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Full text of "Verwandlungen, Volume 1"

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Verwandlungen 

Publius Ovidius Naso, Johann Heinrich Vos$ 







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VEHWANDLUNGEN 



NACH 



PUBLIUS OVIDIUS NASO 



JOHANN HEINRICH VOSS 




IN ZWEI THEILEN. 



BERLIN 



S£I FRIEDRICH VIEWEG DEJA ALTERH 
MDCCXCVXIX- 



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ZUEIGNUNG. 

Als ich zu ewigem Schlaf einfchliun- 
merte, weckte mich Hensler; 
Und ich ermunterter lang Nafos 
ermunterndes Lied: 
Freudiges Hahnengefchrei dem ßarren- 
den Weib' und den Kindern. 
Nim zum Opfer den Hahn , Hensler- 
Asklepios , froh. 



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I. 



DIE SCHÖPFUNG. 



' V or dem Meer und der Erd' und dem 

, ällumfcliliersenden Himmely 

I War im ganzen Bezirk der Natur ein einziger 

Anblick ; 
) Chaos genannt , ein roher und ungeordneter 
t Klumpen: 

Nichts mehr, als unthätige Liafty nur zulam- 
j . mengewirrte 

Und mishelllge Samen der nicht einträchtigen 

jOinge. 5 

Niemals kreifcte jezt ein welterleuchtender 

Titan, 
Noch erneuete Phöhe des Monds anwachfende 
Börner. 

1 



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2 DIE SCHÖPFUNG.. 

Auch nicht fch webte die Erd' in rings umgof- 

fenen Lüften, 
'Wägend lieh felbfi: durch eignes Gewicht; noch 

ftreckte die Arme 
Weit um den Rand der Länder die mächtige 

Amfitrite. lO 

Wo die Erde nun war, dort war auch Luft 

und GewälTer. 
Nicht zum 5tehn war ]ezo das Land, noch 

die Woge zum Schwimmen, 
Noch voll Lichtes die Luft: kein Ding hatt' 

eigne Geltalt noch. 
Anderes wör dem anderen feind: in dem fel- 

higen Körper 
Üehete Kaltes den Kampf mit Hizigem , Feuch* 

tes mit Trocknem, 15 

Weicheres^ rang mit Hartem , und Lautendes 

gegen das Leichte. 
• Solchen Streit hub endlich die. befsre Natur 

und die Gottheit: 
Welche vom Himmel das Land , von dem Land* 

abtrennte die Waffer, 
Und von der dunitigen Luft den gekläreten 

Himmel emporhub. 



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DIE SCUÖPFUKO« 3 

Diefes nunmehr ent^wickelt, und frei aus der 
blinden Verwirrung, 20 

Schied ße in eigenen Räumen , und fiiftete 
Frieden und Freundfch^jft. 

Siehe die feurige Kraft des gewichtlos wöl- 
benden Himmels 

Schimmert' empor , und wählte den oberfien 
Ort in den Höhen. 

Ihm ift nahe die Luft, wie an Leichtigkeit, 
alfo an Wohnung. 

Dichter denn beid' iß die Erd', und zog den 
gröberen üritof, 25 

Niedergedrückt durch Schwere von lieh; die 
umflutende Näfle 

Nahm den äufserßen Siz, und band den ge- 
diegenen Erdkreis. 
Als in Ordnungen nun , wer jener auch 
, war von den Göttern, 

Abgefchichtet den Wufi , und die einzelnen 
Schichten gegliedert; 

l^ormt' er die Erd' im Beginn , und fchuf , 
dafs nirgend ihr ungleich 30 

"War' ein Theil, die Geftalt der grofs gerun- 
deten Kugel. 



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4 BIE^ SCHÖPFUNG. 

Dann ergols er die Sunde, damit lie empor 

in dem Sturmwind 
Schwöllen, und rings die Geftad' umwalleter 

Lande heüürmten. 
Sprudel auch rief er hervor , Landfeen und 

unendliche Sümpfe; 
Und abfchüfßge Ström* umdämmt* er mit 

fchlängelnden Ufern : 35 

Die in verfchiedenem Lauf theils unterge» 

fchlürft ßch verlieren, 
Theils in das Meer ausgehn , und; geherbergt 

von dem GeHlde 
Freierer Flut, anfchlagen fiir grünende Borde 

den Felsfirand. 
Weit auch ftreckt' er die Ebenen aus, imd 

lenkte die Thäler, 
Deckte mit Laube den Wald, und erhob die 

fteinigen Berge. 4^ 

Wie zwei Zonen zur Rechten, und zwei zur 

Linken den Himmel 
Quer durchziehn , und dazwifchen die heifsere 

fünfte iich ausdehnt: 
So begrenzte die innere Laß: mit der felbigen 

Anzahl 



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BIE SCHÖPFUNG. 5 

Sorgiam der Gott ; und es ruhn gleichviel 

Erdgürtel darunter. 
Die in der Mitte ilch dehnt, ift imbewohnhar 

vor Hize; 45 

JZwei deckt thürmender Schnee; zwei ordnet* 

er Zwilchen den beiden, 
Welchen er Mäfsigung gab , mit Frofi die 

Flamme vermifchend. 
üeber iie raget die Luft : die fo viel, als gegen 

die Erde 
Xieichter wieg6 das GewälTer, anLalt vor dem 

Feuer gewinnet. 
Dort auch hiefs er die Nebel, und dort die 

Gewölke lieh lagern, 50 

Und , mn m^nfchliche Herzen zu bändigen, 

hallende Donner, 
Und mit leuchtenden Blizen die kalt anftür- 

menden Winde. 
Diefen auch verftattete nicht der Erfchafier 

des Weltalls, 
Wild zu durchfthwärmen die . Luft. Kaum 

. jezt wird ihnen verwehret. 
Da doch jeder für ßch herweht aus gefonder- 

ter Gegend, 55 



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6 DIE SCHÖPFUNG. 

Däfs fie die Welt nicht zerreifsen: fo unsins 

toben die Brüder! 
Eurus entwich zu Aurora > zur nabathäifchen 

^erfchaft, 
Und zu dem Per fergebiet, und den Höhn ani 

LFchte des Morgens. 
Hefperus , iind die Gefiade , von weltlicher 

Sonne gewärmet. 
Sind dem Zefyrus nah. Der fchaudernde Bo- 

reas nahm üch 60 

Scythia famt dem Wagen des Pols. Im entge- 

genen Lande 
Trieft aus fietem Gewölk der regenftürmende 

Außer. 
Oben verbreitet' er dann die geklärete Reine 

des Aethers, 
Ohne Gewicht, und ganz von irdifcher Hefe 

geläutert. 
Kaum nun hatf er das alles verzäunt in iichere 

Grenzen; * 65 

Als , die lange geprefst in der wirrenden 

MalTe ßch bargen, 
Alle Gefiirn' anfingen hervorzuglühen am Him- 
mel. 



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Z>I£ SCHÖPFUNG; 7 

Dafs auch keinerlei Kaum ' lebendiger W^ 

fen entbehrte, 
Herfchen Stern' auf* himmlifcher Flur,.^ ün^ 

Geitalten der Götter; 
Eigen ward das Gewäfler den blinkenden Tic 

fchen zur Wohnung; 70 

Thiere durchfireiffcen die Erd', und die iiuft 

ein Gewimmel von Vögeln. 
Aber ein heiligeres, hochherziger denken« 

des Wefen 
Fehlt' annoch , das beherfchen die anderen 

könnte mit Obmacht» 
Und es erhub /ich der Menfch : ob ihn aus 

göttlichem Samen 
Schuf der Vater der Ding' , als Quell der 

edleren Schöpfung; 75 

Oder ob frifch die Erde , die jüngfi vom 

erhabenen Aether 
Lios /ich wand , noch Samen enthielt des 

befreundeten Himmels. 
Aber lapetus Sohn, mit fliefsender Welle lie 

mifchend. 
Bildete jen' in Geltalt der allvorforgendcn 

Götter. 



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DIESCHÖPFUKO. 

Und da in Staub vorwärts die anderen Leben 

hinabfchaun; Qo 

^ Gab er dem Menfchen erhabenen Blick, und 

dien Himmel betrachten 
Lehret* er ihn, und empor zum Gefiim auf» 

heben das Antliz. 
Alfo ward, die neulich £o roh noch war 

und gehaltlos, 
Umgefchaffen die Erde zum WimderbUde des 

Menfchen» 



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n. 



DIE WELTALTER. 



xLrfk entfprofste das goldne Gefchleclit, 
das, von keinem gezüchtigt. 

Ohne Gefez freiwillig der Treu und Gerech- 
tigkeit wahrnahm. 

Furcht und Strafe war fem. Nicht lafen Ile 
drohende Worte 

Auf dem gehefteten Erz ; nicht bang vor des 
Richtenden Antliz 

Stand ein flehender Schwärm: ungezüchtiget 
waren Ile ficher. 5 

Nie vom eignen Gebirg', tun der Fremdlinge 
Welt zu befuchen. 

Stieg die gehauene Fichte hinab in die fluTQge 
Woge: 



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10 » I E W E L T A L T E R. 

Aufser dem ihrigen kannten die Sterblichen 
keine Gefiade. 

Noch umgürteten nicht abfchüllige Graben die 
Städte. 

Nicht die grade Drommete von Erz , noch 
' ge^wundene Hörner, • lo 

Auch nicht Helm war jezo, noch Schwert: 
und der Söldner entbehrend, 

Lebeten nun f orglos in behaglicher Ruhe die 
Völker. 

Selbfi annoch, unbefchazt, und dem Kar£ 
nie pflichtig, noch jemals 

Wund vom fclmeidenden Pflug, gab freudiger 
alles die Erde; 

Und mit den Speifen vergnügt, die fonder 
Zwang ßch erhüben, 15 

Pflückten lie Arbutusfrucht, und des Berg- 
thals würzige Erdbeern, 

Auch des rauhen Geranks Brombeer, und die 
rothe Kornelle, 

Und vom gebreiteten Baume des Jupiter fal- 
lende Eicheln. 

Ewig waltete Lenz, und fanft mit lauem 
Gefäufel ' 



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DIE WELTALT.EÄ. 11 

Fächelten Zefyrus Hauche die faatlos keimen- 
den Blumen. 20 

Bald auch gehahr Feldflüchte der ungeackerte 
Boden, 

Ohn' Auffrifchung ergraute die Flur von hela- 
fieter Aehre. 

Rings nun Bäche von Milch, rings walleteh 
Bäche von Nektar; 

Rings auch tröpfelte gelb aus grünender Eiche 
der Honig. 
Als Saturnus yerfank in des Tartarus Dun- 
kel ) und herfchend 2^ 

Jupiter lenkte die Welt ; da erwuchs die 
iilherne Zeugung, 

Weniger kölllicli denn Gold, doch mehr als 
röthliches Erz noch. 

Jupiter engte nunmehr der Urwelt ewigen 
Frühling, 

Sonderte Winter, und Gluten, und herhfi- 
liche Ungewitter, 

Vom kurzhlühenden Lenz, und fchuf vier 
Räume des Jahres. 50 

Jezo gefchah, dafs die Lüfte, von trockener 
Schwüle gefenget, 



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12 DIE WELTALTE IV, 

Glüheten; und vor dem Winde das Eis hart- 
Itarrend herabhing. 

Jezo fuchtcn iie Häufer zum Schirm : ihr 
Haus war die Höhle, 

Oder ein dichtes Gefiaud', und mit Baft ver- 
bundene Reifer. 

Jezt ward Samen der Ceres in langgezogenen 
Furchen 35 

Untergefcharrt, und es feufzt' im drängenden 
Joche der Pflugftier. 
Hierauf folgte das dritte Gefchlecht von 
eherner Zeugung, 

Wütender fchon von Natur, und gewandt 
zu fchrecklichen Waffen; 

Doch unfündig annoch. Dann ^fchloüs die 
eiferne Abart. 
Stracks nun ftürmte daher in die Zeit der 
fcKlechteren Ader 40 

Jeglicher Graul: es entflohen die Scham, und 
die Treu, und die Wahrheit; 

Deren Stell' einnahmen der laurende Trug, 
und die Arglift, 

Heimliche Tück',' und Gewalt, und die fre- 
velnde Sucht zu gewinnen. 



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DIE WELTALTEIU J3 

Unbekahteren Winden entfaltete Segel der 
Schiffer; 

Und da fie lang' unthätig auf luftigen Bergen 
geltanden, 45 

Wagten die Kiele den Sprung durch nie er- 
kundete Waffen 

Auch die Erde, zuvor wie Luft upd Sonne 
gcmeinfam, 

Zeichnete jezt vor/ich tig mit langer Grenze 
der Meffer. 

Auch nipht Saaten allein und fchuldige Nah* 
rung erzwang man 

Herrifch vom reichen Gelild : man drang in ' 
die Tiefen der Erde, 50 

Und wie forgfam verfieckt, und entrückt zu 
den fiygifchen Schatten, 

Grub man die Schäze hervor, Anreizungen 
aller Verbrechen. 

Schon war Ichädliches Eifen , und Gold, 
heillofer denn jenes, 

Ausgewühlt; da erhub ßch der Krieg, und 
kämpfte mit beidem; 

Und in der blutigen Hand erfchüttert' er raf- 
felnde Waffen. 55 



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l4 ,JOlZ WELT ALTER. 

Nun lebt alles vom Raub : kein Gaftfreund 
fchonet den Ga|tfreund, 

Noch der Eidam den Sch-vrälier ; auch liebend^ 
Brüder Und feiten. 

Meuclilcrifch Hellet das Weib dem Gemahl 
nach, diefer der Gattin; 

Und Stiefmütter bereiten aus falbem Kraute 
den Gifttrank; 

Selber auch fpäht voreilend der Sohn nach 
den Jahren des Vaters. 60 

Frömmigkeit fank vor Gewalt; Aiträa felber 
die Jungfrau 

Floh , der Himmlifchen letzte > die blutge- 
feuchteten Länder. 



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15 



m. 



L Y K A O N. 



Als von den oberften Höhn Saturnitis 

fchaute die Gräuel, 
Seu£set' er auf; und was, neulich gefchehn, 

noch wenig nekannt war, 
Denkend den gräfslichen Schmaus des lykao- 

nifchen Tifches, 
Fafst' er im Geift endlofen und Jupiters wür- 
digen Unmut. 
Schleunig beruft er den Rath; und es eilt 

die berufne Verfammlung. 5 
Hoch erfireckt /Ich ein Weg, am heitei'en 

Himmel erfcheinend, 
Der, MilchÄrafse genannt, durch fchipimeirnda 

Weifse lieh ausnimt. 



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l6 L. y K. A O X. 

Hierauf gehn die Götter zur Burg des don- 

, nernden Vaters, 
Und in den Königspalaß. Rechts wimmeln 

und links an dem Wege 
Vorhör edeler Götter mit offener Pforte des 

Saales. lo 

Ahwärts TTolÖit die Gemeinde ; doch vom 

die Gewalten des Himmels, 
Grofs an Macht, und herühmt, in geheilig- 
ten Wohnungen häufend. 
Als lieh die Oheren dort im marmornen 

Ilaume gefezet; 
Drauf, erhahner an Siz, ^it elfenheinenem 

Zepter, 
Schüttelte dreimal und viermal des Haupts 

graunvolle Umwallung 15 

Jupiter, dafs ihm die Erde, das Meer und 

der Himmel erbebten. 
Alfo entfi:römte nunmehr unwilligen Lippen 

die Rede: 
Nicht um die Welthcrfchaft war forgcn- 

voller in jenem 
Xiaufe der Zeit mein Herz, da der Schlangen- 

füfsigen jeder 



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-t. Y K A O W« VJ 

Ilundett Anne befchlofs zum eroberten Him- 
mel zu lieben. 20 

Denn fo wild auch tobte der Feind, fo hing 
doch von Einem 

Stande des Reichs , von Einer gemeinfamen 
Quelle, der Krieg ab. 

Jezo muls ich, fo weit als Nereus hallt um 
den Erdkreis, 

Ganz austilgen das Menfchengefchlecht. Bei 
den Fluten des Abgrunds 

Schwör' ich, die unter der Erd' im üygifchen 
Haine üch winden: 25 

Ii\{es verfucht* ich zuvor. Doch unausheilba- 
ren Schaden 

Mülle der Stahl abfchneiden, dafs nicht mit- 
kranke Gefundes. 

HaV ich ]a doch Halbgötter , und ländliche 
Mächte, die Nymfen, 

Faunen und Satyre auch, und das Berggfe- 
fchlecht der Silvane: 

Diefe, von uns noch nicht der olympifchen 
Ehre gewürdigt, 30 

Sollten ziun wenigften frei die verliehene Erd^ 
bewohnen. 



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iQ .1» Y K A O »; 

Glaubet ilxt aber genug, ihr Oberen, jene 
geßchert; 

Da mir felblt, der den Donner, der Euch 
handhabet und lenket, 

Meuchlerifch uachgeßellt , voll ruchtbarer 
Wildheit, Lykaon? 
Ringsum brault die Verlammluug ; in glü- 
hendem Eifer verlangt man 35 

Ihn , det folches gewagt. Mit Hand und 
Stimme bezähmte 

Jupiter jenes Gemurmel; und lautlos laJüsen 
iie alle. 

Als nun fchwieg das Gefchrei, durch Kö- 
nigswürde gebändigt. 

Brach von neuem die Stille Saturnius, alfo 
beginnend : 
Schon hat jener die Straf (entfchlagt euch 
der Sorge!) gebüfset. 40 

Aber die Miüethat und die ahndende Rache 
vernehmt izt. 

Unfere Ohren erreichte der Ruf des verdori- 
benen Alters: 

Diefen gefalfcht mir wünfchend, ^ntlchweV 
ich den Höhn des Olympus, 



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& Y K A O K* 



*9 



Und durchfpähc die Erd', ein Gott in menfcli* 
lieber Bildung. 

Säumnis war' es^ wie grofs die Verfchuldun- 
gen rings ich gefunden^ 45 

Aufzuzählen; es war das Gerücht felbft unter 
der Wahrheit. 

Ueber den Mänalus ging ich, den firuppigen 
Nährer des Wildes, 

Ueber Cyllene daher, und die Fichtenhöhn 
des Lycäus. 

Jezt in den unwirtbaren Falaft des Arkader- 
königs 

Trat ich hinein, als Nacht der fpäteren Däm- 
merung folgte. 50 

Zeichen gab ich', ein Gott fei genaht; und 
- die Menge begann mich 

Anzuflebn« £rit lachte des Flehns uhd Ge- 
lübdes Lykaon. 

Bald: Es entfcheid' ein Verfuch, fo redet 
er, ob er ein Gott fei, 

Oder ein fterblicher Menfch; hier gilts unge* 
zweifelte Wahrheit. 

Mich im Schlummer bei Nacht durch plözli- 
eben Tod zu verderben 55 



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20 L.Y KAOV. 

Trachtet er: alfo gefällts den Verfuch zu 

machen um Wahrheit! 
Noch nicht hatt* er genug: vom molofiifchen 

Volke gefendet 
War ein Geilsel dafelhfi; dem bohrt er den 

Dolch in die Gurgel; 
Und die zerhauenen Glieder, die halb noch 

lebenden, kocht er 
Theils in liedender Flut, theils brät er lie 

über dem Feuer. 60 

Wie er das Mahl auftifchte ; da warf ich mit 

rächendem Strale 
Auf die Penaten das Hai;s , die würdig wa- 
ren des Eigners, 
Doch der Erfchrockene flieht; und die Stille 

der Flur nun erreichend, 
Heulet er auf, und müht lieh lunfonft asiii 

reden; es fammelt 
Wut von ihm felber der Mund; und er rennt 

in gewöhnlicher Mordluft 65 
Gegen das fchwächere Vieh, und frfeut lieh 

auch jczo des Blutes. 
Rauh in Zotten zergehn die Gewand', und 

in Beine die ArmCt 



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L Y K A O N. tl 

Auch als Wolf behält er die Spur der vori- 
gen Bildung: 
Gleich ift die Graue des Ilaars, und gleich 

der Tröz in dem AnLliz, 
Gleich der funkelnde Blick, und gleich die 

Gebehrde der Wildheit. 70 
Hin iit gcfchwunden das Ilaus; doch nicht 

Ein Haus nur verdient' es, 
Untcrzugehn. Wo die Erde lieh ausßrcckt, 

tobt die Erinnys. 
Alles rennt, w^ie verfchvroren zum Unheil. 

Alle fogleich denn 
Sollen uns, was iie verdient, fo wills die 

Gerechtigkeit I büfsen ! 
Jupiters Rede verfiärkt ein Theil durch 

Worte , die mehr noch 75 
Fachen dos Zürnenden Glut ; die anderen 

deuten ihm Beifall. 



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22 



PEUKALION. 



J ezo befchlofs der Vater , das frevle Gc- 
rphlecht zu vertilgen 

Unter der Flut, Plazregen vom ganzen Him- 
möl entf endend. 

Eilig fperrt er nunmehr in des Aeolus Höh- 
len den Nordwind, 

Und vras fonlt für Hauche den Zug der Gcr 
. wölke verfcheuchen, 

Notus allein wird göfandt: und mit triefen^ 
den Schwingen entfleugt er, 5 

Sein fcheufeliges Haupt pechfchwarz in Dun- 
kel, gehüllet; 

Schwarz von GüfTen der Bart; ^en greifen- 
den Haaren entftrömt Flut; 



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f>£UKALIOK* 15 

Nebol umlagern die Stirn , ihm thauts von 
• Gefieder und Bufen; 

Und wie in breiter Hand abhängende "Wolken 
er drückte, 

Donnert es;^ dicht nun ßürzen die Regen- 
fchauer vom Aether. 10 

Auch die Botin der Juno y mit mancherlei 
Farben bekleidet, 

Iris fchöpft nun GewälTer, und reicht den 
Wolken die Nahrung. 

Schon lind die Saaten gefireckt, fchon liegen 
beweint des Befiellers 

Wünfch' und Gelübd' , xind des Jahrs langwie* 
riger Schweifs ift verloren. 
Nicht vom Himmel allein zürnt Jupiter; 
fondem ihm fendet 15 

Sein blaulockiger Bruder des Meers mithel- 
fende Fluten. 

Schnell die Götter der Ströme berufet er. 
Als lie verfammelt 

Nun den Palaft anfüllten des Königes: Lan- 
ger Ermahnung, 

Sprach, er, bedürfen wir nicht. Willfahrt 
mit aller Gewalt nun! 



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24 DEUKALION. 

Solches iÄ noth ! Eröfiiet die Wohnungen 
eures Geltrudels> 20 

Räumt die Dämme hin-weg, u»d Ipomt die 
entzügelten Ströme! 
Jener gehots ; fie kehren zurück , und 
löfen der Quellen 

Blündungen; und mit Getümmel entrollen ße 
air in die Meerflut. 

Sclhlt nun fchwang in die Veite der Gott den 
gewaltigen Dreizack; 

Und fie erbebt', und fpaltete Raiun weilbu- 
figen WaiTern. 2/5 

Ueber die Bord' entfiürzen durch offene Fel- 
der die Ströme; 

Und mit der Saat Weinbäume zugleich, und 
das Vieh, und die Männer 

Raffen fie, Wohnungen auch, und der Göt- 
ter geheiligte Kammern. 

Wenn ja der Häufer noch eins ausdauerte, 
und unerfchüttert 

Trozte dem Jammergefchickj doch üherwalite 
den Giebel - ' 50 

Höhere Flüt> und es wankten im drückenden 
Strudel die Thurme. 



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DBVKALlOir ^5 

Nirgend erfchien .durch Grensen das Meer 

und die Erde gefondert: 
Offene See war alles, und flutet;0 fonder Ge> 

Aad' auf. 
Einer erklimmt den Hügel voll Angft; der 

. andere, rudert 
Dort im gebogenen Kahn, wo er jüngft Fflug- 

Aiere gelenket. 55 

Ueber die Saaten hinweg und das eingefun* 

kene Landhaus 
SchüQFen lie dort, und fangen den Fifch in 

dem Wipfel der Ulme. 
Oft, wie es trift, wird der Anker in grü- 
nende Wiefen geheftet; 
Oft auch fcharrt anfiofsend der £Liel an dem 

unteren Weinberg. 
Und wo eben ihr Gras die fchmüchtigen Zie* 

gen .gerupfet, 4^ 

Lagern jezt den gedUnlenen Leib misförmige 

Robben. 
Nereus Töchter erfiaunen, die Hain% und die 

Stadt% und die Haufer 
Unter den Wellen zu lehn; in dem Bergwald* 

häufen Delfine, 



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S6 DXUKALlOir« 

Springen in hohem GezweigS und ftoüsen an 
bebende Eichen. 

Schafe durchfchwimmet der Wolf; gelbmäh- 
nige Löwen und Tiger 45 

Führet die Flut ; nichts frommt die Gewalt 
des Blizes dem Eber, 

Nichts dem enttragenen Hirfche der leichtge- 
hobene Schenkel. 

Liange nach Erd* umfliegend, wo auszuruhen 
vergönnt fei, 

Sinkt mit ermatteten Schwingen ins Meer der 
fbeifende Vogel. 

lieber die Höhn ftieg tobend der TieF uner- 
' meislicher Aufruhr, 50 

Und von befremdender Brandung erfc|holl das 
gefchlagene Berghaupt. 

Meift entrafb das Gewoge die Sterblichen: 
welcher die Woge 

Schonete, diefe bezähmt mit dürftiger Nah- 
rung der Hunger. 
Zwifchen Hämonias Flur und der attifchen 
breitet üch Fhocis, 

Ehmals fruchtbares Land, da es Ijand war; 
aber anizo 55 



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I> E V K A L I O K. S7 

Meei;, und ein breites Gefilde der fchnell 
eiiibrech enden WalTer. 

Siehe da klimmt zu den^temen ein Perg mit 
doppeltem Gipfel, 

Schrof, Parnafus genannt, und ^berfchauet 
die Wolken. 

Als Deukalion hier (denn das Uebrige deckt« 
die Meerflut) 

Samt dem vermähle ten Weib' anhaftete , fah- 
rend im Scliiflein; 60 

Flehn den korycifchen Nymfen iie beid% und 
den Mächten des Berges, 

Themis auch , der ^ erhabnen Verkündigerin 
am Orakel. 

Nie war belTer gefinnt, noch mehr auf Bil- 
ligkeit achtend,^ 

Irgend ein Mann, nie frömmer ein Weib in 
Verehrung der Götter. 
Jupiter , der weitfumpfend den über- 
fchwemmeten Erdkreis, 6^ 

Und nur überig fah von fo viel Taufenden 
Einen, 

Und nur iiberig fah von fo viel Taufenden 
Eine : 



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2Q DEUKALION. 

Ganz unfträflich fle beid', und beid' Anbeter 
der Gottheit; 

Trieb die zerftreuten Gewölk', und, die reg- 
nenden Lüfte mit Nordwind 

Reinigend, zeigt' er dem Himmel die Erd', 
, und der Erde den Himmel. 70 
Ausgezürnt hat endlich das Meer. Hinle- 
gend den Dreizack, 

Sänftigt der Herlcher ilc Wog' ; und ihn , der 
empor aus dem Abgrund 

Ragte, die Schulter bedeckt mit angewachfe- 
nen Mufcheln, 

Ruft' er, den bläulichen Triton, heran; und 
die Schneckendrommetc 

Ileifst er ihn füllen mit Hauch, und zurück 
durch lautes Gefchmetter yiy 

Brandungen rufen und Ström'. Er fafst das 
gehöhlete Meerhorn, 

Welches gedreht in die Breit' anwächlt von 
der unterfien Windung: 

Welches Hom, wgmn Athem auch mitten im 
. Meer ^S empfangen, 

Alle Geftad' umhallt vom Niedergang bis zum 
Aufgang. 



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DEUKALION, £9 

Jezt auch, fobald es den Mund im triefenden 

Thaue des Bartes ßo 

Rührte dem Gott, und gehaucht aiisrief den 

befohlenen Rückzug, 
"Ward es von allem GewälTer der Land* imd 

der Meere gehöret; 
Und fo weit das Gewäfler es hörete, ward 

es gebändigt. 
Schon hat* Ufer das Meer; voll wallen die 

Ström' in den Betten; 
Niedriger rollen die Bäche ; hervor gehn ficht- 

bar die Hügel'; C5 

Mählich iteigt das Gefild' , und wächft aus 

verfiegenden WalTcrn; 
Und nach daurender Frilt hebt endlich der 

Wald die entblöfsten 
Wipfel empor , upd zeigt nachbleibenden 

Schlamm auf den Blättern. 
Hergefiellt war die Erde. Doch jezt die 

Leere betrachtend, 
Und wie in Todtenfiille der Welt Einöde 

verltummt war, 90 

Sprach Deukalion fb mit quellender Thrän« 

zu Pyrrhat 



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50 DEUKALIOU. 

O du , Schwelter und Weib , du Einzig« 
jezo der Plauen, 

Welche gemeinfamer Stamm mir erß , und 
vervetterte Sippfchaft, 

Dann das Lager verband, nun felbfi: die Ge- 
fahr mir verbindet! 

Rings in deh Landen der Welt, die der Mor- 
gen beitralt und der Abend, 95 

Sind wir beide das Volk;, das Uebrige raubte 
die Meerflut! 

Nicbt^ ilt auch noch jezo die Sicherheit unferes 
L«ebens 

Vö 11 ig ^^gewifs; uns fchrecken hinfort noch 
Wolken die Seele. 

Was, wenn ohne den Gatten verfchont dich 
Ixätte das Schickfal, 

Was, Unglückliche, wäre dein Mut? Wie 
könntelt du einfam 100 

JDann ertragen die Angft? durch weflen Trö- 
Itung den Kummer? 

Denn Ich (glaube mir das,) wenn dich auch 
hätte der Abgrund, 

jTolgete dir, o Gattin; und mich auch hätte 
der Abgrund! 



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J)EVKAL10V. 51 

Könnt* ich doch die Völker der Welt durch 
Künile des Vaters 

-Wieder erneun, mit Seelen gebildete Erde 
belebend ! 105 

Wir nun lind, wir beide, der Refi desMen- 
fchengefchlechtes, 

(Alfo gefiels dort oben!) und BeifpieP unfe? 
V rer Gattung ! 

Jener fprachs; fio weinten. Der Sclilufs 
war ]ezo, die Gottheit 

Anzuflehn, und Hülfe durch heilige Loofo 
zu fuchen. 

Ohne Verzug nahn beide fofort den cephiürclien 
Wa'lTern, 110 

Noch nicht lautere Bäche, doch fchon be- 
kannte , durchwatend. 

Als lie nunmehr dem Sprudel entfchöpfete 
Thaue gefprenget 

Auf die Gewand' tmd das Haupt; zimi Tem- 
pel der heiligen Göttin 

Wenden ile jezo Aen Schritt : dem oben das 
Dach in des Moofes 

Schändendem Wufte fich barg, und glutloi 
jeder Altar Aand. 115 



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v^ 



^H J)£UKALIOir. 

Dann den geweiheten Stufen genaht, fank 

nieder aufs Antliz 
Mann und Weib, undküfste das kalte G«- 

fiein mit Erzittern. 
Und: Wenn billigem Flehn, lo Tagten fi«, 

himmlifche Mächte 
Freundlich erweichen ihr Herz, wenn Zorn 

der Götter gebeugt wird ; 
Sag', o Thcmis, wodurch der Vßrlufi der 

Sterblichen heilbar 120 

Sei, und rette die Welt, o du Gütige, nim 

aus der SündHut! 
Aber die Göttin, gerührt, antwortete: 

Weicht au» dem Tempel ; 
Hüllt euch beide das Haupt y und löÄ die 

gegürteten Kleider; 
Werft lodann die Gebeine der grolsen Erzeu* 

gerin rückwärts. 
Liange Itauneten iie; nun brach die fchwei- 

gende Stille 125 

Pyrrha zuerfi, und verfagte dem Götterfpruche 

Gehorfam ; 
Und um Verzeihung bittet, ihr ängfilicher 

Mund, wenn iie fchaudre, ^ 



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D£UK.ALI0 2r. 55 

Durch zerfireutes Gebein der Erzeugerin Schat» 

ten zu kränken. 
Beide durchdenken indels die in Murrendes 

Dunkel gehüllten 
Worte des göttlichen Spruchs^ und erwägen 

ile wohl mit einander, 150 

Dann zur Epimethide begaim der Sohn de3 

Prometheus 
AlXo mit fanfterem Laut : Entweder uns 

teufcht die Beiinnung, 
Oder iC^mmigkeit will , nicht Fievelthat, 

das Orakel. 
Zeugerin i& ja die Erd*, und die Stein* in 

dem Leibe der Erde 
Sind, wie mir daucht, das Gebein: dies Tollen 

wir hinter uns werfen. 135 

Ihres Gemahls Auslegung vernahm zwar 

froh die Titanin; 
Nur war in Zweifel die Hofnung: fo febr 

mis trauen Ile beide 
Noch dem Göttergebot. Doch harmlos wird 

der Verfuch fein. 
Thalwärts gehn ße, verhüllen das Haupt, 

imd entgürten die Kleider, 

3 



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54 DEURALIQV« 

HeBen gebotene Stein% und werfen fie hinter 

den Rücken. 140 

Alles Gefiein (wer glaubt' es, wofem nicht 

zeugte die Vorwelt?) 
Legte die. Hart" allmählich nun ab, und di^ 

trozende S tan hei t, 
Schmeidigte mehr fich und mehr, und ge-. 

fchmeidiget nahm es Gefialt an. 
Bald, als wachfend es fchwoU , und mild 

fchon feine Natur fich 
Aeiifserte, fchien es beinah, wie einige, noch 

unenthüllte 145 

Menfchengefialt : doch fo , wie von ange? 

hauenem Marmor, 
Nicht vollendet genug, imd roheren Bildnif-, 

fen ähnlich. 
Welcher Theil des Gefteins mit etwas Säfte 

gefeuchtet 
War, und der Erde verwandt, der gab dem 

Leibe die Glieder; 
Feileres, was ünbiegfamer fiarrk, wird in 

Knochen verwandelt; 150 

Was als' Ader erfchien, das bleibt gleichna- 
mige Ader. 



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DEUKALION. 5j 

Und nur wenige Frifi , fo gewann durch 
Gnade der Götter 

Alles Geftein, das der Mann ausfendete, 
männlicte Bildung; 

Und dem Wurfe des Weibes entblühete weib- 
liche Schönheit. 

IDrum lind wir ein hartes Gefchlecht, aus- 
daurend zur Arbeit; 155 

Und wir geben Beweife j woher wir 2t)gen 
den .Urfprung. 



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3(J 



D A F N E. 



Jl höbus liebte zuerft die pencifche Dafne : 

wofür nicht 
Blindes Gefchick ihn entflammt) nein wüten* 

der Zorn des Cupido. 
Delius fchaut* ihn neulich, noch ßolz von 

^ der Schlange Beilegung, 

Als er das Ichnellende Hom einbog mit ge* 

ftrengeter Senne; 
Und : Was foll , mutwilliger Knab* , ein fo 

tapfres Geräth dir? 5 

Spottet' er: das zu tragen geziemt nur un/e- 

ren Schultern, 
Die wir fcharf das Gewild, und fcharf di« 

Feinde verwunden! 
Die wir ihn , der Hufen mit gräfslichem 

Bauche belaitet. 



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P A F N K. 57 

Jüiigfi mit unzäIiU}aTen Pfeilen gelbreckt, den' 

gefchwollenen Python! 
Wenn dein Fackelchen dir , ich wells nicht, 

welcherlei liehe lo 

Aufreizt , fei du vergnügt , ohn* unferen 

Ruhm zu hegehren! 
Drauf der Cypria Sohn : Und trift dein 

Bogen, o I^höhus, 
Alles ; der* meinige dich ! So weit dir alles, 

was lehet, 
NachAeht, ehen fo weit verfchwindet dein 

Ruhm vor dem unfern! 
Amor fprachs ; und die Luft mit gefchwun- 

genen Fittigen fchlagend, 15 
Kam er in Eil*, imd ftand auf dem fchattigen 

Haupt des Pamafus. 
Und er enthoh zween Pfeile dem fchmerzhe- 

ladenen Köcher, 
Beide verfchiedener Kraft: der fcheucht, und 

jener erregt Glut. 
Der iie erregt, ift golden, und hlinkt mit 

fpiziger Schärfe; 
Der ße verfcheucht, ilt fiumpf, und enthält 

Blei unter dem Rohre. 20 



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30 ÖAPIfBi 

Diefen entTandte der Gott der peneifchen 
Nymfe; doch jenen 

Schnellst' er durch die Gebein' in das innerfte 
Mark dem Apollo. 

Stracks ifi einer verliebt; und den Liebenden 
meidet die andre: 

Nur an Gehölz, und an Jagd, und an pran- 
gender Beute des Wildes, 

Labend ihr Herz , nacheifernd der ftets un- 
br'autlichen Phöbe. 25 

Jüngferlich feflelt ein Band die ^efßzlos han- 
genden Haare. 

Viel zwar wi^'ben um jene; doch ße, *den 
Werbenden abhold. 

Flüchtig und fcheu vor dem Manne , durch* 
ftreift Einöden der Wälder; 

Und nicht Hymen noch Amor bekümmert ile, 
noch die Vermählung. 

Oftmal J]jgte der Vater: Gewähre mir, Toch- 
ter, den Eidami 

öftmätl lagte der Vater: Mein Kind> ge* 
währiß mir Enkel ! 

Jene, die gleich dem Verbrechen die chliche 
Fackel verabfcheut, 



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JP A F N £• 9^^ 

Färbt ihr fchönes Geficht mit fchamhaft glü- 

heuder Röthe; 
Und um den Hals dem Vater die fchmeicheln« 

den Arme gefcfalungen : 
Gieb mir, fprach lie, beftandig, Gelieb teßcr 

unter den Vätern, 35 

Mädchen zu fein! Dies gab ihr Vater vordem 

ÄeT Diana! 
- Zwar willfahrt dir jener; doch hemmt dit, 

Mädchen, die Anmut 
Deinen Wunfeh, und es firebt dem Gelübd* 
.entgegen die Schönheit. 
Phöbus Jiebt, und begehrt der gefehenen 

Dafne Vereinung; ' 
Was er begehrt, das hoft er ; ihn teufpht 

fein eignes Orakel. 40 

Wie nach genommener Aehre die nichtige 

Stoppel verbrannt wird; 
Wie von der Fackel der Zaun aufflapunt, die 

der Wanderer forglos 
Näherte, oder vielleicht in dämmernder Frühe 

hin weg warf: 
Alfo entbrannt' in Flamme der Gott; ckirch 

.Mark und Gebeine 



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Lodert er auf, und nährt unfructtbare Liebe 
mit Hofhung. 45 

Kunlüos Icfaiaut er das Haar um den Hals 
ihr fchweben: O T?ras erft. 

Rufet er, war' es gdlockt ! Er ßeht, voll 
itralendes Feuers, 

Aeugelein , hell "wie GeJtirn ; er fieht dai 
rolige Mündlein, 

Was nicht genüget zu fehn ; er lobt die Fin» 
ger und Hände, 

Lobt die gerundeten Arm' , und die halb 
vorfcheinende Achfel. 50 

BelTer fcheint das verborgene noch. Sie ent- 
flieht, wie des Windes 

Hauche dahin, nicht achtend des Flehenden, 
der lie zurückruft: 
Bleib, peneifche Göttin, o bleib ! nicht 
feindlich verfolg' ich! 

öottliche, bleib! So fliehet das Lamm vor 
dem Wolfe, die Hindin 

So vor dem Leun, und die Taube mit zittern- 
dem Flug vor dem Adler; 55 

Jedes dem Feind zu entgehn: mich nötkiget 
Liebe zu folgen* 



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O A F If E« 41 

Wehe mir ! falle doch nicht 4 und die Fiifs*, 

unwürdig der Kränkung, 
Rize kein Dorn! nicht fei ich dir felhA Ur- 

fache des Schmerzes! 
Rauh find dort 9 wo du eileft, die Gegenden: 

mäfsiget, fleh' ich, 
Liauf'f und hemme die Flucht; dann mäfsi- 

ger folg' ich dir felher. 60 

Wem du gefallil , erkimdige doch ! Nicht 

häuf' ich in Berghöhn, 
Nicht hier fchalt' ich als Hirt, nicht wei» 

dende Rinder imd Schafe 
Hilf ich in wüfter Gefiak ! Nicht weifst 'du 

es, Thörin, du weifst nicht. 
Welchen du fliehit: das macht dich entfliehnl 

Mir huldiget Delfos, 
Klaros und Tenedos mir, und die pataräifche 

Hauptßadt! 65 

Jupiter zcugete mich ! Was war, was ift^ 

und was fein wird, 
WeilTag' ich, tmd heifse das Lied einfiimmen 

den Saiten! 
Treffend ilt xmfer Gefchofs; nur war ein ein- 
ziger Ffeil noch 



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4ft D A F N £• 

Treffender, welcher die Wund' in das ruhige 
Hßrz mir gehohret! 

Ich erfand die heilende Kunlt; Heilbringer 
• und Retter 70 

Nennt mich die Welt; und die Kraft der Gene^ 
fungskräuter gehorcht mir! 

Ach kein linderndes Kraut erwächA Für dii 
Gluten der Liehe, 

Und nichts frommt dem Beüzer die Kunft^ 
die allen lunher frommt! 
Mehreres Ärebt' er zu reden; da ängfi|i- 
ches Laufs die Fenidin 

Floh, und mit jenem verliefs die im vollen- 
deten Worte. 75 

Hold erfchien ße auch jezt; es enthülleten 
Winde die Glieder, 

Vor dem begegnenden Hauch entflatterten ihre 

; Gewände, 

Und ihr wallte das Haar rückwärts in dem 
leifen Gefäufel. 

Eile vermehrte den Reiz. Nicht trugs der 
uniterbliche Jüngling, 

Dafs er noch länger umfonlt liebkofete; fon- 
dern wie Amor öo 



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I> A F K 8« ^3 

Antrieb, folgt* er den Spuren mit angefireng- 

tercm Schritte. 
Wie wenn der gallifche Hund im freieren 

Felde den Hafen 
Sah, und jener um Rauh lieh hefchleunigct, 

diefer um Rettung; 
Immer erfcheint anhaftend der Hund, nun 

nun EU erbafchen 
Hoft er, und ftreifet die Spur mit weit vor- 
ragendem Maule; 05 
Jener dünkt fich heinah ein Gefangener, aber 

er reifst ßch r 
iSelhlt aus den BilTon hinweg, ' und ' verläfst 

den berührenden Rachen: 
Alfo der Gott und das Weib, die vor Angft 

hinltürmen und Sehnfucht. 
Doch der Verfolgende rennt, wie mit Amors 

Fittigen fliegend. 
Schneller daher,' und verfaget ihr Ruh; fchon 

nahe dem Rücken 90 

Hangt er, und athmet den Hauch in die 

fliegenden Haare des Nackens. 
Jezt nach gefchwundener Kraft erhlafsLe 

fle, matt von der Arbeit 



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44 ^ VAFKB. 

Jenes geflügelten Lan^^ und fcbauend die 
Flut des Peneos: 

Rette mich, rief He, o Vater, wenn Macht 
euch Ströme befcelet! 

Du, wo zu fehr ich gefiel, zerfpalte dich 
unter mir, Erde! 95 

Oder verwandele diele Geftalt, die mir Krän- 
kungen bringet! 
' Kaum war geendet das Flehn; und ge- 
lähmt erftarren die Glieder. 

Zarter Bafi tunwindet diie wallende Weiche 
des Bufens ; 

Grün fchon wachfen die Haare zu Laub*, und 
die Anne zu Aefien; 

Auch der fo flüchtige Fufs klebt izt am trägen 
Gewurzel; 100 

Und ihr umhüllt der Wipfel das Haupt: nur 
bleibt ihr die Schönheit. 

Fhöbus liebt auch den Baum; und mit ange- 
legeter Rechte 

Fühlet er noch aufbeben in junger Binde den 
Bufen. 

Und mit zärtlichen Armen die Aefi', als Glie- 
der , umf chlingend. 



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Reicht er KüHe dem Holz ; doch entflieht vor 

den KüHeh das Holz auch, loj 
Jezo Tagte der Gott: Da du mein als Gat* 

tin nicht fein kannl^, 
Wenigftens fei als Baum du die Meinige ! 

Immer umwind* uns 
Du das Haar, und die Leier, und du den 

Köcher, o Lorberl 
JDu fei dem latifchen Führer gefeilt, wann 

froh der Triumfton 
Hallt, luid ein langer Zug liochfeierlich ziun 

Kapitol Iteigt! iio 

SelbA auguitifchen Ffoiten hinfort der treuelt» 

Hüter, 
SollA an der Pforte du ftehn, die umfchlof- 

fene Eiche befchüzend! 
Und wie ]ugendlich blüht mein ungefchorenes 

Haupthaar, 
9 Trag^ auch du beiländig die daurende Ehr^ 

des Laubes! 
Fäan endigte fo; der jiingß entfprofTene 

Lorber 115 

Nickte dazu, und fehlen wie ein Haupt zu. 

bewegen den Wipfel. 



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4d 



VI. 



I o. 



Üiinen hämonlfchen Hain, dem rlngsher 
fiarret ein Bergwald, 

I^entit man tempifche Thale : wodurch Peneos,. 
vom untern 

P|ndus hervorgefiürzt, mit fchaumigen. Wo-, 
gen einherroUt, 

üpd in gewaltigem Fall von flüchtigen Dam-« 
pfen umwallte 

Wolken zufammenzieht , und hoch mit Be- 
fprizung die Wälder 5 

Ueberthaut, mit Getöfe nicht blofs das Nä- 
here müdend. 

Hier ill Wohnung, und Siz, hier ILshn dio. 
Gemächer dem grofsen 



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Stromgott: häufend alhier in der felsgewöK 

beten Grotte, 
Gab er den Wogen Gefez, und dem Nym- 

fengefchlecht in den Wogen. 
Dortbin kamen zuerft die .verfammelten 

Ströme des Landes, lo 

Zweifelnd, ob Troft lie dem Vater, ob Glück- 

wunfch, brächten um Daine: 
Dort Spercheos in Pappeln, und dort der 

Stürmer Enipeus, 
Greifend Apidanbs auch, und fanft Amfryfos 

und Aeas; 
Said auch andere Ströme, die, wo üe das 

wilde Gelufi: trug, 
Niederlenken ins Meer die der Windiuigen 

müden GewälTer. 15 

Inacbus fehlet allein. Denn tief in dev 

Grotte verborgen, 
Mehrt er mit Thränen die Flut : voll Schmerz« 

als eine Verlorne, 
Klaget er lo die Tochter. Er weiXs nichts 

ob Re noch lebe, 
Ob bei den Manen lie fei. Doch fie> die e« 

nirgendwo findet. 



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48 ^<>* 

Scheint ihm nirgend zu fein; und er hegt 

nur duftere Ahndung. 20 

Jupiter fchauete jvingft, wie zurück vom 

Strome des Vaters 
f o ging , , uni : o IVIädchen , die , Jupiters 

würdig, ich weiis nicht. 
Welchen Gemahl hefeligen wird , komm, 

fprach er, zum Schatten 
Jenes erhahenen Hains (und er w;ies den 

Schatten des Haines), 
Während der Glut, die Sol von der Mittags- 
höhe daherftralt. 25 
Wenn du zageft allein in die Lager zu gehn 

des Gewildes; 
Sicher geleitet ein Gott dich tief ins gchei» 

mere Dunkel: 
Und kein niedriger Gott ; nein , der den 

Zepter des Himmels 
Hält in gewaltiger Hand, der fchlängelndo 

Stralen entfendet. 
Fliehe mich nicht ! Denn iie floh. Schon 

Lernas gralige Weiden 30 

liels £e zurück, und die Felder des haum- 

bepflanzten Lyrceos, 



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10. 49 

Siehe da hüllte der Gott in umzogene Nacht 

die Gefilde 
Weit umher, und hemmte die Flucht^ und 

befchämte die Jungfrau. 
Grstd' indeflen herab auf die Gegenden 

Ichauete Juno« 
Voll Verwunderung nun, wie aus flüchtigem 

Nebel gedrängt fei 35 

Dunkele Nacht in dßv Helle des Tags, ar^ 

kennet fie deutlich, 
Dafs kein Flufs das Gedünit, kein fumpfiges 

Land es gcfendet. 
und , wo ihr Ehegenofs' fich befchäftige, 

fpähet fie ringsum. 
Weil fie die Schliche verfiand des oft ertapp- 
ten Gemahles. 
Als He nirgend im Ilinßnel ihn fchauete: 

Triegt mich nicht alles, 4^ 

Sprach hcy £0 werd' ich gekränkt ! und im Schwung 

aus der Höhe des Aethers 
Fuhr rie zur Erde hipab, und ein Wort ver* 

fcheuchte den Nebel. 
Ahndend der Gattin Befuch , vörwaaAplt« 

Jupiter plözlich 

4 



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Zur hellfchinmiemden Starke die inachidifche 
Jungfrau. 

Auch als Kuh iß: jene noch fchön. Satumia 
lohet, 45 

Ungern' zwar, die Gefialt, und fragt, "un- 
kundig zum Anfchein, 

Wellen fie] fei, und woher, und zu wel- 
cherlei Trift fie gehöre. 

Alis der Erde gezeugt ! lügt Jupiter , doTs 
die Erkundung 

Endige. Schenke iie mir! antwortet Satumia 
fchmeichelnd. 

Was zu thun? Die Geliebte hinwegzufchen- 
ken, wie graufam! 50 

Nicht zu verleihn, wie verdächtig! Ihn drängt 
zurathende Scham hier. 

Dort abraUiende liehe. Die Scham zwar 
wiche der Liebe: 

Doch würd' ein leichtes Gefchenk der Geno0in 
des Stamms und des Lagers, 

Eine Kuh , ihr verlagt ; nicht Kuh dann 
möchte fie fcheinen. 
Juno empfing die Ichöne Verführerin; den- 
noch cntfchwand nicht 55 



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10. Ql 

Gaüz ihr die Furcht; fie beforgte von Jupiter 

heimliche Tücke: 
Bis Ile AreÄors Sohne die Hut vertraut«, 

dem Argos. 
Rings war das Haupt dem Argos mit hundert 

Augen erleuchtet, 
Deren zween um einander die wechfelndo 

P.uhc gcnolTenj 
Wachfam fpähten indefs die übrigen, haltend 

die Obhut. 60 

Wie er auch immer Hch Itellt', er fchaucte 

immer auf lo ; 
Und vor den Augen erfchien, auch fclblt 

dem Gewendeten, lo. 
Weiden läfst er fie Tags ; doch finkt die 

Sonne vom Himmel, 
Schliefst er lie chi , und fügt unwürdige 

Band* um den Nacken. 
SproiTen des Erdbeerbaums und bittere Kräu- 
ter geniefst He; 65 
Statt der fchwellenden Lager, ein oft nicht 

grafiger Boden, 
Dient der Armen zur Ruh; und Ile trinkt 

aus fehl ammigen Bäch<^n« 



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52 



lO. 



Wann fie flehend die Hand' emporzultrecken 

zum Argos 
Trachtete, hatte fie nicht emparzuftreckendc 

Hände f 
Und wann Klagen ihr Mund anftimmete, 

fcholl ein Gebrüll auf; 70 

Und fie crfchrak dem Getön, vor dem eige- 
nen Laute ßch fürchtend. 
Jezo kam fie zum Ufer, wt> oft zu fpielen 

fie pflegte. 
Zum inachifchen Ufer: fobald in der Flut fie 

die neuen 
Homer göfehn, da erfchrak fie, und zuckte 

beftürzt vor, fich felber. 
Keine Najad' erkennt, nicht Inachus felber 

erkennt Cie; ,75 

Dennoch folgt dem Vater fi^ nach, und folget 

den Seh weltern, 
Xiäfst fich auch gern anfühlen, und kommt 

den bewundernden näher. 
Inachus reicht ihr gerupfe tes Gras, der altende 

Stromgott ; 
Jene leckt ihn am Knöchel , und küfst die 

Hände des Vaters. 



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Kaum auch hält fie die Thiän', und wenn 

die Worte nur folgten, ßo 

Ach fö flehte fie HiilP, und meldete Namen 

uni, Schickfal. 
Aber ein fprechender Zug, den der Fufs im 

Staube gezeichnet, 
Gab die traurige Kunde des umgewandelten 

Leibes. 
Weh mir Armen ^ o Weh! ruft Inachus^ 

und an den Höniem 
Hangend der feufzenden Kuh , ihr den fchnec« 

igen Nacken umfchlingend ; 05 
Weh mir! erneut er den Ruf. Bift du's, die 

in allen Gefilden, 
Trautes Kind, ich gefuchfc? O di^ nicht ge^ 

fundene warfi mir 
Weniger Gram, denn entdeckt! Du fchwqigfl^, 

und verfagelt die Antwort 
Unfer^m Wort; nur Seuf?;er, . geprefst aus 

der Tiefe des Herzens, 
Giebft du, und,, was du vermagit; d^m r^den^ 

den brummft d\i entgegen! 90 
Ich ünvi^iirender forgte für Hochzeltkammer 

und Brautkien,, 



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54 



10. 



Hoffend von dir den Eidam zuerlt, dann blü- 
hende Enkel! 
Jczt von der Heerd' ift ein Mann, von der Heerd' 
ein Gefchlecht dir befchieden? 
Auch nicht endigen darf ich durch Tod mein 

Leiden; zum Unheil 
Bin ich tinlterblicher Gott! die verfchlolTene 
rforte des Todes 95 

Dehnt von Ewigkeit uns zu Ewigkeit dau- 
rcndcn Jammer! 
So wehklaget der Greis; da Entfernt ihn 
der funkelnde Argos, 
Reifst von dem Vater fein Kind, imd hinweg 

in entlegene Weiden 
Schleppt er lie. Selber fodann abwärts auf 

ragendem Berghaupt 
Wählt er den Ort, wo er Ilzend dio Gegen- 
den alle durchfpähet. 100 
Jupiter, der nicht länger die Qual der 
foronifcheii Jungfrau 
Duldete, rief nun den Sohn, den ihm die 

helle Plejade 
Einfi gebahr, und befahl, durch Mord au 
vertilgen den Argos, 



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10. ßf^ 

Ohne Verzug ift die FerP ihm gefittiget , und 

in der Rechten 
Sein fchlafbringender Stab , und der fchir- 

mende Hut tun die Haare. 105 
Als. er folches vollbracht , fprang Jupiters 

Sohn von des Vaters 
Burg zu. der Erde hinab. Dort legt!^ er den 

fchirmenden Hut ab, 
Auch die Flügel entfernt' er, imd trüg nur 

den Stab in den Händen. 
Hiermit treibt er als Hirt durch -wildernde 

Fluren die Ziegen, 
Die er im Kommen geraubt, und bläu: die 

geordneten Halme. 110 

ZauberlTch klang das neue Getön denk ju- 

nonifchen Hüter: 
Wer du auch feil!:, rief Argos, du könnteft 

mit mir auf dem Felfen 
-Wohl ein weniges ruhn; denn üppiger wächft 

für die Heerde 
Nirgend das Gras ; und den Hirten erfreut, wie 

du Jlehlt, die Umljchattung. 
Neben ihn fafs der atlantifche Gott; durch 

mancherlei Reden 115 



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5Ö X o. 

Hielt' er dcü gehenden Tag; und die wohl* 

vereinigter^ Rohre 
Blaffend, ' v^rfucht er in Schlaf die hewachett- 

den Augen zu tönen. 
Jener ftreuht ßch iridefs dem fanfteinwiegen- 

den Schlummer, 
Urtd^ wenn fchon in Betäuhu:Äg <5in Theil 

der Augen dahinfank. 
Wacht ddch der andere Theil. Auch fraget 

fiVj ^enn die SyHnge 120 

War erfi: neulich entdeckt, auf welcherlei 

Art lie entdeckt fei. 
Drauf erzählte der Gott :] In Arkadiens 

kalten Gebirgen 
War die berühmteße einft der nonakrifchen 

äamadryaden , 
Eine Najad' an Geftalt; die anderen nannten 

iie Syrinx. 
Oft vereitelte ßa jiachftellender Satyre Hof- 

nurig, 125 

Und was fonfi für Götter im fchattigen Wald' 

und im Frucbtfeld 
Wohnen, Sie dienete treu der ,brtygifchen 

Göttin mit Jagdlült 



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10. 57 

Und jungfi-äulichem Sinn* Auch gefcliürzt nacli 

der Weife Dianas, 
Teufchtc fie leicht, und gölte fogar für La- 

tonia , wenn nicht 
Diefc Ton Hörn ein Gelchofs, nicht jen* ein 
goldenes trüge. 130 

So auch teufchte iie noch. Als cinft vom 

Lycdus Iie heimging, 
Schauet fi« Tan , und das Haupt mit Itach- 

lichtcr Fichte gegürtet, ^ 
Redet er/ — . Ueberig war, die geredeten 

Worte iu melden; 
Und wie verachtend die Nymf* unwegfame 

Wüiten hindurchfloh, 
Bis zum ruhigen Strom des fandigen Ladon 
ße endlich 135 

Flüchtete, und, als dort ihr den Hiauf ah- 

fchnitten die Wafler, 
Um Verwandelung bat die lauteren Schwe- 

' ^ .ßerhajaden ; 
Und wie Pan , da er eben gehafcht^ nun 

glaubte die Syrinx, 
Statt der blühenden Nytnfe das Rohr umarmts 
des Sumpfes; 



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53 io. 

Und, weil feu£send er ftand, wie die w^allen- 

den Wind' in dem Rohre 140 
Leifes Geflifier erregt,- der lispelnden Klage 

nicht ungleich; 
Dann wie der Gott im Entzücken der neuer- 
fundenen Tonkunft: 
Diefe Vereinigung foU mit dir mir bleiben I . 

gefaget; 
Und wie fo, durch bindendes Wachs abftu- 

fende Rohre, 
Wohl an einander gereiht, des Mägdeleins 

Namen behielten. 145 

Solches zu melden bereit, fah fchon der Cyl- 

. lenier famtlich 
Hingefunken die Augdn, und tief umfchattet 

von Schlummer. 
Plözlich henunt er die Stimm\ und* kräftiget 

jene Betäubung, 
Sanft mit zaubrifchem Stabe die fchmachten- 

den Augen berührend. 
Rafch den Nickenden haut er mit lichelför- 

migem Sähe], 150 

Dort wo dem Half angrenzet das Haupt; 

und den blutenden fiürzt er 



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ro. 59 

Nieder vom Fels , und röthet die zackige 

Klippe hinunter. 
Argos, du Tuhfi, und das Licht, das-fo 

vielfach leuchtend dir firalte, 
Ward gelöfcht ; und zugleich die hundert 

Augen umhüllt Nacht. 
Aber fie ninit, und verfchönt dem Lieblings- 

vogel die Federn, 155 

Juno , den Schweif anfüllend mit farbiger 

Steine Gefunkel* 
Schleunig entbrannt' ihr das Herz , und ßc 

eilte den Zorn zu vollenden. 
Schweben vor Augen und Geift die Schrecfcen- 

geltalt der Erinnys 
Hiefs ße dem Mädchen von Argos, und drängt* 

ihr Stacheln des Wahnfinns 
Tief in die Bruft, und fcheuchte iie wild durch 

die Lande der Welt hin. 160 
Du. warit übrig zulezt dem unendlichen Lei- 
den, o Nilus. 
Als iie auch diefen berührt' , und matt an dwn 

Borde des Ufers 
Sank, die Kniee gebeugt, und, rückwärts 

hebend den Nacken, 



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60 i o. 

Was allein fie vermochte , das Antliz ürÄckte 
ziim Himmel, 

Und mit Gefeufz und^ Thränen .und dumpf 
aufbrummender Wehmut 165 

Jupiters Hart' anklagt'., und ein End' erflehte 
des Jammers; 

Jezo feiner Gemahlin den Hals mit den Armen 
nmfchlingend, 

Bittet er, dafs fle die Strafe doch endigen 
Und für die Zukunft, 

Saget er, zähme die Furcht; nie wird Ur- 
sache des Schmerzes 

Jene dir fein ; dies höre die Flut des ßygi- 
fchen Sumpfes! 170 

Völlig gefühnt ifi: die Göttin; da kehrt in 
die vorige Bildung 

io, und wird, was iie war. Es entfliehn 
von dem Leibe die Zotten; 

jM'ahlich verwächft das Gehörn; dem Auge 
•wird enger die Rundung; 

Menfchlicher zieht lieh der Rachen; verjüngt 
hlülin Schultern und Hände; 

Und es zerf paltet die Klau' in fünf auslaufen- 
de Zehen. 175 



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i o. '• 61 

Nichts von der Kuh ilt ührig an ihr, die 
weifse Geftalt nur. 

O wie vergnügt die Nymfe mit zwei aufftre* 
henden Fül'sen 

Jezo fich hebt; doch zu* reden noch zagt, dafs 
RindergebrüH nicht 

Schalle: vor Furcht abbrechend das Wort, 
und wieder verfuchend! 

Hoch nun prangt fie als Göttin im Volk lein- 
tragender Männer. ißo 



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da 



MI. 



PHAETHON. 



Jupiters Sohn, wie man glaubt, war 

Epafus, 'welchen ihm lo 
Fern in Aegyptus gebahr: wo', der Mutter 

gefeilt, er in Städten 
Tempel beherfcht. Ihm war gleichalterig , 

gleich an Geßnnung, 
Phaethon, ßammend von Sol. Als der mit 

pralender Rede 
Troz ihm bot, hochmüthig des Vaters Phö- 

bus iich rühmend, 5 

Trugs nicht Inachus Enkel : Du glaubft doch, 

fprach er, der Mutter 
Alles, o Thor; und blähfi dich vom Schein 

des falfchen Erzeugers. 



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9 H AÜ T H O K. 03 

Phaethon glüht* im Gellcht; doch hemmte 

den Zorn die'Befchämung; 
Und zur Klymene flog er , des Epafua Läfie- 

ning meldend. 
Dafs du, o Mutter, es fühlÄ; lieh, redet 

er, ich Ungebundner, lo 

Ich Auffahrender Ich wieg! Es befchämt, dais 

folcherlei Schmähung 
Einer wie wir anhören, und nicht abfertigen 

konnte ! 
Doch du, wenn ich gewifs aus himmlifchem 

Samen gezeugt bin, 
Gieb mir Beweis fo hohes Gefchlechts, unct 

erhalt mich dem Himmel ! 
..PJiaetbonfprachs, und umfchlang der Gebäht 

rerin Hals mit den Armen; 15 
Und bei dem eigenen Haupt, und desMerops 

Haupt, und der Schwefiern 
Hochzeitfdckel befchwur er, ihm wahr zu 

bezeichnen den Vater. 
Klymene , weniger nicht von Phaethons 

Flehn, wie vom Zorne 
Aufgeregt . der gehörten Befchuldigung, Itreckte 

die Arme 



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04 P H A £ T H O ü. 

B^ide zum Himmel empor ; und das liebt der 

Sonne betrachtend, 20 

Sagte ße : Ja bei dem Glänze der fchimmem- 

den Herlichkeit oben 
Scbw-ör* ich dir, trauteßer Sohn, die uns 

anböret und liebet: 
Er dort, welcben du fcbault, er dort, der 

Ordner des Kreislaufs, 
Zeugte dich , Sol ! !& Erdichtung mein Wort, 

dann weigere jener 
Sclbfi: ßcb mir; dann tag' es zulezt beut un- 

feren Augen! 25 

Auch nicht lang iß: die Mühe, den Vaterpa- 

laft zu erforfchen ; 
•Nahe grenzet das Haus, wo er auffieigt, un- 

lerem Lande. 
Wenn ja das Herz dir gebeut; geh hin, imd 

erkund' es von jenem! 
Schleunig hüpft er empor, da der Zeugc- 

rin Red' er vernommen, 
Fhaethon , fröhliches Sinns , und fafst den 

Aether im Geifie. 30 

Aetliiopen , fein Volk , und von näheren 

Sternen entbrannte 



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P H A K T U O 2V« -6^ 

indier, ilfebt et hindurch, und ereilt Sols 

öftliche Wohnung. 
Königlich ragt* auf Seulen die Burg des 

Sonnenbeherfchers> 
Hell von fchimmemdem Gold'- und feuenro- 

them Pyropus. 

Elfenbein umhüllte mit Glanz den oberen 

r 
Giebel ; 35 

Silbernes Licht entßralte dee Eingangs dop« 

pelten Flügeln. 
Aber den Stof beßegte die Kunft. Denn Mul« 

' eiber hatte 
Dort des Oceanus Gurt um den Rand der Erde 

gemcifselt, 
Auch der Lande Bezirk, und das Dach .des 

gewülbeten Himmels. 
Rings hat bFauHche Götter die Flut: den er- 
tönenden Triton, 40 
Proteus Weclifc]ge(talt, und Aegäon, welcher 

dem Wallfifch 
Drückt mifc Riefenarmen den luigeheueren 

Rücken; 
Doris auch, und die Töchter^ die theils wie 

fchwimmend erfcheinen, 

5 



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dö PHAETHON. 

Theils auf dem Riffe gefezt, und grünliche 

Haare ficli trocknend, 
Theils auch vom Fifche gefuhrt: nicht gleich 

ifi: allen, noch ungleich, 45 
Ihre Geßalt j nein ähnlich , wie leiblichen 

Schweltern es anfteht. 
Männer trägt und Städte die Erd', auch Wal- 

der und Bergwild,' 
Ströme zugleich, und Nymfen, und andere 

Mächte des Feldes. 
Oben herum erbebt lieh das Bild des leuch- 
tenden Himmels: 
Sechs der Zeichen zur Rechten, und fechs 

2ur Linken des Eingangs. 50 
Als nun der Klymene Sohn hieher auf ßei-* 

genden^ Pfade 
Ankam, tmd in die Burg des bezweifelten 

Vaters hineinging; 
Wendet' er Ibacks' die Schritte zum Angeücht 

des Erzeugers, 
Und blieb Aehen von fern: denn des näheren 

Lichtes Beftralimg 
Duldet' er nicht.* Dort fafs in umhüllendem 

Purpurgewande ß^ 



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P H A £ T 21 O N» 6y 

^ Phöbus auf furfilichem Thron , der leuchtete, 
hell von Smaragden. 

Hechts ihm Aanden und links der Tag, und 
das Jahr, und der Monat; 

Auch Jahrhunderte ftanden, und gleich ge- 
ordnete Hören; 

Jugendlich Itand auch der Frühling, den hlu- 
migen Kranz um die Scheitel; 

Auch der nackende Sommer , im Schmuck 
lunwindender * Aehren ; 60 

Auch der Herhfi, mit der Kufen getretenem 
Molte befudelt; 

Und der beeifete Winter, lunfbrrt von grau- 
endem Haupthaar. 

Sol in der Mitte des Kamns, mit alldurch- 
fchauendem Blicke, 

Sah vor der Neuheit der Dinge verzagt anna- 
hen den Jüngling. 
Was vrill, lagt er, dein Gang? waß fucheft 
du hier in der Felshurg, 65 

Phaethon? werthes Gefchlecht dem nicht ah<« 
leugnenden Vater! 
Jener beginnt: O du Licht des unermels- 
liehen WeluUs! 



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^Q PHAETHOK. 

Vater Phöbiis, wofern du des Namens Ge^ 

brauch mir vergönneft, 
Und nicht Klymene Schuld in gefabelte Teu- 

fchungen einhüllt: 
Gieb mir, Erzeuger, ein Pfand, daüs man füri 

dein walires Gefehl echt mich '/a 
Anerkenn^ und vertilg' aus unferem Herzen. 

den Irthxmi! 
Fhaethon fprachs ; und der Vater ehthüllte- 

ßch aller Beftralung, 
Welche fein Haupt umglänzt' , und gebot 

ihm, näher zu treten. 
Dann in die Arm' ihn fchliefsend: Nicht Du 

bift meiner Verkennimg 
Würdig, imd Klymene hat dir wahr verkün- 
det den Urfprung. 75 
Dafs dir fchwinde der Zweifel; fb fodere, 

was du auch wünfcheU: 
Und ich gewähre den Wunfeh. Sei Siyx. 
; mir Zeugin des Wortes, 

Furchtbar dem fchwörenden Gott, und unfe- 

ren Augen ein Abfcheu! 
Kaum war allfes^ gefagt ; da wünfcht-er 

den Wage A des -Vaters 



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^ B A £ T n O K» 6^ 

Einen Tag, und die Lenkung der fuftgellü- 

gelten Rolle. ßo 

Fhöbus bereute den Schwur, und fchütr 

telte dreimal und viermal 
Sein mildleuchtendes Haupt: Unbedachtfam, 

rief er, tmd Leichtlinn 
Ward mein Wort durch das deine! Gefiatte 

mir, Sohn, die Verheifsung 
Nicht zu verleihn! Ich bekenne, dies ein- 
zige möcht* ich dir weigern. 
Aber ich darf abrathen. Gefahrvoll ift, wa5 

du wünfcheßj O5 

yiel zu grofses begehrA du, ein Amt, da9 

. folcherlei Kräften, 
fbaethon, wenig geziemt, noch fo unmäna* 

liebem Alter. 
Dir ward Aerbliches Lioos ; doch iterblich ift 

nicht dein Beftreben. 
Höher fogar , als Ewigen £e\hßt zu gelangen 

vergönnt ifi 
Trachtelt du ohne Bedacht. Es ge£ille iich 

]eder nach Willkühr^ 90 

Doch zu ftehen vermag auf der glutbelafteten 
Axe 



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70 



phA^thon. 



Keiner 9 denn Ich! Ja felber der Fürft des 

weiten Olympus, 
Der aus. Iclirecklicher Hand femfclim^ttemde 

Leuchtungen fendet, 
Lenkt nicht diefes Gefpann : und Wer miXist 

Jupiters Allmacht? 
Steil ifi der Weg im Beginn, wo kaum noch 

frifch mit die RoITe , 95 

Frühe hinaufarbeiten. Dann fchreckt die Höhe 

des Mittags, 
Wo mir felbß, tief unten das Meer und die 

Xja;ide zu fchauen, 
Oftmals graut, imd das Herz aufbebt vpr 

banger Beforgnis. 
Jäh ifi: endlich der "Wej^, imd bedarf der 

ücherften Lenkung. 
Jene fogar, die drunten, die Arm' ausbrei- 
tend, mich aufnimt, 100 
Tethys pflegt, dafs, im Sturz ich enttaumele, 
^ nun zu beFürchten. 
^ Denke dazu, dals, geraft von befiäudigem 

Schwünge, der Himmel 
Hohe Gefiim' hinzieht , und in hurtigem 

Wirbel herumdreht. 



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9 H A E T II O K. 71 

Ich nur JttreV anwärts; und dem Sturm, der 
alles beileget, 

Troz' ich allein , und fahre der raffenden 
Kreifung entgegen. 105 

Sei dir der Wagen gewährt; was meineß du,? 
Kannft du hlnangehn 

Wider den rollenden Pol, unentfuhrt von der 
reifsenden Axe? 

Ja wer_weils, auch Haine fogar imd Städte. 
der Götter 

Träimit iich dein Herz dort oben, und pran- 
gende Tempel mit Reichthum? 

Schau, Nachitellungeli dröhn auf der Fahrt, 
imd Gefialten des Wildes! 110 ' 

Ob du die Bahn auch hältit, und nie aus- 
beugend verirreft; 

DennocK mufst du hindurch am Gehörn des 
begegnenden Stieres, 

An des Hämoners Gefchofs , und deni^ Rachen 
des graufamen Liöwen, 

Auch an dem Skorpion, der die EJaun in 
entfezlichem Umfang 

Krümmt, und dem gräfsllchen Krebs, der fie 
krümmt in anderer Windung ! 1 15 



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Wahn' auch nicht, da& die Rolle, von Mufc 

beleelet und Feuer, 
Welches ihr Bufen verfchliefet, und aus Maul' 

und Nafc heryorhaucht. 
Leicht dir zu bändigen fein! Kaum dulden He 

mich, wann entflammter 
Ihnen der Mut aufglüht; und es Itreubt /ich 

der Nacken dai Zügeln. 
Lals doch nicht von 'mir felber ein trauriges. 

Ehrengefchenk dir 120 

Kommen, oSohn; und verbefsre den Wunfch,' 

da die Zeit es gellattet! 
$iehe, damit man erzeugt aus unferem Blute. 

dich glaube, 
Wiilft ' du ein Ilcheres Pfand ; ich gebe da« 

Pfand durch Beforgnis! 
Wohl beweir ich den Vater, mich väterlich. 

ähgßend! O fchau doch, 
Schau mein.Geiicht! Und o möchteß du auck 

in das innerite Herz mir 125 
Senken den Blick, und drinnen die Vatetn 

forgen erkennen! 
Endlich betracht* umher, was die Welt ein-i 

fcalie£set an Reichthum: 



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fnxETnoVp 73 

Aus £o vielen und groüsen, der Erd* und de* 

Meers und des Himmels, 
Fodre dir einiges Gut; ' nicht Weigerung fojl 

dich betrüben! 
Diefem nur, fleh' ich, entfage: was richtig 

ger 5trafe , denn Ehre, 130 
^^ürde genannt! Ach Strafe, mein Phaefthoii, 

foll dir Gefchenk fein! 
Was umTchlingA du den Hals, Unweifer, mit 

fchmeichelnden Armen ? 
Zweifele i^cht, du erlangR, (bei den ßygi* 

fchen Fluten befchwnr ichs!^ 
Was, du auch immer, gewünfcht; doch^ lal^ 

verftändig den Wunfeh fein! 
. . Alfo> endigte Sol die Ermahnungen. Jenei: 

verfchmäht lie, 135 

Hält den befchloITenen Zweck , und glühj: in 

Begierde des Wagens. 
^Als nun, was er gekonnt, Sol zauderte, fuhrt^ 

er den Jüngling 
Hin zu dem hoben Gefchirr, dem v:ulkani\ 

fchen Ehrengefchenke. 
Lauteres Gold war die Ax', pnd Gold di^ 
- .Deichfei, und Gold auch 



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74 PHAETHOir. 

Oben dem Rade der Rraunz; die geordneten 

Speichen von Silber. 140 

Chryfolith* um daSjoch, und funkelnde Stein* 

in der Ordnung, , 

Spiegelten hell den Phöbus in widerftralender 

Klarheit. 
Während Fhaethon dies voll Mut anXlaunt\ 

und dia Arbeit 
Mußerte ; üehe da öfhel* erwacht im röthli- 

chen Aufgang 
Schon Aurora das purpurne Thor, und den 

rofenbeftreuben 145 

Vorhof. Schleunig entfliehn die GeJHm' > und 

es trfeibet den Heerzug 
Lucifer, welcher zulezt abzieht von der Wa- 
che des Himmels. 
Aber fobald der Vater die Erd* und den 

Himmel erröthen 
Sak, und fchwinden am Rand die erblalTenden 

Homer der Luna; 
Schnell zu fchirren die Rotte gebot nun Titan 

den Hören. ^50 

Schnell ift vpllbracht das Gebot: die feuer- 

fchnaubenden Renner, 



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P 11 A E T H o ir* 75 

Mit Ambrofiafaft an erhabenen Krippen ge- 

fattigt, 
Führen die Göttinnen her , und legen die 

klirrenden Zäum* an. 
Jezo berührt der Vater mit heiliger Salbe 

das Antliz 
Seines Sohns > und Härkt es, die rei&ende 

Flamme zu dulden. 155 

Hierauf krönt er mit Stralen fein HaaTf und 

aus inner&eüi Herzen 
f 
£ang* aufziehend des Grams vorabndende Seuf- 
zer, beginnt er: 
Magfi du, wenigfiens hier, die Ermal^ 

nungen hören des Vaters; 
Meid*, o Knabe, den Sporn, und kräftiger 

brauche die Zügel! 
Sclblt fchon eilen ile fort: lie im Flug zu 

hemmen i& Arbeit. 160 

Auch nicht wähle die Bahn durch fünf grid» 

laufende Gürtel.- 
Schlängelnd windet ßch fchräg' ein breitgebo* 

gener Querweg, 
Welcher, auf drei der Zonen den Lauf ein^ 

fchränkend, die Kreifung 



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7f P M A E T H 6. Ifct 

Meidet des ^fudlichen Pols> und der nördlich 

türmenden Bärin ^ 
iDort fei die. Fahrt; ^du erkennlt die deutli- 
chen S^ren des Rades! 165 
Und dafs Himmel und Liand gleichmäl^ige 

Wärme gewinnen, 
Senke du weder den Wagen, i>och fchwing' 

ihn empor in den Aether. 
Allzu hoch verhrennit du der Himmlifcheo 

wölbende Wohnung, 
Aber zu tief die Länder; am Ilcherften gehK 

du im Mittel- 
Dafs dir weder zur Rechten, w^o w^eit . die 

Schlaöge iich windet, 170 

Noch linksab ziun gefenkten Altar ausbeuge 

der Wagen; 
Halt durch beide den Strich. Des übrigen 

w^alte Fortuna, 
Die mit beüerem Rath^ als du, dir helfe: 

das wiinfch' ich! 
Während ich rede , berüjrrt'^tta hefperifchen 

. Ufer die Seulen 
Schon die feuchtende Nacht , und verbeut 

uns längere Säumnis.^ 175 



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V H A £ T H O Kr 



i7 



Aiif deni^ es gilt ! Dort Itralt aus zerßreue- 

tem Dunkel Aurora! 
Fafs* in die Hand das Geriem! Doch fals du' 

lenkbares Herzens 
BleibH: ; nim unferes Rathes , und nicht des^ 

Wagens, Gebrauch an: 
Weil du es kannfl, und feit auf gediegenem' 

Boden noch daftehü, 
Eh du, nach thörichtem Wunfeh , auf derAxV 

Unkundiger, fchwebeß! ißo 
Anfchaun magft du es lieber, doch mich lafd^ 

leuchten dem Erdkreis! 
f Aber im Sprunge beßeigt den ätherifchetT 

Wagen der Jüngling, 
Steht nun empor, und berührt mit der Händ'"^ 

die gegebenen Zügel, 
Fröhlich, und dankt von oben dem ungem> 

fchenkenden Vater. 
Doch die geflügelten Rolfe, der Pyröxs^ linäv 

der Eous, 1O5 

Aethon zugleich, und Phlegon, erfüllen die- 

Luft mit Gewieher 
Flammendes . Hauchs , und fchlägen die HuF 
. an- die henmienden Barren. 



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7Ö< PHAETHON. 

Als nun zurück die Barren, das Loos mis- 

kennend des JEnkels, 
Tethys drängt', und der Kaum un^meisli- 

♦ eher Himmel lieh aufthat; 

Raffen lie fclileunig den Weg, und die Luft mit 

den Füfsen durchdampfend, 190 
Spalten lie dick vorftehend Gedünit, und auf 

behenden Flügeln 
Rennen Jüe mutig voran dem zugleich aus£ür- 

menden Ofiwind. 
Doch leicht war das Gewicht, und ganz un- 

kennbar dem edlen 
S^nnengefpann ; es gebrach an gewohnter 

Schwere des Joches. 
Wie der gebogene Kiel hinfchwankt mit dürf- 
tiger Ladung, 195 
Und von zu leichtem Gewicht imftät durch 

die Wellen umhertreibt: 
Alfo,, der vorigen Lalt entlediget, fprang in 

die Luft nun 
Hüpfend in Stöfsen empor, wie mit eiteler 

Leere, der Wjagen. 
Aber fobald dies merkte das Viergefpann, 

da entfiürzt es 



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Wild dem gebahneten Kaum, nicht laufend 

in voriger Ordnung, 
jener erfohrickt, rathlos die gewirreten Zü- 
gel zu lenken, £oo 
Und unkundig des Wegs, und kennt* er ihn, 

doch des Befehles. 
Jezo zuerlt erwärmten die froftigen Stiere de» 

Wagens, 
Und verfuchten umfonl^ in verbotene Flut 

ßch zu tauchen. 
Auch die Schlange, die dicht am beeifeten 

Pole lieh lagert, 205 

Trag* in der K^Ite zuvor , harmlos , und 

fürchterlich keinem. 
Ward nun erwärmt, und fchwoll zu neuem 

Zorn in der Glut auf. 
Du auch, melden üe, flohft in zerrüttender 

Angft, o BoQtes, 
Langfam, wie du auch warft; dein Wagen 

nur zwang dich zu bleiben. . 
Doch als Phaethon jezt, der Elende, hoch 

aus dem Aether 210 

Niederfchaut' ^uf die Lande, die tief, tief 

unten iich ftreckten; 



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ga y II A E T n o if . 

Blafs liun ward fein Geßcht, und ihn* zit» 
terten plözlich die Kniee; 

Und in des Urlichts Glanz umzog ihm Dun- 
kel die Augen. 

Hätt' er doch nie, fo wünfcht er, des Va- 
ters Rolle berühret; 

Half er doch nie erkannt fein Gefchlecht, nocE 
gewagt die Erkundung; 215 

Merops Sohn zu heifsen genügt! Es entraft 
die Gew^alt ihn, 

So wie die Bark' hinfiürmet der Boreas, wann 
ße cntzügelt 

Treiben ihr Steuerer läfst, und Göttern ver- 
traut und Gelübden. 

Was zu thun? Viel hat er zurückgclafTen des 
Himmels, 

Doch' vor den- Augen ifi mehr: fein Herz 
mifst diefes und jenes. 220 

Vorwärts bald, wohin fein ' Schickfal verbeut 
zu gelangen, 

Schaut er zum Untergang , bald rückwärts 
fchaut er zum Aufgang. 

Sonder Entfchlufs nun ftuzt er, und fenkt 
fo wenig die Zügel, 



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9 U A £ T II O N. Ql 

Als er de ibengt^ auch die Namen der flie- 
genden Rolle vergafs er. 
Jezt am gefprenkelten Himmel umhcrge- 

ftreuete Wunder 225 

Schaut er voll Angft, und Gefialten des im- 

geheuren Ge wildes. 
Dort auch krümmt zwei Arme der Skorpion 

in gefchweiften 
Windungen: hinten den Schwanz , und vom 

ausftreckend die Scheeren^ 
Füllet er ganz mit dem Leibe den Raum zwei 

himmlifcber Zeichen. 
Kaum erblickte der Knahe dasScheuIal, feucbt 

von dem Schweifse 230 

Dunkeles Gifts, und Wunden mit fiechender 

Krümmung ihm drohend; 
Sinnlos liefs er in kältender Anglt hingleiten' 

die Riemen. 
Als die gefunkenen nun des Rückens Fläche 

berührten; 
Schweifen die Rolfe dahin, und gfhn, da 

keiner fie hemmet, 
Durch einöde Bezirke der Luft: wie das 

wilde Gelufi: fi^hrt, 235 

6 



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ß2 ' P II A E T H O N. 

Stürzen G.^ ohne Gefez; fchon fprengen fio 

hoch in den Aether 
Zwifchen geheftete Stern*, und es rollt das 

Gefchirr in die Wildnis. 
Bald durchfliegen ße Höhn , und hald ah- 

fchünige Strecken, 
NiedergeftünBt, und durchjagen die Gegenden 

nähe der Erde. 
Luna lieht mit Erflaunen, wie. unter dem 

ihrigen jezo 240 

Läuft des Bruders Gefpann; tind es dampfen 
* gefengt die Gewölke. 

Feuer ergreift nach einander die ragenden 

Höhen der Erde; 
Tief zerfpaltet das Land, und die nährenden 

Säfte verfiegen; 
Falh verwelket das Gras, und es knattert 

^er 3aum mit den Blättern ; 
Und fich felbÄ ift die trockene Saat . ein ver- 

wüÄender Zunder, 245 

Kleines annoch! Es vergehn hochthürmende 

Städte mit Mauern; 
Ganze Völker Ibgar mit Stämmen zugleich und 

GefcWechtcm . 



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r « A t T H O N. (J3 

Wandelt in Afche Aet Brand ; und Waldun- 
gen glühn mit Gebirgen. 
AtLoS brennt, und Taurus, es brennt der 

Tmolus , und Oeta ; 
Auch, nun trocken , zuvor voll firömender 
Quellen/ der Ida; 250 

Helikons Jungfraunhöh' , und der künf Lig öagri* 

fche Hämos. 
Aetna brennt, unermcfslich die Feuerbrünfie 

verdoppelnd, 
Eiyx, und Cynthos, und Othrys, und zwie- 

» faches Haupts, der Parnafus, 

Rhodope auch, nun endlich des Schnees ent<' 

behrend, und Mimas; 
Dindyma brennt, und mit Mykale brennt der 
umfchw^ärmte Cithäron. 2.ß^ 
Nicht auch rettet der Froft dich, Scythia: 

Kaukafus brennet; 
Olla zugleich mit Pindus, und, hoch vor 

beiden , Olympus ; 
Luftige Alpen zugleich , und der wolkige 
Apenninus« 
Phaethon fchauet nunmehr, wie an jegli^ 
ehern Theile der Erdkreis 



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(J4 FHAÄTHOK. 

Raucht in der lodernden Glut; und kann 

nicht dulden di^ Hize. 260 

Denn &u£G.edende Luft , wie aus tiefem 

Schlünde des Ofens, 
Athmet fein Mund; auch fühlt er, dafs unter 

ihm glühe der Wagen. 
Nicht die flockende Afch*, und nicht die 

gefchnelleten Funken, 
Mag er beÄehn; ringsher umwithelt ihn hi- 

zender Rauchdampf. 

Wo und wohin er gehe durch pechfchwarz 

wallendes Dunkel, 265 

Weifs er nicht mehr; ihn entraffen die 

fliegenden Rolle nach Willkiihr. 

Jezo , glauben fle , drang das kochende 

Blut in den Adern" 

Oben zur Haut, und fchwärzte die äthio-pi- 

fchen Völker. 
Jezt ward Libya erft nach ausgefottener 

NälTe 
Trockener Sand; jezt weinten mit hangendem 
Haare die Nymfen, 270 

Laut um Brunnen und Seen. Böotia jammert 
um] Dirce, 



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Argos JJagt Amymone, und Efyra ihre Pi- 
rene. 

Nicht auch bleiben die] Ströme, die fem ihr 
Ufer gewannen. 

Sicher annoch. Schon dampfet der Tanais 
mitten im Strudel, ♦ 

Schon Peneos der Greis, und der Teuthran- 
teer Kaikus, 275 

Phocis Strom Erymanthosy mit dir, o fchnel- 
1er Ismenos; 

Xanthos, zu doppeltem Brancje hefiimmt, und 
der gelbe Lykormas; 

Du auch, froher Mäandros, in oft rückkeh- 
render Windung; 

Auch der Mygdonier Melas, und Tanaros 
Strom Eurotas. 

Brennend erfcheint Eufrätes um Babylon, bren- 
nend Orontes, ßflo 

Auch Thermodon im Sturz , auch Ganges, 
und Phaßs, und Ilter; 

Brennend wallt Alfeos, und wallt die fper- 
cheifche Strömung; 

Und CS zerfliefst in der Flamme das Gold, 
' das Tagus herabfiihrt. 



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q6 phaetuon. 

Auch , cLl6 mit rüfsem Gelangt ihr mäonilches 
Ufer verherlicht, 

SelbÄ erwärmten die Schwan' im fumpfenden 
Strom des Kayltros. 2O5 

Nilus entfloh voll Schrecken zum äufserfien 
Ende des Landes, 

Bergend das Haupt, das noch immer verbor- 
gene: dürr und verfandet, 

Stchn die Mündungen all', imd ßnd unge- 
wälTerte Thäler. 

Gleiches Gefchick auch dörrt die Ismarier, 
Hebros undStrymon, 

Auch die hefperifchen Ströme , den Rhoda- 
nus, Rhenus und Padus, 290 

Und, dem Obergewalt verkündiget wurde, 
dem Tibris. 
Rings nun zerlechzet der Grund ; in den Tar- 
tarus dringt durch die .Spalten 

Licht, und erfchreckt mit der Gattin den 
unterirdifchen König. 

Eng auch zieht fich das Meer; ein Gefild' 
aufwehendes Sandes 

l&y wo der Abgrund war; noch eben umhüllt 
von GewälTern, 295 



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y H A £ T II O K. 87 

Tauchen die Berge hervor, den Schwann der 

Cycladen vermehrend. 
Labfal fucht in den Tiefen der Fifch; und 

über der Meerflut 
Wagt nicht mehr in die Luft der gebogne 

Deliin üch zu fchwingen. 
Auch unförmige {lobben, den Kücken geibeckt 

auf die Woge, 
Schwimmen cntfeelt ringsher. Selbß Nereua, 

fagt man, und Doris 500 

Hielten lieh jezt, und die Töchter, in lau- 

lieber Grotte verborgen. 
Dreimal wollte Neptunus die jinn' und da3 

finfiere Antliz 
Aus dem Gewog' aufftrecken; doch dreimal 

trug er die Glut nicht. 
Aber die nährende Tellus , umfirömt von 

,Oceanus Kreifung, 
Zwifchen den Fluten des Meers imd rings 

verfammelcen Quellen, 305 

Die ßch zufammen gedrängt in den Sclioofs 

der dunkelen Mutter, 
Höh, bis zmn Hälfe gedörrt, ihr allbefruch- 
tendes Antliz, ' 



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Co F H A £ T u o ir. 

Schüztc die Hand vor die Stirn, und jeat, 
mit gewaltigem Beben 

Alles crfcliütternd umher , verfank Iie ein 
weniges tiefer. 

Als fie gewöhnlich erfcheint, und mit] tro- 
ckener Stimme begann ße: 310 
WoUteß du dies , und verdient' ichs ; war- 
um , der Unfterblichen Höchfter, 

Zaudert dein Stral? O lafs, foU ich Elende 
fterben durch Feuer, 

Durch Dein Feuer mich-fierben! Des Schlags 
Urheber wird Troft fein! 

Kaum vermag ich der Kehle nur diefes Wort 
zu entlocken! 

(Qualm erftickt' ihr den Mund.) O fchau die 
verfengeten Haare! 315 

Schau die Augen fo voll, und fo voll von 
Afche das Antliz! 

Giebft du mir folchen Dank der Fruchtbar- 
keit , folche Belohnung 

Meiner gefälligen Treu : dafs ich Wimden 
des hakigen Pfluges, 

Wunden des KarÄes ertrag', im* ganzen Jahre 
gequälet? 



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P II A ic T U O M. Q9 

Dafs ich deni Viehe fein Laub , dem Gefchlecht 

der Menfchen zur Nahrung 320 
Zeitige Früchte gewähr' , und euch zum 

Opfer^ den Weihrauch? 
Aber weftn Ich mein Leiden verdiene te ; was . 

hat die Meerflut» 
Was der Bruder verdient? Wariun verliegen 

die Walter, 
Welche das Loos ihm gab, und entziehn ßch 

ferne dem Aether? 
Wenn denn, fo wenig "vt^ie ich, dein eigener 

Bruder dich rühret; 325 

WenigÄens fei dein Himmel dir wcrthl Schau 

jeglichen Pol an: 
Hier fchon dampft es und dort! Befchädiget 

jene das Feuer, 
riözlich zerfallt euch die Wohnung in Schutt ! 

Selbft drüben der Atlas 
Müht Jficb, und hält' auf der Schulter noch 

kaum die glühende Axe! 
Wenn die Meer' und die Lande vergehn, imd 

die Burg des Olympus; 330 
Ins urnächtliche Chaos enttaumeln wir! 

Reifs aus den Flammen, 



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90. FUA£TH0 2^. 

Was noch übrig dir ifi, und forge fiir^ Heil 

luid Erhaltung! 
Dies nur redete Tellus ; denn nicht aus- 
halten die Schwüle 
Konnte Iie länger in Qualm, noch mehreres 

reden: ihr Antliz 
Zog Iie zurück in die Erde, die tie^f zu den 

JManen lieh höhlet. .335 

Doch der alimächtige Vater bezeugt die 

Gewalten des Himmels, 
Und, der den Wagen vcrliehn, es zerfchei- 

tere, refct' er nicht fchleunig, 
Alles im graufen Gelchick; dann fieigt er zur 

oLerlten Burg auf, 
Wo er umher mit Wolken den Erdkreis püegt 

zu verhüllen, 
Wo er die Donner erregt, und gefchleuderte 

Stralen entfendet. 340 

Aber fo w'enig Gewölk, den Er4kreis rings 

zu verhüllen, 
Hatt* er nunmehr, als Regen herabzügieüsen 

vom Himmel, 
Siehe da donnert' er laut, und rechts von 
. dem Ohre gefchwungcn , 



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WUJLÜTUOKm 91 

Sandt' er dem Lenker den Stral; aiis dem Le« 
ben zugleich und den Kadern 

Schmettert* er ihn, luid dampfte mit fchreck- 
licher Flamme die Flammen. 345 

Scheu nun ituzen die RoH' , "und im Sprung 
auf die Seite lieh bäumend, 

Sprengen fic ab das Geriem, und fchütteln 
das Joch von den Hälfen. 

Dorthin fallen die Zäiun\ und dort, von 
der Deichfei geriilen, 

Lieget die Ax", imd dort die Speichen zer- 
brochener Kader; 

Weitaus fchnellt in die Kunde der Wrack des 
getrünunerten Wagens. 350 

Phaethon nun, von der Glut die gerütheten 
Ilaare verwüftet, 

Taimielte häuptlings hinab, und in langem 
Zuge die Luft durch 

Flieget er: fo wie zuweilen ein Stern vom 
heiteren Himmel, 

Wenn auch nieht er entfällt, doch gleich 
dem entfallenden fchcinet. 

Fern von der Heimat nimmt in dem Gegen- 
lande der Hauptltrom, 355 



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92 P H A £ T II O N. 

Nimt ihn Eridanus auf, und fpült fein fchäü- 
mendes Antliz. 
Aber hefpcrifche Nymfen beßatten den Leib, 
der noch aufdampft 

Vom dreifpaltigen Stral ; und die Infchriffc 
zeichnet den Grabfiein: 

„Phaethon ruhet alhier, der des Vaters Wa- 
gen gelenket; 

„Zwar nicht gatiz ihn behauptend, erlag er 
, , . doch groDsem Beftreben," 360 

Jezo barg der Erzeuger in tröltlos jammern- 
der Wehmut 

Sein umzogenes Haupt ; und wenn wir traueA 
der Sage, 

Ging Ein Tag von der Sonn' unerhellt: nur 
die Liohe des Brandes 

Leuchtete; dafs folch Uebel doch einigen 
Nuzen gewährte. 

Klym^iö felbß, nachdem lie geklagt, was 
alles in lolchen 5^5 

SchrecknilTen lehrt unerffchöpflicher Schmerz: 
in Verzweiflung und iinnlos, 

Und mit entfielleter Brufi, durchfchweifte 
lie iezo den Erdkreis. 



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P H A K T H O N* 



93 



ErA die entleeleten Glieder, und bald die 
Gebeine nur fucbend, 

Fand die Gebeine iie doch am Frenidlingsufer 
beftattet. 

Scbmer^voU fank üe dahin, und las den Na- 
men am Marmor, 570 

Ueberftrömt' ihn mit Thränen, und wärmt* 
ihn am offenen Herzen. 
Ileliaden auch bringen die ei tele Ehre des 
Todes, 

Bitterer Thränen Ergufs; und die Brufi mit 
den Händen ßch fchlagend, 

Kufen /le, der nie hört die erbarmungswür« 
dige Klage, 

Fhaethon! Tag und Nacht, und liegen ge- 
ftreckt um das Grabmal. 375 
Viermal fullete Luna den Kreis mit verei- 
nigten 5ömem: 

Jene, der Sitte gemafs, (denn Sitte ward 
aus Gewohnheit^, 

Brachten ihr Trauergefchrei. Als nun Phae* 
thufa, der Schwefiern 

Aeltelte, eben zur Erde den Lieib hinneige tej 
plözlich 



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94 PUAETIION« 

Klagt Ile , ihr fiarre der Fufc. Die , weifse 

Lampe tia ftrebte 3O0 

Ihr mit Hülfe zu nahii) und haftete fchnell 

an der Wurzel. 
Als die dritte das Häat mit der Hand zu zer- 

reifsen emporgrif; 
Raufte ße Laub.* Die traurt, dafs ein Stamm 

ihr binde die Schenkel; 
Jene, dafs lang ihr die Arm' in grünende 

Aefie ßch firecken. 
Während ße dies anftaunen ; da fchlielst di© 
Rinde- den Schoofs ein; 335 
Dann aufftufend zum Bauche, zu Brult und 

Schulter imd Händen, 
Steigt ße: allein nur raget der Mund, anru* 

fend die Mutter. 
Was kann jezo die Mutter? Nur dorthin 

rennt ße und dorthin, 
So wie' das Herz ihr gebeut, und küfst noch) 

weil es vergönnt ilL 
Nein, nicht genug! von dem Stamme den 
lieib zu reifsen verfucht ße, 590 
Und das zarte Gefprofs von der Hand zu bre- 
chen: doch ßche. 



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VUAÜTUOV, 95 

Blutig rinnen, hervor, wie aus offener Wunde, 
die Tropfen. 

Schone doch, Mütter, o Ichone! £o ruft, 
die ße ehen verwundet: 

Schone dochl uns wird felber der Leib in 
dem Baume zerrilTen! 

Lebe nun wohl ! Baumrinde verlchliefst die 
endenden Worte. 395 

Thränen fliefsen hervor , und es fiarrt der 
getröpfelte Bemftein 

Gegen die Sonn* am jungen Gebüfch; das em- 
pfangend Kleinod 

Sendefc der lautere Strom zum Schmuck den 
latinifchen Töchtern. 
Zeuge dem Wundergefchick war der ithe- 
neleifche Cyknus; 

Welche?, obgleich feh'r nahe durch mütter- 
lich Blut dir vereinigt, 400 

Näher an Sinne dir war, o Phaethon. Die- 
fer, entweichend 

(Denn der Ligurer Stamm' und mächtige Stadt« 
beherfcht' er) 

Aus dem Gebiet, durch tönte die grünenden 
Ufer mit Klagen, 



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OÖ PHAETUOlf. 

Und des Eridanus Flut, und den volleren 

Wald der GefchwiÄer. 
Schnell wird zarter die Stimme dem Mann; 

und flaumige Federn 405 

Bergen ergrauend das Haar; und lang empor 

von dem Bufen 
Streckt HcIi der Hals; auch bindet ihm Haut 

die erröthenden Finger; 
Fittige decken die Seit% und fiimipf i& am 

Antliz der Schnabel. 
Cyknus erneut lieh zum Schavan. Noch Aets 

mis traut er dem Himmel 
Jupiters, eingedenk des graulam gefendeten 

Feuers. 410 

Sümpf* und verbreitete Secen bewohnet er: 

hauend die Gluten, 
Hat «r zur Wohnung erwählt die der Glut 

f«indfeligen Waflör. ' 



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w 



vm. 



K A L L I S T O. 



J upHer y als er die £rd* umw$nderte, 
müde des Aethers, 
Sah in Arkadias Fluren der JnonskkximCoheU 

Jungfraun 
Holdefte; uiid es entbrannte fein Heiz voi^ 

feuriger Sehnfucht. 
Nicht war jener Gefchäft, die gelgrmp^l^ 

Wolle zu feinem, 
Noch durch Tracht zu verändern das fibAr« 

Wann die Spange das Kleid ihr, 5 
Und ein fchneeiges Band nachläfßge Lochen 

gefeffelt; 
Nahm |ie bald den fchnellenden Spi^üs, b^ld 

Bog^ und Köqher, 

7 



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98 KALLISTO. 

Als Trabantin der Phöbe : fo wertJx war keine 
der Göttin 

Je auf des Mänalus Höhn« Doch alles Glück 
ift vergänglich! 
Ueber- den Mittagsraum war fchon das Sön- 
nengefpann hin, io 

Als iie die Waldung betrat , wo niemals 
Aexte gehauen. 

Und He entfpannte den Bogen, und hub von 
der Achfel den Köcher, 

Legte fich dann auf den Boden, mit weichem 
Gräfe gepolftert; 

Und den gemahleten Köcher bedeckt* ihr ru- 
hender Nacken. 

Jupiter, da er fo müde fie fah, und ohne 
Bewachung: ' 15 

^ Diesmal, fprach er, entdeckt doch den Gang 
nicht meine Gemahlin; 

Oder erfpäht iie ihn auch, o fo gilt ihr Kei- 
fen mir fo viel! 
Flözlich umhüllet den Gott die Geftalt und 
der Schmuck der Diana: 
Jungfrau, redet er an, du Begleiterin mei- 
nes Gefolges, 



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KALLISfO. 



99 



Welcherlei Höhn durchjagtefi du heut? Da 
erhebt ßch die Jungfrau 20 

Schnell vom Rafen, und lagt: Heil, Her- 
fcherin, höher gefchäzt mir, 

Wenn er auch felber es hört, als Jupiter! 
Lächelnd vemimt ers, 

Froh, dafs er felbft vorgehe fich felbft; und 
er füget ihr KüITe, 

JNicht in gehöligem Mafse, noch fo zu gehen 
von Jungfraun. 

Arglos will ße erzählen, in welchem Gehölz 
fie ge jaget; 25 

Aber es hemmt Iie Gewalt: und fiegreicli 
kehrt zu dem Aether 

Jupiter; Ihr ilt verhafst das Gebüfch, und 
die kundige Waldung. 

Als ße den Fu£s wegwandte, vergaü fie bei« 
nah zu erheben 

Köcher und Ffeil',- und zu nehmen den auf- 
gehangenen Bogen. 
Siehe , da kommt Diktynna, vom hüpfenden 
Chore begleitet, 30 

Uefaer den Mänalus her, und ftolz des erle- 
geten Wildes, 



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IPO KALLISTO. 

Schauet fie jen\ und ruft; doch es Auzt die 

gerufhe KalliUo; 
Und He befurchtet zuerfi^ dals Jupiter fei id 

der Göttin. 
Aber nachdem fie zugleich die wandehiden 

Nymfen gefehen, 
Truut fie» entfernt fei Betrug; und die Zahl 

der übrigen mehrt fie. 55 

Ach wie fchwer» ein Gebrechen im Antlii 

nicht zu verratlienl 
Kaum nun hebt £ie die Augen empor; nichti 

wie fie gewohnt war. 
Geht üe der Göttin zur Seit* y und immer 

voran in dem Schwärme. 
Nein, fie verAummt, und deutet beleidigte 

Zucht mit Erröthung. 
'Wenn fie nicht Jungfrau war, an ihancherlei 

Zeichen bemerkte 4^ 

Xieicht Diana die. Schuld; man fagt, es be^r 

merkten die Nymflein. 
Aber fogleich vernahm es des Donnerers 

hohe Gemahlin; 
Nur auf gelegene Zeit verfchob fie die fchreck)' 

liehe Ahndung. 



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^tin'ift gefchwunden die Frift; denn rdhon 

ward Arkas (auch diefes 
Kränkt der Juno das Herz) von der Neben- 
gattin gebohren. 43 
Als lie auf jenen den Blick voll graufames 

Mutes gewendet: 
Ha! dies fehlete nur, du Ehebrecherin^ 

rief fie, 
Däls.du auch fruchtbar warft, dais öffentlicH 
< wnirde die Kränkung 

Durch die Geburt, und meines Gemahls Un« 

ehre befcheinigt! 
JNicht ungeftraft fei folches! Ich nehme dir 

jene Geftalt ab, 50 

"Welche dir felber behagt , uni, Trozerin! 

unferem Gatten! ' 
Juno fprachs , und ergrif an der Stirn ihr 

die Locken, und warf fie 
Vorwärts hin auf die Erde. Sie hob demütig 

die Arme« 
Doch es begannen die Arme von dunkeleA 

Zotten zu ftarren; 
Krumm auch wurden die Hand*, und wuch- 

.fen in klauige Tazen, 55 



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XOS KALLISTO. 

Und fie verfahn der Füfse Gefchäfit; und das 

reizende Antliz, 
Seihst für Jupiter, ward vom entfezliclien 

Maule gefcbändet. 
Und dafs ihr graufames Herz nicht bittende 

Worte bewegen, 
Nimt iie ihr reden zu können : ein Ton voll 

Zornes und Unmuts, 
Rauher Drohungen voll , erfchallt aus d^r 

brummenden Kehle. 60 

Buren Schmerz anzeigend mit unaufhörlichem 

Jammern, 
Hebt ße , was Hand' ihr lind , zum Himmel 

empor und Geßirne; 
Undankbar nicht kann ße den Jupiter nennen, 

Iie denkt ihn. 
Ach wie oft, nicht wagend im einfamen 

Walde zu ruhen, 
Naht fie dem HauP, und irrt in den vormals 

eigenen Aeckem! 65 

Ach wie oft durch Felfen verfolgen fie bel- 
lende Hunde I 
Sie, einft Jägerin, flieht vor den Jagenden 

jezo erfchrocken. 



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KALIilSTOk 105 

Oft vor gefehenem Wilde vetftefckt iie fioh, 

; ihrer vergelTend; 
Und die Bärin erftarrt , wenn ein Bar im Ge- 

/ Lirge fich zeiget. 
Bang^ auch meidet &e WölF , ohgleich ihr 

Vater ein Wolf iit. * 70 

Siehe der Sohn^ unkimdig der Ijkdoni- 

fchen Mutter, 
Arkas erfcheint, da heinah er funf&ehn Jahre 

vollendet. 
Während das Wild er verfolgt, und ein Thal 

auswählet zum Anltand, 
Und mit geknotetem Garn erymanthifche Wäl- 

der mnzingelt, 
Wird er der Mutter gewahr. Und fohald iie 

fchauet den Arkas, 75 

Stehet fie Hill, und gleicht der erkennenden. 

Jener entfliehet; 
Und weil Ihn unbeweglich mit ftarreiiden Au- 
gen Iie anblickt. 
Fühlt unwilTend er Angfi; und da näher zu 

gehn fie begehtet, 
Wollt' er ihr eben die Bruft mit verwunden- 
* dem Pfeile durchbohren. 



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X04 KAIiLISTO« 

Doch der Allmächtige hemmt; und zugleich 

.fie felbft und die ünthat ßo 

Hückt' er himweg; und im Sturm durch lu£- 

.tige Leere iie fchwingend, 
Stellt jeriile dort an deil Himmel > als Nacb- 
harAeme zu funkeln. 
Juho fcbwoll^ da im Kreife der himmli- 
fchen Sttsme das Kebsweib 
JLiCuchtete. Rafch zu dem Vater Oceanus, 

und zu der grauen 
Tethys fuhr fie ins Meer, die^ oft die Gotter 
durch Ehrfurcht 85 

Jlühretfen. Jezo gefragt um des Wegs tJrfa- 
che 9 begann fie: 
Forfcht ihr, warum ich herab vom ätheri- 
fchen Size, der Götter 
Königin 9 kam? Statt meiner hehericht ein* 

andre den Himmel! 

liügnerin heifs' ich, wo nicht, wann die 

Nacht das Gewölbe verdunkelt, 

Ihr am erhabenen Himmel die jüngft verher- 

\ lichten Sterne, 90 

Meine Kräiikung, erblickt, dort wo die 

äuTserfie Kreifung 



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E)icht am Rande des Pols im küjselten Raümt 

, , Ccl^ imidreht. 

Was ifi noch, warum man die Juno furchte 

zu kränken^ 
und der Beleidigten zittre; da Ich nur fromme 

durch Schaden» 
Traun, was ich alias vollbracht! wie grenz^ 

los unfre Gewalt iß ! 95 

Menfchheit legte iie ah; und Gottheit nahm 

fie! So furchtbar 
Weifs ich Verbrecher zu Itrafen ! . fo grofs ift 

die Macht, die mir beiwohnt! 
Steir er denn her ihr altes Geiicht, und die 

Bildung des Raubthiers 
Schaff' er hinweg, wie er einfi: an des Ina- 

chus Tochter gethan hat! 
Wanun freit er iie nicht, und räumt, die 

Jimo verfiofsend, 100 

Ihr mein Ehegemach, und nimt ziun Schwä- 

her Lykaon? 
Auf denn, wofern euch das Herz die verach- 
tete Zöglingin rühret. 
Wehrt dies blaue Gefirudel dem fiebenfaltigen 

Nordftem ; 



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io6 RAI.L1STO4 

Und, die um Buhlerlohn , als Geftirn*, an 

den Himmel erhöht find, 
Scheuchet fie: dafs nicht bad* in der lauterea 

Woge das Kehsweib! 105 

Jene gewährten den Wunfeh ; und empor 

im bequemen Gefchirre 
!{L<enkt durch heitere Lu£t Saturnia üarbigo 

Pfauen. 



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«7 



DER RABE UND DIE KRÄHE* 



Vonnals wcifser wie Schnee mit £lbex« 

hellem Gefieder 
Blinkte der B.ab% und trozte den ganz unge« 

mäkelten Tauben; 
Nicht die wachfame Gans, die Roms Kapi- 

tole zur Hut war, 
Schimmerte Keller denn er, noch der rudernde 

Schwan im GewälTer. 
Ihm war die Zunge Verderb ; durch Schuld 

der gefchwäzigen Zunge 5 

Ward das lichte Gefieder in dunkeles plözlich 

verwandelt. 
Schöner war, wie Koronis die LarüTaerin, 

keine 



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^OQ DER RABE UND DIE KAÄHE. 

Aller hämonifchen Fraun. Dir wenigftens> 
rhöbus, geEel lie, 

Weil noch züchtig fi^ war , und noch luihe- 
' achteC. JDoch endlich 

Merkte den Flatterluin -der apollonifche Vo- 
gel; lO 

Und zu entdecken die Schuld , ein unerbitt- 
licher Melder^ 

Lenkt* er zu feinem Beb erf eher den Flug. 
Mit gefchwungenem Fittig 

Folgt ihm die; plaudernde Kräh% tun alles 
genau zu erforfchen. 

jus lie des 'VVegs Urfache gehört : Nicht 
. frommet der Weg dir, 

Sagte fie, welchen du eilfi; o gedenk* an 
meine Verkündung! 15 

{^chau, was ich w^ar, und was jezo ich bin; 
dann forfche, woher das? 

Und du erkennft, dals Treue mir fchadete/ 
. Einß in der Vorzeit 

Hatte der Erde Gefchlecht, den Erich thoniusj 
Pallas 

In der geflochtenen Kifi' aus attifchem Rejiiig 
verfchloITen. 



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Drei jungfräulichen Töchtern des zweigeftal^ 

teten Cecrops 20 

Gab fie darauf den Beding, dafs nicht ih^ 

Geheimnis üe fahen. 
Ich> im luftigen Laube der dichten Ulmä 

Terborgen, 
Späh^ ihr Tbun. Zwo fchüzen das Anver«* 

trauete redlich, 
Pandrofos lamt der Herfe^ doch furchtlam6 

Xchilt iie Aglauros; 
Und He entfchürzt mit der Hand die fchliefsem 

den Knoten, und drinnen £5 
Sehn £0 ein Kind, und zugleich den langge« 

ringelten Drachen» 
Schnell , was gefchehn , verkünd' ich. det. 

Herfcherin. DelTen zum Danke 
Werd* ich, vordem ihr Liebling, verdrängt 

aus dem Schuz der Minerva, 
Selbft von dem Vogel der Nacht. Mein Schick* 

' fal kann dem Geflügel 

Wamimg fein, dafs keiner Ge£ahr mit deif 

Stinune £ch fchafie. 50 

Nicht freiwillig vielleicht j und imgebeteiD 

tun folchts, > 



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110 DEA RABE UNP DIE KRJ^HE« 

Wählte fie mich ? Geh hin , und erkunde 

dich felber bei Pallas! 
Wie voll Zornes ße ilt, auch die zornige wird 

es nicht leugnen! 
Denn mich hat ein Berühmter im phocifchen 

Lande, Koroneus 
(Kündiges red* ich) gezeugt; und ich glänzt* 

als Königestochter; 35 

Auch (verachte mich nicht) bewarben lieh 

mächtige Freier. 
Unglück war die GeÄalt. Denn indem an den 

landigen Ufern 
Ich mit langlamem Schritt JuAwandelte, vt^ie 

ich gewohnt bin, 
Sah mich der Herfcher des Meers, imd er- 

glühete; und da er bittend 
Lange die Zeiten umfonlt mit fchmeichelnden 

Worten verfchwendet, 40 

Uebt^er Gewalt , imd verfolgt : ich entflieh, 

und verlalTe des Ufers 
Dichten Saum, ohnmächtig im mulmigen Saiida 

mich müdend. 
Göttern ruf* ich und Menfchen um Schuz; 

doch etreichte die Stimme 



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PBB HABS VJfB DIB BRA0B* 111 

Kleines Sterblichen Ohr: für die Jungfrau 

forgte die Jungfrau, 
Welche mir Rettung verlieh. Ich erhöh di« 

Arme zum Himmel; 45 

Und an den Armen entlang erdunkelte leiöh- 

tes Geflügel. 
Werfen wollt' ich zurück das Gewand von 

der Schulter; doch Feder 
War das Gewand ; tmd hatt' in die Haut tief 

Wurzel getrieben. 
Schmerzvoll regt' ich die Händ% um die na^ 

ckenden Brüfte zu fchlagen; 
Aber ich üh nicht Hände, noch nackend« 

Brüfte mir übrig. 50 

Zwar ich lief; doch hemmte nicht Sand mir 

die Füfse, wie vormals; 
Nein ich. Ichwebt' an dem Boden daher; in 

die Luft dann gehoben 
Flog ich, und ward der JVGnerva zur unbe- 

fcholtnen Gefellin. 
Aber was frommet mir das, wenn Nyktimene, 

welche zum Vogel 
GrälsKche Schuld lunfchuf , Nachfolgerin un- 

ferer Ehr' ift? 55 



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na P^li mAB£ VVJ> PI£ KAÄUEi 

Haft du vielleicht die Gefchichte, die weit 

durch Lesbos ertönet. 
Nie mit den Ohren gehört ? wie Nyktimene 

frech des Erzeugers 
Lager entweiht? Auch als Vogel gequält von 

denj Gräuel der Blutfchuld, 
jniiQht üe den ftrafenden Blick lichtfcheu, und 

verbirgt in den» Dunkel 
{hte Schmach ; und alle verbannen ^ üe . rings 

aus dem Aether. 60 

Alfo plauderte fie. Dir fellfi, antwortet 

der Habe, 
l^obne die Warnung mit Schimpf; ich ver-. 

achte die nichtige Deutung. 
Schnöll den begonnenen Weg vollbringt er, und 

lagt dem Apollo, 
P^s er gefehn, wie Koronis geküTst ein hä- 

moniTclier Jüngling. 
Aber dem Liebenden lank bei der Schuld! 

Anzeige der Lorber; 65 

ynd die erhabene Miene zugleich, und die. 

Laut', und die Farbe 
Schwenden ihm. Dann wie der Zorn im gä-» 
reixden Herzen emporfchwoll, 



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D£K AABB UMD DIE KRÄHE. II3 

Raft er die heilige Wehr; und den krumm- 
gehörneten Bogen 

Spannt er; und ach den Bufen, der oft an 
dem feinigen ruhte, 

Diefen durchbohrte der Gott mit unvermeid- 
licher Spize. 70- 

Und die getroffene feufzt', und indem fie den 
Stahl aus dfer Wunde ' 

Zog, umfirömte das Blut die fchneeigen Glie- 
der mit Purpur. 

Und ße begann: Gern mocht' ich den Fehl 
dir hüfsen, o Phöbus, 

Aber gebähren zuvor; nun Iterben wir Zwei 
in der Ein^n! • 

Dies [nur; imd Ale verfhömte zugleich mit 
dem Blute das Leben; 75 

Und der entfeelete Leib erfiarrt' in der Kälte 
des Todes. 
Ach den Liebenden reut zu fpät die grau* 
fame Strafe; 

Und fich felbft, dafs er hörte, dafs fo er 
entloderte, hafst' er; 

Hafst auch den Vogel zugleich, der ihn das 
Vergehn zu erfahren 





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Il4 I>ER IIAJJE VTSD DIE K.AÄ1IE. 

Zwangjund des Schmerzes Beginn ; auch dieSenn', 

und den Bogen, die Hand auch Co 

Halst er, und hafst mit der Hand die fo blind 

ausfliegenden Pfeile. 
Zärtlich lunarmt er und pflegt die geltmken^, 

firebet das Schickfal 
Noch durch Rath zu beßegen , imd übt nichts 
fruchtende Heilkunit. 
Aber da alles umfonll: er verfucht, und 
gefehen die Scheiter 
Aiifgehäuft» und geordnet zum Todtenbrande 
den Leichnam t 85 

Jezt ein banges Gefeufz (denn es ziemt nicht 

Hinünlifcher Antliz, 
Feucht von Thränen zu fein), aus dem inner- 

Iten Herzen geathmet, 
Seufzet er: anders nicht, als wenn vor den 

Augen der Mutter 
Ihrem noch faugendeu Kalbe der rechts vom 

Ohre gefchwungne 
Hammer mit tönendem Schlag die gehöhlete 
Schläfe zerfchmettert. 90 

Doch wie die Bruft er beltrömte mit ujiwill- 
kommenen Düften, ' 



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DER KAfiE UND DIE RRAlIE. II5 



Und in die Arme He fchlofs, unpflichtigQ 

Pflichten vollendend; 
Duldete Phöbus es nicht, dafs zugleich fein 

Sam' in die Afche 
Stäuhete; fondern hervor aus der Flamm' imd 

dem Schoofse der Mutter 
Rifs er den Sohn, und trug ihn zur Kluft 

des gedoppelten Chiron. 95 

Doch ihn, welcher den Lohn der nicht falfch- 

redenden Zunge 
Ilofte) den Rahen enthob er der Schaar weifs* 

fiedrichter Vögel. 



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IIÖ 



X. 



O C Y R H O E. 



i^röhlicli erzog das Gefchlecht des Delius 

und der Koronis 
Chiron , der "weife Cenlaur , und ßolz ob 

der Ehre des Amtes. 
Siehe da kam , die Schulter umwallt von 

gelblichem Haupthaar, 
Chirons Tochter daher, die einft die Nymfe 

Chariklo 
Ihm an dem Ufer gebahr des fchiiell hinrau- 

fchenden Stromes, 5 

Und Ocyrhoe nannte. Ihr war die Künfie des 

Vaters 
Nicht genug zu erlernen; Iie fang auch ver- 
borgenes Schickfal. 



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OCYRBOE. 117 

Diefe demnach, da die Wut fie crgrif 
weilTagender Ahndung, 
Und lie entbrannte vom Gott, der tief im 

Herzen ihr wohnte» 
Schaute das Kind : Heilbringer dem Kreis det 
Erde, fo rief He, 10 

Wachfe, du KnaV, und gedeih! Dir wird 

von den Iterblichen Leibern 
Oft Genefung verdankt; Du fchafß den ent- 
^ flohenen Seelen 

Wiederkehr 1 Doch waglt du zum Troz der 

Götter es Einmal; 
Nicht es von neuem zu thun, verwehrt dit 

die Flamme des Ahnen. 
Dann aus dem Gott ein Leichnam erblalTell: 
du ; und aus dem Leichnam 15 
Schimmerft du wieder ein Gott; und zwei- 
mal ändert dein Schickfal. 
Du auch, theuerßer Vater, der nicht ein 

Sterblicher aufwuchs, 
Sondern beßimmt durch die Räiune der Ewig- 
keit alle zu dauern, 
Wünfchefi dir fterben zu können, wann einß 
der gräfslichen Schlange 



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llß OGYRHOE. 

Blut mit Qualen dich brennt, die verwunde- 
ten Glieder durchtobend. 20 

Dir dem Ewigen giebt den Tod zu erdulden 
die Gottheit; 

Und dir trennen die Faden die dreifach walten- 
den Schwefiem. 
Ueberig war den Gefchicken noch einiges. 
Tief aus dem Herzen 

Seufzet fie auf, und es feuchten ihr quellende . 
Thränen das Anlliz. 

Und: Mir eilet zuvor mein Schickfal! rief 
iie ; gehemmet 25 

Wird mir die Red', und verfperrt der Ge- 
brauch der eigenen Stimme! 

Nicht ja galten die Künite mir| fo viel, wel- 
che der Gottheit 

Rächenden Zorn mir erweckt! O erkennt' ich 
nie doch die Zukunft! 

Schon entwindet ßch mir die menfchliche 
Bildung, ich feh es! 

Schon lockt nährendes Kraut ; fchon ebenes 
leid zu durchlaufen, 30 

Drängt mich der Mut ! Rofs werd' ich, und nehme 
den Wuchg der Verwandfchaft l 



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ocrniiOE. iip 

Aber warum denn ganz? Ilt doch zweileibig 
der Vater! 
Alfo jammerte üe; der Schlufs^ des Jam- 
mergetöns war 

Minder verfiändlich bereits, ein Gewirr un- 
deutlicher Worte; 

Bald auch Worte nicht mehr; auch fcheints 
nicht Stimme des RoiTes; 35 

Aber wie wenn iie ein Rofs nachahmete. 
Völlig beltimmt nun, 

Wieherte hell Re empor, und bewegt© die 
Arm' in die Kräuter.. 

Jeao kleben die Finger ; es fchlielst fünf ein- 
zelne Nägel 

Fefi mit gediegenem Hörne der Huf; auch das 
wachfende Antliz 

Steigt auf erhabenem Half*; und das Ende 
. des fchleppenden Mantels 40 

Wird zum Schweif; und das Haar, wie es 
wild den Nacken lun wallte. 

Liegt lieh rechts als Mähne hinab. Neu wur- 
de gebildet 

Stimme zugleich und Gefialt; den Namen 
auch gab ihr die Bildung. 



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120 



XL 



B A T T U S, 



JLJelius irrt* in Elis umher und meüeni^ 

fchen Feldern, 
Suchend das VieK, in der Zeit, als ihn ei jü 

ländliches Fellwams 
Hüllt*, und recl^ts ihm befchwerte dip Hand 

ein waldiger Oelfiab, 
Links die Syring', ungleich mit ßeben ver* 

bundenen Rohren. 
^/Vährend der Lieb' er gedenkt^ und feine 

Syring' ihn bezaubert; 5 

Waren ihm, wie man errählt, unbewacht 

die Rinder entwandelt, 
Fern in die Pylierflur, Der Söhn der atlan- 

tifchen Maja 



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B A T T U S. 121 

Sah He, und barg die entführten durch eigene 

Kunft in den Wäldern. 
Niemand merkte den Raub; nur ein Greis, 

in jenem Gefilde 
Wohlbekannt, den Battus die Nachbarn* alle 

benannten; lo 

l)er in graiigen Thalen und Aun dem begü» 

terten Neleus 
Heerden der edelen Roll', ein geordneter 

Hüter , bewachte. 
Diefen zog er beforgt mit fchmeichelnder Hand 

auf die Seite: 
GaAfreund, wer du auch bil^, liebkofet er, 

fraget dich jemand, 
Ob du die Rinder gefehn, fo leugne du. 

Dafs du umlbnlt nicht 15 

Diefe Gefälligkeit übft, fei die fchimmemde 

Kuh dir Belohnung. 
Und er gab ihm die Kuh. Der empfangende 

Fremdling erwiedert : 
Gehe du ruhig vor mir; der /Stein JCagt eher 

den Raub an. 
Und er zeigte den Stein. Merkurius, gehend 

zum Anfchein, 



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122 JBATTUS. 

Kehrete bald , und die Stimme zugleich mit 

der Bildung verwandelt: 20 
Landmann, hall: du vielleicht, fo redet er, 

hier auf. dem Abweg 
Rinder gefehn ; hilf retten , und fei kein 

Hehler des Diebfiahls. 
Schau, dir geh' ich zum Lohne die Kuh mit 

dem Stiere gepaaret. 
Aber der Greis , da der Sold ßch verdoppelte : 

Hinter dem Berge, 
Saget er, werden lie fein; ' auch wären iie 

hinter dem Berge. 25 

Lachend erwiedert der Gott: Mich mir, 

Treulofer, verräthft du?, 
IVIich verräthft du mir felblt ? Und er fchaft 

aus dem tückifchen Melder 
Hartes ScbiefergeÄein , das noch dem Pro- 

beiiden meldet. 



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1^3 



xn. 



AGLAUROS. 



xlochher fchwang durch den Himmel Mer- 

kurius fchwebende Flügel ; 
Auf die munycliirche Flur, und das Ueb- 

lingsland der Minerva 
Schaut' er im Flug', und das Rebengehölz 

des gefchmiickten Lyceums. 
TJnd es gelchah, dafs heute, wie Sitte war, 

züchtige Jungfraun 
Auf fchönlockigem Haupt in die feßliche Burg 

der Minerva 5 

Trugen die Heiligthümer in laubumwundenen 

Körben. 
Dorther fahe iie kehren der fliegende Gott; 

und er fieuert 



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124 A G L A U R O S. 

Nicht mehr grade den Lauf, er kreift in der 

telbigen Krümmung. 
Wie um das Fleifch des Altars ein raubbegie- 

y riger Weihe, 

Scheu und verzagt, da gedrängt die Opfer- 
. dien er umherBiehh, lo 

Rafch in die Runde ßch dreht, und nicht 

lieh -weiter hinanwagt, 
Sondern den Wunfeh fehnfüchtig umfliegt mit ^ 

gefchwungenen Flügeln: ( 

Alfo beuget den liauf der behende Cyllenier 

ringsum 
Üeber der attifehfen Burg, und wirbelt die 

felbigen * Lüfte. 
W^e mit hellerem Glanz vor den übrigen 

Sternen hervorf eheint 15 

Lu|;ifer; wie noch heller, denn Lucifer, 

leuchtet der Vollmond: 
So viel herlicher ging vor -allen erlefenen 

Jungfraun 
HerXe, des feftlichen Zugs und ihrer Gefpie- 

linnen Krone. 
Jupiters Sohn erftaunte dem Reiz ; und fchwe- 

bend im Aether, 



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A L A U n O 5. 



125 



Ward er entflammt, wie gefchnellt aus ba- 
learifcher Schleuder 20 

Fliegt das gekugelte Blei, und erhiat wird 
von der Bewegung, 

Uiid nicht glühend zuvor, jezt glutvoll zi^fcht 
in den Wolken. 

6ieh er wendet die Fahrt, abwärts vom ver- 
lalTenen Himmel. 

Auch verfiellt er lieh nicht; der eigenen Bil- 
dung vertraut er. 

Diefe, wiö lehr ße geziemt,, erhöhet er den- 
noch mit Sorgfalt. 25 

Glatt nun itf eicht er das Ilaar^ und fiellt, 
dafs zierlich es hange. 

Sich das Gewäiid, dafs fcheine der Bord und 
das goldene Stickwerk; 

Dafs ihm. fchlank in der Rechten der Stab fei,, 
welcher den Schlummer 

JLockt und verfcheücht, dafs glänze die Sol* 
an fauberer Ferfe. 
Heimlich barg der Palalt im innerlten drei 
der Gemächer, 30 

Prangend mit Elfenbein und Schildpatt. Pan- 
drofos wohnte 



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126 AGLAUROS. 

Rechts, und links Aglaivos, es wohnt' in 

dem mittleren Herfe. 
Jene, die links anwohnte, bemerkt des Mer- 

kurius Ankunft 
Jezö zuerÄ; und iie waget, den Gott, wie. 

er heifse, zu fragen, 
Und weswegen er komrn^. Worauf ihr der 

Enkel des Atlas 35 

Und der Pleione lagt : Ich tins , der die 

Worte des Vaters 
Riilgs durch die Lüfte beftellb; mein Vater- 

ifi: Jupiter felber. 
Auch nicht Vorwand heuchl' ich dir. Nur fei 

du der Schwefier 
Treu, und m,einem Gefchlechte verfchmäh 

nicht Bafe zu heifsen. 
Herfe gilt mein Befuch. Sei hold dem Lie* 

bend^n , fleh' ich. 4^ 

Doch ihn befchaut Aglauros mit jenen Au* 

gen, womit fie, 
Jüngß: die verborgnen GeheimnilTe fah der 

blonden Minerva. 
Und Iie verlangt, dafs Gold von grofsem Ge^ 

wicht ihr belohne 



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AGLAUAOS«r 127 

Solchen Dienfi:, und zwingt ihn indefs aus 

dem Haufe zu \reichen. 
Düfter wandt* auf Aglauros den Blick, die 

fireitbare Göttin; 45 

Und He entzog dem Herzen fo tief aufath 

mende Seufzer, 
Uala die erhabene Bruft , ' und über der Brufi: 

ihr die Aegis 
Zitterte. Denn fie gedachte der Frevlerih, 

welche mit fchnöder 
Hand die GeheimnilT' enthüllt', als einit des 

lemnifchen Gottes 
Mutterlofes Gefchlecht fie fchauete gegen das 

Bündnis : 50 

Und lieb foUte dem Gotte fie nun, lieb wer- 
den der Schw elter? 
Reich nun durch den Empfang des geizig ge«^ 

föderteti Goldes? 
Stracks i wo die Scheelfucht wohnt im 
• finfieren Wuft der Verwefung, 
Eilet Vie hin» Ihr Haus iÄ im unterßen Thale 

des Orkus 
Tief verfieckt , unbefotint , uud nie vonl 

Winde gelüftet^ 55 



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I2ß A G L A U R O S. 

Traurig und öd', und voll untbätiges Froltes . 

erftarrend,. 
Stets der Flamme beraubt, und ftets von 
Dunkel umnacbtet. 
Als bieber fie gekommen, des Kriegs graun- 
drobende Männin; 

Stebt .vor dem Haufe fie ftill, (nicbt ziemt es 
ihr, unter das Obdach 

Einzugehn) , und klopft mit der fpizigen Lanz* 
an die Pfoiten. 60 

Jezt, wie die fchütterride Pforte fich öfiiete, 
Hebt lie die Scheelfucht 

Zehren am Natternfleifche , der Kofi des tu* 
ckifchen Herzens; 

Von der gefehenen kehrt fie hinweg die Au- 
gen. Doch jene 

Hebt fich faul von der Erd', und läfst die 
Leiber der Schlangen 

Angenaget zurück; und fchleppt fchwerfallig 
den Fufstritt. 65 

Als Cie die Göttin erblickte, fo fcbön von 
Geitalt und von Rültung, 

Seufate fie tief, ürid verzog bei dem peinli- 
chen Aechzen das Antliz. 



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"Bl'äSß v?ohnt imGeiicht, und Magerkeit rings 

an den Gliedern; 
Seitwärts fchielet der Blick; gelb Ibhn voll 

Roites die Zähne; 
Grün ifi von Galle die Brufi, und von Gift 

umflolTen die Zunge. 70 

Niemals lacht iie, -wo nicht gefehenier Schmere 

iie gekizeU. 
Nie auch geniefst iie des Schlafs, von wach- 

famen Sorgen ermuntert; 
Sondern üe fchaut unluitig, und abgehagert 

vom Anfchaun, 
Menfchenglück ; und nagend an anderen, nagt 

üe zugleich /Ich, 
Und wird Strafe fich felbß. Wio fehr iÄr auch 

jene verhaust war; 75 

iDe&nooh redete (o Tritoni» fluiohtige 

Worte: 
Trif mit deiner Verwefiing von Gekrops 

Töchtern mir eine, 
(Solches ifi nothf) Aglauros genjoant! Nicht 

mehreres redend. 
Fleh fie, und trieb die Erda zurück mit ge» 
ftemmater Lanze. 

9 



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. 130 . A G L A U R O S. 

Jene, den Blick feitwärts auf die fliehende 

Göttin gedrehet, Qo 

•Murmelte leile fiir üch; denn daüs es gelang 

d^r Minerva, 
Aergerte lie. Und ße fafste den Stab , den 

Dornengewinde 
Ganz umher einhüllt'; und bedeckt von dü- 

Xteren Wolken, 
Wo fie den Gang hinwendet, zermalmt fie 

blühende Felder, 
Sengt lie verfchrumpfendes Krauts und verlezt 

die oberften Wipfel. ß^ 

Bings mit verpefiendem Hauch die Völker, 

die Stadt' und die Häufer 
Schändet lie; bis lie nunmehr die Burg der 

Tritonia fchauet, 
Prangend mit ßnnigem Geift, Wohlfahrt . und 

feltlichen^ Frieden; 
Und kaum hält (ie die Thränen^ da nichts 

2U'kethränen /ich darbeut. 
Gleich, wie lie dort ins Gemach der cekro* 

pifchen Tochter hineinging, 90 
Thut lie, was Pallas gebot, und berührt mit 

Ich^ärzlichen Hän4en 



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AGLAUAOSv 151 

5ener -die Brufi, und füllt mit itachlichten 

Dornen das Herz ihr; 
Haucht dann hinein des Yerderhs Abfchaumi 

und durch die Gebeine 
Strötfiet ile, fchwärzer wie Pech, und tief 

in die Lungen, den Geifer. 
Daus auch des Grams Urfachen nicht fernere 

Räume durchirren; 95 

Stellt lie der Schwefter Geßalt, und die fe- 
iige Liebe der Schweßer, 
Ihr vor den Blick, und den Gott in wun- 

derherlicher Bildung ; 
Alles vergröfsert iie noch: bis aufgereizet, 

Aglauros 
Am fiillnagenden Schmerz erkrankt, und ängft- 

lich die Nächte, * . 

Aengfilich di^Tage verfeufzt, und in langem 

fchmachtendem Elend 100 

Hinfchmilzt, fo wie das Eis, von flüchtiger 

Sonne verwundet. 
Und fie entbrennt nicht anders vom Wohl 

der glückli<:hen Herfe, 
Als wenn Glut in die Kräuter des Domgefil* 

des gelegt wird. 



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l^ AOLAUAOS. 

Welche nicht hell aufflammen, doch lanft 
verglimmen im Qualme. 

Oftmal wimfcht Ile den Tod , um nichts des- 
gleichen zu fehen; 105 

Oft will fies wici Verbrechen dem eifernden 
Vater erzählen. 
Endlich, lun abzuweifen den konmienden 
Gott aus der Wohnung, 

Sals fie vom auf der Schwell' ; und wie fehr 
er fchmeichelt' und flehte, 

Und in dem freundlichflen Ton liebkofete: 
Endige! rief fie; 

Nimmer fcheid' ich von hier, bevor ich hin- 
weg dich getrieben! 110 

Wohl, der Vertrag foll gelten! fo fprach 
der cyllenifche Herold; 

Und er entfchlofs mit dem Stab die gemeifselte 
Pforte. Doch jene 

Mühet fich aufzuAehn ; und es fl:ockt ein jedes 
Gelenk ihr. 

Welches der Sizende beugt , . unbewegt in 
lafiender Trägheit. 

Zwar fie ringet mit Macht, gerade den Rumpf 
zu erheben; 115 



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A6I.AUBOS. 153 

Aber den Knien erßarret der Bug, und über 

die Nägel 
Gleitet der Froft; es erblälTen, geleert von 

Blute, die Adern. 
Und "vrie der Krebs ringsher, das unausheil- 

bare Uebel, 
Kreucht, und befchädigten Theilen die un- 

verlezten hinzufugt: 
Alfo kam allmählich zur Bruft der tödtliche 

Winter, 120 

Welcher die Lebensweg* und den bauchenden 

Athem ihr einfchlofs. 
Nicht verfuchte iie irgend ein Wort, noch, 

wenn Iie verfuchte, 
Fände die Stimme noch Bahn; um den Hals 

fchon herfcbte der Felfen, 
Steif war Mund und Gefleht, und blutlos 

fafs ße ein Bildnis. 
Auch nicht weifs war der Stein; ße behielt 

die Schwärze des Geiftes. 125 



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134 



xni- 



EUROPA. 



Jjjben befchritt den Aetlier Merkurius, 
regend die Flügel. 

Jupiter ruft ihn beifei t\ und der Lieb' ür- 
fache verhelend: 

Sohn, du treuer Beßeller, fo redet er, mei- 
ner Befehle, 

Ohne Verzug nun eil* im gewöhnlichen Laufe 
hinunter; 

Und wo drüben das Land linksher zurErzeu- 
^ gerin Maja 5 

Aufwärts fchaut, (mit dem Namen Sidonia 
nennts der Bew^ohner) 

Dorthin geh; und die Rinder des Königes, 
welche du ferne 



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EUROPA* 135 

Weiden liehA in dem Gräfe des Bergs, die 
treib' an den Meerftrand. 
Jener fprachs ; und die Hin der , fofort 
von dem Berge getrieben, 
Gebn zum befohlenen Strand:^ "vro des mäch« 
tigen Königes Tochter lo 

Jugendlich pflegte zu fpielen, umringt von 
tyrifchen Jungfraun. 
Nicht vertragen lieh wohl, noch häufen 
vereint mit einander, 
Herfchergewalt und lieb': er verläfst die 

' Würde des Zepters, 
Und der gebietende Vater der Ewigen , dem 

in der Rechten 
Flammt dreiltralige Glut, und vom Wink auf^ 
fchaudert das Erdrund, 15 

Hüllt lieh ein in des Farren Geltalt, und ge- 
feilt zu den Rindern 
3rüIIt er, und herlich von Wuchs durchwan- 
delt er fpriefsende Kräuter. 
Blendend weife ift die Farbe, wie Schnee> 

y. den weder ein Fufstritt 
Niedergefiampft, noch gelöfet der thauende 
Athem des Südwinds. 



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l^^ EUROPA* 

Muskel!^ firost ihm der Hals ; und dem Bu^ 

entbangen die Wampen. 220 
Klein zwar ifi das Gehörn, doch zierlicher, 

als von des Künftlers 
Händen geformt, durch ßchtiger auch wie die 

klarlte Juwele. 
Gar nicht d'rohet die Stirn , noch Ichreckt 

fein leuchtendes Auge; 
Friede beherfcht das Geilcht« Es fiaunt die 

Tochter Agenors, 
Dals er fo herlich erfcheint, und nichts 

feindfeliges vomimt. 25 

Aber wie lanft er thue, fie fcheuefe zuerft 

die Berührung; 
Bald dann wagt iie mit Bliunen dem fchim- 

memdcn Munde zu nahen. 
Froh ifi: der liebende Gott, und zum Vor- 

fchmack höherer Wolluft 
Küfst er die Hand* inbrünitig, und kaum noch 

ertragt er die Hülle. 
Jezo fpielt er fie an, und durchhüpft die 

grünenden Kräuter; 30 

Jezo firekt er den licib fchneeweifs auf gelb- 
lichen Meerland. 



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EUROPA. 



»57 



Und, da die Furcht allmählich vergeht, hald 

reicht er, zum Klatfchen 
Mit jungfräulicher Hand ihr die Bruft, hald 

beut er die Hörner 
Frifchen Bekränzungen dar. Schon wagt die 

erhabene Jungfrau, 
Wen iie befieig', unkundig, dem Stier auf 

dem Rücken zu Uzen. 53 

Siehe der Gott fchleicht leife vom Land* 

und trockenen Ufer, 
Erß den teufchenden Tritt in der vOrderften 

Welle henezend; 
Weiter fodann und weiter, und ganz in die 

Mitte der Meerflut, 
Trägt er dea Raub. Sie ^sagt; und zurück 

zum verlaffenen Ufer 
Schauet He , rechts eii^ Hörn in der Hand, und 

die Linke dem Rücken 4^ 

Aufgelehnt; und es flattern, gewölbt vom 

Winde, die Kleider* 



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13*. 



XIV. 



KADMUS IN THEBE. 



Jupiter hatte bereits, die Gefialt able- 
gend des Stieres, 

Sich der Europa bekannt , im SchooXs dilctäi- 
fcher Felder, 

Als die geraubte zu forfchen der Held Agenor' 
dem Kadmus 

Aifbefahl, und Strafe, wo nicht er ile \fande, 
hinzufugt, 

Landesflucht: liebreich in der felbigen Hand- 
lung und lieblos. 5 
Als er die Welt durchwandert, (denn wer 
mag finden, was heimlich 

Jupiter hält?) jezt meidend des Vaters Zorn 
imd die Heimat, 



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' KADMUSINTHEBE. 139 

Irret Agenors Sobn, und fragt am Orakel des. 
Phöbus 

Demutsvoll das Gefchick, welch Land zu 
bewohnen vergönnt fei. 

Eine Kuh wird dir im einfamen Felde be- 
gegnen, 10 ' 

Saget der Gott, die nimmer dem Joch und 
dem Pfluge gefrühnet. 

Eile der Führftrin nach; und wo im Gräfe: 
fie ausruht, 

Gründe die Mauren dafelbft; und Böotia nenne, 
die Gegend. . 
Kaum Äieg Kadmus herab von der Kluft 
des kaltalifchen Bornes, 

Als er einliergehn fah die ungehütete 
Starke, 15 

Ruhiges Gangs, kein Zeichen der Dienfibar- 
keit tragend am Nacken. 

Jener folgt, und beachtet mit drängendem 
Schritte die Spuren; 

Und er verehrt in der Stille des Wegs Urhe- 
ber, den Phöbus. 

Schon die Furt des Cefifus, und Panope'a 
Auen durchging er; 



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140 K.ADMUS IN THSBE. 

Sielid da ficht die Kuh, und die hreitgewöl- 

hete Stime 20 

Hebt He mit hohem Gehörn 9 und brüllet em- 
por zu dem Himmel. 
Dann ziun Geleit umfchauend der nach ihr 

folgenden Männer, 
Lagert Ile Cch, und fireckt im fprielsenden 

Gräfe die Glieder. 
Kadmus erglühet von Dank, iind küüst das 

fremde Gefilde, 
Segnend die unbekannten Gebirg% und die 

Ebenen grüfsend. 25 

Opfern -wollt' er dem Jupiter nun; und er 

fendet die Diener, '* , 
Dafs üe aus lebendem Born ihn^ Flut zur 

Sprenge beforgen. 
Dort war ein altender Forft , noch nie 

vom Beile verlezet. 
Eine Höhl' in der Mitte, von Bufch um- 

wachfen und Weidicht, 
Bildet' ein niedres Gewölbe mit rauh gefu- 

geten Steinen, 30 

Der ftets reichliches Wafler entfprudelte. 

Drinnen gelagert 



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K.4.PMUS IV THEfiE. 141 

War ein Drache cle3 Mars, mit Kamm vor- 

ßralend und Golde, 
Zuckendes Feuer im Aug', und der Leib 

vom Gifte gefch wollen, 
Mit dreifpaltiger Zung', und dreifach ftehen* 

den Zähnen. 
Aber nachdem das Gehölz die wandelnden 

Männer von Tyrus 35 

Im unfeligen Gange berührt, und die Um' in 

das WalTer 
Niedergefenkt auftönte ; da flreckt^ aus dem 

langen Geklüft her 
Bläulich der Drache das Haupt, und erhob 

ein entfezliches Zifchen. 
Schnell entfanken die Urnen der Hand, und 

das Blut aus dem Antliz 
Floh 9 ^uid in plözl^cher Angit erzitterten 

allen die Glieder. 40 

Jener rollt in behenden Verfchlingungen fchup- 

pige Ringel 
Schlüpfrig, imd wölbt /ich empor in uner- 

melsliche Bogen; 
Und bis über die Hälfte zur wehenden Luft 

fleh erhebend, 



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14^ KA0 3IXJS INT9EBS« 

Blickt er herab auf den Wald: £o grofs am 
Leibe, wie grofs er, 

'Wenn du ihn ganz anfchault, der die Bä- 
rinnen beide durchfchlängelt. 45 

Ohne Yerzug , die Föniker (ob jene zur Wehr 
lieh bereitet, 

Oder zur Flucht; ob felber die Angft fie an 
beidem gehindert) 

Hafchet er, diefe mit Bifs, mit langen Um- 
* Windungen jene; 

Andre betäubt fein Schlund mit der Pefi des 
vergifteten Hauches. 

• Schon verkürzte die Sonn' aus der Mittags- 
höhe die Schatten. 50 

Kadmus^ verwunderungsvoll, was doch die 
Genoffeh verweile, 

Späht die getretene Spur. Als Hülle bedeckt 
nhn des Löwen 

Zottige Haut; und die Lanze mit blinkendem 
Stahl und der Wurffpieft 

Sind ihm Gewehr, und ein Mut, der mehr 
als alles Gewehr ilt. 

i . Als 1 er zum Wal d' eingehend , nunmehr 
die gemordeten Leiber 55 



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K A D M U S I N T H £ 3 £• i^j 

Sah, upd den /legenden Feind mit gedehne- 

tem Rücken darüber. 
Wie er mit blutiger Zunge die traurigen Wun- 

den lunleckte: 
Rächer will ich entweder, ihr Trauteren 
« eueres Todes, 

• Oder Begleiter euch fein ! So rief er, und 

hob in der Rechten 
Einen Fels, und den grofsen mit grofser Be- 
eiferung fchwang er. ^q 

Seibit die gewaltige Mauer mit hoch aufra* 

genden Thümien 
Hätte gebebt vor dem Sturz: doch das Un- 

thier blieb unbefchädigt; 
Und von den Schuppen gedeckt, und der 

Härte des dunkelen Balges, 
Trieb ea, wie unter dem Panzer, den pral- 
lenden Wurf von der Haut ab. 
Nicht mit der felbigen Härte beilegt auch der 
Drache den Wurffpiefs, 65 

Welcher gerad' in die Krümmung gcfchnellt 

des gefchmeidigen Rückgrats 
Haftete, ganz mit dem Stahle hinab in die 
Weichen fich tauchend. 



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l44 K.ASMV9 INTHEBB* 

Jener ergrimmte vor Schmerz, und das H^upt 

auf den Kücken gedrehet. 
Schaut' er ^die Wund', und nagt' an dem 

Schaft des gel^efteten Spiefses; 
Und nachdem er umher mit grolser Gewalt 

ihn gerüttelt, 70 

Alls er ihn kaum aus dem Kücken ; doch hleihc 

ihm der Stahl im Gebeine. 
Aber da nim zum gewöhnlichen Zorn lieh die 

frifche Verwundung 
Fügete, fchwoU ihm die Kehle von dick auf- 

firozenden Adern; 
Und ein weii^licher Schaum xunfliefst den vcr- 

peAeten Kachen; 
KalTelnd ertönt von den Schuppen das Land ; 

und des f^ygifchen Schlundes 75 
Schwarz ausdampfender Hauch vergiftet die 

Luft mit Betäubung. 
Bald nunmehr in Geringel von luiennefslichem 

Umfang 
Kollt er üch ein; bald bäumt er empor, wie 

ein ragender Balken; 
Bald im unendlichen Schwimg, wie gedrängt 

vom Aegen ein Sturzbach, 



> 

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Stürmt er, und malmt mit der Bnift die begeg- 
nenden Waldungen nieder, ßo 

Kadmus weicht ein wenig zurück; mit der 
Hülle des Löwen 

Hält er den Anfall auf; und weit TOrftre- 
ckend die Spize, 

Hemmt er das nahende Haupt« Doch der to- 
bende knirfcht an dem harten 

Stahle mit eitelem Bifs , und ftümpfet die 
Zahn' an der Schärfe. 

Schon zu fiielsen begann aus dem giftigen 
Gaumen des Scheufals C5 

Rothes Blut, und färbte das grünende Kraut 
mit Befprizung. 

Aber die Wunde war leicht, weil jener zu* 
rück vor dem Stofse 

Zuckt', imd den Hals der Verlezung entzog; 
ausweichend verwehrt' er 

Feft zu Uzen dem Streich , und liefs nicht 
weiter ihn fortgelm; 

Bis der Agejioride den Stahl, in die Kehle 
gefchwungen, 90 

Tief nachdrängend verfolgte; den rückwärts 
fchlängelnden hemmte 

10 



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1/^6 KADMUS IN THEBE. 

Jezo die Eich% unxl durchbohrt ward fatnt 
dem Holze der Nacken. 

Krumm nun bog ßch der Baum an der Lalt 
des fträubenden Unthiers, 

Und ihm erfeufzte der Stamm , von dem 
äufserlten Schwänze gegeifselt. 
"W^ährend der Sieger den Raum des beße- 
geten Feindes betrachtet, 95 

Flözlich ruft ihm die Stimm', und nicht von 
wannen ericennt er; 

Aber fie ruft: Was ßehft du, Agenors Sohn, 
den erlegten 

Drachen zu fchaun? Bald wird man dich 
felbli: anfchauen als Drachen. 
Ihm dem Zagenden fchwand mit der Far- 
be zugleich die Beßnnung 

Lang*, und ihm Jßiräubte das Haar vor fchaudem- 
dem Schrecken fich aufwärts. 100 

Siehe da nahete Falks, des Manns Schuzgöt- 
' tin, vom Himmel 

Niedergefenkt ; und Iie heifst in aufgerütte- 
tes Erdreich 

Streuen die N^ttemzähne zum Anwachs künf- 
tiges Volkes* 



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K.ADMUS IN TUEBE. 147 

Jener gehorcht; und die Erde mit drängen- 
dem Pfluge lieb öfhend, 

Streuet er Menfchenfaat , die befohlenen Zähn\ 
in die Furchen. 105 

Jezo (wer glaubt fo grosses?) begann lieh zu 
regen die Scholle ; 

Und zuerlt aus den Furchen erfchien die Spize 
der Lanze, . 

Bald auch gehclmcte Häupter, umnickt von 
farbigen Büfchen; 

Bald auch Schulter und Bralt, und mit Wehr 
belaßete Arme, 

Streben empor; und es wächÄ der . gefchilde- 
ten Saatlinge Heerfchaar. 110 

Alfo, wann fich erbebt dem Feftttheaer der 
Vorhang, 

Steigen die Bilder empor, und enthüllen zu- 
eilt die Geiichter, 

Dann allmählich den Leib; und in fanfbeni 
Zuge gerichtet. 

Stehen lie ganz, und fezen den Fuls auf die 
untre Verbrämung* 

Eadmus , gefchreckt vom befremdenden Feinde 
will WaiFen ergreifen: . 115 



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l/^ß KADMUS INT HEBE. 

Wafne dich nicht! ruft einer des Volks, das 
die Erde hervortrug; 

Wafne dich nicht, und meid' in den heimi- 
Ichen Krieg dich zu mifchen! 

Und fo hauet er einen der crdgehohrcnen 
Brüder 

Nahe mit fiarrendem Schwert; felhfi: tödtet 
ihn ferne der Wurffpiefs. 

Diefer auch, welcher den Tod ihm fendete, 
lehet nicht länger, 120 

Als er felhft, und verhaucht die ehen empfan- 
genen Lüfte. 

Aehnliche Wut erfüllet die Saatlinge rings, 
und in eigner 

Mordluft lallen fofort durch Wechfelwnnden 
. die Brüder. 

Schon die famtliche Jugend, die kurz zu lehen 
heftimmt war, 

Schlug mit zappelnder Bruft den blutigen Bo- 
den der Mutter; 125 

Fünf nur athmeten noch; davon war einer 
Echion. 

Diefer ßreckte zur Erde die Wehr auf den 
Rath der Tritonis, 



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KAOMUS IN TIIEBE. l/^() 

Friedlichen Bruderverein verlangend zugleich 

und gewährend. 
Sie nun wurden Genoflen des Werks dem 

Iidonifchen Fremdling, 
Als er die thebifche Burg aufbauete, nach dem 

Orakel. 330 



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ir^o 



XY. 



KADMUS IN ILLYRIEN. 



JX-admus , beßegt duf ch Gram und gerei- 
hete Uebel des Haufes, 

XJnd durch künftiges Grams Vordeutungen, 
ging, ^der Erbauer, 

^^s ^ej; eigenen' Stadt; als ob ihn der Ge- 
genden Schickfal, 

Nicht d*^s ^«^nige drängt'; und lang' lunirrend 
erreicht' er 

Nun das illyrifch^ Land init Harmonia, feiner 
Genofiin, 5 

Als liej yonLcid und Alter gebeugt, nach- 
denken des Haufes 

Elfte G^fchick', imd beid' im Gefpräch auf- 
frifchen die Prangfal : 



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KADMUS IN ILLYRIEN. 151 

Sollte vielleicht, fprach Kadmus, der Drache 
da, den ich durchbohrte. 

Gar ein geheiligter fein? damals, wie ich, 
kommend von Sidon, 

Streute die Natternzähn', als neue Saat, in 
das Erdreich? . lo 

Wenn Ihn forgfame Götter gerächt mit [o 
treffendem Zorne; 

Mög' ich doch felblt auf dem Bauch als lan- 
ger Drache mich winden ! 
Sprachs; und er dehnte den B^uch, ein 
langgewundener Drache; 

Und die gehärtete Haut, er fühlts, lunzog 
£ch mit Schuppen, 

Und fein dunkeler Leib ward blau mit Tro- 
pfen gefprenkelt. 15 

Vorwärts linkt auf die Brufl er hinab; imd 
beide vereinigt 

Ziehn ßch die Bein' allmählich gewölbt zur 
gerundeten Spize. 

Noch und di« Arm' unverwandelt j die noch 
* unverwandelten fireckt er, 

Und mit Thränen beßrömend das auch noch 
menfchliche Antliz: 



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152 KADMUS IN ILLYRIEN. 

Komm , mem Weib , komm näher , Erbar- 
mungswürdige , fprach er ; 20 
Weil noch etwas von mir nachbleibt, berühre 

mich ! nim doch, 
Traute, die Hand, da ßeHand noch ifi, nicht 

alles mir Schlang' iH: ! 
Mehreres ftrebt zu reden der Greis; doch 

die Zunge verdünnt Hch 
Plözlich, und bebt zweifpaltig: wie fehr er 

lieh mühet, die Worte 
Stocken ilmi; und wie er ringt, doch einige 

Klage zu geben,^ 25 

Zifchet er ; dielen X«aut ertheilete jezt die 

Natur ihm. 
• Schlagend die Bniß mit der Hand , die ent- 

hüllete, ruft die Genoflin: 
Kadmus , q bleib , und wind' , Unfeliger, 

dich aus dem Scheufall 
Kadmus, wie nun ? wo geblieben der Fufs ! wo 

die Hand', und die Schultern? 
Wo das Geliebt, imd die Färb', und indem 

ich plaudere, Alles? 30 

Götter , warum nicht ■ mich zur ähnlichen 

Schlange verwandelt? 



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KADMUS IN IliLTRIEN. . 153 

Als G.e es fprach, da leckt er das Antliz 

feiner Gemahlin, 
und in den theucren Bufen, als ob er fie 

kennete, fchlüpft er, 
Windet ße ein, und fchlängelt, wie lange 

- vertraut, zu dem Hair auf. 
Wer iicli genaht von den Ihrigen, fchaut mit 

Entfezen. Doch jene 35 

Streichelt den fchlüpfrigen Hals des purpur- 

kämmigen Drachen. 
Plözlich wurden es zwei ; und iie gehn , in 

verfchlungenen Ringeln, 
Schlängelnd einher, bis die Kluft des gren* 

zenden Waldes iie aufnahm. 
Jezt auch fliehn vor den Menfchen Iie nicht, 

noch kränken iie feindlich; 
Eingedenk, was iie waren, und noch die 

friedfamen Dracheni 40 



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154 



XVL 

A K T Ä O N. 



jrlaufig gefärbt war ein Berg mit 'man- 
cherlei Wildes Ermordung; 

Und fchon kürzte der Tag die mittleren Schat- 
ten der Dinge, 

Und gleich weit war entfernt von jeglichem 
Ende die Sonne: 

Als die GenolTen der Jagd, die in Dickichten 
fchweiften des Forftes, 

So mit ruhigem Mund' anfprach der hyanti- 
Iche Jüngling: ß 

Fe^cht ifi: Garn, o GenolTen, und Stahl 
vom Blute des Wildes ; 

Glück genug gab heute der Tag. Wann mor- 
gen das Licht uns, 



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A K T A O N, 



^ÖJ 



Steigend in fafranfarbnem Gefchirr, Auror^i 

zurückfuhrt; 
Dann erneuen wir unfer Gefchäft. Nun fchwc- 

bet im Mittel 
Beider Geftade diej Sonn', und zerreifst mit 

Gl Uten die Felder. lo 

Hemmt fiir jezo das Werk, und enthebt die 

geknoteten Garne. ' 
polgfam hpren die Männer das Wort, unc^ 

ruhn von der Arbeit. 
Dort war ein Thal voll Fphren und hochge- 

fpizter Cypreflen, 
"VV^^ctcs Gargafia hiels , der gefchürzten Dian£( 

geheiligt. 
Eine bewaldete Grott' iß tief im Winkel de3 

Thaies, 15 

Üngebildel; durch Kunft; doch ahmte der 

Kunit die Natur nach. 
Durch felbitändigen Trieb: denn fie hatt' aus 

lebendem Bimftein 
Und leichthangendem Tof den natürlichen 

Bogen gewölbet. 
Rechts ihr murmelt ein Quell mit fanft ^urch- 

fcheinendem WalTer, 



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l^d A K T Ä O N, 

Rings vom graligen Bord das gebreitete Becken 

iimgürtet. 20 

Hier wars, wo nach der Jagd die ermüdete 

Göttin der Walder 
Oft mit lauterem Thau jungfräuliche- Glieder 

hefprengte. 
Jezt auch trat lie hinein , und der wafFen- 

tragenden Nymfe 
Reichte ße Speer und Köcher zugleich mit 

entfpannetem Bogen ; 
Eine nahm in die Arme den aufgelegeten 

Mantel; 25 

Zwei entziehn ihr der Füfee Geflecht ; • und 

die Tochter Ismenus 
Krokale ordnet gefchickt das flatternde Haar 

um den Nacken 
Ziun geknoteten Wulfi:, obgleich' es ihr felber 

gel ölt hing. 
Nefele fchöpft das Gefprudel, und Hyale,, 

Pfekas und Rhanis, 
Fiale auch; und ße Aromen herab die geräu- 
migen Urnen, 30 
W^rend Titania hier im gewöhnlichen 

Borne lieh kühlet; 



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A K T A O N, -^ny 

Siehe da kömmt, nach verfchohenem Werk, 

der Enkel des Kadmus, 
Durch das fremde Gehölz nachlä£(ige Schritte 

bewegend. 
Und durchdringt den geweiheten Hain: fo 

fuhrt ihn das Schickfal. 

Als er kaum in die Grotte mit thauenden 

Quellen hineintrat; %r 

riözlich, enthlöfst wie iie waren, zerfehl u- 

^ gen die Brufi fich die Nymfen, 

Vor dem gefehenen Mann; von fchleunigem 

Jammergeheul fcholl 
Kings umher das Gehölz; und fie fiürzten 

, iich air um Diana, 
Schüzend mit eigenem Leibe die Herfcherin. 

Aber lie felber 
Ragte vor allen empor mit überfchauendem 
Antliz. aq 

So wie. mit Gluten gefärbt von der hell an* 

Aralenden Sonne 
Oftmals flammt ein Gewölk, wie in Purpur-e 

• fchimmer Aurora: 
Alfo erfchien das G^ficht der unverhüllten 
Diana. 



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15Ö A K T A O W. 

Diefe, wiewohl forgfam der Genofiinnen Trupp 

iie umdrängte^ 
Stand doch quer auf die Seite gefchmiegt, 
, und beugte das Antliz 45 

Rückwärts ; und mit dem Wurifch , bei der 

Hand die Pfeile zu haben, 
Schöpfte Cie, was iie hatte, die Flut, und 

beltrömte des Mannes ^ 

Angelicht , und das triefende Haar, mit rä- 
chenden WalTern; 
Und im Sprengen erhub Ixe die graunweilTa- 

genden Wörter 
Jezo verkündige du, ich fei unVerhüllt dir 

erfchienen, 50 

Wenn du .verkündigen kaimfl! Und fchiiell, 

nicht mehreres drohend, 
Giebt fie dem Haupt das Gehörn des uralt 

werdenden Hirfches, 
Streckt in die Länge den Hals, und fpizt die 

gegipfelten Ohren; 
Auch zu Füfsen die Hand', und zu ragenden 

Beinen die Arme, 
Wandelt ße ihm, und kleidet mit fleckigem 
* Balge die Glieder) 55 



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JL K T A O N. 



169 



Aengßlichkeit fügt fie hinzu: es entflieht der 

Autonoe Spröfsling, 
Mitten im hurtigen Lauf die eigene Schnelle 

hewunderndi 
Aber fobald er im Wafler das Antliz ge* 

lehn und die Hörncr; 
Wehe mir, weh! fo begann er den Ruf: 

fiumm haftet das Wort ihm. 
Seufzer vertreten das Wort; und ihm fiüraof; 

die Thrän' auf die Wangen, 60 
Ach nicht feine! hinab: nur bleibt ihm die 

alte Beßnnung. 
Was zu thun? Heimkehren vielleicht zum 

Königspalafie ? 
Oder iich bergen im Wald' ? IKer Furcht, dort 

fchrecket die Scham ihn. 
Ihn , den zweifelnden , fchauten die H.und\ 

und der erße Melampüs 
Gab^ mit dem Spürer Ichnobates gleich laut 

bellend das Zeichen. 65 

Gnolier -war von Geburt, Ichnobates," Spar* 

ter Melampüs. 
Alle nun kamen daher wie die ßurmenden 

Winde geflogen: 



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lÖO A K T A O ir. 

Pamfagus, Dorkeus auch, voiA Oribafüs, Ar- 
kader alle; 

Auch des Nebrofonos Kraft, und der trozige 
Theron mit Lälaps; 

Pterelas , hurtig zu Fufs , und Agre mit wit- 
ternder Schnauze; 70 

Und Ilyläus, den jüngft ein rafender Eber 
verwundet ; 

N#pe, gezeugt vom Samen des Wolfs, iind 
der Heerde Gefellin 

Pöm^nis; auch Harpya, von Zwillingsföhnen 
begleitet ; 

Und mit fchmächtiger Weiche der Sikyonier 
Ladon ; 

Dromas und Stikte zugleich, und I^nache, 
Tigris und Alke; 75 

Leükon mit weifslichen Zotten, und Asbolus 
wallend mit fchwarzen; 

Auch der gewaltige Lakon, und tapferes 
Laufes Aello; 

Thous zugleich, und rafch mit dem cyprifchen 
Bruder Lycifka; 

Und , an der dunkelen Stirne mit fchneeiger 
Blafle gezeichnet, 




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Harpalos, Melaneiis auch, tind die rauch- 
gezottelte liachne; ßo 

Auch, von diktäifchem Vater gezeugt und 
lakonifcher Mutter, 

Labros, Agriodos auch, und mit gellender 
Stimme Hylaktor; 

Und die zu nennen verdre^fst Sie all', in 
Begierde des Raubes, ' 

Eilen durch Fels, und Geklipp, 'und des 
Zugangs mangelnde Zacken, 

Schwierige Bahnen fowohl, als Ungebahntes, 
durch/türmend. 85 

Jener entflieht durch Oerter^ wo oft zu ver- 
folgen er pflegte; 

Ach felblt flieht er das eigne Gefind' ! Aus- 
rufen nun wollt' er: , 

Schonet ! ich bin Aktäon ! Erkennet ihr eueren 
Herrn nicht? 

Worte gebrachen dem Gei£t. Es erfchallt vom 
Gebelle der Aether» 
Melanchätes zuei^fi verwundete jenem den 
Rücken ; 90 

Nächit ihm Theridamas auch ; Orefitrofos packte 
den Bug an. 



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l62 A K. T Ä O Jf. 

Später liefen fie aus ; doch den BichtReig 

wählend des Berges, 
Kamen im Lauf Ile zuvor, da den Herrn auf- 
hielten die andern. 
Bingsher firömt das Gewühl , und dränget 

die \Zähn* in die Glieder. 
Und fchon fehlt zu Wunden der Ort. Tief 
. feufzt er, imd \vinfelt, 95 
Ach ein Gotön, wenn auch nicht ein menfch- 
, liches, doch wie" ein Hirfch nie 

Winfelte ; und er erfüllt die vertraulichen 
Höhen mit Angftruf. 
, Demutsyoll auf die Kniee geftreckt, und dem 
bittenden ähnlich. 
Wendet er fchweigend umher, fiatt flehender 
^ Arme, das Antliz. 
Doch das Gefolg' , unkundig der That, 
mit gewohnter Ermahnung 100 
Hezt es den reifsenden Trupp , und lucht 

mit den Augen Attäon; 
Und als wär^ er entfernt, lo rufen lie eifernd 

Aktäon. 
Jener kehrt nach dem Namen das Haupt. Dafs 
er fem fei, l^eklagt man. 



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A K T A o n. 1^3 

Und d^fs trag* er verfäume die Schau des ge- 
botenen Fanges. 

Fern ach wünfcht' er zu fein; nah weilet er! 
felber mit anlehn 105 

Möcht' er, allein nicht fühlen, die Wut 
der traulichen Hunde! 

Rings umfiehn lie, und tauchen das Maul in 
den Leib, und zerreifsen 

Seibit den eigenen Herrn in Geltalt des teu- 
' fchenden Hirfches*- 



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i64 



XVIL 



S E M E L E. 



Juno, herab vom Olympus in funkeln- 
der Wolke getragen, 
Kam zur thebifchen Schwelle der Semele 

,Dort iich entwölkend, 
Log fie Matronengeltal t , mit Illbernem Haar 

um die Schläfen; 
Runzelich hing und welkend die Haut; ein 

wankender Fufs tritt 
Trug den gebogenen Leib; auch die Stimme 
war ganz der Matrone. 5 

,Beroe fchien ße der Fürltin, die Pflegerin 
aus Epidaurus. 
Bald ein Gefpräch anfpinnend, und dies 
abfchwazend und jenes, 



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Kamen ile nun zum Namen des Jupiter. Seuf-' 
zend: O möcht' er, 

Sprach fie, nur Jypiter fein! Doch forg' ich 
alles; denn viele 

Durften , wie Götter genannt , eingehn in 
keufche Gemächer. 10 

Nicht dafs er Jupiter fei, ilt genug. Wahr- 
zeichen der Liebe 

Geh* er, -wofern er es ifi, wie grofs, und 
w^ie herlich der hohen 

Juno zu nahen er pflegt; fo grofs, und fo 
herlich erfchein' er, 

(Fodre das) dich zu umarmen , in eigener Gött- 
lichkeit ftralend. 
Älfo beredete Juno mit Lilt der Kadmee- 
* rin Einfalt; 15 

Und ße erbat ein Gefchenk von Jupiter, ohn' 
es zu nennen. , 

Fodere, was dir gefällt, antwortet* er: alles 

, gewähr' ich. 

Und dafs völlig du glaubft;, auch des fiygi- 
fchen Stromes Gewalten 

Sein uns Zeugen des Scliwurs ; felbft Göttern 
ein Graun ift die Gottheit. 



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l66 8 E Jtf^E L E. 

Froh des Wehs , und zu reichlich högaht, 
und dem Tode durch blinde 20 

Zärtlichkeit nahe gefuhrt,, fprach Semele: 
So wie der Juno 

Du in deiner GeÄalt als liebender Gatte dich 
, naheft, 

So gewähre dich mir. Den Mund der Reden- 
den wollte - 

Schlicfsen der Gott;-, doch entflohn war be- 
Xeits die befchleunigte Bitte. 
Jupiter feufzt; denn es kann fo wenig ihr 
Wunfeh ungewünfcht fein, 25 

Als ungefchworen fein Schwur. Drum iteiget 
er; voll der Betrübnis, 

Hoch zum Aether empor, und winkt nach- 
folgende Wolken • 

Hinter lieh her; Plazregen und Leucbtungen, 
wehend mit Winden, 

Fügt er dazu, auch Ponner, und treffende 
Stralen des Donners. 

Aber er firebt, was er kann, lieh felbft die 
Kräfte zu nehmen, 30 

Nicht die Glut, die Tyfoeus den hundert- 
arnjigen nieder 



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Donnerte, ^yafnet ihn jezt; zvl grofs ifi die 
Heftigkeit jener. 

Noch ein leichterer Bliz ift dort, dem die 
Hand der Cyklopen 

Weniger Wut und Flamme verlieh, und we- 
niger Zornes: 

Zweites Gefchofs von den Göttern genannt. 
ßie^ nimt er, und wandelt 35 

In das kadmeifche Haus. Es ertiwg den äthc- 
rifchen' Aufruhr 

Nicht der Jfterhliche Leib; in dem Brautge- 
fchenke verbrannt' er. 
Aber die noch unzeitige Frucht wird dem 
Schoofsa der Mutter 

Schleunig antraft, und dem Vater das Kind 
(wenn glaublich die Sag' ifi) 

Sanft in die Hüfte genäht; wo die reifenden 
Mond' es erfüllet. 40 

InQ ^rzog in der Wiege zuerÄ den geheimlich- 
ten Neffen. 

Hierauf ward er der Pflege nifeifcher Nymfen 
vertrauet. 

Die im Geklüft ihn bargen, und Milch ihm 
reichten zur Nahrung. 



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i6q 



XVIIL 

NARCISSUS UND ECHO. 



xJurch did aonifchen Städte, berühmt 
als Seher der Zukunft, 

Gab dem fragenden Volke Tirefias treffende 
Antwort. 

Gleich die bläuliche Nymfe Liriope machte 
die Probe 

feines unfehlbaren Spruchs: die einfi: in ge- 
krummeter Wallung 

Bings Cefifos Umhegt', und in bergenden Wo- 
gen ihr Brautbett 5 

Wülbete, Diefem gebahr im Lauf der Mon- 
den die Schönße ^ 

Ein holdfeliges Kind, fchon damals Nymfen 
bezaubernd. 



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GooqIc 



MABCISSUS UKD ECHO. 169 

Und Narciflus genannt. Um ihn gefraget, ob 

jener 
Völlig gereift fehn -würde das Ziel des hör 

, heren Alters, 
Gab der erleuchtete Mann ; Wenn er Sich nicht 

kennet! zur Antwort. lo 

Lang' in Jen Wind fchien folches geweiilagt; 

endlich bewahrt es 
That und Erfolg, und des Todes Geltalt, und 

die Neuheit des Wahnlinns. 
Jezo hatte Narcülus den fünfzehn Jahren 

noch eines 
Zugefügt, und er konnte wie KnaV erfchei- 

nen und Jüngling. 
Mancher begehrete. fein der Jünglinge , manche 

der Jungfraun. 15 

Aber es war fo graufam der Stolz bei der blü- 
henden Schönheit; 
Keiner rührete jenen der Jünglinge, keine der 

Jungfraun. 
Ihn,, da er Hirfche zum Garn her tummelte, 
• fchaute die Nymfe, 

Helles Getöns , die weder dem redenden lernte 

zu fchweigen. 



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ijo fjlucissus und ecuo. 

Noch felbft eher zu reden , die wiederhallen- 
de Echo. 20 

Jlicih war Echo annoch, nicht Stimme nur; 
aber adch damals 

That der Schwäzerin Mund nicht andere Die^i- 
Ite , denn jezo : 

Dafs. iie geCchickt von vielen die äufserÄen 
Worte zurückgab. 

Solches verlieh ilir Juno ; da diefe den Jupi- 
ter oftmals 

Könnt' auf den Bergen ertappen in williger 
Nymfen Gemeinfchaft, 25 ' 

Wufste iie fchlau die Göttin in langem Ge- 
fpräch zu verweilen, 

Bis ihr die Nymfen entflohn. Sobald es Sa- 
^ tumia merkte: 

Diefer Zunge Gewalt , die mich belifiete, 
fprach ße, 

Soll dir gering' hinfort, und kurz der Stimme 
Gebrauch fein. 

Drohungen folget die That; jedoch am Ende 
des Redens * 30 

Tönt ße die Laute zurück , die gehöreten 
Worte verdoppelnd. 



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2fAncissus vaiD £Cuo. 171 

Als lie den Jüngling anjezt durch bufcLigc 
Lager des Wildes 

Schweifen fah, und entbrannte; da folgt lie 
dem wandelnden heimlich. 

Und je mehr ße verfolgt, je nähere Flamme 
durchglüht fie: 

So wie die kienene Fackel, am oberen Ende 
getupfet 35 

In lebendigen Schwefel, ergreift das nahende 
Feuer. 

O wie fo oft will Echo mit fchmeichelnden 
Worten hinangehn, 

Und liebkofenden Bitten! Es wehrt die Na- 
tur, und vergönnt nicht, 

Dafs He zuerft anrede; was jene vergönnt, 
das befchliefst ile,: 

Abzuwarten ein Wort, dem zurück ile das 
ihrige fende. 40 

Siehe der Knab', abirrend vom treuen Ge- 
folg der Begleiter, 

Rief: Ift einer alhier? und: AI hier! ant- 
, wertete Echo. 

Jener Itaunt, und indem er mit fpahendem 
Blicke ßch umfieht, 



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172 NARCISSUS UND ECHO. 

Rufet er : Komm ! lautauf; Komm ! ruft fie dem 

rufenden wieder. 
Rückwärts fchauet er; keiner erfcheint: Was, 

rufet er endlich, 45 

Meideft du mich? Was meideft du mich? 

antwortet die Stimme. 
Jener beßcht, und geteufcht von des Wech- 

felhalles Gegaukel: 
Hier uns vereiniget! ruft er; und freudiger 

keinen der Töne 
Nachzutönen bereit: Uns vereiniget! ruft iie 

entgegen; 
Und Iie gefällt in den Worten ßch felbft. Aus 

dem dichten Gefiräuch nun 50 
Trat iie hervor, mit dem Arm den erfehneten 

Hals zu umfchlingen. 
Jener entflieht, und entfliehend: Hinweg die 

iimfchlingenden Hände, 
Saget er; lieber den Tod, als dir mich zu 

/ fchenken, begehr' ich! 

Nichts antwortete jen' , als : Dir n^ich zu 

fchenken, begehr' ich! 
Und die verachtete fchliipffc in den Wald; 

ihr erröthendes Antliz q^ 



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NAKCISSUS UND ECHO. J73 

Deckt fie mit loLuh , und lebt feltdem- in ein- 
famen Grotten. 

Dennoch haftet die Lieb', und wächft von 
dem Schmerze der Weigning. 

Wachfume Sorge verzehrt den fchvrindenden 
Leih zum Erbarmen; 

Ganz verfchrumpft ihr die Haut vor Mager- 
keit ; und es entfliegt ihr 

Jeglicher Saft in die Luft; nur Laut und Ge- 
heine find übrig. 60 

Tönend bleibet der Laut; das Gebein wird 
in Fellen verwandelt. 

Immer noch laufcht fie im Wald', und ni« 
auf dem Berge gefehen, 

Wird fie von allen gehört; ein Nachhall le- 
bet in jener. 
So nun hatt' er die Echo, und fo in Ge- 
birgen uild Fluten 

Andere Nymfen gehöhnt, und £0 der Jüng- 
linge Sehnfucht. 65 

Jezo fireckte Aie Hand' ein Verachteter, flehend 
zum Aether, 

Und: So lieb' er denn felbfi! fo werd' et 
nicht froh des Geliebten! 



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174 MAnCISSUS UND ECHO. 

Betet* er. Beifall gab dem Gebet die rhamnu- 

ilfche Göttin. 
Dort war ein lauterer Quell, mit iilber* * 

hellem GewälTer, 
Welchen nimmer ein Hirt, noch weidende 

Ziegen der Berghöhn, 70 

Angerührt, noch anderes Vieh; den nimmer 

ein Vogel 
Öder ein Wild getrübt, noch ein abgefallener 

Baumzweig. 
Bingsher grünete Gras, von der feuchtenden 

Welle genähret; 
Bings verbot ein Gebüfch der wärmenden 

Sonne den Zugang. 
Hier einfi ruhte der Knabe, von Jagdlulb 

müd' und Erhizung, j^ 

HingeJß:reckt ; ihn lockte der Quell imd die 

Schöne der Gegend. 
Während den Durfiu zu löfchen er*ltrebt^ 

•Wächft anderer Dürft nach. 
Während er trinkt; von dem Bilde gefehener 

Reize bezaubert. 
Liebet er nichtigen Trug; und Leib erfcheint 

ihm der Schemen. 



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STAHCISSUS V HD £CUO. I75 

Selber ßaiuit er lieh an; unbewegt in einer- 
lei Stellung ' 80 

Haftet er, wie, ein Gebild aus parifcliem 
Marmor gemei&elt. 

Gierig fchaut er, im» Gräfe gelehnt, zwei 
Sterne, die. Augen; 

Schaut, wie werth des Lyäus, *wie werth 
des Apollo das Haar fei. 

Wie unmännlich die Wang', und wie fehim- 
mernd der Hals, und die Anmut 

Seiites Geüchts, wie gefeilt zur fchneeigen 
Weilse die Röthe. 85 

Alles bewundert er felbft, was er felbft der 
Bewunderung darbeut. 

Sich verlanget der Thor; und der Lobende 
ift der Gelobte. 

Suchend wird er gefacht; und zugleich ent- 
flammt er, und brennt er. 
Oftmals naht' er umfonit dem teufchenden 

Borne mit KüHen; 
Oftmals' mitten hinein, deü gefehenen Hals 
zu lunfangen, 90 

Tauchl:' er die Arm' in den Quell , und hafcht« 
Heb nicht in dem Quelle. 



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J75 >AäCXS5US und £CUQ. 

Was ihm crfcbein' unkundig, cntlodert er von 

der Erfcheinung; 
Und der felbige Wahn, der iie anlockt, teu- 

fchet die Augen. 
Was, Leichtgläubiger, fänglt du umfonlt ein 

entfliehendes Gleichnis? 
Nirgend i&^ was du begehrß; das Geliebetc, 

wende dich! fchwindet. 95 
Was du erblickß, ift Schatten. des widerltra- 

lenden Bildes. 
Nichts hat }enes von lieh; mit dir nur kommt 

es, und weilt es; 
Auch entweicht es mit dir, wenn du zu ent- 
• weichen vermöchtelt. 

Nicht der nährenden Koft, nicHt kann die 

Sorge der Ruhe 
Jenen von dort abziehen. Im dunkelen Gräfe 
^ gelagert, 100 

Schaut er den trügenden Reiz mit unerfättli- 

chem Anblick, * 
Selbft von den eigenen Augen verzehrt. Nun 

hebt er ilch etwas, 
Und zu den Waldungen rings die gebreiteten 
Arme gefirecket: . 



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V AlkClSBVa 17»D BGHO; t'/f 

Hat unglücklicher einer, ' o Waldungen, 
' lagt er, geliebet? 
I>enn ihr wilsts, die ihr oft mitkundige Lau- 

^hetk geboten! lo^ 

Köftnt ihr wohl, • da £o viel Jalirhimdertö 

fchon: ihr verlebtet. 
Eines, der £o hinfchmachtet' , in grauender 

Zeit euch erinnern? 
Jenes gefällt, und ich feh'^eö; doch was mit 

Gefallen ich fehe, 
Nirgendwo find' ich es auf: fo fcJilägk miek 

liebenden Wahniinn! 
J», was den Schmerz noch mehrt: nicht trennt 

ein gewaltiges Meer uns, iio 
Nicht ein Gebirg, nicht Ferne, ifwcht rie- 

gelnde Barren und Mauern. 
Nur ein WäfTerchen hemmt! Selbft wiinfchet 

er, Xelhlt die Umarmung. 
Denn wie oft ich den Mund zur flufllgen 

Welle hinabbog, 
Eben fo oft kam diefer mit aufwärts Areben- 

dem Mündlein. 
FaÄs faft'fcheint er berührt 4 nur ein weni- 
ges Ich^idet die Sehnfucht. 115 



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J7ft V AKCISSVS UKD £CHO. 

Wer du auch bift, komm her! Was trugft 

du mich, einziger Knabe? 
Welchem entfliehft du gefucht? Nicht meine 

Gefialt, noch das Alter, 
Scheint dodh gemacht 2um Entfliehn ; auch 

mir liebkofeten Nymfen. 
Hofimng, ich -vreüs nicht welche, verheilst 

dein freundliches Antliz. 
Breit' ich die Arme zu dir, fo breiteft da 

wieder die Arme; 120 

Lacher ich, lächelft du auch. Oft lab ich dir 

Thränen entrollen. 
Wann Ich Thränen vergols; und dem Wink 

auch winkft du entgegen; 
Auchi fo viel die Bewegung des liebliühen 

Mundes mir anzeigt, 
Hedell du Woijte, die nicht zu meinem Ohrd 

gelangen. 
Du bift Ich! Nun merk' ich, und nicht mehr * 

teufcht mich mein Bildnis! 125 
liebe verzehrt mich zu mir; und die Glut, die 

ich gebe, die nehm' ich! 
Was denn thun? Flehn, oder erfleht fein? 
: Was denn erflehen? 



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SAAOISSVS VKO SCBO« I79 

Was ich begehr', iÄ bei mir; zum Dilrben- 

den macht mich der Reichthimi. 
O wie möcht' ich fo gern vom eigenen Leibe 

mich fondem ! 
Was kein Liebender wünfcht, ich wiinfche 

mir fem das Geliebte! 130 

Schon entnimt mir die Kräfte der Schmers; 

nur wenige Dauer 
Steht dem Leben bevor; und katun nufblii- 

hend verwelk' ich. 
^cht i& fchwer mir der Tod, da im Tod' 

ausruhen die Leiden. 
Möchten dem LiebHnge dort nur mehrere 

Tage gegönnt fein ! 
Beide nimmehr einmütig verhauchen wir £ine 

Seele. 135 

Jener fprachs; und zur klben GeAalt tunr 

kehrend wie iinnlos, 
Trübt er mit Thränen die Flut , . und getilgt 

von kreifender Wallung 
Schwand in dem Spiegel das Bild. Da es iu^ 
ter ihm zitternd hinwegfloh : 
Wülft du entfliehn? Bleib, fleh' ichl Ver- 
lafs, p Graufamer, rief er, 



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iQO KABCI9SV5 VV J> ECHO. 

Dein^i Liebeiwlen nicht! Lafs mich, was zu 

rühren verwehrt ift, 140 

Wenigftens fchaun, und nähren den mitleids^ 

würdigen Wahnfinn! 
Schmerzvoll reifst er herab den oberen 

Band des Gewanddls, 
Und die enthüllete Bruft zerfchlägt er mit 

marmornen Händen. 
Siehe die Bruft umzog von dem Schlag fanft» 

glühende Röthe: 
Alfo ^fcheint ein Apfel, der weils zur Hälfte^ 

zur Hälfte. 145 

Roth fich gefärbt; fo pfl«gt mit gefprenkel* 

ten Beeren die Traube 
Leife die 1 Purpurfarb' , annoch unzeitig, zu 

nehmen. 
Als er folches erblickt' im wieder gekläreten 

, . WafTer, 
Trug er nicht .länger den Gram: wie unvcr^ 

merkt an gelindem 
Feuer das gelbliche Wachs hinfchmilzt, vrie 

leife der Frühreif 150 

Thaut an der wärmenden Sonne; fo aufge- 

löfet in Lfiebe 



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KAKOlSSirS Vliri> ECHO» iQl 

Schwindet er, ganz allmählich von innerer 
Flamme verzehret. 

Nicht mehr färbt ihn jezo gemifcht zur Weilse 
die Röthe; 

Nicht mehr Feuer und Kraft, und was man 
fahe mit WoUuß; 

Selbß nicht dauret der Leib, den vormals 
Echo gelicbet. 155 

Doch da iie jenes gefehn , obgleich noch ge- 
denkend des Zornes, 

Fühlte iie Xjeid ; und fo oft der Erbarmungs- 
würdige: Wehe! 

Aiisrief, rief ihm entgegen die Wiederhallerin : 
Wehe! 

Und wann jener die Arme Ach fchlug mit 
wütenden Händen, 

öab- auch diefe zurück das Getön des wüten- 
den Schlages. 160 

Alfo fprach er zulezt, am gewöhnlichen Borne 
lieh fpiegelnd: 

Ach lunfonÄ geliebeter Knab' ! und gleich 
war der Nachhall. 

Jener rief: Leb' wohl! LeV wohl! antwortet' 
ihin Echo* 



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iga. FAACISSUS UND ZCHO. 

Jezo lenkt er das Haupt kraftlos im gru« 
nenden Gräfe; 

Nacht umfchattet die Augen, womit fich der 
Schöne bewundert. 165 

Aber auch dann, nachdem in die untere Woh- 
nung er einging. 

Schaut' er fich felbft in fiygifcher Flut. Weh- 
klagend betraurten 

Ihn die Schwefternajaden, und weiheten Lo- 
cken Aes Hauptes; 

Auch wehklagten Dryaden: zur Wehklag* 
halle te Echo. 

Schon ward Bahre beforgt und Brand und ge- 
fchwungene Fackel: 170 

Doch war nirgend der Leib; für den Leib 
ein gelbliches Blümlein 

Fanden iie, rings um den Kelch weifsfchim- 
mernde Blätter gegürtet. 



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183 



XIX. 



PENTHEÜS. 



Anerkannt durch Verdienft, ringsber in 

den Städten Achajas 
War de3 Tireiias Ruhm, und grois der Name 

des Sehers. 
Pentheus , Sohn des Echion , entehrt* ihn 

einzig von allen. 
Stets ein Götterverächter; des fchicklalre- 

denden Greifes 
Lacht* er ; die Dunkelheit felhfi: , und das Leid 

des genomn;ienen Lichtes, 5 
Schmähet* er. Jener bewegte die Iilberhaa^ 

rigen Schläfen, 
Und: Wie wäreÄ du glücklich, wenn du auch, 

fprach er, des Lichtes 



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iQ/^ PENTHEUS. 

Würdefi beraubt , damit du die bacchifche 
Feier nicht fäheft! 

Schon -wird nahen der Tag^ fchon ahndet mir, 
-dafs er nicht fern fei. 

Da das neue Gcfchlecht der Semele, Liber, 
hleherkommt*' lo 

Wenn du Den nicht würdig mit Tempeldienfie 
verehreß ; 

Klein zerftück^ und geßreut in die Gegenden, 
wirft du die Wälder 

Rötheii >mifc Blut, und die Mutter zugleich, 
und die Schwerem der Mutter. 

Solches geschieht: nicht w^ir£ du die Gott- 
heit würdig verehren. 

Dafs nur 2su viel ich gefehn in der Dunkel- 
heit, klageft du künftig. 15 
Als CT folches geredet, verjagt' .ihn der 
Sohn des Echion. 

Treu ift der Reden Erfolg, und zum Ausgang 
eilt die Verkündung. 

Liber erscheint; und es braufen von Fefige- 
heul die Gefilde. 

Aufruhr fchwärmt; und zu Männern gefellete 
, Mütter und Schnüre, 



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PENTHEUS. 185 

Niedrige drängen und Hohe zur neuankom* 

menden Feier. 20 

Welcherlei Wut, Mars Enkel, o Schlan- 

gengebohrene , rührt euch 
So wie ein Donner den Geilt ? ruft Fentheus. 

Mögen denn Erze, 
Schlagend an Erz, fo viel, und das knmmi'^ 

gehömete Schallrohr? 
Oder der magifche Trug? dafs euch, die das 

kriegende Schwert nie. 
Noch die Trompete gefchreckt, noch zuckende 

WaflFen des Heeres, 25 

Weiblicher Stimmen Gefohrei, und vom Wein 

aufgärender Wahnünn, 
Und Ainmännlicher Schwärm, und die nich- 
tige Trommel beßeget? 
Staiin' ich xan euch, ihr Greife, die fem ihr 

gekommen durch Meerflut, 
Und hier Tyros gebaut, hier flüchtige Götter 

gefiedelt ; 
Dals unkriegrifches Volk fie erobere? odet 

um euch dort, 30 

Jünglinge, näher an Frifche mir felbfl:; ihr, 

denen die Rüfl:ung 



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Xfld PEKTHEITS. 

Für den umwundenen Stab, und der Helm 

anitand für den Laubkranz? 
Seid mir doch eingedenk, aus welcherlei 

Stamm ihr erwuchfet! 
Nehmt von jenem den Mut, der allein to 

viele getödtet. 
Eurem Ahn, dem Drachen! Für Teich und 
quellenden Sprudel 55 

Starb er; o lieget doch Ihr in Vertheidigung 

eueres Ruhmes 1 
Tapfere gab er dem Tode; vertreibt Ihr jezo 

die Feigen, 
Daus den geerbeteii Glanz ihr zurückruft! 

Gönnte der Stadt • nicht 
Lange zu ftehn das Gefchick; o donnerten 

wider die Mauern 
Männer und Schleudergeräth , und raHelte 
Eifen und Flamme! 40 

Elend wären wir dann, doch fchuldlos; und 

wir beklagten 
Nicht ein verhehle tes Loos; unbefchämt cnt- 

üöiie die Thräne. 
Nun foU ein Knab' uns Thebe, ein Waffen- 
lofer, erobern? 



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PENTHEUS« 187 

Den nicht freuet der Krieg , noch . Wehr, 

noch ßreithare RofTe; 
Sondern das Haar mit Myrrhen getränkt, und 

weiche Bekränzüng, 45 

Purpur , und huntes Gewand , durchwirkt 

mit funkelndem Golde? 
Ha! mir foU er fogleich, wenn Ihr nur Ichei- 

det , bekennen 
Seinen erlogenen Dienft, luid den angenom- 
menen Vater! 
Hatt* Akrilius Mut, zu verachten die eitele 

Gottheit, 
Und dem kommenden Gott die argolifchen 

Thore zu fchliefsen; 50 

Aber den Pentheus fchteckt mit der fämtlichen 

Thebe der Fremdling? 
Gehet mir rafch, (fo gebeut er den Dienen* 

den), geht, und den Führer 
Her in Banden gefchleppt! ungefäumt den 

Befehl mir vollendet! 
Ihn fbaft Kadmus der Ahn^ ihn Athamas, 

ihn der Verwandten 
Uebrige Schaar laut tadelnd, und mühn £ch 

umfonft ihn zu hexten. 55 



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1Ö8 TENTHEUS. 

Bitterer macht die Ermahnung, und heftiger 

fchwillt und empört lieh 
Ihm die gehaltene Wuth; und die Linderung 

felher ereifert. • 
AlfOf wo nichts in dem Fall ihn hinderte. 

Iah ich den Giefsbach 
Sanfter hinah von. der Höhe mit linderem 

Häufchen gerollet; 
Doch wo Gebälk abhielt und vörgehaueter 

Felsdamm, 60 

Schaumiger dort a^f braufend , vom Zwang 

noch zorniger, ftürzt* er. 
Schau, nun kehren ße blutig zurück. Wo 

Bacchus denn bleibe ? - 
Fragt ihr Herr. I)en Bacchus , erwiedern üe, 

Iahen wir nirgend.' 
Diefen Begleiter indefs und MitgenolTen des 

DienAes 
Nahmen wir. Hier empfah ihn, die Hand* 

auf den Bncken gefeüelt, 65 
Der dem gefeierten Gott aus dem Volk der 
Tyrrhener gefolgt war. 
Pentheus fchauete diefen mit furchtbaren 

Augen des Grimmes; 



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pzzvTHEUS aßp 

Und obgleich er die Strafe nur kaum aufTchol); 

O VernicHter, 
Rief er, d^m Tode beltimrat, und anderen 

warnendes Beifpiel! 
Sage, wie beiCst dein Nam\ und der Eltern 

Nam', und der Heimat? 70 
Warum folgfi du dem Zuge der neu aufkom^ 

menden Feier? 
Furcbtlos jener darauf: Mein Nam* iftj 

fprach er, Acötes; 
Heimat Mäonia mir; von niedrigem Volk* 

die Eltern. 
Nicht ein Feld, zu beftellen mit kräfdgen 

Farren, ererbt' ich. 
Auch nicht wollige Schafe noch Rinderheer* 

den vom Vater. 75 

Dürftig war er auch felblit: mit Schnur und 

hakiger Angel 
Teufcht' er, und zog mit dem Rohre die hüpfen- 
den Fifch' an das Ufer. 
Ihm war Hab' und Vermögen die Kunft; er 

lehrte die Kunft mir: 
Nim, was ich habe, mein Sohn, des Be- 

triebs Nachfolger und Erbe, 



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190 



FFNTHEÜS. 



Sprach er, o nim mein Alles; und nichts 

verUefs er mir Aerbend, Qo 

Aufser die Flut; das nenn'' ich allein meim 

väterlich Erhtheil. 
Bald darauf 9 nicht immer an einerlei Klippen 

zu haften, 
Lernt* ich hinzu, das Steuer mit lenkender 

Rfechte dem Fahrzeug* 
Umzudrebn; auch das RegengefÜm der ple- 

nifchen Ziege, 
Samt Flejad* imd Hyad", und die leuchtende 

Eärin, benierkt' ich; 05 

Auch die Häufer der Wind', Und wohlan- 

landbare Hafen« 
Als ich gen Delos einmal hinfieuere, land' 

^ch an Ceia, 
Mit ]rechtfeitigem Ruder heran die Gefiade 

mir ziehend. 
Leicht entfprang ich dem Bord', und betraf 

den gefeuchteten Meerfand. 
Schon war vergangen die Nacht ; und fobald 

erröthend Autora 90 

Schimmerte , fteh' ich auf , und erinnere, 

frifches Gewäffer 



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Einzutragen, und zeige den Weg, der fuhr« 
zum Sprudel. 

SelbÄ erfteig' ich den Hügel, und was die 
Luft mir verheifse, 

Schau^ ick umher; dann ruf ich die Schaar, 
und kehre zum Schif um. 

Heda^ wir /inds! antwortet des Schifvolks 
erfter Ofeltes; 95 

Und den vermeineten Raub , den er fand im 
leeren Gefilde, 

Fiihret er längs dem Geßade, den jungfraa« 
ähnlichen Knaben. 

Jener, der wie betäubt yon Wein und Schlum- 
mer einherwankt, 

Folget ihm kaum. Ich betrachte' den Schmu(;k 
und den Gang und das An tliz ; 

Nichts in der ganzen Geftalt, dem Sterblichen 
ähnliches, fah ich. 100 

Und ich erkannt' es, imd fprach zu den Mei- 
nigen: Welcherlei Gottheit 

Jenen bewohn' , ift dunkel ; doch Gottheit 
wohnet in jenem! 

Wer du auch biß:, fei gnädig, imd gieb ima 
Segen zur Arbeit! 



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192 



PENTHEUS* 



Woir auch diefen verzelhn! — Für uns nicht 

brauchft du zu beten! 
Ruft mir Diktys darauf, der gewandt wie 

keiner die höchften » 105 
Rahen erklomm, und gewandt am ergriffenea 

Taue herabglitt. 
Libys lobei das Wort, und des Vorfchifs Hü^ 

ter Melanthus; 
Auch Alcimedon lobt; und der mit Gelange 

den Rudern 
Mafs.den geordneten Schlag, der Mutanreizer 

Epopeus ; 
Alle die anderen auch : fo blendet G.e gierigij 

Raubfucht! 110 

Nein ! dafs die heilige Laft die Bark' uns 

befchädige, ruf ich. 
Das foll nimmer gefcbehn ! hier trag'* ich fel- 

ber die Obmacht! 
Und ich fiteb' entgegen am Eingang. Wüten- 
der tobt noch 
Lykabas,' frech vor allen, dier ausgejagt in 

Verbannung 
floh aus der thuskifchen Sta^t , zur Strafe 

des gräfslichen Mordes. 115 



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PENTHJEUS« ap3 

Mich abwehrenden packt er mit nerviger Fauft 

an der Gurgel^ 
Würgend, tmd hätte vom Bord* ih das Meer 

mich gefioDsen, \vofem nicht 
Hangen ich hlieb, auch betäubt wie ich war, 

an dem Seile mich haltend. 
Beifall lacht der frevelnde Schwärm. Jezt 

hebet lieh Bacchus, 
(Denn kein anderer wars), als ob vom Gc* 

fchrei iich der Schlummer 120 
Löfete, und nach dem Raufch in die Bruft 

umkehrte Befinnung: 
Welch ein Lerm ? was, ruft er, gefchieht? 

Wie, faget mir, Schiffer, 
Wie doch kam ich hieher? und wohin mich 

zu bringen gedenkt ihr? 
Sei nicht bange, mein Sohn: fprach Proreus. 

Nenne defn Hafen, 
Deil zu erreichen du ßrebit; wir fezan dich 

dort an das XJfen 125 

Steurt^ antwortete Liber V den Lauf des 

Schiffes gen Naxos. 
Dort gehör' ich zu Häuf; auch findet iht 

gute Bewirtung. 

13 



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^94 



VZNTUBUS. 



Trughaft fchwören fie das, bei dem Meer 

und allen Gewalten. 
Und ich Ipanne gemahnt dem bebilderten 

Schiffe die Segel. 
Rechts war Naxos entfernt. Da ich rechtahin 

Helle die Leinwand r , 130 

Was, o Rafender, machfi: du? wie plagt dich, 

Acötes, der WahnJinn? 
Schreit ein jeder daher» Links wende dich] 

winken die m^iften 
Mir durch Blick und Gebehrd% und ziTcheln 

ins Ohr mir die andern» 
Staunend der That: So empfang* ein anderer 

]ezo die Lenkung! 
Rief ich > luid zog mich zurück vom Dienlle 

derKunft und des Frevels. 135 
Alle fchelten und fchmähn, imd umher rauTcht 

dumpfes Gemurmel. 
Aber Athalion tuft: Fürwahr ganz trägeit da 

Einer 
Unfer gesneinfames Wohl! xmd der höhnende 

trit an das Steuer, 
Mein Gelchäft zu verfehn, luid abwärts lenkt 

er von Naxos. 



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PENTUE Ua^ 



195 



Siehe det teufchende Gottj als ob er nun 

den Betrug erft 140 

Aiindete^ fcbaut von der Wölbung des Hin« 

terverdecks in die Meerflut. 
Und dem weinenden gleich: Nicht dort die 

Geßade verhiefst ihr, 
Ruft er, GenoITen des Schifs; nicht dort zu 

landen begehrt' ich. 
Was ftrafwürdiges that ich an euch? Was 

habt ihr d^s Ruhmes, 
Wenn mich Knaben ihr ^ Jünglinge teufcht^ 

jauch Einen fo viele? 145 

liänglt fchon flofs mir die Thräne. Des 

weinenden lachen die Frevler 
Air, und drängen die Woge mit fchnell ge- 

fchwungenen Rudern* 
Bei ihm felber nunmehr (denn nicht ein an* 

derer Gott ifl: 
Näher denn er) befchwör' ichj fo i?Fahr ift 

meine Verkiindung> 
^Is ße den Schein d'es Wahren verläfst* Un-» 

bewegt in den Wogen 150 

Sund nicht anders das Schif , als fiänd* es auf 

trockenem Werfte. 



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19« 



V£MTHKUS« 



Voll Verwunderung fchwingen' fie rafch die 
Ruder, und rollen 

Schleunig die Segel herab , um mit- doppelter 
Kraft zu enteilen. 

Efeugerank, umftrickt in verfchlungenen Kno- 
ten die Ruder 

Kriechend umher, xmd ftreift mit doldigen 
Blumen die Segel. 155 

Selbft die Stirn* in den Kranz vollbeeriger 
Trauben gehüllet, 

Schwingt er den grünenden Schaft mit zier- 
lich gewundenem Weinlaub. 

Rings umruhn ihn Tiger, und nichtige Schat- 
ten der Lüchfe, 

Auch graunTolle Gewalten der bimtgefpren- 
kelten Pardel. 

Wild nun fprangen die Männer empor; ob 
es wirkte der Wahnßnn, 160 

Oder die Angft; Und Medon zuerit trägt 
dunkelnde FloiTen 

Am hinfinkendeu Leib', und krümmt den ge- 
wölbeten Rückgrat. 

Ihm ruft Lykabas zu: In was für Wunder- 
geftalt doch 



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FEKTBXUS. igj 

I 

WandelÄ da dich? Breit zog fleh des Reden^ 
den Maul mit gefchweifter 

Schnauze heiium, und Schuppen gewann die 
erhärtende Haut ihm. \^t^ 

Lihys, mit Macht andrängend die fefi anfie- 
. henden Ruder, 

Schaut, ^ie in kürzeren Raum einlaufen die 
Hand', und wie Hände 

Jene nicht mehr, nein fchon Flofsfittige kön- 
nen genannt fein. 

Einer die Arm'ausfireckend, lunwickelte Seile 
zu löfen, 

Sieht ilch der Arme heraubt; mit geftiimmel- 
tem Rumpfe lieh buckelnd, 170 

Springt er hinab in die Wog'; und es läuft 
zur Sichel der Schwanz aus, 

Wie dem gehalbeten Monde lieh krumm ein- 
Ichmiegen die Homer. 

Ringsum heben ße Sprung', und thaun mit 
befprengenden Tropfen, 

Tauchen hinab in die Flut, und tauchen em- 
por zu der Fläche, 

Walzen und drehn wie im Tanze fich wild, 
ymA. die üppigen Leiber 175 



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198 



r£IfTH£US. 



Tommeln He^ hoch anfblafend das Meer aus 

oflenen Nußern. 
Und von Zwanzigen eben, denn So viel führte 

die Barke, 
War ich übrig allein« Da ich bang' und er- 
kaltet vor Schrecken 
Zittere^ kaum bei mir felbR, erweckt mich der 

Gott durch den Zufpruch: 
Schutt' aus dem Herzen die Furcht, und halt 

auf Dia. Gelandet ißo 

Ziind' ich Opferaltire, dem bacchifchen Dienite 

mich -weihend. 
Willig liehn wir das Ohr, fprach Fentheus, 

deinem gedehnten 
Umfchweif , dafs durch Verweilung der Zorn 

die Kräfte verlöre. 
Kafch ihn hinweg, ihr Diener, geraft! mit 

den gräGslichfien Foltern 
Quält ihm den Leib, und fendet zur fiygi- 

fchen Nacht ihn hinunter! 185 
Stracks wird von dannen gefchleppt, und 

gefperrt, der Tyrrhener Acötes, 
In ein gediegnes Verfchlofs. Und indem des 

befohlenen Todes 



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PEITTHSVS« 199 

Schrecklicbes Martei^eräth üe bereiteten, Ei- 
len und Flamme; 
ScJbloITen vpn felbft die Pferten fich auf, und 

entfanken den Armen, 
Alfo verkündet der Ruf, von felbft ungelöfet 

die Fefleln, 190 

Dennoch beharrt der Tyrann. Nicht heifst 

er gehen; er falber 
Wandelt dahin, wo, gewählt zur heiligen 

Feier, Cithäron 
Laut vom Gelang' auffchoU, imd< dem Cchwär- 

menden Ruf der Bacchanten* 
So wie ein feuriges Rofs , wann aus hallen* 

dem Erze der Kriegsruf 
Schmetterte, mutvoU* brauft, und begieriger 

ftrebt in die Feldfchlacht : 195 
So ward Pentheus erregt, da langes Geheul 

durch den Aetjier 
Rollt'; und der gellende Hall, der daher- 

klang, fchürti^ den Zorn auf. 
Faft um die Mitte des Bergs, in demKreiP 

imigürtender Wälder, 
Ift, von Bäumen entblöfst, ein rings durchfeh- 

bares Blachfeld» 



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200 F £ If T H £ V 9« 

Als er das Heilige dort mit entweihenden 

Augen bietrachtet, 260 

Schaut ihn zuerft, wird zuerfi von des Wahn- 

finns Trieben erreget, 
Schwingt den verlezenden Thyrfus zuerit auf 

Pentheus die Mutter. 
Kommt doch , 10 ! ruft diele 9 heran kommt 

beid', ihr Gefchwiiter! 
Jenen gewaltigen Eber, der uns die Gefilde 

durchfchweifet, 
Stürzt ihn, den Eber, in Blutl Hin rennen 

fie all* auf den Einen, 205 

Tobend im Schwann ; und alles vereinet iich, 

alles verfolgt ihn. 
Der fchon zagt , fchori Worte geminderter 

Heftigkeit redet, 
Schon fich felber verdammt, fchon feibfi: das 

Vergehen bekennet. 
Rette mich! rief er, verwundet: Autonoe, 

Schwelter der Mutter, 
Rette mich doch! dir rühre das Herz der 

Schatten Aktäonsl 210 

Doch nichts weifs von Aktäon ihr Herz; und 

des Flehenden Rechte 



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^ FEMTHSUS. £0i 

Rifs lie hinweg; und die andre verftümmelte 

Ino entraffend. 
Nicht kann Arme nuiunehr der Elende fire- 

cken zur Mutter; 
Sondern den Rumpf nur zeigend, entblöfst 

der zerfhreucten Glieder, 
Schaue doch, ruft er, o Mutter! Es fchaut 

und heulet Agaue, »15 

Schwingt im Taumel den Hals, und bewegt 

durch die Lüfte das Haupthaar ; 
Und ^das entri/Tene Haupt mit blutigen Fin- 
gern umfaiTendi 
Schreit ile: io! ihr Gefpielen^ der Sieg iß 

^nfer, iA unfer! 
Schnell, wi^ die Blätter des Baums, die, ge- 

ßreift durch herbltliche Kälte, 
Kaum an ä^m Stiel noch haften, d^r Wind 

abreifset vom Wipfel, 220 

Wurden die Glieder des Manns von fr^vcl9- 

den Händen zerrilTen^ 



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2o2 



DES MINYAS TOCHTER. 



Jjacchus heiliges Feft gebot in Thebe der 

Priefter ; 
Paß , voitt Gefcbäft ausruhend , die Fraun 

und die Magde des Haufes, 
Felle gebullt um die Bruft, uAd das Band 

der Haare gelöfet, 
Kränz' um das Haupt, in die Hähd' lunlau- 

bete Stäbe litjh nähmen. 
Rings, wo der Zug hinfch wähnt, tönt mu- 
tiger Jünglinge' Ausruf, 5 
Tönt der Weiber Gefcbfei, und gerührt von 

den Händen die Trommel, 
Samt dem gewölbeten Erz , imd der lang 

geböhlete Buxus. 



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DES MINYAS TÖCHTER. £03 

Nah' uns freündlicii und hold! fo flehn die 

isjnenirchen Frauen, 
Feirend in Jubel das Feft. Nur Minyas Töch- 
ter im Haufe, 
Durch unzeitigen Dienit der Minerva fiörend 

die Feier, lo 

Ziehn die gefeinerte WoU*, und drehn mit 

dem Daumen die Spindel, 
Oder hefchickcn Geweh', und mahnen die 

Magd' an der Arbeit. 
Eine davon , ausziehend mit hurtigem Fin* 

ger den Faden: 
Wahrjsnd die anderen ruhn, und froi^meQ 

Erdichtungen nachgehn, 
lliafst unS) Jagt üe, von Pallas, der belTeroi 

Göttin, befchäftigt, .15 

Unfer nüzliches • Werk durch mflncherlel Ae*^ 

den erleichtem. 
Jede foll tun einander ein zeitverkürzendef 

Mährlein 
Zur gemeinfamen I^uft den müüs'igen Ohrtu 

erzählen. 
Wohl! du erzähle zuerfi; wir folgen dir: 

fagen die Schwefiern. 



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204 DES MINYAS TÖCHTZR. 

Jene bedenkt iich eiil wenig; denn viel der 

Erzählungen weifs lie. 20 

Jezo, indem fie die Wolle herabdrillt, redet 

fie alfo: 
Pyramus war und Thisbe , der Jünglinge 

fchönÄer der eine, 
Hoch die andre gerühmt vor den morgenlän- 

difchen Jungfraun. 
Dicht angrenzende Häufer bewohntSen fie, dort 

in der Hauptibadt, 
Welche Semiramis einft mit thäaernen< Mau- 
ren befeftigt, ; 25 
Beide wurden bekannt , und wie Nacbbar- 

kinder vertraulich, 
Dann allmählich verliebt; auch hatte fie Ehe 

vereinigt; 
Doch dies wehrten die Vätei*: was nicht fie 

zu wehren vermochten, 
Von gleichfeitiger Glut entloderten beiden die 

llerzen. 
Fem ift jeglicher Zeug'; Andeutungen fpre- 

chen und Winke; - 30 

Und ]e enger bedeckt, ]e heftiger bifaufet das 
Feuer. 



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2>ZS MINYAS TÖCHTXH. £05 

Eine mäfsige Kize durchfpaltete feit der 
Erbauung 

Schon die gemeinfame Wand der beiden ver- 
bundenen Häufer. 

Diefer Fehl, den keiner in ewigen Zeiten 
gefpüret, 

Ward (was merkt nicht liebe?) zuerft euch 
Liebenden merkbar; 55 

Und ihr bahntet der Stimme den Weg, auf 
welchem gefiebert 

Oft liebkofende Red' in gedämpfterem lispel 
hindurchging« 

Wann üe davor fich geitellt, hier Thisbe, 
Pyramus jenfeits, 

Und mit begegnendem Munde den Hauch von 
einander gefchöpfet: 

Neidifche Wand, was trennft du die Lieben- 
den? Tagten fie oftmals. 40 

Was denn, wenn du einmal uns volle Ver- 
einigung gönntelt, 

Oder, ift diefes zu viel, dich öfbeteft unfe- 
renKüflen? 

Aber nicht undankbar ! wir bekennen uns 
gerne verpflichtet, 



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fiO() JJfiS MINYAS TÖGUTEIU 

Daus du den Worten die Bahn zu gefälligen 

Ohren gewährelt! 
Wann ße folches umfonft am gefchiedenea 

Orte geredet, 45 

Sagten fie gegen die Nacht: Schlaf wohl! 

und hefteten KüiTe, 
Jeder der eigenen Seite 9 die nicht zu ^ der 

anderen drangen. 
Früh nun hatte verfcheucht die nächtlichen 

Schimmer Aurora, 
Und mit den Stralen die Sonne bethauett 

Kräuter getrocknet. 
Beide nahn dem gewöhnlichen Ort. Mit lei- 

fem Geflüter go 

Klagen fie vieles zuvor, und herathen fich^ 

dafs fie die Hüter 
Teufchen in fchweigender Nacht, und hin- 
auszugehen verfuchen; 
und wann aufser deiü HauP^ und den Tho* 

ren der Stadt He gekommen^ 
Um dann nicht zu verirren im weit durch« 

wandelten Felde j 
Wählen Re Ninus Grab zur Tereinigung: wo* 

fie im S<;hatten 55 



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»HS M.1NY AS ^üCUTEft. £07 

Berge der Baum; denn ein Baum voll fchnee- 

•weiüs hangendes Obfies 
Stand an deni kühligen Quell, ein hochge- 

wipfelter Maulbeer. 
Beiden gef^Uts; und der Tag, zu langlam 

ihnen entweichend. 
Sinkt zumGewÜTer hinah, und die Nachrent^ 

fteigt dem GewälTer. 
liRig Ichleicht durch das Dunkel aus leife 

gedreheter Angel ^ • Co 

Thisbe hinaus, unbemerkt von den Ihrigen; 

und zu dem Hiigel 
Konunt üe^ das Antliz verhüllt^ und Iizt 

am etkohrenen Baume* 
Kühnheit gab ihr die liebe. Da kommt, 

o Hebe, von frifchem 
orde der Rinder gefchwärzt am fchaumendep 

Bachen die Löwin j 
Um zu läfchen den Dürft in der Flut des be- 
nachbarten Quelles. 6^ 
Als lie der Mondfchein ferne der Babylonerin 

Thisbe 
Zeigete, flieht lie mit ängftlichem Fufs in di^ 

duftere Bergkluft; 



m 



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£0Ö DES MIirlTAS TÖCHTKIU 

Aber im Fliehn entfällt ihr die gleitende 

Hülle vom Rücken, 
Jezo bezähmte den Durfi: mit vielem WalTer 

die Löwin; 
Dann in den Wald heimkehrend, erblickte üe 

ohne die Jung^au 70 

DorC ihr feines Gewand , und zerfezt* es mit 

blutigem Maule. 
Später entwandelt der Stadt nun Fytamus'; 

fchaut in dem tiefen 
Staube die deutliche Spur des Gewilds, imd, 

erblalTend im Antliz, 
Starret er. Aber fobald er den Schleier auch 

findet voll Blutes: 
Eine Nacht denn foU zwei Liebende tödten! 

beginnt er, 75 

War doch jene von beiden die würdigfie län^ 

geres Lebens! 
Schuldig i& meine Seel'^ Idh bin, Elende, 

dein Mörder; 
Da ich ih grauliche Wülten heraus difch lockte 

bei Nachtzeit, 
üüd hicJht zuerst ankam! O zerircilst.mit den 

Zähnen den Leib mir, 



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DES MINYAS TQCIITER. £00 

Und mein frevelndes Herz verfchlingt in den 
"wütenden Kacben, qo 

Ihr, in jenem Geklipp herbergende Löwen 
der Wildnis! 

Doch feig* üb, nur wünfchen den Tod! — . 
Und die Hiille der Thisbe 

Hebt er, und trägt ße zum Schatten des ab- 
geredeten Baumes. 

Als er mit Thränen genezt das bekannte Ge- 
wirk, und getüITct; 

Jezt denn, lagt er, empfang' auch meines 
Blutes Beftrömung! ß^ 

Und er fehkt den umgürtenden Stahl in dia 
Weiche des Bauches; 

Schnell dann zieht er ihn fterbend hervor auf 
der kochenden Wunde; 

Und wie er lag auf den Rücken geftreckt, 
fpringt röthliches Blut auf: 
. Anders nicht , als wenn mit befchädigtem . 
Bleie die Röhre 

Plazt, und gewaltig empor aus zlf eben der 
öfciung das Waller 90 

Sprüzt im verdünneten Stral, und hoch in 
die Lüfte Heb auffchwingt. 
14 



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.^ 



£10 DES MINYAS TOCUTER. 

Aber die Früchte des Baums, vom Todesblutc 
gefprenget. 

Nehmen die fchwarze Gefialt; und die blut- 
gefeuchtete Wurzel 

Färbt mit purpiunem Dunkel die rin^sher han- 
genden Maulbeern. 
Siehe da kommt, noch änglElich, um nicht 
den Geliebten zu teufchen 95 

Thisbe zurück ; und üe forfcht mit Aug' und 
Herzen den Jüngling, 

Ihm zu erzählen begierig, wie groüer Gefahr 
lie entflohn feL 

Jezt wie den Ort lie erkennt, und des Baums 
T^er änderten Anblick. 

Irrt fie die Farbe der Frucht; und Iie fiüzt, 
ob jener. auch recht fei. 

Weil fie erwägt; fghnell fah fie, wie dort 
die* zuckenden Glieder 100 

^Schlagen den blutigen Grund : und £\e w^andte 
den Fufs , und wie Buxus 

Blafst' ihr gelbes Geßcht , und ^\.^ fchauderte, 
ähnlich der Meerflut, 

Welche fich kräuft, wann oben ein 'wehen- 
des Lüftchen dahinfireift. 



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DES M I N Y A S 1' ü C II T S R, 211 

Aber fobald Iie verweilend ihn folblt erkannte, 

den Liebling; , 
Schlug üe mit tönendem Schlag die unver- 
fchuldeten Arme; , 10/5 

Und lieh zerraufend das Haar, und den Leib 

des Geliebten umarmend, 
Füllte iie ihm mit Thränen die Wund', und 

Thränen zum Blüte 
Mifchte He; dann das Gefleht, das erkaltete, 

deckend mit KülTen: 
Pyramus, rufte iie aus , \relch Unglück nahm 

dich hinweg mir? 
Pyramus, ach antworte! dir ruft, du Trau- 
teiter, Thisbe! 110 
Höre der Deinigen Stimm', und erhebe das 

' liegende Antliz! ^ 
So wie He Thisbe genannt, fo erhebt die Har- 
renden Augen 
Pyramus, jene zu fchaun, und fchlielst ße 
wieder auf ewig. 
Ah iie nunmehr ihr Gewand, und die 
elfenbeinene Scheide 
Sali, von der Klinge getrennt! Unglücklichet, 
rief fic, dich raubte 115 



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2l£ DES MIHTAS TOCHTER« 

Deine Hand und die lieb' I Auch mir ilt 

tapfer zu diefem 
* Einen die Hand» auch mir gieht Kraft zu 

Wunden die Liebe! 
Folg' ich dir Scheidenden nach! und heils' 

ich Arme des Todes 
Grimd und Begleiterin dir! Und hat uns 

• beide der Tod nur 
Ach zu "trennen vermocht, fo vermög' auch 

der Tod nicht zu trennen! 120 
Um dies einzige noch feid flehentlich jezo 

gebeten, 
Unglückfelige beide, du mein, und des Jüng- 

linges Vater: 
Dafs, da entfchloITene LieV, und die lezte 

' Stund' uns vereint hat, 
Ilir in dem felbigen Grab' uns nicht misgönnet 

zu ruhen! 
' Der du, o Baum, mit Zweigen den mitleids- 

"würdigen Leichnam 125 

Jezt dem Einen bedeckit, bald vrirß du ihn 

decken uns beiden! 
Halte die Zeichen des Mords, und in dun- 
kel er Farbe der Trauer 



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i 

DES MINYA8 TÜCIITEA. 213 

Reife dir immer die Frucht, dem gedoppelten 

Blute zum Denkmal! 
, Thisbe fprachs; und unter die Brüll lieh 

fugend die Spize» 
Sank ße hinab auf den Stahl, der noch vom 

Morde gewärmt war. 130 

Aber es rührte die Götter ihr Wunfeh, und 

rührte. die Eltern. 
Denn die Farbe der Frucht ^ wann ganz ßt 

gereifet, iß fchwärzlich; 
Was man dem Feuer enthob, das ruht in der 

f eibigen Urne. 
Alfo erzählt' Arfippe, die Spinnerin. Jezo 

im Krämpeln 
Hub Leukonoe an^ wie der leuchtende Sohn 

Hyperions 135 

Brannt' in Lieb'; und die Schwefter Alcithoe 

fann auf ein Mährlein, 
Während ihr Schifchen durchflog das Gefpinnß 

des ftehenden Aufzugs. 
Flözlich erfchoU ungefehen den feftentwei- 

henden Schweßem, 
Zur dumpfrollenden Trommel, das knmun- 

gehörnete Schallrohr, 



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2l4 DES MIKTAS TOCHTER* 

Uiid das erklingende Erz; liügs dufteten Myrr- 
hen und Safran, 140 

Und kaum glaubliche Thatl es ergrünete jeg- 
licher Wehltuhl, 

Und in des Efeus Laub verhüllte das han- 
gende Tuch ßch. 

Anderes fchwand in Heben ; und was als 
Faden gefpannli war, 

Rankt mit Geringel empor; aus dein Aufzujg 
dränget lieh Weinlaub; 

Und das Purpurgewand leiht Glanz den ge- 
farbetcn Trauben. 145 

Jczo war vergangen der Tag, und es 
rückte die Zeit an, 

Welche man Licht fo wenig als Finfternis 
möchte benennen. 

Sondern Scheide des Tags und der Nacht, ein 
dämmerndes Zweilicht. 

Schleunig erbebte das Haus, und es fchien, 
wie vrenn harzige Fackeln 

Loderten, und die Gemächer in röthlicher 
Glut lieh erhellten; 150 

Und von des gräfslichen Wildes Erfcheinun- 
gen fchoUs wie Geheul auf. 



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DES MINYAS TÖCHTER. £1^ 

Rings in der dampfenden Wohnimg verbargen 

fich eilig die Schwefiern, 
Jed' am befonderen Orte die Glut und di« 

Helle vermeidend. 
Wahrend He Winkel erfpähn, da umläuft die 

. verkleinerten Glieder 
Dünne Haut, und bedeckt mit zarter Schwinge 

die Aermlein. 1/55 

Auch nicht einmal, wie ihnen die vorige 

Bildung dahinfchwand, 
liefs ße-das Dunkel erkennen.' Es hob nicht 

jene Gefieder ; 
Dennoch trugen fie ßch auf matt durchfohei«- 

nehden Flugein. 
Rede verlachen ße jezt; und der feineße 

!Laut für den Äörper 
Schwirret hervor; und ße übdn mit zirpen- 
der Stimme die Klagen. 1^0 
Häufer bewohnen ße gern, nidit .Waldungen ; 

immer noch liohtfcheu 
Schwärmen ße gegen die Nacht als Fleder* 

mäuf* in der Dämmrung. 



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21Ü 



XXL \ 

L E ü K O T HO E, 



öol bemerkte zuerft, wenn der Ruf nicht 
teufchet, der Venus 

Iloimliohe Liisbe mit Mars ; denn züer& be- 
merket er alles. 

Und ihn fchmisrzte die That; und der Juno 
Sohne 9 dem. Ehmann, 

Sagt' er der Giattin Vergöhn, und den Ort 
des Vergehns, Doch jenem 

Sank die Beßnnung zugleich, und das Schmie^ 
degeräth aus der Rechten. 5 

Schleunig fchaft er aus Erz Geh dünngezogene 
Kettlein; ' 

Und feinmafghige Neze, die faß den Augen 
cntfchwinden, 



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Feilet er äiis: nidit drehet die Spinnerin 
zartere Fäden; 

Nicht init fo duftiger Web' umTpannt die Bal- 
ken Arachne. 

Auch dafs, eben berührt, fie den Jeileüea 
Regungen foigen, lo 

Macht er, und Hellet gefchickt ße rings uni 
das Bette verbreitend. 

Jezo fobald Ein Lager das Weib i^id den 
Buhler gefeilet. 

Siehe* durch Kunft des Genjahls, und neu 
erfundene Bande, 

Werden im Augenblick der Umannungen beide 
verhstftet 

Und der Lenmier, öfuend die elfenbeinenem 
Flügel, 15 

Ladet die Götter heran, Sie ruhn mit einan- 
der gefeflelt 

Läiterlich, Doch wünfcht mancher der nicht 
• fchwermütigen Götter, 

Läilerlich alXb zm £ein. Die Oberen lachten ; 
und lange 

Blieb dies allen undier das bekann teüe Mähr- 
chen im Himmel. 



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aiß L E U K O i II o r. 

Jezo übt Cytherea der Anzeig' ahndende 

Strafe; . 20 

Und «um V«rgelt ihm/felbfi:, der verborgene 

Liebe gekränket. 
Krankt Ile mit Liebe das' Herz, Was nun, 

. o du Sohn Hyperions, 
Frommt 1 dir domo Geltalt,, und die WSrm*, 

und der ftralende Schimmer? 
Du , da der Lande Bezirk, mit . deiner Ghit 

' du entflammeß,. 

FZammfi in anderer Glik;- und da alles zu 
. fchaiin dir gebühret, 25 

Schaufi: du Leukothoe nur, und £enk& auf 

die einzige Jungfrau 
Deinen der Welt entzogenen Blick. Bald 

fteigft du des Morgens 
Früher am Himmel empor, bald tauchlt du 

fpäter des, Abends. 
Winterltunden verlangt du imi unerrättlichcn 

Anfchaun. 
Finfternis dulddß: du oft, da das Licht den 
. Fehler des Geifies 30 

Annimmt; und du erfohreckit der Sterblichen 
Herzen mit Dunkel. 



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lifiUKOTIIOE. ßlO 

Nicht, weil etwa der Mond, dem Erdkreis 

näher, dich hemmet, 
Schwindet in frlalTe dein Gtanz; es entfärbt 

dich aJfo die Ziehe. 
Jen* eriöhrlt du, allein; nicht Klymene für- 

der, und Rhodos, 
Nicht die reifende Perfe, der Qrce Mutter, 

heherl'cht dich, ^^ 

Klytie nicht, die, wie fehr a.uch verfchmäht, 

nach deiner Umarmung 
Trachtete, Selhlt ja trugft du nunmehr im 

Herzen die Wunde; 
Und Leukotho.e tilgte £o vieler Frauen Ge- 
dächtnis: 
Welche die Schönfie vordem des hallambaueni' 

den Volkes . 
Ihrem Gatten gehahr, JEurynome; und dß. 

iie aufwuchs, 40 

Wie vor allen die Mutter, fo, ragt vor der 

; Mutter die Tochter. 

Orchamus liiefs ihr Vater, der Achämenier 

König, 
Welcher der ßehente fprofste vom Stamm des 

altenden Belus. 



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£20 I* E U K O T II O £* 

Unter dem wefilichen Pol hat Sol die Weide 

der Roffe. 
Statt des Gräfes ernährt üe Amhroda, welche 

die Glieder, 4/5 

Matt vom Dienfte des Tages, erquickt, und 

kräftigt zur Arbeit. 
Wahrend die ftampfenden dort ßch himmlifche 

Nahrungen rupfen, 
Und rings waltet die Nacht; g^ht liebend 

der Gott in die Kammern, 
Eingehüllt in der Mütter Eurynome Bildung, 

und liehet 
Unter den zwölf Hausmädchen JLeukothoe 

neben dem Lichte 50 

Ebenes Garn ausziehen an imigedreheter Spin* 

del. 
Wie fie nunmehr, als Mutter, ihr Töchter- 
chen zärtlich -gekiiflet: . 
Heimlich ift unfer Gefchäft; entfernt euch, 

fagt lie, ihr Madchen; 
und nicht ftört die Mutter, ein Wort im 

Vertrauen zu reden! 
Alles gehorcht; und fobald das Gemach 

dem Gotte geräumt war: fj^ 



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L£UIvOTIIO£« £21 

Ich bin, fprach 6r, der Gott, der die Bahn 

des Jahres durchwandelt; 
Alles feil' ich, und gebe dem Erdkreis alles 

zu leben, 
Ich das Auge der Welt. Du gefällit mir, < 

glaub' es. Sie zaget; 
Und vor Schrecken entßnkt aus der Hand ihr, 

Wocken und Spindel. 
Schön war lelber die Angfi; und der Gott, 

nicht länger verweilend, 60 
Kehrte zurük in die wahre Geltalt, und den 

eigenen Schimmer. 
Aber die Jungfrau ward, wie gefchreckt von 

dem plözlichen Anblick, 
Doch von dem Schimmer beßegt, und iträubte 

fleh nicht der Umarmung. 
Eiferfucht entflammte die Klytie ; denn 

ungemäfsigt 
Liebete Sol; und Rache der Nebenbuhlerin 

Ichwörend, 6ß 

Rügt Iie des Gottes Befuch, bis die fchlei- 

chende Sage den Vater 
Warnete. Jezo voll Wut und unbarmherzig, 

wie flehend 



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£2ft L£UKOTHO£ 

Jene zum Lichte des Sol auch die Arm* aus- 
i fircckt', und: Da Üt er, 

Der mit Gewalt mich bezwang! ausrief, ver- 
grub er Ile graufam 

Unter die Erd*, und häufte gebügelten Sand 
zur Bedeckung. 70 

Diefen zerfireut mit Stralen der Sohn Hype- 
rions , und öfnet 

Ausgang dir, zu erheben das eingegrabene 
Antliz. 

Aber du konnteA nicht metr dein Haupt auf- 
richten, o Nymfe, 

Welk von der lafienden Erd', und du lagft 
ein erblichener JLeichnam. 

Niemals Iah, wie man glaubt, der geflügel- 
ten Rolfe Beherfcher, 75 

Seit des Fhaethons Brande, fo herzzerfchnei- 
denden Anb^ck. 

Ach mit ftralender Glut die erkalteten Glieder 
bcfcheinepd. 

Strebt er, zurück, wenns möglich, die JLe- 
benswärme zu rufen. 

Aber die weil das Gelchick' ihm i^ehrt ein fo 
kühnes Verlangen, 



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LEÜKOTUOJE. ß2j 

Sprengt er den Leib und den Ort mit bal- 

farmduftendem Nektar; ßo 

Und da er vielfes geklagt: Doch ßeige mir, 

fprach er, zum Aether! 
Plözlich zerflofs, durchdrungen vom himmli» 

fchen Nektar , der Leib ihr 
Aufgelölt , und tränkte mit Wohlgerüchen 

das Erdreich. 
Bald nun wurzelte leil' , und drang , die 

Staude des Weihrauchs, 
Durch die Schollen empor, und hrach mit 

dem Sprofle den Hügel. ß^ 
Aber der Klytie jezt, wie fehr die Liebe. 
/ den Schmerz auch, 

Und wie lehr den Verrath ihr Schmerz ent- 

fchuldigen konnte, 
Nahete nimmer der Gott, und entzog ihr 

Lieb* und Umarmung. 
Seitdem fchwand üe dahin vor ünnlos fiar- 

render Sehnfucht: 
Nacht und Tag, von den Nymfen getrennt, 

in d^r Freie des Himmels, 90 
Safs ße auf nackendem Grund', ungefchmiickt 

die hethaueten Haare. 



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Ä24 JLEUKOTHOE. 

Neimmal ktei&e das Liciiti und Trank und 
Speife verfchmähend, 

Najun die Faßende nichts als Thau und Tlirä- 
nen zum Labial. 

Nie auch wich fie vom Ort, und allein des 
wandelnden Gottes 

Antliz Ichaute fie an, ihr Ge£cht umwen^ 
dend nach jenem. 95 

Endlich hafteten feft, wie man üagt, am Bo> 
deii die Glieder, 

Theils von fahler BlälTe verfärbt zu erbliche- 
nem Kraute, 

Theils erröthend wie Gold; und gleich der 
gelben Viole 

Krdnt ihr die Blume das Haupt: obgleich an 
der Wurzel befeftigt. 

Dreht He nach Sol lieh herum, und behält 
auch verwandelt die Liebe. 100 



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225 



xxu. 

INO UND ATHAMAS. 



JLLings war jezo in Thebe ' dui'ch Wun* 

derzeicheit verherlicht 
Bacchus Gewalt; und die Bafe des neuen 

Gottes erzählet 
Allen fein mächtiges Thun; und allein war 

unter den Schwefiern. 
rrheillos Ino des Leids, nur fchwefierlich 

fühlte iie Mitleid. 
Hoch erhüben den Mut ihr die Söhn', und 

des Athamas Lager, 5 

Und der erzogene Gott. Satumia fah, und 

ertrugs nicht. 
AlTo vermochte denn, fprach iie, der Buh» 

lerin heimlicher Baftard, 

15 



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2fi6,. ' INO UVD ATHAMAf. 

Dafs er entmenfcht in die Woge Mäoniens 

SchiflFer verfenkte? 
Dafs er der eigenen Mutter den Sohn zu zer- 

fleifchen dahingab? 
Dafs er die drei Minyaden verfchuf in gefit- 

tigte Vögel ? lo 

Nichts foU Juno vermögen, als ftill zu be- 
weinen den Kummer? 
Das, das wäre genug? Drauf fchränkte £ch 

unfre Gewalt ein? 
Handeln lehrt et mich felbft! Man darf auch 

vom Feinde belehrt fein! 
Und was die Wut auswirke, das hat durch 

Fenlheus Ermordung 
Mehr denn zu viel er gezeigt ! Warum nicht 

geht mir gefiachelt 15 

Ino mit eigener Wut auf der Beifpielbahn der 

Verwandten ? 
Ein ahTchüfdger Pfad, vom traurigen Taxus 

lundänunert. 
Führt durch fchweigende Stille zur unterir- 

difchen Wohnung. 
Nebel dampft unthätig die Stpu. Abfchei- 

dende Seelen 



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IIVO VNX> ATIIAMA8. fift^ 

Steigen dort in die TiefS «nd beftatteter 

Todten Gebilde. 20 

Bläff' und Winter beberfchen den wußigen 

Ort; und der Geifter 
Neulinge fcbwärmen umher, unkundig des 

Wegs, der lie führe 
Nach der Aygifchen Stadt, und der Burg des 

dufteren Pluto. 
Taufend der Eingang* hat, und ringsiun offene 

Thore, 
Jene geräumige Stadt. Wie ins Meer die 

Ströme der Länder, 25 

Alfo ffrömen dahin die Gefforbenen alle; der 

Aaiun iff 
Nie dem Volke zu eng,* nie fühlt er den , 

fchwärmenden Zuwachs. 
Blutlos irren die Schatten, von Fleifch eht« 

blöüst und Gebeinen. 
Manche befuchen den Markt, und manche 

die Burg des Beherfchers; 
Theils auch üben fie Kunft; Nachahmungen 

voriges Lebens. 30 

Dorthin duldet zu gehn, die hinmalifchen 

Saale verlaffend, 



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228 IV O UKI> ATHAMAS. 

(So lag Hals ihr am Herzen und Zorn!^ di« 
faturnifclie Juno. ^ 

Als lie nunmehr eintrat, und gedruckt von 
dem heiligen Leibe 

Seufzte die Schwelle des Thoris; da erhub 
drei gräfsliche Häupter 

Cerberus, und dreifaches Gebell fchoU. Jene 
berufet 35 

Stracks das unfühnbare Grauen der nachtge- 
bohrenen Schwerem. 

Vor dem Öemantenen Thore des feft verfchlof- 
fenen Kerkers 

Salsen He, dunkele Schlangen herab aus dem 
Haare lieh kämmend. 

Aber fobald fie die Göttin im fingeren Schat- 
ten, erkannten, v 

Standen die Furien auf. Man nennt ihn den 
Ort der Verdammnis. 4® 

Tityos bot zu zerfleifchen das innerße Leben, 
indem neun 

Hufen entlang er den Leib ausdehnete. Tan- 
tal us hafchet 

Ewig die Wafler umfonlt; es entflieht die 
umhängende Bamnfrucht. 



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IWO UND ATHAMA8. £29 

Bald rennt Sifyfiis nach, bald drängt er den 

Fels zu dem Abfiurz, 
Kafch wird Ldpn gedreht, upd lieh felbft 

verfolgt er, und flieht er. 45 
Und, die tückifchen Mord den eigenen Vet- 
tern bereitet, 
Schöpfen verrinnende Flut raitlos, die beli- 

fchen Jungfraun. 
Aber nachdem ße alle Satumia dülteres 
' Auges, 

Und vor allen Ixion, betrachtete; kehrt fie 

den Anblick 
Wieder dem Sifyfus zu: Warum foll der ,von 

d^n Brüdern, 50 

Ruffc He , unendliche Strafß beftehn , vreil 

Athamas machtvoll 
Wohnt in denxftolzen Palaft: der famt der 

Genofßn mich immer 
liäiterte? — Und lie erzählt, was den Hals 

imd die Reife verurfacht. 
Und den -erfehneten Wunfeh , dafs die Burg 

des herfchenden Kadmus 
Sank', und die gtaufe^ Gefchwifter denAtha* 
,mas zögen zur Unthat. 55 



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250 II^O UND ATHAMA8« 

Machtgebot und Verheifsung und Flehn mit 

einander vennifchend, , 

Regt ße die Göttinneil auf. Da Saturnia fol« 

ches geredet, 
Schüttelt Tilifonewiid ihr graues verworrenes 

Halupthaar, 
Und die umringelnden Schlangen zurück vom 

Gefichte ßch werfend: 
Keines weges bedarfs umfch weifender Worte, 

beginnt fie; 60 

Achte gefchehn, was du inuner gebeutfi; und 

erhebe dich, Göttin, 
Aus unfreundlicher Oede zur Luft des hefte- 
ten Himmels. 
Froh kehrt Juno zurück ; und bevor in 

den Himmel lie eingeht, 
Sprengt die thaumantifche Irisf der Reinigung 

thauende Tropfen. 
Aber Tififone raf t die mit Blut gefeuchtete 

Fackel Ö5 

Ungeftüm ; und den Mantel , von triefendem 

Morde geröthet, 
Lieget iie an, und gürtet dan Leib mit ge- 
i wundener Schlange ; 



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IVO UKD ATHAMAS. 651 

Und fie entfturmet dem Haufe. t)er gehenden 

folget der Gram nach, 
Angft und Schrecken zugleich, und die Wut 

mit kiampfigem Antliz. 
Als ße die Schwelle hetrat, da erzitterten, 

lagt man, die Pfofion 70 

Aeolus Sohn*; es erblaXsten die Doppelfiügel 

von Ahorn. 
Sol auch -wandte den Lauf. Gefchreckt durch 

die Zeichen erhub lieh 
Athamas und die GenoHin; £e wollten ent^ 

fiiehn aus der Wohnung. 
Aber es droht fcheufelig und hemmt die Erin* 

nys den Ausgang. 
Schrecklich die Arm* ausbreitend, von Nat- 
. temknoten lunringelt, fj^ 

Schüttelte jene das Haar; und es fcholl das 

bewegte Gefchlängel. 
Theils auf die Schulter gerollt, und thoils um 

' die Schläfen lieh windend, 

Zifchen lie her, imd fpeien ihr Gift, die 

"züngelnden Schlangen. 
Jezt aus der Mitte des Haars zwei Ungi^heuer 

lieh raufend, 



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23^^^ IV O UND ATUAMAS. 

FaCst der Verderberin Hand r und fdiwingt 

, lle entgegen. Doch jene, (Jo 

Yorn der Ino Gewand und desAthamas beidd. 

durchirrend, .* 
Athmen fie ftrenges Gedüfts Anhauob. Nicht 

Wunden den'. Gliedern 
Geben üe ; aber der Geift empfindet ^e gräls*. 

liehen BilTe. 
Ferner brachte £e mit ded lauterften Giftes 

^ Erfindung: 
Schaiun aus Cerberus Maul , und frelTenden 

Schleim der Echidna; Q5 

Unfiät irrenden Wahn , und Verlegenheit 

. dumpfer Betäubung, 
Fjrevel zugleich , und Thräi^en , imd Grimm^ 

und Begierde dßs Mordes: 
Alles, zulammen gemengt, mit.frifch vergof- 

fenem Blute, 
Ilatt' in Erz fie gekocht, und gequirlt mit 

dem Schafte des, Schierlings, 
ühd weil zagend fie fiehn, da gieist fie die 

Beize des Rafens 90 

Bjeiden hinab in die Bruft, und regt das in- 

nerfie Herz auf. 



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IKO UHD ATHAMA8« £35 

Dazin in den felbigen Kreis mehrmal umwir- 
belnd die Fackel, 
Schürt fic heftiger noct die erregete Flamm« 

mit Flammen. 
Si^reifch nim, des Gebots Vollenderin, kehrt 

He zum öden . 
Reiche ded mächtigen Dis , tind löft ' die um<^ 

gürtende Schlange. 95 

Siehe ;d.esAeolus Sohn Ichreit inutvoU mitten 

im Vorhof: 
Auf, ihr GenolTen , 10! hier fpannet die 

Nez' in den Wäldern! 
£benl erblickt* ich alhier mit ZwiUingsjungen 

die Löwin ! 
Sinnlos dann, wie des Wildes, Verfolgt er 

die Spur der Gemahlin; 
Und aus dem Bufen der Mutter den lächeln* 

den kleinen Liearchus, ipo 

Da er die Händchen ihm Areckt, fcntraft er, 

und hoch, wie die Schleuder, 
Dreht er- ihn dreimal herum , liiid ' am fiar* 

renden Felfen zermalmt er 
Grimmig des Knaben Gebein. Etft fezt i^rd 

erreget die Mutter ; 



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ß«4 IV O UND ATMAMAS» 

Ob dies wirkte der Schmerz, ob die Kraft, 

des verbreiteten Giftes: 
Jjautauf beult He, und rennt wahnfinnig mit 

fliegenden Haaren. 105 

Dich ihr Kind, Melicertes , in nackenden 

Armen, ertönt iie: 
Evoe , Bacchus , 10 ! Es lacht bei dem Na« 

men des Bacchus 
Juno, und: Solchen Gewinn verleihe dir, 

ruft Iie, der Zögling! 
Vorwärts ragt in das Meer ein Geklipp, das 

unten gehölt wird 
' Von anfchlagender Flut , wie ein Dach vor 

dem Regen ße fchirmend; 110 
Oben erftreckts rauhzackig die Stirn in die 

offene Woge. 
Dielen erklomm wahnlinnig (der Wahnfinn 

kräftigte) Ino; 
Und in die wallende Tief, ungehcmint von 

Bangigkeit, Äürzt Iie 
Seibit lieh* hinab und die Laß; weifs fchäumt 

die gefchlagene Flut auf. 
Venus , im Herzen gerührt vcm der Enke- 
lin leidender Unfchuld, 115 



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INO UND ATHAMA8. 235 

Schmeichelte jezo dem Ohm : Obwaltender 

Gott der GewälTer, 
Welcher zunächfi: dem Himmel Gewalt aus- 
übet, Neptunus ! 
Grolses begehr' ich fiirwahr; doch blick' auf 

die Meinet! erbarmend, 
Die des ionifchen Sunds endlofes Gewog' um* 

herwirft ! 
Lals dir Götter fie fein! Ich felbü: bin dem 

Meere nicht unlieb; lao 

Wenn ja in heiliger IteF ich einft aus gerin- 

' nendem Meerfchauto 
Aufwuchs, und Afrodite daher mich nennet 

der Grajer! 
Huldreich winkt Neptunus der bittenden« 
' Alles entnimt er 
Jenen, was ßetblich war, und ertheilt ehr<* 

würdige Hoheit 
Ihrer Geftalt; und den Namen zugleich mit 

der Bildtmg erneuend, 125 

Nennt er die Mutter des Gottes Leukothea, 

fenen Falomon. 



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25^' 



XXÜI. 



P E R S E U S. 



X ragend die ruchtbare Beute. des nAtter« 

lodugen Scheulkls, 
Flog duTck Dünne der Luft mit raufchenden 

Fittigen Ferfeus. 
Ueber did libylchen Sande. Da ßegreich jener 

fxch fortfchwang, 
TröpBelten blutige Tropfen vom Haupt der 

Gorgo MeduTa, 
Welcbe die Erd' aufnebmend in mancberlei 

Schlangen befeelte: 5 

Datum wimmelt das Land von der Brut feind- 

feHger Würmer. 
Durch Unermefsliches dann, in dem Sturm 

mishelliger Winde, 



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P S R S E U 8. 237 

Hierhin nun,- nun dort, wie Gewölk voll 

fchwellendes Regens, 
Schwebet er; und tief unten entfernt aus der 

Höhe des Acthers 
Schaut er die liegenden Land*, und ganz um* 

fliegt er den Erdkreis. 10 

]3reiinal den klauigen Krebs, und die froßi- 

gen Bärinnen fah er; 
Oft zu dem Niedergang, oft ward er enttra* 

gen zum Aufgang. 
Jezt am Unkenden Tage beforgt, lieh der 

Nacht zu vertrauen, 
Stand er, wo Atlas gebot, im Bezirk des 

hefperifchen Landes, 
Wenige Frül £ch nehmend zur Kuh, bis die 

Gluten Auroras 15 

Lucifer rufe hervor, und Aurora die tagende 

Sonne. 
Dort, vor den Sterblichen allen mit Bie- 

Xenwuchfe fich hebend. 
War der gewaltige Sohn des lapetus. Unter 

dem König 
War das äuüserlte Land, und das Meer, das 

imter der Sonne 



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ß38 



P £ R S B V S. 



Keichenden Rollen Hcli- fireckt, die ermüde- 
ten Axen empfahend. 20 

Taufend Heerden der SchaP und des Horn- 
viehs irreten jenem 

Durch die Gefild'; luid kein Anwohnender 
drängte die Gegend. 

LAubige^ Sproflen des Baums, von blinken- 
dem Golde geröthet, 

Stielten um goldene Aefie, die Frucht aus 
.. Golde belchattend. 
G&flfreund, redete Ferfeus ihn an, wenn 
Ehre dich rühret 25 

Eines erhabnen Gefcblechts ; von Jupiter 
flammt das Gelchlecht mir. 

Wenn du der Thaten Bewunderer büt; fo be- 
wundre die meinen. 

Pflege begehr* ich und Ruh. — Doch Atlas 
dachte des alten 

Götterfpruchs, den ihm einft die pama/Hche 
Themis geweiilagt: 

Kommen wird, Atlas, die Zeit, da beraubt 
des wachfenden Goldes 50 

Steht dein Bauiii, und ein Sohn des Jupiter 
prangt mit der Beute. 



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PSA SS US. 259 

iDeflien befolgt, hatt* Atlas mit fichet^en Mau^ 

ren den, Oblthain 
Peft umlchirmt, und die Hut dem gewalti* 

gen Drachen vertrauet; 
Und er verbot imgaftlich den FremdUngen 

allen den Zugang. 
Hebe dich fort! v rief jener: dafs nicht die 

,£hre der Thaten, 35 

Welche. du lügf^, dir entfernt, nicht Jupiter 

felbft dir entfernt fei! 
Drohungen mifcht er Gewalt, und verfucht 

aus der Pforte zu treiben 
Ihn, der weilt, und ÜEinfte zu tapferen Wor« 

ten gefellet. 
Aber an Kraft ihm weichend (denn wer 

wohl gliche dem Atlas 
Je an Kraft?), Nun weil dir fo weniges un« 

fere Lieb* üt, 40 

Saget er, nim ein Gefchenk! tmd er zeiget 

ihm, links von der Seite, 
Selber zurück lieh wendend, das wuftige 

Haupt der Meduia. 
GröDs wie er war, ward Atlas einBetg. Sein 

Bart und das Haupthaar 



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£AO y £ R S E U S* 

Wallen in Wälder dabin ; Felshöhn find Schul- 
tern und Hände; 

Was fonft Scheitel ihm war, iß oberfter Gi- 
pfel des Berges; 45 

Knochen erfiarren eu Stein; an jeglichem 
Theile vergrölsert, 

WächÄ er ins Ungeheure, (fo wolltet ihr, 
Götter!) und ganz nun 

Ruht mit allen Ge^rnen auf feinem Haupte 
der Himmel. 
Aeolus hatte die Wind* im ewigen Kerker 
gebändigt 

Und, ein Ermahner zum Fleifs, erfchien am 
Gewölbe des Himmels 50 

Lucifer, ftralend von Licht. Jezt heftet fich 
jener die Flügel 

Wieder an jeglichen FuCs, und fchnallt die 
gebogene Wehr lun; 

Dann durch lautere Lüfte bewegt er gefittigte 
Ferfen. 
Völker, unendlich an Zahl, dielTeits ver- 
lailend und jenfeits. 

Schauet er Cefeus Reich, die Aethiopenge- 
fchlechter. 55 



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P E R S E U S. 



241 



Dort war jezt unfchuldig Andromeda, Strafe 

zu dulden 
Für die Zunge der Mutter, vom graufamen 

Ammon verurtheilt. 
Als an dem harten Gefiein ße zurück mit 

den Armen gefeflelt 
S$h der abantilbhe Held ; wenn nicht in den 

Haaren ein Lüftchen 
Spielete, nicht die Augen von zitternden 

Thränen ihr flöITen, 
Hätt^ et ein marmornes Bild ße gewähnt ! Un- 

wilTend entbrennt er, 
Staunet fie an, und, verloren im Reiz det 

betrachteten Bildung, 
Denket er kaum zu fchwingen in tragender 

Luft das Gefieder. 
So wie er ftand: O, fprach er, nicht fol- 

cherlei Ketten verdienft du. 
Sondern womit ßch einander entflammete Lie- 
bende felTeln! 65 
Oefhe dem fragenden doch den Namen des 

Lands und den deinen; 
Auch warum du in Banden erfcheinft! — ErÜ 

fchweigt ße, und wagt nicht 
16 



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2A2. P E R S E U a. 

Anzureden den Mann , die Jungfrau. Gerne 

das Antliz 
Deckte Sie fcheu mit den Händen, wenn nicht 

gebunden lie wäre; 
Was lie vermag , die Augen erfüllt lie mit 

quellender Wdimut. 70 

Dringend cnieut er die Frag'; und, damit 

nicht eigne Verbrechen 
Sie zu verheimlichen fcheine , den Namen des 

Lands und den ihren, 
Und wie hoch fich die Mutler vermaß im 

StoUe der Schönheit, 
Meldet fie^ Aber noch nicht war »alles ver- 
kündiget ; plözlich 
Raufchte die Flut , und es kam aus unendli- 

fchen Wogen ein Unthier, '^^ 
Kagend das Haupt, breit unter der Bruft die 

Gewäfler bedeckend. 
Laut auf fehreit die gebundne: der Vater in 

Gram, und wie ßnnlos 
Eilt die Mutter daher, beid' elend, fchul- 

diger jene. 
Aber Errettung nicht , nur wohlverdienete 

.Thränen,; . 



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p E ti s £ u s; 



243 



Jaihmer nur bringen fle mit, uiid fchmiegeii 
fioh fefi um die Tochter. Qo 
. Jezo begann der Fremdling:, Zu Thränen 
ili: immer hinfort noch 

Zeit euch, genug ; doch zur Rettung ilt \ve^ 
nige Frlfi: uns vergönnet! 

Würb' ich Perfeus um diefe, von Jupitet 
flammend, und jener, 

Welcher der Gott im Verfchlofs mit befruch- 
tendem Golde gfenahet. 

Ich der tunfchlängelteu Gorgo Eroberer Per- 
feus, der herzhaft 05 

Durch die ätherifchcn Hohn .mit gefchwün- 

' .. getien Flügeln einherging; 

Allen ]ä trät^ ich zuvor als Eidam. Solcherlei 
Ausfteut 

Durch ein Verdienit zu erhöhn , willÄhrea 
mir Himmlifche, tracht' ich. 

Mir zu eigen gelobt ile, v^ofetn mein Arm 
iie errettet. 
Gern empfahn die Bedingung (wer zwei- . 
feite jezo?) und flehend 90 

Bieteti He noch ihr Reich zur Brantausfteüer, 
die Eltern. 



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244 



F £ R S £ U S. 



Siehe 9 wie fchnell anraufchend ein Schif mit 

rpizigem Schnabel 
Spaltet die Flut, wann in Schweifis die Arme 

der Junglinge rudern: 
Alfo fchofs mit der Bruft durch getrennete 

Wogen das Scheufal, 
Nicht mehr weiter vom Fellen entfernt, tils 

mächtig die Luft durch 95 

Fliegt das gewirbelte Blei aus der baleariTchen 

Schleuder. 
Flözlich erhebt lieh der Held, der das Land 

mit deii Füfsen zuruckfiöfst. 
Hoch zu den Wolken empor. Doch föbald 

auf dem Meere das Unthier 
' Sah den Schatten des Manns , fo wütet tt 

gegen den Schatten. 
Wie wenn Jupiters Vogel , fobald er im freien 

Gefilde 100 

Sah an der Sonne gefireckt mit bläulichem 

Rücken den Drachen, 
Rafch d«n gewendeten &Ist; und damit er 

das gräfsliche Haupt nicht 
Drehe, dem fchuppigen Half eindrängt die 

begierigen Krallen: 



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P £ A S £ U S« £45 

So in befcUennigtem Flug, vorwärts durch 

die Leere fich fohwingend, 
Drängt' er den Rücken des Triers , der inachi- 

lebe Kämpfer, und tauchte 105 
Rechts in des fchnaubenden Bug bis zum 

knmmien Hefte das Eifen. 
Schwer von der Wunde verlezt, erhebt es 

fich bald in die Lüfte 
Hocbanf; bald fährts unter die Flut; bald 

drehts wie ein Eber 
Wild fich herum, den der Hunde Gewühl 

lunfcheucht mit Gebelfer, 
Doch, wie begierig es fchnappt, er entflieht 

auf hurtigen Flügeln. 110 

Rings dann, jezt ihm den Rücken, umfiarrt 

von gefchildeten Mufcheln, 
Jezt die Rippen der Seit' , und jezt, wo der 

Schwanz fich verdünnend 
Endet zum Fifch, zerfezt er mit fichelförmi- 

gem Säbel. 
Aber das Unthier fpeit mit purpurnem Blute 

vermifchte 
Ström' empor; und es triefet befchwert von 

Befprizimg die Flügel. 115 



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2^6 P E R S E U Sf 

Perfeus wagt nicht langer der fcMürfenden 

Ferfenhefiedrung 
Sich zu yertraun; er erblickte den Fels, defs 

oherfter Gipfel . 

Ragt aus der ftehenden Flut, vom wallenden 

Meere bedeckt wird. 
Dort geltemmt, mit der Linken die vorder- 

ften Zacken umfallend, 
Dränget er drei viermal in die Weichen des 

Bauchs ihm das Eifen. 120 

Jubel erfchallt und Klatf eben vom Strande 

des Meers zu der Götter 
Himmlifchen Wohnungen auf; Jfie ireun üch, 

und griifsen den Eidam, 
Danken den Schuz des Haufes, und preifen 

ihn Retter imd Heiland, 
Cefeus der Vater zugleich und Kaffiope. Frei 

nun der Feflel, 
Wandelt die Jungfrau her, ürfach' und Be- 
lohnung der Arbeit. 125 
Selhft nun fpület der Held die liegenden 

Iländ^ in der Woge. 
Aber damit er nicht fchade dem Sohl^ngenhäupt 

ki dem Meerkies, 



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P. £ H $ £ V S. Ö47 

Lockert er Ijaub auf die Erd% und im Ab- 
grund wachfende Reifer 
Streut er, und leget darauf das Geßcht der 

Forkide Medufa. 
Siehe das RQi3 7 noch frifch, und mit faur 
gendem Marke belebet, 130 
Rafte des Scheufals Kraft, und erhärtete von 

der Berührung; 
Aefte zugleich und Blätter iimzog fremdartige' 

Starrheit. 
Staunend nahn die Nymfen des Meers, und 

verfuchen das Wunder 
Nach an mehrerem Reis, und freuen Iiph 

gleiches Erfolges, 
tarnen davpn ernenn fie, umher durch die 
Wogen ihn ftreuend. 135^ 

lad auch jezt ift gleiche Natur dei^ Korallen 

geblieben : 
Das von berührender Luft iie Hart' anneh- 
men, und, ."was erlt 
Schi^idig am Meergrund wuchs, gleich über 
dem Meer fich verÄeinert. 
Jet drei Göttern erhebt^ drei Rafenaltäre 
der Sieger:^ 



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24Ö 



P £ R S £ U S. 



Links dem Merkurius einen , und rechts dir, 

kriegrifche Jungfrau; 140 

Mitten iÄ Jupiters Heerd. Es blutet die Kuh 

der Minerva; 
Und dem Gefchwingten das Kalb; und der 

Farr dir, König der Götter. 
Stracks die Andromeda nimt er, der grolsen 

That zur Belohnung, 
Ohn^ ausfteurendes Reich. Ihm fchwingt Hy- 

menäus und Amor 
Bräutlichen Kien; es dampfen von reichlichen 

Düften die Feuer; 145 

liaub und Blume bekränzen das Haus; die 

Gitarr' und die Lyra, 
Auch die Schalmei, und Gefang, glückfeli- 

ger Herzen entzückter 
Ausruf, tönet umher; mit entriegelten Pfo^ 

ten geöfnet, 
Stralen in Gold die Gemächer; es nahn äu 

des Königes köfilich 
Prangendem Hochzeitmahl die cefenifchen ^öl- 

kergebieter. 150 

Als nach vollendetem Schmaus vonf Ge- 

fchenk des edelen Bacch^ 



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P £ A S C U S. 



249 



Allen das Herz auffchwoll ; nach der Art und 

Sitte des Landes 
Fragt dfer Abantier nun. Und lobald dem 

fragenden folches 
Einer der Gälte gelehrt: Wohlan, o tapferer 

Perfeus, 
Redet er, melde mir jezt, durch welcherlei 

Künfie, durch welche 155 
Tugenden, du dir gewannfl dies drachenhaa 

rige Antliz. 
Drauf der Sprofs des Agenor : Es lieg' am 

froftigen Atlas, 
Sagt er, ein Ort, durch Mauren umfchan- 

zender Blöcke gelichert ; 
Wo, in des Thals Eingang, zwo Schwefiern 

gewohnt, die Forkiden, 
Beide des einzelnen Augs theilnehmende ; 

diefes, indem iie 160 

Wechfelten, hab' er geheim, durch leufchenr 

den Trug iie beliftend. 
Mit vorgreifender Hand fich geraubt. Dann 

fem durch entlegnes, 
ünwegfames Geklüft, und von Waldungen 

ftarrende Felfen, 



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250 ? E R S E U S. 

Hab* er den Siz äex Gorgonen erreicht, und 

umher in den Feldern 
Und an den Wegen gefchaut der Menfchen 

Gebilde und der Thiere, 165 
Welche zu Stein aus befeelten der Anblick 

fchuf der Medufa. 
Aber er felbit, an der Linke mit fclireckli- 

chem Schilde gew^apnet, 
Hab' in dem fpiegelnden Erz die Geftalt der 

Medufa gefchauet; 
U»d weil fchwer der Schlummer lie felblt 

und die Schlangen , betäubte, 
Hab' er dem Half entrilTen das Jlaupt; dafs 

mit rittigen fliegend, 170 

Pege^foS| famt dem Bruder, vopi Blut der 

Erzeugerin aufwuchs. 
Auch nicht falfche Gefahren des langen Lau- 
fes erzählt er: 
Welche Sund' und Länder er unter Heb fchaut' 

£^us der Höhe, 
Welche Geltirn' er fogar mit gefchwungenen 

Fifctigen rührte^ 
"VVährw^d dic;s in dem Kreife cefenifcher 

Fürfien erzählet 175 



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F £ R S £ U S» 



251 



Danae's Heldenfphnf da erfüllt des Königes^ 

Sääle 
Dumpf aufbraufender Lärin: und nicht hocht 

zeitliche Feier 
Singt das Tobe G^fchrei, es verl^ündiget to- 

hende Waffen, 
Und aus galtlichem SchmauTe fo fchnell vor- 

hrechexider Aufruhr 
War demMefer zu vergleichen, das wild nach 

ruhiger Stille ißo 

Rafender Winde. Qe^yalt aufftürmt in erhobene 

iPrandung. 
Fineus zuerß, Urheber des unbelbnneneu 

Krieges^ 
Schüttelnd den efchenen Speer mit vorgefpi- 

zetem Erze; 
Schaue mich, fprach er, bereit, die entrif- 

fene Gattin ?^ rächen ! 
Nicht] foU jezt das Gefieder, noch dqin zu 

Golde gefälfchter 185 

Jupiter, mir dich entzi^hnU*^ Er wollt' au§- 

fchwingen; doch Cefeus 
Rief ihm: Was machft du, Bruder? undw^lcb 

ein G^d^nke dejS Wahnßnns 



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252 



7 £ R S £ V S. 



Treibt dir zum Frevel das Herz? So lohneft 
du folcbem Verdienfte? 

Dies dein bräutlich Gefcbenk für unferer 
Tochter Erhaltung? ' 

Welche dir Perfeus nichts wenn du Wahr- 
heit fuchefti genommen; 190 

Nein, nur Nereus Töchter, die zürnenden; 
nur der gehörnte 

Amnion; nur das in Wut annahende Scheu- 
fal des Abgrunds, 

Lechzend mein Kind zu verfchlingen ! Ge- 
raubt dir wurde üe damals. 

Als zum Verderben lie ging! Wofern nicht 
grade du foderA, 

Grauiamer, dals fie verderb", und an unferem 
Kummer dich weideft! 195 

Traun, nicht iß: es genug, dafs man Dir vor 
den Augen Re anfchlofs, 

Und dafs keinerlei Hülfe du Ohm und Bräu- 
tigam brachteft! 

Oben darein, da£s jemand Ile rettete, willfi: 
du betrauren. 

Und ihm entraffen den Preis! Wenn dlefer 
fo grofs dir erfcheinet, 



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r £ a s £ u s« £53 

Warum nicht von dem Feisi wo geheftet er 

war, ihn geholet? 200 

Nun la£s, der ihn geholt^ durch den mein 

Alter nicht öd' ift^ 
Nehmen, was Wort und Veirdienfi ihm iicher* 

te! Denke, dafs dir nicht 
Vorgezogen er fei, vielmehr dein entfchie* 

denen Tode* 
Nichts antwortete jener ; ihn felbft ab^ 

wechfelnd und Perfeus 
Funkelt*' er an, unfchlüfßg, ob den, ob jenen 

er treffe« 205 

' Und nach kurzem Verzug , da fch^aüg er 

die Lanze mit Kraft um, 
Wie tie gewährte der Zorn, und auf /Perfeus 

fchnellt' et den Fehlfchufs. 
Als fie dem Polßer entragt% erft jezo fprang 

von dem Läget 
Perfeus empor; und zurück das Gefchofs ihm 

fendend in Unmut, 
Bräch^ er die feindliche Bruft ] doch hinter 

den Opferaltar floh 210 

H^ineus, imd, ach, unwürdig! es^ barg der 

Altar den Verbrecher! 



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^54 



P JL nS.EUS. 



Aber die Stirn deö Rhötus durcEdrang nicht . 

eitel die Spize. 
Jener lank ; tmd fobald lle den Stahl aus dem 

Schädel gezogen, 
Zappelt fer , roth mit Blut die geftelleten 

Tifche befprengend. 
Jeao .lodert die Mleng* ih tingebändigten 

Zorn auf; 215 

Kingsher fchnellt: man Gefchofs; ja mancher 

Ibhreit, es verdiene 
Cefeos XelbXt imi deir Eidam den Tod. Doch 

gegangen war Cefeus 
Ueber die Schl^eUe des Saals, ahrdfend das 

Recht imd die "Treue, 
Au(:h die gaftlichen Götter, er fei unfchuldig 

dea Aufhihrs. 
Pallas die Krije^gerin naht , und bedeckt 

mit der Aegis den Bruder, 220 
Hauchend ihm Mnt. Dort war ein Indier 

Athis , den weiland 
Ganges Todhter limnate gebahr in kriftallener 

Grotte: i 

Yön vorragender Schöne, die noch fein köft- 

lither Afizug 



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PE^AS £ US. 



^55 



Mehröte; frifcli von Kraft, ein fechzfehh- 
iährig^r Jüngling. 

Tyrifches Kriegsgewand, umringt mit gold- 
ner Verbrämung, 225 

Hüllte den Leib; es -prangt' ein goldnes Ge- 
henk an dem Hälfe, 

Und ein gekrümmetes Band uin da^ inyrrhen^ 
duftende Haupthaar. 

Stets niit gefcliwungenem Spiefs aufch nobh 
£b entferntes zu treffen. 

War ihm kundig die Hand; doch , kundiger, 
Bog^h zu fpahneii. 

Jezt auch bog er bereits die gefchmeidigeii 
Hörner; doch Perfeus, 230 

Büffend den Brand, der rauchend den Heerd 
des Altares bedeckte, 

Schlug, und vervt^üftete ftracks in zerfplit- 
terten Knochen das Antliz. 
Dieferifah, wie in Blut fein holdes Ge- 
iiqht Ör herutnwarf, 

Lykabas nun, der allyrifche Held, fiets 
jenem vereinigt^^ 

Als Gefährt, und Bekenner der ungcHeuchel- 

ten Ldebe; 2^/; - 



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256 P E n S E u s. 

Und da er Athis beweint, der matt von der 

bitteren Wunde 
Jezo den' Geift aushauchte; da nahm er den 

Bogen, den ehmals 
Jener gefpannt, und fagte: Mit mir fei jezo 

der Kampf dir! 
Auch wird nicht gar lange des Jünglinges Tod 

dich erfreuen, 
Der mehr Hafs dir bringet, denn Lob ! -r- 

Noch hatt' er nicht alles 240 
Ausgefagt; da entfprang der durchdringende 

Pfeil von der Senne: 
Jener vermied, doch haftet* er ihm in dem 

faltigen Kleide. 
Gegen ihn wandte die Wehr, erprobt durch 

den Mord der Medula, 
Er des Akrißu^ Sohn» imd fÜefs in die Bruft 

iie. Doch jener, 
Sterbend fchon, da die Augen in Todesdun- 
kel ihm fchwammen, 245 
Schaute nach Athis xunher, und lehnte lieh 

nieder auf Athis, 
Und nahm nut zu den Manen den Troß: des 
vereinigten Todes* 



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P^E Ä S E U $i 2^7 

Siehe') der I^byer dottj Aitifimedon j und 
. der Syener, 
FörbaS) Methlons Söhn^ vqjl Gier in den 

Kampf fich zu milchen, 
Waren im Blut, das tunher den laulichea 
Boden gefeuchtet, 250 

Seid* atisgleitend gefiürzt: an dem Aufßehn 

hindert das Schwert ße, 
Welches Amfimedous Rippen durchdrang, und 
die Kehle des Forbas. 
Erithös , Aktors Söhn , dem breit die ge* 
doppelte Streitaxt 
Schiilunerte 5 fank nicht unter des Perfeus 

Schwerte; den: Mifchkrug, 
Hoch mit Gebild vorragend, und Ichwef vom 
Gewichte des Erzes, 25/5 

Dlefen g^waltigfen hebt mit beyd^ Händc|ni 

der Halbgötty 
Schwingt, und zerfchmettert den Mann: flugs 

Xpeit er röthliches Blut aus. 
Rücklings geßreckt, und fchlägC nödt Üerhen^, 
der Scheitel daiS Eftrich. 
' Jesit der Semtiramis Sohn Folydiwpn^r Aha- 
^ rw )jäm, . ; 

17 



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ft58 



p £ n s E u s. 



Welcher Vom Käukafus kam, und den iSper- 
cheiaden L#ycetus, 260 

Klytus, und ^egyas jezt, und den ungefcbo- 
renen Elyx, 

Streckt er, dafs hoch einher auf der Sterben- 
den Haufen er wandelt. 
Fineus wägete nic^ht, in' der Nähe dem 
Feind zu begegnen, 

Sondern er fohwinget den Speer: den trägt 
auf Idas der Irrweg, 

Welcher umfonft, theillos des Gefechts, Heb 
der WaJGFen enthalten. 265 

Düiter das Auge gewandt auf den unbarm- 
herzigen Fineus: 

Soll ich durchaus theilnehmen, fo rufet er, 
habe denn , Fineus, 

Welchen du wollteft, den Feind; und empfah 
für die Wunde die Wunde! 

Schon den entzogenen Speer ihm zurückzu- 
fenden verlangt' er; 

Aber er fank in die Kniee , die leer des 
Blutes erfchlaften. 270 

Auch nach dem Könige felbft der Cefeuier 
Elfter, Odites 



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P £ A 8 £ U S. fi59 

Lag durch Klymenus Schwert; den Frotenor 

tödtete Hypfeus; 
Diefen des Lynkeus Sohn. Ein Emathion war 

in der Anzahl, 
Hochhejahrt > Wahmehmer des Rechts , und 

Verehrer der Gottheit. 
'Der, weil fchon fein Alter am Kampf ihn 
hinderte , redend 2y^ 

Kämpft, und Ile laut anfährt, und die fre- 

velen WaflFen verwünfchet. 
Wie er mit hehender Hand den Altar imifing, 

fo entmäht' ihm 
Chromis das Haupt ^it dem Schwert; und es 

taumelte auf den Altar hin: 
Wo die erfterl^ende Zimge mit schwachem 

Laut, wie Verwunfchung, 
Lallete, dann in die Mitte der Glut aus- 
hauchte den Athem. sgo 
Broteas drauf und Ammon, die Zwillings- 
hriider, mit Riemen 
Unbeliegt, wenn der Arme Geriem obfiegte 

den Schwertern, 
Sanken durch Fineus Hand in den Staub. Auch 
der Friefter der Ceres 



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^6o r s A s s u s. 

Ampykosy weifs um die Schläfen mit heili- 
ger Binde gefchleiert. 

Du auch, iapetos Sohn , nicht Colcfaerlei 
" Dienten gewidmet; 285 

Sondern ein friedliches Werk, die Gitarr' im 
Gelange zu rühren. 

Dir befiihl man zu feiren mit wonnigen To- 
nen den Feßfchmaus; 

Doch wie ferne du ilandfi:, unkriegriTches 
Spiel in den Händen: 

Gehl fprach Fettalus lachend, das übrige 
£nge den Manen 

Drunten amStyx; und er bohret den Dolch 
ihm links in die Schläfe. 290 

Diefer lii&t, imd im Fallen berührt fein Wer- 
bender Finger 

Noch das belaitete Spiel, das (anft. wie Kla- 
gegetön fcholl. 
Nicht unbeArafk: läfst jenen der ungeMme 
Lykormas ; 

Sondern rechts von der Ffofte den ftämmigeh 
Riegel lieh brechend,^ 

Schmettert er ihm die Gebeine gerad* am 
Nacken. Doch jener 295 



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Taumelte nieder in Staub, nach Art äea ge- 

fchlachteten Stieres. 
Felates auch nun Ärebt der , Cinyfier, links 

> voü der Pfoite • 
Ahzureifsen den Bäum : da durchbohrt mit 

der Spize die Hand ihm 
Korythos, Fürft des marmarifchen Volks, dals 

am Holze fie haftet. ' 
Abas itdlst in die Seite des haftenden; und 

er entßnkt nicht; 300 

Sondern es hängt an der Pfoite des Sterbenden 

Rechte befeftigt. 
Sieh, auch Melaneus ünkt, des Perfeus 

Sache verfechtend; 
Dorylas auch,' der Reichite des Nafamonen- . 

gebietes, 
Dorylas, ycidi an Gebiet: kein auderer hatte- 

Beiizung 
Weiter umher, noch trug er fo viel des Ge- 

treids in die Speicher. 305 

Schräg her Hand ihm gefchnellt im imteren 

Bauche das Eifen, 
Wo fchnell tödtet der Tbd. Halcyoneus, der 

ihn verwundet, 



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2Ö2 B E R S E US. 

Sah, der BiLktrierfürft , wie er matt aus- 

fchluchzte den Athem, 
Drehend den Blicke Nim, fprach er, £o viel 

du bedeckft von der Erde, 
Nach fo reichem Gebiet! und verliefs den 

entbluteten Leichnam. 310 
Rächend fchwinget den Speer, den der war» 

men Wund' er entrafte. 
Ihm der abantifche Held; und mitten dit 

Naf ihm durchfchlüpfend, 
Fuhr ße zum Nacken hinaus, und ragt' aa 

jeglicher Seite. 
Und, wie das Glück ihn lenkt, auch EJytios 

Streckt er, und Klanis, 
Gleicher Gebährerin Frucht, an verichiedenet 
^ Wunde verblutend: 315 

Klytios Hüften hindurch , aus gewaltigem 

Arme gefchleudert, 
Stürmte die Efch'; und es klirrt' in Klardä 

Munde der Wurffpiefs. 
Jezt war Keladon hin, der Mendelier; jeio 

auch Aftreus, 
Den vom bezweifelten Vater die Paläfiincim 

aufzog. 



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P B R S £ U 9. 265 

Auch Aethion der Seher, vordem fcharfahn- 

dend die Zukimft, 320 

Nun vom trügenden Vogel geteufcht; und 

Thoaltes, des Königs 
Waffengenoüs ; und, hemchtigt als Vater- 

mörder, Agyrtes. 
Viel war getha^, doch mehreres nach: 

denn all' auf. den Einen 
Stürmen üe, lechzend nach Mord; das Gewühl 

der Verfchworenen kämpfet 
Rings für jenen daher, der Verdienüb anfein- 
. det und Treue. 525 

Ihm fmd^iex redliche Sohwäher nmfonft, und 

die hräutliche Gattin, 
Samt der Erzeugerin hold, und erfüllen den 

Saal jnit Gejammer. 
Aber das M^affengeräufch tönt vor, imd der 

Fallenden Angi^ruf ; 
Und, da £« einmal entheiliget und, um- 

firömt die Penaten 
Ganz Bellona mit Blut, und ndfcht die er- 
neueten Kämpfe. 330 

Rucigs um den Einen i& !Fin«us gefi;ellt, und 
i \ die Scharen de»^ Fineus, 



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£^4 P P Ä S E IT S. 

Taufende i häufiger fliegt das Gelbliols, wie 

der "v^^internde Hagel, 
Jegliche Seite yorbei, und die Augen vorbei, 

und diß OJiren. 
Jezt an. der Seule Gemein, der erhabenen^ 
. drängt er die Schulter; 
So im Kücken gelchirmt, und vorn auf die 

Schaaren gerichtet, 335 

Hält er den Aniturz auf. Nun ilurzten heran 

von der Linken 
Molpeus, Chaonia's Burger , und rechts ^a- 

bathäa^s Kthemon. 
Wie vom Hunger gefpomt die Tigerin, wa^ui 

in dem Thale 
Hier und dort iie gehört zwei brüllende ilin- 

derheerden, 
Zweifelt, wohin iie £ch wende*, nach der und 

jener verlangend: 340 

So auch zweifelte Perfeus, ob links ob rechts 

er beliürme; 
Endlich fernt er Molpeus zuerfi: mit verwun- 
detem Schenkel, 
Wohl vergnügt mit der Flucht; denn Zeit 

nicht gönnet £themon; 



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. PSASSUS» 26ß 

Sondern in rafender Gier, ihm oben den Hals 

Äu verwunden, 
£iferig fcbwingend das Schwert mit unvorficl^ 

tigen Kräften, 3^^ 

Brach er es: dort an dem äufserfien Rand 

des gcfchlagenen Pfeilers 
Sprang aus einander die Kling' , und fuhr in 

die KeUe dem Eigner. 
Dennoch gab zum Tode noch nicht zureichen-i 
» den Antrieb 

Jener Schnitt: wie er zagt% und umfonft di« 

entwafoeten Arme 
Aufhub, itreckt' ihn der Held, durchbohr^ 

ihit cyllenifchem Säbel. 350 
Aber da Perf^us fah , die Tapferkeit weiche 

dem Schwärme: 
Hülfe, wohlan! fo rief er, dieweil ihr fei« 

her mich nöthigt, 
Werd' ich voi^ l^eind mir fuchen! Hinweg 

hebt alle das Antliz, 
Wer ein Gewogener iftj imd das Haupt der 

Gorgo entblöfst' er. 
Andre gefuoht, die das Wunder von dir an- 
gaffen ! erwiedert 355 



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ft66 > p £ a s B u s. 

Üheskelosi und wie die Hand zu entfendaa 

den tödlichen Wurffpiefs 
Trachtete, flockt' er in diefer Gebehrd', ela 
marhiomes Bildnis. 
Ampyx, diefem ziioÄchR^ lief gegen des 
Akrißaden 
Muthefeelete BniEt mit dem Schwert a^; aber 

. im Anlaaif 

Starrete plöslich die. Hand, niclit rückwärts 

könnend noch vorwärts. 3Ö0 

Nileus drauf, der den Sohn des ütbear 

Arömigen Nilus 

Falfch lieh immer gaiannt, der auch auf dem 

Schilde die iidien 
Stromimgen theils aus Silber, und tfadils aus 

Golde gemeiüselt: 
Schaue doch, rief er, o Perfeus, den Ux- 

. rprung unleres Stammes! 
Orols wird bleiben der TroJß: hei den fchwei- 
genden Schatten des Todes, 3Ö5 
Solchem Manne gefallen zu fein ! -— Das Ende 

des Rufes 
Ward ihm mitten im Tode' gedämpft; fortre- 
den zu wollen 



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r £ A s s V s# ^(^7 

Schien der geö&iete Mund; doch den'Purch<» 

. gang wehrt' er den Worten. 

Laut fahr Eryx lie an: Durch Schuld des 

Mutes eritarrt ihr. 

Sprach er, und nicht des gorgonifchen Haars! 

Stürmt alle zum Einhaun! ^jo 

Streckt zur Erde den Jüngling, der magifcha 

, . WaflFen beweget! . 
Einhaun wollt' er im Sturm; doch es hielt 

der Boden den Fufstritt; 
Unbewegt iland )ener^ ein Stein in gewap- 
\ neter Bildung. 
Alle üe trugen indels verfcbuldete Strien» 
Doch einer 
Kämpfte für Perleus oiit ; und ind«m noch 
kämpfet Akonteus, 375 

Schaut er der Gorgo GeAalt, und erfiarrt zu 

gediegenem Fdfen. 
Aber Aftyages fchwingt, für belebt ihn hal* 

tend, mit gangem 
Schwerte den Hieb; da ertönt vom hellem 

Geklinge das Schwert ihm. 
Während Afiyages fiaunt, hat gleiche Natur 
ihn umhüllet; 



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2^3 V E R S E U S« 

Und des Bewundernden Mien* ift noch im 

marmornen Antliz. 330 

Säiminis war' es , die Namen Geringerer 

alle zu nennen. 
Noch zwei Hunderte waren der Heerfchafir 

übrig zum Kampfe; 
Und zwei Hun^derte Itarrten vom Blick de« 

gorgoiiifchen *Hauptes. 
Endlich gereut der Krieg, der ungerechte, 

den Fineus. 
Doch .was zu tbun? Rings fchaut er die viel- 

geßalteten Bilder; 3O5 

Und er erkennt die Freund', und jeglichen 

rufend mit Namen, 
Fodert er Schuz; noch glaubet er nicht, und 

die nächiten Gefialten 
Rühret er: Marmor wars! Er wendet den 

Blick, imd in Demut^ 
Seitwärts die Arme geitreckt, und die Schuld 

abbittende Hände; 
Perfeus, ruft er, du lieglt! O hinweg 

das entfezliche Sclieufa^! 590 
Nim 4^s verfteinernde IJaupt, wer immer fie 

fei, der Medula! 



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9RR3ZVS* £$9 

Nim CS , ich' flehe ) hinweg I Nicht Hafs, 

noch Begierde der Herfchaft, 
Führte ]a uns in den Streit; für dife Braut 

erhuhen wir Waffen! 
BeJOferen Anfpruch gab das Verdienfi: dir, abet 

die Zeit uns! 
ßafs ich dit nicht einräumte, verdreufst! Nichts, 

tapferer Held, nichts, 395 

Nur dies Leben vergönne du mir; fei däi 

übrige deines! 
Als dies jener gefagt, und auf ihn, deü 

die Stimme nur anrief, 
Niemals wagte zu fchaun: Feigheirziger^ tief 

et, ö Fineusj 
Was ich vetmag zu gewähten^ ein' grofses 

Gefchenk dem Verzagten, 
Hemme die Furcht ! das gewähr' ich : dich 

Toll kein Eilen verlezen. 400 
Ja ein daurehdes Mal füt die Ewigkeit IHfk* 

ich dir jezoj 
Und fiets werde gefchaut in den Wohnungeä 

unferes Schwähers : 
Dafs fich tröfte mein Weib an des Mdiertiä 

Bräutigams Bildnis. 



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£^0 JP S R S £ U S. 

Perfeus fpr^hs; und das Haupt der Foif* 

kynarin wendet er dorthin, 
Wo mit banger Gebehrd' hinfloh der erfchro- 

ckene Fineus, 405 

Da er den Blick noch jezo herulnzudreheii 

lidh anfirengt, 
Starret der Hals, und in Felfen erharfcht di^ 

Feuchte der Augen. 
Aber die ängMiche Miene der Demut Uieb 

iii dem Marmor, 
Seine, gelungenen Hand", und die tief ifbban- 

gige Stellung. 
Siegteich kehrt der abantifche Held mit 

der Gattin zur Heimat, 410 
Argos. Dort als Rächer, des unverdienenden 

Vaters, 
Naht er dem Frötus im Zorn. Denn mit Kriegs- 
macht fcheuchte den Bruder 
Prötus, imd eignete lieh des Akrüius thüi^- 

mende Berghöhn, 
Weder der Waffen Gewalt, noch die übel 

gewonnenen Berghöhn. 
Schiizten ihn gegen das graCTe Geßcht des 
umfchlängelten Scheufals. 415 



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P £ R S £ V S. '£71 

/ 

Doch hat dich, Polydektes, o Fülrft der 

kleinen Serif os, 
Weder des Jünglinges IVfnt, den fo viel 

Kämpfe bewähret, 
Noch fein Leiden erweicht; unerbittlichen 

Hofs ohn' Erbami en 
Uebß du Graufamer noch, und nährft unbilr 

lige Feindfchaft. 
Selber den Ruhm verkleinert dein Mund; denn 

gefabelt, erklärft du, 420 

Sei der Medu£a Mord. Für die Wahrheit, 

redete Perfeus, 
Stellen wir Pfand! Hemmt alle den Blick! 

Und des Königes Antliz 
Ward vom Medufengeircht blutlos zum Gra- 
nite verwandelt. 



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»7^ 



XXIV. 

DIE MUSEN. 



Jliilend ging Iii bbhlem Ge'i^dlk 41e tri^ 

tonifche Vaüäs 
Zum jungfräillichen Berge des Helikon über 

die Meerflut. 
AUb redete £e zu den ne^un tonkundigen 

Schwefiern: 
Uns erfcholl das Gerücht d^a neu entfprun- 

genen -Bornes, 
Den der medußfche Gaul , der geflügelte, 

brach mit dem Huffchlag. 5 
Diefes bewog- mich zu gehn, um felbfi: die 

Wimdererfcheinung 
Anzufchaun ; ihn fak ich aus Mutterblute 

gezeuget. 



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DIE MUSEN, 273 

Drauf Urania fo : Was auch dich beweget, 

o Göttin, 
Unfere Wohnung zu lehn ; uns fehr will- 
kommen erfcheinft du. 
Wahr ilt indeis das Gerücht, und Pegafus 

brachte den Urfprung 10 

Diefem Quell. Und lie führte zum heiligen 

Sprudel die Pallas. 
Als fie lange bewundert des Huffchlags 

quellende VVasser; 
Schaut Ile umher die IIa ine der alter thümli» 

chen Waldung, 
Und die Geklüft', und die Kräuter, gemahlt 

mit unzähligen Blumen; 
Und: Glückfelige, ruft ße, zugleich an Ge- 

fchäft.und an Wohnung, 15 
Ihr,.der Mnemofyne Töchter! Da redete eine 

der Schwefiern: 
O wenn Tugend dich nicht zu' höheren 

Tliaten entflammte. 
Du zur GenolUn beÄimmt, Tritonia, imferes 

Chores ! 
Wahr üt die Red', und mit Recht wird Kunß 

gepriefen und Wohnung. 
18 



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«74 



f>I£ MirS£lCi 



Ja, ein Kebliches Loos empfingen wit, wären 

wir ficher. 20 

Abet (fo gar nichts achtet em FrcVeler !) sAlea 

erfchrecket 
Uns jungfräuliche Seelen; es fchwebt der 

graufe Pyreneus 
Vor dem Geilcht; kaum ]ezo noch kehrt mir 

ganz die Beiinnung! 
Daulifcher Fluren Bezirk und phoceifcher 

hatte der Wütrich 
Inne mit thracifcher Macht; und gefezlos 

herfcht* er mit Willkiiht. 25 
Einft den pamaüfchen Tempel befuchten wir. 

Jener erblickt* uns 
Wandelkide; und xoit Vereh^ng geheuchel- 
tes Dienfies fich nahend: 
Weilt, mnemonifche Mädchen, (er kannt* uns), 

weilet ein wenig, 
Sprach er; und lafst mein Haus vor der Wut 

des Gefiims und des Regens 
(Denn es regnete lehr) euch vertheidlgen! 

Oft ja in Hüttlein 30 

Traten die Oberen ein! — Durch Zeit und 

Worte genöthigt, 



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DIE It V S £ K^ 



275 



Folgen wir Willig dem Manti , und gehn in 
die vorderften Zimmer. 

Bald war der Begen verraufcht; es beilege ten 
Korde den Südwind, 

Und das braune Gewölk zerfiog am gereinig- 
ten Himmel. 

Gehn war unfer Begehr; doch Pyrenöus, 
fchlielsend die Wohnung, 35 

Drohte Gewalt, der wir mit genommenen 
Schwingte entflohen. 

ttöch auf der Burg ftand jener, eü folgen 
• bereit ßch gebehrdend, 

Und: Wo Bahn ift fiir euch, dcrrt, rufet 
er, wird fie für mich fein! 

Und et emtfpringt wahnfinnig dem oberften 
Gipfel des Thurmes: 

Aber er ftürst auf das Haupt, und dumpf 
mit zerfchmettertem Schädel 40 

Schlägt er Äerbend den Grund, Tom freveln- 
den Bhite geröthet« 
Aifo erzählte die Mufe; da raufchV ein 
Geflügel die Luft durchs 

Und ein krächzender Grufs ertänete hoch Tön 
den AeSten* 



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F^las fchauet empor, und, woher fo deut- 
liche Rede, 

Forfchet Ge rings, und wähnt, dafis menfch- 
liche Zunge geredet. 45 

Vögel waren es: neun an der Zahl, ihr 
Schickfal hejammemd, 

Saßen fie hoch im Gezweige, die allnach- 
ahmenden Elftem. 
Zur anfiaunend^i Göttin hegann die Göt- 
tin: Auch jene 

Mehreten jüngß: den geflügelten Schwärm, 
in der Wette hefieget. 

Fieros, reich an Gefild', erzeugte lie, woh- 
nend in Fella; 50 

Dem lie Euippe gehahr, die Fäonerin. Neun- 
mal erfchien ihr 

In neunmaligen Wehn, die gerufene Macht 
der Ijucina. 

Stolz oh der Anzahl bläht lieh der Schwann 
der thörichten Schwefiem. 

So viel Städte hindurch, der Hämonier und 
der Achäer, 

Kommen ße her, imd reizen mit folcherlei 
Rede den Wettkampf. ß^ 



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»IE MUSEN, 277 

, Höret doch auf, zu teufchen das unge- 

wizigte Völklein 
Durch geifileeres Getön! Mit uns, wenn ihr 

felber euch trauet, 
ThespiTche Göttinnen, kämpft! Nicht Stimme 

noch KunA ift geringer 
Uns, und die Anzahl gleich. Auf, räumt 

entweder beileget 
Uns den medußfchen Born , und Hyantias 

Quell Aganippe; 60 

Oder von ims wird geräumt bis zu den be- 

fchneiten Päonern 
Euch die emathifche Flur. Den Kampf ent- 

fcheiden die Nymfen. 
Schimpflich wars lieh melTen im Kampf, 

doch Weichen erfchien noch 
Schimpflicher. Treue befchwören bei heiliger 

Flut die erwählten 
Nyznfen, und fezen fich hin auf Bänke von 

lebendem Marmor, 65 

Ohne zu lofen beginnt, die 2uerft dem 

Streite lieh darbot; 
Krieg der Unfierblichen fingt lie ; und falfches 

Kuhms die Giganten 



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J 



2jQ DIE VLV SEH» 

Würdigeml, kränkt lie die Thaten der ewig 

waltendeu Götter. 
Aufgefandt aus den Tiefen des Erdreichs*, 

habe Tyfoeus 
Furcht den HimmlifcheA allen erregt, dafs 

alle den Rücken 70 

Wandten zur Flucht; bis die Matten zulezt 

die ägyptifche Fläche 
Aufnahni, und der in lieben Ergißlsungeu 

itrömende Nilus. 
Dort auch verfolgt', erzählt ße, der Erdge*^ 

bohrne Tyfoeus; 
Und erlogne Geftalt umhüUete jeden der 

Götter, 
Fuhrer der vrolligen Triff: ward Jupiter; wel- 
cher daher noch 75 
Jeat n4t gekrümmtem Gehörne lieh zeigt, als 

libyfcher Ammon. 
Delius barg ßch im R^ben , der Sem^Ie SoJm 

in dem Gei£sbock, 
Juno iö fphimmerndei? Kuh, in Geftalt der 

Kaze Piana, 
Venus fchlüpft' in den Fifch, der Cyllenier 

flattert' als Ibis, 



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j>i£ MuasM. 



£79 



Solches faBg zur Gitarre des Fieros tönende 

Tochter, ßo 

Wir A.oniden vertraun der Kalliope tmleren 

Wettkampf» 
Diele» das \f^allende Haar im Efeukranze 

gefammelt, 
Trit hervor, mit dem Daum fanfttöncnde 

Saiten verfuchend; 
Und den) gelchlagenen Spiele gefellet de hohe 

Gefangen 
Freuend der Ceres Gefchenk , und ihres 

Triptolemos Luftfahrt: Ö5 

Wie £e zuerlt auffchollte das Land, und 

mildere Nahrung 
Schuf, und mildere Sitte den Sterblichen, 

lund die Gefe;se; 
Dafs durch Ceres Gefchenk iie menfchlicher 

wurden und frömmer. 
Jezo hefchlofs den Gelang die erhabenste 

unferes Reigens. 
Aber dieNymfen erkannten den helikonifchen 

Jungfraun 90 

Mit einträchtigem Spruche den Sieg. Als 

drauf die Beliegten 



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2ßO DIE MUSEN. 

» 

Schmäheten: Weil cucli demnach, durch den 

Wettkampf Strafe verdienen. 
Sprach fie, zu wenig noch iß, und Läite- 

rung ihr der Verfchuldung - 
Zufugt, und nicht einmal die freie Geduld 

uns gegönnt iJß:; 
Wohl! fo verlangen wir Buls', und folgen 

dem rächenden Zorne! ^5 

Lachend hörts die Emathierfcha.'xr , und 

verachtet die Drohung. 
Doch da zu reden Ile trachten, und laut mit 

Gefchrei zur Verruchtheit 
Auszuihrecken die Hände, da lehn lie Gefie- 
der hervorgehn 
Ganz an die Nägel hinah, und Flaum die 

Arme bedecken. 
Ein' an der anderen fchaut, wie der Mund 

zum ffcirrenden Schnabel 100 
Spiz /ich engt, und ein Vogelgefchleeht den 

Waldungen zuwä.chit:. 
Jammernd wollen fie fchlagen die Bruft; die 

geregeten Arme 
Schwingen Ge hoch in die Lüfte , die* wald- 
' durchkrächaenden Elftem. 



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DIE MTTSEN. 2Ö1 

Jezt noch bleibt dem Gevögel die alte Bered- 

famkeit übrig, 
Heiferer Kehlen Gefchwäz , und die Sucht 

unmäfsig zu plaudern. 105 



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fiö2 



XXV. 



CERES. 



leeres zuerü: hat Schollen mit hakigem 
, Pfluge gB wühlet; - 
Cexes zuerA gah Früchte dem X^and* und mil- 
dere Nahrung; 
Ce?es gab die Gefeze; durch Ceres Gelqhenk 

find , wir alles, 
Jene gebührt mir zu fingen. Q könnt* ich 

nur würdig der Göttin 
Singen ein Läed! Doch die Göttin iit wc- 
nigftens würdig des Liedes. 5 
Eine gewaltige Infel bedeckt gigantifche 
Glieder, 
Trinakris: fchwer auflaltend dem ungeheuren 
Tyfoeus, 



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£ n E s. 283 

Dränget üe ihn , der gewagt ätheriiche Size 
zu hoffen. 

Zwar ftrebt jener empor, will oft aufgehen, 
und müht lieh; 

Aber die Rechte bedeckt der* aufonifche Fel- 
len Peloros; ip 

Du, Pachynos, die Link'; und die Schen- 
kel ihm zwängt lilybäos; 

Aetna belaRet das Haupt, wo, dem Grund' 
anlehnend den Rücken, 

Sand aiisfpeiQt und Glut aus entfezlichem Ra- 
chen Tyfpeus. 

Oftmals ringt er mit Macht hinwegarbeitend 
die Erdlaft, 

Dafs er die thürmenden Stadt' und Gebirg' 
abwälze vom Leibe, 15 

Davon erbebet das Land; und es zagt der 
König der Geifter, 

Dafs ihm zerfpalte der Boden in weit aufgäh* 
nender Oefnung, , 

und eindringender Tag die* zitternden Schat- 
ten erfchrecke. 
Bange vor folchem Verderb enteilte der 
finfteren Wohnung 



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CERES. 



Jezt der Tyrann , und im Wagen von dunke- 
len Rollen geführet, 20 

Mußert' er rings des iikulifcben Lands Grund- 
fefien mit Vorßcbt. 

Als er genau nttn erforfcht, es wackele nir- 
gend ein Ort ihm, 

Und die Beforgnis verfchwand; da fahe den 
Ich weif enden Venus, 

Sizend auf Eryx Höhn, und fprach, den 
Knaben umarmend: 
Du mir Waffen und Arm, du meine Ge- 
walt, o Erzeugter» 25 

Nim das Gefchöfs, Cupido, womit du alle 
beiiegeft 5 

Und in die Brüll: des Gottes entfende mir 
hurtige Pfeile^ 

Dem das äufserfte Loos zufiel des gedrittelten 
Reiches. 

Du kannft Götter, und Jupiter felbfl, du 
Mächte der Meerflut 

Bändigen, du felblt ihn, der beherfcht die 
Mächte der Meerflut, 30 

Was foll der Tartarus rubn? Warum nicht 
dehnlt: du die Herfchaft,-- 



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C E Ä E S. fiÖ5 

Dein und der Mutter zugleich ? Hier gilts 

ein Drittel des Weltalls! 
Dennoch . wird üe fogar in unferem Himmel 

verachtet, 
Solche Gewalt! und es fchwinden mit mir 

die Kräfte des Amor. 
Sieheft du nicht , wie Diana die Jägerin, 

nicht, wie Minerva 35 

Schon lieh gewendet von mir? Auch der 

Ceres Tochter iü: Jungfrau, 
Wenn wirs dulden, hinfort; denn He hegt 

die felbige Hofiiung. 
Auf denn! für das gemeinfame Reich, weün 

ich Liehe noch finde, 
Füge die Göttin dem Ohm! — So redete 

Venus; doch Amor 
Löfi: den Köcher, und legt nach der Wahl 

der Mutter aus taufend 40 

Einen der Pfeile jsurück: nicht fpiziger dro- 
het ein andrer, 
Noch fehlloferes Flugs, noch mehr der Senne 

gehorchend. ^^^ 
Jezo krümmt er das Hom mit angefiemmetem 

Kniee, 



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nQ(5 CERES. 

Und durchbohret das Herz mit hakigem Rohre 
dem Pluto. 
Ein tiefflutender See iit Hennas Mauren 
benachbart, ' 45 

Pergus mit Namen genannt* Nicht häufiger 
höret Kayfiros 

Schwanengefäng* , als diefer^ in fanft hin- 
gleitenden WalTetn. 

Ringsher kränzen die Flut Umv^aldungen^ 
Welche beßändig^ 

Wie mit laubigem Teppich, die Glut abweh- 
ren des Phöbus. 

Kühlung Itreut das Gezweig* , und die Au 
hellfchimmernde Blumen. 50 

Frühling ift ewig im Hain. Als hier Profer- 
pina weiland 

Spielete> fanfte Violen und Iilberne Lilien 
brechend ; 

AI3 fie mit kindlicher Luft fich die Körb* und 
den Schoofs des Gewandes 

Anfüllt^ tmd zu befiegen die Freundinnen 
eifert* im Sammeln: 

Wurde zugleich lie gefehuj und geliebt, und 
geraubet von Pli^to. 55 



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C £ R £ 8. 2Ö7 

Alfo durchfiürmt ihn. die Flamme! Sie rief, 
die etfcbrockene Göttin^ 

Müttet und Freundinnen an, doch häufiger 
rief fie die Mutter, 

Batig*; ütid indem da5 GeWand üe zerrifü am 
oberü;en tlande. 

Sänken aus gleitendem Rocke hinab die ge- 
fammelten Blumen: 

Und, fo; lauter noch war die jugendlich hei- 
tere Unfchuldl 60 

Auch der felumen Verlufi: erregete Kummer 
dem Mägdlein. 

Pluto beflügelt die Fahrte und jeglichen ru* 
' fend mit Namen, 

Treibt er die RöITe zum Lauf ^ und über die 
• mähnigin Hälfe 

Schüttelt et dunkele Zügel j mit Eifenfchvi^ärze 
gefärbet; 

Ueber des Sfees Abgrund' enteilet er, und der 
Paliker 65 

Dunftendes Schwefelgefümpf ^ das geborge- 
nem Boden entfiedet ; 
Und wo die Bacchiaden vom Dofpelfirande 
Korinthus, 



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OQß CERES. 

Zwilchen dem grölseren Hafen und kleineren, 

Mauren gegründet. 
Cyane hält in der Mitt', und PiTas QuelV 

Arethula, 
Jenes umfchloITene Meer , das hegegnende 

Hörner verengen. 70 

Dort war lic, von welcher der See den Na- 
men behauptet, 
Cyane, hochberühmt in der Schaar ükelifcher 

Nymfen, 
Die in der itrudelnden Flut bis hoch zu den 

Hüften emporlhind. 
Und üe erkannte den Gott: Halt! rufte Iie, 

gehet nicht weiter! 
Niemals wirft du mit Zwang der Ceres Eidam. 

Erbitten 75 

Sollteft du He, nicht rauben. Wofern mir 

kleines. mit grofsem 
AbzimielTen gebührt; um mich auch bewarb 

lieh Anapis; 
Aber erfleht, nicht alfo g^ngltiget, reicht' 

ich die Hand ihm. 
Diefes gefagt, trat jenö mit ausgebreiteten 

Armen 



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C £ R B S. 



Ä09 



Ihm in den Weg. Nicht hemmte den Zorn 

der ratumifche König: . qo 
Welcher die RolT' anmahnend, die fchreckli- 

chen, tief in den Strudel, 
Umgedreht mit gewaltigem Arm, den gebie- 
tenden Zepter 
Schwang; däfß getroiFen die Erd* ihm Bahn 

zum Tartarus auffchlofis, 
Und den entfturzenden Wagen empfing in 

die Mitte des Schlundes. 
Cyane trauret zugleich um Proferpina, und 

die Verachtung 35 

Ihres geweiheten Quells ; die unausheilhare 

Wunde 
Nährt ile in fchweigender BruA, und ganz 

in Thränen verrinnt fie; 
Und, wo als Göttin lie jürigfi: obwaltete , in 

die GewälTer 
Fliefst iie jezo verdünnt. Man Iah weich 

werden die Glieder, 
Biegfamer jedes Gebein, und frei von Härte 

die Nägel. 90 

Immer das zartere fchmolz von der ganzen 

Geitalt ihr zuerft hin, 

19 



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290 



C £ R £ a. 



Ihr blaulocldges Haar> und die Finger , die 
Bein* und die FüTse; 

Denn nur kurz in erkaltende Flut i& feinerer 
Glieder 

Uebergang.; und darauf Ichwarid Rücken und 
Seit', und die Schultern, 

Auch die Bruft, ihr hinweg in Tanft verrie- 
feinde Bäche^ 95 

Endlich drang y ftatt lebendes Bluts , den 
zergehenden Adern 

WaHer hinein ; und nichts war anzufallen 
noch übrig. 
Aber indefs ward umfonf^ . von der zagen- 
den Mutter die Tochter 

Rings in jeglichem Lande gefugt, und in 
jeglicher Tiefe. 

Niemals Iah Aurora, mit. goldenen Haaren 
erfcheinend, 100 

Jene vom Gang' ausruhn ; nie Hefperus. Stets 
in den Händen 

Hielt iie brennende Fichten^ an Aetnas Flam- 
men entzündet, 

Welche iie unruhvoll in thauigen Nächten 
umhertrug. 



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C E R £ S. 291 

Wiederum, wann Aet heilige Tag die Ge- 

ftime verdunkelt. 
Suchte vom Aufgang jene zum Niedergange 

ciie Tochter. 105 

Als nun müde vor Duril fie fchmachtete, 

und ihr die Zunge 
Keine der Quellen gekühlt; ]ezt traf fie ein 

niedriges Hüttlein, 
Strohbedeckt, und klopft' an die l^hür« Ein 

Mütterchen öfnet 
Trippelnd, imd fchaut die Göttin^ und reicht, 

da Waffer ße bittet, 
Ihr ein füfses Getränk, aus gerofietem Malze 

gefotten« 110 

Während fie trinkt das gereichte, da tritt 

vor die Göttin ein Knabe, 
Frech von Geficht und verwegen, und lacht 

und nennet fie gierig. 
Doch die beleidigte fchwinget die Neig' in 

des redenden Antliz, 
Und tunfirömt ihn mit Näffe zugleich und 

malziger Mifchüng. 
Flecken laugt das Geficht; und dort, wo 

er Arme gereget, 115 



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2^2. 



C £ a £ s. 



Reget ^r Bein', und ein Schwanz befchlielst 

die verwandelten Glieder. 
Nur in kleine Gefialt, dafo klein auiu Scha- 
den die Kraft fei, 
Enget er fich, noch unter dem MaaCs der 

gewöhnlichen Eidex. 
Doch wie^das Mütterchen ftaunt, wie.ße weint, 

und zu greifen ihm nachläuft. 
Flieht er behend', und ereilet ein Loch; nuu 

fuhrt er den Namen 120 

Sterneidex, um den Leib mit iternigen Tropfen 

gefprenkelt» 
Welche I^nde die Göttin durchirr ete, 

welche GewäCTer, 
Ifi: langvv^eilig zu melden: der fuchenden f^lt<^ 

der Erdkreis. 
Nach Sikania kehrt lie ?urück ; dor^ alles 

erforfchend, 
Naht iiö der Cyane jezt: die, wä;:e lie nicht 

in Verwandlung, 125 

Hätt' ihr alles erzählt; doch Mund fo wenjg 

wie Zuuge 
Spricht der redötiden an; nichts liatte fie, 

Worte zu bilden. 



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OE K E S. 



293 



Doch ein deutliches Zeichen gewähret ße; 

und den hekannten, 
Dort in den heiligen Strudel hinabgefallenen 

Gürtel, 
Welchen JPerfefone trug , den zeiget ße oben 

im WalTipr. 130 

So "wie fie jenen erkannt 9 als ob crß jezo 

den Raub He 
Wüfste, zerrifs ßch die Göttin das ungeord- 
nete Haupthaar, 
Und fle zerfchlug, wie zuvor, die zerfcUa* 

gene Bruft mit den Händen. 
Nicht, wo lie fei, weifs jene; doch Tchilt 

fie die Gegenden alle, 
Undankbate fie nennend, nicht werth der 

verliehenen Feldfrucht: 135 
Doch das trinakrifche Land vor anderen , wo 

fie des Schadens 
Spuren entdeckt. Dort jezo die fchollenkeh- 

renden Pflüge 
Brach fie mit wütender Hand, und verdammt* 

im Zorn die Befteller, 
Männer und Stiere, zum Tod*, und hieis 

ableugnen den Acker 



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294 CERES, 

jUles vcrtraucte Gut, und falfchte die edelen 
Samen. 140 

Siehe der fruchtbare Segen, der rings um- 
wallte den Erdkreis, 

Ldegt nun taub; es erAirbt im fproilenden 
Grüne die Saatflur. 

Bald hßt heftige Sonn', und heftiger Kegen 
gefchadet, 

Bald das Gehirn, und der rafende Wind; 
auch die gierigen Vögel 

Kaffeu geftreuQte Saat; de^r Ijolch und die 
DiAel beherfchen 145 

Nährende Weizengefild', und unaustilgbare 
(Quecke. 
J^zt aus e^eifch^n Fluten erhob ArethuTa 
die Scheitel, 

Und ihr triefendes Haar von der Stithe ge- 
wandt 55U den Ohren, 

Sagte lie: O du Mutter dey rings erkunde- 
ten Jungfrau, 

Mutter der nährenden Frucht, o hemme die 
fchre(jklich(8 Drangfall 150 

Zürne picht fo gewaltig dem Äet's dir Pflich- 
tigen Jjandel 



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CEA £S. 



«95 



Nichts hat verfchuldet das liand; es tru» 

unwillig den Räuber. 
Nicht für die Heimat fleh' ich um Gnad'; als 

Fremdlingin kam ich. 
Pifa ilt Heimat mir, und den Urfprung leit' 

ich aus Elis. 
Angeiiedelt bewohn' ich Sikania; doch mir 
• erwünfchter 155 

J& kein Land. Hier hab' ich, benamt Are- 

' thufa, Penaten 
Jezo 4md häuslichen Siz. Du, gütige Göttin» 

erhalt' ihn! 
Aber warum ich £0 weit auswanderte, und 

durch des Meeres 
Wogen hzeher mich gewandt in Ortygia : dies 

zu erzählen. 
Kömmt die gelegnere Stunde, wann du, von 

Sorgen erleichtert, 160 

Freundlicher trägR dein Geficht. Mir beut 

dillrchwegfamer Meergrund 
Dunkele Bahn, und gerollt durch unterirdi- 

fche Klüfte, 
Heb' icih allhier mein Haupt, die entwöhne- 

ten Sterne zu fchauen. 



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2q6 C E H £ s« 

Als ich unter der Erd* im ßygifchen Strudel 

einherglitt. 
Sah ich deine Proferpina dort mit eigenen 

Augen, 16 ß 

Traurig zwar im Gellcht , und noch imer- 

heitert vom Schrecken, 
LH Ixe Königin doch, und gebeut in dem 

, dülteren Weltraum, 
Als obwaltende Gattin des \mterirdifcheii 

Herfchers. 
Staunend vernahm die Mutter, wie Itarrer 

Fels, die Era^ihlung; 
Und, wie vom Donner gerührt, Rand lange /ie. 

Doch wie der Schmerz ihr 170 
Heftig die heftige Wut aufregcte; fuhr fie loa, 

Wagen 
Hoch zur ätherifchen Luft. Dort ganz in 

Wolken das Antliz, 
Stand fie mit bitterem Halle vor Jupiter, 

fliegend das Haupthaar» 
Für mein eigenes ßlut. und das deinige, 

Jupiter, komm' ich. 
Sprach fie , dich anzuflehn ! Wenn Gunit 

nicht findet die Mutter, • 175 



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C E U E S. 



a97 



Rühre die Tochter dein Ilerz, und nicht fei 

weniger darum 
Väterlich gegen dein Kind, weil mir im 

Schoofse ße aufwuchs! 
Ach, fo lange gefucht, ward endlich das 

Kind mir gefunden; 
Wenn ja finden du nennft, nur ficherer noch 

^u verlieren, 
Oder zu wiflen, wohin fie mir fchwand! Die 

Entführung verzeih' ich, iQo 
Geh' er nur jene zurück! Niclit traun des 

vermähleten Räuhers , 
Ift ja würdig dein Kind, fei auch das mei- 
nige würdig! 
Jupiter drauf antwortet: Gemeinfame Luft 

und Befchwerd' iß: 
Mir die Tochtei;, wie dir. Doch wenn uns 

jezo nach Wahrheit 
Namen zu wählen gefällt, nicht fcheint mir 

Beleidigung folches, 1Ö5 

Sondern Lieh'; auch wird er nicht Schand' 

uns bringen, der Eidam; 
Wolle nur du, o Göttin! Das übrige fehlen 

wie viel iß:. 



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^98 



CERES. 



Jupiters Bruder zu fein ! und was ? auch 
das übrige fehlt nicht! 

Nur am Loos weicht jener mir felbft! Doch 
wenn mit Gewalt du 

Trennung verlangft; fo k^hre Proferpina wie- 
der zum Himmel: 190 

Nur mit dem llrengen Beding, . w^ofem lie 
keinerlei Speife 

Dort mit dem Munde berührt! So wills der 
Farcen Verhängnis! 
Jupiter fprachs; doch Ceres begehrt der 
Tochter Zurückkunft. 

Aber das Schickfal verbeut; dieweil nibht 
faßend die Jungfrau 

Ausgedaurt, und, irreud im fruchtbaren Gar- 
ten mit Einfalt 195 

Einen punifchen. Apfel vom hangenden Baume 
gepflücket, 

Und aus gelblicher Rinde die lieben genom- 
menen Kömer 

Heber die Lippe gebracht. Von allen der 
einzige fchaute 

Dies Askalafos an: den weiland, lagen Ile, 
Orfne, 



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C £ A E S. 



«99 



Nicht a^ Ruhm die geringfte der avernali- 

fchen Nyxnfen, 200 

Aus des Acherons. Lieb' in umnachteter Grotte 

göbohren. 
Diefer fchaut', und verkündend, der Grau- 

iame, raubt' er die Heimkehr. 
Unmutsvoll verwandelt des Erebus Fürßin 

den Zeugen 
Zum unheiligen Vogel: mit Fhlegethons Wolle 

befprengend, 
Schuf He dem Haupt, nebft Schnabel und Bufch, 

grofsfunkelnde Augen. 205 

Er, lieh felber entraft, wird in gelbliche 

Flügel gekleidet, 
Mit vorwachfendem Haupt , und krümmt 

langkrallige Klauen; 
Doch kaum regt er ziun Flug' unthätiger 

Arme Befiedrung. 
Gram zu verkündigen wird er ein misgeßal- 

teter Vogel, 
Sterblichen Graun und Entfezeo, ein trag' 

einHedelnder Uhu. 210 

Zwar der Plauderer hatte der, frevelen 

Zunge Beibafiing 



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300 



CERES. 



Wohl rdrdient: doch euch, acheloifche Mäd- 
chen, ^oher euch 

Vogelfufs' und Gefieder, bei menfchilchem 
Antliz der Jungfrau? 

Etwa , weil ihr des Tags , da Proferpina Blu- 
. men des Frühlings 

Las, in der Zahl der Gefpielinnen wart, ton- 
reiche Sirenen? 

Als. ihr umfonft nach jener im Kreis der Erde 
geforfchet. 

Stracks, dafs euere Sorg' auch Meeresfluten 
erfuhren, 

Wünfchtct ihr über der Wog' in ruderndem 
Fluge zu fchweben; 

Und willfährige Götter erhöreten, Plözlich 
gehüllet 

Saht ihr euere Glierder in gelb umwachfende 
Federn. 220 

Aber damit das Getön , das fanfc die Ohren 
bezaubert, ' 

^ Nicht auf der ^unge vertönt', und der Kehle 
m^lodifcher Reichthum; 
Blieb euch m^nfchliche Stimm', und blieb 
jungfräuliches Antliz. 



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CERES« 201 

' Jupiter, Zwilchen den Bruder geitellt und 

die traurende Schwefter, 
Theilete nun gleichnjäfsig ' des Jahrs umrol- 
lende Kreifung, 225 

Jezo verweilt die Göttin, mit Macht zwei 

. Jleiche beherfchend, 
J^r, dem Gömabl fechs Monden^ und fechs 

hei der liebenden Mutter. 
Andre Gpßa^lt bat plözjicjbi c^e Se^l& zugleich 

; und das Antliz : 
Denn , die eh^gn noch traurig erfchien auch 

felber dem PJuto, 
Trägt nun heiter die St^rn, wie die Sonn', 
in regnende Wölken 230 

Eben gehüllt, wann liegend hervor aus dex 
Wolke iie ftralet. ' 
Ceres fragte nunmehr, forglo$ nach ge^. 
, fundener Tochter, 
Was dich entferpt, Are thufa ,, warum du eia 

. heiliger Quell feilt. 
Ringsum fchwieg das Gewog' ; und die Götf^ 

tin hob aus des Quelles 
Tiefe dos, Haupt; dann trocknend das gjrün- 
liche Haar mit den Händen, 235 



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5oa 



C £ A £ S. 



Meldete fle , wie vordem der eleifche Strom 

lie geliebet. 
Nymfe von jenem Gefchleclit, das achäi*. 

fche Fluren bewolmet. 
Sprach fie, war Icli; nie ftreifte gefchiftiger 

eine durch Waldhöhn 
Jagend umher, . nie ftellte gefohäftiger eine 

das Garn äiii. 
Aber obgleich ich nie um der Schönheit Kuhm 

Inich bekümmei^t; sJ^o 

Küßig und fiark, wie ich 1var> ich hiefs die 

Schöne beftändig. 
Doch erfreute ' mich nicht mein hochgepriefe- 

nes Antliss; 
Und, was andre beglückt,' das Lob des 

blühenden Wuchles 
Machte mich Ländliche roth; und ich hielt 

' zu gefallen für Frevel. 

Aus dem ftymfalifchen Wald% ich erinnre 

mich, kam ich ermüdet. 245 
Htifs war der Tag, und es mehrt' Arbeit die 

gewaltige Hize. 
Siehe, da riefelte Hill ein W^fferchen ohne 

Gewirbel, 



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CERES. 



303 



Bis an den Grund durchlichtig, wodurch in 

der Tiefe mir zählbar 
Jedes Kiefelchen war; und kaum fiofs )eif«f 

die Welle. 
Grauliches Weidengebüfch , und die walTer-' 

genährete Pappel, 250 

Ueberwölbten von felbft die hangenden Borde 

mit Schatten. 
Und ich naht", und kühlte zuerft die Sohlen 

des FufseSf 
Dann zu den Knieen empor; noch lüftemer 

löft' ich den Gürtel: 
Und mein weiches Gewand der gebogenen 

Weide vertrauend, 
Taucht' ich enthüllt in die Flut. Doch indem 

ich ße fchlug und heranzog, 255 
Gleitend in jeder Gefialt, und die fchmeidi- 

gen Arme bewegte; 
Stieg mir unter dem Strudel, ich weifs nicht, 

welches Geräufoh auf; 
Und ich erlchrockene trat an den Rand des 

näheren Ufers. 
Nicht fo geeilt l rief plözlich aus eigenen Flu- 
ten Alfeos: 



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304 



C£ HB S. 



Nicht fo geeilt, Arethuüa! erfcholl von neuem 

lein Ausruf. s.6o 

Ohne Gew3ui<i, wie ich war, enteilet' ieh; 

denn dad Gewand hing 
Diiiben am anderen Bord. Noch he^iger 

drängt er, und glüht er; 
Und weil nackend ich \trar, fo fchien ich 

gefälliger jenem. 
Alfo lief ich in Haft, fo drängte mich wild 

der Verfolger: 
Wie vor dem Habicht entHiehn mit zitternder 

Schwinge die Tauben, 265 

Und wie den zitternden Tauben im Sturm 

nachflieget der Habicht. 
Weit nach/ Orchoraenos hin , nach Plofis hin, 

und Cyllene, 
Bis. zu mänalifchen Höhn , und den Höhn 

Erimanthos, bi^ £lis 
Hielt ich den fliegenden Liauf ; nicht Xaumen- 

der folgte mir >ener. 
Aber lange zum L>auf mich anzufixengen, ge- 

brachs mir 270 

Armen an lyraft; und jener war ganz un er- 
müdet zur Aibftit. 



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CERES. 



305 



Dennoch die Ebenen durch, und die haum- 

umfchatteten Berge, 
Felfen fogar und Geklipp, unwegfame Wü- 

fien, durchlief ich. 
Rückwärts Ichien mir die Sonn', und langhin 

Iah ich den Schatten 
JVIir vor den Füfsen geftreckt; wofern« nicht 

Angft ihn allein fah. £7^ 

Aber gewifs erfchreckte der Füfse Getön, und 

es hauchte 
An das gefchleierte Haar der gewaltige Athem 

des Mundes. 
Matt von der müdenden Flucht : Hilf, ruft' ich> 

o hilf! er erhafcht mich! 
Hilf der Genofßn, Diktynna, der deinigen! 

der du zu tragen 
Oft den Bogen gereicht, und den pfeilum- 

fcliliefsenden Köcher! 2O0 

Gleich war die Göttin bewegt, und eine det 

dichteßen Wölken 
Stürzte ße über mich her. Die mit Nacht 

umhüllete forfchet 
Aengftlich der Strom , und tappt ringshet 

um den bergenden Nebel. 
20 



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30Ö 



CERES. 



Zweimal umirrt' er die Stelle bethört, wo 

die Göttin mich einfchlofs ; 
Zweimal erfchoU: Arethufa! o komm, Are- 

thufa! fein Ausruf. 205 

Ach "wem pochte das Herz, wie mir Elenden? 

Etwa dem Lamme, 
Wenn es die fchnaubenden Wölfe vernahm 

lun das hohe Gehege? 
Oder dem duckenden Hafen im Bufch, der 

die feindlichen Mäuler 
Stöbernder Hund* anfchaut , nicht wagend 

den Leib zu bewegen?' 
Dennoch entweicht er nicht; denn nirgendwo 

Spuren des Fufses ßpo 

Schauet er weiter entfernt; das Gewölk und 

die Stelle bewacht er. 
Kalter Schweiüs umitrömt mir belagerten jezo 

die Glieder, 
Dafs van dem ganzen Leibe mir bläuliche 

Tropfen entfallen. 
Wo i<?h die Fiifse bewegt, dort wallet ein 

See; aus den Locken 
Trieft mir der Thau ; und gefchwinder, als nun 

ich erzähle mein Schickfal, 295 



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C^KI.S. 



307 



Lop ich in NälTe mich auf. Doch felbß die 

geliebeten Wafler 
Kennet der Strom: und er legt die genom- 

mene Mannesgefialt ab, 
Und wird, mir /Ich zu milchen, in eigene 

Fluten verwandelt. 
Delia fpaltet die Erd*; und ich, in die Tiefe 

mich tauchend, 
Eile durch blindes Geklüft zur Ortygia : welche, 
der Göttin 500 

Als gleichnamige Werth, mich zueril an die 
Lüfte hervorzog. 
Alfo fprach Arethufa. Da fpannte die 
fruchtbare Göttin 
Vor das Gefchirr zwei Schlangen, das Maul 

^mit Zäiunen gebändigt. 
Und lie durchfchwebte die Luft im Mittel' der 

Erd' und des Himmels. 
Jezt dem Triptolemus bringt lie das luftige 
Drachengefchirr hin 305 

Zur tritonifchen Burg, und giebt ihm Samen 

zu ftreuen, 
Theils in rohes Gefüd', und theils in endlich 
erneutes. 



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3o8 ' c E n E s. 

Hoch fchon über Europa und Alias Lande 

getragen. 
Fuhr der Jüngling einher, und Scythiens 

Küften erreicht' er. 
König alhier war Lynkos. Er geht in des 

Königes Wohnung. 310 

Wie er komm'> um des Wegs Urfach', um 

Namen und Heimat, 
Ward er gefragt, und: Die edle Athen ifi, 

fagt' er, mir Heimat; 
Und Triptolemus heifs ich; mich trug kein 

Kiel durch die Wogen, 
Noch durch die Lande der Fufs, mir öfnete 

Bahnen der Aether. 
Gaben bring' ich von Ceres, die, weit durch 

Aecker geftreuet, 315 

Fruchtbare Aernten des Korns und mildere 

Nahrungen tragen. 
Neidifch Iah der Barbar; und um felbft Ur- 
heber fo groTser 
Milde zu fein, empfängt er Men Gafi:; und 

dem fchlummerbetäubten 
Naht er mit würgehdem Stahl. Da die Brult 

zu durchftofsen er trachtet, 



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CERES. 309 



Wandelt ihn Ceres zum Luchs, und halfst 
von neuem die Luft durch 320 

Lenken fein heiliges Drachengefpann den 
»lopfopifchen Jüngling. 



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310 



XXVL 



A R A C H N E. 



Jl alias hörte den Rulim der Mäonerin, 

jener Arachne, 
TDoSs üe ihr felbft nicht weiche .mit künit- • 

lieber Wollebereitung, 
Nicht durch den Adel des Orts, noch der 

Herkunft, -war iie gepriefeu; 
Sondern durch Kunfi. Ihr Vater, der Kolo- 

fonier Idmon, 
Pflegt* in phocäifchen Purpur die trinkende 

Wolle zu tauchen. 5 

.Todt war die Mutter bereits, auch ße aus 

niedrigem Volke, 
Und dem Vermähleten gleich. Doch fand in 

den lydifchen Städten 



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A a A C U N £. 



3" 



Jene durch edelen Fleifs denkwürdigen Na- 
men, wiewohl de 

Stammt* aus kleinem Göfchlecht, und wohnt' 
in der kleinen Hypäpa. 

AnzuTchaun der Arachne bewunderungswür- 
dige Arbeit, lo 

Kamen die Nymfen daher von den Weinhöhn 
ihres Tymolos, 

Kamen aus ihrem GewälTer daher paktolifche 
Nymfen. 

Nicht nur gewordene Zeuge vergnügte fie 
dort ZU" betrachten, 

Sondern die werdenden auch: fo paarte ßch 
i Kunfi mit der Anmut! 

Ob fie die rohere Wolle zuerlt aufwickelt' in 
Ballen ; 15 

Ob mit den Fingern ihr Werk fie lockerte; 
oder ob krämpelnd 

Feiner fie zog und feiner die nebelähnlich^en 
Vliefse ; 

Ob fie mit hurtigem Daum umfdhwang die 
gerundete Spindel; 

Ob mit der Nadel fie flickte: gewiziget fchien 
fie von Pallas. 



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512 ARACnWE, 

Doch üe leugnet die Lehrenn ab, und be- 
leidiget ruft fie: s.o 

Streite die Göttin mit mir! nichts ill, was 
beüegt ich verweigre! 
Pallas nimt der Greilin Geßalt, und fälfcht 
um die Schläfen 

Graues Haar; auch fiüzet ein Stab ihr die 
fchwächlichen Glieder. 

So nun redete iie: Nicht hat das höhere 
Alter 

Unannehmliches nur; die Erfahrung reift mit 
den Jahren« 25 

Meinen Kath verachte mir nicht. Du Tuche 
den Ruhm dir, . 

Dafa vor den Sterblichen du am gefchickte- 
Ren Wolle bereitelt. 

Poch der Unfterblichen weich', und in De- 
inut bitte Verzeihung 

Deinem entfahrenen Worte ; der bittenden 
wird iie verzeihen, 
Düßerea Augs, verläfst fie die angefan- 
genen Faden; 30 

Kaum »och haltend die Hand , und Zorn im 
G^ilchte bekennend, 



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A R A C U N C, 515 

Ruft ile die Wort' entgegen der eingehülleten 
Pallas : 

Dürftig kommft du des Sinns , und gefchwächt 
vom laltenden Alter! 

Wer zu lange gelebt, dem fchadet es! Sol- 
cherlei Reden 

Magfi: du der Schnur, die du haft, vorpre- 
digen, oder der Tochter! 35 

Rath eriinn' ich mir felber genug! Mit deinem 
Ermahnung 

Wähne mir nicht zu frommen; es bleibt be^ 
unferem Vorfaz ! 

Warum kommt ße nicht lelbfti imd meidet 
den Kampf der Entfcheidung ? 
Wohl, ruft Pallas, lie kam! und den 
Wuchs ablegend der Greifin, 

Stellt lie die Himmlifcbe dar: Voll Ehrfurcht 
huldigen Nymfen * 40 

Und mygdonifche Fraun. Sie allein nicht 
zagte, die Jungfrau. 

Dennoch erröthete ile; und es flog um dei 
Trozigen Antliz 

Schleunige 'Glut, die wieder Verfchimmerte 
fo wie in Purpur 



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3^4 



A R A C II > E. 



Pflegt zu errchciaen die Luft, wann zuerfl: 

Aurora herannaht. 
Und nach weniger Frilt lieh erhellt an der 

Sonne Befixalung. 4^ 

Jene heharrt jLm Entfchlufs, und die thörichte 

Palme hegehrend 
Rennt ile ins nahe Gefchick. Nicht weigert 

lieh Jupiters Tochter. 
Weder ermahnt lie hinfort, noch fäumet üe 

jezt die Entfcheidung. 
Ohne Verzug nun ftellen ile beid' an ge- 
sonderten Orten, 
Und mit zartem Gefpinnlte befpai^nen Ile jede 

den Webfiuhl. 50 

Fefi am Baum ift die Weh', und der ^Rohr- 

kämm fcheidet den Aufzug; 
Mitten hindurch wird gefchoJDTen mit fpizigem 

Sc^flein der Einfchlag, 
Aus der entwickelnden Hand ; und gefireckt 

nun zwifchen die Faden, 
Drängen ihn dicht mit dem Stofs die gerei- 

heten Stäbe des Kammes. 
Jegliche Kämpferin eilt; die Gewand' um den 

Bufen gegürtet, 55 



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A A A C H If £. 315 

Regen üe kundige Arm', und die Luft macht 

leichter die Arhelt. 
Dort wird Purpurgefpinnfi , das den ty- 

rifchen KelTel gekoltet, 
Eingewebt, und daneben die fanft abgleiten- 
den Schatten; 
Wie nach Regenergufs von prallender Sonne 

der Bogen 
Pflegt mit gewaltiger Krümmung entlang zu 

färben den Himmel; 60 

Da in gcfchiedenen Räumen ihn taufend Far- 

* ben durchfchimmem^ 
Fliefsen iie doch in einander , das Ipähcnde 

Auge verwirrend: 
So fehr fcbeint, was grenzet,. lieh gleich, 

imd^ entfernteres ungleich. 
Dort auch laufen hindurch die gefchmeidigen 

Faden des Goldes; 
Und im Gewirk erhebt iich ein alter thümli- 

cher Inhalt, 65 

Auf der cekropifchen Burg wirkt Pallas 

färhend des Mavors 
Fels, lind den längft befungenen Streit um 

den Namen des Landes. 



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2l6 ARACHNE. 

Zwölf ÜnÄerbliclie fizen , und Jupiter mitten, 
auf Thronen, 

Mit ehrwürdigem Ernft, hochfeierlich. Jeden 
der Götter 

Zeichnet die eigne Geitalt, und den Jupiter 
königlich Anfehn. 70 

Aber der Meergott Itejit, und mit langge- 
fchaftetem Dreizack 

Schlägt er den fphrofiigen Fels, dafs hervor 
aus der Wunde des Felfens 

Springt die gefalzene Flut; und der Leiftende 
eignet die Stadt lieh. 

Selbft erfcheint Ce mit Schild und fpiziger 
Lanze gewafiiet. 

Und auf dem Haupte den Helm , an der Bruffc 
die fchüzende Aegis. '/^ 

Und das geähnlichte Land, von der mächti- 
gen Spize gefchmettert. 

Treibet hervor mit Beeren den Sprols des er^ 
grauenden Oelbauins. 

Staunend fehn es die Götter. Das Werk um- 
kränzet ihr Siegslaub. 
D&dh die Mäonerin zeigte vom Stiere ge- 
teufcht die Europa: 



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A R A C H N £« 



317 



Wahrhaft fehlen zu leben der Stier, und zu 

wallen die Meerflut; • ßo 

Wahrhaft fchaute daher zum verlaffenen Lande 

% die Jungfrau. 

So, wie lie angßvoU rief den Gefpielinnen, 

und die Benezung 
Scheute der .hüpfenden Flut, und die furch t- 

fEOne Ferfe zurückzog. 
Auch Aftexia fchuf Ile, gefafst vom ringenden 

, Adler; 
Leda dem Schwan, und Antiope hold dem 

geheuchelten Satyr; 05 

Wie in Amfitryons Bild' einlt Jiipiter warb 

um Alkmene; 
Wie er ein Hirt Mnemofyne teufcht', und 

im Feuer Aegina, 
Wie lun Danae Gold, und ein Drach' um 

Proferpina fpielte. 
Aber den Bord umringte mit BItmien durch- 

flochtener Efeu. 
SelbÄ nicht Pallas vermag^ noch die MiS* 

gunfi, fagten die Nymfen, 90 
Dir zu tadeln das Werk. An belebender 

Kunft und Gefialtung 



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5iß 



A n ACHNE. 



Gleichfi der Unßerblichen du; doch mit ed- 
lerer Seele l>elcbt fie. 
Auch dies Lob ereiferte dich, blondlockige 
Männin; 

Mehr ihr trozender Blick, und der Bildungen 
höhnender Inhalt, 

Welcher des Vaters Schmach dir vorwarf 
Tochter und Jungfrau! 95 

Zornig zerrifs die Göttin der Lafiierung fchno- 
des Gemähld' ihr; 

Und in der Hand noch haltend das Schif aus 
cytorifchem Buxus, 

Schlug fie dreimal die Stirn dem idmonifcheM 
Mädchen Arachne. 
Nicht erträgt es die Arme; das Seil an- 
knüpfend , umfchlingt lie 

Mutig die Kehl', Es enthebt die Hangende 
Pallas voll Mitleid, 100 

Und: So lebe demnach, doch hange du. 
Frevlerin! ruft fie. 

Und nach gleichem Gefez (nicht fohmeichele 
dir mit der Zukunft!) 

Werde befiraft dein ganzes Gefchlecht, und 
die fpätefien Enkel. 



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A R A C U N £. 



319 



Hierauf geht fie hinweg, und den Saft 
hekateifches Krautes 

Sprenget ße ihr; und fofort, da der traurige 
Seim fie berührte, 105 

Flols herunter das Haar, und die Nafe zu- 
gleich, und die Ohren. 

Winzig verfchrumpft ihr Haupt, am klein- 
lichen Körper das Kleinße; 

Schmächtige Fingerchen haften wie Bein' an 
jeglicher Seit' ihr; 

Üehrigens waltet der Bauch. Aus ihm auch 
fendet Arachne 

Faden, und fleifsiget noch als Spinn' ihr altes 
Gewebe. n© 



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320 



XXVIl. 



N I O B E. 



iNiobe hört* im Pakfte der lydifchen 

Spinne Verwandlung, 
Als in . Mäonia noch am Sipylus wohnte die 

Jungfrau ; 
IDoch nicht warnte die Strafe der Volksge- 

noffin Arachne> 
Himmlifchen nachzufiehn , imd in kleinerem 

Laute zu reden. 
Vieles erhöhte den Muth. Üoch' weder die 

Kunit des Gemahles, 5 

Noch ihr heider Gefchlecht, und der Glanz 

des mächtigen Reiches, 
Gab ihr] folches Behagen, wie fehr auch 

alles behagte, 



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NIOBE, 221 

Als der Kinder Gödeilm. Glücküligfie imter 
dfen Müttern, 

Niol)e, wärÄ du genannt, werni du nicht' 
es gefchienen dir felber. 
Denn des Tirefias Tochter J die znkunffc- 
ahndende Manto, lo 

Ging durch die Gaffen der Stadit, von gött- 
lichem Geifte gereget, 

£inft weiffiagend tunher : Koitimt ,/ ^ kommt, 
ismenifche Weiber! 

Bringt der /Liatöna, tmd bringt den Zwillin- 
gen unfrer Latona, 

W^hrauch dar mit Gehet; und fügt tun die 
Haaröden Lorber! 

Sölchös gebeut I-Ätona durch mich ! — Man ge- 
hgrcht; imd es wandeln 15 

Alle thebifchexi Fraun , gefchmückt mit befoh-^ 
lenem Laube, 

Weihrauch heiligen , Flammen, und bittende 
Worte , zu briogen. 
Aber Niobe kommt im Gewühl des beglei- 
tenden Schwarmes, 

Prangend im phry^dien Frunk der gold- 
\ durchwirkten Gewände, 

21 



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322 



V iOBE^ 



Und 9 wie der Zorn es gefiattet, auch fchön; 
und bewegend ihr ftattlich 20 

Angeßcht mit den. Locken, die jegliche Schul- 
ter umwallten^ 

Stand üe, im4 hoch die Augen tunhergewen- 
, det voll Stolzes: 
Welch eiair Wahnfinn, rief Iie, gehörete 
Götter gefehnen 

Voczuziehn! Was> wenn ihr Latona verehrt 
an Altären, 

Fehlt noch^m^er Gewalt der Weihrauch? 
Mich 4a erzeugte 25 

Tantalus, wekher allein ziun Mahl der Un- 
. üerhlichen einging; 

Und mich ge&ahr die Flejade Taygete, Toch- 
ter des Atlas, 

Der den ätherifchen Fol hoch trägt mit erha- 
benem Nacken!. 

Jupiters Sohn ift der Vater, und Jupiters 
Sohn der Gemahl auch ! 

Mir find die Völker gebeugt in Phrygia; mir 
auch gehorchet ' 50 

Kadmus Burg; und j die Maruren, gefügt von, 
den Saiten Amfions, 



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i; I o Bc. 



323 



Werden, und was fie bewohnt, von mir 

und dem Gatten verwaltet! 
Welchem Theil des Palaites ich auch zuwende 

die Ajigen, 
Unermefsliche Hab' erfcheinet mir! Aber ich 

felber 
Rag' als Göttin an Wuchs; und fieben Töch^ 

ter umblühn mich, 3^ 

Jünglinge eben fo viel , und bald auch Eidam' 

und Schnüre! 
Fragt noch, aus was für Grunde der Niobe 

Stolz fich erhebet; 
Uiid dann wagt^ die von Cöus, ich weifs 

nicht welchem, entfprofsne 
Titanide Latona mir vorziiziehn, der diet 

Erde, 
Grofs wie ße ift, den winzigen B-aum ^lun 

Gebähren verfagt hati 40 

Himmel und X^and und GewäfTer verbanne ton 

euere Göttin! 
Flüch|:lingin war fie der Welt! bis Delös 

endlich voll Mitleid: 
Du durchirren das Land, ihr zurief, ich das 

GewälTer j 



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3^4 



mOBE. 



Und unbefe/Hgten Grund einriumete. Zweier 
Gebohrnen 

Freute fie fich; das ift von unferem Segen 
ein Siebtheil ! 45 

Selig bin Ich ; wer leugnet mit das ? und feiig 
beharr' ich : 

Wer auch bezweifelt mir dies? Zur Sicherheit 
hebt mich der Reichthum l 

Höher fchau* ich herab, als wo Fortuna mir 
fchade! 

Ob fie auch vieles entreifet, weit mehreres 
wird ße mir lallen! 

Schon Meg über die Furcht mir die Seligkeit ! 
Denkt euch, gekürzet 50 

Könne mir etwas fein von der Heerfchaar 
meiner Gebohrnen; 

Doch nicht Tank' ich hinab zu der Doppel- 
zahl der Latona, 

Die mit dem Tämtlichen Schwärm nur weni- 
ges mehr ift, denn fruchtlos ! 

Weit, o weit von dem Opfer entfernt; imd 
den Liorber des Hauptes 

Niedergefenkt ! — Sie fenken; es bleibt un- 
vollendet das Opfer; 55 



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jr I o 13 £. 325 

Und fie üehikj wie man darf, mit leiferer 

Stimme zur Gottheit. 
Unmutsvoll vemahms die UnfierWiche. Jezt 

auf des Cynthus 
Oberltem Gipfel begann zu den Zwillingen 

alfo Liatona : 
Schaut! ich euere Mutter, die kühn durch 

eure Gehurt ward, 
.Und die der Junö allein, fonü: keiner der 

Göttinnen, ausweicht. 60 

Werd* als Göttin bezweifelt! Von ßets ge- 

feirten Altären 
Werd' ich, 4> Kinder, gefcheucht, wo Ihr 

nicht meiner euch annehmt! 
Nicht mein einziger Schmerz! Zu der Uri- 

that fugete Schmähung 
Tantalus Tochter hinzu ; vor den ihrigen euch 

zu verachten 
Wagte iie; ja mich lelbit (ihr werde das!) 

nannte fie fruchtlos; 65 

Und die Vexbrecherin zeigte die Läßerzunge 

des Vaters! 
Bitten wollte gefellen Latona zu der Er- 
zählung. 



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^6 



V I O B £. 



Endige! £agte der Sohn; du £kum& nur die 
Strafe mit Klagen l 

Endigel lagte die Tochter. In rchleunigem 
Schwung durch die Lüfte 

T^flmftn zur Burg des Kadmus £e heid% in 
Wolicen gehüllet. 70 

Eben imd weit gedehnt war nah an den 
Mauren ein Blachfeld. 

Immerdar von Rollen ge&unpfit; wo der Rä- 
der Getümmel 

Und der zermalmende Huf die liegenden Schol- 
* len gelockert. 

Einige dort von den Söhnen der Niobe und 
des Amfion 

Steigen ßu£ mutige RolT ; in tyrifcher Farbe 
gerpthet 75 

Glüht das Gedeck, und es Rarren von Gold 
die lenkenden Zügel. 

Aber Ismenos anjezt, der zuerlt der gebüh- 
renden Mutter 

Schmerz und Freude gebracht, da den tram* 
penden Lauf er herumdreht 

In den gemelTenen Kreis, und den fchäumen- 
den Rachen bezähmet: 



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2f I O B E. 



327 



Wehe mir! fchreit er auf; und grad' in den 
Bufen geheftet ßo 

Trägt er Gefchofs; und aus Äerhender Hand 
die Zügel entlalTend, 

Sinkt auf die Seit' alhnählich am rechten Bug' 
er hinunter. 

Sipylus, jenem zimächlt, wie des Köchers 
Geklirr ihm dahericholl, 

Floh in entzügeltem Lauf: £0 wie oft, vor- 
kundig des Regens, 

Flieht vor der drohenden Wolke der S teue- 
rer, und die gefpannten 85 

Segel umher ausdehnt, dafs auch kein Luft* 
chen entfliefse. 

Doch wie entzügelt er floh; dem! entfliehen- 
den folgt unvermeidlich 

Todesgefchofs ; und zitternd iin oberen Wir- 
bel des Nackens 

Haftet der Ffedl , tmd es raget enthlöDst aus 
der Kehle das Eifen, 

Vorgefireckt, wie er war, auf den ßürmiaiden 
Hals und die Mähnen 90 

Rollt er hinab y die Erde mit warm^ Blutb 
befudelnd. 



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5^ 



N I O B Et 



Fhädimus aber, der arme, mit ihm, gleich- 
namig dem Ahnen, 

Tantalus, als fie ein Ziel dem gewöhnlichen 
Fleifse gefezet, 

Hatten zum Jugendgefchäft üch gewandt des 
glänzenden * Ringens. 

Und fchon rangen ße beide mit eng verfloch- 
tenen Gliedern, 95 

Brult arbeitend an Brult: da geschnellt yom 
firafFen Gehörne, 

So wie gefugt ße waren , der Pfeil He beide 
durchbohrte, 

Beid* erfeufaten zugleich, und zugleich die 
vom Schmerze gekrümmten 

Glieder zur Erde geftreckt;, zugleich die er- 
löfchenden Augen 

Gegen, das Licht aufrollend, verhauchten zu- 
gleich ße den Athem. 100 

Jene lichaut Alfenor ; mit wund ^efchlagenem 
Bufen 

Fliegt er heran, und erhebt die kalten Glie- 
der umarmend; 

Ach, und fällt in dem zärtlichen Dienft : denn 
der Delier Phöbus 



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N I O B £• ^20 

Schmettert den finfieren Stahl ihm tief in die 

Kammer des Herzens. 
Und dem entzogenen folgt ein Theil der Lung' 

an den Haken 105 

Ausgedreht; es ergielst mit dem Athem lieh 

Blut in die Liüfte. 
Doch nicht einfach trift , ungefchorener, 

o DamaUchthon, 
Dich die Wund'. Es durchdrang am hegin-r 

nenden Bein das Gefchofs ihn, 
Wo im Gelenk lieh bewegt die lehnige Beuge 

des Kniees. 
Während er Ärebt, mit der Hand zu entziehn. 

die verderbende Waffe, 110 
Fliegt ihm ein anderer Pfeil bis zurFiederung 

tief in die Gurgel. 
Wieder heraus drängt diefen das. Blut , und, 

hoch ßch erhebend. 
Schiefst es hervor, imd fteiget mit .langem 

Stral in die JLuft auf. 
Auch der lezte der Söhn' Bioneus hob imer- 

hörbar 
Flehend die Arm' empor; O ihr Himmlifchen 

alle geineinfam, 115 



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330 



V I Ö £ £• 



Rief er aus, unwüTend, nicht alle iie brauch' 

er zu bitten: 
Schonet, o IchontI und gerührt, da unhemm- 

bar bereits das Gefchofs flog. 
Wurde der treiFende Gott; doch erlag der 

lileinfien Verwundung 
Jener, indem nicht tief ihm der Pfeil zum 

Herzen hineindrancr. 
Trauriger Ruf, und Kummer des Volks, 

und Thränen de^ Diener 120 
Kündeten ]ezt der Mutter den plözlichen 

Jammer des Kaufes: 
Ihr, die erftaunt, dafs vermocht, und eifert 

im Zorn, daüs gewaget 
Dies did Oberen hätten, und fo viel Macht 

fie verübten. 
Denn der Vater Amiion, die Bruit von dem 

Stahle durchfchmettert, 
Hatte iterbend geendet zugleich mit dem Lichte 

den Kummer. 125 

Ach wiö Nipbe weit von der Niobe jezo ent- 
fernt ift, 
Welche dem Volke verbot die latoiXchen 

Opferaltäre, 



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iri O B E. 



33A 



Und, durch die Stadt herfchreitend, das Haupt 
in den Nacken* zurückbog, 

Läfiig den Ihrigen felblt; nun mitleidswür- 
dig dem Feinde! 

Auf die erkalteten Leichen gefenkt, ohn* 
Ordnung und Auswahl, 130 

Theilt fie umher die KüITe den Kindern allen 
zum Ahfchied. 

Dann zum Himmel erhebend die blau gerun- 
genen Arme: 
Graiifame, weide das Herz an iinTerem 
Grame , Latona l 

Weide dir, fpiach fie, das Herz, bis es latt 
werd' unferes Jammers! 

Hüpf im Triumf ! mich trägt man zu Grab', 
obfiegende Feindin! 135 

A^ber warum obfiegend? Mir Eleüden bleibet 
noch mehrers. 

Als, Glückfelige,' dir ! Nach fo. viel Lei- 
chen auch fieg^ ich! 
Niobe fprachs; da erklang vom gefpanne- 
ten Bogen die Senne, 

Dafs rings alle vor Schrecken erzitterten; nur 
fie allein nicht. 



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532 W I O B E. 

Unglück machte fie kühn. In dunkelen Trauer- 
gewanden ' x4o 
Stehn tun die Bahren der Brüder, mit hangen- 
dem Haare, die Schweltern. 
Eine davon, ausziehend den Pfeil, der im 

Innerfien haftet. 
Senkt auf den Bruder hinab das Geilcht , ohn- 

• mächtig verfcheidend. 

Dort die andere Itreht die bekümmerte Mut- 
ter zu trögen; 
Fldzlich fchweiget fie ftill, um die heimliphe 
, Wunde fich krümmend. . 145 
Jene will fliehn, doch umfonit! hin gleitet iie; 

Jen', auf der Schwefier 
liegend, erblalst; die birgt fich; , die andere 

zittert umher noch. 
Sechs nun fanken dem Tod*, an verfchiedener 

Wunde verblutend; 
Nur die lezte noch blieb, die ganz mit dem 

Leibe die Mutter, 
Ganz im Gewand' umhüllt' : O die einzige laus 
mir, die kleinfte! 150 

Von fo vielen die kleinfte verlang' ich nur, 
rief fie, lUid Eine! 



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Während fie fleht, linkt auch die erflehete ! 
Ganz nun vereinfamt^ 

Safs ße von Leichen umringt, der Töchter, 
der Söhn', und des Mannes. 

Und Iie erltarrte vor Gram. Ihr regt kein 
Lüftchen die Haare ; 

Blutlos wird und bleich das Geücht; auf 
traurigen Wangen 155 

Steht das Aug' unbewegt; nichts lebendes 
bleibt in dem Bildnis. 

SelbÄ im inneren Munde, zugleich mit ge- 
härtetem Gaumen, 

Harfcht ihr die Zung% und die Ader mit 
fchwindendem Pulfe verfieget. 

Nicht mehr beugt ßx;h der Hals, nicht dreht 
fich der Arm im Gelenke, 

Nicht kann gehen der Fufs; auch Herz und 
Leber ift Fellen. i^o 

Dennoch weint fie, und rchuell vom gewal- 
tigen Wirbel des Sturmes 

Wird fie zur Heimat entraft. Dort hoch auf 
dem Berge gewurzelt, 

Biiinet fie ; flets in Thränen zerflielst noch 
jezo der Marmor. 



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'T '4 

f il 



xxvm. 



DIE FROSCHE. 



xlabet ihr Luft rmi Weile, fo höret 

mich. Eine Gefchichte 
Weil]»' ich] aus älterer Zeit: wie in L»ycia*5 

fruchtbaren Aeckem 
Nicht ungefiraft die Latonk verachteten Bauren 

der Vorwelt. 
Zwar ift dunkel die That, wie felbft die Man«- 

ner; allein doch 
Wunderbar. Ich fah in Ferlbn den fiunpfigen 

Weiher^ 5 

Wo das Wunder gefchah. Denn mein fchon 

altender Vater, 
Schwach für weitere Wege, befahl mir, ihm 

die erlefnen 



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DIE FROSCH !• 



535 



Binder daher zu hohlen ; und gab mir einen 

Geleiter 
Mit aus. dem Ly-ciervolk* Da zugleich wir 

die Triften umwandeln; 
Denkt doch! mitten im See, von Opferafche 

gefchwärzet, lo 

Stand ein alter Altar, uihgrünt von zittern- 
dem Rohre* 
, Stehen blieb det Gefährt, und: Gnade mir! 

flifert' er ängftlich 
Gegen den See; und fogleich: O Gnad/ß mir! 

fliftert' ich felber. 
Ift der Altar der Najaden? fo fraget' ich. 

oder des Faunus? 
Oder des örtlichen Gottes? Zur Antwort 



fagte der Fremdling: 



i/i 



^5 



Nein i nicht wohnet ^ o ^ Jüngling , ein 
Berggott hier im Altare. 

Jene nennt ihn den ihren ^ der einft die Kö- 
nigin Juno 

Ganz die Erde verbot ^ der kaum die irrende 
Delos 

Gab die erbetene Ruh, als leicht noch die 
Infel umherfchwamm; 



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9^5 X>I£ FROSCHE, 

Dort 9 an die Palme gelehnt > und den Baum 

der Pallas, genas fie> 20 

Der Stiefmutter zum Troz, Ton Zwillingen 

endlich , Latona. 
Dort auch entfloh, wjie man lagt, die Ge- 

hährerin ängftlich vor Juno, 
Tragend im eigenen Bufen die uetigehohrenen 

Götter. 
Schon in das Land der Chimära, in Lycia 

kam £e, von langer 
Arbeit matt, da die Sonne mit Glut anfiralte 

die Fluren; 25 

Und ße lechzte vor Dürft in der dörrenden 

Flamme des Himmels; 
Auch war die Bruft ihr erfchöpft von den 

gierig Taugenden Kindern. 
Jezo traf He den Teich von heilerer Flut 

in des Thaies 
Niedruxigen: vro I^andleute Hdx ftaudende 

Reifer zum Flechten 
Sammelten , Binfen zugleich , und kolb^e 

Schilfe des Sumpfes. ^0 

Näher ging die Titanin, und lenkend das 
' Knie auf die Erde, 



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DIE FROSCH £. 337 

Neigte äe iich, zu fchöpfen den Trunk des 

kühlen Gewäffers. 
Aber der ländliche Haüfeil verbot. Drauf Tagte 

die Göttin: 
Warum WalTer vetwehrt? Zu aller Ge- 
I brauch ift das WalTer! 
Eigen etTchuf nicht Lufb die Natur, noch 

eigen die Sonne, 35 

Oder die lautere FlutJ Am Gemeingut nehm' 

ich nur Antheil!^ 
Dennoch' etfleh' ich TolcheS zur Gabö mir! 

Nicht ja gedacht' ich 
Hiet zu baden den Ijeib, und die abgematte- 
ten Gliedet; 
Sondern dfen Dürft zu kühlen! Mit fehlt 

fchon Feuchte zum Reden; 
l^rotken ift ^uhg* und Kehle; ja katim noch 

lautet die Stimme! 40 

Waitertrünk wird Nektar mir Teiii! Ja das 

Leben Verdank* ich 
Euch rttit dem'trünke zugleich; ihi gewährt 

mir Leben im WalTer! 
Werdet durch diete gerührt r die hier inl 

Bufen die Händchen 

22 



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33Ö piB FRÖSCHE^ 

Stxedcen nach euch! Und es traf iich, di« 

Kindelein fireckten die Hände. 
Wen nicht hätten gerührt die fchmeichaln- 

den Worte der Göttin? 45 

Dennoch hefiehn ße zu hemmen diehitteade; 

iProhungen endlich. 
Wo nicht fem ile entweiche , mit fchmäben- 

der Läfierung fügt man. 
Noch nicht genug: ihn felher umh^r mit 

Händen und Füfsen 
IVJachen iie trübe den Teich; und tief auf- 
wühlend vom Grunde 
liegen iie weichen Mpr^^ i^ings^im mit neidi- 

fchen Sprüiigen, 50 

Unmut täubte den Durlt; nicht m^ die 

Tochter des Cöus ' 
Noch Unwürdigen fiehn; es v^dreufst, Qpp]lz 

länger zu red^ 
Worte, der Göttin zu klein; und die H^nd- 

ai;Lf hebend ziMn Himmel: 
Lebt, denn, f^gte ße;. ewig ^linfort in j^«^ 

Gelumpfßi . ; 
Schnell warTbat, was dieG/rt^n g^wünf<^t/ 
' In die Plute?t 2(u fpringen, 55 



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DIE FROSCHE. 



339 



Freut iie, und bald ganz unter den Pfuhl zu 

tauchen die Glieder, 
Bald zu erheben das Haupt, und bald auf der 

FMche zu fchwimmen; 
Oft /ich über dem Bord zu Tonnen am Sumpf, 

und hinab dann 
Wieder zu plumpen in kühlende Flut. Noch 

]ezo beftändig 
Gellt von Zank die fchmähliche Zung'; und 

der Schande nicht achtend, 60 
Ob ße die Flut i(uch bedeckt, auch bedeckt 

noch fcl^impfen He kecklich. 
Selber der Ruf tönt rauii, ujod es fchwillt 

der geblähe te flals auf; 
Uud; viel weiter noch fperrt den gedehneten 

Rachen die Schmähung, 
^chulter i^id Hairpt (ind gefeilt, und fchei- 

ncn d^n Hals zu verdrängen; 
prünlich gefärbt ift der Rücken, der grofy 

vorragende Bauch weils. 65 
Jugendlich hüpfen heruQi jm mQr^fUgen Sumpff 

die Frölciblein. 



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54» 



XXIX. 

M A R S r A & 



AJagHdi wir, Ibht kläglich^ des Sa- 
tyrs Marfyas Schicklal, 

Der, von Apollo beliegt im Getön des cr£- 
tobifchen Rohres, 

Jeso die Strafe beftand. Was entziehft] du 
mir.felber mich? xief er. 

Ab mich gereuts! ab! fcbrie er, fo viel nicht 
gilt mir das Söhalltobr! 

Doch wie er fcbrie, zog jener die Haut ihm 
über die Glieder; 5 

Und nichts war , als Wunde , zu fcbaun» 
Blut riefelte ringsum; 

Aufgedeckt lag Muskel und Sehn*; auch die 
zitternden Adern 



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MAA8YA5. ^1 

Schlugen, der Hülle beraubt; aufzuckende 

Eingeweide 
Konnte man zählen fogar, und der Bruft 

durehfcheinende Fibern, 
Ihn wehUageten Faune , die ländlichen 

Machte der Waldung, lo 

Ihn die Satyrgebruder, und du, ruhmvoller 

Olympus, 
Ihn auch der Nymfen Gefchlecht, ' imd wer 

in der bergigen Gegend 
Heerden der wolligen Schaf*, und gehömete 

Binder umhertrieb. 
Aber das £ruchtbare Land empfing die fallen- 
den Thränen, 
Durchgenezt, und trank Ile hinab in die in- 

nerfien Adern: 15 

Wo ile, zu '^^aI^er geTeigt, aufquollen an 

freiere Lüfte. 
Jäh zu dem fhumifchen Meer, im Hang ab- 

fchüfOger Ufer, 
Rollt der Marfyasßrom durch Phrygia lautere 

Wellen. 



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34^ 
PROKNE UND PHILOMELA. 



XJarbam fclireckten gelanget Atliens mop* 
fopifch^ Mauern. 

Aber es kam bülfreich der gefrüftete iThracier) 
^ Tereus, 

Scheuchte den Feind, und gewailn den glan- 
zenden Namen des Siegers. 

DiefeiDt der weit vorherfcht' an der Lande 
Gebiet und der Männer, 

Und fein tapfres Gefchlecht ableitete felbH 
von Gradivus, 5 

Gab Fandion die Frokne zur Braut« Doch 
nicht Hymenäufi, 

Juno die ehliche nicht, noch di« Gr^e, nahte 
dem Lager. 

Furien hielten empor die geraubeteu Leichen- 
fackeln ; 

Furien breiteten ihnen das Bett; der entwei- 
hende Uhu 



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PROKNE VNB PHILOMELA. 543 

brütet' im Dach, und fafs auf dem Giebel 

des Ehegemaches. lo 

Seloh ein Vogel verband mit Tereus Prokne; 

zu Eltern 
Segnete fofchet iie ein. Glückwünfchungen 

* jubelte freilieh 
Thraeia; felfeft auch brachten fie Dank den 

unfterblichen Göttern; 
Und wie den Tag, der dem Herlcher Pan- 

dions Tochter vermählet, 
So der ihm Itys gefchenkt, verordneten allek 

zürn Fefitag. 15 

O wie tief iß verborgen , was ^ornmt l 

Schon fuhrete Titan 
Durch fun^ Herbfte den Lauf des wiederkeh- 
renden Jahres, 
Als fa Prokn* dem Mann liebkofete: Find' 

ich noch etwas 
Freundlichkeit, fend* entwedö* mich felbß 

aum Befuöhe der Schweßer, 
Oder Iie komme zu mir. Verheifs dem Schwär 

her, in kurzem 20 

Kehre fie wieder zurück. Ein Gefchenk, wi« 

der fegneriden Götter, 



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344 PROK.WB XIUP FHIJLPMELAf 

Wird mirs feyn, 4ie Sghweft^r zu fchaun! 
Er ordnet, die Barken 

Niederzuziehn in die Flut, und g^ht mit Ru- 
der und Segel 

In den cecropifchen Port, und berührt die 
piräiTchen Ufer, 
Gleich wie zuerft der Schw^her liph dar- 
beut, und ihn bewillkommt, 25 

ümd in Hand, fängt wechfelncl das unh^iln 
Ichwangre Gafpräch an. 

Kaum noch war des Befuchs Urfj^ch', ün4 
die Bitte der Gattin 

Angefagt, vnd gelobt de? Gelandeten balr 
dige Heimkehr; 

Sieh^ da ](ommt glanzreich ii^ fij^ftlicheic Fracht; . 
r^ulomala, 

Glänzender noph an Geibdt: fo onmut^vol), 
wie wir hören, 30 

DaXs Najod^ nnd DryadV umgehe di|rch grü- 
nende W4l4eri 
W^nn XOSin ähnlichen Schi^^uclc unc( ähnlicht 
Fracht ßch hinzudenkt, 

^n^CTS Wfcfi wird entflon^nt Ypn 4e? Jung- 
frW BU^k^ 4«? Thraker, 



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PAOKKZ UND PHX&OMALA. 545 

Als wenn in falbere Aehren den Brand einle- 
get der Wandrer, 
Oder gefchobertes Heu und dorrende Sproflen 

entzündet. ^ 

'Würdig ift zw«r ihr holdes Geücht; doch 

ihn felber auch ftachelt 
Angebol^rene Lufb: denn es glühn unmäfsi«^ 

die Herzen 
Jenes Bezirks; er entbrennt durch eigene 

Schuld und des Volkes. 
Rafch ift ge^afst der Entfchlufs, zu ver- 
V führen die Hut der Begleiter 
Und der redlichen Amme; zugleich zu ver- 

fuchen die Jungfrau 40 

Mit unendlicher Gab*, .und aufzuwenden fein 

Erbreich; 
Oder mit Zwang fie zu rauben, bereit zu er- 

. bitterter Abwehr. 
Nichts il, was nicht wage, von zügellofer 

Begierde 
Tobend, der Mann; kaum fafst die verfchlof- 

fenen Flammen das Herz noch. 
Mühfam fchon erträgt er Verzug; zu den 

Wünfchen der Prokne 45 



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54<^ PAOK.MJI WD PUIX^OMEIiA. 

Kehrt er mit gierigem Munde, die eigenen 

Wünfche betreibend. 
Liebe macht ihn beredt; tmd fo oft fein drin- 
gendes Fodem 
Ueber die Billigkisit geht, fo Jaget er, Frokne 

verlang' es. 
Thränen auch fiigt er hinzu, als heifcht* auch 

diefe der Auftrag. 
O ihr hinuulifchen Mächte > wie hüllt die 

Aerblichen Herzen 50 

.Blinde Nacht! In dem Eifer, da: Schandthat 

brütet der Unhold, 
Scheint er ein eärjtlicher Mann, und gewinnt 

Heb Lob aus dem Frevel. 
Ja auch Xelbft Fhilomela begehrt« $ um den 

Nacken des Vaters 
Schlingt üe koJCend die Arm*, und hefuchen 

zu dürfen die Schwerer, 
Fleht fie bei ihrem Heil , und gegeÄ ihr Heil, 

unermüdet. 55 

Tereus fchauet fie an, und herzet voraus 

mit dem Anblick. 
Sehend die hold ximwindenden Ann* und das 

kulsliche Mündlein, 



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PROK.KE UND FS(ILÖM£LA. 547 

Fühlt er alles wie Stacheln, wie Feuerbränd', 

und wie Nahrung 
Rafeiader Wut; imd fo oft fie den liebenden 

Vater umarmet, 
Wünfcht 'er fich Vater zu fein; auch war' er 

nicht weniger Frevler. 60 

Endlich beilegt wird der Vater durch bei« 

der Flehn; mit Entzückung 
Sagt die Tochter ihm Dank: dafs gelungen 

fei zwoen Gefchwifiern, 
Denkt die Arme bei fich, was bald Web 

bringet den zwoen. 
Schon war wenig Berchwerde dem Fhöbus 

übrig; und fehnend 
Stampften die Sonnenrolfe die Bahn des ge* 

fenkten Olympus. 6ß 

FürÄlicher Schmaus beiaßet die Tifch', und 

es blinket in Golde 
Bacchifcher Wein; dann giebt man dem ru^ 

higen Schlafe die Glieder. 
Doch wie einfam er fei, der odryßlche K4» 

nig, für jene 
Woget fein Herz; und denkend Geiicht und 

Bewegung und Hände, 



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^40 PROK.KX UVD rmLOMBlaX, 

Bildet er iich, wie er will, die verborgene 
Schönheit; und lelber ^o 

Nährt er die eigene Glut, da die Sorg' ab- 
weifet den Schlummer. 
JMorgen ws^rs, Pandion, die Hand de^ 
gehenden EÜdams 

Drückend, empfiehlt ihm alfo mit Thränen- 
erguft die Gefährtin; 
Piefe, mein theuerfier Sohn, weil zärt- 
liche Liebe mich nöthigt, 

Und ße beid' es verlangen, auch du es ver- 
langeft, o Tereus, 75 

Geb^ ich dir; und belchwörend bei Redlich- 
keit, und bei Verwandfchaft, 

Bei den ünfterblichen fleh' ich, bef(phüz* sis 
Vater fie liebreich! 

Vnd den hoildeften Troft des Yielfa<>h leiden-. 
den Alters, 

Bald (doch jedei; Verzug wird lang fein! ^ 
Jfend' ihn zurück mir! 

I)u auch, fpi b^ld als mögliph, (gen^g dafs 
die Schweß:er entfernt ifi!) öo 

Wenn du den Vater noch li^bft, komm bald 
iiür zurück, Philomela! 



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phoknb und philomeIiA. 549 

Während des Auftrags küfst' er die trau- 

tefte Tochter mit Inhrunft, 
Und mildrinnende Thränen entrolleten unter 

den Worten. 
Drauf^ wie zum Pfände der Tr^u er diu 

Hand von heiden gefodert, 
Fügt* er ile feft in einander, und hiefs lie 

Tochter -und Enkel 85 

Herzlich Ton ßch in der Feme mit Worten 

der Innigkeit grüDsen. 
Lehe wohl! kaum lallt* er mit fchluchzendem 

Munde den Abfchied: 
Lebe Wohl! und erfchrdck vor dör düftereit 

Ahndung des Geiftes. 
Aber fobald einAieg an den fiarbigen Bord 

Philomela^ 
Und Yom Ruder die Wog' aufraufcht', und 

die Küfte zurückflog:. 90 

ünfet ift^ Tufi^ er^ der Sieg! mit fährt di^ 

Erföhnte des Herzens! 
So frohlockt der Barbar, und kaum diä lü^ 

fierne Seele 
Bändigend, wendet er nie die f\ifikelnd«ii 

Blicke von jener: 



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550 PROKKS UNl5 PHILOfilELA. 

Wie werm Jupi«;efs Vog^, 4er Jkrtum^ge- 

mauate Räuber, 
Kieid^r den Hidw gefezt in d|tö Neft des er- 

habenen Felfeöf , 95 

Kirgend ift Fli^fet dem Gefa»gnei?ii <le;i wild 

4er Eroberer Migiert. 
SdiO^ war die Reife vollbracht, fchon 

trat aiis ehnüdeten Barken 
Jeder an be^mifcbes Land ; da FandionS Toch- 
ter der Kön^ 
Schleppt zu dem Hirtengeh^' in die /Natht 

des altenden Bergwalds. 
t)oxt die JERblöirende nun, wijß Re bebt ün(| 

erfcbrocken umherblickt, 100 
Und, nut:Tbriipen bereits, na^h der Sobwe- 

Iter frjtget, verfchlieüst ct; 
Und, ein Sek^nner der Sc^ai?4%.. £tn d^r 

JungfravL, und .die allein war, 
üebt er Gewalt; nacWei?! ,%. umipnÄ ,^ 

l^kminamd den Y^ter, 
Oft die Sqhwefter genannt , ^n^ ^umeift di# 

unfterblidien Götter. 
A«h iie erbebt; wie ein zagej;id|^ t^mni, d^^ 
yj&rwundet d^s yVolfes 105 



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,VROKlf£ UND PHILOni£I.A. ^1 

Blutigem Hachen entraft, noqh nicht gaW 

licher ßch rche;inet; 
Und wi« die Taube, genezt von eigenem 

Blut am Gefieder^ 
Immer noch fiarrt, und die -gi^rjgen Klaun, 

^o üe hiiftete) fcheuet. 
Bald, da der Ceiü: ihr kehrte, ^errauf^ 

f^e das fliegende Haupthaar, 
Und , wie ii> Todestrauer , mit Heftigkeit 
; . ichXägt &e die ^rn^e, iio 

Streckt 4ana die Uänd' aufwärts, und: Ha 
^. . ._ JVIiöhandeler ! ruft lie, 

Ifa grauTamer BsH^har! i den.nipht die Empfeh- 
lung dps V^Qiis, 
Samt den zartjichen Th^^en geir^rt,. noch 

die Sorge der Schwefier, 
Auch nicht ieb.Uches, Bündnis, und nicht jung* 

frauliche Unfohuld! 
411es zetrüttetefi: du ! ; Mitbuklerin ward ich 

d^ Schvtfefier! 115 

Du zwiefacher QemahL! Nicht f<4.cherlei€d:afe 

verdient* ich! 
Nim auch, dlunat kein Frevel dir überig bleibe, 

Verbrecher! 



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352 PROKNE UND P 11 ILO M E li-At. 

Niüi dies Leb^il hinweg! O hätteft du vor 

der Entehrung 
Schön CS gCthan! dann fchwehte doch fchuld- 

Ids nieder mein Schatten! 
Doch w6nn die' Oberen dies anfchaun, wenn 

Mächte der Gdtter 120 

£twas noch ßnd, wenn nicht in das Unding 

alles mit mir fank; 
Wann es auCh lei, du bezahl<»ft die Bu£se 

mit! Seiher verkünd' ichs, 
Ohne zu achten der Scham, wi^ du frevel- 

teft! Wenn es vergönnt wird, 
I*rcft* ich unter das Volk; wcinn ffchliefsende 

Wi^lder mich halten, 
Füir ich die Wälder mit Ruf, und kundige 

FelftJn, bew«g' ich! 
Hdre der Aether die That^ uüd weiin dbft 

irgend ein Gott ift! 
Alfo erregt Fhilomela den Zorn d^ gtsai- 

fdn Tyrannen^ 
Und nicht minder die Furcht. Von dfet dop^ 

pelten Regung ge&ichelt. 
Reifst er hervor aus der Scheide dlln tunge» 
gürteten Säbel; 



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PROKNE UND PHILO M£LA. 55^ 

Dann ße ergreifend am Haar, und zurück ihr 

drehend die Arme, 130 

Zwängt er in Bande fie ein. Da reichte den 

Hals Philomela, 
Freudig den Tod erwartend vom Streich des 

gefehenen Schwertes. 
Aber indem unwillig des Vaters Namen iie 

ausruft, 
Ringt, und zu reden Iicli müht ; mit der Zang' 

ihr fafst er, und fchneidet 
Weg mit dem Stahle die Zung'; es zuckt 

inwendig die Wurzel; 155 

Zitternd liegt Iie , und lallt im dunkelen 

Staube, die Zunge; 
Und wie getrennt aufhüpfet der Schwanz der 

verftümmelten Natter, 
Zappelt Iie, als ob fterbend der Eignerin 

Spuren Iie fuche. 
Auch nach der fchrecklichen That (kaum möcht^ 

ichs glauben), erzählt man, 
Dafs dem zerriflenen Leib' er fich oft genahet 

in Wollult. / 140 

Kalt nun kehrt er zurück', der MllTethäter, 

zu Prokne. 

23 



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554 PROKUE Ulfl> PHILOMELA. 

Diele fragt den GemaU, wo die Schwefter 
bleibe. Docb T^reus 

Seu£&et verftellt, und erzählt ein ge£eibeltes 
Leichenbegängnis. 

Glauben gewann durch Thränen das Wort. 
Schnell reifst von den Schultern 

Frokne die- Kleider herab mit breit umfun- 
kelndem Golde^ 145 

Hüllet den Leib inichwarse Gewand\ und 
ein lediges Grabmal 

Baut Hey und bringt Sühnopfer dem unver- 
ftorbenen GeiAe; 

Ach und betraurt dein Gefchick, nicht £0 
zu betraurende Schwerer. 
Schon swölf Zeichen durchlief der leuch- 
tende Gott in dem Jahrkreis. 

Was foll tbun Fhilomek? Die Flucht ilt 
durch Wache gefperret; 150 

Machtig fiarrt des Gehegs aus Fellen erhöhete 
Mauer; 

Stumm verweigert der Mund ihr der That 
Anzeige: doch llnnreich 

Ift im Schmerz der Verßand, und Erfindun- 
gen lehret das Elend. 



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PROKNE ÜKD PHILOMELA. 355 

Aufzug fpannte die ScMaue herab am bar- 
barifcben Webßuhl, 

Und dem weifsen Gefpinnft durchwebte JCe 
•purpurne Zeichen, 155 

Rüge des fobnöden Verraths, Das Vollendete 
reichte fie einem. 

Flehend mit Wink, es zu bringen der Her- 
fcherin. Jener beftellet, 

Was fie gefleht, an Prokne; und weifs nicht, 
was er ihr bringe, 

Jezo entrollt 4&s Gewand des grauiamen Kö- 
niges Gattin, 

Wo ße die Schrift der Schwefter , die jam- 
mernswürdige , liefet; 160 

Und (wie wars doch möglich?) fxe fchweigt. 
Schmerz hemmte den Mund ihr; 

Und es gebrach d^ Zung' an genug unwilli- 
gen Worten 

Nicht auch zu weinen ift Raum; nein Recht 
zu verwirren und Unrecht, 

Stürmt fie einher; und Gedanken der Rach- 
fucht fallen fie gänzlich. 
Zeit nun wars, da gewöhnlich das Drei- 
phrfefi des Lyäus i^5 



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55^ pkokne vnd fhilomela. 

Feiren üthonifche Fraun ; die Nacht i& dem 
Fefte gewidmet. 

Nachts tönt Rhodope rings vom Geklirr hell- 
klingendes Erzes. 

Nachts auch geh( aus dem Haufe die Köni- 
gin, lernet des Gottes 

Dienit und Gebrauch , und empfäht die ge- 
weihete Taiunelgeräthfchaft. 

Rehe befchattet das Haupt, links hängt an 
. fler Seite der Hindin 170 

Balg ihr herab, und es liegt der umwundene 
Stab auf der Schulter, 

Durch Bergwäldimgen rennt im Gewühl der 
begleitenden Weiber 

Fürchterlich l*rokne daher, und von Wut 
des Schmerzes gebrieben. 

Heuchelt fie bacchifche Wut, Zu dem einfa- 
men Hirtengehege 

J[.ommt Iie zulezt mit Geheul , ruft Evoe, 
t bricht durch die Pforten, 175 

Raubt die Schwerer hinweg, und umhüllt 
die geraubte mit Bacchus 

Feierfchmuck, und das AntKz' mit Efeuran- 
ken ihr bergend, 



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PnOKIfE UKD PUILOMEIiA. 557 

Führt lie die fiaunende fort in die Schwelle 

der eigenen Wohnung. 
So wie gemerkt, He berühre das grausliche 

Haus , Fhilomela, 
Starrte die Arme vor Graun, und erblaist* im 

ganzen Geßchte. iQo 

Frokne, zum Orte gelangt, nimt ab den 

feftlichen Anzug, 
Und enthüllt das verfchämte GeHcht der be* 

kümmerten Scbwefter, 
Beut dann Kufis und Umarmung. Doch nicht 

zu erheben ihr Auge 
Wagt lie doi^t, die lieh felbft Mitbuhlerin 

dünket der Schwerer. 
Niedergefenkt zur Erde den Blick, da zu 

fchwören ße trachtet, 1O5 

Und zu bezeugen die Götter, Gewalt feis, 

welche mit Schmach ße 
Zeichnete, war für die Stimme die Hand. 

Es entbrennet, 'und fafst nicht 
Trokne felbfi: den inneren Zorn; abbrechend 

der Schwefter 
Weinenden Gram: Nicht, fprach ße, ift hier 

mit Thränen zu handeln, 



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358 tROKTHt. ÜNP FHII.OMBLA. 

Sondern mit Stahl, und kennefi: du was, das 

über den Stahl noch 190 

Reicht! Zu Jeglichem Gräuel bin loh, o Scbwe- 

fter , geruftet, ^ 

Dem argliftigen Manne Vergelt zu gehen der 

, Schandthat! 
Winke du , was es auch fei ; nichts fcheuen 

wir: Glut und Verftümmlung, 
Oder den gräfsHchften Tod! — Indem noch 

redet die Mutter, 
Naht ihr Itys der Sohn, ein Erinnerer, was 

ße vermöge. 195 

Mit unfremidlichen Augen ihn wild anfiar- 

rend: Wie gleich du, 
Ha, wie dem Vater fo gleich! Sie fprachs, 

und plözlich verftiunmend, 
Denkt fie auf traurige That; ihr wogt in dem 

Büfcn der Ingrimm, 
Doch als näher der Sohn anwandelte, als 

er die Mutter 
Freundlich grüfst% und den Hals mit kleinen 

Armen herabzog, 200 

Und, zum holden Gefchmeichöl der Kind- 
lichkeit, KüITe gefeilte; 



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FROKKC UKD PHtLOMELA* 359 

Stand arvfar etwas die Mutter bewegt, und 
es ftockte der Zorn ihr, 

Feucht auch wurden die Augen von unwill- 
jÄhtMchen Thränen. 

Aber fobald lie merkte, von ZärtUdikeil wank' 
ihr betäubtes .v-. 

Mutterherz I lämell kehrt fie von ihm zu der 
Schwerer das Antliz; 205 

I>rauf mit wechfelndem Blicke ße beid' an- 
fchauend: Warum doch. 

Saget ße, fchmeichelt der ein*, und ver- 
mummt die andere fprachlos? 

Mutter nennt mich der; was nennt nicht 
]ene mich Schwefter? 

Denke doch, welchem Gemahl du dich fchleier» 
teft, Tochter Pandions! 

Frevel, Entartete, ifts, den Gemahl zu lie- 
ben in Tereus! 210 
Rafch nun fohleppt fie den Itys hinweg: 
wie am Ganges der Hindin 

Saugendes Kind die Tigerin fchleppt durch 
finJftere Wälder. 

Und da im inneren Raum des erhabenen Hau- 
fes fie weilten; 



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5^0 PROILirfi VVD PH IL OME I.A. 

Wie er die Hand' aus&:eckt% rxad Ichon fein 

Scbickfal erkeiuiet. 
Schon : Ach Mütterchen ! ruft mit Gefcbrei, und 

den* Hals ihr umwindet, 215 
Sticht init dem Schwert ihn Prokne, wo Brufi: 

und Seite Hch fügen, 
Ohne zu wenden den Blick. Ihm war zum 

Tod* auch die eine 
Wunde genug; doch öfhet die Kehle nut 

Stahl Fhilomela. 
Siehe die noch leelvoUen und fchwach auf- 

athmenden Glieder 
Werden zerfleifcht. Bald hüpfet ein Theil 

im gehöhleten KelTel, £2o 

Anderes zifcht um den Spiels; rings firömen 

in Blut die Gemächer. 
Frokne ruft zu dem Schmaufe den nichts 

argwöhnenden Tereus; 
Und den Gehrauch vorfchüzend des vaterJän- 

difchen Opfers, 
Dafs Ein Mann es vollend', entfernt He Ge- 
fährten imd Diener. 
T«reus, hoch dalizend auf Xbttlichem Throne 

des Ahnherrn, 225 



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Schmault, und häufet ficl^ lelbft fein eigenes 
Fleifch in den Magen. 

und, fo nachtet der Sinn! ruft, faget er, 
. ruft mir den Itys. 

Nicht zu hehlen verniag die graufamen Freu- 
den die Gattin; 

Gierig, vom eigienen Wehe zu fein die Ver- 
/ künderin, fprach iie: 

Drinnen haß du ja, was du verlangfi! Um 
fchauet lieh Tereus, 230 

Fragend, wo jener deim fei. Da der fra- 
gende wieder verlanget ; 

So wie ße war, hluttriefend vom gräfslichen 
'Morde die Haare, 

Springet hervor Pbilomela, imd wirft dem 
Vater des Itys 

Blutiges Haupt ins Gefleht; und niemals hätte 
Iie lieher 

Reden gemocht, und die Freude durch wür- 
dige Worte bezeugen. 235 
Tereus mit graHem Gefchrei, da den fchreck-^ 
liehen Tifch er zurückltöfst. 

Regt aus dem ftygifchen Thale die fchlangen-r 
umringelten Schweftem. 



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5<^2 pnoKiTB vvj> vnii^omzt.A, 

Und bald ringt er, wo moglieli, heraüszu- 
würgen des Jammers 

Mahl ans geafneter Kehl*, und die halbver> 
sehreten Glieder; 

Bald dann weint er, und neiint ^ckt das kläg- 
liche Grab d«s Erzeugten. 240 

Jezo mit blinkendem Schwert ve^f^lgt er die 
Töchter Fandions, 

Fittige scheinen den Lauf der cecropifchen 
Weiber zu heben; 

Fittige hoben den Flug, Die flieht in die 
Wilder; die andre 

Schwingt £ch unter das Dachi noch unerlo* 
fchen am Bufei^' 

Haftet vom Morde die Spür, und Blut be- 
fleckt das Gefieder, 245 

Jener, von eigenem Schmers uüd Begier der 
Strafe befchleunigt, 

Wan46lt 2um YogeA. fich um; dem ein Bufcfa 
auf der Scheitel emporlleht. 

Und unmäfsig entragt mit langer Spitze der 
Schnabel. 

Wiedehopf ift der Nam'; es etfcheint wie 
gewafiiet das Antliz. 



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INHALT 

DES ERSTEN BANDES« 



I. Die Schöpfung. Ovid, Metam, I^ 5 «- Qg 
n. Die Weltalter. I> 89 — 150. 
III. Lykaon. I, 162 — 1245. 
ry. Deukalion. I, 260 — 415. 

V. Dafne. I, 452 — 567. 

VI. lo. I, 5^8 "^ 747- 

VII. Phaethbn. I, 748 — IL 
Vm. Kallißo. II, 409 — 532. 

IX. Der Rabe und die Krähe, ll, 556 — 632* 

X. Ocyrhofi. II, 635 — 675. 

XI. Battiis. n, 679 -^ 706« 

XII. Aglauros. II, 708 — 852* 

XIII. Europa. II, 8^ — 875« 

XIV. Kadmus in Thebe. III, 1 — islo. 

XV. Kadmus in Illyrien, IV, 563 — 602* 

XVI. Aktäon. III, 143 — 250. 

XVII. Semele. III, 272 — 315. 

XVIII. NarcüFus und Echo. III, 539 — 510. 



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INHALT. 



XIX. Pcntheus. lU, 511 — 731. 

XX. Des Minyas Töchter. IV, 4 — 415. 

XXI. Leukotho«^ IV. 171 — 270. 
XXn. Ino nnd AtHamas. IV,' 416 — • 541. 

XXIII. Perfcus. IV, 614 — V, 249. 

XXIV. Die Mufen. V, 251 — 678. 

XXV. Ceres. V, 54^ — 661. 

XXVI. Arachne. VI, 5 — 145. 
XXVn. Niobe. VI, 148 — 312. 
XXVIU. Die Fröfche. VI, 316 — 3S1. 

XXIX. Marfyas. VI, 383 — 400. 

XXX. Prokne und PLilomela. VI, 423 — > 674. 



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REGISTER . 

DES ERSTEN BANDES. 



Abas> König in Argos, 
Vater des Akrifixis , def- 
fen Tochter Dauae von 
Jupiter den Perfens im 
Goldregen empfing XXIII, 
59- »35. 4io. 

Achämenier • Ferfer > von 
der Ijandfchaft Achäme- 
nia XXI, 42. 

Achaja oder Achäa, für 
Griechenland XIX, 1. 

Aolieloifche Mädchen, die 
Sirenen» drei Töchter des 
Stroms Acheloiis XXV, 

Acheron, ein Strom der 
Unterwelt XXV, 201. 

Acutes, zum Schein ein 
Diener des Bacchus, un- 
ter welchem der Gott 
felbft verborgen ill XIX^ 
72. 186. 

Adler wird Jupiter XXVI, 
84. 

Aeas, ein Strom in Epinis 
VI, 13. 

Aegaon, ein hundertarmi* 
ger Biere, Sohn des Him- 



mels und der Erde , den 
Göttern Briareus genannt ; 
in der neueren Fabel eiii 
Gott des agäifchen Meers 
VII, 41. 

Aegiua, de« Aropus Tech« 
ter XXVI, 87. 8. Reg. 3. 

Aegis, in der alten Fabel 
Jupiters Armfchild, den 
oft auch andere Gotthei* 
ten iühreni in der fpU- 
teren Minervens Bruft.- 
fchild XXVI, 87» den fie 
doch auch zuweilen am 
Arme fuhrt XXIII, «ao. 

Aegyptus VII, 2. XXIV, 71. 
lieintragende Aegypter 
VI, 180. 

Aeolus, den Neueren, Gott 
der AVindo XXIII, 49; 
ein anderer war Vater 
des Athamas ttud des Si* 
fyfus Xxn, 96. 

Aeskulapius oder Afklc- 
pios, Apollos Sohn von 
der Koronis, Gott der 
Heilkunde fX, 93. X, 1 : 
als er den Hippolytus 

1% 



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3<^4 



££Q IS TSR 



Ton den Todten erweck» 
tc, ward er von Jupiter» 
Donner erfchlagen, und 
drauf vergöttert X, la. 

Aethiopeu wohnten auf den 
älteflen Weittafeln am 
Rande derfüdlichenHalb- 
fcheibe von Oßen nach 
WeAen, auf den fpat^- 
ren von SüdoÄ bis Süd- 
wefi. In^ der alten Be- 
deutung Hehn fie VII, 31* 
als Oftvölker mit Indiem 
gefeilt; und XXIII, 55. 
werden die öftlichen Ce- 
fener zu deu Aethiopeu 
gerechner. 

Aethon , ein Sonnenroft 
VII, 186. 

Aetna in SiciUen bedeckt, 
nach Ovidy den ieuer- 
atlimenden Tyfoeus, und 
wird von Cyklopen um- 
wohnt XXV, 12. 

Afrodite, Venus, aus dem 
Schaume des Meers ge* 
bohren XXII, 121. 

Aganippe, eine Mufenquelle 
am Helikon in Böotien, 
dem alten Size der Hyan- 
ten XXIV, 60. 

Agaue, Mutter des Pen- 
theus, Königs ui Thebe, 
des Saatlings Echion Ge. 
mahliii, Tochter des Kad- 
mus und der Uarmonia 
XIX, 215. 

Agenor, K. in Phönicien, 
Vater des Kadmus und der 
Europa XIV, 3 ; von ihm 
flammte Perfens XXIII, 
157. 

Aglauros, des attifchen K. 



Cekrops Tochter IX,* 24. 
XII, 32. 

Akrifius, K. in Argos, det 
Prötus Bruder, und Va^ 
ter der Danae, die den. 
Perfens gebahr XXIU, 
358. 

Aktäon, Sohn des Atifiäus 
von A^itonoe, des Kad- 
mus Tochter XVI, 5. 

Alfeos , ein durch Elis ant- 
Uufender Strom Arka- 
diens, der, wie man 
glaubte, unter dem Meere 
zur fyrakulifchen Quelle 
Arethufa in Ortygia hi|i. 
fh:5mte 0» 282. XXV, 
«59. 

Alpen VII, 258. 

Ambrofia, die Speife der 

Götter, und ein ambro- 

< fifches Gras ihrer Zug- 

thiere VII, 152. XXI, 45. 

Amfion, Jupiters S. yton 
der Antiope, Gemahl der 
Kiobe , ein trefflicher 
Tonkünftler , dem die 
■ Steine zur Befeftigung 
Thebens folgten XXVII, 
50. 124. 

Amfitrite , des Oceanus und 
der Tethys' Tochter, ver- 
mahlt dem Neptunus, dem 
Herfcher des Mittelmeers 
t, »o: WO der innere 
Band -der Länder, oder 
die GeAade des Mittel- 
meers, wie in, 23, zu 
verßehen find. 

Amfitryon, Gemahl der Alk- 
mene, die den llerkules 
gebahr XXVI^ 8^. 

Amfryfos, ein theffalifcher 
Flufs , woran Apollo die 



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SXS MR8TJLV 2ANOB8. 



5^5 



Heerden des Admcrui 
weidete VI, i3- 

Ammon, der ziim griechi- 
Xbhen Zeus -umgedeutete 

• "wiäderhaiiptige Obergott 
der Libyer, deffen Ora- 
kel in der Landrchaft 
Mannarica lag XXIII, 57. 
192. XXIV, 76. 

Amor oder Ciipido mit 
zwiefachen Pfeilen V, 17. 
trägt Fackeln XXIII, iH- 

Amymone, ein* dreifacher 
Felfenquell nm Lema in 
Argos, den für des Da- 
uaiis Tochter Amymone 
der geworfene Dreizack 
ihres Liebhabers Neptu* 
uns öfnete VII, 272. 

Anapis oder Anapos, ein 
ficilifcher Strom XXV, 
77. 

Andromeda, des Aethiopen- 
königes Cefeiis Tochter 
Ton der Kaffiope, die fich 
an Schönheit den Nym« 
fen vorzog XXni, 56. 

Antiope, Tochter des Nyk- 
teiis von Theben, gebahr 
dem Jupiter den Amfion 
und Zethus XXVI, 85. 

Aonia , ein alter Name Böq- 
tiens XVIII, 1. Aoniden, 
die Mufen vom böoti- 
fchenHelikou XXIV, 81. 

Apenninus , ein Gebirge, 
das durch die Mitte Ita- 
liens läuft VII, 258. 

Apollo , Jupiters Sohn, von 
Latona in Delos geboh« 
Ten, Bruder der Diaxia, 
waltet über Heil und 
Verderben , durch Bo- 
genkunde. Gelang, Weif- 



fagung, in der fpUteren 
Fabel auch durch Arze- 
nei; er führt den Bei- 
nalhen Phöbus, der reine: 
welchen fpäter auch der 
Sonnengott Sol empfing 

V, 1. 22. Sein Vogel der 
F*abe IX, 10. 

Aqiulo , der römifche Name 
des Boreas. 

Arachne , eine gefchickte 
"Weberin in Mäopien oder 
Lydien XXVI, 5. 

AreÄor zeugte mit Mycene, 
des Inachus Tochter, den 
hundertäugigen Argos VI, 
57. 

Arethufa, eine elifcheNym- 
fe, die, nom Stromgott 
Alfeos verfolgt, als Quell- 
göttiu unter dem Meere 
zur lyrakufifchen Infel 
Ortygia Äoh XXV, 147. 
233. 

Argos, Stadt und Land« 
fchaft im NordoA des Fe- 
loponnefus VII, 272. 

Argos, der hundertäugige 

VI, 57. 

Arkadia, die innerße vom 
Meer abgefchlofleneLand- 
fchaft des Feloponuefus 
VIU, 2. 

Arkas , Jupiters S. von Kal- 
lifio , Lykaous Tochter, 
als Arktiirus oder Baren- 
hüter unter die Sterne 
verfezt VIII, 82. 

Askalafos, Acherons und 
der Orfne Sohn XXV, 

199. 
Afteria, des Titanen Cous 
und der Phöbe Tochter, 
die Jupiter in Adlergeüalt 



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3Ö(^ 



&£ ö IST ER, 



liebt«;, vnä verfchmalit 
in eine Wachtel verwan- 
delte XXVI, 8i. 

Afträa oder Sterujungfraii, 
eiu fp'dterer Käme für 
die Dike oder Gerech- 
tigkeit» die im ei fernen 
•Weltalter die Erde ver- 
liefs , und in den Thier- 
krei« trat II, 6i. 

Athamas , des Aeolus Sohn» 
"rürft -in Böotien , nach- 
mals in ThelTalien, Ge- 
mahl der Ino XXII, 5- 

Athen'a, die Hauptfiadt Ift 
Anika, Yon Cekrops ge- 
gründet , heilig der Athe- 
ne oder Minerva XII, 2. 
87. XXV, 312. XXVI, 66. 

Athos, ein Berg in Mace- 
donien VII, 2I9. 

Atlas , ein Gebirg im Nord- 
weßen von Afrika, wor- 
auf nach der älteßen 
Weltkunde, die mit der 
fpäteren lieh mifchte, dat 
Gewölbe des Himmels 
ruhte ; unter ihm lag als 
"Wächter der Himmel s- 
feulcn der verßofsene Ti- 
tan Atlas , des Sapetns 
Sohn ; den Keueren fchien 
er felbft in den Berg ver- 
wandelt VII, 328. XXIII, 
17 - 48. 157» ^"id trug 
die Axe, die durch des 
Himmels Pole geht VII, 
329. Sein Enkel von der 
Tochter Maja» die eine 
der PIejaden ward, war 
Merkuriiis XI, 7. XII, 35. 
XIII, 5. 

Avernns, eigentlich jede 
duiiAende Lache oder 



Erdkluft, worübet kein 
Vogel ftiegt-CÄe^vo«^; vor- 
züglich ein unkender See 
bei Cum'i in Campanien» 
woran eine Kluft zur 
Unterwelt führen foUte; 
dann ein damit verbun- 
dener Pfuhl des Todten» 
reichs XXV, ooo. 

Augiißifche Pfofien, die 
Pforte am Palaße des Cä- 
far Octavianus , mit dem 
Beinamen Augii&ns, der 
herliche V, 111. Auf Be- 
fehl des Senats wurden 
ihm Lorbeerbäume vor 
die Thüre gefezt, und 
ein Eichenkrauz darun- 
ter ; jene dem Sieger,diefer 
dem Erhalter. 

Aurora, Hyperions T. von 
der Thia, des Tithonus 
Gemahlin , Göttin des 
Lichts I, 57. VII, 144 
XVI, 42. XIX, 90. XXUI- 
15. XXV, 100. 

Aufonia, lulien XXV, 10. 

Aulter, der römifche Käme 
desKotus oder Südwinds, 
der den Griechen und 
Bömem Begen bringt I, 
62. 

Autonoe, des Kadmus Toch- 
ter, gebahr dem AriAaus 
den Aktdon XVI, 5ö. 
XIX, 209. 

Axe, r. Atlas. 

üabylort, die' Hanptffadt 
der Affyrer am Eufratee 
VII, 280. XX, 24. 66. 

Bacchus, Jupiters S. von Sc- 
mele, Gott der Anpflan- 



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DKS mUSTZ» SAITDES. 



3Ö7 



«rnjig und ftittl?chltf»it 
XVII, 58. Sein Dieiift 
XIX, 18. XX, X. XXX, 
165. 
Btcchiaden , ein edle» Ge- 
fchlecht iii Coriiith, auis 
'Welchem Archivs fiiimm- 
te, der Syrakns an zw^ei 
Hafen gri'mdete XXV, 67. 
Bär am Himmel , der grofse 

VIII, 82. XIX, 85. 
Baktra, am Oxtis im Korden 
des Varopamifiis XXIII> 
«08. 
Balearen, Bewohner yon 
Majorka und Minorka, 
lieriihmte Schleuderer 
XII, ao. 
Barbarn XXX, i, wahr« 
fcheiulich Amazonen. 
Man fagt Barbara luid 
Barbaren» wie Altar und 
' Altar. 
Battus, ein pylifcher Hirt 

XI, 10. 
Belifche Jnngfraun , di» 
Töchter de» Danaus, ei- 
nes Sohns von Belus, die, 
vreil fie die Söhne des 
Vaterbruders Ae^Tptus in 
der Brantnacht ermordet 
hatten, in der Unterwelt 
WaiTer in durchlöcherte 
FaiTer fchöpftenXXII, 47« 
fiellona , die römifche 
Kriegsgottin XXIUa 330. 
Bemftein» VII, 396. 
Beroe, die Amne der 8e- 

mele XVU, 6. 
Boiotia^ d. L Kinderland» 
von Kadmui benamt XIV, 
13. 
Bootes, d. L Stiertreiber, 
•in Geüirn am Bären oder 



Heerwafceu, äelThn Trei- 
ber er fcheint ; er enthHlt 
den Arktiir oder BUren- 
IHiter VII, ao8. 
Buxus, lanpgehöhleter, die 
lange TielloclirichteSchal- 
mei mit krummem Auf- 
/aze von Hörn, die in 
den cybelifciien und bac- 
chifcljen Feftfch wärmen, 
zur Handtrommel und zu 
Klapperfchalen, geblafen 
ward XX, 7. 



v> Tergteiche K. 
Cefener, Cefenier, ein atbio« 

pifches Volk in Auen 

XXIII, 175. S. Aethio- 

pen. 
Cefeus, K. der Cefener, 

zeugte mi^ der Kafßope 

die Audromeda XXIII, 

65. 
Cefifus, einbootifcherFlurs, 

der am Famaffus ent- 

fpringt IV, 110. XIV, 19, 

XVUI, 5. 
Ceia (Cea, Ceos , Ko«) 

XIX, 87:. bier die Infel 

Kos au der Südweürpize 

Ton Alien. 
Cekrops, der erße König 

Athens, der die Burg 
luid Cekropia 
er war halb 
halb Schlange 



baute , 
nannte i 
BlenTch, 
IX, so. 

C^ntauren, f. Reg. a. 

Cerberua, der dreihauptige 
Höllenhund mit Schlan- 
genhaar XXU, 35- 85- 

Ceres, die Göttin des An» 
baus und der Sittlichkeit, 



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3^8 



HE G IST£a 



Tochter detSaturnui und 
der Hhea, gebahr dem 
Jupiter die ProXerpina 
XXV, 1. 
Chaonia in Epirus, ift für 
XXUI, 337- zu entfernt; 
vielleicht Choania, eine 
arabifche Laadfchaft. 
Chaos, die MiTchnug der 
rohen Urftoffe I, 3. VII, 
531. 
Chariklo , eine Nymfe, wo- 
mit Chiron die Ocyrhoe 
zeugte X, 4' 
Chiroära, ein lycifchet Un- 
geheuer, vorn Löwe, in 
de^ Mitte Ziege, und hin- 
ten Drache, welche» Bel- 
lerofon tödtete XXVUI, 
24. 
Chiron, ein weifer Centaur, 
des Sanimus und der Fhi- 
lyraSohn, Lehrer des-Aef- 
kulapiiis, Achilles,Herku- 
let und anderer Helden; 
als einPfeU des Herkules, 
.mit dem Gift der lemai- 
fcheu Hyder beürichen, 
ihm in den Fufs gefallen 
war; wilnfchte er den 
Tod, und ward endlich 
der Schüz im Thierkreife 
IX, 95. X, a. 17. 
Cinyfus, ein libifcher Strom 
um die Syrtenbucht 
XXIII, 297. 
Circe, des Titan Sol und 
der Perle Tochter XXI, 
55. 
Cithäron , ein bootifcher 
Berg, durch Bacchusfeüe 
berühmt VII, 255. XOÜ, 

Cöut, Sohn des Himmelt 



und der Erde, Vater 
der Latona XXVn, 38- 
XXVIII, 6i» 

Cupido V, «. 

Gyane, eine liciUf che Kym*« 
fe, deren Quelle den. 
Anapis aufnimt XXV, 69. 

Cykladen, InTeln des ägäi- 
fchen ^eers, die in ei- 
nem Bezirk liegen, von. 
cyclus, Umkreis VII, 296. 

Zyklopen fchmieden dem 
Jupiter Donner XVII, 33. 
Vergl. Reg. 2. 

Oyknus, des SthenelusSohn» 
K. in Ligurien, wird 
zum Schwan VII, 399- 

Cyllene , ein arkadifcher 
Berg , vrorauf Maja den: 
Merkurius gebahr III, 48« 
VI, 146. 
Cynthos , ein Berg in Delos, 
wovon Apollo und Diana 
genannt werden VII, 253* 

XXVII, 57. 

Gytherea, Venus, von der 
Infel Cythera unter dem 
Peloponnes XXI> 20. 

Cytorus, ein Berg in Paf- 
lagonien voll Buxbäume 
XXVI, 97. 



M-JuSne, des the/Talifchen 
FluITes Peneos' Tochter 
V, 1. 

Damafichthon, der Niobe 
Sohn von AmEon XXVII, 
107. 

Danae, Tochter des argi- 
vifchen K. Akrifius, die 
Jupiter im Goldregen be- 
fuchte XXUI, 84. 176. 
XXVI, 88. 



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DES EMS'i'BM BANDES. 



3Ö9 



Daulis oder DaulU» eine 
Stadt in ThelTalien XXIV, 

Delfine aus Tyrrheaera 

XIX, 161. 
Delfot t eine Stadt in Pho- 
eis amPamars» mit einem 
Orakel welchem nach 
einander Tellus, Themi$i 
und Apollo vorfand IV, 
57-62. V, 64. 
Delos^ eine cykladifche In- 
iei, die herumtrieb, bis 
dort von der Latona, 
Apollo, und nach fpä- 
teren auch Diana geb ob- 
ren ward XIX, 87- XXVII, 
40. XXVni, 18. daher 
DeUlis Apollo XXIV, 77, 

Dement, für den härteren 
Stahl XXII, 37- 

Deukalion, des Progietheus 
Solin, K. in ThelTalien 
IV, 69. 

Pia, hier Naxos mit altem 
Kamen XIX, iQo. yergl. 
126. 

Diana, Ti der Latona, Göt- 
tin der Jagd, auchPhöbe 
genannt VIII, Q. i8> vergl. 
Ortygia. 

pikte , ein Gebirg in Kreta 
XIV, 2. 

Diktynna, ein Beiname der 
Diana VIII, 30. 

Dindyma, oder Dindymof, 
ein phrygifcher Berg, der 
Cybele heilig VII, 355- 

Dirce , eine Quelle bei The- 

. ben VII, 271. 

Dis, Pluto XXII, 95. 

Doris, des Oceanus und 
der Tethys Tochter, die 
dem Bruder Nereus, dem 



Herfcher des Mittelmeert, 
die Nereiden gebahr VII, 
43. 

Drache des Erichthoniut 
IX, 26; des Mars XIV, 
32 ; Kadmtu und Hermo- 
nia XV, 13 ; der Hefpe- 
riden XXIII, 33; Dra- 
chengerpann der Ceres 
XXV, 303. Jupiter als 
Drache XXVI, 88. 

Dreifach waltende Schwe* 
Kern, f. Parcen X, 32. 

Dryaden öder Hamadrya- 
den, Banmnymfeu XVIII, 
169. 



Ec 



chidna, des Forkys Toch- 
ter, oben Jungfrau und 
unten Schlange, gebahr 
dem Tyfon die lernUifche 
Hyder , die Chim'ira , die 
Sfinx, die Hunde Or- 
thms und Cerberus, und 
den neme'ifchen Löwen 
XXII, 85. 

Echion, einer der thebi« 
fchen Saatlinge, die aus 
Drachenzähnen aufwuch- 
fen ; er half mit vier an» 
dem dem Kadmus Thebe 
erbauen XIV, 126; und 
zeiigte mit Xadmus T. 
Agaue den.Pentheus XIX, 
5. vergl. Reg. 2. 

Echo , eine böotifche Nym- 
fe XVIIi; 18 • 196. 

Efyra, der alte Name von 
Korinth VIJ, «72. 

Eichenkranz, dem Erhalter 
der Mitbürger V, 11 3. 

Eidex XXV, n6- 

Elisy Landfchaft uxid Stadt 



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37<> 



Il£.ü 1ST£ A 



im Weflen des Pelopon- 
nefus XI, 1. XXV, 268; 
der eleifch© Strom iß Al- 
feos XXV, »36. 
Elftem XXIV, 103. 
Ematliia, ein alter Name 
YOii Macedonien , der oft 
auch einen Theil von 
ThelTalien nmfafst XXIV, 
62. Emathiden, die neun 
Töchter des Piems , Kö- 
nigs von Emathia XXIV, 
96. 
Enipeiis, ehi theflalifcher 
Hufs beiPharfalia VI, 12. 
Eotis , ein Sonn6^o(s VII, 

185- 
Epafiis , Jupiters S. von 

So VII, 1. 
Epidaunis XVII, 6.ift wohl 
nicht die argolifche,durch 
Aefknlap berühmte Stadt, 
fondem die illyrifche 
(weiui auch fpäter ge- 
baute) , zur Bezeichnung 
der damaligen Slclaven- 
Xüfte. 
Epimethlde , Pyrrha , die 
Tochter des Epimetheus 
lind derPandora IV, 131. 
Epopeus, Steuerer des tyrr- 
henifchen Schifs XIX» 
109. 
Erich thonins, Sohn der 
Erde» nach einigen mit 
Schlangenfiifsen, Vater 
Pandions, K. in Athen 
IX, 18. 
Erldanus , in der alteften 
Weltkunde , war der 
dunkel bekannte Khein, 
tim deffeu Ans Aufs etwas 
Bemßein gefunden ward, 
in Terbindunj; gedacht 



mit dem Bhodanus und 
• dem Padus VII, 356. Mit 
ihren befonderen Namen 
werden die drei Ströme 
Kufammen gefafst VII, 
290. 
Erinnyi, Furie 111,72. Vi, 
158. XXII, 74. 

Erymanthos, ein Berg in. 
Arkadien VTII, 7i. XXV, 
263. Auch ein Flufs i» 
Phocis VII, 276. 

Eryx, das weilliche Vor- 
gebirge von Sicilien, der 
^rycinifchenVenUs hellig 
XXV, 24. 

Euf rates , ein Strom in Me- 
fopotamien VII, 280. 

Euippe, des Pierot Gattin 
XXIV, 51. 

Evoe, ein Ausruf der Bac- 
chanten XXII, 107. XXX, 
175. 

Europa, des phönicifchen 
K. Agenors Tochter XIII, 
la. XIV, 2. XXVI, 79. 

Eurotas , ein lakonifcher 
Hufs Vn, 279. 

Enrus, der Oßwind I, 57. 

Eurynome , des Öceanus 
Tochter , des Perferkö- 
nigs Orchamos Gemahlin 
XXI, 40. 

r vergl. Ph. 

Fafis, ein kolchifcher Strom 
VII, 281. Fafifche Heldin, 

• Medea XXXII, 297. 

Faune , der römifche Name 
f iir die bockfüfsigen, ge- 
bömten lind gefchwUnz- 
ten Panen III, 29. XXIX« 
10. 



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SXS ZASTEir BAUDE 8. 



371 



Faimus, den fpateren Rö- 
mern für Fan XXyill, 

14. 

Fineiu , des Cefeiu Bruder 
XXIII, 182. 

Flufsgötter VI, 7. 

Forkideii , oder Graen,. mit 
Einem gemeinfamen Aii^ 
ge, Vorhiiterinnen ihrer 
Schweßem, der Gorgo- 
neu XXIII, 159. 

Forkynerin, Mediifa, Toch- 
ter des Forkys oder For- 
kyn XXIII, 40^. 

Foroueiis , Bruder der io^ 
K. in Argos VI, 101. 

Fortuna, die GlilclLsgöttin 
*XXVII, 48. 

Frühling , als Gott VII, 59« 

Furien XXII/ 30. XXX, 8. 



vTallifcher Himd> Jagdhund 
V, 82. 

Ganges , auf den damaligen 
Erdtafeln der Uiifscrfte 
Strom Indiens VlI, S8i* 

XXIII, 222. XXX, 211. 

Gänfe im Kapitol IX, 3. 

Gargada , ein Thal in Böo* 
tien, mit einer Quelle 
Dianens XVI, 14. 

Gegenland, Europa VII, 
355; der Erdkreis ward 
von den Alten getheilt in 
Afia, -welches Libyen be- 
grif , und in Europa. 

Giganten , Erdgebohrne mit 
Schlangenfiifsenund hun- 
dert Armen III, 19. XXIV, 
67 j Tyfoeus unter dem 

' Aetna XXV, 6. 

Gnoflbs, der Siz de« kreti- 
fchen K. Minos XVI. 66. 



Goldene Aepfel XXIII, 25. 

Gorgonen, drei fchlangen- 
haarige V(''eiber am weA- 
lichen Oceanus, Medufa» 
Stheno und Euryal« 
XXIII, 4. 85. 164. 

Gradivus, Mars XXX, 5. 

Grazien, drei Töchter Ju- 
piters, Agiaja, Thalia 
und Eufrofyne, XXX, 7. 

Xl'amonia, der alte Ifame 
von Thelfalien IV, 54. 
Der Hämoner am Himmel 
VII, 113. iß Clüron als 
Schüz. 

HHmos , ein thracifches Ge- 
birg, mit dem Strom Oea- 
gros, der durch feinen 
Sohn Orfeus berühmt 
ward VII, 251. 

Häufer der Winde, Stel- 
lung der Planeten im 
Thierkreis , die Wind 
bringet XIX, 86. 

Hamadryadeu für Dryaden« 
Baumnymfen VI, 123. 

Harmonia, Tochter des Mars 
tind der Venus , Gemah- 
lin des Kadmus XV, 5. 

Hebros , ein thracifcher 
Strom», der vom Hämos 
fällt VII, £89. 

Hekate, eine unterirdifch« 
Göttin, die der Zauberei 
vorftand XXVI, 104. 

Heliaden, Töchter des He- 
lios oder Sol von der 
Klymene VII, 372. 

Helikon , ein böotifcdier 
Berg, denMufen geweiht 
VII, 251. XXIVi 2. 90. 

Heliotropium, Sonneuwen- 



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572 



REGISTER 



de, eine von Dioskori- 
des befchriebene Blume» 
XXI, 97. 
Henna oder Enna , eine fici- 
lifche Stadt auf dfer Flä- 
che eines Bergs, mit Blu" 
menfeldem nnd Teichen 
umringt XXV, 45. 
Herbfi, als Gott VU, 61. 
Herkules Pfeile, mit dem 
Blut der lernäifchen Hy- 
der vergiftet X, 19. 
Herfe, des Cekrops Tochter 
IX» 24.; gebiert dem Mer- 
kiirius den Cefalns Xlly 
18. 
Hefperifch , abendländifch 

VII, 174. »90. 
Hefperus, der AbendAem 

XXV, 101. 
Himmelsburg, oder Olym- 
pus, die Höhe des ge- 
wölbten Himmels III« 8* 
VII, 338. 
Bippekrene XXIV, 4. 60. 
Hören , Jupiters Töchter 
von Themis, Göttinnen 
der Vollzeitigkeit, Irene, 
Eunomia und Dike VU^ 
150. 
Hyaden, Heben Sterne am 
' Haupt des Stiers, deren 
Aufgang^^ Regen bringt 
XIX, 85. 
Hyanten, alte Bewohner 

JBöötieus XVI, 5. 
Hymen oder. Hymenäus, 
Gott der Vermählung V, 
Ä9- XXin, 144. XXX, 6. 
Hypäpa , eine lydifche Stadt 
am Abhänge des Tmolus 
«um KayÄros XXVI, 9. 
Hyi>erion^ der Vater des 
Sonnengottes XKI, 23. 



JLapetus, S. des Himmels 
und der Erde, einer der 
Titanen, zeugte den Pro- 
metheus I, 81, Epime- 
theus, Atlas XXIII, 18. 
nnd Menötius. 
Ibis, ein ägyptifcher dem 
Storch ähnlicher Vogel, 
deflen Geßalt Merkur an- 
nahm XXIV, 79. 
Ida, ein Gebirg bei Troja 

VII, 250. 
Idmon, der Arachne Vater 

XXVI, 4. 
Ilioneiis, AmHons undNio- 
be's jiingÄer Sohn XXVII, 
114. 
^llyrien , die no.rdoßliche 
KüAe des adriatifcheu 
Meers XV, 5. 
Inachus , des Oceanua. und 
der Tethys Sohn, Strom- 
gott und Erbaiier von 
Argot, Vater des Foro- 
neus und der 10 VI, 16; 
fein E^kel Epaf iis VII, 6 ; 
der inachifche Kämpfer, 
fein Abkömmling Perfeua 
.. XXUI, 105. 
Indier, das ölUichüe Volk 
der damaligen Erdkunde 
VII, 3»» 
Ino, des Kadmiis und der 
Harmonia Tochter, Ge- 
mahlin des Athamas XVII, 
41. XIX, 21a. XXII, 4; 
wird zur Meergöttin Leu- 
kothea XXII, 126. 
Xo, des Inachus Tochter 
VII, 18 i zur ägyptifchen 
Göttin Ißs gedeutet VI, 
180.. - 
![oi|ifches Meer , zwifchen 



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" I>ES £aST£K BANOXS. 



373 



Italien und Griechenland ' 
XXII, 119. 
Iris» des Thaumas und der 
Elektra Tochter, Göttin 
des Regenbogens, Botin 
der liiiftgötter Jupiter 
lind Juno IV, 11. XXII> 
64. 
Iftmarus > ein thracifches Ge- 
birg; daher Ismarier für 
Thracier VII, 289. 
Ismenus , ein böotifcher 
riufi bei Theben XVI, 
26. Ismenifche Frauen^ 
thebifcbe XX, 8. 
lUer, die heutige Donau 

VII, ä8i. 
Itys, des thracifchen K. Te- 
reus Sohn von der Prok- 
ne XXX, 15. 
Juno , Tochter des Satiimui 
und der Bhea, Königin 
des Himmels VI, 34; 
£hefiifterin XXX, 7; ihr 
Vogel der Pfau VI, i55 ; 
ihr Sohn Vulkanus XXI, 3- 
Jupiter , Sohn des Saturnus 
und der Bhea, Köni^ 
des Himmels II, 26. III« 
1. 16; Gott des Ponners 
VII, 338. XVU, 27 • 35 ; 
mit Ammon Termifcht 
XXIV, 76. 
Ixion, K. der Ijapithen, 
zeugte die Centauren mit 
einer Wolkengeßalt der 
Jnno, und ward in der 
Unterwelt an ein beÄan^ 
dig lunlaufendes Rad ge- 
feffelt XXII, 45. ' 

iV vergl. C. 

Kadmus, des phöniciCchen 



K. Agenors Sohn, erbaue- 
teThebe in Böotien XTV, 
8 - 130, und zeugte mit 
der Harmonia den Poly- 
doms, luid die Töchter 
Ino, Semele, Autouoe 
und Agaue. 

Kaikus, ein Flufs in My-. 
fien, der fein Beiwort 
vom Berge oder alten Kö- 
nige Teuthras fiihrt VII, 
275. 

Kalliope, q^e der neun 
Mufen XXIV, 81. 

Kallißo, des arkadifchen K. 
Ijykaons Tochter, gebahr 
dem Jupiter den Arkas 

VIII, 1 - 105. 
Kapitol, die Burg in Rom 

auf dem kapitolifchen Hü- 
gel V, iioj von Gänfen 
vor den Galliern gefchüzt 

IX, 3. 

KafGope , Gemahlin des Ae- 
thiopenkönigs Cefeus, Va- 
ter der Andromeda XXIII, 
124. 

Kafialia, eine begeifernde 
Quelle in Delf os am Par- 
na£s XIV, 14. 

Kaukafus, ein Gebirg Zwi- 
lchen dempontifchen und 
kafpifchen Meere VII, 
256. 

Kayftros, eiil Fluf» in lo- 
nien , ohnweit Efefus, 
wo viele Schwäne find 
VII, 285. 

Klaros, ein ionifcher Ort 
vor Kolofon, mit einem 
berühmten Orakel des 
klarifchen Apollo V, 65. 

Rlymene, des OceanusTochJ 
ter, vermählt dem oft- 



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574 



A £ G f S T E R 



athiopifchen K. Merops, 
. gebahr demSol denPhae- 
fhon VII, 9. XXI, S\' 

Klytie, eine Oceannymfe, 
von Sol geliebt XXI, 36. 
64; ineiueSoiineuwende 
Terwandelt XXI, 98. 

Kolofon, eine Stadt in lo- 
nien XXVI. 4. 

Korallen XXIII, 156* 

Koriiithus auf der pelopon- 
nefifchen Landenge Zwi- 
lchen dem faronifchen 
Meerbtifen im Ollen» iiud 
dem iouifcheu imWeAen 
XXV, 67. 

Koröneus , Ftirll in Fhocis, 
Vater der zur Krähe vcr- 
'waiidelten Koröais IX. 
34. ' 

Korönisydes Koröneus Toch- 
ter , -wird zur Krähe IX» 
34 • 53. 

Korönis, des Phlegjas Toch- 
ter Ton LariCTa, durch 
Apollo Mutter des Aes* 
kulap IX, 7. 

Korycifche Nymf ea t die 
Göttinnen der l^oryci- 

, fchen Quellgrotte am Par- 
nafs , Y^erden oft auch 
die Mufen genannt IV, 61. 

Krebs am Himmel VII, 115. 



J-iadon, ein arkadifcher 

Flufs , der in den Aifetis 

fallt VI, 135. 
Iiampetia» eine der Helia- 

den VII, 280. 
IiarilTa , eine Stadt in Thef- 

falien IX, 7. 
Latium, die Landfchaft der 
- Uatiner um Born; daher 



- latifcli für romifch V, 
109; imd latinifch VII, 
598. 

I/aton», Tochter des Tita- 
nen Cöus und der Phobe, 
gebahr d^n Jupiter die 
Zwillinge Apollo und 
Diana, nach der neiieren 
Fabel beide auf Delos, 
die bis dahin eine trei- 
bende Infel war XXVH, 
13. 38-44. XXVIII, 17- 
SL. Latonia, Diana VI^ 
ia9- 

lioarchus, Sohn des Athamas 
und der Ino XXII, 100. 

Lein tragende Manner, die 
Aegypter VI, 180. 

Lemnos, eine Infel des 
ägäifchen Meers , dem 
Vulkanus heilig, der da- 
von der Lemnier heilst 
XXI, 15. 

Lerna , ein argoHTclier 
. Sumpf, berühmt durch 
die vielhauptige Hyder 
VI, 30. X, 19. 

Xiesbos , eine griechifche 
Infel an der KüAe von 
Aßen, die Heimat der 
Sappho und des Alcäus 
IX, 66. 

Leukonoe» eine* der drei 
Töchter des Minyas XX» 
135. 

Leukothea, b^denKömem 
Matuta, hiefs Ino als 
Meergöttin XXII, 126. 

Leukothoe, des achämeni- 
fchen K. Orchamus und 
der Eurynorae Tochter, 
von Sol geliebt , wird eine 
Weihrauchftaude XXI, 
26 - 85. 



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DBS saSTXir B Jl. N O B S. 



375 



UbeXf «ia Beiaame des 
Bacchus XIX, lo, iß. 

liibya, der griechifche Na- 
me von Afrika; libyfche 
Sande XXIH, 3i Libyer 
XXIII, 2i8> 

liignrer, griechifch ligyer, 
-wohnten in den alten 
Erdtafeln um die fardoi- 
fche Blicht, mit Ichivan- 
kendeu Grenzen, oft bis 
zu den herknlifchen Säu- 
len VII, 402, 

Xiilyb'aos oder Lilybäon, die 
-yveftliche Spize von Si- 
oilien XXV, xi* 

Limmate» eine Flnfsnymfe 
des Ganges XXIII, 222. 

liiriope, eine Meernymfe, 
gebahr dem CeEfos den 
NarcilTus XVIII, 3. 

Löwe am Himmel VlI, »13. 
liöwenhanc des Kadmtis 
XIV, 52. 

Lorber V, 106 - ii4« 

Liicifer, der Morgenßem 
VII, 147. %U» i6- XXIII, 
16. 51- 

tiucina, die Gpttin der Ge- 
burt XXIV, 52. 

Luchs XXV, 320; i-üchfe, 
Tiger und P^del um 
Bacchus XIX, i^S* 

I,una, die griechifche Se* 
lene, Schwelter des He- 
lios oder Sol VII, i^g. 
24.0. 376; auch Phübe 
genannt I, 7. 

Liycaus^ ein Berg Arka« 
diens, dem Fan heilig 

' IIX, 48. VI, 131. 

Lyceum, ein angenehmer 
Ort vor Athen^ vonLy* 
kus , Vandions Sohne» 



benannt, wo unter Pe- 
rik les ein Gymnafium ein- 
gerichtet ward XII, 3. 

Lycia, ein Land in Klein- 
afieu zwifchen Karlen 
undPamfilien XXVIU, 2. 

Lydia, mit altem Namen 
Mäonia , eine Landfchafc 
Kleinafiens XXVI, 7. 

Lykaon, des Pelasgu« Sohn, 
K. in Arkadien III, 34. 
Lykaonifche Mutter des 
Arkas, Kallifto, Lykaons 
Tochter VUI, 71. 

Lykormas, ein ätolifcher 
Flufs VII, 277. 

LynkitSy KL in Scythien 
XXV, 310. 

Lyrceos, ein Berg in Ar- 
kadien , wo der luachus 
entfpriugt VI, 31% 



M. 



i-Uaadros » ein phrygi- 
fcher Strom, diirch viel- 
fache "Windungen be- 
kannt VII, 278. 

Mänalus , ein arkadifches 
Gebirg, dem Pan heilig 
III, 47. XXV, 26B* 

Maoiua , aljt f iir Lydia VII, 

284. XIX, 73. xxn, 8. 

XXVI, u 

Maja, des Atlas nnd der 
Pleioae Tochter^ gebahr 
dem Jupiter dea Merkur, 
\ind w^d mit den Techs 
Schweflern zum Gefiirn 
der Plej^en XI, 7. 

Manen, die Geifler der Ver- 
Horbenen in der Unter- 
welt VI, 19. vn, 335. 

XXIII, 289. 
Maate» des Tii^eüas wahr* 



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37^ 



A£a I8TK& 



Tagende Tochter XXVII» 

10. 

Mavmarlca» da» Land der 
Marmariden m Libyen 
um den Amiponstempel 
XXIII, 299. 

Mars oder Mavors, der 
Kriegsgott , von Jupiter 
lind Juno gezeugt XIV, 
32. XIX, 21. XXI, 2. 
Mars Hügel in. Athen, 
Areopagiis, wo Mars von 
den Göttern war gerich- 
tet worden XXVI, 66. 

Marfyas, ein phrygifchtr 
Satyr XXIX, 1. 

Medufa, eine der drei Gor- 
gonen, Forkyns Tochter, 
mit verfteinemdem An. 
blick, von Perfeus ent- 
hauptet xxni, 1. 5. 166. 
Medulifcher Gaul, Pega- 
fu«, ^er aus dem ge- 
trennten Hälfe der Me- 
dufa entfprang XXIII, 
170, und am Helikon die 
Hippokrene mit feinem 
HuffcWag öfnete XXIV, 

6. 
Meergötter auf Wallfifchen 

VII, 4« - 45* 

Melas oder Meles, ein durch 
Homers Geburt berühm- 
ter Flttfs bei Smyma, 
berührte Mygdonia, eine 
Kolon^ aus MAcedonien, 

• die bald zu Lydien, bald 
zu Phrygien gerechnet 
wird VII, 279. 

Melicertes, Sohn desAtha- 
mas und der Ino, wird 
zum Meergott Palamon 
XXII, 106. 126. 

Mendes, eine Stadt an einer 



Miindtuig des Nils XXUI, 

318. 
Merkurius , der Götter Bo* 

te, ward dem Jupiter von 

der Maja auf dem arka- 
• difchen Berge Cyllene 

gebohren VI, 102. XII, 1. 
Merops, K. der Oß'äthiopen, 

Gemahl der Rlymene, 

womit Sol denPhaethon 

zeugte VII, 16. 216. 
MelTene, Stadt und Land 

im Südweften des Pelo- 

ponnefns XI, i. 
MilchÄrafee llXt 7- * 
Mimas, ein ionifches Vor- 

gebirg gegen Chios VII, 

254- 

nfinerva, griechiOch Pallas 
Athene , die aus Jupiters 
Haupte am Triton ge- 
bohrene Göttin der Klug» 
heit im Kriege, in Kun- 
den und in weü>lichen 
Gefch'äften IX, i8- 53* 
XII, 2. XIV, 101. XX, 10. 
XXIU, 220. XXIV, 1. 
XXVI, 1. 

Minyaden oder Miuyeiden, 
des Min3cas, eines Soh- 
nes vom böotifchen Für- 
fien Orchomenus, drei 
Töchter Arfippe , Leuko- 
no^', lind Alcithoe XX» 
g. 134. XXII, 10. 

IMlnemofyne, oder Mneme, 
des Cölus Tochter, Göt- 
tin des Ged'achtnifTes, ge- 
bahr dem Jupiter die 
neunMufen des Helikons 
XXIV, 16. Mnemonifcho 
Mädchen, Mufen XXIV, 
28. 

Molofler wohnten in £pi- 



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JD£S XASTSir BANDES. 



577 



ms , weit von Atkadien, 
dafsalfoIII,58 verfchrie- 
ben fein mag. 

Mopfopia, ein alter Name 
Ton Attika XXV, 32i» 
XXX, 1. 

Mnlciber, Vulkaniis VII, 57- 

Mimychia, eine Landfpize 
vor Athen, der Diana 
heilig, mit einem klei- 
neren Hafen, neben dem 
Piräeiis, nach der Seite 
von Sunium XII, «. 

IVfiifen, Nymfen begeißem^ 
der Quellen auf verfchie- 
denen Bergen, nadi der 
gewöhnlichen Fabel^neuu 
von Jupiter mit derlVIiie* 
mofyne erzeugte, und auf 

' dem Helikon und Par- 
na/Tus verehrte Gottinnen 
der edleren Kilnlte VII, 
251. XXIV, 2. 

Mygdonia , ein Theil von 
Phrygien, mit wankender 
Grenze an Lydien VII, 
279. XXVI. 41^ 

Mykale , ein Vorgebirg lo- 
niens geigen Samos VII, 
255. 

Myüen lag längs dem Hei* 
lespont und der Propon« 
tis, mit dem Flufle Kai'- 
kus VII, 275. 

J^ abathaer , ein arabifches 
Volk, deren König dem 
CUfarim alexandrinifchen 
Kriege beifiand I, 57. 
XXIII, 338. 

Nacht ^ als Göttin IX, iZg. 

XX, 59. 



Naiadeh, Nymfen derLand- 
gewalTer VI, 138. XVIII, 
168. 

Narciffus, von Cefifos mit 
Liriope erzeugt, wird zur 
Blume XVIII, 8. 

Nafamonen, ein libyfches 
Volk an den Svrten 
XXIII, 303. 

Naxos, eine der cykladi- 
fchen Infeln XIX, 126; 
vergl. Dia. 

Nektar, der Gotter Trank 
XXI, 80. 

Neleus , mit Pelias Neptun« 
S. von Tyro, der Tochter 
des Salmoneus, K. in Py- 
I08, "zeugte mit Chloris, 
Amfions Tochter, unter 
12 Sölinen den Neftor 
XI, 11. 

Neptunus, ein Sohn de« 
Satnmus, Herfclier des 

.• iimeren Meers IV, 16. 
VII, 302. 323. XXII, 1 16. 
XXVI, 71. 

Nereus, des Pontus und 
der Erde Sohn, ein wahr- 
fagender Gott des Mittel- 
meers, zeugte mit des 
Oceanus Tochter Doris 
die Nereiden III, -«». 
IV, 42. VII, 300. XXIII, 
191. 

Nilus, Aegyptens Strom mit 
fieben Mündungen Vi, 
161. VII, 286. XXIII, 360. 

Niiius, der erfte afityrifche 
König hl Babylon XX, 55. 

vNiobe , des phrygifchen K. 
Tantahis Tochter , ver- 
mählt mit Amfion XX VII, 1 . 

Nonakris , ein arkadifcher 

^ Berg mit einer gleichna- 



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378 



AEOISTBH 



. migen Setdt VI, laj. 

VIII, a. 
Notus, der regenbringende 

Südwind, gebildet IV, ß. 
Nyktimene , des Lesbiers 

Kyktens oder Epopeus 

Tochter, wird Eule IX, 

Nymfen, Göttinnen der 
Feuchtigkeit im Ocean, 
in Meeren, liandgewäf- 
fern, "Wiefen, Bäumen 
III, «8. V, 21. XXV, 200. 
XXVI, 11. 12; im Gefol- 
ge der Diana VIII, 34- 
XVI, 23; dem Jupiter 
lieb XVIII, 25; erziehtt 
den Bacchus XVXI, 42; 
für IVIufen IV, 61 ; den 
Späteren zum Theil blau- 
farbig XVIII, 3, und grün 
oder blau von Haaren 
VII, 44- XXV, 92. 235. 

Kyra, ein Berg in dem 
Arabien der älteüen 'Welt» 
tafeln, welches zum ört- 
lichen Aethiopien gehör- 
te ; mit erweiterter Erd- 
kunde rückte er nach 
Indien XVII, 42* 



O 



ceanns, Beherfcher des 
äufseren Meers , das den 
gerundeten oder eiför- 
migen Erdkreis Timllrömt, 
wohnt mit feiner Gemah- 
lin Tethys, die VII, ifio 
das Soiuiengefpann auf- 
nimt, in feiner weftli- 
chen Quellgrotte VIII,8 i- ; 
-vielleicht auch im Oßen, 
wo Tethys VII, i88 das 
Morgenthor des Himmels, 



der wie ein Gewölbe auf 
den Rand des Erdkreifes 
lieh fenkt, aufriegelt, 

Ocyrhoe, Chirons Tochter 
▼on der Charlklo X, 6. 

Odryfer, ein thracifclies 
Volk , für Thracier über- 
haupt XXX, 68. 

Oeagriu, ein Strom, der 
vom Hämos in den He- 
brus fällt, und delTen 
Gott den Orfeus mit der 
Kalliope zeugte Vir, 251. 

Oelbaum der Minerva XX VT, 
77. 

Oeta, ein Gebirg zwifchen 
I^okris und TlielTaUen, 
w^o Herkules lieh ver- 
brannte VII, 249. ' 

Olenos, eine Stadt in Ae- 
tolien» wo Jupiter mit 
der Milch der Ziege 
Amalthäa, die zur Beloh- 
nung unter die Sterne 
kam, ernährt wurde XIX, 
84. 

Olympus, eitt Berg zwi- 
fchen TheCTalien und Ma- 
cedonien auf deflen HO* 
hen die altgriechifchen 
Götter wohnten VII, 257. 
In den Zeiten der "Welt- 
weifen ward Olympus 
der Name der Göiter- 
wohniing auf der ober- 
Äen Höhe des Himmels- 
gewölbes, über der Mitte 
des Erdkreifes; und, als 
Theil für das Ganze, be- 
deutete er oft den ge- 
famten Himmel, wie ein 
Gewölbe gedacht VII, 
92. XXX, 65- 

Olympus, ein tonkundiger 



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BES ERSTE] 



SANDES. 



379 



.Smyr in Phrygien , des 

Marfy^ Schüler XXIX, 

11. 
Orchamiis, K. der AchU- 

meiiier oder Perfer XX I, 

42. 
Orchomenos, eine Ssadt in 

Arkadien , gleichnamig 

mit der berühmteren in 

Böotien XXV, 267. 
Orfne , eine Nymfe des 

Avernus im Todtenreich 

XXV, 199. 
Orkus, der römifche Name 
. der Unterwelt XII, 54.. 
Oron tes, ein fyrifcher Flufs 

VII, 280. 

Ortygia , eine Infel vor Sy- 
rakufa, heilig dcrBiana, 
die nach der älteren Fa- 
bel dafelbft gebohrenwar 
XXV, 159. 300. DiePri^- 
fier in Delos , nm fich 
auch der Diana Geburt 
zuzueignen, fabelten, dafs 
Delos vordem Ortygia ge- 
heifsen habe. Von beiden 
lufeln demnach konnte 
Diana VI, 127 die orty- 
gifche Göttin genannt 

• 'Werden. 

Offa , ein theflalifcher Berg 
VII, 257. 

Öthrys, ein theflalifcher 
Berg VII, 253. 

X achynos, das nidoßliche 
Vorgebirg SicUiens XXV, 
11. 

^adus, Äiefst aus dem Berge 

, Vefulus durch das cis- 

alpinifche Galli«£^ in das 



adriatifche Meer VII, 290. 
Siehe Eridanus. 

Päaii , ein uralter Gott der 
Heilkunde, defl^en Namen 
fpUter Apollo erhielt V, 
115. 

Päoner, ein Volk im nörd- 
lichen Macedonien XXIV, 
51. 61. 

Paktolus , ein lydifcher 
Flufs , der aus dem Tmo- 
lus enfprjngt XX^'I, 12. 

PalUmoii , der vergötterte 
Melicertes , des Athamas , 
und der Ino Sohn, den 
BömernPortumnus XXII, 

126. 

^aläßina , die Südgegend 
von Syrien XXIII, 319. 

Paliker, Zwillinge Jupiters 
von der Nymfe Thalia, 
Vulkans Tochter, oder 
Vulkans von des Ocea- 
nus Tochter Aetna,, fici- 
lifche Volksgütter, deren 
See zwifchen den Städten 
Palika und Meiiä war 
XXV, 65. 

Pallas f. Minerva IX, 18. 

Pan, ein arkadifcher Hir- 
tengott mit Hörnern, 
Schwanz luid Bockf iifsen 
VT, 132. Die Bömer ver- 
wechfelten ihn mit dem 
einheimifchen Faunus. 

Pandion, K. in Athen, des 
Erichthonius Sohn, Vater 
des Erechtheus, Bute», 
der Prokne und Philo- 
mela XXX, 6. 

Päudrofos, eine Tocl^iter des 
attifchen K. Cekropt IX, 
24. XII, 31. 

parcen, o^er IV^ören, drei 

25 



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3Ö0 



AEG ISTB A 



Tochter /apif er» von der 
TbemUy genannt Lache- 
fii , Klotbo und Atropos, 
die derGebohmcn Schick- 
fal anlegten, fpannennnd 
abfchniiien X, 22. XXV, 
192. 

7araafiis oder PamafloSy ein 
zwei^pflichtes Gebirg in 
Phocis, beilig denMufen 
und dem Apollon, dem 
Vorfieher des delfifcben 
Orakels nach der Themi« 
IV, 07' V, 16. \1If 253. 
XXIV, «6. Die pamafi- 
Xche Themis IV, 62. 
XXIII, 29. 

Patara, die Hanptfiadt in 
JLycieu mit einem Orakel 
Apollo» V, 65. 

Pegafiis, ein hiftwandeln- 
des Götterrols, das zu- 
gleich mit Chryfaor, dem 
Vater de» dreileibigen 
Geryon, an« dem Hälfe 
der enthaupteten Mediifa 
entfprang XXIJI, 170; 
und auf dem Helikon 
mit dem Hnffchlag die 
Hippokrenc öfneteXXIV, 
4 - 11. 

Pella r eine Sfadt in Mace- 
donien XXIV, 50. 

Peloros , das nördliche Vor- 
gc])iri5 Sicilien» gegen Ita- 
lien, dalierder a ifouifche 
Felfcu genannt XXV, 10. 

Penaten, Hausgötter III, 62. 
XXIII, 329. 

Peneus , ein theflalifcher 
Strom; der aus dem Ptn- 
du» durch die tempifchen 
Thiier iu de^ th^*mal* 



fchen Bnfen firomt V, 1. 
95. VI, 1-9- VH, 275. 

Pentheus, K. in. Theben, 
£chions des Saatlings S. 
Ton Agane , des Kadmiu 
Tochter XIX, 3- XXU, 14. 

Pergns , em. See bei Henna 
XXV, 46. 

Perfefone, der griechifche 
Käme der Proferpina, die 
Jupiter mit der Cerc» 
zeugte XXV, 130. 

Perfeus , ein alter Held ans 
Argos, den des Akrifin» 
Tochter Dauae dem gold- 
regiienden Jupiter gebahr 
XXin, 1. 

Perus oder Ferfia, das 
Reich der Perfer, galt in 
der alten Geografie, die 
-wenig Yon Indien kannte, 
oft für Morgenland I, {^S* 

Pfau, der Juno geweiht 
VI, 155. VIII, 107. 

Phädimu», ein Sohn Am- 
fions und der Kiobe 
XXVU, 92. 

Phaethou, Sohn des Sol 
und der Oceann3rmfe Kly- 
mene, der Gemahlin de» 
ofiäthiopifchen K. Me- 
rops VII, 4. 

Phaethufa, eine, der Helia- 
den, der Schwerem I*hae- 
thons VII, 370- 

Phaßs, ein Strom in KoU 
chis , wo die Ultefte Erd- 
kimde das öltliche ^nA^ 
der Welt annahm VII, 
28i. 

Philomela, Pandions Toch- 
ter, nach der attifchen 
Fabel, der O vid hier folgt, 
von ihrem Schwager Te- 



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DES ERSTEN BANDES. 



3^1 



reii» gefch'ändet, und in 
eine Schwalbe verwan- 
delt; nach derrömifchen, 
aus feiner Gemahlui eine 
Nachtigall XXX, 29- f- 
Prokne. 
rhineiis, de» oßatlüopifchen 
Königes Cefeus Bruder 

XXIII, 182. 
Fhlegethon, ein iinterirdi- 

fcher Feuerftrom, XXV, 
2o4> 

Phlegon r ein Sonnenro£» 
VII, 186. 

Phocis , eine Landfchaft, 
oben und unten von The f- 
falien nnd Attüca, feit- 
"wUrts von Aetolien und 
Böotieu begränzt IV, 57* 

XXIV, 24- 

Phöbe, de8 Phöbns Schwe- 
ßer, bald für Diana V, 25 * 
bald für Lima, nach fpä- 
terer Umdeutiing I, 7. 

Fhöbii», dfr reine, bald ein 
Beiname des Apollo V, 1 ; 
bald des Sol, den Spätere 
mit jenem vermifchten 
VII, 56. 

Phorcus , griechirdi anch 
rorky s und Forkyu, Sohn 
de» Meers und der Erde, 
erzeugte n^t der Ceto die 
GrUen oder Phorciden, 
und die Gorgouen XXIII» 
i59* 40 i. 

Phoroneu» f. unter F. 

Phrygieii, ein w^eites Land 
im Innern von Kleinalien, 
mit weohfelnden Grenzen 
undAbtheilungen XXVII, 
19. 30. XXIX, 18. 

Plcros , K. in Emathia, hatte 
neun Töchter, die von den 



Miifen im Wettgefang© 
befiegt wxirden XXIV, 50. 
Auch 4ie Mufen felbft 
hiefsen Pieriden von dem 
Berge Pieria. 

Pindus, eine Bergkette zwi- 
fchen Epirus, Macedonien 
und ThelTalien , woraus 
derPeneus entfpringt VI, 
3. VII, 257. 

Piräeus, derHaf en vonAthen 
XXX, 24. 

Pirene, ein korinthifcher 
Quell VII, 272. 

Pifa, ,eine Stadt in Eli» 
XXV, 69. 

Ple'/'one , des Oceanus Toch- 
ter, Gemahlin des Atlas 
XII, 36. 

Ple>aden, fieben Sterne im 
Bilde des Stiers, zuvor 
Töchter des Atlas von der 
Pleione, unter welchen 
Maja den Merkurijiis ge- 
bahr VI, 102. 

Pole, die beiden Punkte, 
um welche die eingebil- 
dete Himmelskugel lieh 
dreht VII, rh\, 205. 326. 
Oft ift Pol der kreifende 
Himmel felbß VU, 107. 

XXI, 44.. 

Polydektes, K. der Infel 
Serifos, hatte den Perfes, 
das Haupt der Medufa zu 
holen, abgefandt XXIII, 
4.16. 

Prokne, Pandions Tochter, 
nach der attifchen Eabel, 
mit Tereus vermählt, und 
in eine Nachtigall verwan- 
delt i nach einigen Römern 
war fie des Tereus Schwä- 
gerin, und ward zur 



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yc^ 



a£(rlST£R 



Schwalbe XXX, 6. S. 
Fhilomela. 
Prometheii» , des Titanen 
üapems Sohn 1, 78 » Bruder 
des Epimetheiis undDeu- 
kalions Vater IV, i3i. 
Proferpiua , griechifch Per- 
föfoiie, Jupiters Tochter 
von der Ceres, Gemahlin 
des Pinto XXV, 51. 
Proteus, ein wahrfagender 
Meergreis, der vielfache 
Ge/lalten annahm VII, 41. 
PfoHs* eine arkadilche Stadt 

XXV, 267. 
Pnnifcher Apfel, die Gra- 
nate XXV, 196. 
Pylos, die Hanptßadt des 
Keftor an der "Weftfeite 
des Peloponnefus XI, 7« 
Pyramn», ein babylonifcher 

Jüngling XX, 22. 
Pyrenens , ein Fürß von 
Danlisin PhocisXXIV,22. 
Pyrois, ein Sonnenrofs VII» 

i85. 
Pyropus, ein karhmkelar- 

tiger Edelftein VII, 34- 
Pyrrlia , des Epimetheus 
Tochter, mit Denkalion 
vermählt IV, 91. 
Python, ein grofser Drache, 
der Erde Sohn, am delfi- 
fchen Orakel, -welchen 
Apollo erfchoft V, 9. 



R, 



Labe IX, i. 10. XXIV, 77. 

Bliamnuiirche Göttin , Ne- 
meüs, die Rächerin des 
Uebermnts , genannt von 
dem attifchen Flecken 

. Rhitmnus, woPhidias ihr 
Bild aUs dem Marmor er- 



richtete, welchfes die Per- 
fer zu einem Bilde der 
Siegsgöttin mitgebrach.c 
hatten XVUI, 68- 

Rhenus, derRheinVII,290. 
S. ' Eridanus. 

Rhodanus, die Rhone YH., 
290. S. Eridanus 

Rhodope, ein thracifches 
Gebirg VII,254. XXX,i67. 

Rhodos, eine von Sol ge- 
liebte Nymfe , • die der 
Infel den I^amen gab 

XXI, 54. 



Oaatlinge , die aus den ge- 
faeten Zahnen des von 
Kadmut erlegten theba- 
nifchen Drachen auf- 
wachfenden Krieger XI V, 
110. 122. 

Sanimns, Sohn des Himmels 
und der £rde,enceugte mit 
der Ffthea die drei "Weh- 
herfcher Jupiter , Neptu- 
nus und Pluto, auch Juno, 
Ceres und Vefta; unter 
ihm war das goldene Zeit- 
alter II, £5- Von ihm hei^t 
Jupiter Saturnins , und 
Juno Saturnia. 

Satyre , Halbgötter in Berg- 
waldungen , mit lang- 
gefpizten Ohren , gla- 
zig , Itumpfnafig , rauh, 
blutroth , mit keimen- 
den Bockshörnern und 
Schwänzen vom Bock 
odervomRofsj ße waren 

« im Gefolge des Bacchus. 
Spätere näherten ziun 
Theil ihre Geftalt den Pa- 
nen oder Faunen durch 



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DES £nST£M BANOKS. 



303 



verlUngerte Höröcr tind 
Bockfüfselll, 29. VI, 125. 
XXIX, 1. 11. Jupiter als 
Satyr XXVI, 85- 

Scheel flicht, eine Göttin der 
Untefrwelt, Tochter des 
Pallas und der Styx XII, 
53. 

Schlange am Himmel VII, 
205. 

Schlaugengebohrne,die The- 
Uaner, deren Ahnen aus 
Drachenzähnen erwuch- 
len XIX, 21. 

Schiize am Himmel, der Ha- 
moner »oder thcffalifcho 
Centaur Chiron VII, 113. 

Schwan, der verwandelte 
Cyknus in Ligiirien VII, 
409. Ledas Schwan XXVI, 
85. 

Scythia, das äufserjße Kord- 
land der damaligen AVelt- 
kunde I, 61. VII, 256. 

Semele, des Kadmui» Toch- 
ter, durch Jupiter Mutter 
des Bacchus XVII, 21. 

Semiramis , eine alTyrifche 
Königin, die Babylon er- 
weiterte XX, 25. XXIII, 

259- 
Serifos , eine der CyJcladen 

im ägiiifchen Meer XXUI, 

41 6. 
Sidon , eine berühmte Stadt 

in "Phönicien XIV, 129. 
Sidonia , deren Gebiet 

XIII, 6. 
Sikania, Sicilien XXV, 124. 

155. 
iSikelirch nnd Cknlifch, für 

ficiUfch XXV, 21. 72. 
Silvaue , das Gefchlecht del 

altxömifchen Feldgottes 



bei den Späteren, wie bei 
den Griechen Pane und 
Friape III, 29. 

Sipylns , Berg und Stadt in 
Phrygien XXVII, 2 ; da- 
von führte ein Sohn der 
Niobe den Namen XXVII, 
83. 

Sirenen, den Neueren Vö- 
gel mit jungfraulichem 
Angefleht, Töchter des 
Stroms Achelous XXV, 

2l2. 

Sifyfus, des Aeolus Sohn, 
K. von Korinth, mufste 
feiner Gottloligkeit we- 
gen in der Unterwelt ei- 
nen fiets wieder entrol- 
lenden Stein bergan wäl- 
zen XXII, 4'h. 

Sithonia, ein Theil von 
Thracien, Aeht oft für das 
Ganze XXX, 166. 

Skorpion am Himmel VII, 
114. 227. 

Sol, griechifch Helios, des 
Titanen Hyperions Sohn 
vonderThia, Lenker des 
Sonnenwagens, oft Titan 
genannt, oft auch Fhö- 
bus, der glänzende, wel- 
cher Beiname fonll dem 

, Apollo gehöht, den die 
Allegorie der Negieren 
wohl felbß zum Soiuien- 
gott deutete XXI, 1 . Seine 
Burg Hebt am öfllicheli 
Rande des Erdkreifes, wo 
in den UlteAen Welttafeln 
Aethiopeu, in deii fp'äte- 
ren Indier wohnten VII, 
51 - 31. 

Sommer, als Gott VII, 60. 

SonnenrolTe, vier geflügelte 



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384 



n£GIST£B 



VII, So. i85» mit ambro- 
firchein Gräfe der feligeii 
lufeln im welllichenOce- 
aiins geirihrt VII, 152. 

XXI, 45. 

Sonnenwende » Heliotro- 
piiim, nicht itnfere Son- 
nenblume XXI, 97. 
■ Sparta, die Haiiptftadt des 
lacedlimonifchen Heichs 
XVf, 66. 

Spcrcheos, ein theiralifcher 
Strom VI, la. VII, 282. 

Stheneliit » K. in Ligiirien, 
des Cykmis Vater Vli,399» 

Sterneidex XXV, 121. 

Stier, Jupiter um Europa 
XIII, 16. XIV, 1 jamHim^ 
niel VII, 112. 

Strymou , ein thracifcher 

riiif» VII, 289. 

Styx, ein ans dem iimzir- 
jkelndeu Weltßrome Oce- 
anus zur Umringung der 
. Unterwelt hinabgleiten, 
der Strom , bei Welchem 
die Götter fchwuren VII, 
77. XXIII, 290. Stygifche 
riut XVIII, 167; Hain 
III, 25 ; Nacht XIX, ig5 ; 
Schatren II, 5 1 i Schlund 
Xrv, 75 ; Stadt XXII, 23 ; 
Strom XVII, lö; Strudel 
XXV, 164; Sumpf VI, 
170; Thal XXX, 237. 
Syene, eine ägyptifche 
Grenzftadt gegen Aethio- 
pieu , unter dem "Wende- 
zirkel de» Krebfe» XXIil, 
2 'f8. 
Syrinx, eine in P.ohr ver- 
wandelte arkadifchelJym- 
fe VI, 124; wovon die 



"vielrolirige Panspfeifeden 
Namen Syringe führt. 



J- anarus , ein lakonifches 

Vorgebirg an der mittel« 

Jden Siidfpize des Pelopou- 

nefus VII, 279. 

Tagus, ein Flufs in Hifpa. 

nieu VII, 283- 
Tanais , ein fcythifcher 
Strom , den Späteren die 
Grenze zwifchen Europa 
und Aüa VII, 274. 
Tartarus, in der Ulteften 
Weltkunde der unermefs- 
liehe I\aum unter der 
Erdfeheibe, fo tief, als 
oben der Himmel in Ge- 
llalt eines -auf Bergen ru- 
henden Gewölbes lieh er. 
hob ; hier wohnten in 
windlofer oder, wie an- 
dere wollten, in itiirmi- 
fcher Dunkelheit die ver- 
ßofs eneu Titanen mit ih- 
rem Herfchcr Satumus II, 
45. Spätere nannten Tar- 
tarus auch den Schlund 
4er Verdammten, der un- 
ter dem Todtenreich in- 
nerhalb der Erde üch er- 
Ilreckte; imd, ^m es 
grä£slich zu bezeichnen, 
oft das (anze unterirdi- 
fche Reich VII, 292. 
Taurus, eine grofse Berg- 
kette, die, Cilicien be- 
rührend , d^irch die Mitte 
von Aüeu läuft VII, 249. 
Tellus, die Erdgöttiu VII, 

304. 
Tempe oder tempifche Thal« 



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DES XnSTEN SANO£S. 



305 



in Tlieflalien iim den Pe«« 
neos yi^ 2. 

Tenedos, eineinfel des ägäi- 
fchen Meers V, 65. 

Tereus, ein tliracifcher K. in 
Daiilis XXX, 2. 

Tethys, Tochter des Himmels 
luid der Erde, Gemahlin 
des Oceaniis VIII, 85« 

Teiithrauter, vom alten 
Könige Teitthras iu My- 
fien VII, 275. 

Thanmas ze\igte mit der 
Elektra die Iris XXII, 64. 

Theater XIV, 111. 

Theb«, die Haiiptfiadt Böo- 
tiens XIX, 51. XXII, 1. 

Themis , Tochter des Him- 
mels lind der Erde, Vor- 
fieherin der heiligften 
Anordnungen, und vor 
Apollo des deififchen Ora- 
keln IV, 120. 

Thermödon, ein Strom in 
Pontiis , woran die Ama- 
zonen wohuten VII, 287. 

Tliefpifche Göttinnen , die 
Mnfen, die in Thiefpia," 
einer böotifchen Stadt am 
Helikon verehrt wnrdeu 
XXIV, 68. 

Thierkreis VII, 162. 

Thisbe, eine Babylonerin 

XX, 22. 

Thracien , das Land iim das 
Gebirg Hamiis, längs dem 
agäifchen Meere bis zum 
cuxinifchen ; in den äl- 
teren "Welttafeln oft für 
Scythien oder Nordland 
XXIV, 25. XXX, a. 

Thiisker oder Tnsker für 
Tyrrhener, welche hier 
nicht die italifcbe, fou- 



dem eine lydifche oder, 
poetifch gefagt, mUoni- 
fche Völkerfchaft find 
XIX, 115. vergl. 66, 75. 

Tiber , oder Tiberis mid Ti- 
bris, derPhifs, der ans 
Hetmrien Rom vorbei in 
das tyrrhenifche Meer 
iliefst VII, 291. 

Tirefias, ein blinder W^ahr- 
fager in Thebe XVIII, 2. 

Tififone , eine der drei Fu- 
rien. XXir, 58. 

Titanen , die Himmelsföhne, 
dievor Jnpiter herfchten. 
Vorzüglich nennen die 
Fiömer Titan den Soiinen- 
gott I, 6. VII, 150. Tita- 
nin heifst Latona,als Toch- 
ter des Cöns XXVIII, 31. 
Pyrrha, als Tochter des 
Epimethens IV, 136. Ti- 
tania, Diana, die von den 
Keueren mit der Mond- 
göttin Lnna vermifcht 
ward XVI, 51. 

Tmolns, oderTymolos, ein 
frnchtbares Ctbirg in 
Phrygien, ans welchem 
der goldführende Pakto- 
lnsfirömtVII,24.9. ^XVl, 
11. 

Trinakria, ein alter Name 
Siciliens XXV, 7, 136. 

Triptolemns , des eleiifini- 
fchen K. Celeus Sohn 

XXV, 305. 313. ^ 

Triton, von Nepmnns und 
Amfitrite gezeugt, war 
den Spateren ein halbfi- 
Tchicjiter Meergott , de«, 
eine Mufchel blies IV, 74. 

Tritonia oder Tiitonis heifst 
Minerva, weil fic nach 



'"0^ 



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38<J REGISTER DES ERSTEN BA.NDES. 



der alten Fabel am liby- 
fcheu Fluffe Triton geboh- 
ren war XIV, xay. XXIV, 
18. Tritonifche Burg, 
Athen XXV, 306. Trito- 
»i fches Piohr , die Pfeife, 
die Minerva erfand, aber, 
weil fie das Geficht ent- 
ÄelltCjlünweg warf XXIX, 
2. 

Tyfoeus oder Tyfon, ein ün- 
geheuer mit hundert Dra- 
cheuhauptern , welches 
die Erde dem Tartarus ge- 
bahr, und Jupiter unter 
Sicilien einkerkerte XVII, 
.51' XXV, 7. 

Tyrrhener in Lydicn, f. 
Thuskcr XIX, 66. 186. 

Tyrus , eine Stadt der PhÖ- 
nicter XIX, 29. Tyrifcher 
Purpur XXIII, 225. XXVI, 

57. XXVII, 75. 




ü. 



hu , der verwandelte 
Askalafo» XXV, aio. 

Unterwelt XXII, 17 - 43. 

Urania, eüie der neunMu- 
£ea XXIV, ßr 



V 



enusXXI,!. 20. XXV, 23. 
'aus dem Meere gebohren. 
XXII, 121. 
Vulkauus, der Gott des 
Feuers und Verfertiger 
alles Göttergeräths, auch 
der fchw^eb enden Luft- 
wageu VII, 138. XXI, 3. 



Wa 



agen der Götter VII, 
138. VIII, 106, XXV, 62. 
171. 302. das Sternbild mit 
Stieren befpaunt VII, 203. 

Weltalter II, 1. 

Wiedehopf XXX, 2^9. 

W^inde, vier 1,^7« geflügelt 
IV, 5 i der AVinde Haiifer, 
die windbringenden Stel- 
lungen der Planeten im 
Thierkreife, XIX, 86. 

Winter, als Gott VII, 62, 

-Ä^anthus, ein Elufs vor 
Troja, welchen, nach 
der Ilias, einmal Vulka- 
uus entflammte VII, 2 77,. 

/^efyriu J, 60. 
Zonen I, 41 • VII, i6i. 



Berlin, gedruckt bei Jobann Georg Langhoff. 



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