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Verlag yon Frang Pietzcker, Tübingen
BuchhÄüdlung für MediKin und NaturwisseD sc haften.
Bibliotbeea Obstetrida et Gynaecoloeica. ^oo. verieiciv-
Hflßhorhiger« iron FrAu« i'ietÄvki't Iiih«ht GeburtthÜlfe and Gvoh***
koWi^iy. Mit IndtJt, lUOl. ISITT NuDunerii,
s^i^m.
Seidel
yü^ir
Colleotion
iMsrflBigaft MEmcawE!
fflMi)HeBiHait.s»a6w^t
Hüpf, Ijlldwiir* Dr, l "»*»»» *tÄt ^ml Immuiil^lriiiig, Kiue me*
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Kti»48niaul, A,» Gt'heimraL Prof. Dr. iate»»nchun(f,.n abn
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LiebentieiBter« €•• Prof, Dr, «truHdi^^^» ^^ umereu jii?ai*iii,
"^ ^ ^''^l^ sniUiiTynd* und AMr/nif
2
Olli
fieschichte der fieburtshülfe
der Nenzeit
Zugleich als dritter Band des „Versuches einer Geschichte
der Geburtshülfe" von Eduard von Siebold
Von
Professor Dr Rudolf Dohrn
Geh. Medicinalrath, früher Director der Unirersilftts-Frauenklinik in
Königsberg i. Pr.
Erste AbtheÜTing
Zeitraum 1840-1860
Tübingen 1903
Verlag von Franz Pietzcker
(»1^1
JlradB twi R. Ltmpp jr la TsMmml
Torrede,
Eine BearbeituTig der Geschichte der Gehurtshülfe
der Neuzeit ist schon vielfach von den Fachgenossen ge-
wllnscht worden. Für die ältere Zeit liegen dem Leser
die ersten 2wei ^ände des S i e b o 1 d 'sehen Werkes in
Neudruck ror. Ein früher beabsichtigter dritter Band
entbehrte bisher einer fachmännischen Bearbeitung,
Eduard von Siebold hatte die fortschreitende
Entwickelung unseres Faches mit imausgesetster Auf-
merksamkeit verfolgt, und sie dem Arzt in gefälliger
Form zu schildern, betrachtete er ala eine der Haupt-
anfgaben seines Lehramtes. Viele Jahre seines reichen
Lebens verwandte er auf diese historischen Studien und
selbst an seinem Lebensabend kehrte er in seinen Musse-
stunden gern zn dieser Lieblingsbeschäftigung zurück.
Die Eigenschaften, welche für den medicinischen
Geschichtsschreiber erforderlich sind, eine ausgebreitete
Kenntnias der Litteratur, eine gewandte Form der Dar-
stellung, fanden sich bei S i e b o 1 d vereint. Seine man-
nigfachen Beziehimgen zu fremden Fachgenossen, welche
er durch fortgesetzte Reisen in das Ausland zu erweitern
suchte^ seine Studien in auswärtigen Bibliotheken, in denen
er den Anfängen der Gehurtshülfe im Alter th um mit nie
ermüdendem Fleiss nachspürte, alle diese Eigenschaften
Hessen gerade Siebold als einen geeigneten Historio-
graphen unserer Wissenschaft erkennen.
Einem solchen Mann mit aeinen umfassenden Kennt-
IV
nisBen in einer ßeschichtlichen üebersicht Nachfolge zu
leisten^ konnte ich mich nur mit Zögern entschliessen.
Lange Zeit hatte ich gehofft, dasB sich ein anderer deiit-
ftcher Fachgenosse meiner Generation aus der kleinen
Zahl, welche der unerbittliche Tod noch nicht hingerafft
hat, der geh iirtshül fliehen Geschichtsschreibung zuwen-
den würde, Aber^ seitdem nach dem Tode von Siebold
diese Lücke der Geschichtsschreibung immer noch unaus*
geftült geblieben ist, habe ich mich, auf Zureden mir be-
freundeter Collegen und auf den Rath des verdienstvollen
Tübinger Verlegers, zu einer Fortsetasung des S i e b o 1 d*^
sehen Werkes entschlossen.
Unsere Fachwissenschaft hatte sich in der Mitte des
vorigen Jahrhunderts von ihrer früheren Verbindung mit
der Chirurgie losgelöst. Seitdem ist der Bereich der ge-
burtshülflichen Geschichtsschreibung ein anderer geworden.
Früher war man gewohnt gewesen, zwar die Pädiatrik
als ein übliches Zubehör der Geburtshülfe zu betrachten,
dagegen waren die Entwickelungsgeschichte und die Gy-
näkologie nur selten und in ungenügeuder Weise zur
Erörterung herangezogen. Nachdem sich aber die drei ge-
nannten Fächer zn einer aelb^ständigen Wissenschaft ent-
wickelt hatten, wurde es nöthig, sie von der Geburts-
hülfe abzutrennen* In Folge dieser Tremiung werden
auch die folgenden Blätter sich lediglich auf Arbeiten
geburtshtilflichen Inhaltes beschränken und die Arbeiten
der Geburtshelfer über die genannten Nebenfacher nur
insoweit heranziehen, als sie zum Verständniss des Le-
bensganges der Autoren erwähnenawerth sind*
Ergiebt sich schon aus diesem Grunde ein verän-
derter Umfang der Geschichtsschreibung der Neuzeit, so
kommt auch ein anderer Umstand dazu, welcher dem
Kreise ä^r geschichtlichen Darstellung ein anderes Ge-
ptHge aiU'drficken muss«
In frühetür Zhit krtüpften sich alle belangreichen
rJ*ortÄChritie ..m^^-^*- Kitehes an bestimmte Schulen oder
einige li er vorragende Kamen an und so war es moglicli,
die wissenscliaftliclie Entwickelun^ in der Dnräteliung
bis an einige zeitliche Zielpimlde abzugrenzen. Die Fort-
führung dieser Methode begegnet aber in der Neuzeit
bei der unermesslichen Erweiterung der Litterat ur immer
grösseren Schwierigkeiten. Filiher batt€ 3 i e b o Id noch
recht, wenn er in seiner Darstellung den Zeitraum der
Wiederherstellung der Wendung auf die Füsse und der
Erfindung der Zange als Abschlüsse gewisser Zeit-
perioden darstellte. Aber die Fülle der Litteratur der
Neuzeit iässt nur selten zu, die fortschreitende Ent-
wickelung blos an einzelne Zweige unseres Faches an-
zuknüpfen. Die Ströme der For^chungsergebnisBe der
Wissenschaft Yertheilen sich jetzt in viele einzelne Ka-
näle, und diese in ihrer Wirkung kritisch zu verfolgen,
gehört nunmehr zn den immer schwieriger werdenden
Aufgaben des Geschichtsschreibers. Auch S i e b o 1 d
hatte in seinen Studien bei dem Hineindringen in die
Neuzeit lebhaft diese Empfindung gehabt ; ein Abschhiss
bestimmter Zeiträume legt immer der Darlegimg wis-
. senschaftlicher Fortschritte unleugbar einen gewissen
Zwang auf.
Für die neuere Zeit gilt die Wirksamkeit von S e m-
m e 1 w e i s nach aUgemeiner Meinung der Fach genossen
unbestritten als Abschluss, In dieser üeberzeugung werde
auch ich die vorliegende Periode meiner Darstellung nur
bis zu dem Auftreten dieses ausgezeiclmeten Mannes fort-
ftlhren.
Für das deutsche Gebiet wird die erste Abteilung
nur die Lebensnacbrichten bereits verstorbener oder aus
der Litteratur ausgeschiedener Geburtshelfer enthalten.
Darüber dem Leser erwünschte Mittheilung zu machen,
ist jetzt dem Autor durch die neuerdings erschienenen
biographischen Werke sehr erleichtert worden; die vor-
trefflichen Arbeiten von Hirsch, Puachmann, Pagel
und G u r 1 1 werden für lange Zeit uns eine dankes-
VI
werthe Quelle für die Fortschritte der Medicin bilden.
Vieles in der Wirksamkeit meiner Fachgenossen habe
ich selbst erlebt, andere Nachrichten verdanke ich Mit-
theilungen befreundeter Collegen.
Litterarische Hinweise und biographische Notizen
sind mir in dankeswerther Weise in einer grossen Zahl
zugegangen von den Herren : Professor Leopold in
Dresden, J. Veit in Leiden, Schatz in Rostock, L.
Meyer in Kopenhagen, K. Brandt in Christiania,
F. Neugebauer in Warschau. Einen besonderen
Dank habe ich aber abzustatten den Herren Prof. Cal-
der in i in Bologna, Prof. Heinricius in Helsing-
fors, und J. Whitridge Williams in Baltimore für
ihre mühsamen Nachforschungen über die geburtshülfliche
Litteratur ihrer Länder. In den S i e b o 1 d 'sehen Zeiten
vrar der litterarische Verkehr mit Italien, den nordischen
Ländern und Amerika mannigfach behindert, und diese
Lücken vraren selbst in der S i e b o 1 d'schen Darstellung
öfters bemerkt worden. Sie sind jetzt durch die Arbeiten
der genannten Autoren erschöpfend ausgefüllt worden.
Dresden, Juni 1903.
Dohrn.
Inhalt.
Kinleitung. §. L Seit«
Eduard Cä^ar Jacob von Siebold. §-2. . . . , * —
Ferdiniind August Mai Franz von Ritgeti* §.3. , » —
Die geburtsbü] fliehen Lehrbücher* g* 4. ....,—
Die Hebaramenlehrbücher. §.5. . —
Franz Kiwisch, Ritter von Eotterau, ^.6. . . * , —
Dietrich Wilhelm Heinrich Busch. §.7 —
H, Meckel von Hemsbach. — Joseph d'Outrepont. —
Johann Eugen Roashirt — Carl Christoph Hüter. —
Fratiz Earl Nägele. — Hermann Franz Joseph Nägele,
Anton Friedrich Hohl. §. 8. ...*..,.». —
Eduard Arnold Martin. §.9- . . . , —
Karl Wilbelm Majer , ♦ —
C. A. Louis Majer —
Friednch Wilhelm Scanzoni von Lichtenfels. g. 10. . —
Wilhelm Lauge .*,..... —
Waldemaj Ludwig Grenser. §- IL ,..,»,. ^
Johann Christian Gottfried Joerg — Karl Friedrich.
Haase. — Friedrich Ludwig Meissner. — Julius Wil-
helm Betichlen ^ Albert Hayn* — A, Moser, — Gu-
stav Hauck. — Joseph Hermann Schmidt — Leopold
Sokrates von Riecke- — Ignaz Schwörer. — Heinrich
Ab egg* — Behm. — Friedrich August Gottlob Bemdt,
— K. F. Eichatedt, — Maximilian J. von Chehus, —
Johann Baptist von Weiasbrod» — Christian Krauel.
Anatomische und physiologische Forich-
un gen über die Geburt Bwege. |. 12. . . .
a Luschka, — Ch, Aeby. — R. Gmeliii. — O. Fol-
lenius. — W. Pröbating, — Heinrich Spöndly. — Karl
Ludwig von Elsaesser. — Coatilhes. ^ JoberL — Ric-
■ quet, — Donne. — Dunglisson. — J. Reid. — J. M.
, Ihmcan. — H. Miidge. — R. M511er. — Stein jun.
1
10
15
20
22
24
27
27
29
29
32
-^ 36
vin
— Perachau. — Robert Remak, — Claude Bernard.
— Ernst Wilhelm von Brücke. — Goldin. — Ck
Robin* — Egnißier. — Bonamy. — Costilhes. — J. H.
8, Beaii* ^- Huguier. — Kirsten. — R. A. Kölliker.
Adolf Kusamayl. ^ W, F, JWontgomery, — Franz M.
Kilian. — Tb. V. Jaeger. — H. Blot.
Bernhard Breslau. §. IS Seit© 43
Hermann Heinrich PIobh, §.14 — 44
F. A. von Amnion. — F. H. Birabanm. — F. Bim- «
bäum. — J. T. A, Feigel. B
Karl Siegmund Franzi Crede. §. 15. . — 8
Die Auskultation in der Schwangerschaft
§.16 - 47
Adam Ulaamer. — KonitK. — Cazeanx. — BacEmy.
— Ferdinand Frankenhätiser. — Victor Hüter.
Daa enge Becken. §. 17. ..... — 51
Gustav Adolf Michaelis. §.18 . — 56
Carl Theodor Litzmann. §.19 — 60
J. H. Hermann Schwarte. §.20 . . _ 64
Bernhard Seyfert. §,21 — M
Ludw^ig WinckeL — Hermann Friedrich Küian. — H
Georg Steiti. — H. Ludwig Ferdinand Robert. ^ Ca- H
spar Eirehhoffer. — Unna. — Chailly-Honor^ ^ J. H
Rouyer. — Wilhelm B. Lambl. ^
Karl Hecker. §.22 — 69
Die geburtshülfl ichen Operationen. |. 23. — 70
P. Thewalt. — Ignaz Dünt^er. ^ Tott. — Didot. —
Churchill, — Karl S. Schreiber, — Liegard, — • Julius ^m
Victor Schöller. — Schierlinger. — Wilson. — L. H
Spengler. — J. F- Oslander. ^ D, K. Th. Merrem, H
— ' J. H, Leopold. — Joseph Hof mann. — L. Harting. ^M
— Landsberg. — C. v. Helly, — J. J. Hermann. — H
Gurlt. — Gatty. — H, M. Cohen. — L. Concato. — ^
Ran.
Die An ästh es ie r nng der Gebar enden, §, 24. — 80
Die Gebäranstalten und ihre Vorsteher.
§. 25. . . . ^ S2
Martin. SchdU^r, Kilianr Betscblerf Grenaer, Rosshirt, ^|
Schwörer» Ritgen, Siebold t Pemicet Hohl^ Lange, "
Si:bult7.e, Litimaun, Crede^ Schwarte, Heckeri 8e3rfert,
V*''ri Rfint, C. ßraiin, O. Bmun, Scanzoni . . , , ^ 86
< I!, von Fernwuid. |. 26. ........ — 86
■■'-1 ft ^7 ..»,......— S7
d
IX
Johann Baptist Chiari Seite 89
August Breisky. §.28 — 89
Franz von Breit. §.29. ~ 90
Johannes von Säzinger — 91
Hugo Carl Anton Pemice — 91
Ludwig Bandl — 91
Hugo Alfred Otto Hildebrandt. §.30. — 92
Rudolph Kaltenbach. §.31 — 92
Christian Adolf Hermann LGhlein. §.32 — 95
Heinrich Lahs — 96
Hermann BeigeL §.33 — 96
Moritz von Madurowicz. — Lumpe. — Gendrien. —
E. Leudet. — Bonnet. — F. Rehmann. — R. Jones.
F. Plasse.
Otto Spiegelberg §.34 — 98
Aloys C. C. G. Veit. §.35 — 100
Carl Schröder. §.36 — 101
Der Gesundheitszustand der Wöchnerin-
nen. §.37 — 104
Die Geburtshülfe in Frankreich. §.38. . — 109
Paulin Cazeaux. §.39 — 116
Anne Jean Henri Depaul. §.40 — 117
A. A L. M. Velpeau. — N. C. Chailly-Honore. —
J. Z. Amussat. — L^on J. B. Cruveilhier. — A. Briöre
de Boisment. — P. G. Alexandre Devilliers. — F.
Wieger. — Legrouz. — Mattei — Imbert-Gourbeyre.
— Alfred Donne. — Hippolyte Blot. — Ch. G. Lauth.
Paul Dubois. §.41 — 119
Joseph Alexis Stoltz. §.42 — 121
MascareL — Antoine Constant Danyau. — P. F. 0.
Rayer. — Ch. G. Lauth.
Läon Clement le Fort. §.43 — 121
Jean Marie Jacquemier. §.44 — 123
Theophile Gallard. — Hourmann. — Bourdeaux- —
P. C. Huguier. — J. A. Lejumeau de Kergaradei. —
Eugöne Köberle. — Charles N^grier. — Jules Pean.
J. C. A. Recamier. — Fr. Joseph Moreau,
Charles Pajot. §.45 — 124
Stephane Tamier. §.46 — 125
Valleix- — Ch. Dubreuilh.
Die Geburtshülfe in Grossbritannien und
Irland. §. 47 — 125
James Young Simpson. §.48 — 130
Alexander Russell Simpson — 130
X
Wütiam Fetli*fr«ton Moutgomery. §, 49. ...
Thomm Edwai'iJ Beatty
lioUrt Lue, %. m
Frimcm Henry liamkiboihimi. — Muiphy. — Edward
highy. — Every Kennedy. — Charlea Locook — J.
C, W. Lever, — 8aniü«l Merriman* — George Moon
Jmm W. Wbitehead, ^ J. Blundel], — J. H, Davis.
Hamjr OUlha^ni. ^ J. T. C. Gonquest. ^ Robert R
JWrgntfaii* — Joaeph Clarke. — William Tyler Smitb,
— Clmrlefl West. — AttVed Henry M'Clintock. —
PlüStwood ChurchilL — Samuel Little Hardy, -— W.
B. Wilde, — J. Denham. — Robert B. Barnes. —
W. Bloseam. — Robert Jobna. — Ä. Peddie, — J.
HraxUni Hiek«. — E* Copemau*
Jä^mi**i H^itbewi Diincan. §.51.
Diu OeburtNbülfe Italießs. §.52
Die geburtihülf li chen Lehre r Italiens.
frSS* - -
Die gebnrtiib Ulf liehen Kliniken. §.54. *
A. Aliprandi, — G. Raffaele. — L- CapeBsi, — M. Irari.
— Gberti. — V. Balloehi. — L. Pastorello. ~ T, Lo-
vatL — C. de Renzi. — SüliuiL — Montagna. — Pal-
leccjo. — Minareili. — Ficino. — Ciilderini, — Con-
radl
Gebürt«bÜlfHcbü Publikationen ItalieiiB 1840
-1860. §,55
Holland, g. 56.
Ji C. Broer«. — J. Baart de la Faule. — L. Lehmann.
— Ä* E. Simon Thomas, — G. Vrolik. — C. B. Ti^
lanua. — J, P. Hoebekep — J. B, van Hueveb — K
J. G. Hyernaux* — Feigneaui.
D ä n e m a r k. §. 5?. , . . , .
C. E- M. Levy. — P. A* Schleiiner. — C. J, H. Kayeer.
— eil. Söxtorpb^ — N. E» Eavn, — A. Hannover* —
M. Trier. — M. Jensen. — L. W. Salomonaen.
Norwegen. §.58* , . * . . .
M. A, ThulHtmp. — R Cb. Faye. - B, W. S. Heyer-
-^ J, A. VoBs* — Cb. Ä. Egeberg.
"e Geschichte der Geburt «hü Ife von
d e n §. 59
te. — J* von Hoorn. — J. K. Nordenheim,
*»trin. — E. Elif. — D. Schuk. — J. Eraak.
1 — P. G. Cederi^cbiöld. ^ H. Schützer.
tmstrOm, — A* F. Wadenberg. — K. Sto-
Seite 1S8
— 138
— 139
i
144
145
146
147
149
157
— 160
^ 163
XI
baeus. — C. F. Liljewalcli. — Trendelenburg. —
Retzius. — A. S. Bruzelius. — Pramberg. — C. J.
Ask. — G. J. Haartman. — J. Pipping. — J. Töm-
gren. — L. H. Törmoth. •— E. A. Ingmann. — K. S.
Sirelius.
Der Zeitraum 1840— 1860 in Schweden. §.60. Seite 174
Die Geschichte der Geburtshülfe vonFinn-
land. §. 61 — 181
Rusßland. §.62 — 188
Hugenberger. — E. Bidder. — Sutugin. — Tamoffsky.
— Krassowsky. — P. ü. F. Walter. — J. von Holst.
— L. A. Neugebauer.
Die Geburtshülfe in Amerika. §.63. . . — 193
Frühere geburtsh. Litteratur mit Ausschluss der Lehr-
bücher. §.64 • — 207
Extrauterine Schwangerschaft. §.65 — 214
Anästhetische Mittel. §.66 — 218
Puerperal-Infection. §.67 — 222
Der Kaiserschnitt. §.68 — 226
Combinierte Wendung. §.69 — 230
Das corpus luteum. §.70 — 232
W. P. Dewees. §.71 — 238
Ch. D. Meigs. §.72 — 243
H. L. Hodge. §.73 — 248
H. Miller. §.74 - 254
Warrington, Tucker, Neill, Smith, Cock. §. 75. . . — 255
G. S. Bedford. §.76 — 257
Werke von fremden Autoren. §.77 — 259
Chronol. Reihenfolge d. amerik. Abdrucke. §. 78. . . — 260
Rückblick. §.79 — 264
Einleitansr.
§. 1.
E. V. Siebold bat am Scliluss des zweiten Bandee
seines Werkes mit Befriedigung auf die Thatsache bin-
gewiesen, dass in der Gegenwart das Interesse an der
Gebnrtabiilfe allgemein geworden sei , nnd . dass man
desbalb annehmen könne, auch künftigbin werde kein
Stillstand der geburtshiilflichen Forscbnngen wieder ein-
treten.
In nocb reicberem Masse ^ als es gedacht werden
konnte, ist diese Erwartimg des verdienten Autors der
»Geschiebte der Gebartsbülfe^ üi den folgenden Decen-
nien zur Erfüllmig gekommen. Nachdem aich die Ge-
bnrtshülfe von den Händen der Chirurgen losgelöst hatte,
wurde bald allgemein dieser Zweig der Medicin von der
alteren Schwester als Tollberecbtigte Fachwissenschaft
aneTkannt^ welche zu ihrer wissenschaftlichen Förderung
besonderen fachmännischen Vertretern zu überliefern sei.
In dieser Hinsicht war Vieles bei der Geburtshülfe
nachzuholen. An manchen Stellen waren den Docenten
der Geburtshülfe ihrem Amte fremdai*tige Lebrauf träge
zugewiesen worden, welchen sie trotz aller Mühe nicht in
ausreichendem Masse gerecht werden konnten, und, je
mehr sich der Inhalt der Fachwissenschaft Tei-mehrte, um
so mehr musste in ihren Leistungen dieses Miasverbältniss
hervortreten. So sehen wir doch in diesen Zeiten ein-
Bohrn-SJebold, OeBcfalchto dar Geburtehülfe. m. I
z^ba Vet€faiieii lEoseres Faches mit TieleD Nebenrerpflicli-
limgieD bd«fitet. welebe bei dehtigierer Eiasiclii nt üurer
pffieiiiiiii«ig€Q ErfEllimg die Henumehmig weiterer 3Gt-
gfbeiter beao^mcbt hläeiL Erst um die Mitte des Tori*
gm Jahiliiiiidefts begann durch die forlschmteDde Spe^
etaünemtig der Mediem die Erkeimtdss im mUigi^ Wege
dnrchziidriiigeEi^ aaf denen allem Fartsdirille in euer bä
dahin räekatändigen FaehwissenschafI zu erreiehai waieii.
In dieser Zeit, um das Jahr 1840, wo es galt, mft
dem Wust nicht bewährter Anschauungen au&oraimi^i^fl
bot der Zustand der Geburtshülfe dem Gestchichtsforschar*
etil nnerquickliches Bild, Noch waren nicht die Grund-
lagen unseres Fachs so fest gelegt, dass ea sich ans ei-
gener Kraft auf die ihm gebührende Stellang hinauf-
arbeiten konnte, und an vielen Stellen fehlte es au dem
der Forschung nothigen Entgegenkommen der Behörden*
In Deutschland hatte man sieh seit B a n d e 1 o c q u e's
Zillen gewöhnt, für Studien in der Geburishülfe DirecÜTen
TOn Frankreich zu empfangen. Das Änselien, welches
Batidelocque damals genosa, beherrschte durchaUB die
Ajuchatiniigen vieler Fachgenossen. Seine Auffassung der
Vorgänge der Geburt, seine Stellung zu Neuenmgen
OperationsTerfabrens war oft für Manche ausschk^gel
flir ihr therapenfciaches Handeln. Wer sich zu dem
einei Geburtshelfers ausbilden wollte, glaubte ftir sem
Anneben als Frauenarzt nur durch auswärtige Reisen die
richtige Weihe erhalten zu können* Viele deutsche Ge-
burtshelfer, welche später zu berfihmten Namen gelangten,
beir achteten Reisen in die Gross städte, namentlich nach
Paris, als eine unumgängliche Vorstufe für ihre später^]
l^bensstellung, und die, den Deutschen anerzogene Vor-
liebe für AUes, was von auswärts in unsere Landes^
grenzen hereindrang* liess den fremden Besucher leicht
**fr manche Schwächen der auswärtigen Hospitalsein-
^ngeo hinwegsehen. Vieles davon, welches man nach
loßd binüherzupflau2en dachte, hat sich auch
gaer
1 de«
hmSM
Fachfl
I
4
3
späterhin nictit als nachahmimgswerth erwiesen. Dennoch
^darf es nicht unvergessen bleiben, wie yiel unsere Wissen-
;haft gerade den französiachen Geburtshelfern zu ver-
danken hat*
In England hatte der praktische Sinn der Bevölkerung
den Grehäranstalten Einrichtungen gezeitigt, welche für
die Gesundheit der Wöchnerinnen zu grossen Erfolgen
eführt hatten* Zugleich hatte die Übliche Behandlung
er Geburtsfälle, welche dort seit Smellie's Zeiten
Mode war, in ihrer YOrzugsweisen Berücksichtigung und
■in der feinberechneten Schonung der Gesundheit der
Ifutter bei Vielen Anerkennung gefunden. Diese Gmnd-
Sätze nahmen die zurückkehrenden deutschen Geburts-
helfer nach ihrer Heimath mit und verwertheten sie in
rer Praxis fruchtbringeud-
In Oesterreich hatten die Anschauungen Boers
über die Gebnrts vor gange die Richtschnur abgegeben,
welche als Lehrsätze der Wiener Schule weitere Verbrei-
timg fanden. Das grosse Material der dortigen Kliniken
lehrte die jimgen Geburtshelfer^ wie weit sie den Natur-
kräften bei der Vollendung der Geburt vertrauen könnten,
und die W^iener Beobachtungen eröffneten vielen zuerst
einen nöthigen Rückblick in die vergangenen Zeiten, wo
nur der Chirurg zur Hülfeleistung bei der Geburt heran-
gezogen worden war* Manche Aerzte lernten erst in der
Wiemer Gebäranstalt eingehend die einzelnen Phasen der
von allen operativen Eingriffen ganz unbeeinflussten na-
türlichen Gebin*t kennen, und diese Erkenntniss hat bis
in die neueste Zeit hinein der Behandlung von Geburten
grossen Segen gebracht. Das Verdienst, den jungen Ge*-
burtahelfem in lichtvoller Darstellimg die Grenzen nn^
serer Kuuöt dargelegt zu haben, bleibt immer ein Ruhm
der Wirksamkeit von Bo^r. Selbst gewiegte Geburts-
helfer erkannten auch an ihrem Lebensabend dankbar an,
das» sie dort erst die ernste Gefahr der Vielgeschäftigkeit
kannt hatten.
1*
In Deutschland waren nur weni^ire Anstalten ftir
selbständige Forschung und zur Ausbildung der Geburts-
helfer ausgerüstet. Die Anzahl der für den Unterricht
verwerthbaren Geburtsfälle wär nur gering, und es be-
stand noch nicht unter den Lehrern ein regelmässiger
Anstan&ch gemeinsamer Erfahrungen, Erst 1840, bei der
Yersanimlung deutscher Naturforscher in Braunschweig,
zweigte sich die Geburtshülfe zu einer eigenen Section
ab. Eine eigene deutsche gehurtshülfliche Schule gab es
damals nicht, imd das Gros der praktischen Aerzte,
welches eingehend von dem langen Streit zwischen B o e r
und Oslander berührt worden war, schwankte zwi-
schen Operationslust und exspectativer Behandlungsme-
thode hin imd her.
Somit zeigte sich auch hier bei Entwicklung der Ge-
burtshülfe ^vieder der alte Erfahrungssatz, dass ein Zweig
der Medicin nur dann erfolgreich bearbeitet werden kann,
wenn zuvörderst die normalen Vorgänge gründlich durch-
foi'scht worden sind. Darin hatte es bis jetzt gefehlt.
Die Anschan im gs weise Yon den Lebens Vorgängen, wie sie
Yon Johannes Müller und L i e b i g gelehrt \^irde,
hatte noch auf die praktischen Ergebnisse wenig Einwir-
kung ausgeübt, für das Studium der Physiologie der Fort-
pflanzungsperiode, für die Anatomie des Beckens, für die
Entwickelnngsgeschichte waren bis dahin nur geringe An-
läufe gemacht worden. Somit liess auch die Therapeutik
pathologischer FäUe feste Gnmclsätze vermiäsen.
Wie schwer es den damaligen Geburtshelfern wurde,
sich in die Anforderungen der neuen Zeit hineinzufinden^
lehrt der Werdegang manches deutschen Geburtshelfers;
mehrere Lebensbilder der Autoren geben uns ein Beispiel
(Iftvon. So mOg^n in solchem Hinblick auch die folgenden
' >*bensnachrichteii von Männern , wie S i e b o 1 d und
'^Bfen, betracbtet werden, welche auch damals, noch
*eiae, (hr jungen Generation al^ Frototype der
Itcn.
§. 2.
Eduard Caspar Jacob von Siebold,
aus der Familie der Siebolde, die Oken einst mit Recht
als AscIepiaden-FamiHe bezeiclinete, wurde am 19, März
1801 in Würzbiirg geboren, wo sein Vater Adam Elias
Yon Siebold Professor der Geburtshülfe war. Mit
rascher Anffassung begabt und schon in früher Jugend
dnrch seine litterariache Umgebung auf bedeutende Män-
ner von Kunst xmd Wissenschaft hingewiesen, folgte er
1820 als Stndent der Medicin seinem Vater nach BerUn.
Schon hier entwickelte er sich durch seinen nie nachlassen-
den Fleiss 2U der mnfassenden litterarischen Thätigkeit»
welche ihm bis zu seinem Lebensende bewahrt geblieben
ist. Ein mehrjähriger Aufenthalt in Göttingen, wo damals
Langenbeck, Himlj und M e n d e lehrten , gab
ihm die Vorbereitung für seine spätere Docentenlaufbahn.
Seine Neigung zum klassischen Alterthum und histori-
schen Arbeiten fand in ilim durch die reichen Schätze
der Göttinger Universitätsbibliothek reichliche Nahrung*
Im Jahre 1826 promovierte er als Dr, med., imd bald
darauf wurde er von der Würzburger Facultät mit dem
Diplom eines doctoris philosophiae überrascht. 1827
wurde er als erster Assistent der Geburtsanstalt umge-
stellt, in demselben Jahre habilitierte er sich als Privat-
docent und schon im gleichen Monate konnte er eine
Vorlesung über theoretische Geburtshülfe vor 20 Zuhörern
eröf&ien.
er im Jalire 1828 erfolgte Tod mms Tuten
seiDen 6e@chicken eine unerwartete Wcmdmig. Mit kaum
ausreicbeoden Mitteln aasgerOstet und auf seine eig^ene
Kmü angewieseji, wnsst« er durch ang^trengten Fleiss
den ihm nach dem Tode des Vaters sngefaDen^i Lehr-
anfgaben gereclit zii werden. Rascber, ab msm denken
konnte, erreichte er den Erfolg, als er 1829 als Nach-
fol^t^r von Busch als ordentlicher Professor der Geburta-
hfllfe nach Marburg berufen wurde. Dort blieb er 4 Jalire
und nach einem längeren Aufenthalt in Paris wurde er
181^2 nmh seinem früheren Studienaufenthalt, als Pro*
fo«i*or nach Güttingen berufen.
In G*»tting€n entwickelte er eine ausgebreitete, litte-
mnHv}m Thätigkeit. Die Frucht hiervon war zunächst
un<l hmiptmichiich die Herausgabe der Geschichte der
(JolHjrtNhfJliVs, deren erster Band 1839 und deren zweiter
1B45 owdiien. Dabei verfasste er ein Lehrbuch der
GebiirUliütfe, ein Lehrbuch der ^gerichtlichen Medicin und
fjfittj(Mligt<* nkh bei der Herausgabe der neuen Zeitschrift
(11 r (leburtMhülfe.
Hei den tStudenten war er sehr beliebt. Aus dem
reiclimi Hell atz Meines Wissens wusste er in vollendeter
Vttrm nimt) Lehrsiltze den Zuhörern vor die Augen zu
ffllii'cii iintl atirh in seinen gelegentlich sehr derben Spässen
)^Hnniv (*r «liu Aiifintirkflamkeit der Studenten gespannt zu
(triiiilb Tt
MhriJPi und AiiMüiuiclinungeu sind ihm reichlich ^u-
gfiflomiictn. Hein Ufittingt/r Haus war ein Mittelpunkt eines
Hrj^Mr*igti4i KreiJ^i^s, wulrher sich (Jurch seine Leistmigen
in WiMNKUNrbuft inid l\m\ni einen Namen machte» Ein
Kround «iljilderte Siebuld alä ,eine^ jetzt noch ver-
iilUÄoltt», ■' ■■ lig^i (Jestiilt t^innr anderen Zeit, die in
nlii' it tu*u(.igc*r l<\cliwis«ensclmft herüber-
% «ine» jt^iwr iinjirtlnglirben geftlhlskraftigen anti*
( wiö iitt gt«gimwärt]g nicht mehr gedeilien
I
I
Noch vor seinem Tode schrieb or an seinen ^ge-
burtshlüflichen Briefen**, wie er seine Selbstbiographie
nannte. Auch alle Anderen^ welche der Fachwissenschaft
fernstehen, werden in diesen „Briefen" viel Anregung
und Belehrung finden. Siebold starb am 27* October
186L
Verzeichnlss der Schriften von Eduard
Caspar Jacob von Siebold;
Ä. Selbständige Schriften:
Commentatio exMb. disquis. „an ars obstetricia sit
pars chiriirgiae"? Götting, 1824. 4.
Dissertatio de scirrho et carcinomate uteri, adjectis
tribus totius uteri exstirpationis observationibus* Berol.
1826. 4.
Anleitung znm technischen Verfahren am Phantom.
Berlin 1828. 8.
Die Einrichtung der Entbindungsanstalt an d. K. Uni-
versität in Berlin, nebst einem Rückblick der Leistungen
derselben seit dem Jahre 1817. Berlin 1829, 8.
Maygrier, J. P< NonveUes deraonstrations d'accou-
chements. Paris 1822. Deutsch von 8 i e b o 1 d» Erste
und zweite Auflage 1829 und 18 Bo. gr, 8.
Solayres de RenhaCp Commentatio de partu viribus
maternis absoluto* Denuo edidit nee non praefatione
et annotationibus instruxit S i e b o 1 d, Berol. 183 L
gr. 8.
Programma ,,nexnm jurisprudentiam inter et medici-
nam exhibens". Marburg 1831* 4*
De circumvolntione funiculi umbilicalis adjectis duo-
bns casibus rarioribus. Götting. 1834. 4.
Versuch einer Geschichte der Gebni^tshiilfe. 2 Bände,
1839 und 1845, 8. Berlin,
Lehrbuch der Grebui*tshü]fe, Berlin 1841» 8, Zweite
Auflage mit Holzschnitten. Braunschweig 1854.
Lehrbuch der gerichtlichen Medicin. Berlin
8
Juvenalis sechste Satire. Mit Einleitung und TJeber-
setzung. Braunschweig 1854. 8.
Lehrbuch der Hebammenkunst, zunächst zum Unter-
richt für die Hebammen des Königreichs Hannover. In
Gemeinschaft mit dem Geh. Obermedicinalrath Dr. Kauf-
mann verfasst. Hannover 1856. 8.
Juvenalis' Satiren. Lateinischer Text mit metrischer
Uebersetzung und Erläuterungen. Leipzig 1858. 8.
Geburtshülfliche Briefe. Braunschweig 1862.
B. Einzelne Abhandlungen:
a) In V. Siebolds Journal f. Geburtshülfe etc.
Vorläufige Anzeige, die Totalexstirpation der krebs-
haften Gebärmutter betreffend. Bd. 9.
lieber Fissuren am Kopfe Neugebomer bei natür-
licher Geburt. Bd. 11.
Pierre Franco. Ein Beitrag zur pragmatischen Ge-
schichte der Geburtshülfe. Bd. 12.
Ueber den praktischen Unterricht in einer Gebär-
anstalt. Bd. 14.
Gerichtliches Gutachten, eine Schwangere betr., welche
vor dem gesetzmässigen Ablauf ihrer Schwangerschaft
infolge eines bedeutenden Blutverlustes starb. Bd. 14.
Gutachten über einen nach geschehener Misshand-
lung und dabei erfolgtem Bruche des Kehlkopfs ent-
standenen ZwiHingsabortus, welcher mit dem Tode der
Mutter endete. Bd. 15.
Zur Lehre von den Schwangerschaften ausserhalb
der Gebärmutter. Bd. 17.
b) In der ^neuen Zeitschrift für Geburtskunde**.
Fall einer künstlich eingeleiteten Frühgeburt, nebst
Bemerkungen. Bd. 11.
Zur Lehre von der Verschliessung der Scheide. Bd. 11.
Zur Lehre von den Zeichen einer kürzlich erfolgten
Geburt. Bd. 13.
Verheimlichte Geburt und Kindesmord. Ein Gutachten.
Bd. 16.
9
TJebersicht der Leistungen der Gebäranstalt zu Wien
im Jahre 1843. Bd. 17.
Geschichte eines Kaiserschnitts bei Osteomalacie mit
unglücklichem Ausgange für Mutter und Kind. Bd. 18.
Verheimlichte Geburt mit bedeutenden Kopfverletz-
ungen des Kindes. Bd. 19.
Zweites Gutachten über eine verheimlichte Geburt mit
bedeutenden Kopfverletzungen des Kindes. Bd. 19.
Ein Fall von Ruptur der Gebärmutter bei versuchter
Wendung. Bd. 21.
Vorläufige Nachricht über die Anwendung der Ein-
athmung des Schwefeläthers in der geburtshülflichen Pra-
xis. Mit eigenen und fremden Erfahrungen. Bd. 22.
Weitere Mittheilungen über die Anwendung des Schwe-
feläthers in der geburtshülflichen Praxis. Bd. 24.
Bemerkungen und Beobachtungen aus dem Gebiete
der Geburtshülfe. Bd. 26.
Zur Lehre von den Gesichtsgeburten. Bd. 26.
Eine Stimme über die Anwendung des Chloroforms
in der Geburtshülfe aus England; Bd. 28.
c) In der , Monatschrift f. Geburtshülfe und Frauen-
krankheiten*.
Geburtshindemiss durch ausserordentliche Vergrös-
serung der Nieren des Foetus. Bd. 4.
Zur gerichtlichen Geburtshülfe. Ein Obergutachten.
Bd. 6.
Vorfall der Nachgeburt. Bd. 6.
Eine kleine historische Bemerkung zu S i m p s o n's
Airtractor. Bd. 6.
Zur Lehre von den Gesichtsgeburten. Bd. 13.
Zur Verklebung des Muttermundes als Geburtshin-
demiss. Bd. 14.
Beiträge zur Zwillingsgeburt. Bd. 15.
lieber die Gewichts- und Längenverhältnisse der
Neugeborenen in den ersten Tagen. Bd. 15.
Fahrlässige Vergiftung eines neugeborenen Kindes
durch morphium. Bd. 16.
Fall von einer gänzlichen Verbrennung eines Neuge-
borenen. Bd. 17.
10
Betrachtungen über das Kindbettfieber. Bd. 17 u. 18.
Zum Saugapparat der Neugeborenen. Bd. 18.
C. Berichte über die Leistungen der von v. Siebold diri-
gierten Entbindungsanstalten :
Berichte aus Berlin 1827—1829, aus Marburg 1829
—1833, aus Göttingen 1833—1860. Jahresberichte über
die Leistungen in der Geburtshülfe für Canstatt's medi-
cinische Jahresberichte 1845 — 1860.
§.3.
Ferdinand August Max Franz von Ritgen,
geb. 11. Oct. 1787, gest. 14. April 1867 (s.Bd. II), inGiessen.
Dort wirkte er 53 Jahre lang als Professor und Director
der Gebäranstalt und der Hebammenlehranstalt. Seine
schriftstellerische Fruchtbarkeit war erstaunlich gross,
und sie umfasste ausser seinem Specialfach noch viele
andere Gebiete. So schrieb er ein „ Gemälde der organi-
schen Natur in ihrer Verbreitung auf der Erde", über
die „natürliche Eintheilung der Säugethiere", über „den
Bau der Pflanzen", über die „nächste Ursache der Be-
wegung der Himmelskörper" und „die höchsten Ange-
legenheiten der Seele, nach dem Gesetze des Fortschrittes
betrachtet" und Anderes mehr.
Auf Grund seines früheren Entwicklungsganges galt
er in seinem Alter unter den jüngeren Fachgenossen als
ein ehrwürdiger Typus eines deutschen Professors der
alten Schule. Sobald er in einen grösseren Versammlungs-
kreis eintrat, erregte seine rüstige Gestalt bei allen An-
wesenden allgemeine Aufmerksamkeit. Im Jahre 1865
wurde er bei der Jubelfeier der Wiener Universität als
Deputierter von Giessen mit stürmischen Hochrufen ge-
feiert.
Mit dem Formalismus und der Terminologie der da-
maligen Zeit streng verwebt, konnte er sich nur schwer
in die Gewohnheiten der neuesten Zeit hinein finden.
u
I
Seine Erzählungen aus seinen langen Lebenserfahrungen,
die Scenen aus seiner Jugendzeit , welche er selbstzu-
frieden dem Besucher vortrug, cirkuliei-ten mit mannig-
faltigen Commentaren in den verschiedensten Kreisen,
Schon fiüh am Tage fand man ihn am Schreibtisch oder
im Garten, wo er seine Lieblinge, die Blumen, pflegte.
Alles, was ihn in seinem Hause umgab, hatte einen alt-
fränkischen Anstrich- So war auch seine Listrumenten-
Sanimlung eine seltsame Zusammenstellung von Merk*
Würdigkeiten. Jedes Stück seiner Sammlung hatte er
genau, oft mit auffallender Aufschrift, signiert. Dem.
Verfasser zeigte er einst in der Sammlung einen ein-
fachen Abschlusshahn, den er als „ Sc hei doubl asenh als -
echlieaser'* signierte, ebenso erregten seine deutschthüra*
liehen Ausdrücke, so der „ Stecbsauger *", mit welchem er
durch Luftdruck die Eihäute eröffnen wollte, manchen
Spott. Auf seine Beschäftigung mit der Astronomie
legte er riel Werth, mit Vorliebe zeigte er dem fremden
Besucher seine Tafeln, welche den Kometen-Embryo be-
trafen, welcher sich nach dem Gesetze der Feuersprüii-
axe im Himmelsraum bewegte.
Den Erruugenschaften modemer Greburtshülfe stand
er in den letzt-en Jahrzehnten seines Lebens fremd gegen-
über* Dadurch wurden seine Lehren auf seine Schüler
nicht von dem Einfluss, welchen sie nach seinen Studien
verdienten. Wer die Mühe nicht scheut, sich durch die
oft originellen Anschauungen der Ritgen' sehen Formen
durchzuarbeiten, wird in seinen Arbeiten in der Spreu
anches Goldkom finden.
Nach dem Jahre 1840 sind von seinen Schriften
folgende aufzufüiren.
Li der neuen Zeitschrift ftlr Gehurlskunde:
Uebex die aus sondern den Wärzchen der Schleimhaut
der Scheide und der Gebärmutter. Bd. 2.
TJeber die Scanfication der Scheide und des Schei-
12
denmundes zum Schutz gegen Zeireissung bei der Ge-
burt. B± 3,
Ueber die Unterbindung der Nabelschnur bei Vor-
fall derselben, bei zögernden Fussgeburten und bei Ex-
traktionen des Kindes an den Füssen* Bd, 9*
lieber künstlichen Abort als Rettungsmittel der Mut-
ter bei Mutterröhrenschwangerschaft und über die Er-
kenntniss dieser abnormen Schwangerschaft durch Aus-
cultation, Bd. 9-
Ueber Hervorziehen des UteruB aus der Bauchwunde
bei dem Kaiserschnitte zur StiQung der Blutung der
Gebärmutterwunde vermöge kalter Umschläge. Bd. 9,
Ueber Beckensennen» Bd. 24.
Ueber den WertU der Unterscheidung von Lage und
Stellung des dem Muttermunde zugewendeten Kindes-
theüs. Bd. 24.
Ueber die ständige und wechselnde Gebärmutterenge
und die davon abhängigen Höhlen. Bd. 24,
Ueber die normalen Fruchtnestgebilde. Bd* 24.
Ueber die Verbindung des Vorsitzenden Mutterku-
chens mit dem Gebärmutterhalse. Bd. 24*
Ueber die Quellen der Blutung bei der gewöhnüchen
Geburt.
Ueber die Bückwärtsbildung der während der Schwan-
gerschaft im Uterus entstandenen Blutsinus. Bd* 24,
Das Blut des Weibes im Dienste der Frucht* Bd. 26
und 27.
Ueber die Auflagerung und EinlageiTing der Knochen-
masse im Bereich synostosierter Beckenfugen. Bd. 28.
Annähe nid mathematische Construction der ersten
und dritten Beckenapertur. Bd. 29,
Ueber den Mechanismus des Durchtritts des bei der
Geburt vorliegenden Schädels durch den Beckeneingang
bei verengter Konjugata. Bd* 29*
Zwei FäUe glücklich ausgeführter Wendung bei schräg-
M Becken. Bd. 29.
das rhachitische Becken. Bd. BO.
küustlicheu Frühgeburt bei schräg-plattem
13
Ueber die gewöhnlichen Ursachen der Kopf- und
Beckenlagen des Kindes vor und bei der Geburt. Bd. 31.
C. R o b i n , Prof. Dr. in Paris. Beitrag zur Ge-
schichte der Anatomie und Pathologie der Gebärmutter-
schleimhaut und ihres Schleimes, der hinfälligen Haut
und der N a b o t'schen Eier oder besser Drüsen. (Aus
dem Arch. g6n. de med. 1848). Nebst Bemerkungen
vom Geh. Rath v. Ritgen. Bd. 33.
In der Monatsschrift f. Geburtskunde u. Frauenkrank-
heiten :
Warum ist der Rücken des Kindes bei vorliegendem
Kopfe häufiger nach links als nach rechts gewandt?
Bd. 2.
Erinnerungen an S m e 1 1 i e.
Ueber die Erkenntniss des coxalgisch-schrägen Frauen-
beckens. Bd. 2.
Ueber Entstehung von Missgeburten. Bd. 6.
Ueber den tiefen Sitz des Mutterkuchens und über
die Ausschliessungszeit der Nachgeburt.
Ueber sein Dammschutzverfahren.
Ueber eine Schneidezange.
Ueber das Chamberle n'sche und R o o n h u y-
s e n'sche Geheimniss. Bd. 8.
Erinnerung anPielding Oulds Dammnahtschnitt.
Bd. 8.
Ueber die Entstehung von Doppelmissgeburten auf
gemeinsamem Dotter. Bd. 8,
Ueber das Entbinden durch Druck statt durch Zug.
Bd. 8.
Ueber die Anzeigen zur Eröffnung der Eihäute.
Bd. 8.
Ueber eine Vorrichtung zum Füllen und Schliessen
des Blasentampons.
Ueber die noch nicht völlig ergründeten Ursachen
der Gebärmutterblutung bei tiefem Sitz des Mutter-
kuchens. Bd. 9.
Fortgesetzte Nachgeburtsmessungen. Bd. 10.
Wegen engen Beckenausganges durch Gebärmutter-
einspritzung eingeleitete Geburt. Bd. 10.
14
. Rrlnnorunp: an eine Abhandlung Über künstliche Früli-
ffiUtiri. vom Jalire 1707* Bd* 11.
Von dpn ITebrigen möchten zu nennen sein:
{\^\w.r F(>rni imd Ursache des schrägrerengten Be-
Kin «X quillt oBfeomalakisches Becken. 1850.
l jnber iliiH übermässig weiblich gebaute Frauenbecken.
Zur DifignoHü des Beckens. 1858.
Ui\\mT ihm Werth der Auscultation in der Geburts-
hUlffi. 1H4H,
Utber (Im Muchanismus der Geburtswehen. 1850.
Beitrüge zu der Lehre von der Wiedergeburt bei
Ar'hnelhtge. (Belbstentwickelung). 1850.
Bisltrag S5ur Lehre von der Behandlung regelividriger
KindtiHlfigan* IBBO.
Dui Geburten In Schild ellagen mit rückwärts gerich-
tetem iüntüHiaupte, 1859.
Ueber daH Verhalten des Muttermundes als diagnos-
tisch-gJibnrtHhilldiches Zeichen, 1860.
Ucber Extrautcnn-Schwangerschaft. 1854,
lieber dii^ alhflllhHge YervoUkommnung der Damm-
ichu t/m(;tho rkm* 1 85 L
Utiber Blutungen auB der Nabelschnur und dem Nabel,
IHM.
IJeliei" den Vorfall der Nabelschnur, 1860.
Beitrag zur Therapie der Placenta praevia. 1859,
Beitrag zur Würdigung der Knieellenbogenlage im
Gebiete der Geburtshülfe. 1859.
Die Indieationen für den Kaiserschnitt* 1860,
Beiträge zur Geschichte und Kritik des Verfahrens
bei freihändiger Ausziehung des Kindes. 1860.
Beiträge zur Geschichte und Kritik des ausführenden
Wenfbingsverfahrens durch Unterstützung und Benutzung
der Sei bat Wendung- 1861.
Beiträge zur Geschichte und Kritik der Wendungs-
'^.eigen. 1861,
'»er das Verfahren bei Entfernung der Placenta.
15
I
Ueber die künstliche Eröffnung der Eihäute. 1861,
Heber die Spiralextraction. 186 L
§. 4.
Die geburtshülflieheti Lehrbücher*
Wenn man die stattliche Zahl der Lehrbücher über-
blickt, welche die Zeit der 40er und 50er Jahre der
Geburtshülfe hervorgebracht hat, äo erklärt sie sich dar-
aus, dass damals viele Vertreter imseres Fachs das Be-
dtlrfnias empfanden, die Lehrsätze der erst neuerdinga
richtig gewürdigten Special Wissenschaft in ein Handbuch
estzulegen. Früher war man gewohnt, die Lehrvorträge
berühmter Geburtshelfer durch gedächtnisstreue Wieder-
gabe fleissiger Zuhörer in nachgeschriebenen Heften wei-
teren Kreisen zugänglich zu machen. Solche Aufzeich-
nungen gingen dann in Deutscliland und in England von
Hand zu Hand. Aber die Anfordemngen der neueren
Zeit verlangten für das Studium mehr Erleichterungen.
Manche Ermngenachaften der Hülfswissenschaften harrten
noch der Einreihung in die Geburtshülfe, bis sie dort
ntzbar gemacht werden konnten und diese Neuerungen
em Leser in einer concisen Form vorzuführen, wurde
em damaligen Autor nicht leicht gemacht.
In der Darstellung hielt man sich ganz an die Ueber-
Ueferungen des Scheniatiemus der früheren Zeit, und so
machte es sich, dass dabei viel Deberflüsßiges erörtert
und dasa in der Form viel gefehlt wurde. Erst spät
gelangte man zu der Einfachheit und zu der präcisen
Ausdrucksweise der neueren Lehrbücher. Bis man die
94 Kindslagen von Baudelocque in ein einfaches
Eintheilungsprincip zusammenfasate , war es ein lang-
wieriger Weg !
Die früheren, eine klare Einsicht hindernden An-
schauungen abzustreifen, haben sich die zabkeichen Lehr-
bücher, welche nach 1840 erschienen, mit wechselndem
Glücke bemüht. Je nach dem Standpunkt des Autors
I am
an
wir den Leser mehr auf die mecliaiüsehe Seite
burtsYOrjs^äü^e oder auf das Operationsgebiet hie-
gemesen. Einige haben die neuen Thatsachen der Ent-
wickiungßgeechichte in ihren Lehrbüchern angeft5gi An-
dere beschäftigen sich mit Vorliebe mit Erörterungen über
den miasmatischen Ursprung dm Pueiperalfieberg. Auch
geiÜLliet sich die Daratellongsweise der Lehrbücher nach
4em Character der Nationen verschieden. In den Vor-
zügen oratofiseher Diction stehen die Franzosem voran^
dagegen liebten die englischen Autoren ihre geburtshülf-
Hclien Erfahrungen durch zahlreiche kasuistische Mit-
theilimgen zu belegen. In Deutschland galt das Lehr-
buch von Scanzoni längere Zeit als ein Muster emm
Lehrbuchs, später hat diesem das Lehrbuch von Nägele
mit vollem Recht den Rang strittig gemacht.
Das Damiederliegen der htterarischen Production,
welche sich um das Jahr 1850 zeigte, hemmte das weitere
Erscheinen der Lehrbücher, bis in den folgenden Jahren
neue Forschungen der Darstellungsweise ganz anders
Gehalt und Richtung gaben.
Der theoretische Unterricht der Geburtshülfe bestand
damalg in der Hauptsache im Besuche von Vorlesungen^
welche von den Vertretern des Fachs an einigen Orten
im Anßchluss an neu erschienene Lehrbücher gehalten
wurden- In diesen Vorlesungen war man bestrebt, den
Studenten den gesammten Inhalt der Displicin, in meh-
reren Universitäten in zwei Semestern, vorzuführen. Nur
ausnahmsweise wurde auf eine pr actische Demonstration
der Lebenden zurückgegriffen, man hielt sich gewöhn-
h au das französische Muster an, welclies nach den
rtigen Gewohnheiten eine nähere Beiilhrung des Ler-
rait den Kranken nicht znliess. Dem Studierenden
dem Lehrer der Krankheitsfall mit fertig ge-
icbter Diagnose vorgeführt, und es fehlte dem Schüler
*opädeutischer Aufsicht über die Richtigkeit seiner
thtungen. Die Stunden, welche für den gaburta-
i
I
I
17
hülflichen Unterricht bestimmt waren, beschränkten sich
meistens auf Besprechung einzelner ausgewählter Capitel
der Geburtshülfe, ohne besondere Bezugnahme auf die
neuerdings vorgekommenen Fälle.
Dass in der Lehrmethode, namentlich in der Beob-
achtung im Gebärsaal, viel zu verbessern war, hatten
schon einige Fachgenossen in richtiger Voraussicht er-
kannt, aber manche dieser Bemühungen scheiterten an
der Unzulänglichkeit der dazu verwandten Hülfsmittel.
Es wird uns berichtet, dass in Tübingen erst im Jahre
1847, in Rostock 1848, in Utrecht 1866, in Basel 1868
der geburtshülfliche Unterricht von dem chirurgischen
losgelöst wurde. Die Errichtimg besonderer Lehrstühle
für die Geburtshülfe war dazu unumgängliche Vorbedin-
gung, und dieses Ziel war nur in Gewährung reichlicher
finanzieller Mittel zu erreichen. Erst dann konnte man
bei Verbesserung der Lehrmethode auf eine durchgreifende
Hebung des Standes der Geburtshelfer hoffen.
Lehrbücher der Geburtshülfe in derMitte
des vorigen Jahrhunderts:
Busch. Atlas geburtsh. Abbildungen. Berlin. 1841.
Busch und Moser. Entbindungsanstalten, Handb. der
Geburtsk. in aiphabet. Ordnung. Berlin. 1841.
D. W. H. Busch. Lehrbuch der Geburtskunde. Berlin.
1849.
E. V. Siebold. Lehrbuch der Geburtskunde. 1841.
Feige 1. Umfassende Abbildungen aus d. Geburtsh. mit
erläuterndem Text. Würzburg. 1841.
J. H. Schmidt. Ein tausend Aphorismen über d. Geb.
des Menschen. Berlin. 1843.
H. Fr. Nägele. Lehrbuch der Geburtshülfe. 1843 (fort-
gesetzt von W. L. G r e n s e r).
E. Detroit. Cursus der Geburtshülfe. Berlin. 1846.
Dohrn-Siebold, Geschichte der Geburtshülfe. III. 2
Ht Fr, Eiliaii. Die Geburtskhre von Seiten der Wissen-
schaft und der Kunst dargestellt. Frankfuii;* 1850*
H. Fr. Kill an* Otierationslehre für Geburtshelfer- 1852.
H. Fr. Kilian. Arnmnientarium Lucinaa novum. Bonn.
1856. Mit 47 Tafeln*
L* V* Riecke. Der geburtshülfl. Operationskursus» Tü-
bingen. 1846,
E. Rosshirt. Die gebuiish. Operationen. Erlangen. 1842,
E. V. Siebold Lehrb. d. tlieoret- -praktischen Entbin-
dungakuuBt, mit theilweiser Beibehaltung d. Abbild*
von M a y g r i e r. Berlin* 1642*
A. F. Hohl, Vorträge über die Geburt dea Mengchen.
Halle. 1845.
H, F. K i 1 i a n. Ueber das geburtshülfliche Studium,
Bonn. 1845.
L* S. Weiss. Die Geburtskunde. Berlin. 1847.
W.aW.Wittlinger. Handb. d. Qehurtsk. QuedL 1848,
W. Lange. Lehrbuch der Geburtsh. f. Hebammen. 1851.
Jp E- llosshirt, Lehrbuch der Gebnrtsh. 1851. 3te Lief.
G* Hauck. Die geburtshülfl. Praxis. 1852*
Chiari, Braun u. S p ä t h. Klinik der Geburtah. u.
Gynäkologie. 1852,
F* W. S c a n z o n i. Lehrbuch der öeburtshlüfe^ 1. Aufl.
Wien 1849—1852. 3 Bde, Mit Holzschn,
F, A. K i w i s c h v* 11 o 1 1 e r a u. Die Geburtskunde mit
EinschL d* Lehren von den übrigen Fortpflanzuugs-
vorgängen. 1851. Erhingen,
C* S. Fr. C r e d e. Klinische Vorträge über Qeburtshülfe,
1853.
A. Krause* Theorie und Praxis der Geburtshülfe,
Berlin* 1853.
(*. Brau n, Lehrbuch der Gebnrtshülfe mit Einschl. der
operativen Therapeutik. Wien, 1857.
F. Hohl. Lehrbuch d. Gebnrtsh. mit EinschL der
^t4jurtsh, Operationen n. gerichtlicher Geburtshülfe*
eipzig. 1855.
k
19
A, Martin. Leitfaden h. d* geburtsh. Untersuch. Mün-
chen. 1852,
A. Martin. Die Geburtabtllfe auf der Höhe d. Wissen-
schaft München. 1853,
E. Lumpe, Coinpendium der Geburtsh, Wien. 1854.
J. Mair. Geburtsh. prakt. Vademecum. ErL 1854.
V, V, Majrhofer, Lehrb, f. d. Hebammen. Innsbruck.
1854,
J. S p a e t h. Compendiüm d. Gebiirtsk. ErL 1857.
0. S p i e g e 1 b e r ^. Lehrb. d. Geburtsk. Lahr. 1858.
Mit SO Holzsth.
Von Frankreich sind zu erwähnen: P. Cazeaux,
K Trait^ theoriqne et pratique de Tart des acconchements.
|4 ed. Paris. 1853, — H. Chailly, Traite pratique
de Tart des accouch. Paris. 2 ed. 1845. — A, Lenoirj
Atlas complementaire de tous les traites d'accouch* Paris.
1852* — R A, Dnbois, Tratte coraplet de Tart des
acconch* Paris. 1849. — F. J. M o r e a u, Traite prati-
que de Tart des accouch. Paris 1841. — J. Jacque-
m i e r , Manuel des accouch, 1845, — J. A. H. D e^
p a u 1 , Le^^ons de Clinique obste tricale et traite theorique
et pratique de Tauscultation obst. Paris. 1847« — ■ Au-
di b e r t , Petit manuel d'accouchem. Paris 1844. —
D. N. B o n n e t , Cours d*accouchement. 1 854.
England: E. W. Murphy, Lectures on natural
and different parturition. 1845. — R. Lee, Clinical
midl^lfer3^ 1847, — E. Rigby, Memoria for youug
practitioners in midwifery* — A. Clintock, Practical
observations on midwifery. Dublin. 1847. — W. Tyi er
Smith, Parturition and the principles and practice of
obstetrics* 1844. — Davis, Principles and practice et
the obstetricB mediciee, London 1841. — Eamsbo-
t h a ra , The principles and practice of obstetric med.
London 184 L — Blundell, A concise manual of
midwifery. London 1841. - — Reid, Manual of prac-
tical midwifery. London 1841, — W. Campbell, In-
troduction to the study and practice of midwifery. Edinb.
1843. — Flutwood, Churchill on the theorj^ and
2*
, of »ivBay. VOM. IOl Ti»i«ü lS43v —
EÄ. 2. LfiBdon ISIS. — Ck. West, Betört of tlie
pgQgnss of B^vitej. Um^km 1S44. — S. B. Sio-
eUir, ^rmOk^maimiterj- ISäa — £. Copemmna,
Becoids of obsftA ocns^tslioB^ tratdilioB af Bosck.
Amerika: O. Miller, A tkeoretical and prac-
tical ireatise oa bmaB partantit». lAvrfille 1S49. —
eil. Meigs, The soenoe and die ot of midmiiewj,
Fltiladd^iliia lSi7. — M. Miller, The fnöaeqili^ aad
pracdce of etete&ics. Fldlaiieipliia. 621 pp. IS&&
Die Mebrnnmeiilelirlft^eher.
I
Im AitscUnss daxan zu enriluieii snid «iicli £e Hi
ammaüehriiiieher« weide die damalige Zeit berrorge-
brachi hat, Sie Riegeln iiii AusE«g die AuSassimg^esi
wieder, welche die Autoren als Bichtschnur fär die Be-
liandliing natürlicher Gebuit^ii in sieh aufgeDommeti hatten.
Dieee Aufia^nn^ migebildet<^n Schülerinnen in klarer
Spfadie zum Bewus^fisein tu bringen^ konnte früher nmr
eine besondere Kmu^t sein^ imd man kann mcht sagen«
dass alle Autoren diese Auft^ben irlücklich gelost haben*
Das Gebilde der Fachwissenschaft, welche« die frühere
Zeit mit ihren verwickelten Formen geschaffen hatta,
war selbst för das Auge des gebÜdeten Lesers oft schwer
zu durchschauen. Um so mehr war es den Schülerinnen
schwer, welche sich nach alter Gewohnheit aus den un-
teren Classen der Bevölkerung rekrutierten, sich in die
Vorschriflen der noch neuen Wissenschaft hinein^ntinden.
!]■ !u*n deutsclien liindem war die Auswahl der
Si iien den Gemeinden überlassen, die Bezahlung der
♦bammendienste ouglauhlicb dttritig, die Aufsieht der
«beamten u. " iflt, es ^ab keine Vorsorge für
diuifj d nmon in iUrein Benif. Fmun
21
wie die Lachapelle und die Boivin in Frankreich,
waren in deutschem Hebammenstand undenkbar, und
einige Lehrer gaben sich bei allen diesen Hindernissen
zufrieden, wenn sie die Schülerinnen nur zur Wiedergabe
der Lehrsätze ihres Hebammenkatechismus und ihres Frage-
buches zum verständnisslosen Auswendiglernen erziehen
konnten. Dabei war es in deutschen Landen noch immer
nicht entschieden, wie weit man die Hebammen in selb-
ständiger Behandlung regelwidriger Geburten gewähren
lassen konnte. Die Vorschriften, welche dafür gegeben
wurden, lauteten in den verschiedenen Ländern sehr ver-
schieden.
Die Dauer der Lehrkurse war verschieden festgesetzt.
Sie betrug in Preussen 5 — 9 Monate, in Prag 4, in Sach-
sen 6, in Wien 7, in Bayern 4, in der Schweiz 9, in
Dänemark 9 Monate, in der Matemite in Paris 1 Jahr,
in Brüssel, in Amsterdam, Rotterdam, in Italien 2 Jahre,
in Russland 2 — 3 Jahre.
Für die Fortschritte einer besseren Ausbildung der
Hebammen hatten sich viele Fachgenossen, meist leider
nur mit geringem Erfolg, bemüht. Dafür war die Zeit
noch nicht reif. Ist doch auch jetzt noch nicht in
Deutschland und in Oesterreich die XJeberzeugung durch-
gedrungen, dass die Aufbesserung des Hebammenwesens
nur erreicht werden kann, wenn der Staat den Provinz-
verbänden die Oberleitung ganz abnimmt. Von diesem
Ziele sind wir noch weit entfernt.
Lehrbücher für Hebammen : Hüter, Lehrb. d. Ge-
burts. f. Hebammen 1844. — Lange, Lehrb. d. Geb.
f. Heb. 1851. — Schmidt, Fragebuch d. Geburtsh.
1840, Lehrb. d. Geb. f. d. Heb. 1840. — Ritgen, Lehrb;
u. Handb. f. Heb. 1848. — Richter, d. Heb.wesen
in Mecklenb. 1847. — Nägele, Lehrb. f. d. Heb. 1842.
— Michaelis, Unterr. f. Heb. 1842. — Martin,
Lehre über Geburtsh. 1854. — Elsaesser, Lehrb.
d. Geb. f. Heb. 1843. — Cr e de, die preuss. Heb. 1855.
22
— Anordnungen f. Geb. f. Heb. in Bayern. Erl. 1846.
— Rick er, Lehrb. f. d. Heb. f. Nassau 1844.
§. 6.
Franz Kiwisch, Ritter v. Rotterau,
geb. 30. April 1814 in Klattau in Böhmen, gest. 24. Octbr.
1852. K. studierte in Prag, promovierte daselbst 1837,
wurde Assistent der geburtsh. Klinik, machte gemeinsam
mitPitha längere Reisen nach Deutschland, Dänemark,
Frankreich und England. 1842 erhielt er die Leitung der
neu errichteten Abtheilung für Frauenkranke. Nach dem
Tode von d'Outrepont wurde er nach Würzburg be-
rufen, und dort wusste er sich sehr bald ungetheiltes An-
sehen als Arzt und als Lehrer zu erwerben. Seine ge-
burtshülflichen Schriften erregten allgemeine Aufmerk-
samkeit, und von Manchen wurde seine unvollendete Ge-
burtskunde (1. Abth. u. 2. Abth. H. 1. Erlangen 1851)
als ein erfreulicher Wendepunkt der bisherigen Sprache
der Lehrbücher betrachtet. In der That lässt die Ki-
wi s c h'sche Darstellung der Geburtsvorgänge , welche
man auch in jetziger Zeit mit Vergnügen liest, den
grossen Fortschritt erkennen, welchen die damaligen An-
schauungen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts er-
fahren hatten. Kleinwächter bezeichnet die K i-
wisch'sche Arbeit „Die Vorträge über specielle Patho-
logie und Therapie der Krankheiten des weiblichen Ge-
schlechtes" (Prag 1851 — 1853) als das erste deutsche
Werk über die moderne Gynäkologie. Ferner erschienen
von ihm die Hefte „Beiträge zur Geburtskunde" (Würz-
burg 1846 und 1848) und viele Aufsätze in den Fach-
journalen, welche sich meistentheils in den österreichischen
Zeitschriften finden.
Von Würzburg 1850 nach Prag zurückberufen, er-
krankte er an Tuberkulose, welcher er, 37 Jahre alt,
erlag.
Ueber die Ursache der Puerperalkrankheiten war
23
K i w i s c h ganz befangen von den Anschauungen der
damaligen Zeit. Er theilte diese Krankheiten in epi-
demische und sporadische ein. Epidemischen Ursprungs
sind nach ihm alle Puerperalfieberformen. Das Charak-
teristische dieser Krankheit ist nämlich : 1) der miasma-
tische Ursprung, 2) der Ausgangspunkt, die Keimstelle
der Krankheit, 3) das Gesetz der Weiterverbreitung,
4) das Gepräge, welches ihm die Wochenperiode auf-
drückt.
Er sagt, in den Jahren 1832 — 1839 seien heftige
Epidemien aufgetreten, wobei die Macht des miasmati-
schen Ursprungs unverkennbar war. Seine Behandlung
richtete sich nach den gewöhnlichen Grundsätzen. Ueber
eine Schuld des pflegenden und behandelnden Personals
findet sich in seinen Beiträgen keine Andeutung.
§. 7.
Dietrich Wilhelm Heinrich Busch,
gest. 15. März 1858 (s. Bd. II). Busch übte auf die
geburtshülfliche Wissenschaft einen hervorragenden Ein-
fiuss aus. Sein Lehrbuch der Geburtskunde war in den
Händen Vieler und seine Eintheilung der Kindeslagen, und
seine Vorschriften für die Operationstechnik waren für
viele Aerzte bestimmend für ihr praktisches Handeln.
Seine zahlreichen Verdienste um die Hebung der Geburts-
hülfe sind schon von S i e b o 1 d (s. Bd. II) gebührend
gewürdigt. Die letzten Schriften von ihm sind folgende :
„Die geburtshülfliche Klinik an der Königl. Univer-
sität zu Berlin, den Zeitraum 1836—1841 umfassend.**
Neue Zeitschr. f. Geb. Bd. 28. 1850.
„Ueber die Vertilgung des Puerperal-Miasmas in
Entbindungsanstalten.** Ebend. Bd. 32. 1852.
In der vorliegenden Schrift schreibt B., dass im Jahr
1851 alle seine Massregeln, den Dämon des Puerperal-
fiebers zu dämmen, sich ganz nutzlos erwiesen hätten.
24
jmd äas% die trübe Erfahnm^ der fetzten Monate ihm
dum Gedanken nahe gelegt habe^ die Entbind ongsaa^alt
auf längere Zeit zii scMiessen. Im Sonnner aber bes-
serte äick der GesuDiflieitsznstand. B n s c b schrieb dies
einer ansge dehnten Anweodnnj^ trockener Wärme zu,
welche er durch fortgesetzte Heizung' in den Wochne-
rinBen-Sälen za erreichen suchte-
H, Meckel von Hemsbach, geh* 1821, gesL
SO, ,fan- 1856^ Verf- mehrerer Schriften aus dem Gebiete
der Entwickelnngsgeschichte und Geburt shtüfe, -pdie Ei-
terung beim ÄMaUen der K^abelschnur^, ^das bösartige
Wocbenfieber^. M. war Professor und Lehrer der pa-
thoL Anatomie am Cbarite-Krankenhans in Berlin,
d'Outrepont, Joseph, geh, 2L Xov. 1775, s*
Bd. IL gest. 7. Mai 1S45, Seine Wirksamkeit als Lehrer
and Scbrätsteller ist schon im 2teii Bande gebUbreud ge-
würdigt. Bis zu den letzten Tagen vor seinem Tode
hatte er seine .^Erfahrungen und Beobachtungen** fort-
gesetzt. Viele nützliche Winke für die Behandlung der
Gebartafäüe sind daraus zu entnehmen,
Bosshirt, JohannEugen, geb. 1 1. Nov. 1 79S
in Oberscheinfeld in Franken, gest. 13* Juli 1872, seit
IBSB Profeasor Ordinarius der Oeburtshülle und Director
der Entbindungsanstalt zu Erlangen»
„De asphj-^a infantum recens natorum**. ErL 1834-
-jDe perforatione foetus licetviro instituendo'-. Erh 18BS.
^Die Anzeigen z, d, geburtsh. Operationen^. Erl. 1842.
^Quaedam ad arfcis obstet, statnm pertin.", Erl. 1S4S.
^Lehrbuch der Geburtshülfe"* 3te Lief, 1851.
„Die geburtshnlflichen Operationen"* Erl 1842*
Hüter. Carl Christoph, gest. 18. August 1857
in Marburg (s, Bd- II). Hüter war bis zu den letzten
Jahren seines Lebens schriftstellerisch thUtig. Obwohl
»rch eine ausgebreitete ärztliche Praxis in Anspruch
tu war er bemüht, sein kleines küoiscbes Ma-
rbuiger Anstalt zu statistischen Untersuchun-
r»chlägen zui' Erweiterung der operativen
J
25
Technik auszunutzen. Einige von seinen Forschungen
haben sich im Laufe der Zeit als verfehlt erwiesen, in-
des hat er in Marburg manche jüngere Kräfte zu wis-
senschaftlicher Untersuchung anzuregen gewusst. Hüter
starb in Marburg »per octodecim lustra vigilans* bis zum
Tode immer geschäftig, während der Ausübung seines
Berufes, an Apoplexie. Unter seinen letzten Schriften
sind folgende zu erwähnen:
Eine Stimgeburt. N. Zeitsch. f. Geb. 1847. Bd. 23.
De nova partus praematuri methodo. Marb. 1843.
Geschichtliche Notizen über d. Wendung der Frucht.
Zeitsch. f. Geb. 1846. Bd. 21.
Beobachtungen ü. d. Wirksamkeit des Chloroforms b.
geb. Operationen. N. Zeitsch. f. G. 1850. Bd. 27.
Lehrbuch der Geburtshülfe f. Hebammen. 2. Aufl. 1844.
Die geburtsh. Klinik in Marburg von 1833 bis 1843.
N. Zeitsch. f. Geb. Bd. 31 und 32. 1851.
Die Embryothlasis oder Zusammendrückung und Aus-
ziehung der todten Leibesfrucht. Leipz. 1844. m. Tafeln.
Franz Karl Nägele in Heidelberg (s. Bd. H),
geb. 12. Juli 1777 in Düsseldorf, gest. 21. Januar 1851.
Das Lehrbuch dieses verdienstvollen Mannes erlebte bis
1872 3 Auflagen. In Klarheit der Sprache und in Berück-
sichtigung aller physikalisch-mechanischen Fragen war
dieses Buch musterhaft. Auch in fremde Sprachen wurde
das Werk übersetzt.
Hermann Franz Joseph Nägele, ausseror-
dentlicher Professor in Heidelberg, Sohn des Vorstehen-
den, geb. 1810, gest. 5. Juli 1851. Sein Hauptwerk
ist das Lehrbuch der Geburtshülfe (3 — 8te Aufl. von
W. L. G r e n s e r) , welches die Lehren seines Vaters
enthält. Von ihm stammt auch die Schrift „die geburts-
hülfliche Auskultation, Mainz, 1838".
§. 8.
Anton Friedrich Hohl,
(s. Bd. H), geb. 17. Novbr. 1789, gest. 23. Jan. 1862,
Professor in Halle.
26
Der Lebensgang von Hohl weist verschiedene Wand-
lungen auf. Er war zuerst der Theologie zugesprochen,
dann wandte er sich der Jurisprudenz zu, und endlich
wählte er, unter Unterstützung eines fürstlichen Hofes,
welcher seine gesellschaftlichen Anlagen schätzte, das
Fach der Medicin als Studium. Nach Beendigung seiner
medicinischen Lehrjahre erreichte Hohl die Stufe eines
Professors der Geburtshülfe. Auf seine litterarischen
Fachgenossen wirkte er durch die Lebhaftigkeit seines
Geistes anregend ein. Männer, wie Litzmann, Veit,
Pernice, Schwartz dachten gern mit Dankbarkeit an
die Zeit zurück, als sie von Hohl Förderung ihrer Stu-
dien erfahren hatten. Sein früherer Lebensgang hatte
Hohl Anlass gegeben, ausser der Medicin auch den
Nebenfächern seines Lehramtes besondere Aufmerksam-
keit zuzuwenden. Sein Lehrbuch der Geburtshülfe war
vielen Aerzten durch die Betonung der gerichtlichen Seite
des Faches eine erwünschte Zugabe für die Praxis. An
neuen Erscheinungen der Litteratur übte er oft scharfe
Kritik, seine Beurtheilungen wurden von Einigen ge-
fürchtet, von Anderen als weribhlose Aeusserungen einer
veralteten Schule angesehen.
Spätere Schriften von Hohl sind: Vorträge über
die Geburt des Menschen. Halle 1845. — Die Geburten
missgestalteter Kranker und toter Kinder. Halle 1850.
— Zur Pathologie des Beckens. Halle 1853. — Lehr-
buch der Geburtshülfe mit Einschluss der gerichtlichen
Geburtshülfe. Engelmann. 1855.
Anm. Sehr bekannt ist eine Erzählung von der Ge-
burt des späteren Prof essors, welche Göschen in seinem
Nekrolog über Hohl berichtet. Die Mutter von Hohl
hatte 9 Kinder gehabt, das erste war tot, dann folgte
ein lebendes Kind und nun folgte wechselnd in den
nächsten Geburten ein totes und ein lebendes Kind.
Man hatte sich an diesen Wechsel so gewöhnt, dass man
für das lOte Kind gar keine Empfangsvorbereitungen
27
getroffen hatte. Aber siehe da: das lOte toterwartete
Kind war der spätere Professor Hohl.
§. 9.
Eduard Arnold Martin,
geb. 22. April 1809 in Heidelberg, gest. 5. December 1875.
M. studierte anfänglich in Jena und Göttingen Jurispru-
denz, ging dann , von seinem Schwager Stark beein-
flusst, zur Medicin über. Nach längeren Reisen nach
England, Frankreich und Oesterreich habilitierte er sich in
Jena als Privatdocent. Seine erste geburtshülfliche Ar-
beit, sein Antrittsprogramm „ De pelvi oblique ovata cum
ancylosisacro-iliaca**, Jena 1841, wurde schon damals ein
Ausgangspunkt mehrerer Untersuchungen über diese
Beckenform, welche Martin später in verdienstvollen
Arbeiten vervollständigte. Der Gewohnheit der damaligen
Zeit entsprechend las M a r t i n in Jena anfänglich über
Hilfswissenschaften der Medicin, aber schon 1838, als er
Unterdirector der Universitäts-Entbindungsanstalt wurde,
wandte er sich seinem späteren Hauptfach, der Geburts-
hülfe, zu. Als Professor Ordinarius, wozu er 1850 er-
nannt wurde, gelang es ihm, die Jenaer Hebammenschule
und die von ihm gegründete Poliklinik zur Blüthe zu
bringen. Die Berufung zum Nachfolger Bus ch's, 1858,
eröffnete Martin in Berlin einen ausgedehnteren Wir-
kungskreis. In dieser Stellung hat er mit unermüdlichem
Fleiss und, stets die Arbeiten seiner Umgebung fördernd,
17 Jahre lang, hervorragenden Einfluss auf die Fort-
schritte unseres Faches ausgeübt. Mehrere geburtshülf-
liche Instrumente tragen Martinas Namen, und manche
Regeln für die Behandlung pathologischer Fälle knüpfen
sich an die von Martin gegebenen Vorschriften. An
den Verhandlungen der von Carl Mayer gegründeten
geburtsh. Gesellschaft nahm er regen Antheil, ebenso
auch an den Verhandlungen der H u f e 1 a n d'schen
der medicinischen Gesellschaft. Später war er Mitr
28
teur der Monatsschr. f. Geburtskunde und der Zeitschrift
für Geburtshülfe und Frauenkrankheiten.
Die schriftstellerischen Arbeiten von Martin sind
zahlreich :
„Ueber die Entstehung einiger Beckenfehler". N.
Zeitsch. f. Geb. Bd. 15. 1844.
„Duo sectiones caesareae in pol. obst. Jenensi pe-
ractae". Jena 1851.
„Ueber Markschwamm der Beckenknochen als Ge-
burtshindemiss". Hl. med. Zeitg. 1854.
„Berichte über die Leistungen der geburtsh. Ellinik
und Poliklinik". 1843, 1849 und 1855.
„Ueber Anästhesie bei Geburten durch Chloroform".
Jena 1848.
„Ueber die Pulsfrequenz während des Wochenbettes".
Wiener med. Zeitschr. 1853.
„Ueber Selbstamputation beim Foetus". Jen. Annal.
1850.
„Die Circulationsgeräusche am Unterleibe Schwan-
gerer". Monatsch. f. Geburtsk. 1856.
„Ueber den Rothlauf der Neugeborenen". N. Zeitsch.
f. Geb. 1843.
„Menschliches Ei aus dem Iten Monat". Jenaische
Annal. 1850.
„Ueber die Hamsäureinfarct der Neugeborenen".
Ebend. 1850.
„Ueber die Bluterkrankheit". 1851.
„Ueber Pilzbildung in der Scheide". Virch. Arch. 1857.
„Ueber die Transfusion bei Blutimgen Neuentbun-
dener". BerHn 1859.
„Hebammenlehrbuch". Erl. 2. Aufl. 1867.
„Die Erkrankung als Quelle der Diphther. colp. imd
endomet.". Monatsch. Bd. 13. 1859.
„Ueber Lage und Gestalt des uterus". Jenaische
Annal. 1844.
„Neigungen und Beugungen des uterus". 2te Aufl.
1870.
„Ueber Eierstockwassersuchten". 1852 und 1872.
29
„Handatlas der Gynäkologie". 1862, 2te Aufl. 1879
V. A. Martin.
„Ueber Vaginismus". Berl. kl. Wochenschr. 1871.
Karl Wilhelm Mayer, geb. 25. Juni 1795 in
Berlin, gest. 12. Febr. 1868, der Gründer der geburts-
hülflichen Gesellschaft von Berlin (1844). Seine Thätig-
keit war hauptsächlich auf die Hebung der Gynäkologie
gerichtet, und eine umfassende Praxis gab ihm ausrei-
chendes Material dazu. Obwohl er in erster Linie Gy-
näkolog, nicht aber Geburtshelfer war, so war doch sein
Einfluss auf die Geburtshülfe sehr wirksam. Viele auswär-
tige Besucher verdankten ihm ihre spätere operative
Richtxmg in der Geburtshülfe.
C. A. Louis Mayer, geb. 9. April 1829, gest.
13. Decbr. 1890, Sohn des Vorigen. Seine Dissertation
über die Albuminurie der Schwangeren, Kreissenden und
Wöchnerinnen ist als fleissige Arbeit oft citiert. Weitere
Arbeiten von ihm waren hauptsächlich gynäkologischen
Inhaltes. In einer Sitzung der geburtsh. Gesellschaft in
Berlin besprach M. die Indicationen zur Erregung des
künstlichen abortus, Monatsch. f. Geb. 1858.
§. 10.
Friedrich Wilhelm Scanzoni von Lichtenfels,
geb. 21. Decbr. 1821 in Prag, gest. 12. Juni 1891.
S. studierte und promovierte in Prag, machte 1844
eine wissenschaftliche Reise in das Ausland, wurde dann
Arzt der gynäkolog. Abtheilung des allg. Krankenhauses
in Prag und 1848 Docent der 63mäkologie der Prager
Universität. An dem grossen Materiale des dortigen
Krankenhauses und der Gebäranstalt fand S. reichliche
Gelegenheit, sich auf sein Lieblingsfach , auf die Gynä-
kologie, vorzubereiten. Sein damaliger Chef, Jung-
mann, Hess dem jungen Assistenten ziemlich freie Hand,
dagegen entnahmen die Hülfsärzte von den Lehren Ki-
wis ch's viele fruchtbringende Anregungen. Als 1850
Kiwi seh von Würzburg nach Prag zurückberufen war,
richteteE sich alle Blicke auf seinen jungen SchOkr, an
Scanzoni, dessen Lehrbuch der Gebiirtehülfe kwm zu-
vor erschienen war. Mit der Ernennung als Ordinanm
der Würzburger Hochschule begannen fiir S c a n ss o o i
die zahlreichen Ehrungen, welche ihm bis zttm Ende
seines Lebens zugewandt wurden. Die grosse Liebem-
würdigkeit seiner Persönlichkeit, seine Gewandtheit im
Verkehr, verbreiteten seinen Ruhm weit über Würzburgs
Mauern hinaus. Von Welen Ländern wurde sein itath ein-
geholt, seine Praxis nahm einen Umfang an, wi© es dort
bis jetzt unerhört war. Manche junge Äersfce, welche
sich der Frauenheilkunde widmen wallten, glaubten ßur
in Würzburg ihre Vorbildung richtig vervollständigen zu
können. So konnte es auch nicht fehlen, dass man M-
ters versuchte, den berühmten Lehrer von Wüneburg
wegzuziehen. Sowohl in Preussen, als auch in Oester-
reich und in Baden wurde ihm Platz angeboten, doch
blieb er seinem dortigen Wirkungskreise treu.
Der Ebfluss, welchen damals S c a n z o n i auf die
geburtshülfliche Wissenschaft ausübte, war hauptsächlich
dem Aufschwung der Medicin zu verdanken, welcher sich
an die Forschungen E o k i t a n s k y 's und Johannes
Mülle r s knüpfte. Die Einwirkung der Arbeiten dieser
Mäimer auf die Gebürtshülle wusste Scanzoni in mei-
sterhafter Form dem Kreise seiner Zuhörer näher zu
bringen. Zwar haben seit diej^er Zeit die Anforderungen
an ein geburtshülfliches Lehrbuch mannigfache Wand-
lungen erfahren, aber ein Verdienst war es immer, auch
die früheren Anschauungen in einer den Meisten zusa-
genden Form m einem umfangreichen Lehrbucli zur Er-
etcheinung m bringen. Viele suchten Rath in dieseH
bei geburtßhülflichen Operationen, ebenso
dem Leser mannigfache Hinweise auf
, welcher Kranklieit Scanzoni
besondere Aufmerksamkeit zuges
iUg^J—
31
Von der neueren operativen Gynäkologie hielt sich
Scanzoni ziemlich fem, nachdem seine Versuche dazu
ungünstige Resultate ergeben hatten, dagegen gaben
seine geburtshülflichen Schriften für die medikamentöse
Therapie der Schwangerschaft und des Wochenbetts man-
nigfache Hinweise.
Scanzoni starb auf seinem Landsitz in der Nähe
von Würzburg, nachdem er 38 Jahre lang seinem Lehr-
amte vorgestanden hatte.
Ausser seinem Lehrbuch der Geburtshülfe, Wien
1849 bis 1852, 4te Auflage 1867, sind die «Beiträge zur
Geburtskunde und Gynäkologie** (7 Bde, Würzburg 1854
bis 1878), die Fortsetzung von Kiwis ch's „Klin. Vor-
träge über spez. Pathol. u. Therap. d. Krankh. d. weibl.
Geschlechts**, das Lehrbuch der „Krankheiten der weibl.
Sexualorgane** (Wien 1857, 5te Aufl. 1875), die Mono-
graphie über die „chronische Metritis**, 1867 und meh-
rere einzelne Aufsätze zu erwähnen:
Ein Fall von Schwangerschaft in einem rudimentären
Uterushom.
Ein neues Verfahren zur Einleitung der Frühgeburt.
Beitrag zur Pathologie der Gebärmutterknickungen.
Ueber Van-HueveTs Forcepsscie.
Die Gebärmuttersonde.
Exstirpation eines grossen Eierstocks-Colloids.
Bericht über die Leistungen in der Pathologie der
weiblichen Sexualorgane im Jahre 1852.
Ueber die Anwendimg der Anästhetica in der ge-
burtshülflichen Praxis.
Beitrag zur Pathologie der Gebärmutterpolypen.
In Gemeinschaft mit Kölliker: das Sekret der
Schleimhaut der Vagina und der Cervix uteri.
Zweiter Beitrag zur Lehre von den Gebärmutter-
knickimgen.
Ein Todesfall, hervorgerufen durch das Einströmen
von Kohlensäure in die Uterushöhle.
32
Kurze Schilderung des grossen kaiserlichen Erzie-
hungshauses in Moskau.
Ein Fall von Eklampsia parturientium , subcutane
Applikation von Morphium.
Zwei Fälle von künstlicher Einleitung der Frühge-
burt nach K r a u s e's Methode.
Ueber die Fortdauer der Ovulation während der
Schwangerschaft.
Ueber die Abtragung der Vaginalportion als Mittel
zur Heilung des Gebännuttervorfalls.
Ein Fall von chronischer Inversion des Uterus mit
epikritischen Bemerkungen.
Drei Ovariotomien , ausgeführt auf der gynäkologi-
schen Klinik zu Würzburg.
Marion Sims' Lehre von den Ursachen und der
Behandlung der Sterilität.
Ein Fall von Hysterokele mit hinzutretender Schwan-
gerschaft.
Ausser diesen Aufsätzen erschienen von der Hand
Scanzoni's in der Würzburger med. Zeitschrift:
Gynäkologische Fragmente.
Ueber Dekapitation und Dekapitationsinstrumente.
Ein Fall von Gebärmutterblasenfistel.
Ueber Coccygodynie.
Ueber die Beziehungen der beiderseitigen Erkran-
kung der Eierstöcke zur Ovariotomiefrage.
• Wilhelm Lange, geb. 8. Febr. 1813 in Wil-
helmshöhe in Böhmen, gest. 25. Febr. 1881 in Heidel-
berg. L. wurde 1839 promoviert in Prag, 1845 wurde
er Privatdocent und 1847 Vorstand der gynäkologischen
Klinik, dann Professor in Innsbruck, 1850 in Prag und
1851 als ordentlicher Professor und Nachfolger Nae-
g e 1 e's nach Heidelberg berufen , wo er bis zu seiner
1880 erfolgten Pensionierung thätig war.
Lehrbuch d. Geburtsh., mit Berück, d. gerichtsärztl.
Seite des Faches. Erlangen 1868. Mit 43 Holzsch.
Lehrbuch der Geburtshülfe für Hebammen. 1851,
3te Aufl. Leipzig 1880.
Die bei Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen
33
vorkommenden allgemeinen Krämpfe. Verh. des med.
Ver. zu Heidelberg. 1857. Eine eingehende histor. Un-
tersuchimg über den jetzigen Stand der Frage.
§. 11.
Waldein ar Ludwig Grenser,
geb. 2. Jan. 1812, gest. 2. Juni 1872. G. war Assistent
des Jörg'schen Entbindungsinstitutes, Verfasser eines für
Preussen damals einzuführenden Hebanmienlehrbuches,
später Professor und Director der Dresdener Gebäranstalt
und Mitglied der medicinisch-chirurgischen Akademie.
1838 promovierte er mit der Diss. „de vi puerperii lac-
tandique temporis medicatrice**, hielt in Leipzig geburts-
hülfliche Vorlesungen, betheiligte sich an der von Chr.
Schmidt herausgegebenen Encyclopädie und behandelte
in seiner Inauguralrede „corporis positionem in genibus
ulnisquein praxi obstetricia non esse negligendam", Leip-
zig 1843, den Nutzen der Knieellenbogenlage bei der Ge-
burt. Auf die Bitte der Hinterbliebenen von Nägele
übernahm er die neue Herausgabe des Nägele'schen
Lehrbuches der Geburtshülfe (8. Aufl. 1853—1872). Das
Buch wurde auch in das französische und ungarische über-
setzt. Weitere Arbeiten waren „über Aethereinathmungen
während der Geburt **, 1847, das „Lehrbuch der Hebam-
menkunst", 1863, neu herausgegeben von Crede und
Winckel. Auch besorgte er von den Ammon'schen
„Mutterpflichten" im Laufe von 10 Jahren 7 Auflagen.
In Dresden wirkte Grenser 27 Jahre lang in ausge-
zeichneter Weise.
Joerg, Johann, Christian, Gottfried in
Leipzig, geb. 1779 (s. Bd. II), gest. 20. Sept. 1856. Seine
letzte Arbeit hatte den Titel „Die Geburt als gesund-
heitsgemässiger Entwickelungsact". Leipzig, 1854.
Haase, Karl, Friedrich, geb. 13. Febr. 1788,
gest. 10. Novb. 1865, Professor und Director des Ent-
Dohrn-Siebold, Geschichte det Geburtahftlfe. III. 3
34
bindungsinstituts der mecL chirurg. Akademie in Dresde
Viele Jahresberichte aus diesem Institut stammen m
seiner Feder.
Meissner, Friedrich, Ludwig, geb. 2h,
A\ig. 1796 iii Leipzigs gest 4* Decbr. 1860, Ein m
Leipzig sehr geschätzter Geburtshelfer und Verf. mehrerer
populärer Schriften für Gesundheitspflege und Kinder-
erziehung. In gebiirtshülflicher Hinsicht sind zu er-
wähnen seine „Forschungen des 19ten Jahrhunderts im
Gebiete der Geburtshlilfel 826—33. M. war auch Mitr
herausgeber der Encyltlopädie der med. Wissen seh.
Betachleri Julius, Wilhelm, s. Bd, TI, gest.
17. Febr. 1865. Klinische Beiträge zur Gjnäkologie (in
Gemeinschaft mit W. A. F r e u n d und M. B. Freund/M
herausgegeben), 3 Hefte. Breslau 1862 und 1865. ■
Hayn, Albert, geb. 17, Septb. 1801, gest» 30.
Oct 1863, Director der Hebammenschule zu Königsberg,
spät et Professor ordinaiius und Mitglied des ProvinziJ-
Medicinalkollegiums. Eine Ai^beit von ihm trägt den Ti-^
tel ^Beiträge zur Lehre vom schrägovalen Becken". 1852S
Königsberg. ™
Moser, A.» Lehrbuch der Geschlechtskrankheiten
des Weibes. Berlin 1843.
Handbuch der Geburtskunde in alphabetischer Ord-
nung, gemeinsam mit Busch. 4 Bde. 1840 — 1843,
Berlin.
„Darlegung, dasB die Yerschiedene Beckenneigung
keinen Einfluss auf die Lagerung der Kreissendeu auSrJ
übe". K. Zeitsch. f. Geb. Bd* 15. 1844,
„Die Triebfeder zur Geburt". Encyclop. Wörterb,]
1845.
GustavHauck in Berlin, Sohn des früheren Heb-
ammenlehrers, schildert die geburtshülflichen Erfahrungen
seines Vaters ^die geburtshiilfliche Praxis des Dr. Phi-
lipp Haue k«. Berlin 185 L j
midt, Joseph, Hermann, geb. 14. Juni
ierbom, gest. 15. Mai 1852, ein Schüler
It's und Nägel e's. 1834 wurde er als
*fciderlioniscben Hebammeninstitut ernannt
1
35
und 1837 sclmeb er das von dem Ministerium mit einem
Preise gekrönte „Lehrbuch der Geburtskunde t d. Heb-
ammen in den kgl, preuss* Staaten^, 1841 folg^ten
„das Fragebuch der Oeburtskunde*' (Berlin 1841), „Tau-
send Aphorismen über die Geburt und den Tod des
Menschen^' (Berlin 1844) , ^Znv gerichth Geburtshillfe,
Kunstfehler der Geburtshelfer und Hebammen*^ (Berlin
1851). Als Lehrer wurde S. von den Studierenden ge-
schätzt imd seine BchriftsteUerischen Leistungen haben
sich für die Förderung des preussischen Medicinalwesens
fruchtbringend erwiesen*
V. Riecke, Leopold, Sokrates, geb, 10. Oc-
tob. 1790, gest. 26, April 1876. E, war in Tübingen
Professor der Chirurgie und Geburtshülfe, seit 1S47 mit
Breit, später als Ober-Med.-Rath in Stuttgart.
Schwoerer, Ignaz, geb, 30. Juli 1800, gest
23. Decb. 1860 (s. Bd. IT). S. wurde 1833 als ordentl.
Professor und 18 B8 als Kreis-Ober hebearzt ernannt. Später
übernahm er auch die Direction der Chirurg. Khnik, An
der Organisation des badischeu Hebamraenunterrichtes
betheüigte sich S. eingehend. Seine letzte schriftstellerische
Leistung tragt den Titel: ., Statist. IJebersicht der ver-
schiedenen Gebnrtsarten, ihres Verlaufes und der ange-
wandten Hülfen in der Gesammtzahl von 40 000*', Frei-
burg. 1857.
Abeggr Heinrich, geb. 10. März 1826 in Kö-
nigsberg, gest. 1900, Director der Hebammenschule in
Danzig und Mitglied des MedicinalcoUeginms der Provinz
Westpreussen, Zu erwähnen sind von seinen Arbeiten :
Zur Geburtshülfe und Gynäkologie, 1. Heft, Berlin
^1868, 2. und 3, Heft, Danzig, 1873—1882, 4. 1888,
^P Bericht über die Hebammenlehranstalt von 1819 —
^ 1868.
1^. Eine Preisschrift ^De capacitate arteriarium et pul-
^Bomonalium*'.
^H Mehrere Aufsätze in G ü n s b u r g's Zeitschr. und
^fCasper's Vierteljahrs eh. 1860, und „über die Befugnisse
der preuss. Hebammen ^^
^^ B e h m , Hebammenlehrer zu Stettin. „Ue'
■
1H41.
U 11 V n il t , !P^ t i * 4 ? t ft •
H, Bd. IL - ' ' * l>wAis. lä^^
BtM luTt in aM
BifitniKi« tut «i^ ewykllfMiiik
Uufirmi^ii. KiiLHÜtäl. nDW
IS u- bn t iiiU , K»» ¥V gibk^ 17.
DieMt^ >' ^^IM scharfe SätOt
T. C Li i> U u 4it M.«k J.. ^b.. 1^ Jii
1794, ^tat. 17. Au«. l>^v. ^ .^»«^.^«««r ikr Cliic »ni
dt^ibt^rg. HU^b«^r iUt» ScmfMiH|ViHi hwrÜFiiii liar
borneii^. Med, AiujüL Bd* «w IS4S*
Novbr. 177^, gm%. U. J&tt^ I84>&i. ä^ tfiU
der GebmtshüLfe tuHl diar gmt^kiL ^tii^Mi in
schrieb W. ^di@ Tbeoni* itmd Pta^ «isr
1B5B und dm ^Im^näm cier gebanUifiii
C h r 1 ^ t i dk Q K , g8iik m BiMtoiak* S..
lanei. i^est, 17. Apr.
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0f<T ri,v^^t;or der g^. EMoik
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Ue CoQgliittiiacLoai des Mufetetmattte hm.
i, V.
1
ke iroii 1845 Iwkkgfe ^ek Ha f
««ff iOtr Jthr« dit
37
der Bectenfonnen kaimi Fortschritte aufweise. In der
That; bis diese Kenntniss Gemeingut der Praktiker wer-
den sollte, hatte die Wissenschaft Vieles nachzuholen.
Nach den jetzigen Anschauungen ist unzweifelhaft eine
genaue Kenntniss der Beckenverhältnisse erstes Erlbrder-
niss für die richtige Beurtheilung der Geburtsvorgänge.
Sogar die Norraalmasse des Beckens waren vielen Fach-
genossen damals nicht geläufig. Als Michaelis 1844 in
der Naturforscher- Versammlung zu Bremen auf die grosse
Bedeutung der Beckenfonuen für die Mechanik der Ge-
burt hinwies, fand er bei den Aerzten wenig Anerkennung,
Es hatte sich von früher her eine Ueberschätzung des
Einflusses der Weichtheile bei den Geburtsvorgängen ein-
gebürgert, und selbst Männeri wie Baudelocque und
B o e r , sind nicht von diesem Fehler freizusprechen*
Praktische Beckenmesser waren selten im Gebrauch, imd
die verschi(^dene Mass einth eilung der von auswärts be^
zogenen Instrumente brachten dem praktischen Arzte
leicht Verwirrung. Viele hielten an dem Pariser Masse
fest, Andere nias&en nach rheinischen Zollen, noch An*
dere nach V^^ieuer Zollen, Berücksichtigt man weiter,
dass die streng mechanische Auffassung der Geburt Vielen
noch neu war, so erklären sich manche IrrthiLmer der frühe-
ren Zeit, Die damaligen Angaben über die Beckenneigung
schwankten zwischen 18° bis 75**; zw^ar hatte Wm* Smith
schon (on the position of ihe parturient woman» Edinb*
jonm. 1843) nachgewiesen, dass jede Krümmung der
Wirbelsäule eine sichtbare Veränderung der Beckemieigung
herbeiführe, aber dennoch rieth Moser, der Geburts-
helfer thäte am besten, wenn er sich gar nicht um diese
strittige Frage bekümmerte, weil eine einigermasseu gül-
tige Bestimmung der Beckenneigung unmöglich sei. Erst
die Arbeiten %^oii Nägele brachten über diese Fragen
der späteren Zeit eine allgemein angenommene Aufklärung.
Ein Versach von Ritgen, den Aerzten das Verständniss
der Beckenhöhle durch sein Schema der - Makrochorden **
38
und der „Mikrochorden" näher zu bringen, verlief ganz
wirkungslos. Es musste erst eine ganz andere Darstel-
lung der Beckenform eingesetzt werden, bis die Becken-
kunde allgemein wurde. Die Fortschritte der folgenden
Jahre darin verdanken wir besonders den Forschungen von
Michaelis und Litzmann.
Rühmlich dennoch sind aus dieser Zeit hervorzuheben
die Arbeiten von Robert Lee (London med. Gaz. 1842)
und die von Prob st in g über die verschiedenen Becken-
formen des Menschen und der Thiere (n. Zeitsch. f. öeb-
1847) und von Stein (n. Zeitsch. f. Geb. 1843).
Eine besondere Mithülfe zu der Kenntniss des Beckens
gewannen die Geburtshelfer in den folgenden Jahren aus
den Arbeiten einiger Anatomen, üeber die Symphysis
pubis des Menschen lieferte A e b y eine instructive Ab-
handlung, 1858. In derselben Zeit eröffnete die Mono-
graphie von Luschka über die Halbgelenke des mensch-
lichen Körpers den Geburtshelfern neue Gesichtspunkte,
welche auch für die praktische Geburtshülfe nutzbar ge-
macht werden konnten.
Mehr Aufmerksamkeit wandte man in geburtshülflichen
Kreisen den Beobachtungen der Weichtheile zu. Pap-
penheim lieferte uns eine sorgsame Untersuchung über
den Verlauf der Muskelfasern im schwangeren uterus
(Rosers Arch. 1843) und ebenso Rau über die Anato-
mie des runden Mutterbandes. Kölliker brachte uns
neue Darstellungen über die Entwicklung der Muskel-
fasern des uterus im schwangeren und nichtschwangeren
Zustande. Ueber den Mechanismus der Üterin-Contractio-
nen lieferte Schlesinger (Wien 1843) eine umfas-
sende Arbeit und über die Beziehungen des uterus zur
meduUa oblongata veröffentlichte Fr. Kilian (n. Zeitsch.
f. Geb. 1848) fleissige anatomische Untersuchungen.
Litzmann hatte in seinem Artikel über die Physio-
logie der Schwangerschaft in dem Wagnerischen Hand-
wörterbuch, 1846, mächtig das Interesse für physiologi-
39
^
sehe Fragen angeragt, und zahlreiche Blutuntersiichungen
betrafen die durch die Schwangerschaft in dem weiblichen
Organismus gesetzten gewaltigen Veränderungen. Die
trefflichen französischen Arbeiten von Becquerel und
Rodler und die Untersuchungen von A n d r a 1 über
daa Verhalten des FaserstoiFs und der Blutkörperchen in
der Schwangerschaft eröffneten neue Einblicke in die
Physiologie der Forfcpflanzujagsperiode. Auch die viel
besprochenen Angaben von Nauche über das Kjei^tein
ans dem Jahre 1831 haben, obwohl falschlich nur zur
Diagnostik der Schwangerschaft nntemonuneUt doch sehr
viel zur Kenntniss des Stoffwechsels in der Schwanger-
schaft beigetragen. Wer die Tageslitteratur der damaligen
Zeit durchmustert, wird den wohlthuenden Eindruck be-
kommen, dass die berufenen Vertreter der Geburtshülf© das
früher vernachlässigte Gebiet physiologischer Forschungen
durch um so mehr angestrengten Fleisg zu fördern suchten.
H, Luschka. Die Halbgelenke des menschlichen
, Körpers- Eine Monographie, m, 6 Tafeln. Berlin. 1858.
' C h. A e b y. Bie symphy&is pubis des Menschen*
Leipzig 1858.
R, Gmelin. Die Kürankheiten der Symphysis pubis.
Tübingen 1854.
0- F o 1 1 e n i u s. Die Diagnose des Beckens. Diss*
f Giessen 1858.
Pröbsting, W. „Das Becken und sein Einiluss
auf die Geburt bei den Menschen und höheren Tlüeren^\
1^. Zeitsch. f* Geb. Bd. 22, 1847, eine interessante
und üeissige anatomische UntersucRung. Ein Auf säte
Yon- demselben Autor, rhein. Monatschr. f. pr. Aerzte
1847, behandelt die Therapie und Prognose der Geburts-
fälle bei Beckenenge. Er ist Gegner der künstl, Früh-
geburt (rhein. Monatssch, f, prakt. Aerzte, 1847). Er
schrieb auch einen „Beitrag zur Lehre von der Brachio-
tomie'*, Hamm 1847.
Heinrich Spöndly, geh. 1824, gest. 13. Octb,
1898, Hebamnienlehrer und Professor in ZüricL Er
^
40
schrieb über „die Fruchtlagen und ihre Verwandlung-en"
1855 — „die Schädeldurchmesser der Neugeborenen"
1857 — „die unschädliche Kopfzange" 1862 — „Schwan-
gerschaft, Geburt und Wochenbett" 1869 — „Erinne-
rungen aus der obstetricischen Praxis" 1875 — „Ge-
sichtslagen", „die Fehlgeburt", „über mehrfache Gebur-
ten". Monatssch. Bd. 13.
V. Elsaesser, Karl, Ludwig, geb. 1813,
gest. 7. März 1874, Geburtshelfer des Katherinen-Ho-
spitals in Stuttgart, der Autor der bekannten Schrift
„der weiche Hinterkopf", 1843, und der Untersuchungen
über die Fötuskreislaufwege und über Masse und Ge-
wichte der Neugeborenen, s. n. Zeitsch. f. Geb. Bd. 19.
1846. — Ueber die Dauer der menschlichen Schwanger-
schaft machte E. nach den Angaben der Schwangeren zahl-
reiche Beobachtungen. — Ueber den Abgang v. Kinds-
pech b. Kopfgeb. Württ. Corr. 1853.
Costilhes. Ueber den physiologischen Zustand
des Collum uteri während der Schwangerschaft. Gaz.
hebd. I. 48. 1854. — Beau. Ueber Geburtsschmerzen.
L'union 1851.
Jobert. Untersuchungen über die Nerven der Ge-
bärmutter. Comptes rend. de l'Acad. 1841.
R i c q u e t. Die Veränderungen, welche die Arterien
des Uterus durch die Schwangerschaft erleiden. Gaz.
mM. 1841.
Donn^. Der Harn der Schwangeren. Frorieps
Not. Bd. 18. 1841.
Dunglisson. Temperatur der Sehe de und des
Gebärmutterhalseg während der Geburt. Americ. med.
interll. 1840.
L e Ray. Untersuchungen über den natürlichen Ein-
tritt der Geburt. Canstatt's Jahrb. 1846.
Meckel von Hemsbach. Die Verhältnisse des
Geschlechtes, der Lebensfähigkeit und der Eihäute bei
einfachen und Mehrgeburten. Meckels Arch. 3. 1850.
J. R e i d. Ueber die Dauer der Schwangerschaft
beim Weibe. Lancet. Sept. 1853.
J. M, D u n c a n, Ueber die Dauer der Schwanger-
schaft, Monthly joum* March. 1854*
L H. Madge. Ueber die anatomisclieii Beziehungen
z%Yischen Mutter und Frucht* Lancet Febn 1856.
K Möller. Pondus secundinanim* Diss- Jena. 1858*
Unter dem Präsidiura yon E i t g e n erschienen 1857
und in den folgenden Jahren mehrere fle issige Disser-
tationen seiner Zuhörer über die Gre schichte des Gebnrts-
mechanismus der früheren Zeit, Die Autoren waren:
C, Stammler, Weissenbach, Knoea, Frese-
nius, G, Brüel, Zimmermann, Fuchs, Seh ad,
Bennighof,H. Stammler, sämmtlich in Oiessen.
Stein, jun. Gedanken über die Schrift von N ä-
g e 1 e über den Mechanismus der Geburt. K* Zeitsch.
t Geb. Bd. 16. 1844.
Peseta u. Physiologische Bedenken über die Lehre
K i 1 i a n's über die Wirksamkeit des utems bei der Ge-
burt. Hanno V. Ännal. 1841. N. Zeitsch. f. Geb. Bd. 13.
1843.
Bemak, Robert, geb. 26. Juü 1815, gest 29.
I^ug* 1865, Seine Arbeiten, welche er früher unter
Leitung J o h. M ü 11 e r's veröffentlichte und seine em*
bryologischen Studien hatten auf die Oeburtshülfe einen
günstigen Einfluss, indem sie zu weiteren Untersuchungen
auf dem bis dahin wenig bearbeiteten Gebiet der Phy-
siologe der Schwangerschaft Anregung gaben* Dazu
gehört auch sein Aufsatz „über Menstruation und Brunst**,
u. Zeitsch. f. Geburtk. Bd. 13. 1843.
Claude Bernard* Eine neue Funktion der pla~
centa, Cünique Europ. 3. 1869. B. fand bei Kühen und
Schafen ein Zucker bildendes Organ, welches in den am
Amnion sichtbaren Plaques zu suchen ist.
Brücke fand in dem Harne der Wöchnerinnen nur
geringe Mengen Yon Zucker, dann und wann gar keinen,
Wiener Wochen sehr. VIÜ, 1858, Ebenso lieferten die
Untersuchungen von Riedel ein negatives Resultat.
Monatssch. f. Geb. XI. 1858.
G o 1 d i n. Kyestein im Urin, als Zeichen der /
42
gBTmhRfi* Thebrit* Rec* L 1848. — Hognier, neue
Scliwaiigerscliaftszeicheii. L'Abeille med. Octb. 1847.
Ch, Robin* Ueber die allmäMi eben Veränderungen
der Vülositäteii des Chorion und der placenta. Gaz. de
Paris* 37, 39* 1854, — Physiologie de ia muqueuse pen-
dant la grossesse. Joutd. de pbysiologie I, 1858. —
Bau der Nabelsclmiir. Gaz. de Paris 1860,
Eguisier. Untersucbimgen über das Kyest^in.
Gaz, des hop. 1839,
B o n a m y. Ueber die üteroplaeentalgef&sse* Ebend,
Kr, 13. 1840.
X H. S. B e a u. Von der LocaMsation der Schmeißen
bei der Geburt. L'union. 104, 1851,
HugTiier. Nene Schwangerschaftsz eichen. L*Abeille
med. Octbr, 1847.
Kirsten. Zucker im Harn der Schwangeren und
Gebärenden, Monatssch. f, Geb, IX. 1858.
Xölliker, Rudo 1 f, Alb er t, geb. 6. Juli 1817.
Seine Untersuchungen über die Muskelfasern des uterus,
Zeitsch. f, mssensch, Zoologie 1848, gaben den Geburts-
helfern %\ichtige Aufschlüsse über die Schwangerschaft
Adolf Kussmaul, geb, 22, Pebr, 1322, Sein
Werk „TOD dem Mangel, der Verkümmei'ung und der
Verdoppelung der Gebännutter, von der Nachempfingniss
und der Ueberwauderuug des Eies"*, Würz bürg 1859,
hat zahlreiche Anregungen zu weiteren Forschungen un-
seres Faches gegeben,
„Ueber Nachempfängniss**, Verh. d* naturf, Ver, zu
Heidelberg. 185S.
W, P, M o n t g o m e r y. An exposition of tbe signs
and Symptoms of pregnancy, London, 678 pp, 185 5*
Kilian, Franz, M. in Giessen, „üeber die Be-
ziehungen des Uterus zur Medulla oblongata^, N. Zeitsehr.
f* Geburtsk, Bd. 25, 1848, eine sorgfältige Untersuchung
«her den Einfluss des Rückenmarks auf die Contt^ctionen
"'»ms.
Wirkungen des Schwefeläthers auf den uterus*
ätJ. 1849.
i
I
43
Eine Krankheit des Mutterknchens*'. Ebeod. 27.
1850.
T h< V. J a e g e r. lieber die Krankheiten der pla-
centae These de Strasb, 1845.
H. B 1 o t* lieber physiologisches Zuckerhamen bei
Wöchneiinnenr Stillenden und Schwangeren. Gaz. hebd.
irr, 1856.
§. 13.
Bernhard BrCBlau,
geb, 9. Mai 1829, gesi 1867. B. promorieiie 1852 mit
der Dissertation „de totiiis nteri esstiiimtione** und habi-
litierte sicli 1856 in München mit der Schrift „Diagnostik
der Tumoren des Uterus ausserhalb der Schwangerschaft ^
Nach längeren Reisen in Frankreich und England
wurde er in seinen Studien von den Einflüssen von
Scanzoni und Karl Mayer angeregt, 1858 wurde
B. als ordentlicher Professor der Gebnrtshülfe nach Zflrich
berufen. In dieser Stellung entwickelte er als Lehrer
und Schriftsteller rege Thiitigkeit. Mit Vorliebe be-
schäftigte er sich mit Untersuchungen der B ecken ano-
rüalien, auch waren seine Beobachtungen über das Fort-
leben der Jungen nach dem Tode des Mutterthieres
werthYolL Aufsehen machte ein Fall, als es Breslau
gelang, 15 Minuten nach dem Tode der Kreissenden ein
lebendes Kind durch Kaiserschnitt zu entwickeln. Die
Kenntniss der Ursachen der Geschlechts differenz suchte
er durch mühsame statistische Arbeiten über das Hof-
acker-Sadle r'sche Gesetz zu fordern. Wichtig war
seine Entdeckung der Thatsache, dass bei totgeborenen
Kindern niemals Gas in irgend einem Theile des Darm-
kanals zu finden ist. Für die Behandlung des Puerperal-
fiebers mit stärkeren Abführmitteln suchte er, nach einem
Besuche der Seyf er tischen Klinik iu Prag, in melureren
u
liegen nicht vor, dagej^en mehrere kasuistische Mitthei-
luBgeo- Der Neiihaii der neuen Zürich*schen Oebaransialt
1863 war vomehmhch B r e s 1 a u's Verdienst.
H a r m a n n
§. 14.
H e i n T i c h
P 1 08 8,
ein V
geh. 8. Febr, 1819 in Leipzig, gest. IL Decbr. 1885,
durch Vielseiticrkeit seiner Kenntnisse und durch seinen
erstaunenswerthen Fleiss ausgezeichneter Schriftsteller*
Plos3 hatte sich, ausser vielen Aufsätzen über Gresund-
heitspflege und über Fragen städtischer Hygiene, nament-
lich auf ein Gebiet geworfen, welches bisher den deut-
schen Geburtshelfern fremd gewesen war : die Schilderung
der Gewohnheiten und Sitten fremder Völker bei der
Geburt» Für alle Fragen, welche darauf Bezug hatten,
galt P 1 s s als erste Autorität. Seine ausgedehnten
Beziehungen zu den geographischen Forschem und den
Missionaren setzte ihn in den Stand, dem Besucher die
genaueste Auskunft zu geben. Auch für da^ grössere
Publikmn bieten die Untersuchungen von P 1 o s s viel
Interessantes.
^Ueber die Lage und Stellung der Frau während der
Gehurt bei verschiedeiien VöU^ern". Leipz* 1872.
„Zur öesclüchte, Verbreitung und Methode der Fnichir
ab treibung *** Leipz. 1883.
„Das Weib in der Natnr- und Völkerkunde *S 2 Bde»
1884.
„Geschichtliches und Ethnologisches Über Knabenbe-
schneidung^, 1885*
„lieber den Einfluss der Jahreszeit auf die Häufig-
keit der Geburten". Monatssch. f. Geh» 1859.
F* A, V o n A m m o n. Die ersten Mutterpflichten
und die erste Einderj>flege, ein viel verbreitetes Buch»
Aufi* 1859. Leipzig. H i r z e 1.
nbauiu, Friedrich, Heinrich, geb. 17.
* in Regensburg, gest. April 1899. Studierte
I
I
I
I
I
i
45
; in Bonn, war dann Assistent von Kilian, 1S44 — 46 Lehrer
' an der HebaramenanstÄlt in Petersbarg, nach seiner Rück-
keiir von dort Director der Hebammenanstalten in Trier^
zuletzt in Köln.
jj lieber die Veränderungen des unteren Abschnittes
und Scheidentheils in der 2ten Hälfte der Schwangersch."
Bonn. 184L
„Zeichenlehre der Geburtshiüfe^. Bonn 1844*
„Geburtshiilfliche Skizzen", 1844,
„Geburt des Menschen und ihre Behandlung". 2te
Aufl. 1871.
„Das habituelle Absterben der Früchte in d. letzten
Mon. d. Schwangersch.**, Cannstatts Jahrb* 1846.
^Die Application der Kephalotribe. Med* Zeit* Buss-
I lands. 1845.
„Die Leistungen des Hebammeninstituts der Gross-
fürstin Paulo wna 1841 — 1845". Med* Zeit. Russlands.
Birnbaum, F r i e tl r i c h , Sohn des Vorstehen-
Iden, geb, 17* Oct* 1833, gest 22. März 1894. Assistent
iTxnd Hebammeolehrer und Privatdocent unter v* Ritgen
lin GiesseUj dann als ausserordentlicher Professor und
[Director der Entbindungsanstalt bis 1872»
„Histologischer Bau der Eihäute",
„Leitfaden für die Geburt des Menschen und ihre
Behandlung,'* Berlin 1877,
J. T. A, Peigel, geb. 1804, gest 28. NoTb. 1848,
Autor des Werkes „Umfassende Abbildungen aus der
Geburtshülfe, mit erklärendem Text", Würzburg 1841,
mit 45 Tafeba. Fol.
b
§. 15.
Karl Siegtnund Franz Crede,
geb, 23, December 1819 in Berlin, gest, 14. März 1892.
C. studierte in Berlin, promovierte daselbst 1842, unter-
nahm darauf eine längere wissen scbaftliche Reise, wurde
dann Assistenzarzt der geburtshülflichen Klinik unter
Busch. 1850 habilitierte er sich als Privatdocent ftlr
leburtshülfe, 1852 i^nirde er zum Director der Berlinei*
I^hammeiischtile und dirigierenden Arzte der Gebäml
' tlitnliing ernannt, für die Charite begründete er eine be*
noncierfi ^ynUko logische Abtheilung, 1856 erfolgte seine
Bf!ruf(jng als ordentlicher Professor nach Leipzig,
Hoine dortige Wirksamkeit als Lehrer und Schriftsteller
ging weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Schon
in «einen ersten Schriften, den klinischen Vorträgen tlbar
öebiirtshülfe, Berlin 1853 — 1854, trat seine scharfe Be-
obttclitungsgabe und seine pracise Auadmckswei.se hervor,
und bald erreichte seine Klinik den Ruhm eines der beat-
eingerichteten Lehrinstitute Deutschlands. Mit hervor-
ragcmder Begabung für alle organisatorischen Fragen des
Unterrichte« wussteCrede in den ilim unterstellten
ItiMtiinten die Aufgaben der Schüler zu beaufsichtigen
lind zu leiten. Viele Anregungen ans dieser Schule nah-
men «eine Schüler in ihre spätere Lebensstellung mit sich,
und ^iele Erfolge seiner Zuhörer sind der Einwirkung
ilin*M trefflichen Lehrers zu verdanken. Die Crede*sche
Mt:thode der Expression der Nachgeburt und die Anwen-
dung der Silberlöaung bei der Augenentzündimg der Neu- ■
gnbonjnen bleibt stets eine Emmgenschaft , auf die
Deutschland stolz sein kann. Schon aus diesen zwei
Thateachen wird die Erinnenmg an die Thätigkeit des M
ausgezeichneten Mannes immer eine gesegnete bleiben. ■
C r e d ^ hat seine Hauptleistungen, die Behandlung der
Nftchgeburteperiode und die Silbereinträoflung in niehre-
ren späteren Arbeiten vertheidigL Die zahlreichen Unter-
suchungen, welche sich daran anknüpften, sind erst in
^m folgenden Zeitraum zu besprechen.
Ausser mehreren einzelnen Aufsätzen dieses Autors»
reiche er in der Monatsschrift für Geburtskunde und in
Leitung des Archivs für Gynäkologie veroif entlichte,
folgende Schriften von ihm bemerkensvverth
^ omphaloprotopsi* Diss. Berh 1842.
inische Vorträge über Geburtshülfe. 1853 u. 1854
t
54J
47
De foetu in utero mutüatione filis membraniaque pa-
thologicis effectn, Leipz. 1858.
Die preussischen Hebammen, ihre Stellung zum Staat
und zur Geburt shiilfe, Berh 1855,
Bericht über die Vorgänge in der Entbindungsanstalt
zu Leipzig, 1810—1859, Leipz. 1860,
De optima in partu naturali placentam amoTendi ra-
tione. Leipz. 1860,
Observationum de foetns situ inter gravi ditat^m se-
ries duo. Leipz. 1862—1864.
Die zweckmässigste Methode der Entfernung derNach-
geburt. BerL 1S8L
Die Verhiitung der AugenentiZündimg der Neugebo-
renen^ die häufigsten und wichtigsten Ursachen der Blind-
heit BerL 1884.
Gesunde und kranke Wöchnerinnen. Leipz. 1886,
Beiträge zur Bestimmung der normalen Lage der
gesunden Gebärmutter. 1886.
Lehrbuch der Hebammenkunst, gemeinsam mit Leo*
pold* 4te Aufl. Leipz. 1886, 5te Aufi, 1892,
Die geburtshülfliche Untersuchung (gemeinsam mit
L e p 1 d). Leipzig 1892.
16.
Die Auakult ation in der Schwangerschaft.
Einen erheblichen Fortschritt erfuhr die Zeichenlehre
der Schwangerschaft durch die zunehmende Würdigung
der Beobachtung des Fötalpulsea. Auf jede Behandlung,
welche auf das Interesse des Kindes abzielte^ gewann
nunmehr die Auskultatioa einen maasgebenden Einflusa,
Sobald der Werth der neuen Untersuchung klar gestellt
war, eröffneten sich fiir die ganze Richtung der geburts-
hiilflichen Therapie, welche bis dahin fast ausschliesslich
auf die Interessen der Mutter zugeschnitten worden war,
neue Ziele. Früher hatte die Unsicherheit über das Be-
finden des Kindes, welches man nach den damaligen
ebenszeichen nur schwer abschätzen konnte^ in vielen
48
leo zur Unterlassung nothwendiger Eingriffe, m
dereji Fällen zum Entschloss unnothiger Operationen ge-
ftüjit. Jetzt gewann der Kreis von Ueberlegungen. welclw
4£r gewiggenhafie Operateur in jedem Geburtstall dnrcli-
mämikm hatte, einen suideren Gehalt und festen Boden.
Aber nicht allein die gleichmassige Berücksichtigimg
TOD Mutier and Kind, welche wir jetzt als erstes Ziel
m^mrmr Behandlung erstreben, führte die Gehurtshiilfe
im weiteren fruchtbringenden Resultaten, Wenn wir heute
Ittit besonderem Nachdruck auf den Werth der äusseren
Uriiereuchung hinweisen, so hat die Eijiübung der geburt^^-
htilüiehen Auskultation einen grossen Äntheil daran ge-
häbi: «ie war nur noch ein weiterer erfreulicher Sclniit
mf dem Wege, welcher zu der späteren Verfeinerimg der
intfteren Exploration führte. Viele Aerzte standen Anfangs
deaf Neuertmg der Auskultation abwehrend gegenüber^ und
Andere, welche wie Ki wisch und Hüter jede Erwei-
ter ^ *'rer diagnostischen Merkmale zu rühmen ge-
wol a, waniten eindringlich Tor der Ueberschätzung
der »u» dem Fotalpuls gezogenen SchluagfolgerungeiL
Hin wie viel mehr brauchte es an Zeit, bis in der Praxis
mich die Hebammen bei Besorgung von Geburten die i
&ieh€]3 de« t'ütalj*iilseä richtig deuten konnten! fl
Die Würdigung der Erfindung der geburtshülflicheiW
Aiiwknltatjon , welche man nach der 1822 erschienenen
Arbeit von L e J u m e a ii K e r g a r e d e c kannte, ist in
, ^iter Linie französischen Autoren zuzuschreiben. Zwar
Ite m Helhnt in Frankreich nicht an Stimmen, welche
«tiHche Sicherheit der Auskultation in Zweifel
ftber die Arbeiten von Laennec, Capuro n.
I) u b o i s und I) o p a u 1 stellten unwiderleglich dei|H
Werth diesar neuen Lehre fest. Auch in England wurde
diif'^li Beol>acbtungen von Anderson und von Ken-
[n e d y und Arsd&le in Amerika diese neue ünter-
ehungÄnu'thode anerkannt. Etwas später folgte auch
ll>ent4chbuid durch fleissige Arbeiten von Hohl und
49
I
I
Nägele die allgemeine Anerkennung dieaes Fortschrittes
der Wissenschaft.
Ueber die Technik der Auskultation sind im Laufe
der 40er Jahre wenig Neuerungen zu verzeichnen. Ob
man deu Fötalpuls unmittelbar, durch das auf die Bauch-
decken angelegte Ohr oder durch das Stethoskop hört,
Tvar für Viele ein Punkt von untergeordneter Wichtigkeit*
Die Hauptsache wm\ dass mau die Zahl der Herzschläge und
die daraus geschlossenen Thatsachen verwerthen lernte.
Auch haben sich die früheren Angaben daiilber im Gan-
zen zuverlässig erwiesen. Dagegen haben sich weitere
Anforderungen an den Fötal puls zur Bestimmung des
Geschlechtes (F r a n k e n h ä u s e r glaubte die Frequenz,
124 Schläge bei Knaben, 144 bei Mädchen, benutzen zu
können) als verfehlt gezeigt. Nur einzelne Handgriffe
bei der äusseren Untersuchung haben sich zur Erleich-
terung der Gehörerscbeinungen nützlich erwiesen, Ueber
die Verwerthung der Zalil der fötalen Herzschläge für
das BeJiudeii des Kindes lieferten in den folgenden Jahren
erst die Arbeiten Yon Schwartz und Hüter jun,
nützliche Aufschlüsse, sogar den verschiedenen Rythmus
und einzelne Phasen des Herzschlages lernte man mit Ge-
Banigkeit beobachten.
Besondere Aufmerksamkeit hatte man früher auf die
physiologische Deutung des GefassgerUusches gelegt. Die
Yerachiedenen Erklärungen des „ Piacent argeräusch es ''^ die
alte Streitfrage, ob das Geräusch in die placenta oder in die
epigastrica zu verlegen sei, füllten lange Zeit die Unter-
suchnngen mehrerer Autoren. Es hat lange gedauert, bis
man van der Vorstellung abliess^ dass man durch dieses
Geräusch den Sitz der placenta bestimmen könnte, und
dieser Irrthum hat Öfters zu belangreichen, fehlerhaften
Eingriffen geführt.
Für jetzt seheint auf eine absehbare Zeit die Er-
örterung des Werthea der geburtshülflichen Auskultation
abgeschloasen zu sein.
Dohrn-Siäbold, Geecbicht« der Oefaurtthalfe. III. 4
50
F o r e s t i e r. Inutilit e de Tauscult., lettre a M. Ker-
garadec. — E. Kennedy. Observations on obstetric
auscultation. Amer. joum. of med. 1843. — A. An-
derson. On the stethoscopic examination of the pre-
gnant uterus. Lond. Joum. of med. 1843. — D e v i 1-
liersfils et Chailly. Dela valeur des signes four-
nis par l'auscultation. Gaz. des hopit. 1843. — De Ste-
fan!. Coup d'oeil sur le bruit de souffle des arteres
et sur le bruit placentair. Rev. med. 1843. — Van
A r s d a 1 e. Obstetrical auscultation. New-York joum.
1843. — Hohl. Die* Auskultation. N. Zeitsch. f. Geb.
Bd. 22. 1847. — Nägele, Heidelb. med. Annal. 1845.
— Kiwisch. Beitr. z. Geb. 1845. — A. Meadows.
Ueber fötale Auskultation. Med. times. Octb. 1859. —
G. Schmitt. Das Nabelschnurgeräusch. Beitr. z. Gebkd.
1858. III. — Joyner. The auscultation in pregnancy.
The americ. joum. of med. sc. 1845.
Ulsamer, Adam, geb. 1795, Professor der Ge-
burtshülfe und Director der Gebäranstalt in Landshut,
Mitarbeiter an dem Berliner encyklop. Wörterbuch der
med. Wissenschaften. U. hatte schon 1823 auf den Werth
der Auskultation bei Schwängern aufmerksam gemacht,
freilich scheint er von seinen eigenen Andeutungen wenig
Gebrauch gemacht zu haben ; seine sehr zahlreichen Ge-
burtsfäUe, von denen er berichtet, geben keinerlei Beweise
davon. Seine ausführlichen „Erfahrungen in der Geburts-
hülfe, gegründet auf eine zehnjährige Beobachtung in
der Entb. zu Landshut" sind veröffentlicht in der N.
Zeitsch. f. Geb. Bd. 17. 1845.
K o n i t z. Einige Worte über die neue Ansicht von
der Entstehung der Uteringeräusche von Kiwisch. N.
Zeitsch. f. Geb. Bd. 29. 1851.
C a z e a u X. Neue Theorie des Abdominalblasege-
räusches. Arch. g^n. Mars. 1850.
B o c a m y. Beobachtungen über Auskultation in der
Geburtshülfe. Rev. ther. du Midi. 13. 1850.
Frankenhäuser, Ferdinand, geb. 1832, gest.
3. Febr. 1894, ein Schüler von Martin, später Professor
in Zürich. Wir verdanken seiner Feder ein prachtvolles
51
1
^
I
I
Werk über „die Nerven der Gebarmutter", Jena 1867, m^
Tafeln. Weniger fand seine Mathmassung bei Fachg«-
nossen Anklang, dass man bei Schwängern aus einer Diffe-
renz der Herzschläge der Frucht das zu erwartende Ge*
schlecht YorausbestLmnieii könne. — lieber Olmraachtsan-
wandlungen und plötzlichen Tod Ereissender, Leipz, 1866.
— Der Einfluss der Verhältnisse auf die stärkere und
schwächere Entwickelung der Frucht während der Schwan-
gerschaft, Monatsch. f. Geb. XIII 1859. — Ueber die
Herztöne der Frucht und ihre Benutzung zur Diagnose
des Lebens, der Stellung, der Lage und des Geschlechtes
derselben. Ebend. XIV. Äug. 185Ö. — Ueber Nabel-
schnurger an seh, Nabelschnurdmck und Himdruck* Ebend*
XV. 1860.
Hüter, Victor, geh, 1832 in Marburg, gest. 12.
November 1897 in Göttingen, Sohn des früher erwähn-
ten Professors, habilitierte sich in Marburg mit der Schrift
über die Ablösung der Epidermis bei Neugeborenen und
erhielt 1891 den Titel als Professor* Seine Methode
der Katheterisirung der Luftröhre bei asphykti scheu Neu-
gebomen, %velche er zuerst in der Schwär t z*schen
Klinik anwenden sah^ trägt seinen Namen, Fernere
Schriften von ihm siud eine Studie über ,j Flexionen des
Uterus'*, 1870 und ein „Compendium der geburtsh* Ope-
rationeu für den Gebranch in der Praxis". 1874.
§■ 17.
Daa enge Becken.
Wenn man unter dem Eindruck modemer Anschau-
ungen die geburtshülfliche Fachlitteratur der 40er Jahre
durcbmustert, so wird man sich nicht der Thatsache ver-
scbliessen können, dass gerade die Kenntniss der Becken-
fehler in jener Zeit ein vemachlässigter Zweig der Ger
burtshülfe gewesen ist. Ueber die Anatomie der Becken-
weichtheile hatten die Arbeiten der damaligen Zeit Vieles
gebracht, was imser Wissen erfreulich bereicherte , da-
gegen hatte die Kenntniss des engen Beckens an dieser
Bereicherung nur geringen Antheil. Eine richtige Wür-
4*
62
digung des belanfifTejcfeen CapitelB des ^ng^a Becköü]
passte gar nicht in die Richtung, welche iinsere Fadi-
wisBenachaft seit melireraii Deceimien eingeschlagen ktte,
Manche früher bestehenden VorBtelliingen und Deutung ^
welche wir jetzt auf den Einfluss des engen Becken» m |
beziehen pfiej^en , hätten bei besserer Kennfcnbs mm
anderen Inhalt bekommen, und viele therapeutische Maasi-
nahnien, welche sich bis in die neue Zeit hinscMtpp*
ten, waren in ihrer Grundlage von einer falschen Befflf
theilung des Beckens abhangig.
In diestn Anschauungen einen Wandel herwKg«-
ruten KU haben, bleibt immer ein grosses Fordienst toi
G* A. Michaelis. Sein Buch über das enge Beek^
erüU'rietc* den Aerzten eine ganz neue Seite der Beob-
achtiiJig und der Therapie. Viele frelHch waren es nicht
wch'lin di-r neuen Lehre die verdiente Beachtung schenk-
ton. l*lirifg<i Ccntren der Wissenschaft, deren grogsartig«*
Mritf-rial dt!«! jungen Geburtshelfer oft mit Stolz vorgt^-
halten wurde, hielten sich diesem Fortschritt gegenüber
an filngl i 1 1 1 hIj wrli rend. Andererseits muss hervorgehabesi
weribui, {[um in den folgenden Jahren einzelne geburts-
hülHiüho Hchulen sich in Anerkennung der Michaelis-
se.lieii Lrlirin rnhralich hervorthaten. Seyfert pflegte
Beineji I'inj^' i' Zuhörern in die Praxis den Ratli mitzu-
geben: «Lesen Sie das Michaelia'sche Buch, das ist
das besto Buch, was in diesem Jahrhundert in der Ge-
burtsliülfe geschrieben ist!"
Die historische Entwicklung der Kenntnis s des en-
gen Beckens hatte Michaelis auf einer breiten Grund-
lage angelegt* Er verfolgte in seiner Uebersicht durch alle
Zeiträume die verschiedenen Wandlungen der Ansichten»
welche in der Stellung einzelner Gehiu^shelfer zur Becken-
lehre 5£um Ausdruck kamen* Es wird uns hier gezeigt,
dass belangreiclie Fortschritte in diesem Gebiete sich nur
an wenige Namen ankuflpfen. Was seit der Wirksam-
vou Baudelücque in diesem Capitel geleistet war.
5a
* traf in der Literatur im Ganzen auf einen leeren Raum^
toder noch einer iveiteren AnsluUnng harrte.
Diese Lticke unserer Kenntnisse auszufüllen, nnter-
" nahm Michaelis, indem er ein brauchbares Schema
aufstellte, in welches die bisher zerstreuten Beobachtungen
^ eingereiht werden konnten. Er verkannte nicht die vielen
Schwierigkeiten, welche ehier, von Allen gebilhgtpn, Auf-
nahme eines allgemeinen Eintheilungsprincips der Becken-
fehler bei den Fachgenossen entgegenstünden. Ein exakter
Beobachteri wie Michaelis, wusste sehr gut^ dass die
Natur keine strengen Gliedemmgen liebt; immer bleiben
Misch formen übrig, weiche unserer genau abgepassten
Einthei langen spotten^ aber für den Austausch mit frem-
den Anschauungen und für den Unterricht war eine Ver-
ständigang über ein einheitliches Schema ein unumgäng^
liches Bedilrfiiiss, Einige andere Versuche späterer Au-
toren^ die Classification der Beckenfonn zu vereinfachen,
sind in ihrem Bemühen vollkommen gescheitert-
Michaelis sah ein, dass für die Gnippirung der
Beckenfehler zwei Wege gangbar seien, die genetische
Darstellung oder die Eintheilung der Becken nur nach
ihrer Form, Die Durchführung des erateren Princips hielt
er nach den uns bis jetzt vorliegenden Kenntnissen für
unmöglich, Desshalh entschloss er sich, die gewöhnlich
Torkommenden Formen der Beckenfehler in 3 Haupt-
■gnippen abzutheilen; das theilweis verengte Becken, das
ungleichmässig, doch allgemein verengte Becken und das
gleichmässig und allgemein verengte Becken. Neben die-
K«en Hauptgruppen seien die seiteneu Beckenfehler: das
^ Osteom alaci sehe Becken , das rhachitische Becken von
pseudo-osteomalacischer Form, das querverengte Becken
und das schrägverengte Becken anzureihen. Ueber diesen
Abschluss der EintheUung ist auch die Neuzeit kaum
hinausgegangen. Erst eine spätere Zeit wird uns lehren,
wie wir die Emzelheiten der verschiedenen Beckenformen
'enetisch zu erklären haben*
54
üeber die Art der Befkenmessimg giebt das Buci
üher dm eupfo Bt^cken de^taillirte Vorschriften, welche b^
j(*bt iik voll^ültij^ anzusehen sind. Wohl Niemand liat
in der Beckefiineasung solche Geschicklichkeit erreicht, als
ihr Autor des besprochenen Buches. Und was naan aus den
\m der Beck cum essung gewonnenen WeHhen erschliessen
kiinn, im xeigen uns die angefügten Geburtsgeschichten
in lehrreicher Weise.
lieber die Frequenz des engen Beckens lieferte Mi-
ch aelis eine interessante Zusammenstellung, Als er in
«einen /.fthlreicheu Beobachtungen auf die grosse Bedeu-
tung des EinfluBses des engen Beckens für die Ausübung
der praktischen Geburtshülfe hinwies, begegnete er bei
munchen Fach genossen Zweifeln. Ihm wurde entgegen-
gehalten, seine Frequenzzahlen seien yieUeicht fllr daa
norddeutsche Flachland zutreffend» aber für Süddeutsch-
land seien andere Zahlen einzusetzen. Diesen Einwand
widerlegte Michaelis, indem er auR anderen Gebieten
DentBchlands die Frequenzzahlen der Perforationen meh-
rerer Gebäranstalten zur Vergleichung heranzog. Gerade
die Perforation war die Operation, welche am besten ver-
glichen werden konnte* Aus solcher Gegenüberstellung
konnte Jeder erselien, dass die Frequenz des engen Beckens
durch ganz Deutscliland gleichmässig verfcheilt sei, und
für den unbefangenen Beobachter war der Schluss leicht
zu ziehen, dass die yerschie denen Angaben anderer Au-
toren darüber nur in der verschiedenen Sorgfalt der Un-
ter su eher ihren Grund hatten. Dennoch hat diese Wahr-
heit Decennien gebraucht, bis sie zum allgemeinen Be*
wnsstsein gekommen ist.
Es ist wohl dem nachhaltigen Eindruck des Michaelis'-
schen Werken zuzuschreiben, dass auch den selteneren Be-
/* V ftn f«>i 1 f* 171 spätere Autoren ihr Interess e zn wandten * M a r-
1844 auf die bemerkenswerthe Thatsache
e frühzeitige Entzündung der sjnchon-
Ursache für die Form des schrägver-
I
engten Beckens sein könnte^ und dieaer Hinweis gab an-
deren Beobaclitem Aulass, gleichwie Na gel e, gerade diesen
Beckenfehler einer lyelteren Untersuchung zu unterwerfen.
Jede spätere Arbeit, welche diese Beckenforni betraf, musste
sich mit dem von Martin gegebenen Erklärungsversuch be-
' schäftigen und mehrere andere Arbeiten, so die von Stein,
Hohl, Ritgen, Simon Thomas, sind in gewisser Hin-
siebt den Anregungen von Martin zuzuschreiben. Neue
Anschauungen in der Mechanik konnten am besten an
»diesem Beckenfehler in ihrer Richtigkeit nachgeprüft wer-
den. Die Fonn des schrägvereugten Becken^ erklärte Lit z-
laann in anderer Weise, als Sim on T hom as* S,
Thomas behauptete, es seien bei diesen Becken immer
deutliche Spuren von früher getrennten Tbeilen anzu-
|B treffen, und man müsse bei Ankylosenbildung einen vor-
angegangenen Krankheitsprocess annehmen, dieses ent-
spreche auch der neuen Beobachtung von Luschka,
daas die Symphysen als wahre Gelenke zu betrachten
seien. Dagegen betont L i t z m a nn, eine frühzeitige Ver-
schiebung des Hüftbeines gegen das Kreuzbein sei die
Hauptursache der Difformitat.
^m Auch für einige bis dahin imbekannte Beckenfehler
^pbrachte dieser Zeitraum schätzensweiihe Bereicheruugen,
Die Missbildung eines hochgradig quer verengten Beckens
»wurde uns durch eine eingehende Arbeit von Robert
vorgeführt. Die 4 älteren Exemplare dieser Gattung,
das Becken von Paul D u b o i s, das K i r c h h o f f e r -
sehe , das Prager und das E o b e r t'sche Becken , haben
mehrere Jahre als wundersame Beispiele der Launen der
Natur gegolten ; nach späteren Beobachtungen kann man
diese Difformität nicht mehr als einen nur vereinzelten
Fehler betrachten.
Sehr interessante Beobachtungen veröffentlichte Ki-
lian 1854 über spondylolisthetiscbe Becken. Die Lit-
ter atur über diesen Becken fehl er ist im Laufe der Zeit
ehr umfangreich geworden. Es smd seither,
man
m
auf diese Diffonnität aufmerksam wurde^ zahlreiche Fälle
dieser Art bescluieben worden, und die Untersuchungeu,
welche sich daran anknüpften, habeij zu lehrreichen ana-
tomischen Resultaten geführt. Die fleissigen Arbeiten von
L a m b 1 und von N e u g e b a u e r haben uns eine volle
Aufklärung über die Entwickehmg dieser Ditformität ge--
bracht, und die Diagnose des Fehlers an der Lebenden
igt neuerdings in manchen Fällen erfolgreich gewesen.
Die Formen des osteomalacischen Beckens haben die
Tafeln von L i t z m a n n und K i 1 i a n uns Yortretfiich
illustrirt. In solchen künstlerisch ausgeführten Darbie-
tungen trat erfreulich das Bestreben zu Tage, den Schü-
lern der Geburtskunde durch gefällige Bilder den Sinn
für solche Vorkommnisse der Natur zu wecken und, wenn
man diese mit den Arbeiten früherer Zeit vergleicht, wird
uns der grosse Fortscliritt auf diesem Gebiet ersichtlich.
Gerade für die Deutung der osteomalacischen Beckenform
waren solche bildÜche Hülfsmittel besonders angebracht»
Jetzt ist man auch darin weiter gekommen, nachdem
K e h r e r auf den praktischen Gedanken kam , durch
Vorführung decalcinirter Becken in seinen Präparaten
die Entstehung der osteomalacischen Difformität unter
dem Einfluss der Rumpflast deutlich zur Anschauung zu
bringen*
Lehrreich war auch die Veröffentlichung von Kilian
über das Stachel becken; schon allein durch die daran an-
knüpfenden Erörterungen über die Wirkung des M» psoas
minor auf Her vorruf ung von Exostosen* Dagegen fand
der neue Name von Kilian ^ halisteretisches Becken **
weniger Anerkennung bei den Fachgenossen in ihren For
schimgen über die Osteomalacie.
I
I
I
I
§. la
geb. 9
9, August
(iuBtav Adolf Michael
Juli 1798, Sohn eines Arztes in Harburgs gest.
J
1848, M. besuchte das Gyninasium zu KieL
Dann ging er als Student nach Göttingen, wü damals
Oslander und Langenbeck lelirten. In Gottingen
promovierte er 25, Juli 1820. In dein folgenden Jahre
machte er eine Reise nach Paris, wo er mit Li e big,
D i e f f e n b a c h und V i e w e g Freondschaft schlosß,
1823 Mess er sich in Kiel als Arzt jiieder, 1825 folgte
seine üabilitation als Privatdocent, 1886 ^viirde er zum
Physikus ernannt, 1839 ausserordentlicher Professor ohne
Gehalt. Nach dem Tode Wi e d e m a nn's wurde er
mit der Leitung der Kieler Gebäranstalt und der Heb-
ammenschiile bettaut.
Die politischen Verhältnisse Schleswig-Holsteins be-
rührten seinen Lebensgang eingehend. Sein reger Ver-
kehr mit Männern treuer deutscher Gesinnung liess ihn
öfters in die Oeffentlichkeit hinaustreten. 1846 war er
' Vorsitzender der 243ten Versammlung deutscher Naturfor-
scher und Aerzte in KieL Am Schluss dieser Versamm-
lung ermahnte er in kernigen Abschiedsworten die Theil-
nehmer zum Festhalten an deutscher Gesinnung.
Mit der Ernennung zum Professor musste et die Ver-
waltung des Physikats aufgeben, zugleich war ihm die
.Uebersiedelung in das Anstaltsgebäude angeordnet.
Die Kieler Gebäranstalt w^ar nur klein und es fehlte
dort an allen möglichen Hülfsmitteln, Die Dotirung der
Anstalt war kärglich, das Instrumentariura unzureichend,
die Fonds für Instandhaltung des Gebäudes sehr gering,
die Verköstigung des Personals der Fürsorge des Di-
rectors überlassen, das Anstaltsgebäude selbst nahe den
schmutzigen Wässern des „kleinen Kiel** gelegen.
Dort wirkte Michaelis, verehrt imd gebebt von
Allen, welchen er im Leben begegnete.
In dem Besitze seiner Kinder hndet sich ein ausge-
zeichnetes Oelbild von ihm, gemalt van dem Pariser Maler
Aubel, der ihn als jungen Doctor, „le bei AUemand*
mit seinen sinnigen blauen Augen und seinen langen blon-
den Locken darstellt.
58
Mit dem Unterricht der Studirenden beschäftigte er
sich täglich^ obwohl er nicht zu den Facultäts-Examina-
toren gehöiie. So war er auch der Erste, welcher in die
Anstalt zur Eiaübung der Geburtshülfe Caudidaten aufhahio.
Mit Untersuchungen über das Becken befasste er
sich mit Vorliebe. JSeme Beobachtungen über Becken-
enge gaben Änstoss zu zahlreichen Arbeiten der Fach-
genossen , deren Früchte sich weit bis in die neue Zeit
erstreckten. Sein Buch über das „enge Becken" fand
Anfangs nur geringe Aufmerksamkeit und er hatte Mühe,
einen Verleger dafür zu finden. Später war das Werk
vergriffen, 1865 fand auf Veranlassung von Schwär tz
ein Neudruck statt.
Immerwährende Sorgen um den Gesundheitszustand
seiner Anstalt verbitterten ihm die letzten Jahre seines
Lebens. Dort hatte das Puerperalfleber manche Opfer ge-
fordert. Mehrere Wochen blieb die Anstalt ganz geräumt ;
doch nach der Wiedereröffnung starb gleich die erste Wöch-
nerin am Kiudbettfieber, 1847 starben , bei dem ge-
ringen Material, in 5 Monaten 13 Wöchnerinnen, Dazu
kam der Tod einer geliebten Cousine, welche unter seiner
Behandlung im Kindbett starb.
Auch die sonstigen Verhältnisse der Kieler Anstalt
waren daxu angethan, wohl einem jeden Director das Leben
zu erschweren und ihn dmch innere Conflicte aufs Tiefste
zu erschüttern. Unter der dänischen Regieiiiug waren
die Bestimmungen für unehelich Geschwängerte sein: hart.
Wenn eine solche unglficldiche Person in ihrer Heimath
Zuflucht für ihre Niederlxunft suchte, konnte sie dort nur
mit grossen Gel dop fem Aufnahme finden. Im Wiedur-
holungsfall drohte ihr die zwangsweise Einreihung in
dae Arbeitshaus, im 3ten Falle kamen diese Personen ins
Zuchthaus, wie man sagte. Dahingegen wurden auf Ver-
ordnung der dänischen Eegierung alle unehelich Geschwän-
zten, die die Kieler Anstalt aufsuchten, von allen Strafen
^it. So spielten sich bei der Aufnahme in der Anstalta-
I
diele Seinen ab, da^s sich die Schwangeren vor dem Direc
tor aof die Knie warfen und dass sie ilm unter Thrunen
bestürmten, er mtichte sie doch nicht in das Zuchthaus
hineinatossen ! In diesen Kampf zmschen Mitleid und
eigener Yerantwortlichkeit war Michaelis oft gestellt.
Er, der Mann von der peinlichsten Gewissenhaftigkeit,
hatte oft nur die Wahl, die Aufnahnae Suchenden in das
Zuchthaus zu stürzen oder sie in eine Anstalt aufzuneh-
men, wo der Tod die Wöchnerin erwartete M.
Die Bedeutung der S e m m e 1 w e i s* sehen Lehren er-
fasste er nach ihrer Bekanntwerdung mit richtiger Vor-
aussicht für die Praxis, um so mehr, als ihm eine Reise
nach England eine umfassende Einsicht in den günstigen
Gesundheitszustand dortiger Wöchnerinnen eröffhet hatte.
Jedoch hatten die trüben Erfahrungen der letzten
Jahre zerstörend auf seinen Gremüthszustand einge^^W,
Mit innigstem Mitleid beobachteten seine Freunde den Krank-
heitsgang der Schwermuth des verehrten Mannes, welcher
in der Tiefe seines warmen Herzens die unabwendbaren
Gefahren seiner Pflegebefohlenen mitfühlte. Bei einer aus^
wärtigen Reise suchte er, in der hannoverschen Stadt Lehrte,
den Tod.
In dem Publicum hatte der Tod von Michaelis
leinen tiefen Eindruck gemacht. Lange Jahre hat es ge^
dauert, bis sich bei der Bevölkerung die Kieler Klinik von
der belastenden Erinnerung an diesen Trauerfall erholte,
S e m m e 1 w e i 3 hat ihm in seinen Briefen ein Denk-
^mal gesetzt, als Einem von den Wenigen, welche seine
*) Für die Änaebauung der damaligeii Zeit ist eine Bestim-
mang der dünischeTi RegieniDg characteri^tiscliT welche die Kieler
Oberheljamme anwies, die Kreissenden „unter den Wehea" aut-
zitfragen» wer der Schwangerer sei? Gewöhnlich waren die Kreis-
aenden nicht bereit, darüber etwas an süu sagen, aber die Ober-
hebamme hielt sich streng an ihre Instmction, und oft konnte
man anhören, wie aie die Gebärende unter ihren Gebnrtä schmerzen
rüttelte: ^Segg' mir dnt! Hörest' da? Sonötett's Icnmint das Kind
Inicht'' 1
60
Lehre verstanden haben, als einem Muster seltner Gewissen-
haftigkeit.
Abhandl. aus dem Gebiete der Geburtshülfe 1833
und 1836.
Partus serotinus epidemicus. N. Zeitsch. f. Geburtsk.
4 Bd. 1836.
Operation eines Fimgus medullaris uteri bei der Ent-
bindung. Ebend.
Fussgeburt, bei welcher der Kopf mit dem .Hinter-
haupte voran geboren wurde. Ebend.
lieber die Reposition der Nabelschnur. Ebend.
lieber die Anwendung des Eises in der Febris puer-
peralis. Ebend.
Ein Fall von Verletzung der Schädelknochen imd
Zerreissung des sinüs longitudinalis bei natürlicher Ge-
burt. Ebend.
Vierter Kaiserschnitt der Frau Adametz, mit glück-
lichem Erfolge für Mutter und Kind. Bd. V. 1837.
lieber Perforation nach geborenem Rumpfe. N. Zeitsch.
f. Geb. Bd. 6. 1838.
Induratio telae cellulosae recens natorum. Pfaffs
Mittheü. Mai. 1837.
Drillingsschwangerschaft, bei welcher nach Ausstos-
sung zweier unreifer Früchte das dritte Kind ausge-
tragen wurde. Pfaffs Mittheil. N. F. Jahr. IV. 1838.
Vorwort für den „Bericht über d. Gebärhäuser
u. d. praktischen Unterricht in d. Geburtsh. in London
u. Dublin von Levy. N. Zeitsch. Bd. 27. 1850.
lieber das Leuchten der Ostsee. Hamburg 1830.
§• 19.
Carl Theodor Litzmann,
geb. 7. October 1815, Sohn eines Arztes in Gadebusch,
gest. 24. Februar 1890. L. besuchte das Gymnasium zu
Lübeck, studierte in Berlin, Halle und Würzburg. Sein
Vater hatte ihn für das medicinische Studium bestimmt,
aber nur ungern folgte der Sohn der ausdrücklichen Wei-
sung des Vaters, welcher ihn an dem Beruf des Arztes
festhielt. Erst in Halle, wohin er in der Mitte seines
61
Studiums übersiedelte, hatte er sich unter dem Einfluss
seines Lehrers Krukenberg mit dieser Wahl ausge-
söhnt. 1838 machte L. sein Examen in Berlin, im fol-
genden Jahre unterzog er sich einer besonderen Prüfung
in der Geburtshülfe vor dem Medicinalkollegium in Mag-
deburg, welche er mit dem Prädikat „sehr gut ^ bestand.
Nach Absolvirung seiner Prüfungen wurde L. Assistent
von Niemeyer und später von Kohl. 1840 habili-
tirte er sich mit der Schrift „De causa partum efficiente**.
Den Gewohnheiten der damaligen Zeit gemäss, umfasste
sein Lehrauftrag für Halle ausser der Geburtshülfe noch
die allgemeine Pathologie, materia medica, Encyklopädie
der Medicin und gerichtliche Medicin. Nach mehrjäh-
riger ärztlicher Thätigkeit in Halle wurde Litzmann,
1846, nach Greifswald berufen. Seine Wirksamkeit als Do-
cent in Qreifswald erlitt mannichf ache unverschuldete Stö-
rungen, und gern folgte L. 1848 einem Rufe nach Kiel, wo er,
37 Jahre lang, bis zu seiner 1885 erfolgten Quiescirung blieb.
Der Lebensgang von Litzmann war von früherher
sehr von den Eindrücken seiner Schulzeit beeinflusst. In
Lübeck gewann er an Geibel und G u r t i u s warme
Freunde, welche auch auf seine spätere litterarische Lei-
stung und auf seine Ausdrucksweise grössere Wirkung aus-
übten. In seinen Mussestunden beschäftigte er sich, selbst
im Älter, gern mit den alten Sprachen und mit den Erzeug-
nissen deutscher Dichtkunst, und oft kehrte er von seinen
besonderen Fachstudien zu jener Beschäftigung zurück.
Durch seinen Fleiss und durch seine ausgebreitete
Kenntniss der damaligen Fachlitteratur gewann er, als
junger Docent, unter seinen Studiengenossen bald bedeu--
tenden Einfluss. Die anatomisch-physiologische Unter-
suchungsweise von Johannes Müller hatte bei Litz-
mann die Anschauimgen zur Reife gebracht, welche bei
ihm zu den werthvollen Beobachtungen über die Schwan-
gerschaft aufwuchsen. Später gaben seine Studien über
die Formen des Beckens eine Fundgrube ab für weitere
62
I
Untersuchungen anderer Forscher. Vieles, was er ans
diesem Anlass zusammengetragen hatte, ist unveröffent-
licht geblieben, er liebte nicht in die Oeffentlicbkeit hin-
auszutreten, bevor er nicht einen Gegenstand zu einem
erwünschten Abschluss gebracht hatte.
Von dem Besuche ausvrärtiger Congresse hielt er
sich fem. Man bat ihn oft zu bewegen gesucht, seine
Erfahiimgen auch in grösseren Kreisen mitzutheilen, aber
die Bemühimgen seiner Freonde fanden in seiner grossen
Bescheidenheit immer ein Hinderniss, er war gar nicht
dazu angelegt, die Kesultate seines stillen Studierzimmers m
in der Debatte zu vertreten und zu vertheidigen, f
Sein Verkehr mit den Kranken bewegte sich in den
angenehmsten Formen. Auf die Anamnese legte er gi-os-
ses Gewicht, man musste ihn nur im Krankenexamen
sehen, wie er alle Einzelheiten durchforscbte und durch-
dachte, welche auf den Fall Bezug hatten. Seine Ge-
nauigkeit darin war die Quelle des Vertrauens seiner Kran-
ken und ein Beweis des Interesses des umsichtigen Arztes.
Die Fortscbntte der neueren Gynäkologie hatten ihn
wenig beeinflusst. Zn versuchsweisen Neuerungen war
er nicht angelegt, seine ruliige Natur widerstrebte einer
grösseren Aktivität, selbst im Gegensatz zu Michaelis
verhielt er sich zu den Semmelwei s' sehen Lehren ab-
wartend. ^
Die politischen Verbältnisse der neuen Kieler Hei- fl
math berührten seine Wirksamkeit eingehend. Seine be-
rechtigten Wünsche für seine Klinik fanden bei der dä-
nischen Regienmg wenig Woldwollen. Erst nach langen
Verhandlungen, als die Zustände der Anstalt unerträglich
wurden, ging die dänische Regierung auf einen Neubau ein.
In den Kreisen seiner CoUegen wurde Li t zmann B
«ÜB Arzt und Freund hochverehrt. Alle, welche die
velle seines Hauses betraten, bekamen dort den
senden Eindruck eines überaus glücklichen Fa-
ns. Als er sein Ende herannahen sah, ging er,
war er
1838.
HaUe
' waliihaffc fromme Mann, Gott ergeben^ r
Tod, Bis in die letzten Tage vor seinen] E
E schriftstellerisch thätig.
I De arterütide, Dissert^tio inanguralis. Halle
De causa partum efficiente. Habilitationsschrift.
1840,
Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher
I und therapeutischer Beziehung. Halle 1844.
I Physiologie der Schwangerschaft und des weiblichen
Organismus überhaupt Wagner 's Handwörterbuch der
Physiologie. HI 1846.
Die Reform der Medicinalverf assung Freussens, Greifa-
wald 1847.
Das schräg- ovale Becken mit besonderer Berücksich-
tigung seiner Entstehim^ im Gefolge einseitiger Coxalgie,
Kiel 1853.
Die Torraen des Beckens, insbesondre des engen weib-
lichen Beckens nach eigenen Beobachtungen und Unter-
suchungen, nebst eiaem Anhange über die Osteom alacie,
Berlin 1861.
Vier Vorträge über die Gebnrt bei engem Becken
in Sammlung klinischer Vorträge von R. Volk mann,
Nr. 20. 23, 74. 00,
Die Geburt bei engem Becken nach eigenen Beob-
achtungen nud Untersuchungen. Leipzig 1884.
(Eine französische Uebersetzung vonA. Thomasset,
mit Fortlassung von Theil DI des Werkes, erschien in
Lyon 1889)»
Erkenntniss und Behandlung der Frauenkrankheiten
im Allgemeinen. Berlin 1886.
G. A. Michaelis. Unterricht für Hebammen, neu
bearbeitet und herausgegeben von C, C, Th, Litzmann,
Eel 1862,
Lehrbuch der Geburtshülfe für Hebammen, Berlin 1878.
Die B r i g h t 'sehe Krankheit und die Eklampsie der
Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen. Deutsche
Klinik 1852/ Nr, 19 und 3L
Die Eierstockgeschwülste als Ursache von Geburts-
störungen. Ebendaselbst Nr. 38, 40 und 42.
64
TJeber den ursächlicheB Zusammenhang zwischen Urä-
mie und Eklampsie der Schwangeren, Gebärenden und
Wöchnerinnen. Ebendaselbst 1B55. Nr, 29 und 30.
Neue Beiträge zu der Urämie der Schwangeren, Ge-
bärenden und Wöchnerinnen* Monatsschrift für Geburts-
kunde, Band XI, S, 414,
Ein Fall von natürlicher Geburt eines ausgetragenen le*
benden Kindes bei einem, im höchsten Grade schrägverscho-
benen Becken mit rechtseitiger Ankylose des Kreuzbeines
mit dem Hüftbeine, Ebendaselbst Bd, XXXm, S, 249.
Teröffentlichungen im Archiv für Gynäkologie.
TJeber den Werth der künstHcb eingeleiteten Frühge-
geburt bei Beckenenge und die Grenzen ihrer Zulässig-
keit, Bd, n, S. 169.
Ueber die hintere Scheitelbeinstellung, eine nicht sei*
tene Art von felilerhafter Einstellung des Kopfes unter
der Geburt, Bd. H, S, 4B3.
Das gespaltene Becken, Bd, I\\ S, 266,
Beiträge zur Physiologie der Schwangerschaft, der
Geburt und des Wochenbettes, Bd, X, S. 118 und 410,
Zur Feststellung der Indicationen für die Gastro to-
mie bei Schwangerschaft ausserhalb der Grebärmutterp
Bd, XVI, S, 32B,
Ein Beitrag zur Kenntniss der spinalen Lähmung bei
Neugeborenen, Ebendaselbst, S, 87,
Nachträgliche Exstirpation eines tnbaren Fruchtsackes,
anderthalb Jahre nach der Entfernung der achtmonat*
üchen Frucht mit ihren Anhängen, Bd* XIX, S, 96,
Bemerkungen über die Estraction des Kopfes nach
geborenem Rumpfe, Bd, XXYUI, S, 1.
Der Maurice au-Le vre t 'sehe Handgriff, Bd, XXXI,
S, 102.
•
§. 20.
J, H, Hermann Schwär tz,
1
I
I
4
geb. 30, Nov, 1821 in Neuenkirchen in Holstein, gest* in
Göttingen 30, Oct, 1890. S, besuchte die Universitäten
I und Hailü und schloss sich besonders in seiner
^tarita
65
■
Studienzeit anB. V. Langenbeck, Micliaelis und
K r u k e n b e r g an, 1847 wurde er in Kiel promoviert,
den Krieg 1848—1350 machte er als Militärarzt mit,
Als Physikus und ds Assistent von L i t z m a n n habili-
tierte er sich als Privatdocent in Kiel 1857. 1859 wurde
er als ord. Professor und Director der Gebäranstalt nach
Marhmrg berufen, 1862 in gleicher Eigenschaft nach Göt-
tingeu, wo er bia zu seinem Lebensende verblieb.
Sein klassisches Werk über „ die vorzeitigen Athem-
bewegungen", Leipzig 1858, eröffnete ihm die Laufbahn
zm Professur. Niemals zuvor war dieses Gebiet in einer
so voliendeteu Form und mit solcher logischen Schärfe be-
handelt worden, wie in diesem Buch. Obwohl seit dem
Erscheinen des Werkes manche neue Thataachen über
diese Fragen ermittelt worden sind, bleibt die S c h w a r t z'-
scbe Lehre über die vorzeitigen Atherabewegungen doch
grundlegend für den Geburtshelfer und für den Lehrer
geriditlicher Medicin.
Abgesehen von diesem Werk war später seine litte*
rarische Thätigkeit gering. In seinen letzten Jahren be-
schränkte er sich auf einige Journal aufsätze (Beitrag zur
Geschichte des foetus in foetu und über Einfluss des
Hirndrucks und Hautreize in ihrer Wirkung auf den fötns
1870 und einige kleinere Vorträge),
Andauernde Kränklichkeit hemmte ihn oft in seiner
Güttinger Wirksamkeit. Nach seiner ganzen Anlage leb-
haftem Verkehr abhold, entwickelte sich in ihm öfters
eine Schärfe gegen Andere, welche den freundschaftlichen
Verkehr erschwerte. Den Wenigen, welchen es vergönnt
war, ihm näher zn treten, war er ein zuverlässiger Freund,
und seinen edlen Charakter hatte er in vielen schwierigen
Lebenslagen, wie das auch ihm fem Stehende nachrühm-
ten, majinigfacbe Gelegenheit gehabt zu beweisen. Für
sich selbst bedürfnisslos, trat er mit seinen geringen
Mitteln gern für Andere helfend ein.
Bei seiner Zuverlässigkeit und bei dem grossen
Do bru' Siebold, Gresahlahte d^x QaXmnahQlt^. III. 5
66
Ansehen^ welches er in den höheren Verwaltungskreisen
genoss, wurde oft bei ihm Rath eingeholt. So reichte
auch sein Einfluss anf weitere Kreise der Fachgenossen.
Manche Massnahmen der Medicinalverwaltungj welche die
Hiuüberleitnng preussischer Grundsätze auf die annektirten M
Provinzen bezweckten, fanden bei ihm eine wohlverdiente ™
Kritik. Was er dachte, bekannte er offen und seine Mei-
nung verstand m% nöthigenfaUs mit Nachdruck, durchzu-
setzen^)*
§.21.
B e i n ii a r d S e y 1' e r t .
geb. 1817 in Dmm in Böhmen, geat- 7. Mai 1S70.
studii-te in Pragi diente in dem Prager Krankenhaus^
2 Jahre lang als Secundararzt und trat in die Gebäran-
stalt unter Leitung von Jungmann und K i w i s c h
als Assistent ein. Nach K i w i s c h's Tode wurde er mit
der Supplierung der geburtsh. Lehrkanzel, soivie mit der
Leitung der gynäk. Klinik betraut, als C h i a r i 1853 nach
Prag berufen wurde. 1854 zum ordentlichen Professor er-
nannt, übernahm er nachher die definitive Leitung der
beiden genannten Kliniken.
*) Bei den Studenten war Schwär ta als Lehrer 5ehr be-
liebt und die Klinici&teti nahmen ihm nicht Qbel, wenn er sie ^
gelegentlich derb anfa&ste. Einstmalö hatte Schwarte eine
gTQBse Scheiden-BlaBenfißtel zu operiren. Die Operation war aehr (
»chwierig. Äla Scbwarta lich bei der Operation abgearbeitet
hatte, warf er das Messer auf den Tisch und sagte mit er-
hobenem ÄJrm SU den Klinicistcn: „Nun, sag ich Euch^ Jhr Leute; ■
Wenn später Einer von Euch mir aas Eurer Praxis eine solche I
Kranke achiekt — , dann «ollt Ihr von mir ein Donnerwetter er-
leben*' I — In einem anderen Fall hatte er bei der Margen-
ViJäite einen einlUltigen Praktikanten vor sich, welcher Über
den Krankheitsfall referiren sollte, Schwartz hörte das Re-
ferat ruhig an. Aber, als er fertig war, sagte er ihm nur ^Sie
*ten besser gethan, wenn Sie heute zu Bett liegen geblieben
nl-
67
Seine sckriftstellöri sehen Leistuogeii waren gering.
Zu erwälmeii sind nur seine Arbeiten über das quer ver-
engte Becken, die Rotationen des Kindskopfes mit der
Zange, über den atii sitz enden Mutterkuchen und über die
Flexionen des uterus.
Seine Hauptwirksamkeit bestand in seinen Lehrvor-
fcrägen- In den 50er und 60er Jahren ging der grosse
Zug deutscher Doctoren nach Prag, welche an dem rei-
chen Material der Prager Gebäranstalt ihre geburtshulf-
lichen Kenntnisse erweitem wollten, Zwar richtete sich
die S e y f e r t'sche Therapie der Geburtsfälle im Ganzen
nur nach der esspectativen Behandlung von B o e r, aber
[in einigen Dingen war seine Therapie originell ^ so in
seiner durchaus schematischen Anwendung der kalten
Einspritzungen bei der placenta praevia und in der An-
wendung der Abführmittel bei Puerperalfieber. Ln den
theoretischen Vorträgen übte er gegen andere Ansichten
scharfe Kritik. Namentlich gegen frühere Lehrbücher rich-
teten sich seine Vorwürfe. Tagelang konnte er das Scan*
z o n i'sche Lehrbuch kritisch zerpflücken. Viele, welche an
(»einem herben Ton keinen Gefallen fanden, kehrten Prag
den Kücken, um in Wien in den Lehryorträgen von Carl
B r a n n eine ihnen zusagendere Stimmung vorzufinden.
Dennoch bleibt ea Sejferts Verdienst , dass er seine
Zuhörer zu selbständigem Urtheil über geburtshülfliche
Künstelei heranzog» Nach S e y f e r t s Tode cessirte
der Zuzng fremder Aerzte nach Prag vollständig.
Win ekel, Ludwig, S,, C, K., W., geb, 28, Novb.
1809, gest- 15* Aug, 1892, Anfangs praktischer Arzt
in Berleburg, später Kreis-Phjsikus in Gummersbach und
in Mülheim a* R. Von ihm stammen interessante Be-
obachtungen Tiber die Osteom alacie in den Gegenden
des Kiederrheines. Seine vortrefflichen Resultate des
Kaisers chnittes erregten damals grosses Aufsehen.
„Der Kaiserschnitt in seiner Unabweisbarkeit auch bei
ungünstiger Prognose**. N. Zeit^ch. f, Geb* Bd» 12. 1842.
68
^Mittheilungen aus dem schriftlichen Nachlasse eines
Tcrstorbencn Arztes". Ebend, Bd, 23, 1847.
^Kaiserschnitte bei Osteomalacie". Monatsch. t Geb.
B. 16 und 22.
Kilian, Hermann, Friedrich, geb. 5. Fe*
bmar 1800, gest. 7. August 1863 (s. Bd, 11), Professor
in Bonn.
-Zur Lehre Toa]
I
N» Zeitschr* fJ
Fernere Schriften von ihm sind:
den Extrauterinal-Schwangerschaften " .
Geburtsk. Bd. 24. 1848.
„Drei glückliche Kaiserschnitte** S c h m i dt's Jahrb«
184B.
„Despondylolisthesigravissimae peMsangustiae causa
nuper detecta". 1853.
„Das halisteretische Becken in seiner Weichheit und
Dehnbarkeit während der Geburt'*. 1857.
„Schilderungen neuer Beckenlormen und ihr Verhalten
im Leben ^ 1854. Mit Tafeln.
Stein der Jüngere, Georg, 26. März 1773^
IL Febr. 1870 (a. Bd. II) weitere Schriften von ihm
sind: „Einige Früh- und Nachgeburts fälle, welche durch
Entgegengesetztheit der Zufälle interessant werden^. N. m
Zeitsch. f. Geburt sk. Bd. 24, 1848. %
Robert, H., Ludwig, Ferdinand, geb. 29.
Mai 1814 in Marburg, gest* 22. Novb, 1878, ausserord,
Prof. in Marburg. Seine Beobachtung eines „im höch-
sten Grade querverengten Beckens", mit S Tafeln, Caris-
ruhe, 1842, machte in den Fachkreisen berechtigtes Auf-
sehen. M
Eirohhoffer, Kaspar, geb. 24. Mai 1812 in V
Uetersen, Arzt in Altona. K. w^urde sehr bekannt durch
seine Beobachtung des hochgradig querverengten Beckens,
weiches in Kiel aufbewahrt mrd. N. Zeitsch, f. Geb.
Bd. 19.
Unna, Arzt in Hamburg. Die Genese des schräg-*
verengten Beckens. Hamburg. Zeitsch. Bd. 23. 1843.
C h a i 1 1 y - H o n o r e. Ueber das enge Becken. Bull.
kher* 1846. Mars. Verf. weist auf die oft siegreiche
^aft bei diesem Hindemiss hin
I
69
J, Rouyer. Ueb er Becken enge. L'union. 21 — ^36.
1855.
Lambl, Wilhelm, D,, geh* 1824 in Letino in
Böhmen, L. gab in Gera einschalt mit Löschner Stu-
dien aus dem Franz-Josef Kinderspital heraus. Von seinen
geburtshtüflichen Arbeiten in der Prager Viertelj.schr.
sind bemerkenswerth ^Ein neues querverengtes Becken"
(Bd, 38), „Heber die Synostosis sacro*jliaca bei quer-
verengten Becken" (Bd. 44) über ^Kilian's Stadiel-
becken" (Bd. 45) und Prag, Annal. XII. 1.
§. 22.
Karl V. Hecker,
geb. 8, Mai 1827 in Berlin, geet 14, December 1882,
H. studierte in Berlin und Heidelberg, promovierte 1848
in Berlin, besuchte in längeren IleiBen die Kliniken von
Paris und Wien. 1851 wurde er Assistent von Busch
und habilitierte sich als Docent mit der Schrift : de retro-
versione uteri gravidi. 1858 wurde H, als ordentlicher
Professor nach Maxburg berufen. Schon bei dem dor-
tiefen kurzen Aufenthidt wurde er hei seinem liebens-
würdigen Wesen als Arzt und als Lehrer sehr geschätzt,
und, als er 1859 in einen grösseren Wirkungskreis über-
trat^ entvrickelten sich seine vortrefflichen Eigenschaften
bei der Leitung der Münchener Klinik zu allgemeiner
Anerkennung, Unter manchen anfiinglichen Schwierig*
keiten. welche in den dortigen städtischen Einrichtungen
ihren Gmnd hatten, wusste er, der in die Landesgrenxen
eingewanderte norddeutsche Fremde, doch bei allen
Kreisen, mit welchen er in Berührung kam, seine Stel-
lung als klinischer Director und als Professor mit feinem
Takt und nöthigenfalls auch mit Nachdruck zu belianpten.
Ben fi-üheren Anschauungen entsprechend, w^elcbe ihm
|ron Berlin tiberkommen waren, verwandte er seine Haupt-
rbeit auf die Geburtshülfe, und das grosse Material
70
welches ibm die Müncheiier Gebüranstalt bot, benutzte
er, unter MitlilÜfe seines Freundes B u h 1 , zu vielseitigen
anregenden Aufsätzen. ■
Ein neuralgisches Leiden hatte in den letzten Jahren^
bei Hecker seine Widerstandskraft erschöpft, dennoch
kam , als er eben seine Vorlesungen beendet hatte, seia-—
Tod den ihm Nahestehenden ganz unerwartet. f
„Beiträge zur Lehre von der Schwangerschaft ausser-
halb der tfebärmutter", Antrittsprogramm, Marburg ,
1858.
^Klinik der Greburtskunde", 186 L
„Zur Seh wangers chaftsdiagnostik'*. Monatssch, f. Geb,J
Decbr. 1858*
„Beobachtungen und Untersuchungen aus der Gebär*^
anstalt München, 1859—1879".
„Statistisches aus der Gebäranstalt München", 1882,
Viele kleinere Aufsätze Ton H e c k e r sind in der
Monatsschrift für Gebtirtskunde und im Archiv für Gy-
näkologie, „Berichte über die Vorkommnisse in der Ge-
bäranstalt zu München 18G8— 1880"'), M
*) Itt den meisten Gebaranütalten dea Äu&Iandes war die öko-
nomische Terwaltung dea Inetitutea in der Hand eines besonderen
Beamten. Anders war ea in melareren Gebäranätalten Deutsch-
landa. Dort waren die Directoren, oft zum Schaden ihrer wis-
Benächaftlichen Leistungen, mit VerwaUungageschäft-en überhürdßt
und jeder Fehler hei diesen Geschäften wurde von der Aufsicht!-^
behörde geahndet. In Folf^e der Eräcliwemug dev Äufnahmebe-Ä
dingnngen konnten manche Direetoren den noth wendigen Schwan- ™
geren-Bestand nur mit Mühe aufreckt erhalten, — In München
war für die Aufnahme eine bestinmite SchwiidgerachaftÄeit feat-
geset^t und jede Ueberachreitung dieses Termin« Yerütilaeste die
Behörde zum Reknrs an den Director. Als Hecker die MUH'
ebener Klinik Üheraahm, erklärte er bestimmt, er werde sich in
besonderen Fallen nicht an die festgcsetzteD Termine binden
und erst seine ichari'e Weigerung führte zu einer Abänderung
der Aufnahmebedingungen. — In Kiel waren die »RequiBitionen**
*o ver^wiekt gefasst^ dasa yiele Gemeinden ablehnten, mit der
"*nik in VerhaDdlung einzutreten. Die umfangreiche Korre-
k'Oz, welehe daraus entsprang, wurde von dem Assistenten
lind braebte ihm viel Xeitveriuat, Dabei entstanden bei
d
71
§. 23.
Bie gebaftsliillflicben OperHtionen.
Die Frequenz der geburtshülflichen Operationen bat
in dem Zeitraum 1840 — 1860, je nach dem Einfltins
ider Scliulen, sebr verschieden gestaltet. Aus der Zeit
der chirurgischen Aera, wo die Gehurtshülfe nur ein Ap*
pendix der Cliirurgie war» hatten sich Operations^e-
wohnheiten in die spätere Zeit hin ein geschleppt, welche
Viele schwer abstreifen konnten* Waren doch damals
diö jungen Geburtshelfer in ihrer Studienzeit durch ihre
Lehrer nur zu oft an die grosse Bedeutung der Instru-
mentenkunde erinnert, welche in ihrem Wissen einen
wichtigen Raum einnahm, Anschaffung neuer Instrumente,
deren Kenntniss man für nothweudig hielt, belastete da-
mals die Fonds mehrerer Gebaranstalten sehr schwer,
nnd dieses Wissen bei Geburts fallen praktisch zu erproben,
lag den jungen Aerzten nalie. Es gab in den 40er
Jahren viele ältere Geburtshelfer, welche aus ihrer Stu-
dienzeit geradezu bewundemswerthe Kenntnisse der zahl-
reichen neuen Geburtszangen in ilire Praxis hin überge-
nommen hatten, denn in ihrem Examen waren sie darüber
eingehend geprüft worden. Andererseits waren selbst-
Entlaäsung der Wödmerm unatisgesetat Streitigkeiten über die
Heimath-Augeliörigkeit des Neugeborenen und fortwälirend wur-
den wegen dieser 8treitfa.lle aus den Äustaltsalcteu Auszüge ein-
gefordert. Jede Gemeinde suchte die Unterhaltung dea Kindes
Ton sich abzuschieben. Ala der Yerfa^eer ia die Kieler Klinik
eintrat, cu-rsirte tdlg-emein unter den Aerzten eine Geschichte
Lsna der Dienstzeit des Profe&sor Wiedemann: E^ war eine
[fremde Kreissende gekommen und aie war unmittelbar nach der
[Eutbimltxng gestorben. Man hatte vergessen, sie über Namen
Und Heini ath auszufragen. Darob entstand grosse Noth , der
Biiector hatte instructionsmäöeig die VerpflichtiingT iiiese Erkun-
digung einzuziehen. Die Behörde erklärte den Director iur die-
sen Fehler haftbar und so mnsste Professor Wiedemann daa
Neugeborene bis zu seinem Ende aümentieren. Relata refero*
72
wdebft auf Hut^JKmmnAnmg dir Hattakräfte
ffiwkUE siif dem Gelaefee
mt^ wgisgda aieb in dea
gciiag i e n bstinu £g feldie ebea Dodt Sii emer
Einli€iäidikeä opa^trna^ GroodBilie in DcüiiyhhiTi
Ite alte Slreüfa gey wie oft mid m wcleben FÜlaEi
Geburten dsich opdative Emtslbütfe za beoidiei seiai,
iel^ wie es za erwuten was^ and. m dea
Zeiiramn mcbt d€r Eriefi^iiii^ iiMi?r ^sfiuL
Frage komiaeiL so Tiele NebenriSet^cIiteii in Betracht,
welche sich n^di den G^gi^iifka tmd nacb dm Zäken
ToscUedeD gestalten« daäs wir bei den Gefattttdidfexii
kaum auf ballte EiEignng über den Wertb opeTsürer M
Kunstliülfe boffen dürfen* Knr in grossen Zogen J^sst ■
es sieb darstellen, welchen Zielen die Kunsthülfe bei
Geburten znstrebt, and welcbe Grenzen ihr in den end*
gültigen ResuJtat^i gesetzt sind.
Für DeatseUaiid ^ringt bei Beobachtung eine^ län-
geren Zeiliaimis dentlicb d^ Hauptpunkt heraas, daaa
die Zahl operaÜTer Entbrndoogen im Laufe d^ Jabni
erbeblich gestiegen isl Insoweit ans dieser Thatsaehe
eine Zonahme der Werthschätzung aiztiicher EmutiilllCe
zu entnehmen ist, kann man ^esen Erfolg den anakatmten
Fortschritten der neuen Medicin zuschreiben. Aber die
Teianderie LehemsfllhrQng der Neuzeit und die Steigenmg
das YerkelRS bai zweifeQos den Hauptantheü an der
€peraÜT6n Bescbäftigim^ der Geborte belf er gehabt. D^se
Thaisaehe hat radi ans den neueren Statistik eben Ärfoeitai
pcUagend bezansgeslelii. Die straffere Organisation des
rrmalwesens m den k deutschen Staaten hatte
die Tliatintli^ifc der l . .i^ielfer im Lande zuver-
QiK^ ütaii^ti^cbe Baten geliefert. Ha ergab sieb aus
I, dass die Operationsfrequenz, nach di^i Beobacb-
I
I
73
tungen des AutoTs, in KurhessGn in den Jahren Ton 1837
bis 1866 Ton 2,5 auf 3,3 */o gestiegen ist. Ebenso lie-
ferten Beobachtungen Ton Sachsen und Baden ein ent~
sprecbendes Keaultat. Wir müssen also für den vorliegen-
den Zeitramn mit dieser Thatsache rechnen.
Auf das Gesamintresnltat hatte die Vorliebe Einzelner
ftr operative Kucsthttlfe keinen Einfluss. Simpson
lieferte 1844 eine lehrreiche Zasammenstellung, vrie ver-
schieden fremde Fachgenossen Über die Räthüchkeit ope-
ratiTer Mithiüfe dachten.
Geburtihelf er :
Siebol d- Berlin
Busch -Berlin
Carus -Dresden
Nägele- Heidelberg
Bland- Westminster
B e a 1 1 y - Dubhn
C 1 1 i n s - Dublin
Churchill- Dublin
1 e v e r " Iiondon
B e r - Wien
L it c h a p e 11 e - Paris
Ramsbotham- London
Simpson- Edinburg
Summö der
Geburten ;
2 093
2056
2 549
1711
1897
1182
16 654
1640
4 666
9 589
22 343
48682
1417
VerhältniBB zti
itjstruraentell
beendeten Geburten:
7
11
13
31
95
98
115
117
137
199
252
322
354
Freilich einige Zahlen der vorstehenden Reihe sind
verschiedenen Epochen entnommen, trotzdem zeigt die
S i m p s o n'sche Zusanimenstellnng , wie so ganz ver-
schieden der Werth instrinnentlicher Mitliülfe von den
Gehnrtshelfem angesehen wurde. Erst der Vergleich mit
den fremden Resultaten eröffnete manchem deutschen Arzt
den Blick, wie weit Deutschland in dieser Hinsicht hin-
ter England im Rückstand geblieben war. Besonders
bot das stellen weise geringfügige Material deutscher
74
1
Gebäranstaiten die Versiicliimg , den B.ubm instmmen-
teller Erfindungen praktisch zu erproben^ und die grosse "
Gefalir , welche darin lag , wurde in der damaligen
Zeit in ihrer richtigen Bedeutung gar nicht gewürdigt.
Mehrere Fachgenossen, welche von ihren Stndienreiseii^
zurückkamen, kehrten von England in voller Bewunderung^
der dortigen Erfolge zurück, aber warum die engüsehen
Kesultate die deutseben so weit übenagten, blieb einst-
weilen noch unklar. Es schien eine unabwendbare Fü
gnng des Schicksals zu sein, bis endlich später durch
die Semmelwei s'schen Lehien die Wahrheit durcli-
brach,
Ueber die einzelnen Operationen in dem vorliegenden
Zeitianm ist im Allgemeinen Folgendes zu sagen: _
Die ktinstlicbe Frühgehurt hatte, als sie allgemeine!^
bekannt wurde, bei Manchen ernste Gegnerschaft zu be-
kämpfen, es war eine Nachwirkung des Verdammungs-
nrtheils, welches Bandelocque über diese Operation
ausgesprochen hatte. Erst die Bemühungen von Stoltz
schafften der Operation mehr Boden, In England wurde
fast ausschliesslich die Beckenenge als Indication für diö^
künstliche Frühgeburt betrachtet Dagegen gaben in
Frankreich Krankheiten der Mutter häufiger Veranlassung
filr diesen Eingriif. Deutschland stand in dieser Beziehungfl
zwischen England und Frankreich in der Mitte. Einige"
namhafte Geburtshelfer gingen in ihrer Vorliebe für die
künstliche Frübgehuii wohl zu weit, und das bewirkte,
wie so oft, eine Reaktion. Ein abschliessendes ürtheil
über die Erfolge konnte man damak nicht erbalten ; nicht
allein fehlte es allgemein an Hebung in j^enauer Becken-
messung, sondern auch an Erfahrung über die Erfolge
der neuerdings empfohlenen Metboden. Dass eine solche
^rage wie der Werth der künstlichen Frühgebuii, wobei
'ele Nebenumstande mitspielen, nicht durch spärliche
che Notiisen erledigt werden konnte, war klar.
t darüber brauchte die Zeit mehrerer Decennien,
75
bis einiger Abschluss erreicht wurde. Am leichtesten
war eine Emigmig über die Lndication von dem engen
Becken zu gewinnen, dagegen üher den Werth der künst-
liclien Frühgeburt bei Erkrankungen der Mutter haben
sich die Erörterungen bis in die Neuzeit fortgegponnen.
Am präcisesten fasste Hofniann die vorliegenden Ur-
tkeile über die Operation Bnisamraen, indem er in fort-
laufenden Artikehi klarlegte, was künftighin von diesem
Fortacbritt für Mutter und Kind zu erwarten stehe (N.
eitack f. Geb. Bd. 14, 15, 18).
Ueber den Mechanismus der Zangenextraction und
deren Verbesserung kam man immer weiter zu richtigeren
Ansichten, Der Hauptsatz, daas die Kopfzange lediglich
durch Zug wirken solle^ fand bei den Geburtshelfern im-
icer mehr Veratändniss* Alle Versuche, ffir dieses In*
stnnnent anstatt der Zugwirkung eine andere Wirkungs-
weise an die Stelle zu setzen, dürfen wir als verfehlt
betrachten. Der Gedanke^ die Zange bei der Extraction
zugleich als Verkleinemngsniittel des Kindskopfes zu be-
nutzen, fand bei allen verständigen Geburtshelfern keine
Zustimmung, Der Vorschlag, die Zange zur Rotation
des Kindskopfes zu verwenden, wofür sich Lange imd
Scanzoni in ihren Lehrbüchern ausgesprochen hatten,
begegnete bei Anderen scharfem Widerspruch. Nur in
den Rotationen, welche noch bei der Extraction kreis-
förmig oder transversal gemacht werden, finden wir wieder
eine Erinnerung an die Zeit, wo man glaubte, die Zange
als Hebel benutzen zu können. Diese kleinen Rückschläge
der mechanischen Anschauungen konnten kaum die all-
gemeine Einsicht über die Frage hindern oder erschweren,
was der Arzt von der Anwendung der Zange hoffen durfte.
Die originelle Idee von Simpson (1848), die Zange
durch einen Aerotractor zu ersetzen, darf nur als eine
der zahlreichen Verirrungen betrachtet werden, an welchen
die Geschichte der Zange so reich ist,
P e r n i c e bemerkt in seiner historisclien Ueberaicbt
76
über die Wendung die auch And^^ren auf gefallene Tliatsache,
dass die altere Zeit im Wenden viel geschickter gewesen
sei, als die heutige. Das wird man als richtig anerkennen
können, aber es ergab sich hierin doch ein Fortschritt^
als man einsehen lernte^ dass der Wendung nicht immer
auch die Extractioii unmittelbar anznschiiessen sei. Wie
weit man mit dem Zuwarten der Extraction gehen kömie,
ohne Mutter und Kind ernstlich zn schädigen, diese Frage
hat auch in den nachfolgenden Decennien verschiedene
Beantwortung gefimden. Es kamen dabei abweichende An-
schauungen über die Vortheile der Kopflage in Betracht.
S i m p 3 o n hatte bei einer Pariser Reise die franssösi-
schen Collegen durch Demonstration eines compressiblen
Kindskopfes für die VoHlieile einer Keilwirkung des nach-
folgenden Kopfes bei Beckenenge zu überzeugen gesucht
Dagegen hielten die Anhänger der Michaeli s' scheu
Lehren und Seyfert an den Vortheilen der Erhalttmg
der Kopflage fest. Bei diesen Ueberlegungen über den
Mechanismus des Durch tritts kam auch die verschiedene
Werth Schätzung des Interesses in Betracht, welches man
dem Kinde zollte- Auch deutsche Schulen lehrten Über
diese Fragen sehr verschieden. So weit man aus den
vorliegenden Zahlen der 60er Jahre schlieasen konnte,
ging hervor, dass weniger die intrauterine Umdrehimg
des Kindes, als die Gewohnheit der unmittelbar an-
schliessenden Extraction, die damaligen ungünstigen Re-
sultate für das Kind zur Folge hatte.
Nicht unerwähnt sein darf das Bestreben der da-
maligen Zeit, bei der Wendung, nach Hüter und nach
Anderen, auf Erhaltung des Fruchtwassers grosses Gewicht
zu legen. Die Handgriffe, die man zu diesem Zwecke
auf die Bauch decken ausübte, geben uns einen erfreu-
lichen Ausblick auf die spätere Verfeinerung der äusseren
Handgriffe. Die Anwendung von Kephalotbrypsie und des
'^nstruments von van Huevel^ der Forceps-scie, und
xm die Benutzung des Brau n'schen Schlüsselhakens
I
77
^
^
fimd bei vielen Aerzten wenig Gefallen. Die älteren Aei^
benutzten mit Vorliebe immer noch die Knochenpincetten
und die scharfen Haken, Viele Ton den Vorwürfen, welche
man den Instrumenten der 40er Jahre machte, waren
sehr berechtigt, und die grosse Zahl der Modificationen,
welche man vorschlug, beweist, wie alle diese Werkzeuge
Terbessemngswürdig waren.
Das Äccouchement force, welches in der alteren Ge-
burtshtilfe eine so grosse Rolle spielte, wurde in den Lehr-
büchern Ton dem Jahre 1841 als selbstilndige Operation
nicht mehr aufgeführt. Zwar dann und wann wurden
einzelne Stimmen laut, welche die Erweiterung des Mutter-
mundes durch Einbolurung der Finger empfahlen, aber
im Ganzen gewann die Ansicht der Geburtshelfer mehr
Boden, dass durch eine verständige Anwendung von Tam-
pons und Chloroform die gewaltsame Dehnung des Mutter-
mundes auf sehr wenige Fälle einzuschränken sei. Diese
Einsicht darf man als einen erfreulichen Fortschritt an-
sehen. Nur in den Instrumentarien der älteren Äerzte
fand man immer noch die Dilatatorien des Muttermundes,
deren Anwendung man früher für unbedenklich angesehen
hatte.
Ueber Fortschritte bei dem Kaiserschnitt ist in dem
vorliegenden Zeitraum wenig zu berichten. Am meisten
wurde diese Operation in Deutachland geübt, dagegen
fand der Kaiserschnitt, wie früher, hartnäckige Gegner
in England. Murphy wurde es sehr schwer (1851),
diese Operation YOr dem Urtheil der Fachgeuossen zu
retten ; auch in Frankreich hielt D u b o i s (1855) es filr
angebracht, auf die früheren höchst ungünstigen Resul-
tate warnend hinzuweisen. Gerade in den Grossstädten
waren bisher die Erfolge sehr schlecht. N e 1 a t o n sagte
1860, dasa in Paris in diesem Jahrhundert kein einziger
Kaiserachnittfall geglückt wäre und ebenso traurige Re-
sultate wiu*den aus Wien berichtet. Dass überhaupt in
Deutschland nach solch' tiilben Erfahrungen noch so viele
78
Kaiaerschnitte ausgeführt wurden, darf auffallen. Die Ein-
sicht in die Grundbedingungen der Wimdheilung berech-
tigte jedenfalla in damaliger Zeit nicht dazu.
Für Erweiterongsoperationen an der vorderen Becken-
wand suchten einige Geburtshelfer in Italien und auch in
Frankreich Anerkennung zu finden. Nicht allein dnrch
Sympbyseotomie, sondern durch Pelviotomie glaubte Gal-
b i a t i und J o c o 1 n c c i (1858) grösseren Baum zu ge- M
winnen. Diese Bemühungen fanden bei deutschen Ge- ■
burtshelfem vielfachen Widerspruch. Es war noch nicht
die Zeit gekommen, wo man die Sympbyseotomie in ihrem
Werth richtig abschätzte.
Thewalt, P., Arzt in Limburg. Pleissige und in-
teressante Zusammenstellung von den Operationen in
Nassau 1821—1843. Med- Jahrb. t Nassau 1846. M
Ignaz Düntzer. Die Competenz des Geburts-
helfers über Leben und Tod. Mit besonderer Rücksicht
auf die Streitfrage ; darf in zweifelhaften Fällen das
Kind der Blutter oder die Mutter dem Kinde geopfert
werden. Köln 1842. ■
T o 1 1. Uebersicht über das Für imd Wider der Zer- "
Stückelung der Leibesfrucht und der Perforation des
Kind erschäd eis. Deutsche Klin. 32, 1850.
D i d o t. Khnische Resultate mit der Sägezange, for-
ceps-scie. Gaz. hebd. 11 — 17. 1860*
C h u r c h i 1 L Die Perforation des lebenden Fötus*
Dubh joum. Nr, 51. 1858.
Schreiber, Karl, S., promovierte 1 824 in Marburg
in Hessen. „Die Verkleinerung eines lebenden Kindes***
N. Zeitsch. f. Geb. Bd. 2L 1846,
^Schule und Praxis in derGeburtshülfe". Ebend* 1848.
„lieber den Galvanismus als Mittel zur Erregung der
künstlichen Frühgeburt '^ Ebend, Bd, 14.
„Praktische Erörterungen über die Beendigung der
rm- und Scliultergeburten durch Natur- und KunsthUlfe*'.
nd. 1B43.
I
79
I
„Die Spätgeburten* Der Anthei) der Nabelscknur an
der Verbildung des Foetus". Ebeed, 1844,
„Aus tneiner geburtshiilÜ. Praxis^, Ebeud. Bd. 16.
^Deber die grosse Tödtüchkeit der Wendung auf die
Füsse und die Wege zu ihrer Verbesserung**. Ebend.
„Der Gebrauch des Taiupons". Ebend. 1843,
L i 6 g a T d. Anwendung kalter Injectionen in die
Vena umbilicalis um Loslösung der placenta zu bewirken.
Gasj, des böp. 107. 1854.
Schöll er, Julius, Victor, geb, 14. Jan* 1811
in Düren t gest- 3* Febr. 1883. Zuerst Assist-enzarzt
miter B u s c b , habilitierte er sich als Privatdocent in
Berlin, 185:2 wurde er zum ausserordentL Professor an
der med.-chirurg, Akademie ernannt-. Er schrieb: Die
künstl. Frühgeburt, bewirkt d. den Tampon* 1842.
„Heber Entzünd. d. Nabeiarterie als Urs. des trismus**.
„Eigenthnml. Missbildung der Speiseröhre und über
hemia diaphragmatica congenita'*. 1642.
„Modification des Baudelocque ^schen KephaJo-
triben und über die S c h ö 1 1 e r 'sehe Geburtszange*' (in
den Dissertat. seiner Schüler 1843 und 1854).
„Ueber Knochenbeschädigungen am Kindeskopfe**.
Ver einsz eit* 1841.
S c h i e r 1 i n g e r. lieber S i m p s o n 's geburtshülf-
liehen Luftzieher. Verh. d. Ges. z. Würzburg* 1851*
Wilson. lieber den Gebrauch und Missbrauch der
Zange. Monthly joum, 1846, May.
Spengler, L. Statistische Lieb ersieht der seit
71 Jahren in Meckl.- Schwerin 'sehen Landen vorgekom-
menen Geburten und der Sterblichkeit. N. Zeitsch. f.
Geb, Bd. 25. 1848. Die Statistik umfasst die Jahre
1816—1847.
Ebend. die Statistik der Pu erper altodesfäHe in Ratze-
hurg. 1806^1847.
Oslander, Johann, Friedrich, Sohn des
bekannten Professors, gest. 10. Febr, 1855, s. Bd. II*
nVom Entbinden a posteriori, als Reservemittel, um in
schweren Fällen Perforation und Kaiserschnitt zu ver-
meiden**. N. Zeitsch. f. Geb. Bd. 22. 1847.
80
I
Merrem, Daniel, Karl, Theodor, geh* 10.
April 1790, gest. 19. Octb. 1859, veröffentlichte einig©
Berichte seiner Hebammeiilehranstalt zu Köln. Sein Ver-
fahren zur Einleitung der künstl. Frühgeburt trägt den
Namen Merrem-Krause,
Leopold, J, , H,, Arzt in Meerane in Sachsen.
Geburtshülfliche llitth eilungen über die „schwebende Lage
des Weibes während der Geburtsarbeit**, die Extraction
des Kindes an einem Arme*' u. a, w* Bd, 26 und 29 d.
u. Peitsch, f. Geb.
H f m a n n , Joseph, geb- 8. Juli 1815, gest. 9.
März 1874, Begründer einer geburtsh. Poliklinik in Mün-
chen, später Gerichts arzt und Professor. Sein Aufsatz
„über künstliche Frühgeburt". N. Zeitsch. f. Geb. Bd, 14
1843, bringt in erschöpfender Weise die damaligen Indica-
tionen für diese Operation, Ebend. über dasselbe Thema
Bd. 15. 1B44 und eine Kritik der verschiedenen Ope-
rationsmethoden der künstl. Frühgeburt. Bd. 18* 1845
und Bd. 19. 1846,
L. H a r t i n g. lieber den praktischen Werth sämmt-
licher Verfahrungs weisen zur Erweckung der Früligeburt,
Monatssch, f. Geb, L 1853.
Landsberg. Ueber Zangen-Operation bei Gesichts-
lagen und dem Kinn nach hinten. N. Zeitsch. f. Geb,
1850.
C, V, Hell y. Ueber den Gebrauch der Zange bei
Gesichtslagen. Prager Viertelj. XYI. 1859.
J* J. Hermann, Hebammenlehrer in Bern, gest.
1867. Erfinder einer massiven Zange mit Dammki-um-
mung, Autor eines Aufsatzes : „Perforation oder Kepha- m
lotripsie. Schweizer Monatssch. Aug. 1856. f
G u r 1 1. Ueber intrauterine Verletzungen des fötalen
Knochengerüstes vor und während der Geburt» Monats ch*
t Geb. ix» 1857» — G, Braun. Fälle von intraute-
rinen Praktaren. Wiener Wochb. 25. 1857. — Gatty.
Ueber die Ursachen der spontanen Ablösung von GUe-
m bei Früchten im Mutterleibe. Lond» Gaz. Aprü. 185 L
'7ohen, H, , M., Arzt in Hamburg, bekannt durch
I
I
^
81
seine Methode, künstl. Frühgeburt durch Einspritztingen
von aqua picea in den utenis zu erzielen, N. Zeitsch.
f. Geb. Bd, 21, 1846. — Zu der Perforation hat C. ein
besonderes Instrument erfunden, welches er eine per-
foratorische Cephalotribe nennt. Monatsck f. Geb, Bd, 10.
1857. — Die Motivirung der normalen Kopflagen, Prag,
Viertelj. 1857. Cohen rieth in Fällen von placenta
praevia die centrale in eine laterale zu verwandeln, m-
dem man eher auf Stillung der Blutung hoffen könne.
Monatssch, f. Geb. V. Der Vorschlag von Cohen fand
in H o h 1 eine scharfe Kritik. Deutsche Klinik* Nr. 27.
1855.
Bau. Forceps ä axebris^ von Bourde^ux. Ärch. 25.
1848.
§^ 24.
Die Anästheaieruiig der Gebirenden.
H^ Einen vollständigen Umschwung der operativen Thä-
■ ^tigkeit der Geburtshelfer schien die Erfindung von Simp-
son vorzubereiten, als es bekannt wurde, dasa durch
Aether- und Cbloroformdämpfe die Bewiisstlosigkeit der
Gebärenden erzielt werden könne. Jeder, der die oft
gewaltsamen Entbindimgaversuche der vergangenen Zeit
erlebt hatte, konnte sich nicht des Geftihls erwehren,
dass die früheren Operationen sowohl an die Ertragungs-
fahigkeit der Kreissenden, als auch au die körperliche
Leistung des Geburtshelfers, schwere Anforderungen ge-
alellt hatten. Somit wurde mit Recht die S i m p s o n'sche
Erfindung gerade bei schmerzhaften Entbindungen als ein
erfreulicher Fortschritt begrüsst.
Freilich die Stellung, welche die ärztliche Welt zu
der neuen Erfindung einnahm, gestaltete sich nach den
Ländern verschieden. In England gewann unter dem Ein*
fluss von Simpson die Anästhesierimg, namentlich in
d«r vornehmen Praxis, bald Boden und die Warnungen
einiger englischer Aerzte, wie M o n t g o m e r y's, konnten
Dohrn -Siebold, Gei cbichte dar Geburtshtlf e. 1 11- 6
nicht die ausgedehnte AnwenduDg des Mittels lundem-
In Frankreich waren über den Werth der Anästhesierimg-
die Meinungen getheilt. Nach vielen ji^lilcklichen Erfolge«.
kam, als einige Todesfälle bekannt wurden, ein Rück-
schlag. Aeltere Aerzte hielten zur Linderung der Geburts-
schmerzen an der früher beliebten Anwendung ?on gros—
seren Opiumdosen fest. In Deutschland waren die meistei«
Geburtshelfer Gegner der An-ästhesierung* Hüter wied^
besonders auf die Thatsache hin, dass der Uebergang des
Chlorofonns auf die fötale Blutbahn durch die neuem
Untersuchungen festgelegt sei^ und er verwarf das Mittel
vollständig für den allgemeinen Gebranch» Ändere, wie
Siebold, hielten es sogar für nöthig, ihre Nichtan-
wendung des Mittela gegen den Vorwurf zu rechtiertigen^
dass sie kein Herz für die Linderung der Geburts schmerzen
der Frau hätten, Dass die Narkose die intrauterine Mani'
pnlation erleichtere, wurde von Vielen nicht berücksichtigt,
man glaubte in Verteinerung der innerlichen Handgriffe
schon genug geleistet zu haben. So kam es, dass immer,
noch bei einigen Geburtshelfern das accouchement fo
eine bedeutende ßolle spielte.
TrotÄ der erwähnten Umstände kann man nicht sagen,
dass sich die Erwartung einiger Geburtshelfer bewahr-
heitet hätte, seit der Anästhesierung werde in der Frequenz
der geh nrtshil fliehen Operationen vollst^indiger Umschwung
eintreten- Andere Factoren hatten, wie es sich zeigte,
darauf mehr Einfluss. i
i
mer^
Ten,"
J. Y., Anaesthesia, the em-
ether in midwifery, Edinb.
Objections to the indiscri-
Litteratur ; Simpson,
ployment of Chloroform and
1848. — Montgomery.
minate administration of anaesthetic agents in midwi-
ferj- Dublin, joum. May. 1848. — J* D e n h a m, Bericht
über den Gebrauch des.Cliloroforms in der Dubliner Ge^
hÄranstalL Deutsch n, t, d, Busch. 1849. — Vilie-
'^ u V e. De l^^th^risation dans les accouchements. Mar*
le, 1847. — Fr. Orlowski* De inhalationum ae-
UIJ4 Uö- ^m
83
tJierii sülphurici usu in arte obstetricia. DorjiaL 1848* —
Hfiter, Harnier, Helfft, Siebold, über diö
ADwendiiBg des CHorforma bei Geburtsf allen in der n,
ZeitscL t Geburtsk, Bd. 27, 28, 31, 1847— 185L ^
E. M a r t i n. lieber die künstL Anästhesie bei Geburten
durcli Chloroformdämpfe, Jena, 1B48* — G, Harape.
Ueber die Anwendung des CWoroforros in d. Geburtsh,
Würzb. 1854. — W. W e i d e ii b a c h. De chloroforrao
in feminarura pari. adhib> Bonn. 1854, — A. Moli.
Dechlorof* Inhal, in arte obst. adhib. Berl. 1861. — Hou-
selot* Ajiesthesie obst6tricale. Meaux. 1855. — E,
W. Murphy. TJeber Verwendung des Chloroforms in
d. GebuHshiilfe, Assoc. Joum« Febr* 1856.
§■ 25.
Die GebärauBtalten und ihre Vorsteher.
Den Gebäranetalten war, oft mit mannigfachen Hin-
demis&en, die Aufgabe zugefallen, die Geburtshülfe ans
itrer früheren Verbindung mit der Chirurgie wissenschaft-
lich heraus zuhebeni Die Bemilhunj^en , welche -dahin
abzielten, füllen, bei angestrengter Thätigkeii; vieler
Lehrer, den Zeitraum der Jahre 1840—1860 aus. Man-
chei war neu einzurichten und Vieles zu verbessern, und
oft hinderten kärglich e Mittel den erstrebten Fortschritt.
Nach früherer Gewohnheit war die Chirurgie von den
Behörden besser bedacht gewesen, die Geburtshülfe konnte
als neue Wissenschaft ihren Platz nur mit Mühe er-
kämpfen. Um 30 mehr können wir mit Stolz darauf
hinweisen, dass euiige Pachgenoasen trotz geringer Hülfs-
mittel einige Zweig© unserer Wissenschaft zu grosser
Elüthe brachten. Ein Beispiel dafür liefert die Wirk-
} samkeit von Michaelis!
Manchen deutschen Gebäranstalten war damals der
Unterrichtsstoff nur gering zugemessen. In unzureichend
dea Gebäuden musste der Lehrer an spärlichem Ma-
terial den Schüler heranziehen zu einer Fertigkeit, welche
6*
84
^ijtsiht immer der Praxis gentigte. Melirere Examenscom-
missionen waren von den Landesnniversitäten abgelöst,
mid nicht immer waren die fremden Examinatoren sich
des Zusammenhanges mit dem derzeitigen Stande der
Wissenschaft voll bewnsat So kam es, dass auf theo*
retisches Wissen, oft nach einem veralteten Schema, mehr _
Gewicht gelegt wurde, als auf praktische Befilhigong. ■
Manche Geburtshelfer, welche zu einfiussreichen Stel-
lungen gelangten, hatten ihre Laufbahn nicht praktischen
Leistungen t sondern mir theoretischem Wissen zu ver-
danken. Das Mass von Kenntnissen, welches in den
40er Jahren gefordert wurde, um die Würde Bmes Ma-
gisters der Geburtshülfe zu erreichen, wich erheblich von
den Anforderungen der Neuzeit ab, besonders fehlte es ■
an Prüfung der technischen Leistungen. f
Manche FachkoUegen hatten die Mängel der bis-
herigen Unterrichtsmethode mit klarem Blick erkannt,
und ihre Bestrebungen, hierin eine bessernde Hand an-
zulegen, fand an \ielen Stellen nur in der ünKulänglich-
keit der zu Gebote stehenden Hülfsmittel eine Grenze,
Li kleinen Gebäranstalten konnte oft der Lehrer wegen
Mangel an vorstellungsfähigem Material die klinische
Stunde nur durch Vortrag eines früheren gerichtlich- me-
dicinischen Falles ausfüllen, und die, eigentlich für Ein* ■
Übung technischer Handgriffe an der Lebenden bestimm-
ten Stunden begegneten bei der Ausführung vielen Schwie-
rigkeiten* Die Erhaltung des nöthigen Unterrichtsma-
terials war in kleinereu Anstalten ein Gegenstand täg-
licher Sorge des Anstaltsdirectors. Nur so werden auch
die verschiedenen, für die Schonimg der Austaltsinsassen
berechneten, Anordnungen verständlich, welche gelegent-
lich den Spott fremder Besucher erregten^)* Ungleich
*) lö Eriaugün hielt damals der Professor in einem unglaublicli
tig ausgeBtattt^ten Auditorium Öfters Über die einzige, mitten
dan Studentt^D, an dem runden Tiach sit^^^ende Schwangere
d
85
ernster waren die Folgen, welche die Mangelhaftigkeit
des Uutemclitsmaterials nach sich 20g, Es machte sich
YOn selbst, dass bei dem berechtigten Wunsch des Leh-
rers znr Einübung seiner Schüler, trotz aller Gewissen-
haftigkeit des Änstaltsdirectory, einige Falle operirt wur-
den, welche besser unoperirt geblieben wiiren* Der grosse
Unterschied, welcher zwischen der Thätigkeit der eng-
lischen nnd der dentchen Operateure bestand (s. oben
p 72), giebt uns einen Beweis davon. Dabei mtiss man
freilich znr Rechtfertigung im Auge behalten, dass da-
mals die Gefahr der Vielgeschäftigkeit des Operateurs
Doch nicht genügend durchschaut war. Alle diese Um-
stände wirkten auf die Frequenz der Anstalten und auf
ihr Ansehen in der Bevölkerung hemmend em. Wer die
Nachwehen dieser Zeit in Anstalten miterlebt hat, wird
den älteren Zeitgenossen den gleichen Eindruck nach-
fühlen.
Die Versuche, den jungen Geburtshelfer in seinem
Studium zur Selbstthätigkeit heranzuziehen, wurden in
den grossen Kliniken von Wien und Prag nnd auch an
einigen kleineren Entbindungsinstituten in diesem Zeit-
raum mit Erfolg fortgesetzt. An melireren Lehranstalten
wurde ein Praktikanten dienst ein geführt, welcher sich in
den folgenden Zeiten weiter entwickelte, C r e d ^ Ter-
samnielte in Leipzig alltäglich bei der Morgenvisite seine
Schüler bei den Wöchnerinnen und liess sie über den
Verlauf des Wochenbetts eingehend referieren. In andern
seinen Vortrag. — In Gieasen etard in der ünteranchungsstuiide
die Scliwangere kiater einem dicken Yorhang und der Praktikant
durfte nur durch einen kleinen Schlitz des Yorhanges seinen
Pinger in die Genitalien der aufrecht stehenden Schwangeren ein-
fÜliren, worauf der E*raktikant über den Befand referirte» — In
Göttingen sali man in der abendlichen Unterauchungsstunde die
SeWangere auf einer Art yon Katafalk aufgebahrt. Ein Ton
der Decke herabhängender Yorhang yerdeckte die GeaichtBzüge
der Schwangeren den Augen der Stndenten. Ein fremder Besncher
glaubte in ein Section^lokal zu kommen.
k
86
AnstaUen wurde es möglich-, emigeii Hatis-Practikante
in dem ADataltsgebiiiKle Wob mm g auzuweiseo* Dat
suchte man durch EinübiiHg technischer Handgriffe am"
Phantom imd Demonstration von Knpferwerken die Schü-
ler anf ihren gebnrtshiilflichen Benif vorzubereiten* AUd
diese Massnahmen waren darauf berechnet, die zahl-
reichen Lücken der geburtshülflichen Beobachtung, welche
das bisherige Anstaltsmaterial zulieas, für den Dienst d^
Praxis möglichst auszufüllen.
Zu erwähnen sind auch die Polikliniken, welch©
gar in kleineren Städten , wie in Jena durch Marti
und auch in grösseren Stadteu gegründet wurden, stelle]
weise nur imter Widerspruch der Behörden und Aersd
Die damals noch neue Einrichhmg hat für die Ausbildung
der jungen Geburtshelfer unleugbaren Segen gebracht,
indem sie in dem Studierenden, unter Anscheia der SelbsM
ständigkeit, das Gefühl eigener Verantwortung grosszog.
In mehreren Universitätsstädten, so in München, Leipzigs
Königsberg, war in jeder Woche ein bestimmter Tag füj
die poliklinischen Referate der Praktikanten bestimmtj
und viele Aerzte verdankten diesen Lehrstunden, und dei
scharfen Beurtheilung des Lehrers, eine nützliche Aaffor^
denmg zur Selbstkritik:-
Im Jahre 1860 hatten die deutschen akademische]
Gebäranstalten folgende Yorateher:
BerUn. K A. Martin (f 1875), X V. Schölle;
(t 1883). ^ Bonn. H. F. Kilian (f 1863), — Brea^
lau. X W. Betschler (f 1865). — Dresden, W. h
Grenser (t 1872). — Erlangen. J. E, Rosshir
(t 1872). — Freibnrg. X Schw^irer (f 1860). —
Giessen. F. A. v. Bit gen (f 1867)* — Göttingen. M
n. J. V. Siebold (t 1861). -- CTreifswald. H, C. A
nice (t 1901). — Halle. A. F. Hohl (f 1862)
elberg. W. Lange (f 1881). — Jena. B. S,
L — Kiel, a F. Litzmann (f 1890).
A. Hayn (t 1863). ^ Leipzig. K. S.
87
^
Crede (f 1892), — Marburg. J. R 8ch wartz (f 1890).
-München. K, Hecker (f 1882), — Prag, B. Sey-
fert (t 1870). — Rostock. G. V e i t, — Tübingen.
Ry.Breit(tl868). — Wien* C. F.v,Braun (f 1891)
und ö. Braun. — Würasburg- P. W. v. Scans oni
(t 1891),
§, 26.
ü IT iö
^^^^b KarlBrautif von Fernwald,
■ gei. 22. März 1822 in Zistersdorf bei Wien, gest
" 28. März 1B9L Studierte in Wien, promovierte 1847,
Würde zuerst Sekundaiarzt im allgemeinen Krankenhans,
dami Assistent der geburtshlUflichen Klinik fllr Aerzte
unter der Leitung von Klein. 1853 habilitiert als Pri-
Tatdocent, wurde B. noch in demselben Jahre Professor
der Geburtshillle in Trient und Vicedirector der Tiroler
»Findelanstalt. 1856 folgte er einem Rufe nach Wien für
äie geburtshülfliche Klinik für Aerzte. An der Wiener
üniverBität wurden ihm viele Ehrungen zn Theil, ao die
Kector würde, der Titel als Hofrath und die Erhebung in
den Ritterstand. An der Errichtung der ersten gynäko-
logischen Klinik in Verbindung mit der ersten geburtshülf-
hchen Klinik hatte Braun besonderen Antheil , ebenso
an einem umfassenden Ventilationsbau, welcher sich ftir
P^ die Gesundbeit der Wöctnerinnen erfolgreich erwies.
Seit B e r*s Zeiten galt die dortige Schule als eine
der ersten unter den Untemcbtsanstalten der Welt. Von
auswäiis kamen viele junge Aerzte, um bei der grossen
Zahl der dortigen "Anstaltsgehurten weitere Erfahrungen
m sammeln» welche sie an den kleineren Anstalten nicht
erwerben konnten. Der ganze Dienst in der Klinik wurde
in vielen Dingen auf den grossen Strom fremder Aerzte
zugeschnitten, und Manche glaubten nicht in die Praxis
gehen zn können, bevor sie durch eine Heise nach Wien
die richtige Weihe als Gobui-tshelfer empfangen hatten.
(Aach wurde den aus w artigen Doctoren das grosse Mate-
88
riaJ der Gebäfanstalt in liberalster Weise smr Verfügung
gestellt, und die liebenswürdigen Formen des Wiener Ver-
kehrs, welche auch in den tagücben LebrFOrträgen von
Carl Brann zum Ausdruck kamen, Hessen Manchen
mit Freuden an den Wiener Aufenthalt zurückdenken,
KHmk der Geburtshülf e und G^^näkoiogie, im Verein
mit Chiari und Späth, Erlangen. 1855,
Lehrbuch der GeburtshüKe mit Berücksichtigung der
Puerperalprocesse und der Operationstechnik. Wien.
1857.
Lehrbuch der Geburtshülfe für Hebammen, Wien
1888,
Ueber die Salubritatsrerhältnisse an der Isten ge-
burtsh. Klinik in ihrer Beziehung z, Antisepsis während
29 Jahren. Wien. 1886, h
üeber Utemsruptur* Wien 1894* ^
Der Kaiserschnitt nud seine Stellung z. kunstl. Früh-
geburt, Wendung, Zangen Operationen und Craniotomie.
Wien 188S.
Ueber 12 Fälle von Kaiserschnitt, und Hysterectomie
bei engem Becken» Wiener med. Wochensch, 18BB.
Viele kleinere Aufsätze Ton C, B r a u n finden sich
in den österreichischen medicinischen Zeitschriften, so
aUeber die neuem Methoden der Craniotomie des f oetns*",
Wiener Zeitech. N. F, 1S59. — .,I>ie uterinale Kathe-
terisation mit Darmsaiten behufs der Erweckung der
künsüicben Frühgeburt*** Wiener med, Wochensch* 46,
1858* — A* Krassnig* Ueber Eklampsie der Schwän-
gern, Gebärenden und Wöchnerinnen, nach Beobach-
tungen aus der Khnik von C, Braun. Spitalszeituug,
17—24, 1S59.
I
I
I
28.
§-27.
Guätair Brauti,
Mai 1829 in Zistersdorf bei Wien. 1853 pro-
wnrde er Assistent der geburtshülfl, Klinik^ dann
render Prüft ssor bis 1857, 1862 wurde er an
kademie berufen; nach der Aufhebung di^es
I
I
Instituts übemabm er die Professur der Geburtshülfe für
Hebammen. Von ihm liegen viele geburtshülfliche Schrif-
ten vor.
Operative Gynäkologie und GeburtshüJle. Wien 1860.
Compendium der GeburtshtOfe- 187 5.
Compendium der Einderkrankheiten. 1870.
Lehrbuch der Geburtshülfe für Hebammen. 1887.
Mehrere Arbeiten auf dem Gebiete der Geburtsbülie
in der Zeitschv. der Geselkch. der Aerzte und in der
Wiener med. Wochensch.
Späth, Josef (1823--1896) in Wien, gek 13.
Mrz 1823 in Bozen, gesi 29. März 1896. S. studierte
in Wien, promovierte 1849, war Assistent auf Chiari's
Abth. für Frauen krankh,, trat 1850 zur Geblirklinik för
Hebammen über» inzwischen Supplent der Lehrkanzel für
Geburtshülfe in Salzburg, Dann habilitierte er sich ala
.DocMt an der Wiener Univeraität. 1855 übemahra er
^e Suppliening der GeburtahüU^ an der Josephs-Aka-
demie, wurde 1856 als ordentlicher Professor ernannt,
und 1873 übernahm er die neu errichtete 2te geburta-
bttlfliche Klinik für Mediciner, aus welcher Steihmg er
ausschied. Infolge eines mehrjährigen Augenleidens
staib er, gänzlich erblindet-
Seine selbständigen Schriften sind:
KHnik der Geburtshülfe und Gynäkologie. Erlangen
1855.
Compendium der Geburtsh. f. Studierende* 1857.
Lehrbuch f. Geburtshülfe f. Hebammen. Wien. 3. Aufl.
1880.
Ueber mehrere Anomaüen der die Frucht umgeben-
den Eitheile. 1851.
Ueber das Zerreissen der Kabels chnur in gerichtl*
med. Beziehung* 1852.
Geschichte und Beschreibung eines Beckens mit Ver-
Sclüebung des letzten Lendenwirbels nach yorn. 1854.
Studien über Zwillinge. 1860.
90
Referate über Geburtshiilfe 1859—1863, Aufsätze
der Wiener med. Wochenschr. 1854, 18o7, 1866, 1876/
Rede über das „Studium der Medicin und die Frauen"*
Rektoratsrede 1872. d
Cliiari, Johann Baptist (1817—1854) in Wien,
geb- zu Salzburg, gest. 11. Decbr. 1854. Ch. studierte.
in Wien, wurde dort 1841 promoviert. In den Jalireia
1842 bis 1847 war or in den Abtheilungen der gebnrtsl
Klinik von Klein und in dem Operateur-Institut thatig^
1849 habilitierte er sich als Privatdocent für Geburts-
hiilfe, dann wurde er als ordentL Professor nach Prag
versetzt, aber bald darauf wieder nach der Joseph-Aka-
demie zurückberufen. Seine Hauptarbeit, welche er mit
Braun und 3 p a th bearbeitete, „die Klinik der Ge-
burtshülfe und Gynäkologie* 1855, erschien erst nach
seinem Tode.
rte
reiJ
Bhl
ig!
§. 28.
August Breifiky,
d
geb. 1832 in Klattan m Böhmen, gest. 25. Mai 1889<
B. studierte in Prag unter T r e i t z und S e y f e r t, pro«
movierte 1855, machte längere Reisen nach Deutschland^
und England, wurde Assistent der patbologischen Ana
tomie, dann Gehülfaarzt der Gebär anstalt* 1866 wun
er nach Salzburg berufen , im folgenden Jahre von di
nach Bern, wo er bis 1874 hUeb. In Prag wirkte ei
als Professor der Gehurtshülfe und Gynäkologie. Schon
in seiner Aasistentenzeit rühmten ihm alle fremden Aer^te,
welche Prag aufsuchten, sein liebenswürdiges Entgegen-
kommen nach^ und auch in der Schweiz fanden die Aerzte
in seiner KUnik stets freundliche Aufnahme und reiche
Belehrung. Nach seiner Rückkehr nach Böhmen dauerte
^ Wirksamkeit nur etwas über ein Jahrzehnt; lange
m Tode konnte er das herannahende Ende, —
Bern Beckensarkom — , voraussehen,
ihriften sind:
91
Die Krankheiten der vagina» Stutt 1879, ib Pitha's
Chimrgie,
Hydrometra lateralis als Folge congeait. Verschlusses
bei atems duplex. BerL 1874.
Einige Beobachtungen an todtgeb, Kindern. Prag,
Ueber die BehandL der puerperalen Blutungen, Lelpz.
1871.
Ueber d. intrauterine Lokalbehandl* des Puerperal-
fiebers, Prag 1880.
Ueber den C r e d 6*schen Handgriff s§, ä. Entfern, d,
NactgebuTL Prag 188L
Zur Diskussion über P o r r o*s Methode des Kaiser*
sclinittes. Berlin 1879*
Ein neuer PaU v. Sectio caesarea nach P o r r o,
Leipz. 1881.
Ueber d. Entwich, rationeller Anzeigen zur Extraction
bei Beckenendlagen* Prag 1866, 2 Hefte.
Ueber die kÜBstl* Unterbrechung d. Schwangerschaft.
Prag 1881,
Zur Casuistik d, vorgeschrittenen Extrauterinschwang.
Wien 1887.
Ueber den Einfluss der Kyphose auf d, Beckengestalt,
Wien 1865*
Die extramediane Einstell, des Kindskopfes, Prag 1860,
Beiträge z. geburtsb. Beurth eilung d. Verengungen
des Becken ausgangs, Wien 1870*
§■ 29.
F T a B z T* B r e i t T
geb. L JuÜ 1817 in Mieders in Tirol, gest, in Tübingen
17. Aug. 1868, in Wien, Prag und Padua ausgebildet,
1847 ausserordentlicher, 1849 ordentlicher Professor der
Öebnrtshülfe in Ttibingen* Seine sclitiftstellemchen Lei-
^ Bttmgeii beschränken sich auf einige lateinisch geschrie-
H ibeae Dissertationen, Die Anwendung der ^ Cephalotribe "
suchte B* gegen die AngriflFe von Oslander äu ver-
teidigen, s. n. Zeitsch. f. Geb. Bd, 22. 1847.
I
92
?* Säxinger, Johannes, gek 18. Mai 1883 in
Aomg, gest, 30, MIrz 1897, Professor imd Director der
gjulbologiächeii EHuife in Tübingen. S. war ein Schüler
von Sejfert in Prag. Seine Arbeiten erschienen in
der Pri^er med, Wochenschr. und in der Wiener med-
Wochenschr, In Ma^chka's Handbuch der gerichtl*
Med. bearbeitete er die Abschnitte: Schwangerschaft und
Geburt, die Kunstfehler der Aerzte nnd die Frucbtab-
treibung nnd abortus.
Pernice, Hugo Carl Anton, geb. 9. Nov. 1829
in Halle, gest. 31. Decbr. 1901, Professor der Geburts-
hlllfe und Director der Entbindungsanstalt in Greifswald-
1899 quieaciert. ^ Operationum in arte obstetricia esami-fl
natio critiea et historica." Leipz. 1855, ^Die Geburten™
mit Vorfall der Extremitäten neben dem Kopfe.*' 1858.
^üeber den Scheintod Neugeborener und dessen Behand-
lung durch electrische Eeizungen." Danzig. 1863*
Bandl, Ludwig, geb. 1. Novb. 1842 in Himberg
in Niederöstreich, gest. 26. Aug. 1892. B. studierte hiM
Wien unter C, v. Braun und Hyrtl, 1867 wurde er ■
dort promoviert. 1875 wurde er Privatdocent f. Geburts-
hülfe* und Beit 1878 Vorstand der Frauen abtheilung der
allgemeinen Poliklinik in Wien. 1886, als ordentlicher
Professor nach Prag berufen, verfiel er, noch in dem-
selben Jahre, in Geisteskrankheit, der er in der Anstalt
zu Döbliug erlag.
Seine Arbeit über die „Ruptur der Gebärmutter und
ihre Mechanik", Wien 1875, machte unter den Fachge-
nossen berechtigtes Aufsehen. Femer sind von ihm fol-
gende Schriften zu erwähnen:
^Uebet das Verhalten des Collum uteri in der Schwan
gerschaft und während der Geburt^. Stuttgart 1878.
„Beiträge zur Operation der Blasenseheidenfisteln
Hamleiterscheidenfistehi". Wien 1880.
ie Krankheit der Tuben, des Beckenperitoneums
I
93
^
¥
t
und Beckenzellgewebes'*, Handb* der Chir. von Pitha-
BillToth.
§< 30.
Hugo Alfred Ottd Hildebrandt,
geb. 6, Octob. 1839 in Königsberg, gest 3. Juli 1882
daaelbst. H, wurde 1857 promoviert und trat ab Assi-
stent in die Klinik yon H a y n ein. Seit 1862 Privat-
docent^ leitete er nach Hayn's Tode 1 Jahr lang die
Klinik und, nach Weggang von Sp i e g e 1 b e r g, von
1865 an, dauernd als Ordinarius. Nach einem längereu
Nervedeiden starb er an Apoplexie mitten in seinem
Beruf'
Seine Königsberger Wirksamkeit war eine ausge-
dehnte ; trotz einer grossen Consultationspraxis und man-
cher Nebenbeschäftigungen, der Mitgliedschaft des Me-
ficinal-CoUegiums, der Universität, des Aerzte Vereins,
der Commission für das neue Hebamnienlehrbuch, konnte
er bei seinem angestrengten Fleiss doch noch Zeit für
«eine schriftstellerische Thätigkeit erübrigen. Die jetzige
Konigsberger Frauenklinik ist nach den Angaben H i 1-
dehrandt's gebaut, eine besondei's von ihm getroffene
Einrichtung war es, dass in den auf 4 Personen einge-
richteten Zimmern eine Schwangere Wocbendienst aus-
übte. Das Nähere darüber enthielt seine Schrift: ^Die
neue gynäkologische Universitäts- Klinik zu Königsberg'',
leipzig. 1875. Fem er sind mehrere gynäkologische Ar-
beits zu erwähnen, so über die subcutanen Ergotinin-
jectionen zur Heilung der Myome, das Sondieren der Tu-
ben, fibröse Polypen des uterns^ retroflexio uteri, den
Katarrh der weiblichen Geschlechtsorgane, die Krank-
bßiten der äusseren weiblichen Genitalien (P i t h a - B i 1 1-
loths Handbuch der aUg. u. spec. Chir. 1877),
§- 31.
Rudolf Ealtenbacli,
geb. 12. Mai 1842 in Fi'eibiirg i. Br., gest. 21. NoTbr.
94
1893. Studierte in Freibiirg, Berlin und Wien, promo-
vierte 1865, war 1865 bis 1867 Asaisteiit von Dum-
reicher in Wien, 1867—1873 Assistent von Hegar,
1868 habilitierte er sich in Freiljurg, vrurde 1873 ausserord.
Professor, dann 1883 als ordentL Professor nach Giesaen
berufen, von wo er, als Nachfolger 01s hause n's, nach-
Halle übersiedelte, I
Seine Hauptwerbe waren die ^operative Gynäkologie",
Erlangen 1874, welche er mit He gar bearbeitete und
sein „Lehrbuch der Geburtshülfe*, Stuttgart 1893, Aufl
der chirurgischen Schule hervorgegangen, fand er an dem
grösseren Material der Hegar sehen Klinik vielfache
Gelegenheit, sich seine spätere operative Geschicklichkeit
einzuüben. Die Früchte dieser Thätigkeit sind von ihm
in zahlreichen Aufsätzen niedergelegt. Auch die Geburta-
hülfe verdankt ihm mehrfache Bereicherung. Eine aus-
gebreitete konsultative Praxis in Giessen und später in
Halle, sicherte ihm den Dank und die Liebe vieler Pa-
tienten seiner Klinik, Sein offenes und wahres Wesen war
mit Recht geschätzt, auch seine Unterrichtsmethode fand
bei den Studenten wegen seiner präcißen Aus drucks weise
vielfache Anerkennimg. j
Von ihm liegen an geburtshülfl, Schriften vor: T
Zur Pathologie der puerperalen Eklampsie* Leipzig
1892*
Zur Pathogenese der placenta praevia. Stutt, 1890
Erosionen der Brust mangels Infectionsquelle. Leipz
1883.
die Nothwendigkeit eines Säugasyls, Freib*
Ueber
1870*
Ueber
Zeitich. f
und Cervikalrisse b. d. Geb.
tiefe Scheiden
Geh, Bd. n.
Tliffuse H}T)erpJasi6 der decidua, Ebend, Heft 2,
tmbinierten Wendung auf die Füßse n, B r a s t o n-
. m,
lik der Wendung aus Kopflage. Bd. III.
aarea wegen Carcinom d. Bectums. Bd. IVi
i
95
^
^
Amput&tio uteri supra vag, wegen Fibrom b* Schwang,
Centxbl t Gyn, 1880, Nr. 15.
Zur Tberap- der Extrauterinschw. Ebend. 1881.
Nr. 2L
lieber eine eigenth. Form v. Centrabniptur d* Becken-
bodeus, Ebend. 18S3. Nr. 29.
Ist Erysipel intrauterin übertragbar? Ebend. 1884,
Kr. 44.
Immunität im Liebte der Vererbung, Virck Arch,
Bd. 100. 1885.
Ueber einen Fall v. Oravid. im Nebenhom des uterus.
Vortr, in Preiburg.
Zur Prophylaxis der Augenentz, d. Neugeb, Verb, d.
Gesell, l Gyn, 1886.
Ueber Uterusrupturen* Vortr, auf der Naturf. Vers,
Zur Antisepsis in d. Geburtsh* Prager med.Wochenscb.
1887. Nr. 37.
Debnungsstreifen in der Halshaut d. foetus. Centr.BL
188S. Nr- 3L
Ueber Selbstinfectiou. Verb. d. Ges. t Gyn. 1889.
Ueber d, Bedeut. d. fötalen Wirbels, t d. Austritts-
mech, Zeitsch, f. Gyn, Bd. XXI,
Ueber Hyperemesis gravidarum, Ebend. u. Nr. '26.
189 L
Zur Mechanik der Austrittsbeweg. Verb. d. Ges. f.
Gyn. ISOl.
CompUcation r. Uterusruptur u. Cervikalriss» Deutsch.
m.Wochscb. 1893. Nr. 43-
Lehrbuch der GeburtshÜlfe. Stuttg, 1893.
Zur Pathogenese der placenta praevia. Zeitsch. t Geb.
M. Centrb. f. Gyn, Bd. XVm.
Pemer aus dem Gebiete der Gynäkologie :
Directer Verschluss einer Blasencervikalfistel. Berl.
1876.
Zusammengesetzte Cyste der Scheide, Beri. 1873.
Beiträge z. Laparotomie bei fibrösen Tumoren des
Uterus, Stutt. 1877,
Zur Totalexstirpation des carcinomatbsen uterus-
Wetzlar 1884,
96
Erfahrungen üb, Totatesstirpationd.utenis. BerL 1889*
Coraplication v, Utemsmptur u. CerTikalriss. BerLj
1893. ^
Beiträge z. Anatomie Up cliirnrg. Behandlung der
Ovarialtumoren, Stuttg. 1876,
Deber Exstirpation maligner OTarialtumoren, Wien
1880.
Erwidenmg ani d. Kritik von Landau, Berlin 187 &.
TJeber Scheiden verschluss im Blasen gnind. Deutseh»
Ä, Nr, 5, 1869,
Beitrag z. Anatomie u* Genese des Uterusprolapses.
Zeitsch, f. Gyn, 1877.
Eine eigen thlimliche Wirkung d, Chloroiorms. Arch, L
path, Änat, Bd, 49,
Verletzungen d, weibl, Genit, innerhalb des Puer-
periums, Zeitsch* f. Gyn, Bd, 4.
Exstirpation eines papillären Adenoms der Blase,
Langenbeck's Arch, Bd, 30,
Die operative Gynäkologie und die TJntersuchimgs-
methoden, 3. Aufl, 1886,
Episiokleisis m. Anleg* einer Eectovaginalüstel, Centrb.
f. Gyn. 1883. Nr. 48.
Ueber Stenose der Tuben, Centralbl. f. Gyn, 1885*
Nr. 43.
Ueber Tubenerkrankungen. Der prakt. Arzt, 1877.
Nn 12.
Ueber Hilfsmittel des gynäkol. Unterrichtes, Zeitsch.
f, Geb, Bd, 21, Heft 1,
Albuminurie u, Erki*ankungen der Hamorgane in der
Portpflanzungsperiode. Arch, t Gyn. Bd. 3.
§^ 32,
Christian Adolf Her uiaii« Löhlein,
geb. 26, Mai 1847 in Coburg, gest, 25, Novbr, 1901 in
Giessen. L, studierte in Jena und Berlin, machte sein
i*^n 1871, wurde dann Assistent bei M a r t i n. Eine
in üim ^Die Lehre voni durchweg zu engem
70*, erhielt einen Preis der Facultät. 1875 ■
n sich mit der Schrift „Ueber das Verhalten
d
97
P
P
I
des Herzens bei Schwängern und Wöchnerinnen'*, 1888
wurde er als Professor nach Giessen berufen,
Die Wirksamkeit von L ö h 1 e i n war in erster Linie
der Geburtshülfe zugewandt, noch in seinem Berliner
Aufenthalt machte er sich tim die Einrichtung einer
PÖegestätte ftlr entlassene Wöchnerinnen verdient. In
Giessen entfaltete er eine erfolgreiche Thätigkeit für die
Hebung des Hebammen stand es. Die dortigen Wieder-
holungskurse der Hebammen waren fast ausschliesslich
sein Werk. Besondere Aufmerksamkeit wandte L, der
Beckenmessnng zu ; weiter sind seine Arbeiten über Ek-
lampsie und über den Wert der Castration bei Osteo-
malacie hervorzuheben. In fortlaufenden Heften behandelte
er (, gynäkologische Tagesfragen** der letzten Jahre,
Löhlein war eine liebenswürdige Persönlichkeit.
Als ein unerwarteter Tod ihn aus seiaier Wirksamkeit
Hnwegnahm, durfte ein Freund ihm nachrufen : „er hatte
keinen Feind**. Unter geinen letzten Leistungen war eine
Rectoratsrede über die Aufgaben der geburtshülflichen
Institute im Dienst der Humanität, 1889.
pDie Messung der Transversa des Beckenein ganges,
Beiträge zur Lehre von der puerperen Eklampsie. —
Garralitas vulvae. — lieber Asepsis und Antisepsis in
der Synakologie.
Heinrich Labs, geb, 25, Jimi 1838, gesL 21*
Febr. 1902, ausserordentlicher Prof. in Marburg, L* stu-
dierte in Berlin und Greifswald, machte als Militärarzt die
Kriege 1866 und 1870/71 mit. Seine physikalischen Ar-
beiten über die Grundlagen des Geburtsmechanismus wer-
den in den folgenden Abschnitten besprochen werden,
§. 33,
Hetrmann Beigelj
(1830—1879), studierte in Greifswald, Breslau und Ber-
lin. ÄJifangs als Badearzt in Reinerz, erhielt et, als
erster Deutscher, einen Ruf an das Charing Cross-Ho-
Bahf 11^ S 1 eb ol d, Gr^Bclüchte der QüburtaätUfo. IH. 7
98
Bpital in London, wo er als lecturer of skin diseases
funktionierte. Nach der Beendigung des Krieges 1870
bis 1871 folgte er einem Ruf als dirigierender Arzt bei
dem neu gegründeten Maria- Theresia-Frauenbospital in
Wien. ■
1868 übersetzte er das Werk von Marion Sims™
„Clinical notes on uterine surgery" ins Deutsche* Weiter
schrieb er:
„Zur Entwickelung des Wolf f sehen Körpers beim
Menschen", Centrb. f. d, med. W. 1878,
„Zur Naturgeschichte des coq>u9 luteum"* Arch. f,
Gyn* Bd* 13*
Mit der Heransgabe eines Handbuches für Gynäko-
logie beschäftigt, starb er plötzlich an einem Carbunkel
1879*
M a d u r o w i c z , Moritz, Ritter von, geh, 16. Sept*
1831 in Kolomea, gest 13. Jan. 1894, M, absolviertö
seine Studien in Krakau und Wien. Pronaoviert wurde er
1856, die folgenden 6 Jahre war er als Assistent von Carl
Braun thätig. 1 863 wurde er als Professor und Direk-
tor der gebui-tah* Klinik zu Krakan ernannt. Seine zahl-J
reichen, kleineren Aufsätze finden sich in der Wiener*
allg. med, Zeitung, der Zeitschr. für prakt, Heilkunde,
im Frzeglad lekarski, ^
Lumpe. Fälle von Eklampsie. Wiener med,Wochen-
Bchr. 29 u, 31. 1854. L. sieht in den beschriebenen
Fällen eine Bestätigung der F r e r i c h s'schen Theorie,
Gen drin* Die Convulsionen der Schwangern undi
Gebärenden* Gaz* des h5p* 1854,
I
I
E. L n d e 1* Ueber die nephritis albuminosa alÄ
Folge der Albuminurie der Schwängern. Ebend. I. 28
1854*
B n n 6 1. Eklampsie und die Schwierigkeit, di
7**iss vor dem 3ten Tage der Krankheit im Urin
. L'union. 1B54. 26*
u a n n. Convxilsiones parturieutium* N. Zeit-
ä. 25* 1848*
4
99
h
R, Jones« Convolsionen Schwangerer. Schmidt's
Jahrb. 1844* nach Dublin journ* Sept, 1843,
F. P 1 a 8 s e. Ueber Eklampsie der Schwängern, Ge-
bärenden u. Wöchnerinnen* N, Zeitsch. 1 Geb. Bd- 18.
1845.
t 34.
Otto Spiegelberg,
geb. 9* Januar 1830, gest. 9. August 188L S, studierte
in Göttingen, promovierte 1851, hielt sich dann in Berlin,
Wien und Prag auf, habilitierte sich 1853 in Göttingen,
km wurde er Assistent bei S i e b o 1 d* 1853 machte er
läDgBre Reisen nach England, und seine dortigen Beoh-
achtungen machte er in dem Aufsatze: „Zur Gebiuia-
hülfe in London, Edinburg und Dublin*" bekannt Mit be-
sonderer Vorliebe beschäftigte er sich mit anatomischen und
physiologischen Forschungen, seine zahlreichen Untersuch-
ungen darüber sind sowohl in der Monatschr* f. Gehurtsk.,
als auch in der Zeitschr, für rat. Medicin niedergelegt,
üeber den Mechanismus der Geburt veröffentlichte er
mehf ere Aufsätze ; sein Lehrbuch der Geburtahülfe, 1858,
später von Wiener fortgesetzt, fand viel Verbreitung.
1861 folgte er einem Eufe nach Freiburg, dann ei-
nem Rufe nach Königsberg, endlich einem nach Breslau.
1870 gründete er mit Mithülfe vieler Fachgenossen, nach
dem Aufhören der Monatsschrift für Geburtskimde, das
Archiv für Gynäkologie. Neben einer reichen konsul-
tativen Praxis und grossen operativen Thätigkeit fand er
noch imnier Zeit, sich an dem Verkehr mit den Kollegen
lind den KongiTssen zu beteiligen. Mit oft scharfen
Worten wusste er auf den Kongressen seine Gegner zu
^derlegen. In seiner Klinik rühmten die Zuhörer die
Gewandtheit seiner Sprache und seinen diagnostischen
ächarfeinn. An dem Aufschwimg der operativen Gjnä-
Wogie hatte er manchen Antheü. Obwohl ans der alten
Göttinger Schule hervorgegangen, wusite er seine Thätig-
7*
100
keit doch mit den neuen Richtimgen der GebTirtsliülfe z\x
Tfimnen. Seine Berufung nach Berliu, auf die er nach
Martin a Tode gerecknet hatte, fand in der Hauptstadt
unerwartete Hindeinisae»
Zux Greburtshülfe in London, Edinburg u. Dublin,
Monatsch, t Öeburtsh. 1856, 7.
Experimentelle Untersuchungen über d- Ner^encentren
u* die Bewegungen des uterus, Zeitsch. f. rat. Med, 1858.
Lehrbuch der Geburtshülfe. 185B, Lahr.
Programm de cervicis uteri in gravid, mutationibus.
Königsberg, 1864.
Zur Lehre vom schräg verengten Becken. BerL 1871.
lieber die Chloroform-Anästhesie während d. G^b.
Monatsch. 1 Geb. 1858.
Die Nerven n* die Bewegung der Gebärmutter. Ebend*
1834,
Die mechanische Bedeut, des Beckens, bes. des Krems-
beins. 1858. Ebend.
Ueber die Bildung u. Bedeut. des gelben Körpers-
Ebend, 1865.
Zur Lehre vom Mechanismus der Geburt, Ebend, 1867*
Zur Kasuistik d. Eierstocksge schwülste im puerperium.
Ebend. 1867,
Zwei erfolgreiche Ovariotomien. Ebend, 1866,
Ueber den Werth der künstlichen Frühgeburt, Ebenda
1870,
Ueber Perforation der Ovatialcystome in d, Bauch-
höhle. Ebend, 1870,
Acht neue Ovariotomien, Beitrag z, Lehre von der
Eklampsie. Ebend. 1870,
Ueber d. Comphcation des puerperium's m, chron.
Herzkrankh, Ebend,
Beitrag z, diagnostischen Punktion b, abdom. FlUssigk.
Ebend. 1872.
Die Diagnose der cystischen Myome des uterus.
Ebend, 1874.
Drainage u* Stiel bei der Ovariotomie. Ebend. 1875.
Di© Entwickel, der Eierstockefistel u. der Eier der
I
I
I
Lugethii
ere*
101
I
HaeJir, d. Qesellsclit d* Wissensch. zu Cjdttmg«ii. 18G0*
DriisenscMäuche im fötalen menschl, Eierstock* Yircli.
Arcb. 1864.
§. 35.
AloyB ConstÄntin Conrad Gustav Veit^
geb. 3- Jtmi 1824 in LeobschUtz in Schlesien, Sohn eines
Apothekers, studierte in Breslau, Berlin, Heidelberg und
Halle. In Halle wurde er Assistent unter Kahl, dairn
Aasiätent unter Busch in Berlin. Er habilitierte sich
dort 1853 imd erhielt 1854 den Ruf als ordentlicher Pro-
fessor der Geburtsh. nach Rostock. In Rostock blieb er
bis zu seiner Uebersiedelung nach Bonn 1864. Im Jahre
1898 beging er sein SOjähriges Dr. -Jubiläum in Deyels-
dorf hei Grimuieui wo er jetzt im Ruhestand lebt,
Veit war in Bonn als Arzt und Lehrer sehr be-
liebt. Sein scharfer, durchgreifender Geist hatte ihn, als
er noch in Berlin wiu-, unter den jungem Fachgenossen
^ ^ossem Ansehen gebracht und auch in dem Alter
konnte man in seinen Vorträgen seine präcise, knappe
Aus drucks weise rühmen. Gewandt im Verkehr mit den
Kranken, bat er in seinem Wirken die Bonner gynäko-
logische Klinik bei zahlreichen fremden Kranken zu einem
^ohl berechtigten Rufe gebracht. Auch war es sein Ver-
dienst, dasa er seinen Assistenten Schröder zu der
späteren Laufbahn heranzog»
Üeber das sogen* Kyestein. N. Zeit seh- f. Geb. 1851.
Ueber den Ort und die Entstehung des sogen. Pia-
centengeräusches. Verh. d. Gesellsch. f. Geb. in Berlin*
1852.
Die physiologischen Veränder. des Brust drüsense er ets,
Ebend,
Üeber d* Daner der Schwangers eh., die Ursache des
Eintritts der Geburt u. den Modus der Wehen* Ebend.
185B.
Beiträge zur geburtshülflichen Statistik. Monats eh. f.
Geb. 1855.
102
Krankh. d. weibh Gescblechts Organe* Vi r c h o w
Handb. d, Pathol, 2, Aufl. 1864
Die LagenTerhältmsse der Früh- u. ZwUlingsgeburteii,
Scanzool Beitr. 1860.
Ueber die beste Methode z. Extr. d. nachJolgendeii
Kinderkopfes- Greifswalder Beiträge, 186B. II.
lieber d. Extraet, d. Frucht u. d. Modus d. sogen.
SelbstentwickeluBg, Monatssch, i. Geb« 1861.
Ueber d» Frequenz der Nabelschnurumschlingung u*
den Binfluss derselben auf den Ausgang der Geburt t
d. Kind. Ebend. 1862;
Ueber die 1S64 u. 1865 in der Bonner gebnrtsh,
Klinik aufgetretenen puerperale» Erkrankungen, Ebend.
1865.
Ueber die Leitung der Geburt beiDoppelmissgeburten.
Volkmanns Samml. klin. Vorträge. Nr. 164 u, 165-
Ueber die Eetroflexion d, Gebärmutter in d, späteren
Schwangerschaftsmonaten. Ebend* Nr* 170*
I
8-36.
Carl Schröder^
geb. 11. September 1838 in Neuatrelitz in Mecklenburg,
gest. 7* Februar 1887 in Berlin.
Eine hervorragende Erschemung unseres Faches war
Carl Schröder, welcher einst, als ein Anfanger mit
nur bescheidenem Material, in raschem Laufe die Stufe
des ersten Lehrstuhles der Geburtshülfe der Reichsbaupt-
stadt erreichte. Ein glücklicher Zufall war, dass Veit, m
als er nach Bonn übeisiedelte, auf Schröder auf merk- |
sam %vürde und dasa Veit mit richtigem Blick die Ge-
legenheit ausnutzte, die vortrefflichen Eigenschaften seines
Assistenten an der richtigen Stelle zur Entwickelung zu
bringen. Nach 2jähriger Assistentenzeit, dann als Pri-
locent habUitiert, schrieb Schröder als erste grössere
^le Monographie j,Scliwangerschaft, Geburt und
tt* 1867. Schon in dieser Arbeit zeigte sich
103
sein praktischer Sinn und seine scharfe Beobachtimgagabe,
7on welcher auch spätere Schriften Zeugniss ablegten.
Als Schröder 1868 nach Erlangen, zunächst als Extra*
Ordinarius berufen wurde, hatte er in der dortigen sehr
kleinen Klinik Müsse und auareichende Gelegenheit,
die in ihm scMummemden Anlagen zu grosser Blüthe zu
entfalten. Sein „Lehrbuch der Geburtshülfe* 1870| später
vonOlshauseu und Veit fortgesetzt und 1902 bis zur
Uten Auflage gediehen, gab den Anatoss, dass man in
Berlin auf seine aufstrebende Kraft aufmerksam wurde
üJid bald gewann er dort durch seinen angestrengten
Fleiss eine heryorragende Stellung als Geburtshelfer und
dann als Gynäkologe. Als Schröder nach Berlin be-
nifen wurde, hatte er noch yiel zu lernen, aber Alle,
welche ihn in seinem Fortarbeiten beobachteten, konnten
die fruchtbaren Keime voraussehen, welche in seiner spä-
■ teren Wirksamkeit hervorsprossfcen. Seine erste Stellung
als Kliniker in Erlangen hatte es mit sich gebracht, dass
Schröder dort fast ausschliesslich Geburtshelfer war,
aber man muss ihm nachrühmen, dass er selbst auch in
seiner späteren ausgebreiteten Berliner Praxis niemals die
engen Beziehungen der Gynäkologie zu der Geburtshülfe
aas den Augen verlor. Seine Arbeiten über den „ schwän-
gern und kreisseuden uterus", Bonn 1886, seine Mit-
wirkung bei der umfassenden B ö h r sehen Arbeit, über
den Tod an Kindbettfieber im preussischen Staate, seine
Torträge über das Verhalten der cervix uteri, seine rege
Tbeilnahme an den Verhandlungen der gebuiishüLflich'-
gynäko logischen Gesellschaft, seine Leitung der Hebam*
meuzeitung, waren Zeichen besonderen Interesses für die
—Geburtshülfe, Für den Neubau der Berliaer Anstalt,
^^elche 1882 eröffnet wurde, hatte er bestimmenden Ein-
fluss* Er war auch der Erste, welcher in seiner Klinik
auf die Einrichtung zurückgriff, welche Michaelis
schon 1846 getroffen hatte, das Wohnen von Studenten
und Kandidaten im Anstaltsgebäude. Dessgleicbeu war in
104
der Anstalt die Abtrennung einer besonderen Abtheilimg
für Septische sein Werk,
Eine Infection, welche er sich bei einer Operation
^gezogen hatte, wurde ftlr Schröder der Au^gangs-
ptmkt zu seinem mit Lungenerscheinungen erfolgten Tode.
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Bonn 1857,
Ueber das Verhalten des Hymen und seiner Reste
bei der Eohabitation, der Geliurt und im W^ochenbett.
Erlangen 1871.
Die Laparotomie in der Schwangerschaft. Stuttgart
1680.
Mastitis in der Schwangerschaft» Marburg 1S96.
Ueber die Bedeutung des Blasen spmnges bei Fb-
centa praevia lateralis. Stuttgart 1877,
Ueber übriuilse imd Plaeentarpolypen. Erlangen 1870*
Kann aus Lungen Neugeborener, die geathmet haben,
die Luft wieder YoUständig entweichen? Leipzig 1869.
Handbuch der Krankheiten der weiblichen Geschlechts-
organe* Leipzig 1874.
Jahresbericht der Gynäkologie für 1877.
£Iinige Fälle von Entwicklungsfehlem der weiblichen
Genitalien» Würzburg 1869.
Ueber chronische Ulceraüonen an der vorderen und
hinteren Commissur der Vulva. Berlin 1877.
Luft Cysten in der Scheidenschleimhaut, Leipzig,
Ueber Aetiologie und intrauterine Behandlung der
Deviationen des Uterus nach vom und hinten. Leipzig
1872,
Noch ein Wort über die normale Lage und die Lage-
vefTänderungen der Gebärmutter. Berlin 1876,
Ueber die operative Behandlung der extraperitoneal
mserirten Ovarialkystome, Stuttg. 1878»
Bericht übej: 50 ,L ister'sche*^ Ovariotomien, 1876
— 78 in Berlin ausgeftihrt Berlin 1878-
Ueber die Drainage des Douglas 'scheu Raumes
bei der Ovariotoniie, Elrlangen 1875,
Bericht über weitere 50 Ovariotomien, BerL 1879*
" irxer Bericht über SOO Ovariotomien* Berl. 1882.
105
I
Eritisclie UntersuchuBg über die Diagnose der Ha©-
mtocele retrouteiina, angeknüpft an einen Fall von
Uterus und Vagina duplex mit Atresie und Verhal-
timg des Menstrualblutes der rechten Hälfta* Bonn
1866.
Ueber die Bildung der Haematocele retrouterina und
auteuterina. Berlin 187 L
i 37.
Der Gesundheitixustaacl der Wöchaerianen.
1840-1860.
\ Wer mit fachmännigchem Urtheil die geburtshülf-
liehe Litteratur der 40er Jahre durchmustert, der wird
mh nicht dem Eindruck entziehen k5nnen, dass zw^r
mit Torliebe techniBche Fortschritte unserer Wissen-
schaft zur Erörterung herangezogen sind, dass dagegen
ik allgemeinen Fragen der Gesundheit der Wöchnerin-
luen mit weniger Gründlichkeit behandelt worden sind.
In der Heuzeit spitzen sich alle imsere*Betrachtüngen
und Ueberlegungen auf die Erhaltung gesunder Wöch-
lerinnen als eiu erreichbares Endziel zu, und, wenn man
die zahlreichen Fehler erwägt, welche in der früheren
Zeit in dieser Rücksicht begangen worden sind, so könnte
man isich leicht versucht fühlen, über diese Epochen ein
liartes und ungerechtes ürtheil zu fallen. Aber Jeder,
der früher Nachwehen der vorigen Irrtliümer selbst
erlebt hat, der weiss, wie unendlich schwer der Weg dem
gewissenhaften Beobachter gemacht wurde, sich aus der
Befangenheit früherer Vorstellimgen herauszureissen* Wir
haben es auf Grund unserer fortgeschrittenen Kenntnias
leiclit, darzulegen, was Alles wir früher besser gemacht
hätten. Die Thätigkeit unserer Vorfahren kann nur der
gerecht beurth eilen, der sich in die Anschauungen der
damahgen Zeit hineinzuversetzen vermag*
Die Grösse der Gefahr, welche damals den Hülfe
Btiehenden Schwangeren in den Gebäranstalten bevorstand,
106
war den weiterea Kreieeii des Publiloims gemeiiuglic
unbekannt geblieben. Sogar die berufenen Vertreter de
Gebnrtshülfe konnten kaum ans den ihnen zugegangenenJ
auswärtigen Berichten den Umfang des Puerperalfieber
m dieser Zeit richtig ab ach ätzen. Die Statistik war da-
mals noch in ihren Anfängen. Regelmässige Berichte *
aUer Kliniken existierten nicht, und über Gresundheifcs Ver-
hältnisse auswärtiger Anstalten konnte man sich oft nti
durch Erzählimgeu fremder Besucher unterrichten.
Ueber das Wesen deg Kindhettfiebers erschienen
den 40er Jahren einige üeissige Monographien, welche
über die frühere Ausbreitung des Puerperalfiebers und
über die Therapie der ausgebrochenen Kr^ikheit Licht
XU verbreiten suchten. Die Darlegungen dieser Autorer
über das Kindbettfieher der Gebäranstalten htten unter deii|
Irrthümeru, welche sich von lange her über die Einwlr^
kung eines Miasmas auf die Wochenhettskrankheiten ein-
gebürgert hatten. Die damaligen Autoren konnten sich
nicht von der Auffassung los machen , dass den Wöch-
nerinnen durch die umgehende Luft ein Krankheitsgift
zugetragen werde» welches sich gelegentlich, namentlich
bei Zusammenliegen zahlreicher Wü ebne rinnen zu einen
gefährhchen Kontagium verdichtete. AUe Untersuchun-^
gen, welche diese Fragen betrafen, wie die Arbeiten voh
Litzmann, Hugenberger^ Silbe rschmidt"
IL s* w,, wurden von dieser Vorstellung beherrscht. Man ■
nahm allgemein die bekannte Thatsache an, dass gerade inA
dem Zustand des Wochenbetts eme besondere Disposition
für das Eindringen des Miasmas gegeben sei, und auch j
Beohachtungen von sporadischen Fällen von Puerperalfiebei»
Hessen sich sehr gut mit diesen Anschauungen vereinen* ^
Offenbar hatten auch diese Vorstellungen für man-
'^n Fach genossen lähmend auf Vorbeugungsmassregek
'^ijidbettfiebers eingewirkt. Der Kampf gegen
ites Krankheitsgift, welches den Leidenden aus
xufloss, schien dem behandelnden Persona
Lch
'OHM
107
^
^
nuklos zu sein^ und alle Medication. welche man Eiek
zur Abhülfe aussaim, g^g^n den EbfluBs dieser über-
mächtigen Factoren keine ausrc-icheude Wirkung aus-
zuüben. In dieser Stimmung schrieben Manche unserer
Fachgenossen über die Gefahr des Puerperalfiebers^ als
von einem, von dem Fortpflanzungsgeschäft untrennbaren
und nicht besiegbaren Verhängniss,
Aus der Summe des damals vorliegenden Materials
scliien sich den Fachgenossen eigentlich nur die That-
sache zu ergeben, dass in Zusammenhäufung der Wöch-
nmnnen in überfüllten Räumen das Krankheitsgift be-
sonderen Platz für weitere Entwickelung finde. Dieser
umstand wurde von manchen Autoren^ wie z- B, von
L i t B ra a n n , vorzugsweise betont, und in einzelnen An*
slalten führte dieselbe Ueberlegung Öfters zur einstweili*
gen Räiunung der Kliniken. Der weitere Schritt, die
Thätigkeit des klinischen Personals zur Verantwortung
zu ziehen, wurde gemeiniglich nicht gemacht. Die Zeit
war dazu noch nicht reif genug.
Für ¥iele sind die Eriblge der Gebär an stalten in
den Jahren 1840—1860 erst nachtrUglich zu allgemeiner
Kenntniss gekonunen. Grössere Kliniken gingen mit Ver-
öffentlichungen vor, und kleinere Anstalten folgten mit
ihren Ausweisen nach. Das Ergebniss war für Viele,
dort wie hier, mederschmettemd. Die nachstehende Ta-
belle der puerperalen Mortalität einiger Gebäranstalten
in den Jahren 1840— '1860 enthält die Ausweise daftlr.
Den bis jetzt anscheinend nutzlosen Kampf gegen
das Kindbettfieber durchzufechten, war ein Gegenstand
eifriger Sorge und zugleich täglicher Bekümmernis s hervor-
ragender Geburtshelfer.
Wie viele Arbeit dabei geleistet, wie Tiele Opfer in
diesem Kampfe gebracht, welche Summe von Lebens-
treu digkeit zerstört worden ist, das lehren uns die Lebens-
bilder mebTerer Geburtshelfer. Erschütternde Beispiele
«läTon waren Michaelis und Semmelweis.
L i t z m a n n. Das Kindbettfieber. Halle 1844,
Silbersclimidt* DarsteUung der Pathologie des
Kmdbettfiebers, Erlangen 1859. — Sinogowita,
Das Küidbettfieber. Berlin 1845. -- Arneth. Die
geburtsh. Praxis erläutert d, Ergeb. der 2te Gebärklinik.
Wien 185L ^ Siebold. Die akad. Entb. in Göttingen
1792^1865. Göttingen 1856. — Streng. Die ge-
burtsh, Klinik t Heb. in Prag. Prag 1856. — R e us s,
Statistik des Puerperalfiebers. Diss. Tübingen 185L —
Cred6. Die Entbindungs-Schule in Leipzig, 1810 —
1859* — Hu genberge r* Das Puerperalfieber m
dem Petersburger Heb.-Institut 1845-^1859. — Char-
r i e r. De la fievre puerperale a la maternite de Paris.
Tb^se 1855. — a SickeL Das Puerperalfieber und
dessen Behandlung, nach d, Verhandl. in d. Akad. zu
Paris. Schmidts Jahn 1859, — Gu^rard, D e-
paul, Beau, Piorry, Hervez de Ch^goin,
TrouBseau, P. Dubois, Cruveilhier, Da-
njau, Cazeaus, Bouillard, Velpeau, J,
G u 6 r i n „De la fif'^rre puerperale de sa natura et son
traitement, communication k racad^mie imp. de med.,
precedees de Findication bibUagraph. des principaux ecrits
pubU^s sur la fi6vre puerperale* Paris 1857. 462 pp,
(Vgl. BulL de TAcad* Tome XXUI), — B e h i e r. De
la fi^vre puerperale. L'union 31 — 44. 1858. — Gl-
raud-Teulon. Das Puerperalfieber vom GesicMs-
punkte der engHacheu Medicin aus betrachtet. Gaz. de
Paris. 1858.
M' C li n t o c k. Das Puerperalfieber in Dublin* Dubl-
joum* Mai 1845. — A. P e d d i e. Die Natur des Puer-
peralfiebers und dessen Zusammenhang mit erysipelatöser
und phlebi tischer Entzündung, Edinb, med. joum. Jan.
1846* — Kueeland. Der Zusammenhang des Puer-
tperalfiebers mit Erysipelas. Araeric. joum. April 1846*
— W a d d y* Das Puerperalfieber. Laucet. Jan. u. Juni
1846. — J* Y* S i m p o u* Analogy between puerperal
and surgical fever* 1850* — E* N ö g g e r a t h. The
Tirogress of obstetrics and uterine pathology* 1858* —
. Levergood. Puerperalfieber und Erysipelas* Amer*
6d. March. 1857.
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Kstiüoeii ItielteD
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^egpründeten Vereiniguiigeii eng ihre Landsleute zuBammen.
Man fühlte sich in Paris befriedigt in dem Gefühle der
Anwesenheit in einem Mittelpunkt der WissenBchaft und
der litteratur , wo die Strömungen des Lehens immer
einen empfanglichen Boden antreifen durften.
Die Pariser Spitäler waren unter die Oberleitung
der Aasist ance publique, damals unter H u s s o n , gestellt,
Aeltere Bestimmungen regelten streng den Einiluss der
Admiiustration, ein Eingriff der Aerzte in diese Leitung
war ausgeschlossen, gesundheitliche Fragen, welche die
angemeinen Verhältnisse des Hospitals betrafen, waren
dem Urtheile von Nicht-Medicinem vorbehalten, die Aerxte
Imtten nur freie Hand in Ausführung des Heilplans der
aufgenommenen Kranken. Ganz anders, wie in England
tmd in Deutschland, hatte sich dort das Verhältniss d^
Chefarztes zu der Hospitalleitung entwickelt, der fort*
laufende Dienst in den Krankensälen war nicht fertig
ausgebildeten Personen übertragen, in den bisweilen
grossen Spitälern in Paria fand man keinen graduirten
Arzt, der Chefarzt hatte nur die Pflicht der täglichen
Visite, und in ausser gewöhnlichen Fällen war derselbe
bei den grossen Entfernungen oft schwer zu erreichen.
So war auch die Zusammengehörigkeit des Chefarztes
mit dem ihm übergebenen Hospital nur locker, und bei
hygienischen Fragen konnten die Aerzte wenig Ein-
finss ausüben. In anderen auswärtigen Krankenhäusern
war die Oberleitung entweder bestimm ungs gemäss oder
doch thatsächlich in ärztlichen Händen; in Paris war ea
den Äerzten schwer und, um nicht zu sagen, ans sichte los»
in den conipHcierten Verwaltungamechanismns seibat mit
gut begründeten Verbesserungsvorschlägen einzudringen*
Wer klaren Auges in diese Verhältnisse einen Einblick
that, konnte bald die grossen Schäden gewahren, welche
dort in der ursprünglichen Organisation ihren Grund
hatten. Die Liberalität der Bedingungen für die Auf-
nahme suchenden Kranken, welche in Paris üblich
112
wan konnte die anderweiten Felder der Hospitaleinrich-
tuDgen nicht verdecken. ■
Die TJeberzeugung, dass der Bau der Hospitäler imd
die Einrichtung des häuslichen Innendienstes in erster
Linie Gegenstand ärztlicher Wissenschaft sei, war damals
von den massgebenden Behörden nicht anerkannt. Zwar
fehlte es nicht an einsichtsvollen französischen Kollegen,
welche die bisherigen Vorurtheile der Administration zu
bekämpfen versuchten, aber der Erfolg blieb erst der
späteren Zeit vorbehalten- Leon de Fort wurde von
der Aösistance publique zum Bericht über fremde Kran-
kenhäuser fortgesandt; sein Bericht lautete vernichtend
für die französischen Einrichtungen, es blieb aber doch
ganz beim Alten.
Wer die damalige Zeit selbst erlebt hat, der konnte
bei den Landsleuten täglich die Einsicht heranwachsen
sehen, wie sie, anfanglich unter dem blendenden Eindruck
der Grossstadt, die Schwächen der dortigen Hospitäler
übersahen, dann aber die Ueberzeugimg gewannen, dase
in hygienischer Hinsicht die Pariser Spitäler weit hinter
den Anforderungen der Zeit im Rückstand geblieben wa-
ren. Die Hanptfactoren für die Gesundung der Kranken,
Luft und Licht, welche man anderswo m dem richtigen
Werthe kennen gelernt hatte, fand mau in den Parißer
Spitälern auffallend Ternachlässigt, Wer die Kranken-
säle des Hotel -Dieu durchwanderte, der sah stannens-
werthe Beispiele von TJureinlichkeit und Unordnung yoim
sich, es fehlte an dem Machtworte eines dirigierenden
Arztes, welches keinen Widerspruch aufkommen lie&s.
Dies war der unbefangene Eindruck zahlreicher frem-
der Aerzte, welchen sie von den Pariser Spitälern
heimbrachten, und ebenso haben andere Autoren ihre
dortigen WahtTiehmungeu geschildert. Es bahnte sich
schon die Erkenntniss der neuen Zeit an, dasa bei dem
früheren Betrieb die Heilanstalten der Aufgabe als Hu-
113
^
^
maDitUts- und Genesungaanstalten iiiclit mehr gerecht
werden konnteiu
Die Matemite blieb den fremden Aerzten verschlossen,
und imr durch diplomatische Vermittelung durften ein-
zelne ausgewählte, ausländische Besucher die Räume be-
treten, in denen die Lachapelle und die B o i v i n
so lange gewirkt hatten. Freilich auch, was man später
von diesen Besuchen hörte, lautete nicht erfreulich Die
Mortalität der Anstalt war erschreckend hoch, im Jahr
1860 erreichte sie die Ziiier von ll,6^/ol
Auch die anderen Pariser gebartshülfüchen Unter-
richtsanstalten liessen Vieles zu wilnachen übrig. In den
Sälen der Wöchnerinnen konnte man dieselben Verstösse
gegen die Anforderungen der Hygiene wiederfinden, wie
ia einigen cliirurgiscben Abtheilungen. Man rühmte 1860
als einen besonders erfreulichen Erfolg, dass man in den
Cliniqnes die Mortalität auf 2 — 3*^/© hinuntergedrückt
habe.
Freilich, wenn auch in diesen Dingen die Hospital-
einrichtungen offenbar sehr rückständig waren, so blieb
dem fremden Arzt der Genuss vortrefflicher Vorträge
übrig, welche den Zuhörern von bewährten Fachmännern
geboten wurden. P, Dubois, Pajoti Cazeanx, De-
paul verwalteten damals das geburtshUlfliche Lehramt.
In diesen Stunden konnte man in vollendeter Form mit
Sachkenntnies geburtshülfliche Fragen besprochen finden,
welche durch kein häusliches Studium zu ersetzen waren.
Der klinische Besuch der Anstalt fing Morgens mit der
Visite der Wöchnerinnen an, dann folgte ein längerer
Vortrag imd, wenn es die Gelegenheit zuliesa, eine ge-
burtshülfliche Operation. Dabei konnte man den fran-
zösischen Kollegen mit Recht nachrahmen, dass sie ohne
Voreingenommenheit Alles , was ihnen aus der Fremde
zukam, prüften. Diesen wohlthnenden Eindruck hatte
jeder Zuhörer. Man verschloss sich niclit den Vorzügen
des Nägel e sehen Lehrbuchs, welches in der Behandlung
noliTii-BlebDld^ 6eB(;hichtfl dar Ü^eburt^LüUe. III.
8
114
der mechanischen Seite der Geburtsrorgänge verdiente Be-
achtung fand. Ebenso wurde von den französischen Ver-
tretern der Gebnrtshülfe die Anregting, welche Simpson
hei einem gelegentlichen Pariser Besuche den dortigen Kol-
legen über die Vortheile der Wendmig bei engem Becken
gab, richtig gewürdigt. Die französischen Lehrer unseres
Fachs bemühten sich redlich, die Lücken des Baudeloc-
que'schen Systems der Geburtshülfe nach Kräften aus^^U'-^
bauen und zu erweitern, W
Für den Hebammennnterricbt war in Frankreich viel
gethan* In der Matemite lehrten P, D u b o i s mid D a-
nyau, das Material dieser grossen Anstalt bot den Scbü-
lerinnen viele Gelegenheit, sich für die Ereignisse der
Praxis Yorznbereiten. Dnrch strenge Prüfungen nnd wie-
der durch Belohnungen wurde der Eifer der Schülerinnen
angespornt. Der Unterricht dauerte ein ganzes Jahr,
gelegentlich wurde die Unterrichtszeit auf ein 2tes Jahr
verlängert, bis die Schüleriii das Diplom erreichen konnte.
Entsprechend diesem Bildungsgang wurden den Hebam-
men im Vergleich zu anderen Ländern erweiterte Befug-
nisse zugebilligt, und den Aerzten war in dem Dienst
der Geburtshülfe diese Mithülfe eine schätzenswerthe Er-
leichterung,
Der Universitäts^ Unterricht für Studierende war aof
die Städte Paris, Montpellier und Strassburg concentriertj
dabei wirkten die sogenannten Ecoles prepäratoires de
medecine mit. U
Unter diesen Ünterrichtsan stalten hatte Strassburg
seit langer Zeit ein begründetes Ansehen, als eine der
ältesten Schulen der Geburtshelfer. Obwohl in. einem
gan^ unzureichenden Lokal angebracht, hat die Strass-
burger Anstalt doch Arbeiten gezeitigt, welche in der
Idtteratur hervorragende Beachtung fanden. Nicht allein
durch nachbarliche Beobachtung deutscher Arbeiten hatte _
die Strassbnrger Geburtshülfe auf die französischen Faeh^fl
g^iossen einen erheblichen Einiluss ausgeübt, sondern
d
115
^
mehrere Foi-tschritte der Anschauungeö dea Gebortsme*
ctunistmis und der operativen Technik gingen gerade von
Strasabnrg aus. Die richtige Würdigung der kflnstlichen
Fröhgeburt war in der Hauptsache ein Verdienst von
Stoltz, und wie schwer es ihm wurde, diese segens-
reicLe Operation zur Anerkennung zu bringen, konnte
man iö dem Ausspruch von Jaguernier sehen: „Die
blnstliche Frühgehurt bat in Frankreich bis 1846 nur
9 Fälle aufzuweisen. "
Die Einrichtungeii der Strassburger Spitäler litten
in diesem Zeitraum, gleich wie die Pariser Spitäler unter
den vielen administrativen Fehlern der vorhergehenden
Zeit Um so mehr darf es ruh menswert h hervorgehoben
werden, dass an dieser Grenzmark von Frankreich unser
Fach so viel Förderung erfahren hat.
Amussat, J, Z., geb. 2L Novbr, 1795, gest 13,
Mai 1856, Prof, der Anatomie und Chirurgie. Memoire
Sßr la retroversion de Tutems dMis Tetat de la gros-
sesse. JouiTi, de chir, T. 1. 1843* — Be.la possibilit^
de redresser d'une maniere permanente Tuterus en re-
tro Version par la sondure du col ä la partie post6rieure
et superieure du vagin* Paris 1851. Seine übrigen Ar-
beiten betreffen die Anatomie und Chirurgie und durch
diese ist sein Rulim weit über die Landesgrenzen ver-
breitet worden*
L4on J* B, Cruveilhi^r, geb. 1791, gest. 9.
Marx 1874. Prof. in Montpellier, später in Paris, pa-
thoL Anatom, „lieber Bauchhöhlenschwangerschaft"* N*
Not. aus d. Natur- und Heilkunde. 1841 und über „Mißs-
^eburten", Gaz* m^d, 1841*
B r i e r r e d e B o i 8 m o n t, A*, geb. in Ronen, Verf.
mehrerer Aufsätze aus dem Gebiete der Psychiatrie. Die
Menstruation in ihren physiologischen, pathologischen
und therapeiitischen Beziehungen* Preis sehr, für die
Königl* Akademie zu Paris* 1840* Deutsch v. Kralft.
Dieses Werk hat seitdem Manchen als Grundlage zn
weiteren Untersuchungen gedient. Aus dies er Schrift stam-
8*
116
men aucli flie schifctzenswerthen Angaben über das ver-
schiedene Erscheinen der Menstruation bei städtischeiij
und Landbewohnerinnen.
§. 39.
Paulin Cazeaux,
s. Bd. II (1808—1862), früher Chef der Clinique dac-
couchementSi schrieb ein oft auff^elegtes und officiell alflM
Studienbuch eingeführtes Werk über Geburtshülfe , daa
neuerdmgs von T a r n i e r wieder aufgelegt ist (lOte Aufl,
1883). Die in diesem Lehrbuch dargelegten Grundsätze
hatten einen grossen Einfluas auf die geburtshiiifliche
Therapeutik Für den Gebrauch der Zange lässt C»,
allerdings mit einigen Einschränkungen^ die Drehungen
des Kopfes zu* Dabei verfolgt er eingehend den "Kui-
fluss der Haltung der Hals Wirbelsäule für die Fortbewe-
gung des Schädek; am ersten hält er bei Gesichtslageu
eine künstHche Drehung des Kindskopfes fiir zulässig.
Der Grundsatz, die Zangenblätter nur an die Seitenflächen
des Kopfes anzulegen, hat die französischen Aerzte, wie
bekannt, gelegentlich zu dem Hinauf schieben der Zangen-
blätter in die conjugata geführt* Dieses Manöver wird
auch in dem Lehrbuch von C a z e a n x erörtert. Bezüg-
lich der Perforation nähert sich C a z e a u x den eng-
lischen Grundsätzen. Die sehr schlechten Resultate, welche
der Kaiserschnitt in Frankreich bisher gegeben hatte,
waren für sein XJrtheil von Einfluss. — Ein Instrument
von ihm, eine Cephalotribe mit bedeutender Beckenkrtlm-
mung, findet man öfters in älteren Instrumentarien.
Erwähn enswerth sind seine Untersuchungen über die Ge
stalt des Cervicaltheils in der Schwangerschaft (N, Zeit-
hr, f. Geb. Bd. 20. 1846) und sein ausgezeichneter Be-
t flber die Zulässigkcut des künstlichen Abortus. BulL
jad. 1852. XVn.
ent
3^
117
§. 40.
Anne Jean Honri Depaul
(g€l), 1811, gest. 1883) Verf. v, ^Traite theorique et
pradque de rausciiltation obstetricale* (1847) und „Le^ons
de tlinique obatetricale professees ä l'hdpital des cliiiiques **
(1872^X876), Ausserdem gab er von 1874—1881 die
Aichires de tocologie et des mala dies des femmes heraus.
Das mnfangreiclie Werk llber die geburtsliülfliche Aus-
kultation enthält eine vollständige Gescbichte der Befunde
der Gehöreracheinungen bei Schwangeren und Gebärenden
Ijis zum Jahr 1847. Dankenawerth sijid auch die Arbeiten
von D e p a u 1 über das Puerperalfieber in den Arch. de
tacologie.
' A. Ä. L. IL Velpeau, s. Bd. H, geb. 18. Mai
1795, gest, 18. Aug. 1867| der seiner Zeit angesehene
Lehrer der Geburtshülfe, der Entwickelungsgeschichte
and der Chirurgie. Seine Vorträge wurden in den 60er
Jahren wegen ihrer Klarheit auch von fremden Besu-
chern sehr geschätzt. Anfänglich hatte er sich der Ge-
burtshülfe zugewandt, später betrafen seine schriftstel-
lerischen Leistungen vornehmlich chirurgische Fragen,
Bemerkenswertb sind seine Unters uchtmgen über Eklam-
psie und die Fehler der Kindeslagen.
N. Ch. Ch all ly-Hon o r e> geb. 1805 in Paris,
gest. 19. Jan, 1866, früher Chef der CUnique d'accou-
chements der med. Facultät, Mitglied der Akademie,
Verf, eines geburtsh, Lehrbuchs 1842 (die 6te Aufl, er-
schien 1878). Seine These für das Doctorat trägt den
Titel „Sur ravortement et les moyens de TarrSter" 1838.
Weitere Arbeiten von ihim betreffen die Lehre von dem
engen Becken und che operative Technik (Bull, de ther.
Juli und Decbn 1850 und ebenda Mars 1846).
P. G. Alexandre De y i 11 i e r s , geb, 12. Febr.
J1781, gest. 15, Jan. 1853, ein thätiger Mitarbeiter ana-
^ tomischer und chirargischer Zeitschriften, Autor einer
T,ObseTYation d-une grossesse et observations avec hy-
^dropaie de matrice proprement dite", Arch. gener. de
118
med. 1848. D. gehörte zu den ersten, welche bei Con-
vulsionen Eklamptischer regelmässig Eiweiss in dem Urin
auffanden. Weitere Untersuchungen über Wassersucht
in der Schwangerschaft machte er gemeinsam mit Re-
g n a u 1 d.
Charles D. , ein Sohn des vorigen, geb. 1812,
war Chef de clinique in der geburtsh. Klinik der Uni-
versität. Seine Schriften sind : De Thyst^rotomie apres
la mort de la mere, question consid6ree sous le point
de vue m6d. legal. — Nouvelles recherches sur la mem-
brane hymen et les caroncules hyem6nales. 1840. —
Observ. et rech, sur les maladies particuli^res de la mem-
brane caduque. 1842. — Maladies de Toeuf humain. —
Obs. d'un nouveau mode d'application du forceps. —
De la valeur de Tauscultation dans la d^termination des
presentations et positions du foetus pendant la grossesse.
— Eecueil d'observations sur les accouchements. 1862.
F. Wieg er. Ueber eclampsia uraemica. Gaz. de
Strasb. 1854. 12. — W. war einer der Ersten, welche
die Semmelweis'sche Lehre von der Verhütung des
Puerperalfiebers richtig würdigten. Gaz. de med. de
Strasb. 1849.
L e g r o u X. Die Eklampsia albuminurica, besonders
der Schwängern. L'union. 87. 1853.
M a 1 1 ei. Albuminurie während der Schwangerschaft.
Soc. de m6d. prat. 1860.
A. Imbert-Gourbeyre. De Talbuminurie puer-
p6rale et de ses rapports avec l'eclampsie. Mem. cou-
ronne. 1854. 2 Ed.
Alfred Donnö in Paris, geb. 1801, gest. 7. März
1878. Seine Forschungen betrafen das Gebiet der Mi-
kroskopie und der Chemie. Seine Untersuchungen stellten
fest, dass der Harn der Schwangeren weniger phosphor-
sauren und schwefelsauren Kalk enthält, als der anderer
Personen. Ein Theil dieser Stoffe wird zur Bildung der
Knochen und der übrigen Organe des Embryo verwandt.
Proriep's Not. 1841. Bd. 18.
Mikroskopische Untersuchungen über den Schleim
und die Ausflüsse der Geschlechtstheile. Presse m6d.
119
Ifo. 3S. 1837* — Composition de rurüie dans k gros-
ae§3e et dans les maladies* Gaz. m6d« de Fms. 1841
Miz,
N a u c h e glaubte in dem Urin der Sehwangeren eLoe
Sibstanz gefunden zu haben, welche ihm als ein sicheres
diagnostisches HUlfsmittel für das Bestehen der Schwan-
gerscliaft galt, das sog* Kyest^in* Diese Entdeckung,
welche sich später als verfehlt erwies, gab in den 40er
.Tahren den Anlass zu mehreren Stoffwechsel-Untersu-
chuigen der Schwangerschaft, welche unsere Kennt-
nisse erfreulich bereicherten. Gaz, des hop. 1840 und
Schmidts Jahrb, Bd. 29 p. 50.
Hippolyte Blot, Prof, der Geburtshülfe, geb,
1822, gest. 15. März 1888, verfasste eine interressante
Äibeit über die physiologische Glykosurie der Schwän-
gern, Gebärenden und Wöchnerinnen. Diese Thatsache
stallt in genauer Verbindung mit der Milchsecretion.
Bm, des höpit No. 12L 1856. Weitere Schriften
sind: „De ralbuminurie chez les femmes enceintes** und
„De la Version pelvienne dans certaines cas de retriäcis-
sement du basain". Arch. gen er. 186 8,
(s. Bd
§. 41.
Paul D uh i B
1$
fs. Bd. 11), geb. 1795 in Paris, gest nach 12jähriger
Geiateskrankheit, 29. Novbr. 1871, erster Geburtshelfer
der Matemite, herv^ojTagender Lehrer unseres Fachs. Seine
Vorträge zeichneten sich durch Klarheit und sorgfältige
Vorbereitung ans, zahlreiche Schüler und Schiller] nnen
Ter danken ilim ihre geburtshiilfliche Ausbildung. Für die
Verbesserung der klmisclien Unterrichtsmethode hatte er
iel Verdienste. Die bis dahin unbekannte Emricbtuog
in Touchirübungen an Frauen aus der Stadt war sein
erk, seine gemeinsame Visiten iu den Wöchnerinnen-
Sälen boten den Studenten im Zusammenhang mit den
angeschlossenen Vorträgen viel lehrreiches Material, So
weit das die entgegen stehenden Bestimmungen der dor-
120
tigen Gebaianslalteii mliessezw war Dnbois emsig be
molii, seine SehMer den Untemelitsstoff praktiscli aus* ^
nutzet! zn lassen. H
Einige Arbeiten yon ihm besd^llig^ sich mit der
Genese der Kopflagen der FruchL Er ist der Ansicht,
dass die Häuflgkeit dieser Lagen nicht ausschliessHdi
physikalisch zu erklären sei sondern dass dabei die Be-
wegungen des Kindes^ wobei er ,determinations instinc-
tivea* mid , determinatioiis tolontaires ** unterscheidet, einefl
grosse Rolle spiden.
Bemerkenswerth ist anch seine Werthschatznng der
künstlichen FVühgeburt und seine Empfehlung der prophy
laktischen antisyphilitisclieo Behandlung der Ehegatten,
welche er gegen den Widernpruch von Cazeaux tmd
Roux Tertheiiligte.
„Traite eomplet de Tart des accouchements^. Paris
1849.
Femer die Arbeit von ihm über ^the attitude and
positions, natural and praetematural of the foetus in
utero f acts of the reflex or excito^motory System, Edinb..
1849*
„Obserration d'un cas ä raccouchement premature
artificiel". Gaz. med- 1840.
„Les signes de la grossesse''. Gaz. des hop* 184 L
Nr, 31— 60.
„La fievre puerperale de la Matemit^**. 1B4L Lan-
cette franc. Kr, 85.
Auto ine Constant Danyau, geb. 1803, gest.
19. Febr, 1871, Professor der Chirurgie in Paris und
zugleich, mit P. D u b o i s , Hebammenlehrer. D. hat
flieh durch die Üebersetzung dei Nägel e 'sehen Werkes
Über das schrägverengte Becken verdient gemacht. Eine^
Statistik von ihm über die Wochenbetts-Todesfälle infl
der Maternite fand auch in der aus^värtigen Litte-
^tiir besondere Beachtung (N, Zeitsch, f. Geb. Bd. 19,
Einer seiner AufsätiZe betrifft die metrite gan-
I
E a y 6 Tf geb. 3« März 1793, gesL 10. Sept.
121
^
I
1867, Autor verdienstvoller Arbeiten Über Pathologie.
Am meisten bekannt ist seine Abhandlung „Traitö des
maladies des reins et des alterationa de la secr^tion uri-
naire"* 1839 — 1B41. Seine Erörterungen über die Brigh ti-
sche Krankheit bei Schwangeren waren für die damalige
Zeit bahnbrechend.
Ch. G. Lauth, Prof. in Strassburg. De la ca-
ctexie sereuse des eneeintes et des accouchees. Strassb.
1852.
Joi6ph Alexis Stoltn
(s. Bd. n) geb. 14. Decbr. 1803, gest. 21. Mai 1896,
St. Btudierte in Strassbnrg, wurde dort anat. Professor,
dann Chef de clinique und 1834 Professor der Geburta-
itlfe in Strassburg, 1864 Mitglied der Acad. de med.
XU Paris. Nach dem Kriege 1870/71 ging er nach Nancy,
wo er Dekan der med. Facult, wurde.
Seine Hauptleistung in der geburtah, Litteratur war
Seme Empfehlung der ktlnstlichen Frühgeburt für fran-
zoabcke Kollegen. Sein umfangreicher Aufsatz ^Memoire
^ observations sur la provocation de Taccouchement pre-
mature dans lea cas de retiecissement du basain. Archivea
mei de Strasbourg- June 1840", ward Anlass für die
ßehabilitierung der künstl. Frühgeburt in Franki'eich.
Weitere bemerkenswerthe Schriften Ton ihm sind:
„De reth^risation appliquee ä !a pratiqne des accou-
chements**. Gaz, de med. de Strasb. 1847.
Mascarel. Ueber Eklampsie mit Albuminurie bei
Schwängern. L'union. 45. 1854*
§. 43.
Leon Clement Le Fort^
5. Decbr. 1829, gest. 19. Oct. 1893,
von
geh. 5. Decbr. 1829, gest. 19. Oct. 1893, SchlOer
Malgaigne, promoviert 1858 in Paris, dann Prosektor
der Facultäfc und Professor der operativen Chinirgie in
Paris. Er machte als freiwilliger Arzt 1855 den itaU*" '
122
sehen Feldzug mit, und nachher besuchte er in längereE
Beiaeu die Hospitäler des Auslandes* Neben zahlreichen
Aufsätzen ans dem Gebiete der Chirurgie ist ihm vor-
nehmlich das Yortreff liehe Werk ,Des matemites* 1866
zu verdanken. In diesem Werk wurden von ihm loitfl
rUhmenswerther Offenheit die zahlreichen Schäden dar-
gestellt, an welchen die Einrichtungen französischer Spi-
täler krankten. Die Form der Daratellung, die präciae 1
Sprache, die gewissenhafte Beobachtunjr, die Wärme einer ■
echten Humanität ^ kommen in diesem Buche in ausge-
zeichneter Weise zum AuBdmck, Keine andere Schrift
über die damaligen Hospital zustände ist in diesen Vor-
zügen dem Werk der »Matemites" gleichzustellen. Nur
iat es zu hedaiiem, dass Le Fort, dieser Mann mit
seiner weit gehenden Voraussicht, in seinen praktischen
Vorschlägen erst spät bei seinen Landslenten Unterstützung
fand.
Hourmann, Arzt des höpital de Lourcine in Paris,
untersuchte den Uebergang der intrauterin eingespritzten
Flüssigkeiten in die Bauchhöhle* Bull, de Th6r. T. 19.
1843.
Bourdeaus, Erfinder eines „Forceps ä axe brise",
sehr kleine Kopfkrümmung, wie bei den andern franzö-
sischen Zangen, verstellbares Schloss. N* Zeitsch, f, Geb.
Bd. 25. 1848.
P. Ch. Huguier, geb. 4. Sept. 1804, gest. 12, Jan,
1873, verdienter Anatom und Chirurg, Autor zahlreicher
Aufsätze aus d^n Gebiete der Gynäkologie*
J, A. L e j u m e a u de K e r g a r a d e c, s* Bd. 11,
gest 6. Febr. 18 77.
Eugene Koeberle, geb. 1828, der verdiente
Gynäkolog und Operateur* „Ueber das Absterben des
foetus im utenis» Presse med. 45. 1858,
'Charles N e g r i e r, geh, 14. Juli 1792, gest 31.
^Sur la lougueur et la resistance du cordon
t. d'hyg. pubL 1841. — Mem. sur la cr^
er ach et aigu^. Bull. d. Acad. d. mid.
Ufa
I
I
123
^P 184B. — „Recherches et considerations sur les fonctioiis
dtt col de Fut^nis**. Paris 1846. — „De la retroversion
j^ de Futerus dans Tetat de grossesae*** Gaz* ni6d. 1859,
■ Jules Pean, geb. 1830, gast 30. Jan. 1898, be-
^m Ikanuter Operateur.
B J. C, A. K 6 camier, geb. 6. Novb. 1774, g^st.
~ 22, Juni 1856, Autor zahlreicher Aufsätze aus dem Ge-
biete der Gynäkologie und bekannt durch die Wieder-
einfüliruiig des speculum vaginae» Mitred acteur der Rev.
^ mii. 1832 — 1838 und der Encyclop. d. sc. med,
B Fran^ois-Joseph Moreau, s. Bd. H, geb.
P^ 1789, gest. 15. Jan. 1862, Verf, des geburtshülfl. Lehr-
budas und des Manuel des sages femmes, 1838» Seine
Lehrbücher enthalten viele Daten über die Menstruation
und die Zeugung, dagegen Nichts über die Pathologie
des Wochenbettes. Fleissig ist seine Arbeit: „Essai
sur la disposition de ia membrane caduque, sa formation
et ses usages", 1838. — Ueber Osteophjten bei Schwän-
gern, Joum. de chir, Aoüt 1845.
Theophile Gallard (1830—1887) hauptsäch-
lich Gynäkologe, seit 1874 Mitherausgeber der Annales
de gynecologie- Auf die Geburtshülfe bezieht sich seine
Schrift: „Mesuxes ä prendre pour diminuer la mortabte
parmi les femmes eu coiiches". Union med, 1870,
V a 1 1 e i X. Die Entzündung des periuterinaleri Zell-
gewebes und insbesondere die retro-uterinale Zeuge web s-
• entzündung. L'union. 125— 12T. 1853.
Gh. D u b r e u i 1 h, Ueber das epidemische Puer-
peralfieber* Joum. de Bord. Juin* -- Octbr. 1848. Verf.
setiZt in dieser Abhandlung dem damaligen Standpunkt
entsprechend die Gründe auseinander, dass die Verbrei-
tung' des Puerperalfiebers in einer besonderen Luftcon-
stitution ihre Quellen fände.
■ g. u.
^^ Jean Marie Jacquemi er,
geb. 1806, gest. 1879. J, war anfanglich in der Mater-
nite thätig, später betheiligte er sich durch mehrere Auf-
sätze an dem Dict. eneyclopedique tmd an der Qm, heb-
124
domad. Seine erste Arbeit von 1837 trägt den Titel:
„De rauscultation des femmes enceintes et du foetus*', dann
folgte „Recherches d'anatomie et de physiologie sur le
Systeme vasculaire sanguin de Tuterus humain pendant
la gestation 1838". Später schrieb er „Manuel d'obste-
trique base sur l'observation**, 1845 in 2 Bdn. und im
Manuel des accouchements et des maladies des fenunes
grosses et accouchees. 1848 in 2 Bdn. Ueber die Indi-
kationen der künstlichen Frühgeburt und der Schamfugen-
trennung äusserte J. sich in mehreren Aufsätzen. Die
Erfolge der künstlichen Frühgeburt erkennt er in gewis-
sem Masse an, aber er betont, dass diese Operation
dennoch in Frankreich nur wenig Boden gewonnen habe,
und dass die Symphyseotomie , zumal nach der Verbes-
serung der Technik, ihren Platz behaupten werde.
§. 45.
Charles Paj ot,
geb. 13. Decbr. 1816, gest. Juli 1896, Lehrer an der
ficole pratique in Paris, Begründer der Annales de gyne-
cologie et d'obstetrique. Seine These zum Konkurs trägt
den Titel „Des lesions traumatiques du foetus dans l'ac-
couchement", 1853. Weitere Schriften sind : „De la cepha-
lotripsie repetee sans trjiction", 1863. — „De la presen-
tation de Tepaule dans les retrdcissements extremes du
bassin et d'un nouveau procede d'embryotomie". 1865.—
„Le chloroforme dans les accouchements naturels", 1875.
— „Elements de pratique obstetricale". — „Des causes
d'erreurs dans le diagnostic de grossesse". — „Des ac-
couchements diflficiles par la direction vicieuses des for-
ces**. — „Du travail prolonge et de la contracture ute-
rine". Mehrere andere kleine Aufsätze von P. finden sich
in der Gaz. des höp.
P a j o t hatte als Lehrer, und später als Remplacent
von P. D u b o i s , in dem höp. des cliniques eine aus-
gedehnte Wirksamkeit. Seine Vorträge fanden auch bei
125
Fremden viel Anerkennung, seine ausgebreitete Eenntniss
der geburtshülfliclien lätteratur und seine präcise Dar-
legung der praktischen Fragen wurden mit Becht ge-
rühmt. In seiner operativen Behandlung hielt er sich
streng an die Grundsätze seines Lehrers P. D u b o i s.
Unter mannigfachen Hindernissen, welche ihm die dor-
tigen Hospitalbestimmungen schufen, hatte er doch durch
seine Sorgfalt eine erhebliche Verringerung der bis dahin
erschreckend hohen Mortalität der Wöchnerinnen erreicht.
§. 46.
Stephane Tarnier,
geb. 1828 in Paris, gest. 24. Novbr. 1897, Professor der
geburtshülflichen Klinik und Nachfolger von Pajot,
Verf. der Beobachtungen des Puerperalfiebers in der
Matemite (1858) und eines Lehrbuchs der Geburtshtilfe
(1878) und eines Atlas de Tart des accouchements (1871).
Die neue Zange von ihm (1877) hat auch in Deutsch-
land eine reiche Litteratur hervorgerufen.
Weitere Schriften von ihm sind: „Recherches sur
l'etat puerperal et sur les maladies des femmes en cou-
ches", 1859 — „Des cas dans lesquels l'extraction du
foetus est necessaire**, 1860 — „M6m. sur Thygi^ne des
femmes en couches" 1854 — „Traite d' accouchements
de Cazeaux", 1866 und 1870. — In dem „Nouveau
dict. de m6d. bearbeitete er die Artikel C6phal6matome,
Cordon ombilical, Embryotomie, Forceps. — Le9ons his-
toriques sur Levret. — Eloge de D a n y a u. — „De-
scription d'un nouveau forceps", 1877.
§. 47.
Die Geburtshülfe in Grossbritannien und Irland.
England hat in der Geschichte der Geburtshülfe immer
eine besondere Stellung eingenonunen. Seit den Zeiten
von Smellie, als die Lehrsätze dieses alten Meisters
der Geburtshülfe die medicinischen Bereise beherrschten,
126
bat der Entwictelungsgang unserer Wissenschaft dort ^
Eichtimgen eingeschlagen, welche unbeeinflusst von den
Strämiiiigen des Continenfcs besondere Wege suchten. In
der damaligen Zeit war unter den Fachgenossen der wis-
senschaftliche Äustauecb und der Htterarische Verkehr nur ■
lückenhaft, und die insulare Lage Englands bot für Viele
ein Hindemiss der Anknüpfung persönlicher Beziehimgen.
So konnte die Geburtsliülfe dort Wege einschlagen, welche m
sowohl in ihren Vorzügen als auch in ilaren Schwächen ™
der englischen Geburtsbülfe ein besonderes Gepräge auf-
drückten.
Während in Deutschland die Fortentwickelung im- _
eeres Fachs fast ausschliesslich auf die Universitäten coe- ■
centriert war. war in England die Studienzeit der jungen
Aerzte in allen Beziehungen auf die niichsten Bedürfnisse
des praktischen Lehens zugeschnitten. Nach kurzem theo-
retischen Studium Hess man dort, unter Anleitung älterer
Kollegen T den jungen Geburtshelfer auf eigene KrafI
gestützt seinen Platz, der ihm gebührte, suchen. DaaH
Publikum hatte sich an diesen Gang gewöhnt, die Em-
pfehlung eines angesehenen Geburtshelfers reichte bin,
dem Arzte in der Praxis eine auskömmliche Lebensstel-
limg zu sicherD, und irgendwelche staatliche Würden ^
wurden für das Ansehen des Arztes you den Hälfesu- ■
chenden nicht beansprucht. Seit langer Zeit hatten sich
die Beziehungen der Aerzte zu der Bevölkerung in dieser so
für beide Theüe befriedigenden Weise eitigelebt, und auch,
in der häufigen Heranziehimg der Aerzte zu Geburtsfallen,
kam dieses Vertrauen zum Ausdnick. Freilich das Mass
des Wissens, das auf dem Festland hei dem dortigen
methodischen Unterricht gefordert wurde, durfte nicht
2mn Vergleich herangezogen werden; von solchen achul-
mässigen Forderungen sab man ab. So wie es jetzt mit
dem Bildungsgrade der Geburtshelfer war, hielt man es
für praktisch und der Zeit entsprechend.
Die Betheiligung der Aerzte an der wissenachaft-
d
liehen Litter ator spiegelte sich in emer Fälle von casui*
stiachea Mittheilungen wieder, welche unmittelbar aus
der Erfahrung geschöpft waren. Die Durchsicht solcher
MittheiLungen darf dem Leser den erfreulichen Eindruck
einet nüchternen Beobachtung verschaflen, aber ein Ein-
gehen auf allgemeine Fragen imseres Faches darf man
in diesen litterarischen Erzeugnissen nicht suchen. Die
wichtigeren Fragen der Wissenschaft zu losen, blieb in
England einigen hervorragenden Geistern vorbehalten,
deren Namen auch im Auslände in der Litteratur nur mit
Ehrerbietung genannt wurden. Wir erinnern nur an den
Namen von Simpson!
Ton ihren engKschen Reihen hatten mehrere deutsche
(Jefeurtsheifer Anregung bekommen, Manches anzuneh-
men, das sie in ihre Heimath zu überpflanzen dachten.
Freilich in diesem Bestreben war den deutschen CoUegen
meist in der ünzulängUdikeit der heimischen Hulfsmittel
eine enge Grenze gezogen. In England hatte der wolü-
tiiätige Sinn der Bevölkerung Einrichtungen hervorge- |
bracht, welche auf dem Festland nur als Ideale betrachtet 1
Terden konnten. In Deutschland liessen die dürftigen
Ausstattimgen deutscher Gebäranstalten es nicht zu, auch
nar die noth wendigsten Verbesserungen hygienischer An-
I ibrderungen in Angriff zu nehmen. In England machten
sich diese Fortschritte von selbst, der Sinn für Ordmmg I
tind Reinlichkeit war der Bevölkerung seit langer Zeit !
I anerzogen, fllr Viele war es eine neue Welt, welche i
sich den Besuchern englischer Spitäler aufthat. In den !
Jahren, als in deutschen Entbindungßhäuseni das Puer-
peralfieber grausame Opfer forderte, gingen mehrere Di-
rectoren Ton Anstalten nach England, um dort Trost und
AbhiÜfe für ihre Sorgen über das Paerperallieber zu i
finden.
Aber nicht allein Dieses war es, was dem fremden Be-
sucher so erfreulich entgegentrat, die Hauptsache war
die peinliche Rücksicht, welche man auf das spätere Be-
128
finden der Wöchnerin nahm. Nicht genug, dass man
die Schwangeren in gesundheitsgemässen Räumen unter-
brachte, imd dass man sie in einer vollkommen auskömm-
lichen Weise beköstigte, sondern auch alle Massregeln,
welche sich auf Behandlung regelwidriger Geburten er-
streckten, waren in der englischen Geburtshülfe auf sorg-
fältigste Schonung der mütterlichen Gesundheit zuge-
schnitten. Die Behandlung natürlicher Geburten richtete
sich auch in England nach B o e r'schen Grundsätzen,
aber in der exspectativen Therapie ging man dort über
die Boer'schen Grundsätze hinaus. Von der Zange
wurde sehr, selten Gebrauch gemacht, man wurde dort
erinnert an den bekannten Ausspruch von Smellie „er
gebe seinen Schülern mit gutem Bedacht nur die kurze
Zange mit, damit sie mit dieser nicht Unheil in der
Praxis anrichten könnten". Man verharrte bei Geburts-
fällen in ruhigem Beobachten bis zum Aeussersten, da-
mit nur ja nicht die spätere Gesundheit der Mutter durch
einen Eingriff Schaden erlitte. Wie weit man in dieser
Rücksicht ging, beweisen zahlreiche Beispiele. Co Hins
wandte die Perforation Imal unter 138 Geburten an, da-
gegen die Zange nur Imal unter 574 Geburten. In
gleicher Richtung sind auch andere derartige Anschau-
ungen zu beurtheilen, so die Vorliebe für die Anästhe-
sierung, die Unterschätzung des Werthes der Zange, die
Verdammungsurtheile des Kaiserschnittes, die Hintanset-
zung der Rücksicht auf das Kind. Alle diese Gedanken
hatten in der Hauptsache nur die Erhaltung der Gesund-
heit der Mutter im Auge.
Besonders bezüglich der Rücksicht auf das Kind
hatte die deutsche Geburtshülfe andere Wege betreten.
In keinem andern Lande, als in Deutschland, war die
künstliche Frühgeburt so mit Freuden begrüsst worden,
und in keinem andern Lande hatte man sich so bemüht,
die Gefahren des Kaiserschnittes abzuschwächen und die
Vortheile dieser Operation für das Kind in das rieh
129"
t zu setzen. Man hörte dort oft den Gedanken aus-
sprechen, dass das Leben des Kindes gleiches Afirecht
habe, wie das Leben der Mutter, und die Anawüchse
dieser Doktrin führten zu seltsamen Behandlungsvor-
scUägen. Dass in diesen Fragen in Deutschland erst
SD spät die richtige Mittelstrasse eingeschlagen ^rurde,
war nur aus der damaligen Unreife der jungen, deutschen
SeburtshiÜfe zu erklären.
Diu Geburtshülfe Englands war von 3 mssenschaft-
lichen Centren, von London, Dublin und Edinburg ab-
ifiigig. In diesen Grossstädten mit iln-en Gebäranstalten
mi in ihren damit verbundenen Polikliniken suchten die
ImgaR Aerzte nach Beendigung der theoretischen Studien
eine für die Bedllrfiiisse der Praxis ausreichende Fertig-
keit zu erwerben. Dabei kam die Geneigtheit der Be-
Töikenmg, die Leitung der Geburt einem Arzte anzuver-
trauen, dem Wimsche weiterer Ausbildung des jungen
Arztes in erwünschter Weise entgegen. Ein methotUacher
Unterricht in der Geburtshillfe unter Anleitung eines er-
(ahrmen Lehrers gab es dort nicht» was dabei zu er-
tBichenwar, blieb, gleichwie bei Ausbildung der Hebammen
tmd der Wärterinnen, der eigenen Initiative und Anlage
äer Aerzte überlassen. Die Mitgliedschaft eines „ College **
der genannten Grossstädte w^ar dem j im gen Arzte eine
Sicherung seiner Vertrau enswürdigkeiL
Den überaus angenehmen Eindruck, den die fremden
Besucher von der Ordnung englischer Spitlller heimbrach-
ten, iBt oft von den Berichterstattern zum erfreulichen
Ausdruck gebracht worden. Indessen waren auch die
englischen Gebärhäuser nicht immer von dem Würge-
engel des Puerperalfiebers verschont, besonders der An-
fang der 40er Jahre und die Jahre 1847 — 1849 lieferten
zaliüreiche Todesfalle. Es zeigte sich wieder, diese Krank-
heit gänzlich zu vernichten, w^ar die Wissenschaft noch
nicht reif genug.
Damals wirkten in englischen Gebäranst alten
Dobfn-Siobold, ÜCBdbichtß det GeburtfttfiUe. lH.
130
London Robert Lee, in Dublin Montgomery, in
Edinburg J. Y. Simpson. Wie viel die Wissenschaft
der Thätigkeit dieser ausgezeichneten Männer zu ver-
danken hat, lehrt die Litteratur unseres Faches.
„Bericht über die Gebärhäuser und den praktischen
Unterricht in der Geburtshülfe in London und Dublin
von Prof. L e V y , mit Einleitung von Michaelis".
1850.
„F. H. A r n e th. Geburtshülfe und Gynäk. in Gross-
britannien und Irland. 1853".
„Leon le Fort. Des Matemites. Paris 1866".
„A. Gussero w. Zur Erinnerung an Sir James
Y. Simpson. Berlin 1871.«
§. 48.
Simpson.
Unter den englischen Geburtshelfern ist in erster
Linie zu nennen: James Young Simpson, geb.
7. Juni 1811 in Bathgate, gest. 6. Mai 1870, der Er-
finder des Chloroforms, den alle Kranken als einen Wohl-
thäter der Menschheit preisen.
S. stammte aus einer armen Bäckerfamilie. Die Un-
terstützung des älteren Bruders schaflFte ihm die Mög-
lichkeit, zum Studium der Medicin überzugehen. Sein
unermüdlicher Fleiss befähigte ihn, diesen Studiengang
fortzusetzen. Er erreichte 1832 den Doctortitel, und dann
eine Stelle als Assistent des Prof. Thomson, wo er
anfing sich mit Geburtshülfe zu beschäftigen. Die Be-
gabung Simpson 's machte bald weitere Kreise auf
ihn aufmerksam imd kühn durfte er, dem ßathe seiner
Freunde entsprechend, wagen, sich um eine erledigte Pro-
fessur zu bewerben. Nachdem er 1840 diese Stelle er-
halten hatte, konnten sich seine reichen Geistesgaben
fruchtbringend entwickeln. Seine trefflichen Eigenschaften
als Mensch und Lehrer, seine Herzensgüte, sein bereit-
williges Eingehen auf Wünsche Anderer, der Zauber
131
I
seiner Persönlichkeit bieltea Alle, die ihm nahe treten
konnten, in engem Bann gefimgeii. Seine Leistitngen
als Arzt, seine Thätigkeit in der Litteratur, verbreiteten
seinen Ruhm weit über die Grenzen seines Landes hinaus^
imd selten sind einem Arzt solche Ehrenbezeugimgen
und Anerkennungen zu Theil geworden, als Simpson.
Was er als Mann der Wissenschaft geleistet hat, wird
immer ein Ruhmestitel der Geschichte bleiben, in gleicher
Wtise darf man ihn als ein Muster ärztlicher Eigeii-
schaften hinstellen.
Wer ein nur einigemiassen erschöpfendes Lebens-*
bild von S. dai^tellen will, der wird die seltene Vielsei-
tigkeit bewundern, welche Simpson in allen seinen
litterarischen Leistungen bethätigte. Seine Arbeiten er-
streckten sich nicht allein auf die Fächer der Geburt^-
hiÜfe^ der Gynäkologie, der Chirurgie, der innem Medicin,
sondern sie umfassen auch fem liegende Gebiete, sogar
GescHchte und Theologie*
Es Liegt in der ursprünglichen Anlage des vorlie-
genden Werkes begriindet, dass wir uns nui- auf eine
Skizze der S i m p s o n' scheu Arbeiten geburtshülilichen
Inhaltes beschränkten.
Zunächst sind seine Beobachtimgen über den Me-
ciäEisinus der Geburt zn erwähnen. Simpson wies
b einer ausführlichen Arbeit nach^ welchen Antheil die
Sdwere des Kopfes auf die Einstellimg der regelmäs-
"igeu Kindealagen habe, und welcher Einfluss den fötalen
Bewegungen und der Form der Uterinhöhle zuzuschreiben
^. Die Fragen, welche sich darauf bezogeu, waren von
Ritgen und von Scanzoni in verschiedenem Siime be-
antwortet worden. Durch Zusammenstellung von meh-
^ßren tausend solcher Beobachtungen suchte Simpson
n diesen Punkten Uebereinstimmung zu schaffen.
Eine weitere üntersuchang betraf die Frage, welchen
™flußa die Dauer der Geburt auf daä Leben der Mutter
^d des Kindes ausübe. Die gewonnenen Zahlen ergaben
9*
132
das Resultat, dasa sowohl fiir die Mutter, rtls auch für
d&ü Kind eine Verlängerung des Geburtsaktes den schlieaa-
liehen Erfolg in gefährlicher Weise beemfluast, ein Satz,
dessen thatsächliche Anerkennung freilich bei seiner Trag- ^
weite sehr leicht zu unberechenbaren Eingriffen führen ■
koxuLta. Dennoch darf nicht unerwrihnt bleiben, dass eine
anden angestellte Untersuchung darüber ein anderes Re-
sultat ergeben haben würde, wenn man die Geburten unter
Berllcksichtigung des Zeitpunktes des Blasengpnmges
gruppiert hiitte.
Andere Untersuchungen betrafen die Pathologie der
Geburt. Seil Vorschlag» durch vollständige Abschälung
der pkeeiita praeTia die Quelle der Blutung zu sistiren,
fiüirte zu lehrreichen Erörtenmgen über diese Blutuugeu,
Auch seine Darlegungen über »Hospitalism* lieferten
werthvolles Material über die Weiterverbreitung des Puer-
peralfiebers. ■
Die Demonstrationen, wekhe Simpson den Pa-™
riser Kollegen über die KeUwirkung d^ nachfolgenden
Kopfes vorftihrte, waren filr Manche ein Anlass zur Wen*
düng bei engem Becken, Sogar einige unpraktische Vor-
sch^ge von ihm^ wie die Empfehlung des air-traetor,
giben Anregung zu weiteren Forschtmgeu.
Von Altem aber, wss wir ihm zu verdanken haben^
bleibt die Erfindimg de$ Chloroforms das Wesentlichste.
Wie er den Werth dieser Erfindung gegen alle Gegner
Mgreicb durchkämpfte, und mit welcher Voraussicht er
^ Erfolge der Anästhesierung richtig erkamite^ wird uns
immer ein Triumph menschlicher Fälligkeiten bleibeiu
Wir, die Fachg^nossen, dürfeji den Namesi von Simpson^
ab eines Zag^hörigen unserer Zunft^ mit Stolz rerkündeu.
I
pa«-
.Anaesthesia in surgery mtA midwiferv> 243
^n^Udelpfaia 1840.
'^%toricaJ reseairlies re^gmrdiiig the siperindactioii
«hüity to pajn and uomieemait of a new Atiaea^^
rnontlilj joora. 1S47,
133
Medicated pessaries. 1848,
Potassa fusa inflammatoiy Induration of the cerrix
uteri,
Lijections of jodine into ovarian cysts.
Gallic aeids in menorrhagia*
Inhalation of laudanum for the vomiting in pre-
gnancy.
^PülviB ad partum** of the first Edinburgh pharm»*
topeia.
Collodion as an application to sore nipples*
Gebnrtshiilfliche Aufsätze:
Duration of buraan pregnancy.
Appearance of the areola as a sign of pregnancy.
The detennining cause of parturition. 1854.
Sound heard during detachment and espulsion of
the plaeenta.
Mechanism of natural labour,
Treatment of face presentations»
Reports of Edinburgh Royal Matemity Hospital*
Patliologie der Schwangerschaft etc,
Influence of death of the foetus on its retention or
expulsion.
Treatment of haemorrhage in connectionwith abortion.
Laceration of perineum and cervix uteri dnring na-
tural labour.
Inefficiency of oterine action as a cause of tedioua
labour.
Influence of galYaniem on the action of the utarua.
Sex of chüd aa a cause of difficulty dnring partu-
rition. 1844.
Trregularities of head presentations.
Dysto cia from displacement of the arm,
TransYerse presentations.
Spontane ous evolution or expulsion of the foetus.
Danger of rupture of the uterus from hydrocephalus.
Entrance of aii* throogh uterine sinuses.
134
Sudden deatk after delivery*
InYersion of the üterus*
Albuminuria in convulsions,
Complication of labour by fibrous tumours.
Extrauterine gravidity« Edinb. med» joum. S^^P
1863.
Case of extrautenne gravidity. Edinb. med. jotL ^^'
März 1864. _^^
Case of missed labour. Ed. med. jonm. Dec, 18&^/
Oß morbid conditions snd injnries of tlie spieen ^
the pre^ant and parturient stetes. Edinb. joiim. Sept, ^
Analogy between puerperal and mirgical fever» 185^^^'
Communicability and propagation of puerperal leve ^'
Pathological researches on puerperal arterial obstruc^^^
tions and inflamraations. ^m
Tetanus foUowing lesions of the ntems, abortio*^
and parturition.
Perineal fisttüa left by the tmnait of the infan^^
through the perineum.
Geburtshülfliche Operationen:
Mode of application of the long forceps.
The air tractor.
Tumißg as a Substitute f or craniotomy and the long
forceps. 1850.
Kemarks on the Operation of craniotomy.
Relative statäatics of arüficial ddiveiy.
Indication from the foetal pulse of danger of the
chüd.
Case of malacosteon. Indieations f or eesarean section.
On the Separation of the pLaeenta before the hirth |
of the ehild in placent« praevia.
Summmiy of princtples of treatment in placental pre* j
*eBtations.
''VansfuskiB in hemotrhagte.
»ction of pT^tnature labour.
^f c664man section. Edöib. joum. Mareh. 1B6€.
Biiiodasin.
Physiologie undPathoIogie des Eies und
der Frucht:
Attitude and positionst natural and pret^rnatural, of
the foetus in utero. 1S48.
Excitation of the foetal moTements by cold.
Vital contractions in the umbilic^l arteries and veins
Peritonitis of the foetus in utero, 1838.
Inflammatory origin of some malformationa in othar
parts of the bodj.
Gase of Peritonitis, permanence of the oraphalo-
mesenteric vessels,
Birth of a double monster, one child alive,
Hepata succenturiata,
Hermaphroditism* 1839.
Spontaneous amputation of the limbs of tJie foetus
in utero,
Eudimentary reproduction of extremities after their
spontaneous amputation*
Intra-uterine ciitaneous disea&e, Ichthyosis* 1843.
Intra-uterme small-pox» 1849.
Intra-uterine goitre or bronchocele.
CongestioD and inflarDmation of the placenta,
Katiire of hydatiginous degeneration of the OTum.
Plac^ntal phtisis or apnoea as an intra-uterine cause
of death among premature children, its variety and treat-
ment.
Ueber die Wassersucht des Eies. Ed. med* joum.
June 1 865.
Cme of Spina bifida and remarks on the surgical
treatment of the disease* Ed. med* joum. May and
June 66.
Pathologie al obseryations on the diseases of the pla-
centa. Ed. med. journ. April 1836.
Gase of double cephalaematoraa : there treatment,
Diseased states of the umbilicus after birth.
Treatment of erectile naevi.
Propositions regarding local paralysis occnrring du-
ring infancy.
136
On the pathological connection between chorea and
rheumatism.
Simultaneous co-existence and progress of small-pox
and cow-pox; their mutual influence on each other.
Gynaekologische Aufsätze.
Contributions to intrauterine pathology. Ed. med.
joum. Oct. 1838 und Juli 1839.
General remarks on uterine diagnosis.
On the Position of the patient for the use of the
speculum.
Memoir on the uterine sound. 1843.
Antiquity of uterine sounds and pessaries.
On the use of the exploring needle.
Inflammatory eruptions upon the mucous membrane
of the cervix uteri.
Morbid deviations of involution of the uterus.
Termination and treatment of fibroid tumours of the
Uterus.
Artificial removal of a large uterine fibrous tu-
mour.
Diagnosis of polypi growing from the lips of the
cervix uteri.
Detection and treatment of intra- uterine polypi.
1850.
On tangle tents. Brit. med. joum. March 9. 1864.
Excision of large pedunculated uterine polypi.
Amputation of the cervix for cauliflower excrescence.
Amputation for Carcinoma.
Occasional latency of Symptom in advanced Carci-
noma uteri.
Carcinomatous disease of the fundus uteri.
Retroversion of the imimpregnated uterus. 1848.
Ascent of unimpregnated uterus.
Gout of the uterus.
Fistulae as the results of pelvic abscess.
Position of the patient for tapping in ovarian dropsy.
Plaster-belt in abdominal tumours.
137
I
I
I
Inflammatory and nofc-mflammatory ruptures of otä-
rian cysts.
On ovariotomy and first tappings in ovariau dropsy.
Ed, med. joum. March 1864.
Successful case of ovaiiotomv. Ed. med- jouni- March
1864,
OTariotomy — its justification.
Eemarks od a case of sudden deaÜi in ovariotomy
while the patient was under the influence of cbloroform,
Brit med. journ. 1870.
Amenorrhoea from imperfect development of the
Uterus.
Natura of the membrane espelled in dyBmenoirhoea*
1847,
Dilatation and incision of the cerrix uteri in dys-
^enorrhoea. 1847.
Retention of men^trual secretion.
Direct applieation of remedies to the cavitieß of the
Uterus*
Spurious pregnancy. 1850.
Fatal venous hemorrhage from pudenda,
Ball valve obstmction of the rectum.
Peritoneal hydatis influid removed by tapping,
Emptions on the intestinal mucous membrane.
Vagynodynie. Ed, med, jonrn. Decemb. 1861,
Coccygectomie. Ed. med. joum. July 186L
Coecyodynia and the diseases and deformities of
tlie cüccyx. Clinical lectures, Philadelphia, p. 209,
Pelvic ceUulitis, Clin. lect. p* 229.
Sub-involutioD of the uterus after delivery, Clin.
lect, p, 4ß2,
Iron-thread sntures and spliots in vesico vaginal
^stidae. Brit, med, joum. 1870.
Observations on the diseases of the placenta. 183o,
Inflammatory origin of some varieties and malfor-
öiation in the foetus, 1839.
Gase of amputation of the neck of the uterus, fol-
lowed by pregnancy; followed bj^ remarks on the pa-
ibology and radical treatment of the cauliflower ex-
<^escence from the os uteri, 1841.
138
On the alleged infecundity of females bom co-twins
with males ; with some notes on the average proportion
of mamages without issue in general society. 1844.
Artificial anaesthesia as a means of f acilitating uterine
diagnosis. 1855.
Perinaeal fistiüa left by the, transit of the foetus
through the perinaeum. 1855.
Observations on carbonic acid gas as a local anaes-
thetic in uterine diseases etc. 1856.
Notice of albumen in a case of puerperal mania 1857.
Alexander Russell Simpson, der Neffe des
Vorstehenden, Prof. in Edinburg, geb. 30. April 1835,
studierte unter Dumas in Montpellier und in Berlin unter
Busch und V i r c h o w , Verf. „Contributions to ob-
stetrics and gynecology" 1879, „Dystocia from coccy-
geal anchylosis", „Caesarean hystero-oophorectomy",
„Atlas of section of a female frozen in the semipectoral
Position". „Marriage question from the standp. of gy-
naecol." 1892. „Gleanings from a Continental holiday"
— Keiller and Crede 1893. — Head-flexion in labour.
— History of the chair of midwifery. 1882.
§. 49.
William Fetherston Montgomery
(s. Bd. n) geb. 1797, gest. 21. Decbr. 1859, der Autor
des bekannten Buches »Signs and Symptoms of pregnancy".
M. studierte in Dublin, wurde dann Licentiat des Klag
and Queen's College und 1829 Fellow desselben. Die
Begründung eines besonderen Lehrstuhls für Geburtshülfe
war ihm zu verdanken. Sein litterarisches Ansehen ging
weit über die Landesgrenzen hinaus, seine anatomisch-phy-
siologischen Bemerkungen über den Zustand der Schwan-
gerschaft galten Manchen als Richtschnur beim Unter-
richt.
Der Widerspruch Montgomery 's gegen den ver-
breiteten Gebrauch des Chloroforms wurde in England
mit besonderer Aufmerksamkeit beachtet. In dem Streit
darüber wurden die Farben dafür und dagegen kräftig
139
aufgetragen, und seine Stellung zu dieser Frage liess bei
ihm nicht immer die nöthige Ruhe erkennen. Er theilte
in dieser Hinsicht die Stimmung mancher Fachgenossen.
„On transverse malposition of the head as a cause
of difficult labour". Dubl. joum. Vol. 6.
„On the occasional occurrence of mental incoherence
during natural labour". Vol. 5.
„Objections to the indiscriminate administration of
the anaesthetic agents in midwifery**. Dubl. quarterly
joum. May. 1849.
Thomas Edward Beatty, geb. 1. Jan. 1801,
gest. 3. Mai 1872, Professor der Geburtshülfe in Dublin,
später Präsident der Dublin obstetrical society. Seine
früheren Artikel über Geburtshülfe wurden unter dem
Titel „Contributions to medicine and midwifery", Dublin
1866 von Neuem herausgegeben. Bemerkenswerth ist
seine Vorlesung über „den Einfluss des Mutterkorns auf
die Frucht in der Gebärmutter**, 1844, Dubl. joum. Mai.
Deutsch von Dr. v. d. Busch und Neue Zeitsch. f. Geb.
Bd. 21. 1846.
§. 50.
Robert Lee
(s. Bd. II) geb. 1793, gest. 6. Febr. 1877. Lee pro-
movierte 1814 in Edinburg und liess sich nach mehrjäh-
rigen Reisen als Geburtshelfer in London nieder. Seine
litterarischen Leistungen hatten die Regierung auf ihn
aufmerksam gemacht, und es wurde 1834 ihm die Pro-
fessur der Geburtshülfe in Glasgow angeboten, Indessen
verliess Lee bald diese Stelle , um sie mit dem Lehr-
stuhl der Geburtshülfe bei dem St. George's Hosp. in
London zu vertauschen. 1841 wurde er Fellow des Coli,
of physicians, und oft hatte er die Interessen seiner Ge-
sellschaft rednerisch zu vertreten.
Die anatomischen Arbeiten von Lee über die Nerven
des Uterus mit seinen Blut- und Lymphgefässen fanden
auch in Deutschland gebührende Beachtung, doch be-
140
gegneten seine Deutungen unter englischen Kollegen eini-
gem Widerspruch. Die Royal society von London verlieh
ihm für diese Arbeiten eine Medaille. Mit Behandlung
der placenta praevia hatte er sich eingehend beschäftigt,
seine Kasuistiken darüber enthalten viele bemerkenswerthe
Fälle, den Rath von Simpson, durch Abschälung der
placenta die Blutung zu stillen, verwirft er gänzlich. Der
fremdländischen Litteratur gegenüber hielt er an engh-
schen Behandlungsgrundsätzen unentwegt fest, und es
wurde ihm vorgeworfen, dass er in der Nichtachtung des
kindlichen Lebens so weit ginge, dass er bei placenta
praevia öfters über das Endresultat des Kindes gar keiue
Angabe mache.
„Clinical midwifery, containing the history of 545
cases". 2. ed. 1848. London.
„Memoir on the ganglia and nerves of the uterus".
London. 1849 und 1851.
„Placenta praevia". Lond. med. gaz. 1841 und Septbr.
1845.
„Lectures on the theory and practice of midwifery
in St. George's hospital". 1844.
Francis Henry Ramsbotham, geb. 1800,
gest. 7. Juli 1868 (s. Bd.. U), Oberarzt am Lond. Ho-
spital, Verf. von „The principles and practice of obste-
tric med. and surg." (1851, 3. ed.) und „An atlas of
plates illustrative of the principles of obstetric med.".
London 1840.
R. war in London ein sehr geschätzter Geburtshelfer.
Seine Resultate mit der künstlichen Frühgeburt machten
viel Aufsehen. Mit Recht tadelte er den übertriebenen
Gebrauch des Mutterkornes, namentlich wegen der Ge-
fahr für das Kind.
Murphy, Lehrer der Geburtshülfe am University
College in London. Bekannt ist ein Aufsatz von ihm
über die Anzeigen zur künstlichen Erweiterung des Mut-
termundes in Neumeister 's Repertor. April 1839
und seine „Lectures on natural and difficult parturition",
13. Vorl. 1846.
141
I
Edward Rigby, Lehrer der Geburtshülf e am
St Bartholomäus-Hospit., ein Freund und Schüler von
Käg e l e , Herausgeber einer neuen Ausgabe des H u n-
Ur'schen Werkes „Beschreibung des schwangeren uterus**,
üebersetzer der N ä g e 1 e'schen Lehre von dem Geburts-
aecLämsmus und Autor eines ^Systems der Geburts-
Mfe% 1841 (@. Bd. H).
Evory Kennedy (s* Bd. 11), früher Assistent
des Dublin'schen Lying-in Hosp*, dann Docent am Rich-
raönd Hospit, endlich Präsident des King and Queen*a
College (1854), Seine Aufsätze über die geburtshülf-
liehe Auskultation hatten viel Werth. „Observations
on obstetric auscultation"*, Dublin 1833 und „utero-pla-
centaJ circulation and placental souffle'', DublLn hosp.
neports.
Sir Charles Locock, geb. 2L April 1799,
gest, 23. Jidi 1875, Äccoucheur der Königin, Geburta-
ielfer des Westminster General Lying-in Hosp. und später
des Lylng-in Hosp. von Lambeth.
J, C. W. L e v e r, der verdienstvolle Autor der Auf*
Sätze über die eclampsie und über placenta pracTia, med.
chinir. Rev. 1844, Jan. und London med, gaz. 1845.
Von ihm zuerst vinrde der Druck des schwangeren Uterus
auf die Nieren mit richtigem Verständniss erörtert. Conf.
auch Guy's Hosp. rep. Octbr, 1843*
Samuel Herriman, geb. 25. Oct. 1771—22. Nov.
1852, (s. Bd. 11), Sohn eines Bierbrauers, Lehrer der
Geburtshüife am Mi d dies ex-Hospital, eine Zeit am Bar-
tholomäus-Krankenhause, das Muster eines aufopfernden
Arztes. Sein Werk „Synopsis of various kinds of dif-
ficult parturition, 5 te Auflage", 1839, ist 1845 von Ki-
1 i a n deutsch übersetzt.
George Moor, Autor eines verdien stvoUen Werkes
nher die Pathologie des Puerperalfiebers „Enquiry into
the pathology of puerperal fever". 1843.
James W. Whitehead, geb. 1812; gest» 3, Aprü
1885, Director einer Pobklinik für Frauenkrankheiten,
Verf. von „Wife's domain by Philo thalos** 1875, „Causes
of mortality", med. times and gaz. 1862, ,,Rep, of the Man-
142
m
ehester clinical Hosp."', 1840* Er galt als Äntoritäa
Behandlung der Sterilität, er schrieb 1847 ^On the cau^*^*^
and treatment of abomon and sterility^- V
J. Bl und eil (s. Bd. ü), Oberarzt der Royal Mat:::^^^'
Au-
Jm
nity Charity for delivering poor married Tvomeii,
von Vorlesungen über Gebnrtshülfe*
J, H, Davis, geb. 1811, gest. 18. März 18£
Arzt an der Royal Matermty Charity, später Doce
an der Schule des Middlesex Hospital und Präsident
obstetrical society. Von ihm stammen die „lUustT:
tions of difficult parturition'-, London 1858-
Henry 1 d h a m. Ein von ihm beobachteter FlbH ^^
von TubenschwangersL'haft ist wegen seines Interess ^
in derLitteraturoheitiert. Guys'sHospit.rep. 1843- OctL-**^'
X T. a Conquest, geb. 1789. gest. 24. Oct ^i
18Ö6, (s. Bd. II), Docent der Gebortshülfe am City ^^^
London Gebärhanse und am St. Bartholomaeus-Hosp* Se0^^
Werk ^outlines of midwiferj** TAiirde von J* M. Win ^^
neu herausgegeben. M
Robert F. Fergusson, geb. 15. Novbr- 179^^
geet, 25, Juni 1865, Professor der Geburtshülfe arf*
KiBg's CoQagei Arzt und Äccoucheur der Königin, Auto^ i
dnes W«rkes über Fuerperallieber, London 1839*
Joseph Cl a r k e. Life and writings, von Oollins^
London 1840« tnitgetlieüt von Helft t. N. Zeitsch. f -^
ÜelK Bd, 28, 1B50-
William Ty 1er Smith, geb. 10. Aprü 1815, gest-
2* Juni l!^73, angesehener Geburtshelfer in London, Be-
gründer der Ob^tetricAi society» Aiälor mehrerer Schriften
^jms der Geburt^hiille imd G^-nikologie. Er liefert« durcli
bend« Untersuchung den Nachweis- dass die Uterin-
üntractioneii als Kefle^tbewegungen aufctifassen sind,
td er erläuterte die^ tu den verscMedexten Phasen der
Jel^f ~ cei ISM4); die Ovarien hält er für Ex-
a^eme^pMog t^^ lanret 1S4G)> Seine
^•tr n P^rturitiaa and the printiples and practice
* l^v> dji$ ^niedical pracdtioi^er^s private
184S. und das ^Manual
I
I
I
w
Charles West, geb. B. Äug. 1816, gest. 19, März
.898, Accoucheur und Dozent der Geburts hülfe am St,
BarthoL und iliddlesex Hosp, und Präsident der ob*
Btetric soc., der bekannte SchiiftsteUer über Kinderkrank-
leiten.
Alfred Henry M' C H n t o c k in Dublin, geb,
'Sl. Octbr. 1821, gest. 2L Octb, 1881, Verf. der Be-
nchte über das Rotunda Lying-in Hosp. und Heraus-
geber einer neuen Ausgabe von der Blidwifery von Smel-
lie (s. N. Zeitsch. f. Gab, Bd. 20. 1846). Bemerkens^
^^^^erth ist seine Schilderung über eine Puerperalfieber-
Epidemie im Gebärhaus zu Dublin 1845. Dublin, joum.
IVtai 1845.
Fleetwood Churchill, geb. 1808, gest. 31.
Jan, 1878, Professor der Gebui-tshiilfe bei der School
cif physicians und thätiges Mitglied der obstetrical So-
ciety in Dublin. Sein Lehrbuch über die Geburtshülfe
'VTU'de in mehrere fremde Sprachen übersetzt, auch sein
.j^manual for mid\¥ifes and monthly nurses". Dublin 1872
erlebte mehrere Autiageu.
»Samuel LittleHardy, geb. 1815, gest. 29,
Oetb. 1868, Docent der Geburtshülfe am Dubbner Ge-
^ärhause. Bekannt sind seine Untersuchungen über das
Mutterkorn {Dublin jourö. 1854) und über die Vem^en-
dimg von Chloroform (1845). Zu erwähnen sind auch
seine ^practical observations on midwifery", Dublin 1848,
W. R. Wilde, bcentiate of the royal College of
surgeons in Ireland, schrieb eine Vorlesimg ^Ä short ac-
I coimt ol the superstitions and populär practices rela-
I ting to midwifery. 1849,
K J. D e n h a m , früher Assistenzarzt der Dubliner Ge-
^M l^äianstalt, berichtete über 50 Fälle von Anwendung von
H Chloroform dortselbs t, Dubl. quart. joum. 1849.
' Robert B. Barnes, Docent am St. George's
hö&p, in London „Lectures on obstetric Operations",
jJte Aufl. 1875, „Fatty degeneration of placenta**, med,
cMr. transact. 1851—1853.
B 1 o s c a m , W. Die Structur der menschl. placenta
ujid ihre Verbindung mit der Gebärmutter. Aus den
$
144
Verh. der Londoner Gesellsch., in der Hamburger Zeitsch.
1841.
Robert Johns, Vicepräs. d. Ges. f. Geburtsh.
in Dublin. „Vorlesungen über Puerperal-Convulsionen.
Deutsch V. Dr. v. d. Busch. 1843.
A. P e d d i e. „ Vorles. über die contagiosa Natur
des Puerperalfiebers und dessen genaueren Zusammenhang
mit erysipelatöser und phlebitischer Entzünd.". Edinb.
med. joum. Jan. 1846.
J. Braxton Hicks, Lehrer der Geburtshülf e am
Guy's Hosp. ; später fellow des royal coli, of phys. und
Präsident der Londoner obst. society. Seine Schrift:
„on combined extemal and internal version", London
1864, wurde von K u e n e k e ins deutsche übersetzt
und gab oft Anlass zum gleichen Verfahren. Spätere
Arbeiten von ihm sind ; „Inquiry into the best mode of
delivering the foetal head after Perforation". „Inquiry
into powerless labours". „Remarks on the cephalo-
. tribe". „Contrib. to the knowledge of puerperal disea-
ses, Proceed. of the royal soc. 1879: On auxiliary forces
concemed in the pregnant uterus".
E. Copemann. Records of obstetric consultation
practice and a translation of Busch and Moser on
uterine haemorrhage. London. 1856.
§. 51.
James Mathews Duncan,
geb. 29. April 1826 in Aberdeen, gest. 1. Septb. 1890, an-
gesehener Arzt und Lehrer in Edinburg. D. war zuerst As-
sistent am Bartholomäus-Hosp. , später Ehrenmitglied
mehrerer geburtshülflicher Gesellschaften in England. Er
starb während eines Kuraufenthaltes in Baden-Baden.
„Reflections on the duration of pregnancy. Edinb.
joum. 1854. — On the duration of pregnancy and the
calculation of the date of confinement. Edinb. Joum.
Novbr. 1856." — „Ueber abnorme Lagen toter Kinder
bei der Geburt". Ass. joum. Aug. 1855.
Eine interessante Arbeit von D. beschäftigte sich
mit der Frage der Geburtsdauer in ihrem Verhältniss
145
ZOT Sterblichkeit der Gebärenden und Wöchnerinnen.
Düican stellt folgende 2 Sät^e auf: 1) Die Sterblich-
keit der Gebärenden und Wöchnerinnen wächst mit der
Dauer der Geburt, 2) die Geburtsdauer ist nur eine an
äcb unbedeutende jener vielen Ursachen der Sterblich-
keit der Gebärenden und Wöchnerinnen. Edinb. med,
jonm. 1857.
Spätere Schriften ¥on D^ welche erst in Bd. IV Be-
rüdsichtigung finden werden, sind : „A lower liniit to
the power exert^d in the function of parturition, Transact.
oi the royal soc» of Edinb, 1867, — On the so~called
synditic motion of the foetal head in the raechanism
of parturition. Transact* of Edinb. obst. soc, 1370. —
Le mecanisine de Taccouchement normal et pathologique
et recherches sur Tinsertion vicieuse du placenta, tra-
duit par Budin. Paris 1876,
§-
rv2.
■ Di eGeburtshüll" einItalien.
I Italien war in dem Zeitraum der Jahre 1840 — 1860
■ von den politischen Veränderungen dieser Periode ein-
greifend betroffen worden, imd der Einfluss, welchen die
Ümgestaltiing des nationalen Lebens auf aUe Kreise aus-
übte, spiegelt sich auch in alten wissenschaftlichen Lei-
stimgen dieser Jahre wieder. Die dortige litterarische
Productivität und die Stellung, welche unsere Wissen-
sctaft gegenüber den Erzeugnissen des Auslandes ein-
nahm, war in ihrer Entwickelung ganz yon den daraa-
^^ügen Zeitereignissen abhEingig. Erst^ nachdem in Italien
Kas nationale Band der Einigung fest geknüpft war,
lonnte man von einem besonderen nationalen Char acter
äer Fachwissenschaft unserer südlichen Nachbarn reden,
ond je mehr Zeit nach diesen politischen Stürmen ver^
Bossen ist, desto mehr hat sich dort die wissenschaftliche
Zusammengehörigkeit mit den nördlichen Ländern in er-
freuBchster Weise herausgebildet. Die Litteratur dieser
Paiode giebt uns viele Beweise davon.
Sohm-Siebold, GftBOhicht« der Geburtahtüfä. IIT.
10
146
In den mediciniscfaen Kreisen hatte seit den ersten
Decennien des 19ten Jahrhunderts der Wunsch Wurzel
gefasst, in Nord- und Mittel-Italien ein besonderes Insti-
tut zu begründen, welches vornehmlich der Beobachtung
natürlicher Geburten in ungestörtem Verlauf dienen sollte,
und die physiologischen Forschungen von G a 1 1 i in Bo-
logna und Monteggiain Mailand hatten diesem Wunsch
einen günstigen Boden vorbereitet, zugleich sollte ein sol-
ches, mit ausreichenden Lehrmitteln ausgerüstetes Institut
zu Einübung geburtshülflich-operativer Eingriflfe dienen.
Die weitere Entwickelung des Planes war dann namentlich
den Bemühungen von GiovanniBattista Fabbri
in Bologna zu verdanken, welcher in seinem Unterricht die
Schüler sowohl auf fortwährendes Studium der mechani-
schen Vorgänge der Geburt, als auch auf die Indicationen
zur operativen Hülfeleistung hinwies. In derselben Zeit
wurden auch in Kongressen manche Hauptfragen unseres
Faches, welche damals das Ausland beschäftigten, in ver-
schiedenen Städten Italiens zur Verhandlung herangezogen,
und diese Kongresse erwiesen sich, obwohl sie nur wissen-
schaftlichen Zwecken dienen sollten, später als sehr frucht-
bringend für die Verschmelzung der einzelnen Theile des
Landes.
§. 53*).
In der Geburtshülfe unterrichteten: in Piemont in
Turin von 1838—1857 Prof A. A 1 i p r a n d i , von 1857
— 1863 Prof. S. Giordano und für die Hebammen
Prof. R o s s i ; in Genua bis 1847 M o 1 f i n o und bis
1867 Arrighetti; in Cagliari: von 1837—1849
Prof. G. B. Ghersi, von 1850—1873 Prof. G. Masna-
*) Anm. Die nachfolgenden sachkundigen Nachrichten über
die italienische Litteratur verdanke ich der liebenswürdigen Mit-
hülfe des Professors Calderini in Bologna. Dieselben werden
die Notizen des § 256 des 2ten Bandes des Siebold'schen Wer-
kes in erwünschter Weise ergänzen. D o h r n.
147
la: in VefcelH: für die Hebammen 1852—1856 Dn G.
Varaldaj von 1857 Di\ L Majoni; in Voghera: Dr,
?oggi von 1842--1890: in Novara 1835—1859 Dr. Pa-
gani, 1859—1862 Prof" C. Eaterl ü; in der Lombardei:
inPam 1827—1852 Prol Tb, Lovati, unterstützt von
Prot: LPaatorello bis 1859; in Mailand fto die Heb-
ammen 1820—1862 Prot: F. de Billi; in Venetien:
b Padua 1819-1857 Prof. R Lamp recht, 1857—
1858 L. Bianchessi, ISSS^-lSöi L. Pastorello:
in Venedig für Hebammen 1841—1842 "Dr. Smania
und ?on 1843—1886 Prof. G. Yaltorta; in Parma:
1314^1850 Roaai Ginseppe und von 1851 — 1866 a
Fattori und für Hebammen X Guenau 1851—1871;
inModena: von 1832—1859 K Koncati, Prof. Potito
C 1 b e n e 1859—1870 ; in Bologna : R i z z o 1 i , Prof. der
ChiraTgie, 1836—1854 gefolgt von Prot; G. B. Fabbri;
iöFerrara: für Hebammen 1840 — 1859 der Chirurge P. P,
Malag 6, bis 1859 beigeordnet dem Prof. C. Grillen-
zoni; in Camerino bis 1859 für Hebammen G, B. Fabbri,
1860 nach seiner Versetzung nach Bologna gefolgt von
Adalfo Settini In Urbino 1840—1860 für Heb-
ammen Prof, C. Andreoli; in Toscana: in Pisa 1839—
1845 V. C e n t o f a n t i , als Prof. „di ostetricia minore*',
TO 1845—1864 Professor der Geburtshülfe. 1849 wurde
die Klinik für Geburtshülfe für Studenten und Hebammen
mgerichtet. In Siena lehrte 1840 — 1859 C a p e s s i , dann
Minati; in dem Reich beider Sicilien: in Neapel L, Pag-
quale, Nachfolger vonL Chiari 1845— 1847> von 1850
-1851 J. Nunziante, 1851—1865 G. Capuano, für
ü« Studenten und Hebammen. In Bari für die Hebannnen
Prot J. N. C o 1 a p i n t o. In Catania war Prof. E. F i s i-
chiella 1842 dem provinziellen Institut, in Palermo lehr-
ten nach 1847 S a 1 e m 1 and später M» P a n t a 1 e o.
Im vorliegenden Zeitraum wurde eine geburtshülf-
10*
54.
148
liehe Klinik eingerichtet in Turin 1838, in Cagliari und
Sasaari 1841, in Palermo 1845, die practische Scimle yi
Florenz, die Hebamraenschule in Pisa 1840, die Mater-
nitä in Genua 1852, die geburtshülfliche Schule in Ur-
bino 1860, in Venedig die Schule für Hebammen 1842.;
Auch hatten geburtshülfliche Schulen: Novara, Voghera,
Vc^rcelli von Ende 1838,
Zugleich begannen am Ende dieser Periode in Ita-
lien die wissenschaftlichen Kongresse für die Hebung der
Geburtshülfe innerhalb der Landesgrenzen.
Unter den geburtshülflichen Lehrbüchern sind auf-
zuführen:
Ambro gio Aliprandi, Trattato elementare di
ostetricia. Turin 1840 Ite edit., 1845 2te, 1860 3fce edii
Die Arbeit umfasat Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett
und Neugeborene, Der Stü ist vortreffich und gefällig.
Giovanni Raffaele von Neapel, Oatetricia teo-
rico-pratica mit Atlas. 2 Vol, Napoli 1843.
Luigi Capessi, Element! di ostetricia teoricu-
pratica^ gegründet aaf die modernen Doctrinen der Phy-
siologie und der Tokologie, Siena 1843 und 1850. Der
Autor bemüht sich, die Geburtshülfe mit den Lehrsätzen
der Mechanik und Mathematik in Einklang zu bringen,
Michele Frari, Operazioni di ostetricia, Vene-
zia 1844, ein von den ersten Werken dieses Inhaltes,
G h e r s i, Lesioni teorico-pratiche di ostetricia, Ca-
gliari 1844,
Vincenzo Ballocehi. Manuale completo di oste-
tricia. Ite ed, Firenze 1847, 4te ed. 1871, Die erste Auf-
lage soll sowohl den Aerzten als auch den Hebammen
dienen, die letzte nur den Aerzten, Mit besonderer Bezug-
nahme auf die Erfahnmgen von Vannoni und des Autors*
Luigi P a s t o r e 1 1 o, Trattato di ostetricia, Pa?ia
1854, 2 VoL Der Autor gieht die Erfahrungen der
Gebäranstalten zu Padua und Pavia wieder. Er be-
Hi^rrscht die deutsche Sprache und erläutert die Fort-
149
W.
I
schritte der Geburtshüllb in Oestörreicli und Deutschland*
Teodoro Lovati. Manuale del parto meccanico
strameufcale. Milano 1854,
Ueber die Geburtsliülfe berichtete C. de Renzi aus
dem Institut, chirurg. in 6 Voh, 4te Aufl., Neapel 1860.
Für den Unterricht der Hebammen erscliienen: S an-
te Sillani 1842, 2te Aufl. Neapel, Teodoro Lovati
iß Mailand 1843 und Pavia, PaatoreUo in Trentu
1843, Montagna, Verona, 4te ed. 1845, Aliprandi
Törin 1846, Pelliccia, Lucca 1851, Aurelio Finizio,
Neapel 1853, Sante Sillani, Perugia 1854^ Mina-
relli in Bologna 1855, G. B. Fabbri, kurzer Abriss über
den menschlichen Körper für Hebammen. Bologna 1857,
AnrelioFinizio gab 1845 ein gebnrtshülfliches
oornal für Frauenkrankheiten und Krankheiten der Neu-
geborenen heraus, aber das Journal hatte nur kurze Dauer.
In diesem Zeitraum wurden übersetzt die Werke von
Baudelocque, Boivin, Merriman, Velpeau und
von E s t e r 1 e pnblicieit eine lange Reibe von Artikeln ge-
turtshülflichen Inhalts in den Annali universali di med.,
begründet von C. A. Calderini, fortgesetzt von Omo-
dei, das alte italienische Jonmal der Medicin. Einst-
weilen waren alle gebnrtshül fliehen Publikationen durch
die oben erwähnten politischen Umstände in ihrer Wirk-
samkeit eingreifend bebindert, bis später für die jüngere
Welt ruhige Zeit für das Studiimi kam*
§. 55,
Gemäss der Reihenfolge, welche Corradi in seiner
Gescliidite der Gebnrtshülfe (L'ostetricia in Italia, Bolog-
Ea 1872) aufgestellt hat, soUen einige Haupters cheinnngen
tmseres Fachea aufgeführt werden, wie folgt:
Reifung und Entwickelung des Eies,
Empfängnis; Die Beobachtungen von M alpig hi,
V a 1 1 i s n i e r i und Santorini über die gelben
Körper in dem jungfräulichen Körper wurden auch von
150
Locatelli in einem Falle von imperforater
bestätigt {!). B i v e 1 1 i sehrieb N e g r i e r diö Priori-
tät der Entdeckung der Abhängigkeit der Menstruation
von der Thätigkeit der Ovarien zu (2)* Fälle von Im-
perioration bei schwangeren Frauen veröffentUcht von
M a 2 z a und von B i 1 ! i (3), Fälle von Mangel des
Uterus und Atresie der vagina berichteten B e r t a n i,
Rulfini^ Causini, Moudini (4), V a n n o n i
beobachtet einen Fall von Verlängerung des Uterushalsi
als Grund der Sterilität (5)* K a n n i n i erzählt von
einem Fall von Uterusruptur durch haematonaetra (6)*
ß D s a t i behandelt eine Frau, welche bei verschlossener
narbiger vagina durch den anus geschwängert wurde und
durch die Blase menstruierte.
1) Locatelli, Gazz. med. di Milano, 1849 p. 189.
2) BiveUi. Bologna 1853, 3) Mazza, Ann. univ*
di med. 1852. 142. 78. D e B 11 U id. 1844. 111.293,
4) B er t ani, Ann. univ. di med. 1841. 97. 440, Ruf-
fini. Giom. science med. Torino 1843. 18. 184. Tan-
sini, Gazz. med. di Milano 1846, p. 61. Mondiui*
M'uovi comm, deU' Äccad. science Bologna 1842. V. 165.
5) Vannoni. II progresso gazz. med. Firenze 1849,
p. 806. 6) Z a n n i n i* Giorn, per i progr, della pat. Ve-
nezia 1S34. 1. 37. 7) Eosati. Racc. Fano. 1843. Xni. 301.
Cirkulation desfoetus und seine r Ad-
nex ar Biancini hält die Commuuication des müt*
terbchen Blutes mit dem foetus aufrecht (1). Gegen
diese Commuuication traten Bigacci, Civinini,
Alessandrini, Panizza auf, 2) B u r c i beob-
achtete Haare im meconium als Beweis der Amnion-
flüssigkeit. 3) C a 1 o r i sah einen Fall von Ruptur der
Nabelschnur in der Schwangerschaft und meconium bei
einem foetus, dessen ileum keine Verbindung mit dem
Dickdarm hatte* 4) G u a r i n i , A 1 i p r a n d i beobach-
teten eine 3g esp alten e Nabelschnur und das Vorkommen
einer einzigen Nabelarterie.
1) Biancini. Nuovo giom. di lett. di Pisa 183B.
2) Bigacci. Atti del. Congr. Firenze 1841. C i-
i. Latt* e memoria anatonüca Firenze 1839.
L i,
[>nl
I
I
J
151
I e s s a n d r i n i. Äcc. seien, di Bologna 1840, P a-
niaza. Verga. Sc. med, Pavia 1839. XI. 3) B u r c i,
Giom. med. Milano 1844. III. 4) C a l o r i. Novi comm*
Inst. Bonon. 1844. VU. ü. 1840 IX* u. 1844* TU. h\
Guarini, Gazz* med. MUano 1B42, p. 119, A U-
prand , Trattato.
Gewicht des f o e t u s* D e B i U i gab als mit-
[tleres Ge\^ächt des foetus in seiner Reife gr 3360 an,
^die Länge 47 cra.
De Billi. Ann. iiniv, di med. ilL 1844, p. 290.
Geburtshülfliche Untersuchung und
B e c k e n m e s s u n g : lieber den Werth der Auskul-
tation haben B r e v e n t a n i (1) und G r i 1 1 e n z o n i
I Arbeiten geliefert, über die Entstehung des Uteringe-
räüsches L a z z a t i und T a r s i t a n i (2). Ber Erstere
sekrieb es den oberflächlichen Gef ässen des uterus zu, der
letztere der Insertion der placenta, V a n n o n i und B a-
loiche (3) dem abgestorbenen foetus oder einer Mole,
Frari beschäftigte sich mit der vaginalen Auskultation*
4) Veränderungen der Beckeumesser gaben an: Oreste,
Capezzi, Hizzoli, Grillenzoni, 5) Pasto-
rello zog die manuelle Beckenmessung vor.
1) Breventani, Man* di ascoltazione* Bologna 1845.
Grilleuzoni* Bull sc. med. 1844. 2) Lazzati*
Ami. univ. med. 1844. 112 u» Verh. des Kongresses in
Mailand* Targitani. Yerh. Congr, NapoH 1847*
3)Vannoni, Balocchi. Gazz. med* toscana 1848*
4)FrarL Gazz. med* pro v* venete 1859, p, 241* 5)
Ö r e s t e* Filiatre Sebezio 1 8B4. Capezzi. Gazz.
tose. 1843. Eizzoli. Bull. sc. med. 1856. Bologna.
'6) P a s t o r e 1 1 0. Giom. ven. sc. med. 1860.
Zeichen der Schwangerschaft: Gili-
berti, DeEenzis berichten über Fälle von Schwan-
getschaft ohne Menstruation (1). Malvani hob die
violette Farbe der vagina als Zeichen der Schwanger-
schaft heiTor- 2) V a n n o n i und C o z z i hielten das
Ki.iestin gegenüber T u r c h i n e 1 1 i und B u r c i als
Scbwangerschaftszeichen ftir wichtig*
1) G i 1 i b e r t L Filiatre Sebezio 1840. XX* B ar-
152
bierL Bull sc. med. 1860, Malvani Gioxn. sc.
med, Torino 1840. Vaimoiii u. Cozzi. Ätti del
congr, di Padova 1812. Turchinetti ned Burci,
Atti del congr. di Lucca 1843. Gazz. med. tose, 1841.
Zeitrechnung un d Dauer der Schwanger-
schaft: Da Camin schrieb über Verlängerung der
Schwangerschaft, desgleichen V a n n o n i, Gazz. med-
tosc. 1852.
Mehrfache Schwangerschaft, Super-
fötation: Civinini, Cappelletti, Miglia-
vacca, Baruffaldi berichten über FaJle von 3fach
bis öfachen Geburten (1), Giordano betonte die
Fruchtbarkeit früherer Zwillingsmütter (2). Emiliani
belichtete über eine ZwilÜngsgeburt einer Frau mit einem
einzigert ovarlum (3). Caiori, Panizza, Pacini^
Älessandrini beschreiben Schwangerschaften mit
missgebüdetem fötus (4), Generali, Yer^a, Gua-
rini, Rizzoli, Faragli, Band, DelVesco,
Pastorello, Fälle scheinbarer Superfötation,
1) Civinini. Ind, museo anat. pat. Pisa 1842»
Cappelletti. Giom. p. progr. pat. 1844. M i g 1 i a-
vacca. Giorn. med. MÜ, 1846. Baruffaldi. Gazz.
med. lomb. 1858. 2) Giordano. Gazz» med. statt
gardi 1858. C h i a r a. Ren. clin, ost. Torino 1862,
3) Emiliani, Bull, sc, med. 1843. 4) Caiori, Mem,
ßoc> med. chir. Bologna 1847* F a n i z z a, Stör. fet.
hemiceph. Pavia 184 L Pacini. Ann. univ. med. 1843.
Älessandrini. Mem. acc. sc. Bologna 1860. 5) Ge-
nerali, N* ann. sc. nat. Bologna 1848. Verga. Gi-
ons, sc. med, Pavia Xu, Guarini, Ann, un, med, 1855,
Rizzoli. Ver ardin i. Bull, sc. med. Bologna 1858.
X. Faragli, Gazz. fis. med. tose. 1846. DelVesco.
Gazz, med. Venet. 1859. Pastorello. Ibid. p. 202.
Complicationen der Schwangerschaft:
lieber unstillbares Erbrechen der Schwangeren schrieb
Masna ta u. Pastorello (1), Scalz af e r ri berichtet
' einen Fall von Invagination in der Schwangerschaft (2),
^ über einen Fall fortschreitender Hypertrophie
^ (B), derselbe über Oedeme u. Albuminurie der
153
SdiwftBgeren (4), Cotta, Prari, Perugini über Com-
plication von Krebs mit Scbwangerschaft (5), M el chi o rr i
über Tumoren bei Schwangeren (6), P a s t o re 1 1 o , B u r r e s i,
Centoianti, Tibone, über nervöse Störungen bei
Schwangeren (7), G i o r cl a n o und Pastorello über
Besserung der Symptome der Ines bei Schwangerschaft (8),
Esterle erprobte die Wirkung des Quecksilbers bei
iues der Schwangeren (9)* Tibone u. C a z 2; a n i be-
richteten über Hydro rrhoe bei Schwangeren (10), Mel-
chior r i über Verlängerung der Muttermundslippen bei
Schwangeren, De Bill i über Rück war tsbeugnng des ute-
Tüs (11), Drago über Abort bei prolapsus uteri (12)*
Scaruf fi sah Perforation des utems im 5ten Monat
in Folge von Abort. C a i f a s s i eine spontane Rup-
tur des Uterus (13).
I 1) Masnata. Cagliari 1857, Pastorello,
Gim-n. dei progr. della pat 1840. XII. 31. 2) Scal-
zaferri* Giom, med. Roma 1852. L CXXIV. 3) E s-
terle. Ann. un. med. 1857. CLXH. 153. 4) Id. Ann.
m med. 1858, CLXHI. 530. Barbieri. Gazz. med.
lomb, 1855, p, 369. 5) Cotta. Lodi 1846. Frari.
Gaaz. med. lomb* 1855, p* 287. P e r u g i n i. Gazz.
med, chir. del Trentino 1851, p. 337* 6) Melchiorri»
Gaz3£* med, Müano 1844, p. 42. 7) Pastorello* Giora.
Ten. di sc. med, 1859. XIY. 613. Bnrresi. Gazz.
med. tose, 1855, p. 124. Centofanti, Mise, med.
cMt. farm. Pisa 1843. L 64. Tibone, Giom* acc.
med. Torino 1859. XXX VL 395, 8) G i o r d a n o. Gi^
om. St sardi Torino 1 858. Pastorello. Gazz,
med. Trento 1851, p. 483. 9) E s t e r l e. Ann, un,
med. 1858, CLXin. 736, CLXXV, 370. 10) Tibone,
Giom, acc, med, 1860, XXXVH, 201. Cazzani.
Prosp. chir, Payia 1859, 61. 1 1) M e l c h i r r i, Giom.
med, lomb, 1852, p. 363. De Billi. Gazz. med, :Mi-
Imo 1845, p. 1, Rizzoli. Bull, sc. med, 1858, X^^H.
68. 12) Drago. Oss, med, J^apoli 1849, XXVH,
164 13) Scaruffi, Gazz, med. fisica tose, 1844,
p- 12. Caifasai, Gazz. tose, 1854, p, 117,
Scheinbare Schwangerschaft: Yaltorta
154
^*^ei einer starkgefüUten Blase nach der Entleerung
die scheinbare Schwangerschaft verschwinden. Gioru
yenet. sc. med. 1859. Xm. Canuti beobachtete einen"
Fall von Hydropsie des uterus, welche Schwangerschaft
vortäuschte* BulL sc, med. 1843. ni.
Extrauterine Schwangerschaft: Mondini
beobachtete einen Fall von interstitieller Schwangerschalt,
Caatellani einen Fall von Tubenschwangerschaft mit
Ruptur, Santopadre einen Fall von Tuben Schwanger-
schaft, ebenso B o c c h e 1 1 i (1)* Fälle von Bauchhöhlen-
schwangerschaft berichteten DeRenzi, Biboli, Rizzo,
De B o n i s (2), M e n o 1 1 i einen Fall von Extra-IIterin-
SchWp mit Heilung, ebenso G a 11 i (3), B o c c h e 1 1 i
eine Ovarien-Schwangerschaft (4). Ambrosioni berich-
tete über einen Fall mit Elimination der Frucht durch
den anus, ebenso Fagello (5), Taruffi sah eine
35 Jahre lang in der Bauchhöhle zurückgehaltene Frucht
(6). Drago beobachtete einen Fall von Extra-Uterin-
schwangerschaft mit Drillingen bei einer DermoidcysteJ
1) M n d i n i. Novi comm, instit< Bonon. 1846,
VIII. 97. C a s t e 1 1 a n i. Gazz. med. tose. 1854,
p* 321. Santopadre. Metaxa. acc. med. chir. Roma
184L VL 181 . B o c c h e 1 1 i. Gazz* med. Älüano 1845,
p. 34. 2) De Renzi. Filiatre Sebazio 1853. XLV.
193, Riboli. Gazz. tose. sc. fis. med. 1846, p. 33
Rizzo. Gazz. med. st. sardi 1858 n. 2. D e B o n i
Giom. sc, med. Torino 1846. XXV. 311. 3) M e n o 1 1 1
Ann. un. med. 1839. LXXXIX. 260. 4) B o c c h e 1 1 i.
Gazz. med. tose. 1853. S" Ha V. G a 1 1 i. Mem. acc.
sc. Bologna 1859. VIII. 430. 5) Ambrosioni,
Gazz. med. Milano 1846, p. 385. P agell o. GiomJ
ven. sc. med. 1854. III. 57. 6) Taruffi. Bull,
med. 1855. IIL 129. 7) Drago, Ingrassia-giom*
med. Palermo 1856*
Krankheiten der Eihäute und der pla-
centa und der Frucht. Abortus: Candiani
schrieb über die Krankh. der Frucht und der Eüiäute (l),i
Kersi u. Giordano über Placentarerkrankungei]
1 1 e n z o n i über Gewichte der Placenten (3). Jg
i
1&5
^
^
I
beobadtt^eciiieNabdbdiniirmitemeraifiiigeodickeiiArte-
rie^Calori eiiielfissiiildmig'^diieiilieaiuc^phjdtistmtFdü^
des Nab€]stnuig«&. Tenderini, Belluszi, De Billi
Teröffentlichteii Füle Ton Tod der Frucht durch Nabel*
sdmur-Knoteii * 4>* B r e s c i a a i , G u a 1 i beobachteteii
Blattern bei Früchten (5)- D üb i n i u. L az z a t i g^Iauben
m dea DärmeQ todter Früchte WHitter gesebeü zu hsbeo
(! 61* Fastorello beobachtete bei ^K>rtiertcii Früchten
pleuritis (7)* Oiordaoo o. Fioixio empfehlen bei
wiederholtenL Abort lingere medicament^se Behandlung,
1) C a n d i a n i. Diss* inaug« Padova 1844. 2)
Gh e r s L Ann. on- di med- I84i\ XCHl. 60€. Gior-
dano-Tiniini 1B43 De praecipuis placentae morbis*
3) Peiretti, Rend. Stat, 1859—60 Torino 1861,
p. 56. G r i 1 1 e n z o n i. Ann. im, di med. 1860. CCV.
6, 4) Face n, Gazz, med. lomb. 1852, p* 214, C a-
!ori Mem, accad. sc, Bologna 1854, V, 483. Ten-
derini. B t^mp. Firenze 1860* IV. 169. BelluzÄi.
BuD. sc, med. 1860. XTÜ. 286. De BillL Ann, an.
med, 1859, CLXVn, 315. 5) Bresciani, Saggi di
chir. teor. prat. Verona 1843. UL p, lä9. Guali. Bau
8€, med, 1841. XII. 185, 6) Dubini e Lazzati. 'Ann.
im. med. 1849. CXXXI, 544. /) P a s t o r e U o, Gi-
om. per i progr. della pat, 1840, XIL BU Ann. im, med.
CXV, ä30, 8) Qiordano. Giora, aec. med. Torino
1857. FiniEio. Mem. acc, med. Kapoli 1850.
F a b b r i veröffentlichte „ Betrachtungen über den
E in 1 1 u s s des Beckens auf die Geburt''. Mem,
ftcc* sc. Bologna 1856, P a c i n i über die RoUe des Dam-
mes bei der Geburt 1840. G i o r d a n o untersuchte
den Unterschied der Geburtsdauer bei Erstgebärenden
u> bei Mehrgebärenden. Giom. acc. med, Torino 1857.
Heber unregelmässige Kindslagen schrieben Fra*
rif Mem. med. 184^4. XI. B e 1 1 u z z i. Bull, Sc. med,
1857, vn. Ghersi, Giom. sc, med. 1842. XV, Fa-
storello. Trattato 1854. De Billi. Ann. un. med.
1844. CXIt über spontane Äusstossung der placenta
Giordano u, Grlllenzoni 1843. 1844.
Zahlreiche kasuistische Mittheilungen dieses Zeitraii-
156
mes betrafen benierkenswerthe Fälle von placenta prae^
via, Eklampsie, engem Becken und interessante geburta
hlilfliche Operationen. Zwar grössere wiasenschaftliche"
Fortschritte enthielten sie nicht, aber sie gaben Zeugniss
von der Lebhaftigkeit, mit der die italienischen Äerzta
ihre praktischen Erfalirimgen mit den Kollegen auszu-
tauschen bestrebt waren. Es war eins von den erfreu-
lichen Zeichen nationaler Zusammengehörigkeit^ welchd
sich in den folgenden Jahren glänzend bewähiie* "
Unter den Neuerungen auf dem operativen Gebiet
ist nur die Empfehlung und Weiterfilhrung der Symphy-
aeotomie und Pubiotomie aufzuführen, 1840 operierte
G a 1 b i a t i zwei Kreisaende durch Symphyseotomie, beide
FäUe verliefen unglöcklich für Mutter und Kind, Ann.
clin, osp. 1846 VI, und 1841 empfahl derselbe die Pu-
biotomie 1842. Die Vorschläge Galb iati's fanden aucM
in Italien viele Gegnerschaft. Zwar konnte man in den
folgenden Jahren über einige glücklich abgelaufene Fälle
von Syraphyseotomie berichten, aber im Ganzen verhielt
sich die dortige ärztliche Welt gegen diese Neuerungen
ablehnend. Dies war eine allgemeine Meinung der medi-
cinischen Kreise, welche auch in einem Kongress von
Genua 1847 zum Ausdruck kam. Einige verwarfen diese
Operationen unbedingt, Andere riethen, sie diu^ch künst-
liche Frühgeburt zu ersetzen. M
1) Galbiati, Ann, clin. osp. ine. 1846. VT. SOt"
id. p. 309. 2) C a c c i o p p o 1 i B, Morgagni 1858 p. 561
Jacolucci n. Morgagni 1858 p* 561, Lo Speri-
mentale 1858. 3) Da C a m i n, Giom. ven. sc* med*
1850. L 706. 4} Galbiati. Filiatre Sebezio 1842.
XXm. 145. C i a n f 1 n e j Meyer trad. tratt. Braun
m* 229. Capezzi etc. Ann. nn. med. 1847. CXXI.
167. Lovati, Giorn. p. i prog. deEa pat. 1847, XU,
539, e Ann, im- med. 1847. CXXIY. 506. CXXV. 330.
De R e n z i. Istit, di pat.
5) S o g 1 i a n o. Atti Congr.
'^^Tl. 620. Rossi. Att
cMr. Napoli 1853. VI. 368.
Napoli Ann, un, med. 1846,
Congr. Padova e P a s
relio. Tratt II. 384. GiovaiininL Fil, Seb.
1852. XLUI, p. 11-^15. De Christo forL Ann, un.
med 1858. CLXV, p. 509; 1859. CLXVII , p. 15,
6) J Ji c 1 u c c i. H. Morgagni 1858, p. 56L G r a s s i.
Matre Sebezio agosto 1852*
Ueber die Entstehung und die Verhütung des Puer-
p«mlfiebers herrschten in damaliger Zeit ebenso wohl in
Italien, gleichwie in Deutschland, ganx %"er fehlte Änsich-
teD, welche erst von Semmel weis bericiitigt wurden.
§. 56,
Holland*
Holland hat eine Reihe von ausgezeichneten Geburts-
helfern gehabt* Für die Ausbildimg in diesem Fach war
Ton Alters her eifrig gesorgt worden, und die dortige
Regierung wusste in ihren vei-sttindigen Massnahmen den
Rahm der holländischen Geburts hülfe, in dem Vaterlande
D e Y e n t e is, wii'ksam zu erhalten. Die BestimmungeD,
welche die Ausübung der Gehurtshülfe im Lande regelten,
zeugen von praktischem Sinn ; den Aerzten^ wie den Heb-
ammen war ein bestimmter Wirkungskreis vorgeschrieben
and andererseits war für Abwehr geburtshülflicher Pfu-
scherei ausreichend gesorgt. Für die Unterweisung der
Schülerinnen, der «Vroed Vrouwen", wurde in den Heb-
ammenschulen zu Amsterdam und Rotterdam Vieles ge-
than und für die Wissenschaft sorgten die geburtshlUf-
lichen Universitätskliniken von Leiden, Utrecht imd Gro-
ningen mit grossem Erfolg.
Unter her\^orrageiiden holländischen Geburtshelfern
sind zu nennen :
Jacobus Cornelius Broers, geh, 17. Februar
1795, gest. 23. Novb. 1849, berufen als „Hoogleeraar
iii de Heelen Verloskunde" , wobei er auch Chirurgie
und pathologische Anatomie vertrat* — G. Salomon
(i. Bd. H), gest. 20* Aug, 1864. ^ Jacob Baart
ie la Faille (s* Bd. II), gest. 19, Mai 1867, später
158
in Groningen, verdienstvoller Autor mehrerer Arbeiten
über Volkskrankheiteu und Teratologie. — Leopold
Lehmann, gest. 18. Juli 1880, Professor der Geburts-
hülfe in Amsterdam, Verf. fleissiger Aufsätze aus dem
Gebiete der Geburtshülf e und Gynäkologie in der nederl.
Tydschrift voor Genesk. Bydr. tot de Kephalotrypsie
1850, Over de Vezelgerwellen der baarmoeder 1853,
Over de methode van Schweighäuser-Cohen 1855,
Gebruik van Chloroform in de Verloskunde 1857, Rup-
turen van baarmoeder 1858, Over het uiteenwijken van
het bekken gedurende de baring 1861, Over de bepaling
der dierlijke wannte by puerperaal-procesjen 1865, By-
drage tot de bloedvloeijingen bij placenta previa en hären
invloed op het afsterven der Vrucht 1868, Waamemingen
van veraauwing des bekkens 1869, Drie Waamemingen
van Sectio caesarea 1870, Atresia uteri gedurende de
baring 1871, Over de keering by een voorüggend hoofd
in een naauw bekken 1873, Ruptura uteri spontanea
1877. Lehmann unterrichtete viele Jahre lang am
Athenaeum illustre und demnächst an der Universität,
welche daraus hervorging. Gleichzeitig stand er an der
Spitze der Hebammenlehranstalt.
Abraham Everard Simon Thomas, geb. 6. Juni
1820 zu Amsterdam, anfangs Arzt in Rotterdam, dann
Professor der Geburtshülf e in Leiden. S. T. hatte viele
Verdienste um die Hebung des geburtsh. Unterrichtes
in Holland und das Ansehen der Klinik zu Leiden.
Seine litterarische Thätigkeit fand auch in Deutschland
viel Anerkennung, besonders ist seine grössere Mono-
graphie über das „schräg verengte Becken" hervorzu-
heben. Andere Arbeiten von ihm betrafen „die Ver-
besserung der Kopfstellung mittelst der Zange (Nederl.
Lancet. Decbr. 1853 u. Jan. 1854), die Lehre vom ver-
engten Becken, die künstliche Frühgeburt, die Eklampsie".
Für Anwendung des Silberdrahtes bei gynäkologischen
Operationen und für technische Handgriffe bei dem Kai-
serschnitt gab er praktische Rathschläge. Simon Tho-
mas starb 22. Novb. 1886.
Gerardus Vrolik (s. Bd. H), gest. 1859. Seine
159
letzte Schrift behandelte das Thema: ^Over den wer-
velkolon en hett bekken van den mensch", 1850 und
„Hoe men zieh de doormetingen van het yrouwelyk
bekken by den mensch behoort voor te stellen".
C. B. T i 1 a n u s. Beiträge zur Statistik des Mecha-
nismus der Geburt. Arch. f. d. hell. Beitr. I. 1858.
In Belgien war der Dienst der Geburtshtilfe ganz
nach dem französischen Muster eingerichtet. Die Ad-
ministration der dortigen Entbindungsanstalten litten, wie
Li^on Le Fort bemerkt, unter denselben Fehlem der
Organisation, wie in Frankreich. In Vergleich mit den
Nachbarstaaten konnte sich die belgische Geburtshülfe
nicht zu einer selbständigen Stellung erheben. Von den
Autoren des vorliegenden Zeitraumes sind zu nennen:
J. P. Hoebeke, Arzt in Sottegem in Ostflandem,
theilt in seinen „M6moires et observations prat. de cMr. et
de l'obstet." später von Vielen besprochene Fälle von
Osteomalacie mit. Seine Resultate des Kaiserschnitts hat-
ten die Entsendung ärztlicher Kommissäre veranlasst,
welche dieHäufigkeit seiner Kaiserschnitte in Untersuchung
nehmen sollten. Dabei stellte es sich heraus, dass gerade
dort die Knochenerweichung einen geeigneten Boden ge-
funden habe. H. hatte bei diesen Operationen 5 Mütter
und 6 Kinder gerettet, ein für die damalige Zeit staunens-
werthes Resultat (Schmidt's Jahrb. Bd. 37. 1842).
J. B. vän Huevel, geb. 24. Septb. 1802, gest.
Octbr. 1883, Prof. der Geburtshülfe an der Universität
zu Brüssel. Seine Verdienste über die Beckenmessung
und seine Erfindung des forceps-scie (s. Bd. II) sind
bekannt. Seine „Demi^res modifications au forceps-scie**
erschienen 1848 und 1851. Weitere Schriften sind:
„Lettre sur un proced6 nouveau de d^livrance dans le
cas d'hydroc6phalie**. Presse med. beige 1849. „Con-
siderations sur l'embryotomie et 1' Operation c6sarienne".
— „De l'avortement provoque et de Tembryotomie". —
„Pinceporte-lacs" in Hyernaux' Manuel d'accouch. 1857.
— Auch gab v. H. das Lehrbuch von C a z e a u x mit
Anmerk. heraus 1844.
L4on- Joseph G. Hyernaiax, geh, 28, De^^
1820, Prof. der Geburtahülie an der freien UnlTerstt^a^
in Brüssel, Mitglie4 der belgischen Akademie, Aut ^- d
zahlreicher Arbeite?) aus dem Gebiete der Geburtshüli^ -4
Manuel pratique de Tart des accouchements 1857.
la Pelvimetrie instrumentale. Presse med, 1861. — B-«
ckeneng-G am Ausgange* Presse med* 1857.
F e i g n ft a u x. Ueber Anwendung der Zangen-Säg
forcep8-8cie. Joum» de Brux, Aoüt. 1849*
§. 57.
Dancmiark.
Die I^orifuln IRIO (;0 war für daä Studium der Ge—
bniftiihfllfo in OiLm^mark n cht ungünstig wegen des fort-
wtUirpndiui ll^rrNcbens des Puerperalfieberg in der kgl.
EnMiiudun^;sjLUHiiilt -/u Kopenliagen. Beim Tode Sylv.
H a X i n r p li ^ l BIO ribt^rnalim C, E, M. L e v y seine
Lehrkanzel und im folgenden Jahre die Leitung der Ent-
bindungjiaUNtalt. Endo 1844 waren aber hier die Ver-
hiiUniHsi* »o arg, din Sterbliehbeit an Kindbettfieber so
grosn, da^i^ ilii* AnsUUt gescliloasen wurde (dasselbe war
im Jfthro !84i> für kiirxe Zeit geschehen). Erst im März
1848 >vurdo difsselbo tuuh einem grösseren Umbau meder
g^H'ttVriot ; aber tcanni die Hälfte der Gebärenden (c, 400
j^hrlieh) wurden hior uurgenommen: die übrigen (c 600)
wurden bt^t Hebtinuneu in der Stadt entbimden. Dass
üe Veisuch^ Lt^vy**** den gx^burt^hülflicben Unterricht
IQ Tefkf««Q^m und besonders geburtj^itüflichen Mimschen
Untenriehl ^t ShidtenMide einiufilhr^D, oiiter diesen trau-
VerkMtttittMii sekeitem tnu^len« kann kein Wunder
Vmck WtedererC^ffniiug der Anstfilt wurden die Yer-
HniwifB bald tmsi geimde m schlecht wie frühar* Leyj
*«ififti ^«r <kr Auffassung tou S e m me 1 w e i s ^^m
^ Pterpisnl&ebef^ T^tlUg ablelmeud gegieoüb^r.
i 5 theilt^ dum in tmem Brief «ib Wim (2L
IBl
531 47) die Lehre von S e in m e 1 w e i
wort L e V y's ( Hospitals- Meddelelser.
B mit aber dieAnt*
t, 1- Kopenhagen
iir eine Kritik der scliwachon
Seiten der Lehre. Und doch hatte schon 184Ö P.
A Schleisner in seiiior %'or2tigHchen Arbeit: „Die
Pathologie des Kindbettfiebers niid der purulenten Ln-
fection*' (Kopenhagen 1846, S< 233), die Wahrheit ge-
sehen und klar ausgesprochen : ^ Das maligne Puerperal-
fieber ist identisch mit der pnnilenten lofeetion, modifi-
eiert durch die Verhältnisse, die der Wöchnerin eigen
sind, und geht von den durch die Entbindung geöfiheten
Gebärnuittervenen ans'' — Worte^ die noch weniger Wie-
derhall fanden als später die Lehre von Semmel weis,
iiüd deren Richtigkeit auch nicht C. J. H. Kajser, der
Ymt der Arbeit; ^Die kgl. Entbindimgsanstalt zu Ko-
penhagen und das dort herrschende maligne Kindbett-
fieber" (Kopenhagen 1845, 147 S,), anerkennen wollte.
— Diese Puerperalfieberepidemien gaben übrigens Levy
eine rorzügüche Gelegenheit, das Kindbettfieher der Neu-
geborenen zu studieren; er hat seine diesbezüglichen Er-
fahrungen in einer Abhandlung niedergelegt: „Ueber
Nah elvenenentzün düng und die durch dieselbe hervorge-
rufene Pyämie hei Neugeborenen" (Hospitals- Me ddeleiser.
Bd. 2. Kopenhagen 1849, p. 317 — 79); schon im Jahre
1840 hatte er veröffentlicht : „Ueber Entzündung der
Nabelarterie als Ursache der Kieferklemme bei Neuge-
borenen" (Bibliothek for Laegen Bd. 33, p. 185—201).
— Es verdient rühmlichst genannt zu werden, dass Levy
trotz der erwähnten imgilnstigen Verhältnisse der künst-
Hch&n Friüigeburt das Wort redete imd mehrmals mit
Glück ausführte (s. Mittheilungen in Hospitals -Med delel-
aer. Bd. 1. 1848, p, 425—54' und Bd. 3. 1850, p. 319
— 37). Im Jahre 1843 gab er ein gutes Lehrbuch für
Hebammen heraus (^Udtog af Födselsvidenskaben som
Larebog for Jordemödre, Kopenhagen 1843).
Die gehurtshülfliche Litteratur in den Jahren 1840
BolirQ-Biebol^, GeBcbichte der Goburtahülfe^ m.
11
164
Gebär- und Hebammenanstalt war Magnus Andreas
Thulstrup, gest. 1844, s. Bd. II, welcher sich aber
in der Litteratur nicht bekannt machte. Sein Nachfolger
in dem Directoriat war Frantz Christian Faye
(1806—1887). Er gab 1844 ein „Larebog for Jorde-
mödre" heraus, welches 4 Auflagen erlebte. Faye machte
1852 in Norwegen den ersten Kaiserschnitt und schrieb
eine Abhandlung über die Menstruation, auch betheiligte
er sich lebhaft an der Diskussion über das Puerperal-
fieber der 50er Jahre in der norwegischen medicinischen
Gesellschaft (Norsk Magazin for Lägevidenskaben 1855).
Ueber die Ausbreitung des Kindbettfiebers und die Ein-
richtung von Spitälern hat F. seine Auffassung in meh-
reren Aufsätzen niedergelegt.
Valentin C. W. S. Heyerdahl, geb. 26. Oct.
1821, gest. 26. Jan. 1870, war Director der neuen Ent-
bindungsanstalt und Hebammenschule in Bergen. Man
hat ihm mehrere interessante geburtshülfiiche Abhand-
lungen zu verdanken. Sein Vorschlag, die Dekapitation
des foetus mit einer Hanfschnur auszuführen, hat sich in
der Praxis gut bewährt (N. Mag. f. Läger. 1855). Wei-
tere Arbeiten von Heyerdahl sind: Om Chloroform og
dens Brug ved Foedselshjelpen. — Om Barsei feberens
Vaesen og Aarsagsforholde med Hensyn til Epidemier i
Privatpraxis og deres Forebyggelse. — Om Jordemoed-
renes Behandling af Skindoed hos Nyfoedte med Angi-
velse af en ny Oplivingsmethode.
Joachim Andreas Voss, 1821 — 1870, war ein
verdienstvoller Lehrer und Schriftsteller der Universität
von Christiania. Er hatte viele Reisen in das Ausland
gemacht und schilderte seine auswärtigen Erfahrungen
seinen Landsleuten in mehreren Aufsätzen. Seine litte-
rarische Thätigkeit umfasste neben der öeburtshülfe auch
die gerichtliche Medicin und die Chirurgie. — Neben ihm
ist aus der Reihe der praktischen Aerzte zu nennen Chri-
stian August Egeberg, 1809—1874, Verfassereines
1(
Schaftszeit** (däniseh). Er wandte sich dann der internen
ledicin zu und wurde Oberarset. am ßtädtiscbeo Kranken-
hÄU3 1863—70. Er starb 21. Decb. 1808.
Adolph Hannover, geb. %\x Kopenhagen den
2i Novb. 1814, gest. 7. Juli 1894, berühmter Anatom
uid Physiologe ,, Heber die Bedeutung der Menstruation;
eine physiologische, pathologische und forensifiche Un-
tersuchung". Kopenhagen 1S5L 84 S. (dänisch)* „In
welchem AJter gebären die Mütter ihre Kinder'^? BibL f.
Laeger. 3. R. Bd. 9. 1851, p. 120—27.
MoritK Trier, geb* zu Kopenhagen den B. Oct.
1818, hat als Assistenzarzt in der Entbindungsanstalt
(1851) Messungen Yon der Entfernung des Muttergrun-
dea Ton der Symphyse an den verschiedenen Wochen-
bettstagen vorgenommen und die Arbeit später veröffent-
licht: „Ueber die Zusammenziehungsfähigkeit der Gebär-
mutter nach der Geburt". BibL for Laeger. E. 4. Bd. 5.
1854, p. 209—35.
Marius Jensen, 1819 am Seeland geb. , ver-
öffentlichte 1855 eine Untersuchung über die in der
Entbindungsanstalt während der Jahre 1842 — 54 ge-
borenen unreifen Kinder: „Beitrag zur Statistik der
m frühen Geburten imd zur Verwerthung der Masse
und Gewichte der unreifen Früchte bezüglich der Alters-
bestimmung derselben **. BibL f. Laeger. 4. R. Bd. 7,
855, p, 1—46.
Louis W- S a 1 o m o n s e n , geb. zu Kopenhagen
den 30. Oc tober 1832. Er habilitierte sich 1859 nüt
einer Arbeit : ^Die Harnsäureinfarct der Neugeborenen"
und wirkt noch als praktischer Arzt in Kopenhagen.
g. 56.
Norwegen.
B Die geburtshülfliche Litteratiur dieses Landes ist we-
nig ergiebig. Aus der früheren Zeit der Entbindimgs-
lagen mehrere wissenschaftliche
den folgenden Zeitraum fehlen
Der erste Director der dortigen
11*
aastalt von Christiania
ffittheilimgen vor, für
litfcerarische Aus weise.
166
Berichte abzüfttatten. Bei der Sectio» Toa
»olite diß Hebamiüfi anwe&end aein, um in
Bt-ritf ^ehfkenden Anatomie unter richtet zu w enfcai .
E« war also da» Obliegen des Stadtarztes^ för
Bezirk Hebammen auszubilden und dieselben xa
iißren* Die Zahl der examinierten Hebanmien wmr n»
Ende dea Ifiten und Anfang des 17ten Jahrbimder^ je-
den falk nicht grofts, denn nur in wenigen schwedisdic^
BtUdton gab epi Stadtlrzte, Der Unterricht, den Ä«#
di*tt Hi>fiammen mittheilten, war auch ein sehr anTott'
«taiKÜgf-r und mangelhafter, denn ebenso wie die ChiTOr-
giti wurde ancli die Qeburfc&hülfe, als zu dem Wirkung^*
kti-AH df'ft gebildeten Arzte& nicht gehörend, betrachtet.
Der Jxuilfimte schwedische Arzt Urban Hjarne
war *lßT erwte, dur einen Vorschlag fHr die Einncbtung
einer Entbindungnanstftlt zum praktischen Unterricht der
Hebammen maclit^* (D^>^^), ohne jedoch genügend Gehör
für diese Sache zu iinrU'n*
Das Verdienst, einen geordneten Unterricht ftlr Heh*
amnu?n in Hcliweden eingeführt zu haben, kommt dem
iierühuiteHten lh:»biirbbelfer Schwedens Johann von
Hoorn zu'). Im Jahre 1697 gab er Lehrbücher fiSr
die Hebammen heraus, und schon bevor er 1706 in Stock-
holm Htadturz!, wurde, hatte er im Einverständniss des
CoUegiinii medicum angefangen, den Hebammen Unter-
richt isu ertheilen. Zufolge seiner eifiigen Bemüh nngen
erschien 1711 das erste Reglement fiir die Hebammen-
1723 reichte er an den Reichs tag einen Vorschlag zum
Ordnen des Hebammen Unterrichts ein, nnd die Folge hier-
V(m war ein Befehl an die Behörde, zu den Lectionen
von Hoörn's? hierzu geeignete Personen zu entsenden.
Nach von H o o r n s Tode (1724) wurde J, K.
^ d e n h e i m Hebammen-Lehrer, Dieser starb 1740,
^urde C. A 1 s t r i n ^ der in Paris die Geburts-
I
167
^
Ml
Ä studiert hatte, gein Nachfolger. C. Alstrla starb
1?49, und E. Elff, der kura vorher von einer Bei^e
m Ausland, wo er in Strasshurg (hei J* *h Fried), in
Göttinnen und zu Paris die OeburtshUlfe studiert hatte,
Earückgekelirt war, wurde Lehrer der Hebammen. Nach-
liem er 1753 gleichzeitig zum Oberarzt an dem int Jahre
vorher geöffneten Serafimenlazareth zu Stockholm ernannt
Worden war, wirkte Elff au8, das» daselbst im Jahre
1755 fOr den praktischen Unterricht der Qeburtshülfe 2
Men für arme Wöchnerinnen eingerichtet wurden. Das
war die erste gehurtshülfliche Klinik in Schweden, denn
1753 und 1757 wurde es bestimmt, dass jeder Arzt, der
mm Bezirks- oder Stadtarzt befördert werden wollte,
darüber Zeugniss vorzeigen müsse, dasa er ein halbes
oder ein ganzes Jahr an dem oben genannten Unterricht
tiieilgeijommen habe* Die Zahl der Entbindungen stieg
nicht höher als bis c, 18 im Jahr. Eine besondere Pro-
imm: für die Geburtshüife wurde 1761 in Stockhohn
errichtet, und nachdem E 1 1" f im selben Jahr gestorben,
wurde David Schulz (1770 geadelt „Schulz von
Schulzenheim") zum Professor und Lehrer fllr künf-
tige Hebammen und Aerzte ernannt.
Nach der Instruction vom 19. Aug, 1761 kam es
im, Lehrer der Hebammen zu, während 2 Semester,
jeden Herbst mid jedes Frühjahr, einen Cursus in der
Geburtshüife abzuhalten, und, anderen Professoren gleich,
4 Stunden in der Woche Vortrag zu halten, 2 Stunden für
jnnge Mediciner und Chirurgen imd 2 für Hebammen-
schüieiiunen. Ausser Demonstrationen an Phantomen sollte
er jedes Semester über die Krankheiten der Wöchnerin
imd die des neugeborenen Kindes vortragen und zwei-
mal im Semester eine Obduction an Frauenleichen lei-
ten- Bei geiner privaten Praxis sollten, so oft wie
möghch, seine Schüler anwesend sein. Die Lehrzeit
r die Hebamme währte im Durchschnitt 3 Monate;
innerhalb eines Jahres wurden 2 Kurse abgehalten imd
cUe Prüfung fand vor dem Collegium mediciim statt To
jedem Jahr Hess der Professor die Hebammen der Stadfe
ztmammenrufen , um den Bericht über ihre Thätigkeit
entgegen zu nehmen.
Nach von Hoorn war im Uten Jahrhundert
S c h u 1 z e n h e i m der bedeutendste Geburtshelfer Schwe-
dens. Im Jahre 1732 geb. hatte er bei Smellie in Lon-
don imd bei L e v r e t in Paris studiert. Die Notliwen-
digkeit einsehend-, dass, so wie es schon auf dem Conti-
nent eingefühH worden war, die Entbindungsanstalt in Ver-
bindung mit dem Unterricht in der Gebxu'tshttlfe gebracht
werde, führte er 1775 die Einrichtung einer Lehranstalt
in der h. g. allgemeinen Entbindungsanstalt an der ^ Freds **-
Strasse zu Stockholm durch. Schulzenheim legte
1778 plötzlich alle seine Würden nieder, zog sich aufs Land
zurück und beschäftigte sich in den nächsten 30 Jaliren
vorzugsweise mit Ackerbau, Nationalökonomie und Reichs-
tag^an gelegen hei ten, 1809 wurde er als ein Mann von
80 Jahren Präses im Collegium medicum zu Stock-
holm, er übte mit unerniüdeten Kräften eine vielseitige
tmd nützliche Beamtenthätigkeit aus, erhielt 1822 mit
90 Jahren den Abschied und starb bald darauf'),
S c h u 1 z e n h e i m's Nachfolger als Professor in
der Qeburtshülfe sowie als Lehrer für die Hebammen
wurde Johann K r a a k (geh, 1745) , der aber schon
17S1 feinen Abschied nahm (er starb 1810). Xraaks
iht'im W!\r auf verst'Medenen Gebteten in Me*
tgaomiti und gerichtlicher Mediciu *jin produc-
Er hat xiim Aadenkea berühmter Landsleute
inil vertasste uuch tiii Theaterstück. Seine
Itli'-li^'n T:ihalt> bessteheii aoB einigen kasuiati-
in d I iL S ^ u 1 r j 'i e n der Wissenschaft li chen Aka-
des i^chwL tuschen Vereinst derÄerzte, eben-
nuf A\^ Fr t^»' der Akademie für Wissen-
Frläd, ^ö bei Wöchnerinnen
u gi*hdit werden '?* Stockholm
m NacWalger (1782) Jacob AI in (geb. 1754) blieb bis
r m ftebein Tode (1821) auf eeinem Poiten. Nacb ihm
f kam P. G. C e d e r s c h i o 1 d.
K r s a k's Schriften geburtshiilflichen Inhalts sind :
Handbok för baramorskor Stockholm 1782 (Lehrbach für
HebammeB)* — Anmärkniögar om nyttan af Injectioner
med luftsyra emot putredo vaginae et uteri (Äumer-
bingen über den Nutzen von Injectionen mit Sauer-
stoff gegen putredo vaginae et uteri, — Om Lifmo*
diens omstjelpmng (lieber die Beugungen der Gebär-
mufeterj in der Zeitschrift : ^Läkaren och Katurfor-
skaren** T* lU.
Ä 1 m ' s Schriften geburtshülfliehen Inhalts sind ;
Handbok för bammorskot (Lehrbuch für Hebammen),
Stockholm 1814. — Om en prolapsus vaginae med
Kalibrand (Ueber prolapsus vaginae mit Gangrän) und
Casus retrovers uteri obser, in „Lakaren och Natur-
forskaren*' (med- Zeitschrift) T. 2 und 3, — Berättelse
om 2 BamafÖderskor med. tvülingar (Bericht über zwei
Zwillingsgeburten]. Dagbgt Aüehanda (Zeitung) 1789
K M 70,
Aus dem Barbieramt, das seine Rechte vom König
Johann III ♦ 1571 erhalten, und dessen Hechte später
wiederholt bestätigt wurden , entstand die s. g. Chirur-
gische Societe, die 1797 aufgelöst wurde- Diese Corpo-
Tation stand oft zu dem Collegiura raedicum, welchem
die geprüften Aenste angehörten^ in einem sehr gespannten
^VtiThaltniss. Die chirurgische Societe aber zählte ihrer-
Hieits unter den Mitgliedern mehrere hervorragende Männer,
H welche in Stockhohn eine bedeutende cbirorgische und
Bg^burtshülfliche Praxis ausübten. Besonders war H,
^Schützer (geadelt 1773 unter dem Namen Schütz er-
crantz) ein beliebter Geburtshelfer. Während seiner lan-
gen Lebenszeit war er der Arzt von 4 Königen (Friedrich L,
Adolf Friedrich, Gustav IIL imd Carl, später König Carl
^ffll-) und entband auch die Gemahlin Adolf Friedrichs, Luise
170
Ulrike, die Schwester Friedrich des Grossen von Preussen.
Schützercrantz wurde 1713 geb., studierte in Strass-
burg (1732), Paris und Holland, wurde 1758 Präsidentin
der chirurgischen Societe und Oberdirector der Chirurgie
im ganzen Reiche. Erstarb 1802, 89 Jahr alt. Schützer-
crantz hat zum erstenmal in Schweden den Kaiserschnitt
1758 ausgeführt.
Schützercrantz's Schriften geburtshülflichen In-
haltes sind folgende: Om den Dillväxt och de hinder,
som Bamförlossningsvetenskapen i flere äldrar haft tiu
närvarande tid (Ueber die Fortschritte und die Hinder-
nisse, welche die geburtshülfliche Wissenschaft von Al-
ters her bis zu der jetzigen Zeit gehabt hat). Rede ge-
halten in der K. wissenschaftlichen Akademie 1777.
Märkvärdige händelser i den praktiska Bamförloss-
ningsvetenskapen (Merkwürdige Fälle in der praktischen
Entbindungskunst). Stockholm 1785.
Om Förlossningsvetenskapens Theoretiska del (Ueber
den theoretischen Theil der Entbindungskunst). Stock-
holm 1787.
Einige kasuistische Mittheilungen in den Abhand-
lungen der K. Wissenschafts- Akademie 1747 — 1782.
Der bedeutendste schwedische Chirurg im 17ten Jahr-
hundert, OlafafAcrel (geb. 1717, gest. 1806, Ober-
chirurg am Serafimenlazareth zu Stockholm 1752, Gene-
raldirector über alle Krankenhäuser im Reiche 1776),
übte auch Praxis in der Entbindungskunst aus. Von
seinen vielen Schriften sind folgende geburtshülflichen
Inhaltes : Om fostrets sjukdomar i moderlifvet (Ueber die
Krankheiten des Foetus). Rede, gehalten in der Akademie
der Wissenschaften 1750. — Uterus duplex in muliere
defuncta nuper detectus. Stockholm 1762.
C. L. Ramström (geb. 1740), der in Paris stu-
diert und sich in Stockholm grosses Ansehen als prak-
tischer Geburtshelfer erworben hatte, gründete 1774, von
Privatpersonen unterstützt, eine Entbindungsanstalt, in
171
welcher er auch Unterricht ertheilte. Diese Anstalt wurde
die Entbindungsanstalt „Pro Patria'' genannt. Kam-
st röm starb 1782, aber die Anstalt existiert noch.
Während 42 Jahren (von 1779—1821) war A. F.
Wedenberg (geb. 1743, gest. 1828) der Vorsteher der
eben genannten Anstalt. Er hatte 1773 — 1778 in Deutsch-
land, Frankreich, Holland, England und Dänemark stu-
diert und war sehr beliebt als Geburtshelfer.
Im Jahre 1776 wurde es beschlossen, dass der Pro-
fessor der Geburtshülfe und Lehrer der Hebammen-
schülerinnen einen Gehülfen erhalten solle. Zu diesem
Zweck wurde eine Adjunktur in der Geburtshülfe einge-
richtet und C. Ribe 1767 zu diesem Posten ernannt.
Die Aerzte, welche nach ihm dieselbe Stellung einge-
nommen haben, sind: Kraak 1777, Trendelenburg
1778, Alm 1781, Brandelius 1782, Linderholm
1783, Noreu 1783, Ohdelius 1785, Ekman 1787,
Carlander 1788, Gistren 1793, Betulin 1805,
P. G. Cederschiöldl817, Idström 1822, Elliot
1835—1850.
Der Unterricht in der Geburtshülfe in Schweden
wurde hauptsächlich an der Entbindungsanstalt zu Stock-
holm, welche später mit dem Carolinen-Institut, einer
für medicinischen Unterricht gegründeten Akademie, ver-
eint wurde, ertheilt. In dem Reglement von 1815 wurde
für das genannte Institut angeordnet, dass die jungen
Aerzte vor ihrer letzten Prüfung ein paar Monate an
der Entbindungsanstalt practicieren mussten.
Der Unterricht für die Hebammen wurde, wie schon
erwähnt, ausschliesslich an der Entbindungsanstalt zu
Stockholm ertheilt. Später aber, gegen Ende des 17ten
Jahrhunderts, trug die Regierung dafür Sorge, dass auch
in dem südlichen Theil des Reiches, besonders in der
grossen und volkreichen Provinz Schonen, für welche
Gegend im Jahre 1668 zu Lund die zweite Universität
in Schweden gegründet worden war, der Bezirksarzt
172
io KristiaDatad K- Stobaeu3 {geb. 1717) 1778 7
Lehrer der Hebammen fOr diesen Tbeil des Landes er-
nannt wurde. Er hatte 1745 bei Fried und Roederer
die Gebnrtshülfe gtudiert, 1783 wurde er der erste Pro-
fessor der Gebortshülfe zu Lund. Sein Xachfolger alifl
Hebammen] ehrer wurde (1787) C, T r e n d e 1 e n b o r g
(geh, 17a5), der 1776 in Kopenhagen studiert hatte und
in Malmö, der Hauptstadt der Provinz, wohnte* Er war
ein geschickter und für seinen Berul' sehr intereesierter
Geburtshelfer; er starb 1820.
TrendelenbuTg's Schriften geburtshüMichen
Inhaltes sind; Om unvarande satt att sköta Bamsängs-
husti-ur (Ueber das gegenwärtige Pflegen der Wöch-
nerinnen), Läkaren och Naturforskaren Tom I. — Un-
derrättelser och räd i'ör A lim anbeten att rätt och för-
nuftigt värda Hafvande, Bamaföderskor, Bamsängs-
hustrur och nyfodda Bam (Lund 1803)* — Undervis-
ningsbok för Bammorskor Lund 1814. — Händelser
uti Förlossningsvetenskapen. Svenska läkaresallskapet
handling^ar Bd, 2, — Underrättelse for bamaföderskor
(Mittheilungen für Gebärende j Lund 1795* — Om för-
lossning genom Perforation af placenta (Ueber eine Ent-
bindung durch Perforation der Placenta). Om laxenne-
dels verkan mot kramp värkar under förlossning (Ueber
die Wirkung der Abführmittel bei Krampf wehen j Svenska
lakaresällskapets arsberättelser 1814 S* 70» 71,
AJi^ S t o b a e u s Professor in Limd war , gi-iijidete
er dort eine kleine Entbindungsanstalt, Nach seinem
Tode 1792 blieb die Professur der Geburtahülfe aus Man-
gel an einer daau befähigten Person unbesetzt, bis C, F*
Liljewalch den L Febr. 1810, unter der Bedingung,
auch in der Chirurgie Unterricht zu ertheilen, dazu ernannt
wnrde. Der erste Professor der Chirurgie, Anatomie und
Thierheükimde M, V. Flor man (1801 enianntl hatte fl
nämlich im Jahre 1812 den Unterricht der Cliinir^e
abgelebnt und nur die beiden anderen Disciplinen über-
mmen. Liljewalch^ der 1 793 — 1 794 in Kopen-
I
173
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^
hagenmid bei Boy er iii Paris 1801 — 1802 hauptsächlich
Qimirgie studiert hatte, war als Chirurg ebenso bedeutend
\m als Geburtshelfer, und wurde nach dem Tode Treu-
deieaburgs 1320 beauftragt, den ünterriclit füj* die
Hebammen in Schonen zn leiten (1821), Im Jahre 1820
wurde er Vorsteher der Entbindungsanstalt in Lund, Ali>
Lehrer war er sehr gewissenhatl; und it^te reagierte sich leb-
haft für seinen Beruf. Seineu Abschied als Emeritus erhielt
er 1843 und starb am 12, März 1844. Seine geburtshült-
liehen Schriften sind die folgenden Dissertationen : De hae-
Tnorrhagiis parturientium. Resp, J, F. Ekeroth, Limd
1813 imd resp, R, WaldenstrÖm 1818. Observa-
tiones de febre puerperali. Resp, A. T, K a h 1 ^ Lund
1817. De organis partum efficientibus. Resp* R. Hall-
atröm, Luud 1819,
An der ältesten Universität Schwedens, die im Jahi*e
1477 zu Upsala gestiftet worden war und erst 1595 eine
Professur der Medicin erhielt, kam es wohl dem Profes-
sor der Chirurgie zu, auch in der Geburtshülfe zu unter-
richten. Ein solcher Unterricht wurde aber dort nicht er*
theilt; eine Entbindungsanstalt gab es dort auch nicht,
bevor Professor Me st ertön 1858 eine solche errichtete.
Die Fürsorge, welcJie man in Schweden der Aiisbil-
dußg der Hebammen schenkte, zeigte sich auch in der
Eer aus gäbe von mehreren Lehrbtlchern* Bei dem Unter-
richt bediente man sich von Hoorns Siphra und Pua,
wovon C. Ribben 1777 eine neue Ausgabe herausgab.
Später wurden von Kraak 1782 und von Alm 1814
Bandbücher für die Hebammen herausgegeben, sowie von
T T en d e 1 e n b u r g in Lund 1813 ein Lehrbuch, dessen
zweite Auflage 1843 erschien* Auch P, H. Cederschiöld
schrieb zwei Lehrbücher, wovon das eine von der instni-
«lentaleu Geburtshülfe handelte. Beide waren lange im
Gebrauch und erschienen in mehreren Auflagen.
Durch die Reglemente vom 29, Apri! 1711, vom
174
14 Okt. 1777 und vom 25. Äug. 1819 ordnete die Be*
gienmg das Hebammen wesen.
§. 60.
Der Zeitraum 1840 — 1860.
In Peter Gustav Cedersciiiöld erhielt
Schweden wieder einen bedeutenden Geburtshelfer, Ab
Lehrer und Organisator brachte er die Ausübung der
Entbindungskunst durch Aerzte und Hebanünien zu einer
vorher nicht erreichten Höhe und sorgte durch vortreff-
liche Lehrbücher tiir ihre wissenschaftliche Ausbildung*
Durch die Verbesserung des HebanimenwesenB hob er auch
die allgemeinen sanitären Verhältnisse des Landes. Der
bedeutendste Fortschritt auf dem Gebiete des Hebammen-
wesens war die im Jahre 1829 den Hebammen gegebene
Erlaubniss, nach dem Unterricht und nach der Prüfung
in der instrumentalen Entbindiingskunst, weim der Arzt
nicht anwesend war, Instrumente gebrau eben zu dürfen.
Diese Erlaubniss, welche Cederschiöld beim König
Karl XIV. Johann (der frühere fi^anzösische Marschall
Bernadotte) auswirkte, war für Schweden von gros-
ser Bedeutung* M
Wenn man bedenkt , dass die Bevölkerung damals ™
^ wie es tbeilweise immer noch der Fall ist — über
ein weit ausgedehnt und mit schlechten Verkehrsmitteln
versehenes Gebiet verbreitet war, wird es bei der geringen
Zahl der Aerzte nicht schwer zu verstehen sein, von
welcher Bedeutung diese Reform des Hebammen wesen s
war* Da nur die geschicktesten Schülerinnen in dem
Gebrauch der Instrumente unterrichtet waren, so wurde
damit die Garantie gegeben , dass ein Missbranch des
gegebenen liechtes nicht geschah, was die Erfahrung
auch bald zeigte. Die Instruniente» welche die Hebam-* fl
inen in Schweden damals gebrauchen durften , w^aren
ei Zangen: eine gerade und eine zweite mit Becken
^namig, ein Hebel, ein stumpfer Haken, ein Perfo-
I
175
rtttorium nach S ra e 1 1 i e , ein scharfer Haken (jetzt ist
das Armamentarium west^ntlich verändert)*
Cederschiöld war am 4. Sept. 1782 geb., stu-
dierte an der Universitilt zu Lund, studierte 1810 und 1811
m Kopenhagen die Eutbindungs kirnst, interessierte sich
sfiiir für die Anwendung des animaleii Magnetismus als
Heilioittel imd studierte 1816 in Berlin die Behandlung
damit Den 8. Okt. 1817 wiurde er e. o, Proiessor artis
obatetriciae an dem Carolinen - Institut zu Stock Li olm
und 26. März 1822 Pi:ofessor ord. und Director an der
Eütbindungsanstalt daselbst. Mehrere Male erhielt er
fär seine Verdienste um den Hebammen Unterricht im
ßeiche Anerkennungen von der Kei^derung. Er interes-
sierte sich aber auch für allgemeine und politische Ange-
legenheiten, nahm lebhaften Antheil an den Reickstüigs-
handlungen 1 war auch auf anderen Gebieten als medi-
cinischer ÖchTiftsteller thätig und war Mitghed von in-
und ausländischen wissenschaftlichen Vereinen. Er starb
den 12. Febr. 1848.
Seine geburtshtilfüchen Schriften sind folgende :
Dissert. de Nova CL i Saxtorph Febri puer[jerali
medendi ratioue» Lund 1811*
Handbok för Barnmorskor (Lehrbuch für Hebammen)
Stockholm 1822. H. Aufl. 1829.
Berättelse om bäl pä Bläsbalsen hos en Bamsängs-
qvinna , befordrad tili läkniug genom iakttagande af
Kroppens tjenliga stäilning. (Bericht über eine OefF-
nung des Collum nrethrae, geheilt durch eine zweck-
Mlssige Lage des Körpers). K. Veten skaps-akademins
Handlingar 1820 h. I.
Berättelse om en pä Allm. Bambördshuset under
de sednare aren rädande Epidemisk sjukligbet (Bericht
über den Krankheitsznstand des allg. Entbindungshauses)
Svenska Liikaresällskapets Handlingar Bd. 7, S. 226*
Handbok i den instmmentala Bamförlossningskonsten.
(Lehrbuch der instrumenteüen Entbindungskünde) Stock-
kolm 1830.
176
Lärobok i yärdan om QyinTiaiis slä^lif etc. (Lehr-
buch des Geschlechtslebeiifi des Weibes)* Stockhobn
1836, II 1837, m 1839.
Jacques Guillmeau's f örlossnmgfskonat (Die
Entbrndungskunst J, G u i 1 1 e m e a u * s) Uebersetzimg.
Stockholm 1843.
ßerättelse om fÖThällandet i allm, Bambördsbuset
(Bericht über das all^. Entbindungahaus) under ären
1821 — 1834, Svenska Läkaresällskapets Handliogar Bd.
10, 12 neue Folge IL
Om eu Tuba Fallopii destra, hvaruti funnits en
utvidgning stör eom ett gäsägg (lieber eine Erweiterung
von der Grösse eines Ganseies des h tuba Fallopii)
BTenska LäkaTesäUskapets ärsberettelse 1818 S. 29^
Beshriftting pä 2 former ai Fruntimmerssjukdomar
(Ueber 2 Formen von Krankheiten des Weibes) Ibidem
1826. S. 70.
Om Seeale cornutum säsom verksam att befordni
baTUvßrkar (Ueber Seeale eomutum als weheobefördem-
des Mittel). Ibidem 1827 S. BO.
Jakttagelse om svärigketen ibt bestammandet af
uteriu-systemets sjukdomar* (Ueber die Schwierigkeiten
der Diagnose der Kränkelten der Gebärmutter). Ibidem
1828 S, 26.
Händelser af en lifvet hotande blödning efter Moder-
polyp ers afknytning (Ueber eine lebensgefährliche Blut-
ung bei der Entfernung eines Polypen der Gebännutter),
Ibidem 1828 S, 89.
Underscikning om Mänadsreniugens Natiu'EkUiistorie
af John Robertson (Untersuchungen über die Natural-
geschichte der Menstruation von J. Robertson) Tid*
skrift för Läkare och Phannacenter 1833 S* 388,
Om faran af Barns försök att andas innan de ännu
bUfvit fiillkomügt framfödde och om Nafvelsträngens
ofördröjlige afknytning, sdsom medel att under vissa
*i all an den bidroga tiU nyfödda Barns npplifvande
die Gefahr der Äthmung des Foetus vor der
id über die sofortige Unterbindung der Nabel-
lidem 1834 S, 247.
I
I
I
177
Om en epidemi af Trismus och Tetanus pä allin. bam-
bördsliufiet (Ueber eine Epidemie von Trismus \mä Te-
tanus in der Entbindungsanstalt). Ibidem 1835 S* 62.
Om ett hudlöst nafvelbräck hos ett nyfödt barn, ly ek-
ligen opereradt (Ueber einen glücklich operierten Nabel-
bmch eines neugeborenen Kindes)* Ibidem 1826 S, 104.
Casus af en förlossning: med ett bam med sva^
andedrägt (Ueber die Geburt eines Kindes mit schwacher
Athmung), Ibidem 1837 S. 67.
Om ly eklig förlossning med convulsioner (Ueber eine
glückliche EntbinduBg bei Convulsionen). Ibidem 183*
S. 108.
Om tre fbrlossningar der nafvelsträngen varit fram-
fallen etc. fU^ber drei Geburten beim Vorlall der Nabel-
sehnur)* Ibidem 1838 S* 117*
Cederschiölds Nachfolger, Magnus Chri-
stian Retzius, war am 22. Mäns 1793 geb. Er
studierte in Lund und Stockholm, war erst Militärarzt,
wurde 1818 Hülfsarzt an der Entbindungsanstalt Pro
Patria, desselben Jahrs auch Leibarzt am Hofe* 1828 Vor-
steher der Anstalt Pro Patria, 20. Jan. 1849 Professor
artis obstetriciae an dem Karolinen-Institut und Director
deren Entbindimgsanstalt, Wiederholt imternahm er nach
Deutschland, Oesterreich, Fi'ankreich und England wissen-
schaftliche Studienreisen^ hauptsächlich, um sich in der
Entbindungskunst zu YervoUkommnen, Er wurde zum
Mitglied von mehreren in- und ausländischen Wissenschaft*
liehen Vereinen ernannt* Den Abschied nahm er 1864
und starb 1871,
R e t z i u s übte nicht denselben bedeutenden Ein-
fiuss auf die Entwickelung der Entbindungskanst in Schwe*
den aus, wie seine Vorgänger. Unter den Wohlhabenden
und Hochstehenden StockhohuB hatte er aber eine grosse
Praxis, und von seiner fleissigen Hand waren über 100
Aufsätze in verschiedenen Zeitschriften ausgegangen.
Seine geburtshülflichen und gynäkologischen Schriften
' sind folgende :
n o h r 11 - S i e b o 1 il ^ Gc! Schicht B der GfibiirtBhülfe. III.
12
178
Händelse af fungus medullaris Ovarii. Svenska Lä-
kare Sällskapets Handlingar Bd. IX. S. 121.
Von der Entbindungsanstalt Pro Patria 1823—1843.
Ibidem Bd. X, XI, XH. Neue Folge Bd. H, HI, IV.
Anmärkuingar om Puerperalf ebem i Wien (Anmerkungen
über die Puerperalfieber in Wien). • Ibidem Bd. X, S. 211.
Corpora fibrosi uteri. Ibidem Bd. XI. S. 337.
Recension af Madame Boivin's afhandling om bam-
förlossningsvetenskapen (Recension über die geburts-
hülfliche Arbeit von ^™® Boivin). Svenska Läkare-
Sällskapets Arsberättelser 1820 S. 45.
Om cancrösa XJlcerationer pä Collum uteri förstörde
med frätmedel (Ueber carcinomatöse durch Arzneimittel
zerstörte Geschwüre des coUum uteri). Ibidem 1822.
S. 102.
Om Förlossningskunskapens skick i Berlin och Leip-
zig (Ueber die Entbindungskunst in Berlin u. Leipzig).
Ibidem 1823 S. 86.
3 Casus af Keysersnitt med lycklig utgäng (3 Fälle
von Kaiserschnitt mit glücklichem Erfolg). Ibidem 1825.
S. 97.
Om en med rakknif afskuren moderpolyp (Ueber
einen mit Rasiermesser abgetragenen Gebärmutterpolyp).
Ibidem 1826 S. 115.
Berättelse von 2 personer med Hysteralgia uteri
(Bericht über 2 Personen mit Hysteralgia uteri). Ibidem
1827. S. 59.
Angäende exstirpation af polyper i lifmodren (Ueber
Exstirpation der Gebärmutterpolypen). Ibidem 1828 S. 87.
Om Lifmodrens partiella exstirpation. (Ueber die
partielle Exstirpation der Gebärmutter.) Ibidem 1832.
S. 96.
Exstirpatio uteri partialis. Tidskrift för Läkare och
Pharmaceuter 1832 S. 86.
Uppmaning tili Tvärbäddens afskaffande vid Täng-
förlossningar i vanlige tau (Ueber die Abschaffung des
Querbetts bei gewöhnlichen Zangengeburten). Ibidem
1833 S. 65.
Om Hysteralgie. Ibidem 1833 S. 296.
179
^ Om Kramp i LÜmodren (Ueber Gebärmutterkrampf),
Ibidem 1834 S, 67,
^Näg^a ord om Metrohelkosers behandling {Einige
IVorte über die Behandlung der Metro helkosen) Hygiea
TU S. 733.
Om Cephalotribeo och dess bnik (Ueber die Aßwen-
dtmg des Cephalotribe). Ibidem VI. S. 640.
Hvad bör Läkaren göra vid en tvärriktniiig med
djupt nedtrj'^ckt skuldra och framf allen arm. (Was ist zu
thun bei Querlage und vorgefallenem Arm,) Ibidem VI.
S. 98, 261.
Nägra ord om moderfall etc. (Ueber Gebärmutter-
TorfalL) IbJdem VI, 58 L
Om Bäcken-planema och deras inflytande pa foster-
liiifYudets rörelser imder en kronbjudningsförlässning.
(Ueber den Einüuss der Becken ebene auf den Kopf des
Xindes bei Schädellage.) Ibidem IX, S. 65.
»Om Diarrhoea Äblactantium. Ibidem DE, 416.
Om Insprutningar i Lifmodren af Saltpetersyrad sil-
Teisolntion. {Ueber Einspritzungen in die Gebärmutter
■ ym salpetersaurer SUbersolution*) Ibidem XV, S* 478,
' Om förstörande af corpora-fibrosa uteri meddest brän-
Hing» (Ueber die Zerstörung der corpora-fibrosa uteri
I mittels Glüheisen,) Ibidem IX, S. 675,
Om Hydrorrhoea uteri gravidarum. Ibidem XI, S. 416.
Om ChloToformens användande vid obstetriska be^
ht (Ueber die Anwendung des Chloroform bei der
Oeburt,) Ibidem XVI, S. 77,
Viele Recensionen ausländischer Abhandlungen in
Ejgiea,
Äfhandling om Backen- fdrträngning (Ueber das enge
Becken). Diss. Stockhohn 1848. (fiir die Professur).
Vortrag bei der Versammlung der skandinavischen I^a-
tttrfoTscber: Om ligamenta uteri posteriora, Stockholm
1&42. Gm det lappska backen et (Ueber das Becken
oer Lappen) uned om beshaffenheten och strueturen af
Collum uteri. (Ueber die Beschaffenheit xmd Struktur
äes Collum uteri.) Copenhagen 1847.
12*
^
180
Tillägg och rättelser om Reposition af TJtems. (lieber
die Reposition der Gebärmutter.) Hygiea IV, S. 43.
Sammandrag af Bammorskors berättelser om instru-
mentalförlossningar är. 1843 — 1846. (Bericht über die
von Hebammen instrumenteil ausgeführten Entbindun-
gen.) Hygiea V S. 274, VH S. 380, Vm S. 502, IX
S. 358.
Auf der Versammlung der skandinavischen Natur-
forscher-Gesellschaft in Gothenburg 1839 hielt R. einen
Vortrag „über den Gang des Kopfes des Kindes durch
das Becken** und auf der Versammlung zu Stockholm
1842 sprach er über „Os innominatum**.
Nach dem Abschied Liljewalch's wurde in Lund
der Unterricht in der Entbindungskunst von A. S. Bru-
z e 1 i u s (geb. 1799, Docent der Geburtshülfe 1829, e. o.
Adjunct der Geburtshülfe 1831 und Lehrer für die Heb-
ammen 1844 — 1865) übernommen. Im Jahre 1846 wurde
die Chirurgie von der Anatomie getrennt und mit der Ent-
bindungskunsi? vereint.
Bruzelius suchte neben dem Professor der Ana-
tomie und Chirurgie, J. B. P r a m b e r g, die Professur
der Geburtshülfe nach und er wurde auch dazu empfohlen,
aber Pramberg wurde dennoch dazu ernannt. Bruzelius
wurde dann e. o. Professor in der Chirurgie und Geburts-
hülfe (den 3. Dec. 1847), nahm seinen Abschied 1858
und starb 1865. Er war ein guter Chirurg und ein sehr
beliebter Arzt. Seine einzige geburtshülfliche Arbeit ist
Beine in Lund 1829 herausgegebene Dissertation: Om en
förlossning fuUkomligen hindrad genom benväxt (Ueber
eine durch eine Knochengeschwulst gehinderte Geburt).
Pramberg war hauptsächlich Anatom, beschäf-
tigte sich nur wenig mit Chirurgie und Geburtshülfe.
1788 geb., wurde er 1832 Professor der Anatomie und
Chirurgie zu Lund, den 3. Dec. 1847 Professor der Chi-
rurgie und Geburtshülfe, erhielt 1857 den Abschied als
Emeritus und starb 1873. Seine geburtshülflichen Schrif-
ten sind: De foetu monstroso judicio medici submisso I.
181
11. Diss. Lund 1838, 1840. — De retroflexione uteri a
retroversione distinguenda et diagnoscenda. Diss. Lund
1846 (für die Professur).
P r a m b e r g's Nachfolger als Professor der Chi-
rurgie und Geburtshülfe wurde •£. J. Ask (1858).
Adjunct der Geburtshülfe W 1819—1835 C. G.
Schönbeck und 1837— 1839^ocent P. 0. Lilje-
walch, doch ihre Zeit wurde vbn anderen, nicht zu
ihrem Beruf gehörenden Verpflichtungen in Anspruch ge-
nommen.
1857 wurde eine dritte Hebanmienschule in Gothen-
burg eingerichtet. Lehrer wurde 1858 G. F. Hjort
(Adjunct der Geburtshülfe in Stockhohn von 1850—1857).
Bis 1849 war der Professor der Geburtshülfe auch
Lehrer für die Hebammenschülerinnen, aber nach diesem
Jahre wurde der Unterricht der Mediciner und Hebammen,
obgleich in demselben Haus, getrennt. Hebammenlehrer
wurde 1849 J. E 1 1 i o t und nach dessen Tode 1855 F.
A. Cederschiöld d. j. 1858 wurde ein neues Ge-
bärhaus in Stockholm am Eungsholmen geöffnet. Durch
die Reglemente von 1840 und 1856 wurde das Hebam-
menwesen wieder geordnet.
Die geburtshülfliche Klinik in Stockholm, welche
1775 geöffnet wurde, hatte damals 10 Betten. Am
Ende des 17. Jahrhunderts war die Anzahl der Gebä-
renden ca. 400 jährlich, 1853 — 58 etwas über 500.
Nachdem die Klinik 1858 in das neue Haus am Kungs-
holmen übergeführt war, stieg die Anzahl der Gebärenden
und war 1863 677. Das Mortalitätsprocent war 1775
bis 1784 2,8 ö/oi 1785—94 2,3 «/o, 1795—1804 1,1 «/o,
1805—14 1,6 7o, 1815—24 4,2 ^o, 1825—34 5,4 7^,
1835—44 5,7 «/o, 1845—54 7,4 7oi 1855—64 7,4 o/^.
§. 61.
Die Geschichte der Geburtshülfe in Finnland.
Finnland, welches mehrere Jahrhunderte mit Schwe-
182
I
I
den Tereint gew^cD und daduidi bürgerlicher Freilieit
nitd abendlandischer Büdfmg theilhafUg geworden war, ■
kam Terhältnissmässig spat zum Besitz eines geordneten
Hebanimenwesens ond dem damit rerbmidenen Unter-
richt in der Entbindmigskunst. Die tdh der Königin
Christina 1 640 zu Abo gegründete UniTersität erhielt
woU einen Professor der Medidn» aber der Inhaber die-
ses Lehrstuhles b^ass weder cbimrgisclie noch geburts-
hüMicbe Kenntnisse.
Zufolge einer Schenkung, welche die Universilät von
dem Professor der Medicin Johann Uaartman er-
hielt, \nirde 17S4 eine Professnr der Anatomie, Chi-
rurgie mid Geburtshülfe eingericktet, und G, E, Haart-
man (geb. 1757) für diesen Posten ernannt. Er über-
nahm aber schon 1789 die Professur der Medicin, die
nach dem Tode J. H a a r t m a n's (1788) ledig geworden
war. In demselben Jahre wurde J- P i p p i n g (geb.
1760) Zürn e. o. Prof^sor der Anatomie, Chirurgie und
OebtutKhülfe ernannt.
Nachdem Kaiser Alexander I. von Rassland Finnland
erobert und die Rechte des Landes bestätigt hatte, er*
hielt Finnland gegenüber Russland eine Stellung beson-
derer Autonomie, In dem Jahre 1811 wurden bei der
medicinischen Facultät 3 Professinreu eingerichtet, eine
ftlr Medicin, eine zweite für Physiologie imd Anatomie,
eine dritte für Chirurgie nnd Geburtshülfe. Für letzteres
Faeli ward J. P i p p i n g ernannt, später nach Verleihung
des Adels : „P i p p i n g s k ü 1 J*. Er starb aber schon
1815, Sein Nachfolger war 1816 X Törngren (geb-
1772), der auf seinem Posten noch bis zum Jahr 1833
blieb , nachdem eine Feuersbrunst im Jahre 1827 den
'Trüriaten Theil der Stadt Abo und auch ihre UniTersität,
^1! infoige dessen nach Helsingfors verlegt wurde,
et hatte. Er bekam alsdann seuien Abschied
'itu«, fitarb aber erst 1859,
311 dfn Facultaten wurden auch 1811 an der Uni-
I
183
i?
versität 4 Ädjuncturen eingericbtet. unter denen eine för
Clumrgie und Geburtshttlfe, welche von N* A, ürsin
1813—1818, C. D-vonHaartmaD 1818—1825, und
]if. Kalm 1828—1831 besetzt wurde.
Die wissenscbaftlicben Ari>eiten Ton G. E, v on Haart-
an , P i p p i n g s k ö 1 d und T o r n g r e n berübrten
'sat gar tjicbt die Entbiudimgsknnst, Die Thatigkeit der
eitlen letztgenaofiten wurde baupisacbUch Ton der Chi*
x-urgie in Anspruch genommen.
Der erste %vissensebaftlich gebüdete G^burtslieifer in
Finnland war C. D* v o n H a a rt m a n , ein Sohn von
G. E. vonHaartman. C, D. y. Haartman war
1792 geboren, studierte Chirurgie mid Entbinduagskunst
hauptsächlich in Stockholm, aber auch in England bei
SirArtlej Cooper in London und Hamilton in
Edinburgh wurde 1818 Adjunct der Chirurgie und Ge-
bnrtshOlfe zu Abo, 1825 Lehrer an der Lehranstalt för
Hebammen in derselben Stadt, 1834 Profe^or der Chi-
rurgie und Entbindungskunst zu Hebingfors. 1836 Gene-
raldirector des Medicinalwesens in Finnland, er verlies« die
Professur 1838, nahm 1855 den Abschied vom General-
(Hrectorsposten und starb 1877. In Abo und später in
Helsingfors Qbte er eine rege Thatigkeit als praktischer
Öebürtshelfer und Lehrer in der Entbindungskunst aus. Die
praktische Erfahrung höberstellend als die theoretische
Specalationt war er als Geburtshelfer einem activen Ver*
fahren zugeneigt. Er ist der Erste, der in Finnland die Auf-
merksamkeit auf den Partum arte praematumm gelenkt
hat^ welches er auch zum Gegenstand seiner Doctordisser-
tation machte, in welcher auch er, gich zu seinem Lehi^'
Hamilton haltend, ftlr das Hervorrufen der Entbindung
durch das manuelle Lösen der Eiblase oberhalb des inneren
Muttermundes räth. Docb selbst führte er die Operation
mcht aus* Bei Blutungen, die während der Entbindung
entstehen und bei dem Vorfall der Nabelschnur rietii,^
er schleunigst zu einer Wendung auf den Fuss xinf
184
Extraction. Seine Aufsätze und die noch von ihm ührig ge
bliehenen Handschriflr^n der Vorlesungen zeigen ihn so-
wohl als einen wissenschaftlich gebildeten als einen prak-
tischen Chirurgen und Geburtshelfer. Leider verliess er
allzu früh seine SteUung und praktische Thätigkeit, umfl
später als Director des Medicinalwesens viele Neuenmgen
einzuführen. Eine kurze Zeit war er auch Vorsteher der
1833 in Helsingfors eröffneten gebnrtahüLflichen Klinik
für Aerzte und Hebammen-
Y. H a a r t m a n's Schriften geburtshiilflichen Inhaltes
sind: Observation es circa partum praematurum obste-
trieia manu parandum» Diss. Abo 1817. ^ Casus cM-
rurgid, quorum secundus, partus sdlicet convulsionibus
aliisque morbis durissimis concomitatus* Diss. Abo 1823-
De indicationibus perficiendi aut instrumentorum aut
sola manunm ope periculosos difficilesque partus. Diss.^
Helsingfors 1833 (für die Professur), Handbok för barn-
o
morskor (Handbuch für Hebammen). Abo 1821. Ausser-
dem viele Aufsätze chirurgischen und geburtshülflichen
Inhalts in der Zeitschrift „Finska Läkaresällskapets,
Handhngar« Bd. I und H 1842-- 1844.
Während der Zeit, als Finnland mit Schweden
einigt war, gab es in Abo weder eine Universitätsklinik,
noch eine Hebammenscliule. Die jungen finnischen Aerzi
erhielten die praktische Ausbildung in Stockholm; auch
die wenigen Hebammen, welche diese Zeit in Fuinlan«
angestellt oder frei praktizierend waren, waren alle
Schweden ausgebildet.
Nach der Eroberimg durch Russland 1809 wiurde wohl]
1824 in Abo ein klinisches Institut erbaut» aber di
Haus war nicht ganz fertig, als die Universität 182
"•1 Abo nach Helsingfors verlegt wurde. Für den Heb
mterricht wurde nur 1816 ein kleines Gebärha
mge richtet» Leltrer waren A. N. Boucht 181
und a D. von Haart man 1819—1833,
lelsingiors wurde ein klinisches Institut mit ein*
ver
I
kj
185
I
gebürfeshülflichen Abthdlung für den Unterricht der Me-
diciner und Hebammenschülerinnen erbaut nnd eröffnet
1 833. Vorstand dieser Abtheilung war der Professor der
CMrurgie und Geburtshülfe , aber der Hebamraenlehrer
^vrar eigentlich mir der Adjimct der genannten Disciplinen :
If* H, Törnroth (später Professor der Chirurgie und
Geburtshülfe) 1834—1838, Laurell, geb.4. April 1811,
einjdierte in England und Frankreich 1837—1838, wurde
Adjunct der CliiiTirgie und Geburtshülfe {Diss* ; De pro-
lapsu uteri Helsingfors 1839), er starb schon 1840.
1840-^1860.
CD. V n H a a r t m a n*s Nachfülger als Professor
der Chirurgie und Geburtshülfe an der Universität in
Hebingfors wurde 17. Februar 1838 Lars Henrik
T ö r n r o t h. Gehören 1 796^ hatte Törnroth in Abo
und Stockholm studiert, wurde 12, Juli 1834 Adjunct der
Cliinirgie und Geburtshülfe und machte 1835 — 1836 eine
wissenschaftliche Reise in Schweden , Däuemark und
Deutschland. Als y. Haartmau Abschied von seinem
Amt als Generaldirector des Medicinalweseus von Finulaud
nalim^ wurde Törnroth sein Nachfolger 10. Januar
1855* Ais Professor emeritas güig Törnroth 18. März
iB57 von der Universität ab. Als Generaldirector war
er tt'ätig bis 18, Juni 1863, ala er seinen Abschied nahm.
Er starb 13, August 1864.
Törnroth war mehr Chirurg als Geburtshelfer.
Seine Schriften, welche in den damaligen medicinischen
Zeitschriften Finnlands : „ l^^nska Läkaresällskapets Hand-
üagar* nnd ^Notisblad för Läkare und Pharmaceuter**
pubhdert sind, sind chirurgischen Inhalts, 1843 gab er
eia Lehrbuch iWv Hebammen (Lärobok for bammorskor)
heraus. Unter der Mitwirkung von Törnroth erschienen
damals 3 Dissertationen geburtshülflich-gynäkologij
hihalts: j,Oni den sjukdomsform^ som aallae kräfta" (U'
1
186
die Kratikheit, welche Krebs genamit wird) von B, 6, Holm-
ström 1847. — «Om metritis före fbrlossningen' (üeber
Metritis vor der Entbindung) von C* H. Palmros 1847.
— »Auteckningar von hafrandeskap utom Ufniodren*
(üeber die Schwangerscliaft ansserhalb der Gebärmutter) ■
von C h r, Sibelius 1855* "
Am 6, Mai 1857 wurde die Professur der Chirurgie von
der GeburtshiÜfe getrennt ; eine ord. Professur der Gebnrts-
hülfe und für Kinderkrankheiten wurde an der Universität
eingerichtet. Der erste Professor der Geburtshülfe wurde
19. Febr. 1858 Erik Alexander In gm au. Geboren
14, Febr. 1810, wurde er Adjunct der Chirurgie und Ge-
burt&hülfe 12. October 1842. Er machte eine Wissenschaft^
liehe Reise nach Schweden» Deutschland, Frankreich und
England 1842—1843, wurde Hebammenlehrer 15. Oct
1843 bis 13, Mai 1847 und studiert© in Deutschland, TJn- M
garn, Italien und Frankreich 1846 — 1848. "
I n g m a n war ein sehr vielseitig wissenschaftlich
ausgebildeter Mann, aber er starb leider sclion 14. Mai 1858*
I n g ra a n*s Schriften geburtshülflichen Inhaltes sind :
Diss, excerebrationis foetus in partu legem esaminatura m
HeJsingfors 1842. — Om urinförgiftning hos hafvande,
födande och i bamsang stadda qvinor (Ueber die Harn«
Vergiftung der Schwangeren , Gebärenden und Wöch-
nerinnen) 1857. — Ausserdem eine Menge kasuistischer
Mittheilungen in *,Finske Läkaresällskapets Handlingar**
und in ^Nottsbladet för läkare al pharmaceuter^^
Ingmans Nachfolger als Professor der Geburt^-
hülfe und Kinderkrankheiten wurde 9. Juli 1861 Knut
Samuel S i r e l i u b,
r für die Heb am mensch ülerinnen wurde 1843
gm an und 1848 J, W. Pippiug-
Nov. 1818, studierte in Deutschland,
Paris 1847—1848, wurde Docent der
)urtshülfe3. Sept. 1853, Ordinator und
s. g. allgemeinen Hospital, an welches
187
lie geburtsliülfliche Äbtheilung von dem kÜnischen In-
stitute 1848 verlegt wurde, 1848 resp. 1850. Er starb
LS. Febr. 1858.
Pipping war ein geschickter Gebiirtslielfer; er
machte 1848 zuerst in Finnland eine künstliche Entbin-
dung vermittelst der Kiwisch'achen Douche, deren Au-
fwendung er in Prag gelernt hatte. Er hat auch darüber
eine Dissertation für die Docentiirr « Pr am still 1 nin g af de
oüka metoderne att fmmkalla fortidig börd^ (Ueber die
Terachiedenen Methoden der künstlichen Entbindung), 1853,
geschrieben. Seine übrigen gebin-tshülflichen Mittheilungen
finden sieb in „Finaka LiikareBällskapet Randlingar** und
in „Notisbiad för Läkare och Pharmaceuter*,
Nach P i p p i n g's Tode wiirde E. S. S i r e 1 i n s
Docent der Entbindiingskunst 1859 — 1861, bis er 1861
2ßm Professor der GeburtsbUlfe ernannt wurde.
In dem Zeitraum 1840 — 1860 waren in Finnland die
eigentlichen Specialisten der Qeburtshülfe und der Gyna-
tülogie die an der Universität in Helsingfbi'9 angestellten
Professoren, Adjuncten resp. Docenten der Chirurgie und
Geburtshülfe ; Törnroth, Laurell, Ingman und
P i p p i n g. Neben diesen aber nahm eine hervorragende
St-elltmg besonders als Gynäkologe C. von Haart man,
der älteste Sohn Professor CD. v o n H a a r t m a n's,
m. Freilich nur während einer kurzen Zeit, denn schon
1849 ging er nach St. Petersburg, wo er bald ein gros-
ses Ansehen als Äccoucheur und Gynäkolog erreichte und
1863 Leib atzt der Kaiserin Marie, Gemahlin A 1 e s a n-
der^s n. wurde, bis 1875. Er starb 1888. C. von
Haartman war 1819 geboren, studierte in Stockholm,
Beilin, Ptag, Wien, Paris, Edinbm-g und London 1846
bis 1848. In Edinburg war er Schüler von J. Simpson
und lernte da die Anwendung des Chloroforms in der
Geburtshülfe keimen. In London wurde er 4 Monate
1848 ^House Surgeon* im General Lying-in Hospital und
filhrte das Chloroform in seiner geburtahülfliclien Praxis
^
188
in London ein. Zurückgekehrt nach Finnland, machte er
dieses Betäubungsmittel in Helsingfors bekannt, und 1848
wurde die erste Entbindung in der Chloroformnarkose an
der geburtshülflichen Klinik von v. Haartman geleitet.
V. Haartman ist auch der erste, der in Finnland eine
Ovariotomie, nach richtig gestellter Diagnose, 19. Febr.
1849 gemacht hat.
In der geburtshülflichen Klinik, welche 1833 eröflFnet
wurde, war die Anzahl der Geburten von 1833 — 1860
3894. Das Mortalitätsprocent in Puerperalinfektion war
während dieser Zeit 3,41®/o.
§. 62.
Russland.
In den Jahren 1840 — 1860 ist in Russland für die
Förderung des geburtshülflichen Unterrichtes Vieles ge-
leistet worden. In St. Petersburg war im Jahr 1836 die
Entbindungsanstalt des Erziehungshauses von der des
Findelhauses getrennt worden, und seitdem waren in den
dortigen Gebäranstalten unter Zuwendung reichhaltiger
Geldmittel und unter Mithülfe hochgestellter Gönnerinnen
vielfache Verbesserungen eingeführt worden, welche dem
hülfesuchenden Publikum viel Segen schaiBFten. Die Ein-
sicht der Behörden hatte für den Hospital-Unterricht eine
Organisation eingeführt, welche auch den Aerzten auf
die Verwaltung einigen Einfluss sicherte, und mit Recht
durfte Leon le Fort in seinem vorhin besprochenen
Bericht administrative Massregeln der dortigen Regierung
dem Ausland als nachahmenswerthes Muster hinstellen^).
Die grossen Aufgaben, welche die russische Regierung
in dem riesigen Reich für die Wohlfahrt der Bevölkerung
zu leisten hatte, fanden auch in besonderer Ausbildung
^) Le Fort sagt: Les höpitaux russes, pris dans leur en-
semble, sont les mieux tenus et les plus satisfaisants de tous las
höpitaux de TEurope.
189
Ton unterrichteten Hebammen eine ausdrückliche Betha-
tigung. Die Unterstützung von Gebärenden war Vielen ein
Gegenstand allj^enieiner und werkihätiger Theilnahme, und
der wohlthätige Sinn der Hauptstadt zeigte sieh in diesen
Bestrebungen in erfreidicher Weise. In das Land wur-
den sorgfältig unterrichtete Hebammen mit erweiterten
Befugnissen ausgesandt, und an ihnen fanden die Aerzte
bi schweren Geburten treffliche Helferinnen. In den
^—Öebäranstalten wurde der Unterncht in der ausgiebigsten
^pWeijäe aasgenutzt, und wiederholte Prüfungen sorgten für
"ein der Praxis gewachsenes Personal,
Im Laufe der 40er und 50er Jahre wurden die Un-
terrichtslokalitäten der Petersburger Gebäranstalten durch
umfaugreiche Neubauten erweitert* Von der Durchfüh-
mig dieser Bauplüne erwarteten Viele eine erhebliche
H^sserung der SalubrietUt, aber diese Erwartung bestätigte
^ich durchaus nicht. Sowohl die Klinik für Studierende
als auch das Hebamnieninstitnt wiesen eine erschreckend
hohe Ziffer der Mortalität auf, und auch Einschränkimg
der Au &i ahmen und gelegentliche Schliessung der Räume
zeigten sich nur von vorübergehendem Nutzen oder ganz
wirkungslos. Hu gen berger berichtet uns ausftihrlich
darüber (Das Puerperalfieber im St. Petersburger Hebam-
me uinstitute , 1845--1859, St. Petersburg 1862). Mit
grosser Sorgfalt bemühte man sich damals, den Gründen
der hohen Sterblichkeit der Wöchnerinnen nachzuspüren.
Mies erwies sich als vergeblich. Auch in der Gebär an-
stalt des Erziehungshan ses war, wie Bidder imd Su-
fcagin in ihren interessanten Berichten melden, der Kampf
^egen das Puerperalfieber ergebnisslos. Dort beüef sich
die Mortalitätszifier in der alten Anstalt, 1840 — 1863,
auf 4,7^/ß, in der neuen Anstalt 1865—1871 auf 5,5^.).
Also auch im fernen Osten zeigten sich klimatische Ein-
flüsse auf das Puerperalfieber ohne Wirkung; dennoch
hielten die Meisten, gleichwie die westlichen Kollg
an der Meinung des miasmatischen Ursprungs des
190
peralfiebers fest. Auch in Moskau, wo mit seltener Libe-
ralität durch reichhaltige Mittel für das Unterkommen der
Schwangeren in gesundheitlichen Räumen gesorgt wurde,
blieb die dortige Gebäranstalt von dem Puerperalfieber
nicht verschont. Bei dem grossen Material der Moskauer
Anstalt, in dem Zeitraum 1832—1863, starben auf 59,039
Wöchnerinnen 1,432. Namentlich einzelne Jahre kosteten
viele Opfer, im Jahr 1858 erlagen auf 2541 Wöchnerinnen
138, d. i. eine Mortalität von 5,4®/o.
In St. Petersburg war das Hebammeninstitut 1852
auf Antrag des Dr. Etlinger einem Umbau unter-
zogen. 1845—1859 fanden dort 8036 Geburten statt,
die Mortalität betrug 2,96^/0. Als Arzt wirkte Dr. Tar-
noffsky. Der Neubau der Entbindungsanstalt des Er-
ziehungshauses wurde 1864, unter dem Directorat des
Leibaccoucheurs James Schmidt, vollendet , später
wurde unter Leitung des Professors Krassowsky ein
Theil der Anstalt zum Lazareth für puerperalkranke
Wöchnerinnen umgewandelt (Cont. Les Matemites von
Leon le Fort, „Bericht über die Gebäranstalt des
Kaiserl. Erziehungshauses von E. Bidder und W. Su-
tugin 1874" und „Das Puerperalfieber im St. Peters-
burger Hebammeninstitute von Th. Hugenberger
sen. 1862«).
Die Vermittelung mit der Wissenschaft des Westens
wurde in althergebrachter Weise von der Universität
Dorpat rühmlichst besorgt. Die litterarische Produktion
der übrigen Theile des grossen Reiches war nur gering,
und was darin geleistet wurde, war in der Hauptsache
deutschen Ursprungs. Die Regierung legte damals den
Dorpater Professoren in ihrem Lehrunterrichte keine
Schranken auf, um ihre Schüler von den Früchten der deut-
schen Wissenschaft geniessen zu lassen. Die Lehrsätze
der deutschen Medicin wurden durch die in Dorpat aus-
gebildeten Aerzte weit über die baltischen Provinzen hin-
191
aas zum Segen der Bevölkerung in das Innere des russi-
schen Baches hineiifgetragen.
In Dorpat stand die geburtshOlfliche Klinik unter
der Leitung von Deutsch, dann von P. U. F. Wal-
ter^ geb. 7. Octb. 1795, gest. 1874. Einige fachwissen-
schaftliche Schriften stammen aus Walters Feder: De
versione foetus in caput 1819. — Von der Wendung auf
die Füsse bei vorgefallenem Arme, Riga 1834. — Be-
obachtungen aus dem Gebiete der Geburtshülfe. N. Zeitsch.
f. Geb. Bd. 16. 1844.
Der Nachfolger von Walter war Johannes von
Holst, geb. in Fellin 23. Febr. 1823, der im Ruhe-
stand in Freiburg lebt. Wir verdanken ihm mehrere
verdienstvolle Arbeiten aus der Geburtshülfe und der
Gynäkologie. Beiträge zur Geburtskunde und Gynäkolo-
gie, Bd. 1, 1865, Bd. 2, 1867. Tübingen. — Der vor-
liegende Mutterkuchen. Monatssch. f. Geb. Bd. II u. III.
— Beobachtungen aus der geburtsh. Praxis, ebd. Bd. I.
— Aus der Praxis. Scanzoni's Beitr. III. — Em-
pfängniss, Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bei
Uteruserkrankungen. Monatssch. f. Geb. Bd. 21. — Ueber
Diagnose des rudimentären uterus, Betschle/s Beitr.
Bd. II. — Ueber Hebelpessarien. S c a n z o n i's Beitr.
Bd. V.
Unter der Zahl der Schüler v. Ho Ist's ist Ernst
Friedrich Bidder zu nennen. B., geb. 19. Octb.
1839, studierte in Dorpat, war dann Assistent in den
geburtsh. Kliniken von Berlin, Leipzig, Prag und Wien,
und liess sich in Dorpat als Docent nieder. 1871 ging
B. als Professor der Geburtshülfe nach St. Petersburg.
Mehrere treffliche Arbeiten von ihm sind hervorzuheben :
»Die Berichte aus d. Gebäranstalt d. Kaiserl. Erziehungs-
hauses** (s. oben), die Aufsätze „ Zur Histologie der Nach-
geburt** und die „Experimentalen Beiträge zur Eklampsie-
frage** in Holst's Beitr. 1847. — 1884 veröffentlichten
die Söhne, Heinrich Friedrich uud Ernst Fried-
192
rieh, zum 50jährigen Jubiläum ihres Vaters die „Beiträge
zur Chirurgie und Gynäkologie". E. Bidder lebt seit 1899
im Ruhestand in Thüringen. — üeber die Statistik der
Dorpater Klinik enthält die Schrift von A. v. Zapolski
Angaben: Conspectus statisticus partuum in nosociomio
Dorpati 1855. — M. Koch: Nachricht über die Ent-
bindungsanstalt der Kaiserl. Univers. Dorpat 1843. N.
Zeitsch. f. Geb. Bd. 16.
In Warschau stand die Entbindungsanstalt von 1840
an unter Leitung von F i j a 1 k o w s k i. Er veröffentlichte
in deutscher Sprache eine Arbeit über das Wochenbett-
fieber in L e o's Magaz. f. Heilk. und ein polnisches Heb-
ammenlehrbuch. Die Zahl der Entbindungen hatte 1840
nur 330 betragen, später hob sich das Material imter
Leitung von Now^icki bedeutend. Ueber die frühere
Wirksamkeit der Entbindungsanstalt in Warschau in den
Jahren 1802 — 1884 Hegt ein umfangreicher Aufsatz vom
nunmehr verstorbenen Professor Tyrchowski vor.
Ludw^ig Adolph Neugebauer, geb. 6. Mai
1821 in Dojutrov^r, gest. 9. Aug. 1890, der Vater des
ausw^ärts sehr bekannten Franz Neugebauer. N.
studierte in Dorpat und Breslau, wurde anfangs Assi-
stent von Betschier. Er wurde später nach Warschau
an die med. chirurgische Akademie berufen. Unter sei-
nen fleissigen Arbeiten sind hervorzuheben : „üeber die
verschiedenen Methoden der Reposition der vorgefallenen
Nabelschnur". Verh. d. schlesischen Ges. 1850. — „Ueber
das Auftreten der Leber im Nabel, als Fehler der ersten
Büdung.« N. Zeitsch. f. Geb. Bd. 27. 1850. — „Mor-
phologie der menschlichen Nabelschnur." Breslau 1858.
— „Lehrbuch der Geburtshülfe." Warschau 1860. —
„Physiologie u. Diätetik der Schwangerschaft, der Ge-
burt u. des Wochenbetts." Warschau 1874. — n^te-
burtshülfl. Vorgänge in der Königl. Gebäranstalt" 1846.
C a s p e r's Wochenschr. 46.
193
§. 63.
Die Geburtshülfe in Amerika^).
Die Geburtshelfer früherer Zeit.
Als die Zustände in Amerika noch neu und unge-
regelt, und die grössten Städte des Landes noch nicht
viel mehr als Dörfer waren, herrschten die Vorurtheile,
welche in England und Frankreich gegen die Beschäfti-
gung der Männer mit der Geburtshülfe bestanden, in
Amerika mit doppelter Gewalt und bis zur zweiten Hälfte
des achtzehnten Jahrhunderts war ein männlicher Ge-
burtshelfer etwas ganz Unerhörtes.
Nach den Angaben von Packard wird in einer
New-Torker Zeitung vom 22. Juli 1745 zum ersten Mal
ein amerikanischer Geburtshelfer erwähnt.
Die Anzeige lautet : „ Gestern Abend verschied in den
besten Jahren und zum allgemeinen Kummer und Be-
dauern unserer Stadt, Mr. John Dupuy, M. D. Ge-
burtshelfer; welch letzteres Amt er so ausfüllte, dass
man von ihm sagen konnte, wie David von Goliath's
Schwert: „es giebt nicht seines Gleichen!**
^) Die vorliegende Zusammenstellung verdanke ich der Un-
terstützung des üniversitäts Professors Dr Whitridge Wil-
liams in Baltimore. Wohl niemals ist die frühere Geschichte
unseres Faches in Amerika so erschöpfend behandelt worden,
wie in den nachfolgenden Blättern, welche der freundliche Kol-
lege mit bewundernswerthem Sammeleifer zusammengetragen
hat. Als V. Siebold den 2ten Band seiner Geschichte der
Geburtshülfe schrieb, hatte er sich bemüht, für seine historischen
Forschungen auch mit Fachgenossen weit entfernter Länder
litterarische Beziehungen anzuknüpfen, doch war früher bei dem
unentwickelten Verkehr seine Ausbeute nur gering. So war da-
mals auch S i e b 1 d für die Angaben über amerikanische Ge-
burtshelfer auf wenige Notizen angewiesen (nur über W. P. De-
w e e s und C. D. M e i g s , conf. § 261 des Band 11, konnte er
spärliche Nachrichten sammeln). Jetzt ist diese Lücke durch die
Darstellung des Dr Whitridge Williams in der erfreu-
lichsten Weise ausgefüllt worden. D o h r n.
Dohrn-Siebold, Geschichte der Geburtshülfe . III. 13
194
Dupuy scheint mit Erfolg nur praktisch thätipr ge-
wesen zu sein und keine schriftstellerischen Arbeiten hin-
terlassen 2ia haben. fl
Dr John Moultrie erfreute sich ura dieselbe Zeit"
Bchon einer ausgebreiteten Praxis als Geburtshelfer in
Charleston, Süd-Carolina. Er wai* in England geboren
und erzogen und Hess sich im Jahre 1733 in Charleston
nieder, wo er fünfzig Jahre lang wirkte. Moultrie wurde
bald ein sehr beliebter Arzt und er hat zuerst das Vor-
nrtheil bekämpft, dass Männer den Frauen nicht während
der Geburt beistehen dürften. Er war so erfolgreich in
diesem Beruf, dass Thatcher von ihm sagt: „Sein Tod
war ein öffentliches Unglück*". Die Frauen von Charle-
stou benetzten sein Grab mit ihren Thränen und legten
seinetwegen Trauerkleider an* In dem Jahre nach sei-
nem Tode starben viele Frauen im Kindbett, 3o lange
er lebte, waren me der besten Hülfe sicher, die ein
Mann mit Beiner Kunst in schweren Fallen leisten kann.
Als er starb, verloren sie diese Hoffnung und Sorge und
Furcht bedrückten sie derartig, dass viele Todesfälle die
Folge davon waren '', Moultrie hinterliess keine Auf- ^
Zeichnungen, aber sein Sohn, der erste Süd-Oaroliner, der ■
an der Universität Edinburg die Doctorwürde erreichte, "
wurde ein voa'treffl icher Arzt und gelehrter Schriftsteller, i
Der berühmteste Geburtshelfer früherer Zeit in Neu- ■
England war Dr James Lloyd in Boston (1726—1810). n
Dr Lloyd stammte aus wohlbekanntem und wohlhabendem
Hause und nachdem er in Boston die Grundlagen für seine
medicinische Erziehung bei Dr James Clarke gelegt
hatte, arbeitete er vier Jahre in England am Guy 's und am
St. Thomas Hospital* Seine geburtshelferi sehen Studien
betrieb er unter Hunter und Smellie und nach sei- ^
ner Rückkehr erreichte er in Boston eine ausgedehnte™
^raxis, wo er zuerst die Geburtshülfe nach verstau digeu
FÖrundsätzen ausübte. Er war nicht nur ein bedeutender
Arzt, sondern auch ein angesehener und nützlicher Bllr-j
195
[ger, der für die Wohlfahrt seiner Vateratadt inimer die
[prösste Tbeilnahni© hatte. Nach seinem Tode hielt der
I Prediger Mr, Garden er von der Trinity-Church eine
lliede, in der er die bürgerlichen Tugenden des EntBchla*
\kjim hervorhob. Gesell rielien hat Lloyd nur wenig imd
1 nichts über Geburtshtüfe.
Um dieselbe Zeit wirkte Dr William Hunt er
in der Colonie von Rhode-Island als Gebiirtahelfer. Er
rar ein SchottlJmder und hatte unter dem älteren Munro
m Edinburg atadiert, biß er sich inNewportim Jahre 1752
aiiderliess und dort vierundzwanzig Jahre praktizierte.
Es heiast, dass er ein Verwandter von John und Wil-
liam Hunter war. Aber sein Hauptverdienst und
Ruhm sind die Vorlesungen über Medicin, die er als
Erster in Amerika hielt und zwar einen Kursna Über
Anatomie in den Jahren 1754^56. Er war anscheinend
ein gelehrter und fähiger Arzt und Besitzer der gross-
ten medicinischen Bibliothek, die es damals in Amerika
gab und die jetzt zum Theü in die Bibliothek der
Brown-Universität, Providence H* I. aufgenommen ist.
Der hervorragendste aller früheren Geburtshelfer
weitem Dr William S h i p p en in Philadelpliia
16—1808). Er war der Sohn von Dr William
S h i p p e n Sr, bei dem er auch zuerst Medicin studierte.
Dann ging er nach Europa, wo er seine Studien noch
fünf Jahre fortsetzte, bei John und William Hun-
te r , bei S m e 11 i e und Mackenzie Geburtahülfe hdrte
und in Edinburg 1761 die Doctor würde erwarb mit einer
Arbeit, betitelt ^De placentae cum utero nesu". Im
Jahre 1762 kehrte Shippen nach Philadelphia zurück
und traf gleich Vorbereitungen fQr seine Vorträge Über
Anatomie und Geburtshülfe, von denen die letzteren in
der Pennsylvanischen Zeitung im März 1762 folgendermaa-
sen angekündigt werden : „Dr Shippen Jn beabsichtigt
seine Vorträge über Geburtshülfe zu beginnen, sobald
ich genügend Zuhörer gefunden haben, um die Aus-
13*
196
gaben zu bestreiten. Der Kutbus wird ans ungefähr zwan-
zig VorleBungen bestehen, in welchen er den Theil der!
Anatomie behandehi wird^ der für diesen Zweig der Wis-
senschaft noth wendig ist. Er wird alle Fälle erklärenTj
die in der Geburtshülfe vorkommen köniien^ schwierige^]
natürliche und widernatürliche nnd Anleitung ^eben, wie
sie ohne Gefahr für Mutter und Kind behandelt werden
müssen, auch die Krankheiten beschreiben, von denen
Frauen imd Kinder während des Wochenbetts befallen
werden können und die nöthigen Mittel dagegen angeben
Er wird die merkwürdigen anatomischen Abbildungen
und Abgüsse des schwangeren Uterus im Hospital er-
klären und mit den nothwendigen Warnungen schliesaen
gegen den gefährHclien und grausamen Gebrauch
Instrumente.
„Um diesen Kursus zu verrollatändigen, ist für einigt
arme Frauen eine Wohnung eingerichtet^ wo aie nichil
unter dem Mangel der nötliigen Hülfe im Wochenbetlf
zu leiden haben und sich imter der Obhut einer gesetzt
ten, ehrlichen Frau befinden, welche sich auf diejenige!
Pflege der Wöchnerinnen versteht, welche die AerzteJ
jetzt für nothig halten.
^ Jeder Zuhürer muss mindestens zwei Kurse durch-
machen, für die er 5 Guineen zu bezahlen hat. Für dauern-
den Besuch kostet es 10 Guineen. Die weiblichen Zög-
linge können Priv^atunterricht bekommen und, wenn noth- 1
wendig, bei iliren Privat- Arbeiten unterstützt werden.
„ Der Doctor ist zu sprechen ; jeden Morgen zwischen |
6^ — 9 Uhr in seiner Wohnung^ Frontstrasse, und in sei-
nem Sprechzimmer^ Letitia Court^ jeden Abend".
Norris giebt den Inhalt dor zwanzig Vorlesungen ]
des ersten Kursus folgenderraassen an:
1) Ueber die Beckenknochen.
2) Männliche und weibliche Geschlechtsorgane.
3) Veränderungen des Uterus.
4) Ueber die Placentae
197
5) u. 6) Ueber den Blutumlaiif und die Ernährung
des Fötus.
7) Ueber die Zeichen der Schwangerschaft.
8) Ueber die Menstruation.
9) Der weisse Fluss.
10) Ueber die natürliche Geburt.
11) u. s. w. Ueber schwere und widenia türliche
Geburten, unter Benutzung von Instrumenten. Den Be-
schluss bilden Vorträge über Erkrankungen der Mütter
und Kinder im Wochenbett, mit Anweisung über die
Diät für Beide und der Auswahl guter Ammen".
Diese Vorlesungen, die ersten, welche in Amerika
über den Gegenstand gehalten wurden, dauerten bis zum
September 1765, als Shippen zusammen mit Dr John
Morgan die Medicinische Schule an der Hochschule, später
der Universität von Pennsylvanien gründete, woselbst er
Professor der Anatomie, Chirurgie und Geburtshülfe wurde.
Er setzte seine Vorlesungen ununterbrochen fort, ausser
während des Revolutionskrieges, und unterrichtete in allen
drei Zweigen bis zum Jahr 1805, wo Philipp Syng
Physick zum Professor der Chirurgie ernannt wurde.
Shippen beschränkte sich dann auf Anatomie imd Ge-
burtshülfe bis zu seinem Tode im Jahre 1808 und wurde
nur in den letzten Jahren durch seinen späteren Nach-
folger, Caspar Wistor, wesentlich unterstützt.
Shippen scheint nicht nur ein vorzüglicher und er-
fahrener Lehrer gewesen zu sein, sondern auch an allem
Antheil genommen zu haben, was das Wohl seines Va-
terlandes betraf. Er war Chirurg in der Revolutions-
Armee und wurde 1777 zum Haupt- Wundarzt ernannt,
unter dem Titel: „ General-Director und Ober- Arzt des
Hospitals. **
Der ausgezeichnetste der ersten Geburtshelfer in
Maryland war Dr Pierre Chatard, geb. in San Do-
mingo 1767. Er wurde in Frankreich ausgebildet und
Hess sich im Jahre 1800 in Baltimore nieder, wo er bi?
198
zu seinem Tode, 1848, seiner Praxis vorstand. Während
dieser Zeit hatte er in seiner Privatpraxis 4309 Entbin-
dungen und hinterhess ausführliche Notizen über alle
Fälle, die später von seinem Schwiegersohn, Dr W. C.
B i b b e r veröfiFentlicht wurden.
Litteratur. Chatard, Pierre: — siehe Van
Bibber. — Carson:A history of the Medical Depart-
ment of the University of Pennsylvania from its f oundation
in 1765. Philadelphia 1869. — Dupuy John: siehe
Packard. Gar diner, a sermon dehvered at Trinity Church
on the decease of Dr James Lloyd, Boston 1810. — Green,
Samuel Abbott: History of medicine in Massachusetts,
a centennial address dehvered before the Medical Society
of Cambridge. Boston 1881. Henry, F. P. : Standard
history of the Medical Profession of Philadelphia. Chi-
cago, 1897. — Hunter, William, siehe: Sketches
of the hves of early physicians. Trans, of the Rhode
Island State Medical Society, Providence. 1859, I, p. 6. —
Lloyd, James, siehe : Gardiner and Green.
Auch: Notice of the late James Lloyd, M. D. New-
England, Journal of Medicine and Surgery 1813, H.
pp. 127—120. — Moultrie, John, siehe: Thatcher's
American Medical Biography, Boston 1828. — Norris,
G e 0. W. The early history of medicine in Philadelphia.
Phila. 1828. — Packard, F. R. The history of me-
dicine in the United States. Philadelphia and London,
1901. Lippincott & Co., pp. 542. — Shippen, Wil-
liam: Dissertatio anatomico — medica, de placentae cum
utero nexu. Edinburgh, apud Hamilton, Balfour et Neill,
MDCCLXI pp. 27. — Shippen, William, siehe: Car-
son, Henry, Norris, Packard und Wistar. — Van Bib-
ber, W. C. ; A Statistical account of the practice and
experience of the late Dr. Peter Chatard. Transactions
of the medical and chirurgical faculty of Maryland, 1855.
pp. 33 — 65. — Wistar, Caspar: Eulogium on Wil-
ham Shippen, St. Philadelphia Journal of Medical and
Physical Sciences. 1822. 173—188.
H^ Klinischer Unterricht und Mediciniache
p Schalen: Nach den bahnbrechenden Thaten von Da-
puj* Moultri, Lloyd, Hunter und Shippen
I stieg die Kunst der Geburtshtllfe sebr im Anseilen bei
den Aerzten, die Hinzuziehung tnlinnlicher HlÜfe wurde
I a%eirieiner und die Hebammen wurden hauptsächlich von
^kim ärmeren Klassen beschäftigt. Man darf aber nicht
^vergessen, dass die eben genannten Männer, die man
wohl die Väter der Geburtshtllfe in Amerika nemien darf,
doch in Europa ausgebildet waren, und dasa für zuver-
lässige Geburtshelfer erst hinreichend gesor^ werden
lönnte, sobald fflr die Möglichkeit ihrer Erziehung in
Amerika selbst gesorgt war. Deashalb müssen wir euien
bitten RtSckblick thun auf die frtihesten Methoden me-
dicinischer Lehrthätigkeit und die Gründung der ersten
medicini sehen Schulen*
■ Wie schon oben gesagt ist, wurden die ersten medi-
^bniachen Vorlesungen in Amerika von Dt William
^^H 11 n t e r in Newport, Rhode Island, gehalten, während
der Jahre 1754 — 1756 und beschränkten sich auBSchliess-
Hch auf Anatomie. Und erst im Jahre 1765 gelang es
im Anstren gungen von John Morgan und William
81iippen die niedicinische Abtheilung an der Hoch-
scliide von Philadelphia zu griluden, die später die üni^
veiÄität von Pennsylvanien wurde. Erster er wurde Pro-
fei^sor der Medicin, während der Letztere Anatomie, Chi-
mr^rie und Geburtsbülfe lehrte. Shippen setzte den
Unterricht in allen drei Zweigen bis 1805 fort, als für
die Chirurgie ein besonderer Lehrstuhl errichtet und mit
Professor P h y s i c k besetzt wurde. Anatomie und Ge-
burtshülfe wurden auch nach Sbippens Tode noch meh-
rere Jahre von Caspar Wistor gelehrt, bis sie 1810 ge-
trennt, und Thomas C h a 1 k 1 e y James als Professor
der Geburtshülfe angestellt wurde. Aber auch dann blieb
die Geburtshülfe nur ein Nebenfach^ und ei-stim Jahre 181 S
rde ihr Studium ein obligatorisches für die St
200
Dr James promovierte 1787 an der Universität
von Pennsylvanien und ging 1791 nach London, wo er
in dem Story-Street Gebärhause als Schüler wohnte und
unter Osborn und Clarke reichlich Gelegenheit hatte, zu
arbeiten und zu beobachten. Im Jahre 1793 kehrte er nach
Philadelphia zurück und 1802 begannen seine Privatkurse
der Geburtshülfe, die er gemeinschaftlich mit Dr John
Church hielt und später mit Dr Nathanael Ghapman.
James wurde als Geburtshelfer am Siechenhaus und
an dem Pennsylvania Hospital angestellt, und wurde ein
sehr zuverlässiger, aber vorsichtiger Arzt. Er soll der
Erste in Amerika gewesen sein, der die künstliche Früh-
geburt bei zu engem Becken angeregt hat, und auch
zuerst Einsprache erhoben hat gegen den allgemeinen
Glauben an die MögHchkeit einer primären Bauchöhlen-
schwangerschaft.
Er war kein sehr fruchtbarer Schriftsteller, aber
1813 gab er^ Burns „Principles of Midwifery** heraus
und 1816 Merriman's „Synopsis of the various kinds
of difficult parturition. Im Jahre 1834 legte er sein Amt
nieder und sein Nachfolger war William P. Dewees,
der schon seit 1825 sein Adjunkt in der Professur ge-
wesen war. Nach ungefähr einem Jahr zog sich Letzterer
wieder zurück und es folgte ihm HughL. Hodge, 1835,
der bis zum Jahre 1863 im Amt blieb.
Es scheint also Philadelphia der Ruhm zu gebühren,
dass dort zuerst ein systematischer Unterricht in der Ge-
burtshülfe ertheilt worden ist und fast hundert Jahre
behauptete es in Amerika seinen Vorrang in diesem Zweige
der Medicin, durch die Berufung der bedeutendsten Ge-
burtshelfer auf seine Lehrstühle.
Die medicinische Abtheilung am King's College —
jetzt die Columbia Universität in New- York — wurde
im Jahre 1768 zum grossen Theil durch die Anstrengung
von Dr Samuel Bard gegründet. Dr L V. L. Ten-
nen t wurde als Professor der Geburtshülfe in dieser
201
igestellt und war daher der erste ordentliche
dieses Zwei^'es der Medicin in Amerika. Er
Ä wenige Jahre und ihm folgten mehrere Aerzte
taJer Bertlhmtheit, so dass erst 1810, als John
Id Francis angestellt wurde, der Lehr-
-Teburtshülie an dieser Universität, durch eine
lide Kraft besetzt war. Francis (1789 —
:äls Arzt sehr konservativ. Er schrieb nur
/x iiebiirtshulfe imd ist am besten bekannt durch
Ausgabe von Den m a n n's ,, Introduction to the
midwifery", 1825. Uebrigens besass er eine
litterariöche Ausbildung und bereitete ein
Brthvoiles itiul interessantes Werk vor über die
^ite der Stadt New- York, unter dem Titel „Das
w-York**, das ilberfliesst von persönlichen Erin-
n an die ersten, hervorragendsten Bürger der Stadt.
ist interessant, dass das erste Lehrbuch, das in
c über Geburtähülfe geschrieben worden ist, das
Dr Samuel B a r d's war, des ersten Professors
idicin am Kings College (1742—1821). Es er-
im Jahr 1807, nachdem Bard sich von der Praxis
^gezogen hatte, unter dem Titel: „A Compendium
3 Theory and Praxis of Midwifery". Es erlebte fünf
gen und war ein sehr beliebtes Buch.
Die medicinische Schule der Harvard Universität
le 1782 gegründet, aber es scheint, dass für die
arweisung in der Geburtshülfe erst im Jahr 1815 ge-
t wurde, als Dr Walter Channing (1786 —
5) als Lehrer in diesem Fach angestellt wurde. Einige
BB später wurde er zum Professor ernannt und blieb
^ler Stellung bis kurz vor seinem Tode.
as Dartmouth Medical College in Hannover, New-
lire, wurde im Jahre 1798 von Dr Nathan
gegründet, der während der ersten 10 Jahre
tehens auch der einzige Lehrer in allen '^" ' ^
licin gewesen zu sein scheint, und sogi
202
dem Jahr 1828 wurden Anatomie, Chirurgie und Geburts-
hülfe nur von einem Lehrer, von Dr Reuben D, Mus-
sey vorgetragen. Die medicinischG Fakultät der Univer-
sität in Maryland wurde in Baltimore im Jahr 1807 ge-
griindet. Dr John E. D av i d ge vrar der Erste, de
als Professor der Gebnrtshülfe angestellt wyrde (1812)J
und auf ihn folgte eine Reihe von hervorragenden Aerztenj
die aber leider zur Litteratur wenig beigetragen haben.
Diese ftlnf Schulen haben bis zum heutigen Tage^
ununterbrochen fortbestanden und man kann sie mit Rechl
die Vorkämpfer der medicinischen Wissenschaft in Ame*
rika nennen. Mit dem Beginn des 19, Jabrhimdert^ ver-
mehrten sich die Lehranstalten so reiasend schnell, dassJ
es im Jahre 1820 schon deren zwanzig gab, und in der'
jetzigen Zeit gibt es wohl kaum eine ansehnlichere
Stadt, die nicbt wenigstens eine, zuweilen auch mehrere
medicinische Lehransalten besitzt. Leider wurden manche i
auf ungentigender Grundlage enichtet, und boten deuB
Studenten nur wenig Gelegenheit zur Ausbildung, Auch
wurden die Professoren häufig, weniger wegen ihrer wis-
senschaftlichen Leistungen, als wegen ihrer politischen
oder sozialen Stellung ernannt, und die Fälle waren nicht
selten^ dass ein Lehrer im Lauf einiger Jahre nach ein*
ander Professuren der verschiedenen Lehrzweige beklei-
dete. Und diesem Umstände sind wahrscheinlich yojc
allem die geringen Fortschritte zuzuschreiben, die di&l
Geburtshülfe in Amerika gemacht hat.
So weit meine Nachrichten darüber reichen, ist^
der erste Unterricht in der Geburts hülfe in einem klei-
nen Privat- Hospital ertheilt worden, das Dr Shippen
Jahr 1762 eingerichtet hat für die Studenten, die
Kurse besuchten. In der Medical History of the
Philadelphia Almshouse theilt Agnew mit, dass schon
dem Jahre 1767 Dr Thomas Bond und Dr
1-
i&fl
stV
im
seuie
vor
Cadwallader Evans als Aerzte an dem Institut
smgestellt waren, und über vorkommende Fälle den Stu-
203
I
I
^entea Vorträge Ueltem die sich zweifellos auch auf ge-
bürtshülfliche Fälle erstreckten* Eine rein geburtshülf-
liehe Abtheilung wurde erst im Jahre 1797 gegründet
unter der Aufsicht von Dr John Chiirch und Dr Tho-
mas E* James. Wahrscheinlich waren die Gebnrta-
fäHe zuerst nicht für den klinischen Unterricht zu ver-
wertheD, denn erat im Jahr 1803 wurde die Erlaubniss
ertheilt, dass ein Privatzögling bei jedem Geburtsfall an-
wesend sein durfte. Dies Institut besteht auch jetzt noch
mid ist bekannt unter dem Namen Blockley Hospital,
Nach Morton wurde im Mai 1803 eine geburts-
hülflicbe Station in dem Pennsylvania Hospital in Phila-
delphia gestiftet, aber erat 1810, als Thomas C* Ja-
mes daran angestellt wurde, fing sie an, die Aufmerk-
samkeit zu erregen. Ihm folgte Hodge 1832, bis 1851
die Station geschlossen wurde, weil die Preston Retreat,
die in dem Jahre eröflnet wurde, den Wöchnerinnen alle
nöthigen Erleichterungen zu bieten schien, Uebrigens
war diese Anstalt verhaltnissmässig klein, deim in den
48 Jahren ihres Bestehens wurden nur 1397 Frauen dort
entbunden, mit einer Sterblichkeit von ungefähr 4,97 %»
Die Society of the Lying- in Hospital, die am 1* Au-
gu&ät 1799 gegrtindet wurde, war die erste Anstalt dieser
Art in New- York. Da die Unterstfltzungsgelder nicht
fiir ihren Unterhalt ausreichten, so wurde die öffentliche
Wohltbätigkeit für das New-York-Hospital in Anspruch
genommen und bis 1827 eine besondere geburfcshülfliche
Station dort errichtet. Von 1827 bis 1894 beschränkte
das Hospital sich darauf, die ärmeren Frauen in ihren
eigenen Wohnungen zu versorgen. Dann wurde ein klei-
nes Krankenhaus im Zusammenhang damit eröffnet, das
bis 1902 benutzt und dann durch ein prachtvolles Ge-
bäude ersetzt wurde, das der Grossmutb J. Pierpont
Morgans zu verdanken ist und das das grösste und
vollständigste Gebärbaus in Amerika ist.
Der New- Yorker Medical Record von 1870 (v. pp»
330 — 331) bringt einen Nachruf fOr Dr Gunnini
204
(
8. Bedford, in dem angegeben wird, dass er schon einige
Jahre vor 1862 eine geburtshülfliche Xlinik im Zusam-
menhang mit der Universitäts- Klinik gestiftet hätte, wel-
che die erate ihrer Art in New- York gewesen sein soll
Nähere Angaben habe ieh leider nicht darüber erhalten
kt'mnen« Professor James P. White kann den Ruhm
für sieh beanspruchen, als Erster in Amerika geburts-
hülflicbo Fälle vor einer grossen Zuhörerschaft demon-
striert jfiu haben und im Jahr 1850 eine junge Iriänderin,
Mary Watsnn in Gegenwart der Examens klasse des
Ihitfalo Medical College entbunden zu haben. Dies wurde
ttls eiuo Rehr fragwürdige Neuerung angesehen und in J
den Zeitungen und Erb au ungs blättern vielfach angegrif- ■
fen* Einige davon waren bo kräftig in ihren Ausdrücken "
gogeu den Professor und seine Lehrmethode, dass er sich
genüthigt sah, die Hülfe des Gesetzes in Anspruch zu
nehmen und eine Verleumdungsklage gegen Dr Ho ratio
N. Loomis anzustrengen , der besonders scharf in seinen
Angriffen gewesen war. In den Gerichtsverhandlungen
nuisst^^ eine grosse Zahl von Aerzten ihr Gutachten ab-
geben tU>er die Noth wendigkeit und Zulässigkeit der Vor-
führung von (^eburts lallen vor Studenten* IJnd^ waa
jetzt merkwürdig genug anmuthet, es waren Viele bereit
zu bezeugen, dass es ganz unnöthig wäre, weil die Stu-
denten durch die gewuhnliche didaktische Lehrweise schon
reichliche AusbiUhuig in der ßeburtshülfe erlialten könn-
ten. Dass der ganze ärzthehe Stand in Amerika noch
nicht reif war Hlr eine solche Neuerung, beweist der fol-
gende Brief, der im März 1850 in dem Bnffalo Medical
Journal vedUVetitücht und von siebzehn Aerzten in Buffalo
untenGeiclmet wiirde :
, Meine Herren 1 Die Unterzeichneten. Mitglieder des
ärztlichen Standes, haben in der Februar-Numnier unsrea
^ '- mit Bedauern die Vorrede und die darauf be-
Oorrespondenx über die * Demonstrierte Geburts-
'iilte' bemerkt* Ob eine solche Ausstellung» lebender
<
205
Objekte vor den höheren Kliisseii der Universität schick-
lich ist, das darf nach unserer Ansicht nicht so öffent-
lich besprochen werden. Wir beabsichtigen in dieser
Mittkeilung hauptsächlich festzustellen, dass die Methode
nicht die aufrichtige Zustimmung der ärztlichen Fachlente
Buffalo's besitzts sondern im Oegentbeil eine strenge Zn-
mckweisung verdient. Wir halten sie ftir die Lehrzwecke
für unnöthig, für unwissenschaftlich und geradezu belei-
digend für Moral und ÄnstandsgefübL Im Interesse des
ärztlichen Standes hoffen wir, dass diese Neuerung weder
hier, noch in ii^gend einem civilisierten Lande wieder-
holt wird".
Auch in andern Theilen des Landes wurden Zweifel
geäussert an der Schicklich keit eines solchen Verfahrens
«nd fanden solche Verbreitung, dass die Frage dem Co-
ßjite für ärztliche Ausbildung des Amerikanischen Aerzte-
Vereins vorgelegt wurde. In dem Bericht, der 1851 ein-
gereicht wurde^ stellte das Comite fest, dass der einzige
Vortheü, der durch solche Blossstellung der Patientin
erreicht werden konnte, eine grössere Geschicklichkeit in
der Schonung des Dammes wäre, dass <lies aber die augen-
fäüigen Nachtheile der Methode nicht aufheben könne;
denn sie liielten dafür, dass ein Arzt, der nicht geschickt
genug wäre, eine Geburt nur durch das blosse Gefühl
zu leiten, überhaupt nicht tauglich wäre, die Geburtshülfe
auszuüben.
Ein Theil dieser Abneigung war sicherlich veran-
lasst durch eine Flugschritt von Gregory (1848), be-
titelt : „Die männlichen Hebammen blossgestellt und
I zurechtgewiesen **, wo in den heftigsten Ausdrücken be-
hauptet wurde, dass die geburtshül fliehen Leistungen der
Männer für Arzt und Patientin gleich schädlich wären
nnd unvergleichlich viel gefahrlicher, als die Behandlung
einer Hebamme.
Und doch blieb aller Widerspruch gegen diese Neue-
rung vrirkimgslos, denn bald drang die üeberzeugung
206
allgemein durch, dass die Studenten keine praktische
Kenntniss der Geburtshtilfe erlangen könnten, wenn sie
nicht hinreichend Gelegenheit zu persönlicher Beobachtung
hätten. So bahnte der klinische Unterricht sich allmählich
seinen Weg trotz alles Widerstandes und im letzten Viertel
des 19. Jahrhunderts wurden an allen grösseren Hospitä-
lern, die mit den leitenden medicinischen Schulen in Verbin-
dung standen, auch Stationen für Geburtshtilfe eingerichtet.
Litteratur. Agnew, D. Hayes: The me-
dical history of the Philadelphia almshouse. Reprinted
in the Philadelphia Hospital reports. 1890. V. pp. 1—
55. — Bard, Samuel, siehe : White and Duca-
chet. — Carson: A history of the medical department
of the University of Pennsylvania. Philadelphia 1869. —
Channing, the late Dr Walter. Boston , Medical
and Surgical Journal, 1876, XCV, pp. 237—38. —
Chapman, Nathanael: siehe Jackson. — Church,
John, siehe: Neill. — Cord eil, E. F. Historical
Sketch of the University of Maryland School of Medi-
cine, Baltimore, 1891, pp. 218. — Davidge, John
B., siehe: Cordell. — Ducachet, Henry W. : A bio-
graphical memoir of Samuel Bard. M. D., LL. D. etc.
Amer. Medical Recorder, 1821, IV, 609—633. — Fran-
cis, J. W. An obituary. American Medical Times.
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dicine. I. Medical News 1903. LXXXII 87—89. Gre-
g o r y , S. : Man midwif ery exposed and corrected etc.
New- York and Boston. 1848, pp. 50. H o d g e , H u g h.
L. : Biography of Thomas Chalkley James. American
Journal of Medical Sciences. 1843, N. S. VI pp. 91—
106. — Jackson: Discourse commemorative of Na-
thaniel Chapman, M. D. Philadelphia 1854. — James,
Thomas C, siehe: Agnew, Carson, Hodge and Nor-
ton. — Knight, J. : An eulogium on Nathan Smith,
M. D. New-Haven 1829, pp. 28. — Morton, Tho-
mas J. : History of the Pennsylvania Hospital, 1751 —
1895. Phüad. 1895. — Mott, Valentine: An eu-
logium on the late J. W. Francis. New- York 1861. —
207
Nein, John: Biographical note on Dr John Church.
Transactions of the College of Physicians of Philadel-
phia 1873, N. S. rV 450— 451. — ''Smith, Nathan,
siehe : Knight. — Ten n e n t , J. V. L., siehe : Francis.
— Thomas, T. Gaillard: A memoir of Prof. Ja-
mes Platt White. Transactions of the American Gyne-
cological Society, 1882 VII, pp. 405—411. —White,
James, P.: Samuel Bard. Gross, Lives of eminent
american physicians and surgeons, 1861, pp. 161 — 206.
White, James P.: See report of the trial „The people
versus Dr. Horatio N. Loomis for Libel*-. Tried at the
Eric County Court of oyer and terminer, June 24th
1850. Buffalo 1850. Jewett. Thomas and Company,
pp. 48. Also : report of the comittee on medical edu-
cation in relation to „demonstrative midwifer}-''. Trans-
actions of the American Medical Association, 1851 IV,
pp. 436—441. Also: Thomas, T. G. — Wistar,
Caspar, siehe Gross, Lives of eminent american phy-
sicians and surgeons of the 19th Century. Philadelphia
1861, pp. 116—138.
§. 64.
Frühere geburtshülfliche Litte ratur mit Aus-
schluss der Lehrbücher.
Obgleich die Einrichtungen für den geburtshillflichen
Unterricht, namentlich vom klinischen Standpunkte aus,
recht mangelhaft waren, so haben doch die früheren
amerikanischen Aerzte eine ganze Reihe bemerkenswer-
ther Beiträge zu der geburtshülflichen Litteratur geliefert.
Eins der allerersten medicinischen Werke, die in
Amerika veröffentlicht wurden, stammte von Thomas
Cadwallader, 1745, „An essay on the West India
Dry Gripes, with the method of preventing and curing that
cruel distemper ; to which is added an extraordinary case in
physick". Der Ausdruck „dry gripes" bezog sich auf Anfälle
von Bleivergiftung, eine Folge von dem Genuss des Riims.
der in Bleigefässen versandt war. Der „extraordin
in physick" war aber von viel grösserem Interess'
208
Geburtslielfer, denn es war eine vorzügliclie Besckreibung
des Krankheitsverkufes und des Sektionsbefiindea in
einem Fall von Osteom alacie. Dieser Bericht ist ein Be-
weis dafür, dass die Osteom alacie auch damals schoa in >
Arnerika vorkam, und auch dafür, dass trotz der unzu^-^
bei den Personen
anssergewölui'
an
reichenden Einrichtungen doch schon
die Sektion vorgenommen wurde, die
liehen Krankheiten starben. ■
Die nächste beni er kensweiihe Arbeit v?ar Ship-™
pens These! „De placentae cum utero nexu*' Edinburg
176 L Der Autor beschreibt die Erfolge der Injektion
auf die Blutgefässe des schwangeren Uterus imd der
Placenta in situ, und beweist dass keine Commtmikation
ist zwischen dem fötalen imd dem miitterlicben Blutum-
lauf, Zweifelsohne ist sein Werk zum grüssten Theil^^
auf ähnliche Beobaclituugen gegründet, wie sein Lehrer, ■
John H u n t e r i sie schon gemacht hatte. Trotzdem
ist es aber merkwürdig, dass es @o schnell in Vergessen-
heit gerathen ist, und statt dessen irrige Ansichten ver- fl
breitet, bis die Arbeiten von Waldeyer, Bumm, Leopold
und Andeni, fast 30 Jahre später, endgültig die Richtig*
beit seiner Lehre bewiesen.
Dass den frllheren amerikanischen Äerzten die Fort-
schritte nicht fremd blieben, die in Europa gemacht wur-
den, dass sie sie aber durch eigene Beobachtungen prü-
fen wollten, beweist ein Blatt, das Joseph r n e aus
Salem in der Massachusetts Medical Society im Oct 1783
vorgelegt hai Der Artikel heisst: „Ein Experiment um
die Nützlichkeit der Sigaul tischen Operation zu beweisen*
und war gegründet auf Beobachtungen, die bei der Sek-
tion einer, in den letzten Monaten der Schwangerschaft
an Eklampsie verstorbenen Frau gemacht waren. Der Autor -i
hatte beim Durchschneiden der Symphysis pubis gefun-Ä
den, dass die Enden der Knochen zwei Zoll breit von ^
einander klafften, und dass durch eine gewaltsame Itota
in der Oberschenkel der Zwischenraum auf 27* un<
I
209
3 Zoll erweitert werden konnte. Daraus schloss er, dasa
die Operation wesentlich zn der Geräumigkeit dea Beckens
beitragen mUsste, Soweit ich erfahren konnte, ist übri-
ena die Sjmphjseotomie in Amerika erst im Jahre 1892
jusgefiihrt worden, nachdem R o b e r t P, Harris
darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sie in Italien
i^deder aufgenommen wäre, und ihre grossen pralctisclien
Vortheile erwiesen hatte. Die erste Nofciz über eine Miss-
bildmig ist walirscheinlich am 5. April 1786 von Dr
Leverett Hubbard in der Medicinischen Gesell-
schaft von New-Haven Connty, Connecticut, vorgetragen
worden und behandelte einen „Fall von einem missge-
stalteten Fötus". Dies war eine acephalische Missgeburt,
mit einer Verbildung am Kreuzbein von beträchtlicher
Grösse uud der Büricht war durch einen schönen Hok-
schnitt verv^ollständigt. Nachdem er den Fötus beschrie-
ben hat, setzt er hinzu: ^Wie viel Ursache haben wir
nicht, dem grossen Schöpfer unserer Körper dankbar zu
sein, dass unsere Kinder nicht öfter missgestaltet sind!**
In demselben Jahr berichtet Joseph Osgood aus
Andover, Massachusetts, der Medicinischen Gesellschaft
in Massachusetts über einen Fall von verhinderter Geburt,
in dem eine cirkelförmige Yer Schliessung der Vagina den
Austritt dea Kindes verhinderte. Nachdem er sie durch-
schnitten hatte, konnte er die Frau von Zwillingen ent-
binden und es wird berichtet, dass sie später noch vier
Kinder ohne Schwierigkeiten gebar. Einige Jahre später
beschreibt derselbe Autor unter dem Titel „An account
of an extravasated tumor in the labium pudendura" eineu
Bluterguss in die Scheide von der Grösse eines Kinds-
kopfes in Folge der Geburt, Er verursachte ernste
Symptome, endete aber am dritten Tage durch spontane
Zerreisaimg, worauf eine ungestörte Genesung folgte.
In derselben Sitzung, in welcher der oben erwähnte
Fall vorgetragen wurde, berichtete Dr Nathaniel W.
Appleton über die „Historj of a hemorrhage from a
drii-Siebold, G eaclilclite dör Geburtahülffl. IlX. 14
210
riipture on tlie inside of tte left labium piidendum*',
Hier war der Blutverlust so gross gewesen, dass die
Frau sich zweifellos verblutet hätte, wenn nicht eine ge-
eignete Behandlung vorgenommeu worden wäre.
Es ist ein eigenthüinlieher Fall, dass Dr John
Archer mm Harford County iu Maryland, der erste Arzt,
der in Amerika prorao vierte, zahlreiche Beiträge zu der
geburtshülflichen Litteratur in den ersten Heften des Me-
dical Kepository lieferte. Besonders beraerkenswerih
war sein Bericht über zwei Fälle von verhinderter Geburt
bei Negerinnen in Folge Verklebung der grossen Lippen,
die er auf einen Schlehnfluss in den Einderjahren zu-
rückführte* Auch bespricht er zwei Fälle von üeber-
frnchtnng, wo in dem einen eine Weisse Zwillinge ge-
bar, von denen das eine Kind weiss war, das andere ein
Mulatte, in dem andern Fall eine Negerin mit einem
schwarzen und einem Mulafctenkind niederkam,
So weit meine Nachrichten reichen, war Valentine
Seaman aus New- York der erste Amerikaner, der ein
passendes Handbuch für Hebammen verfasste. Es er-
schien im Jahr 1880 unter dem Titel „Ein Führer für
die Hebammen und ein Spiegel für die Mütter", hatte
aber nur geringen Wertb und war hauptsächlich deshalb
interessant, weil der Verfasser einer der Wundärzte au
dem New- Yorker Hospital und ausserordentlicher Anst
an der Qebär-Station des Siechenhauses war.
Zu den wichtigsten Neuerungen der ersten Zeit muss
man die Einführung des Mutterkorns in den medicini-
schen Gebranch rechnen. Die ersten Nachrichten über
seine Anwendung finden sich in einem Brief vom 25, Jan.
1807, den Dr Stearns an Dr M. S. Ackerly richtet
und welcher in dem Medical Kepository veröffentlicht ist
im Jahre 1808. 2 Hexade V, 308—309. Es heisst da
I
I
Tun sehe gemäss sende ich Ihnen beifolgend
lern pulvis parturiens, welches ich seit
211
mehreron Jahren mit dem besten Erfolge anwende» Es
besthleunigt jede zögernde Geburt nnd erspart dem Ge-
burtshelfer bedeutend viel Zeit, ohne daas es für die Wöch-
neriu nacbtbeilig wäre. Wenn die Wehen langsam ein-
treten oder fast ganz ausbleiben, oder irgendwie unfähig
sind, den Fötus auszutreiben, so habe ich dieses Pulver
immer von grosser Wirksamkeit gefunden. Vor der An-
wendung muss man sich auf das Genaueste über die
Kindslage unterrichten und ob ein aussergewöhnliches Hin-
demiss die Geburt beeinflusst. Denn die heftigen und
fast tmanfhörlichen Wehen, die es hervorruft, schliessen
die Möglichkeit einer Wendung ganz aus. Die Schmerzen,
die es veranlasst, sind besonders heftig, aber ohne die
aufregende Qual, über die die Patientinnen so oft klagen,
wenn die Wehen viel geringer sind**. Nachdem er ver-
schiedene Anordnungen für den Gebrauch gegeben hat,
ob Anfgiiss oder Pulver, schliesst er damit; ^Wie sich
die Wirkung vollzieht, vermag ich nicht zu erklären.
Während es die Thätigkeit des ütems steigert, scheint
es doch die Starrheit der angespannten Muskelfasern zu
^^ mildem **,
^B Man sollte nach diesem Brief des Dr Stearns an-
^^nehmen, dass er zuerst von den blutstillenden Eigenschaf-
ten dieser Arznei keinen Begriff hatte- Aber 1822 ver-
öffentlicht er einen Aufsatz, in dem er' dieselben voll-
at'ändig erkennt. In dem zweiten Aufsatz betont er, dass
er der Erste gewesen sei, der ihren verständigen, wissen-
schaftlichen Gebrauch empfohlen hätte, giebt aber zu,
dass das Korn schon seit langer Zeit von den unwissen-
den Bauerfrauen als Abortiv- Mittel angewandt sei. Er
gab auch ausführlichere Gebrauchsanweisungen, und
macht auf gewisse Gegen grün de gegen die Anwendung
aufmerksam.
Die Empfehlung in seinem ersten Bericht wurde bei-
fällig aufgenommen und die Arznei wiirde bald allge-
mein angewandt» Fünf Jahre nach dem ersten Ersehe?
14*
212
nen, 1813, legt Oliver Prescott der Medicimschen
Gesellschaft von Massachusetts vor : « A dissertation on
the natural historj and medicinal e£Pects of the secale
comutum, or ergot*, in welcher er die vorhandenen Kennt-
nisse darüber erschöpfend zusammenfasst. Interessant ist
es auch, dass Prescott einen der ersten Berichte in
Amerika über eine Ruptur des Uterus giebt, und eine
vorzügliche Beschreibung des Sectionsbefundes. Einige
Jahre später theilt E. Haie der Medicinischen Gesell-
schaft von Massachusetts seine wichtigen , Observations
on Abortion" mit, behandelt den Gegenstand eingehend
und giebt bestimmte und erschöpfende Eegeln für seine
Behandlung. Nach Stör er war diese Veröffentlichung
noch werthvoller als der classische Artikel von White-
h e a d , und würde manches Leben gerettet haben, wenn
sie allgemeiner bekannt gewesen wäre.
Litteratur. Appleton, N. W. : The history
of a hemorrhage from a rupture on the inside of the
left labium pudendum. Medical Communications of the
Massachusetts Med. Soc. Boston. 1790—1808. I No. 2
Part n, pp. 24 — 26. — Archer, John: Facts ülustra-
ting a disease peculiar to the female children of negro
slaves, and observations showing that a white woman,
by intercourse with a white man and a negro, may con-
ceive twins, one of which shaU be white and the other
a mulatto. And that vice versa, a black woman may
conceive twins, one of which shaU be a negro and the
other a mulatto. Medical Repository. 1810, 3 Hexade
I, pp. 319—323. — Cadwallader, Thomas: An
essay on the West India dry gripes, with the method
of preventing and curing that cruel distemper ; to which
is added an extraordinary case in physick. Philad.
MDCCXLV. printed and sold by B. Franklin, pp. 42.
— Haie, E. : Observations on Abortion, Medical Com-
munications to the Massachusetts Med. Soc. Boston, 1829,
pp. 357—388. — Harris, Robert, P.: The remar-
kable results of antiseptic symphyseotomy. Transactions
213
r ol um American Gynecological Society* 1829. XVII,
pp. 98 — 126. — Hubbard, Leverett: Gase of a
deform ed fötus. Gases and obserYations j by the Med.
Soc* of New-Haven Coimty in the State of Connecticut.
Kew-Haven 1784, printed by J, Meigs, — Orne, Jo-
seph: An experiment for determining the expediency of
the Sigaultian Operation, Med. Gommunic, to the Mass.
Med. Soc. Boston, 1790—1808. I. No. I, pp. 98—95.
— Osgood, Joseph; An account of a pretematnral
obstniction in the vagina. Med, Communic. to the
Mass. Med, Soc. 1790—1808. I, No. I, pp, 85— 8G, —
Osgood, Joseph: An accotint of an extravasated
tumor In the labium pudendnm. Med. Communic. to the
Mass. Med. 8oc, Boston, 1790—1808.1, No. 2, pp. 22
—23. — Prescott, Olivere An account of a case
of ruptured utems. Med. Communic* to the Mass, Med,
Soc, Boston. 1790—1808, I, No. 2, Part I, pp. 13—
23. — A dissertation on the natural history and medi-
cinal effects of the secaJe comutum, or ergot. Med. Com.
to the Mass, Med. Soc. Boston 1822. lÜ, pp. 77—93.
— Seaman, Valentine: The mid wives monitor and
mother's mirror; being three concluding lectures of a
conrse of instruction in midwifery. Containing directions
for ptegnant women ; rules for the management of na-
tural birth and for early discovering when the aid of
a physician is necessary } and cautions for nuraes, re-
Bpecting both mother and child. To which is prefixed
a sy Ilabus of lectures on that subject, New- York 1800.
Isaak ColÜns, pp. 123. — S h i p pe n ^ William, Loco
dtato, — Stearns, John: Account of the pulvis pai>
turiens, a remedy lor quick ening child birth. The Med*
Eepository, New-York 1608, 2 Hexade V, pp. 308.
309. — Observations on the secale comutum or ergot,
with directions for its use in parturition. Philadelphia
Journal of Med. and Phys. Sciences. November 1822.
— Stearns, John, siehe : John W. Francis „New-
York during the last half Century". New-York 1857.
John F. Trow. p. 232. — Excursions in old New-Ynrk
medicine, 11 and m, Med. News, 1903. LXXXII,
.^
214
--568» and p. 850, — Storer, R R Ab outline hi-
story of American Gynecology. Journal of the Gryn. SoCp
of Boston. 1869, I, pp. 103—118, and 292—309-
§. 65.
Extrauterine Schwangerschaft.
Der erste Falt von extrauteriner Schwangerschaft,
der, meines Wissens, in Amerika operiert würde, betraf
eine Mrs. Lowe in Gloucester, Massachusetts. Er wurde
in dem American Magazine, Boston 1746, veröffentlicht
imd in GeorgeOsgood'B Artikel noch einmal im Aus-
zug wiedergegeben. In diesem FaU endete die zweite
Schwangerschaft der Patientin mit einer falschen Schwan-
gerschaft, die eine Unterleibsgeachwulst hinterliess, die
sie 16 Jahre mit sich herumgetragen hatte* Während
dieser Zeit gebar sie sechs Kinder, Nach der Geburt
das letzten Kindes wurde sie von Schüttelfrösten, hohem
Fieber und Unterleib sschmerzen befallen. Etwas später
war eine kleine Oeffnung in der Bauch wand über der
Geschwulst bemerkbar, durch welche Eiter abgelassen
wurde. Albnählig nahm die Oeffnung zu und eine An-
zalü kleiner Knochen wurden gelegentlich dadurch ent-
fernt. Beim Einführen des Fingers in den Fistelkanal
konnte man deutlich den Kopf eines Kindes fühlen.
B Am 24. Juni wurde in Gegenwart des Geistlichen
JohnLowell und der beiden Sohne des Arztes ein Ein-
schnitt gemacht und von den übrigen Knochen jeden Tag
einige entfernt, bis am 28. die letzten herausgenommen
waren und die Wunde zugenäht wurde*. Die Patientin
starb am vierten Tage und bei der Section stellte sich
heraus, dasa der Fötus in der linken Tube enthalten war,
während die rechte Tube und der Eierstock sowohl wie
der Uterus vollkommen normal waren. Leider ist der
Vame des Operateui's nicht angegeben.
Dr John Bard in New-Tork (1759) giebt eine
I
I
I
i
d
21S:
sorgfältigere Begchreibung eines andern Falles, wo eine
richtige Diagnose yorlier aufgestellt war. Die Patientin
war Mrs. Stagg, die Frau eines Maurers. Ihre erste
Schwangerschaft verlief voUkonunen normal; die zweite
erwies sich a!a eine falsche Schwangerschaft, von der
eine ftüilbare Geschwulst im Leibe zuiückblieb. Fünf
Monate später war sie wieder schwanger und wnrde recht-
zeitig, nach kurzen und leichten Geburtswehen, von einem
lebenden Kinde entbunden. Bald danach litt die Patien-
tiu an Fieber und Durchfall^ die Geschwulst wurde schmerz-
hafter und nahm an Umfang zn, so dass man nach neun
Wochen eine entschiedene Beweglichkeit feststellen konnte*
Die Patientin wurde in einer Konsultation you Dr H uf f ,
einem Militär-Wundarzt , und Dr Bard untersucht-
Beide stellten die Diagnose auf esctranterine Schwanger-
schaft und der Letztere entschloss sich, zn operieren.
Beim Oeftnen des Leibes ergoss sich eine Menge fauligen
Biters aus der Geschwulst und ein abgemagerter Fötus
wurde entfernt, ohne dass sich von der Placenta auch
niu' eine Spur zeigte- Die Wunde wurde nach offener
[Wundbehandlung in Zeit tob sechs Wochen geheilt.
Die nächste Operation kam erst im Jalire 1791 vor,
' als Dr William B a y n h a m in Essex Count j, Vir-
ginien, die Frau eines wohlhabenden Pflanzers operierte
und 1799 eine Neger sldavin, die Beide wieder hergestellt
wurden,
B a y n h a ni (1749 — 1814) war einer der gi^ündlichst
ausgebildeten Aerzte Amerika s. Er hatte sechzehn Jahre
in England zugebracht, war eine Zeitlang bei Mr. Else,
dem Professor der Anatomie am St. Thomas Hospital
Assistent gewesen und hatte sich später als Wimdarzt
in London niedergelassen. Im Jahre 1785 kehrte er nach
Amerika ziu-ück und liess sich in Essex Countj^ Virgi^
nien, nieder. Nach Thatcher sollen B a j n h a m und
|Physick die einzigen Chirurgen in Amerika gewesen
sein, die etwas zur Hebung ilires Standes geleistet haben-
216
Aehnliche Operationmi wurden auch an Andern ausge-
führt, so von Dr. C h a r 1 e s M c K n i g h t in New- York
1795, von David Ramsaj in Charleston, Sttd- Carolina^
1803, und von J, Augustine Smith in New- York,
1808.
Im Jahr 1802 berichtet Dr George Osgood in
Andover, Massachussetts, über den Sectionsbeftind bei
einer extrauterinen Schwangerschaft, die mit der Bil-
dung eines Steinkindes geendet hatte. Die beiden ersten
Schwangerschaften waren ganz normal verlanfen, wäh-
rend die dritte mit einer Fehlgeburt endete, nach
der die Diagnose auf extrauterine Schwangerschaft ge-
stellt wurde. Danach bekam die Patientin noch fünf
Kinder, die alle jedes Mal ausgetragen waren und machte
f(inf Aborte durch. Nach der Geburt des letzten Kin-
des klagte sie über grosse Schmerzen im untern Theil
des Unterleibes und litt an erhöhter Temperatur. Vier
Monate später starb sie und bei der Section wurde ein
Steinkind in der linken Tube gefunden. lieber die erste
Scheiden- Operation für diesen Zustand , von der wir
Nachrichten haben, wurde im Jahr 1816 von Dr John
King in Edisto Island, Süd-Carolina, berichtet. Es
wurde ein ausgetragenes Kind durch die Scheide entfernt,
nachdem die hintere Scheidenwand durchschnittöi war.
Zwei Jahre später vereinigte Dr King Alles, was bis
dahin über den Gegenstand bekannt war, in einer Mono-
graphie, betitelt: »An analysis of the subject of extra-
uterine foetation**, Norwich, 1818, p. 176.
Es ist interessant, dass Dr Samuel Bard in sei-
ner Besprechung der Frage über extrauterine Schwan-
gerschaft in seinem Compeudium (1807) ernstliche Zweifel
an der Möglichkeit der primären Bauchhöhlen- Varietät
äussert, und dadurch den herrschenden Ansichten um
Jahre voran eilL Nach Hodge wurden ähnliche
> auch 1827 von Prof. P, C. James geäussert
[Sprache vor dem College of Physicians in Phi-
I
I
217
ladelphia, in der er sich auf den Standpunkt stellt» dass
alle <üe beschriebenen Fälle zuerst von den Tuben auBgingeu.
Obgleich Lawson Tait der Erste war, der den
Unterleib öffiiete wegen eines Blutergusses in die Bauch-
höhle nach dem erfolgten Riss einer extrauterinen Schwan-
gerschaft, so wurden doch Zweifel au der Richtigkeit
dieses Verfahrens erhoben durch W* W. Harbert, 1849,
und Stephen Rogers, 1867, Der Erstere deutete nur
die Art der Behandlung an, aber der Letztere drang in
seiner Monographie über den Gegenstand emsthch darauf,
da unter aolchen Umständen; ^die Bauchhöhle geöffnet,
die blutenden Gefässe unterbunden werden müssten*. Und
weiten „Was würden wir von einem Wundarzt halten»
der sich ruhig hinsetzt und zusieht wie das Blut aus
einer zerschnittenen Vene oder Arterie strömt, ohne eine
Anstrengung zur Stillung desselben zu machen? Wer
die Anwesenheit von Blut in der Bauchhöhle erkennt,
in ähnhchen Fällen, wie die berichteten, hat für seine
Unthätigkeit keine bessere Entschuldigung".
Litterat ur. Bard, John: A case of extra-ute-
rin© foetus, described by Mr. John Bard, Surgeon at
New-York, in a letter to Dr, John Fothergül and by
him communicated to the Society, Read March 24th
1760* Medical Observations and Inquiries by a Society
of Physicians in London 1764. ü, pp. 369—372. —
Bard, John, siehe: Thatcher' s American Medical Bio-
graphy, 1828, I, pp. 96—103. — Baynham, Wil-
liam: An account of two cases of extra-uterine con-
ceptionj in each of which the fötus was extracted by
an Operation with success. New- York Medical and
Philosophical Jourual, 1809, Jan. I, pp. 161—170, —
Baynham, William, siehe ; Thatcher's American
Medical Biography. Eoston X828, I, pp. 168—173. —
Harbertt W. W. ; A case of extra-utenne pregnancy.
Western Journal of Medieine and Surgery* 1849, 3rd
series JHj pp* 110 — IIB. — ^ Hodge, H. L, : Biography
of Thomas Chalkley James» Amer. Joum. of Medical
218
Sciences, 1843, K S. TL, pp. 91-^106* — James,]
T. IL, giebe Hodge, — King, Jo&n: äd analjsis ofj
the subject of eitra-uterine foetaüoti, Nor^ich 1818,1
p* 176. (Quoted from T, Gaillard Thomas' article. Obste*
trics and G}Tiecology in „A Ceottuy of American Me-j
dicine 177S— 1876. PhiladelpMa 1876. — Low,
case of abstract in Medic^ Commuiiications to üie
Mass. Med. Soc- Boston, 1790—1808, I, No. % Part, EL j
pp* 41^-43, — Mc Knight» Charles: Gase of extrar j
uterine abdominal foetus suc^essfdly extracted by
Operation. By the iate Dr Charles Mc Knight of New-
York. Communicated by James Mease, M. D. of Phi-i
iadelphia to Dr. Lettsom. Memoirs of the Med. Soc
of London, 1795, IV, 342—347, — Osgood, Georged
Ä remarkable extra-uterine case. Kedicai Communis toi
the Mass. Med, Soc, Boston, 1790—1808, I, I^o. 2,\
Part, n, pp. 30 — 41. — Ramsay, David: A case
of estra-uterine foetus. Medical Repository 1804, 2iid
Hexade, I, pp, 221^-228. — -Rogers, Stephen:
Extraruterine foetation and gestation, and the eariy signs
which charcterise it. Symptoms of the fatal hemorrhagel
tnto the peritoneal carity, its usual termination ; sng-
gestions for the positive diagnosis of this fatal condi-
tion, and a plea for the treatment indicated in it, withl
the view of saving the lif e of the woman- Philadelphia, 1
1867, Collins p. 61. — Smith, J. Augustine: AJ
case of extra-uterine conception, in which an Operation!
was performed. Med* and Phü* Jonm* and Rewiew,[
New-York 1809, 1, pp, 54—57.
§. 66.
AnHithetiiche Mittel.
Obgleich die aBästhetischen Eigenschaften des AethersJ
in Amt^rika entdeckt waren und Dr John Coli in &|
Warren in dem Massachusetts General Hospital amj
13. Ocfcober 1846 die ersten chirurgischen OperafcionenJ
der Wolt unter seinem Eiufluss ausführte, musa es unsj
merkwürdig berühren^ daas Niemand daran dachte, ihnl
219
f5r die Geburtshülfe zw verwerthen, bis aus Schottland,
Frankreich und Deutsch]aiid Berichte über die Vortbeile
und über die Unschädlichkeit einliefen, die man in dieaem
Fach dadurch erreicht hatte» Ea scheint, dass Dr N*
C. K e e p in Boston der Erste gewesen ist, der in Ame-
rika eine Patientin während der Geburt mit Aether be-
handelt hat Es geschah am 7. April 1847 und die Be-
obachtungen sind in einem Brief an den Herausgeber des
Boston Medical and Surgical Journal aufbewahrt unter
dem Titel: „The letheon administered in a caseof labour*".
Der Brief lautet;
^Geehrter Herrl Am 7* April wandte ich Aether-
dämpfe bei einem Geburtsfall an. Die Patientin war
wohlauf und wurde von ihrem dritten Kinde entbunden.
Da seit dem Anfang der Geburt fllnf und eine halbe
Stunde verflossen waren, und die Wehen, die zuerst leicht
und regelmässig aufgetreten waren, heftiger wurden, so
Hess ich den Aetherdampf durch die Nase einziehen und
durch den Mund ausathmen. Die Patientin konnte den
Dampf auf diese Weise ohne Mühe einziehen aus dem
Behälter, ohne weitem Klappen- Apparat. Im Lauf von
zw'anzig Minuten waren vier Wehen ohne Schmerzen
vorübergegangen, und der Aetherdampf wurde zwischen
Jeder Wehe angewandt. Dann wurde die Eioathmung
unterbrochen, damit man einen Vergleich ziehen konnte
zwischen dem Ergebniss der Wehen mit und ohne den
Aetherdampf, Ein wesentlicher Unterschied konnte nicht
festgestellt werden, aber die Angst der Patientin war
gross- Die Einathmung wurde dann wiederholt, aber
der Geburtsgang war so überstürzt, dass die Zeit dazu
fehlte, um durch Eiiiathmt^u das ganze Nervensystem voll-
ständig unter den Einfluss des Aethers zu bringen. Doch
waren die Qualen der letzten Augenblicke wesentlich ge-
mildert. Vom Beginn der Einathmungen bis zum Schluss
der Geburt waren es dj'eissig Minuten und die Zahl der
Eiliatlimungen belief sich auf fünf, UnKebsame Symp-
220
tome sind nicht aufgetreten nnd der Erfolg war höchst
hefiriedigend.* Ergebenst N. C. E eep, Boston, 10. April
1847.
Dr Walter Channing, Professor der Gebnrts-
hülfe an der Haryard-UniTersität , wandte einen Monat
später — 7. Mai 1847 — Tor Anlegung der Zange, den
Aether an und berichtet darüber als über einen „Fall
Ton Zangengeburt unter Anwendung Ton Aether-Einath-
mungen*.
Im folgenden Jahr erschien seine Monographie über
den Gegenstand: «Eine Abhandlung über Aetherbetäu-
bung bei der Entbindung*', mit 581 Fallen. Er gab
einen ausführlichen Bericht über 87 Falle, in denen er
Aether angewandt hatte, die übrigen waren aus andern
Quellen in Amerika aufgenommen. Die Greburten waren
in 65 Fällen operativ und in 516 Fallen spontan Ter-
laufen und bewiesen aufs klarste den grossen Nutzen
dieser Behandlung. Auch ist es höchst bemerkenswerth.
dass das bedeutende Werk Ton Sir James Y. Simp-
son: yAnästhesia or the employment of Chloroform and
ether in surgery, midwifery etc.* fast gleichzeitig er-
schien. Freilich istChanning's Arbeit sehr viel un-
bedeutender und würde sehr gewonnen haben, wenn es
nur den dritten Theil so umfangreich wäre.
Trotz des vorzüglichen Eindrucks, den die Berichte
von Channing und Simpson machten, wurde die
allgemeine Anwendung der Anästhetika in der Greburts-
hüKe wesentlich verzögert durch den kräftigen Wider-
stand von Meigs und Hodge, die aU ihre guten
Wirkungen leugneten und ernstliche (refahren von ihnen
befürchteten. Der Erstere widersetzte sich ihrer Anwen-
dung, nicht nur aus — wie er es nannte — physiolo-
gischen Gründen, denn er behauptete, dass die Greburts-
schmerzen den Patientinnen heilsam wären, sondern er
versicherte auch, dass die Bewusstlosigkeit, die sie her-
vorriefen, dem Rausch der Trunkenen gleichkäme und
221
eilte di^ Frage auf, ob irgend eine Frau, die noch
Selbstachtung belasse, sich einem aolchen Einflasa unter-
werfen möchte?
Eine der merkwürdigsten und erheiterndsten Kapitel
in der Geschiclite der amerikaniachen öeburtshülfe ist
der Streit zwischen Simpson und M ei gs über diesen
Gegenstand. Die Antwort des Ersteren findet man in
dem Medical Examiner and Record of Medical Sciences
1848 N, S, IV 145 — 153, und sie bietet eine vollständige
Widerlegung all der Gründe, die gegen dieaeu Gebrauch
vorgebracht sind.
Trotz alles Widei'spruches machte die Anwendung
der Anästbetika während der Geburt doch langsame Fort-
schritte imd nach wenigen Jahren wurde sie in Amerika
häufiger gebraucht, als in andern Ländern. Eine Prads,
die sich noch bis heute erhalten hat, so dass in der über-
wiegenden Mehrzahl der normalen Gebinrten, die von
Aerzten geleitet werden, immer Chloroform oder Äether
in dem letzten Tb eil der zweiten Gebnrtsperiode ange-
wandt wird.
Es ist auch eine höchst interessante Thatsache, dass
der Ausdruck Anästhe&ia, so weit er sich auf den Zu-
stand von Bewusstlosigkeit nach dem Gebranch von Aether
oder Chloroform bezieht, angeregt wurde durch Oliver
Wendeil Holmes.
Litteratur* Big-elow, H. J. : Insensibility
during surgical Operations, produced by Inhalation, Boston
Med. and Sui'g. Joum. 1846, XXXV, 309—317 (18. Nov.)
— Channing, Walter: A case of Inhalation
of ether in instrumental labour. Boston, Med. and Surg.
Joüm. 1847 XXXVI, 813— BIS.
sation in childbirth, ülustrated
1848 Tricknor & Co., p. 400<
Letter to Br. W. T. O. Morton
A treatise in etheri-
bj 581 cases. Boston
— Holmes, 0, W.,
in „Trials of a public
benefactor as illustrated in the discovery of anaesthesia",
by Nathan P. Rice. New- York 1849, p. 137. — F
N. C. : The Letheon administered in a case of
222
Boston, Med. and Surg. Journ. 1847 X XX VI, p. 22«
— M e i g ß , C\ D. : Ob the use of anaesthesia in midwi^
fery, The Med. Examiner and Record of Med* Seienci
Philadelphia 1848- N. S. IV, pp. 145—153. — Simi
son, James. Y. : Anaesthesia or the employmei]
of Chloroform and ether in anrgery, midwifery etc
Philadelphia 1849, p* 248. ^ On the use of anaesthe
ticB in midwifery. The med, Examiner and Record ql
Med* Sciences, Philadelphia 1849, N. S. V., 205— 2lf
and 269 — 278. — Warren, John CoUins, siehe!
Bigelow. Anch; Inhalations of ethereal vapor for th^
prevention of pain in surgical Operations» Boston, Med
and Surg* Joum. 1846, XXXV, pp, 275—279.
§- 67.
Puerperal-Infektioti*
Am 13. Februar 1843, ein Jahr, ehe Semrael^^
weis promovierte und vier Jahre, ehe er in dem Wiene
öebärhauH den Gebrauch einführte, sich vor der ünter^
stichung der Gebärenden die Hände in einer Chlorkalk-
LöBimg KU waschen, trug Oliver W e n d e 1 1 H o 1 m e s 1
vor der Boston Society for Med, Improvement einen Auf-
Hatz vor mit dem Titel : „ Uebertragbarkeit des Kindbett-j
fiebers'*. Und dieser Aufsatz sollte den grösaten EinBus
auf die niediciuische Wissenschaft in Amerika ausübet
und den ganzen äratlichen Stand davon überzeugen, da
die Verhinderung dieser Krankheit möglich sei. Nac
fineiti grfludlichen Studium der bezüglichen Litterat
und oirior kritischen Betrachtung aller ihm vorgekomme-j
uen KwUe, trat Holmes mit der Ansicht hervor,
din eiiideniische Form des Kindbettfiebers wenigstens'
innutn" znrückgefflhrt werden konnte auf einen Mangel
nn ntitliigor Voi'^icht von Seiten des Arztes oder de
Pliegorin, mu\ stellte die folgenden Regeln zu ihrer Ver-
indt'iiing auf:
I) itEin Ar«t^ der sich bereit halt, einen QeburtsfaU
223
leiten, darf niemals Theü nehrnen an der Untersuchung
von an Kindbettfieher Verstorbenen.**
2) „Wenn ein Arzt bei solchen Sektionen anwesend
war, mnss er giilndliche Waschimgen vornehmen, seme
ganze Bekleidung wechseln, und erst nach 24 Sttmden
zu einem Geburtsfall gehen. Es wird gut sein, dieselben
VoTsicbtsmasaregeln auf Fälle Tou einfacher Unterleibs-
en tztindun g au szu dehnen* *
3} „Aehnliche Vorsichismassregeln sollten s^etroffen
werden nach der Sektion oder der Behandlung von FälleTi
des Erysipels, wenn der Arzt überhaupt genöthigt ist,
solche Pflichten mit seinem Amt als Geburtshelfer zu ver-
einen, was im höchsten Grade ungeeignet ist."
4) „Sobald in der Praxis eines Arztes ein einziger
Fall von Kiudbettfieber vorkommt, so hat er die Pflicht,
falls nicht wenigstens einige Wochen dazwischen liegen,
auf die nächste Kreissende, zu der er gerufen wird, wiegen
der Anstecltungsgefahr Kücksicht zu nehmen, und es ist
seine Pflicht , jede Torsichtsmasaregel anzuwenden , um
die Krankheits- und Todesgefahr für sie abzublenden. "^
5) „ Wenn in der Praxis desselben Arztes zwei Fälle
von Kindbettfieber bald nach einander vorfallen, ohne
dass die Krankheit in der Gegend vorgekommen ist,
würde er gut thun^ seine geburtshülfliche Praxis wenig-
stens für einen Monat einzustellen, und auf jede Weise
m versuchen, sich von allen schädlichen Einflüssen zn
befreien, die ihm anhaften mögen/
6) »Wenn drei oder vier Fälle in der Praxis dea-
aelben Individuums vorfallen, ohne weitere Fälle in der
Nachbarschaft, und ohne dass hinreichende Gründe für
das Z US amm entreifen angeführt werden können, so ist
das ein prima facie Beweis, dass er der Träger der
Ansteckung ist/
7) ^Es ist die Pflicht des Arztes, darüber zu wachen,
SS die Ansteckung nicht durch Wärtennnen oder andere
Assistenten verbreitet vrird» Er muss sich gründlich über
224
i
sie imtemcliteii und frülizeitig warnen, sobald er ei
Qtielle der Gefahr argwöhnt,*
8) „Wenn man bis jetzt gej^en die im wissenden E^
zeuger so grossen Elends auch Nachsicht geübt hat, a^
ist es jetzt doch Zeit, das Vorkommen einer solchen Pa
stilenz in der Praxis eines einzehjen Arztes nicht mehi«
als Unglück, sondern als Verbrechen anzusehen und die
Pflichten des Arztes gegen seinen Beruf müssen zurück-
stehen gegen die überwiegenden Pflichten gegen die
menschliche Gesellschaft/
Obgleich die Ausführungen Ton Holmes auf einer
Reihe von folgerichtigen Schlüssen begründet waren und
dem Vortrag nichts an Beredsamkeit mangelte, so hatten
sie doch fast dasselbe Schicksal, wie einige Jahre späi
die Semmelwei s'schen Ideen : sie wurden heftig
gegriffen und bekämpft von den beiden Hauptlehrem
Qeburtshülfe in Amerika, M e i g b und H o d g e. Erstere?
gtrengte seine ganze, wohlbekannte Beredsamkeit an, um
die Lehren von Holmes lächerlich und unhaltbar zu
machen und bezeichnete sie als ^the jejune and fizzenless
vapo rings of sophomore writers**. Auch behauptete er,
weder in seinen Studien, noch in seiner eigenen Erfah-
rung irgend etwas gefunden zu haben, was die Ansicht
der Ansteckung durch den Arzt unterstützen könnte und
erklärte, dass er es vorziehen würde, die fraglichen Fl
dem »Zufall oder der Vorsehung" zuzuschreiben, dei
^ davon könne er sich eher eine VorsteUnng machen,
von einer Ansteckimg, über die er sich wenigstens bi
dieser Ki'ankheit keinen Idaren Begriff machen könne
Die folgenden Worte, die er gebrauchte, als von d
Epidemie in der Praxis eines Arztes in Philadelphia
*" ^de war , geben einen annähernden Begriff von m
ifeen über den Gegenstand, Er stellte zuerst f<
ieraals eine Ansteckung übertragen hätte, obglei
elen Fällen zur Konsultation zugezogen wordi
emals besondere Vorsichtsmassregeln angewan
225
hätte, und firagte dann: „Uebertragt der Arzt es durch
die Hände? Aber die Hände eines Herrn sind doch rein!
Hat er einen Nebel oder Heiligenschein um sich? Warum
habe ich ihn denn nicht? Wenn die Ausdünstung von
seinen Kleidern ausgeht, warum dann nicht auch von den
meinigen?" Ebenso schliesst er in seinem Werk über
Kindbettfieber das Kapitel der Ansteckungsursachen mit
den folgenden Worten: »Wir müssen uns entscheiden.
Für mich selbst bin ich entschlossen, so weiter fortzu-
fahren. Wollt Ihr fortfahren, oder wollt Ihr hier stehen
bleiben? Ist die Ansteckung eine Thatsache? Dann, um
des heben Himmels willen beschwöre ich Euch, mit Euern
vergifteten Händen nicht diejenige zu berühren, die
Eurer Wissenschaft, Eurer Geschicklichkeit und mild-
thätigen Unterstützung anvertraut ist, damit Ihr nicht
Euern Lohn einsteckt, sie selbst aber ihren Lieben als
faulende Leiche zurückgebt. Welch ein abscheulicher
Gedanke!" — Hodge griff in einer würdigeren, aber
ebenso eindrucksvollen Weise an. In seinem Artikel über
die Nicht-Uebertragbarkeit des Kindbettfiebers, nachdem
er gesagt hat, dass manche Aerzte so irregeleitet seien,
um an die Möglichkeit einer Ansteckung zu glauben,
fährt er fort: „Die blosse Idee einer solchen Ansicht
muss den Arzt mit Schaudern erfüllen und ihn veran-
lassen einen Beruf niederzulegen, der so gefährlich und
von so furchtbarer Verantwortlichkeit ist. Denn welche
Belohnung kann den Arzt entschädigen, der sich sagen
muss, dass er eins von den lieblichen und geliebten We-
sen vergiftet hat, die mit unbedingtem Vertrauen von ihm
Hülfe und Genesung erwarteten". Holmes trat den Ein-
wendungen seiner Kritiker in einem zweiten Pamphlet
entgegen, „das Kindbettfieber als Privat-Pestilenz", Bo-
ston 1856, Ticknor & Fields, p. 60, und als An-
hang liess er seine ursprüngliche Schrift erscheinen.
Dies wird immer zu den klassischen Erzeugnissen der
Amerikanischen Litteratur gehören und wohl niemals ist
Dohrn-Slebold, Geschichte der G^burtshülfe. in. 15
226
I
der Gegenstand auf eindringlichere Weiae dargestellt.
Zum Theil wurden die Angriffe seiner Gegner dadurch
zum Schweigen gehracht und der Weg war jetzt iu
Amerika gebahnt für eine baldige Einführung der anti-
septischen und aseptxBcheu Behandlung in der Geburts-
hülfe. Aehnliche Schlusgiolgerungen wurden von S a-
muelKneeland in Bostou, 1846, aufgestellt und bald
darauf tou manchen anderen Forschern, so da^s die rich-
tigen Ansichten über die Veranlassung der Krankheit in
Amerika schon einige Jahre allgemein geläufig waren,
vor dem Erscheinen der Monographie und der Briefe
von Semmelweis 1861.
I* i 1 1 e r a t u r, H o d g e , H* L. On the non-con*
tagiousness of puerperal fever. Philadelphia 1852, T,
K. & R G. CoRins, p. äS, — H o 1 m e s , 0. W. The
contagiousness of puerperal lever. New England Joum,
of Med. aud Surg, April 184B,
Holmes, 0. W. : Puerperal fever as a private
pestilence. Boston, 1855, p, 60. — Siehe Morse und
Osler, —
K n e e 1 a n d , S. Ir. : On the contagiousness of
puerperal fever. Amer. Journ. of Med. Sciences 1846,
N. S. XI, 45—63 imd B24— 346. — Meigs, C. D.:B
Childbed fever ; in „Obstetrics, the scieuce and art.** ™
2 nd ed. Philadelphia 1852, pp. 614—666. ^ On the
nature, Bigns and treatment of childbed fevers* Phila-
delphia 1854, Blanchard & Lea p, 362* — Morset
John T. ; Life and ietters of OHver Wendell Hohnes.
Boston 1896, 2 vols. — Osler, William: Oliver
Wendell Holmes, Bulletin of the Johns Hopkins Hospi-
tal, 1894, V, pp. 85—83.
Der
§. 68.
Kaiöerachnitt
d
Drßobert P. Harris schreibt das Verdienst, den
ersten Kaiserschnitt in Amerika ausgeführt zu haben, dem
^> Prevost in Donaldsonville, Louisiana, zu. Schon
d
227
^
vor dem Jakre 1834 hat er die Operation viermal ge-
macht, lind keines der Kinder und nur eine Mutter ist
dabei gestorben. Ausser diesen Fällen, über die ich
übrigens keinen litterarischen Nachweis geben kann,
scheint der erste Kaiserschnitt in Amerika im Jahre 1822
in Nassau, New- York, vorgekommen zu sein. Er wurde
von der Patientin selbst ansgeftihrt und von Dr. Sa-
muel M' Clellen berichtet. Es war eine 14 Jahre
alte Mulattin, die halb von Sinnen war in Folge der ent-
setzlichen Geburfcsschmerzen und sich mit einem Messer
den Leib aufschnitt, um ihren Leiden ein Ende zu ma-
chen* Ein Zwillingspaar wurde aus dem Uterus entfernt,
das bald darauf starb. Das Mädchen selbst genas aber
vollständig.
Es ist interessant 2u bemerken^: dass Dr William
Gibson (1788—1868), der Nachfolger Physick's
als Chirurge an der Universität von Pennsylvanien ge-
wöhnlich den Ruhm davonträgt, der Erste in Amerika
gewesen zu sein, der an derselben Person zweimal den
Kaiserschnitt gemacht hat, nämlich an einer rhachiti-
schen Zwergin in Philadelphia, in den Jahren 1835 und
1837. Und doch scheint es, dass die erste Wiederholung
des Kaiserschnittes von Dn P r e v o s t , Louisiana, aus-
geführt wurde, vor dem Jahr 1830, obgleich die Fälle,
dieDr Robert Estep in Columbia County, Ohio,
1833 und 1834, die ersten sind, über die wir genauere
Berichte haben,
Ausser den genannten FäUen wurden vor dem Jahre
1860 wiederholt Kaiserschnitte ausgeführt von Dr, J. Ä.
Sendday in Louisiana, der 1846 und 1849 operierte
und Mutter und Kind beide Male am Leben erhalten blie-
ben, und von Dr. W* H, M e r i n a r in Mississippi, der
dieselbe Patientin dreimal operierte, in den Jahren
1852, 1854 und 1855, Die Mutter starb nach der letz-
tejj Operation, aber zwei von den Kindern wurden ge-
rettet.
15*
228
Nach den Angaben von Dr. M. L. W e e m s wur-
den bei einem Kaiserschnitt im Jmii 1828 von einem er-
fahrenen Arzt in Fairfax Comity, Virginien, zuerst Nähte
angewandt. Dr. W e e m s war bei der Operation zuge-
gen, betheiligte sich aber nicht daran und berichtete erst
nach dem Tode des Operateurs darüber, ohne dessen Na-
men anzugeben. Die Patientin war eine fOnfundzwanzig-
jährige Mulattin, die im Jahre vor der Operation eine
extrauterine Schwangerschaft durchgemacht hatte. Die
ersten Monate danach fühlte sie sich ganz wohl, fing
dann aber an, schwer zu leiden. Der Arzt entfernte das
Kind durch einen schrägen Einschnitt und schloss die
„uterine" Wunde mit drei seidenen Nähten. Die Patien-
tin starb am zehnten Tage, wie es hiess, nach einem
Diätfehler.
Wahrscheinlich war dies kein Kaiserschnitt im wah-
ren Sinn des Wortes, sondern nur eine Operation zur
Beendigung einer extrauterinen Schwangerschaft. Wäre
diese Voraussetzung übrigens nicht richtig, so wäre das
ein höchst interessanter Fall von „missed labor^ am
Ende der Schwangerschaft.
Der einzige Beweis für diese Annahme könnte aller-
dings in der Angabe des Berichterstatters gefunden wer-
den, dass das Innere des Uterus mit einer dünnen Schicht
von kalkhaltigem Stoflf bedeckt war, die nur an dem
Punkt unterbrochen war, der mit dem inneren Knochen
korrespondierte. Der wahre Sachverhalt kann natürlich
nicht mehr aufgeklärt werden, aber jedenfalls scheint es
das erstemal gewesen, zu sein, dass in Amerika Nahte
angewandt sind, um den Einschnitt in einen extrauterinen
Sack oder Uterus zu schliessen.
Wenn man die Geschichte des Kaiserschnitts in Ame-
rika betrachtet, so ist es interessant zu sehen, wie viel
besser die Erfolge dort waren, als in England. Harris
stellt fest, dass von den 44 Operationen, die vor 1866
ausgeführt wurden, die Sterblichkeit bei den Müttern
229
52,3 **/o betrug, im Gegensatz zu 84 ^/o von hundert Fal-
len, die in derselben Zeit in England axisgeftihrt und von
Radford gesammelt worden sind. Es ist oft versucht
worden, diesen unterschied zu erklären, aber die einzig
wahrscheinliche Erklärung ist die Thatsache, dass in
Amerika die Operationen meistens an kräftigen Indivi-
duen von ländlicher Lebensweise gemacht waren, während
die Fälle, von denen aus England berichtet wurde, meistens
in den Hospitälern der grossen Städte vorgenommen waren,
wo reichliche Gefahr der Ansteckung herrschte.
Es scheint, dasa die Operation des Bauchschnitts,
deren Erfindung gewöhnlich A. C. Baudelocque (1823)
zugeschrieben wird, schon ein Jahr früher von Dr Phi-
lip Syng Physick in Philadelphia angeregt war.
Man kann den Vorschlag in einem Brief lesen, den Dr
W, E. Horner aus Philadelphia an Dewees gerichtet
hat imd der in der ersten Ausgabe von des letzteren
„Compendious System of Midwifery" auf Seite 580 zu
finden ist,
j,Dr Physick, der seine Ansichten auf ähnliche
Erfakrtmgen gründet, die er früher bei dem operativen
Oeffnen Schwangerer gemacht hat, schlägt vor, dasa bei
dem Kaiserschnitt ein horizontaler Schnitt gemacht wer-
den soll, von den Bauch wänden aus, bis gerade oberhalb
der Schambeine, dass der obere Theil der Blase von dem
Bauchfell gelöst werden soll, indem man die verbindende
Zellgew^ebe-Substanz durchschneidet, und dadurch die Ope-
ration an die Stelle des Cervix uteri verlegt, wo das Bauch-
fell mit der Blase anheftet. Wenn der Einschnitt durch
diesen Theil des Uterus fortgesetzt wird, wird man mit
hinreichender Leichtigkeit in das Innere eindringen, um
^m Fötus herausziehen zu können. Und dies alles meint
der Doctor durch vorsichtiges Operieren erreichen zu kön-
nen, ohne das Bauchfell zu durchschneiden^.
Die Vorschläge von Dr Physick und B a
locque wurden nicht berücksichtigt und erst 1870
230
Dr T. GaillardThomas in New- York die Operation aus,
ohne zu ahnen, dass dieselbe schon fast 50 Jahre vorher
angeregt worden war.
Litteratur. Estep, Robert: Cited by Har-
ris. — Fox, George: Account of a case in which
Gaesarean section performed by Prof. Gibson was for
the second time successful in saving both mother and
child. Amer. Joum. of Med. Sciences, 1838, XXTT, pp.
12 — 23. — Gibson, William, siehe: Fox. —
Harris, R. P. The Operation of gastro-hysterotomy
(true Gaesarean section) viewed in the light of American
experience and success. Amer. Joum. of Med. Sciences,
1878, N. S. LXXV, pp. 313—342. — Remarks on the
Gaesarean Operation. Amer. Joum. of Obstetrics, 1879,
XV, pp. 620—626. — M'Clellen, Samuel; Case
of seif- performed Gaesarean section. New- York, Med.
and Phys. Joum. 1823, H, pp. 40 — 44. — Merinar,
Wm. H. Gaesarian section (third time performed on
the same individual). Gharleston Med. Joum. and Review,
1856, XI, pp. 172—173. — Physich, P. S. Sugge-
stions for laparo-elytrotomy, in Dewees' Gompendious
System of Midwifery Ist ed. Philadelphia 1824, p. 580.
— Prevost, siehe Harris. — Scudday, J. A. Ci-
ted by Harris. — Thomas. T. G. Gastro-elytrotomy.
A Substitute for the Gaesarean section. Amer. Joum.
of Obstetrics. 1871, HI, pp. 125—129. — Weems,
M. L. Gase of Gaesarean section. Amer. Joum. of Med.
Sciences. 1836, XVm, pp. 257—258.
§. 69.
Kombinierte Wendung auf den Kopf.
•
Es ist nicht allgemein bekannt, dass die Methode
der kombinierten innem und äussern Wendung, die ge-
wöhnlich unter dem Namen von Braxton Hicks geht,
in Amerika beschrieben und ausgeführt wurde, schon
sechs Jahre, ehe Hicks seine ersten Mittheilungen
darüber machte.
Im Jahre 1854 las Dr Marmaduke B Wright
231
(1803—1879) in Cincimiati, Ohio, der Ohio State Medi-
cal Society einen Aufsatz vor, betitelt ^Difficult labors
and their treatment *", in welchem er vorschlug, abnomie
Lagen in diejenige des Scheitels überzuführen, sobald
nicht schleunige Entbindung nöthig sei. Unter diesem
Umstand wäre natürlich die Wendung auf die Püsse an-
zurathen mit unmittelbar folgender Extraction. Für die
Ausführung der ersteren Operation stellt Wright die
folgenden Regeln auf:
„Vorausgesetzt, dass die Patientin quer über das
Bett flach auf den Rücken gelegt ist, mit den Schenkeln
nahe an der Bettkante, — Lage der rechten Schulter
mit dem Kopf in der linken Fossa iliaca — die rechte
Hand in die Vagina eingeführt ist und der Arm, wenn
vorgefallen, so viel als möglich in seine frühere Lage
quer über die Brust zurückgebracht ist. Dann legen wir
tmsere Finger auf die Schulter und den Damnen in die
entgegengesetzte AchseLhühle, oder an irgend einen Theil, '
welcher ime einen Anhalt an der Brust gestattet, um
unsere Kraft von der Seite auszuüben. Unsere linke
Hand ist also an den Bauch der Kranken angelegt, über
den Steiss des Foetus, Ein seitlicher Druck auf die
Schultern ist auf diese Weise bewirkt, und gibt dem
Kinde eine schraubenähnliche Bewegung. Zur selben
Zeit drückt die oben angelegte Hand auf den Kindskör-
per, um den Steiss zu befreien, so, als ob der Kindskör-
per wieder in die Uterinhöhle zurückgeschoben werden
müsste. Auf diese Weise wird bewirkt, dass das Kind
seine ursprüngliche Haltung wieder einnimmt, und von
denselben Stellen des Uterus wieder berührt wird. Ohne
einen dii'ekten Angriif auf den Kopf nähert sich so der
Kindskörper allmählich dem Becken ein gange und wird
sich für den Durchtritt durch das Becken die günstigste
Stellimg suchen. Nöthi gen falls kann man auch die Aus-
ziehung mit Vortheil in einem der schiefen Durchmesser
machen''. —
232
Als Hi cks die erste Mittheilimg über seine Methode j
veröffentlichte, war ihm das Werk you Wright nochf
voUkommeii imhekamiti und als er darauf aufmerksam.|
gemacht wurde, war er geneigt, diesem die Priorität ab-
zustreiten* Aber nachdem er sich grllndlich mit dem Ge-
genstand beschäftigt hatte, gab er Wright den Ge-j
danken dieser Erfindung offen zu und bemerkte nur da-
bei, dass auch er selbständig diesen Gedanken gehabt
habe. Ungeachtet der Thatsache, da&s diese Operation
in Amerika erfimden und dort schon sech^ Jahre vor den!
ersten Mittheilnngen von Hicka beschrieben worden ist J
muss doch zugegeben werdeu, dass der ärztliche Stand j
dem Letzteren dafür zu Dank verpflichtet ist, dass er diel
Methode in weiteren Kreisen verbreitet und auch auf dia|
Wendung auf die FUsse in Anwendung gebracht hat*
Litteratur- Hicks, Braxton: Combinedl
externa! and internal version of the foetus in uteroij
Amer. Journ. of Obstetrios, 1879, XII, pp. 590— 594J
— Wright, M. B. Prize Essay. Difficult labors and
their treatment. Trans, of the Ohio State Med. Societyi
1854, pp. 59^88. — On combined extemal and inter-
nal Version* Amer* Journ* of Obstetrics, 1878, VI| pp*
78—82. — Siehe : Parvin, Trans. Amer* GynecologicalJ
Society, 1879, IV, pp. 433—437,
§. 70,
Dai Corpus luteum«
Eine von den wichtigsten Mittheilungen der vrissen-
schaftlichen Seite der Oebiirtshülte in Amerika war Ami
Werk von John C. D a 1 1 o n , Ir, über das Corpus lu-
teum. Sein erstes Werk über diesen Gegenstand ex'scbienj
1851 als eine Monographie von 100 Seiten^ welche erj
für eine Mittheilung für die American Gynecological So-
ciety 1877 ausgearbeitet hatte. Hier brachte er Beweise]
dafür vor, dass eine auffallende Verschiedenheit zwischen ]
m Corpus luteum der Menstruation und dem der Schwan-
233
gerschaffc bestehe, und wenn auch eeioe Schlu&sfolgerun-
geii üielit mehr als zutreffend angesehen werden^ so
dürfen seine Studien darüber doch als werthvoll betrach-
tet werden.
Einer von den fruchtbarsten Geburtshelfern dieser
Periode war Dr James D. T r a s k von Astoria, New-
York {1821—1883). Sein HauptmUm liegt in der He-
rausgabe von Monographien über Ruptur des Uterus und
der Placenta, üeber den ersteren Gegenstand machte er zwei
Mittbeilungen 1848 und 1856, wovon die erste sich auf
300 Fälle und die andere auf 417 Falle stützte. Das
Werk war ein Muster van Fleiss und interessiert uns zu-
gleich darin, dass der Veriasser die Laparotomie als eine
geeignete Operation in allen Fällen hinstellte^ wo der
Foetus in die Bauchhöhle ausgetreten und nicht durch
die üterinwunde extrahiert werden konnte*
Seine Monographie über Placenta praevia, welche
1885 erschien, stützte sich auf 353 Fälle und war der
erste umfangreiche Aufsatz darüber in diesem Lande.
Trask kam bei seinen Studien zu dem Schluss, dass in
den meisten Fällen von partieller Infection die Blutung
gestillt und die Kranke gut geheilt werden könne durch
das Sprengen der Eiblase* Unglücklicherweise waren
seine Vorscliriften für die komplete Varietät dieses Feh-
lers nicht so befriedigend, indem er in jedem Fall den
Erfolg seinen eigenen Verdiensten zuschrieb. Er sagte,
bestimmte Regeln könne man nicht für alle Fälle geben
und müBBte man die Entbindung nicht zu rasch beendi-
gen; auf einer Seite mtisste man die Zerreissung der
Ccrvix verhüten und andererseits die Gefahr des Verblu-
tüngstodes bedenken. Die Blutklumpen kämen seiner
Meinung nach in diesen Fällen von der Uterinwand, sel-
tener von den intervülösen Räumen der Placenta.
Litterat ur. Dalton, John C. On the cor-
pus luteum of menstruation and pregnancy. Philad, 1851,
^pp• 100. — Eeport on the corpus luteum. Tra
231
of Aentens. Amet.
& ST. — Priae
of O«
—160. — ^
into the
of Tuptare ^
of pbeenta praeim*
Mei. AwK. 18&i. VIEL —
tlie wnmb inth remaife. Amer.
Se- 185fi. K a XXXn. — O0iit Fordyce
ol Jans DinfM^g Tra^. TrmmmdL of
GjiKcaL Soc^ 1883. YUL ,
Unter im Sduifi^eOeni über sj^tem^isdie 6e-
fackfafilfeisl Samuel B a r d (1742— 1819) so nennen.
Die eiste sj^tematiaefae AbliaiidliiDg ülier Geboits-
klllfiev weldie in Amnäm craAien. war Bard's ,Com-
ptnfinai of tlie ÜMxmj mmA pnclm of nodwifeiT, 1S07\
veklies f^lnf Ausgaben e Afcto . IHe eratei drei Airagab^
Wim nor kinx, weil de Tomehiriidi um Gebiancb der
fiebammoi bestimnit wai«i. Ueber den Plan seines
Wefkfis spricht sieb der Autor In der Yoirrede fblgeiider-
iMMMwii woBZ ,Da icb im I^nfe meraer Praxis tmd na-
mentÜcb seit meiner Xlederlassong in diesem Lande oft
Gelegeoliai g^abt babe m beobaditeD^ wie die Heb-
ammen ma Mangd an Vorbildim^ nnd Geldmitteln aus
g ro fl a eren LebzbScbem ihre VoEscbriflen nur schwer ent-
IsSomen, habe ich es nlüalich geftmdeii. ihnen
Icmsm Abffiaa der Behandlmig der Geburt und des
Wodienbeües Tonnlegen. Dks habe ich in meinem Buch
Texsudit und mir fe^atdieodie kächt YeistindÜche That-
aaehen zur Siörterm^ h eiam g eBO gM*,
In der rärten Anfli^e, 1817^ erweiterte der Autor
den Umfang aemes Buches mm Gebrauch der Studenten
tmd der Aenle tmd folgte 152 bezügticbe Fälle seiner
eigaien Praxis tmd eimge von Smellie und Den*S
a r d war wobl bekaimt mit dem notmalen nnd
ften Beek^ imd er gab eine fortrefSi^be histo-
n an.
d
235
^
^
^
^
rische Uebersicht über die Osteomalacie heraus, obwohl
er anscheinend niemals in seiner Praxis einen Fall dieser
Erankheit gesehen hatte.
Seine Anschainmgen von dem Mechanianms der Ge-
hurt bei Kopflagen waren zufidedenstellend^ obwohl sich
seine Eintheilung der Gebiirtszeiten in vier Perioden nn-
terachied von dem gewöhnlichen Gebrauch, Er setzte
den Anfang der ersten Periode bis zu der vollständigen
Erweiterung der Cervix an^ die zweite bis zu dem Herab -
drücken des Kopfes an dem Perinenm, die dritte bis zum
Tollständigen Austritt des Kindes» die vierte bis zu der Aus-
treibnng der Nachgeburt* Er gab genaue Yorschrifteu
ftir die Technik der inneren TJutersuchung und schrieb
vor, dass diese Untersuchung nur selten vorgenommen
werden dürfe, zugleich warnte er eindringlich vor dem
Versuch, die Weichtbeile mit der Hand zu dehnen, denn
gerade solche Versuche brächten die Gefahr einer In-
fektion, Er rieth, den Zug an der Nabelschnur zu un-
terlassen, dagegen empfahl er den Rand der Nachgeburt
mit dem Finger herabzuziehen. Nach der Geburt rieth
er, eine innere Untersuchung vorzunehmen, um feststellen
zu können, ob nicht eine unvollstilndige Inversion ent-
standen wäre. Dieser Zufall ereigne sich nach seiner
Meinung öfters als man glaube.
In dem Kapitel von schweren Geburten berücksich-
tigt er den gei^ichtigen Einüuss der Becbenenge, aber
leider sind darin seine Vorschriften zur Abschätzung des
Grades der Beckenenge nicht befriedigend, er rieth die
conjugata diagonalis in der Rückenlage zu messen. Zu-
gleich hatte er ein unberechtigtes Vertrauen zu der Ge-
nauigkeit der Messungen mit dem Baudeioc qn e' sehen
Pelvimeter, Er stellte fest, dasa die Beckenenge seltener
sei, als in England und auch in Frankreich. Den Kai-
serschnitt hielt er bei PäUen absoluter Beckenenge für
uoth wendig, dagegen bezeichnete er die Symphyseotomie
als eine mörderische imd grausame Procedur. Falls
^^
236
Conjugata 3 und mehr Zoll messe, rieth er, die Ent-
bindmig mit der Zange oder mit dem Hebel zu beenden
und die Graniotomie nur in Fällen solcher Beckenenge
anzuwenden, wenn die Schwangerschaftszeit die künstliche
Frühgeburt nicht mehr zuliesse. Er war jedoch kein
Enthusiast bezüglich seiner Erfolge, er behauptete, dass
weniger als ein Drittel der Kinder endlich die Geburt
überlebe.
Er lehrte, dass die Gesichtslagen gewöhnlich spon-
tan, aber langsam verlaufen und er verwarf die Wendung,
welche Smellie und Baudelocque für diese Fälle
angerathen hatten. Die Steisslagen fasste er als regel-
widrige Lagen auf und auch bei den Querlagen glaubte
er nicht auf eine Selbstwendung rechnen zu können. Bei
Kopflagen vertraute er auf die Hülfsmittel der Natur und
widersprach dem häufigen Gebrauch der Zange. In die-
ser Hinsicht hätten die Schriften von Smellie und
Baudelocque nicht gut gewirkt, seiner Meinung nach
dürfe die Zange nicht häufiger als einmal in 1000 Ge-
burtsfällen angelegt werden und man müsste die Opera-
tion nur bei grösserer Lebensgefahr vornehmen und wenn
das Vorrücken des Kopfes 4 — 5 Stunden zögere. Li
solchen Fällen sei das Listrument an die Seiten des Kop-
fes anzulegen, aber nicht als Rotationsinstrument zu be-
nutzen, wie es Smellie gewollt habe. Ln Ganzen
zog er den Gebrauch des Hebels vor und erklärte die
Meinung D e n m a n's über das Listrument für richtig.
Besondere Aufmerksamkeit wandte er der Aetiologie
und Liversion des Uterus zu und schrieb das häufige Vor-
kommen dieses Zufalles der fehlerhaften Behandlung der
Nachgeburtsperiode zu. Das Puerperalfieber betrachtete
er im Wesentlichen als Peritonitis und empfahl für die
Therapie antiphlogistische Heilmittel.
Von Literesse ist, dass Bard der Erste in Ame-
rika war, der schwere Zweifel äusserte über das Vor-
kommen primärer abdominaler Schwangerschaft. Seiner
237
^
N
Meinung nach Hesse die Oberfläcbe der Därme, die stete
Bewegung der Intestina und die Unftihigkeit der Wände
zur Deciduabildimg eine solche Anschauung nicht zu-
Die meisten Fälle dieser Art schrieb er einer Ruptur
des Uterus in früherer Zeit der Schwangerschaft zu,
B a r d nahm in dem Medicinalwesen seiner Heimath
eine angesehene Stellung ein. Er war ein Sohn von
Dr John Bard, der in Philadelphia 1742 geboren und
als zweijähriger Knabe nach New- York kam. Dort er-
Melt er seine vorläufige Erziehung, aber 19 Jahre alt
kam er nach Europa, studierte mehrere Jahre in London
und Edinburgh und wtirde dort auf Gmnd einer yerdienat-
YoUen Schrift „De viribus opü" 1765 promoviert.
Nach seiner iiilckkehr nach New- York machte er
ßich an die Organisation einer medicinisclien Schule und
schon zwei Jahre später hatte er die Genugthuuug, ala
erster Professor der Medicin in der „medical school of
Kings College, New York" ernannt zu werden. Zuerst
betrieb er dringend deu Bau eines Hospitals und mit
Beredsamkeit wusste er die Nothwendigkeit des Baues
so zu schildern, dass sogleich die Summe von 800 L.
zu diesem Zweck gezeichnet wurde. Die Stadt und der
Staat von New- York trugen auch mit Liberalität viele
Zuwendungen bei und bald begann die Aufrichtung eines
Baues, welcher nach einer Zerstörung durch Feuer, 1791
für Kranke eröffnet wurde.
B a r d war erfolgreicher Praktiker und bald hatte
er die lukrativste Praxis in New -York, bis er sich
1798 auf seinen Landsitz in Hjde Park zurückzog. In
dem nächsten Jahr kehrte er nach New- York zurück,
weil damals dort das gelbe Fieber herrschte. Den Rest
seines Lebens brachte er auf dem Lande zu, beschäftigt
mit litterarischen Arbeiten und befliäsen mit ländlichen
Aufgaben. Er wurde als Vorstand der agrikulturen Ge-
seDschaft von New- York gewählt, weil er schon
238
über die Beziehungen der Chemie zu der Landwirthschaft
referiert hatte.
Als 1813 das College of physicians and surgeons
gegründet wurde, war er der erste Präsident, welches
Amt er bis zu seinem Tode, 1821, behielt. Eine von
seinen letzten Arbeiten war eine Schrift über die medi-
cinische Erziehung, 1819.
Seine Schriften sind : De viribus opii. Diss. in. Edin-
burgh. 1765. — A discourse upon the duties of a phy-
sician, with some sentiments on the use, fulness and
necessity of public hospital. Delivered before the Presi-
dent and Govemors of King's College at the commen-
cement held on the 14. Mai 1769. New-York. 1769.
— An enquiry into the nature, cause and eure of the
angina suffocativa, or sore throat distemper, etc. New-
York. 1771. — A compendium of the theory and prac-
tice of midwifery, containing practical instructions for
the management of women during pregnancy, in labour
and in childbed; calculated to correct errors and to
improve the practice of midwives, as well as to serve
as an introduction to the study of this art. For stu-
dents and practitioners. New-York. 1807. 19 Plates.
pp. 239. — Dieses Werk erlebte bis 1819 5 Auflagen.
— Eine Abhandlung über medicinische Erziehung. 1819.
New-York. — Ueber seinen Lebensgang enthalten Nach-
richten die Schriften von Ducachet, H. W. A biogra-
phical memoir of Samuel Bard, M. D. Americ. med.
record. 1821. IV, und von Mc. Vickar. J. The life of Sa-
muel Bard. New-York. 1822, und White. James P.
Gross' lives of eminent American physicians and sur-
geons. 1861. pp. 166—206.
§. 71.
. William Potts Dewees (1768-1841),
der fruchtbarste und zugleich einflussreichste Schriftsteller
des 19. Jahrhunderts in Philadelphia.
Eine erste Arbeit von ihm hatte den Titel » An essay
239
OD the means of lessening pain and iacilitating cei'tain
cases of difficult paiiurition*', welche er der Universität
von Pennsylvama 1805 zur Erreichung der Promotion
übergab- Vorher war er mehrere Jahre in der Praads
gewesen- In dieser Schrift ver.suchte er darznlegen, dasa
heftige Geburtsschmerzen weder oothwendig noch unver-
meidlich seien und dass diese Schmerzen nur als Begleit-
erscheinung der Civiiisation betrachtet werden müssten.
Er war geneigt, die Schmerzen dem Verlust der Kraft
der Longitudinalniuskeln gegenüber den Cirkelfasem zu-
zuschreiben und er glaubte» dafür mit dem Äderlass hel-
fen zu können. Demgemäss befahl er bei schwierigen
und schmerzhaften Geburten den Ereisenden an dem
Rande des Bettes zu stehen bis eine Ohnmacht eintrat,
^vobei dann die Geburtssch merzen verschwanden. Er
empfahl diese Behandlung und begründete sie durch An-
fülüfmig von 23 FälleTi*
Dann folgte eine Reihe von Artikeln gehurtshülf-
hcheu Inhaltes in verschiedenen medicinischen Journalen,
welche 1823 in einen Band gesammelt wurden unter dem
Titel j, Essays on various subjects connected with mid-
wiferj**. Der Inhalt bestand aus 22 Artikeln, unter de-
nen die Artikel über Superfotation, die Aphorismen von
D e n m a n , die Inversion des Uterus, die Eklampsie,
Ruptur des Uterus, Retroversion, Uterinblutimgen, die
Schwängerung und die Cirkulation in dem Uterus hervor-
zuheben sind. Diese Artikel bewiesen eine eingehende
Vertrautheit mit den Gegenständen, waren einfluss reich
and standen in offenem Kontrast zu den konservativen
Grundsätzen von Den man und Bard*
Im Jahr 1824 erschien sein Compendium der Ge-
burtsliülfe, vornehmlich bestimmt zur Frleichterung eini-
ger gßburtshülflicher Fragen. Das Werk war nach dem
Modell des Baudeioc qu e'schen Lehrbuches zu*^
ten und wurde bald ein gebräuchlicher Leitf
erlebte 14 Auflagen und beherrschte die prak
240
burtsbülfe mehrere Jahre hindurch. Die darin nieder-
gelegten Grnmdsät^e neigten sich mehr zu den Anschan- fl
ungen der französischen Schulen ak zu der konservativen ™
englischen Methode von Bard, James und Francis-
Nach einer vortrefflichen Beschreibung des normalen
Beckens geht D ewee s zur Betrachtung der Abnormitäten
über und erzählt, dasa er die höheren Grade der Diffor-
mität nur dreimal bei Europäerinnen gesehen habe. Eine
lluptur des Uterus beschreibt er infolge einer Exostose
des Beckens. Seine Ansichten tiber Beckenfebler wurden
bis zu dem Ende des Jahrhunderts in den Textbüchern
weiter fortgefülirt und waren wohl eine Hauptursacbe
der Vernachlässigung der Beckenmessung, welche lange"»
Zeit den amerikanischen Geburtshelfern vorzuwerfen war-
Seine Ansichten über die Anatomie der Generations-
werkzeuge und die Entwickelungsgescliichte hielten sich M
an die Lehren der damaligen Zeit, Von Interesse ist ^
ieine Bemerkung, dass die Spermatozoen wahrscheinlich
ihren Weg von der Scheide zu den Ovarien durch die
Gai-tner' sehen Gänge machen, anstatt durch den Uterus _
und diB Toben, ■
In dem Kapitel über die Geburt lehrt er die
Senkung des fundus uteri in dem letzen Monat der
Schwangerschaft und zugleich die Entfaltung des Cer-
Tikalkanals,
Er übernahm die Eintheilung der Schädellagen nach
Bande locque mit ihi^en 6 Varietäten und seine An-
sichten über den Geburtsmechanismus waren im Ganzen
richtig, doch betrachtete er die Steihmg der Pfeilnath
in dem geraden Durchmesser als unnatürlich, ebenso die
Stellung des vorliegenden Gesichtes in der Conjugata, ^
Bei solchen Stellungen empfahl er die Wendung nach fl
Batidelocque,
Er sprach sich über die Wendung im Ganzen gün-
tg aus und seine Vorschriften für ihre Ausführung
en befriedigend. Bei der Extraktion des Kopfes em
I
241
pfehl er, dass das Kind auf dem Arm des Operateurs
reiten sollte^ indem er die Ausziehung durch den an der
Schulter angelegten vierten Finger vorschlug, während
die Finger der andern Hand die Basis des Schädels
herabdrücken und sie von ä&m Schamhogen frei machen
sollten.
Er war ein strenger Vertheidiger des Gebrauches
der Zange, indem er die Anwendung der langen fran-
zösischen Zange in allen Fällen anrieth, welche nach
seiner Ansicht an die Seiten des Kopfes über die Ohren
angelegt werden sollten. Mit Recht betonte er die Noth-
wendigkeit einer sicheren Diagnose vor der Anlegung
der Zange und eine vorhergehende Uebung an dem Phan-
tom. Er kritisierte streng diejenigen, welche sich die
Zange allein für verzweifelte Fälle vorbehalten wollten,
denn dadurch würden manche Kinder und Mütter geopfert
werden. In dem Paragraph 736 gab er eine Recapitu-
lation der Vorschriften für den Gebrauch der Zange,
welche auch heut© noch werthvoll ist, mit Ausnahme
seiner Empfehlung der hebelähnlichen Bewegung des In-
strumentes während des Zuges,
fc Er zog die Wendung der Anlage der hohen Zange
■Vor, da er in seiner 35jährigen Praxis sie nur dreimal
nöthig gefunden hatte. Bei Gresichtslagen empfahl er
nur die Zanj^e, wenn der vorliegende Theil tief stand
und bei Steisslagen billigte er nicht das Hinabziehen des
Pusses als prophylaktische Massregel. Geringschätzend
äuBserte er sich über die Anlegimg der Zange an dem
nachfolgenden Kopfn doch wollte er im (Gegensatz zu
Sm e 1 1 i e und Baudelocque das Verfahren nicht ganz-
Uch abweisen.
Bei drohendem Abort glaubte er am besten mit
einem Aderlass helfen zu können , denn dadurch Yermin-
dere sich die Geneigtheit zu Uterinblutungen. Er erzälilt
einen Fall von vier monatlicher Schwangerschaft, in wel-
chem er innerhalb 7 Tagen der Kranken 17mal zur Ade^
Dolirtt-Siflbold, Cieachichtö der Goburte hülfe. III.
16
242
Hess imcl dennoch die Schwangerschaft bis zum Ende
geführt wurde.
Seine Ansichten über die Behandlnng der Placenta '
praevia waren praktisch. Er enapfahl die Anwendung
des Tampons, sobald die Cervix nur gering erweitert wäre
und die Wendnng und Extraktion, wenn die Umstände ,
es zuliessen.
Nach seiner eigenen Erfahrung^ welche sich anf über
9000 Fälle stützte, kämen auf 50 oder 60 Geburten eine
Zwillingsgebnrt vor. Er hielt eine sichere Diagnosis erst
möglich, nachdem das erste Kind geboren wäre und er
rieth ab, gleich der Ereisenden von der Anwesenheit
des zweiten Kindes zn sagen. Bei Ruptur des TJteraa
empfahl er die Laparotomie^ obwohl er feststellte, dasa
bisher diese Operation niemals gemacht worden sei.
Für die Behandlung der engen Becken liess er die '
Zange zu, wenn die Conjugata 7,5 — 8,7 cm. mass, aber
unter diesem Mass hielt er die Kraniofconiie fiir siulassig.
Eine künstliche Anregung der Geburt billigte er fitr
manche Fälle, aber eine Symphyseotomie hielt er für
verwerflich.
Den Einflnsä der Diät auf die Grösse des Kindes
schätzte er gering- Der Gedanke daran ergäbe sich leicht,
aber die Erfahrung habe seiner Meinung nach das nicht
bestätigt.
Dewees war geboren in Potts grove in Pennsyl-
vanien im Jahr 1768, Seine Vorbildung war mangelhaft
und er kam nur weiter durch gemeinsame Erziehung mit
Altersgenossen, Er hörte medicinische Vorlesungen in
der Universität von Pennsylvanien, aber er begann seine
Praxis, bevor er promOTiert hatte* In Philadelphia be-
schäftigte er sich mit Vorliebe mit Geburtshülfe, hielt
dort seit 1797 Privatkiirse und wurde 1825 an der Uni-
versität Adjunkt des Professor James» Nachdem der
Letztere 1634 auf seine Stelle verzichtet hatte, erhielt
Dewees diesen Posten, aber schon nach einem Jahr |
243
tkrankte qt und zog sich von der Praxis zurück. Er
starh 20. Mai 184L
D e w e e B neigte sieh der französischen Schule zu,
war ein Verehrer von Bimdelocque und Beine Me-
thoden wurden oft als die Methoden des Amerikanischen
Bandelocque bezeichnet. Er hatte als Lehrer viel
Erfolg und seine Wirksamkeit trug viel zu dem Ruhm
der Schule von Philadelphia bei. Er beschäftigte sich
nicht allein mit Geburtshiilfe, sondern auch mit Frauen-
Jcrankkeiten und der Pädiatrik.
Litteratur, The means of lessening pain and
lacilitating certain casea of difficult parturition. Phila-
delphia. 1806. pp. 95, 2 Ed. 1819. — An abridgement
of Mr, Heath's ti-anslation of Baudelocqne's midwifery,
with notes by W. R Dewees. 1807. 3 Ed. 1823. —
Editor, with notes, of John Ramsbotham's practical ob»
servations in midwifery, with a selection of cases, Phi-
ladelphia. 182B. pp. 379* — Essays on various subjects
connected with midwif ery \ Phil. 1 823, — A compendioim
System of midwifer>% Phü, 1828. 10 Ed. 1843, — Lehr-
buch von fVauenkrankheiten, Philadelphia, 9 Ed. 1847
(die 6, Aufl. übersetzt von Moser 1837). — A treatise
on the physical and medical treatment of children. Phil-
1825, 10 Ed. 1853, — A practice of physie, compri-
dng most of the diseases not treated of in „diseases
of females" and „diseases of children** 2 toIs, Phil.
1830 — 1SB3. — Eine Biographie von ihm schrieb Hodge,
Hugh Li „An euloginm on William P. Dewees. Phil,
1842, pp. 58,
§. 72.
Chariea Delueena M*?igs.
1792—1869,
Das erste ansfil lirliche Werk diesea vielseitigen Ge-
htirtshelfera war eine Ueb er Setzung von Velpeaua
sTraite elementaire de Tart des accoucbements * unter
dem Titel j,Aii elementary treatise on midwifery or the
16^
244
principles of tokology and embryology**. In den nächsten
30 Jahren floss ein Buch nach dem anderen aus seiner
Feder und brachte dem Autor grossen Ruhm, welcher
sich leider wieder verflüchtigt hat.
1838 veröflFentlichte Meigs sein Lehrbuch der Ge-
burtshülfe, welches 1842 zum zweitenmal aufgelegt
wurde. Das war im Vergleich mit dem Dewees'schen
Werk ein mageres Buch und konnte nur wenig empfoh-
len werden. In dem Kapitel über die Beckenfehler ver-
suchte der Autor die verschiedenen Varietäten zu klassi-
fizieren, indem er die Unterscheidung der rhachitischen
und der osteomalacischen Form für aussichtslos erklärte.
Seine Anschauungen über Entwickelungsgeschichte waren
konfus und bestanden in nebelhaften Phrasen. Er hielt
die Placenta für gänzlich fötalen Ursprunges und leug-
nete einen Zusammenhang der Gefässe mit der Uterinwand.
Bei Besprechung der Muskellage des Uterus berichtet er
über einen Fall von Herausholung der Placenta, bei dem
er seine Hand bei der Umschnürung der Cervix erst lösen
konnte, als der Spasmus durch einen Aderlass beseitigt
war.
Meigs war ein beredter Vertheidiger der Aderlass-
Pincette bei drohendem Abort, bei Rigidität des Genital-
kanales und bei Eklampsie, obwohl er in dieser Hinsicht
nicht so weit ging, als Dewees.
Er nahm dieBaudelocqu e'sche Eintheilung der
Kopflagen an und liess die Varietäten zu : Scheitel links,
Scheitel rechts, Scheitel nach vom, Vorderhaupt Unks,
Vorderhaupt rechts, Vorderhaupt nach vom. Während
er im Ganzen wenig Aufmerksamkeit auf den Geburts-
mechanismus wandte, legte er doch besonderes Gewicht
auf eine innere Rotation, welche er zum grossen Theile
der Neigung der Beckenebenen zuschrieb. Viele Unre-
gelmässigkeiten des Geburtsverlaufes glaubte er auf die-
ses Moment zurückführen zu müssen, weil davon eine
unvollständige Flexion des Kopfes die Ursache sei. Dem-
245
gemäss versuchte er das Kinn mit den Fingern wegzu-
drücken nnd, wenn das nicht gelang, holte er den gan-
zen Scheitel mit der ganzen Hand herab.
Gegenüber den Lebren von D o w e e s zälilte er die
Gesichtslagen unter die Normallagen und schrieb ilir
häufiges Vorkommen einer Schiefheit des Uterus zu. Den
spontanen Verlauf dieser Lagen hielt er filr die Regel,
selbst wenn das Kinn direkt nach hinten gerichtet sei;
im Nothfall versuchte er eine Rotation des Kinnes durch
innere Handgriffe.
Li gleicher Weise zählte er die Steisslagen unter die
Normallagen, obwohl er wusste, dass bei jeder fünften
Greburt das Kind verloren werde. Wenn die Extraktion
nöthig wurde, legte er die Beine des Kindes auf den
Bauch der Mutter, um dadurch die Flexion des Kinds-
kopfes aufrecht zu halten. Wenn dieses Man(')ver nicht
gelang, legte er an den nachfolgenden Kopf die Zange an.
Seine Vorschriften für die Anlage der Zange sind
befriedigend, aber seine Indicationen ihres Gebrauchs
waren zu konservativ, er rieth zu lange zu warten. Wen-
dung hielt er selten für angebracht, ausgenommen bei
Querlagen.
1849 veröffentlichte er ein grösseres Werk „Obste-
trics, the science and art**, welches nur eine Erweiterung
der geburtshülflichen Lehren von Philadelphia darstellte.
Es ist von loteresse, dass er in der zweiten Auflage, 1852,
12 Seiten der Erörterung der Anwendung der aniistheti-
schen Mittel zuwandte. Nachdem er diese Frage gründ-
lich besprochen und sich auf seinen Brief an Simpson
bezogen hatte, spricht er sich sehr scharf gegen diese
Mittel aus: „Ich kann nur sagen, dass ich aufrichtig
die Einführung der Anaesthetica in die Geburtshülfe be-
daure, nicht weil ich ihre Anwendung in seltenen Fällen
^Qzlich verwerfe. Ich glaube, dass viele Fachgenossen
des 19ten Jahrhunderts einsehen werden, dass sie sich
m diesem Punkte geirrt haben '^.
246
M e i g s widmete grosse Aufmerksamkeit der Natur
und der üebertragungsweise des Kindbettfiebers, wie es
sich aus zwei Publikationen von ihm ergibt. Er hatte
1842 ein Werk über die Pathologie und die Behandlung
des Puerperalfiebers vorbereitet, welches die Wiedergabe
der Neudrucke der klassischen Artikel von Gordon,
Hey, Armstrong und Lee über diesen Gegenstand
enthält, zugleich mit einer Vorrede über seine eigenen
Ansichten. 1854 veröffentlichte er einen weiteren Bei-
trag „lieber die Natur, Zeichen und Behandlung des
Kindbettfiebers.** In diesem Werk, welches in 29 Brie-
fen an seine Fachgenossen bestand, gab er eine volle
historische Darstellung der Krankheit und kam zu dem
Schluss, dass das Puerperalfieber nicht ein specifiisches
Fieber sei, sondern eine Gruppe von verschiedenen Ent-
zündungen innerhalb des Bauches. Er leugnete die kon-
tagiöse Natur und verspottete die Anschauungen von
Holmes. Für die Behandlung empfahl er reichliche
Aderlässe und behauptete, dass, wenn sie in den ersten
zwölf Stunden gemacht wurden, die Genesung erwartet
werden könnte.
In gleicher Weise berücksichtigte er auch die Frauen-
krankheiten, indem 1845 er die Abhandlung von Colum-
bat de Tlsere über „ die Behandlung der Krankheiten
und die specielle Hygiene der Frauen** übersetzt hatte,
zu welcher er zahlreiche Anmerkungen anfügte. Drei
Jahre später folgte dann sein eigenes Werk „Frauen
und ihre Krankheiten*, welchem 1854 seine Abhandlung
„A treatise on acute and chronic diseases of the neck
of the uterus** folgte. Zwischen dem Erscheinen der
beiden letzten Werke fand er Zeit, ein Buch über die
Krankheiten kleiner Kinder zu schreiben, welches 1850
erschien.
Alle diese seine Veröffentlichungen genossen in der
Bevölkerung weite Verbreitung und zeigten grosse Streb-
samkeit, freilich auch seltsame Spuren von Eitelkeit und
247
Ton Geschwätzigkeit. Sie enthielten nur wenig originelle
Gredanken und nach dem Tode des Autors war seine per-
sönliche Anregung bald vergessen.
M e i g s war 1797 auf der Insel St. George, in der
Bermudasgruppe geboren, wo sein Vater Joaiah Meigs
in den Admiralty Courts beschäftigt war. Vier Jahre
später kehrte die Familie nach Amerika zurück, nachdem
der Vater Professor der Mathematik und der Astronomie
in dem Tale College und 1801 der erste Präsident der
Universität von Georgia, in Athens geworden war. Als
Knabe genoss Meigs seine Erziehung in einem College
und 1803 wurde er promoviert. Dann studierte er drei
Jahre Medicin unter Dr Fendall und besuchte die
Kurse zweier Jahrgänge der Universität von Pennsylvania.
Den Doctor machte er erst 1817, nachdem er eine Schrift
über den Prolapsus uteri vorgelegt hatte.
Sehr bald nachher Hess er sich in Philadelphia nie-
der und richtete sich für die Praxis ein. Er fing 1830
mit privaten Kursen über Geburtshülfe an und setzte
das mehrere Jahre lang fort, während er das Werk von
Velpeau übersetzte und sein eigenes Buch über Ge-
burtshülfe. 1841 wurde er als Professor der Geburts-
hülfe und der Frauenkrankheiten in das Jeflferson me-
dical College gewählt und hielt diese Stelle 20 Jahre
inne, bis er das Amt wegen Kränklichkeit aufgab. Er
starb 1869, 77 Jahre alt.
Meigs war ein Mann von grosser Geschicklichkeit
und im persönlichen Verkehr anregend. Er war ein un-
ermüdlicher Arbeiter und trotz der dringenden Pflichten
seiner grossen Praxis fand er doch die Zeit, nicht allein
sich mit den Fortschritten der Medicin im Gange zu
halten, sondern auch mit den verwandten Fächern und
den humanistischen Wissenschaften. Er hatte besonderes
Interesse für Anthropologie und Phrenologie und kurz vor
seinem Tode übersetzte er eine der Go b ine au schenNo vol-
len „L' abbaye de Typhaines". Er schrieb sehr rasch.
248
vollendete manche seiner Werke innerhalb weniger Mo-
nate, und stellte sein Buch über „Females and their diseases "
sogar in der Zeit zwischen zwei Sessionen fertig. Er war
ein beredter und brillanter Lehrer, und fähig, den Stu-
denten Alles, was er gelernt hatte, darzulegen. Leider
hielten die meisten Ansichten Ton ihm die Probe der Zeit
nicht aus.
Litteratur: Uebersetzung des Velpeau'schen
Werkes: „An elementary treatise on midwifery and the
principles of tokology and embryology". Phil. 1831.
2 Ed. 1838. — The Philadelphia practice of midwifery.
Phil. 1838. pp. 370. — History of the pathology and
treatment of puerperal fever. Phil. 1842. — Uebersetzung
von Columbat's „A treatise on the diseases and special
hygiene of females«. Phü. 1845. 3 Ed. 1850. — Wo-
man, her diseases and remedies. 1 Ed. 1859. — Ob-
stetrics, the science and art. Phil. 1849. pp. 685. 5 Ed.
1867. — Observations upon certahi Symptoms of the disea-
ses of young children. Phil. 1850. pp. '215. — On the
nature, signs and Symptoms of childbed fevers. Phil. 1854.
pp. 383. — A treatise on acute and chronic diseases of
the neck of the uterus. Phil. 1854. pp. 116. — J. For-
syth: Memoir of Charles D. Meigs. M. D. Verhandl. der
Gesellschaft der Aerzte in Philadelphia 1875.
§. 73.
Hugh Lenox Hodge.
1796-1873.
In auflfallendem Gegensatz zu der flüchtigen Wirkung
der Werke von Meigs standen die Leistungen seines
Zeitgenossen, Hugh L. Hodge, welcher als Professor
der G'eburtshülfe Dewees nachfolgte. Ausgenommen
von wenigen Joumalartikeln hatte Hodge die litterari-
schen Leistungen bis in die späteren Jahre seines Lebens
verschoben, aber alles, was er schrieb, machte den Ein-
druck eines zuverlässigen Beobachters von grosser Er-
fahrung.
249
Beio erstes grosses Werk „Diseases peculiar to wo-
men, including displacements of the uterus'* erschien 1860.
In diesem Buch legte er grosses Gewicht auf die Be-
Kiehiingen des Nervensystems zu den Erkrankungen der
Geschlechtsorgane und entwickelte die mechanische Be-
handlung der Lageabweichtmgen des Uterus unter Bezug-
nahme auf das von ihm erfundene Hebelpessarium. Ob-
wohl die meiäten von seinen theoretischen Betrachtungen
später keine Unter Stützung gefunden haben, hat doch
sein Werk einen unauslöschlichen Eindruck auf den Ge-
dankenkreis der Gynäkologen gemacht und verdient einen
hervorragenden Platz in der amerikanischen Litterator,
indem dadurch eingehende Arbeiten über die Frauen-
krankheiten angeregt vFurden.
1864, 3 Jahre nach dem Rücktritt von eeiner Pro-
fessur, veröffentlichte er sein Meisterstück „The prin-
ciples and practice of obstetrics*'. Dieses Buch, v^elches
ein Muster von gewissenhafter Beobachtung darstellt, war
das originellste Werk, welches in Amerika erschienen war,
und bis jetzt behält es mit wenig Veränderungen seinen
Werth,
Ho d g e wandte eine besondere Aufmerksamkeit der
Anatomie des Beckens zu und er war der Erste, welcher
diesen Gegenstand von einem originellen Gesichtspunkt
^ftus auffasste. Er beschrieb mit Genauigkeit die geneig-
m Beckenebenen und den Einflnss der Stellung der
Spinae ischii auf die Rotation innerhalb des Beckenran-
des, Zugleich gab er in Durchschnitten ein lehrreiches
Bild über die Räumlichkeit des Beckens. Er hat uns
seine Auffassung sehr erleichtert durch die Parallel-
Bchüitte, von denen der erste sich mit dem Beckeneiugang
deckte, während die anderen parallel damit geführt wur-
den. Der zweite Schnitt ging von dem unteren Rand
der Schamfuge aus, der dritte durch die Spinae ischü
und der vierte durch die Spitze des Steissbeines,
Mit den anderen Geburtshelfern von Philaö
250
nahm erdieBaudelocqu e'sche Eintheilung der Kopf-
lagen an, obwohl er feststellte, dass er niemals ein Bei-
spiel einer primären Hinterhauptstellung nach dem Kreuz-
bein und nur dreimal eine Hinterhauptstellung nach der
Schamfuge gesehen habe. Er theilte den Geburtsver-
lauf in die gewöhnlichen 3 Perioden und zerlegte be-
kannterweise den Mechanismus der zweiten Periode in
5 Stufen : 1, Durchtritt des Kopfes durch den Mutter-
hals, 2, Durchtritt durch das Becken, 3, Durchtritt durch
den Beckenboden, 4, Durchtritt durch die Vulva, 5,
Durchtritt des Körpers bei Kopflagen und der Durchtritt
des Kopfes bei Steisslagen. Für die erste Geburtsperiode
lehrte er, dass der Kindskopf von einer geneigten Hal-
tung zu einer vollständigen Flexion überginge, fOr die
zweite zeigte er, dass der Kopf direkt durch den Becken-
raum auf den Beckenboden aufrücke, wobei innerhalb
zugleich Rotation und Extension zu bemerken wären,
während in den letzten Stufen dieser Periode der Körper
nicht länger eine steife Linie bilde, sondern eine Spirale.
In der dritten Periode werde die Streckung mehr ausge-
sprochen, während in der vierten der Kopf aus der Vulva
heraustrete.
Seine Anschauungen über den Mechanismus der
Kopflagen mit hinterwärts gerichtetem Hinterhaupt wa-
ren vortrefflich. Zwar lehrte er, dass die Vorwärtsdre-
hung die Regel sei, aber das Hinterhaupt brauche eine
längere Zeit, um die Kreuzbeinhöhle zu durchmessen
und würde bei längerem Verweilen den Damm gefährden.
Seine Darstellung des Mechanismus der Geburten bei
Steisslagen war übereinstimmend mit den heutigen Leh-
ren, abgesehen, dass er bei der Extraktion es für noth-
wendig hielt, den Kindskörper nach vom an die Vorder-
fläche der Symphyse zu ziehen. Durch Hervordrücken
des Oberkiefers glaubte er die Flexion zu erleichtem.
Dagegen empfahl er nicht den Zug an den Schultem
nach der Mauric eau'schen Methode.
251
m
Bei Beschreibung des Verlaufes der dritten Periode
alinte er die Crede'sche Methode vor, wie es sich aus
der folgenden Erörtenmg ergibt;
„Sollte eine ungewöhnliche Verzögerung eintreten,
so kann der Arzt die Kontraktion des Uterus erleichtern
dnrch Vermittehmg der relaxierten Wände des Bauches,
indem er den t'undus uteri mit festem HandgrifiF und so
das ganze Organ abwärts in das Becken drückt. Diese
Herabbewegung des Uterus, vereint mit dem Druck, er-
regt gewöhnlich die Kontraktion seiner Muskelfasern und
gibt uns gleicherweise, wie seine Härte und Starrheit
eiiie Ueberzeugong von dem Herabrücke]i der Placeuta*.
Bei der Erörterung der geburtshülflichen Operatio-
en sprach er geringschätzig über die Wendimg auf die
Füsse, indem er eine übertriebene Furcht vor dieser
Schwierigkeit hegte, dagegen hielt er streng auf Ver-
besserung der Kopfstellung.
Besonderes Gewicht legte er auf das Studium der
Zange und ihre Indikationen und gab vortreffliche Vor-
schriften für ihren Gebrauch, Er rieth ihre Anlegung
im queren Durchmesser im Beckeneingang und möghchst
an den Seiten des Kopfes» Bei der Stellung mit rtlck-
arts gerichtetem Hinterhaupt rieth er vor der Zangen-
egung die Stellung manuell zu verbessern. Wenn ein
solches Manöver nicht angängig war, legte er die Zange
an die Seiten des Kopfes an und rotierte das Hinterhaupt
in die Kreuzbeiuhöhle, wenn die Entbindmig in der ge-
wöhnlichen Weise bewirkt werden sollte. Er war ein
eifriger Anhänger der Zange und zog sie allen anderen
Operationen vor, abgesehen von den Fällen, wenn der
Kindskopf über dem Beckeneingaug pendelt und wo kein
ernstes Hindemiss für den Durchtritt bestand. Für die
Eraniotomie empfahl er die spezielle Form einer Scheere
und für die Herauszieliuug des perforierten Kopfes einen
Compressor cranii, eine Modifikation von der Baude-
[oc quetschen Cephalotribe. Unerbittlich verurtheilte er die
252
Symphyseotomie und betrachtete den Kaiserschnitt nur
zulässig bei absoluter Indikation und nur unter den Um-
ständen, welche die frühzeitige Einleitung des Abortes
nöthig machten. Auf der andern Seite war er sehr ein-
genommen für die künstliche Frühgeburt in ausgewähl-
ten Fällen. Mit grosser Sorgfalt beschäftigte er sich
mit den fehlerhaften Varietäten der Kopfstellungen, Vor-
derhaupt, Stirn und Gesicht. In dem ersteren Fall em-
pfahl er eine Flexion durch einen aufwärts gerichteten
Druck auf die Kiefer und, wenn nöthig, durch Einfüh-
rung der ganzen Hand und Zug auf das Hinterhaupt.
Seine Auffassung der Gesichtslagen war weniger befrie-
digend, indem er glaubte, dass ein spontaner Geburts-
verlauf nur möglich sei, wenn der Kopf klein und das
Becken weit sei. Demgemäss hielt er an der Nothwen-
digkeit der Wendung bei Scheitellagen fest.
Seine Behauptungen über Querlagen und enge Becken
waren sehr fehlerhaft, indem er die Schwierigkeit der
Wendung in ihnen übertrieb und die Häufigkeit der Becken-
enge unterschätzte.
Er war ein ausgesprochener Gegner des Gebrauches
der Anaesthetica bei normalen Geburten, von dem accou-
chement force bei Eklampsie imd von der kontagiösen
Natur des Puerperalfiebers. Er opponierte scharf der
operativen Behandlung bei Extraxiterinschwangerschaft,
obwohl er doch seltsamer Weise die Laparotomie in ge-
wissen Fällen von XJterusruptur billigte.
Trotz dieser und anderer Fehler kann man sein Buch
mit dem Eindruck lesen, dass es auf persönliche Erfahrung
eines genauen Beobachters gegründet ist und nicht eine
blosse Kompilation.
Hugh Lenox Hodge war geboren in Phila-
delphia im Jahre 1796. Er war ein Sohn von Dr Hugh
Hodge. 22 Jahre alt wurde er in der Universität von
Pennsylvanien promoviert, 1818. Sodann kam er als
Arzt nach Indien auf einem KaufiFahrteischiflf, in der
253
Hol&imig, dort Mittel für die Fortsetzimg seiner Studien
in Europa zu findeu. Dies gelang üuu nicht, aber er
sah damals in Indien viele Fälle von asiatischer Cholera,
eine Erfahrung, welche ihm zu Statten kam, als später
Philadelphia von dieser Krankheit ergriffen wurde.
Zuerst wandte er seine Aufmerksamkeit der Ana-
tomie und der Chirurgie zu und 1821 gab er Privatkurse
über diese Gegenstände, Er setzte dies mehrere Jahre
fort, bis die Krliuklichkeit von James und Deweea
ihm zeigte, dass sich ihm eine Aussicht für Geburtshülfe
eröfl&iete, wenn er sich diesem Zweig zuwäude. Bald
wurde er zum Geburtshelfer des Hospitals in Pensylva-
nien gewälilt, eine Stellimg, welche er behielt, bis die-
selbe eingezogen wurde. Nach dem Rücktritt von De-
wees, 1835, wurde Hodge zum Professor der Geburts-
hiüfe an der Universität von Pennsylvanien gewählt nach
einem aufregenden Streit mit M e i g s , welcher denselben
Platz wünschte. Er behielt die Stelle bis 1861, als
Kränklichkeit ihn zum Rücktritt bestimmte. Er starb
1873, fast ganz blind. Er verfasste trotz des mangeln-
den Augenlichtes sein Buch und diktierte es einem
Amanuensis*
Hodge war ein erfolgreicher Lehrer und Arzt, und
obwohl er nicht brillante Geschicklichkeit besass, machte
seine Wirksamkeit Eindruck auf die amerikanisehe
Medicin,
Litteratur: On the non-contagiousness of puer-
peral fever. An introductory lecture, Phil, 1852, pp, 32-
— On the diseases pecuHar to women, including displa-
cements of the utems. Phil, 1860, 2 Ed, 1868, — The
principies and practice of obstetrics, Hlustrated with
159 lithographic figures from original photographs, with
^numerous woodcuts, Phil, 1864, liew printing 1866*
— Foeticide or crimina! abortaon, Phii 1869, — Zahl-
reiche Journal- Artikel m den Zeitschriften, Für *
Biographie : William Goodell. Memoir of Hu^
254
Hodge, M. D. LL, B. Phil. 1874, pp. 19, - R. A. F.
Penrose. Di&coursa comemorative of the life and char
racter of Hugh L. Hodge* Phil. 187B. pp. 31.
§^ 74.
Henry Miller,
18Q0-1874.
Das Hauptinterease, welches aich an die Person von
Miller knöpft, liegt darin, dass sein Werk über Ge-
burtshülfe das erste war, welches in dem Westen der
Allegany*schen Berge erschien, 1849 schrieb er seine
theoretische und praktische Abhandlung über die Geburt
des Menschen, aber sie fand nur eine beschränkte Ver*
breitnng, da die Verlagsfirraa in Konkurs gerietb* 1858
arbeitete er an einem ^össeren Werk „The principles
and practice of obstetrics", welches sich gröastentheüs
an die Behandlung von Duboia anlehnte. Das Mil-
ler 'sehe Werk war eine geschickte Wiedergabe von ge-
bräuchlichen geburtshülflichen Lehren, aber es war we-
niger gut als die Handbücher der berühmten Geburts-
helfer von Philadelphia. Sein Hauptruhm lag in dem
Kapitel des Abortes, dessen Ursache er vornehmlich auf
eine Endometritis zurückführte. Im Gegensatz zu Whi-
te h e a d betonte er, daas Krankheiten des Uterus- Körpers
mehr Einfluss ausübten, als die der Cervix allein und er
schlug dafür demgemässe Masare geln vor.
Seine Lehren über den Geburtsverlauf waren sehr
fehlerhaft, indem er der ersten Periode nicht mehr als
12 — 14 Stunden zuschrieb und Punktionen der cerviit
aiirieth, wenn der Uterus träge war, oder die Weichtheile
resistent und geschwollen waren. Auf der andern Seita
war er ein grosser Freimd der Anwendung der Anaesthe-
*»d er rühmte sich, die Anwendung zuerst bei nor-
lurten im Westen gemacht zu haben.
'.n sichten über Becken enge waren fehlerhaft
dieser Gegenstand nimmt bei ihm nicht ein-
I
255
mal eine Seite ein. Dasselbe musB gesagt werden Yon
seinen Lehren über Querlagen^ indem er glaubte, dasa
diese Lagen sich häufig von selbst besserten. Die Wen-
dung auf die Füsse hielt er für gefährlich und schwierige
doch empfahl er die Wendung auf den Kopf, wo das nur
möglich wäre,
Miller war geboren m Glasgow im Jahr 1800.
Er hatte nicht die Vortheile eines College genossen und
wurde 1821 an der Universität von Pennsylvanien promo-
viert. Später 20g er nach Louisville in Kentucky und
wurde zum Professor der Geburtshülfe und Kinderkrank-
heiten gemacht bei der medicini sehen Schule dortselbst,
eine Stellung, welche er 23 Jahre lang behielt, bis er
zurücktrat. 1867 kehrte er zu der Fakultät zurück, in-
fiem er sich dem Lehrstuhl der Frauenkrankheiten zu-
wandte. Er starb 1874.
Miller erscheint uns als kein besonderer Kopf und
ebenso war er kein grosser Schriftsteller, doch war er
ein zuverlässiger Lehrer und spielte in der Entwicke-
lung der medicinischen Institute des Westens eine Bolle.
Litteratur: A theoretical and practicaJ treatise
on human parturition* Ciucinnati. 1849. pp. 463* — -
Lectures ou inflammation and ulceration of the cervix
uteri. Louisville. 1855. pp. 71. -■ The principles and
practice of obstetrics. Including the treatmeut of chronic
inflammation of the uterus, cousidered as a frequent cause
öf abortion. Pbilad. 1858* pp. 624* — Conf. biogr. Memoir
of Henry JUillen M» D* Trans* amer. med, assoc. 1875. 26.
8^ 75.
Warringtoüt Tucker, Neill, Smith und Cock^
Zwischen den Jahi'eu 1842 bis 1853 erschienen vier
kleine Werke, welche das ganze Gebiet der Geburtshülfe
timtassten. Am verbreitete ten von diesen war der „Ob-
ätetrical catechism of Dr Joseph W a r r i n g t o n **,
welcher 1 842 erschien. Warringtou hielt einen Priv
256
turs über Geburtsbülfe ab, welcher bei den Studenteml
sehr beliebt war und veröffentlichte ein Bucb, welches!
in einer Reihe von Fragen und Antworten bestand, umj
ihro Studien zu erleichtern, es sollte ihnen nur als Äuf-i
fiischung des Gedächtnisses dienen*
1848 veröffentlichte David H. Tucker, Prof J
der Medicin und früherer Lehrer der Geburtsbülfe an dem!
Franklin MedicaJ College of Philadelphia ein kleines Werk
unter dem Titel i,The elements of the principles and
practice of midwiferj" , welches auch dieses Gebiet
einer knappen aber mageren Form behandelte. Das ein-^J
zige Interesse, was sieb daran anlaiiipfte, war die Her-
vorhebung der Bedeutung der Beckenenge, denn als wah-
rer Prophet sagte er voraus, dasa bei dem Wachstbnml
der Bevölkerung und bei Zunahme der Armutb die Häu-
figkeit der Beckenenge zunehmen vrerde.
In demselben Jahr bereiteten J. Neill und F, Gj
Smith von Philadelphia ein kleines Handbuch der Ge-
burtsbülfe vor, welches einen Theil eines analytischen Com-
pendiums der verschiedenen Zweige der Medicin bildete,!
Dieses Werk, welches namentlich für die Examensvorhe-|
reitnng der Studenten bestimmt war, war nur eine Com-
pilation und darf nicht Anspruch machen auf Originalität
1853 veröffentlichte Thomas F, Cock von New-
York ein „Manual of Obstetrics*'. Dieses kleine Werk!
von 250 Seiten war eine Wiedergabe der Vorlesnngenl
von Prof. G. R. Gilman der Gesellschaft der Äerzte von!
New- York und hatte nur wenig Werth-
T^tteratur: Cock, Thomas, F, A raanual ol
* New-York, 1853. pp. 250. — Neill, JJ
a , P. G, Ä handbook of obstetrics, being ]
t analytieal compend of the various brancheg
\ Philad. i748.pp. 113* — Tucker, D.
he principles and practice of obstetric* Phila*!
t, pp, 405* ^ Warrington, J. The ob-l
Ism. Phüad, 1842. pp. 360, 1853. pp. 445j
257
§. 76.
6 o n n i n g S. B t? d f o r d,
1806—1870.
Bedford's erstes lifcterarisches Unternehuien war
ie englische Uebersetzimg von der Baudeioc quetschen
bhandliing über die ptierperale Peritonitis in dem Jahre
1831, dann folgte 1844 die Uebersetzimg von Chaill/g
Werk über Geburtshülfe. 1855 verötfentliclite er seine
klinischen Vorlesungen über Frauen- und Kinderkrank-
heiten und im Jahr 1861 seine „Principlea and practica
of obstetrics", welche eine weite Verbreitung genossen
imd zahlreiche Neuauflagen erlebten*
Das letzte Werk kann nicht besonders empfohlen
w^erden, weil es auffallend wortreich ist und kein Aus-
druck der eigenen Erfahnmg des Autors, In derselben
Zeit gab er eine sehr gute Darlegung aber den Geburta-
mechanismus und lehrte, dass die Lagen mit hinterwärts
gerichtetem Hinterhaupt gewölmlich spontan mit einer
Rotation nach vorne enden, B e d f o r d zählte die
Scheitel- und Gesichtslagen und einige Varietäten von
Steisslagen unter die Normallagen, aber er sagte nichts
ober die Unmöglichkeit der Entbindung, wenn das Kinn
Each der Kreuzbeinaushöhlung gerichtet ist. Nur wenig
Aufmerksamkeit schenkte er den Beckenfehlem und gab
keine Anfeeichnungen über ihre Häufigkeit, auch waren
mne Vorschriften für ihre Diagnose sehr fehlerhaft*
Seine Aufstellungen über Extraut erinschwangeracbaft wa-
rm gleichfalls nicht korrekt, indem er die ovarielle
Schwangerschaft für selur hliufig hielt und die Einpflan-
Kng des Eies in der Tube für häufiger ans ah » als die
tiiGlihühlenscbwangerschaft, Einen operativen Eingriff
cb dem Tode des Kindes billigte er, wenn eine sichere
iagnose gemacht wäre.
Auf der anderen Seite muss bemerkt werden, dass
eine Ansichten über Eklampsie mit den gegenwärtigen
258
Anschauungen übereinstimmten, da er die Biankheit nicht
als blosse Manifestation von Albuminurie und Nephritis
betrachtete, sondern als Ausdruck einer Toxämie. Die
Läsionen hielt er in einigen Dingen nur für sekundär.
Bei dieser Ansicht empfahl er wennmöglich eine prophy-
laktische Behandlung und bei ausgesprochener Biankheit
rasche Entbindung und Aderlass. Dabei stellte er fest,
dass in einigen FäUen seiner Beobachtung auch das Kind
eklamptische Krämpfe hatte.
Er theilte regelwidrige Geburten in manuale und
instrumentale ein, je nachdem die Entbindung allein durch
die Hand oder mit Hülfe von Instrumenten bewirkt sei
und unter den ersteren schloss er Nabelschnurvorfall,
Placenta praevia, Blutungen, Eklampsie, fehlerhafte La-
gen des Kopfes ein. Er hatte eine übertriebene Vor-
stellung von den Gefahren und den Schwierigkeiten der
Wendung und machte nur selten Gebrauch davon. Er
war sehr vorsichtig mit der Empfehlung der Zange und
glaubte, dass die Zange zu oft angelegt werde. Die An-
legung an die Seiten des Kopfes hielt er für nöthig und
bei hohen KopiBagen betrachtete er die Anlegung als ge-
fährlich, und zog die Wendung vor, wenn Beckenenge
vorlag.
Er hob die ausserordentliche Sterblichkeit nach Kai-
serschnittoperationen hervor und erklärte diese Operation
nur als letztes Aushülfsmittel und bei absoluter Indikation.
Auch müsste man die Operation frühzeitig und nicht bei
erschöpften Kreissenden machen. Für alle anderen Fälle
war er ein enthusiastischer Freund der künstlichen Früh-
geburt, vorausgesetzt, dass die vorherige Anamnese die
Möglichkeit eines lebenden Kindes sicher gestellt hätte.
Vorsichtig war er in der Empfehlung der Anaesthe-
tica imd schränkte sie auf Operationen und krampfhafte
Leiden ein.
Bedford war 1806 in Baltimore geboren und er-
hielt seine Vorbildung in dem St. Mary's College in Ma-
259
ryland. 1829 wurde er in dem Kutger'sclien Medical
College von New- York promoviert, später machte er Rei-
sen. Bald nach seiner Rückkehr wurde er 1833 als Pro-
fessor der GeburtshOlfe und Kinderkrankheiten gewählt
in Charleston in Süd Carolina und später nahm er eine
ähnliche Stelle in Albany an. Gelegentlich kam er nach
New- York und betheiligte sich an der Organisation des
TJniversity Medical College, an welchem er die Professur
erhielt, bis zu dem Jahre 1862, wo er wegen Kränk-
Kchkeit zurücktrat. Er starb 5. September 1870, 84
Jahre alt.
Litteratur: Uebersetzung von der Baudelocque-
schen Schrift ^Behandlung der pueqDeralen Peritonitis".
New- York. 1831. — Uebersetzung von Chailly's „Prak-
tische Behandlung der Geburtshülfe. New- York 1844.
3 Ed. 1845. — Clinical lectures on the diseases of
women and children. New- York 1855. 9 Ed. 1876. —
Principles and practice of obstetrics. New- York. 1861.
8 Ed. 1882 und zahlreiche Joumalartikel. — Seine
Biographie: New- York Medical Record. 1870. V.
§. 77.
Werke von fremden Autoren.
Die geburtshülfliche Litteratur, welche den ameri-
kanischen Aerzten zugängig war, war keineswegs auf die
vorerwähnten Werke beschränkt, denn von dem An-
fang des Jahres 1796 an war jedes wichtige englische
Werk wenige Monate nach seinem Erscheinen naohgt^-
druckt. Nur einige Notizen und Verbesserungen lokiUon
Ckarakters waren angefügt. Ausserdem wurden manche
der werthvollen französischen Werke ilbersotzt, aber selt-
samerweise war es nicht der gleiche Kall mit den deut-
schen Werken bis zum Jahre 18(50. l>enigoniäss war
vor dem Erscheinen des D e w o e s 'schon rompomliums
der Arzt auf Nachdrucke der Werke von SmoUio, U
260
milton, B urns, De um an tind auf die Hea t h*sch©j
IJebeTsetzung von Baudelocque angewiesen.
Diese Gewolinlieit hörte nicht auf bei der Entwicke- 1
lung einer bestimmten lokalen Litteratnr nnd somit wa
ein bereiter Absatz flir fremden Nachdruck, sowie
die Werke von Fleetwood Churchill, gefunden^
Deshalb schien es mir interessant und nütsdich, eine
möglichst vollständige Liste von den Werken dieser Ärfcj
zu bringen, weil nur daraus die Beeinflui^simgen der ame-
rikanischen Geburtshelfer ersehen werden können* Einl
Blick in die angefügte chronologische Liste zeigte dassj
offenbar das erste Werk, welches nachgedmckt wurde,!
das Buch von Edward R i g b y war: „Essaj npon thaj
hemorrhage which precedes the delivery of tbe füll grownl
foetus'*. Unglücklicherweise war die einzige Kopie, welche]
zu erhalten war, die dritte Ausgabe von 1786, so daasj
ein genaues Datum von dem ersten Erscheinen nicht ge-
geben werden kann, aber, da das Original im Jahre 17761
geschrieben war, ist es wahrscheinlich, dass es in demj
Jahr der Revolution erschienen ist*
Es folgte nun 1786 eine Wiederauflage von Smel-
lie*s anatomischen Tafeln durch J* Norman aus Boston,
der sein Werk der Massachusetts Medical Society wid-
mete. Die T afehl waren sorgfältig ausgeführt und tiber-
treffen diejenigen der bUligen Ausgabe des Smellie-I
sehen Werkes.
Von dieser Zeit an ging kaum ein Jahr vorüber,]
ohne dass ein iremdea Werk gedruckt wurde, einige so-
gar in mehreren Auflagen, so dass offenbar im Verein]
mit der örtlichen Prodnktion der amerikanische ArztJ
keinen Mangel an geburtshülflicber Litteratur litt.
§. 78.
n hrou olo giu eil e Reihenfolge von den vor deml
re 1860 in Amerika erächienenen gebnrti-
hül fliehen Abdrücken.
iby, Edward. An essay on the uterina he*
morrhage wliich precedes the delivery* Phüad. 1786.
S Ed. ^ S m e 1 1 i e , Wi 1 1 i am. An abridgement of
the practice of midwifery and a set of anatomicaJ tab-
les ^ith explauations. Bostoti» 1786. — Ä set o£ ana-
tomical tables etc. Worcester. Massachusetts 1793, --
Hamilton, Alexander. Outlines of the theory
ajad practice of midwifeiy, Phüad. 1790, Northampton
1797. — White, Charles. A treatise on the ma-
ßagement of pregnant and Ijing- in women etc. Worce-
ster* 1793, — Aristo tle, T* The experienced mid-
wife, absoluteiy necessary for ßurgeons, midwifes,
nurses aud childbearing women. Philad* 1799.— Den-
m a n , Thomas, Introduction to the practice of mid-
wifery, Bepiinted, 1802 and 1829. — Denman's
Aphorisms on the use and appücation of forceps etc.
Ist American editiom Philad. 1803. Boston 1822* —
The obstetrical remembrances, on aphorisms on natu-
ral and dif ficult parturition etc. Äugmented by Michael
Ryan. 1 Amer. Ed., with additions by Thomas F. Cock,
New- York, 1S4S, — Johnson, Robert W. Friendly
cautions to the heads of families and others, very
necessary to be observed in order to preserve health
and long Üfe, etc. 1 Ämer. Ed. Philad. 1804. — Bou-
d e 1 o c q 11 e .T. Lt An abridgement of Mr. Heath's trans-
ktion of Bandelocque's mid^dfery, with notes by W, P,
Dewees- Phüad, 1807. 3 Ei 1823. — Burns, John.
The anatomy of the gravid uterns etc. Salem 1808, —
Observations on abortion. New-York, 1808,. 2 Ed. 1809.
— Obstetrical works, Anatomy of the gravid uterns,
Observations on abortion and practical observ, on the
literine hemoiThage, New-York. 1809. — The princip-
bs of midwifery, with notes by N, Chapman, Philad,
1810. 8 Ed. 1839. — Merriman, Samuel. A sy-
nopsis of the various kinds of difficnlt parturition etc.
With notes and editions by Thomas C, James. 2 Amer,
EfL 1817. — The London practice of midwifery, or a
mannal for atndents etc, London. New-York, 4 Ed,
1820, — Bamsbo tham, J, Practical observ, in midw.
ttd notes by W. R Dewees, Philad, 1822, — Arm-
26B
gtrong, John* Facta and observ, relat. to the fever com-
monly called puerperal* etc» Phüad. 1826, ^Matin,
X Compendium of operative midwifery. New-York*
1828. Amauuel of practical obstetricB. From the French
by S, D. Gross. Phüad. 1828. — Baiidelocque, C.
Ä. Trait6 de la peritonite puerperale, ouvrage coiu^onne.
Translated by G. S, Bedford, N.-Y. 183L ^"- Velpeau,
A. A. L, M» An elenientary treatise on midwifery ; or prin-
ciples of tokology and embryology. Translated by C, D,
Meigs. PMIad. 1831. — A complete treatise on the ob-
stetric art etc. Additions by William BjT-d Page, Philadp
1852. — Gooch, Eobert. A practical compendium of
midwifery etc. Prepared for publication by Geo Skinner,
Philad. 1832, 2nd ed. 18S5, 4th. ed. Philad. 1849. — ■
M ay g r i e r , J a c q u e s , P i e r r e. Midwifery iUnstrated, ™
Translated from the French with notes by A. Sidney
Doane. New-York 1833. — 3d ed. New- York 1834. ^
Blundell, James. The principle and practice of
obstetricy, as at present taught. (To which are added
notes and illustrations by Thomas Castle.) Washingt.on
1834. — Lectures on the principles and practice of mid-
wifery. Pliilad. 1842. — Coli ins, Eobert. A prac-
tical treatise on midwifery, containing the results of
16,654 birtha, occnrring in the Dublin Lying- in Hospital
durin g a period of seven years, commencing with 1826^
Philad. 1838 and Boston 184L — Churchill, Fleet-B
wo od. Observations on the diseases iucident to preg- ™
naney and childbed. Philad. 1839 and 1840. ^ On the
theory and practice of midwifery, witb notes and ad-
ditions by Robert M. Huston. Philad. 1843, 2nd ed. 1846,
3rd ed. 1848. — With additions by D, P. Condie. Philad.
1855, 1857, 1858, 1860, 1862 and 1865, — M on t g o- _
mery, Wm. F. An exposition of tiie signs and symp-Ä
toms of pregnancy, the period of gestation and the signs
of delivery. Philad. 1839, 2nd ed." 1841. — Same from
2nd. London ed. Philad. 1857. — Rigby, E. A system
of midwifeTy. Philad. 1841, 2nd. ed. 1851, — Rams-
b o t h a m , F. H. The principles and practice of obstetric
edicine and surgery, in reference to the process of pa
263
turition. Ist Amer. ed. Philad. 1842. 2nd edition 1843.
— A new edition from the enlarged and revised English
edition. Phüad. 1845. 4th. ed. 1847. 5th. ed. 1849. —
Same with notes and additions by Wm. V. Keating, Phi-
ladelphia 1855, new ed. 1861. — Lee, Robert. On
puerperal fever and crural phlebitis. With an intro-
ductionary essay by Chas. D. Meigs. Philad. 1842. —
Lectures on the theory and practice of midwif ery. Philad.
1844. — Clinical midwif ery, comprising the histories of
549 cases of difficult, pretematural and complicated
labors with commentaries. Ist. Amer. ed. from 2nd Lon-
don ed., Philad. 1849. — Kenedy, Evory. Obser-
vations on obstetric auscultation etc. with an appendix
containing legal notes by John Smith, Esq. With notes
and additional illustrations by Isaak E. Taylor, M. D.
New-York 1843. — Chailly, Honore. N. C, Trait6
pratique de l'art des accouchements. Translated from
the French and edited by G. S. Bedford, New-York 1844,
2nd. ed. 1845, 3rd. ed. 1846. — Spratt, G. Obstetric
tables, comprising graphic illustrations with descriptive
and practical remarks; exhibiting on dissected plates
many important subjects in midwifery. Philad. 1847 and
1850. — Simpson, James, Y. Remarks on the su-
perinduction of anaesthesia and natural and morbid par-
turition, with cases illustrative of the use and effects of
Chloroform in obstetrical practice. Boston 1848. — No-
tice of a new anaesthetic agent as a Substitute for sul-
phuric ether in surgery and midwifery. New-York 1848.
Anaestesia, or the employment of Chloroform and ether
in surgery, midwifery etc. Phüad. 1849. — The obstetric
memoirs and contributions of. Edited by W. 0. Priestley
and H. R. Storer. 2 vol. Philad. 1855—56. — Smith,
W., Tyler. Parturition, and the principles and practice
of obstetrics. Philad, 1849. — The modern practice of
midwifery. With an introductory lecture on the history
of the art of midwifery and copious practical annotations,
by Augustus K. Gardiner. 2nd. ed. New-York 1858.
Pajot, Charles. Obstetric tables. Translated from
the French and arranged by 0. A. Crenshan and J. B.
264
McCaw* With three additional tables ob the mecha-
nisiii of natural, imnatural and eomplex labon By K
P* Äice. fol Riclmiond Va, 1S56. —
§^ 79.
EückLlick
4
Ein Rückblick auf den Zeitraum der Jahre 1840
Ifl 1860 lässt uns in erfreulicher Weise das Streben er-
mnnen, das Fach der Geburtshülfe zu einer den anderen^
Zweigen der Medicin gleichwerthigen Stellung zu erheb^n^
Für daa Studium der Chirurgie war man von Alters her
gewohnt^ besondere staatliche Unterstützimg zu bean-
Bprucheii, der Pflege der Geburtshülfe war der Weg we«
niger leicht gemacht. Der Satz, dass die Äiisübung der
Geburtshülfe eine besondere Kunst sei, welche man nicht
nebenbei als Zubehör der Chirurgie erlernen könne, fand
bei Manchen wenig Verstirndniss, Wa^ die praktische
GeburtahQlfe für das allgemeine Volkswohl leisten kann,
Jas bat sicli erst spute r herausgestellt. Bis dahin schien
eine Hünderstellung des Faches der Geburtshülfe Vielen«
©ine unberüchtigto Forderung. ^
Im Kampfe gegen solche Vonirtbeile , welche der
Geburtshülfe aus der früheren Zeit überkommen waren,
aahen wir in dem vorliegenden Zeitraum Manchen unserer
Fachgenossen begriffen, und mit Stolz dürfen wir fest-
steUen, dass sie trotz entgegenstehender Hindernisse den-
noch unbeirrt den Muth aufrecht zu halten gewusst haben.
Gerade in der Geburtshülfe, wt> sich, wie in keinem an-
(leren Zweige der Medicin, die Folgen verstaudnissloser
Einflüsse so drastisch zu rächen pflegen, durften die Ver-
-^r unseres Faches bei den betheiligten Behörden mit
111 Entgegenkommen auf ihre Wünsche erhoffen,
*ch hat es lüerin oft gefehlt ! Diese Hemmnisse
:)erllcksichtigen, wenn man die Arbeiten der Ge*
der Jalire 1840—1860 gerecht beurtheilen will,
üDchen kleineren Kliniken Deutschlands
265
man bemülit, die Vorzüge der eiigliachen mid der fran-
zösischen Geburtshülfe mit den deutschen Grundsätzen zu
vereinen. Diesem Bestrehen entsprangen viele Utterari-
ache MittheilungeUi welche darauf hinausHefen, die An-
schauungen der berufenen Vertreter des Faches in kasuisti-
schen Beiträgen an ihrem klinischen Material in das richtige
Licht zu stellen* Die „Neue Zeitschrift für Gehurts-
kunde", damals ein Sammelpunkt von Allem, was sich
in unserer Fachwissenschaft als hemerkenswerth hervor-
gethan hatte, enthielt viele Mittheilimgen dieser Alt.
Die umständliche Breite dieser Mittheilungen^ welche sich
besonders im Anfang der 40er Jahre zeigte, entsprach
den Gewohnheiten der damaligen Zeit. Jedenfalls liefer-
ten sie lehrreiches Material für die wissenschaffchche Be
obachtungsgabe der Autoren, und dieser Austausch ihrer
Beobachtungen kam in viel gelesenen Zeitschriften zu
allgemeiner Kenntniss der Praktiker. Nebenbei sorgten
alljährliche Kongresse der Aerzte für Ausgleichnng ver-
schiedenartiger Meinungen. Für die Kenntnis^ der fremden
Litter atur konnte man in den Fach Journalen viel Beleh-
rung finden^ man war emsig bestrebt, die von dem Aus-
land überkommenen Fortschritte des Faches auf Deutsch-
d hinüberzu pflanzen.
In Frankreich hatte die Geburtshülfe bis zu Ende
der 30er Jahre ganz unter dem Einfluss von Baudeloc-
q u ersehen Lehren gestanden. Allgemach kam man dort
zu der Einsicht, dass seine Anschauungen in manchen
Beziehungen verbesserungsbedürftig seien. Seine Yor-
Schriften über den Geh rauch der langen Zange, die Em-
pfehlung des Hebels, die Uebertreibung der GefahrHch-
keit der Gesichtslagen, das Vonirtheil gegen die künst-
liche Frühgeburt — alle diese Punkte waren einige von
denen, welche nach den Anschauungen der Neuzeit an-
fechtbar waren. Dabei begann unter dem Einfluss aus-
wärtiger Erfolge die Einsicht aufzudämmern, dass difl
^Lßorge für die Hygiene der Gebäranstalten bis jetzt
^^land
vernachlässigter Zweig ärztlicher Thätigkeit sei, und da-
rin hatte selbst Baudelocque weni^ erreicht und er-
strebt. Die frühere Kichtung der geburtshillflichen For-
schung hatte sich hauptsächlich auf die Verbesserung opera-
tiv-technischer Fragen erstreckt, dagegen fanden werth-
YoUe französische Forschungen über die Physiologie der
Schwangerschaft nur sehr spät die gehörige Beach-
tung.
Die Litteratnr dieses Zeitraumes zeigt dem Leser in
vielen Dingen die Gahrung, in welcher sich die wissen-
schaftliche Entwickelung unseres Faches befand, überall
das Bestreben, mit veralteten Anschamingen zu brechen
und andrerseits das einstweilen noch fruchtlose Verlangen,
dem Fortschritt weitere erreichbare Ziele zu stellen. Er-
schwerend für den Austausch wissenschaftlicher Erfah-
rungen erwies sich auch der Mangel eines angesehenen
Fachjoumals, welches von dem all^irenaeüien Vertrauen
getragen wurde. Viele geburtshülfliche Mittheilungen
fanden sich in verscliieden artigen Zeitschriften Eeratreut,
und ihre Einwirkung auf weitere Kreise wurde dadurch
erheblich abgeschwächt. In dem deutschen Nachbarlaude
war es mit der Organisation der Fachjournale schon
früher viel besser besteOt.
In England ging die Ausübung der Geburtshülfe wie
früher, in der den Landesgewohnheiten entsprechenden
Weise, in langsamen Fortschritten weiter. Kollegiale
Zusammenkünfte und einige örtliche Journale vermittel-
ten den Austausch gegenseitiger Erfahnmgen und zahl-
reiche kasuistische Mittheilungen Uessen erkennen, dass
die Mehrzahl der dortigen Geburtshelfer nnbeeinflusst von
den Einwirkungen des Festlandes an den früheren Gnmd-
Batzen des Landes festhielt* Nur einige hervorragende
"- wie Simpson, konnten sich gestatten, der 1 an-
Tradition entgegen, für die Therapie neue
tii und Alles, was darin von ihnen ge-
(g ein eminent praktisches Gepräge»
I
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Grössere theoretische Ausführungen und eindringende
physiologische Erörterungen fanden in England wenig
Boden, diese Gebiete blieben, wie früher, deutscher Er-
örterung überlassen.
Nach alledem gewinnen wir aus den Arbeiten der
Jahre 1840 — 1860 den wohlthuenden Eindruck einer neu
aufstrebenden Fachwissenschaft. Freilich, wenn wir von
der Simpson' sehen Erfindung des Chloroforms absehen,
die unserer operativen Thätigkeit eine ungeahnte Erleich-
terung brachte, so müssen wir eingestehen, dass der
vorliegende Zeitraum vergleichsweise arm war an her-
vorragenden Leistungen in der Geburtshülfe. In die Ent-
wickelung dieses Zeitraumes brachte erst einen vollstän-
digen Umschwung das Auftreten von Ignaz Philipp
Semmelweis!
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Kl
Verlag von Franz Pietzcker, Tübingen
Buchhandlung für Medizin und Naturwissenschaften.
*
Luschka, H., TOD, Prof. Dr, JiS SSSch'ln. ^CÄ^^^^
1873. Mit 6 chromolithographiBchen Doppel- Tafeln in Mappe. (26.2a.)
Herabgesetzter Preis M. 15. — .
MipImAlis (4 A ^^^ en^e Becken nach eigenen BeobacTitgn.
jniLnaeil», >tf . A., ^^^ Untersuchungen. 2. Aufl. Hrsg. v. C. C.
Litzmann. 1866. (M. 6.—.) M. 4.—.
Paul, Th., Prof. Dr,DirectorimReiclisgesun(Uieit8amt,
Die Bedeutung der Jonentheorle für die physiolog. Chemie. Vor-
trag, geh. a. d. Versammlg. deutscher Naturforscher u. Aerzte zu Ham-
burg. 1901. M. 2 Fig. i. T. M. 1.20.
PflAiliAVAr IT Tiy Mittheilunnreu aus meiner 10jährigen ope-
RiCCkC^ Dor Uebungfikurii in d«)f jy;äbiirtshillllclieii Diagnostik. 1846^
Siebold ^ E. C. T., Dr, weih Profess, in Göttingen,
VcTHuch qini?r Gciflehifhtl) lU'i* (Tet>urtshaLfp. S^weiipr uavartttiderter
AlMlriHk. nun. r. Uand, %. T. — , LwJLiaJ M, 8. — .
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