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Full text of "Versuch einer Naturgeschichte von Chili."

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Aus dem Italiäniſchen überſetzt. 


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bey Friedrich Gotthold Sarobäer, 
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* 71 


— 


— 


Be! . 
Er 


Vorrede. 


( Jie Aufmerkſamkeit von Europa iſt gegenwaͤrtig 
> auf Amerika gerichtet; mit gelehrter Neugier 
| küche man die Verſchiedenheit feiner Climate, die 
Structur feiner Berge, die Natur feiner Foſſilien, die 
Geſtalt ſeiner Pflanzen und Thiere, den Character, 
Sitten und Sprache feiner Einwohner, und kurz alles 
zu kennen, was jede Gegend deſſelben merkwuͤrdiges 
hat. Nach dem Geſtaͤndniſſe aller Schriftſteller, wel⸗ 
82 von e vierten Welttheile ſchreiben, iſt Chili 


Re © 2 eins 


Vorrede. 


machen Fenn Der Pater zudwig Feullee von ur 5 
Minoriten, dieſer gelehrte Franzoſe beſchreibt zwar mit 
außerordentlicher Genauigkeit die vorzuͤglichſten Pflan⸗ 5 
zen, welche an dieſem Strande wachſen, auch einige 
Thiere, welche ſich daſelbſt ſortpflanzen. Seine Be⸗ 
ſchreibungen ſind wahrhaft, und den Gegenſtänden, 


welche ſie uns darſtellen, voͤllig gemaͤß. Nie habe ich 


den geringſten Irthum in alle dem entdecken koͤnnen, 
was dieſer vortrefliche Mann davon ſagt. Seine Ge⸗ ; 
ſthichte erſchien aber auf koͤnigliche Koſten, mit einem 
großen Aufwande der praͤchtigſten Kupfer, iſt nicht wie⸗ 
der nachgedruckt und ne 1 „und nur we⸗ 
an or Zn N eee > 1 . 
"Männer: der Nuten haben 119 Ken a | 
ir Vaterland durch ihre Schriften aufzuklären; zu dies 
ſem Zweck find viele Nachrichten, ſowohl im vorigen als 
gegenwaͤrtigen Jahrhunderte zuſammengetragen, aber 
aus Gruͤnden, welche wir an gehoͤrigem Orte angeben 
wollen, haben wenige das Gluͤck gehabt, bekannt ge⸗ 
macht zu werden. Ich bin uͤberzeugt, daß die drey 
letztlich aufgeſetzten Geſchichten, des Ritter Don 
Pietro Figueroa, des Abbe Michele Olivares 
und Filippo Vidaurre mit allem Beyfall wuͤrden auf⸗ 
genommen worden a 9 92 5 beyden erſtern befchäf- 
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Ab Die Gefihichte des Olivares kann 
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Hedichten, as in 10 eo a: Ks 
druckt worden, die von Ovalle, von Bruder Grego⸗ en 
rio von Leon, von Giacomo Teſillo, von D. Mel⸗ * 
chior dell Aquila und eine kurze Nachricht von einem 5 #5 
Ungenannten N welche 1776. in Italiaͤniſcher Sprache 

heraus kam, und in gewiſſem Betracht eine vollſtaͤndi⸗ I ; 1 
gere Nachricht von Ehili giebt, als andere gedruckte 


Werke beſonders in mee der wee und Na. 
d ns: 912010 bh 305 1 IN ud | 
Da dieſe aber w zu engeſhränkt iſt, ſo Bl 
I ich geglaubt den„giebhabern der amerikaniſchen | ! | 
. Ange⸗ | 1 
8 0 
) 


. 


den Beobachtungen der Reichthuͤmer der Nater, u 


Be 


Angelegenheiten einen nicht unnuͤtzen Dienſt zu kalen, c 
wenn ich ihnen hier eine umſtaͤndlichere und ausgebrei⸗ 
tetere Nachricht, von den vorzuͤglichſten Produkten und 
den merkwürdigſten Begebenheiten dieſes Landes vor. 

lege. Von meiner erſten Jugend an widmete ich mich 


ſuchte mich mit den daſelbſt vorgefallenen Be: gebenhei⸗ 
ten bekannt zu machen, Anfangs aus Neugier, nachher 


mit dem Vorſatz ſie zum allgemeinen Beſten meiner 


Landsleute oͤffentlich bekannt zu machen. Die kritiſchen 


Vorfaͤlle welche dazwiſchen kamen, unterbrachen meine 


Arbeit, und benehmen mir auch die Hofnung, ſie jemals 


wieder anfangen zu konnen; da mir aber durch einen 


glücklichen Zufall e einige der noͤthigſten Materialien dazu 
in die Haͤnde ſielen, ſo entſchloß ich mich aus meinen 
unterbrochenen Nachforſchungen über die Naturgeſchich⸗ 
te dieſes Theils von Amerika, gegenwaͤrtigen Verſuch 


aufzuſetzen, welchem wie ich hoffe, bald ein anderer 
8 a DRM a folgen en a 550 t 


N ; 15 Mar le We 


er Ben aich We in vier Bicher get 
im erſten Buche habe ich nach einer kurzen Beſchrei⸗ 
bung von Chili, welche dem übrigen Werke zur Einleis 
tung dienen kann, von ſeiner Witterung, Regen und 
andern waͤſſerigen e von ſeinen Winden, von 
den 


nen u. Idee des Menſchen, als Ein | nwohners von Chili; 


men; ne eine Eräßfung m W einer ge 


die Gebürge ſetze ich auch die berühmten n Patagonen, 


; | wech man fuͤr Rieſen des Menſchengeſchlechts gehalten 


bat, bohalte mir aber vor, wetter davon in mei⸗ 


nem zweyten Werſuche zu reden. ee DR 


Bey. 1 5 Ale 


79 


Vorrede. eo 
Alle diefe Dinge Habe ich auf die von dem beruͤhm⸗ 
ten Ritter Linne e beſtimmten Geſchlechter gebracht, und 
wo es noͤthig war nach ſeiner Methode neue gemacht, f 
nur feine Art fie zu ſtellen habe ich nicht angenommen, 
weil ich ſie der Natur meines Buchs nicht angemeſſen 
fand; um dieſen Mangel aber wieder gut zu machen, 
habe ich am Ende ein Verzeichniß angehaͤngt, in wel 
chem ſie nach ihren Claſſen und Ordnungen des Syſtems 
dieſes großen Naturforſchers geordnet ſind. Statt der 
Linne eiſchen habe ich mehr gebraͤuchliche und der kleinen 
Zahl der Gegenſtaͤnde mehr angemeſſene Eintheilungen 
gemacht, welche aber zu nichts anderm dienen ſollen, 
ar meiner un eine gerife en au ben \ 
Br RR beim a en Nee 5 
c weil ich fein Syſtem fuͤr vorzuͤglicher als alle an⸗ 
dere hielt, ſondern weil ich ſehe daß es gegenwaͤrtig all⸗ 
gemein angenommen wird. So groß auch die Hoch⸗ 
achtung iſt, welche ich fuͤr ſeine Kenntniſſe habe, ſo kann 
ich doch nicht laͤugnen, daß feine fo: finnreiche Nomen 
clatur mir nicht in allen Stuͤcken gefaͤllt. Lieber waͤre 
ich in der Mineralogie dem Wallerius oder Bomare, 
in der Botanik dem großen Tournefort und in der Zoo⸗ 
logie dem Briſſon gefolgt, weil fie mir leichter und den 
allgemeinen Kenntniſſen mehr angemeſſen ſcheinen. 


In 


welches . une e ae 1 5 ee 
aber für noͤthig, ſowohl weil ich nicht verlangen kann, 
daß man mir auf mein Wort glaube, wenn ich von ei⸗ 
nem ſo entfernten Lande ſchreibe, als um zu zeigen daß 
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ich nichts ie, 1 i Wi als is ww = 


Ban IRRE mine sei 


ie Titel 55 . an, was 905 Buch ikr 1 
a „eine kurze Nachricht einiger: natürlicher We⸗ x 
fen welche Chili einſchließt. Einſi chtsvolle Perſonen N | 


werden die Billigkeit haben, nicht das davon zu erwar⸗ 


ten, was nur einer vollſtaͤndigen Naturgeſchichte! von Chili 


zukoͤmmt, welche ich auf keine Weiſe zu ſchreiben unter⸗ 


nehme. Ein ſo weites Feld würde außer andern Ums 
ſtaͤnden auch nothwendig erfordern, daß die Gegenſtaͤn⸗ N 


de beftändig gegenwärtig wären, um ſich bey ihnen alle 
Augenblicke Raths zu erholen, Verſuche damit zu ma⸗ 
chen, und ſo eine Menge Ideen davon zu bilden, die 
man in e m. N 0 e 5 
Meine tee, Dee die Stefan wenge 
BR die Amerikaner des Herrn Paw bekannt find, 
werden ſich wundern, wenn ſie ein Land von Amerika 
ganz verſchieden von dem beſchrieben finden, wie er gern 


ſeine Leſer glauben machte, daß alle Theile dieſes grof⸗ 


ſen feſten Landes waͤren. Aber was ſoll ich thun? Soll 
ich die Wahrheit hintergehn, um mich feinen fo wenig 
anſtaͤndigen Schmaͤhreden nicht auszusetzen, mit wel: 
chen er jeden Schriſtſteller anfälle, der feinen ſonderba⸗ 
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Vorrede. 


Ehre. Für ihn iſt es hinlaͤnglich, wenn in dem wei⸗ 
ten Lande von Amerika eine kleine Provinz eine kleine 
Inſel iſt, welche einigen Fehler hat, um alle ſeine Pros 
vinzen an demfelben Theil nehmen zu laffen. Ein klei⸗ 
nes Volk von Wilden dient ihm zur Regel ‚um alle 


Nationen danach zu characteriſiren. Ich wuͤrde nicht 


zu Ende kommen, wann ich alle die unzulaͤnglichen Vor⸗ 


ausſetzungen nach der Reihe angeben wollte, aus wel⸗ 


chen er feine antiamerikaniſchen Schlüffe zieht. Auf 


dieſe Art koͤnnte man jeden andern Theil der Erde in 


Mißkredit ſetzen. Aber weder Vernunft noch Philos 
ſophie werden jemals ein ſolches Verfahren billigen. 


Herr Paw hat im ganzen von Amerika und feinen 
Einwohnern mit eben der Freyheit geſchrieben, als er 
auch vom Monde und den Mondbürgern ſchreiben koͤnn⸗ 


5 te, aber das Schlimme dabey iſt, daß Amerika nicht 


ganz ſo weit von uns entfernt iſt, als der Mond. Vie⸗ 
le gelehrte Europaͤer, welche daſelbſt geweſen ſind, wel⸗ 
che mit eigenen Augen die Produkte deſſelben geſehen 
haben, verſichern gerade das Gegentheil von dem was 
er ſagt. Andere ſind zwar nie in dieſem Lande gewe⸗ 
ſen, ſind aber von der Geſchichte jeder einzelnen Pro⸗ 
vinz ſo wohl unterrichtet, daß alle ſein Geſchwaͤtz nicht 


im Stande geweſen iſt, auf fie Eindruck zu machen. 


Viele 


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zulegt 1 i 1 5 anzeigen 15 daß wenn n ich von 
N ilen rede, ich geographiſche verſtehe, deren ſechzig 


aufe einen Grad gehen, und ſo wenn ich von Fuß und 
N Zoll rede, ſo verſtehe ich Pariſer. Das Pfund, deſſen 
ich mich bediene um Gewicht anzugeben „ iſt das ge. 
meine italiäniſche vos von ze 
70 Charte welche diefem Verſuche beygefuͤgt iſt, iſt eben die⸗ 


oͤlf Unzen. Die geographiſche 


\ felbe welche ſich in der ſchon gedruckten kurzen Nachricht 


befindet. Sie iſt mit Genauigkeit gemacht, aber wider 
die gewoͤhnliche Methode der Geographen ſteht Orient 


| oben, weil, da das Land von Mitternacht gegen Mittag 


zu lang iſt, von Morgen gegen Abend bingegen ſehr 
ſchmal, die gewoͤhnliche Projection, denen die ſich der⸗ 


5 gelben bedienen wollen „, unbequem ſeyn wuͤrde. Ich 
© 1 ” ; harte 


‚Hatte, vor, „ eine andere W zu verzeichnen, i 
da mir aber die dazu erforderlichen Documente zu ſpaͤt 
zu Haͤnden gekommen ſind, ſo habe ich dieſes i 

aufgeſchoben. Weil ich glaubte Liebhabern auslaͤndi⸗ ; 
19 ſcher Sprachen einen Dienſt damit zu thun, ſo habe 
N ich dem vierten Buche ein kurzes Woͤrterverzeichniß der 
Chileſiſchen Sprache, ſo wie ſie ſich auf die beſchriebe⸗ 
| nen Gegenſtͤnde bezieht, nachgefuͤgt; auch habe ich 
a an dem Rand die generischen Benennungen in dieſer 
en ee 2 8 | te: Br 


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Verſuch 


9 SR * “iR 


. über die Naturgeſchichte von Chili. 


9 Erſtes Buch. 1 


Lage, Meteore und Clima von Chili. 


as Königreich Chili des mittaͤglichen „ 
e Amerika, liegt laͤngſt der Kuͤſte Rage. 

des flillen Meers; es erſtreckt ſich zwiſchen dem 24 und 
45 Gr. der ſuͤdlichen Breite auf eintauſend, zweyhundert 
und ſechzig geographiſche Meilen. Seine Breite, wel⸗ 
che wir vom 304. bis 308 Gr. der Laͤnge (den erſten 
| Meridian durch die Inſel Ferro gerechnet) annehmen 
wollen, ift bald gröffer, bald geringer, nachdem die große 
Bergkette der Cordiglieren oder Anden welche daſſelbe 
gegen Morgen begraͤnzt, ſich von dem genannten Ocean 
mehr entfernt oder ſich demſelben mehr nahet, oder um 


genauer zu reden: nachdem ſich das Meer ſelbſt dieſer 
Bergkette nahet, oder ſich von derſelben zuruͤckzieht. 


Zwiſchen dem 24 und 32 Gr. S. B. entfernt es ſich 


von dieſem Gebuͤrge zweyhundert und zehn Mellen, bis 


zum 37ften Gr. nur hundert und zwanzig Meilen, aber 
bald von dieſem Parallelkreiſe bis an den Archipelagus 
von Chiloe entfernt es ee Meilen. Wenn 

N. EN man 


7 
= 


2 ae 


man nun dieſe Entfernungen auf eine mittlere Propor⸗ 
tionalzahl bringt, ſo kann man berechnen, daß ſein gan⸗ 
zer Quadratinhalt, die Cordiglieren mitgerechnet, nicht 
mehr als dreymalhundert und acht und ſiebzigtauſend 
Quadratmeilen betraͤgt. 


2 Gegen Abend wird dieſes Land vom ge⸗ 
Gränzen. nannten ſtillen Meere begraͤnzt, gegen Mit⸗ 
ternacht von Peru, gegen Morgen von Tucuman, Cujo 
und Patagonien, gegen Mittag von dem Magellaniſchen 
Lande. Die großen Cordiglieren, welche, wie wir ges 
ſagt haben, daſſelbe gegen Morgen einſchließen, trennen 
es auch fuͤr ſich oder durch ihre Arme von allen dieſen 
Laͤndern, und dienen ihm alſo zur unuͤberwindlichen 
Schutzmauer von der Landſeite her, waͤhrend daß das 
ſtille Meer es gegen Abend beſchuͤtzt. Die wenigen 
Straßen, welche aus den erwähnten Provinzen dahin 
führen, find fo eng und geſaͤhrlich, daß fie kaum ein 
Mann zu Pferde paſſiren kann 2); und dergleichen 

Rn | Straßen 


a) Der gangbaren Straßen über die chileſiſchen Cor⸗ 
diglieren find hoͤchſtens acht oder neune: die gewoͤhn⸗ 
lichſte iſt die, welche aus der Provinz Aconcagua nach 
Cujo fuͤhrt, und welche gewoͤhnlich in nicht weniger 
Zeit als acht Tagen zuruͤckgelegt wird; fie iſt groͤßten⸗ 
theils an den Seiten von den tiefſten Abgruͤnden ein⸗ 
geſchloſſen, welche die Fluͤſſe Chille und Mendozza 
machen, und von den hoͤchſten Bergen, welche ſenk⸗ 
recht abgeſtuͤrzt ſind. Der enge Pfad welcher zwi⸗ 

ſchen dieſen Abgruͤnden uͤbrig bleibt, iſt ſo rauh und 

unwegſam, daß die Reiſenden an vielen Stellen ge⸗ 
noͤthigt ſind, von ihren Mauleſeln (auf welchen die 
einzige ſichere Art zu reiſen iſt) abzuſteigen, und den 

Weg zu Fuſſe zu machen, und ſelten geht ein Jahr 

hin, daß nicht ein oder anderes dieſer Thiere von oben 

herab in einen der genannten Fluͤſſe ſtuͤrzt. Dieſe 
jaͤhen Felſen begleiten den Reiſenden indeß nicht den 
ganzen Weg hin; von einer Gegend zur andern findet 
man 


. ag , Meteore und Elima von Chili. 


u werden doch n nur wahrend dem Sommer ofen 


| Ar ram 


Die Geographen 1105 dieſem Ke gehe e eine is 
N 5 ‚größere Ausdehnung, als wir hier angeben, 
und faffen in feine Granzen zugleich Cujo, Patagonien 
und das Magellaniſche Land. Aber dieſe Lander ſind fo, 
wie fie die Natur davon getrennt hat, auch in ihrem 
Clima und in ihren natuͤrlichen Produkten davon ver⸗ 
| ſchieden, ihre urſprünglichen Einwohner unterſcheiden 
ſich von den Chileſern, ſowohl durch ihre ve Rn und: 
Sitten als durch ihre Sprache b). 


Chili hatte dieſen allgemeinen Namen 19 5 5 
viel fruher, als die Spanier ankamen, um es ae 
zu erobern e). Die Schriftſteller, welche von Amerika ge⸗ 
N ſchrieben haben, führen mancherlei Etymologien davon an, 

welche alle die Wahrheit zu ſagen entweder ganz falſch ſind, 
oder ſich auf gewagte Conjecturen gruͤnden. Mit ehe 
Wahrſcheiniichkei Heben en die bees „daß er von 
A A 2 de 


man kleine ganz an genehme Ehle wo man raten 
kann. Die Incas, als fie Cufo und die nördlichen 
Provinzen von Chili unterfochten, lieffen zur Bequem⸗ 
ücchfeir ihrer Bedienten, einige kleine Haͤuſer von 
Stein auf dieſelben bauen, welche ſich noch theils ganz, 
zum Theil aber eingefallen, erhalten haben; die Spa⸗ 
nier haben zum Gebrauche der Courriers noch g 
bhinzugefuͤgt. 

b) Ob gleich das Gebuͤrge Andes die nkärlche Gänze 
von Chili gegen Morgen iſt, ſo begreife ich doch in 


ſeinen Graͤnzen nicht allein die Thaͤler dieſes Gebuͤr⸗ 


ges nach der Abendſeite hin, welche unwiderſprechlich 
dazu gehören, fondern auch die an der Morgenfeite, 
weil ſie ſeit undenklichen Zeiten her von Chileſern 
erobert und bewohnt F 
0 Die Colonien, welche dom nördlichen Chin ausgien⸗ 


gen, um den Archipelagus von Chiloe zu bevölkern, 
(welche 


4 wo Erſtes Buch. 


dem Worte ei abſtammt, welches gewiſſe Voͤ gel aus 

dem Geſchlechte der Droſſeln oft wiederholen, welche ſich 
daſelbſt ſehr häufia finden. Es iſt wohl moͤglich daß die 
erſte Horde der Indianer, welche ſich daſelbſt nieder 


lieſſen, eine gluͤckliche Vorbedeutung von dieſem Worte 
nahmen, das ſie von einem Vogel ausſprechen hoͤrten, 
und davon das Land, welches ſie bewohnen wü be⸗ 
nannten. 


Natür⸗ Das ganze Koͤnigreich theilt ſich wörter 
liche Ein⸗ lich von Mitternacht gegen Mittag in drey 
theilung. Theile: der erſte begreift die Inſeln, welche 
ſich in dem Meere deſſelben befinden; der zweyte, dem 
man eigentlich den Namen Chili giebt, iſt der Streif 
oder Zug von Ländern, weicher zwiſchen dem ſtillen 
Meere und dem Gebuͤrge der Anden liegt; der dritte 
endlich begreift den ganzen Raum, welchen dieſe große 
Bergkette felbft einnimmt. 


Die in dem chileſiſchen Meere belegenen Inſeln ſind: 

1) die Coquimbanen, drey wuͤſte Inſeln, Mugillon, 
Totoral und Pajaro genannt, fie haben fieben oder 
acht Meilen im Umfange, unter dem 29° 30‘. 2) Die 
zwey Inſeln Gio. Fernandes, unter dem 339%, 42 
Die erſte welche dem feſten Lande näher liegt, und daher 
vom Lande genannt wird, hat 42 Mei len im Umfange, 
und 


(welche Transmigration einige Jahrhunderte, der 
Epoche der ſpaniſchen Eroberung vorhergeht) nann⸗ 
ten denſelben Chil hue, um das Andenken des Mut⸗ 
terlandes aufzubewahren, d. i. Diſtrikt oder Provinz 
von Chili. Alle Chileſer, ſo wohl die freyen, als die 
unterjochten, nennen ihr Vaterland Chili mapu, d. i. 
Land von Chili und ihre Sprache Chili dugu, d. i. 
Sprache von Chili. Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß eine 
Nation, welche noch bis jetzt den ſpaniſchen Staͤdten 
den Namen nach dem Orte giebt, wo ſie e 

ihrem 


Lage, Meteore und Clima von Chili. 3 


400 w ird von den Spaniern bewohnt. Der Lord Anſon, 


welcher ſich daſelbſt einige Zeit auſhielt, beſchreibt ſie 


als ein irdiſches Paradies. Die zweyte, welche man 


Maſafuera heißt, iſt viel kleiner, und ob ſie gleich ein 


eben fo ſchoͤnes Anſehn hat, bleibt fie doch bis jetzt un⸗ 
bewohnt. 3) Carrama, unter dem 35° 417, iſt mehr 
ein großer Felſen als eine Inſel, welche angebauet were 
den konnte. 4) Quiriquina, am Eingange der Con⸗ 
ceptionsbap, unter dem 36° 42“. 5) Talka, von den 
Spaniern Santa Maria genannt, unter dem 37° 41“ 


beyde find vier Meilen lang, und gehören zwey wohlha-⸗ 


benden Bürgern der Stadt Conception. 6) Mocha, 
unter dem 38° 37“; dieſe ſchoͤne und fruchtbare Inſel, 
welche mehr als ſechzig Meilen im Umfange hat, war 
im vorigen Jahrhundert gut bevoͤlkert, aber gegenwaͤrtig 
iſt ſie ganz wuͤſte. 7) Der Archipelagus von Chiloe, 
welcher mit dem von Choni, der nur ein Anhaͤngſel deſ⸗ 


ſelben iſt, 82 groͤßtentheils von Spaniern und India 


neen bewohnte Junſeln enthält; er liegt zwiſchen dem 41° 

50% und 45°; die größte Inſel Chiloe genannt, wovon 
der Name auf den ganzen Archipelagus herkoͤmmt, er⸗ 
ſtreckt ſich 150 Meilen in die Lange, und hat zur Haupt⸗ 
ſtadt Caſtro unter dem 42° sy‘ d. Br. und 303 — 15 
d. 9. Alle dieſe chileſiſchen Inſeln find nicht weit vom 
often Lande entfernt, ausgenommen die von Gio. Fer⸗ 

ꝛ— l . nandes, 


ihrem eigenen Lande einen Namen geben ſollte, der 
nicht ven ihren Vorfahren auf ſie gekommen waͤre. 
Es ſcheint uns daher die Vermuthung derjenigen ſehr 
unwahrſcheinlich, welche behaupten, daß die Spanier 
dem ganzen Koͤnigreiche den Namen des Diſtrikts oder 


des Fluſſes gegeben haben, welchen ſie zuerſt entdeck⸗ 
ten. Die urſpruͤnglichen Einwohner des Landes ſpre⸗ 
chen den Namen immer ſo aus, als wenn er Cili ge⸗ 
ſchrieben wuͤrde; die Spanier ſchreiben ihn Chili, und 


pprechen ihn Eil aus. 


6 e Erſtes Buch. | 


nandes, wovon die erſte 330, die andere 420 Meilen 
vom feſten Lande entfernt ift c). 5 

Dier Strich Landes welcher zwiſchen dem Meere und 
den Anden liegt, (von welchem die Dinge vorzüglich vers 
ſtanden werden muͤſſen, wenn wir von Chili reden, da 
er der bekannteſte und bewohnteſte iſt), hat wenigſtens 
120 Meilen Breite, und theilt ſich gleichſam ganz gleich 
in den Theil am Meer, und in den mittellaͤndiſchen Theil. 
Der Theil am Meer wird von drey den Anden parallelen 
Bergketten durchſchnitten, zwiſchen welchen man eine 


Menge ſchoͤner Thaͤler von herrlichen Fluͤſſen und Baͤchen 


gewaͤſſere ſieht; der mittellaͤndiſche Theil iſt eben, ob er 
gleich hier und da einige Huͤgel und Berge hat, welche 
dazu beytragen, daß die umherliegenden Fluren noch 


ſchoͤner hervorſtechen. 
0 Das 


d) Unter einem noch entferntern Meridian, ob gleich in 
eben dem Meere, finden ſich die kleinen Inſeln St. 
Ambroſius, St. Felix und Pasqua, die durch die 
vielen Statuen, welche die Einwohner entweder um 
ihr Vaterland zu zieren, oder um fie als Schutzgstter 
anzubethen, an verſchiedenen Orten errichtet haben, 
beruͤhmt iſt. Die zwey erſten bis jetzt unbewohnten 
ſind vom chileſiſchen Ufer, ohngefaͤhr 600 Meilen ent⸗ 
fernt, unter dem 26° — 27° der Br. die Inſel Pas⸗ 
qua, vielleicht von der Inſel David nicht unterſchie⸗ 
den, liegt unter dem 27° 5 der Br. und 268 d. L. 
1800 Meilen vom feſten Lande entfernt. Ihre Laͤnge 
iſt etwas mehr als 15 Meilen, und ihre Einwohner 
betragen nicht über 800. Sie haben eine viel weiſſere 
Farbe als die Indianer, und laſſen ſich den Bart 
wachſen. Die Statuen welche wir erwähnt haben, 
finden ſich in groſſer Anzahl durch die ganze Inſel, 
von verſchiedener Groͤße, einige ſind bis 27 Fuß hoch, 
andere von Menſchengroͤße. Nach dem aͤuſern Anſehn 
und nach dem Gefuͤhl ſcheinen ſte von Stein zu ſeyn, 
da fir aber aus einem Stuͤck find, und die Inſel keine 
ſo ungeheure Steinbruͤche hat, ſo ſcheint es wahr⸗ 

ſcheinlich, 


\ 


U 


u Erdfugel für das hoͤchſte gehalten wird „durchſtreicht von 
Mittag gegen Mitternacht ganz Amerika, indem es 


außer Zweifel zu ſeyn ſcheint, daß die Berge des mitter⸗ 
naͤchtlichen Amerika Fortſetzungen dieſer Bergkette ſind. 


Dieſes Gebuͤrge hat da wo es zu Chili gehört ,. ohnge⸗ 
faͤhr 120 Meilen Breite, es beſteht aus den hoͤchſten 
t einander verketten, voll 


7 


Bergen, welche ſich genau mi 
von Klippen und ſchrecklichen Abgruͤnden ſind, zwiſchen 


welchen man dennoch viele angenehme Thäler und ziem⸗ 
lich weite Ebnen antrifft, welche einen Ueberfluß an vor⸗ 


treflichen Weiden haben, und von vielen Fluͤſſen und 


Waſſerfaͤllen bewaͤſſert find, die ſich von den Hoͤhen, mit 


welchen ſie umgeben ſind, rauſchend herabſtuͤrzen ©). 


Nee, 


N 5 
l 


ſctcheinlich, daß fie aus einem beſondern Mörtel verfer- 


tigt find, welcher, nachdem er trocken geworden, Far⸗ 


be und Conſiſtenz des Steins angenommen hat. Der 


bhollaͤndiſche Admiral Rogewin, welcher der erſte war 
der zuerſt daſelbſt landete, ſagt; daß dieſe Statuen 


ach den Regeln der Kunſt aufgeführt find. Eben 
ieſe Inſel iſt nachher im Jahr 1770 von dem D. 


u K 


ua, beſucht; und 
1774. Deydeſſt 


en mit dem Hollaͤnder, in Abſicht 


deer Zahl und Gröſſe der genannten Statuen, überein, 


e) Die hoͤchſten Berge der chileſiſchen Cordiglieren ſind 


der Manfla unter dem 28° 45“; der Tupungato 


33 24“; der Descabeſado 35; der Blanquillo 35° 
440; der Longavi 35 30'; der Chillan 36“; der Cor⸗ 
cdbeobado 435. Ich habe nicht Gelegenheit gehabt, die 
ungeheuren Hoͤhen dieſer Berge zu meſſen. Die Ein⸗ 
gebohrnen behaupten, daß fie fich über zwanzig faus 


ſind Fuß über den Spiegel des Meers erheben. 
Herr von Buͤffon ſagt: die hoͤchſten Berge der Erde 


befinden ſich nach dem Aequator hin; aber da ich die 
von Peru und die von Chili geſehn habe, ſo each, 
Ko Rich, 


R eee, e e r ei en ae ae 


9 — hut — 


Lage, Meteore und Clima von Chi, 


Das Gebuͤrge der Cordiglieren, welches auf unferer VOR 


Philippo Foal Capitain von der Fregatte Roſa⸗ 
und vom Capitain Cook den 14. Maͤrz 


N 
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1 . 
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8 Erſtes Buch. 


Der Theil dieſer Cordiglieren zwiſchen dem 24 und 
33 Gr. d. Br. iſt wuͤſte. Der uͤbrige Theil bis an den 
45 Gr. iſt von chileſiſchen Voͤlkern bewohnt, welche 
Chiquillani, Pehuenchi, Puelchi und Suilichi 
heiſſen, welches, wie wir nachher zeigen wollen, die be⸗ 
ruͤhmten Patagonen ſind, welche in Europa ſo viel Ge⸗ 
legenheit zum Geſpraͤch gegeben haben. e 


Politiſche Das eigentliche Chili oder der Strich 
Einthei⸗ Landes zwiſchen dem Meere und den Anden, 
lung. wird politiſch in zwen Theile getheilt, in das 
Land welches die Spanier bewohnen, und in das, wel⸗ 
ches noch bis jetzt die Indianer befigen. Der erſte liegt 
zwiſchen dem 24 — 37°, und iſt ohngefaͤhr in dreyzehn 
Provinzen eingetheilt, welche, wenn man von Mitter 
nacht anfängt, folgende ſind: Copiapo“, Coquimbo, 


Quillota und Aconcagua, Mellipilla und Sant⸗ 


jago, (in welcher die Hauptſtadt gleiches Namens liegt), 
Rancagua, Colchagua, Maule, Ntata und 
Chillan, Puchacay und Huilquilemu. Dieſe 
Provinzen ſind ſehr uͤbel eingetheilt, indem einige ſich 


vom Meer bis an die Anden erſtrecken, da andere kaum 


die Haͤlfte dieſes Raums einnehmen, und bald gegen das 
Gebuͤrge hin, bald blos nach den Kuͤſten hin liegen. 
Außerdem ſind einige, welche ſechs bis ſiebenmal ſo groß 

) x ‚find, 


ich, obgleich nur nach dem bloßen Augenſchein, an der 
Richtigkeit dieſer Angabe, und ich bin nicht abgeneigt 
der Meinung des Herrn von Bertrand beyzupflichten, 
welcher ſagt: „Man hat ſchon geleugnet, und ohne 
„Zweifel mit Gründen, daß die hoͤchſten Berge ſich 
„unter dem Aequator befinden, die Anden erheben 
» ſich indem fie ſich vom Aequator entfernen.“ Mem. 
fur la ſtructure de la terre p. 40. edit. in 4to, Die 
Cordiglieren find niedriger in Copiapo“ obgleich näher 
am Wendekreiſe als im übrigen Chili. a 


ne Meret und Cina von Chili. 


0 ae als andere. Dieſe Laͤnder waren ſonſt von Voͤlkern 


bewohnt, welche Copiapini, Coquimbani, Quillo⸗ 
tani, Mapochini, Promaucai, Curi, Cauqui 
und Penconi besten, „ von 1 nur ns geringe 
br. ge Rig ſind mi 
Das Gand 178 die Indianer Bein y beggiß die 
Gegenden unter ſich, welche zwiſchen dem Fluſſe Bio bio 
und dem Archipelagus von Chiloe, oder unter dem 
360 44° und 41° 20d. B. liegen. Dieſe Indianer 
theilen ſich in drey Nationen oder Völker, naͤmlich die 
Araucani, die Cunchi und Suilichi. Die Araucani 
bewohnen nicht, wie Hr. Paw ſagt, die unfruchtbaren 
Felſen von Chili, ſondern die fruchtbarſten Lander zwi⸗ 
ſchen den Flüſſen Biobio und Valdivia, d. i. zwiſchen 
dem 36° 44“ und 39° 50° d. Br., welche ſich 186 M. 
laͤngſt dem Meere hin erſtrecken, und die ebenſten, an⸗ 


muthigſten und am beſten gewäſſerten des ganzen Koͤnig⸗ 
reeichs find, Ihre Breite von der Kuͤſte bis an die weſt⸗ 


lichen Thaler der Cordiglieren, betraͤgt ohngefaͤhr 130 

Meilen. Da ſich aber im vorigen Jahrhundert die 

Puelchi, welche dieſes Gebürge bewohnen, mit der arau⸗ 
caniſchen Confoͤderazion verbunden haben, fo beträgt jetzt 
die genannte Breite 470 Meilen. Auf dieſe Art haben 
ihre gegenwärtige Beſitzungen nicht weniger als 78,120 
A 5 „ Quadrat⸗ 


9 Bier it eine kurze Nachricht von der Lage und Aus⸗ 
Aa breitung dieſer Provinzen, mit ihren Hauptſtädten, 
Haͤfen und vorzuͤglichſten Fluͤſſen. Die Anfangsbuch⸗ 
ſtaben A. und M. bedeuten, daß ſich die Provinz vom 
Meere bis an die Anden erſtreckt; einzeln, daß ſie blos 
dem Gebuͤrge oder dem Meere naͤher liegt. Ich haͤtte 


RI 


gern den Zuſtand ihrer Bevölkerung beygefügt, aller 


angewandten Mühe ohngeachtet habe ich aber keine 
genugthuende Berechnung davon ziehen koͤnnen. 


150 opia⸗ 


za: ‚Ui 5 0 Eeſtes Buch. ka 


Quadratmeilen. Die Araucani theilen dieſes ganze 
Land der Länge nach in vier Uthanmapu oder Parallel 
ſtreifen, welche beynahe gleich breit ſind, und denen ſie 
die Namen Lavquenmapu, d. i. Seeland, Lelvun⸗ 
mapu, d. i. ebenes fand, Inapiremapu, Land uns 
ter den Anden, und Piremmapu, Andenland geben. 
Jeder Uthanmapu wird wieder in fuͤnf Ailla Rehue 
oder Provinzen, und jede Hille Rehue in neun Rehue 


oder Aemter getheilt. Das Seeland begreift von Nor⸗ 


den 


1. Copiapol. A. M. lang N. S. 300 Meilen, 


breit W. O. 210 M. Hauptſtadt: Copiapo’, 26° 50° 
S. B. Häfen: Copiapo“, Guasco. Fluͤſſe: Sa⸗ 


lado, Copiapo', Totoral, Quebrada, Guasco 
und Cholla y. r ae, 
II. Coquimbo. A. M. lang N. S 135 Meilen, 
breit W. O. 210 M. Hauptſt. Coquimbo, 29° 54. 
Häfen: Coquimbo, Tongoy. Fluͤſſe: Coquimbo, 
Tongoy, Limari und Chuapa. 0 
III. Quillota. M. lang N. S. 75 Meil. breit 


Wi. O. 62 M. Hauptſt.: Quillota, 32° 56 S. B. 


Haͤfen: Papudo, Herradura Quintero, Dalpa- 


raiſo unter dem 33° 2. Fluͤſſe: Longotoma, Li- 


gua, Chille, Eimache. 


IV. Aconcagua. A. lang N. S. 75 M. breit 


W. O. 74 M. Hauptſt.: Aconcagua, 32° 48 S. B. 


Fluͤſſe: Longotoma, Ligua, Cbille. | 
V. Mellipilla. M. lang N. S. 32 Meil. breit 
W. O. 70 Meil. Hauptſt.: Mellipilla, 33932“ S. B. 
Hafen: St. Antonio. Fluͤſſe: Maypo, Mapoche, 


Poanghe. 


VI. Santjago. A. lang N. S. 36 Meil. breit 
W. O. 60 Meil. Hauptſt.: Santjago oder St. Ja⸗ 
cob, 33° 31“ S. B. Fluͤſſe: Colina, Lampe, Ma⸗ 
poche, Maypo. | 

VII. Rancague. A. M. lang N. S. 38 Meil. 
breit W. O. 120 Meil. Hauptſt: Kancagua, 34° 
S. B. Fluͤſſe :. Maypo, Codegua, Chocalan, 
Cachapoal. 


VIII. Col: 


Logg, Meteore und Clima 6 von Chili. ar 


Ä den duch Suͤden die Provinzen Arauco, ip Cucapel, 
IJIlicura, Boroa und Nagtolten unter ſich; das ebne 
Land die Provinzen Encol, Puren, Repocura, 
Maquehue und Mariquina. Das Land unter den 


Anden Marven, Colhue, ( Chacaico, Quecheregua 


und Guanahue. In dem Andenlande ſind endlich alle 
Thaͤler der Tordiglieren, welche in den en 


102 en e Rae e | %%, 


e e wu) a oe Die 


* 5 ö 
er 0 Kin * N a) 


5 a VIII. Sa A. M. lang N. S. 54 Heil, 


breit W. O. 130 Meil. Hauptſt.: St. Sernando, 


"24 18, S S. B. Haͤfen: Topocalma, Navidad. 
Fluͤſſe: : Fioclarillo, EN Chimbarongo, 
Nilahue, Teno. 0 


w. meuie, A. M. lang N. S. 7132 ellas 

breit W. O. 144 M. Hauptſt: Talca, 34° 53! S. 

7 ji B. Hafen: Aftilleno. Fluͤſſe: Mataqutto, Rios 

9 claro, Bircay, Maule, putagan, Achihueny, 
Aiguay, Longavi, Loncomilla, purapel. a 


X. Para M. lang N. S. 34 Meilen; breit 


vn u O. 68 M. Hauptſt.: Coulemu, 36° 2. ‚Stäf: | 


5 Lonquen, Ntata. 

8 55 Chillan. A. lang N. S. 35 Meil.; breit 
W. O. 74 Mel. Hauptſt.: Chillan, 36° S. Br. 
u Er Ca tillo, Cato, Gnuble, Chillan. 2 
le IR, puchacay. M. lang N. S. 35 Meil.; breit 
e W. O. 68 M. Hauptſt.;: Gualqui, 36° 42°: ©. B. 
| ‚Stäf b: Zirquen, Andalien, Biobio. 5 h 


a W. O. 76 M. Hauptſt.: „ 365 
A 4 Fluͤſſe: Ntata, Ciaro, „ Lara. e e 

Die Spanier bewohnen aufferdem noch das Fort 

ai den Hafen von Valdivia, mit der dazu gehoͤri⸗ 

| gen Gegend, welches am nördlichen Ufer des Fluſſes 
die Fame, „unter dem 39 550d. B. liegt. 


de - 


ee Zuilquilemu. A. lang N. S. 35 Meil; | 


12 Erſtes Buche ui 
Die Cunchi wohnen längft dem Meere, zwiſchen 


dem Fluſſe Valdivia und dem Archipelaaus von Chiloe. 
Ihr Name koͤmmt von dem Wort Cuncho, welches eis 
ne Traube bedeutet, her, und ſtimmt mit der Art ihrer 


Fortpflanzung gut uͤberein. Die Huilichi wohnen theils 
in den Ebnen, welche oͤſtlich vor den Cunchi liegen, und 
von welchen ſie durch eine in Gedanken gezogene Linie 
getrennt werden, zum Theil auch in dem Theile der An⸗ 
den, welche ſich vom ebengenanntem Fluß Valdivia bis 
an den 45. Gr. oder bis an das aͤußerſte von Chili er⸗ 
ſtreckt. Sie nennen ſich Suilichi, welches Menſchen 


aus Süden bedeutet, weil fie am füdlichften unter allen 


Chileſern wohnen. Dieſe beyden Stämme find Frieges 
riſch und Bundesgenoſſen der Araucaner, denen ſie in 


den Kriegen gegen die Spanier betraͤchtliche Dienſte ge⸗ 


leiſtet haben. 

a Chili ift eines der beſten Laͤnder von Ame ⸗ 
Clima. rika; der heitere Himmel, das beſtaͤndig mil⸗ 
de Clima, die Fruchtbarkeit und der Reichthum des Erde _ 
bodens machen es zu einem gluͤcklichen Aufenthalt, der, 


in Betracht der natuͤrlichen Vorzüge, die gluͤcklichſten Ges 


genden der Erde nicht beneiden darf 8). Die vier Jahr⸗ 
zeiten, 


g) „Dieſer Theil von Chili, den man eigentlich eine ſpa⸗ 
„niſche Provinz nennen kann, iſt ein ſchmaler Strich, 
„welcher ſich laͤngſt der Kuͤſte von der Wuͤſte von Ata⸗ 
„cama bis an die Inſel Chiloe erſtreckt. Sein Ele 
„ma iſt das anmuthigſte der ganzen neuen Welt, und 
„vielleicht iſt auf der ganzen Erde kein Land, welches 
„ihm gleichgeſetzt werden koͤnnte. Ob es gleich in der 
„Nachbarſchaft des heißen Erdguͤrtels liegt, ſo fuͤhlt 
„es doch niemals den hoͤchſten Grad der Hitze, da es 
„öſtlich von dem Andesgebuͤrge beſchuͤtzt, weſtlich von 
„kleinen Seewinden erfriſcht wird. Das Clima iſt 
„immer ſo mild, ſich immer ſo gleich, daß ihm die 

„Spanier vor den ſuͤdlichen Provinzen ihres eigenen 

. „Vaterlan⸗ 


* 


Lage, Meteore und Clima von Chili. 13 


zeiten, ob gleich ihre Zeit, in welcher fie eintreten, der 
europaͤiſchen entgegengeſetzt iſt, find doch ſehr ordentlich, 


und obgleich der Uebergang von der Kälte zur Warme 


ſehr unmerklich it; fo find fie doch ſehr charakteriſtiſch 


ausgezeichnet. Der Frühling fängt in den Laͤndern, wel⸗ 


che jenſeits des Wendezirkels des Steinbocks liegen, wie 
bekannt, den 21 September an, der Sommer im De⸗ 


cember, der Herbſt im Maͤrz und der Winter im Ju⸗ 


Vom Anfang des Frühlings bis in die Wäßzrige 
Mitte des Herbſtes iſt der Himmel im gan, Meteoren. 
zen Königreich beftändig heiter, vorzuͤglich Chileſiſch 
zwiſchen dem 24. und 36. Gr. der Br. giebt Maun. 


es ſelten ein Jahr, in welchem in dieſer Zeit ein leichter 


Regen fiele. In den Inſeln von Chiloe regnet es ins 
deß, wegen der Menge der Holzungen, welche dieſes Land 
umgeben, auch ſelbſt im Sommer häufig. Auf dem fer 


ſten Lande faͤngt die Regenzeit in der Mitte des Aprils 


an, und dauert den ganzen Auguſt durch. In allen 
nördlichen Provinzen, z. B. Coquimbo und Copiapo 
iſt der Regen nicht ſehr haͤufig. In den mittlern regnet 


es nur drey oder vier Tage an eins weg, und zwiſchen 
„„ N dieſen 


„Vaterlandes den Vorzug geben. Die Fruchtbarkeit 


„des. Bodens ſteht mit der Güte des Clima im Ver⸗ 
Hhaͤltniß, und iſt den europaͤiſchen Produkten außer⸗ 
ordentlich angemeſſen. Die vorzuͤglichſten Kornar⸗ 
„ten, Wein und Oel bringt Chili ſo im Ueberfluß her⸗ 
„vor, als wenn ſte dort einheimiſch waͤren. Alle Fruͤch⸗ 
„te, welche aus Europa dort hingebracht ſind, kommen 

v gut fort und werden reif. Alle Thiere unſerer Halb⸗ 
„kugel vermehren ſich daſelbſt nicht nur, ſondern veredlen 
vſich auch. Das Hornvieh iſt daſelbſt größer als das 
„ſpaniſche. Die Pferde übertreffen an Schönheit und 
„Lebhaftigkeit die beruͤhmten andaluſiſchen, von wel⸗ 
„hen fie abſtammen. Und nicht bloß auf der Ober⸗ 


„flache ö 


14 Etrſtes Buch. 


dieſen ſind wieder funfzehn bis zwanzig heitere Tage. Die 
ſuͤdlichen Provinzen ſind in dieſer Jahreszeit dem haͤufig⸗ 
ſten Regen ausgeſetzt; oft dauert er hier neun bis zehn 
Tage ununterbrochen fort. Dieſer Regen iſt ſanft, oh⸗ 
ne Ungewitter mit Hagel oder Donner, von welchen man 
in allen Laͤndern, außer den Anden, kaum im Sommer 
etwas hört. In dem Gebuͤrge, oder in der Naͤhe des 
Meeres erzeugen ſich wohl von Zeit zu Zeit einige, ſie 
werden aber, nachdem der Wind iſt, bald noͤrdlich oder 
ſuͤdlich getrieben h). 

Schnee iſt bis jetzt in den Gegenden nach der See 
zu noch nicht gefallen, in denen, welche den Cordiglie⸗ 
ren naͤher liegen, faͤllt wohl alle fuͤnf Jahre einiger, oft 
geht aber noch viel laͤngere Zeit daruͤber hin, ohne daß 
man welchen zu ſehen bekommt; der Schnee ſchmilzt ent⸗ 
weder ſo wie er auf die Erde faͤllt, oder bleibt hoͤchſtens 
einen Tag liegen. Auf den Cordiglieren falle aber vom 

April 


„fläche hat die Natur ihre Reichthuͤmer ausgeſtreuet, 
„auch das innere der Erde iſt damit angefüllt! An ver⸗ 
„ſchiedenen Orten ſind ſchaͤtzbare Gold⸗, Silber-, Rus 
„pfer= und Bleybergwerke aufgenommen. Nun ſollte 
„man glauben, ein ſolches Land, das mit ſolchem Se⸗ 
„gen ausgezeichnet iſt, muͤßte die Lieblingsbeſitzung der 
„Spanier und mit vorzuͤglicher Sorgfalt angebauet 
„werden. Statt deſſen iſt aber ein großer Theil noch 
„nicht in Beſitz genommen. In der ganzen großen 
„Strecke find nicht mehr als achtzigtauſend weiße Ein⸗ 
„wohner, und beynahe dreymal ſo viel Negern und 
„Meſtizen. Das fruchtbarſte Land von Amerika liegt 
„unbearbeitet da, und der größte Theil feiner locken⸗ 
„den Bergwerke wird nicht bebauet.“ Robertſons Ge⸗ 
ſchichte von Amerika. 


v) „Chili iſt vollig frey von Gewittern, ob man gleich 
zuweilen daſelbſt donnern hoͤrt; dieſer pflanzt ſich auf 
„dem Andesgebuͤrge in einer betraͤchtlichen Entfernung 
„fort.“ Der engliſche Verfaſſer der amerikaniſchen 
Zeitung. 


Lage, Meteore und Clima von Chill. 


Abel bis in den November eine ſolche Menge, daß er 
beſtaͤndig daſelbſt liegen bleibt, und den Weg über dieſes 
Gebuͤrge den größten a. des Jahres Bu unmöglich 
15 macht N. 


Die böchſen Gipfel derſelben erſtheiner beſtändig 


| weiß, und machen dadurch einen bewundernswuͤrdigen 
Anblick. Die Landeseinwohner „ welche keine Eiskeller 


haben und nicht haben können, laſſen den Schnee auf 


Mauleſeln aus den naͤchſten Thaͤlern dieſer Gebirge 
kommen, um ihr Getraͤnk zu erfriſchen und gefrornes zu 
machen, welches ſie in der warmen Jahr eszeit haͤufig ge⸗ 
brauchen. Aber dieſes Vorzugs genießen bloß die Ein⸗ 
wohner des Mitrellandes, Diejenigen, die am Meere, und 
folglich zu weit von dem ebürge wohnen, koͤnnen ſich 


| dieſe Erfriſchung nicht verſchaffen, und wirklich iſt ſie 
m ihnen nicht fo ſehr nöthig, da die Hitze daſelbſt weit mäfe 


ſiger als in dem innern en Landes Ah, Im Auguſt 
r 1 05 kommen 


15 he welche es i im u Winter unternahmen, dieſes Ge⸗ 


buͤrge zu paſſiren, ſind, wenn ſie von einem plötzlichen 


es den erſten Spaniern, welche im Jahr 1535 unter 
der Anführung des Almagro daſelbſt ankamen. Da⸗ 
her ſagen einige Schriftſteller, ohne die Oerter genauer 
anzugeben: daß in Chili die Leute vor Froſt ſterben, 
und beſchreiben es als ein aͤußerſt kaltes Land. Auſ⸗ 


ſir den Cordiglieren iſt die Kälte in Chili fo gelinde, 


daß das Neaumürfche Thermometer selten auf den 


100 i Gefrierpunkt zu ſtehen koͤmmt. Kein Fluß oder Bach 


in dieſem ganzen Lande war jemals zugefroren. Der 


Abbe Sauri ſagt in feiner Phyſik: „daß in den Ebnen 


vdieſes Königreichs die Kälte oft fo unerträglich iſt, 

„daß die Einwohner ſich des Winters genoͤthigt ſehen, 

b ihre Haͤuſer zu verlaſſen, und, wie die Einwohner der 

„außerfien Polarlaͤnder, in gewiſſe Höhlen irane) zu 

flüchten.“ Eine Anekdote, welche denen, die daſelbſt 
geweſen, eben ſo e als unwahrſcheinlich if, 


Sturme ergriffen wurden, daſelbſt erfroren; fo gieng 


Ein Erſtes Buch. 


kommen beſonders im innern von Chili zuweilen einige 
Reife, welche vorzuͤglich den Morgen ſehr kalt machen. 
Dieſe Kälte, welche aber auch die betraͤchtlichſte iſt, wel⸗ 
che man daſelbſt verſpuͤrt, iſt gewiß ein oder zwey Stun⸗ 
N den nach Sonnenaufgang verſchwunden, der darauf fol⸗ 
Fl gende Theil des Tages hat eine Temperatur wie im Fruͤh⸗ 
| linge . 5 
Thau 


k) Die Meinung, in Abſicht der außerordentlichen Kaͤl⸗ 
te der ſuͤdlichen Spitze von Amerika, iſt gegenwaͤrtig 
ſo allgemein beſtimmt, daß es Verwegenheit ſeyn wuͤr⸗ 

de, ihr zu widerſprechen. Indeß wird es mir erlaubt 

ſeyn, einige Zweifel uͤber eine ſo allgemein angenom⸗ 
mene Thatſache beyzubringen. Der Kapitaͤn Byron 
beſchreibt, indem er das Sommerclima der magellani⸗ 
ſchen Straße mit dem von England im haͤrteſten 
Winter vergleicht, dieſes Land folgendermaßen: 


„Dieſe ganze Landſpitze (Sandy) iſt mit Gehölz bes 
„deckt, wir fanden daſelbſt Quellen von füßem Waſſer, 
„und die Baͤume und Fluren geben eine ganz vortrefli⸗ 
„che Ausſicht auf vier bis fuͤnf Meilen weit umher. 
„Ueber der Spitze zeigt das Land eine ununterbroche⸗ 
„ne Ebene, deren Boden fruchtbar zu ſeyn ſcheint; die 
„Erde war daſelbſt mit Blumen bedeckt, welche einen 
„vortreflichen Geruch umher verbreiteten. Man ſah 
„da, wo die Blumen abgefallen waren, eine ungeheu⸗ 
„re. Menge von Saͤmereyen von verſchiedener Art, und 

» wir ſahen Erbſen, deren Ranken noch in der Bluͤthe 
„waren. Mitten in dieſer lachenden Aue, mit einer 
„unendlichen Menge von Blumen geſchmuͤckt, ſah man 
„mehrere hundert Vogel, welche wir gema te Gaͤnſe 
„nannten, weil ihre Federn mit den glaͤn zzendſten Far⸗ 
„ben gemalt waren. Wir machten einen Weg von 
„mehr als zwoͤlf Meilen an dieſem herrlichen Ufer, 
„welches mit mehreren Baͤchen durchſchnitten war, de⸗ 
„ren Waſſer ſuͤß und klar war — Dieſe Gegend hat 
„einen Ueberfluß an Gaͤnſen, Quackenten (arcelles), 

„Becaſſinen und verſchiedenen andern Arten von Voͤ⸗ 

„geln, deren Fleiſch außerordentlich ſchmackhaft iſt. — 


1M Die 


1 


94 
* 


Lage, Mekeore und Clima von Chili. 17 
Thau fälle in den Nächten des Frühlings, des Som» 


mers und des Herbſtes im ganzen Königreich ſehr haͤufig, 
und erſetzt den Mangel des Regens in dieſen Jahreszei⸗ 


ten hinlaͤnglich. Ob gleich die Luft zu dieſer Zeit wegen 


N 


des beftändig anhaltenden heitern Wetters ſehr feucht iſt, 
ſo wird ſie doch nicht ſchaͤdlich. Landleute und Reiſende 


ſchlafen häufig zu dieſer Zeit unter freyem Himmel, ohne 
ä 8 | die 


„Die Ufer vom Sedger ſind mit großen und prächtie 
„gen Baͤumen bepflanzt, ich glaube nicht, daß man je 
peine ſchoͤnere Erhöhung ſehen kann. Unter den 
daumen find verſchiedene, welche mehr als acht Fuß 
Him Durchmeſſer haben, alſo im Verhaͤltniß mehr als 
„vier und zwanzig Fuß im Umfange, ſo daß vier Leu⸗ 
ute, indem fie ſich bey den Händen anfaſſen, fie nicht 
„umſpannen konnen. Der Pfeffer und die Winterſche 
„Rinde find hier fehr gemein. Dieſe ſchoͤnen Bäume 
v»werden, ohngeachtet der Strenge des Climas, noch 
„bon einer unzählichen Menge Papagoyen und andern 
„Vögeln von vortreflichem Gefieder verſchoͤnert. Das 
„Land zwiſchen dieſem Hafen (Famine und dem Kap 


„Forward) iſt fo anmuthig, als es nur ſeyn kann. 


„Der Boden ſcheint geſchickt zu ſeyn, alle Arten nüße 
plicher Pflanzen hervorzubringen, er wird durch meh⸗ 
»rere ſchoͤne Fluͤſſe und Bäche gewaͤſſert. Ich machte 


„auch einige Excurſionen laͤngſt der nördlichen Kuͤſte 


fo, daß es jedem Reiſenden aͤußerſt intereſſant ſeyn 


voin, und mehrere Meilen weit zeigte ſich das Land 


„muß. Die Erde war in einigen Gegenden mit Blu⸗ 
» men bedeckt, welche denen, die man gewöhnlich in uns 
„fern Gaͤrten pflanzt, fo wenig an Mannigfaltigkeit 


„als an Schönheit ihrer Farben, als am Geruch, 


„welchen fir dufteten, etwas nachgaben.“ Hawkes⸗ 
worth Reifen, Th. 1. Kap. 4. 


Dieſe Beſchreibung iſt wahr und dem angemeſſen, 


was viele andere Reiſende von dieſem Lande erzaͤhlen. 
Aber kann eine ſo muntere und fruchtbare Vegetation 
mit einer ſo außerordentlichen Kaͤlte beſtehn? Papa⸗ 
goyen lieben beſtaͤndig warme Gegenden; werden fie 
f 5 FR N B 8 denn 


Eu 


die geringſte Unbequemlichkeit davon zu verſpuͤren. Ne⸗ 
bel find im Herbſt an den Kuͤſten ſehr haͤufig, gewoͤhn⸗ 
lich dauern fie aber nicht länger als zwey bis drey Stun⸗ 
den vor Mittag, und da ſie bloß aus waͤßrigen Theilen 
beſtehen, ſo ſind ſie ſo wenig der Geſundheit der Einwoh⸗ 
ner, als dem Wachsthum der Pflanzen, ſchaͤdlich. 


Luftme⸗ Nord und Nordoſtwinde bringen Regen, 
teore. Suͤd und Suͤdoſtwinde hingegen vertreiben 
Chil. Cruv. die Wolken. Wenn jene alſo zu wehen an⸗ 
fangen, fo find fie ein untruͤgliches Zeichen von Regen, 
letztere von ſchoͤnem Wetter. Die Einwohner bedienen 
ſich mit Vortheil dieſer Art des natuͤrlichen Barometers, 
um die naͤchſten Veraͤnderungen der Atmoſphäre daraus 
zu erkennen. Die Eigenſchaften dieſer Winde ſind in 
der ſuͤdlichen Halbkugel denen, welche fie in der nordli⸗ 
N chen 


denn freywillig unter einem Clima wohnen, das zu 
ewigem Winter verdammt zu ſeyn ſcheint? Und wenn 
der Sommer daſelbſt ſo rauh iſt, daß er mit dem haͤr⸗ 
teſten Winter in England verglichen werden kann, 
was fuͤr einen Begriff muß man ſich dann von dem 
magellaniſchen Winter machen? Die Winterſche Rinde 
findet ſich nicht allein haͤufig auf der aͤußerſten ſuͤdli⸗ 
chen Spitze des feſten Landes von Amerika, ſondern 
auch auf dem Feuerlande, wie dieſes der Kapitain 
Cook in ſeiner zweyten Reiſe verſichert. Hingegen 
kann dieſer Baum, welcher daſelbſt unter freyem Him⸗ 
mel ſo haͤufig waͤchſt, in Enaland, wohin er gebracht 
iſt, den Winter nicht ausdauern, wenn er nicht durch 
kuͤnſtliche Ofenwaͤrme erhalten wird. Das Meer, 
welches dieſe ſchroͤcklichen Gegenden umfließt, friert 
niemals zu, ob es gleich eine ſo große Menge ſuͤßes 
Waſſer erhaͤlt. Die europaͤiſchen Schiffe, welche aus 
dem ſtillen Meere dahin zuruͤckkommen, fuhren ge⸗ 
wohnlich im Winter um das Cap Horn. Ich ſchiffte 
im Junius 1768 in eben dieſen Meeren bis N 81 
1. Gr. 


chen 


Lage, Meteore und Clima von Chili. 19 
haben, gerade entgegengeſetzt. Der Nordwind mit 


feinen Nebenwinden durchſtreicht erſt die ganze heiße 
Zone, um in dieſe Gegenden zu kommen; er iſt daher 
warm, und wegen der vielen Duͤnſte, welche er zwiſchen 
den beyden Wendekreiſen zuſammengetrieben hat, reg⸗ 
nicht. In Tucuman und Cujo, wo er Sonda heißt, 
iſt er erſtickender, als der Scirocco in Italien, ehe er 
aber nach Chili kommt, legt er, indem er uͤber die be⸗ 


ſchneieten Gipfel der Anden wehet, dieſe uͤble Eigenſchaft 


ab, und wird ſehr maͤßig und angenehm warm. 


Der Suͤdwind, und alle Winde aus dieſer Gegend, iſt, 
da er unmittelbar vom Suͤdpol koͤmmt, kalt und trocken. 
Dieſer Wind, der ſich meiſtens nach Suͤdoſt neigt, 


herrſcht in Chili die ganze Zeit, da die Sonne in der 


ſuͤdlichen Hemiſphaͤre ſich . welche, da fie die un⸗ 


w. 


61. Gr. S. B., ohne die gerinſten Spuren von Froſt 


2 i 5 tere 


u bemerken und ob es gleich haͤufig ſchneyte, ſo war 
doch die Kaͤlte nicht groͤßer, als man ſie hier in Bo⸗ 


logna im Winter bemerkt. Die ſchwimmenden Eis⸗ 
inſeln, welche man daſelbſt vorzüglich im Sommer ans 


zutreffen pflegt, werden durch ſuͤdliche Winde vom 


Suͤdpol dorthin getrieben. 


Die | Franzoſen, welche ſich im Jahr 1765 auf den 
malouiniſchen Inſeln niederließen, die unter dem 51 


400 d. B. liegen, verſichern: daß der Winter, welchen 
ſie daſelbſt zubrachten, nicht ſehr heftig war, und daß 


der Schnee daſelbſt nie fo hoch fiel, daß er die Schuh⸗ 


ſchnallen bedeckte: Lettr. de Mfr. de Nerville. Ich 


zweifele nicht im geringſten an dem Zufalle, welcher 
dem Ritter Banks und feiner Geſellſchaft auf dem 
Feuerlande begegnete, aber dieſes einzelne Faktum iſt 


nicht hinlaͤnglich, eine Theorie zu beſtaͤtigen. Die 


b Winter von 1766 daſelbſt zu, ohne ein ſolches e 


Equipage des Schiffes Conception brachte den ganzen 


26 0 Kerle 


tere Atmoſphaͤre verduͤnnet, vielleicht eine der hauptſaͤch⸗ 
lichſten Urſachen feines beſtaͤndigen Zuges nach dem Ae⸗ 
quator hin iſt. Da ihm alsdann kein anderer Regen⸗ 
wind entgegen wehet, welche im Fruͤhling wechſelswei⸗ 
ſe mit ihm herrſchen, ſo treibt er aus dem chileſiſchen 
Himmelsſtriche alle Duͤnſte, welche ſich daſelbſt in Re⸗ 
gen verdichten koͤnnten, nach den Andesgebuͤrgen hin, 
und unterhaͤlt dadurch den obenerwähn'en beſtaͤndigen 
Mangel an Regen. Die Wolken, welche ſich mit den 
Duͤnſten, welche ſie unter dem Andesgebuͤrge antreffen, 
verbinden, gehen an den niedrigſten Orten deſſelben nach 


g Oſten hin, wo ſie auf die ſtoßen, welche vom Nordmeer 


her dorthin kommen, da ſſie ſich dann in die heftig⸗ 
ſten Regenguͤſſe mit heftigem Donner begleitet, aufloͤ⸗ 


fen. So werden Tucuman, Cujo und die andern Laͤn⸗ 
der diſſeits der Anden von dem haͤufigſten Regen uͤber⸗ 


ſchwemmt und von den ſchroͤcklichſten Ungewittern beun⸗ 
ruhigt, waͤhrend daß der chileſiſche Himmel jenſeits der 
Anden beſtaͤndig feine Heiterkeit behält, Gerade das 
Gegentheil geſchieht im Winter; in dieſer Jahreszeit iſt 
es in den obengenannten Provinzen beſtaͤndig heiter, in 
Chili regnigt. 


Der Suͤdwind weht doch aber in dieſem Lande niche 
den ganzen Tag uͤber mit gleicher Heftigkeit, er wird 
ſchwaͤcher, ſo wie ſich die Sonne dem Meridian naͤhert, 
und erhaͤlt nicht eher ſeine Staͤrke wieder, als drey bis 
vier Stunden nach Mittag. Gegen Mittag, wann er 

f 8 ganz 


n 


ce) 


fal zu leiden. Verſchiedene zufällige Urſachen koͤnnen 
ſich damals vereinigt haben, eine ſo außerordentliche 
Erſcheinung hervorzubringen. Wenn in der Folge dies 
fer Theil der Erde mehr bevölkert ſeyn wird, fo wird 
vermuthlich der Grad der Kaͤlte, den man jetzo na⸗ 
türlich glaubt, groͤßtentheils verſchwinden, und das an⸗ 
gebaute Land wird den Himmelsſtrich eben ſo milde 
machen, 


Lage, Meteore und Clima von Chili. 21 


ganz ſchwach iſt, erhebt ſich vom Meer her ein friſches 
Lüftchen, welches ohngefaͤhr zwey Stunden dauert. Die 


Landleute nennen ihn Zwoͤlfuhrwind (Venticello delle 


dodici), oder die Uhr der Landleute, weil ſie an ihm die 
Mittagsſtunde wiſſen koͤnnen. Da eben dieſer Wind 
auch um Mitternacht zu wehen anfaͤngt, ſo iſt es glaub⸗ 
lich, daß er von der Fluth entſteht. Gegen Ende des 
Herbſtes wird dieſer weſtliche Wind heftiger, und pflegt 
alsdann abgebrochene Regenſchauer mit etwas kleinem 
Hagel begleitet mit ſich zu fuͤhren. Oeſtliche Win⸗ 
de wehen daſelbſt, da fie von den Cordiglieren aufgehal⸗ 


n 


ten werden, hoͤchſt ſelten. Im Jahr 1633 den 14ten 


May entwurzelte ein heftiger Wirbelwind die Baͤume, 
und warf die Häufer eines Schioſſes um, welches in dem 
mittaͤglichen Ende von Chili, Carelmapo oder terra ver 
de liegt. Dieſe Erſcheinung, welche auf den Antillen 
gleiche Verwuͤſtungen anrichtete, iſt bis jetzt in den übris 
gen Provinzen von Chili, ſo viel wir wiſſen, nicht be⸗ 
Me, e 
Dieſem ordentlichen Wechſel der periodiſchen Winde 
hat Chili die angenehme Temperatur in den heißen Jah⸗ 


reszeiten zu verdanken, welche man in der Nachbarſchaft 


der heißen Zone nicht erwarten ſollte. Auch die ge⸗ 


wohnlichen Fluthen, der nächtliche Thau und gewiſſe kal⸗ 


te Lüftchen, welche von den beſchneieten Anden herunter⸗ 
kommen, von Oſtwinden aber ſehr verſchieden ſind, kra⸗ 
gen dazu bey, die Luft abzukuͤhlen. Die Hitze iſt daſelbſt 


machen, als er gegenwaͤrtig unter gleichen Graden der 
noͤrdlichen Breite iſt. Ein unbewohntes Land, uͤber⸗ 


all mit Gehoͤlze bedeckt, iſt dem Ungeſtuͤm der Atmos⸗ 


phaͤre doppelt ausgeſetzt. Der Kaiſer Julian redet 


von Frankreich, einem damals unbebauten und wal⸗ 


digten Lande, als er jetzo uͤber die Kälte der magella⸗ 


niſſchen Regionen reden wurde. 


1 1 
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1 


durch dieſe natürlichen Abkuͤhlungen ſo gelinde, daß 
wenn man ſich im Schatten aufhält, niemals der Schweiß 
ausbricht. Die Einwohner der Kuͤſte kleiden ſich im 
Sommer eben ſo wie im Winter. In den Thaͤlern des 
Mittellandes, wo man die Hitze mehr ſpuͤtt, pflegt das 
Queckſilber im Reaumuͤrſchen Thermometer auf 25 Grad 
zu ſteigen. Die Sommernaͤchte find im ganzen Königs 
reich außerordentlich angenehm. Demohngeachtet iſt 
dieſer angenehme Waͤrmgrad, da er von der unterirdi⸗ 
ſchen Waͤrme, die hier ſtaͤrker als irgendwo zu ſeyn 
ſcheint, unterftügt wird, hinlänglich, alle Arten von 
Fruͤchten zur völligen Reife zu bringen, auch die, welche 
bloß zwiſchen den Wendekreiſen hervorgebracht werden 1). 
Die Regionen, welche oͤſtlich an Chili grängen, leiden, 
da fie des größten Theils dieſer Kuͤhlungsmittel beraubt 

| | find 


J) „Gegen Süden von Peru liegt unmittelbar Chili, wel⸗ 
„ches ſich als ein langer ſchmaler Erdſtreif laͤngſt der 
„Südſee hinzieht. Die Luft iſt hier außerordentlich 
„klar und heiter, und beynahe drey Viertel im Jahre 
viſt es hier beſtaͤndig ſchoͤn Wetter. Statt des Regens 

» amachen der Thau, welcher beynahe alle Naͤchte faͤllt, 
„und die vielen Bäche, welche von den Anden herun— 
s» terkommen, das Land ſehr fruchtbar, welches mehr 
„Korn, Wein und Oel hervorbringt, als die geringe 
„Anzahl der Einwohner und ihre mittelmaͤßige Indu⸗ 
v ſtrie noͤthig hat. Wenn ſich das Gouvernement thaͤ⸗ 
viliger bezeigte, Induſtrie befoͤrderte, und für die ſtaͤr⸗ 
»kere Bevölkerung ſorgte, fo würde ſchwerlich ein Land 
»mit dieſem zu vergleichen ſeyn. Bey der geſundeſten 
„Luft und einer Wärme, die gar nicht beſchwerlich 
wird, wachſen hier Früchte, die nur in den heißen 
„Ländern zwiſchen den Wendekreiſen fortzukommen 
„pflegen. In den Ebnen hat dieſes Land an allem, 
„was zur Nothdurft und zum Wohlleben gehört, ei⸗ 
»nen Ueberfluß, und gegen die Berge hin iſt es an 
»Gaͤngen von Gold, Silber, Kupfer, Bley, Eiſen und 
„Queckſilber außerordentlich reich. Die Goldgruben 
„werden 


Lage, Meteore und Elima von Chili. 23 


find, von der Hitze unausſtehlich, und, trotz der Gradual⸗ 
geſetze, welche Herr Paw vorgeſchrieben hat, nicht we⸗ 
niger als Länder in Afrika unter eben dem Grade der 
Breite. Die Natur pflegt oft die Geſetze zu uͤbertreten, 
welche man, ohne das Locale der Länder zu Rathe zu zie⸗ 
hen, denen man fie geben will, macht. . 
We Ni IN Ä N 


. 


Feurige Meteoren find in Chili ſehr haus Seurige 
fig; die ſogenannten Sternſchnuppen ſieht Meteoren. 
man vorzuͤglich im Sommer faſt alle Augen, Chil. Che⸗ 
blicke. Feuerkugeln von verſchiedener ie des 


[0% 


- fe, welche von den Anden nach dem M | 
find gar nicht ſelten, doch hat man kein Beyſpiel, daß 
ſolche Kugeln in das Land felber gefallen waͤren. Suͤd⸗ 
lichter ſieht man hingegen in die ſen Gegenden hoͤchſt ſel⸗ 
ä % % ç ;ͤ Ben 


„werden vorzüglich gebauet, und außerdem iſt faſt im 
„ganzen Lande kein Bach, in dem ſich nicht mehr oder 
V weniger reicher Goldſand findet. Aber der Mangel 

Fan Leuten, der hier merklicher als in allen uͤbrigen 


F paniſchen Beſitzungen iſt, verhindert es, alle dieſe 


ṽdeichthuͤmer zu benutzen, und was noch ſchlimmer if, 
v die Oberfläche des Landes ſelbſt zu verbeſſern und ſie 
0 „auf den Grad der Vollkommenheit zu bringen, den 
p ſie erreichen koͤnnte. Im ganzen Lande, welches doch 
„über 1200 Meilen lang, und an einigen Orten 300, 
„an andern 300 Meilen breit ift, zähle man nicht mehr 
v„als 20,000 Weiße, welche die Waffen tragen koͤn⸗ 
v nen, und ohngefaͤhr dreymal ſo viel Schwarze, Mulat⸗ 
ten und Indianer zuſammen. Demohngeachtet, bey 
vſo wenigen und nicht ſehr arbeitſamen Haͤnden, wird 
vu doch aus den Haͤfen von Chili uͤber Callao und an⸗ 
v dere peruaniſche Häfen jährlich fo viel Korn ausge⸗ 
„führt, daß 60,000 Menſchen ein Jahr davon unter⸗ 

v halten werden koͤnnten, denn es giebt kein Land, das 
vin Hervorbringung von Korn aller Art fruchtbarer 
„wäre als Chili. Außerdem fuͤhrt man noch eine 
Menge Wein, Hanf, Leder, Talg und geſalzenes Fleiſch 
AOL aus, 


ere hin ziehen, Ä 


3 


24 Crſtes Buch. 


ten m). Im Jahr 1640 erſchien eins von außeror⸗ 
dentlicher Groͤße, welches, den Geſchichtſchreibern dieſer 
Zeit zufolge, alle Naͤchte vom Anfang des Februars bis 
Ende des Maͤrzes zu ſehen war. In dieſem Jahrhun⸗ 
derte hat man nur viere bemerkt „von welchen mir aber 
der naͤhere Bericht mangelt. Die Einwohner des Ar⸗ 

chipelagus von Chiloe verſichern, daß ſich dieſe Erſchei⸗ 
nung auf dieſen Inſeln oft zeigt, welches auch nicht un⸗ 
wahrſcheinlich iſt, da an dieſem ſuͤdlichen Ende von Chili 
der Pol weit hoͤher als in den übrigen Provinzen iſt. 


Dulkane. Die große Menge ſchweflichter, bitumino⸗ 
Chil. De, fer und nitroͤſer Materien, welche man daſelbſt 
puin. antrifft, iſt die Urſach des groͤßten Theils die⸗ 
ſer Erſcheinungen. Dieſe Materien, welche im innern 
der Erde durch die ſchweflichten und eiſenhaltigen Kieſe 
entzuͤndet brennen, welche letztern wiederum durch das 
unterirdiſche Waſſer entzuͤndet werden, zeigen ihre Wir⸗ 
kung in den vielen Vulkanen, die man auf den Cordiglie⸗ 
ren antrift. Bloß in dem Diſtrikte, welchen dieſes Ges 
buͤrge in Chili eianimmt, zaͤhlt man vierzehn merkwuͤr⸗ 
dige feuerſpeyende Berge, welche beſtaͤndig entflammt 
ſind, außer einer großen Menge entweder ſchon erloſche⸗ 
ner oder kleinerer, welche von Zeit zu Zeit rauchen. Da 
Diefe Vulkane im Mittelpunkte dieſes Gebuͤrges ſind, 
14 ſo erſtrecken ſich ihre Aſchen und Laven nicht uͤber dieſe 
in Graͤnzen. Innerhalb denſelben und um die Vulkane 
N ſelbſt aber trift man eine große Menge Schwefel, Sal⸗ 
1 0 N 
A 2. werd | miak 


. „aus, des Goldes und anderer Mineralien zu geſchwei⸗ 
gen, welches gegenwaͤrtig den vorzuͤglichſten Reich⸗ 
11 „thum des Landes ausmacht. Sehr viel beſchaͤfftigen 
v ſich die Einwohner mit Viehzucht, und das Hornvieh 

An viſt hier ſo haͤuſig, daß man einen fetten Ochſen für 
| vier Thaler haben kann, welches die große Frucht⸗ 

v barkeit des Landes beweiſet, da das Geld übrig e 

ig ndich 


Lage, N und Clima don eilt. 25 


N a moch gange oder zerſtoͤrte Schwefelkieſe, kalcinirte 
oder verglaßte S Steine und e e merallifche N 


Algen a" 


Die berühmteste vulkcniſche Et war, m viel 
man weiß, die von dem b nnenden Berge Peteroa. 
Dieſer alte Vulkan machte fi Jahr 1762 den 3ten 
December einen neuen Krater, und riß einen Berg, der 
viele Meilen weit zuſammenhieng, mitten von einander. 
Das Geräuſch war ſo ſchroͤcklich, daß man es in einem 


großen Theile des Königreichs hörte, doch wurde es von 


keiner betraͤchtlichen Erſchuͤtterung begleitet. Die Aſche 
BAR, 15 ausgebr ochene Lava 1 die 5 * Thaͤ⸗ 
zwey Tage lang dick Ein Stück Us Berges ſturzte in 
ö den großen Fluß Lontue, und hielt zehn Tage den Lauf 
; deffelben auf. Das gehemmte Waſſer hatte einen groſ⸗ 
ſen See gebildet, welcher noch jetzt daſelbſt eriſtirt, es 
oͤffnete ſich endlich den Weg, und uͤber ſchwemmte die um⸗ 
liegende Gegend. In dem Theile von Chili, welcher außer 
den Anden liegt, ſieht man nur zwey Vulkane; der eine 
derſelben liegt auf einem Hügel, nicht weit von der Muͤn⸗ 
dung des Fluſſes Kapel, er iſt klein, und wirft nur wenig 
Rauche aus; der zweyte iſt der große Vulkan von Villa⸗ 
f ricca, er oh fo genannt, weil er dem See diefes Na⸗ 
mens, nicht weit von den Araucanen, nahe. liegt; dieſer 
| fenerfpeyende Berg, welchen man ſchon in einer Entſer⸗ 

Bug, von ADB und Manta, Meilen entdeckt 2 ſteht 


B 5 ganz 


bier 5 rar iſt⸗ * Geſchichte der Niederlaſſungen 
br Europäer in Amerika. B. 1. Th. 3. men 12. 


0 Man nennt fie Südlicher (A auftrali), weil fie: 
nach dem Suͤdpol hin erfcheinen, fo wie die andern 
Nordlichter heißen, weil man m on der ans des 
ROTEN hin ſieht. 0 


ei =? * Er 7 7 
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23 RUE Erſtes Buch. N et 


ganz iſolirt, man glaubt aber gemeiniglich, daß er in 
ſeiner Grundflaͤche mit den Cordiglieren, von welchen er 
nicht weit entfernt iſt, zuſammenhaͤngt. Sein Gipfel, 
welcher Tag und Nacht brennt, iſt beftändig mit Schnee 
bedeckt, ſeine Seiten aber, welche vierzehn Meilen im 
Umfange haben, ſind mit dem ſchoͤnſten Gehoͤlz bewach⸗ 
ſen, und gießen eine Menge Kryſta llbaͤche i in die umlie⸗ 
gende Gegend herab. Aus dem ſchoͤnen Grün, mit 
welchem er umkraͤnzt iſt, ſollte man glauben, daß ſeine 
Ausbruͤche ſelten geweſen waͤren, und wirklich trift man 
auch eng © Spuren von alten Ausbruͤchen an. 


Erdbeben. Das unterirdiſche Aufbrauſen dieſer 
Chil. Nu⸗ brennbaren Materien, aus welchen die Grund⸗ 
yun. lage des chileſiſchen Bodens beſteht, durch 
die elektriſche Materie in Bewegung geſetzt, verurſacht 
noch die Erdbeben, die einzige Geißel, welcher dieſes 
ſchoͤne Land ausgeſetzt iſt. Dieſes Aufbrauſen iſt aber 
gewiß nicht das unmittelbare Wuͤrkungsmittel, welches 
eine ſo ſchroͤckliche Erſcheinung hervorbringt; die Elaſti⸗ 
citaͤt der innern Luft, welche durch dieſelbe auf das aͤuſ⸗ 
ſerſte ausgedehnt wird, und die außerordentliche Kraft 
des Waſſers 1 wenn es in Daͤmpfe ayigelöiet ift, das 

aus 


: 5 Von der Ankunft der Spanier an, das iſt in 244 Jah- 
ren, hat man in Chili fuͤnf große Erdbeben erlitten. 
Das erſte im Jahr 1570 zerſtoͤrte einige Feſtungen in 

den ſuͤdlichen Gegenden. Das zweyte den 13. Maͤrz 
1647 warf viele Gebaͤude in der Hauptſtadt um. Das 
dritte den 15. Maͤrz 1657, zerſtoͤrte einen großen Theil 
derſelben. Das vierte den 8. Julius 1730 trieb das 
Meer gegen die Stadt Conception, und machte ſie 
dem Boden gleich. Das fünfte den 24. May 1751, 

. zerſtoͤrte eben die Stadt gaͤnzlich, trieb das Meer dar⸗ 

Aber, und erſchuͤtterte alle Feſtungen und Schleffer uns 
ter dem 34. bis 40. Gr. Seine Richtung war G. 35 

, un 


* 


Lage, Meteore und Clima von Chili. 27 


aus dem nahen Meere durch unterirdiſche Kanaͤle dahin 


gefuͤhrt wird, ſcheinen die naͤchſten Urſachen dieſer Kata⸗ 


ſtrophen zu ſeyn. Daher fühlen dle Lander, welche auf 
der oͤſtlichen Seite der Anden liegen, wenig oder nichts 


davon, weil fie vom Meer weiter entfernt find, Copia⸗ 
po und Coquimbo, ob fie gleich nahe am Meer liegen und 
an Mineralien Ueberfluß baben, find dieſem Unglück doch 


bis jetzt noch nicht ausgeſetzt; die fuͤrchterlichſten Stoͤße, 


welche man im übrigen Chili fühlte, wurden hier entwe⸗ 
der gar nicht bemerkt, oder waren aͤußerſt ſchwach. Man 


vermuthet allgemein, daß der Boden dieſer Provinzen 


innerlich mit großen Höhlen durchſchnitten ſey; denn in 
einigen Gegenden derſelben hört man oft ein unterirdi⸗ 
ſches Geraͤuſch, als wenn Waſſer oder Wind unter der 


Erde durchgienge. Dieſe Hoͤhlen, deren Exiſtenz nicht 
unwahrſcheinlich iſt, dienen vielleicht zu Contraminen, 


um den Fortgang der innern Erſchuͤtterungen zu verhin⸗ 
dern, denen die angraͤnzenden Laͤnder unterworfen ſind, 


und um den entzuͤndeten Materien in ihrem innern ſelbſt 


einen freyen Ausweg zu verſchaffen. Leichtere Erdbeben 


1 07 
Fan. 


ſpuͤrt man in Chili jährlich drey⸗ bis viermal, groͤßere 
fallen aber nur in vielen Jahren einmal vor n). 

ri: »“l Dieſe 
und es wurde in der vorhergehenden Nacht durch ei⸗ 
nige kleine Erdbeben angekündigt, und vorzuͤglich von 


sn einem. welches man eine Viertelſtunde vor dem Anfan⸗ 


ge deſſelben verſpuͤrte, fo auch von einer Feuerkugel, 


welche von den Anden nach dem Meere hin flog. Die 


große Erſchuͤtterung fing ohngefaͤhr um Mitternacht 
en, und dauerte 4 bis 5 Minuten, die Erde zit⸗ 
terte aber gleichſam unaufhoͤrlich bis zu Aufgang der 
Sonne. Vor dem Erdbeben war der Himmel uͤberall 
heiter, unmittelbar nach demſelben bedeckte er ſich 
10 aber mit ſchroͤcklichen Wolken, welche einen unaufhoͤr⸗ 
lichen Regen, der acht Tage dauerte, Wil 
e fr 


ara. 


21 2:51 


Dieſe Erſchuͤtterungen, welche Anfangs vielleicht 
Stoͤße (pulſazione) und Erpfofionen waren, wie man 
aus den Oeffnungen ſo vieler feuerſpeyenden Berge ver⸗ 
nuͤnftig ſchließen kann, ſind jetzo nichts als horizontale 
Oscillationen. Die Vulkane, durch welche jetzo die ent⸗ 
zuͤndeten Materien ausſtroͤmen, vermindern die Heftig⸗ 
keit derſelben. Daher kommen, ſo viel man beobachtet 
hat, die Erdbeben in dieſem Reiche nicht ſo unverſehens, 
als in einigen andern Laͤndern, die dieſem Unglück unter⸗ 
worfen ſind, indem ſie ſchwach anfangen, und immer ei⸗ 
ne Art von Geſumſe (romba) vorhergeht, welches, wie 
es ſcheint, eine Wuͤrkung der Schwingungen der nach 
verſchiedenen Seiten hin bewegten Luft iſt, wodurch ſie 
mit einigen Zwiſchenraͤumen von Zeit ihre Ankunft ver⸗ 
kuͤndigen, und den Einwohnern hinlaͤnglich Zeit laſſen, 
aus ihren Haͤuſern zu fluͤchten und ſich in Sicherheit zu 
ſetzen . 


Die Eingebornen haben, um ihre Perſon in Sicher⸗ 
heit zu ſetzen, die Staͤdte ſo gebauet, daß ſie alle den 
Zufaͤllen, welche durch ein ſolches Ungluͤck hervorgebracht 
werden koͤnnten, angemeſſen ſind. Die Straßen ſind ſo 
breit, daß, wenn die Haͤuſer von beyden Seiten zufame 
menfielen, ſie ſich doch nicht beruͤhren wuͤrden, ſondern 
in der Mitte einen hinlaͤnglich freyen Platz fuͤr diejenigen 
uͤbrig laſſen wuͤrden, welche ſich dahin ſluͤchteten. Die 
Haͤuſer haben außerdem große Vorhoͤfe und Gaͤrten, wo⸗ 
hin ſich die Einwohner ohne Gefahr fluͤchten koͤnnen. 
Die Wohlhabenden halten in dieſen Gärten ganz ars 

5 tig 
Nach dem Regen folgten wieder kleine Erſchuͤtterun⸗ 
gen, welche einen ganzen Monat nachher mit Zwi⸗ 


ſchenraͤumen von 15 oder 20 Minuten fortfuhren. 
Man weiß nicht, daß im ganzen Koͤnigreich eine ein⸗ 


55 zige Perſon dabey umgekommen iſt, außer ſieben In⸗ 


validen, 


Lage, Meteore und Clima von Chili. 29 
tig eingerichtete Baraken bereit, in welchen fie alles 


zeit 
ie 


"all Wa 
55 5 \ 


Durch dieſe weifen Vorkehrungen halten ſich die Chi. 


leſer fuͤr geſichert, um ſo mehr, da der Erdboden ſelbſt 
bis jetzt noch nirgends eingeſunken ift, fo heftig auch die 
Erſchuͤtterungen waren, weiches man gleichfalls denen 


von der Natur in den Anden angebrachten Contraminen 


zuſchreiben muß, wo man den groͤßten Theil der Behaͤl⸗ 
ter antrift, welche die phyſiſchen Urſachen dieſes Aufbrau⸗ 
ſens enthalten, welches dieſen Theil des Erdbodens ſo er⸗ 
ſchuͤttert, Dieſe Luftloͤcher, ob ſie gleich ſelbſt Wuͤrkun⸗ 
gen der Erdbeben ſind werden jetzo gleichſam das Ge⸗ 
gengift ihrer eigenen Urſache. Ohne die Vulkane, ob 
ſie gleich eine fo ungeheure Menge von brennbaren Mas 
terien enthalten, wuͤrde Chili vielleicht ein unbewohnba⸗ 
res Land ſeyn. 17 0 „ 
Einige behaupten, daß man aus dem Zuſtande der 
Atmoſphaͤre mit Gewißheit das bevorſtehende Erdbeben 
vorherſagen koͤnne. Ich laͤugne die Moͤglichkeit nicht, 
aber aufrichtig geſagt, ich habe, ohngeachtet aller moͤg⸗ 
lichen Vergleichungen der verſchiedenen Erſcheinungen 
der Atmoſphaͤre bey Erdbeben, nie eine analoge Anzeige 
herausbringen koͤnnen, welche ich nicht in andern Fallen 
unzuverläßig gefunden haͤtte. Da ich in Chili geboren 


und erzogen bin, fo habe ich die Erde zu allen Jahreszei⸗ 


ten erſchuͤttert geſehen, ſowohl in der Regenzeit, als bey 
BR | 8 heiterm 


Au; 


validen, welche in der uͤberſchwemmten Stadt Concep⸗ 
tion vom Meere verſchlungen wurden. Die Mortali⸗ 
tat in den vorhergehenden Erdbeben, welche gleichfalls 
des Nachts kamen, war auch von ſehr geringer oder 
gar keiner Bedeutung. f e 


* 


ſchlafen, wenn ſie glauben, daß ein heftiger Stoß 


95 Etrſtes Buch. 


heiterm Himmel, wenn Wind wehete und wenn die Luft 
ſtill war ). 4 


Befunde Die Chileſer find, ohngeachtet dieſer Be⸗ 
Beſchaf⸗ ſchwerde, mit ihrer Lage ſehr zufrieden, und 
fenheit wuͤrden ihr Land ungern mit jedem andern 
des Cli⸗ Lande vertauſchen, welches von dieſem Uns 
mom gluͤck frey wäre. Diefe Praͤdilectlon ruͤhrt 
nicht blos von natürficher Zuneigung her, welche alle 
Menſchen fuͤr ihr Vaterland beſitzen, ſondern ſie gruͤndet 

8 ; a ſich 


o) Waͤhrend ich dieſes ſchrieb, mußte ich eben dieſes bey 
dem ungluͤcklichen Vorfall, welcher Bologna in Schre⸗ 
cken ſetzte, beobachten. Dieſe beruͤhmte Stadt und 
angenehmer Sitz der Wiſſenſchaften und fhönen Kuͤn⸗ 
ſte, in welcher ich das Gluck einer ruhigen Wohnung, 
nach fo vielen erlittenen Schickſalen zu Lande und zu 
Waſſer, genieße, iſt jetzo eben fo, wie Chili, den Erd⸗ 
beben ausgeſetzt. Ueberall zeigt ſich dieſes ſchroͤckliche 
Phaͤnomen, ſo viel ich beobachten kann, von dem in 
Chili ſehr verſchieden. Die Erdbeben in Chili, auch 
die kleinſten, find, fo zu ſagen, durch das ganze Koͤnig⸗ 
reich allgemein, ſind von laͤngerer Dauer, pflanzen ſich 
horizontal fort, und werden, wie ich geſagt habe, von 
einem merklichen Geſumſe in der Luft vorher verkuͤn⸗ 
digt; die in Bologna hingegen erſtrecken ſich nicht 
weit, find von kurzer Dauer und groͤßtentheils ers 
ploſiv. 


p) „Wäre Chili eine Wuͤſte, fo dürfte man dieſes nicht 
„dem Clima zuſchreiben, welches eins der geſundeſten 
„in der bekannten Welt iſt. Die Nachbarſchaft der 
„Kordiglieren macht es ſo angenehm temperirt, als 
„man ſeiner Lage nach nicht erwarten duͤrfte. In kei⸗ 
„ner Provinz des Mutterlandes exiſtirt ein angeneh⸗ 
„merer Wohnplatz!“ - Raynal, hift. philofoph. des eta- 
bliffements Europ. ete. L. 8. e. 2. Zwey Urſachen has 
ben die Bevoͤlkerung in Chili, ohngeachtet der Vorzuͤ⸗ 
ge, womit es von der Natur begluͤckt iſt, verhindert. 

Die 


ö 


Lage, Meteore und Clima von Chili. 31 


ſich auf wuͤrkliche Vorzüge ihres Reichs. Durch einen 
fruchtbaren Boden, welcher zu allen moͤglichen Produk- 
ten geſchickt iſt, begluͤckt, hat es auch ein Clima, wel« 


ches nach den verſchiedenen Jahreszeiten mäßig warm. 
und kalt und allgemein geſund iſt P). Bis jetzt iſt da 


ſelbſt, fo viel wir wiſſen, noch keine Art von Peſt beob⸗ 
achtet, doch werden die Pocken von den Voͤlkern des 
Landes mit dieſem Namen bezeichnet. Dieſe Krankheit, 


welche von den Spaniern dorthin gebracht iſt, zeigt ſich 
zuweilen in den noͤrdlichen Gegenden des Reichs, und 
„ | 4 8 alsdann 


t Pr 


Die eine iſt der Krieg zwiſchen den Araucanern und 


Spaniern, welcher von Eroberung deſſelben an bis auf 
unſere Zeiten ohne betraͤchtliche Unterbrechung von 


Frieden gedauert, und von beyden Seiten unzaͤhlige 
Menſchen hingerafft hat. Die zweyte und vielleicht 


vorzuͤglichſte iſt die uͤble Lage, in welcher dieſes Land 
in Abſicht der Handlung, welche gleichſam die Mutter 


der Bevölkerung iſt, liegt. Die Chileſer hatten bis in 
dieſes Jahrhundert keine unmittelbare Verbindung mit 


folglich allen Profit nutzten. Induſtrie ermatteten 


Europa, und konnten ihre Produkte nirgend anders 


als nach dem Hafen von Callao bringen, ſo giengen 


alle Arten von eingefuͤhrten und ausgefuͤhrten Waaren 


durch die Hände der peruaniſchen Kaufleute, welche 


gänzlich, fo lange dieſes ſchaͤdliche Syſtem angenom⸗ 


men war, und Population, die Folge derſelben, nahm 


lung unmittelbar mit europaͤiſchen Schiffen treibt, 
fängt dieſes glückliche Reich an, ſich beträchtlich zu be⸗ 


immer mehr ab Gegenwaͤrtig aber, da man die Hand⸗ 


vorlkern, und erhebt ſich zu dem beträchtlichen Range, 
wozu es durch feine natürlichen Vorzuͤge beſtimmt iſt. 
Die einzige Provinz Maule zaͤhlte ſchon im Jahr 1755 


14,000 Weiße, welche die Waffen tragen konnten; die 


andern Provinzen bevoͤlkerten ſich im Verhaͤltniß ihrer 


Groͤße. Die Berechnungen, welche Robertſon und der 


ungenannte Autor des S. 22 Note ! citirten vortrefli⸗ 
chen Werks machen, ſind aus den Cataſtern des vori⸗ 
gen Jahrhunderts genommen. 


\ 


alsdann zwingen die Einwohner der umliegenden Pre⸗ 
vinzen die Reiſenden, die Quarantaine zu halten, ſo wie 
man es in Europa zur Zeit der Peſt macht, dadurch hat 


ſich ein Theil von Chili bis jetzo von dieſer Epidemie frey 


erhalten, und diejenigen, welche ihre ganze Lebenszeit 

dort zubringen, ſterben, ohne ſie ausgehalten zu haben. 

Die heidniſchen Indianer, welche von dieſer Krankheit 

noch frey ſind, wenn ſie erfahren, daß welche von ihren 
Landsleuten durch Umgang mit den Spaniern angeſteckt 

ſind, verbrennen ſie dieſelben in ihren eigenen Haͤuſern 

durch angezuͤndete Pfeile. Solche genaue Vorkehrun⸗ 

gen haben dieſe Seuche noch in den benannten Grenzen 
gehalten. Ein chileſiſcher Arzt aus dem Orden von St. 

Gio. di Dio, mit Namen Sr. Mattia Verdugo, 
war der erſte, welcher die Inoculation im Jahr 176% dar 

ſelbſt einfuͤhrte, welche in der Folge guten Fortgang ge⸗ 

habt hat. 


Terzian⸗ und Quartanfieber find in Chill gleichfalls 
unbekannt, und die Einwohner der umliegenden Laͤnder, 
die dieſen Vorzug kennen, ziehen, wenn ſie ſich durch Arz⸗ 
neyen nicht davon heilen koͤnnen, in dieſes Land, wo ſie in 
kurzer Zeit vollkommen davon befreyet werden. Im 
Sommer und Herbſt bemerkt man indeß in gewiſſen Jah⸗ 
ren hitzige Fieber, vorzüglich unter den Landleuten, wel⸗ 


che mit einer Art von Raſerey verbunden ſind. Die In⸗ 


dianer nennen ſie Chavo lonco, d. i. Kopfkrankheit, 
f und 


d) „Die Creolen“) find gemeiniglich ſehr wohl gebauet, 
„kaum ſieht man einen mißgeſtalten, die doch in an⸗ 
„dern Laͤndern ſo haͤufig ſind. Alle haben eine außer⸗ 
„ordentliche Geſchmeidigkeit der Glieder.“ Raynal. 
Hiſt. philoſ. L. II. e. 18. 


9) Nicht blos die Creolen, welche Abkoͤmmlinge der 


Europäer find, ſondern auch die urſprünglichen Eins 
f wohner 


— — 


Lage, Meteore und Clima von Chill. 33 


und hellen fie mit verſchledenen ſpecifſchen Mitteln aus 


dem Pflanzenreiche, welche ſie durch Erfahrung gelernt 

haben. Die veneriſche Krankheit hat in dem Theile des 
Reichs, welchen die Spanier bewohnen, nicht ſehr um 
ſich gegriffen, und noch weniger, beynahe gar nicht, in 
den Gegenden, welche die Indianer beſitzen, die in ihrer 
Sprache kein eigenes Wort haben, um ſie zu bezeichnen; 


dieſes iſt ein ſicherer Beweis, daß ſie daſelbſt nicht eher 


als nach der Eroberung der Spanier eingeführt iſt. 
Die engliſche Krankgeit, welche ſeit drey Johr⸗ 
hunderten gegen ſo viele Kinder in ganz Europa wuͤthet, 
iſt bis jetzt daſelbſt noch nicht hingekommen, daher man 
wenig Bucklichte und Verwachſene ſiehet ). Auch die 
ſiamiſche Krankheit, das Blutbrechen und der Ausſatz, 
die anderwaͤrts ſo ſch 
gar nicht. i 


Hunde, Katzen und andere Thiere ſind der Wuth 
nicht unterworfen, welcher Vorzug dem ganzen mittaͤg⸗ 


lichen Amerika eigen iſt, wie Herr de la Condamine ſehr 
gut beobachtet. Dennoch iſt aber das Menſchenge⸗ 
ſchlecht, ob es gleich von dieſen wenigen Uebeln, welche 
mit der Zeit daſelbſt auch gemein werden koͤnnen, 


befreyet iſt, dem ganzen zahlreichen Heere anderer 


Krankheiten nicht weniger ausgeſetzt, welche ſo, wie in 
den übrigen Theilen der Erdkugel, die Adamsſoͤhne Heime 
g ſuchen. N 


wohner des Landes find allgemein vollkommen. Ges 


Mitt 


wiſſe Schriftſteller behaupten, daß man darum kei⸗ 
ne Krüppel oder Unfoͤrmige ſaͤhe, weil die Einwoh⸗ 
ner die grauſame Gewohnheit haben, mißgeſtalte 
Kinder zu tödten. Dieſe Gewohnheit iſt eingebil⸗ 

det, wenigſtens unter den Chileſern, wie alle, wel⸗ 

che mehrere Jahre bey ihnen lebten, und ihre Sit⸗ 


ten genau e 


reckliche Geißeln ſind, kennt man hier 


n 
3 


34 Erſtes Buch. Lage, Meteore u. Clima ꝛc. 
Mit der geſunden Beſchaffenheit der Luft ſtimmt die 


Reinlichkeit des Erdbodens überein. Man trifft daſelbſt 


keine Vipern, keine Tiger, Baͤren, Woͤlſe und andere 
ſchaͤdliche oder giftige Thiere an. Die Schlangen, von 
welchen man die einzige Aeſculapſchlange antrift, haben 


kein Gift, wie einige Akademiſten, welche 1736 nach 


Peru giengen, um einen Laͤngengrad zu meſſen, die Er⸗ 
fahrung gemacht haben. Die Loͤwen, welche man in den 
dickſten nicht beſuchten Waͤldern antrifft, ſind furchtſam 
und von den gemaͤhnten Loͤwen aus Afrika ganz unter⸗ 


ſchieden. Mie haben ſie es gewagt, gegen einen Men⸗ 


ſchen zu ſtreiten, und fie fliehen von allen beſuchten Oer⸗ 
tern weg. Man kann in jeder Gegend des Landes un⸗ 
ter freyem Himmel ohne die geringſte Beſorgniß ſich 
aufhalten und ſchlafen r) Dieſer Vorzug von Chili, 


das ſolches Ungeziefer nicht hegt, wird um ſo bewun⸗ 


dernswuͤrdiger, wenn man bedenkt, daß die angraͤnzen⸗ 
den Laͤnder genug davon heimgeſucht werden. Vielleicht 
verwehren ihnen die ſteilen und beſtaͤndig mit Schnee 
bedeckten Anden den Eingang. Vielleicht iſt ihnen auch 
das milde Clima zuwider, weil dieſe Thiere groͤßtentheils 
die heißen Gegenden lieben. 5 


Zweytes 


gu nun) (Ai 


1) Es find daſelbſt gar keine giftigen Thiere, und wenn 
auch zuweilen in den Feldern und Gebuͤſchen Schlan- 
gen vorkommen, ſo iſt doch ihr Biß nicht ſchaͤdlich. 
Auch findet man keine andern wilden Thiere, welche 
einem Furcht machen koͤnnten, ſo verwendet 1 

a nd 


Z3weytes Buch. 


Waſſer, Erden, Salze, brennbare Roͤrper und 

Metalle von Chili. | 

@ hill iſt eine unmerklich nach dem Meere zu geneigte 
Flaͤche, vielleicht nichts anders als eine weſtliche 


Verlängerung der Grundfläche der Anden. Daher ers 
‚hält es alles Waffer, das in diefem Diſtrikt aus der un. 


ermeßlichen Menge Schnee entſteht, welche jahrlich auf 
den Anpen fällt, während daß die oͤſtlichen Laͤnder daſ⸗ 
ſelbe ſehr ſparſam erhalten. Dieſes Waſſer fließt auf 
der Oberflaͤche der Erde hin, oder ſeigert ſich durch die 
unterirdiſchen Candle wie durch fo viel natürliche Heber, 
und bildet immerwaͤhrende, nachlaſſende und periodiſche 
Cryſtallquellen, welche man in den Ebnen ſelbſt, auf den 
Huͤgeln und auch auf den Gipfeln der Berge, die viel 
hoͤher als der Spiegel des Meers find, in großer Menge 
findet. ei. . a - u 
Flaſſe. Cbil. Der kleinen Fluͤſſe, welche von den Cora 
Leuwu. diglieren herabſteigen, oder von dieſen Quel. 
len gebildet werden, Find unzählige Der großen Fluͤſſe, 


die blos in dem Gebuͤrge entſpringen, ſind hundert und 
n 1. 


drey 


Land ſeine ganze Fruchtbarkeit blos dazu, die Ein⸗ 
wohner mit alle dem zu verſehen, was ſie zu einem 
glücklichen Leben wuͤnſchen koͤnnen, ohne einem einzi⸗ 

gen Beſchwerden zu machen. Ulloa. Viag. T. 3. L. 2. 


. f. u, 518. Chile. 


ee 
a 


6 Z3oeytes Buch. 


drey und zwanzig; von welchen zwey und vierzig unmit⸗ 


telbar ins Meer fließen, und das Waſſer von allen an⸗ 
dern dorthin fuͤhren. Ob gleich der Lauf von dieſen 


Fluͤſſen wegen der geringen Breite des Reichs ſehr kurz 
iſt, ſo ſind doch einige derſelben bis auf die Mitte fuͤr fie 


nienſchiffe ſchiffbar. Von dieſer Art iſt der Maule in 

der Provinz dieſes Namens, der Biobio, welcher zwey 
Meilen breit iſt, der Caute n, der Tolten, der Valdi⸗ 
via in der Araucaner Gebiet, der Chaivin, der Rio⸗ 


bueno zwiſchen den Cunchi, der Sinfondo, welcher 
ſich in den Archipelagus von Chilben ergießt. 


Alle dieſe Fluͤſſe find von ihrem Urſprunge an, bis 


an die Berge am Geſtade, ſehr reiſſend, letztere halten 


ihren Lauf anf verſchiedene Weiſe auf, und vermindern 
ihre Schnelligkeit. Ihre Betten, blos der Natur uͤber⸗ 
laſſen, haben eine nicht verhaͤltnißmaͤßige Breite, ges 
wohnlich einen ſteinigten Grund, und ſehr niedrige 
Ufer; die Einwohner bedienen fich dieſes auf eine vor⸗ 
theilhafte Art, und leiten das Waſſer in verſchiedene Ca⸗ 
naͤle welche Anmuth und Fruchtbarkeit durch das ganze 
Land verbreiten, das an Regenwaſſer Mangel hat. Da 
dieſe Fluͤſſe gerade zu der Zeit, da es am noͤthigſten iſt, 
erwachſen, naͤmlich im Sommer, wo der häufige Schnee 
auf den Anden ſchmelzt, ſo iſt nicht zu hefuͤrchten, daß 
ihnen durch 5 Ableitungen das gehörige Waſſer ge⸗ 
raubt werde 


Die großen Fluthen dieſer Fluͤſſe fangen gerößnlic | 
gegen das Ende des See an, und dauern bis in 
| den 


a) „Der Fluͤſſe welche das ganze weſtliche Land waͤſſern 
„end außerordentlich viele, alle ſteigen von der Ge⸗ 

„ buͤrgskette der Anden herab haben ihren Lauf von 
„Morgen gegen Abend, und ergießen ſich ins ſtille 

„ Meer. Die Anmuth ihrer Ufer, ganz mit ſchoͤ⸗ 
v nen 


Waſſer, Ber Salze ic. bon Chil. | 21 


den Februar ‚ob fie gleich nicht immer einförmig find, 
indem einige Fluͤſſe am meiften des Morgens, andere 
Mittags oder gegen Abend anſchwellen, welches wahr⸗ 
ſcheinlich von der verſchiedenen Lage der Thaͤler herruͤhrt, 
in welchen dieſe Fluͤſſe entſpringen, wie fie den Sonnen» 
ſtrahlen verſchiedentlich ausgeſetzt find. Dieſe Fluthen, 
ob ſie gleich ſehr ſtark ſind, uͤberſchwemmen doch niemals 
das anliegende Land, da die Betten der Fluͤſſe ſehr breit 
ſind, oft werden fie aber dem Leben mancher Anwohner 
derſelben gefaͤhrlich, welche oft zu unvorſichtig zu Pferde 
daruͤber ſetzen. Ob gleich alles dieſes Waſſer aus ge⸗ 
ſchmolzenem € Schnee entſteht, ſo iſt es doch für die Ge⸗ 
ſundheit außerordentlich zuträglich, vortreflich zum Ge⸗ 
traͤnk, und verurſacht denen die es ſehr haufig gebrau - 
chen, niemals den Kropf; und alſo ſcheint die Meinung 
derer falſch zu ſeyn, welche dem e Bu er 
Met zuſchreiben. | 


Das Reich hat feine Seen, in Aa Seen. Chi 
theils geſalzenes theils ſuͤſſes Waſſer iſt. Er, Wallin. 
ſtere befinden ſich alle in dem Thelle am Meer, welchen 
die Spanier bewohnen; die merkwuͤrdigſten derſelben 
find: der Hucalemu, der Caguil und der Bojeruca, 
welche zwoͤff bis zwanzig Meilen in der Laͤnge haben. Die 
Seen mit ſuͤſſem Waſſer liegen in dem mittlern Theile 
des Landes, die vorzuͤglichſten find: der Pudaguel, der 
Aculeu, der Taguaragug, der Lavquen und der 
Nahuelguapi. Die zwei letztern, welche in den 
5 aa a Provinzen liegen, ſind die groͤßten von al⸗ 

. 3 f len. 


Ven immer gruͤnen Baͤumen bedeckt, das ſchmack⸗ 
11 8 » hafte und kuͤhle Waſſer derſelben, macht dieſes Land 
„zu einem der gluͤcklichſten des Erdbodens. Auch die 

» mineraliſchen Waſſer und Bäder tragen zu der Ge⸗ 
B ſundheit des Landes viel bey. Coletti Dizionario 
dell’ Amer. S. Chili. ö 


38 Zoeytes Buch. 


fen. Der Lavquen, welchem die Spanier den Namen 
Villaricca gegeben haben, hat zwey und ſiebenzig Mei⸗ 
len im Umfange, und umſchließt in der Mitte einen an⸗ 
muthigen Hügel, welcher ſich kegelförmig aus demſelben 
erhebt. Der Nahuelguapi hat wohl achtzig Meilen 
im Umfange, und hat in der Mitte gleichfalls eine kleine 
Inſel mit ſchoͤnen Baͤumen bedeckt. Beyde diefe Seen 
bilden zwey große Fluͤſſe: aus dem erſten entſpringt der 
Toltein, welcher ſich ins ſtille Meer ergießt, aus dem 
zweyten der Fluß gleiches Namens, welcher ſich in das 
Meer der Patagonen gegen die Magelaniſche 
Straße hin ergießt. Die Anden ſchließen noch ver 
ſchiedene andere Seen ein, welche weniger betraͤchtlich 


minerali⸗ Da Chili gleichſam mit metalliſchen, kie⸗ 
ſche wäſſer. ſigten und ſalzigten Theilen geſchwaͤngert iſt, 
Chil. Cos wie ſich in der Folge zeigen wird, ſo hat es 
vunco. einen großen Ueberfluß an zuſammengeſetz⸗ 
ten oder mineraliſchen Waͤſſern, ſowohl kalten als war⸗ 
men, welche den Einwohnern in Krankheiten und in 
andern Beduͤrfniſſen des Lebens außerordentlich viel 
Nutzen ſchaffen. Die kalten mineraliſchen Waͤſſer, ſo 
wohl die geiſtigen oder Saͤuerlinge, als die nicht geiſti⸗ 
gen, ſind in allen Provinzen ſehr gemein, vorzuͤglich 
krift man fie aber in den Thaͤlern der Anden an, man 
hat ethaͤriſche, vitrioliſche und alkaliſche geiſtige Waſſer, 
martialiſche weniger geiſtige, ſchweflichte und Alaun hal⸗ 
tige, muriatiſche u. (w. Alle dieſe haben groͤßtentheils 
die Temperatur der Atmofphaͤre, cinige find aber auch im 
Sommer aͤußerſt kalt, welches vielleicht daher ruͤhrt, 
daß dieſe Waͤſſer in ihrem Laufe bey unterirdiſchen Quel⸗ 
len vorbey kommen, welche Salze in betraͤchtlicher Mens 
ge aufgelöfet enthalten. Da bis jetzo noch keine genaue 
Aualyſe dieſer Waſſer angeſtellt iſt, ſo bin ich nicht im 
| Stande 


— 


0 


g Waſſer, Erde, Salze x von Chili. 39 
Stande eine umftändfiche hydrologiſche Beſchreibung da ⸗ 


* 


von zu geben. 


ö 


0 Copiapo und Coquimbo ſind die Provinzen in 


Chili, weiche die meiſten Salzquellen haben; in erſterer 
ſindet ſich auch ein Fluß, der wegen ſeiner betraͤchtlichen 


Salzigkeit den Namen Salado erhalten hat. Dieſer 
entſoringt fo wie alle andere große Fluſſe in Chili auf den 


Cordiglieren, ergießt ſich gerades Weges in das ſtille 
Meer, und fuͤhrt eine außerordentliche Menge klares 
Waſſer dorthin, welches von der Natur ſchon eoncentrirt, 


nach den verſchiedenen Jaheszeiten achtzehn bis zwanzig 


Grad auf der Salzwage giebt. Das Salz, welches ſich 
von ſelbſt an den Ufern deffeiben bildet, iſt vortreflich, 


und wird ſo wie es aus dem Fluſſe koͤmmt „ gleich ge⸗ 
braucht, da es von erdigtem Seeſatze und andern freunden 
Salzen völlig frey iſt, welche mit dem gemeinen Salze 


gewoͤhnlich vermiſcht ſind. In einem Thale der An⸗ 
den, von den Pehuenchi bewohnt, unter dem 34° go’ 


entſpringen aus den umberliegenden Bergen eilf ziemlich 


große Bache, deren Waſſer, wenn es ſich durch die 


Ebnen ſchlaͤngelt, in ein reines Salz cryſtalliſirt wird, 


welches ſchueeweis iſt. Der Boden des Thals, welches 


funfzehn Meilen im Umfange hat, beſteht ganz daraus, 
bis auf eine Tiefe von ſechs bis ſieben Fuß, woher es 


die Eingebohrnen des Landes zu ihrem häuslichen Ges 


brauch in großer Menge ziehen. Die Berge welche die⸗ 


ſes Thal umgeben, zeigen von auſſen nicht die geringſte 
Spur eines ſolchen mineraliſchen Salzes, innerlich 


muͤſſen fie aber damit geſchwaͤngert ſeyn, da fie eine ſo 


große Menge Salzwaſſer liefern. 


Einfache warme Baͤder, noch mehr aber zuſammen⸗ 
geſetzte, ſind gleichfalls in Chili ſehr gemein. Die be⸗ 
rühmteſten derſelben, in dem von den Spaniern bewohn⸗ 

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2 Smented Buch. 


ten Theile, find: die von Peldehue, und die von Cau⸗ 
quenes. Erſtere, welche auf dem Gipfel eines der 
aͤußern Berge der Anden jenſeits der Hauptſtadt liegen, 
beſtehen aus zwey beträchtlichen Quellen, welche ohnge⸗ 
faͤhr achtzig Fuß von einander entfernt find; eine verfele 
ben ift fo warm, daß wenn die Temperatur des Berges 
acht Grad uͤber dem Gefrierpunkte iſt, ſo ſteigt das 
Queckſilber im Reaumuͤrſchen Thermometer in derſelben 
auf 60 Gr. Die andere iſt zu eben der Zeit vier Gr. 
unter eben dieſem Stande. Das Waſſer dieſer beyden 
Quellen, welches durch Kunſt in einen Canal vereinigt 
iſt, macht ein lauwarmes Bad, zur Wohlthat der Kran⸗ 
ken. Die warme Quelle iſt fo ſeifenartig, daß ſie bey⸗ 
nahe eben fo wie Seife ſchaͤumt, welches von dem mine⸗ 
raliſchen Laugenſalze herruͤhrt, welches der Hauptbeſtand⸗ 
&heil derſelben iſt, und welches einige oͤligte Theile auf⸗ 
geloͤſet enthält. Dieſes Waſſer, deſſen ſpecifiſche 
Schwere nur zwey Grad uͤber dem beſtillirten Waſſer 
äft, hat keinen merklichen Geruch, haͤlt ſich ſehr gut, iſt 
klar und hat etwas Gasartiges, (galoſa). Seine Waͤr⸗ 
me rührt wahrſcheinlich von einer großen Anhaͤufung von 
Schwefelkieſen her, welche an den Seiten des Berges 
freywillig verwittern, und durch welche die Quelle Durchs 
ſtreicht. Das kalte Waſſer iſt martialiſch vitrioliſch, 
daher ſetzt es, wenn es mit der warmen Quelle in Ver⸗ 
bindung koͤmmt, Glauberſalz ab, und auſſerdem einen 
gelben ocherartigen Bodenſatz. 


Die Bäder von Cauquenes liegen in den Thälern 
der Cordiglieren, nahe bey dem Urſprunge des Fluſſes 
Caciapoal. Nach dieſen ziehen, da die Lage ſo anmuthig 
und unterhaltend iſt, jaͤhrlich ganze Haufen von Men⸗ 
ſchen, theils um ſich zu beluſtigen, theils um ihre Ge⸗ 
ſuudheit wieder zu erhalten. Der Quellen dieſer Baͤder 
find ſehr viele, und alle Haben ſowohl in Abſicht der Tem- 

| | | peratur, 


” 


einige find einfach martialiſch, ſaͤuerlich oder alkaliſch, 
andere blos geiſtig, wie die von Piſa, andere vitrioliſch 
oder neutral. Die vorzuͤglichſte warme Quelle iſt 
ſchweflicht, wie es außer ihrem Geruch, der unwider⸗ 
ſprechlich auf Schwefelleber zeigt, auch die gelben Schwe⸗ 


felblumen welche ſich rund herum anſetzen, hinlaͤnglich 
zeigen. Ueberdem hat ſie noch etwas alkaliſches, und 
etwas Mittelſalz. Die gewoͤhnliche Wärme iſt in der 
mitleren Temperatur der Atmoſphaͤre auf 58 zuweilen 


60 Gr. Die umherliegenden Berge find gleichſam von 


allen Arten von Mineralien zuſammengebacken, (impa- 
ſtati). Die Blätter der Weiden, welche da herum in 


Menge wachſen, werden im Sommer und Herbſt mit 


einer Art weiſſen Manna, in Koͤrnern fo groß als Pfefk 


ſerkörner, bedeckt. 


Auf dem Rande der drey mineraliſchen Quellen 5 ben 


welchen man auf der Straße von Chili nach Cujo vorben 
koͤmmt, ſammlet man ein kalkartiges Mittelſalz auf, 
welches einen ſcharſen bittern Geſchmack hat, an der Luft 


etwas zerfließt, und in vierſeitige Prismen gebildet iſt; 
ob es gleich von einigen als Glauberſalz gebraucht wird, 


ſo glaube ich doch eher daß es eine Art Epſomſalz iſt, da 


es weder die Cryſtalliſation noch den Beſtandtheil des 


Glauberſalzes hat, doch kann ich dieſes nicht mit Gewiß⸗ 
heit behaupten, weil ich es felber nicht gehörig unterſucht 


habe. Die Araucaner ſchaͤtzen die mineraliſchen Auels . 


len vorzüglich, und halten fie für das Menſchengeſchlecht 


ſehr zutraͤglich, ſie haben daher ihren wohlkhaͤtigen Gott | 


Meulen denſelben vergefegt, und geben ihm den Zuna⸗ 
men Gencovunco, d. i. Herr der mineraliſchen 
Waͤſſer. N | UN | Re 


) 


Fin ec DR 


Waſſer, Erde, Satze ꝛe. von Chill. 4 


peratur, als der Beſtandtheile ſehr viel verſchiedenes: 
es giebt daſelbſt aͤußerſt warme, und ſehr kalte Quellen, 


5 
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42 0 Zweytes Buch. 


Beide Das Erdreich von Chili iſt, allgemein 
fenheit des genommen, außerordentlich fruchtbar b), 
KErdreichs. und dieſe Fruchtbarkeit nimmt in dem Ver⸗ 
Hältniß zu, wie man ſich weiter vom Meer entfernt. 
Die Gegenden am Meer ſind allgemein weniger frucht⸗ 
bar als das Mittelland, und dieſes wird wieder weniger 
geſchaͤtzt, als das Land zwiſchen den Anden, wo Pflan⸗ 
zen und Thiere ungleich ſtaͤrker werden, als in dem uͤbri⸗ 
gen Reiche. Die Wilden in den Anden, welche alle 
nomadiſch leben, ſaͤen nichts in den großen Thaͤlern, wel⸗ 
che ſie bewohnen, daher kann man die Grade der Frucht⸗ 
barkeit derſelben nicht mit Gewißheit angeben. Die 
Salze und andere befruchtende Theile welche ſich von Dies 
ſem Gebuͤrge, vermittelſt der naturlichen Vehikel der Luft 
und des Waſſers, durch das ganze Land verbreiten, ſind 
wahrſcheinlich die Urſache der beftändigen Fruchtbarkeit, 
die von allen Kunſtverſtaͤndigen daſelbſt fo ſehr bewun⸗ 
dert wird. Die innere Wärme von einer fo großen 
Menge Mineralien, mit welchen der Boden geſchwaͤn⸗ 

gert 


b) Ebnen, Hügel und Thaͤler, und kurz ganz Chili, bis 
auf den kleinſten Fleck Landes iſt bewundernswuͤrdig. 
Jeder kleine Theil Erde, ſcheint bey ſeiner außeror⸗ 
dentlichen Fruchtbarkeit, ſich ganz in Sgamen zu ver⸗ 
wandeln. Der engliſche Autor in der gazette Amen 

de Chili. ’ 

e) „Der Fluß Chille heißt auch Aconcagua, weil er aus 
„einem Thale dieſes Namens kommt, das durch die 
„außerordentliche Menge des Korns berühmt ift, fo 
„man jährlich aus demſelben zieht. Von hier und 
„aus der Gegend von Gantjago gegen die Cordiglie⸗ 
„ren hin, koͤmmt alles Korn, welches man von Bal⸗ 


„ parayſo nach Callao, Lima und andere Gegenden 
„von Peru bringt. Ohne von der Beſchaffenheit des 
„Landes unterrichtet zu ſeyn, welches ſechzig bis acht⸗ 
„zigfach austraͤgt, kann man nicht begreifen, wie ein 
„fo wenig bewohntes Land, wo man nur in einigen 
0 1 o Thaͤlern 


Waſſer, Erde, Satze c. von Chili. 43 


gert iſt, kann auch das ihrige dazu beytragen, daß der 
Boden ſo fruchtbar iſt, daß er gar keinen Duͤnger bedarf. 
Die Einwohner halten es aus Erfahrung für unnuͤtz, oder 


gar ſchaͤdlich, ſolche Hülfsmittel anzuwenden, und fuͤh⸗ 


ren zum Beweiſe die Fruchtbarkeit des um die Haupt · 
ſtadt belegenen Landes an, welches jahrlich zuerſt 


von den Indianern, die ſich in großer Menge daſelbſt 
aufhielten, nachher von den Spaniern 239 Jahr ohne 
Wiedererſetzung von kuͤnſtlichem Dünger angebauet if, 
und bis jetzt noch keine Spur von Ausartung oder Ab⸗ 
nahme in ſeinen Producten gezeigt hat. Daher ruͤhrt 
es vielleicht auch, daß das junge Getreide nicht von 
Würmern verheert wird, die ſich durch die Gaͤhrung und 
Faͤulnis des Miſtes wahrſcheinich mehr als gewohnlich 


vermehren. | 


dere achtzig bis hundertfach ein. e) Andere verſichern 


Die Schriftſteller welche der Fruchtbarkeit von Chili 


Erwaͤhnung thun, find über den Ertrag der Laͤndereyen 


ſehr uneinig. Einige ſagen ſie bringen ſechzigfach, an⸗ 
daß 


„Thaͤlern von zehn zu zehn Meilen (lieues) angebau⸗ 
„les Land antrifft, eine fo große Menge Korn noch 
„aufferdem liefern kann, was feine eigenen Einwohner 
v» verbrauchen. In den acht Monaten die wir zu 
„Valparayſo zudrachten, giengen dreyßig Schiffe 
„mit Korn beladen von da ab, deren ſedes man auf 


\ 


„fechstaufend Fanegues oder dreytauſend Maulthier⸗ 


„laften rechnen kann, welches genug iſt, um 60,000 
„Menſchen ein Jahr lang zu unterhalten. Ohngeach⸗ 
tet dieſes großen Debits iſt es ſehr wohlfeil.“ 
FPrezier's Reiſen, Voyage, T. IV. p. 203. . 
Außer dem Handel mit Leder, Talg und eingeſal⸗ 
„jenem Fleiſche, haben die Einwohner von Conception 
v»auch noch den mit Korn, mit welchem fie jährlich 
acht bis zehn Schiffe von 500 Tonnen nach Callao 
„befrachten, außer dem Mehl und dem Zwieback, wo⸗ 
wit ſie die franzoͤſiſchen Schiffe verſehn, en 
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44 Swepted Buch. 


daß man die Erndte fuͤr ſchlecht haͤlt, wenn t Korn 
nicht mehr als hundertfaͤltig traͤgt g); und andere gehen 
fo weit daß fie ſagen, oft trage das Korn dreyhundert⸗ 
faͤltig. e) Ich bin weit davon entfernt die Glaubwürdigkeit 
dieſer vortreflichen Schriftſteller zu beurtheilen, welche die⸗ 
ſes behaupten, und die groͤßtentheils ſelbſt Augenzeugen 
waren, um ſo mehr da in dieſem Lande Wunder von dieſer 
Art nicht ſelten ſind. Allgemein kann ich aber verſichern, 
daß auch zu meiner Zeit gewiſſe Laͤndereyen hundert und 
zwanzig, aͤhnliche hundert und funfzig und auch hundert 
und ſechzigfaͤltig ausgetragen haben; doch iſt dieſe aufs 
ſerordentliche Fruchtbarkeit nicht allgemein. 


Die gewoͤhnliche Erndte in dem Mittellande iſt ſechzig 
oder ſtebenzigfaͤltig, und am Meer vierzig bis funfzig⸗ 
faͤltig; dieſer Austrag iſt in den Provinzen welche unter 
dem 24ten und 34ten Hrad liegen, wo man das Land 
kuͤnſtlich waͤſſert, beſtaͤndiger, als in den mehr jüblichen 
Provinzen, wo die Ackerleute mit dem Thaue der des 

Nachts fällt zufrieden find, ob fie gleich das Waſſer der 
Fluͤſſe 
„ Proviant daſelbſt nehmen, um nach Peru und von 

„da nach Frankreich zuruͤck zu kehren. Diefes würde 
„für ein fo fruchtbares Land wenig ſeyn, wenn es an⸗ 
„ gebauet wuͤrde, es iſt ſehr fruchtbar, und dabey fo 

„leicht zu bearbeiten, daß man es nur mit einem Pflu⸗ 
„ge aufzureiſſen braucht, der oft von einem einzigen 
v»krummen Zweige eines Baums, welcher von zwey 
„Ochſen gezogen wird, gemacht iſt; und ob gleich die 
» Einſaat kaum gedeckt wird, ſo giebt ſie doch hun⸗ 
„ dertfaͤltig. Frezier, T. IV. p. 132. 


d) „Ein mehr weſentlicher Reichthum, ob er gleich den 
„Einwohnern nicht ſo hoch zu ſtehen koͤmmt, iſt die 
» Fruchtbarkeit des Bodens. Dieſe iſt außerordentlich. 
„ Alle europaͤiſchen Früchte find unter dieſem gluͤckli⸗ 
„chen Elima noch vervollkommnet. Der Wein würde 
v vortreflich ſeyÿn, wenn man ihm nicht einen bittern 
„ Geſchmack dadurch mittheilte, daß man ihn in irde⸗ 
1 nen 


Woſſe, j Erde, Salze! . von Chilt. 9 


Flüsse zu ihrer Diſpoſition haͤten. N Ich laͤugne nicht 
daß die angegebene Summe etwas hoͤher ſteigen kann, 
wenn man die Menge Korn mit in Anſchlag bringt, 
welche zur Zeit der Erndte verlohren geht. Die Land⸗ 
leute haben die tadelnswuͤrdige Gewohnheit, das Korn 
nicht eher zu maͤhen, als bis es uͤberreif anfängt auszu⸗ 
fallen, daher ein großer Theil auf dem Lande bleibt, dier 

theils den Voͤgeln zur Nahrung dient, theils von ſelbor 
wieder aufgeht, und im folgenden Jahre eine eben fo 
1 5 Ernte giebt. 


Die Verſchiedenheit in Anfehung der Fruchtbarkeit 
de 8 Theils am Meere und des mittellaͤndiſchen Theils, 


rührt von der beſondern dne des einen und des 


andern Bodens her. Die Erde am Strande von Chill 
iſt dem fetten Lande von Bologna ziemlich aͤhnlich, gea 
woͤhnlich von braunrstblicher Farbe, friabel, muͤrbe, 
etwas thonigt mit weiſſen braͤunlichen Kieſeln, arſenika⸗ 
8 liſchen und martialiſchen Kieſen, Conchillen, Madrepo⸗ 
0 ren kan andern cen vermiſhe Die im Mit⸗ 
Vi tellande 
„nen Gefäßen, die mit einer Art Harz bert gen ſind, 


„aufbewahrte, und ihn in Bocksfellen transportirte. 


„Man haͤlt die Kornerndte für ſchlecht, wenn ſie nicht 


„mehr als hundert fuͤr eins giebt. “ Raynal Hiſt. Phil. 


. p. 316 v. Chili. 
„Man hält die Erndte für ungetoshnti ſchlecht, 
» wenn das Korn nicht mehr als hundertfaͤltig giebt; 
„und eben ſo iſt es auch mit allen andern Saͤmerehen. “= 
D. Ant. Ulloa Viag, a 3. p. 2. . 2. c. 5. n. 509. 
v. Chili. 


| 9 „Der Boden iſt vortreſich und fruchtbar, freylich mit 
v» einiger Verſchiedenheit, nachdem er mehr oder weni⸗ 
17 „ger vom Aequator entfernt iſt. Das Thal Copiapo’ 
„trägt oft dreyhundertfaͤltig, das von Guasco und 
„Coquimbo giebt ihm nichts nach, das von Chlli iſt 
„fo vortreflich, daß das ganze Land davon den Nas 
1 27 e hat. Sanfon al u Geogr, 
V, Chili. 


— 8 2 N T 5 1 u 2 
2. ͤ Kb 


465 wo Buch. N 


kellande und in den Thaͤlern der Anden iſt ſchwarz ins 
gelbliche fallend, ſchwammigt, friabel, weich anzufuͤhlen, 
iſt kieſigt (ghiajofe), oft auch mit Schwefelkieſen, Fleis 
nen Feldſteinen und Verſteinerungen vermiſcht. Dieſe 
Eigenſchaft hat der Boden nicht blos in der oberſten La⸗ 
ge oder offnen Erde (terra franca), ſondern auch bis auf 
eine betrachtliche Tiefe, fo weit ich es in denen von den 
Fluͤſſen gemachten Schluchten beobachten konnte⸗ 

1 | Ä Dieſe 


f) Die Entfernung des Meers von den Kuͤſten von Chi⸗ 
i iſt alle Jahr ſehr merklich, ob fie ſchon nicht überall 
gleich iſt. Es giebt Orte wo es ſich nicht mehr als 
zwey Zoll zurück zieht, an andern zieht es ſich wohl 
einen halben Fuß zuruͤck, beſonders an ſolchen, welche 
aan der Mündung eines Fluſſts liegen. Dieſe Erſchei⸗ 
nung ruͤhrt wahrſcheinlich auſſer den mehr allgemei⸗ 
nen Urſachen von der Menge der Fluͤſſe her, welche 
ſich daſelbſt ins Meer ergieſſen. Die öden Ufer find 
das erſte Jahr mit feinem Flugſande bedeckt, im ans 
dern Jahr wachſen ſchon einige kleine Pflanzen darauf, 
und im dritten werden fie vollig grün. Der Strand 
beſteht daher in dieſem Reich aus einer fuͤnf bis ſechs 
Miiken breiten Ebne, welche zwiſchen dem Meer und 
zwiſchen den Bergen am Meer liegt. Die weſtliche 
Seite dieſer Berge iſt noch uͤberall gleichſam ausge⸗ 
hoͤhlt, und zeigt noch deutliche Spuren des Anſchla⸗ 
gens der Wellen, welche daſelbſt verſchiedene ſonder⸗ 
bare Grotten in mehrere Kammern getheilt gebildet 
haben, die mit Muſchelwerk und ſchoͤnen Stalactiten 
ausgekleidet ſind, und in welche ſich die Thiere des 
Winters fluͤchten. e FR 
Vierhundert Schritte von der Mündung des Fluſ⸗ 
ſes Maule, linker Hand, erhebt ſich am Ufer des 
Meers eine Maſſe von weißlichtem Marmor, ohnge⸗ 
faͤhr 75 Fuß hoch, ganz aus einem Stuͤck, iſolirt, und 
nach W. O. 224 Fuß lang und 54 Fuß breit, welcher 
die Einwohner den Namen der Kirche gegeben haben, 
und wuͤrklich hat ſie viel Aehnlichkeit damit, da ſie in⸗ 
wendig bis auf den dritten Theil ihrer Höhe 15 der 
| orm 


„Alb 
TE 


Waſſer, Erde, Satze e. von Chill. 47 


Dieſe Seekoͤrper, welche man auf jeden Phyſikali-⸗ 


Schritt daſelbſt zerſtreut findet, und vorzuͤg⸗ ſche Grga⸗ 

lich die phyſikaliſche Organiſation dieſes Lan niſation 
des zeigen deutlich, daß es einmal viele von Chili. 

Jahrhunderte der Grund des Meeres geweſen iſt, wel⸗ 


ches ſich nach und nach zuruͤckgezogen, wie es noch jetzo 


thut, und dies ſchmale Land freygelaſſen hat, welches ges 
genwärtig bewohnt wird. k) Alles zeigt daſelbſt den ehe⸗ 


maligen 


| Form eines Gewolbes ausgehöhlt iſt, drey verhaͤlt⸗ 


nißmaͤßig hohe und breite Thore hat, die halbcirkel⸗ 
foͤrmig find, eins nach der weſtlichen Seite, in welches 
das Meer tritt, welches dieſes ganze Werk hervorge⸗ 


bracht hat und zwey an den Seiten, welche einander 
gerade gegenuͤber ſtehn, durch welche man zur Zeit 


der Ebbe in den Tempel eingehen kann. Dieſes na⸗ 
tkuüͤrliche Gebäude, welches bis auf die Hälfte ganz vom 
= 


Meer umfloſſen iſt, beherbergt eine Menge 


| eewolfe, 
welche durch ihr Geheul das Gewölbe wiederhallen 


laſſen; der Gipfel iſt voll von einer gewiſſen Art weiſ⸗ 
fer Seevoͤgel, welche Lili genannt werden, die an 


Große und Figur den Haustauben ziemlich gleichen. 


Am Ufer d 


er Provinz Rancagua findet ſich eine aͤhnli⸗ 
che ausgehohlte Meile, welche jetzo ſchon vom Meer 
ganz frey iſt. Die Einwohner daſelbſt, welche fie Ro⸗ 


ſenkranzkirche (Chieſa del Rofario) nennen, wollten fie 


zum Gottes dienſt einweihen. Dit Anden haben viele 


folcher Grotten und Holen von außerordentlicher Weis 


te. An den benachbarten Klippen der Quelle des 


Longavifluſſes, ſieht man ein ovales Fenſter, in wel⸗ 


chem ein Reuter mit dem Pferde bequem ſtehen kann. 
Die Sonnenſtrahlen welche durch daſſelbe fallen, noch 


Hi ehe fie auf den Gipfeln der Anden erfcheinen, machen 


daſelbſt den ſchoͤnſten Anblick den man nur ſehen kann. 
Auf eben dem Gebuͤrge iſt noch die Bruͤcke der Incas 
beruͤhmt, welche nichts als ein großer Berg iſt, der 


durch den Fluß Mendozza gleichſam durchbort iſt; 


da der Berg ſelbſt von Gyps iſt, fo hängen viele ſchoͤ⸗ 


ne Stalactiten, welche von dem vitrioliſchen Salze des 
Gypſes hervorgebracht find, von der Bruͤcke herab. 


2 1 DNB r ur. 
. N AT EI AM WERE 


48 Söoeptes Buch. 


maligen langen und ruhigen Aufenthalt deſſelben. Die 
drey parallelen Ketten der Berge am Meere, die Huͤgel 
welche ſie von Zeit zu Zeit mit den Anden verbinden, 
die Ramificationen oder aͤußere Anhaͤngſel an dieſes anti⸗ 
diluvianiſche Gebuͤrge, ſind keine zweydeutige Beweiſe 
der langſamen Würkung des Meerwaſſers. 


Die innere Structur der Anden, deren Schoͤpfung 
mit der Erde ihrer gleichzeitig zu ſeyn ſcheint, beweiſet 
einen ganz andern Urſprung. Dieſes rieſenmaͤßige Ge⸗ 
buͤrge erhebt ſich ploͤtzlich, und macht mit ſeiner Grund⸗ 
flache nur einen kleinen Winkel, ſeine Geſtalt iſt wie 
eine Pyramide, welche aus mehreren glei 5 cryſtalli⸗ 
ſirten Kegeln aufgehaͤuft iſt. Die ungen Maſſen 
aus welchen es beſteht, ſind gewoͤhnlich nichts anders, 
als ein quarzartiger Fels, durchaus gleichartig, in wel⸗ 
chen man nicht ſo wie in den Felſen der Berge zweyter 
Ordnung, auch im Innern Spuren von Seekoͤrpern an⸗ 
trifft. Auf dem Gipfel des großen Descabeſado, wel⸗ 


cher mitten in der Kette der Anden ſteht, und welcher, 


wie ich glaube, dem großen Chimborafo in Quito an 
Höhe nichts nachgiebt, findet man indeß Potellen, Hoͤr⸗ 
ner und Kraͤuſelſchnecken, zum Theil verſteinert, zum 
Theil calcinirt, welche vielleicht durch das Waſſer der 


Suͤndfluth dahin abgeſetzt ſind. Dieſer Gipfel, viel⸗ 


leicht durch eine vulkaniſche Eruption abgeſtuͤrzt, bildet 
eine viereckigte Flaͤche, deren Seiten mehr als ſechs Mei⸗ 
len lang ſind, in der Mitte iſt ein tiefer See, welches 
vielleicht der Krater oder die Muͤndung des Vulkans iſt, 
welches die Spitze dieſes Berges herabwarf. 


Die Hauptkette der Cordiglieren liegt zwiſchen zwey 
untergeordneten niedrigern Ketten, die mit ihr parallel, 
und fünf und zwanzig bis dreyßig Meilen von ihr ent⸗ 


fernt ſind, von Zeit zu Zeit aber durch Nebenaͤſte mit 


ihr vereinigt werden; letztere find von gleicher Structur, 
und 


Bar, Erde, Sate 2 von Chili. 409 | 


RN wie es ſcheint von gleichem Alter, ob gleich ihre 
Grundflächen breiter, und mehr auseinander gezogen 
ſind. Auf dieſe Seitenreihen von Bergen folgen nach # 
außenhin noch kleinere, mit verſchiedenen Ramificatio⸗ ö | 1 
15 welche den erſtern aber immer parallel bleiben. \ 


Der Bau (oflatura) dieſer aͤuſern Anden, fo wie | | 
} ber andern e I 55 im 1 0 als an der ? Ai 


NR 


N minder 7 50 und 1 1 100 00 und 1 
denen Materien, die auf einander folgen, mit einer 
großen Menge von Seeproducten vermiſcht, und oft | | 
mit Abdruͤcken aus dem Thier: und Pflanzenreich durch⸗ * 
webt ſind. So viel ich in den Schluchten, und den 1 
vom Waſſer oder durch Kunſt gemachten Tiefen bemer⸗ 1 5 
ken konnte, fo ift die unterſte Lage an einigen Orten ein ik 
roͤthlichter koͤrnigter Sandſtein (cote), an andern ein | . 
feiner quarzigter Sand, oder ein braͤunlicher dichter r 
Tuff, auf dieſe folgen ver schiedene Schichten von Thon, il | 
Mergel und verſchiedene Arten von Marmor, Schie. SE 
fer, Spath, Gips und Steinkohlen u. ſ. w. In der 

Folge ſieht man verſchiedene Metalladern, Ochern, h 1 
Quarze, Granitte, Porphyre, Sand und andere mehr 

oder minder harte Felsſteinarten. 


Die Ordnung dieſer Sagen varürrt in allen den Berg⸗ 
ketten außerordentlich, bald findet ſich das in der einen 
auf dem Gipfel, was in den andern unten liegt; und in 
dem Gemenge dieſer Maſſen findet man ſelten Spuren, 
daß ſie ſich nach ihrer ſpecifiſchen Schwere geordnet \ 
hätten. Demohngeachtet ſcheinen die Lagen ſelbſt eine g 1 
gewiſſe Negularicäe zu beobachten, ſtreichen gewöhnlich | 
von Mittag gegen Mitternacht, find nach Abend etwas ) 
incliniet „und dane dadurch den Abfluß des | | 

D Meers, | 


g EN a — — 


50 Z3beytes Buch. 


Meers, welches dem Lande gegen Abend liegt, deſſen 
Stroͤme aber von Mittag gegen Mitternacht gehen. 


Außer dieſen Bergen mit heterogenen Schichten 
giebt es noch aͤhnliche andere, die ganz aus homogenen 
Schichten von Kalkſtein, Gips, Talk, Sandſtein, 
Granit, einfachen oder urſpruͤnglichen Fe (öfleinen, Ba⸗ 
ſalten, Laven und andern vulkzniſchen Mann, auch 
aus wenig oder gar nicht veränderten Conchylien beftehn, 
von welchen letztern O. Ulloa in feiner Reiſebeſchrei⸗ 
bung redet. Dieſe unfoͤrmigen Berge ſind aber gewoͤhn⸗ 
lich unfruchtbar, und bringen hoͤchſtens einiges kleines 
Geſtraͤuch hervor; die andern hingegen find nach ihren 
verſchiedenen innern Sagen, mit einer ziemlich dicken 
Schicht guter fruchtbarer Erde we und mit ſchoͤnen 
Baͤumen bekleidet. 


Auch die aͤußere Form dieſer Floͤtzgebuͤrge giebt ei⸗ 
nen deutlichen Beweis von dem langen Aufenthalte des 
Oceans in dieſen Gegenden. Ihre mehr flachen Sei⸗ 
ten bilden die Thaͤler ganz unmerklich, deren Kruͤm⸗ 
mungen und Neigungen den fortgeſetzten Aufenthalt und 
die Richtung des Meers deutlich zeigen. Ihre Kruͤm⸗ 
mungen ſtimmen beſtaͤndig fo mit einander überein, daß 
die vorſpringenden Winkel der einen, mit den zuruͤckge⸗ 
zogenen Winkeln der andern, correſpondiren. Auch in 
den Ebnen iſt die innere Structur der der Berge ana⸗ 
log, ihr Grund hat eben die horizontalen Schichten von⸗ 

5 ähnlichen Materien, die aber gewöhnlich zermalmt und 
in Erde verwandelt ſind. | 


Dieſe Mannigfaltigkeit der Foſſtlen, aus welchen 
der Boden beſteht, vermehrt den Werth dieſes anmu⸗ 
thigen Landes, und obgleich die Einwohner, die jetzo 
nur auf edle Metalle begierig ſind, gegenwaͤrtig wenig 
daraus machen, fo wird doch eine Zeit kommen, in wel. 


cher 


987 
7555 


Waſſer, Erde, Salze sc don [0 51 


cher die verſchiedenen Erdarten, Steine, 5 Salze „Erd⸗ 
bharze und Halbmetalle, und andere ſogenannte unvoll⸗ 


kommne Metalle, welche daſelbſt in Ueberfluß ſind, von 


großem Nutzen ſeyn werden; und das wird geſchehen, 
wenn Wiſſenſchaften und Kuͤnſte daſelbſt zu dem Grade 
der Vollkommenheit gebracht werden, daß ſie bey den 
Einwohnern Nacheiferung und Schatzung fo vieler ſchoͤ⸗ 
x nen Producte hervorbringen konnen. Alle dieſe Foſſi⸗ 
lien ſind in der groͤßten Mannigfaltigkeit von der Na⸗ 
tur daſelbſt hervorgebracht, beſonders die Erden, ſowohl 
din und Kalkerden, als metalliſche und Kieſelerden. 


Man findet in dieſem Reiche alle Arten Erden. 
en Varietäten von Thon, deren Linne in Chil. Tue. 


ſeinem Naturſyſtem, und Wallerius in feiner Minera« 


logie Erwaͤhnung thut; außer vielleicht der fleiſchrothen 
oder Lemniſchen⸗Erde, welche ſich, ſo viel ich weiß, 
daſelbſt nirgends findet. Außer dieſen giebt es noch 
fuͤnf Arten, welche mir von den bekannten verſchieden 


du ſeyn ſcheinen. 


Die erſte welche ich Argilla Bucarina*) Thonarten. 


nenne, iſt eine Art Bolarerde, welche man Chil. Rag. 

0 in der Provinz Santjago ausgraͤbt; ſie iſt ſehr fein, 
leicht und wohlriechend, braun mit gelblichen Punkten, 

lo ſet ſich wie andere Thonarten im Munde auf, und 
klebt an der Zunge. Die Nonnen in der Hauptſtadt 
machen aus dieſer Erde Becher, Flaſchen und andere 
artige Gefaͤße, denen ſie nachher aͤußerlich eine Glaſur 
geben, auf welche ſie Blumenwerk, Voͤgel und andere 
Arten von Thieren malen. Das Waſſer erhaͤlt in die⸗ 
ſen Gefaͤßen einen angenehmen Geruch und Geſchmack, 
welcher wahrſcheinlich von einem eingemiſchten Harze 
herrührt, von welchem man doch aber in der Naͤhe der 
e keine Spur e blos die chymiſche Analyſe 

9 ’ wuͤrde 

1059 Argilla files, luteo· 14 9 85 odorifera; 


FERNER 2 
7 . £ 
— < Er 8 — 

= 8 


52 3 weykes Buch. 


würde die Gegenwart und Natur deſſelben entdecken 
koͤnnen. Dieſe Geſchirre bringt man in Menge nach 
Peru, auch nach Spanien, wo ſie unter dem Namen 
Becher (Bucari) aus Suͤdamerika in großem Werth 
ſtehen. Die Peruaniſchen Damen pflegen Stuͤcken 
davon zu eſſen, wie die Mogolen die Gefaͤße von Pat⸗ 
na eſſen.) 5 


Die zweyte Art, welche man Argilla Maulica **) 
nennen kann, iſt eine ſchneeweiße, ſchluͤpfrige Erde, 
mit glänzenden Punkten, und von feinſtem Korn. Sie 
findet ſich an den Ufern der Fluͤſſe und Baͤche der Pro⸗ 
vinz Maule, liegt in Schichten, welche ſehr tief in die 
Erde gehn, und welche von weiten voͤllig das Anſehn 
einer mit Schnee bedeckten Erde haben. Ihre 
Schluͤpfrigkeit iſt ſo groß, daß man nicht darauf gehen 
kann, ohne auszugleiten und zu fallen. Sie brauſet 
mit keiner Saͤure; im Feuer verliert ſie nichts von ihrer 
glänzend weiſſen Farbe, und erhält in demſelben etwas 
Durchſichtigkeit. Das aͤußere Anſehn lies auch An⸗ 
fangs vermuthen, daß dieſer Thon eine Art Speckſtein 
oder Walkererde ſey; fie iſt aber nicht blaͤttricht, laͤßt 

| ſich 


4) Eine aͤhnliche Thonerde wird bey der Stadt Eſtre⸗ 

f mos in der Provinz Alentejo in Portugall gegraben, 
und zu ähnlichem Gebrauche angewandt. Sie iſt 
braͤunlich roth, aber (fo viel ich an der Probe wel- 

che ich vor mir habe, bemerken kann) ohne gelbe Fle⸗ 
cke, ihr Geruch koͤmmt dem Citronengeruch etwas 
gleich, der Geſchmack iſt etwas adſtringirend. Die 
portugieſiſchen und fpanifchen Damen finden in dem 
Genuß derſelben ein außerordentliches Vergnügen, 
und gewoͤhnen ſich ſo daran, daß es ihnen ſchwer 
wird derſelben zu entbehren. Die Gefaͤße welche aus 
dieſer Erde gemacht werden, heiſſen: Bucares de Bar- 
ro, und werden ſehr geſchaͤtzt, wei! fie außer dem 
angenehmen Geruch, den fie dem Getraͤnk mittheilen, 
8 a daſſelbe 


Waſſer, Erde, Salze ꝛc. von Chili. 33 


ſich leicht bearbeiten, behäft die Form die man ihr gege⸗ 


ben hat; und ob ſie gleich beym Anfuͤhlen ſeifenartig 
iſt, ſo macht ſie doch, im Waſſer geſchlagen, keinen 
Schaum, hat auch die übrigen Eigenſchaſten nicht, 
welche die ſeifenartigen Erden characteriſiren, und von 
welchen es daſelbſt auch eine große Menge giebt. Die⸗ 
ſes brachte mich auf den Gedanken, daß es vielleicht eine 
Art Porcellainerde, wie das Kaolin der Chinefen ſey, 


und daß fie mit dem Flußſpath, welcher in eben der 


| Provinz fehr häufig iſt, vielleicht ein vortrefliches Por⸗ 
6 cellain machen koͤnnte? Die nicht ſehr günfligen Um⸗ 
ſtaͤnde verhinderten mich aber, meine Vermuthung 


durch Verſuche zu beſtäͤtigen. 


Die dritte iſt Argilla fubdola,*) ich habe fie fo ge⸗ 
nannt, weil der Ort wo fie ſich findet, gewoͤhnlich am 
Seeſtrande, ein gefaͤhrlicher Abgrund fuͤr die Thiere iſt. 
Die Pferde, wenn ſie in dieſelbe zu ſtecken kommen, 


f ſind unausbleiblich verlohren, wenn ſie nicht ſchleunig 


durch ein Paar Ochſen herausgezogen werden. Auch 
Menſchen welche das Unglück haben hinein zu ſtuͤrzen, 
ö koͤnnen nur durch aͤhnliche Mittel gerettet werden. Die⸗ 


daaſſelbe auch bey größerer Hitze kuͤhl erhalten, wel⸗ 
ches ohne Zweifel von der loſen Textur herruͤhrt, 
wodurch ein Theil der Fluͤßigkeit immer durchdringt, 
And durch ſein geſchwindes Verdunſten auf der Ober⸗ 
flache Kälte hervorbringt. S. Haunoͤv. Magazin 
157784. St. 75. Einer ähnlichen Gewohnheit Erde 
zu eſſen, erwaͤhnt Bellonius von dem aͤgyptiſchen 
Frauenzimmer. Verſchiedene Nachrichten uͤber dieſen 
Gebrauch des ſpaniſchen Frauenzimmers hat auch 
ſchon der gelehrte ſaͤchſiſche Leibarzt Daniel Geyer 
geſammlet, in müßiger Reiſeſtunden gute Gedan⸗ 
ken, Dresd. 1735. Anmerk. d. Ueberſ. 


) Argilla nivea lubrica, atomis nitidis. 


r 1 2 


*) Argilla atra, aquoſa ; tenaciſſana. 


54 3 boeytes Buch. 


ſer Thon iſt ſchwarz, zieht das Waſſer ſtark an, iſt 
aͤußerſt zaͤhe, und beſteht aus etwas groͤbern unbeſtimm⸗ 
ten Theilchen. Die koͤcher worinn er iſt, haben funf⸗ 
zehn bis zwanzig Fuß im Umfange, und find unergruͤnd⸗ 
lich. Wallerius und Linne reden von einem ähnlichen 
Thon, unter dem Namen Brauſethon, Argilla tumęſcent, 
welcher ſich in Schweden finden ſoll; er iſt aber von 
dem unſrigen nicht nur in der Farbe, ſondern auch in 
manchen andern Eigenſchaften verſchieden. Der chile⸗ 
ſiſche Thon iſt etwas alkaliſch, bleibt zu allen Jahrzei⸗ 
ten derſelbe, iſt beſtaͤndig mit dem ſchoͤnſten Gruͤn be⸗ 
deckt, welches die Thiere anlockt ſich demſelben zu 
nähern; der ſchwediſche hat aber eher eine Säure, blä- 
het ſich zu gewiſſen Zeiten mehr als gewöhnlich auf, 


und iſt gewöhnlich unfruchtbar. 


— 


Die vierte Art iſt der Kovo oder Argilla rovia, *) 
den die Einwohner zu einer vortreflichen Farbe zum 
ſchwarzfaͤrben der Wolle anwenden. P. Feuille e und 
Frezier ziehen dieſe ſchwarze Farbe aller andern, die 
man in Europa machk vor. Er iſt ſehr fein, ganz 


ſchwarz, etwas harzig und vitrioliſch, und findet ſich 


beynahe in allen Gebuͤſchen. Das in denſelben ber 


grabne Holz erhaͤlt in kurzer Zeit einen ſchwarzen glaͤn⸗ 


zenden Ueberzug, welcher unausloͤſchlich iſt. Die 
ſchwarze Farbe kann man doch aber aus demſelben nicht 
anders ausziehen, als wenn man ihn mit den Blaͤttern 
des Gerberbaums (Coriaria Ruſcifolia), oder von der 
Pane tinktoria kochen läßt. Die grauen Thonarten 
welche die Toͤpfer gebrauchen, haben alle die guten Ei⸗ 
genſchaften welche dazu erfordert werden, und ich glaus 
be ſie waͤren auch geſchickt, Tiegel und andere chymiſche 
Gefäße daraus zu machen, da fie den ſtaͤrkſten Feuers⸗ 
grad aushalten, ohne zu berſten oder verglaſet zu 
werden. 
| Unter 
*) Argilla aterrima tinctoria. 
* 


Weaſſe, Erde, Satze z. von Chill. 58 


Unter den Kalkerden iſt eine gebrannte Kreiden. 
Kolkerde (Calcina) oder körnigte friabele Cbil. Walo. 
Kreide werkwuͤrdig, welche ſich in den Cordiglieren, in 
Gruben von zwey bis drey Meilen Breite findet, und 
welche auch unergruͤndet find, Ich habe ihr den Na⸗ 

men Calx vulcanica *) gegeben, weil ich überzeugt bin, 


daß ſie durch Vulkane oder unterirdiſches Feuer aus 


Marmor in dieſen Zuſtand verſetzt iſt. Die Oberflaͤ⸗ 
che ſcheint wuͤrklich angebrannt, und die umberliegenden 


brannten Bulkans. 


Berge geben keine undeutliche Merkmale eines ausge⸗ 


Ob ſte gleich wenig mit Sauren aufbrauſek, und 


mit denſelben irregulaire Cryſtalle bildet, ſo hat ſie doch 
die cauſtiſche Eigenſchaft des gemeinen gebrannten 


Kalks nicht, erhält die ſelbe auch nicht wieder, wenn ſie 


von neuen gebrannt wird. Die Einwohner gebrauchen 


fie daher nur zum Weiſſen ihrer Haͤuſer. Es giebt 


zwey Sorten davon, eine feine und eine groͤbere. Er⸗ 
ſtere wird an dem Berge Colchagua und Maule ge: 
graben, iſt vollkommen weiß, und zerfällt in ein ſtau⸗ 
bigtes Pulver, die andre erhaͤlt man in Chillen, fie 


zieht etwas ins gelbe, und wird mit der Zeit und durch 


den Gebrauch bleicher. a | 
Mietalliſche Erden, welche man bis jego in Chili 


entdeckt hat, find: das Bergblau und Berggruͤn, ta» 
tuͤrliches Bleyweiß, Galmey, braune, gelbe und rothe 
Ochern. Von letztern findet man zwey Arten, die erſte, 


Colo genannt, iſt bleichroch, die andere iſt weit feiner, 
heißt Quenchu, und hat eine feurigere und lebhafte 
re Farbe als der Zinnober, wie Lord Anſon verſichert, 


welcher eine große Menge davon auf der Inſel Gio. 

Fernandes entdeckte. Da dieſe Erden beynahe dieſelbe 

ſpecifſche Schwere und eben das Anfehn als die Mene 

ker N 0 4 nige 
) Calx ſolubilis, pulvereo-granulata, | 


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36. Zbeytes Buch. 


nige haben, fo nannten fie einige natürliche Mennige, 
indem ſie glaubten, daß das unterirdiſche Feuer wohl 
eben fo gut aus verſchiedenen Bleyerzen Mennige bren⸗ 
nen konnte, als man fie durch die Kunſt macht. Die 
Gruben dieſer zweyen Arten von Ochern gehen ſehr tief 
in die Erde, und ihre Feinheit nimmt zu, ſo wie man 

tiefer kommt. | 9 75 
Sand. Chili hat wenige wuͤrkliche Sandgegen. 
Chileſiſch: den, welche ſo ſehr mit Sand bedeckt waͤ⸗ 

FLupun. ren daß ſie nichts hervor brachten, und dieſe 
ſind von geringer Ausdehnung. Die Fluͤſſe bringen 
indeß, da ſie alle aus Felſen kommen, eine große Menge 
Sand von alle den Gattungen, welche die Naturſorſcher 
unterſcheiden, mit. An den Ufern derſelben und auch 
am Strande des Meers findet ſich unter andern der 
Arena micacea nigra Virginiana von Woodword in 
großer Menge. Dieſer Sand, welchen die Einwohner 
als Streuſand brauchen, iſt ſchwarz und nach dem Ver⸗ 
haͤltniſſe des Eiſens, welches er enthaͤlt, ſchwer. An 
eben den Orten findet ſich noch eine andere Gattung, 
welche ſich von der erſten durch die Farbe unkerſcheidet, 
die dem Berlinerblau völlig gleich kommt, daher man 
fie Arena cyanea *) nennen koͤnnte. Bey Talca, der 
Hauptſtadt von Maule', erhält man aus einem kleinen 
Huͤgel eine Art Pozzolane, die unter dem Namen Are- 
na talcenfe**) hekannt iſt, und ein vulkaniſches Pro⸗ 
duct zu ſeyn ſcheint. Dieſer Sand iſt rothbraun, et⸗ 
was mehr zermalmt als der von Pazzoli, die Koͤrn⸗ 
chen aus welchen er beſteht, enthalten erdigte und eiſen⸗ 
artige halb caleinirte Theile. Die Einwohner uͤbertuͤn⸗ 
chen die Mauren ihrer Haͤuſer damit, ehe ſie ſie weiſſen, 
er haͤngt ſich ganz vortreflich an, ohne daß Kalk zuge⸗ 
ſetzt wird, und da er gar keine Riſſe bekoͤmmt, ſo 
nimmt er die Weiſſe außerordentlich ſchoͤn an. 


Die 
) Arena ferri micans caerulea. 


2 


Waſſr, Erde, Saze g. von Chill. 57 


Die vier Ordnungen, in welche man Steine. 


K 1 Steinarten bequem eintheilen kann, Chil. Cura. 


en kalkartige, ſandigte und zufaimmengefeßte, 


| n auch in Chili alle von den beruͤhmteſten 


Schkiſtſtellern feſtgeſetzte Geſchlechter. Die Geſchlech. 
ter ſelbſt haben aber, da die Berge bis jezt noch von 
En Mineralogen unterſucht ſind, wenig Arten unter 
ſich, und dieſe find denen in Europa bekannten größten 
theils ähnlich, Auf den wenigen Excurſtonen, welche 
ch in der Zeit die mir von meinem Studieren uͤbrig 


blieb, machte, habe ich folgende Gattungen von den 
b Geſchlechtern der erſten Ordnung gefunden: den Pros - 
bierſtein (Chiſtus novacula), Tafelſchiefer (ſchiſtus ta- 


bularis), den gruͤnen Schiefer (chiſtus viridis), den 
Dachſchiefer (Ich. ardefia), den gemeinen und den dich⸗ 


ten Schiefer (h. compactiſfim.). Von Talkarten: 
den gruͤnen, den fleiſchfarbnen Nierenſtein, und den 
Spreuſtein (Taleum aceroſum), den Bergflachs 
(Amiantus Asbeſtus), das Federweiß (Am. fragilis), 


und den Bergkork (Am. ſuber). Von Glimmerarten: 


das rußiſche Glas (Mica membranacea), Süber⸗ und 
1 Goldglimmer (Mica argentata et aurata), den unger⸗ 
ſthen Glimmer oder Goldtalk (Mica hungarica), den 
Talk (Mica 1 und den e Glimmer 


ae (Mica eryſtallina). 


Das rußiſche Glas iſt ſcwohl in Abſcch der Groͤße 


i EM der Schönheit der Scheiben ganz vollkommen, und 


wird von den Landleuten zur Ve erfertigung kuͤnſtlicher 


ki 


u . 75 
eee * ng er 


Blumen „ und in die Fenſter ſtatt Glasfcheiben, eben 


8 To wie in Rußland, angewandt. Viele ziehen es dem 


ae noch vor, ba es nicht zerbricht, und noch die Be⸗ 
quemlichkeit hat, daß es, ohne die Perſonen die im 
Zimmer ſind zu verhindern, die Objecte welche außen 


i ö ſind, 5 


* Arena ferruginea in aqua durefeeris, 


a * rer. tt ! 4 * 
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58 Zweytes Buch. 


ſind, zu ſehen, denen die außen ſind doch verwehrt die 
Objecte im Zimmer zu ſehen. Dieſe Scheiben find 
gewoͤhnlich einen Fuß groß, wenn ſie aber mit Vorſicht 
in den Gruben geſpalten werden, ſo kann man ſie wohl 
von zwey Fuß haben. Ihre Farbe iſt von der des 
Glaſes wenig verſchieden, doch findet man eine Abaͤnde⸗ 
rung, welche mit unregelmäßigen gelben, rothen, gruͤ⸗ 
nen und blauen Flecken geſprenkelt iſt, man koͤnnte ſie 
daher Mica variegata) nennen. Sie iſt wie die andern 
bieafam, ſpaltet in Stuͤcken die ohngefaͤhr einen Fuß 
breit find, wegen der Flecken wird fie aber wenig geſucht. 


Kalkarten. Die Arten der zweyten Ordnung, wel 
Chileſiſch: che dieſes Reich hervorbringt, find die ge⸗ 
Maleurat meinen Kalkſteine, die verſchiedenen Mars 
morarten, die Spate und die Gipſe. Unter den erſten 
finden ſich die dichten Kalkſteine von allen Farben, der 
koͤrnigte Kalkſtein (M. micans), auch verſchiedentlich 
gefaͤrbt, und der ſchuppige Kalkſtein von weiſſer, blauer 
und grauer Farbe. c e 8 


Di.e bis jetzo entdeckten einfarbigen Marmorarten 
ſind der weiſſe Statuenmarmor, der ſchwarze, der 

gruͤnliche, der gelbe und der graue. Zwey Berge, der 
eine zwiſchen den Cordiglieren von Copiapo', und der 
andere am Seeſtrande in der Provinz Maule, beſtehn 
ganz aus Bandmarmor; die Baͤnder von verſchiedener 
Farbe, ſind in ſo viel Lagen geordnet, daß ſie die bey⸗ 
ben Berge von den Grundflaͤchen bis an die Gipfel rund 
herum umgeben, ſo daß es wahres Naturſpiel zu ſeyn 
ſcheint. Unter den gefleckten Marmorarten hat man 
aſchgrauen mit weiſſen, gelben und blauen Adern; gruͤ⸗ 
nen mit ſchwarz geſprenkelt; gelben mit irregulairen 

ſchwarzen, braunen und gruͤnen Flecken. Dieſer letzte, 
welcher bey St. Fernando, der Hauptſtadt von Colcha⸗ 

ee zu gua 

g 2 Mica membranacea fiſſilis, flexilis, pellucida variegata. 


Waſſer, Erde, Salze rc von Chili. 59 


gua aus einem Berge gegraben wird, iſt ſebr geſucht, 
da er ſehr leicht zu bearbeiten iſt, und mit der Seit fehr 
bart wird. Auch die andern Arten nehmen eine gute N # 
Politur an, und haben alle gute Eigenſchaften, welche 0 1 
die Rarmorſchleifer erfordern. Die untern Anden ha⸗ | | 
ben, wie ich von Perſonen die bis ſoweit gekommen 0 | 
ſind gehoͤrt habe, einen Ueberfluß von guten Marmor⸗ a 
arten von allen Farben; genauere Nachrichten fehlen 7 
mir doch aber ‚ um die Charactere feft zu ſetzen. 5 5 | 


In den Ebnen bey der Stadt Coquimbo, trift man 

nach drey oder vier Fuß hoher fruchtbarer Erde, fuͤnf 

bis acht Schichten von weißlichtem koͤrnigten Muſchel⸗ 

marmor an, welcher mit mehr oder minder ganzen 

Conchylien durchwebt iſt, und dadurch den Lumachellen 1 
ſehr nahe kommt. Die Lagen, welche ſich in die Laͤngne . 
und Breite über drey Meilen weit erſtrecken, ſind ohn⸗ ö MR 
gefaͤhr zwey Fuß maͤchtig, und wochſeln mit andern N ‘Erd 
duͤnnen Schichten von Sand ab. In Verhaͤltniß der l 
Tiefe wird dieſer Stein immer feiner und haͤrter. Der a 
in der oberften Lage iſt grobkoͤrnig, laͤßt ſich zerreiben, e , 
und dient zu nichts als zum Brennen. Die folgenden | | 


geben doch, ob ſie gleich ſchon ſehr dicht find, dem Eis Mi | | ö 
fen leicht nach, mit welchem die Einwohner die Steine 1 
brechen, und aus der Grube ausfoͤrdern; in den Gebaͤu. „ u 

den zu welchen fie angewandt werden, erhalten ſie aber ö | 
eine hinlaͤngliche Härte, um der Luft und dem e en 7 

zu . 777 1 


Die Spate ſind ane Hebel der Erz⸗ | 
| gaͤnge „ und dienen den Bergleuten zu ſichern Wegweir | me 
ſern, die entdeckten Mineralien zu characteriſiren; Das | 

her find alle bis jetzt claffifieirte Gattungen in dieſem „ 

Lande hinlaͤnglich bekannt, ausgenommen den islaͤndi⸗ | | 
ſchen Spat, welcher bis jego hier noch nicht entdeckt iſt. 7 
| u 1 haben unendliche Spielarten unter | 1 


1 2 ſich, | 


— — n 


Zweytes Buch. 


ſich, von welchen viele bey einer genauern Unter ſuchung 
ſelbſt eigene Gattungen werden. Gefaͤrbter Spat iſt 
hier beſonders haͤufig, daher findet man falſche Topa⸗ 
ſen, Schmaragde und Saphire in großer Menge, 
welche von andern Flußſpate genannt werden; der ſon⸗ 
derbarſte unter den cryſtalliſirten durchſichtigen Spa⸗ 
ten, iſt der ſechseckigte Spat von verichietener Größe, 
welcher in den Goldgruben von Quillota vorkoͤmmt; 
er iſt mit feinen Goldfaͤden auf hunderterley Arten 
durchzogen, und iſt der ſchoͤnſte den man ſehen kann. 


Ob gleich Chili ſehr viel Gipsgruben hat, ſowohl 
von dem gewöhnlichen, als parallelipipediſchen, rhom⸗ 
boidaliſchen und Strahlgips, fo bekuͤmmern ſich doch 
die Einwohner wenig darum, und ziehen allen dieſen 
eine beſondere Art von friablem Gips vor, welcher aus 
kleinen unbeſtimmten Partikeln beſteht, vollkommen 
weiß iſt, und etwas ins blaͤulichte ſpielt. Dieſer Gips, 


welchen ich Gyplum vulcanicum ) nenne, findet ſich 


beſtaͤndig in der Nachbarſchaft der Vulkane in den Cor⸗ 
diglieren in betraͤchtlich großen Gruben und in einem 


halbkalcinirten Zuſtande, demohngeachtet wird er zu al» 


len Arbeiten, wozu man ſonſt den gemeinen Gips 
braucht, mit Nutzen angewandt, vorzuͤglich aber zum 
Weiſſen der Waͤnde, denen er durch ſeine blaͤulichtſchie⸗ 
lende Farbe eine Art Koͤnigsweiß (bisnco di Re) giebt. 
Man koͤnnte ihn gleich ſo, wie er aus der Grube koͤmmt, 
gebrauchen; die Maurer laſſen ihn doch aber noch etwas 
kaleiniren. Auch an feinem Alabaſter haben die An⸗ 

ee den, 


) Gypfum particulis indeterminatis eaeruleſcens. 


g) „Außer den Goldminen findet man in der Gegend 
„von Copiapo' eine Menge Eifen-, Zinn⸗, Kupfer⸗ 
„und Bleyminen, auf welche man ſich aber nicht die 

„Mühe giebt zu arbeiten. Auch giebt es eine Menge 

„Magnet⸗ 


Waſſer, Erde, Salze ze. von Chili. 6x 


den, in welchen die Natur mit beſonderm Wohlgefallen 
zu arbriten ſcheint, einen großen Ueberfluß, fo wie an 
gutem Marienglaſe, welches die Einwohner der Stadt 
St. Joſeph ſtatt der Glasſcheiben in die Fenſter der 

Kirchen gebrauchen. „ 


„ 0 


Sandſteine (Cos) von verſchiedener Sandſtein⸗ 
Gatttung „Quarze, Feuerſteine und Berg⸗ a Chil. 
cryſtalle find aus der Ordnung da nicht we- G uncl. 


niger haͤufig, als in den meiſten Gegenden von Europa. 


Unter den erſten ſind die weißen, die gelblichen und die 
grauen Schleifſteine, die Muͤhlſteine und die Bauſtei⸗ 
ne am haͤufigſten. Die durchſichtigen und milchigten 
gefärbten und auch edlen Quarze find in allen Bergen 
häufig, fo wie von den Kieſeln der Feuerſtein aus den 


Kreidegebuͤrgen, (filex cretaceus). Der gemeine Feuers 


fein, der aͤgyptiſche Kieſel, und die gewöhnlichen Aga⸗ 
te; ob ſich aber auch feinere Arten daſelbſt finden, weiß 
ich nicht. Einfarbige, bis jetzo beobachtete Jaſpisar⸗ 
ten find folgendes der rothe, der gruͤne, der graue, der 
weiße und der vollkommne Laſurſtein 2). Unter den ge⸗ 
fleckten find: der aſchgraue mit ſchwarzen Flecken, der 
weißlichte mit blauen und gelben Adern, der gelbe mit 
blauen, rothen und perlgrauen Flecken die bekannteſten. 

Außer den kleinen Bergeryſtallen, welche man 
überalt findet, bieten die Cordiglieren auch betraͤchtli⸗ 
chere Stücke dar, aus welchen man Saͤulen von ſechs 
bis ſieben Fuß hoch machen koͤnnte. Auch von gefärbs 
ten Cryſtallen oder falſchen Edelgeſteinen iſt eine große 
VI. | enge 


„Magnetſtein und Laſurſtein, welche die Einwohner 
„aber für keine Sache von Wichtigkeit halten. Letz⸗ 
„tere find 14 oder 15 franzoͤſ. Meilen von Gopiapo’, 
„in einer Gegend wo es viel Bley giebt.“ Frezier 
Voyages, Tom. I. p. 245. 2 7 | 


/ 


652 Zybweytes Buch. 


Menge da, z. B. der falſche Rubin, Topaz, Hyacinth, 
Schmaragd u. ſ. w. Von den aͤchten Edelgeſteinen 
weiß ich, daß ſich vor einigen Jahren in Coquimbo 
ein vortreflicher Schmaragd fand, und in der Provinz 
Santjago ein Topaz von anſehnlicher Groͤße. Die 
Fluͤſſe bringen mit dem Sande von Zeit zu Zeit kleine 
Rubine, Safire und andere Edelgeſteine von Werth, es 
muͤſſen ſich alſo in den Gebuͤrgen, in welchen ſie entſprin⸗ 
gen, andere Stuͤcke von betraͤchtlicherer Groͤße finden. 
Die Indolenz der Einwohner aber, die ſich um ſo man⸗ 
che andere Zweige der Nahrung nicht bekuͤmmert, vera 
nachlaͤßigt auch dieſen, der doch betraͤchtlich werden 
koͤnnte. Ich zweifele nicht, daß die chileſiſchen Gebuͤr⸗ 
ge auch in dieſer Art Reichthuͤmer beſſtzen, da fie an 
Cryſtallen, Salzen und metalliſchen Duͤnſten einen ſo 
großen Ueberfluß haben; aber die Schatzkammern, in 
welche die Natur Schaͤtze von dieſer Art zu verbergen 
pflegt, ſind wie es ſcheint noch nicht einmal von einem 
menſchlichen Fuſſe betreten, was alles denn mit Kenner⸗ 
augen unterſucht! 


Ein kleiner Huͤgel, nordweſtlich von Talca, iſt 
gleichſam ganz aus Amethyſten von ſchoͤnem Blau zuſam⸗ 
mengeſetzt, welche zum Theil auf einem grauen Quarze 
ſitzen, der ihnen zur Mutter dient, theils aber auch im 
Sande umhergeſtreuet und vergraben ſind. Ihre Fein⸗ 
heit und Schoͤnheit nimmt in dem Verhaͤltniß zu, ſo 
wie fie weiter von der Dberfläche wegliegen, und ich bin 
überzeugt, daß man tiefer ganz vollkommne finden wuͤr⸗ 
de. Einige welche man kurz vor meiner Abreiſe aus 
einem Loche, welches einen Fuß tief war, grub, waren 
durchaus und ſehr ſchoͤn gefaͤrbt, und ſchnitten das Glas 
ſechs bis ſiebenmal, ohne im geringſten Kiffe zu bekom⸗ 
men; einige fand man auch, welche wuͤrklich ein Wafı 
fer wie Diamanten hatten, welches vielleicht die Vor⸗ 

| laͤufer 


Waſſer, Erde, Salze ze. von Chili, 63 


be dieſes koͤſtlichen Edelgeſteins waren. In einigen 
elsritzen finden ſich auch purpurfarbige, „ſehr ſchoͤne 
Amethpſten. N 

5 


Die Provinz Copiopo hat dieſn Namen von ei⸗ 
ner Menge Tuͤrki iffe erhalten „welche man in den Ber. 
gen derſelben antraf. Ob dieſes gleich nichts anders 
als verfteinerte, „uns durch metalliſche Dämpfe gefärbte 

. a von Thieren ſind, und alſo eigentlich unter die 
erſteinerungen gehörten, fo habe ich ihrer doch hier 
Erwaͤhnung thun wollen „da man fie unter die Edelger 
ſteine zähle. Sie find groͤßtentheils blau ins gräulichte 
ſpielend; doch finden ſich auch einige, welche die Juwe⸗ 
lierer orientaliſche Tuͤrkiſſe (di vecchia rocca); nennen, 
welche eine ſchoͤne blaue Farbe, und eine beträchtliche 
Härte haben. 


. enen Steine ſind im Juſammen⸗ 
| PH die gewoͤhnlichſten, und ma. geſetzte 
chen auch in Chili groͤßtentheils die Grund. Coil. Kl 
lage der Berge. Außer den gewoͤhnlichen il. Big, 


Arten, welche ſehr haͤufig ſind, finden ſich auch ver⸗ | 


146 ſchiedene Arten von Breccien, Porphyren und Granitte 
von der ſchoͤnſten Art. Die Seiten der Berge, wel⸗ 
che die enge Straße bilden, die uͤber die Cordiglieren 
nach Cujo fuͤhrt, beſtehen ganz aus rothem, ſchwarzem 
und gruͤnem Porphyr mit verſchiedenen Farben punk⸗ 
tirt; unter dieſen iſt beſonders einer merkwuͤrdig, wel⸗ 
5 cher auf gelbem Grunde, unordentlich zerſtreute rothe 
und blaue Flecke hat. Er bricht in der Nachbarſchaft 


des Fluſſes ie „ ich werde ihn Azum le . 


nennen. i 
4 \ In 


8 0 Saxum aoipalpabilk ng maculis Ipatof is rubrig 
coeruleisque, 


Va ee a RAR ar 


Bote Buch. 


In den angraͤnzenden Feldern, bey dem Zuſam⸗ 
menfluſſe des Rioclaro, entdeckte man in einer Tiefe 
von zwey Fuß, eine große Hoͤhle von braunem Por phyr 
mit ſchwarzen ſpatartigen Flecken, welche ſich in ver 


ſchiedene horizontale Mebenäfte theilt, deren Ausbrei⸗ 


tung und Tiefe man noch nicht kennt. Dieſer Stein ſteht 
daſelbſt in Schichten, ohngefaͤhr zwey Fuß breit, und 
drey bis vier Zoll dick; in denſelben Lagen bleiben dieſe 
Abmeſſungen immer gleich. Obgleich dieſe Platten 
(laftre) hin und wieder theils durch Riſſe, theils durch 
fremde Koͤrper unterbrochen ſind, ſo koͤnnen ſie doch acht 
und mehr Fuß lang ſeyn. Die Oberflaͤchen dieſer Plat⸗ 
ten ſind uͤberall ſo polirt, daß ſich die Maler derſelben 
bedienen, ihre Farben darauf zu reiben, ohne ſie erſt 
von einem Steinhauer poliren zu laſſen. Wie dieſe 
Steine gerade hieher kommen, und durch welche Kraft 
ſie eine ſo regulaire Geſtalt erhalten haben, weiß ich nicht 
zu erklaͤren. Das Erdreich dieſer Felder iſt theils ſan⸗ 
digt, theils thonigt und mergeligt; zwiſchen jeder 
Schicht der Platten hie ſich nichts als etwas Quarz⸗ 
und Spatſand. *) 5 


In allen Ebnen und auf dem groͤßten Theile der 
Berge ſieht man eine große Menge iſolirter Steine, 
von platter cirkelrunder Figur, fuͤnf bis ſechs Zoll im 
Durchmeſſer, welche in der Mitte ein Loch haben, wel⸗ 
ches von einem Ende zum andern geht. Dieſe Steine, 
welche offenbar durch Kunſt gemacht ſind, gehoͤren 
theils zu den Granitten, theils zu den Porphyren. 
Vielleicht bedienten ſich die alten Chileſer derſelben, 

* ſtatt 


*) Sollte dieſe regelmaͤßige Geſtalt nicht einigen Ver⸗ 
dacht auf den vulcaniſchen Urſprung dieſes Porphyrs 
geben, da bekanntlich auch einige andere Porphyrar⸗ 

ten deutliche Spuren von einem Wee de Urſprun⸗ 
. ge 


Waſſer, elde, Salze ꝛc. von Chill. 
4 ſtatt der Keulen oder ee indem fe durch das in 


i einen Stiel ſteckten. 


A Der Theil der Anden, welcher zu den Salze. 
Provinzen Copiapo und Coquimbo ge⸗ Cbileſiſch: 
) hört, har gleichfalls Berge, die aus Lagen hadi. 


von durch ſichtigem Steinſalz zuſammengeſetzt ſind, wel⸗ 


ches in ſchoͤne Würfel eryſtalliſirt iſt, und eine roͤthli⸗ 
che, gelbliche, braͤunliche und weiße Farbe hat. Die 
Erde, welche hin und wieder dieſe Berge bedeckt, iſt 
thonigt. Dieſes vortrefliche Salz wird nur von den 
Einwohnern in der Nachbarſchaft genutzt, weil die 

mehr entfernten den Transport fir zu koſtbar halren, 
und ſich lieber mit dem ſchoͤnen Meerſalze verſehn, wel⸗ 
ches man auf den Kuͤſten, vorzuͤglich zu Bucalemo, 
Bopyeruca und Vichuquen macht, wo die reichſten 
Salinen von Chili ſind. In den Gegenden des Mit⸗ 


tellandes macht man von dem Quelltalze der Pehuen⸗ 


chi viel Gebrauch, deſſen wir in dem Capitel von den 

mineraliſchen Quellen Erwaͤhnung gethan haben. Der 
ö Salmiak i in ganzen Kuchen und ausgewittert, iſt in 
verſchiedenen Theilen dieſes Koͤnigreichs ſehr gemein, 

ſo auch der gegrabne Salmiak von verſchiedenen Far⸗ 
ben, welcher ſich in der Naͤhe der Vulkane findet, von 
| Wfehen er, wie es ſcheint, ſublimirt iſt. 


Das Erdreich von Coquimbo beſteht groͤßten⸗ 
theils aus einer mergelichten poroͤſen Erde, und iſt an 
verſchiedenen Orten mit einer zollhohen Kruſte von alfa« 
liſchem Salpeter, in ſchoͤnen Cryſtallen bedeckt. h) In 
| dem übrigen Theile der Provinz, fo wie auch in Co⸗ 


piano’ 
ge tragen? S. Ferbers Briefe aus Waͤlſchland, 


Seite 398 Anm. des Ueberſ. 
bj) „Der Salpeter iſt daſelbſt nicht weniger gemein, 


N 


„man ſiehet ihn in den Thaͤlern einen Finger hoch 


„anf der Erde.“ Frezier 5 Tom. I. p. 245. 


ea — 


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70 4 N 


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24 


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a u nn — 


66 | Zweytes Buch. 


piapo und Melipilla iſt der kalkartige Salpeker ſehr 
häufig; ober nicht alles was die Landesbewohner Sal⸗ 
peter nennen, iſt wahrer Salpeter, auch eine große 
Menge Natron oder ein alkaliſch⸗ erdigtes Salz, ger 


woͤhnlich mit Kuͤchenſalz vermiſcht, oder mit fluͤchtigem 
Laugenſalz, findet ſich daſelbſt, dem ſie gleichfalls den 


Namen Salpeter geben. 


Außer dem gemeinen und dem ſogenannken Feder⸗ 
alaun, welchen man in verſchiedenen Gegenden des Lan⸗ 
des entdeckt hat, findet ſich in den Anden noch ein Alaun⸗ 
ſtein, welcher halberyſtalliſirt, ſehr zerreiblich, ſehr fein, 
von vitrioliſchem Geſchmack und weißgelblicher Farbe iſt. 
Die Einwohner nennen ihn Polcura. Ob er gleich 
das Aeußere und die Conſiſtenz des weißen Mergels 
hat, ſo enthaͤlt er doch keine Kalkerde, ſondern iſt nichts 
anders als Thon mit Vitriolſaͤure durchdrungen, und 
alfo dem Alaunſteine von Tolfa aͤhnlich. Die Gruben, 
aus welchen man dieſen fuͤr die Faͤrberey ſo ſehr nuͤtzli⸗ 
chen Stein gewinnt, find an dem ganzen Gebürge zer⸗ 
ſtreuet, und nehmen viele Meilen Land ein. Aus eben 
dem Gebuͤrge koͤmmt ein aͤhnlicher Stein, der aber 
groͤber iſt, und weniger geſucht wird; er iſt zum Unter⸗ 
ſchiede von dem wahren Polcura kieſigt, und enthaͤlt 
viel Schwefel, zieht daher auch ſehr ins gelbe. 


Die vier Hauptgattungen von natuͤrlichem Vitriol, 
der gruͤne oder Eiſenvitriol, der blaue, deſſen innrer 
Beſtandtheil Kupfer iſt, der weiße oder Zinkvitriol und 
der gemiſchte, finden ſich ſowohl in Cryſtallen als Sta⸗ 
lactiten, welche oft als Baͤume oder Blumen in ihren 

f Gruben 


) Bitumen tenax ex atro caeruleſcens. 
1) „In den benachbarten Gebuͤrgen, welche von den 
„Puelchos bewohnt werden, finden ſich Schwefel⸗ 
„und Salzgruben. Zu Talcaguano, zu Irequin, 

ö 5 „und 


Bi. \ 


Waſſer, Erde, Salze ꝛc. von Chili. 67 


Gruben auſſchießen, oder auch in ganzen Sagen. Das 
ber find auch die Minen von Vitriolerzen, oder rothe, 
graue, ſchwarze und gelbe Atramentſteine daſelbſt ſehr 
gemein. Yu | 10 


Die große Kette der Cordiglieren, die Erdharze. 
durch fo, viele unterirdiſche Feuer erwarmt Chil. Upe. 
wird, giebt an verſchiedenen Orten weiße und rothe 
Naphtha und Bergoͤl, Asphalt und zwey Gattungen 
von Bergpech, das gemeine Berg pech und eine andere 


Gattung, welche ſchwarzblau iſt. Dieſe Art, welche 
ich Bitumen Audinum*) nenne, giebt, wenn ſie dem 


Feuer ausgeſetzt wird, einen ſehr angenehmen Geruch, 
beynahe wie Bernſtein. Ich glaube aber daß es nichts 


anders iſt, als eine durch die Laͤnge der Zeit condenſirte 


Naphtha, und es koͤnnte daher vielleicht eine Varietaͤt 
der perſiſchen Mumie ſeyn. Die Natur iſt nicht geizig 
damit geweſen, die Gruben deſſelben ſind ſehr groß. 
Gagat findet ſich in großer Menge bey den Araucanern, 
und Steinkohlen im Umfange der Stadt Conception, 
und in vielen andern Gegenden des Koͤnigreichs i). 


Das Meer wirft eine Menge braunen und ſchwar⸗ 
zen Ambra aus, auf der Kuͤſte von Arauca, und in 
dem Archipel von Chiloe auch grauen. Die Indianer 
nennen ihn Megene, d. i. Ererement von Wallfiſchen, 
und behaupten, daß dieſe Subſtanz, welche ſchwarz 
aus dem Waſſer koͤmmt, nachher braun und endlich 
grau und wohlriechend durch die Sonnenwaͤrme werde. 
Ich vermuthe auch daß es e daſelbſt ge⸗ 
1 2 ben 


* 


1 P. 146, 


„und in der Stadt (Conceptlon) ſelbſt, findet man 
„ehr gute Steinkohlenlager, wenn man nur ein oder 
»zw¾ey Fuß tief graͤbt.« Frezier Voyage, Tom, I. 


68 SZhweytes Buch. 


ben muß, da das Meer zuweilen von dieſem koſtbaren 
Harze einige Stuͤcke auswirft. 

Die Provinz Copiapo', deren Boden vielleicht an 
Mineralien einer der reichſten in der Welt iſt, hat zwey 
Berge, die beynahe ganz aus eryſtalliſirtem Schwefel 
beſtehen, der gar nicht weiter gereinigt zu werden 
braucht. k) Auch in andern Gegenden der Anden find 
foiche Gruben fo häufig, daß man kaum ein Thal an⸗ 
trift, worin nicht eine oder die andere befindlich waͤre. 


Schwefel- Der ganze Erdboden von Chili iſt fo 
Tiefe. Chir mit Schwefelkieſen durchdrungen, daß fie 
leſiſch: Cu⸗ſſich nicht blos im Innern der Erde in jeder 
thalcura. Tiefe finden, wo fie Neſter, Gänge und 
Trümmern (tiloni) von betraͤchtlicher Ausdehnung und 
Maͤchtigkeit machen, ſondern auch auf der Oberfläche 
der Ebenen und der Berge laufen dieſe Gänge zuweilen 
für ſich allein, zuweilen (und das iſt der häufigfte Fall) 
in Begleitung anderer Erze von aller Art. Außerdem 
find die Schwefelkieſe überall zerſtreut, in den Erzgaͤn⸗ 
gen, im Thon, in der Kreide, in den Felsſteinen, be⸗ 
ſouders aber in den Quarzen und unter den Bergery⸗ 
ſtallen. 

Die drey Gattungen, in welche man dieſes Mine⸗ 
ral vorzuͤglich eintheilen kann, naͤmlich die Eiſenkieſe, 
Kupterkieſe und Arſenikalkieſe oder Markaſiten find fo 
mannigfaltig in dieſem Sande, daß wenn man fie alle 
beſchreiben wollte, wenigſtens ein ähnliches Werk wie 
Henkels Pyritologie dazu erfordert wuͤrde. Diejenige 
welche aber vorzuͤglich Aufmerkſamkeit verdient, iſt der 
goldhaltige Kupferkies in cubiſcher Geſtalt, wo das 

| Gold 

k) „In den hohen Gebuͤrgen der Cordiglieren, vierzig 
H Meilen vom Hafen (Copiapo“) O. S. O., find 

„Gruben vom fehonften Schwefel. Man graͤbt den⸗ 
„felben aus einem Gange, der zwey Fuß mächtig fe 
vun 


Waſſer, Erde, Salze x. von Chill. 69 


Gold mit dem Kupfer mittelbar durch den Schwefel 
vererzt iſt. Dieſer Kies giebt am Stahl wenig oder 
gar kein Feuer. Bomare fagt in feinem vortrefflichen 
MWörferbuche der Naturgeſchichte: daß die Schwefel⸗ 


kieſe, welche man gemeiniglich Incasſteine nennt, jetzo 
ſo rar waͤren, daß man ſie nur in den alten peruaniſchen 


Begraͤbniſſen antreffe. In Peru kaun das wahr ſeyn; 
in Chili findet man derſelben aber noch eine große 
Menge, beſonders in einem hohen Berge der Provinz 
Quillota, Campane genannt, wo fie gleichfalls unter 
dem Namen Incas ſteine bekannt find. 


Auch mit den gewohnlichen Halbmetal- YSalbınes 
len, Arſenik, Kobalt, Wismuth, A 
Spiesglas und Queckfüber iſt dieſes Reich ze td 


verſehen, welche ſich theils in beſondern gipagmil- 


Minen, theils bey andern Erzen finden, groͤßtentheils 


im vererzten Zuſtande. Die Einwohner geben ſich 
aber mit der Zugutmachung dieſer Erze nicht ab. Das 
Spiesglas wird indeß von den Bergleuten geſucht, um 
es zum Schmelzen einiger Silbererze zu gebrauchen, 
auch von den Goldſchmieden zur Reinigung des Goldes; 
man kennt daher das ſtrahligte Spiesglaserz, das Spies⸗ 
glasfedererz, das dichte Spiesglaserz u. das rothe Spies» 
glaser z, welches mit Arſenik und Schwafel vereint iſt; ale 
Te dieſe gewinnt man in den Gold⸗, Silber⸗, Lite 
und Bleygruben, auch in einer beſondern Grube, wo 
es ſich cryſtalliſirt findet. . 

Das Oueckſilber, deſſen Zugutmachung wegen des 
koͤniglichen Zolls bey ſchwerer Straſe verboten iſt, fin⸗ 
det ſich in verſchiedenen Theilen des Koͤnigreichs, bald 
Es 1 3, Sale e gediegen, 

„und er darf gar nicht weiter gereinigt werden. Das 
„Quintal gilt am Hafen drey Piaſter; und man 


„bringt ihn von da nach Lima.“ Frezier, Tom. I. 


n 


70 Zbweytes Buch. 


gediegen, bald mit Schwefel vererzt, oder als Zinno⸗ 
ber. Die Provinzen Coquimbo und Qnillota beſitzen 
die beyden reichſten Gruben dieſer nothwendigen Sub⸗ 
ſtanz, zur Bearbeitung der uͤbrigen Metalle, und ſie 
würden den Einwohnern einen unſchötzbaren Vortheil 
verſchaffen, wenn ſie gebauet werden duͤrften. Die 
Mine in Coquimbo liegt in einem der Berge des Mit⸗ 
tellandes, welcher aus einem braͤunlichen Thone, und 
zum Theil aus einem thonigten Geſtein, welches im 
Bruche ſchwarz iſt, beſteht. Beyde Arten Geſtein 
dienen dem Queckfilber zur Mutter, welches gediegen 
in dohnlegern Trümmern ſich ſehr häufig in demſelben 
findet. Einige von dieſen Truͤmmern enthalten das 
Queckſilber auch vererzt, d. i. in Geſtalt eines dunkel⸗ 
rothen Zinnobers. Die Mine zu Quillota liegt gleich⸗ 
falls in einem hohen Berge, nicht weit von dem Orte 
Limache, und iſt, wie es ſcheint, nicht weniger reich 
als die vorhergehende. Das Queckfilber, welches da⸗ 
ſelbſt durch Schwefel vererzt iſt, hat ein kalkartiges Ge⸗ 
ſtein zur Mutter, welches als Zuſchlag dienen koͤnnte, 
um den Schwefel davon zu ſcheiden; da dann durch das 
Feuer das Queckſilber heraus gebracht werden koͤnnte. 


Metalle. Ob gleich die Bleyminen groͤßtentheils 
Chileſiſch: vom beſten Gehalt find, fo machen doch die 
Pagnil. Einwohner wenig Gebrauch davon, und 
machen nur ſo viel Bley zu gut, als zur Ausſcheidung 

8 . | Des 


Y um Amerika noch mehr verhaßt zu machen, ſetzt er 
hinzu: In dem ganzen großen Striche von Amerika 
find uͤberhaupt ſehr wenig Eiſengruben; und was 
noch mehr zu bewundern iſt, das Eiſen welches man 
daſelbſt gebraucht, iſt weit ſchlechter, als das von 
unſerm feſten Lande, ſo daß man keine Naͤgel daraus 
ſchmieden koͤnnte; ohngeachtet dieſer ſchlechten Bes 

' ſchaffenheit iſt es ſehr theuer, das chileſiſche rn: 
oſtet 


P 
N PIE SHE f 


8 or 


Waſſer, Erde, Salze ꝛe. von Chili. 77 


des Silbers, und zum haͤuslichen Gebrauch erfordert 
wird. Außer dem Bley, welches ſich in den eigentli⸗ 
chen Silbergruben findet, bringt das Land auch den 


grob «und feinwuͤrflichten Bleyglanz, das grüne Bley⸗ 
erz und den weißen und grünen Bleyſpat hervor, wel⸗ 
che immer etwas Silber und Gold halten, welches die 
Bergleute aber vernachlaßtgen. | 


Ziainnerze werden noch mehr als die Bleyerze ver⸗ 
nachlaͤßigt, ob fie gleich ſehr reich und vortreflich ſind. 
Sie finden ſich groͤßtentheils in den ſandſteinartigen 
Gebuͤrgen, wo ſie nicht wie die uͤbrigen Metalle eigent⸗ 


liche Gänge machen, ſondern aus einem gewiſſen ſchwar⸗ 
zen Geſtein beſtehn, welches im Bruche ungleich, fehr 
bruͤchig und ſchwer, und gleichſam von einander abge⸗ 


ſondert (ſtoccato) iſt. Sie enthalten eine ſehr große 
Menge beynahe reines Metall, welches nur durch etwas 
Arſenik vererzt, und mit etwas Eiſen vermiſcht ist. 
Ctyſtalliſirte Zinngraupen von verſchiedener Farbe ſind 
daſelbſt auch fehr gemein. 4 


/ 


Der Verfaſſer der amerikaniſchen Unterſuchungen 


bat mit einem Federzuge alle Eiſenerze aus dieſem Rei⸗ 


che verbannt. „Chili!“ ſagt er, ohne irgend eine Ku⸗ 


kterität anzuführen, „hat platterdings gar keine 


Kiſengruben «). Frezier und alle andere, welche 


ſelber da geweſen find, haben aber gerade das Gegen 
VVV 


koſtet einen Thaler, (eu); Stahl koſtet ein und einen 
halben Thaler.“ a | | 
Aber dieſes Eiſen, welches beſagter Schriftſteller 


ſo ſehr in Mißkredit ſetzen will, weil er glanbt daß 


es amerikaniſch iſt, iſt gerade eben das Eiſen, welches 
di Spanier aus Europa dorthin bringen. Im gan⸗ 
Zꝛꝛeen ſpaniſchen Amerika darf man, permoͤge einer koͤ⸗ 
* niglichen Verordnung kein anderes Eifen verarbeiten, 
als das welches aus Spanien dorthin gebracht wird. 


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RER ET TE 


72 Zweytes Buch. 


theil geſehen. n) Dieſes Metall iſt daſelbſt fo häufig, 
daß alle Fluͤſſe, Baͤche und Ströme. eine Menge Ei⸗ 
ſenſand am Ufer abſetzen, welchen wir erwaͤhnt haben, 
als wir von den Sandarten redeten. Das Meer ſelbſt wirft 
von Zeit zu Zeit eine ſolche Menge davon aus, daß das 
ganze Ufer mit ſolchem Sande bedeckt iſt, der unwider. 
ſprechlich eiſenſchuͤßig iſt, da er vom Magnet ſtark ange⸗ 
zogen wird. Coquimbo, Copiapo, Aconcagua und 
Huilquilemu haben die reichſten Eiſenerze. die man nur 
finden kann; unker andern den dichten ſchwaͤrzlichen 
Eiſenſtein, den aſchgrauen koͤrnigten, und den dichten 
blauen eubiſchen. Das Eifen iſt nach Verſuchen, wel 
che von Kunſtverſtaͤndigen angeſtellt find, von 
außer ordentlicher Guͤte; die Benutzung deffelben iſt aber 
zur Beguͤnſtigung des ſpanifchen Handels bey Strafe 
verboten, und man bringt alſo alles Eiſen zum haͤusli⸗ 
chen Gebrauch aus Spanien dahin. Demohngeachtet 
wagte es ein Wohlhabender, da das Eiſen wegen des 
Krieges der Spanier mit Großbrittanien ſehr theuer 
war, verſchiedene Quintals heimlich davon zu graben, 
welches er mit dem groͤßten Vortheil zu allerley Geraͤ⸗ 
then in feinen Befigungen anwandte. | 


Auch die Araucaniſchen Provinzen haben an Ei⸗ 
ſenerzen Ueberfluß, welche nach dem Berichte eines ſehr 
i erfahr⸗ 


m) Außer den Goldgruben befinden ſich um Copiapo’ 
eine Menge Eiſengruben, auch Kupfer⸗, Zinn⸗ und 
Bleygruben. Frezier Voy. Tom. I. p. 245. 


Man hat daſelbſt (zu Lampague“ im Jahr 1710. 
eine Menge Gruben von allerley Metall, von Gold, 
Silber, Eiſen, Bley, Kupfer und Zinn aufgenom⸗ 
men. Eben daf. p. 199. 


n) „In der Gegend von Toquimbo und Guasco ſind 
„Erze von allen Metallen ſehr häufig, und es i 
0 . ; “er 5 | i 5 „A 


— Eu Dee 


nannt wird, der faſt ganz daraus beſtehen ſoll. 


Waſſer, Erde, Salze ꝛc, von Chill. 73 


erfahrnen Biscayers, fo wenig am Gehalt als an Güs 


te den biscajiſchen in Spanien nachſtehen. Auch die 


raͤuberiſchen oder ſchwerfluͤßigen Erze ſind gleichfalls | 
daſelbſt entdeckt, und faſt in jeder Provinz finden ſich 


beſondere Arten von Magnetſtein. Frezier redet von 
einem Berge in den Anden, welcher St. Agneſe ge⸗ 


vom Anfange der Eroberung an, bis auf unſere Zeiten, 


blos auf die Gewinnung des Kupfers, Silbers und 


b Goldes gerichtet. Die Erze der erſten Gattung finden 
ſich beſonders zwiſchen dem 24ten und 36ten Grade der 
Breite. Das Kupfer welches man daſelbſt erhaͤlt, iſt 


ſo wohl in der Farbe als in der Guͤte außerordentlich 
verſchieden; und ſo hat man ſchlechtes, gutes und ganz 
vortrefliches. Anton Ulloa giebt demſelben in ſeiner 


Reiſe den zweyten Platz nach dem Corinthiſchen, das 


man mit Recht fuͤr ein kuͤnſtliches Metall haͤlt. Der 
engliſche Verfaſſer der amerikaniſchen Zeitung, zieht 


es allen andern bisher bekannten Arten vor. 1) 


Groͤßtentheils iſt dieſes Kupfer goldhaltig; daher 
die Franzoſen, welche zu Anfang dieſes Jahrhunderts 
vorzuͤglich Handlung in dieſe Gegend trieben, fo viel 


als moͤglich davon aufkauften, um dieſes koſtbare Me⸗ 
N Bu ns tall 


„als wenn der ganze Erdboden aus Erz | beſtehe. 


„Vorzuͤglich bearbeitet man hier die Kupfererze, und 
veoerhaͤlt aus denſelben fo viel als nothig iſt, ganz 
Peru und Chili damit zu verſehn; aber ob gleich 

»dieſes Kupfer alle bisher bekannte Arten an Guͤte 


uͤbertrift, fo. beau beitet man dieſelben doch ſehr vor⸗ 
vſichtig, und macht nicht mehr davon zu gut, als 


»zum gewohnlichen Gebrauch noͤthig iſt; und Gaͤnge, 


„von deren Güte man überzeugt iſt, läßt man ganz 
zunberuͤhrt.“ Gazette Amer. S. Chili. . 


74 Zoeptes Buch. 


tall auszuſcheſden. Das Verhaͤltniß, in welchem dieſe 
beyden Metalle in den Erzen ſelbſt verbunden ſind, iſt 
ſehr verſchieden; man findet Kupfer, das ein zehntel 
bis ein drittel Gold enthaͤlt; in dieſem Zuſtande iſt es 
aber gewoͤhnlich ganz frey von andern Vererzungsmie⸗ 
teln. 


| Das Kupfer 1 wenig Gold enthaͤlt, iſt ge. 
woͤhnlich mit Arſenik vererzt, oder mit Schwefel, oder 
mit beyden zugleich, und mit Eiſen und Silber ver⸗ 
miſcht. Die bisher bekannten Erze dieſer Art ſind: 
das Kupferlaſur, das Kupferglas, das Lebererz, das 
Kupfergruͤn und das Weiserz; letzteres, ob es gleich 
ſehr reich iſt, gebraucht man doch gar nicht, weil man 
es fuͤr zu ſchwer zu bearbeiten haͤlt. Die Bergleute 
des Landes ſchraͤnken ſich blos auf die Gewinnung zweyer 
Gattungen ein, von welchen fie die eine Glocken— 
kupfer (rame campanile), die andere malleabeles 
Kupfer nennen; und der reiche Gewinn den fie 
aus dieſen ziehen, entſchuldiget die Vernachlaͤßigung 
der uͤbrigen. 


Das Glockenkupfer wird von dem gewöhnlichen 
Gebrauche ſo genannt, zu welchem es beſtimmt iſt; es 
iſt, wie die vorher genannten, mit Schwefel und Arſe⸗ 
nik vererzt; man findet aber mit demſelben kein ander 
Metall als Zinn vermiſcht. Dieſe Miſchung, welches 
alſo eine natuͤrliche Art von Bronze iſt, bleibt auch 
nach dem Roͤſten und Gahrmachen noch auh. und von 
aſchgrauer Farbe, und hat eine größere ſpeciſiſche 
Schwere, als aus der Verbindung der eigenthuͤmlichen 
Schweren von beyden Beſtandtheilen entſtehen müßte, 
Das Verhaͤltniß dieſer beyden Beſtandtheile, iſt in den 
verſchiedenen Erzen ſehr verſchieden. Die Gangart der⸗ 
ſelben iſt aber gewoͤhnlich ein aſchgrauer, nicht ſehr har⸗ 
ter 


; 


Waſſer Erde, Salze sc. von Chill. 


ter Sandſtein.) Von dieſer Art iſt faſt alles 2 g 
welches man von hier nach Spanien in die Stuͤckgieße⸗ 


reyen bringt, wodurch wahrſcheinlich Bomare bewogen 
iſt, in ſeinem ſchon angefuͤhrten Woͤrterbuche zu ſagen, 


das Kupfer von Coquimbo werde nicht ſehr geſchaͤtzt, 


denn wuͤrklich * A Art nur u ee 


ä tauglich. Kur a 


Das malleabele Kupfer, 510 man ſo 0 wohl hier i 
als in andern Provinzen gewinnt, hat hingegen alle 
gute Eigenſchaften, welche man verlangen kann, und 


auf dieſes gehn vorzuͤglich die Lobſpruͤche, welche andere 
Schrifeſteller von dem chileſiſchen Kupfer machen. Die⸗ 


ſes Kupfer iſt ſchoͤn roth, und hat gewoͤhnlich ein letti⸗ 


ges, bald braunes, bald weißliches Geſtein zur Gang⸗ 


art, daher es au uch keine regulaire Geſtalt annimmt. 
Es nähert ſich ſehr dem gewachſenen Kupfer, und iſt 
nur mit etwas Schwefel vererzt, der durch einen einzigen 
Noſt davon getrieben wird, worauf es ſogleich malleabel, 
dehnbar und zu allen Arten von Geſchirr brauchbar wird. 


Die Bergleute pflegen es doch aber noch einmal zu 


läutern, wodurch ſie ihm, wie fie fagen, eine lebhaftere 
Farbe geben. Das Gold hat eine ſo große Verwand⸗ 


ſchaft 155 dieſem Kupfer, daß es nicht allein beftändig 


damit vermiſcht iſt, fordern auch zuweilen tiefer in den 
Gaͤngen ſelbſt G den iſt, oder kleine Schnuͤre in 
denſelben macht. Daher kommt es daß Gruben, wel⸗ 

che Anfangs blos auf Kupfer bearbeitet wurden, in der 
Fiaolge wuaͤrkliche Goldgruben werden. 


Die Gänge dieſer beyden Arten ſtreichen in allen 
moͤglichen Richtungen, und vertheilen ſich in viele 


Truͤmmern und Schnuͤre; auch die ſie begleitenden Gang⸗ 
arten ind ſehr verſchieden. Ob gleich der Gruben faſt 


g unzaͤh⸗ 
2 Cuprum mineralifatum, Rannofum, einereum, 


76 0 Bwepted Buch. 


unzählige find, o) fo bearbeitet man doch nur diejenigen, 
wo ſich die Eigenthümer verſprechen koͤnnen, die Halfte 

an Gahrkupfer von jedem Quintal zu erhalten, ſonſt 
würden fie glauben, Zeit und Arbeit zu verlieren. Dem⸗ 

ohngeachtet findet man zwiſchen den Staͤdten Coquimbo 
und Copiapo mehr als vaufend aufgenommene Werke, 

und in der Provinz Aconcagua lieſſen ſich derſelben viel⸗ 

leicht noch mehr zahlen. 


Die beruͤhmteſte Kupfergrube in Chili iſt die zu 
Payen, welche doch aber jetzo nicht mehr bearbeitet 
wird, weil die Puelchi, welche dieſen Diſtriet bewohnen, 
den Bau derſelben nicht ferner geſtatten wollen. Da 
man das Werk aufnahm, fand man Stücken gediegen 
Kupfer, von funfzig bis hundert Quintals. ) Die 
Geſchichtsbuͤcher aus dieſer Zeit berichten, daß dieſes 

ö a 9 Kupfer 


o) „Auch Kupfergruben find um Coquimbr, drey Mei⸗ 
„len nordsſtlich, ſehr haͤufig; man bauet eine Grube 
„welche beynahe die ganze Kuͤſte von Chili und Peru 
„mit Küchengeraͤth verſteht. — Noch eine Menge 
„anderer vernachlaͤßigt man, aus Mangel des Ab⸗ 
„ſatzes; man verſichert auch, daß ſich Eiſen⸗ und 
„Queckſilbergruben daſelbſt finden.“ Frezier Voy. 
Tom. I. p. 233. 


„Alle Theile der Cordiglieren nach Gantjago und 
„Conception hin, haben Ueberfluß an Gruben von die⸗ 
„ſem Metall (Kupfer); vorzuͤglich ein Ort, Payen 
„genannt, wo man ſchon ſeit langer Zeit arbeitet, 
„und wo man Stuͤcke von gediegenem Kupfer, zu 
„funfzig und hundert Quintals gefunden hat. Ga- 
zette Amer. S. Chili. 


p) „Wenn man bis an die Cordiglieren vordringt, trift 
„man eine ſehr große Menge von Gruben aller Ar⸗ 
„ken von Metalle und Mineralien an; unter andern 

zwey Berge, welche nur zwoͤlf franzoͤſiſche Meilen 

v von den Pampas in Paraguay, und hundert 05 

„len 


Waſſe, Erde, Salze ze von Chi, 77 
12 0 von ſo ſchoͤner Farbe war, daß es wie Similor 


b ausſah, da geneinigiich mehr Gold als Kupfer darinn 


iR: 


enthalten war, und daß es fo leicht auszuſchmelzen ges 


| weſen ſey, daß es hinlaͤnglich war am Fuſſe der Felſen, 


welche dieſes Kupfer enthielten, Feuer an zumachen. 
Eine ähnliche neuerlich entdeckte Grube findet ſich in 
dem Diſtricte von Curio, wo das Gold zur Haͤlfte mit 
dem Kupfer verbunden iſt. Die Einwohner, welche 
eine ſolche Verbindung natürlichen Aventutino nennen, 


weil fie glechlam mit glänzenden Goldflittern geſpren⸗ 


>. >: 2 


kelt iſt, wenden fie an, um Halsſchmuck, Ringe und 
andere dergleichen Kleinigkeiten daraus zu machen. 


In den Hügeln der Provinz Huilquilemu findet 
man das Kupfer mit Zink vereinigt, oder ein natürli⸗ 
. a ing. Die . von ee Größe 


hängen 


EN „len von Copeebtien entfernt find; in einem derfels 
„ben hat man Gruben von fo außerordentlich reinem 
„Kupfer gefunden, daß man Depitas vder gediegene 
„Stücke von mehr als hundert Quintals daraus er⸗ 
„halten hat. Die Indianer nennen einen dieſer Ber⸗ 
vge Papen, d. i Kupf er; und D. Juan Melendes, 
9 8 5 Entdecker derſelben, hat ihn St. Joſeph genannt. 
„Er hat ein Stuͤck von vierzig Quintals daraus er⸗ 
v halten, aus weſchem er, waͤhrend daß ich zu Con⸗ 
„ception war, ſechs Feldſtuͤcke von ſechspfuͤndigem 
„Caliber machte. Man findet Steine, die zum Theil 
„aus ſchon vollig gebildetem Kupfer, zum Theil aus 
„noch unvollkommnem Kupfer beſtehen; daher ſagt 
„man von dieſer Gegend, daß die Erde daſelbſt ſchoͤ⸗ 
vpferiſch (ereadiee) iſt, d. i. daß das Kupfer daſelbſt 
och täglich entſtehe. In eben dieſem Berge trift 
„man auch Laſurſtein an. Der andere gleich in der 


„Nähe liegende Berg, wird von den Spaniern Cerro 


„de St. Ine's genannt, und iſt wegen der Menge 
„Magnetſtein berühmt, woraus er beynahe ganz zu 
vbeſtehn ſcheint. “ Frezier Voyage, T. I. p. 145. 
) Cuprum (laxenſe) zinco naturaliter mixtum, 


IN 


ee werte Bud, 


hängen an einer Art erdigtem Steine, der bald gelblich 
bald gruͤnlich braun iſt. Dieſe Operation koͤnnte man 

dem unterirdiſchen Feuer zuſchreiben, welches, indem 
es reines Kupfer und den Zink oder Galmay antraf, die⸗ 
ſes Halbmetall ſublimirte, und es durch eine Art von 
natuͤrlicher Cementation mit dem Kupfer verbunden 
hat, wodurch ein Product entſteht, welches als Foſſil 
ſo ſelten iſt. Es iſt ſchoͤn gelb und nicht weniger mal⸗ 
leabel, als das beſte kuͤnſtliche Meſſing. Der große 
Fluß Laxa, welcher an den Seiten des Huͤgels hinfließt, 
hat ihm den Namen Cuprum Laxenfe gegeben. 


Die Bergleute, wenn fie zu der Zugutmachung des 
KRupfers ſchreiten wollen, ſcheiden zuerſt das eigentliche 
Erz von der Erde, von dem anhaͤngenden Geſtein, von 
der Gangart und ſelbſt von den ärmern Erzen fo rein 
wie moͤglich; nachdem fie es mit ſchweren hoͤlzernen 
Schlaͤgeln zuerſt in kleine Stuͤcken geſchlagen, ſetzen ſie 
es in einen ſchon geheizten Ofen, zwiſchen wechfelsiveife 
gelegte Schichten von Holz, welche durch zwey von Waſ⸗ 
ſer getriebne Blaſebaͤlge ſtark angeſeuert werden. Die⸗ 
fer Ofen, deſſen innerer Gehalt willkührlich iſt, iſt von 
einem ſchwerfluͤßigen Thon gebauet; der Heerd deſſelben 
aber, der ſich in eine verhaͤltnißmaͤßige Rinne neigt, iſt 
aus einem Gemiſch von Gyps, und gebrannten und ge⸗ 
pulverten Knochen zuſammengeſtampft; die Kuppel beſ⸗ 
ſelben iſt mit einer Anzahl koͤchern verſehen, um den 
Rauch auszulaſſen, und oben mit einer Oefnung, wel⸗ 
che man verſchlieſſen kann, und durch welche man das 
noͤthige Holz und das Erz in den Ofen eintraͤgt; auch 
beobachtet man durch dieſelbe den Gang des Schmel⸗ 
zens; ein etwas abhaͤngiges doch, mit dem Heerde von 
gleicher Hoͤhe, fuͤhrt alsdenn durch eine Rinne das ge⸗ 
ſchmolzene Kupfer in das untergeſetzte Gefaͤß. Der 
Kupferſtein (Metallina), welcher aus dieſem erſten 
| Schmel⸗ 


Waſſer, Erde Salze! be. bon Chili. 70 


7 8 5 erhalten wird, wird nachher in einem klei. | 


nen Ofen, der von dem, welchen man zu dieſem Zweck 
in Europa gebraucht, wenig unterſchieden iſt, gereinigt. 


Ich kann die Menge des Kupfers 7 welche man 


jaͤhrlich in Chili gewinnt, nicht genau angeben, ſie muß 


doch aber ſehr betrachtlich ſeyn, wenn man folgendes 


erwaͤgt: fünf oder ſechs Schiffe kommen jährlich aus 


Spanien in dieſe Gegend, jedes derſelben führe ſtate 
des Ballaſtes 20,000 und we Quintals Kupfer; 
eine nicht unbetraͤchtliche Menge geht auch über Bue⸗ 


nosayres; und die peruaniſchen Schiffe, welche dorthin 
zu handeln kommen, führen jährlich 30,000 Quintals 
von da weg, die Keſſ el und andere Geraͤthe daraus zu 
verfertigen, we (che in den Zucke e gebraucht 
werden. Chilt ſelbſt gebraucht viel davon zu Haus⸗ 


geraͤth, zu Deſtillirblaſen, zu den Gefaͤßen in welchen 


der Wein und Brantwein gemacht wird, und in den 


Stuͤckgießereyen zu dem Geſchüt von Chili und Peru, 
wie auch zu den Glocken fuͤr 9 55 Reiche. | 


Die angezeigten Kupfergruben ſind beynahe durch 
das ganze. Land zerſtreut; die Silbergruben ſcheinen 


aber mehr die Wuͤſteneyen, den Froſt und die Kaͤlte zu 


lieben. Die bis jetzo entdeckten befinden ſich beynahe alle 
auf den beſchneiten Gipfeln der Cordiglieren, oder in 


den aͤußern Anhaͤngen derſelben. Dieſe unbequeme La⸗ 


ge, und die unglaubliche Mühe, welche die Laͤuterung 


dieſes Metalls erſordert, macht, daß dieſe Minen, ohn⸗ 


geachtet ihres unglaub! ichen Reichthums, groͤßtentheils 
verlaſſen find, fo daß alle di jenigen, welche man zu⸗ 


faͤllig entdeckt hat, kaum von drey oder vier Leuten ge⸗ 
bauet werden. Wenn aber jemals die Bevoͤlkerung in 
dieſen Gegenden zunehmen füllte, und dadurch die Ben 


duͤrfniſſe des Lebens wuͤchſen, fo wuͤrde Induſtrie dieſe 


ze bald Be und die vielleicht mehr 


activen, 


a. * 
. ͤÄA : -.- 


80 Zbweytes Buch. 

* ö 55 b 3 
activen, und weniger durch den großen Ueberfluß vers 
woͤhnten Nachkommen, werden in den Beſitz dieſer 
Reichthuͤmer kommen, den jetzo die Natur fuͤr bre 
Kraͤfte aufbewahrt. 


Ob gleich alle in ai Naͤhe der Anden legenden 
Provinzen, den Beſitz ſolcher Gruben unter ihre natuͤr⸗ 
lichen Producte zaͤhlen koͤnnen, ſo ſind doch Santjago, 
Aconcagua, Coquimbo und Copiapo vorzuͤglich reich 
daran. Außer den gewoͤhnlichen Erzen findet ſich da⸗ 
ſelbſt Glaserz, Hornſilber, Fahlerz, Roth und Weiß⸗ 
guͤlden, wo das Silber mit Schwefel, oder Arſenik, 
oder mit beyden zugleich, oder mit andern Metallen 
vererzt iſt, in großer Menge. Im Johr 1767. fand 
ein Landmann an dem Abhange eines Berges von Cos 
piapo ein Stuͤck Erz von der erſten Art, von grüner 
Farbe, welches nach allen Proben, welche ſehr ſorgfaͤl⸗ 
tig damit angeſtellt wurden, auf drey Viertheil an reinem 
Silbergehalt gab; das Metall iſt in dieſem reichen 
Erze blos mit etwas Schwefel vererzt. Die Einwoh⸗ 
ner von Copiapo wandten bey unſerer Abreiſe allen moͤg⸗ 
lichen Fleiß an, um den Ort wieder zu finden, wo die⸗ 
ſe Stuffe a war, 5 
Noch 102 wird aber von den Einwohnern dasje⸗ 
nige Erz dieſes koſtbaren Metalles, wegen ſeines Reich⸗ 
thums geſchaͤtzt, welches ſchwarzes Erz genannt wird, 
weil die Gangart ein ſchwarzes oder dunkelbraunes erdig⸗ 
tes Geſtein iſt. Die Vergleute haben durch Erfah⸗ 
rung die Kenntniß dieſes Geſteins ſo genau erhalten, 
daß ſie es ſchon wuͤrklich Silbererz nennen, noch ehe ſie 
in den Berg, der aus demſelben beſteht, einſchlagen, 
und ſie betruͤgen ſich Be in ihrer metallurgiſchen Vor⸗ 


herſagung. 
Ob 


sig 
— 
Be 
1 0 
* 
i 
Nu 
5 
* 
RG 
* 
1 
0 


) Ob gl ich alle Erze dieſer Ark in ihrer außerlichen 
Farbe uͤbereinkommen 4.10. unterſcheidet der erfahrne 
rgmann doch verſchiedene Gattungen davon; von 
ſer Art ſind das ſchwaͤrzliche Erz (uegrillo), das 
r hliche Croflicler), „und das gehackte Bley (piombo 
nco). Das ſchwaͤr liche Erz iſt einer Eiſenſchlacke 
br ähnlich, und verraͤth auf den erſten Anblick nichts 
von dem Metalle das es enthaͤlt; das roͤthliche iſt von 
8170 Rothguͤlden verſchieden, wenn es naß gemacht und 
ben wird, zeigt es die rothe Farbe, und ob es gleich 
ich keinen Metallgehalt verraͤth, giebt es doch 


eine ſehr große Menge Silber, welches man für feiner, I 


als das von den Übrigen Erzen, haͤlt. Das gehackte 
Bley iſt mit Bley vermiſcht, wenn man daran kratzt, 
kann man das Metall ſehr deutlich ſehen. Dieſes iſt 
das reichſte 5 und da es nur mit Schwefel vererzt iſt⸗ 


ſo giebt es, wenn es geſchmolzen wird, das Silber ſehr | 


rein. Das ſchwaͤrzliche und roͤthliche find mit zwey 
Vererzungsmikteln verbunden, daher erfordern ſie auſ⸗ 
N ſer dem Roͤſten noch verſchiedene andere Behandlungen, 


Alle dieſe Erze finden fich in der Grube von Ulſpal⸗ 
lata, welches die größte und reichſte Grube iſt, die je 
in Chili entdeckt und gebauet iſt. Sie liegt in den oͤſtli⸗ 


chen Bergen des Theils der Cordiglieren, welcher zu 


der Provinz Aconcagua gehoͤrt. In der Groͤße und 
Hoͤhe gleichen dieſe Berge dem Zuge der Appeninen 
ſehr, welcher zwiſchen Bologna und Florenz liegt doch 
mit dem Unkerſchiede, daß jene Berge ganz unfruchtbar 
ſind, und bey der großen Kaͤlte, der ſie beftändig aus» 


geſetzt find, nichts als Hundsgras Deckylis glomerata 

Linn.) hervorbringen. Auf ihrem Gipfel erſtreckt ſich 
nach Oſten eine große Fläche, ſechs Meilen breit, und 
mehr als hundert und funfzig lang, Uſpalla ta genannt, 
‚dan wache die Grube den Namen erhalten hat, 


ae, eme, So dc. von Chili. 81 


BETEN. 


Fan, . er) u 


ws) 1 
* f fe, 5 1232 0 
: ee BAÄT  aie 


g 8 


82 Zbweytes Buch. 5 


Dieſe Ebne wird von einem ſchoͤnen Bache gewaͤſ⸗ 
ſert, und hin und wieder mit kleinen Gehoͤlzen durchſchnit⸗ 
ten, iſt auch ziemlich temperirt und fruchtbar. Sie 
dient einer andern Ebne, Paramillo genannt, zur 
Grundfläche, welche hoͤher liegt, und über welche fich 
die Anden der erſten Ordnung ſo hoch erheben, daß 
man ſie in einer Entfernung von 360 Meilen, auf der 
Ebne von St. Luigi della Punta ſehen kann. Die 
Gipfel dieſes unermeßlichen Bergruͤckens, welcher eine 
ununterbrochene Reiſe eines ganzen Sommertages er⸗ 
fordert, um uͤber denſelben zu kommen, beſtehen aus 
einem ſchwarzen erhaͤrteten Thon, in welchem viele run⸗ 
de Steine eingekeilt ſind, welche ganz glatt, und dem 
Geruͤlle in den Fluͤſſen völlig ähnlich find. Dieſe Er⸗ 
ſcheinung wird ſich ſchwerlich anders erklaͤren laſſen, als 
durch die Wuͤrkung der allgemeinen Suͤndfluth, wenn 
man nicht annehmen wollte, daß ſich die alten India⸗ 
ner das Vergnuͤgen gemacht haͤtten, dieſe Steine in 
den Thon zu werfen, welcher damals vielleicht weich 
war. Aber wenn man auch den Urſprung des Thons 
ſelber nicht in Betracht zieht, ſo iſt doch dieſe Conjectur 
nicht im geringſten wahrſcheinlich; denn außerdem, daß 
ſich auch in dem Innern dieſes Geſteins eine ungeheure 
Menge ſolches Geruͤlls finder , wie der Abbe Emanuel 
Morales, ein fehr einſichtsvoller Naturforſcher, vers 
ſichert, ſo iſt es doch auch nicht im geringſten wahrſchein⸗ 
lich, daß die guten Indianer zu ihrem Vergnügen eine 
ſo ungeheure Menge Steine viele Meilen weit uͤber das 
Gebuͤrge hergeführe haͤtten. 

Dieſe Digreſſion ſchien mir nothwendig, um mei⸗ 
nen Leſern eine Idee von der benachbarten Gegend einer 

8 Grube 


4) Ich habe dieſe Stelle woͤrtlich uͤberſetzt, ob ich gleich 
geſtehen muß, daß ich ſie nicht verſtehe. Ein Gang 
ſtreicht nicht horizontal, und wenn er es thaͤte, ſo 
koͤnnte 


6 


ee Waſſer, Eibe, Saze r. bon Chili. 83 


94 8 
1 SEN, 
2 ED 


Brube zu geben, welche mit der Zeit eine der beruͤhm⸗ 


don Uſpallata erſtreckt ſich alſo an dem Fuſſe der oͤſtli— 
chen Berge der Ebne von Ufpallata, vom 2 3ten Gr. der 
Breite, und geht gerade nach Mitternacht, ohne daß 
man weiß wo ſie aufhoͤrt. Diejenigen die ſie bis auf 
9 Meilen verfolgt haben, verſichern, fie gehe mit eben 
dem Reichthum immer weiter; und daher glauben viele, 
daß ſie bis nach Potoſt reiche, oder daß es nur die Vera 


laͤngerung dieſer beruͤhmten peruaniſchen Grube ſey. 


* 
2 
Ex; 
ı 


Dier Hauptgang iſt beftändig neun Fuß lang, von 
beyden Seiten wirft er aber eine große Menge Truͤm⸗ 
mer ab, welche ſich wieder in unendlich viel andere zer. 
theilen, und ſich auf dieſe Art durch alle dieſe Berge, 
welche auf dreyßig Meilen breit ſind, kreuzen. Die 
ertdigte und verſchieden gefärbte Gangart theilt denſelben 
in fuͤnf parallele aber ungleiche Baͤnder. Das 
mittlere Band iſt nur zwey Zoll maͤchtig, iſt ſchwarz, 
ſcheint aber doch wegen des Reichthums an Metall 
weißlicht, es wird daher von den Bergleuten der Leiter 
(La guidla) genannt. Die zwey welche dieſem zur Sei⸗ 
te ſtehen, und Pinterie genennt werden, ſind braun; 
die beyden aͤußern, Broſſe genannt, haben eine grau⸗ 
lichte Farbe. Ob dieſer Gang gleich horizontal ſtreicht, 
ſeo geht er doch fo tief in die Erde, daß einige von den 
Schaͤchten, welche im Jahr 1766. bis auf dreyhundert 


Ser 


daß der Gang ausarte, ſondern im Gegentheil wurde 
das Erz noch reicher, fo wie es mehr in die Tie fe 
ser): a | N 

r F Man 


kEeannte er nicht mehr in die Tiefe ſetzen, als feine 
N Maͤchtigkeit beträgt. Wahrſcheinlich hat ein Irthum 
6 im Ausdruk des Verfaſſers zu dieſer Unverſtändlich⸗ 


keit Gelegenheit gegeben. Aumerk. des Heberf. 


teſten in ganz Amerika werden koͤnnte. Die Grube 


Fuß in die Tiefe abgeſenkt find, kein Zeichen gehen, 


1 5 


* 


834 A3bdeytes Buch. i 


Man hat zu Lima das Erz probiert, und die erfah⸗ 


renſten Probierer von Potoſi verſichern: daß der Leiter 
mehr als zwey hundert Mark fein Silber auf der Cap 


ſone gebe; die Pinterin mit dem Leiter vermiſcht, geben 


funfzig, und die Broſſa allein vierzehn Mark. ) 


a - 


Wenn man nun die Marken auf den jetzo gewoͤhn⸗ 
lichen Grubenpreis reducirt, ſo traͤgt eine Caſſone von 
der Guida 1,600 roͤmiſche Seudi; die mit Pinterie ver⸗ 


miſcht 400, und die Broſſa 112. Diefer Ertrag iſt 


wuͤrklich nicht geringer, als der, von den beruͤhmten 
Gruben von Potoſi. Die Grube von Uſpallata wurde 


im Jahr 1638. entdeckt, und ob gleich ſchon damals 
die Anzeigen des Reichthums derſelben nicht zweydeu⸗ 


tig waren, fo ließ man fie doch völlig unbebauet, ent⸗ 


weder aus Mangel des Geldes oder der Arbeiter. Im 
Jahr 1762. ließ man aber zwey brave und erfahrne 
Bergleute aus Peru kommen, die Einwohner der Stade 


Mendozza, welche nicht weit von Uſpallata liegt, bega⸗ 


ben ſich unter ihre Aufſicht, und bauen jetzo dieſe reiche 
Grube mit unermeßlichem Profit. a 35 
Die Chileſer ſchieden vor der Ankunft der Europaͤer 


das Silber aus den Erzen durch die bloße Anwendung 
bes Feuers, wenn es gediegen oder nicht vererzt war, 


wie es ſich ſehr Häufig unter verſchiedener Geſtalt fand; 
war es aber ſchwerfluͤßig und mit verſchiedenen fremden 


" Theilen vermiſcht, fo brachten fie es in kleine Oefen, 


welche auf die Gipfel der Hügel gebauet waren, damit 
der beſtaͤndige Zug der Luft das Feuer anblaſen, und 
ſtatt der Blaſebaͤlge dienen mußte; letztere Maſchinen 
kannten fie zwar, unter dem Namen Pimohue, wand⸗ 
ten ſie aber, um die Muͤhe zu erſparen, zu dieſem Zweck 
nicht 

4) Die amerikaniſchen Metallurgen nennen Caſſone 
eine Menge Erz, welche ein Bergmann in einem Ta⸗ 

ge foͤrdern kann, welches gewoͤhnlich 50 Quintal be⸗ 
trage 


\ - 
ER? - 


Waſſer, Erde, Salze sc. von Chili. 88 
nicht an. Auch noch heutiges Tages bedienen ſich die 


rfahrnen und reichen Bergleute bedienen ſich doch aber 
einer ganz andern Methode, welche in folgenden Hand. 
We e geſteh. 1 A | 


len welche denen aͤhnlich find, auf welchen man den 
Gyps ſtampft. Dieſes Pulver wird durch Siebe von 
Eiſendrat geſiebt, und über Ochſenhaͤute ausgebreitet, 
wo es mir Salz, Queckſlber und gutgefaultem Miſt 
vermiſcht, und Waſſer darauf gegoſſen wird. Darauf 
ſchlagen und treten ſie es acht Tage, und wenden es 
alle vier und zwanzig Stunden zweymal um, damit 
ſich das Queckſilber mit dem Metall recht gut vermiſcht. 
Das auf dieſe Art bereitete Erz bringen ſie in einen 
ſteinernen Trog, wo, indem man Waſſer drauf gießt, die 
Erde und der Sand davon abgewaſchen wird, welcher 
durch ein Loch, in ein darunter geſetztes Gefaͤß, abgelaſſen 
wird, das Silber mit dem Queckſilber amalgamiert, 
bleibt auf dem Boden zuruͤck. Dieſes Amalgama wa⸗ 
ſchen ſie noch zu wiederholten malen ab, und bringen es 
dann in einen Sack von ſtarken Leinen, wo es mit Ge⸗ 
walt durchgepreßt wird, um das Queckſilber, welches 
nicht mit dem Silber vereinigt iſt, davon zu bringen. 
Iſt das Metall in dieſem Zuſtande der Amalgamation 
geſchmeidig wie ein Brey, ſo geben ihm die Arbeiter 
nach ihrem Gefallen eine Geſtalt, und bedienen ſich 
hierzu verſchiedener Formen, damit das mit dem Sil⸗ 
ber noch nicht gut vereinigte Queckſilber ablaufen kann. 
E N 
traͤgt. Da aber hierbey noch eine gewiſſe Menge 
Gang, und nicht metalliſche Erde iſt, ſo kann man 
die Menge Erz, welche eine Caſſone enthaͤlt, nicht ganz 
genau angeben. a | 


rt 
Se: 


Das Erz wird zuerſt zu Pulver gemacht, auf Maͤh⸗ ii / 


8892 Zbeytes Buch. 


Iſt die ſes geſchehen, fo nehmen fie es aus der Form 
heraus, und bringen es, nachdem ſie es in einen Kol⸗ 
ben gelegt haben, auf welchem ſie einen Helm ſetzen, 
in ein ſtarkes Feuer. Das Queckſilber fliegt vermittelſt 
der Hitze davon, geht aber nicht verlohren, indem es, 
wenn es in den Helm gekommen iſt, in Waſſer faͤllt, 
wo es ſich wieder condenſirt, das Silber bleibt in feſter 
Geſtalt zuruͤck, iſt aber doch noch mit etwas Bley ver⸗ 
miſcht, wovon es, vermittelſt der Cupelle, geſchieden he 
a8 


1) „Beynahe in allen Baͤchen von Chili findet man ei⸗ 
„ne Erde, aus welcher man Gold gewinnen kann. 
„Blos durch das mehr oder weniger unterſcheidet fich 
„diefelbe. Gewöhnlich iſt fie roͤthlich, und auf der 
„Oberflaͤche glänzend. Demohngeachtet find die Gold⸗ 

v waͤſchen in Chili ſelten, die Unachtſamkeit der Spa⸗ 
znier, und die wenigen Arbeiter machen, daß man 
„unermeßliche Schaͤtze in der Erde läßt, davon man 
„ganz leicht Gebrauch machen koͤnnte. Da ſie ſich 
„aber nicht mit mittelmaͤßigen Vortheilen begnuͤgen, 
„fo beſchaͤftigen fie fich blos mit den Gruben, wo fie 
„betraͤchtlichere Schaͤtze erhalten koͤnnen. Wenn man 
„eine Grube entdeckt, fo läuft alle Welt dahin; fo hat ſich 
„Copiapo' und Lampangui ſchleunig bevoͤlkert, und 
v»es haben ſich fo viel Arbeiter dahin gezogen, daß 
„man nach zwey Jahren ſchon ſechs Muͤhlen für die 
„Gruben angelegt hatte. Conception liegt in einer 
„Gegend, welche nicht blos an den Bedürfniffen des 
„Lebens Ueberfluß hat, ſondern auch unermeßliche 
„Reichthuͤmer enthaͤlt. In der ganzen Gegend um 
»die Stadt findet ſich Gold; beſonders aber zwölf 
„Meilen weſtlich, an einem Orte Eſtancia del Rey 
„genannt, wo man durch Waſchwerke ſolche Stuͤcken 
„Gold gewinnt, welche man in der Landesſprache 
„Pepitas nennt; man hat fie acht bis zehn Mark 
»ſchwer gefunden, und von ſehr hohem Gehalt. Sonſt 
„gewann man ſehr viel nach Angol hin, welches vier 
„und zwanzig Meilen davon entfernt iſt; und wenn 
»das Land von arbeitfamen Leuten bewohnt ge 

RER 


— . TEE TEE NER er PH 
75 e . * 
x 2 IR u a RE RT ar 


g 1 1 Waſſer „Erde, Salze ꝛc. bon Chili. 87 
Dos God it in Chili am häuften, es it behnahe 


i oder Fein Hügel, wo man es nicht in groͤſ⸗ 


Berg 


in ieſes iche Metall. r) Herr Pluche und 


1, daß das Gold von Chili das reichſte 
e in der Welt iſt.) Gewoͤhnlich findet 


5 „ den 


„fo würde man es noch an hundert andern Orten 
„gewinnen können, wo man weiß, daß gute Lava⸗ 
deros iſt, d. i. Erde, aus welcher man Gold durch 

as bloße Waſchen im Waſſer, wie ich es nachher 
ſeſchreiben werde, erhaͤlt. — Neun bis zehn 


von Andacoll, in welchen das Gold drey und 
anzig carathig iſt; man arbeitet daſelbſt taͤglich 
„mit großem Vortheil, wenn es nicht an Waſſer 
„fehlt; die Einwohner verſichern, daß die Erde da⸗ 
v ſelbſt creadice iſt, d. i. daß ſich das Gold in derſel⸗ 
ben beſtaͤndig erzeugt, weil man, wenn fie ausgewa⸗ 
v ſchen iſt, ſechzig oder achtzig Jahr nachher, eine 
veben fo reiche Menge Gold darinn findet. In eben 
vdieſem Thale findet man außer den Goldwaͤſchen 
„auf den Bergen eine ſolche Menge Goldgruben und 
„einige Silbergruben, daß 40,000 Menſchen dabey 
voangeſtellt werden konnten So viel wie ich von dem 
5Gouverneur von Coquimbo davon gehoͤrt habe, hat 
„man immer vor, Mühlen daſelbſt anzulegen, es fehlt 
Haber an Arbeitern.“ Frezier Voy. p. 195. 299. 
en I; 1 5 


) „Dieſes Reich von Chili hat einen Ueberfluß an Mi⸗ 
veanen aller Art, beſonders aber an Kupfer: und Gold⸗ 
v gruben. Letztere find ſehr häufig. Coquimbo, Co⸗ 
v piapo und Guasco haben Goldgruben; das Gold 
v5uo derſelben heißt vorzugsweiſe Oro Capote, und iſt 
v das ſchaͤtzbarſte unter allen bisher entdeckten.“ 


Gazett. Amer. v. Chili. 5 ö 


N 
Y 


E 


Menge findet; ſelbſt in der Damm. 
dem Sande der Fiüffe und Bäche 
und andere rangöffhe und engiche Scheife 


bis 23 und ein halb carächig. In 


Meilen von der Stadt (Coquimbo), ſind die Was 


1 | h 1 
u 


. 


88 Bivenfes Buch. 


den ſuͤdlichen Provinzen, welche zwiſchen dem Fluß 
Biobio und dem Archipel von Chiloe liegen „entdeckte 
man viele Gruben von vortreflichen Goldgehalt; die 
Spanier zogen aus denſelben unermeßliche Summen, 
und hatten zu dem Ende eine Zeche zu Valdivia eroͤfnet, 
und eine andere zu Oſorno; die Araucaner aber, nach⸗ 
dem ſie die Spanier durch die Gewalt der Waffen aus 
dieſen Gegenden vertrieben hatten, haben dieſe Gruben 
gaͤnzlich geſchloſſen, und verbieten es jedem bey debens⸗ 
ſtrafe, ſie wieder herzuſtellen; denn dieſes kriegeriſche 
Volk iſt weit entfernt, auf dieſes Metall den Werth zu 
70 welcher es zum Abgott unſeres Geizes gemache 
at, Bi 13 


0 N 5 

Die betraͤchtlichſten Gruben welche man gegen⸗ 
waͤrtig bauet, ſind zu Copiapo, Guasco, Coquim⸗ 
bo, Petorca, Ligua, Tiltil, Putaendo, Caren, 
Abue, Chibato und Suilli⸗patagua; .) außer den 
letztern, welche erſt neuerlich aufgenemmen find, haben 

fie, ſeitdem die Spanier in dem Beſitze dieſes Reichs 
waren, eine beſtaͤndige und anſehnliche Ausbeute gege⸗ 

ben. Einige dieſer Gruben bintergeben denn doch die 

Arbeiter, zeigen ſich beym erſten Anfange ſehr reich, und 
werden in der Folge ſehr arm, oder laſſen ganz Ss: | 
13 er⸗ 


t) „Ueber dieſen Thaͤlern find Gruben auf Silber, 
„Queckſiſber, Kupfer, Bley, und eine ſolche Menge 
„Goldgruben, auch in dem Sande der Fluͤſſe iſt eine 
„fo große Menge Gold, daß es einige Schriftftellee 
„gewagt haben zu ſagen, ganz Chili fen eine Gold⸗ 
„platte. Valdivia, welcher nach Almagre daſelbſt 
»war, und welcher Anfangs beſſer daſelbſt fort kam, 
„als fein Vorgaͤnger, hat eine unermeßliche Menge 
„Gold aus dem Lande gezogen. Er ließ auf vers 
vſchiedene fo reiche Goldgruben bauen, daß ihm jeder 
„Indianer taͤglich dreyßig bis vierzig Ducaten ein⸗ 

5 „brachte; 


35 | 


Baer, Ei, Salze e. von Chili. 89 


4 „ Stuben; in welchen das Gold neſterwelſe eh 


richt, werden von den Oryctologen des Landes, Bol⸗ 
genannt; dieſen Namen giebt man aber auch den 
Stockwerken, und den reichen ſich kreuzenden Gaͤngen, 
che ſich hin und wieder in den andern Gängen ſelbſt 
inden. Einige andere werden von unterirdiſchen Quel⸗ 
en. überſchwemmt, und fo von den Arbeitern verlaſſen, 
velche, da gleich andere Gruben vorhanden ſind, die ſie 


zu waͤltigen, „oder abzuleiten. Dieſe unerwartete 
Begebenpeit begegnete vor einigen Jahren den reichen 
Gruben von Peldehue, in der Nahe der Hauptſtadt 


von allen Seiten her rang 8 0 ute a feidhe 
Art derlaſſen werden. 


EN Die Mutter des Goldes it baker ee nr man 
kann mit Grunde ſagen, daß es keine Erde, keine Stein⸗ 
N art oder kein Metall giebt, welches dieſer koſtbaren Ma⸗ 
ferie nicht zum Laboratorio dient, oder geſchickt iſt es 


. ; 5 3, oder 


15 05 zangeſtellt haͤtte, ſo konnten ſie täglich drey bis vier 
FB hundert Ducaten einbringen, im Monate ohnge⸗ 
xefaͤhr ſechstauſend Ducaten, und ebe hundert 

„bis hundert und zwanzig tauſend Ducaten. Dieſes 


vſtimmt mit dem überein, was der Incas Garcilaſſo 


N vin ſeiner Geſchichte berichtet, daß der Graf Valdivia 
V zu feinem Theil einen Strich von Chili erhalten, 
bund daß ihm feine Unterthanen jahrlich einen Tri⸗ 
but von mehr als hundert tauſend Pezos von Gold 
Bu unge habens Fanſon d Abbe ville e v. Chili. 


jearbeiten können, fich niche die Mühe geben das Waf 


es Reichs, fie gab taͤglich dreytauſend Scudi an Gold 
Ausbeute; H fo viel Fleiß man aber auch anwandte, 
ante man fie doch nicht vom Waffe er befreyen, welches: 


aufzunehmen; uͤberall ſieht man es in Koͤrnern, kleinen 
) a ‚oder in Eau nen Naturſpielen glaͤnzen, 


e a wenn er nur zwölf Udet funfzehn Indianer 5 


90 Zweytes Buch 


oder in unförmlichen Maſſen, welche ni mit dem Grab⸗ 
ſtichel ausſtechen laſſen. Die gewoͤhnlichſte Mutter iſt 
doch aber ein roͤthliches, brüchiges, thonartiges Geſtein; 
ein Stuͤck dieſer ehileſiſchen Goldmutter habe ich das 
Vergnügen gehabt, in dem berühmten Inſtitut der 
Wiſſenſchaften zu Bologna zu ſehen. Auch hat es ver⸗ 
ſchiedenes Salband oder Geſtein, welches den Gang 
begleitet, welche von den eingebohrnen Metallurgen 
Caſſe genennt werden. Einige derſelben ſind quarzar⸗ 
tig, andere ſpathartlg; andere vorzuͤglich Kieſel, Horn» 
ſtein oder Marmor u. f. w. Die Hauptgaͤnge ver brei- 
ten ſich in verſchiedene fe ſehr reiche Adern, oder gehen 
ſenkrecht zu einer unbeſchreiblichen Tiefe hinab, und als. 
denn muß fie der erfahrne Bergmann mit außerordent⸗ 
licher Mühe und Vorſicht verfolgen. Einige finden 
ſich doch aber, welche einige Fuß tief unter der Ober⸗ 
flaͤche an den Bergen weglaufen. Ihr Streichen iſt 
ſehr unbeſtaͤndig, RN ſcheinen fie ſich doch aber 
von Mittag nach Mitternacht zu ziehn. 


Das Metall wird in den Gruben auf zweyerley Art 
gewonnen, entweder man zerſprengt das Geſtein, wel, 
ches ſehr reichhaltig davon iſt, mit eiſernen Faͤuſteln, 
oder mit Pulver. Die gewonnenen metalliſchen Steine 
werden ſodann auf einer Muͤhle, welche Trapice genennt 
wird, zu Pulver geſtoßen. Der Mechanismus dieſer 
| Mühlen ift fo einfach, als der, womit man in Italien 
\ die Oliven zerſtampft. Zwey Muͤhlſteine find die Haupt⸗ 

| face dabey, ein liegender, und ein andrer, welcher ſich 5 
vertical auf demfetben umwaͤlzt. Der liegende hat in 
feinem Umfange eine Grube, welche achtzehn Zoll tief 
\ ft, und das Mineral enthält, und ſechs Fuß im Durch⸗ 
meſſer. In dem Mittelpunkte deſſelben iſt ein Loch, 
durch welches ein verticalſtehender Cylinder geht, der 
in ein unter demſelben che Schaufelrad paßt, 
welches 


Waſſer, Erde, Soze dc. bon Chili. 91 


. von dem durch den Canal laufenden Waſſer 


em liegenden ſteht, hat in der Mitte eine Horizontal» 
re, welche in den Cylinder paßt, welche ihn etwas 
on der Baſis aufhebt, und ihn frey uͤber dem zu zer⸗ 
oßenden Mineral herum ſchwenkt. Sein Durchmeſ⸗ 
r iſt gewohnlich vier a, und feine Dicke zehn bis 
woͤlf Zoll. n 


{ So bald das Mineral etwas zerkleint iſt, ſchuͤtten fie e 
e ine verhaͤltnißmaͤßige Menge Queckſilber darauf, wel⸗ 
ches ſich gleich mit dem Golde miſcht. Damit es aber 
noch beſſer durcheinander kommt, leiten fie aus dem 
nahe liegenden Canale einen kleinen Strang Waſſer 


darauf, welcher auch noch dazu dient, es heraus zu trei⸗ 


ben, und durch ein Loch in untergeſetzte Gefaͤße zu lei⸗ 
ten, welche man Maritate nennt. Das mit Queck⸗ 
ſulber vermiſchte Gold ſenkt ſich, vermoͤge ſeiner ſpeci⸗ 
fiſchen Schwere, zu Boden, und nimmt die Geſtalt 


kleiner weiſſer Kugeln an. Die Wuͤrkung des Feuers 


treibt nachher das Queckſilber aus, und giebt dem Gol⸗ 
e feine glänzende gelbe Geſtalt, und ſeine natuͤrliche 
Haͤrte wieder. In vier ſolchen Muͤhlen pflegt man 
aͤglich auf zwey tauſend fuͤnf hundert Pfund des Mine. 
als zu mahlen. 1 


Die Arbeit in dieſen en weiche Gruben in 
Stein (mine in pietra) heißen, iſt ſehr koſtbar und 
muͤhſam, erfordert viel Werkzeug und viel Leute, bringt 
aber dafuͤr auch einen anſehnlichern und ſicherern Ge⸗ 
winn, als die ſogenannten Lavaderominen, weil man das 
Gold durch Waſchen des Sandes, der Fluͤſſe und Bü» 
che erhaͤlt. Dieſes geſchieht beſonders von denjenigen, 

deren Vermoͤgen nicht hinreicht, die Unfoften des eigent⸗ 

lichen Grubenbaues zu beſtreiten. Es geſchiehet auf 
| Kae Art; Man ſammlet den Sand oder die Erde 
N En } welche 


getrieben wird. Der Stein welcher vertical über 


92 Zbweytes Buch. 


welche an Goldplaͤttchen reich iſt auf, und bringt ſie in 
ein kleines Schifchen von Horn, welches fie Dorugna 
nennen. Daſſelbe ſetzen ſie unter das fallende Waſſer 
eines kleinen Bachs, und ruͤhren es beſtaͤndig um, damit 
der Sand uͤber den Rand des kleinen Schifchens abgeſpuͤhlt 
j werde, und das reine Gold als ſchwerer auf dem Boden zus 
ruͤck bleibe, welches ſodann nur noch mit etwas ſchwar⸗ 
zer eiſenſchuͤßiger Erde vermengt iſt. Um es von dieſer 
zu reinigen, bringt man es auf eine große hoͤlzerne 
Platte, welche in der Mitte eine Vertiefung von vier 
bis fuͤnf Linien hat; dieſe Platten, welche auf einem 
großen Kuͤbel mit Waſſer ſchwimmen, werden mit der 
f and umgedrehet, und von Zeit zu Zeit giebt man den⸗ 
f elben einen Stoß, wodurch die Erde heraus geſtoßen 
6 wird, und das Gold rein und glaͤnzend, unter verſchie⸗ 
N dener Geſtalt, in der Hoͤhlung zuruͤckbleibt, und nicht 
| weiter gereinigt werden darf. 


| Dieſe Art das Gold zu reinigen, ſcheint nicht ſehr 
| oͤkonomiſch, weil nothwendig viele metalliſche Theile da⸗ 
durch verlohren gehen muͤſſen, welche wegen ihrer ges 
ringen Groͤße von dem Waſſer mit weggeſchwemmt 
werden. Es ſcheint alſo, es wuͤrde zutraͤglicher ſeyn, 
wenn man auch hier das Queckſilber gebrauchte, oder 
das Waſchen auf geneigten Ebnen, auf welche Schaafs⸗ 
felle ausgeſpannt ſind, anſtellte, wodurch alles Gold er⸗ 
halten wuͤrde, wie man es bey andern Waͤſchen macht. 
Ohngeachtet der Unvollkommenheit dieſer Handgriffe, 
iſt der Vortheil ſehr betraͤchtlich, und zuweilen außeror⸗ 
1 280 b ö dentlich. 
14 u) Ein gewiſſer Tisnado wollte vor einigen Jahren 
in einen kleinen Bach in eine feiner Beſitzungen leiten, 
welche auf der Ebne von Suilquilemu lag, und fand 
zu ſeiner großen Verwunderung in dem Canale, wel⸗ 
chen er zu dieſem Ende grub, ſtatt der Erde eine 
Goldader in Pulver, welche ihm mehr als e | 
cudi 


8 S NL Ei ER SE S N . 
az en * * 


1 Wuſſe, Erde, Satze x oon Chilt. 93 


de . Man findet oft unter dem zu waſchenden Site 


Pfund wiegen, welche die Einwohner Pepita nennen. 


im Staub, oder in kleinen Blattchen, oder in runden 
linſenfoͤrmigen Koͤrnern geſammlet. So wird es in ei⸗ 
a lich dazu bereitete Beutel von dem Hodenſacke der 
Widder gethan, gerade auf eben die Art, wie man es 


der Stadt zum Verkauf gebracht, wo es mehr geſucht, 
ind höher geſchaͤtzt wird, als das Gold aus den Gru⸗ 
ben, weil es gewoͤhnlich von lebhafterer Farbe iſt, und 


oft noch über et und arena Karat an 1 


kommr. 


Die Erde ak von 1 Biefi Golde e 15 


1 ſcheint gewöhnlich roͤthlich, und iſt in vier bis fünf 
Fuß mächtigen Schichten ausgebreitek. u) Die Fluͤſſe, 
deren Quellen in der Naͤhe der Gruben ſind „ oder wel⸗ 


den, haben vermuthlich dieſe Schichten abgeſetzt, indem 
ie das Gold, und mit demſelben die rothe Erde, welche 
1 ihm oft zur Mutter dient, losgeriſſ en haben. | 


ben von Chili gewinnt, und welches gefuͤnftetes Gold 
(oro quintato) heißt, weil der fuͤnfte Theil davon an 
den Koͤnig bezahlt wird, betraͤgt ohngefaͤhr auf vier 


Br 9 255 der Zeche St. Jacob gemüngt; das übrige wird 
theils 


ar Edi she die. sehe M uͤhe trug. Eben das be⸗ 
gegnete einem andern, Baſſo genannt, welcher Korn 
ſlauͤen wollte, und dergleichen in einer Furche hinter 
dem Pfluge fand. Dergleichen Beyſpiele ſind nicht 


ſehr ſelten. Die Einwohner nennen dergleichen zu⸗ 


; fällige Minen Manta, welche fich nicht weit ver⸗ 
breiten. 


de oder Erde Goldſtuͤcken, welche mehr als ein halbes 


85 
6 zewoͤhnlich wird aber dieſes koſtbare Metall entweder 


ſt zu Plinius Zeiten zu thun pflegte, und wird nach 


che in den Gebürgen entſtehn, wo ſich dergleichen fin⸗ 


Die Menge Gold welche man jährlich aus den Gru 


Millionen. Jaͤhrlich wird davon ohngefaͤßr eine Mils 


A mn — 


94 Zboeytes Buc . 


theils außer Landes verführt, theils zu Beiligem Geraͤch, 


Kirchengeſchirr, Hausgeraͤth und andern Zierrathen, 


beſonders fuͤrs Frauenzimmer „ verbraucht. Von dem 
Golde, welches als fünfter Theil abgegeben wird, laͤßt 


ſich indeß die Menge ſchwerlich angeben. 


Da Peru, in welchem die Platina oder das weiſſe 
Gold entdeckt iſt „an Chili ſo nahe anſtoͤßt, ſo glaube 
ich auch daſſelbe in dieſem Reiche entdecken zu koͤnnen; 
ohngeachtet der forgfältigften Nachforſchungen iſt es 
mir aber doch nicht gegluͤckt, eine Spur davon zu ent⸗ 

decken. Die Bergleute des Landes nennen weiſſes Gold 
ein Metall, welches in zwey beſondern Gruben gewon⸗ 
nen wird; dieſes iſt aber nichts anders als ein Gold, 
welches von der großen Menge Silber, die es enthält, 
weiß geworden iſt. Nachdem ich in Italien angekom⸗ 
men, habe ich erfahren daß in einem Berge bey Copia⸗ 
po“, Capote genannt, der ſchon wegen feines vortrefli⸗ 
chen Goldes beruͤhmt iſt, man eine Ader von einem 


weißen ſtrengfluͤßigen Metalle gefunden hat, welches 


den Bergleuten voͤllig unbekannt iſt, und welches alſo 


vielleicht Platina ſeyn koͤnnte. 


Die Arbeit in den Gruben, wie wir oben ſchon au— 
gezeigt haben, iſt mit unendlichen Beſchwerden ver⸗ 
knüpft, man kann nicht ohne die aͤußerſte Gefahr fuͤr 
die Arbeiter, und ohne große Unkoſten fuͤr die Unter⸗ 
nehmer, in das Innere der Erde kommen. Die ſto⸗ 
ckende Luft in den Gruben wird mehr oder minder von 
ſchaͤdlichen Duͤnſten verunreinigt, welche bald Mofetten, 
bald wildes Feuer (kuochi falvatici) genennt werden. 
Zum Baue wird eine große Menge Werkzeuge erfor— 
dert, ſo auch zum Foͤrdern des Geſteins und zum Pu⸗ 
chen deſſelben. Es iſt eine ſehr große Menge Holz 
noͤthig, um die großen Gewoͤlbe zu unterhalten, welche 
nachſtuͤrzen, fo wie man weiter arbeitet. Dieſe ver⸗ 
5 wickelten 


2 


F 


Weser Erde, Sales 13 von chu. 9 


| delten Operationen koͤnnen nicht durch wenige Hande 
ausgerichtet werden, und die zahlreichen Arbeiter, wel⸗ 
che man dabey an teilt, müffen ſehr gut beſoldet und une 
terhalten werden. Außerdem weiß man nicht, ob der 
Ertrag den man davon hoft, ſo viel betragen wird, als 
ie mannigfaltigen Unkoſten betragen. Dieſe Schwie. 
rigkeiten wuͤrden hinreichend fiyn, jedermann abzupal⸗ 
ten, ſich in Unternehmen dieſer Art einzulaſſen, wenn 
t der große Gewinnſt, der von der andern Seite zu 


en e den Bau eines 1 „ 
r . bitten vom Gouverneur die Erlaubniß da⸗ 
ö 5 keinem abſchläs gt. 5 17 ſodann 


die Grube in dreh Theile getheilt wird, welche Stache 
genennt werden; e derſelben iſt 246 Fuß lang, un 

123 Fuß breit. Der erſte Theil gehoͤrt dem König, 
0 deſſen Namen er an andere verkauft wird; der zwey⸗ 
te Theil dem Eigenthuͤmer des Orts, und der dritte dem 
Entdecker der Grube ſelbſt. Die Eigenthuͤmer pflegen 
Poe Goldadern, fo viel wie möglich, geheim zu hal⸗ 
ten, weil die große Menge Menſchen, welche dahin läuft, 
ihren Aeckern ſehr viel Schaden thut. Wird die er 
deckung einer reichen Ader bekannt, fo laufen die Leute 
von allen Seiten her zu, theils um darauf zu arbeiten, 
“ theils um allerley Kabale dahin zu fuͤhren, wovon 
ſie wiſſen, daß fie fie mit großem Vortheil dort abſetzen 
. koͤnnen; dadurch entſteht daſelbſt ein immerwaͤhrender 
5 Markt; man bauet Wohnungen an, und nun ſteht auf 
a ein Flecken da. Der Gouverneur ſetzt einen 
N u Richter 


I 


1 


erwarten iſt, jedermann auf ähnliche Art bezauberte, als 
05 Zur In 0 der 1 05 Si | 


! 3 
] 4 
1 

f ] 


N . 1 


6. bveykes Buch. 


Richter hin, welcher Geubenamtmann (Alcade de mi- 
na) heißt; und ein ſolches Amt, welches ſehr eintraͤg⸗ 
lich iſt, wird oft dem Amtmann der Provinz ſelbſt auf⸗ 
getragen, welcher alsdenn einen Untergeordneten dort⸗ 
hin ſetzt. r b 185 a | 
Die chileſiſchen Bergleute find gewoͤhnlich in der 
practiſchen Metallurgie ſehr erfahren, auch in der Pro⸗ 
bierkunſt. Sie wiſſen die Erze ſehr gut aufzuſuchen, 
fie zu probieren, fie auf die vortheilhafteſte Art zu ge. 
winnen; Stollen mit Vernunft anzulegen, ſie gut zu 
unterbauen, den wahren Gang von den Abſprüngen zu 
unterſcheiden; die beſten Mittel zu waͤhlen, um den 
Wetterwechſel zu unterhalten, und ſich dadurch vor den 
ſchaͤdlichen Wuͤrkungen der unterirdiſchen Ausduͤnſtun⸗ 
gen zu ſchuͤtzen; Mühlen und tuͤchtige Oefen zur Laͤute⸗ 
rung der Metalle zu bauen, und endlich den ſchicklich. 
ſten Zuſchlag zu den Erzen zu wahlen. Alles dieſes 
wird doch aber von ihnen ohne gewiſſe Grundſaͤtze, und 
ohne diejenigen Kenntniße verrichtet, welche die Theo⸗ 
rie dieſer nuͤtzlichen Wiſſenſchaſt darbietet. los Er⸗ 
fahrung und Handgriff dient ihnen zur Leiterinn und 
Lehrmeiſterinn. | | 

Das Volk, welches bey dem Baue der Gruben an⸗ 
geſtellt iſt, wird in drey Claſſen getheilt: Bergleute, 
Huͤttenleute und Apiri; letztere find diejenigen, welche 
das gewonnene Erz, und den todten Berg aus foͤrdern. 
Alle drey machen in Chill die Claſſe von Menſchen aus, 
welche Metallurgen genannt werden; die Individuen 
derſelben find beherzte, unternehmende, und bis zur 
Ausſchweifung verſchwenderiſche Leute; haben ſie heute 
reiche Geſchicke unter Haͤnden, fo fangen fir an ſie zu 
verachten, und verſchleudern ſie auf eine unglaubliche 
Art; befonders im Spiel, auf welches fie alle Zeit ver⸗ 
wenden, welche fie von ihrer Arbeit entuͤbrigen koͤnnen. 
g 5 5 Tauſend 


ſagen, von einem ſolchen Fehler w wie 
bracht werde, welcher der edlen metal⸗ 
nde macht. Daher kommt 
dleſer deute im Elend und 
ufleute, „ diejenigen die Lebens. 
Arten von Glücksrittern ge. 
den die Gru ben e 


li Da 
Chileſiſch e 


0 1 0 u 


Berge, mid ee dieſ ih 
en. Di 


den. "de e e 8 
. 0 85 viellei che 


5 8 — 1 3 RR 6 


58 „Be. 
Birke 80 


viellicht zu dieſer m nerung 

überall findet man Zweige davon verftei 1% 

fie nur einige Zeit in ein ſandigtes und feud chte 

| graben, ſo werden fie gleich verſteinert. 15 110 0 
no 0 ereus, ſcheint wegen ſeiner ſchwanmmigten v ind 
Textur weniger geſchickt, den verſteinernden ei 

nehmen; dennoch findet man überall Stuͤcke An 


Yerfteinert, ſelbſt noch mit allen ihren Stachel. 15 N 


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109 Dikion, de Chymie, v. Minen 3 


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100 Drittes Buch. 55 


noch gar nicht botaniſch unterſucht; kame einmal ein 
Botaniker bey dieſem milden Clima tiefer ins Land, fo 
wuͤrde er einen ganz neuen Schauplatz der Vegetation 
daſelbſt finden. ? NEBEN PEN 


Gern möchte ich alle die Reichthuͤmer regiftriren, 
welche ich von dieſer Art zu beobachten Gelegenheit ge⸗ 
habt habe, wenn die engen Grenzen welche mir die Um⸗ 
ftände fegen mich nicht verhinderten, meine Nachrich⸗ 


ten weiter auszubreiten. Ich muß mich alſo blos be» 


gnügen, diejenigen Pflanzen zu beschreiben, welche mir 
in Anſehung ihres Nutzens, den ſie den Einwohnern 
leiſten, die merkwuͤrdigſten ſcheinen. Da ſie ſich nur 
auf eine kleine Anzahl einſchraͤnken, ſo ſcheinen ſie mir 
nicht in ſyſtematiſche Ordnung gebracht werden zu koͤn⸗ 


b würde nur durch dieſe vermeinte Ordnung, 
Unordnur 


g hineinbringen, und würde fie in einem Bu⸗ 
che von dieſer Art zu ſehr zerſtreuen. Am Ende des 
Buchs werde ich, wie in der Vorrede geſagt iſt, die 

e ee On, 


a) „Uebrigens kommen alle Wurzeln, welche wir haben, 
v dort im ueberfluß, und beynahe ohne Mühe hervor 
einige findet man, ohne daß fie angebauet find, auf 
v den Feldern, z. B. die Rüben, Kohlrabi, und zwey⸗ 
Herley Art von Cichorien. Aromatiſche Kraͤuter find 
vdaſelbſt nicht weniger gemein, die Citronenmeliſſe, 
Woley, Tanacet, Chamillen, Muͤnze und eine Art 
„Mauſeohr (piloſelle), welche beynahe wie Wermuth 
„riecht, bedecken daſelbſt die Felder; die Judenkir⸗ 
„ſchen (Alkekengi), deren Fruͤchte mehr Geruch ha⸗ 
„den, als bey uns in Frankreich; eine Art kleine 

H Salbey, welche wie ein Strauch aufwaͤchſt, deren 
V Blaͤtter dem Rosmarin an Geſtalt, ſo wie dem 
„ungerfehen Waſſer an Geruch ähnlich find; die In⸗ 

v5 „dianer nennen dieſelbe Palgbi, vielleicht iſt es eine 
Art von Coniza Africana ſalviae odore , fie muß 
ERBE PUR r ehe 


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1e: LINDEN Buch. u 


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Außerdem bringt das Land noch eine ſehr große 


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Sommergewächſe en deckt, wel che ich in kein boraniſches 
Regiſter eingetragen finde. Viele darunter bringen fa 
vortrefliche Blumen an Schönheit und Geruch hervor, 


daß die Gegenden wo fie wachſen, während dem Frühe 


Ling eben ſo viel zuſtgärten zu ſeyn ſcheinen. Die Eins 


wohner, welche eben ſo wie andere Menſchen, mehr 
Liebhaber des ausländischen find, cuftiviren aber die 
Euiröpäifthen Blumen liber. "Einige haben doch aber 
angefangen auch dieſe wilden Blumen in ihre Gärten 
zu verpflanzen, welche auch Mitten unter den europaͤi⸗ 
ſchen Blumen noch immer den Vorzug behalten. 

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ur FH. 14 ue Mi 


BETRITT e eier Ni Das 
OB , BL el ene ei EL 
Ri Melongena laurifolia fructu turbinato variegato. 
1 Feuil. e ae e 1236 
C en eg in He, e A 
„Der Staubweg verwandelt ſich in eine gepoͤhn⸗ 
vlich vier his fünf Zoll lange Frucht, welche auf drey 
v Zoll dick iſt, und ſich in eine Spitze endigt. Dieſe 
»Frucht iſt mit einer carm oiſinrothen geſteahlten 
„Haut bedeckt, und wenn ſie reff itt, endhäle fei 15 | 


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Ich glaube daß Dies 

raut iſt, wie es auch der 
waer Wundktauk be. 


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5 ches 1 1 e dem von den Melonen ſehr 
ähnlich. ift, es hat auch eben den Geſchmack. Nach 
„dem Mittelpunkte zu ſitzen mehrere . 


Linie breite Samens ee, Tom IL, 


NEBEN. 


1dix ſemin. tee Toni, 10 ben. mee 
h lanceolatis, ' 


* . Be | 
104 ee Dufte Buch. e ehe 


„Diese Weiden ſind fo fruchtbar, daß die Kräuter 


10 und wieder das Schaafvieh ganz bedecken; vorzüg⸗ 
ich geſchiehet dieſes in den Thäfern der Anden, wo ſich 
die Vegetation immer mit mehr Kraft entwickelt. 


Mitten auf diefen Weiden wachſen doch aber einige 
Pflanzen, die für das Vieh ein Giſt find; die ſchaͤd⸗ 
lichſte iſt die, welche von den Einwohnern den Beyna⸗ 
men erba loca, b. i. Tollkraut, erhalten hat; wenn das 
A beſonders die Pferde, davon feißt, wied es 


Ba 7 


Dieſes Kraut gehoͤrt zu einem neuen Geſchlecht, 
welches ich HippomanicaF") genannt habe. Die Sten⸗ 
gel find viereckigt, anderthalb Fuß lang, die Blatter 
einander, entgegengeſetzt, lanzettfoͤemig, ungetheilt, 
fleiſchigt, aſchgrau, einen Zoll lang, und ohne Blatt⸗ 
ſtiel an dem Stengel ſitzend. Aus dem Gipfel der 
Stengel entſtehn roſenartige Blumen, welche aus fuͤnf 
kleinen ovalen, gelben Blumen» Blättern entſtehn, die 
von einem fuͤnftheiligen Kelche gehalten werden. Der 
Staubweg wird eine in vier Fächer getheilte Kapſel, 

welche ſchwarze, nierhfstmige Saamen enthält. Der 
Saft, aus allen Theilen der Pflanze ausgedruckt, iſt 
etwas ſchleimigt, gelblich und etwas füß. Ob ſich 
ws BE EI NR 2 N N gleich 


) Decandr ia Monogynia. 
... Hippomanica cal. $-jartitus. Petalı 5. ovata, Capf. 
Kadir ‚annua, fibrofa. Caules plurimi, eredii, 
4. angulat, glabri, ramoſi. Folia ramea, feſſilia, 
glabra. Flores pedunculati, ſolitarli. Cal. 5. par- 
ziius, lafeiniis obovatis. Corolla calyce paullo lon- 
gion. -Stamina decem fubuläta, longitudine calyeis, 
anıheris oblongis, Germen oblongum, Stylus ‚Plifor- 
; mis, 


c DR Re 
r 


ehr Gin fat, 
in Chi 


Das geſchah aber nicht in den Grenzen dieſes Reichs; 
us der Geſchichte 

die Spanier ſogleich mit allen Arten von Lebensmit⸗ 

teln verſehen wurden, fo bald ſie in das erſte Thal von 

Co an 1. Die Hungersnoth litten dieſe Volker 

5 1 6 Vüſte von Atacama, welche n von 
ce n 0 


aß das ar des a als BEN 
vordrang, großen Hunger gelitten habe. 


U 
4 


dieſer Zeiten iſt es bekannt, dag 


106 * 100 000 Drittes Buch. 9 1 Hoyer a 


nahen, Schriſiſteller verfichern. ) Der en liche 
Name von Indien, welcher r dieſem vierten Welttheile 
| gegeben. iſt, hat Hrn. Bomare, wahrſcheinlich verfuͤhrt 
zu behaupten, der Mays ſey urſpruͤnglich in Aſien zu 
Hauſe, und von da nach Europa, und dann nach Amer 
rika gebracht. Einige nennen ihn ſehr mit Unrecht, 
wie Caſtor Durante, anmerkt, tuͤrkiſches Korn, denn er 
iſt aus Weſtindien, und nicht aus der Tuͤrkey gebracht. 
Ei, Chili waͤchſt der Mays zur Bewunderung ſchoͤn, 
trägt gewoͤhnlich dreh a vier 8 große 1 3 die 
ganz Reiten ur nung, RT 12 55 
u Die Jian, ne ache Bi neun Abenderun, 
gen davon anbauen, machen von dieſem Korn ſehr viel 
Gebrauch, machen ſehr viel Speiſen daraus; unter 
welchen ſie beſonders eine ſchaͤtzen, die ſie uminta nen⸗ 
nen. Dieſe wird aus dem noch friſchen und zarten 
Mays gemacht welcher zwiſchen zwey glatten Steinen 
gequetſcht wird, ſo wie man den Cacao zur Chocolade 
quetſcht. Der milchigte Teig welcher daraus entſteht, 
wird mit Fett, Salz oder Zucker gewuͤrzt. und in klei⸗ 
ne Biſſen zertheilt, welche in die jungen Blaͤtter des 
- Mahs dene und i ni Boll boch ed 8 
Wenn der Mays rf if, ; e f e 12 zur 
ne für den Winter auf zweyerley Art auf; fie 
kochen ihn entweder gelinde ab, und dann nennen ſie 
ihn chuchioca, oder fie laſſen ihn I roh. Aus dem er⸗ 
Len ache ſie a e Ae von h und aus dem 


7 


letztern 
0 8 o wie in her 940 alten Welt, 85 i in Euro 
— „Aſta und Afrika der Waizen das gemeinſte Kor 45 
Se. BL iſt es und war es in Amerika der Mays, er fin⸗ 
v det ſich beynahe in allen Reichen von Weſtindien, 
vin Peru, Reifimnjengit in n Chili und Reh 
dem 


) 
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N 7 


1 


i bash laut N tren, je 


108 Drittes Buch. ER, 


117 von den en Dahue genennt Aird und 
aſchgraue Blaͤtter und weiſſen Saamen traͤgt. Aus 
den ſchwarzen Saamen machen die Einwohner ein ma⸗ 
genſtaͤrkendes, ſehr angenehmes Getraͤnk; und aus 
dem weiſſen, welcher ſich beym Kochen in die Geſtalt 
eines kleinen Wurms ausdehnt, ein ſehr ſchmackhaſtes 
Gemuͤſe; auch eſſen ſie die Blaͤtter, „ e 1 95 
„ und geſund ſind. EN: 


F. Der Degul, Phaleolus vulgaris, | Schon! vor 
der Ankunft der Spanier baueten die Einwohner ver⸗ 
ſchiedene Arten von Fircebohnen, welche von den euros 
paͤiſchen nicht ſehr verſchieden find. Unter dieſen iſt ei⸗ 
ne mit geraden Stengel, welche von ihnen Cudihuelo 
genannt wird; und dreyzehn ſchlingende Arten, unter 
welchen beſonders merkwuͤrdig ſind: die Pallari, Pla- 
b ‚feolus Pallar, Ey) welche beynahe einen Zoll lange Saa⸗ 
men haben, und die borrichetti, Phafeolus Aſellus, 45 
5 deren Saamen ſphariſc und anf der Sheen 1 
A = , 


Reg Die Kartoffeln, 85 ierafim, Ku Pote⸗ 
ten, Papa, Pogni u. ſ. w. genannt. Die amerikaniſche 
Wurzel, welche ſo genannt wird, iſt jetzo der Gegenſtand der 
Unterſuchung franzoͤſiſcher und engliſcher Oekonomen, 
185 fie in in einer Theurung dem e ſo 

he 


\ 


>) Phaſeolus eaule volubili, Neguminibus pendulis eylin- 
‚dricis, torulofis, 
ar) Phafeolus caule volubili, 3 oli fagittatis 1 Keminibüs 
globoſis. 
9) Solanum tuberofum Ebaslentuhn S. „Diefe 
| „Pflanze wird bey uns auf den Aeckern und in den 
„Gaͤrten angebauet; ſie traͤgt an den ſehr weit um⸗ 
„herkriechenden Wurzeln ohngefaͤhr vierzig eßbare 
„Knollen, welche von Reichen und Armen ſehr ge⸗ 
1 u werden; fie. haben einen ſehr N 


— » * 


1 8 b 72 8 25 


u. Biume bon Lie he 


wilden K peng ei die In⸗ 8 
. ab aber ſehr kleine Knollen, 
ſind etwas bitt r, welches wahrſcheinlich von dem 

gel der Cultur herruͤhrt. Es giebt zwey verfhiea 18 
Arten, und beynahe dreyßig Abaͤnderungen davon, 755 A 
he Einwohner alle mit dem beſten Erfolg eultin Kr Pe. 
ie erſte Art iſt die gemeine und gewoͤhnliche; 5 
„welche man nach ihrem urſpruͤnglichen Na⸗ g 
num Cari 5 nennen kann, hat weiſſe Blu⸗ 
ig mit einem großen gelben Honigbehaͤlter, N | 
| fie hat cylindriſche ſehr ſuͤſſe Knol d 1 
. N „ . f | 


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In Den 


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Geſchmack, t das MR und 9 5 eine 
ebet 1 0 gute Nahrung als Kaſtanien, daher muß 
an ſich huͤten, fie nicht in zu großer Menge zu 
5 e Außerdem konnen fie mit einer ſtillenden 
„Kraft die Wallung der Säfte maͤßigen.“ Lieutaud 
op. prax. Med. J. 3. ſect. 1. p 385. ‚edit, Pat. 
13 um caule inermi herbaceo, foliis pinnatis He 
an, nectario campanulato, ſubaequante petala. 


05 725 Onalis 8 9 75 e 11 radi. \ | 


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> „ 


110 Drittes Buch: RR 
dieſen Namen führe; ich glaube aber, daß ſte von star 


ſer ganz verſehieden iſt. Die chileſiſche Oca gleicht in 

der Geſtalt und Fructification dem gelben Sauerklee; 

hat gleichfalls zu dreyen vereinte ſalwe Blatter; die klei⸗ 

nen Blaͤtter ſind aber eyrund, u nd die Wurzel kleibt 

wie die Kartoffeln ſechs oder fieben Knollen, welche 
auf drey bis vier Zoll lang, und mit einer feinen glaͤn⸗ 
zenden Haut bekleidet ſind. Dieſe Knollen, welche 
weiß ſehr zark, und von einem zwiſchen ſauer und ſuß 

in der Mitte ſtehenden Geſchmack find, werden gekocht 
gegeſſen, und dienen auch zur Fortpflanzung dieſes Ge⸗ 
waͤchſes. e eee de 1% a 


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e ray vet 1 Bd 2 49 a N 
Das Geſchlecht des Sauerklees begreift in Chill 


ſchaͤtzbar: die rothe Culle ), die zur Faͤrberey vortrefs 
lich iſt, und auch als ein gutes Speeiſtcum in hitzigen 


ne ur 8. Der 


mis lignofis glopeſis.. 494 „ i nn Im. 
e) „Die Indlaniſchen Kuͤrbiſße find eine andere Mon⸗ 
v ſtroſttät in Abſicht ihrer Große, beſonders diefen igen, 
„welche in der Gegend warfen: die man Zapallo 
vuenntz. das Fleiſch derſelben dient beſongers in ber 
„onen geſotten oder in der Suppe ee 
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dagegen paſſenden Winkeln aus, damit der 5 
jefen a epähncen Rand genmu po Der | Bir 
| in henca genennt wird, 0% 14 
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Rd ufenBfättig, ei⸗ "x 1 

„daß man fie trocknet, 79 1 

und edle kind, nachdem ſte b | h 

als Körbe: gebraucht, in welchen 1 g 

ey von Speiſen auftraͤgt. Aus den | | 

macht man Gefaͤße zu allerley Eß ⸗ und e 


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n, welche man ) 
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N 5 0 25 n N 775 He 1 2 * 
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Le „Drittes vi: 0 nud 


ae Die Ouelghen oder echileſiſche Erdbeeren 2) 
en ſich von den europaͤiſchen in den Blaͤttern, 
welche wollicht und fleiſchigt ſind, und in der Groͤße der 
Früchte, dieſe ſind ſo groß als eine gemein Wallnuß⸗ | 

zuweilen auch wie ein kleines Dühnerey- ) Gewoͤhn, 
lich find dieſe Erdbeeren weiß oder roth wie die europäi+ 
ſchen; doch finden fich in den Provinzen Pucacay und 
Huilquilemu, wo ſie am beſten fortkommen, auch gelbe. 
Dieſe Pflanze, welche ſeit einigen Jahren verſchiedent⸗ 
lich von hier nach Europa gebracht iſt, hat an verfihige, 
denen Orten ſehr gute Früchte getragen; namentlich in 
dem koͤniglichen Garten zu Paris, in 587 zu Chelfen 
bey London, und in dem botaniſchen Garten zu ir 
logna. Der vortrefliche Aufſeher deſſel en, Hr. Ga⸗ 
Wen e ee mir e die ame en 
N, 0 


= Pad ee 00 be 9 fen marine, foliis eernolt 
birſutis. 7 
k) „Man ſetzte uns zum Nachtiſch Gisbert von aufs 
vſexrordentlich vortreflichem Geſchmack auf, welche fo: 
vgroß als große Nuͤſſe, und von gelblich weiſſer Far⸗ 
vde waren. Man bereitet ſie auf eben die Art, wie 
a „wir die unftigen in Europa, und ob fie gleich von 
v dieſen in der Farbe und Ge ſchmack verſchieden find, 
fo nd fie doch vortreftichn n er J. in. Se 
| „. Conception“ 3 
„Man bauet da ganze Felder At einer Akt von 
„Erd dbeeren an, welche ſich durch die mehr abgerun⸗ 
850 „ geil und 10 (7 meihtne Bien. von 


N 


Seäuter, Sträucher u. Bäume von Ehn. 113 


änderung mit weiſſen Fruͤchten gezeigt. Auf- 

u ſagen, hat aber dieſe Pflanze durch ihre Aus⸗ | 
g ſehr viel Veränderung erlitten, die Fruͤchke 

kommen hier niemals zu der gehoͤrigen Groͤße, 
fie den anmuthigen Geruch und Geſchmack 

chen ſie in ihrem Vaterlande beißen. Im 

eil haben die wilden Erdbeeren, welche in Chilt 

die in Europa, ohne Cultur wachſen, daſelbſt 

guten Eigenſchaften, welche man von ihnen er⸗ 

kann. „ a er 


U 


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10. Der Madi, Madiia gen. noh. ) {ft eine Pflan⸗ 
e, aus deren Saamen man ein Oel erhaͤlt, welches 1 
an die Speiſen vortreflich gebraucht werden kann. Man 1 
bat wey Arten davon, naͤmlich den eigentlichen Madi, BR 
VL r „ welchen 
(Die Früchte, an welchen Chill einen Ueberffuf 
hat, ſind dieſelben als die in Europa; unter dieſen 
vſind beſonders ſehr große Kirſchen von bortreflichem 1 
»Seſchmack, und zwey Arten von Erdbeeren. I 
Von der einen Ark werden die Fruͤchte 
p rutille genannt, und übertreffen an Größe die 
vVgroßten in Quits; man findet fie ſo groß als ein 
. v» kleines Huͤhnerey; die andern unterſcheiden ſich an 
Größe, Geruch und Geſchmack nicht von den ſpa⸗ 
beniſchen, und wachſen auf den Huͤgeln wild. Auch 
valle Arten von Blumen wachſen daſelbſt, ohne alle 
„andere Cultur als die; welche fit von der Natur 
vſelbſt erhalten.“ Ulloa Viag. Tom. III. Part, 2, 
iM 1. 2. cap. 15. 1 „ 5 3 | 
9 Singenefia polyganin faperfis, 0 —ö 
Nadia. Recept. nudum, pappus nullus, cal, g. 1) 1 
dus, ſein. plano , N 
Lahe pubefeens foliblir Uncaribus Flaſeuli berinas 19 
P ſinolliti, plarind, monopbetali, I. partiti, lengit. cälyein, 1 
FTeminei monnpetali; Ligulati 3. dentati, Longi find, | u; 
Nilamenta hermuphrod. 5 brevia, germen breve; 2 Fi 
 Sus fubnlaras: Tem. germ. breve, Wins capilların, | 
| 4 


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5 
1 


114 ae Drittes Buch. 


welchen man anbauet, und eine andere wilde Art, wel⸗ 
che Madivilcun oder Meloſa genannt wird. Der an⸗ 
gebauete Madi, den ich Madia ſativa 2*) nennen will, 


hat einen wollichten und zweigigten Stengel, der fuͤnf 


4 


Fuß hoch iſt, die Blaͤtter ſitzen wechſelsweiſe, find vier 
und einen halben Zoll lang, ſechs Linien breit, und von 
hellgruͤner Farbe. Die Blumen ſind geſtrahlt (radiati) 
und gelb. Die Saamen ſind in eine beynahe ſphaͤriſche 
Kapſel von acht oder zehn Linien in Durchmeſſer einge⸗ 
ſchloſſen, ſie ſind an einer Seite conver, vier bis fuͤnf 
Linien lang, und mit einer braͤunlichten feinen Haut 


uͤberzogen. N 


Die Einwohner preffen entweder das Oel aus, oder 
kochen es nur aus. Dieſes Oel iſt ſuͤß, von gutem Ges 
ſchmack, helle, und hat eben die Farbe wie das Oliven⸗ 
öl. P. Feuille, der ſich drey Jahr in Chili aufhielt, 
lobt es außerordentlich, und zieht es den meiſten Gat⸗ 
tungen des Olivenoͤls vor, welche man in Frankreich 
gebraucht. 2) Dieſe Pflanze, welche man wegen ihrer 
Nutzbarkeit weiter unterſuchen muͤßte, iſt bis jetzo noch 
nicht nach Europa gebracht worden, wo ſie gewiß auch an 
den Orten ſortkommen wuͤrde, die keine Oliven hervor⸗ 
bringen. Der wilde Madi (Madia melloſa) *), unter 
ſcheidet ſich von dem cultivirten durch nichts, als die 
Blatter, welche den Stamm umfaſſen, und fo Flebeige 
ſind, als wenn ſie mit Honig beſtrichen waͤren. 
RR II, Der 
27% Madia fol, lineari - lanceolatis, petiolatis. 

Gaulis fifßulofus, erectus, teres. Flores pedunculati 
terminales. 

g) »Man macht im ganzen Königreich Chili ein vor- 
„trefliches Oel aus den Saamen dieſer Pflanze. Die 
„Einwohner gebrauchen es nicht allein die Sehmer⸗ 
„gen zu ſtillen, indem fie die kranken Theile damit 


„ſchmieren, ſondern auch um ihre Speiſen zu fetten 
„ind 


. 


au, Sträucher u. Baume don Chili. 11 15 


eum). Die Chileſer, welche dieſe Pflanze Thapi nen⸗ 
nen, bauen verſchiedene Gattungen davon, und unter 
anden den jährigen, (Capſieum annuum), den beeren⸗ 
tragenden, (Capſ. baceatum) und den ſtaudenartigen, 
(Cap, frutelcens), Man bedient fich der gepülverten 


eeren von allen dreyen, als Gewürz zu den Speiſen. 


Kapſeln nicht ſelten wieder andere Kapſeln mit vollkom. 
5 1 Saamen ‚einfließen, | 


0 Die Einmehner 1 zu en 8 900 
manche andere Kuͤchenkraͤuter, welche das Land hervor⸗ 
bringt, und welche verdienten angebauet zu werden. 


nudiana, gemeiniglich Illmu genannt, und die Heme- 
Hells mit geſtreiften Blumen, des P. Feuille. | 


Die ee en überall 29 
leicht in den Blumen Saamen und Blättern der 
Baͤrenklau (H. ſphondylium); die Wurzel bringt aber 
ei ine Menge, ſechs Zoll lange und drey Zoll dicke hole 
len, von gelber Farbe und ſehr angenehmen Geſchmack 
hervor, wie dieſes auch P. Feuille bezeugt. Sie waͤchſt 
an . Orten | au kleinen e ke 


5 „ Reh ne, e Die 
Bund ſelbſt zum Brennen. Ich fand es ſuͤſſer und 
„von angenehmern Geschmack, als den größten Theil 
—  „unfers Olivenols, feine Farbe iſt mit dieſem 19 003 
Rx v»be. “ Feuill. T. III. p. „ 

5 0 Madia fol, amplexicaulibus lanceolatis, 6 
9 Heraclcum foliis Pinnatis foliolis En or. ra 
e en 0 


5 


Bein 
it 
* 

1 


11. Der Indianische oder Ge Pfeffer, (Capſi- 


Der jährige waͤchſt mit folcher Lebhaftigkeit, daß die 


Die ſchaͤtzbarſten darunter ſind: die Uwbellifera, Ber- 


Al 
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Be A a RA EN 2 GL N GE ER 2 2 — — 
116 Drittes Buch. 


Die Bermudiana 3*) oder Illmu, hat einen zweig⸗ 
igten Stamm die Blaͤtter beynahe wie Porro, violette 
Blumen, welche in ſechs Lappen getheilt ſind, die nach 
dem Blumenſtengel hin zuruͤck gebogen ſind, ſechs 
Staubfaͤden und einen dreyeckigten Staubweg. Die 
Saamen ſind ſchwarz und rund. Dieſe Pflanze macht 
einen Knollen, welcher gekocht eine gute Speiſe 
giebt h). i i 5 
Die Hemerocallis*), von den Indianern Liuto 
genannt, bringt einen Fuß lange Stengel mit zugeſpitz⸗ 
ten Blaͤttern, welche den Stengel umfaſſen, hervor. 
Der Stengel theilt ſich nach der Spitze zu in viele Zwei⸗ 
ge, auf welchen ſchoͤne rothe lilienartige Blumen wachſen. 
Die Einwohner machen aus der knollichten Wurzel dies 
ſer Pflanze ein ſchoͤnes weiſſes Mehl, welches ſehr 
leicht, geſund und naͤhrend iſt, daher es beſonders zu 
Krankenſpeiſen gebraucht wird. Die lilienartigen Pflan⸗ 
zen ſind in ganz Chili ſehr mannigfaltig, ich habe drey 
und zwanzig Hattungen davon beobachtet, welche alle 
wegen ihrer Schoͤnheit, Groͤße und Mannigfaltigkeit 
der Blumen, Aufmerkſamkeit verdienen. Die Araus 
caner geben allen dieſen Pflanzen den allgemeinen Na⸗ 
men Gil. | 


In der Provinz Santjago waͤchſt eine Art von 
wilden Baſilicum (Ocymum falinum) 20, welche dem 
gemeinen Baſilicum ſehr nahe kommt; ſie unterſcheidet 

| (ih 
5% Bermudiana bulboſa, flore reflexo coeruleo, v. Illmu. 
Feuil. ae 
b) „Die Eingebohrnen des Landes eſſen die Wurzel 
„oder den Knollen dieſer Pflanze in der Suppe. Der 
„Geſchmack iſt nach meiner eigenen Erfahrung ſehr 
„angenehm“ Feuill. T. IV. p. 8. 00 
40) Alſtroemeria (Ligta) caule aſeendente. Linn, 
2%) Oeymum fol. ovatis glabris, caule geniculato. 


7 “fi ine 1 0 95 16 der Stengel Fand und geglies 
dert iſt. Der Geruch und Geſchmack iſt aber gar 
nicht der von Baſilicum, ſondern vielmehr von Meer⸗ 
graß oder einer andern Seepflanze. Dieſe Pflanze, 
welche zu Anfang des Fruͤhlings aufkeimt, und bis zu 
Anfang des Winters dauert, iſt alle Morgen mit klei⸗ 
nen, harten Salzkuͤgelchen bedeckt, welche wie Thau ⸗ 
tropfen glänzen, Dieſe Manna ſammlen die Einwoh⸗ 
ner, indem ſie die Blaͤtter ſchuͤtteln, und bedienen ſich 
derſelben flatt des Kuͤchenſalzes, vor welchem es noch in 
gewiſſer Ruͤckſicht den Vorzug hat. Jede Pflanze giebt 
alle Morgen ohngefaͤhr eine halbe Unze dieſes Salzes. 
Dieſe Erſcheinung iſt wuͤrklich ſehr ſchwer zu erklaͤren, 
das Erdreich, wo die Pflanze wählt, iſt am wenigſten 


ſalzig, ſondern das fruchtbarſte im ganzen Koͤnigreich, 


und mt als ſiebenzig Meilen vom Meere Bean | 


3 6 Die Einwohner nutzen ſchon ſeit un⸗ Saber \ ö 
denklichen Zeiten die große 1 7 95 Faͤrber i 
pflanzen, welche das Land hervorbringt, ſo € Dus 


daß fie ohne Huͤlfe auslaͤndiſcher Producte wum, 
ihrer Wolle alle Arten von den lebhafteſten und dauer⸗ 
1 afteſten Farben geben, welche mehrere male die Probe 
mit Seife und Lauge halten, ohne ſich zu entfaͤrben; 
wie auch Frezier in feiner Reife nach der Suͤdſee an⸗ 
merkt. ) Ich habe ein von den Indianern verfertigtes 
ah, Aalen gelbe, rothe, grüne und blaue Farben 
. H 3 nach 
4 5 e den Arzneykraͤutern giebt es auch viele Faͤr⸗ 
N. v»berpflanzen, welche den Vorzug haben, daß fie das 
»Seifen mehreremale aushalten koͤnnen, ohne ſich zu 


. N on Von dieſer Art iſt die Wurzel von Reil⸗ 


. on, einer Art Krapp, welche kleinere Blaͤtter als 
. sunfer hat; fie laſſen die Wurzel wie wir in Waſſer 
er, kochen, um roth damit zu faͤrben. Die Pouquell, 
„it eine Art Goldruthe oder Abrotanum foemina fo» 

vlio virente etc.“ Frez. Voy. Tom. I. p. 136-137. 


A Duaftes Buß. 


nach dem beſtaͤndigen Gebrauche von dreyßig Jahren 
noch keine Spur von Abbleichen geben. In den ſuͤd⸗ 
lichen Provinzen erhaͤlt man die blaue Farbe von einer 
Pflanze, deren Charakter mir nicht bekannt iſt. In 
dem Gebiete der Araukanen, ſo wie in dem ſpaniſchen, 
macht man ſie durch Indig, mit einer gewiſſen Menge 
gegohrnen Urin verduͤnnt, in welchen man die Wolle 
oder das Garn, welches gefarbt werden ſoll, eintauche, 
und einige Zeit darinn ſtehen laͤßt; dieſer einfache Hand⸗ 
grif giebt eine dauerhafte und feſte Farbe; das fluͤchtige 
Laugenſalz, welches ſich durch dle fauligte Gaͤhrung aus 
dem Urin entwickelt, dient zum Vehieulo und zur 
we fuͤr die faͤrbenden Theile des Indigs. 


Die rothe Farbe zieht man aus der Wurzel einer 
Art von Krapp, Relbun genannt, oder Rubia chilen- 
fis*), fie waͤchſt an ſandigten Oertern unter dem Ges 
buͤſch, hat beynahe runde Stengel mit eyrunden ſtach⸗ 
lichten, weißlichten Blaͤttern, deren viere gegen einan⸗ 
der uͤber ſitzen, weiſſe Blumen mit einem viertheiligen 
Blumenblatte; die Saamen ſind in zwey eyrunde, ro⸗ 
the Beeren eingeſchloſſen, welche ſich in der Mitte wie 
bey der gemeinen Faͤrberroͤthe beruͤhren. Die Wurzel 
| bat eine aͤhnliche 5 Az wie die Azala, geht tief 

Sp 8 in 


) Rubia fol. annuis, caule ſubrotundo laevi. 

Rubiaſtrum cruciatae foliis et facie, vulgo, Relbun. 
Feuill. 

Canlis bipedalis procumbens, Fragilis. Folia 755 
petiolata, flores axillares terminalesque pedunculati. 
Calyx quadrifidus fol. ovalibus. Petala ovalia. Se- 
mina fubrotunda. 


20 Eupatorium foliis oppoſitis amplexicaulibus , lanceo- 
atis, denticulatis, cal. quinque floris. 

Eupatorioides ſalicis follo triner vi, flore luteo, vul- 
go, Contra verba. Feuill. 


3 ä i i d | ep = 

nn „%% % 15 

Kraͤuter, Sträucher u. Baͤume von Chili. 119 
9065 Re" a 9887 Er t 5 M 


* 
} 


zwey Fuß im Umfange umher. 


che im Sande unter dem Namen Contra yerba befannt 
iſt. Der Stengel dieſer Pflanze iſt auf zwey Sup boch 
von violetter Farbe, und hin und wieder durch Gelenke 

getheilt, aus welchen die je zwey und zwey einander ge. 


find zwey bis drey Zoll lang, ſchmal, gezaͤhnt und von 
hellgelber Farbe. Die kleinen Zweige, welche aus den 
Winkeln derſelben entſpringen, tragen gelbe Blumen, 
wie die des Waſſerdoſtes. In der Mitte dieſer Blu⸗ 
me findet ſich beſtaͤndig ein kleiner rother Wurm, mit 
eilf Ringen. Eben die gelbe Farbe zieht man auch aus 
den Blumen des Poquel, Santolina tinctoria 3*), fie 
hat laͤnglichte „ſchmale Blaͤtter, die ſich von denen des 
Flachskrauts (Linaria) wenig unterſcheiden; fie ſchießt 
drey bis vier, zwey Fuß lange, geſtreifte Stengel, wel⸗ 
che an der Spitze gelbe, halbkuglichte zuſammen geſetzte 
Blumen tragen. Die Stengel geben eine ſchoͤne gruͤ⸗ 
e Farbe. e 

Die Wurzel einer Pflanze, welche die Indianer 


N 


Be 


Poquil. Feuill. Rn. 

> Radix annua fufiformis. Caules erelli femplicet. 
Poyolia caulina 5, aut 6. alterna, ſeſſilia. Frudi- 
lecatio fantolinae communis, 0 . 
) Emneandria Monogynia. 

pPank 


* 


e. Cal. 4. fidus, cor. 4. fida. Capf. 1. fperna, 
Cal. 4. fidus lacinüs obtufis, Corolla campanulata, 
5 ealyce paulo longior. Stamina 9. ſubulata longitudi- 


1 


in die Erde, und wirft eine Menge kleinere Wurzeln 


Die gelbe Farbe macht man mit einem Decocte, 0 
n einer Art Waſſerdoſt, Eupatorium chilenfe 250, wel⸗ 


Panke nennen, Panke tinctoria gen. nov. Pr), giebt 


e 15 15 N 3 Se N a a u H 4 EN 3 11 5 105 50855 eine 
. A SEN :y® 9 2 2 5 9 10 0 2 
3 Santolina pedunculis unifloris, foliis linearibus inte- 
gerritwis, caulibus ſtriatis. ö 


Santolinoides, linariae folio, flore aureo. vulgo, 


genüberftehenden Blätter entſpringen. Dieſe Blätter 


* 


/ 


eine vortreſliche fefte ſchwarze Farbe; ſie iſt vielleicht 
eine der nuͤtzlichſten Pflanzen für die Fünfte, welche 
Chili hervorbringt. Einige nennen fie wegen der Aehn⸗ 
lichkeit der Blaͤtter chileſiſche Klet en, die Fructification 
iſt aber gaͤnz ich verſchieden. Die Wurzel iſt ziemlich 
lang, wenigſtens einen Zoll dick, auswendig ſchwarz 
und aufgeborſten, inwendig weiß. Die Blaͤtter welche | 
aus den gepflanzten Wurzeln hervorſproſſen, ſitzen auf | 
langen Blattſtielen, find faͤcherfoͤrmig, rauh, oben hell⸗ 
gruͤn, unten gruͤn, und haben zwey bis drey Fuß im 
Durchmeſſer. Mitten aus dieſen Wur zelblaͤttern erhebt 
ſich ein einzener Stamm, welcher auf fünf Fuß lang, 
drey Zoll dick, und mit einer rauhen, ſtachlichten Rin⸗ 
de umgeben, und von Blaͤttern entbloͤßt iſt, auger im 
Gipfel, wo er drey bis vier kleine Blatter hervorſchießt, 
er endigt ſich in eine lange coniſche Traube, welche die 
Blumen und Saamen träge. Die Blumen find weiß: 
roͤthlich, einblaͤttrig und glockenfoͤrmig, und bringen 
ein rundes gruͤnlichtes Saamenkorn in einer Kapſel 
von eben der Figur hervor. | 


Dieſe Pflanze liebt ſo fehr feuchte Oerter, daß ſie 
gleich verwelkt, ſo bald es ihr an Waſſer fehlt. Das 
ſchicklichſte Erdreich zu ihrer Vegetation find die Thaͤ. 
ler der Anden, wo ſie oft eine weit größere Höhe er⸗ 
reicht; 
‚ne calycis. Antherae oblongae. Germen ſubrotun- 
dum. Stylus Bliformis, longitudine corollas. Stigma 
minntum. Capfula uniloeularis bivalvis. 
Panke caule erecto, racemifero, 
Folia ꝙ loba, ferrata, F. ner via, papillaſa, tomen- 
20%, pulpofa, perfiflentia, Perioli teretes, Jemip:da- 


len deuleati. Racemus terminulic. Flores peduncu- 
lari plürimi, 


k) „Diefe Pflanze ift ſehr erfriſchend. Man trinkt eine 
v Abkochung von den Blaͤttern in der Pitze, um 5 


> 
A * 
N 


wicht; am Seeſtrande iſt fie viel kleiner und ſchwaͤcher⸗ 
Der Saft aus der Wurzel iſt nicht allein zum Faͤrben 


lem andern Holze zu Leiſten vor, ſie laßt ſich vortreflich N 


ſchneiden, und iſt von langer Dauer. Das Mark des 
Stamms iſt weißticht, weich, faftig, erfrifcjend und 
von ſehr angenehmen ſauren Geſchmack; die Landleute 


Gattung dieses Geſchlechts, Panke acaulis 4), welche 


Dinacio genannt wird; ſie macht eine ruͤbenartige Wur⸗ 


zel, welche fo dick wle ein Arm, ſaͤuerlich füß, und von 
den Einwohnern ſehr hoch geſchaͤtzt iſt. Diefe Gate 


nv dem man die Haut davon abgezogen hat; ich habe 
vſie geſchmeckt, und fand ihren Geſchmack ſuͤßlicht 
„und fehr angenehm. Die Faͤrber bedienen fich der 
» Wurzel zum ſchwarz faͤrben; fie ſchneiden fie in 

»kleine Stuͤcken, und kochen fie mit einer ſchwarzen 
N „Erde, Die Gerber bereiten ihr Leder mit eben der 
Wurzel, fie laſſen beydes zuſammen mit Waſſer ko⸗ 
S chen, worauf die Haͤute aufſchwellen, und drey bis 
v viermal fo dick werden.“ Feull. T. Al. p. 742. 
) Panke raceıno acauli, 


Kräuter, Sträucher u. Baume von Chili, rar 


. 


* zu erfriſchen; auch ißt man die Blattſtiele roh, nach⸗ 


1228 Drittes Buch. 


— — —äjůH 


/ 


Fa 


8 


Die violette Farbe bereitet man mit den Beeren 


iv verſchiedener Straͤucher, und mit der ſchon beſchriebe⸗ 


nen Culle, welche zu dieſem Zweck geſtampft, und in 


kleine Kuchen geformt, verkauft wird. Bey Eintritt 


der Regenzeit waͤchſt auf den Feldern eine kleine Pflan⸗ 
ze, welche Roſoliokraut genennt wird, und da ſie zu ei⸗ 
nem neuen Geſchlecht gehoͤrt, von mir den Namen 


Saſſia zum Andenken meines ſchaͤtzbaren Freundes, 


Abbe Joſeph Saſſi erhalten hat, deſſen edle Denkungs⸗ 
art und Kenntniß in den Wiſſenſchaften ihn allen Ge⸗ 
lehrten werth machen. *) Dieſe kleine Pflanze, wel⸗ 


che in den Blattern dem Johanniskraute gleicht, bringt 


je 


N 


drey oder vier kleine ſchoͤn purpurrothe Blumen hervor, 


welche von den Aquavitmachern angewandt werden, ei⸗ 


ner Art von Roſolio Farbe und Geruch zu geben, wel⸗ 
chen ſie Porporino nennen. Eine einzige dieſer Blu⸗ 
men, ob ſie gleich kleiner iſt als die von Thymian, iſt 


hinreichend um fuͤnf bis ſechs Pfund Liqueur zu faͤrben; 


ſo bald ſie damit uͤbergoſſen iſt, laͤßt ſie eine große Men⸗ 


ge faͤrbender Theilchen von ſich, welche ſich augenſchein⸗ 


lich durch die ganze⸗Fluͤßigkeit verbreiten, und dieſelbe 


in weniger als fuͤnf Minuten vollkommen faͤrben. Die 


„Bildſchnitzer bedienen ſich derſelben auch, um ihre Bil⸗ 


der in Elfenbein und Holz zu ſchattiren, und ich zweifle 
nicht daß dieſe kleine Blume, vermittelſt einer ſchickli⸗ 
chen Zubereitung, auch zur Faͤrbung der Wolle und 


Baumwolle angewandt werden koͤnnte; blos der aus⸗ 


gepreßte Saft giebt denſelben ſchon eine ſchoͤne Farbe, 
welche ſich ſchwerlich ausloͤſchen laͤß tz. 


Aus 


4 Octandria Monogynia. 


i Saſſia. Cal. 4. phyllus, cor. 4. petala. Capſ. 2. 
locularis, 2. ſperma. a . 


Cal. 


je wächft, und eine aͤhnliche Blume als die der Saflıa 
indloria, aber von goldgelber Farbe hat. Die India⸗ 
ner nennen dieſe kleine Blume Rimu, oder Rebhuhns⸗ 
me, weil dieſes Gefluͤgel ſehr begierig darauf iſt; 
auch haben fie zwey Monaten, dem April und May, 
eben dieſen Namen gegeben, weil in dieſen dieſe Pflan⸗ 
30 de vorzüglich erſcheint, „ nämlich Unen rimu und 5 
ne d. he Er und zwepter e f 


Dee Begerabitten, Gefönbers bie Keine Arzney⸗ 
ter, machen den größten Theil des Arzuey⸗ kräuter. 
worralhe der noch nicht bekehrten Chileſer 9 
aus. Ihre Aerzte, welche Machi und e 
Ampive genannt werden, ſind erfahrne Kränterfanms 
er, und beſitzen durch mündliche Ueberlieferung eine 
Menge Geheimniſſe von der ſpecifiſchen Wirkung vieler 
. in jeder Art Krankheit, mit welchen fie taͤg⸗ 
ich auffallende Curen machen. Ob ſie gleich aus 
0 Feindſchaft gegen die Eroberer, oder in der Abſicht ih⸗ 
en Werth beſtaͤndig geltend zu erhalten, mit ihren 
denntniſſen in dieſem Fach ſehr geheim ſind, ſo haben 
e doch aus Freundſchaft die Heilkräfte mancher Baͤume 


von welchen die chriſtlichen Ehileſer mit dem beſten Er⸗ 
n machen, und womit u in die N 


Diefe 


Cal. fall 1 . Perala lanceoluta 
f . Filamenta 8. ſetacea corolla breviora. An- 
tghhenae rotundae. Germen obouatum, ſiylus filiformis 
ni. icahjce breuior, ‚Pigma, om. Garn ovata, femina 
. rentformia. ) 


8 dune Steiuder u. Baume nen ei ER 


* Aus eben dem Geſchlecht iſt eine andere kleine 
pflanze, welche zu Anfang des Herbſtes in großer Men⸗ 


5 2 e 7 
2 m >" 3 2 


C 


124 Drittes Buch. 


— : * a : 
— Br a 2 er 


Dieſe rä er ſind in einem Buche beſchteben, 
und zugleich ihre Heilkraͤfte und die Art fie anzuwen⸗ 
den angegeben, welches, ich weiß nicht aus welcher 
Urſach, den Titel von einem Juden (del Ebreo) führe. 
Die beruͤhmteſten Pflanzen dieſer Art find: der Ca- 
chanlaguen, die Viravira, die Retamilla, der Payco 
und ber Quinchamali. Der Cachanlahuen, (Gentiana 
Cachanlahuen) 35), welchen Bomare und andere Schrift⸗ 
ſteller Chancelague, Chanchalagua nennen; die Pflan« 


ze wächft weder in Panama, wie die Memoires de 


T Academie des feiences von 1707 verſichern, noch in 
Guayachili vielleicht Guayaquil wie Hr. Bomare glaubt, 
ſondern blos in Chili, woher ſie in andere Laͤnder von 
Amerika und auch nach Europa gebracht wird. Sie 


gleicht ſehr dem kleinen Tauſendguͤldenkraute, mit wel⸗ 


chem ſie auch von einem Geſchlecht iſt, unterſcheidet 
ſich aber von demſelben durch den runden Stengel, 


durch die einander gegenuͤberſtehenden beynahe horizon⸗ 


97 ur; 


talen Zweige, durch die Blätter welche nur eine Rippe 
haben, n bah andere ar auffallende Verſchie⸗ 
denheiten. 


0 Gentiana corolla quinquefida, infundibuliformi, ra- 
mis oppoſitis patulis. \ 
Centaurium minus Purpureum Pace vulgo, Ca- 
chen. Feuill. 

15 „Dieſe Pflanze iſt außererdenth eh bitter: der Aufguß 
„derſelben iſt eroͤfnend und ſchweißtreibend, ſtaͤrkt 
„den Magen, toͤdtet die Würmer, heilt ſehr oft Wech⸗ 
„felfieber und Gelbſucht; man bedient ſich auch der⸗ 
»ſelben mit Vortheil in Flußkrankheiten.“ Feuill. 
Tom. II. p. 748. „v. Cachenlague.“ 

„Der Cachenlaguen oder die Canchalagua, welche 

„man in Chili Cachinlagua nennt, gleicht in allen 

„Stücken dem kleinen europaͤiſchen Tauſendguͤlden⸗ 

„kraute. Sie iſt etwas niedriger als die unſrige. 

„Man macht einen kalten Aufguß davon, auf ſechs 

v bis ſieben pee ein Glas Waſſer, eine ung 
oder 


Kräuter, Sträucher u. Bäume von Chili. 125 


denheiten. Der Name bedeutet in der chileſiſchen 
Sprache ein Kraut wider den Seitenſtich, in welcher 
Krankheit es auch ſehr wuͤrkſam iſt; außerdem haͤlt 
man es für ein gutes emmenagogum, refolvens, pur- 
gans, fudoriferum, anthelminticum und vorzüglich 
‚für ein vorfrefliches febrifugum. !) Der Aufguß wel⸗ 


cher im hoͤchſten Grade bitter iſt, leiſtet im Halsweh 


ad Dienſte, und man haͤlt ihn außerdem fuͤr 


ein ſehr gutes Suhftitur der China; er hat den Geruch 


des peruaniſchen Balfams. 


Die Vira vira, Gnaphalium Vira vira ), iſt eine 


Gattung von Ruhrkraut Tignamica), fie iſt ſehr aro⸗ 
matiſch und ein vortrefliches Mittel gegen die Wechſel⸗ 


fieber. Im warmen Aufguß als Thee genommen, 


kreibt fie den Schweiß ſehr häufig, daher fich die Sande , 
leute deſſelben wider Erfältungen und wider Verſtopfun⸗ 


gen bedienen. Die Blaͤtter dieſes Krauts find fo wol- 
licht, daß fie dem Anſehn und Anfuͤhlen nach mit Baum⸗ 
wolle bedeckt zu ſeyn ſcheinen. Die Blumen ſind zu⸗ 


ER N ſammen. 
„oder einen ganzen Tag über. Man gurgelt ſich den 
V Hals mit dieſem Aufguße, und wird dadurch vom 
V» hHalsweh bald befreyet. Hr. Bougainville, und Hr. 
W dDuelos, unſer Capitain, haben mehr als einmal 
v den Verſuch mit dem beſten Erfolge gemacht. Wenn 
man den Aufguß warm wie einen Thee macht, fo 
verhitzt die Pflanze fehr, reinigt aber das Blut vor⸗ 
bv treflich. Dieſe Pflanze iſt in Chili ſehr berühmt, 
v von woher man fie erhält. Ich halte fie für ein 
b beſſeres Fiebermittel, als die unſrige. Sollte unſe⸗ 
„re im Halsweh nicht eben die Kräfte haben? « 
Pernetty, Voy. T. I. e. 12. . 5 
) Gnaphalium herb. fol. decurrentibus, ſpatulatis, utrin- 
que tomentofis, _ , 
Ulichryſum Amexicanum latifolium, vulgo, Viravi- 
, . R.. | 11 


N 


4226 Ä Drittes Buch. ee 


ſammengeſeßt, roͤhricht (dofeulofi) , geſbfärbig, und 
fißen zu drey oder vier an der Spitze der Zweige. Die 
Saamen gleichen denen der Stoechas citrina. m) N 


Die Retamilla, Linum Aquilinum“) ſonſt auch 
Gnanculahuen, das iſt Arzneykraut von Adler genannt, 
waͤchſt groͤßtentheils an den Seiten der Huͤgel und der 
Berge. Die Wurzel iſt ſehr ſtark und lang, der 
Stamm eheilt ſich in viele Zweige, welche mit wechſels⸗ 
weiſe ſtehenden, lanzettfoͤrmigen, kleinen Blättern be⸗ 
ſetzt ſind. Die Blumen haben fuͤnf gelbe Blumenblaͤt⸗ 
ter, und ſitzen je zwey und zwey an einem gemein⸗ 
ſchaftlichen Blumenſtiele. Der Staubweg wird eine 
fuͤnfſeitige haͤutige Kapſel, welche mehrere kleine Saa⸗ 
men enthält. Die Landeseinwohner bedienen ſich dieſer 
Pflanze mit ſehr gutem Erfolg wider Wechſelſieber, auch 
gegen andere Krankheiten, in welchen ſie ſonſt die Vira 


vira gebrauchen. 


X 


| Der Payco, Herniaria Payco 20; dieſe Pflanze, 


welche in der neuern Materia Medica unter dieſem va⸗ 
| terlaͤn⸗ 


m) „Die Berge: find mit Kraͤutern bedeckt, unter wel⸗ 
schen eine große Menge aromatiſche und Arzneykraͤu⸗ 
„ter find; unter dieſen letzten iſt bey den Landleuten 
„beſonders die Cachinlagua oder das kleine Tauſend⸗ 
„guͤldenkraut berühmt, welches mir bitterer ſchien, 
„als das in Frankreich, folglich reicher an dem Sal⸗ 
„ze, wodurch es ein fo vortrefliches Fiebermittel 
„wird. Die Viravida iſt eine Gattung Ruhrkraut, 
„mit deren Aufguß ein Chirurgus Tertianfieber ſehr 
- „glücklich heilte. Auch findet man eine Art Senne, 
bz welche der voͤllig ähnlich iſt, welche aus der Levan⸗ 
„ie zu uns gebracht wird; die Apotheker zu Sant⸗ 
„jago bedienen ſich auch derſelben, in Ermangelung 
„von dieſer; fie wird von den Indianern Unoper- 
v aquen genennt.“ Frez I. I. p. 205. N 
) Linum fol. alternis lanceolatis, pedunculis bifloris. 
2*) Herniaria, fol, ſerratis, 


Nr 


RR 


Stine, Sträucher u & 11 


. ländischen Namen aufgeführt iſt, wird ſonſt auth 
dohl die dritte Gattung von Thee genannt. Sie ge⸗ 
höre aber zur Gattung des Bruchkrauts (Herniaria), 
der ſie ſehr aͤhnlich iſt, wie ſie auf der Erde liegende 
Boeige hat, welche mit kleinen eyrunden Blaͤttern be⸗ 
ſetzt find, die am Rande aber ausgezaͤhnt find, und 


ohne Blattſtiel an den Zweigen fißen. Die Blumen 


haben viel Staubfaͤden, und ſind ſehr zahlreich; ſo auch 
die be welche in eine runde Kapſel eingeſchloſſen 
ſind. Die ganze Pflanze iſt von einem ſanften Gruͤn, 
und giebt einen Geruch von verfaultem Cederholze. Das 


Oecoct davon if ſehr würkſam wider „ | 


BR Indigeſtion und im Seitenſtich. I 


Der gb mal macht fur ms ein neues Ge 
ſchlecht, dem ich den chileſiſchen Namen Quinchamali« 


um *) geben will, -Die Pflanze waͤchſt mit vielen neun 


Zoll hohen Stengeln, mit wechſelsweiſe ſitzenden Blaͤt⸗ 
tern, welche denen der Linaria aurea Tragi ähnlich find, 
4 a ie e em Blumen, welche in fuͤnf ey⸗ 


n) „Der Payco ift eine Pflanze von mittlerer Groͤße, die 
pv Blaͤtter find tief eingeſchnitten, ſie hat einen ſtarken 
W Geruch von faulen Eitronen. Das Decoct iſt 
v ſchweißtreibend und ſehr gut wider den Seitenſtich. 
Sie haben auch eine Menge wilden e wel⸗ 
ER: „cher dieſelbe Wuͤrkung hat.“ Frez Tom. IV. 

1 9) Pentandria Trigynia. 


en locularis polyſperma. ö 
Nadiæ biennis, fuſformis, 1 85 Ce Jubl- 
185 gro „teretes, ramofı. Folia alterna lanceolata li- 
nearia, ſubpetiolata. Flores fpicati, Pedlunculati, 
derminales. Cal. brevifimus laciniis acutis. Cor. 
monopetala e tubus eylindricus: limbus planus, folio- 
lis ovalibus. Stamina 5. fliformia tuo longiora. 
Aniberae ovaler. Germen ovatum. Stylis tres Jerasri 
longitudine jlaminum. Stigmata obtufa, 


| von Chili. 12 


foͤrmige 


99 Quinchamalium. Cal. 5 dus, Cor. 3 fida , Capf. 


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* 


128 Drittes Buch. TAN 
förmige Lappen, wie die von Jasmin, zertheilt find, 

und an der Spitze der Zweige in doldenfoͤrmigen Buͤ⸗ 

ſcheln ſtehen. Die Saamen find ſchwarz, linſenfoͤr⸗ 

mig und in eine runde in drey Faͤcher getheilte Kapſel 

eingeſchloſſen. Die Einwohner trinken den durch Aus⸗ 

preſſen oder Kochen erhaltenen Saft des Quinchamaſi, 
wenn fie von einer Hohe herabfallen, oder ſich ſonſt verletzt 

haben, welcher, wie man aus vielfaͤltiger Erfahrung weiß, 

ein maͤchtiges aufloͤſendes Mittel iſt, welches das geron⸗ 
nene und extravaſirte Gebluͤt ſehr gut zertheilt, auch zur 

Heilung innerlicher Wunden wird es angewandt. 0) 


Der P. Feuillee 1 deſſen Andenken den Chileſern 


beſtaͤndig werth ſeyn wird, beſchreibt eine große Menge 


Arzneykraͤuter aus Chili, und giebt die Abbildungen 
davon in vortreflichen Kupferſtichen. Unter andern 
find von demſelben vortreflich befchrieben: die Pichoa *), 
der Clinclin 25), der Guilno *) als vortrefliche Pur⸗ 
giermittel; der Diuca lahuen 4*), eins der vorzuͤglich⸗ 


ſten Wundkraͤuter; der Jandia lahuen 5”), ein ſehr 


wuͤrkſames Mittel zur Abtreibung der Nachgeburt; der 
„ 1 Core- 
o) „Wenn jemand einen heftigen Fall thut, wodurch 
„das Blut zur Naſen heraus ſtuͤrzt, fo haben fie ein 
„unfehlbares Mittel, das Decoct eines Krauts Quin- 
„chamali, eine Art Santolin, mit kleinen gelben und 
rothen Blumen, ſo wie man fie auch hier ſieht. Auch 
„andere Arzneykraͤuter die in Frankreich gefunden wer⸗ 
„den, find hier ſehr gemein, z. B. die Farrenkraͤuter, 
obeſonders einige, welche den canadiſchen gleichen, 
»das Pappelkraut, Eibiſch, Bingelkraut, der Fingers 
„huth, Engelfüß, Wollkraut, Schaafgarbe, der ges 
„wohnliche und der nach Moſchus riechende Storch⸗ 
v»ſchnabel, Gaͤnſerig und viele andere welche mir uns 
„bekannt, und dieſem Lande allein eigen find.“ Frez 
Voy. F. I. p. 135. | 
4 Titbymalus foliis trinerveis et cordatis; vulgo, Pi- 
choa, Feuill, 


raͤl vr u. Bum von n chi. 129 


9 ; 4 nützliches Mittel wider A 
ind der Gniluhe 7) als blutreinigendes Mittel ſehr 
uchlich. Der Tabak, welchem die Indianer den f 
Puthem geben ‚ finder fi) in dieſem Reich ſo⸗ N ö 
wild als angebauet; von letzterem giebt es zwey | 0 
rten, der gemeine, welcher dem braſilianiſchen nichts 1 
achgiebt, und eine andere Art, welche Landtabak ge⸗ * 
nt wird, Nicotiana minima 8*), er hat kleine Blaͤt⸗ r 
ter wie der cretiſche Dictamn, iſt aber ſtaͤrker als der 1 i 
meine, dem er uͤbrigens in der Seuctification gleicht. 


—— 2 


Die Ufer und en Oerter in Rohre. | 
bifi, haben einen Ueberfluß an Binſen Chileſiſch: 3 
und Rohr von verſchiedenen Gattungen, de⸗ ancul. | 14 
ren größter Theil den Botaniſten noch unbekannt iſt. Am 
Unter den erſtern iſt beſonders eine Art aus der Gat⸗ l —— 2 
tung des Seirpus merkwürdig, Scirpus Ellychniarius 82 14 
mit runden, drey bis vier Fuß hohen Halme, drey lan⸗ 
gen ſchwerdtfoͤrmigen Blättern, welche oben aus der 
4 Spitze bervorſchießen, und in deren Mitte drey kugel. 
1055 1 ſber. ai u bedienen ſich zu⸗ 
N weilen 
3 920 1 0 eherne, a et denfi oribus lis, 
vulgo, Clinclin, id. | 
39 Gramen bromoides Kara, vulgo, Guilno, i 45 \ 
' 1 aurea Leucoi N, incano, 995 1 lasuen. 
idem | 
a 7) Lychnidaea e tehrlifoliäe Folio, 8 fandia 
leguen. id. 
16 Er) Geranium columbinum perenne 9 Dun, pureo, vule 
20, Corecore. id. 


*) jacobaea Leucanthemi 1 folio, vu g. Muse 
idem. 


5 en Nicotiana foliis fefflibes ; ovatis, 1b obtuf is. =: \ . | 
\ 12 Seirpus uli tereti nudo, ſpieis globofis quaternic, . = 
1 a f & 1 
JJ len = 
, | | 1 


13% Drittes Buch. 
weilen des ae Marks diefer Bine) um Dochte 


in die Lampen daraus zu machen, welche mit einer ſehr 
hellen Flamme und ohne viel Rauch brennen, ſie werden 
doch aber von der Flamme bald verzehrt. Die Ein⸗ 


5 1 


Bet 


wohner der Anden bringen auf den Markt, welcher jaͤhr⸗ g 


lich in den ſpaniſchen Provinzen gehalten wird, eine 
Menge ſchoͤn geflochtener Koͤrbe, wozu, wie man ſagt, 
eine Art Binſen genommen wird, welche in den Cor⸗ 
diglieren waͤchſt; das Flechtwerk an denſelben iſt ſo feſt, 
daß fie fo gut wie andere Gefaͤſſe Waſſer halten. Ob 


gleich alle, die das Gewaͤchs geſehen haben, verſichern, 


es ſey eine Art Binſen, und auch der aͤußere Anſchein 
damit uͤbereinſtimmet, ſo glaube ich doch daß es wohl 


eher eine Art von kleinem Waſſerrohr ſeyn koͤnnte. 


Unter den tige Rohrarten verdient bei. 


ders das fefte chilefifche Rohr angemerkt zu werden, 


wovon ſich verſchiedene Arten finden, welche alle den 


Gattungscharacter des Rohrs (Arundo) haben, und 
unter dem gemeinſchaftlichen Namen Coliu begriffen 


werden. Alle dieſe Arten haben, wie das Bambourohr, 


eine glatte harte Rinde von gelblichter Farbe, inwendig 
ſind ſie aber mit einer fadigten mehr oder weniger fe⸗ 
ſten Subſtanz, wie das Zuckerrohr, ausgefüllt, Ihre 
Blaͤtter ſind grasartig, ſchmal, und wachſen gemeinig⸗ 
lich nur an den kleinen Zweigen, in welche ſich der 
Gipfel des Rohrs theilt. Die Arten, welche von den 
Einwohnern vorzuͤglich benutzt werden, find: der 
Rugi, die Quila und das Rohr von Valdivia. 


Der Rugi, Arundo Rugi 1 iſt ſo dick wie das 
europaͤiſche Rohr, welches auch in großer Menge ba⸗ 
ſelbſt 


Ss 541805 ealyeibus trifloris, foliis fubulatis gla- 
ris. 


22%) Arundo calyk. krifloris, fol. enſiformibus . 


19 


5 


trau 


8 


cher u. Baͤume don Chili, 31 
vorhanden iſt; in den Anden iſt es fechzehn bis 1 
zig, am Meer zehn bis zwölf Fuß hoch, mit ſehe 
inander ſtehenden Gelenken. 


Qilz Arundo Quila us), hat nur einen Fuß 1 
nander ſtehende Gelenke, iſt aber zwey bis den e 
FV!!! | 
Rehr von Valdivia, Arundo 3% 0. N \ 
nennt, weil es in der Gegend dieſes Orts | E 
hat ſehr nahe aneinaner ſitzende Knoten, und. 1 
ngelbe Farbe. Die Einwohner bedienen ſich 9 14 
el um Körbe und Zäune daraus zu ſtechen; 14 
o gebrauchen fie es ſtatt der Schindeln auf die Daͤ⸗ . 1 
er, und daſſelbe erhält ſich ſehr lange, wenn es nur „ 


cht zu ſehr der Feuchtigkeit ausgeſetzt wird. Die ’ 174 


vila giebt den Araukanern und Spaniern Schafte zu 5 
ven Spießen, und das valbiviſche Rohr eine Art © 
peere (gisnnette), welche ſehr geſchaͤtzt werden. 


Die ſchlingenden Stauden finden ſich Schling⸗ a e 
den chileſiſchen Hoͤlzern ſehr haufig, und irltanzen. . 

e derſelben find ſowohl wegen ihrer ſchöͤ⸗ Weeſſſch⸗ 

immer gruͤnen Blaͤtter, als wegen der 

acht ihrer Blumen zu Lauben und Hecken in die San u 
ſehr tauglich; einige der Blumen geben an Größe 1 1 
d Schoͤnheit den Tulpen, Ranunkeln und Lilien nichts | 1 
h. Von dieſer Art iſt eine Pflanze, Copiü genannt, € 
che drey Zoll lange Blumen hervorbringt, die aus 
s ſehr ſchoͤn car moiſinrothen „inwendig weißgefleck. 
Blumenblaͤttern beſteht. *) Dieſe Pflanze ſchlingt 1 
an den hoͤchſten Baͤumen hinauf, hat eyrunde zu f m = 
yen ſitzende Blätter von ſchoͤnem Grün, und dunkel⸗ 1 
20 


) Arundo calye. trifloris, fol. ſubulatis pubefeentibus, 1 
) Bochi liliaceo, amplifimoque flore chrameſino. 
enn s - e eee ; a N . 


* 


132 Drittes Buch. 


gelbe, einen Zoll dicke cylindriſche Früchte, welche eit 
zartes weiſſes Mark, von außerordentlich angenehm füf 


ſem Geſchmack enthalten, wie Feuille e ſagt. 


Auch die Paſſiflora Tiliaefolia, oder die Paffions 
blume findet ſich daſelbſt; der Caraedl, die Sarſapa 
rille, die Alflroemeria ſalſilla, und vier bis fünf Arten 

von denen, welche die Franzoſen Liane, die Einwohne 

aber Voqui nennen, unter welchen keine einzige gifti 
iſt. Die nuͤtzlichſte unter dieſen iſt der Cogul, Dolicho 
funarius 135). Dieſer Strauch hat einen ſchlingenden 
holzigen Stamm, der nach der beſondern Varietät bal 
ſo dick wie ein Weidenreis, bald wie ein duͤnner Bind 

faden iſt, die Blätter find denen von Copit ähnlich, di 

Pflanze ſchlingt ſich an den Bäumen wie der Ephe 

hinauf, wurzelt ſich doch aber nicht an dieſelben feſt 

wenn ſie an die Spitze des Baums gekommen iſt, gel 
ſie an einen andern Baum uͤber, oder ſteigt fenfred 
herunter, ſteigt ſodann wieder hinauf, und wiederho 
dieſes ſo lange, bis ſie ſich in einander verwirren, un 
mit den übrigen Voqui eine ganze Reihe von ſenkreck 
hangenden Stricken bilden, welche mit dem Tafeliver: 
eines Schiffs viel Aehnlichkeit haben. Die Blume 
dieſer ſonderbaren Pflanze find Schmetterlingsblume 
purpurroth, und bringen eine ſechs bis fieben Fing 

lange und einen Zoll dicke Schote hervor, welche e 

weißlichtes, butterartiges, ſehr angenehm ſchmeckende 

Mark, mit fuͤnf den Baumwollenſaamen ganz ähnlid) 
Saamen enthalten, u 


Dias Holz ift bey weitem biegſamer und zaͤher w 
die Weidenreiſer, und zu verſchiedenem Gebrauch u 
fo nützlicher, da man hundert und zweyhundert Ell 
1 i f lan, 

ac) Dolichos volubilis, caule perenui, leguminib 
pendulis pentafpermis, foliis ovalibus utrinque glabr 


u 
7 


ter, Sträucher u. Baͤume von Chill. 133 
ange Stucke davon haben kann, indem es ſich nicht 
in der Erde befeſtigt, wie die andern Schlingſtauden der 
Gegenden. Die Landleute pflegen dieſelben leicht 
brennen, ehe fie fie gebrauchen » fo wohl um die 
de von denſelben wegzuſchaffen, als um dieſelben 
ſamer zu machen; fie bedienen ſich derſelben zum u 
ten der Körbe, und zum Zufammendinden de 
aden und Zäune, mo fie der Witterung lange 
yierftehn. Einige haben auch mit ſehr gutem 
ge verſucht Schiffſeile daraus zu verfertigen, wel! 
uerhafter werden als die aus Hanf. „ 


In Chile wächſt noch eine andere Art dieſer 

Schlingſtauden, Pepoi gengant, aus welchen die Inſu⸗ | | 

aner die Seile für ihre , machen. Die Voqui 5 
e 


oder Vochi welche Feuille'e beſchreibt, find von dieſen 


a \ 


ver ieden, fie finden ſich gewöhnlich in den Gebuͤſchen se * 
m Seeſtrande. Die Urceolaria feandens’s*) von N 


velcher dieſer Schriftſteller redet, iſt von dieſer gleich⸗ 
alls ſehr verſchieden, ſie hat eine, einen Zoll lange, in 
ünf gleiche Lappen getheilte Blume, von der lebhafte⸗ 
ſten rothen Farbe. 9 5 e 

In meinem chileſiſchen Pinax hatte ich Sträucher 
drey und funfzig verſchiedene Gattungen Chileſiſch: 
von Sträuchern, welche in Chili wild wach, Rüthon. 
ſen, beſchrieben, und ich glaube ich haͤtte dieſe Anzahl 
is auf das doppelte, ja auf das dreyfache bringen koͤn⸗ 
nen, wenn es mir möglich geweſen wäre, einen groͤſſern 
Strich des Landes zu unterſuchen, da jeder kleine Di⸗ 
trict, fo wohl in dieſer als in andern Claſſen von Pflan⸗ 
zen, immer neue Gegenſtaͤnde darbietet. Auch dieſer 


Theil des Pflanzenreichs iſt fuͤr die Einwohner mehr 


oder minder nußbar. 1 
. 


N rer 7 15 
8%) Urceolaria foliis carnofis ſcandens. Feuill, 


N 


134 


1 


Kopf gar nicht einnimmt. 


Linn. 


ovatis acutis. Linn. 


Mayu, Feuill. X 


i Monoecia Polyandria. 


3 fperma. 
Arbufeula humanae_ altitudinis.. 


Drittes Buch. 


Die Rinde und die Blaͤtter von den Straͤuchern 


*) poineiana ſpinoſa, vulgo, Tara. Feuill, 
2 „ 12 * ya 7 EN i | 
* pſeudo Acacia foliis mucronatis, flore luteo, vulgo, 


20% Rofmarinus (Chilenfrs) foliis petiolatis. 


Colliguaja Mafe. cal. 4 fidus. Cor. O. ſtam. 8. 
Fem. cal. 4 fidus, cor. O. ſtyli tres, Capſ. 3 angularis 


8 | 
Radix ramofa | 
rubra, caulis ramofıffimus. Fol. oppofita, breviter 
Petiolata, lanceolata, denticulara, uninervia, glabra, 

N 7 corasfa, 


Deu 16%), Thilco und Uthiu 75) genannt, werden zum 
Schwarzfaͤrben gebraucht. Aus den Schoten der Tara 
oder Poinciana fpinofa 18*) und des Mayu 19 *) macht 
man eine gute Dinte zum Schreiben. Aus dem Holze 
des Guajacano, welcher in Chili niemals die Groͤße ei⸗ 
nes Baums erreicht, werden Billiardkugeln und Kaͤm⸗ 
me gemacht. Die Arbeiter in Elfenbein gebrauchen zu 
ihren ausgelegten Arbeiten gelbe und ſchwarze Hoͤlzer 
von einem Strauche, den ich zu unterſuchen keine Che. 
legenheit gehabt habe, welchen ſie wegen ihrer Haͤrte 
den Namen Ebenholz geben. Der wilde Rosmarin 2°*) 
wird, da er ſehr harzig iſt, mit noch vier andern gleich⸗ 
falls ſehr harzigen Straͤuchern beym Schmelzen des 
Kupfers gebraucht. Der Stamm von Colliguay, 

Colliguaja gen. nov. 25, giebt, wenn er verbrannt 
wird, einen ſehr angenehmen Roſengeruch, welcher den 


Der Weyrauch, welcher dem arabiſchen nichts 
nachgiebt, kommt von einem kleinen Strauche, welcher 
in Coquimbo waͤchſt, und welchem ich den Namen 
Thu- 
f 16%) Corlaria (Rufeifolia) fol. cordato.ovatis ſeſſilibus. 


7%) Lonicera (Corymbafa) eorymbis terminalibus, fol. 


Far Ze 9 


7 6 — 
Se ER 


dräuter Sängern u. Baume bon chi 133 


0 n. nov. 22%) gegeben habe. Er iſt gewohn. 


aſchgrauen Rinde bekleidet; die Blaͤtter ſitzen wech⸗ 
sweiſe, find eyfoͤrmig, vier Zoll lang, fleiſchigt, rauh 
von gelblichter Farbe. Er bringt kleine trichter⸗ 
oͤrmige Blumen von gelbgruͤner Farbe hervor, auf die⸗ 


zwey braunen, laͤnglichtovalen Saamen. Waͤh⸗ 


d hart, von weißgelblichter Farbe, und etwas durch⸗ 
einend, auf! dem Bruche glaͤnzend, von bitterm Ge⸗ 
mack, und aromatiſchen, dem Weyrauch aus der Le⸗ 


an 
vante ähnlichen. Geruch. Auf den benachbarten Hügeln 


des Hafen von Valparaiſo, findet ſich eine Gattung von 
Sonnenblume, Helianthus thurifer 23.0), mit holzigtem 
Stamm, aus welchem auch ein Harz ausſchwitzt, das 
an ee At Darum dem achten e ähnlich 
ſt. 


xx 


95 ee, perennia. Amenta axillaria, pedunculata, ö 


15 brevia Cal. maſcul. rachin verfus, feminei inferius. 
 Capfula elaſtica. Semina fubrotunda da pifts 
1 Oder fene. 1. Colligusja. 
Ma, 2% Decandria Digynia. 

“  "Fhuraria. Cor. 1 petala, Cal. tubuloſus, Capſ. 2 
1 65 9 5 2 ſperma. 
Caulis teres, rimofus, ramqſus. Folia alterna, Vie 
N 3 5 pPetiolata, ovalla, iniegra, decidua. Flores ter. 
\ Kr mines pedunculati. Corolla infundibuliformis inte- 


0 

% Fra, auplo longior calyce. Stamina ı0 filiformia aegua- 
lila, corolla brevivra, Antherae dichhmae. Germ. dua 
* oblonga, eli. fetaeei flam. longiores. 

RN. ‚Chilenr: 5. I. Thuraria. 


= Helianthus caule fruticoſo, fol, lineari lanceolatis, 


ngefähr vier Fuß hoch, fehr zweigigt und mit ei⸗ 


lumen ſolgt eine halbkugligte, zweyfaͤchrigte Kapſel, 


des Sommers ſchwitzt der Weyrauch von ſelbſt 1 
großer Menge aus, und bildet kleine Kugeln oder Tro⸗ 
pfen, welche ſich in Zapfen vereinigen; dieſe werden 
ammlet wenn die Blätter abfallen. Dieſe Tropfen 


1 Drſttes Bu. 1 
a 


Der Stamm von der Puya gen. nov. 245) wird im 
ganzen Königreich ſtatt des Korks gebraucht. Dieſe 


ſchießt aus der Wurzel drey bis vier ungeheure Staͤm⸗ 


me, von der Dicke eines Menſchen hervor, die nicht 


5 


Pflanze, welche der Bromelia Ananas ſehr ahnlich iſt, 


1 


länger als ohngefaͤhr zwanzig Zoll, und überall mik 


ſchwammigten in einander gefügten Schuppen bekleidet ; 
find. Mitten aus dieſen Stämmen ſchieſſen die Bläte f 


6 


ter hervor, welche vier Fuß lang, am Rande mit ge. 
kruͤmmten Stacheln beſetzt, und denen der Ananas vol 8 
lig aͤhnlich find; zwiſchen dieſen erhebt ſich ein Stamm 


auf eine Hoͤhe von neun Fuß und drey Zoll im Durch⸗ 


meſſer, mit einer dunkelgruͤnen, harten Rinde bedeckt, 
welche mit einer weißlichten Materie von der Conſiſtenz 
unſeres gemeinen Korks angefuͤllet iſt. Der Gipfel 


dieſes Stamms theilt fich in mehrere kleinere Zweige, 
welche mit Blättern, noch viel kleiner als die Wurzel⸗ 
blaͤtter, und mit gelben Blumen bekleidet werden „ die 
vier Zoll lang find, aus ſechs irregulairen Blumenblaͤt⸗ 
tern beſtehen, und ſich in eine große Pyramide vereini⸗ 
gen. Die Frucht dieſes ſonderbaren Gewaͤchs iſt eine 
dreyfaͤchrigte Kapſel, mit unendlich vielen kleinen 


24 Hexandria Montgynia. 
2 Poya. Petala 6 inaequalia, tribus majoribus forni- 
eatis. Capſ. 3 locularis. 


Corolla infera. Calyx o. Stamina Jquamis nedari- 
feris inſerta. Antherae ineumbentes. Germen 3 g0- 
zum, flyl. o. 97 5 


CHilenſis. 1. Puya, 


ſchwaͤrz · 


) Salſola (Coguimbana) frutieoſa, caul. aphyllis cal, 


ſucculentis diaphanis. i 
b 26%) Myrtus (Ugri) floribus folitariis, ramis oppoſitis 
foliis ovalibus ſubſeſſilibus. 


Myrtus buxifolio, fructu rubro, vulgo, Murtilla. 
Feuill. a 


6 ' 


uter, Sträner u. Baͤume bon Ei 13% 
| | ‚Der zer 


t 0 ene angefüllt. 


n bringen Koh, Ra Der vier ad 1 dige 
0 ttung hervor, welche das Honig in ſehr groß er Men⸗ 5 g 
EN 5 von Aa an e wird. hin Ä 


a Kali 40 autem f findet 9 1 5 e 
Coquimbo ein kriechender Strauch aus eben dem 
lecht, aus welchem man eine Eon 10 a 

m Seifenfiden erhält. 5 „ 


5 * 


15 Cbin bringt fieben Hahn, aus der ee 5% „ 19 
Myrte hervor, welche ſich alle durch ihre Schoͤnheit 1 e 
und angenehmen Geruch auszeichnen. Die nuͤtzlichſte in: 
tee iſt diejenige, welche von den Indianern Ugni, | 14 
. von den Spaniern Murtilla 26%) genannt wird. 
Die Franzoſen, welche ſie auf den Malouinen fanden, 
ö gaben ihr den Namen Lucet musquè p), ſie gehoͤrt aber | 
nicht zu der Gattung der Heidelbeeren (Mortella), Die⸗ | 
| “ ann 0 ae eine Hohe von drey bis | | 
5 335 e 7 
. » a Ihre Frucht ft vortreflich von Anſehn, und von | 1 
„Geſchmack eine der angenehmſten. Blos mit Zucker ii = 
vin Brandtwein gelegt, macht ſie einen vortreflichen N g 1 
„Liqueur, denn ſie hat einen ganz außerordentlich ö 1 
i e Ambra ⸗ und Moſchusgeruch, welchen | 1 
»ſelbſt denen nicht zuwider ſeyn würde, welche ene m 
„Gerüche nicht vertragen koͤnnen, und denen außer⸗ m 
„ordentlich gefallen wuͤrde, welche jene lieben. Die . | 
„Indianer aus dem füdlichen Theile von Canada, = 


„ziehen den Aufguß dieſer Pflanze dem beſten Thee m 

„vor, fie trinken ihn a Vergnügen und zur Ge⸗ ® m = 

Wear „er heitert, wie fie ſagen, das Herz auf, | \ 3 
2 aͤrkt den ſchwachen Magen, klaͤrt den Kopf auf, = 
„und bringt Balſam ins Blut.“ Pernetty Voyage, | a 


4 Lom. II. p. 58. i e | | | 


138°. Dritfed Buch. 


vier Fuß, mit einander entgegengeſetzten Zweigen. Die 
ſich gleichfalls einander entgegengeſetzten Blaͤtter find 
denen der Tarentinermyrte ähnlich; fie hat weiſſe Blu⸗ 
men mit fuͤnf Blumenblaͤttern, der Kelch wird zur 
Frucht, welches eine Beere iſt, ohngefaͤhr ſo dick wie 
eine kleine Pflaume, bald rund, bald eyrund, von ro⸗ 
ther Farbe und mit vier gruͤnen Punkten, wie die Gra⸗ 

nataͤpfel umgeben, von anmuthigem gewuͤrzhaftem Ge⸗ 
ruch, den man auf zweyhundert Schritte weit riecht. 
Die Saamen ſind braͤunlicht und platt. Die Einwoh⸗ 

ner machen mit dieſen Beeren und Wein einen vortref⸗ 
ſichen Liqueur, welcher magenftärfend iſt, den Appetit 
reizt, und von den Auslaͤndern dem beſten Moſcateller 

vorgezogen wird. Dieſer Liqueur ſteht lange zur Gaͤh⸗ 
rung, hat er ſich aber geſetzt, fo wird er klar, glänzend 


und von anmuthigſtem Geruch. ) Auch dergleichen 


Geſtraͤuche ſind in dieſem Lande viel, welche eßbare 
Fruͤchte tragen, und aus welchen die Indianer, ehe fie 
den Weinſtock hatten, einen weinartigen Saft zogen. 
Auch zwey oder drey Arten indianiſcher Feigen (Opun- 
zie) ſind hier, welche ſo große Früchte als die N 
Feigen Benson baten 


Die 


q) „Der Wein, welchen man aus den Beeren des Ugni 
„macht, iſt bey weitem beſſer als der Palmwein, der 
„Cider, das Bier und alle Arzneyweine. Dieſer 
„Wein iſt klar, penetrant und von ſehr angenehmen 
„Geſchmack, bekoͤmmt dem Magen vortreflich, reizt 
„den Appetit, hebt ihn niemals auf, nimmt den Ma⸗ 
„gen oder den Kopf nicht ein, kann eben ſo viel Waſ⸗ 
„fer vertragen als der Traubenwein, iſt von einer 
„Goldfarbe, klar und anmuthig wie der Wein von 
0 Real.“ Herrera Dec. 9. 1,9. ftor, dell’ 
Indie. \ 


en len 135 19 aiftem Er folg N 
ucher in ihren Curen an. Die Blätter des 

ulen, Pforalea ‚glandul ola*), find in Europa bins 
laͤnglich bekannt, fie find als Thee getrunken w wider In⸗ 
digeſtion und Würmer vortreflich, wie dieſes ſchon ver⸗ 

dene Perſonen in Bologna, in Imola' und andern 
taͤdten erfahren baben, ‚Einige gebrauchen fie e 


* in bergeugt, Bub, wenn ie mit 9 9 Sorgfalt 
der Thee in China bereitet wuͤrden, ſo wuͤrden ſie 
ein beliebt werden. Der Eulen iſt urſpruͤnglich 


öhe eines mittelmaͤßigen Baums. Eine andere Art 
wird gelber Culen 2*) genannt, wegen der Farbe der 


dreyen zuſammen ſitzen, aber fo zart, kraus und zuſam⸗ 
mengehaͤuft, daß ſie oben im Gipfel eine Art ſchweren 

allen bilden, welcher die Zweige niederbeugt. Die 
Blumen ſind gleichfalls . und 
die Saamen ſitzen einzeln in den Schoten. Die Blat. 


gute Wundmitlel, welche gequetſcht une Wunden ges 
legt, d 1 bald 1 2 | 


Mit 


orale fol. omnibus ternatis, 1 ovato- lancee- 
; „ fpieis pedunculatis. Lin. 


vario, vulgo, Culen. Feuill. 


) Pforalca x Eutea), fol. ternatis Ballen. A foliolis 
oratis rugoſis, fpicis pedunculatis. 


1) „Die Albequille in Indien, Culen genannt, iſt ein 
„Strauch, deſſen Blaͤtter etwas von dem Baſilikums⸗ 
N » geruche an ſich haben ſie enthalten einen Balfam, 
0 belcher zu HEN ſehr haufig gebraucht wird; zu 

ö „Yrequin 


wo er wild waͤchſt; zuweilen erreicht er die 


Blaͤtter, welche, wie bey der vorhergehenden Art, zu 


ter von beyden dieſen Straͤuchern ſind balſamiſch und i 


5 N | 
babe Jovis triphylla, flore ex albe et eoerulee 


140 Drittes Buch. 


Mit mehr Zutrauen gebrauchen aber die Einwohner 
zu dieſem Zroeck die Wurzel eines kleinen Strauchs, 
ö Guaicuru genannt, Plegorhiza Guaicuru gen. nov. ), 
welcher in den nördlichen Provinzen des Reichs waͤchſt. 
Dieſe Wurzel iſt gedrehet und von rothbrauner Farbe, 
fie ſchießt ſehr viel Blätter von ſchoͤner grüner Farbe 
hervor, welche den Myrtenblaͤttern aͤhnlich find; mitten 
zwiſchen dieſen erhebt ſich ein Stamm, einen halben 
Fuß hoch, welcher ſich gegen das Ende hin in eine An⸗ 
zahl kleiner Zweige theilt, ſo mit noch kleinern Blaͤt⸗ 
tern, als die Wurzelblaͤtter, bekleidet find, und an wel⸗ 
chen die kleinen, glockenaͤhnlichen Blumen von gruͤner 
Farbe in Dolden umberfigen. Pernetty ſagt in feiner 
Reiſe, daß dieſe Pflanze, beſonders die Wurzel, eins 
| der wuͤrkſamſten zuſammenziehenden Mittel in der Bo⸗ 
tanik ſey, und daß es daher zur Austrockung und ſchleu⸗ 
nigen Heilung von Geſchwuͤren, gegen Serophein und 
2 br | | zur 
„Prequin haben wir bey einem Indianer eine aufs 
„fallende Wuͤrkung davon geſehn, welcher in den 
„Hals geſchnitten war; auch an mir ſelber habe ich 
„Verſuche damit gemacht. Die Blume iſt lang, mit 
ji „andern in eine Hehre vereinigt, von weiſſer ins vio⸗ 
rs „lette fpielenden Farbe, und den Blumen anderer 
AM 5 „Schotengewaͤchſe aͤhnlich. — Ein anderer 
at „Strauch, Harillo genannt, von der Harilla aus 
1 „Tucumam aber verſchieden, dient zu eben dem Zweck; 
„fie hat Blumen wie Ginſter, ganz kleine ſtarkriechen⸗ 
\ „de Blätter, welcher Geruch dem Honig in etwas 
| „nahe kommt; fie ift voll Balſam, daher fie ganz 
klebrig if.“ Frezier. T. I. p. 205. N f 
* Enneandria Monogynia. 
Plegorhiza cal. O. cor. I petala. Capf. ı locularis, 
1 fperma. 

4 Caulis lignofus. Folia radicalia in caefpitem con- 
geſta, petiolata, ovalia, fimplicia, integra. Ramea 


Sclia, ovata. Flores terminales, pedunculati, pluri= 
a mi. 


| A \ 
| 0 


r, Sträucher u. Bäume von Chill. 241 


Stop ng der Diarrhoͤe ein vortrefliches Mittel fen, 
auch mit der täglichen Erfahrung, welche die 600% 


ile r davon machen, uübereinſtimmt. )? | | 
In der Provinz Quillota waͤchſt auch eine Art 1 | 
cacie oder Mimoſe, Farilla *) genannt „ von welcher | ® N 


n einen Balſam von dem vortreflichſten Geruche er⸗ 7 

t, welcher als Wundmittel gute Dienſte leiſtet. * 

ie Zweige, befonders aber die Blaͤtter, ſind wegen 1 i 

des balfamifchen Oels, welches beftändig ausſchwitzt, 8 

und deffen Wohlgeruch ſich fehr weit verbreitet, febr 0 Ei 

klebrigt. Dieſer Strauch iſt ohngefaͤhr fünf Fuß hoch, 1 
hat gefiederte und eingekerbte Blaͤtter, gelbe in fünf . 
Theile getheilte Blumen, auf welche eine kleine Schote 1, 

mit zwey oder drey nierenfürmigen Saamen folgt. Er DM 5 
Der Palqui, Ceftrum nocturnum 2, iſt das beſte 172 


5 Speciſicum wider hitzige Fieber, das man kennt. Man 

V giebt 

. Corolla monopetala integra. Stamina 9 breviſſima. 

Auberaue oblongae. Germen orbieulatum. Stylus cy. 
lindricus, longitudine ſtaminum, ‚figma fimpleæ. \ 

Cagſula oblonga, eimpreffinfcula, ſemen unicum, ob- | 

Jongum ſubeompreſſum. | 


; 5 | s) „Dieſe Pflanze, beſonders ihre Wurzel, iſt eins der 


. „mächtigſten zuſammenziehenden Mittel in der Bota⸗ \ * 
vvnik, und die Erfahrung beſtaͤtigt es, daß ſie zu Aus⸗ \ 1 
vveirockung und Heilung der Geſchwuͤre, gegen Scro⸗ . | N 
v pheln und zur Stillung der Dyſenterie ein vortrefli⸗ = 
v ches Mittel iſt. | 19 0 „ 
0 Mimofa (balfamica) inermis, fol. bipinnatis, partiali- 1. 
bis jugis ſubdenticulatis, floribus octandris. u \ 
u Arbufeula, ramis patentibus, flores pedunculati, 
 Ffafeiculasi ſparſi, lutei, N 7 1 
; an Ceftrum floribus pedunculatis. Lin. Ä 1 \ 
Alrbuſcula 8 pedalis. Caules plurimi fiſtuloſi, ere- “a 
c, tereres, aculeatı, ſuperne dichotomi. Folia alter- 1 
ö na petiolata, oblonga, integra, uenaſa, carnaſa. 4 pol: 
5 f A  lWvaria. | 1 
Bu) 
N 


14 Dittes Buch. 


giebt den Kranken den ausgepreßten Saft der Blätter = 
und Rinde zu trinken, welcher, ob er gleich bitter und 
von widerlichem Geruch iſt, doch ſehr erfriſcht. Die 
Landleute ſagen, daß dieſe Blätter für das Hornvich 
giftig find; die Erfahrungen, welche man aber über ei. 
nen ſo wichtigen Gegenſtand gemacht hat, ſind nicht 
entſcheidend geweſen. Im Geruch und Geſchmack 
gleicht dieſer kleine Strauch dem Holunder, von Ferne 
auch an Figur, feine Blaͤtter find aber einfach, ſitzen 
wechſelsweiſe, und find laͤnglich viereckigt; die Bumen 
ſitzen in Kronen, ſind gelb und denen des Jasmins 
aͤhnlich; die Beeren eyrund und violet. Ob der 
Stamm gleich ſehr bruͤchig iſt, fo ziehen ihn doch die 

Indianer allem andern Holze vor, um auf ihre Art das 
Feuer daraus zu erhalten. Zu dieſem Zweck ſetzen ſie 
eine vorne zugeſpitzte Ruthe von dieſem trocknen Holze, 
auf ein anders Stuͤck dieſes Holzes, welches in der Mit⸗ 
te ausgehöhlt iſt, drehen dieſelbe ſodann zwiſchen den 
beyden Haͤnden, wie wir die Chocolade reiben, in we⸗ 
nig Augenblicken faͤngt das Holz darunter an zu rau⸗ 
chen, und in kurzer Zeit zeigt ſich das Feuer 
offenbar. | m. 

e Auch 


licaria. Flores conymboſi pedumulati. Calyx 4 fdus 
corolla brevior. Corolla munopetala infundibulifor- 
mis, limbo plano 5 partito, flaveſcente. Bacca ovalis 
vielacea. 
t) „Die Wälder find voll von aromatiſchen Baͤumen, 
„als von verſchiedenen Arten der Myrte, einer Art 
„Lorbeerbaum, deſſen Rinde den Geruch des Saſſa⸗ 
„fras hat, aber noch angenehmer iſt; dem Boldu, 
»beſſen Blaͤtter wie Weyrauch riechen, und deſſen 
„Rinde einen ſcharfen Geſchmack hat, welcher dem 
„des Canels beynahe aͤhnlich if. Es findet ſich aber 
„noch ein anderer Baum, welcher würflich diefen Na⸗ 
„men fuͤhrt, ob er gleich von dem Canelbaum aus 
„Oſtindien verſchieden iſt, deſſen IHREN er 
- vübri⸗ 


„ fie iſt von der aus ber Levante gar nicht verſchie⸗ 


1 ßer Menge. Auch die Salbey 2 welche ſich eh. 
des ö Meers waͤchſt. | 


Nenge urfprünglicher oder einheimi⸗ Chileſiſch: 


jetzo daſelbſt kennt, nur 


ſich durch ihren angenehmen Geruch, welcher von ihrer 


Rinde und Blaͤttern aufſteigt d) merkwuͤrdig machen. 


Da ſich unter der angegebenen Anzahl viele finden, wel⸗ 


che von den europäifchen nicht ſehr verſchieden find, oder 


ſchon in den botaniſchen Gärten gezogen werden, fo will 
ch dieſe erſt Fürzlich angeben, ehe ich zu ber Befchreir 
ung einiger feltener uͤbergehe, da es nicht moͤglich iſt 


le ausfügeich zu befihreiben. 


B beerbaum, nur etwas größer. Noch ein Baum 
pv waͤchſt daſelbſt, welcher Peumo genannt wird, deſ⸗ 
ven Rinde in Decoct bey der Waſſerſucht ſehr große 


he den Oliven gleichen; das Holz kann auch zum 
» Schiffbau dienen. Das beſte zu dieſem Zweck iſt 
vaber das Holz von Noble, einer Eiche, deſſen Rin⸗ 
vde wie die vom Korkbaume Pankoffelholz giebt; das 
»Holz iſt hart und dauret im Waſſer. Laͤngſt des 
v Fluſſes Biobio wachſen viel Cedern, welche nicht 
= „allein zum Bauen, ſondern auch zu Maſten vortref⸗ 
„lich find. Die Bambusrohre find uberall ſehr ge⸗ 
„mein.“ Frez. Voy. T. I. p. 137. 139. e 


uch d Caſſia ſenna kann man unter die Straͤu⸗ 
s Landes zählen, welche zum Arzneygebrauch die⸗ 


und waͤchſt um die Quellen des Fluſſes Maypo in 
edenen Gegenden findet „ und beſonders am feuchten n 
Die Wälder von Chili bringen eine Bäume. 
aͤume hervor, deren groͤßter Theil, un „ 

ir oben geſagt haben, niemals das Laub ganz ver⸗ 
liert, ſo daß von ſieben und neunzig Arten, welche man 


dreyzehn im Winter die 
Blätter verlieren. Unter den erſtern ſind viele, welche 


übrigens beſitzt. Er hat Blätter wie der große Lor⸗ 


4 »Erleichterung ſchafft. Er traͤgt rothe Fruͤchte, wel⸗ 


2 

* 

5 
IR 
K * 

5 
1 
vn, 
W 

K 


% Deu. 


In den Thälern der Anden wachſen wild die Cy⸗ 
preſſen, die weiſſen wohlriechenden Cedern, die rothen 
Cedern, Alerze genannt *), die Tannen, die Pellini, 
eine Art Eiche, die Lorbeerbaͤume, alle zu einer außer⸗ 
ordentlichen Höhe; beſonders wachſen aber die rothen 
Cedern zu einer ſolchen Höhe und Dicke, daß die Inſu⸗ 
laner von Chiloe aus einer einzigen fieben bis achthun— 
dert Faßſtaͤbe (alli), jeden auf zwanzig Fuß lang, ſpal⸗ 
ten. u) 2 \ 99 } 


In dem übrigen Theile des Reichs finden ſich die 
Weiden, der Molle (Schinus Molle), der peruvianiſche 
Cereus, der Floripendis (Datura arborea), der wilde 
Orangenbaum, der Canel, der Carubio, der Maqui, 
eine Art Hartriegel (Sanguinella), die Luma, eine Art 
Sorte, der Gelſo, die Cirimoja und die Tamarinden! 
auf der Inſel Gio. Fernandes: das weiſſe, rothe und 
gelbe Sandelholz, das Gelbholz oder fagus lutea, und 
N 11 | 15 | ein 

j | 

) Pinus (CuprejJeides) fol. imbricatis acutis. 

u) Als ich von Chili abreiſete, beobachtete ich nach dem 
erſten Monate der Schiffahrt, daß das Waſſer, wel 
ches in einigen Faͤſſern aus dieſem rothen Cederholze 
aufbehalten wurde, zwar die Farbe des Holzes ange: 
nommen, uͤbrigens aber gar nicht verdorben war, da 
hingegen das in den andern Faͤſſern, welches in eben der 
Lage war, dreymal ſo ſtark verdorben war. Die extracti⸗ 
ven Theile des Holzes hatten dem Waſſer nichts als die 
Farbe mitgetheilt, der Geſchmack deſſelben war vor: 
treflich, und es ſchien erſt eben aus der Quelle ge: 
ſchöpft zu ſeyn. Als wir in der Naͤhe der Wende 
kreiſe waren, bat ich den Capitain, das eine Faf 
während der Neife in der heiſſen Zone unangeftech 
zu laſſen, um zu verſuchen, ob dieſes Waſſer auch die 
außerordentliche Hitze, welche man hier auszuſtehen 
hat, ertragen könnte, ohne zu verderben; meine Vit⸗ 
te wurde aber nicht gewährt. 


J 


4 


. IR 


che i chr fen und 


den Aufguß der Rinde in hitzigen Fiebern 
em Erfolg. Der Molle begreift zwey Ar⸗ 
), den gemeinen (SCcſinus Molle), welcher 
waͤchſt, und eine andere Art mit Blattſten⸗ 


N A we E 

durch das ganze Land waͤchſt. Mit den Beeren 
s einen und des andern, machen die Einwohner einen 
angenehmen rothen Wein, welcher aber ſehr er. 


ars 


= Schinus fol. pinnatis, foliolis ferratis petiolatis, im- 
ari breviflimo, 


2 0 „Die Indianer machen daraus (aus dem Molle) 


Vj ja ſelbſt noch beſſer. Das aufgeldfete Gummi des 
vBaums dient zum Purgieren. Man zieht von die⸗ 
v ſem Baum ein Honig, und man macht auch Wein⸗ 
bveßig davon. Wenn man die Rinde vom Baum 
vetwas aufhebt, fo fließt eine Milch aus, welche, wie 
man ſagt, Flecke auf den Augen heilt. Aus dem 
W Marke feiner Sproſſen macht man ein Waffer, wel 
„ches die Augen ſtaͤrkt und klar macht. Endlich macht 
»das Decoct feiner Rinde eine kaffeebraune, ins rothe 
Viziehende Tinctur, womit die Schiffer von Valpa⸗ 
Hraiſo und Concon ihre Netze färben, damit ſie von 
„den Fiſchen icht Bukhen, werden.“ N T. J. 


N 15 209. 5 


aufe ‚ Sniuge dung von em 145 | 


e find. Diefer Baum bringt jaͤhr⸗ 
große Menge Manna hervor. Die Land. 


luigan, Schinus Huigan, genennt wird a 


Der peruvianiſche Cereus, Quifco genannf, 
ſich 105 in zwey ten, 1 der a j 


9 Soli fol, integerrimis glabris, Ea acuminatis, 


„eine Chicha, welche fo gut und flarf als Wein iſt, 


146 Dittes 3 Buch. 4 


Ga peruvianus, und eine andere Akt find, die zit 
Coquimbo waͤchſt, Cactus Coquimbanus ), er hat 
acht Zoll lange Stacheln, deren ſich die 8 1 
der Stricknadeln bedienen. 
Der Floripondio, Datura arboren 25 3 ift weger 
ſeiner Schoͤnheit und des Wohlgeruchs feiner Blumer 
ein ſehr ſchaͤtzbarer Baum; letztere duften einen anmu— 
thigen Ambergeruch, welcher ſich auf eine beträchtlich 
Weite verbreitet. ) Der Stamm welcher ſechs Die 
fieben Zoll dick, und inwendig mit einem Mark ange 
fuͤllt iſt, wird auf zwoͤlf Fuß hoch; die Zweige bilder 
zufammen eine ſchoͤne ſphaͤriſche Krone, und find mi 
wollichten Blaͤttern beſetzt, welche acht bis zehn Zol 
lang, drey Zoll breit und herzfoͤrmig find, und in Bü 
ſcheln zuſammen her vorſchieſſen. Die Blumen ſint 
1 | trichterfoͤrmig, und ihr Rand iſt in fuͤnf ſpitze Lappe 
getheilt, weiß von Farbe, acht bis neun Zoll lang, und 
vier Zoll in der Oefnung weit. Die Frucht, welch 

| auf dieſe Blumen folge, iſt beynahe rund, fo dick wi 
eine Orange, mit einer hellgruͤnen Haut bedeckt, und 
enthaͤlt viele eyrunde Saamen, fie iſt aber nich 
eßbar. 


*) Cactus erectus, longus, 10 angularis, angulis obtu 
fis, ſpinis longiſſimis rectis ; 

9) Datura pericarpiis glabris inermibus nutantibus 
caule arboreo. Lin. 

w) „Wir haben in ganz Europa keinen Baum der den 
„Floripondio an Schönheit gleich koͤmmt. Wenn 
„feine Blumen aufgebluͤbet find, uͤbertrift ihr Geruck 
„alle Geruͤche unſerer Blumen; und ein einziger fol 
„cher Baum iſt in einem Garten hinlaͤnglich, „ denſel 
»ben ganz mit Wohlgeruͤchen zu erfüllen. Ich habe 
„mehrere dieſer Baͤume in dem Koͤnigreich Chlli ge 

leben. Feuill, T. p. 1 


n 


Bear “en 


n 3 
8 TER? > * 1 


* 


em angebauten in en Blättern, 
le find, und in den Fruͤ 
Walnuͤſſe nicht übertreffen und oval 
Geſchmack iſt beynahe wie der von den 
Das Holz dieſes Baums, wel⸗ 
„wird von den Drechslern wegen 
hie; 


, welcher beynahe in allen Gehölzen 
der, weicher in der Magellaniſchen Straſ⸗ 
ien der Winterſchen Rinde erhalten hat. 
Shilefer nennen ihn Boighe, und die Spanier 
anello, *) Der Stamm wird auf funkzig Fuß hoch, 
ie Zweige ſtehen immer je vier und vier einander ge⸗ 

der, die Blätter find groß, ſtehen wechſelsweiſe, 
denen des Lorbeer baums ähnlich. Die Blu 

weiß, mit vier Blumenblaͤttern und ſehr wohl⸗ 
„die Beeren eyfoͤrmig und von blauſchwarzer 
r hat zwey Rinden wie der ceylanifche Canel, 
ft braungruͤn, die andere ſchmutzig weiß, und 
enn fie trocken iſt, canelbraun. Der Boiche 
en di Geſchmack als der wahre Canel, ſagt B. 

| d Eönnte zu manchem Gebrauch mit eben 

RN: dem 


) Citrus fol. ſeſſilibus acuminatis. 

) Boigue Cinnamomifera olivae kructu. Feuill. 

ö N Vintera aromatica. Linn. Murray. Syſt. Veget, 
edit, XIV. p. 507. Drimys Winteri Forſt. in Nov. Ad, 


f, Vol. 3. p. 1 b 
Y, Man konnte fich der Rinde des Boigue zu eben dem 


»JIweck als des Canels bedienen; ihr Geſchmack iſt, 
»wie ich ſchon geſagt habe, von dieſem gar nicht vers 
v ſſchieden, auch hat fie eben die Farbe, wenn ſie tro⸗ 
Ei vcken iſt. Feuill. Tom. III. P. II. a 


1 2 5 
» * 7 


147 


chten 1 wel⸗ ; 


243 Drittes Buch. 


dem Nutzen wie der orientaliſche angewandt werden. 
Die Einwohner bekuͤmmern ſich darum aber nicht, und 
gebrauchen nur das Holz zum Bau ihrer Häuſer. Wuͤr⸗ 
de dieſer koſtbare Baum ordentlich cultivirt, ſo wuͤrde 
der Geſchmack der Rinde angenehmer werden, und et⸗ 
was von der Schaͤrfe verlieren, welche jetzo blos vom 
Mangel der Cultur herruͤhrt. Die Englaͤnder machen 
indeß gegenwaͤrtig viel Gebrauch von dieſer Rinde. Die 
Araucaner halten dieſen Baum für heilig, daher tragen 
fie bey allen ihren gottesdienſtlichen Ceremonien einen 
Zweig davon in der Hand, uͤberreichen auch zum Zei⸗ 
chen der Freundſchaft einen Zweig; wenn ſie Frieden 
machen, wie man in der alten Welt mit den Oliven 


that. 


Der Carubbio, Ceratonia chilenfis*), unterſcheidet 
ſich von dem europaͤiſchen Johannisbrodte durch die groſ⸗ 
ſen Dornen, welche ſeine Zweige hervorbringen; dieſe 
Dornen find auf vier Fuß lang, und fo hart, daß fie 
von den Einwohnern ſtatt der Naͤgel gebraucht werden. 
Die Schoten ſind von dem Johannisbrodte gar nicht 
verſchieden. Der Macqui, Cornus chilenſis 25), hat 
zehn bis zwölf Fuß Höhe, fein Holz iſt aber ſehr brüs 
chig und daher unnütz. Die Blaͤtter fißen einander ges 
genuͤber, find herzfoͤrmig gezaͤhnt, ſehr zart, ſaftig und 
drey Zoll lang. Er hat weiße Blumen mit vier Blu⸗ 
menblaͤttern; die Beeren find wie bey unſern Cornelkir⸗ 
ſchen, violet und ſehr füß, die Einwohner eſſen dieſe 
Beeren, und machen auch ein Getraͤnk davon, welches 
fie Thecu nennen. Der Saft der Blätter iſt ſehr wuͤrk⸗ 
ſam gegen Halsweh, wie ich ſelber erfahren habe. Es 

giebt 


) Ceratonia foliol“ carinatis, ramis ſpinoſis. 
2) Cornus arborea, eymis nudis, fol. cordatis, den- 


tatis. 
2”) Myrtus floribus folitariis, fol. fuborbiculatis. 


rtus Luma N unterſcheidet ſich 
yrte durch die beynahe runden 


m Bau der Kutſchen das beſte, 


on nach Peru geſchift. Die In⸗ 


n 


Art ſehr hoher Myrten, Myrtus 


deren Holz auch ſehr geſchaͤtzt wird. 


rn, das beſte Holz hervorbringen, find der Caven, 
Quillai, der Sithi, der Mayten und der Temu. Der 
ven, Mimofa Caen 51), welchen die Spanier Spi⸗ 


5 


s Aegypten, in dem gedreheten und feſten Stamm, 
der ſchwarzen aufgeſprungenen Rinde, in den aus⸗ 
veiteten ſtachlichten Zweigen und in den kleinen Blaͤt⸗ 


. 1 
l langem Blattſtiel ſitzen, ähnlich; die Blumen aber 
d zwar auch gelb und in einen ſphaͤriſchen Knopf ver⸗ 
igt, wle bey der aͤgyptiſchen oder M. nilotica, ſie 
ſitzen aber ohne Blumenſtiel in ſo großer Menge dicht 
den Zweigen, daß ſie dieſelben ganz bedecken. Dieſe 
lumen duften einen ſehr angenehmen Geruch, daher 
Aromati genannt werden. 
eh . EN K 3 
. 1 pedunculis multifloris, fol. alternis fubova- 
ee ; | 
85) Mimofa fpinis ſtipularibus patentibus, fol, bipinnatis 
ſpieis globofis verticillatis ſeſſilibus. 


Chili, 149 


n elche mehr als ſiebenzig Fuß hoch wird, 


e Bäume, welche aber, außer den vorgenannten 
nennen, iſt der Acacia fol. ſeorpioidis leguminofae 


welche paarweiſe auf einem gemeinſchaftlichen zwey 


Höhe, welche auf vierzig Fuß 
| N und zu dieſem Zweck wird jahrlich 


Beeren einen ſehr ſchmackhaften, 
ein. Außer der Luma findet ſich 


Die Schoten find drey 
bis 


+ 


150 


* 
7 


n Deittes Buch. N, 


bis vier Zoll lang, beynahe cylindriſch, wenn fie reif 


5 * 


find, dunkelbraun, enthalten eyrunde Saamen mit ei⸗ 


ner gelben Linie umgeben, und ſind in einen adſtringi⸗ 
renden Schleim eingehuͤllet, welcher zum Dintemachen 
dient. Dieſer Baum waͤchſt in allen Feldern des Mit⸗ 
tellandes von Chili wild, beſonders zwiſchen dem 24ſten 
und 3 7ſten Grade, wo man das Holz zur Feuerung nutzt. 
Er liebt fettes Erdreich, in welchem er fo hoch als die 
hoͤchſten Eichen wird. Das Holz iſt ſehr feſt, hart, 
rothbraun mit ſchwarzen und gelben Adern, und nimmt 
eine vortrefliche Politur an. Die Kuͤnſtler bedienen 
ſich deſſeben, um die Handgriffe an ihre Inſtrumente 
daraus zu machen. 1 


— 


* 
34 7 1 vr 


Der Quilfai, Quiltaja ſaponaria, gen. nov. S5) hat 
einen ziemlich hohen Stamm, weicher gerade aufſchießt, 
und mit einer dicken aſchgrauen Rinde bedeckt iſt, oben 
theilt er ſich in zwey oder drey Zweige. Die Blätter 
gleichen denen der gruͤnen Eiche, die Blumen haben 
gleichfalls viel Staubfaͤden, die Saamen ſind aber in 
eine vierfächrige Kapſel eingeſchloſſen. Das Holz des 
Auillai iſt hart, roͤthlich, und ſpaltet fich nie, daher die 

Einwohner die Steigbügel daraus machen. Vorzuͤg⸗ 

lich iſt dieſer Baum aber den Chileſern wegen ſeiner 

% Rinde 
) Monbecia polyandria. 


Quillaja Mafe. cal. 4 phyllus Cor. O. ſtam. 12, Foem. 


cal. 4 phyllus, Cor. O. ſtyli 4. capfula 4 locularis fem. 
ſolitaria. 8 | 


Folia alterna, ovato oblonga, indivifa, denticulata, 
ſempervirentia, petiolate. Pedunculi axıllares, flores 
maſculi et foeminei in eodem ramo. Calyx. fol, oblon- 
gis perfifentibus, flam. capillaria longit. calycis. An- 
#herae fubrotundae, germen fubrotundunn, ili fubula- 
#, Capf. ſubgquudrata. 


5 Flecke ausı Sr Lach die e vom un rei⸗ 

Die Peruvianer laſſen daher jährlich von diefer 
de ein Menge kommen. Der Name ents | 
r ven ER man welches malen bee | | 


findet 5 eine Art y von Aa pie 
mit wechſelsweiſe figenden eyrunden, 
inen Zoll langen und dunkelgruͤnen Blaͤt⸗ 
lumen ſind ſehr klein, und die Früchte | 
Lorbeerfruͤchten in allem ähnlich. Die | =»: 
en, welche befonders im Sommer von bier 1 
aufſteigen, verurſachen denjenigen, welche 1 
m Schatten aufhalten, auf den nicht bedeck⸗ Bl: 
des Körpers Geſchwulſt und ſcharfe Bla⸗ 1142 
Wuͤrkung, welche an ſich nicht toͤdtlich iſt, 
ch den erſchiedenen Komplexionen ſehr verſchieden, 
e pfinden wenig davon, einige find aber ſo dazu | 
daß fie davon befallen werden, wenn ſie nur 5 

r dem au 1 Obgleich das Holz 
i „ ‚Heichfale ſehr 

cauſtiſch 


y) ) „Der Nuit, deſſen Blätter gig e Aehnlche mit 
„denen der grünen ( Eiche haben. Seine Rinde fi chaͤumt 
vim Waſſer wie Seife, und macht daſſelbe geſchickt, od N 
Ab „Wollenzeuge zu waſchen, aber nicht Leinenzeug, wel⸗ f . 
„che darnach gelb wird. Alle Indianer bedienen 1 

vſich deſſelben, um die Haare damit zu waſchen und KA 
vſich das Haupt damit zu reinigen ſtatt der Kaͤmme, 3 


„man glaubt, daß fie ſchwarz rz darnach werden. e Fre- 8 
n pn f 91 
9) Laurus fol. ovalibus rugoſis perennandibus, flor. qua \ 1 


% dei dis, 1 


4 


152 Drittes Buch. a 


cauſtiſch iſt, fo ſchlagen es die Einwohner doch mit ge⸗ 
wiſſen Vorſichten nieder, und gebrauchen es zum Bau 
ihrer Haͤuſer, weil es, wenn der ſchaͤdliche Saft einge⸗ 
trocknet iſt, ſehr feſt wird, und eine ſchoͤne rothe Farbe 
mit gelben und braunen Flecken erhält. Unter dem 
Waſſer fault es nicht, ſondern wird fo hart wie Eiſen, 
iſt daher zum Schiffbau vortreflich )). 
Am Strande waͤchſt noch ein anderer Baum von 
außerordentlich ſchoͤnem Anſehn, welcher Bolle n genannt 
wird, welcher, wie es ſcheint, ein wahres Gift iſt. Die 
Aerzte gebrauchen dennoch aber die Sproſſen deſſelben 
unter gewiſſen kritiſchen Umſtaͤnden in Pulver und in 
Waſſer aufgeloͤſet als Brechmittel und Purganz, ſchraͤn⸗ 
ken aber die Doſin hoͤchſtens auf einen halben Skrupel 
ein, da es eins der fuͤrchterlichſten Brechmittel im 
Pflanzenreiche iſt. Der Saft iſt milchicht, von gelber 
ins gruͤne ziehenden Farbe. Ich ſah dieſen Baum zu 
einer Zeit, da ich feine Fructification nicht beobachten 
konnte. e 


Der Mayten, Maytenus Boaria gen. nov. ), iſt 
ein ſehr ſchoͤner immergruͤner Baum, welcher wie der 


2) „Der Lithi iſt ein zum Schiffbau ſehr geſchickter 
„Baum Man hauet ihn, wenn er grün iſt, ſehr 
„leicht, fo wie er aber trocken wird, erhält er eine 
„folche Härte, daß er wie Stahl wird, unter dem 
„Waſſer wird er noch haͤrter. Die Schiffe, welche 
„man daraus bauete, würden unverderblich ſeyn. 
„Die Einwohner bedienen ſich des Holzes zu Haus⸗ 
„geräthen; es iſt weiß, wenn es gehauen wird, wenn 
„es aber trocken wird, erhält es eine ſehr ſchoͤne ro⸗ 
„ehe Farbe. Feuillée Journ. p. 30. 

) Diandria Monogynia, 
Maytenus. Cor. 1 petala, campanulata. Cal, 1. phyl- 


lus. Capf, 1 ſperma. 
Ko 5 Arbor 


1 5 1 en ira ie 95 als 29 5 


Krone. Die Blätter find balb einander entge⸗ 
tt, bald ſtehen ſie wechſelsweiſe, ſind gezaͤhnt, an 
eyden Enden zugeſpitzt, ohngefaͤhr zwey Zoll lang, ſehr 
ck und von lebhaftem, glaͤnzendem Gruͤn. Die Blu⸗ 
find einblaͤttrig, glockenſoͤrmig, purpurroth, aber 
ſo klein, daß man ſie nur in der Naͤhe unter ſcheiden 

kann; dieſe Blumen bedecken alle junge Zweige, und 

laſſen eine kleine runde Kapſel mit einem ſchwarzen Saa⸗ 


Farbe mit rothen und grünen Flecken. Das Hornvieh 

den Blaͤttern ſo begierig, daß ſie jedes andere 
verlaſſen, wenn fie dieſe ſehen, und fie würden 
ganze Art dieſes Baums vernichtet haben, 


N vor Res Geſraßigkeit ſchuͤtzten. 


1 fr 0 belaubter Baum, e e 


5 e denticulata. Flores pan fi Se 2 les. Cal. he- 
5 2% en perfi end. Corolla i integra calycis magni- 
tudine, Hiamina 2 conica corolla paul longiora. 5 
trbherae oblongae lutene. Germen oblongum Pylus cy. 
Me Agia obtufum. Capf. rande. i 


> Polyandria di igynia. 


1 Temus ER 3 su, cor. 18 petala. Bacca dicocca. 


. 1 fempervirens, Folia alterna petiolata, ovalia, 

i nitida, bipollicaria. Flores pedunculuti terminales. 
an laciniis obtufis. Petala e longiſſima. Stani. 
3 N x 26, 


6, die vielen Zweige, welche aber zu einer Laͤnge 


men zuruck. Das Holz iſt ſehr hart, von orangegelber 


nicht Hecken oder ſteile Felſen die jungen Däume 


Der Temo, Terms ere gen. mov, 05 in ein 


5 5 0 weiſe, d 


a nen: 7 705 ee en EA | 


— 


Drittes Buch. 9755 


5 


| weife, find eyrund, glatt, Gene ih haben eis 3 
nen Geſchmack wie Muſkatnuß. Die Blumen, wel 
che von ſehr anmuthigem Geruch ſind, haben bald eine 


weiſſe, bald eine gelbe Farbe, denn es giebt zwey Spiel 


arten davon, theilen fi) in achtzehn ſehr ſchmale Blaͤt⸗ 
ter, welche drey bis vier Zoll lang find, Die Saamen 


dieſes Baums find den Kaffeebohnen ähnlich, und wenn 


fie nicht fo bitter wären, koͤnnte man fie ſtatt dieſer ge- 
brauchen. Die Rinde des Stamme iſt gelb, das Holz 
grau, aber ſehr hart, daher es zu allerley Arbeit ange⸗ 


wandt wird. 


Die Patagua, Crinodendron Patagua, gen. nov. 3”), 


iſt wegen ihres Holzes nicht fo ſehr ſchaͤtzbar, es iſt weiß, 
und laͤßt ſich leicht verarbeiten. Beſonders iſt ſie aber 
wegen der Schoͤnheit ihrer Blumen geſchaͤtzt , welche in 
der Geſtalt, Farbe und einigermaßen auch im Geruch 
den Klien aͤhnlich find, ob fie gleich kleiner find, Die 
Blaͤtter ſtehen zu zwey einander gegenuͤber, ſind lanzett⸗ 
foͤrmig, geſaͤgt und von hellgruͤner Farbe. Der Stamm 
wird zuweilen fo dick, Ber vier Leute ihn kaum umfaſ⸗ 
fen koͤnnen. ; 


Chili hat, in Vergleich mit den amerifanifihen 
Provinzen, unter den Wendekreiſen wenig Bäume mit 
eßbaren Fruͤchten. Die az ſind, außer den 

vorge⸗ 


26. ſetacea corolla duplo hreviora. Autherae Jubglo- | 


bofae. Germ. duo ovata, f?yli fimplices, fligmata fim. 


plicia, ſemina arillata. 
2) nie ben Dee a 


Crinodendron monogynia. Capſula 3 gona. 3 fper- 
ma, x 


/ 


Arbor 


4 


er, Sträucher u. Baͤume von Chili. 255 4 
annten, die Cocospalme, der Pehuen, der Gevuin, | 


nd die Lucuma. 


ö alme, Palına chilenſis 40, von welcher a | | 
e Hölzer in den Provinzen Quillota, 0 


Dattelpalmen wird, iſt ganz gerade, cy» 
| hat gar keine Zweige, in den erſten Jah- 
wird er aber mit den Blattſtielen bedeckt, welche I. 
ch und nach, fo wie der Baum höher wird, abfallen, 1 


wenn die Fruͤchte erſt groß werden, theilt fie ſich gaͤnz⸗ 
N | | 


lich in zwey Hemiſphaͤroiden, welche drey Fuß lang und 


| „ einen 


— 
BR 


3 


EURE ZEN 


Arlon fempervirens, Folia oppofsta. pesiolara, Jane | vr 1 
ceolata, ſerrata. Flores pedunenlati ſpar ſi. Cal, o. i . 
Cor. campannlata. Perala 6. ereda patentia. Fila. 105 f =» 
menta 10. cennata in eylindsum. Germen ovatum, Ay 3 
Ius ſubulatus. f 17 N 


ee 
N 


enſiformibus, ſpadieibus quaternis. 


Chil. Glilla. 


) Cocos inermis, frondibus pinnatis, fol. complicatia, “= 


n 


156 Drittes Buch. 


einen breit find. Jede Traube tragt mehr als tauſend 


Nuͤſſe. Es verlohnt ſich wirklich der Mühe, eine ſol⸗ 
che Palme mit ihren Fruͤchten beladen zu ſehen, welche 
von den uͤber ihnen ſtehenden und gegen den Horizont in 
Bogen gebeugten Blaͤttern beſchattet werden. Die 
Nuüͤſſe find mit einer doppelten Haut bedeckt, eben ſo, 
wie die großen Cocosnüffe unter den Wendekreiſen, oder 
die Wallnuͤſſe bey uns; die äußere Decke iſt knorplicht, 
anfangs gruͤn, nachher gelb, innerlich beſteht ſie aus ei⸗ 
nem fadenartigen Weſen. Die innere Schale iſt hol⸗ 


zigt, rund, glatt und ſo hart, daß der Keim ſchwerlich 


durchdringen koͤnnte, wenn die Natur nicht dazu zwey 
kleine Oeffnungen vorbereitet haͤtte, welche mit einer 
ſehr zerbrechliche Haut verſchloſſen ſind. Inwendig 
iſt ein runder mandelartiger Kern, welcher im Mittel⸗ 
punkte hohl iſt, er iſt weiß, ſehr ſchmackhaft, und wann 
er friſch iſt, mit einem milchigten Waſſer angefuͤllt, wel⸗ 
ches ſehr erfriſcht und angenehm iſt. Jaͤhrlich bringt 
man viel Saͤcke voll dieſer Nuͤſſe nach Peru, wo ſie ein⸗ 


gemacht ſehr geſchaͤtzt werden Man erhaͤlt auch ein 


Oel aus denſelben, welches an die Speiſen ſehr gut iſt. 
Die Einwohner bedienen ſich der Blumenſcheiden, um 
Sachen hinein zu thun, aus den Blättern flechten fie 
Körbe, machen Beſen daraus, und bedecken ihre Haͤu⸗ 
fer damit. Der Stamm giebt, wenn der Kopf oder Herz» 
poll, der ſehr ſchmackhaft ift, abgehauen wird, eine große 
Menge Saft, den man durch Einkochen zu einem Honig 
macht, welches angenehmer iſt, als das aus dem Zucker⸗ 
rohr; der Baum iſt aber alsdenn gaͤnzlich zernichtet. 


In Copiapo findet ſich auch die Dattelpalme, ich 
weiß aber nicht, ob ſie urſpruͤnglich daſelbſt zu Hauſe, 


oder von auswaͤrts hingebracht iſt. Auf der Inſel Gio: 
Fernandes waͤchſt eine Art Palme, welche Chonta ge⸗ 


nannt wird. Der Stamm iſt, wie bey den andern 
b 7 Palmen, 


155 in (en Bere 1 8 5 ahnlich iſt. 1 855 Blaͤtter, 


„ 


N pelomula, b aber die e 110 arch. 10 


4 Der Benin, Pinus Mrantuna 550, a bie En. 
nier Landtanne (Pino terriere) nennen, iſt der Fichte oder 


u 15 manchen Stuͤcken aber von allen dreyen ver⸗ 
ſchieden. Es iſt einer der ſchoͤnſten Baͤume in Chili, 
h bey den Araucanern wild, und wird in den 
übrigen Theilen des Reichs kultivirt. Der Stamm, 
welcher ohngefahr acht Fuß im Umfange, und ſiebenzig 
bis achtzig in der Hoͤhe hat, iſt inwendig gelbbraun, 
äußerlich gruͤn, harzigt und glatt, indem er, ſo wie er 
ilter wird, die alten Zweige und Blätter abwirft, mit 
velchen er, waͤhrend daß er jung iſt, ganz bekleidet iſt. 


Erſt wenn er die Mitte des Wachelhums erreicht hat, 


chießt er die bleibenden Zweige, welche mit dem Hori⸗ 
ont parallel laufen, und immer zu vieren gegen einan⸗ 
er in einer Ebne ſiten, und vier rechte Winkel mit 
inander bilden. Die vier naͤchſtfolgenden, welche in 
ben der Richtung vier bis fünf Fuß hoͤher figen, find 
ürzer, und 10 nehmen fie bis an den Gipfel ab, welcher 


ſich 


=) Pinus foliis turbinatis imbricatis, hine mueronatis, ra. 
mis quaternis cruciatis. 


elche am Gipfel i im Kreiſe ſitzen, ſind ſehr lang, breit 
nd geün, wie bey den Piſangbaͤumen. Auf den vier 
a mes angen auch vier Trauben, wel⸗ 
che in der Geſtalt der Beeren den Weintrauben ähnlich 
| a 5 1 und Hi die Körner kommen den 


me (Pezzo o Abete) ahnlicher als der Weißtanne 


158 Drittes. Buch. ee ; 


ſich in eine Spitze endigt. Das aͤußerſte Ende dieſer 
Zweige beugt ſich nach oben hin, und ſo machen ſie 1 
ne vollkommene viereckigte Pyramide. Jeder Haupte 
zweig ſchießt wieder in gewiſſen Zwiſchenraͤumen Ne⸗ 
benzweige im rechten Winkel hervor, welche, nach der 
gemeinſchaftlichen Axe hin, kleiner, nach der aͤußern Ober⸗ 
flaͤche aber laͤnger ſind, und ſo die Seiten der Ppramide 
ausfüllen. Sowohl die Hauptzweige als die Neben⸗ 
zweige find uͤberall mit immerwaͤhrenden wie Dachziegel 
uͤbereinander liegenden Blaͤttern bekleidet. Dieſe Blat. 
ter ſind drey Zoll lang, wenigſtens einen Zoll breit, herz ⸗ 
foͤrmig, oben convex glatt und glaͤnzend und ſo hart, 99 
ſie von Holz zu ſeyn ſcheinen. 


Die Blumen ſitzen in Räschen, und find denen An 
andern Tannenarten völlig ahnlich. Die Zapfen find fo 
groß wie ein Mannskopf, ſphaͤriſch, holzigt und glatt, 
haͤngen an einem kurzen Stiel herunter, und ſind inwen⸗ 
dig durch feine Schuppen in verſchiedene kleine Cellen 
getheilt, in welchen Pinien zu zwey und zwey zuſam⸗ 
menſitzen. Dieſe Pinien ſind ohngefaͤhr zwey Zoll lang, 
ſo dick wie der Mittelfinger, coniſch, weiß und durch⸗ 
ſichtig. Sie haben ein feines Oberhaͤutchen, welches an 
Farbe und Subſtanz der von den Kaſtanien aͤhnlich iſt, 
denen ſie auch an Geſchmack ziemlich gleich kommen, ob 
fi gleich dichter find, auch werden fie auf ahnliche Art 

| gegeſſen. 

6*) Didynamia angiefpermin, J 

Gevuina Cal. O. Cor. 4 petala Capſ. 1 locularis c- 
riacea. . 5 N 
Arbor ferspervirens 13 ſeu 20 pedum. Folia pinna- 
ta cum impari, foliolis 8 ſeu zo petiolatis ovalibus, gla- 
bris, fubdentatis, nonnullis aurieulatis, ſpiene axılla= 
res; flores binati, quorum plurimi ‚flerilen, Cor. alba 
Jubern- 


u 9 


# 


Ben 32 a art N h 
RT”. 0m) 2 .. 
e 


4 a Du Zu 
Er. 


dem 
men Geruch. 


Der Gevuin, Gevuina Avellana gen. nov. 65), wird 
von den Spaniern wegen ſeiner Fruͤchte Haſelnuß ges 
nannt; er waͤchſt am Seeſtrande oder in den Anden, 

wo er ziemlich hoch wird. Seine Blätter find gefiederr, 
wie die von der Eſche, und endigen ſich mit einem un. 
gepaarten ; die kleinen Blaͤlter find aber runder, feſter, 
leicht gezaͤhnt, und ſitzen zu vier bis fünf Paar an eis 
nem gemeinſchaftlichen Stiele. Der Baum bringt 
weiſſe Blumen mit vier Blumenblättern hervor, wel che 
zu zwey und zwey an einem Stiel ſitzen „ der aus der 
hohlen Flaͤche der Blätter hervorſchießt. Die Frucht 
iſt rund, neun Linien im Durchmeſſer, mit einer leder⸗ 
artigen Haut bedeckt N welche anfangs grün, nachher 
gelb und enblich ſchwarz wird. Dieſe enthaͤlt einen 
mandelartigen Kern, welcher in zwey Lappen getheilt 
iſt, und am Geſchmack der europalſchen Haſelnuß aͤhn⸗ 


lich iſt. 


A Der Peumo, Peumus gen. nov. 75), begreift vier 
beſondere Arten unter ſich, welche ſich wieder in viele 
IE 1 Abaͤnde⸗ 
ſuberutiata, perala obtiſa, Hamina duo brevifiima, 
auo petalis paulo hreviora. Antherae oblongue incum- 
bentes. Germen ſubrotundum. Stylus Aliformis fla- 
minis longior. Stioma cralſſiuſculum. \ 


15 | 2) Hexandria Monogynia. 1 8 
pPeumus cal 6 fidus, Cor. 6 petala, Drupa 1 ſper- 
5 ma. . 4 5 N 
N 4 1155 Cal. 


75 


160 Drittes Bu, 


Abaͤnderungen zertheilen. Alle dieſe Baͤume ſind 
ziemlich hoch, ſehr belaubt, beſtaͤndig grün, aromatiſch, 
und bringen Fruͤchte hervor, welche den Oliven gleichen, 


aber kleiner find, mit einem bruͤchigen Kern, der bey 


den verſchiedenen Arten bald mehr bald minder hart iſt. 
Ihre Blumen ſind weiß, roſenartig, und beſtehen aus 
ſechs Blumenblaͤttern, die kuͤrzer als der Kelch find, 
Die erſte Art iſt Peumus rubra 8"), er hat wechſelswei⸗ 


9 


5 
4 


\ 


| 


fe figende, eyrunde Blätter, die fo groß als bey der 


Haynbuche mit Blattſtielen verfehen und ungetheilt find, ; 


die Früchte find roch. Die zweyte ift Peumus alba 9*), 


fie hat gezaͤhnte Blätter und weiße Fruͤchte. Die drit⸗ 
te Penmus mamm /a 105, hat herzfoͤrmige Blätter oh⸗ 


ne Stiele, und die Fruͤchte endigen ſich in eine Art War⸗ 


ze. Die vierte Peumus Boldus 18), bat eyrunde, 


drey bis vier Zoll lange, rauhe, unten wollichte Blaͤt⸗ 


ter, die dunkelgruͤn find, und einander gegenuͤber ſitzen; 
die Fruͤchte ſind kleiner als bey den übrigen Arten und 
beynahe rund, der Kern ſo hark, daß man Roſenkraͤnze 


daraus macht. Die Einwohner nennen ihn Boldo, 


und gebrauchen die Rinde, die Faͤſſer damit zu durch⸗ 
N | > räuchern, 


Cal 6 dur, inferus, laciniis oblongis. Petala fub- 


rorunda ſeſſilia. Stamina 6 fubulara Iongitudine caly- 
eis. Antherae ſagittatae luteae. Germen Jubrotun» 


dum. Stylus fenfim inerajjatus. Stigma oblique de- 


prejlum. 


8) Peumus fol. alternis, petiolatis, ovalibus, integerri- 


mis. 


9%, peumus fol. alternis, petiolatis, ovalibus, dentatis, 


70%, Peumus fol. alternis ſeſſilibus, cordatis, integerri« 


mis. 
x») Peumus fol, oppofitis, petiolatis, ovalibus ſubtus vil- 
loſis. net 


1 


Kräuter, Sträucher u. Bäume von Chili. 101 


N 
f 


er übrigen Arten werden in lau warmem Waſſer ein, 


ee gelen würde man fie einer groͤßern Hitze 


ausſetzen, ſo wuͤrden ſie anbrennen und bitter werden. 
Das innere derſelben iſt weiß, butterartig und von ans 
genehmen Geſchmack. Der Kern enthält viel Oel, wel. 
ches vielleicht an die Speiſen und zum Brennen nuͤtzlich 


ſeyn koͤnnte. Die Rinde dieſer Bäume ik zum Ger. 
ben vortreflich, auch zur Tinktur einer kaſtanlenbraunen 


Farbe. 1 0 


Die Lucuma, Lucuma gen. nov. !2*), enthalt fünf 


verſchiedene Arten mit vielen Spielarten, welches alle 


ſehr große Baͤume mit immergruͤnen den Lorbeerblaͤttern 


aͤhnlichen Blaͤttern ſind; die Blumen haben viel Staub⸗ 
faͤden. Sie bringen Fruͤchte hervor, welche ſo dick wie 
Pfirſchen find, mit einer gelben Haut und einem weiſ⸗ 
fen ſchmackhaften Fleiſche, welches ein oder zwey Nuͤſſe 
von verſchiedener Figur bedeckt. Zwey dieſer Arten 
bauet man an, naͤmlich die Lucuma difera 13°) und die 
fur binata ). Die difera bringt jährlich zweymal 


250 egſandria - Digynis. 

Tueuma cal. 4 fidus duplicatus. Cor. O. Drupa 1 
feu 2 ſperma. a I 

 Calyx duplex hemijphaericus, coriacens, lacini;e Jul. 

votundis per/sftentibus. Staminu plurima Slıforasia 

ealyce longiora. Antherne ſubreniformer. Germen 

obhobatum. Styli duo ſetacei, ſtaminum longitudine, 


firmata obtufa, . N 
) Lucuma fol. alternis, petiolatis, ovato-oblongis, 
) Lucuma fol, alternis petiolatis lanceolatin 


= 


5 ehe ſie den Wein hineingeben. Die Fruͤchte 


Fruͤchte, 


162 Drittes Buch. 
Fruͤchte, naͤmlich zu Anfang des Sommers und im 
Herbſt, aber nur die Herbſtfruͤchte haben die Kerne, 
welches zwey den Kaſtanien ziemlich aͤhnlich Nuͤſſe find. 
Die Fruͤchte ſind rund, etwas platt gedruͤckt, worinn 
ſie ſich von denen der andern Art unterſcheiden, welche 
kreiſelfoͤrmige Fruͤchte haben. Ob ſie gleich auf dem 
Baume voͤllig reif werden und von ſelbſt abfallen, ſo 
muͤſſen fie doch erſt einige Zeit auf Stroh liegen, wo fie 
eine gewiſſe ihnen natürliche Schärfe ablegen und einen 
ſehr angenehmen Geſchmack und Geruch erhalten. 
Die wilden Lucuma ſind den Einwohnern unter dem 
Namen Bellote, Keule und Chagnar bekannt. Die Bello- 
ta, Lucuma Valparadifoea"s*), welche ſich in der Gegend 
um Valparaiſo in Menge findet, unterſcheidet ſich in 
nichts von den übrigen Arten, als in den Blättern, wel⸗ 
che einander gegenuͤber ſtehen. Die Fruͤchte ſind bald 
rund, bald laͤnglicht, oval, groͤßtentheils aber ſehr bit⸗ 
ter. Die Keule, Lucuma Keule 163), wird auf hundert 
Fuß hoch, hat eyrunde Blaͤtter, welche ſechs bis ſieben 
Zoll lang und von glaͤnzendgruͤner Farbe ſind. Die 
Fruͤchte 


15%) Lucuma fol. oppofitis, petiolatis, ovato - oblongis. 


167% Lueuma fol. alternis, petiolatis; ovalibus, fubferra= 
tis. . 


17%) Lucuma fol, alternis, ſeſſilibus, ramis ſpinoſis, 

REN 

a) „Jedes Haus hat cine Garten, in welchem man al⸗ 
„le Arten von Fruchtbaͤumen ſieht, welche jaͤhrlich ei⸗ 
„ne ſolche Menge Fruͤchte bringen, daß, wenn man 
„nicht Sorge truͤge, einen Theil derſelben bey ihrer 
„Entſtehung zu zernichten, die Schwere derſelben die 
„Zweige brechen, oder die Fruͤchte nicht zur Reife 
„kommen würden. Dieſes habe ich während alle den 
„drey Jahren beobachtet, welche ich in dieſem Koͤnig⸗ 
„reiche zugebracht habe. Die Fruͤchte, welche Ai 

durd) 


Kräuter, Sträucher u. Baͤume von Chill. 163 


Früchte find rund, ſchoͤn gelb, und erheben, wenn fie in 
großer Menge wachſen, das ſchoͤne Gruͤn der Blaͤtter 
außerordentlich. Der Chagnar, Lucuma ſpinoſa i), 
hat einen auf dreyßig Fuß hohen Stamm mit dornig⸗ 
ten Aeſten; die Blätter find beynahe eyrund und ohne 
Blattſtiel. Die Früchte find rund wie die von Keule, 


ſehr milde und wohlſchmeckend, das Holz iſt feſt, gelb, 


und wird von den Bildſchnitzern ſehr geſucht. 95 


Die Spanier haben aus Europa die Blumen, Gar⸗ 


kengewaͤchſe, Huͤlſenfruͤchte, Korn, den Hanf, den Lein, 
die Weinſtoͤcke und die Fruchtbaͤume dorthin gebracht, 
welche man nun dort kultivirt. Alle dieſe Pflanzen. 
kommen daſelbſt ſehr gut fort, und wachſen ſo gut, als 
wenn fie in ihrem Vaterlande wären ). Die Melo⸗ 
nen, welche ſich daſelbſt von mancher Art finden, find 
doch größtentheils lang, mit feiner Haut und ſehr 
ſchmackhaſt. Die ſchaͤtzbarſten find die moskateller, 
wegen ihres Geruchs ſo genannt, und eine andere Sorte, 
welche beſchriebene genennt, und mit Recht fuͤr die voll⸗ 
6 „ kommen⸗ 


» durch das ganze Königreich hat, ſind von eben der 
„Gattung, als unſere in Europa, blos die Kaſtanien⸗ 
| „bäume habe ich nicht geſehen. Manche Arten von 
„Fruͤchten giebt es aber auch, die wir in unſern Eli⸗ 
„maten nicht kennen.“ Feuil. Tom. 2 p. 545. 


Alle Häufer haben Gärten mit Mauern eingeſchlof⸗ 
sten, in allen hat man zu gewiſſen Jahrszeiten Bir⸗ 
onen, Aepfel, Pflaumen, Kirſchen, Nuͤſſe, Mandeln, 
Oliven, Citronen, Orangen, Granaken, Feigen, Trans 
ben und mehrere andere Fruͤchte, welche das Land 
pvhervorbringt und die in Europa unbekannk ſind. 
lle dieſe Fruͤchte haben einen außerordentlich ſchs⸗ 
vunen Geſchmack, da wir uns in dieſer Stadt (Co⸗ 
. v„quimbo) im Herbſt aufhielten, ſo konnten wir durch 
bveigne Erfahrung davon urtheilen.«“ Feuil. Tom, 3. 
P- 573. N | 


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164 Drittes Buch. 


kommenſten in ihrer Art gehalten werden. Dieſes 
ſind zwey beſtaͤndige Abaͤnderungen, ich habe welche 
von zwey Fuß in der Laͤnge geſehen. Die Melonen 
kommen daſelbſt an im Anfange des Decembers, und 
dauern bis in May; in dieſem Monate erhaͤlt man die 


letzten, eine hellgruͤne Art, welche man Wintermelo⸗ 


nen nennt, weil ſie ſich, auf die Boͤden aufgehangen, 
beynahe den ganzen Winter durch halten. 2 


Die Einwohner bauen auch ſieben beſtaͤndige Abaͤn⸗ 
derungen von Waſſermelonen, wolche in ihrer Art vor⸗ 
treflich find. Unter dieſen find die beſonders merkwuͤr⸗ 
dig welche Pelate genannt werden, weil ſie eine ſo duͤn⸗ 
ne Haut wie Aepfel haben. Dieſe Pflanze iſt urſpruͤng⸗ 
lic in Jamaica zu Haufe, woher fie nach der alten 
Welt gekommen iſt, ich glaube aber, daß Chili vor An⸗ 
kunft der Spanier die Art ſchon hatte, welche Cuchu- 
gna genannt wird; die Fruͤchte derſelben ſind nicht viel 
größer als eine Apfelſine, aber ſehr ſuͤß. 3 


Die Kichern, Linſen, Erbſen, die Gerſten und an⸗ 
dere Kornarten finden ſich gleichfalls in Chili in großer 
Menge. In dem zweyten Buche dieſes Verſuchs ha⸗ 
be ich von der Fruchtbarkeit geredet, mit welcher ſich 


das Korn in dieſem Lande vermehrt. Die gemeinſte 


Art von Gerſte, welche man hier bauet, iſt diejenige, 
welche von den Naturforſchern die nackte (Orza mutica) 
genannt wird, weil ſie keine Grannen hat; ſie wird im 
Auguſt geſaͤet und um Weihnachten geerndtet. Der 

N: 2 anf 


b) „Die Felder find voll von kleinen Hügeln, auf deren 
„Anhoͤhen man ſchoͤne Weinberge ſieht, welche Traus 
„ben geben, aus denen man vortrefliche Weine macht.“ 
Feuill, T. 2, p. 547: \ 


Man 


* 


N 


Se 


5 
5 0 5 
3 Stränden u. Baume bon Chili. 165 


Hanf und Flachs kommen daſelbſt vortreflich fort, da 
aber Manufakturen dieſer Art nicht erlaubt find, fo ſaͤet 
par nicht mehr, als für die Seile und den noͤthigen 
Zwirn hinlaͤnglich iſt. Auf dem Archipelago von Chi⸗ 
oe macht man auch Seinenzeug, es wird ber, niche aus 
pen Inſeln ee 5 


Die Weinftöce fragen ganz. Chilt zum Erſtou⸗ 


nen reiche Früchte, und das Erdreich ſcheint für die es 
koſtbare Gewaͤchs fo eigen zu ſeyn, daß alle Gehölze mit 
wilden Weinſtoͤcken angefüllt werden, welche aus Ker⸗ 


nen entſtehn, ſo von den Voͤgeln dahin getragen ſind. 


Ob ſi fie gleich ganz der Natur überlaffen find, fo tragen 


ſie doch Trauben in großer Menge, aus welchen die 


Einwohner einen ziemlich guten Wein machen. Die 
Traube aber, welche man von kultivirten Stoͤcken er⸗ 
haͤlt, hat alle Eigenſchaften, welche man wuͤnſchen kann. 
Die Weinſtoͤcke auf den Graͤnzen von Peru und am 
Fluß Maule ſind drey bis vier Fuß hoch, und werden 
durch Pfaͤhle in der Hoͤhe erhalten, aber von genann⸗ 
tem Fluſſe an weiter ins Land hinauf liegen fie an den 
Seiten der Huͤgel auf der Erde. Die Trauben, welche 
laͤngſt dem Fluſſe Itata wachſen, bringen den beiten 
Wein in ganz Chili hervor; er heißt Conceptionswein, 
weil alle Weinberge den Einwohnern der Stadt Con⸗ 


ception gehoͤren. Dieſer Wein iſt gemeiniglich roth, 


ſehr edel, von vortreflichem Geſchmack, und giebt den 
beſten Weinen in Europa nichts nach b). Jaeͤhrlich 


aa eine eh Mage davon t Peru, da aber 
1 e e 


die 


3 an macht Bier. (in Santiago). Weine von ber⸗ 


vſchiedener Art, und ob fie gleich nicht alle fo gut als 
vie von Conception find, fo haben fie doch alle eis 
ven ſehr guten Geſchmack, ein gutes Corpus, und 
bv man erhaͤlt auch Aquavit in Menge daraus.“ Ga- 
Azette Amer. v. Chili. 


u 


166 Drittes Buch. 


die Einwohner die Faͤſſer, in welchen ſie ihn zu verſchi⸗ 
cken pflegen, mit einer Art Erdpech auspichen, fo vor 
liert er viel von ſeinem guten Geſchmack und Geruch. 
Der Muskatellerwein, welchen man daſelbſt macht, iſt 
ſehr ſchoͤn. Herr Ulloa traͤgt kein Bedenken, ihn dem 
beſten Muskateller aus Spanien vorzuziehen e). Auch 
Aquavit deſtillirt man in großer Menge. Die Weinleſe 
iſt im April und May. 


In den Thaͤlern der Anden, welche unter dem 35. 
Grade liegen, fand ſich vor 25 Jahren eine Pflanze 
von ſchwarzem Muskateller von ganz vortreflichem Ge⸗ 
ruch und Geſchmack, welcher ſich von da uͤberall ausge⸗ 
breitet hat. Da dieſe Thäler niemals von Menſchen 
bewohnt oder beſucht ſind, und ſich der ſchwarze Mus⸗ 
kateller nirgend anders in Chili findet, ſo habe ich Ur⸗ 
ſach zu vermuthen, daß der ſelbe eher chileſiſchen als eu⸗ 
ropaͤiſchen Urſprungs iſt. Die Blätter find tiefer ein⸗ 
geſchnitten, als beym gewoͤhnlichen Weinſtock, die Trau⸗ 

| ben 


e) „In eben der Menge bringt Chili Trauben von vers 
vſchiedener Art hervor, aus welchen man allerley Ar⸗ 
„een ſo vortreflicher Weine macht, daß fie nicht allein 
„wegen ihrer Starke, ſondern auch wegen des anmu⸗ 
vthigen Geſchmacks durch ganz Peru ſehr geſchaͤtzt 

„werden. Groͤßtentheils find es rothe Weine. Auch 
„macht man hier einen Muskatellerwein, der an 
»Wohlgeruch und feinem Geſchmack den ſpaniſchen 
„übertrifft.“ Ulloa Viag. Tom. III. part. 2. I. 2. 
n. 514. \ 


d) „Endlich hat die Ebne von Quillota auch für fich 
vſehr viel reizendes. Ich befand mich daſelbſt zur 
„Zeit des Karnevals, welches in dieſen Gegenden zu 
„Anfang des Herbſtes eintritt. Ich war außeror⸗ 
„dentlich erfreuet, eine fo große Menge europaͤiſcher 
»Fruͤchte zu ſehen, welche man dahin verpflanzt 6 

i vun 


— 


R 


* 


tronen wachſen hier in unglaublicher Menge, und die 


. 


4 


dentlich ſchoͤn vom Geſchmack find; vorzuͤglich aber ihut f 


Provinzen zuvor. Auch die Quictenäpfel erreichen hier 


. 
N 
€; 


ne ie 


Kraͤuter, Straͤucher u. Baͤume von Chili. 167 


ben find vollkommen kegelſoͤrmig und ſo feft, daß man 


keine Beere ausbrechen kann, ohne alle übrige in der 


Nähe zu zerquetſchen. 


Fruͤchte geben weder an Guͤte noch an Schoͤnheit den be⸗ 


ſten in Europa etwas nach d). Alle dieſe Baͤume erhal⸗ 
ten hier uͤberdem eine außerordentliche Groͤße. Die 
Aepfel und Quittenbaͤume haben ſich ſo vermehrt, daß 

fie in den ſuͤdlichen Provinzen Waͤlder von zehn oder 
zwoͤlf Meilen im Umfang ausmachen 5); daher rühren 


die vielen Abarten von Aepfeln, welche man hier findet, 
und wovon einige, beſonders die kultivirten, außeror⸗ 


es die Provinz Quillota in dieſem Stuͤck allen übrigen 


994 eine 


„und welche daſelbſt fo gut fortkommen, beſonders 


„ pfirſchen, von welchen man kleine Gehoͤlze antrifft, 
„welche man gar nicht kultivirt, und keine andere Ar⸗ 
„beit dabey hat, als an die Wurzeln derſelben kleine 
„Kanaͤle zu leiten, die man aus dem Fluſſe Chille ablei⸗ 


„tet, um den Mangel des Regens im Sommer zu ſup⸗ 


1 5 vpliren.“ Frez. T. I. p. 202. 


. e) „Die Fruͤchte kommen hier von ſelbſt hervor, ohne 


„daß ſich die Einwohner die Muͤhe geben, ſie zu pfro⸗ 
„pfen. Die Birnen und Aepfel wachſen in den Hoͤl⸗ 


„zern von ſelbſt, und wenn man ihre Menge betrach⸗ 
„tet, muß man ſich wundern, wie ſich dieſe Baͤume 


„ſeit der Eroberung der Spanier ſo geſchwind haben 


„vermehren und in ſo viel Gegenden verbreiten koͤn⸗ 


„nen, wenn es wahr iſt, daß es vorher keine hier gab, 


wie man allgemein verſichert.“ krerier Tom. I. 


P. 133. 


Die Aepfel, Quitten, Birnen, Pfirſchen, Apriko⸗ 
fen, Pflaumen, Mandeln, Kirſchen, Oliven, Feigen, 


Granaten, Nuͤſſe, Kaſtanien, Orangen, Limonen, Ci⸗ 


a 
* 
m 


168 Drittes Buch. 


eine ſehr betraͤchtliche Groͤße k); ſie ſind ſaͤuerlich wie 
die europäifchen, laͤßt man fie aber auf den Baͤumen bis 
zu Ausgang des Herbſtes ſitzen, ſo werden ſie ſuͤß, und 
heißen ſodann Corcie. Die Einwohner ſchreiben dieſe 
Wuͤrkung den friſchen Regen, welche zu dieſer Zeit fal⸗ 
len, und den kleinen Reifen, fo man in dieſer Jahrszeit 
häufig auf den Pflanzen antrif t, zu. Eine beſondere 
Art findet man aber, welche Lucuma genannt wird, 
von den vorher beſchriebenen zucuma's verſchieden, die 
immer fuͤß iſt, ſie bat eine Fegelförmige Geſtalt, mit 
einem kleinen Nabel, hat ſowohl auswendig als inwen⸗ 
dig eine orangengelbe Farbe, und gleicht an Größe. den 
ubrigen. Der Baum iſt von dem gemeinen Quitten⸗ 
baume nicht fpecififch verſchieden. 


Die Pfirſchen, deren man hier zwoͤlf bis dreyzehn 
Sorten zähle, werden, beſonders in der Hauptſtadt des 
Reichs, ſo groß, daß einige auf 16 Unzen wiegen. Un⸗ 

ter den Duracinen zeichnet ſich beſonders die Sorte we⸗ 
gen ihrer Groͤße und des vortreflichen Geſchmacks aus, 
9 welche 


f) „Vorzuͤglich habe ich die Große der Quitten bewun⸗ 
vdert, kein Menſchenkopf, fo groß er auch iſt, kommt 
„ihnen im Umfange gleich, und was mich noch mehr 
vin Verwunderung ſetzte, war die Vernachlaͤßigung, 
»mit welcher die Leute fie auf der Erde faul werden 
vlaſſen, ohne ſich die Mühe zu geben, ſie aufzuleſen.“ 

Feuill. T. I. p. 385. | 


8) Herr Paw ſagt, das Steinobſt wie die Mandeln, 
Pflaumen, Kirſchen und Nuͤſſen komme in Amerika 
nur ſehr kuͤmmerlich faſt gar nicht fort. Die Pfir⸗ 
ſchen und Aprikoſen, ſetzt er hinzu, haben nirgend 
anders als auf der Inſel Gio. Fernandes Frucht ge⸗ 
tragen. Der Admiral Anſon erzaͤhlt, daß er waͤh⸗ 
rend ſeines Aufenthalts auf dieſer Inſel einige Apri- 

koſen⸗ und Pfirſchenkerne habe ſaͤen laſſen, und daß 

5 er 


\ 
| 


Kräuter, Sträucher u. Bäume von Chili. 169 
welche Albereighe genannt wird, ſie hat ein weiſſes 


05 roͤchliche ſpielendes Fleiſch, der Kern iſt inwendig 


ganz roth. Der Baum trage jahrlich zweymal, wie 
* Feigenbaum, nachdem er im Januar große Pfir⸗ 
ſchen getragen, bringt er im April kleinere von eben der 
Geſtalt hervor, welche an Groͤße den Mandeln aͤhnlich 
find, und daher Almendruche genannt werden; dieſe 


ſind von außerordentlich ſchoͤnem Geſchmack 8). Die 


Aepfel, Kirſchen, Pflaumen, Birnen tragen, ſo wie 


auch die Feigen, jaͤhrlich zweymal, die zweyten Fruͤchte 


dieſer vier letzten Arten kommen aber ſelten vollkommen 
zur Reife h). Die Drangen, Amonen und Citronen 
von verſchiedenen Sorten kommen uͤberall unter freyem 


Himmel ſehr gut fort, und tragen eben ſo haͤufige Fruͤch⸗ 


te, als die übrigen Bäume des Landes. Außerdem 
kultivirt man gewiſſe kleine runde Limonen, welche nicht 
viel groͤßer als eine Wallnuß werden und außerordent⸗ 


lich ſauer find, fie werden feine Limonen (Limoni ſottili) 


genannt. Der Baum hat kleine Blaͤtter, die den 


Orangeblättern aͤhnlicher ſind, als den Limonenblaͤttern. 


5 0... Diele 


er nach feiner Ankunft in England erfahren, daß die⸗ 
ſe Baͤume daſelbſt vortreflich fortkaͤmen. Aus dieſem 


f 5 Grunde ſpricht Paw dem ganzen feſten Lande die 


1 Kraft ab, Pfirſchen und Aprikoſen zur Reife zu brin⸗ 


5 
# 


1 


sn „und legt fie blos der Inſel Gio. Fernandes 
eh. b N, ER 


h) „Die Fruchtbaͤume, welche man aus Europa dort⸗ 


„Hin gebracht hat, kommen außerordentlich gut fort: 
»das Clima iſt, wenn die Erde gewaͤſſert wird, fo 
„fruchtbar, daß das ganze Jahr durch Fruͤchte her⸗ 
vvorkommen. Oft habe ich dort an Aepfelbaͤumen 
»geſehen, was man hier an Orangebaͤumen bewun! 


v dert, Früchte von jedem Alter, Bluͤthen, abgefallng 


„Bluͤthen, gebildete Früchte, halb und ganz reife zur 
vſammen. G Frez. 0 I. P · 207. 75 N 


/ 


gen Fiebern außerordentlich erfriſchend. 


* 


1 70 Drittes Buch. Kraͤuter, Sträucher 20. 


Dieſe kleinen Limonen werden ganz in Zucker einge⸗ 
macht ſehr geſchaͤtzt. Der Saft derſekben iſt bey hitzi⸗ 


Die Oliven kommen in ganz Chili außerordentlich 
gut fort, beſonders in Coquimbo und in der Naͤhe der 
Hauptſtadt, wo ſich viel Baͤume befinden, deren Stamm 
drey Fuß im Durchmeſſer hat, und die von verhaͤltniß⸗ 
mäßiger Höhe find, Die Miſpeln, Vogelkirſchen, 
i und Bruſtbeeren ſind auch dahin ge⸗ 

racht. ; 


/ 


e | 


Viertes 


Viertes Buch. 


Würmer, Jnſekten, Amphibien, Siehe, vsge | 


und eierfüßige Thiere von Chili, 


Das Thierreich iſt im Allgemeinen in Chili nicht fü 
; reich an Arten, als in den andern Laͤndern von 
Amerika. Die Klaſſe der Amphibien iſt daſelbſt ſehr 
4 rein, und die der vierfuͤßigen Thiere enthaͤlt kaum ſechs 

und dreyßig einheimiſche Arten. Wuͤrmer, Inſekten, 

Fiſche und Voͤgel haben aber eine große Anzahl von Ar⸗ 

ten und Individuis. Dennoch glaube ich aber, daß 

die Erdinſekten, ſo viek ich habe beobachten koͤnnen, in 

Italien reicher an Arten ſind, als in dieſem Reiche. 
Die Seegewuͤrme ſind hingegen hier ſehr mannigſaltig 


und zahlreich. Dieſer Theil des ſtillen Meeres, wel ⸗ 


cher die Küften von Chili beſpuͤhlt, ift eich mit 
| Zoophyten, Lithophyten und weichen Gewuͤrmen verſe⸗ 


3 . x Unter 


8 hen, von welchen noch ſehr viele den Natur⸗ Würmer. 
' Be unbekannt ſind. Ehil. Piru. 


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172 Viertes Buch. e 


weiche Unter den letztern find die Piuri, Pyura 
Würmer. gen. nov. ), wegen ihrer Geſtalt und der 
Chil. Lau- Art, wie ſie ſich einniften, beſonders merk⸗ 
quenta. wuͤrdig. Dieſe Thiere, welche kaum dieſen 
Namen verdienen, ſind wie eine Birne von einem Zoll 
im Durchmeſſer geſtaltet, oder ſie ſind vielmehr nichts 
als ein kegelfoͤrmiger fleiſchiger Sack, der inwendig voll 
Seewaſſer iſt; ſie haben eine rothe Farbe, am Ende 
find fie mit zwey kurzen Roͤhren verſehen, welche, wie 
bey der Tethys, nahe zuſammenſitzen, und wovon die 
eine der Mund, die andere der After iſt. Mitten zwi⸗ 
ſchen dieſen beyden Roͤhren ſitzen zwey ſchwarze glaͤnzen⸗ 
de Punkte, welches vermuthlich die Augen ſind. Uebri⸗ 
gens habe ich keine andern Organe, auch keine Einge⸗ 
weide, die von dem fleiſchigten Weſen verſchieden waͤ⸗ 
ren, daran entdecken koͤnnen; der ganze Koͤrper iſt von 
außen glatt, inwendig warzigt. Demohngeachtet ſind 
fie ſehr empfindlich, und ſpruͤtzen, ſobald fie angeruͤhrt 
werden, oder man ſie aus ihrer Wohnung herauszieht, 
aus den beyden Roͤhren mit Gewalt das Waſſer aus, 
welches ſie in ihrem Innern enthalten. 


Dieſe Thiere wohnen in einem lederartigen Sack von 
verſchiedener Geſtalt, welcher von außen ganz verſchloſ⸗ 
ſen, inwendig aber in zehn oder mehr Zellen abgetheilt 
iſt, deren jede durch eine feſte Membran von den uͤbri⸗ 
gen abgeſondert iſt. Jedes Individuum hat ſeine eige⸗ 
ne Zelle, wo es ſein einſames Leben ohne ſichtbare Ge⸗ 
meinſchaft mit feinen Brüdern zubringt, und es iſt voͤl⸗ 
lig der Freyheit, herauszugehen, beraubt, ob es gleich 

| nicht 


) Pyura: corpus conicum, nidulans; Probofeides binae 
terminales perforatae. Oculi? inter probofcides. 


Genus proximum Aſcidiae. 


w 


Würmer, Inſekten, Amphibien e. von Chili 173 


nicht eigentlich darinn feſtgewachſen 11 Aus dieſer ein 
. ſamen Sebensart kann man ſchließen, daß dieſe Thiere 
0 Hermaphroditen der erſten Art ſind, das iſt, daß ſie auf 
2 rt der Muſcheln ohne alle Begattung ihres gleichen 
ſortpflanzen; ich kann aber nicht ſagen, wie ihre Fort⸗ 
pflanzung eigentlich geſchieht, welche, in Ruͤckſicht der 
Gefangenſchaft, in welcher ſich dieſe Thiere befinden, 
wuͤrklich ſchwer zu begreifen ſcheint. Meine Beobach⸗ 
kungen über dieſen wichtigen Gegenſtand waren noch uns 
reif, als ich aus dieſem Lande abreiſete. Die Saͤcke, 
welche dieſen Thieren zur Wohnung dienen, gleichen 
dem Seekork (Alcyonium), und ſitzen an den Felſen 


unter dem Waſſer feſt, von welchen ſie die Wellen los⸗ 


reißen und ans Ufer werfen. Die Einwohner eſſen die 
Piuri geſotten oder gebraten mit ihren Gehaͤuſen, und 
trocknen auch eine große Menge davon auf, um ſie nach 
Cujo zu ſchicken, wo fie fehr geſucht werden. Ihr Ges 
ſchmack iſt, beſonders wenn fie friſch find, ſehr gut, 
und dem von den Seeheuſchrecken ziemlich aͤhnlich. Aus 
die ſem Geſchlechte ſind vielleicht die Seefontainen, wel⸗ 


seit 


Die Wellen weht verſchiedene Akten von ſehr 


ſonderbaren Seeblaſen ans Ufer, unter welchen beſon⸗ 


ders die Holoturia Phyfalis merkwuͤrdig iſt, welche Ga- 
lera, und von andern wegen des unertraͤglichen Bren⸗ 
nens, welches ſie auf der Haut verurſacht, wenn man 
ſie anruͤhrt, Seeneſſel genannt wird. Sie hat die 
Größe und beynahe auch die Geftalt einer mit Luft ans 
‚gefüllten Ochſenblaſe, unten iſt ſie aber mit einer großen 
Menge von Beinen oder vielmehr zweigigter Sühlfas 
den umgeben, welche ineinander verwickelt find, und in 


deren Mitte ſich das unſoͤrmige Maul befindet. Dieſe 


Fühlfaden ſind bin und wieder roth, violet und blau ge⸗ 
faͤrbt. 


** 


cher Kolbe in ſeiner re vom En aa, | 


. 


— 
* 


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SE 5 X) x x 2 
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( . 
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Pu 


174 Viertes Buch. 


färbt. Die Haut, aus welcher dieſe Blaſe beſteht, iſt 
durchſichtig, und ſcheint aus der Quer und Laͤnge nach 
laufenden Fibern zu beſtehen, in welchen man eine Art 
von periſtaltiſcher Bewegung wahrnimmt. Das obere 
Ende iſt mit einer Membran in Geſtalt eines Kamms 
geziert und wie die Fuͤhlfaden gefaͤrbt, ſie breitet ſich 
von einer Spitze bis zur andern aus, und dient dem 
Thiere ſtatt des Segels. Die Blaſe iſt leer, außer an 
einem Ende, wo man etwas klares Waſſer findet, wel⸗ 
ches von einer Membran wie von einem Diaphragma 
aufgehalten wird, daß es ſich nicht durch die ganze Blas 
ſe ergießt. N 


Außer dem offieinellen Dinkenwurme finden ſich in 
den chileſiſchen Meeren noch andere Arten dieſer Gat⸗ 
tung von ſonderbarer Geſtalt. Die erſte ift ſeyia un- 
guiculata ?*), welche ſehr groß iſt, und ſtatt der Saug⸗ 
warzen an den Fuͤßen eine doppelte Reihe Krallen, wie 
die Katzen, hat, welche ſich auch eben ſo in eine eigene 
Scheide zuruͤckziehen laſſen. Dieſe Art iſt von vortref⸗ 
lichem Geſchmack, iſt aber in dieſen Meeren nicht ſehr 
gemein. Die zweyte iſt /apia iunitata 3*), fo genannt, 
weil ſie, außer der eignen Haut, vom Kopfe bis an den 
Schwanz mit einer ſchwarzen durchſichtigen Haut wie 
mit einem Mantel umhuͤllt iſt. Der Koͤrper endigt ſich 
in zwey halbeirkelfoͤrmige Fluͤgel, welche von den bey⸗ 
den Seiten des Schwanzes entſpringen, wie bey der /e. 
pia ſepiola. Die Seeleute erzählen von der Größe und 
Staͤrke dieſer Art unglaubliche Dinge. Die groͤßten, 
die man boch aber aufgefiſcht hat, haben nicht uͤber 

hundert 


„ * P 
24) Sepia corpore ecaudato, brachiis unguiculatis. 


3*) Sepia corpore prorſus vaginante, cauda alata. 


— 


Würmer, Inſekten Ampfisiense, von Chi. 173 


| 1 ndert und funfjig Pfund gewogen. Ib gleich giebt 
ve Bei Nahrung. 


5 Die dritte Art iſt die Pulpo, ſepia bexapadia 4*), 
Pace ob ſie gleich nur ſechs Fuͤße oder Arme hat, den⸗ 


noch ein wahrer Dintenwurm iſt; ihre Geſtalt iſt aber 
fo ſonderbar, daß, wenn man fie zuerſt fieht, fie eher ein 


abgebrochener 1 einem Baume, als eln Thier 
zu ſeyn ſcheint. Sie iſt nicht dicker als der Zeigefinger, 
und ohngefaͤhr einen halben Fuß lang. Der Koͤrper 
iſt in vier oder fünf Articulationen getheilt, welche nach 
dem Schwanze zu Dünner werden Wenn fie ihre Ara 
me ausſtreckt, die alle um den Kopf herum ſitzen, fo 
ſollte man dieſe für eben fo viel Wurzeln halten. Dieſe 


Arme ſind, wie bey den andern Dintenfiſchen, mit 


Saugwarzen verſehen, die aber kaum ſichtbar ſind. Der 


Kopf iſt unfoͤrmlich, ſehr kurz, und endigt ſich in zwey 


Fühlfaden oder Röhren. Wenn man dieſes Tyler mit 
der bloßen Hand angreift, ſo wird dieſe auf einige Au⸗ 
genblicke ſteif, doch aber ohne weitere uͤble Folgen. Der 
ſchwarze Saft, welchen ſie in einer kleinen Blaſe ent⸗ 
halt, fo wie alle andere Arten dieſes a iſt 
FR zur Dintes | 


Die Seeigel theilen ſch auch in verſchiedne At. 
ten „die ſonderbarſten find die weiſſen und die ſchwar⸗ 
zen Seeigel. Echinus albus 5*) iſt kuglicht, ohngefaͤhr 
P50 Zoll im Durchmeſſer, mit weiſſer Schale und 


Stacheln und gelblichter inwendiger Subſtanz, welche 


Ib: ſchmackhaſt I a ſchwarzen Seeigel, Echinus 


g Ne 
0 Fand: 
k N. u 


4 50 sept corpore caudeto fegmentatö, 


u ) 8 hasmilphaetich globofus, bp denis: 
a reis longitudinaliter verrucofis. 


Kurt 


niger, 


176 Viertes Buch. 


niger 65), find oval, etwas größer als die weiſſen, und 
haben ſchwarze Stacheln, Schaalen und Eyer. Die 
Einwohner, welche ſie Teufelsigel (ricei del Diavolo) 
nennen, gebrauchen ſie nicht zur Speiſe. 


Die haͤufigſten Thiere aus dieſer Klaſſe, wich l in 
dieſen Meeren leben, ſind aber die Schaalthiere. Der 
Strand iſt mit Schaalen aller Art angefuͤllt, und die 
nahe gelegenen Huͤgel beſtehen gaͤnzlich daraus, obgleich 
die Strandbewohner jaͤhrlich eine ſo ungeheure Menge 
aufſammlen, um Kalk daraus zu brennen. Es giebt 
hier kaum eine Gattung unter allen denen, in welche die 
drey Familien dieſer Thierordnung getheilt werden, die 
nicht verſchiedene noch unbekannte Arten enthielte; auſ⸗ 
ſerdem findet man noch verſchiedene noch gar nicht be⸗ 
ſtimmte Gattungen. Die Kuͤrze, welche ich mir vor⸗ 
geſetzt habe, erlaubt mir nicht, mich bey der Claſſifica⸗ 
tion derſelben aufzuhalten, ich werde mich alſo blos dar⸗ 
auf einſchraͤnken, von denjenigen Arten eine kurze Nach⸗ 
richt zu geben, welche den Einwohnern zur Nahrung 
dienen. Dieſe gehoͤren vorzuͤglich zum Geſchlecht der 
Auſtern: der Gienmuſcheln Chama), der Miesmuſchel 
(Mytilus), der Scheidenmuſchel Solen), der Pholaden 
(Pholas), der Meereichel Lepas), der Napſſchnecken 
(Patella) und der Kinkhoͤrner (Buccinum). | 


Die Auſter Oßrea edulis findet ſich in verſchiedenen 
Gegenden dieſer Kuͤſte; die groͤßten und vom beſten Ge⸗ 
ſchmack werden aber auf den Baͤnken bey Coquimbo ge⸗ 
ſiſcht. Die Landeseinwohner unterſcheiden verſchiedene 
Arten davon, welche i in der Mähe betrachtet nichts als 

Abaͤnde⸗ 


6% Echinus ovatus, ambulacris quinis: areis muricatis 
verrucoſis. 
% Mytilus teſta trans verſe ſtriata, natibus gibbis, cardi« 
ne laterali, 


Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien ꝛc. von Chili. 177 


Abaͤnderungen find, ausgenommen eine, welche mir mit 


der Oltrea ephippium aus Oſtindien überein zu kom. 
men ſchien. Auch die Kammmuſcheln, ſowohl mit bey⸗ 
den convexen, als mit einer platten Schaale, ſind hier 
ſehr gemein. Die vorzuͤglichſten Arten der Miesmu⸗ 
ſcheln, welche man hler kennt, ſind die gemeine, die 
Perlmuſchel, die große und die kleine magellaniſche, der 
Chor und die ſchwarze. Die große magellaniſche Mies⸗ 
muſchel iſt ſechs Zoll lang und drey Zoll breit. Das 
Perioſtium oder die Oberhaut, welche die äußere Schaa⸗ 

le bedeckt, iſt ſchmutzig braun, iſt dieſe aber weggenom⸗ 
men, ſo 0 0 die Muſchel von ſchoͤner himmelblauer 


Farbe mit purpurrothen Streifen, melde laͤngſt den 
Seiten der Aushohlungen hinlaufen, die innere Seite 
iſt perlenmutterfarbig mit rothen Bändern. Die kleine 
magellaniſche Miesmuſchel iſt beynahe von derſelben 
Farbe, ſie iſt aber mehr oval. Beyde enthalten keine 
Perlen, welche aber gewoͤhnlich nicht ſehr glaͤnzend ſind. 
Hingegen diejenigen aus der Perlmuſchel haben hier 
ein vortrefliches Waſſer, ſind aber noch ſehr klein. 


Der Chor, Mytilus Chorus 7°), iſt ohngefaͤhr ſechs 
Zoll lang und viertehalb Zoll breit, ſeine Oberhaut iſt 
blau, die Schaale iſt aber glänzendweiß mit himmel⸗ 
blau durchzogen. Die ganze innere Subſtanz iſt gleich. 
falls weiß und ſehr wohlſchmeckend. Dieſe Art iſt um 
die Inſel Qulriquina und am Strande von Arauco ſehr 
häufig, e ic la 5 
Die ſchwarze Miesmuſchel, Mytilus ater 85), if 
wenig kleiner als die vorhergehende, die Schaale iſt 
„ N rauh, 


{ 
g 


N 2.0 Mytilus teſta ſulcata, poſtice ſquamoſa, 


9 5 N M 


NV 


rauh, wie bey der Steckmuſchell, dunkelblau und das 
Fleiſch ſchwarz. Die Einwohner halten fie für eine 
ſchlechte Nahrung, und enthalten ſich ganz davon. 


Die Miesmuſcheln in ſuͤßen Gewaͤſſern ſind auch 
in den Fluͤſſen und Seen von Chili ſehr haufig, ihr Ge. 
ſchmack iſt aber unſchmackhaft oder vielmehr unange⸗ 
nehm. Man rechnet drey Arten unter den Namen Pol. 
lum, Pellu und Uthif dahin, welche alle, in Vergleich 
mit denen aus der See, eine ſehr ſchnelle Bewegung 
nach vorwaͤrts haben, da ſie, wie ich ſelber beobachtet 
habe, in einer Minute einen Weg ven einem Fuße zu⸗ 
ruͤcklegen konnen. Auch die Tellinen find in dieſen 
Meeren häufig, beſonders die Tellina virgata, welche 
in der Landesſprache Mayco genannt wird, und die albi- 
da, welche Chalgua heißt. . 
Die Thaca, Chama Thaca 9*), dieſe Muſchel iſt 
beynahe rund, vier Zoll im Durchmeſſer, der Laͤnge 
nach geftreift, weiß, violet und gelb gefaͤrbt. Die in. 
nere Oberflaͤche iſt von einer ſehr ſchoͤnen helle purpur⸗ 
rothen Farbe, das Thier, welches darinn wohnt, von 
ſehr gutem Geſchmack. Die Mache, /olen Macha 9”), 
ift aus dem Geſchlechte der Scheidenmuſcheln, die 
Schaale, welche ſechs bis ſieben Zoll lang iſt, iſt braun 
und blaubunt. Beyde Arten verbergen ſich, wie die 
übrigen Arten dieſer Geſchlechter, in den Sand. Die 
Fiſcher finden ſie, indem fie auf das Waſſer achten, wel⸗ 
ches dieſe Muſcheln von Zeit zu Zeit ausſpruͤtzen. Auch 
dieſe bringen, wie alle andere Muſcheln dieſer Kuͤſte, 
kleine Perlen hervor. EN 
| 2 5 Die 


9% Chama ſubrotunda longitudinaliter ſtriata, ano re- 
tuſo. 65 * A 1 f 7 ’ 


100%) Solen tefta ovali oblonga antice truncata, cardine al- 
tero bidentato. 


1 x 
* 
* 


0 ur: 


4 
* 


1 
Pr} 


N 5 a — 2 2 
3 8 


Würmer, Inſekten, Amphibientze. von Chill. Tg 
Die Felſen des Archipelagus: von Chile 


W 


Ar ie 


der kaͤnge und 


. nn 


che vortref⸗ 6 

ö ie Einwohner ſchaßen vorzüglich EN 
Japagoyenſchnaͤbel Lepas Pfittacus 1230. Das Thier 
ohne zu zwanzig und dreyßig zuſammen in Zellen, wel⸗ 
e von einer kreideartigen Pyramide umſchloſſen werden 
ie an den rauhen Felſen des Meeres feſtſitzt, und von 1 
en Thieren ſelbſt gebauet wird „beſonders ſitzen fie da 3 
ern, wo der Schaum des Meeres hingeworfen wird, | N 
3 welchem ‚fie durch ein Loch, welches in jeder Zelle | 

hre Nahrung ziehen. Die Schaale dirſer Thiere | 
ieht aus zwey großen Stuͤcken und aus vier kleinen. | 
die zwey großen, welche nach außen hin ſitzen, haben \ 
A u die Geſtalt wie ein Papagoyenſchnabel, und hier⸗ 
is iſt ihr Name entſtanden. Das Fleiſch der Thiere 
k weiß, zart und von vortreflichem Geſchmack. Die 
dröße iſt verſchieden, die größten werden doch aber 


* 


. „„ Die a 
15 N ik + ir % 2 1162 g Gel Wen 75 ee Rs) Fe ® Va N 2 
S 1 5 + 10 i FR 9 175 4 | 4 N \ 
) Pholas tefta oblonga deprefliufeula‘, ftriis longitudi- = 
eee eee a 


2%) Lepas teſta poſtice adunea ſexvalvi, rugoſa. | 7 
N ä 3 VN 149 5 1 9 0 
N 


ago Viertes Buß. 


Die Stachelſchnecken, Purpurſchnecken und Kink. 
hoͤrner ſind in dieſen Meeren von ſehr verſchiedener Art. 
Der Loco, Murex Loco *), wird wegen feines wohl: 
ſchmeckenden Fleiſches ſehr geſchaͤtzt, dieſes Fleiſch iſt 
weiß aber etwas hart, die Koͤche haben indeß Mittel ge⸗ 
funden es weich zu machen, indem ſie es, ehe ſie es ko 
chen, mit einer Ruthe ſchlagen. Dieſe Stachelſchneckt 
iſt vier bis fuͤnf Zoll hoch, und enthaͤlt in einer kleiner 
Blaſe am Halſe zwey bis drey Tropfen eines wahrer 
Purpurſafts. Die Schaale iſt beynahe eyrund und vol 
ler Knoten und Spitzen. | 5 


Die nackten Erdſchnecken fehlen, fo viel ich hab. 
beobachten koͤnnen, in Chili gänzlich, die Garten 
ſchnecken mit Häufern pflanzen ſich aber in allen Gebi 
ſchen ſehr häufig fort. In der Gegend der Stad 
Conception findet ſich eine, welche Serpentina 14.) ge 
nannt wird, weil ſie mit einer harten ſchuppigten Hau 
gleichſam wie die Schlangen bedeckt iſt. Die Schaa 
le iſt kegelfoͤrmig gewunden, und uͤberſteigt an Groͤß 
ein Puterey, auswendig iſt ſie der Laͤnge nach geſtreift 
der Rand der Oefnung iſt erhaben und corallenroth, das 


7 5 


uͤbrige iſt grauweiß. | 


Krebſe. Das ganze Geſchlecht der Seekrebſe theil 
Chileſiſch: ſich in Chili in dreyzehn beſondere Arten 
Coinau. die Flußkrebſe in vier. Unter den erftereı 
ſind wegen ihrer Größe und vortreflichen Geſchmackt 
folgende beſonders merkwuͤrdig: der Talicune, Naive 
| Apan 


13%) Murex teſta ecaudata obovata antice nodoſa, aper 
ftura edentula fuborbieulata 
24”, Helix teſta fubcarinata imperforata conica, longitu 
dinaliter ſtriata, apertura patulo-marginata, 
35%) Cancer brachyurus, thorace orbiculato laevi integer 
rimo, chelis muricatis. | 


EEE 


Biene mer, Insekten, Amphibien r. don fill, 181 


Abancore, Pelofe, Santolle und Coronate. Die 
6 cheeren aller 1 Krebſe find von eher 
2 Ba | 15 


Der 1 Cancer Talicuna 550, bat ein run⸗ 
4 y erhabenes, ganzes und glattes Schild, von vier 
Jol im Durchmeſſer. Die Scheeren ſind gezähnt, die 
Augen, ſo wie der Schnabel, ſtehen ſehr weit 8 
der e bedeckt beynahe den ganzen Bauch. 

ſt von dunkelbrauner Farbe, gekocht wird er Bir 
th wie alle andere Krebſe. Das Schild des Naiva, 
Cancer Xaiva 16%, iſt halbkuglicht, mit einigen Spi⸗ 
hen umher beſetzt; der 1 e deſſelben 15 
Pas Zoll 


Der 1 Cancer See 170, iſt etwas 

ßer als der Talicune, hat ein eyrundes, gezaͤhntes 
en und baarigte Fuͤſſe, der Schwanz ift ſehr lang 
ind dreheckigt. 


N 

Der Pelofe, Cancer ‚fetofus AS iſt überall mit 
keifen Haaren bedeckt, welche wie Schweinsborſten, 
licht allein auf dem Bauche und Beinen, ſondern auch 
uf dem Ruͤckenſchilde ſitzen; das Schild iſt knotigt 
ind herzfoͤrmig. Der Schnabel iſt getheilt, uͤberwaͤrts 
jekruͤmmt und mit einigen Borſten beſetzt. Er iſt bah, 
1 he 0 wie ber 1 45 


1 2 
MN ͤ „ Der 
| 


| 16x) Banker pe thorace laevi Iateribus triden- 
tato, fronte truncat 
87%) Cancer brachyurus, thorace Inevi ovato, utrinque 
-  denticulato, cauda trigona, 
9. Cancer brachyurus, thorace, liabe. obcordato tu: 
bereut, roſiro bifido inflexo. n 


182 Viertes Buch. 5 BE: 


er Santolle, Cancer ſantolla 199), üͤbertrift alle 
übrige an Groͤße und an Geſchmack. Das Sa hild iſt 
rund, erhaben, beynahe lederartig, und mit einem hal⸗ 
ben Zoll langen Stacheln beſetzt, welche ſich beym Feu⸗ 
er leicht abloͤſen, die Beine ſind lang und dick, ſtatt der 
Schaale ſind ſie mit einer runzlichten Haut bekleidet. 
Die Kronkrebſe, Cancer coronatus ae), haben ein 
halbeyfoͤrmiges ganzes Schild, in der Mitte mit einer 
Ereresconz, welche einer Mauerkrone ähnlich iſt. Der 
Körper iſt e. nun hat ge vier a. im wu 
van 84 4 


8 es 


251 Die Kanggefehängten Krebſe find 1 in De 


' Meere und in den füffen Waͤſſern von Chili ſehr Häu 


fig. Der Verfaſſer der Reiſe des Admiral Anſon lobt 
beſonders die Größe und den vortreflichen Geſchmack 
der Hummer, welhe fi) um die Inſeln Gio. Fernan. 
des finden, welche gewoͤhnli ch auf acht bis zehn Pfund 
wiegen. ) Auch die Garnelen mehren 8100 in den Ge. 
waͤſſern dieſer Inſeln außerordentlich. Die Fiſcher ge 
brauchen keinen andern Kunſtgrif fie zu fangen, als daß 
ſie Stuͤcken Fleiſch auf das Ufer lezen, und ſo wle fü 
ankommen um zu freſſen, fie mit einem Stock umkeh 
ren. Mit dieſer einfachen Methode faͤngt man jahr 
lich mehrere tauſende, deren getrocknete Nr ma 
1 51 un un wo man ſie ſche ae 


NS her 4 f “sh 


$% 1 
Sur 91 148 * 1 
N uw \ 


20 Cancer brachyurus, „ thorace aculeato areuato ſubeo 
* riaeco, manibus pelliculatis. 
29%) Cancer ea 5 1 . apophyf 
dorfali erenata. 155 i 
a) „Die Hummer find. eine ams wortrefüche Speise 
© „die See bet uns eine große Menge davon dar, viel. 
„leicht mehr als an irgend einem andern Orte in dei 


V» Welt. ha Ge ir acht 870 neun Pfund, 
Jenner vaben 


Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien ꝛc. von Chili. 183 
' Die merkwuͤrdigſten Flußkrebſe ſind die Maurer, 


nd Flußkrebſen vorzuziehen iſt. Sie finden ſich faſt 
in allen Fluͤſſen und Baͤchen ſehr haͤufig, wo fie ſich 
an den Ufern cylindriſche Wohnungen von Thon bauen, 
welche einen halben Fuß hoch uͤber dem Waſſer ſtehen, 


Ei weißem Fleiſche, welches an Geſchmack allen See⸗ 


chen Canal einen Waſſerſtrohm durchleiten koͤnnen. 


Die Einwohner fangen ſie ſehr leicht, indem ſie einen 


Fangkorb, in welchen fie ein Stüc Flach ne, une 
ter das Waſſer ſetzen. 


Die Erdinſekten ſind 88 denen, h h 
man in Italien ſiehet, ziemlich aͤhnlich. Dennoch ſind 
aber auch welche ſehr davon verſchieden, unter denen 

doch einige beſondere Aufmerkſamkeit verdienen. Von 
der Art iſt ein Blackaͤfer, Chriſomela Maulica N 
welcher ſich in den Umbellen der Vilnaga aufhält. Der 
Käfer iſt ganz golden, und glaͤnzt nicht blos in der 
Sonne ſondern auch im Schatten; er iſt oval und nicht 
viel groͤßer als eine Fliege. Die Landleute der Provinz 
Maule, wo er ſich aufhält, ſetzen mehrere zuſammen, 


und machen ſchoͤne Kreuze und andere Galanterien dar 


von , ee ihren Glanz beftändig behalten, 


* — 9 97 Sr 

5 1 f 1 

fe A 77 M „ In 

N . * „„ 7 . 
N 


3 haben ei einen 1 8 Geschmack, ns ſind beſon⸗ 
v ders gegen das Ufer hin fo haͤufig, daß man ſie oft 
mit dem Bootshacken durchſtieß, wenn die Scha⸗ 


Hbiluppen vom Lande ab oder zu fuhren. 
09 Cancer macrourus, thorace laevi Ae roftro 
1 obtufo, ehelis aculeatis. A | 4 


0 250 Chryſomela, ovata curata, antennis caetuleis. 


r caementarius *) , welche ohngefaͤhr acht Zoll 
lang ſind. Sie ſind braun mit lebhaft rothen Adern, 


doch aber ſo tief liegen, daß ſie durch einen unterirdi⸗ 


4 


m 


EEE 
2. 
„ 


184 Viertes Buch. 


In eben dieſer Provinz findet ſich ein Schroͤter, 
welcher acht Linien lang iſt, und Pilme genannt wird. 
Tucanus Pilmus 35), dieſer verheert die Huͤlſenfruͤchte, 
beſonders die Bohnen, wenn ſie noch in Kraute ſtehen. 
Die Landleute haben dieſe Art beynahe ſchon ganz aus⸗ 
gerottet, indem ſie die Pflanzen, welche von dem Kaͤ⸗ 
fer angegriffen werden, über eine Schuͤſſel mit kochen⸗ 
den Waſſer ſtark ſchuͤtteln, in welche ſie, da ſie nicht 
gut fliegen koͤnnen, hineinfallen und verbrennen. 
Die Heuſchrecken pflanzen ſich in dieſem Reiche nicht 
ſehr fort, und niemals thun ſie hier den Schaden als 
in Cujo und andern Laͤndern. Auf den Obſtbaͤumen 
findet ſich eine ſehr lange, die auf ſechs Zoll lang iſt. 
Wenn fie ihre Fuͤſſe ausſtreckt, ſcheint fie auf den erſten 
Anblick ein abgebrochner Zweig, um ſo mehr, da ſie 
auch die Farbe des Baums hat, auf welchem ſie ſich 
aufhaͤlt. Das Volk, welches noch nach der alten Sit⸗ 
ke alle Sachen, die für daſſelbe uͤbel ſcheinen, den boͤſen 
Geiſtern zuſchreibet, nennt dieſes Thier Teufelspferd; 
es iſt uͤbrigens ſelten, und kommt, wie es mir ſcheint, 
mit dem Gryllus Elephas aus Afrika überein. Das 
Geſchlecht der Wanzen, fo wohl der Hauswanzen als 
der Feldwanzen, fehlt in Chili gaͤnzlich; da aber die 
Bettwanzen vor ohngeſaͤhr ſechzig Jahren in einigen 
Schiffen dahin gebracht find, fo ſind ſie nun in den 
nordlichen Provinzen, beſonders in der Hauptſtadt, ſehr 
Häufig. Die ſüdlichen Provinzen haben ſich bis jego 
at immer für dieſe große Unbequemlichkeit ges 
üßt, | | N 


Die 


) Lueanus exſeutellatus ater, corpore depreſſo, thora- 
ce ſtriato. 


Würmer, Inſekten, Amphibien c. von Chili. 185 


Die Johanniswuͤrmchen find hier groͤßtentheils 
von derſelben Art als in Italien. Als ich einſt in der 
Nacht an einem Gebuͤſch hergieng, ſah ich zwiſchen den 
Baͤumen drey große Inſekten fliegen, welche ein ſo ſtar⸗ 
kes Licht warfen, daß fie eben fo viel glühende Kohlen 
zu ſeyn ſchienen, und an Groͤße, ſo viel ich urtheilen 
konnte, den Schmetterlingen, welche man gewoͤhnlich 
Todtenkoͤpfe nennt, nichts nachgaben. Alle Muͤhe war 
vergebens, eins dieſer leuchtenden Thiere zu fangen, ich 
kann alſo auch nicht beſtimmen, aus welcher Gattung 
ſie waren, vielleicht aus der Gattung der Cocujus oder 
Laternentraͤger? 5 ä 


Da die Familie der Raupen hier ſehr zahlreich ift, 
ſo ſieht man auch in den ſchoͤnen Jahrszeiten eine un⸗ 
glaubliche Menge Schmetterlinge erſcheinen, unter wel⸗ 
chen ſich, fo wohl in Abſicht der Größe als des Reich⸗ 
thums und der Mannigfaltigkeit der Farben, außeror⸗ 
dentlich ſchoͤne finden. Vorzuͤglich giebt es einen aus 
der erſten Ordnung, dem ich den Namen Papagoy, 
Papilio Pfittacus *, gegeben habe, weil er alle Farben 
bat, die man an den ſchoͤnſten Papageyen bewundert. 
Der obere Theil des Kopfs iſt ſchoͤn einnoberroth, mit 
gelben Flecken, der ganze Ruͤcken iſt gelb mit roth, blau 
und gruͤn gefleckt. Die Fluͤgel ſind oben gruͤn, mit 13 
unordentlichen gelben und himmelblauen Flecken, unten ee... 
find fie bleichgelb. Der Bauch iſt blau, mit braunen e 
und grauen Punkten. Die keulenfoͤrmigen Antennen | 
find purpurroth. Ein anderer von eben der Größe wird 


von den Kindern die kleine Taube (Colombina) genannt, . 
TFapilio Leucothea 5“), er iſt ganz weiß, ſilberfarbig, Mi 
” N außer VER 
%) Papilio N. alis dentatis virefcentibus, luteo, coeru- \ 1 ' 
leoque maculatis, ſubtus flavis. Me 


0) Papilio D. alis integerrimis rotundatis albis concoloa 
ribus, antennis aterrimis. 


TR EI TE 7 
war - ir 18 e 
kai Vz 2 2 a 3% 


L 


186 8 Vlueerrtes Buck. 5 


außer den Fuͤhlhoͤrnern und Fuͤſſen, welche ſchwarz 
ſind. 0 1 5 | 


Am Strande zwiſchen den Fluͤſſen Rapel und 
Wataquito giebt es einige Seidenwuͤrmer, (nach den 
Nachrichten derjenigen welche ſie geſehen haben, den 
unſrigen ziemlich aͤhnlich), welche auf den Baͤumen Ge⸗ 
ſpinſte machen, die etwas kleiner ſind als die von unſern 
Seidenwuͤrmern, ſich aber vortreflich abſpinnen laſſen, 
und eine ſehr gute Seide geben. Das ganze Land iſt, 
in Betracht des milden Clima, gewiß ſehr tauglich zur 
Unterhaltung dieſes koſtbaren Inſekts; da man aber 
aus Europa die Seide dorthin bringt, ſo haben ſich die 
Chileſer nicht auf den Bau derſelben legen koͤnnen. 


Niemand wuͤrde gezweifelt haben, daß die Menge 
Pech, welche man in Coquimbo aus der Chilca, einer 
Art Duͤrrwurzel (Conyza), erhält, nicht ein Harz waͤ. 
re, welches aus dieſem kleinen Strauche ausſchwitze. 
Der Abbe Philip Pando, mein Landsmann, und ein 
genauer Beobachter der Naturprodukte dieſer Provinz 
hat aber bemerkt: daß dieſes vorgebliche Pech nichts 
anders als das Produkt einer kleinen Raupe ſey, welche 
nackt, roth von Farbe, und ohngefaͤhr ſechs Linien lang 
iſt. Dieſe ſonderbaren Inſekten bereiten daſſelbe im 
Fruͤhling auf den Aeſten der Chilca in großer Menge, 


ſie machen darauf aus einer Art weißen ſuͤſſen Wachs 


eine Huͤlle, in welche ſie ſich verſchließen, und in einen 
gelblichen Nachtfalter, Phalaena Ceraria 67), verwan⸗ 
deln. Ich bedaure ſehr daß dieſer vortrefliche Beobach⸗ 
ter nachher durch andere Umſtaͤnde verhindert worden iſt, 
wie er ſich vorgenommen hatte zu unterſuchen, ob dieſe 


Materie wuͤrklich zum Brennen tauglich ſey. Dieſes 


Anfangs 


8) Phalaena B. elinguis, alis deflexis flaveſcentibus fa- 
feiis nigris. is eie e 


Würmer, Infekten, Amphibien ze. von Chill. 87 


Anfangs weiße Wachs wird nach und nach gelb, und 
endlich durch die Nebel, welche in dieſen Gegenden als⸗ 
dann eintreten, braun und bitter. Die Einwohner 

0 ſammlen es im Herbſt, laſſen es erſt kochen, und ma⸗ 

chen es alsdenn in Kuchen. Einige miſchen, um die 

N Menge zu vermehren, ein anderes Harz dazu, welches 

aus einem kleinen Baum fließt, der Pajaro bobo heißt. 

Die Schiffer kaufen es in großer Menge, um es zum 
; Verpichen zu gebrauchen; vielleicht koͤnnte man von 

dieſer a... einen Be Gebrauch machen. 


' 

N. ; 

} Mi 7904 1 kl 

= Auf den Zweigen des wilden Rosmarin findet ſich 

eine zaͤhe, weiße Subſtanz, welche in kleinen Kugeln 5 
in der Groͤße einer Nuß darauf herum ſitzt, die in ihrer 
Mitte ein klares Oel haben, welches ohne Zweifel aus 
eben dem Strauche fließt, und vielleicht irgend wozu 
genutzt werden koͤnnte. Dieſe Art von Gallen dienen 

5 einer Larve zum Aufenthalt, welche ſich in ein vierflug. 

lliUchtes Inſekt von brauner Farbe, aus dem nr 

= an Koyaips) 5 verwandelt. 10 

nr 105 Die Bienen verſchisbener Art, ere 99 He: 

5 nigbienen find in den ſuͤdlichen Provinzen ſehr häufig, 

. und machen ihre Zellen theils in Löcher von hohlen Baus 

men, theils unter die Erde. Das Wachs welches man 


auf dem Archipel von Chiloe verbraucht, erhält man u 
. von ſolchen wilden Bienen. Hingegen fehlen daſelbſt 1.5 
ganzlich, wenn ich mich nicht ſehr irre, die gemeinen = 
0 Weſpen, ich habe ſie wenigſtens niemals zu ſehen be⸗ I. 


kommen koͤnnen. Auch die Mosquito's, Maringuini's 
und Gegenni's und andere „Arten dieſer beſchwerlichen 


Muͤcken, welche in heißen Laͤndern eine ſo große Plage 1 1 8 
\ „find, von ſich ch a nicht. eur in un Nähe der 19 
5 . e 17 
’ BEIN ia f 


0 Gunipe Rosmarin Klon; ee 


i N 
ee, n nne ! 4 * 
x * 7 u U 
2 1 1 5 5 eli e An ara m! N 7 
ri, 8 Min tren N 
3 1 f 
[4 


288. Viertes Buch. 


Sümpfe finden ſich einige Muͤcken von der Art, welche 
Linne Culex ciliaris nennt. Diejenigen, welche an be⸗ 
wohnte Oerter kommen, find blos Schnacken (Tipulae) 
der groͤßern und kleinern Art, und von unſern europaͤi⸗ 
ſchen nicht verſchieden. In der Provinz Colchagua 
findet ſich eine von mittlerer Größe, welche einen ange⸗ 
nehmen Moſchusgeruch hat, Tipula moſchifera 8*), 
deren ſich die Bauermaͤdchen 1 um ihre Klei⸗ 
der zu parfuͤmiren. 


Alle Ameiſen, welche ich habe beobachten tamen 
unterſcheiden ſich von unſern italiaͤniſchen nicht. Die 
Nigue oder Piqui, Pulex penetrans, finden ſich blos in 
dem Gebiet der Stadt Coquimbo, aber in ſo geringer 
Menge, daß eine Perſon, welche mehrere Jahre ſich 
daſelbſt aufgehalten hat, mich verſicherte, daß waͤhrend 
dieſer ganzen Zeit nur ein Knabe davon geſtochen wor⸗ 
den ſey. Der Name Nigua iſt in Chili allen Säufen ges 
mein, welche die Thiere, beſonders die Vögel, beun⸗ 
ruhigen, und welche von denen, die man in Europa 
auf den Thieren beobachtet, nicht verſchieden find, 
Ulloa, welcher die ausgedehntere Bedeutung dieſes 
Worts nicht kannte, und fie blos auf die Piqui ein- 
ſchraͤnkte, ſagt, ſie waͤren an der ganzen Kuͤſte hin zu 
Anden, welches gewiß nicht 1 iſt. | 


Die Gattung der Spie hat keine andere merk⸗ 
d Art, als die große rauche Aranea ſcrofa 9*), 
welche in der Gegend der Hauptſtadt unter der Erde 
wohnt. Der Körper iſt braun, ganz haarigt und übere 
ie an ein aba die Beine find ſehr lang, 

dick 


BR): Tipula alis l einereis, thorace abdomi- 
neque flavis. 
9%) Aranca abdomine 'femiorbiculato fuſco, dentibus 
ne inferioribus exfertis. 


5 l f 5 — 
Wuüͤrmer, Insekten, Amphibien i. don Chili. 189 


dick und rauch. Sie hat vier große Augen, welche im 
Viereck auf der Stirne ſtehen, und zwey Nebenaugen 
auf jeder Seite des Kopfs, wie die gemeinen Garten⸗ 
ſpinnen. Das Maul iſt mit zwey glänzenden, ſchwar⸗ 
zen Jungen bewafnet, welche zwey Linien vorſtehen, und 
ſich nach oberwaͤrts kruͤmmen. Dieſe Spinne iſt, ohn⸗ 
geachtet der Groͤße und Staͤrke ihrer Waffen, niemals 
ſchaͤdlich; die Kinder nehmen fie zum Spiel, und reife 
fen ihnen die Zungen aus, welche von den gemeinen 
Leuten fuͤr ein gutes Mittel wider Zahnſchmerzen ee 

1 Bin 


Die Sborplbnen ; die man in der . 
T Pheingii nennt, Scorpio chilenfis 105), find: beys 
nahe fo groß als die europaͤiſchen, und blos in den Ber⸗ 
gen zweyter Ordnung der Anden zu finden. Ihre Far⸗ 
be iſt gewoͤhnlich dunkelbraun, unter den Steinen im 
Blue Coquimbo finden ſich aber auch gelbe. Man 
ſpricht beyde von Gifte voͤllig frey, denn bis jetzo hat 
noch niemand, der von ihnen geftochen iſt, üble Folgen 
davon verſpuͤrt. Ein junger Menſch, der im Sommer 
in meiner Gegenwart geſtochen wurde, fuͤhlte in der Ge⸗ 
| gend des Stichs blos ein kleines Brennen, und in einer 
balben Stunde wurde die Stelle roth. Dieſe zufaͤlli⸗ 
gen Beobachtungen ſind aber ee zu ſagen, nicht 
. 


Oben babe ich Nasa, 0 daß die Claſſe Amphi, 
der Amphibien in Chili ſehr gering iſt, bien. Chil. i 
Waſſerſchildkroͤten, zwey Arten von Froͤ⸗ Suynel. 91 
chen, Wafler - und Ampere „ and fo auch Land und „ 

Waſſer. 8 


— —— —— 


N = Scorpio pe@inibu 16. den, manibus gn 
0 atis. Ä 


190 ee Viertes Buch. N m 


Waſſereidexen, und eine einzige Art! von Schlangen 


machen die ganze Claſſe der e e aus; keines 
ae Thiere it aber giftig. HER,» e e 0 0 
1 , 
Die Schildkröten heilen ſch l in zwey „den Nature | 

9 7 ſchon bekannte Arten, in die Lederſchildkroͤten 


(Teſtudo coriacea) welche in der See wohnen, und in 
die Sumpfſchildkroͤten (Teſtuddo lutoria) die ſich in den 
Seen der ſuͤdlichen Provinzen finden. Die Froͤſche ſind: 
der grüne Waſſerfroſch (Rana efculenta), und der braur 
ne Grasfroſch (Rana teınporaria). Die Landkroͤten find 
von denen welche man in Italien ſieht, wenn es ge⸗ 
regnet hat, gar nicht verſchieden, und finden ſich blos 
in ſumpfigten Gegenden. Die Waſſerkroͤten ſind von 
doppelter Art: der Arunco, Rana Arunco u“) und der 
Thaul, Kana lutea 12). Der Arunco iſt etwas größer 

als der braune Grasfroſch, und beynahe von eben der 


Farbe, er hat einen warzigten Koͤrper, und vier Fuͤſſe 


mit Schwimmhaͤuten verſehen, die vordern Fuͤſſe ha⸗ 
ben vier, die hintern fuͤnf Finger mit unmerklichen 
Krallen. Die Araukaner nennen ihn Genco, d. i. Herr 
des Waſſers, weil ſie glauben er ſorge fuͤr die Erhal⸗ 
kung und Salubrität des Waſſers. Der Thaul iſt viel 
kleiner als der gruͤne Waſſerfroſch. dem er übrigens im 
Koͤrperbau nahe kommt, die Haut iſt aber durchaus 
gelb und warzigt. Er hat eben ſo gebildete Fuͤße wie 
der Arunco, ſie ſind aber 1 ne mit einer 
Membran verbunden, 1 5 
Die merkwürdigſte Landeidere iſt der Palla , 
Lacerta Palluma 5”), welche i in den Feldern unter der 
Erde 


) Rana corpore verrucoſo, pedibus palmatis. 


rex) Rana corpore verrucoſo luteo, pedibus fubpals 
matis. 


x 


Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien ꝛe. von Chili. 191 
6 Erde wohnt. Seine Laͤnge von der Spitze der Naſe i 


bis zum Anfange des Schwanzes iſt eilf Zoll und vier 


lang als der Koͤrper, der Kopf iſt dreyeckigt mit kleinen 
viereckigten Schuppen bedeckt, der Ruͤſſel verlaͤngert, 
die Ohren rund, und liegen hinter dem Kopf wie bey 


den gemeinen Eidexen, der ganze obere Theil des Koͤr⸗ 


pers iſt mit ganz kleinen rhomboidaliſchen, grün, gelb, 
blau und ſchwarz gefaͤrbten Schuppen bedeckt. Das 
5 Bauchfell iſt grüngelb und glänzend. So wohl die 
Vorder ⸗ als Hinterfuͤße haben fünf Finger mit ſehr ſtar⸗ 


ken Krallen. Der Schwanz iſt rund, und eben ſo wie 
der Körper gefärbt, Die Landleute ziehen dieſem Thie ⸗ 


re das Fell ab, um Geldbeutel daraus zu machen. 


1 15 
ur 


Waſſereidexe entdeckt. Feuille, der fie geichen hat, 
nennt fie den ſchwarzen Waſſerſalamander 14°), Sie 
iſt vom Ruͤſſel bis an die Spitze des Schwanzes vier⸗ 
zehn Zoll und ſieben Linien lang. Die Haut iſt ohne 
Schuppen, ſehr fein granulirt und von einer ſchwarzen 
Farbe, welche ins blaue zieht. Sie hat einen erhabe⸗ 


nen laͤnglichten Kopf, große gelbe Augen mit blauer 


Pupille, ſehr weite Naſeloͤcher mit einem fleiſchigten 
Rande, einen ſpitzen Ruͤſſel, weit geſpaltenes Maul mit 
zwey Reihen kleiner hackenfoͤrmiger Zaͤhne, eine breite 
und dicke Zunge von vorher Farbe, welche inwendig an 
der Kehle feſt ſitzt; unter der Kehle ſitzt ein großer 
Sack, der ſich wie eine Blaſe zuſammendruͤcken und 


aufblaſen läßt. Die Ohren fehlen, wie dem größten 


Theile der Waſſereidexen, auch diefer gaͤnzlich. Laͤngſt 


) Lacerta cauda verticillata longiuſcula, fquamis 

„„ rhomboideis. 0 . 

0) Lacerta (Caudiverbera) cauda depreſſo- plana, pin · 
natifida, pedibus palmatis, Linn. 


Linien, ſeine Dicke drey Zoll, der Schwanz iſt eben ſo 


In den Gewaͤſſern von Chili iſt bis jetzo nur eine 


E 
Ik 
EN er 
4 1 N | 
, 1 N 
2. 
1 N 


192 Vierted Buch. 


dem Ruͤcken, von der Stirn bis ans Ende des Schwan⸗ 
zes, laͤuft ein wellenfoͤrmiger Kamm. Die Vorder⸗ 
füße find betraͤchtlich Fürzer als die Hinterfuͤße, alle vier 
re theilen ſich in fünf Finger, welche durch eine Haut 
unter einander verbunden ſind, und ſtatt der Krallen 
einen runden Knorpel haben. Der Schwanz, welcher 
Anfangs duͤnn und rund iſt, wird gegen das Ende zu 
dicker, bis auf zwey Zoll im Umfange und endigt ſich in 
Form eines Spatels, deſſen Raͤnder aber geſaͤgt ſind. 


Die chileſiſche Schlange iſt diejenige, welche die 
Naturforſcher Coluber Aeſculapii '5*) nennen. Der 
Koͤrper iſt ſchwarz, weiß, gelb und braun gezeichnet. 
Die groͤßten die ich geſehen habe, waren ohngefaͤhr drey 
Fuß lang. Da dieſe Schlangen ganz unſchaͤdlich ſind, 
fo faffen fie die Landleute ohne alle Furcht beym Schwan⸗ 
ze, ſchleudern ſie etwas um den Kopf, um ſie, wie ſie 
ſagen, zu berauſchen, und haͤngen ſie alsdenn um den 
Arm. 5 e ö K 


Siſche. Die chileſiſchen Fiſcher zählen ſechs und 
Chileſiſch: ſiebenzig verſchiedene Arten von Fiſchen, 
Chalgua. welche ſich in den benachbarten Gewaͤſſern 
dieſes Landes finden ſollen, die alle ſehr geſund zu 
effen, und groͤßtentheils wohlſchmeckend find. Ob fie 

A gleich 


1 Coluber 176-42. 


b) „Auf der Rhede von Valparaiſo hat man eine auf 
y ſerordentliche Menge guter Fiſche; ſehr delikate Kirr⸗ 
„haͤhne (gournaux, Trigla Gornardus. Linn.), Zun⸗ 
„gen (Lenguados), wovon wir geredet haben, Meer⸗ 
„äſchen (Mulet) u. ſ. w. ohne einer Menge anderer 
„Fiſche zu gedenken, welche zu gewiſſen Jahrszeiten 
„dorthin kommen, wie die Spratten (Sardinee), und 
eine Art Kabeljau, welche in den Monaten isch 
2 f » ke 


Würmer, Inſekten amphibien e. von ell. 193 


gleich in eigentlichem Verſtande von den Fiſchen der 
nordlichen Halbkugel verſchieden find, fo trift man doch 
verſchiedene an, welche, einige kleine Verſchiedenheiten 
nicht gerechnet, als gleiche Arten mit jenen angeſehen 
werden koͤnnen. Von dieſer Art find die Waſſeram⸗ 
phibien, der Roche, der Krampffiſch, der Mens 
ſchenfreſſer (Squalus Carcharias), der Saͤgefiſch, der 
Hundshaye (Pefce cane), der gemeine Froſchfiſch 
und der Hornfiſch (Baliſtes verula), Unter den eigent⸗ 
lichen Fiſchen: der Aal, der Meeraal (Congro), der 
electriſche Finnaal, der Schwerdtfiſch, der Stockſiſch, 
der Kabeljau (baccala), die Sole (Pleutonectes ſolea), 
die rautenfoͤrmige Zunge (P. Rhombus), der Gold 

brachſen (Sparus aurata), der Bonetfiſch (Scomber 
pelamis. Linn.), die Gabrilla, der Thunfiſch, die 

Makrele, der Rothbart (Triglia Mullus barbatus, 

Linn.), die Meeraͤſche (Muggine), die Alſe, Sardel⸗ 


le, Spratte und andere mehr. 


Die Vermehrung der Individuen biefer Claſſe iſt 
entweder aus Localurſachen dieſes Meers ſelbſt, oder 


weil es hier fo wenig Fiſcher giebt, außerordentlich groß. 


Alle Reiſende die hler geweſen, beſtätigen dieſes, und 
unter andern Frezier b), der Admiral Anſon e), By 
4 N . ron 
v ber und December an die Kuͤſten kommt, Alſe und 
„eine Art Anſchovis in ſolcher Menge, daß man auf 
„der Oberfläche des Waſſers ganze Körbe voll auf⸗ 
„ifchen kann.“ Frez. Voy. T. I. p. 212. ö 
e) „Die Kabelfaus find daſelbſt von außer ordentlicher 
»Groͤße, und nach dem Urtheile mehrerer unſerer Reit 
»te, welche zu Terreneuve geweſen, in eben fo großer 
„Menge als dort. Wir fiengen auch baſelbſt ſehr 
„große Brachſen (bremes), Meerengel (Ange de Mer), 
9 5 vMakre⸗ 


ni * * 
15 


1944 Viertes Buch. 


ron d) und Carteret e). Alle Bayen, Meerbufen und 
Muͤndungen von Fluͤſſen und Baͤchen wimmeln gleich⸗ 
ſam von großen und kleinen Fiſchen, welche ſich an ei. 
nigen Orten ſo haͤufen, daß man ſie ohne die geringſte 
Mauͤhe fangen kann. Der Fluß Caute'n, der auf drey⸗ 
hundert Ruthen breit iſt, und Lnienſchiffe aufnehmen 
kann, iſt bis auf ſieben Meilen von der Muͤndung zu 
gewiſſen Jahrszeiten fo voll von Fiſchen, daß die In⸗ 
dianer an beyden Ufern in Haufen zuſammenlaufen, 
und ſie mit ſpitzigen Rohren, von der Art welche Coliu 
genannt werden, aufſpießen. Dieſes geſchieht 
beynahe auf eben die Art in den Muͤndungen der uͤbri⸗ 
gen ſuͤdlichen Fluͤſſe. 5 u, 3 


Die Einwohner des Archipelagus von Chiloe, wo 
die Fiſche noch haͤufiger als im übrigen Chili find, mas 
chen in den Muͤndungen der Flüffe, und auch blos auf 
dem flachen Ufer Umzäunungen, mit einer Oefnung ges 
gen die See hin, welche ſie, wenn die Fluth anfaͤngt. 
zu fallen, mit einem Seile verſchließen, wenn das 
Waſſer ganz abgelaufen iſt, ſo findet ſich eine ſolche 

9. 85 OR Menge 


„Makrelen (Cavallies), Silberfiſche, eine Art von 
„Meeraal, und ein ſchwarzer Fiſch, welcher einem 
„Karpen glich, der uns angenehmer als alle uͤbrige 
„war, und dem wir den Namen Schorſteinfeger 
„gaben. Wir fiſchten mit der Angel, und fiengen ſo 

„viel Fiſche als wir wollten, fo daß eine Schaluppe 
„mit zwey oder drey Netzen, binnen zwey oder drey 
„Stunden ganz beladen zurück kam“ Vox. d' Anſon, 

I. II. c. I. p. 103. N hi 

d) „Die Fiſche waren fo häufig daß ein Canot mit zwey 
„Garnen binnen einigen Stunden ſo viel fangen konn⸗ 
„te, daß die ganze Equipage zwey Tage hintereinan⸗ 
„der davon unterhalten werden konnte. Dieſe Fiſche 
„waren von verſchiedener Art, alle von vortreflichem 
RN 5 „Ge⸗ 


A 
N 


rien, Zufekten, Amphisien.vonChit. 195 
ne ty Ficche, daß die zuſammenge⸗ 


10 


laufnen Indianer gewohnlich nicht im Stande ſind, 
fe alle wegzutragen, fondern den groͤßten Theil derſel⸗ 


55 wieder gehen laſſen muͤſſen. 

NEL AND) , a An 
Der Stockfiſch iſt um die Kuͤſten von Gio. Fernan⸗ 
des fo häufig, daß man hier eben das ſehen kann „ was 
man von den Bänken bey Terre neuve ſagt, namlich! 
die Angel auswerfen, und fie mit der Beute zuruͤck zu 
ziehen, jſt eins. Dieſer Fiſch, welchen die wohlthaͤtige 


n Derober, November und December auch auf die 
Küften von Valparaiſo. Die Einwohner, welche ihn 
auf dief etraͤchtliche Fiſcherey gelegt, und trocknen 
jahrlich zine große Menge davon. Ein gewiſſer, Mr. 
ein Franzoſe, war der erſte welcher dieſen 

eig der Handlung zuerſt daſelbſt in Gang brachte. 


f Das ufer ist zuweilen in gewiſſen. Begenden volt 
Eiſchen aller Art voll, indem dieſelben vor ihren F. 
a | 


. »„Geſchmack, und einige wogen zwanzig bis dreyßig 


»Pfund.e Voy. de Hawkesworth, T. I. c. 8. p. 126. 
JJ 


5 Ort Erfriſchungen einzunehmen, beſonders im Som⸗ 
mmer. Von den Ziegen, welche fich daſelbſt finden, 

»haben wir geredet, und um die Inſel herum giebt 
ves eine ſo große Menge Fiſche, daß ein Schif mit 
v drey Netzen und eben fo viel Angeln genug erhal⸗ 


Natur ſo (ehr vermehrt, komme bey ſtrmiſchem Wetter 


Anfangs nicht achteten, haben ſich ſeit einigen Jahren 
ſe ſo h 


2 5 den 


5 | 
e) „Dieſer Theil von Maſafuero iſt ein vortrefticher 


188 Viertes Buch. 


den, den Wallfifchen, fliehen, naͤhern fie ſich zu ſehr 
dem Ufer, und werden von den Wellen auf den Sand 

geworfen. Ein Theil derſelben wird von den Seevoͤ⸗ 
geln verzehrt, welche in großen Haufen herbey fliegen, 
ein Theil wird gefangen, und auf die Faſtenzeit einge 
poͤckelt. Ob gleich alle Arten, welche ſich hier finden, 

ſehr fruchtbar find, fo find doch die allerhaͤufigſten, wel⸗ 

che von den Einwohnern Robalo, Corvina, Lila und 
Koͤnigsfiſch Peſce Re) genannt werden. 


Der Robalo, Eſox chilenfis*), ift beynahe cylin⸗ 
driſch, zwey bis drey Fuß lang, und mit eckigten Schup⸗ 
pen bedeckt, welche auf dem Ruͤcken goldfaͤrbig, unter 
dem Bauche ſilberfarbig ſind. Die Floſſen ſind ganz 
weich, und beynahe ohne Graͤten. Der Schwanz iſt 
abgeſtumpft, und der Ruͤcken mit einem blauen Streis 
fen bezeichnet, welcher an den Raͤndern gelb iſt. Das 
Fleiſch iſt weiß, etwas durchſichtig, blaͤttrigt und von 
vortreflichem Geſchmack. Man ſchaͤtzt beſonders denje⸗ 
nigen, welcher auf den Kuͤſten von Arauco gefangen 

5 wird, 


) Eſox maxillis aequalibus, linea laterali caerulea. 

B. 10. D. 14. P. 11. V. 6. A. 3. C. 22. 
Corpus teres, [quamofum. Squamae oſſeae, imbrica- 
tae, angulatae, decidune. Caput mediocre, catheto- 
plateum. Riäus tranfverfus, terminalis, mediveris, 
Lubia fimplicia. Maxillae aequales, denticulatae, in 
ferior pundlata. Dentes immobiles, conferti, minimi. 
Lingua integra, glabra. Palatum glabrum, Oculi 
mag ni orbiculati, laterals. Nares geminae oblongae, 
prope oculos. Opercula branchialia ſquameſa, mobi- 
lia, diphylla. Membrana branchialis lata, patens. 
Apertura branchialis lateralis, falcata. Dorfum con- 
vexiufeulum uti abdomen. Linea laterali recta, ſu- 
prema dentata Anus remotus prope caudam. Pin- 
nas omnes radiatac. D. ſolitariae, brevis, deelina- 
Re | za, 


Würmer, Inſekten, Amphibien ꝛc. von Chili. 197 


wird, wo man welche auf acht und zwanzig Pfund 
ſchwer fiſcht. Die Indianer von den Inſeln Chiloe 
pflegen dieſe Fiſche zu raͤuchern, nachdem ſie ſie vorher 
wohl gereinigt, und vier und zwanzig . in See⸗ 
waſſer gelegt haben um fie einzuſalzen. Wenn ſie 
ganz trocken find, packen fie fie ein, in jedes Pack hun⸗ 


dert Stuͤck, und ein ſolches wird mit zwey bis drey Scu⸗ 


di bezahlt. Ein ſolcher getrockneter Robalo iſt der 
1 Fiſch unter allen gew Fiſchen. 


Die Corvina, Sparus Chilenfis 200, iſt gewoͤhnlich 
oon der Groͤße des Robalo, es finden ſich aber auch 
a die fuͤnf bis ſechs Fuß lang ſind. Dieſer Fiſch 
hat einen kleinen Kopf, einen eyrunden Körper, der ſehr 
breit und mit großen rhomboidaliſchen Schuppen von 
Perlmutterfarbe mit weiſſen Flecken bedeckt iſt. Der 
Schwanz iſt gabelfoͤrmig. Einige braune Linien um⸗ 
geben ihn vom Mücken bis unter den Bauch. Die Floſ⸗ 
fen beſtehn aus Graͤten, und ſind ſtachlicht. Das 
Bene iſt weiß, ſehr sr und De 9 115 ge⸗ 
N 3 | 3 0 


t 

A ea, pone aequilibri ium. P. infimae breves , acumi- 
nuatac. V. abdominales, vieinae, mediocres, acuminatae. 
N Al. proportionalis, fubaequalis, bone . C 
„ di ie aequalis. 


. * Sparus cauda bifida, lineis 1 ranferhie ſuſcis. 
| B. 6. D. „ N 
x Almen ovasum , eathetoplateum, acanthopterygium. 
1 Can. declive, laeviuſculum. Maæillae fubaequales. 
f Labia duplicata. Dentes inciſores conici, molares ob- 
. Cirri o. Lingua slabra. Oculi inagni, latera- 
le ſupremi, iride a gentea. Nares hinge prope oculor. 
O)pereula branchialia diphylla. Linea lateralis incur- 


va, dorſo parallela, ſuprema, viæ eonfpicus, Pinna 
125 dorfalis Jublengirudin ls, declinata. V. thoracicae. 
A. media. 


aan Biete Buch e 


braten vor kreflich. Wenn er als Thunfiſch bereitet waͤ⸗ 
re, wuͤrde er vor dieſem vielleicht noch den Vorzug ha⸗ 

ben. Die Induſtrie der Einwohner iſt aber noch nicht 
ſo weit gekommen, um ſich dieſe nuͤtzlichen Erbe 
gen au Ka machen. 6 


79 5 


in Den 1 nn die aus dem Meere ns nicht 
ſehr geſchaͤtzt, die aus den Fluͤſſen iſt aber von außeror⸗ 
dentlichem Geſchmack, und wird von vielen den Seesen 
vorgezogen, Beyde find oßngefäße einen Fuß lang. 


Der Koͤnigsfiſch „ (brian 1 5 40 „, ech 
wegen der Vorkreflichkeit feines Fieiſches dieſen Namen, 
er iſt beynahe ſo groß wie ein Hering, der Koͤrper iſt 
| cylindriſe ch, mit goldenen Schuppen auf dem Ruͤcken und 

ſilbernen an den Seiten. Die Schnauze iſt kurz, ſtumpf 
und ohne Zähne, die Augen find d gelb mit purpurfarbi⸗ 
ger Iris und blauer Pupille. Die Floſſen ſind weich, 
wen Ale, Wuße. Die Miene ae ſich vom 
J ee ee ee 1 Kopfe 


vr 


1 N 


59 Mugil dor ſo monopterygio. | 2 
5 5 b. 7. P. 5. F. 12. . 4. fe C. 16. 


5 m Coprinus ne ani ie Er dorfali longitu- 
dinali. 


B. 3. D. 28. P. 15 „ 10. A. 18 21. 


15 ) Cyprinus pinna a ani vadlis 13. corpore beben ar 
\ 8 5 | 

D. 9. p. 16. V. 9. A. 13. 0.5 Din fesquipe- 
dalis cauda bifida. 


5 


Kopfe bis an den Schwanz „ welcher in der Mitte ge⸗ 
theilt iſt. Dieſer Fiſch iſt in dieſem ganzen Meere ü 
6 haͤufig, daß die Fiſcher real and über 555 inen 120 


Paleen Paolo geben 


ü 5 Die Arten der Fiche des füffen Watts find. 1 5 
pr ſehr verſchieden, dahingegen ſind ſie an Individuen 


ſehr reich. Die Seen, Fluͤſſe und Baͤche, ſelbſt die 
kleinen Quellen, beſonders unter dem 34. Gr. Br. ba 


ben einen ſehr großen Ueberfluß an dieſen Thieren. Die 


Arten, welche am meiſten geſchaͤtzt werden, find: die 
Lila, von welcher ich vorher geredet habe, die Lachsfo⸗ 


relle (Salmo trutta), welche auf anderthalb Fuß lang 
wird; der Cauque, (Cyprinus Caucus) *), der Mal- 
che, (Cyprinus Malchus) 6*), der Noli, (Cyprinus 


Julus) 7*), die Cumarca oder Peladilla, (Stromateus 
en 15 uud Ba haste, ( (Silurus ab ö Ar or 


ebe But eine e glatte Haut, 90 1 Schuppen, it | 


| er den Seiten braun, unter dem Bauche weiß, und 


gleicht in der Figur ziemlich den Froſchquappen. Der 


Kopf iſt, gegen den Koͤrper gerechnet, zu groß, letzterer 
boͤchſtens zehn Zoll lang, der Ruͤſſel iſt ſtumpf und mit 


1 wie aan au Barben bebe, Die Graͤte, 
e e 


Ru " ti Pa a ani radüis 080, order eonieo ab 
coeruleo. N 

5 e, 

ü 550 Cyprinus 1 15 a 10, caudae lobata. 


D. 15. P. 17. V. 9. C. 19 Piſeis ſpithameus. „ 


ö — Stromateus dorſo ‚saeruleo, abdomine albo. 

8 Piſeis ſpithameus, minime faſclatus. 
29) Silurus pinna dorfali poſlica adipofa, 1 4 -cauda 
9 lanceolata. ü 


B. 4. D. 3. o, P. 8. V. 8. A. . C. 13. 


. "me, Infekte, Amphibien e. von chi. 1 99 


. 12. Er 14V. 8 C. 18. Pifiis pedlis, cauda 


200. Bierted Buch. 


welche ſich in der Ruͤckenfloſſe findet, iſt nicht giftig, 
wie man von der des Bagri, (Silurus Bagre) ſagt, der 
ſich unter den Wendekreiſen findet. Das Fleiſch iſt 
gelblicht, und eins der ſchmackhafteſten unter allen Fi⸗ 
ſchen. Man findet im Meer noch eine andere Art oder 
vielmehr Abart, welcher die Equipage des Lord Anſon 
den Namen Schorſteinfeger gab. at 


Die Aale kommen blos in den Flüffen des Landes 

der Araucaner fort, in welchen ſie ſich in großer Men⸗ 
ge finden. Die Indianer fiſchen ſie mit einer Art Korb, 
welche ſie gegen den Fluß ſetzen. In dem Fluſſe Tol⸗ 
ten, der durch eben dieſes Land fließt, findet ſich ein 
kleiner Fiſch, Puye genannt, von welchem diejenigen, 
die ihn beobachtet haben, verſicheru, daß, wenn man 
mehrere auf einander legt, man die Gegenſtaͤnde darun⸗ 
ter noch deutlich unter ſcheiden kann, Iſt dieſes nicht 
übertrieben, fo würde ein ſolcher Fiſch vortreflich dazu 
dienen koͤnnen, die Geheimniſſe der Digeſtion und des 
AUmlaufs der Säfte zu erforſchen. 9859 


Db gleich die Gewaͤſſer von Chili, wie geſagt, fo 
reich an Fiſchen ſind, ſo haben ſie doch nur drey welche 
wegen ihrer ſonderbaren Natur merkwuͤrdig find, die. 
ſes find: der Baͤnderfiſch, der Hahnenfiſch und der 
Tollo von Glo. Fernandes, alle wohnen im Meer. 
Der erſte, Chaetodon aureus 105%, iſt ein platter Fiſch 
von eyrunder Geſtalt, zwoͤlf Zoll lang und mit kleinen 
Schuppen bekleidet, auf goldenem Grunde, mit grauen 

f f und 


3040 Chaetodon cauda integra, ſpinis dorſalibus 1 1. cor- 
pore aureo fafciis 5. diſcoloribus diſtincto. Aper ma- 

rinus aureus maculatus. Feuill. 
Nares binae prope oeulos. Opercula branchialia 
eriphylla, Apert. branchialis lateralis arcuata. Li- 
| nea 


l 


ö Würmer, Insekten Amphibien x von Chili. 2 200 


und ſchwarzen ſehr diſtincten acht Linien breiten Baͤn⸗ 
per umgeben; dieſer Bänder find fünf, ein ſchwarzes, 
welches uͤber das Genick und durch die Augen geht, zwey 
graue, welche den Koͤrper in der Mitte umgeben, und 
0 ihn in vier gleiche Theile theilen, und noch zwey ſchwar⸗ 
ze und graue, welche den Schwanz umgeben, der ſilber⸗ 
ö farbig iſt. Dieſer ſchoͤne Fiſch hat einen kleinen Kopf, 
eine verlaͤngerte Schnauze, die mit kleinen Zähnen ver“ 
ſehen iſt; auf dem Ruͤcken läuft eine große, gelbe, ſtach⸗ 
lichte Floſſe hin; der Schwanz iſt faͤcherfoͤrmig und mit 
gelb ghet Das steif ift von eee Ge. 
ſchmack. 


Der Sahne, nee Calle 0 955 der 
von finnee unter die Amphibien geſetzt wird, iſt ohnge⸗ 
fahr drey Fuß lang; der Körper iſt rund, in der Mitte 
dicker als an den Enden, und mit einer blauen Haut ohne 
Schuppen bedeckt. Der Kopf iſt mit einem knorplich⸗ 
ten Kamm verſehen, welcher ſich von der obern tippe 
an fünf bis ſechs Linien weit verlängert, daher hat er 
den Namen Hahnenſiſch erhalten. Die Araucaner nen⸗ 
nen ihn Chalgua Achagual, weſches daſſelbe bedeutet. 
Der Floſſen ſind fuͤnf. Die Ruͤckenfloſſe faͤngt hinten 
im Nacken an, und endigt ſich mitten auf dem Ruͤcken, 
5 Ka ziemlich groß, dreyeckigt, und an eine fuͤnf Zoll lange 
dicke Graͤte befeſtigt, welche noch über dem ſpitzen Win⸗ 
kel der Floſſe bervorſteht. Dieſes iſt der einzige Kno. 
chen, der ſich am ganzen Körper des Fifches findet, alles 

N e N u a Der Rückgrad ſelber iſt blos ein 
i . Knorpel 


nen 9 arcuata, e 2 inconſpicua. Anus 
er 17 1 Pinnae P. infimae, minimae, acumina- 
tate. V. infimae, thoracicae,, acuminatae, Ad. longitu- 
dinalis. , Macula ovalis nigra ad caudam. 


Vin) Chimacra roſtro fubtus, labro . lae vi. Lim, 


RE | | ER * 


as nn Viertes Buß... 
Knorpel ohne Mark, ohne Hohlung und ohne Nerven, 
gerade wie bey den Lampreten. Die uͤbrigen Floſſen 
liegen dicht an den Kiefern und unter dem Hintern. 
Die Sterzfloſſen ſind doppelt, welches bey den Fiſchen 
ſelten iſt. Der Schwanz iſt ſichelfoͤrmig mit ſeitwaͤrts 
nach dem Bauche hin gebogener Spitze. Die Einwoh⸗ 
ner eſſen dieſen Fiſch mehr zur Seltenheit als wegen 


ſeines Geſchmacks, welcher fade iſt. 


Der Tollo, Squalus Fernandinus 1e), iſt eine Art 
Haie, etwas groͤßer als der Hahnenfiſch, und wegen 
der zwey Stacheln merkwuͤrdig, welche er, wie der 
Squalas Acanthias, auf dem Ruͤcken hat; dieſe find 
dreyeckigt gegen die Spitze hin zuruͤckgekruͤmmt, fo 
hart wie Elfenbein, drilthalb Zoll lang, und auf jeder 
Seite fuͤnf Linien breit. Dieſe Stacheln ſind, wie es 
‚vielfältige Erfahrungen beitätigen, gegen Zahnweh ſehr 
wuͤrkſam. Man hält die Spitze derſelben etwas an den 
ſchmerzenden Zahn, ſo findet man, daß der Schmerz 
gleich aufhoͤret. Während die Spitze im Munde iſt, 
bemerkt man, daß die ſchwammichte Grundflaͤche des 
Stachels aufſchwillt und weich wird, dieſes kann man 
dem Speichel im Munde nicht zuſchreiben, der Stachel 
muß nothwendig von der fcharfen Materie durchdrun⸗ 
gen werden, welche das Zahnweh verurſachte, und nun 
von der innern Subſtanz des Stachels angezogen wird. 


Ob gleich die Wallſiſcharten zu den Saͤugthieren 
gehoͤren, ſo habe ich ihrer hier doch kurz Erwaͤhnung 
thun wollen, weil viele in Abſicht ihrer aͤußern Geſtalt 
wuͤrklich unter die Fiſche gehoͤren. Die Arten dieſer 
5 0 a i “er, 


224) Squalus pinna anali nulla, dorfalibus ſpinoſis, cor- 
pore tereti ocellato. 


oße 100 1 10% und De ne 5 
des Delphin. Die Araucaner nennen den großen Wale 
ſiſch (Balaena Myllicetus) Jene, den kleinen oder Ju⸗ 
biterfiſch (Balaena Boops) Icol. Dieſe beyden Arten 

ſind in den chileſiſchen Meere a aͤufigſten, und zu 
| gewiſſen Zeiten kommen ſie in großen Haufen an die 
Muͤndungen der Fluͤſſe, wo ſie ie Fiſche verfolgen, 
5 welche von der Ebbe durückgetrieben werden. 31 ah 


Die IenglitchenseReifenden welche in dießen lobten 
Jahren die Magellaniſche Straſſe und die Gegend um 
Feuerland beſucht haben, reden von der großen Menge 
dieſer Thiere, welche ſich in dieſen Meeren findet. Die 
Naturforſcher, welche den Capitain Cook auf ſeiner 
N Jweyten Reiſe begleiteten, beobach teten den Balaena Boops. | 
Ich habe aber hinlaͤngliche Data, daß ſich außer dieſen 
enden, alle Arten der Wallſiſche im Suͤdmeer finden, 
welche man in der Nordſee antrifft; da ſich aber die 
Einwohner von Chili nicht mit dieſer Art der Fiſcherey 
abgeben, ſo habe ich alle die Verſchiedenheiten, welche 
ich unter den ſuͤdlichen Wallfiſchen finden, nicht genan 
erfahren koͤnnen. An Groͤße geben ſie gewiß den nor⸗ 
diſchen nichts nach. Die Wellen warfen vor einigen 
Jahren einen kodten Wallſiſch auf die K uͤſten von Cho, 
ni, der ſechs und neunzig Fuß lang war. An einem 
uf dieſer Kuͤſte ſah man die Rippe eines andern 
| hes, die zwey und zwanzi; g Fuß lang war. Ich 
wundre mich, daß Hr. von Buffon, gegen das Zeugniß | 
alter Reiſenden, in feinen Fr schen der Natur behauptet, 
die ſuͤdlichen Meere koͤnnten Feine Wallfiſche hervorbrin⸗ 
gen, und die Seekuͤhe wären die groͤßten 2 Thiere i in die⸗ 


ſen Meeren. Dieſer große Mann, der ſich oft von feinen ES 

Lieblingsmeinungen zu ſehr hinreifen läßt, hate ſich boch au a 

; PRICE an die ee So ber e f una 
4 


„ Viertes Buch. 


Seeloͤwen erinnern ſollen, welche er ſelber b. 


ſchrabt. a 


In den Meeren von Ataueo ſaſen ſich zuweilen ge⸗ 
wife Thiere ſehen, welche von den Einwohnern bald 
Secochſen bald Seekuͤhe genannt werden; ich habe 
nicht ausfuͤndig machen koͤnnen, ob es Wallroſſe oder 
Seekuͤhe find, oder ob fie zu einer andern Gattung ge 
hoͤren; aus der unvollſtaͤndigen Beſchreibung, welche 
ich davon erhalten habe, glaube ich eher daß es See⸗ 
kuͤhe oder Wallroſſe find. Die erſten Spanier, welche 
ſich auf der großen Inſel Gio. Fernandes ſetzten, 
fiengen eine große Menge dieſer Thiere, deren Fleiſch 
ſie ſehr wohlſchmeckend fanden; durch das unaufhoͤrli⸗ 
che Toͤdten haben ſich dieſelben aber aus der 1 der 


Inſel weggezogen. EN. 


Die Indianer verfichern, daß ſch in gewiſſen Seen | 
von Chili ein ungeheures Thier finde, welchem fie den 


Namen Guruvilu, d. i. Fuchsſchlange geben; es frißt, 
ihrem Berichte zu Folge, Menſchen, und ſie huͤten ſich 


daher in dieſen Seen zu baden. Indeß find fie über die 
Geſtalt nicht einig, welche ſie ihm zuſchreiben. Bald 
ſagen ſie, es ſey lang mit einem Fuchskopfe, bald rund 
wie eine aufgetriebne Kuhhaut. Waͤre dieſes, ſo muͤßte 
es eine ungeheure Art Seekuh oder vielleicht eine Ro. 
chenart ſeyn, wahrſcheinlich exiſtirt es aber nur in der 


e 


Die 


180 „Den zoten fieng man an, auf Staatenland hin zu 


„feuern. Die Menge der Wallfiſche auf dieſer Farth 
„war ſo groß, und ſie waren ſo ungeheuer, daß die 
„Equipage fuͤrchtete, fie mochten das Schif in den 
„Grund werfen. Auch ſah man ein e 

| „Heer 


„. 
2 
N 


Würmer, Insktten Amphibien e. don Cpili. 203 


= Die Claſſe der Vögel iſt nach den In. Vögel. 
kten, in Abſicht der Anzahl der Arten, Chieſiſch: '» 
ie reichfte Thierclaſſe in Chili. Der bis unun. | : 
etzo bekannten Waffer » und Landvoͤgel, giebt es dafelft | Ä 
undert und fünf und dreyßig. Die Seevögel find uns ' 
aͤhlbar, blos das Geſchlecht der Moͤven enthält ſechs f 
und zwanzig bis ſieben und zwanzig verſchiedene Arten; 
und noch manche andere Gattungen geben dieſem in der 
nzahl der Arten nichts nach. Der Himmel iſt in den 
zegenden am Geſtade oft von den ungeheuren Zügen 
der Voͤgel verdunkelt, welche dort zuſammen kommen, 
* auf die Fiſche Jagd zu n | 


= Das große Gebürge der Anden iſt gfeichfam die 
pech für die Land⸗ und Flußvoͤgel, fie ziehen ſich 
im Fruͤhling in großer Menge dahin, um die Begat⸗ 
tung ruhiger abzuwarten; beym erſten Schnee kehren 
ſie wieder in die Ebnen und auf die Berge am Meer, 
in Geſellſchaft ihrer unzaͤhlbaren Nachkommenſchaft zu⸗ 
ruͤck. Dem Aufenthalte auf dieſem beſtaͤndig mit Schnee 
bedeckten Gebuͤrge, iſt wahrſcheinlich die Verſchieden⸗ 
beit der Farben zuzuſchreiben, welche man an manchen 
Individuis derſelben Art wahrnimmt. Ich habe bey⸗ 
nahe aus alle den manchen Arten der buntgemalten Wis 
gel einige geſehen, welche we iß waren. 


g Die Thiere dieſer Claſſe ſind nicht alle gänzlich von 
den italiaͤniſchen Voͤgeln verſchieden; manche koͤnnen 
Pe von derſelben a genannt sad „wenn man 

| | auch 


„Heer von Stewölfen und Wige 5 Je du 
ſeecond Voy. du Cap. Cook, p. 522. 

A.uch ſehe man Wallis, c. 1. p. 11. Cook, e. 3. 

pe. 296. Voy. d’Hawkesworth. Pernetty Voy. T. 2. 
P. 72. 225. Duclos Journal, IV. p. 259. Giraudais 
Journal, p. 70 


* 
22 
N 


206 Vieles Buch. 10 


auch geich bey! genauer Unterſuchung einige kleine Dif⸗ 
ferenzen wahrnimmt. Dergleichen ſind die Enten, die 
Gaͤnſe, die Waſſerhuͤhner, die Seekaucher, die Regen ⸗ 
pfeifer, die Waldſchnepfen und Heerſchnepfen, die Rei⸗ 
her, Adler, Falken, Weihen, Habichte und Thurm⸗ 
falken, die Nachtſchwalben, die Raben, die Ringeltau⸗ 
ben und Turteltauben, die Amſeln und Droſſeln, die 

Spechte, die eng die m... und ac 
bibne de. 4 g 


Die Jaͤger zählen dreyzehn verſchiedene Arten von 
wilden Enten, und ſechs Arten von Gaͤnſen. Die groͤß⸗ 
te und ſchoͤnſte Art iſt diejenige, welche ſie e 
Anas regia ), neunen; fie iſt viel größer als die Haus⸗ 

ente, der obere Theil des Koͤrpers iſt blau, der untere 


grau. Der Schnabel iſt mit einem großen rothen 
Kamm gezieret, und der Hals mit einem Halsbande 
von ſchoͤnen weißen Federn. Die Coſcoroba, Anas 
Coſcoroba ?), iſt unter den Gaͤnſen, ſo wohl wegen 
ihrer Groͤße als wegen der Leichtigkeit, womit ſie ſich 


n laͤßt, ſcha bar, fie gewöhnt 1 leicht an den, 
de 7 


60 „Die Selber find von einer feht 37650 ont Vo⸗ | 
„gel bewohnt, beſonders bon Ringeltauben und fehr 
viel Turteltauben, von Feldhuͤhnern, welche aber 
„nicht fo gut find als die frangsfifchen, einigen Schne⸗ 
vpfen, Enten aller Art, von welcher ſie eine Patos 
Bee nennen, die einen rothen Kamm auf dem 
Schnabel hat, Courlis, Sarcellen, Pipelienen, die 

i ur gewiſſe Art den Seevsgeln, welche man Meven 
„nennt, ziemlich gleichen, einen rothen, geraden, lan⸗ 
„gen, ſchmalen und platten Schnabel, einen Strich 
„bon eben der Farbe über den Augen und Fuͤſſe wie 
„die Strauſſen haben, fie find vortreflich von Ge⸗ 
„ſchmack; Papagoyen,; Pechicolorados oder Roth⸗ 
„kehlchen, von ſehr ſchoͤnen Gefieder; einige Schwa⸗ 
ene, Flammands, deren Federn von den ebe 
ade 


+ 


der ihr zu freſſen giebt, und folge ihm übera ll nach. 


Sie iſt ganz weiß, ausgenommen die Fuͤſſe und der 
Schnabel, welche roth ſind, und die Augen, welche ganz 


. 


Kopf bis mitten an den Hals bedecken, dieſe find ſchoͤn 


ſchwarz, alle übrigen find glänzend weiß. Das Weib⸗ 
chen bringt ſechs Junge, welche fie im Neſte niemals 
verläßt, und wenn fie ausgeht um ſich Futter zu ſuchen, 


auf dem Rücken mit ſich herum trägt. 


Chili bat fünf Arten von Reihern, von außeror⸗ 
dentlicher Schoͤnheit. Der erfte iſt der graue europaͤl⸗ 


ſche Reiher, Ardea mejor. Der zweyte, Ardea Ery- 
throcephala 4°), iſt von eben der Groͤße, aber ganz 


weiß mit einen ſchoͤnen rothen Kopfbuſch, der ihm bis 
auf den Ruͤcken haͤngt. Der dritte, Ardea Galatea 9 


iſt miſchweiß, mit einem gelben vier Zoll langen Schna⸗ 
bel; die Süffe ſind carmoiſinroth, dieſe find fo wie der 
ee. 
vſehr geſchaͤtzt werden, um ihre Mutzen bey Feſten 


v»damit auszuſchmücken, indem fie von ſchoͤner weiß 


N sfr und vorher Farbe find, welches die Indianer 
osſehr lieben“ Frezier; Voy. IT. I. p. 140. 2 


5 155 Anas caruncula campreſſa frontali, corpore eberuleo 


RR ſubtus fuſeo, collari albo. 49 
20) Anas roſtro extremo dilatato rotundato, corpore 
It ‚albo, e a 
*) Anas roſtro femicylindrico rubro, capite nigro, cor- 
pore albo.. 1 %%% 

; **) Ardea oeccipite eriſta dependente rubra; corpore 
albo. e 15 „„ 
) Ardea oceipite ſuberiſtato, corpore lacteolo, roſtfo 
luteo, pedibus coceineis. . 

4 8 * 5 5 


1 7 N i 3 i 1 


— — 


Würmer, Inſekten, Amphibien te von Chill. 207 


ſchwarz ſcheinen. Der chileſiſche Schwan, Anas Me- 
ancoripha 3*), iſt beynahe fo groß als der europaͤiſche 1 
dem er auch in der Geſtalt ziemlich gleicht; er unter⸗ 
ſcheidet ſich aber in der Farbe der Federn, welche den 


n 


zes Viertes Buh 


Hals zwey Fuß ſieben Zoll hoch. Der vierte, Ardea 
eyanocephala e), hat einen blauen Kopf und Ruͤcken, 
ſchwarze Fluͤgel mit weiſſer Einfaſſung, gelbgruͤnen 
Bauch, gruͤnen Schwanz, ſchwarzen Schnabel und 
gelben Fuͤſſen. Der fünfte, Ardea Thula *), dieſen 
Namen hat er auch in der chileſiſchen Sprache, er iſt 
ganz weiß, und hat auf dem Kopfe einen ſchoͤnen Schopf 
von eben der Farbe. | 


Der Adler find zwey Arten, naͤmlich der braune 
europaͤiſche Adler, der von den Indianern Gnancu ge⸗ 
nannt wird, und der große Adler, Calquin, der von 
dem Itzquauthli aus Mexico, und dem Urutaurana aus 
Braſilien nicht verſchieden zu ſeyn ſcheint, und von Lin⸗ 
ne'e Vultur Harpya genannt wird. Der Kopf iſt mit 
einer Art blauen Federbuſch geziert; die Federn am Hal⸗ 
ſe, auf dem Ruͤcken und Fluͤgeln ſind blauſchwarz, die 
Schwanzfedern ſind braun und ſchwarz gewellt. Der 
Bauch iſt weiß mit ſchwarz geſprenkelt. Die Fluͤgel⸗ 
breite dieſes wilden Vogels iſt zehn und einen halben 
Fuß. | 2 
Der wilden Tauben giebt es auch verſchiedene Ar⸗ 
ten daſelbſt; die erſte iſt von der gemeinen europaͤiſchen 
Turteltaube nicht verſchieden; die zweyte, Columba 
Melanoptera 8*), hat ſchwarze Fluͤgel, das übrige des 
Koͤrpers iſt bleyfarbig. Die Ringeltauben, Favazzi 
genannt, find durch das ganze Land fo häufig, daß, ohn⸗ 
geachtet der großen Menge, welche von den Einwoh⸗ 
nern erlegt wird, die Felder immer, zum groͤßten Scha⸗ 
den der Fruͤchte, damit bedeckt ſind. 5 

ie 


sr) Ardea vertice eriſtato caeruleo, remigibus nigris albo 
marginatis. 3 

5%) Ardea occipite criftato, corpore albo. 

*) Columba cauda cuneata, corpore caerulefcente, re. 
migibus nigtis. N e 


8 


ur 


Würmer, Inſekten Amphibien t. von Chill. 209 


Die Spechte find von viererley Art; der Schwar 3 
ſpecht, Picus Martius; der Virginianiſche; der Zim⸗ 


mermann, Picus Lignarius 9%) 
Krammetvogel, hat eine rothe Haube, und einen mit 
weiß und blau gebaͤnderten Körper, Der Schnabel iſt 
ſo ſtark, daß er nicht allein die trocknen ſondern auch die 
‚grünen Bäume durchbohrt, und fo große Loͤcher hineins 
macht, daß er mit ſeinen Jungen darin niſten kann, 
daher zerſtoͤrt er viel Fruchtbaͤume. Der Pitiü, Picus 
Pitius 105), ift von der Statur einer Taube, die Farbe 
iſt braun mit weiß gefleckt, er niſtet nicht wie die uͤbri⸗ 
gen Spechte in Baumhoͤhlen, ſondern in die Ufer der 
Fluͤſſe oder unter den Abhang der Berge, wo er ſich 
eine Hoͤhle fuͤr ſeine Jungen graͤbt, deren er nicht uͤber 
viere bat. Das Fleiſch wird von den Einwohnern ſehr 


Die grauen und rothen Rebhuͤhner find nach dem 
Feuille e größer als unſere europaͤiſchen, ſie ſind durch 
das ganze Reich ſehr häufig, und von vortreflichem Ge⸗ 
chmack, beſonders im April und May, wo ſie durch 
as Freſſen der Saſſia Perdicaria fehr fett werden. Am 


Seeſtrande findet ſich eine kleinere Art, welche nicht ſo 


chmackhaft iſt. Die Wachteln, ob ſie gleich in andern 
heilen von Amerika jo Häufig ſind, fehlen in Chili 


a. % 


Die Haushuͤhner, welche die Indianer Achau nen⸗ 


en, find mit den europaͤiſchen von einerley Art; es 


7 ö 0 1 1 it 


0) pieus pileo eoceineo; eorpore albo caeruleoque vit 
tate e e 5 5 15 
J. Picus caıda brevi, torpore fuſto „ maculis ovalibus 
eee ul, 


mermann oder Schreiner, und der Pitidl. Der Zim⸗ i 
iſt wenig kleiner als ein 


210 N Viertes Buch. ee 


iſt eine ſichere Tradition, daß fie fi) von undenklichen 
Zeiten her daſelbſt finden. Aus dem eignen Namen 
den ſie in der Landesſprache haben, kann man dieſes 
auch ſchon ſchließen, alle übrige Voͤgel, welche von aus; 
waͤrts hineingebracht ſind, wie Tauben, Gaͤnſe, Haus⸗ 
enten und Puter haben dieſes nicht. Das Huhn, das 
Schwein und der Hund ſcheinen überall Gefährten des 
Menſchen zu ſeyn; die neuern engliſchen Reiſenden ha⸗ 
ben fie auch auf den Inſeln angetroffen, welche fie in 
der Suͤdſee entdeckt haben. ö ji 


Außer den angezeigten Vögeln hat Chili noch viel 
andere, welche eine beſondere Beſchreibung verdienen; 
um aber die Graͤnzen, welche die Natur dieſes Buchs 
mir vorſchreibt, nicht zu uͤberſchreiten, ſchraͤnke ich mich 
blos darauf ein, die merkwuͤrdigſten zu beſchreiben, und 
theile dieſe in zwey Ordnungen: in diejenigen, welche 
Schwimmfuͤſſe, und in ſolche, welche in Zehen abgetheil⸗ 
te Züffe haben. Die der erſten Ordnung find folgende: 


1. Der Penguin, Diomedea Chilenſis ut), iſt 
das Glied, welches die Voͤgel mit den Fiſchen verbindet, 
eben ſo wie der fliegende Fiſch die Fiſche mit den Voͤ⸗ 
geln vereinigt. Er hat einen Schnabel und Schwimm⸗ 
fuͤſſe wie andere Waſſervoͤgel, auch Federn, ob dieſe 
gleich ſo fein ſind, daß ſie Haaren nahe kommen. Statt 
der Fluͤgel hat er aber zwey Ruder, welche oberhalb 
mit kleinen Federn bedeckt ſind, die aber auf den erſten 

Anblick wie Schuppen ausſehen. Dieſe kleinen Slügel 
dienen ihm zum Schwimmen, niemals aber um ſich da⸗ 
mit in die Luft zu erheben. Er iſt fo groß wie eine En⸗ 

6 1 | te, 


. Diomedea alis impennibus, pedibus compedibus tri- 
dactylis digitis omnibus connexis. 
32#) Diomedea, alis impennibus, pedibus compedibus 

tetradactylis palmatis, corpore lanuginofo cinereo. 


Beyde 


Würmer, Inſekten, Amphibien e. von Chill. 21K 


te, hat aber einen laͤngern Hals. Der Kopf iſt von 
beyden Seiten platt gedrückt, im Verhaͤltniß des Koͤr⸗ 
pers aber klein. Der Schnabel iſt klein, nach der 
Spitze hin gebogen. Die Federn, welche den obern 
Theil des Koͤrpers bedecken, ſind grau und blau bunt. 
Blruſt und Bauch find weiß. Der Schwanz iſt nichts 
anders als eine Verlaͤngerung der Federn des Steißes 
und des Bauchs, ſo iſt er auch podicipes, d. i. die Bei- 
ne ſitzen nahe am Steiß, geht alſo beftändig aufrecht 
wie der Menſch, mit erhabenem Kopfe, welchen er bald 
rechts bald links wendet, um das Gleichgewicht zu er⸗ 
halten. Die Einwohner nennen ihn Kindervogel, weil 
er in der Ferne wie ein kleines Kind ausſieht, welches 
anfaͤngt zu gehen. Die Fuͤſſe haben jeder nicht mehr 
als drey Zehen. Einige verwechſeln ihn daher mit der 
Alke, er gehoͤrt aber ganz gewiß zu dem Geſchlechte der 
Diomedea, wegen der Geſtalt des Schnabels und der 
Naſenloͤcher. Ob er gleich ein vortreflicher Schwimmer 
iſt, ſo kann er doch, wenn das Meer ſtuͤrmiſch iſt, den 
Wellen nicht widerſtehn, daher findet man des Winters 
viele erſoffen, und von den Wellen ans Land geworfen. 
Die Reiſenden loben das Fleiſch derſelben ſehr, ich habe 
es aber niemals verſucht, weiß auch nicht daß es in 
Chili gegeſſen wird. Die Haut iſt fo dick wie Schweins⸗ 
leder, und laͤßt ſich ſehr leicht vom Fleiſche abloͤſen. Er 
macht ſein Neſt in den Sand, wo er ſechs bis ſieben 
ſchwarz punctirte Eyer legt. 75 1 


Der Quethu, Diomedea Chiloenfis 128), iſt aus 

eben dem Geſchlecht, beynahe von eben der Groͤße und 
. 0 2 e e e 
Bepde dieſe Arten Penguins ſcheinen mit keiner der 
neun Arten, welche Hr. R. Forſter unter dem Na⸗ 
men Aptenodytes in den Comment. Goett. 1780. p. 121. 
beſchrieben hat, uͤberein zu kommen, und alſo ſo viel 
N man 


Ay 
* 


212 Viertes Buch. 


Figur wie der vorherbeſchriebene Penguin, von welchem 
er ſich in nichts unterſcheidet, als daß die kleinen Flügel 
voͤllig ohne Federn ſind, und die Fuͤſſe in vier, gleich⸗ 
falls mit einer Schwimmhaut verſehene Zehen getheilt 
ſind. Der Koͤrper iſt mit dichten, langen, krauſen 
und weichen Federn von aſchgrauer Farbe bedeckt, wel⸗ a 
che wie Wolle ſind. Die Einwohner des Archipelagus 
von Chiloe, wo ſich dieſer Vogel in großer Menge fins 
det, ſpinnen dieſe Federn und machen große Bettdecken 


daraus, welche ſehr geſchaͤtzt werden. 


3. Der Thage, Pelecanus Thagus 135%, von den 
Spaniern Alcatraz genannt, iſt eine Art Kropfgans 
von brauner Farbe, welche wegen der Größe ihres Beu⸗ 
tels unter dem Schnabel merkwuͤrdig iſt. Der Körper 
iſt nicht größer‘ als der einer Schnepfe, der Hals iſt 
aber einen Fuß lang, und die Züffe zwey und zwanzig 
Zoll hoch. Der Kopf iſt groß genug, um einen Schna⸗ 
bel zu erhalten der ohngefaͤhr anderthalb Fuß lang, und 
fuͤnf Zell an der Wutzel dick iſt, die beyden Kinnladen 
dieſes Schnabels ſind ſaͤgenfoͤrmig ausgeſchnitten, und 
nach der Spitze zu gekruͤmmt. Dieſes unterſcheidet 
dieſen amerikaniſchen Pelikan, beſonders von dem orien⸗ 
talichen, der zwar einen ſchneidenden Schnabel hat, 

ö welcher aber nicht geſaͤgt ſondern ganz iſt. Die untere 
/ Kinnlade ift wie gewöhnlich aus zwey Stuͤcken zuſam⸗ 
mengeſetzt, welche in der Spitze vereinigt ſind, dieſe ſind 
biegſam und elaſtiſch und indem fie ſich an der Wurzel 
ausbreiten, laſſen fie eine Oefnung zwiſchen ſich, wels 
che in den Beutel geht. Dieſer Beutel, welcher eine 
Verlaͤngerung der Haut der untern Kinnlade und des 
Halſes ift, beſteht aus einer fleiſchigten Membran, die ſich 
| 5 b außeror⸗ 


man aus dieſer Beſchreibung ſehen kann, zwey befons 
dere Arten dieſer Gattung zu machen. Anmerk des 
Ueberſetzers⸗ l 


* 


R 


7 


ir 


4 
7 


1 


1 | a 


Würmer, Inſekten, Amphibien r. bon Chili. 213 


außerordentlich weit ausdehnen läßt, und mit kurzen, 
feinen, grauen Federn bedeckt iſt. Wenn der Beutel 


leer iſt, ſo bemerkt man ihn kaum, wenn ihn aber der 
Vogel mit hinlaͤnglich viel Futter angefüllt hat, fo iſt es 
zum bewundern, welch eine Menge theils ganzer theils 
zerſtuͤckter Fiſche er darinn träge, um feine Jungen das 


mit zu fuͤttern, deren er gewoͤhnlich nicht über fünf hat. 


Die Natur, welche immer bemuͤhet iſt, die Mittel dem 


Zwecke anpaſſend zu machen, verſa h ihn mit Fluͤgeln, 
deren Breite bey den größten Federn auf neun Fuß bes 


traͤgt, und ohne deren Huͤlfe er eine fo ſchwere Laſt nicht 
ertragen koͤnnte. Der Schwanz iſt indeß fehr kurz und 
abgerundet. Die Fuͤſſe haben vier Zehen, welche durch 
eine ſtarke Haut mit einander verbunden ſind. Der 


Thage iſt ein melancholiſcher, fauler Vogel, und lebt den 


groͤßten Theil ſeines Lebens unter den Felſen in der See 


weg, wo er ſich ſein Neſt bauet. Die Eingebohrnen 


des Landes gebrauchen ſeinen zuſammengenaͤheten Beu⸗ 


tel um den Tabak darinn aufzubewahren; auch verferti⸗ 


gen ſie Laternen daraus, weil er getrocknet ſo durchſich⸗ 
tig wie Horn wird; ich habe große Lampen geſehen, die 
anderthalb Fuß hoch, und aus einem einzigen ſolchen 
Sack gemacht waren. Die Fluͤgelfedern find zum Schrei⸗ 
ben tauglicher als Gaͤnſe⸗ und Schwanenfedern. 


4. Der Cage, Anas Hybrida 10), eine Art Gans, 
welche das Meer zwiſchen den Inſeln von Chiloe ber 
wohnt, ſie macht ſich beſonders durch die Verſchiedenheit 
der Farben merkwuͤrdig, wodurch ſich Maͤnnchen und 
Weibchen unterſcheiden, erſterer iſt gan z mit weißen Fe⸗ 
dern bedeckt, und hat gelbe Fuͤße und Schnabel, das 
Weibchen iſt ganz ſchwarz, außer einem ganz ſchmalen 
ners %%% Re Top 


* 


9 Velecanus cauda rotunda, roſtro ferrato, gula ſaccata. 


% Anas roſtro femicylindrico, cera rubra, cauda acu- 


tiuſcula. 


214 Viertes Buc . m 


weißen Faden, welcher den Rand einiger Federn un⸗ 
giebt, Schnabel und Füffe find bey Diefer rotz. In 
Ruͤckſicht dieſer Verſchiedenheit habe ich dieſer Art den 
ſpeeifiſchen Namen hybrida oder Mulatte gegeben, da 
fie gleichſam aus einem Weiſſen und einer Negerin ent⸗ 
ſteht. Die Größe iſt die der Hausgans, fie hat aber 
einen kuͤrzern Hals und laͤngere Fluͤgel und Beine. Die 
Fuͤſſe find eben fo wie bey unſern Gaͤnſen gebauet. Ohn⸗ 
geachtet dieſer großen Verſchi⸗denheit lieben ſich dieſe 
beyde unzertrennlichen Gefaͤhrten auf das zaͤrtlichſte, und 
vereinigen ſich niemals mit andern dieſer Art in einen 
Haufen. Jedes Paar geht fuͤr ſich allein ins Meer, 
um ſich Futter zu ſuchen, und wenn die Heckzeit kommt, 
gehen ſie ans Ufer, wo das Weibchen in eine in den 
Sand gegrabene Höhle acht Eher lege. © i 


F. Der Flamand, Phoenicopters Chilenfis 88), iſt 
einer der ſchoͤnſten Voͤgel, die ſich in den füllen Gewaͤſ⸗ 
ſern von Chili finden, nicht allein wegen ſeiner Groͤße, 
ſondern beſonders wegen der lebhaften Feuerfarbe der 
Federn, welche den Ruͤcken und den obern Theil der Flu⸗ 
gel bedecken. Dieſe ſchoͤne Farbe ſticht auf dem weiſ⸗ 
fen des übrigen Körpers vortreflich ab. Seine Hohe 
von der Spitze des Schnabels bis auf die Fußzehs betraͤgt 
fünf Fuß, der Körper ſelbſt beträgt aber nur den fünf 
den Theil dieſer Dimenſion; der Kopf ift klein, laͤnglicht 
viereckigt und mit einer Art von Federbuſch verſehen; 
die Augen ſind ſehr klein aber lebhaft; der Schnabel 
gezaͤhnt, gegen die Spitze hin gekruͤmmt, fünf Zoll lang, 
und mit einer rothen Haut bedeckt; die Fuͤſſe haben vier 
Zehen, drey mit Schwimmhaut verſehene nach vorne, 
und eine freye hinten; der Schwanz iſt kurz und geruͤn⸗ 
det. Die Flügel find dem Körper verhaͤltnißmaͤßig, 
Ki 1 | | die 
%) Phoenicopterus ruber, remigibus albis. 


Würmer, Inſekten, Amphibien ze. von Chili, 215 


die Schwungfedern find ganz weiß, und nicht ſchwarz 
wie bey dem Becharu oder wee ee übrigen’ 
Gegenden von Amerika, und dem aus Afrika. Man 
ſagt daß dieſe Voͤgel, wenn fie jung find, eine graue 
Farbe haben, ich habe aber junge und alte geſehen, und 
ſie beftändig von eben der Farbe gefunden. Auch ſagt 
man, daß ſich einer von ihnen auf die Wache ſtelle, 
waͤhrend die übrigen Futter ſuchen; ich muß aber beken⸗ 
nen, daß ich dieſen Umſtand nicht beobachtet habe, das 
iſt aber gegruͤndet, daß fie beftändig aufrecht ſtehen, und 
ſelten auf den Schuß kommen. EN 


1 


Dia dieſe Vögel zu lange Beine haben, um ihre 
Eyer bequem ausbruͤten zu koͤnnen, fo bauen fie ſich ein 
Neſt aus Leim, welches einen Fuß hoch iſt, mitten auf 
die Flaͤche des Waſſers, geben ihm die Geſtalt eines 
abgeſtumpften Kegels; auf den Gipfel dieſes Kegels, 
welcher wie eine Schüffel ausgehoͤhlt iſt, legen fie zwey 
weiße Eyer auf eine Lage weißer Pflaumfedern. Wenn 
ſie bruͤten, ſetzen ſie die Fuͤße auf die Erde, ſtuͤtzen den 
Koͤrper auf das Neſt und halten ihn beftändig aufrecht, 
fo daß es ausſieht, als wenn fie ſitzen. Die Araucaner 
ſchaͤtzen die ſchoͤnen Federn dieſes Vogels vorzüglich, und 
bedienen ſich derſelben ihre Federbuͤſche und Lanzen da⸗ 


mit aus zuſchmuͤcken. 


10 6. Der Pillu, Tantalu- Pillus 160), iſt eine Art 
Ibis, weiß und ſchwarz bunt, und wohnt in den Fluͤſ⸗ 
ſen und Seen. Unter allen Waſſervoͤgeln iſt dieſer be⸗ 
ſonders wegen i erhalte gen age ſeiner 
Beine merkwuͤrdig, welche zwey Fuß acht Zoll lang find, 

die Schenkel mit eingerechnet, daher geben die India ⸗ 
ner denen unter ſich welche dieſen Theil des Koͤrpers 
JJV 

26% Tantalus facie, roſtro, pedihusque fuſeis, corpore 

albo, remigibus, rectricibusque nigris. 


„- ĩ— frCÿ e 
a 
> BEAT Pr 
» 2 
ö 


* 


A 5 


216 Viertes Buch. n 


unverhaͤltnißmaͤßig lang haben, den Beynamen Piflu. 
Dieſe Beine ſind bis uͤber die Knie nackt. Der Koͤr⸗ 
per ſteht mit Hr Safe nicht in Verhaͤltniß, da er 
nicht größer als der einer Gans iſt. Der Hals iſt zwey 
Fuß drey Zoll lang, mit einem kleinen Kehlbeutel, wel⸗ 
cher nackt ohne Federn iſt. Der Kopf iſt mittelmäßig . 
groß, der Schnabel dick, conver, zugeſpitzt, ohngefaͤhr 
vier Zoll lang, und bis an die Stirn nackt. Die Fuͤſ. 
ſe ſind in vier Zehen geſpalten, welche an ihrer Wurzel 
durch eine kurze Haut vereinigt ſind „ der Schwanz iſt 
kurz und ungetheilt, wie bey den meiſten Waſſervoͤgeln. 
Die Spanier nennen ihn chile ſiſchen Schwan; durch 
die angeführten Zeichen unterſcheidet er ſich aber hin⸗ 
laͤnglich vom Schwan. Ich habe niemals geſehen daß 
er ſich auf Baͤume ſetzt, auch nicht auf hohe Oerter, ſon⸗ 
dern er bleibet immer in den Suͤmpfen und Fluͤſſen, wo 
er ſich von Amphibien naͤhrt. Er macht ein Reſt zwi⸗ 
ſchen Riedgras, und legt zwey weiße, ins himmelblaue 
ſpielende Eyer. | 2 


Die Naturforſcher nennen Voͤgel mit geſpaltenen 
Fuͤſſen ſolche, welche ganz freye, und gar mit keiner 
Haut verwachſene Zehen haben. Sie leben meiſtens in 
den Ebnen und in den Gehoͤlzen, und leben von Fruͤch⸗ 
ten, Inſekten und Fleiſch. Dieſe Ordnung begreift die 
. Sangvögel, und es find die ſchmackhafteſten. Die merk⸗ 
wuͤrdigſten, welche ſich in Chili finden, ſind folgende: 


I. Die Pigda, iſt der glaͤnzende kleine Vogel, wel⸗ 
cher in andern Laͤndern unter dem Namen Colibri, Blu- 
N g I: u menſpecht, 
h) Diefe Meinung iſt allgemein angenommen die 
Verwandſchaft der Colibris mit den Spechten, be⸗ 
ſeonders mit den Baumhackern, und einige Beobach⸗ 
tungen welche ich hieruͤber anzuſtellen Gelegenheit ge⸗ 

habt, machen ſie mir aber wenigſtens noch zweifel⸗ 
haft. In den Maͤgen zweyer kleiner Colibris (Tro- 


chilus 


Würmer, Juſekten, Amphibien re. don Chili. 217 


menſpecht, Fliegenvogel oder Honigſauger bekannt iſt. 
Ich glaube nicht daß es ein Thier giebt, dem man ſo 


viele verſchiedene Namen beygelegt hat, wie dieſem, und 


doch verdient er vor allen andern genau unterſchieden zu 


werden, da es ein kleines Meiſterſtuͤck der Natur iſt. 
Linneſe macht ein beſonders Geſchlecht unter dem Namen 


ö 


Trochilus daraus, zu welchem er zwey und zwanzig 
Arten zähle. Dieſe Voͤgel haben allgemein einen ſehr 


kleinen Körper, einen kurzen Hals, einen verhaͤltniß⸗ 
A mäßigen Kopf; kleine, lebhafte, ſchwarze Augen; einen 
Schnabel der ſo dick wie eine Stecknadel, und ſo lang 
wie der ganze kleine Koͤrper iſt. Die Zunge iſt gabel⸗ 


förmig, die Fuͤſſe kurz und in vier Zehen geſpalten, der 
Schwanz beſteht aus fieben bis neun Ruderfedern , und 
iſt ſo lang als der ganze Koͤrper, die Fluͤgel ſind ſo lang, 


daß die erſten Schwungfedern bis an den dritten Theil 


des Schwanzes reichen. Die Farbe iſt nach der beſon⸗ 
dern Art verſchieden, allgemein doch aber ſehr ſchoͤn; 


der Glanz von Gold und Edelgeſteinen, und das Licht 


der lebhafteſten und ſchoͤnſten Farben in der Natur ver⸗ 
einigen ſich, dem Vogel das ſchoͤnſte Colorit zu geben. 
Die Lebhaftigkeit dieſer Farben vermehrt oder vermin⸗ 


dert ſich nach der verſchiedenen Brechung des Lichts, 
oder nach der verſchiedenen Lage des Auges; auch blei⸗ 


ben ſie durch beſondern Vorzug auch nach dem Tode des 


Vogels, ſo lange man den Koͤrper aufgetrocknet erhaͤlt. 


Dieſe ſchoͤnen Vögel fieht man beſonders in der 


ſchoͤnſten Jahrszeit wie Schmetterlinge um die Blumen 


berumflattern, von deren Honigſafte fie ſich naͤhren b). 
ff. , Sele 


5 


bdhilus minimus), welche ich vor einigen Jahren zu 
unterſuchen Gelegenheit hatte, fand ich eine ſehr 
große Menge von Inſektentheilen, beſonders von 
kleinen Spinnen und Blumenkaͤfern. Sollten die 
Colibris in den Blumen nicht mehr dieſe Inſekten, 
als den Honigſaft aufſuchen? Anm. des Ueberſ. 


Selten 


2 


218 Viertes Buch. 


Selten ſetzen ſie ſich darauf nieder, oft erhalten ſie ſich 
aber in der Luft ſchwebend, als wenn ſie unbeweglich 
waͤren. Wenn ſie fliegen hoͤrt man ein Summen, wie 
von gewiſſen großen Fliegen „ welche auf den Blumen 
berumſchwaͤrmen. Ihr Geſang iſt eine Art helles Ge⸗ 
ſchrey, welches mit dem Organe, von dem es hervorge⸗ 
bracht wird, wenig in Verhaͤltniß ſteht. Die Maͤnn⸗ 
chen unterſcheiden ſich von den Weibchen durch den 
Glanz auf dem Kopfe, welcher lebhaft orangefarbig iſt, 
und wie Feuer ſtrahlt. Sie machen ihre Neſter auf die 


Baͤume, von feinen Strohhalmen, welche fie mit wei 


chen Federn aus ſuͤttern; in dieſe legen fie zwey Eyer, 
ſo groß wie Erbſen, von weißer mit gelb geſprenkelter 
Farbe; Maͤnnchen und Weibchen bruͤten wechſelsweiſe. 
Ihre Heckzeit iſt im Sommer. Wenn der Winter 
kommt, haͤngen ſie ſich mit dem Schnabel an einen klei⸗ 
nen Baum auf, und bleiben daſelbſt bis zur Ruͤckkehr 
des Frühlings unbeweglich. In dieſer Zeit, da ſie ſich 
in einer Art Winterſchlaf befinden, werden ſie gefangen. 
Außer der Zeit, wenn ſie voͤllig lebendig ſind, iſt es aͤuſ⸗ 


ſerſt ſcheges, ſie zu fangen. | 


1 


Chili hat drey Arten dieſer kleinen Vögel, den klein⸗ 


ſten, den Blaukopf und den gehaubten. Der kleinſte, 


Trochilus minimus ), wiegt nicht mehr als zwey und 
zwanzig Gran, feine Hauptfarbe iſt ein glänzendes 
Gruͤn, welches mit einem Firniß uͤberzogen zu ſeyn 


N ſcheint. Der Blaukopf, Trochilus cyanocephalus 2*), 


bat einen Körper , der etwas größer als eine Wallnuß 
\ 

5 Trochilus erotik, brad lateralibus margine | 
exteriore albis, corpore viridi nitente fubtus albido. 


2 Fron g rectiroſtris, eapite, remigibus, 0 
que coeruleis abdomine rubro. N 


„ 7) 


# 


— 


Würmer, Inſekten, Amphibien ze. von Chili. 219 


iſt, der Schwanz iſt aber dreymal fo lang, der Schna⸗ BR = 
bel iſt gerade, ſpitz und weißlicht, der Kopf von lebhaf⸗ | 1 
ter blauer Goldfarbe, Hals und Ruͤcken grüngoiten und 1 
durchſcheinend, der Bauch iſt rothgelb, die Schwung⸗ W = 
und Ruderfedern find blau und purpurfarbig bunt: Der 23 
gehaubte Trochilus galeritus 3*), tft größer als die vor⸗ a 7 
hergehenden, aber kleiner als unfre europaͤiſchen Gold⸗ 75 


haͤnchen (Lui); der Schnabel iſt gekruͤmmt, der Kopf 
mit einem kleinen Schopf verſehen, der purpurfarbig 
und golden bunt iſt, Hals und Ruͤcken find grun, 
Schwung⸗ und Ruderfedern find braun mit Gold ge⸗ 
ſprenkelt. Der ganze untere Theil des Körpers it von 


einer changirenden Morgenroth ⸗Farbe. 


2. Der Siu, Fringilla barbata 4c). Die Spanier 13 
nennen dieſen kleinen Vogel Gilghero, das iſt, Diſtel⸗ e 
fink, weil er in der Farbe den Diſtelfinken etwas aͤhn⸗ 
lich iſt, in der Geſtalt, der Schoͤnheit und der Groͤße 

kommt er aber dem Kanarienvogel näher. Der Schna⸗ 
bel iſt kegelfoͤrmig gerade, ſpitz, weiß an der Wurzel 5 
und ſchwarz an der Spitze. Das Männchen hat ei⸗ | 
nen ſchwarzen ſammetartigen Kopf, der Körper iſt gelb, 
etwas mit Gruͤn gefleckt, die Fluͤgel bunt, mit gruͤn, 
gelb roth und ſchwarz, der Schwanz braun. Wenn er 
jung iſt, hat er eine gelbe Kehle, nach ſechs Monaten 
treten ihm aber unter dem Schnabel ſchwarze Haare her⸗ 
vor, welche ſo, wie er aͤlter wird, die ganze Kehle be⸗ 
decken und zum ſichern Zeichen ſeines Alters dienen. 
Wenn er ſehr alt, ohngefaͤhr zehn Jahr alt wird, fo hat 
)). „ . er 
3 Trochilus eurviroftris viridi aureus, remigibus, re- 
Crricibusque fuſcis, crifta purpurea. s 


) Fringilla Iutea, alis viridibus, nigro rubroque macu- 
laetis, gula barbata. 17 a 


8 RK 1 A ; 5 


220 Viertes Buch. 8 


er einen ſehr dicken Bart, der bis auf die Bruſt herab⸗ 


haͤngt. Das Weibchen iſt aſchgrau, mit einigen gel⸗ 
ben Flecken auf den Fluͤgeln, hat keinen Bart, ſingt 
nicht, ſondern zwitſchert nur von Zeit zu Zeit; das 
Maͤnnchen hingegen hat einen ſehr harmoniſchen Geſang, 
der auf gewiſſe Art angenehmer als der vom Kanarien⸗ 
vogel iſt; es erhebt die Stimme ganz ſanft, laͤßt fie 
denn einmal wieder tief fallen, und erhaͤlt ſie darauf wie⸗ 
der lange Zeit in der Hoͤhe mit den anmuthigſten Tril⸗ 
lern, er ſingt das ganze Jahr durch, und ahmt oft mit 
außerordentlicher Anmuth den Geſang anderer Voͤgel 
nach. Er wird dahero in Peru ſehr geſchaͤtzt und jaͤhr⸗ 

lich in großer Menge dorthin gebracht. e 


8 Man ſieht dieſe Voͤgel das ganze Jahr durch auf 


den Bergen an der See; in den Ebnen des Mittellan⸗ 
des finden ſie ſich aber blos im Winter, indem ſie mit 
dem Anfang des Fruͤhlings in die Anden zuruͤckkehren, 
um daſelbſt zu hecken. Sie bauen ihre Neſter auf die 
Baͤume, und verwahren ſie mit weichen Federn und fei⸗ 
nem Stroh. Da ſie bey jeder Brut nur zwey Eyer le⸗ 
gen, fo vermuthe ich, daß fie ſehr oft im Jahr hecken 
muͤſſen, da ſie ſich außerordentlich vermehren, ohngeach⸗ 
tet der großen Menge, welche die Einwohner davon fan⸗ 
gen, nicht ſowohl, um fie in Kaͤfigen aufzubewahren, 
als um ſie zu eſſen, indem ihr Fleiſch außerordentlich 
wohlſchmeckend iſt. Wenn man ſie in Kaͤſige ſetzt, 


werden ſie ſehr leicht zahm, und werden vortrefliche Lock⸗ 


voͤgel zum Fange anderer ihrer Art. Die Knaben ge⸗ 
woͤhnen ſie auch, auf einer Ruthe zu ſitzen, und tragen 
ſie auf dieſe Art durch die Gaſſen; ſie gewoͤhnen ſich ſo 
ſehr daran, daß, wenn man ihnen die Ruthe wegnimmt, 
ſie ſie uͤberall unruhig ſuchen, und ſich nicht eher beru⸗ 
0 5 bigen, 


2) Fringilla eoerulea, gula alba; 


ö 
1 \ 


Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien e. don Chili. 221 


Bigen, als bis fie fie gefunden haben. Einer diefer Wo 
gel, welchen ich in meinem Zimmer hielt, war nach ei⸗ 
nem Monate ſo zahm geworden, daß, als ich ihm die 
Freyheit gab, er ſich niemals von meinem Tiſche ent⸗ 
fernte, als um auf meine Schultern zu fliegen und mich 
zu liebkoſen. Wenn ich nur im geringſten zu pfeifen 
anfieng, ließ er gleich feinen anmuthigen Geſang hoͤ⸗ 
ren, und wenn ich zu Hauſe kam, uͤberhaͤufte mich die⸗ 
ſes liebenswuͤrdige Thlerchen mit Liebkoſungen. Ihre 
Nahrung ſind verſchiedene kleine Saamen, beſonders 
von der Nadia ſatiua, welche fie vorzüglich lieben. Auſ⸗ 
ſerdem freſſen fie auch grüne Kräuter, beſonders die aro⸗ 


matiſchen Blätter von feandix Chilenfis. 


3. Die Diuca, Fringilla Diuca 5*), ift mit dem Siu 
von einem Geſchlecht aber etwas groͤßer und von blauer 
Farbe. Ihr Geſang iſt außerordentlich anmuthig, be⸗ 
ſonders wenn es Tag wird. Sie lebt wie die Sperlin⸗ 
ge um die Haͤuſer herum, und hat alle Eigenſchaften 
deſſelben. Zu dieſer Art gehoͤrt vielleicht der blaue 
Sperling aus Congo, deſſen Geſang Merolla und Ca⸗ 
vazzi fo ſehr loben. Vielleicht find auch die Voͤgel aus 
Neuſeeland, welche, Cooks Nachrichten zu Folge, beym 

Aufgange der Sonne ein ſo melodiſches Concert ma⸗ 

chen, nicht ſehr von der Diuca verſchieden. 


44. Der Thili oder Chili, Turdus Thilius 6), iſt 
eine Art Droſſel, welche, wie wir anderswo geſagt ha⸗ 
ben, vielleicht dem ganzen Koͤnigreiche den Namen ge⸗ 
geben hat. Linne beſchreibt das Weibchen nach dem 
Feuille e unter dem Namen Turdus plumbeus, welches 
auch wuͤrklich aſchgrau oder vielmehr graubraun iſt, 
das Maͤnnchen ift aber durchaus ſchwarz, außer unter 
| ee end 


6%) Turdus ater, axillis Iuteis, cauda cuneata, 


Bam Ku Bietes Buch. nn 


den Fluͤgeln, wo es einen ſchoͤnen großen gelben Fler 
hat, die Geſtalt iſt dieſelbe als bey der gemeinen Droſ⸗ 
ſel, ausgenommen der Schwanz, welcher Feilförmig iſt; 
er macht ſein Neſt auf die Baͤume in die Naͤhe von Baͤ⸗ 
chen; er verfertigt es wie die meiſten Arten dieſes Ge⸗ 
ſchlechts aus Leimen; niemals legt er mehr als drey 
Euyer. Sein Geſang iſt ſanft, harmoniſch und anhal⸗ 
tend, er laͤßt ſich aber nie in Kaͤfigen zaͤhmen. Das 
Fleiſch iſt wegen eines gewiſſen unangenehmen Geruchs 
nicht gut zu eſſen; weil er daher von den Jaͤgern nicht 
beunruhigt wird, iſt er durch das ganze Land außerone 


dentlich haufig. 


5. Die Thenea, Turdus Thedes 7*); ich vermus 
the, daß dieſer Vogel eine Abaͤnderung der vielſtimmi⸗ 
gen Droſſel (Turdus polyglottus) aus Virginien, oder 
des Orpheus (T. Orpheus) oder Centzontlatole aus 
Mexico iſt, der wegen der Mannigfaltigkeit ſeines Ge⸗ 
ſangs Vierhundertſtimme genannt wird. Sein Körs 
per kommt in der Groͤße der gemeinen Droſſel gleich, 
die Fluͤgel und der Schwanz, welcher ungetheilt und 
abgerundet iſt, ſind aber viel länger, Augen, Füße, 
und Schnabel find braun und wie bey andern Voͤgeln 
dieſes Geſchlechts gebildet, die Federn des obern Theils 
des Koͤrpers ſind aſchgrau mit braun und weiß gefleckt, 
die Schwung ⸗ und Ruderfedern find an der Spitze weiß. 
Bruſt und Bauch find weißlicht aſchgrau. Er bauer 
ſein Neft auf die Bäume, giebt ihm die Geſtalt eines 
einen Fuß langen Cylinders und verſieht es auswendig 
mit Dornen, inwendig fuͤttert er es aber mit Wolle und 
Pflaumfedern aus, um feine drey bis vier Eyer hinein⸗ 
zulegen, welche weiß und braun geſprenkelt ſind. An 
] Das) der 


1 


*) Turdus fufeo einereus, ſubtus pallido cinereus, re- 
migibus rectricibusque apice albis, 


— * 
— n 
2 


1 8000 
. 


Würmer, duschen Amphibien r. von Chili, 223 


12 Seite iſt ein enger Eingang, 00 wachen er in feine 
h Pe kriecht. A 


N Man daun nicht eigentlich (ade? g 1 der eigene 
bhuͤmliche Geſang dieſes Vogels ſey, da er mit einer be⸗ 
wundernswuͤrdigen Verſchiedenheit der Stimme ſeine 

3 Töne fo verändert, daß man nicht einen „ ſondern tau⸗ 

. ſend Voͤgel zu hören glaubt, welche ſich in ein Concert 

vereinigt haben; er ſingt das ganze Jahr durch. Auſ⸗ 
ſerde m beſitzt er in einem ſehr hohen Grade die Eigen, 
ſchaſt, den Geſang aller übrigen Voͤgel auf das natuͤr⸗ 
lichſte nachzuahmen; wenn er daher ſingen hoͤrt, ſo wen⸗ 
det er ſich aufmerkſam nach der Gegend, und faͤngt mit 

unausſprechlicher Anmuth an, dieſe Stimme nachzuah⸗ 
men, er wird daher von einigen der Pantomimenvogel 
genannt. Man kann mit Recht behaupten, daß ſeine 
Stimme hoͤher, verſchiedener und melodiſcher iſt, als 

die von der Nachtigall. Da er ſehr lebhaft iſt, figt er 

nie ſtille, auch wenn er ſingt, nicht, ſondern hüpft im⸗ 

mer von einem Zweige auf den andern, daher iſt es 

aͤußerſt ſchwer, ihn im Käfig zu zahmen, weil er ſich, 
wenn er ſich eingefchloffen ſieht, bald abhaͤrmt und ſtirbt. 
Auch wenn man ihn in einem Hauſe aufzieht, wird er 
bald krank und ſtirbt, wenn er keinen Garten hat, in 
welchem er umher fliegen kann. Er frißt allerley Sa⸗ 
chen, beſonders aber Fliegen. Er findet ſich uͤberall, 
vorzüglich gern wohnt er aber in der Naͤhe der ann. 


e yo 5 ö 


180 Der ee Turdus Curaeus 5e iſt ein Bon 

| u welcher zwiſchen dem Staar und der Amſel in der 
Ne 355 „ doch ſo, en er 5 letzterer 1 nähert, 

| 0 als 


71 


27) Turdus ater nitens roſtro ſubſtriato, catıda ede 


N + 
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224 Viertes Buch. 


als erſterem. Er iſt ſo groß als die Miſteldroſſel, bat 
einen etwas ausgeſchnittenen und nach der Spitze hin 
gekruͤmmten Schnabel, der Mund iſt mit einigen Haa⸗ 


ren verſehen, die Nafenlöcher nach obermärts mit einer 


Haut bedeckt, die Zehen wie bey andern diefes Geſchlechts N 
geſtellt, der Schwanz fuͤnf Zoll lang und keilfoͤrmig. 
Alle feine Federn find glaͤnzend ſchwarz, auch der Schna⸗ 
bel, die Augen, die Fuͤße, die Krallen und das Sleiſch 
bie auf die Knochen find ſchwarz. 5 


Auch dieſer Vogel wird wegen ſeines Geſangs fe 
geſchaͤtzt, der fo harmoniſch und anhaltend iſt, daß man 
ſich wundern muß, wie er mit dem Othem reichen kann. 
Auch er ahmt den Geſang anderer Voͤgel nach, und 


llernt, wenn er gezaͤhmt wird, leicht Worte ausfprechen, 


Er naͤhrt ſich von Fruchtkoͤrnern, Gewuͤrmen und Fleiſch, 
daher macht er auf kleinere Vögel Jagd, denen er gern 
das Gehirn ausfrißt. Ohngeachtet dieſer Raubbegier⸗ 
de habe ich nie einen Vogel geſehen, der ſich leichter 
zaͤhmen laͤßt. Wenn er gefangen und in einen Käfig 


geſetzt iſt, faͤngt er bald an zu freſſen, und den folgen⸗ 


den Tag iſt er ganz froͤlich und fangt an zu ſingen. Ei⸗ 
nige ſchneiden ihm die Fluͤgel ab und laſſen ihn in den 
Gaͤrten frey herum huͤpfen, wo er auf die Baͤume klet⸗ 
tert und da anmuthig ſingt. 


Die Thiere dieſer Art leben in Geſellchaft wie dle ö 
Staare, täglich gehen fie haufenweiſe auf die Wieſen, 
um da ihr Futter zu ſuchen, und des Abends kehren ſie 
zu ihren Wehnplaͤtzen wieder zurück, da man fie denn in 
der Luft fingen und anmuthig unter ſich ſcherzen hoͤrt. 
Sie fliegen immer im Kreiſe, und jeder bemuͤhet ſich, 
im Mittelpunkte deſſelben zu ſeyn. Sie bauen ihr 
Neſt mit vieler Kunſt, die Grundlage und Seitenwaͤn⸗ 
de machen ſie aus Reifer und linie uni 

led⸗ 


j 


f 


Würmer Zuffen, ange. bon Chili. 22 5 


Niedgras, und kleben es inwendig mit Mörtel aus, den 
ſie in dem Schnabel und zwiſchen den Klauen zufam» 
mentragen. Wenn die Wohnung die gehoͤrige Groͤße 


hat, ſo machen ſte dieſelbe mit dem Schwanze, der ih⸗ 
nen ſtatt der Mauerkelle dient, glatt, und füttern fie in- 


wendig mit Pflaumfedern und Wolle aus, damit ihre 


Jungen bequem darinn liegen koͤnnen; fie legen gewoͤhn⸗ 


lich er ne von ie 1 „ 


. Die 9 80 1 Lo ca 90 15 Ihe etwas a 
17 als der Staar, dem ſie in der Geſtalt des Schnabels, 
der Zunge, der Füße, des Schwanzes und auch in der 


Lebensart gleicht. Das Maͤnnchen iſt dunkelgrau mit 
weiſſen Flecken, ausgenommen die Kehle und die Bruſt, 
welche ſcharlachrech oder vielmehr lebhaft feuer farbig 


ſind. Das Weibchen iſt heller grau, mit hellrother 
Bruſt. Vie Eyer ſind aſchgrau und braunbunt und 
ſie legt niemals mehr als drey in das erſte Loch, welches 


fie in der Erde findet, wo fie fie, ohne ſich viel darum 


zu bekuͤmmern, liegen laͤßt. Man kann ſie leicht in 


Kaͤfigen aufziehn, und fie wird der Anmuth und Har⸗ 
monie ihres Geſangs wegen ſehr geſchaͤtzt. Wenn ſie 


in Freyheit iſt, erhebt ſie ſich ſenkrecht in die Hoͤhe und 5 
ſingt mit ihrem Weibchen zugleich, darauf ſteigt ſie auf N 


eben die Art wieder nieder. Die Indianer, welche vien 
le aberglaͤubiſche Beobachtungen uͤber den Geſang dieſer 
Voͤgel machen, ſchaͤtzen die Bruſtfedern derſelben h 
um IN esche damit Me e e 


8. de | 


0) Sturnus, fufeo, alboque maculatus, pectore 80 8 
neo. 


2200 Viertes Bud: 


8. Die Rara, Phytotoma Nara gen. non. 105), iſt 
beynahe von der Groͤße der Wachtel, es iſt nur eine Art 
in dieſem Geſchlecht, welches zur Ordnung der Singvoͤ⸗ 
gel Paſſeres) des Linne gehoͤrt. Sie hat einen dicken, 
kegelfoͤrmigen, zugeipißten, geraden Schnabel, der ſaͤ⸗ 


genfoͤrwig ausgeſchnitten und einen halben Zoll lang iſt, 
die Zunge iſt kurz und ſtumpf, der Augenſtern braun, 
die Fuͤße in vier Zehen getheilt, drey vorne und ein Furs 


zer noch hinten, der Schwanz iſt mittelmaͤßig und ab⸗ 
gerundet. Die Farbe iſt dunkelgrau auf dem Ruͤcken 
und heller unter dem Bauche. Die erſten Schwung⸗ 
und Ruderfedern auf beyden Seiten haben ſchwarze 
Punkte. Sein Geſchrey iſt heiſer, unterbrochen, und 
druͤckt einigermaßen die Sylben ſeines Namens aus. 
Er naͤhrt ſich von gruͤnen Kraͤutern, hat aber die boͤſe 
Eiqenſchaft, fie nicht eher zu freſſen, als bis er den 


Stamm der Pflanze dicht an der Wurzel abgeſaͤgt hat; 


oft wirft er auf dieſe Art blos zum Zeitvertreib eine 
Menge Kuͤchengewaͤchſe um, ohne nur ein Blatt davon 
zu freſſen. Die Einwohner bekriegen ihn daher unauf⸗ 
hoͤrlich, und geben den Knaben, welche feine Eyer auf⸗ 
ſuchen, eine gute Belohnung; dieſe Eyer ſind weiß mit 
rothen Flecken. Da er die Nachſtellung weiß, die man 
gegen die Exiſtenz ſeiner Art macht, ſo bauet er ſein 
Neſt in die dickſten Bäume und in ſchattige wenig bee 
ſuchte Oerter. Ohngeachtet dieſer Vos ſicht hat ſich ſei⸗ 
ne Art ſehr vermindert, und nach der Sorgfalt, mit wel⸗ 
cher die Einwohner ſie ganz auszurotten ſuchen, darf 
man glauben, daß ſie ſich nicht lange mehr erhalten 
dürfte, wenn nicht feine Nachkommenſchaft unterlaͤßt, 
ihren boͤſen Namen in der That zu fuͤhren. 


4 2 | 9. Der 
got) Phytotoma. Rofrum conicum, re&tum, ſerratum. 


Nares ovatae. 


Lingua brevis obtuſa, 


1 0 f d 1 
Ki 
9. Der Papagoy. Chili hat drey Arten dieſer 
0 Vogel, eine bleibt beſtaͤndig dort, die zwey andern ſind 
aber Zugvoͤgel. Der beſtaͤndig dortbleibende, welchen 
die Einwohner Thecau nennen, Pfittacus Cyanıly- 
ſeos nt), iſt etwas groͤßer als eine Taube. Der Hals 
iſt mit einem ſchoͤnen blauen Halsbande umgeben, die 
Federn des Kopfs, der KFluͤgel und des Schwanzes find 
ſchoͤn gruͤn mit gelb gefleckt, die des Ruͤckens, der Keh⸗ 
le und des Bauchs find gelb mit grün geſprenkelt. Der 
Schwanz iſt mittelmaͤßig lang und gleich. Dieſe Art 
iſt durch das ganze Königreich allgemein, und thut den 
Fruͤchten, beſonders dem Korn, großen Schaden. Sie 
fliegen beſtaͤndig in großen Haufen umher, und wenn 
ſie ſich auf die Erde niederlaſſen wollen, um ihr Futter 


zu ſuchen, ſo ſetzt ſich einer auf einen Baum zur Wa⸗ 


che, und benachrichtiget ſeine Kameraden durch wieder⸗ 

holtes Geſchrey, wenn ihnen einige Gefahr bevorzuſtehen 
ſcheint; damit dieſe Wache auch ihr Futter ſuchen koͤnne, 
wird fie von Zeit zu Zeit abgeloͤſet, daher iſt es den Jaͤ⸗ 
gern aͤußerſt ſchwer, ſie in dieſer Lage zu uͤberraſchen; 
durch die Liſt, in der Luft eine Bedeckung uͤber ſich zu 
ziehen unter welcher ſie mit der groͤßten Geſchwindig⸗ 
keit hervorſpringen, gluͤckt es ihnen doch aber, eine groſ⸗ 
ſe Menge davon zu toͤdten. b 5 f 


Am ihre Brut in Sicherheit zu ſetzen, machen ſie 
ihr Neſt in die jaͤheſten Abgründe, wo fie tiefe und ge⸗ 
kruͤmmte Loͤcher machen, auf deren Boden fie zwey weiſ⸗ 
ſe Eyer, fo groß wie Taubeneyer, legen. Demohnge⸗ 
achtet laſſen ſich die Einwohner, welche den Jungen 


nachſtellen, mit Seilen in dieſe Abgründe herunter, und 
ziehen dieſelben mit eigenen dazu gemachten Haken aus 
| P 2 


den 


0 Plittacus brachyurus, luteo vixehs, collari eoeruleo, 
uropygio rubro, 8 . rer 


„ 


N Würmer, Inſekten, Amphibien ze. von Chill. 227 


den licher heraus. Dieſe Riegen Papageien ieh vor⸗ 
treflich zu eſſen, und werden doch wohlfeil verkauft; ich 


habe geſehen, daß man acht Stück derſelben für die ge» 
ringſte Münze des Landes gab, weiche ſechs und einen 
halben Pfennig (bajocco) gilt. Einige werden auch ge⸗ 


zaͤhmt und lernen ſehr gut reden. Die alten Vogel, 


wenn ſie ſehen, daß ihre erſte Brut geraubt iſt, machen 

ſich bald zu einer zweyten bereit, und wenn dieſe eben 
das Schickſal hat, hecken ſie zum drittenmal, und ſo 
auch allenfalls die vierte, bis fie das von der Natur er⸗ 
forderte Paar Junge mit ſich führen koͤnnen, daher wird 
ihre große Zahl, ohngeachtet der vielen e 1 


wa ſie leiden, KT vermindert, 


Die Wafderpapagoyen find die Choroi und die a . 
guilma. Ich nenne fie Zugvoͤgel, nicht weil fie aus ei⸗ 


“ 3 7 


nem andern Lande nach Chili kommen, ſondern weil fie 
ſich des Sommers in den Cordiglieren, des Winters 
aber auf den Ebnen aufhalten. Beyde ſind von der 


Groͤße einer Turteltaube und von der Art der Parkits. 
Der erſte, welchen ich Pfittacus Choraeus 12%) nennen 


will, hat den obern Theil des Körpers grün, den uns 


tern aſchgrau und den Schwanz verhaͤltnißmaͤßig lang; 
dieſer lernt beſſer als alle uͤbrige reden. Der zweyte 


Pſittacus Jaguilma 15), iſt ganz grün, außer den Spi⸗ 


tzen der Fluͤgel, welche braun ſind; er e einen Iebr 
langen zugeſpitzten Schwanz. | 


Die Thiere dieſer Art beinen unter allen 9900 
goyen am fruchtbarſten zu ſeyn. Die Haufen, welche 
man davon in den Ebnen unter dem 34ſten bis 45ſten 

Grade 


un Plittacus brachyurus viridis, ſubtus einereus, orbi- 
tis incarnatis. 

30 Pfittacus maerourus viridis, remigibus Ei füfcis, 

orbitis fulvis. 


Win ner duften Amphibien von Chill. 229 


ade herumfliegen ſieht, find fo groß, daß ſich niemand, 
5 nicht geſehen hat, einen Begriff davon zu ma⸗ 

chen im Stande iſt. Wenn ſie ihre Zuͤge machen, um 
(on ie Nahrung zu ſuchen, fo verdunkeln ſie die Son⸗ 
ne, und . einen mit dem e Heſchreß 
8 taub. 1 x 


Zum Gluͤck e dieſe ſchaͤdichen Vögel erst 
iach der Erndte an, und kehren ſchon wieder zuruͤck, 
nn die Baͤume anfangen Knoſpen zu treiben, ſonſt 
wuͤrden fie mit ihrem fürchterlichen Schnabel alles ver⸗ 
heeren. Die Felder, wo fie ſich niederlaſſen, werden 
vollig veroͤdet und bis auf die Wurzel aller Kraͤuter be⸗ 
raubt. Man weiß nicht, wie vielmal fie jaͤhrlich brüͤ⸗ 
ten, ich vermuthe aber, daß dieſes außer dem Winter 
alle Monate geſchieht, da fie, ohngeachtet der großen Nies 
derlagen, welche fie jährlich in den Ebnen leiden, beſtaͤn⸗ 
dig zahlreicher zurückkehren. Die Einwohner ſetzen ih⸗ 
nen, wenn ſie ſich gelagert haben, auf aͤußerſt ſchnellen 
Pferden nach, und ſchlagen eine große Menge derſelben 
mit langen Ruthen todt, welche fie in der Hand haben, 
indem bey der großen Menge ein Vogel den andern ver⸗ 
hindert, geſchwind aufzufliegen. Ihr Fleiſch iſt ſehr 
ſchmackhaft und zart, Be als von den e 
. 5 . 


13. Dre Thebhel, ParvaChilmfs 145 0 ; gast i in gart 
Amerika finden ſich gewiſſe Arten von Huͤhnern, deren 
Flagel mit ſtarken Spornen. bewaffnet fi find; fie werden 
in Jamaica, wo ſie fehr häufig find, Jacane genannt, \ 
in andern Provinzen en fie verihieöne Mun, Die⸗ 0 | . 


N 3 ſes 334 
| 250 Watre d wou, pedibus ti, erste Kb 15 6 | | \ 
deriſtato. u | 


— 


230 Viertes Buche 


ſes aus Chili iſt beynahe fo groß als eine Elſter, hat aber 

höhere Beine; der Kopf iſt mit einem kleinen Federbuſch 
geziert, Hals, Ruͤcken und vorderer Theil der Flügel 
ſind violet, die Kehle bis mitten auf die Bruſt ſchwarz, 
der Bauch weiß, die Schwung und Ruderfedern, wel» 
che ſehr kurz find, dunkelbraun; auf der Stirn ſitzt ein 
rother Fleiſchkamm, welcher in zwey Lappen getheilt iſt, 
die Augen haben eine gelblichte Iris, die Pupille iſt 
braun. Der Schnabel it kegelfoͤrmig, gegen die Spi⸗ 
tze etwas gekruͤmmt und etwa zwey Zoll lang. Die 
Naſenloͤcher ſind viereckigt und offen, die Beine bis uͤber 
die Knie ohne Federn. Die Füße haben vier freye ver⸗ 
haͤltnißmaͤßige Zehen, nicht wie bey dem braſillaniſchen 
Spornflügel, bey welchem fie unverhältnifmäßig lang 
find. Die Spornen treten nicht aus der aͤußern Spitze 
der Fluͤgel hervor, wie man gewoͤhnlich glaubt, ſondern 
aus der Spitze des Ellenbogens oder des Gelenks des 
Oberarms mit dem Vorderarme, ſie ſind gelblicht, ke⸗ 
gelfoͤrmig, knoͤchern, an der Grundfläche drey Linien 
dick und einen halben Zoll lang. | ne 


Da dieſer Vogel fo gut bewaffnet iſt, fo wehrt er 
ſich gegen alle Thiere, und ſtoͤßt fie mit der aͤußerſten 
Wuth mit feinen Spornen. Ob er ſchon völlig freye 
Zehen hat, ſo ſetzt er ſich doch niemals auf Baͤume, haͤlt 
ſich auch nicht gern an hohen Oertern auf, ſondern lebt 

beftändig in den Ebnen, wo er ſich von Wuͤrmern und 
Inſekten naͤhrt Er macht ſein Neſt zwiſchen Kraͤuter 
und legt nur drey Eyer, welche nicht groͤßer, als die vom 
Rebhuhn und von braun und ſchwarzbunter Farbe ſind, 
fie find ſchmackhafter als die von Huͤhnern. Männchen 
und Weibchen halten ſich beſtaͤndig zuſammen, ſelten 
ſieht man fie in Haufen. Wenn fie ſehen, daß jemand 
nach ihren Eyern ſucht, ſo halten ſie ſich ſo weit als 
moͤglich ganz ruhig vom Neſte entfernt, verbergen ſich 

a unter 


2; 
1 


5 


| Würmer, Inſekten, Amphibien re. von Chili. 231 


g he 8 ie ; . * „ 
unter die Kraͤuter, und kommen nur in einer gewiſſen 
Entfernung wieder hervor, ohne ſich doch aber unruhig 


zu bezeigen, ſobald aber der Räuber ſich ihrem Neſte 


nahet, fo fpringen fie mit unglaublicher Wuth auf ihn 
los. Man hat bemerkt, daß dieſe Voͤgel des Nachts 
niemals ſchrehen, als wenn fie hören, daß jemand vor⸗ 
beygeht, daher bebienen ſich die Araucaner derfelben im 
Kriege als ſo vieler beftändig aufmerkſamer Wachen, 
um den Ueberfall der Feinde zu entdecken. Sonſt ver⸗ 


guöuͤgten ſich die Herren dieſer Staͤdte damit, dieſe Voͤ⸗ 


gel durch abgerichtete Falken zu jagen, jego ſchießt man 


fie aber mit Schießgewehr. Ihr Fleiſch giebt dem von 


der Schnepfe nichts nach. 


14. Der Piuquen, Otis Chilenfis 15%), iſt eine größer 
re Art von Trappe als die europäifche, fie ift weiß, Kopf 
und vorderer Theil der Fluͤgel grau, und die erſten 


Schwungfedern ſchwarz, der Schwanz iſt kurz und ent⸗ ; 


haͤlt achtzehn Ruderfedern. Auf dem Kopfe hat er gar 
keine Excrescenz, auch unter der Kehle nicht; der Schna⸗ 
bel iſt verhaͤltnißmaͤßig und dem von der Trappe ganz 
aͤhnlich. Die Füße haben vier ſehr dicke Zehen, der in⸗ 
nere Sporn iſt etwas von der Erde erhaben. Dieſer 
Vogel, der gern geſellſchaftlich in den Feldern herum⸗ 
laͤuft, naͤhrt ſich von Kraͤutern, und faͤngt erſt, nachdem 


er zwey Jahr alt iſt, an zu hecken; er legt ſechs weiße 
Eper, die größer als Gaͤnſeeyer find, Sein Fleiſch iſt 


am Geſchmack dem von Puter bey weitem vorzuziehen. 
Dia er ſich leicht zaͤhmen laͤßt, fo haben verſchiedene an⸗ 
gefangen, ihn mit Vortheil auf ihren Gütern zu halten. 
E 
- ? 1 g 7 5 „ g } ! 
„) Otis capite juguloque laevi, corpore albo, vertice 
| rectrieibusque einereis, remigibus primoribus nigris. 


= 


1 


232 e Viertes Buch. 105 11 7 „ le 
0 


4 


15. Der Cheuque oder der amerikaniſche Strauß, 


Struthio Rea 16*), findet ſich in den Thaͤlern der Anden 
in großer Menge, beſonders um den großen See Na⸗ 
huelguapi herum. Dieſer Strauß, der beynahe die 


£ 


E 
E 


a 


Hoͤhe eines Menſchen erreicht, hat einen zwey Fuß acht 
Zoll langen Hals, einen kleinen runden mit Federn bes 


kleideten Kopf, ſchwarze Augen und Augenbraunen mit 


Wimpern beſetzt, der Schnabel iſt kurz und breit wie 


bey den Enten, die Beine ſo lang wie der Hals, die 


Fuͤße haben drey freye Zehen nach vorne und den Anfang 
eines vierten nach hinten, der Schwanz beſteht aus kur⸗ 
zen gleich langen Federn, welche über dem Steiße enk 


ſpringen. Die Flügel, ob fie gleich acht Fuß in der 


Breite haben, find doch zum Fiuge ganz ungeſchickt, da 
die Bärte der Schwungfedern nicht wie bey andern Wi. 
geln mit einander vereinigt, ſondern von einander abges 
ſondert und biegſam ſind. Dieſe Federn ſind ſo wie die 
des Ruͤckens dunkelgrau, die andern, welche den übrigen 
Theil des Körpers bedecken, find weißlicht. Einige die: 
fer Boͤgel ſind ganz ſchwarz, andere ganz weiß, man 
kann dieſe aber als Abartungen anſehen. f 


Der Cheuque hat keine Stacheln an den Fluͤgeln, 
auch keine calloͤſe Bruſt wie der afrikaniſche Strauß, er 
bat aber mit jenem die Eigenſchaft gemein, alles, was 
ihm vorkommt, ſogar Eiſen ohne Auswahl zu verſchlu⸗ 


cken, feine angenehmſte Speiſe find aber Fliegen, wel- 


che er mit außerordentlicher Geſchicklichkeit fängt; er 
wehrt ſich, indem er diejenigen, welche ihn beunruhigen, 
mit den Fuͤßen ſchlaͤgt. Wenn er feine Jungen vers 
ſammlen will, fo lockt er fie mit einem Pfeifen, das dem 
menſchlichen ſehr nahe kommt. In ſeinem Neſte, wel. 

5 | ches 
5) Struthio pedibus tridactylis, digito poſtico rotunda- 

to mutico, Linn. a N 


\ 
N 


ö Würmer, duct, aueh von Chili. 233 


ches er in die Erde macht, finden fich oft auf vierzig bis 
ſechzig Eyer; diefe Eyer find von vortreflichem Geſchmack 


und ſo groß, daß die Schaale auf zwey Pfund Fluͤßig⸗ 


keit enthalten kann. Die Einwohner gebrauchen die 
Federn zu Federbuͤſchen, Sonnenſchirmen und Kehrbuͤr⸗ 
ſten. Herr Paw, der ſo oft den Titel ſeines Buchs ver⸗ 


gißt, laͤßt dieſen Vogel als eine Ausartung des afrika 
niſchen Straußes auftreten, weil er ſtatt zweyer Zehen 


drey nach vorne hat. Aber waͤren dieſe beyden Thiere 
auch von einer Art, welches fi fie e gewiß nicht find, fo wuͤr⸗ 


de der afrikaniſche eher fuͤr eine Baſtardart zu halten 


ſeyn, da ihm mehr fehlt, was der wi, ganzen 5 
ſe e Thiere eigen iſt. 5 f 


0 16. Der Pequen, Strix G 5 iſt e ein 
Vogel aus der Gattung der Eulen, und wegen der lan⸗ 
gen Hoͤhlen merkwuͤrdig, welche er in die Ebnen macht, 
um ſeine Eyer hinein zu legen. Dieſe Hoͤhlen ſind ſo 
tief, daß P. Feuille e verſichert, er 0 ſich ſehr lange 
Zeit Muͤhe gegeben, eine auszugraben, ohne ans Ende 
kommen zu koͤnnen. Die Statur dieſes geſchickten Mir 
nirers iſt nicht größer als die einer Taube, der Schnabel 
iſt aber wie beym Habicht geſtaltet, ſtark, kurz und ge⸗ 


kruͤmmt, die Nafenlöcher find fehr erhaben, die Augen 
groß mit gelber Iris. Der ganze obere Theil des Koͤr⸗ 


pers iſt grau mit weiſſen Flecken, Kehle, Bruſt, Bauch 
und Schwanz, welche nicht laͤnger iſt, als die Fluͤgel 
reichen, ſchmutzig weiß. Die Schenkel ſind mit feinen 
Federn bedeckt, die Fuͤße aber mit kleinen Erhabenhei⸗ 
ten beſetzt, aus welchen kurze Haare entſpringen. Die 
Zehen find ſehr ſtark und mit langen), ſchwarzen und ges 


RR Krallen verſehen. men mens ang 
| | 1 ſo 


a Strix capite laevi, corpore ann fuſco, ſubtus albo, 
pedibus tubereulatis piloſis. 


234 ‚Biertes Buch. 
ſo ſehr, wie andere Voͤgel dieſes Geſchlechts, das Sicht, 


gewoͤhnlich ſtreicht er in Geſellſchaft ſeines Weibchens 


1 


in der Naͤhe der Oeffnung ſeiner Hoͤhle umher. Er 
naͤhrt fi) von Inſekten und Amppibien, den uͤberfluͤßi⸗ 


gen Vorrath davon wirft er auf einen Haufen zur Seite 


ſeiner Hoͤhle. Mit ſeinem Geſchrey, welches klagend 
und oft unterbrochen iſt, ſcheint er die Sylben ſeines 
Namens auszuſprechen. Er legt vier weiſſe mit gelb 
geſprenkelte Eyer, welche, ohngeachtet der großen Tie⸗ 


fe, in welche er fie vergraben hat, einem aufmerffamen 


Beobachter nicht haben verborgen bleiben koͤnnen. P. 
Feuille e verſichert, daß das Fleiſch von außerordentlich 


bekannt if, daß es in Chili gegeſſen wird. 


17. Der Tharu, Falco Tharus ia), iſt eine Art 


Adler, von der Groͤße eines guten Kapaunen und in 
Chili ſehr gemein. Das Maͤnnchen iſt weißlicht mit 


ſchwarz gefleckt, und hat auf dem Kopfe eine Art Kro⸗ 
ne, welche aus ſchwarzen Federn beſteht, die im Um» 
fange größer find als im Mittelpunkte. Der Schnabel 
iſt weißlicht und wie bey dem gemeinen Adler gebildet, 


die Fuͤße ſind gelb und zugleich mit den Zehen, die ſtarke 
Krallen haben, mit Schuppen belegt. Die großen 
Schwungfedern und die Spitzen der Ruderfedern ſind 


ſchwarz. Das Weibchen iſt etwas kleiner als das 
Maͤnnchen, graubraun und mit einem kleinen ſchwarzen 
Kopfbuſch geziert. Dieſe Voͤgel bauen ihre Neſter auf 
die hoͤchſten Bäume aus Reiſern, welche fie in Geſtalt 


eines viereckten kleinen Keffels zuſammenlegen, und auf 
welche ſie eine große Menge Wolle, weiche Haare und 


Federn ſchleppen; in dieſes Neſt legen fie fünf weiſſe 


mit 


a8) Falco cera pedibusque luteis. Corpore albo-ni- 
greſcente, vertice eriſtato. 


vortreflichem Geſchmack ſey, ob mir gleich bis jetzo nicht 


6 


Pe 


Hi 
4 
5 


* 
1 


yo 
k 


Würmer, Juſtten, Amphibien c. von Chili. 235 


mit grau gefleckte Eyer. Sie naͤhren fich von allerley 
Thieren, auch vom Luder, befonders ftellen fie aber, wie 
alle Naubvoͤgel, dem Gefluͤgel nach. Sie machen ſi ch 
erſt mit denſelbei bekannt, und ſpringen alsdenn wie 
wahre Verraͤther, wenn jene es ich am wenigſten ver⸗ 
ſehen, auf den Ruͤcken derſelben. Das Männchen geht 
immer mit affektirter Gravitaͤt und erhabenem Kopfe 


2 
er 


| den Ruͤcken aße, und 0 1 0 e en Ge⸗ 
0 fang ne 9 | 


und vielleicht nichts anders als eine Abänderung deſſel⸗ 
ben. Er unterſcheidet ſich von jenem durch den weiß⸗ 
Achten an der Spitze ſchwarzen Schnabel und die brau⸗ 
nen Schwungfedern, da uͤbrigens alle uͤbrige Theile 
ſchwarz find. Der Kopf iſt wie bey jenem kahl und 
nur mit einer rothen runzlichten Haut uͤberzogen, die 


i Iris, ſo wie die Fuͤße, ſind braun. Indeß nimmt der 
Jote dieſe Farben nur nach und nach an; wenn er jung 


iſt, iſt er ganz weiß, und fängt nicht eher an ſchwarz zu 
werden, als nachdem er einige Zeit aus dem Neſte gewe⸗ 


| fen iſt. Der erfte ſchwarze Fleck erſcheint auf dem Ruͤ. 


cken, welcher ſich nach und nach uͤber den ganzen Koͤrper 
verbreitet. Ob dieſer Vogel gleich ſo groß als ein Pu⸗ 
terhahn 05 und einen ſehr hackenfoͤrmigen Schnabel und 
ſtarcke Klauen hat, ſo greift er doch niemals irgend ein 


ander Gefluͤgel an. Er naͤhrt ſich vom Luder, welches er 


findet, und von Amphibien, welche er erhaſchen kann. 
5 it a und Aesge, daß man ihn daher den Efel 
| der 


) Vultur niger, remigibus fuſcis, roftro eineraceo. 


e; wenn es plaudert, welches es ſehr oft thut, hebe 
es den Kopf immer weiter empor, bis es mit demſelben 


8 16. Der me Yale lots 1980), iſt * den Nas 
turforſchern ſchon bekannten Vultur Aura ſehr ähnlich, | 


* 


235 PVoiertes Buß 1 9 


der Voͤgel nennt. Man ſieht ihn gewoͤhnlich ganz lan⸗ 
ge Zeit unbeweglich auf Felſen und auf den Daͤchern der 
Haͤuſer mit ausgebreiteten Fluͤgeln ſtehen, um ſich zu 


2 — 
. 


ſonnen. Man hoͤrt ſeine Stimme niemals, als wenn 
er geſchoſſen oder ſonſt beunruhigt wird, alsdann quieckt 
er wie eine Maus, und giebt alles wieder von ſich, was 
er genoſſen hat; der ganze Körper giebt einen haͤßlichen f 


Geruch von ſich. Nach ſeiner natuͤrlichen Indolenz 
macht er ein Neſt ohne alle Kunſt zwiſchen die Felſen 
oder auch platt auf die Erde, rafft daſelbſt trockne halb 


vermoderte "Blätter und Federn zuſammen, und legt auf 


dieſe zwey Eyer von weiſſer gleichſam geräucherter 


Farbe. 
159. Der Condor, Hubltur Gryphus 20. Das Work 


Condor, mit welchem man dieſen ungeheuren Geyer 


allgemein belegt, ſtammt aus der peruaniſchen Sprache 
ab, die Chileſer nennen ihn Manque; er iſt ohne Wi⸗ 


derrede einer der groͤßten Bewohner der Luft. Sinne‘ 


giebt von ihm die Fluͤgelbreite bis auf ſechszehn Fuß an; 


die größten, welche ich aber geſehen habe, hatten nur 


vierzehn Fuß und einige Zoll. Der Koͤrper, welcher 


an Groͤße den Koͤnigsadler weit uͤbertrifft, iſt mit ſchwar⸗ : 


zen Federn bekleidet, außer dem Ruͤcken, welcher ganz 


weiß iſt. Der Hals iſt mit einem Halsbande geziert, 


welches auf einen Zoll breit iſt und aus laͤngern weiſſen 
Federn beſteht. Der Kopf iſt nur mit kurzem Wollhaar 
bedeckt; die Augen ſind ſchwarz mit rothbrauner Iris; 
der Schnabel iſt vier Zoll lang, dick gekruͤmmt, an der 
Wurzel ſchwarz und an der Spitze weißlicht. Die er» 
ſten Scywungfedern find gewoͤhnlich zwey Fuß, neun 
Zoll lang, und haben vier Linien im Durchmeſſer. Die 

| Schenkel 


20 Vultur maximus, carunculg verticali longitudine ca- 
pitis, gula nuda, Linn, 


0 g 5 ; 
7 1 N — 
2 a 5 


Birnen nf, agb ien don it 237 | 


Schenkel find zehn Sal, acht Linien lang, die Beine 
aber nur ſechs Zoll. Die Fuͤße ſind mit vier ſehr ſtar⸗ 
ken Zehen verſehen; der Zehen nach hinten iſt ohngefaͤhr 
zwey Zoll lang, hat nur ein Gelenk und eine ſchwarze 
Kralle, welche eilf Linien lang iſt; der mittlere Zehen hat 
drey Gelenke, iſt ohne die Kralle fünf Zoll, zehn Linien 
lang, die Kralle iſt weißlicht und zwey und zwanzig Li⸗ 
nien lang; die übrigen beyden Zehen find etwas kuͤrzer 
und gleichfalls mit ſtarken Krallen verſehen; der 
Schwanz ift ungetheilt und in Verhaͤltniß der Größe 
des Vogels klein. Das Weibchen iſt etwas kleiner als 
das Männchen und von brauner Farbe. Das Genick 
deſſelben iſt mit einem kleinen . geziert, [eier 
Hals aber al | band. 


Die Condors niften an den Seiten der fit ſten Be | 
115 i hervorragenden Felſen; fie legen zwey Ever, 
welche roͤßer als Putereyer und von weiſſer Farbe find, 
Ibre gewöhnliche Nahrung iſt das Fleiſch von Thieren, 
welche fie todt finden oder ſelbſt toͤdten, und fie vertreten 
n dieſer Ruͤckſicht die Stelle der Wölfe, welche in Chi⸗ 
i fehlen, fo fallen fie Schaaf- und Ziegenlaͤmmer, ja 
ft fogar Kälber an, wenn fie dieſelben von ihren Muͤt⸗ 
ern entfernt finden, ihrer mehrere vereinigen ſich als. 
enn, fallen auf das Kalb, welches fie ſich auserſehen 
gaben, ſenkrecht herab, umgeben es mit ihren ausge⸗ 
reiteten Fluͤgeln, hacken ihm di⸗ Augen aus, damit es 
icht entfliehen kann, und zerfleiſchen es in einem Augen. 
lick. Die Einwohner ſuchen alle moͤgliche Mittel her ⸗ 
or, um dieſe Luftraͤuber zu vertilgen, einige derſelben 
recken ſich der Laͤnge nach auf die Erde und laſſen ſich 
nit einer friſchen Ochſenhaut bedecken. Die Condors 
alten dieſe fuͤr abgeledertes Vieh, und fliegen herbeh, 
m zu freſſen, alsdenn ergreifen die hingeſtreckten Leute 
it großer Geſchicklichkeit die Süße derſelben, indem ſie 
ihre 


. 


238 Viertes Buß 


ihre Haͤnde mit ſtarken Handſchuhen verſehen haben, 
andere zu dieſem Zweck verſteckte Perſonen laufen eitigft 
zu ihrer Huͤlfe herbey, um die Geyer todt zu ſchlagen. 
Mit mehrerer Sicherheit umgeben andere einen kleinen 
Platz mit Palliſaden und legen ein Stuͤck Luder hinein, 
die Geyer, welche aͤußerſt feinen Geruch und Geſicht ha⸗ 
ben, um ihre Beute aufzuſuchen, fliegen ſogleich herbey 
und ſtopfen ſich den Bauch ſo voll, daß ſie in einem ſo 
engen Orte nicht wieder auffliegen koͤnnen, und werden 
alſo von den verborgen geweſenen Bauren todt geſchla⸗ 
gen. Wenn ſie ſich indeß erſt in einer gewiſſen Hoͤhe 
befinden, fo fliegen fie recht gut, wenn fie ſich auch gleich 
recht dick gefreſſen haben, und ſteigen ſo hoch, daß ſie 
nicht größer als eine Taube zu ſeyn ſcheinen. Dieſe 
Art Geyer ſcheint mir blos in der Farbe von dem groſ⸗ 
ſen gelben Geyer verſchieden zu ſeyn, welchen die Schwei⸗ 

zer Laͤmmergeyer nennen ). u, 9 


vierfüßt⸗ Sechs und dreyßig Arten vierfüßiger 
ge Thiere, Thiere giebt es gewiß in Chili, wie wir 
Chil. Me⸗ ſchon oben geſagt haben. Unter dieſe An⸗ 
lituma. zahl begreife ich aber diejenigen nicht mit, 
die aus Europa hieher gebracht ſind; ſo wie auch nicht 
die Schweine und die Hunde, ob ich gleich geneigt bin, 
zu glauben, daß auch dieſe nicht von europaͤiſcher Gat⸗ 
tung find, weil fie, zum Unterſchiede aller der Thiere, 
wovon man weiß, daß fie fremd find, in der chileſiſchen 
Sprache ihre eigene Namen haben. Selbſt P. Acoſta, 
der nicht lange nach der Eroberung vom ſuͤdlichen Ame⸗ 
rika 


1) Von den Fledermaͤuſen, die gleichſam den Uebergang 
von den Vögeln zu den vierfuͤßigen Thieren machen, 
finden ſich in Chilt zwey Arten, nämlich diejenige, 
welche ſich in den Haͤuſern aufhaͤlt, und ſich von der 

enropäifchen gar nicht unterſcheidet, und e | 

welche 


a 
* 


. 


ſchweine in Peru zu entſcheiden. Die in Chili werden 


in der Landesſprache Chanchu genannt, und haben eben 


die Bildung und Groͤße als die europaͤiſchen, ſind aber 


gewoͤhnlich weiß und hierin von den peruvianifchen ver⸗ 


ſchieden, die ſchwarz ſind. 


Von den Hunden behaupte ich indeſſen nicht, daß 
alle Gattungen, die man hier ziehet, ſich vor der Ankunft 
der Spanier daſelbſt befanden, ſondern ich vermuthe 


nur. daß ſchon vor Dieter Epoche der kleine zottige Hund, 
Biltho genannt, und der gemeine Hund, Thegua 
genannt, die ſich in ollen Gegenden bis ans Kap Horn, 
die bis jetzt bereiſet find, gefunden haben, bekannt wa⸗ 
ren. Sie bellen wie die europaͤiſchen, man darf ſie aber 
des wegen nicht fuͤr Fremdlinge halten. Die Meinung, 
daß die amerikaniſchen Hunde ſtumm ſind, hat von 
nichts anderm ihren Urſprung, als von dem Misbrauch, 
den die erſten Eroberer von den Namen der Dinge in 
der alten Welt machten, indem ſie ſie nach ihren Ein⸗ 


faͤllen und ohne einige Beurtheilung den neuen Gegen⸗ 
ſtaͤnden beylegten, die ihnen eine leichte Aehnlichkeit mit 


denen zu haben ſchienen, die ſie in Europa verlaſſen hat⸗ 
ten. Als ſie nach Mexico kamen, fanden ſie daſelbſt 
das Techichi, ein ſtummes Thier, welches in der Ge⸗ 
ſtalt dem Hunde etwas ähnlich, aber von einer ganz ver⸗ 
ſchiedenen Gattung iſt, wie der Herr Abt Saverio Cla⸗ 
vigero in feiner gelehrten Geſchichte von Mexico zeigt. 
Dieſe leichte Aehnlichkeit war ihnen genug, es fuͤr N 
u Jund 


welche in den Feldern lebt, von eben der Grüße und 
Geſtalt, als die vorhergehende iſt, aber eine brangen⸗ 


gelbe Farbe hat. Beyde Arten find Blutſauger (tan⸗ 
Suinarie) wie die in den heißen Gegenden, und leben 
von Inſekten. 1 | i 


Würmer, Infekt, Amphibienie.von Chill. 239 


rika ſchrieb, wagte es nicht, uͤber den Urfprung der Haus⸗ 


Anekdote zu widerlegen gewußt. 


x 


0% Vuertes Buch. 


Hund zu halten und ſo zu nennen; und unter den andern } 


außerordentlichen Dingen, die fie verficherten in Ame. 


rika angetroffen zu haben, verbreiteten ſie auch, daß die 


Hunde der neuen Welt nicht bellen koͤnnten. Dieſes 


Märchen hat fid) bis auf unfre Zeiten fortgepflanzt, und 
es hat nicht an Naturforſchern gefehlt, die es als eine 
wahre Entdeckung angenommen haben. Aus demſelbi⸗ 
gen Grunde hatte man auch verbreitet, daß die europaͤi⸗ 
ſchen Hunde, welche man auf die Inſel Gio. Fernandes 
brachte, die in dieſen Zeiten noch unbewohnt war, die 


Stimme dalelbſt verloren hätten, aber die Einwohner, 
welche ſich jetzt daſelbſt befinden, haben dieſe felijame 


Der Mißbrauch der Nomenclatur, der noch jetzt 
forkdauert, iſt der Naturgeſchichte von Amerika hoͤchſt 
ſchaͤdlich geweſen: von ihm ſchreiben ſich die eingebil⸗ 
deten Syſteme über die Verſchlechterung der vierfuͤßigen 
Thiere in dieſem unermeßlichen Lande her; von ihm 


kommen die kleinen Hirſche, die kleinen Eber, die klei⸗ 


nen Baͤren ꝛc. die man zur Unterſtuͤtzung dieſer Syſte⸗ 


me anführt, und die mit der Art, zu welcher fie gehoͤ. 
ren ſollen, nichts anders gemein haben, als dieſen ge⸗ 
misbrauchten Namen, den ihnen einige wenig bemerken⸗ 
de Schriftſteller, wegen einer falſchen Aehnlichkeit in 


der Figur, beygelegt haben. ö 


Ein neuerer berühmter Schriftſteller, der die Aus⸗ 


artung der Thiere in Amerika für ausgemacht hält, fuͤh⸗ 
ret zum Beweiſe dieſer Meinung den amerikaniſchen 
Mirmecophagus, gewoͤhnlich Ameiſenbaͤr genannt, an, 
den er für eine ausgeartete Gattung des Bären aus⸗ 


giebt; 


Kk ) „Ich kam etwa ſechs oder ſieben Meilen tief ins Land. 


„Ich ſah hier einige Hafen, die fo groß als junge Re⸗ 
„he waren und ſchoß einen davon, der mehr als 26 
„Pfund wog. Haͤtte ich einen guten Windhund ge⸗ 

„habt, 


N N 1 I. | ' 125 . ö 1 1 
Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien ꝛc. von Chili. 241 


giebt; aber dieſes kleine vierfüßige Thier unterſcheidet 
ſich vom Bären, wie alle Naturforſcher uͤbereinkommen, 
nicht allein in der Gattung, ſondern fogar in der Ord⸗ 
nung; und folglich darf man es nicht für eine Baſtard⸗ 
art einer Art halten, mit welcher es nie eine we ſentliche 
Verwandtſchaft hatte. Wie viele falſche Schluͤſſe dieſer 

Art koͤnnte man nicht anführen, wenn man alle amerika. 

niche vierfüßige Thiere durchgehen wollte, gegen weſche 
ſchon zum voraus die Degradationsſentenz ergangen iſt! 
Von den Arten vierfuͤßiger Thiere, die man wirklich 
dieſelbigen nennen koͤnnte, die wir in der alten Welt ſe. 
ben, find im ſuͤdlichen Amerika ſehr wenig, und die In⸗ 
dividua davon haben entweder Diefeibige Form, oder 

haben fie durch ihre beſtaͤndige Fortpflanzung und lan⸗ 

gen Aufenthalt unter diefem ſanften Himmelsſtrich ver. 
groͤßert. Chili hat hievon keine andern Arten als Süd 
fe, Hafen, Fiſchottern und Maͤuſe. Die Fuͤchſe find 

von drey Gattungen wie in Europa, nämlich der Gu ru 
oder der Birkfuchs, (Canis vol pes); der Chilla oder der 
Brandfuchs (Canis alopex); der Payne ⸗gurub oder der 
Steinfuchs (Canis lagopus), welcher im Archipelagus 
von Chiloe ſchwarz iſt; dieſe verſchiedenen Fuͤchſe ſind 

an Geſtalt denen auf unſerer Hemi phaͤre gleich. 
Der Haſe, lepus timidus, hat dieſelbige Bildung 
und Farbe als der europäifche, übertrifft ihn aber an 
Größe. Er pflegt bis zu 30 italiänifchen Pfunden zu 
wiegen, welches durch das glaubhafte Zeugniß des Ad⸗ 
miral Byron beſtaͤriget wird, der fie im Port Deſire“ 
auf der patagsnifchen Kuͤſte, wo ſie in großer Menge 
find, ſah und wog N. Man ſiehet ihn indeſſen in Chi. 
„„ iR z | li 


„habt, ſo haͤtte man koͤnnen zweymal wöchentlich der 
W Mannſchaft Haſenfleiſch zu eſſen geben. Sie ha ben 
bvhier ein weißes und angenehm ſchmeckendes Fleiß eh. x 


Voyag, de Hawkesworth, T. II. p. 24. 
9 vn 


1 08 


„ e Veen But. 


li nur in den Provinzen Coquimbo, Puchacay und Huil⸗ 
quilemu; fein Fleiſch hat ſich in dieſem Theile von Ame. 
rika verbeſſert, es iſt vollkommen weiß, und von einem 
Geſchmacke, der nichts vom Wilde an ſich hat. Die 
Fiſchotter (Muftela Lutra), an Figur und Größe der eu 
ropaͤiſchen gleich, bewohnt die ſuͤßen Waſſer der füdlie 
chen Provinzen. Die großen Hausratzen find erſt durch 
europaͤiſche Schiffe dahin gebracht, aber die kleine Haus⸗ 
maus Mus Muſculus) und die Feldniaus (Mus terreſtris) 
nebſt einigen andern von verſchiedener Art, wovon ich 
hernach eine Beſchreibung geben werde, hatte Chili 
ſchon , 0 | 


Wann ich ſage, daß fechs und dreyßig Arten von 
vierfuͤßigen Thieren in Chili find, fo meyne ich damit 
nur die bekannten; uͤbrigens bin ich uͤberzeugt, daß es 
weit mehr giebt. Wuͤrklich ſcheint es auch unmoͤglich, 
daß die Cordiglieren, die bis itzt noch wenig oder gar 
nicht unterſucht ſind, nicht noch andere neue Arten ent⸗ 

halten ſollten, vorzuͤglich von denen, die wegen ihrer 
groͤßern Wildheit gern an den einſamſten Oertern ſich 
aufhalten. Vielleicht verbergen die Seen, Thaͤler und 
das Gebuͤſch des platten Landes noch eben ſo viel ander 
re, die nur die ſorgfaͤltigen Unterſuchungen eines Na⸗ 
turforſchers erwarten, um entdeckt zu werden. Die 
Tradition ſtimmt mit meiner Meynung uͤberein, und 
ich habe ſchon mehr als acht Arten herzaͤhlen hören, die 
würflich zu verſchiedenen Zeiten entdeckt find, die aber, 
well fie nur von wenigen Perfonen und nur im Vorbey⸗ 
gehen ſind geſehen worden, nicht Glauben genug verdie⸗ \ 
nen, daß fie koͤnnten in die Ordnungen des Thierreichs 1 
aufgenommen werden. e 


Unter dieſe gehoͤrt z. B. der Piguchen, ein gefluͤgel⸗ 0 


tes vierfüßiges Thier oder eine Art von großer Fleder⸗ 
maus, 


* 


i Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien:e. von Chili. 2 45 


maus, welches, wenn ſeine Exiſtenz wirklich waͤre ‚ein. 


nes von den Gliedern ausmachen wuͤrbe, welche die Wide 


gel mit den vierfuͤßigen Thieren verbinden. Es iſt, wie 5 
man ſagt, von der Groͤße und Geſtalt des Hauskanini⸗ 


chen, mit weichem caneelfaͤrbigem Haar bedeckt, hat ei⸗ 
ne ſpitze Schnautze, große runde und glanzende Augen, 
kaum zu bemerkende Ohren, haͤutige Flügel, kurze und 
denen der Eidechſe ähnliche Beine, einen anfangs run⸗ 
den und hernach breiter werdenden Schwanz, wie die Fi⸗ 
ſche; es ziſcht wie die Schlangen, und fliegt auf wie die 
Rebhuͤhner, es wohnt in den Höhlen der Bäume, aus 
welchen es nur des Nachts hervorkmmt, und thut kei 
nem Thiere übel, außer den Inſekten, von welchen es 
ſich naͤhrt. 9 I „„ 
Hierhin gehört noch der Hippopotamus aus den 
Fluͤſſen und Seen von Arauco, der von dem afrifänie 
ſchen verſchieden, und an Größe und Geſtalt dem Pfer⸗ 
de ähnlich iſt, aber Schwimmfuße wie die Robben hat. 
Das Daſezn dieſes Thiers wird uͤberall im Lande gen 
glaubt, und es find Leute, welche verſichern, die Haut 
davon geſehen zu haben, welche, wie fie ſagen, mit eis 
nem weichen Haar, von der Farbe der Seewoͤlfe, be. 
deckt iſt. f 95 8 „ 


Aber wir wollen dieſe Thiere, die ungewiß oder 


ſchlecht bemerkt ſind, denen überlaffen, die ſich die Ge⸗ 
egenheit verſchaffen koͤnnen, uns von ihrem Dafeyn zu 
erfichern oder fie beffer zu unterſuchen, und wollen zur 


— 


Be reibung derer gehen, die bekannt find, und dieſe 


n Thiere mit Klauen und mit Hufen eintheilen. Ob 


ieſe Eintheilung gleich unvollkommen ift, fo iſt ſie doch 


weckmsßiger als jede andere, die kleine Anzahl, die wie 
intern Leſern darſtellen wollen. mit Deutlichkeit zu ordnen. 
Die vierfüßigen Thiere mit Klauen haben theilg 


2 2 Schwimm⸗ 
* 
= „ eo I er 2 
. EEE 


\ 


* 


244 . Viertes Buch. | 


Schwimmfuͤße, theils geſpaltene Klauen. Die mit 
Schwimmfuͤßen halten ſich theils im Meere, theils im 
Füßen Waſſer auf und naͤhren ſich gewöhnlich von Fi⸗ 

ſchen. Im Meer von Chili halten ſich folgende auf; 


25 


I. Der Urigne, Phoca lupina ?): dieſes Thier, 
welches die Franzoſen und Spanier den kleinern See⸗ 
wolf nennen, iſt von der Robbe oder Seekalbe, das die 
Meere von Europa bewohnt, wenig verſchieden. Seine 
Groͤße und Farbe ſind verſchieden, man findet welche 
von drey, ſechs auch acht Fuß lang, bald braun, bald 
grau, bald weißlicht; aber dieſe Verſchiedenheiten ma⸗ 
chen, wie es mir ſcheint, hoͤchſtens nur Spielarten. 
Sein Koͤrper, der vorn ziemlich dick iſt, nimmt, wie 

bey den Fiſchen, bis zu den Hinterfuͤßen ab, welche, 

durch eine Haut vereiniget, den aͤußerſten Theil davon 

ausmachen; feine Haut iſt hart und mit zweyerley Haar 

beſetzt, das eine iſt weich und kurz wie das der Ochſen, 
das andere laͤnger und rauher; der Kopf iſt dick und 
meiſt rund, er gleicht dem Kopfe eines Hundes, dem 

die Ohren nahe am Kopfe weggeſchnitten waͤren. Statt 

der Ohren hat es zwey Löcher mit Raͤndern, welche die 
Gehörsgänge find; die Augen find ziemlich groß, con⸗ 

ver, und mit langen Augenbraunen auch einigen einzel⸗ 
nen Wimpern beſetzt; die Naſe iſt der eines Kalbes 

ziemlich ahnlich; die Schnautze kurz, ſtumpf und ober⸗ 

waͤrts mit langen Barthaaren beſetzt; beyde Lipven find 

gleich, die obere aber, wie bey den Loͤwen, ef: 

was ausgeruͤndet; das Maul iſt mit vier und dreyßig 

Zaͤhnen beſetzt, naͤmlich mit zehn Schneidezaͤhnen, ſechs 

oben und vier unten, vier Hundszaͤhnen, und zwanzig 

Backenzaͤhnen. Dieſe Zähne find nur gegen die Spitze 

| Ä dicht, 


©) Phoca capite fubauriculato, palmis tetradadiylis. 


\ 
N 


Würmer, Inſekten, Amphibien ꝛe. von Chili. 245 


dicht, ihre Baſis oder der Theil, den die Zohnhoͤhlen 


faſſen, iſt inwendig hohl; die Zunge iſt der von einem 
Kalbe ähnlich. Die beyden Vorderfuͤße, die man eie 


gentlicher Schwimmfuͤße nennen koͤnnte, haben zwey 
ſichebare Articulationen, namlich diejenige des Arms 
mit dem Schulterblatte, und die des Vorderarms mit 


der Hand. Die Knochen der Vorderhand, ſo wie die 


Finger, ſind knorpelicht und in eine harte Membran 
wie in einen Handſchuh eingeſchloſſen. Dieſer verwach⸗ 
ſener Finger ſind vier an jeder Hand, und hierin unter⸗ 
ſcheidet ſich der kleine Seewolf von den übrigen Gat⸗ 
tungen der Robben. Sein Koͤrper, der nach hinten zu, 
wie ſchon geſagt iſt, duͤnner wird, theilt ſich am Ende 
in zwey ziemlich kurze Stücke, welche die Hinterfuͤße 
bilden, gelenkt ſind und fuͤnf ungleiche Zehen haben, die 


beynahe wie die Finger der menſchlichen Hand beſchaf⸗ 
fen ſind. Eine rauhe Haut vereiniget dieſe Finger un⸗ 5 


ter ſich, vom erſten Gliede bis zum dritten, theilt ſich dar⸗ 


auf, und umgiebt fie bis zum unterſten Theile der Nä« 
gel, und verlängert ſich noch ein wenig über dieſe her⸗ 
aus. ten zwiſchen dieſen ſo gebildeten Fuͤßen tritt 
ein Stückchen Schwanz hervor, das ohngefaͤhr drey 
Zoll lang iſt. „„ e 


Scwohl das Männchen als das Weibchen Haben 
die Geburtstheile am aͤußerſten Theile des Unterleibes. 


Bey der Begattung, die gewoͤhnlich am Ende des Herb⸗ 
ſtes vorgeht, ſetzen ſie ſich auf die Hinterfuͤße und um⸗ 


faſſen ſich mit den Schwimmfuͤßen. Die Weibchen 


werfen im Fruͤhlinge eins oder zwey, felten drey Jun⸗ 
gez ſie ſind ſchoͤner als die Maͤnnchen, und haben einen 
längern und freyern Hals. Zwiſchen der Haut und dem 
Fleiſche haben dieſe, wie beynahe alle Waſſerthiere, ein 
| e öd½ü mehr 


von einem Fuß im Durchſchnitte hereingienge. 


24 | Viertes Buch. i 


BR * 5 . 9 
mehr als fünf Zoll dickes weſches Fett, das leicht zu 
Oel gemacht wird. Sie haben auch viel Blut, und 
wenn ſie verwundet werden, ſpringt eine große Menge 


davon mit Gewalt aus ihren Adern. Ohngeachtet der 


un vortheilhaften Bildung ihrer Fuße ſpringen fie doch 


auf die hoͤchſten Felſen, wo fie gern ſchlafen. Die 
Fortbewegung ihres Koͤrpers gehet jedoch auf der Erde 


ſo ſchwer, daß ſie eher ſich zu ſchleppen als zu gehen ſchei⸗ 
nen. Und doch wäre es ziemlich gefährlich, ihnen gar 
zu nahe zu kommen, weil fie den Hals fo geſchwind zur 


Rechten und zur Linken bewegen, daß ſie mit ihren 


ſchrecklichen Zaͤhnen leicht einen Menfihen mitten durch 
ſchneiden konnten. Wenn fie jemanden nahe vorbeyge⸗ 
hen ſehen, oͤffnen fie das Maul fo weit, daß eine Kugel 


Im Meere ſchwimmen fie mit unglaublicher Ges 
ſchwindigkelt, und bedienen ſich dazu der Hir terfuͤße, 
welche fie der Laͤnge nach ausſtrecken und fo zuſammen⸗ 
halten, daß ſie von weitem der Schwanz eines Fiſches 
zu ſeyn ſcheinen. Sie ſind nicht gern lange unterm 
Waſſer, ſtecken auch oft den Kopf heraus, um Luft zu 


ſchoͤpſen und zu ſehen, ob nicht ein Penguin oder andes 


rer Waſſervogel, die fie gern eſſen, in der Mähe ſey. 
Die großen Urigni bruͤllen wie die Ochſen, oder grunzen 
wie die Schweine. Die kleinen bloͤken bald wie Laͤm⸗ 
. 5 mer, 

h Die Seekaͤlber find daſelbſt fo zahlreich, daß ich glau⸗ 
be, wenn man in einer Nacht mehrere Tauſende fien⸗ 
ge, es den andern Tag noch nicht merklich waͤre. 
Wir mußten eine große Menge davon toͤdten, weil 

ſie, wenn wir an der Kuͤſte herausſegelten, gegen uns 
ahnliefen, und ein erſchreckliches Geraͤuſch machten. 

— Dieſe Fiſche geben ein vortrefliches Oel; Herz und 
Geſchling ſind ſehr gut zu eſſen; ſie ſchmecken wie 
| vn Schwein: 


e . 
N 3 . 
eV. rn 8 
v au W 
7 N 
v * * 


13 e 4 
Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien ze. von Chili. 247 


mer, bald wie Kälber. Dieſe Gattung iſt an der gan⸗ 
zen Kuͤſte von Chili und an allen Inſeln, die ſich in ih⸗ 
rem Meere befinden, ſehr gemein ). Die Chileſer 


toͤdten jährlich eine große Menge davon, indem ſie ſie 
mit einem Stocke in die Naſe, die ihr empfindlichſter 
Theil iſt, zu ſtoßen ſuchen. Ihre Haͤute dienen zu ver⸗ 1 

ſchiedenem Gebrauch, vorzuͤglich aber eine Art Floß | | 
daraus zu machen, mit welchen fie über die Fluͤſſe fü 
gen oder im Meere fiſchen. Dieſe Floͤße werden ver⸗ 
mittelſt zweyer großer mit Luft gefuͤllter und acht bis 
zehn Fuß langer Baͤlle gemacht, die aus den genannten 

Fellen wohl zuſammengenaͤhet und mit zwey oder drey 
Querſtuͤcken Holz verbunden find. Die Haͤute erhal⸗ 
ten auch, wenn ſie gut bereitet werden, eben das Koͤr⸗ 

nige, als der Korduan, und wenn fie auch nicht fo fein 

ſind, ſo haben ſie doch mehr Feſtigkeit und ſchaben ſich 
nicht fo leicht ab. Man macht aus ihnen gufe Schuhe 


und die beſten Stiefeln, die, wenn ſie gut genaͤhet ſind, 


dem Waffer widerſtehen. Die Choni, die im Archipe⸗ 
Chiloe wohnen, machen aus dem Fette dieſes 


ee 


. es ein gutes Oel, das ſie zum Verkauf in die Staͤd⸗ | 1 
te bringen. Iſt es gut gereiniget, fo dient es ſehr gut 94 
zum Gerben und zum Brennen, und wird, weil es be⸗ W 
ſtaͤndig klar bleibt, für dieſe Endzwecke dem Thran vor⸗ | 70 5 


gezogen. Die Schiffer fagen, es ſey auch, wenn es 
friſch wäre, gut zum Kochen zu gebrauchen, ich habe 
es aber nie verſucht. Im Bauche dieſes Thieres fin⸗ 


ä 


770 Schweinfleiſch, und die Haͤute geben das beſe Pelke 
werk in dieſer Art, das ich je geſehen habe. Log. de 


Caxteret v. Hawkesworth, I. I. le. 2. P. 242. N 
Die Seewoͤlfe, von welchen ich geredet habe, fin⸗ N 


5 den ſich daſelbſt in ſo großer Menge, daß man die K 
Fielſen um die Inſel Quiriquine damit bedeckt ſiehet. Ver \ 
Prezier Voy. L. I. p. 148. 161 


. 
EURE, r 
1 . 


werden, um die Nahrung, die fie zu ſich nehmen, beſſer 
zermalmen zu koͤnnen. Ne eg 


* 


eh Das Meerſchwein „ Phoca porcina 9 5 iſt dem | 


248 e Viertes Buch. 3 NG. 


det man gewöhnlich einige Steine, die zwey oder drey 
Pfund wiegen, und die vielleicht von ihnen verſchluckt 


Urigne an Geſtalt, Haar und Sebensart gleich, untere 


ſcheidet ſich aber davon an der Schnautze, die laͤnger iſt 


2 
und ſich wie ein Schweinsruͤſſel endiget, an den Ohren, 


die ſich weiter hervorſtrecken, und an den Vorderpfoten, 


die fuͤnf gut gebildete, aber ganz mit einer Haut bedeck⸗ 
te Zehen haben. Dieſe Robbe, die man ſelten in den 


chileſiſchen Gegenden ſiehet, iſt drey oder vier Fuß lang, 


N N, 


Der Name Meerſchwein iſt vielen Seethieren gegeben, 8 


paßt aber auf keins außer dieſem. 


a 3. Der Lame, Pfioca Elephantina *), iſt den bey⸗ 


den vorhergehenden analog geſtaltet, unterſcheidet ſich 
aber durch einige merkliche Kennzeichen davon. Er it 


von fo außerordentlicher Größe, daß er nahe an zwey 


und zwanzig Fuß Lange und funfzehn Fuß im Umfan. 


ge, unter der Bruſt gerechnet, kommt. Unter der 
Naſe hat er einen Kamm oder glanduloͤſe Hervorragung 
von fuͤnf Zoll hoch, die ſich von der Stirn bis jenſeit 
der Spitze der obern Lippe erſtreckt. Es iſt dieſes viel- 


leicht ein Vertheidigungswerkzeug, das ihm von der fuͤr⸗ 
ſorgenden Natur gegeben iſt, um die Streiche abzuhal⸗ 
fen, die an dieſem empfindlichen Theile allen Thieren die⸗ 


e 


fer Gattung tödtlich find. Die Husdszaͤhne der untern 


Kinnbacken, die vier Zoll herausſtehen, geben ihm, ver» 


eint mit dem Ruͤſſel, das wilde Anſehn eines Elephan⸗ 
ten. Seine vier Füße haben jeder fünf wohl abgetheil⸗ 
te und mit krummen Klauen bewaffnete Zehen, die halb 


22 


mit 


a 2 . er 3 8 22. N 
*) Phoca capite auriculato, roftro truncato prominente, 


5 
RN 


ä 


N 


Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien, bon Chili. 249 


mit einer lederartigen und am Ende ausgeſchnittenen Haut 


bedeckt ſind. Die Ohren ſcheinen beym erſten Anblick 
abgeſtumpft, aber wenn man ſie naͤher betrachtet, ſiehet 


man, daß fie ſich vier oder fünf Linien uber das Haar er⸗ 


heben und beynahe wie die Ohren des Hundes geſtaltet 


ſind. Seine ganze Haut iſt nur mit einer Art Haar 


bedeckt, das von verfchledener Farbe, bald kaſtanien⸗ 


braun, bald dunkelbraun, bald weißlicht, und obgleich 
kurz und ziemlich dicht, doch weich iſt. Dieſe Haut iſt 


ein wenig dicker, als die des Urigne. Das Weibchen 


iſt ein wenig kleiner, feiner gebauet, als das Maͤnnchen, 
und hat nur eine geringe Spur von Ruͤſſel auf der Naſe. 


Dieſes iſt das ungeheure Thier, dem der Adniiral 


„ 


Anſon mit Unrecht den Namen Seeloͤwen gab, Linne, 


der dieſe Benennung annimmt, nennt es Phoca Leoni- 
na; dieſes Beywort muß man aber fuͤr ein ander Thier 


von derſelbigen Gattung, aber einer andern Art aufbe⸗ 
halten, das ihn, wie wir bald ſehen werden, mit mehr 


Recht verdient. Die Lami wohnen vorzuͤglich um die 


ſtreifen waͤhrend des Sommers | 
bey der Annäherung des Winters ziehen ſie ſich aber in 

dieſe Gegenden zuruͤck, um der Fortpflanzung ihres Ge⸗ 

ſchlechts zu warten. Sie begatten ſich eben ſo als die 


8 Inſel Gio. Fernandes, an den Küften von Arauco, im 
Acchipelagus von Chiloe und gegen die magellaniſche 


Meerenge. Sie leben meiſtentheils in Geſellſchaft, und 
gern im Meere herum; 


Urigni's, und werfen dieſelbige Anzahl Junge. Auf 


0 dem Lande ſuchen ſie ſumpfigte Oerter, in welchen ſie 
ſich waͤlzen und wie die Schweine ſchlafen, während daß 


einer auf einem erhabenen Orte auf der Wache ſteht, 


und im Fall eines Ueberfalls ſogleich die andern mit er. 


ſchrekklichem Brüllen benachrichtiger, 


. „ Dieſe 
) Phoca capite antice eriſtato. 


5 


250 Werte Buch. 


Di.ieſe Halbamphibien geben, weil fie weit fetter als 

die andern ihrer Gattung ſind, eine groͤßere Menge Oel; 
man ſiehet bey der geringften Bewegung die fie machen, 
ihr weiches Fett unter der Haut ſich wallen, ſie werden 
deswegen von einigen Oelwoͤlfe genannt. Die Maͤnn⸗ 
chen, die ſich bis zum Aeußerſten von der Liebe hinreiſ⸗ 
fen laſſen, ſiehet man oft mit Nebenbuhlern von derſel⸗ 
bigen Art, um die Weibchen bis zum Tode ſtreiten. 
Daher kommts, daß man ſelten eins findet, das nicht 
die Haut voll Narben habe. Sie ſtreiten mit unglaub⸗ 
licher Wuth wie tolle Hunde; und unterdeſſen halten 
ſich die Weibchen in der Entfernung, und erwarten das 
Ende, bereit, dem Sieger Beyfall zuzurufen, und ihm 
zu folgen. So machen ſich die ſtaͤrkſten ein zahlreiches 
Serail, und von ihren Sultaninnen, die fie den ſchwaͤ⸗ 


chern nahmen, begleitet, gehen ſie triumphirend durch 


den weiten Ocean. 


4. Der Seelöwe, Phoca Leonina 2"), hat einen 


beoeglichern, feinern und beſſer gebildeten, ob gleich 
eben ſo koniſchen Koͤrper, als alle andere Robben; ſein 


Haar, das hellgelb iſt, iſt von den Schultern bis zum 


Schwanze ziemlich kurz, aber am Halſe und Kopfe eben 
ſo lang wie Ziegenhaar. Dieſe auffallende Maͤhne, die 


ihn gewiſſermaßen dem afrikaniſchen Löwen gleich macht, 


giebt ihm das ausſchließliche Recht, den Namen Ser 


loͤbe zu führen. Die Indianer, die keinen Begriff 
vom gemaͤhnten Loͤwden hatten, nannten ihn Thopel lame, 


b. i. der gemaͤhnte Lame. Sein Kopf gleicht dem des 


Löwen, fo wie auch feine Naſe die breit und platt, aber 
von der Mitte bis zum Ende ohne Haar iſt. Die Oh⸗ 
ren ſind beynahe rund, und erheben ſich vom Kopf nur 
ſieben bis acht Linien. Seine Augen find munter und 
lebhaft, und haben eine gruͤnlichte Pupille. Die Ober⸗ 

\ 25 5 lippe 
?*) Phoca capite poflice jubato, 


Wuͤrmer, opt An bien! ie. von Chili. 25k 


lippe iſt ſo wie d bie des Tigers und der andern Robben, 
mit langen weißen Barthaaren beſetzt. Sein Maul iſt 
weit geoͤfnet, und mit vier und dreyßig, wie Elfenbein 
weißen Zaͤhnen bewaffnet, die ſehr groß und dicht, und 
mit zwey Theilen in die Zahnhoͤhlen gefaßt ſind; die 
mittelmaͤßigen haben vier Zoll fange, und achtzehn $is 
nien im EDEN, die Hundszaͤhne ſtehen nicht her⸗ 
aus, wie die der ami. Die Eintheilung dieſer Zähne 
iſt von der nicht verſchieden, die wir beym Urigne be⸗ 
merkt haben. Die Hinterfuͤße ſind eben ſo gebildet, 
und haben dieſelbige Anzahl von Zehen, die auch mit 
einer Schwimmhaut verſehen ſind. Die Vorderfuͤße 
ſind knorplicht, und in Betracht der Maſſe des Koͤrpers, 
kurz, gegen das Ende theilen ſie ſich aber in fuͤnf Zehen, 
die mit Klauen bewaffnet, und durch eine Haut, wie 
bey der Elephantenrobbe, verbunden ſind. Der Schwanz 
der zwiſchen den Hinterfuͤſſen liegt, iſt ſchwarz, rund 
und ns kaum mehr als eine Spanne, in der Länge. 


Das Weibchen iſt weit kleiner als das Maͤnnchen, 
f und hat, wie die afrikaniſche Löwin, keine Maͤhnen. 
Sie hat zwey Bruͤße, und wirft ein einziges Junges, 
dem ſie die Milch mit wahrem Gefühl von Zaͤrtlichkeit 
reicht. Pernetty ſchreibk, daß es an den Malouinen 
Seeloͤwen von fuͤnf und zwanzig Fuß lang giebt; die 
groͤßten, die ich im Meer von Ehiti geſehen habe, was 
ren nur drehzehn bis vierzehn Fuß lang. Sie find auch 
ſehr fett, und haben Ueberfluß von Blut. Wenn fie ver« 
wundet werden, ſtuͤrzen fie ſich gleich ins Meer, und fa 
wie ſie weiter gehen, laſſen fie lange Streifen von Blut 
hinter ſich, die man noch ſehr weit unterſcheiden kann. 
Finden fie die Sami, und die Urigni in dieſem Zuſt ande, ſo 
werſen fie ſich darauf, zerreißen fie ſogleich und verzehren 5 
“fi, Wenn Hingegen ein Lame oder Urigne ſich verwun⸗ | \ 5 
det ins Meer wirft, 1 wird er, ob er gleich auch viel 5 1 
12 Blut . | 7 


| 
* 


* x . 5 
BAY 


22 Viertes Buch. 


Blut vergießt, doch nie angegriffen, noch von Seeloͤben 


oder irgend einem andern Thiere dieſer Art gefreſſen. 


105 Die Fiſcher erzaͤhlen: es ließen ſich in dieſem Meere 7 


von Zeit zu Zeit andere Gattungen von Robben ſehen. 


Wer weiß ob es nicht dieſelben find, die ſich im Nord⸗ 


meere finden, und die Steller beſchreibt. Es koͤnnte 
übrigens aber auch ſeyn, daß ſie den Naturforſchern 
wuͤrklich unbekannt wären, weil, wenn meine Muth⸗ 
maßungen mich nicht truͤgen, dieſe Gattung reicher an 
verſchiedenen Arten iſt, als man denkt. 


F. Der Chinchimen, Muftela Felina 3), iſt ein 
Thierchen von der Spitze der Schnauze bis zum Ans 
fange des Schwanzes ohngefaͤhr zwanzig Zoll lang, dem 


die Spanier den Namen Seekatze gegeben haben. Es 
gleicht auch wuͤrklich der Katze am Kopf, Ohren, Au» 


gen, Naſe, Maul, Zunge, auch an Geſtalt und Laͤnge 
des Schwanzes ſehr. Auf der Naſe traͤgt es auch ver⸗ 
ſchiedene Reihen von Barthaaren. Es hat oben ſechs 


gerade und ſcharfe Schneidezaͤhne, eben ſo viel ſtumpfere 


unten, vier Hundszaͤhne und ſechs Backenzaͤhne, in je⸗ 
der Kinnlade achte. Die Vorder und die Hinterfuͤſſe 


haben jeder fünf Zehen, mit Schwimmhaut und ſtarken 
gekruͤmmten Klauen. Sein Koͤrper iſt, wie der der 
Fiſchottern, mit zweyerley hellbraunem Haar bedeckt, 
das eine iſt weich und kurz, das andere lang und ſtrup⸗ 
picht. Ich weiß nicht wie viel Junge das Weibchen 
wirft, mehr wie vier glaube ich aber nicht. Dieſe 
Halbamphibien ſind meiſtentheils im Meer, man ſiehet 
ſie daſelbſt zwey und zwey, und nie haufenweiſe wie die 
Seewoͤlfe, ſchwimmen. Bey ſchoͤnem Wetter find ſie 
gern auf Felſen, um ſich zu ſonnen; die Kuͤſtenbewoh⸗ 

| ner 


3 Muftela plantis palmatis pilofis, cauda tereti elon- 


gata. 


N ne . 


| Würmer, Inſekten, Amphibien e. von Chili. 253 


ner fangen ſie alsdenn mit Schlingen, die ſie ihnen da 


legen, wo fie zu ruhen pflegen. Dieſe Thierchen haben 
die Wildheit der wilden Katzen, und greifen auch eben 


ſo diejenigen an, die ſich ihnen nähern, Ihr Geſchrey 
iſt heiſer, und Macht eher dem Bruͤllen des Tigers. 


Die Flußthiere i in Chili ſind außer der obenerwähn ⸗ | 


ten Fiſchotter, der Guillino und der Coypu. 


k 5 


N Der Guilino, Caftor Materie 475, iſt eine Art 5 
Biber, welcher wegen der Feinheit feines Haars ſchaͤtz. 


bar iſt. Seine Lange von der Lippe bis zum Anfange des 
Schwanzes iſt ohngef fähr drey Fuß, und die Höhe zwey. 
Der Koͤrper iſt wie beym noͤrdlichen Biber mit theils 
kurzem, theils langem Haar beſetzt; das kurze iſt feiner 


und weicher als beym Kaninichen, das lange iſt groͤber 


und geht leicht aus. Beyde ſind auf dem Ruͤcken grau, 


ur Feuchtigkeit die dem Bibergeil aͤhnlich ware. 


unter dem Bauche weißlich. Das kurze Haar nimmt 
leicht jede Farbe an. Ich habe Kleider von dem Fell 


dieſes Thiers geſehen, die ſchwarz und blau gefaͤrbt wa⸗ 
ren, und wie Sammt ausſahen. Man macht auch Huͤte 


aus dieſem Haar, die den aͤchten Kaſtorhuͤten nichts 
nachgeben. Dieſes Amphibium hat einen beynahe vier⸗ 


eckigten Kopf, kurze und runde Ohren, kleine Augen, 
eine ſtumpfe Schnauze, das Maul mit vier ziemlich 


ſcharfen Schneidezaͤhnen, zwey oben und zwey unten, 
und ſechszehn Backenzaͤhnen beſetzt; die vier Fuͤſſe, jeden 
mit fünf Zehen, wovon die an den Vorderfuͤſſen mit eis 


ner kleinen Membrane eingefaßt, und die an den Hin⸗ 


terfuͤſſen mit Schwimmhaut verſehen find; einen breis 


ten Rücken, und einen langen, platten und dickgehaar⸗ 


ten Schwanz. In den Schaamtheilen findet man kei⸗ 


Es 
50 cador cauda longa tompreflo- lanerolapa, palmis lo- 
-_ plantis palmatis. 


ar ae Er RE 


RAR ur EN 


Ber I I ee 2 er, 


5 d 
Br Viertes Bucht 5 
Es haͤlt ſich in den tiefſten Oertern der Fluͤſſe und 
Seen auf, wo es lange bleibt, ohne noͤthig zu haben 
heraus zu gehen und Luft zu ſchoͤpfen, weil das eyrunde 
Loch des Herzens halb offen, wie bey den Robben iſt. 
Es naͤhrt ſich von Fiſchen und Krebſen, wovon es her⸗ 
nach die Excremente an einen beſondern Ort, wie die 
Katzen, legt. Die Jaͤger, die dieſes wohl wiſſen, uͤber⸗ 
raſchen es hiebey, und toͤdten es. Der Guillins iſt 
von Natur wild, und fo muthig, daß er die Fiſche vor 
den Augen der Flſcher ſelbſt aus den Reuſen holt. Das 
Weibchen wirft zwey oder drey Junge, und tragt, wie 
ich glaube, nicht länger als fünf Monat. | 
Ich habe dieſes Thier Taftor Huidobrius genannt, 
um mir fo viel ich konnte, das ſuͤſſe Andenken an mei⸗ 
nen beruͤhmten Landsmann und Mitſchuͤler Don Igna⸗ 
gio Huidobro, Marcheſe di Caſa Neale zu erhalten, 
deſſen fruͤhzeitiger Tod, der im vier und dreyßtaſten 
Jahr ſeines bluͤhenden Alters erfolgte, mir zu meiner 
unausſprechtichen Berrübniß berichtet wurde, als ich 
eben gegenwaͤrtige Beſchreibung machte. Dieſer junge 
Herr kam, mit den vortreflichſten Eigenſchaften des 
Herzens und des Geiſtes geziert, nach Europa, in der 
Abſicht ſich neue Kenntniſſe zu erwerben, um bey ſeiner 
Ruͤckkehr die Wiſſenſchaften, Kuͤnſte und den Handel 
in feinem Vaterlande ausbreiten zu koͤnnen. In diefer 
Abſicht hatte er ſich, da er ſehr reich war, einen reich⸗ 
lichen Vorrath von guten Büchern und vortreflichen 
Inſtrumenten erworben. Nachdem er Frankreich, 
Holland, Engelland und Italien durchreiſet war, kam 
er nach Madrid, und unterdeſſen er ſich zu ſeiner Ruͤck⸗ 
reiſe nach Chili bereitete, grif ihn ein inflammatoriſches 
Fieber an, das ihn 1 wenig Tagen des Lebens beraub⸗ 
ö 155 5 f abe, 


%) Mus cauda mediocri ſubeompreſſa pilofa, plantis pal. 
matis, 9 | 


Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien ze. von Chili. 253 


te und dadurch die großen Hofnungen in einem Augen⸗ 
blicke vereitelte, die ſeine Freunde und ſein Vaterland 
„„ 0 


von ihm gefaßt hatten. 


Der Coypu, Mus Coypus 86), if eine Waſſer⸗ 


maus von der Größe der Fiſchotter, der er an Geſtalt 
und Farbe der Haare ziemlich gleicht. Er har runde 


Ohren, eine lange mit Barthaaren beſetzte Schnauze, 


kurze Pfoten, und einen dicken, mittelmäßig langen und 


haarigten Schwanz. Jede feiner Kinnladen iſt mik 
zwey ſehr ſcharfen Schnei ezaͤhnen, und eben fü viel 


Backenzaͤhnen beſetzt. An den Vorderfuͤſſen hat er fuͤnf 
wohl abgetheilte Finger, und an den Hinterfuͤſſen eben 
fo viel mit Schwimmhaut verſehene Zehen. Ob dieſes 


Thierchen gleich unter dem Waſſer zu leben beftimme 
iſt, ſo gewoͤhnt es ſich doch, wenn mans heraus nimmt, 


ſehr gu, frißt alles, und zeigt Liebe und Dankbarkeit 
gegen diejenigen, die fuͤr es ſorgen. Seine Stimme 
iſt ein ſcharfes Geſchrey, das es aber nicht anders hoͤren 
laͤßt, als wenn es beleidiget wird. Mit ein wenig Ge⸗ 
duld und Fleiß koͤnnte man es, noch beſſer als die Fiſch⸗ 


beten, zum Fiſchfange abrichten. Das Weibchen wirft 


fünf oder ſechs Junge, die es immer mit ſich fuͤhrt, 
wenn es Nahrung ſucht. | 


ER 


Die vierfüfigen Landthiere mit geſpalkenen Klauen, 


naͤhren ſich :heils von Fleisch theils von Vegetabilien. 
Die fleiſch'reſſenden, worunter man auch die Fuͤchſe zaͤh⸗ 


folgenden Arten: 


len muß, von welchen wir oben vebeten, beſtehen aus 


1. Der Chinche, Viverra Chingha 6*), iſt eins 

von den kleinen Thieren, die Hr. Buffon wegen des un 

N 1 i . 5 j ik J 

ö 90 Viverra atro. caerulea, maculis quinque dorſalibus 

e undis abi 8 N 
Viverra Mephitis Erxl. 


ertraͤg⸗ 


— 


236 Vriertes Buch. 


erträglichen Geſtanks den fie von ſich geben, Stink⸗ 


thiere nennt. Das aus Chili iſt von der Groͤße einer 


gewoͤhnlichen Katze, und von ſchwarzer ins blau ſpielen⸗ 
der Farbe, ausgenommen auf dem Ruͤcken, wo es von 


der Stirn bis zum Schwanze eine Reihe weiſſer runder 


Flecken hat. Es hat einen mehr langen Kopf, breite 


und behaarte Ohren mit einem einwaͤrts gebogenen 
Schneckengange, und Lappen, die wie beym Menſchen 


herabhaͤngen, laͤnglichte Augen mit einer ſchwarzen Tu⸗ 
nia, eine ſpitze Schnauze, die Oberlippe länger als 


die untere, und das Maul bis an die kleinen Augenwin⸗ 


kel geoͤfnet. Die Kinnladen ſind mit zwölf Schneide⸗ 
zaͤhnen, ſechs in jeder Reihe, mit vier ſcharfen Hunds⸗ 


zaͤhnen, und ſechszehn Backen zaͤhnen verſehen; die vor⸗ 


dern Seitenzaͤhne find größer als die mittlern. Die 


Vorderfuͤße find höher als die hintern; es hat an jedem 


Fuße fünf Zehen, die mit langen Nägeln beſetzt ſind, 


womit es die Erde aufkratzt, und ſich tiefe Höhlen macht, 
um ſich mit ſeinen Jungen darinn zu verbergen. Es 
traͤgt den Kopf niedrig, den Ruͤcken krumm wie ein 


Schwein, und den Schwanz aufwaͤrts gekruͤmmt wie 


das Eichhoͤrnchen; dieſer Schwanz iſt ſo lang wie der 
Koͤrper, und nicht weniger haarlgt als beym Fuchſe. 


Scin Urin ſtinkt nicht, wie man gewoͤhnlich glaubt; er 


riecht beynahe ſo wie der des Hundes. Die ſtinkende 


Feuchtigkeit die dieſes Thier gegen diejenigen auswirſt, 
die es beunruhigen, iſt eine Art gruͤnlichten Oels, die in 


ein Bläschen, das nahe beym Hintern liegt, wie beym 
Stinkthiere, eingeſchloſſen iſt. Es erhebt, ſo bald es 
angegriffen wird, die Hinterfuͤße, und wirft gegen den 
Angreiffenden dieſe ſchaͤdliche Feuchtigkeit, deren mephi⸗ 
tiſche Duͤnſte ſich ſo geſchwind verbreiken, daß ſie in ei⸗ 
nem Augenblick alle umliegende Oerter verunreinigen, 


und ſich oft auf mehr als zwey Meilen erſtrecken. Die 


Kleider, die von dieſer bösartigen Salbe beſprßt wer⸗ 
den, 


Würmer, Inſekten Amphibien ꝛc. von Chili. 257 


den, werden entweder ganz weggeworfen, oder nur erſt 


nach ver ſchiedenem und wiederholtem Waſchen mit ſtarker 


Lauge getragen; ſelbſt die Haͤuſer, in welche dieſer peſti⸗ 


lenzialiſche Dunſt gekommen iſt, bleiben einige Zeit un« 
bewohnt, weil ſich kein Raͤuchwerk findet, das den Ge⸗ 
ſtank vertreiben koͤnnte. Wenn Hunde etwas davon 
kriegen, fo ſtuͤrzen fie ſich ins Waſſer, waͤlzen ſich im 


Koth, laufen heulend, wie toll in der Gegend umher; 


beynahe nichts. 


BR N 
„ 
ER 


und ſo lange der Geſtank um ſie her dauert, freſſen fie 


9 


Der Chinghe, der die mächtige Wirkung dieſer fon. 
derbaren Waffen, die ihm von der Natur gegeben ſind, 


kennet, bedienet ſich nie der Zaͤhne oder der Klauen 
gegen die Feinde feiner Art. Uebrigens iſt er freund. 
lich, und ſcheint den Menſchen geneigt zu feyn, denen 
er ſich auch gern naͤhert. Er gehet frey auf die Land⸗ 
guͤter, um daſelbſt die Eyer auszufreſſen, die er in den 
Huͤnerhaͤuſern aufſucht. Er gehet ohne Furcht mitten 
zwiſchen die Hunde, und bedienet ſich mit völliger Frey⸗ 
heit der Vorrechte, die ihm der Salpusconductus giebt, 
den er bey ſich trägt, und die ihm von keinem Thiere 
ſtreitig gemacht werden. Die Hunde, ihrer Seits, weit 
entfernt ihn anzugreifen, fliehen ihn ſo gut ſie koͤnnen. 
ſchießen zu koͤdten, weil fie, wann ſie ihn verfehlen, fuͤrch⸗ 
ten, von ihm beſpritzt zu werden. Einige muthigere 
nähern ſich ihm aber leiſe, und wenn fie ihn ur verſehens 
beum Schwanze ergriffen haben, halten fie ihn in die 
Höhe, damit durch die Ausdehnung der Mufkeln der 
Blaſe, ſich die Oe nung davon verſchließe, und fo tödten 
ſie ihn; aber ihre Unbeſonnenheit wird oft durch ein 
reichliches Beſpritzen beſtraft. N 


Die Einwohner ſelbſt wagen es nicht einmal, ihn durch 


— 


Bi 258 Vrierkes Buch. 


Er bedient ſich indeſſen der ſtinkenden Feuchtigkelt j 
nur in dem Falle, wenn er von einem Feinde einer an⸗ 
dern Art angegriffen wird. Da er das Gift vollfone 
men kennt, ſo enthaͤlt er ſich r von deſſen Gebrauch gegen 
die Thiere ſeines gleichen. Im Gefecht oder im Streit N 
uͤber die Weibchen, gebraucht er blos die Zaͤhne und F 
die Klauen. Die Ehrfurcht, die er von allen Creatu- 
ren fordert, erlaubten mir nicht, mich feinem Lager zu A 
nähern, und mich von der Anzahl feiner Familie zu une 5 
terrichten. Seine gewoͤhnliche Speiſe befteht aus Eyern 
und Geflügel, das er mik unglaublicher Liſt zu fangen 
weiß. Die Haut hat nichts von dem peſtilenzialiſchen 
Geruch des Beutels, und die Indianer machen, wenn 
fie eine hinlaͤngliche Anzahl davon haben, Betldecken 
daraus, die, ſo lange die Schoͤnheit und Weichheit des 
Haas dauert, ſehr von ihnen geſchaͤtzt werden. 1 


2. Der Cupa, Muftela Cuja 75), iſt ein kleines Thier, N 
an Größe, Geſtalt, „Zähnen, Beſchaffenheit der Zehen 
und Lebensart dem Iltis aͤhnlich; es unterſcheidet ſich 5 
aber an den Augen, die ſchwarz find, und an der Schnauze, 
die am Ende ein wenig erhaben iſt, wie beym Schwei⸗ 
ne. Sein Haar iſt di Di weich und gänzlich ſchwarz, 
der Schwanz fo lang als der Körper, und mit Haaren 
wohl verſehen. Es naͤhret ſich von Maͤuſen, die es bes 
ſtaͤd ig in den Feldern aufſucht, und wirft jaͤhrlich zwey⸗ 1 
mal vier oder fünf J Junge. 1 
3. Der Quiqui, Muftela Qigni 8%), iſt 7115 Gk. 1 
tung vom Wieſel, von hraͤunlichter Farbe, und dreyzehn | 
Zoll Länge, von der Spitze der obern Lippe bis zum An⸗ 
fange 


_ 5 0 Muftela pedibus hie; corpore atro, labio füperiore: 
ſubtrunesto. 
*) Muftela pedibus fiſſis, corpore fuſeo roſtro cunei- 
formi. 


Würmer, Inſekten, Amphibien ze. von Chili. 2 59 


fange des Schwanzes i in grader Linie gemeſſen. Es hat 
einen platten Kopf, kleine runde Ohren, kleine zuſam. 
mengezogene Augen, eine keilfoͤrmige Schnauze, eine 
platte Naſe mit einem weiſſen Fleck auf der Mitte, das 
a aul fo weit aufgeipalten wie bey der Kröte, niedrige 
| Beine und einen kurzen Schwanz. Es hat acht und 
wanzig Zaͤhne, zwoͤff febr ſcharfe Schneide zoͤhne, eben 
ſo viel! Backenzaͤhne und vier Hundszaͤhne. Seine Zun⸗ 
ge iſt laͤnglicht und glatt, und feine Fuͤſſe, die denen der 
Eidere gleichen, haben jeder fünf Zehen mit krummen 
Klauen. Dieſes Thier iſt von Natur wild und wuͤtend, 
daher die Eingebohrnen alle die Quiqui nennen, die ſich 
vom Zorn hinreißen laſſen. Es wohnt unter der Erde, 
und nahrt fi), wie das Cupa, von Feld maͤuſen. Es 
wirft auch, wie ich glaube, Wg jährlich „und eben 
die r Junge. 


. Das, chileſiſche Stachelſchwein „findet ſich in 
den nördlichen Anden, wo diejenigen die fo weit hinein, 
kommen es zu töoten pflegen, um ihm die Haut abzu⸗ 
ziehen. Ich habe dieſes Thier nich! geſehen, aber ſo viel 
mir von ſeiner Figur und Lebensart, v vorzüglich aber von 
der Form und Stellung der Stacheln erzaͤhlt iſt, ver⸗ 
muthe ich, daß es vom Coandu oder H. N aus 
N nicht verſchieden iſt. 


N Der Culpeu, „ Canis Culpaeus gr" h iſt ein wil⸗ 
der Hund, oder vielmehr großer Fuchs, und nur vom 
gewöhnlichen Fuchſe in der Groͤße, in der Farbe, die 
dunkeler iſt, und im Schwanze verſchieden, der lang, 
He „ ‚und bis ” a mit et Haar bedeckt 
5 R 2 if, 
5) Canis cauda redia elongata apice concolore 
lae vi. 1 


260 Viertes Buch. 1 Yu 


fe, und nährt ſich von kleinen Thieren. 


daß, ſo oft er mir in dem Gebuͤſch begegnete, ſich dafe 


iſt, wie der des gemeinen Hundes. Seine Lange von 
der Spitze der Schnauze bis zum Anfang des Schwan J 
zes, iſt zwey und einen halben Fuß, und die Höhe von 


der Fußſohle bis oben auf den Ruͤcken, ohngeſehr dach 


und zwanzig Zoll. Die Form der Ohren „ Lage der 
Augen, Zaͤhne und Geſtalt der Zehen ſtimmt voͤllig mit 


dem Fuchſe uͤberein. Er hat eine ſchwache Simon 


die dem Bellen des Hundes gleichkommt, wohnet unte 2 
der Erde in ausgehoͤhlten Loͤchern wie die andern uch. 


— 


Wenn er einen Menſchen ſi ehet, geht er gleich auf 


denſelben zu, bleibt in einer Entfernung von fuͤnf oder 


ſechs Schritten vor ihm ſtehen, betrachtet ihn aufmerk⸗ 
fan, und regt derſelbe ſich nicht, ſo faͤhrt er noch eine 
Weils fort ihn zu betrachten, ‚und zieht ſich dann, ohne 
ihm uͤbels zu thun, zuruͤck. Ich weiß nicht woher die⸗ 
fe Neugier de im Culpeu kommt, ich kann aber verſichern, 
ſelbe zutrug. Es iſt übrigens im ganzen Lande bekannt, 
und es iſt viemand der ſich fuͤrchte, wenn er ſich naͤhert. 
Sein Name, der von dem Worte Culpem her zukom. 
men ſcheent, welches in der chileſiſchen Sprache Tollheit 
oder Narrheit bedeutet, iſt ihm vielleicht wegen dieſes 
thoͤriagten Betragens, das ihn taͤglich den Schuͤßen der 
Jaͤger ausſetzt, bengelege. Noch ſonderbarer aber iſt, 


5 e es der 1 Anzahl die davon getoͤdtet 


wird, 


as „In welcher Enehkenane dieſe Thiere unſre Leute 
v»auch ſahen, fo liefen fie doch unmittelbar auf fie zu; 
„und man tödtefe noch an dem Tage bis fuͤnfe davon. 
„Dieſes Thier, dem die Schifsleute den Namen Wolf 
„gaben, hot weit mehr Aehnlichkeit mit dem Fuchſe, 
TE in der Große und Form des Schwan⸗ 
„zes. s iſt von der Groͤße eines mittelmaͤßigen 
1 und hat lange ſcharfe Zaͤhne. Es findet 


PL 


Wiemer, Jucken, ten von Chili. 261 


wird, er ſich doch nicht von ſeinem thoͤrigten Gebrauche 


entfernt. Daher kommt daß ſeine Gar tung ſich wenig | 
vermehrt, ob er glich nicht weniger e als der 


Fuchs iſt. 


de 


des Menſchen, und beſchrelbt fie auch fo. m) ‚CH thut 
aber ihrer ſonderbaren Neigung Unrecht, wenn er ihr 
Graufanfeit Schub giebt. Sie find nicht ſchlimmer und 


fuͤrchterlicher als gewoͤhnliche Fuͤchſe, und doch tragen 


die Hunde, welche es wagen fte anzugreifen, nie den 
Sieg davon, als nur durch Aufwand vieler us und 
Blue, 


6 und 7. Die ar Felis Guigna *) und der 
Colocolo, Felis Colocola ?), find zwey wilde Katzen 
von ſchoͤnem Haar, und bewohnen die Gebuͤſche von 
Chili. Sie ſind an Geſtalt der Hauskatze aͤhnlich, aber 
etwas groͤßer, und haben einen dickern Schwanz und 
Kopf. Die Guigna iſt von gelber Farbe und ange⸗ 
nehm, mit runden ſchwarzen Flecken, vier oder fünf Li⸗ 


nien im Diameter, die ſich bis auf den Schwanz erſtre⸗ 


cken, geſcheckt. Der Tolocolo iſt weiß, und unregel⸗ 
maͤßig ſchwarz und gelblich gefleckt. Der Schwanz iſt 
bis an die Spies a geringelt. en dieſe Thiere 


R 3 klein 


1 


of 5 in Kober Anzahl auf der Kuͤſte .. Sie hoͤh⸗ 
vlen ſich Locher aus wie die Fuͤchſe.“ Voy. d’Haw- 
‚ kesworth. 

») Belis cauda elongata, corpore e omnibus orbi- 
culatis. 


2) Felis cauda elongata, nigro annulata, corpore albo 


maculis irreg. atris flavisque. 


Commodore Byron, der ſich dieſe Thlere wert auf g 
n Falklandsinſeln, wo fie ſich noch befinden, feinen 
Leuten fo unerſchrocken nähern ſah, hielt fie für Feinde 


. 262 Wertes] Bud. 


klein find, wagen fie es nicht Menschen und decke Thie 
re anzugreiffen; ihre ganze Macht wenden ſie gegen die 
Feldmaͤuſe und das Geflügel. Oft nähern fie ſich den 

Haͤuſern auf dem Lande, um auf die Huͤnerhaͤuſer Jagd 

zu machen. Die Anzahl ihrer Jungen iſt mir nicht be⸗ 

kannt, ich glaube aber daß ſie auch hierinn mit andern 
Katzen uͤberein kommen. Die Ein gebohrnen zahlen 
verſchiedene andere Arten von dieſen wilden e die 
ich abe niche geſehen habe. 


* 


8. Der Pagi, Felis Puma 9, iſt das, in Mexico 
unter dem Namen Mitzli, und in Peru unter dem Na⸗ 
men Puma, bekannte Thier, das den Maturforſchern 
auch ſchon bekannter iſt. Die Spanier nennen es Loͤwe, 
weil es, außer der Maͤhne, die es gar nicht hat, dem 
afrikaniſchen Loͤwen, den ich in Europa zu ſehen Gele. 
genheit gehabt habe, an Figur und Bruͤllen ziemlich 
gleicht Das Haar, welches den obern Theil des Koͤr⸗ 
pers bedeckt, iſt aſchfarbig und gelb geſprenkelt, laͤnger 
als das des Tigers, vorzuͤglich auf dem Ruͤcken, das am 

Unterleibe iſt weißlich. Seine Lange von der Naſen⸗ 
ſpitze bis auf den Hintern iſt ohngefaͤhr fuͤnf Fuß, und 
die Hoͤhe von den Schultern bis auf das Ende der Vor. 
derfuͤſſe, ſechs und zwanzig und einen halben Zoll. Es 

n Hat einen runden Kopf wie die Katze, kurze und ſpitzige 
= Ohren, große Augen mit einer gelben Iris und brau⸗ 
nen Pupille, eine breite und platte Naſe, kurze Schnauze, 
eine grade und mit Barthaaren beſetzte Oberlippe, ein 
weit geoͤfnetes Maul, breite und rauhe Zunge, ſtarke 
Kinnladen, die jede mit vier Schneidezähnen, vier ſchar⸗ 
fen Hundszaͤhnen, und ſechs Backenzaͤhnen beſetzt ſind, 
eine ziemlich breite Bruſt, jede Pfote i in Hf mit ſtar⸗ 
) ken 
340 Felis cauda eongata ee cinereo ſubtus albi- 
cante. ‘ 
Felis concolor, Erxl. 


Würmer, Inſekten, Amphibien ze. bon Chili. 263 | 


fen Klauen bewaffnete Zehen getheilt, einen zwey Fuß 
und einen Zoll langen Schwanz, der dem Schwanze 
des Tigers ech, N 


Schon die Zahl der Zehen an den Hinterfuͤßen, 
wenn man auch den uͤbrigen unterſchied beyſeit fest, iſt 
ein merkliches Unterſcheidungszeichen, und hinreichend 
den Pagi von dem afrikaniſchen Löwen zu unterſcheiden, 
der bekanntlich nur vier Zehen an den Hinterfuͤßen hat. 

Man koͤnnte dieſes Thier als eine Mittelgattung, zwi⸗ 
ſchen dem Tiger und Löwen, betrachten. Sein Bruͤl⸗ 
len iſt, obgleich ſchwaͤcher, doch nicht ſehr vom Bruͤllen 
des afrikaniſchen Lowen, wie ſchon geſagt iſt, verſchie⸗ 
den. Wenn er ſich begatten will, ſo ziſcht er erſchreck⸗ 
lich, wie eine Schlange. Das Weibchen iſt ein wenig 
kleiner als das Maͤnnchen, und von bleicher Farbe; es 
hat nur zwey Bruͤſte wie die afrikaniſche $öwin, bringt 
aber nur zwey Junge hervor. Es paart ſich am Ende 
des Winters, und traͤgt drey Monat. le 


Sͤos iſt der chileſiſche Swe; vielleicht iſt er in ans 
dern Gegenden von Amerika etwas verſchieden. Man 
hat mir verſichert, daß er in Peru eine laͤngere und ſpi⸗ 
bigere Schnauze habe. Er wohnet in den dickſten Ge⸗ 
buͤſchen, und den ſteilſten Gebuͤrgen von Chili, von 
welchen er herunter koͤmmt, und ſich Nahrung holt, 
indem er die Hausthiere, und vorzüglich Pferde, loͤd⸗ 
tet, deren Fleiſch er allen übrigen Thieren vorziehet. 
Die Art, wie er ſie faͤngt, iſt eben ſo liſtig als die Art 
der Katzen; er naͤhert ſich ihnen mit ber feinſten Aſt, 
druͤckt ſich bald in die Graͤben nieder, ſchleicht zwiſchen 
Gebuͤſchen, und tritt dann mit verſtelltem Schmeicheln 
und Bewegen des Schwanzes zu ihnen. Wenn es ihm 
Zeit zu ſeyn ſcheint, ſtuͤrzt er mit einem erſtaunenden 
Sprunge auf das Thier, 5 er feine Abſicht richte 
. te, 


1 
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Aue r TE a TE HTTTER 
Pa ? Bf j 7 


264 Viertes Buck. 


fe, und indem er ihm mit der linken Tatze die Schnauze 
feſthaͤlt, zerreißt er es in einem Augenblicke mit den 


Klauen der rechten. Er fäuft zuerſt das Blut, das aus 


der Wunde fließt, frißt denn das Flelſch der Bruſt, 
ſchleppt den Reſt ins naͤchſte Gebüſch, und bedeckt ihn 


mit Reiſern und Baumzweigen, um ihn mit Muße zu 


verzehren. ö 
Findet er in den Feldern dle Pferde gekoppelt, wie 
ſie die Einwohner zu binden pflegen, ſo wirft er ſich 
darauf, um eins davon zu tödten, und indem er es fort⸗ 
ſchleppt, ſchlaͤgt er von Zeit zu Zeit das noch lebende 
hinter ſich mit der Tatze, damit es durch die Gewalt und 


heftige Bewegungen die es macht, ihm das Fortbringen 


1 
a 


beyder zum Gebuͤſch, erleichtere. Die bequemſten Ders 


ter für feine Ueberfälle, find die Baͤche; hier hält es 
ſich auf einem nahen Baume feſt angedruͤckt, und er⸗ 
wartet die Thiere die dahin kommen zu laufen, um auf 
ſie zu ſpringen. Die Pferde vermeiden, vom natuͤrli⸗ 
chen Inſtinkt getrieben, dieſe moͤrderiſchen Oerter, wenn 
‚fie aber vom Durſt gezwungen werden, ſich ihnen zu 


naͤhern, fo riechen fie erſt lange umher, um auszufor⸗ 
ſchen ob etwas zu fürchten ſey. Das muthigſte naͤbert 
ſich oft plotzlich zu ſauſen, und ladet die andern, wenn 
es freyen Zugang findet, mit freudigem Wiehern ein, 


daſſelbe zu thun. 


Die Kuͤhe ſtellen ſich, wenn ſich ihnen dieſer fuͤrch . 


terliche Feind nähere, im Kreiſe um die Kaͤlber, und 
erwarten ihn, mit nach ihm gekehrten Hoͤrnern, uner- 
ſchrocken, um ihn mit Stoßen zu durchbohren, wie es 
auch verſchiedentlich geſchehen iſt. Die Stuten gebrau⸗ 
chen eine gleiche Liſt, zur Vertheidigung ihrer Fuͤllen: 


fie wenden ihm alle den Ruͤcken zu, um ihn mit ihrem 


Huf zu toͤdten; gewoͤhnlich bleibt aber eine von ihnen 
RR | Das 


| Wiemer duften AmpSisten. von Chili. 265 


das Opfer der wütterlchen gebe. Andere Thiere, die 
nicht von ihren Jungen zurückgehalten werden, ſuchen 
ihm durch die Flucht z entkommen. 


Der Ep aber, ber ſch zum Saufen untüchtig weiß, 
bleibt ſtehen, und bereitet ſich, dem verſtellten Schmei⸗ 5 
cheln des Lowen, mit dem Huf zu antworten, womit er 
ihn nicht ſelten zu Boden ſchlaͤgt, und ſich dann geſchwind 
in Sicherheit fege. Wenn aber jener mit feiner ange⸗ 
bohrnen Gef windigkeit, ihm auf den Ruͤcken ſpringt, 
ſo wirft ſich dieſer entweder mit dem Ruͤcken heftig zur 
Erde, und ſucht ihn zu zerdrücken, oder er laͤuft, ſich 
an den Baͤumen zu reiben, indem er nur immer den 
Kopf zwiſchen den Beinen hält „um ſich die Kehle zu 
verbergen „ bis er ſich dieſer beſchwerlichen Laſt entladen 
kann. Durch dieſe liſtigen Umſchweife bleiben nur we⸗ 


nige Eſel einem Feinde zur a. dem Pt 1 
Thiere . 


Obngeachte diefer 100 Wildheit, hat 05 
Pogi doch nie den Muth gehabt, einen Menſchen zu 
beleidigen, ob er gleich aller Orten von ihm verfolge 
wird. Ein kleiner Knabe, oder ein kleines Madchen, 
kann ſchon machen daß er flieht, und feine Beute vera’ 
laͤßt. Die Eingebohrnen jagen ihn mit Hunden, die 
eigentlich dazu abgerichtet ſind. Er flicher dieſe Hun⸗ 
de ſo lange er kann, ſiehet er ſich aber eingeholt, ſo ver⸗ 
ſucht er mit ſchnellen Sprüngen auf Baͤume, welches 
die afrifanifchen doͤben nie thun, zu entkommen, oder 
bedient ſich eines Stammes oder eines Felſen zur Schutz⸗ 
wehr, von wo er wütend auf die Hunde ſpringt, und oft 
! „eine große Niederlage unter ihnen anrichtet, bis der 
Jager dazu koͤmmt, und ihm eine Schlinge um den Hals 
ziehet. Fuͤhlt er ſich nun angegriffen, fo bruͤllt er, und 
. RN ͤ „ vergießt 


266 Viertes Buch. 


len, und auf die Erde troͤpfeln. 


le, woraus gute Schuh und ſeine Stiefeln gemacht wer⸗ 
den. Ihr Fett iſt wie man ſagt, ein augenblickliches 
Mittel wider das Huͤftwe,ĩ⸗. 


. Ich will jetzt diejenigen Thiere mit geſpaltenen 
Klauen beſchreiben, die ſich blos von Vegetabilien naͤh⸗ 


Folgende von dieſer Art Yennt man in Chin. 


1. Der Guanque, Mus Cyanus 4“), iſt eine Maus, 
die an Groͤße und Geſtalt den Feldmaͤuſen aͤhnlich iſt, 
aber runde Ohren, und blaues Haar hat, und ſehr 
furchtſam iſt. Sie wohnt in einer zehn Fuß langen 
horizontalen Höhle, die den andern vierzehn Löchern oder 
Kammern, wovon ſieben in jeder Reihe liegen, und ohn⸗ 
gefähr einen Fuß lang find, zum Vorſaal dient. In 
dieſe Kaͤmmerchen legt das Thier ſeinen Vorrath fuͤr den 
Winter, der in gewiſſen Knollen von der Groͤße einer 

Nuß, und von grauer Farbe beſteht. Einige wollen, 


ſchmack widerſpricht dieſer Meinung nicht, aber ich glau⸗ 
be doch eher, daß es die Wurzeln eines knolligten Ge⸗ 


ich hatte nicht Zeit dieſes zu thun. Ob gleich dieſe 


und legt fie fo, daß in den beſagten Kaͤmmerchen kein 
leerer Zwiſchenraum bleibt, indem es fo liſtig iſt, die 
Ecken 


4% Mus cauda medioeri fubpilofa, palmis tetradactylis, 
plantis pentadactylis corpore caeruleo, ſubtus albido, 


vergießt große Thraͤnen, die ihm von den Backen role 


| Von der Jagd dieſer Thiere, hat man noch, außer 0 
dem Vortheile die Heerden davon zu befreyen, Ihre Fels 


ren, und zahmer und nüglicher für den Menſchen find. 


dieſe Knollen wären eine Art von Kartoffeln. Ihr Gen 


waͤchſes find. Um ſich hiervon zu uͤberzeugen, müßte 
man ſie pflanzen, und Acht geben was daraus wuͤchſe; 


Knollen eckigt find, fo macht fie doch der Guanque ehen, 


— 


Familten; u 


zu ſuchen, faͤngt es an von dem Vorrath zu leben, der 
ö ‚ | 


in den hinterſten Kammern liegt, weil diefer zuerſt her⸗ 


ein gelegt wurde, und indem es ſo nacheinander fortfaͤhrt, 
beobachtet es nicht nur eine gute Einrichtung für die 


Ockonomie, ſondern auch für die innere Reinlichkeit ſei⸗ 


ner Höfe, weil es die Schale der verzehrten Knollen 


immer heraustraͤgt. Der geſammſete Vorrath von de⸗ 


beusmitteln ſcheint für das Beduͤrfniß feiner Familie 


uͤberftuͤßig hin zu reichen; denn dieſe beſteht nur aus 
dem Thiere ſelbſt, ſeinem Weibchen, und ſechs Jungen, 


die zu Ende des Herbſtes zur Welt kommen; die an⸗ 


bern ſechs die im Frühling geboren worden, find in Dies 
fer Zeit ſchon von den Alten getrennt. Wenn daher 
die neue Erndte kommt, muß es ſeine Vorrathskam⸗ 


mern von den Lebensmitteln ausraͤumen, die im Winter 
uͤberblieben, um neue wieder herein zu tragen, Die Eins 
wohner, die dieſe Knollen außerordentlich lieben, zerſtoͤ⸗ 
ren ohne Mitleiden die Wohnungen dieſer unſchuldigen 
| nd indem fie ihnen die Früchte ihrer Fünfte 
lichen Arbeit wegnehmen, laſſen fie fie der rauhen Jahrs⸗ 
zeit ohne Wohnung und Futter ausgeſetzt. 


2. Die Chinchilla, Mus Leniger 5*) , iſt eine an: 


dere Gattung von Feldmaͤuſen, die wegen der feinen 
Wolle ſchaͤtzbar iſt, mit welcher fie, ſtatt des Haars bes 


deckt iſt. Dieſe Wolle iſt ſo weich wie die Faͤden, wel⸗ 


che die Gartenſpinnen machen, von Aſchfarbe, und fo. 


lang daß ſie kann geſponnen werden. Das Thierchen 
* Mus cauda mediocri, palmis tetradactylis, plantis pen- 
tadactylis, corpore einereo lanato. / 


age ym Eintritt der regnigten Jahrszeit, die es ver⸗ 
hindert in den Feldern umher zu laufen, und Nahrung 


Lau. 


5 


oder zu entfliehen ſucht, wenn man's in die Haͤnde 
nimmt, ſondern gern geſchmeichelt zu werden ſcheint. 


Viertes Buch. 


N i BB 
hat von der Schnauze bis auf den H 
in der Lange, kleine ſpitze Ohren, kurze 
ne wie die Hausratzen, und einen mittelma 
mit weichem Haar bekleideten Schwanz. 
unter der Erde in den nördlichen Gegenden von Chili, 
und haͤlt ſich gern mit andern feiner Gattung in Befelle 
ſchaft auf. Es naͤhrt ſich von Zwiebeln und verfihleder 


nen Zwiebelgewaͤchſen, die häufig in dieſen Gegenden 


wachſen. Es wirft zweymal jaͤhrlich fuͤnf oder ſechs 
Junge, und iſt ſo gelehrig und zahm, daß es nicht beißt 


3 
. 


Setzt man es in den Schooß, ſo bleibt es ruhig und 
ſtill ſitzen, als waͤre es im eigenen Lager. Da es an ſich 

ſehr reinlich iſt, ſo darf man nicht fuͤrchten, daß es die 
Kleider beſchmutze, oder ihnen einen uͤbeln Geruch mi 
theile, weil es den Geſtank nicht hat, den andere Miu: 
fe von ſich geben. Es koͤnnte deswegen in den Haͤmern 4 
ohne Unbequemlichkeit und mit wenigen Koſten, die 
hernach durch den Vortheil von ſeiner Wolle reichlich 
erſetzt wuͤrden, aufgezogen werden. Die alten Peru. 


vianer, die weit erfinderifcher als die jetzigen waren, 


machten aus dieſer Wolle Bettdecken und praͤchtige 
Stoffe. 1 | A 


3. Die große Waldmaus, Mus maulinus 6% 
welche zuerſt im Jahr 1764. bey einem Gehölze in den 
Provinz Maule gefunden wurde, iſt doppelt ſo groß als 
das Murmelthier, dem es an Farbe und Laͤnge des 
Haars gleicht, unterſcheidet ſich aber von demſe ben in 
der Geſtalt der Ohren, die ſpitzig ſind, in der laͤnglich⸗ 
ten Schnauze, in den in vier Reihen ſtehenden Bart⸗ 
haaren, in den Fuͤſſen, die fünf Zehen haben, und im 

EN Schwan 
6%) Mus cauda mediocri pilofa, auriculis acuminatis, pe- 
dibus pentadactalis. 


* 


“ n 


1 B 


9 
vs 


Würmer, Inſekten, Amphibien ze. von Chill. 269 


Schwanze, der länger und mit Haar bedeckt iſt. Sei. 
ne Zähne find an Zahl und Lage denen der andern Maͤu⸗ 
ſe gleich. Die Hunde, die zuerſt dieſe große Maus an⸗ 
griffen, hatten viel Mühe fie zu toͤdten; fie hielt länger 


als eine Stunde ihre wütenden Anfäle aus, 


4. Der Degu, Sciurus Degus 75), iſt eine Art 
von Ratze, ein wenig groͤßer als die große Hausratze; 6 
er wohnt in der Gegend der Hauptſtadt des Reichs, = 
unter der Erde. Sein Haar iſt dunkelblond, ausge⸗ . 
nommen auf den Schultern, wo ſich eine ſchwaͤrzliche 
Linie bis auf die Ellbogen erſtreckt; der Schwanz endis 
get ſich wie bey der Schlafratze (ghiratto) in einen Buͤ. 
ſchel von langen Haaren von derſelben Farbe. Er hat A 
einen kurzen Kopf, abgerundete Ohren, eine ſpitze und Be; 
mit Barthaaren beſetzte Schnauze, zwey obere keilſoͤr⸗ 1 
mige und zwey untere grade Schneidezaͤhne; an den 5 
Vorderfuͤſſen vier, und an den Hinterfuͤſſen fünf Zehen. { 
Dieſe Thierchen leben um die Gebüfche her, in Gefelle 
ſchaft, wo fie ihre Höhlen, nach Art einer kleinen Stadt 14 
mit verſchiedenen Straßen, die von einer Höhle zur ans an 
dern führen, bilden. Sie nähren ſich von Wurzeln und 
Fruͤchten, von welchen fie für den Winter einen an⸗ 
ſehnlichen Vorrath ſammlen, weil fie, wegen der Mil. 
de dieſes Himmelsſtrichs, nicht erſtarren, wie die Schlaf 
ratzen. Die Einwohner der Hauptſtadt im vorigen 8 
Jahrhundert, aßen das Fleiſch dieſer Thiere, die jetzigen 1 


ſind dieſes nicht gewohnt. 


F. Das Covur, iſt das den Naturforſchern unter 
dem Namen Tatu oder Guͤrtelthier bekannte Thier. Es 


wird ſo genannt, weil der obere Theil ſeines Koͤrpers | 
mit einem aus Schildern und knoͤchernen Ringen, | \ u» 
| 1 | die \ Ä 


) Seiurus fufco - flaveſcens, linea humerali nigra, 


Be 


die in einander gefugt find, zuſammengeſetzten Harniſch 

bedeckt iſt; in Cujo, wo es am haͤufigſten iſt, heißt es 
Quirquincho. Man bat fie von verſchiedener Groͤße, 
das heißt von ſechs bis dreyzehn Fuß Lange, und zwi⸗ 
ſchen den Wendecirkeln ſind ſie noch groͤßer. Es gleicht 
dem Spanferkel ſehr an Figur, dem Fett welches ſein 
Fleiſch bedeckt, und den Borſten, die den untern Theil 
ſeines Koͤrpers bekleiden. Der Kopf iſt laͤnglicht, aber 
die Schnauze kurz, und hat nur Backenzähne. Es 
hat kleine Augen, nackte Ohren, und einen langen 
Schwanz wie die Rate, der aber ſchuppicht iſt. Die 
Anzahl der Zehen iſt nach den verſchiedenen Gattungen 

verſchieden. Der knoͤcherne Harniſch, womit der Koͤr⸗ 
per, wie bey der Schildkroͤte, bedeckt iſt, beſteht ge⸗ 
woͤhnlich aus zwey Schildern, die mit verſchiedenen 
Cirkeln unterbrochen ſind, welche ſich nach Gefallen des 
Thiers in einander ſchieben, oder von einander entfer⸗ 
nen, fo, daß es ſich dadurch eihjiehen oder verlaͤngern 
kann. Die Weibchen find fo fruchtbar, daß fir jeden 

donat vier Junge werfen; ihr Fleiſch iſt eben fo wohl⸗ 


ſchmeckend als das der Spanferkel. 3 


In den Thälern der Anden find vier Gattungen 
dieſer Thiere, die Pichi, Pelofi, Muletti und Bale ge⸗ 
nannt werden. Die Pichi, (Dafypus quadricinctus) &) 

haben ſechs Zoll in der Lange, und vier Ringe. Die 
Peloſi, (Dafypus octocinctus) 9), find ſieben Zoll lang, 
und ihr Harniſch iſt oben und unten mit Haar bedeckt. 
Die Muletti, Daly pus undecimeinctus) 105), find ein 
; 5 wenig 
8*) Dalypus cingulis quatuor, pedibus pentadactylis. 0 


9% Dafypus cingulis ode, palmis tetradactylis, plantis 


pentadactylis. i A 


Women, Safetn, Amphibien bon chill. 277 


wenig größer, und mit eilf Enöchernen. Ringen bedeckt. 


Man nennt ſie Mauleſel, wegen der außerordentlichen 


Kaͤnge ihrer Ohren. Die Bole, ODaſy pus octodecim- 


Der 


cinclus) u), übertreffen alle andere an Groͤße, ſie ha⸗ 


ben von der Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes 
dreyzehn Zoll, und achtzehn knoͤcherne Guͤrtel. Dieſe 


ſind die Quirquinci „die Hr. von Buͤffon beſchrieben 
hat. Ihr Name, der ein e Kugel bedeutet, entſpringt 


von dem Zuſammenrollen in ihren Harniſch, welches 
fie thun, wenn fie von den Jägern überfallen werden. 


Oft wenn fie | ſich am Rande eines Abgrundes befinden, 
und ſich in eine Kugel zuſammen rollen wie der Igel, 


en ſie ſich ohne ihren geringſten Schaden herunter, 
und entfliehen fo dem Jager. Sind fie aber im offe⸗ 
nen Felde, fo dient ihnen dieſe Liſt nicht zu ihrer Ret. 


f tung weil ſie alsdenn nur leichter ergriffen werden, und 
vermittelt einer Kohle, die man ihnen auf den Harniſch 


legt, ſtrecken ſis ſich wieder aus, und kehren zu ihrer 


natürlichen Geſtalt zuräͤck. Die erſten drey entlaufen 


geſchwind, wenn ſie verfolge werden, und bleiben immer 
in einer graden Linie, weil die Bauart ihres Harniſchs 
ihnen nicht erlaubt, ſich geſchwind zu wenden; ſind ſie 
aber zu einer gewiſſen Entfernung gekommen, ſo kratzen 


fie geſchwind ein Loch in die Erde, und halten ſich mit 


den Vorderfuͤſſen ſo feſt an, daß jede Bemuͤhung fie 
loszumachen, unnütz ſeyn würde, wenn die Lift nicht die 
Jager lehrte, ihnen die Spitze einer Ruthe in den Hin⸗ 
tern zu ſtecken, und fie dadurch zu zwingen, c zu erge⸗ 
ben, N fie auch gleich cha 5 

2. Der 


575 


16%) Paſypus eingulis undecim, palmis tetradactylis, plan- 
tis pentadactylis. 


r) Paſypus eingulis duodeviginti, - palmis kehads yl, 
plantis pentadadtylis, 


22 Veertes Buch? 


2. Der Cuy, Lepus minimus 126), iſt eine Gat⸗ 
tung von kleinen Kaninchen, welches einige faͤlſchlich 
mit dem Meerſchweinchen verwechſeln, von welchem es 
g ſich nicht weniger durch die Geſtalt, als die Gattungs⸗ 
zeichen, unterſcheidet. Es iſt ein wenig groͤßer, als die 
große Feldmaus. Der Körper iſt von beynahe coni« 
ſcher Geſtalt, die Ohren klein, behaart und ſoitig, die 
Schnauze laͤnglichte, die Zaͤhne gänzlich wie beym Haas 
fen oder Kaninchen, die Vorderfuͤſſe in vier, und die 
Hinterfuͤſſe, die etwas länger find, in fünf Zehen ges 
theilt, und der Schwanz ſo kurz, daß es beym erſten 
Anblick gar keinen zu haben ſcheint. Da dieſes ein 
Hausthier iſt, ſo iſt es auch der Verſchiedenheit der 

Jorbe e und deswegen findet man weiße, 
Asa, graue, aſchfarbene und mit verſchiedenen Harz 
ben gefleckte. Sein Haar iſt ſehr fein, aber zu kurz 
um geſponnen zu werden; ſein Fleiſch iſt weiß und ſehr 
ſchmackhaft. Das Weibchen wirft beynahe alle Monat, 
ſechs, fieben und mehr Junge. Ob gleich der Cuy dem 
Kaninchen ſo aͤhnlich iſt, ſo fliehet er doch feine Gefelle 
ſchaft, und man hat dieſe beyden Thiere ſich nie zuſam⸗ 
men begaften geſehen. Es fuͤrchtet auch die Katzen und 

die Ratzen ſehr, die ſeine Feinde und Moͤrder ſind. In | 
Peru findet man ein Hausthier von eben dem Namen, 
da ich es aber nie geſehn habe, weiß ich nicht ob es von 
derſelben Art iſt. Den Namen Cuy giebt man uͤbri⸗ 
gens in Amerika verſchiedenen Arten kleiner Thiere, die 
den Kaninchen aͤhnlich, und groͤßtentheils von der Gate 
tung der Cavia ſind. } 


Der Viscaccl lea“, Lepus Viscaccica 3), hat etwas 
vom Kaninchen und vom Fuchſe; dem Kaninchen iſt 
es 


1250 Lepus cauda brevilima aurieulis piloſis eohcoloribus, 
%) Lepus cauda elongata ſetoſa. 


Würmer, Inſekten, Amphibien ꝛc. von Chili. 273 


es am Kopfe, Ohren, Schnauze. Bart, Zähnen, 
Zehen, und auch in der Art zu freſſen und grade auf zu 
ſitzen, ahnlich, nur iſt es etwas groͤßer. Dem Fuchſe 
gleicht es an Farbe und am Schwanze, der ziemlich 
lang, nach oben zu gebogen, und mit langem und ſtrup⸗ 
pichtem Haar bedeckt iſt; es vertheidiget ſich damit ge⸗ 
gen feine Feinde. Alles andre Haar feines Kö oͤrpers iſt 
fein, weich, und zu jeder Art Manufaktur gut. Die 
Peruvianer machten zur Zeit ihrer Kaiſer, der Incas, 
ſchoͤne Stoffe aus dieſem Haar. Die Chileſer machen 
jetzt Hüte daraus. Der Biscaccia pflanzt ſich wie das 
Kaninchen fort, Er wohnt unter der Erde in Loͤchern, 
die er ſich am Fuß der Berge oder auch in den Ebenen 
aushoͤlt. Dieſe Löcher haben zwey Stockwerke, die 
vermittelſt einer Wendeltreppe verbunden ſind; in das 
untere Stockwerk legt das Thier die noͤthigen Lebensmit⸗ 
tel, und im obern wohnt es ſelbſt, und geht nicht anders 
als bey Nacht heraus; a alsdenn läuft es, unter Beguͤn⸗ 
ſtigung der Dunkelheit, im Felde umher, ſammelt alles 
was es zu ſeiner Nahrung findet, es ſey nun liegen ge⸗ 
laſſen, oder von den Vorübergehenden verlohren wor⸗ 
den, und trägt. es zum Eingange feiner Hoͤle. Sein 
Fleiſch, welches weiß und zart iſt, wird von den Ein⸗ 
wohnern dem Hehe d des ene und des Hafen 
‚vorgezogen, 

Thiere mit Hufen nennt man die, deren Fuse mie 
einer oder zu y dichten Klauen bewafnet ſind, wie die 
Pferde, die Ochſen die Ziegen ꝛe. Sie naͤhren ſich 
blos aus dem vegetabiliſchen Reiche. Chili bat von 
dieſer Art nur folgende fünf einheimiſche: 

1. Der Pudu, Oepra Puda 14°), iſt eine wilde 
Ziege „ von der Groͤße einer jungen Ziege von ſechs 
f Monaten, 
zar) 55816 cornibus ebe Iacvibus divergentibun, 

7 55 imberbi. 8 


3 7 N 3 
. Re AR BE 24422 8 N 
Bin Viertes Buch. e n 


Monaken, von dunkeler Farbe und kleinen Hoͤrnern, 
die das Weibchen gar nicht hat. Dieſes Thierchen 
wird von den Spaniern unrecht Venado oder Rehbock 
genennt; es hat alle Kennzeichen und auch die aͤußere 
Geſtalt der Ziegen. Von der Hausziege unterſcheidet 
es ſich nicht nur im Kinn, welches keinen Bart hat, 
ſondern auch in den Hoͤrnern, die rund, glatt, und aus. 
waͤrts krumm gebogen ſind. Die Pudu ſteigen hau⸗ 
fenweiſe von den Cordiglieren herab wenn der Schnee 
anfaͤngt, und verbrelten ſich in den Thaͤlern der ſuͤdli⸗ 
chen Provinzen. Die Einwohner fangen ſie alsdenn, 
ſo wohl um fie zu effen, als fie in ihren Haͤuſern aufzu⸗ 
ziehen. Vorzuͤglich Knaben zaͤhmen ſie gern zum 
Scherz, weil ſie ſehr gelehrig ſind, und ſich leicht zu al⸗ 
len Einfällen der muntern Jugend bequemen. Der 
Vicogna, Chilihueque und Guanaco ſind Unterarten 
vom Kameel, wozu noch der Alpaca oder Paco und Glia⸗ 
ma aus Peru gehoͤren. Alle dieſe Thiere ſind dem Ka⸗ 
meel ſehr aͤhnlich, ausgenommen daß ſie kleiner und von 
feinerer Figur und Umriß ſind. Sie haben, wie die 
Kuneele, einen langen Hals, kleinen Kopf ohne Hoͤr⸗ 
ner, mittelmaͤßige Ohren, runde und große Augen, kur⸗ 
ze Naſe, die Oberlippe mehr oder weniger geſpalten, 
die Beine laͤnger, als es die Größe des Körpers zu er 
fordern ſcheint, geſpaltene Fuͤſſe, kurzen Schwanz, 
langes und gut zu ſpinnendes Haar. Die Geburts. 
theile find eben fo gebildet, als beym Kameel; das 
Maͤnnchen hat eine lange, duͤnne und gebogene Ruthe, 
deswegen es auch etwas hinterwaͤrts pißt; die Oefnung 
der weiblichen Geburtstheile iſt ſehr enge, daher haben 
die Thiere dieſer Art bey der Begattung ſo viel Muͤhe. 


8 Ihr innerer Bau ift 5 ob gleich nicht derſelbe, doch 
nicht ſehr verſchieden. Als wiederkaͤuende Thiere ha⸗ 

ben ſie vier Maͤgen. Der zweyte enthaͤlt zwiſchen den 
0 2 eyden 


w 


Wehn, dug mahle von a: 875 | 


benden Haͤuten, wor aus er beſteht, eine ge oße Anzahl 
Vela, die zu etwas anderm, als Waſſer drinn auf 
zu bewahren beſtimmt zu ſeyn ſcheinen. Ich wuͤrde 
mich aber zu ſehr ausbreiten, wenn ich die anatomiſche 
Beſchreibung der verſchiedenen innern Theile dieſer 
Thiere fortſetzen wollte Wer ſich davon vollſtaͤndig 
unterrichten will, leſe den P. Feuillee im dritten Theile, 

oder im Supplement zu ſeinem Tagebuche S. 27. wel⸗ 
cher mit feiner: gewohnten ee davon h 

u 10 W 25 2 01 e 
Die arretikanilhen. Kamele gleichen auch den af 
kaniſchen und aſtatiſchen im Naturel und in der Lebens ⸗ 
art, ſie ſind auch eben ſo ſanft und leicht abzurichten. 
Der Paco und Gliama dienen, wenn fie gezaͤhmt find, 
wie die gewöhnlichen. Kameele, Laſten zu tragen, indem 
ſie ſich wie ſie, niederbeugen ſie aufzunehmen und ab⸗ 
zulegen. Die Bildung ihrer Fuͤße und die Dicke ihres 
Haars, machen es unnoͤthig fie zu beſchlagen und ihnen 
den Saumſattel aufzulegen, Sie gehen zwar langſum, 
aber ihr Schritt iſt ſeſt, und auch in den ſteilſten Straſ⸗ 
fen der Berge ſicher die fie paſſiren muͤſſen. Auch der 
Chilihueque diente den Chileſen auf dieſelbe Art zu after 
thieren, aber jetzt da fie eine Menge Maulfthiete haben, 
die ſich in dieſem Clima leicht vermehren, bedienen ſie 
ſich deſſelben nicht mehr. Alle dieſe Thiere wenden ei⸗ 
nen guten Theil der Nacht dazu an, das was ſie den 
Tag uͤber gegeſſen haben, wiederzukaͤuen, und wenn ſie 
ſchlafen wollen, legen ſie die Bi unter den Bauch, 
und ſüßes ſich auf die Bruſt. 


Unter ſo vielen Zeichen der Aehnlichkeit; mit dem 
| Harm „hat dieſe Art noch andere, die fie davon unters 
ſcheiden. Da fie beſtimmt ſind groͤßtencheils zwiſchen 
dem Eiſe und dem Schnee der Cordiglleren zu leben, fo 
a die ſorgſame? Natur ihnen wie den en AD der Die 
S 3 lorlanver, 


2 


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225 Wiens Bu 


larlaͤnder, einen Ueberfluß von Fett zwiſchen der Haut 
und dem Fleiſche, und eine erſtaunliche Menge Blut in 
den Adern, zum Unterſchiede der Thiere, welche die 
Ebenen bewohnen, gegeben. Dieſer Ueberfluß von 
Blut macht ihnen eine Wärme, die der ſtrengſten Kaͤl⸗ 
te widerſtehen kann, und die Menge Fett, die das Fleiſch 
von außen umgiebt, verhindert die Verduͤnſtung der 
Waͤrme. In ihren Magen bilden ſich, wie in denen 
einiger Ziegen, Bezoarſteine, die mehr oder weniger 
fein ſind. Ihre untere Kinnlade iſt, wie bey den Ka⸗ 
meelen, mit ſechs Schneidezaͤhnen, zwey Hundszaͤhnen 
in jeder Reihe, und verſchiedenen Backenzaͤhnen beſetzt; 
aber die obere Kinnlade hat gar keine Schneide ⸗ und 
Hundszaͤhne, daher es gut ſcheint von dieſen Thieren 

ein beſonderes Geſchlecht zu machen. e 


Sie haben uͤbrigens ſpitze, und beſſer als bey den 
Kameelen gebildete Ohren, eine einfache Naſe, einen 
geradern und proporzionirtern Hals, gleicheren und 
ebeneren Ruͤcken, das Guanaco ausgenommen, welches 
einen etwas gebogenen Ruͤcken, einen ſchoͤnern, und mehr 
mit Haaren bedeckten Schwanz, weit beſſer gebildete, 
und ſchnellere Fuͤße, laͤngeres, weicheres, und der Wol⸗ 
le näher kommendes Haar hat. Das Kameel iſt, mit 
dieſen Thieren verglichen, würklich ein Ungeheuer n). 
Ihre natuͤrliche Stimme naͤhert ſich ſehr dem Wiehern 
der Pferde. Wenn ſie gereizt werden, bedienen ſie ſich 
nie der Fuͤße oder der Zaͤhne ſich zu raͤchen, ſondern eben 


n) „Den 27ten gluͤckte es denen, die ich auf die Jagd 
»der Guanaco's geſchickt hatte, ein junges Guanaco 
„zu fangen, welches fie an Bord brachten. Es war 
vdieſes das ſchoͤnſte Thier das wir je geſehen hatten. 
„Wir zaͤhmten es fo weit, daß es kam und uns, bey⸗ 
„uahe wie ein Kalb, die Hand leckte. Aller Sorge 


x 


1 


Würmer, Insekten Amphib ene. von Chili. 277 


ſo gut des Speichels, den fie gegen die werfen, die fie 


beleidigen. Dieſer Speichel foll freſſend ſeyn, und auf 


der Haut, die damit beſpruͤtzt wird, kleine Blattern her⸗ 
vorbringen aber dieſe Wuͤrkung iſt ſehr ungewiß. 


Z3u Ende des Sommers begacten fie ſich, fie wer. 


den alsdenn magerer, und verlieren groͤßtentheils das 
Haar. Ehe ſie zur Begattung kommen, werfen ſie erſt 
lange Zeit Speichel aus, bruͤllen und laufen wie raſend 

umher. Die Weibchen tragen fuͤnf oder ſechs Monat, 


und bringen gewoͤhnlich ein Junges zur Welt. Sie ha⸗ 


ben nur zwey Bruͤſte, die uͤberfluͤßig voll Milch find. 
Alle verfchiedene Arten vermeiden ſich wechſelſeitig, und 
man hat ſie noch nie ſich vermiſchen geſehen. Ich weiß 
die Dauer ihres Lebens nicht anzugeben; wahrſcheinlich 


iſt fie kurzer als bey den Kameelen; unter den Einge⸗ 


bohrnen iſt indeſſen die Meinung, daß ſie bis an dreyßig 
Jahr reiche. Das iſt gewiß, daß fie nach den erſten 
drey Jahren ihres Lebens ſchon zu zeugen anfangen. 
Ueberhaupt ſcheinen dieſe Thiere in der bewundernswuͤr⸗ 
digen Kette der Dinge, Zwiſchengattungen auszumachen, 


welche Ziegen, Rindvieh und Hirſche, mit den Kamee⸗ 


len verbinden, wie es die beſondere Beſchreibung eines 


jeden zeigen wird. e 
| 2. Der Vicogna, Camelus Vicugna ), iſt nach 


Hrn, von Buͤffon der wilde Paco, im Stande der Frey⸗ | 


beit, Aber diefer große Mann iſt hierinn, wie in vie⸗ 
fp. len 


0 ves zu erhalten ungeachtet, ſtarb es aber in wenig 


„Tagen.“ Voy, de Byron par Hawkesworth, Tom. I. 
5 L. 2. p. 27. N 5 6 0 \ 7 


e Camelus corpore lanato, roſtro find obtufo, cauda 
N erecta. 4 


55 ze Ra. . 
u LER z 


5 . 4 4 N 
— ee 


1 
1 


278 Viertes Buch 


len andern Dingen, die die Naturgefchichte von Ame⸗ 
rika betreffen, uͤbel unterrichtet geweſen. Der Paco 
oder Alpaca und der Vicoana find zwey Thiere, die zwar 
unter einer Gattung begriffen, aber von verſchiedener 
Art ſind, und die ſich nie zuſammen begatten, ob ſie 
Aich gleich in einerley Gebuͤrgen aufhalten; da es be⸗ 
kannt iſt, daß außer dem zahmen Paco, ſich auch der 
wilde in großer Anzahl daſelbſt findet. Der Vecogna 
hat beynahe die ‚Größe der Ziege, der er in Geſtalt, 
Ruͤcken, Kreuzwerk und Schwanz; fehr gleicht, fi aber a 
von ihr unterſcheidet. im zwanzig Zoll langen 
runden Kopf ohne Hoͤrner, kleinen. aufgerichteten un 5 
fpigen Ohren, kurzer offener Schnauze, und doppelt ſo 
hohen Beinen. Der Koͤrper iſt mit eines feinen 9 er 
von trockner Roſenfarbe, die jede kuͤnſtliche Ferbe gu 
annimmt, bedeckt. Die Einwohner machen Schnupf⸗ 
und Halstuͤcher, Struͤmpfe, Handschuh, Hüte de. . 
aus. In Europa iſt dieſe Wolle ſehr bekaunt, und 
wird jetzt nicht weniger geſchaͤtzt und geſucht als Seide. 
Der Paco iſt dicker als der Vicogna, hat eine langere 
Schnauze, und weniger feine, obgleich längere Wolle. 
Die Peruvianer haben zahireiche Heerden von dieſen 
Thieren, aus deren Wolle ſie Stoffe machen, die wie 
balbſeiden ausſehen; aber in Chili ‚find: weder zahme 
a noch wilde. 
Die Vicoanen ſind in den Theilen der Cordiglieren 
885 zu den Provinzen Coguimbo und Copiaps“ g 
in Menge, halten ſich aber gewohullich nus anden fell⸗ f 
ſten Spitzen dieſer Berge auf. Weder Schnee noch 
Eis ſchaden ihnen, ſondern es ſcheint als wenn ſie Vor⸗ 
«Fbeit davon hätten, weil fie, wenn fie in die Thaͤler gee 
bracht werden, geſchwind abnehnten Ane Art Ausſchlag 
kriegen, und ſterben; aus dieſer Urſache hat man ſie 
zboch niche konnen nach Europd bringen. Sie gehen 
beſtaͤndig haufenweiſe, und weiden zuſammen an gaͤhen 
Oertern, 


% 


Würmer, Infekten; Amphibien z. on Chili. 279 


Oertern; wie die Ziegen. Sehen fie einen Menſchen, 
fo entlaufen fie geſchwind, und ſtellen ſich vor ihre Jun⸗ 
gen. Die Jaͤger, die vereiniget nach ihnen ausgehen, 

ſuchen einen der Berge, wo fie ſich aufhalten, zu umge⸗ 
ben; ſie ſchließen ſie darauf immer mehr und mehr ein, 
und treiben ſie an einen engen Ork, wo ſie ſchon ein lan⸗ 
ges Seil mit verſchiedenen herabhaͤngenden Lumpen ge⸗ 
ſpannt haben. Die Vicognen, die ehr furchtſam finde 
kommen haufenweife in dieſe engen Oerter, und durch 
die Scheuchen erſchreckt, bleiben fie alle ſtehen, und was 
gen es nicht weiter zu gehen. In dieſer dage werden 
fie von den Jaͤgern uͤberfallen, die viele von ihnen fan⸗ 
gen. Dieſe koͤnnten, ſtakt ſie zu toͤdten, wie ſie ohne 
Gnade thun, ſich begnuͤgen fie zu ſcheeren, um die Wol⸗ 
le davon zu haben, un ſie dann wieder in Freyheit fer 
tzen, damit ihre Art ſich ſtaͤrker vermehrte. Ohngeach⸗ 
tet dieſer Niederlagen, "find fie doch im Gebürge ſehr 

häufig, daher ich vermuthe, daß ſie oft mehr als ein 
Junges jedesmal werfen! Sind auch die Verſuche, 
dieſe ſchaͤtzbaren Thiere zu zaͤhmen, bisher wenig gegluͤckt, 
page doch die zunehmende Induſteie des Landes hof⸗ 
fen, daß die wuͤrklichen oder eingebildeten Hinderniſſe 
dagegen, endlich werden überwunden werden, Außer 
dem Hauptvortheil der Wolle, iſt auch das Fleiſch der 

N Vicognen ſehr gut zu eſſen, und wird im Geſchmacke 
dem Kalbfleiſche vorgezogen. Ganz ftiſch aufgelegt, 

Hält man es für ein gutes Mittel wider die Entzuͤndung 

der Augen. Im Magen dieſer Thiere wachſen ſehr 
feine Bezoars, die von denen, die dieſes Medicament 


— 


ſchätzen sehr geſucht wrden 
% ĩ nr nne 
5 2, Der Chilihueque, Cainelus a Araucanus 250, 

- Diefes Thier heißt eigentlich Hueque; aber die Kraus 
„ EN NS daner, 
28) Camelus corpore lanato, roſtro ſuperne curvo, cau- 

ada pendula, 
; * 


I 


28s Viertes Buch. 


caner, bey denen man es gezaͤhmt findet, fiengen nach 
der Ankunft der Spanier an, es Chilihueque oder Re⸗ 
hueque, d. i. das Chileſiſche, oder gemeine Hueque zu 
nennen, um es von dem europaͤiſchen Widder zu unter⸗ 
ſcheiden, den ſie wegen der Aehnlichkeit, die zwiſchen 
beyden iſt, eben fo nennen. Wuͤrklich iſt auch der Chi⸗ 
lihueque, die Laͤnge des Halſes und Höhe der Beine 
ausgenommen, uͤbrigens eben ſo gebildet, als der Wid⸗ 
der. Er hat einen eben fo gebildeten Kopf, eben fo 
laͤnglichte und ſchlaffe Ohren, eben ſo große und ſchwar⸗ 
ze Augen, eine eben ſo lange und hoͤckrichte Schnauze, 
nicht weniger dicke und herabhaͤngende Ohren, einen eben 
ſo geſtalteten aber kuͤrzern Schwanz, und auf dem gan⸗ 
zen Koͤrper eben ſo lange aber weichere Wolle. Seine 
$änge von den Lippen bis zum Anfange des Schwanzes 
iſt ohngefaͤhr ſechs Fuß, wovon der Hals ein Orittheil 
ausmacht. Die Hoͤhe an den Hinterfuͤßen iſt wenig 
mehr als vier Fuß. Die Farbe iſt verichieden, man 
findet weiſſe, ſchwarze, braune und aſchfarbene. 


Die alten Chileſen bedienten ſich, wie wir ſchon ge⸗ 
ſagt haben, dieſer Thiere als Laſtthiere, indem ſie ſie 
durch einen Strick, welcher in ein durch den Knorpel 
des Ohrs gemachtes Loch gebunden war, leiteten. Da⸗ 

ber kommt der Irthum der Geographen, welche fagen, 
die Widder wären in Chili ſo groß geworden, daß fie 
wie Maulthiere bepackt, und zum Transport der Waa⸗ 
ren gebraucht wuͤrden. Andere geben vor, die India⸗ 
ner hätten vor der Eroberung der Spanier ſich der Thie⸗ 
+ 5 re bedient, das Land zu beſtellen, und ſie vor den Pflug, 
2 N den fie Quetahue nennen, geſpannt; und würffich fand 
N auch Admiral Spilberg, daß die Einwohner der Inſel 
. Mocha ſie dazu gebrauchten. Sie werden von den 
| Araucanern ſehr geſchaͤtzt, die, ob fie gleich ihr Fleiſch 
gern effen, fie doch nicht toͤdten, als um den Tiſch für 
c einen 


2 


A. Ari nein 
N a a 8 — Er + 1 


| tung, ſondern ſich beſtaͤndig nach der Ebene wendet, die 


Würmer, Jnfetet, Amppibienie.don Chill 297 


einen vornehmen Fremden, oder bey Gelegenheit eines 
öffentlichen Opfers, damit zu beſetzen. Vor der Ente 
deckung von Amerika kleideten ſie ſich auch von ihrer 
Wolle, da ſie aber jetzt europaͤiſches Vieh in Menge 
haben, ſo gebrauchen ſie dieſelbe nur zur Verfertigung 
ihrer feinften Stoffe, die fo. ſchoͤn und glänzend 5 
daß fie wie Seide ausſehen. 

| 10 Das Guanaco ’ Geh Huanacus ). ge 5 
Graf Buͤffon und Ritter Linnee, die das Paco und die 
Bicogna unter eine Art gefißt haben, machen es eber 
ſo mit dem Guanaco und dem Gliama aus Peru, und 
ſagen das Gliama ſey nichts anders als das Guanaco, 
außer dem urſpruͤnglichen Stande der Freyheit. Ich 
zweifle aber ſehr an dieſer ſpecifiſchen Identitaͤt, weil 
beyde Thiere, außer der Antipathie, die ſie in Abſicht 
der Begattung gegen einander haben, ſich noch durch ſo 
wichtige Zeichen unterſcheiden, die nicht einzig von de 
vorgegebenen Veraͤnderung des Zuſtandes herkommen 
koͤnnen. Das Gliama hat einen ebenen Ruͤcken, vier 
beynahe gleiche Beine, und eine Bruſt mit einem Aus- 
wuchſe, der beſtaͤndig von einem gelblichten Oele feucht 
iſt. Das Guanaco hergegen hat dieſen Auswuchs nicht, 
einen hoͤckrichten oder vielmehr krummen Ruͤcken, die 
Hinterfuͤſſe, in Ruͤckſicht der vordern, fo kurz, daß es, 
‚wenn es von Jaͤgern verfolgt wird, nie nach der Spitze 
der Berge fliehet, wie die uͤbrigen Thiere dieſer Gate 


fuͤr ſeinen fehlerhaften Bau und Rettung feines Le⸗ 
bens, am beſten iſt. Daher kommt es auch, daß es 
im Herabſteigen t ‚ wie nd RS und der 
A w 


100 * camelus corpore pilofo, dorfo gibbo, cauda ere ca 


einen runden Kopf, fpige und ſchwarze Schnauze, ge⸗ 


* 


Die Guanaco's lieben die Kälte nicht fo ſehr als die 


kommen die Chileſiſchen Ebenen während des Winters 


fangen aber gewoͤhnlich nur die zuͤngſten, welche zurück⸗ 
bleiben, weil ihre Beine nicht ftark genäg zum Saufen find. 
„Die Alten halten einen fo geſchwinden Galopp oder viel⸗ 
mehr Trab, daß ein Pferd, wenn es mit verhaͤngtem Zuͤ⸗ 
gel laͤuft, fie nicht einholen kann. Sie bleiben von Zeit 
zu Zeit ſtehen, um die Jaͤger die fie verfolgen, auf ei⸗ 
nen Augenblick zu betrachten; und wenn fie als denn fo 
ſtark gls ein Pferd gewiehert haben, verſchwinden fe 

init einer unglaublichen Geſchwindigkeit. Dem ohn⸗ 
geachtet fangen die Indianer, wenn fie ſchnelle Pferde 

1 aben, ſie doch oft lebendig, indem ſie ihnen von fern 
eine Schlinge um die Beine werfen. Dieſe Schlinge, 
die fie Saque nennen, iſt von einer fünf oder e 
Rune te ; Prater er fangen >. 


re 


e. von Chill. 289 
langen Strieme Leder gemacht, a an deren Enden e 
"ifoen Steine, von der 1 8 breyzfiwdiger Kugel) 
Oben Den einen diefer S Steine nehmen fie in die 
Hand, und drehen den andern wie eine Schleuder um 
den Kopf, bis er Hinlängliche Kraft erlangt hat, alsdenn 
werſen ſie ihn nach dem Thiere, nach welchem fie krach! 
ten. Sie find fo geſchickt dieſe Art von Schleuder zal 
ſuͤhren, daß ſie jedes Thier, auch in einer Entfernun 
‚don dreyhundert oder mehr Schritten, damit 0% 

wollen ſie es aber lebendig haben, fo werfen fie fo, daß 
b Rieme nur die Beine trift, und fie dürch die Kraft 
| ad he: Ne e de der ee Herwickelt u 


65 A Sung hd 5 gelbe ſte eh che. 
zahm und gewinnen ihre Herrn ſo lieb, daß fie ihnen 
überall folgen. Ein wohlhabender Einwohner von der 

Kuͤſte von Quillota hatte zwanzig die fer. Thiere, die alle 
| Morgen zuſammen auf die Weide giengen, und Abends 
N allein nach Hauſe zuruckke men. Da ſie ſich in dieſem 
neuen Stande ſehr vermehren, ſo kann man glauben daß 

jetzt eine zahlreich Heerde aus ibnen geworden ſeh. 
Foigten die ubrigen Ehileſen einem fo lobenswürdigen 
Behſpiele, „und gaͤben ſich Muͤhe ein ſo einträgliches 

Thier zu zaͤhmen / fo fügten fie zu den uͤbrigen Produk 

ten des Landes noch einen neuen Handelszweig hinz. 

Das Fleiſch der Thiere, vorzüglich der Jungen, iſt vor⸗ 
| kreſlich, und giebt dem Kalbfleiſche nichts nach; das 

Fleiſch der Erwachſenen iſt indeß ein wenig hart, wird 

aber, wenn es geſalzen wird, vortreflich, und von Schif⸗ 
fern ſehr geſucht, um es auf lange daurenden Fahrten 
zu gebrguchen, nicht ſowahl weil es ſich beſſer als alles 
andere Fleiſch erhält, ſondern weil es ſehr geſund iſt, 

Auch das Haar iſt gut Huͤte daraus e und 

koͤnnte in Kamlotfahriken gebraucht werden 95 

80 . 00 i 11 2 98 


Srmer, were dende ' 


\ 


8 * 
J. Das Guemul oder Huemul, Equus biſulcus 4%, 
iſt ein Thier, welches vielleicht in eine beſondere Gat⸗ 
tung muͤßte geſetzt werden; ich habe es aber unter die 
Pferde geſetzt, weil es außer dem Huf, der wie bey den 
wiederkaͤuenden Thieren geſpalten iſt, alle Gattungscha⸗ 
raktere derſelben hat. Seine Zähne find ganz diefelben, 
ſowohl in Anſehung der Groͤße, als der Stellung. In 
der Geſtalt, Groͤße, Haar und Farbe naͤhert es ſich dem 
Eſel fo ſehr, daß man fie oft zuſammen verwechſeln würe 
de, wenn es eben ſo lange Ohren haͤtte, die es aber wie 
das Pferd hat: der Ruͤcken iſt auch nicht mit dem 
ſchwarzen Kreuze bezeichnet. Uebrigens ſind Kopf, 
Schnautze, Augen, Hals, Ruͤcken, Ruͤckgrad, Schwanz, 
Beine und Zeugungsglieder nicht betraͤchtlich von de⸗ 
nen des Eſels verſchieden, außer daß die Züge nicht fa 
ſtark ſind. Selbſt der innere Bau iſt nicht ſehr ver⸗ 
ſchieden. Aber die Stimme gleicht eher dem Wiehern 
des Pferdes, als dem Schreyen des Eſels. Dieſes iſt 
das miskannte Thier, welches Wallis bey dem Durch⸗ 
gange der magellaniſchen Meerenge will geſehen ha⸗ 
ben o). Es iſt wilder und ſchneller im Laufen als die 
Vicogna, und haͤlt ſich gern auf den ſteilſten Felſen der 
Anden auf, deswegen es ſchwer zu fangen iſt. Kurz, 
das Guemul ſcheint das Glied auszumachen, welches 
25 wiederkaͤuenden Thiere mit denen mit Hufen ver⸗ 
o .. 5 1 A 
Die Spanier haben aus Europa Pferde, Eſel, Och⸗ 
ſen, Schafe, Ziegen, verſchiedene Gattungen von Hun⸗ 
N ‘ 1 13 f | den, 


0 Equus pedibus bifuleis, | 


o) „Wir ſahen hier ein Thier, welches dem Eſel glich; 
ves hatte aber geſpaltene Fuͤſſe, wie wir hernach ſa⸗ 
„ben, als wir feine Spur verfolgten. Es läuft fo 
⸗geſchwind als ein Damhirſch. Es war dieſes 1 
„eriie 


TE A 


* 


11 8 ua c. a © ep oe | 1 1 
Würmer, Inſekten, Amphibien ꝛc. von Chili. 283 I. 


den, Katzen und auch die Hausraßen, wie wir vorher 
ſchon geſagt haben, nach Chili gebracht. Alle dieſe fremden 
Thiere haben ſich, in ein ſo gutes Clima und auf einen 
mit Weiden ſo reichlich e Boden verſetzt, gluͤck⸗ 
lich fortgepflanzt. Die Thiere unſerer Hemiſphaͤ⸗ 
re, ſagt Dr. Robertſon, wenn er von Chili redet, ver⸗ 
mehren ſich daſelbſt nicht allein, ſondern ver⸗ 
edeln ſich auch. Das Hornvieh iſt größer als 
in Spanien. Die Pferde uͤbertreffen an Schoͤn⸗ 
heit und Munterkeit die Andaluſiſchen, von 
welchen ſie herſtammen. Wuͤrklich haben auch die 
chileſiſchen Pferde alles das Feuer, Kraft, Schnelligkeit Ä 
und Schoͤnheit, die man nur verlangen kann. N aus 
den Ebenen find wie die arabiſchen Pferde, von mittle⸗ 
rer Größe, aber ſchneller und zu jeder Uebung geſchick⸗ | 
ter. Hergegen find die von den Anden weit größer, ſtil⸗ 11 
ler und beffer zum Fahren. Beyde haben einen ſchoͤnen a — 
Hals, kleinen und gut gebildeten Kopf, einen ſtark mit | 
Haaren beſetzten und ein wenig erhabenen Schwanz, abs | 
gerundete Hüften, dünne und ftarfe Beine und fo har» . 
te Hufe, daß man ſie nie zu beſchlagen braucht. Es 
geben auch alle, außer denen, die in den Marftälten der 
Sraͤdte gehalten werden, ohne Hufeiſen, und ertragen 
ſo das außerordentliche Elend, dem fie unterworfen find; 
denn ich glaube nicht, daß in irgend einem andern Lan⸗ 
de dle Pferde mit fo wenig Ruͤckſicht behandelt werden. 
Dieſes kommt von der Menge, die davon iſt, und v 
der Leichtigkeit, mit welcher fie koͤnnen erhalten und auf. 
. „%% gezogen, 
Lerſte vierfüßige Thier das wir in der Straße fahen, 
„ausgenommen bey der Einfarth, wo wir Guanaco's 
vſahen, die wir aber von den Patagonen nicht ein⸗ 
B tauſchen konnten. Wir ſchoſſen nach dieſem Thiere, ö 
+ „aber ohne es zu treffen; wahrſcheinlich iſt es den 
„europäifchen Naturforſchern unbekannt.“ Hawkes. 
Worth Voy. T. 102. p. 38. 


288 De Viertes Bude men 


gezogen werden. Ein mittelmaͤßiges Pferd koſtet ge⸗ 
wohnlich einen Philippsthaler, und eine Stute fünf rd 
miſche Paoli. Ihre Nahrung beſtehet aus den Kraͤu⸗ 
tern, die ſie in den Feldern finden, wo man ſie Tag und 
Nacht zu allen Jahrszeiten weiden läßt, Die Einwoh⸗ 
ner, die, ſo zu ſagen, keine Meile zu Fuß machen koͤn⸗ 
nen, fo groß iſt der Gebrauch des Reitens, laufen, for 
bald ſie aufgeſtanden ſind, hin, ſich eins ihrer Pferde 
zu ſakteln, deſſen ſie ſich den ganzen Tag bedienen, ohne 
ihm dieſe ganze Zeit über Futter nehmen zu laſſen. Es 
iſt auch bey ihnen ſehr gewoͤhnlich, Reifen von dreyhun⸗ 
dert oder vierhundert Meilen auf einem Pferde zu mas 
chen, dem ſie keine andere Ruhe geben, als die wenigen 
Stunden, die ſie ſich aufhalten, um zu ſchlaen. Da 
aber die Pferde entweder wegen der Härte, mit der fie er⸗ 
zogen ſind, oder wegen der Kraft der Weiden, wovon 
fie ſich naͤhren, von unglaublicher Staͤrke find, fo hal⸗ 
p) »Aus dieſem Koͤnigreich Chili ſcheinen die berufnen 
Pferde und Mauleſel, die einen guten Paß gehen, 
bvihren Urſprung zu haben, wovon im erſten Theile 
geredet worden if. Alle Pferde die jetzo in ganz 
Amerika gefunden werden, find zuerſt aus Spanien 
Hgebracht worden; in Chili haben fie aber nachge⸗ 
Hhends einen neuen und beſſern Schritt angenommen, 
vund ſie uͤbertreffen daher nicht nur die übrigen Pfer⸗ 
ve in dieſem Theile von Amerika, ſondern die ſpa⸗ 
vrniſchen ſelbſt, von denen fie herſtammen. Ich will 
bvnicht darwider ſtreiten daß die Pferde, die zuerſt hier⸗ 
bher gebracht find, von Natur oder wegen der Zucht 
v wozu fie gehoͤrten, einen Paß gegangen ſeyn ſollten, 
„denn man findet auch in Spanien viele von ſolcher 
„Eigenſchaft; ich muß aber doch auch dieſes ſagen, 
„daß fie hier deßwegen bey ihrer Art geblieben find, 
vweil man förafaltig darauf geſehen hat, daß fie fich 
„nicht mit ſolchen vermiſchten, welche einen bloßen 
„Trab gehen. Die Pferde in Chili ſind daher weit 
ö ar Een 


92 


Würmer, Inſekten Amphibien e. von Chili. 287 


uu dienen ibren unt 


KEN 


ten ſie dieſe Strapazen gut a BR. 
vernünftigen Hern bis ins haͤchft 955 
JJC 
„Sies haben fich nicht nur in der Gegend gläcklie 
fortgepflanzt, die die Spanier beſitzen, ſondern noch wel 


—. 


kleine Fuͤllen ihren galloppirenden Muͤttern im Schritt 


0 
* Pr * 7 hi 
£ N 


WMatur und ohne weitere Abrichtung fo geſchwind, 
» daß fie ein jegliches anderes Pferd, das ſich nebeit 


3 
RR 


„Der Hengft ift auch in feinem Rennen fo unermuͤdet, 
v daß er ſich ſchwerlich durch eine heftige Bewegung 
vabmatten laͤßt. Dieſe Pferde haben auch ein fo 
vſchoͤnes Anſehen als die berufnen Andaluſtſchen, fie 
haben eine gute Große und Feuer. Wegen ſolcher 
vvortreflichen Eigenſchaften werden fie uͤberall hoch⸗ 
sgeſchaͤtzt, und als ein wuͤrdiges Geſchenk an die vor⸗ 
vnehmſten Perſonen nach Lima gebracht. Andere 


5 „Halten ſolche Pferde zu ihrem Vergnuͤgen, und fie f 


vſind nunmehr ſchon in dem ganzen Königreich fo ges 


„mein, daß fie bis nach Quito gebracht werden. 


»Man hat deßwegen in allen hiesigen Landen Stute⸗ 

»reyen davon eingeführt, fie gelangen aber nirgends 
vzu ſolcher Vollkommenheit als in Chili.“ Viag, 
a Tom. 3. J. 2. e. 5. n. 522. „ a g ae 5 


# 


3 a n 4 re 125 


ae »vollkommner als die ſpaniſchen, denn ſie laufen von 


ihnen befindet, nimmermehr zuvorkommen laſſen. 


° N 7 
F TT. 
4 5 I ar 0 r * 2 2 n a 
” AT u ad N 1 7 


888 Viertes Buch. 


folgen, ohne ſich von ihnen zu entfernen. Der Schritt 
dieſer Pferde iſt ſo leicht und groß, daß manche im 
Schritt dem Laufe anderer gleich kommen. Dieſer 
Schritt beſtehet bekanntlich in der Fertigkeit, zugleich 


den Vorderfuß und den Hinterfuß aufzuheben, und den 


letztern, dem Vorderfuß der entgegengeſetzten Seite ge⸗ 
genüber, oder noch weiter hinaus, ſtatt an den Ort zu 
ſetzen, wo der vorige ſtand. Dieſes macht die Bee 
gung ſanfter, gleichfoͤrmiger und doppelt fo geſchwind, 
als bey den gewohnlichen Pferden. Dieſe gleiche Be 
wegung wird unermuͤdet, auch auf den weiteſten Reiſen, 
von dieſer Gattung Pferden fortgeſetzt, ſo lange ſie nicht 
gezwungen werden, ſie zu aͤndern; daher auch das Rei⸗ 
ten weit bequemer iſt, als das Fahren im Wagen. Sie 


koſten funfzehn bis zwanzig Seudi das Stuͤck. 


Die galoppirenden Pferde werden mehr geſchaͤtzt als 
alle andere, weil ſie im Gehen eine ſo ſchoͤne Figur ma⸗ 
chen, indem ſie wechſelsweiſe die Vorderfuͤße ſo hoch 
aufheben, daß ſie deynahe mit dem Huf die Steigbuͤgel 
beruͤhren. Sie werden ſchon mit dleſer ſchoͤnen Eigen⸗ 
ſchaft geboren, die hernach durch die Uebungen der Reit⸗ 
ſchule noch vollkommener gemacht wird. Alle Pferde 
dieſer Gattung haben ſehr viel Feuer, und koͤnnen ge⸗ 


woͤhnlich nur von denen geritten werden, die in der Reit⸗ 


kunſt gut unterrichtet ſind. Da ſie ſehr geſucht werden, 
fo werden fie das Stuͤck zu hundert, zweyhundert bis 
fuͤnfhundert Scudi verkauft. Vorzuͤglich kaufen die 


Peruaner viele, um fie bey den öffentlichen Pferderen. 


nen zu gebrauchen, die jaͤhrlich in ihren Städten gehal⸗ 
ten zu werden pflegen. Es ſind auch einige, ohngeach⸗ 
tet der Laͤnge des Weges, nach Europa gebracht, um 


großen Herren geſchenkt zu werden. Bey den Arauca⸗ 


nern findet man Pferde, die nach einer artigen Melodie 
tanzen, ſie ſind aber dazu abgerichtet, und | 
nicht 


Würmer, Insekten, Amphibien e. von Chili. 99 


nicht, wie die vorigen, von einer urfprünglichen und bes 
ſtaͤndig bleibenden Zucht. e 


Die Chileſen find ſehr aufmerkſam, dieſe Gattun⸗ 
gen in ihrer ganzen Reinigkeit zu erhalten, und erlauben 
nie, daß ſich eine mit der andern vermiſche, damit ihre 
ſchaͤtbaren Eigenſchaften nicht ausarten. Während des 
Winters ſchicken ſie den größten Theil ihrer Pferde in 
die Thaͤler der Anden zur Weide, wo ſie durch die 
Menge der Nahrungskraͤuter, die da wachſen, zum Ver⸗ 


wundern fett werden, und im Fruͤhlinge muthiger und 


ſtaͤrker zuruͤckkehren. Wenn fie die Füllen zureiten, wels 
ches gewohnlich nach drey Jahren geſchiehet, haben fie 
/ een TRunfet des Schloanzes ab2 
zuſchneiden, damit fie Diefen nicht mehr bewegen könen; 
dieſe Operation nennen fie Zuͤchtigung. 27 


Die Eſel haben, entweder weil fie wenig gebraucht 
werden, oder wegen der Milde des Himmelsſtrichs, die 
dieſen Thieren noͤthiger iſt, in Chili einen weit groͤßern 
Körper erhalten, als ihre europäifchen Stammvater has 

ben. Sie haben glänzendes Haar, hohen Kopf dicken 
Hals, gut gebildeten Ruͤcken und ſchnelle Fuͤße. Viele 
von ihnen ſind wild geworden, und bewohnen die Thaͤ⸗ 
ler der Cordiglieren, wo die Einwohner fie oft, blos der 
Haut wegen, jagen. Man hat auch welche von fo weis 


chem und langem Haar, daß es fehr gut konnte geſpon⸗ 


nen werden. Die Maulthiere, die aus der Begattung 


dieſer Tyiere mit Stuten eniftehen, find zum Transport 


der Waaren und auch zum Fahren ſehr gut. Viele 
find auch ihres geſchwinden und gleichfoͤrmigen Ganges 
wegen ſchatzbar. e eee 
Das Horn vieh, welches mehr als jedes andere dem 
Einfluß des Clima unterworſen iſt, hat ſich nach der 
. 8 natuͤrli⸗ 


4 
29% Viertes Buch. 


natuͤrlichen Eintheilung des Reichs gerichtet. Die Och⸗ 
ſen an der Kuͤſte ſind kleiner als diejenigen, die mitten 
im Lande gezogen werden, und dieſe kleiner, als die von 
den Anden. Das Vieh an der Kuͤſte iſt aber nur in 
Ruͤckſicht des Viehes aus den obern Theilen von Chili 
klein; es kommt ſonſt den italieniſchen Ochſen an Groͤße 
gleich. Die Kuͤhe von den Anden erreichen an Groͤße 
die beſten gefuͤtterten Rinder, und die Ochſen uͤbertref⸗ 
fen dieß nach dem Verhaͤltniß ihres Geſchlechts; ich 
habe welche von 1900 Pfund geſehen. Alle dieſe Thie⸗ 
re werden nie in Ställe eingeſchloſſen, und haben keine 
andere Nahrung, als die zufaͤlligen Weiden der Felder. 
Und doch ſiehet man an ihnen nicht die geringſte Ver⸗ 
ſchlechterung weder an Groͤße noch Geſtalt. Ihr Fleiſch 
iſt ſo ſaftig und wohlſchmeckend, als das der e 
gemäfteren Rinder. 


Es giebt a Befiger daſelbſt, der nach Ver. 
haͤltniß der Größe feiner Güter zehn bis zwoͤlſtauſend 
Stuͤck Hornvieh haͤt. Solche Beſitzer ſondern alle 
Jahre zu Ende des Winters tauſend Rinder und Kuͤhe 
davon ab, ſchließen ſie in einen mit fruchtbaren Wieſen 
f verſehenen Ort, und laſſen fie daſelbſt fett werden; her 
nach laſſen ſie ſie alle in einem beſtimmten Monate 
ſchlachten. Wenn dieſe Zeit kommt, die gewoͤhnlich 
um das Weihnachtsfeſt zu ſeyn pflegt, treiben die Hir⸗ 
ten taglich zwanzig oder dreyßig in einen mit Pfählen 
umgebenen, in einer Ebene eigentlich dazu eingerichte⸗ 
ten Ort. Die Einwohner, die mit Ungeduld dieſes für 
ſie angenehmſte Schauſpiel erwarten, umgeben zu Pfer⸗ 
de den Ort, und erwarten, daß die eingeſchloſſenen Thie, 
re, eins nach dem andern, herausgelaſſen werden. Die⸗ 
ſe werden, wenn ſie herauskommen, mit geſpornten Pfer⸗ 
den von den umherſtehenden Einwohnern verfolgt, die, 
mit, einem Spieße, der am Ende mit einem ſcharfen Ei⸗ 

Ki Ä fen 


2 


Wirmer, Inſekten Amphibien ze. von Chill. 291 


ſen als ein halber Mond bewaffnet iſt, ſie einzuholen ſu⸗ 
chen, und ihnen ſehr geſchickt mit dem krummen Eifen 
in die Kniekehle ſchneiden, damit ſie zur Erde fallen. 
So wie fie fallen, tobten fie die Metzgr ſogleich, in. 
dem ſie ihnen die Spitze eines Meſſers in das Genick 
ſtocken. Nach Endigung dieſer Art von Jagd ſammeln 
ſie die getoͤdteten Thiere und ſchleppen ſie unter eine groſ⸗ 
fe Laube, wo fie dieſelben ſogleich zerhack n. Sie ſon⸗ 
dern das Fleiſch vom Fette ab, und ichneiden es in duͤn⸗ 
ne Stücken, die fie, ein wenig geſalzen, an der Luft aus⸗ 
breiten, damit ſie gut trocknen. Iſt das Fleiſch tro. 
cken, ſo packen ſie es ein, und ſchicken es zum Verkauf 
nach den Ersgruben und nach Peru. Der Gebrauch 
dieſes Fleiſches iſt ſehe vorrbeilhaft bey Schiffahrten, 
weil es wegen des wenigen Salzes weit gefünder iſt, als 
das, was in Holland und England bereitet wird. Das 
Fett, welches man im Lande nicht verbraucht, wird in 
Peru verkauft. Vom Leder macht man Schuhſohlen, 
die groß ontheils außer halb Landes gehen. Die Milch, 
welche man von den Kuͤhen erhält, hat alle gute Eigene 
ſchaften, die ma n verlangen kann; es wird vortyeflicher 
Kaͤſe daraus gemacht, für die beſten werden aber die 
gehalten, die an einem gewiſſen Orte der Kuͤſte von 
Maule, Chanco genannt, gemacht werden, und die we⸗ 
der an Öröße, noch an Güte den Ka jen von Lodi nach⸗ 
geben. %%%ͤ EN u 


Nr i 2 7 
N 


Die chileſiſchen Ochſen, ob ſie gleich nicht in dem 
Stande der Sklaverey, als in Europa, erzogen werden, 
ſind doch „wenn ſie nach einem | Alter von drey Jah ren 3 
zur Arbeit gebraucht wer en, ſo gut dazu, und zeigen 
fo viel Staͤrke, daß ich nis mehr als ein Paar zur Kul⸗ 
tur der Felder gebrauchen ſah, die, weil ſie wenig gebro⸗ 
chen find, beträchtliche Kräfte erfordern, Alle Ochſen 
F rg neee ohe, i 
arbeiten int dem Joch auf hen Hörgern, wie, in Spa⸗ 
a % ꝶ men. 


ar 


PAR 


292 Viertes Buch. 
nien. Da man die Heerden Tag und Nacht in den 
Feldern und Gebuͤſchen herumſtreifen läßt, fo find viele 
dieſer Thiere gänzlich wild geworden, und haben ſich in 
die Thaͤler der Anden begeben, wo ſie ſich außerordent⸗ 
lich vermehren. Aber weder dieſe noch die zahmen has 
ben das Ungluͤck gehabt, die Hoͤrner zu verlieren, wie die 
Degradatoren von Amerika vorgeben. Die Einwohner 
ſaͤhen es gewiß gern, daß dieſe Erſcheinung an den Hoͤr⸗ 
nern ihres Viehes wahr wäre, weil es oft, von der 
Wildheit getrieben, die der Stand der Freyheit, worinn 
ſie leben, mit ſich bringt, die armen Hirten mit dieſen 
fuͤrcterlichen Waffen angreift, auch vie! Pferde koͤdtet. 
Man erzaͤhlt indeß, daß ein Beguͤterter unter ſeinen 
Heerden zwey Rinder verſchiedenen Geſchlechts ohne 
Hoͤrner fand, was ſich auch wohl in Europa zutraͤgt. 
Er befahl, daß ſie von den andern abgeſondert und eine 
eigene Art davon gemacht wuͤrde, um zu ſehen, ob ihre 
Jungen auch mit dieſem Fehler geboren wuͤrden. Die 
beyden Monſtra zeugten, wie man ſagt, ein aͤhnliches 
Thier, aber von außerordentlicher Groͤße. Ich ſah 
dieſen Vorfall nicht, und zweifle daher an deſſen Um⸗ 
ſtaͤnden. ; TRUE e € et re, 


Wenn das Rindvieh unter dieſem Clima in dies 
ſem Stücke ausartet, fo geſchieht es eher durch Vergroͤſ. 
ſerung als Verkleinerung. Ihre Hoͤrner werden ſo 
dick, daß die Indianer Trinkgeſchirre von eilf oder zwölf 
Zoll im Umkreiſe daraus machen. Der Vicekoͤnig von 
Peru, Don Emanuel d' Amat, welcher jetzt in Spanien 
lebt, hatte, als er Praͤſident in Chili war, eine Flaſche 
von Horn, die ihm einer der Einwohner geſchenkt hat. 
te, deren Baſis acht Zoll im Durchmeſſer hielt. Man 
naar ic 
dder haben gewoͤhnlich vier Hoͤrner, 11 55 f 
hatten, 
an 


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J Die Wi 


und ſechs; ich habe welche geſehen, die ſieben 


> 


I 


Würmer, Infeften, Amphibien r. von Chili. 293 


ſagt, daß der Indianer, der den Ochſen mit einem ſo 
außerordentlich großen Horn toͤdtete, aus der größern 
Haͤlfte eine kleine Trommel gemacht hatte. Das iſt ge⸗ 
wiß, daß dem beſagten Horn nach unten zu etwas zu 
fehlen ſchien, weil es nur ſiebenzehn Zoll Hoͤhe hatte. 
Man verkauft die Ochſen in Chili, das Stuͤck zu drey bis 


vier Philippsthaler; in den Seehaͤfen aber läßt man den 


Schiffen, vermoͤge eines alten Vertrags, zehn Scudi 
bezahlen, wovon vier der Gouverneur des Hafens, und 
ſechs der Eigenthuͤmer des Thiers erhaͤltt. 


Die Schaafe, die aus Spanien heruͤbergebracht 
find, haben nichts, weder an Größe noch an Wolle dere 
loren, die lang, fein und von außerordentlicher Weiße 
bleibt. Jedes Schaaf giebt jaͤhrlich zehn bis funfzehn 
Pfund. Das Fleiſch der Hammel iſt von ſehr gutem 
Geſchmack. In allen Gegenden hat ſich dieſes Vieh 
unglaublich vermehret, und traͤgt, wie in gemaͤßigten 
Ländern zu geſchehen pflegt, zweymal jährlich, und nicht 
ſelten zwey Laͤmmer jedesmal. Die Schaafe haben kei⸗ 
ne Hörner, wie in England und Italien; die Widder 
haben aber beſtaͤndig welche, und manche ſogar vier und 
bisweilen noch mehrere ). Man läßt dieſe Thiere den 

ganzen Tag im Felde, und ſchließt ſie nur des Nachts 
in nahe an den Landhaͤuſern gelegene eingezaͤunte Derter 
ein, um ſie vor den Raubthieren zu bewahren. Dieje⸗ 
nigen, die man nach den Cordiglieren gebracht hat, ſind 
daſelbſt größer geworden, und geben feinere und längere 
Wolle. Die Pehuenchi, Bewohner dieſes Gebürges, 
haben durch die Paarung der Ziegenboͤcke mit Schaafen 
eine mittlere Gattung hervorgebracht, deren Individuen 


doppelt ſo groß als andre Schaafe, und mit einem ſehr 


T 3 langen 


an der einen Seite vier, und an der andern drey, 
oder an jeder Seite drey und eins in der Mitte. 
Frezier Voy. T. I. p. 213. | 


kurzes Leben zuſchreibt, habe ich Alte von 104, 107 und 


. 


294 Viertes Buß 


langen und ſo weichem Haar als es die angoriſchen Zie⸗ 
gen haben, bedeckt find. Dieſes Haar iſt etwas kraus, 
und naͤhert ſich der Wolle. Man findet welches, das 
langer als zwey Fuß iſt. Alle Schaaſe in Chili ſind 
von afrikaniſcher Race, und ſtammen von denen her, 
die der Kardinal Fimenes ven Marocco nach Spanten 
bringen ließ. Auch die Ziegen kommen im ganzen karte 
de gut fort, und werfen zweymal jährlich zwey, drey 
auch wohl vier Lämmer; daher find fie in den Gebür⸗ 
gen ſehr haufig, obgleich viele davon jährlich g toͤdtet 


werden, um nicht nur Chili, ſondern auch das große 
Reich Peru mit Korduan zu verſehen. A N 
Der Menſch, das Centrum, von welchem, nach dem 
Geſetz der Natur, alle andere Weſen unſerer Erde aus⸗ 
gehen, genießt in Chili ganz der Stärke, die ihm die 
Wohlthat eines unveraͤnderlichen Cima geben kann. 
Ein ſpaͤter Tod endiget gewoͤhnlich die lange Bahn feis 
ner Tage, wenn er, mit Achtung der vorgeſchriebenen 


Graͤnzen der Natur, ſich den zerſtörenden Unordnungen 


der thieriſchen Natur nicht uͤberlaͤßt. Man ſiehet wuͤrk⸗ 


lich viele, die ihr Leben über ein Jahrhundert bringen. 


Im vergangenen Jahre ſtarb daſelbſt ein Edelmann, 


Den Antonio Boza, im Alter von hundert und ſechs 
Jahren, der noch beſtaͤndig einer bluͤhenden Geſundheit 


genoß, und von zwey Frauen acht und zwanzig Soͤhne 
hatte Selbſt unser den Creolen, denen Herr Paw ein 


5 la von 
) Herr Paw ſagt, die amerikaniſchen Sprachen waͤren 
beo arm, daß keine weiter als drey zählen konnte. 
kur 9 find kuͤrzlich die Zahlwoͤrter der chileſiſchen Spra⸗ 
. 5 N ’ 


Kardinalzahl. 8 
Quigne eins. 
Epu zwey. 


Culu 


Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien de. bon Chili. 295 


von 115 Jahren geſehen. Mein Großvater vaͤterlicher 
Seite, und mein Aeltervater, beyde Creolen, legten der 
eine 95, der andere 96 Jahre zuruͤck. Solche Bey⸗ 
1 5 ſind unter den Eingebornen des Landes noch haͤu⸗ 

ger. EN 
Die Weiber find überhaupt fruchtbar; man findet 
kaum ein Land, wo die Zwillingsgeburten häufiger find. 


Ein Franzos, d' Hotelier mit Namen, der im Jahr 
1764 daſelbſt ſtarb, hinterließ von einer einzigen Frau 


163 Deſcendenten. Daher hat ſich dieſes Reich, wel⸗ 
ches jetzt zum Theil von den Hinderniſſen befreyet iſt, 
die ſich der Vermehrung ſeiner Einwohner entgegenfeß« 
ten, feit dreyßig Jahren mit einer unglaublichen Ges 
ſchwindigkeit zu bevoͤlkern angefangen. i 
Die Bewohner von Chili ſind theils Eingeborne, 
und theils europaͤiſchen oder afrikaniſchen Urſprungs. 
Die vom europäifchen Urſprunge find meiſtens von ſchoͤ⸗ 
ner Farbe, vorzuͤglich die Frauenzimmer, wovon viele 
von auszeichnender Schönheit find, Die eingebornen 
Chileſen machen eine eigene Nation aus, die in verſchie⸗ 
dene Stämme getheilt iſt; fie haben alle einerley Geſicht 
und einerley Sprache, die ſie Chilidugu, das heißt, chi⸗ 
leſiſche Sprache, nennen. Dieſe Sprache iſt ſanft, har⸗ 
miogniſch, ausdrucksvoll, regelmaͤßig und fehr reich an 
Ausdrücken, nicht allein für generelle und partikulaire 
phyſiſche Sachen, ſondern auch fuͤr moraliſche und ab⸗ 


ſtrakte Begriffe ). Ihre Farbe iſt ein roͤthliches 
f 58 T 4 ö 


Braun, 
Culu drey. 
Meli vier. 
Due f,, 009 
Cayu ſechs . 
Relghe ſieben. 
Pürg ache 
Aylla neun. 
Mari zehn. 


1 Se Mariquigne 


298 Viertes Buch. 


Braun, meiſt wie Kupferfarbe. Die Boroanen aber, 


die im Mittelpunkte der Provinz Arauco im 39. Grad 


ſuͤdlicher Breite wohnen, find weiß und roth, haben 


blaue Augen und blondes Haar, wie die Europäer aus 


* 


der Mitte der noͤrdlichen gemaͤßigten Zone. Ihre Zuͤ⸗ 


ge ſind regelmaͤßig und bey vielen ſchoͤn. Ich muß bey 
mir ſelbſt lachen, wenn ich in gewiſſen neuern Schrift⸗ 
ſtellern, die für gute Bemerker gehalten werden, !lefe, 
daß alle Amerikaner einerley Geſicht haben, und daß, 


wenn man einen geſehen habe, man ſagen koͤnne, man 
haͤbe fie alle geſehen. Dieſe Schrififteller ließen ſich 


i zu 
Mariquigne eilf. 
Mariepu zwölf. a \ 
Maricula dreyzehn ꝛc. 

Epumari zwanzig. 

Culamari dreyßig. 

Melimari vierzig ꝛc. 
Pataca hundert. 


Epupataca zweyhundert. 
Culapataca dreyhundert ꝛc. 


Huaranca tauſend. Br 

Epuhuaranca zwehtauſend ꝛc. 
Drdinalzahlen. 

Unen der Erſte. 1 

Unelelu — — 6 

Quignelelu 7 b 
Quignegelüu — — 

Quignegentu — — 

Quignentu re 

Epulelu der Zweyte. 

Epugelu — — 

Epugentu — — | 

Epuntu — — 

Diſtributivzahlen. 
Callique jedesmal eins. 


Mollguigne — — 


\ 


Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien de. don Chili. 297 


zu ſehr durch einen gewiſſen ſchwankenden Schein von 
Aehnlichkeit verfuͤhren, die gewoͤhnlich blos vom Kolo⸗ 
rit entſtehet, und die verſchwindet, ſobald man nur ein 
Individuum einer Nation mit einem einer andern ver 
gleicht. Ein Chileſe iſt an Geſicht von einem Peru⸗ 
vianer nicht weniger verſchieden, als ein Italiaͤner von 
einem Teutſchen. Ich habe Einwohner aus Paraguay, 
Cujo und der magellaniſchen Straße e ſie haben 
aber alle eigene Zuͤge, die 55 ſehr merk Fin von eff 1 
A 5 


Epuque jedesmal zwey. 
Mollepu * 
Unbeſtimmte. 
Quignelque einige. 
Epulque etwa zwey. ö 
Culalque etwa drevr. 15 
Adverbia. | 
Diuignechi einmal. 


Duignemel— — 
Quignemita — — 


Epuch!i zweymal 

Ep um:! We 0 

Epumita „ 5 

Abſtracta. 

Duignegen die Einheit. 

Epugn das Doppelte 

Culagen die Trinitaͤt. 
Naumeraliſche Verba. 

Quignen eins ſeyn. 


Quignelcan vereinigen. 
Epun zwey ſeyn. 


„ Plates Bic 


Die Chileſen haben uͤberhaupt wenig Bork wie die ; 
Sad es ſcheint aber, als wenn fie gar keinen haͤt⸗ 
ten, weil ſie ihn mit kleinen Zangen, die ſie beſtaͤndig 
bey ſich tragen, auszureißen pflegen. Sie halten ſich 
für nicht geputzt genug, wenn fie das Geſicht mit Haa⸗ 
ren bedeckt haben; und doch habe ich viele unter ihnen 
geſehen, die Baͤrte wie Spanier hatten. Die Haare, 
die die Mannheit anzeigen, und die fie Calcha nennen, 
kommen bey ihnen häufiger als die Barthaare. Die 
ee der ae zeigt keinen Mangel der Kraͤf⸗ 


te oder irgend eine andere Schwachheit an. Dieſe In⸗ 


dianer ſind ſehr ſtark, und wenn ſie ſich zur Arbeit bege⸗ 
ben, halten fie jede Mühſeligkeit kapfer und ſtandhaft 
aus; deswegen werden ſie auch andern Arbeitern in ſol⸗ 
chen Arbeiten, die ungewöhnliche Mühe e vor⸗ 


gezogen. 


e die in den Ebenen 1 haben die⸗ 
ſelbige Groͤße als die Europaͤer; die Einwohner der An⸗ 
den aber find gewohnlich größer; deswegen glaube ich 
auch, daß dieſe und keine andere die Feen denen Patago⸗ 
nen ſind, von denen man ſo viel in Europa geredet hat; 


auch Lord Anſon war meiner Meinung, die Beſchrei⸗ 


bung, welche neuere Reiſende, als Byron, Wallis, Car- 
teret, Bougainville, Duclos und de la Giraudais, die 
ſie kuͤrzlich geſehen haben, von dieſen ſuͤdlichen Titanen 
machen, ſtimmt voͤllig mit den Kennzeichen der beſag⸗ 
ten Bergbewohner uͤberein. Was aber meiner Mei⸗ 
nung einen gewiſſen Grad von Eoidenz giebt, iſt: 
daß ihre Sprache nicht von der chileſiſchen verſchieden 
iſt, wie man aus den patagoniſchen Wörtern ſiehet, die 
von dieſen Reiſenden angefuͤhret werden. Es iſt aber 


gewiß, daß die chileſiſche Sprache ſich nicht weiter, als 


die von mir angezeigten Graͤnzen von Chili erſtreckt. 


Noch al ich, daß unter den von den Herrn Reis 
fenden 


Wuͤrmer, Inſekten, Amphibien e. von Chili. 299 
ſenden angefü hrten Woͤr tern verfchieden e ſpaniſche find, 


die nur von einer Nation, die an die ſpaniſchen Kolo⸗ 


nien graͤnzt, konnten gelernt werden. 


Die Bewohner der chilefifchen Cordiglieren fin, 
wie alle übrige Thiere, die in dieſem Gebuͤrge leben, von 


einer Größe, welche die gewoͤhnliche uͤbertrifft. Gemei⸗ 


niglich iſt fie fünf Fuß und ſieben Zoll. Die größten 


(nämlich von denen, die ich geſehen habe) kommen nicht 
‚über ſechs Fuß und drey Zoll. Das, was fie aber rie⸗ 
ſenmaͤßiger feinen macht, als fie wirklich find, iſt der 
ſtarke Knochenbau und die außerordentliche Dicke ihrer 


Glieder, welche, außer den Händen und Füßen, die klei⸗ 
ner ſcheinen, als es eine ſtrenge Symmetrie fordern 


koͤnnte, mit der Groͤße ihrer Koͤrper gar nicht propor⸗ 


zionirt find, Ihre Geſtalt iſt gar nicht unangenehm. 
Sie haben gewoͤhnlich ein rundes Geſicht, etwas breite 


Naſe, lebhafte Augen, ſehr weiße Zähne und ſchwarze 


ſtruppichte Haare; einige laſſen ſich auch auf der Ober⸗ 
lippe einen Knebelbart wachſen. Ihre Farbe iſt mehr 
kupferfarbig als bey den Chileſen an der Kuͤſte; dieſes 
kommt von der rauhen Luft, der fie ſich bey ihrem be⸗ 
ſtaͤndigen Herumſtreifen ausſetzen. I HR 


Die Kleidung derer, welche in den weſtlichen Thaͤ⸗ 


lern der Anden wohnen, iſt ganz aus Wolle gewebt, die 
Einwohner der oͤſtlichen Thaͤler aber (welches die wirkli⸗ 
chen Patagonen ſind) kleiden ſich mit Fellen vom Gua⸗ 
naco und andern wilden Thieren. Einige tragen auch, 
auf araucaniſch, den Poncho, welches ein laͤnglichter 
Mantel von Wolle, wie ein Meßgewand gemacht, iſt, 
mit einem Loch in der Mitte, um den Kopf herdurchzu⸗ 
ſtecken. Die Puelchen, Bewohner der ſuͤdlichen chiles 
ſiſchen Anden, tragen auf dem Kopfe gewiſſe Hüte aus 
Fellen gemacht und mit praͤchtigen Federn gezieret; fie 
| bemalen 


4 7 


00 Viates Buch. e 


bemalen ſich auch den Körper und vorzüglich die . 
lieder mit verſchiedenen Farbe Die Weiber, die auch 
von betraͤchtlicher Groͤße ſind, kleiden ſich 92 dieſelbe 


Art wie die Maͤnner, ſtatt der ie fragen ne Ber ei⸗ 
se Art von Schuͤrze. BR 


N 


Alle dieſe Völker ehen unter "Shen von b eg, 
die ſie von einem Orte zum andern tragen, und der 


5 Fruchtbarkeit der Weiden fuͤr ihr Vieh folgen. Sie 


ſind in viele Horden getheilt, die jede ein Haupt hat, 
das ſie Ulmen nennen. Ihre Religion iſt eben ſo, wie 


bey den andern heidniſchen Chileſen, und ſo auch ihre 


Sprache, wie wir ſchon geſagt haben, nur daß die 
oͤſtlichen ein wenig durch den Gaumen ausſprechen. 
Sie reiten auf Satteln, die wie die Saumſattel der 
Maulthiere gemacht ſind. Die Steigbuͤgel ſind von 


Holz und die Zaͤume von Leder mit einem hoͤlzernen Ge⸗ 


biß; die Straͤnge von Lederriemen, mit Bley beſchla⸗ 
gen, wie die Neſtel, die Sporn ebenfalls von Holz. 
Ohngeachtet dieſes ſchlechten Geraͤthes ſind ſie doch in 


5 der Kunſt zu reiten ſehr geſchickt. Sie reiten beynahe 
beſtaͤndig Galopp, und fuͤhren eine Menge Hunde mit 


ſich, die abgerichtet find, die Pferde bey dem Zügel zu 
halten, wenn ſie abſteigen. Die oͤſtlichen Einwohner 


haben Pferde von mittlerer Groͤße; dieſes kommt ent⸗ 


weder daher, weil ſie ſolche zu fruͤh zureiten, oder weil 


ſie ſie nie ruhen laſſen. Obgleich dieſe Voͤlker Vieh in 


Menge haben, es zu eſſen, ſo eſſen ſie doch das Fleiſch 
der wilden Thiere lieber, und lieben deswegen die Jagd. 
Sie durchſtreiſen den groͤßten Theil des Jahrs die groſ⸗ 
‚fen Ebenen, die ſich vom Ausfluß des Fluſſes della Pla⸗ 


i ta bis zur oͤſtlichen Muͤndung der magellaniſchen Meer⸗ 
enge erſtrecken, um Guanaco's und Strauße, die da haͤu⸗ 


‚fig find, zu ſuchen. Die Waffen, deren ſie ſich zur 
Jagd dieſer Thiere bedienen, ſind die ſchon beſchriebe⸗ 
nen 


Würmer, Inſekten, Amphibien ze. von Chili. or 


nen Laqui; dieſer bedienen ſie ſich auch in ihren Krie⸗ 
gen. Blos mit dieſem Gewehre toͤdteten ſie bey vierzig 
Spanier in dem Treffen, welches ſie mit ihnen 1767 
bey St. kudwig della Punta hatten, Die Bergbewoh⸗ 
ner greifen auch von Zeit zu Zeit die Karavanen an, 
die von Buenos ⸗Ayres nach Chili gehen „ und gehen 
ſo weit, die Guͤter der Einwohner dieſer Stadt zu pluͤn⸗ 
Zwiſcken den ſuͤdlichen Graͤnzen von Chili und der 
magellaniſchen Straße ſind an der oͤſtlichen Seite keine 
Nationen, als die Poyas und die Caucau. Die erſten 
ſind von rieſenmaͤßiger Groͤße, reden aber eine Spra⸗ 
che, die ganz von der chileſiſchen verſchieden iſt, und 
entfernen ſich nicht gern aus ihrem Vaterlande. Die 
Caucau ſind von mittlerer Größe, haben auch eine ſehr 
verſchiedene Sprache, und bedecken ſich mit den Haͤuten 
von Seewoͤlfen. Dieſes ſey für jetzt von den Chileſern 
genug. In dem Verſuch uͤber die buͤrgerliche Geſchichte 
dieſes Reichs, deren Herausgabe wir nicht lange mehr 
zu verſchieben gedenken, werden wir weitläufriger von 
ihren Eigenſchaften und ihrer kriegeriſchen Einrichtung 
handeln. N e 


RR 7 
5 0 Ba BE 
ar 1 4 
Fe 


a 


Erſtes Verzeichniß 
der neuen Gattungen, die in dieſem Verſuch beſchrieben ; 
ſind, nach dem Linne iſchen Syſtem geordnet. 


n Viertes Buch⸗ e 


x Ei * en Pe 


 REGNVM ANI AAL E 
1 95 15 a ee 1 
e u 8 | Bruta. „ 
D (ypus quadrieinctus, N quatuor 5 pedibus 
Pentatlactyi ß nu; 8 


Daly pus odocindus, eingulis octo, palmis tetrada- 


‘ Aylıs plantis pentadactylis. en 
Daſypus undeeimeindtus, cingulis undecim, palmis te- 
tradactylis, plantis pentadacty lis. es 
Daſypus octodecimcinctus eingulis duodeviginti, 
Palmis tetradadtylis, plantis pentadactylis. 
Phoca lupina, capite ſubauriculato, palmis tetradacty. 
lis. ö ER — i ) 5 3 ; N 
Fhoca poreina capite auriculato, roſtro truncato pro 
minente. ; le | 
Phoca elephantina, capite antice criſtato. 
Phoca leonina capite poſtice jubato, 
Canis Culpaeus cauda recta elongata, apice coneolore 
laevi. i i e 


Felis Puma cauda elongata corpore einereo ſubtus al- 


bicante. | 
Felis Guigna cauda elongata corpore maculis omni- 
bus orbiculatis. RC | | 


ie. Felis 


Würmer, Inſekten, Amphibien ze. von Chili. 303 


Felis Colocola cauda elongata, aärpepe albo macali 

irreg. atris flavisque. | 

Viverra Chinga atro- caerulea maculis geinque dor 
ſualibus rotundis, albis. 

Muſtela felina plantis palmatis piloſi is cauda tereti 
elongata. 

Muflela Cvja pedibus fillis, corpore atro, labio füge: 

riore ſubtruncato. 

Muſtela Qxiqui pedibus 1 corpore 1 roſtro cu: 


neiformi. 
Glier. 


Lepus lan cauda . ſetoſa. 6 
Lepus Minimus cAuda breviflima aurieulis pilofis e. con- 
coloribus, 4 
Caſtor Huidobrius 8005 s compreflo- lanceolata 
pal mis lohatis, plantis pa Imatis, 

Mus Cyanus cauda mediocri fubpilofa alen dacty- 
lis plantis 5 dactylis, 1 a ſubtus al- 
bido. 

Mus aniger, cauda 15800 elle dadylis plant 
5 dactylis, corpore cinereo lanato. 

5 Mus Maulinus cauda medioeri piloſa, auriculis acumi- 
natis, pedibus pentadactylis. f 

Mus Coypus cauda medioeri fubeompreil pilofa, 
plantis palmatis. 

. Degus fuleo- lake, linea humerali nigra. 


% Pecora. 


15 


Comelns Huanacus corpore piloſo, dorfo gibbo, eau- 
da erecta. ö 
Camelus Vicugna corpore lanato, 70 0 ſimo obtuſo 
cauda erecta. ö 
Came lus Araucanus corpore lanato wolte bene 
Sr cauda pendula, 0 
Lua | Ca pea 


4 AA FÜ N 1 58 — A — — ren — — 
DCC ccc 


Volur Jota niger, remigibus fufcis, roſtro eineraceo. 


Capra puda Ser nibüs teretibus, N diveigentibus 
. imberbi, 


N Y 


N 1 B 

gun, bifulcus pedibus bilulci, re { 
Re AVER': 4 
Be . Accipilres. 1 


Falco Tharus cera, pedibusque lutsis, ies albo- 
nigreſeente, vertice eriſtato. 


Strix Cunicularia capite laevi, eorpore ſupra fulco, 


lubtus albo, pedibus tuberculatis pilofis. al 


; Bein. | E 
Pfittacus Taguilma macrourus viridis, e api- 
ce fufeis orbitis fulvis. | 
Pfittacus Cyanalyſios brachyurus luteo- -virens, collai 

cCaeruleo, uropygio rubro, 
Pfittacus Choraeus brachyurus viridis, ſubtus einereus, 
-‚orbitis incarnatis. 5 
Picus Lignarius pileo coceineo, corpore albo, caeru-· 
leoque vittato. ; 
Picus Pitius caud» brevi, corpore fuſco maculis ovall- 
bus albis guttato. 


Trochilus Cyanocephalus rectiroſtris capite ei 


rectricibusque catruleis, abdomine rubro. 
Trochilus galeritus eurviroflris, viridi-aureus, remi- 
gibus a fufeis, crilta pur pure. 


„* 
— ’ 


| Aunſert . 3 
Auas Melancorypha roſtro ſemieylindrieo tubro, ca, 
x nigro, corpore albo, BEN 
R ; De kr 
A * Anas 


Würmer, Spt, Cie dc. von Chilt i. 305 


Anas hybrida roſtro fenicy lindrico, cera rubra, cau- 
da acutiulcula. 
Anas -regia caruncula compreſſa Frohe corpore cas⸗ 
N ruleo ſubtus fuſco, collari albo. 
Anas Coſcoroba roſtro extremo dllatato, bound, 
corpore albo. ' 
0 Diomedea Chilenfis, alis ei, pedibus com- 
Ma pedibus tridadtylis, digitis omnibus connexis, 
Dio mnedea Chilocnfis alis impennibus, pedibus compe- 
dibus tetradactylis Palmatis, corpore lanuginoſo 
einere \ 
Pelecanus Thagus ende rotunda, roſtro ferrato, gula 
 faccatas 
| ee . 
Phoenicopterus chilenſis ruber, renügibus albis. 
Ardea 5 erifta depeadehte rubra, corpo⸗ 
2 re albo. 
Ardea Galatea occipite füberifiato, corpore de 
roſtro luteo, pedibus coceineis 
aa Cyanocephala vertice criſtato eaeruleo remigi- 
bus nigris albo mar ginatis. k 
Ardea Thula occipite crillato concolore, corpore albo: 
Tantalus Pillus facie, roſtro, pedibusque kuleis, cor- 
ore albo, remigibus rectricibusque nigris. 
Parra Chilenſis unguibus modieis, pedibus fuſeis, oc= 
cipite ſuberiſta o. g 
Otis chil ienlis, capite, jugul loque laevi, corpore alboz 
vertice rectricibusque cinereis;, remigibus primor: 
nigris. f 
i Poſſirer. 
Gb Melanoptera cauda cuneata, corpore caeru- 
leſcente, remigibus nigris. 
Sturnus Loyca fülco alboque on pedore e coca 
eineo. 


Turdus Thilius ater; axillis En cauda cuneata. 
Tul dus 


TEN — . 0 7 2 7 


TE EEE ET 


306 


1 


Turdus Thenca e 48 ſubtus pallido- a 
reus, remigibus redtricibusque apice albis. 
Turdus Curaeus ater nitens, roſtro fubfiriato caude 
cuneata. | 
Fringilla Barbata lutea, alis viridibus, ni nigro brogue 
clan, gula 5 9 9 
Fringilla Diuca caerulea, gula alba. . 
Fhytotoma (gen. nov.) roltrum Fünen rectum, er- 55 
ratum. 15 
By) Phytotoma Rara Nares ovatae. | 
pen brevis . 


7 
\ 


7 


AMPHIiBI A 
Reptilia, 


Rana Arunco corpore verrucoſo, pedibus 8 

Rana lutea corpore verrucoſo luteo, pedibus fubpal- 
matis. 

Lacerta Palluma cauda verticillata longiuſcula 1 (qua 
mis rkomboideis ; 


ey 8 — 


Nantes 


Säuafus Fernandimis, pinha shall nulla, dorfalibus 
fpinofi 85 ee tereti ocellato. 


PI 8 0 E S. 
Apodes 
Stromateus Cumarea, dorſo caeruleo > abdomine al- 
bo. 
Thoracicı, | * 
Chaetodon aureus cauda integra, ſpinis dor ſalibus 1 I. 
corpore aureo, falciis 5. diſcolotibus diſtincto. 


Sparus 


4 


Wuͤrmer, netten, Amphibien; ze. von Chili. 307 


e Chilenfi 1s ats bifida, 1 utrinque transver- 


an 19 fuleis. 
‚Abdominales, 


Silurus Luvur pinna dorfali poſtica dee eirris 4. 

cauda lanceolata. 

4 ‚Elox chilenſis maxillis aequalibus linea laterali cae- 

R 

Mugil chilenfis dorfo monopterygio. 

Cyprinus Regius pinna ani radiis 11. dorfali longitu- 
dinali. 

Cyprinus Caucus pinna ani n radiis 13» corpore tubero- 
ſo argenteolo. 

Cyprinus Malchus pinna ani radiis 8, corpore conico 
lubeseruleo. f 

Cyprinus Yulus pinna ani radiis 10, cauda lobata, 


IN SE CT A. 
Coleoptera. 


8 Pilmus exſcutellatus ater, corpore depreffo, 
thorace ſtriato. 
ee Maulica, ovata aurata, antennis caeruleis, 


Lepidoptera. 


Papilio Leucothea D. ali integerrimis rotundatis, al. 
bis concoloribus, antennis aterrimis. g 

Papilio Pſittacus N. alis dentatis vireſcentibus, luteo 
caeruleoque maculatis, fubtus flavis. 

Phalaena Ceraria B. elinguis, alis deflexis flavelcenti 
bus fafciis nigris. 


Humenoptera, | er 


98 Rosmarini Chilenfis, 
Tipula Moſchifera, alis incumbentibus cinerels, o. 
race abdomineque flavis. 


Ma Aptura. 


91 * 1 a: 75 — N. N A = 
ER ne ER T 


EN 


38 Viertes Bic. eee 


8 Be 22 


5 1 Ap. 


. ſerofa, abdomine ſemiorbiculato Aae 55 f 
tibus Janiariis inferioribus exſertis. 

Scorpio chilenfis pectinibus 16 dentatis, aal füb- 
angulatis. 1 5 

Cancer Talicuna brachyurus thorace obi ae. A 
integerrimo, chelis muricatis. 4 4 

Cancer Xaiva brachyurus, khorace laevi lateribus ii 

degntato, fronte truncata, i 

Cancer Apancora brachyurus, thorace lac ovato 

uttioque denticulato, cauda trigona.. 7. 

Cancer Setofus brachyurus, thorace hirſuto obeordato 

tubsrculato, roſtro bifido inflexo. 

Cancer Santolla brachyurus, thorace 20 arcuato 
fubcoriaceo, manibus pelliculatis. 8 

Cancer Coronatus brachyurus, thorace Obovato, apo- 
phyfi dorfali crenata 

Cancer Caementarius macrourus, thorace laevi eylin- ) 
drico, roſtro obtufo, chelis aculeatis. i a 


v E RM E S. 
Molluſca. 


Pyura (gen. nov.) Corpus conicum nidulans: probo- 
feides binae terminales e Oculi? inter 
proboſeides. 

1) Eyura chilenfis: x, 

Sepia unguiculata ee ecaudato; brachiis ungui- 
culatis. 

Sepia tunicata corpore prorſus vaginante, cauda ala- 
ta. 

Sepia Hexapodia corpore caudato fegmentato, 

Echinus albas, hemifphaerico- globofus, ambulacris de- 

nis: areis ang ue verrucoſi 18. 


3 x 


Echinus 


Würmer, Inſekten, Amphibien ze. von Chili 309 


Echinus niger ovatus, ambulacris quinis: areis muri- 
catis verrucoſis. 


IR 
7 


1 65 Thb. 


Lepas pfi ittacus teſta poflice adunca, fexvalvi cugoſa. 1 

Pholas chiloenfis tefta oblonga depreſſiuſcula, Mis 

longitudinalibus diſtantibus. f 

Solen Macha teſta ovali oblonga antice truncata, car- 
dine altero bidentato. 

Chama Thaca ſubrotunda, longitudinalitr ſtriata, ano 
retuſo. N f 

Mytilus albus teſta transverfe i natibus gibbin 
cardine laterali. 

Mytilus ater, teſta ſulcata poſtice fquamofa. 

Murex Locus tefta ecaudata obovata antice nodofa 
apertura ı edentula ſuborbiculata. 

Helix Serpentina teſta ſubcarinata e conica, 
ae ſtriata, apertura patulo- -marginata. er 


5 


p AND RIA. Bu: 2 85 a 


* 


Honag nig. 


A ele foliis petiolatis. BR 
Maytenus (gen. nov.) Cor, I. petala bp. Cal. 
1. phyllus, capſ. r. ſperma, 
1) Maytenus Boaria. 
8 eee ra! hg 
m | 15 
Seirpus Eilyehniarias culmo tereti "nude, fpieis Lobe 
ſis quaternis. 


2 1% . | Digymi. 


J N | 


310 Wied Buch. 
55 Digunia. N 


Arundo Rugi calye. trifloris foliis ſubulatis glabris. 
Arundo Quila calyc. trifloris, foliis enſiformibus fer. 
ratis. % % ae 
Arundo Valdiviana calyc. trifloris, foliis ſubulatis pu- 
beſcentibus. A 5 f 185 

| TETRANDRIA, 
Monogynia, 1 
Rubia chilenſis, fol. annuis, caule ſubrotundo laevi. 
Oornus chilenfis arborea, cymis nudis, fol. cordatis 
dentatis. a Ä 
PENTANDRIA 
Monogynia, Ä | 
Nicotiana Minima, fol, ſeſſilibus ovatis, floribus ob. 
tuſis. & Ka 
Solanum Cari, caule inermi herb., fol. pinnatis in- 


‚ teg., rect. campanulato, fubaequante petala. 


Dieymas 0% 
Herniaria Payco folüsferratis is 
Salfola Coquimbana fruticofa , caul. aphyllis, 

ſucculentis diaphauis. 0 | 
Gentiana Cachanlahuen cor. quinquefidis infundib, ra- 
mis oppoſitis patulis. . 
Heracleum tuberoſum, fol. pinnatis, foliolis feptenis, 
flor. radiatis. 1 9 5 
Seandix chilenſis femin. roſtro longiſſimo, foliolis in- 
teg. ovato · lanceolatis. ur i 


ER 85 


calye· 


Triginia. 


2 
332 
vr 


Birnen znfttn, Amphibien d. bon Chili 3117 

N 0 u > 0 0 Trigynia. gi | 
Quinchamalium (gen. nov.) cal. 5. fidus. es fida. 
N, Capf, 3. locularis polyſperma. | 
Se 2) Quinchamalium chilenfe. 


ö 


Pentagynia. | 


lau, a fol. lte run Janceolatis, peduncus 
lis Meri 19 5 


en 10 e | "HEXANDRIA, 4 5 
Monogynia, j | 
peumus (gen. nov.) Cal. 6 ag Cor, 6 petala Deu: 
ph fperma. N 


1) Peumus rubra fol. . petiolatis, ov. n 


libus integerrimis. 
3) Peumus alba, fol. alternis, petiolatis, bald 
de bus dentatis. 
yammofa fol. alternis, ſeſſlibus cor- 
. rrimis. 
9 peumus Boldus fol. oppoſitis, nel, ova⸗ 
. 1155 fübtus villofis. 1 


Puya (gen, nov.) Petala 6. inaequalia, tribus major; 
fornicatis, Cap 3 locularis. 


1) Puya chilenſis. 


9 o AND RIA. 


Monogiynia. 


Saſſia > nov.) cal. 4. Phyllus. Cor. 4 petala. Cpl. 


2 locularis, 2 ſperma. 


1 4 1) Saſſia 


a 


3 Bee Buch.. 


19 Sallıa tincloria fol, Pas, dere multi- 
1 * floro. 


+ Sa 38 — 1 
280 Saſſia pee l gordatis, & 
N loro. g 
15 
EVN E A \NDRIA, 
Dod. Monogynia. N ee t eee DE i 


1 Cauſtiea fol, ovalibus rugofs, Perennantikun, ; 
flor. quadriſidis. 


Panke (gen. nov.) cal, 4 fidus. Cor. 4 fida. ph E # | 


fi perma, 


— 


77% 10 Panke tinctoria caule teen ee 1 


a) Panke acaulis racemo acauli e 


Phlegorhiza (gen. nov.) cal. o. Cor. 1. Petale. Caps 


locularis 1 e 


1) Plegorhiza Guaicbhuurur TR 


. DECANDRIA, ugs 1 % 2 

198 Monogynia. 1 1 SW, 
Hippomanica ( (gen. nov.) Cal. 5 para, van b. 

ta Capſ. 4 locularis. | RE 3 

ö 19 Hippomanica infana. 3 5 : 5 4 115 ar 

Thuraria (gen. 5 cor. 1 a Cal. cbulofs. ? 5 f 

Capf. 2 loculeris, 2 fperma, | Fr 

7) Thuraria chilenfis, | 


Pentagynia. 


Wuͤrmer, Juſekten etmpSisinke bone. re 
. Pentagynia, 


Oral 
.. . gadice tuberoſa. 
Oxalis virgofa fcapo multifloro, fol. termatis ovatis 
| JCOSANDRIAS ee 
| Monogymia. 


Cactus sz erectus, longus 10 angularis, ans 
gulis obtufis ſpinis longiſſimis rectis. 
Myrtus Vgni flor. ſolitarlis, ramis oppoſitis, ale 
ovalibus ſubſeſſilibus. 1 
Myrtus Luma flor. folitariis, fol. ſuborbiculatis. 
MN maxima, pedunc. multifloris, fol, alkernis ſub⸗ 
e 1 25 1 6 


1. 


. 


S 


Drupa 1 ſeu 2 ſperma. 


6% Lucuma Bifera Kal ars petiolatis, Ovato 


oblon gis. 5 10 g 


5 


5 Lucuma 1 1 105 e bol a A 


ceolatis. 


3) Lucuma Velba e fol. pelt tis, bete. 


tis, ovatO- -oblongis. 


4) Lucuma Keule, fol. 1 petiolatis, ovalli⸗ 
bus ſubſerratis. 


39 Lucuma ſpinoſa, fol. alem, ec 745 
mis ſpinolis. | N 


* 


U 5 | _ POLYANS 


f 


s tuberoſa pedunc. umbelliferis, caule kamold, N 


e (gen. nov.) Cal. 4 fidus birke, Er 0. b 


Ar il Vers Bu 
POLY Pan DRIA. 

5 a  Digynia. RR EN IR 
Tena (gen. noy.) ai 3 Sl Cor. 18 pn, ii 


ca dicocca, 


. 5 T emus mofehaa 


PIDYNAMIA % 


25 * . * 


Guunoſpernia. 
ochun Salinum fol. ovatis glabris, eaule genlcus 
ato. | Ü 
a „ Ang ioſpermia. 


Gee (gen, nov. ) cal, o. Cor. 4 petala, Carl 1 lo- 
cularis coriacea. | 


10 Gevuina Avellana, . 


„ MONADELPUA, 


En 135 95 5 Docandria. 
0 (gen. nov.) Monogyna cat 3 gonn 


3 fperma, 
=» Crinodendron A 


DIADELPHIA, 


Decandria. 


r Pallar caule volubili, leg. pendulis, Spline 
> drieis, toruloſis. 

Phafeolus Aſellus caule volubili, fol. fagittatis femin, 
x globofis. 


Dolichos 


Birnen, Justen, ‚Amphibien: . von Chill. 31 575 


Dolichos Funarius volub. caule perenni legum. pen · 
dulis pentaſpermis, fol. ovalibus utrinque glabris. 
Pforalea Lutea, fol. ternatis, faſciculatis, foliolis avas 

tis rugoſis, fpie, pedunculatis. 5 
nl 


POLYADELPHIA. 
0 N Icaſandria. i 
Citrus chilenfis fol. ſeſſilibus acuminatis, 
SYNGENESIA, 


Polyg. aequal. 


Eupatorium chilenfe, fol. oppofitis amplexicaulibus) 
lanceolatis, denticulatis, calyc. quinquefloris. 

Santolina Tindoria pedune. uniflors, fol, lincaribus 
integerrimis caulibus firiatis, 


Polyg. faperf, | 
Gnaphalium Viravira herb, fol, decurrentibus, fpatu 
latis utrinque tomentofis. 1 
Nadia (gen. nov.) Recept. nudum: pappus ı nulluss 
cal. 8 phyllus: ſem. plano convexa, | 


1) Madia ſativa fol, mean anepolati, petio- 
latis. 


2) Madia Mellofa 1 aopleilbr ce 
latis, 


Polyg. frußr. 


Helianthus Thurifer caule frutieoſo fol. lasse han» 
seolatis, 


MONOECIA, 


il 2 


ee, ee novo rere. Rn je 


2 


Les Curagua folüis denticulatis. 


Polyandria, u 


8. Fem. Cal. 4 fidus. Cor. o. a 3. Capl. 3 a 
laris 3 ſperma. 
1) Colliguaja odorifera. 
Gee (Zen. nov.) Mafe. Cal. 4 phyllus Cor. 0. 
ſtam. 12 Tem. Cal. 4 phyllus Cor. o. Ayli 4 „Cap 


. ſem. ſolitaria. 4 


* Quillaja beste VVV 


4 8 € KENT 


1 . 77 91 2 Aielphia. 


2 8 4 


A Pinus cupreffoides, fol. imbricatis acutis. 
a Pinus Araucana fol. turbinatis imbricatis hine mucro- 


a u 5 natis ramis quaternis eruciatise 
ie )).... e 
F bene, 
27 N 10 Susa Siceraria fol. angulato. fublobatis tomento⸗ 
P. 4 
% HN © RE, ſis pomis lignoſis globoſis. 2 
* I) 7 no Eucurbita Mammeata fol. malik, pomis bse. 
8 N SL roideis mammoſis. 8 15 
Bi | a * i N N 
- A i 1 VVT 
in Bu Diandria. 
R 7 Salix chilend is 10 integerrimis, glabris lanceolatis, 
| | * acuminatis. 
6 f 15 g 
| | / Derandria. 
UN Schinus Huygan fol, pinnatis: foliolis ferne RN 
tis, impari breviſſimo, 


| | HER 33 g POLYGAMIA, 


35 Triandria. t | 


Cine, (gen. nov.) Maſe. cal. 4. fidus. Gor. o. fam. 


PEN 


Winner Sup angie von Wi 3 


vorvs AfA. 4 i 
722 Free ri NEE 
LWL 


Mimoſa balfamica i iner mis, fol. bipengatia bartelbus 0 
6. jugis, ſubdenticulatis fire odtandris, 

Miimofa Cavenia ſpinis ſtipularibus patentibus, fol. bi 
Mama, j get ae verticillatis feflilibus, 


Trioera, 


Ceratonia chilenſis fol. ovalibus carinatis, ams 5 füt 
wahr 


Palmat. a 


Cocos chi 5 78 N frond. pinnatis, Folio), com 
plicatis enſiformibus, ſpadieibus e 17 


REGNVM LAPIDEVM. / A 
E E r RA E. i a 
Callariab. | 
Gypfum Vulcanium Bu indeterminatis caeru- 
es., 1 
1 05 ed 


Mica Variegata membranacea fiſſilis, flexilis, pelluci= 
da variegata. 


Aggregatas. 
Saſſum chilenſe impalpabile, luteum, maculis ſpatoſi 8 
rubris, caeruleisque. 
0 MIN E R A E. 
ü Sulphura. 
Bitumen Andinum tenax, ex atro caeruleſcens. 


Metalla. 


» 


” Cape m Companile, lee htm annofam, eine: 


1 reum. 1 . i Er 0 
Guprum Iaxenfe Zinco naturaliter mixtum. 5 


5 1 „ en 


Koss Bus ferri micans caerulea. | 
Arena Talcenfis ferruginea, in aqua 1 
Argilla Bucarina fufca, luteo punctata, odorifera- 


Arg illa Maulica nivea, lubrica, atomis nitidis, 


le ſubdola atra, aquofa, tenaciſſima. 


Argilla Rovia, aterrima, tinctor ta. 


Cal Vulcania folubilis, bulvereo- - granulata, — 65 


Würmer, Vance Br 9 


Bwentes Berzeioniß 


einiger aueſſhen Worter, welche zur ooch. 
| hen 1 


* 


* 


NB, Die Mörter die mit cha che chi ehd chu geſchrleben in | 


werden tſcha tſche A ticho 1 1 und ihn 
gecentuirte u Saal » 


Gott | Pillen, 

der Teufel Alhue. 
die Welt Nugmapu. 15 . 

der Himmel Huenu. | N, 1 

die Erde Mapu. 1 

die Sterne Guaglen. 

ein Geſtirn Pal oder Ritho. 

die Plejaden Cayupal. 

der Orion u laritho. 

das ſuͤdliche Krug Meliritho. 

die Milchſtraſſe Ru pu. Epen. 

die Sonne Anh, 

der Mond Cu pen. 

die Planeten Gau. 1 

Venus Unelvoe. | 

ein Comet Cheruve. e 


eine Sonnenfinſterniß Cayantu. 
— Mondfinſterniß Naycu pen. 


der Vollmond Pu rcu yen. 0 1 4 
der Neumond | Muren pen, m: 


5 3 


1 
RE N — 8 


x 5 $ ** K ht se - NR n rer: NN NET ET 
er \ A he 2 u ae 1 . eee 7 
e 4 n . NR 4 ä 


* 


RN, . 


das ac e ee u 


— 1 
— Sternenlicht 


1 — Mondeslicht 


der Sonnenſtrahl 


die Nachtgleiche 5 0 


der Regen 


m; . 5 5 7 2 
Be A < 
ne Viertes Bi 


3 Bi. 
Aypin. 
Aparcu n. 


Ala. 5 
Clenantu'. 


Udenthipantii © er 


* = * 855 ve 
2 Sr * 9 wa ra 


N var 
\ 


ee 


das un Thavantu. 

die Zeit Then. 

das Jahr Et Thipantu⸗ 

der Fruͤhling Peugen. 

— Somme Ulcan. 

— Herbſt 92 Gualug. 

— Winter 1 PDPuquen. 

— Monat 5 Cujſ enn; . 

— Tag Antu oder 30 

die eergenräthe Uun. \ 

— Mogendammetung Ellavun. 

der Morgen Lihuen. 

. Migg Ragiantu. 

Nachmittag Thavuya. 

— Abend e Gullantu. 

die Abenddaͤmmerung Gu vantu. 

— Nacht Pun. 

— Mitternact Regipum 

— Stunde Gliagantu⸗ 

Norden Din * 

Oſt „Duel ple. 

Weſt Conantu⸗ 

Suͤd Su ylli. 

des Waſſer Co. 

die Erde Tue. 

— $uft aa Aru 

das Feuer „ Cu thal. — 

die Wolken Thomu. 
Maun⸗ 


duͤnner 


Wine Snfeten, Amphibien. von Chüli. 321 | 


dünner Regen Vaynu. 
der Nebtee Chiguay. 
— Thau . | Mu lvu N 
das Manna Dio. 
der Regenbogen Relmu. 
das Perihelium Cahuin. 1 
pie. N 
— Hagel 1 Pide. 
des Eis Pellad. 
der Froſt | Dilin. 
— Reif Zolma. 
— Donner Talca. 
— Blitz „ Pu pal. 
= Wind 1 Picun. b ö 
— Nordwind Magualcru v. 
— Oſtwind e Puelcru v. a 0 | 
— Weſtwind Gulcruv. 
— Suͤdwind Suapyhuen. 
— Wirbelwind Meulen. 
— Sturmwind Cuguma. 
das Meer Lavquen. 5 
die Welle Beu oder 8 
— Meereswelle Auna. 
e Flußwelle e Voche. 1 
1 Fluch N 5 Thipaco. 55 
— Ebbe eu. 10 
Je! Guapi. 
— Sandbank Aylin. 
der Hafen Uontuhne. 
„ Leuvu. er 
das Ufer Rulon. I 
der Strom hi ea 
— Brunnen Thaygen. 
die Quelle Upco. 
der See 1 Mallin. 
5 


322 Vis 


"1a 


der Strom 
— e, 
— Waſſerfall 
— Berg 


— Huͤgel 


das Thal 


der Bulcan 


das Erdbeben 
die Thiere 5 
das Maͤnnchen 
— Weibchen 


Volk 


die Nation 


der Stamm 
die Familie 


der Menſch 
— Mann 
das Weib 

der Ehemann 


die Ehefrau 


der Vater 
die Mutter 
— Bruſt 


das Kind 


der Knabe 
das Madchen 


kleines Maͤdchen 


eine Jungſer 
— Beyſchlaͤfer in 
der Sohn 


die Tochter 


der Baſtard 
Kinder uͤberhaupt 


der Bruder 


die Schweſter 


FFF... ĩ˙ A 1 
I Be = ; 


\ 


BI Fe 1 Nie 2 TON a > 
Buch. . e 


Magin. e 
e ee HEN 


Duin. 2 
Mahuida. 


Huincul. 5 
Bini. | 
Dehuin oder pon. 
Mu pun. 

Ivun. 

Alca. 9 
Domo. | er 
The gen: >) RER 
Toquinche. 

Lepun. ö | 
= Cu ga, chen. 0 


Suenthu. ie £ 
Domo. e 
Pign on 


e ee 
Chao. 


Gnuque. N u . X 3 r N i 
Dapay. . - BL a En . 
Sauiltheu. % 
Sieges e 5 REN, 


Dea oder algen 
Ullcha. b 
Gapi. i 
Votum. 
Nahue. 
Guachu. 

"Dal. 

Pegni. 
e 1 
Zwillinge 


Würmer, Juſekten, aumpbisien e. bon ni 323 


Zwillinge N Cu gne, 
der Wittwer Lantu. 
die Wittwe e np, 
Unverheyrathee Quidugen. 
Alt. char na. Wr, 
ein alter e Vüchapr aa. 
der Greis men, men 
ein Bejahrter , 
eine Alte Cude oder cuje. 
eine alte Unverheyrathete Cudepra. 
eine Unfruchtbate Mu lo: 
ein Unvermoͤgende Huychov. 
— Verſchnittenee Entucudan. u 
— Zwitter | Athay oder Acadomo. 
der Rieſe Ca punthoy. 
— Zwerg Tigiri. 
— Menfchenfreffer Jloche. . 
die Seele Puli oder Am. 
der Geiſt Lihue. 
— Koͤrper Anca. 
die Haut Thilque. 
das Fleiſch e fon. 
Menſchenfleiſch e Calil. | 
die Knochen Malmal. s 
der Kopf Lonco. 
das Gehirn Be 
der Hienfhädel es 
die Haare Thopel, Chape. N 
weiſſe Haare Thuren. 5 
das Geſicht Age. 
die Stirn Thol. 
— Augen Ge. 
— Augenbraunen Gedin. 
— Augenlieder | Tapuge. 
— Augenwimpern umi. 


2 


der Bart 
die Ohren 


der W 
die Naſe 
— Vacken 
der Mund 
die Lippen 


IS 


— Kinnbacken 


das Zahnfleisch 

die h 

ae Sibel 
— Hundszahne 


— Zunge 
das Kinn 


der Hals 
— Nacken 
die Bruſt 
der Magen 
— Bauch 
— Unterleib 
— Nabel 
— Ruͤcken 


— Schulterblaͤtter 


— Arme 
— Hand 
— Finger 

— Naͤgel 

— Lenden 

der Hintere 


das maͤnnliche Glied g 
die Teſticuln 


— Huͤften 


— —u———— — —— 


324 1 Biete Buh. 
0 See. 5 


i 1 d 5 
10 aga. 88 
SEdum. 
5 Boru. 5 
Chelge. 
5 Guavun. 
— Backenzaͤhne Er 
/ i Mueun. 
derbe 
PDayum. 
BR, 
| Tope 5 
Be 
g Pue. 
Vu do. 
uri. 
5 Cadivoro. 
Lipag. 


Voro. 


Lira. 
Riun. 
Cuu. 


Chagul. 
Auili. 


Nu do. 
Poto. 


Pu nun. 
Cudan. 


Pullag. 


5 5 2 
S* 3 
> 7 I 
110 3 8 z 
re 
ED BE 
Ark a 
ER . 2 
* 8 
2 2 
4 a 
£ wei 


die 


wer 


Wimme, Ju aumposien von nell. 325 


5 Dayme oder Wotsunpus- 


Gu nun, Jesu, dun. 


| die Knie . ‚Euch. 5 
— Beine Khag 
— Beinſchiene Tutuca. 
der Fuß MNamun. 
die Ferſe Bencoy. 
— Bruͤſte n Mon, 
— Misch Mu, 
— Adern 
das Blut Molvun. 
— Herz 17 Diuque. 0 
die Lunge air Din. 
— Leber e ana, 
— Eingeweide Puanca. 
das Fett Ihuin. 
die Tatzen 15 Tumu. 0 
der n Clen. 
die Hoͤrner Wu tag. 
das Leder Legi. 
die Voͤgel 4 
kleine Voͤgel Caollma. 
die Flügel Mu pu. 
— Schwungfedern Lipi. 
— Federn Bien. >. 
der Severbufh Derquin 7 Caniu. 
— Kamm Rerum, 
— Schnabel Pithon oder Nu. 
das Neſt Dacgne. 
Ey Curam. . 
die Fiſche eye. 
— Schuppen u, 
der Floh Meru m. 
die Leiblaus Duthar. 
— Kopflaus Thin. 
— Nuß Uchen, 
— Ameiſe Lepin. 


-i 


> 


27 3 
ws 


das Kraut 
die Wurzel 
der Stamm 
die Rinde 
das Baſt 
das Holz 
die Zweige 


— Keime ı% 


— Blätter 
— Blumen 
— Fruͤchte 


— Huͤlſenfruͤchte 


der Saft 
— Saame 
die Nuß 
— Huͤlſe 
— Beere 
— Traube 
der Dorn 


Vieles det 


itha. 


bie ehre N Dille, VE 
— Fliege Hull 
— Muͤcke 5 iR ali eu 
Me Papilion uchi 
die Bienen rin Dullin. 
— Spinne Lalug. 
— Schlange Vilu. 
— Heufhrede Vilcun. 
— Kroͤte 1 Poco. 55 
der Froſch Ki mee. 
Kraͤuter e ne. „ 
das Gehoͤlz VVV 
der Wald e ne,, 
die Bäume Alihnmn u 
— Stauden „ Buth en, 
— Geſtraͤuchen Calla. , 


Cachu oder Gun. f 


Volil. 


Mamul. 


Cholov. 8 


1 Repun oder Reyghen. | 


Dun. 

Codo. 

Corn‘, 

Uthar. 

Vodul. 

Thagua. 

Capi. 5 
Cunco. . 8 


— Cypreſſe 
—Ceder 
der Lorbeer 
die Palme 
Mineralien 
Erde 
Thon 
feiner Thon 
Flußthon 
Kreide 
Mergel 
gelber Ocker 
ſchwarzer Ocker 


gruͤner Ocker 


blauer Ocker 
Stein 
Marmor 
Oyps 
Jaspis 
Kieſel 
Granit 
Porphyr 
Wetzſtein 
Schiefer 
Bimſtein 
Tophſtein 
Quarz 
Criſtall 
Odelgeſtein 
Salz 
Steinſalz 
Alaun 
Witriol 
Pech 


0 


Gemamul. 


Ce N. 

8 ahuan. 
Thihue. 
Glilla. 
Du ulli, 


Tue 
Rag. 


Napa. 5 


Chidan. 
Malla. 
Malo. 

Chodcura. 
Curipuulli. 
Caru cura. 
Calvucura. 


Cura. 
Ilicura. 


g Ligcura. 


Queu pu. 
Cu thalcura. 


Lil. 


Malin. 


man 


Glimen. 


Pinono. 


Pilolcura. 


Lican. ) 
„ 


Glianca. 
Chadi. 


i Lilcochadi. 


Niglahuen. 
Alhuecura. 
Upe. 


dne Zn and noeh 327 
die Knoten am Holz 


Schweſel 


Gold 


4 | ic hs die Stadt 
ö 0 — — Vorſtadt 
f e ang 


Rs — Armee 


528 8 rauf. Wiemer e sc. don ch. 55 


Copahue. U A 


Schwefel 5 
Pagnil. 


1 Metalle 
Oiuꝛeckſilber 
Zinn 
N Biß 
5 Eiſen 
„ Kupfee f 
Silber 


iti. ö 
en Laquir. | 
5 Be wen 


iriogeifighen. © | 


7 


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1 Pov. 


Malal. 


Cinco. 


ARTE. | DEL 


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