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Verwandlungen
Publius Ovidius Naso, Johann Heinrich Vos$
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BCU - Lausanne
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VEHWANDLUNGEN
NACH
PUBLIUS OVIDIUS NASO
JOHANN HEINRICH VOSS
IN ZWEI THEILEN.
BERLIN
S£I FRIEDRICH VIEWEG DEJA ALTERH
MDCCXCVXIX-
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^
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ZUEIGNUNG.
Als ich zu ewigem Schlaf einfchliun-
merte, weckte mich Hensler;
Und ich ermunterter lang Nafos
ermunterndes Lied:
Freudiges Hahnengefchrei dem ßarren-
den Weib' und den Kindern.
Nim zum Opfer den Hahn , Hensler-
Asklepios , froh.
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t
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I.
DIE SCHÖPFUNG.
' V or dem Meer und der Erd' und dem
, ällumfcliliersenden Himmely
I War im ganzen Bezirk der Natur ein einziger
Anblick ;
) Chaos genannt , ein roher und ungeordneter
t Klumpen:
Nichts mehr, als unthätige Liafty nur zulam-
j . mengewirrte
Und mishelllge Samen der nicht einträchtigen
jOinge. 5
Niemals kreifcte jezt ein welterleuchtender
Titan,
Noch erneuete Phöhe des Monds anwachfende
Börner.
1
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2 DIE SCHÖPFUNG..
Auch nicht fch webte die Erd' in rings umgof-
fenen Lüften,
'Wägend lieh felbfi: durch eignes Gewicht; noch
ftreckte die Arme
Weit um den Rand der Länder die mächtige
Amfitrite. lO
Wo die Erde nun war, dort war auch Luft
und GewälTer.
Nicht zum 5tehn war ]ezo das Land, noch
die Woge zum Schwimmen,
Noch voll Lichtes die Luft: kein Ding hatt'
eigne Geltalt noch.
Anderes wör dem anderen feind: in dem fel-
higen Körper
Üehete Kaltes den Kampf mit Hizigem , Feuch*
tes mit Trocknem, 15
Weicheres^ rang mit Hartem , und Lautendes
gegen das Leichte.
• Solchen Streit hub endlich die. befsre Natur
und die Gottheit:
Welche vom Himmel das Land , von dem Land*
abtrennte die Waffer,
Und von der dunitigen Luft den gekläreten
Himmel emporhub.
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DIE SCUÖPFUKO« 3
Diefes nunmehr ent^wickelt, und frei aus der
blinden Verwirrung, 20
Schied ße in eigenen Räumen , und fiiftete
Frieden und Freundfch^jft.
Siehe die feurige Kraft des gewichtlos wöl-
benden Himmels
Schimmert' empor , und wählte den oberfien
Ort in den Höhen.
Ihm ift nahe die Luft, wie an Leichtigkeit,
alfo an Wohnung.
Dichter denn beid' iß die Erd', und zog den
gröberen üritof, 25
Niedergedrückt durch Schwere von lieh; die
umflutende Näfle
Nahm den äufserßen Siz, und band den ge-
diegenen Erdkreis.
Als in Ordnungen nun , wer jener auch
, war von den Göttern,
Abgefchichtet den Wufi , und die einzelnen
Schichten gegliedert;
l^ormt' er die Erd' im Beginn , und fchuf ,
dafs nirgend ihr ungleich 30
"War' ein Theil, die Geftalt der grofs gerun-
deten Kugel.
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4 BIE^ SCHÖPFUNG.
Dann ergols er die Sunde, damit lie empor
in dem Sturmwind
Schwöllen, und rings die Geftad' umwalleter
Lande heüürmten.
Sprudel auch rief er hervor , Landfeen und
unendliche Sümpfe;
Und abfchüfßge Ström* umdämmt* er mit
fchlängelnden Ufern : 35
Die in verfchiedenem Lauf theils unterge»
fchlürft ßch verlieren,
Theils in das Meer ausgehn , und; geherbergt
von dem GeHlde
Freierer Flut, anfchlagen fiir grünende Borde
den Felsfirand.
Weit auch ftreckt' er die Ebenen aus, imd
lenkte die Thäler,
Deckte mit Laube den Wald, und erhob die
fteinigen Berge. 4^
Wie zwei Zonen zur Rechten, und zwei zur
Linken den Himmel
Quer durchziehn , und dazwifchen die heifsere
fünfte iich ausdehnt:
So begrenzte die innere Laß: mit der felbigen
Anzahl
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BIE SCHÖPFUNG. 5
Sorgiam der Gott ; und es ruhn gleichviel
Erdgürtel darunter.
Die in der Mitte ilch dehnt, ift imbewohnhar
vor Hize; 45
JZwei deckt thürmender Schnee; zwei ordnet*
er Zwilchen den beiden,
Welchen er Mäfsigung gab , mit Frofi die
Flamme vermifchend.
üeber iie raget die Luft : die fo viel, als gegen
die Erde
Xieichter wieg6 das GewälTer, anLalt vor dem
Feuer gewinnet.
Dort auch hiefs er die Nebel, und dort die
Gewölke lieh lagern, 50
Und , mn m^nfchliche Herzen zu bändigen,
hallende Donner,
Und mit leuchtenden Blizen die kalt anftür-
menden Winde.
Diefen auch verftattete nicht der Erfchafier
des Weltalls,
Wild zu durchfthwärmen die . Luft. Kaum
. jezt wird ihnen verwehret.
Da doch jeder für ßch herweht aus gefonder-
ter Gegend, 55
#<
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6 DIE SCHÖPFUNG.
Däfs fie die Welt nicht zerreifsen: fo unsins
toben die Brüder!
Eurus entwich zu Aurora > zur nabathäifchen
^erfchaft,
Und zu dem Per fergebiet, und den Höhn ani
LFchte des Morgens.
Hefperus , iind die Gefiade , von weltlicher
Sonne gewärmet.
Sind dem Zefyrus nah. Der fchaudernde Bo-
reas nahm üch 60
Scythia famt dem Wagen des Pols. Im entge-
genen Lande
Trieft aus fietem Gewölk der regenftürmende
Außer.
Oben verbreitet' er dann die geklärete Reine
des Aethers,
Ohne Gewicht, und ganz von irdifcher Hefe
geläutert.
Kaum nun hatf er das alles verzäunt in iichere
Grenzen; * 65
Als , die lange geprefst in der wirrenden
MalTe ßch bargen,
Alle Gefiirn' anfingen hervorzuglühen am Him-
mel.
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Z>I£ SCHÖPFUNG; 7
Dafs auch keinerlei Kaum ' lebendiger W^
fen entbehrte,
Herfchen Stern' auf* himmlifcher Flur,.^ ün^
Geitalten der Götter;
Eigen ward das Gewäfler den blinkenden Tic
fchen zur Wohnung; 70
Thiere durchfireiffcen die Erd', und die iiuft
ein Gewimmel von Vögeln.
Aber ein heiligeres, hochherziger denken«
des Wefen
Fehlt' annoch , das beherfchen die anderen
könnte mit Obmacht»
Und es erhub /ich der Menfch : ob ihn aus
göttlichem Samen
Schuf der Vater der Ding' , als Quell der
edleren Schöpfung; 75
Oder ob frifch die Erde , die jüngfi vom
erhabenen Aether
Lios /ich wand , noch Samen enthielt des
befreundeten Himmels.
Aber lapetus Sohn, mit fliefsender Welle lie
mifchend.
Bildete jen' in Geltalt der allvorforgendcn
Götter.
Digitized
by Google
DIESCHÖPFUKO.
Und da in Staub vorwärts die anderen Leben
hinabfchaun; Qo
^ Gab er dem Menfchen erhabenen Blick, und
dien Himmel betrachten
Lehret* er ihn, und empor zum Gefiim auf»
heben das Antliz.
Alfo ward, die neulich £o roh noch war
und gehaltlos,
Umgefchaffen die Erde zum WimderbUde des
Menfchen»
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n.
DIE WELTALTER.
xLrfk entfprofste das goldne Gefchleclit,
das, von keinem gezüchtigt.
Ohne Gefez freiwillig der Treu und Gerech-
tigkeit wahrnahm.
Furcht und Strafe war fem. Nicht lafen Ile
drohende Worte
Auf dem gehefteten Erz ; nicht bang vor des
Richtenden Antliz
Stand ein flehender Schwärm: ungezüchtiget
waren Ile ficher. 5
Nie vom eignen Gebirg', tun der Fremdlinge
Welt zu befuchen.
Stieg die gehauene Fichte hinab in die fluTQge
Woge:
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10 » I E W E L T A L T E R.
Aufser dem ihrigen kannten die Sterblichen
keine Gefiade.
Noch umgürteten nicht abfchüllige Graben die
Städte.
Nicht die grade Drommete von Erz , noch
' ge^wundene Hörner, • lo
Auch nicht Helm war jezo, noch Schwert:
und der Söldner entbehrend,
Lebeten nun f orglos in behaglicher Ruhe die
Völker.
Selbfi annoch, unbefchazt, und dem Kar£
nie pflichtig, noch jemals
Wund vom fclmeidenden Pflug, gab freudiger
alles die Erde;
Und mit den Speifen vergnügt, die fonder
Zwang ßch erhüben, 15
Pflückten lie Arbutusfrucht, und des Berg-
thals würzige Erdbeern,
Auch des rauhen Geranks Brombeer, und die
rothe Kornelle,
Und vom gebreiteten Baume des Jupiter fal-
lende Eicheln.
Ewig waltete Lenz, und fanft mit lauem
Gefäufel '
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DIE WELTALT.EÄ. 11
Fächelten Zefyrus Hauche die faatlos keimen-
den Blumen. 20
Bald auch gehahr Feldflüchte der ungeackerte
Boden,
Ohn' Auffrifchung ergraute die Flur von hela-
fieter Aehre.
Rings nun Bäche von Milch, rings walleteh
Bäche von Nektar;
Rings auch tröpfelte gelb aus grünender Eiche
der Honig.
Als Saturnus yerfank in des Tartarus Dun-
kel ) und herfchend 2^
Jupiter lenkte die Welt ; da erwuchs die
iilherne Zeugung,
Weniger kölllicli denn Gold, doch mehr als
röthliches Erz noch.
Jupiter engte nunmehr der Urwelt ewigen
Frühling,
Sonderte Winter, und Gluten, und herhfi-
liche Ungewitter,
Vom kurzhlühenden Lenz, und fchuf vier
Räume des Jahres. 50
Jezo gefchah, dafs die Lüfte, von trockener
Schwüle gefenget,
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12 DIE WELTALTE IV,
Glüheten; und vor dem Winde das Eis hart-
Itarrend herabhing.
Jezo fuchtcn iie Häufer zum Schirm : ihr
Haus war die Höhle,
Oder ein dichtes Gefiaud', und mit Baft ver-
bundene Reifer.
Jezt ward Samen der Ceres in langgezogenen
Furchen 35
Untergefcharrt, und es feufzt' im drängenden
Joche der Pflugftier.
Hierauf folgte das dritte Gefchlecht von
eherner Zeugung,
Wütender fchon von Natur, und gewandt
zu fchrecklichen Waffen;
Doch unfündig annoch. Dann ^fchloüs die
eiferne Abart.
Stracks nun ftürmte daher in die Zeit der
fcKlechteren Ader 40
Jeglicher Graul: es entflohen die Scham, und
die Treu, und die Wahrheit;
Deren Stell' einnahmen der laurende Trug,
und die Arglift,
Heimliche Tück',' und Gewalt, und die fre-
velnde Sucht zu gewinnen.
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DIE WELTALTEIU J3
Unbekahteren Winden entfaltete Segel der
Schiffer;
Und da fie lang' unthätig auf luftigen Bergen
geltanden, 45
Wagten die Kiele den Sprung durch nie er-
kundete Waffen
Auch die Erde, zuvor wie Luft upd Sonne
gcmeinfam,
Zeichnete jezt vor/ich tig mit langer Grenze
der Meffer.
Auch nipht Saaten allein und fchuldige Nah*
rung erzwang man
Herrifch vom reichen Gelild : man drang in '
die Tiefen der Erde, 50
Und wie forgfam verfieckt, und entrückt zu
den fiygifchen Schatten,
Grub man die Schäze hervor, Anreizungen
aller Verbrechen.
Schon war Ichädliches Eifen , und Gold,
heillofer denn jenes,
Ausgewühlt; da erhub ßch der Krieg, und
kämpfte mit beidem;
Und in der blutigen Hand erfchüttert' er raf-
felnde Waffen. 55
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l4 ,JOlZ WELT ALTER.
Nun lebt alles vom Raub : kein Gaftfreund
fchonet den Ga|tfreund,
Noch der Eidam den Sch-vrälier ; auch liebend^
Brüder Und feiten.
Meuclilcrifch Hellet das Weib dem Gemahl
nach, diefer der Gattin;
Und Stiefmütter bereiten aus falbem Kraute
den Gifttrank;
Selber auch fpäht voreilend der Sohn nach
den Jahren des Vaters. 60
Frömmigkeit fank vor Gewalt; Aiträa felber
die Jungfrau
Floh , der Himmlifchen letzte > die blutge-
feuchteten Länder.
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15
m.
L Y K A O N.
Als von den oberften Höhn Saturnitis
fchaute die Gräuel,
Seu£set' er auf; und was, neulich gefchehn,
noch wenig nekannt war,
Denkend den gräfslichen Schmaus des lykao-
nifchen Tifches,
Fafst' er im Geift endlofen und Jupiters wür-
digen Unmut.
Schleunig beruft er den Rath; und es eilt
die berufne Verfammlung. 5
Hoch erfireckt /Ich ein Weg, am heitei'en
Himmel erfcheinend,
Der, MilchÄrafse genannt, durch fchipimeirnda
Weifse lieh ausnimt.
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l6 L. y K. A O X.
Hierauf gehn die Götter zur Burg des don-
, nernden Vaters,
Und in den Königspalaß. Rechts wimmeln
und links an dem Wege
Vorhör edeler Götter mit offener Pforte des
Saales. lo
Ahwärts TTolÖit die Gemeinde ; doch vom
die Gewalten des Himmels,
Grofs an Macht, und herühmt, in geheilig-
ten Wohnungen häufend.
Als lieh die Oheren dort im marmornen
Ilaume gefezet;
Drauf, erhahner an Siz, ^it elfenheinenem
Zepter,
Schüttelte dreimal und viermal des Haupts
graunvolle Umwallung 15
Jupiter, dafs ihm die Erde, das Meer und
der Himmel erbebten.
Alfo entfi:römte nunmehr unwilligen Lippen
die Rede:
Nicht um die Welthcrfchaft war forgcn-
voller in jenem
Xiaufe der Zeit mein Herz, da der Schlangen-
füfsigen jeder
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-t. Y K A O W« VJ
Ilundett Anne befchlofs zum eroberten Him-
mel zu lieben. 20
Denn fo wild auch tobte der Feind, fo hing
doch von Einem
Stande des Reichs , von Einer gemeinfamen
Quelle, der Krieg ab.
Jezo muls ich, fo weit als Nereus hallt um
den Erdkreis,
Ganz austilgen das Menfchengefchlecht. Bei
den Fluten des Abgrunds
Schwör' ich, die unter der Erd' im üygifchen
Haine üch winden: 25
Ii\{es verfucht* ich zuvor. Doch unausheilba-
ren Schaden
Mülle der Stahl abfchneiden, dafs nicht mit-
kranke Gefundes.
HaV ich ]a doch Halbgötter , und ländliche
Mächte, die Nymfen,
Faunen und Satyre auch, und das Berggfe-
fchlecht der Silvane:
Diefe, von uns noch nicht der olympifchen
Ehre gewürdigt, 30
Sollten ziun wenigften frei die verliehene Erd^
bewohnen.
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iQ .1» Y K A O »;
Glaubet ilxt aber genug, ihr Oberen, jene
geßchert;
Da mir felblt, der den Donner, der Euch
handhabet und lenket,
Meuchlerifch uachgeßellt , voll ruchtbarer
Wildheit, Lykaon?
Ringsum brault die Verlammluug ; in glü-
hendem Eifer verlangt man 35
Ihn , det folches gewagt. Mit Hand und
Stimme bezähmte
Jupiter jenes Gemurmel; und lautlos laJüsen
iie alle.
Als nun fchwieg das Gefchrei, durch Kö-
nigswürde gebändigt.
Brach von neuem die Stille Saturnius, alfo
beginnend :
Schon hat jener die Straf (entfchlagt euch
der Sorge!) gebüfset. 40
Aber die Miüethat und die ahndende Rache
vernehmt izt.
Unfere Ohren erreichte der Ruf des verdori-
benen Alters:
Diefen gefalfcht mir wünfchend, ^ntlchweV
ich den Höhn des Olympus,
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& Y K A O K*
*9
Und durchfpähc die Erd', ein Gott in menfcli*
lieber Bildung.
Säumnis war' es^ wie grofs die Verfchuldun-
gen rings ich gefunden^ 45
Aufzuzählen; es war das Gerücht felbft unter
der Wahrheit.
Ueber den Mänalus ging ich, den firuppigen
Nährer des Wildes,
Ueber Cyllene daher, und die Fichtenhöhn
des Lycäus.
Jezt in den unwirtbaren Falaft des Arkader-
königs
Trat ich hinein, als Nacht der fpäteren Däm-
merung folgte. 50
Zeichen gab ich', ein Gott fei genaht; und
- die Menge begann mich
Anzuflebn« £rit lachte des Flehns uhd Ge-
lübdes Lykaon.
Bald: Es entfcheid' ein Verfuch, fo redet
er, ob er ein Gott fei,
Oder ein fterblicher Menfch; hier gilts unge*
zweifelte Wahrheit.
Mich im Schlummer bei Nacht durch plözli-
eben Tod zu verderben 55
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20 L.Y KAOV.
Trachtet er: alfo gefällts den Verfuch zu
machen um Wahrheit!
Noch nicht hatt* er genug: vom molofiifchen
Volke gefendet
War ein Geilsel dafelhfi; dem bohrt er den
Dolch in die Gurgel;
Und die zerhauenen Glieder, die halb noch
lebenden, kocht er
Theils in liedender Flut, theils brät er lie
über dem Feuer. 60
Wie er das Mahl auftifchte ; da warf ich mit
rächendem Strale
Auf die Penaten das Hai;s , die würdig wa-
ren des Eigners,
Doch der Erfchrockene flieht; und die Stille
der Flur nun erreichend,
Heulet er auf, und müht lieh lunfonft asiii
reden; es fammelt
Wut von ihm felber der Mund; und er rennt
in gewöhnlicher Mordluft 65
Gegen das fchwächere Vieh, und frfeut lieh
auch jczo des Blutes.
Rauh in Zotten zergehn die Gewand', und
in Beine die ArmCt
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L Y K A O N. tl
Auch als Wolf behält er die Spur der vori-
gen Bildung:
Gleich ift die Graue des Ilaars, und gleich
der Tröz in dem AnLliz,
Gleich der funkelnde Blick, und gleich die
Gebehrde der Wildheit. 70
Hin iit gcfchwunden das Ilaus; doch nicht
Ein Haus nur verdient' es,
Untcrzugehn. Wo die Erde lieh ausßrcckt,
tobt die Erinnys.
Alles rennt, w^ie verfchvroren zum Unheil.
Alle fogleich denn
Sollen uns, was iie verdient, fo wills die
Gerechtigkeit I büfsen !
Jupiters Rede verfiärkt ein Theil durch
Worte , die mehr noch 75
Fachen dos Zürnenden Glut ; die anderen
deuten ihm Beifall.
Digitized by VjOOQIC
22
PEUKALION.
J ezo befchlofs der Vater , das frevle Gc-
rphlecht zu vertilgen
Unter der Flut, Plazregen vom ganzen Him-
möl entf endend.
Eilig fperrt er nunmehr in des Aeolus Höh-
len den Nordwind,
Und vras fonlt für Hauche den Zug der Gcr
. wölke verfcheuchen,
Notus allein wird göfandt: und mit triefen^
den Schwingen entfleugt er, 5
Sein fcheufeliges Haupt pechfchwarz in Dun-
kel, gehüllet;
Schwarz von GüfTen der Bart; ^en greifen-
den Haaren entftrömt Flut;
^ Digitized by VjOOQ IC
f>£UKALIOK* 15
Nebol umlagern die Stirn , ihm thauts von
• Gefieder und Bufen;
Und wie in breiter Hand abhängende "Wolken
er drückte,
Donnert es;^ dicht nun ßürzen die Regen-
fchauer vom Aether. 10
Auch die Botin der Juno y mit mancherlei
Farben bekleidet,
Iris fchöpft nun GewälTer, und reicht den
Wolken die Nahrung.
Schon lind die Saaten gefireckt, fchon liegen
beweint des Befiellers
Wünfch' und Gelübd' , xind des Jahrs langwie*
riger Schweifs ift verloren.
Nicht vom Himmel allein zürnt Jupiter;
fondem ihm fendet 15
Sein blaulockiger Bruder des Meers mithel-
fende Fluten.
Schnell die Götter der Ströme berufet er.
Als lie verfammelt
Nun den Palaft anfüllten des Königes: Lan-
ger Ermahnung,
Sprach, er, bedürfen wir nicht. Willfahrt
mit aller Gewalt nun!
Digitized by VjOOQI^
24 DEUKALION.
Solches iÄ noth ! Eröfiiet die Wohnungen
eures Geltrudels> 20
Räumt die Dämme hin-weg, u»d Ipomt die
entzügelten Ströme!
Jener gehots ; fie kehren zurück , und
löfen der Quellen
Blündungen; und mit Getümmel entrollen ße
air in die Meerflut.
Sclhlt nun fchwang in die Veite der Gott den
gewaltigen Dreizack;
Und fie erbebt', und fpaltete Raiun weilbu-
figen WaiTern. 2/5
Ueber die Bord' entfiürzen durch offene Fel-
der die Ströme;
Und mit der Saat Weinbäume zugleich, und
das Vieh, und die Männer
Raffen fie, Wohnungen auch, und der Göt-
ter geheiligte Kammern.
Wenn ja der Häufer noch eins ausdauerte,
und unerfchüttert
Trozte dem Jammergefchickj doch üherwalite
den Giebel - ' 50
Höhere Flüt> und es wankten im drückenden
Strudel die Thurme.
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DBVKALlOir ^5
Nirgend erfchien .durch Grensen das Meer
und die Erde gefondert:
Offene See war alles, und flutet;0 fonder Ge>
Aad' auf.
Einer erklimmt den Hügel voll Angft; der
. andere, rudert
Dort im gebogenen Kahn, wo er jüngft Fflug-
Aiere gelenket. 55
Ueber die Saaten hinweg und das eingefun*
kene Landhaus
SchüQFen lie dort, und fangen den Fifch in
dem Wipfel der Ulme.
Oft, wie es trift, wird der Anker in grü-
nende Wiefen geheftet;
Oft auch fcharrt anfiofsend der £Liel an dem
unteren Weinberg.
Und wo eben ihr Gras die fchmüchtigen Zie*
gen .gerupfet, 4^
Lagern jezt den gedUnlenen Leib misförmige
Robben.
Nereus Töchter erfiaunen, die Hain% und die
Stadt% und die Haufer
Unter den Wellen zu lehn; in dem Bergwald*
häufen Delfine,
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S6 DXUKALlOir«
Springen in hohem GezweigS und ftoüsen an
bebende Eichen.
Schafe durchfchwimmet der Wolf; gelbmäh-
nige Löwen und Tiger 45
Führet die Flut ; nichts frommt die Gewalt
des Blizes dem Eber,
Nichts dem enttragenen Hirfche der leichtge-
hobene Schenkel.
Liange nach Erd* umfliegend, wo auszuruhen
vergönnt fei,
Sinkt mit ermatteten Schwingen ins Meer der
fbeifende Vogel.
lieber die Höhn ftieg tobend der TieF uner-
' meislicher Aufruhr, 50
Und von befremdender Brandung erfc|holl das
gefchlagene Berghaupt.
Meift entrafb das Gewoge die Sterblichen:
welcher die Woge
Schonete, diefe bezähmt mit dürftiger Nah-
rung der Hunger.
Zwifchen Hämonias Flur und der attifchen
breitet üch Fhocis,
Ehmals fruchtbares Land, da es Ijand war;
aber anizo 55
Digitized by VjOOQIC
I> E V K A L I O K. S7
Meei;, und ein breites Gefilde der fchnell
eiiibrech enden WalTer.
Siehe da klimmt zu den^temen ein Perg mit
doppeltem Gipfel,
Schrof, Parnafus genannt, und ^berfchauet
die Wolken.
Als Deukalion hier (denn das Uebrige deckt«
die Meerflut)
Samt dem vermähle ten Weib' anhaftete , fah-
rend im Scliiflein; 60
Flehn den korycifchen Nymfen iie beid% und
den Mächten des Berges,
Themis auch , der ^ erhabnen Verkündigerin
am Orakel.
Nie war belTer gefinnt, noch mehr auf Bil-
ligkeit achtend,^
Irgend ein Mann, nie frömmer ein Weib in
Verehrung der Götter.
Jupiter , der weitfumpfend den über-
fchwemmeten Erdkreis, 6^
Und nur überig fah von fo viel Taufenden
Einen,
Und nur iiberig fah von fo viel Taufenden
Eine :
Digitized by VjOOQIC
2Q DEUKALION.
Ganz unfträflich fle beid', und beid' Anbeter
der Gottheit;
Trieb die zerftreuten Gewölk', und, die reg-
nenden Lüfte mit Nordwind
Reinigend, zeigt' er dem Himmel die Erd',
, und der Erde den Himmel. 70
Ausgezürnt hat endlich das Meer. Hinle-
gend den Dreizack,
Sänftigt der Herlcher ilc Wog' ; und ihn , der
empor aus dem Abgrund
Ragte, die Schulter bedeckt mit angewachfe-
nen Mufcheln,
Ruft' er, den bläulichen Triton, heran; und
die Schneckendrommetc
Ileifst er ihn füllen mit Hauch, und zurück
durch lautes Gefchmetter yiy
Brandungen rufen und Ström'. Er fafst das
gehöhlete Meerhorn,
Welches gedreht in die Breit' anwächlt von
der unterfien Windung:
Welches Hom, wgmn Athem auch mitten im
. Meer ^S empfangen,
Alle Geftad' umhallt vom Niedergang bis zum
Aufgang.
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DEUKALION, £9
Jezt auch, fobald es den Mund im triefenden
Thaue des Bartes ßo
Rührte dem Gott, und gehaucht aiisrief den
befohlenen Rückzug,
"Ward es von allem GewälTer der Land* imd
der Meere gehöret;
Und fo weit das Gewäfler es hörete, ward
es gebändigt.
Schon hat* Ufer das Meer; voll wallen die
Ström' in den Betten;
Niedriger rollen die Bäche ; hervor gehn ficht-
bar die Hügel'; C5
Mählich iteigt das Gefild' , und wächft aus
verfiegenden WalTcrn;
Und nach daurender Frilt hebt endlich der
Wald die entblöfsten
Wipfel empor , upd zeigt nachbleibenden
Schlamm auf den Blättern.
Hergefiellt war die Erde. Doch jezt die
Leere betrachtend,
Und wie in Todtenfiille der Welt Einöde
verltummt war, 90
Sprach Deukalion fb mit quellender Thrän«
zu Pyrrhat
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50 DEUKALIOU.
O du , Schwelter und Weib , du Einzig«
jezo der Plauen,
Welche gemeinfamer Stamm mir erß , und
vervetterte Sippfchaft,
Dann das Lager verband, nun felbfi: die Ge-
fahr mir verbindet!
Rings in deh Landen der Welt, die der Mor-
gen beitralt und der Abend, 95
Sind wir beide das Volk;, das Uebrige raubte
die Meerflut!
Nicbt^ ilt auch noch jezo die Sicherheit unferes
L«ebens
Vö 11 ig ^^gewifs; uns fchrecken hinfort noch
Wolken die Seele.
Was, wenn ohne den Gatten verfchont dich
Ixätte das Schickfal,
Was, Unglückliche, wäre dein Mut? Wie
könntelt du einfam 100
JDann ertragen die Angft? durch weflen Trö-
Itung den Kummer?
Denn Ich (glaube mir das,) wenn dich auch
hätte der Abgrund,
jTolgete dir, o Gattin; und mich auch hätte
der Abgrund!
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J)EVKAL10V. 51
Könnt* ich doch die Völker der Welt durch
Künile des Vaters
-Wieder erneun, mit Seelen gebildete Erde
belebend ! 105
Wir nun lind, wir beide, der Refi desMen-
fchengefchlechtes,
(Alfo gefiels dort oben!) und BeifpieP unfe?
V rer Gattung !
Jener fprachs; fio weinten. Der Sclilufs
war ]ezo, die Gottheit
Anzuflehn, und Hülfe durch heilige Loofo
zu fuchen.
Ohne Verzug nahn beide fofort den cephiürclien
Wa'lTern, 110
Noch nicht lautere Bäche, doch fchon be-
kannte , durchwatend.
Als lie nunmehr dem Sprudel entfchöpfete
Thaue gefprenget
Auf die Gewand' tmd das Haupt; zimi Tem-
pel der heiligen Göttin
Wenden ile jezo Aen Schritt : dem oben das
Dach in des Moofes
Schändendem Wufte fich barg, und glutloi
jeder Altar Aand. 115
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v^
^H J)£UKALIOir.
Dann den geweiheten Stufen genaht, fank
nieder aufs Antliz
Mann und Weib, undküfste das kalte G«-
fiein mit Erzittern.
Und: Wenn billigem Flehn, lo Tagten fi«,
himmlifche Mächte
Freundlich erweichen ihr Herz, wenn Zorn
der Götter gebeugt wird ;
Sag', o Thcmis, wodurch der Vßrlufi der
Sterblichen heilbar 120
Sei, und rette die Welt, o du Gütige, nim
aus der SündHut!
Aber die Göttin, gerührt, antwortete:
Weicht au» dem Tempel ;
Hüllt euch beide das Haupt y und löÄ die
gegürteten Kleider;
Werft lodann die Gebeine der grolsen Erzeu*
gerin rückwärts.
Liange Itauneten iie; nun brach die fchwei-
gende Stille 125
Pyrrha zuerfi, und verfagte dem Götterfpruche
Gehorfam ;
Und um Verzeihung bittet, ihr ängfilicher
Mund, wenn iie fchaudre, ^
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D£UK.ALI0 2r. 55
Durch zerfireutes Gebein der Erzeugerin Schat»
ten zu kränken.
Beide durchdenken indels die in Murrendes
Dunkel gehüllten
Worte des göttlichen Spruchs^ und erwägen
ile wohl mit einander, 150
Dann zur Epimethide begaim der Sohn de3
Prometheus
AlXo mit fanfterem Laut : Entweder uns
teufcht die Beiinnung,
Oder iC^mmigkeit will , nicht Fievelthat,
das Orakel.
Zeugerin i& ja die Erd*, und die Stein* in
dem Leibe der Erde
Sind, wie mir daucht, das Gebein: dies Tollen
wir hinter uns werfen. 135
Ihres Gemahls Auslegung vernahm zwar
froh die Titanin;
Nur war in Zweifel die Hofnung: fo febr
mis trauen Ile beide
Noch dem Göttergebot. Doch harmlos wird
der Verfuch fein.
Thalwärts gehn ße, verhüllen das Haupt,
imd entgürten die Kleider,
3
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54 DEURALIQV«
HeBen gebotene Stein% und werfen fie hinter
den Rücken. 140
Alles Gefiein (wer glaubt' es, wofem nicht
zeugte die Vorwelt?)
Legte die. Hart" allmählich nun ab, und di^
trozende S tan hei t,
Schmeidigte mehr fich und mehr, und ge-.
fchmeidiget nahm es Gefialt an.
Bald, als wachfend es fchwoU , und mild
fchon feine Natur fich
Aeiifserte, fchien es beinah, wie einige, noch
unenthüllte 145
Menfchengefialt : doch fo , wie von ange?
hauenem Marmor,
Nicht vollendet genug, imd roheren Bildnif-,
fen ähnlich.
Welcher Theil des Gefteins mit etwas Säfte
gefeuchtet
War, und der Erde verwandt, der gab dem
Leibe die Glieder;
Feileres, was ünbiegfamer fiarrk, wird in
Knochen verwandelt; 150
Was als' Ader erfchien, das bleibt gleichna-
mige Ader.
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DEUKALION. 5j
Und nur wenige Frifi , fo gewann durch
Gnade der Götter
Alles Geftein, das der Mann ausfendete,
männlicte Bildung;
Und dem Wurfe des Weibes entblühete weib-
liche Schönheit.
IDrum lind wir ein hartes Gefchlecht, aus-
daurend zur Arbeit; 155
Und wir geben Beweife j woher wir 2t)gen
den .Urfprung.
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3(J
D A F N E.
Jl höbus liebte zuerft die pencifche Dafne :
wofür nicht
Blindes Gefchick ihn entflammt) nein wüten*
der Zorn des Cupido.
Delius fchaut* ihn neulich, noch ßolz von
^ der Schlange Beilegung,
Als er das Ichnellende Hom einbog mit ge*
ftrengeter Senne;
Und : Was foll , mutwilliger Knab* , ein fo
tapfres Geräth dir? 5
Spottet' er: das zu tragen geziemt nur un/e-
ren Schultern,
Die wir fcharf das Gewild, und fcharf di«
Feinde verwunden!
Die wir ihn , der Hufen mit gräfslichem
Bauche belaitet.
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P A F N K. 57
Jüiigfi mit unzäIiU}aTen Pfeilen gelbreckt, den'
gefchwollenen Python!
Wenn dein Fackelchen dir , ich wells nicht,
welcherlei liehe lo
Aufreizt , fei du vergnügt , ohn* unferen
Ruhm zu hegehren!
Drauf der Cypria Sohn : Und trift dein
Bogen, o I^höhus,
Alles ; der* meinige dich ! So weit dir alles,
was lehet,
NachAeht, ehen fo weit verfchwindet dein
Ruhm vor dem unfern!
Amor fprachs ; und die Luft mit gefchwun-
genen Fittigen fchlagend, 15
Kam er in Eil*, imd ftand auf dem fchattigen
Haupt des Pamafus.
Und er enthoh zween Pfeile dem fchmerzhe-
ladenen Köcher,
Beide verfchiedener Kraft: der fcheucht, und
jener erregt Glut.
Der iie erregt, ift golden, und hlinkt mit
fpiziger Schärfe;
Der ße verfcheucht, ilt fiumpf, und enthält
Blei unter dem Rohre. 20
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30 ÖAPIfBi
Diefen entTandte der Gott der peneifchen
Nymfe; doch jenen
Schnellst' er durch die Gebein' in das innerfte
Mark dem Apollo.
Stracks ifi einer verliebt; und den Liebenden
meidet die andre:
Nur an Gehölz, und an Jagd, und an pran-
gender Beute des Wildes,
Labend ihr Herz , nacheifernd der ftets un-
br'autlichen Phöbe. 25
Jüngferlich feflelt ein Band die ^efßzlos han-
genden Haare.
Viel zwar wi^'ben um jene; doch ße, *den
Werbenden abhold.
Flüchtig und fcheu vor dem Manne , durch*
ftreift Einöden der Wälder;
Und nicht Hymen noch Amor bekümmert ile,
noch die Vermählung.
Oftmal J]jgte der Vater: Gewähre mir, Toch-
ter, den Eidami
öftmätl lagte der Vater: Mein Kind> ge*
währiß mir Enkel !
Jene, die gleich dem Verbrechen die chliche
Fackel verabfcheut,
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JP A F N £• 9^^
Färbt ihr fchönes Geficht mit fchamhaft glü-
heuder Röthe;
Und um den Hals dem Vater die fchmeicheln«
den Arme gefcfalungen :
Gieb mir, fprach lie, beftandig, Gelieb teßcr
unter den Vätern, 35
Mädchen zu fein! Dies gab ihr Vater vordem
ÄeT Diana!
- Zwar willfahrt dir jener; doch hemmt dit,
Mädchen, die Anmut
Deinen Wunfeh, und es firebt dem Gelübd*
.entgegen die Schönheit.
Phöbus Jiebt, und begehrt der gefehenen
Dafne Vereinung; '
Was er begehrt, das hoft er ; ihn teufpht
fein eignes Orakel. 40
Wie nach genommener Aehre die nichtige
Stoppel verbrannt wird;
Wie von der Fackel der Zaun aufflapunt, die
der Wanderer forglos
Näherte, oder vielleicht in dämmernder Frühe
hin weg warf:
Alfo entbrannt' in Flamme der Gott; ckirch
.Mark und Gebeine
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Lodert er auf, und nährt unfructtbare Liebe
mit Hofhung. 45
Kunlüos Icfaiaut er das Haar um den Hals
ihr fchweben: O T?ras erft.
Rufet er, war' es gdlockt ! Er ßeht, voll
itralendes Feuers,
Aeugelein , hell "wie GeJtirn ; er fieht dai
rolige Mündlein,
Was nicht genüget zu fehn ; er lobt die Fin»
ger und Hände,
Lobt die gerundeten Arm' , und die halb
vorfcheinende Achfel. 50
BelTer fcheint das verborgene noch. Sie ent-
flieht, wie des Windes
Hauche dahin, nicht achtend des Flehenden,
der lie zurückruft:
Bleib, peneifche Göttin, o bleib ! nicht
feindlich verfolg' ich!
öottliche, bleib! So fliehet das Lamm vor
dem Wolfe, die Hindin
So vor dem Leun, und die Taube mit zittern-
dem Flug vor dem Adler; 55
Jedes dem Feind zu entgehn: mich nötkiget
Liebe zu folgen*
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O A F If E« 41
Wehe mir ! falle doch nicht 4 und die Fiifs*,
unwürdig der Kränkung,
Rize kein Dorn! nicht fei ich dir felhA Ur-
fache des Schmerzes!
Rauh find dort 9 wo du eileft, die Gegenden:
mäfsiget, fleh' ich,
Liauf'f und hemme die Flucht; dann mäfsi-
ger folg' ich dir felher. 60
Wem du gefallil , erkimdige doch ! Nicht
häuf' ich in Berghöhn,
Nicht hier fchalt' ich als Hirt, nicht wei»
dende Rinder imd Schafe
Hilf ich in wüfter Gefiak ! Nicht weifst 'du
es, Thörin, du weifst nicht.
Welchen du fliehit: das macht dich entfliehnl
Mir huldiget Delfos,
Klaros und Tenedos mir, und die pataräifche
Hauptßadt! 65
Jupiter zcugete mich ! Was war, was ift^
und was fein wird,
WeilTag' ich, tmd heifse das Lied einfiimmen
den Saiten!
Treffend ilt xmfer Gefchofs; nur war ein ein-
ziger Ffeil noch
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4ft D A F N £•
Treffender, welcher die Wund' in das ruhige
Hßrz mir gehohret!
Ich erfand die heilende Kunlt; Heilbringer
• und Retter 70
Nennt mich die Welt; und die Kraft der Gene^
fungskräuter gehorcht mir!
Ach kein linderndes Kraut erwächA Für dii
Gluten der Liehe,
Und nichts frommt dem Beüzer die Kunft^
die allen lunher frommt!
Mehreres Ärebt' er zu reden; da ängfi|i-
ches Laufs die Fenidin
Floh, und mit jenem verliefs die im vollen-
deten Worte. 75
Hold erfchien ße auch jezt; es enthülleten
Winde die Glieder,
Vor dem begegnenden Hauch entflatterten ihre
; Gewände,
Und ihr wallte das Haar rückwärts in dem
leifen Gefäufel.
Eile vermehrte den Reiz. Nicht trugs der
uniterbliche Jüngling,
Dafs er noch länger umfonlt liebkofete; fon-
dern wie Amor öo
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I> A F K 8« ^3
Antrieb, folgt* er den Spuren mit angefireng-
tercm Schritte.
Wie wenn der gallifche Hund im freieren
Felde den Hafen
Sah, und jener um Rauh lieh hefchleunigct,
diefer um Rettung;
Immer erfcheint anhaftend der Hund, nun
nun EU erbafchen
Hoft er, und ftreifet die Spur mit weit vor-
ragendem Maule; 05
Jener dünkt fich heinah ein Gefangener, aber
er reifst ßch r
iSelhlt aus den BilTon hinweg, ' und ' verläfst
den berührenden Rachen:
Alfo der Gott und das Weib, die vor Angft
hinltürmen und Sehnfucht.
Doch der Verfolgende rennt, wie mit Amors
Fittigen fliegend.
Schneller daher,' und verfaget ihr Ruh; fchon
nahe dem Rücken 90
Hangt er, und athmet den Hauch in die
fliegenden Haare des Nackens.
Jezt nach gefchwundener Kraft erhlafsLe
fle, matt von der Arbeit
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44 ^ VAFKB.
Jenes geflügelten Lan^^ und fcbauend die
Flut des Peneos:
Rette mich, rief He, o Vater, wenn Macht
euch Ströme befcelet!
Du, wo zu fehr ich gefiel, zerfpalte dich
unter mir, Erde! 95
Oder verwandele diele Geftalt, die mir Krän-
kungen bringet!
' Kaum war geendet das Flehn; und ge-
lähmt erftarren die Glieder.
Zarter Bafi tunwindet diie wallende Weiche
des Bufens ;
Grün fchon wachfen die Haare zu Laub*, und
die Anne zu Aefien;
Auch der fo flüchtige Fufs klebt izt am trägen
Gewurzel; 100
Und ihr umhüllt der Wipfel das Haupt: nur
bleibt ihr die Schönheit.
Fhöbus liebt auch den Baum; und mit ange-
legeter Rechte
Fühlet er noch aufbeben in junger Binde den
Bufen.
Und mit zärtlichen Armen die Aefi', als Glie-
der , umf chlingend.
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Reicht er KüHe dem Holz ; doch entflieht vor
den KüHeh das Holz auch, loj
Jezo Tagte der Gott: Da du mein als Gat*
tin nicht fein kannl^,
Wenigftens fei als Baum du die Meinige !
Immer umwind* uns
Du das Haar, und die Leier, und du den
Köcher, o Lorberl
JDu fei dem latifchen Führer gefeilt, wann
froh der Triumfton
Hallt, luid ein langer Zug liochfeierlich ziun
Kapitol Iteigt! iio
SelbA auguitifchen Ffoiten hinfort der treuelt»
Hüter,
SollA an der Pforte du ftehn, die umfchlof-
fene Eiche befchüzend!
Und wie ]ugendlich blüht mein ungefchorenes
Haupthaar,
9 Trag^ auch du beiländig die daurende Ehr^
des Laubes!
Fäan endigte fo; der jiingß entfprofTene
Lorber 115
Nickte dazu, und fehlen wie ein Haupt zu.
bewegen den Wipfel.
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4d
VI.
I o.
Üiinen hämonlfchen Hain, dem rlngsher
fiarret ein Bergwald,
I^entit man tempifche Thale : wodurch Peneos,.
vom untern
P|ndus hervorgefiürzt, mit fchaumigen. Wo-,
gen einherroUt,
üpd in gewaltigem Fall von flüchtigen Dam-«
pfen umwallte
Wolken zufammenzieht , und hoch mit Be-
fprizung die Wälder 5
Ueberthaut, mit Getöfe nicht blofs das Nä-
here müdend.
Hier ill Wohnung, und Siz, hier ILshn dio.
Gemächer dem grofsen
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Stromgott: häufend alhier in der felsgewöK
beten Grotte,
Gab er den Wogen Gefez, und dem Nym-
fengefchlecht in den Wogen.
Dortbin kamen zuerft die .verfammelten
Ströme des Landes, lo
Zweifelnd, ob Troft lie dem Vater, ob Glück-
wunfch, brächten um Daine:
Dort Spercheos in Pappeln, und dort der
Stürmer Enipeus,
Greifend Apidanbs auch, und fanft Amfryfos
und Aeas;
Said auch andere Ströme, die, wo üe das
wilde Gelufi: trug,
Niederlenken ins Meer die der Windiuigen
müden GewälTer. 15
Inacbus fehlet allein. Denn tief in dev
Grotte verborgen,
Mehrt er mit Thränen die Flut : voll Schmerz«
als eine Verlorne,
Klaget er lo die Tochter. Er weiXs nichts
ob Re noch lebe,
Ob bei den Manen lie fei. Doch fie> die e«
nirgendwo findet.
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48 ^<>*
Scheint ihm nirgend zu fein; und er hegt
nur duftere Ahndung. 20
Jupiter fchauete jvingft, wie zurück vom
Strome des Vaters
f o ging , , uni : o IVIädchen , die , Jupiters
würdig, ich weiis nicht.
Welchen Gemahl hefeligen wird , komm,
fprach er, zum Schatten
Jenes erhahenen Hains (und er w;ies den
Schatten des Haines),
Während der Glut, die Sol von der Mittags-
höhe daherftralt. 25
Wenn du zageft allein in die Lager zu gehn
des Gewildes;
Sicher geleitet ein Gott dich tief ins gchei»
mere Dunkel:
Und kein niedriger Gott ; nein , der den
Zepter des Himmels
Hält in gewaltiger Hand, der fchlängelndo
Stralen entfendet.
Fliehe mich nicht ! Denn iie floh. Schon
Lernas gralige Weiden 30
liels £e zurück, und die Felder des haum-
bepflanzten Lyrceos,
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10. 49
Siehe da hüllte der Gott in umzogene Nacht
die Gefilde
Weit umher, und hemmte die Flucht^ und
befchämte die Jungfrau.
Grstd' indeflen herab auf die Gegenden
Ichauete Juno«
Voll Verwunderung nun, wie aus flüchtigem
Nebel gedrängt fei 35
Dunkele Nacht in dßv Helle des Tags, ar^
kennet fie deutlich,
Dafs kein Flufs das Gedünit, kein fumpfiges
Land es gcfendet.
und , wo ihr Ehegenofs' fich befchäftige,
fpähet fie ringsum.
Weil fie die Schliche verfiand des oft ertapp-
ten Gemahles.
Als He nirgend im Ilinßnel ihn fchauete:
Triegt mich nicht alles, 4^
Sprach hcy £0 werd' ich gekränkt ! und im Schwung
aus der Höhe des Aethers
Fuhr rie zur Erde hipab, und ein Wort ver*
fcheuchte den Nebel.
Ahndend der Gattin Befuch , vörwaaAplt«
Jupiter plözlich
4
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Zur hellfchinmiemden Starke die inachidifche
Jungfrau.
Auch als Kuh iß: jene noch fchön. Satumia
lohet, 45
Ungern' zwar, die Gefialt, und fragt, "un-
kundig zum Anfchein,
Wellen fie] fei, und woher, und zu wel-
cherlei Trift fie gehöre.
Alis der Erde gezeugt ! lügt Jupiter , doTs
die Erkundung
Endige. Schenke iie mir! antwortet Satumia
fchmeichelnd.
Was zu thun? Die Geliebte hinwegzufchen-
ken, wie graufam! 50
Nicht zu verleihn, wie verdächtig! Ihn drängt
zurathende Scham hier.
Dort abraUiende liehe. Die Scham zwar
wiche der Liebe:
Doch würd' ein leichtes Gefchenk der Geno0in
des Stamms und des Lagers,
Eine Kuh , ihr verlagt ; nicht Kuh dann
möchte fie fcheinen.
Juno empfing die Ichöne Verführerin; den-
noch cntfchwand nicht 55
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10. Ql
Gaüz ihr die Furcht; fie beforgte von Jupiter
heimliche Tücke:
Bis Ile AreÄors Sohne die Hut vertraut«,
dem Argos.
Rings war das Haupt dem Argos mit hundert
Augen erleuchtet,
Deren zween um einander die wechfelndo
P.uhc gcnolTenj
Wachfam fpähten indefs die übrigen, haltend
die Obhut. 60
Wie er auch immer Hch Itellt', er fchaucte
immer auf lo ;
Und vor den Augen erfchien, auch fclblt
dem Gewendeten, lo.
Weiden läfst er fie Tags ; doch finkt die
Sonne vom Himmel,
Schliefst er lie chi , und fügt unwürdige
Band* um den Nacken.
SproiTen des Erdbeerbaums und bittere Kräu-
ter geniefst He; 65
Statt der fchwellenden Lager, ein oft nicht
grafiger Boden,
Dient der Armen zur Ruh; und Ile trinkt
aus fehl ammigen Bäch<^n«
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52
lO.
Wann fie flehend die Hand' emporzultrecken
zum Argos
Trachtete, hatte fie nicht emparzuftreckendc
Hände f
Und wann Klagen ihr Mund anftimmete,
fcholl ein Gebrüll auf; 70
Und fie crfchrak dem Getön, vor dem eige-
nen Laute ßch fürchtend.
Jezo kam fie zum Ufer, wt> oft zu fpielen
fie pflegte.
Zum inachifchen Ufer: fobald in der Flut fie
die neuen
Homer göfehn, da erfchrak fie, und zuckte
beftürzt vor, fich felber.
Keine Najad' erkennt, nicht Inachus felber
erkennt Cie; ,75
Dennoch folgt dem Vater fi^ nach, und folget
den Seh weltern,
Xiäfst fich auch gern anfühlen, und kommt
den bewundernden näher.
Inachus reicht ihr gerupfe tes Gras, der altende
Stromgott ;
Jene leckt ihn am Knöchel , und küfst die
Hände des Vaters.
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Kaum auch hält fie die Thiän', und wenn
die Worte nur folgten, ßo
Ach fö flehte fie HiilP, und meldete Namen
uni, Schickfal.
Aber ein fprechender Zug, den der Fufs im
Staube gezeichnet,
Gab die traurige Kunde des umgewandelten
Leibes.
Weh mir Armen ^ o Weh! ruft Inachus^
und an den Höniem
Hangend der feufzenden Kuh , ihr den fchnec«
igen Nacken umfchlingend ; 05
Weh mir! erneut er den Ruf. Bift du's, die
in allen Gefilden,
Trautes Kind, ich gefuchfc? O di^ nicht ge^
fundene warfi mir
Weniger Gram, denn entdeckt! Du fchwqigfl^,
und verfagelt die Antwort
Unfer^m Wort; nur Seuf?;er, . geprefst aus
der Tiefe des Herzens,
Giebft du, und,, was du vermagit; d^m r^den^
den brummft d\i entgegen! 90
Ich ünvi^iirender forgte für Hochzeltkammer
und Brautkien,,
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54
10.
Hoffend von dir den Eidam zuerlt, dann blü-
hende Enkel!
Jczt von der Heerd' ift ein Mann, von der Heerd'
ein Gefchlecht dir befchieden?
Auch nicht endigen darf ich durch Tod mein
Leiden; zum Unheil
Bin ich tinlterblicher Gott! die verfchlolTene
rforte des Todes 95
Dehnt von Ewigkeit uns zu Ewigkeit dau-
rcndcn Jammer!
So wehklaget der Greis; da Entfernt ihn
der funkelnde Argos,
Reifst von dem Vater fein Kind, imd hinweg
in entlegene Weiden
Schleppt er lie. Selber fodann abwärts auf
ragendem Berghaupt
Wählt er den Ort, wo er Ilzend dio Gegen-
den alle durchfpähet. 100
Jupiter, der nicht länger die Qual der
foronifcheii Jungfrau
Duldete, rief nun den Sohn, den ihm die
helle Plejade
Einfi gebahr, und befahl, durch Mord au
vertilgen den Argos,
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10. ßf^
Ohne Verzug ift die FerP ihm gefittiget , und
in der Rechten
Sein fchlafbringender Stab , und der fchir-
mende Hut tun die Haare. 105
Als. er folches vollbracht , fprang Jupiters
Sohn von des Vaters
Burg zu. der Erde hinab. Dort legt!^ er den
fchirmenden Hut ab,
Auch die Flügel entfernt' er, imd trüg nur
den Stab in den Händen.
Hiermit treibt er als Hirt durch -wildernde
Fluren die Ziegen,
Die er im Kommen geraubt, und bläu: die
geordneten Halme. 110
ZauberlTch klang das neue Getön denk ju-
nonifchen Hüter:
Wer du auch feil!:, rief Argos, du könnteft
mit mir auf dem Felfen
-Wohl ein weniges ruhn; denn üppiger wächft
für die Heerde
Nirgend das Gras ; und den Hirten erfreut, wie
du Jlehlt, die Umljchattung.
Neben ihn fafs der atlantifche Gott; durch
mancherlei Reden 115
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5Ö X o.
Hielt' er dcü gehenden Tag; und die wohl*
vereinigter^ Rohre
Blaffend, ' v^rfucht er in Schlaf die hewachett-
den Augen zu tönen.
Jener ftreuht ßch iridefs dem fanfteinwiegen-
den Schlummer,
Urtd^ wenn fchon in Betäuhu:Äg <5in Theil
der Augen dahinfank.
Wacht ddch der andere Theil. Auch fraget
fiVj ^enn die SyHnge 120
War erfi: neulich entdeckt, auf welcherlei
Art lie entdeckt fei.
Drauf erzählte der Gott :] In Arkadiens
kalten Gebirgen
War die berühmteße einft der nonakrifchen
äamadryaden ,
Eine Najad' an Geftalt; die anderen nannten
iie Syrinx.
Oft vereitelte ßa jiachftellender Satyre Hof-
nurig, 125
Und was fonfi für Götter im fchattigen Wald'
und im Frucbtfeld
Wohnen, Sie dienete treu der ,brtygifchen
Göttin mit Jagdlült
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10. 57
Und jungfi-äulichem Sinn* Auch gefcliürzt nacli
der Weife Dianas,
Teufchtc fie leicht, und gölte fogar für La-
tonia , wenn nicht
Diefc Ton Hörn ein Gelchofs, nicht jen* ein
goldenes trüge. 130
So auch teufchte iie noch. Als cinft vom
Lycdus Iie heimging,
Schauet fi« Tan , und das Haupt mit Itach-
lichtcr Fichte gegürtet, ^
Redet er/ — . Ueberig war, die geredeten
Worte iu melden;
Und wie verachtend die Nymf* unwegfame
Wüiten hindurchfloh,
Bis zum ruhigen Strom des fandigen Ladon
ße endlich 135
Flüchtete, und, als dort ihr den Hiauf ah-
fchnitten die Wafler,
Um Verwandelung bat die lauteren Schwe-
' ^ .ßerhajaden ;
Und wie Pan , da er eben gehafcht^ nun
glaubte die Syrinx,
Statt der blühenden Nytnfe das Rohr umarmts
des Sumpfes;
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53 io.
Und, weil feu£send er ftand, wie die w^allen-
den Wind' in dem Rohre 140
Leifes Geflifier erregt,- der lispelnden Klage
nicht ungleich;
Dann wie der Gott im Entzücken der neuer-
fundenen Tonkunft:
Diefe Vereinigung foU mit dir mir bleiben I .
gefaget;
Und wie fo, durch bindendes Wachs abftu-
fende Rohre,
Wohl an einander gereiht, des Mägdeleins
Namen behielten. 145
Solches zu melden bereit, fah fchon der Cyl-
. lenier famtlich
Hingefunken die Augdn, und tief umfchattet
von Schlummer.
Plözlich henunt er die Stimm\ und* kräftiget
jene Betäubung,
Sanft mit zaubrifchem Stabe die fchmachten-
den Augen berührend.
Rafch den Nickenden haut er mit lichelför-
migem Sähe], 150
Dort wo dem Half angrenzet das Haupt;
und den blutenden fiürzt er
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ro. 59
Nieder vom Fels , und röthet die zackige
Klippe hinunter.
Argos, du Tuhfi, und das Licht, das-fo
vielfach leuchtend dir firalte,
Ward gelöfcht ; und zugleich die hundert
Augen umhüllt Nacht.
Aber fie ninit, und verfchönt dem Lieblings-
vogel die Federn, 155
Juno , den Schweif anfüllend mit farbiger
Steine Gefunkel*
Schleunig entbrannt' ihr das Herz , und ßc
eilte den Zorn zu vollenden.
Schweben vor Augen und Geift die Schrecfcen-
geltalt der Erinnys
Hiefs ße dem Mädchen von Argos, und drängt*
ihr Stacheln des Wahnfinns
Tief in die Bruft, und fcheuchte iie wild durch
die Lande der Welt hin. 160
Du. warit übrig zulezt dem unendlichen Lei-
den, o Nilus.
Als iie auch diefen berührt' , und matt an dwn
Borde des Ufers
Sank, die Kniee gebeugt, und, rückwärts
hebend den Nacken,
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60 i o.
Was allein fie vermochte , das Antliz ürÄckte
ziim Himmel,
Und mit Gefeufz und^ Thränen .und dumpf
aufbrummender Wehmut 165
Jupiters Hart' anklagt'., und ein End' erflehte
des Jammers;
Jezo feiner Gemahlin den Hals mit den Armen
nmfchlingend,
Bittet er, dafs fle die Strafe doch endigen
Und für die Zukunft,
Saget er, zähme die Furcht; nie wird Ur-
sache des Schmerzes
Jene dir fein ; dies höre die Flut des ßygi-
fchen Sumpfes! 170
Völlig gefühnt ifi: die Göttin; da kehrt in
die vorige Bildung
io, und wird, was iie war. Es entfliehn
von dem Leibe die Zotten;
jM'ahlich verwächft das Gehörn; dem Auge
•wird enger die Rundung;
Menfchlicher zieht lieh der Rachen; verjüngt
hlülin Schultern und Hände;
Und es zerf paltet die Klau' in fünf auslaufen-
de Zehen. 175
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i o. '• 61
Nichts von der Kuh ilt ührig an ihr, die
weifse Geftalt nur.
O wie vergnügt die Nymfe mit zwei aufftre*
henden Fül'sen
Jezo fich hebt; doch zu* reden noch zagt, dafs
RindergebrüH nicht
Schalle: vor Furcht abbrechend das Wort,
und wieder verfuchend!
Hoch nun prangt fie als Göttin im Volk lein-
tragender Männer. ißo
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da
MI.
PHAETHON.
Jupiters Sohn, wie man glaubt, war
Epafus, 'welchen ihm lo
Fern in Aegyptus gebahr: wo', der Mutter
gefeilt, er in Städten
Tempel beherfcht. Ihm war gleichalterig ,
gleich an Geßnnung,
Phaethon, ßammend von Sol. Als der mit
pralender Rede
Troz ihm bot, hochmüthig des Vaters Phö-
bus iich rühmend, 5
Trugs nicht Inachus Enkel : Du glaubft doch,
fprach er, der Mutter
Alles, o Thor; und blähfi dich vom Schein
des falfchen Erzeugers.
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9 H AÜ T H O K. 03
Phaethon glüht* im Gellcht; doch hemmte
den Zorn die'Befchämung;
Und zur Klymene flog er , des Epafua Läfie-
ning meldend.
Dafs du, o Mutter, es fühlÄ; lieh, redet
er, ich Ungebundner, lo
Ich Auffahrender Ich wieg! Es befchämt, dais
folcherlei Schmähung
Einer wie wir anhören, und nicht abfertigen
konnte !
Doch du, wenn ich gewifs aus himmlifchem
Samen gezeugt bin,
Gieb mir Beweis fo hohes Gefchlechts, unct
erhalt mich dem Himmel !
..PJiaetbonfprachs, und umfchlang der Gebäht
rerin Hals mit den Armen; 15
Und bei dem eigenen Haupt, und desMerops
Haupt, und der Schwefiern
Hochzeitfdckel befchwur er, ihm wahr zu
bezeichnen den Vater.
Klymene , weniger nicht von Phaethons
Flehn, wie vom Zorne
Aufgeregt . der gehörten Befchuldigung, Itreckte
die Arme
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04 P H A £ T H O ü.
B^ide zum Himmel empor ; und das liebt der
Sonne betrachtend, 20
Sagte ße : Ja bei dem Glänze der fchimmem-
den Herlichkeit oben
Scbw-ör* ich dir, trauteßer Sohn, die uns
anböret und liebet:
Er dort, welcben du fcbault, er dort, der
Ordner des Kreislaufs,
Zeugte dich , Sol ! !& Erdichtung mein Wort,
dann weigere jener
Sclbfi: ßcb mir; dann tag' es zulezt beut un-
feren Augen! 25
Auch nicht lang iß: die Mühe, den Vaterpa-
laft zu erforfchen ;
•Nahe grenzet das Haus, wo er auffieigt, un-
lerem Lande.
Wenn ja das Herz dir gebeut; geh hin, imd
erkund' es von jenem!
Schleunig hüpft er empor, da der Zeugc-
rin Red' er vernommen,
Fhaethon , fröhliches Sinns , und fafst den
Aether im Geifie. 30
Aetliiopen , fein Volk , und von näheren
Sternen entbrannte
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P H A K T U O 2V« -6^
indier, ilfebt et hindurch, und ereilt Sols
öftliche Wohnung.
Königlich ragt* auf Seulen die Burg des
Sonnenbeherfchers>
Hell von fchimmemdem Gold'- und feuenro-
them Pyropus.
Elfenbein umhüllte mit Glanz den oberen
r
Giebel ; 35
Silbernes Licht entßralte dee Eingangs dop«
pelten Flügeln.
Aber den Stof beßegte die Kunft. Denn Mul«
' eiber hatte
Dort des Oceanus Gurt um den Rand der Erde
gemcifselt,
Auch der Lande Bezirk, und das Dach .des
gewülbeten Himmels.
Rings hat bFauHche Götter die Flut: den er-
tönenden Triton, 40
Proteus Weclifc]ge(talt, und Aegäon, welcher
dem Wallfifch
Drückt mifc Riefenarmen den luigeheueren
Rücken;
Doris auch, und die Töchter^ die theils wie
fchwimmend erfcheinen,
5
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dö PHAETHON.
Theils auf dem Riffe gefezt, und grünliche
Haare ficli trocknend,
Theils auch vom Fifche gefuhrt: nicht gleich
ifi: allen, noch ungleich, 45
Ihre Geßalt j nein ähnlich , wie leiblichen
Schweltern es anfteht.
Männer trägt und Städte die Erd', auch Wal-
der und Bergwild,'
Ströme zugleich, und Nymfen, und andere
Mächte des Feldes.
Oben herum erbebt lieh das Bild des leuch-
tenden Himmels:
Sechs der Zeichen zur Rechten, und fechs
2ur Linken des Eingangs. 50
Als nun der Klymene Sohn hieher auf ßei-*
genden^ Pfade
Ankam, tmd in die Burg des bezweifelten
Vaters hineinging;
Wendet' er Ibacks' die Schritte zum Angeücht
des Erzeugers,
Und blieb Aehen von fern: denn des näheren
Lichtes Beftralimg
Duldet' er nicht.* Dort fafs in umhüllendem
Purpurgewande ß^
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P H A £ T 21 O N» 6y
^ Phöbus auf furfilichem Thron , der leuchtete,
hell von Smaragden.
Hechts ihm Aanden und links der Tag, und
das Jahr, und der Monat;
Auch Jahrhunderte ftanden, und gleich ge-
ordnete Hören;
Jugendlich Itand auch der Frühling, den hlu-
migen Kranz um die Scheitel;
Auch der nackende Sommer , im Schmuck
lunwindender * Aehren ; 60
Auch der Herhfi, mit der Kufen getretenem
Molte befudelt;
Und der beeifete Winter, lunfbrrt von grau-
endem Haupthaar.
Sol in der Mitte des Kamns, mit alldurch-
fchauendem Blicke,
Sah vor der Neuheit der Dinge verzagt anna-
hen den Jüngling.
Was vrill, lagt er, dein Gang? waß fucheft
du hier in der Felshurg, 65
Phaethon? werthes Gefchlecht dem nicht ah<«
leugnenden Vater!
Jener beginnt: O du Licht des unermels-
liehen WeluUs!
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^Q PHAETHOK.
Vater Phöbiis, wofern du des Namens Ge^
brauch mir vergönneft,
Und nicht Klymene Schuld in gefabelte Teu-
fchungen einhüllt:
Gieb mir, Erzeuger, ein Pfand, daüs man füri
dein walires Gefehl echt mich '/a
Anerkenn^ und vertilg' aus unferem Herzen.
den Irthxmi!
Fhaethon fprachs ; und der Vater ehthüllte-
ßch aller Beftralung,
Welche fein Haupt umglänzt' , und gebot
ihm, näher zu treten.
Dann in die Arm' ihn fchliefsend: Nicht Du
bift meiner Verkennimg
Würdig, imd Klymene hat dir wahr verkün-
det den Urfprung. 75
Dafs dir fchwinde der Zweifel; fb fodere,
was du auch wünfcheU:
Und ich gewähre den Wunfeh. Sei Siyx.
; mir Zeugin des Wortes,
Furchtbar dem fchwörenden Gott, und unfe-
ren Augen ein Abfcheu!
Kaum war allfes^ gefagt ; da wünfcht-er
den Wage A des -Vaters
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^ B A £ T n O K» 6^
Einen Tag, und die Lenkung der fuftgellü-
gelten Rolle. ßo
Fhöbus bereute den Schwur, und fchütr
telte dreimal und viermal
Sein mildleuchtendes Haupt: Unbedachtfam,
rief er, tmd Leichtlinn
Ward mein Wort durch das deine! Gefiatte
mir, Sohn, die Verheifsung
Nicht zu verleihn! Ich bekenne, dies ein-
zige möcht* ich dir weigern.
Aber ich darf abrathen. Gefahrvoll ift, wa5
du wünfcheßj O5
yiel zu grofses begehrA du, ein Amt, da9
. folcherlei Kräften,
fbaethon, wenig geziemt, noch fo unmäna*
liebem Alter.
Dir ward Aerbliches Lioos ; doch iterblich ift
nicht dein Beftreben.
Höher fogar , als Ewigen £e\hßt zu gelangen
vergönnt ifi
Trachtelt du ohne Bedacht. Es ge£ille iich
]eder nach Willkühr^ 90
Doch zu ftehen vermag auf der glutbelafteten
Axe
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70
phA^thon.
Keiner 9 denn Ich! Ja felber der Fürft des
weiten Olympus,
Der aus. Iclirecklicher Hand femfclim^ttemde
Leuchtungen fendet,
Lenkt nicht diefes Gefpann : und Wer miXist
Jupiters Allmacht?
Steil ifi der Weg im Beginn, wo kaum noch
frifch mit die RoITe , 95
Frühe hinaufarbeiten. Dann fchreckt die Höhe
des Mittags,
Wo mir felbß, tief unten das Meer und die
Xja;ide zu fchauen,
Oftmals graut, imd das Herz aufbebt vpr
banger Beforgnis.
Jäh ifi: endlich der "Wej^, imd bedarf der
ücherften Lenkung.
Jene fogar, die drunten, die Arm' ausbrei-
tend, mich aufnimt, 100
Tethys pflegt, dafs, im Sturz ich enttaumele,
^ nun zu beFürchten.
^ Denke dazu, dals, geraft von befiäudigem
Schwünge, der Himmel
Hohe Gefiim' hinzieht , und in hurtigem
Wirbel herumdreht.
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9 H A E T II O K. 71
Ich nur JttreV anwärts; und dem Sturm, der
alles beileget,
Troz' ich allein , und fahre der raffenden
Kreifung entgegen. 105
Sei dir der Wagen gewährt; was meineß du,?
Kannft du hlnangehn
Wider den rollenden Pol, unentfuhrt von der
reifsenden Axe?
Ja wer_weils, auch Haine fogar imd Städte.
der Götter
Träimit iich dein Herz dort oben, und pran-
gende Tempel mit Reichthum?
Schau, Nachitellungeli dröhn auf der Fahrt,
imd Gefialten des Wildes! 110 '
Ob du die Bahn auch hältit, und nie aus-
beugend verirreft;
DennocK mufst du hindurch am Gehörn des
begegnenden Stieres,
An des Hämoners Gefchofs , und deni^ Rachen
des graufamen Liöwen,
Auch an dem Skorpion, der die EJaun in
entfezlichem Umfang
Krümmt, und dem gräfsllchen Krebs, der fie
krümmt in anderer Windung ! 1 15
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Wahn' auch nicht, da& die Rolle, von Mufc
beleelet und Feuer,
Welches ihr Bufen verfchliefet, und aus Maul'
und Nafc heryorhaucht.
Leicht dir zu bändigen fein! Kaum dulden He
mich, wann entflammter
Ihnen der Mut aufglüht; und es Itreubt /ich
der Nacken dai Zügeln.
Lals doch nicht von 'mir felber ein trauriges.
Ehrengefchenk dir 120
Kommen, oSohn; und verbefsre den Wunfch,'
da die Zeit es gellattet!
$iehe, damit man erzeugt aus unferem Blute.
dich glaube,
Wiilft ' du ein Ilcheres Pfand ; ich gebe da«
Pfand durch Beforgnis!
Wohl beweir ich den Vater, mich väterlich.
ähgßend! O fchau doch,
Schau mein.Geiicht! Und o möchteß du auck
in das innerite Herz mir 125
Senken den Blick, und drinnen die Vatetn
forgen erkennen!
Endlich betracht* umher, was die Welt ein-i
fcalie£set an Reichthum:
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fnxETnoVp 73
Aus £o vielen und groüsen, der Erd* und de*
Meers und des Himmels,
Fodre dir einiges Gut; ' nicht Weigerung fojl
dich betrüben!
Diefem nur, fleh' ich, entfage: was richtig
ger 5trafe , denn Ehre, 130
^^ürde genannt! Ach Strafe, mein Phaefthoii,
foll dir Gefchenk fein!
Was umTchlingA du den Hals, Unweifer, mit
fchmeichelnden Armen ?
Zweifele i^cht, du erlangR, (bei den ßygi*
fchen Fluten befchwnr ichs!^
Was, du auch immer, gewünfcht; doch^ lal^
verftändig den Wunfeh fein!
. . Alfo> endigte Sol die Ermahnungen. Jenei:
verfchmäht lie, 135
Hält den befchloITenen Zweck , und glühj: in
Begierde des Wagens.
^Als nun, was er gekonnt, Sol zauderte, fuhrt^
er den Jüngling
Hin zu dem hoben Gefchirr, dem v:ulkani\
fchen Ehrengefchenke.
Lauteres Gold war die Ax', pnd Gold di^
- .Deichfei, und Gold auch
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74 PHAETHOir.
Oben dem Rade der Rraunz; die geordneten
Speichen von Silber. 140
Chryfolith* um daSjoch, und funkelnde Stein*
in der Ordnung, ,
Spiegelten hell den Phöbus in widerftralender
Klarheit.
Während Fhaethon dies voll Mut anXlaunt\
und dia Arbeit
Mußerte ; üehe da öfhel* erwacht im röthli-
chen Aufgang
Schon Aurora das purpurne Thor, und den
rofenbeftreuben 145
Vorhof. Schleunig entfliehn die GeJHm' > und
es trfeibet den Heerzug
Lucifer, welcher zulezt abzieht von der Wa-
che des Himmels.
Aber fobald der Vater die Erd* und den
Himmel erröthen
Sak, und fchwinden am Rand die erblalTenden
Homer der Luna;
Schnell zu fchirren die Rotte gebot nun Titan
den Hören. ^50
Schnell ift vpllbracht das Gebot: die feuer-
fchnaubenden Renner,
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P 11 A E T H o ir* 75
Mit Ambrofiafaft an erhabenen Krippen ge-
fattigt,
Führen die Göttinnen her , und legen die
klirrenden Zäum* an.
Jezo berührt der Vater mit heiliger Salbe
das Antliz
Seines Sohns > und Härkt es, die rei&ende
Flamme zu dulden. 155
Hierauf krönt er mit Stralen fein HaaTf und
aus inner&eüi Herzen
f
£ang* aufziehend des Grams vorabndende Seuf-
zer, beginnt er:
Magfi du, wenigfiens hier, die Ermal^
nungen hören des Vaters;
Meid*, o Knabe, den Sporn, und kräftiger
brauche die Zügel!
Sclblt fchon eilen ile fort: lie im Flug zu
hemmen i& Arbeit. 160
Auch nicht wähle die Bahn durch fünf grid»
laufende Gürtel.-
Schlängelnd windet ßch fchräg' ein breitgebo*
gener Querweg,
Welcher, auf drei der Zonen den Lauf ein^
fchränkend, die Kreifung
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7f P M A E T H 6. Ifct
Meidet des ^fudlichen Pols> und der nördlich
türmenden Bärin ^
iDort fei die. Fahrt; ^du erkennlt die deutli-
chen S^ren des Rades! 165
Und dafs Himmel und Liand gleichmäl^ige
Wärme gewinnen,
Senke du weder den Wagen, i>och fchwing'
ihn empor in den Aether.
Allzu hoch verhrennit du der Himmlifcheo
wölbende Wohnung,
Aber zu tief die Länder; am Ilcherften gehK
du im Mittel-
Dafs dir weder zur Rechten, w^o w^eit . die
Schlaöge iich windet, 170
Noch linksab ziun gefenkten Altar ausbeuge
der Wagen;
Halt durch beide den Strich. Des übrigen
w^alte Fortuna,
Die mit beüerem Rath^ als du, dir helfe:
das wiinfch' ich!
Während ich rede , berüjrrt'^tta hefperifchen
. Ufer die Seulen
Schon die feuchtende Nacht , und verbeut
uns längere Säumnis.^ 175
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V H A £ T H O Kr
i7
Aiif deni^ es gilt ! Dort Itralt aus zerßreue-
tem Dunkel Aurora!
Fafs* in die Hand das Geriem! Doch fals du'
lenkbares Herzens
BleibH: ; nim unferes Rathes , und nicht des^
Wagens, Gebrauch an:
Weil du es kannfl, und feit auf gediegenem'
Boden noch daftehü,
Eh du, nach thörichtem Wunfeh , auf derAxV
Unkundiger, fchwebeß! ißo
Anfchaun magft du es lieber, doch mich lafd^
leuchten dem Erdkreis!
f Aber im Sprunge beßeigt den ätherifchetT
Wagen der Jüngling,
Steht nun empor, und berührt mit der Händ'"^
die gegebenen Zügel,
Fröhlich, und dankt von oben dem ungem>
fchenkenden Vater.
Doch die geflügelten Rolfe, der Pyröxs^ linäv
der Eous, 1O5
Aethon zugleich, und Phlegon, erfüllen die-
Luft mit Gewieher
Flammendes . Hauchs , und fchlägen die HuF
. an- die henmienden Barren.
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7Ö< PHAETHON.
Als nun zurück die Barren, das Loos mis-
kennend des JEnkels,
Tethys drängt', und der Kaum un^meisli-
♦ eher Himmel lieh aufthat;
Raffen lie fclileunig den Weg, und die Luft mit
den Füfsen durchdampfend, 190
Spalten lie dick vorftehend Gedünit, und auf
behenden Flügeln
Rennen Jüe mutig voran dem zugleich aus£ür-
menden Ofiwind.
Doch leicht war das Gewicht, und ganz un-
kennbar dem edlen
S^nnengefpann ; es gebrach an gewohnter
Schwere des Joches.
Wie der gebogene Kiel hinfchwankt mit dürf-
tiger Ladung, 195
Und von zu leichtem Gewicht imftät durch
die Wellen umhertreibt:
Alfo,, der vorigen Lalt entlediget, fprang in
die Luft nun
Hüpfend in Stöfsen empor, wie mit eiteler
Leere, der Wjagen.
Aber fobald dies merkte das Viergefpann,
da entfiürzt es
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Wild dem gebahneten Kaum, nicht laufend
in voriger Ordnung,
jener erfohrickt, rathlos die gewirreten Zü-
gel zu lenken, £oo
Und unkundig des Wegs, und kennt* er ihn,
doch des Befehles.
Jezo zuerlt erwärmten die froftigen Stiere de»
Wagens,
Und verfuchten umfonl^ in verbotene Flut
ßch zu tauchen.
Auch die Schlange, die dicht am beeifeten
Pole lieh lagert, 205
Trag* in der K^Ite zuvor , harmlos , und
fürchterlich keinem.
Ward nun erwärmt, und fchwoll zu neuem
Zorn in der Glut auf.
Du auch, melden üe, flohft in zerrüttender
Angft, o BoQtes,
Langfam, wie du auch warft; dein Wagen
nur zwang dich zu bleiben. .
Doch als Phaethon jezt, der Elende, hoch
aus dem Aether 210
Niederfchaut' ^uf die Lande, die tief, tief
unten iich ftreckten;
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ga y II A E T n o if .
Blafs liun ward fein Geßcht, und ihn* zit»
terten plözlich die Kniee;
Und in des Urlichts Glanz umzog ihm Dun-
kel die Augen.
Hätt' er doch nie, fo wünfcht er, des Va-
ters Rolle berühret;
Half er doch nie erkannt fein Gefchlecht, nocE
gewagt die Erkundung; 215
Merops Sohn zu heifsen genügt! Es entraft
die Gew^alt ihn,
So wie die Bark' hinfiürmet der Boreas, wann
ße cntzügelt
Treiben ihr Steuerer läfst, und Göttern ver-
traut und Gelübden.
Was zu thun? Viel hat er zurückgclafTen des
Himmels,
Doch' vor den- Augen ifi mehr: fein Herz
mifst diefes und jenes. 220
Vorwärts bald, wohin fein ' Schickfal verbeut
zu gelangen,
Schaut er zum Untergang , bald rückwärts
fchaut er zum Aufgang.
Sonder Entfchlufs nun ftuzt er, und fenkt
fo wenig die Zügel,
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9 U A £ T II O N. Ql
Als er de ibengt^ auch die Namen der flie-
genden Rolle vergafs er.
Jezt am gefprenkelten Himmel umhcrge-
ftreuete Wunder 225
Schaut er voll Angft, und Gefialten des im-
geheuren Ge wildes.
Dort auch krümmt zwei Arme der Skorpion
in gefchweiften
Windungen: hinten den Schwanz , und vom
ausftreckend die Scheeren^
Füllet er ganz mit dem Leibe den Raum zwei
himmlifcber Zeichen.
Kaum erblickte der Knahe dasScheuIal, feucbt
von dem Schweifse 230
Dunkeles Gifts, und Wunden mit fiechender
Krümmung ihm drohend;
Sinnlos liefs er in kältender Anglt hingleiten'
die Riemen.
Als die gefunkenen nun des Rückens Fläche
berührten;
Schweifen die Rolfe dahin, und gfhn, da
keiner fie hemmet,
Durch einöde Bezirke der Luft: wie das
wilde Gelufi: fi^hrt, 235
6
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ß2 ' P II A E T H O N.
Stürzen G.^ ohne Gefez; fchon fprengen fio
hoch in den Aether
Zwifchen geheftete Stern*, und es rollt das
Gefchirr in die Wildnis.
Bald durchfliegen ße Höhn , und hald ah-
fchünige Strecken,
NiedergeftünBt, und durchjagen die Gegenden
nähe der Erde.
Luna lieht mit Erflaunen, wie. unter dem
ihrigen jezo 240
Läuft des Bruders Gefpann; tind es dampfen
* gefengt die Gewölke.
Feuer ergreift nach einander die ragenden
Höhen der Erde;
Tief zerfpaltet das Land, und die nährenden
Säfte verfiegen;
Falh verwelket das Gras, und es knattert
^er 3aum mit den Blättern ;
Und fich felbÄ ift die trockene Saat . ein ver-
wüÄender Zunder, 245
Kleines annoch! Es vergehn hochthürmende
Städte mit Mauern;
Ganze Völker Ibgar mit Stämmen zugleich und
GefcWechtcm .
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r « A t T H O N. (J3
Wandelt in Afche Aet Brand ; und Waldun-
gen glühn mit Gebirgen.
AtLoS brennt, und Taurus, es brennt der
Tmolus , und Oeta ;
Auch, nun trocken , zuvor voll firömender
Quellen/ der Ida; 250
Helikons Jungfraunhöh' , und der künf Lig öagri*
fche Hämos.
Aetna brennt, unermcfslich die Feuerbrünfie
verdoppelnd,
Eiyx, und Cynthos, und Othrys, und zwie-
» faches Haupts, der Parnafus,
Rhodope auch, nun endlich des Schnees ent<'
behrend, und Mimas;
Dindyma brennt, und mit Mykale brennt der
umfchw^ärmte Cithäron. 2.ß^
Nicht auch rettet der Froft dich, Scythia:
Kaukafus brennet;
Olla zugleich mit Pindus, und, hoch vor
beiden , Olympus ;
Luftige Alpen zugleich , und der wolkige
Apenninus«
Phaethon fchauet nunmehr, wie an jegli^
ehern Theile der Erdkreis
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(J4 FHAÄTHOK.
Raucht in der lodernden Glut; und kann
nicht dulden di^ Hize. 260
Denn &u£G.edende Luft , wie aus tiefem
Schlünde des Ofens,
Athmet fein Mund; auch fühlt er, dafs unter
ihm glühe der Wagen.
Nicht die flockende Afch*, und nicht die
gefchnelleten Funken,
Mag er beÄehn; ringsher umwithelt ihn hi-
zender Rauchdampf.
Wo und wohin er gehe durch pechfchwarz
wallendes Dunkel, 265
Weifs er nicht mehr; ihn entraffen die
fliegenden Rolle nach Willkiihr.
Jezo , glauben fle , drang das kochende
Blut in den Adern"
Oben zur Haut, und fchwärzte die äthio-pi-
fchen Völker.
Jezt ward Libya erft nach ausgefottener
NälTe
Trockener Sand; jezt weinten mit hangendem
Haare die Nymfen, 270
Laut um Brunnen und Seen. Böotia jammert
um] Dirce,
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Argos JJagt Amymone, und Efyra ihre Pi-
rene.
Nicht auch bleiben die] Ströme, die fem ihr
Ufer gewannen.
Sicher annoch. Schon dampfet der Tanais
mitten im Strudel, ♦
Schon Peneos der Greis, und der Teuthran-
teer Kaikus, 275
Phocis Strom Erymanthosy mit dir, o fchnel-
1er Ismenos;
Xanthos, zu doppeltem Brancje hefiimmt, und
der gelbe Lykormas;
Du auch, froher Mäandros, in oft rückkeh-
render Windung;
Auch der Mygdonier Melas, und Tanaros
Strom Eurotas.
Brennend erfcheint Eufrätes um Babylon, bren-
nend Orontes, ßflo
Auch Thermodon im Sturz , auch Ganges,
und Phaßs, und Ilter;
Brennend wallt Alfeos, und wallt die fper-
cheifche Strömung;
Und CS zerfliefst in der Flamme das Gold,
' das Tagus herabfiihrt.
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q6 phaetuon.
Auch , cLl6 mit rüfsem Gelangt ihr mäonilches
Ufer verherlicht,
SelbÄ erwärmten die Schwan' im fumpfenden
Strom des Kayltros. 2O5
Nilus entfloh voll Schrecken zum äufserfien
Ende des Landes,
Bergend das Haupt, das noch immer verbor-
gene: dürr und verfandet,
Stchn die Mündungen all', imd ßnd unge-
wälTerte Thäler.
Gleiches Gefchick auch dörrt die Ismarier,
Hebros undStrymon,
Auch die hefperifchen Ströme , den Rhoda-
nus, Rhenus und Padus, 290
Und, dem Obergewalt verkündiget wurde,
dem Tibris.
Rings nun zerlechzet der Grund ; in den Tar-
tarus dringt durch die .Spalten
Licht, und erfchreckt mit der Gattin den
unterirdifchen König.
Eng auch zieht fich das Meer; ein Gefild'
aufwehendes Sandes
l&y wo der Abgrund war; noch eben umhüllt
von GewälTern, 295
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y H A £ T II O K. 87
Tauchen die Berge hervor, den Schwann der
Cycladen vermehrend.
Labfal fucht in den Tiefen der Fifch; und
über der Meerflut
Wagt nicht mehr in die Luft der gebogne
Deliin üch zu fchwingen.
Auch unförmige {lobben, den Kücken geibeckt
auf die Woge,
Schwimmen cntfeelt ringsher. Selbß Nereua,
fagt man, und Doris 500
Hielten lieh jezt, und die Töchter, in lau-
lieber Grotte verborgen.
Dreimal wollte Neptunus die jinn' und da3
finfiere Antliz
Aus dem Gewog' aufftrecken; doch dreimal
trug er die Glut nicht.
Aber die nährende Tellus , umfirömt von
,Oceanus Kreifung,
Zwifchen den Fluten des Meers imd rings
verfammelcen Quellen, 305
Die ßch zufammen gedrängt in den Sclioofs
der dunkelen Mutter,
Höh, bis zmn Hälfe gedörrt, ihr allbefruch-
tendes Antliz, '
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Co F H A £ T u o ir.
Schüztc die Hand vor die Stirn, und jeat,
mit gewaltigem Beben
Alles crfcliütternd umher , verfank Iie ein
weniges tiefer.
Als fie gewöhnlich erfcheint, und mit] tro-
ckener Stimme begann ße: 310
WoUteß du dies , und verdient' ichs ; war-
um , der Unfterblichen Höchfter,
Zaudert dein Stral? O lafs, foU ich Elende
fterben durch Feuer,
Durch Dein Feuer mich-fierben! Des Schlags
Urheber wird Troft fein!
Kaum vermag ich der Kehle nur diefes Wort
zu entlocken!
(Qualm erftickt' ihr den Mund.) O fchau die
verfengeten Haare! 315
Schau die Augen fo voll, und fo voll von
Afche das Antliz!
Giebft du mir folchen Dank der Fruchtbar-
keit , folche Belohnung
Meiner gefälligen Treu : dafs ich Wimden
des hakigen Pfluges,
Wunden des KarÄes ertrag', im* ganzen Jahre
gequälet?
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P II A ic T U O M. Q9
Dafs ich deni Viehe fein Laub , dem Gefchlecht
der Menfchen zur Nahrung 320
Zeitige Früchte gewähr' , und euch zum
Opfer^ den Weihrauch?
Aber weftn Ich mein Leiden verdiene te ; was .
hat die Meerflut»
Was der Bruder verdient? Wariun verliegen
die Walter,
Welche das Loos ihm gab, und entziehn ßch
ferne dem Aether?
Wenn denn, fo wenig "vt^ie ich, dein eigener
Bruder dich rühret; 325
WenigÄens fei dein Himmel dir wcrthl Schau
jeglichen Pol an:
Hier fchon dampft es und dort! Befchädiget
jene das Feuer,
riözlich zerfallt euch die Wohnung in Schutt !
Selbft drüben der Atlas
Müht Jficb, und hält' auf der Schulter noch
kaum die glühende Axe!
Wenn die Meer' und die Lande vergehn, imd
die Burg des Olympus; 330
Ins urnächtliche Chaos enttaumeln wir!
Reifs aus den Flammen,
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90. FUA£TH0 2^.
Was noch übrig dir ifi, und forge fiir^ Heil
luid Erhaltung!
Dies nur redete Tellus ; denn nicht aus-
halten die Schwüle
Konnte Iie länger in Qualm, noch mehreres
reden: ihr Antliz
Zog Iie zurück in die Erde, die tie^f zu den
JManen lieh höhlet. .335
Doch der alimächtige Vater bezeugt die
Gewalten des Himmels,
Und, der den Wagen vcrliehn, es zerfchei-
tere, refct' er nicht fchleunig,
Alles im graufen Gelchick; dann fieigt er zur
oLerlten Burg auf,
Wo er umher mit Wolken den Erdkreis püegt
zu verhüllen,
Wo er die Donner erregt, und gefchleuderte
Stralen entfendet. 340
Aber fo w'enig Gewölk, den Er4kreis rings
zu verhüllen,
Hatt* er nunmehr, als Regen herabzügieüsen
vom Himmel,
Siehe da donnert' er laut, und rechts von
. dem Ohre gefchwungcn ,
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WUJLÜTUOKm 91
Sandt' er dem Lenker den Stral; aiis dem Le«
ben zugleich und den Kadern
Schmettert* er ihn, luid dampfte mit fchreck-
licher Flamme die Flammen. 345
Scheu nun ituzen die RoH' , "und im Sprung
auf die Seite lieh bäumend,
Sprengen fic ab das Geriem, und fchütteln
das Joch von den Hälfen.
Dorthin fallen die Zäiun\ und dort, von
der Deichfei geriilen,
Lieget die Ax", imd dort die Speichen zer-
brochener Kader;
Weitaus fchnellt in die Kunde der Wrack des
getrünunerten Wagens. 350
Phaethon nun, von der Glut die gerütheten
Ilaare verwüftet,
Taimielte häuptlings hinab, und in langem
Zuge die Luft durch
Flieget er: fo wie zuweilen ein Stern vom
heiteren Himmel,
Wenn auch nieht er entfällt, doch gleich
dem entfallenden fchcinet.
Fern von der Heimat nimmt in dem Gegen-
lande der Hauptltrom, 355
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92 P H A £ T II O N.
Nimt ihn Eridanus auf, und fpült fein fchäü-
mendes Antliz.
Aber hefpcrifche Nymfen beßatten den Leib,
der noch aufdampft
Vom dreifpaltigen Stral ; und die Infchriffc
zeichnet den Grabfiein:
„Phaethon ruhet alhier, der des Vaters Wa-
gen gelenket;
„Zwar nicht gatiz ihn behauptend, erlag er
, , . doch groDsem Beftreben," 360
Jezo barg der Erzeuger in tröltlos jammern-
der Wehmut
Sein umzogenes Haupt ; und wenn wir traueA
der Sage,
Ging Ein Tag von der Sonn' unerhellt: nur
die Liohe des Brandes
Leuchtete; dafs folch Uebel doch einigen
Nuzen gewährte.
Klym^iö felbß, nachdem lie geklagt, was
alles in lolchen 5^5
SchrecknilTen lehrt unerffchöpflicher Schmerz:
in Verzweiflung und iinnlos,
Und mit entfielleter Brufi, durchfchweifte
lie iezo den Erdkreis.
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P H A K T H O N*
93
ErA die entleeleten Glieder, und bald die
Gebeine nur fucbend,
Fand die Gebeine iie doch am Frenidlingsufer
beftattet.
Scbmer^voU fank üe dahin, und las den Na-
men am Marmor, 570
Ueberftrömt' ihn mit Thränen, und wärmt*
ihn am offenen Herzen.
Ileliaden auch bringen die ei tele Ehre des
Todes,
Bitterer Thränen Ergufs; und die Brufi mit
den Händen ßch fchlagend,
Kufen /le, der nie hört die erbarmungswür«
dige Klage,
Fhaethon! Tag und Nacht, und liegen ge-
ftreckt um das Grabmal. 375
Viermal fullete Luna den Kreis mit verei-
nigten 5ömem:
Jene, der Sitte gemafs, (denn Sitte ward
aus Gewohnheit^,
Brachten ihr Trauergefchrei. Als nun Phae*
thufa, der Schwefiern
Aeltelte, eben zur Erde den Lieib hinneige tej
plözlich
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94 PUAETIION«
Klagt Ile , ihr fiarre der Fufc. Die , weifse
Lampe tia ftrebte 3O0
Ihr mit Hülfe zu nahii) und haftete fchnell
an der Wurzel.
Als die dritte das Häat mit der Hand zu zer-
reifsen emporgrif;
Raufte ße Laub.* Die traurt, dafs ein Stamm
ihr binde die Schenkel;
Jene, dafs lang ihr die Arm' in grünende
Aefie ßch firecken.
Während ße dies anftaunen ; da fchlielst di©
Rinde- den Schoofs ein; 335
Dann aufftufend zum Bauche, zu Brult und
Schulter imd Händen,
Steigt ße: allein nur raget der Mund, anru*
fend die Mutter.
Was kann jezo die Mutter? Nur dorthin
rennt ße und dorthin,
So wie' das Herz ihr gebeut, und küfst noch)
weil es vergönnt ilL
Nein, nicht genug! von dem Stamme den
lieib zu reifsen verfucht ße, 590
Und das zarte Gefprofs von der Hand zu bre-
chen: doch ßche.
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VUAÜTUOV, 95
Blutig rinnen, hervor, wie aus offener Wunde,
die Tropfen.
Schone doch, Mütter, o Ichone! £o ruft,
die ße ehen verwundet:
Schone dochl uns wird felber der Leib in
dem Baume zerrilTen!
Lebe nun wohl ! Baumrinde verlchliefst die
endenden Worte. 395
Thränen fliefsen hervor , und es fiarrt der
getröpfelte Bemftein
Gegen die Sonn* am jungen Gebüfch; das em-
pfangend Kleinod
Sendefc der lautere Strom zum Schmuck den
latinifchen Töchtern.
Zeuge dem Wundergefchick war der ithe-
neleifche Cyknus;
Welche?, obgleich feh'r nahe durch mütter-
lich Blut dir vereinigt, 400
Näher an Sinne dir war, o Phaethon. Die-
fer, entweichend
(Denn der Ligurer Stamm' und mächtige Stadt«
beherfcht' er)
Aus dem Gebiet, durch tönte die grünenden
Ufer mit Klagen,
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OÖ PHAETUOlf.
Und des Eridanus Flut, und den volleren
Wald der GefchwiÄer.
Schnell wird zarter die Stimme dem Mann;
und flaumige Federn 405
Bergen ergrauend das Haar; und lang empor
von dem Bufen
Streckt HcIi der Hals; auch bindet ihm Haut
die erröthenden Finger;
Fittige decken die Seit% und fiimipf i& am
Antliz der Schnabel.
Cyknus erneut lieh zum Schavan. Noch Aets
mis traut er dem Himmel
Jupiters, eingedenk des graulam gefendeten
Feuers. 410
Sümpf* und verbreitete Secen bewohnet er:
hauend die Gluten,
Hat «r zur Wohnung erwählt die der Glut
f«indfeligen Waflör. '
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w
vm.
K A L L I S T O.
J upHer y als er die £rd* umw$nderte,
müde des Aethers,
Sah in Arkadias Fluren der JnonskkximCoheU
Jungfraun
Holdefte; uiid es entbrannte fein Heiz voi^
feuriger Sehnfucht.
Nicht war jener Gefchäft, die gelgrmp^l^
Wolle zu feinem,
Noch durch Tracht zu verändern das fibAr«
Wann die Spange das Kleid ihr, 5
Und ein fchneeiges Band nachläfßge Lochen
gefeffelt;
Nahm |ie bald den fchnellenden Spi^üs, b^ld
Bog^ und Köqher,
7
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98 KALLISTO.
Als Trabantin der Phöbe : fo wertJx war keine
der Göttin
Je auf des Mänalus Höhn« Doch alles Glück
ift vergänglich!
Ueber- den Mittagsraum war fchon das Sön-
nengefpann hin, io
Als iie die Waldung betrat , wo niemals
Aexte gehauen.
Und He entfpannte den Bogen, und hub von
der Achfel den Köcher,
Legte fich dann auf den Boden, mit weichem
Gräfe gepolftert;
Und den gemahleten Köcher bedeckt* ihr ru-
hender Nacken.
Jupiter, da er fo müde fie fah, und ohne
Bewachung: ' 15
^ Diesmal, fprach er, entdeckt doch den Gang
nicht meine Gemahlin;
Oder erfpäht iie ihn auch, o fo gilt ihr Kei-
fen mir fo viel!
Flözlich umhüllet den Gott die Geftalt und
der Schmuck der Diana:
Jungfrau, redet er an, du Begleiterin mei-
nes Gefolges,
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KALLISfO.
99
Welcherlei Höhn durchjagtefi du heut? Da
erhebt ßch die Jungfrau 20
Schnell vom Rafen, und lagt: Heil, Her-
fcherin, höher gefchäzt mir,
Wenn er auch felber es hört, als Jupiter!
Lächelnd vemimt ers,
Froh, dafs er felbft vorgehe fich felbft; und
er füget ihr KüITe,
JNicht in gehöligem Mafse, noch fo zu gehen
von Jungfraun.
Arglos will ße erzählen, in welchem Gehölz
fie ge jaget; 25
Aber es hemmt Iie Gewalt: und fiegreicli
kehrt zu dem Aether
Jupiter; Ihr ilt verhafst das Gebüfch, und
die kundige Waldung.
Als ße den Fu£s wegwandte, vergaü fie bei«
nah zu erheben
Köcher und Ffeil',- und zu nehmen den auf-
gehangenen Bogen.
Siehe , da kommt Diktynna, vom hüpfenden
Chore begleitet, 30
Uefaer den Mänalus her, und ftolz des erle-
geten Wildes,
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IPO KALLISTO.
Schauet fie jen\ und ruft; doch es Auzt die
gerufhe KalliUo;
Und He befurchtet zuerfi^ dals Jupiter fei id
der Göttin.
Aber nachdem fie zugleich die wandehiden
Nymfen gefehen,
Truut fie» entfernt fei Betrug; und die Zahl
der übrigen mehrt fie. 55
Ach wie fchwer» ein Gebrechen im Antlii
nicht zu verratlienl
Kaum nun hebt £ie die Augen empor; nichti
wie fie gewohnt war.
Geht üe der Göttin zur Seit* y und immer
voran in dem Schwärme.
Nein, fie verAummt, und deutet beleidigte
Zucht mit Erröthung.
'Wenn fie nicht Jungfrau war, an ihancherlei
Zeichen bemerkte 4^
Xieicht Diana die. Schuld; man fagt, es be^r
merkten die Nymflein.
Aber fogleich vernahm es des Donnerers
hohe Gemahlin;
Nur auf gelegene Zeit verfchob fie die fchreck)'
liehe Ahndung.
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^tin'ift gefchwunden die Frift; denn rdhon
ward Arkas (auch diefes
Kränkt der Juno das Herz) von der Neben-
gattin gebohren. 43
Als lie auf jenen den Blick voll graufames
Mutes gewendet:
Ha! dies fehlete nur, du Ehebrecherin^
rief fie,
Däls.du auch fruchtbar warft, dais öffentlicH
< wnirde die Kränkung
Durch die Geburt, und meines Gemahls Un«
ehre befcheinigt!
JNicht ungeftraft fei folches! Ich nehme dir
jene Geftalt ab, 50
"Welche dir felber behagt , uni, Trozerin!
unferem Gatten! '
Juno fprachs , und ergrif an der Stirn ihr
die Locken, und warf fie
Vorwärts hin auf die Erde. Sie hob demütig
die Arme«
Doch es begannen die Arme von dunkeleA
Zotten zu ftarren;
Krumm auch wurden die Hand*, und wuch-
.fen in klauige Tazen, 55
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XOS KALLISTO.
Und fie verfahn der Füfse Gefchäfit; und das
reizende Antliz,
Seihst für Jupiter, ward vom entfezliclien
Maule gefcbändet.
Und dafs ihr graufames Herz nicht bittende
Worte bewegen,
Nimt iie ihr reden zu können : ein Ton voll
Zornes und Unmuts,
Rauher Drohungen voll , erfchallt aus d^r
brummenden Kehle. 60
Buren Schmerz anzeigend mit unaufhörlichem
Jammern,
Hebt ße , was Hand' ihr lind , zum Himmel
empor und Geßirne;
Undankbar nicht kann ße den Jupiter nennen,
Iie denkt ihn.
Ach wie oft, nicht wagend im einfamen
Walde zu ruhen,
Naht fie dem HauP, und irrt in den vormals
eigenen Aeckem! 65
Ach wie oft durch Felfen verfolgen fie bel-
lende Hunde I
Sie, einft Jägerin, flieht vor den Jagenden
jezo erfchrocken.
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KALIilSTOk 105
Oft vor gefehenem Wilde vetftefckt iie fioh,
; ihrer vergelTend;
Und die Bärin erftarrt , wenn ein Bar im Ge-
/ Lirge fich zeiget.
Bang^ auch meidet &e WölF , ohgleich ihr
Vater ein Wolf iit. * 70
Siehe der Sohn^ unkimdig der Ijkdoni-
fchen Mutter,
Arkas erfcheint, da heinah er funf&ehn Jahre
vollendet.
Während das Wild er verfolgt, und ein Thal
auswählet zum Anltand,
Und mit geknotetem Garn erymanthifche Wäl-
der mnzingelt,
Wird er der Mutter gewahr. Und fohald iie
fchauet den Arkas, 75
Stehet fie Hill, und gleicht der erkennenden.
Jener entfliehet;
Und weil Ihn unbeweglich mit ftarreiiden Au-
gen Iie anblickt.
Fühlt unwilTend er Angfi; und da näher zu
gehn fie begehtet,
Wollt' er ihr eben die Bruft mit verwunden-
* dem Pfeile durchbohren.
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X04 KAIiLISTO«
Doch der Allmächtige hemmt; und zugleich
.fie felbft und die ünthat ßo
Hückt' er himweg; und im Sturm durch lu£-
.tige Leere iie fchwingend,
Stellt jeriile dort an deil Himmel > als Nacb-
harAeme zu funkeln.
Juho fcbwoll^ da im Kreife der himmli-
fchen Sttsme das Kebsweib
JLiCuchtete. Rafch zu dem Vater Oceanus,
und zu der grauen
Tethys fuhr fie ins Meer, die^ oft die Gotter
durch Ehrfurcht 85
Jlühretfen. Jezo gefragt um des Wegs tJrfa-
che 9 begann fie:
Forfcht ihr, warum ich herab vom ätheri-
fchen Size, der Götter
Königin 9 kam? Statt meiner hehericht ein*
andre den Himmel!
liügnerin heifs' ich, wo nicht, wann die
Nacht das Gewölbe verdunkelt,
Ihr am erhabenen Himmel die jüngft verher-
\ lichten Sterne, 90
Meine Kräiikung, erblickt, dort wo die
äuTserfie Kreifung
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E)icht am Rande des Pols im küjselten Raümt
, , Ccl^ imidreht.
Was ifi noch, warum man die Juno furchte
zu kränken^
und der Beleidigten zittre; da Ich nur fromme
durch Schaden»
Traun, was ich alias vollbracht! wie grenz^
los unfre Gewalt iß ! 95
Menfchheit legte iie ah; und Gottheit nahm
fie! So furchtbar
Weifs ich Verbrecher zu Itrafen ! . fo grofs ift
die Macht, die mir beiwohnt!
Steir er denn her ihr altes Geiicht, und die
Bildung des Raubthiers
Schaff' er hinweg, wie er einfi: an des Ina-
chus Tochter gethan hat!
Wanun freit er iie nicht, und räumt, die
Jimo verfiofsend, 100
Ihr mein Ehegemach, und nimt ziun Schwä-
her Lykaon?
Auf denn, wofern euch das Herz die verach-
tete Zöglingin rühret.
Wehrt dies blaue Gefirudel dem fiebenfaltigen
Nordftem ;
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io6 RAI.L1STO4
Und, die um Buhlerlohn , als Geftirn*, an
den Himmel erhöht find,
Scheuchet fie: dafs nicht bad* in der lauterea
Woge das Kehsweib! 105
Jene gewährten den Wunfeh ; und empor
im bequemen Gefchirre
!{L<enkt durch heitere Lu£t Saturnia üarbigo
Pfauen.
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«7
DER RABE UND DIE KRÄHE*
Vonnals wcifser wie Schnee mit £lbex«
hellem Gefieder
Blinkte der B.ab% und trozte den ganz unge«
mäkelten Tauben;
Nicht die wachfame Gans, die Roms Kapi-
tole zur Hut war,
Schimmerte Keller denn er, noch der rudernde
Schwan im GewälTer.
Ihm war die Zunge Verderb ; durch Schuld
der gefchwäzigen Zunge 5
Ward das lichte Gefieder in dunkeles plözlich
verwandelt.
Schöner war, wie Koronis die LarüTaerin,
keine
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^OQ DER RABE UND DIE KAÄHE.
Aller hämonifchen Fraun. Dir wenigftens>
rhöbus, geEel lie,
Weil noch züchtig fi^ war , und noch luihe-
' achteC. JDoch endlich
Merkte den Flatterluin -der apollonifche Vo-
gel; lO
Und zu entdecken die Schuld , ein unerbitt-
licher Melder^
Lenkt* er zu feinem Beb erf eher den Flug.
Mit gefchwungenem Fittig
Folgt ihm die; plaudernde Kräh% tun alles
genau zu erforfchen.
jus lie des 'VVegs Urfache gehört : Nicht
. frommet der Weg dir,
Sagte fie, welchen du eilfi; o gedenk* an
meine Verkündung! 15
{^chau, was ich w^ar, und was jezo ich bin;
dann forfche, woher das?
Und du erkennft, dals Treue mir fchadete/
. Einß in der Vorzeit
Hatte der Erde Gefchlecht, den Erich thoniusj
Pallas
In der geflochtenen Kifi' aus attifchem Rejiiig
verfchloITen.
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Drei jungfräulichen Töchtern des zweigeftal^
teten Cecrops 20
Gab fie darauf den Beding, dafs nicht ih^
Geheimnis üe fahen.
Ich> im luftigen Laube der dichten Ulmä
Terborgen,
Späh^ ihr Tbun. Zwo fchüzen das Anver«*
trauete redlich,
Pandrofos lamt der Herfe^ doch furchtlam6
Xchilt iie Aglauros;
Und He entfchürzt mit der Hand die fchliefsem
den Knoten, und drinnen £5
Sehn £0 ein Kind, und zugleich den langge«
ringelten Drachen»
Schnell , was gefchehn , verkünd' ich. det.
Herfcherin. DelTen zum Danke
Werd* ich, vordem ihr Liebling, verdrängt
aus dem Schuz der Minerva,
Selbft von dem Vogel der Nacht. Mein Schick*
' fal kann dem Geflügel
Wamimg fein, dafs keiner Ge£ahr mit deif
Stinune £ch fchafie. 50
Nicht freiwillig vielleicht j und imgebeteiD
tun folchts, >
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110 DEA RABE UNP DIE KRJ^HE«
Wählte fie mich ? Geh hin , und erkunde
dich felber bei Pallas!
Wie voll Zornes ße ilt, auch die zornige wird
es nicht leugnen!
Denn mich hat ein Berühmter im phocifchen
Lande, Koroneus
(Kündiges red* ich) gezeugt; und ich glänzt*
als Königestochter; 35
Auch (verachte mich nicht) bewarben lieh
mächtige Freier.
Unglück war die GeÄalt. Denn indem an den
landigen Ufern
Ich mit langlamem Schritt JuAwandelte, vt^ie
ich gewohnt bin,
Sah mich der Herfcher des Meers, imd er-
glühete; und da er bittend
Lange die Zeiten umfonlt mit fchmeichelnden
Worten verfchwendet, 40
Uebt^er Gewalt , imd verfolgt : ich entflieh,
und verlalTe des Ufers
Dichten Saum, ohnmächtig im mulmigen Saiida
mich müdend.
Göttern ruf* ich und Menfchen um Schuz;
doch etreichte die Stimme
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PBB HABS VJfB DIB BRA0B* 111
Kleines Sterblichen Ohr: für die Jungfrau
forgte die Jungfrau,
Welche mir Rettung verlieh. Ich erhöh di«
Arme zum Himmel; 45
Und an den Armen entlang erdunkelte leiöh-
tes Geflügel.
Werfen wollt' ich zurück das Gewand von
der Schulter; doch Feder
War das Gewand ; tmd hatt' in die Haut tief
Wurzel getrieben.
Schmerzvoll regt' ich die Händ% um die na^
ckenden Brüfte zu fchlagen;
Aber ich üh nicht Hände, noch nackend«
Brüfte mir übrig. 50
Zwar ich lief; doch hemmte nicht Sand mir
die Füfse, wie vormals;
Nein ich. Ichwebt' an dem Boden daher; in
die Luft dann gehoben
Flog ich, und ward der JVGnerva zur unbe-
fcholtnen Gefellin.
Aber was frommet mir das, wenn Nyktimene,
welche zum Vogel
GrälsKche Schuld lunfchuf , Nachfolgerin un-
ferer Ehr' ift? 55
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na P^li mAB£ VVJ> PI£ KAÄUEi
Haft du vielleicht die Gefchichte, die weit
durch Lesbos ertönet.
Nie mit den Ohren gehört ? wie Nyktimene
frech des Erzeugers
Lager entweiht? Auch als Vogel gequält von
denj Gräuel der Blutfchuld,
jniiQht üe den ftrafenden Blick lichtfcheu, und
verbirgt in den» Dunkel
{hte Schmach ; und alle verbannen ^ üe . rings
aus dem Aether. 60
Alfo plauderte fie. Dir fellfi, antwortet
der Habe,
l^obne die Warnung mit Schimpf; ich ver-.
achte die nichtige Deutung.
Schnöll den begonnenen Weg vollbringt er, und
lagt dem Apollo,
P^s er gefehn, wie Koronis geküTst ein hä-
moniTclier Jüngling.
Aber dem Liebenden lank bei der Schuld!
Anzeige der Lorber; 65
ynd die erhabene Miene zugleich, und die.
Laut', und die Farbe
Schwenden ihm. Dann wie der Zorn im gä-»
reixden Herzen emporfchwoll,
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D£K AABB UMD DIE KRÄHE. II3
Raft er die heilige Wehr; und den krumm-
gehörneten Bogen
Spannt er; und ach den Bufen, der oft an
dem feinigen ruhte,
Diefen durchbohrte der Gott mit unvermeid-
licher Spize. 70-
Und die getroffene feufzt', und indem fie den
Stahl aus dfer Wunde '
Zog, umfirömte das Blut die fchneeigen Glie-
der mit Purpur.
Und ße begann: Gern mocht' ich den Fehl
dir hüfsen, o Phöbus,
Aber gebähren zuvor; nun Iterben wir Zwei
in der Ein^n! •
Dies [nur; imd Ale verfhömte zugleich mit
dem Blute das Leben; 75
Und der entfeelete Leib erfiarrt' in der Kälte
des Todes.
Ach den Liebenden reut zu fpät die grau*
fame Strafe;
Und fich felbft, dafs er hörte, dafs fo er
entloderte, hafst' er;
Hafst auch den Vogel zugleich, der ihn das
Vergehn zu erfahren
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Il4 I>ER IIAJJE VTSD DIE K.AÄ1IE.
Zwangjund des Schmerzes Beginn ; auch dieSenn',
und den Bogen, die Hand auch Co
Halst er, und hafst mit der Hand die fo blind
ausfliegenden Pfeile.
Zärtlich lunarmt er und pflegt die geltmken^,
firebet das Schickfal
Noch durch Rath zu beßegen , imd übt nichts
fruchtende Heilkunit.
Aber da alles umfonll: er verfucht, und
gefehen die Scheiter
Aiifgehäuft» und geordnet zum Todtenbrande
den Leichnam t 85
Jezt ein banges Gefeufz (denn es ziemt nicht
Hinünlifcher Antliz,
Feucht von Thränen zu fein), aus dem inner-
Iten Herzen geathmet,
Seufzet er: anders nicht, als wenn vor den
Augen der Mutter
Ihrem noch faugendeu Kalbe der rechts vom
Ohre gefchwungne
Hammer mit tönendem Schlag die gehöhlete
Schläfe zerfchmettert. 90
Doch wie die Bruft er beltrömte mit ujiwill-
kommenen Düften, '
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DER KAfiE UND DIE RRAlIE. II5
Und in die Arme He fchlofs, unpflichtigQ
Pflichten vollendend;
Duldete Phöbus es nicht, dafs zugleich fein
Sam' in die Afche
Stäuhete; fondern hervor aus der Flamm' imd
dem Schoofse der Mutter
Rifs er den Sohn, und trug ihn zur Kluft
des gedoppelten Chiron. 95
Doch ihn, welcher den Lohn der nicht falfch-
redenden Zunge
Ilofte) den Rahen enthob er der Schaar weifs*
fiedrichter Vögel.
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IIÖ
X.
O C Y R H O E.
i^röhlicli erzog das Gefchlecht des Delius
und der Koronis
Chiron , der "weife Cenlaur , und ßolz ob
der Ehre des Amtes.
Siehe da kam , die Schulter umwallt von
gelblichem Haupthaar,
Chirons Tochter daher, die einft die Nymfe
Chariklo
Ihm an dem Ufer gebahr des fchiiell hinrau-
fchenden Stromes, 5
Und Ocyrhoe nannte. Ihr war die Künfie des
Vaters
Nicht genug zu erlernen; Iie fang auch ver-
borgenes Schickfal.
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OCYRBOE. 117
Diefe demnach, da die Wut fie crgrif
weilTagender Ahndung,
Und lie entbrannte vom Gott, der tief im
Herzen ihr wohnte»
Schaute das Kind : Heilbringer dem Kreis det
Erde, fo rief He, 10
Wachfe, du KnaV, und gedeih! Dir wird
von den Iterblichen Leibern
Oft Genefung verdankt; Du fchafß den ent-
^ flohenen Seelen
Wiederkehr 1 Doch waglt du zum Troz der
Götter es Einmal;
Nicht es von neuem zu thun, verwehrt dit
die Flamme des Ahnen.
Dann aus dem Gott ein Leichnam erblalTell:
du ; und aus dem Leichnam 15
Schimmerft du wieder ein Gott; und zwei-
mal ändert dein Schickfal.
Du auch, theuerßer Vater, der nicht ein
Sterblicher aufwuchs,
Sondern beßimmt durch die Räiune der Ewig-
keit alle zu dauern,
Wünfchefi dir fterben zu können, wann einß
der gräfslichen Schlange
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llß OGYRHOE.
Blut mit Qualen dich brennt, die verwunde-
ten Glieder durchtobend. 20
Dir dem Ewigen giebt den Tod zu erdulden
die Gottheit;
Und dir trennen die Faden die dreifach walten-
den Schwefiem.
Ueberig war den Gefchicken noch einiges.
Tief aus dem Herzen
Seufzet fie auf, und es feuchten ihr quellende .
Thränen das Anlliz.
Und: Mir eilet zuvor mein Schickfal! rief
iie ; gehemmet 25
Wird mir die Red', und verfperrt der Ge-
brauch der eigenen Stimme!
Nicht ja galten die Künite mir| fo viel, wel-
che der Gottheit
Rächenden Zorn mir erweckt! O erkennt' ich
nie doch die Zukunft!
Schon entwindet ßch mir die menfchliche
Bildung, ich feh es!
Schon lockt nährendes Kraut ; fchon ebenes
leid zu durchlaufen, 30
Drängt mich der Mut ! Rofs werd' ich, und nehme
den Wuchg der Verwandfchaft l
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ocrniiOE. iip
Aber warum denn ganz? Ilt doch zweileibig
der Vater!
Alfo jammerte üe; der Schlufs^ des Jam-
mergetöns war
Minder verfiändlich bereits, ein Gewirr un-
deutlicher Worte;
Bald auch Worte nicht mehr; auch fcheints
nicht Stimme des RoiTes; 35
Aber wie wenn iie ein Rofs nachahmete.
Völlig beltimmt nun,
Wieherte hell Re empor, und bewegt© die
Arm' in die Kräuter..
Jeao kleben die Finger ; es fchlielst fünf ein-
zelne Nägel
Fefi mit gediegenem Hörne der Huf; auch das
wachfende Antliz
Steigt auf erhabenem Half*; und das Ende
. des fchleppenden Mantels 40
Wird zum Schweif; und das Haar, wie es
wild den Nacken lun wallte.
Liegt lieh rechts als Mähne hinab. Neu wur-
de gebildet
Stimme zugleich und Gefialt; den Namen
auch gab ihr die Bildung.
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120
XL
B A T T U S,
JLJelius irrt* in Elis umher und meüeni^
fchen Feldern,
Suchend das VieK, in der Zeit, als ihn ei jü
ländliches Fellwams
Hüllt*, und recl^ts ihm befchwerte dip Hand
ein waldiger Oelfiab,
Links die Syring', ungleich mit ßeben ver*
bundenen Rohren.
^/Vährend der Lieb' er gedenkt^ und feine
Syring' ihn bezaubert; 5
Waren ihm, wie man errählt, unbewacht
die Rinder entwandelt,
Fern in die Pylierflur, Der Söhn der atlan-
tifchen Maja
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B A T T U S. 121
Sah He, und barg die entführten durch eigene
Kunft in den Wäldern.
Niemand merkte den Raub; nur ein Greis,
in jenem Gefilde
Wohlbekannt, den Battus die Nachbarn* alle
benannten; lo
l)er in graiigen Thalen und Aun dem begü»
terten Neleus
Heerden der edelen Roll', ein geordneter
Hüter , bewachte.
Diefen zog er beforgt mit fchmeichelnder Hand
auf die Seite:
GaAfreund, wer du auch bil^, liebkofet er,
fraget dich jemand,
Ob du die Rinder gefehn, fo leugne du.
Dafs du umlbnlt nicht 15
Diefe Gefälligkeit übft, fei die fchimmemde
Kuh dir Belohnung.
Und er gab ihm die Kuh. Der empfangende
Fremdling erwiedert :
Gehe du ruhig vor mir; der /Stein JCagt eher
den Raub an.
Und er zeigte den Stein. Merkurius, gehend
zum Anfchein,
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122 JBATTUS.
Kehrete bald , und die Stimme zugleich mit
der Bildung verwandelt: 20
Landmann, hall: du vielleicht, fo redet er,
hier auf. dem Abweg
Rinder gefehn ; hilf retten , und fei kein
Hehler des Diebfiahls.
Schau, dir geh' ich zum Lohne die Kuh mit
dem Stiere gepaaret.
Aber der Greis , da der Sold ßch verdoppelte :
Hinter dem Berge,
Saget er, werden lie fein; ' auch wären iie
hinter dem Berge. 25
Lachend erwiedert der Gott: Mich mir,
Treulofer, verräthft du?,
IVIich verräthft du mir felblt ? Und er fchaft
aus dem tückifchen Melder
Hartes ScbiefergeÄein , das noch dem Pro-
beiiden meldet.
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1^3
xn.
AGLAUROS.
xlochher fchwang durch den Himmel Mer-
kurius fchwebende Flügel ;
Auf die munycliirche Flur, und das Ueb-
lingsland der Minerva
Schaut' er im Flug', und das Rebengehölz
des gefchmiickten Lyceums.
TJnd es gelchah, dafs heute, wie Sitte war,
züchtige Jungfraun
Auf fchönlockigem Haupt in die feßliche Burg
der Minerva 5
Trugen die Heiligthümer in laubumwundenen
Körben.
Dorther fahe iie kehren der fliegende Gott;
und er fieuert
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124 A G L A U R O S.
Nicht mehr grade den Lauf, er kreift in der
telbigen Krümmung.
Wie um das Fleifch des Altars ein raubbegie-
y riger Weihe,
Scheu und verzagt, da gedrängt die Opfer-
. dien er umherBiehh, lo
Rafch in die Runde ßch dreht, und nicht
lieh -weiter hinanwagt,
Sondern den Wunfeh fehnfüchtig umfliegt mit ^
gefchwungenen Flügeln: (
Alfo beuget den liauf der behende Cyllenier
ringsum
Üeber der attifehfen Burg, und wirbelt die
felbigen * Lüfte.
W^e mit hellerem Glanz vor den übrigen
Sternen hervorf eheint 15
Lu|;ifer; wie noch heller, denn Lucifer,
leuchtet der Vollmond:
So viel herlicher ging vor -allen erlefenen
Jungfraun
HerXe, des feftlichen Zugs und ihrer Gefpie-
linnen Krone.
Jupiters Sohn erftaunte dem Reiz ; und fchwe-
bend im Aether,
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A L A U n O 5.
125
Ward er entflammt, wie gefchnellt aus ba-
learifcher Schleuder 20
Fliegt das gekugelte Blei, und erhiat wird
von der Bewegung,
Uiid nicht glühend zuvor, jezt glutvoll zi^fcht
in den Wolken.
6ieh er wendet die Fahrt, abwärts vom ver-
lalTenen Himmel.
Auch verfiellt er lieh nicht; der eigenen Bil-
dung vertraut er.
Diefe, wiö lehr ße geziemt,, erhöhet er den-
noch mit Sorgfalt. 25
Glatt nun itf eicht er das Ilaar^ und fiellt,
dafs zierlich es hange.
Sich das Gewäiid, dafs fcheine der Bord und
das goldene Stickwerk;
Dafs ihm. fchlank in der Rechten der Stab fei,,
welcher den Schlummer
JLockt und verfcheücht, dafs glänze die Sol*
an fauberer Ferfe.
Heimlich barg der Palalt im innerlten drei
der Gemächer, 30
Prangend mit Elfenbein und Schildpatt. Pan-
drofos wohnte
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126 AGLAUROS.
Rechts, und links Aglaivos, es wohnt' in
dem mittleren Herfe.
Jene, die links anwohnte, bemerkt des Mer-
kurius Ankunft
Jezö zuerÄ; und iie waget, den Gott, wie.
er heifse, zu fragen,
Und weswegen er komrn^. Worauf ihr der
Enkel des Atlas 35
Und der Pleione lagt : Ich tins , der die
Worte des Vaters
Riilgs durch die Lüfte beftellb; mein Vater-
ifi: Jupiter felber.
Auch nicht Vorwand heuchl' ich dir. Nur fei
du der Schwefier
Treu, und m,einem Gefchlechte verfchmäh
nicht Bafe zu heifsen.
Herfe gilt mein Befuch. Sei hold dem Lie*
bend^n , fleh' ich. 4^
Doch ihn befchaut Aglauros mit jenen Au*
gen, womit fie,
Jüngß: die verborgnen GeheimnilTe fah der
blonden Minerva.
Und Iie verlangt, dafs Gold von grofsem Ge^
wicht ihr belohne
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AGLAUAOS«r 127
Solchen Dienfi:, und zwingt ihn indefs aus
dem Haufe zu \reichen.
Düfter wandt* auf Aglauros den Blick, die
fireitbare Göttin; 45
Und He entzog dem Herzen fo tief aufath
mende Seufzer,
Uala die erhabene Bruft , ' und über der Brufi:
ihr die Aegis
Zitterte. Denn fie gedachte der Frevlerih,
welche mit fchnöder
Hand die GeheimnilT' enthüllt', als einit des
lemnifchen Gottes
Mutterlofes Gefchlecht fie fchauete gegen das
Bündnis : 50
Und lieb foUte dem Gotte fie nun, lieb wer-
den der Schw elter?
Reich nun durch den Empfang des geizig ge«^
föderteti Goldes?
Stracks i wo die Scheelfucht wohnt im
• finfieren Wuft der Verwefung,
Eilet Vie hin» Ihr Haus iÄ im unterßen Thale
des Orkus
Tief verfieckt , unbefotint , uud nie vonl
Winde gelüftet^ 55
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I2ß A G L A U R O S.
Traurig und öd', und voll untbätiges Froltes .
erftarrend,.
Stets der Flamme beraubt, und ftets von
Dunkel umnacbtet.
Als bieber fie gekommen, des Kriegs graun-
drobende Männin;
Stebt .vor dem Haufe fie ftill, (nicbt ziemt es
ihr, unter das Obdach
Einzugehn) , und klopft mit der fpizigen Lanz*
an die Pfoiten. 60
Jezt, wie die fchütterride Pforte fich öfiiete,
Hebt lie die Scheelfucht
Zehren am Natternfleifche , der Kofi des tu*
ckifchen Herzens;
Von der gefehenen kehrt fie hinweg die Au-
gen. Doch jene
Hebt fich faul von der Erd', und läfst die
Leiber der Schlangen
Angenaget zurück; und fchleppt fchwerfallig
den Fufstritt. 65
Als Cie die Göttin erblickte, fo fcbön von
Geitalt und von Rültung,
Seufate fie tief, ürid verzog bei dem peinli-
chen Aechzen das Antliz.
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"Bl'äSß v?ohnt imGeiicht, und Magerkeit rings
an den Gliedern;
Seitwärts fchielet der Blick; gelb Ibhn voll
Roites die Zähne;
Grün ifi von Galle die Brufi, und von Gift
umflolTen die Zunge. 70
Niemals lacht iie, -wo nicht gefehenier Schmere
iie gekizeU.
Nie auch geniefst iie des Schlafs, von wach-
famen Sorgen ermuntert;
Sondern üe fchaut unluitig, und abgehagert
vom Anfchaun,
Menfchenglück ; und nagend an anderen, nagt
üe zugleich /Ich,
Und wird Strafe fich felbß. Wio fehr iÄr auch
jene verhaust war; 75
iDe&nooh redete (o Tritoni» fluiohtige
Worte:
Trif mit deiner Verwefiing von Gekrops
Töchtern mir eine,
(Solches ifi nothf) Aglauros genjoant! Nicht
mehreres redend.
Fleh fie, und trieb die Erda zurück mit ge»
ftemmater Lanze.
9
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. 130 . A G L A U R O S.
Jene, den Blick feitwärts auf die fliehende
Göttin gedrehet, Qo
•Murmelte leile fiir üch; denn daüs es gelang
d^r Minerva,
Aergerte lie. Und ße fafste den Stab , den
Dornengewinde
Ganz umher einhüllt'; und bedeckt von dü-
Xteren Wolken,
Wo fie den Gang hinwendet, zermalmt fie
blühende Felder,
Sengt lie verfchrumpfendes Krauts und verlezt
die oberften Wipfel. ß^
Bings mit verpefiendem Hauch die Völker,
die Stadt' und die Häufer
Schändet lie; bis lie nunmehr die Burg der
Tritonia fchauet,
Prangend mit ßnnigem Geift, Wohlfahrt . und
feltlichen^ Frieden;
Und kaum hält (ie die Thränen^ da nichts
2U'kethränen /ich darbeut.
Gleich, wie lie dort ins Gemach der cekro*
pifchen Tochter hineinging, 90
Thut lie, was Pallas gebot, und berührt mit
Ich^ärzlichen Hän4en
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AGLAUAOSv 151
5ener -die Brufi, und füllt mit itachlichten
Dornen das Herz ihr;
Haucht dann hinein des Yerderhs Abfchaumi
und durch die Gebeine
Strötfiet ile, fchwärzer wie Pech, und tief
in die Lungen, den Geifer.
Daus auch des Grams Urfachen nicht fernere
Räume durchirren; 95
Stellt lie der Schwefter Geßalt, und die fe-
iige Liebe der Schweßer,
Ihr vor den Blick, und den Gott in wun-
derherlicher Bildung ;
Alles vergröfsert iie noch: bis aufgereizet,
Aglauros
Am fiillnagenden Schmerz erkrankt, und ängft-
lich die Nächte, * .
Aengfilich di^Tage verfeufzt, und in langem
fchmachtendem Elend 100
Hinfchmilzt, fo wie das Eis, von flüchtiger
Sonne verwundet.
Und fie entbrennt nicht anders vom Wohl
der glückli<:hen Herfe,
Als wenn Glut in die Kräuter des Domgefil*
des gelegt wird.
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l^ AOLAUAOS.
Welche nicht hell aufflammen, doch lanft
verglimmen im Qualme.
Oftmal wimfcht Ile den Tod , um nichts des-
gleichen zu fehen; 105
Oft will fies wici Verbrechen dem eifernden
Vater erzählen.
Endlich, lun abzuweifen den konmienden
Gott aus der Wohnung,
Sals fie vom auf der Schwell' ; und wie fehr
er fchmeichelt' und flehte,
Und in dem freundlichflen Ton liebkofete:
Endige! rief fie;
Nimmer fcheid' ich von hier, bevor ich hin-
weg dich getrieben! 110
Wohl, der Vertrag foll gelten! fo fprach
der cyllenifche Herold;
Und er entfchlofs mit dem Stab die gemeifselte
Pforte. Doch jene
Mühet fich aufzuAehn ; und es fl:ockt ein jedes
Gelenk ihr.
Welches der Sizende beugt , . unbewegt in
lafiender Trägheit.
Zwar fie ringet mit Macht, gerade den Rumpf
zu erheben; 115
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A6I.AUBOS. 153
Aber den Knien erßarret der Bug, und über
die Nägel
Gleitet der Froft; es erblälTen, geleert von
Blute, die Adern.
Und "vrie der Krebs ringsher, das unausheil-
bare Uebel,
Kreucht, und befchädigten Theilen die un-
verlezten hinzufugt:
Alfo kam allmählich zur Bruft der tödtliche
Winter, 120
Welcher die Lebensweg* und den bauchenden
Athem ihr einfchlofs.
Nicht verfuchte iie irgend ein Wort, noch,
wenn Iie verfuchte,
Fände die Stimme noch Bahn; um den Hals
fchon herfcbte der Felfen,
Steif war Mund und Gefleht, und blutlos
fafs ße ein Bildnis.
Auch nicht weifs war der Stein; ße behielt
die Schwärze des Geiftes. 125
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134
xni-
EUROPA.
Jjjben befchritt den Aetlier Merkurius,
regend die Flügel.
Jupiter ruft ihn beifei t\ und der Lieb' ür-
fache verhelend:
Sohn, du treuer Beßeller, fo redet er, mei-
ner Befehle,
Ohne Verzug nun eil* im gewöhnlichen Laufe
hinunter;
Und wo drüben das Land linksher zurErzeu-
^ gerin Maja 5
Aufwärts fchaut, (mit dem Namen Sidonia
nennts der Bew^ohner)
Dorthin geh; und die Rinder des Königes,
welche du ferne
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EUROPA* 135
Weiden liehA in dem Gräfe des Bergs, die
treib' an den Meerftrand.
Jener fprachs ; und die Hin der , fofort
von dem Berge getrieben,
Gebn zum befohlenen Strand:^ "vro des mäch«
tigen Königes Tochter lo
Jugendlich pflegte zu fpielen, umringt von
tyrifchen Jungfraun.
Nicht vertragen lieh wohl, noch häufen
vereint mit einander,
Herfchergewalt und lieb': er verläfst die
' Würde des Zepters,
Und der gebietende Vater der Ewigen , dem
in der Rechten
Flammt dreiltralige Glut, und vom Wink auf^
fchaudert das Erdrund, 15
Hüllt lieh ein in des Farren Geltalt, und ge-
feilt zu den Rindern
3rüIIt er, und herlich von Wuchs durchwan-
delt er fpriefsende Kräuter.
Blendend weife ift die Farbe, wie Schnee>
y. den weder ein Fufstritt
Niedergefiampft, noch gelöfet der thauende
Athem des Südwinds.
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l^^ EUROPA*
Muskel!^ firost ihm der Hals ; und dem Bu^
entbangen die Wampen. 220
Klein zwar ifi das Gehörn, doch zierlicher,
als von des Künftlers
Händen geformt, durch ßchtiger auch wie die
klarlte Juwele.
Gar nicht d'rohet die Stirn , noch Ichreckt
fein leuchtendes Auge;
Friede beherfcht das Geilcht« Es fiaunt die
Tochter Agenors,
Dals er fo herlich erfcheint, und nichts
feindfeliges vomimt. 25
Aber wie lanft er thue, fie fcheuefe zuerft
die Berührung;
Bald dann wagt iie mit Bliunen dem fchim-
memdcn Munde zu nahen.
Froh ifi: der liebende Gott, und zum Vor-
fchmack höherer Wolluft
Küfst er die Hand* inbrünitig, und kaum noch
ertragt er die Hülle.
Jezo fpielt er fie an, und durchhüpft die
grünenden Kräuter; 30
Jezo firekt er den licib fchneeweifs auf gelb-
lichen Meerland.
Digitized by VjOÖQ LC
EUROPA.
»57
Und, da die Furcht allmählich vergeht, hald
reicht er, zum Klatfchen
Mit jungfräulicher Hand ihr die Bruft, hald
beut er die Hörner
Frifchen Bekränzungen dar. Schon wagt die
erhabene Jungfrau,
Wen iie befieig', unkundig, dem Stier auf
dem Rücken zu Uzen. 53
Siehe der Gott fchleicht leife vom Land*
und trockenen Ufer,
Erß den teufchenden Tritt in der vOrderften
Welle henezend;
Weiter fodann und weiter, und ganz in die
Mitte der Meerflut,
Trägt er dea Raub. Sie ^sagt; und zurück
zum verlaffenen Ufer
Schauet He , rechts eii^ Hörn in der Hand, und
die Linke dem Rücken 4^
Aufgelehnt; und es flattern, gewölbt vom
Winde, die Kleider*
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13*.
XIV.
KADMUS IN THEBE.
Jupiter hatte bereits, die Gefialt able-
gend des Stieres,
Sich der Europa bekannt , im SchooXs dilctäi-
fcher Felder,
Als die geraubte zu forfchen der Held Agenor'
dem Kadmus
Aifbefahl, und Strafe, wo nicht er ile \fande,
hinzufugt,
Landesflucht: liebreich in der felbigen Hand-
lung und lieblos. 5
Als er die Welt durchwandert, (denn wer
mag finden, was heimlich
Jupiter hält?) jezt meidend des Vaters Zorn
imd die Heimat,
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' KADMUSINTHEBE. 139
Irret Agenors Sobn, und fragt am Orakel des.
Phöbus
Demutsvoll das Gefchick, welch Land zu
bewohnen vergönnt fei.
Eine Kuh wird dir im einfamen Felde be-
gegnen, 10 '
Saget der Gott, die nimmer dem Joch und
dem Pfluge gefrühnet.
Eile der Führftrin nach; und wo im Gräfe:
fie ausruht,
Gründe die Mauren dafelbft; und Böotia nenne,
die Gegend. .
Kaum Äieg Kadmus herab von der Kluft
des kaltalifchen Bornes,
Als er einliergehn fah die ungehütete
Starke, 15
Ruhiges Gangs, kein Zeichen der Dienfibar-
keit tragend am Nacken.
Jener folgt, und beachtet mit drängendem
Schritte die Spuren;
Und er verehrt in der Stille des Wegs Urhe-
ber, den Phöbus.
Schon die Furt des Cefifus, und Panope'a
Auen durchging er;
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140 K.ADMUS IN THSBE.
Sielid da ficht die Kuh, und die hreitgewöl-
hete Stime 20
Hebt He mit hohem Gehörn 9 und brüllet em-
por zu dem Himmel.
Dann ziun Geleit umfchauend der nach ihr
folgenden Männer,
Lagert Ile Cch, und fireckt im fprielsenden
Gräfe die Glieder.
Kadmus erglühet von Dank, iind küüst das
fremde Gefilde,
Segnend die unbekannten Gebirg% und die
Ebenen grüfsend. 25
Opfern -wollt' er dem Jupiter nun; und er
fendet die Diener, '* ,
Dafs üe aus lebendem Born ihn^ Flut zur
Sprenge beforgen.
Dort war ein altender Forft , noch nie
vom Beile verlezet.
Eine Höhl' in der Mitte, von Bufch um-
wachfen und Weidicht,
Bildet' ein niedres Gewölbe mit rauh gefu-
geten Steinen, 30
Der ftets reichliches Wafler entfprudelte.
Drinnen gelagert
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K.4.PMUS IV THEfiE. 141
War ein Drache cle3 Mars, mit Kamm vor-
ßralend und Golde,
Zuckendes Feuer im Aug', und der Leib
vom Gifte gefch wollen,
Mit dreifpaltiger Zung', und dreifach ftehen*
den Zähnen.
Aber nachdem das Gehölz die wandelnden
Männer von Tyrus 35
Im unfeligen Gange berührt, und die Um' in
das WalTer
Niedergefenkt auftönte ; da flreckt^ aus dem
langen Geklüft her
Bläulich der Drache das Haupt, und erhob
ein entfezliches Zifchen.
Schnell entfanken die Urnen der Hand, und
das Blut aus dem Antliz
Floh 9 ^uid in plözl^cher Angit erzitterten
allen die Glieder. 40
Jener rollt in behenden Verfchlingungen fchup-
pige Ringel
Schlüpfrig, imd wölbt /ich empor in uner-
melsliche Bogen;
Und bis über die Hälfte zur wehenden Luft
fleh erhebend,
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14^ KA0 3IXJS INT9EBS«
Blickt er herab auf den Wald: £o grofs am
Leibe, wie grofs er,
'Wenn du ihn ganz anfchault, der die Bä-
rinnen beide durchfchlängelt. 45
Ohne Yerzug , die Föniker (ob jene zur Wehr
lieh bereitet,
Oder zur Flucht; ob felber die Angft fie an
beidem gehindert)
Hafchet er, diefe mit Bifs, mit langen Um-
* Windungen jene;
Andre betäubt fein Schlund mit der Pefi des
vergifteten Hauches.
• Schon verkürzte die Sonn' aus der Mittags-
höhe die Schatten. 50
Kadmus^ verwunderungsvoll, was doch die
Genoffeh verweile,
Späht die getretene Spur. Als Hülle bedeckt
nhn des Löwen
Zottige Haut; und die Lanze mit blinkendem
Stahl und der Wurffpieft
Sind ihm Gewehr, und ein Mut, der mehr
als alles Gewehr ilt.
i . Als 1 er zum Wal d' eingehend , nunmehr
die gemordeten Leiber 55
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K A D M U S I N T H £ 3 £• i^j
Sah, upd den /legenden Feind mit gedehne-
tem Rücken darüber.
Wie er mit blutiger Zunge die traurigen Wun-
den lunleckte:
Rächer will ich entweder, ihr Trauteren
« eueres Todes,
• Oder Begleiter euch fein ! So rief er, und
hob in der Rechten
Einen Fels, und den grofsen mit grofser Be-
eiferung fchwang er. ^q
Seibit die gewaltige Mauer mit hoch aufra*
genden Thümien
Hätte gebebt vor dem Sturz: doch das Un-
thier blieb unbefchädigt;
Und von den Schuppen gedeckt, und der
Härte des dunkelen Balges,
Trieb ea, wie unter dem Panzer, den pral-
lenden Wurf von der Haut ab.
Nicht mit der felbigen Härte beilegt auch der
Drache den Wurffpiefs, 65
Welcher gerad' in die Krümmung gcfchnellt
des gefchmeidigen Rückgrats
Haftete, ganz mit dem Stahle hinab in die
Weichen fich tauchend.
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l44 K.ASMV9 INTHEBB*
Jener ergrimmte vor Schmerz, und das H^upt
auf den Kücken gedrehet.
Schaut' er ^die Wund', und nagt' an dem
Schaft des gel^efteten Spiefses;
Und nachdem er umher mit grolser Gewalt
ihn gerüttelt, 70
Alls er ihn kaum aus dem Kücken ; doch hleihc
ihm der Stahl im Gebeine.
Aber da nim zum gewöhnlichen Zorn lieh die
frifche Verwundung
Fügete, fchwoU ihm die Kehle von dick auf-
firozenden Adern;
Und ein weii^licher Schaum xunfliefst den vcr-
peAeten Kachen;
KalTelnd ertönt von den Schuppen das Land ;
und des f^ygifchen Schlundes 75
Schwarz ausdampfender Hauch vergiftet die
Luft mit Betäubung.
Bald nunmehr in Geringel von luiennefslichem
Umfang
Kollt er üch ein; bald bäumt er empor, wie
ein ragender Balken;
Bald im unendlichen Schwimg, wie gedrängt
vom Aegen ein Sturzbach,
>
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Stürmt er, und malmt mit der Bnift die begeg-
nenden Waldungen nieder, ßo
Kadmus weicht ein wenig zurück; mit der
Hülle des Löwen
Hält er den Anfall auf; und weit TOrftre-
ckend die Spize,
Hemmt er das nahende Haupt« Doch der to-
bende knirfcht an dem harten
Stahle mit eitelem Bifs , und ftümpfet die
Zahn' an der Schärfe.
Schon zu fiielsen begann aus dem giftigen
Gaumen des Scheufals C5
Rothes Blut, und färbte das grünende Kraut
mit Befprizung.
Aber die Wunde war leicht, weil jener zu*
rück vor dem Stofse
Zuckt', imd den Hals der Verlezung entzog;
ausweichend verwehrt' er
Feft zu Uzen dem Streich , und liefs nicht
weiter ihn fortgelm;
Bis der Agejioride den Stahl, in die Kehle
gefchwungen, 90
Tief nachdrängend verfolgte; den rückwärts
fchlängelnden hemmte
10
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1/^6 KADMUS IN THEBE.
Jezo die Eich% unxl durchbohrt ward fatnt
dem Holze der Nacken.
Krumm nun bog ßch der Baum an der Lalt
des fträubenden Unthiers,
Und ihm erfeufzte der Stamm , von dem
äufserlten Schwänze gegeifselt.
"W^ährend der Sieger den Raum des beße-
geten Feindes betrachtet, 95
Flözlich ruft ihm die Stimm', und nicht von
wannen ericennt er;
Aber fie ruft: Was ßehft du, Agenors Sohn,
den erlegten
Drachen zu fchaun? Bald wird man dich
felbli: anfchauen als Drachen.
Ihm dem Zagenden fchwand mit der Far-
be zugleich die Beßnnung
Lang*, und ihm Jßiräubte das Haar vor fchaudem-
dem Schrecken fich aufwärts. 100
Siehe da nahete Falks, des Manns Schuzgöt-
' tin, vom Himmel
Niedergefenkt ; und Iie heifst in aufgerütte-
tes Erdreich
Streuen die N^ttemzähne zum Anwachs künf-
tiges Volkes*
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K.ADMUS IN TUEBE. 147
Jener gehorcht; und die Erde mit drängen-
dem Pfluge lieb öfhend,
Streuet er Menfchenfaat , die befohlenen Zähn\
in die Furchen. 105
Jezo (wer glaubt fo grosses?) begann lieh zu
regen die Scholle ;
Und zuerlt aus den Furchen erfchien die Spize
der Lanze, .
Bald auch gehclmcte Häupter, umnickt von
farbigen Büfchen;
Bald auch Schulter und Bralt, und mit Wehr
belaßete Arme,
Streben empor; und es wächÄ der . gefchilde-
ten Saatlinge Heerfchaar. 110
Alfo, wann fich erbebt dem Feftttheaer der
Vorhang,
Steigen die Bilder empor, und enthüllen zu-
eilt die Geiichter,
Dann allmählich den Leib; und in fanfbeni
Zuge gerichtet.
Stehen lie ganz, und fezen den Fuls auf die
untre Verbrämung*
Eadmus , gefchreckt vom befremdenden Feinde
will WaiFen ergreifen: . 115
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l/^ß KADMUS INT HEBE.
Wafne dich nicht! ruft einer des Volks, das
die Erde hervortrug;
Wafne dich nicht, und meid' in den heimi-
Ichen Krieg dich zu mifchen!
Und fo hauet er einen der crdgehohrcnen
Brüder
Nahe mit fiarrendem Schwert; felhfi: tödtet
ihn ferne der Wurffpiefs.
Diefer auch, welcher den Tod ihm fendete,
lehet nicht länger, 120
Als er felhft, und verhaucht die ehen empfan-
genen Lüfte.
Aehnliche Wut erfüllet die Saatlinge rings,
und in eigner
Mordluft lallen fofort durch Wechfelwnnden
. die Brüder.
Schon die famtliche Jugend, die kurz zu lehen
heftimmt war,
Schlug mit zappelnder Bruft den blutigen Bo-
den der Mutter; 125
Fünf nur athmeten noch; davon war einer
Echion.
Diefer ßreckte zur Erde die Wehr auf den
Rath der Tritonis,
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KAOMUS IN TIIEBE. l/^()
Friedlichen Bruderverein verlangend zugleich
und gewährend.
Sie nun wurden Genoflen des Werks dem
Iidonifchen Fremdling,
Als er die thebifche Burg aufbauete, nach dem
Orakel. 330
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ir^o
XY.
KADMUS IN ILLYRIEN.
JX-admus , beßegt duf ch Gram und gerei-
hete Uebel des Haufes,
XJnd durch künftiges Grams Vordeutungen,
ging, ^der Erbauer,
^^s ^ej; eigenen' Stadt; als ob ihn der Ge-
genden Schickfal,
Nicht d*^s ^«^nige drängt'; und lang' lunirrend
erreicht' er
Nun das illyrifch^ Land init Harmonia, feiner
Genofiin, 5
Als liej yonLcid und Alter gebeugt, nach-
denken des Haufes
Elfte G^fchick', imd beid' im Gefpräch auf-
frifchen die Prangfal :
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KADMUS IN ILLYRIEN. 151
Sollte vielleicht, fprach Kadmus, der Drache
da, den ich durchbohrte.
Gar ein geheiligter fein? damals, wie ich,
kommend von Sidon,
Streute die Natternzähn', als neue Saat, in
das Erdreich? . lo
Wenn Ihn forgfame Götter gerächt mit [o
treffendem Zorne;
Mög' ich doch felblt auf dem Bauch als lan-
ger Drache mich winden !
Sprachs; und er dehnte den B^uch, ein
langgewundener Drache;
Und die gehärtete Haut, er fühlts, lunzog
£ch mit Schuppen,
Und fein dunkeler Leib ward blau mit Tro-
pfen gefprenkelt. 15
Vorwärts linkt auf die Brufl er hinab; imd
beide vereinigt
Ziehn ßch die Bein' allmählich gewölbt zur
gerundeten Spize.
Noch und di« Arm' unverwandelt j die noch
* unverwandelten fireckt er,
Und mit Thränen beßrömend das auch noch
menfchliche Antliz:
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152 KADMUS IN ILLYRIEN.
Komm , mem Weib , komm näher , Erbar-
mungswürdige , fprach er ; 20
Weil noch etwas von mir nachbleibt, berühre
mich ! nim doch,
Traute, die Hand, da ßeHand noch ifi, nicht
alles mir Schlang' iH: !
Mehreres ftrebt zu reden der Greis; doch
die Zunge verdünnt Hch
Plözlich, und bebt zweifpaltig: wie fehr er
lieh mühet, die Worte
Stocken ilmi; und wie er ringt, doch einige
Klage zu geben,^ 25
Zifchet er ; dielen X«aut ertheilete jezt die
Natur ihm.
• Schlagend die Bniß mit der Hand , die ent-
hüllete, ruft die Genoflin:
Kadmus , q bleib , und wind' , Unfeliger,
dich aus dem Scheufall
Kadmus, wie nun ? wo geblieben der Fufs ! wo
die Hand', und die Schultern?
Wo das Geliebt, imd die Färb', und indem
ich plaudere, Alles? 30
Götter , warum nicht ■ mich zur ähnlichen
Schlange verwandelt?
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KADMUS IN IliLTRIEN. . 153
Als G.e es fprach, da leckt er das Antliz
feiner Gemahlin,
und in den theucren Bufen, als ob er fie
kennete, fchlüpft er,
Windet ße ein, und fchlängelt, wie lange
- vertraut, zu dem Hair auf.
Wer iicli genaht von den Ihrigen, fchaut mit
Entfezen. Doch jene 35
Streichelt den fchlüpfrigen Hals des purpur-
kämmigen Drachen.
Plözlich wurden es zwei ; und iie gehn , in
verfchlungenen Ringeln,
Schlängelnd einher, bis die Kluft des gren*
zenden Waldes iie aufnahm.
Jezt auch fliehn vor den Menfchen Iie nicht,
noch kränken iie feindlich;
Eingedenk, was iie waren, und noch die
friedfamen Dracheni 40
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154
XVL
A K T Ä O N.
jrlaufig gefärbt war ein Berg mit 'man-
cherlei Wildes Ermordung;
Und fchon kürzte der Tag die mittleren Schat-
ten der Dinge,
Und gleich weit war entfernt von jeglichem
Ende die Sonne:
Als die GenolTen der Jagd, die in Dickichten
fchweiften des Forftes,
So mit ruhigem Mund' anfprach der hyanti-
Iche Jüngling: ß
Fe^cht ifi: Garn, o GenolTen, und Stahl
vom Blute des Wildes ;
Glück genug gab heute der Tag. Wann mor-
gen das Licht uns,
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A K T A O N,
^ÖJ
Steigend in fafranfarbnem Gefchirr, Auror^i
zurückfuhrt;
Dann erneuen wir unfer Gefchäft. Nun fchwc-
bet im Mittel
Beider Geftade diej Sonn', und zerreifst mit
Gl Uten die Felder. lo
Hemmt fiir jezo das Werk, und enthebt die
geknoteten Garne. '
polgfam hpren die Männer das Wort, unc^
ruhn von der Arbeit.
Dort war ein Thal voll Fphren und hochge-
fpizter Cypreflen,
"VV^^ctcs Gargafia hiels , der gefchürzten Dian£(
geheiligt.
Eine bewaldete Grott' iß tief im Winkel de3
Thaies, 15
Üngebildel; durch Kunft; doch ahmte der
Kunit die Natur nach.
Durch felbitändigen Trieb: denn fie hatt' aus
lebendem Bimftein
Und leichthangendem Tof den natürlichen
Bogen gewölbet.
Rechts ihr murmelt ein Quell mit fanft ^urch-
fcheinendem WalTer,
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l^d A K T Ä O N,
Rings vom graligen Bord das gebreitete Becken
iimgürtet. 20
Hier wars, wo nach der Jagd die ermüdete
Göttin der Walder
Oft mit lauterem Thau jungfräuliche- Glieder
hefprengte.
Jezt auch trat lie hinein , und der wafFen-
tragenden Nymfe
Reichte ße Speer und Köcher zugleich mit
entfpannetem Bogen ;
Eine nahm in die Arme den aufgelegeten
Mantel; 25
Zwei entziehn ihr der Füfee Geflecht ; • und
die Tochter Ismenus
Krokale ordnet gefchickt das flatternde Haar
um den Nacken
Ziun geknoteten Wulfi:, obgleich' es ihr felber
gel ölt hing.
Nefele fchöpft das Gefprudel, und Hyale,,
Pfekas und Rhanis,
Fiale auch; und ße Aromen herab die geräu-
migen Urnen, 30
W^rend Titania hier im gewöhnlichen
Borne lieh kühlet;
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A K T A O N, -^ny
Siehe da kömmt, nach verfchohenem Werk,
der Enkel des Kadmus,
Durch das fremde Gehölz nachlä£(ige Schritte
bewegend.
Und durchdringt den geweiheten Hain: fo
fuhrt ihn das Schickfal.
Als er kaum in die Grotte mit thauenden
Quellen hineintrat; %r
riözlich, enthlöfst wie iie waren, zerfehl u-
^ gen die Brufi fich die Nymfen,
Vor dem gefehenen Mann; von fchleunigem
Jammergeheul fcholl
Kings umher das Gehölz; und fie fiürzten
, iich air um Diana,
Schüzend mit eigenem Leibe die Herfcherin.
Aber lie felber
Ragte vor allen empor mit überfchauendem
Antliz. aq
So wie. mit Gluten gefärbt von der hell an*
Aralenden Sonne
Oftmals flammt ein Gewölk, wie in Purpur-e
• fchimmer Aurora:
Alfo erfchien das G^ficht der unverhüllten
Diana.
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15Ö A K T A O W.
Diefe, wiewohl forgfam der Genofiinnen Trupp
iie umdrängte^
Stand doch quer auf die Seite gefchmiegt,
, und beugte das Antliz 45
Rückwärts ; und mit dem Wurifch , bei der
Hand die Pfeile zu haben,
Schöpfte Cie, was iie hatte, die Flut, und
beltrömte des Mannes ^
Angelicht , und das triefende Haar, mit rä-
chenden WalTern;
Und im Sprengen erhub Ixe die graunweilTa-
genden Wörter
Jezo verkündige du, ich fei unVerhüllt dir
erfchienen, 50
Wenn du .verkündigen kaimfl! Und fchiiell,
nicht mehreres drohend,
Giebt fie dem Haupt das Gehörn des uralt
werdenden Hirfches,
Streckt in die Länge den Hals, und fpizt die
gegipfelten Ohren;
Auch zu Füfsen die Hand', und zu ragenden
Beinen die Arme,
Wandelt ße ihm, und kleidet mit fleckigem
* Balge die Glieder) 55
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JL K T A O N.
169
Aengßlichkeit fügt fie hinzu: es entflieht der
Autonoe Spröfsling,
Mitten im hurtigen Lauf die eigene Schnelle
hewunderndi
Aber fobald er im Wafler das Antliz ge*
lehn und die Hörncr;
Wehe mir, weh! fo begann er den Ruf:
fiumm haftet das Wort ihm.
Seufzer vertreten das Wort; und ihm fiüraof;
die Thrän' auf die Wangen, 60
Ach nicht feine! hinab: nur bleibt ihm die
alte Beßnnung.
Was zu thun? Heimkehren vielleicht zum
Königspalafie ?
Oder iich bergen im Wald' ? IKer Furcht, dort
fchrecket die Scham ihn.
Ihn , den zweifelnden , fchauten die H.und\
und der erße Melampüs
Gab^ mit dem Spürer Ichnobates gleich laut
bellend das Zeichen. 65
Gnolier -war von Geburt, Ichnobates," Spar*
ter Melampüs.
Alle nun kamen daher wie die ßurmenden
Winde geflogen:
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lÖO A K T A O ir.
Pamfagus, Dorkeus auch, voiA Oribafüs, Ar-
kader alle;
Auch des Nebrofonos Kraft, und der trozige
Theron mit Lälaps;
Pterelas , hurtig zu Fufs , und Agre mit wit-
ternder Schnauze; 70
Und Ilyläus, den jüngft ein rafender Eber
verwundet ;
N#pe, gezeugt vom Samen des Wolfs, iind
der Heerde Gefellin
Pöm^nis; auch Harpya, von Zwillingsföhnen
begleitet ;
Und mit fchmächtiger Weiche der Sikyonier
Ladon ;
Dromas und Stikte zugleich, und I^nache,
Tigris und Alke; 75
Leükon mit weifslichen Zotten, und Asbolus
wallend mit fchwarzen;
Auch der gewaltige Lakon, und tapferes
Laufes Aello;
Thous zugleich, und rafch mit dem cyprifchen
Bruder Lycifka;
Und , an der dunkelen Stirne mit fchneeiger
Blafle gezeichnet,
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Harpalos, Melaneiis auch, tind die rauch-
gezottelte liachne; ßo
Auch, von diktäifchem Vater gezeugt und
lakonifcher Mutter,
Labros, Agriodos auch, und mit gellender
Stimme Hylaktor;
Und die zu nennen verdre^fst Sie all', in
Begierde des Raubes, '
Eilen durch Fels, und Geklipp, 'und des
Zugangs mangelnde Zacken,
Schwierige Bahnen fowohl, als Ungebahntes,
durch/türmend. 85
Jener entflieht durch Oerter^ wo oft zu ver-
folgen er pflegte;
Ach felblt flieht er das eigne Gefind' ! Aus-
rufen nun wollt' er: ,
Schonet ! ich bin Aktäon ! Erkennet ihr eueren
Herrn nicht?
Worte gebrachen dem Gei£t. Es erfchallt vom
Gebelle der Aether»
Melanchätes zuei^fi verwundete jenem den
Rücken ; 90
Nächit ihm Theridamas auch ; Orefitrofos packte
den Bug an.
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l62 A K. T Ä O Jf.
Später liefen fie aus ; doch den BichtReig
wählend des Berges,
Kamen im Lauf Ile zuvor, da den Herrn auf-
hielten die andern.
Bingsher firömt das Gewühl , und dränget
die \Zähn* in die Glieder.
Und fchon fehlt zu Wunden der Ort. Tief
. feufzt er, imd \vinfelt, 95
Ach ein Gotön, wenn auch nicht ein menfch-
, liches, doch wie" ein Hirfch nie
Winfelte ; und er erfüllt die vertraulichen
Höhen mit Angftruf.
, Demutsyoll auf die Kniee geftreckt, und dem
bittenden ähnlich.
Wendet er fchweigend umher, fiatt flehender
^ Arme, das Antliz.
Doch das Gefolg' , unkundig der That,
mit gewohnter Ermahnung 100
Hezt es den reifsenden Trupp , und lucht
mit den Augen Attäon;
Und als wär^ er entfernt, lo rufen lie eifernd
Aktäon.
Jener kehrt nach dem Namen das Haupt. Dafs
er fem fei, l^eklagt man.
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A K T A o n. 1^3
Und d^fs trag* er verfäume die Schau des ge-
botenen Fanges.
Fern ach wünfcht' er zu fein; nah weilet er!
felber mit anlehn 105
Möcht' er, allein nicht fühlen, die Wut
der traulichen Hunde!
Rings umfiehn lie, und tauchen das Maul in
den Leib, und zerreifsen
Seibit den eigenen Herrn in Geltalt des teu-
' fchenden Hirfches*-
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i64
XVIL
S E M E L E.
Juno, herab vom Olympus in funkeln-
der Wolke getragen,
Kam zur thebifchen Schwelle der Semele
,Dort iich entwölkend,
Log fie Matronengeltal t , mit Illbernem Haar
um die Schläfen;
Runzelich hing und welkend die Haut; ein
wankender Fufs tritt
Trug den gebogenen Leib; auch die Stimme
war ganz der Matrone. 5
,Beroe fchien ße der Fürltin, die Pflegerin
aus Epidaurus.
Bald ein Gefpräch anfpinnend, und dies
abfchwazend und jenes,
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Kamen ile nun zum Namen des Jupiter. Seuf-'
zend: O möcht' er,
Sprach fie, nur Jypiter fein! Doch forg' ich
alles; denn viele
Durften , wie Götter genannt , eingehn in
keufche Gemächer. 10
Nicht dafs er Jupiter fei, ilt genug. Wahr-
zeichen der Liebe
Geh* er, -wofern er es ifi, wie grofs, und
w^ie herlich der hohen
Juno zu nahen er pflegt; fo grofs, und fo
herlich erfchein' er,
(Fodre das) dich zu umarmen , in eigener Gött-
lichkeit ftralend.
Älfo beredete Juno mit Lilt der Kadmee-
* rin Einfalt; 15
Und ße erbat ein Gefchenk von Jupiter, ohn'
es zu nennen. ,
Fodere, was dir gefällt, antwortet* er: alles
, gewähr' ich.
Und dafs völlig du glaubft;, auch des fiygi-
fchen Stromes Gewalten
Sein uns Zeugen des Scliwurs ; felbft Göttern
ein Graun ift die Gottheit.
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l66 8 E Jtf^E L E.
Froh des Wehs , und zu reichlich högaht,
und dem Tode durch blinde 20
Zärtlichkeit nahe gefuhrt,, fprach Semele:
So wie der Juno
Du in deiner GeÄalt als liebender Gatte dich
, naheft,
So gewähre dich mir. Den Mund der Reden-
den wollte -
Schlicfsen der Gott;-, doch entflohn war be-
Xeits die befchleunigte Bitte.
Jupiter feufzt; denn es kann fo wenig ihr
Wunfeh ungewünfcht fein, 25
Als ungefchworen fein Schwur. Drum iteiget
er; voll der Betrübnis,
Hoch zum Aether empor, und winkt nach-
folgende Wolken •
Hinter lieh her; Plazregen und Leucbtungen,
wehend mit Winden,
Fügt er dazu, auch Ponner, und treffende
Stralen des Donners.
Aber er firebt, was er kann, lieh felbft die
Kräfte zu nehmen, 30
Nicht die Glut, die Tyfoeus den hundert-
arnjigen nieder
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Donnerte, ^yafnet ihn jezt; zvl grofs ifi die
Heftigkeit jener.
Noch ein leichterer Bliz ift dort, dem die
Hand der Cyklopen
Weniger Wut und Flamme verlieh, und we-
niger Zornes:
Zweites Gefchofs von den Göttern genannt.
ßie^ nimt er, und wandelt 35
In das kadmeifche Haus. Es ertiwg den äthc-
rifchen' Aufruhr
Nicht der Jfterhliche Leib; in dem Brautge-
fchenke verbrannt' er.
Aber die noch unzeitige Frucht wird dem
Schoofsa der Mutter
Schleunig antraft, und dem Vater das Kind
(wenn glaublich die Sag' ifi)
Sanft in die Hüfte genäht; wo die reifenden
Mond' es erfüllet. 40
InQ ^rzog in der Wiege zuerÄ den geheimlich-
ten Neffen.
Hierauf ward er der Pflege nifeifcher Nymfen
vertrauet.
Die im Geklüft ihn bargen, und Milch ihm
reichten zur Nahrung.
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i6q
XVIIL
NARCISSUS UND ECHO.
xJurch did aonifchen Städte, berühmt
als Seher der Zukunft,
Gab dem fragenden Volke Tirefias treffende
Antwort.
Gleich die bläuliche Nymfe Liriope machte
die Probe
feines unfehlbaren Spruchs: die einfi: in ge-
krummeter Wallung
Bings Cefifos Umhegt', und in bergenden Wo-
gen ihr Brautbett 5
Wülbete, Diefem gebahr im Lauf der Mon-
den die Schönße ^
Ein holdfeliges Kind, fchon damals Nymfen
bezaubernd.
DigitizecU)y
GooqIc
MABCISSUS UKD ECHO. 169
Und Narciflus genannt. Um ihn gefraget, ob
jener
Völlig gereift fehn -würde das Ziel des hör
, heren Alters,
Gab der erleuchtete Mann ; Wenn er Sich nicht
kennet! zur Antwort. lo
Lang' in Jen Wind fchien folches geweiilagt;
endlich bewahrt es
That und Erfolg, und des Todes Geltalt, und
die Neuheit des Wahnlinns.
Jezo hatte Narcülus den fünfzehn Jahren
noch eines
Zugefügt, und er konnte wie KnaV erfchei-
nen und Jüngling.
Mancher begehrete. fein der Jünglinge , manche
der Jungfraun. 15
Aber es war fo graufam der Stolz bei der blü-
henden Schönheit;
Keiner rührete jenen der Jünglinge, keine der
Jungfraun.
Ihn,, da er Hirfche zum Garn her tummelte,
• fchaute die Nymfe,
Helles Getöns , die weder dem redenden lernte
zu fchweigen.
Digitized
byGoogk
ijo fjlucissus und ecuo.
Noch felbft eher zu reden , die wiederhallen-
de Echo. 20
Jlicih war Echo annoch, nicht Stimme nur;
aber adch damals
That der Schwäzerin Mund nicht andere Die^i-
Ite , denn jezo :
Dafs. iie geCchickt von vielen die äufserÄen
Worte zurückgab.
Solches verlieh ilir Juno ; da diefe den Jupi-
ter oftmals
Könnt' auf den Bergen ertappen in williger
Nymfen Gemeinfchaft, 25 '
Wufste iie fchlau die Göttin in langem Ge-
fpräch zu verweilen,
Bis ihr die Nymfen entflohn. Sobald es Sa-
^ tumia merkte:
Diefer Zunge Gewalt , die mich belifiete,
fprach ße,
Soll dir gering' hinfort, und kurz der Stimme
Gebrauch fein.
Drohungen folget die That; jedoch am Ende
des Redens * 30
Tönt ße die Laute zurück , die gehöreten
Worte verdoppelnd.
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2fAncissus vaiD £Cuo. 171
Als lie den Jüngling anjezt durch bufcLigc
Lager des Wildes
Schweifen fah, und entbrannte; da folgt lie
dem wandelnden heimlich.
Und je mehr ße verfolgt, je nähere Flamme
durchglüht fie:
So wie die kienene Fackel, am oberen Ende
getupfet 35
In lebendigen Schwefel, ergreift das nahende
Feuer.
O wie fo oft will Echo mit fchmeichelnden
Worten hinangehn,
Und liebkofenden Bitten! Es wehrt die Na-
tur, und vergönnt nicht,
Dafs He zuerft anrede; was jene vergönnt,
das befchliefst ile,:
Abzuwarten ein Wort, dem zurück ile das
ihrige fende. 40
Siehe der Knab', abirrend vom treuen Ge-
folg der Begleiter,
Rief: Ift einer alhier? und: AI hier! ant-
, wertete Echo.
Jener Itaunt, und indem er mit fpahendem
Blicke ßch umfieht,
Digitized by CjOOQIC
172 NARCISSUS UND ECHO.
Rufet er : Komm ! lautauf; Komm ! ruft fie dem
rufenden wieder.
Rückwärts fchauet er; keiner erfcheint: Was,
rufet er endlich, 45
Meideft du mich? Was meideft du mich?
antwortet die Stimme.
Jener beßcht, und geteufcht von des Wech-
felhalles Gegaukel:
Hier uns vereiniget! ruft er; und freudiger
keinen der Töne
Nachzutönen bereit: Uns vereiniget! ruft iie
entgegen;
Und Iie gefällt in den Worten ßch felbft. Aus
dem dichten Gefiräuch nun 50
Trat iie hervor, mit dem Arm den erfehneten
Hals zu umfchlingen.
Jener entflieht, und entfliehend: Hinweg die
iimfchlingenden Hände,
Saget er; lieber den Tod, als dir mich zu
/ fchenken, begehr' ich!
Nichts antwortete jen' , als : Dir n^ich zu
fchenken, begehr' ich!
Und die verachtete fchliipffc in den Wald;
ihr erröthendes Antliz q^
Digitized by VjOOQ IC
NAKCISSUS UND ECHO. J73
Deckt fie mit loLuh , und lebt feltdem- in ein-
famen Grotten.
Dennoch haftet die Lieb', und wächft von
dem Schmerze der Weigning.
Wachfume Sorge verzehrt den fchvrindenden
Leih zum Erbarmen;
Ganz verfchrumpft ihr die Haut vor Mager-
keit ; und es entfliegt ihr
Jeglicher Saft in die Luft; nur Laut und Ge-
heine find übrig. 60
Tönend bleibet der Laut; das Gebein wird
in Fellen verwandelt.
Immer noch laufcht fie im Wald', und ni«
auf dem Berge gefehen,
Wird fie von allen gehört; ein Nachhall le-
bet in jener.
So nun hatt' er die Echo, und fo in Ge-
birgen uild Fluten
Andere Nymfen gehöhnt, und £0 der Jüng-
linge Sehnfucht. 65
Jezo fireckte Aie Hand' ein Verachteter, flehend
zum Aether,
Und: So lieb' er denn felbfi! fo werd' et
nicht froh des Geliebten!
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174 MAnCISSUS UND ECHO.
Betet* er. Beifall gab dem Gebet die rhamnu-
ilfche Göttin.
Dort war ein lauterer Quell, mit iilber* *
hellem GewälTer,
Welchen nimmer ein Hirt, noch weidende
Ziegen der Berghöhn, 70
Angerührt, noch anderes Vieh; den nimmer
ein Vogel
Öder ein Wild getrübt, noch ein abgefallener
Baumzweig.
Bingsher grünete Gras, von der feuchtenden
Welle genähret;
Bings verbot ein Gebüfch der wärmenden
Sonne den Zugang.
Hier einfi ruhte der Knabe, von Jagdlulb
müd' und Erhizung, j^
HingeJß:reckt ; ihn lockte der Quell imd die
Schöne der Gegend.
Während den Durfiu zu löfchen er*ltrebt^
•Wächft anderer Dürft nach.
Während er trinkt; von dem Bilde gefehener
Reize bezaubert.
Liebet er nichtigen Trug; und Leib erfcheint
ihm der Schemen.
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STAHCISSUS V HD £CUO. I75
Selber ßaiuit er lieh an; unbewegt in einer-
lei Stellung ' 80
Haftet er, wie, ein Gebild aus parifcliem
Marmor gemei&elt.
Gierig fchaut er, im» Gräfe gelehnt, zwei
Sterne, die. Augen;
Schaut, wie werth des Lyäus, *wie werth
des Apollo das Haar fei.
Wie unmännlich die Wang', und wie fehim-
mernd der Hals, und die Anmut
Seiites Geüchts, wie gefeilt zur fchneeigen
Weilse die Röthe. 85
Alles bewundert er felbft, was er felbft der
Bewunderung darbeut.
Sich verlanget der Thor; und der Lobende
ift der Gelobte.
Suchend wird er gefacht; und zugleich ent-
flammt er, und brennt er.
Oftmals naht' er umfonit dem teufchenden
Borne mit KüHen;
Oftmals' mitten hinein, deü gefehenen Hals
zu lunfangen, 90
Tauchl:' er die Arm' in den Quell , und hafcht«
Heb nicht in dem Quelle.
DigitizecTbyVjOOQlC
J75 >AäCXS5US und £CUQ.
Was ihm crfcbein' unkundig, cntlodert er von
der Erfcheinung;
Und der felbige Wahn, der iie anlockt, teu-
fchet die Augen.
Was, Leichtgläubiger, fänglt du umfonlt ein
entfliehendes Gleichnis?
Nirgend i&^ was du begehrß; das Geliebetc,
wende dich! fchwindet. 95
Was du erblickß, ift Schatten. des widerltra-
lenden Bildes.
Nichts hat }enes von lieh; mit dir nur kommt
es, und weilt es;
Auch entweicht es mit dir, wenn du zu ent-
• weichen vermöchtelt.
Nicht der nährenden Koft, nicHt kann die
Sorge der Ruhe
Jenen von dort abziehen. Im dunkelen Gräfe
^ gelagert, 100
Schaut er den trügenden Reiz mit unerfättli-
chem Anblick, *
Selbft von den eigenen Augen verzehrt. Nun
hebt er ilch etwas,
Und zu den Waldungen rings die gebreiteten
Arme gefirecket: .
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V AlkClSBVa 17»D BGHO; t'/f
Hat unglücklicher einer, ' o Waldungen,
' lagt er, geliebet?
I>enn ihr wilsts, die ihr oft mitkundige Lau-
^hetk geboten! lo^
Köftnt ihr wohl, • da £o viel Jalirhimdertö
fchon: ihr verlebtet.
Eines, der £o hinfchmachtet' , in grauender
Zeit euch erinnern?
Jenes gefällt, und ich feh'^eö; doch was mit
Gefallen ich fehe,
Nirgendwo find' ich es auf: fo fcJilägk miek
liebenden Wahniinn!
J», was den Schmerz noch mehrt: nicht trennt
ein gewaltiges Meer uns, iio
Nicht ein Gebirg, nicht Ferne, ifwcht rie-
gelnde Barren und Mauern.
Nur ein WäfTerchen hemmt! Selbft wiinfchet
er, Xelhlt die Umarmung.
Denn wie oft ich den Mund zur flufllgen
Welle hinabbog,
Eben fo oft kam diefer mit aufwärts Areben-
dem Mündlein.
FaÄs faft'fcheint er berührt 4 nur ein weni-
ges Ich^idet die Sehnfucht. 115
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J7ft V AKCISSVS UKD £CHO.
Wer du auch bift, komm her! Was trugft
du mich, einziger Knabe?
Welchem entfliehft du gefucht? Nicht meine
Gefialt, noch das Alter,
Scheint dodh gemacht 2um Entfliehn ; auch
mir liebkofeten Nymfen.
Hofimng, ich -vreüs nicht welche, verheilst
dein freundliches Antliz.
Breit' ich die Arme zu dir, fo breiteft da
wieder die Arme; 120
Lacher ich, lächelft du auch. Oft lab ich dir
Thränen entrollen.
Wann Ich Thränen vergols; und dem Wink
auch winkft du entgegen;
Auchi fo viel die Bewegung des liebliühen
Mundes mir anzeigt,
Hedell du Woijte, die nicht zu meinem Ohrd
gelangen.
Du bift Ich! Nun merk' ich, und nicht mehr *
teufcht mich mein Bildnis! 125
liebe verzehrt mich zu mir; und die Glut, die
ich gebe, die nehm' ich!
Was denn thun? Flehn, oder erfleht fein?
: Was denn erflehen?
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SAAOISSVS VKO SCBO« I79
Was ich begehr', iÄ bei mir; zum Dilrben-
den macht mich der Reichthimi.
O wie möcht' ich fo gern vom eigenen Leibe
mich fondem !
Was kein Liebender wünfcht, ich wiinfche
mir fem das Geliebte! 130
Schon entnimt mir die Kräfte der Schmers;
nur wenige Dauer
Steht dem Leben bevor; und katun nufblii-
hend verwelk' ich.
^cht i& fchwer mir der Tod, da im Tod'
ausruhen die Leiden.
Möchten dem LiebHnge dort nur mehrere
Tage gegönnt fein !
Beide nimmehr einmütig verhauchen wir £ine
Seele. 135
Jener fprachs; und zur klben GeAalt tunr
kehrend wie iinnlos,
Trübt er mit Thränen die Flut , . und getilgt
von kreifender Wallung
Schwand in dem Spiegel das Bild. Da es iu^
ter ihm zitternd hinwegfloh :
Wülft du entfliehn? Bleib, fleh' ichl Ver-
lafs, p Graufamer, rief er,
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iQO KABCI9SV5 VV J> ECHO.
Dein^i Liebeiwlen nicht! Lafs mich, was zu
rühren verwehrt ift, 140
Wenigftens fchaun, und nähren den mitleids^
würdigen Wahnfinn!
Schmerzvoll reifst er herab den oberen
Band des Gewanddls,
Und die enthüllete Bruft zerfchlägt er mit
marmornen Händen.
Siehe die Bruft umzog von dem Schlag fanft»
glühende Röthe:
Alfo ^fcheint ein Apfel, der weils zur Hälfte^
zur Hälfte. 145
Roth fich gefärbt; fo pfl«gt mit gefprenkel*
ten Beeren die Traube
Leife die 1 Purpurfarb' , annoch unzeitig, zu
nehmen.
Als er folches erblickt' im wieder gekläreten
, . WafTer,
Trug er nicht .länger den Gram: wie unvcr^
merkt an gelindem
Feuer das gelbliche Wachs hinfchmilzt, vrie
leife der Frühreif 150
Thaut an der wärmenden Sonne; fo aufge-
löfet in Lfiebe
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KAKOlSSirS Vliri> ECHO» iQl
Schwindet er, ganz allmählich von innerer
Flamme verzehret.
Nicht mehr färbt ihn jezo gemifcht zur Weilse
die Röthe;
Nicht mehr Feuer und Kraft, und was man
fahe mit WoUuß;
Selbß nicht dauret der Leib, den vormals
Echo gelicbet. 155
Doch da iie jenes gefehn , obgleich noch ge-
denkend des Zornes,
Fühlte iie Xjeid ; und fo oft der Erbarmungs-
würdige: Wehe!
Aiisrief, rief ihm entgegen die Wiederhallerin :
Wehe!
Und wann jener die Arme Ach fchlug mit
wütenden Händen,
öab- auch diefe zurück das Getön des wüten-
den Schlages. 160
Alfo fprach er zulezt, am gewöhnlichen Borne
lieh fpiegelnd:
Ach lunfonÄ geliebeter Knab' ! und gleich
war der Nachhall.
Jener rief: Leb' wohl! LeV wohl! antwortet'
ihin Echo*
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iga. FAACISSUS UND ZCHO.
Jezo lenkt er das Haupt kraftlos im gru«
nenden Gräfe;
Nacht umfchattet die Augen, womit fich der
Schöne bewundert. 165
Aber auch dann, nachdem in die untere Woh-
nung er einging.
Schaut' er fich felbft in fiygifcher Flut. Weh-
klagend betraurten
Ihn die Schwefternajaden, und weiheten Lo-
cken Aes Hauptes;
Auch wehklagten Dryaden: zur Wehklag*
halle te Echo.
Schon ward Bahre beforgt und Brand und ge-
fchwungene Fackel: 170
Doch war nirgend der Leib; für den Leib
ein gelbliches Blümlein
Fanden iie, rings um den Kelch weifsfchim-
mernde Blätter gegürtet.
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183
XIX.
PENTHEÜS.
Anerkannt durch Verdienft, ringsber in
den Städten Achajas
War de3 Tireiias Ruhm, und grois der Name
des Sehers.
Pentheus , Sohn des Echion , entehrt* ihn
einzig von allen.
Stets ein Götterverächter; des fchicklalre-
denden Greifes
Lacht* er ; die Dunkelheit felhfi: , und das Leid
des genomn;ienen Lichtes, 5
Schmähet* er. Jener bewegte die Iilberhaa^
rigen Schläfen,
Und: Wie wäreÄ du glücklich, wenn du auch,
fprach er, des Lichtes
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iQ/^ PENTHEUS.
Würdefi beraubt , damit du die bacchifche
Feier nicht fäheft!
Schon -wird nahen der Tag^ fchon ahndet mir,
-dafs er nicht fern fei.
Da das neue Gcfchlecht der Semele, Liber,
hleherkommt*' lo
Wenn du Den nicht würdig mit Tempeldienfie
verehreß ;
Klein zerftück^ und geßreut in die Gegenden,
wirft du die Wälder
Rötheii >mifc Blut, und die Mutter zugleich,
und die Schwerem der Mutter.
Solches geschieht: nicht w^ir£ du die Gott-
heit würdig verehren.
Dafs nur 2su viel ich gefehn in der Dunkel-
heit, klageft du künftig. 15
Als CT folches geredet, verjagt' .ihn der
Sohn des Echion.
Treu ift der Reden Erfolg, und zum Ausgang
eilt die Verkündung.
Liber erscheint; und es braufen von Fefige-
heul die Gefilde.
Aufruhr fchwärmt; und zu Männern gefellete
, Mütter und Schnüre,
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PENTHEUS. 185
Niedrige drängen und Hohe zur neuankom*
menden Feier. 20
Welcherlei Wut, Mars Enkel, o Schlan-
gengebohrene , rührt euch
So wie ein Donner den Geilt ? ruft Fentheus.
Mögen denn Erze,
Schlagend an Erz, fo viel, und das knmmi'^
gehömete Schallrohr?
Oder der magifche Trug? dafs euch, die das
kriegende Schwert nie.
Noch die Trompete gefchreckt, noch zuckende
WaflFen des Heeres, 25
Weiblicher Stimmen Gefohrei, und vom Wein
aufgärender Wahnünn,
Und Ainmännlicher Schwärm, und die nich-
tige Trommel beßeget?
Staiin' ich xan euch, ihr Greife, die fem ihr
gekommen durch Meerflut,
Und hier Tyros gebaut, hier flüchtige Götter
gefiedelt ;
Dals unkriegrifches Volk fie erobere? odet
um euch dort, 30
Jünglinge, näher an Frifche mir felbfl:; ihr,
denen die Rüfl:ung
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Xfld PEKTHEITS.
Für den umwundenen Stab, und der Helm
anitand für den Laubkranz?
Seid mir doch eingedenk, aus welcherlei
Stamm ihr erwuchfet!
Nehmt von jenem den Mut, der allein to
viele getödtet.
Eurem Ahn, dem Drachen! Für Teich und
quellenden Sprudel 55
Starb er; o lieget doch Ihr in Vertheidigung
eueres Ruhmes 1
Tapfere gab er dem Tode; vertreibt Ihr jezo
die Feigen,
Daus den geerbeteii Glanz ihr zurückruft!
Gönnte der Stadt • nicht
Lange zu ftehn das Gefchick; o donnerten
wider die Mauern
Männer und Schleudergeräth , und raHelte
Eifen und Flamme! 40
Elend wären wir dann, doch fchuldlos; und
wir beklagten
Nicht ein verhehle tes Loos; unbefchämt cnt-
üöiie die Thräne.
Nun foU ein Knab' uns Thebe, ein Waffen-
lofer, erobern?
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PENTHEUS« 187
Den nicht freuet der Krieg , noch . Wehr,
noch ßreithare RofTe;
Sondern das Haar mit Myrrhen getränkt, und
weiche Bekränzüng, 45
Purpur , und huntes Gewand , durchwirkt
mit funkelndem Golde?
Ha! mir foU er fogleich, wenn Ihr nur Ichei-
det , bekennen
Seinen erlogenen Dienft, luid den angenom-
menen Vater!
Hatt* Akrilius Mut, zu verachten die eitele
Gottheit,
Und dem kommenden Gott die argolifchen
Thore zu fchliefsen; 50
Aber den Pentheus fchteckt mit der fämtlichen
Thebe der Fremdling?
Gehet mir rafch, (fo gebeut er den Dienen*
den), geht, und den Führer
Her in Banden gefchleppt! ungefäumt den
Befehl mir vollendet!
Ihn fbaft Kadmus der Ahn^ ihn Athamas,
ihn der Verwandten
Uebrige Schaar laut tadelnd, und mühn £ch
umfonft ihn zu hexten. 55
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1Ö8 TENTHEUS.
Bitterer macht die Ermahnung, und heftiger
fchwillt und empört lieh
Ihm die gehaltene Wuth; und die Linderung
felher ereifert. •
AlfOf wo nichts in dem Fall ihn hinderte.
Iah ich den Giefsbach
Sanfter hinah von. der Höhe mit linderem
Häufchen gerollet;
Doch wo Gebälk abhielt und vörgehaueter
Felsdamm, 60
Schaumiger dort a^f braufend , vom Zwang
noch zorniger, ftürzt* er.
Schau, nun kehren ße blutig zurück. Wo
Bacchus denn bleibe ? -
Fragt ihr Herr. I)en Bacchus , erwiedern üe,
Iahen wir nirgend.'
Diefen Begleiter indefs und MitgenolTen des
DienAes
Nahmen wir. Hier empfah ihn, die Hand*
auf den Bncken gefeüelt, 65
Der dem gefeierten Gott aus dem Volk der
Tyrrhener gefolgt war.
Pentheus fchauete diefen mit furchtbaren
Augen des Grimmes;
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pzzvTHEUS aßp
Und obgleich er die Strafe nur kaum aufTchol);
O VernicHter,
Rief er, d^m Tode beltimrat, und anderen
warnendes Beifpiel!
Sage, wie beiCst dein Nam\ und der Eltern
Nam', und der Heimat? 70
Warum folgfi du dem Zuge der neu aufkom^
menden Feier?
Furcbtlos jener darauf: Mein Nam* iftj
fprach er, Acötes;
Heimat Mäonia mir; von niedrigem Volk*
die Eltern.
Nicht ein Feld, zu beftellen mit kräfdgen
Farren, ererbt' ich.
Auch nicht wollige Schafe noch Rinderheer*
den vom Vater. 75
Dürftig war er auch felblit: mit Schnur und
hakiger Angel
Teufcht' er, und zog mit dem Rohre die hüpfen-
den Fifch' an das Ufer.
Ihm war Hab' und Vermögen die Kunft; er
lehrte die Kunft mir:
Nim, was ich habe, mein Sohn, des Be-
triebs Nachfolger und Erbe,
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190
FFNTHEÜS.
Sprach er, o nim mein Alles; und nichts
verUefs er mir Aerbend, Qo
Aufser die Flut; das nenn'' ich allein meim
väterlich Erhtheil.
Bald darauf 9 nicht immer an einerlei Klippen
zu haften,
Lernt* ich hinzu, das Steuer mit lenkender
Rfechte dem Fahrzeug*
Umzudrebn; auch das RegengefÜm der ple-
nifchen Ziege,
Samt Flejad* imd Hyad", und die leuchtende
Eärin, benierkt' ich; 05
Auch die Häufer der Wind', Und wohlan-
landbare Hafen«
Als ich gen Delos einmal hinfieuere, land'
^ch an Ceia,
Mit ]rechtfeitigem Ruder heran die Gefiade
mir ziehend.
Leicht entfprang ich dem Bord', und betraf
den gefeuchteten Meerfand.
Schon war vergangen die Nacht ; und fobald
erröthend Autora 90
Schimmerte , fteh' ich auf , und erinnere,
frifches Gewäffer
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Einzutragen, und zeige den Weg, der fuhr«
zum Sprudel.
SelbÄ erfteig' ich den Hügel, und was die
Luft mir verheifse,
Schau^ ick umher; dann ruf ich die Schaar,
und kehre zum Schif um.
Heda^ wir /inds! antwortet des Schifvolks
erfter Ofeltes; 95
Und den vermeineten Raub , den er fand im
leeren Gefilde,
Fiihret er längs dem Geßade, den jungfraa«
ähnlichen Knaben.
Jener, der wie betäubt yon Wein und Schlum-
mer einherwankt,
Folget ihm kaum. Ich betrachte' den Schmu(;k
und den Gang und das An tliz ;
Nichts in der ganzen Geftalt, dem Sterblichen
ähnliches, fah ich. 100
Und ich erkannt' es, imd fprach zu den Mei-
nigen: Welcherlei Gottheit
Jenen bewohn' , ift dunkel ; doch Gottheit
wohnet in jenem!
Wer du auch biß:, fei gnädig, imd gieb ima
Segen zur Arbeit!
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192
PENTHEUS*
Woir auch diefen verzelhn! — Für uns nicht
brauchft du zu beten!
Ruft mir Diktys darauf, der gewandt wie
keiner die höchften » 105
Rahen erklomm, und gewandt am ergriffenea
Taue herabglitt.
Libys lobei das Wort, und des Vorfchifs Hü^
ter Melanthus;
Auch Alcimedon lobt; und der mit Gelange
den Rudern
Mafs.den geordneten Schlag, der Mutanreizer
Epopeus ;
Alle die anderen auch : fo blendet G.e gierigij
Raubfucht! 110
Nein ! dafs die heilige Laft die Bark' uns
befchädige, ruf ich.
Das foll nimmer gefcbehn ! hier trag'* ich fel-
ber die Obmacht!
Und ich fiteb' entgegen am Eingang. Wüten-
der tobt noch
Lykabas,' frech vor allen, dier ausgejagt in
Verbannung
floh aus der thuskifchen Sta^t , zur Strafe
des gräfslichen Mordes. 115
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PENTHJEUS« ap3
Mich abwehrenden packt er mit nerviger Fauft
an der Gurgel^
Würgend, tmd hätte vom Bord* ih das Meer
mich gefioDsen, \vofem nicht
Hangen ich hlieb, auch betäubt wie ich war,
an dem Seile mich haltend.
Beifall lacht der frevelnde Schwärm. Jezt
hebet lieh Bacchus,
(Denn kein anderer wars), als ob vom Gc*
fchrei iich der Schlummer 120
Löfete, und nach dem Raufch in die Bruft
umkehrte Befinnung:
Welch ein Lerm ? was, ruft er, gefchieht?
Wie, faget mir, Schiffer,
Wie doch kam ich hieher? und wohin mich
zu bringen gedenkt ihr?
Sei nicht bange, mein Sohn: fprach Proreus.
Nenne defn Hafen,
Deil zu erreichen du ßrebit; wir fezan dich
dort an das XJfen 125
Steurt^ antwortete Liber V den Lauf des
Schiffes gen Naxos.
Dort gehör' ich zu Häuf; auch findet iht
gute Bewirtung.
13
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^94
VZNTUBUS.
Trughaft fchwören fie das, bei dem Meer
und allen Gewalten.
Und ich Ipanne gemahnt dem bebilderten
Schiffe die Segel.
Rechts war Naxos entfernt. Da ich rechtahin
Helle die Leinwand r , 130
Was, o Rafender, machfi: du? wie plagt dich,
Acötes, der WahnJinn?
Schreit ein jeder daher» Links wende dich]
winken die m^iften
Mir durch Blick und Gebehrd% und ziTcheln
ins Ohr mir die andern»
Staunend der That: So empfang* ein anderer
]ezo die Lenkung!
Rief ich > luid zog mich zurück vom Dienlle
derKunft und des Frevels. 135
Alle fchelten und fchmähn, imd umher rauTcht
dumpfes Gemurmel.
Aber Athalion tuft: Fürwahr ganz trägeit da
Einer
Unfer gesneinfames Wohl! xmd der höhnende
trit an das Steuer,
Mein Gelchäft zu verfehn, luid abwärts lenkt
er von Naxos.
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PENTUE Ua^
195
Siehe det teufchende Gottj als ob er nun
den Betrug erft 140
Aiindete^ fcbaut von der Wölbung des Hin«
terverdecks in die Meerflut.
Und dem weinenden gleich: Nicht dort die
Geßade verhiefst ihr,
Ruft er, GenoITen des Schifs; nicht dort zu
landen begehrt' ich.
Was ftrafwürdiges that ich an euch? Was
habt ihr d^s Ruhmes,
Wenn mich Knaben ihr ^ Jünglinge teufcht^
jauch Einen fo viele? 145
liänglt fchon flofs mir die Thräne. Des
weinenden lachen die Frevler
Air, und drängen die Woge mit fchnell ge-
fchwungenen Rudern*
Bei ihm felber nunmehr (denn nicht ein an*
derer Gott ifl:
Näher denn er) befchwör' ichj fo i?Fahr ift
meine Verkiindung>
^Is ße den Schein d'es Wahren verläfst* Un-»
bewegt in den Wogen 150
Sund nicht anders das Schif , als fiänd* es auf
trockenem Werfte.
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19«
V£MTHKUS«
Voll Verwunderung fchwingen' fie rafch die
Ruder, und rollen
Schleunig die Segel herab , um mit- doppelter
Kraft zu enteilen.
Efeugerank, umftrickt in verfchlungenen Kno-
ten die Ruder
Kriechend umher, xmd ftreift mit doldigen
Blumen die Segel. 155
Selbft die Stirn* in den Kranz vollbeeriger
Trauben gehüllet,
Schwingt er den grünenden Schaft mit zier-
lich gewundenem Weinlaub.
Rings umruhn ihn Tiger, und nichtige Schat-
ten der Lüchfe,
Auch graunTolle Gewalten der bimtgefpren-
kelten Pardel.
Wild nun fprangen die Männer empor; ob
es wirkte der Wahnßnn, 160
Oder die Angft; Und Medon zuerit trägt
dunkelnde FloiTen
Am hinfinkendeu Leib', und krümmt den ge-
wölbeten Rückgrat.
Ihm ruft Lykabas zu: In was für Wunder-
geftalt doch
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FEKTBXUS. igj
I
WandelÄ da dich? Breit zog fleh des Reden^
den Maul mit gefchweifter
Schnauze heiium, und Schuppen gewann die
erhärtende Haut ihm. \^t^
Lihys, mit Macht andrängend die fefi anfie-
. henden Ruder,
Schaut, ^ie in kürzeren Raum einlaufen die
Hand', und wie Hände
Jene nicht mehr, nein fchon Flofsfittige kön-
nen genannt fein.
Einer die Arm'ausfireckend, lunwickelte Seile
zu löfen,
Sieht ilch der Arme heraubt; mit geftiimmel-
tem Rumpfe lieh buckelnd, 170
Springt er hinab in die Wog'; und es läuft
zur Sichel der Schwanz aus,
Wie dem gehalbeten Monde lieh krumm ein-
Ichmiegen die Homer.
Ringsum heben ße Sprung', und thaun mit
befprengenden Tropfen,
Tauchen hinab in die Flut, und tauchen em-
por zu der Fläche,
Walzen und drehn wie im Tanze fich wild,
ymA. die üppigen Leiber 175
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198
r£IfTH£US.
Tommeln He^ hoch anfblafend das Meer aus
oflenen Nußern.
Und von Zwanzigen eben, denn So viel führte
die Barke,
War ich übrig allein« Da ich bang' und er-
kaltet vor Schrecken
Zittere^ kaum bei mir felbR, erweckt mich der
Gott durch den Zufpruch:
Schutt' aus dem Herzen die Furcht, und halt
auf Dia. Gelandet ißo
Ziind' ich Opferaltire, dem bacchifchen Dienite
mich -weihend.
Willig liehn wir das Ohr, fprach Fentheus,
deinem gedehnten
Umfchweif , dafs durch Verweilung der Zorn
die Kräfte verlöre.
Kafch ihn hinweg, ihr Diener, geraft! mit
den gräGslichfien Foltern
Quält ihm den Leib, und fendet zur fiygi-
fchen Nacht ihn hinunter! 185
Stracks wird von dannen gefchleppt, und
gefperrt, der Tyrrhener Acötes,
In ein gediegnes Verfchlofs. Und indem des
befohlenen Todes
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PEITTHSVS« 199
Schrecklicbes Martei^eräth üe bereiteten, Ei-
len und Flamme;
ScJbloITen vpn felbft die Pferten fich auf, und
entfanken den Armen,
Alfo verkündet der Ruf, von felbft ungelöfet
die Fefleln, 190
Dennoch beharrt der Tyrann. Nicht heifst
er gehen; er falber
Wandelt dahin, wo, gewählt zur heiligen
Feier, Cithäron
Laut vom Gelang' auffchoU, imd< dem Cchwär-
menden Ruf der Bacchanten*
So wie ein feuriges Rofs , wann aus hallen*
dem Erze der Kriegsruf
Schmetterte, mutvoU* brauft, und begieriger
ftrebt in die Feldfchlacht : 195
So ward Pentheus erregt, da langes Geheul
durch den Aetjier
Rollt'; und der gellende Hall, der daher-
klang, fchürti^ den Zorn auf.
Faft um die Mitte des Bergs, in demKreiP
imigürtender Wälder,
Ift, von Bäumen entblöfst, ein rings durchfeh-
bares Blachfeld»
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200 F £ If T H £ V 9«
Als er das Heilige dort mit entweihenden
Augen bietrachtet, 260
Schaut ihn zuerft, wird zuerfi von des Wahn-
finns Trieben erreget,
Schwingt den verlezenden Thyrfus zuerit auf
Pentheus die Mutter.
Kommt doch , 10 ! ruft diele 9 heran kommt
beid', ihr Gefchwiiter!
Jenen gewaltigen Eber, der uns die Gefilde
durchfchweifet,
Stürzt ihn, den Eber, in Blutl Hin rennen
fie all* auf den Einen, 205
Tobend im Schwann ; und alles vereinet iich,
alles verfolgt ihn.
Der fchon zagt , fchori Worte geminderter
Heftigkeit redet,
Schon fich felber verdammt, fchon feibfi: das
Vergehen bekennet.
Rette mich! rief er, verwundet: Autonoe,
Schwelter der Mutter,
Rette mich doch! dir rühre das Herz der
Schatten Aktäonsl 210
Doch nichts weifs von Aktäon ihr Herz; und
des Flehenden Rechte
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^ FEMTHSUS. £0i
Rifs lie hinweg; und die andre verftümmelte
Ino entraffend.
Nicht kann Arme nuiunehr der Elende fire-
cken zur Mutter;
Sondern den Rumpf nur zeigend, entblöfst
der zerfhreucten Glieder,
Schaue doch, ruft er, o Mutter! Es fchaut
und heulet Agaue, »15
Schwingt im Taumel den Hals, und bewegt
durch die Lüfte das Haupthaar ;
Und ^das entri/Tene Haupt mit blutigen Fin-
gern umfaiTendi
Schreit ile: io! ihr Gefpielen^ der Sieg iß
^nfer, iA unfer!
Schnell, wi^ die Blätter des Baums, die, ge-
ßreift durch herbltliche Kälte,
Kaum an ä^m Stiel noch haften, d^r Wind
abreifset vom Wipfel, 220
Wurden die Glieder des Manns von fr^vcl9-
den Händen zerrilTen^
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2o2
DES MINYAS TOCHTER.
Jjacchus heiliges Feft gebot in Thebe der
Priefter ;
Paß , voitt Gefcbäft ausruhend , die Fraun
und die Magde des Haufes,
Felle gebullt um die Bruft, uAd das Band
der Haare gelöfet,
Kränz' um das Haupt, in die Hähd' lunlau-
bete Stäbe litjh nähmen.
Rings, wo der Zug hinfch wähnt, tönt mu-
tiger Jünglinge' Ausruf, 5
Tönt der Weiber Gefcbfei, und gerührt von
den Händen die Trommel,
Samt dem gewölbeten Erz , imd der lang
geböhlete Buxus.
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DES MINYAS TÖCHTER. £03
Nah' uns freündlicii und hold! fo flehn die
isjnenirchen Frauen,
Feirend in Jubel das Feft. Nur Minyas Töch-
ter im Haufe,
Durch unzeitigen Dienit der Minerva fiörend
die Feier, lo
Ziehn die gefeinerte WoU*, und drehn mit
dem Daumen die Spindel,
Oder hefchickcn Geweh', und mahnen die
Magd' an der Arbeit.
Eine davon , ausziehend mit hurtigem Fin*
ger den Faden:
Wahrjsnd die anderen ruhn, und froi^meQ
Erdichtungen nachgehn,
lliafst unS) Jagt üe, von Pallas, der belTeroi
Göttin, befchäftigt, .15
Unfer nüzliches • Werk durch mflncherlel Ae*^
den erleichtem.
Jede foll tun einander ein zeitverkürzendef
Mährlein
Zur gemeinfamen I^uft den müüs'igen Ohrtu
erzählen.
Wohl! du erzähle zuerfi; wir folgen dir:
fagen die Schwefiern.
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204 DES MINYAS TÖCHTZR.
Jene bedenkt iich eiil wenig; denn viel der
Erzählungen weifs lie. 20
Jezo, indem fie die Wolle herabdrillt, redet
fie alfo:
Pyramus war und Thisbe , der Jünglinge
fchönÄer der eine,
Hoch die andre gerühmt vor den morgenlän-
difchen Jungfraun.
Dicht angrenzende Häufer bewohntSen fie, dort
in der Hauptibadt,
Welche Semiramis einft mit thäaernen< Mau-
ren befeftigt, ; 25
Beide wurden bekannt , und wie Nacbbar-
kinder vertraulich,
Dann allmählich verliebt; auch hatte fie Ehe
vereinigt;
Doch dies wehrten die Vätei*: was nicht fie
zu wehren vermochten,
Von gleichfeitiger Glut entloderten beiden die
llerzen.
Fem ift jeglicher Zeug'; Andeutungen fpre-
chen und Winke; - 30
Und ]e enger bedeckt, ]e heftiger bifaufet das
Feuer.
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2>ZS MINYAS TÖCHTXH. £05
Eine mäfsige Kize durchfpaltete feit der
Erbauung
Schon die gemeinfame Wand der beiden ver-
bundenen Häufer.
Diefer Fehl, den keiner in ewigen Zeiten
gefpüret,
Ward (was merkt nicht liebe?) zuerft euch
Liebenden merkbar; 55
Und ihr bahntet der Stimme den Weg, auf
welchem gefiebert
Oft liebkofende Red' in gedämpfterem lispel
hindurchging«
Wann üe davor fich geitellt, hier Thisbe,
Pyramus jenfeits,
Und mit begegnendem Munde den Hauch von
einander gefchöpfet:
Neidifche Wand, was trennft du die Lieben-
den? Tagten fie oftmals. 40
Was denn, wenn du einmal uns volle Ver-
einigung gönntelt,
Oder, ift diefes zu viel, dich öfbeteft unfe-
renKüflen?
Aber nicht undankbar ! wir bekennen uns
gerne verpflichtet,
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fiO() JJfiS MINYAS TÖGUTEIU
Daus du den Worten die Bahn zu gefälligen
Ohren gewährelt!
Wann ße folches umfonft am gefchiedenea
Orte geredet, 45
Sagten fie gegen die Nacht: Schlaf wohl!
und hefteten KüiTe,
Jeder der eigenen Seite 9 die nicht zu ^ der
anderen drangen.
Früh nun hatte verfcheucht die nächtlichen
Schimmer Aurora,
Und mit den Stralen die Sonne bethauett
Kräuter getrocknet.
Beide nahn dem gewöhnlichen Ort. Mit lei-
fem Geflüter go
Klagen fie vieles zuvor, und herathen fich^
dafs fie die Hüter
Teufchen in fchweigender Nacht, und hin-
auszugehen verfuchen;
und wann aufser deiü HauP^ und den Tho*
ren der Stadt He gekommen^
Um dann nicht zu verirren im weit durch«
wandelten Felde j
Wählen Re Ninus Grab zur Tereinigung: wo*
fie im S<;hatten 55
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»HS M.1NY AS ^üCUTEft. £07
Berge der Baum; denn ein Baum voll fchnee-
•weiüs hangendes Obfies
Stand an deni kühligen Quell, ein hochge-
wipfelter Maulbeer.
Beiden gef^Uts; und der Tag, zu langlam
ihnen entweichend.
Sinkt zumGewÜTer hinah, und die Nachrent^
fteigt dem GewälTer.
liRig Ichleicht durch das Dunkel aus leife
gedreheter Angel ^ • Co
Thisbe hinaus, unbemerkt von den Ihrigen;
und zu dem Hiigel
Konunt üe^ das Antliz verhüllt^ und Iizt
am etkohrenen Baume*
Kühnheit gab ihr die liebe. Da kommt,
o Hebe, von frifchem
orde der Rinder gefchwärzt am fchaumendep
Bachen die Löwin j
Um zu läfchen den Dürft in der Flut des be-
nachbarten Quelles. 6^
Als lie der Mondfchein ferne der Babylonerin
Thisbe
Zeigete, flieht lie mit ängftlichem Fufs in di^
duftere Bergkluft;
m
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£0Ö DES MIirlTAS TÖCHTKIU
Aber im Fliehn entfällt ihr die gleitende
Hülle vom Rücken,
Jezo bezähmte den Durfi: mit vielem WalTer
die Löwin;
Dann in den Wald heimkehrend, erblickte üe
ohne die Jung^au 70
DorC ihr feines Gewand , und zerfezt* es mit
blutigem Maule.
Später entwandelt der Stadt nun Fytamus';
fchaut in dem tiefen
Staube die deutliche Spur des Gewilds, imd,
erblalTend im Antliz,
Starret er. Aber fobald er den Schleier auch
findet voll Blutes:
Eine Nacht denn foU zwei Liebende tödten!
beginnt er, 75
War doch jene von beiden die würdigfie län^
geres Lebens!
Schuldig i& meine Seel'^ Idh bin, Elende,
dein Mörder;
Da ich ih grauliche Wülten heraus difch lockte
bei Nachtzeit,
üüd hicJht zuerst ankam! O zerircilst.mit den
Zähnen den Leib mir,
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DES MINYAS TQCIITER. £00
Und mein frevelndes Herz verfchlingt in den
"wütenden Kacben, qo
Ihr, in jenem Geklipp herbergende Löwen
der Wildnis!
Doch feig* üb, nur wünfchen den Tod! — .
Und die Hiille der Thisbe
Hebt er, und trägt ße zum Schatten des ab-
geredeten Baumes.
Als er mit Thränen genezt das bekannte Ge-
wirk, und getüITct;
Jezt denn, lagt er, empfang' auch meines
Blutes Beftrömung! ß^
Und er fehkt den umgürtenden Stahl in dia
Weiche des Bauches;
Schnell dann zieht er ihn fterbend hervor auf
der kochenden Wunde;
Und wie er lag auf den Rücken geftreckt,
fpringt röthliches Blut auf:
. Anders nicht , als wenn mit befchädigtem .
Bleie die Röhre
Plazt, und gewaltig empor aus zlf eben der
öfciung das Waller 90
Sprüzt im verdünneten Stral, und hoch in
die Lüfte Heb auffchwingt.
14
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.^
£10 DES MINYAS TOCUTER.
Aber die Früchte des Baums, vom Todesblutc
gefprenget.
Nehmen die fchwarze Gefialt; und die blut-
gefeuchtete Wurzel
Färbt mit purpiunem Dunkel die rin^sher han-
genden Maulbeern.
Siehe da kommt, noch änglElich, um nicht
den Geliebten zu teufchen 95
Thisbe zurück ; und üe forfcht mit Aug' und
Herzen den Jüngling,
Ihm zu erzählen begierig, wie groüer Gefahr
lie entflohn feL
Jezt wie den Ort lie erkennt, und des Baums
T^er änderten Anblick.
Irrt fie die Farbe der Frucht; und Iie fiüzt,
ob jener. auch recht fei.
Weil fie erwägt; fghnell fah fie, wie dort
die* zuckenden Glieder 100
^Schlagen den blutigen Grund : und £\e w^andte
den Fufs , und wie Buxus
Blafst' ihr gelbes Geßcht , und ^\.^ fchauderte,
ähnlich der Meerflut,
Welche fich kräuft, wann oben ein 'wehen-
des Lüftchen dahinfireift.
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DES M I N Y A S 1' ü C II T S R, 211
Aber fobald Iie verweilend ihn folblt erkannte,
den Liebling; ,
Schlug üe mit tönendem Schlag die unver-
fchuldeten Arme; , 10/5
Und lieh zerraufend das Haar, und den Leib
des Geliebten umarmend,
Füllte iie ihm mit Thränen die Wund', und
Thränen zum Blüte
Mifchte He; dann das Gefleht, das erkaltete,
deckend mit KülTen:
Pyramus, rufte iie aus , \relch Unglück nahm
dich hinweg mir?
Pyramus, ach antworte! dir ruft, du Trau-
teiter, Thisbe! 110
Höre der Deinigen Stimm', und erhebe das
' liegende Antliz! ^
So wie He Thisbe genannt, fo erhebt die Har-
renden Augen
Pyramus, jene zu fchaun, und fchlielst ße
wieder auf ewig.
Ah iie nunmehr ihr Gewand, und die
elfenbeinene Scheide
Sali, von der Klinge getrennt! Unglücklichet,
rief fic, dich raubte 115
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2l£ DES MIHTAS TOCHTER«
Deine Hand und die lieb' I Auch mir ilt
tapfer zu diefem
* Einen die Hand» auch mir gieht Kraft zu
Wunden die Liebe!
Folg' ich dir Scheidenden nach! und heils'
ich Arme des Todes
Grimd und Begleiterin dir! Und hat uns
• beide der Tod nur
Ach zu "trennen vermocht, fo vermög' auch
der Tod nicht zu trennen! 120
Um dies einzige noch feid flehentlich jezo
gebeten,
Unglückfelige beide, du mein, und des Jüng-
linges Vater:
Dafs, da entfchloITene LieV, und die lezte
' Stund' uns vereint hat,
Ilir in dem felbigen Grab' uns nicht misgönnet
zu ruhen!
' Der du, o Baum, mit Zweigen den mitleids-
"würdigen Leichnam 125
Jezt dem Einen bedeckit, bald vrirß du ihn
decken uns beiden!
Halte die Zeichen des Mords, und in dun-
kel er Farbe der Trauer
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i
DES MINYA8 TÜCIITEA. 213
Reife dir immer die Frucht, dem gedoppelten
Blute zum Denkmal!
, Thisbe fprachs; und unter die Brüll lieh
fugend die Spize»
Sank ße hinab auf den Stahl, der noch vom
Morde gewärmt war. 130
Aber es rührte die Götter ihr Wunfeh, und
rührte. die Eltern.
Denn die Farbe der Frucht ^ wann ganz ßt
gereifet, iß fchwärzlich;
Was man dem Feuer enthob, das ruht in der
f eibigen Urne.
Alfo erzählt' Arfippe, die Spinnerin. Jezo
im Krämpeln
Hub Leukonoe an^ wie der leuchtende Sohn
Hyperions 135
Brannt' in Lieb'; und die Schwefter Alcithoe
fann auf ein Mährlein,
Während ihr Schifchen durchflog das Gefpinnß
des ftehenden Aufzugs.
Flözlich erfchoU ungefehen den feftentwei-
henden Schweßem,
Zur dumpfrollenden Trommel, das knmun-
gehörnete Schallrohr,
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2l4 DES MIKTAS TOCHTER*
Uiid das erklingende Erz; liügs dufteten Myrr-
hen und Safran, 140
Und kaum glaubliche Thatl es ergrünete jeg-
licher Wehltuhl,
Und in des Efeus Laub verhüllte das han-
gende Tuch ßch.
Anderes fchwand in Heben ; und was als
Faden gefpannli war,
Rankt mit Geringel empor; aus dein Aufzujg
dränget lieh Weinlaub;
Und das Purpurgewand leiht Glanz den ge-
farbetcn Trauben. 145
Jczo war vergangen der Tag, und es
rückte die Zeit an,
Welche man Licht fo wenig als Finfternis
möchte benennen.
Sondern Scheide des Tags und der Nacht, ein
dämmerndes Zweilicht.
Schleunig erbebte das Haus, und es fchien,
wie vrenn harzige Fackeln
Loderten, und die Gemächer in röthlicher
Glut lieh erhellten; 150
Und von des gräfslichen Wildes Erfcheinun-
gen fchoUs wie Geheul auf.
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DES MINYAS TÖCHTER. £1^
Rings in der dampfenden Wohnimg verbargen
fich eilig die Schwefiern,
Jed' am befonderen Orte die Glut und di«
Helle vermeidend.
Wahrend He Winkel erfpähn, da umläuft die
. verkleinerten Glieder
Dünne Haut, und bedeckt mit zarter Schwinge
die Aermlein. 1/55
Auch nicht einmal, wie ihnen die vorige
Bildung dahinfchwand,
liefs ße-das Dunkel erkennen.' Es hob nicht
jene Gefieder ;
Dennoch trugen fie ßch auf matt durchfohei«-
nehden Flugein.
Rede verlachen ße jezt; und der feineße
!Laut für den Äörper
Schwirret hervor; und ße übdn mit zirpen-
der Stimme die Klagen. 1^0
Häufer bewohnen ße gern, nidit .Waldungen ;
immer noch liohtfcheu
Schwärmen ße gegen die Nacht als Fleder*
mäuf* in der Dämmrung.
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21Ü
XXL \
L E ü K O T HO E,
öol bemerkte zuerft, wenn der Ruf nicht
teufchet, der Venus
Iloimliohe Liisbe mit Mars ; denn züer& be-
merket er alles.
Und ihn fchmisrzte die That; und der Juno
Sohne 9 dem. Ehmann,
Sagt' er der Giattin Vergöhn, und den Ort
des Vergehns, Doch jenem
Sank die Beßnnung zugleich, und das Schmie^
degeräth aus der Rechten. 5
Schleunig fchaft er aus Erz Geh dünngezogene
Kettlein; '
Und feinmafghige Neze, die faß den Augen
cntfchwinden,
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Feilet er äiis: nidit drehet die Spinnerin
zartere Fäden;
Nicht init fo duftiger Web' umTpannt die Bal-
ken Arachne.
Auch dafs, eben berührt, fie den Jeileüea
Regungen foigen, lo
Macht er, und Hellet gefchickt ße rings uni
das Bette verbreitend.
Jezo fobald Ein Lager das Weib i^id den
Buhler gefeilet.
Siehe* durch Kunft des Genjahls, und neu
erfundene Bande,
Werden im Augenblick der Umannungen beide
verhstftet
Und der Lenmier, öfuend die elfenbeinenem
Flügel, 15
Ladet die Götter heran, Sie ruhn mit einan-
der gefeflelt
Läiterlich, Doch wünfcht mancher der nicht
• fchwermütigen Götter,
Läilerlich alXb zm £ein. Die Oberen lachten ;
und lange
Blieb dies allen undier das bekann teüe Mähr-
chen im Himmel.
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aiß L E U K O i II o r.
Jezo übt Cytherea der Anzeig' ahndende
Strafe; . 20
Und «um V«rgelt ihm/felbfi:, der verborgene
Liebe gekränket.
Krankt Ile mit Liebe das' Herz, Was nun,
. o du Sohn Hyperions,
Frommt 1 dir domo Geltalt,, und die WSrm*,
und der ftralende Schimmer?
Du , da der Lande Bezirk, mit . deiner Ghit
' du entflammeß,.
FZammfi in anderer Glik;- und da alles zu
. fchaiin dir gebühret, 25
Schaufi: du Leukothoe nur, und £enk& auf
die einzige Jungfrau
Deinen der Welt entzogenen Blick. Bald
fteigft du des Morgens
Früher am Himmel empor, bald tauchlt du
fpäter des, Abends.
Winterltunden verlangt du imi unerrättlichcn
Anfchaun.
Finfternis dulddß: du oft, da das Licht den
. Fehler des Geifies 30
Annimmt; und du erfohreckit der Sterblichen
Herzen mit Dunkel.
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lifiUKOTIIOE. ßlO
Nicht, weil etwa der Mond, dem Erdkreis
näher, dich hemmet,
Schwindet in frlalTe dein Gtanz; es entfärbt
dich aJfo die Ziehe.
Jen* eriöhrlt du, allein; nicht Klymene für-
der, und Rhodos,
Nicht die reifende Perfe, der Qrce Mutter,
heherl'cht dich, ^^
Klytie nicht, die, wie fehr a.uch verfchmäht,
nach deiner Umarmung
Trachtete, Selhlt ja trugft du nunmehr im
Herzen die Wunde;
Und Leukotho.e tilgte £o vieler Frauen Ge-
dächtnis:
Welche die Schönfie vordem des hallambaueni'
den Volkes .
Ihrem Gatten gehahr, JEurynome; und dß.
iie aufwuchs, 40
Wie vor allen die Mutter, fo, ragt vor der
; Mutter die Tochter.
Orchamus liiefs ihr Vater, der Achämenier
König,
Welcher der ßehente fprofste vom Stamm des
altenden Belus.
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£20 I* E U K O T II O £*
Unter dem wefilichen Pol hat Sol die Weide
der Roffe.
Statt des Gräfes ernährt üe Amhroda, welche
die Glieder, 4/5
Matt vom Dienfte des Tages, erquickt, und
kräftigt zur Arbeit.
Wahrend die ftampfenden dort ßch himmlifche
Nahrungen rupfen,
Und rings waltet die Nacht; g^ht liebend
der Gott in die Kammern,
Eingehüllt in der Mütter Eurynome Bildung,
und liehet
Unter den zwölf Hausmädchen JLeukothoe
neben dem Lichte 50
Ebenes Garn ausziehen an imigedreheter Spin*
del.
Wie fie nunmehr, als Mutter, ihr Töchter-
chen zärtlich -gekiiflet: .
Heimlich ift unfer Gefchäft; entfernt euch,
fagt lie, ihr Madchen;
und nicht ftört die Mutter, ein Wort im
Vertrauen zu reden!
Alles gehorcht; und fobald das Gemach
dem Gotte geräumt war: fj^
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L£UIvOTIIO£« £21
Ich bin, fprach 6r, der Gott, der die Bahn
des Jahres durchwandelt;
Alles feil' ich, und gebe dem Erdkreis alles
zu leben,
Ich das Auge der Welt. Du gefällit mir, <
glaub' es. Sie zaget;
Und vor Schrecken entßnkt aus der Hand ihr,
Wocken und Spindel.
Schön war lelber die Angfi; und der Gott,
nicht länger verweilend, 60
Kehrte zurük in die wahre Geltalt, und den
eigenen Schimmer.
Aber die Jungfrau ward, wie gefchreckt von
dem plözlichen Anblick,
Doch von dem Schimmer beßegt, und iträubte
fleh nicht der Umarmung.
Eiferfucht entflammte die Klytie ; denn
ungemäfsigt
Liebete Sol; und Rache der Nebenbuhlerin
Ichwörend, 6ß
Rügt Iie des Gottes Befuch, bis die fchlei-
chende Sage den Vater
Warnete. Jezo voll Wut und unbarmherzig,
wie flehend
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£2ft L£UKOTHO£
Jene zum Lichte des Sol auch die Arm* aus-
i fircckt', und: Da Üt er,
Der mit Gewalt mich bezwang! ausrief, ver-
grub er Ile graufam
Unter die Erd*, und häufte gebügelten Sand
zur Bedeckung. 70
Diefen zerfireut mit Stralen der Sohn Hype-
rions , und öfnet
Ausgang dir, zu erheben das eingegrabene
Antliz.
Aber du konnteA nicht metr dein Haupt auf-
richten, o Nymfe,
Welk von der lafienden Erd', und du lagft
ein erblichener JLeichnam.
Niemals Iah, wie man glaubt, der geflügel-
ten Rolfe Beherfcher, 75
Seit des Fhaethons Brande, fo herzzerfchnei-
denden Anb^ck.
Ach mit ftralender Glut die erkalteten Glieder
bcfcheinepd.
Strebt er, zurück, wenns möglich, die JLe-
benswärme zu rufen.
Aber die weil das Gelchick' ihm i^ehrt ein fo
kühnes Verlangen,
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LEÜKOTUOJE. ß2j
Sprengt er den Leib und den Ort mit bal-
farmduftendem Nektar; ßo
Und da er vielfes geklagt: Doch ßeige mir,
fprach er, zum Aether!
Plözlich zerflofs, durchdrungen vom himmli»
fchen Nektar , der Leib ihr
Aufgelölt , und tränkte mit Wohlgerüchen
das Erdreich.
Bald nun wurzelte leil' , und drang , die
Staude des Weihrauchs,
Durch die Schollen empor, und hrach mit
dem Sprofle den Hügel. ß^
Aber der Klytie jezt, wie fehr die Liebe.
/ den Schmerz auch,
Und wie lehr den Verrath ihr Schmerz ent-
fchuldigen konnte,
Nahete nimmer der Gott, und entzog ihr
Lieb* und Umarmung.
Seitdem fchwand üe dahin vor ünnlos fiar-
render Sehnfucht:
Nacht und Tag, von den Nymfen getrennt,
in d^r Freie des Himmels, 90
Safs ße auf nackendem Grund', ungefchmiickt
die hethaueten Haare.
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Ä24 JLEUKOTHOE.
Neimmal ktei&e das Liciiti und Trank und
Speife verfchmähend,
Najun die Faßende nichts als Thau und Tlirä-
nen zum Labial.
Nie auch wich fie vom Ort, und allein des
wandelnden Gottes
Antliz Ichaute fie an, ihr Ge£cht umwen^
dend nach jenem. 95
Endlich hafteten feft, wie man üagt, am Bo>
deii die Glieder,
Theils von fahler BlälTe verfärbt zu erbliche-
nem Kraute,
Theils erröthend wie Gold; und gleich der
gelben Viole
Krdnt ihr die Blume das Haupt: obgleich an
der Wurzel befeftigt.
Dreht He nach Sol lieh herum, und behält
auch verwandelt die Liebe. 100
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225
xxu.
INO UND ATHAMAS.
JLLings war jezo in Thebe ' dui'ch Wun*
derzeicheit verherlicht
Bacchus Gewalt; und die Bafe des neuen
Gottes erzählet
Allen fein mächtiges Thun; und allein war
unter den Schwefiern.
rrheillos Ino des Leids, nur fchwefierlich
fühlte iie Mitleid.
Hoch erhüben den Mut ihr die Söhn', und
des Athamas Lager, 5
Und der erzogene Gott. Satumia fah, und
ertrugs nicht.
AlTo vermochte denn, fprach iie, der Buh»
lerin heimlicher Baftard,
15
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2fi6,. ' INO UVD ATHAMAf.
Dafs er entmenfcht in die Woge Mäoniens
SchiflFer verfenkte?
Dafs er der eigenen Mutter den Sohn zu zer-
fleifchen dahingab?
Dafs er die drei Minyaden verfchuf in gefit-
tigte Vögel ? lo
Nichts foU Juno vermögen, als ftill zu be-
weinen den Kummer?
Das, das wäre genug? Drauf fchränkte £ch
unfre Gewalt ein?
Handeln lehrt et mich felbft! Man darf auch
vom Feinde belehrt fein!
Und was die Wut auswirke, das hat durch
Fenlheus Ermordung
Mehr denn zu viel er gezeigt ! Warum nicht
geht mir gefiachelt 15
Ino mit eigener Wut auf der Beifpielbahn der
Verwandten ?
Ein ahTchüfdger Pfad, vom traurigen Taxus
lundänunert.
Führt durch fchweigende Stille zur unterir-
difchen Wohnung.
Nebel dampft unthätig die Stpu. Abfchei-
dende Seelen
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IIVO VNX> ATIIAMA8. fift^
Steigen dort in die TiefS «nd beftatteter
Todten Gebilde. 20
Bläff' und Winter beberfchen den wußigen
Ort; und der Geifter
Neulinge fcbwärmen umher, unkundig des
Wegs, der lie führe
Nach der Aygifchen Stadt, und der Burg des
dufteren Pluto.
Taufend der Eingang* hat, und ringsiun offene
Thore,
Jene geräumige Stadt. Wie ins Meer die
Ströme der Länder, 25
Alfo ffrömen dahin die Gefforbenen alle; der
Aaiun iff
Nie dem Volke zu eng,* nie fühlt er den ,
fchwärmenden Zuwachs.
Blutlos irren die Schatten, von Fleifch eht«
blöüst und Gebeinen.
Manche befuchen den Markt, und manche
die Burg des Beherfchers;
Theils auch üben fie Kunft; Nachahmungen
voriges Lebens. 30
Dorthin duldet zu gehn, die hinmalifchen
Saale verlaffend,
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228 IV O UKI> ATHAMAS.
(So lag Hals ihr am Herzen und Zorn!^ di«
faturnifclie Juno. ^
Als lie nunmehr eintrat, und gedruckt von
dem heiligen Leibe
Seufzte die Schwelle des Thoris; da erhub
drei gräfsliche Häupter
Cerberus, und dreifaches Gebell fchoU. Jene
berufet 35
Stracks das unfühnbare Grauen der nachtge-
bohrenen Schwerem.
Vor dem Öemantenen Thore des feft verfchlof-
fenen Kerkers
Salsen He, dunkele Schlangen herab aus dem
Haare lieh kämmend.
Aber fobald fie die Göttin im fingeren Schat-
ten, erkannten, v
Standen die Furien auf. Man nennt ihn den
Ort der Verdammnis. 4®
Tityos bot zu zerfleifchen das innerße Leben,
indem neun
Hufen entlang er den Leib ausdehnete. Tan-
tal us hafchet
Ewig die Wafler umfonlt; es entflieht die
umhängende Bamnfrucht.
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IWO UND ATHAMA8. £29
Bald rennt Sifyfiis nach, bald drängt er den
Fels zu dem Abfiurz,
Kafch wird Ldpn gedreht, upd lieh felbft
verfolgt er, und flieht er. 45
Und, die tückifchen Mord den eigenen Vet-
tern bereitet,
Schöpfen verrinnende Flut raitlos, die beli-
fchen Jungfraun.
Aber nachdem ße alle Satumia dülteres
' Auges,
Und vor allen Ixion, betrachtete; kehrt fie
den Anblick
Wieder dem Sifyfus zu: Warum foll der ,von
d^n Brüdern, 50
Ruffc He , unendliche Strafß beftehn , vreil
Athamas machtvoll
Wohnt in denxftolzen Palaft: der famt der
Genofßn mich immer
liäiterte? — Und lie erzählt, was den Hals
imd die Reife verurfacht.
Und den -erfehneten Wunfeh , dafs die Burg
des herfchenden Kadmus
Sank', und die gtaufe^ Gefchwifter denAtha*
,mas zögen zur Unthat. 55
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250 II^O UND ATHAMA8«
Machtgebot und Verheifsung und Flehn mit
einander vennifchend, ,
Regt ße die Göttinneil auf. Da Saturnia fol«
ches geredet,
Schüttelt Tilifonewiid ihr graues verworrenes
Halupthaar,
Und die umringelnden Schlangen zurück vom
Gefichte ßch werfend:
Keines weges bedarfs umfch weifender Worte,
beginnt fie; 60
Achte gefchehn, was du inuner gebeutfi; und
erhebe dich, Göttin,
Aus unfreundlicher Oede zur Luft des hefte-
ten Himmels.
Froh kehrt Juno zurück ; und bevor in
den Himmel lie eingeht,
Sprengt die thaumantifche Irisf der Reinigung
thauende Tropfen.
Aber Tififone raf t die mit Blut gefeuchtete
Fackel Ö5
Ungeftüm ; und den Mantel , von triefendem
Morde geröthet,
Lieget iie an, und gürtet dan Leib mit ge-
i wundener Schlange ;
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IVO UKD ATHAMAS. 651
Und fie entfturmet dem Haufe. t)er gehenden
folget der Gram nach,
Angft und Schrecken zugleich, und die Wut
mit kiampfigem Antliz.
Als ße die Schwelle hetrat, da erzitterten,
lagt man, die Pfofion 70
Aeolus Sohn*; es erblaXsten die Doppelfiügel
von Ahorn.
Sol auch -wandte den Lauf. Gefchreckt durch
die Zeichen erhub lieh
Athamas und die GenoHin; £e wollten ent^
fiiehn aus der Wohnung.
Aber es droht fcheufelig und hemmt die Erin*
nys den Ausgang.
Schrecklich die Arm* ausbreitend, von Nat-
. temknoten lunringelt, fj^
Schüttelte jene das Haar; und es fcholl das
bewegte Gefchlängel.
Theils auf die Schulter gerollt, und thoils um
' die Schläfen lieh windend,
Zifchen lie her, imd fpeien ihr Gift, die
"züngelnden Schlangen.
Jezt aus der Mitte des Haars zwei Ungi^heuer
lieh raufend,
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23^^^ IV O UND ATUAMAS.
FaCst der Verderberin Hand r und fdiwingt
, lle entgegen. Doch jene, (Jo
Yorn der Ino Gewand und desAthamas beidd.
durchirrend, .*
Athmen fie ftrenges Gedüfts Anhauob. Nicht
Wunden den'. Gliedern
Geben üe ; aber der Geift empfindet ^e gräls*.
liehen BilTe.
Ferner brachte £e mit ded lauterften Giftes
^ Erfindung:
Schaiun aus Cerberus Maul , und frelTenden
Schleim der Echidna; Q5
Unfiät irrenden Wahn , und Verlegenheit
. dumpfer Betäubung,
Fjrevel zugleich , und Thräi^en , imd Grimm^
und Begierde dßs Mordes:
Alles, zulammen gemengt, mit.frifch vergof-
fenem Blute,
Ilatt' in Erz fie gekocht, und gequirlt mit
dem Schafte des, Schierlings,
ühd weil zagend fie fiehn, da gieist fie die
Beize des Rafens 90
Bjeiden hinab in die Bruft, und regt das in-
nerfie Herz auf.
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IKO UHD ATHAMA8« £35
Dazin in den felbigen Kreis mehrmal umwir-
belnd die Fackel,
Schürt fic heftiger noct die erregete Flamm«
mit Flammen.
Si^reifch nim, des Gebots Vollenderin, kehrt
He zum öden .
Reiche ded mächtigen Dis , tind löft ' die um<^
gürtende Schlange. 95
Siehe ;d.esAeolus Sohn Ichreit inutvoU mitten
im Vorhof:
Auf, ihr GenolTen , 10! hier fpannet die
Nez' in den Wäldern!
£benl erblickt* ich alhier mit ZwiUingsjungen
die Löwin !
Sinnlos dann, wie des Wildes, Verfolgt er
die Spur der Gemahlin;
Und aus dem Bufen der Mutter den lächeln*
den kleinen Liearchus, ipo
Da er die Händchen ihm Areckt, fcntraft er,
und hoch, wie die Schleuder,
Dreht er- ihn dreimal herum , liiid ' am fiar*
renden Felfen zermalmt er
Grimmig des Knaben Gebein. Etft fezt i^rd
erreget die Mutter ;
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ß«4 IV O UND ATMAMAS»
Ob dies wirkte der Schmerz, ob die Kraft,
des verbreiteten Giftes:
Jjautauf beult He, und rennt wahnfinnig mit
fliegenden Haaren. 105
Dich ihr Kind, Melicertes , in nackenden
Armen, ertönt iie:
Evoe , Bacchus , 10 ! Es lacht bei dem Na«
men des Bacchus
Juno, und: Solchen Gewinn verleihe dir,
ruft Iie, der Zögling!
Vorwärts ragt in das Meer ein Geklipp, das
unten gehölt wird
' Von anfchlagender Flut , wie ein Dach vor
dem Regen ße fchirmend; 110
Oben erftreckts rauhzackig die Stirn in die
offene Woge.
Dielen erklomm wahnlinnig (der Wahnfinn
kräftigte) Ino;
Und in die wallende Tief, ungehcmint von
Bangigkeit, Äürzt Iie
Seibit lieh* hinab und die Laß; weifs fchäumt
die gefchlagene Flut auf.
Venus , im Herzen gerührt vcm der Enke-
lin leidender Unfchuld, 115
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INO UND ATHAMA8. 235
Schmeichelte jezo dem Ohm : Obwaltender
Gott der GewälTer,
Welcher zunächfi: dem Himmel Gewalt aus-
übet, Neptunus !
Grolses begehr' ich fiirwahr; doch blick' auf
die Meinet! erbarmend,
Die des ionifchen Sunds endlofes Gewog' um*
herwirft !
Lals dir Götter fie fein! Ich felbü: bin dem
Meere nicht unlieb; lao
Wenn ja in heiliger IteF ich einft aus gerin-
' nendem Meerfchauto
Aufwuchs, und Afrodite daher mich nennet
der Grajer!
Huldreich winkt Neptunus der bittenden«
' Alles entnimt er
Jenen, was ßetblich war, und ertheilt ehr<*
würdige Hoheit
Ihrer Geftalt; und den Namen zugleich mit
der Bildtmg erneuend, 125
Nennt er die Mutter des Gottes Leukothea,
fenen Falomon.
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25^'
XXÜI.
P E R S E U S.
X ragend die ruchtbare Beute. des nAtter«
lodugen Scheulkls,
Flog duTck Dünne der Luft mit raufchenden
Fittigen Ferfeus.
Ueber did libylchen Sande. Da ßegreich jener
fxch fortfchwang,
TröpBelten blutige Tropfen vom Haupt der
Gorgo MeduTa,
Welcbe die Erd' aufnebmend in mancberlei
Schlangen befeelte: 5
Datum wimmelt das Land von der Brut feind-
feHger Würmer.
Durch Unermefsliches dann, in dem Sturm
mishelliger Winde,
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P S R S E U 8. 237
Hierhin nun,- nun dort, wie Gewölk voll
fchwellendes Regens,
Schwebet er; und tief unten entfernt aus der
Höhe des Acthers
Schaut er die liegenden Land*, und ganz um*
fliegt er den Erdkreis. 10
]3reiinal den klauigen Krebs, und die froßi-
gen Bärinnen fah er;
Oft zu dem Niedergang, oft ward er enttra*
gen zum Aufgang.
Jezt am Unkenden Tage beforgt, lieh der
Nacht zu vertrauen,
Stand er, wo Atlas gebot, im Bezirk des
hefperifchen Landes,
Wenige Frül £ch nehmend zur Kuh, bis die
Gluten Auroras 15
Lucifer rufe hervor, und Aurora die tagende
Sonne.
Dort, vor den Sterblichen allen mit Bie-
Xenwuchfe fich hebend.
War der gewaltige Sohn des lapetus. Unter
dem König
War das äuüserlte Land, und das Meer, das
imter der Sonne
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ß38
P £ R S B V S.
Keichenden Rollen Hcli- fireckt, die ermüde-
ten Axen empfahend. 20
Taufend Heerden der SchaP und des Horn-
viehs irreten jenem
Durch die Gefild'; luid kein Anwohnender
drängte die Gegend.
LAubige^ Sproflen des Baums, von blinken-
dem Golde geröthet,
Stielten um goldene Aefie, die Frucht aus
.. Golde belchattend.
G&flfreund, redete Ferfeus ihn an, wenn
Ehre dich rühret 25
Eines erhabnen Gefcblechts ; von Jupiter
flammt das Gelchlecht mir.
Wenn du der Thaten Bewunderer büt; fo be-
wundre die meinen.
Pflege begehr* ich und Ruh. — Doch Atlas
dachte des alten
Götterfpruchs, den ihm einft die pama/Hche
Themis geweiilagt:
Kommen wird, Atlas, die Zeit, da beraubt
des wachfenden Goldes 50
Steht dein Bauiii, und ein Sohn des Jupiter
prangt mit der Beute.
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PSA SS US. 259
iDeflien befolgt, hatt* Atlas mit fichet^en Mau^
ren den, Oblthain
Peft umlchirmt, und die Hut dem gewalti*
gen Drachen vertrauet;
Und er verbot imgaftlich den FremdUngen
allen den Zugang.
Hebe dich fort! v rief jener: dafs nicht die
,£hre der Thaten, 35
Welche. du lügf^, dir entfernt, nicht Jupiter
felbft dir entfernt fei!
Drohungen mifcht er Gewalt, und verfucht
aus der Pforte zu treiben
Ihn, der weilt, und ÜEinfte zu tapferen Wor«
ten gefellet.
Aber an Kraft ihm weichend (denn wer
wohl gliche dem Atlas
Je an Kraft?), Nun weil dir fo weniges un«
fere Lieb* üt, 40
Saget er, nim ein Gefchenk! tmd er zeiget
ihm, links von der Seite,
Selber zurück lieh wendend, das wuftige
Haupt der Meduia.
GröDs wie er war, ward Atlas einBetg. Sein
Bart und das Haupthaar
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£AO y £ R S E U S*
Wallen in Wälder dabin ; Felshöhn find Schul-
tern und Hände;
Was fonft Scheitel ihm war, iß oberfter Gi-
pfel des Berges; 45
Knochen erfiarren eu Stein; an jeglichem
Theile vergrölsert,
WächÄ er ins Ungeheure, (fo wolltet ihr,
Götter!) und ganz nun
Ruht mit allen Ge^rnen auf feinem Haupte
der Himmel.
Aeolus hatte die Wind* im ewigen Kerker
gebändigt
Und, ein Ermahner zum Fleifs, erfchien am
Gewölbe des Himmels 50
Lucifer, ftralend von Licht. Jezt heftet fich
jener die Flügel
Wieder an jeglichen FuCs, und fchnallt die
gebogene Wehr lun;
Dann durch lautere Lüfte bewegt er gefittigte
Ferfen.
Völker, unendlich an Zahl, dielTeits ver-
lailend und jenfeits.
Schauet er Cefeus Reich, die Aethiopenge-
fchlechter. 55
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P E R S E U S.
241
Dort war jezt unfchuldig Andromeda, Strafe
zu dulden
Für die Zunge der Mutter, vom graufamen
Ammon verurtheilt.
Als an dem harten Gefiein ße zurück mit
den Armen gefeflelt
S$h der abantilbhe Held ; wenn nicht in den
Haaren ein Lüftchen
Spielete, nicht die Augen von zitternden
Thränen ihr flöITen,
Hätt^ et ein marmornes Bild ße gewähnt ! Un-
wilTend entbrennt er,
Staunet fie an, und, verloren im Reiz det
betrachteten Bildung,
Denket er kaum zu fchwingen in tragender
Luft das Gefieder.
So wie er ftand: O, fprach er, nicht fol-
cherlei Ketten verdienft du.
Sondern womit ßch einander entflammete Lie-
bende felTeln! 65
Oefhe dem fragenden doch den Namen des
Lands und den deinen;
Auch warum du in Banden erfcheinft! — ErÜ
fchweigt ße, und wagt nicht
16
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2A2. P E R S E U a.
Anzureden den Mann , die Jungfrau. Gerne
das Antliz
Deckte Sie fcheu mit den Händen, wenn nicht
gebunden lie wäre;
Was lie vermag , die Augen erfüllt lie mit
quellender Wdimut. 70
Dringend cnieut er die Frag'; und, damit
nicht eigne Verbrechen
Sie zu verheimlichen fcheine , den Namen des
Lands und den ihren,
Und wie hoch fich die Mutler vermaß im
StoUe der Schönheit,
Meldet fie^ Aber noch nicht war »alles ver-
kündiget ; plözlich
Raufchte die Flut , und es kam aus unendli-
fchen Wogen ein Unthier, '^^
Kagend das Haupt, breit unter der Bruft die
Gewäfler bedeckend.
Laut auf fehreit die gebundne: der Vater in
Gram, und wie ßnnlos
Eilt die Mutter daher, beid' elend, fchul-
diger jene.
Aber Errettung nicht , nur wohlverdienete
.Thränen,; .
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p E ti s £ u s;
243
Jaihmer nur bringen fle mit, uiid fchmiegeii
fioh fefi um die Tochter. Qo
. Jezo begann der Fremdling:, Zu Thränen
ili: immer hinfort noch
Zeit euch, genug ; doch zur Rettung ilt \ve^
nige Frlfi: uns vergönnet!
Würb' ich Perfeus um diefe, von Jupitet
flammend, und jener,
Welcher der Gott im Verfchlofs mit befruch-
tendem Golde gfenahet.
Ich der tunfchlängelteu Gorgo Eroberer Per-
feus, der herzhaft 05
Durch die ätherifchcn Hohn .mit gefchwün-
' .. getien Flügeln einherging;
Allen ]ä trät^ ich zuvor als Eidam. Solcherlei
Ausfteut
Durch ein Verdienit zu erhöhn , willÄhrea
mir Himmlifche, tracht' ich.
Mir zu eigen gelobt ile, v^ofetn mein Arm
iie errettet.
Gern empfahn die Bedingung (wer zwei- .
feite jezo?) und flehend 90
Bieteti He noch ihr Reich zur Brantausfteüer,
die Eltern.
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244
F £ R S £ U S.
Siehe 9 wie fchnell anraufchend ein Schif mit
rpizigem Schnabel
Spaltet die Flut, wann in Schweifis die Arme
der Junglinge rudern:
Alfo fchofs mit der Bruft durch getrennete
Wogen das Scheufal,
Nicht mehr weiter vom Fellen entfernt, tils
mächtig die Luft durch 95
Fliegt das gewirbelte Blei aus der baleariTchen
Schleuder.
Flözlich erhebt lieh der Held, der das Land
mit deii Füfsen zuruckfiöfst.
Hoch zu den Wolken empor. Doch föbald
auf dem Meere das Unthier
' Sah den Schatten des Manns , fo wütet tt
gegen den Schatten.
Wie wenn Jupiters Vogel , fobald er im freien
Gefilde 100
Sah an der Sonne gefireckt mit bläulichem
Rücken den Drachen,
Rafch d«n gewendeten &Ist; und damit er
das gräfsliche Haupt nicht
Drehe, dem fchuppigen Half eindrängt die
begierigen Krallen:
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P £ A S £ U S« £45
So in befcUennigtem Flug, vorwärts durch
die Leere fich fohwingend,
Drängt' er den Rücken des Triers , der inachi-
lebe Kämpfer, und tauchte 105
Rechts in des fchnaubenden Bug bis zum
knmmien Hefte das Eifen.
Schwer von der Wunde verlezt, erhebt es
fich bald in die Lüfte
Hocbanf; bald fährts unter die Flut; bald
drehts wie ein Eber
Wild fich herum, den der Hunde Gewühl
lunfcheucht mit Gebelfer,
Doch, wie begierig es fchnappt, er entflieht
auf hurtigen Flügeln. 110
Rings dann, jezt ihm den Rücken, umfiarrt
von gefchildeten Mufcheln,
Jezt die Rippen der Seit' , und jezt, wo der
Schwanz fich verdünnend
Endet zum Fifch, zerfezt er mit fichelförmi-
gem Säbel.
Aber das Unthier fpeit mit purpurnem Blute
vermifchte
Ström' empor; und es triefet befchwert von
Befprizimg die Flügel. 115
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2^6 P E R S E U Sf
Perfeus wagt nicht langer der fcMürfenden
Ferfenhefiedrung
Sich zu yertraun; er erblickte den Fels, defs
oherfter Gipfel .
Ragt aus der ftehenden Flut, vom wallenden
Meere bedeckt wird.
Dort geltemmt, mit der Linken die vorder-
ften Zacken umfallend,
Dränget er drei viermal in die Weichen des
Bauchs ihm das Eifen. 120
Jubel erfchallt und Klatf eben vom Strande
des Meers zu der Götter
Himmlifchen Wohnungen auf; Jfie ireun üch,
und griifsen den Eidam,
Danken den Schuz des Haufes, und preifen
ihn Retter imd Heiland,
Cefeus der Vater zugleich und Kaffiope. Frei
nun der Feflel,
Wandelt die Jungfrau her, ürfach' und Be-
lohnung der Arbeit. 125
Selhft nun fpület der Held die liegenden
Iländ^ in der Woge.
Aber damit er nicht fchade dem Sohl^ngenhäupt
ki dem Meerkies,
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P. £ H $ £ V S. Ö47
Lockert er Ijaub auf die Erd% und im Ab-
grund wachfende Reifer
Streut er, und leget darauf das Geßcht der
Forkide Medufa.
Siehe das RQi3 7 noch frifch, und mit faur
gendem Marke belebet, 130
Rafte des Scheufals Kraft, und erhärtete von
der Berührung;
Aefte zugleich und Blätter iimzog fremdartige'
Starrheit.
Staunend nahn die Nymfen des Meers, und
verfuchen das Wunder
Nach an mehrerem Reis, und freuen Iiph
gleiches Erfolges,
tarnen davpn ernenn fie, umher durch die
Wogen ihn ftreuend. 135^
lad auch jezt ift gleiche Natur dei^ Korallen
geblieben :
Das von berührender Luft iie Hart' anneh-
men, und, ."was erlt
Schi^idig am Meergrund wuchs, gleich über
dem Meer fich verÄeinert.
Jet drei Göttern erhebt^ drei Rafenaltäre
der Sieger:^
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24Ö
P £ R S £ U S.
Links dem Merkurius einen , und rechts dir,
kriegrifche Jungfrau; 140
Mitten iÄ Jupiters Heerd. Es blutet die Kuh
der Minerva;
Und dem Gefchwingten das Kalb; und der
Farr dir, König der Götter.
Stracks die Andromeda nimt er, der grolsen
That zur Belohnung,
Ohn^ ausfteurendes Reich. Ihm fchwingt Hy-
menäus und Amor
Bräutlichen Kien; es dampfen von reichlichen
Düften die Feuer; 145
liaub und Blume bekränzen das Haus; die
Gitarr' und die Lyra,
Auch die Schalmei, und Gefang, glückfeli-
ger Herzen entzückter
Ausruf, tönet umher; mit entriegelten Pfo^
ten geöfnet,
Stralen in Gold die Gemächer; es nahn äu
des Königes köfilich
Prangendem Hochzeitmahl die cefenifchen ^öl-
kergebieter. 150
Als nach vollendetem Schmaus vonf Ge-
fchenk des edelen Bacch^
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P £ A S C U S.
249
Allen das Herz auffchwoll ; nach der Art und
Sitte des Landes
Fragt dfer Abantier nun. Und lobald dem
fragenden folches
Einer der Gälte gelehrt: Wohlan, o tapferer
Perfeus,
Redet er, melde mir jezt, durch welcherlei
Künfie, durch welche 155
Tugenden, du dir gewannfl dies drachenhaa
rige Antliz.
Drauf der Sprofs des Agenor : Es lieg' am
froftigen Atlas,
Sagt er, ein Ort, durch Mauren umfchan-
zender Blöcke gelichert ;
Wo, in des Thals Eingang, zwo Schwefiern
gewohnt, die Forkiden,
Beide des einzelnen Augs theilnehmende ;
diefes, indem iie 160
Wechfelten, hab' er geheim, durch leufchenr
den Trug iie beliftend.
Mit vorgreifender Hand fich geraubt. Dann
fem durch entlegnes,
ünwegfames Geklüft, und von Waldungen
ftarrende Felfen,
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250 ? E R S E U S.
Hab* er den Siz äex Gorgonen erreicht, und
umher in den Feldern
Und an den Wegen gefchaut der Menfchen
Gebilde und der Thiere, 165
Welche zu Stein aus befeelten der Anblick
fchuf der Medufa.
Aber er felbit, an der Linke mit fclireckli-
chem Schilde gew^apnet,
Hab' in dem fpiegelnden Erz die Geftalt der
Medufa gefchauet;
U»d weil fchwer der Schlummer lie felblt
und die Schlangen , betäubte,
Hab' er dem Half entrilTen das Jlaupt; dafs
mit rittigen fliegend, 170
Pege^foS| famt dem Bruder, vopi Blut der
Erzeugerin aufwuchs.
Auch nicht falfche Gefahren des langen Lau-
fes erzählt er:
Welche Sund' und Länder er unter Heb fchaut'
£^us der Höhe,
Welche Geltirn' er fogar mit gefchwungenen
Fifctigen rührte^
"VVährw^d dic;s in dem Kreife cefenifcher
Fürfien erzählet 175
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F £ R S £ U S»
251
Danae's Heldenfphnf da erfüllt des Königes^
Sääle
Dumpf aufbraufender Lärin: und nicht hocht
zeitliche Feier
Singt das Tobe G^fchrei, es verl^ündiget to-
hende Waffen,
Und aus galtlichem SchmauTe fo fchnell vor-
hrechexider Aufruhr
War demMefer zu vergleichen, das wild nach
ruhiger Stille ißo
Rafender Winde. Qe^yalt aufftürmt in erhobene
iPrandung.
Fineus zuerß, Urheber des unbelbnneneu
Krieges^
Schüttelnd den efchenen Speer mit vorgefpi-
zetem Erze;
Schaue mich, fprach er, bereit, die entrif-
fene Gattin ?^ rächen !
Nicht] foU jezt das Gefieder, noch dqin zu
Golde gefälfchter 185
Jupiter, mir dich entzi^hnU*^ Er wollt' au§-
fchwingen; doch Cefeus
Rief ihm: Was machft du, Bruder? undw^lcb
ein G^d^nke dejS Wahnßnns
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252
7 £ R S £ V S.
Treibt dir zum Frevel das Herz? So lohneft
du folcbem Verdienfte?
Dies dein bräutlich Gefcbenk für unferer
Tochter Erhaltung? '
Welche dir Perfeus nichts wenn du Wahr-
heit fuchefti genommen; 190
Nein, nur Nereus Töchter, die zürnenden;
nur der gehörnte
Amnion; nur das in Wut annahende Scheu-
fal des Abgrunds,
Lechzend mein Kind zu verfchlingen ! Ge-
raubt dir wurde üe damals.
Als zum Verderben lie ging! Wofern nicht
grade du foderA,
Grauiamer, dals fie verderb", und an unferem
Kummer dich weideft! 195
Traun, nicht iß: es genug, dafs man Dir vor
den Augen Re anfchlofs,
Und dafs keinerlei Hülfe du Ohm und Bräu-
tigam brachteft!
Oben darein, da£s jemand Ile rettete, willfi:
du betrauren.
Und ihm entraffen den Preis! Wenn dlefer
fo grofs dir erfcheinet,
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r £ a s £ u s« £53
Warum nicht von dem Feisi wo geheftet er
war, ihn geholet? 200
Nun la£s, der ihn geholt^ durch den mein
Alter nicht öd' ift^
Nehmen, was Wort und Veirdienfi ihm iicher*
te! Denke, dafs dir nicht
Vorgezogen er fei, vielmehr dein entfchie*
denen Tode*
Nichts antwortete jener ; ihn felbft ab^
wechfelnd und Perfeus
Funkelt*' er an, unfchlüfßg, ob den, ob jenen
er treffe« 205
' Und nach kurzem Verzug , da fch^aüg er
die Lanze mit Kraft um,
Wie tie gewährte der Zorn, und auf /Perfeus
fchnellt' et den Fehlfchufs.
Als fie dem Polßer entragt% erft jezo fprang
von dem Läget
Perfeus empor; und zurück das Gefchofs ihm
fendend in Unmut,
Bräch^ er die feindliche Bruft ] doch hinter
den Opferaltar floh 210
H^ineus, imd, ach, unwürdig! es^ barg der
Altar den Verbrecher!
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^54
P JL nS.EUS.
Aber die Stirn deö Rhötus durcEdrang nicht .
eitel die Spize.
Jener lank ; tmd fobald lle den Stahl aus dem
Schädel gezogen,
Zappelt fer , roth mit Blut die geftelleten
Tifche befprengend.
Jeao .lodert die Mleng* ih tingebändigten
Zorn auf; 215
Kingsher fchnellt: man Gefchofs; ja mancher
Ibhreit, es verdiene
Cefeos XelbXt imi deir Eidam den Tod. Doch
gegangen war Cefeus
Ueber die Schl^eUe des Saals, ahrdfend das
Recht imd die "Treue,
Au(:h die gaftlichen Götter, er fei unfchuldig
dea Aufhihrs.
Pallas die Krije^gerin naht , und bedeckt
mit der Aegis den Bruder, 220
Hauchend ihm Mnt. Dort war ein Indier
Athis , den weiland
Ganges Todhter limnate gebahr in kriftallener
Grotte: i
Yön vorragender Schöne, die noch fein köft-
lither Afizug
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PE^AS £ US.
^55
Mehröte; frifcli von Kraft, ein fechzfehh-
iährig^r Jüngling.
Tyrifches Kriegsgewand, umringt mit gold-
ner Verbrämung, 225
Hüllte den Leib; es -prangt' ein goldnes Ge-
henk an dem Hälfe,
Und ein gekrümmetes Band uin da^ inyrrhen^
duftende Haupthaar.
Stets niit gefcliwungenem Spiefs aufch nobh
£b entferntes zu treffen.
War ihm kundig die Hand; doch , kundiger,
Bog^h zu fpahneii.
Jezt auch bog er bereits die gefchmeidigeii
Hörner; doch Perfeus, 230
Büffend den Brand, der rauchend den Heerd
des Altares bedeckte,
Schlug, und vervt^üftete ftracks in zerfplit-
terten Knochen das Antliz.
Dieferifah, wie in Blut fein holdes Ge-
iiqht Ör herutnwarf,
Lykabas nun, der allyrifche Held, fiets
jenem vereinigt^^
Als Gefährt, und Bekenner der ungcHeuchel-
ten Ldebe; 2^/; -
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256 P E n S E u s.
Und da er Athis beweint, der matt von der
bitteren Wunde
Jezo den' Geift aushauchte; da nahm er den
Bogen, den ehmals
Jener gefpannt, und fagte: Mit mir fei jezo
der Kampf dir!
Auch wird nicht gar lange des Jünglinges Tod
dich erfreuen,
Der mehr Hafs dir bringet, denn Lob ! -r-
Noch hatt' er nicht alles 240
Ausgefagt; da entfprang der durchdringende
Pfeil von der Senne:
Jener vermied, doch haftet* er ihm in dem
faltigen Kleide.
Gegen ihn wandte die Wehr, erprobt durch
den Mord der Medula,
Er des Akrißu^ Sohn» imd fÜefs in die Bruft
iie. Doch jener,
Sterbend fchon, da die Augen in Todesdun-
kel ihm fchwammen, 245
Schaute nach Athis xunher, und lehnte lieh
nieder auf Athis,
Und nahm nut zu den Manen den Troß: des
vereinigten Todes*
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P^E Ä S E U $i 2^7
Siehe') der I^byer dottj Aitifimedon j und
. der Syener,
FörbaS) Methlons Söhn^ vqjl Gier in den
Kampf fich zu milchen,
Waren im Blut, das tunher den laulichea
Boden gefeuchtet, 250
Seid* atisgleitend gefiürzt: an dem Aufßehn
hindert das Schwert ße,
Welches Amfimedous Rippen durchdrang, und
die Kehle des Forbas.
Erithös , Aktors Söhn , dem breit die ge*
doppelte Streitaxt
Schiilunerte 5 fank nicht unter des Perfeus
Schwerte; den: Mifchkrug,
Hoch mit Gebild vorragend, und Ichwef vom
Gewichte des Erzes, 25/5
Dlefen g^waltigfen hebt mit beyd^ Händc|ni
der Halbgötty
Schwingt, und zerfchmettert den Mann: flugs
Xpeit er röthliches Blut aus.
Rücklings geßreckt, und fchlägC nödt Üerhen^,
der Scheitel daiS Eftrich.
' Jesit der Semtiramis Sohn Folydiwpn^r Aha-
^ rw )jäm, . ;
17
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ft58
p £ n s E u s.
Welcher Vom Käukafus kam, und den iSper-
cheiaden L#ycetus, 260
Klytus, und ^egyas jezt, und den ungefcbo-
renen Elyx,
Streckt er, dafs hoch einher auf der Sterben-
den Haufen er wandelt.
Fineus wägete nic^ht, in' der Nähe dem
Feind zu begegnen,
Sondern er fohwinget den Speer: den trägt
auf Idas der Irrweg,
Welcher umfonft, theillos des Gefechts, Heb
der WaJGFen enthalten. 265
Düiter das Auge gewandt auf den unbarm-
herzigen Fineus:
Soll ich durchaus theilnehmen, fo rufet er,
habe denn , Fineus,
Welchen du wollteft, den Feind; und empfah
für die Wunde die Wunde!
Schon den entzogenen Speer ihm zurückzu-
fenden verlangt' er;
Aber er fank in die Kniee , die leer des
Blutes erfchlaften. 270
Auch nach dem Könige felbft der Cefeuier
Elfter, Odites
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P £ A 8 £ U S. fi59
Lag durch Klymenus Schwert; den Frotenor
tödtete Hypfeus;
Diefen des Lynkeus Sohn. Ein Emathion war
in der Anzahl,
Hochhejahrt > Wahmehmer des Rechts , und
Verehrer der Gottheit.
'Der, weil fchon fein Alter am Kampf ihn
hinderte , redend 2y^
Kämpft, und Ile laut anfährt, und die fre-
velen WaflFen verwünfchet.
Wie er mit hehender Hand den Altar imifing,
fo entmäht' ihm
Chromis das Haupt ^it dem Schwert; und es
taumelte auf den Altar hin:
Wo die erfterl^ende Zimge mit schwachem
Laut, wie Verwunfchung,
Lallete, dann in die Mitte der Glut aus-
hauchte den Athem. sgo
Broteas drauf und Ammon, die Zwillings-
hriider, mit Riemen
Unbeliegt, wenn der Arme Geriem obfiegte
den Schwertern,
Sanken durch Fineus Hand in den Staub. Auch
der Friefter der Ceres
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^6o r s A s s u s.
Ampykosy weifs um die Schläfen mit heili-
ger Binde gefchleiert.
Du auch, iapetos Sohn , nicht Colcfaerlei
" Dienten gewidmet; 285
Sondern ein friedliches Werk, die Gitarr' im
Gelange zu rühren.
Dir befiihl man zu feiren mit wonnigen To-
nen den Feßfchmaus;
Doch wie ferne du ilandfi:, unkriegriTches
Spiel in den Händen:
Gehl fprach Fettalus lachend, das übrige
£nge den Manen
Drunten amStyx; und er bohret den Dolch
ihm links in die Schläfe. 290
Diefer lii&t, imd im Fallen berührt fein Wer-
bender Finger
Noch das belaitete Spiel, das (anft. wie Kla-
gegetön fcholl.
Nicht unbeArafk: läfst jenen der ungeMme
Lykormas ;
Sondern rechts von der Ffofte den ftämmigeh
Riegel lieh brechend,^
Schmettert er ihm die Gebeine gerad* am
Nacken. Doch jener 295
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Taumelte nieder in Staub, nach Art äea ge-
fchlachteten Stieres.
Felates auch nun Ärebt der , Cinyfier, links
> voü der Pfoite •
Ahzureifsen den Bäum : da durchbohrt mit
der Spize die Hand ihm
Korythos, Fürft des marmarifchen Volks, dals
am Holze fie haftet. '
Abas itdlst in die Seite des haftenden; und
er entßnkt nicht; 300
Sondern es hängt an der Pfoite des Sterbenden
Rechte befeftigt.
Sieh, auch Melaneus ünkt, des Perfeus
Sache verfechtend;
Dorylas auch,' der Reichite des Nafamonen- .
gebietes,
Dorylas, ycidi an Gebiet: kein auderer hatte-
Beiizung
Weiter umher, noch trug er fo viel des Ge-
treids in die Speicher. 305
Schräg her Hand ihm gefchnellt im imteren
Bauche das Eifen,
Wo fchnell tödtet der Tbd. Halcyoneus, der
ihn verwundet,
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2Ö2 B E R S E US.
Sah, der BiLktrierfürft , wie er matt aus-
fchluchzte den Athem,
Drehend den Blicke Nim, fprach er, £o viel
du bedeckft von der Erde,
Nach fo reichem Gebiet! und verliefs den
entbluteten Leichnam. 310
Rächend fchwinget den Speer, den der war»
men Wund' er entrafte.
Ihm der abantifche Held; und mitten dit
Naf ihm durchfchlüpfend,
Fuhr ße zum Nacken hinaus, und ragt' aa
jeglicher Seite.
Und, wie das Glück ihn lenkt, auch EJytios
Streckt er, und Klanis,
Gleicher Gebährerin Frucht, an verichiedenet
^ Wunde verblutend: 315
Klytios Hüften hindurch , aus gewaltigem
Arme gefchleudert,
Stürmte die Efch'; und es klirrt' in Klardä
Munde der Wurffpiefs.
Jezt war Keladon hin, der Mendelier; jeio
auch Aftreus,
Den vom bezweifelten Vater die Paläfiincim
aufzog.
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P B R S £ U 9. 265
Auch Aethion der Seher, vordem fcharfahn-
dend die Zukimft, 320
Nun vom trügenden Vogel geteufcht; und
Thoaltes, des Königs
Waffengenoüs ; und, hemchtigt als Vater-
mörder, Agyrtes.
Viel war getha^, doch mehreres nach:
denn all' auf. den Einen
Stürmen üe, lechzend nach Mord; das Gewühl
der Verfchworenen kämpfet
Rings für jenen daher, der Verdienüb anfein-
. det und Treue. 525
Ihm fmd^iex redliche Sohwäher nmfonft, und
die hräutliche Gattin,
Samt der Erzeugerin hold, und erfüllen den
Saal jnit Gejammer.
Aber das M^affengeräufch tönt vor, imd der
Fallenden Angi^ruf ;
Und, da £« einmal entheiliget und, um-
firömt die Penaten
Ganz Bellona mit Blut, und ndfcht die er-
neueten Kämpfe. 330
Rucigs um den Einen i& !Fin«us gefi;ellt, und
i \ die Scharen de»^ Fineus,
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£^4 P P Ä S E IT S.
Taufende i häufiger fliegt das Gelbliols, wie
der "v^^internde Hagel,
Jegliche Seite yorbei, und die Augen vorbei,
und diß OJiren.
Jezt an. der Seule Gemein, der erhabenen^
. drängt er die Schulter;
So im Kücken gelchirmt, und vorn auf die
Schaaren gerichtet, 335
Hält er den Aniturz auf. Nun ilurzten heran
von der Linken
Molpeus, Chaonia's Burger , und rechts ^a-
bathäa^s Kthemon.
Wie vom Hunger gefpomt die Tigerin, wa^ui
in dem Thale
Hier und dort iie gehört zwei brüllende ilin-
derheerden,
Zweifelt, wohin iie £ch wende*, nach der und
jener verlangend: 340
So auch zweifelte Perfeus, ob links ob rechts
er beliürme;
Endlich fernt er Molpeus zuerfi: mit verwun-
detem Schenkel,
Wohl vergnügt mit der Flucht; denn Zeit
nicht gönnet £themon;
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. PSASSUS» 26ß
Sondern in rafender Gier, ihm oben den Hals
Äu verwunden,
£iferig fcbwingend das Schwert mit unvorficl^
tigen Kräften, 3^^
Brach er es: dort an dem äufserfien Rand
des gcfchlagenen Pfeilers
Sprang aus einander die Kling' , und fuhr in
die KeUe dem Eigner.
Dennoch gab zum Tode noch nicht zureichen-i
» den Antrieb
Jener Schnitt: wie er zagt% und umfonft di«
entwafoeten Arme
Aufhub, itreckt' ihn der Held, durchbohr^
ihit cyllenifchem Säbel. 350
Aber da Perf^us fah , die Tapferkeit weiche
dem Schwärme:
Hülfe, wohlan! fo rief er, dieweil ihr fei«
her mich nöthigt,
Werd' ich voi^ l^eind mir fuchen! Hinweg
hebt alle das Antliz,
Wer ein Gewogener iftj imd das Haupt der
Gorgo entblöfst' er.
Andre gefuoht, die das Wunder von dir an-
gaffen ! erwiedert 355
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ft66 > p £ a s B u s.
Üheskelosi und wie die Hand zu entfendaa
den tödlichen Wurffpiefs
Trachtete, flockt' er in diefer Gebehrd', ela
marhiomes Bildnis.
Ampyx, diefem ziioÄchR^ lief gegen des
Akrißaden
Muthefeelete BniEt mit dem Schwert a^; aber
. im Anlaaif
Starrete plöslich die. Hand, niclit rückwärts
könnend noch vorwärts. 3Ö0
Nileus drauf, der den Sohn des ütbear
Arömigen Nilus
Falfch lieh immer gaiannt, der auch auf dem
Schilde die iidien
Stromimgen theils aus Silber, und tfadils aus
Golde gemeiüselt:
Schaue doch, rief er, o Perfeus, den Ux-
. rprung unleres Stammes!
Orols wird bleiben der TroJß: hei den fchwei-
genden Schatten des Todes, 3Ö5
Solchem Manne gefallen zu fein ! -— Das Ende
des Rufes
Ward ihm mitten im Tode' gedämpft; fortre-
den zu wollen
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r £ A s s V s# ^(^7
Schien der geö&iete Mund; doch den'Purch<»
. gang wehrt' er den Worten.
Laut fahr Eryx lie an: Durch Schuld des
Mutes eritarrt ihr.
Sprach er, und nicht des gorgonifchen Haars!
Stürmt alle zum Einhaun! ^jo
Streckt zur Erde den Jüngling, der magifcha
, . WaflFen beweget! .
Einhaun wollt' er im Sturm; doch es hielt
der Boden den Fufstritt;
Unbewegt iland )ener^ ein Stein in gewap-
\ neter Bildung.
Alle üe trugen indels verfcbuldete Strien»
Doch einer
Kämpfte für Perleus oiit ; und ind«m noch
kämpfet Akonteus, 375
Schaut er der Gorgo GeAalt, und erfiarrt zu
gediegenem Fdfen.
Aber Aftyages fchwingt, für belebt ihn hal*
tend, mit gangem
Schwerte den Hieb; da ertönt vom hellem
Geklinge das Schwert ihm.
Während Afiyages fiaunt, hat gleiche Natur
ihn umhüllet;
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2^3 V E R S E U S«
Und des Bewundernden Mien* ift noch im
marmornen Antliz. 330
Säiminis war' es , die Namen Geringerer
alle zu nennen.
Noch zwei Hunderte waren der Heerfchafir
übrig zum Kampfe;
Und zwei Hun^derte Itarrten vom Blick de«
gorgoiiifchen *Hauptes.
Endlich gereut der Krieg, der ungerechte,
den Fineus.
Doch .was zu tbun? Rings fchaut er die viel-
geßalteten Bilder; 3O5
Und er erkennt die Freund', und jeglichen
rufend mit Namen,
Fodert er Schuz; noch glaubet er nicht, und
die nächiten Gefialten
Rühret er: Marmor wars! Er wendet den
Blick, imd in Demut^
Seitwärts die Arme geitreckt, und die Schuld
abbittende Hände;
Perfeus, ruft er, du lieglt! O hinweg
das entfezliche Sclieufa^! 590
Nim 4^s verfteinernde IJaupt, wer immer fie
fei, der Medula!
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9RR3ZVS* £$9
Nim CS , ich' flehe ) hinweg I Nicht Hafs,
noch Begierde der Herfchaft,
Führte ]a uns in den Streit; für dife Braut
erhuhen wir Waffen!
BeJOferen Anfpruch gab das Verdienfi: dir, abet
die Zeit uns!
ßafs ich dit nicht einräumte, verdreufst! Nichts,
tapferer Held, nichts, 395
Nur dies Leben vergönne du mir; fei däi
übrige deines!
Als dies jener gefagt, und auf ihn, deü
die Stimme nur anrief,
Niemals wagte zu fchaun: Feigheirziger^ tief
et, ö Fineusj
Was ich vetmag zu gewähten^ ein' grofses
Gefchenk dem Verzagten,
Hemme die Furcht ! das gewähr' ich : dich
Toll kein Eilen verlezen. 400
Ja ein daurehdes Mal füt die Ewigkeit IHfk*
ich dir jezoj
Und fiets werde gefchaut in den Wohnungeä
unferes Schwähers :
Dafs fich tröfte mein Weib an des Mdiertiä
Bräutigams Bildnis.
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£^0 JP S R S £ U S.
Perfeus fpr^hs; und das Haupt der Foif*
kynarin wendet er dorthin,
Wo mit banger Gebehrd' hinfloh der erfchro-
ckene Fineus, 405
Da er den Blick noch jezo herulnzudreheii
lidh anfirengt,
Starret der Hals, und in Felfen erharfcht di^
Feuchte der Augen.
Aber die ängMiche Miene der Demut Uieb
iii dem Marmor,
Seine, gelungenen Hand", und die tief ifbban-
gige Stellung.
Siegteich kehrt der abantifche Held mit
der Gattin zur Heimat, 410
Argos. Dort als Rächer, des unverdienenden
Vaters,
Naht er dem Frötus im Zorn. Denn mit Kriegs-
macht fcheuchte den Bruder
Prötus, imd eignete lieh des Akrüius thüi^-
mende Berghöhn,
Weder der Waffen Gewalt, noch die übel
gewonnenen Berghöhn.
Schiizten ihn gegen das graCTe Geßcht des
umfchlängelten Scheufals. 415
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P £ R S £ V S. '£71
/
Doch hat dich, Polydektes, o Fülrft der
kleinen Serif os,
Weder des Jünglinges IVfnt, den fo viel
Kämpfe bewähret,
Noch fein Leiden erweicht; unerbittlichen
Hofs ohn' Erbami en
Uebß du Graufamer noch, und nährft unbilr
lige Feindfchaft.
Selber den Ruhm verkleinert dein Mund; denn
gefabelt, erklärft du, 420
Sei der Medu£a Mord. Für die Wahrheit,
redete Perfeus,
Stellen wir Pfand! Hemmt alle den Blick!
Und des Königes Antliz
Ward vom Medufengeircht blutlos zum Gra-
nite verwandelt.
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»7^
XXIV.
DIE MUSEN.
Jliilend ging Iii bbhlem Ge'i^dlk 41e tri^
tonifche Vaüäs
Zum jungfräillichen Berge des Helikon über
die Meerflut.
AUb redete £e zu den ne^un tonkundigen
Schwefiern:
Uns erfcholl das Gerücht d^a neu entfprun-
genen -Bornes,
Den der medußfche Gaul , der geflügelte,
brach mit dem Huffchlag. 5
Diefes bewog- mich zu gehn, um felbfi: die
Wimdererfcheinung
Anzufchaun ; ihn fak ich aus Mutterblute
gezeuget.
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DIE MUSEN, 273
Drauf Urania fo : Was auch dich beweget,
o Göttin,
Unfere Wohnung zu lehn ; uns fehr will-
kommen erfcheinft du.
Wahr ilt indeis das Gerücht, und Pegafus
brachte den Urfprung 10
Diefem Quell. Und lie führte zum heiligen
Sprudel die Pallas.
Als fie lange bewundert des Huffchlags
quellende VVasser;
Schaut Ile umher die IIa ine der alter thümli»
chen Waldung,
Und die Geklüft', und die Kräuter, gemahlt
mit unzähligen Blumen;
Und: Glückfelige, ruft ße, zugleich an Ge-
fchäft.und an Wohnung, 15
Ihr,.der Mnemofyne Töchter! Da redete eine
der Schwefiern:
O wenn Tugend dich nicht zu' höheren
Tliaten entflammte.
Du zur GenolUn beÄimmt, Tritonia, imferes
Chores !
Wahr üt die Red', und mit Recht wird Kunß
gepriefen und Wohnung.
18
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«74
f>I£ MirS£lCi
Ja, ein Kebliches Loos empfingen wit, wären
wir ficher. 20
Abet (fo gar nichts achtet em FrcVeler !) sAlea
erfchrecket
Uns jungfräuliche Seelen; es fchwebt der
graufe Pyreneus
Vor dem Geilcht; kaum ]ezo noch kehrt mir
ganz die Beiinnung!
Daulifcher Fluren Bezirk und phoceifcher
hatte der Wütrich
Inne mit thracifcher Macht; und gefezlos
herfcht* er mit Willkiiht. 25
Einft den pamaüfchen Tempel befuchten wir.
Jener erblickt* uns
Wandelkide; und xoit Vereh^ng geheuchel-
tes Dienfies fich nahend:
Weilt, mnemonifche Mädchen, (er kannt* uns),
weilet ein wenig,
Sprach er; und lafst mein Haus vor der Wut
des Gefiims und des Regens
(Denn es regnete lehr) euch vertheidlgen!
Oft ja in Hüttlein 30
Traten die Oberen ein! — Durch Zeit und
Worte genöthigt,
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DIE It V S £ K^
275
Folgen wir Willig dem Manti , und gehn in
die vorderften Zimmer.
Bald war der Begen verraufcht; es beilege ten
Korde den Südwind,
Und das braune Gewölk zerfiog am gereinig-
ten Himmel.
Gehn war unfer Begehr; doch Pyrenöus,
fchlielsend die Wohnung, 35
Drohte Gewalt, der wir mit genommenen
Schwingte entflohen.
ttöch auf der Burg ftand jener, eü folgen
• bereit ßch gebehrdend,
Und: Wo Bahn ift fiir euch, dcrrt, rufet
er, wird fie für mich fein!
Und et emtfpringt wahnfinnig dem oberften
Gipfel des Thurmes:
Aber er ftürst auf das Haupt, und dumpf
mit zerfchmettertem Schädel 40
Schlägt er Äerbend den Grund, Tom freveln-
den Bhite geröthet«
Aifo erzählte die Mufe; da raufchV ein
Geflügel die Luft durchs
Und ein krächzender Grufs ertänete hoch Tön
den AeSten*
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F^las fchauet empor, und, woher fo deut-
liche Rede,
Forfchet Ge rings, und wähnt, dafis menfch-
liche Zunge geredet. 45
Vögel waren es: neun an der Zahl, ihr
Schickfal hejammemd,
Saßen fie hoch im Gezweige, die allnach-
ahmenden Elftem.
Zur anfiaunend^i Göttin hegann die Göt-
tin: Auch jene
Mehreten jüngß: den geflügelten Schwärm,
in der Wette hefieget.
Fieros, reich an Gefild', erzeugte lie, woh-
nend in Fella; 50
Dem lie Euippe gehahr, die Fäonerin. Neun-
mal erfchien ihr
In neunmaligen Wehn, die gerufene Macht
der Ijucina.
Stolz oh der Anzahl bläht lieh der Schwann
der thörichten Schwefiem.
So viel Städte hindurch, der Hämonier und
der Achäer,
Kommen ße her, imd reizen mit folcherlei
Rede den Wettkampf. ß^
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»IE MUSEN, 277
, Höret doch auf, zu teufchen das unge-
wizigte Völklein
Durch geifileeres Getön! Mit uns, wenn ihr
felber euch trauet,
ThespiTche Göttinnen, kämpft! Nicht Stimme
noch KunA ift geringer
Uns, und die Anzahl gleich. Auf, räumt
entweder beileget
Uns den medußfchen Born , und Hyantias
Quell Aganippe; 60
Oder von ims wird geräumt bis zu den be-
fchneiten Päonern
Euch die emathifche Flur. Den Kampf ent-
fcheiden die Nymfen.
Schimpflich wars lieh melTen im Kampf,
doch Weichen erfchien noch
Schimpflicher. Treue befchwören bei heiliger
Flut die erwählten
Nyznfen, und fezen fich hin auf Bänke von
lebendem Marmor, 65
Ohne zu lofen beginnt, die 2uerft dem
Streite lieh darbot;
Krieg der Unfierblichen fingt lie ; und falfches
Kuhms die Giganten
Digitized by VjOOQIC ,1
J
2jQ DIE VLV SEH»
Würdigeml, kränkt lie die Thaten der ewig
waltendeu Götter.
Aufgefandt aus den Tiefen des Erdreichs*,
habe Tyfoeus
Furcht den HimmlifcheA allen erregt, dafs
alle den Rücken 70
Wandten zur Flucht; bis die Matten zulezt
die ägyptifche Fläche
Aufnahni, und der in lieben Ergißlsungeu
itrömende Nilus.
Dort auch verfolgt', erzählt ße, der Erdge*^
bohrne Tyfoeus;
Und erlogne Geftalt umhüUete jeden der
Götter,
Fuhrer der vrolligen Triff: ward Jupiter; wel-
cher daher noch 75
Jeat n4t gekrümmtem Gehörne lieh zeigt, als
libyfcher Ammon.
Delius barg ßch im R^ben , der Sem^Ie SoJm
in dem Gei£sbock,
Juno iö fphimmerndei? Kuh, in Geftalt der
Kaze Piana,
Venus fchlüpft' in den Fifch, der Cyllenier
flattert' als Ibis,
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j>i£ MuasM.
£79
Solches faBg zur Gitarre des Fieros tönende
Tochter, ßo
Wir A.oniden vertraun der Kalliope tmleren
Wettkampf»
Diele» das \f^allende Haar im Efeukranze
gefammelt,
Trit hervor, mit dem Daum fanfttöncnde
Saiten verfuchend;
Und den) gelchlagenen Spiele gefellet de hohe
Gefangen
Freuend der Ceres Gefchenk , und ihres
Triptolemos Luftfahrt: Ö5
Wie £e zuerlt auffchollte das Land, und
mildere Nahrung
Schuf, und mildere Sitte den Sterblichen,
lund die Gefe;se;
Dafs durch Ceres Gefchenk iie menfchlicher
wurden und frömmer.
Jezo hefchlofs den Gelang die erhabenste
unferes Reigens.
Aber dieNymfen erkannten den helikonifchen
Jungfraun 90
Mit einträchtigem Spruche den Sieg. Als
drauf die Beliegten
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2ßO DIE MUSEN.
»
Schmäheten: Weil cucli demnach, durch den
Wettkampf Strafe verdienen.
Sprach fie, zu wenig noch iß, und Läite-
rung ihr der Verfchuldung -
Zufugt, und nicht einmal die freie Geduld
uns gegönnt iJß:;
Wohl! fo verlangen wir Buls', und folgen
dem rächenden Zorne! ^5
Lachend hörts die Emathierfcha.'xr , und
verachtet die Drohung.
Doch da zu reden Ile trachten, und laut mit
Gefchrei zur Verruchtheit
Auszuihrecken die Hände, da lehn lie Gefie-
der hervorgehn
Ganz an die Nägel hinah, und Flaum die
Arme bedecken.
Ein' an der anderen fchaut, wie der Mund
zum ffcirrenden Schnabel 100
Spiz /ich engt, und ein Vogelgefchleeht den
Waldungen zuwä.chit:.
Jammernd wollen fie fchlagen die Bruft; die
geregeten Arme
Schwingen Ge hoch in die Lüfte , die* wald-
' durchkrächaenden Elftem.
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DIE MTTSEN. 2Ö1
Jezt noch bleibt dem Gevögel die alte Bered-
famkeit übrig,
Heiferer Kehlen Gefchwäz , und die Sucht
unmäfsig zu plaudern. 105
Digitized by VjOOQIC
fiö2
XXV.
CERES.
leeres zuerü: hat Schollen mit hakigem
, Pfluge gB wühlet; -
Cexes zuerA gah Früchte dem X^and* und mil-
dere Nahrung;
Ce?es gab die Gefeze; durch Ceres Gelqhenk
find , wir alles,
Jene gebührt mir zu fingen. Q könnt* ich
nur würdig der Göttin
Singen ein Läed! Doch die Göttin iit wc-
nigftens würdig des Liedes. 5
Eine gewaltige Infel bedeckt gigantifche
Glieder,
Trinakris: fchwer auflaltend dem ungeheuren
Tyfoeus,
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£ n E s. 283
Dränget üe ihn , der gewagt ätheriiche Size
zu hoffen.
Zwar ftrebt jener empor, will oft aufgehen,
und müht lieh;
Aber die Rechte bedeckt der* aufonifche Fel-
len Peloros; ip
Du, Pachynos, die Link'; und die Schen-
kel ihm zwängt lilybäos;
Aetna belaRet das Haupt, wo, dem Grund'
anlehnend den Rücken,
Sand aiisfpeiQt und Glut aus entfezlichem Ra-
chen Tyfpeus.
Oftmals ringt er mit Macht hinwegarbeitend
die Erdlaft,
Dafs er die thürmenden Stadt' und Gebirg'
abwälze vom Leibe, 15
Davon erbebet das Land; und es zagt der
König der Geifter,
Dafs ihm zerfpalte der Boden in weit aufgäh*
nender Oefnung, ,
und eindringender Tag die* zitternden Schat-
ten erfchrecke.
Bange vor folchem Verderb enteilte der
finfteren Wohnung
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CERES.
Jezt der Tyrann , und im Wagen von dunke-
len Rollen geführet, 20
Mußert' er rings des iikulifcben Lands Grund-
fefien mit Vorßcbt.
Als er genau nttn erforfcht, es wackele nir-
gend ein Ort ihm,
Und die Beforgnis verfchwand; da fahe den
Ich weif enden Venus,
Sizend auf Eryx Höhn, und fprach, den
Knaben umarmend:
Du mir Waffen und Arm, du meine Ge-
walt, o Erzeugter» 25
Nim das Gefchöfs, Cupido, womit du alle
beiiegeft 5
Und in die Brüll: des Gottes entfende mir
hurtige Pfeile^
Dem das äufserfte Loos zufiel des gedrittelten
Reiches.
Du kannft Götter, und Jupiter felbfl, du
Mächte der Meerflut
Bändigen, du felblt ihn, der beherfcht die
Mächte der Meerflut, 30
Was foll der Tartarus rubn? Warum nicht
dehnlt: du die Herfchaft,--
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C E Ä E S. fiÖ5
Dein und der Mutter zugleich ? Hier gilts
ein Drittel des Weltalls!
Dennoch . wird üe fogar in unferem Himmel
verachtet,
Solche Gewalt! und es fchwinden mit mir
die Kräfte des Amor.
Sieheft du nicht , wie Diana die Jägerin,
nicht, wie Minerva 35
Schon lieh gewendet von mir? Auch der
Ceres Tochter iü: Jungfrau,
Wenn wirs dulden, hinfort; denn He hegt
die felbige Hofiiung.
Auf denn! für das gemeinfame Reich, weün
ich Liehe noch finde,
Füge die Göttin dem Ohm! — So redete
Venus; doch Amor
Löfi: den Köcher, und legt nach der Wahl
der Mutter aus taufend 40
Einen der Pfeile jsurück: nicht fpiziger dro-
het ein andrer,
Noch fehlloferes Flugs, noch mehr der Senne
gehorchend. ^^^
Jezo krümmt er das Hom mit angefiemmetem
Kniee,
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nQ(5 CERES.
Und durchbohret das Herz mit hakigem Rohre
dem Pluto.
Ein tiefflutender See iit Hennas Mauren
benachbart, ' 45
Pergus mit Namen genannt* Nicht häufiger
höret Kayfiros
Schwanengefäng* , als diefer^ in fanft hin-
gleitenden WalTetn.
Ringsher kränzen die Flut Umv^aldungen^
Welche beßändig^
Wie mit laubigem Teppich, die Glut abweh-
ren des Phöbus.
Kühlung Itreut das Gezweig* , und die Au
hellfchimmernde Blumen. 50
Frühling ift ewig im Hain. Als hier Profer-
pina weiland
Spielete> fanfte Violen und Iilberne Lilien
brechend ;
AI3 fie mit kindlicher Luft fich die Körb* und
den Schoofs des Gewandes
Anfüllt^ tmd zu befiegen die Freundinnen
eifert* im Sammeln:
Wurde zugleich lie gefehuj und geliebt, und
geraubet von Pli^to. 55
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C £ R £ 8. 2Ö7
Alfo durchfiürmt ihn. die Flamme! Sie rief,
die etfcbrockene Göttin^
Müttet und Freundinnen an, doch häufiger
rief fie die Mutter,
Batig*; ütid indem da5 GeWand üe zerrifü am
oberü;en tlande.
Sänken aus gleitendem Rocke hinab die ge-
fammelten Blumen:
Und, fo; lauter noch war die jugendlich hei-
tere Unfchuldl 60
Auch der felumen Verlufi: erregete Kummer
dem Mägdlein.
Pluto beflügelt die Fahrte und jeglichen ru*
' fend mit Namen,
Treibt er die RöITe zum Lauf ^ und über die
• mähnigin Hälfe
Schüttelt et dunkele Zügel j mit Eifenfchvi^ärze
gefärbet;
Ueber des Sfees Abgrund' enteilet er, und der
Paliker 65
Dunftendes Schwefelgefümpf ^ das geborge-
nem Boden entfiedet ;
Und wo die Bacchiaden vom Dofpelfirande
Korinthus,
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OQß CERES.
Zwilchen dem grölseren Hafen und kleineren,
Mauren gegründet.
Cyane hält in der Mitt', und PiTas QuelV
Arethula,
Jenes umfchloITene Meer , das hegegnende
Hörner verengen. 70
Dort war lic, von welcher der See den Na-
men behauptet,
Cyane, hochberühmt in der Schaar ükelifcher
Nymfen,
Die in der itrudelnden Flut bis hoch zu den
Hüften emporlhind.
Und üe erkannte den Gott: Halt! rufte Iie,
gehet nicht weiter!
Niemals wirft du mit Zwang der Ceres Eidam.
Erbitten 75
Sollteft du He, nicht rauben. Wofern mir
kleines. mit grofsem
AbzimielTen gebührt; um mich auch bewarb
lieh Anapis;
Aber erfleht, nicht alfo g^ngltiget, reicht'
ich die Hand ihm.
Diefes gefagt, trat jenö mit ausgebreiteten
Armen
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C £ R B S.
Ä09
Ihm in den Weg. Nicht hemmte den Zorn
der ratumifche König: . qo
Welcher die RolT' anmahnend, die fchreckli-
chen, tief in den Strudel,
Umgedreht mit gewaltigem Arm, den gebie-
tenden Zepter
Schwang; däfß getroiFen die Erd* ihm Bahn
zum Tartarus auffchlofis,
Und den entfturzenden Wagen empfing in
die Mitte des Schlundes.
Cyane trauret zugleich um Proferpina, und
die Verachtung 35
Ihres geweiheten Quells ; die unausheilhare
Wunde
Nährt ile in fchweigender BruA, und ganz
in Thränen verrinnt fie;
Und, wo als Göttin lie jürigfi: obwaltete , in
die GewälTer
Fliefst iie jezo verdünnt. Man Iah weich
werden die Glieder,
Biegfamer jedes Gebein, und frei von Härte
die Nägel. 90
Immer das zartere fchmolz von der ganzen
Geitalt ihr zuerft hin,
19
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290
C £ R £ a.
Ihr blaulocldges Haar> und die Finger , die
Bein* und die FüTse;
Denn nur kurz in erkaltende Flut i& feinerer
Glieder
Uebergang.; und darauf Ichwarid Rücken und
Seit', und die Schultern,
Auch die Bruft, ihr hinweg in Tanft verrie-
feinde Bäche^ 95
Endlich drang y ftatt lebendes Bluts , den
zergehenden Adern
WaHer hinein ; und nichts war anzufallen
noch übrig.
Aber indefs ward umfonf^ . von der zagen-
den Mutter die Tochter
Rings in jeglichem Lande gefugt, und in
jeglicher Tiefe.
Niemals Iah Aurora, mit. goldenen Haaren
erfcheinend, 100
Jene vom Gang' ausruhn ; nie Hefperus. Stets
in den Händen
Hielt iie brennende Fichten^ an Aetnas Flam-
men entzündet,
Welche iie unruhvoll in thauigen Nächten
umhertrug.
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C E R £ S. 291
Wiederum, wann Aet heilige Tag die Ge-
ftime verdunkelt.
Suchte vom Aufgang jene zum Niedergange
ciie Tochter. 105
Als nun müde vor Duril fie fchmachtete,
und ihr die Zunge
Keine der Quellen gekühlt; ]ezt traf fie ein
niedriges Hüttlein,
Strohbedeckt, und klopft' an die l^hür« Ein
Mütterchen öfnet
Trippelnd, imd fchaut die Göttin^ und reicht,
da Waffer ße bittet,
Ihr ein füfses Getränk, aus gerofietem Malze
gefotten« 110
Während fie trinkt das gereichte, da tritt
vor die Göttin ein Knabe,
Frech von Geficht und verwegen, und lacht
und nennet fie gierig.
Doch die beleidigte fchwinget die Neig' in
des redenden Antliz,
Und tunfirömt ihn mit Näffe zugleich und
malziger Mifchüng.
Flecken laugt das Geficht; und dort, wo
er Arme gereget, 115
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2^2.
C £ a £ s.
Reget ^r Bein', und ein Schwanz befchlielst
die verwandelten Glieder.
Nur in kleine Gefialt, dafo klein auiu Scha-
den die Kraft fei,
Enget er fich, noch unter dem MaaCs der
gewöhnlichen Eidex.
Doch wie^das Mütterchen ftaunt, wie.ße weint,
und zu greifen ihm nachläuft.
Flieht er behend', und ereilet ein Loch; nuu
fuhrt er den Namen 120
Sterneidex, um den Leib mit iternigen Tropfen
gefprenkelt»
Welche I^nde die Göttin durchirr ete,
welche GewäCTer,
Ifi: langvv^eilig zu melden: der fuchenden f^lt<^
der Erdkreis.
Nach Sikania kehrt lie ?urück ; dor^ alles
erforfchend,
Naht iiö der Cyane jezt: die, wä;:e lie nicht
in Verwandlung, 125
Hätt' ihr alles erzählt; doch Mund fo wenjg
wie Zuuge
Spricht der redötiden an; nichts liatte fie,
Worte zu bilden.
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OE K E S.
293
Doch ein deutliches Zeichen gewähret ße;
und den hekannten,
Dort in den heiligen Strudel hinabgefallenen
Gürtel,
Welchen JPerfefone trug , den zeiget ße oben
im WalTipr. 130
So "wie fie jenen erkannt 9 als ob crß jezo
den Raub He
Wüfste, zerrifs ßch die Göttin das ungeord-
nete Haupthaar,
Und fle zerfchlug, wie zuvor, die zerfcUa*
gene Bruft mit den Händen.
Nicht, wo lie fei, weifs jene; doch Tchilt
fie die Gegenden alle,
Undankbate fie nennend, nicht werth der
verliehenen Feldfrucht: 135
Doch das trinakrifche Land vor anderen , wo
fie des Schadens
Spuren entdeckt. Dort jezo die fchollenkeh-
renden Pflüge
Brach fie mit wütender Hand, und verdammt*
im Zorn die Befteller,
Männer und Stiere, zum Tod*, und hieis
ableugnen den Acker
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294 CERES,
jUles vcrtraucte Gut, und falfchte die edelen
Samen. 140
Siehe der fruchtbare Segen, der rings um-
wallte den Erdkreis,
Ldegt nun taub; es erAirbt im fproilenden
Grüne die Saatflur.
Bald hßt heftige Sonn', und heftiger Kegen
gefchadet,
Bald das Gehirn, und der rafende Wind;
auch die gierigen Vögel
Kaffeu geftreuQte Saat; de^r Ijolch und die
DiAel beherfchen 145
Nährende Weizengefild', und unaustilgbare
(Quecke.
J^zt aus e^eifch^n Fluten erhob ArethuTa
die Scheitel,
Und ihr triefendes Haar von der Stithe ge-
wandt 55U den Ohren,
Sagte lie: O du Mutter dey rings erkunde-
ten Jungfrau,
Mutter der nährenden Frucht, o hemme die
fchre(jklich(8 Drangfall 150
Zürne picht fo gewaltig dem Äet's dir Pflich-
tigen Jjandel
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CEA £S.
«95
Nichts hat verfchuldet das liand; es tru»
unwillig den Räuber.
Nicht für die Heimat fleh' ich um Gnad'; als
Fremdlingin kam ich.
Pifa ilt Heimat mir, und den Urfprung leit'
ich aus Elis.
Angeiiedelt bewohn' ich Sikania; doch mir
• erwünfchter 155
J& kein Land. Hier hab' ich, benamt Are-
' thufa, Penaten
Jezo 4md häuslichen Siz. Du, gütige Göttin»
erhalt' ihn!
Aber warum ich £0 weit auswanderte, und
durch des Meeres
Wogen hzeher mich gewandt in Ortygia : dies
zu erzählen.
Kömmt die gelegnere Stunde, wann du, von
Sorgen erleichtert, 160
Freundlicher trägR dein Geficht. Mir beut
dillrchwegfamer Meergrund
Dunkele Bahn, und gerollt durch unterirdi-
fche Klüfte,
Heb' icih allhier mein Haupt, die entwöhne-
ten Sterne zu fchauen.
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2q6 C E H £ s«
Als ich unter der Erd* im ßygifchen Strudel
einherglitt.
Sah ich deine Proferpina dort mit eigenen
Augen, 16 ß
Traurig zwar im Gellcht , und noch imer-
heitert vom Schrecken,
LH Ixe Königin doch, und gebeut in dem
, dülteren Weltraum,
Als obwaltende Gattin des \mterirdifcheii
Herfchers.
Staunend vernahm die Mutter, wie Itarrer
Fels, die Era^ihlung;
Und, wie vom Donner gerührt, Rand lange /ie.
Doch wie der Schmerz ihr 170
Heftig die heftige Wut aufregcte; fuhr fie loa,
Wagen
Hoch zur ätherifchen Luft. Dort ganz in
Wolken das Antliz,
Stand fie mit bitterem Halle vor Jupiter,
fliegend das Haupthaar»
Für mein eigenes ßlut. und das deinige,
Jupiter, komm' ich.
Sprach fie , dich anzuflehn ! Wenn Gunit
nicht findet die Mutter, • 175
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C E U E S.
a97
Rühre die Tochter dein Ilerz, und nicht fei
weniger darum
Väterlich gegen dein Kind, weil mir im
Schoofse ße aufwuchs!
Ach, fo lange gefucht, ward endlich das
Kind mir gefunden;
Wenn ja finden du nennft, nur ficherer noch
^u verlieren,
Oder zu wiflen, wohin fie mir fchwand! Die
Entführung verzeih' ich, iQo
Geh' er nur jene zurück! Niclit traun des
vermähleten Räuhers ,
Ift ja würdig dein Kind, fei auch das mei-
nige würdig!
Jupiter drauf antwortet: Gemeinfame Luft
und Befchwerd' iß:
Mir die Tochtei;, wie dir. Doch wenn uns
jezo nach Wahrheit
Namen zu wählen gefällt, nicht fcheint mir
Beleidigung folches, 1Ö5
Sondern Lieh'; auch wird er nicht Schand'
uns bringen, der Eidam;
Wolle nur du, o Göttin! Das übrige fehlen
wie viel iß:.
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^98
CERES.
Jupiters Bruder zu fein ! und was ? auch
das übrige fehlt nicht!
Nur am Loos weicht jener mir felbft! Doch
wenn mit Gewalt du
Trennung verlangft; fo k^hre Proferpina wie-
der zum Himmel: 190
Nur mit dem llrengen Beding, . w^ofem lie
keinerlei Speife
Dort mit dem Munde berührt! So wills der
Farcen Verhängnis!
Jupiter fprachs; doch Ceres begehrt der
Tochter Zurückkunft.
Aber das Schickfal verbeut; dieweil nibht
faßend die Jungfrau
Ausgedaurt, und, irreud im fruchtbaren Gar-
ten mit Einfalt 195
Einen punifchen. Apfel vom hangenden Baume
gepflücket,
Und aus gelblicher Rinde die lieben genom-
menen Kömer
Heber die Lippe gebracht. Von allen der
einzige fchaute
Dies Askalafos an: den weiland, lagen Ile,
Orfne,
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C £ A E S.
«99
Nicht a^ Ruhm die geringfte der avernali-
fchen Nyxnfen, 200
Aus des Acherons. Lieb' in umnachteter Grotte
göbohren.
Diefer fchaut', und verkündend, der Grau-
iame, raubt' er die Heimkehr.
Unmutsvoll verwandelt des Erebus Fürßin
den Zeugen
Zum unheiligen Vogel: mit Fhlegethons Wolle
befprengend,
Schuf He dem Haupt, nebft Schnabel und Bufch,
grofsfunkelnde Augen. 205
Er, lieh felber entraft, wird in gelbliche
Flügel gekleidet,
Mit vorwachfendem Haupt , und krümmt
langkrallige Klauen;
Doch kaum regt er ziun Flug' unthätiger
Arme Befiedrung.
Gram zu verkündigen wird er ein misgeßal-
teter Vogel,
Sterblichen Graun und Entfezeo, ein trag'
einHedelnder Uhu. 210
Zwar der Plauderer hatte der, frevelen
Zunge Beibafiing
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300
CERES.
Wohl rdrdient: doch euch, acheloifche Mäd-
chen, ^oher euch
Vogelfufs' und Gefieder, bei menfchilchem
Antliz der Jungfrau?
Etwa , weil ihr des Tags , da Proferpina Blu-
. men des Frühlings
Las, in der Zahl der Gefpielinnen wart, ton-
reiche Sirenen?
Als. ihr umfonft nach jener im Kreis der Erde
geforfchet.
Stracks, dafs euere Sorg' auch Meeresfluten
erfuhren,
Wünfchtct ihr über der Wog' in ruderndem
Fluge zu fchweben;
Und willfährige Götter erhöreten, Plözlich
gehüllet
Saht ihr euere Glierder in gelb umwachfende
Federn. 220
Aber damit das Getön , das fanfc die Ohren
bezaubert, '
^ Nicht auf der ^unge vertönt', und der Kehle
m^lodifcher Reichthum;
Blieb euch m^nfchliche Stimm', und blieb
jungfräuliches Antliz.
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CERES« 201
' Jupiter, Zwilchen den Bruder geitellt und
die traurende Schwefter,
Theilete nun gleichnjäfsig ' des Jahrs umrol-
lende Kreifung, 225
Jezo verweilt die Göttin, mit Macht zwei
. Jleiche beherfchend,
J^r, dem Gömabl fechs Monden^ und fechs
hei der liebenden Mutter.
Andre Gpßa^lt bat plözjicjbi c^e Se^l& zugleich
; und das Antliz :
Denn , die eh^gn noch traurig erfchien auch
felber dem PJuto,
Trägt nun heiter die St^rn, wie die Sonn',
in regnende Wölken 230
Eben gehüllt, wann liegend hervor aus dex
Wolke iie ftralet. '
Ceres fragte nunmehr, forglo$ nach ge^.
, fundener Tochter,
Was dich entferpt, Are thufa ,, warum du eia
. heiliger Quell feilt.
Ringsum fchwieg das Gewog' ; und die Götf^
tin hob aus des Quelles
Tiefe dos, Haupt; dann trocknend das gjrün-
liche Haar mit den Händen, 235
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5oa
C £ A £ S.
Meldete fle , wie vordem der eleifche Strom
lie geliebet.
Nymfe von jenem Gefchleclit, das achäi*.
fche Fluren bewolmet.
Sprach fie, war Icli; nie ftreifte gefchiftiger
eine durch Waldhöhn
Jagend umher, . nie ftellte gefohäftiger eine
das Garn äiii.
Aber obgleich ich nie um der Schönheit Kuhm
Inich bekümmei^t; sJ^o
Küßig und fiark, wie ich 1var> ich hiefs die
Schöne beftändig.
Doch erfreute ' mich nicht mein hochgepriefe-
nes Antliss;
Und, was andre beglückt,' das Lob des
blühenden Wuchles
Machte mich Ländliche roth; und ich hielt
' zu gefallen für Frevel.
Aus dem ftymfalifchen Wald% ich erinnre
mich, kam ich ermüdet. 245
Htifs war der Tag, und es mehrt' Arbeit die
gewaltige Hize.
Siehe, da riefelte Hill ein W^fferchen ohne
Gewirbel,
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CERES.
303
Bis an den Grund durchlichtig, wodurch in
der Tiefe mir zählbar
Jedes Kiefelchen war; und kaum fiofs )eif«f
die Welle.
Grauliches Weidengebüfch , und die walTer-'
genährete Pappel, 250
Ueberwölbten von felbft die hangenden Borde
mit Schatten.
Und ich naht", und kühlte zuerft die Sohlen
des FufseSf
Dann zu den Knieen empor; noch lüftemer
löft' ich den Gürtel:
Und mein weiches Gewand der gebogenen
Weide vertrauend,
Taucht' ich enthüllt in die Flut. Doch indem
ich ße fchlug und heranzog, 255
Gleitend in jeder Gefialt, und die fchmeidi-
gen Arme bewegte;
Stieg mir unter dem Strudel, ich weifs nicht,
welches Geräufoh auf;
Und ich erlchrockene trat an den Rand des
näheren Ufers.
Nicht fo geeilt l rief plözlich aus eigenen Flu-
ten Alfeos:
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304
C£ HB S.
Nicht fo geeilt, Arethuüa! erfcholl von neuem
lein Ausruf. s.6o
Ohne Gew3ui<i, wie ich war, enteilet' ieh;
denn dad Gewand hing
Diiiben am anderen Bord. Noch he^iger
drängt er, und glüht er;
Und weil nackend ich \trar, fo fchien ich
gefälliger jenem.
Alfo lief ich in Haft, fo drängte mich wild
der Verfolger:
Wie vor dem Habicht entHiehn mit zitternder
Schwinge die Tauben, 265
Und wie den zitternden Tauben im Sturm
nachflieget der Habicht.
Weit nach/ Orchoraenos hin , nach Plofis hin,
und Cyllene,
Bis. zu mänalifchen Höhn , und den Höhn
Erimanthos, bi^ £lis
Hielt ich den fliegenden Liauf ; nicht Xaumen-
der folgte mir >ener.
Aber lange zum L>auf mich anzufixengen, ge-
brachs mir 270
Armen an lyraft; und jener war ganz un er-
müdet zur Aibftit.
Digitiz*edby Google
CERES.
305
Dennoch die Ebenen durch, und die haum-
umfchatteten Berge,
Felfen fogar und Geklipp, unwegfame Wü-
fien, durchlief ich.
Rückwärts Ichien mir die Sonn', und langhin
Iah ich den Schatten
JVIir vor den Füfsen geftreckt; wofern« nicht
Angft ihn allein fah. £7^
Aber gewifs erfchreckte der Füfse Getön, und
es hauchte
An das gefchleierte Haar der gewaltige Athem
des Mundes.
Matt von der müdenden Flucht : Hilf, ruft' ich>
o hilf! er erhafcht mich!
Hilf der Genofßn, Diktynna, der deinigen!
der du zu tragen
Oft den Bogen gereicht, und den pfeilum-
fcliliefsenden Köcher! 2O0
Gleich war die Göttin bewegt, und eine det
dichteßen Wölken
Stürzte ße über mich her. Die mit Nacht
umhüllete forfchet
Aengftlich der Strom , und tappt ringshet
um den bergenden Nebel.
20
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30Ö
CERES.
Zweimal umirrt' er die Stelle bethört, wo
die Göttin mich einfchlofs ;
Zweimal erfchoU: Arethufa! o komm, Are-
thufa! fein Ausruf. 205
Ach "wem pochte das Herz, wie mir Elenden?
Etwa dem Lamme,
Wenn es die fchnaubenden Wölfe vernahm
lun das hohe Gehege?
Oder dem duckenden Hafen im Bufch, der
die feindlichen Mäuler
Stöbernder Hund* anfchaut , nicht wagend
den Leib zu bewegen?'
Dennoch entweicht er nicht; denn nirgendwo
Spuren des Fufses ßpo
Schauet er weiter entfernt; das Gewölk und
die Stelle bewacht er.
Kalter Schweiüs umitrömt mir belagerten jezo
die Glieder,
Dafs van dem ganzen Leibe mir bläuliche
Tropfen entfallen.
Wo i<?h die Fiifse bewegt, dort wallet ein
See; aus den Locken
Trieft mir der Thau ; und gefchwinder, als nun
ich erzähle mein Schickfal, 295
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C^KI.S.
307
Lop ich in NälTe mich auf. Doch felbß die
geliebeten Wafler
Kennet der Strom: und er legt die genom-
mene Mannesgefialt ab,
Und wird, mir /Ich zu milchen, in eigene
Fluten verwandelt.
Delia fpaltet die Erd*; und ich, in die Tiefe
mich tauchend,
Eile durch blindes Geklüft zur Ortygia : welche,
der Göttin 500
Als gleichnamige Werth, mich zueril an die
Lüfte hervorzog.
Alfo fprach Arethufa. Da fpannte die
fruchtbare Göttin
Vor das Gefchirr zwei Schlangen, das Maul
^mit Zäiunen gebändigt.
Und lie durchfchwebte die Luft im Mittel' der
Erd' und des Himmels.
Jezt dem Triptolemus bringt lie das luftige
Drachengefchirr hin 305
Zur tritonifchen Burg, und giebt ihm Samen
zu ftreuen,
Theils in rohes Gefüd', und theils in endlich
erneutes.
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3o8 ' c E n E s.
Hoch fchon über Europa und Alias Lande
getragen.
Fuhr der Jüngling einher, und Scythiens
Küften erreicht' er.
König alhier war Lynkos. Er geht in des
Königes Wohnung. 310
Wie er komm'> um des Wegs Urfach', um
Namen und Heimat,
Ward er gefragt, und: Die edle Athen ifi,
fagt' er, mir Heimat;
Und Triptolemus heifs ich; mich trug kein
Kiel durch die Wogen,
Noch durch die Lande der Fufs, mir öfnete
Bahnen der Aether.
Gaben bring' ich von Ceres, die, weit durch
Aecker geftreuet, 315
Fruchtbare Aernten des Korns und mildere
Nahrungen tragen.
Neidifch Iah der Barbar; und um felbft Ur-
heber fo groTser
Milde zu fein, empfängt er Men Gafi:; und
dem fchlummerbetäubten
Naht er mit würgehdem Stahl. Da die Brult
zu durchftofsen er trachtet,
•Digitized by VjOOQIC
CERES. 309
Wandelt ihn Ceres zum Luchs, und halfst
von neuem die Luft durch 320
Lenken fein heiliges Drachengefpann den
»lopfopifchen Jüngling.
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310
XXVL
A R A C H N E.
Jl alias hörte den Rulim der Mäonerin,
jener Arachne,
TDoSs üe ihr felbft nicht weiche .mit künit- •
lieber Wollebereitung,
Nicht durch den Adel des Orts, noch der
Herkunft, -war iie gepriefeu;
Sondern durch Kunfi. Ihr Vater, der Kolo-
fonier Idmon,
Pflegt* in phocäifchen Purpur die trinkende
Wolle zu tauchen. 5
.Todt war die Mutter bereits, auch ße aus
niedrigem Volke,
Und dem Vermähleten gleich. Doch fand in
den lydifchen Städten
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A a A C U N £.
3"
Jene durch edelen Fleifs denkwürdigen Na-
men, wiewohl de
Stammt* aus kleinem Göfchlecht, und wohnt'
in der kleinen Hypäpa.
AnzuTchaun der Arachne bewunderungswür-
dige Arbeit, lo
Kamen die Nymfen daher von den Weinhöhn
ihres Tymolos,
Kamen aus ihrem GewälTer daher paktolifche
Nymfen.
Nicht nur gewordene Zeuge vergnügte fie
dort ZU" betrachten,
Sondern die werdenden auch: fo paarte ßch
i Kunfi mit der Anmut!
Ob fie die rohere Wolle zuerlt aufwickelt' in
Ballen ; 15
Ob mit den Fingern ihr Werk fie lockerte;
oder ob krämpelnd
Feiner fie zog und feiner die nebelähnlich^en
Vliefse ;
Ob fie mit hurtigem Daum umfdhwang die
gerundete Spindel;
Ob mit der Nadel fie flickte: gewiziget fchien
fie von Pallas.
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512 ARACnWE,
Doch üe leugnet die Lehrenn ab, und be-
leidiget ruft fie: s.o
Streite die Göttin mit mir! nichts ill, was
beüegt ich verweigre!
Pallas nimt der Greilin Geßalt, und fälfcht
um die Schläfen
Graues Haar; auch fiüzet ein Stab ihr die
fchwächlichen Glieder.
So nun redete iie: Nicht hat das höhere
Alter
Unannehmliches nur; die Erfahrung reift mit
den Jahren« 25
Meinen Kath verachte mir nicht. Du Tuche
den Ruhm dir, .
Dafa vor den Sterblichen du am gefchickte-
Ren Wolle bereitelt.
Poch der Unfterblichen weich', und in De-
inut bitte Verzeihung
Deinem entfahrenen Worte ; der bittenden
wird iie verzeihen,
Düßerea Augs, verläfst fie die angefan-
genen Faden; 30
Kaum »och haltend die Hand , und Zorn im
G^ilchte bekennend,
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A R A C U N C, 515
Ruft ile die Wort' entgegen der eingehülleten
Pallas :
Dürftig kommft du des Sinns , und gefchwächt
vom laltenden Alter!
Wer zu lange gelebt, dem fchadet es! Sol-
cherlei Reden
Magfi: du der Schnur, die du haft, vorpre-
digen, oder der Tochter! 35
Rath eriinn' ich mir felber genug! Mit deinem
Ermahnung
Wähne mir nicht zu frommen; es bleibt be^
unferem Vorfaz !
Warum kommt ße nicht lelbfti imd meidet
den Kampf der Entfcheidung ?
Wohl, ruft Pallas, lie kam! und den
Wuchs ablegend der Greifin,
Stellt lie die Himmlifcbe dar: Voll Ehrfurcht
huldigen Nymfen * 40
Und mygdonifche Fraun. Sie allein nicht
zagte, die Jungfrau.
Dennoch erröthete ile; und es flog um dei
Trozigen Antliz
Schleunige 'Glut, die wieder Verfchimmerte
fo wie in Purpur
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3^4
A R A C II > E.
Pflegt zu errchciaen die Luft, wann zuerfl:
Aurora herannaht.
Und nach weniger Frilt lieh erhellt an der
Sonne Befixalung. 4^
Jene heharrt jLm Entfchlufs, und die thörichte
Palme hegehrend
Rennt ile ins nahe Gefchick. Nicht weigert
lieh Jupiters Tochter.
Weder ermahnt lie hinfort, noch fäumet üe
jezt die Entfcheidung.
Ohne Verzug nun ftellen ile beid' an ge-
sonderten Orten,
Und mit zartem Gefpinnlte befpai^nen Ile jede
den Webfiuhl. 50
Fefi am Baum ift die Weh', und der ^Rohr-
kämm fcheidet den Aufzug;
Mitten hindurch wird gefchoJDTen mit fpizigem
Sc^flein der Einfchlag,
Aus der entwickelnden Hand ; und gefireckt
nun zwifchen die Faden,
Drängen ihn dicht mit dem Stofs die gerei-
heten Stäbe des Kammes.
Jegliche Kämpferin eilt; die Gewand' um den
Bufen gegürtet, 55
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A A A C H If £. 315
Regen üe kundige Arm', und die Luft macht
leichter die Arhelt.
Dort wird Purpurgefpinnfi , das den ty-
rifchen KelTel gekoltet,
Eingewebt, und daneben die fanft abgleiten-
den Schatten;
Wie nach Regenergufs von prallender Sonne
der Bogen
Pflegt mit gewaltiger Krümmung entlang zu
färben den Himmel; 60
Da in gcfchiedenen Räumen ihn taufend Far-
* ben durchfchimmem^
Fliefsen iie doch in einander , das Ipähcnde
Auge verwirrend:
So fehr fcbeint, was grenzet,. lieh gleich,
imd^ entfernteres ungleich.
Dort auch laufen hindurch die gefchmeidigen
Faden des Goldes;
Und im Gewirk erhebt iich ein alter thümli-
cher Inhalt, 65
Auf der cekropifchen Burg wirkt Pallas
färhend des Mavors
Fels, lind den längft befungenen Streit um
den Namen des Landes.
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2l6 ARACHNE.
Zwölf ÜnÄerbliclie fizen , und Jupiter mitten,
auf Thronen,
Mit ehrwürdigem Ernft, hochfeierlich. Jeden
der Götter
Zeichnet die eigne Geitalt, und den Jupiter
königlich Anfehn. 70
Aber der Meergott Itejit, und mit langge-
fchaftetem Dreizack
Schlägt er den fphrofiigen Fels, dafs hervor
aus der Wunde des Felfens
Springt die gefalzene Flut; und der Leiftende
eignet die Stadt lieh.
Selbft erfcheint Ce mit Schild und fpiziger
Lanze gewafiiet.
Und auf dem Haupte den Helm , an der Bruffc
die fchüzende Aegis. '/^
Und das geähnlichte Land, von der mächti-
gen Spize gefchmettert.
Treibet hervor mit Beeren den Sprols des er^
grauenden Oelbauins.
Staunend fehn es die Götter. Das Werk um-
kränzet ihr Siegslaub.
D&dh die Mäonerin zeigte vom Stiere ge-
teufcht die Europa:
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A R A C H N £«
317
Wahrhaft fehlen zu leben der Stier, und zu
wallen die Meerflut; • ßo
Wahrhaft fchaute daher zum verlaffenen Lande
% die Jungfrau.
So, wie lie angßvoU rief den Gefpielinnen,
und die Benezung
Scheute der .hüpfenden Flut, und die furch t-
fEOne Ferfe zurückzog.
Auch Aftexia fchuf Ile, gefafst vom ringenden
, Adler;
Leda dem Schwan, und Antiope hold dem
geheuchelten Satyr; 05
Wie in Amfitryons Bild' einlt Jiipiter warb
um Alkmene;
Wie er ein Hirt Mnemofyne teufcht', und
im Feuer Aegina,
Wie lun Danae Gold, und ein Drach' um
Proferpina fpielte.
Aber den Bord umringte mit BItmien durch-
flochtener Efeu.
SelbÄ nicht Pallas vermag^ noch die MiS*
gunfi, fagten die Nymfen, 90
Dir zu tadeln das Werk. An belebender
Kunft und Gefialtung
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5iß
A n ACHNE.
Gleichfi der Unßerblichen du; doch mit ed-
lerer Seele l>elcbt fie.
Auch dies Lob ereiferte dich, blondlockige
Männin;
Mehr ihr trozender Blick, und der Bildungen
höhnender Inhalt,
Welcher des Vaters Schmach dir vorwarf
Tochter und Jungfrau! 95
Zornig zerrifs die Göttin der Lafiierung fchno-
des Gemähld' ihr;
Und in der Hand noch haltend das Schif aus
cytorifchem Buxus,
Schlug fie dreimal die Stirn dem idmonifcheM
Mädchen Arachne.
Nicht erträgt es die Arme; das Seil an-
knüpfend , umfchlingt lie
Mutig die Kehl', Es enthebt die Hangende
Pallas voll Mitleid, 100
Und: So lebe demnach, doch hange du.
Frevlerin! ruft fie.
Und nach gleichem Gefez (nicht fohmeichele
dir mit der Zukunft!)
Werde befiraft dein ganzes Gefchlecht, und
die fpätefien Enkel.
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A R A C U N £.
319
Hierauf geht fie hinweg, und den Saft
hekateifches Krautes
Sprenget ße ihr; und fofort, da der traurige
Seim fie berührte, 105
Flols herunter das Haar, und die Nafe zu-
gleich, und die Ohren.
Winzig verfchrumpft ihr Haupt, am klein-
lichen Körper das Kleinße;
Schmächtige Fingerchen haften wie Bein' an
jeglicher Seit' ihr;
Üehrigens waltet der Bauch. Aus ihm auch
fendet Arachne
Faden, und fleifsiget noch als Spinn' ihr altes
Gewebe. n©
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320
XXVIl.
N I O B E.
iNiobe hört* im Pakfte der lydifchen
Spinne Verwandlung,
Als in . Mäonia noch am Sipylus wohnte die
Jungfrau ;
IDoch nicht warnte die Strafe der Volksge-
noffin Arachne>
Himmlifchen nachzufiehn , imd in kleinerem
Laute zu reden.
Vieles erhöhte den Muth. Üoch' weder die
Kunit des Gemahles, 5
Noch ihr heider Gefchlecht, und der Glanz
des mächtigen Reiches,
Gab ihr] folches Behagen, wie fehr auch
alles behagte,
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NIOBE, 221
Als der Kinder Gödeilm. Glücküligfie imter
dfen Müttern,
Niol)e, wärÄ du genannt, werni du nicht'
es gefchienen dir felber.
Denn des Tirefias Tochter J die znkunffc-
ahndende Manto, lo
Ging durch die Gaffen der Stadit, von gött-
lichem Geifte gereget,
£inft weiffiagend tunher : Koitimt ,/ ^ kommt,
ismenifche Weiber!
Bringt der /Liatöna, tmd bringt den Zwillin-
gen unfrer Latona,
W^hrauch dar mit Gehet; und fügt tun die
Haaröden Lorber!
Sölchös gebeut I-Ätona durch mich ! — Man ge-
hgrcht; imd es wandeln 15
Alle thebifchexi Fraun , gefchmückt mit befoh-^
lenem Laube,
Weihrauch heiligen , Flammen, und bittende
Worte , zu briogen.
Aber Niobe kommt im Gewühl des beglei-
tenden Schwarmes,
Prangend im phry^dien Frunk der gold-
\ durchwirkten Gewände,
21
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322
V iOBE^
Und 9 wie der Zorn es gefiattet, auch fchön;
und bewegend ihr ftattlich 20
Angeßcht mit den. Locken, die jegliche Schul-
ter umwallten^
Stand üe, im4 hoch die Augen tunhergewen-
, det voll Stolzes:
Welch eiair Wahnfinn, rief Iie, gehörete
Götter gefehnen
Voczuziehn! Was> wenn ihr Latona verehrt
an Altären,
Fehlt noch^m^er Gewalt der Weihrauch?
Mich 4a erzeugte 25
Tantalus, wekher allein ziun Mahl der Un-
. üerhlichen einging;
Und mich ge&ahr die Flejade Taygete, Toch-
ter des Atlas,
Der den ätherifchen Fol hoch trägt mit erha-
benem Nacken!.
Jupiters Sohn ift der Vater, und Jupiters
Sohn der Gemahl auch !
Mir find die Völker gebeugt in Phrygia; mir
auch gehorchet ' 50
Kadmus Burg; und j die Maruren, gefügt von,
den Saiten Amfions,
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i; I o Bc.
323
Werden, und was fie bewohnt, von mir
und dem Gatten verwaltet!
Welchem Theil des Palaites ich auch zuwende
die Ajigen,
Unermefsliche Hab' erfcheinet mir! Aber ich
felber
Rag' als Göttin an Wuchs; und fieben Töch^
ter umblühn mich, 3^
Jünglinge eben fo viel , und bald auch Eidam'
und Schnüre!
Fragt noch, aus was für Grunde der Niobe
Stolz fich erhebet;
Uiid dann wagt^ die von Cöus, ich weifs
nicht welchem, entfprofsne
Titanide Latona mir vorziiziehn, der diet
Erde,
Grofs wie ße ift, den winzigen B-aum ^lun
Gebähren verfagt hati 40
Himmel und X^and und GewäfTer verbanne ton
euere Göttin!
Flüch|:lingin war fie der Welt! bis Delös
endlich voll Mitleid:
Du durchirren das Land, ihr zurief, ich das
GewälTer j
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3^4
mOBE.
Und unbefe/Hgten Grund einriumete. Zweier
Gebohrnen
Freute fie fich; das ift von unferem Segen
ein Siebtheil ! 45
Selig bin Ich ; wer leugnet mit das ? und feiig
beharr' ich :
Wer auch bezweifelt mir dies? Zur Sicherheit
hebt mich der Reichthum l
Höher fchau* ich herab, als wo Fortuna mir
fchade!
Ob fie auch vieles entreifet, weit mehreres
wird ße mir lallen!
Schon Meg über die Furcht mir die Seligkeit !
Denkt euch, gekürzet 50
Könne mir etwas fein von der Heerfchaar
meiner Gebohrnen;
Doch nicht Tank' ich hinab zu der Doppel-
zahl der Latona,
Die mit dem Tämtlichen Schwärm nur weni-
ges mehr ift, denn fruchtlos !
Weit, o weit von dem Opfer entfernt; imd
den Liorber des Hauptes
Niedergefenkt ! — Sie fenken; es bleibt un-
vollendet das Opfer; 55
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jr I o 13 £. 325
Und fie üehikj wie man darf, mit leiferer
Stimme zur Gottheit.
Unmutsvoll vemahms die UnfierWiche. Jezt
auf des Cynthus
Oberltem Gipfel begann zu den Zwillingen
alfo Liatona :
Schaut! ich euere Mutter, die kühn durch
eure Gehurt ward,
.Und die der Junö allein, fonü: keiner der
Göttinnen, ausweicht. 60
Werd* als Göttin bezweifelt! Von ßets ge-
feirten Altären
Werd' ich, 4> Kinder, gefcheucht, wo Ihr
nicht meiner euch annehmt!
Nicht mein einziger Schmerz! Zu der Uri-
that fugete Schmähung
Tantalus Tochter hinzu ; vor den ihrigen euch
zu verachten
Wagte iie; ja mich lelbit (ihr werde das!)
nannte fie fruchtlos; 65
Und die Vexbrecherin zeigte die Läßerzunge
des Vaters!
Bitten wollte gefellen Latona zu der Er-
zählung.
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^6
V I O B £.
Endige! £agte der Sohn; du £kum& nur die
Strafe mit Klagen l
Endigel lagte die Tochter. In rchleunigem
Schwung durch die Lüfte
T^flmftn zur Burg des Kadmus £e heid% in
Wolicen gehüllet. 70
Eben imd weit gedehnt war nah an den
Mauren ein Blachfeld.
Immerdar von Rollen ge&unpfit; wo der Rä-
der Getümmel
Und der zermalmende Huf die liegenden Schol-
* len gelockert.
Einige dort von den Söhnen der Niobe und
des Amfion
Steigen ßu£ mutige RolT ; in tyrifcher Farbe
gerpthet 75
Glüht das Gedeck, und es Rarren von Gold
die lenkenden Zügel.
Aber Ismenos anjezt, der zuerlt der gebüh-
renden Mutter
Schmerz und Freude gebracht, da den tram*
penden Lauf er herumdreht
In den gemelTenen Kreis, und den fchäumen-
den Rachen bezähmet:
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2f I O B E.
327
Wehe mir! fchreit er auf; und grad' in den
Bufen geheftet ßo
Trägt er Gefchofs; und aus Äerhender Hand
die Zügel entlalTend,
Sinkt auf die Seit' alhnählich am rechten Bug'
er hinunter.
Sipylus, jenem zimächlt, wie des Köchers
Geklirr ihm dahericholl,
Floh in entzügeltem Lauf: £0 wie oft, vor-
kundig des Regens,
Flieht vor der drohenden Wolke der S teue-
rer, und die gefpannten 85
Segel umher ausdehnt, dafs auch kein Luft*
chen entfliefse.
Doch wie entzügelt er floh; dem! entfliehen-
den folgt unvermeidlich
Todesgefchofs ; und zitternd iin oberen Wir-
bel des Nackens
Haftet der Ffedl , tmd es raget enthlöDst aus
der Kehle das Eifen,
Vorgefireckt, wie er war, auf den ßürmiaiden
Hals und die Mähnen 90
Rollt er hinab y die Erde mit warm^ Blutb
befudelnd.
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5^
N I O B Et
Fhädimus aber, der arme, mit ihm, gleich-
namig dem Ahnen,
Tantalus, als fie ein Ziel dem gewöhnlichen
Fleifse gefezet,
Hatten zum Jugendgefchäft üch gewandt des
glänzenden * Ringens.
Und fchon rangen ße beide mit eng verfloch-
tenen Gliedern, 95
Brult arbeitend an Brult: da geschnellt yom
firafFen Gehörne,
So wie gefugt ße waren , der Pfeil He beide
durchbohrte,
Beid* erfeufaten zugleich, und zugleich die
vom Schmerze gekrümmten
Glieder zur Erde geftreckt;, zugleich die er-
löfchenden Augen
Gegen, das Licht aufrollend, verhauchten zu-
gleich ße den Athem. 100
Jene lichaut Alfenor ; mit wund ^efchlagenem
Bufen
Fliegt er heran, und erhebt die kalten Glie-
der umarmend;
Ach, und fällt in dem zärtlichen Dienft : denn
der Delier Phöbus
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N I O B £• ^20
Schmettert den finfieren Stahl ihm tief in die
Kammer des Herzens.
Und dem entzogenen folgt ein Theil der Lung'
an den Haken 105
Ausgedreht; es ergielst mit dem Athem lieh
Blut in die Liüfte.
Doch nicht einfach trift , ungefchorener,
o DamaUchthon,
Dich die Wund'. Es durchdrang am hegin-r
nenden Bein das Gefchofs ihn,
Wo im Gelenk lieh bewegt die lehnige Beuge
des Kniees.
Während er Ärebt, mit der Hand zu entziehn.
die verderbende Waffe, 110
Fliegt ihm ein anderer Pfeil bis zurFiederung
tief in die Gurgel.
Wieder heraus drängt diefen das. Blut , und,
hoch ßch erhebend.
Schiefst es hervor, imd fteiget mit .langem
Stral in die JLuft auf.
Auch der lezte der Söhn' Bioneus hob imer-
hörbar
Flehend die Arm' empor; O ihr Himmlifchen
alle geineinfam, 115
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330
V I Ö £ £•
Rief er aus, unwüTend, nicht alle iie brauch'
er zu bitten:
Schonet, o IchontI und gerührt, da unhemm-
bar bereits das Gefchofs flog.
Wurde der treiFende Gott; doch erlag der
lileinfien Verwundung
Jener, indem nicht tief ihm der Pfeil zum
Herzen hineindrancr.
Trauriger Ruf, und Kummer des Volks,
und Thränen de^ Diener 120
Kündeten ]ezt der Mutter den plözlichen
Jammer des Kaufes:
Ihr, die erftaunt, dafs vermocht, und eifert
im Zorn, daüs gewaget
Dies did Oberen hätten, und fo viel Macht
fie verübten.
Denn der Vater Amiion, die Bruit von dem
Stahle durchfchmettert,
Hatte iterbend geendet zugleich mit dem Lichte
den Kummer. 125
Ach wiö Nipbe weit von der Niobe jezo ent-
fernt ift,
Welche dem Volke verbot die latoiXchen
Opferaltäre,
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iri O B E.
33A
Und, durch die Stadt herfchreitend, das Haupt
in den Nacken* zurückbog,
Läfiig den Ihrigen felblt; nun mitleidswür-
dig dem Feinde!
Auf die erkalteten Leichen gefenkt, ohn*
Ordnung und Auswahl, 130
Theilt fie umher die KüITe den Kindern allen
zum Ahfchied.
Dann zum Himmel erhebend die blau gerun-
genen Arme:
Graiifame, weide das Herz an iinTerem
Grame , Latona l
Weide dir, fpiach fie, das Herz, bis es latt
werd' unferes Jammers!
Hüpf im Triumf ! mich trägt man zu Grab',
obfiegende Feindin! 135
A^ber warum obfiegend? Mir Eleüden bleibet
noch mehrers.
Als, Glückfelige,' dir ! Nach fo. viel Lei-
chen auch fieg^ ich!
Niobe fprachs; da erklang vom gefpanne-
ten Bogen die Senne,
Dafs rings alle vor Schrecken erzitterten; nur
fie allein nicht.
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532 W I O B E.
Unglück machte fie kühn. In dunkelen Trauer-
gewanden ' x4o
Stehn tun die Bahren der Brüder, mit hangen-
dem Haare, die Schweltern.
Eine davon, ausziehend den Pfeil, der im
Innerfien haftet.
Senkt auf den Bruder hinab das Geilcht , ohn-
• mächtig verfcheidend.
Dort die andere Itreht die bekümmerte Mut-
ter zu trögen;
Fldzlich fchweiget fie ftill, um die heimliphe
, Wunde fich krümmend. . 145
Jene will fliehn, doch umfonit! hin gleitet iie;
Jen', auf der Schwefier
liegend, erblalst; die birgt fich; , die andere
zittert umher noch.
Sechs nun fanken dem Tod*, an verfchiedener
Wunde verblutend;
Nur die lezte noch blieb, die ganz mit dem
Leibe die Mutter,
Ganz im Gewand' umhüllt' : O die einzige laus
mir, die kleinfte! 150
Von fo vielen die kleinfte verlang' ich nur,
rief fie, lUid Eine!
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Während fie fleht, linkt auch die erflehete !
Ganz nun vereinfamt^
Safs ße von Leichen umringt, der Töchter,
der Söhn', und des Mannes.
Und Iie erltarrte vor Gram. Ihr regt kein
Lüftchen die Haare ;
Blutlos wird und bleich das Geücht; auf
traurigen Wangen 155
Steht das Aug' unbewegt; nichts lebendes
bleibt in dem Bildnis.
SelbÄ im inneren Munde, zugleich mit ge-
härtetem Gaumen,
Harfcht ihr die Zung% und die Ader mit
fchwindendem Pulfe verfieget.
Nicht mehr beugt ßx;h der Hals, nicht dreht
fich der Arm im Gelenke,
Nicht kann gehen der Fufs; auch Herz und
Leber ift Fellen. i^o
Dennoch weint fie, und rchuell vom gewal-
tigen Wirbel des Sturmes
Wird fie zur Heimat entraft. Dort hoch auf
dem Berge gewurzelt,
Biiinet fie ; flets in Thränen zerflielst noch
jezo der Marmor.
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'T '4
f il
xxvm.
DIE FROSCHE.
xlabet ihr Luft rmi Weile, fo höret
mich. Eine Gefchichte
Weil]»' ich] aus älterer Zeit: wie in L»ycia*5
fruchtbaren Aeckem
Nicht ungefiraft die Latonk verachteten Bauren
der Vorwelt.
Zwar ift dunkel die That, wie felbft die Man«-
ner; allein doch
Wunderbar. Ich fah in Ferlbn den fiunpfigen
Weiher^ 5
Wo das Wunder gefchah. Denn mein fchon
altender Vater,
Schwach für weitere Wege, befahl mir, ihm
die erlefnen
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DIE FROSCH !•
535
Binder daher zu hohlen ; und gab mir einen
Geleiter
Mit aus. dem Ly-ciervolk* Da zugleich wir
die Triften umwandeln;
Denkt doch! mitten im See, von Opferafche
gefchwärzet, lo
Stand ein alter Altar, uihgrünt von zittern-
dem Rohre*
, Stehen blieb det Gefährt, und: Gnade mir!
flifert' er ängftlich
Gegen den See; und fogleich: O Gnad/ß mir!
fliftert' ich felber.
Ift der Altar der Najaden? fo fraget' ich.
oder des Faunus?
Oder des örtlichen Gottes? Zur Antwort
fagte der Fremdling:
i/i
^5
Nein i nicht wohnet ^ o ^ Jüngling , ein
Berggott hier im Altare.
Jene nennt ihn den ihren ^ der einft die Kö-
nigin Juno
Ganz die Erde verbot ^ der kaum die irrende
Delos
Gab die erbetene Ruh, als leicht noch die
Infel umherfchwamm;
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9^5 X>I£ FROSCHE,
Dort 9 an die Palme gelehnt > und den Baum
der Pallas, genas fie> 20
Der Stiefmutter zum Troz, Ton Zwillingen
endlich , Latona.
Dort auch entfloh, wjie man lagt, die Ge-
hährerin ängftlich vor Juno,
Tragend im eigenen Bufen die uetigehohrenen
Götter.
Schon in das Land der Chimära, in Lycia
kam £e, von langer
Arbeit matt, da die Sonne mit Glut anfiralte
die Fluren; 25
Und ße lechzte vor Dürft in der dörrenden
Flamme des Himmels;
Auch war die Bruft ihr erfchöpft von den
gierig Taugenden Kindern.
Jezo traf He den Teich von heilerer Flut
in des Thaies
Niedruxigen: vro I^andleute Hdx ftaudende
Reifer zum Flechten
Sammelten , Binfen zugleich , und kolb^e
Schilfe des Sumpfes. ^0
Näher ging die Titanin, und lenkend das
' Knie auf die Erde,
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DIE FROSCH £. 337
Neigte äe iich, zu fchöpfen den Trunk des
kühlen Gewäffers.
Aber der ländliche Haüfeil verbot. Drauf Tagte
die Göttin:
Warum WalTer vetwehrt? Zu aller Ge-
I brauch ift das WalTer!
Eigen etTchuf nicht Lufb die Natur, noch
eigen die Sonne, 35
Oder die lautere FlutJ Am Gemeingut nehm'
ich nur Antheil!^
Dennoch' etfleh' ich TolcheS zur Gabö mir!
Nicht ja gedacht' ich
Hiet zu baden den Ijeib, und die abgematte-
ten Gliedet;
Sondern dfen Dürft zu kühlen! Mit fehlt
fchon Feuchte zum Reden;
l^rotken ift ^uhg* und Kehle; ja katim noch
lautet die Stimme! 40
Waitertrünk wird Nektar mir Teiii! Ja das
Leben Verdank* ich
Euch rttit dem'trünke zugleich; ihi gewährt
mir Leben im WalTer!
Werdet durch diete gerührt r die hier inl
Bufen die Händchen
22
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33Ö piB FRÖSCHE^
Stxedcen nach euch! Und es traf iich, di«
Kindelein fireckten die Hände.
Wen nicht hätten gerührt die fchmeichaln-
den Worte der Göttin? 45
Dennoch hefiehn ße zu hemmen diehitteade;
iProhungen endlich.
Wo nicht fem ile entweiche , mit fchmäben-
der Läfierung fügt man.
Noch nicht genug: ihn felher umh^r mit
Händen und Füfsen
IVJachen iie trübe den Teich; und tief auf-
wühlend vom Grunde
liegen iie weichen Mpr^^ i^ings^im mit neidi-
fchen Sprüiigen, 50
Unmut täubte den Durlt; nicht m^ die
Tochter des Cöus '
Noch Unwürdigen fiehn; es v^dreufst, Qpp]lz
länger zu red^
Worte, der Göttin zu klein; und die H^nd-
ai;Lf hebend ziMn Himmel:
Lebt, denn, f^gte ße;. ewig ^linfort in j^«^
Gelumpfßi . ;
Schnell warTbat, was dieG/rt^n g^wünf<^t/
' In die Plute?t 2(u fpringen, 55
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DIE FROSCHE.
339
Freut iie, und bald ganz unter den Pfuhl zu
tauchen die Glieder,
Bald zu erheben das Haupt, und bald auf der
FMche zu fchwimmen;
Oft /ich über dem Bord zu Tonnen am Sumpf,
und hinab dann
Wieder zu plumpen in kühlende Flut. Noch
]ezo beftändig
Gellt von Zank die fchmähliche Zung'; und
der Schande nicht achtend, 60
Ob ße die Flut i(uch bedeckt, auch bedeckt
noch fcl^impfen He kecklich.
Selber der Ruf tönt rauii, ujod es fchwillt
der geblähe te flals auf;
Uud; viel weiter noch fperrt den gedehneten
Rachen die Schmähung,
^chulter i^id Hairpt (ind gefeilt, und fchei-
ncn d^n Hals zu verdrängen;
prünlich gefärbt ift der Rücken, der grofy
vorragende Bauch weils. 65
Jugendlich hüpfen heruQi jm mQr^fUgen Sumpff
die Frölciblein.
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54»
XXIX.
M A R S r A &
AJagHdi wir, Ibht kläglich^ des Sa-
tyrs Marfyas Schicklal,
Der, von Apollo beliegt im Getön des cr£-
tobifchen Rohres,
Jeso die Strafe beftand. Was entziehft] du
mir.felber mich? xief er.
Ab mich gereuts! ab! fcbrie er, fo viel nicht
gilt mir das Söhalltobr!
Doch wie er fcbrie, zog jener die Haut ihm
über die Glieder; 5
Und nichts war , als Wunde , zu fcbaun»
Blut riefelte ringsum;
Aufgedeckt lag Muskel und Sehn*; auch die
zitternden Adern
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MAA8YA5. ^1
Schlugen, der Hülle beraubt; aufzuckende
Eingeweide
Konnte man zählen fogar, und der Bruft
durehfcheinende Fibern,
Ihn wehUageten Faune , die ländlichen
Machte der Waldung, lo
Ihn die Satyrgebruder, und du, ruhmvoller
Olympus,
Ihn auch der Nymfen Gefchlecht, ' imd wer
in der bergigen Gegend
Heerden der wolligen Schaf*, und gehömete
Binder umhertrieb.
Aber das £ruchtbare Land empfing die fallen-
den Thränen,
Durchgenezt, und trank Ile hinab in die in-
nerfien Adern: 15
Wo ile, zu '^^aI^er geTeigt, aufquollen an
freiere Lüfte.
Jäh zu dem fhumifchen Meer, im Hang ab-
fchüfOger Ufer,
Rollt der Marfyasßrom durch Phrygia lautere
Wellen.
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34^
PROKNE UND PHILOMELA.
XJarbam fclireckten gelanget Atliens mop*
fopifch^ Mauern.
Aber es kam bülfreich der gefrüftete iThracier)
^ Tereus,
Scheuchte den Feind, und gewailn den glan-
zenden Namen des Siegers.
DiefeiDt der weit vorherfcht' an der Lande
Gebiet und der Männer,
Und fein tapfres Gefchlecht ableitete felbH
von Gradivus, 5
Gab Fandion die Frokne zur Braut« Doch
nicht Hymenäufi,
Juno die ehliche nicht, noch di« Gr^e, nahte
dem Lager.
Furien hielten empor die geraubeteu Leichen-
fackeln ;
Furien breiteten ihnen das Bett; der entwei-
hende Uhu
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PROKNE VNB PHILOMELA. 543
brütet' im Dach, und fafs auf dem Giebel
des Ehegemaches. lo
Seloh ein Vogel verband mit Tereus Prokne;
zu Eltern
Segnete fofchet iie ein. Glückwünfchungen
* jubelte freilieh
Thraeia; felfeft auch brachten fie Dank den
unfterblichen Göttern;
Und wie den Tag, der dem Herlcher Pan-
dions Tochter vermählet,
So der ihm Itys gefchenkt, verordneten allek
zürn Fefitag. 15
O wie tief iß verborgen , was ^ornmt l
Schon fuhrete Titan
Durch fun^ Herbfte den Lauf des wiederkeh-
renden Jahres,
Als fa Prokn* dem Mann liebkofete: Find'
ich noch etwas
Freundlichkeit, fend* entwedö* mich felbß
aum Befuöhe der Schweßer,
Oder Iie komme zu mir. Verheifs dem Schwär
her, in kurzem 20
Kehre fie wieder zurück. Ein Gefchenk, wi«
der fegneriden Götter,
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344 PROK.WB XIUP FHIJLPMELAf
Wird mirs feyn, 4ie Sghweft^r zu fchaun!
Er ordnet, die Barken
Niederzuziehn in die Flut, und g^ht mit Ru-
der und Segel
In den cecropifchen Port, und berührt die
piräiTchen Ufer,
Gleich wie zuerft der Schw^her liph dar-
beut, und ihn bewillkommt, 25
ümd in Hand, fängt wechfelncl das unh^iln
Ichwangre Gafpräch an.
Kaum noch war des Befuchs Urfj^ch', ün4
die Bitte der Gattin
Angefagt, vnd gelobt de? Gelandeten balr
dige Heimkehr;
Sieh^ da ](ommt glanzreich ii^ fij^ftlicheic Fracht; .
r^ulomala,
Glänzender noph an Geibdt: fo onmut^vol),
wie wir hören, 30
DaXs Najod^ nnd DryadV umgehe di|rch grü-
nende W4l4eri
W^nn XOSin ähnlichen Schi^^uclc unc( ähnlicht
Fracht ßch hinzudenkt,
^n^CTS Wfcfi wird entflon^nt Ypn 4e? Jung-
frW BU^k^ 4«? Thraker,
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PAOKKZ UND PHX&OMALA. 545
Als wenn in falbere Aehren den Brand einle-
get der Wandrer,
Oder gefchobertes Heu und dorrende Sproflen
entzündet. ^
'Würdig ift zw«r ihr holdes Geücht; doch
ihn felber auch ftachelt
Angebol^rene Lufb: denn es glühn unmäfsi«^
die Herzen
Jenes Bezirks; er entbrennt durch eigene
Schuld und des Volkes.
Rafch ift ge^afst der Entfchlufs, zu ver-
V führen die Hut der Begleiter
Und der redlichen Amme; zugleich zu ver-
fuchen die Jungfrau 40
Mit unendlicher Gab*, .und aufzuwenden fein
Erbreich;
Oder mit Zwang fie zu rauben, bereit zu er-
. bitterter Abwehr.
Nichts il, was nicht wage, von zügellofer
Begierde
Tobend, der Mann; kaum fafst die verfchlof-
fenen Flammen das Herz noch.
Mühfam fchon erträgt er Verzug; zu den
Wünfchen der Prokne 45
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54<^ PAOK.MJI WD PUIX^OMEIiA.
Kehrt er mit gierigem Munde, die eigenen
Wünfche betreibend.
Liebe macht ihn beredt; tmd fo oft fein drin-
gendes Fodem
Ueber die Billigkisit geht, fo Jaget er, Frokne
verlang' es.
Thränen auch fiigt er hinzu, als heifcht* auch
diefe der Auftrag.
O ihr hinuulifchen Mächte > wie hüllt die
Aerblichen Herzen 50
.Blinde Nacht! In dem Eifer, da: Schandthat
brütet der Unhold,
Scheint er ein eärjtlicher Mann, und gewinnt
Heb Lob aus dem Frevel.
Ja auch Xelbft Fhilomela begehrt« $ um den
Nacken des Vaters
Schlingt üe koJCend die Arm*, und hefuchen
zu dürfen die Schwerer,
Fleht fie bei ihrem Heil , und gegeÄ ihr Heil,
unermüdet. 55
Tereus fchauet fie an, und herzet voraus
mit dem Anblick.
Sehend die hold ximwindenden Ann* und das
kulsliche Mündlein,
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PROK.KE UND FS(ILÖM£LA. 547
Fühlt er alles wie Stacheln, wie Feuerbränd',
und wie Nahrung
Rafeiader Wut; imd fo oft fie den liebenden
Vater umarmet,
Wünfcht 'er fich Vater zu fein; auch war' er
nicht weniger Frevler. 60
Endlich beilegt wird der Vater durch bei«
der Flehn; mit Entzückung
Sagt die Tochter ihm Dank: dafs gelungen
fei zwoen Gefchwifiern,
Denkt die Arme bei fich, was bald Web
bringet den zwoen.
Schon war wenig Berchwerde dem Fhöbus
übrig; und fehnend
Stampften die Sonnenrolfe die Bahn des ge*
fenkten Olympus. 6ß
FürÄlicher Schmaus beiaßet die Tifch', und
es blinket in Golde
Bacchifcher Wein; dann giebt man dem ru^
higen Schlafe die Glieder.
Doch wie einfam er fei, der odryßlche K4»
nig, für jene
Woget fein Herz; und denkend Geiicht und
Bewegung und Hände,
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^40 PROK.KX UVD rmLOMBlaX,
Bildet er iich, wie er will, die verborgene
Schönheit; und lelber ^o
Nährt er die eigene Glut, da die Sorg' ab-
weifet den Schlummer.
JMorgen ws^rs, Pandion, die Hand de^
gehenden EÜdams
Drückend, empfiehlt ihm alfo mit Thränen-
erguft die Gefährtin;
Piefe, mein theuerfier Sohn, weil zärt-
liche Liebe mich nöthigt,
Und ße beid' es verlangen, auch du es ver-
langeft, o Tereus, 75
Geb^ ich dir; und belchwörend bei Redlich-
keit, und bei Verwandfchaft,
Bei den ünfterblichen fleh' ich, bef(phüz* sis
Vater fie liebreich!
Vnd den hoildeften Troft des Yielfa<>h leiden-.
den Alters,
Bald (doch jedei; Verzug wird lang fein! ^
Jfend' ihn zurück mir!
I)u auch, fpi b^ld als mögliph, (gen^g dafs
die Schweß:er entfernt ifi!) öo
Wenn du den Vater noch li^bft, komm bald
iiür zurück, Philomela!
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phoknb und philomeIiA. 549
Während des Auftrags küfst' er die trau-
tefte Tochter mit Inhrunft,
Und mildrinnende Thränen entrolleten unter
den Worten.
Drauf^ wie zum Pfände der Tr^u er diu
Hand von heiden gefodert,
Fügt* er ile feft in einander, und hiefs lie
Tochter -und Enkel 85
Herzlich Ton ßch in der Feme mit Worten
der Innigkeit grüDsen.
Lehe wohl! kaum lallt* er mit fchluchzendem
Munde den Abfchied:
Lebe Wohl! und erfchrdck vor dör düftereit
Ahndung des Geiftes.
Aber fobald einAieg an den fiarbigen Bord
Philomela^
Und Yom Ruder die Wog' aufraufcht', und
die Küfte zurückflog:. 90
ünfet ift^ Tufi^ er^ der Sieg! mit fährt di^
Erföhnte des Herzens!
So frohlockt der Barbar, und kaum diä lü^
fierne Seele
Bändigend, wendet er nie die f\ifikelnd«ii
Blicke von jener:
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550 PROKKS UNl5 PHILOfilELA.
Wie werm Jupi«;efs Vog^, 4er Jkrtum^ge-
mauate Räuber,
Kieid^r den Hidw gefezt in d|tö Neft des er-
habenen Felfeöf , 95
Kirgend ift Fli^fet dem Gefa»gnei?ii <le;i wild
4er Eroberer Migiert.
SdiO^ war die Reife vollbracht, fchon
trat aiis ehnüdeten Barken
Jeder an be^mifcbes Land ; da FandionS Toch-
ter der Kön^
Schleppt zu dem Hirtengeh^' in die /Natht
des altenden Bergwalds.
t)oxt die JERblöirende nun, wijß Re bebt ün(|
erfcbrocken umherblickt, 100
Und, nut:Tbriipen bereits, na^h der Sobwe-
Iter frjtget, verfchlieüst ct;
Und, ein Sek^nner der Sc^ai?4%.. £tn d^r
JungfravL, und .die allein war,
üebt er Gewalt; nacWei?! ,%. umipnÄ ,^
l^kminamd den Y^ter,
Oft die Sqhwefter genannt , ^n^ ^umeift di#
unfterblidien Götter.
A«h iie erbebt; wie ein zagej;id|^ t^mni, d^^
yj&rwundet d^s yVolfes 105
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,VROKlf£ UND PHILOni£I.A. ^1
Blutigem Hachen entraft, noqh nicht gaW
licher ßch rche;inet;
Und wi« die Taube, genezt von eigenem
Blut am Gefieder^
Immer noch fiarrt, und die -gi^rjgen Klaun,
^o üe hiiftete) fcheuet.
Bald, da der Ceiü: ihr kehrte, ^errauf^
f^e das fliegende Haupthaar,
Und , wie ii> Todestrauer , mit Heftigkeit
; . ichXägt &e die ^rn^e, iio
Streckt 4ana die Uänd' aufwärts, und: Ha
^. . ._ JVIiöhandeler ! ruft lie,
Ifa grauTamer BsH^har! i den.nipht die Empfeh-
lung dps V^Qiis,
Samt den zartjichen Th^^en geir^rt,. noch
die Sorge der Schwefier,
Auch nicht ieb.Uches, Bündnis, und nicht jung*
frauliche Unfohuld!
411es zetrüttetefi: du ! ; Mitbuklerin ward ich
d^ Schvtfefier! 115
Du zwiefacher QemahL! Nicht f<4.cherlei€d:afe
verdient* ich!
Nim auch, dlunat kein Frevel dir überig bleibe,
Verbrecher!
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352 PROKNE UND P 11 ILO M E li-At.
Niüi dies Leb^il hinweg! O hätteft du vor
der Entehrung
Schön CS gCthan! dann fchwehte doch fchuld-
Ids nieder mein Schatten!
Doch w6nn die' Oberen dies anfchaun, wenn
Mächte der Gdtter 120
£twas noch ßnd, wenn nicht in das Unding
alles mit mir fank;
Wann es auCh lei, du bezahl<»ft die Bu£se
mit! Seiher verkünd' ichs,
Ohne zu achten der Scham, wi^ du frevel-
teft! Wenn es vergönnt wird,
I*rcft* ich unter das Volk; wcinn ffchliefsende
Wi^lder mich halten,
Füir ich die Wälder mit Ruf, und kundige
FelftJn, bew«g' ich!
Hdre der Aether die That^ uüd weiin dbft
irgend ein Gott ift!
Alfo erregt Fhilomela den Zorn d^ gtsai-
fdn Tyrannen^
Und nicht minder die Furcht. Von dfet dop^
pelten Regung ge&ichelt.
Reifst er hervor aus der Scheide dlln tunge»
gürteten Säbel;
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PROKNE UND PHILO M£LA. 55^
Dann ße ergreifend am Haar, und zurück ihr
drehend die Arme, 130
Zwängt er in Bande fie ein. Da reichte den
Hals Philomela,
Freudig den Tod erwartend vom Streich des
gefehenen Schwertes.
Aber indem unwillig des Vaters Namen iie
ausruft,
Ringt, und zu reden Iicli müht ; mit der Zang'
ihr fafst er, und fchneidet
Weg mit dem Stahle die Zung'; es zuckt
inwendig die Wurzel; 155
Zitternd liegt Iie , und lallt im dunkelen
Staube, die Zunge;
Und wie getrennt aufhüpfet der Schwanz der
verftümmelten Natter,
Zappelt Iie, als ob fterbend der Eignerin
Spuren Iie fuche.
Auch nach der fchrecklichen That (kaum möcht^
ichs glauben), erzählt man,
Dafs dem zerriflenen Leib' er fich oft genahet
in Wollult. / 140
Kalt nun kehrt er zurück', der MllTethäter,
zu Prokne.
23
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554 PROKUE Ulfl> PHILOMELA.
Diele fragt den GemaU, wo die Schwefter
bleibe. Docb T^reus
Seu£&et verftellt, und erzählt ein ge£eibeltes
Leichenbegängnis.
Glauben gewann durch Thränen das Wort.
Schnell reifst von den Schultern
Frokne die- Kleider herab mit breit umfun-
kelndem Golde^ 145
Hüllet den Leib inichwarse Gewand\ und
ein lediges Grabmal
Baut Hey und bringt Sühnopfer dem unver-
ftorbenen GeiAe;
Ach und betraurt dein Gefchick, nicht £0
zu betraurende Schwerer.
Schon swölf Zeichen durchlief der leuch-
tende Gott in dem Jahrkreis.
Was foll tbun Fhilomek? Die Flucht ilt
durch Wache gefperret; 150
Machtig fiarrt des Gehegs aus Fellen erhöhete
Mauer;
Stumm verweigert der Mund ihr der That
Anzeige: doch llnnreich
Ift im Schmerz der Verßand, und Erfindun-
gen lehret das Elend.
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PROKNE ÜKD PHILOMELA. 355
Aufzug fpannte die ScMaue herab am bar-
barifcben Webßuhl,
Und dem weifsen Gefpinnft durchwebte JCe
•purpurne Zeichen, 155
Rüge des fobnöden Verraths, Das Vollendete
reichte fie einem.
Flehend mit Wink, es zu bringen der Her-
fcherin. Jener beftellet,
Was fie gefleht, an Prokne; und weifs nicht,
was er ihr bringe,
Jezo entrollt 4&s Gewand des grauiamen Kö-
niges Gattin,
Wo ße die Schrift der Schwefter , die jam-
mernswürdige , liefet; 160
Und (wie wars doch möglich?) fxe fchweigt.
Schmerz hemmte den Mund ihr;
Und es gebrach d^ Zung' an genug unwilli-
gen Worten
Nicht auch zu weinen ift Raum; nein Recht
zu verwirren und Unrecht,
Stürmt fie einher; und Gedanken der Rach-
fucht fallen fie gänzlich.
Zeit nun wars, da gewöhnlich das Drei-
phrfefi des Lyäus i^5
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55^ pkokne vnd fhilomela.
Feiren üthonifche Fraun ; die Nacht i& dem
Fefte gewidmet.
Nachts tönt Rhodope rings vom Geklirr hell-
klingendes Erzes.
Nachts auch geh( aus dem Haufe die Köni-
gin, lernet des Gottes
Dienit und Gebrauch , und empfäht die ge-
weihete Taiunelgeräthfchaft.
Rehe befchattet das Haupt, links hängt an
. fler Seite der Hindin 170
Balg ihr herab, und es liegt der umwundene
Stab auf der Schulter,
Durch Bergwäldimgen rennt im Gewühl der
begleitenden Weiber
Fürchterlich l*rokne daher, und von Wut
des Schmerzes gebrieben.
Heuchelt fie bacchifche Wut, Zu dem einfa-
men Hirtengehege
J[.ommt Iie zulezt mit Geheul , ruft Evoe,
t bricht durch die Pforten, 175
Raubt die Schwerer hinweg, und umhüllt
die geraubte mit Bacchus
Feierfchmuck, und das AntKz' mit Efeuran-
ken ihr bergend,
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PnOKIfE UKD PUILOMEIiA. 557
Führt lie die fiaunende fort in die Schwelle
der eigenen Wohnung.
So wie gemerkt, He berühre das grausliche
Haus , Fhilomela,
Starrte die Arme vor Graun, und erblaist* im
ganzen Geßchte. iQo
Frokne, zum Orte gelangt, nimt ab den
feftlichen Anzug,
Und enthüllt das verfchämte GeHcht der be*
kümmerten Scbwefter,
Beut dann Kufis und Umarmung. Doch nicht
zu erheben ihr Auge
Wagt lie doi^t, die lieh felbft Mitbuhlerin
dünket der Schwerer.
Niedergefenkt zur Erde den Blick, da zu
fchwören ße trachtet, 1O5
Und zu bezeugen die Götter, Gewalt feis,
welche mit Schmach ße
Zeichnete, war für die Stimme die Hand.
Es entbrennet, 'und fafst nicht
Trokne felbfi: den inneren Zorn; abbrechend
der Schwefter
Weinenden Gram: Nicht, fprach ße, ift hier
mit Thränen zu handeln,
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358 tROKTHt. ÜNP FHII.OMBLA.
Sondern mit Stahl, und kennefi: du was, das
über den Stahl noch 190
Reicht! Zu Jeglichem Gräuel bin loh, o Scbwe-
fter , geruftet, ^
Dem argliftigen Manne Vergelt zu gehen der
, Schandthat!
Winke du , was es auch fei ; nichts fcheuen
wir: Glut und Verftümmlung,
Oder den gräfsHchften Tod! — Indem noch
redet die Mutter,
Naht ihr Itys der Sohn, ein Erinnerer, was
ße vermöge. 195
Mit unfremidlichen Augen ihn wild anfiar-
rend: Wie gleich du,
Ha, wie dem Vater fo gleich! Sie fprachs,
und plözlich verftiunmend,
Denkt fie auf traurige That; ihr wogt in dem
Büfcn der Ingrimm,
Doch als näher der Sohn anwandelte, als
er die Mutter
Freundlich grüfst% und den Hals mit kleinen
Armen herabzog, 200
Und, zum holden Gefchmeichöl der Kind-
lichkeit, KüITe gefeilte;
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FROKKC UKD PHtLOMELA* 359
Stand arvfar etwas die Mutter bewegt, und
es ftockte der Zorn ihr,
Feucht auch wurden die Augen von unwill-
jÄhtMchen Thränen.
Aber fobald lie merkte, von ZärtUdikeil wank'
ihr betäubtes .v-.
Mutterherz I lämell kehrt fie von ihm zu der
Schwerer das Antliz; 205
I>rauf mit wechfelndem Blicke ße beid' an-
fchauend: Warum doch.
Saget ße, fchmeichelt der ein*, und ver-
mummt die andere fprachlos?
Mutter nennt mich der; was nennt nicht
]ene mich Schwefter?
Denke doch, welchem Gemahl du dich fchleier»
teft, Tochter Pandions!
Frevel, Entartete, ifts, den Gemahl zu lie-
ben in Tereus! 210
Rafch nun fohleppt fie den Itys hinweg:
wie am Ganges der Hindin
Saugendes Kind die Tigerin fchleppt durch
finJftere Wälder.
Und da im inneren Raum des erhabenen Hau-
fes fie weilten;
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5^0 PROILirfi VVD PH IL OME I.A.
Wie er die Hand' aus&:eckt% rxad Ichon fein
Scbickfal erkeiuiet.
Schon : Ach Mütterchen ! ruft mit Gefcbrei, und
den* Hals ihr umwindet, 215
Sticht init dem Schwert ihn Prokne, wo Brufi:
und Seite Hch fügen,
Ohne zu wenden den Blick. Ihm war zum
Tod* auch die eine
Wunde genug; doch öfhet die Kehle nut
Stahl Fhilomela.
Siehe die noch leelvoUen und fchwach auf-
athmenden Glieder
Werden zerfleifcht. Bald hüpfet ein Theil
im gehöhleten KelTel, £2o
Anderes zifcht um den Spiels; rings firömen
in Blut die Gemächer.
Frokne ruft zu dem Schmaufe den nichts
argwöhnenden Tereus;
Und den Gehrauch vorfchüzend des vaterJän-
difchen Opfers,
Dafs Ein Mann es vollend', entfernt He Ge-
fährten imd Diener.
T«reus, hoch dalizend auf Xbttlichem Throne
des Ahnherrn, 225
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Schmault, und häufet ficl^ lelbft fein eigenes
Fleifch in den Magen.
und, fo nachtet der Sinn! ruft, faget er,
. ruft mir den Itys.
Nicht zu hehlen verniag die graufamen Freu-
den die Gattin;
Gierig, vom eigienen Wehe zu fein die Ver-
/ künderin, fprach iie:
Drinnen haß du ja, was du verlangfi! Um
fchauet lieh Tereus, 230
Fragend, wo jener deim fei. Da der fra-
gende wieder verlanget ;
So wie ße war, hluttriefend vom gräfslichen
'Morde die Haare,
Springet hervor Pbilomela, imd wirft dem
Vater des Itys
Blutiges Haupt ins Gefleht; und niemals hätte
Iie lieher
Reden gemocht, und die Freude durch wür-
dige Worte bezeugen. 235
Tereus mit graHem Gefchrei, da den fchreck-^
liehen Tifch er zurückltöfst.
Regt aus dem ftygifchen Thale die fchlangen-r
umringelten Schweftem.
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5<^2 pnoKiTB vvj> vnii^omzt.A,
Und bald ringt er, wo moglieli, heraüszu-
würgen des Jammers
Mahl ans geafneter Kehl*, und die halbver>
sehreten Glieder;
Bald dann weint er, und neiint ^ckt das kläg-
liche Grab d«s Erzeugten. 240
Jezo mit blinkendem Schwert ve^f^lgt er die
Töchter Fandions,
Fittige scheinen den Lauf der cecropifchen
Weiber zu heben;
Fittige hoben den Flug, Die flieht in die
Wilder; die andre
Schwingt £ch unter das Dachi noch unerlo*
fchen am Bufei^'
Haftet vom Morde die Spür, und Blut be-
fleckt das Gefieder, 245
Jener, von eigenem Schmers uüd Begier der
Strafe befchleunigt,
Wan46lt 2um YogeA. fich um; dem ein Bufcfa
auf der Scheitel emporlleht.
Und unmäfsig entragt mit langer Spitze der
Schnabel.
Wiedehopf ift der Nam'; es etfcheint wie
gewafiiet das Antliz.
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INHALT
DES ERSTEN BANDES«
I. Die Schöpfung. Ovid, Metam, I^ 5 «- Qg
n. Die Weltalter. I> 89 — 150.
III. Lykaon. I, 162 — 1245.
ry. Deukalion. I, 260 — 415.
V. Dafne. I, 452 — 567.
VI. lo. I, 5^8 "^ 747-
VII. Phaethbn. I, 748 — IL
Vm. Kallißo. II, 409 — 532.
IX. Der Rabe und die Krähe, ll, 556 — 632*
X. Ocyrhofi. II, 635 — 675.
XI. Battiis. n, 679 -^ 706«
XII. Aglauros. II, 708 — 852*
XIII. Europa. II, 8^ — 875«
XIV. Kadmus in Thebe. III, 1 — islo.
XV. Kadmus in Illyrien, IV, 563 — 602*
XVI. Aktäon. III, 143 — 250.
XVII. Semele. III, 272 — 315.
XVIII. NarcüFus und Echo. III, 539 — 510.
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INHALT.
XIX. Pcntheus. lU, 511 — 731.
XX. Des Minyas Töchter. IV, 4 — 415.
XXI. Leukotho«^ IV. 171 — 270.
XXn. Ino nnd AtHamas. IV,' 416 — • 541.
XXIII. Perfcus. IV, 614 — V, 249.
XXIV. Die Mufen. V, 251 — 678.
XXV. Ceres. V, 54^ — 661.
XXVI. Arachne. VI, 5 — 145.
XXVn. Niobe. VI, 148 — 312.
XXVIU. Die Fröfche. VI, 316 — 3S1.
XXIX. Marfyas. VI, 383 — 400.
XXX. Prokne und PLilomela. VI, 423 — > 674.
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REGISTER .
DES ERSTEN BANDES.
Abas> König in Argos,
Vater des Akrifixis , def-
fen Tochter Dauae von
Jupiter den Perfens im
Goldregen empfing XXIII,
59- »35. 4io.
Achämenier • Ferfer > von
der Ijandfchaft Achäme-
nia XXI, 42.
Achaja oder Achäa, für
Griechenland XIX, 1.
Aolieloifche Mädchen, die
Sirenen» drei Töchter des
Stroms Acheloiis XXV,
Acheron, ein Strom der
Unterwelt XXV, 201.
Acutes, zum Schein ein
Diener des Bacchus, un-
ter welchem der Gott
felbft verborgen ill XIX^
72. 186.
Adler wird Jupiter XXVI,
84.
Aeas, ein Strom in Epinis
VI, 13.
Aegaon, ein hundertarmi*
ger Biere, Sohn des Him-
mels und der Erde , den
Göttern Briareus genannt ;
in der neueren Fabel eiii
Gott des agäifchen Meers
VII, 41.
Aegiua, de« Aropus Tech«
ter XXVI, 87. 8. Reg. 3.
Aegis, in der alten Fabel
Jupiters Armfchild, den
oft auch andere Gotthei*
ten iühreni in der fpU-
teren Minervens Bruft.-
fchild XXVI, 87» den fie
doch auch zuweilen am
Arme fuhrt XXIII, «ao.
Aegyptus VII, 2. XXIV, 71.
lieintragende Aegypter
VI, 180.
Aeolus, den Neueren, Gott
der AVindo XXIII, 49;
ein anderer war Vater
des Athamas ttud des Si*
fyfus Xxn, 96.
Aeskulapius oder Afklc-
pios, Apollos Sohn von
der Koronis, Gott der
Heilkunde fX, 93. X, 1 :
als er den Hippolytus
1%
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3<^4
££Q IS TSR
Ton den Todten erweck»
tc, ward er von Jupiter»
Donner erfchlagen, und
drauf vergöttert X, la.
Aethiopeu wohnten auf den
älteflen Weittafeln am
Rande derfüdlichenHalb-
fcheibe von Oßen nach
WeAen, auf den fpat^-
ren von SüdoÄ bis Süd-
wefi. In^ der alten Be-
deutung Hehn fie VII, 31*
als Oftvölker mit Indiem
gefeilt; und XXIII, 55.
werden die öftlichen Ce-
fener zu deu Aethiopeu
gerechner.
Aethon , ein Sonnenroft
VII, 186.
Aetna in SiciUen bedeckt,
nach Ovidy den ieuer-
atlimenden Tyfoeus, und
wird von Cyklopen um-
wohnt XXV, 12.
Afrodite, Venus, aus dem
Schaume des Meers ge*
bohren XXII, 121.
Aganippe, eine Mufenquelle
am Helikon in Böotien,
dem alten Size der Hyan-
ten XXIV, 60.
Agaue, Mutter des Pen-
theus, Königs ui Thebe,
des Saatlings Echion Ge.
mahliii, Tochter des Kad-
mus und der Uarmonia
XIX, 215.
Agenor, K. in Phönicien,
Vater des Kadmus und der
Europa XIV, 3 ; von ihm
flammte Perfens XXIII,
157.
Aglauros, des attifchen K.
Cekrops Tochter IX,* 24.
XII, 32.
Akrifius, K. in Argos, det
Prötus Bruder, und Va^
ter der Danae, die den.
Perfens gebahr XXIU,
358.
Aktäon, Sohn des Atifiäus
von A^itonoe, des Kad-
mus Tochter XVI, 5.
Alfeos , ein durch Elis ant-
Uufender Strom Arka-
diens, der, wie man
glaubte, unter dem Meere
zur fyrakulifchen Quelle
Arethufa in Ortygia hi|i.
fh:5mte 0» 282. XXV,
«59.
Alpen VII, 258.
Ambrofia, die Speife der
Götter, und ein ambro-
< fifches Gras ihrer Zug-
thiere VII, 152. XXI, 45.
Amfion, Jupiters S. yton
der Antiope, Gemahl der
Kiobe , ein trefflicher
Tonkünftler , dem die
■ Steine zur Befeftigung
Thebens folgten XXVII,
50. 124.
Amfitrite , des Oceanus und
der Tethys' Tochter, ver-
mahlt dem Neptunus, dem
Herfcher des Mittelmeers
t, »o: WO der innere
Band -der Länder, oder
die GeAade des Mittel-
meers, wie in, 23, zu
verßehen find.
Amfitryon, Gemahl der Alk-
mene, die den llerkules
gebahr XXVI^ 8^.
Amfryfos, ein theffalifcher
Flufs , woran Apollo die
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SXS MR8TJLV 2ANOB8.
5^5
Heerden des Admcrui
weidete VI, i3-
Ammon, der ziim griechi-
Xbhen Zeus -umgedeutete
• "wiäderhaiiptige Obergott
der Libyer, deffen Ora-
kel in der Landrchaft
Mannarica lag XXIII, 57.
192. XXIV, 76.
Amor oder Ciipido mit
zwiefachen Pfeilen V, 17.
trägt Fackeln XXIII, iH-
Amymone, ein* dreifacher
Felfenquell nm Lema in
Argos, den für des Da-
uaiis Tochter Amymone
der geworfene Dreizack
ihres Liebhabers Neptu*
uns öfnete VII, 272.
Anapis oder Anapos, ein
ficilifcher Strom XXV,
77.
Andromeda, des Aethiopen-
königes Cefeiis Tochter
Ton der Kaffiope, die fich
an Schönheit den Nym«
fen vorzog XXni, 56.
Antiope, Tochter des Nyk-
teiis von Theben, gebahr
dem Jupiter den Amfion
und Zethus XXVI, 85.
Aonia , ein alter Name Böq-
tiens XVIII, 1. Aoniden,
die Mufen vom böoti-
fchenHelikou XXIV, 81.
Apenninus , ein Gebirge,
das durch die Mitte Ita-
liens läuft VII, 258.
Apollo , Jupiters Sohn, von
Latona in Delos geboh«
Ten, Bruder der Diaxia,
waltet über Heil und
Verderben , durch Bo-
genkunde. Gelang, Weif-
fagung, in der fpUteren
Fabel auch durch Arze-
nei; er führt den Bei-
nalhen Phöbus, der reine:
welchen fpäter auch der
Sonnengott Sol empfing
V, 1. 22. Sein Vogel der
F*abe IX, 10.
Aqiulo , der römifche Name
des Boreas.
Arachne , eine gefchickte
"Weberin in Mäopien oder
Lydien XXVI, 5.
AreÄor zeugte mit Mycene,
des Inachus Tochter, den
hundertäugigen Argos VI,
57.
Arethufa, eine elifcheNym-
fe, die, nom Stromgott
Alfeos verfolgt, als Quell-
göttiu unter dem Meere
zur lyrakufifchen Infel
Ortygia Äoh XXV, 147.
233.
Argos, Stadt und Land«
fchaft im NordoA des Fe-
loponnefus VII, 272.
Argos, der hundertäugige
VI, 57.
Arkadia, die innerße vom
Meer abgefchlofleneLand-
fchaft des Feloponuefus
VIU, 2.
Arkas , Jupiters S. von Kal-
lifio , Lykaous Tochter,
als Arktiirus oder Baren-
hüter unter die Sterne
verfezt VIII, 82.
Askalafos, Acherons und
der Orfne Sohn XXV,
199.
Afteria, des Titanen Cous
und der Phöbe Tochter,
die Jupiter in Adlergeüalt
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3Ö(^
&£ ö IST ER,
liebt«;, vnä verfchmalit
in eine Wachtel verwan-
delte XXVI, 8i.
Afträa oder Sterujungfraii,
eiu fp'dterer Käme für
die Dike oder Gerech-
tigkeit» die im ei fernen
•Weltalter die Erde ver-
liefs , und in den Thier-
krei« trat II, 6i.
Athamas , des Aeolus Sohn»
"rürft -in Böotien , nach-
mals in ThelTalien, Ge-
mahl der Ino XXII, 5-
Athen'a, die Hauptfiadt Ift
Anika, Yon Cekrops ge-
gründet , heilig der Athe-
ne oder Minerva XII, 2.
87. XXV, 312. XXVI, 66.
Athos, ein Berg in Mace-
donien VII, 2I9.
Atlas , ein Gebirg im Nord-
weßen von Afrika, wor-
auf nach der älteßen
Weltkunde, die mit der
fpäteren lieh mifchte, dat
Gewölbe des Himmels
ruhte ; unter ihm lag als
"Wächter der Himmel s-
feulcn der verßofsene Ti-
tan Atlas , des Sapetns
Sohn ; den Keueren fchien
er felbft in den Berg ver-
wandelt VII, 328. XXIII,
17 - 48. 157» ^"id trug
die Axe, die durch des
Himmels Pole geht VII,
329. Sein Enkel von der
Tochter Maja» die eine
der PIejaden ward, war
Merkuriiis XI, 7. XII, 35.
XIII, 5.
Avernns, eigentlich jede
duiiAende Lache oder
Erdkluft, worübet kein
Vogel ftiegt-CÄe^vo«^; vor-
züglich ein unkender See
bei Cum'i in Campanien»
woran eine Kluft zur
Unterwelt führen foUte;
dann ein damit verbun-
dener Pfuhl des Todten»
reichs XXV, ooo.
Augiißifche Pfofien, die
Pforte am Palaße des Cä-
far Octavianus , mit dem
Beinamen Augii&ns, der
herliche V, 111. Auf Be-
fehl des Senats wurden
ihm Lorbeerbäume vor
die Thüre gefezt, und
ein Eichenkrauz darun-
ter ; jene dem Sieger,diefer
dem Erhalter.
Aurora, Hyperions T. von
der Thia, des Tithonus
Gemahlin , Göttin des
Lichts I, 57. VII, 144
XVI, 42. XIX, 90. XXUI-
15. XXV, 100.
Aufonia, lulien XXV, 10.
Aulter, der römifche Käme
desKotus oder Südwinds,
der den Griechen und
Bömem Begen bringt I,
62.
Autonoe, des Kadmus Toch-
ter, gebahr dem AriAaus
den Aktdon XVI, 5ö.
XIX, 209.
Axe, r. Atlas.
üabylort, die' Hanptffadt
der Affyrer am Eufratee
VII, 280. XX, 24. 66.
Bacchus, Jupiters S. von Sc-
mele, Gott der Anpflan-
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DKS mUSTZ» SAITDES.
3Ö7
«rnjig und ftittl?chltf»it
XVII, 58. Sein Dieiift
XIX, 18. XX, X. XXX,
165.
Btcchiaden , ein edle» Ge-
fchlecht iii Coriiith, auis
'Welchem Archivs fiiimm-
te, der Syrakns an zw^ei
Hafen gri'mdete XXV, 67.
Bär am Himmel , der grofse
VIII, 82. XIX, 85.
Baktra, am Oxtis im Korden
des Varopamifiis XXIII>
«08.
Balearen, Bewohner yon
Majorka und Minorka,
lieriihmte Schleuderer
XII, ao.
Barbarn XXX, i, wahr«
fcheiulich Amazonen.
Man fagt Barbara luid
Barbaren» wie Altar und
' Altar.
Battus, ein pylifcher Hirt
XI, 10.
Belifche Jnngfraun , di»
Töchter de» Danaus, ei-
nes Sohns von Belus, die,
vreil fie die Söhne des
Vaterbruders Ae^Tptus in
der Brantnacht ermordet
hatten, in der Unterwelt
WaiTer in durchlöcherte
FaiTer fchöpftenXXII, 47«
fiellona , die römifche
Kriegsgottin XXIUa 330.
Bemftein» VII, 396.
Beroe, die Amne der 8e-
mele XVU, 6.
Boiotia^ d. L Kinderland»
von Kadmui benamt XIV,
13.
Bootes, d. L Stiertreiber,
•in Geüirn am Bären oder
Heerwafceu, äelThn Trei-
ber er fcheint ; er enthHlt
den Arktiir oder BUren-
IHiter VII, ao8.
Buxus, lanpgehöhleter, die
lange TielloclirichteSchal-
mei mit krummem Auf-
/aze von Hörn, die in
den cybelifciien und bac-
chifcljen Feftfch wärmen,
zur Handtrommel und zu
Klapperfchalen, geblafen
ward XX, 7.
v> Tergteiche K.
Cefener, Cefenier, ein atbio«
pifches Volk in Auen
XXIII, 175. S. Aethio-
pen.
Cefeus, K. der Cefener,
zeugte mi^ der Kafßope
die Audromeda XXIII,
65.
Cefifus, einbootifcherFlurs,
der am Famaffus ent-
fpringt IV, 110. XIV, 19,
XVUI, 5.
Ceia (Cea, Ceos , Ko«)
XIX, 87:. bier die Infel
Kos au der Südweürpize
Ton Alien.
Cekrops, der erße König
Athens, der die Burg
luid Cekropia
er war halb
halb Schlange
baute ,
nannte i
BlenTch,
IX, so.
C^ntauren, f. Reg. a.
Cerberua, der dreihauptige
Höllenhund mit Schlan-
genhaar XXU, 35- 85-
Ceres, die Göttin des An»
baus und der Sittlichkeit,
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3^8
HE G IST£a
Tochter detSaturnui und
der Hhea, gebahr dem
Jupiter die ProXerpina
XXV, 1.
Chaonia in Epirus, ift für
XXUI, 337- zu entfernt;
vielleicht Choania, eine
arabifche Laadfchaft.
Chaos, die MiTchnug der
rohen Urftoffe I, 3. VII,
531.
Chariklo , eine Nymfe, wo-
mit Chiron die Ocyrhoe
zeugte X, 4'
Chiroära, ein lycifchet Un-
geheuer, vorn Löwe, in
de^ Mitte Ziege, und hin-
ten Drache, welche» Bel-
lerofon tödtete XXVUI,
24.
Chiron, ein weifer Centaur,
des Sanimus und der Fhi-
lyraSohn, Lehrer des-Aef-
kulapiiis, Achilles,Herku-
let und anderer Helden;
als einPfeU des Herkules,
.mit dem Gift der lemai-
fcheu Hyder beürichen,
ihm in den Fufs gefallen
war; wilnfchte er den
Tod, und ward endlich
der Schüz im Thierkreife
IX, 95. X, a. 17.
Cinyfus, ein libifcher Strom
um die Syrtenbucht
XXIII, 297.
Circe, des Titan Sol und
der Perle Tochter XXI,
55.
Cithäron , ein bootifcher
Berg, durch Bacchusfeüe
berühmt VII, 255. XOÜ,
Cöut, Sohn des Himmelt
und der Erde, Vater
der Latona XXVn, 38-
XXVIII, 6i»
Cupido V, «.
Gyane, eine liciUf che Kym*«
fe, deren Quelle den.
Anapis aufnimt XXV, 69.
Cykladen, InTeln des ägäi-
fchen ^eers, die in ei-
nem Bezirk liegen, von.
cyclus, Umkreis VII, 296.
Zyklopen fchmieden dem
Jupiter Donner XVII, 33.
Vergl. Reg. 2.
Oyknus, des SthenelusSohn»
K. in Ligurien, wird
zum Schwan VII, 399-
Cyllene , ein arkadifcher
Berg , vrorauf Maja den:
Merkurius gebahr III, 48«
VI, 146.
Cynthos , ein Berg in Delos,
wovon Apollo und Diana
genannt werden VII, 253*
XXVII, 57.
Gytherea, Venus, von der
Infel Cythera unter dem
Peloponnes XXI> 20.
Cytorus, ein Berg in Paf-
lagonien voll Buxbäume
XXVI, 97.
M-JuSne, des the/Talifchen
FluITes Peneos' Tochter
V, 1.
Damafichthon, der Niobe
Sohn von AmEon XXVII,
107.
Danae, Tochter des argi-
vifchen K. Akrifius, die
Jupiter im Goldregen be-
fuchte XXUI, 84. 176.
XXVI, 88.
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DES EMS'i'BM BANDES.
3Ö9
Daulis oder DaulU» eine
Stadt in ThelTalien XXIV,
Delfine aus Tyrrheaera
XIX, 161.
Delfot t eine Stadt in Pho-
eis amPamars» mit einem
Orakel welchem nach
einander Tellus, Themi$i
und Apollo vorfand IV,
57-62. V, 64.
Delos^ eine cykladifche In-
iei, die herumtrieb, bis
dort von der Latona,
Apollo, und nach fpä-
teren auch Diana geb ob-
ren ward XIX, 87- XXVII,
40. XXVni, 18. daher
DeUlis Apollo XXIV, 77,
Dement, für den härteren
Stahl XXII, 37-
Deukalion, des Progietheus
Solin, K. in ThelTalien
IV, 69.
Pia, hier Naxos mit altem
Kamen XIX, iQo. yergl.
126.
Diana, Ti der Latona, Göt-
tin der Jagd, auchPhöbe
genannt VIII, Q. i8> vergl.
Ortygia.
pikte , ein Gebirg in Kreta
XIV, 2.
Diktynna, ein Beiname der
Diana VIII, 30.
Dindyma, oder Dindymof,
ein phrygifcher Berg, der
Cybele heilig VII, 355-
Dirce , eine Quelle bei The-
. ben VII, 271.
Dis, Pluto XXII, 95.
Doris, des Oceanus und
der Tethys Tochter, die
dem Bruder Nereus, dem
Herfcher des Mittelmeert,
die Nereiden gebahr VII,
43.
Drache des Erichthoniut
IX, 26; des Mars XIV,
32 ; Kadmtu und Hermo-
nia XV, 13 ; der Hefpe-
riden XXIII, 33; Dra-
chengerpann der Ceres
XXV, 303. Jupiter als
Drache XXVI, 88.
Dreifach waltende Schwe*
Kern, f. Parcen X, 32.
Dryaden öder Hamadrya-
den, Banmnymfeu XVIII,
169.
Ec
chidna, des Forkys Toch-
ter, oben Jungfrau und
unten Schlange, gebahr
dem Tyfon die lernUifche
Hyder , die Chim'ira , die
Sfinx, die Hunde Or-
thms und Cerberus, und
den neme'ifchen Löwen
XXII, 85.
Echion, einer der thebi«
fchen Saatlinge, die aus
Drachenzähnen aufwuch-
fen ; er half mit vier an»
dem dem Kadmus Thebe
erbauen XIV, 126; und
zeiigte mit Xadmus T.
Agaue den.Pentheus XIX,
5. vergl. Reg. 2.
Echo , eine böotifche Nym-
fe XVIIi; 18 • 196.
Efyra, der alte Name von
Korinth VIJ, «72.
Eichenkranz, dem Erhalter
der Mitbürger V, 11 3.
Eidex XXV, n6-
Elisy Landfchaft uxid Stadt
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37<>
Il£.ü 1ST£ A
im Weflen des Pelopon-
nefus XI, 1. XXV, 268;
der eleifch© Strom iß Al-
feos XXV, »36.
Elftem XXIV, 103.
Ematliia, ein alter Name
YOii Macedonien , der oft
auch einen Theil von
ThelTalien nmfafst XXIV,
62. Emathiden, die neun
Töchter des Piems , Kö-
nigs von Emathia XXIV,
96.
Enipeiis, ehi theflalifcher
Hufs beiPharfalia VI, 12.
Eotis , ein Sonn6^o(s VII,
185-
Epafiis , Jupiters S. von
So VII, 1.
Epidaunis XVII, 6.ift wohl
nicht die argolifche,durch
Aefknlap berühmte Stadt,
fondem die illyrifche
(weiui auch fpäter ge-
baute) , zur Bezeichnung
der damaligen Slclaven-
Xüfte.
Epimethlde , Pyrrha , die
Tochter des Epimetheus
lind derPandora IV, 131.
Epopeus, Steuerer des tyrr-
henifchen Schifs XIX»
109.
Erich thonins, Sohn der
Erde» nach einigen mit
Schlangenfiifsen, Vater
Pandions, K. in Athen
IX, 18.
Erldanus , in der alteften
Weltkunde , war der
dunkel bekannte Khein,
tim deffeu Ans Aufs etwas
Bemßein gefunden ward,
in Terbindunj; gedacht
mit dem Bhodanus und
• dem Padus VII, 356. Mit
ihren befonderen Namen
werden die drei Ströme
Kufammen gefafst VII,
290.
Erinnyi, Furie 111,72. Vi,
158. XXII, 74.
Erymanthos, ein Berg in.
Arkadien VTII, 7i. XXV,
263. Auch ein Flufs i»
Phocis VII, 276.
Eryx, das weilliche Vor-
gebirge von Sicilien, der
^rycinifchenVenUs hellig
XXV, 24.
Euf rates , ein Strom in Me-
fopotamien VII, 280.
Euippe, des Pierot Gattin
XXIV, 51.
Evoe, ein Ausruf der Bac-
chanten XXII, 107. XXX,
175.
Europa, des phönicifchen
K. Agenors Tochter XIII,
la. XIV, 2. XXVI, 79.
Eurotas , ein lakonifcher
Hufs Vn, 279.
Enrus, der Oßwind I, 57.
Eurynome , des Öceanus
Tochter , des Perferkö-
nigs Orchamos Gemahlin
XXI, 40.
r vergl. Ph.
Fafis, ein kolchifcher Strom
VII, 281. Fafifche Heldin,
• Medea XXXII, 297.
Faune , der römifche Name
f iir die bockfüfsigen, ge-
bömten lind gefchwUnz-
ten Panen III, 29. XXIX«
10.
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SXS ZASTEir BAUDE 8.
371
Faimus, den fpateren Rö-
mern für Fan XXyill,
14.
Fineiu , des Cefeiu Bruder
XXIII, 182.
Flufsgötter VI, 7.
Forkideii , oder Graen,. mit
Einem gemeinfamen Aii^
ge, Vorhiiterinnen ihrer
Schweßem, der Gorgo-
neu XXIII, 159.
Forkynerin, Mediifa, Toch-
ter des Forkys oder For-
kyn XXIII, 40^.
Foroueiis , Bruder der io^
K. in Argos VI, 101.
Fortuna, die GlilclLsgöttin
*XXVII, 48.
Frühling , als Gott VII, 59«
Furien XXII/ 30. XXX, 8.
vTallifcher Himd> Jagdhund
V, 82.
Ganges , auf den damaligen
Erdtafeln der Uiifscrfte
Strom Indiens VlI, S8i*
XXIII, 222. XXX, 211.
Gänfe im Kapitol IX, 3.
Gargada , ein Thal in Böo*
tien, mit einer Quelle
Dianens XVI, 14.
Gegenland, Europa VII,
355; der Erdkreis ward
von den Alten getheilt in
Afia, -welches Libyen be-
grif , und in Europa.
Giganten , Erdgebohrne mit
Schlangenfiifsenund hun-
dert Armen III, 19. XXIV,
67 j Tyfoeus unter dem
' Aetna XXV, 6.
Gnoflbs, der Siz de« kreti-
fchen K. Minos XVI. 66.
Goldene Aepfel XXIII, 25.
Gorgonen, drei fchlangen-
haarige V(''eiber am weA-
lichen Oceanus, Medufa»
Stheno und Euryal«
XXIII, 4. 85. 164.
Gradivus, Mars XXX, 5.
Grazien, drei Töchter Ju-
piters, Agiaja, Thalia
und Eufrofyne, XXX, 7.
Xl'amonia, der alte Ifame
von Thelfalien IV, 54.
Der Hämoner am Himmel
VII, 113. iß Clüron als
Schüz.
HHmos , ein thracifches Ge-
birg, mit dem Strom Oea-
gros, der durch feinen
Sohn Orfeus berühmt
ward VII, 251.
Häufer der Winde, Stel-
lung der Planeten im
Thierkreis , die Wind
bringet XIX, 86.
Hamadryadeu für Dryaden«
Baumnymfen VI, 123.
Harmonia, Tochter des Mars
tind der Venus , Gemah-
lin des Kadmus XV, 5.
Hebros , ein thracifcher
Strom», der vom Hämos
fällt VII, £89.
Hekate, eine unterirdifch«
Göttin, die der Zauberei
vorftand XXVI, 104.
Heliaden, Töchter des He-
lios oder Sol von der
Klymene VII, 372.
Helikon , ein böotifcdier
Berg, denMufen geweiht
VII, 251. XXIVi 2. 90.
Heliotropium, Sonneuwen-
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572
REGISTER
de, eine von Dioskori-
des befchriebene Blume»
XXI, 97.
Henna oder Enna , eine fici-
lifche Stadt auf dfer Flä-
che eines Bergs, mit Blu"
menfeldem nnd Teichen
umringt XXV, 45.
Herbfi, als Gott VU, 61.
Herkules Pfeile, mit dem
Blut der lernäifchen Hy-
der vergiftet X, 19.
Herfe, des Cekrops Tochter
IX» 24.; gebiert dem Mer-
kiirius den Cefalns Xlly
18.
Hefperifch , abendländifch
VII, 174. »90.
Hefperus, der AbendAem
XXV, 101.
Himmelsburg, oder Olym-
pus, die Höhe des ge-
wölbten Himmels III« 8*
VII, 338.
Bippekrene XXIV, 4. 60.
Hören , Jupiters Töchter
von Themis, Göttinnen
der Vollzeitigkeit, Irene,
Eunomia und Dike VU^
150.
Hyaden, Heben Sterne am
' Haupt des Stiers, deren
Aufgang^^ Regen bringt
XIX, 85.
Hyanten, alte Bewohner
JBöötieus XVI, 5.
Hymen oder. Hymenäus,
Gott der Vermählung V,
Ä9- XXin, 144. XXX, 6.
Hypäpa , eine lydifche Stadt
am Abhänge des Tmolus
«um KayÄros XXVI, 9.
Hyi>erion^ der Vater des
Sonnengottes XKI, 23.
JLapetus, S. des Himmels
und der Erde, einer der
Titanen, zeugte den Pro-
metheus I, 81, Epime-
theus, Atlas XXIII, 18.
nnd Menötius.
Ibis, ein ägyptifcher dem
Storch ähnlicher Vogel,
deflen Geßalt Merkur an-
nahm XXIV, 79.
Ida, ein Gebirg bei Troja
VII, 250.
Idmon, der Arachne Vater
XXVI, 4.
Ilioneiis, AmHons undNio-
be's jiingÄer Sohn XXVII,
114.
^llyrien , die no.rdoßliche
KüAe des adriatifcheu
Meers XV, 5.
Inachus , des Oceanua. und
der Tethys Sohn, Strom-
gott und Erbaiier von
Argot, Vater des Foro-
neus und der 10 VI, 16;
fein E^kel Epaf iis VII, 6 ;
der inachifche Kämpfer,
fein Abkömmling Perfeua
.. XXUI, 105.
Indier, das ölUichüe Volk
der damaligen Erdkunde
VII, 3»»
Ino, des Kadmiis und der
Harmonia Tochter, Ge-
mahlin des Athamas XVII,
41. XIX, 21a. XXII, 4;
wird zur Meergöttin Leu-
kothea XXII, 126.
Xo, des Inachus Tochter
VII, 18 i zur ägyptifchen
Göttin Ißs gedeutet VI,
180.. -
![oi|ifches Meer , zwifchen
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" I>ES £aST£K BANOXS.
373
Italien und Griechenland '
XXII, 119.
Iris» des Thaumas und der
Elektra Tochter, Göttin
des Regenbogens, Botin
der liiiftgötter Jupiter
lind Juno IV, 11. XXII>
64.
Iftmarus > ein thracifches Ge-
birg; daher Ismarier für
Thracier VII, 289.
Ismenus , ein böotifcher
riufi bei Theben XVI,
26. Ismenifche Frauen^
thebifcbe XX, 8.
lUer, die heutige Donau
VII, ä8i.
Itys, des thracifchen K. Te-
reus Sohn von der Prok-
ne XXX, 15.
Juno , Tochter des Satiimui
und der Bhea, Königin
des Himmels VI, 34;
£hefiifterin XXX, 7; ihr
Vogel der Pfau VI, i55 ;
ihr Sohn Vulkanus XXI, 3-
Jupiter , Sohn des Saturnus
und der Bhea, Köni^
des Himmels II, 26. III«
1. 16; Gott des Ponners
VII, 338. XVU, 27 • 35 ;
mit Ammon Termifcht
XXIV, 76.
Ixion, K. der Ijapithen,
zeugte die Centauren mit
einer Wolkengeßalt der
Jnno, und ward in der
Unterwelt an ein beÄan^
dig lunlaufendes Rad ge-
feffelt XXII, 45. '
iV vergl. C.
Kadmus, des phöniciCchen
K. Agenors Sohn, erbaue-
teThebe in Böotien XTV,
8 - 130, und zeugte mit
der Harmonia den Poly-
doms, luid die Töchter
Ino, Semele, Autouoe
und Agaue.
Kaikus, ein Flufs in My-.
fien, der fein Beiwort
vom Berge oder alten Kö-
nige Teuthras fiihrt VII,
275.
Kalliope, q^e der neun
Mufen XXIV, 81.
Kallißo, des arkadifchen K.
Ijykaons Tochter, gebahr
dem Jupiter den Arkas
VIII, 1 - 105.
Kapitol, die Burg in Rom
auf dem kapitolifchen Hü-
gel V, iioj von Gänfen
vor den Galliern gefchüzt
IX, 3.
KafGope , Gemahlin des Ae-
thiopenkönigs Cefeus, Va-
ter der Andromeda XXIII,
124.
Kafialia, eine begeifernde
Quelle in Delf os am Par-
na£s XIV, 14.
Kaukafus, ein Gebirg Zwi-
lchen dempontifchen und
kafpifchen Meere VII,
256.
Kayftros, eiil Fluf» in lo-
nien , ohnweit Efefus,
wo viele Schwäne find
VII, 285.
Klaros, ein ionifcher Ort
vor Kolofon, mit einem
berühmten Orakel des
klarifchen Apollo V, 65.
Rlymene, des OceanusTochJ
ter, vermählt dem oft-
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574
A £ G f S T E R
athiopifchen K. Merops,
. gebahr demSol denPhae-
fhon VII, 9. XXI, S\'
Klytie, eine Oceannymfe,
von Sol geliebt XXI, 36.
64; ineiueSoiineuwende
Terwandelt XXI, 98.
Kolofon, eine Stadt in lo-
nien XXVI. 4.
Korallen XXIII, 156*
Koriiithus auf der pelopon-
nefifchen Landenge Zwi-
lchen dem faronifchen
Meerbtifen im Ollen» iiud
dem iouifcheu imWeAen
XXV, 67.
Koröneus , Ftirll in Fhocis,
Vater der zur Krähe vcr-
'waiidelten Koröais IX.
34. '
Korönisydes Koröneus Toch-
ter , -wird zur Krähe IX»
34 • 53.
Korönis, des Phlegjas Toch-
ter Ton LariCTa, durch
Apollo Mutter des Aes*
kulap IX, 7.
Korycifche Nymf ea t die
Göttinnen der l^oryci-
, fchen Quellgrotte am Par-
nafs , Y^erden oft auch
die Mufen genannt IV, 61.
Krebs am Himmel VII, 115.
J-iadon, ein arkadifcher
Flufs , der in den Aifetis
fallt VI, 135.
Iiampetia» eine der Helia-
den VII, 280.
IiarilTa , eine Stadt in Thef-
falien IX, 7.
Latium, die Landfchaft der
- Uatiner um Born; daher
- latifcli für romifch V,
109; imd latinifch VII,
598.
I/aton», Tochter des Tita-
nen Cöus und der Phobe,
gebahr d^n Jupiter die
Zwillinge Apollo und
Diana, nach der neiieren
Fabel beide auf Delos,
die bis dahin eine trei-
bende Infel war XXVH,
13. 38-44. XXVIII, 17-
SL. Latonia, Diana VI^
ia9-
lioarchus, Sohn des Athamas
und der Ino XXII, 100.
Lein tragende Manner, die
Aegypter VI, 180.
Lemnos, eine Infel des
ägäifchen Meers , dem
Vulkanus heilig, der da-
von der Lemnier heilst
XXI, 15.
Lerna , ein argoHTclier
. Sumpf, berühmt durch
die vielhauptige Hyder
VI, 30. X, 19.
Xiesbos , eine griechifche
Infel an der KüAe von
Aßen, die Heimat der
Sappho und des Alcäus
IX, 66.
Leukonoe» eine* der drei
Töchter des Minyas XX»
135.
Leukothea, b^denKömem
Matuta, hiefs Ino als
Meergöttin XXII, 126.
Leukothoe, des achämeni-
fchen K. Orchamus und
der Eurynorae Tochter,
von Sol geliebt , wird eine
Weihrauchftaude XXI,
26 - 85.
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DBS saSTXir B Jl. N O B S.
375
UbeXf «ia Beiaame des
Bacchus XIX, lo, iß.
liibya, der griechifche Na-
me von Afrika; libyfche
Sande XXIH, 3i Libyer
XXIII, 2i8>
liignrer, griechifch ligyer,
-wohnten in den alten
Erdtafeln um die fardoi-
fche Blicht, mit Ichivan-
kendeu Grenzen, oft bis
zu den herknlifchen Säu-
len VII, 402,
Xiilyb'aos oder Lilybäon, die
-yveftliche Spize von Si-
oilien XXV, xi*
Limmate» eine Flnfsnymfe
des Ganges XXIII, 222.
liiriope, eine Meernymfe,
gebahr dem CeEfos den
NarcilTus XVIII, 3.
Löwe am Himmel VlI, »13.
liöwenhanc des Kadmtis
XIV, 52.
Lorber V, 106 - ii4«
Liicifer, der Morgenßem
VII, 147. %U» i6- XXIII,
16. 51-
tiucina, die Gpttin der Ge-
burt XXIV, 52.
Luchs XXV, 320; i-üchfe,
Tiger und P^del um
Bacchus XIX, i^S*
I,una, die griechifche Se*
lene, Schwelter des He-
lios oder Sol VII, i^g.
24.0. 376; auch Phübe
genannt I, 7.
Liycaus^ ein Berg Arka«
diens, dem Fan heilig
' IIX, 48. VI, 131.
Lyceum, ein angenehmer
Ort vor Athen^ vonLy*
kus , Vandions Sohne»
benannt, wo unter Pe-
rik les ein Gymnafium ein-
gerichtet ward XII, 3.
Lycia, ein Land in Klein-
afieu zwifchen Karlen
undPamfilien XXVIU, 2.
Lydia, mit altem Namen
Mäonia , eine Landfchafc
Kleinafiens XXVI, 7.
Lykaon, des Pelasgu« Sohn,
K. in Arkadien III, 34.
Lykaonifche Mutter des
Arkas, Kallifto, Lykaons
Tochter VUI, 71.
Lykormas, ein ätolifcher
Flufs VII, 277.
LynkitSy KL in Scythien
XXV, 310.
Lyrceos, ein Berg in Ar-
kadien , wo der luachus
entfpriugt VI, 31%
M.
i-Uaadros » ein phrygi-
fcher Strom, diirch viel-
fache "Windungen be-
kannt VII, 278.
Mänalus , ein arkadifches
Gebirg, dem Pan heilig
III, 47. XXV, 26B*
Maoiua , aljt f iir Lydia VII,
284. XIX, 73. xxn, 8.
XXVI, u
Maja, des Atlas nnd der
Pleioae Tochter^ gebahr
dem Jupiter dea Merkur,
\ind w^d mit den Techs
Schweflern zum Gefiirn
der Plej^en XI, 7.
Manen, die Geifler der Ver-
Horbenen in der Unter-
welt VI, 19. vn, 335.
XXIII, 289.
Maate» des Tii^eüas wahr*
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37^
A£a I8TK&
Tagende Tochter XXVII»
10.
Mavmarlca» da» Land der
Marmariden m Libyen
um den Amiponstempel
XXIII, 299.
Mars oder Mavors, der
Kriegsgott , von Jupiter
lind Juno gezeugt XIV,
32. XIX, 21. XXI, 2.
Mars Hügel in. Athen,
Areopagiis, wo Mars von
den Göttern war gerich-
tet worden XXVI, 66.
Marfyas, ein phrygifchtr
Satyr XXIX, 1.
Medufa, eine der drei Gor-
gonen, Forkyns Tochter,
mit verfteinemdem An.
blick, von Perfeus ent-
hauptet xxni, 1. 5. 166.
Medulifcher Gaul, Pega-
fu«, ^er aus dem ge-
trennten Hälfe der Me-
dufa entfprang XXIII,
170, und am Helikon die
Hippokrene mit feinem
HuffcWag öfnete XXIV,
6.
Meergötter auf Wallfifchen
VII, 4« - 45*
Melas oder Meles, ein durch
Homers Geburt berühm-
ter Flttfs bei Smyma,
berührte Mygdonia, eine
Kolon^ aus MAcedonien,
• die bald zu Lydien, bald
zu Phrygien gerechnet
wird VII, 279.
Melicertes, Sohn desAtha-
mas und der Ino, wird
zum Meergott Palamon
XXII, 106. 126.
Mendes, eine Stadt an einer
Miindtuig des Nils XXUI,
318.
Merkurius , der Götter Bo*
te, ward dem Jupiter von
der Maja auf dem arka-
• difchen Berge Cyllene
gebohren VI, 102. XII, 1.
Merops, K. der Oß'äthiopen,
Gemahl der Rlymene,
womit Sol denPhaethon
zeugte VII, 16. 216.
MelTene, Stadt und Land
im Südweften des Pelo-
ponnefns XI, i.
MilchÄrafee llXt 7- *
Mimas, ein ionifches Vor-
gebirg gegen Chios VII,
254-
nfinerva, griechiOch Pallas
Athene , die aus Jupiters
Haupte am Triton ge-
bohrene Göttin der Klug»
heit im Kriege, in Kun-
den und in weü>lichen
Gefch'äften IX, i8- 53*
XII, 2. XIV, 101. XX, 10.
XXIU, 220. XXIV, 1.
XXVI, 1.
Minyaden oder Miuyeiden,
des Min3cas, eines Soh-
nes vom böotifchen Für-
fien Orchomenus, drei
Töchter Arfippe , Leuko-
no^', lind Alcithoe XX»
g. 134. XXII, 10.
IMlnemofyne, oder Mneme,
des Cölus Tochter, Göt-
tin des Ged'achtnifTes, ge-
bahr dem Jupiter die
neunMufen des Helikons
XXIV, 16. Mnemonifcho
Mädchen, Mufen XXIV,
28.
Molofler wohnten in £pi-
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JD£S XASTSir BANDES.
577
ms , weit von Atkadien,
dafsalfoIII,58 verfchrie-
ben fein mag.
Mopfopia, ein alter Name
Ton Attika XXV, 32i»
XXX, 1.
Mnlciber, Vulkaniis VII, 57-
Mimychia, eine Landfpize
vor Athen, der Diana
heilig, mit einem klei-
neren Hafen, neben dem
Piräeiis, nach der Seite
von Sunium XII, «.
IVfiifen, Nymfen begeißem^
der Quellen auf verfchie-
denen Bergen, nadi der
gewöhnlichen Fabel^neuu
von Jupiter mit derlVIiie*
mofyne erzeugte, und auf
' dem Helikon und Par-
na/Tus verehrte Gottinnen
der edleren Kilnlte VII,
251. XXIV, 2.
Mygdonia , ein Theil von
Phrygien, mit wankender
Grenze an Lydien VII,
279. XXVI. 41^
Mykale , ein Vorgebirg lo-
niens geigen Samos VII,
255.
Myüen lag längs dem Hei*
lespont und der Propon«
tis, mit dem Flufle Kai'-
kus VII, 275.
J^ abathaer , ein arabifches
Volk, deren König dem
CUfarim alexandrinifchen
Kriege beifiand I, 57.
XXIII, 338.
Nacht ^ als Göttin IX, iZg.
XX, 59.
Naiadeh, Nymfen derLand-
gewalTer VI, 138. XVIII,
168.
Narciffus, von Cefifos mit
Liriope erzeugt, wird zur
Blume XVIII, 8.
Nafamonen, ein libyfches
Volk an den Svrten
XXIII, 303.
Naxos, eine der cykladi-
fchen Infeln XIX, 126;
vergl. Dia.
Nektar, der Gotter Trank
XXI, 80.
Neleus , mit Pelias Neptun«
S. von Tyro, der Tochter
des Salmoneus, K. in Py-
I08, "zeugte mit Chloris,
Amfions Tochter, unter
12 Sölinen den Neftor
XI, 11.
Neptunus, ein Sohn de«
Satnmus, Herfclier des
.• iimeren Meers IV, 16.
VII, 302. 323. XXII, 1 16.
XXVI, 71.
Nereus, des Pontus und
der Erde Sohn, ein wahr-
fagender Gott des Mittel-
meers, zeugte mit des
Oceanus Tochter Doris
die Nereiden III, -«».
IV, 42. VII, 300. XXIII,
191.
Nilus, Aegyptens Strom mit
fieben Mündungen Vi,
161. VII, 286. XXIII, 360.
Niiius, der erfte afityrifche
König hl Babylon XX, 55.
vNiobe , des phrygifchen K.
Tantahis Tochter , ver-
mählt mit Amfion XX VII, 1 .
Nonakris , ein arkadifcher
^ Berg mit einer gleichna-
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378
AEOISTBH
. migen Setdt VI, laj.
VIII, a.
Notus, der regenbringende
Südwind, gebildet IV, ß.
Nyktimene , des Lesbiers
Kyktens oder Epopeus
Tochter, wird Eule IX,
Nymfen, Göttinnen der
Feuchtigkeit im Ocean,
in Meeren, liandgewäf-
fern, "Wiefen, Bäumen
III, «8. V, 21. XXV, 200.
XXVI, 11. 12; im Gefol-
ge der Diana VIII, 34-
XVI, 23; dem Jupiter
lieb XVIII, 25; erziehtt
den Bacchus XVXI, 42;
für IVIufen IV, 61 ; den
Späteren zum Theil blau-
farbig XVIII, 3, und grün
oder blau von Haaren
VII, 44- XXV, 92. 235.
Kyra, ein Berg in dem
Arabien der älteüen 'Welt»
tafeln, welches zum ört-
lichen Aethiopien gehör-
te ; mit erweiterter Erd-
kunde rückte er nach
Indien XVII, 42*
O
ceanns, Beherfcher des
äufseren Meers , das den
gerundeten oder eiför-
migen Erdkreis Timllrömt,
wohnt mit feiner Gemah-
lin Tethys, die VII, ifio
das Soiuiengefpann auf-
nimt, in feiner weftli-
chen Quellgrotte VIII,8 i- ;
-vielleicht auch im Oßen,
wo Tethys VII, i88 das
Morgenthor des Himmels,
der wie ein Gewölbe auf
den Rand des Erdkreifes
lieh fenkt, aufriegelt,
Ocyrhoe, Chirons Tochter
▼on der Charlklo X, 6.
Odryfer, ein thracifclies
Volk , für Thracier über-
haupt XXX, 68.
Oeagriu, ein Strom, der
vom Hämos in den He-
brus fällt, und delTen
Gott den Orfeus mit der
Kalliope zeugte Vir, 251.
Oelbaum der Minerva XX VT,
77.
Oeta, ein Gebirg zwifchen
I^okris und TlielTaUen,
w^o Herkules lieh ver-
brannte VII, 249. '
Olenos, eine Stadt in Ae-
tolien» wo Jupiter mit
der Milch der Ziege
Amalthäa, die zur Beloh-
nung unter die Sterne
kam, ernährt wurde XIX,
84.
Olympus, eitt Berg zwi-
fchen TheCTalien und Ma-
cedonien auf deflen HO*
hen die altgriechifchen
Götter wohnten VII, 257.
In den Zeiten der "Welt-
weifen ward Olympus
der Name der Göiter-
wohniing auf der ober-
Äen Höhe des Himmels-
gewölbes, über der Mitte
des Erdkreifes; und, als
Theil für das Ganze, be-
deutete er oft den ge-
famten Himmel, wie ein
Gewölbe gedacht VII,
92. XXX, 65-
Olympus, ein tonkundiger
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BES ERSTE]
SANDES.
379
.Smyr in Phrygien , des
Marfy^ Schüler XXIX,
11.
Orchamiis, K. der AchU-
meiiier oder Perfer XX I,
42.
Orchomenos, eine Ssadt in
Arkadien , gleichnamig
mit der berühmteren in
Böotien XXV, 267.
Orfne , eine Nymfe des
Avernus im Todtenreich
XXV, 199.
Orkus, der römifche Name
. der Unterwelt XII, 54..
Oron tes, ein fyrifcher Flufs
VII, 280.
Ortygia , eine Infel vor Sy-
rakufa, heilig dcrBiana,
die nach der älteren Fa-
bel dafelbft gebohrenwar
XXV, 159. 300. DiePri^-
fier in Delos , nm fich
auch der Diana Geburt
zuzueignen, fabelten, dafs
Delos vordem Ortygia ge-
heifsen habe. Von beiden
lufeln demnach konnte
Diana VI, 127 die orty-
gifche Göttin genannt
• 'Werden.
Offa , ein theflalifcher Berg
VII, 257.
Öthrys, ein theflalifcher
Berg VII, 253.
X achynos, das nidoßliche
Vorgebirg SicUiens XXV,
11.
^adus, Äiefst aus dem Berge
, Vefulus durch das cis-
alpinifche Galli«£^ in das
adriatifche Meer VII, 290.
Siehe Eridanus.
Päaii , ein uralter Gott der
Heilkunde, defl^en Namen
fpUter Apollo erhielt V,
115.
Päoner, ein Volk im nörd-
lichen Macedonien XXIV,
51. 61.
Paktolus , ein lydifcher
Flufs , der aus dem Tmo-
lus enfprjngt XX^'I, 12.
PalUmoii , der vergötterte
Melicertes , des Athamas ,
und der Ino Sohn, den
BömernPortumnus XXII,
126.
^aläßina , die Südgegend
von Syrien XXIII, 319.
Paliker, Zwillinge Jupiters
von der Nymfe Thalia,
Vulkans Tochter, oder
Vulkans von des Ocea-
nus Tochter Aetna,, fici-
lifche Volksgütter, deren
See zwifchen den Städten
Palika und Meiiä war
XXV, 65.
Pallas f. Minerva IX, 18.
Pan, ein arkadifcher Hir-
tengott mit Hörnern,
Schwanz luid Bockf iifsen
VT, 132. Die Bömer ver-
wechfelten ihn mit dem
einheimifchen Faunus.
Pandion, K. in Athen, des
Erichthonius Sohn, Vater
des Erechtheus, Bute»,
der Prokne und Philo-
mela XXX, 6.
Päudrofos, eine Tocl^iter des
attifchen K. Cekropt IX,
24. XII, 31.
parcen, o^er IV^ören, drei
25
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3Ö0
AEG ISTB A
Tochter /apif er» von der
TbemUy genannt Lache-
fii , Klotbo und Atropos,
die derGebohmcn Schick-
fal anlegten, fpannennnd
abfchniiien X, 22. XXV,
192.
7araafiis oder PamafloSy ein
zwei^pflichtes Gebirg in
Phocis, beilig denMufen
und dem Apollon, dem
Vorfieher des delfifcben
Orakels nach der Themi«
IV, 07' V, 16. \1If 253.
XXIV, «6. Die pamafi-
Xche Themis IV, 62.
XXIII, 29.
Patara, die Hanptfiadt in
JLycieu mit einem Orakel
Apollo» V, 65.
Pegafiis, ein hiftwandeln-
des Götterrols, das zu-
gleich mit Chryfaor, dem
Vater de» dreileibigen
Geryon, an« dem Hälfe
der enthaupteten Mediifa
entfprang XXIJI, 170;
und auf dem Helikon
mit dem Hnffchlag die
Hippokrenc öfneteXXIV,
4 - 11.
Pella r eine Sfadt in Mace-
donien XXIV, 50.
Peloros , das nördliche Vor-
gc])iri5 Sicilien» gegen Ita-
lien, dalierder a ifouifche
Felfcu genannt XXV, 10.
Penaten, Hausgötter III, 62.
XXIII, 329.
Peneus , ein theflalifcher
Strom; der aus dem Ptn-
du» durch die tempifchen
Thiier iu de^ th^*mal*
fchen Bnfen firomt V, 1.
95. VI, 1-9- VH, 275.
Pentheus, K. in. Theben,
£chions des Saatlings S.
Ton Agane , des Kadmiu
Tochter XIX, 3- XXU, 14.
Pergns , em. See bei Henna
XXV, 46.
Perfefone, der griechifche
Käme der Proferpina, die
Jupiter mit der Cerc»
zeugte XXV, 130.
Perfeus , ein alter Held ans
Argos, den des Akrifin»
Tochter Dauae dem gold-
regiienden Jupiter gebahr
XXin, 1.
Perus oder Ferfia, das
Reich der Perfer, galt in
der alten Geografie, die
-wenig Yon Indien kannte,
oft für Morgenland I, {^S*
Pfau, der Juno geweiht
VI, 155. VIII, 107.
Phädimu», ein Sohn Am-
fions und der Kiobe
XXVU, 92.
Phaethou, Sohn des Sol
und der Oceann3rmfe Kly-
mene, der Gemahlin de»
ofiäthiopifchen K. Me-
rops VII, 4.
Phaethufa, eine, der Helia-
den, der Schwerem I*hae-
thons VII, 370-
Phaßs, ein Strom in KoU
chis , wo die Ultefte Erd-
kimde das öltliche ^nA^
der Welt annahm VII,
28i.
Philomela, Pandions Toch-
ter, nach der attifchen
Fabel, der O vid hier folgt,
von ihrem Schwager Te-
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DES ERSTEN BANDES.
3^1
reii» gefch'ändet, und in
eine Schwalbe verwan-
delt; nach derrömifchen,
aus feiner Gemahlui eine
Nachtigall XXX, 29- f-
Prokne.
rhineiis, de» oßatlüopifchen
Königes Cefeus Bruder
XXIII, 182.
Fhlegethon, ein iinterirdi-
fcher Feuerftrom, XXV,
2o4>
Phlegon r ein Sonnenro£»
VII, 186.
Phocis , eine Landfchaft,
oben und unten von The f-
falien nnd Attüca, feit-
"wUrts von Aetolien und
Böotieu begränzt IV, 57*
XXIV, 24-
Phöbe, de8 Phöbns Schwe-
ßer, bald für Diana V, 25 *
bald für Lima, nach fpä-
terer Umdeutiing I, 7.
Fhöbii», dfr reine, bald ein
Beiname des Apollo V, 1 ;
bald des Sol, den Spätere
mit jenem vermifchten
VII, 56.
Phorcus , griechirdi anch
rorky s und Forkyu, Sohn
de» Meers und der Erde,
erzeugte n^t der Ceto die
GrUen oder Phorciden,
und die Gorgouen XXIII»
i59* 40 i.
Phoroneu» f. unter F.
Phrygieii, ein w^eites Land
im Innern von Kleinalien,
mit weohfelnden Grenzen
undAbtheilungen XXVII,
19. 30. XXIX, 18.
Plcros , K. in Emathia, hatte
neun Töchter, die von den
Miifen im Wettgefang©
befiegt wxirden XXIV, 50.
Auch 4ie Mufen felbft
hiefsen Pieriden von dem
Berge Pieria.
Pindus, eine Bergkette zwi-
fchen Epirus, Macedonien
und ThelTalien , woraus
derPeneus entfpringt VI,
3. VII, 257.
Piräeus, derHaf en vonAthen
XXX, 24.
Pirene, ein korinthifcher
Quell VII, 272.
Pifa, ,eine Stadt in Eli»
XXV, 69.
Ple'/'one , des Oceanus Toch-
ter, Gemahlin des Atlas
XII, 36.
Ple>aden, fieben Sterne im
Bilde des Stiers, zuvor
Töchter des Atlas von der
Pleione, unter welchen
Maja den Merkurijiis ge-
bahr VI, 102.
Pole, die beiden Punkte,
um welche die eingebil-
dete Himmelskugel lieh
dreht VII, rh\, 205. 326.
Oft ift Pol der kreifende
Himmel felbß VU, 107.
XXI, 44..
Polydektes, K. der Infel
Serifos, hatte den Perfes,
das Haupt der Medufa zu
holen, abgefandt XXIII,
4.16.
Prokne, Pandions Tochter,
nach der attifchen Eabel,
mit Tereus vermählt, und
in eine Nachtigall verwan-
delt i nach einigen Römern
war fie des Tereus Schwä-
gerin, und ward zur
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yc^
a£(rlST£R
Schwalbe XXX, 6. S.
Fhilomela.
Prometheii» , des Titanen
üapems Sohn 1, 78 » Bruder
des Epimetheiis undDeu-
kalions Vater IV, i3i.
Proferpiua , griechifch Per-
föfoiie, Jupiters Tochter
von der Ceres, Gemahlin
des Pinto XXV, 51.
Proteus, ein wahrfagender
Meergreis, der vielfache
Ge/lalten annahm VII, 41.
PfoHs* eine arkadilche Stadt
XXV, 267.
Pnnifcher Apfel, die Gra-
nate XXV, 196.
Pylos, die Hanptßadt des
Keftor an der "Weftfeite
des Peloponnefus XI, 7«
Pyramn», ein babylonifcher
Jüngling XX, 22.
Pyrenens , ein Fürß von
Danlisin PhocisXXIV,22.
Pyrois, ein Sonnenrofs VII»
i85.
Pyropus, ein karhmkelar-
tiger Edelftein VII, 34-
Pyrrlia , des Epimetheus
Tochter, mit Denkalion
vermählt IV, 91.
Python, ein grofser Drache,
der Erde Sohn, am delfi-
fchen Orakel, -welchen
Apollo erfchoft V, 9.
R,
Labe IX, i. 10. XXIV, 77.
Bliamnuiirche Göttin , Ne-
meüs, die Rächerin des
Uebermnts , genannt von
dem attifchen Flecken
. Rhitmnus, woPhidias ihr
Bild aUs dem Marmor er-
richtete, welchfes die Per-
fer zu einem Bilde der
Siegsgöttin mitgebrach.c
hatten XVUI, 68-
Rhenus, derRheinVII,290.
S. ' Eridanus.
Rhodanus, die Rhone YH.,
290. S. Eridanus
Rhodope, ein thracifches
Gebirg VII,254. XXX,i67.
Rhodos, eine von Sol ge-
liebte Nymfe , • die der
Infel den I^amen gab
XXI, 54.
Oaatlinge , die aus den ge-
faeten Zahnen des von
Kadmut erlegten theba-
nifchen Drachen auf-
wachfenden Krieger XI V,
110. 122.
Sanimns, Sohn des Himmels
und der £rde,enceugte mit
der Ffthea die drei "Weh-
herfcher Jupiter , Neptu-
nus und Pluto, auch Juno,
Ceres und Vefta; unter
ihm war das goldene Zeit-
alter II, £5- Von ihm hei^t
Jupiter Saturnins , und
Juno Saturnia.
Satyre , Halbgötter in Berg-
waldungen , mit lang-
gefpizten Ohren , gla-
zig , Itumpfnafig , rauh,
blutroth , mit keimen-
den Bockshörnern und
Schwänzen vom Bock
odervomRofsj ße waren
« im Gefolge des Bacchus.
Spätere näherten ziun
Theil ihre Geftalt den Pa-
nen oder Faunen durch
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DES £nST£M BANOKS.
303
verlUngerte Höröcr tind
Bockfüfselll, 29. VI, 125.
XXIX, 1. 11. Jupiter als
Satyr XXVI, 85-
Scheel flicht, eine Göttin der
Untefrwelt, Tochter des
Pallas und der Styx XII,
53.
Schlange am Himmel VII,
205.
Schlaugengebohrne,die The-
Uaner, deren Ahnen aus
Drachenzähnen erwuch-
len XIX, 21.
Schiize am Himmel, der Ha-
moner »oder thcffalifcho
Centaur Chiron VII, 113.
Schwan, der verwandelte
Cyknus in Ligiirien VII,
409. Ledas Schwan XXVI,
85.
Scythia, das äufserjße Kord-
land der damaligen AVelt-
kunde I, 61. VII, 256.
Semele, des Kadmui» Toch-
ter, durch Jupiter Mutter
des Bacchus XVII, 21.
Semiramis , eine alTyrifche
Königin, die Babylon er-
weiterte XX, 25. XXIII,
259-
Serifos , eine der CyJcladen
im ägiiifchen Meer XXUI,
41 6.
Sidon , eine berühmte Stadt
in "Phönicien XIV, 129.
Sidonia , deren Gebiet
XIII, 6.
Sikania, Sicilien XXV, 124.
155.
iSikelirch nnd Cknlifch, für
ficiUfch XXV, 21. 72.
Silvaue , das Gefchlecht del
altxömifchen Feldgottes
bei den Späteren, wie bei
den Griechen Pane und
Friape III, 29.
Sipylns , Berg und Stadt in
Phrygien XXVII, 2 ; da-
von führte ein Sohn der
Niobe den Namen XXVII,
83.
Sirenen, den Neueren Vö-
gel mit jungfraulichem
Angefleht, Töchter des
Stroms Achelous XXV,
2l2.
Sifyfus, des Aeolus Sohn,
K. von Korinth, mufste
feiner Gottloligkeit we-
gen in der Unterwelt ei-
nen fiets wieder entrol-
lenden Stein bergan wäl-
zen XXII, 4'h.
Sithonia, ein Theil von
Thracien, Aeht oft für das
Ganze XXX, 166.
Skorpion am Himmel VII,
114. 227.
Sol, griechifch Helios, des
Titanen Hyperions Sohn
vonderThia, Lenker des
Sonnenwagens, oft Titan
genannt, oft auch Fhö-
bus, der glänzende, wel-
cher Beiname fonll dem
, Apollo gehöht, den die
Allegorie der Negieren
wohl felbß zum Soiuien-
gott deutete XXI, 1 . Seine
Burg Hebt am öfllicheli
Rande des Erdkreifes, wo
in den UlteAen Welttafeln
Aethiopeu, in deii fp'äte-
ren Indier wohnten VII,
51 - 31.
Sommer, als Gott VII, 60.
SonnenrolTe, vier geflügelte
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384
n£GIST£B
VII, So. i85» mit ambro-
firchein Gräfe der feligeii
lufeln im welllichenOce-
aiins geirihrt VII, 152.
XXI, 45.
Sonnenwende » Heliotro-
piiim, nicht itnfere Son-
nenblume XXI, 97.
■ Sparta, die Haiiptftadt des
lacedlimonifchen Heichs
XVf, 66.
Spcrcheos, ein theiralifcher
Strom VI, la. VII, 282.
Stheneliit » K. in Ligiirien,
des Cykmis Vater Vli,399»
Sterneidex XXV, 121.
Stier, Jupiter um Europa
XIII, 16. XIV, 1 jamHim^
niel VII, 112.
Strymou , ein thracifcher
riiif» VII, 289.
Styx, ein ans dem iimzir-
jkelndeu Weltßrome Oce-
anus zur Umringung der
. Unterwelt hinabgleiten,
der Strom , bei Welchem
die Götter fchwuren VII,
77. XXIII, 290. Stygifche
riut XVIII, 167; Hain
III, 25 ; Nacht XIX, ig5 ;
Schatren II, 5 1 i Schlund
Xrv, 75 ; Stadt XXII, 23 ;
Strom XVII, lö; Strudel
XXV, 164; Sumpf VI,
170; Thal XXX, 237.
Syene, eine ägyptifche
Grenzftadt gegen Aethio-
pieu , unter dem "Wende-
zirkel de» Krebfe» XXIil,
2 'f8.
Syrinx, eine in P.ohr ver-
wandelte arkadifchelJym-
fe VI, 124; wovon die
"vielrolirige Panspfeifeden
Namen Syringe führt.
J- anarus , ein lakonifches
Vorgebirg an der mittel«
Jden Siidfpize des Pelopou-
nefus VII, 279.
Tagus, ein Flufs in Hifpa.
nieu VII, 283-
Tanais , ein fcythifcher
Strom , den Späteren die
Grenze zwifchen Europa
und Aüa VII, 274.
Tartarus, in der Ulteften
Weltkunde der unermefs-
liehe I\aum unter der
Erdfeheibe, fo tief, als
oben der Himmel in Ge-
llalt eines -auf Bergen ru-
henden Gewölbes lieh er.
hob ; hier wohnten in
windlofer oder, wie an-
dere wollten, in itiirmi-
fcher Dunkelheit die ver-
ßofs eneu Titanen mit ih-
rem Herfchcr Satumus II,
45. Spätere nannten Tar-
tarus auch den Schlund
4er Verdammten, der un-
ter dem Todtenreich in-
nerhalb der Erde üch er-
Ilreckte; imd, ^m es
grä£slich zu bezeichnen,
oft das (anze unterirdi-
fche Reich VII, 292.
Taurus, eine grofse Berg-
kette, die, Cilicien be-
rührend , d^irch die Mitte
von Aüeu läuft VII, 249.
Tellus, die Erdgöttiu VII,
304.
Tempe oder tempifche Thal«
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DES XnSTEN SANO£S.
305
in Tlieflalien iim den Pe««
neos yi^ 2.
Tenedos, eineinfel des ägäi-
fchen Meers V, 65.
Tereus, ein tliracifcher K. in
Daiilis XXX, 2.
Tethys, Tochter des Himmels
luid der Erde, Gemahlin
des Oceaniis VIII, 85«
Teiithrauter, vom alten
Könige Teitthras iu My-
fien VII, 275.
Thanmas ze\igte mit der
Elektra die Iris XXII, 64.
Theater XIV, 111.
Theb«, die Haiiptfiadt Böo-
tiens XIX, 51. XXII, 1.
Themis , Tochter des Him-
mels lind der Erde, Vor-
fieherin der heiligften
Anordnungen, und vor
Apollo des deififchen Ora-
keln IV, 120.
Thermödon, ein Strom in
Pontiis , woran die Ama-
zonen wohuten VII, 287.
Tliefpifche Göttinnen , die
Mnfen, die in Thiefpia,"
einer böotifchen Stadt am
Helikon verehrt wnrdeu
XXIV, 68.
Thierkreis VII, 162.
Thisbe, eine Babylonerin
XX, 22.
Thracien , das Land iim das
Gebirg Hamiis, längs dem
agäifchen Meere bis zum
cuxinifchen ; in den äl-
teren "Welttafeln oft für
Scythien oder Nordland
XXIV, 25. XXX, a.
Thiisker oder Tnsker für
Tyrrhener, welche hier
nicht die italifcbe, fou-
dem eine lydifche oder,
poetifch gefagt, mUoni-
fche Völkerfchaft find
XIX, 115. vergl. 66, 75.
Tiber , oder Tiberis mid Ti-
bris, derPhifs, der ans
Hetmrien Rom vorbei in
das tyrrhenifche Meer
iliefst VII, 291.
Tirefias, ein blinder W^ahr-
fager in Thebe XVIII, 2.
Tififone , eine der drei Fu-
rien. XXir, 58.
Titanen , die Himmelsföhne,
dievor Jnpiter herfchten.
Vorzüglich nennen die
Fiömer Titan den Soiinen-
gott I, 6. VII, 150. Tita-
nin heifst Latona,als Toch-
ter des Cöns XXVIII, 31.
Pyrrha, als Tochter des
Epimethens IV, 136. Ti-
tania, Diana, die von den
Keueren mit der Mond-
göttin Lnna vermifcht
ward XVI, 51.
Tmolns, oderTymolos, ein
frnchtbares Ctbirg in
Phrygien, ans welchem
der goldführende Pakto-
lnsfirömtVII,24.9. ^XVl,
11.
Trinakria, ein alter Name
Siciliens XXV, 7, 136.
Triptolemns , des eleiifini-
fchen K. Celeus Sohn
XXV, 305. 313. ^
Triton, von Nepmnns und
Amfitrite gezeugt, war
den Spateren ein halbfi-
Tchicjiter Meergott , de«,
eine Mufchel blies IV, 74.
Tritonia oder Tiitonis heifst
Minerva, weil fic nach
'"0^
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38<J REGISTER DES ERSTEN BA.NDES.
der alten Fabel am liby-
fcheu Fluffe Triton geboh-
ren war XIV, xay. XXIV,
18. Tritonifche Burg,
Athen XXV, 306. Trito-
»i fches Piohr , die Pfeife,
die Minerva erfand, aber,
weil fie das Geficht ent-
ÄelltCjlünweg warf XXIX,
2.
Tyfoeus oder Tyfon, ein ün-
geheuer mit hundert Dra-
cheuhauptern , welches
die Erde dem Tartarus ge-
bahr, und Jupiter unter
Sicilien einkerkerte XVII,
.51' XXV, 7.
Tyrrhener in Lydicn, f.
Thuskcr XIX, 66. 186.
Tyrus , eine Stadt der PhÖ-
nicter XIX, 29. Tyrifcher
Purpur XXIII, 225. XXVI,
57. XXVII, 75.
ü.
hu , der verwandelte
Askalafo» XXV, aio.
Unterwelt XXII, 17 - 43.
Urania, eüie der neunMu-
£ea XXIV, ßr
V
enusXXI,!. 20. XXV, 23.
'aus dem Meere gebohren.
XXII, 121.
Vulkauus, der Gott des
Feuers und Verfertiger
alles Göttergeräths, auch
der fchw^eb enden Luft-
wageu VII, 138. XXI, 3.
Wa
agen der Götter VII,
138. VIII, 106, XXV, 62.
171. 302. das Sternbild mit
Stieren befpaunt VII, 203.
Weltalter II, 1.
Wiedehopf XXX, 2^9.
W^inde, vier 1,^7« geflügelt
IV, 5 i der AVinde Haiifer,
die windbringenden Stel-
lungen der Planeten im
Thierkreife, XIX, 86.
Winter, als Gott VII, 62,
-Ä^anthus, ein Elufs vor
Troja, welchen, nach
der Ilias, einmal Vulka-
uus entflammte VII, 2 77,.
/^efyriu J, 60.
Zonen I, 41 • VII, i6i.
Berlin, gedruckt bei Jobann Georg Langhoff.
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■t I
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