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Full text of "Verwandlungen, Volume 2"

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VERWANDLUNGEN 



NACH 



PUBLIUS OVIDIUS NASO 



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JOHANN HEINRICH VOSS 



Z \T E 1 T E R T H E I L. 



BERLIN 

BEI FRIEDRICH VIEWEG t> E M ALTERN 
MDCCXCVIIT. 



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INHALT 

DBS ZWEITEN BANDEN 



XXXI. Orithya VI, 682 — 721. 

XXXII. Medea. VH, 1 — 424. 

XXXIII. Die Myrnaidonen. VU, 502 — ^7. 
XXXjy. Cefalas und ProJcris. VU, 672 — 8^5. 

XXXV. Dädalu«. yill;i55— 262. 

XXXVI. Meleagros. VHI, 275 — 545. 
XXXVIL Achelous VIII, 546 — IX, 100. 

XXXVIII. Erilichton. VTII, 738 — 87^ 

XXXIX. Des Herkules Tod. IX, 103 — 272. 
XL. Galanthis. IX, 279 — 323, 

XLI. Dryope. IX, 325 — 396. 

XLII. Orfeus und Eurydice. X, 1 — XI, 66. 

XLIII. CypariiTus, X, 106 ->* 14s. 

XLIV. Hyacinthus. X, 162 — 219. 

XLV. Pygmalion. X, 244 — 294. 

XL VI. Venus und Adonis. X, 529 — 709, 

XL VII. Midas. XI, 8ß — 193. 

XLVni. TJietis und Pcleus. XI, 411 — 748. 



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INHALT. 

XLIX. Ceyx und Halcyone. XI, 411 — 743. 

L. Der Taucher. XI, 749 — 795. 

LI. Fama. XII, 59 — %. 

LH. Die Lapithen und Centauren. XII, 210 — 535. 

LIII. Ajax und UlyiTes. XU, 612 — XIII, 598. 

LIV. Acis und Galatea. XIII, 730 — 897* 

LV. Glaukus und Scylla. XIH, 898 — XIV, 67. 

LVI. Picus. XIV, 30Ö — 434. . ' ' 

LVn. Des Aeneas Vergötterung. XIV, 581 — 608. 

LVni. Pomona und Vertummis. XIV, 623 — 771. 

LIX. Romulus und Heriilia. XIV, 805 — 851« 

LX. Cäfars Vergötterung, XV, 746 — 851. 



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XXXI. 



O R I T H Y A. 



JDoreas warb um die Tochter des attifchen 
FüxÄen 'Erechtheus, 

IL,ang' entbehrte der Gott der g/eJiebeten 
Orithya ; 

Während er fleht', und lieber mit Zärtlich- 
keit 9 als mit Gewalt kam. 

Aber da fchmeichelndes Flehn nichts fruch- 
tete; ftraubig von Zorne, 

Welcher gewöhnlich bereits und zu fehr ein- 
heimifch dem Wind' ilt: 5- 

Recht fo! redet er, recht! Was liefs ich 
meine Gefchofle, 

Grauiäme Kraft, und Gewalt, und Zorn, und 
trozige Wildheit ; 



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2 O R I T II y A. 

Und verfuchte zu flehn? was mir am we- 

nigften anfteht! ' 
Mir ziemt einzig Gewalt: mit Gewalt ver- 
jag' ich die Wolken, 
Schüttle den Sund mit Gewalt, und drehe 

die knotigen Eichen^ lo 

Härte den Schnee, und geifsle das Land mit 

gefchmettertem Hagel. * 
Auch, wann ich etwa die Brüder im offenen 

Himmel erlange, 
(Mein ift jenes Gefild!) fo machtvoll ring' ich 

und kämpf ich, 
Dafs, von unfrer Begegnung gezwängt, laut 

• donnert der Aether, 
Und aus hohlem Gewölk das entfchlagene 

Feuer hervorzuckt. 15 

Doch wann nieder ich fahr' iij gewölhete 

, Klüfte des Erdreichs, 

Meinen Rücken mit Troz an die unterfien 

Höhlungen ftemmend; 
Beben die Manen zugleich und die Lande der 

Welt von Erfchüttrung. 
Alfo» follt' ich gerüÄet die Braut angehn, und ^ 

zum Schwäher 



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O R I T H Y A. 3 

Sollt' icli, fiatt zu erflehn, mit Gewalt er- 
zwingen Erechtheus! 20 
Als dies, oder nicht minder erhabenes 
jener geredet, 

Spreizt' er der Fittige Schwung, der gewalti- 
gen: dafs von dem Wehen 

Ringsum ftürmte die Erd' , und erfchauderten 
weite Gew'äfler. 

Ueber die Spizen der Berg' hinziehend den 
^ ftaubigen Mantel, 

Fegt' er den Grund ; und der 'angftlich erzit- 
ternden Orithya 25 

Naht' er, in Dunkel gehüllt, und umfchlang 
lie mit gelblichen Flügeln: 

Und wie er flog, fo entbrannte gefacht noch 
ßärker das Herz ihm. 

Und nicht hemmte der Räuber dem luftigen 
Laufe die Zügel, 

Bis er erreicht der Cikönen Gefchlecht und 
thürmende Mauern. 
Dort, Aktäerin, wardft du das Weib des 
froftigen Königs, 30 

Auch Gebährerin bald ; denn Zwillinge brachte 
dein Schoofs ihm. 



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^ O R I T H y A. 

Die von der Mutter den Wuchs, und Fittige 

trugen vom Vater. 
Doch nicht fprofsten zugleich, wie man fagt, 

mit dem Leibe die Flügel; 
Sondern bevor lieh der Bart zum bräunlichen 

Haare gefeilte, 
Wandelten Zethes der Knab' und Kalai's ohne 

Gefieder. 35 

Bald nun keimten die Kiele zugleich, wie 

gebrüteten Vöglein, 
Flaumig um jegliche Seit', und zugleich er- 
gilbten die Wangen. 
Aber fobald vor der Jugend die Knabenjahre 

zurückflohn ; 
Jezt mit den Minyern holend das Vliefs von 

Xtralenden Zotteln, 
Trug iie das erfte Schif durch unbefahrene 

Meerflut. 40 



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xxxn. 



M E D E A. 



Öchon mit der Minyerfchaar durchßeuerte 

Argo die Meerflut; 
Und, der in ewiger Nacht hülflos fein Alter 

dahinzog, 
Fineus empfing den Befuch; und des Boreas 

Söhne mit Flügeln 
Scheuchten die Jungfrauvögel vom Mund des 

bekümmerten Greifes; 
Und viel duldeten fchon mit dem Held lafon 

die Helden: 5 

Bis Ile zulezt einlenkten zum Sturz des 

fchlammigen Fha^s. 
Weil üe dem Könige nahn, und das Vliefs 

verlangen des Phrixos, 



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M E D £ A. 



Und der Beding , abfchrecl^Lend durch viel 
Arbeiten, genannt wird; 

Zündet gewaltige Flanune das Herz der äeti- 
fchen Jungfrau. 

Als ße lange gerungen, und nicht mit Ver- 
nunft der Bethörung lo 

Obzuliegen vermocht: Umfonft ach! kämpft 
du , Medea ; 

Irgend ein Gott, lagt jene, beftürmt. Ja 
wahrlich,' das ilt es, 

Oder gewifs was ähnliches dem, was Liebe 
genannt wird. 

Warum fcheinen mir doch zu hart die Befehle 
des Vaters? 

Aber lie find auch zu hart! Warum doch 
furcht' ich das Unglück 15 

Defs, den ich eben gefehn? woher fo bange 
Beforgnis? 

Schütte fie aus jungfräulicher BruÄ, die em- 
pfangene Flamme, 

Wenn du es kannft. Elende! Ja könnt' ich 
es, richtiger war' ich! 

Aber mit Zwang zieht neue Gewalt; und ein 
anderes räth mir 



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M £ D E A* 7 

Luft, ein anderes Sinn. Das Beüere fehMch 

und lob' ich, 20 

Schlechterem folget das Hers. Für den Fremd- 
ling^ Tochter des Königs 
GliiheA du? einen Gemahl aus entlegenen 

Landen erträumft du? 
Hier auch wohnt, was Liebe verdient. • Ob 

er leb', ob er Aerbe, 
Ordnen die Götter allein. Doch er leV! und 

dies zu erflehn iil 
Aufs er der LieV auch erlaubt. *Denn was 

verfchuldet' lafön? 25 

Welche nicht graufame blieb' unbewegt von 

dem Alter lafons, 
Von dem Gefchlecht, imd der Kraft ? Wen könnte 

^ nicht, fehlt' auch das andre, 
Kühren allein die Geftalt? Mich wenigftens 

rührte iie herzlich. 
Al}er, wo Ich nicht l^elfe, der Stier* An- 

athmung verfengt ihn$ 
Und mit der eigenen Siat, den erdgebohre- 
^ nen Feinden, 50 

Kämpfet er, oder er fällt dem gierigen Dra-. 

chen zur Beute. 



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3 MCD E A. 

Duldet^ ich das; dann hätte der Tigerin 

Schoofs mich gehohren; 
Dann von Fellen und Stahl ein Herz zu tra« 

gen bekennt' ichl 
Warum fchau' ich nicht felbft den Werbenden ? 

vrarum entweih' ich 
Nicht den betrachtenden Blick ? und reize die 

Stier' auf den Jüngling, 35 

Reize die Brut des Gehlds, und den fchlaf« 

lös fpähenden Drachen? 
Götter, ein heileres gebt! Wiewohl hier 

gilts nicht zu beten, 
Sondern zu thun! Was? Toll ich das Reich 

verrathen des Vaters? 
Soll mein Schuz den Fremdling, ich weifs 

nicht welchen, erhalten? 
Dafs er, gerettet von mir, dann ohne mich 

legi' in die Winde, 40 

Eaner andren Gemahl; und der StraP hie? 

bleibe Medea? 
Wenn er diefes vermag, und ein anderes 

Mädchen mir vorzieht; *, 

Sterbe der Undankbare! Doch nicht gleicht 

folchem das Antliz, 



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ME DE A. 9 

Nicht der Adel des GeiRes , und nicht die 

gefällige Bildung, 
Dafs ich fürchte Betrug, und Vergeflenheit 

meines Verdienftes! 45 

Auch gelobt er mir Treue zuvor j mitkundige 

Götter 
Zeugen dem Bund! Was forgft du geficBerte? 

Gürte zur That dich, 
Ohne Verzug I Dir ewig verdankt lieh felber 

lafon 5 
Dir mit heiliger Fackel vermählt er fi.ch ; durch 

der Pelasger 
Stadt', als Retterin, wirft du von edelen 

Frauen verherlicht! 50 

Soll ich denn Schwefter und Bruder und leib- 
lichen Vater und Götter, 
Soll ich das Land der Geburt, entraft vom 

Winde , verlalTen ? 
Traun, ein Tyrann ift der Vater, und Bar-? 

- barei das Geburtsland, 
Kind der Bruder annoch, und geneigt mit 

Wünfchen- die Schwefier ; 
Und der erhabenfte ,Gott ift in Mirl Nicht 

grofses verlalT' ich, 55 



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10 M £ D £ A. * 

Groülses Tuch* ich: den Ruhm der erhaltenen 

Danaer Jugend, 
Kunde des helTeren Orts, und glänzende Städte, 

von welchen 
Hier auch die Herlichkeit ifaralt, und die Künit' 

und die Sitten der Männer; 
Und, den nie ich mit allem, was rings ein- 

fchlielset der Erdkreis, 
Taufchte, den Aefoniden! mit dem ich be- 
glückte vermählet 60 
Götterlieblingin heifs' , und das Haupt zu 

den Sternen erhebe. 
Wie? man lagt ja, dafs Berg', ich weifs 

nicht welche, zufammen 
Prallen im wogenden Meer; dafs, feind den 

S chiffen , Char y b dis 
Bald einfchlürfe die Flut, bald firudele; dafs 

die verruchte 
Scylla, von Hunden umtobt, auf bell' in iiku- 

lifchen WalTern. 6q 

Traun, den Geliebten umarmend, im Schools 

des trauten lafon. 
Schweif' ich die Meere hindurch ; nichts, hab' 
ich nur jenen, erfchreckt mich! 



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M £ D £ A. 



Oder empfind' ich ja Angft, nur Angfi: um 

meinen Gemahl ills! 
Wird es Vermählung genannt? fo blendenden 

Namen, Medea, 
Leiheft du deinem Vergehn zur Befchonigung ? 

Schaue, wie grofsem 70 

Frevel du nahft; und entfliehe, dieweil du 

es kannft, dem Verbrechen! 
Jene fprachs; und es fiand Jungfräulichkeit, 

Recht und Naturpflicht 
Ihr vor dem Blick; fchon wandte beliegt den 

Rücken Cupido. 
Jezo ging üe zum alten Altar der perfei- 

fchen Göttin 
Hekate , den ein Gehölz tieffchattendes Wal- 
des bedeckte. 75 
Und fchon war iie beherzt , und es fank das 

gefchwächtere Feuer. 
Als den lafon Iie fchaut, da lebt die erlo- 

f ebene Flamm' auf; 
Und es erröthet die Wang*, und ganz wird 

glühend das Antliz. 
So wie Nahrung empfängt von wehenden 

Winden ein kleines, 



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i2 M £ D £ A. 

Unter umhüllender Afche geheim verborgenes 
Fünklein ; go 

Wie es erwächft, und gefacht zu den vori- 
gen Kräften emporfieigt: 
Alfo flammte die Liebe, die matt fchon lank 

und verfchmachtend, 
Wie ßc den Jünfrling erfah, durch den Glanz 

des Nahen entzündet. 
Schöner noch wie gewöhnlich erfchien der 

Spröfsling des Aefon 
Jenes Tags; man konnte verzeihn dem lie- 
benden Mädchen. 65 
Siehe Ixe fchaut, und am Antliz, vrie wenns 

nun endlich erfchiene, 
Hängt ihr gehefteter Blick; und mehr als 

menfchliche Bildung 
Wähnet die Thörin zu lehn, und kann nicht 

weichen von jenem. 
Aber fobald er zu reden begann, und die 

Rechte der Fremdling 
Sanft ihr drückt', und um Hülfe' mit leifer 
Stimme lie anfprach, 90 

Und Zinn Gemahl Geh erbot; da fagte lie, 
flielsend in Thränen: 



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m £ DE A. 



Ach ich weifs, was ich thu'; und nicht 
Unkunde der Wahrheit 

Teufchet mich, aher die Lieb': ein Gefchenlc, 
dich zu retten, gewähr' ^ch. 

Doch du Geretteter ßchre das Wort. — Bei 
den heiligen Opfern 

Schwöret er, und hei dem Haine der drei- 

t gefialteten Gottheit, 95 

Und bei des Schwähers Vater, der alles ver- 
nimt und umfchauet, 

Bei dem gcwünfchten Erfolg, und bei fo 
grofsen Gefahren. 

Jezo geglaubt , empfangt er fofort die bezau- 
berten Kräuter, . 

Lernt den Gebrauch, und kehret in Fröhlich- 
keit unter fein Obdach. 
Frühe verfcheucht' Aurora die fchimmern- 
den Sterne vom Himmel; 100 

Ringsher itrömet das Volk zum heiligen Felde? 
des Mavors; 

Und lie betreten die Höhn; der König felbft 
in dem Heerzug 

'Safs von Purpur lunltralt, mit dem elfenbei- 
nenen Zepter. 



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l4 ME D£A. 

Sieh aus demanbenen Schnauzen entfprüht 
erzhufigen Stieren 

Hell aufwehende Glut; und das Kraut, von 
der Lohe berühret, 105 

Brennt: und laut, wie ertönt in voller Efle 
das Feuer, 

Oder wenn Kalkgeßein , im tönernfen Ofen 
gelöfet. 

Fangt die gifchende Glut von flüfliger WafTer 
Befprengung : 

Alfo ertönt inwendig die Bruft von der wir- 
belnden Flamme, 

Und der entzündete Schlund. Doch den fchnau- 
benden wandelt entgegen 110 

Aefons Sohn. Sie wandten mit Troz auf des 
Nahenden Antliz 

Ihr graunvolles Gefleht, und die eifenfplzi- 
gen Hörn er; 

Und fie zerfiampften zu Staub mit gefpaltener 
Klaue den Boden, 

Und erfüllten den Ort mit Gebrüll und dam- 
pfendem Aushauch. 

Bang' erftarrt der Minyer Schaar: nah geht 
er, und fühlt nicht 115 



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UEDEA. 15 

Ihr anathmendes Feuer; ihn fchüzt das be- 
zauberte HeilkrauL 

Kühnlich ßreichelt der Held mit der Hand 
die hangenden Wampen, 

Fügt iie unter das Joch, und heifst den la- 
ftenden Pflug fie 

Ziehn, imd ^it Stahl aufreifsen das unge^ 
wohnte Gefilde. 

Staunend fehn es die Kolcher; der Minyer 
Jubelgefchrei tönt, 120 

Und erhöht ihm den Mut. Dann nimt er 
aus ehernem Helme 

Nattemzähne hervor,, und beftreut die ge- 
ackerten Felder. 

Weich in der Furche zerquillt der mit Gift 
gebeizete Samen, 

Keimt und fprofst, und es bilden lieh jugend- 
lich wachfende Leiber. 

So wie ein Kind allmählich im fruchtenden 
Schoofse der Mutter 125 

Menfchengeftalt annimt, und jegliches Glied- 
chen entwickelt,. 

Und nicht eher, denn reif, in gemeinfame 
Lüfte hervorgeht; 



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j6 Sl E D £ a. 

Alfc, nachdem im Innern der fchwangeren 
Erde ßch völlig 

Ausgebildet der Menfch , entfieigt . er dem 
• ' Muttergefilde; 

Und, noch wunderbarer, der Zeigende fchüt- 
telt die Waffen. 150 

Als üe bereit die Erwachfenen fahn, fcharf- 
fpizige Lanzen 

Gegen das Haupt zu fchnellen dem edlen 
Hämonierjüngling ; 

Senkten fie nieder vor Angft das Gelicht und 
den Mut, die Pelasger. 

Auch ße f eiber erfchrak, die ihn vor Scha- 
den gefiebert. 

Und wie den Jüngling befeindet fie fah, von 
fo vielen den Einen; 135 

Wurde fie blafs im Geficht, und JGafs blut- 
los und erkaltet. 

Dafs ihm zu fchwach nicht wirke das. Kraut, 
fo murmelt fie hülfreich 

Zaubergetön, und ruft die geheimeren Künite 
zum Beiltand. 

Er nun fchleudert den Fels, den gewaltigen, 
unter die Feinde, 



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M £ X> S A. 



17 



Dafs er von ßch abwende den Streit auf die 

Kämpfenden felber. 140 

Wunde mit Wund' erwiedert die erdgeboh* 

rene Sippfchäft; 
Alle vertilgt einheimifcher Kampf* Die Achi- 

ver mit Glückvrunfch 
Halten den Sieger imiringt, und freuen Hch 

feiner Umarmung« 
Du auch fchlängeft den Sieger, o Fremdlin- 
gin, gern in die Arme; 
Aber dich hemmt' im Beginn Jungfräulichkeit : 

dennoch umfchlängA du; 145 
Aber es wehrte dem Thun ehrliebende Ach* 

tung des Leumunds. 
Was dir beides vergönnt, du freuelk dich 

heimlich, imd bringet 
Dank dem 2^ubergetön, imd den waltenden 

Machten des Zaubers. 
Noch war einzufohlafern durch Kraut der 

fpähende Drache, 
Der dreifaches Gezüngel und Kamm und ge* 

bogene Zähne 150 

Bot zur entfezlichen Schau, den goldenen 

Widder bewachend. 



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iQ M E l> Ä A. ' 

Als er dielen befprengend mit Gras des lethäi- 

fchen Saftes, 
Dteimal Worte gefagt, die ruhige Schlummer 

gewähren, 
Die aufrührifche Meer' und reilsende Strö- 

mimgen hemmen; 
Schleicht in die Augen gemach unkundiger 

Schlummer. Das Goldyliefs 155 
Nimt der äfonifche Held zum Gewinn; nnd 

ßolz auf die Beute, 
Auch die Begünftigerin als andere Beute üch 

• nehmend, 
Ltenkt er das Schif zum i'olkifchen Fort, mit 

der Gattin der. Sieger. 
Für die Erhaltenen bringen zum Dank die 

hämonifchen Mütter, 
Und hochaltrige Väter^Gefchenk; und gehäuft 

in der Flamme, 160 

Schmelzen die Weihrauchopfer; mit Gold die 

Hörner umzogen. 
Sinkt der gelobete Stier. Doch es fehlt den 

Feiernden Aefon, 
Näher dem Tode bereits , imd matt von Jahren 

"des Alters. 



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M £ D £. jk. 



19 



Jezo b^egann lafon: Du, der ich das Heil 
zu verdanken 
Eingefteb', o Genolfin; wiewohl du mir alles 

gefchenket, 165 

Und £ch dem Glauben entfchwingt die Anzahl 

deiner Verdienfie: 
Dennoch, können ße dies: (denn was nicht 

können die Zauber?) 
Nim mir ab von den Jahren , und lege ße bei 

dem Erzeuger I 
Und nicht hielt er die Thränen. Bewegt 

von der kindlichen Bitte, 
Dachte fie , zwar unähnlich gefinnt, des 

verlafsnen Aetes. 170 

Aber fie nicht btekennend, die Regungen: 

Welch ein Verbrechen, 
Sagt fie , entfiel , o Gemahl , dem kindlichen 

Munde? So fchein' ich 
Mächtig, zu eignen den Kaum von deinem 

Leben dem andern? 
Nie gönnt Hekate das; unbilliges fuehü: du! 

Doch mehrers. 
Als du gefacht, zu gewähren, fei mein Be* 

itreben, lafon z 175 



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20 M £ 1> £ A. 

Dals ich durch Kunft des Schwähers entflo- 
henes Alter erfeze, 

Nicht durch Jahre von dir ; wenn die drei- 
geltaltete Göttin 

Nur, mit Hülfe genaht, zuwinkt der erha- 
benen Kühnheit. 
Drei noch fehlten der Nächte, bis ganz 
lieh vereinten die Homer 

Zum voUfiändigen Kreis. Sobald im volleften 
Glänze, iQo 

Als ein gediegenes Rund, auf die Erd* ab- 
fchauete Luna; 

Geht iie hervor aus dem Häuf, in entgür- 
tete Kleider gehüllet, 

Nackend den Fufs, und nackend das Haar 
um die Schulter gegoITen; 

Und He erbebet den Schrif^t durch mittemächt'- 
liehe Stille, 

Ohne Geleit umfchweifend. Der Menfch, das 
Gewild und die Vögel 135 

Athmeten ruhigen Schlaf; rings fchweigt die 
Hecke geräufchlos, 

Rings das fchlummemde Laub; es "fchweigt 
der thauige Himmel; 



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M £ D £ A. 21 

Rege nur blinkt das Geßim. Empor nun 
Äreckend die Arme^ 

Dreht lie lieh dreimal herum, mit dreimal 
genommenen Fluten 

Ueberthaut ile das Haar, und Aimmt drei- 
faches Geheul an. 190 

Dann auf der harten Erde das Knie gebeuget, 
beginnt He: 
Nacht, Vertrautefte du den GeheimnilTen; 
und ihr Geftirne, 

Die ihr der tagenden Glut nachfolgt mit des 
goldenen Luna; 

Du Dreihauptige auch, Mitkundige unfres 
Beginnens 

Und Mithelferin ftets, und die du der Zau- 
berin Bannfpruch 195 

Und ße felbft, o Erde, verforgft mit mäch- 
tigen Kräutern; 

Auch ihr Wind' imd Lüftchen , ihr Berg*, und 
ihr Ström', imd ihr Teiche; 

Götter der Haine gefamt, und Götter der 
Nacht, o erfcheint mir! 

Ihr fchuft^ dafs, wann ich wollte, den Äau- 
nenden Ufern die FlüITe 



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22 M E t) E A. 

Aufwärts kehrten zum Quell ; und ihr , dafs 

gefchwollene Meerflut' 200 
Stand, und ßehende fchwoll der Bezauberung. 

Wolken vertreib' ich, 
Wolken auch führ' ich herauf; und Winde 

/ verjag' ich und ruf ich. 

Mir durch Wort und Gemurmel zerplazt der 

Rachen der Natter; 
Auch den lebenden Fels, und die Eich', aus 

dem Boden gerüttelt. 
Raff' ich, und Wälder, hinweg; mir bebt 

der bedräuete Berg auf; 205 
Mir auch brüllet der Grund, und Geftorbene 

gehn aus den Gräbern. 
Selbft dich zieh' ich, o Mond, wie lehr 

temefäifches Erz auch 
Dir arbeitenden hilft; es erblafst der Wagen 

des Ahnen 
Unfrem Gelang'; es erblafst vor unferen Gif- 
ten Aurora« 
Ihr habt matt mir gemacht die Glut anfchnau- 

bender Stiere, 210 

Und mit gebogenem Pflug' unduldfame Nacken 

belaftet. 



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M £ D £ A. 



^3 



Ihr habt Krieg mit ücb felbfi dem Gezücht 

der Schlange befchieden, 
Ihr den wachfamen Hüter in Taumel gewiegt, 

und das Goldvlieüs, 
Nach umgangener Rache , gefandt in die Städte 

der Grajer. 
Nun lind Säfte mir noth, wodurch erneuetes 

Alter 215 

Jugendlich wieder erblüh*, und friXch anfange 

das Lieben. 
Und ihr gewähret üe mir; nicht blinkten 

umfonfi: die Geftirne; 
Nicht umfonüy von dem Nacken geflügelter 

Drachen gezogen, 
Kommt der Wagen daher. — Und es kam der 

Wagen voioa Aether. 
Als Iie dielen beftieg, und den Hals der 

gesäumeten Drachen 220 

Streichelte, und in den Händen die fchwe- 

benden Zügel bewegte; 
Fliegt He empor in die Luft, und fchaut 

Theflalias Tempe 
Unter iich, lenket fodann zu den kreidigen 

Bergen die Schlangen; 



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24 AI £ P E A. 

Und was Ollk gebahr, was Pelions Höhe, 

von Kräutern, 
Auch was Othrys und Findus, und, grölser 

denn er, der Olympus, 225 
Muftert Ile: was ihr gefällt, das reutet üe 

theils mit der Wurzel, 
Anderes mähet ile ab mit der Krümmung der 

ehernen Sichel. 
Auch ward manches Gewächs vom Apidanus, 

auch von Amfryfus 
Grafigem Borde gereicht; nicht zinsfirei warft 

du , Enipeus ; 
Nicht auch fehlte Feneos, und nicht die 

fpercheJXchen Wafler, 230 

Beizutragen ihr Theil , und die binfigen Ufer 

der Böbe. 
Auch am euböifchen Strande das Lebensgras 

bei Anthedon 
Rupfte fie , welches noch nicht durch Glaukus 

Verwandlung beriJJunt war. 
Als fchon neunmal der Tag mit fahrendem 

Drachengefieder, 
Neunmal die Nacht fie gefehn ringsher aus- 

forfchen die Aecker; 255 



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M £ D £ A. £5 

Kam fie zurück: nichts , auüser Geruch, gab 

Nahrung den Drachen; 
Dennoch legten lie ab die Haut des bejahr- 
teren Alters. 
Kommend bleibet fie ftehn diileits der 

Schwell' und der Pforte, 
Nur vom Himmel bedeckt, und fcheut den 

männlichen Umgang. 
Hierauf Aellet fie zween geheiligte Rafen« 

altäre> 240 

E^nen der Hekate rechts, und links den an«' 

dem der Jugend; 
Flicht dann lunher Weihkraut , und wildernde 

Büfche des Waldes. 
Ohnfem höhlet fie nun in das Land zwo 

Gruben der Siihnung, 
Opfert lodann,* und ftöfst fchwarz wolligem 

• Vieh in die Gurgeln 

Schneidendes Erz, und belbömt die fallenden 

Grüfte mit Blute. 245 

Jezo darüber geneigt das Gefchirr voll lauteres 

Honigs, . 
Und die lauliche Milch im ehernen Opfer- 
gefchirre; 



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Si(J Id E D E A, 

Rief fie zugleich mit Gebet die unterirdifchcn 
Mächte, 

Laut dem Schattenbeherfcher, und laut der 
"^ Proferpina flehend, 

Dafs fie dem Greis nicht eilen den Lebens- 
hauch zu entwenden. 250 
Als ße jene gefühnt mit Gebet und lan- 
gem Gemurmel ; 

Keifst fie des Aefons Leib , den welkenden, 
zu den Altären 

Bringen, und zaubert ihm Schlaf; den ein- 
gefchläferten fireckt ße, 

Einem entfeeleten gleich, auf untergebrei- 
tete Kräuter. 

Fem den lafon nunmehr, fem heifst ße die 
Diener hinweggehn ; 2^^ 

Und fie ermahnt vom Geheimnis die weltli- 
chen Blicke zu wenden. 

Schleimig entfliehn ße dem Wort Medea 
mit fliegendem Haupthaar 

Geht in bacchantifcher Weif* um die brennen- 
den Opferaltäre; 

Und kleinfpaltigen Kien, in das Blut der 
Grube ge tauch et, 



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M £ D £ A. 27 

Zündet ße auf den Altären, und heiliget drei- 
mal mit Flamme, 260 
Dreimal mit WalTer den Greis, und dreimal 

mit dampfen4em Schwefel. 
Aher das Zaubergemifch im gefielleten 

Keflel de3 Erzes 
^rodelt indefs aufbraufend, und fchwillt mit 

weiTslichem Schaimie. 
Wurzeln fiedet lie dort, im hämonifchen 

Thale gefchnitten, 
Samen zugleich luid Blumen, zugleich fcharf- 

beizende Säfte. 265 

Dazu füget iie Steine, gefucht am äufserßen 

Aufgang, 
Auch den Sand, den gefpült des Oceanus 

ebbende Meerflut. 
Dazu gefammelte Feuchte, des übernachtenden 

Mondes ; 
Und die verrufenen Schwingen mitfamt dem 

Fleifche des Leichhuhns; 
Auch zerfchnittnes ,Gekröfe des Wehrwolfs, 

der aus dem ünthier &jo 

Schnell in des Mannes Geitalt ßch verwan- 

djelte. Nicht auch ermangeln 



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28 M E p E A, 

lAe£s fie den fchuppigen Balg' der cinyfifchen 

dünnen Chelyder, 
Nicht die geiÄige Leber des lang' [ausdauren- 

den Hirfches; 
Und von der Krähe das Haupt, die gelebt 

neun Menfchengefchlechter. 
Als He mit folcherlei Dingen und taufend 

unnennbaren andern 275 

Ihr befchlolsnes Gefchenk im marmornen Mör- 

fer gefertigt; 
Rührt fie alsbald mit dem dorrenden Af^ des 

edleren Oelbaums 
Alles zufammen im Erz, und mifcht das untre 

zum obem. 
Sieh der veraltete Stumpf, im iiedenden KefTel 

gequirlet. 
Grünt voll Saftes zuerft, und es währt nicht 

lange, fo fprofst er Äßo 

Laub, tmd plözlich erfcheint er lunhängt 

mit vollen Oliven. 
Und wohin nur den Schaum aus gehöhletem 

Erze das Feuer 
Sprühete, wo auf die Erde nur kochende 

Tropfen entfanken; 



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M £ D £ A. 



£9 



Lenzt das Gefild', und Blumen und Kräuter* 
. chen heben licli fröhlich. 
Schnell, wie iie folches gefchiii mit gezo« 

genem Schwerte die Gurgel 205 
Oefnet Medea dem Greif, und löfst das ver* 

jähre te Blut aus, 
Füllt dann wieder mit Saft; und fobald die 

Mifchungen A«fon 
Durch die Kehl' und die Wunde hineinlog, 

plözlich verfchimmert 
Bart und greifendes Haar, und wallt in dun* 

kelen Locken; 
Runzel und Magerkeit flieht , der Wuft und 

die BlälTe verfchwindet; 290 
Voll von ^meuetem Blut iind gedrängt die 

gehöhleten Adern) 
Jugendlich fchwelget der Wuchs« Der neu- 

gefchafFene Aefpn 
Staunt, und fühlet lieh ganz, wie einfl: vor 

dem vierzigften Jahre. 
Hochher fchauete Liber die wunderlame 

Begegnis : 
Angemahnt, dals Jugend den Nymfen auch, 

die ihn gepfleget, 295 



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gO M E D E A. 

Wiedergebracht fein könne 9 verlangt er« die 

6unft von Medea. 
Dals nicht rafte die LiA, fo heuchelt die 

phaßfche Heldin 
Falfchen Hafs mit dem Gatten , und flieht zu 

des Pelias Schwelle 
Demutsvoll; und als Gaft, da er felbfi: von 

Alter gefch wacht war, 
Nehmen die Töchter fie auf: die in weniger 

Frifi die verfchlagne 300 

Kolcherin ganz lieh gewann durch den Schein 

der erlogenen Freundfchaft. 
Weil fie erzählt, es kröne die grölseften 

ihrer Verdienfte 
Aefons entalteter Wuchs, und hierbei lange 

verweilet 5 
Wird die heimliche Hofiiung erregt in Felias 

Töchtern, 
Ihnen auch möchte durch Kunü: noch einit 

aufgrünen der Vater. 305 

Und fie verlangen die That, und bieten xin- 

endlichen Lohn an. 
Jene verftummt ein wenig, und, gleich der 

erwägenden finnend, 



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JA C D £ A. 



3^ 



Hält fie mit fcheinbarem fernft ihr felmendes 

Herz in Erwartung. 
Bald verheilst lie, und fagt: Dafs ihr noch 

licherer, Jungfraun, 
Diefem Gefchenke vertraut; der ältcße Füh- 
rer der Heerd«> 310 
Den ihr den Schafen befiellt , foll Lamm 

durch Bezauberung werden. 
Schleimig wird ein bejahrter, und fchon 

abgängiger Widder 
Hergefchleppt, dem die Homer um hohle 

Schläfen lieh' krümmten. 
Als in die welkende Kehl' ihr hämonifches 

JVIefler Medea 
Eingebohrt , und den Stahl mit wenigem 

Blute geftecket; 315 

Taucht fie die Glieder des Thiers, und mäch* 

tige Säfte des Zaubers, 
Bcid' in gehöhletes Erz. Da verkleinern /ich 

alle Gelenke; 
Und er verliert das Gehörn, und famt dem 

Gehörne das Alter; 
Und ein zartes Geblök er^hallt aus der Tiefe 

des KelTels. - 



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^2 M £ D £ A* 

Flugs, indem daS Geblök Ile bewunderten, 

rpringet ein Lamm aus, 520 
Hüpft mutwillig umher, und fucht milch- 

Xchwellende Euter. 
Staunend lehn es die Töchter des Felias; 

vmi da fo völlig 
Sich die YerbüeiXsung bewährt, noch dringen» 

der jezo beftehn üe. 
Dreimal hatte die RoIT* am Ziel des ibe- 

rLTchen Strudels 
Phöbus entJQcht, und es blinkten zum vier* 

tenmal helle Geftirne 325 

Durch die Nacht; da dem Feuer die trüg* 

liehe Tochter Aetes 
Lautere Flut aufhellte, mit unwohlthätigen 

Kräutern. 
Und fchon deckte dem König die au^elöfeten 

Glieder^ 
Und den Trabanten zugleich, ein todesähn- 
licher Schlummer: 
Den das Gemurmel gebannt, und die Kraft 

des magifchen Spruches. 350 
Ueber die Schwelle hinein mit der Kolcherin 

traten die Töchter; 



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M £ D £ A. 



33 



Und ße timgingen das Bett: Was nun, Feig- 

heri^igQ, fäumt ihr? 
Zuckt dqcli, Iprachile, das Schwert, und 
fchöpft das verjährete Blut aus ; 
Dals ich frifch ihm erfiille mit Jugendröthe 

die Adern. 
Eurer Hand ilt vertraut des Vaters Leben und 
Alter. 335 

Habt ihr kindliche Lieb', und hegt nicht 

eitele Hofnung; 
Leißet getreu dem Vater die Pflicht I Mit 

' WafFen das Alter 
Aus^ejagt, und mit Eifen die nüchterne Jauche 
gezapfet! 
Jede kindlichlte wird unkindlicher durch 
die Ennahniing; 
Üafs iie nicht Frevlerin fei, fo frevelt iie. 
Dennoch vermag nicht 34^ 
Eine ?u fchaun den gefchwungenen Hieb; 

mit entdreheten , Augen 
Wüten ße abgewandt, ihn blind mit den Hän- 
den verwundend. 
Blutvoll hebet der Greis auf dem Ellenbogen 
die Glieder; 

3 



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34 



ja £ 1> £ A. 



Und der Verftümmelte will von dem Bett 

aufftehen; und Itreckend 
Unter der mordenden Schwerter Geklirr, die 

erbleichenden Arme: 345 

Töchter, was macht ihr? rief er; was reizt 

euch gegen des Vaters 
Leben 2sur Wut ? — Da entfank- dem Morden- 
den Hand und Beiinnung. 
Ihm, wie er redete, nahm mit dem Wort 

die Kehle Med^a, 
Warf den zerhauenen dann in die Flut des 

iiedenden KelTels; 
Und lie entfloh in die Luft, von geflügelten 

Drachen geführet. 350 

Endlich gen Efyra kam iie, zur Stadt des 

toirenifchen Quelles. 
Dort, als kolchifche Gifte verbrannt die neue 

Gemahlin, 
Und der entflammte Palafi auf beiderlei Meere 

^efiralet. 
Färbt' immütterlich jene das Schwert in dem 

Blute der Kinder; 
Und nach der fchrecklichen Räch' entfleh lie 

den Waffen lafons. 355 



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Jll £ D £ A, 



35 



Schleunig hinweg vom Gefpann titanifcher 

Drachen geßürmet, 
Trat lie den attifchen Grund a^ der heiligen 

Höhe der Pallas. 
Aegeus nimt fie ins' Haus, Vorwurf in dem 

Einen verdienend, 
Als GaUfreundin zugleich, tmd zugleich als 

Ehegenoffin. 
Schon war Thefeus genaht dem noch un- 
kundigen Vater, 5^0 
Er, defs Tugend geftillt die korinthifchen 

Doppelgeftade. 
Diefem mengt Medea zu tödtlichem Trunk 

Akoniton, 
Welches lie felber vordem mithracht* aus den 

fcythifchen JLiinden. 

1 

Jenes ward, wie man fagt, an des echid- 

neifchen Hundes 
Zähnen erzeugt. Tief fireckt fich der Felsklufit 

dunkelnder Eingang 365 

Mit abfchüfQgem Pfade, wodurch d«r tiryn- 

thifche Halbgott, 
Wie er /Ich iträubt', und gegen den Tag und 

die zuckenden Schinuner 



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^6 . as £ JD £ A« 

Quer die Augen verdrehte, mit bindendeii 

Ketten des Demants 
Weg den Ce^berus zog: der, gereizt von 

wütendem Zorne 
Dreifach bellende Halle zugleich aufitönte zum 
I Himmeli 370 

Und das grikaende Feld mit weiüslichem 

Schaume befprengte. 
IMefer erharüchte fofort, wie man glaubt; 

und in üppiger Nahrung 
Triebiames Grundes gepflegt > empfing er die 

Kraft des Verderbens. 
Ab^r ihn nennt Akoniton das Landvolk, w^il 

es auf harter 
Klipp* am frdhlichiten wächfl:. Durch ArgliÄ 

iezo der Gattin 375 

Bot felbit Aegeus der Vater dem Sohn, als 

Feinde > den Gifttrank. 
Thefeus nahm das Gemifch mit unargwöhni- 

fcher Rechte: 
Als d^r Vater erkannte das ^Ifenbeinene 

Schwertheft, 



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^ly^ E D E A. 37 

Seines Gefcblechts Anzeig', und den Mord 
vori den Lippen hinwegfchlug. 

Kalch dujcch geaauberte Nebel entfloh dem 
Yerderbeii Medea. 3Q0 



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38 



xxxm. 



DIE MYRMIDONEN. 



L>efalus , abgefandt vom cekropifcheu 

Volk gen Aegina, 
Foderte Hülfe des Streits, und ermahnte den 

altenden König 
Aeakus, treu dem Bunde zu fein, und dein 

Schwüre der Väter. ' 
Aeakus lehnte die Link' auf das Heft des 

heiligen Zepters: 
Heifcht nicht Hülfe von uns, nein, nehmet 

fle, fprach er, Athener. 5 
Achtet die Kräfte getroft für die eurigen, 

welche das Eiland 
Falat, und gemeinfam fei die Ergiebigkeit 

meines Gebietes, 



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ÖIE MTRMIDONEV. 59 

Night ift Mangel an Maclit ; vollauf für den 
Feind find der Krieger. 

Wohl ftehts, Dank fei den Göttern ! und keiner 
Entfchuldigung braucht es. 
Ja noch blühender -wachCe dein Reich an 
Bürgern ! erwiedert lo 

Gefälus. Eben empfand ich kommender innige 
Freude, 

Als fo herlich an Wuchs, fo gleich an Alter 
die Jugend 

Wandelte, mir zu begegnen. I>och deucht 
mir, viele vermilT ich. 

Die bei dem erflen Befuch in euerer Stadt ich 
gefehen. 
Aeakus feufzete tief, und fprach mit trau- 
riger Stimme: 15 

Schauerlich war der Beginn, ihm folgt' ein 
belTeres Schickfal. 

Köni^t' ich nur diefes allein euch verkündi- 
gen, ohne den Anfang! 

Doch fei genau der Bericht. Um mit Um- 
fchweif euch zu verfchonen: 

Staub und Gebein find alle, die eingedenk 
du vermilTeft. 



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/jO DIE M.Y HMIDONEK. 

Welch ein Theil von meiner Gewalt, ver- 
welkte mit jenen! 20 

Gräfsliche Peft verhängte dem Volk die grau- 
lame Juno, 

HalTend das Land , das den Namen der Ne- 
benbuhlerin führet. 

Als natürlich die Seuche noch fchien, und 
des grofsen Verderbens 

ürfach' uns iich entzog, da kämpft' entgegen 
die Heilkunlt, 

Aber die Plag' obüegte der unterliegenden 
Rettung. 25 

Anfangs drückte die Luft mit dicht mnbrüten- 
dem Dunkel 

Dumpf das Land, und verfchlols unthatige 
Schwül' in den Wolken.' 

Viermal füllete Luna den Mond mit verbun- 
denen Hörnern, 

Viermal löfte üe wieder gemach abnehmend 
den Vollmond} 

Und ftets athmete heifs mit tödtlichen Hauchen 
der Südwind, 30 

Sag' auch herfcht, daü^ Quellen in Fäulnis 
gingen und Teiche; 



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Dl£ MTAMIDOKEV. 41 

Und dafs un»ihlbare Schlangen durch unge- 
hauete Felder 

Irreten , welche die FlülTe mit Gift und 
Geifer verderbten. 

Fallende Htmde zuerft , und Rinder , und 
Schaf*, und Gevögel, 

Zeigten, und schweifendes Wild, die Gewalt 
der plöalichen Krankheit. 35 

Bald , mit fchwererem Schaden , zum mit- 
leidswürdigen Landvolk 

Dringet die Ve& , \ind der Stadt weitkreifende 
Mauren durchherfcht iie. 

Wo auch immer die Augen umher ich wen* 
dete, fah ich 

Schaaren von Leichen gefirecktj wie wenn 
von gefchüttelten Aeften 

Zeitiges Obft abfällt, und ein Guls der bräun- 
lichen Eicheln« 4^ 
Niedergebeugt von der Laft des unaus- 
. rprechlichen Jammers: 

Jupiter, rief ich empor, wenn von dir nicht 
fälfchlich gefagt wird, 

Dals du in Feuer umarmt des Aföpos Tochter 
Aegina; 



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^a J>A^ MYRMI DONJEN. 

Und du , erhabener Vater , dich deines Ce- 
fchlcchts nicht fchämefi: 

Gieb mir die Meinen zurück! fonft birg mich 
. fclber im Grabmal! 45 

Jener gewährt' ein Zeichen mit Glanz und 
günfiigem Donner. 

Willig enipfahn! fo rief ich: o feis mir eiXK 
. glücklicher Ausfpruch 

Deines Sinns ! Ich nehme zum P£and die 
gegebne Verkündung!. 
Neben mir wuchs weitäfiig ein unvergleich- 
barer Eichbaum, 

Heilig dem Jupiter felbft, von dodonäiliphem 
Samen. 50 

Hieran Iah ich ein langes Gewühl Ameifen 
hinauf gehn, 

Tragend im winzigen Munde die mächtige 
Laft des Getreides, 

Und den eigenen Ffad an der runzlichten 
Rinde beachtend. 

Weil ich die Meng' anftaune: So viel, barm- 
herziger Vater, 

Gieb mir, fprach ich, der Bürger, xmd fülle 
die ledigen Mauern! 55 



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DIE MYRMIDOM£K. 45 

riözlich erbebt, und die Aefl* ohn* einige 

Hauche bewegend, 
Raufcht die erhabene Eich\ Ich zagte vqr 

Angft, und die Glieder 
Schauderten mir, und es Jftraubte das Haar. 

Doch küfst* ich das Erdreich, 
Külste den heiligen Stanun ; und nicht zu 

hoiFen bekennend, 
Hoft* ich d9db, und hegt* in der Brüll mein 

ßilles Gelübde. 60 

Jezo nahte die Nacht, und den Leib, von 

Sorgen ermüdet. 
Deckte der Schlaf, Da itand mi^ die felbige 

Eiche vor Augen; 
Und der Aefie fo viel, und £0 viel des Ge- 
würms an den Aeßen 
Schien zu tragen der Baum, und in gleicher 

Erfchütterung bebend. 
Ein kornträgendes Heer auf das untere Land 

zu verfireuen: 65 

Welches fofort aufwuchs, und von Anfehn 

gröfser und gröfser, , 

Nun Heb dem Boden enthob, und aufrecht 

ftand mit dem Rumpfe, 



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44 



DI£ MYRMIDONBir. 



Auch die Meng' und die Dünne der Füfs\ 

und die dunkele Farbe 
Ablegt', und in des Menfcben Gelblt ein- 
hüllte die Glieder. 
Plözlich erwacht, verwerf' ich des Schlafes 

Geiicht, und bejammre, 70 
Dafs kein Trolt mir erfchetne von Himmlifchen. 

Horch! ein Gemurmel 
Tönt' in dem HauP , und mir wai^ als höret' 

ich Stimmen der Menfchen, 
Deren ich fchon mich entwöhnt. Indem mir 

auch diefes erträumt fchien; 
Siehe da eilt mein Telamon her; und die 

Flü^l eröfnend: 
Mehr denn wir hoffen und traun, ift, rufet 

er, Vater, zu fehen! 75 

Komm doch heraus! -*- Ich komm'; und ganz 

wie im Bilde des Traumes 
Ich zu fehn die Männer geglaubt, lo ganz 

nach der Reihe 
Schau' und erkenn' ich üe dort. Sie nahn, 

luid grülsen mich König. 
Froh die Gelübde bezahl' ich, und froh der 

jungen Bevölkrung 



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DIE MTRMIDOITEN. J^^ 

Tiieil' ich die Stadt und die Aecker, geräumt 
von den alten Bebauem, Qo 

Myrmidonen benenn' ich ße dann, andeu- 
tend den ürfprang. 

Selber labil du den Wucbs; zugleich die 
Sitten, wie vormals, 

Haben Ge noch: ein ämfig Gefichlecht, aus- 
daurend zur Arbeit, 

Karg und genau im Erwerb , und wobl das 
Erworbene fp^end. 



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4Ö 



XXXIV- 



CEFALUS UND PROKRIS. 



JL hokus> des Aeakus Sohn, ipdt Cefalus 

und den Athenern 
Sizend im fchönen Gemach, indefs noch ruhte 

dey Vater, 
Schaute von unhekanntem Gehölz den geglät- 
teten Wurffpiefs, 
Welchen Cefalus trug, mit goldener Schärfe 

gefpizet.' 
Als in dem Wechfelgefpräch erft weniges die- 

fer geredet: 5 

Ich hin, fprach er, ein Freund von Gebiifch, 

und des Wildes Erlegung; 
Aber aus welcherlei Baume der Schaft, den 

du führeß , gehaun fei. 



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CEFALUS VMD PROK.RIS. 4/ 

Zweifel' ich lange bereits. Fürwahr wenns 
ein eichener wäre, 

Gelblich erfchiene die Färb'; ein komellener, 
war' er geknotet. 

Fremd i& mir das Gewächs ; allein nicht fchö- 
nerer Bildung lo 

Haben ein Wurfgeräth je unfete Augen ge- 
fehen. 
Drauf antwortet' ihm einer der attifcheur 
Brüder: Der Nuzen 

Ift noch mehr 9 denn die Schöne, bewiinde- 
rungs würdig an jenem. 

Denn er erreicht, wohin er auch fliegt; kein 
blindes Verhängnis 

Lenkt ihn; und felber zurück zu dem Sen- 
denden flieget er blutig. 15 
Fliferig forfcht nach allem nunmehr der 
nereifche Jüngling: 

Wer ihn verlieh, und warum; und woher 
folch Ehrengefchenk kam. 
Jener, erzählt, was die Scham ihm ver- 
gönnt; und das übrige meldend. 

Schweiget er, wefe zum Lohn er ihn trug. 
Voll inniger Wehmut 



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Um das verlorene. Weib, mit> quellender 

Thräne beginnt err 20 

DieTea.Geräth, (wer glaubt es?) o Solm 

der Pfamatlie, macbt mich 

Weinen anjezt, und lange hinfort; wenn 

lange das Schickfal 
Mir zu leben verleiht! Dica hat mich famt 

der Genoffin 
Ausgetilgt! O hätt' ich doch nie des Gefchenks 

mich erfreuet ! 
Frokris war, wenn vielleicht von Orithya 
^er Ruf dir 25* 

Tönete, Schweßer vordem der geraubeten 

Orithya ; 
Und wenn vergleichen du willfi die Ge^t 

und Sitte der beiden. 
Würdiger felber des Raubs. Die hat mir der 

Vater Erechtheus, 
Die mir Amor gefügt. Ein feliger hieüs ich, 

und war ich; 
(Nicht den Göttern gefiels!) und vielleicht 
noch war' ich es heute ! 30 
Kaum der -andere Mond nach dem bräut- 
lichen Fe&e verging uns; 



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CEFAI.US UND PAOKAIS. 49 

Als mich 9 welcher das Garn ausfpannt den 

gehörneten Hirfchen 
Auf dem erhabenfien Gipfel des itets umblüh- 
ten Hymettusy 
Früh in der Dämmerung schaut die flammen^ 

farbne Aurora, 
Und mit "Gewalt mich entraft. Die Wahrheit 

gönne die Göttin 35 

Mir zu gefi:ehn! Wie jene mit roßgem Antliz 

Hch ausnimt. 
Wie auch die Grenze des Lichts, imd die Grenze 

der Nacht iie behauptet, 
Wie neJctarifcher Thau iie ernährt; Ich Iie- 

bete Prokris. 
Frokris war in der Bruft, und ftets in dem 

Munde mir Prokris. 
Ehlicheh Bund, und die Neue der Lieb', und 

die frifchen Gemächer, 40 

Unfer Wort, da das Lager zuer^ wir ver- 

liefsen, erzählt' ich. 
Drauf die Göttin gerührt: Unfreundlicher, 

hemme die Klagen; 
Habe denn Prokris hinfort ! Einft wünfcheft 

du, ahnd' ich die Zukunft, 
4 



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^O CEFALUSUKDPROKRIS. 

Pafs du iie nimmer gehabt! So fprach Qe'im 
• Zorn, und entliefs micli. 
Weil ich , zurück mich wendend , das 

Wort 'der Göttin erwäge, 45 
Steigt allmählich die Furcht, ob der Hoch- 
zeit Schwüre die Gattin 
Unverrückt mir bewahrt. Die Gteftalt und 

das blühende Alter 
Machten mir glaublich den Bruch; ihn macht 

^ unglaublich die Sitte. 

Doch ich war ]a entfernt; doch iene, woher 

ich zurückkam, 
War ja der Schuld Beifpiel; doch fchreckt ja 

den Liebenden alles. 50 

Selber ring^ i(;h nach Gram, und mühe mich, 

redliche Treue 
Durch Gefchenk zu verfuohen. Die Furcht 

begünftigt' Aurora; 
Und ße verwandelte mir (ich glaubt' es zu 

merken) die Bildung. 
Unerkennbar geh' ich zur attifchen Stadt 

der Minerva, 
Und ich betrete das Haus. Nichts war in 

dem Haufe zu tadeln; ß^ 



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0£FAJLUS VKD,PnOK.EIS. 51 

Alles verkündete Zucht, und Sorg^ um den 
fehlenden Hausherrn. 

Kaum durch mancherlei lAR. zu der Erechthide 
gelangend, 

Sah ich üe jezo, und Ilaunt*, und verliefs 
beinahe der Treue 

Ausgedachten Verfuch ; fchwer hielt ich mich, 
dafs ich die Wahrheit 

Eingefland, fchwer, dafs ich mit zieikienden 
KüITen ihr nahte. 60 

Traurig fafs lie für lieh; doch kann nicht 
fchöner ein Weib fein. 

Als die traurige war; lie glühete heifs vom 
Verlangen 

Ihres entrifsnen Gemahls. Urtheile du, wel- 
cherlei Anmut, 

Fhokus , jene gefchmückt , di^ felb£ im Kum- 
mer noch einnahm. 

Was erzähl* ich, wie oft He meine Verfu- 
chungen abtrieb 6^ 

Mit unreizbarem Sinn! wie oft £e fagte: 
Dem einen 

Bin ich getreu, wo er immet auch üt, fein 
bin ich auf ewig ! 



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52 



CEFALUS UND PI10K.RI9. 



Wem von gefundem Verfiand war nicht die 

Probe der ünfchuld 
Bündig genug? Mir gnüget fie nicht; tind 

in eigene Wunden 
Wut' ich, indem für die Guijft ein reiches 

Gefchenk ich verheifse, 70 

Und dutch erhöhtere Gabe zuletzt zum Wan- 
ken ße bringe. 
Und ich rief: Ich verteilter, ich heillos 

handelnder Buhler 
Bin dein Gemahl! Treulofe, mein eigenes 

Zeugnis verdammt dich! 
Jen' antwortete nichts ; nur gebeugt von 

fiiller Befchämung 
Floh fie das Haus voll Tücke zugleich mit 

dem hämifchen Gatten; fj^ 

Und d« ^e i^ränkung von mir der IVTänner 

, Gefchlecht ihr verleidet. 
Irrte fie dutch die Gefeirge, den Dienft der 

Diana beforgend. 
Doch mir verlafleiien drang noch unge- 

fiümere Flanmae 
Durch d»8 Gefbein; ich bekannte den Fehl, 

und fleht' um Verzeihung. 



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CEFAIiUS UITD PAOKRIS. 55 

Ich auch hätte vermocht, gleich ihr, zu er- 
liegen der Schwachheit, ßo 

Sagt' ich, nach folchem Gefchenk; ward folch 
ein Gefchenk mir gehoten! 

Als ich diefes hekannt, und die' Kränkung 
der Scham fie gerächet; 

iCehrt He zurück, und verleht glückfelige 
Jahre der Eintracht. 

üeherdies^ als wärelie felblt ein zu kleines 
Gefchenk mir. 

Schenkt fic den Wurffpiefs hier, den du in 
den Händen mir lieheft. Ö5 
Cefalus fprachs, und verftummL Was that 
denn Böfes der Wurffpiefs? 

Fragt' ihn Phokus darauf. Sein Thun ver- 
kündiget jener. 
Freuden lind, o Fhokus, der Anfang un« 
feres Leides. 

Jene denn meld' ich zuerR, Mich entzückt 
dex Gedanke der alten 

Seligkeit, Aeakus Sohn, da in früheren 
Jahren der Ehe 90 

Froh der Gattin ich war\ und froh war jene 
des Glitten. 



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54 CSFALUSUND PROKRIS. 

Zärtlich begegnende Sorg' und gemeinfame 
Liebe vereint' uns. 

Nicht würd' unferer Lieb' auch Jupiters La- 
ger lie vorziehn; 

Noch war mich zu verleiten, ob Venus fel- 

ber auch käme, 

» 

Machtig ein Weib; gleich brannten in ähn- 
licher Flamme die Herzen. 95 
Wann die Sonne zuerÄ die Höhn der Berge 
beßralte, 

Pflegt' ich jugendlich oft zur Jagd in die 
Wälder zu gehen. 

Weder begleitende Diener, noch RoiT* und 
fpürende Hunde, 

Liefs ich gehen mit mir, noch knotige Game 
mir folgen, ' 

Sicherheit gab mir der Spiefs. Doch wann 
von des Wildes Erlegung 100 

Satt die Rechte mir war; dann fucht' ich 
erfrifchende Schatten, 

Und aus luftigem Thale mich fanft anath- 
mende Kühlung'. 

Kühlung fucht' ich beftändig in Mittagsgiuten 
zum Labfal ; 



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CEFALUS UND FAOKRIS. 55 

Kühlung wünfchte mein Herz, um auszu- 

ruhn von der Arbeit. 
Kühlung , pflegt* ich zu Jingen , o komm» 

du liebliche Freundin! 105 

Tröfterin, Jkomm, und Ipiele mir hold lun 

den offenen Bufen! 
Nahe mir lanft, wie du thult, die brennende 

Glut mir zu lindern! 
Manch liebkofendes Wort (fo leitete mich 

das Verhängnis) 
Fügt' ich vielleicht noch hinzu, und: O mir 

Wonne des Himmels l 
Bief ich mit innigem JLaut, du, du erquickft 

mich, und fiärkf^ mich! 110 
Du verfchönA mir . den Wald, du einfame 

Wüften! O lafs mich 
Deinen Hauch mit lechzendem Mund' ein- 

athmen, du Süfse! 
. Heimlich vernahm aiifhorchend , ich weifs 

nicht wer, des Gefanges 
Doppeliinns er wähnte, die oft gerufene 

Kühlung 
Sei wohl Nymfe des Orts, und meint% ich 

liebe die Nymfe. 1 15 



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5^ CEFALUSUNDPROKRIS. 

Stracks dann geht er zu Prokris, ein unbe- 

fonnener Melder 
Nichtiger Schuld, und zifchelnd vertrauet er, 

was er gehöret. 
Leicht iß die Liebe bethört. Sie fank vor 

betäubender Wehmut, 
Wie er erzählt' , ohnmächtig dahin ; uad 

endlich zum Leben 
Wiedergebracht 2 O mir Armen, mir ünglück- 

feligenl rief lie; 120 

Und wehklagt' um die Treu; und empört 

vom eitel en Vorwurf, 
Fürchtet lie, vras nichts ift, und erfchrickt 

vor dem ledigen Namen, 
Ach und traurt, als wäre die Nebenbuhlerin 

wirklich. 
Oftmals zweifelt ße doch , und, hoft lieh zu 

teufchen, die Gute; 
Und mißtraut dem Bericht; und wofern nicht 

felbit iie gefehen, 125 

Will iie nicht verdammen die Unthat ihres 

Gemahles, 
Gleich , wie die Nacht fich verzog vor dem 

folgenden Licht der Aurora, 



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C£FALUS U1II>. PaOKRIS. PfJ 

Geh' ich hinaus in den Wald; und vom Sieg' 

ausruhend im Grünen, 
Sang ich: O Schmeichlerin, komm, und lin- 
dere mir die Ermattung! 
Flözlich fchien wie Gefeufz ein dunkeler Laut 

in die Worte 130 

Meines Gefangs zu ertönen; doch: Komm, 

Holdfelige! rief ich. 
Als nun mit leifem Geräufch das gefallene 

Laub üch bewegte. 
Glaubt' ich ein Wild in dem Bufch, und fandt6 

den fliegenden Wurffpiefs. 
Frakris wars; und tragend die Wimd' it, der 

Mitte des Bufens: 
Wehe mir! fchrie iie auf. Wie den Ruf der 

treueften Gattin 135 

Kaxun ich erkannt, fo enteil' ich zum Ruf 

fmnlos und verwildert. 
Halbentfeelt , die Gewände mit Itrömendem 

Blute beludelnd. 
Wie Iie ihr eignes Gefchenk (ich Elender!} 

zog aus der Wunde, 
Find' ich iie dort; und den Leib, der theurer 

mir war, wie der meine. 



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qq gbfalu.s wj> prokris. 

Heb' ich mit Armen der Schuld; und das Kleid 

mir am Bufen zerreifsend, 140 
Bind* ich die fch reckliche Wund* , xun das 

Blut, -wo möglich, zu hemmen; 
Dafs iie mich Freveler nicht durch Tod ver- 

einfame , fleh' ich. 
Jene, der Kräfte beraubt, die fchon hin- 

ßerbende, mühfam 
Sagt Iie das wenige noch: Bei dem heiligen 

Bunde des Lagers; 
Bei den UnÄerblichen fleh' ich , den oberen, 

ach und den meinen! 145 

Bei den Verdienßen um dich , wofern ich 

etwas verdienet; 
Und bei des Tods Urfache, die jezt auch 

dauret, der Liebe! 
Nicht in imfer Gemach lafs gehn die gerufene 

FreuQdin ! 
Frokris fprachs; erft jezo erkannt' ich den 

teufchenden Irthum; 
Und ich belehrte fie defs. AUein was £:ommte 

Belehrung? 150 

Ach iie fank , und es flohn mit dem Blut die 

wenigen Kräfte. 



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CSFALVSU^DPnOKAlS. 59 

Und fo laoge zu fchaun fie vermag; mich 
fchaut üe, und in mich 

Flieüst die hekümmerte See!*, in meine lip- 
peü geathmet. 

Heiterer fcheinet indefs der heruhigten Aer- 
hendes Antliz. 
Weinend erzählt ds der Held den weinen- 
den. Siehe da wandelt 155 

Aeakus her mit dem dopplen Gefchlecht, und 
der fireitharen Jugend, 

Die er dem Cefalus gieht, mit mächtigen 
Waffen gerüfiet. 



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öo 



XXXV. 



D A D A L U S. 



öchon war erwachfen die Schmach des mi- 
noifchen Kaufes, und fchandbar 

ZeigteÄ der Königin Lufi, zweileibige Wun- 
dergeburt , du. 

Minos beftimmt, zu entfernen der ehlichen 
Kammer Befchimpfung, 

Mit yielgängigcm HauP und blindem Ver- 
fchlols £e umhegend. 
Dädalus y hochgepriefen in fchaffender 
Kunft und Erfindung, 5 

Gründet das Werk, und verwirret die Merk- 
mal", und in des Irthums 

Windungen führt er die Schwelle durch viel- 
fach fchlängelnden Umfchweif. 



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D Ä D A L U S. 6l 

So wie in pBrygifchen Auen der lautere Strom 

ies Mäandros 
Scherzt , und in zweifelndem Laufe gekrmnmt 

abfleufst imd zuruckfleufst; 
SelbA begegnend lieh felbit, erblickt er die 

kommenden WalTer; lo 

Und nun gegen den Quell, nun gegen das 

offene Meer hin, 
Treibt er die unentfchiedene Flut: [o drehet 

der Künftler 
Zahllos irrender Gänge Gemifch. Kaum findet 

er £elber 
Sich zu der Schwelle zurück; £o teufchet der 

Trug des Verfchlofles. 
Als er die Doppelgaftalt des Stiers und 

des Jünglinges einfchlofs, 15 
Und das Gezücht, das zweimal mit attifchem 

Blut ßch gefättigt, 
Sank dem dritten der Loofe nach neun um* 

rollenden Jahren; 
Als zu' der fchwierigen Pforte, die kein Vor- 
gänger gewonnen, 
Durch jungfräulichen Rath der verfchlungene 

Faden zurückwies: 



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6fi D Ä D A L U S. 

Stracks nun lenkt der Aegide das fchwellende 

Segel gen Dia, so 

Samt der entführeten Braut. Doch der Grau- 

fame liefs Ariadne 
Dort am Gelbde zurück. Der verlallenen) 

klagenden Fürftin 
Nakete über mit Schuz und Umarmungen; 

und, dafs^ ihr ewig 
Stralte der Ruhm im pefüm, die dem Haupt 

enthobene Krone 
Sandt* er zum Himmel empor; ile durchfliegt 

fanftathmende Lüfte; 25 

Und wie fie fliegt, flnd die Stein* in plöz- 

liche Funken verwandelt; 
Und Ile behaupten den Ort mit bleibendem 

Glänze der Krone, 
Zwilchen dem knieenden Bild* Und dem 

fchlangehaltenden fchwebend. 
Dädalus haust indelTen die kerkernde Kteta, 

wohin ihn 
Lange verbannt das Gefchick, und, gelockt 

von der Liebe der Heimat, 30 
War er umfchloiTen vom Meer. So werde 

denn Land und Gewäfler, 



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J> Ä D A L U S. 65 

Rief er, gefperrt; doch öfbet der Himmel 

Heb: dort fei die Laufbahn! 
Alles beherfch' auch Mino», die Luft beher- 

fchet er doch nicht! 
Sprachs ; und wendet den Geift auf uner- 

Ipähete Künße, 
Und fchaft neue Natur. Denn^n Ordnung 

leget er Federn, 35 

Wo Äu der kleinften hinab die kürzere folget 

der langem; 
Dafs ein wachfender Flügel erfcheint. So 

hebt Heb dem Landmann 
Eine Syring* allmählich mit fanft aufrufenden 

Bohren* 
Lein nun bindet ße mitten, und Wachs an 

der unteren Spule. 
Alfo gefugt, empfahn lie die leife gebogene 

Krümmung, 4^ 

Dafs He genau nachahmen die Fittige* Aber 

der Knabe 
Ikarus ftand, und fühlt' unwilTend die eigne 

G^ahr an; 
Bald, mit lächelndem Antliz, erhafcht er die 

hüpfenden Flaume, 



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6/^ D Ä D A L U 9. 

Welche das Lüftchen hewegt; hald knätet' 

er weich mit den Fingern 
Gelbliches Wachs, und &öTte mit kindlichem 

Spiele des Vaters 45 

Wundcrgefchäft. Nachdem er die lezte Hand 

der Erfindung 
Angelegt, da erhob auf wägende Sohwhageh 

der Künftler 
Selbft den eigenen Leib, unA fchwebt* in 

bewegeten Lüften. 
Dann wird gerüftet der Sohn: Ich wärae 

dich, Ikarus, fprach er. 
Flieg' auf der mitteilten Bahn ; dafs nicht, wenn 

gelenkter du hinfährÄ, 50 

Walter die Fittige laße; wenii Zeigender, 

Glut dich verfenge. 
Schwebe von beiden entfernt. Nicht Heiice, 

oder Bootes 
Schaue mir rechts, noch links das gezogene 

Schwert des Orion. 
Hinter mir eile den Weg. — Zugleich die 

Gebote des Fluges 
Lehrt er, tind fugt an die Schultern die un- 
gewohnte Befchwingung. 55 



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Während er fcbäfl und entiahnt) -wird naüi 

die Wange des Greifes ; 
Und es erbebt dem Vater die Hand« Noch 

küfat er das S^bnlein, 
Das nie wieder dem KuITe lieh beut; und mit 

Schwingen Ach hebend, 
Fliegt- er voran, voll AngÄ um den FolgKi- 

den: fo wie ein Vogel 
Hooh aus dem Neft ausführet die fcbwädi- 
•Hebe Brut in die Lüfte. 60 
Und er endahut den Begleiter, imd lehrt' ihm 

fchadliche Künlie; 
SelbH die reinigen regt er, und : üshaut.^uf 

die Flügel des Sphnes. 
Alanoher, indem er Fifcbe mit fehwanken^ 

dem Rohre £ch angelt, 
Oder gelehnt auf den Stecken ein Hirt, auf 

die Sterze der Pflüger, 
Sähe die beiden erfiaunt, uhd wähnete, Himiok- 
• lifche wärens, 65 

Welche die Luft durcheilten. Und fcbon di^ 

]unonifche Samos 
War zur Litiken vorbei, auch Dolos geflo- 
hen, und Faros; * 

5 



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56 P Ä D A li u s. 

Reöhts Lebynthos vorbei, und die honig- 
reiche Kalymnet 
Als lieh der Knabe begann des verwegen^i 

Fluges zu freuen, 
Und den Führer verliefs, und, gereift von 

Begierde des Himmels, ^ 70 
Höhere Bahn /ich erkohr^ Dit Gewalt der 

näheren Sonne 
W^hto dat duftende Wachs, das der Fittige 

Spulen gefuget: 
Bald war gefchmolzen das Wachs; und er 

fchwingt die nackenden Arme ; 
Auch nicht fängt er ein Lüfltchen, entblöfst 

der rudernden Flügel; 
Und fain Geficht, wie lunfonil des Vaters 

Namen er ausrief, 75 

Taucht in die bläuliche Flut, die hinfort von 

]enem genannt wird. 
Aber der Vater voll Grams, nicht Vater noch: 

Ikarus, ruft er; 
Ikarus, ruft er, wo bift du? wo foU ich 

dich Tuchen, du trauter 
Ikarus? ruft er laut, und erblickt in den 

Wogen die Federn, 



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DÄDALVS« 6^ 

und er verwünfcht 4ie eignen Erfindungen; 

dann in das Grabmal Qo 

Bringt er den Leib: und es trägt des B^ßat- 

teten Namen das Eiland. 

Als er die Leiche begrub des erbarmungs«^ 

würdigen Sohnes, 

Schaut aus der äAigen Eiche herfor ein ge* 

fchwäziges Rebhuhn« 
I<Vöhlich fchlug es die Schwingen^ und äufsertc 

Freud* im Gelange. 
Noch ein einzeler Vogel , und fremd den to* 
rigen Jahren, ß5 

JüngA in Gefieder gehüllt, dir^ Dädalu^, 

ewig ein Vorwurf. 
Denn ihm hatte vertraut, der Gefchick* un« 

kundig, die Schwefter, 
Dafs er es lehrt*, ihr Kind, dem zwölfinal 

zurück der Geburtstag 
Kehrte, den feurigen Perdix, von raffendem 
Sinn für die Weisheit« 
Diefer, nachdem er iih Fifche die zacki- 
gen Gräten bemerket, 90 

Nahm ein MuAer daran, 'und fchnitt in äim 
Schärfe des Eifens 



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6q dädalus. 

FoTtgereihete Zahn*, und erfand die Säge 

zum Werkzeug, 
Auch , vereint* er zuerß zween eifeme ArmT 

in dem Knoten 
Eingefugt; und indem gleichhiälsiger Raum 

, iie gefondert, ^ 
Stand der andere Stifit, und der andere kreift* 

in die Runde* 95 

Dädalus fah es mit Neid; von der heili- 
gen Burg der Minerva 
Stürzt* er ihn häuptlings hinab, und heuchelte, 

dafs er gefbauchelt. 
Aber hold dem Verftand', empfing ihn Pallas, 

imd fchuf ihm 
Vogelgeffialt> und verhüllt* ihn mitten im Fall 

mit Gefieden 
Siehe der ralchen Natur Lebendigkeit ging in 

die Flügel^ 100 

Ging in die Füfse hinein; es blieb der Name, 

wie vormals. 
Doch nicht pflegt der Vogel den Leib in die 

Höhe zu fchwingen; 
Auch nicht baut er im A& tmd erhabenen^ 

Gipfel di« NeAer; 



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Sondern er fliegt an der Erd% und legt in 

den Hecken die Eier. 
Stets noch fcbeut er das Hohe, des vorigen 

Falles gedenkend. 105 

Matt nunmehr des Fluges, gewann das 

ätnäifche Eiland 
Dädalos, wo ihn in Schuz der fteuntjliche 

^okalos aufnahm. 



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7« 



XXXVL 



MELEAGROS, 



V/cneus in Kalydon brachte des reich 

gefegneten Jahres ' 
£rftlingie, ^rucht der Ceres, und fein Ge- 

txJknk, den^ Lyäus 
Und palli^difches Oe\ der blondgelockten 

Minerva, 
Dann von den ländlichen kam zu den himm- 

Ulchen Mächten des Opfers 
Neiderregende Ehr';, alleiA nur darbte des 

Weihrauchs, 5 

Wie man erzählt, der Altar der latoifchen 

Göttin Diana« 
Götter auch rühret der Zorn, Nein, nicht 

ungeßraft fei der Frevel! 



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«MEIiEAGROS. 



7^ 



Mag man awar ungeehrt, doch niclit ungo- 
rächet mich nennen! 

Sf räch fie , und Xandte zur StraT in dif 
Fmchtgefilde des Oenens 

Einen £ber roll Wut. Nicht mächtiger näh* 
ret Epirus lo 

Farren im Kraut; in den Auen der Sikuler 
waten üe kleiner. 

Feuer und Blut entfiinkelfe dem Blick; rauh 
Itarret der Nacken; 

Au£repht Aejm wie ein Wall, wie ragende 
Schafte, die BorAen. 

Siedend mit heiferem Zifchen herab um die 
Bäume des Buges 

Strömet der Schaum; und es drohen, wie 
indifche ZAhne, die Hauer. 15 

Bliz ift der Odem des Munds; et entbrennet 
das Ijaub von ,dem Anhauch. 

Bald ini, Kraute zerfiampft er das jugendlich 
grünende Saatfeld; 

Bald die gereiften Gelübde des trofilos wei- 
nenden Landmanns 

Mäht er, und raft in der Aehre die Nah- 
rungen. Siehe die Tenne 



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^2 M£L£AGROS 

Harret timfonft, und umfonft der YerheiCsenen 

Ernte der Speicher. fio 

Rebengerank Unkt nieder, umhängt von )|l- 

ftenden Trauben ; 
Nieder die Beer' an den Aefien des immer 

fproITenden Oelbaums. 
Gegen die SchaF auch tobt er; und weder ihr 

Hirt noch die Hunde 
Schien fie, oder die Rinder der Troz un" 

bändiger Stiere. 
Ringsher flüchtet das Volk ; und allein in 

lunmauerten Städten 25 

Wähnen fie iicher zu feyn; bis zulezt Me- 

leagros mit edler 
Jünglinge Schaar fich gefeilt > mutvoll in Be- 
gierde des Ruhmes. 
Tyndarus Doppelgefchlecht , ein herlicher 

diefer im Fauftkampf, 
Jener au Rofs; und der älteften Bark' Anord- 

ner lafon; 
Auch^ der in Eintracht froh mit Pirithous 

.lebete, Thefeus; 30 

Auch zween Theftiaden, und Lynkeus Afareus 

Spröfsling, 



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MEI<£ A G ROS« 



73 



Idas der fchnelle zugleich, und der einft 
jungfräuliche Cäneus; 

Auch Leucippus voll Muts, und des Wurfr 
fpeers Schwinger Akaßus; 

Dryas, Hippothous auch, und Phönix, ge- 
zeugt von Amyntor; 

Mit dem aktorifchen Paar , der von Elis kom- 
mende Fyleus ; 35 

Telamon auch, und der Vater des götter- 
gleichen Achilles; 

Du, mit Pheres Sohne, hyantifcher Held 
iolaus, 

Kafcher Eurytion auch , und im Lauf uner- 
reichter Echion; 

Auch der Narycier Lelex, und Panopeus 
folgte, mit Hyleus, 

Hippafus, troziger Kraft, und in Waffen 
des Jmiglinges Ncftor; 40 

Auch Hippokoons Söhne, gefandt aus der 
alten Amyklä; 

Du, mit Penelopes Schwäher, parrhafifcher 
Held Ancäus; 

Ampykos ahndender Sohn, und des Oekleu^ 
Sohn , vor der Gattin 



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^4 U £ L £ A Q i^ P Si 

Sicher unnoch ; Atal^nta zugleich Yom he- 

büTchten Lycäus. 
Oben fchlofs ilir Gewand mit dem' Dom' die 
geglättete Spange; 45 

Kunftlos lag ihr das Haar in den einaelen 

Knoten gelaounelt, 
Links an der Schulter ertönte der elfenbei- 

nene Kocher, 
Voll von GefchoITen gedrängt; den Bogen. 

auch führte die Linke, 
Alfo prangte der Schmuck ^ die Gefialt war 

zu nennen in Wahrheit 
Jungfriiunh^ft an dem Knaben t und knaben- 
haft, an der Jungfrau« 50 
So wie er ffihy fo wünfchte der kalydo- 
pifche Kämpfer 
JhreHuldt entgegen dem Gott; und heim- 
liche Flamme 
Schöpft' er, und; O gliickfelig, wem Jen' 

einfi: würdiget, fprach er, 
Göttin zu fein ! Nicht mehreres läl^t die Zeit 

und die Scham, ihn 
Reden; eih gröfseres Werk voll grolser Ent- 
Icheidungen dränget. ß^ 



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MELEAGHOS. 



75 



Ein hochftämmiger Wald, wo kein Zeit- 
alter gehauen, 
Steigt Ton dem Blacbfeld* auf, und fchaut 

in geneigete Felden 
Hieher zogen die Männer zur Jagd: theils 

fp^nnen iie Neze, 
Hieils enUcuppeln fia Hund*, und theil^ dem 

getretenep Fuüitritt 
Spüren üe nach, und verlangen ßch Kampi 

imd Ge£Rhr z^ erfpähen. 6q 
Tief war gehohlet ein Thal, wo hinali 

£ch pfiegte zu fenken 
Strömender Regenerguls; es heherXcht dif 

morafiig^n Gründe 
Zähe Weid* lind kolhiges Schilf imd die Binf« 

des Sumpfes, 
Schwankes Gefproüs, und hei Ichmächtigem 

Bied hochfchaftige Rohre. 
Dorther fchwiugt üch der Eher voll Wut in 

die Mitte der Feinde, 65 

Ungeftüm, wie der Stral aus prallenden Wol* 

ken hervorzuckt. 
Unter dem Ankuf ftürzt das Gehölz, und g«- 

fchmetterte Waldung 



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7Ö MELEAGROS. 

Kracht; die Jünglinge fchrein lautauf, und 

Itrecken mit tapfrer 
Rechte GefcholTe voraus, woran hreit fchim- 

mert das Eifen. 
FürchteHich rennt er daher, und zerfprengt 

die Hunde, wo hellend »jo 
Einer ihi^ hemmt, und verfcheucht ile mit 

feitwärts mähenden Hauern. 
Erltlich entflog das Gefchofs, von Echions 

Arme gefchwungen, 
Eitel dahin, und rizte mit leichter Wunde 

den Ahorn. 
Wenn das folgende nicht zu groise Gewalt 

des Entfenders 
Flügelte, hätt' es vielleicht im erzieleten 

Kücken gehaftet: j^ 

Jenieit flogs : fo fchnellte der Pagalaer 

lafon. 
Hab' ich ftets dich, o Phöbus, verehrt, ruft 

Ampykos Spröisling; 
Gieb mir, unferen Zweck mit Ccher^m SchulTe 

zu treffen! 
Ihm verlieh, was er konnte, der Gott: denn 
getroffen von ihm ward, 



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BIBI^EAGHOS. 'J'J 

X>och imverwiindet/ der Eber; den Stahl an 

dem fliegenden Wurffpiefs Qo 
Hatte Diana entvrandt^ und es kam der go- 

fiumpfete Schaft nur. 
Zorniger toht das Gewild ^ und wie Bliz aus 

den Wolken entbrennt es 2 
Xicht iA der funkelnde Blick, Und Glut das 

S<^auben des Rachens. 
Wie ein Geft^ abflieget > gefchnellt von der 

fchlagenden Feder, 
l>al3 es jiflb l Thurpi voll Käm-pfar zerfchmet^ 

tere, öder die Mauern: 65 
So ini entiSckiodQnen Sturz auf dife Jünglinge 

rennet das Waldfchwein. 
B^h den^Eupalamos nun und dim Telagon 

(re^ihts in dem Halbmond 
Fochten &0 fixe^kt' es dahin; die gefallenen 

Taften die Freunde. 
Nicht EnäJßmus aber entfloh den mördlichen 

Hieben, 
Er des Hippokoon Sohn: da in hafliger Angft 
. ,, er den Rücken 90 

Wandte, verlagt* ihm die Sehne des abge« 

hauenen ICniebugs. 



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7Ö 11 t L E A G R O S. 

Bald auch wäre der pylifche Held vor lUons 

^Zeiten 
Weggeblüht; doch empor an geßemmeter 

lianze ilch fchwingend. 
Klettert* er auf das Gezweige des nächft ihm 

Jftehenden Baumes: 
Wo er aus iicherer Höh' auf den Feind, der 

ihn fchreckte, hmabrah. 95 
Wild, nachdem er die Hauer am Eichen- 

ßamme gewezet; 
Ragt der Vetderber daher , und keck auf ei«> 

neuete Wa£Fen 
Taucht er dem Othryaden die ruCiUchtaSchnauz* 

in die Hüfke« 
Aber 'die Zwillingsbrüder , noch nicht 

zwei himmlifche Sterne, 
Schwebeten beide geführt ron' Xchneeweifs 

fchimmemden Rolfen 100 

In hochprangender Schau; und beid* hellblin* 

kende Speere 
Schwangen ile, welche die Luft mit erzit* 

temdem Glänze durchbebten. 
Blut war' ihnen geftrömt, wenn der Borßige 
nicht in des Waldes 



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MEI.EAGROS« ^9 

ScKatliges Dunkel Cch barg > dem Speet und 

dem Rofs unerreichbar, 
l'elamon folget ihm nach; und im unvor* 

ßchtigen Eifet 105 

Fällt er gerdd' auf das Antliz^ gehemmt von 

der Wurzel des Baumes^ 
Peleus hebt ihn cfmpor^ da legt auf die Senn* 

Atalanta 
Einen geflügelten Pfeil ^ Und fchnellt irom 

gekriimmeten Bogen* 
Unter dem Ohr eindringend dem Unthier, 

Areifet den Leib nur 
Oben das Aohr^ und rothet mit wenigem 

Blute die Borften« 110 

Doch nicht fah den Erfolg des eigenen SchuIIei 

die Jungfrau 
Fröhlicher, als Meleagrosi er fchaute zuetÄ, 

•wie man faget, 
Und er zeigte zuerft das gefchauet^ Blut den 

GenolTen, 
Und : Du gewinnt dir , fprach et i der Ta* 

pferkeit Ehrenbelohnung* 
Schamroth glüht der Männer Geiicht; He er- 
mahnen ilch eifernd) 115 



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Höhen den Mut mit Gefchräi, und Werfen 

Gefcholis durch einander. 
Aher es fchadet die Menge 9 den Schwung 

der geworfenen wirrend. 
Seinem Gefchick trozt wütend ^der Arka- 

derheld mit der Streitaxt: 
Xiernet, wie w^eit vorgehen, den weiblichen 

Männergefcboffe ! . 
Ruft er umher; und weicht, ihr Jünglinge, 

meinem Beginnen! .120 

Ob auch Latonia felbft mit mgdien Waffen 

ihn fchüze; 
JDoCh der Diana zum Hohn loll meine Hand 

ihn vertilgen! 
Als der geblähete fo grofs^ralende Worte 

geredet; 
Jezt die gedoppelte Axt mit beiden Händen 

erhebend. 
Richte^ er hoch lieh empor auf wägenden 

Spizen der 2^ehen. 125 

Aber den Kühnen ereilt, und wo leicht dem 

Tode die Bahn. iH, 
Mäht in die Weiche des Bauchs ihm die 

Zwillingshauer das Unthien 



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MELEAGAOS. ^1 

Nieder fallt Ancäus; und voll des klumpigen 

Blutes 
Gleiten die Eingeweid' auf die mordgefeuch- 

tete Erde. 
Grad' izt gegen den Feind 9 Firithous, 

Sohn des Ixion, 130 

Wandelcefi du, und fchwenkteft in nervicbter 

Rechte den Jagdfpiefs. 
Fernher rief der Aegid' : O geliehterer Theil 

mir der Seele, 
Mehr denn ich felbft mir gelieht, halt ein! 

Es geziemt, auch von weitem 
Tapfer zu fein! Ancäus erlag durch verwe^ 

gene Kühnheit! 
Riefs, tmd fchwang die mit Erz vörblinkende 

Laft der Kornelle, 135 

Aber wie abgewogen und ficher des Zwecks 

lie einberflog5 
Hemmt' ein belaubetfer Aft von Jupiters ra* 

gender Eiche» 
Aefons Sohn auch warf fein Gefchofsi das 

von jenem der Zufall 
Auf das Gefchick ablenkte des fchuldlos bei* 

lenden Hundes^ 

6 



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Q2 VXLEAC&OS. 

Und in den Bauoh eindringend, den Bauch 

und die Erde durchbohrte. 140 
Wechfelnd trlft dem Oeniden die Hand: 

von zweeU) die er abfcholis 
Stand Ein Speer in dem Lande, der andere 

mitten im Rücken. 
Ohne Verzug, da er tobt, da er rings mit 

dem Leibe fich umdreht, 
Nahet der Wund' Urheber, den Feind an- 
reizend zum Grimme, 
Und den begegnenden Bug durchfi:p&t er mit 

fchiramemdem Jagdfpiefs. 145 
Freude bezeugen ihm laut mit günitigem Ruf 

« die GenoITen, 

Eilen heran, mit der Rechten die liegende 

Rechte zu fallen; 
Und das entfezliche Wild, das umher auf 

den Boden geftreckt lag. 
Schauen fie all' anOaunend; imd noch nicht 

Icheint die Berührung 
Sicher genug; doch färbt üch ein jeglicher 

blutig die Waffen. 150 

Selbft nun ftemmt' er die FerP auf das gräüs^ 

liehe Haupt des Verderbers; 



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Und: Empfange die Beut*, Arkaderin, mei- 
ner Eröbrung! 
Sprach er, nnd möge mit dir mein Ruhm 
mir kommen zur Theilung! 
Schnell, was dem Feind' er entzog, die 
horftige Hülle des Kückens, 
Reichet er ihr, und das Haupt, mit gewal- 
tigen Zähnen gewafnet. 155 
Innige Freud' ift jener zugleich mit der 
Gabe der Geber. 
Neidvoll fahn es die andern, und rings lief 

dumpfes Gemurmel. 
Aber mit lauterer Stimme die Arm* ausfire- 

ckend im Haufen: 
Niedergelegt! und erfchleiche du Weib nicht 

unferen Anfpruch! 
Schrein des Theltius Söhne; dals nicht das 
Vertrauen der Schönheit 160 
TeuTchend dir fei, und entfernt dein zärtlir 

eher Gönner üch haltet 
Dann entwenden fie ihr das Gefchenk, und 
das Recht des Gefchenks ihm. 
Nicht ertrugs der mavortifche Held; auf- 
braufend von Unmut: 



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04 MELfiAcaos. 

Liemet , wie weit ^ fo rief er , o Schma- 
lerer fremdes Yerdien&s, 

Thaten von Drohungen fiehn! und die Bruft 
riexippus, des Oheims, 165 

I>er nichts deJOTen heforgte, durchgrub er mit 
frevelem Eilen. 

Toxeus> der den Entfchlufs noch abwägt, 
und, wie des Bruders 

Bache verlangt , . fo zugleich des Bruders 
Schickfal befürchtet, 

Xiälst er nicht lang' abwägen; den Stahl, den 
der vorige Mord noch 

Wärmete, wärmt er von neuem mit gleich- 
entfprungenqm Blute. 170 

Dank den Unfterblichen trug für den He- 
genden Sohn in die Tempel, 

Als man zurück ihr brachte die Bruderleichen, 
Althäa. 

Heftig zerfchlägt ße den Leib, imd erfüllt 
mit Geheule des Jammers 

Bings die Stadt; und das goldne Gewand 
vertaufcht Cie mit fchwarzem. 

Aber fobald kund wurde des Mords Urheber, 
entfank ihr 175 



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M£L£AGROS. 



05 



Aller Gram, von den Thränen zur Luft der 

Strafe iich wendend. 
Dort war ein Scheit, den, als der Ge- 
burt entladen Althäa 
Ruht', in die Flamme gelegt die dreifach 

waltenden Schwerem. 
Dann mit gefchäftigem Daiun das Gefpinnft 

der Schicklale fpinnend. 
Sagten ile: Einerlei Zeit fei dem Holze be- 

fchert und dir falber, iQo 

Neugebohrenes Kind. Nach fo gefprochenem 

Segen 
Schieden ^e Gottinnen weg. Den lodernden 

Brand aus dem Feuer 
Hafte die Mutter hervor, i^id fprengt* ihn 

mit lauteren Fluten. 
Lange bereits lag diefer verwahrt in den in« 

nerfien Kammern, 
Wo der erhaltene dir dein Leben erhielt, 

o du Jüngling. 1O5 

Jezo enttrug ihn die Mutter, und hieis Kien* 
^ ftäbe mit Reilig 

Häufen, und landt' in den Haufen die Macht 

des verheerenden Feuers. 



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Q/S mt.h E'A G n o s. 

Viermal ilrebt G.e niinmelir den Aft in die 

Flamme zu legen; 

* 

Viermal zuckt lie zurück : es Ureiten lieh Mut- 
ter und Schvirefter, 

Und zu Verfchiedenem ziehn Ein Herz zween 
kämpfende Namen. 190 

Oft erblafste vor Angß der nahenden Sünde 
das Antliz; 

Oft durchglühte die Augen der Zorn mit ei- 
gener Röthe. 

Bald dann, ich weifs nicht welcher, entfez- 
liehen Drohungen Abbild 

War ihr Gefielit; bald wieder von Mitleid 
fprachs und Erbarmung. 

Und wann die Thränen verliegt in der. dörren- 
den Flamme des Herzens, 195 

Quollen doch andere Thränen und andere« 
So wie ein Nachen, 

Welchen der Wind, und dem Wind' an- 
kämpfende Strömung dahinraft. 

Doppelte Macht empfindet, und fehwankt 
in getheiltem Gehorfam: ^ 

Alfo Theftius Tochter; durch jhoitige Re- 
gungen irrend, 



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MKIiKAGAOS« Q7 

Legt fie den Zorn nm einander, und weckt 
den gelegeten wieder. 200 

Dennoch beginnt die Schwefter das Mut- 
terherz zu beilegen; 

Und blutsfreundliche Schatten mit Blut *zu 
befänftigen, übt ile 

Graufame Zärtlichkeit aus. Denn fobald das 
vertilgende Feuer 

Ijoderte: Brenne denn, rief Iie, mein Fleifch 
' in den Gluten des Todes! 

Und wie in fchrecklicher Hand fie das Holz 
des Jammergefchicks hielt, 205 

Wankte £e unglückfelig hinan zu dem Lei- 
chenaltare. 
Ihr, des graulen Vergelts drei Göttinnen, 
fprach ile, o wendet, 

Eumeniden, den Blick zu unferem Fiirien- 
opferi 

Unthat itraf\ ich und thu' ich! Der Tod fei 
mit Tode gefühnet! 

Frevel werde zu Travel gefugt, au den Lei- 
chen die Leiche! 210 

Durch anwachfende Trauer vergehe das Haus 
des Verbrechens! 



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QQ MELEAGROS. 

Oeneus foll, ein Beglückter, des hegenden 

Sohnes lieh freuen? 
Kindlos Theftius fein? AnMndiger grämet 

euch heidel 
Ihr^ o Bruderfeelen , der TieF Ankömmlinge, 

fühlt nur, 
Was ich thue für euch, und empBedit das 

theuer gekaufte 215 

Todtengefchenk, die entartete Frucht des 

eigenen Schoofses! 
Wehe! wo taumel* ich hin? O verzeiht, ihr' 

Brüder, der Mutter! 
Mir verÜEigt zum Beginnen die Hand! WoU 

hat, ich hekenn* es. 
Jener zu Jfterhen verdient? j nur des Tods Ur- 

heher misfällt mir! 
Ungefiraft denn foU er antgehn? und lebend, 

und Sieger, 220 

Und vom Erfolg* auffchwellend , behauptet 

er Kalydons Herfchaft? 
Weil als winziger Staub Ihr liegt, xuid erkal- 
tete Schatten? 
Nimmer duld' ich es, nimmer! Der Frevelcr 

fterb'; und des Vaters 



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M£Ii£A01IOS. 39 

Hofnung zerfalle mit ihm, und das Relcb, 

und die Heimat in Trümmer l 
Herz der Mutter , wohin ? wo zärtliche 

Bande der Eltern? 225 

Und» die ich ringend ertrug, ihr zehn müh- 

feligen Monden? 
Wäreit du doch als Kind in der Eritlings- 

flamme verlodert! i 
Hätt* ich es nimmer geRört! Ich fchuf dir 

Lehen: du felher 
SchufiS: dir; den Tod 1 Nim ]ezo den Lohn hin I 

und was ich zweimal, 
Sxit durch Gehurt dir verlieh, und hald durch 

Entreifsung des Brandes, 230 
Gieh dein Leben zurück; fonli: wirf mich ins 

Grab zu den Brüdern! 
Welcher Entrohlufs! Gern wollt' ich, und kann 

nicht ! Bald vor den Augen 
Stebn mir^'die Brüder in Blut, utid des gräf^- 

. liehen Mordes Erfcheinimg; 
Bald von ^rtlichkeit bricht mir das Herz, 

und von Muttergefühlen! 
Weh mir ! ein unglückfeliger Sieg ! doch 

lieget, ihr Brüder! 235 



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90 



MEJLEAGAOS. 



Nur dem verliehenen Troft, und euch, ihr 
Trauteßen, folg' ich 

Selber fofort! — ^ So fprach Jie; und abge- 
wendet das Antliz, 

Warf &e mit zitternder Rechne den Lieichen- 
.brand in die Flammen. 
Wahrhaft', oder zum Schein , entwim- 
. mert^n klagende Seufzer 

Jenem Scheit, da ein Raub luiwilliger Flam- 
men er brannte. 240 

ünbewuCst und entfiernt, wird auch Meleat 
gros vom Feuer 

Ganz durchglüht; tmd eif fühlt reiixinnere& 
li^en verfengo 

Heimlicher Brand. Doch hemmt et mit Krafb 
. die. gewaltigen Schmerzen. 

Dsl£s er indefs blutlos imrüh^liichem Tode 
dahiniinlct^ 

Füllt ihn mit Gram ; und er -j^^iRAes Ajacmts* 
glückliche .Wunden. 245 

Seinen Vater den Greis,, deäi. Bruder, die 
aärtUchen Sdhweftern, 

Rufet er, und die Gemahlin, zulezt mit 
.feu&endem Munde; 



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Auch . die Mutter vielleicht. E» wachfi mit 

der Flamme der Schmerz an^ 
Und er ermattet mit ihr ; zugleich erlofchea 

£e beide. 
Und in die webenden Lüfte verflog allmählich 
. der Athem. 250 

Kalydon linkt von. der Höh*; und Jüng- 
linge trauren und Greife; 
FürAen imd Volk wehklagen ihr Li«id; und 

zerrillenea Haares 
Schlagen die BiuSt, am Euenoa die kalydoni- 

fchen Mütterr 
Haupt und greifendes Haar ebtfiellt mit Staube 

der Vater, 
Hingeftreckt auf . die Erd* , und .verwünfcht 

fein fäumend^s Leben. 255 

Denn die Mutter vollzog, . /ich berufst der 

entT^zlichen Uathat, 
Strafe mit eigener Hand, in. den Xjeih fich 

Jftoüsend den Mordßahl. 
:. Nicht, ob ein Gott mir hundert ertönende 

Munde mit Zungen 
Schenkt', und umfallenden Gei&y und des 

Helikons /amtliche Weisheit, 



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92 



MEIiBAGHOa» 



Redet' ich ganz den Jammer der unglückfeli* 

gen Schweftem. 260 

Reiz nicht achtend *noch Zier , zerhläuen üe 

nackende Brüfle; 
Und weil dauert der Leib, wird nmfchlun- 

gen der Leih und geherzet, 
Wird er felber geküfst, und geküfet das ge- 
breitete Lager; 
Als die Afche zerfiel , da ftreun ße die Afch* 

um die Briiite, 
Liegen geftreckt am Hügel der Oruft^ iond 

umarmen des Marmors 265 

Namenzikg', und bethränan die theuerfteh 

Namen mit Wehmut. 
Satt nun endlich vom Gräme des parthaoni* 

fehen Hanfes 
Hiillt , bis ' auf Goi^e allein und die Schnur 

der edlen Alkmene, 
Allen Diana den Leib mit dem W'uchs leicht- 

heberider I^edem, 
Streckt an den Armen entlang weitreichende 

Flügel, und fpizet 270 

Hornig den Mimd; es entfliegt die vcrwän* 

delte Schaar in die Lüfte. 



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93 



xxxvn. 



ACHELOÜS. 



Xhefeus wandelte beim^ von des kaly- 

donifchen Ebers' 
Blutiger Jagd, gen Athaiä, der beiligen 

Burg der Trltonis. 
Aber ibm bemmte den Gang, von Regen ge» 

fcbwellt, Acbelous. 
Heil dir l Tagte der Strom; trlt, Herlicher, 

unter meini Obdacb, 
Cecrops Sobn! und vertraue dicbj nicht den 

entraffenden Wogen. 5 

Oft dickftämmlge Balken, und felfige Block' 

in die Queere 
Sab ich gewälzt von dem mächtigen Sturz; 

am benachbarten Ufer 



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94 



ACBBI.OUS. 



Sah ich erhabene Ställe verfckwemmt mit den 
Heerden; und wenig 

Half dem Binde die Kraft, und die Schnel- 
ligkeit mutigen Rolfen. 

Oft hat diefes Gewälfer, wann Schnee von 
den Bergen herabfchmolz, lo 

Jugendlich blühende Männer getaucht in den 
wirbelnden Strudel. 

Sicherer pflegit du der Ruh, bis wieder die 
Flut in gewohnter 

Grenz' hinrollt, und geklärt im eigenen Bette 
Cch fchmieget. 
Beifall gab der Aegid*: Ich nuze den 
^ Rath 3 Achelous, 

Und dein gafiliches Haus! aQtwortet* er, 
jenem gehorchend. 15 

Jezt in den Saal, auS' geriefelten Tuf «nd 
löchrichtem Bimftein, 

Trat er hinein; feucht war von fch wellen- 
dem Moofe der Boden, 

Und das Gewölb' abwechfelnd mit Furpur- 
fchnecken und Mufcneln. 

Als zwei Theile des Tags Hyperion jezo 
durchwaudelt, 



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A C H E L O U 9. ^^ 

Lagerten fich auf Polfter um Thefeus feine 

Gen offen; 20 

Dort Ixions Gefchlecht, und dort der tröze- 

nifche Kämpfer 
Lelex, dem fchon dünner das Haar um die 

Schläfen ergraute; 
Auch der Geladenen Schaar, die der akarna- 

nifche Strömer 
Würdig der Ehre gefchäzt , des erhahenen 

Gaftes ßch freuend. 
Barfuls wandelnde Nymfen bereiteten ämßg 

das Gaßmahl, 25 

Tragend die Tifch', und ordnend die KoÄ; 

nach geräumetem Schmaufe 
Stellten lie Wein in Gefäfsen des funkelnden 

Edelgefteines. 
Jezo fragte der Held, in das Meer rorfcbauend : 

Wie heifst doch 
Jener Ort? (und er zeigt mit dem Finger ihn): 

Tage den Namen 
Jener Infel mir an ; wiewohl nicht Eine fie 

fcheinet. 30 

Drauf antwortet der Strom: Nicht ift, 

was wir fchauen , nur Eines ;■ 



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JÖ ACHELOUS. 

Fünf der Lande find dort; dich teiiDcht des 

Raumes Entfernung. 
Und dafs dich weniger wundre die That der 

verfchmähten Diana; 
Jene waren Najaden, die einft zehn Farren 

zum Opfer 
Schlachteten, und einluden die übrigen Göt- 
ter des Feldes^ 35 
Aber nur mein nicht denkend, Gelang auf- 
führten und Reihntanz. 
Hochauf fchwellt' ich den Strom, und wie 

voll des Gewoges ich jemals 
RoUete, rollet' ich jezt; , und an Mut un- 
bändig und Brandung, 
Riüs ich vom Walde den Wald , und Gefilde 

mit Macht von Gefilden. 
Und mit dem Orte die Nymfen , die nun erft 
meiner gedachten, 40 

Wälzt' ich hinab in den Sund. Von der Wal- 
lung des Stroms und des Meeres 
Ward dife Veße des Landes getrennt, und in 

Theile gefondert. 
So viel^ als Echinaden du dort in den Fluten 
erblickeßi 



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ACHELOUS. 97 

Doch wie du felber bemerkft, fem ziehet 
' lieh eine der Infeln 

Dort, mir werth und geliebt: Ferimela nennt 

lie der^ Schiffer. 45 

Diefer raubt' ich in Liebe vordem den Namen 

der Jungfrau. 
DelTen ergrimmt* ihr Vater Hippodamas; und 

in die Tiefe 
Stürzt' er, bevor fie gebahr, von dem Fels 

die eigene Tochter. 
Ich empfing ße, und trug die fchwimmende: 

Der du dem Himmel 
Nahes Gebiet, fo fprach ich, die Meerflut, 

zähmft mit dem Dreizack; 50 
Du, in welchem wir enden, wir heiligen 

Ströme, die Laufbahn! 
Diefe getragene kränkt' ich! Wenn mild und 

billig, wenn Vater, 
Oder wenn weniger nur Hippodamas frevle- 

rifch wäre; 
Mitleid follt' er gewähren dem Kin^S und 

mir felber Verzeihung! 
Nahe mit Schuz! und ihr, die der graufame 

Vater verfenkte, 55 



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98 ^ AC HEIiOUS. 

Giel), Neptunus, ihr Raum! wo nicht, lafs 

felber lie Raum fein! 
Dielen auch werd' ich umfahn : — Sein Haupt 

bewegte der Meerfürf!:, 
Dafs vom fchafFenden Wink auffchauerten ^le 

GewäiTer. 
Während ich fprach; fo verhüllt' Erdreich 

die Ich wimmenden Glieder, 
IJnd die verwandelte Nymf imiwuchs ein 

lallendes Eiland. 60 

Hier verAummte der Strom; und tief be- 
wegte das Wunder 
Alle« Da lächelte Hohn den glaubenden,' Aets 

ein Verächter 
Himmlifcher Macht, und trozig geiinnt, der 

Sohn des Ixion: 
Falfch ift, rief er, das Wort; du leihA, 

Achelous, den Göttern 
Gar zu grofse Gewalt, wenn He Bildungen 

geben und nehmen! 65 

Bingsher Aaunete man, nicht billigend 

folcherlei Rede. 
Lelex aber vor allen, an Geift und Alter 

gereifet. 



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ACHEIiOUS. 



99 



. Sagte darauf: Unermefslich und endlos reichet 
des Himmels 

Allgewalt; und wie iinmer die Oberen woll- 
ten , £o ward es. 

Dafs dir der Zweifel entfchwinde ; fo fleht auf 
Phrygiens Hügeln 70 

Eich' und Linde gefeilt, im Bezirk der mäfsi- 
gen Mauer. 

Selber fah ich den Ort, als mich in die Flu» 
»ren des Pelops 

Pittheus fandte, wo einft fein herfchender 
Vater gewaltet4 

Ohnweit fumpfet ein See, vordem ein bevöl^ 
kertes Erdreich, 

Jezo nur Flut, vom Taucher imd fifchenden 
Reiger umflattert. 7^ 

Jupiter kam bieher^ wie ein Sterblicher, 
und mit dem Vater 

Sein itabtragender Sohn Merkurius, ohne Ge- 
fieder. 

Taufend Wohnungen nahn lie, um Obdach 
bittend und Ruhe; 

Taufend Wohnungen fperret das Schlols: Ein 
Hauschen empfängt liei 



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jQO ACHELOUS. 

Zwar lehr klein, mit Halmerf gedeckt und 

Rohre des Sumpfes; 8^ 

Aber die redliche Baucis, und gleich an Alter 

Philemon, 
Beide verlebcten dort die blühende Jugend, 

und beide 
Alterten dort allmählich. Die Armut, offen 

bekennend, 
Machten fie leicht, und erträglich mit nicht 

unwilliger Seele. 
Gleichviel > ob du den Herrn dort auffuchft, 
oder den Diener: 85 

Zween find das fämtliche Haus; und die fel- 
bigen thun und befehlen. 
Als nun das himmlifche Paar fich genaht 
der ärmlichen Wohnung, 
Und, die Scheitel gebückt, zur niedrigen 

Pforte hineinging;' 
Heifst fie der freundliche Greis ausruhn auf 

gefielletem Seflel, 
Den mit grobem Gewebe die ämfige Baucis 
bedeckte. 90 

Drauf, dem Heerde genaht, zerwühlt fie die 
lauliche Afche,. 



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ACUBLOUS. IUa 

Weckt das geßrige Feuer, mit Laub und 

trockener Rinde 
Nährend, und bläf^ aus dem Rauche mit kei- 

chendem Athem die Flammen. 
Kleingefpaltenes Holz und gedörretes Reis von 

dem Boden 
Trägt Iie herab, und zerknickts, und legt es 

dem KelTelchen unter. 95 

Auch was der Mann an Gemiif' im gewälTer- 

ten Garten gelammelt, 
Blättert ße ab. poch jener mit zweigehörnc« 

ter Gaffel 
Hebt den beräucher.ten Rücken des Schweins 

von der rufsigen Latte, 
Wo er ihn lange gefpart, und fchneidet ein 

Stück von der Schulter, 
Weniges nur, und zähmet den Schnitt in der 

braufenden Wallung, 100 

Beide verkürzen indefs die Zwifchenfiund' in 

Gefpräcben, 
Dafs den Verzug nicht fühlen die Fremdlinge. 

Nahe dem Heerde 
Hing die buchene Wann' am Pllock mit gebo- 

g/enem Handgrif. 



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102 ACHEIiOUS. 

Diefe, mit laulichem WalTer gefüllt > empfan- 
get die Glieder 
Bähend. Es ^eht in der Mitte, Ton fedrich- 

ten Kolben des Teichfchilfs 105 
Weich ein Lager geftopft, das Geficll und 

die Füfse von Weiden. 
Diefes umhüllen iie nun mit Teppichen , die 

fie gewöhnlich 
Nur am feßlichen Tag' ausbreiteten ; aber auch 

diefa 
Waren fchlecht und veraltet, der weidenen 

Flechte nicht unwerth. 
Hierauf ruhn die Götter. Gefchürzt dann 

ftellet und zitternd 110 

Baucis den Tifch ; doch einer der drei Tifch- 

füfse war ungleich; 
Bald macht gleich ihn die Scherbe: da un- 

tergefügt iie den Höcker 
Heilete, jezo reibt den geebneten grünende 

' Münze. 
Aufgetifcht vrird dann die gefprenkelte Beere 

der Pallas, 
Auch des Herbfies Komelle, bewahrt in ge- 

kläreter Ijake; 115 



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ACHEIiOUS. 105 

Rettict^ fjidivien auch, und Mi}ch zu Käfe 
gerundet; 

£ier zugleich , Toriichtig in wamter ATcbe 
gewendet 5 

fAüos a^ irdnem GeTchirr. Der ans Tlion ge- 
formete MlTchkrug 

^angt nun bunt auf der Tafel, und buchene 
Becher-, mit Zierat 

Voll gefchnizt, mid die Höhlung mit gelb- 
lichem Wachfe gefimifst. 120 

Wenige Frift, da lendet der Heerd die dam- 
pfenden Speifen. 

Wieder enthebt man jezo die nicht hochal- 
trigen Weine;/ 

Dals lie, entfernt ein kleines, den Raum 
. nicht engen dem Nachtifcb. 

Hier ift Nufs, hier Feige, gemilcht mit runz- 
liehen Datteln, 

Pflaumen im kleineren Korb', im gröfseren 
duftende Äepfel, 125 

Uivi , grofsbeerig^ Trauben, von Purpurreben 
gefammelt ; ' 

^ JVEtten die weifsliche Scheibe des Honiges; 
aber vor allem 



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104 ACHBIiOUS. 

Ladet der heitere Blick, und ein Herz, nicht 

. träge noch kargend. 

Beido nnn fehn, daüs, wie o£tiIie erfchöpfe* 

ten, immer der.Mifchkrug 

Wieder von felblt iich fällt ,*» und der W^ 

freiwillig heraiiwächlt, 130 

Staunend vor Angli: und he&ürzt, und rück* 

wärts bebend die Hände, 
Flehen ße', Baucis zugleich, im Gebet, und 

der bange Philemon: 
DaJGs üe mit Gnad' anfchauen das ungerüftete 
. Galtmahl. 
Jezö die einzige Gans, die bei Nacht ihr 
winziges Häuschen 
Hütete, trachten die Eigner den himmlilchen 
Gälten zu opfern, 135 

Jene, mit flatterndem Lauf vor den lang(ani 

folgenden Alten, 
Müdet üe lang^ umteufchend, und fliehet 

zulezt, wii3 um Rettung, 
Zn den Uniterblicben felblt $ und den Tod 
verbieten die JEJerfcher, 
Wir find Götter, iind tragen den unrecht» 
fchaffenen Nachbarn, 



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ACHELOU8« 105 

Sagten üe, würdigen- Lohn. Doch euch ver^ 

gönnen wir, theillos 140 

Solcher Strafe zu f^in. Verlaust nur euere 

Wohnung ; 
Folget unferem . Schritt , und hinauf zu den 

Höhen des Berges 
Gehet zugleich-! — Sie gehorchen, und heid' 

auf Stähe geftuzet, 
Strehen Iie weit hinauf mit mühlamen Tritten 

die Anhöhn, 
Jezo dem Gipfel fo fern, wie der Pfeil, von 
der Senne gefchnellet, 145 

Ahreicht, wenden iie bange den Blic^; und 

in fumpfenderSiindflut 
Sehen üe alles verfenkt; ihr eigenes Häus- 
chen war übrig. 
Während Iie noch anÄaunen, der Nachbarn 

Schickfal bejammernd; 
Siehl die veraltete Hütte, zu klein auch 

zweien Bewohnern, 
Wandelt zum Tempel lieh um: für die Gaffeln 
ragt ein Gefeul auf; 150 

Köthlich fchimmert das Stroh, Und wie Gold 
erfcheinet der Giebel, 



V 



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106 ' ACH£L0U9. 

Bunt getrieben die Pfort', und gedcekt der 

Boden mit Marmor. 
Tezt mit ruhigem Antliz begann Satumius 
alfo : 
Sagt uns, redlicher Greis, und du des 
redlichen Mannes 
Würdige, .was ihr begehrfei — Mit Baucis 
^ redet Philemon 155 

Weniges, öfiiet den Himmlifchen drauf den 
gemeinfamen Rathfchlufs : 
Euere Prieiter zu fein,- und euch zu pfler 
gen des Tempels, 
Werd' uns vergönnt! Und weil /wjr in Ein- 
tracht immer gelebet; 
Lafst die felbige Stund' uns beid* hinnehmest ; 

und niemals . 

Schau' ich die Gruft der Gattin hinfort, noch 

beßatte mich jene! 160 

Gleich war Wunfeh und Erfolg. Sie pflege- 

ten beide des Tempels, 

Gans ihr> Leben hindurch, Oa, gelöit von 

Jahren und Alter, 
Einft vor den heiligen Stufen vereint lie ftan- 
den, und fprachen 



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ACHELOUS. 107 

Ueber das Schickfal des Orts; fah Baucis in* 
Laub den Pbilemon, 

Sah der alte Fhilemon in liaub aufgriinen die 
Baucis. 165 

Und wie um beider Gelicht der laubige Wi- 
pfel emporwuchs : 

Leb', o trautefter, wohl! und o trautefte! 
riefen iie wechfelnd, 

Weil Iie noch konnten, zugleich; und zu- 
gleich umhüllte das Antliz 

Beiden Gebüfch. Noch zeigt der tyanifchen 
"Fluren Bewohner 

Dort das heilige Paar als nachbarlich grü- 
nende Bäume. 170 

Wahrheit liebende Greife (warum auch feil- 
ten Iie teufchen?) 

Haben mir folches erzählt. Auch Iah ich die 
hangenden Kränze 

Selbft an den Aelten umber; und hängend 
den meinigen, fagt' ich: 

Fromme lind Himmlifchen werth, und eh* 
rende werden geehret. 
Lelex fchlofs; und alle bewegete That 
imd Verkünder; 175 



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lOQ ACHELOUS. 

Tliefeus zumcilt. Als diefer um mehr d«r 

göttlichen Wunder 
Bat; da hegaim, fein Haupt dem Arm auf- 
lehnend,, der Stromgott: 
Wozu fremder Beweis? da mir auch, oft 
. zu verwandeln 
Diefen. Leib, o Jüngling, durch Zahl lun- 

fchränkte Gewalt ward! 
Bald ja crfchein' ich , was jezo ich bin , bald 

ringelnder Drache, 130 

Bald^als Fürft der Rinder, und dränge die 

Kraft in die Hprner, 
Hörner! fo lang' ich vermocht I Nun fehlt der 

gewafneten Stirne 
Eine Wehr, wie du fchaultl Mit Gefeufz 

befchlofs er die Worte. 
Was erfeufzetelt du? und wober der Stirne 

Gebrechen? 
Fragt der neptunifche Held, Drauf redete 

Kalydons Stromgott 185 

Alfo, mit Rohr umwunden das ungeordnete 

Haupthaar: 
Hart iß, was du b.egehrft. Denn wer 

gedenkt, ein Beliegter, ^ 



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AGHELOUS. 



109 



Getn des eigenen Kampfs? I}ocli treulich er- 
zähl' ich ihn! Nicht fo 
Ruhmlos wars zu erliegen, als felbft die Be* 

eiferung ruhmvoll! 
Und erhabenen Troft giebt uns der erhabene 
Sieger! 190 

Ward einmal , wie ich traue , vor deinen 

Ohren der Name 
Deiianira genannt; vormals die gepriefenUe 

Jungfrau 
War fie, von vielen gefucht mit eiferfuchti- 

ger Hofnung. 
Mit in das Haus eingehend des vielbelagerten 

Schwähers: ^ 
Nim mich 9 sprach ich, zum Eidam, o Oeneus, 

Sohn des Parthaon. 195 

So auch fprach der Aleide. Die anderen 

wichen uns beiden. 
Jener rühmt' als Vater den Jupiter, und die 

Vollendung 
Jegliches Kampfs, den Juno ihm je itiefinüt- 

terlich auftrug. 
Ich, dem fchmählich es fcbien, wenn ein 

Gott dem Sterblichen wiche; 



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110 ACH£LOUS. 

(Noch nicht -war er ein Gott): Schau. mich 

den Flutenheherfcher, 200 

Sprach ich, der mitten dein Keich in fchlän- 

gelndem Laufe durchihrömet. 
Auch nicht komm^ ich ein Fremdling zum 

Eidam dir aus der Feme; 
Sondern ein Landesgenofls , imd ein Theil 

felbft deines Gebietes. 
Nur das fchade mir nicht, dals weder die 

Königin Juno * 
Hafs mir trägt, noch Strafe gebotener Kampfe 

mir obliegt! 205 

Denn dals dii felber dich rühmü: den £nt- 

rproITenen einer Alkmeha; 
Fallch wird Jupiter Vater genannt ; wenn 

wahr , mit. Verbrechen ! 
Durch der Mutter Entehrung verlangft du 

ihn! Währ, ob erdichtet 
Jupiter, oder ob Du aus fchimpf lieber JLiebe 

gezeugt feift! 
Alfo redet" ich noch; da mit dufterem 

Auge mich jener fiio 

Anblickt, und nicht männlich dem flammen- 
den Zorne gebietet. 



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ACH£LOUS* in 

Und er erwiedert das Wort : Mehr taugt mir 

die Hand) wie die Zunge! 
Wenn nur im Kampf Obileger ich bin| fei 

Du es im Reden! 
Trozig naht* er heran. Scham wars, da fo 

hoch ich geredet, 
Abzufiehn. Schnell warf ich das grüne Ge- 
wand von der Schulter, 215 
Stemmte die Arm' entgegen, und krümmt* an 

der Weiche des Bufens 
Schräg die Hände zur Wehr, und gab Kampf« 

Teilung den Gliedern. 
Jener befprengt mich mit Staub, in gehöhle- 

ten Händen ihn fchöpfend; 
Und vom erwiederten Wurfe des röthlichen 

Sandes ergilbt er. 
Bald nun fafst er den Nacken, und bald die 

beweglichen Eeine, 220 

Faust, nein fchien nur zu fallen; und zwackt 

von jeglicher Seite. 
Mich verfchanzt mein grofses Gewicht; imd 

umfonft war der Angrif. 
So der gewaltige Damm, den laut anbrau- 

fend die Meerilut 



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112 ACH£IiOUS., 

Bings umtobt ; er beßeht , durch eigene 

Schwere gefichert. 
Dann ein wenig getrennt, ernenn wir zum 

Kampfe den Zulauf. 225 

Feft hält jeder den Stand 9 und durchaus nicht 

weichen will jeder, 
Fufs mit Fuüse gefügt; und die Bruft mir 

vorüber gelehnet, 
Drängt* ich die Hand mit der Hand, imd die Stirn 

mit der Stirn ihm belaftend. 
Gleich £0 fah ich in Kraft zween mutige 

Stiere begegnen. 
Wann die ftattlichfte Braut im ganzen Thal 

des Gebirges 230 

Steht zum Freife des Kampfe; rings fchaüet 

die Heerd', und erwartet 
Bange, zu wem ßch wende der Sieg fo mäch* 

tiger Herfchaft* 
Dreimal, ohn* aufzufchaun, arbeitete ^ frei 

fich zu ringen, 
Herkules, meiner mit Macht anitrebenden 

Bruft; und zum vierten 
Schüttelt er ab die Umwindung, und löü: die 

geklemmeten Armfe; 235 



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ACHEL0U6. 113 

Und mit dem Stofse jler Hand, (denn es gill, 

zu bekennen die Wahrheit!) 
Wendet er firacks mich herum, und hängt mir 

fchwer an dem Rücken. 
Wenn mir Glaube gebührt, (nicht fuch* ich 

ß ja Ruhm in Erdichtung!) 

Als ob übergewälzt ein Berg mich drückte, 

fo war mir. 
Katmi doch wand ^ ich die Arme heraus, die 
im Schweifse mir ringsimi 240 
Strometen; kaum entzog ich den Leib der 

harten Verftrickung. 
Aber den keichenden drängt er, und läist nicht 

Kräfte mich fammeln ; 
Und er gewann mir den Nacken, und rüttelte; 

jezo entfank mir 

Endlich zur Erde da« Knie, und ich knirfcht^ 

den Sand mit den Zähnen. 

Was ich an Stärke verlohr, das fucht* ich 

durch Kunft zu erfezen, 245 

Und ich entfchlüpfte dem Mann, in .Geftalt 

der Schlange mich längend. 
Aber fobald ich den Leib ausftreckt* in geboi 
gene Ijlingel, 

8 



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Il4 ACHELOUS. 

Und mit graufem Gezifch die gefpaltene Ziinge 

bewegte; 
Lächelte bitteren Hohn der Tiryntbier unferen 

Künfien. 
Meiner Wieg' ift eigen die Arbeit Schlan- 
• gen zu tödteni 250 

Spracb er: und ob, Acbelous, ^u anderen 

* Drachen vorangehit, 

Bift du Einer wi« nichts , vor dem Schwärm 

der lernäifchen Hyderl 
Immer friKhtbarer wucl^s Ee aus eigenen 

Wunden; imd niemals 
Ward von dem Hundert der Häupter ihr eins 

ungerächet enthauen, 
Dals nicht Aärker der Hals mit doppeltem 

Erben emporfchwoll. 255 

Diefe, die, äfiig mnher von blutgebohrenen 

Nattern, 
Neu zum Verderb auffprolste, bezwang ich 

mit Kraft, und erfchlug fie. 
Was denn wähnft du von dir, der, zur ein- 
zelnen Schlange geheuchelt. 
Fremde Waffen bewegt, und gebettelte Bil- 

düng ßch umhüllt? 



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ACHELOU^ 115 

So der Aleid' ; und oben den Hals mit 

. umklammernden Fingern 260 

Packt* e^;, und würgte mir eng, wie in knei- 

pen4er Zange, die Gurgel; 
Und ich rang, zu entreiOsen die Kehl* aus 

den zwängenden Daumen. 
Jezo war dem Beßegten die dritte Yer- 

wandelung übrig, 
Eines trozigen Stiers; und im Stier erneu* ich 

den . Feldzug. 
Doch er wickelt die Arme nur links tun die 

hangenden Wampen, 265 

Und. mich rennenden fchleppt er zugleich; 

dann ergreift er die Hörner, 
Dreht in den Grund lie hinab, und &eckt 

mich entlang in den Flufsfand. 
Nicht ihm genug war folches: das lUrrende 

Hörn in der Rechten 
Zuckt* er wild, und zerbrachs, der verßüm- 

melten Stirn* es entreifsend. 
Diefes weihten N^aden, mit Obfi und duf- 
tigen Blumen 270 
Angefüllt; und es prangt mit meinem Home 

der Segen. 



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11^ ACUELOUS. 

Jener fpiaöhs; doch die Nymfe, gefchürzt 
nach der Weife Dianas, 

"Eine, der Dienenden dort, mit niederrollen- 
den Locken, 

Wandelte her, und tnig^ in dem reich geseg- 
neten Home • 

Ganz den Herbft, glückfeliges ObJß, als la- 
benden Nachtifch. 275 
Als in der' folgenden Frühe die Sonn' an^- 
Aralte die Gipfel, 

Zogen die Jünglinge heim; denn nicht zu 
erwarten gefällt es, 

Bis in Frieden der Strom fanft riefele, und 
die empörte 

Flut üch gefenkt. Jezt barg fein rohes Ge- 
ficht Achelous, 

Und mit- geüümmeltem Home das Haupt in 
die Mitte der WalTer. 2Ö0 

Doch ihn fchändete nicht der Verl oft des ge- 
raubeten Schmuckes; 

Unbefchadiget fouft , verhehlt er des Haupt^es 
Entehrung 

Bald mit weidenem Laub', und bald mit 
gewundenem Rohre. 



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117 



XXXVHL 



ERISICHTHON. 



txrofse Macht V in verfchiedne Geßal- 
tungen fich zu verwandeln, 
Ward des Autolykus Weib' , Erißchthons 

Tochter, gewähret. 
Ruchthar war der Erzeuger durch ewiger 

Götter Verachtung 
Liängft, uüd weihete nie mit ehrender Glut 

die Altäre. 
Selbft der Ceres Gehölz mit gewaltlamer Axt 
- zu verlezen 5 

Wagt' er frech , und mit Eifen die altenden 
Haine zu fchänden. ' 

Eine gewaltige Eiche, der Vorwelt Rieün, 
erwuchs dort: 



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Il3 BRISICHTHOV. 

Wald fie allein! wo Bänder umher, anden- 
kende Täflein, 
Hingen, und blumige Kränze, Beweis des er- 

' hörten Gelübdes. 
Oftmals führten darunter den feftlichen Tanz 

die Dryaden. lo 

Oftmals auch, nach der Reihe die Hand* an 

einander gefüget. 
Gingen fie rund um den Baum; und das 

Mafs des gediegenen Stammes 
Füllete fünfzehn Ellen. Auch lag die übrige 

Waldung 
Drunten £o tief, als imter den Wildungen 

liegen die Kräuter. 
Aber auch nicht deswegen enthielt ßch des 

kränkenden Eifens 15 

Triopas Sohn: er gebeut, dafs den heiligen 

Stamm die GenoITen 
Abhaun; und da ,er laumig im Dienft lie 

^cha^et, entreifst er 
Einem die Axt, und erhebt mit freveler 

Zunge den Ausruf: 
Nicht die Geliebte der Göttin allein, auch 

felber die Göttin 



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BRISICUTUON. 119 

Sei ße; doch rühret ile gleich mit lauhigem 

Wipfel die Erdel ao 

Sprachs; luid indem dr die Barte zum 

Ichrägen Hiebe daherfchwang, 
Zitterte ganz, und erfeu^fzte die luftige Eiche 

der Deo. 
Rings die Blätter zugleich, und zugleich die 

hangenden Eicheln 
Wurden hlaüs, und von Schweifse die lan- 
gen Ae£e hethauet. 
Und fohald ihr den Stamm die entweihende 

Rechte verwundet, 25 

Strömte hervor nicht anders das Blut aus ge- 

fpal teuer Binde, 
Als, wann vor den Altären eiu Stier, das 

herlichße Opfer, 
Fällt, der blutige Stral aus zerfchmettertem 

Nacken emporlteigt. 
Alle Hahn es erftaunt; da erkühnt lieh 

einer von allen, 
Abzufchrecken das Gräul, und die wütende 

Barte zu hemmen. 30 

Da! empfapge den Lohn der Frömmigkeit! 

rief Erifichthon, 



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Q 



iQJO E&ISIGHTHOK, 

Dülleres Augs, und wandt* auf den Mann 
vom Baume das Eifen, 

Mäht* ihm vom Hälfe das Haupt, und erneute 
den Schwung in das Kernholz. 

Schnell aus der Mitte des Baiuns ertönete 
;; folcherlei Stimme: 

^Eine Nymfe bewohn' ich, gelieht von Ce- 
res, den Stamm hierl 35 

Da£s vollgültige Strafeti bevorftehu deinem 
Beginnen, 

Sag* ich fierbend dir an, und Linderung fühl* 
ich des Todes! 
Dennoch verfolgt fein Werk der Verblen- 
dete. Endlich erfchüttert 

Vom unzählbaren Schlag, und herabgezogen 
mit Seilen, . 

Stürzte der Baum; und es krachte die weit 
zerfchmetterte Waldung. 40 
Nieder fchlug die Dryaden des Hainea 
Verluft und der ihre; 

Alle Gefchwifter fofort, umhüllt mit fchwar« 
zen Gewanden, 

Nahn der Ceres betrübt, und flehen die Straf' 
Eriüchthons, 



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I 

SRISiCUTUOir. I2i 

Beifall ^inkt ße dem Flehn , und bewegt ihr 

liebliches Antlitz, 
Dals ringsber mit Getreide belafiete Fluren 

erzittern. 45 

Und lie eriinnt ihm Strafe, die Mitleid fo- 

derte, wenn nicht 
Jener durch eigenes Thun ilch unwerth machte 

des Mitleids: 
Ihn mit verderblichem Hunger zu peinigen. 

Doch da die Faße 
Unzugänglich ihr ilt : (denn dals mit der Fafte 

lieh Ceres 
Treffe, verbeut das Gefchick:) lo erwählt üe 

des Bergs Oreade, 50 

Und mit fokbenä Befehl entläXst fie die länd» 

liehe Göttin: 
Femhin ftreckt fich ein Ort an Scythias 

eiligen Kiiften, 
Trauriges Land, Einöde, nicht Baum dar- 
bietend, noch Feldfrucht: 
Wo unthätiger Froft, wo Bläue wohnet, und 

Schauder, 
Auch die nüchterne Fafte. Gebeut ihr, dem 

Heiligthumfchänder 55 



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^22 BHISICÜTHOK. 

Ganz das &evelnde Herz zu durcbglüJm. Kein 

reichlicher Voirath 
Dämpfe lic; nein lie helieg* auch meine Ge- 

vralt in dem Wettkampf'! 
Daß dich die Weite des Wegs nicht küm- 
mere, nim dir den Wagen; 
Nim das Dradbengefpann , das du hoch mit 

Zügehi einherlenkR. 
Spradis, und gah. Doch jene, die Lufit 

in dem Wagen durchfahrend, 60 
Kommt gen Scythia jezt. Auf dem Haupt 

des fiarrenden Berges 
(Raukafos "wird er genannt) entfchirrt lie die 

Hälfe der Schlangen, 
Schaut nach der Faße lieh um, und erblickt 

lie im fieinigen Acker, 
Wo lie mit Zähnen und Klaun dünnfprolTende 

Kräuter lieh ausrupft. 
Struppig das Haar, hohläugig, im Antlitz 

BlälTe, die Lippen 65 

Grau von lechzendem Dürft , und fchrof von 

Rofte die Gurgel; 
Hart die Haut, dafs lichtbar das Eingeweide 

hindurch fch ien ; 



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£HISICHTH0N* 123 

Dürres Gebein ftand unter den eingebogenen 

Lenden; 
Für den Bauch war Stelle des Bauchs; frei 

fchwebete gleichüeim 
Oben die Bnill, und allein von des Rück- 
grats Flechte gehalten; 70 
Magerkeit hob die Gelenke noch mehr, vor 

flrozte der Kniee 
Umfang, knorpelich ftand die Gefchwulft un- 

mäüsiger Knöchel. 
Diefe von fern anfchauend (Iie wag^ nicht 

näheren Zutritt), 
Meldet fie ihr der Göttin Befehl; und da 

kurz fie geweilet, 
Stracks, obgleich fo entfernt, obgleich erft 

eben gekommen} '^S 

Fühlte fie fich, wie von Hunger gequält; 

und fie wendete rückwärts 
Nach der hämonifchien Flur das Gefpann 

hochfliegender Drachen. 
Doch die Fafte, wie fehr fie auch ftets 

dem Werke der Ceres 
Widerftrebt, vollführt ihr Gebot: in dem 

Winde die Luft durch 



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124 ERISICHTHON. 

Eilt zum befohlenen Haufe fie hin ; und fofort 

in die Kammern Qq 

Wandelt fie , wo den im Schlaf ausruhenden 

Heiligthumfchänder 
(Denn noch waltete Nacht) iie umfängt mit 

doppelten Flügeln, 
Und ßch dem Mann einf]öfst> und in Mimd, 

in Bufen und Kehr ihm 
Hauchend , des Hungers Begier ausftreut durch 

geleerete Adern. 
Nach vollendetem Atnte verläfst ße den frucht- 

baren Welttheil, ß$ 

Heim in das dürftige Haus, zum gewöhnli- 

lichen Felde, lieh wendend. 
Noch mit rtrhigen Schwingen tunfchmei- 

chelte dort Erißchthon 
Sanfter Schlaf. Hin firebt er im bildenden 

Traume zum Feftfchmaus, 
Reget den 'eitelen Mund , und Zahn auf 

Zahne üch müdend, 
Käut er umfonft, und übet an nichtiger 

Speife die Gurgel, ' 90 

Und für die Koft verzehrt er die Teufchungen 

athmender Lüfte. 



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snisicuTuoK. 125 

Doch wie die Ruhe verflog, fo entbren- 
net die Wut des Verfchlingens, 

Herfchend vom ^erigen Seh J und durch die 
räumigen Eingeweide. 

Ohne Verzug, was Meer, was Luft erzeu- 
get, was Erde, 

Fodert er^ und wie belaftet der Tifch fei, 
klagt er um Hunger, 95 

Und vermifst in dem Schmaufe den Schmaus. 
Was Städten genug fein 

Könnt* und dem fämtlichen Volk, iil viel zu 
wenig dem Einen. 

Immer noch mehr verlangt er, je mehr in den 
Bauch er hinabfenkt. 

So wie das Meer einfchlinget die fämtlichen 
Ströme des Erdreichs, 

Und, ungefättigt der Flut, austrinkt die ent- 
legenfiien Sprudel $ 100 

So wie das raffende Feuer auch niemals Nah- 
rungen abweift, 

Und unzählbare Balken verbrennt, und, je 
gröfserer Zuwachs 

Kommt, je mehreres heifcht, und gefräfsiger 
felbft im Gewühl iß : 



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X26 2H1SIGHTUON. 

So nimt alles, was nährt, EriücLthons Mund, 

des Entweihers, • 
Nimt, und fodert zugleich; und jegliche 

Speif ift in jeoem 105 

Lockung der Speif, und inimer wird lepr 

fein Magen durch Eflen. 
Schon in den gierigen Schlund des unaus- 

griindlichen Bauches 
Schwand fein väterlich Erhe hinah ; doch hlieb 

ungefchwunden 
Jezt auch die gräfsliche Gier ; tmd der Kehl' 

, unbändige Flamme 
Xioderte fort: bis endlich, nach aufgezehrtem 

Befizthtun, 110 

Uebrig die Tochter ihm war, nicht würdig 

iie jenes Erzeugers. 
Sie auch verkauft er bedrängt Es verfchmäht 

die Edle den Herfcher; 
Und zur benachbarten Woge die Hand' aus- 

fireckend, beginnt iie: 
Reils mich dem Herfcher hinweg, o du, der 

meiner Umarmung 
ErAen Genufs iich errang! — Es hatt' ihn 

errungen Neptunus. 115 



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JSaiSiGHTHON. 127 

Diefer erhört ihr Gebet, und, Mdewohl ile 

dem folgenden Herfcher 
Eben erfchien , fchaft neue Geflalt , dafs 

männliches Anfehn 
Samt der gewöhnlichen Tracht £ichfangender 

Männer üe einhüllt. 
Als der Gebieter üe fchaut: O du, der 

in winzigem Köder 
Schwebende Haken verbirgt, (fo redet er,} 
' Lenker des Rohres! 120 

Möge dir ruhig das Meer, leichtgläubig der 

Fifch in der Woge 
Immer dir fein , und nie vor dem Anbils 

merken die Angel I 
Die mit Ichlechtem Gewand' und zerrüttetem 

Haare nur eben 
An dem Gefiad' hier ftand, (hier Iah ich fie 

' Äehn am Geßade,) 

Sprich, wo iie ift! nicht weiter erfcheinen ja 

Spuren des Fulstritts*. 125 

Jene, die merkt, es gedeihe das Götter- 

gefchenk, imd erfreut iü:. 
Sich bei fich felbA ausforfchen zu lehn, ant- 
wortet dem Frager: 



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128 BKISICHTUOV. 

Wer du auch feifi:, o verzeih! ich wen- 
dete nirgend die Augen 
Hier von dem Strudel hinweg; an der Arheit 

haftet' ich eifrig. 
DaCs du dem Zweifel entfagft: So wahr das 
Gewerbe der Meergott 130 

Segnen mir foU! nicht fah ich vorlängft hier 

jemand imihergehn, 
Ausgenommen mich felbfi:/ noch irgend ein 
Weib am Gefiade. 
Glauben gab der Gebieter, und wendend 
den Fuls in dem Meerfand, 
Ging' er von dannen geteufcht; ihr kehrete 
wieder die Bildung, 
Als nun der Vater erkannt, dafs wandelbar 
jener der Leib fei, 135 

Bot er lie oft zum Verkauf, die triopifche 

Heldin; doch jene, 
Bald als Vogel, als Rofs, bald Kuh, bald 

Hindin , entweichend, 
Schuf dem begierigen Vater die unrechtmäfsige 
Nahrung. 
Aber nachdem der Plage Gewalt ein jeg- 
liches Labfal - 



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XAISIGUTHO] 



1^:9 



Aufgezehrt; und dem Wehe hefremdende Koft 
er gereichet; 140 

Jezo die eigenen Glieder lieh felbit mit zer^ 
fezendem Bifle 

Stummelt* er> unglücJcfelig den Leib durch 
Verminderung nährend« , 



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ISO 



xxxrxi 

DES HERKULES TOD. 



JuLerkules fuhrete *heiiii die vetmahlete 
Deianira, 

Jupiters Sohn, und kam an die reifsende Flut 
des Euenos« 

Reichlicher wat, denn gewöhnlich, von Win- 
terregen gefchwoUen 

Jezo der Strom, und es wehrten den Durch- 
gang häufige Strudel. 

Unerfchrocken für lieh, trug Sorge der Held 
um die Gattin. 5 

NelTus naht, fo gewaltig an Wuchs , als 
kundig der Führten. 

Diefe trag* ich. Aleide, dir gern an das an- 
dere Ufer, 



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]>XS HERKULES TOD« 251 

Sprach der grofse Centaur; du brauch* ala 

Schwimmer die Kräfte. 
Und wie vor Angß: He erblafst*, anftarrend 

den Strom und den Träger, 
Gab der Aonier jenem die kalydonifche 

FürAim lo 

Bald, wie et War, vom Kocher befchwert^ 

und der Hülle des Löwen, 
(Denn die Keul* und den Bogen entichwang 

et zuvor an das Ufer) : 
Was ich begann, fei vollendet! Hindurch^ 

wie es ßrudele ! rief er. 
Und nicht zaudert er lange ^ noch^ wo iorn^ 

freier der Strom fei, 
Forfchet er^ fondern verfchmäht die Gefällige 

keit tragendet Waffen ig 

Als er das Ufet gewann, und erhob den 

geworfenen Bogen; 
Hort* er der Gattin Gefchrei; und indem fein 

Eigenthum NelTus 
Ihm zu veruntreun firebt: Wohiti, du Fte^^ 

velet^ rufb et. 
Reifst dich der Füfse Vertraun? Bit iottf 

jsWeileibiget Neffus^ 



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252 pXS HERKULES TOX3U 

Sag* ich es! Höre mein Wort, und lafs tin- 
geftohlen das Meine! 20 

Wenn nicht Scheu vor 'mir felber dich rüh- 
rete; konnte des Vaters 

Wirbelndes Rad gleichwohl die verbotenen 
LüAe vertreiben! 

Doch nicht follfi du entfliehn, wie keck du 
auch fchwingefi den Rofshuf ! 

Nicht üiit dem Fufs, ich erreiche mit Wunden 
dich! — Schnell auf die Worte 

Folget die That; und ein Pfeil, in den flie- 
henden Rücken gefendet, 25 

Bohrte hindurch > imd ragte mit hakigem Stahl 
aus dem Rufen. 

Kaum war entrilfe^ der Pfeil, da fprizte das 
Blut aus den Wunden 

Hinten und vorn , von dem Gift der lemäi- 
fchen Hyder durcheitert. 

NelTus fanget es auf: Nicht rachlos mein* ich 
zu fterben! 

Sagt er bei fich; imd ein Tuch, mit dem lie- 
denden Blute gefarbet, 50 

Giebt er dem Weib zum Gefchenk, als Anreiz 
, laulicher liebe. 



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PXS HEÜKUI^AS TOD« 155 

Viel umrollende Zeiten entflolmi und die, 

Werke des grolsen 
Herkules füllten die £rd*> und der Juno Hals 

war geßittigt, 
Sieger OechiJiaS) bracht' er dem Jupiter 

auf deiu Cenäum 
Seine Gelübd*: als Fama voraus dir, De£a« 

aiw» 35 

Teufcbte daa Öhr mit Gefchw'äz, (di^ Wahr- 

heit gerne mit - Falfchheit 
^engt, und klein im Beginn d^r(^ eigene 

Lügen eipporwächlt) : 
Dals der ibnütryonid* um die^ ^unA der 

Iple werbe. 
Ach die liebende glaubt; und gefc^ireckt von 

der jüngeren Flamme, 
Ueberlä£st üe zuerft lieh ganz deu flrömenden 

Thränen, 4^ 

Ob fie verweine den Schmerz, I)oqh bald; 

Was weinen wir? rief fie: 
Soll fich uuferer Thränen die Nebenbuhlerin 

feeuen ? 
Schpn kommt jene daher; o geeilt, und wa« 

neues erfimdexi, 



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134 PES BERK.VLBS TOD. 

Weil du nocil kannfi, und jene noch nicht 
in der Kammer gebietet I 

Jammei' ich, oder verfiumm* ich? Ob, heim- 
ziehn, oder verweilen? 45 

Oh ihr räumen das Haus ? ob , wenn nichts 
weiteres , hindern ? 

Wie? wenn ich eingedenk, dir SchweAer 
zu fein, Meleagros, 

Tapferer That mich erkühn'; und was erdul- 
detes Unrecht 

Könn% und weiblicher Schmerz, durch den 
Mord der Buhlerin zeige ?J 
Viele yerfucht ihr GeiH der Wendungen; 
aber vor allen 50 

Wählt fie, zu fenden das Kleid, mit NelTus 
Blute gefeuchtet, 

Dals es die Kraft ihm erneue der abgeflor- 
henen Liebe, 

Und, WAS ile geV, unkundig, dem auch 
unkundigen Lichas 

Gieht üe die eigene Trauer, und hei£st mit 
freundlichen Worten, 

Arme! die Gab' hinbringen dem Mann. Arg- 
lös fie empfangend, ß^ 



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joms B£aK.ui«ms tod* 155 

Legt der Aleid* um die Schulter das Gift der 
leraäifohen Otter. 
Weihrauch opfert* er ehen mit Flehn am 
gezündeter Flamme, 
Und er ergoüs Weinfiröm' aus der Schattl* auf 

die Marmoraltare. 
Flözlich erwärmt der Plage Gewalt; und gelöft 

von den Flammen, 
Gehet Ile weit umher durch Herkules Glieder 
verbreitet. 60 

Zwar er hemmt, wie er kann, mit gewöhn- 

, . licher Tugend die Seufzer. 

Doch da dem Leiden erlag die Geduld des 

Mannes, da Äürzt' er 
Weg die Altar', und füllte den waldigen 

Oeta mit Ausruf. 
Ohne Verzug nun Itrebt er das mördliche Kleid 

zu zerreilsen; 
Doch wo er aieht, sieht jenes die Haut; 
und , gräfslich zu melden ! Ö5 
Feft dort klebts uaa die Glieder, imifonl^ von 

den Händen gerüttelt. 
Dort zerriflenes Fleifch und gewaltige Kno- 
chen entblöfst es. 



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I 

156 n^S HERKULES TOD* 

Selber das Blut, wie manchmal die glühende 

Klingt in den Kühl trog 
Eingetaucht > fo zifcht es, und kocht in dem 

brennenden Gifte; 
Voll unmäfsiger Gier verfchlingt die Flamm« 

das Herz ihm; 70 

Und von dunkelem Schweiis lind rings imi- 

flolTen die Glieder, 
Angefengt kracht jegliche Sehn", undj das 

Mark der Gebeine 
Schmilzt; ii^ Eiter dahin; und die Hand* 'au^ 

ftreckend zum Himmel: 
Weide dich, ruft er aus, an ünferem 

Jammer, o Juno! 
Wßide dich, diefe Feß, Ungqttliche, fchanend 

von oben! • 75 

Labe das grauüeime Herz! Wenn Mitleid aber 

der Feind auch 
Fodert, (denn Feind bin ich dir!) o nim den 

' gräfslich gequälten 
Und muhfeligen GeiA, den Aets verbafsten» 

o nim ihn! 
Tgd ift mir ein Gefchenk! Stiefinütterlich 

gieb das Gefchenk mir! 



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DES BX&KVLXt TOD. I57 

I^rum haV ich Bullris, den Tempelfchändet 

bewältigt, 80 

Rächend der Fremdlinge Blut? und dir deiti 

mütterlich Labial, 
Graüfer Antäus, entraft? Nicht hat des ibe- 

rifchen Hirten 
X)reifacher W^cbs mich bewegt, und Cerbe- 

rus dreifacher Wuchs nicht? 
Ihr, o gewaltige Hände, bezwangt die Hör- 
ner des Stieres? 
Euch faH Elis ge^rengt, euch £eJui die ßym- 
falifchen WaiTer, C5 

Und der jparthenifche Forft? Durch euere 

Tugend erobert, 
Kam der getriebene Gurt ans thennodointi<^ 

. fchem Golde, 
Kam unbehütete Frucht vom fchlaflos^hütenn 

den Drachen? 
Mit |!iicht konnten Centauren, und mir in 

arkadifcher Wildnis 
Nicht der verddende Eber be&ehn? Nichts 
frommt^ es der Hyder, ^o 

Anzuwachfen durch Schaden, ^md doppele 
Kraft zu gewinnen? 



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138 DES HEAKUi;.£S TOD. 

Was? auch thracifche Gaule, mit menfch- 

lichem Blute gefeiftet. 
Auch die Krippen 9 gefüllt von zerltümmelten 
Xieichnamen, Iah ich, 
. Und die gefehnen zerfchlug ich, und tilgte 
die Gaul' und den Eigner? 
Streckte zerknitfcht mein Arm da^ nemeifche 
Ungeheuer ? 95 

Höh mein Nacken den Himmel empor? Müd' 

ihres Befehls ward 
Jupiters graufames Weib, eh müd' Ich ward 

des Vollbringen«? 
Neues Verderben erfcheint, dein nicht zu 

wehren die Tugend, 
Nicht Gefchofs noch Waffe vermag ! in den 

innerßen Lungen 
Irrt das gefräfsige Feuer, und zehrt durch 
alle Gelenke i 100 

Aber gefund ift Euryllheus! Und doch find 

manche des Glaubens, 
Götter fein ! — So rief er ; , und durdi den er- 

liabenen Oeta 
Geht er rerwundet einher, wie wenn ein 
Tiger den Jagdfpiels 



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DES UKUKULBS TOD. I59 

Trägt in dem Il.eibe gebohrt, und der Tbat 

Urheber entflohn iß. 
Oft erhub er ein lautes Gefeufz , oft brauft* 

er vor Unmut; 105 

Oft verfucht' er von neuem ßch ganz das Ge-i 

wand zu zerreiüsen; 
Balkige Bäum* auch ftürzt* er^ und weitete 

gegen den Bergwald; 
Oder er ßreckte die Arme zur Huiunelswoh« 

nung des Vaters. 
Siehe, den bebenden Lichaa, der bangd 

ßch barg in der FelsWuft, 
Schauet er; und wie der Schmerz zi^r rafen*C 

den Wut ihm gefiiegen; 110 
Du bifis, Liclias, begann er, der mir das* 

Lleichengefchenk trug?' 
Du follü: Schuld ^an dem Morde mir fein 3. 

Der erfchrockene zittert 
Todtenbleich, und in Angß ein Wort dar 

Entfchuldigung Itotternd. 
.Aber da flehend die Hand' xun die Knie* er 

trachtet zu fohlingen, 
Raft der Aleid* ihn empor, und dreimal wir-^ 

belnd und viermal, 115 



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140 DX8 HERKULES TOD« 

In die eubdifche Flut entfchwingt er Um 

fiark wie ein Feldftuck. 
Jener erhärtete Ichnell) die wehenden Lüfte 

durchfcbwebend ; 
Und wie man üsigt, dals Regen, von iroBd- 

gern Winde geronnen, 
Werde zu. fioc;kigem Schnee, vxii geroUeten 

Flocken die Weiche 
Feft iich hmii und erftarre, gedrängt ^u kug« 
lichtem Hagel: iso 

AUb flog, durch die Leere von mächtigen 

. Atmen gefchleudert. 
Blutlos jen^ von Furcht, und jeglicher Feuchte 

beraubet, 
Und erfiarrte zu hartem GeAein, wie gemel- 
det die Vorzeit. 
Xezt noch raget ein Fels im tiefen eubdifchen 

Strudel 
Seicht empor, . und bewahrt die Äehnlichkeit 
menlchlicher Bildung: 125 

Weichest als pb er fühle,. lieh fcheut zu 

betreten derSchüFer, 
Un4 ihn Lichas bepamt, — Doch du^ hoch- 
herlicher Sohn Zeus, 



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DES RXRKUI^mS TOD. 141 

Als du die Bäume gehaun auf den luftigen 

Hohen des Oeta, 
Und fie geordnet zum Brand ; jezt foderft du 

Bogen und Köcher, 
Und die Gefchofle, befiimmt zum zweitenifml 

Troja zu fehen: 150 

Solches bringt der pöantifche Held, und zün- 
det das Feuer 
Dienend« Sobald das Gehölz von- der gierigen 

Flamme gefalst wird; 
Breiteft du über die Waldung das Fell de» 

nemeiTchen Würgers 
Hoch, und lehhft auf die Keule zurück den 

ruhenden Nacken : 
Nicht mit ; andrem Geßcht , als läglt du 

Ichmaulend ain Gafimahl, 155 
Feftlich gekränzt) und umblinkt von des 

Weins vollfirömenden Bechern. 
Mächtiger faufie bereits^ ringsiun ßch er* 

giefai^nd, die Lohe, 
Und zu dem forglos ruhenden Leib' ^ und ih^ 

rem Verächter 
Flammte iie. Furcht durchdrang um der Sterb« 

liehen Heiland die Götter. ' 



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142 ^£9 HBAKULSS TOD. 

Jupiter merkt es fofort) der Sohn des Sa- 

tumuSy und redet 140 

Alfo mit heiterem Blick: Wie erfreut mich 

jene Beforgnis, 
Himmlifche, o wie preif' ich von ganzer 

Seele mich glücklich, 
Dafs andenkendes Volk Ohwalter mich nennt 

und Erzeuger, 
Und dals meinem Gefchlecht auch euere Liehe 

zum Schirm iß! 
Denn obgleich ihr des Sohns imermefsliche 
Thatfen betrachtet, 145 

Werd' ich verpflichtet auch felbß. Doch damit 

euch Treuen das Herz nicht 
Zage von citeler Furcht, fchaut Oetas Glut 

mit Verachtung. 
Er, der alles befiegte^ beßegt auch wahrlich 

die Flammen. 

Nur, was die Mütter ihm gab, wird fühlen 

die Macht des Vulkanus : v 

Aber in Ewigkeit daurt , was von Mir ihm 

ward, • unverweslich^ 150I 

Und imverhaftet dem Tod*, und keinem 

Brande bezwingbar. 



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Das werd' {ch^ entlafiet der £rd\ in die 

lummlifcbe Wohnung 
Jezo erhöhn; und ich traue ^ dafs wohlge- 

fäHig mein RathTchlüIs 
Allen Unfierblichen fei* Schaut aber den 

Herkules einer, 
Schaut er den Gott mit Verdrufs ; er wird die 

Belohnung misgönnen, 155 

Doch das Verdien A der Belohnung geftehn^ 

und loben auch ungern* 
Beifall riefen die Götter. Auch trug die 

Königin leihet 
]\Iit nicht herbem Gefleht des Donnerers 
, übrige Rede, 

Aber mit herbem den SchluDs; und ile ärgerte 

lieh der Bezeichnung. 
Alles indefs, was irgend der Glut zu ver* 

Wüiten lieh darbot, 160 

Hatte Yulkanus geraft; und imerkennbar dem 

Anblick 
War des Herkules Bild: kein Zug der Aehn- 

lichkeit bleibet 
Ihm Ton der Muttergeltalt; nur Jupiters 

Spuren behält er* 



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144 1>XS HS&KUI.SS TOD. 

Wie wenii -die Schlange verjüogt mit der 
Haut ablegte das Alter, 

Und nun üppiger prangt im erneueten Glatze 
der Schuppen: 165 

Alfo» nachdem der Aleid* *auszog die Werb- 
lichen Glieder, 

Blüht er am edleren Theile von üch, und 
erhabneres Wuchfes 

Scheinet er^ und ehrwürdig in Feierlichkeit 
und Verklärung; 

Den in hohlem Gewölk der allmächtige Vater 
entführend 

Auf yierfpännigem Wagen erhob zu den «ftra- 
lenden Sternen« 170 



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145 



XL. 



GALANTHIS. 



JtxylluSf des Herkules Sohn, nahm lole 

lieh zur Genofßn. 
Als ihr im Schoois nim keimte die Frucht 

des edelen Stammes; 
Sprach Alkmene das Wort: Dir -wenig&ens 

gönne die Gottheit 
Heil und kürzere Friß, wann du, zur Rei& 

gelanget, 
Rufit die der hangen Gehurt vorgehende 

Eileithya, 5 

Die mir hart fich hewies, aus Gefälligkeit 

gegen die Juno! 
Denn als fdion annahte die Zeit des erhabe- 
nen Dulders 

10 



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146 GALA& TUlS. 

Herkules, und das <xefiirn eintrat in das 
/ zehente Zeichen ; 

Schwoll mir unter dem Herzen die Lall; und 

was ich umhertrug. 
War fo grols, dafs glaublich erfchien, fo 

grofsem Gewicht fey 10 

Jupiter lelblt Urheber. Auch nicht ausdulden 

die Arbeit 
Könnt' ich Erfchöpfte fortan. Noch jezt fährt 

kältender Schauer, 
Während ich red', ins Gebein ; imd des Schmer- 
zes ein Theil ift Erinnrung. 
Sieben Nächte hindurch und gleichviel 

Tage gemartert, 
Ruft' ich, müde der Qual , und die Arm* 

ausftreckend zum Himmel, 15 
Laut die Lucina mit Schrein, und die Zwil^ 

lingsmächte des Kreilsens. 
Zwar kam jene dem Ruf; doch zuvor mis- 

leitet befchlofs He, 
Darzubieten mein Haupt der unheilßnnenden 

Juno. 
Als mein winfelndes Stöhnen ßehörete, fezte 

He dort lieh 



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GAIiANTHIS. 147 

Au( den AlUur aa d^r Pforte , das linke Knie 

von des rechten ao' 

Buge gedrückt^ und mit feft in einander ge- 

, . falteten Fingern 
Hielt He zurück 4^^ Geburt; aueh leife Be- 

. , fpbwörungen fprach fie; 
Und die Befchwörun^^ . hemmten die kaum 
begonnene Arbeit. 
AngitvoU ring' ich, imd klage mit thö- 
richter Klage des Undanks 
Jupiter an, und begehre den Tod, und jam- 
mere Worte, 25 
Hartes Geilein zu bewegen« £s nahn kadmei^ 

fche Mütterj 
Flehn mit Gelübd% und fprechen der Lei- 
denden TroA und Ermahnung. 
Eine der dienenden Mägd\ aus niederen 
Volke , Galan thiS) 
Gelblich, gelockt, war dort, ein Gebot zu 

vollenden betriebfam. 
Durch dienftfertige Treue beliebt. Die merkt, 
es verüb' hier 50 

Juap durch etwas den Groll« Da oft He hin^ 
aus und hineingeht^ ' 



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l48 OALAMTklS; 

Schauet fie auf dem Altar aä der T%m isSzea ^ 
die Göttin, 

Haltend die Hand' auf deh Knieen mit fefi 
gefalteten Fingern. 

Wer du auch feift, Glück wünfche der Het- 
fcherin! fprach iie: befreit ift 

Argos Tochter A!kmen% nnd genielst de« er- 
flehe ten Söhnleins! 35 

Plözlich fpran-g fie empor, und entband die 
gefügeten Hände 

Löfend, die Göttin der Wehn; da löße 
mich felbft die Entbindung. 
Ihrer betrogenen Macht, ersählen üe, 
lachte GalantMs. 

Aber der lachenden fafste das Haar die er- 
bitterte Göttin, 

.Zog fie zur Erd', und da ^ene den Leib zu 
erheben bemüht war, 40 

Hemmte fie. Schnell find die Arm' in vor- 
dere Füfse verwandelt; 

Rafche Betriebfamkeit bleibt , wie zuvor; 
auch der Rücken verlieret 

Nicht fein fckneeiges Weifs: die Geftalt ift 
der vorigen ungleich. 



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GALAN TUIS. 



149 



Weil der Gebährerin half ihr teufchender 
Mund,, fo gebiert fie 

Jezt mit dem Mund'; ^uch befucht ile als 
Wielblchen gerne die Häufer. 45 



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150 



XLL 



D R Y O P E. 



JLole fprach zur Alkmenef die blühende 
Schnur zu der Schwieger : 

Fremd ift eurem Gefchlecht die Verwandelte, 
welche du, Mutter, 

Jezp beklagft. Wie, wenn ich das wun- 
derbare Verhängnis 

Meiner Schwefter erzähl'? obgleich vor Thrä- 
nen und Wehmut 

Faß: mir die Rede verßummt! Des Eurytus 
einzige Tochter 5 

Von der anderen Frau war Dryope, ich von 
der erften. 

Dryope ragt' an Schöne vor allen öchalifchen 
Jungfraun, 



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D R Y O P £• 1^1 

Selbft von dem Gölte geliebt, der in Delfos 

waltet und Delos, 

Und die Befeligerin des edelen Gatten An- 

drämon. 

Dort ilt ein See, der gleich abhängigem 

Ufer des Meeres lo 

Hebet den Bord; u^d oben bekränzt ein Myr- 

tengebüfch ihn. 
Dryope kam hieher, des Gefchicks unkundig; 

und 9 was noch 
Mehr Unwillen erregt, Cie weihete Kränze 

den Nymfen. 
Und iie trug an dem Bufen den noch nicht ' 

jährigen Säugling, 

Mütterlich ihm liebkofehd^ mit warmer Milch 

ihn ernährend. 15 

Nahe dem fumpfigen Teich, in Purpur- 

röthe gehüllet. 

Blühte mit Hofnung der Beeren der wafler- 

liebende Lotus. 
Dryope pflückte davon, zur Luft dem fpie- 

lenden Knäblein, 
Einen blumigen Sprofs; und nachthun wollt* 
ich es felber. 



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1^2 D R Y O P E. 

Denn ich begleitete fie: da ich Blut aus dem 

Schafte der Blumen ' 20 

Tröpfeln fah, und die Zweige von zitterndem 

Schauer gereget. 
Siehe 9 wie nun uns endlich der langfame 

Bauer verkündet, 
Lotis, eine der Nymfen, gejagt von dem 

fchlimmen Priapus, 
Hatt* in den Baum die Geftalt, mit erhalte- 
nem Namen, verwandelt. 
Doch nicht wufst' es die Schwefter, Da voll 

von Schrecken lie rückw^ärts 25 
Gehen wollt', und verlalTen die angebeteten 

* Nymfen ; 

Haftete feft an der Wurzel ihr Fufs: zu ent- 

teifsen verfucht ße 
Ringend, und regt das Oberße nur; auf 

wächfet von unten. 
Und umhüllt allmählich den Schoofs die ba- 

Mge Binde. 
Als fie es * fah , da begann iie das Haar mit 

der Hand zu zerraufen: 50 

Laub erfüllte die Hand; rings grünte von 

Laub ihr die Scheitel. 



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DA YO PE. 



»53 



Aber der Knab* AmfilTos (äena Eurytus hatte 

dem Enkel 
Diefen Namen erdacht) fühlt fchnell üch er- 
härten der Mutter 
Wallende Bruil ; ^ nicht folget dem Taugenden 

Muhde der Milchfaft. 
Ach Zufchaüerin ^^ar ich des Jammergefchicks ; 

und helfen 55 

Könnt' ich 9 o Schwelter, dir nickt! ich that« 

fö viel ich vermochte. 
Deinen wachfenden Stamm und die Zweig' 

umarmend verweilt' ich; 
Und mich wünfcht' ich fogar von der felbigen 

Kinde bedecket. 
Siehe da naht Andrimon der Mann, imd 

der iammemde Vater: 
Dryope fuchen fie dort; für Dryope, welche 

ße Tuchen, 4^ 

Zeig' ich den Lotusbaum : dem lauUchen geben 

ße KMe, 
Und um die Wurzel des Baums, des ihrigen,. 

Tchmiegen Hch beide. 
Nichts mehr hattet du noch, o Schwefter- 

chen, welches nicht Baum war, 



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1^4 u a y o p E. 

Als das Geiicht* Von Thränen wird rings 

aus verwandeltem Leibe 
SproITendes Laub ihr bethaut; und. weil üe 
vermag, und der Mund noch 45 
Stimme gewährt, fo ergiefst iie die klagenden 

Tön' in die Lüfte: 
Findet der Elende Glauben , ich hab' (o ihr 

Himinlifchen, hört es!) 
Nicht dies Gräuel verdient; ich leid' unliin- 

dig die Strafe! 
Schuldlos lebet' ich ßets! Wo ich heuchele, 

mög' ich verdorrend 
Streuen mein Laub, und mit Aexten gehaun 

auflodern in Feuer! 50 

Aber o nehmt dies Kind aus den äfiigen 

Mutterarmen, 
Und vertraut es der Amme; doch oft mir 

unter dem Baiune 
Lafst es trinken die Milch, oft fpieP es mir 

tmter dem Baume! 
Kann er fprechen, der Knabe, fo heilst ihn 

grufsen die Mutter; 
Und er fag« betrübt: I£er wohnt in dem 

Stamme die Mutter! 55 



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D R y o p E, 155 

Aber er fcheue den See, und pfliicke nicht 

Blumen vom Baume! 
Rächende Göttinnen fein in jeglichem Sträuche; 

■ gedenk' er! 
Lebe woW, du theurer Gemahl, du Schwe- 
rer, und Vat«r! 
Heget ihr LieV im Heraen j o fchüzt vor 

der Hippe Verwundung, 
Schüat vor dem Zahne -des Vieh» der Eurigen 

grünende Blätter ! 60 

Und da mir das Gefchick, zu euch mich zu 

neigen, verhieltet; 
Streckt die Glieder empor, und kommt zu 

unferen Küflen, 
Weil noch külTet der Mund; auch hebt zum 

Munde das Kindlein! 
Schon erftirbt mir das Wort, fchon über den 

fchimmernden Hals her 
Kriecht der gefchmeidige Balt, ipid der obere 

Wipfel umhüllt mich! 6^ 

Nicht mit der Hand die Augen gedrückt! 

öhn' euere Liebe 
Deckt den gebrochenen Blick mir fchon die 

imihüllende Binde! 



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^5^ 



D n V o P E. 



Jezo endet* ihr Mund die Rede zugleich 

und das Dafein ; 
Und der Verwandeltea blieh noch warm das 

frifche Gezweige. 
AlXb erzählt der Schwefter bejammems» 

würdiges Schickfal 70 

lole , hüllt dann fchlucbzend ihr Purpurge- 

i^and um das Antlitz. 
Auch. Alkttie»' entreibt mit dem . Daum vor- 

dringende Thränen 
Ihrem Auj^, inhrünftig des Eurytus Tochter 

beklagend. 



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157 



ORFEÜS UND EÜRYDIÜE. 



xJuid^ die unendliche Xjuft, ii^oiii Safraxir- 

mantel umhüllet, 
Geht HymelMus einher, isu dem keJtGn Ge- 

hiet der Clkonen, 
Wo ihn umfonA anflehet der Ruf 4e» melo- 

difchen Orfeus. 
Jener - erfcheint ihm zwar ; doch mcht heil- 

jauchzende Wotte 
Bimgt er, nodi fröhlichen Blicke noch Ahn«- 

düngen glücklicher Zukunft. 5 
Selbft die gehaltene Fackel erzificht in b^ 

thsünendeoA Dampfe 
immerdar, und gewinnt nicht einige GlaiC 

Ton Bewegung* 
SchrecÜicher war der 'Erfolg, wÜB die Deu- 
tungen* Durch die Gefilde 



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158 ORFEUS UND £ U K Y t) I C £. 

Schweifte die jüngfivermählte, vom Schwärm 

der Najaden hegleitet, 
Ach und ftarh, an der Fetfe verlezt von dem 

BilTe der Natter. lo 

Als £u dem Himmel empor ' det rhodopeifche 

Sänger 
Lange die Gattin heweint; ]ezt auch zu ver- 

fuchen die Schatten, 
Wagt er hinah 2ur Styx durch des Tanarus 

Pforte zu Zeigen. 
Und durch luftige Schaaren hefiatteter Todten- 

gehilde 
Naht er Ferfefonen nun, und dei anniutloiVii 

Bezirkes i^ 

Könige drunten in Nacht; und Damft zum 

Gelöne der Saiten 
Singet ert O ihr Gewalten des unterirdifcheti 

Weltraums) 
Welcher uns alP aufnimt, fo viel wir üierh- 

lieh erwuchfen! 
Wenn ihr^ ohne der .falfch umfchweifenden 

Worte Befchönung, 
Wahres zu reden vergönnt : nicht hier zu 

fchauen den dunkeln 20 



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6AF£US OMD £UATD1GE. 1^ 

Tartarua ^ ' &iag ich herab y und nitht den 

Ichlangenumftt^ubten, 
Dreifach belliexiden Hals dem medufifchen 

Gräuel zu £e£Mn. . 
Nein ich kam um die Gattin, der jünglt die 

getretene Natter 
Gift in die Wund' einbaucht', und die blü- 
henden Jabre verkürzte. 
Dulden Wollt' ich als Mann , und feengte 

mich; aber ^ Hegte 25 

Amor. Man kennet den Gott fehr wohl in 

der oberen G^end. 
Ob ihr unten ihn kennt? nicht welfs ich es, ' 

aber ich glaube. 
Wenn nicht teufcht das Gerücht des altbe- 

lungenen Raubes, 
Hat euch Amor gefügt. Bei den Orten des 

Grauns und Entfezens, 30 

Bei der varftummenden Oed' , und diefem 

unendlichen Chaos, 50 

LiöEt der Eurydice, fleh' ich, o löit das be- 

fchleunigte Schickfal! 
Alle gehören wir euch; wann wenige Frift 

wir geweilet^ 



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l6o OBFStJS UKD XURTDICE. 

£itwals £rüher und fpäter, ereilen w^ir einerlei 

Wohnung. 
Hieher muffen wir alP; hier ift die le'ste Be- 

haufung; 
Ihr beherfcht am längften die elenden Men- 

Xcheogefchlechter. 55 

Jen^ auch, wenn ße gereift die heTchiedenen 

Jahre geld>et, 
Kommt zu euch; nur kurzen GenuOs verlang* 

ich zur Wohlthat. 
Wenn mir das Schicklal verlagt das GeGchenk 

der Vermihleten ; niemals 
Kehr ich von hinnen zurück! dann freut euch 

des doppelten Todes! 
Alfo rief der Sänger, und fchlug zum Ge- 
lange die Saiten; 40 
Blutlos horchten die Seelen; und weineten. 

Tantal US hafchte 
Nicht die entfehl üpfende Flut; und es ituzte 

das Rad des I^ion. 
Geier zerhackten die lieber nicht mehr; die 

belifchen Jungfraun 
ülafteten o^h$a der Uxn'; uad Sifyfus fafs 

auf dem Manoor. 



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ÜAFEUS ÜKD EUAYDICB. l6l 

Damals iÄ, wie man lagt, den gerühreten 

Eumeniden 43 

Bei dem Gelange zuerlt die Thrän' .auf die 

Wange gefloflen. 
Nicht die Königin kann, nicht kann der un- 
tere König 
Weigern das Flehn; und fie rufen Eurydice. 

Unter den Schatten 
War fie^ die frifch ankamen, und -wandelte 

fchwer von der Wunde. 
Jezt empfing iie der Held von Rhodope, famt 

der Bedingung, 50 

Dafs er die Augen zurück, nicht wendete, his 

er entflohen 
Aus dem avernifchen Thal ; fonfi: wäre die 

Gab' ihm vereitelt. 
Schnell erklon^men fie nun durch Todes- 
' Äille den Fulsfteig, 
Jäh empor, imd düfter, umdrängt von dum- 

.pfigem Nachtgraun; 
Und nicht waren fie ferne dem Rand der 
oberen Erde. 55 

Jezo beforgt, fie bleibe zurück, und begierig 

des Anfchauns, 



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X62 ORF£US UND EUHYDlCE. 

Wandt' er die Augen voll Lieb'; und logleich 
WSLT jene verf unken. 

Streckend die Arm' » und ringend , gefaCst 
zu fein und zu fallen, 

Hafchte der Unglückfelige nichts, als wei- 
chende Lüfte. 

Wieder ßarb ße den Tod; doch nicht Ein 
Laut um den Gatten 60 

Klagete. Konnte fie 'wohl , fo geliebt zu fein, 
lieh beklagen? 

Femher rief lie zulezt, und kaiun den Ohren 
vernehmliche 

Lebewohl! und geraft zu der vorigen Woh- 
nung ^entflog Fie, 
Orfeus ftarrte wie Fels bei dem doppelten 
Tode der Gattin. 

Jammernd bat er und flöht', und wollt' hin- 
über von neuem: 65 

Charon fcheucht' ihn hinweg. Doch fäfs er 
fieben der Tage 

Traurend in Wuft am Bord'J unerquickt von 
den Gaben der Ceres. 

Gram und thränender Schmerz und Kümmernis 
w^aren ihm Nahrung. 



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OAFEUS UND XURYOIGE. 165 

Graufam fchalfc er die Götter desErebus; und 

zu dem Heilen 
Rhodope wandt' er den Fufs, und dem fau- 
lenden Hämos imNordfturm. 60 
Dreimal endete fcbon den Kreis des rollenden 

Jahres 
Sq\ mit den Fifchen des Meers; und es floh 

der verhärtete Orfeus 
Stets die Liebe der Fraun. Denn ihr verdankt* 

er fein Unglück; 
Treu' auch hatt' er gelobt. Es fchmachteten 

viele der Weiber, 
Lieb dem Sänger zu fein; und es eiferten 

viele verachtet. 75 

Dort erhob üch ein Hügel, worauf lieh 

ebenes Blachfeld 
Breitete 9 fchön ipngrünt vom fröhlichen 

Wuchfe des Gräfes. 
Schatten nur fehlte dem Ort. Als hier /ich 

fezte der hohe 
Götterfohn und Profet^ und Getön entlockte 

den Saiten; 
Kam der Schatten dem Ort. Nicht fehlt der 

chaonifche Wipfel, 80 



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104 OAFEU8 WD BUarillCB« 

Nicht Heliadengehölz, nicht hoch belaubete 
Eichen, 

Nicht die ^reichliche Land% und Buch% und 
da&ilcher Lorber; 

Brechliches Hafelgefiräuch , und des Lanze- 
ners Freundin , die Elche; 

Auch unknotige Tann\ und Steineich% han- 
gend mit Eüchehi; 

4-uch die Platane der Freud*, und der \rech- 
rel£arbige Ahorn; 85 

Flufsanwohnende Weiden zugleich, und der 
durfiige liOtos, 

Auch ßetsgrunender Bux, und schmächtige 
Sumpftamariske ; 

Mit zweifarbigen Beeren die Myrt% und mit 
blauen der Tinus. 

Du auch kamfb mit gefchlnngenem Fufs, auf- 
rankender Efeu; 

Du, weinlaubige Reb% und gehüllt in He- 
ben, o Ulme; 90 

Efch^ des Bergs , und Kiefer , und , voll 
rothglühendes Obües, 

Arbutus; du auch, o Palme, des laueren 
Sieges Belohnung; 



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OAFEUS VNI> £URYD]C£. l6^ 

Du auob, das Haar aufbindeBd, o Pinie) 

Änippiger Scheitel; 
Und, der du grad' auffieige^ in Kegelgefialt, 

o CuprelTus. 
Solcherlei Waldungen zog der Gelang her; 

und in des Wildes 95 

Stummer Verlammelung laXs , und im Schwärm 

der Geflügel, der Sänger. 
Als er genug mit dem Daume die klingenden 

Saiten geprobet, 
Und mit Gefallen, erkannt, wie die vielfach 

lautenden Töne 
Zu einfiinunigem Hall Heb vereiniget; fang 

er von neuem, 
Flehend 'zuvor von. der M^tterKalliope Feuer 

und Andacht: 100 

Jupiter war der Beginn, und Jupiters heilige 

• Obhut; 
Wie er mit Macht ausfchmückte die Welt, , 

und den Troz der Giganten 
Zwang, die phlegräifche Flur durch üegendd 

Donner zerlcbmettemd. 
Aber indem mit Gelang der begeifierte 

Thracierbarde , 



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l66 ORFEUS UND EURTDICE. 

Waldungen, Cumt dem Gewild\ und folgende 

Fellen heranzog; 105 

Sidie, die Fraun der Cikonen, mit zottigen 

Häuten des Waldes 
Um die verwilderte Bruft, von des Bergs 

Felshöhen erfchaun üe 
OrfeuSf welcher das Lied den gefchlagenen 

Saiten gefellet. 
Eine des taumelnden Schwarms , die das Haupt- 
haar fchwang in den Lüften: 
Ha! dort, rief fie, er ifts, der Verächter der 

Fraun! und der Thyrfus lio 
Flog zu dem tönenden Munde des apoUoni* 

fchen Sehers. . 
Aber mit Laub" umfponnen, bezeichnet* er, 

ohne Yervirundung. 
Wütend erhub die andre den Stein; doch er 

ward in dem Fluge 
<. Vom harmonifchen Halle beliegt des Gelang« 

und der Leier; 
Und als flehet* er Gnade der ungeheuren Yer- 

fchuldung, 115 

Sank zu den Füfsen er hin. Nun wächA des 

verwegenen Unünns 



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Krieg, ,und die MäL^igung floh; irnd rafender 
berlcht die Erinnys. 

Noch war' alles Gelchofs erweicht vom Ge- 
lange; wenn machtvoll 

Nicht das GeXchrei, und das Hörn des here* 
cynthilchen Schallrohrs, 

Trommelgeroll , lind Geklatfch, und Jubel- 
geheul des lacchus, 1 2o 

UeberfchoU der Gitarre Getön. Jezt troffen 
die Steine, 

Roth vom heiligen Blute des unvernommenen 
Sängers. 

Stets noch blieben erfiaunt von dem Wohl- 
laut feines Gefanges, 

yögelTchwärm" und Schlangen und drängende 
Thiere des Waldes; 

Doch die Mänaden zerßürmten - des Orfeus 
Wunder verfammlung. 125 

Gegen ihn lelbli: dann ftrecken ße wild die 
blutigen Hände, 

Alle gefchaart: wie die Vögel, wenn einß 
am Tage He flattern 

Sehn den Vogel der Nacht; wie zur Schau 
dem Doppel theater 



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i6Q ORFEUS und £URTDICE« 

Früh im belandeten Raum ein Hirfch zu Ser- 
ben benimmt wird, 

Hunden ein Raub. Sie beßürmen den göttli- 
chen Sänger, und fchleudem 130 

Ijaubumwundene Stäbe, zu anderem- Dienite 
geweihet. 

Die hebt Schollen zum Wurf, die fchwingt 
den gebrochenen Baumalt, 

Jene Geftein; und damit nicht wehrlos rafe 
der Wahnllnn; 

Sieh dort ackerten Stiere das Land mit ge- 
drängeter Pflugfchar; 

Und nicht ferne lieh Frucht mit verdienen- 
dem Schweifse bereitend, 135 

Grub im harten Gefilde die nervige Fauft der 
Befieller. 

Diefe, den Heerzug fchauend^ entfliehn; 
die Geräthe der Arbeit 

Bleiben zurück ; und es liegen, zerßreut durch 
verlalTene Felder, 

I/aAende Haun , Gäthacl^en , und langge- 
klauete KarRe. 

Als die verwilderten lolches geraubt, und 
zerrilTen die Sdere, 140 



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ORFEUS UND EURTDICE, l^p 

Troz dem drohenden Hörn; jezt mörderifch 
nahn fie dem Sänger. • 

Ihn, der die Hand' ausßreckt', und das er» 
itemal heute vergebens 

Redet', und nichts* mit der Stimme bewegete; 
diefen ermordet 

Frech der entweihende Schwärm; aus dem 
Mund' , o Jupiter ! jenem, 

I}en der Fellen yernahnl, und den mit Em- 
pfindung das Bergwild 145 

Hörete, fchwand in die Luft die ausgeath- 
mete Seele. 
Dich wehklagt das Gewild; dich, Orfeus, 
girrende Vögel, 

Dich das ftarte Geftein; dich, welche £0 oft 
dem Gefange 

Folgeten , Wälder umher ; dich gleichfam 
fcherend das Haupthaar, 

Traurt der entblätterte Paum; mit Thränen 
auch , fagt man, vermehrten 150 

Ströme die eigene Flut; und gehüllt in dun- 
kele Leinwand 

Ging NÄjad' und Dryade, mit aufgelöfetea 
Locken« 



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IJO ORFBUS UMD EU^RYDICB. 

Weithin lagen die Glieder zerfireut. Haupt 

nahmft du und Leier, 
HebroS} auf; und, o Wunder I da mitten 

im Strom He hinabfliefst, 
Sanft wie Wehmut klagt der I^eier Getön, 
wie Wehmut 155 

Ijallt die entfeelete Zunge; die Bord* ant* 

Worten wie Wehmut. 
Schon aus dem heimifchen Strom entrollen He 

über die Meerflut, 
Bis lie erreicht die Geltade der methymnäi* 

fchen Lesbos« 
Aber der Geiß geht unter die Erd', und er- 
kennet die Gegend, 
Welche zuvor er gefehn. In der Flur der 
Seligen forfchend, 160 

^ Fand er Eurydice nun, und umfchlang He 
mit fehnenden Armen. 
Jezo wandeln lie dort mit vereinigtem Schritte' 

die beiden; 
Bald g^ht jene voran, und er folgt; bald eilet 

er^felbft vor; 
Und nach Eurydice darf mit Sicherheit Orfeus 
lieh umfehn. 



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171 



XLUI. 



CYPARISSUS. 



xloch in Kegelgeßalt erhebt ficli der 

Icblanke CuprefluSf 
Jezo ein Baum, als Knabe vordem ein Ge* 

liebter des Gottes, 
JDer mit der Saite die Laut*, und Gefcbolis 

mit der^ Saite befpannet 
Siebe den Nymfen geweiht , die kartbäifche 

Fluren bewohnen, 
War ein gewaltiger .Hirfch : der lelbft in er- 
habne Befchattung 5 
Hüllte das eigene Haupt mit weitgeäfteten 

Hörnern. 
Funkelnd blizte von Gold das Gehörn^ und 

herab auf die Buge 



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172 CYPARXSSüS. 

Hing am gerundeten Hälfe die Schnur glanz- 
heller Juwelen. 

Auch ein Iilhernes Blatt , an zierlichen Riem- 
chen befeftigt, 

Schwebt* ihm über der Stirn; und es blink- 
ten aus Erz in den Ohren 10 

Um die gehöhlete Schläfe die gleichgedreheten 
Bammeln^ 

Diefer hatte die Furcht und die angebohrene 
Zagheit 

Völlig verlernt; er befuchte die Wohnungen 
immer 9 und reichte 

Gern zum Klatfchen den Hals auch unbe- 
kannteren Händen. 
Doch vor anderen war dir, fchönfter des 
ceiCchen Volkes, 15 

Angenehm, CyparilTus, der Hirfch: du fuhr- 
teft zu junger, 

Saftiger Kolt, du jenen zur Flut des lauteren 
Bornes 5 

Du durchilochtefi ihm bald mit farbigen Bin* 
men die Hörner, 

s 

Bald auf den Rücken gefchmiegt, ' und dort- 
hin reitend und dahin, 



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CYPAAISSUS. 173 

Bogfl du fein lenkfames Maul mit purpur- 

fchimmerndein Zügel. 20 

Schwüle wars , und Mitte des Tags ; von, 

der brennenden Sonne 
Glüheten eingebogen die Hiunmeranne des 

Krebfes» 
Müde ßreckte den Leib auf graßgem Boden 

der Kronbirfch, 
Einzuathmen die Kühlung im Wehn des fchat- 

tigen Baumes. 
Diefen traf CyparilTus der KnaV unachtfam 

mit fqharfem &5 

Speer; imd fobald er flerben ihn Iah an grau- 

famer. Wunde, 
Wünfcht' er zu ßerben fich felbft. O was 

nicht redete Fhöbus 
Ihm zimi Troll? Sich leichter und angemefs- 

ner zu grämen, 
Mahnt' er ihn an. Doch feufzet der Knab', 

und erfleht von den Göttern 
Dies . als leztes Gefchenk , dafs ftets ihm 

währe die Trauer. 30 

Jezt, da Thränen und Blut in unendlichem 

Schmerz ,er geweinet, 



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1^^ cypahissvs. 

Wandelten fich allmählich in grünliche Farhe 
die Glieder; 

und die der fchneeigen Süme noch pngft 
entrollenden Locken 

Wurden ein firuppiges Haar, das 'ftachelicht 
nun und erftarrend 

Vorti hochfchwankenden Wipfel zu himmli- 
fchen Sternen emporfah. 55 

Gramvoll feufzte der Gott: Du hinfort mir 
betrauerter Knabe, 

Andre betraurft du hinfort, ein Genofs Leid- 
tragender! fpräch er. 



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»75 



XLIV- 

HYACINTHÜS. 



VVie in Adlcrgeftalt der Donnerer dich, 
GanymedeS) 

Einft vom Ida geraubt, ihm einzufchenken 
den Nektar: 

So auch hätte dich Phöhus verherlichet , Sohn 
des Amyklas, 

Hätte das Trauergefchick zur Verherlichung 
Zeit ihm gegönnet. 

Wie.es vergönnt, fo daurell du fort. Wann 
den Winter der Frühling 5 

Scheucht, und dem wälTernden Fifch nach- 
folgt der heitere Widder; 

Steigft du immer empor, und hlühft im leben- 
den Rafen. 



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175 H y A C X N T H U S. 

Dich vor allen erwählte der Gott zum 

Liehling ; und Delfos, 
Mitten im Kreife der Welt , ermangelte 

fctweigend der Obhut: 
Weil des Eurotas Geftad* und die unhefeltigte 

Sparta 10 

Jener umirrt, nicht achtend der hellet Gi- 

tarr^ und des Bogens. 
Selhß'vergifst er den Gott, nicht Garn zu 

tragen verfchmähend, 
Nicht Jagdhunde zu halten, und nicht durch 

rauhere Berghöhn 
Mitzugehn; imd er nähret die Glut durch 

lange Gewöhnung. 
Falt war Sol zu der Mitte der kommenden 

und der vollbrachten 15 

Nacht gelangt , und er Äand gleich weit von 

den Enden entfernet. 
Jezo enthüllt der Gewand', und gefalbt mit 

der Fette des Oelbaums, 
Schimmern iie beid' , und beginnen den Ks^mpf 

der gerundeten Scheibe. 
Diefe zuerß auf wägend entfandf in die we- 
henden Lüfte 



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HYACINTHUS. 



177 



Fhöbus , tmd warf mit der Lafl die hemmende 
Wölk' aus einander. 20 

Auf den gediegenen Boden zurück nach lan- 
ger Verweilung 

Sank das Gewicht, und zeigte die KunAmit 
der Stärke vereinigt. 

Unvoriichtig fofort, imd entflammt vofa Be- 
gierde des Spieles, 

Eilt der tänarifche Knabe^ den Kreis zu erhe- 
ben; doch jenen 

Warf der gehärtete Grund mit prallendem 
Schwung, in die Höhe, 25 

Grad* ins Geiicht , Hyacinthus , dir felbü. 
Da erblafste mit Einmal, 

So wie der Knabe , der Gott. Die wanken- 
den Glieder empfängt er; 

Und bald wärmet er dich, und trocknet die 
klägliche Wunde, 

Bald dann leget et Kraut, die entfliehende 
Seele zu halten« 

Nichts ach £rommet die Kunft; unheilbar blu- 
tet die Wunde. 30 

Wie wenn einer Violen , und Mohn im ge- 
wäflerten Garten, 

12 



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170 HYACIKTHÜS« 

Oder die lilie knickt , aiif hellgrün prangen- 
dem Stengel; 
Wie dann plözlich verwelkt ihr lafiendes 

Haupt fie herabneigt, 
Und nicht länger lieh hält, und erdwärts 

fchaut mit dem Wipfel : 
Allo hängt das Geficht, das üerhende; welk 

und entkräftet, 55 

Iß lieh felbft der Nacken zur Laft, und ruht 

auf der Achfel. 
Öhalide , du linkft , geteufcht um die 

blühende Jugend: 
Saget der Gott; und ich fehe die Wund' a^h! 

meines Verbrechens! , 
Du mem Schmerz, mein hartes Vergehn! 

mein eigener Arm fchuf 
Dir frühzeitigen Tod ; Ich Giftete dir das 
, Begräbnis! 40 

Doch was trag' ich für Schuld? Es müfste 

denn Spielen fögar nun 
Schuld genannt, es müDste denn Schuld auch 

Lieben genannt fein! 
Und o war' es erlaubt, für dich mein Leben 

zu laiTen, 



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U Y ACIM TU V &,. 



179 



Oder mit dir; Doch weil ja des Schickfals 

Wille mich bindet ; 
Sei du heüändig mit mir, und fchweV im 

Herzen und Munde! 45 

Dich tön' unfer Gefang, dich ftets die ge- 

fchlagene Leier ! 
Du als Blume bezeichne mit Schrift des Lie- 
benden Wehmut! 
Einü wird kommen die Zeit, da der tapferße 

Held der Achaer 
Sich der Blume gefeilt , auf ähnlichem Blatte 
* geziffert ! 

Alfo ruft Apollo mit wahrheitredendem 

Munde. 50 

Siehe das Blut, das Arömend des Erdreichs 

Kräuter geflecket. 
Endiget Blut zu fein; voll Glanz, wie tyri- 

fcher Purpur, 
Hebt lieh die Bliun', und empfanget Gefialt 

gleich Lilien, wenn nicht 
Röthelnde Bläue die ein% und die anderen 

Silber gefärbet. 
Nicht genügt es dem Phöbus; denn der war 

Stifter der Ehre. $5 



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ißO HTACIWTHUS. 

Selbft mit eigenem Wehe befchreibt er die 

Blätter ; und AI AI 
Sagt dem Griechen die Schrifit; und es klagt 

auf der Blume der BuchAab. 
Auch nicht fchämte lieh Sparta des Sohns 

Hyacinthus; es dauert 
Noch die Ehre bis heut; imd, gefeirt nach 

der Sitte der Alten, 
Kehren mit vorgetragnem Gepräng* Hyacin- 

diien' jährlich. 60 



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i8i 



XLV- 

PYGMALION. 



JJurch die Fehle gekränkt, die dem weib- 

liohen Sinne fo häufig 
Gab die Natur, verlebte Pygmalion ohne Ge- 

noflin 
Einfame'Tag*) und entbehrt' ehlos des gefel* 

ligen Lagers. 
Jezt mit bewunderter Kunfi: voll Leichtigkeit 

fchnizet er helles 
Elfenbein, und giebt ihm GefUlt, wie nim- 
. mer noch aufwuchs 5 

Irgend ein Weib, und betrachtet fein Werk 

mit inniger Liebe. 
Jimgfrau ganz ericheinet das Bild: ganz lebe 

Ile, glaubt man, 



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iQS PYGMALION. 

Und>, wenn nicht abhalte die Scheu, fie 

veirfuche Bewegung. 
So war KunA umhüllet mit Kunft ! Pygmalion 

ftaünend 
Schöpft mit entflammeter Bruß des geähn- 
lichten Leibes Entzückung, lo 
Oftmal faCst er das Werk mit prüfender Hand, 

. ob es Leib fei, 
Ob, was er nimmer bekennt, aus Elfenbeine 

gebildet. 
KüITe reicht er, und wähnt lieh jgeküfsf, 

• liebkofi: und umarmet ; 
Glaubt, dafs fchwellender Wuchs nachgeV 

anrührenden Fingern ; 
Und ifi: beforgt, es entftelle der Druck durch 
Bläue die Glieder. 15 

Bald mit fchmeichelnder Red*, und bald mit 

Mädchengefchenken 
Wirbt er, und trägt ihr Mufcheln heran, 

und gerundete Kiefel, 
Manches Yögelchen auch, und taufendfarbige 

Blumen, 
Lilien auch, und gezeichnete Ball*, und Thrä^ 
nen vom Baume, 



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PTOMALiOlf. ,135 

Welche die Hellas weint. Mit Gewand' auch 

Ichmückt er die Glieder, 20 
Gieht an die Finger Gel^ein, gieht hangende 

Schnüre dem Hälfe, 
Und lä£st Ferien am Ohr , um die Bruft ihr 

fchwehen die Kettlein, 
Alles geziemt; doch fcheint fie auch nackt 

nicht weniger liehlich. 
Dielje legt er auf Decken, gefärht in £doni- 

fchem Purpur, 
Nennt fie trauteite Gattin, und Bxeckt dem 

gelehneten Nacken 25 

Weich umwallenden Flaum, als ob lie fühlte, 

zum Lager. 
Venus heiliger Tag, hochfeierlich allen In 

Cyprus, 
Kam; und umzogen mit Golde die langge- 

. wundenen Hörner,. 
Sanken dem Schlage dahin mit fchneeigem 

Nacken tlie Kühe; 
Weihrauch wc^te den Dampf. Er ftand 

nach vollendetem Opfer 30 
An dem Altar, angftvoll: Wenn ihr Himm- 

lifchen alles vermöget, 



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^84 PYGMALION. 

Werde mein Weib — nicht wagend, die el- 
fenbeinene Jungfrau! 

Bief Pygmalion nur, der elfenbeiilenen ähn- 
lich. 
Wohl veritand , dem Fefte genaht , die 
goldene Venus, 

Was der Flehende wünfcht'; und göttliche 
Huld ihm verkündend, 35 

Loderte dreimal die Flamm% und fchwang 
fleh gefpizt in die Luft auf. 
Heim eilt jener zum Bilde zurück des trau- 
teften Mägdleiils, 

Neigt £ch über das Lager, und küist; und 
fie fcheint zu erwarmen. 

Wieder naht er dem Mund*, und wagt auch 
die BruSt zu verfuchen; 

Weich wirds xmter der Hand; des Elfen- 
^ beines ErAarrung 40 

Senkt iich dem Druck der Finger , und weicht : 
wie das» Wachs des Hymettus 

Sohmeidiger wird an der Sonn*, und dem zwin- 
genden Daum in Gelbilten, 

Immer verändert, lieh biegt, und brauchbarer 
durch den Gebrauch wird. 



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PYGMALION. 1Ö5 

Während der Liebende fbunt, und bange ficL 
freut, und Teufchung 

Wieder beforgt, und wieder den Wunfeh mit 
den Händen berühret; 45 

War iie Leib; und es fchlagen, verfucht vom 
Daume, die Adern. 

Jezo erhebt der pafifche Held völlftrönicnde 
Worte, 

Worte des Danks zu Venus, der gutigen! 
Endlich vereint er 

Zum nicht teufchenden Munde den Mund: 
die gegebenen Küfle 

Fühlt die erröthende, hebt zu dem Lichte 
die leuchtenden Augen 50 

Schüchtern empor, und fchaut mit dem Him- 
mel zugleich den Geliebten, 



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iC5 



XLVL 

VENUS UND ADONIS. 



Venus 9 im Herzen entbrannt für den 

wunderfcbönen Adonis, 
Achtet nicht mehr der Geftad% und verfäumt 

die umflutete Fafos, 
Gnidos, von Fifchen tmEifchwärmt , und Ama- 

thus, reich des Metalles. 
Selbß* wird der Himmel gefcheut; mehr gilt, 

als der Himmel, Adonis. 
Ihn nur hegt üe und pflegt üe. Gewohnt 

fonfl immer im Schatten 5 

Gütlich fleh felber zu thun, und mit Schmuck 

zu erheben die Schönheit, 
Stjeift üe durch Höhn und Gehölz' und ver- 

wachfene Felfengebirge, 



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VXHUS UND AD0NI9. iQy 

Hoch ZU dem. Kniee gefchürzt das Gewand, 
nach Art der Diana. 

Dort ermahnt üe die Hund', und verfolgt 
unfchädliche Beute, 

Bald den iHirzenden Hafen, und hald den 
erhabenen Kronhirfch lo 

Oder die flüfchtige Gems: doch fcheuet ße 
tapfere Eber; 

Auch raubgierige Wolf, und die klauigen 
Tazen des Bären 
* Meidet fie gern, undLöw^n, vom Rinder- 
morde gefättigt. 
Dich, auch ermahnt iie, Adonis, wenn nur 
die Ermahnungen frommten, 

Sorglam jene zu fcheun. Sei g^en die Flüch- 
tigen tapfer, 15 

Säget Iie, g^gen die Kühnen ift nicht ganz 
ficher die Kühnheit. 

Handele nicht auf meine Gefahr fo verwegen, 
du Jüngling; 

Und nicht reize das Wild, dem fchreckliche 

Wehr die Natur gab; 
Dafs nicht hoch mir Itehe dein Ruhm. Nicht 
rühret die Jugend, 



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Noch die Gefblt, noch alles, was Venus 

rührte , die Löwen, 20 

Oder die borlHgen Säue, noch Augen und 

Herz des Gewildes. 
Stark find,, wie Ichmeittemder Bliz, die ge- 
bogenen Hauer des Ebers; 
Heftiger Zorn und Gewalt ward gelblichen 

liQwen zum Antheil; 
Und mir yerhalist ift das gan^e Getchlecht; 

Du fraget: woher das? 
Höre naich an, und erftaune dem längft ver- 

fchuldeten Untbier. 25 

Aber ich bin fchon müde der ungewöhnlichen 

Arbeit; 
Und wilUcommetien Schatten erbeut uns die 

lockende Pappel, 
Sanft auch bettet das Gras: hier wollen wir 

ruhn mit einander. 
Und fie ruht' auf der Erd', . und drückte 

das Gr»s und ihn felber. 
Und in den Schoofs des Adonis. gelehnt den 

Nacken mit Lächeln, 50 

^edet ße fo, und Ii:öret mit häufigem Kufs 
.die Erzählung: 



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VENUS UJH> ADONIS. ißp 

/ 

Sicherlich haÄ du gehött, wie einfi ein 

Mädchen im Wettlauf 
Hurtige Männer befiegt; und nicht ein gefa- 
beltes Mährlein 
War das Gerücht: fie befiegte gewifs. Auch 

Tagte man fchwerlich, 
Ob He die Schnelligkeit mehr auszeichnete, 

oder die Schönheit. 5^ 

Als fie den Gott rathfragt* um den künftigen 

Gatten: Ein Gatte, 
Sprach er, ift nichts, Atalanfca«. dir nüz; 

fleuch immer den Gatten. 
Dennoch entfleuchA du ihm nicht; und du 

lebit, dein felber entbehrend. . 
Durch das Orakel gefchreckt, durchfchal- 

tet fie finfiere Wälder 
Ehelos, imd verfcheucht den dringenden 

Schwärm der Bewerber 40 

Wild mit dem harten Beding: Nicht werd' 

ich gewonnen, wofern nicht 
Erft im Laufe befiegt! Wetteifert mit mir 

auf der Kennbahn! 
Lohn dem Hurtigen werde die Btaut und die 

ehliche Kammer; 



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190 



VENUS UNDADONIS. 



Lohn den Langfamei:! Tod! Dies fei des 

Kampfes Bedingung. 
So nnmilde lie war, doch (folche Gewalt 

hat die Schönheit!) 45 

Kam auf diefen Beding ein verwegener 

Schwann der Bewerber. 
Auch Hippomenes lals, anfchauend den 

graulamen Wettlauf; 
Und: Sucht einer auf diefem gefährlichen 

Wege die Gattin? 
Sagt' er, uj^ä, tadelte laut, die zu fehr aus- 

Ich weif ende Liebe. 
Doch wie den Wuchs er gefehn, und den Leib, 

des Gewandes enthüllet, 50 
Gleich dem meinigen felbR, und dem deini- 

gen, warft du ein Mädchen; 
Staunet* er an, und erhebend die Hand*: 

O verzeihet mir, rief er, 
Ihr, die ich eben geftraft! Noch nicht war, 

welche Belohnung 
Ihr euch fucht, mir bekannt! Der Lobende 

felber entbrennet. 
Dafs doch der Jünglinge keiner zuvor ihr 

laufe, das wünfcht er, 55 



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VEKUS UND ADONIS. 191 

Und das beforgt er mit Neid. Doch warum, 
in diefer Entfcheidung, 

Saget er, foll unverfucht das Siegsglück blei- 
ben mir felber? 

Wagende fördert ein Gott! — Indem Hippo* • 
menes folches 

Ueberlegt) da enteilt mit geflügeltem Schritte 
die Jungfrau. 

Und obgleich wie der Pfeil von der fcythi- 
fchen Senne zu fliegen 60 

Sie dem aonifchen Jünglinge fcheint; doch 
dünkt ihm die Anmut 

Mehr der Bewunderung werth; und erhöhe 
wird im Laufe die Anmut. 

Rückwärts weht an der Luft den flüchtigen 
' Ferfen die Schleife; 

Und ihr flattert das Haar um den blendenden 
Rücken , es flattert ' ' 

Unter den Knieen das Band mit fchön ge- 
zeichneter Borte. 65 

Schon auch hatte der Leib jungfräuliche 
Weifse mit Röthe 

Sanft gemifcht; nicht anders, wie wenn ein 
purpurner Vorhang 



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19^ 



VENUS UND ADONIS. 



Ucber den weifsen Saal die geröt|iete Däm- 
merung ftreuet» 

Weil dies jener bemerkt, war erreicht das 
Ende des Zieles; 

«Und als Siegerin prangt im jEeftlichen Kranz 
Atalanta. 70 

Seufzend ftebn die Befiegten> und dulden 
geijezlicbe Strafe. 
Nicht den Hippomenes fcbreckt« der Jüng- 
linge warnendes Beifpiel; 

Sondern er trat in die Mitt\ imd geheftet Aest 
Blick auf die Jungfrau: 

Warum, Feige beßegend, erwüb^ du dir 
leichtere Titel? 

Saget er; kämpfe mit mir! Ob mich zu der 
Ehre das Siegsglück 75 

Auserkohr, nicht mag dich gereun ein fol^ 
eher Befieger: 

Megare^s ifi mein Vater, der ßohn des On- 
cheftus; und jenem 

Ift Neptunus der Ahn; mich nennt Urenkel 
der Meerfürft; 

Nicht auch leugnet die Tugend den Stamm! 
Ob ich &lle, £0 haft du, 



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VEMU3 VJH> ADONI^. x^^ 

Wann Hippomenes fiel, denkwürdigen Na- 
men gefunden! qo 
Gegen den redenden blickt des Schönens 

Tochter mit fanftem 
Angefleht, imd erwägt, ob liegen ße woll', 

ob befiegt fein. 
Welcher Gott, der die Schönen verfolgt, will 

diefen verderben; 
(Sagt fie geheim:) und befiehlt, mit Gefahr 

des theueren Lebens, 
Diefe Vermählung zu fuchen? So grofs nicht 

dünkVich mir wahrlich! 85 
Gar nicht rührt die Geüalt ; (doch könnt* auch 

diefe mich rühren:) 
Nein, dals er Knabe noch ift! Nicht rühret 

er felbft, nur das Altet! 
Dann, dafs er Tapferkeit hegt, und ein Herz, 

nicht achtend des Todes! 
Dann, dafs vom Gotte des Meers er den Ur- 

fprung leitet, der vierte! 
Dann, dafs er liebt, und in liebe fo hoch 

fchäzt unfre Vermählung, 90 
Dafs er zu fterben befchleufet, wenn mich 

ihm weigert das Schickfal! 
13 



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194 VBWUS VND ADOKIS. 

\ 

Flieh! noch kannft du es, Fremdling ,^^ und 

lafs die blutigen Kammern ! 
Graufam i& die Vermählung mit mirl Kein 

Mädchen entzieht fich 
Deiner Hand; felbft möchte dich eine Ver- 

Äändige wünfchen! 
Aber was forg' ich um dich , da fchon fo 

viele gefireckt lind? 95 

Mag er fehn, und verderben; da fo viel 

Morde der Freier 
Nicht ihn zu warnen vermocht., und wild auf 

fein Leben' er einfiürmt! 
Sterben foll diefer demnach, weil zu leben 

mit mir- er. gewünfchet? 
Und unwürdiger Tod foll fein die Belohnung 

.der Liebe? 
Nimmer vermag zu ertragen mein Sieg den 

fchmählichen Vorwurf! 100 . 

Doch nicht mein ift die Schuld! O möchteft 

du noch dich bedenken! 
Oder, dieweil du rafeft, o möchtefi: du fchnel- 

1er im Lauf fein ! 
Aber wie ganz jungfräulich des Jünglinges 

zartes Geßcht ift! 



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VENUS UND ADONIS. 195 

4^rmer Hippomenes du! ach h&ttefi du nie 

mich gefehen! 
Würdig warft du zu leben ! Wenn Ich glück- 

feliger wäre, 105 

Wenn nicht hartes Gefchick mir weigerte 

meinfe Vermählung;, 
Mit dir Einzigen könnt^ ich das Ehelager 

befteigen! 
Jene fprachs; und wie neu, und zuerft 

aufyvallend in Sehnfucht, 
Weifs lie nicht,- was ße thue; Re lieht, und 

verkennet die Liehe. 
Schon den gewöhnlichen liiuf verlangen 

das Volk und der Vater; 110 
Als Hippomaies mir , der edele Sprofs des 

Neptunus, 
Ruft mit bekümmertem Lairt : Die c^therifche 

Göttin, ich flehe, 
Sei dem Beginnen geneigt, und fördre die 

Glut, die fie eingab! 
Zu mir trug unneidifch die Luft fein 

fcfameichelndes Flehen; 
Und ich, im Herzen bewegt, verl<jheb nicht 

lange den Beiftand. 115 



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1^6 VENUS UND AP0NI5. 

Eine Fliu: ift in Cyprus , die tamalbnche 
nennt lie 

HeinuTch das Yo}k, des Landes gepriefenfte: 
welche der Vorzeit 

Greife mir ehmal geweiht, und meinem Tem- 
pel zum Antheil 

Beigelegt. Dort fchimmert ein Baum in der 
Mitte des Feldes, 

Gelblich das Ijaub , und gelblich die klirren- 
den Aefte von Golde. 120 

Dorther kam ich fo eben, *und trug drei 
goldene Aepfel 

Abg^flückt in der Hand; und lichtbar jenem 
allein nur. 

Trat idi Hippomenes an, und lehrte^ wozu 
der Gebrauch fei. 
Jezo rief die Trompet* ; und fie fchwingen 
fich beid* aus clen Schranken 

Yorgellreckt, und bezeichnen mit flüchtigem 
Fufse den Sand kaum. 125 

Leicht auch hätten lie Wellen mit trockenem 
Schritte geftreifet, 

Oder dem grauen Gefild* auf Gehenden Aehren 
'gerennet. 



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VENUS UND ABONI8. I97 

Mutiger mackenr den Jüngling das laute Ge- 

' fchrei und der Beifall, 

Und? da^ gerufene Wort : Nun , nun dich 

gdftrengt nach Vermögen! 
Eil, Hippomenes, eil! Nun hiete dir alle 

Gewalt aufl 130 

Spute dich r dein ift der Si«g! — Man zwei- 
/ feite, oh an dem Zuruf 

Mehr der megarifehe Held, oh mehr Atalanta 

fich fireute. 
O wie oft, wann ße fchon ihn vorheifliehn 

konnte, verweilt lie; 
Und fein lange gefchautes Geficht, wie ver* 

läfst fie es ungern! 
Heifser athmete fchon der Hauch des lech- 
zenden Mundes; 135 
Aher das Ziel war fern, Jezt nahm von den 

Fruchten des Baumes 
Ein% und entfendete fie, der edele Sprofs 

des Neptunus. 
Siehe die Jung&au ftuzt; und gelockt von 

dem fchimmemden Obfte, 
Beugt lie den Liauf feitwärts, und hebt das 

rollende Gold auf. 



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198 VENUS WD AD0NI8. 

Schnell ift der Jüngling voraus; es erfchallt vom 

Kiatfchen der Kumpfraum. 140 
Jene hat hald den Verzug , in rafcherem Lauf, 

und die Säunuiis 
Eiingehohlt, und von neuem zuruckgelallen 

den Jüngling. 
Wiederum verfpätet vom Wurf des a&deren 

Apfels, 
Rennt Ile nach, und vorüber dem Mann. . ]^{och 

das Ende der Bahn war 
Ihnen bevor: Nun flehe mir bei> wphjthätige 

Göttin ! 145 

Rief er ; und fchräge zur Seite , damit üe , 

langlamer kehrte, 
Warf er das fchimmernde Gold mit Jugend- 
kraft ins Gefild*:hin. 
Ob ile höhlte, befann ficb die zweifelnde; 

doch zu erheben 
Zwang ich, und mehrete nocb das Gewicht 

dem erhobenen Apfel; 
Dais die Schwere der Lall: zugleich mit der 

Säumnis üe aufhielt. 150 

Endlich (damit die Erzählung nicht langfamer 

fei, wie der Wettlauf) 



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V£NUS UND ADOVIS. I99« 

Blieb Atalanta zurück; beim fübrte den Loba 
der Beßeger. 
War ich , dafs jener liiir dankt\ und Weib- 
raucbopfer mir brächte, 

War ich, Adonis, eswerth? Nicht opferte 
jener den Weihrauch; 

Selbfi: auch vergafs er den Dank. Zu plözli- 
cbem Zorne mich wendend, 155 

Um zu verhüten hinfort den empündlichen 
.Schmerz der Verachtung, 

Sleir ich ein Beil'piel dar, und ermahne mich 
gegen die beiden. 
An dem Tempel, den einü: der Götter- 
mutter Echion 

Bauete nach dem Gelübd', im bufchigen 
Walde verborgen, 

Ging vorüber ihr Weg; imd Ruhe gebot die 
Ermüdung. 160 

Dort im Geheim durchwallt unzeitige Lult 
der Umarmimg 

Flözlich Hippomenes Herz, erregt von un- 
ferer Gottheit. 

Nahe dem Tempel erfchien ein matt erleuch- 
teter Winkel, 



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20O VBKUS UKO.ADOHIS. 

F#ft zur Grotte gehöhlt, ein Gewölh' aus 

natürlichem BimAein, 
Durch urahnliche Feier' geweiht: wo der 

Priefter des Tempels 16^ 

Manches hölzerne Bild hochaltHger Götter 

geftelleL 
Dielen geheiligten Ort entehret er durch die 

Umarmung. 
Zornvoll wandten die Bilder den Blick; und 

die Mutter im Thurmkranz 
Sann, oh in ftygifche Flut fie hinah die Fre- 
velnden tauchte. 
Aber die Straf' ift zu leicht: und den Hals, 

der eben noch glatt war, 170 
Hüllet die gelbliche Mahn*; es krümmen üch 

Klaun aus den Fingern; 
Rauh erwächft aus der Schulter ein Bug; in 

die mächtige Bruft dringt 
Ganz das Gewicht ; und es feget der Schweif 

die Fläche des Sandes. 
Grimm beherfcht ihr Geficht; für die Red* 

erdröhnt ein Gemurmel; 
Statt des Gemachs herbergt fie der Wald; 

und anderen furchtbar, 175 



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VENUS UND ADONIS. flOl 

Kaun mit gebändigtem Zahn cybelifche 2^mn# 
die Löwen. 
Diefe, du Trauteft^, nun, und die fämt- 
liehen Schwärme des Wildes, 

Das nicht Rücken zur Flucht, das die Bruft 
zum Kampfe dir bietet, 

Fliehe mir! oder es wird dein Mut einft 
fchädlich uns beiden 1 
Alfo ermahnt ihn die Göttin, imd drauf 
mit gefchirreten Schwänen igo 

Steigt üe empor in die Luft; doch die Ta- 
pferkeit trozt der Ermahnimg. 



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«Od 



XLYDL 



M I D A S. 



xJacchus wandelt* 6inin^ zvb den Weia- 

höhn feines Tymolos, 
Und den paktolifchen Auen , wiewohl noch 

golden der Strom nicht 
Flutete, noch nicht Neid mit köftlichem 

Sande hervorrief. 
Seine gewöhnliche Schaar, Bacchinnen Und 

Satyre, folgt* ihm. 
Nur ward Silenus vermiüst: den taumelnden 

Alten im Weinrauf ch 5 

Hatten phrygifche Bauren gehafcht, und in 

feHelnden Kränzen 
Ilin zum Könige Midas geführt: dem der 

Thracier Orfeiis 



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so, I D A S. 203 

Nächtliche Fdlex gelehrt, mit des Cecrops 
- Burger Eumolpos. 

Diefer, fobald er erkannt den GenoITen der 
heiligen Innung, 

Ehrte den kommenden Gafi mit fröhlich ge- 
feierten Schmäufen, 10 

Zehn der Tage^ hindurch, und zehn mitfol- 
gende Nächte. 

Lucifer hatte bereits am eilften Morgen den 
Heerzug 

Sehwehender Sjt^ri^e verfcheuchtv» als froh in 
die lydifchen Felder 

Midas ging, und Silenus dem blühenden 
, Zöglinge darbot. 

Ihm gab Sacchus die Wahl, die fchmeichelte, 
aber nicht frommte, 15 

Sich ein Gefohenk zvl erfehn, für den wie- 
dergefundenen Pfleger. 

Uebel. die Gab' anwendend, erwiedert* er: 
Schaffe, dalis alles. 

Was mein 'Leib auch berührt ,^ in funkelndes 
Gold Hch verwandle! 

Machtvoll winket dem Wunfeh , ein Gefchenk 
zum Schaden gewährend, 



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204 M I D A 8. 

Bromius; doch er bedaurt> daüs ihm nichts 
befleres einfieL 20 

Froh des Böfen enteilt der berecyntifche 
Hochfürft, 

Und das verheifsene Wort veiltichet er, alles 
berührend« 

Kaum nun glaubt^ er* lieh felbA, da der nie- 
drigÜBinmigen EÜche 

Ein hellgrünendes Reis er entzog: und gol- 
den das Reis ward. 

Rafch erhob er den Stein; auch der Stein 
erblafste zu Golde. 25 

Eine Scholle berührt* er; die Scholl' in der 
mächtigen Hand -war 

Flimmerndes Erz. Er raufte lieh dorrende 
Aehren der Ceres; 

Sieh, und er erntete Gold. Wenn er ObÄ 
vom Baume lieh abpflückt, 

Scheint es der Hefperiden Gefchenk. Wenn 
den ragenden Ffo(ten 

Kaum fein Finger genaht, gleich ftralts von 
den Pfoften wie Feuer. 30 

Selbft wann jener die Hand' in lauteren Flu- 
ten gewafchen. 



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M I D A S. 



205 



Könnt* auch Danae teufchen die Flut, von 

den Händen geröthet. 
Kaum noch lunfafst fein Herz die Ho&ungen: 

golden erfcheint ihm 
Alles. Den Tifch nun ordnen dem Fröhlichen 

ämlige Diener, 
Voll mit leckerem Fleifche gehäuft, und ge- 

backener Feldfrucht. 35 

Aber anjezt, fobald er mit eigener Rechte 

der Ceres 
Gabe gerührt, fo erfiarrte die heilige Gabe 

der Ceres; 
Oder fobald er das Fleifch mit dem Zahn zu 

malmen gedachte, ' 
Ward es zu gelblichem Blech, iind klirrt* 

ihm unter den Zähnen. 
Traubenfaft von dem Schöpfer der Wohlthat 

mifcht* er mit WalTer; 40 

Gleich fchien fiüfQges Gold ihm hinab die 

Kehle zu gleiten. 
Jezt vom befremdenden Uebel gefchreckt, 

fo reich und [o elend, 
Wüufcht er dem Gut zu entfliehn, und das 

eben erflehete hafst er. 



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2o6 M l D A S. 

Was er gehäuft, nichts llillet den Hunger 

ihm , ' trockener Durß auch 
Brennet den Gaurn , und es quält das gehäfllge 

Gold nach Verdienft ihn. 45 
Und nun hebt er die Hand' und glänzenden 

Arme gen Himmel: 
Gnad% o Vater Lenäus! Verzeih! Wir 

lundigten ! ruft er : 
Aber ich fleh* um Erbarmen: entreifs mich 

dem Ichimmemden Unglück! 
Bacchus, der freundliche Gott, fobald er 

die Sünde bekennet. 
Stellt ihn her, und löft das verliehene Eh- 
/ rengefchenk auf. 50 

Dafs nicht Tünche dir bleibe des übeler- 

fleheten Goldes, 
Wandele, fpricht er, zum Flufs ohnweit 

der mächtigen Sardes; 
Ueber des Bergs Anhöhn der rollenden Welle 

begegnend. 
Flügle den Weg, bis oben des Stroms Ur- 
quelle du Hndeft. 
Dann wo der fcbaumige Born mit Gewalt 

auffprudelt, hinein dort ß^ 



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M I D A S. 



207 



Tauche das Haupt, und fpüle zugleich mit 

dem Leibe die Schuld ab. 
Midas erßeigt die befohlene Flut; und die 

Kfäfte des Goldes » 
Färben den Strom, und weichen vom menfch- 

lichen Leib' in die Wafler. 
Jezt annoch von dem Samen der fchon hoch- 

altrigen Ader 
Starrt das Gefild', in dem Glimmer der gold* 

gefeuchteten Schollen. 60 

Er nun hafste das Gut, und bewohnete 

Fluren und W:älder, 
Dienend dem Pan, der immer in felßgen 

Grottlen fich lagert. 
Aber es blieb fein feißer Verftand , und fchäd- 

lich, wie vormals, 
Ward dem Befizer von neuem das Herz voll 

thörichtes Sinnes; 
Weit in das Meer vorfcbauend mit fieil 

aufßrebender Felswand, 6^ 

Starrt des Tmolos Gebirg, und in doppeltem 

Hange ßch dehnend, 
Grenzt es hier an Sardes, und dort an die 

kleine Hypäpa. 



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20g MIDAS. 

Als hier Pan fein tändelndes Lied holdfeligen 

Nymflein 
Vorblies, melTend den Ton auf wachsver- 

einigten! Rohre; 
Wagt' er vor fich zu verachten den Hochge- 
fang des Apollo: 70 

Unter dem richtenden Tmolos begann der ver- 

melTene Wettkampf. 
Sizend auf eigenen Höhn urtheilt der altende 

Berggott, 
Frei fein Ohr von Gebüfch; die Eiche nur 

gürtet des Hauptes 
Bläuliches Haar, und umwallt die gehöhleten 

Schläfen mit Eicheln. 
Drauf zum] Gotte des Viehes gewandt: Der 

Bichtende, fprach er, 75 

Säumet euch nicht! und fofort durchfchmet- 

. terte jener das Feldrohr. 
Voll von Entzückung vernahm der mit zuhö- 
rende Midas 
Seinen barbarifchen Hall. ' Nun wandte fein 

heiliges Antliz 
Tmolos gegen Apollo; dem Antliz folgte fein 

Wald nach. 



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M I D A S. 



209 



Jener, das goldene Haupt mit pamaiifchem 

Lorber um-wiinden) - ßo 
Schleppt den langen Talar, von tyrifchem 

Blute gefättigt; 
Und fein blinkendes Spiel voll Elfenbeins und 

Geßeines ' 

Hält in der Linken der Gott, und hÜlt in 

der Rechten den Schlägel. 
Stellung und Blick war würdig der Kunft. 
^ Mit kundigem Daum nun . , 

Regt er der' Saiten Getön. Von der wonni- 
gen SüTse bezaubert, 85 
Heilst der Gott des Gebirgs nachfiehn der 

Gitarre das Feldrohr. 
Allen gefällt die Entfcheidung des wohl ur- 

theilenden Tmolos. 
Dennoch tadelt allein, und nennt unbillig 

den Ausfprucb, 
Mldas in lautem Gefchwäz. Nicht duldet der 

Delier Phöbus, . 
Dafs noch MenfchengeRalt die thörichten 

Öhren behalten^ 90 

Sondern er reckt fie in Läng',, und hüllt £e 

in grauliche Zotten; 

14 



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210 M l'D A S. 

Unßät fchaft er das untre Gelenk, und von 

leichter Bewegung. 
Uebrigens Menfch, wird jener am einzigen 

Theile verdammet, 
Und mit den Ohren begabt des langfam 
' fchreitenden Efleins. 
Zwar verhehlt er die Schläfen, von krän- 
kendem Schimpfe belaX^et, 95 
Dicht fie umher einhüllend mit purpurfira- 

lendem Turban« 
Aber ein Dienftgenols, dem das lange Haar 

zu befchneiden 
Oblag , hatt' es gefehn. Der wägete weder 

der Unzier 
Kühnen Verrath, wie lehr auch das Herz 

fich zu lüften begehrte; 
Noch vermocht' er die Schau zu verheimlichen. 

Weg nun gewendet, 100 

Gräbt er die Erd', und wie feltfam die Ohren 

des Herrn er gefchauet. 
Meldet' er leif, und vertraut dem gehöleten 

Grund' ein Geflifter* 
Wiederum mit der Erde der Stimm' Anzeige 

verfcharrend, 



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MIPAS. 211 

Geht er hinweg JRillfchweigend , und läfst 

die verfchüttete Grube. 
Aber ein drängender Hain von zitternden 

Halmen des Rohres 105 

Steiget empor; und fobald im vollendeten 

Jahr ^r gereifet, 
Klagt er den Ackerer an: . denn jedes ver- 

fcharrete Wörtchen 
Zifchelt er, rege vom Süd, des Königes 

Ohren verkündend. 



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fil2 



XLVIIL 



THETIS UND PELEUS. 



Jl roteu0 Xprach zu der ThetiS) der Meer- 
greis: Göttin der WalTer, 

Künftig empfängt und gebierÄ du den Jüng- 
linge welcher des Vaters 

Mächtige Thaten beßegt, und grois vor je- 
> nem genannt wird. 

Darum, damit nichts grölser denn Jupiter 
war' in dem Weltall, 

Ob er zwar in der Bruft nicht lauliche 61u« 
ten empfunden, q 

Meidet Jupiter ß:ets der umwogeten Thetis 
Vermählung. 

Und er gebot, daüi ihm fein äacidifcher 
Enkel 



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TUETIS UHD PKLBUS £15 

Folgt* in dem Wunfoh, und ginge, die Meer- 
jungfrau zu umarmen. 
Eine hämonifche Bucht erftreckt, wie die 
Sichel gerundet. 

Zwei vorlaufende Arm'; und wallete tieferes 
WalTer, lo 

War' es ein Port; ' doch es feichtet ein fan- 
diger Boden die Fläche. 

Hart ift oben der Strand, und behält nicht 
Spuren des Fufses, 

Noch verweilt er den Gang, noch deckt ihn 
fchwebendes Meergras. 

Nah ift MyrtengeJBxäuch, voll dunkeler Bee- 
ren und heller. 

Eine Grott! ift darin; ob Natur, ob Kunft 
£e gebildet, 15 

Zweifelte man; mehr aber die Kunft: oflb 
kamft du zu diefer. 

Auf dem gezäumten DelEne gewandlos fizend, 
o Thetis. 
Dort hat Feleus dich einft, da im felTeln- 
den Schlafe du lagefi, 

Ueberrafcht; und weil du, verfucht durch 
Bitten , dich fträubteß, 



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214 THE TIS V HD PELEUS. 

Uebf er Gewalt« den Nacken mit beiden 

Armen umwindend» 20 

Hätteft du nicht dich gewendet in oft verän- 
derter Bildung 
Zu der gewöhnlichen Kunft ; er gewann fein 

kühnes Befbeben* 
Bald als Vogel erfchienft du; iind feü; hielt 

jener den Vogel: 
Bald ein gewaltiger Baum; an dem Baum 

auch haftete Peleus. 
Doch in der dritten Qeßalt der gefprenkelten 

Tigerin drohend, 25 

Sehr eck teft du Aeakus Sohn, dafs dich zu 

lunarmen er abliels. 
Jezt die Götter des Meers, mit Wein in 

die Welle geftrömet. 
Sühnet er« und mit geopfertem Vieh, und 

dampfendem Weihrauch; 
Bis der karpathifche Seher hervor aus der 

Mitte des Strudels: 
Aeakus Sohn, ausrief, du erlangft die ge* 

Vininfchte Vermählung. 30 

Nur wann fchlummemd die Nymf' in der 

kühligen Grotte lieh ausruht. 



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THETld UND PELBUS. ßl^ 

Binde ße, leiie genaht , mit Seil und um- 
fchlingender FelTel. 

Und fie teufche dich nicht, von Geüalt in 
Gefialt fich verwandelnd; 

Zwänge du , was fie auch fei , bis die vorige 
Bildung de herftellt. 
Proteus redete fo, und taucht' in die 
Fluten das Antliz, 35 

SelbA mit eigner Umwalluhg die endenden 
Worte bedeckend. 
Titan neigte den Lauf, und lenkt' abfchiif- 
fig die Deichfei 

Zum befperifchen Sund', • als Nereus blü- 
hende Tochter 

Aus der verlaflenen Tief einging zum gewöhn- 
lichen Lager. 

Kaum noch Äürmte der Held auf die Meer- 
jungfrau, und Cie gaukelt 4^ 

Immer erneute Geltalt; bis zulezt fie die 
Glieder gehalten 

Fühlt, und weit aus einander die Arm' in 
Banden gedehnet. 

Seufzend lagte fie jezt: Du fiegft nicht ohne 
die Götter! 



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tl6 THETI8 UND F2LEV8, 

Und ward Thetis wie vor. Es mnfchlingt die 
Sekennende Peleus^ 

Froh der gewonnenen Braut, und Ichenkt ihr 
den groDsen Achilles. 45 



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217 



XLIX. 



CEYX UND HALCYONE. 



V^eyx, im Herzen gefchrcckt von graun- 

weilEagenden Wundern, 
Wollt', um heilige Loofe, der Sterblichen 

Troft, zu befragen, 
Gehn zu dem klarifchen Gott; denn den hei* 

ligen Tempel in Delfos ^ 
Hielt gefperrt mit dem Phlegyerfchwarm der 

entweihende Pborbas. 
Doch verkündet er dir, Halcyone, treufie 

Genolfin, 5 

Erft den gefalsten Entfchlufs. Und Araoks in 

das innerfte Leben 
Drang ihr der fchaudernde Froß ; und gelb* 

liehe BlälTe des Buxus 



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2lQ CEYX UKD HAIiCYONE. 

Deckt* ihr Geliebt; und Thränen entroUeten 

über die Wangen. 
Dreimal begann ße zu reden, und dreimal 

band ihr die Zunge 

Wehmut; und mit Gefchluchz" abbrechend 

die zärtliche Klaget lo 

Welche Verfchuldung von mir hat, Trau- 

tefter, fprach lie, das Herz dir 

Abgewandt? wo bleibt nun, die Sorge fiir 

mich, die zuvor war? 
Sorglos kannft du nunmehr von Halcyone weit 

dich entfernen;. 
Lieb ijft der längere Weg; und lieber ich 

falbit, je entfernter! 
Landwärts geht die Reife vielleicht, und mich 
wird nur Betrübnis 15 

Peinigen, nicht auch Furcht; und die Sorg* 

üt wenigßens angßlos! 
Meerflut fchreckt mir die Seel* , und ies Ab- 
grunds trauriger Anblick! 
Hab* ich doch jüngfi: am Gerade zertrümmerte 

Scheiter geliehen. 
Und oft Namen gelefen auf Grabhöhn ohne 
Gebeine I 



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CEYX UND UALCYONE. 2I9 

Lafs nicht falfches Vertraun dein kühnes Herz 

dir verleiten, 20 

Daus du ein Eidam bift dem Aeolus, welcher 

im Kerker 
Zähmt die mutigen Wind', und das Meer 

nach Gefallen befänftigt! 
Wann die entlalTenen Wind* einmal Hch be- 
mächtigt des Meeres; 
Nichts ift ihnen verfagt, und unempfohlen 

das Erdreich 
Ganz, luid ganz das GewälTer ; am Himmel auch 
fchwingen lie Wolken, 25 

Und in gewaltigem Stofs entlchlagen üe röth- 

liehe Feuer. 
Diefe, ]e mehr ich lie kenn', (ich kenne fiel 

oft bei dem Vater 
Sah ich als Kind ile im Haufe !) je mehr auch 

find' ich Iie fchrecklich! 
Drum wenn deinen Entfchlufs kein Flehn 

und Bitten bewegen, 
Theurer Gemahl, dir kann, und zu feß du 
behatrefi im Wandern; 30 

Nim mich felber mit dir! Dann wogen wir. 
doch in Gemeinfchaf t l 



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220 GETX WD HALGTON7. 

Dann bin loh, mitduldend, in Angft; dann 

tragen zugleich "wir. 
Was es auch fei; und zugleich durchfliegen 

wir weite Gewäffer! 
Durch dies thränende Wort der Aeolerin 

fühlte bewegt fich 
Ihr ßernheller Gemahl ; denn ihm* glühts nidit 

fchwächer im Herzen. ~ 35 

Aber er will fo wenig den Vorfez brechen 

der Meerfahrt, 
Als an feiner Gefahr der 'Halcyöne laden ein 

Antheil. 
Viel antwortet er ihr, die bekümmerte Seele 

zu tröften. 
Dennoch fchaffc er dem Thun nicht Billigung. 

Anderem Zufpruch 
Füget er diefen hinzu, der allein die lie- 
bende beuget : 40 
Lang iß: zwar ein jeder Verzug uns; aT>er 

ich fchwöre . - 

Bei des Erzeugers. Glanz, wenn mich heim- 

fendet das Schicklal, 
Kehr* ich eher zurück, als zweimal der Mond 

fich gefüllet. 



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CÜYX WD HALGYOMX. £21 

Als durch folches Erbieten der Rückkehr 
Hofoung erregt war, 

Heilist er die fichtene Barke fofort, von dem 
Stapel gezogen, 45 

Tauchen in Flut, und drinnen befeAigen ihre 
Geräthfchaft. 

Gleich hei des Sqhi£s Anblick, als ahnde fie 
künftigen Jammer, 

Schaudert Halcyone auf, und verßrömt vor- 
dringende Thränen, 

Schliefst den Gemahl in die Arm\ und kläg- 
lich mit traurigem Antlitz 

Saget He : Liebe wohl ! imd linkt ohnmächtig 
am Strande* 50 

Aber die Jünglinge nun, da Ceyx Yer* 
weilungen fuchet, 

Ziehn in gedoppelten Reihn an die tapferen 
Brülle die Ruder; 

Dals. vom gemelTenen Schlage das Meer 
fchäumt. Jezo erhebt He 

Feuchte Blick*, und den flehenden dort auf 
der hinterften Wölbung, 

Den mit erlchütterter Hand ihr noch zuwin- 
kenden Gatten, 55 



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222 CiiyX WJ} HAIiCYONE 

Sieht Ee zuerft , und erwiedert den Wink. 

Als femer und femer - 
Wich das Geftad', und die Augen nicht nCiehr 

. erkennei^ das Antliz; 
Folgt fie, £o lange Ile kann, mit dem Blick 

der entfliehenden Barke. 
Als auch diefe nunmehr im trennenden Räume 

verfchwindet, 
Schauet fie doch die Segel, die flatterten oben 

am Mafihaum. 60 

Wie auch die Segel entflohn; nun fucht £e 

das einfame Lager 
Bang% und linkt auf das Bett; es erneut 

der Halcyone Thränen 
Lager und Ehegemach, und mahnt fie des 

fehlenden Mannes. 
Jen' entglitten dem Hafen; es regt' ein 

Lüftchen die Seile: 
Gegen den Bord nim füget die hangenden 

Ruder der Seemann, 65 

Stellt die Rahen am Top in die Quer', und 

breitet am Maftbaum 
Ganz die Segel herab, und empfäht nach- 
wehende Lüfte. 



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CEYX UND HAliCYONZ. £25 

Weniger, oder gewifs nicht mehr denn 
die Hälfte des Meeres 
Ward von dem Kiele gefurcht; und fem war 

beiderlei Ufer:- 
Als von gefchwollenen Wogen die Meerfiut 
gegen den Abend 70 

Weifs ward, und mit Gewalt herfchnob der 

kürzende Eurus. 
Rafch mir herunter gefenkt von des Maft- 

baums Höhe die Rahen! 
Ruft der Pilot; und das Segel mir ganz um 

die Stangen gewickelt! 
Diefer gebeut; doch es wehrt das Gebot der 

begegnende Windftöfs; 
Und kein Wort läfst hören der braufendo 
Hall der GewälTer. 75 

Aber üe eilen von felbft, dort einzunehmen 

die Ruder, 
Dort zu fchirmen den Bord; hier raujst man 

dem Winde die Segel; 
Hier wird gefchöpft, und gegoITen die Meer- 
flut wieder in Meerflut; 
Dort wird die Stange geraft. Da gefezlos 
folches gethan wird. 



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£24 C£TX WD HAIiCYOMB 

Wächft noch rauher der Sturm, und lingsher 

toben die Winde Qo 

Trozig mit Winden im Kampf, dals zerwühlt 

aufrafet der Abgrund. 
Selber verzagt der Ordner des Schifs, und 

falber bekennt er, 
Nicht, wie es flehe, zu wilTen; noch was 

er befehr und verbiete:. 
So fchwer lallet das üebel, und trozet der 

KunA und Erfahrung. 
Denn es erfchallt vom Gefchreie das Volk, 

vom Geräflel das Tauwerk, 85 
Von anprallender Woge die Wog', und vom 

Donner der Aether. 
Hoch erhebet den Schwall, und den Himmel 

fogar zu erreichen 
Scheint das Meer, und zu rühren das dunkle 

Gewölk mit Befprizung: 
Bald, wenn es gelblichen Sand auffegt aus 

dem unterften Abgrund, 
Ift es gefätbt wie der Sand; bald fchwara 

wib die ftygifche Woge. 90 
Wieder fenkt es lieh dann, und erfchallt 

mit weifslichem Schaume. 



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C£YX V H D UAJLCYOK2. 



225 



Gleich £0 fliegt abwechfelnd im Sturm das 

trachinifche Fahrzeug. 
Bald nun emporgehoben, M^ie hoch von dem 

Gipfel des Berges, ^ 

Scheint es in Thäler hinab, und des Ache- 

rons Tiefen zu fchauen: 
Bald, wann es nieder ßch lenkt in der krumm 
herhangei^den Brandung, 95 
Scheint es vom unterften Strudel emporzu- 

fchauen gen Himmel. 
Oftmal dröhnet der Bord von der fchlagenden 

Flut mit Gekrach auf; 
Und nicht fchwächer erfchallts, als wenn 

ein eifemer Widder 
Dumpf die zerfallende Ye&e beAürmt , und ein 

fchleudernde^ FeldAück. 
Und wie der wütende Löwe, die Kraft ver- 
mehrend im Anlauf, 100 
Gegen die Wehr mit der Bruft, und empfan- 
gende Spiefse, hinandringt: 
Alfo, nachdem in den Winden die Flut ßch 

befchleunigte, drang Ile 
Gegen die Wehren des Schifs, imd Jftieg viel 
höher denn jene. 

• 15 



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0,26 CÜYX UND HALCY0 3J£. 

Und fchon wackeln die KeiP, und beraubt 

des deckenden Wachfes 
Gähnet die Spalt' , und ö&et die Bahn tod- 
bringenden Waffern. 105 
Sieh, auch' ein praffelnder Regen entfHirzt 

den gelöfeten Wolken. 
Wähnet man doch, daüs ganz in das Meer 

abfteigje der Himmel, 
Und in die himmlifchen Höhn^mit dem SchWall 

auffieige der Abgrund. 
Nafs Und die Segel vom Gaifs; ukid zugleich 

mit den hinunlifchen Waffem 
Mifchen lieh Waffer des Meers; und ohne Ge» 

ftirn i& der Aeiher. 110 

Blinde Nac^t wird gedrängt . von des Sturms 

und dem eigenen Dunkel. 
Dennoch zerftreun dies Dunkel ^ mit eucken- 

der Helle, des Blizes 
Leuchtungen ; und es entbrennen von Doii- 

nerglut die Gewäffer. 
Jezo fchwinget den Sprung in des Schif- 

raums höhle Verbin diuig 
Thürmende Flut. Wie ein Krieger, der weit 

vorragt aus der Menge, 115 



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C£YX WD UALCYONE. 227 

Wann fchon oft an den Wall der vertheidig- 

ten Stadt er hinanfprang. 
Endlich die Hofnung erlangt, und entbrannt 

in Begierde des Ruhmes 
Dennoch die Mauer gewinnt, er unter den 

Taufenden Einer; 
Alfo, da wildes Gewog' auffchlug lun die 

Höhen des Bordes, 
Hebt lieh mit ungeheurer Gewalt die zehente 

Welle ; 120 

Und nicht flehet de ab, das ermattete Schif 

zu bekämpfen, 
Ehe fie über den Wall des eroberten Schiffes 

hereinAeigt« 
Noch verfuchte d«s Meers Ein Theil in die 

Barke zu fturmen; 
Theils war es drinnen bereits: nicht weniger 

zittern üe alle, 
Als dann zittert die Stadt, wann andere 

drauüsen die Mauer 125 

Graben, und andere drinnen bereits einnah- 
men die Mauer. 
Nichts fchaft Kunft; und es Unket der Mut; 

und fo viele der Wellen 



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223 C£TX V H D IIALCyONE. 

Kommen, so vieP auch fcheinen hereinzubre- 
chen der Tode. 
Diefer weint; der ßaunt, wie erftarrt; 

der preifet lie glücklich, 
Welche das Grab aufnimmt; der fleht mit 

Gelübden der Gottheit; 130 
Streckend umfonft die Arme zum nicht gefe- 

henen Himmel, 
Ringt er imi Schuz; der denkt an die Brüder 

daheim und den Vater, 
Diefer an Weib und Kinder, und was ein 

jeder zurückliefs. 
Ceyx denkt an Halcyone nur; aus dem 

Munde des Ceyx 
Tönt nur Halcyone auf; und wiewohl nach 

der einzigen fchmachtend, 135 
Freut er fich ihrer Entfernung. Zum heimi- 

fchen Ufer auch möcht* er 
Umfchaun, und nach dem Haufe zulezt noch 

wenden das Antliz; 
Nicht, wo es fei, weifs jener: in fo hoch- 

Urudelndem Aufruhr 
Braufet das Meer; in das Dunkel der pech- 

fchwarz hangenden Wolken 



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CEYX UND HALCTONE. ßfip 

Hüllet der Himmel iich ganz, und es herfcht 

das gedoppelte Nachtgraun. 140 
Krachend zerbricht von dem Prall plazre- 

gnender Wirbel der Maftbaum, 
Krachend das Steuer zugleich; und Stolz auf 

die Beute fleh hebend, 
Schauet die Wog' als Siegerin her auf ge- 

wölbete Wogen. 
Leichter nicht, wie wenn einer den aufge- 

rütteten Athos 
Schleuderte, oder des Pindus Gebirg' in die 

oflFene Meerflut, 45 

Plazt iie von oben herab; und zugleich durch 

Laft und den Anfiofs 
Senkt üe zum Grunde das Schif. Ein Theil 

der Männer Verlinket, 
Unter dem Strudel gezwängt, und erreicht, 

nicht wieder enttauchend, 
Gleich fein Gefchick. Ein anderer hält des 

yerßummelten Wrackes 
Glieder umarmL Selbii hält in der Hand, der 

den Zepter gefuhret, 150 

Ceyx getriimmerte Scheiter des Riunpfs; imd 
Schwäher und Vater 



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230 CETX UBD BAIiCYOUE. 

Rufet er, ach umfoiifL Doch zumeift in des 
Schwimmenden Munde 

Ifi: Halcyone Stets i Halcyone denkt er und 
nennt er. 

Dais vor Halcyone's Augen die Flut ihm fpüle 
den Leichnam, 
» Wünfcht er, und daüs den Entfeelten he- 
£reundete Hände hefiatten. 155 

\\lihrend er fchwimmt, fo oft ihm zu ath- 
men vergönnt das Gewoge, 

Ruft er Halcyone aus; es verhallt in der 
Flut das Gemurmel. 

Sc^hau , der duftere Bogen , der grade fich 
üher den Fluten 

Wölbte, zerplazty und verfchüttet fein Haupt 
im zerfchelleten Waffer. 

Eingehüllt in Dunkel erfchien, und ganz un- 
erkennbar, 160 

Lucifer jene Nacht; und wei^ vom Olympus 
zu weichen 

Nicht er vermocht', umzog er mit finfteren 
Wolken das Antliz. 
Aeolus Tochter indefs, noch' ganz unkun- 
dig des Jammers, 



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CliVX UND UALCYONE. 



231 



Zäbh«. die 'Nächte für £cb, und fleifgiget fchon 
die Gewände, 

Die der Gemahl anleg*, und die, wann je- 
ner gekommen, 165 

Selber üe trag^, und freut fich voraus der 
eitelen Heimkehr. 

Alle die Oberen zwar verehrte fie immer mit 
Weihrauch ; 

Dennoch pfiegte £e mehr der Juna Tempel 
zu feiern. 

Für den Gemahl ach! naht £e, dei nicht 
mehr war, den Altären: 

Dals er gefund ihr bleib*, ui^ dafs heimkehre 
der Gatte, 170 

Fleht £e, und dafs er keine der Frau vor- 
ziehe. ' Doch jener 

Wurde von fo viel Wünfchen allein nur die- 
fer gewähret. 
Nicht mehr duldet die Göttin das Flehn 
für einen Gefioorbnen; 

Und um traurende Hände von ihrem Altar 
zu entfernen: 

Iris, fagt £e, du treufie Yerkünderin mei- 
nes Befehles, 175 



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252 CETX UND H.ALCXOKE. 

Eil* und befuche den Hof des fchlummerbrin- 

genden Schlafes; 
Da£s er Träum" in Geßalt des abgefchiedenen 

Ceyx 
Zur 'Halcyone fende, das wahre Gefchick zu 

erzählen. 
Juno Iprachs^ in Gewände von taufend 

Farben verhüllt lieh 
Iris, und zeichnend am Himmel den weit- 

gewölbeten Bogen, ißo 

Eilet fie, nach dem Gebot, zu des Königes 

Felfenbehaufung. 
Nächft den Cimmeriern ift die lang einge- 
hende Steinkluft 
Tief in den Berg, wo häufet der imbetrieb- 

fame Schlafgott. 
Nimmer erreicht, aufgehend, am Mittag, 

oder lieh fenkend, 
Fhöbus mit Stralen den Ort. Ein matt um- ^ 

düfternder Nebel 185 

Haucht vom Boden empor, imd Dämmerung 

zweifelndes Lichtes. 
Kein w^achhaltender Vogel mit purpurkammi- 

gem Antliz 



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CÜTX UND HAIiCTONE. £33 

Kräht die Aurora herauf; auch ftört durch 

I^aute die Stille 
j^ein forgfältiger Hund, noch die aufmerk- 

famere Hofgans. 
Weder Gewild, noch Vieh, noch von Luft 

geregete Zweige, 190 

Geben Geräufch, noch Rede, von menfch- 

lichen Zungen gewechfelt. 
Stumm dort wohnet |iie Ruh. Doch hervor 

am Fufse des Felfens 
Rinnt ein lethäifcher Bach, durch den mit 

leifem Gemurmel 
Ueher die Kiefelchen raufcht die fanft ein- 

fchläfernde Welle. 
Rings um die Pforte der 'Kluft find wuchernde 

Blumen des Mohnes, 195 

Und unzählbare Kräuter, woraus fich Milch 

zur Betäubung 
Sammelt die Nacht, und thauig die diunpfi- 

gen Xjande befprenget. 
Keine knarrende Thür^ auf umgedreheter 

Angel 
lEi in dem ganzen HauP , und keine Hut an 
. der Schwelle. 



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234 CEYX UND HALGYONE. 

Tief im Gemach ift ein Lager , erhöht auf, des 
Ebenus Schwärze, £oo 

Dunfend von bräunlichem Flaum, und mit 
bräunlicher Hülle bedecket : 

Wo lieh der Gott ausdehnet, gelölt von Er- 
mattung die Glieder. 

Rings nm jenen zerftreut in vielfach gaukeln- 
der Bildung, 

Liegen die luftigen Träume, fö viel, als Ach- 
ren das Kornfeld, 

Als Laub traget der Wald, und gefpületen 
Sand das Geftade. 205 

Wie fie die Grotte betrat , und die fper- 
renden Träume die Jungfrau 

Weg mit den Händen gedrängt; da erhellte 
der Glanz des Gewandes 

Schnell das heilige Haus; und der Gott, der 
in laftender Trägheit 

Kaum die Augen erhob, und zurück und 
von neuem zurückfank. 

Und mit nickendem Kinne die obere Bruft 
lieh berührte, 210 

Schüttelt fich nun aus fich felber hervor, und 
auf Aüaendem Arme 



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C£YX VTUn BALG TOMS. 255 

Fraget er, die er erkannt, warum fie komme. 
Doch Iris: 
Schlaf, du Ruhe der Wefen, o Schlaf, 
huldreichAer der Götter, 

Friede dem Geift, der du Sorgen verhannft, 
imd ermüdete Herzen 

Nach des Tages Gefchäft einwiegft,und emeueA 
zur Arheit. 215 

Lafs doch Träume, die wahrer Geftalt Nach- 
ahmungen gaukeln. 

Nach der herkulifchen Trachin, gehüllt in 
des Königes Bildung, 

Zur Halcyone gehn, und genau darfiellen 
den Schifbruch. ^ 

Das i& der Juno Gebot. — Da den Auftrag 
Iris vollendet. 

Eilt fie hinweg; denn £e konnte nicht mehr 
ausdulden des Qualmes 220 

Taümelkraffc; und fobald fie den Schlaf auf 
die Fülse geglitten 

Schauete, geht fie zurück auf dem jüngfi: 
bewandelten Bogen. 
Aber der Vater im Schwärme von taufen- 
den, die er gezeuget, 



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2^ CSYX VVU HALCYOirS. 

Rufet hervor den KünfUer und Aehnlicher 

aller Geßaltung, 
Mörfeus. Nicht iit einer gewizigCer, nach 

dem Gebote 225 

Auszudrucken den Gang, die Gebehrd* und 

die Weife des Redens; 
Kleidungen fügt er hinzu, und die ühlichlten 

Worte von jedem. 
Nur in Geftalt der Menfchen erfcheinet er. 

Aber der andre 
Wird zu Gewild, wird Vogel, und wird 

langrollende Schlange. 
Ikelos nennen ihn Götter, die Sterblichen 

alle Fobetor. 230 

Noch ift dort ein dritter von ganz verfchie- 

denen Gaben, 
Fantafos, welcher in Land, in Gefiein, in 

Waller, in Balken, 
Und was der Seel' entbehrt, mit glücklicher 

Leichtigkeit eingeht. 
Diefe zeigen ihr Antliz den Königen und den 

Gebietern 
Häufig bei Nacht^ weil andre das Volk und 

die Bürger umfchwärmen. 235 



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C£TX UKD HAIiCYOKE. 257 

Doch fie geht der Alte vorbei, und au3 allen 

Gebrüdern 
Mörfeus allein, zu vollenden das Wort der 

tbaumantifchen Iris, 
Wählt er, der Schlaf. Dann wieder gelöfi 

von fanfter Ermattung, 
Legt er nieder das Haupt, und birgt es im 

fchwellenden Polfter. 
Jener entfliegt im Wehn der geraufchlos 

gleitenden Flügel 240 

Durch die Nacht; und fogleich in maXsiger. 

Weile gelangt fer 
Zur hämonlfchen Stadt; mit abgelegeten 

Schwingen 
Nimt er des Ceyx Gefialt , und imter geähn« 

lichter Bildung, 
Todtenblals, dem entfeeleten gleich, ohn^ 

alle Gewände, 
Steht er am B6tte der armen Halcyone. Nafs 

von der Welle 245 

Scheinet der Bart, und triefend das Haar des 

Gemahles zu riefeln. 
Ueber das Lager geneigt, und m Wehmut 

badend das Antliz, 



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238 CEYX.U»I> HALCYOWX. 

Saget er: Kennfi du den CeyK annoch, elen- 

deße Gattin? 
Oder verwandelte Tod die Gellalt .mir? Schaue; 

du kennit mich! 
Wenigfiens findeß du doch fuf den Ma^n 

den Schatten des Mannes! 250 
Nichts ach! fruchteten mir, Halcyone> deine 

Gelühde! 
Todt hin Ich! Nicht fchmeichle dir fallch 

mit meiner Erhaltung! 
Auf dem ägäifchen Meer ergrif ein wolkiger 

. Südwind 
Unfere Bark' , un4 warf iie in heftigem 

Sturm, und zerbrach fie. 
Meinen Mund, der lunfonli: den Namen Hai- 

cyone ausrief, 255 

Füllte die falzige Flut. Nicht meldet dir das 

ein Verkünder 
Wankendes Scheins, nicht hörft du die un- 

Ität flatternde Sage. 
Ich Scliif brüchiger felbfi: erzähle dir hier mein 

Verhängnis. 
Auf denn, weihe mir Thränen, und lege dir 

Trauergewand an; 



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CE'YX UND HALCYONC. 2^^ 

Lals nicht unbqweint in des Tartarus Oede 

mich wandern! 260 

Morfeus fiigt ?iu den Worten den Laut, 

den für des G^nahles 
Eigenen jene veimi«it; auch wirkliche Thrä- 

nem zu weinen 
Scheint er^ und giebt der Hände Bewegun- 
gen völlig wie Ceyx. 
Thränend fchluchzt Halcyone auf, und 

ftrecket die Arme 
Zitternd im Schlaf; und luchend den Mann, 

umfchlinget £e Lüfte: 2^5 

Bleib! wo eileJft du hin? fo rufet ße: lals 

uns zugleich gehn! 
Aufgeftört durch eigene Stimm' und des Man* 

nes Erfcheinung, 
Fährt lie empor, und fchauet zuerÄ rings* 

um, ob er dafei, 
•Welchen lie eben gefehn» Denn herbe^eru- 

fene Diener 
Hatten ein Licht ihr gebracht. Nachdem He 

nirgend ihn auffand; 270 

Schlägt ile das Haupt mit der Hand, und zer* 

reifst an der Bruft die Gewände, 



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a^O CEYX UMD HALCYONE. 

Wütet auch gegen die Bruft; und das Haar, 
nicht achtend zu lofen^ 

Rauft fie; der Pflegerin dann, die des Grams 
Urfache fie fraget: 

Hin ift Halcyone, hin! antwortet fie: nie- 
der mit ihrem 

Ceyx lank fie zugleich! O hinweg mit der 
eitelen Tröftung! ^7^ 

Nein, er verfank mit dem Schif! Ich fah 
und erkannte fein Antliz, 

Und zu dem fcheidenden ftreckt' ich, ihn 
aufzuhalten, die Hähd' aus! 

Schatten wars; doch deutlich war felbit der 
Schattet, und wahrhaft 

Meines Gemahls! Zwar hatte, wofern du 
fi-agft, die Erfcheinung 

Nicht die gewöhnliche Mien», und das vor- 
mals glänzende Antliz. 280 

Abgehleicht und enthlöfst, und noch mit 
triefendem Haupthaar 

Sah ich Verlorne den Mann! Hier ßand er 
in kläglichem Anfehn, 

Hier auf der Stell'! und fie forfchet, oh ei- 
nige Spuren gebliehen. 



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C£YX 17»D UALCrOMB. $41 

Dies, dies wars, was ich furchtet* im ahn- 
denden Geift, und warum ich, 

Dafs er doch nicht, mich fliehend, dem Sturm 
nachfolget^ ihm anlag! 2ßß 

Wenig (tens wünlcht* ich nunmehr, da du doch 
zum Sterben hinweggingft, 

Dafs du mich felber geführt! Vereint dir, 
Trauter, vereint dir. 

Ging ich beglückt! Dann wäre doch nichts 
von den Tagen des Lebens 

Ohne Dich mir verlebt, noch gefondert der 
Tod uns erfchienen! 

Fern izt leid' ich den Tod, fem treib' ich 
umher im Gewoge; 290 

Denn du fiuteft, mein Ich, du mein edle* 
res! Graufamer war' ich 

Selbft wie die Woge geiinnt, wenn hinfort 
ich das Leben zu friften 

Strebte, wenn nachzubleiben fo grofsem Jam- 
mer ich ränge! 

Aber ich will nicht ringen, noch dich, du 
Armer, verlalTenl 

Nein, dir fei ich doch jezo Begleiterin! und 
in dem Grabmal 295 



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242 CÜYX UWI> ÄALCyOKE* 

Soll, wenn nicht die Urne, geyt^ifs uns Ver- 
einen der Buchfiab; 

Wenn nicht unfer Gebein, foll Nam' und 
Name lieh rühren! 
Mehreres hemmet der Schmerz 4 . fcu jeg- 
lichem Worte gefeilt lieh 

Schlag auf Schlag, und aus fiarrender Bruft 
aufbebendes Seufzen. 
Morgen wars ; lie geht aus dem HauP an 
des Meeres Geftade, 300 

Traurig den Ort zu befuchen, woher Iie dem 
Fahrenden nachfah. 

Wahrend iie dort verweilt', und: Ach! hier 
löft er die Seile! 

Hier am GeAad* empfing ich den Kufs des 
Scheidenden! fagte; 

Während fie, was auch gefchehn, mit dem Blick 
auffrifcht', und ins Meer hin 

Schauete; fieh in der Feme der äüTdgen 
' Wellen erfcheint ihr 305 

Etwas, wie menfchlicher Leib^ von Gefialt. 
Erft blieb, was es wäre. 

Zweifelhaft ein wenig. Sobald es die Woge 
herantrug, - 



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C£YX UNP HALCYOKB. 



243 



Und, obgleich noch entfernt, doch ein Leib 
zu fein es erhellte; 

Wurde fie, ohn'. ihn zu kennen, bewegt von 
dem Bilde des Schifbruchs; 

Und, als ob £e den Fremden beweiniste : 
Wehe dir, rief fie, 310 

Wer. du auch feiil, und daheim der Verwit- 
weten! Näher geflutet 

Kommt allmählich der Leib ; iind je mehr ihn 
jene betrachtet. 

Schwingen je mehr und mehr die Gedanken 
ihr. Schon ihn getrieben 

Gegen das nähere Land, und fcbon erkenn- 
bar dem Anblick, 

Schaut fie; es war, der Gemahl. £r ifU! 
ruft jene, zerreifsend 315 

Antliz und Has^^ und Gewände zuglaich; und 
gegen den Ceyx 

Zitternde Hände gefbeckt: So kehreß du, 
«trauterer Gatte, 

So zu mir, o du Armer, zurück^ — Hart 
zwängt die GewälTer, 

KünRlich geordnet, ein Damm, der den Zorn 
des kommenden Meeres 



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.244 



<;eyx o«d HAtciroÄE. 



Bricht im Empfang, und die Stürme zavor 

abmattet den Wogen. 320 

Hier fprang \eae hinauf, und, • q Kraft der 

Wunder r lie flog auf. 
Schlagend die wehende Lufe mit eben ent- 

. - fptoflenen Flügeln, 
Streifte fie über die 'Flut, ein bejammeni»- 

würdiger Vogel; 
Und in dem Fluge zugleich, wie wehmuts- 
voll und beklagend, 
ir^irrt ihr Mund ein helles Get<in, mit dem 
Schnäbelchen klappernd. 525 
Doch wie den Leib ße berührte , det &umaai* 

aufwallet* und blutlos, 
Jezt um die th^uerften Glieder gefchmiegt mit 

Junger Beflüglung, 
Gab ^ie- una^otift, ach kalt mk hartem Schna- 
bel , ihm Küiüe« 
Ob dies Ceyx gefühlt, ob das Haupt in der 

Wellen Beweguung 
Er zu heben gefchienen, bezweifelten aWe. 
Doch jener 33^ 

Hatt' es geflihlt. Und zulezt, durch Gnade 
der Himmlilchen, nehmen 



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CEYX UJS'D HALCYOl<£. £45 

Beide der Vögel Geftalt. Beherfcht von dem 
felbigen Schickfal. 

Dauerte jezo die Lieb', und nimmer getrennt 
auch den Vögeln 

Blieb der ebliche Bund. Die . Vermähleten 
•werdeaa Erzeuger; 

Und in der winternden Zeit durch lieben ge- 
ruhige Tage 335 

Brütet Halcyone itill im Ichwebenden Neft 
auf den WalTern. 

Dann ift Heber die Fahrt; dann hemmt die 
, Winde vom Ausgang 

Aeolus, fchüzend die Flut, und fchaft Meer- 
ftille den Enkejn. 



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2^6 



L. 



DE R TAUCHER. 



Hiinft am kieligen Strande befohäftigat, 

Fifche zu fangen, 
Sah ein bejahreter Greis wehklagende Hai- 

cyonen 
Ueber die Flut hinfchweben; und billigte 

fehr die zum Ende 
Treu erhaltene Lieb' und Zärtlichkeit. Aber 

fein Nachbar, 
Oder der felbe vielleicht: Auch diefer da, 

fprach er, o Gaftfreund, 5 
Den du im fireifenden Fluge mit fchmächtigen 

Beinen das Meer durch 
Flattern fiehA, (und er zeigte den langge- 

halfeten Taucher) 



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DER TAVCHKK. t\j 

Stammt aus Köhigesblut; und begehrt du die 

Folge der Abkunft 
Yoiii uralten Gefchlecht, xo zählet er unter 

den Ahnherrn 
Hos, Ailarakos auch, und Jupiters Kaub 

Ganymedes, lo 

Auch den grauen Beherfcher Xiaomedon, und 

der mit Troja 
Hinfank , Friamos auch. Von Hektor war er 

ein Bruder; 
Und wenn nicht das Gefchick ihn verwan- 

delte früh in der Jugend, 
O wer weils, ob minder genannt er würde, 

denn Hektor I 
Wenn gleich jenen gebahr die erhabene Toch- 
ter des Dymas; 15 
Und den Zfiakos heimlich gebahr am fchatti- 

gen Ida 
,Alexirhoe,. Tochter des xweigehömten Gra- 
. nikos. 
Afakos hafste die Stadt' ; und entfernt vom 

Schimmer des Hofes, 
Liebt* er einfame Berg' und ünehrfuchtige 
Felder; 



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2^ DER TAUCHER. 

Nie auch ging er zum Batke der Bier, oder 
nur feiten. 20 

Doch nicht bäurifch und wild, noch unem- 
pfänglich der Ldebe, 
War ihm] das Herz. Einft jene, die oft er 

verfolgt in den Wäldern, 
Schaut^ er (Hefperie hiefs lie) am heimifchen 

Borde des Cebren, 
Als die zeifireueten Haare £e trocknete gegen 

die Sonne. 
Doch die gefehene Nymf entflüchtete, wie 
vor dem falben 25 

Wolf die erfchrockene Hindin, und weit 

vom verlalTenen Teich^ 
Unter dem fiolsenden Habicht die Ent*: ihr 

folgte der Troer 
Ungeftüm, der die fchnelle vor Angft fchnell 
drängte vor Sehnfucht. 
Sieh, in dem Kraute verfteckt, die krumm- 
gezähnete Natter 
Bizt der Entfliehenden Fufs, und hai^chet 
ihr Gift in die Wunde. 30 

Schnell ift gehemmt mit dem Leben die Flucht. 
Er umfaCst die Entfeelte 



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DER TAUCHE R. O^^ 

Sinnlos: Acb! fo ruft er: mich reut,' mich 

reut die Verfolgung! 
Doch nicht fürchtet' ich das; nicht^ galt fo 

theuer der Sieg mir! 
Beid* ermordeten wir dich Elende: Wund* 

hat die Schlange, 
Ich Urfache verliehn! Ich war' unholder 
denn jene, 35 

Wenn nicht gleich mein Tod dir Linderung 
böte des Todes! 
Sprachs, und vom Fels, den unten die 
braufende Woge zernaget, 
Sprang er hinab in die Flut. Da nahm die 

Erbarmerin Tethys 
Sanft den fallenden auf; und dem fch wim- 
menden hüllte ße Federn 
Ueber den Leib, und entzog den Genufs des 
erfehneten Todes. 40 

. Aber der Liebende zürnt, mit Gewalt zum 
Leben genöthigt, 
Dafs mifsgönnt fei der Seele der Wunfeh, 

aus der elenden Wohnung 
Auszugehn: und empor mit neugeflügelten 
Schultern 



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2^0 DBA TAUCHER, 

Fliegt er, und lenkt von neuem den Leib 

auf die wallende Fläche. 
Fittige leichten den Fall: doch der wütende 

Afakos Mrzet 45 

IJeber das Haupt in die Tief, und den Tod 

unabiäUig verfucht er. 
Magerkeit gab ihm die Lieb*; und langge- 

fchenkelte Beine 
Bleiben ihm, lang auch der Hals; lang raget 

das Haupt von dem Bufen. 
Meerflut liebt er, und heilst, weil, er oft 

abtauchet, ein Taucher. 



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^5^ 



LI. 



F A M A. 



iLiwifch^ der Erd* und dem Meer und den 

lummlifcben Hohn in der Mitte 
Lieget ein Ort, abgrenzend der Welt drei- 

fchicbtige Kugel: 
Wo man, was irgend erfcbeint, "wie fern 

aucb der Raum es gdbndert, 
Schaut, und ieglicber Schall die gehöhleten 

Obren durchdringet. 
Fama erkobr fich den Ort, und bewohnt den 

erhabenHen Gipfel. 5 

Rings unzählbare Gang' und der Oefnungen 

taufende ringsber 
Gab rie dem HauP , und es fperrte nicht Thor 

noch Thüre die Schwellen. 



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Qf^Z • FAMA. 

Tag und Nacht ift es offen; und ganz aus 

klingendem Erze, 
Tönet es ganz, und ei^wiedert den Laut, das 

Gehörte verdoppelnd. 
Nirgend Ift Ruh inwendig, und nirgendwo 
. fchweigende Stille ; lo 

Doch auch nirgend Gefchrei; nur flifternder 

Stimmen Gemurmel: 
Wie von des Meers Aufbrandung, wenn fern- 
her einer es höret. 
Schallt das GerauIciL'; wie dumpf, -vv'aim 

Jupiter kraohenide Schläge 
Sandt' aus fchwarzem Gewöjk^ abziehende 

Donner verhallen. 
Höf und Säle durchwühlts; leich^flatternde 

gehen und kooynen; 15 

Und mit wahren Gerüchten erfonnene wild 

durch einander' 
Ziehn bei Taufenden um, und rollen ver* 

worrene Worte. 
Einige füllen davon ihit Ge£ohwäz die müfü- 

gen Ohren; 
Andere trageh Erzähltes uipher ; und das Mafs 

der Erdichtuqg 



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FAMA. 255 

\yächft; und es fugt zum Gehörten das Sei- 
nige jeder Verkündet. 20 

Dort ift gläubiger Wahn , und dort, zutap- 
' pender Irtbum, 

Eitele Fröhlichkeit dort, bei dumpf jinfiar- 
ttenden SchxecJi;en, 

Aufruhr,, jählich empört, und unverbiirgte 
Gezifchel. 

Aber lie felhft, wo im Himmel, im Meer, 
in den Landen was Neu^s 

Aufbackt, üßhaut es fögleich, und.durchfpäht 
den unendlicbai Weltraum. 25 



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254 

UL 

DIE LAPIIHEN UND CENTAUREN. 



JNeÄor, der Eyliergreis, am Siegesfeü: 
des Achilles, 
Welcher den Cyknus erlegt, verkündete, den- 
kend der Vorzeit, 
So der Lapithen Gefecht und der unthier- 
gleichen Centauren. 
Heim mit Hippodame zog der Sohn des ver- 
wegnen Ixion; 
Und an gereiheten Tifchen in haumumfchat^ 
teter Grotte • 5 

liud er zum gafilichen Lager die trozigen 
, Wolkenföhne. 

Edle Hamonier kamen zwai Schmaus; auch 
kamen wir felber. 



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J>I£ LAPITBEIC UND OENTAUREK, 255 

Feftlkhe Luft durcbhallte die Königsburg mit 

Getüminel; . 
Hymen errchöllSf Hymenäos! es dampften 

von Glut die Gemächer; 
Und in der Fraun und Mütter Umzingelung 

prangte die Jütigfrau, lo 

Wunderfchön von GeftalL Deü Firithous 

priefen wir felig, 
Solch ein Weib zu gewinnen; doch faft war 

vereitelt der Glückwunfcb. 
Den dir, ungeftümAer der ungeftumen 

Centauren^ 
Eurytus, brennts^ wie vom Weine, fo heifs 

von dem Blicke der Jungfrau 
Unter der BruÄ ; und die Trunkenheit herfcht 

mit Begierde verdoppelt. 15 
Schleunig verwirrt ein Geraffel zerrütteter 

Tifche das Gaflmahl; 
Und mit Gewalt wird geraft am ergriffenen 

Haar die Vermählte. 
Eurytus reifst von dannen Hippodame; andre, 

die jeder 
Auskohr, oder ergtif. Der eroberten Stadt 

war das Bildnis. 



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%^ 1>I£ liAPITffEH UVD GEüTAUABir. 

Laut fchoU Weib«rgefchrci dutch die Wohnun- 
gen. ' Schnell von den Sizen 20 

Sprapgen wir. '. Thefeus auerft rief: Welch ein 
rafender Walmfinn, 

Eurytus, £foniet dich an. dafs du meinen 
Firithous angreif A, 

Weil Ich leb', und zwcen/, Ui^wiilender, 
icränkeß in £inem? 

Dafs nicht folches umfonft vom erhabenen 
Helden gefagt fei, 

Drängt er die« Stürmer hinweg, und befreit 
die geraubete Jungfrau. 25 

Jener darauf kein Wort} denn nichts zur 
Vertheidigung fagen 

Kann er für folcherlei That: doch frech in 
des Rettenden Antliz 

Hebt er diei Ichändende Hahd, und fchlägt 
ihm dein edelen Bufen. 

Neben ihm Aand, uraßarrt von erhobenen 
Zeichen, ein fchwerer 

Alterthiimlicher Krug; den mächtigen, mäch- 
tiger felber, 30 

Schwang empor der Aegid', und fchleudert' 
ihn jenem ins Antliz. 



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2>IB JLAPITHSH VIYD CBIYTAUREK. 257 

Klumpen geronnenes Bluts , und Gehirn und 

Mofi durch einander, 
Speiend aus Wund^ und Rachen, geftreckt 

im gefeuchteten Sande, 
Zappelt er. Rafch entbrennen vom Mord die 

gemähneten Bruder; 
Mit einhelligem Ruf: Zu den Waffen! ertönts: 

zu den Waffen! 35 

Weine beleelen mit Mut; und gelchleüderte 

Becher im Anfang 
Fliegen, und brechliche Humpen zum iLampf, 

und gebogene Becken: 
Dinge, dem Schmaufe vordem, nun Krieg* 

und Schlachten gewidmet.. 
Siehe zuerff enthlöfste der trozige Sohn 

des Ofion . 
Amykus feiner Zier das Gemach, und zuerft 

von. der Decke 4^ 

Ri£l er die leuchtende Krone, von häufigen 

Kerzen umfchimmert. 
Hoch £e empor dann hebend, wie wenn 

dem fchneeigen Farren 
Einer mit opferndem Beile den Hals zu zer- 
brechen ßch anfirengt, 

17 



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258, '^l' I«APITHKir tJKD CElITAUflK.m 

Schmettert* er gegen die Stime des Celadon^ 

und dem Lapithen 
Xiels er verwirrt das Oebein in dem uner* 

kennbaven Antliz. 45 

Vorwärts quollen die Augen ; und tief durch 

zerfplitterte Knochen 
Sank die Nafe zurück, bis hinab zum Gaume 

gequetfchet. 
Aber den Fuüs entrüttelt dem Abomtilch der 

Pellaer 
BelateS} EireAt den Centaur, lein Kixm auf 

den Bufen zerfchellend, 
Und da mit dunkelem Blut er die 2ähn* au»- 

fpeit, da verdoppelt 50 

Jener den Schlag, und entfendec den Geist 

zu des Tartarus Schatten. 
Gryneus fiänd ihm zunächit, und fchauend 

mit gräfslicher Miene 
Auf den tundampften Altar: O warum lucbt 

brauchen wir fenen? 
Sprach er, luid hob mit den Gluten den un- 
geheuren Altar auf, 
Schwang, und warf ihn hinein in den dichte- 

Äen Schwärm der Lapithen. ßß 



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DIÄ LAPITHElf V]KD CBNTAüÄEK. 259 

Und er verfchüttete zween, den Broteas, 

und den Oreios. 
Aber ein Sohn war Oreios der Mykale, die 

mit Bezaubrung 
Oft, wie man fagte, die Hörner des Äräu- 

benden Mondes herabzog. 
Nicht ungefiraft bleibt dirs, nur fei ein Ge- 
wehr mir vergönnet! 
Rief Exadius laut; und Äatt des Gewehres 
erlangt er, 60 

Hoch von der Fichte herab, das Gehörn des 

geweiheten Hlrfches., 
Siehe dem Gryneus bohrt es mit doppeltem 

AA in die Augen, 
Und entreifst iie der Stirn'; es haftet ein 

Theil um die Zacken, 

Anderes fliefst in den Bart, und hängt mit 

Blute gerinnend. 

Plözlich vom hellen Altar der Erltlinge 

raffet £ch Rhötus 6ß 

£inen lodernden Brand; und rechts an dem 

Haupt des Charaxus 
Knirfoht er die Schläfe hindurch, voll gelb 
umwallendes Haares. . 



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260 I>11^ LAVITUEII Ul^D G£.iaT AU RB2U 

Ungeftum von der Glut, wiö g^dörrete Saa- 
ten, entzündet, 

Flammten die Locken empor; und das Blc^ 
in det Wunde gefenget, 

Zifchte mit fchrecklichem Ton, uud pralTelle: 
£o wie das Eifien, 70 

Roth von der EITe durchglüht^ nachdem in 
gebogener Zang' es 

Fafste der Schmied, und hinab in den Kühl- 
trog tauchte; doch jenes 

Zifcht in der Flut, und es fiedet der zittern- 
den Welle Gebrodel. 

Er, die begierige Flamme den ihruppigen 
Haaren entfchüttelnd, 

Wühlt aus der Erd!, und erhebt «die imächtige 
Schwell' auf die Schultern, 75 

Deren Gewicht Laßwagen verlangt; doch den 
Feind zu erreichen. 

Hält ihn die Schwere zurück; den GeaoUeü 
fogar, den Kometes, 

Welcher zunächft ihm weilte, zerdrückt der 
graue Granitblock. 

Und nicht bändigte Rhötus die LuA: So, 
fleh'^'ich, begann er. 



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30IK liAPITHBH UNO CEKTAVAEN. fi6x 

Möge der übrige Trols der Deinigen Tapfer- 
keit üben! qo 
Dann mit dem glimmenden Scheite die Wund' 

auf&iTchend von neuem, 
Schmettert* er drei viermal ihm die berfienden 

Näthe des Schadeis, 
Dafs in das äüdige Hirn eindrang der ge- 

fpUtterte Knochen. 
Siegreich nun zu Euagros,. und Korythos 
• geht er, und Dryas. 
Als davon,« um die' Wangen niit £rftllngs- 

flaüme gebräunet, 33 

Korythos fank in den Staub : Was fchufft du 

dir, rief £uagros. 
Durch den erfchlagenen Knaben für Ruhm? 

Nicht mehreres liefs ihn 
Saigen der wilde Centaur; dem Redenden 

Rieb er den rothen 
Brand in den offene Mund , und hinab durch 

' den Mund in die Gurgel. 
Dir auch, tobender Dryas, das Haupt mit 

dem Feuer umwirbelnd, 90 
Folget er nach; nicht aber bei dir auch fimd 

er den felben 



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262 »IE LAPlTHm VJfP CEVTAUnEH. 

Ausgang. Hirn, da er Itolz des befiandigen 

Mordes lieh freuet, 
Bobrfi du am HalP in die Schulter die vor- 

geglühete Stange. 
Rhötus erfeufst, arbeitet die Stang* aus dem 

harten Gebeine 
Mübfarm hervor, und entflieht; mit eigenem 

Blute gefeuchtet: ^^ 

Lykabas auch und Omeos entflieht, und 

der blutige Medon, 
Rechts am Buge verlezt, und Thaumas »u- 

, gleich mit Fifenor; 
Auch, der jüngfi: vor allen im Kampf der 

Schenkel geCeget, 
Mermeros, ging langCamer numnehr an . ßm* 

pfangener Wunde; 
Folos imd . Melaneus auch , tind der eber}a- 

gende Abas; 100 

Und) der umfonft die Seinen vom Krieg* 

abmahnte, der Seher 
Afiylos; er auch hemmte den wundenfür<ih- 

tenden NelTus: 
Fleuch nicht! fprach er, du ,wirA für Her- 
kules Bogen gefparet. 



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DIB LAFITHEN UND CENTAUREW., &6^ 

Aber Eurynomos nicht > noch Liycldas, oder 

Areos 
Flohn^ noch Imbreus, den Tod: die alle 

der mordende Dryas 105 

Grada von vom hinfireckt*; auch du von 

vorne, vriewohl du 
KehrteJß: den Rücken zur Flucht, empfingljb 

die Wunde, Krenäos: 
ZwiTchen die Augen hinein, da zurück du 

vrandteft das Antliz, 
Stürmte der fchreckliche Stahl, wo die Naf 

an die Stirne £ch füget. 
Alfo tobte der Lerm; noch lag, der ohn* 

Ende gebechert, 110 

Dort vom Weine betäubt, und unetwecklich, 

AEdas ; 
Und in ermatteter Hand die gehenkelte Laie 

voll Weines 
Hielt er, gefireckt auf den zottigen Bälg der 
, , . oilaifchen Bärin. 

Diefen von fern anfchauend, vj^ife trag' et 

laiunet* und wehrlos, 
Widcelte Forbas die Fauft in des Speers 

Schwungriemen, und : Zeche 11 5 



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ßÖ4 ^^^ LAPITHEH "ÜUD CKJTTAUIIEN. 

Wein mit ßygifcher Flutl fo^ redet* er;, ohne 
Verzug dann 

Schwang er mit Macht auf den Jüngling den 
Speer; und mit fpizigem Eifen 

Drang ihm die Efche fogleich , • wie er rück- 
lings lag, in die Kehle. 

Fühllos nahte der Tod; und hervor aus det 
Ilrozenden Gurgel 

Riefelte fchwarz auf die PolÄer , und fchwarz 
in die Lafe der Bl^tftrom. 120 
Seiher fah ich Feträus, der rang aus der 
Erde zu rütteln 

Eine hemaßete Eichen * doch weil der Um- 
klammernde ringsum 

Hin und her lie hewegt, und die wankenden 
Knorren erfchüttert, 

Fleugt des Pirithous Speer in Feträus Rippen^ 
und heftet 

Ihm die feehende Brufb mit dem knorrigen 
Holze zulammen. 125 

Lykos Tank, wie man fagt, durch Firithous 
Kraft zu den Schatten; 

Chromis ÜEmk durch Pirithous Kraft: doch 
höheren Siegsruhm, 



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DIE JLAPITHSN UMI> CENTAURBN. ^65 

Als lle beide zugleich, gewähreten Diktys 
. und Helops. 

Helops ßürzte demSpiefs, der, Bahn durch 
die Schläfen fich öfnend, 

Hechts in das Ohr einbohret^ tind links mit 
der Schärfe hervordrang. 150 

Diktys > dem fpizigen Hange des Felsgebir- 
ges entgleitend. 

Da er in Angft ausweicht dem yerfolgenden 
Sohn des Ixion, 

Taumelt die Jähen hinab, und zerbricht mit 
der Schwere des Leibes 

Eine gewaltige. Efch* , und umhüllet den 
.Stumpf mit Gedärmen. 

Afareus naht ihm ein Rächer; den ausgerut- 
teten Bergfels 135 

Trachtet er abzufchwingen ; allein mit dem 
. eichenen Schafte 

(Eilt der Aegid* ihm zuvor, imd serbricht 
des gewaltigen Armes 

Knochen. Doch abzuthun den Verkrüppelten, 
fehlet die Zeit ihm, 

Oder die Luft. Auf den Rücken d^ unge- 
heuren Bianor 



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9,66 DIE XAPITXXII VND CEVTAUHEK. 

Springt er empor, der keinen, ^als Ihn, zu 
tragen gelernet; 140 

Und er Aenunt in die Rippen das Knie; mit 
. der Lainken ergreifend. 

Hält er das wallende Haar, und Geßcht und 
drohende Lippen 

Samt den gediegenen Schläfen zermalmt er 
mit knotigem Kernholz. 

Auch Nedymnus erlag, imd der Lanzen- 
V fchneller Lykotas, . 

Sein^ zermalmenden Schwung; und, die BruR 
voll hangendes Bartes, 145 

Hippafos; auch, der empor aus den Wal- 
dungen ragete, Bifeus; 

Tereus^ auch, der in Forften hämonifcher 
Berge gehafdite 

Bären>, die lebenden oft und unmutbruinmen- 
den , heimtrug. 
Aber ^e ftets mit Erfolg* ausgehenden 
Kämpfe des Thefeus 

Trug Deoioleon nicht; und emporzuwühlen^ 
! im Dickicht 150 

Strebt er die altende Fichte mit unermefsli- 
cher Arbeit. 



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DIE LAPITHEN UKD CENTAUREH, &6j 

Da er nicht kann , entfchwingt ex die abge-- 

brpchne dem Feinde. 
Weit von ;dem kommenden Wurfe zurück 

entfernte lieh Thefeus, 
Auf der Minerva Gebot: fo glaub(;6 man fei» 

ner Betheürung. 
Doch nicht i^nk unthätig der Baum; denn 

dem ftattlichen Krantor 155 
Schnitt 'er hinweg an der Kehle die Bruft 

imd dife linke der Schultern. 
WaffengenoJb war jener hei deinem Vater, 

Achilles : 
Welchen, beilegt in Schlachten, der Doloper 

König Amyntor 
AeakuB Sohne verliehn ziun ßcbernden Ffande 

des Friedens. 
Pjalftus, als er ihn fem von gräjGslicher Wunde 

zerrilTen 160 

3dbtauete: Sühnungen doch, o der Jünglingo 

trautefter , Kr^ntor ! 
Rief er , emp&h ! und im Schwung ^uf De^ 

moleon fandt* er mit Aarkem 
Axme dahar, und mit Geiftes Gewalt, die 

eXchene Lanze: 



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'z6Q die lapitheh ubd cehtau&ev. 

Welche der Seiten Verband durcbkrapht*, 

und im Inneren, haftend 
Zitterte. Jener entzieht die de» Stahls entle- 
digte Stange; 165 
Doch kaum folget auch die; feft hanget die 

Spiz' in der Lunge. 
Selber der Schmerz gab Krafite dem Mut: der 

Verwundete bäumt lieh 
Gegen den Feind, und fiampfot den Mann 

mit trampelndem Rofshuf. 
Jen^.mit Helm und mit Schild empfängt die 

erklingenden Stöfse, 
Schirmt lieh den Leib ringsher, und erhebt 

vorfchüzende Waffen; 170 

Und es durchhohrt durch den Bug Ein Stoü 

zwo Briiite dem Halbthier. 
Doch erft hatt' er dem Tode gefireckt He- 

gräos und Hyleö, 
Fernher; und in der Nähe Ifinöus kämpfend, 

und Klanis. 
Dorylas fugt' er hinzu, der die Schläfen be- 
deckt mit der Wolfshaut 
Trug, und fbtt des Gewehrs zu wütendeii 

Kämpfen ein feitwärts 175 



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DIE LAPITHEJ» UNP CENTAURäN. 2^9 

Drohendes Rindergehöm, mit vielem Blute 
gerötbet. 

Diefem, denn K^aft gewährte der 'Mut mir: 
Schaue c^och, rief ich, 

Schaue, wie weit dein Gehörn doch nach- 
fteht unferem Eifen! 

Biefs, und drehte den Speer.- Da er den 
nicht konnte vermeiden, 

Schüzt' er die Hand vor die Stime, der kom- 
menden Wunde zur Abwehr, ißo 

Feft ward gebohrt^ mit der Stirne die Hand; 
auf fchreit er; doch jenen 

Haut, wie verhaftet er. war, und von bit- 
terer Wunde gefelTelt, 

Peleus, nahe geftellt, grad unter dem Bauch 
mit dem Schwerte. 

Hochauf fpringt er, und fchleppt fein Eha- 
geweid' auf dem Boden, 

Und das gefchleppte zerftampft, das zerAam-' 
pfete reiüst er, und wirret 185 

Selbfi; um die Beine herum,- und fiürzt. mit 
geleeretem Bauche. 
Auch dich rettete nicht, HeW Cyllarus, 
felber die Schänheit; 



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&70 Ol' LAPITHSir VNB CENTAUASjT. 

Wenn an jener Natur Schönlieit zu geftehen 

erlaubt ift. 
Jugendlich fproüste der Bart, und fchimmerte 

golden, und golden 
Wallete nieder das Haar bis mitten zum Sug 

von den Schultern. 190 

Reizende Kraft im Geficht; der Hals und die 

Schulter, die Hand* auch, 
Sind, wie die Bruft, der KüniUer gelobtellen 

Bildungen ähnlich. 
So weit reichet der Mann: auch dem Rofs- 

leib druntßn ift fehllos, , 
Und unbefchämt vom Manne der Wuchs. 

Gieb Nacken und Haupt ihm; 
Kaftors werth ift das Rofs! So bläht fich der 

Rücken, fo ragt ihm . 195 
PjQeiII von Fleifche die Bruft. Ganz dunkelt 

ihn Schwärze des Peches; 
Weils nur fchimmert der Schweif; auch hell 

ift den Beinen die Farbe. 
Viele Centaurinnen zwar liebkofeten jenem ; 

doch einzig 
Rührte fein Herz die fchöne Hylonome, welche 

mit Anmut 



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2>I£ I«APITH£Sr 'VKI>. CElTTAUaEN. 27I 

Weit der bewaldeten« Höhn Kofsmäiminnen 

alle befiegte. ' 200 

SiCy die Schmeichlerin, hielt durch Lieb' 

und der Liebe Geltändnis 
Einzig den Cyllarus feft. So weit ihr Bau es 

verfiattet, 
Hat fie den Schmuck auch ethöht: da£s glatt 

vom Kamme das Haar iA; 
Dafs ße mit Rosmarin, -mit Yiol* und Hofe 

das Haar £ch 
Oft durchflicht, und zuweilen in fchimmernr 

den Ldlien pranget ; ' 205 

Dals iie des Tags sweimalin des pagafäifchen 

Waldbergs 
Sprudel das Antliz lieh wäfcht, zweimal in 

den Fluten fleh badet; 
Daus fle nur, was geziemt, von des auserr 

lefenen Wildes 
Zottigem Yliefs um die Schulter, und links 

um die Seite fich hüllet. 
Gleich befeelt fle die Liebe; vereint durch- 
irren fle Berghdhn, 210 
Gehn dann gefeilt in die Kluft. Auch nun 

ins lapithilche Obdach 



/ 



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£7^ DIE LAPITBfjr WO CEüTAUaEN« 

Trat mit emander das Fa^, und facht mit 

einander den Blutkampf. 
Nicht ift der Thäter bekannt: ein linksher 

fliegender Wurffpiels 
Kam, imd tiefer hinab, als die Biuft dem 

Halle üch anfchliefst, ' 
Cyllarus, heftet' er dich; und das Herz, 

von der Wunde geftreifet, 215 
Welkt% und gänzlich der Leib, nach entzo- 
genen £lfen erkaltend. 
Aber Hylonome falst des Lieblinges Werbende 

Glieder, 
Drückt die pflegende Hand auf die Wund", 

und Lippen an Xippen 
Feft ihm gefchmiegt, verlucht ße die fliehende 

Seele zu hemmen. 
Als ß^e, erlofchen ihn Iah, da lagte fie, was 

das Getöfe 220 

Nicht zu den Ohren mir liels , imd ergreifend 

die Wehr, die in jenem 
Häutete, lank lle darauf, imd umfchlang noch 

Aerbend den Gatten. 
Hell auch fleht der Centaur Fäakomes mir 

vor den Augen, 



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OI£ Z.APXTHSN UND CENTAUREH. 



»73 



Der fecbs mächtiger Löwen zufammengek^o- 

tete Felle 
Wohl lieh gefügt, um den Menfchen zugleich 

und -das Rofs zu umhüllen. 225 
Diefer, den Block abfendend, den kaum 

zwei Joche beweget, 
Traf des Fonolenos Sohn, und zerfchmetterte 

oben den Scheitel. 
^Weit war der Wirbel des Hauptes lunher ge- 

borften; und plözlich, 
Mund und Ohren hindurch, aus Naf* und 

Augen, entfiofs ihm 
Weiches Gehirn: fo wie fliefst aus der Form 

des eichenen Reiiigs 250 

K'afende Milch; wie der Moft, im gröberen 

Siebe gepreffet. 
Rinnt, und verdickt aus der Seig' einengen* 

den Oefiiungen abläuft. 
Doch da den Liegenden jener der Rüftun- 

gen Ibebt zu entblöfsen; 
Jezt (dein Vater bezeugts) in des Raubenden 

Weiche hinunter 
Senk* ich das Schwert. Auch Chthenios nun 

und Teleboas Aürzen 235 

18 



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274 ^1^ LAPITHEK UNO C£KTAVA£K. 

Unferer Klingt : es trug die gedoppelte Gaffel 

des Albes 
Cbthonios, diefer den Spiels; mit dem Wurf- 

fpiels fchlug er mir Wunden. 
Schaue das Mal; hier zeiget fick noch die 

verwachfene Narbe! 
Damals follte man mich zur Eroberung Ilions 

fenden! 
Damals hatt' ich die Macht, wo nicht zu 

befiegen, zu hemmen 240 

HektOTS. gewaltige Macht. Doch in ]enen 

Tagen war JEIektor 
Gar nicht, oder ein Kind; nun läGst mein 

Alter mich hülf los. 
Freir ich den Fe^i^as dir, der die Zwit- 

tergeftalt des Pyretus 
Mordete? preiP ich den Ampyx, wie dort 

dem Traber Oiklus 
Gra(<r ins Geücht er gebohret die ungefiählte 

Komelle? 245 

Dumpf, mit dem Hebel durchftiels, Felethro* 

nier, dir, Erigdupos, 
Makareus mitten die Bruft. Noch kV ich 

den fliegenden Jagdfpiefs, 



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DIE liAPITHEN UKD GEKTTAVASN. £75 

Der , von NelTus gefchnellt y in dein Schoolse 

lieh barg dem Cymelus. 
Auch vermeine du nicht, nur Künftiges habe 

geweüüeigt 
Mopfus, Ampykos Sohn. Durch Mopfus 

Itürmenden Wurffpiefs a^o 
Sank der Centaur Odites, imiTonA zu reden 

verfuchend, 
Weil an das ELinn ihm die Zung* , und das Kinn 

an die Kehle gebohrt war. 
Cäneus, Weib von Geburt, die fchönfte 

theHalifche Jung&au, 
Je^t durch Huld des Neptunus ein Mann, 

imv^rwundbares Leibes: 
Cäneus mordete fünf, den Antimachus nieder, 

und Bromus, 2^ 

Stifelus, Helimos auch,' und der Streitaxt 

Schvringer Fyrakmon: 
Nicht mehr denk* ich der Wunden; die Zahl 

und die Namen bemerkt* ich. 
Torwarts fliegt in der Wehr des Emathiers, 

jenes Halefus, 
Den er dem Tode geftreckt, der grolsgeglie- 

dert^ HalbmenTch 



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2^6 I>1« I»AP1TBBB WD CtSTAüRBK. 

Latreus. Zwifchen dem GreiT und dem Jüng- 
linge fchwebt' ilmi das Alter ; 2.60 

Jugendlich blühte die Kraft, es fprenkdte 
Silber die Schläfen. 

Diefer mit Schild% und mit Helm, und ma- 
cedonifcher Pike 

Anlchaunswerth, das Geficht ^u beiderlei 

Heeren gewendet, 
. Schüttelte Kriegesgeräth, und trabt in ge- 
melTenem Umlauf; 

Dann ergofs es die Worte des Uebermuts in 
die liüfte: ^^5 

Dir auch> CaniS) begegn* idi im Kampf! 
denn immer ein Weib mir 

Bleibß du, imd Cänis wie fonft! Macht nicht 
die erfte. Geburt dir 

Mürbe den Sinn? Denkt nimmer dein Herz, 
welch Thun dir Belohnung, 

Welches Verdienft des Mannes geheuchelten 
Schein dir erworben? 

Schau, was gebohren du wardft, was du dul- 
de tefi! Wocken und Spindel 270 

Nim mit dem Körbchen zur Hand, und drehe 
Gefpinnft mit dem Daumen! 



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DIE I«ÄPITH£N UND CEHTAUREir. ^JJ 

Kämpfe gebühren dem Mann ! — Dem Prailen- 

den fendete Caneus 
Wühlenden Stahl in die Seite, die lang im 

Liaufe gedehnt war^ 
Grade wo Rols und Mann fich gefeilt. Wild 

tobt er yor Schmerzen; 
Und in das ofne Gelipht dem ThelFalier Aöfst 
er die Pike. 275 

Doch üe prallte zurück, wie vom Dach ab- 
prallender Hagel; 
Und wie ^in w^inziger Stein von gefpanneter 

Trommel emporhüpft. 
Nahe beginnt er den Kampf, und ringt der 

gehärteten Seite 
Einzudrängen das Schwert; nicht bahnt dem 

Schwerte ßch Durchgang. 
Nie doch follft du entfliehn; mit der Schneid* 
entgurgelt das Schwert dich, 280 
Sei auch die Spize gefHimpft! fo. rufet et; 

und in die Quere 
Dreht er das Schwert, und umfohlingt ihm 
nut langer Rechte die Weichen. 
Hell klirrts unter dem Streich, wie Geklirr 
des gehauenen Marmors ; 



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£78 DI^ liA-PITÖEN UND CENTAÜREN. 

Und es zerknackt anfchlagend die Klingt an 

dem Halle gefplittert. 
Als er genug dem erßaunten gereicht unver- 

lezbare Glieder: 285 

Nan> fprach Cäneus, wohlan! dein Leib 

fei von unferem Eilen 
Wieder verfucht! und er lenkte zum Hefte 

hinab in den Bug ihm 
Sein todbringendes Schwert, und blind in 

dem Inneren regt* ers 
Mit umwendender Hand, und bohrete Wund* 

in der Wunde. 
Siehe mit grauem Gefchrei Etürzt rafend der 

Schwärm der Centauren, 290 
Alle zugleich auf den Einen Gefchoüi abfeh- 

dend und tragend. 
Rückwärts prallt und fällt das Gefchols ; und 

Itets undurchbohret 
Bleibt er, tmd ftets unblutig, der Elateier 

Caneu$. 
Tief erAaunt ob dem Wunder die Meng*: Ha, 

Schand* und Befchimpfung! 
Ruft itzt Monychos aus: uns Schwärm foll 

befiegen der Eine? 295 



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DIE LAPITnZK UND GENTAUREN. 279 

Kaum er ein Mann? Ja wahrlich ein Mannl 

Wir zaudernden Träumer 
Sind, was er war! Was frommen die uAer- 

mefslichen Glieder? 
Was die gedoppelte Kraft? und daüi zwie- 

' fache Natur uns 
Stärkt, aus dem tajferften Wuchs lebendiger 

Wefen gepaaret? ' 

Nicht hat uns Ixion, und nicht mit der gött^ 

liehen Mutter, 500 

Acht* ich, gezeugt! der fo gxoSk fioh erhuh, 

dafs der Königin Juno 
Cunfi er gehoftl Uns wird |a ein Halbmann 

Sieger im Kampfe! 
Felfen und Block' auf den Leib, .und ganze 

Gebirg^ ihm gftwälzet! 
Zäh, -v^ie das lieben ihm ili, aus knirfchts 

mit geiendeten Wäldern! 
Waldung zerdrücke die Kehl*; und fiatt der 

Wunde fei Ijaft ihm! 305 

.. Sprachs, imd ergrif ein langes, mit Macht 

vom r^enden AuRer 
^iedergefchlagnes .Gebälk, und war& dem 

gewaltigen Feind* hin. 



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2QQ DIK LAPITHXM USD CEVTAXJIlEIi. 

Beifpiel war er dem Schwärm; und in weni- 
ger Frift war der Othrys 

Weit von Bäumen entblölst, und der Felioxx 
leer der Befchattung. 

Dicht umdrängt von des Walds Auf hügelung, 
Ichmachtete Cäneus 510 

Unter der wipf lichten Laft, und trug auf 
gehärteten Schultern 

Hocbgeftapeltes Hole. Nachdem nun über 
lein Antliz 

Wuchs das Gewicht, und nirgend ein Weg 
zum Athmen ihm nachbleibt; 

Lieget er bald ohnmächtig, und 'bald zu den 
Lüften vergebens 

Rin^t er: empor fich zu richten, und abzu- 
wälzen' die Forfte; 515 

Oft auch regt er ^e auf: wie jener da, wel- 
chen wir Xchäuen, 

Wenn er von Erderfchütterung bebt, der er- 
habene Ida. 
Zweifel umhüllt den Erfolg. £s behaupte- 
ten andre, der Leib fei 

Durch den belaB:enden Wald in, des Tartarus 
Oede gedränget« -* 



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DIE LAPITHEN UND GEN TAU REN. 28l 

Nein lagt Ampykos Sohn; denn hervor aus 

dem Schutte, mit gelhen 520 

Fittigen Dah er den Vogel zur Heitere fchwe- 

hen des Aethers, 
Welcher zuerfi: damals, und zulezt damals 
, mir erfcbienen. 

Als ihn, der lun das Lager der Seinigen fanft 
lieh mnherfchwang, 

Und mit gewaltigem Klang' in dem Um- 
fchwung tönete, Mopfus 

Angefchaut, und mit Augen zugleich und 
Geiile gefolgt war: 325 

Heil dir! rief er empor, o du Ruhm des 
lapithifchen Volkes, 

Gröfsefter, Mann vormals, nun einziger Vö- 
gel, o Cäneust 

Glauhen fchuf der Verkiinder dem Wort. 
Schmerz mehrte den Zorn uns; 

Und es verdrofs, dafs Einer von.to viel Fein- 
den erdrückt ward. 

Auch nicht ruhten wir eher, mit Stahl zu 
wühlen im Blüte, 330 

Ehe zum Theil ße geftürzt , theils Flucht £e 
gerettet und Dunkel. 



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s&z 



UEL 

AJAX UND ULYSSES. 



Ochon war f hryglas Graun, der Schmuck 

und das Heil der Felasger, 
Aeakus herlicber Sproüf, da» unbezwingbare 

Xriegshaupty 
Flammen ein Raub; und der Gott, der ihn 

wafiiete, diefer verbrannt* ihn. 
Schon ist er Afch*; und ea bleibet vom ein fr 

fo groCsen Achilles 
Weniges, kaum genug, die winsige Urne 

zu füllen. 5 

Aber es lebt fein Ruhm, ringsher zu ierfullen 

den Erdkreis. 
Solch ein Mais- ift gem'ais dem erhabenen 

Manne; nur fo ift 



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AJAX U«D ULYSSES. 2Q^ 

Gleich fich felbit der Pelid\ und fühlt nicht 

des Tartarus Oede. 

Selber der Schild, dafs, weilen er war, 

nicht einer^ verkenne, 

Weckt feiadleJigen Kampf, und um Rüftun- 

gen traget man Rülhmg. lo 

Nicht des Oileus Sohn, hoch des Tydeus, 

wagt iie zu fodem. 
Nicht der atridifche Held Menelaus, noch 

Agamemnon, 
Gröfser an Alter und Mut, nicht andere: 

nur des Laertei, 

Nur des Telämon Sohn, und des herlichen 

Ruhmes Bewerber. 

Aber des Tantalus Enkel entzog der geliaf- 

ligen Laft lieh; 15 

Und die argolifchen Führer zum Siz in die 

Mitte des Lagers 
Rufend, befahl er allen, nach Recht zu 
entfcheiden den Hader. 
Als lieh die Fürften gefezt, und d6r Kreis 
des Volkes lunherftand; 
Hebt lieh Ajax, der Held des CebenfältigQn 
Schildes. 



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234 AJAX VNI>, UI.TSS£S. 

Und wie den Zorn fein Herz nie bändigte, 

wendet er düRer 20 

Auf den iigeifchen Strand, und die Flott* am 

Strande das Antliz; 
Dann aus&:eckend die Hand*: O Jupiter, 

ruft er, ich ftreite 
Hier vor den Schiffen um Aecht, und mir 

vergleicht fich UlylTes ! 
Doch nicht zweifelte jener vor Hektors 

Flamme zu weichen, 
Die ich allein auishielt, die Ich von der 
Flotte hinwegtrieb. 25 

Sicherer ilt es demnach in gebildeten Worten 

zu hadern. 
Als mit der Hand, zu kämpfen. Doch mir iit 

weder die Rede 
Leicht, noch jenem die That. So viel Ich 

fchaffeh im Kriegsraum 
Kann, und ii^ offener Schlacht, fo viel kann 

jener im Sprechen. 
Doch nicht brauch* ich mein Thun vor Euch 
zu erzählen, Felasger, 50 

Mein* ich; ih|: fahet es ja: das feinige meld* 
uns ülyffes. 



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AJAX UWÖ X7I.YSSSS. 265 

Was imbezeugt er verübt, was allein mit- 
wilT^nd die Nacht fieht. 

Zwar ift grols, den iph fodre, der Preis; 
docH der neben mir fodert, 

Nimt ihm den Glanz. Nicht macht es den 
Ajax ftolz, zu erlangen, 

Sei es auch iiberfchwänglich, was mitgeho£Fet 
Ulyllies. 35 

Jener erlangte den Preis fchon jezt in diefer 
Entfcheidung, ■ 

Wo er, fogar auch beliegt, als mein Mit- 
kämpfer genannt wird. 

Ich indels, wenn die Tugend in mir zwei- 
deutig erfchiene, 

Ragete doch durch edle Geburt, vom Tela- 
mon fi:ammend. 

Der die trojanifche Stadt mit dem tapferen 
Herkules einnahm, 40 

Und an der Kolcher GeÄad* anlandete famt 
dem lafon. 

Ihm iH Äakus Vater, der dort die fchwei- 
genden Schatten 

Richtet, wo fchweres Geftein den äolifchen 
Sifyfiis laftet. 



• 



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qQS AJAX VVJ> VLT88E8. 

Aber als Sohn erkennet den Aakus lielbft der 
erhabne . 

Jupiter an: fo ift der dritte von Jupiter 
Ajax. 45 

Doch nicht foUen die Ahnen den Streit mir 
gewinnen, Achiver; , 

Hab* ich £e nicht mit Achilles, dem hoch- 
beherzten , gemeinlam. 

Bruder war mir der Held: mein brüderlich 
Erbe verlang' ich. 

Was will Sifyfus Sohn, an Trug und Ran» 
ken ihm ähnlich, 

Durch fremdartige Namen den Stamm des 
Aakus fälfchen? 50 

Weil ich zuerA zu den Waffen, und ohn' 
Anzeiger geeilt bin. 

Werden mir Waffen verfagt? und den Vbr- 
zug fcheint zu verdienen. 

Welcher zulezt He ergrif , und lang' ablehnte 
den Feldzug 

Durch die erdichtete Wut, bis noch finnrei- 
cher, denn jener. 

Aber fich üelbll: unnüzer, der Naupl^cl^ des 
Feiglings ^^ 



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, AJAX UND ULYSSES. 207 

ScUauen Betrug aufdeckt*-, und den fbä üben- 
den zog zu den Waffen? 
Er foll nehmen die beiten , der auch, nicht 

einige wollte? 
Un geehrt, und beraubt der blutsverwandten 

Gefchenke^ 
Soll Ich iein, der zuerft den Kriegsgefahren 

fich darbot? 
Möchte doch wahr entweder der Wahn^nn, 

oder geglaubt fein! 60 

War* er doch nie ein Genofs zu der phrygi- 

fchen Vefte gekommen, 
Er der Frevel nur rieth! Nie wärefi: du, Edler 

des Föas, 
Ausgefezt an Lemnos Gefiad*, uns allen zum 

Vorwurf I 
Wo du ]ezt, "wie fie fagen, verfteckt in mn- 

w^aldeten Höhlen 
Fellen bewegft mit Gefeufz, und dem Sohn 

des Laertes erfleheü:, €5 

Was er verdient, was (Götter, o gebts!) 

nicht umfonft du erfleheü! 
Jener nunmehr, der mit uns zu den felHgen 

Waffen gefchworen. 



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208 AJAX ITND ULYSSES. 

Ach der Fürfteri ein Theil, dem felbft die 

GefchoITe zum Erbe 
Herkules gab: dort liegt er, gefchwächt von 

Hunger und Krankheit, 
Und umhüllt lieh und nährt lieh mit Luftge- 

fieder; und Pfeile, 70 

Troifchen Herzen beAimmt, misbrauchet er 

Vögel zu fangen. 
Gleichwohl lebt er annoch^ weil nicht mit 

UlylTes er abfuhr. 
Gern war auch Falamedes zurückgeblieben, 

der Arme! 
Labend war* er; wo nicht, doch frey von 

Verleumdung geftorben. 
Jener, zu eingedenk des übel enthülleten 

Wahnfinns, »^^ 

Gab ihm Schuld der Achäer Verrath; und 

der falfchen Befchuldung 
Fand er Beweis, und zeigte zuvor vergrabe- 
nes Gold ims. 
Theils demnach durch Verbannung entzog er 

Kraft den Achäem, 
Theils durch Mord. . So kämpft er, und fo 

ift furchtbar UlylTes! 



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AJAX VXD u£ySS£S. Sgp 

Hatt* er an Rede fogar vor dem bideren Ne« 

ffcor den Vorzug; ßo 

Dennoch beredet er nie, dals mir der verlal- 

fene Neftor 
Nicht ein Verbrechen erfcheine. Da laut den 

ülylTes er anrief, 
Durch das verwundete Rofs und ermüdendes 

Alter gehemmet. 
Ward ihm Verräther der Freund. Dafs nicht 

die Befchuldigung falfch fei, 
Weifs gar wohl der Tydide, der oft ihn na- 
mentlich rufend * 85 
Tadelte, der vorrückte die angliche Flucht 

dem Genoflen. 
Ja mit Gerechtigkeit fchaun auf menfchliche 

Dinge die Götter. 
Sieh , es Bedarf BeiiUnd, der ihn weigerte; 

und ein Verlafsner 
Sollt* er fein, der verliefs: dies Urtheil 

fprach er lieh felber. 
Aber er ruft den Freunden; ich komm*, und 

den bebenden feh* ich, 90 

Blais vor Angft im Geliebt, und erfchreckt 

vom nahenden Tode. 

19 



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290 



AJAX. UND ULYSSES. 



Vor ihn fezt' ich des Schilds Bollwerk» und 

den liegenden deckt^ ich, 
Und «thiölt ihm die Seel* (o klein ift der 

Ruhm!) dem Verzagten. 
W«nn du heßehfi: auf den Streit, fo laus dort- 
hin uns Kurückgehn. 
Stelle den Feind , und dich feiber mit Wund' 
und gewöhnlicher Zagheit; 95 
Schmiege dich unter den Schild: dort eifre 

mit mir um den Vorrang! 
Als ich ihn jezo entraft; .0 fchau, dem die 

Wunde ^m Stehen 
Kraft nicht liefs, wie gehemmt von keiner 

Wunde, fo floh er. 
Hektor erfcheint, und fuhrt in den Kampf 

mitfolgende Götter; 
Und wo er ftürzt, da enthebli: nicht Du al- 
lein ihin, UlylTes, 100 
Sondern die Tapferen auch : fo viel trägt, je-, 

ner des Schreckens! 
Den haV Ich, wie er ftolz des blutigen 

Mordes einherfchritt, 
Fern auf den Rücken geftreckt mit der Laß 
des gewaltigen Felfens. 



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AJAX UND ULYSSES. £97 

Dem haV Ich ^ da er einen zum Kampf aus- 
fodert^ y allein mich 

Dai^eßellt: ihr weihtet mein Loos mit Fle- 
hen, Achiver; 105 

Und nicht mnfonft war euer Gebet. Wenn 

X ihr etwa das Schickfal 

Dlefes .Kampfes erforfcht: nicht ward ich 
hefieget von ]enem! 

Siehe, mit Eifen, mit Glut, mit Jupiter, 
ftürmen die Troer 

Gegen der Danaer Flotte! Wo ntin der Red- 
ner UlylTes? 

Ich mit der Brull hedeckte^^die taufend SchijflFe, 
die Hofhung 110 

Euerer Wiederkehr! Für die Taufende gebt 
mir die Waffen. 

Wenn mk wahres zu reden vergönnt wird, 
gröfsere Ehr' ift 

Jepeli befchieden, denn mir; und beider 
Ruhm iß: vereinigt. 

Ajax i^d für die Wehr, nicht Wehr ge- 
fuchet für Ajax. 

Steir uns den Rtefus dagegen der Ithaker, 
und den entnervten 115 



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292 AJAX UND ÜIiY8S£.S. 

Dolon 9 und Helenus auf ^ den er fing mit 
der heiligen Pallas! 

Nichts ward bei Tage vollbracht, nichts ohne 
den Held Diomedes. 

Wollt ihr einmal die WaflPen verleihn fo ge- 
ringem Verdienfte; 

Theilet fie! und. es empfahe den gröfseren 
Theil Diomedes! 

Doch wie dem Ithaker iie? der heimlich 
immer und wehrlos 120 

Kriegt, und mit fchleichendem Trug* unacht- 
fame Feinde belifiet! 

SelbA der Schimmer des Helms, der goldene 
Stralen umherwirft, 

Klärt Nachßellungen auf, und verräth den 
duckenden Laurer. 

Doch das dulichifche Haupt wird unter dem 
Helm des Achilles 

Solch ein Gewicht nie tragen; und nie un- 
belaftend imd unfchwer 125 

Kann die pelifche Lanz* unkriegrifchen Ar- 
men erfcheinen ; 

Auch nie möchte der Schild, wie ein wölben- 
der Hinunel gemeifselt. 



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AJAX UMD ULYSSES. £93 

Fugfam fein der fcheuen, und Heimlichkeit 
labenden Linken, 

Was doch begehrt du, Kecker, ein dich 
nur fch^ächendes Kleinod? 

Wenn es dir misurtheilend das Volk der 
Achiver verleihn wird, ^ 130 

Trägfi du zum Raub' es hinfort, und nic^t zum 
Schrecken dem Feinde; 

Und, wodurch du allein. Feigherziger, alle 
beüegeR, 

Langfam wird dir die Flucht, wo die mäch- 
tige Tracht du lunherfchleppft. 

Füge dazu, dafs der Schild, der dem Kriegs- 
ihirm feiten üch ausitellt. 

Dir unyerlezt noch ift; und dem meinigen, 
den die Gefcholfe 135 

Rings durchbohrt und gekerbt, ein jüngerer 
Folger gebühret. 

Endlich wozu der Worte noch viel? Man 
zeige ßch handelnd! 

Unter die Feipd' entfendet die Wehr des ta- 
pferen Mannes, 

Dafs wir iie dort abholen; und fchmückt mit 
Gebrachtem den Bringer! 



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294 AJAX VJSD ULYSSES. 

Alfo befchlofs der Erzeugte des Telamon; 
lind dem BerchluHe 140 

Folgt' ein Gemurmel des Volks : bis der edele 
Sohn des Laertes 

Jezt aufwand, und die Augen, die kurz am 
Boden verweilet, , 

Gegen die Fürfien erhob, und den Mund 
mit erwarteten Tönen 

Oeinete. Nicht w^ar entfernt der geordneten 
Kede die Anmut. 
Wenn mein Wunfeh mit dem euren ge- 
glückt uns wäre , Pelasger ; 145 

O nicht fchwankte die Wahl* im erhabenen 
Streit um den Erben: 

Du warft eigener Waffen, wir felbR dein 
mächtig, Achilles! 

lezo da mir und euch ein ach! zu hartes 
Gefchick ihn 

Weigerte; (und mit der Hand enttrocknet' er 
gleichfam dem Auge 

Thränen); o wer wohl folgte mit Fug dem 
grofsen Achilles, 15^ 

Als durch den Achilles dem Danaerheere ge- 
folgt ift? 



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AJAX UMI> ULYSSES. £95 

Fromme nur diefem es nicht, dafs er Aumpf, 
wie er iß, iioh bekennet. 

Und nicht ijphad* es mir felbß, daXs euch be- 
Xtändig , Aohäer, 

Nuzte des Geißes Betrieb ; und wenn mir 
Fähigkeit beiwohnt, 

Die für /den Eigener jezt, für euch fo häufig 
geredet, 155 

Sei fie vom Neide verfchont; und niemand 
leugne fein Gutes. 

Denn , das Gefchlecht und die Ahnen , tmd 
was nicht felber wir fchufen, 

Nenn' ich das Unfrige kaum. Doch weil iich 
Ajax geruhmet, 

Jupiters Enkel zu fein; auch unferem Blut 
iÄ der Urfpriihg 

Jupiter; uns auch trennen nur drei der Stu- 
fen von jenem. 160 

Denn mich hat Laertes erzeugt, Arceüus 
diefen, 

Jupiter den; und> keiner entfloh aus. dem 
Ijande verurtheilt. 

Auch der cyllenifche Gott ward uns als an- 
derer Adel 



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S/a6 AJAX WD UI.T8SBS. 

Zugeüellt von der Mutter: ein Gott i& in 

beiden Erzeugern. 
Doch nickt weil mein Muttergefc^echt pr^s- 

würdiger anhub, 165 

Noch weil rein £ch erhielt Ton Bruderblnte 

der Vater, 
Sein mir die Waffen verliehn; nach.Yerdienft 

' urtheilet die Sache! 
Wenn nur nicht 9 dafj Bruder dem Telamon 

Felens geweHen, 
Dies zum Yerdienft dem Ajax gereicht; nicht 

Folge der Sippfchaft, 
Nein der Tugenden Glanz, bei dem Krlegsge- 

fchmeide gefucht wird! lyo 
Oder lo engeres Band hier gilt, und der nä- 
here Erbe; 
Feleus lEt ihm Erzeuger; ihm ift der Erzeu- 

gete Fyrrhus. 
Ajax, wo der? Gen Fhthia verfendet es, 

oder gen Scyros. 
Auch nicht weniger nah iBt Teucer verwandt 

dem Adiilles. 
Fodert lie jener indeüs? und fodert* er, nahm' 

er die Waffen? 175 



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AJAX.U»Dt UliTSSBS. £97 

Alfo dieweil um Thaten allein Statt findet der 

Wettfireit; 
Melir zwar haV ich gefcfaaft, als was in 

, Wc^e zu £aflen 
Mir fo leicht lieh ergiebt: doch Toll Zeitfolge 

n^ch leiten^ 
Ahndaid im. itunftigen Tod verbarg die ne- 

reifcbe Mutter 
Unter Vermeidung den Sohn; und es teufcbtö 

die luchenden alle, igo 

Auch d^ü A|ax zugleich, der Betrug de$ 

gttiöäunenen AnKugs. 
Rüfiungen mifcbt' icb nunmehr, das mann«» 

- liehe Herz zu erregen, 
Unter die weibHche Waar*; und noch ent^ 

T^ fich der Held nicht 
Sein )ubg£cälalich Gewand, als Schild und 

Xianz^ er urnjOeUste: 
Sohn der Göttin, begann ich, von dir er- 
wartet fein Scbickfal 185 
Pergamus! wa^ denn weilft du den Fall d^ 

erhabenen Troja? 
Und ich ergrif , und landte zu tapferen Tha* 

ten den tapfer». 



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S^93 AJAX UKI> UliTSSSS. 

Drum was jener gethan, iü 'mein. Ich zwang 

mit der Lanze 
Teleftis, der runs bekäitipft; den beilegten 

uiid flehenden heilt' ich. 
Auch dafd 'Thebe gefimkenV ift mein; mir 

öfnete Xeshbs^ 190 

Mir Apollos Städte, mit Tenedoa, Chryfe 

und Cylla, i 
Mir auch Syros'das Thor; .mein war die et- 

' fchüttemde Rechte, 
T>iß in Trümmet und Soh^tt hii^iwarEiüe lyr- 

nefirchen Manja^n. 
Und dafs ich lemdere fohweig*; Jch gab ihn, 

. weither den graufen 
Hektqr fohlug; es erlag durcli' mich der ige* 

feierte Hektor* 195 

tut die WehTy die entdeci:t dien Aqhilles, 

JFoclr^ ich die Wehr nun; 
Was ich' dem lebenden' gab, . verlang' ich 

wieder vom todten. 
Als des Einzel en' Schmerz die .Ddnaer alle 

' durchdrungen, 
Und die euboifche Aulis von taufend Schiffen 
-erfüllt war; 



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AJAX UND UIiYSSeS. 299 

BUeb, wie lang* Äüch erwartet^ der Wind 
ftill, oder entgegen 200 

Unferer Flott*; und es hiefsen die fchreckli* 
eben Loof Agamemnon 

Scblacbten Äeac granleii Diana die- ganzs un- 
fcbuldige Tochter. 

Väterlich weigert er das, und zumt den Un*' 
Bi^rblicben felber; 

I>^[in noch war der Vater im ICdnige-: aber 
dem Vater 

Wandt' ich durch Worte d^ Herz zum ge- 
meinfamen Heile des Volkes. 205 

Dort (ich will es gefiehn, und -Verzeihung 
gewähr' Agamemnon) 

Trug ich die fohwierigltQ Sache vor einem be- 
fangenen Richter. 

Dennoch bewegt' auch dieüen das Befte des 
Volks, und der Bruder, 

Und der verliehene Zepter, Heb Lob zu er- 
kaufen mit Blute. 

Jezo ging ich zur Mutter gelandt, wo nicht 
die Ermahnung, 210 

Sondern die Teufchung nur half. Gebt Tela- 
mons Sohne den Auftrag; 



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300 AJAX UND ULTSSBS. 

Und euch haaren noch jezt auf gÜDfiige Winde 

die Segel. 
Auch die ilifchen Höhen befucht' ich kühner 

Gefandter; 
Und ich Iah und betrat den Kreis ratbTchla- 

, gqnder Troer. 
Voll noch war er von Helden gedrängt. Un- 

erfchrocken erklär' ich, 215 
Waä mir vcrttauti zu beÄellen die Macht d^ 

gefamten Adbä^: 
Paris zeih' ich der Schuld, und den Raub 

famt Helena fodr' ich. 
Friamus hört mich bewegt, .Ui^d, Priamus 

Freund Antenorv 
Paris indefs^ und. die Brüder, und die mit 

jenem geraubet^ 
Hemmeten kaum die Arme (du weifet, Mene- 

laus!) vom Frevel. 220 

Jener Tag war der erfie Vereiniger unfrer Ge- 
fahren. 
Säiunnis wära zu erzählen, was Ich zur ge- 

meinfamen Wohlfahrt 
Schafte mit Rath und mit Hand, in der Zeit 

des daurenden Krieges. 



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AJAX UNB ULYSSES. 50I 

Nach den et&en Gefechten verfchloITen lieh 

lange die Feinde 
Inner den Mauren der Stadt, und offenes 

Kampfes Entfcheidung 225 

Bot ßch nie; in dem zehnten der Jahr' erÄ 

fchlugen wir Feldfchlacht. 
Was hegannft du indefs/ der du nichts als 

Treffen verlteheü? 
Was kam Gutes von dir? Denn wofern mein 

Thun du erforfcheß: 
Liffen hereit' ich dem Feind, mit Verfchan- 

eungen gürt' ich die Graben; 
Troft und Ermunterung red' ich den Unfri- 

gen, dafs Re geduldig 230 
, Tragen den läftigen Krieg; ich lehre fie, wie 

zu ernähren, 
Wie zu bewafiien wir fein ; wo es Noth ift, 

geh' ich gefendet. 
Sieh nach Jupiters Rathe geteufcht von dem 

Bilde des Traumes, 
Heifst der Atrid' abwerfen die Laft des be- 
gonnenen Krieges. 
Jener kann das Geheifs vertheidigen durch 

den Ermahner. ^55 



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502 AJAX UMI> ULYSSES. 

Dulde das Ajax doch nicht! die Zertrümme- 
rung Ilions heifch* er! 

Und was er kann, er kämpfe! Warum nicht 
hemmt er die Abfahrt? 

Schleunig die Waffen gefalst! Ein Beifpiel 
giebt er dem Schwärme! - 

Nicht wars jenem zu viel, der fiets nur 
Grofses uns vorfagt! 

Was? auch du felber entfliehit? Ich üah, und 
mir glühte das Antliz, 240 

Als du, den Rücken gewandt, unrühmliche 
Segel befchickteA! 

Ohne Verzug: Was macht ihr? wie blendet 
euch, rief ich, der Wahnfinn, 

Dafs ihr, Genoflen, verlaust die bereits hin- 
fallende Troja? 

Was nun bringt ihr zu HaüP im zehnten 
Jahre, denn Schande? 

So und mit ähnlichen Worten, die felber der 
Schmerz mir in Fülle $45 

Eingab, zog ich den Schwann von der Flotte 
zurück und dem Heimweh. 

Jezo beruft der Atride den Rath der erfchro- 
ckenen Freunde. 



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JLJ JlX. UND: ULYSSES« 303 

Was nun Telamons Sohn? Niclit einmal die 

. Lippe zu öfnea 
Waget er. Aber eis wagte der Könige Namen 

zu läftern, 
Nicht imbelohnet von mir, der ünehrbare 

Therfites. 250 

Ich Heb' auf, und ermahne die . zitternden 

LandesgenoITen 
Gegen den Feind, und belebe die fcheidend^ 

Tugend durch Aufruf. 
Seit dem Tage, wie viel er gethan eu haben 

des Tapfem 
Scheinen auch kann, i& mein: ich zwang zufi 

Stehen den Flüchtling. 
Endlich im Danaervolk wer lobt dich, oder 

wer fucht dich ? 255 

Aber mit mir theilt gerne des Tydeus Sohn, 

was er vornimt; 
Mich fand jener bewährt, und vertraut dem 

GenolTen UlylTes, 
Etwas ilt es, zu fein von der Danaer Tau« 

fenden Einer, 
Den Diomedes erkohn Auch gebot kein Loos 

mir zu gehen* 



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8^4 



AJAX VHD UliYSSJES. 



jUfo nun, die GeCeihren der Nacht und des 

Feindes verachtend, 260 

Hab* ich ihn, der ein Gleiches gewagt,' den 

Phrygier Dolon, 
Niedergehaun; nicht eher indels, bis alles 

er angab, 
Und ich völlig vernahm den Entwurf der 

tückifchen Tro]a. 
Ganz durchfchaut' ich ihn jezo; und nichts 

zu erkunden war übrig; 
Heimgehn könnt' ich bereits mit vorausgefen- 

detem Ruhme. 265 

IJnvergnügt mit folohan, befuch' ich die 

Zelte des Rhefus; 
Selbfi: im eigenen Lager ermord' ich ihn, 

famt den Begleitern. 
Siegreich dann, und der Wünfche gei^i^ährt, 

auf erobertem Wagen, 
Halt' ich den Fefteinzug, wie in fröhlicher 

Fracht des Triimifes. 
DelTen Gelpann zum Lohne der Feind für die 

Nacht fich gefedert, 270 

Schlagt delä Waffen mir ab; und es fei der 

Verdientere Ajax! 



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AJAX UND ULYSSES. 505 

Was noch meld* ich die Scbaareü des Lycier- 

fürAen Sarpedon, 
Die mein Eifen zerfchlug? da in ftrömendes 

Blut ich dahinwarf 
KöranoS) Ifitos Sohn^ und Chromios, famt 

dem Al&Rotf 
Halios auch, und Alkandros, und Frytänis; 

auch den Noemon; Q'^q 

Da ich den dunkelen Tod dem Cherildamas 

bracht*, imd dem Thoon, 
Euch Unglücklichen auch, dir, EnnomöS, 

dir auch, o Charops; 
Und wer minder genannt in den $taub vor 

Ilions Mauern 
Unter der Hand mir lank« Anth, rühmliche 

Wunden, o Bürger, 
Hab* ich an rühmlichem Ort; und glAubt nicht 

eitelen Worten; üßo 

Schauet lie lelbit! — Und er zieht dasOe'Wand 

herunter, und: Hier ill, 
Kuft er, die Bruft, die immer für euer Wohl 

lieh befchäftigt! 
Nichts ron dem eigenen Blute, dütch fo viel 

Jahre, verwandte 

fio 



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506 AJAX VVS> ULYS8SS. 

Telamons Sohn für die Freund*; er trägt lui- 

verwundete Glieder. 
Aber was machts, wenn er Waffen zumSchuz 

der pelasgifchen Flotte 235 
Gegen die Troer und Zeus gefuhrt zu, haben 

behauptet) 
Und, ich bekenn* es, gefuhrt? D^nn nicht 

das Gute mit Scheelfucht 
Abzuleugnen ift mein. Nur nehm* er gemein- 

lames Gut nicht 
Gs^nz allein 4 auch gönn' er zum wenigften 

Theil an der Ehre I 
Aktors Enkel vertrieb, durch dea Schein des 

Achilles gefiebert, fipo 

Trojas Macht von den Schiffen, die famt 

dem Vertheidiger brannten. 
Auch dafs allein er gewagt, mit Hektors Kraft 

lieh zu melTen, 
Wähnt er, und d^enkt des Königes nicht, 

noch der FürÄen und meiner; 
Er felbneunt* im Erbot, nur mehr vom Loofe 

begünstigt ! 
Aber indeLs der Erfolg, o Tapferfier, eueres 

Kampfes, 295 



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AJAX VNB ULYSSES. 507 

Welcher wajs? Weg ging er, der unbe* 

fchädigte Hektor. 
O mein Herz! mit wie tiefer Bekümmernis 

mufs ich gedenken 
Jenes traurigen Tags , da der Danaer Mauer 

Achilles 
Hinfankl Aber nicht Thränen, nicht Gram, 

nicht betäubender Schrecken 
Hinderten , dafs ich den • Leib von der Erd* 

aufhebend hinwegtrug! 300 
Seht die Schultern, o feht! lie trugen den 

Leib des Achilles, 
Trugen die Waffen zugleich ; di^ ich nun zu 

' tragen mich feline! 
Ja mir find hinreichend für folöherlei Laften 

die Kräfte; 
Ja mir fchläget ein Herz, nicht fuhllbs euerer 

Ehren! - 
Darum hätte fürwahr um den Sohn die bläu- 
liche Mutter 305 
Gang und Bitte verwandt, dafs die himmli- 

fchen Gaben, das ^dle 
Kunfirgebild, ein tohet wad unempfindlicher 

Kriegör 



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508 AJAX 17|ri> VI.TB8&S. 

Fubrete! Denn nidxt euunal des Schilds Ab^ 
bildungen kennt er: 

Land* und Oceanus rings , und* hocbgeftkne» 
ten Himmel, 

Dort Fle|ad* und Hyad*, und niemals badende 
Bärin, 510 

yielfach laufende KreiP, tmd das blinkende 
Schwert des Orion. 

Hinzunehmen verlangt' er ihm lelbft uneddär- 
"bare Rüftang! 

Was nun? er Ichuldiget mich, dafs, grau- 
liche Kriegesgefchäflte 

Meidend, zu Ipät ich gekommen zur ange- 
fangenen Arbeit? 

Fühlet er nicht, wie er fchmähe den }ioch- 
gefinnten Achilles? 315 

Wenn Verftellung ein Frevel ihm heilst; wir 
verftellten uns beide. 

Wenn er Verzug Schuld nennet $ ich kam noch 
früher denn jener. 

Mich verfpätete Liebe dea Weibs, ihn Liebe 
der Mutter., 

Jenen war der Beginn nur geheiliget, alle die 
Folg* euch! 



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,A1AX UNI» ULYSSES« 509 

Fiirditlos bleib* Ich, und kann ich auch nicht 
abwälzen den Vorwurf, 320 

Der mit fölchem Manne mich trifh Doch 
entdeckt von UlylTes 

Sinnendem Geift ward jener; und nicht von 
des Ajax UlylTes. 

Dafs er mich mit Gefchwäz der thorichten 
Zunge' befudelt, 

Keinen verwundere das: da er euch fcham- 
Würdige Handlung 

Vorwirft. War denn tielleicht, Palamedes 
falfch zu verklagen, 525 

Schändlich an mir, und an euch, ihn fklfch 
zu vetdammen, fo rühmlich? 

Doch nicht Nauplius Sohn rechtfertigte glück- 
lich fein grofses. 

Und fo klares Vergehn; noch, ^ireb et be- 
fchuldiget auftrat. 

Hörtet ihr^ fbncleihi ihr faht: die Belohnun- 
gen zeigten den' Vorwurf. 

Nicht dft& den ^öantiden verweilt die vul* 
kanifche Lemnds, 350 

Bniuch* ich Rede zu ftehn; reofatiertiget eure 
Verfügung: 



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JIO AJAX U?ID ULYSSES. 

Denn ihr b^fchlofst efnmütig. Den Rattizwar 

Jeugn' ich mitmchten, 
Palsr lieh .jener entzöge des Kriegs und des 

- ., Weges Befchwerden, 
tinfl dem zqrreifsenden Schmerze durdb Aus- 

ruhn Linderung luchte. 
^i^^ig^l^q^c^it' er, uj^d leJ)t.;..Es edibie^ idck\ 

alleia iu; dem Vorfchlag 335 
Frjei^4f9Mftv ,ron4erj> auch Glück^. dja^.^gß^ 
. nug war. redlid^e Freundfchaft. 
WeU^ ihn, anjezU.WaJirfager zu Tisojas E^pbe- 
^ . . rungjo^erflit: , 

Spar^: wr; liet^if i^i \ß^n^;. ge\t Td^mQt^, 

; , . ; Sohne .def^,, Auftrag, 
I^SaJö; er. n^jt, Worten den. Zorn. 

erbittert uod Krankheit, 
Sänftige ,;]^er^ ^t , Kufiß: ihn daheraulocken, 

erfinne..,. ,[»:..♦: 540 

libfÄtW^ i:^^kwärt$ fluten 4er Simpia, ■ eher 

X^lqsj%b^^ ^^nd^.^üljfe 4er. Danaer l^en- 
cr , , 4^^ •'Bro^rr ,. ; 

'Efh.^j ;JrQbftl4,:Jph r^fo ;jfur euchl zu denken : 
auf WphJ&hTt;,. 



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A^JAX UND ULYSSES. gn 

Je des thörichten Ajax Betriebfamkeit fromme 

den Grajem! 
Sei, wie dp. iwillft, den GenpITen, Aem Könige 
feind) und mir felber, 545 
GrauTamer T^aootii^; verfluche du auch, und 

verwünfche . 
S^ets lund'intfner mein Haupt; ja lehne dich, 

dals mich der Zufall 
Dir deni ereiferten geb% und das Blut aus 
« ,, dem Herzen du fchöpfeft; 

Möge, wie du in meiner, fo ich in deiner 

Gewalt fein : 
Den^ch Ibllll: du daran ! 550 

Eben £q nehm' ich gewiüs (wenn das Glücke 

will) deine Gefchoffe; 
Als ich gefangen mir nahm den dardanifchen 

Seher der Zuk,unf(, 
Als ich die Götterbefcheid' und Trojas Schick- 

> , fal enthüllte. 

Als ich das tiefverborgne Gebild der phrygi- 

fchen Pallaß , ,/> 

Mitten aus Feinden gewann! — f Und mir ver- 
. gleichet lieh Ajax? ., 355 



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512 AJXX WD VI.T8SE8* 

Traun! es verÜBigt* ohn* ihren Be(is das Ge- 

Ichick die Erobrung l 
Wo denn der tapfere Ajax ? und wo des er- 
habenen Mannes 
Hohes Wort? Was zage^ du hiier? was wagt 

es ülylTes, 
Durch die Wächter zu gehn, und fidi der 

Nacht zu vertrauen? 
Und durch drohende Schwerter nicht nur in 

die Mauren der Troer, 360 
Sondern empor zu dringen zur Burg} und 

aus eigenem Tempel 
Weg die Göttin zu reifsen, und wegzufuhren 

durch Feinde? 
Wenn nicht folches ich that; der Telamonier 

Ajax 
Trug umfonfl am Arme den £ebenhautigen 

Stierfchild. 
Jene Nacht erwarb mir den Sieg der thür- 

menden Troja; 365 

Fergamos haV ich beßegt, da ich Möglich« 

keit fchuf' der Beüegung. 
Endige, uns den Tydiden, durch deutende 

Mien* und Gemurmel) 



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AJAX WH UliTSaXt« 315 

Meinen Gehülfen, zu zeigen; er hat. an dem 
Lobe fein Antheil! 

Du auch, als du den Schild für der Danaer 
Flotte dahertrugft, 

Warf^ nicht allein : dich geleitet* ein Schwann, 
mir wurde der Eine. 370 

Wenn er nicht felbft urtheilte, der ftreitbare 
müSe dem klugen 

Nachftehn, nicht handfefter Gewalt -nur komme 
der Preis zu; 

Selbft wetteifert* er nun, und zugleich der 
befcheidene Ajax, 

Auch Eurypylus, tapfer und kühn, und der 
Sohn des Andramon; 

Nicht Idomeneus auch , nach Meriones , Hel- 
den von Kreta, 375 

Fehleten hier, noch der Bruder des hocher- 
habnen Atriden. 

Schau, mit der Hand fo tapfer (du felbft lieg- 
prangelb nicht höher!) 

Wichen fie meinem Bedacht. Du hebefi: den 
Arm in der Feldfchlacht 

Nicht ohn* Erfolg; nur die Seele bedarf dir 
unferer Lenkung. 



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314 AJAX UK,D VI«YaS£S. 

Da'.hdL&Exßftj dpch ohne Yerfiand; ich Sorg^ 

; ' der Zukü^ifit, 3Q0 

Du. vermaglt .in dem Kampf; die gemelTenen 

2^iten des Kampfes 
Wählt der Atride mit mir«: Du bringft mit 

dem Leibe nur . Vortheil ; 
Wir mit deib Geift. ynd fö weit, wer ein 
Fahrzeug ileuert mit Klugheit; 
Ragt vor dem Ruderverdienft; fo weit vox 

dem Krieger der Feldherr: 
St€ib' ick kolket denn du. Ja felbR in ,^ßm 
Lieibe des Menfchen 585 

Gilt das. Herz vor der Hand ;, die l^leb^de 

Kraft ift ^ H^Fzen. 
Auf denn, gewähret den Vr^y ihr Gewair 

tigen , ^upjcexp. ; ,Hüter ; 
Und für die ängßliohe Tre^Jie,.. fur^fo viel jäh- 
rige Sorgf^t» : 
Gebt mir die Ehre zum^Dank^ den. Erfaz. der 

i^edlichen DieAfte. 
Schon i& die A^^^it, am .Zi^l; das hemmenide 
Schickfsil entfernt* ich. 590 

Schon ward Fergamos Höhe bezwingHch ge- 
macht, • und bezwungen. 



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AJAX VHP ULYSSES^ 315 

Bei dem'.yferjbi^dete^ Wia»fch.> und den fair 

N leiten Maui^n der Troer, 
Bei döaultoßeirbjichen flei' ich, die jüngft 

den Feinden ich dhnahm; 
Bei dß^lTJgixxigm. noch , wais vielleicht durch 

:W-eish0iti.gefotohn mufs; 
Wenn iaß<^tfr kühnes Gefch&ft^ auf fohlüpfri- 
gfem Wege ^u fchaffen, 395 
Wenn—noch: «Iniges ihj;yoÄ Trojas Schickfal 

/ ; vorauslebt;' j . 
Denkt, docll mfeitjer Jn ,Gui<ftl Wct ihr mir 

/ : laicht geVet die. j Waffen, 

Gehet Jle^l «fori, rr- Und er iseigtd das hehre Ge- 
hild der Minerva. 
BiftgS; find die Fürftepi bewegt. Was tref- 
fende Worte vermöchten, 
Lehrte die That; und die Waffen des Tapfe- 
ren nahiU der Beredte. 400 
Er, der; den. Hektor fo oft, der Eifen 
und Glut und den Donner 
Jupiters trug, / er allein! der t^rUgt den ein- 
zigen Zorn nicht. 
S^bn^ere^ tezjvvijagt, den keiner bez^^äng; und 
das Schwert Ach entreifsend: 



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3ltf AJAX VKI» ULYSSES. 

Mein ift, ruft er, doch dies! Wird das auch 

verlangen Ulyffes? 
Dies fei gegen mich felbft mir gebraucht! das 

mit Fhrygierblute 405 

Oft lieh genezC, foll nun mit des Eigener» 

Blute /ich nezen ! . 
Und nicht kc^e dem Ajax ein Mann obfie- 

gen, als Afaxl 
Sprachs> und hinein in die Bruft, die nun 

erft Wunden erduldet, 
Dort wo dem Eafen die Bahn fleh öinete, 

lenkt er den Mordftahl. 
Nicht vermochten die I£inde tlas Sehwert zu 

entziehen; doch jbalend 410 
Schnellte das Blut es hervor. Das liand, von 

dem Morde geröthet, 
Zeugt* aus grünendem Bafen die purpur^Eur- 

bene Blume, 
Die dir friiher entkeimt*, dbalifcher £nab* 

Hyacinthus. 
Eine gemeinfame Schrift, dem Knaben fowohl 

wie dem Manne, 
Ward auf die Blatter geprägt: ihn nennet Ile, 

jenen beklagt fie. 415 



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3»7 



UV. 

ACIS UND GALATEA. 



Ais ihr grünliches Haar des Nereus Kind 

Galatea] 
Reichte dem ordnenden Kamme der noch un- 

verwandelten $cylla; 
Sagte Ce ihr tieffeufzend des Ads traurige 

liehe. 
Acis ward von Faunus erzeugt imd der 

Nymfe Sym'athis. 
Reizend hluht* er dem Vater zur Luft, tmd 

reizend der Mutter; 5 

Aher noch reizender mir. Mich einzige liebte 

der Schöne) 



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n-iQ ACIS UWD GALATEA, 

Der nur eben gefeirt den zweimal achten Ge- 
burtstag, 

Und die zärtliche Wang' in bezweifeltem 
Flaume gebräunet. 

Aber entbrannt, wie ich jenem, fo trachtete 
mir der Cyklop nach. 

Auch nicht, wenn du mich fragft, ob Hafs 
des Cyklopen, ob Liebe lo 

Gegen den Acis in mir vorwaltete, kann ich 
es lagen; 

Gleich war jenes und dies. Wie grofs, All- 
herfchcrin Venus, 

Ift doch deine Gewalt! Der £o^anz ünmilde, 
der grä&lich 

Selbft den Waldungen fchien, den nie ein 
Fremdling befuchte 

üngeftraft, der Verächter der ewigen Mächt' 
im Olympus r \ß 

Fühlet, was liebe fei; und für ndch in 
• Begierde verloren. 

Lodert er auf, vergelTend des Viehs und der 
Felfenbehaufung ! 

Schon ift deine Geltalt, fchon Luft zu gefal- 
len dir wichtig; 



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I 



ACIS UKD GALATEA. 319 

Schon wird gekämmt mit dem Karfi: dein bor^ 

fiiges Haar^ Polyfemos; 
Schon entmähft du dir gern den verzottelten 

Bart mit der Hippe, £o 

Spiegelft dich gern im GewälTer, und fiellft 

das verwilderte Antliz. 
Mordluft, graufame Wut, .und unermefsli* 

eher BlutdurR, 
Haften nunmehr; und es kommen und gehn 

ungefährdete SchifFe* 
Telemus aber indefs , zum fikulifchen Aetna 

verfchlagen, 
Telemus, Eurymus Sohn, den nie ein Vo- 
gel geteufchet, 25 
Naht cfem entfezlichen Riefen ein Gaft, und: 

Das einzige Auge, 
Das auf der Stirtie dir glänzt , entwendet dir, 

fagt er, ülylles. 
Lachend: O du wizlofer Verkündiger, fprach 

er, du irreft! 
Schon \& entwandt' es ein Mädchen! So fpottet 

et fein , der lunfbnft ihn 
Wamete. Bald die Geftade mit machtvoll 

wandelndem Fufs tritt 30 



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^AO XCI& UND GALATEA. 

Laftet er, bald dann kehret er müd* in die 

dumpfige Felskluft. 
Weitlun ragt in das Meer ein lang aus- 
keilender Hügel, 
Zugefpizt; und die Seiten umfturmt rings 

wogende Brandung. 
Hierauf fieigt der wilde Cyklop, ^nd üzt in 

der Mitte; 
' Und ihm folgt ungeleitet die wollettagende 

Heerde. 35 

Als ihm die Fichte nunmehr, die den Dienft 

des Stabes ihm darbot, 
Lag vor den Füfsen gefireckt, dem befegelten 

Mafie nicht ungleich; 
Und fein Ffeifengebund aus hundert Röhren 

gefafst war: 
Laut im ganzen Gebirg* erfchoU der gellende 

Feldton, 
Laut in den Fluten umher. Vom Geklüft rer^ 

borgen, und £zend 40 

Meinem Acis im Schools, vernahm ich fern 

mit den Ohren 
Diefe gefungenen Worf, und behielt die 

gehörten im Geifte: 



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AC13, UNi) GALATEA. 381 

Weifsere du, Gal^tea, wie Blütenfchnöe des 

Ligußers, 
Frifcher wie Blumenaun j uud länger geftreckt 

wie die Erle, 
Hell vor hellem Kryftall , mutwilliger hüpfend 

wie Böcklein, 45 

Weicher Wie Schwanenflaimj , und quappelnde 

Milch in den Formen; 
Doch wie der Fels unbeweglich, und wild 

•wie der fchäumende Sturzbach, 
Stolz wie der Loh anhörende Pfau, trug voller 

wie Glatteis ; 
Und, was ganz vorzüglich dir abzxigewöjinen 

ich wünfche, 
Flüchtiger lelbfi wie der Hirfch vor dem Hund, 

ja wie wehende Lüftchen! 50 
Aber kennft du mich recht, du bereuelt die 

Flucht, und verdammefi: 
Selbft dein fprödes Verziehn , und fuchft mich 

zu halten mit Sorgfalt. 
Mir gehn tief in den Ber ^ von lebendem Fel- 

fen gewölbte 
Höhlungen, wo du fo wenig ,die Mittags- 

gluten des Sommers 

21 



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322 



ACIS UND GALATEA« 



Ftthlft, als winterhden Froft; mir hängt vx>ll 
Obßes der Fruchtbaum; ß^ 

Mir gluhn -purpurne Trauben an lang ausran- 
kenden Reben, 

Mir auch gelbe wie Gold : dir fparen wir 
diefe, wie ]ene. 

Selbft mit eigener Hand auph fammelft du 
würzige Erdbeern 

Unter dem wildernden Schatten, und felbiK 
die Kornellen des Herbftes, 

Pflaumen zugleich, nicht nur von dunkelem 
Safte gebläuet, 60 

Sondern edle iogar, dem jungen Wachfe ver- 
gleichbar. 

Nie auch fehlts an Kaßanien dir, wenn Ich 
dein Gemahl hin. 

Nie an des Arbutus * Frucht ; dir fröhnt ^in 
jeglicher Baum dann. 

Alle die Schaf und Ziegen find mein; viel 
irren in, Thälern; 

Viel auch, decket der Wald , viel find auch 
in 'Höhlen geßallet. 65 

Unid, wenn^du etwa mich fragft, nicht kann 
ich dir Tagen die Anzahl. 



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ACIS UWD GA.i:.ATEA. 323 

Arme nur zählen ihr Vieh! Von des melnigen 

treflicher Tugend 
Sollft du mir nichts zuglauben; du kannfi in 

Perfon es betrachten, 
Wie kaiun zwifchen den Beinen es fchleppt 

das gedehnete Euter. 
Hier find, jüngere Zucht, in laulichen Ställen 

die Lä^imer, jo 

Hier gleichalterig auch in anderen Ställen die 

Zicklein. 
Milch giehts e'wig bei mir, fchneeweifs: theils 

wird zu Getränk rie 
Aufbewahrt, und theils mit yerdünnetem 

Labe gekäfet 
Auch nicht leichtere Spielchen verehr^ ich dir, 

oder Gefchenke 
Von alltäglicher Art, wie die Gems, und der 

Haf, und die Berggeis, j^ 
Oder ein Taubenpaar, und ein Neft aus dem 

Wipfel genommen; 
Ndn , dir fand ich ein Paar , zum Spiele mit 

dir wie gefchafiien, 
Beide fo gleich, dafs kaum fie einer erkennt 

Von einander, 



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524 ACIS UND GAIiATEA. 

Hoch ^m Gebirg, zwei Jungen der Vaubge- 

zottelten Bärin; 
Diefe fand ich, und fprach: Der Gebieterin 

will ich lie au£ziehn. Qo 

Strecke doch jezt dein niedliches Hau-pt aus 

dem bläulichen Meere! 
Komm doch hervor, Galatea; verfchmäh nicht 

unfere Gaben! 
Wahrlich ich kenne mich felbfi: ich Iah im 

lauteren Waffer 
Neulich mein Bild; es gefiel mir mieine Ge- 
walt bei dem Anfehn. 
Schaue, wie grofs ich bin! Nicht ftattlicher 

pranget an Gröfse 05 

Jupiter felbfi: im Himmel; denn oft ja erzählt 

ihr einander, 
Dafs fo ein Mann wie Jupiter herfcht. Dick 

baufchet das Haupthaar 
Vorn in das düftre Geücht, und heCchattet 

wie Wald mir die Schultern. 
Und wenn in Ibinrenden BorAen mir rings 

auffhrauben die Glieder, 
Achte für häMich es nicht. Nur entblätterte 
Bäume find häfslich; 90 



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ACIS UNO GALAT£A. 525 

Häfslich das Rofs, dem Mähne den falbigen 

Nacken nicht einhüllt. 
Vögel bedeckt ihr Gefieder, dem Schaf ifi: 

Wolle die Zierat; 
Männern ziemet der Bart, und ein Leib voll 

Itruppiger Zotteln. 
Einzeln leuchtet das Auge mir' grad* auf der 

Stirne ; doch Umfang 
Hats, wie ein. mächtiger Schild. Wie? Schaut 

nicht alles imiher Sol 95 

Hoch vom Himmel herah? Sol fchaut mit der 

einzelnen Rundung! 
Denke dazu, mein Vater üb eueres Meeres 

Gebieter: 
Der Toll Schwäher dir fein! O erbarme dich 

endlich, und höre 
Mein demütiges Flehn! Dir einzigen fleh* ich 

in Demut! 
Ich, dem IJimmel imd Jupiter nichts, noch 

der fphmetternde Stral ift, 100 
Nymf', ich huldige dir! Mehr fchreckt, wie 

der Donner, dein Zorn mich! 
Ach, ich trüge vielleicht ausdaurender deine 

Verachtung, 



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52(5 ACIS VlfP GAIiATEA. 

Wenn du vor allen entflöhÄ. Doch warum, 
den Cyklopen yerfchmähend, 

Haft du den Acis £o lieb, und umarmft, ftatt 
meiner, deü Acis? 

Immer indeüs gefalle ßch felbft, und gefalle 
der Jüngling, 105 

Was mich daurt, Galatea, auch dir! Doch 
• kommt er mir einmal, 

Lernen foll er , ob Kraft in dem lUerenwuchfe 
mir wohne l 

Lebend fchlepp' ich fein Herz , und zerftückelt 
den Leib, durch die Aecker, 

Und dann ftreu' ich ihn dir (fo werdet ver- 
ein tl) in die Fluten! 

Heils ifi di« Lieb', imd es brauft die beleih' 
digte Flamme noch wilder; 110 

Ja mich deucht, ich trage mit allen Gluten 
den AetJfia, 

Hier in den Bufen verfeztl Doch dich, Ga- 
latea, bewegt mchts! 
Als er folches umfonft herjammerte (alles 
bemerkt' ich). 

Springt er empor: wie ein rafender Stier, 
nach geraubeter Starke, 



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ACIS UND OALATEA. 527 

Unität tobt, und Wälder imd kündige Thale 

durchirret. 115 

Jezt, da wir haimlos ruhen., und nichts arg- 
wöhnen vom Unhold, 
Siehst er Aci$ und miqh: O ich feh* euchl 

ruft er, luld diesmal 
Sollt ihr zulezt, d^s mein' ich, der Wolluft 

pflegen in Eintracht! 
Lai^tes Getön, fo laut ein Cyklop voJl Zorn 

es hervorruft. 
Scholl in dem, drohenden Ruf; von dem Nach* 

hall dröhnte der Aetna. 120 
Ich, die erfchrockene , tauche mich Ichnell 

in das nahe GewäHer. 
Aber gewendet entfloh der edele. Sproüs des 

Symäthus: 
Rette mich doch, Galateal fo flehet* er; 

rettet, ihr Eltern! 
Oder gönnt mir Verlornen ein Antheil eures 

Gebietes! 
Schleunig verfolgt der Cyklop, und ein Stück, 

von dem Berge gerüttet, 125 
Schwingt er ih|n nach; und wiewohl mit der 

äufserAen Ecke der Fels nur 



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528 itCIS VHO OAI.ATEA. 

Jenen erreicht, £o sermalmt er -dook ganz 
umhüllend den Acis. 
Wir indefs, -was einzig zu thiin vergönnte 
das Schickfal, 

Thaten wir: dafs dem Symäthus an Macht 
fich gefeilte der Enkel. 

Purpurn Strömte das Blut aus der Felfen- 
malTe; doch wenig 130 

Daurte die Friß;, da hegänn die RötV all- 
mählich zu fchwinden; 

Nun ward erft die Farbe des Bachs, den der 
Regwi ge trübet; 

Sie auch klärte ilch bald. Dann lechzte der 
- Fels aus einander; 

Frifch nun drang aus den Spalten ein hoch- 
gefcholTenes Röhricht; 

Und dem gehöhleten Schlund* entraufcht* auf- 
hüpfendes Waffer. 135 

Flözlich, o Wunder! erfchien bis zur Mitte 
des Bauchs in dem Strudel 

Schön der Jüngling mit Rohr die keimenden 
Homer umgürtet: 

Der, nur dafs er gröfser und blau im gan- 
zen Geficht ift, 



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AGIS UND GAI.AT£A« 529 

Acis war. Doch was auch; er blieb, auch 
ziun Strome verwandelt, 

Acis i und noch behauptet den vorigen Namen 
der Sprudel* 140 



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S30 



LV. 



GLAUKUS UND SCYLLA. 



Jezo entliefs Galatea der Nereiden Ge- 

fellfchaft; 
Und ße fchwammen zerßreut in ruhigen Wel- 
len des Meeres. 
Scylla wandelte heim; denn der Meerfiut Hch 

zu vertrauen 
Wagte lie nicht. Dort irrt fie enthüllt im 

gefeuchteten Sande; 
Oder müde des Gangs durchdringt He die ein- 

Dame Felshucht, 5 

Dals lie den Leib fich erfrifch' im eingefchlor- 

lenen Waffer, 
Sieh, ein neuer Bewohner der Salzflut 

fpaltet die Woge, 



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GLAUKUS UM© SCTJ^^I^A^ 33I 

Der am euböifchen Sund* Anthedons jüngft 

fich verwandelt, 
Glaukusi er naht, und betrachtet mit Sehn* 

, lucht lange die Jungfrau; 
Und, was iouner für Wort' ein fliehendes 

Mädchen verweilen, lo 

Saget er ihr: doch £iehet üe fort; und von 

Schrecken geflügelt. 
Klimmt ße zur flöhe des Bergs, der nah am 

Ufer ejnporfteigt. 
Gegen den Sund erhebt fich,^ siur einzel* 

nen Spize geenget, 
Baumlos über den Fluten gewölbt, ein erha- 
bener Gipfel. 
Hier nun Aeht lie , gelichert vom Ort ; imd, 

ob Scheufal, ob Gottheit 15 
Jener fei , erforfcht ße , und fleht anflaunend 

die Farbe, 
Sieht, wie das Haar ihm die Schulter und 

tief den Rücken bedecket. 
Und, wie Ixinten der Schools zum gewunde« 

nen Fifche fleh, endigt. 
Glaukus merkts; und gelehnt an den nah 

aufflarrenden Felfen : 



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^2 GLAUKUS IFVI> SCTI.I.A« 

Weder ein Wunder des Meers, noch ein Un- 

thier bin rch, o Jungfrau! 20 
Saget er; fondem ein Gott. Nickt Troteus 

waltet, noch Triton, 
Machtiger über die Flut, noch der Atha- 

mantide Palämon. 
Weiland war ich indels ein Sterblicher; aber 

fchon damals 
Wohl mit dem Meere vertraut, und fiets in 

den Fluten befohäftigt. 
Denn bald aog ich daher die jELfchumfangen- 

den Neze, ^5 

Bald, auf Fellen gefezt, bewegt' ich am 

* Rohre die Angel. 
Eine grünende Wiefe begrenzt die Geßade 

des Meeres, 
Dafs hier Wogen den Rand, und dort ihn 

gürten die Kräuter: 
Welche nie ein gehömetes Rind mit der 

Zunge verlezt hat. 
Noch das friedfame' Schaf und die fbuppige 

Ziege gerupfet; 3^ 

Nie dort trug die gefchäftige Bien' aus wür- 
zigem Kelche; 



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OliATJKUS UWD SCYLLA. 353 

Nie auch wand man dem Haupt ho<;hfefilich« 

Blumen und niemals 
Mähete dort mit det Sichel die Hand. Ich 

felber der erfte 
Sezt^ auf den Kaien mich hin^ bis die trie^ 

fenden Garne getrocknet. 
Um nach der Ordnung indefs die gefangenen 

Fifche zu muJKern, 35 

Gofs ich im Gräfe lie aus, die fowohl in die 

Neze der Zufall, 
Als leichtgläubiger Sinn zur gebogenen Angel 

geführet. 
Scheinen mags, wie erdichtet;* allein was 

frommt mir Erdichtung? 
Kaum war berühret das Gras , fo beginnt mein 

Fang lieh zu regen. 
Wirft ßch von Seite zu Seit', und ftrebt, wie 

im Meer, auf dem Lande. 4^ 
"Während ich dies anfchauend bewundere, 

fliehet der ganze 
Schwärm in die Flut, den Eigner Zugleich 

imd das Ufer verlalTend. 
Und ich erftaun', imd forfche des Dings Ur- 

fache mit Zweifel, 



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334 GLAXJKUS VJiD 8CTX.X.A. 

Ob dies irgend ein Gott, ob der Saft es ge- 
wirket des Krautes. 
Was hat aber das Kraut für Tugenden ? fprach 

ich, und rupfte 45 

Grüne Gewächf* in der Jland, und kaute He 

Zwilchen den Zähnen. 
Kaum ifoch hatte die Kehle die feltüunen 

Säfte gekoftet, 
Als ich empfand, daüs plözlich die innerße 

BruR mir erbebte, 
Und nach andrer Natur mein Herz aufwallte, 

vor Sehnfucht. 
StillHehn könnt* ich nicht länger: O L«ancl, 

nie wieder befuchtes, 50 

Lebe mir wohl! fo rief ich, und tauchte 

den Leib in die Wogen. 
Götter des Meers empfahn mich würdigend 

gleicher Verehrung; 
Und zu Oceanus flehn üe und Tethys, dafs 

ße mir nehmen, 
Was ich noch Aerbliches trage. Geheiliget 

werd' ich von ihnen. 
Neunmal ummurme{te mich der Entfündigung 
kräftiger Bannfpruch; 55 



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OLATJKUS VV ly SCYLLA. 535 

Und man gebot mir die Bruft in hundert Strö* 

men eu läutern. 
Ohne Verzug nun rollen umher aus den 

Quellen die Ströme^ 
Und die GewälTer des Meers umfluten mir 

alle die Scheitel. 
So weit kann ich die That^ des Wunderge- 

fchicks dir erzählen; 
So weit reicht die Beßnnung: das folgende 

fühlte mein Geift nicht. 60 

Als er zurück mir gekehrt; in ganz veränr 

derter Bildung 
Fand ich jezo mich wieder, auch nicht an 

Geifte, wie vormals. 
Jezo erfchien mir zuerft mein Bart in dunke«- 

1er Grüne, 
Und dies hangende Haar, das lang die Welle 

durchfeget, 
Auch die bläulichen Arme, zugleich die ge- 
waltigen Schultern, 65 
Und die Schenkel gekrümmt zum flofßgen 

Schweife des Fifches. 
Doch was frommt die Geftalt, was Mächten 

der Flut zu gefallen, 



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^6 GLAUX.U8 VJHD SCYLLA. 

Was die V^igöttcning mir, w^nn dich das 

alles nicht rühret? 
Als er folches gefagt, und mehreres wollte, 

verlieüs ihn 
Scylla, den Gott. Da entbrannt* er^ und, 

unmutsvoll ob der Weigrung, 70 
Eilt* er zum Wunderpalafi der litaniTchen 

Zauberin Circe. 
Schon den drückende^ Berg auf giganti- 

fchen Kehlen, den Aetna, 
Und der Cyklopen Bezirk, die weder den 

Karifc, noch die Fflugfchar, 
Kennen 9 und nichts dem Gefpann arbeitender 

Stiere verdanken, 
Liefs der Euböer zurück , der gefchwolleneti 

Fluten Bewohner. y^ 

Zankle darauf verlieüs er, und jenfeits BJie- 

gions Mauern, 
Samt dem zerfcheiterüden Sund, der, geengt 

vom Doppelgefiade, 
Hier aufonifches Feld, dort Sikulerfluren 

begrenzet. 
Jezt, mit gewaltiger Hand die tyrrhenifche 
Woge durchfchlüpfend, 



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GLAUKUS VN D SCYJLJLA* 357 

Schwamm er die Jcräutrigen Hiigel hinan, und 
der fcmnenerzeugten ßo 

Circe durchwimmelten Hof von mancherlei 
Wildes Erfcheinung. 
Gleich da er jene gefcbaut, imd gegeben 
den Gruls und emp&ngen: 

Mitleid fchenke mir, Göttin, dem Gott! 
denn allein ja vermag^ du, 

Sprach er, lie mir zu erleichtern, nur fei 
ichs würdig, die Sehnfucht. 

Welche Gewalt der Kräuter du haft, o Ti- 
tanin, erkennet Q5 

Inniger keiner denn Ich ; mich klhEt verwan- 
delten Krauten 

Dals dir nicht unentdeckt die Quelle fei mei- 
net Bethönmg: 

An dem italifchen Strand, den Meflenier- 
mauren entgegen, 

Hab' ich die Scylla gefehn. Es verdreufst, 
wie umfonft ich in Demut 

Schmeichelte, fleht' und verhiels, liebkoft* 
und befchwur, zu erzählen. 90 

Aber wofern du waltefi in Zaubertonen; fo 
^ töne 

SL2 



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J3d eiiAUKVS VVJ> SCYIil^A. 

Zauber dein heiliger Mund: Ti^ofem fiegrei- 

cher das Kraut ift; 
Brauche die wirkfame Kraft des wohlerprobe- 

ten Krautes. 
Nur nicht fchaffe Genefung, noch heile mir, 

bitt* ich, die Wunden; 
Cenn das belTerte nichts; lafs Theil an der 
.Flaaune fie nehmen! 95 

Circe darauf (denn es hatte für folcherlei 

Gluten noch keine 
So ein empfängliches Herz; ob nun in iht 

felber der Grund fei, 
Oder ob Venus es wirke, durch Sols Anzeige 

beleidigt) 
Giebt ihm die Worte zurück: Du folgft' der 

Verlangenden belTer, 
Und die das felbige wünfcht, und entbrannt 

von gleicher Begierd' ift. 100 
O du ver^enß, Anträge, fo frei als grade, 

zu hören; 
Und wenn du Höhlung gewährft, dann, glaube 

mir, hörft du den Antrag. 
Dafs dir der Zweifel entfchwind*, und Ver- 
^ traun beiwphne der Schönheit: 



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CLAUKV8 UNJD SCYJLLA. 559 

leb, da Göttin ich bin, da der Aralende Sol 
micb gezeuget, 

Da ich mit Kraute fo viel, und fo viel mit 
Befchwörungen leifte, ^ 105 

Schmacht' ich, die' deine zu feinl Der Yer- 
^ achtenden fei ein Verächter, 

Aber der Willigen hold; dals du zwo durch 
Eines belohneft! 
Als fie ihn alfo verfucht; £rft foll^ ant- 
wortete Glaukus, 

Grünen im Meere das Laub, und hoch auf 
Bergen das lyieergras. 

Ehe bei Scyllas Lieben £ch unfere Liebe ver- 
ändert! - 110 
Unmutsvoll ift die Göttin; und weil fie 
ihn felbft zu verlezen 

Weder vermag, noch liebend es will, fö 
zürnet ße jener. 

Welche der Gott vorzog; und, gekränkt 
durch verfchmähete Liebe, 

Reibt üe fofort ein Gemifch unlöblicbi^ Kfäu- 
ter zufammen, 

Schrecklich von Saft, und gefeilt hekateifcher 
Worte Befchwörung, iiß 



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540 PI.AUKUS VWD SCYLLA. 

Dann in finftre Gewand« den Leib eii^üilend, 

enteilt lie 
Durch anfduneichehider Thiere Gewühl ans 

umbaiietem Vorhof ; 
Und den entgegenen Strand der zanklifchen 

Felfen erreichend, 
Rhegion, geht fie hinein in den wild auf- 
brandenden Strudel: 
Wo fie den Tritt auffezet, als war' es gedie- 
genes Ufer, 120 
Und mit trockener Ferf auf den oberen Wel- 
len einherläufb. 
Eng verlor fich ein Bu£en in fchweifendes 
Felfengewinde, 
Scyllas liebliche Ruhe: wohin vor den Glu- 

ten des I£nunels 
Und des Meers fie entwich, wann Sol in der 

Mitte des Umlaufs 
MachtvpU fchien, von der Sc^heitel die iur- 
zeften Schatten erfireckend. 125 
Diefen verfälfcht fie zuvor mit misgeftalten- 

den Giften 
Trübend, und fprengt ihm Seime 9 gedruckt 
aus fchädlicher Wurzel. 



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0L4.UKUfl uns SCYLLA. 341 

Dann im Gewirr feltÜBuner Befchwörungen 

tönet üe dreimal 
Neunfach kehrende Worte mit magifcher Laute 

Gemurmel. 
Scylla kam, und taucht* in die Flut bis 

sur Mitte des Bauches; 130 
Als fie gefchändet den Schoofs von bellenden 

Ungeheuern 
Schauete. Erft nicht glaubend , dem eigenen 

Leibe fei jenes 
Anwachs, bebt fie zurück, und verfcheucht 

mit Entfezen das fchamlos 
Grinzende Himdegewühl; doch He fchleppt, 

was He fliehe, mit üch felber. 
Suchend den Wuchs der Hüften , der Schen- 
kel hinab, und der Füfse, 135' 
findet üe Cerberusrachen umher, und auf 

rafendem Scheufal 
Stehet iie; unten hervor arbeiteitde Rücken 

der Beller 
Sind im verAümmelten Schoofs tmd gebläheten 

Bauche verhaftet. 



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34a 



LVI- 



P I C Ü s. 



A\* clom UlyrCes nunmehr die titanifche 

Zauberin Circe 
Wieder aus grunzenden Saun klugredende 

Männer gebildet; 
Weilt' er ein Jabr im Falafte der Herfcberin. 

Viele der Wunder 
Sahn iie^ und höreten viel', er felbft und 

die waekeren Freunde*^ 
Dies auch erzählt* im .Vertraun dem Maka* 

reus eine Genoffin, 5 

Jener vier, die gefohäftig der Zauberin Dienfte 

belbrgten« 
Denn da der Ithaker Fürft allein mit der Circe 

verweilte, 



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pi'cus. 543 

Zeige te jene dem Freund* ein Bild aus fcbneei- 

gem Marmor: 
Jugendlich wßt es gefchnizt, und führte den 

Specht auf der Scheitel, 
Stehend in einer Kapeir, und rings umhän- 
ge^ mit Kränzen. lo 

Wßt €^ fei) und warum man in dieXer Ka- 
peir ihn verehre» 

Auch w^ruai ihm der Vogel gefeilt fei? fox- 
fchet der Fremdling. 

Höre denn, Jagt fie, mein Wort; und lern', 
o Fremdling, auch hieraus 

Meiner Gebieterin Machit; du vernimm, was^ 
ich rede, mit Sorgfalt. 
Ficus, erzeugt von Satumus, war einft 
der aufonifchen L<ande 15 

Waltender FjurA, und hegte der kriegrifchen 
Koile Gefchlechter. 

Seine Gefialt war, wie du ße fcfaauft; o be- 
trachte des Mannes 

Anmut felbft,, und bewundr' im gekünftelten 
Bilde das wahre. 

Gleich der GeJEult war 4er Mut;, und noch 
nicht konnte der Jüngling 



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344 



T 1 U S. 



Viermal beilige Kämpr anfchaun in der graji- 

fchen Elis. 20 

Scbmacbtend fabn die Dryaden, die latilcbe 

Berge bewobnen. 
Alle fein boldes Geliebt^ ibn ikbn die Mäcbte 

der Quellen, 
Alle Najaden mit Luft, die Albula, und der 

Numicus^ 
Oder der Anio näbrt, und der bald ausftrd- 

mende Almo, 
Aucb der narifcbe Strudel, und Farfarus, 

lieblicb umTcbattet; 25 

Aucb die im Waldreicb baufen der foy^Juicben 

Göttin^ Diana, 
Und in benacbbarten Seen. Docb die übrigen 

alle veracbtend, 
Liebt' er die einzige Nymfe, die einft auf 

Falatiums Hügel, 
Sagt man , Yenilia bracbte dem doppelbaupti- 

gen Janus. 
Diefe, nacbdem fie zur Keife gelangt des 

bräutlicben Alters, 30 

Ward vor den werbenden allen verliehn dem 

Laürentier Picus: 



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P I c u s. 



345 



Selten zwar an Gefialt, doch feltner an Kunft 

des Gefanges« 
Canens hiels fie dahei<, die Singerin: Fellen 

und Wälder 
Folgten dem Hall^ und gefänftigtes Wild; 

langfcblängelnde Ströme 
Hemmten den Lauf, und im Fluge verwei- 

leten ftreifende Vögel. 35 

Während mit weiblichem Laute ße mafs 

die begeifterten Lieder, 
Wandelte Picus hinaus in die laurentinifchen 

Aecker, 
Eingebohrene Eber zu hbn. Er befchwerte 

den Rücken 
Einem feurigen Rofs% und trug zween Spiels* 

in der Linken, 
Und fein Purpurgewand war mit goldener 

Spange geheftet. 40 

Auch die Tochter - des Sol durchging die 

felbige Waldung, 
Um lieh n^ue GewächT auf den fruchtbaren 

Höhen zu lammeln, 
Fem der circäifchen Flur, die den Namen 

der Herfcherin führet. 



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^6 ?icüs* 

Jezo, fobald lie, gedeckt von GebuTch, ma- 

fcliaute den Jüngling, 

Statmete de; es entfanken dem Scbooh die 

gefammelten Kräuter, 45 

Und ihr fehlen es wie Flamme dwrch Mark 

und Gebeine zu lodern. 

# 
Als Ton der Ri^rmifGhen Glut ihr zuerft die 

- Beßanung gekehrt war. 

Wollte iie gleich ihm bekennen die Sehnfucht ; 

aber den Zugang 
Wehrte das eileilde Rofs, und umher der 

Trabanten Gewinunel. 
Doch nicht follfi: du entfliehn, lud flöhA du 

geraft vo;n Otkane; 50 

Wenn ich mich felbft recht Iceim', und nicht 

mir völlig dahinlchwand 
Meiner Kräuter Gewalt, und fehlTchlägt 

meine Befchwörung! 
Sprach fie, und bilde(!e ^i^^hnell ein Trug^- 

bilde des Ebers, 
Körperlos, das vorüber des Königes Augen 

zu laufen 
"Schien , und hineinzugehn in des Walds viel- 

Aämmiges Dickicht, x 55 



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Picus. 547 

Wo daä fer'rtracbsne Geiträuch nicht Bahn 
dem KoITe gewährte. 

Ohne Verzug, unkundig verfolgt den, SchaO 
ten des Fanges 

Fisus, und . fdiiwiuget £<;h z^fc}! von dem 
., dampfexiden Rücken desRoITes, 

Uild durchiit6t zu Fu(s das GetiüXch nach 
d^r eitelen Hofnung. 
Doch fie erhebt ein Flehn, und banptimit 
zaubernden Worten, 60 

S^fame Macht' antufend mit feklamer Töne 
Gemurmel: 

Welches ihr oft das Geficht d«s blinkenden 
Mondes beflecket, 

Od^r des Vaters Haupt in R«genfchauer ver- 
hüllet. 

Jeat auch trübt fich in Nacht vom gemurmel- 
ten Banne der Himmel, 

Und das Gefild* haucht Nebel empor; blind 
fchwärmt die Begleitung 65 

Kreuzende Pfade hindurch, und des Königes 
Wache verliert fich. 

Nuzend den Ort und die Zeit: Bei den glän- 
zenden Augen , womit du, 



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348 



P t c u s. 



Sprach fie, die meinigen fingft; bei diefai 

Geftalt, o du Schönfterl 
Die dir su huldigen zwingt mich UnftetV 

liehe! lindre des Herzens 
Flamme mir; mm zum Schwäher den allum- 

fchauaiden Sol an! 70 

Und nicht graufam verachte die Hand der 

titanifchen Ctrce! 
Jene fpraehs; doch trozig fie felbfi: und 

die Bitte verdrängend: 
Wer du audh feift, nicht d^er bin Ichl ein* 

andere, rufit er, 
Halt mich, und foll ntdch halten ein langes 

Leben, das fleh' ich! 
Nie durch ^evele Luft fei gekränkt das hei- 
lige Bündnis, 75 
Weil das Gefchick mir vergönnt die vom 

Janus entfproITene Canens! 
Oft erneuet ihr Flehn die Titanin um- 

fonft, und beginnt nun: 
Nicht ungeftraft fei dir folches; du kehrft 

nicht wieder zur Canens! 
Was die gekränkte vermag, vras die liebende, 

und was ein Weib, das 



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p 1 c u s. 349 

LietiC aus der Thatl doch gekränkt, und lie- 
bend, und Weib,^ift Qrce! 80 
Zweimal zum Niedergang dreht jene üch, 
zweimal zum Aufgang; 

Dreimal rühret ihr Stab, mit drei fannwor- 
ten, den Jüngling. 

Jenei: entflieht;, dach er wundert üch felbft, 
dafs er hurtiger jezo 

Laufe, wie fonft; und bemerkt um den gan- 
zen Leib das Gefieder. 

Sich £0 gefchwind', aU Vogel, das Yolk der 
latinifchen Wälder ' 35 

Mehr^[i zu fehn, unwillig, durchbohrt er 
mit hackendem Schnabel 

Wildernde Stamm*, imd verwundet im Zorn 
die erhabenen Aefte. 

Gleich dem Furpurgewand* erglühn die gepur- 
purten Flügel; 

Wo die Spange zuvor das Gewand mit Golde 
geheftet, 

.Wächft nun Flaum, und den Nacken umläuft 
ein goldener Halsring. 90 

Nichts mehr bleibt von Ficus dem pickenden 
Specht, denn der Name. 



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Seine Genoffen ij^defs , da fie lang* lunTönR 
duTch die Felder 

Ficus mit häufigem Rufe gefp'äht, und nir- 
gend gefunden. 

Treffen die Zauberin jezt; denn iie hatte die 
Luft, nun verdünnet, 

Und den umhüllenden Nebel durch Wind 
und Sonne geöfiiet. 9^ 

Jeder beftürmt mit gerechter BefchuUigung, 
fodert den König , 

Wieder, und drohet Gewalt, und erhebt 
feindfelige Waffen. 

Circe fprengt ihr graufes Gemifch, und die 
Säfte des Giftes; 

Und mit der Nacht die Götter der Nacht aus 
der Höir und dem Chaos 

Ruft üe, und Hekate her mit magifchem 
Jammergeheule* 100 

Flö^lich entfprangen dem Ort, o WuncZer- 
erfcheinungen ! Wälder ; 

Und laut fföhnte die Erd*, in der Näh* er- 
blaßten die Bäume; 

Rings «n^h troffen die Kräuter gefprengt mit 
blutigen Tropfen ; 



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F 1 C U S. 



351 



Und €S erhub das Gefiein, fo fchiens, dumpf- 
briillende Laute, 

Und ein Gebell, wie der Hund*; es wübleten 
fchwärzliche Nattern 105 

Durch das Gefild', und es fchwebte von luf- 
tigen Schemen der Todten. 

Starr vor dem Scheufal fiaunen die Jünglinge ; 
doch der erfbaunten 

Wunderndes Antliz berührt lie mit giftiger 
Rute des Zaubers. 

Nach der Berührung umfliegt vielartiges Wil- 
des Erfcheinung 

Alien die Mannergeßalt; kein einziger blieb 
un verwandelt 110 

Schon war Fhöbus im Weften genaht dem 
tartefrifchen Ufer; 

Und es erharrte daheim mit Herz und Augen 
vergebens 

Canens ihren Gemahl. Das- Volk und die 
Diener durchlaufen 

Wälder umher und Gebüfch', und tragen 
begegnende Fackeln. 

Nicht ift der Nymfe genug, dafs Cie wein', 
und die Haare fich raufe, 115 



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35» 



PICUS« 



Und fich zerfchlage die Bruftt zwar thut £e 

alles; doch plözlich 
Stürzt fie hervor, und durchirrt finnlos die 

latinifchen Aecken 
Sedhsmal fchaute die Nacht, und fechsmal 

kehrend der Sonne 
Ijeuchtendes Angefleht, wie, der Kofi: und 

des Schlafes entbehrend. 
Jene durch Thäler iind Höhn, wp der Zu&U 

führte > daherging. 120 

Endlich fah die Arme, yom Gram und Wege 

gemattet, . 
Tiberis, als fie den Leib hinftreokt* am küh- 
lenden Ufer. 
Dort mit Gefeufs und Thronen den eigenen 

Jammer beüngend. 
Tönte fie wehmutsvoll fanftklagende Worte: 

wie manchmal 
Trauergelang* anitimmet der Schwan vor dem 

nahenden Tode. 125 

4>ber zulezt vor Kummer im innerften Marke 

zerfchmolzen. 
Schwand fie dahin, allmählich in wehende 
Xtüfte verathmend. 



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p I c ü s. 353 

Dennoch zeichnet die Sage den Ort; denn 
es nannten ihn Omens 

Nach dem Nansen der Nymfe mit Fug die 
Camönen der Vorzeit. 



ÄS 



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354 



Lvn. 



DES AENEAS VERGÖTTERUNG. 



^chon die unfteTblichen Gotter gefamt, 

und felber die Juno 
Zwang die äneifche Tugend, dem altenden 

Groll zu entfagen; 
Als, nach gegründeter Macht des wachfenden 

Knaben lulus, 
Keif dem Hinunel erfchien der heroifche Sohn 

der Gythere. 
Jezt umwandelte Venus die Oberen; und 

um des Vaters 5 

Nacken gefchmiegt, begann fie: O nie feit 

ewigen Zeiten, 
Väterchen, warft du mir hart; nun fei der 

mildefie, fleh' ich! 



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D£S A£MXAS V£RO ÖTT£KU 2J G. 555 

Gieb doch meinem Aeneas, der dich aus un- 
lerem Blute 

Zum Grolsvater gemacht, gieb, Befier, ihm 
wenige Gottheit; 

Wenn du nur etwas giebß! O genug, die 
Bezirke der Unluft lo 

Einmal zu fchaun, und Einmal die ilygifche 
Flut zu durchfahren! 
Beifall gaben die Götter; und felbft die 
Königin hielt nicht 

Unbewegt das Geßcht; üe nickte mit freund- 
lichem Antliz. 
Jupiter drauf: Werth feid ihr des himm- 
lifchen Ehrengefchenkes, 

Du, die verlangt, und fiir den du verlangft. Nim, 
Tochter, den Wunfeh hin. 15 
Jener fprachs; iie freut ßoh, und dankt 
dem liebenden Vater. 

Und mit dem Taubengefpann lanftwehende 
Lüfte durchfahrend, 

Naht fie dem Strand der Laurenter, wo ein- 
gehüllt in den Rohrkranz 

Zum anjgrenzenden Meere der Strom Numicius 
fchlängelt : 



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35<^ I>KS AENSAS YEROÖTTEAUKG. 

Spüla hinweg dem Aeneas, was dienftbar ift 
der V^rwefung, ao 

Sagt üe j und trag* es hinab in fiillem Laufe 
zur Meerfiut. 
Und der gehömete Strom vollbringt die 
Geböte der Venus. 

Was auch klebt an Aeneas von Sterblichkeit, 
wäfcht er und läutert 

Oft mit gefprengeter Flut; bis der edlere 
Theil ihm zurückbleibt. 

Ihn den gereinigten üetlbt mit göttlichem 
Dufte die Mutter, 25 

Und mit Ambrofia rührt üe, gemilcht zu 
lieblichem Nektar, 

Sanft fein Geficht, und fchafk ihn zum Gott: 
den die Schaar des Quirinus . 

Indiges nennt, und mit Tempel imd Weih- 
altären verherlicht. 



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357 



LVIIL 



POMONA UND VERTUMNUS. 



JNie war eine vordem der latinifchen 
Hamadryaden 

Aem/iger, als Foinona, in blühender Gärten 
Beftellung, 

Nie gefcbäftiger eine für faftige Früchte des 
Baumes. 

Davon ward He benamt. Nicht Waldungen 
liebt ße, noch FlülTe; 

Aber die Flur, und Aefte mit glücklichem 
Obfte belafiet; 5 

Und für den Wurffpiefe trägt fie die münd- 
liche Hipp' in der Rechten: 

Die bald üppigen Wuchs ihr bändiget, und 
^ die verwildert 



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358 POMONA UMD VERTÜMSU9. 

Schweifenden Arme bezähmt, und bald in 

gefpaltene Rinde 
Pfropfet das Reis, und Säfte dem kindlichen 

Fremdlinge darbeut. 
Nichts auch läfst fie verfchmachten vor Dürft, 

und der fchliiifendenWurael lo 
Zackige Fäferchen tränkt ße mit ianft umglei- 

, tender Welle. 

Das iß Luft und Gefchäft! Auch der Cypria 

achtet fie gar nicht. 
Scheuend inde£s die Gewalt der Ländlichen, 

fchliefst fie den Obßhain 
Drinnen , und forgfam lyehrt \und meidet fie 

männlichen Zugang. 
Was nicht alles erfann die im Tanz auf- 
hüpfende Jugend, ij 
Satyre; und, um die Hdmer gekränzt mit 

der Fichte, die Paneh; 
Auch Silvanus der Greis, ftets jugendlich 

über fein Altera 
Und der Gott, der den Dieb mit Pfahl und 

Hippe verfcheuchet: 
Ihr^r Umarmung zu nahn! Selbfi diefen auch 

ftrebte Vertumnus 



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Liebend zuvor; allein nicht glücklicher war 

er, denn jene. 
O wie trug er £o oft in der Tracht des 

gehärteten Schnitters 
Aehren im Korb\ und war ein wirklicher 

Schnitter von Anfehn! 
Oft wann er zierlich die Schläfe mit frifchem 

Heu £ch lunwickelt, 
SchienS) als hätt* er des Gräfes gemähete 

Schwade gewendet. 
Oft auch trug er den Stachel in ftarrender 

Rechte; da fchwur man, 25 
Daüi er nur eben vom Joch die ermüdeten 

Farren gelöfet. 
Nahm er die Hippe, fo fchor er dir Laub, 

und fchneitelte Reben; 
Hatt^ er die Leiter gefafst, er fchien Obft 

pflücken zu wollen; 
Kriegsmann war er mit Schwert, mit Rohr in 

d&a. Händen ein Fifcher. 
So durch viele Geflalten erö£aete Jen^^ üch 

häufig 50 

Zugang, um zu geniefsen die LuA der be- 

tra<cbteten Schönheit. 



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540 VOMOITA WD VBRTVWNIT8. 

Diefer anjezt, die Schlafen mit bunter 

Müze verhüllend. 
Ging • am Stabe geftüzt , graufchimmemdes 

Haar um die Schläfen, 
Einem Mütterchen gleich, und trat in den 

zierlichen Garten. 
Drinnen das Obft anftaunend: O ganz glück- 

felige! fprach er. 55 

Dann die gelobete küCst* er mit wenigen Küf- 

feh; doch niemals 
Gab lie ein Mütterchen fo; und gekrümmt 

auf die Scholle lieh fezend. 
Schaut* er empor zu den Aeften, die fchwer 

vom Herbfte fich bogen. 
Gegen ihm ßand cdn Ulm mit fchwelien* 

den Trauben gebreitet. 
Als er jenen gerühmt, und zugleich die ge- 

fellete Hebe: 40 

Stande nun, Dagt er, der Stamm ehlos, unge- 

paart mit A&ai Weinfchols; 
Nichts war* aufser dem Laube , was ihn zu 

befuchen uns reizte. 
Auch die verbundene Hebe, die ianfit aus- 
ruhet im Ulmbaum, 



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VOMONA VMD VXRTUMHUS. 3^1 

Wäre £e nicht vemiälilt, fie läge geftreckt 

auf der Erde. 
Doch du hleibft ungerührt von des Baums fo 

lehrendem BeUpiely 45 

Fliehft das ehUche Lager, und denkft an keine 

Vermählung! / 

Aber o woUtefi du nur! Nicht Helena hätten 

£o viele 
Freier gedrängt, noch jene, die Kampf den 

Lapitben erreget, 
Noch des Ulyües Gemahlin, des trozigen 

gegen verzagte! 
Jezo fogar^ wie fehr du die Liebenden £iehft 

und verabicheuft, 50 

Drängen £ch taufend Bewerber um dich, 

Halbgötter und Götter, 
Und was immer für Mächt* albanifche Berge 

bewohnen. 
Doch wenn du klug biß, Kind, wenn du 

wohl heiraten, und hören 
Diefes Mütterchen willft, das mehr als alle 

die andern, 
Mehr wie in glaubft, dich liebt; fo verwirf 

alltägliche Freier, 55 



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5^2 POMONA UND VI^RTUMNUS. 

Und den Yertusmus erwähle ziun Bräutigam! 

Für . den * Vertiunnus 
Sez^ ich zum. P£u)de mich dir! denn er k^nnt 

£oh üell^r nicht helTer, 
Als ich ihn! Nicht Ich weilt er, umher Aets 

irrend 9 die Welt durch; 
Hier nur tfreibü er Verlwihr. Auch nicht, wie 

die Menge deiJ Freier, 
Mäch^, was er fah, ihn. verlieb t^ du wir&ihm 

zuerft, lind ' zulezt ihm, 60 
Rühren das Herz; dir allein wäd ganz fein 

Xieben geweiht fein. 
Hiernächit i& et ein Jüngling , : vnd ^ngeboh- 

. xene Zierde 
Ward ihm verliehn; auch nimt dr mit An- 

'■ " Iftand jede Geftalt an, . 
Und was du irnn^er verlangft, verlang' auch 

alles, das wird er. 
Einerlei lieht ihr heide : denn jegliches Obft, 

das du aufziehet, 6^ 

Hat er zuerft, und hält dein Gefchenk in 

fröhlicher Rechte. 
Doch nicht .mehr van den Bäumen giefammelte 

Fruchte begehrt er, 



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POMONA UMD VXRTUMMUS, ^6^ 

Noch wohlfcbmeckende Kräuter, die mild der 

Garten erzeuget: 
Nichts mehr, au£ier dich lelbftl O erbarm dich 

des fchmachteaden; denk ihn 
S«lbA deA; bittcmden hier, äer aus meinem 

Mnnde dich anfleht! 70 

Rächettder Götter Gewalt, und Idalia, welche 

den Starrlinn 
Zischtiget, Icheue, mein Kind, und den Zorn 

der rhamnu£.fchen Göttin! 
Dir die Scheu zu erhöhn, (denn mancherlei 

Kund* hat das Alter 
Mir ja' gewährt), fo erzähl* ich, was weit 

in Cyprus bekannt ifi, 
Schickungen, welche dein Herz leicht hätir 

digen können und mildern. 75 
I£s, erzeugt vom Gefchlechte der Niedri-) 

gen , fchaute die edle 
Anaxarete einft, aus dem altenden Blute des 

Teukros; 
Und wie er fchauete, fuhr durch Mark und 

Gebein ihm das Feuer. 
Liäng* erft kämpft* er entgegen; allein da 

Vernunft ihm den Wahnfinn 



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564 POMOKA UWD VERTÜMWÜS, 

Nicht ZU beilegen rennocbt, jest nahet er 

flehend der Schwelle. Qo 

Bald bekennt* er der Amme die 'fterhliche 

lieV, und befchwur fie. 
Ihm nicht grauliun su fein, bei Aex Zöglin- 

gia Hofiiiuigen allen; 
Bald auch fchmeichelt* er einer iroin Schwärm 

der dienenden Mägde^ 
Um gewogene Huld mit ängfilicher Sdnune 

Ae bittend. 
Oft vertrauet* er auch liehkofei^de Worte den 

Taflein. 85 

Manchmal blumige Kränze verbreitet* er über 

die Pfofien, 
Thränenbenest , und legt* auf die harte 

Schwelle die weiche 
Seite dahin , und Ichmähte das leidige Schlois 

mit Verwünfchung. 
Tauber war jen* , als der Sund , der /ich hebt 

vor den ßnkenden Böcklein, 
Harter, vrie Eilen und Stahl, das in norifcher 

EITe gefcbmelzt wird, ^ 

Und wie GeAexn, das lebend annoch anwur- 
zelt dem Boden. 



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FoatOKA UND yar^TUMNüs. 565 

yomehni höhnt fie, und lacht, und gefeilt 

unfreundlichen Thaten 
Trozige Wort", und berauht den Liehenden 

leihet det Hofnung. 
' Jeso ertrug nicht länger die Qual des dau- 

renden Schmerzes 
Ifis; er fprach an der Pferte zuleat noch 

di^fes ^um Ahlchied: 95 

Ja du üegA) Anaxarete» fiegft! nicht hring* 

ich hinfort dir 
Neuen Yerdruls zu heftehn. Du rufie nur 

frohe Triumfe, 
Kufe den Päan laut , und winde dir feftlichen 

Lorber! 
Ja du üegft, und ich fterhe mit Luü:! Auf, 

&eue dich. Harte! 
Etwas follft du an mir. doch wenigftens loben, 

für etwas 100 

SollA du verpflichtet mir lein, und Dank dem 

Yerdienfte bekennen! 
Doch nicht eher entfchwand mir die Sehn- 

fucht deiner, gedenk es, 
Als mein Hauch; und zugleich des gedoppel- 
ten Lichtes entbehr* ich ! 



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^66 VOMONA tJKO VZRTUUVUS. 

Auch nidit Ibll ein Gerücht dir die Botfchaflt 
biingen des Todes; 

Selbft will ich, zweifele nicht, dafein, und 
dir £chtbar erlcheinen: 105 

Da£s am entfeeleten Leibe die graafamen Au- 
gen du weideft! 

Wenn ihr jedoch, o Göt^r, der Sterblichen 
Schickfale lehet; 

O fo gedenkt doch mein! nichts weiteres 
waget die Zunge 

Noch zu flehn; laust dauren mein Angeden- 
ken in Zukunft; 

Und was dem Leben an Zeit ihr geraubt, das 
gebet dem Nachruhm! 140 

Spiachs; und drauf zu den Pfoften, die oft 
mit Kränzen er fchmückte, 

Hub er die thränenden Augen empor, und 
die blalTeren Arme { 

Dann an die Pfort' anknüpfend den oberen 
Knoten des Seiles: 

Solch ein Geflecht iß dir Freud*, unzärtliche 
Quälerin! fprach er. 

Und er umfchlang fein Haupt, auch nun zu 
jener lieh wendend, 115 



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POMONA UND VERTÜMNUS. q6j 

Ach, und der Elende fchwebt* an erdroITelter 

Kehle herunter. 
Als von der zappelnden Fiifse Bewegungen 

lautes Getöfe 
Jezo erfchoU an der Pfort% und rafch fie ge- 

öfnet die That nun 
Zelgete; hüben die Knecht' ein Gefchrei; 

und umfonft ihn enthebend. 
Trugen fie (todt war der Vater) den Leib zu 

dem Haufe der Mutter. 120 
Jen^ empfängt ihn im Schoofs, ui^d umarmt 

die erkalteten Glieder 
Ihres Sohns ; und nachdem fie die Wort* un* 

glücklicher Mütter 
Air, und begliche That unglücklicher Mütter 

vollendet, 
Führte fie ganz in Thränen den Leichenzug 

durch die Stadt hin, 
Tragend die Todtengeftalt auf finfierer Bahre 

ziun Feuer.' 125 

Nahe lag an der Gaffe das Haus, wo kläg- 
lich vorbeiging 
Jener Zug; und es drang das Jammergeton 

zu der harten 



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368 rOMOKA vom vkatumbus. 

Aiuxirete Ohr, die der nchende Gott fchon 
verfolgte. 

LaCit uns 9 fpnch Iie gerührt, «nfohaim das 
TVauerbegängnis ! 

Und £e trat in das hohe Gemach mit gebrei- 
teten Fenfiem, 150 

Kaum erkannte £e recht auf dem Todtenlager 
den Ifis: 

Plözlich erSarrt* ihr Aug% und das vrftrme 
Blut aus den Adern 

Floh vor umhüllender Blälle hinweg. Sie 
wollte zurück nun 

Heben den Fuls, £eSt klebt' er; £e wollt' 
abwenden das Antliz, 

Dies auch konnte ^e nicht; und es hüllt all- 
mählich die Glieder, 155 

Was in der harten Bruft vorlangft fchon wal- 
^ tete, Felfen. 

Halte das nicht für Fabel! denn Salamis 
heget das Bild noch 

Gans in Lebensgefblt; auch- heilist vorfchauend 
die Venus, 

Der im Tempel es Aeht. Dies, Theure, be- 
denk, und entiage. 



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POMOKA VHD VBRTUMNUS. 369 

Fleh' ich, dem Äörrifchen Troz , und demXie- 
. benden f&ge dich, Nymfe! 140 

Möge dann nie im Lenze der FioEt anfezen- 
des ObÄ dir 

Sengen, und nie Sturmwinde die blühenden 
Bäume zerfchütteln ! 
Als der Gott, der tunfonft in jede Geftalt 
Heb gelchmieget. 

Solches geüagt; fchnell ward er zum Jung* 
linge, imd, ßch entäufsernd 

Alles Matronengeräths , erlchien er ihr her- 
lich von Anfehn: • 145 

So wie aus dichtem Gewölk das Aralende 
Bildnis der Sonne 

Siegend hervor fich drängt, imß, ohne Ver- 
dunkelung leuchtet. 

Und er bereitet Gewalt: nicht braucht er lie; 
in der Ge&lt Ichon 

Liebt die Nymfe den Gott; und fühlt ant- 
wortende Flammen. 



24 



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570 



ux. 

ROMULUS UND HERSILIA. 



Tatius ünk, und zugleich den Drini- 

gen und den Sabinem, 
Romulus, gabß du Gefez; da, den Helm 

ablegend, der Kriegsgott 
Alfo begann zum Vater des Mcnfchenge- 

fcblechts und der Götter: 
Vater, die Zeit ift genaht, (dieweil auf 

Starke gegründet 
Steht die römifche Macht; und nicht an dem 

Ordner allein hangt:) 5 

Dafs du den Lohn, den mir du gelobt und 

dem würdigen Ejikel, 
Ausbezahlft,' und hinweg von der Erd' in 

den Himmel ihn einfuhrl^. 



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KOfHVhV S V H D HEASIIiXA. 571 

Weiland fagteft du mir in der feiigen Götter 

Verfammlung ; 
(Denn ich bewahr' andenkend das gütige Wort 

in der Seele): 
Ihn den einzigen wirft du erhöhn zu der 
Bläue des Himmels! lo 

Alfo redeten du; vollbracht nun werde der 
Ausfpruch. 
Zeus der allmächtige winkt;, und fchwarz 
in dunkele Wolken 
Hüllt er die Luft, und mit I>onner und Leuchtun- 
gen fchreckt er die Stadt rings. 
Als er die Zeichen erkannt der ihm ver- 
heilsnen Entführung, 
Steigt, von der Lanze geitüzt, . der uner* 
fchrockne Gradivus 15 

Schnell auf der Holle Gefchirr mit blutiger 

Deichfei, und fchwinget 
Knallendes Geifselgetön ; . und ]äh durch die 

Lüfte gerollet, 
Hält er auf des bebüfchten f alatiums oberfiem 

Hügel; 
Und, da er feinem Quiriten das Recht, nicht 
königlich , ausfprach. 



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57^ ROMVLU8 UND HERSILIA. 



Raft er der Bia Sobn. Die fterbliche Hulle 

zerflofs ihm &o 

Durch die wehende Luft: wie oft aus ge- 
rundeter Schleuder 
Fliegend die Kugel des Bleis hinfchmilzt in 

' dem Räume des Himmels. 
Schöner erblüht die Geftalt, und des hochge- 

polfterten Lagers 
Würdiger, hdhr wie die Bildung des purpur- 

hellen Quirinus. 
Ihn beweint als verloren das Weib. »Doch 

die Herfcherin Juno 25 

Heilst zur Herßlia fchnell auf' gekrümmetem 

Ffade die Iris 
Niedergehn, und fo der Verödeten bringen 

die Botfchaft: 
Du vom latifchen* Volk , und zugleich vom 

Volk der Sabirier, 
Ausgefonderte Zierde der Fraun; du wür- 

digfte Gattin 
Solches erhabenen Mannes zuvor, und jezt 

des Quirinus! 50 

Hemme der Wehmut Thränen; und wenn du 

den Gatten zu fchauen 



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ROMUIiUS UND HER8II.IA« 373 

Sebnlucht haft^ fo folge zum Haine mir-, der 
den Quirinus- 

Hiigel uragrunt, und den Tempel des römi* 
fcben Königs befchattet. 
Iris gehorcht; und zur Erd* im farbigen 
Bogen entgleitend, 

Naht fie, Herillia, dir, und fagt die be- 
fohlenen Worte. 3J 
Sie mit verfchämtem Geßcht, imd kaum 
die Augen erhebend: 

Göttin! (denn welche' du feift, ift mir zwar 
dunkel, doch deutlich, 

Da£s du der Göttinnen feiA!) .o führe mich, 
ruft lie, . und zeige * 

Mir des Gemahls Anblick ! Wenn ihn zu 
Ichauen nur Einmal 

Mir dasSchicklal vergönnt; wie in himmlifcher 
Seligkeit fchweV ichl 40 

Stracks nun wandelt fie hin mit der thau- 
manteifchen Jungfrau 

Zum romulifchen Hügel. Ein Stern dort, glei- 
tend vom Aether, 

Fallt auf die Erde herab : von dellen Schimmer 
entbrennend 



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574 &O0&VI«1T8 VVJ> HERSILIA. 

Schnell der Iferülia Haar mit 4^in Stern auf- 
fliegt in die Lüfte. 

Jezo fchlielst lie bekannt der Stifter Roms in 
die Arme, 45 

Welcher, den vorigen Namen zugleich mit 
dem Leibe verändernd, 

Ora £e grüi^t; die als Göttin nunmehr dem 
Quirinus gefeilt ift. 



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573 



LX. 



CASARS VERGÖTTERUNG. 



Vjafar, in Krieg und Txiumf nicht her* 

lieber, als in der Toga; 
Der in dem äulserilen Meer des Oceanus 

zwang die Britanner, 
Der die Papyrusüuten des üebenftrömigen 

Nilus 
Mit ßegpfangender Flotte durchdrang; . und 

der Numider Aufruhr, 
Und den CinyEer Juba, und lelbft mithridaT 

tiichfr Namen 5 

Bändigte, fem im Pontus, dem herfchenden 

Volk des Quiiinus: 
Cäfar nahte dem Tode. Die Ewigen iahnt 

mit Betrübnis^ 



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57<^ CASAKS TXKGÖTTXKU HG. 

Zwar nicht lunmten fie brechen die eifenien 
Scfalüile der Farcen; 

Aber Ge gaben dem Volk nicht dunkele Zö- 
chen der Tnoer. 
Bailehides Waffengetof in döfieren Wol- 
ken» erzählt man, ^lo 

SchreckenFolle Trompeten, nnd tonende Hör- 
ner am Himmel, 

Sagten den Jammer znvor. Auch Phöbns 
traoriges Bildnis 

Bot ein geH» exblalEendes licht den beküm- 
merten Xiindem. 

Fenxige Brinde der Luft darchloderten oft - 
die GeJßime^ 

Oft auch üchauerte- Regen herab mit blnt^en 
Tropfen. 15 

Neblicht war, und im Antlis^ mit finfterer 
Bräune befprenget, 

Lucifer; auch mit Blute bef^engt der Wa- 

(* gen der Ijuna. 

Taufendmal , gab Yordeutung des Wehs der 

Aygifche Uhu;. 
Taufendmal flols Ton Thränen das Elfenbein; 
und Gelange 



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CÄSAAft V»»OÖTT»»UKG. 377 

"Wurden gehört, und drohende Wort* aus 
heiligen Hainen. 20 

Auch kein Opfer verlohnt; mit Tumult droht 
Ichrecklich die Fiher, 

Und ein geftochenes Haupt wird im Einge- 
weide gefunden. 

Laut auf dem Markt, um die Häufer der Stadt, 
und die Tempel der Götter, 

Scholl der nSchtlichan Hunde Geheul; auch 
föhweigende Schatten, 

Sagt man, irrten imiher; und es hehte die 
Stadt von Erfchüttrung. 25 
Doch die verdeckte Gefahr und die kom- 
, menden Schickfale wendet 

Kein vorWamender Gott. Man trägt gezo- 
gene Dolche 

SelbR im geweiheten Raum; in^ der Kurie 
lauret Ermordung. 
Jezo fchlug Cytherea mit beiden Händen 
die Bruft üch 

Heftig, und ftrebte den Sohn in äj^herifcher 
Wolke zu bergen, • 30 

Jener, worin fich Paris dem Ung^Rüm des 
Atriden 



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378 CÄSAAS YBAGÖTTXAUVG. 

Einft enUogt und Aeneas dem diomedifciien 
Schwerte. 
Jupiter drauf: Zu bew^eu das unabwend- 
bare Schickial 
Wageft du, Tochter , allein? Geh felbß in 

der &engen Gefchwüter 
Wohnungen» dort erkennft du die ungeheuer 
gebaute 55 

Kanaellei der Gefchick* aus £n und gediege- 
nem Eilen: 
Die nicht prallenden Sturs des Gewölks, nodi 

zornige Lieuchtung, 
Noch ein andres Verderb in ücherer Ewigkeit 

furchtet. 
Dort auch £ehft du gehaun in unreigängll- 

eben Demant 
Schickfale deines Gelchlechts. Ich las und 
behielt fie im Geifie. 40 

Merke denn auf; , nicht feifi du hinfort un- 
kundig der Zukunft. 
Seine Zeit hat diefer, um den, Cytherea, 

du forgeft, 
Ausgelebt, und vollbracht die der Erde ge- 
bührenden Jahr^. 



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CÄSARS VäRGÖTTERUKG. 379 

Dafs er ein himmlifcher Gott auffteig', ehr- 
würdig den Tempeln, 

'Scbaffeft Du mit dem Sohne zugleich, der, 
ein Erbe des Namens, 45 

Trägt die genommene Bürde der Stadt, und 
des blutenden Vaters 

Tapferer Rächer im Krieg' uns felbft als die 
Seinen erkennet. 

Gab er den Frieden der Welt, dann kehrt 
zu den Rechten des Bürgers 

Jener den Sinii, und weihet Gefez*, ein 
billige? Ordner, 

Fördert die Zucht, und läutert durch Lehr' 
und MuAer die Sitten. 50 

Diefe Seel', aus dem Leibe des Blutenden 
felber entführend, 

Schaffe zu Glanz,' dafs immer auf mein Ka- 
pitol und den Markt her 

Aus dem erhabenen Tempel der göttliche Ju- 
lius Ichaue. 
Kaiun war geredet das Wort; als mitten 
im Raum des Senates 

Stand die allgütige Venus, dem Blick unbe^- 
merkbar, und ihres 55 



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3flO CASAa9 veägqtterung. 

. Calars Seel* aua den Gliedern, bevor in die 

jLüfte verathmet 
Jene zerfloCsy aufiiahm, und zu bunmlifchen 

Sternen emportrug. 
Walirend lie trug, ward leuchtend von Glanz 

und feurig die Seele; 
Welche > dem Bufen ent£iauidt, hoch über den 

Mond üch hinauffchwang. 
Weit in die Quer* hinziehend das flammen- 
wehende .Haupthaar, 60 
Funkelt der Stern, wohlthätig, und Ichaat 

die größere Wohlthat 
jSeines Sohns, und freut üch, befiegt zu 

werden von jenem. 



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REGISTER 

DES ZWEITEK BANDES. 



xm.cheloii8, ein Strom ewi« 
fchen Akamanien imd Ae- 
tolien XXXVII, 3; feine 
^Wohniing XXXVII, 16. 

Achilles, des Peleiis und der 
Thetis Sohn XLVIII, 45 1 
verkleidet in Scyrosl.111, 
179. 316; getödtet lilll» 
397. 

Achiver, Griechen LUX, io5* 

Acisy des Fauniu und der 
SimUthis Sohs* ein Flofs 
in Si<^lien TAV, 5. 

Admetus, K. zu Ferä in 
Thellalien, S. des Peres 
XXXVI, 57. 

Adonis, des cyt»rifchen K. 
Cinyras Sohn von Myrzha 
Deiner Tochter XI/VI, 1. 

Aeakiu, Jupiters Sohn von 
der Nymfe Aegina, zeugte 
Feleus, Telamon und Fo- 
kus TLXXllh 4 ; XXXIV, 
1 ; richtet die TodtenLm, 
42. 

Aeetesy K. in Rolchis, Sehn 
des Sol und der Ferfe, 
Vater der Medea XXXII, 
9.. 336. . 



Aegeus, Neptuns Sohn, K. in 
Athen, Vater des 'fhefeus 
XXXn, 358. XXXV, 20. 

Aegina , des höotifchen 
Stroms Afopus Tochter, zu 
der Jupiter in Feuer kam, 
und den Aeakus zeugte, 
welcher der Infel Oenopia 
oder Oenone den Namen 
der Mutter gab XXXni, 
45. 

Aeneas, Sohn des Anchifee 
und der Venus, Vater des 
lulus LVII, 2. L.X, 52. 

Aeolus, Auffehifrr und, nacb 
Neueren, Gott 4er Winde 
XLIX, 21. 337; «in an- 
derer der Vater de» Sify* 
fns und des Athämas LIII, 

4S. 

Aefakos, des Priamus Neiben- 
Tohn, -wird Taucher L, 16. 

Aefon, des Kretheus und der 
Tyro Sohn, lafons Vater, 
vom Halbbruder Pelias 
des Reichs iolkos in Thef- 
falien baraubt XXXIC, 
252. 

Aetna I^V, 7». 

25 



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38» 



AKOISTER 



AfaretUf K. in Mefifenc, Va- 
ter des Lynkeus und Idai 
XXXVI, 31. 

Agaxnejxmoa > des Atreus 
Sohn, Bruder des Mene^ 
laut, K. von Mycenä, 
Heerführer gegen Troja 
LUI, la. 

AI AI auf der Bhune de» 
Hyaciuthus XLIV, 56 u»* 
des Ajax I^I, 4i4. 

Ajax, der grofsere, Telamon« 
Sohn aus Salamis, Vetter 
des Achilles, deffen Vater 
Peleiu ein Bruder Tela- 
mous war LIII, i4> i9* 

Ajax, der Jdeinere, des lo- 
krifchen K. Oileus Sohn 
LIII, 11. 

Akaftus^ Sohn des thelTali- 
fchen K. Pelia» XXXVI, 

33. 

Akoniton, ein auf FelTen 
wachfendes Giftkraut , 
von itxMiny Fels XXXII, 
362. 374. 

Akte, Uferland, ein Name 
TonAttika; daher die Ak- 
t'aerin XXXI, 30. 

Aktor, Vater des Menotius, 
defifen Sohn patroklus 
war Xilll, 290*, und des 
Eurytion XXXVI, 38. Ein 
andrer war Kt in Elis, 
des Eurytus tukd Kteatus 
Vater XXXVI, 55- 

Albanifche Berge in Latium 

Lvni, 52. 

Albula, der alte Name des 
Stroms Tibris bei Born 
liVI, 23. 

Aleides, der Aleide» Hercu- 
les, von des mütterlichen 
Grolsyateri Am&tryoni 



Vater Alcuus, einem Soh- 
ne des Ferfeus XXXVU, 
196. XXXIX, 7. 
Alkmene, gezeugt von Per- 
letu Sohne Elektryon , 
dem K., des argolifchen 
Beichs Mycenä, gebahr 
dem Jupiter den Hercules, 
ihrem Gemahl, dem the- 
bifchen Fiirüeii Amfitry- 
on, den lEkles XXXVI, 
268. XL, 3. XLI, I. 7*. 
Almo, ein Flufs, der in den 

Tibris fällt LVI, 24. 
Altliäa, des ätoLifchen K. 
Theftius Tochter , gebahr 
dem Oeneus, K. in Ka- . 
lydon, den Meleagxot 
XXXVI, 172. 
Amathus, eine Stadt in Cy« 

prus XIjVI, 3. 
Amazonenkönigin Hippoly- 
u, des Gurtes von Her- 
cules beraubt XXXIX, 87- 
Ambrofia,dieSpeirederGöt- - 

ter LV^, 26. 
Ameifen in Myrmidouen 

verwandelt XXXUI, 51 • 
AmfiiTos, Apollos Sohn von 
Andrämons Gemahlin , 
Dryope, Erbauer der Stadt 
Oeta am gleichnamigen 
Berge XI.I, 3a. 
Amfitryonide, Hercules, Ju- 
piters Sohn und Alkme« 
nens, der Gemahlin des 
Amfitryon XXXIX, 38- 
Amfryfus, ein theffalifcher 

Fluls XXXII, 228. 
Ampykos oder Ampyx, der 
Vater des Wahrfagers 
Mopfus XXXVI, 43. 77« 
LH, 250- • 
Amyklas, Erbauer der la- 



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BBS ZWElxeir AAKSXS. 



3Ö3 



konirchen Stadt Amykla, 
Vater de» Hyacinthus 
X IV, 3. 

Amyntor, Fürft der Dolo- 
per, Vater des Phönix 
XXXVI, 34 und des Kran- 
tor LH, 158. 

Anaxarete, ein fchönes MHd» 
chen in Cypnis liVIII, 77. 

Anclius, des ykurgus Sohn 
' ans der arkadifchen Stadt 
Parrhalia, einer der Argo- 
nauten, ward vom kaly- 
douifchen Eber getödtet 
XXXVI, 42. 118. 

Audrämon, der Dryope 6e^ 
mahl X Ij 9. 

Auio, oder' Anien, ein ita- 
lifcher Fliifs, der in den 
Tiberis falit VI, 24. 

Antäus, Neptuns und der 
Erde Sohn, ein libyrcher 
Riefe, der nach jedem 
Falle geftärkt auiftand 
XXXIX, 81. 

Antenor, ein troifcher Fürft 
LIU, 318. 

Anthedon , eine böotifche 
Stadt gegen Euböa XXXII« 
23a. V, 8. 

Aonilbher Jüngling, Hippo- 
menes aus EöotienXLVI» 
61. 

Apidaniis, ein theflalifcher 
Flufs XXXII, 228. 

Arcefiiis, des aertes Vater 
LIII, 161. 

Argo> das erfte lange Schiff 
worin i'afon nach Kolchis 
fuhr XXXII, 1. 

ArgoUfche Führer, die grie- 
chifchen FürAen, deren 
Feldherr Agamemnon aus 



dem argolifchen Reiche 
MyceuH war IIF, 6. 

Ariadne, des kretirchen K. 
Minos Tochter XXXV, 19. 

Aricia, aricinifcher Hain der 
rcythifcheu Diana VI, 26. 

Arkadifcher Eber, das ery- 
manthifche Schwein, wel- 
ches Herkules lebendig 
fing XXXIX, 90. 

Aflarakos, Sohn des troi- 

fchen K. Tros, des Ilos 

Bruder, und durch Kapys 

Orolsvater des Anchifes 

, 10. 

Atalanta, Tochter des Schö- 
neus, in Böotien (X VI, 
158) lief mit Hippomenes 
zur AVette X VI, 32. 

Atalante, des Arkadiers la- 
fus oder iafions Tochter, 
erlegte mit Meleagros 
den kolydonifchen Eber 
XXXVI, 44. 107. 

Athos X IX, 144. 

Athamas, f. Fteg. 1. V, 22. 

Atlas, des Himmels Träger, 
von Herkules abgelöft 
XXXIX, 96. 

Atreus, von Felops, Tanta- 
lus Sohne, mit der Hip- 
podamia sezeugt, Bruder 
des Thyeßes, und Vater 
des Agamemnon und Me- 
nelaus III, 12. 

Avemus y ein qualmender 
Sumpf des Todtenreichs 
X II, 52. S. das Regia, 
des 1 B. 

Aulis, ein Hafen in Böotien, 
gegen Euböa, wo fich die 
Flotte der Griechen zuin 
trojanirchen Kriege ver- 
fammelte III, 199. 



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3Ö4 



A£G1STKA 



Aurora» Göttin des Lichts 
Tom Morc^en bis siim 
Abend XXXIV, $7; liebt 
den Cefalus XXXJV, 3^5 
ihr ifi heilig der Haha 
XLIX, 187. 

Atifonifch« Lande^ Italien 
LVI, 15- 



B.C 



«ccfaimien » Bacchantin- 
nen» Manaden XLVII, 4. 

Bacchns verjüngt feine Pfle- 
gerinnen XXXII» 99 V> 

Baucu, des Phrygers Fhile- 
mon Weib XXXVn, 8». 

Bir, der kleine, oder Heii- 
ce XXXV, 52. 

Belifche Jungfnnin, Enke- 
linnen des Belus, Töch- 
ter des Danaus Xlill» 43. 
S. Beg. I. B. 

Berecjnthus, ein Berg in 
Phrygien, wo die Mutter 
der Götter fchwärmerifch 
verehrt wurde ; daher das 
berecynthifdke Sc^iaHrohr 
mit einem krummen Auf- 
Taz von Hom XLII, 119 ; 
und der berecynthirche, 
d. L phrjcgifche Fürft Mi- 
das XLYU, ti. 

Bergj^ötter XLVII, 71. 

Bemflein XliV, 19. 

B6*be, eine theHaliCche Stadt 
an einem See XXXII, 
231» 

Bücklein, ein re^enbringen- 
des GeAirn LVni, 89. 

Bootes, ein Nordgefiim am 
groften Bären XXXV, 52. 

Boreas, der Nordwind, in 

. Thracien wohnend, ent- 

fiihrt dieOrithya-XXXI/ x. 



Britanner, von J. Cäbr be- 
rwungen UC, 2. 

Bromius, Bacchus XLYUt 
so. 

Bufiris, Neptuns Sohn, K. in 
Aegypten, opferte Fremd- 
linge XXXIX, 80. 



O vergleiche K. 

Cäneus hiefs zuerft als Mad- 
chen €^dms, des Lapithen 
Elatus Tochter, die, zum 
Lohn der Ldebe, von 
NeptuAUS männliches Ge- 
fchlecht und ünverlea^ 
lichkeit empfing XXXVI, 
^8. LII, 253. 293. 

Cäfar (C Julius) LX,i. (Oc- 
tavianuY AuguAus) LX, 

Camönen , aldtaUfche Ge* 
Xanggdtfbmen, für Mtifen 
genannt LVI, 129. 

Canens» die tonknndige Gat- 
tin des Facns LVI, 28 - 1 29* 

Cea (Ceos.Kos) XLm, 15 s 
hi^ die Inf el des ägiaif oben 
Meers bei Eiiböa. 

Cebren, ein FluCs im troi- 

- Sehen Reich L, 23- 

Cefalnsf ein attifcher FürlE 
XXXIII, 1 ; der Prokris 
Gemahl, von Aurora ge- 
liebt XXXIV, 4, 

Cenäum, ein Vorgebirg *in 
Euböa mit einem Tempel 
Jupiters XXXIX, 54- 

•Centauren, ein theffaMfches 
Bergvolk am Pelion, in 
der neueren Fabel halb 
Menfch, halb Pferd, ge- 
zeugt von Ixion mit einer 
WoUccOigeftalc der Juno 



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DES ZWEITE] 



BANDES. 



385 



XXXIX, 8. 11. 89* IiII.5. 
Ceutaurinnea Xill, 198' 

Ccrbenis XXXII, 369, 
XXXIX, 83. XLII, 21. 

Ceyx, Luciferi^ Soha, K. 
-voiiTrachiu in ThelTalieii 
XLIX, X. 

dl aonien, der alte Käme von 
Epinis, wo das Eiohenora- 
kel in Dodona (»eriUimt 
war i daher chaonifch^ 
^ ipfel für Mobjm. XUI, 
So. 

Chaofl> dj&c unfönnliolie WuSt 
des Todtenretdit XLlIy 
go. L.VI,99. 

Charoh, der Ilygifohe Fähr- 
mann XLU, 66. 

Charybdis, ein Strudel in 
der ücilifchen Meerenge 
lim Meffene» der Scylla 
gegenüber XXXU, 63. 

Chclyder, eine Art SchLmge 
XXXII, »72. 

Chryfe, eine Stadt in Troat 
U.U, 191. 

Cikoiieii, e\ii thracifches 
Volk iimdenAiisfliifs de» 
Hebms XXXI, 29. XLII, 
2. 106. 

Cimmerier, bei Homer am 
weftlichen Oceanus um 
den Eingang der Unter- 
welt, dnrch Gebiiige der 
Sonne beraubt; bei den 
Späteren, dene» Ovid 
folgte, weiter nach Nord- 
well an den Oceanraud 
ihrer Erdtafeln verdrängt 
- XLIX, 182. 

Ciiiyfus, ein Strom in Libyen 
XXXII, 072. Der Ciny- 
fier Juba, der Afrik^er 
LX, 6* 



Circe, des Titan Sol und der 
Perfe Tochter, durch Zau- 
ber benimmt, kam aus Kol- 
chis, wie die Alten fabel- 
ten, nach einer weßlichcn 
Infel Aeäa,wie die Späte- 
ren, nach der campani- 
fchen Landfpize Circeji 
LV, 7x. LVi, i. 43. 

Cybele, die phryglfche GÖt- 
termutter, vom Berge Cy- 
belou, wie von anderen 
Orten Berecyathia, Din- 
dymene etc. genannt, die 
Biit einer Thurmkrone auf 
einem mitLöwenbefpann- 
ten Wagen fuhr, und von 
entmannten Priefiem, Gal- 
li, in wildem Lerme ver- 
ehrt wurde XL VI, 158 
bis 176. 

Cyklopen, Riefen mit Einem 
Auge auf der Stirn, um- 
wohneu in der neueren 
Fabel den Aetna, wo ei- 
nige mit vulkanus dem 
Jupiter Blize fchmieden 
LV, 75. Der berühmteÜe 
war dnrch Homer Polyfe- 
mo5 LIV, 9. 

Xyknus, Neptum Sohn, von 
Achilles getödtet, ward 
gleich dem Jigurifchen 
zum Schwan XJI, 2. 

Cylla, eine Stadt in Troas 
LIII, 191- 

Cyllarus, ein fchoner Cen- 
taur LH, 187» 

Cy parüTu^s, ein fchoner Jilng- 
ling in Cea XI4I1> i* 

Cypnis, der Venus geweiht 
XLV, 27.t XL VI, 116. 
LVIII, 74. 



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REG ISTß A 



Cythcre und Cyilierci, Ve- 
nu«» von der Infel Cy- 
thera LVU, 4* LX» 29- 



D. 



'adaltu, ein KiinOler aus 
Athen XXXV, 6- 

Dafnircher Lorber , Ton 
der yerwandelten Da£ue 
Xlill, 8^ 

Danaer, Oriechen von Da- 
naus, de« Belus Sohne, K. 
in Argot 1*111, 109. 151* 
198. 

Dardanut, Jupiter« S. von 
der Elektra, ein Ahnherr 
der troifch^n Könige ; da- 
her Dardaner die Troer, 
und Llll, 55 3 der darda- 
nifche Seher Helenu«, des 
Friamus Sohn. 

Deianira, des ätolifchen K« 
Oeneiu Tochter, mit Her- 

' kules vermählt XXXVI, 
s68. XXXVII,i9a. XXXIX, 
X. 36. 

Delfin, die Thetis tragend 
XLVIII, 17. 

Delfo«, mit einem Orakel am 
Pamaf«, ward für die Mit- 
te des Erdkreifes gehal- 
ten XLIV, 9. XLIX,5. 

Delo«, eine oykladifche In- 
fel XXXV, 67 ; wo ApoUo 
gehöhten war XL.V1I, 89- 

Demant, für den härteAen 
Stahl XXXU, 10^ 368. 
LX, 39. 

J>eo, ein griechifcher Name 
der Ceres XXXVIU, 22. 

Dia für Naxos XXXV, 20. 

Diana federt ein Menfchen- 
opfer ILIII, »202 ; die fcy- 
thifche LVl, 26. 



Diomedet, des Tydens Sohn 
.lilll, 11. 85. 117. LX,3a. 

Diomedes, Sohn des Mars, 
K. in Thraden, futterte 
feine HoIEe mit Menfchen- 
Aeifck XXXIX, 92. 

Dodona, eine Stadt in Epi- 
ru«, wo ein Orakel in 
einem Eichenhain war 
XXXIII, 60. 

Dolon , ein trojanifcher 
Kundfehafter LUI, 116. 
261. 

iDoloper , ein thelfalifche« 
Volk XII, 158. 

Drache am goldenen Vliefo 
XXXII, 31. i49J Dra- 
chengefpann der Medea 
XXXII, 218. Achelousals 
Drache XXXVII, 2^6. 
Drache der -Goldfrucht 
XXXIX, 88. 

Dreifach ^w^ltende Schwe- 
ftern, die Farcen XXXVI, 
178. 

Dryas, Sohn des Mars 
XXXVI, 34. 

Dryaden , Banmnymfen 
XXXVIII, 10. 

Dryope, des Öchalifchen K. 
Euiytiu Tochter, AndrU- 
mons Weib XLI, 6. 

Dulichium war bei Homer 
die gröfste der echinadi-' 
fchen Infein, die nicht zur 
Herfchaft des Ulyfles ge- 
hörten ; nachdem Duli- 
chium angefchlämmt 'wor- 
den, fuchten es Ausleger 
lind Gefohichtfchreiber, 
als Infel oder als Ort, iA 
Reiche von Ithaka LiUh 

124. 



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DES ZWEITEN BANDES. 



387 



jyjmM , ein phry^fcher 
Fürfly war nach Homer 
Vat«r der Hekuba;. ande- 
ren warf der thracifche 
K. CüTeuf li^ i5r 



•l-«benufl, Ebenholss XLIXf 
aoe. 

Eber,kalydoniröher XXXVf, 
loi «rymanüiirdier 

XXXDC, 90. 

EchidneiTcher Hund, Cerbe- 
ruf» Sohn der' Edüdna 
XXXU, 364. S. Beg. i. 

Echinaden, akamanifch^In» 
felu am AnsfluDi des Ache- 
loii»> die jezt durch 
AnfchlämmuRg mit dem 
Lande verbunden find 

xxxvn, 45. 

Echten, Merkurs Sohn aus 
Arkadien» ging mit den 
Argonauten und den Jä- 
gern des kalydonitchen 
Ebers XXXVI, 38. 72. Ein 
anderer ift Echion XLVI» 
i58> der berühmte thebi- 
fche Saatling, Beg. 1. 

Efyra, der alte Name yoik 
Koriiuh XXXn, 35 1. 

Eileithya^ die Gottin der Ge- 
burt, den Römern liucina 
XL, 5. 

Elatus, Vater des Caneus 
I.II, 293. 

£]b> LandTchaft imd Stadt 
im "Wellen des Peloponne- 
fus, durch die Olympi- 
fchenSpiele b erilhmt I/VI, 
üo ; und diirch die Hin- 
der des Augeias, deren 
Stall Hercules ausmiAete 
XXXIX, 85. 



£narimus> Hippokoons 8. aus 
Amyklä XXXVI, 89. 

Enipeusy ein thelTaUfcher 
Flufs beiPharfaHa XXXII, 
229. 

£pirus,im Wefien Griechen- 
lands am ionifchen Meer, 
hatte dietre£lichftenVieh- 
"vreiden XXXVI, 10. 

Erebus, die Unterwelt XLII» 

69. 

Erechthens, K. in Athen, 
Fandions Sohn, Vater 
der Orithya und der Fro- 
kris XXXI, 1. XXXTV,, 
28- Erechthide, Frokris 
XXXIV, 57. 

Erifichthon, des Triopas S., 
ein Thellalier, von der 
beleidigten Ceres mitHun- 
' ger geÜraft, und vvon der 
Tvaudelbaren Tochter Me- 
fira ernährt XXXVUI, 2. 

Euböa, die lange Infel vor 
Böotien, die jezt Negro- 
ponte heifst XXXIX, iiß- 
X24.. LV, 8. Der Euböer, 
Giaukus, vom benachbar- 
ten Anthedon LV, 75. 

Euenos, ein ätolifcher Flufs, 
der bei Kalydon aus- 
firömt XXXVI, 253. 
XXXIX> a. 

Eumeniden, Furien XXXVI, 

207- xxn, 46- 
Eumolpos, ein alter Friefier 

in Athen XL VII, 8. 
Eurotas , ein lakonifcher 

Flnfo XLIV, 10. 
Eurus, derOßwind XLIX,7 1 . 
Eurydice, des Orfeus Gattin 

XLII, 9. 
Eurypylus, Enämons Sohn, 

aus Ormenios LIII, 574> 



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508 



A£G1ÜT£R 



Euryfthensy dui^cli Stlieiie- 
Ins Enkel des Ferfeus, 
•war K. in Mycene, Am 
des rechnaSfsigen f rben 
Hercules» dem er auf Ju- 
nos Antrieb die zwölf ge- 
fahrvollen Arbeicenbefahl 
XXXIX, 101. 

Eury tion, Aktors Sobn, Bru- 
der des Memonufl XXXVI, 
38. 

Enrytus, K, {nO«<(^nHa^Va. 
ter derioleundderDryo- 
pe KlÄ, 5* 32* Siehe Oe- 
chalia. 



J? rergl. Ph. 

Fama XXXIX, 35 ; ihre Woh- 
nung LI, 1 . 

Fant-aros , ein TraumgoU 
XLIX, £32. 

Farfarus oder Fabaris , ein 
fabinifcher Flufs JJVl, 
»5. 

FaAe, die Oottin des Hun- 
gers , Farnes XXXVIII, 

49- 
Feresj des Admetns Vater 

XXXVI, 37. 
Fineus, ein blinder K. in 

Thracien, den die Harpy- 

en plagten XXXII, 3. 
Flufsgöttier, XXXVII, 16. 

279. LIV, 156. LVII, 22. 
Fobetor , ein Traumgott 

XLIX, 250. 
Fruchthom XXXVII, 270 bis 

«75. 
Froft, BlälTe und Schauder 

XXXVIII, 5i' 
Furien XXXVI, «07. 
Fyleus, S. des elifchen K. 

Augeias XXXVI, a5> 



vTalanthis, Magd der Alk- 
mene XL, 23. 

Oalatea, de«Nereus und der 
Doris Tochter LIV, 1. 

Gans, als "Wächterin XL^C, 
189. 

Ganymedes, Sohn des 'K. 
Tros, feiner Schönheit we- 
gen von Jupiter in Adler- 

' geSalt entführt,' und xum 
Schenken beAellt XLIV, 
1. L, 50. 

GeryOnes, ein dreileibiger 
Biefe lA Iberien XXXIX, 
8«. 

Giganten, Erdgebohrene mit 
Schlangi^nfüfsen, die, den 
Himmel Aiirmend Ton 
Jupiter niedergedonnert 
tvurden XLII, 102; Ty- 
foeus ward unter den 
Aetna {gefireckt LV, 72. 

Glankus, ein Fifcher aus 
Anthedon, ward zum 
Meergott XXXII, 933. 
LV, 9. 

Gnidos, eii^e Stadt in Karten, 
der Venus heilig XLVI, 3. 

Goldene Aepfel XLVI, 1 2 1 . 
GOTge und Dei'anira, des 
Herkules Gattin, Töchter 
des kalydonifchen X. Oe- 
neus und der Althäa 
XXXVI, 268. 

iGradi^us, Mars LIX, 15. 
Grajey, Griechen LVI, ao. 

Granikos , ein Flufs in My- 
ßen L, 17; er ward, -wie 
mehrere FluCigÖtter, mit 
Stierhömem gebildet. 

Jlsmos, ein thracifches Ge- 
birg XLII, 70. 



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DES 2WB1TSV SA'SDfiS* 



3ßö 



Hahn, der Aurora beilig 
XLEX, i87' 

Halcyone, des Aeoluf Toch- 
ter, Gattin des Ceyx 
XLIX, 5. 

Hamadryaden oder Dryaden, 
Banmnymfen liVIIl, 1. 

Harpyen, raffende Göttin- 
nen i "bei den Neueren 
Halbvögel XXXII, 4- 

Hebros, ein grofser Strdm in 
Thracien, der den Oea- 
gnis, des Orfetis Gebnrt«- 
Ürom aufnimt XLII, 154 

" bis 157. 

Hekate, von Pcrfes, dem Soh- 
ne des Sol gezeugt, dieiin-^ 
terirdifche ZAubergöttin» 
die von den Neueren mit 
drei Häuptern gebildet 
ward XXXII, 74- 174- 194- 
liV, 115. liVI, 100. 

Hektor, des Mamus Sohn 

• I.,ia. 1.111,1^5. 

Hekuba, des Priadraa Gat- 
tin L, 15. ' ' 

Helena, Tochter des Jupiter 

' Von Leda, der Gemahlin 

des Tyndanis, demlVIene- 

laus entführt Llll,.2i7. 

LVIII, 47. 

Helenus, des'Priamus Sohn, 
ein Wahrfagef LIII, 116. 

Heliaden, des HeliOs oder 

Sols Tochter, in Pappeln 

' verwandelt, fchwizen am 

Eridanns BemHein XLII» 

81. XLV, 19. 

Heiice, der kleine B'är am 
Nordpol XXXV, 6«. 

Herkules, Jupiters S. von 
Alkmene, Amfitryons Ge- 
mahlin XXXII, 565. 
XXXVII, 196. XXXIX, 



170. XL, 7. Litt, 40. 
Seine Pfeile XXXIX, 23. 
LIII, 68. 
Herülia, eine Sabinerin, mit 
Komulus vermählt LIX, 

26. 

Hefperilch > abendlandifch 

XLVUI, 3Ö. 
]£ppafus, des Eurytus Sohn, 

aul der kalydonifchen 

Jagd XXXVI, 40. 
Hippokooa, aus Amyklä, 

fandte 4 Sohne gegen Ka- 
- lydoal Eber XXXVI, 4x. 

90- 

Hippodamas, Perimelens Va- 
ter XXXVII, 47- 

Hippodame oder Hippoda« 
meia, eine Lapithin, des 
Pu^ithous Braut LII, 4. 

• 16. 

Hippomenes, S. desBootiers 
Megar«us, Urenkel Nep- 
tuns, wirbt um Atalanta 
im "Wetdanf XLVI, 47. 
61. 72. 

Hippothous, Cercyons Soh<i, 
K. in Arcadien, jagt den 

^ kalydon. Eber, XXXVI, 
34. 

Hirfch, den Nymfen geweiht 
XLIII, 4; langelebend 
XXXII, 273. 

Hyacinthtis, Sohn des K. 
Amyklas, von Apollo ge- 
liebt XJLIV, 3. Ihm wur- 
den Hyacinthien gefeiert 
XLIV, 60. Seine Blume, 
die blaue Schwertlilie,, 
blüht im Anfang des Früh- 
lings XLIV, 5. 

Hyaden, £eben Sterne am 
Haupt des Stiers, die Re- 
gen bringen LUI, Sio. 



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590 



&ECISTE A 



Hyanten, ein alter Käme der 
üüütier XXXVI, yj- 

Jlyder , die lernUifche 
XXXIX, 28. 56. 90. 

Hyleitfl, em Jäger de» kalyd. 
Kbers, von Atalanta, der 
er Teine Liebe aufdrang» 
crfchoffen XXXVI, 39- 

Uyltut» des Herkules Sohn 
vonDeianira, Gemahl der 
iole Xli, 1. 

Hylonome, eine fchöneCen- 
tanriu LH, 199. 

Hymen oder Hymenausj Gott 
der Vermählung XUI« 8. 
LU, 9. 

Hymettus, ein attirdiet Ge- 
birg, an Honig reich XLVy 
41. 

HypUiu, eine lydifche Stadt, 
Avo der Tmohis znmKay- 
aros ßch renkt XLVU, 67. 

Hyperion, des Sonnengottef 
Vater, manchmal er felbfi 
XXXVU, 19. 



J anus, ein Tergötterter Ko- 
nig in Latium, dem Venilia 
die Canens, des Piciis Gat- 
tin gebahr, -vrard mit zwei 
Häupt^n gebildet I*VI, 
29. 

Safon, S. des thelTalifchen K. 
Aefon, vom Oheim Felias 
nadi dem kolc^fchen 
Vliefse gefandt XXXU, 5. 
LiIII, 41 ; bei der kalydo- 
nifohenjagd XXXVl, 76. 

Iberien, Hifpauien XXXII, 

. 32 i; der iberif che Hirt, 
Geryon XXXIX, S2. 

Ida, ein Gebirg bei Troja 

Xii^ 517. - 



Idalia, Venus, von der cy- 
prifchen Stadt Idaliou 
LVHI, 71. 

Idas, I^epriins S. von des 
Afareus Gemahlin Aren« 
XXXVI, S2. 

Idomenens , K. von Kreta 
Lni, S75. 

Ifis, ein cyprifcher Jüngling 
LVIII. 76. 

Ikarus, des Bädalus Sohn 
XXXV, 42-81. 

Ikelos, der Aehnlicher, eio 
Traumgott XLIX, 250. 

Ilia, oder Khea ^Ivia, de« 
albanifchen K. Kumitors 
Tochter, gebahr dem Mars 
den Aomuliu und Remus 
LIX, 20. 

Ilion oder Ilios, die Haupt- 
üadt * des trojanifchen 
Reichs» atich Troja ge- 
nannt^ mit der Burg Per- 
gamns ,LIII, 256; ilifche 
Höhn lilll, 215. 

Ilos, S. des Tros, Bruder des 
Allarakos und Gauyme- 
des, Loomedons Vater, 
Erbauer Ilions, L, 10. 

Indiges, Name des v ergötter- 
ten Aeneas, als einheimi* 
fchen Goues LVII, 28. 

Inditche Zahne, Elefanten- 
zähne XXXVI, 15. 

xolaus, Sohn von Ifikles, 
einem Halbbruder des 
Herkules XXXVI, 57. 

iole, des Eurytus Tochter, 
mit Hyllus, des Hercules 
Sohne,^ vermählt XXXIX, 
38. Xt,i. Xlil,!. 

Volkes, eine thelTal. Meer- 
ßadtyWO iafon abfulir und 
heimkehrte XXXII, 1^0. 



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DES ZWBITEH SAKDES. 



59^ 



Iru, des TliaTiinas und der 
Elektra Tochter, Göttin 
des RegenbogeiUi und Bo- 
tin von Jnpiter und Juno 
XLIX, 176. LIX, a6. 34. 
41. 

Italifcher Strand LV, 88. 

Ithaka, die kleine felfige 
In£el, "WO UlyiFet wohnte ; 
4aher^ oft mit Verachtung, 
derlthaker genannt X<ni# 
115. 120. IiVI,7. 

Juba, K. in >rumidienf ein 
eifriger Fompejaner £iX»5. 

Jugend, als Göttin XXXII^ 
24.1. 

Julius CUfars Bild ward in 

dem Tempel der Venus 

. Genetrix im Angeüchte 

des Markts und des Kapi- 

tols aufgehellt IiX,53. 

■JuugfrauTÖgel , Harpyen 
xxxn, 4. 

Juno XL, 18. 

Ixion (f.'Beg.i«) zeugte die 
Centauren XXXIX, si; 
und mit der Dia denPiri» 
thous XXXVII, 21. 

Jv rergl. C. 
' Kalais, mit Zethes yon Bo- 

reas und Orithya gezeugt 

XXXI, 35. 
Kalliope, gebahr dem Strom- 
gott Oeagrus den Orfeus 

Xlill, 100. 
Kalydon, die Königsßadt der 

Aetoler XXXVI, 1. 
Kalymne, eine Infel um 

Bhodus XXXV, 68. 
Kapitol L.X, 52. 
Karpathirdies 9/Ieer zwi- 

fcheuAegypten undRho- 



dus, von der Infel Kar- 
pathus; daher der kar- 
pathifche Seher Proteus 
XLVIU, 29. 

Karthäa, eine Stadt auf Cea 
XLIII, 4. 

Kafior undPoUnx, dieDios« 
kuren genannt, Jupiters 
Söhne von des Tyndariis 
Gemahlin Leda : dieferim 
im 'Faufikampf berühmt 
XXXVI, 2Sf jener zu Rofs 
LII> 195» doch eigentlich 
war nur Pollux Jupiters 
Sohn luid unHerblich. 

KaukaXos, ein Gebirg zwi« 
Xchen dem pontifchen 
und kafpiljchen Meer 
XXXVIII, 6a. 

Klares, vor Kolofonin loni- 
en, hatte? ein Orakelndes 
Apollo XLIX, 3. 

Knieendes Sternbild (en go- 
nafin) XXXV, 28.' 

Kokalos, König in Sicilien 
XXXV, 107. 

Kolchis, ein JLand an der Ofi- 
feite des pontifchen Meers 
wo die älteften Welttafeln 
die Ofigrenze der Erd- 
fcheibe annahmen ; die 
Dunkelheit der Gegend 
gab ihr den Buhm der Zau- 
berei XXXII, 362. ,1.111, 
41. 

Korinthus an z-vy-ei Meerbn- 
fen XXXII, 361. 

Krähe,^la|tgelebend XXXII, 
274. 

Krebs am Himmel XXilll^ 

Kreidige Berge, in ThelTa- 

lien XXXU, 223. 
Kreifsen f. NixL 



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392 



REGISTER 



Kreta XXXV, «g. 

Kreiifif, des korinthirchen 
K. Kreon« Tochter, zweite 
GemaliUa 'iafon« XXXII, 

' 352. 

Krone der Ariadne XXXV, 

Kurie, das nathhaus in 
Kom LX, 28' 



JLiabyrinth in Kreta XXXV, 

4 - i4. 
Laertes, des Arcefitis Sohn, 

Vater des Ülyffes' LIII, 1 3. 
Xaomedon, des Ilus Sohn, 

K. in Troja, ' Vater des 

Triamus L, 11. 
Lapithen, ein theffalifches 

Volk um den Plndiu und 
• Othrys Ltl, 3. 
Latifch und latiniCbh, aus 

Latiiun liVr, 21. ÜVHI»!, 
Latona, f. Reg- 1, griechifch 
' LatoundLetos davon dJb 

latoirclie O^tiii Diana 

XXXVI, 6 ; oder Latonia 

XXXVI, 181. 
Haurentum, eine alte Stadt 

in iLatiiim IjVI, 31. S7» 

I.V1I, 18. 
Ii«bensgras'XXXir,252. LV, 

39- 
Leb>nth08, eine der cykla- 

difchen Infeln XXXV^ 68- 
leichhuhn, ftrix XXXII, 

269. 
Lelex, heifstXXXVI, 39 ein 

Karycier, von Naryx in 
J Lokris, Vitid XXXVII, ai 

ein trözenifcher Kampfer, 

den XXXVII, 73 ehnialf 

aus Trözen der K. Fit- 

theus nach Pkrygien ^e- 



fandf habe. "Wahrfchein- 
lich ift Naryx der Ort 
feiner Oeburt, Trözen des 
fp'ateren Aufenthalts, wo- 
her er dem Thefeus, dem 
dort erzogenen Tochter- 
fohne de» Pittheus, zur 
kalydonifchen Jagd ge- 
folgt war. 
Lemnos, eine dem Vulkan 
heilige InCel des Ug'aifchen 
Meers, im "WeÜen yoii 
Troja, wo die Oriechen 
den von einem Pfeile dLe% 
HerciTles am Fuls verwtrn^ 
deten Fhiloktet ausfezten, 
IiIII, 65- S30. 
LenUns, ^r Kelterer, ein 
Beiname des Baochus 
' XLVII, 47- 

LeruUifche Hy der, von Ty- 
^n und derEchidna ge- 
zeugt durch HeCkules be- 
liegt XXXIX, 38.56.90. 

Lesbo«, t^ae Infel im Süden 
von Troa« X,III, 190, 

Letbe, der PluCi der Ver- 
geHenheit in der Unter- 
welt ; eine Ableitung da- 
von fliefst oben am Cin* 
gang der reiben bei der 
"Wohnung des Schlafs 
XEIX, 193- Lethäifch» ein- 
fchläfemd XXXII, 152. 

Xeucipf>ns, Bmder des mef- 
• Xenirchen K. Afareus, Va- 
ter der Ilai'ra undPhöbe, 

V die Kftftor und PoUux 
entführten XXX^I, 33. 

Liber, Bacchus XXXV, %%. 

Lichas, des Hercules Diener 
XXXIX, 53. 109. 127. 

Lowenhaikt des Hercules ' 
XXXIX, II. Löweuge- 



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OXS ZW£IT£N 3A1«D£S. 



5i)3 



rpann der Cybele XIiVI, 
176. 

Lotis, eine Nymfe, wird zum 
Lomsbaum XLI» 2$. Lo- 
tos, der Baum XLII, S6, 

Liicifer, der Mtorgenfiem, 
Vater de* Ceyx XL VII, 
12. XLIX, 42. iSXi yet'. 

V fiiifiert LX, 17. 

Lucuia, die Göttin der Ge- 
burt XL, 16. 

{.una, die Schweßer des Sol 
XXXlI,'i8i. LX, 17. 

Lyaus, Baochtjs XXXVI, ö. 

Lycäxis, ein arkadifchea Ge- 
birg XXXVI, 44. 

Lydia, eine Landrchaft in 
Kleinafien XLVH, i5- 

Lynketis, Sobn des Afareiis 

nnd der Areue, Br\ider 

äe$ Idis, 9r«gen de» fchar- 

fen Gefichtf berühmt 

- XXXVI, 31. 

Lyrnefos, eine troifche Stadt 
gegen Lesbos LIII^ i93> 

Macedonifche Pike (farif- 

fa) Ln, Äoft. 
IVTaandros, ein .fbrygifchet 

Strom XXXV, 8. 
Mnuen, GelÄer der Verfior* 

benen in der Unterwelt 

XXXI, i8i 
Mars ödet Majors XXXII, 

101. LIX,i^. Mafortifch 

kriegerifch XXXVI, 163. 
Medea, des kolchifchen K. 

Aeetes Todiier XXXII, 9. 
Medufa, f. Reg. 1. Mednfi* 

Xches Gränely Cerberus 

XLII, 22. 
jlSeergötter anf .Bel&nen 

XLVUI, 17. 



Megarens, diiroh Oncheßns 
Enkel I^feptiins, Vater des 
Hippomenes XLVI, 72, 
der von ihm der mega- 
. rifche Held genannt wird 
XLVI, 132. 

IVIeleagrosySobn des kalydo- 
nifchen K. Oeneiu von 
AhhUa, der Tochter dea 
Thefliws XXXVI, 26-250; 
ein Theil feiner Schwe- 
rem ward in Vögel, die. 
man Meleitgrides nannte, 
verwandelt XXXVI, 267. 

IVIenelaiis, des Atreus Sohn, 
K. in LacedUmon LIII, 12. 

Meriones, Verwandter und 
Kriegsgenofs des kreti« 
fcheuK.. Idomeneus LIII, 
375. 

MeiTene, dprifch Meirana^die 
von MelTenem erweiterte 
Stadt Zankle inSicilienan 
der Meerenge LV, 88. 

Methymna, eine Stadt in Les* 
bos jpLII, 1 58. 

Midas, K. in Phrygien 
XL VII, 7. 

Minerva, oder PallasAthcne, 
f.Äeg. 1. XXXIV, 54. Mi- 
nerveubild od. Palladium, 
welches, aU vom Himmel 
gefandt, undTrojasSchick- 
lal verbürgend, im Tempel 
bewahrt, aber von ülylTes 
und Diomedes geraubt 
wurde LIII, 116. 354- S98. 

Mino8> Jupiters S. von Euro- 
pa, K. in Kreta XXXV, 3. 

Minotaunis, halb Stier halb 
Menfch, von Sols Tochter 
^aüfae, der Gemahlin des 
Minos, aus unnatürlicher 
Lieb«.gebokreni ward in 



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394 



m£G ISTEB 



dem dädalifchea liabjriu- 
the gehegt, und empEng 
alle drei Jahre lieben atti- 
fche Knaben undMadchen 
somTribut; bU in der drit- 
ten Sendung Thefeus» den 
dasLoo« mitgetroffen hat- 
te, durch Hülfe der Ariad- 
ne ihn erlegte XXXV, 1-19. 

Minyer, ein alter the/Tali- 
fcher Stamm, irrozii lAfon 
und yiele der edelllen Ar- 
gonauten gehorten, XXXI» 
39. XXXU, 1. 115*120. 

Mithridatirche Namen , die 
Eerfcfaaf t mehrerer Koni- 
ge diefefl Namens im ponti- 
fchen Reich, yorEÜglich 
dei groCten« yon liUcuUui 
und Pompejut befiegten 
Mithridatet > deflen Sohn 
Phamacet yon Calar be- 
zwungen yrard LX, 5» 

MondbeiZanbereien XXXII, 
fi68. Die Scheide der liufc 
und des Aethers, -vyo die 
Vergötterten wohnten , 
yon Julius Cäfar überflo- 
gen LX, 69. 

Mopfus , des Ampykos oder 
Ampyx Tmd der Chloris 
Sohn, ein 'Wahrfager, der 
Kalydons Tager und die 
Argonauten begleitete 
XXXVI, 43. LH, 250. ein 
anderer war Apollos Sohn 
yon des Tirefias Tochter 
Manto, der mit Kalchas 
im WeüTagen wetteiferte. 

Morfeus, der Bildner, ein 
Traumgott XLIX, 225. 

Myrmidonen, die Aeifsigen 
Einwohner yon Aegina, 
einer Infel des (aronifchen 



Meerbulens, untor dem 
Könige Aeakus, gedeu- 
tet aus ftv^n^ , Ameife 
XXXUI,8i. So hiefs auch 
das Volk, das Peleus. des 
Aeakns Sohn, in Theflalien 
beherfchte, und Achilles 
yorTroja führte. 
Myrte, mit dunkeln und 
hellrothen Beeren XUI» 
88. youvm, 14. 

XN acht, als Göttin , Tochter 
des Chaos XXXU, 198. 
LVI, 99. 

Najaden, Nymfen der Land- 
gewäller, opfern deuFeld- 
götteru XXXVII, 54. ; for- 
gen für Obfi und Blumen 
XXXVU, 270; um Eury- 
dice XLII, 9 ; in XMUium 
LVI, as. 

Nar» ein i^mbriTcher Fluls, 
der durch den yelinifchen 
See geht, und in. den Tibe-^ 
ris ftÜTZt L.VI, a^. 

Naryx oder Narycia, eine 
lokrifche Stadt XXXVI,39. 

Nauplius, K. iuEuböa, Vater 
despalamedeslilll,55,3 27. 

Nektar, der Götter Trank 
XLIV, 2. LVn, 26. Nek- 
tarifcherThau XXXIV, 30. 

Nemea, ein argolifcher Flek- 
ken>in deflen umliegenden 
Bergender nemeifche XjÖ- 
we wohnte XXXIX, 95. 

Neptunus, Herfcher des in- 
neren Meers XKXVU, 49- 
56. XL VI, 78. 

Nereus , ein -weüTagender 
Obergott des Mittelmeeis 
3Ü-VWI, 5^ LIV,i. Die 



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I>£S Z W EilT&N SANDES. 



595 



nereifche Mntter des ^- 
cliilles, Thetis die Nereide 
L.III» 179; der nereifche 
Jüngling» Phokus, des Ae- 
akus Sohn von d«r Nerei- 
de PXamatheXXXiy, 16. 

Neüus^ein Centaur, den Her- 
kules erfchols XXXIX, 6. 
LH» 10 3, 248. 

Neßor» des Neleus Sohn> K. 
in Pylos UI, 1. LIII, 
80. 

I^ilus , Aegyptens Strom 
LX, 3. 

Nixi, awei, nach- anderen 
drei» Götter, die das Krei« 
fsen erleichterten XL» i6. 

Noricnnif welches einen 
Theil von Oefterreich und 
Baiem begrif» war durch 
Eifenwerke beriilimt 

LVIII, öo. 

Kiunicus o der Kumiciu s, ein 
Flufs in Latium LYI» fiS« 
LVII, 19. 

Numider» ein Volk in Afrika 
unter dem K. Juba LX, 4. 

Nymfcn, X. Reg. 1. dienen 
den riu&göttorn XXXVII, 
25. 273 ; ihnen ein Hirfch 
geweiht XLTII» 4. Nyfe'i- 
fche, von Bacchus ver- 
jüngt XXXU> 294. 







ceaniis» das 'äuCsere Meer 
um den rund oder eiför- 
mig gedachten Erdkreis» 
an deHen Hand der Him- 
mel lieh feukte» und die 
GeXtime auf und unter- 
gingen XXXII, 267. LIII, 
309. LV, 53*X^> 2. Vergl. 
Reg. 1. 



Oebaliis, des Tyndanis V.-if er, 
K. in Spartas daher Oeba- 
lia für lakonifches Laml, 
und Oebalide XLIV, 37. 
LIII, 415 der lakoiiifche 
Jüngling Hyacinthus. 
Oechalia» die von Herkules 
zerHörte Stadt des Eury- 
tus» Vaters der iole, war 

' nach Homer in Theffalien, 
nach Späteren, denen Ovid 
folgt, in Euböaj indem er 
nach ThelTalien zurück- 
kehrt, opfert er noch" auf 
dem euböifchen Vorgebir- 
ge Cenäum, und fchift 
dann zum Oeta hinüber 
XXXIX, 34. Öchalifch 
XLI, 7. 

Oekleus Sohn, der wahrfa- 
gende Amfiaraus, Fü^ft in 
Argos, den feine Gemah- 
lin Erifyle verleitete, mit 
Adraßus gegen Theben zu 
Ziehn XXXVI, 43. 

Oeneus» Farthaons Sohn, K. 
zu Kalydon in Aetoiien» 
zeugte mit Althaa den Me- 
leagros, die Bei'anira \uid 
mehrere XXXVI, 1. 

Oeta, eine Gebirgkette zwi- 
fchen Lokris und ThelTa- 
lien, wohin Herkules vom 
Cenäum, um nach Trachiii 
zurückzukehren, gefcLift 
war XXXIX, 63.102.128. 
147. 

Oileus» K. von Lokris, Vater 
des kleinerenAjax LIII,i 1 

Olympus f. PiCg. 1, als Berg 
XXXII, 225; als mmdiel 
XLIX» 161. LIV» 15. 

OiiCh^ftus» Neptuns Sohn, 
gab feinen Nomeu der 



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39^ 



REG ISTBR 



Sudt Oncheftus in Boo« 

tien XI. VI, 77. 
Ora, die irerfocccne Hcrfili« 

LIX, 47. 
Oreaden , Bergayrnfen 

xxxvni, 50. 

0^feiu,Sohn de« thradfchen 
Stromgottes Oeagnu lud 
der Kalliope XX.II, 3. 

Orion , ein jagdliebeuder 
Aiefe» der uach Xeiuem 
Tode unter die Sterne ver* 
fezc wurde XXXV» 53- 
LIII, 310. 

Orithya, des att. IL Erech* 
theus Tochter XXXI, 3. 

OlTa, ein Berg in Theltalien 
xxxn, 224. 

Othiyades (ein «weifelhafter 
Käme) auf der kalydoni- 
fchen Jagd XXXVI, 98. - 

Otbrys , ein theflalifcher 
BergXXXII, 235. LU, 308. 

JT äan, ein 8iegsmf an den 
Heilbr^ger Apollo (8. 
Reg. 1.) LVni, 98. 

Pafos» eine Sudt inCypnu, 
die Fafos, Pygmalions 
Sohn von der elfenbeine* 
nen Jungfrau » erbaute 
XLV, 47- 

Pagaf'a, ein Seeort bei Pherä 
in der theflaliXchen Land- 
fchaft Magnefia, wo die 
Argo gebaut wardXXXVI, 
76. L.1I, «06. 

Paktolus t ein lydifcher 
Strom vom Berge Tknoliu» 
derOoidfandfuhrtXLVU, 
a. 53-60. 

pal'ämon, der vergötterte 
M elicertes , des Athama« 
und der Ino SobnXV, aa. 



Palasedes, des enboiTcli^u. 
JL. NaupUns Sohn, bei den 
Spiteim berühmt durdi 
feine Klugheit und des 
myflies Feindfchaft : er 
entdeckte den verfteUten 
"Wahnfinn des Uly flies, ^ß^€>^ 
dvrch er dem Zuge nmch 
Troja ausweichen wollte 
Lni, 54 f dafür befchiU. 
digte ihn diefer des Ver- 
raths, und betrieb feine 
Hinric h tu n g JLIU, 73. $'85. 

Palarinm, der palatiniTche 
Hügel in Rom, woRomii- 
Ins und nachnuds Augu> 
fius wohnte UX, 18. 

Pallas und Palladium t Mi- 
nenra. Palladifches Oel, 
von der Pallas erfundenes 
XXXVI, 3. 

Pan, ein arkadifcher Feld- 
gott, ward mit den Satyren 
im Gefolge des Bacchus 
der phrygifchen Religion 
eingemiXcht XI^VII, 68- 
Pauen, teine bockiüXsigen, 
lurummnafigen Söhne mit 
Hörnern und Schwänseu, 
von den Römern Faunen 
genannt LVIII, 16. 

Papyrus, eine baftige Sumpf. 
pAanse, vorzüglich in Ae- 
gypten, woraus Segel, und 
andere Tücher,' auch SeUe, 
und ein Fils zum Schrei- 
ben, unier dem Namen 
Papier, gemacht wurden 
UC, 3. 

Parcen, f. Reg. 1 , drei Schick.- 
falsifötttmienXXXyi, 178. 
LX, 34- * 

Paris , auch Alexandros ge- 
nannt^ des Prianius Sohn, 



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DKS ZWEITEN BANDES. 



397 



führer der Helena LIII, 
017. 

Faniiiirns oder Famafut, f. 
I\eg. 1 ; an Lorberii reich 
XLVir, 80. 

Faros, eüie cykladifche In,- 
fel, durch -weif««!! Mar- 
mor herühmt XXXV» 67 ' 

Parrhaüus» eiu arkadifcher 
Berg mit der Stadt Parrha- 
£a ; daher parrhaGfch für 
arkadifch XXXVI, 42. 

Parthaoii, K. iu Kalydon, Va- 
ter des Oenetis XXXVI» 
a67. 

Parthenius» ein arkadifches 
Gebirg gegen Argolis, >vo 
Herknies die erzfüTsige 
Hirfchkuh der Diana fing 
XXXIX, 86. 

Fafifae, Sols Tochter, dem 
Minos vermählt» gebahr 
den lYIinotaurns XXXV, a. 

Felasger, ein altgriechifchefl 
Volk, fürGriechenXXXII, 
49- Lllhi, 

Pelethroiüer, die Lapithen, 
von dem Berg oder der 
Stadt Pelethronius, LII^ 
246. 

Peleus, S. des Aeakits 
nnd der Aegina, K. in 
Phthia, zeugte mit der 
Meergöttin Thetis den 
AchiUes XXXVI, 107. 
XLVin, 18. lAl, 160. 183. 
riu, 17a. 

Pelias, von Tyro, der nach- 
mahligen Gemahlin des 
Kretheus, ramtNelens,dem 
!Neptunu8 gebohren, ent- 
zog feineiti Halbbruder 
Aefon, des Kretheus Soh- 
ne, die Herichaft von iol- 



kos, und «wanjif delTen 
Sohn i'afon zur Fahrt nach 
KolchisXXX'lI.agS. 

Pelion , ein theffhlifcher 
Berg XXXII, aa ^ , LH, 309. 
Pelifche Lanze LIII, 126. 

Pella, eine Stadt in Macedo* 
nien LH, 48. 

Pelops, des phrygifchen K. 
Tantalus Sohn» heiratete 
des Oenomaus, Königes in 
der elifchen Pifa, Tocli- 
ter Hippodamia, und igab 
durch feine Macht der 
Halbinrei Peloponnefufl 
den Namen XXXVII, 7 a. 

Perdix, im Griechifchen und 
Lateinifchen das Reb- 
huhn, de» D'adalus Schwe- 
Aerfohn, auch Talos ge- 
nannt XXXV, 89. 

Pergamos, die Burg der troi- 
fchen Hauptiladt Ilios od« 
Troja LIII, 366. 

Perimele, eine der echinadi- 
fchen Infein im ionifchen 

- Meer XXXVII, 45. 

Perfefone, der griechifche 
Name der Proferpina, die 
Jupiter mit der Ceres zeug* 
te XLII, 15. 

Phantafos, der Gaukeier, ein 
Traumgott XLII, 23a. 

Phafis, f. Reg. t. ein kolchi- 
fcher Strom XXXIf, 6. 897. 

Pheres, voll Kretheus und 
Tyro gezeugt, Erbauer der 
thelTalifchen Stadt Phe- 
rä, des Admetus Vater 
XXXVI, 37. 

Philoktetes, des Poas Sohn, 
erhielt von Herkules Bo- 
gen und Ff eile, ohne wel- 
che nach dem Gefchick 

fi6. 



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398 



&£ GiST EA 



Tröja niclit konnte erobert 
werden; von einem der 
Pfeile am FiiCs verwun- 
det, ward er des Gerücht 
und Gefchreb wegen von 
den Griechen in Lemno« 
ausgefezt, wnö, nachmalt 
durch ülyffes wieder ab- 
geholt XXXIX, 131- LIU, 
62. 330. 
Phineus, ein blinder K. in 
Thracien, den die Harpy en 
plagten XXXII, 3* £in an- 
derer Phineus war Bmder 
des oßäthiopifchen Königs 
Cefeus. 
Phlegyer, ein räiibrifchet 
Volk in Böotien, das felbÜ 
dat del&fche Orakel an- 
griff, aber von dem Gott 
durch Donner, Erdbeben 
lind Peft vertilgt wurde 
XLIX, 4. 
Fhobetor, der Schrecker, ein 

Traumgott XLIX, 230. 
PhobetmdPhöbus, f. Reg. 1. 
Phönix , Amyutors Sohn > 
der Führer des Achilles 
XXXVI, 34- 
Phorbas, des LapitHes Sohn» 
Vater des Aktor, ein wil- 
der Theflalier, der die Be- 
gegnenden zum' Fauß- 
kampf zwang und tödtete, 
und zulezt von Apollo 
befiegt und getödtet ward 
XLIX, 4. 
Phrygien , ein Land im In- 
neren von Kleinafien 
XXXV, 8. XXXVIf, 70. 
XL VII, 6; den Neueren 
umfalste es auch Troas 
LIII, 1. 354. 
PhryxoSjdesAthamas S.von 



der Nefele, enthob mit der 
Schwefier Helle vor der . 
üielmiitterlichen Ino auf 
dem goldenen Widder 
XXXII, 7. 

Phthia, ein Gebiet in Tkef'- 
Xalien, des Achilles Hei- 
mat LIII, 173. 

Picus, des italifchen Satnn* 
nus Sohn, ein alter König 
der Aborlgener, zeugte 
mit des Janas Tochter Ca<- 
nens denFaunus LVI, i5- 

Pindus, eine Bergkette Zwi- 
lchen Epirus,Macedonien 
und Theffalien XXXII, 
fi25. XLIX, 145. 

Pirene, ein korinthiTcher 
Quell XXXII, 551. 

Pirithous, Ixions Sohn, Ver- 
trauter des Thefeii» 
XXXVI, 30; heiratet die 
Hippodame LH, 4.126. 

Pittheus, des Pelops Sohn» 
K. in Trözen, Vater der 
Aethra, womit Aegeus den 
Thefeus zeugte XXXVII, 

73. 

Plejaden, fieben Töchter des 
Atlas von der Plejone, als 
Sterne in das Bild des Stie- 
res verfezt, wo ihr A\if- 
gang den Sommer, ihr Un- 
tergang aber den Winter 
brachte LIII, 310. 

Plexippus, des TheßiusSohn, 
Mutterbruder des Melea- 
gros XXXVI, 165. 

Pöas, Vater des Philoktetes 
XXXIX, 1 3 1 . LUI, 62.330». 

Pollux, tKaßor. 

Polyfemus; derCyklop UV, 
»9- 



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SZS ZVV£IX£N SA K DES. 



399 



Vomona, die römifche Göttin 
. des Obßes LVIU, «. 
Friamusy X.aoniedons Sohn, 

Kr in Trö)a Ii,i2. Ii^I, 2 1 8« 
Friapiu« eiu Xpäterer Feld- 

COkt aiu liffinpliakos XLI> 

Frokxis, de« Cefalus Gemah« 

linXXXIV,a5. 
Fnrpurfarbener Hyacinthns, 

die violMaiie Iris XLIV, 

62. 54- Lin» 412- 
Fygmaliou» K. in Cypru» 

XLV, a. 
Fylo«,Neftorf Stftdt XXXVI, 

92. ]JII,i. 
Pyrrhus» des Achilles und 

der Dei'damia Sohn» auch 

Keoptolemos genannt 

V/uirinii8, der ycrgatterte 
Ftomiilus LVII, 27. LIX, 
24.. LX, 6. 

Quirlten, ein Ehrenname der 
Biirger in Rom LIX, 9. 

XLhammifirche Göttin, Ne- 

. mefisLVIlI,72. S.Reg. 1. 

Ahegium, eine Stadt an der 

Spize Italiens gegen Sici- 

lienLV,76-ii9. 

Ahefiis, K. derThracieif LIII> 
116. »66. 

Ahodope, einthracifches Ge- 
birg XJLII, ^ 1. 50. 70. 

Homuhis, Sohn der Khea 
SilTia oder llia von Mars, 
des albanifchen K. Numi- 
^tors Enkel, mit dem Bru- 
der Fiemus Borna Erbauer 
LIX,2. 

Aosraarin LJI, ao4« 



Oabiner, ein latifches Volk, 

. deren König Tatius fich 
mit Ftomulus vereinigte 
JLIX, 1. 28. 

Säge, von Ferdix erfunden 
XXXV, 92. 

Salamis, oder Salamin , eine 
von Teucer,Telamons Soh- 
ne, in Cyprus erbauete, 
und nach feiner Heimat, 
der lufel Salamis im faro- 
nifchen Meerbiifen , be- 
namteSudt L.VIII, 137. 

Samds, eine der Juno ge- 
heiligte Infel des Ugäi- 
fchen Meers unter Efefiu 
XXXV, 66, 

Sardes, die Hauptßadt JLy- 
diens am Faktolus, der 
vom Tmolus Itrömt XX.VII 
62. 67. 

Sarpedon , ein lycifcher 
Fürft, Jupiters Sohn, von 
Fatrok-lus erlegt JUII, 272. 

Satyre, S. iPteg. XL VII, 4« 
LVUI, 16. 

Schlafgott XLIX, 176. i83. 

SchlaugehaUendes Sternbild 
(Oplüuchos) XXXV, 28. 

Schöneus, ein FürJd in Böo- 
tieu , der Wettläuferin 
Atalanta Vater XLVI, 8i. 

Schwäne ziehn den Luf twa- 
gen der Venus, als die 
geliebteJden 'Waflervög«! 
der meergeborenen Göttin 
XL VI, 180. 

Scylla, ForkysTochter, ward 
nach den Neueren in eine 
Meerjungfrau, die amGür- 
tel in halbvorragende 
Hiuide oder andere Scheu- 
fale lieh verlor, verwan- 
delt UV, 2. LV, 3-138. 



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40Q 



aSGlSTEA 



Scyros, eine cyk-ladifche In- 
fei, wo Achilles in -weibli- 
cher Kleidung fich dem 
trojanifchen Kriege ent- 
BOg> lind mit des K. Lyko- 
medes Tochter Derdamia 
den Fyrrhus zeugte lillly 
173. 

Scythia, das äufserfie Kord- 
land der nachhomerifchen 
Erdtafeln XXXII, 363. 
XXXVIII, 52.61. Scythi- 
fche Senne XDVI, 60. Die 
fcythifche oder taurifche 
Diana ward in Aricia ver- 
ehrt, ehemals mit Men- 
fchenopfem L,VI, 26. 

6ilen\is, ein älterer Satyr, des 
Bacchus Erzieher und Ge- 
fährt XLVU, 5. 14. 

Silvaniis, ein altrömifcher 
Feldgott LVIH, 17. ' 

Simois , ein Flufs bei Troja 

fiifyfns, des Aeolns Sohn 
lilll, 43. Die fpätere Fa- 
bei fagt, er habe des Atito- 
lykus Tochter Antiklea 
Terf ührt, dafs fie von ihm 
dem Laertet den Ulyües 
mbrarhre LIII, 49. 

Sol, der Sonnengott, auch Ti- 
tan und Fhöbus genannt \ 
f. 1 Äeg. LIV, 95, I^V, 
10^, 124. 

Sparta, die lakonifcheHaupt« 
fladt XUV, 10. . 

Spercheos, ein thelfalifcher 
Flufs XXXII, 250. 

Stern des. Julius Cäfar LX, 61. 

€tier, der Kreta verwüfte- 
te, von Herktües entführt 
. XXXIX, 84. 

6tymfalu£» ein arkadifc^er 



Sum^f, wo Herknies di« 
benichtigten Raubvögel 
vertilgt« XXXIX, 85- 

Styx, f. 1 R. XLH, 1 3. XLVI, 
169. XLIX,do. LVII, 11. 

Symäthus , Mn ficilircher 
Strom, Vater der Nymfe 
Sylb'ätliis , die ' den Acis 
gebahr LIV, 4. 122. . 

Syros, eine mfel des ägiii- 
fchen Meers Uli, 192. 

-L änarus » ein Vorgebirg 
X.akoniens, an der mittei- 
len Südlpize des Pelopon- 
iiefus, wo, nach den Spä- 
tem, eine Kluft zum Tod- 
tenrsiche hinabführte 
XL.II, 13. Der tUnarifche 
Knabe, Hyacinthus, ein 
Lakoner XUV, 24. 

Tamafus, eine Stadt in Cy- 
prus XliVI, 116. 

Tantalus, Jupiters Sohn, K. 
inPhrygieu, Vater des Pe- 
lops, delfen Sohn Atreus 
den Agamemnon zeugte 
LIU, 15. 

Tartarus, f. 1 Reg. filr Un- 
terwelt überhaupt XL.II, 
«1. XLIX>26o. LII,3i9* 
LIII, 8. 

Tatius, ein König der Sabi- 
ner, der, nach dem Raube 
der fabinifchen Jungfrau- 
en, fich mitRomnlus ver- 
einigte L.IX, 1. 

Temefe oder Tempfa, ein« 
Stadt in Unteritalien mit 
berühmten Erzgruben ; 
durch gefchlagenes Erz 
glaubte mau dem verfin- 
Xterteu Monde« den man 



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DBS SWEIT&N BANDES, 



401 



. für bezaubert hielt, bei- 
ZHllehn XXXII, ao?. 

Tenedos, eine Infel des ägäi- 
' fchen Meers , nahe Tor 
Troja LIU, 191. 

Teucer oder Teukr os, Tel a- 
mons Sohn von der HeGo- 
ne, "W.ird, da er ohn^ den 
Stiefbruder Ajax »nrück- 
jLam, vomVaterverfiofsen 
und baiiete in Cyprus die 
nach feiner Heimat ge- 
nannte Stadt Salamis Lilly 
174. LVIII,.77. 

thawmas erzeugte mit der 
Elektra die Iris XLIX» 
337, LlXr 41« 

Theater, Doppeltheater oder 
Amfitheater XLII, 128. 

Thermödon, ein FUifs in 
Fontiis, woran die Ama- 
zonen inrohuten , deren 
Königin Uippolyta von 
Herkules ihres Gürtels be- 
raubt ward XXXXX, 87- 

Therfites, durch HUfslichkeit 
und Schmähfucht bekannt 
LUI,25o. 

Thefeus, des attifchen K. Ae- 
geus Sohn von der Aethra, 
Vertrauter des Pirithous 
XXXII, 360. 377- XXXVI, 
30. UI,2i. 153. 

Theflalien , auch Hamonia 
genannt« die nördlichße 
Xiandfchaft Griechejilaiids 
unter Macedonien XXX|I> 

222. 

Theßius, K. in AetoUen, Va- 
ter der Althäa; feine Söh- 
ne, die TheAiadenToxeus 
und fiexippus, von ihrem 
Schweßerrohne Meleager 
getödtet XXXVI, 31. 160. 



Thetis, Tochter des Nereu» 
und der Doris, gebiert 
dem Peleus den AclüUes 
XXVUI, 1. 6. 44. 

Thracieu, f. 1 Reg. XXXIX, 
92. XXII, 104. XXV1I,7. 

Tiber, Tibris und Tiberis, 
Aiebt Rom vorbei LVI, 
122. 

Tinus, wilder Ix>rber XJ.II, 
88. 

Tirynthifcher Halbgott, Her- 
kules, von der argolifchen 
Stadt Tiryns XXXII, 366. 

Titan, f. 1 Reg. Titania, tita- 
nifche Circe, als Tochter 
des Titanen Sol XV, 85. 
li VI, 7 1 . Titanifch e Dra- 
chen, von Sol verliehene 
XXXII, 356. 

Tmolus, oder Tymolos, ein 
fruchtbarer Berg inPhry- 
gien, . reich an W^ein und 
Sa&an, von welchem der 
Paktolus an Sardes vorbei- 
Ärömt XLVII, 1. 66. 

Toxeus, Bruder der Althaa 
XXXVI, 167. 

Trachin, eine von Herktiles' 
angebauete Stadt in Thef- 
falien XLIX, 92.217. 
Traumgötter XLIX, 177. 

Triopas, ein Edler ThelTali-' 
ens, Vater des Erifi^hthon 
XXXViri, 16. 136. 

Troja, das troifche Land und 
die Hauptftadt, die auch 
Iliou hiefs, mit der Burg 
Pergamos LIII, 186. 
Turban, für Tiare, ein hoher 
Hauptfchmuck des Mor- 
genlands XL\1I, ^6. 
Tyane, Wer ein phrygifcher 
Ort XXXVU, 169- 



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/^OZ REGISTER OES ZWEITEV BA-ITDES. 



Tjdmis, d«s kalydonifcbea 
K. Oeueus Sohn von der 
Feriböa» sengte mit des 
argivifchen K. Adraftus 
Tochter DeVpyle den Dio- 
medes LIII, ii.85. 567« 

TyndarnSfde» fpartifchen K. 
Oebalns Solin, virard, oder 
hiefs» dnrch Leda Vater 
der Helena und der Zwil- 
linge Kaßor und Follnx 
XXXVI, 08. 

Tyrrhenia , Landfchaft in 
Italien, yroron das untere 
Meer den Namen fi'ihrt 
I^V, 79. 



w. 



üh 



'hu» ein UnglücksTogel 
I.X, 18. 

ülyffes, OdyfTeu«, Sohn der 
Antiklea Ton Inertes, und 
wie die neueren Spötter 
Tagten, von SiTyfiu Idlt, 
13-404. 

Unterwelt^ Eingang ditsu, 
bei Heraklea im Pontut 
XXXII, 365 ; «n Tänarus 
XLII, 15. 

V enilia, Gemahlin des Ja- 

niis, Mutter der Canens 

liVI, 29. 
Venus XLV, 27. 34. XLVI, 

1. LIV, 12. LVII, 4. 

LVIII, 158. LX, 29. 55; 

mit Schwänen fahrend 

XLVI, 180; mit' Tauben 

LVII, 17. 
Vertumnuf , ein latifcher 

Gott alles Wechfels LVIXI, 

19- 56. 
Vulkanus, Hefäßos/Gott des 

Feuers X^CXIX, 161. 



agen der Götter, die 
über "Wafler und Luft 
fchweben: der Medea, 
von Sol ihr verliehn 
XXXII, 219. 23 ^ 350. 356 ; 
der Ceres XXXVin, 68 i 
Jupiters XXXIX, 1 70 ; der 
Cybelo XLVI, 176; der 
Venus XLVI, 180. LVIf, 
17 ( des MarsLIX, 17; der 
Luiu LX,i7, 

Wehen, Oöttia derfelben, 
EUeithya XL, 57, 

"Wehrwolf XXXII, 270. 

Weihkraut» verbena, al> 
lesGrün, das jeder befon- 
dem Gottheit heilig war ; 
in eigeiier Bedeutung £i- 
fenkraut XXXU,24a. 

W^idder, verjüngt XXXII, 
6t 2} goldener XXXiI,i5i- 

Wolkenföhue , Centauren , 
von Ixi{»i mit einer Wol- 
kengefialt der Juno ge- 
fugt LH, 6. 



^ankle,die Stadt an der obe- 
ren Spize Siciliens, die, 
von ausg^ewanderten Mef- 
feniern erweitert, den Na- 
men MelTana od. Meflene, 
und jezt Meüina, erhielt 
LV, 76. 

Zaubergebräiiche XXXH, 
1 79. LV, 126. LVI, 6ö. 98. 

Zethes, des Boreas Sohn von 
der Orithya XXXi; 35. 

Zeus, Jupiter XXXIX, 127. 
LIX, 12. 

Zirkel, von Perdix erfun- 
den XXXV, si. 



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*«p 



DRUCKFEHLER. 



IM eustek bande> 

Pag. 69. y. 89. Nach iß ein Komma. 

— 126. — 36. Heifst heiipliel* ich. 

— 159.— $5. Nach Ichnobates ein Komma. 

— — •— 66. Nach Geburt das Komma weg. 

— 165. — 12. liies: es iR. Wie g^ofs — 

— 169. — 11- "bewährt es. 

— 217. — 14. Nach yerhaftet ein Piinct. 

— 227. — - 30. Nach KiiuA ein Komma. 

— 236. — 3. Nach Perfens ein Komma. 

— 270. — 415» Nach Berghöhn ein Punct. 

— — —414. Nach Berghöhn ein Komma. 

— 280. —101. Nach ziiw^'ächß ein Piinct. 

— 313« •"" 43» Nach v erfchimmer te ein Kolon-i, 

— 355« —162. Nach Worten ein Piuict. ^ 



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XU ZWXITSN SAITDX. 

Pa*. 3 -f. V. 544. Nach ftreckend ein Komma. 

— — . — • 347. den Mordenden für dem. 

— 70. — 2. Nach Lyäiis ein Komma. 

■^- 72.-^ 31. iindLynkeiis, Afareus Sprof«- 
• lin^, 

— 82. — 141. Nach abfchoTs ein. Komma. 
-— 90. — 242. Nach fühlt ein Komma. 

— 94. — 16. geriefeltem. 

— 101. — 98« ru Tilgen. 

— 119. — 24. Nach bethanet ein Semikolon. 

— 122..— 57. 'Wettkampf ohne Häkchen. 

— 134. — 45. Nach ob kein Komma. 

— 179. — 4t. Nach dir ein Ausnifiingszeichen. 
-^ 244. — 326*. fttimm ohne Häkchen. 

— 245. — 332. Nach Scickfal kein Punctum. 

— 247. — 18. Äfakos. 

— 455. — 13. Denn dir. 

— 276. — 264. Bei trabt' ein Häkchen. 

— 286. — 50. Äakns. 

— gi4- — 38S' Nach Klugheit ein Komma. 



Berlin y gedruckt bei Johaiw Georg LangholF. 



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Ä^^-v-, ^ 



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'• 1«,.. . ■• 



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