luppo-Cramer entdeckte, daß gewisse Farbstoffe der Safraningruppe,
namentlich Pheno- und Tolusafranin, die Lichtempfindlichkeit des Bromsilbers
stark herabsetzen. Es genügt ein Zusatz von einem Teil Phenosafran! zu
20000 Teilen Entwickler, um auch bei höchstempfindlichen oder orthochroma-
tischen Emulsionen Verschleierung in etwa 1 '/o m Abstand von einer hinter
heller Gelbscheibe befindlichen 5 kerzigen Glühlampe zu verhüten. Badet man
die Platten vor der Entwicklung 1 Min. in einer Lösung 1 : 2000, so kann man,
wie durch einen Versuch gezeigt wurde, sogar Kerzenlicht in dem angegebenen
AbStande benutzen. Die nach dem Fixieren zurückbleibende Rotfärbung ist
leicht in einem schwachen angesäuerten Bade von Natriumnitrit zu entfernen^
Es handelt sich nicht etwa um eine Scheinwirkung der roten Lösung.
Deshalb ist auch Herausnehmen und Gegen-das-Licht-Halten der Platten zu-
lässig. Eine Erklärung der desensibilisierenden Wirkung dieser Farbstoffe ist
vorläufig nicht möglich. Die praktische Bedeutung der Entdeckung liegt nicht
nur in der erhöhten Bequemlichkeit, der besseren Kontrolle des Entwicklungs-
— 52'-
Vorganges und der Entbehrlichkeit einer Dunkelkammerlampe auf Reisen, sondern
in der jetzt gegebenen Möglichkeit, panchromatische Platten bei hellrotem Licht
entwickeln zu können. Dies ist nicht nur in der Praxis des Dreifarbendrucks,
sondern für alle Aufnahmen farbiger Objekte von großem Wert. Die jetzt im
Handel befindlichen sogenannten orthochromatischen Platten geben, ohne Gelb-
scheibe benutzt, die Helligkeitswerte der Farben noch vollkommen falsch wieder.
Mit panchromatischen Platten sind aber, wie Kühn hervorgehoben hat, Moment-
aufnahmen hinter kräftigem Gelbfilter möglich, und die Schwierigkeit der richtigen
Entwickelung solcher Platten fällt bei der Phenosafraninbehandlung fort. Dem-
nach wäre es sogar denkbar, daß die Entdeckung der desensibilisierenden Farb-
stoffe durch Luppo-Cramer wesentliche Folgen für den Öbjektivbau hat: man
könnte die chromatische Korrektion auf gelb und gelbgrün beschränken. —
Möglicherweise lassen sich bei weiterem Ausbau der Untersuchungen über die
Desensibilisatoren auch Einblicke in die seit fast 50 Jahren bekannte, aber immer
noch nicht autgeklärte Wirkung der sensibilisierenden Farbstoffe erwarten.
4. Gripp, K.: Über einige Neuerwerbungen des Mineralogisch-
Geologischen Instituts.
Es wurde vorgelegt: 1) ein Backenzahn aus dem Oberkiefer von Hip-
parion gracile Kaup sp. von Sylt. Der Zahn ist gefunden am Strande unterhalb
der am Morsumkliff anstehenden tertiären Schichten. Da in den Wurzelhöhlungen
des Stückes schwarzer Glimmerton und in diesem Jugendexemplare von Natica
saßen, außerdem unzersetzter Schwefelkies Hohlräume im Innern des Zahnes
ausfüllt, ist es sicher, daß das Stück wasserundurchlässigen, marinen Schichten,
nämlich dem obermiozänen Glimmerton entstammt. Der Fund ist wichtig, da
er erstens nachweist, daß das 3 zehige Pferd Hipparion gracile bis gegen Sylt
nach Norden vorkam und zweitens gestattet, die marine Schichtenfolge im Nord-
seebecken in Verbindung zu bringen mit den Ablagerungen, die nur Reste von
Landsäugetieren enthalten. — 2) eine Renntierstange, die deutliche Spuren der
Herrichtung zu einer Axt aufweist. Das Stück ist gefunden zu Langenfelde und
Atstammt wahrscheinlich einer unter Torf gelegenen Sandschicht in der Grube
der früheren Ziegelei Nitsch.
20. Sitzung, am 25. Mai. — Klatt, B.: Das Domestikationsproblem
und seine Bedeutung für die Wissenschaft vom Menschen (mit
Lichtbildern).
Die Bedeutung der Haustierforschung für die Wissenschaft vom
Menschen ist in zwiefacher Hinsicht gegeben. Die Erfindung des Haustiers ge-
stattet dem Menschen erst aus dem Stadium primitivster Kultur erfolgreich sich
zu den Höhen unseres heutigen Kulturniveaus heraufzuarbeiten. Die Herrschaft
gewisser Völker, die der Geschichte der Menschheit ihre Wegrichtung gab,
wurde vielfach erst ermöglicht durch den Besitz dieser Völker an neuen oder
besseren Haustieren. Die historische Seite der Haustierforschung ist daher
schon stets, wenn auch vielleicht nicht immer in dem gebührenden'^ Maße,'* für
die Erforschung der menschlichen Kulturgeschichte als wichtiges Hilfsmittel
benutzt worden.
Die Haustierforschung hat daneben aber auch eine wichige. biologische
Seite. Sie gestattet das Studium der gesetzmäßigen Umänderungen, die der
tierische Organismus erleidet durch Herausnalime aus der Natur und Über-
nahme in den Stand der Domestikation, und diese Erkenntnis, ist von nicht
-y^ -
minder hoher Bedeutung für die Wissenschaft vom Menschen, nämlich für die
Naturgeschichte des Menschen. Erst in den letzten Jahren haben die An-
thropologen erkannt, daß viele biologische Eigenarten des Menschen (Weiß-
häutigkeit, Blauäugigkeit, Kraushaarigkeit, Haarlosigkeit u. a. m.) zu verstehen
sind als Domestikationserscheinungen. Der Mensch ist eben das domesticirteste
aller Tiere. So erfährt denn auch das Studium der Domestikation neuerdings
von Seiten der Anthropologie erhöhte Beachtung und Neubelebung.
So wenig wir über die feinsten physiologischen Veränderungen wissen,
die sich im tierischen Organismus abspielen müssen bei dem Übergang aus dem
Leben im Natur- in das im Kulturzustande, so können wir doch soviel sagen,
daß diese Änderungen nicht bloß im Stoffwechsel des Tierkörpers, sondern vor
allem auch in dem Stoffwechsel derjenigen seiner Zellen, aus welchen die Nach-
kommen des Individuums entstehen, also im Stoffwechsel der Keimzellen sehr
erhebliche sein müssen, da sehr bald erblich abweichende Individuen im Zu-
stande der Domestikation auftreten. Und diese Abweichungen vom Typus der
wilden Stammväter sind für die verschiedenen Haustierarten im großen und
ganzen dieselben. Man denke nur an die verschiedenen Farbschläge, die bei
den verschiedensten Haustierarten in analoger Weise zu beobachten sind, bei
den wilden Verwandten nicht anzutreffen sind, an die Veränderungen der Haar-
längen, -struktur und -anordnung.
Genauer ging Vortragender dann ein auf die Änderungen an Hirn und
Schädel, die in der Domestikation auftreten. Eine der ersten Wirkungen primi-
tiver Domestikation ist das Geringerwerden der Gesamtgröße ; man denke an
die kleinen Haustierformen des Neolithikums: Torfschwein, Torfrind, Torfspitz.
Für den Schädel ergibt sich daraus aber eine wichtige Umänderung auch der
Form, da au? physiologischen Gründen der Schädel eines kleineren Tieres nicht
ein einfach stereometrisch verkleinertes Abbild des Schädels von großen Formen
derselben Art sein kann, wie Vortragender bereits in einem früheren Vortrag
auseinandergesetzt hat. Die einzelnen Organe nehmen nämlich verschieden
schnell ab mit sinkender Größe, Hirn und Auge langsamer als die Muskeln,
woraus sich eben das verschiedene Bild des Schädels bei groß und klein ergibt.
Neben diesen indirekt durch die Größenunterschiede bewirkten Formabände-
rungen tritt in der Domestikation, besonders wenn sie intensiver wird, leicht
noch eine andere Verschiebung der Proportionen auf: der Schädel wird kürzer
und breiter; beim Wildtier ist er mehr lang und schmal. Sehr schön kann man
das vielfach schon erkennen an Wildtieren, die im Zoologischen Garten groß
gev/orden sind, wenn man sie mit echt wilden Verwandten vergleicht.
Auch für das Hirn kann man bei solchen Zoologischen-Garten-Tieren viel-
fach eine bemerkenswerte Änderung feststellen ; es erreicht nicht die Größe des
Hirns der -verwandten echten Wildformen. Bei den hochkultivirten Haustier-
rassen, die im Stalle gehalten der Sorge um Nahrungserwerb und Selbstverteidi-
gung im höchsten Maße enthoben sind, erreicht dann diese Hirnabnahme auch
den höchsten Grad. Bemerkenswert ist das Verhalten des Hundehirn?, bei dem
Vortragender durch genauere Untersuchung zwar auch eine Abnahme gewisser
Teile, dafür andererseits aber Zunahme anderer nachweisen konnte, und zwar
letztere für Teile, wie das Stirnhirn, die meist mit der höheren geistigen Tätig-
keit in Zusammenhang gebracht werden Ist doch der Hund auch das einzige wirk-
lich „erzogene" Haustier. — Zum Schluß wurde auf die zu diesen Ergebnissen
der Haustierforschung beim Menschen sich ergebenden Parallelen hingewiesen.
21. Sitzung, am I.Juni. — Möller, H. G. : Einrichtungen des modernen
funkentelegraphischen und funkentelephonischen Verkehrs.
— 34 -
Der Vortragende ging davon aus, daß die Post beabsichtigt, die Funken-
telegraphie zur gleiciizeitigen Weitergabe von Börsennaciirichten, Wettermeldungen,
Zeitungsdienst an zahlreiche, über ganz Deutschland verteilte Leitfunkstellen zu
benutzen. Als Übertragungsmethoden sollen Radiotelephonie oder Schnelltele-
graphie benutzt werden. Hier hat man verstanden, aus der Not eine Tugend
zu machen, da die nach allen Seiten in die Erscheinung tretende Wirkung der
Funkentelegraphie, sonst ein Mangel, jetzt, im Kreisfunkspruch, nutzbar wird.
Zu dem sind für den telcgraphischen und telephonischen Schnellverkehr die
Drahtleitungen auf weitere Entfernungen ungeeignet, weil die Kabel die für den
Empfang notwendige starke Auffüllung an elektrischem Strom nicht aufzunehmen
vermögen. — Besonders bemerkenswert ist ein kurzer Überblick über die Fnt-
wickelung der Sende- und Empfangsmethoden, die dem Ausbau des Unter-
nehmens dienen. Als Sendemethoden werden zunächst erwähnt die Markoni-
schen Knallfunken. Da wegen der starken Funkendämpfung die erzeugten
Wellenzüge kurz sind, die Abstimmung schlecht ist, bleibt ihre Bewertung eine
geringe. Erforderlich sind längere Wellenzüge und kürzere Funkenstrecken.
Wien in Jena trug diesen Erfordernissen Rechnung mit den Löschfunken.
Auseinemdurch Funken angeregten, sehr stark gedämpften Stoßkreis wird die Ener-
gie in einen schwach gedämpften Antennenkreis übertragen. Die sich daraus
ergebenden Vorteile sind bessere Abstimmfähigkeit, raschere Funkenfolge, größere
Leistung. Das Wien'sche System wird noch heute auf fast allen Schiffen ver-
wendet. Ein weiterer Fortschritt bedeutet der P o u 1 s e n 'sehe Lichtbogensender.
Er benutzt die abfallende Charakteristik des Lichtbogens zur Erregung konti-
nuierlicher Wellen. Vorteil: Sehr hohe Abstimmfähigkeit. Die kontinuierliche
Welle kann durch ein mit der Antenne gekoppeltes Mikrophon moduliert werden.
Die Poulsenlampe ermöglichte zuerst die drahtlose Telephonie.
Sodann sind es die Hochfrequenzmaschinen mit Frequenzerhöhung in der Ma-
schine oder in statischen Frequenzwandlern, die die Leistungen erhöhen. Doch
sind die Maschinen nur für lange Wellen, besonders aber für hohe Energie ge-
eignet. Der Röhiensender endlich erzielt eine letzte Verbesserung. Einer Be-
schreibung der physikalischen Vorgänge in der Elektronenröhre schließt sich
eine Erläuterung an bezüglich ihrer Verwendung als Verstärker für Ströme von
Sprech- und Hochfrequenz, als Gleichrichter und Schwingungserzeuger (Prinzip
der Rückkoppelung). Die Röhrensender können gleich gut für Leistungen von
Vio Watt bis 10 KW hergestellt werden und zeichnen sich durch außerordentliche
Konstanz der Schwingungen aus. — Die durch Funken ausgelösten Wellenzüge
konnten mit Detektor und Telephon als Ton empfangen werden. Die konti-
nuierlichen Wellen erregen im Detektor einen Gleichstrom. Um sie zu empfangen
erfand F e s s e n d e n den Überlagerungsempfang: Ein auf der Empfangsstation be-
findlicher kleiner Röhrensender wird mit der Antenne gekoppelt und so abge-
stimmt, daß er mit der in der Antenne aufgefangenen Senderschwingung
Schwebungen gibt, die als klarer Ton im Telephon zu hören sind. Der Ton
unterscheidet sich sehr gut von Luftstörungen. Beim Überlagerungsempfang ist
ein ganz neues Auswahlprinzip angewandt. Bisher wurden die Frequenzen, die
man nicht empfangen wollte, durch Resonanzabstimmung ausgeschlossen. Jetzt
wählt man durch Einstellung des Überlagerers einen schmalen Frequenzbereich
von der Breite der hörbaren Töne aus. Für Schreibempfang wird der Über-
lagerungston verstärkt und gleich gerichtet. Um störende Geräusche auszu-
schließen, wird der gewünschte Überlaeerungston durch einen weiteren nieder-
frequenten Resonanzkreis ausgewählt. Ein dem oben, beim Fessenden'schen
Überlagerungsempfang beschriebenen Überlagerer ähnlicher, selbstschwingender
Empfänger läßt sich so einrichten, daß er einen Wechselstrom von Tonfrequenz
liefert, wenn er über ein bestimmtes Maß gegen den Sender verstimmt ist, daß
er aber innerhalb eines sehr schmalen Frequenzbereiches Gleichstrom liefert.
— 35 —
Dieser Gleichstromempfang wird nun durch irgend welche andere Sender, deren
Welle außerhalb des genannten schmalen Bereiches, des „Mitnahmebereiches"
liegt, nicht mehr gestört. Die Methode, den „Empfang im Mitnahme-
bereich" genannt, wurde in der Radiotelegraphischen Abteilung des physi-
kalischen Instituts der Hamburger Universität ausgearbeitet. — Als Schreibapparat
fürSchnelltelegraphie kommt der Siemens'sche Schnelltelegraph in erster Linie in
Frage. Er liefert das Telegramm in Schreibmaschinenschrift gedruckt und ver-
mag in einer halben Stunde eine Broschüre von 20 Druckseiten zu 50 Zeilen
mit je 40 Buchstaben (80 000 Buchstaben) zu übertragen. Die Wirkungsweise
des Senders und Empfängers wurden an Hand von Schaltschemen und Skizzen
erläutert, die Telegraphendirektor Kuhlmann in liebenswürdiger Weise dem Vor-
tragenden zur Verfügung gestellt hatte. — Von neueren Telephonieschaltungen
wurde die Methode der Eisendrosseln der C. Lorenz A. G. beschrieben. Sie
kommt für Telephonie mit Poulsengeneratoren und Hochfrequenzmaschine in
Frage. Weiter wurden noch erläutert die Methode der Modulierung der Gitter-
vorspannung für Röhrensender großer Leistung, sowie die Methode der Modu-
lierung der Anodenspannung für Hochfrequenztelephonie über Leitungen und
eine im hiesigen Universitätsinstitut ausgearbeitete Methode der Telephonie mit
Frequenzschwankungen.
22. Sitzung, am 25. Juni. — Trommsdorf, aus Magdeburg: Land-
schaftsbüder aus Südwestafrika (mit Lichtbildern).
Klima und Reliefzonen, der Wechsel von Volks-, Tier- und Vegetations-
provinzen gliedern das ehemalige Deutsch-Südwest-Afrika in mehrere Großland-
schaften (Damara- und Groß-Namaland, Namib, Kalahari, Karstfeld, Kaokofeld).
Der unterschiedliche geologische und Vegetationscharakter wird zum Thema des
Vortrages gewählt und in einer Reihe von Lichtbildern zur Darstellung gebracht.
Die „südafrikanische Primärformation" gibt dem Damaralande, die dem
Urgebirge auflagernden Sedimentgesteine dem Groß-Namalande seinen geolo-
logischen Charakter. Entsprechend den von Westen nach Osten und von Süden
nach Norden zunehmenden Niederschlagsmengen werden die unterschiedlichen
Vegetationszonen gezeigt, unter Hervorhebung der für die einzelnen Landschaften
typischen Baumarten. Auf die Rivieravegetation der Flußläufe, die dem Land-
schaftsbild einen markanten Zug gibt, wird besonders aufmerksam gemacht.
Die Fauna wird nur gestreift. Von den Antilopenarten wird der „Gemsbock"
Südafrikas, die Oryxantilope, von der Vogelwelt die Pinguine, die dem Küstenmeer
einen polaren Zug verleihen, und die Flamingos erwähnt, die nur als Gäste an
der Küste weilen und am Ngamisee brüten. Auch die Zeckenfauna wird kurz
berührt. Der Vortragende teilt sein Forschungsergebnis aus dem Jahre 1912/13
mit, das er auf der 90000 Hektar großen Truppenfarm Narubis zwischen großem
und kleinem Karrasgebirge ermittelt hat.
23. Sitzung, am 29. Juni. — Wegener, A.: Die Theorie der Kon-
tinentalverschiebungen.
Wer auf der Erdkarte die gegenüberliegenden Küstenlinien von Südamerika
und Afrika vergleicht, dem muß der völlig gleiche Verlauf dieser beiden Linien
auffallen. Es sieht aus, als ob eine große Eisscholle längs einer unregelmäßi-
gen Linie in zwei Teile zerbrochen und diese Teile dann von einander abge-
trieben wären, wobei der eine — Südamerika — sich noch etwas gedreht hat.
Diese Betrachtung ist der Ausgangspunkt einer neuen Auffassung über die
Natur unserer Erdrinde geworden. Hiernach schwimmen die Kontinentalblöcke
— 36 —
samt ihren Schelfen in einem zähflüssigen, nur oberflächlich erstarrten Tiefen-
material (Sima), über vvelches sie nur 5 km hinausragen, während sie nach
unten 50 — 200 km tief hinabtauchen. Sie stellen die Reste einer einst die ganze
Erde umkleidenden äußersten Gesteinsrinde (Sial) dar, welche sich im Laute
der Erdgeschichte immer mehr zerteilte und zusammenschob. So wird der ganze
Atlantik als eine einzige, riesenhaft erweiterte Spalte aufgefaßt, die sich vom
Süden herseitder Kreidezeitgeöffnet hat, indem die beidenAmerikasich immerweiter
nach Westen fortschoben. An ihrem Vorderrand wurde dabei durch den Wider-
stand des alten pazifischen Tiefseebodens das Andengebirge aufgefaltet. In
älteren Zeiten lagen auch Antarktika, Australien und Vorderindien dicht um
Südafrika gruppiert und bildeten mit diesem eine zusammenhängende Scholle,
deren allmähliche Aufspaltung erst zur Absonderung dieser einzelnen Kontinente
führte. Vorderindien berührte dabei mit seiner Westküste Madagaskar, mit
seiner Ostküste Australien, und war mit Asien durch eine lange Halbinsel oder
richtiger, durch einen unterseeischen Schelfsockel verbunden. Im Tertiär zerriß
es diesen Zusammenhang mit Madagaskar — Australien hatte sich früher abge-
spalten — und nun wurde das lange Verbindungsstück mit Asien nach Nord-
osten zusammengeschoben, so daß sich an seiner Wurzel die Faltenzüge des
höchsten Gebirges der Erde, des Himalaja, auftürmten, und Vorderindien auf
seinen heutigen Platz gelangte.
Die Gründe für diese Theorie sind der Geophysik, Geodäsie, Geologie,
Paläontologie und der Tier- und Pflanzengeographie entnommen und in der kürz-
lich erschienenen zweiten Auflage der vom Vortragenden verfaßten Arbeit „Die
Entstehung der Kontinente und Ozeane" zusammengestellt. (Nr. 66 der „Wissen-
schaft", Braunschweig 1920). Aus dieser Beweisführung kann hier nur einiges
wenige angeführt werden. Die Westwanderung Amerikas zeigt sich an dem
Zurückbleiben der schmalen Antillenketten und, noch besser, des Südantillen-
bogens zwischen Feuerland und Westantarktis. Auch die Inselguirlanden Ost-
asiens werden jetzt verständlich als sich ablösende Randketten bei der allge-
meinen Westwanderung der Kontinente. Die australische Scholle kollidiert, von
Südosten kommend, mit den Sunda-Inseln, wie die gestörte Richtung von deren
vorderster Reihe Timor-Ceram und auf der anderen Seite die ganz herumge-
schleppte Insel Neupommern zeigt.
Besonders wichtig ist die Erklärung, die die neue Lehre für die Tatsache
gibt, daß auf der Erde nicht das mittlere Krustenniveau an; häutigsten vorkommt,
sondern zwei andere Niveaus, die um 2V-.' km höher und tiefer als dieses liegen
und mit den Kontinentoberfiächen und Tiefseeböden identisch sind. Dies läßt
sich nur erklären durch die Annahme, daß es sich um zwei verschiedene
Schichten des Erdkörpers handelt, so daß Kontinente und Tiefseeböden sich
verhalten wie Eisschollen und Wasser.
Die Biologen haben seit langem angenommen, daß die heute durch die
Tiefsee getrennten Erdteile früher einen unmittelbaren Landzusammenhang be-
saßen, aber man dachte sich diesen in Form von „Brückenkontinenten", welche
später versanken. Aber diese Lehre ist mit Recht angegriffen worden, weil ein
Versinken eines ganzen Kontinents zum Tiefseeboden physikalisch unmöglich
erscheint und auch weil bei Rekonstruktion aller Brückenkontinente kein Platz
mehr für die Wassermassen des Ozeans bleibt. Diese Schwierigkeiten werden
durch die Verschiebungstheorie beseitigt.
Für den Geologen ist es natürlich von besonderem Interesse, den Bau
der ehemals zusammenhängenden Kontinentalränder zu vergleichen. Alte Falten-
züge, aus der Zeit vor dem Abriß, die quer hinüberführen, gestatten eine sehr
scharfe Kontrolle darüber, ob der von der Verschiebungstheorie angenommene
unmittelbare Zusammenhang wirklich bestanden hat. Bei der atlantischen Spalte
— 37 —
sind es 6 hinüberreichende Strukturen, die eine solche Kontrolle gestatten, und
alle 6 Kontrollen stimmen: Das Kapgebirge Findet seine Fortsetzung in den heute
mehr als 6000 km entfernten Sierren von Buenos Aires, die genau an der rich-
tigen Stelle liegen. Ferner ändert die uralte Faltung in den Gneistafeln von
Afrika und Südamerika in übereinstimmender Weise bei Kamerun und beim Kap
San Roque die Richtung; sodann findet sich die Fortsetzung der durch Deutsch-
land, England und Frankreich hindurchstreichenden karbonischen Falten, die die
großen Kohlenflöze enthalten, jenseits des Ozeans in den gleichfalls karboni-
schen Falten der nordamerikanischen Appalachen mit den dortigen reichen
Kohlenschätzen. Und dicht nördlich davon folgen hüben wie drüben noch zwei
ältere Faltungen, deren Teilstücke grade so liegen, daß sie bei der Rekonstruktion
zusammenpassen. Das gleiche gilt endlich auch für die Grenze der quartären
Inlandeisbedeckung Nordamerikas und Europas.
Eine sehr schlagende Lösung hat ferner ein bisher rätselhaftes Ergebnis
der Geologie erfahren, nämlich die Spuren einer Inlandeisbedeckung im Karbon
und Perm, die sich auf allen Kontinenten der heutigen Südhalbkugel finden,
und letztere so völlig bedecken, daß bei unveränderter Lage derselben die ganze
eine Halbkugel der Erde vereist gewesen sein müßte, während die andere gar
keine Eisspuren aus dieser Zeit trägt. Nach der Verschiebungstheorie dagegen
rücken alle diese Gebiete für jene Zeit konzentrisch auf Südafrika zusammen,
so daß die Eisspuren nur noch ein Areal von plausibler Größe bedecken. Der
Nordpol mußte damals mitten im Pazifik liegen und konnte daher auf den Nord-
kontinenten keine Spuren hinterlassen.
Ein besonderes Interesse knüpft sich auch aus dem Grunde noch an die
Verschiebungstheorie, weil nach ihr für mehrere Stellen der Erdoberfläche Aus-
sicht besteht, die Abstandsänderungen der Kontinente durch wiederholte astro-
nomische Ortsbestimmungen im Laufe einigerjahrzehnte zu messen. Ja, es ist
durch die Beobachtungen der Danmark-Expedition bereits geglückt, den Nach-
weis zu führen, daß Grönland im Laufe des letzten Jahrhunderts um etwa
l'^ km nach Westen gewandert ist.
24. Sitzung, am 12. Oktober. — Timm, R.: Zum Gedächtnis von
Woldemar Kein, unter Vorführung seiner besten Diapositive.
Am 29. Juli 1921 verschied unser liebes Vereinsmitglied Woldemar Kein,
nachdem schon längere Zeit ein Sinken seiner Kräfte bemerkbar gewesen war.
Geboren am 27. September 1858, vorgebildet in seiner Vaterstadt Bautzen, stu-
dierte er in Leipzig Mathematik und Physik. 1886 kam er nach Hamburg, wo
er bald eine Familie gründete. Er leistete am Realgymnasium des Johanneums
sein Probejahr ab, arbeitete auch in der Seewarte und gehörte von 1895 bis zu
seinem Tode der Realschule von Dr. Th. WahnschafF an, deren treue Stütze er
war. Seine ausgezeichneten Photographien und Diapositive machten ihn bald
bekannt. Durch engen Anschluß an naturwissenschaftliche Kreise bekundete
er seine große Liebe zur Natur, aus deren unerschöpflicher Lebensquelle er die
Motive für seine Kunstwerke hauptsächlich wählte. Kunstwerke konnte man
seine Lichtbilder mit Recht nennen. An eine Reihe von Vegetationsbildern
blühender Gewächse schlössen sich später eine Menge Charakterbilder be-
merkenswerter Sträucher und Bäume, ganz besonders Nadelhölzer, deren Dar-
stellung er zu einer vorbildlichen Vollendung führte. Bald nachdem die Ge-
brüder Lumiere ihre Autochromplatten in den Handel gebracht hatten (1907),
wandte Kein das neue Verfahren an und stellte Bilder aus der Natur in einer
Farbenpracht her, die den ungeteilten Beifall eines jeden Betrachters fanden.
Ein Lichtbildervortrag von Kein war stets ein Ereignis. Wohl vorbereitet im
— 38 —
Aufbau und in der Reihenfolge, gewürzt mit Humor, fesselte er in reicher Ab-
wechslung von Anfang bis zu Ende. Hinter der schaffenden Kunst, in der Kein
sich betätigte, trat begreiflicherweise seine literarische Tätigkeit zurück. In den
Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg gab er 1907
(dritte Folge XV) einen Bericht über urwüchsige Fichtenwälder in der Lüneburger
Heide. Durch die 10 beigegebenen prachtvollen Vegetationsbilder hat er den
botanischen Ausflügen des Naturwissenschaftlichen Vereins in jenem Jahr ein
bleibendes Denkmal gesetzt. Ferner sind in den Berichten der Dendrologischen
Gesellschaft und in anderen Zeitschriften Aufsätze von ihm erschienen, meist
durch schöne Bilder illustriert. Seiner Mitarbeit am Lüneburger Heimatbuch
soll ebenfalls gedacht werden. Ein gleiches, großzügig geplantes Werk für
Schleswig-Holstein, dessen Ausführung der Krieg hat hinfällig werden lassen,
sollte von ihm auch mit bearbeitet werden. Seine Hauptstärke aber lag in der
lebendigen Mitteilung durch Bild und Wort. Auch von ihm konnte man sagen:
Er mußte geizen mit der Gegenwart,
Den Augenblick, der sein war, ganz erfüllen.
Mußt' seiner Mitwelt mächtig sich versichern
Und im Gefühl der Würdigsten und Besten
Ein lebend Denkmal sich erbaun.
Das hat er getan, der treue Freund, der stets bereit war, sein Wissen und
Können zur Verfügung zu stellen; seine Arbeit und sein Wirken sichern ihm
ein dauerndes Andenken. — Die Mannigfaltigkeit der Kunst des Heimgegangenen
veranschaulichte prächtig eine reiche Auswahl von Diapositiven und besonders
von Autochromplatten, die im Lichtbild wiedergegeben wurden.
25. Sitzung, am 19. Oktober (gemeinschaftlich mit der Ortsgruppe
Hamburg der Gesellschaft für technische Physilc), — Schäfer, O.:
Ein neues Musikinstrument und seine physikalischen Grundlagen.
26. Sitzung, am 26. Oktober. — Ernst, W. : Untersuchungen über
neuere geologische Beobachtungen der Kreide bei Lüneburg.
27. Sitzung, am 2. November. — Michaelsen, W.: Die geographische
Verbreitung der Oligochaeten im Lichte der Wegener'schen
Kontinental Verschiebung.
Siehe den Sonderbericht am Schluß dieser Verhandlungen, S. 45 ff.
28. Sitzung, am 10. November (gemeinschaftlich mit der Ortsgruppe
Hamburg der Gesellschaft für technische Physik). — 1. Dreyer:
Über Reinlichtlampcn.
2. Coulmann: Über den Segelflug (mit Lichtbildern).
Der ohne Arbeitsleistung des fliegenden Subjekts vor sich gehende Flug
schöpft seine Energiequelle nur aus der Luft. Der Wind ist turbulent, d.h. er
hat Schwankungen seiner Stärke und Richtung nach, die erzeugt werden durch
Erwärmung des Bodens und Hindernisse des Windes. Es entstehen schräg auf-
wärts ziehende Wirbelsystenie und dadurch Stärkeschwankungen des Windes von
- 39 -
etwa 30 "Ai und Richtungsschwankungen im Mittel bis etwa 30 Grad. Die Aus-
führungen stützen sich großenteils auf die Arbeit von Prof. Dr. Ahlborn, Ham-
burg, „Der Segelflug" (Verlag Oldenburg). Der Windstoß wird durch den Flügel
in Auftrieb, die Richtungsänderung des Windes in Vortrieb umgesetzt. Einen
dauernden Gewinn an Höhe kann der geradeaus segelnde Vogel nur aus zu-
nehmendem stoßweisem Winde ziehen, da die negativen Windstöße — Flauten —
Verluste bedingen. Durch Kreisen könnte unter Umständen auch eine positive
Ausnutzung der Flauten erzielt werden. In diesen Punkten weicht Redner von
Ahlborn ab. Er gibt noch drei andere Erklärungsmöglichkeiten des Kreisens
und betont dann, daß der Vogel immer die Möglichkeit hat, Höhen- und Ge-
schwindigkeitsgewinn auszutauschen. — Von den verschiedenen Änderungen, die
der Vogel an seinem Fluggerät ausführen kann, scheinen von besonderer Wichtig-
keit und in erster Linie geeignet, von einem künstlichen Apparat nachgeahmt
zu werden, 1) die elastische, unter dem verstärkten Winddruck von selbst ein-
tretende Verringerung des Anstellwinkels, 2) die willkürliche und zwar sowohl
gleichsinnige wie gegenläufige Veränderung des Anstellwinkels beider Flügel,
und vielleicht noch 3) die symmetrische und unsymmetrische Veränderung der
Flächengrößen-, doch würde die Erfüllung dieser 3 Forderungen bereits schier
unüberwindliche Schwierigkeiten in der baulichen Ausführung machen. Eine
große Spannweite bei kleiner Flächentiefe und geringer Flächenbelastung ist
anzustreben, ferner eine starke Wölbung des Profils und peinlichste Verringe-
rung des Luftwiderstandes. Ein Segelfiugzeug wird sich also vom bisher üblichen
erheblich unterscheiden und die meisten Flugzeuge des Rhönwettbewerbs, auch
die besten mit, sind Motorflugzeuge ohne Motor und können nur als Gleiter,
nicht aber eigentlich als Segler angesprochen werden. — Es werden dann die
meisten Flugzeuge des diesjährigen Rhönwettbewerbs im Bild vorgeführt und be-
sprochen: 1) dieHängegleiter nach alten Vorbildern, 2) die große Mehrzahl der
motorlosen normalen Flugzeuge, unter ihnen werden die Siegerapparate der
Akad. Fliegergruppe Hannover und des Flugwissenschaftlichen Vereins Aachen
besonders gewürdigt. Die 3. Gruppe umfaßt die Typen, die durch grundsätzlich
neue Mittel den Segelefrekt zu erreichen suchen. Neben ihnen wird der Apparat
des Bayrischen Aeroclubs München als 2. Sieger der Wasserkuppe besonders
anerkannt, die Palme aber dem „Weltensegler" der Segelflugzeugwerke Baden-
Baden zugesprochen, der leider durch einen schweren Sturz im Endkampf aus-
fiel. Seine Segeleigenschaften sind überragend wie das fast 2 Minuten frei
segelnde Modell bewies. Es wurden die Höchstleistungen des diesjährigen
Rhönsegelflugwettbewsrbs behandelt mit 5 Minuten 35 Sekunden Flugdauer
(Hannover), 4,(»8 km Flugstrecke (München), 0,775 m/sec kleinster Sinkgeschwindig-
keit (München und Aachen) und 1 : 10 ',2 kleinster Gleitzahl (Hannover). Diese
Werte wurden nach Schluß des Wettbewerbs ganz erheblich überboten durch
die Flugzeuge der Hannoveraner und Aachener und auf 15 7.i Minuten Flugdauer,
7 '/'i km Strecke, 'A m'sec Sinkgeschwindigkeit und '/'■.-, Gleitzahl gebracht. End-
lich wird der Segelflieger von vom Horth und Messerschmitt im Bild vorgeführt,
und Redner schließt mit der Messerschmittschen Schilderung des glänzenden
21 Minuten-Fluges vom Horths auf dem Heidelstein in der Rhön am 13. Sep-
tember ds. Js.
29. Sitzung, am 23. November. -- Pfeffer, G. : Zum Gedächtnis von
Ernst Haeckel (des am 19. August 1919 verstorbenen Ehren-
mitgliedes des Vereins).
Redner sprach zunächst über Haeckel als liebenswürdige und begeisternde
Persönlichkeit; dann würdigte er ihn als Zoologen von staunenswerter Arbeits-
kraft und Vielseitigkeit; ferner als theoretischen Biologen, dem die geistige
— 40 -
Durchdringung der Wissenschaft mit neuen Gedanken und Anschauungen mehr
verdankt als irgend einem anderen Forscher. Ganz besonders verweilte der Vor-
tragende bei der Philosophie Haeckels, die methodologisch als Materialismus zu
bezeichnen ist, die aber, teils nach Haeckels eigenen Worten, teils auf Grund
seiner steten Beziehung auf Goethe, Keime idealistischer und religiöser Welt-
anschauung deutlich aufweist. Ein Kulturkämpfer war Haeckel durch sein ein-
drucksvolles Eintreten gegen jeden kirchlichen und politischen Zwang, seine
' mannhafte Verteidigung von Wissenschaft und Lehre, und zuletzt dadurch, daß er an
Stelle des groben Materialismus von Moleschott, Vogt und Büchner eine be-
trächtlich höher stehende Philosophie setzte.
30. Sitzung, am 30. November (gemeinschaftlich mit der Ortsgruppe
Hamburg der Gesellschaft für technische Physik). — Dechent, V.:
Die moderne Röntgenröhre.
Der Vortragende ging aus von den Verwendungszwecken der Röntgen-
strahlen. Sie liegen im wesentlichen auf medizinischem Gebiet. Die Konstruk-
tionsgrundsätze sind je nach dem Verwendungszweck (Diagnostik und Therapie)
verschieden. Für diagnostische Zwecke kommen mittlere Härte und A'eiche von
einem scharfen Brennpunkt ausgehende Strahlen zur Anwendung, für thera-
peutische fast ausschließlich sehr harte. Für beide Zwecke wird möglichst große
Strahlenintensität angestrebt. Da der größte Teil der in den Röhren zur An-
wendung gelangenden elektrischen Energie an der Antikathode frei wird, ist diese
zu kühlen. Die abzuführenden Energiemengen betragen bis zu mehreren Kilo-
watt. Die früher fast ausschließlich zur Anwendung gelangte Kühlung durch
Wasser wird neuerdings erzetzt durch Kühlung durch Wärmestrahlung. Dabei
nehmen die Anthikathoden Temperaturen von 2000" und darüber an.
Der Vortragende schilderte dann die Entwicklung der Röntgenröhre
älterer Art, welche noch einen, wenn auch geringen, Gasinhalt enthält, die so-
genannte lonenröhre, und sodann die Entwicklung der sogenannten Glühka-
thoden- oder Elektronen-Röntgenröhre. Die lonenröhre hat sich trotz verschiedener
Nachteile weiter entwickelt und ist noch keineswegs durch die modernere Elek-
tronenröhre verdrängt. In einzelnen Eigenschaften, insbesondere was Härte der
ausgesandten Strahlen anbelangt, ist sie ebenbürtig, für diagnostische Zwecke
hat sie sogar noch eine gewisse Überlegenheit. Die Elektronenröhre hat insbe-
besondere den Vorzug einfacherer Bedienung, vorausgesetzt, daß sie einwandfrei
arbeitet. Bedingung dafür ist hervorragend gutes Vakuum. Die erforderlichen
Vakua bewegen sich unter ', 10000 mm Hg-Säule. Das Prinzip der Glühkathoden-
röhre stammt von Wehnelt.
Der Vortragende beschreibt sodann einige der wichtigsten Abarten der
Elektronen-Röntgenröhren und schloß seine Ausführungen mit einem Hinweis
darauf, daß die Röntgentechnik insofern besonders schwierige Aufgaben zu lösen
hätte, als sie stets an den Grenzen des Erreichbaren arbeite und von den Ver-
wendern der Röhren und Apparate zu wenig beachtet werde, daß jede technische
Einrichtung einen gewissen Sicherheitsfaktor berücksichtigen muß. Die Bean-
spruchungen bewegen sich in der Praxis an der äußersten Grenze des Zulässigen.
Die größten Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenröhren sind während
des Krieges in Deutschland gemacht worden. Außer D-nitschland kommen für
diese Technik nur noch die Vereinigten Staaten von Amerika in Betracht.
In der Diskussion gab der Vortragende noch eine kurze Beschreibung
der neuesten Lilienfeld'schen Rcintgenröhre, welche -.ine Spitzenentladung im
Hochvakuum zur Erzeugung der Kathodenstralilen benutzt.
„ 41 -
31. Sitzung, am 7. Dezember. — Hentschel, E.: Über den kürzlich
in der Elbe gefangenen Wal.
Unter den in den letzten Jahrhunderten in der Elbe beobachteten Walen
scheint, soweit nachweisbar, kein Schwertwal gewesen zu sein, doch wurde beim
Bau des Eibtunnels der Schädel eines solchen gefunden. Auch scheint kein
Wal soweit wie dieser (22 km oberhalb Hamburgs) hinaufgegangen zu sein.
Der Schwertwal (Orca OiCa), benannt nach seiner, zumal im männlichen Ge-
schlecht, sehr hohen Rijckenflosse, ist ein durchschnittlich 6 m, selten bis zu
8 oder 9 m großer Zahnwal mit gutem Gebiß, sehr schön gezeichnet, indem von
der weißen Bauchseite nach den Seiten des Hinterleibes flügeiförmige Flecke
ausgehen, zwei länglich weiße Flecke sich oberhalb der Augen befinden und
ein gebogener heller Fleck hinter der Rückenflosse liegt. Er stellt, entgegen
früheren Annahmen, nur eine Art von weltweiter Verbreitung dar. Die meist
in Trupps lebenden Wale ernähren sich räuberisch von Robben und Delphinen,
wovon sie sehr viele fressen können, und werden deswegen von den Engländern
Killer- Whales genannt. Im Großfischereigebiet des nördlichen Norwegens fressen
sie hauptsächlich Fische. Außerdem greifen sie auch die größten Wale, z. B.
Grönlandwale und Blauwale an und reißen ihnen Speck und Fleisch vom Leibe,
daher der norwegische Name „Spaekhugger" (Speckhauer). — Das am 11. Nov.
bei Fliegenberg gefangene Tier war ein ausgewachsenes Weibchen von 5,45 m
Länge und 2,56 m größtem Umfang, mit 1,43 m breiter Schwanzflosse. Es war
verhältnismäßig schlank, da es nur eine 5,5 cm dicke Speckschicht hatte, während
erwachsene Tiere sonst doppelt so dicken Speck haben. Über das Alter des
Wales läßt sich nichts sagen. Der Magen war leer, der Darm enthielt para-
sitische Saugwürmer (Trematoden). Es wurden vorgezeigt: die genannten Para-
siten, das 26 Pfund schwere Herz .des Wales, Photographien des Tieres, eine
auf Grund dieser Bilder und von Messungen hergestellte Zeichnung, ältere Ab-
bildungen und der Schädel eines Schwertwales. Das Skelett des in der Elbe
gefangenen Tieres wird in den Besitz des Zoologischen Museums übergehen.
Der Vortragende zeigte ferner Beckenrudiniente von Walen, die er 1910
von einer Reise nach Neufundland mitgebracht hatte. Die Rückbildung des
Beckens geschieht, wenn die Hintergliedmaßen schwinden, bei verschiedenen
Wirbeltieren, z. B. Eidechsen, Schlangen, Seekühen, und unabhängig vonein-
ander bei Zahnwalen und Buckelwalen. Die drei vorgezeigten Becken vom
Finnwal, Buckelwal und Potwal zeigten alle drei noch einen Rest des Ober-
schenkelknochens.
32. Sitzung, am 14. Dezember. — Gripp, K.: Über Störungen und
das Vorkommen von Salz im Untergrunde von Hamburg und
Umgebung.
Im Jahre 1901 vertrat Gottsche die Ansicht, das Elbtal verdanke seine
Entstehung tektonischen Störungen (Einbrüchen) und der Geestrand sei in seiner
ersten Anlage auch diluvial. Aber schon 1912 hatte Hörn erkannt,daß Tertiärschichten
ungestört unter dem Elbtal und den angrenzenden Geestgebieten lagerten, daß
eine tektonische Entstehung des Elbtals somit nicht nachzuweisen sei. Trotz-
dem sind in den Profilen, die den von Preuß. Landesgeologen aufgenommenen
geologischen Karten Blatt Hamburg und Wandsbek beigegeben sind, Andeutungen
jener tektonischen Störungen wiederum enthalten. Diesen Glauben an die tek-
tonische Präformierung des Elbtals macht E. Koch's Karte der Basis des ober-
miozänen Glimmertons bei Hamburg (Jahrb. d. Hamburgischen Wiss. Anstalten 36.
1918. Mitteilungen a.d. Mineralogisch-Geologischen Institut) endgültig zu schänden,
- 42 -
Koch, der die genannte Grenzschicht in 314 Bohrungen der Umgebung Hamburgs
verfolgt hat, zeigt in seiner Karte, daß die Elbe über relativ hochgelegene sowohl
wie relativ eingesunkene Gebiete quer hinwegläuft, ein Zusammenhang zwischen
dem heutigen Verlauf des Elbtals und dem Aufbau des tieferen Untergrundes
also keineswegs besteht.
Koch's Karte zeigt ferner:
1. ein allmähliches Absinken der Grenzschicht von SO gegen NW um einen
Betrag von 300 m oder mehr,
2. das Auftreten von Störungen in jener Grenzschicht, z. B. beträgt der
Unterschied in ihrer Höhenlage bei Buxtehude 112 m auf 1 km Entfernung;
solche Störungen aber weisen auf orogenetische (gebirgsbildende) Kräfte hin,
3. das Aufragen eines Berges aus älterem Gestein im Untergrunde von
Stellingen-Langenfelde.
Bei letztgenanntem Vorkommen handelt es sich um eine aus Salz und
darüberliegendem Gipshut bestehende Mauer (oder einen Pfeiler), die steil und
unvermittelt in jüngere Schichten aufragt. Über die Entstehung dieser eigen-
tümlichen Gebilde, die ebenso von Segeberg, Lüneburg und dem übrigen nord-
deutschen Flachland bekannt sind, besteht unter den Geologen ein lebhafter
Streit. Für einen Teil der Geologen handelt es sich bei ihnen um extreme
Formen von Falten, die wie so viele andere Störungen in Nord-Deutschland zu
bestimmten Zeiten, also episodisch als Folge seitlichen Druckes (orogene-
tisch) entstanden sein sollen. Andere Geologen aber sehen in diesen Salzmauern
Salzmassen, die infolge ihrer nachweisbaren, hohen Plastizität in vorhandene
Störungszonen hineingequetscht wurden und nun kontinuierlich aufsteigen,
und dieses nicht infolge seitlichen Druckes, sondern infolge vertikal wirken-
der Belastung durch die über den Salzlagern angehäuften Gesteinspakete.
Der Vortragende hat nachweisen können (13. Jahresbericht, Niedersächs.
Geol. Verein Hannover 1921), daß
a) in den Salzaufbrüchen von Lüneburg, Langenfelde und Segeberg die Zeiten
des Aufsteigens der Salzmassen nicht zusammenfallen mit den bisher
bekannten Zeiten orogenetischer Bewegungen.
b) der Gipsberg zu Segeberg nach der Eiszeit weiter herausgehoben ist, und
zwar nicht als Ganzes, sondern örtlich verschieden hoch. Der Vor-
tragende hält es für unwahrscheinlich, daß die aus verhältnismäßig mürbem
Gestein aufgebauten Gipsberge von Segeberg und Lüneburg dem kolossalen
Druck des nordischen Eises standgehalten hätten. Er glaubt vielmehr,
daß diese Gipsberge wie alle anderen Höhen aus älteren Gesteinen durch
die Vereisung eingeebnet, und daß nach der Vereisung Gips und Anhy-
drit von neuem durch die aufdringenden Salzgesteine aus der Erde her-
ausgeschoben worden seien.
Die unter a) und b) angeführten Beobachtungen deuten auf ein kontinuier-
liches Aufsteigen der Salzmassen hin.
Bei Langenfelde haben wir in den Gipsmassen in der Ziegelei von Kali-
morgen den Oberrand eines Gipshutes vor uns, eines Gipshutes, der seit der
Vereisung nicht wieder emporgeschoben wurde, da entweder nur leichtlösliche
Salze, die im Grundwasser aufgelöst wurden, von unten aufdringen oder aber
die Bewegung im Salzstock zeitweise oder dauernd zur Ruhe gekommen ist.
Auffallend ist, daß bei der großen Zahl der auf Salz oder Öl in der Nähe
von Hamburg niedergebrachten Tiefbohrungen, kein Geologe oder Wünschel-
rutengänger die bohrlustigen Geldleute mit Erfolg auf das Hamburg nächstge-
legene Salzvorkommen hingewiesen hat.
-- 43 -
2. Gruppensitzungen.
a. Die Botanische Gruppe war eingeladen zu den Sitzungen
des Bot. Vereins am:
18. Januar, -- Schmidt, J.: Über Veränderungen in der Flora Schles-
wigs ; durch die Abtretung von Nordschleswig an Dänemark bedingt.
15. Februar. — Irmscher, Ed.: Über den Ursprung der Blutenpflanzen.
15. März. — Beyle: Über ein in Ohlsdorf aufgeschlossenes Moor
aus der Buchenzeit.
15. November. — Schmidt, J.: Die Carexbastarde unserer Heimat.
13. Dezember. — Irmscher, Ed.: Die Flora der Robinson-Insel.
b. Sitzungen der Gruppe
für naturwissenschaftlichen Unterricht,
I.Sitzung, am 24. Januar. — Kommissionsbericht betr. Abänderung
der Meraner Beschlüsse. — Aussprache.
2. Sitzung, am 28. November. — Rischbieth, P.: Gasvolumetrische
Unterrichtsversuche mit der Glühdraht-Pipette.
3, Sitzung, am 12, Dezember, — 1. Hahn, K,: Apparat zur Vor-
führung der oszillatorischen Entladung.
2. Franck, W.: Vorführung eines einfachen elektrischen Ofens für
den chemischen Unterricht.
3, Hillers, W,: Über die Notwendigkeit einer Hamburger Orts-
gruppe des Vereins zur Förderung des mathematischen und
naturwissenschaftlichen Unterrichts, mit der die naturwissen-
schaftliche Unterrichtsgruppe eine Arbeitsgemeinschaft zu
bilden hätte.
B. Die Besichtigungen und wissenschaftlichen Ausflüge
des Jahres 1921.
Am 11. Juni Besichtigung der Sternwarte in Bergedorf,
Am 15. Juni Besichtigung des Zoologischen Gartens unter Führung
des Direktors Prof. Dr. J. Vosseier.
— u —
Bei jeder Tiergriippe und -art wurden die wesentlichsten biologischen
Merkmale und charakteristischen Lebensvorgänge geschildert, wie z. B. das Ent-
stehen und Wachsen der Geweihe bei Hirschen, der Haarwechsel in seinen
verschiedenen Formen und Farbwirkungen bei Hirschen, Bison, Tiger u. a., die
Anpassung von Nilpferden und Seekühen an das Wasscrieben. Längeres Ver-
weilen veranlaßtcn die letzteren, die „Meerjungfrauen" phantasiereicher Erzäh-
lungen schiffahrenden Volkes. Die Nahrungsaufnahme dieser Sirenenart konnte
beobachtet werden, die insofern spannende Aufmerksamkeit auf sich lenkte, als der
Lippenbau, erinnernd an den fingerförmigen Fortsatz des Ek-fanteniüssels, auf
eine ähnliche Betätigung eingestellt ist wie dieser. Die Erklärungen allgemeiner
Art ergänzten Mitteilungen über das Verhalten der Tiere in der.Gefangenschaft,
über ihre Lebensdauer und Ernährung, über Fortpflanzung und Zähmung, ge-
stützt auf Beobachtungen, die größtenteils bisher nur im Hamburger Zoologischen
Garten gemacht sind, wie z. B. die Geburt und das Säugen der Nilpferde unter
Wasser. Reich ist der Tierbestand an selteneren Jungtieren. Außer dem schnell-
wüchsigen Nilpferd konnten junge Bisons, Zebus, Schafe, Ziegen, Meerschwein-
chen, Aguti, Tahrziegen, Lama, Togo- und javaponnies, zahlreiches Nutz- und
Ziergeflügel und, als eine große Seltenheit, in der Gefangenschaft geborene
Füchse vorgeführt werden. Eine erstaunliche Vollständigkeit zeigte das große
Vogelhaus an Papageien, Kakadus und an Vögeln aus der Heimat, unter denen
junge Eulen, Bussarde und Habichte besonders auffielen. Vertretern der
heimischen Tierwelt konnte man auch sonst allenthalben begegnen, da sie zum
Zweck der Belehrung bei Anschaffungen besonders berücksichtigt werden. Hier
seien nur der Dachs, das Reh, der Edelhirsch, der Damhirsch, eine Reihe von
Füchsen aus Hamburgs Umgebung in verschiedener Farbschattierung genannt.
Lebhaftes Interesse begegneten die Leporiden, Bastarde zwischen Hase und
Kaninchen, die, ein Geschenk des Züchters, eines Hamburger Herrn, der selbst
gegenwärtig war und die Züchtungsarbeit eingehend erläuterte, erstmalig genauer
öffentlicher Beobachtung zugängig gemacht worden sind, nachdem seit langem
in der Wissenschaft das Für und Wider der Möglichkeit ihres Auftretens in freier
Wildbahn Gegenstand von Erörterungen gewesen ist, ohne daß ein positives
Ergebnis festgelegt werden konnte. Unter einheimischen Reptilien wurde eine
große Anzahl von Kreuzottern, Ringelnattern und Sumpfschildkröten, erstere
ebenfalls in mehreren Farbabstufungen, gezeigt. Die Krokodilsammlung, wohl
eine der arten- und individuenreichsten, bot Gelegenheit, frischgelegte, hühner-
eigroße Eier dieser Rieseneidechsen kennen zu lernen.
Die botanischen Ausflüge.
Sonntag, d. 30. Jan. Ausflug nach der Großkoppel.
„ „ 27. Febr. „ „ Steinbek-Boberg
„ 20. März „ „ den Tongruben von Lohbrügge
„ 24. April „ „ Wohldorf
„ „ 20. Mai „ „ Auniühle-Hahnenkoppel
„ 26. Juni „ „ Quickborn- Himmelmoor- Pinneberg
„ „ 31. Juli „ „ Neugraben-Daerstorf
„ „ 28. August „ „ dem Bredenbecker Teich
„ 25. Sept. „ in die Harburger Waldungen
„ 30. Okt. „ „ Reinbek-Aumühle
„ „ 27. Nov. „ „ VolksdorF
. 18. Dez. _ „ den Tongruben bei Wohltorf.
3. Sonderbericht über den Vortrag am 2. November 1921.
Die Verbreitung der Oligochäten
im Lichte der Wegener'schen Theorie der Kontinentenverschiebung
und andere Fragen zur Stammesgeschichte und Verbreitung dieser
Tiergruppe.
Von
W. Michaelsen.
Mit 2 Kartenskizzen im Text.
Eine jüngst veröffentlichte Arbeit J. STEPHENSON'sO, die
die Probleme der geographischen Beziehungen der Oligochäten
des vorderindischen Gebietes eingehend behandelt und den Ver-
such einer Lösung dieser Probleme darbietet, veranlaßt mich, meine
eigenen neueren Ansichten über die Fragen der geographischen
Verbreitung der Oligochäten darzulegen und insbesondere zu zeigen,
wie sich die Tatsachen der Oligochäten-Verbreitung zu der A.
WEGENER'schen Theorie der Korrtinenten-Verschiebung -) stellen.
Bevor ich an diese besondere Darlegung gehe, muß ich die
STEPHENSON'schen Ausführungen und andere ältere Ansichten
über phyletische und geographische Verhältnisse der Oligochäten
einer Besprechung unterziehen. STEPHENSON's Arbeit bringt
manche wertvolle Aufschlüsse über gewisse Verwandtschaftsbe-
ziehungen indischer Oligochäten — von mir in einer anderen
jüngst veröffentlichten Arbeit ^) eingehend erörtert — sowie neue
') J. STEPHENSON, 1921, Contributions to the Morphology, Classification, and
Zoogeography of Indian Oligochaeta; in: Proc. Zool. Soc. London, 1921.
-) A. WEGENER, 1920, Die Entstehung der Kontinente und Ozeane; in: Die
Wissenschaft, Vieweg, Braunschweig.
•') W. MICHAELSEN, 1922, Oligochäten vom westlichen Vorderindien und ihre
Beziehungen zur Oligochätenfauna von Madagaskar und den Seychellen;
in: Mt. Mus. Hamburg, XXXVII.
._ 4 —
Gesichtspunkte in Bezug auf Verbreitungsverhältnisse; doch l<ann
ich nicht allen Darlegungen und Schlußfolgerungen STEPHEN-
SON's zustimmen.
Ich behandle die zu erörternden Fragen in den folgenden
Kapiteln:
Konvergenzen und angebliche Polyphylie Seite 4
Art und Weise der Ausbreitung der Oligochäten . . . . „ II
Vorzeitliche Oligochäten und phyletisch alte Formen . . „ 16
Theorie der Verbreitung von Oligochäten über hochnordische
Landbrücken bei Konstanz der großen Ozeanbecken „ 20
Die Verbreitung der Oligochäten im Lichte der Wegener-
schen Theorie der Kontinentenverschiebung . . . . „ 27
Schlußbemerkungen zu den verschiedenen Erklärungen
über die Verbreitung der Oligochäten „ 36
Konvergenzen und angebliche Polyphylie.
hn zweiten Kapitel der erwähnten Arbeit (1. c. s. ^) behandelt
STEPHENSON gewisse Konvergenzerscheinungen und Parallel-
entwicklungen, die angeblich zu einer Polyphylie von Oligo-
chäten-Gattungen geführt haben sollen. Er kommt zu der Ansicht,
daß d'C Aufstellung polyphyletischer Gattungen nicht zu vermeiden
sei, da in vielen Fällen eine Konvergenz oder Parallelentwicklung
vorkommen möge, ohne nachweisbar zu sein. Dem muß ich im
allgemeinen zustimmen; doch ziehe ich nicht den gleichen Schluß
aus dieser Erkenntnis, und auch die historische Rechtfertigung
für einen Verzicht auf das Erstreben eines natürlichen Systems
mit monophyletischen Gruppen kann ich nicht gerechtfertigt finden.
Daß das System ursprünglich, in^eiten, als man an eine phyletische
Entwicklung noch nicht dachte, lediglich eine Zusammenfassung
der Formengruppen nach rein morphologischen Verhältnissen dar-
stellte, kann nicht für uns bindend sein. Wir müssen entsprechend
den Bedürfnissen unserer Zeit andere Anforderungen an das
System stellen. Wir dürfen und wollen nicht darauf verzichten,
eine für tiergeographische Erörterungen so bedeutsame Tiergruppe
wie die Oligochäten für diese Zwecke auszunutzen. Tiergeo-
graphische Probleme lassen sich aber nur an der Hand eines Sy-
stems lösen, das die verwandtschaftlichen Beziehungen wieder-
spiegelt. Wie schwierig es auch in manchen Fällen sein mag,
wir müssen jedenfalls versuchen, ein natürliches Sy-
stem mit monophyletischen Gruppen zu schaffen. In
vielen Fällen ist zur Zeit keine Sicherheit über die phyletischen
Verhältnisse zu gewinnen, in manchen wird vielleicht niemals eine
_ 5 _.
Klarstellung erfolgen. In diesen Fällen müssen wir selbstverständ-
lich vorläufig bezw. endgültig künstliche Gruppen bilden; dazu
zwingt uns die Notwendigkeit der Einordnung in das allgemeine
System. Doch wäre es gut, wenn in solchen Fällen der fragliche
bezw. künstliche Charakter solcher Gruppen — meist kommen
wohl Gattungen in Betracht — gekennzeichnet würde, um die
für phyletische und geographische Erörterungen nötige Sichtung
des Tatsachenmaterials zu erleichtern^). Wo sich aber die na-
türliche Umgrenzung und Stellung einer Gruppe durch neuere
Untersuchungen offenbart, müssen wir unweigerlich für die Syste-
matik die entsprechende Schlußfolgerung ziehen. Ich stelle als
Vertreter der Tiergeographie für die Bedürfnisse dieser Wissen-
schaft durchaus die Fo rderung einer strengen „Orthodoxie"
— so bezeichnet STEPHENSON den von mir vertretenen Stand-
punkt der unweigerlichen Anpassung des Systems an die phy-
letische Erkenntnis — . Das bringt bei dem schrittweisen Steigen
unserer Erkenntnis naturgemäß ein häufiges Ändern der syste-
matischen Abgrenzungen und Einordnungen mit sich. Die hierauf
beruhenden technischen Schwierigkeiten lassen sich nicht ver-
meiden : wie könnte man auch ein noch in der Entwicklung be-
griffenes, stetig wachsendes Wesen, wie unsere Sonderwissenscliaft,
in ein starres Kleid zwängen ").
Wenn ich nun auch in der Erkenntnis der Unvollständigkeit
unserer phyletischen Feststellungen durchaus mit STEPHENSON
übereinstimme, so teile ich doch nicht seine pessimistische Auf-
fassung, daß wir von keiner Gruppe einen monophyletischen Ur-
sprung sicher annehmen könnten. Schon die guten geo-
graphisch en Ergebnisse zeig.en, daß ihre phyletische Grund-
lage nicht gar so schlecht sein kann. Zwar gibt uns die geo-
graphische Verbreitung der Oligochäten manches bei dem jetzigen
Stande der Wissenschaft anscheinend unlösbare Rätsel auf; aber
gerade die zum Schluß folgenden Ausführungen zeigen, wie ein
neuer erdgeschichtlicher Gedanke plötzlich die Lösung einiger der
schwierigsten Rätsel ermöglicht.
*) Ich bezeichnete solche ihrem Charakter nach fragliche Gattungen als „Surro-
gatgattungen"; vergl.: W. MICHAELSEN, 1911, Zur Kenntnis der Eodri-
laceen und ihrer Verbreitungsverhältnisse; in: Zool Jahrb., Syst., XXX,
p. 548. — Vielleicht ließe sich eine bessere Bezeichnung dafür finden,
etwa: „Vorläufige Gattungen".
^) Ich befürworte mit einer stetigen Anpassung des Systems an die neueren Er-
kenntnisse nicht zugleich die mit der Prioritätsfrage zusammen-
hängende Gepflogenheit der häufigen Namensänderungen aus rein for-
malen Gründen.
_ e —
Die Gefahr, daß wir die etwaige polyphyletische Entstehung
einer Sonderform veri<ennen könnten, ist meiner Ansicht nach nicht
so groß, wie STEPHENSON annimmt, wenn er meint, daß wir
von keiner Tochtergattiing wissen könnten, ob sie nicht poly-
phyletisch aus ihrer Muttergattung entsprossen sei. Viele Beispiele
zeigen, daß wir doch mit großer Sicherheit die Art der Entstehung
gewisser Gruppen, ob monophyletisch oder polyphyletisch, er-
kennen können. #So läßt sich mit einer an Gewißheit grenzenden
Wahrscheinlichkeit nachweisen, daß die auf das kleine neusee-
ländisch-nordqueensländische Gebiet beschränkte Gattung J^hodo-
drilus als microscolecine Reduktionsform nur einmal, also mono-
phyletisch, aus der weltweit verbreiteten Gattung Jlcanihodrilus
entsprossen ist, während andererseits die microscolecine Reduk-
tionsform der von jicanthodrilus durch Schwund des Muskel-
magens entstandenen Gattung ^/crosco/^.r (s. 1 ) an mehren Stellen
ihres subantarktich-zirkummundanen Gebietes aus der acantho-
drilinen Form hervorging, also polyphyletisch, nicht als ein-
heitliche Gruppe bezw. Gattung. Deshalb war in jener Acantho-
drilinengruppe mit wohlausgebildetem Muskelmagen die micro-
scolecine Reduktionsform als (monophyletische) Gattung l{hodo-
drilus der Wurzelform, Gattung Jlcanthodrilus, gegenüber zu
stellen, während in der entsprechenden Gruppe ohne deutlichen
Muskelmagen die polyphyletischen microscolecinen Reduktions-
formen nicht als besondere Gattung zusammengefaßt werden
durften, sondern in der nun acanthodriline und microscolecine
Formen umfassenden Gattung }fticroscolex s. 1. belassen werden
mußten (Vergl. W. MICHAELSEN, 1. c. s.^), p. 533). Durch ähn-
liche Schlußfolgerungen aus Verbreitungsverhältnissen konnten
wir mit genügender Sicherheit der südafrikanisch-magalhacnsischen
Muttergattung Chilofa (acanthodrilin) die Tochtergattungen Ifa-
gansia (microscolecin, magalhaensisch-chilenisch) und Udeina
(unrein balantin, südafrikanisch) als monophyletische Gattungen
gegenüberstellen, während andererseits die große Gattung ])icho-
gaster nicht nach diesem Gesichtspunkt zerlegt werden konnte.
in manchen Fällen wird es dem Systematiker allerdings
schwer gemacht, den „orthodoxen" Standpunkt festzuhalten.
STEPHENSON führt einige solcher schwierigen Fälle offen-
barer Konvergenz an, so die Konvergenz des Pcrionyx annulatus
(STEPH.) vom östlichen Himalaya mit der Gattung jYtegascolex
durch Auftreten von Mikronephridien neben Meganephridien im
postclitellialen Teil, so auch die Konvergenz des Diplocardiinen
ITrigastrinen] jYtonogasfer bidjumensis (Mich.) vom tropischen
Afrika mit der Qctochätinen-Gattung Öctochaetus durch Ver-
— 7 —
Schmelzung der ursprünglich zweifellos doppelten Muskelmagen
zu einem einheitlichen Organ, das nun dem ursprünglich ein-
fachen Muskelmagen von Öctochaetus ähnlich (aber nicht homolog)
ist. Hier kann aber sicherlich nicht ernstlich die Schaffung poly-
phyletischer Gattungen (Jfiegascokx + perionyx annulafus und
Öctochaetus -f J/tonogaster bidjumensis) ins Auge gefaßt werden.
perionyx annulatus ist so offenbar ein perionyx, jYfonogaster
bidjumensis so offenbar ein i)/c/?o^c75/er-Verwandter, daß ein
Kenner sofort schon aus der äußeren Tracht ihre richtige Zuord-
nung treffen muß, und eine Zuordnung zu ßegascolex bezw.
zu Öctochaetus, die dadurch zu diphyletischen Gattungen würden,
ganz ausgeschlossen ist. Die durch jene beiden Arten .darge-
stellten Konvergenzen umfassen doch nicht das Wesen der
Gatt^-uigen, sondern nur gewisse Bildungen, die in den bisher ge-
bräuchlichen Diagnosen eine hervorragende Rolle spielen. Die
Diagnosen sind aber sekundär geschaffene und nur
gan z rohe Skizzen der Gattungscharaktere, wie folgendes
Beispiel erläutern mag: Es wäre mir nie in den Sinn gekommen,
eine Gattung lediglich auf Grund des Charakters „Muskelmagen
im 8. Segment" von einer Gattung mit dem Charakter „Muskel-
magen im 5., 6. oder 7. Segment" zu sondern, und doch sind
dies die einzigen Bestimmungen, die einen Unterschied in den
Diagnosen der beiden Gattungen pheretima und Jitegascolex
bilden. Das Charakteristische dieser beiden Gattungen liegt in
ganz anderen Verhältnissen. Tatsächlich habe ich die beiden
Gruppen von vornherein als zu sondernde Gattungen erkannt, wie
jeder Oligochätenkenner im allgemeinen schon an der äußeren
Tracht eine pheretima von einem J/iegascolex unterscheidet.
Aber die äußere Tracht ist diagnostisch kaum zu bestimmen,
ebensowenig, wie sich etwa ein bestimmtes Menschenantlitz so
beschreiben ließe, daß die betreffende Person danach aus einer
größeren Menschenansammlung sicher herauszufinden sei. Auch
die für den Charakter der Gattung bedeutsamsten Besonderheiten
der inneren Organisation können versagen, so bei Jfiegascolex-
pheretima der höchst bedeutsame Charakter der Samentaschen-
Anordnung, aus dem deutlich hervorgeht, daß pheretima die
jüngere, aus J/legascolex entsprossene Gattung ist. Während
sich nämlich die }>fe^c75co/e'.r-Anordnung unmittelbar aus der An-
ordnung bei der Ahnengattung j^ccr/7//?0(^r//i;s ableiten läßt, nach
einer Seite hin durch teilweisen Schwund von Samentaschen, nach
der anderen Seite durch regelmäßige Anreihung überzähliger
Samentaschen nach vorn hin, erklären sich die mannigfaltigen
/*/7ere///77(7-Anordnungen meist als verschiedenartig angreifenden
— 8 -
Schwund an einer der Ji/feffasco/ex-Höchsizah\ entsprechenden
Anordnung (bei einigen J>heref/ma- Arten hat sich lenejYfegrasco/ex-
Höchstzahl noch erhalten, bei einer einzigen Art sogar noch um
ein weiteres Paar, nach vorn hin angereiht, vermehrt). Da in
diesem Wechsel von Vermehrung und Schwund der Samentaschen*)
in der absteigenden Linie zum Teil die gleichen Anordnungs-
weisen auftreten wie in der aufsteigenden, so daß man einer Art
an der Samentaschen-Anordnung nicht immer ansehen kann,
welcher dieser beiden Linien bezw. Gattungen sie angehört, so
müssen wir für die Diagnosenbildung auf diese nur bei Übersicht
über die ganzen Massen der Arten in die Augen fallenden, für
die Beurteilung der phyletischen Verhältnisse höchst bedeutsamen
Charaktere verzichten. Bei einer Gegenüberstellung der beiden
a priori als Gattungen erkannten Gruppen ergab sich als diag-
nostisch verwertbarer Unterschied eben lediglich jen^i Charakter
der Muskelmagen-Lage.
In dem hier erörterten Falle, der den bedeutsamen Unter-
schied zwischen dem a priori erkannten Gattungscharakter und
der sekundär aufgestellten Gattungsdiagnose zur klaren Anschau-
ung bringen sollte, war es möglich, die beiden Gattungen diag-
nostisch durch eine einfache Bestimmung scharf zu sondern, wenn
dieser Bestimmung auch nicht die bedeutsamsten Charaktere zu
Grunde lagen. Die Aufgabe, ßtonogaster diagnostisch als Diplo-
cardiinen (s. \., = ])iplocardiinae -\- Jrigastrinae) zu kennzeichnen
und von den Octochätinen zu trennen, ebenso wie die, perionyx
annulatus diagnostisch an seinen richtigen Platz zu bringen, ist
schwieriger, läßt sich aber durch Aufnahme von Ausnahmebe-
stimmungen unter anderseitiger Einschränkung lösen, wie ich es
im Falle von Jyfonogasfer bereits ausgeführt habe. Bei einem
weiteren von STEPHENSON angeführten Konvergenzfall eines
mutmaßlichen plufellus mit der Gattung pontodrilus läßt sich
die Schwierigkeit leicht dadurch vermeiden, daß man die kleine
Qdiiiung pontodrilus mit der großen Q^{{\\ng plutellus verschmilzt,
ist pontodrilus doch lediglich ein plutellus, der offenbar durch
*^) ßcanthodrüus ßegascolex ptieretima
Sainentaschen *
ausmündend |9 — 8.
vorn am Segment 9, 8."~^ 9, 8.
9, 8, 7.
9, 8, 7, 6.
.9, 8, 7, 6, 5. ► I 9, 8, 7, 6, 5.
K 8, 7, 6, 5, 4.
'Samentaschen ganz geschwunden
9 -- 8 7 — 6 — 5.
9, 8 — 8, 7 - 7, 6.
9, 8, 7 — 8, 7, 6 — 7, 6, 5.
9, 8, 7, 6 — 8, 7, 6, 5.
— 9 —
seine besondere Lebensweise systematisch wenig bedeutsame Ab-
änderungen erfahren hat. Daß die Gattung Pontodrilus überhaupt
bis jetzt gesondert gehalten wurde, beruht wohl lediglich auf der
Abneigung, ohne besondere Nötigung eine altehrwürdige Gattung
aufzuheben. Wenn ein Pontodrilus jetzt zum ersten Mal ge-
funden würde, dächte wohl kein Oligochätologe daran, eine neue
Gattung für ihn aufzustellen. Ein derartiger Verschmelzungs-
prozeß zur Vermeidung der Polyphylie scheint STEPHENSON nicht
recht zuzusagen, wenn ich bei seiner Erörterung über die von
mir vorgeschlagene Verschmelzung der Gattungen J/tegascolex
und Jfotoscolex (1. c. s. ^), p. 120) richtig zwischen den Zeilen
lese. Diese Verschmelzung ist aber unvermeidlich, ist doch der
Übergang von Jfotoscolex zu J/tegascolex ein so kontinuierlicher
und breit angelegter, daß es tatsächlich unmöglich ist, eine auch
nur einigermaßen logische Begrenzung beider Gruppen zu finden.
Man denke nur an die verschiedenen Arten, die am Vorderkörper
das entscheidende Merkmal von Jfotoscolex (lumbricine Borsten-
anordnung), am Hinterkörper das von Jftegascolex (perichätine
Borstenanordnung) aufweisen, übrigens ist yyfe^(75co/e^(s.l.)"icht die
erste Gattung, in der Formen mit lumbriciner und solche mit
perichätiner Borstenanordnung vereint sind. Die gleiche Ver-
schmelzungsnotwendigkeit lag z. B. bei der Glossoscoleciden-
Gattung Periscolex vor. Die Umwandlung der lumbricinen in
die perichätine Borstenanordnung tritt in so vielen verschiedenen
Zweigen des Neooligochäten-Stammbaumes durchaus unabhängig
auf, daß man diesen Vorgang als einen verhältnismäßig leicht in
die Wege zu leitenden ansehen muß, dem eine hochgradige sy-
stematische Bedeutung nicht zukommt. Für die in Erdröhren
lebenden und hauptsächlich unter allseitiger Anpressung an die
Röhrenwandung sich bewegenden Regenwürmer ist die gleich-
mäßige Verteilung der Borsten über den ganzen Körperumfang
offenbar sehr vorteilhaft; sehen wir doch in dieser Tiergruppe
die verschiedensten Anordnungen, die eine solche gleichmäßigere
Verteilung selbst unter Beibehaltung der lumbricinen 8-Zahl der
Borsten eines Segments bewirken (Trennung der Borsten eines
Paares oder Quinkunx-Anordnung durch verschiedene Stellung
der Borsten benachbarter Segmente). Die ergiebigste Änderung
der Borstenverhältnisse in diesem Sinne gewährt aber die Borsten-
vermehrung, d. i. die perichätine Borstenanordnung. Diese ist
für die Regenwürmer so vorteilhaft, daß man sich höchstens da-
rüber wundern könnte, daß noch in so vielen Zweigen dieser
Tiergruppe so starr an der von. den wasserbewohnenden Lum-
briculiden ererbten lumbricinen Borstenanordnung festgehalten
— 10 —
wird, übrigens sehe ich, um auf Jitegascolex zurückzukommen,
in der Verschmelzung nicht die endgültige Lösung der Schwierig-
keit, wie STEPHENSON meint („Michaelsen . , . gets over the
polyphyletic difficulty . . . "), sondern nur den ersten, allerdings
scheinbar zurückführenden, aber unvermeidlichen Schritt zu einer
Lösung. Es mag die endgültige weitere Teilung der Gattung
jytegascolex (s. 1.) nach anderen Gesichtspunkten der Zukunft vor-
behalten bleiben, etwa Sonderung in kleinere Gruppen wie die
neuseeländische Gruppe der Gattung Jokea BENH. unter An-
schluß der entsprechenden perichätinen Formen und die süd-
indische Gruppe der J/[egascolex fravancorensis MICH. — JYo-
toscolex ponmudianus MICH. Zur Zeit erscheint mir der Versuch
einer durchgehenden Zerlegung der Gattung J)/fegascolex (s. I )
aussichtslos und auch durchaus nicht dringlich; ist diese Gattung
mit ihren ungefähr 160 Arten doch bei weitem nicht so umfangreich
wie z. B. die Gattung pheretima. Zeigen doch auch andere Tier-
gruppen natürliche Gattungen mit weit höherer Artenzahl.
Auch ROSA "^ "■ -) tritt für eine Polyphylie gewisser Oligo-
chätengattungen ein; er benutzt das Auftreten von Arten einer
und derselben Gattung (bezw, angeblich der gleichen Gattung)
in weit getrennten Sondergebieten als Stütze für seine Hypothese
von der Hologenese. Die von ROSA aus dem Kreise der
Oligochäten angeführten Beispiele sind jedoch meiner Ansicht nach
nicht stichhaltig. Die Öctochaefus von Neuseeland sind den
Öctochaefus vom vorderindischen Gebiet durchaus nicht ohne
weiteres gleichzustellen. Ich sah mich jüngst veranlaßt, die
letzteren als besondere Untergattung Öcfochaetoides der neusee-
ländischen Gruppe, Untergattung Öctochaefus, gegenüberzustellen
(1. c. s. ■'), p. 37). Auch die Gattung Criodrilus im älteren Sinne,
auf deren Vorkommen im amerikanischen und eurasischen Gebiet
ROSA sich stützt, habe ich nach näherer Untersuchung in einen
eurasischen Teil, Gattung Criodrilus s. s., und einen amerikani-
schen Teil, Gattung I)rilocrius, spalten müssen, und diese beiden
Teile sind anscheinend garnicht unmittelbar mit einander verwandt,
sondern erst durch ein mutmaßlich tropisch-afrikanisches Mittel-
glied in eine weitläufigere, vetterschaftliche Beziehung gesetzt •').
') D. ROSA, 1909, Saggio di una nuova spiegazione dell' origine e della distri-
buzione geografica dclle spezie. (Ipotesi della „ologenesi"); in: Boll.
Mus. Torino, XXIV, Nr. 614.
'') D. ROSA, 1918, Ologenesi, Nuova Teoria dell' evoluzione e della distribuzi-
one geografica dei Viventi; Firenze.
■') W. MICHAKLSKN. 1917, Die Lumbriciden mit besonderer Berücksichtigung
der bisher als Familie Glossoscolecidae zusammengefaßten Unterfamilien;
in: Zool. Jahrb., Syst., XLL p. 15, 16.
— 53 —
Auch geographisch versagen diese Beispiele, denn es handelt sich
nicht um beliebige, von einander unabhängige Sondergebiete,
sondern um solche, die in ganz bestimmter geographischer Be-
ziehung zu einander stehen, um größere Verbreitungssysteme, in
denen die herausgegriffenen Beispiele nur einzelne Glieder dar-
stellen (siehe unten!).
Art und Weise der Ausbreitung der Oligochäten.
Die meiner Ansicht nach nicht haltbare Annahme STEPHEN-
SON's von einem verhältnismäf5ig jungen geologischen Alter der
terricolen Oligochäten (siehe unten!) verlangte von ihrem Ver-
fechter eine besondere Erklärung über die Ausbreitungsart dieser
Tiere; denn meine ältere Darstellung dieser Ausbreitungsverhält-
nisse gründete sich auf Annahme eines viel höheren geologischen
Alters der Wurzelformen dieser Tiergruppe, Da für STEPHENSON
frühere unmittelbare Landverbindungen zwischen den jetzt durch
Meeresstrecken getrennten Sondergebieten gewisser Oligochäten-
gattungen nicht in Rechnung kommen, so erklärt er diese über-
seeischen Beziehungen als das Ergebnis jüngerer bis rezenter
Überseewanderung. STEPHENSON weist auf die treiben-
den Inselflöße („rafts") hin, die vielfach mehr als hundert
Meilen vor den Mündungen großer tropischer Ströme wie Ganges,
Kongo, Amazonas und Orinoko, sowie zwischen den Inseln des
Malayischen Archipels beobachtet wurden, und die Übersee-
kolonisation von Tieren, auch von Oligochäten, bewirken könnten.
Auch bei diesem Problem hat sich STEPHENSON meiner Ansicht
nach zu sehr auf die Berücksichtigung seines besonderen For-
schungsgebietes, in dem es sich im allgemeinen um verhältnis-
mäßig geringe Ozeanbreiten handelt, beschränkt. Bei einer Ver-
allgemeinerung versagt die von ihm angegebene Lösung des
Problems durchaus. Es ist ausgeschlossen, die offenbaren Be-
ziehungen terricolerOligochätengruppen über größere Ozeanstrecken
hinweg durch solche Inselfloß-Wanderungen erklären zu wollen,
wie z. B. die Beziehungen zwischen Kapland und Süd-Patagonien
(Chilofa), zwischen Tropisch-Westafrika und Westindien (J)icho~
gaster) und zwischen Süd-Europa und dem östlichen Nordamerika
(€isenia, ßimasfus) über die ganze Breite des Atlantischen
Ozeans hinweg. Was bedeutet denn „over a hundred miles"
(natürlich englische Meilen zu ungefähr 1 Va km), also eine Strecke
wie etwa von Hamburg nach Helgoland, gegenüber diesen Ozean-
breiten ! Aber auch für die Verbreitung terricoler Oligochäten
über schmälere Meeresstrecken hinweg kommen meiner Ansicht
— 54 -
nach die Inselflöße nicht wesentlich in Betracht. Wäre eine
solche Ausbreitlingsweise terricoler Oiigochäten häufig vorge-
kommen, so hätten deren Gattungen sich nicht so streng ge-
schlossene Verbreitungsgebiete bilden können, wie sie im allge-
meinen jetzt aufweisen. (Von offenbarer, vielfach nachweisbarer
Verschleppung durch den Menschen ist hier natürlich abzusehen.
Es kommen nur die Gebiete endemischer Arten in Frage). Es
hätten kaum gewisse schmale Meeresstraßen wie die Straße von
Mocambique und die Torresstraße solche Bedeutung in der Faunen-
scheidung erlangen können. Sind die von STEPHENSON als
übermittler terricoler Oiigochäten angesprochenen Inselflöße ihrer
Entstehung und ihrem Wesen nach überhaupt befähigt, terricole
Oiigochäten zu beherbergen? Wie sind sie entstanden? An
einer stromstillen Stelle des Flusses sammelt sich allerlei Treib-
holz und sonstiger Detritus und wird durch Wasser- und Sumpf-
pflanzen zu einem festen Ballen verfilzt, der nun bei außergewöhn-
lichem Hochwasser oder bei Strömungsänderung ins Treiben ge-
rät und ins offene Meer hinausbefördert werden kann Ihrer Ent-
stehung nach sind diese Inselflöße vom ersten Beginn an wie
ein im Wasser liegender Schwamm vollständig von Wasser durch-
tränkt. Es mag auch wohl ein eben vom Ufer losgebrochener
Baumstamm mit geringen Erdmassen in seinem Wurzel werk sich
diesem Pflanzenfilz zugesellen — mit größeren Erdmassen beladene
Baumstämme haben sicherlich nicht die nötige Treibfähigkeit — ,
aber geringe Erdmassen würden bald mit Wasser durchtränkt
werden. Diese vom Wasser durchtränkten Pflanzenfilze sind kein
Aufenthaltsort für echte Terricolen, die nicht nur gegen Seewasser,
sondern auch gegen jegliches in ihre Wohnröhren eindringende
Wasser, auch Süßwasser, sehr empfindlich sind; sie können nur
in solchen Ortlichkeiten leben, in denen sie etwaigem Eindringen
von Wasser auszuweichen in der Lage sind. Daß derartige
Pflanzenfilze echte Terricolen beherbergen, bezweifle ich, solange
ich nicht durch einen Tatsachennachweis davon überzeugt werde.
Nun darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, daß es
einige wenige, echten Terricolen nahe verwandte Gattungen oder
Artgruppen gibt, die den Unbilden, wie sie bei einer solchen
Inselfloß- Wanderung sicher nicht ausbleiben, trotzen können, in
erster Linie durch gewisse euryhaline Fähigkeiten. Diese zeigen
aber gleich eine solche transozeanische Verbreitung, daß der
Ozean sich bei ihnen nicht als Verbreitungsschranke, sondern als
bequemster Verbreitungsweg darstellt: z. B. jYticroscolex zirkum-
mundan über die Küsten und Inseln des subantarktischen Meeres
verbreitet, die Arten der ^/ufe/Ius-Gnippe weiland /on/odn'/us
— 55
tropisch-subtropisch zirkummundan. Diese schon an der Art ihref
Verbreitung leicht i<enntlichen Gruppen sind selbstverständlich bei
diesen Erörterungen auszuschließen. Sie sind keine echten Terri-
colen, sondern eher als Litoraltiere zu bezeichnen, jedenfalls als
solche zu behandeln. STEPHENSON führt 4 Ströme auf, vor
deren Mündungen Inselflöße beobachtet wurden, und deren
Terricolenfauna also in erster Linie die Gelegenheit derartiger
Überseebeförderung geboten wäre. Wie steht es nun damit?
Das Gebiet des Amazonas und des Orinoko beherbergt an ende-
mischen Terricolen lediglich einige Gattungen der Fam. 6/osso-
scolecidae, die außerhalb ihres einheitlich kontinentalen Gebietes
von Südamerika und dem südlichen Mittelamerika überhaupt
nirgends endemisch auftritt. Der Kongo durchfließt ein Gebiet,
in dem an rein terricolen Formen nur die Familie der Eudriliden
und die Diplocardiine 2)ichogasfer auftritt. Die Eudriliden sind
ganz auf das tropische Afrika beschränkt. ])ichogaster kommt
allerdings auch in Westindien und Mittelamerika vor, sicherlich
aber nicht vom tropischen Afrika durch Inselflöße aus dem Kongo
dorthin verfrachtet, ist doch J)iphcardia, ihre Ahnengattung, in
Nordamerika, ihre Muttergattung Jrigasfer in Mittelamerika und
Westindien beheimatet. Sie kann also nur von Mittelamerika-
Westindien nach Tropisch-Afrika gelangt sein. Ebenso weist
auch das Gebiet des Ganges außer einigen Gattungen, die auf
das einheitlich kontinentale Gebiet beschränkt geblieben sind
(wie Sutyphoeus und Sudichogasfer), einige Gattungen mit über-
seeischer Verbreitung auf, die Gattungen Öctochaetus und perio-
nyx. Aber für die überseeische Verbreitung dieser Ifeiden Gat-
tungen nimmt STEPHENSON selbst nicht die Erklärung der Insel-
floß-Wanderung an. Sie sind nämlich nur einerseits im vorder-
indischen Gebiet und anderseits in Neuseeland bezw. in Neusee-
land, Nord- und Südost-Australien samt den Auckland- und
Chatham-Inseln endemisch, während sie in dem weiten Zwischen-
gebiet entweder ganz fehlen (Öctochaetus) oder doch nur durch
peregrine, durch den Menschen verschleppte Formen vertreten
sind {perionyx) '").
'") perionyx excavatus E. PERR. überall im Malayischen Archipel angetroffen,
eine typische Verschleppungsform, p. violaceus HORST von Sumatra und
vom Botanischen Garten Buitenzorg auf Java, dem typischen Ver-
schleppungsherd tropischer Tiere, und schließlich p. ceylanensis MICH.,
ebenfalls von einem solchen Verschleppungsherd, vom Botanischen Garten
zu Peradeniya auf Ceylon, der südindischen p. saltans-Gvxx^^t angehörig,
deren Formen nur als zweifelhafte Arten angesehen werden können und
sichere Verschleppungsformen enthalten, Cpsansibaricus DAICH., zugleich
in Südindien und auf Sansibar angetroffen).
- S6 -
Für derartige Verbreitungsvorkommnisse, für die die Er-
i<lärung der Inselfloß-Wanderung nun ganz offenbar nicht aus-
reiclit, greift STEPHENSON zu jener Erklärung, die für die Sy-
stematik bezw. die Piiylogenie der Oligochäten einer Bankrott-
erklärung gleichkommt: Er erklärt die betreffenden Gattungen als
polyphy letisch, als mehrere Male an verschiedenen Orten aus
getrennten Wurzeln entsprossen. Damit hätten wir das Chaos in
der Phylogenie der Oligochäten, in Anbetracht der im allgemeinen
so scharfe und charakteristische Bilder darbietenden geographischen
Verbreitung dieser Tiere eine durchaus abzulehnende Ausdeutung
der Verhältnisse. Da ich die Theorie der Polyphylie von Oligo-
chäten-Gattungen schon oben (p. 46) erörtert habe, so kann ich
mich hier auf einen Hinweis auf diese Ausführungen beschränken.
Bei den in den unten folgenden Kapiteln zu erörternden
Theorien über die Verbreitung der Oligochäten über größere Erd-
strecken ist in erster Linie die Art und Weise zu beachten, in der die
Ausbreitung dieser Tiere vor sich gegangen ist. Bei der hohen
Bedeutung dieser Ausbreitungsweise für die dort aufgeworfenen
Fragen mag es gerechtfertigt sein, die verschiedenen Aus-
breitungsarten nach neueren Gesichtspunkten noch einmal
zusammenfassend klar zu stellen.
Die Art der Ausbreitung ist vor allem von der Lebensweise
und den Fortpflanzungsverhältnissen der Tiere abhängig, also für
verschiedene biologische Gruppen sehr verschieden.
Für e|iryhaline Strandwürmer, wie sie z.B. die Gattung
yUcroscolex darbietet, ist das Meer keine Verbreitungsschranke,
sondern ein bequemer Ausbreitungsweg. Sie kommen demnach
für Theorien über Kontinentalverbindungen nicht in Betracht.
Für 1 i m n i s c h e Oligochäten sind die Ausbreitungsver-
hältnisse ebenfalls noch recht günstig. Offenbar werden die mehr
oder weniger lose im Schh'unm steckenden oder an Wasserpflanzen
haftenden Kokons durch wandernde Schwimmvögel leicht über
weitere Strecken verschleppt. Die hervorragende Verbreitungs-
fähigkeit der limnischen Oligochäten beruht aber wohl nicht allein
auf dieser leichten Versclileppbarkeit der Kokons, sondern in be-
deutendem Maße auch auf der größeren Zahl der in einem Ko-
kon zur Entwicklung gelangenden Embryonen. In einem Kokon
der limnischen Jilma multisefosa MICH, fand ich 32 ausschlüpf-
reife Embryonen. In solchen Fällen genügt die Überführung eines
einzigen Kokons zur Gründung einer neuen Kolonie der Art.
Leider kennen wir nur von den wenigsten Arten die Zahl der in
— 57 —
einem Kokon enthaltenen Eier bezw. Embryonen. Bei den uns
hier näher interessierenden limnischen Formen der FamiHenreihe
Sumbricina, nämlich bei Criodrilus und Sparganophilus, dürfen
wir aber wohl aus der ähnlichen langgestreckten Gestalt und der
bedeutenden Größe der Kokons den Schluß ziehen, daß diese
Kokons wie die jener Jllma eine größere Zahl von Tieren zur
Entwicklung bringen. Die schlanke Gestalt dieser Kokons hängt
ihrerseits mutmaßlich mit dem limnischen Wohnort der Tiere zu-
sammen, der nicht eine kompaktere Gestalt der Kokons benötigt,
wie sie charakteristisch ist für die Kokons terricoler Formen, die, im
festeren trockeneren Erdboden ruhend, vor der Pressung durch
zusammensackende Erdmassen und zugleich vor dem Austrocknen
möglichst geschützt sein müssen.
Wenn auch die Gründung neuer, von der Urheimat um be-
trächtliche Strecken entfernter Kolonien für diese limnischen Oli-
gochäten verhältnismäßig leicht vor sich gehen mag, so sind doch
der Reichweite solcher Überführungen Schranken gesetzt. Kleinere
Meeresstrecken mögen wohl durch eine solche Überführung über-
sprungen werden. Bei Verbreiterung der Meeresstrecke wird
jedoch einmal ein Grad erreicht, bei dem sie auch für limnische
Oligochäten zu einem Verbreitungshindernis wird. Kommen
Meeresbreiten wie die des Atlantischen Ozeans in Frage, so dürfen
wir neben den transozeanischen Beziehungen terricoler Oligo-
chäten auch die der limnischen, als nicht auf Überseewanderung
beruhend, in Rechnung setzen.
Ganz anders als die der limnischen verhalten sich die Aus-
breitungsmöglichkeiten der terricolen Oligochäten. Ihre ver-
hältnismäßig" kleinen, kompakt eiförmigen bis fast kugligen Kokons
enthalten nur eine sehr geringe Zahl von Eiern bezw. Embryonen,
von denen in der Regel nur ein einziger zum Ausschlüpfen kommt.
Es bedarf also zur Gründung einer neuen Kolonie der gleich-
zeitigen Überführung mehrerer Kokons, ein Fall, dessen Eintreten
um so unwahrscheinlicher wird, als diese in der Regel weit zer-
streuten Kokons meist tief versteckt im Erdboden ruhen und für
etwaige übermittler nicht so zur Hand sind. Die selbständige
Wanderung ist aber bei terricolen Oligochäten, bei denen jeglicher,
selbst schmaler Trockenland-Streifen der Wanderung Schranken
setzt, nur sehr wenig ausgiebig.
Tatsache ist, daß die wirklich endemischen, ganz auf eigene
Kräfte gestellten (d. h. nicht durch den Menschen verschleppten)
Arten terricoler Oligochäten eine sehr beschränkte Verbreitungs-
weite aufweisen, ja daß vielfach selbst artenreiche Gattungen ein
- 5Ö -
sehr eng begrenztes Gebiet besitzen. Wir müssen deshalb bei
den folgenden Erörterungen und bei der Beurteilung der ver-
schiedenen Theorien über die Verbreitung immer im Auge be-
halten, daß die Ausbreitung der in des Wortes verwegenster Be-
deutung an der Scholle klebenden terricolen Oligochäten eine
ungemein langsame ist, die zur Bewältigung weltweiter
Strecken längerer Erdperioden bedurfte.
Nichts wäre irreführender, als die Ausbreitung dieser Terri-
colen mit der Ausbreitung beweglicherer Tiere, wie etwa der
Wirbeltiere, in Parallele zu setzen. Wenn wir in Feuerland und
Kapland die gleiche Gattung rein terricoler Oligochäten antreffen,
so will das etwas ganz anderes besagen, als wenn es sich um
eine gleiche Gattung von Säugetieren oder Reptilien handelte.
Da sich die Tiergeographie hauptsächlich mit diesen beweg-
licheren Wirbeltieren befaßte, so liegt die Gefahr einer irrtüm-
lichen Beurteilung der ganz eigentümlichen Ausbreitungsverhält-
nisse der Oligochäten nahe.
Vorzeitliche Oligochäten und phyletisch alte Formen.
Im Gegensatz zur bisher herrschenden Anschauung will
STEPHENSON (1. c. s. •), p. 130) die terricolen Oligochäten als
eine rezente Gruppe angesehen wissen, deren Ursprung
und üppige Entwicklung mit der Ausbreitung der dicotyledonen
Pflanzenwelt zusammenhänge und deshalb nicht viel früher als
die Tertiärzeit anzusetzen sei. Mir will ein solcher Zusammen-
hang zwischen der besonderen jüngeren Pflanzenwelt und den
Oligochäten nicht recht einleuchten. Wir kennen nicht einen
Oligochäten, der an eine besondere Pflanzenform gebunden wäre,
sind doch kaum allgemeinere pflanzliche Charakterformen, wie
Laubwald, Nadelholzwald, Grassteppe, Moor, durch besondere
Regenwurm-Arten ausgezeichnet. Die Nahrung dieser Tiere be-
steht im allgemeinen aus Pflanzenresten, die, dem durchwühlten
Boden innig beigemengt, so weit zerfallen sind, daß ihre Herkunft
kaum noch von Belang sein kann. Beobachtungen darüber, ob
etwa die Reste von Cryptogamen für Oligochäten nicht in Betracht
kämen, liegen meines Wissens nicht vor. Sollte das Auftreten
der Angiospermen tatsächlich einen günstigen Einfluß auf die
Entwicklung terricoler Oligochäten gehabt haben, so würde das
eine gute Erklärung für das besonders üppige Aufblühen mancher
jüngeren und jüngsten Formen darbieten; es würde die jüngere
geologische Zeit als eine Periode besonders üppiger Entwicklung
dieser Tiergruppe erklären, aber nicht gegen das hohe geologische
— 59 —
Alter der Wurzelformen und der älteren Glieder sprechen. Einer
Regenwurm-Gattung mit der weltweiten, zersprengten Verbreitung
in typischen Reliktengebieten, wie sie die Gattung jicanihodrilus
\Sodrüus\ aufweist ^'), müssen wir ein sehr hohes geologisches Alter
zumessen.
STEPHENSON hat sich für die Beurteilung dieser Verhält-
nisse meiner Ansicht nach zu einseitig an die Besonderheiten
Vorderindiens gehalten, eines Gebietes mit eigentümlichen und
vielfachen Verbreitungsverhältnissen, ein Konglomerat von Di-
strikten, deren jeder seine Eigenheit hat, in denen sich, manch-
mal neben spärlichen Relikten phyletisch alter Formen, verschiedene
Gruppen der sich in der Entfaltungskraft die Wage haltenden
mittelalten bis jüngeren Formen in ziemlich strenger Isolierung,
und ohne durch eine beherrschende jüngste Form eingeengt zu
werden, üppig entfalten konnten. Es ist ein Gebiet mit so be-
sonderen und schwierigen Verbreitungsverhältnissen, daß es alleine,
ohne gleichzeitige Berücksichtigung anderer Gebiete mit anders-
artigen, mehr allgemeingültigen Verbreitungsverhältnissen, nicht
wohl zur Erlangung allgemeiner Schlüsse dienen kann.
Als Grund für seine Anschauung von dem jungen geolo-
gischen Alter der terricolen Oligochäten führt STEPHENSON
außer den eigentümlichen Verbreitungsverhältnissen Vorderindiens
die schwankende Natur vieler morphologischer
Verhältnisse und die damit zusammenhängende Unsicher-
heit bezw. Unscharfe systematischer Abgrenzung an. Aber die
von STEPHENSON als Belege für eine besonders üppige junge
Entfaltung angegebenen Gattungen sind entweder gerade die
jüngsten phyletischen Zweige ihrer Sonderstämme, wie J)rawida
(jüngster Zweig der Fam. Jfioniligasfridae) und die Sumbricidae
(jüngster Zweig der Familienreihe Xumbricina), oder doch ziem-
lich junge Zweige, wie ßegascolex (die Muttergattung des
jüngsten Megascoleciden-Zweiges pherefima) und wahrscheinlich
EryfhraeodrUus [^oplochaetella, STEPH.] (Phyletische Stellung
noch fraglich). Es ist kaum zu verwundern, daß diese phyletisch
jüngeren Gruppen noch in üppiger Weiterentwicklung begriffen
sind. Ich sehe aber nicht ein, warum nicht auch phyletisch
ältere Gruppen ihre Entwicklungsfähigkeit sollten erhalten, oder
eine dem Johann istrie b vergleichbare neue Blüteperiode sollten
^') Verbreitung der Gattung ßcanihodnlus: Neuseeland, Queensland, spärliche
Vorkommnisse im Wüstengebiet von Zentral-Australien, West- und Nord-
west-Australien, Madagaskar, südliches Kapland, Kamerun-Berg, Ma-
galhaensisches Gebiet und Chile, Cordilleren von Mittelamerika.
— 60 —
erfahren können, gekennzeichnet durch eine besondere Ver-
breitungskraft einzelner Arten oder durch eine üppige Aufteilung
einzehier Arten in viele, mannigfaltige neue Formen (Zersprengung
in Varietäten und Unterarten bezw, neue Arten). Als anschau-
liches Beispiel für den letzten Vorgang mag das Auftreten der
zahlreichen j^canfh od n'/us -Formen auf Neu-Caledonien dienen,
die augenscheinlich sämtlich in jüngerer Zeit aus einer einzigen
Art dieser phyletisch sehr alten Gattung hervorgegangen sind,
und die ich als das Ergebnis der Zersprengung dieser Art bezeich-
nete ^-). Das wäre besonders leicht erklärbar, wenn wir mit
STEPHENSON in dem Aufblühen der phanerogamen Pflanzen-
welt einen bedeutsamen Antrieb für eine solche üppigere Ent-
faltung annehmen dürften.
Ich habe im allgemeinen vermieden, bestimmte geolo-
gische Zeiten für die verschiedenen phyletischen Vorgänge im
Kreis der Oligochäten festzustellen. Dagegen hat ARLDT auf
Grund meiner Zusammenstellung des Tatsachenmaterials geo-
graphischer Verbreitung eine geologische Geschichte des Oligo-
chätenstammbaumes ausgearbeitet. ^'0 Diese ARLDT'sche
Ausführung bedarf schon wegen vieler Änderungen in der Er-
kenntnis phyletischer Zusanuiienhänge, zumal in der Familienreihe
der Sumbricina, einer gründlichen Umarbeitung. Wenn ich in
Hinsicht der geologischen Geschichte Vorderindiens und seiner
Oligochätenfauna '^j ARLDT folgte und für die betreffenden phyle-
tischen Vorgänge bestimmte Zeitangaben machte, so muß ich auch
das, wie die ARLDT'sche Ausarbeitung, als verfrüht bezeichnen.
Der von A. WEGENER (I.e. s.^) erbrachte ganz neue Gesichts-
punkt verlangt naturgemäß auch eine ganz neue Bearbeitung der
geologischen Geschichte der Oligochäten. Meine Ansicht, daß
die Wurzelformen der terricolen Oligochäten in ein recht weit
zurückliegendes geologisches Zeitalter zurückreichen, steht mit der
WEGENER'schen Theorie in guter Harmonie. Doch ist es meiner
Ansicht nach auch jetzt noch nicht an der Zeit, den Ver-
such genauerer Zeitbestimmungen für die phyletischen
Vorgänge in der Herausbildung der rezenten Oligochätenfauna zu
unternehmen.
'-) W. MICHAELSEN, l')13, Die Oligochäten von Neu-Caledonien und den be-
nachbarten Inselgruppen ; in: SARASIN & ROUX, Nova Caledonia, Zool., I,
p. 186.
'■') TH. ARLDT, 19US, Die Ausbreitung der terricolen Oligochäten im Laufe der
erdgeschichtlichen Entwicklung des Erdreliet's ; in: Zool. Jahrb., Syst., XXVI.
'^) W. MICHAELSEN, 1910, Die Oligochätenfaunader vorderindisch-ceylonischen
Region ; in : Abh. Ver, Hamburg, XIX, p. 45.
- 61 -
So bedauerlich es ist, daß die Oligochäten ihrer Körperbe-
schaffenheit nach nicht befähigt waren, Fossilien und damit vor-
zeitliche Dokumente ihrer Stammesgeschichte zu hinterlassen,
so schätzenswert ist für die Feststellung ihrer Stammesgeschichte
eine andere Eigenart, die bei dieser Tiergruppe einen Ersatz für
die fehlenden vorzeitlichen Reste bietet: Neben der reichen und
übersichtlichen Gliederung, die auch die Richtung der Entwick-
lung in den meisten Fällen klar erkennen läßt, zeigt sie in ge-
wissen Gliedern eine auffallende Formenbeständigkeit, die
uns die phyletisch ältesten Formen meist in weit zersprengten
Reliktengebieten bis auf die Jetztzeit wenig verändert erhalten hat,
so daß wir in der rezenten Oligochäten-Fauna fast die sämtlichen
phyletischen Glieder, auch die älteren Mittelglieder, bis auf die
ältesten Wurzelformen der größeren Gruppen, z. B. der Familien-
reihen der Neooligochäten, repräsentiert finden. In manchen
großen Gruppen können wir aus der Mannigfaltigkeit der Formen
mit sicherer Folgerichtigkeit die gemeinsame Ahnenform konstru-
ieren, so z.B. aus der Mannigfaltigkeit der Familienreihe ^e^c7--
scolecidae die allen gemeinsame „acanthodriline Urform", aus der
Mannigfaltigkeit der sämtlichen jüngeren Familienreihen der Neo-
oligochäten die gemeinsame „phreoryctide Urform" ^^). Wenn sich
''•) In einer jüngst veröffentlichten Arbeit, der Fortsetzung der s-') zitierten (in
Proc. Zool. Sog. London, 1932, p 133), will STEPHENSON die Familie
jYloniligastndae phyletisch noch niedriger als die Farn. p}]reoryciidae
stellen und als die Wurzelform sämtlicher jüngerer Neooligochäten ein-
schließlich der Phreoryctiden ansprechen. STEPHENSON erklärt die
bisher als Testikelblasen bezeichneten Qrgane der Moniligastriden als
besondere Hodensegmente, die wie das Ovarialsegment auf enge Kammern
reduziert und bei manchen Gattungen durch Verschmelzung mehrerer
entstanden seien. So soll bei ])rawida jenes Testikelblasen-Paar ein
10. — 12. Segment darstellen, und als problematischen Ur-Moniligastriden
konstruiert STEPHENSON eine Form mit 3 Paar Samentaschen im 7. — 9.
Segment, 2 Paar Hoden im 10. u. 11. Segment und 2 Paar Ovarien im
13. u. 14. Segment. Es stehen aber einige bedeutsame Tatsachen dieser
Darstellung entgegen: Bei 'j)rawida willsi MICH, findet man die Rudi-
mente eines vorderen Paares männlicher Geschlechtsorgane im 9. Seg-
ment vor dem Dissepiment der Testikelblasen. Es kann also nicht dieses
Testikclblasen-Paar als das Ergebnis der Verschmelzung der ursprüng-
lichen beiden Hodensegmente angesprochen werden. Ebenso schwer-
wiegend ist ein anderer Umstand, der Verlauf der Samenleiter. In
STEPHENSON's Zeichnungen treten die Samenleiter stets aus den Te-
stikelblasen unmittelbar in das nächst folgende normale Segment ein, und
nur dieser Verlauf würde der STEPHENSON'schen Deutung entsprechen.
Tatsächlich treten aber die Samenleiter bei den Moniligastriden aus den
Testikelblasen stets in das vorhergehende Segment und erst nach Durch-
bohrung des Testikelblasen-Dissepinients in das Ausmündungssegment.
Es ist also unweigerlich das vor dem Testikelblasen-Dissepiment liegende
Segment als das Samentrichter-Segment anzusprechen und jene Hoden
— 62 —
nun die folgerichtig konstruierten Diagnosen der problematischen
Urformen mit den Diagnosen rezenter Gattungen, z. B. jßcanfho-
drilus bezw. phreoryctes, decken, sollte es da nicht erlaubt sein,
jene Urform mit den entsprechenden rezenten Formen in einer
Gattung zu vereinen und dann z. B. von der Gattung Jlcantho-
drilus bezw. phreoryctes als der Ahnengattung der phyletisch
jüngeren Gattungen zu sprechen? Die hier gewählten Beispiele
widersprechen allerdings einem auf der Betrachtung anderer Tier-
gruppen gegründeten Behauptung, daß Gattungen nicht über
eine verhältnismäßig junge geologische Periode zurück reichen.
Kann man aber eine solche Feststellung verallgemeinernd von
einigen Tiergruppen auf andere übertragen? Läßt sich überhaupt
der Gattungsbegriff bei einer Tiergruppe mit dem in einer anderen
Tiergruppe ohne weiteres in Parallele setzen ? Denke ich z. B.
an die Wandlung, die die Anschauung über Art- und Gattungs-
begriff bei den Säugetier-Spezialisten in den letzten Jahrzehnten
erfahren hat, so glaube ich mich berechtigt, eine von den Spezia-
listen anderer Tiergruppen aufgestellte Norm der geologischen
Reichweite einer Gattung für die Oligochäten abzulehnen und
damit zu rechnen, daß das, was wir Oligochätologen zur Zeit
unter Gattung verstehen, z. B. die Gattungen Jlcanthodrilus und
phreoryctes, in eine weit ältere geologische Periode zurückreichen,
als die Gattungen im Sinne der Wirbeltier-Spezialisten.
Theorie der Verbreitung von Oligochäten über hochnordische
Landbrücken bei Konstanz der großen Ozeanbecken.
Die kaum anzuzweifelnde Feststellung der Geologen, daß der
Boden der eigentlichen Tiefsee, abgesehen von ganz unbeträchtlichen
lokalen Vorkommnissen, nicht zu kontinentaler Höhe aufsteigen
könne, bereitete dem Oligochätologen große Schwierigkeiten, in-
sofern nach dem bis vor kurzem eingenommenen Stande der
Wissenschaft aus dieser Feststellung auf eine Konstanz der
großen Ozeanbecken geschlossen werden mußte. Der
und Samentricher enthaltenden Räume als abgesonderte Teile dieses vor-
hergehenden Segments, also als echte Testikelblasen. Es spricht auch
nichts gegen diese meine ältere Deutung. Eine Loslösung der Testikel-
blasen samt den Hoden von dem ursprünglichen Ort ihrer Anlage und
Zurückveriagerung ist nichts ungewöhnliches; kommt es doch bei vielen
pheretima~kx{Gx\ vor. Auch eine Verschiebung der Geschlechtsorgane
mit Ausnahme der Samentaschen ist bei anderen Oligochäten in voller
Sicherheit festgestellt, so bei einigen Enchyträiden (^uchtiol^ia appen-
diculaia BUCHH. u. a.). Ich muß die STEPHENSON'sche Deutung,
so sinnreich sie ist, deshalb ablehnen und die Anordnung der Geschlechts-
organe auch bei den Moniligastriden auf den /'/^ reory c/e5-Zustand zurück'
führen,
— 63 —
Oligocliätologe aber verlangte für die Erklärung transozeanischer
Beziehungen terricoler Oligochäten k o n t i n u i e r 1 i c h e L a n d-
Verbindungen.
Die größten Schwierigkeiten bereitete danach die Erklärung
der vielfachen transozeanischen Beziehungen terricoler Oligochäten
in dem ersten, größeren der beiden Hauptver-
b.reitungssysteme, der transatlantischen Be-
ziehungen zwischen der Neuen und Alten Welt.
Da die Hauptbecken des Atlantischen und Pazifischen Ozeans
für unüberbrückbar angesehen werden mußten, so blieben als
Verbindungswege zwischen Amerika und der Alten Welt nur die
von den Geologen nicht beanstandeten hoch nordischen
Landbrücken, einerseits die atlantische Island-Brücke von
Nordwest-Europa nach Grönland, andererseits die pazifische
zwischen Ost-Asien und Alaska, die Bering-Brücke.
Die Erklärung der transatlantischen Beziehungen erscheint
schwierig, wenn man eine Verbreitung über die n o r d a 1 1 a n t i s c h e
Island-Brücke annimmt; müßten doch z.B. die äußersten
Glieder, die Gattung Chilofa, jederseits fast die ganze Länge des
Atlantischen Ozeans durchwandert haben, um zu ihren jetzigen
Sondergebieten (Südrand Afrikas einerseits, Chilenisch-Magalha-
ensisches Gebiet andererseits) zu gelangen. Die Erklärung er-
scheint aber noch schwerer annehmbar, wenn man mit G.PFEFFER
(Hamburg) ^'') auch die atlantische Island-Brücke ablehnt und nur
die pazifische Bering-Brücke gelten lassen will.
Nach PFEFFER's Ansicht lag der Entstehungsherd der verschie-
denen Terricolen-Gruppen im großen Eurasischen Kontinent. Von
hier aus sollen sich diese nach einander entstandenen Gruppen,
Welle auf Welle, über die ganzen Kontinentalmassen verbreitet
haben, soweit die Landverbindung es zuließ und soweit nicht
breitere Trockenland-Strecken ihrem Vorwärtsdringen Einhalt ge-
boten : zunächst nach dem Ur-Megascolecinen jßcanthodrilus
die unmittelbar aus ihm entsprossene Gattung Chilofa einerseits
ostwärts über Ostasien, die Bering-Brücke und ganz Amerika bis
nach Feuerland und den Falkland-Inseln, andererseits über den
komplementären Teil Eurasiens und durch ganz Afrika bis zu
dessen Südküste; die folgenden Gruppen auf den gleichen, nur
'«) Mündliche Erörterung G. PFEFFER's nach dem Vortrag von W. MICHA-
ELSEN: „Die Verbreitung der Oligochäten im Lichte der WEGENER'schen
Theorie der Kontinentenverschiebung", im Naturw. Ver. zu Hamburg, am
2. Nov. 1921. sowie G. PFEFFER's Vortrag: „Die zoologische, paleonto-
logische und klimatologische Bedeutung der Bering-Brücke für zoogeo-
graphische Fragen", ebend. am 25. Jan. 1922.
— 64 —
um geringes kürzeren, aber immerhin noch weltweiten Wegen bis
zu ihren jetzigen Gebieten. Die jüngeren Wellen verschlangen
auf ihrem weiten Wege im allgemeinen restlos die Spuren ihrer
Vorgängerinnen. So schwer annehmbar der Gedanke dieser vielen
weltweiten Wanderzüge ist, so auffallend ist das angebliche End-
ergebnis: Die auffallend regelmäßige Aneinanderreihung der
rezenten Überreste der 5 (terricole Formen) bezw. 8 (terricole -\-
limnische Formen) in Betracht kommenden Oligochäten-Gruppen
rechts und links vom Atlantischen Ozean, in amerikanischen und
eurasisch-afrikanischen Sondergebieten, die in genau oder fast
genau gleichen Breiten sich gegenüber liegen, wie die Tabelle
auf Seite 65 zeigen mag.
Neben diesem eigenartigen Endergebnis der problematischen
weltweiten Wanderzüge ist noch besonders beachtenswert, daß
von keiner dieser Gruppen auf den weiten Verbindungsstrecken
zwischen den jetzigen Sondergebieten irgend welche offenbare
Relikte zurückgeblieben sind. Als einziger hier in Rechnung
zu setzender Fall könnte der Fund des Chilota exul ROSA
von der kleinen Kap Verde'schen Insel S. Antonio angeführt
werden; doch ist kaum anzunehmen, daß wir es hierbei mit einem
endemischen Vorkommnis zu tun haben. Derartige winzige ozea-
nische Inseln entbehren im allgemeinen endemischer Terricolen,
die hier keinen genügenden Spielraum haben, um dem Andrängen
eingeschleppter kräftigerer Formen dauernd standzuhalten oder
auszuweichen. Zumal eine solche ganz aus Laven und vulkani-
scher Asche aufgebaute waldlose Insel mit einem dem Sahara-
klima ähnlichen Trockenklima, wie S. Antonio, ist kaum als
Heimat endemischer Terricolen anzusprechen. Mutmaßlich ist
Ch. exul, wie schon ROSA annahm, eine eingeschleppte Form,
beheimatet in Kapland oder im Magalhaensischen Gebiet (deshalb
der Name „exul^'). Nun ist ja allerdings das Nichtvorkommen
einer bestimmten Form im bestimmten Gebiet nicht beweiskräftig.
Sie mag durch irgend welchen uns unbekannten Umstand ver-
nichtet worden sein. Hier aber handelt es sich nicht um eine
einzige Formengruppe, sondern um eine beträchtlich große Zahl
verschiedener Gruppen, die in ihrem ganzen Auftreten durchaus
nicht den Eindruck der Schwäche gewähren, zum Teil um große
Familien, die eine reiche Entfaltung von Gattungen und Arten
aufweisen, wie die Glossoscoleciden des tropischen Südamerika
(15 Gattungen mit zusammen 114 Arten) und die terricole Ab-
teilung der Microchätiden in dem beschränkteren Raum Südafrikas
samt Madagaskar (3 Gattungen mit zusammen etwa 39 Arten).
Es ist schwer einzusehen, daß diese offenbar entfaltungskräftigen
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üruppen nirgends in den problematischen weiten Zwischenstrecken
Relikte sollten zurückgelassen haben; finden sich auf diesen
weiten Strecken doch manche Distrikte, die wohl für die Erhaltung
von Relikten geeignet scheinen: so einerseits dasCordilleren-Gebiet
Mittelamerikas, andererseits der Kamerun-Berg, die eine zum
Teil beträchtliche Reliktengruppe der noch älteren, überhaupt
nur noch in typischen Reliktengebieten vorkommenden Gattung
Jlcanfhodrilus aufweisen. Selbst die nachweislich verbreitungs-
kräftigsten Terricolengruppen, die Farn. Xumbricidae und die
Gattung pherefima, haben nicht vermocht, ihr Gebiet von älteren
terricolen Konkurrenten ganz zu reinigen und mußten Relikte der-
selben dulden, so die Lumbriciden die kleine Reliktengattung
J{ormogaster im Tyrrhenischen Gebiet, pherefima gewisse Moni-
ligastriden-Gattungen sowie einzelne Vertreter älterer Gattungen
ihres eigenen Megascoleciden-Stammes. Aber nur ein Teil des
problematischen Nordbrücken-Weges zwischen den Gebieten der
unmittelbar mit einander verwandten terricolen Microchätiden und
Glossoscoleciden fällt in den Bereich einer dieser beiden ver-
breitungskräftigen Formen, nämlich der Lumbriciden, fast die
Hälfte des Weges ist frei von solchen notorischen Bedrängern.
Auch gewisse speziellereVerbreitungsverhält-
n i s s e sprechen mehr für unmittelbare transatlantische Ver-
knüpfung der Beziehungsglieder als für jene weit spannende
Verknüpfung.
Besonders schwerwiegend erscheinen mir die Verbreitungs-
verhältnisse der Unterfam. J)//}/cic(7/'a'///7(7e (Kartensk. l,nordwestl.
Viertel). Die Stammgattung J)iplocardia findet sich lediglich im
gemäßigten Nordamerika von Nebraska und Illinois bis Nieder-
California, Mexico und Florida. Die Tochtergattungen Jrigaster
und ^apotecia sind beide beschränkt auf Mexico und Westindien.
Die Enkelgattung J)ichogaster, entsprossen aus Trigaster, ist ende-
misch einerseits in Mittelamerika und angrenzenden kleinen kon-
tinentalen Distrikten, nordwärts bis Mittel-Mexico, südwärts bis
Ecuador, sowie in Westindien, andererseits im tropischen Afrika
von der atlantischen Küste (Gambia, Portugiesisch- und Französ.-
Guinea, Liberia, Togo, Kamerun, Französisch- und Belgisch-Kongo)
ostwärts in den südlicheren und mittleren Breiten ungefähr bis
zum ostafrikanischen Graben (Nyassa-Land, westliches Deutsch-
und Britisch-Ostafrika), in den nördlicheren Breiten in schmalem
Vorstoß über die Galla-Länder bis Harrar, also fast bis an die
Küste des Indischen Ozeans. Die besonderen Verhältnisse der
afrikanischen T)ichogasfer sprechen nun nicht für eine nord-
südliche, sondern für eine westöstliche, von der atlantischen
— 67 —
Küste gegenüber Westindien ausgehende Verbreitung quer über
das tropische Afrii<a. In Gambia, Portugiesisch- und Französisch-
Guinea sowie in Sierra-Leone ist J)ichogasfer mit großer Arten-
zahl allein herrschend. In Liberia stößt sie auf die ersten spär-
lichen Vorposten der vom Osten her vorrückenden Eudriliden, mit
denen sie sich in ihrem ganzen übrigen afrikanischen Gebiet durch-
schnittlich etwa gleichwertig in die Herrschaft teilt. J)ichogasfer
geht aber im allgemeinen nur bis zu der oben erwähnten Linie,
ungefähr durch den ostafrikanischen Graben markiert, ostwärts;
in den ostwärts davon gelegenen Küstendistrikten fehlt sie ^')- Da-
gegen sind die Eudriliden, deren Verbreitungsherd offenbar in der
Nähe des ostafrikanischen Grabens liegt, und die eher zur Stelle
waren, auch in die Küstendistrikte Britisch- und Deutsch-Ostafri-
kas eingerückt, und zwar, wie die örtliche Aneinander-
reihung gewisser, eine Entwicklungsreihe bildender Gattungen
zeigt, vom Norden, dem Gebiet des Weißen Nils und den Galla-
Ländern her, von jenem Gebiet, in das T)ichogaster nur seine
äußersten, spärlicher werdenden Vorposten vortreiben konnte, die
sich damit als die jüngsten, noch auf dem Vormarsch begriffenen
Pioniere ihrer vom Westen einrückenden Gattung kennzeichnen.
Bei unmittelbarer hibezugsetzung von Amerika und Afrika ergäbe
sich also eine ungemein einfache Verbreitung der Diplocardiinen
(Stammgattung T)iplocardia, gemäßigtes Nordamerika bis Mexico,
Tochtergattungen ^apofecia und Jn'gaster, Mittelamerika, West-
indien, Enkelgattung /)/c/70^(75/er, Mittelamerika, Westindien und
Tropisch-Afrika von Senegambien-Liberia ostwärts). Es hält
schwer, im Hinblick auf diese Verbreitungsverhältnisse auf die
Annahme einer unmittelbaren Beziehung zwischen den J)ichogaster~
Faunen von Westindien und Gambia-Liberia zu verzichten und diese
Parallelität in den beiderseitigen Gebieten als das gewissermaßen zu-
fällige Ergebnis zweier von einander unabhängiger Wanderzüge
zu betrachten. Wollte man trotzdem die Verbreitung der Diplo-
cardiinen als wellenförmige Einwanderung vom Norden her er-
klären, so stellte sich dem auch noch der Umstand entgegen,
daß die Stammgattung (j)iplocardia) im amerikanischen Gebiet
die nördlichere Strecke in ganzer Breite des Kontinents, die jüngere
Gattung I)ichogaster hier nur die südlicheren Strecken besetzt
'') Die angeblich im Küstendistrikt Deutsch-Ostafrikas (Wanga) endemische
2*. wangaensis MICH, ist kaum als selbständige Art anzusehen, sondern
höchstens als besondere Form der 2). austeni (BEDD.), einer ziemlich
stark peregrinen, in Deutsch-Ostafrika eingeschleppten Art, zu betrachten.
Sie ist offenbar wie diese von Westen her eingeschleppt worden. —
W. MICHAELSEN, 1905, Die Oligochäten Deutsch-Ostafrikas; in: Zeitschr
wiss. Zool., L. XXXII, p. 313,
— H8 —
hält, daß sich also die Stammgattung auf dem problematischen
Nordbrücken-Wege zwischen dem amerikanischen und dem afri-
kanischen Spndergebiet der Enkelgattung J)ichogasfer einschiebt
und hier in verhältnismäßig guter Entfaltung fortlebt, während
man annehmen müßte, daß ihre nachweislich sehr verbreitungs-
kräftige Enkelgattung hier verschwunden sei. Es wäre aber schwer,
eine Ursache für diese Vernichtung, die nicht zugleich auch die
Ahnengattung J)iplocard!a getroffen hätte, zu finden. Kräftigere
Konkurrenten kommen, abgesehen von dem kleinen Ostwinkel mit
endemischen Lumbriciden, jedenfalls nicht in Frage, und für ander-
weitige Vernichtungsursachen, etwa eine Krankheitsepidemie, die
wohl in kleinen abgeschlossenen Bezirken (etwa auf kleineren
Inseln) vernichtend wirken könnte, ist der Raum zu umfangreich.
Diese Verbreitungsverhältnisse von ])iplocardia und J)ichogasfer
würden rätselhaft bleiben.
Auch die transatlantische Beziehung der terricolen GIosso-
scoleciden des tropischen Südamerikas zu den unmittelbar aus
ihnen entsprossenen terricolen Microchätiden Süd-Afrikas gewinnt
an Unmittelbarkeit, wenn man in Rücksicht zieht, daß die spe-
ziellere Mutterform der Microchätiden, die Gruppe der Gattung
6/ossosco/ex, ausgesprochen atlantisch ist, allein herrschend und
sowohl in kleinen, großen und riesigen Formen vorkommend in
den atlantischen Küstendistrikten von La Plata bis Mittel-Brasi-
lien (Rio de Janeiro), während sie in den westlichen Cordilleren-
Gebieten, den Gebieten der älteren Arten (Jhamnodrilus, Jindio-
drilus etc.), nur durch einzelne zerstreute und ausschließlich
winzige Formen vertreten ist.
Für die Verbreitungsverhältnisse in dem zweiten,
kleineren der beiden Hauptverbreitungssysteme,
die sich hauptsächlich im Indomalayisch-Australischen Ge-
biet abspielen und die große Fam. JYtegascolecidae sowie die
kleinere Acanthodriliden-Unterfam. Öcfochaeiinae betreffen, kommt
nur eine der hochnordischen Landbrücken, und zwar die Bering-
Brücke, in Frage, insofern sie eine gute Erklärung für das Hin-
überschweifen der sonst australisch-indischen Gattungen plutellus
und }/tegascolides nach den westlichen Küstendistrikten Nord-
und Mittelamerikas von Britisch-Columbia (Queen Charlotte-Insel)
bis Guatemala darbietet. Im übrigen sind auch für die Verhält-
nisse dieses Verbreitungssystems die älteren Erklärungen meiner
Ansicht nach nur wenig befriedigend. Zumal die überseeischen
Beziehungen der Oligochätenfauna Vorderindiens (Nördliches
Vorderindien-Neuseeland, Westliches Vorderindien-Madagaskar,
— 69 —
Südliches Vorderiiidien-Südaustralien) Hessen sich bisher wenig-
stens nicht einleuchtend erklären.
Die Verbreitung der Oligochäten im Lichte
der Wegener'schen Theorie der Kontinentenverschiebung.
Die oben dargelegten Schwierigkeiten der Erklärung über-
seeischer Beziehungen terricoler Oligochätengruppen wären mit
einem Schlage gehoben, wenn man die WEGENER'sche Theorie
der Kontinentenverschiebung (1. c. s. -) als erwiesen ansehen
dürfte, rechnet sie doch mit einem Wechsel der kontinentalen
Aneinanderlagerungen und Trennungen, ohne den Lehrsatz der
Geologen über die Natur des Tiefseebodens anzutasten. Die
geographische Verbreitung der Oligochäten entspricht nämlich
in geradezu überraschender Weise den Sonderausführungen
WEGENER's über den Hergang der Kontinentenverschiebung.
Im Folgenden will ich darlegen, wie sich die wesentlichsten
Züge der geographischen Verbreitung der Oligochäten durch die
Theorie der Kontinentenverschiebung auf einfache Weise erklären
Hessen. Wenn ich hierbei die WEGENER'sche Theorie gewisser-
maßen als erwiesen behandle, so geschieht es nur, um eine
bequemerePorm derDarstellungzu gewinnen, ohne
meinen anderenorts dargelegten Standpunkt in dieser Frage
ändern zu wollen.
Zur graphischen Darstellung der betreffenden
Verbreitungsverhältnisse benutze ich zwei von Dr. A. WEGENER
entworfene und mir freundlichst von ihm zur Verfügung gestellte
Kartenskizzen, die WEGENER's Ansicht von der mutmaßlichen
ungefähren Konfiguration der Kontinente im Karbon und im Eozän
darlegen. Bei den Originalskizzen nimmt (besonders in der au-
stralisch-neuseeländischen Region im Eozän) der Schelf, der von
Flachsee überspülte Teil der Kontinente, einen sehr breiten Raum
ein, auch nach WEGENER's Ansicht einen breiteren, als er wohl
tatsächlich besessen hat. Dies beruht auf der Lückenhaftigkeit
unserer geologischen Kenntnisse (zumal von dem besonders er-
wähnten Gebiet, das zweifellos auch im Eozän landfeste Teile
darbot; sonst hätten die älteren Land- und Süßwasserformen,
die wir jetzt in diesem Gebiet finden, so die zweifellos ein höheres
geologisches Alter besitzenden Wurzelformen der terricolen Oligo-
chäten [Jicanfhodrilus], nicht das Eozän überdauern können).
Es fehlen aber die geologischen Dokumente für die Karto-
graphierung dieser landfesten Teile. Ich habe deshalb in meinen
Kopien der WEGENER'schen Kartenskizzen keinen Unterschied
zwischen landfestem Kontinent und Schelf gemacht.
— 70 —
Die Verbreitung der terricolen Oligochäten
spielte sich auf zwei großen Gebieten ab, die nur in
einzelnen Randteilen übereinander greifen, und die gesondert,
jedes für sich, betrachtet werden können.
In dem ersten Gebiet — ganz Amerika, Afrika und
Europa sowie Asien mit Ausnahme seiner Süd- und Südost-Teile
— kamen zur Verbreitung einzelne Gruppen der Familienreihe
J)ftegascolecina (Kartensk. 1, westliche Hälfte) und die ganze
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- 71
Familienreihe Xumbricina (Kartensk. 2) mit Ausnahme einiger
Arten der limnischen Gattung Glyphidrilus, die in das zweite
Gebiet eingedrungen ist. Für die Eigenart der Verbreitung
innerhalb dieses Gebietes kommt hauptsächlich die Kontinenten-
spaltung und -Trennung in Betracht, die nach WEGENER zur
Bildung des Atlantischen Ozeans führte. Ich habe oben
(p.64) eingehend dargelegt und durch einetabellarischeZusammen-
stellung (p. 65) veranschaulicht, wie sich eine große Anzahl von
— 72 —
Beziehungslinien, nämlich 5 terricole und 3 limnische Formen-
gruppen betreffend, quer über den Atlantischen Ozean spannen,
eine Häufung regelmäßiger, annähernd paralleler Beziehungen,
die es höchst wahrscheinlich macht, daß man es hier mit u n -
mittelbaren, d.h. transatlantischen Beziehungen
zu tun habe. Diese transatlantischen Beziehungen sind durch
die WEGENER'sche Theorie ohne weiteres zu erklären. Denkt
man sich den nach dieser Theorie von Europa-Afrika abge-
brochenen und westwärts abgeschobenen amerikanischen Konti-
nent wieder zurückgeschoben und an Europa-Afrika angeschmiegt,
so würden die jetzt weit getrennten Sondergebiete rechts und
links vom Atlantischen Ozean meist zu einem einheitlichen Ge-
biet zusammenfließen. Es würde dadurch ein höchst einfaches
Verbreitungssystem erzielt werden. Für die südlichste Gruppe,
den Acanthodrilinen Chitofa (Kartensk. 1), müßte man vielleicht
die Antarktische Scholle als vermittelndes Glied in Anspruch
nehmen, falls man nicht annehmen darf, daß sich das Kapland
einstmals weiter südwärts bis zu dem amerikanischen Distrikt
der jetzigen Falkland-Inseln erstreckt habe.
Was die zeitlichen Verhältnisse anbetrifft, so kann
die Trennung der Kontinente im nördlichen Teil des Gebiets nur
eine verhältnismäßig junge sein, handelt es sich hier doch um
die jüngste Gruppe der Familienreihe Xumbricina, die Familie
Xumbricidae (ßimasfus und €isenia), der wir nur ein verhält-
nismäßig geringes geologisches Alter zumessen dürfen. Im süd-
lichen Teil müssen wir dagegen ein verhältnismäßig hohes Alter
der Kontinententrennung vermuten, hat sich doch nach der Trennung
aus dem Stamm der südafrikanischen Microchäten der ganze
Stammbaum der mittleren und jungen Lumbricinen von Xynofus
über den problematischen kxc\\\-J)rilocrius (1. c. s. ^), p. 31) zu
Jllma und J)rilocrius, sowie über Criodrilus zu den Lumbriciden
entwickeln können. Das Hinüberschweifen des mittelalten J)rilo-
crius von Tropisch-Afrika nach Brasilien bedurfte vielleicht keiner
ganz kontinuierlichen Landverbindung, da ßr/'/ocr/us eine limnische
Form ist. Ihr genügte vielleicht bei geringerer Entfernung zwischen
den Kontinenten eine Inselbrücke. Auch die Verhältnisse der
südlichsten Gruppe, der Chilotacea, sprechen, wenn auch nicht
geradezu beweisend, für ein höheres Alter der atlantischen Kon-
tinententrennung im südlichen Teil des Gebietes. Es hat sich
nämlich die aus dem südamerikanisch-afrikanischen Chilofa ent-
sprossene Tochtergattung Ifagansia nur im amerikanischen
Sondergebiet, also mutmaßlich nach der Trennung der Gebiete
entwickelt, und zwar hier in so üppiger und räumlich weiter
— 73 —
Entfaltung, daß man eine recht lange Dauer ihrer Entwicklung,
also auch der Zeit nach der Kontinententrennung, annehmen dürfte.
Einen ganz anderen, viel mannigfaltigeren Charakter zeigt
das System der geographischen Beziehungen zwischen den ver-
schiedenen Distrikten terricoler Oligochäten in dem zweiten
hauptsächlichsten Verbreitungsgebiet, Süd-
und Südost-Asien, den Malayischen Archipel und Australien mit
Neuseeland umfassend, und diesem Charakter entsprechen auch
die komplizierteren erdgeschichtlichen Vorgänge, die nach
WEGENER's Theorie in diesem Gebiet stattgefunden haben, und
durch die ich diese eigenartigen Beziehungen glaube erklären zu
können: die Verschiebungen, Schrumpfungen und Zerrungen der
Kontinente, zumal die eigenartige Wanderung der australischen
Scholle.
Als Oligochätenmaterial (Kartensk. 1, östl. Hälfte)
kommen hier hauptsächlich nur 2 Gruppen der Megascolecinen-
Familienreihe in Betracht, die Acanthodriliden-Unterfam. Öcfo-
chaefinae, zumal deren Stammformen ^ovi/asco/ejir wnAöcfochaefus,
und einige mittlere und jüngere Glieder der Farn. Jftegascolecidae.
Die ältereren Glieder dieser Familie, piutellus und Jäegascolides,
kommen hier nicht in Betracht, da sie sich noch während des
ursprünglichen Zusammenhanges über das ganze Gebiet und über
diese Grenze hinaus nach der Westseite Nordamerikas hin ver-
breiten konnten, eine Verbreitung, die sich sehr wohl durch eine
nordische Landbrücke zwischen Ost-Asien und Alaska erklären
ließe. Einige mittlere Gattungen der JYlegascolecidae kommen
deshalb nicht in Frage, weil sie überhaupt keine beträchtliche
Verbreitung über ihren Entstehungsherd hinaus gefunden haben
(z.B. die j)!gaster-Qxi\^\)t), oder auch, weil ihre verwandtschaft-
lichen Beziehungen sich nicht sicher feststellen lassen.
Am bedeutsamsten in den Verbreitungsverhältnissen dieses
Gebietes sind die eigenartigen und weitausgreifenden über-
seeischen Beziehungen der verschiedenen Distrikte
Vorderindiens, deren jeder seine eigene Oligochäten-Fauna
mit ihren besonderen Beziehungen aufweist.
Der Süddistrikt Vorderindiens samt Ceylon
ist vor allem charakterisiert durch die üppige Entfaltung der
Gattung jYtegascolex s. 1. (J/legascotex s. s. -\- jYotoscolex). Nach
Norden nimmt ihre Vorherrschaft schnell ab, und schon in Curg
und Mysore ist sie nur noch sehr spärlich vertreten. Weiter nach
Norden verliert sich jYlegascolex zunächst ganz, um jedoch
plötzlich im östlichen Himalaya-Gebiet (Abor) in einer kleinen
Kolonie verwandter Arten {jYofosco/ex sfewarfi-Gruppe) wieder
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aufzutreten. Diese Gruppe zeigt aber eine solche Besonderheit
(Verschiebung der Organe des Vorderkörpers um ein Segment
nach vorn hin), daß ihre Zugehörigkeit zur Gattung jYtegascolex
sehr zweifelhaft erscheint. Sie bedarf jedenfalls noch einer
näheren Untersuchung und muß hier unberücksichtigt bleiben,
denn ihre geographischen Beziehungen stehen sicherlich nicht in
Zusammenhang mit. der in Vorderindien nach Norden offensicht-
lich sich verlierenden eigentlichen Gattung JYtegascolex. Ein
zweites üppiges Entwicklungsfeld für J/tegascolex bilden die S ü d -
distrikte desAustralischen Kontinents, von Süd-
west-Australien (hier in mehreren Arten auf den südlichsten Be-
zirk beschränkt) über Südaustralien, Victoria und Tasmanien bis
New South Wales, und hier, nordwärts an Artenzahl stark ab-
nehmend, bis in Queensland hineinreichend. Sie geht in sehr
spärlicher Vertretung bis in den Cairns-Distrikt von Nord-Queens-
land. Außerhalb des Australischen Kontinents tritt sie dann noch
auf Neu-Caledonia, der N orfolk-Insel und der Nor d-
insel von Neuseeland auf. Auf der Südinsel von Neu-
seeland fehlt sie.
Wesentlich andere geographische Beziehungen zeigen ge-
wisse Charakterformen des mittleren Westdistriktes
von Vorderindien, die anscheinend sehr nahe miteinander
verwandten beiden Octochätinen-Gattungen Srythraeodrilus (s. 1. :
€ryfhraeodrilus-\-^oplochaetellaSTEV\\., nonMlCH.), deren erste
auf diesen Distrikt beschränkt ist, während die letzere zugleich
auch in Madagaskar vorkommt und zwar im südlichen Teil
dieser Insel.
Wieder andere und nicht weniger merkwürdige Beziehungen
zeigt schließlich die Oligochäten - Fauna des nördlichen
Vorderindiens. Diese ist charakterisiert einenteils durch
gewisse Gattungen der Unterfam. Öcfochaefinae, von denen aber
öcfochaetus auch außerhalb Vorderindiens und des angrenzenden
Birmas vorkommt, und zwar auf Neuseeland, Nord- und
Südinsel, anderenteils durch die Megascoleciden-Gattung/mo/7z/r
s. 1. (perionyx s. s. -\- J)iporochaefa), die außerhalb des vorder-
indischen Gebietes in Neuseeland samt Chatham- und
Auckland-Inseln endemisch ist und außerdem noch ziem-
lich üppige Kolonien an zwei weit von einander gesonderten
Distrikten Ost-Australiens, nämlich im nördlichen Queens-
land und in Victoria samt Tasmania, bildet, während sie im
Zwischengebiet von New South Wales, Süd- und Mittel-Queensland
fehlt. Zu beachten ist, daß die hier in Er()rterung befindlichen
Gattungen Öcfochaetus und perionyx tatsächlich typisch nord-
— 75 —
indisch sind, wenngleich sie auch in Mittel- und Süd-fndien,
perionyx außerdem auch in Ceylon auftreten. Es handelt sich
hier offenbar um junge Einwanderung vom Norden her (Öctochaetus),
wenn nicht gar lediglich um Verschleppung durch den Menschen
{perionyx). Das geht nicht nur hervor aus der Abnahme der
Häufigkeit nach Süden zu, sondern für Öctochaetus auch aus
dem Umstand, daß er auf Ceylon fehlt, dessen Oligochäten-Fauna
doch sonst ganz südindischen Charakter aufweist. Öctochaetus
gehört eben nicht zu den südindischen Charakterformen, sondern
ist erst nach der Loslösung Ceylons vom Festland in Süd-Indien
eingerückt. Die /*e/-/b/7yx- Arten Süd-Indiens und Ceylons anderseits
gehören einer Gruppe an (Nephridialporen jederseits unregelmäßig
abwechselnd in zwei Längslinien angeordnet), die peregrinatorische
Fähigkeiten zeigt {p. sansibaricus MICH, sowohl in Vorderindien
wie auch auf Sansibar gefunden). Wie ja auch der Fundort des
p. ceylonensis MICH.: „Botanischer Garten zu Peradeniya", ein
typischer Peregrinatoren-Herd ist. Auch die perionyx- Arten, die
auf Inseln des Malayischen Archipels gefunden worden sind,
/. excavatus E. PERR. und p. violaceus HORST, sind ganz
zweifellos peregrine, von Menschen verschleppte Arten.
Diese eigenartigen Beziehungen der verschiedenen
Distrikte Vorderindiens zu weit enfernten überseeischen Ge-
bieten waren bisher schwer erklärbar, zumal die zwischen dem
nördlichen Vorderindien und Neuseeland unter Ausschaltung des
Australischen Kontinents sowie der ganzen Zwischenstrecke des
Malayischen Archipels und Hinterindiens, wie schwer erklärbar,
das mag daraus ersehen werden, daß ROSA (1. c. s. ') und ^) und
STEPHENSON (1. c. s. ^) keinen anderen Ausweg wußten, als
die Annahme einer Polyphylie der betreffenden Gattung. Diese
Annahme mochte zu rechtfertigen sein, solange nur die eine Gattung
öctochaetus in Frage kam, wurde aber so gut wie unhaltbar, als
BENHAM^"*) das Vorkommen einer zweiten nordindischen Gattung,
Perionyx, im Neuseeland-Gebiet (zunächst auf den Auckland-Inseln)
nachwies. Die Angabe BURR's ^'•*) über die Dermapteren-Gattung
pseudisolabis, die zwei Arten im nördlichen Vorderindien auf-
weist, während die dritte Art zusammen mit der einzigen Art der
nahe verwandten Gattung/(7r/5o/aZ'/5 Neuseeland bewohnt, zeigt, daß
diese eigenartigen Beziehungen durchaus nicht auf die Ohgochäten
beschränkt sind. Es handelt sich hier also nicht um ein einzelnes
'^) W. B. BENHAM, 1909, Report on Oligochaeta of the subantarctic Islands
of New Zealand; in: Subantarct. Isl. New Zealand, Xll, p. 288.
1") M. BURR, 1910, Dermaptera; in: Fauna of the britisch India, London; p. 103,
- 76 —
Vorkommen, sondern um eine Gruppe paralleler, von einander
unabhängiger Vorkommnisse, um ein ganzes Verbreitungssystem.
Die WEGENER'sche Theorie von der Kontinentenver-
schiebung bietet eine auffallend einfache Erklärung für
diese verschiedenen überseeischen Beziehungen der Oligochäten-
Fauna Vorderindiens. Betrachten wir die WEGENER'sche Karten-
skizze über die mutmaßliche ungefähre Konfiguration der Kontinente
im Karbon (Kartenskizze 1, östliche Hälfte), so sehen wir zunächst,
daß das vor Auffaltung des Himalaya langgestrekte Vorderindien
bis nach Madagaskar reichte und sich mit seiner Westseite, dem
jetzigen J{owasco/ex-Distnkt (Curg-Mysore), unmittelbar an Mada-
gaskar, den zweiten Fundort von J{owascolex, anschmiegte: Ein-
fache Erklärung für die transozeanische Beziehung des West-
Distriktes von Vorderindien. Ferner sehen wir, daß die Australisch-
Neuseeländisch-Neuguineensische Scholle, südlich mit der Antark-
tischen Scholle im Zusammenhang stehend, mit ihrem nördlichen
Kopfende (Neuguinea) in den Meeres-Winkelraum (den späteren
Golf von Bengalen) zwischen Vorderindien und Hinterindien samt
der Malayischen Scholle hinein ragt. Es ist anzunehmen, daß
diese Australische Scholle in noch früherer Zeit mit ihrer West-
seite an die Ostseite Vorderindiens angelagert gewesen sei. Es
konnten sich in diesem Zusammenhang die einfachen und ununter-
brochenen Verbreitungslinien vom südlichen Vorderindien
über Ceylon nach dem südlichsten West-Australien usw. {jYtegasco-
lex) und vom nördlichen Vorderindien über Neuguinea
nach Neuseeland {Octochaefus, Pseudisolabis) bezw. nach Nord-
Queensland, Neuseeland, Südost-Australien {pen'onyx) bilden.
Zu beachten ist, daß Neuguinea ein vollwertiges Glied dieser nörd-
lichenVerbreitungsliniedarstellt. Nachdem sich dann die Australische
Scholle von der Antarktischen losgelöst hatte, wurde sie nordost-
wärts abgedrängt und mit ihrem nordostwärts vorragenden Kopf
Neuguinea in die Malayische Scholle hineingeschoben. Man sieht
in der Aufrollung der teils submarinen Höhenrücken, Flores-Banda-
Inseln und Timor-Ceram an der Westseite, Neu-Pommern an der
Ostseite, noch jetzt die Folgen dieses Zusammenstoßes. Bei diesem
katastrophalen Vorgang wurde nun der in innigste Berührung mit
der Malayischen Scholle kommende Rammkopf Neuguinea von
der jüngsten, verbreitungskräftigen Megascoleciden -Gattung
Pherefima, die mittlerweile auf der Malayischen Scholle zur Herr-
schaft gelangt war, überschwemmt und seiner älteren Oligochäten-
Fauna {Öctochaefus, Perionyx u. a.) beraubt. Auf diese Weise,
durch den Ausfall Neuguineas, vergrößerte sich die Lücke in der
Verbreitungslinie Nordindien — Neuseeland und nahm eine Weite
an, die eine Erklärung durch einstige unmittelbare Landverbindung
1 1
fast unmöglich erscheinen ließ. Neuseeland muß bei dieser
/'/7e/'e'///77(7-Katastrophe schon von Neuguinea getrennt gewesen sein,
und auch der australische Kontinent war wohl kaum noch mit
Neuguinea in länger dauernder unmittelbarer Landverbindung,
mutmaßlich schon durch eine schmale Flachsee davon getrennt;
denn eskonntehöchstens eine einzige p/iereffma-AYtip/i. queenslan-
cffca, anscheinend in Nord-Queensland endemisch) nach dem Austra-
lischen Kontinent gelangen. Auch die Trennung Neuseelands
von Australien, wenigstens durch eine Flachsee, muß schon
ziemlich früh stattgefunden haben, denn Neuseeland zeigt nur
geringe Beziehungen zum Australischen Kontinent. DieOctochätinen
fehlen in Australien gänzlich, ebenso die auf Neuseeland be-
schränkten Gattungen der Acanthodriliden-Unterfam.y>fü'or/a'r/7//7a'e'.
Die sonst ganz auf das Neuseeland-Gebiet beschränkte Acantho-
driliden-Gattung J(hododrilus weist nur eine einzige Art auf
der Australischen Nord-Halbinsel Cape York auf, eine Beziehung,
die mutmaßlich durch Neuguinea vermittelt wurde, ein Mittelglied
in der Verbreitung von l^hododrilus, das durch die eindringende
pheretima eliminiert wurde. Nur Perionyx weist neben einer
ähnlichen, mutmaßlich ebenfalls durch Neuguinea vermittelten
Beziehung von Neuseeland zu Nord-Queensland noch eine zweite
südlichere Beziehung von Neuseeland zu Südost-Australien (Tas-
mania, Victoria) auf. Andererseits konnte die typisch südindisch-
südaustralische, aber bis Queensland nordwärts gehende Gattung
JYtega^cclex noch auf der Nordinsel von Neuseeland Fuß fassen.
Wahrscheinlich lösten sich zuerst die mittleren Teile Neuseelands
bogenförmig vom Australischen Kontinent los, während das Süd-
ende mit Tasmania, das Nordende mit Neuguinea zunächst noch
in Zusammenhang blieb. Dann sonderte sich das Südende von
Tasmania und erst eine beträchtliche Zeit später das Nordende
von Neuguinea ab. In dieser Auffassung von der Lostrennung
Neuseelands stimme ich vielleicht nicht ganz mit A. V/EGENER
überein, der noch im Eozän Neuseeland innig verbunden mit dem
Australischen Kontinent zeichnet; doch ist hierbei zu beachten,
daß meine Anschauung nicht eine kontinentale Abtrennung, sondern
nur eine Sonderung durch beliebig flache Meeresteile verlangt.
Neuseeland mag noch lange mit dem Australischen Schelf in
Verbindung gestanden haben, als es schon durch einen für terricole
Oligochäten unüberschreitbaren, wenn auch wenig tiefen Meeres-
arm von Australien getrennt war. Eine etwas länger dauernde,
vielleicht Isthmus-artige Landve£bindung hat wahrscheinlich noch
durch Vermittlung Neu-Caledonias und die Nordfblk-Insel zwischen
Süd-Queensland und der Nordinsel von Neuseeland stattgefunden
— 78 —
und die überwanderiing von jYtegascotex ermöglicht. Der Weg
über Neuguinea scheint mir für jYlegascolex nicht annehmbar,
weil JYlegascolex eine typisch südaustralische Form ist, die zwar
bis zum Cairns-Distrikt in Nord-Queensland nordwärts geht, hier
aber schon so spärlich auftritt, daß wir diesen Distrikt als dem
Endpunkt ihrer Nordwärtsverbreitung nahe liegend ansehen müssen.
Vielleicht handelt es sich bei dem J/tegascolex von Neuseeland-
Nord auch um eine spärliche einseitige Faunenzuschiebung durch
eine auf schaukelartig sich hebendem Schelfgrunde vor sich
gehende, zu keiner Zeit kontinuierliche Landverbindung in der
oben genannten Linie Neu-Caledonia — Norfolk-Insel.
Schlußbemerkungen zu den verschiedenen Erklärungen
über die Verbreitung der Oligochäten.
In den vorhergehenden Kapiteln habe ich an der Hand
eines reichen Tatsachenmaterials die verschiedenen Erklärungen
über die Verbreitung hauptsächlich der terricolen Oligochäten,
soweit diese Erklärungen nicht mit allgemein anerkannten Lehr-
sätzen der Geologie in Widerspruch stehen, einer eingehenden
Prüfung unterzogen. Das Ergebnis dieser Prüfung war einerseits
die Feststellung, daß es zum Zustandekommen der jetzigen trans-
ozeanischen Verbreitung terricoler Oligochäten einer ununter-
brochenen Landverbindung bedurfte, andererseits die Feststellung,
daß sowohl die Theorie der Kontinentenverschiebung wie die
Theorien der hochnordischen Landbrücken eine mehr oder weniger
einleuchtende Erklärung darbieten. Es handelt sich bei einer
Entscheidung darüber, welche der verschiedenen Erklärungen die
zutreffende sei, bis jetzt nur um Wahrscheinlichkeits-
verhältnisse.
Die Erklärungen durch die Theorien der hoch nor-
dischen Landbrücken leiden unter einer Häufung der
UnWahrscheinlichkeiten (z. B. : Regelmäßige Aneinanderreihung
der Komponenten der 5 bezw, 8 transatlantischen Beziehungen
rechts und links am Atlantischen Ozean). Diese Unwahrschein-
lichkeiten werden meiner Ansicht nach übergroß, wenn man die
nordatlantische Island-Brücke ablehnt und sich ganz auf die
pazifische Bering-Brücke beschränkt. Die Erklärung durch die
Theorie der Kontinentenverschiebung stellt da-
gegen die Verbreitungsverhältnisse der Oligochäten im allgemeinen
in sehr einfacher und einleuchtender Weise dar, vielleicht mit
der einen Ausnahme des Hinüberschweifens der alten Gattungen
J^luteltus und jYtegascolides von Australien-Südasien (nördlichste
• - 79 —
Fundorte im östlichen Himalaya) nach der Westküste Nordameri-
kas, eine Verbreitung, die sehr für die zeitweise Existenz der
Bering-Brücke spricht.
Eine lückenlose Erklärungsweise wäre gegeben, wenn
wir die Theorie der Kontinentenverschiebung mit der Theorie der
pazifischen Bering-Brücke kombinieren könnten. Bei der kom-
plizierten Geschichte, die nach WEGENER die Australische Scholle
durchmachte, dürfte vielleicht auch bei den veränderlichen Ver-
bindungen Nordamerikas an Komplikationen zu denken sein, die
eine zeitweilige nordpazifische Landbrücke zustande brachten.
Ich glaube die Ergebnisse meiner Untersuchungen dahin
formulieren zu sollen, daß die Verbreitung der Oligochäten
keinenfalls gegen die WEGENER'sche Theorie der Kontinenten-
verschiebung spricht, daß sie im Gegenteil als eine gute
Stütze derselben anzusehen ist, und, falls von anderer Seite
der endgültige Beweis für diese Theorie erbracht würde, in
manchen Einzelheiten zu einem weiteren Ausbau der
Theorie benutzt werden könnte.
Was die Einzelheiten der WEGENER'schen Theorie anbe-
trifft, so ist zu beachten, daß die zur Zeit vorliegende Darstellung
WEGENER's nur einen ersten Entwurf von der mutmaß-
lichen ungefähren Konfiguration der Kontinente und ihrer geolo-
gischen Geschichte darstellt, einen Entwurf, der in manchen
Punkten nach Maßgabe geologischer und biologischer Tatsachen
einer Nachprüfung bezw. einer verbesserten Anpassung bedarf,
wie es auch im Sinne WEGENER's liegt.
Es mag zum Schluß noch gesagt werden, daß die zu den
oben abgedruckten Verbreitungskarten benutzten und diesen Aus-
führungen zu Grunde gelegten WEGENER'schen Kartenskizzen
ohne Berücksichtigung der Oligochäten-Ver-
b r e i t u n g entstanden sind. Erst nachdem ich ihn auf den be-
merkenswerten Einklang der Oligochäten-Verbreitung mit den
seiner Theorie entsprechenden früheren Landverbindungen hin-
wies, nahm WEGENER bei der zweiten, umgearbeiteten Auflage
seines Werkes über die Kontinentenverschiebung einzelne Tat-
sachen der Oligochäten-Verbreitung in die Begründung seiner
Theorie auf. Ich erwähne diese Tatsache, weil sie mir geeignet
scheint, die Stützkraft der Oligochäten - Verbreitung für die
WEGENER'sche Theorie zu stärken.
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I H. Lorenz' Buchdruckerei j
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New York Botanical Garden Library
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