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Full text of "Violoncellisten der Gegenwart in Wort und Bild"

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VIOLONCELLISTEN 
DER  GEGENWART 

IN  WORT  UND  BILD 


VIOLONCELLISTEN 

DER  GEGENWART 

IN  WORT  UND  BILD 


HAMBURC;  1903 


VERLA(iSANSTALT  UND  DKrCKKUKI 
=  A.-G.  i^VOlLMALS  J.  F.  KUTITKir  = 


J 


VORWORT 


Vorliegende  Sammlung  ist,  wiewohl  durch- 
aus nicht  vollständig,  weit  umfangreichci-  ge- 
worden als  ich  anfänglich  erwartete,  und  giht 
ein  annäherndes  Gesamtbild  der  herv<  )ri'ag('iid- 
sten  Vertreter  des  Violoncellspiels.  Das  hierzu 
benutzte  Material  entstammt  nur  zuverlässigen 
Quellen,  nämlich  den  eigenen  Mitteilungen  der 
einzelnen  Künstler  und  Künstlerinnen.  Mehrere 
derselben  wünschten,  trotz  wiederholter  Bitte, 
hier  nicht  aufgenommen  zu  werden,  andere 
haben  die  sie  betreffenden  Daten  teils  nicht 
eingesandt,  teils  traf  das  benötigte  Material 
nicht  mehr  rechtzeitig  ein.  —  Um  der  Ijio- 
graphischen  Sammlung  den  Eindruck  der 
UnVollständigkeit  zu  nehmen,  sind  zum  Schluß 
die  Namen  einiger  Künstler  genannt,  deren 
Biographie  zu  bringen  ich  aus  genannten 
Gründen  leider  nicht  in  der  Lage  gewesen  bin. 

Allen  denen,  welche  mich  in  meiner  Arbeit 
durch  Zuwendung  von  Photograplüen  und  bio- 
graphischen Unterlagen  unterstützt  haben,  sage 
ich  hiermit  meinen  verbindlichsten  Dank. 

Hamburg  1903. 


Der  H(M*ausoob(M\ 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


JOSEPH  ADAMOWSKI,  BOSTON 


Violoncp:llisten  der  (4egenwart 


Joseph  Adamowski 

geboren  1862  in  Warscluiu^  niaclite  seine  Studien 
von  1877  bis  1888  als  Scliüler  Fitzenliagens  auf  dem 
Moskauer  Konservatoriuni.  Beim  Ausscheiden  aus 
demselben  wurde  er  durch  Verleihung  eines  Diploms, 
sowie  der  Großen  silbernen  Medaille  ausgezeichnet. 
Erst  führten  ihn  einige  Konzertreisen  nach  Polen 
und  Galizien,  darauf  wurde  er  zum  Lehrer  am 
Krakauer  Konservatorium  ernannt  und  ging  1889 
nach  Amerika.  Er  Heß  sich  in  Boston  nieder,  wurde 
MitgHed  des  »Boston  8ympliony-Orchestra'<  und  des 
durch  seinen  Bruder,  den  Geiger  F.  Adamowski,  be- 
gründeten Streichquartetts,  Außerdem  gründete  er 
im  Verein  mit  seiner  Gattin,  der  Pianistin  Antoinette 
Adamowski-Szumowska,  und  seinem  Bruder  das  in 
Amerika  als  hervorragend  ])ekannte  »Adamowski- 
Trio«.  Seit  1902  ist  er  Professor  am  »New  England 
Conservatory  of  Music  ^  und  wirkt  auch  als  äußerst 
gesuchter  Privatlehrer  in  Boston.  Adamowski  wird 
als  ein  vorzüglicher  Violoncellist  l)ezeichnet. 


Ladisias  Aloi'z 

aln  Sohn  des  Stadtsekretärs  im  Jahre  zu  Pra<f 

geboren,  genoß  })ereits  in  seinem  sechsten  Le])ens- 
jahre  Musikunterricht  und  zwar  zuerst  im  Klavier- 
spiel durch  Musikdirektor  Frie(h'ich  Schlimak.  Später 
(1872)  wurde  ihm  (iesangs-  und  Cellounterricht  zu 
teil,  und  1874  trat  er  als  Schüler  in  das  Prager  Kon- 
servatorium ein.  Er  a])sol vierte  dasselbe  als  einer 
der  besten  Zöglinge  und  trat  dann  im  jugendlichen 
Alter  von  20  Jahren  in  einem  Konservatoi'iums- 
Konzert  als  Solist  auf.  Diesem  sehr  glücklichen 
Debüt  folgte  seine  ehrenvolle  Ernennung  zum  Lehrer 
an  der  Kaiserl.  Musikschule  in  Kijew  (Rußland). 
Daselbst  verblieb  er  bis  zum  Jahre  1887,  um  einem 
Ruf  als  Professor  des  Konservatoriums  und  Solo- 
cellist an  die  Kaiserl.  Oper  in  Warschau  zu  folgen. 
Günstigerer  klimatischer  Verhältnisse  wegen  verlegte 
er  seine  Wirksamkeit  als  Solist  und  Lehrer  nach 
Odessa,  wo  er  bis  189(5  verblieb.  Nach  erfolgreichem 
Probespiel  wurde  Aloiz  als  Solocellist  des  Kaiserl. 
russ.  Hofopern-Orcliesters  in  St.  Petersburg  angestellt, 
in  welcher  Stellung  er  noch  gegenwärtig  hervorragend 
wirkt.  Außerdem  ist  er  Lehrer  der  Kaiserl.  Hof- 
sängerkapelle,  erteilt  nebenbei  Privatunterricht  und 
konzertiert  viel.  Aloiz  veröffentlichte  bei  Juigenson 
in  Moskau  Kom})ositionen  für  Kannnermusik,  Klavier, 
Violine,  Cello  und  (iesang. 


Heinrich  Appunn 

wurde  am  20.  Januar  1870  als  ältester  Sohn  des  be- 
kannten Akustikers  Anton  Appunn  zu  Hanau  a.  M. 
geboren.  Er  besuchte  das  Königl.  (lyuniasiuni  da- 
selbst und  genoß  seine  musikalische  Ausbildung  am 
Dr.  Hochschen  Konservatorium  zu  Frankfurt  a.  M., 
woselbst  er  ein  Schüler  von  Prof.  Bernhard  Coßmann 
gewesen  ist.  Seit  1896  ist  er  als  Lehrer  des  \^i()l()n- 
cellspiels  an  der  Musikschule  zu  Frankfurt  a.  INI. 
angestellt  und  Mitglied  der  bekannten  »Frankfurter 
Ciuartett-Vereinigung«.  Appunn  hat  seinen  Wohnsitz 
in  Hanau,  Avosell)st  er  in  völlig  unabliängiger 
Stellung  als  Solist,  Kannnermusiks})ieler  und  Privat- 
lehrer tätig  ist. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Violoncellisten  der  Gegenwart 

Hugo  Becker 

Dieser  weltberühmte  Künstler  Avurde  am  13.  Februar  1864 
zu  Straßburg  i.  E.  geboren  und  empfing  den  ersten  Unterricht  in 
Klavier  und  Violine  von  seinem  Vater,  dem  berühmten  Geiger 
und  Gründer  des  zu  Weltruf  gelangten  »Florentiner  Quartetts«, 
Jean  Becker.  Neun  Jahre  alt  geworden,  zog  es  ihn  mehr  und 
mehr  zum  Violoncell,  und  übernahm  der  ausgezeichnete  Cellist 
Kanut  Kündiger  in  :\hinnheim  seine  Ausbildung,  während  der 
eigene  Vater  ihm  rnterricht  in  der  Theorie  erteilte.  Nachdem  er 
ein  Jahr  lang  in  der  >hinnheimer  Flofkapelle  gewirkt,  studierte 
er  bei  Friedrich  (Trützmacher  in  Dresden  noch  einige  Monate, 
während  er  Theorie  und  Kompositionsunterricht  von  Karl  Hess 
erhielt.  Nach  Hause  zurückgekehrt,  übernahm  der  Vater  die 
weitere  musikalische  Fortbildung  des  Sohnes,  und  von  ihm 
lernte  der  junge  Künstler  auch  die  Kunst,  auf  dem  Cello  Geige 
zu  spielen.  St^'inen  ersten  Ausflug  in  die  Welt  unternahm  Becker 
im  Jahre  ISSO  als  ^Mitglied  des  'Familien-Quartetts  Becker«, 
welchem  eine  Tournee  mit  den  Geschwistern  (als  Trio-Ver- 
einigung) folgte.  Diese  Reisen  erstreckten  sich  über  fast  ganz 
Europa  1882  fand  Becker  in  London  Gelegenheit,  viel  mit  Piatti 
zu  verkehren,  w^as  nicht  ohne  günstigen  Einfluß  auf  seine  Kunst 
blieb.  Von  1884  bis  1886  war  er  Solo-Violoncellist  des  Frankfurter 
Opernorchesters  und  wurde  Mitglied  des  >Heermannschen 
Streich-Quartetts«,  zu  dessen  Hauptkräften  er  noch  jetzt  zählt. 
Vor  ungefähr  acht  Jahren  nahm  Becker  eine  für  ihn  mit  ganz 
besonderen  Privilegien  verbundene  Stellung  als  Leiter  der  Cello- 
Klassen  und  als  Lehrer  für  Kammermusik  am  Dr.  Hochschen 
Konservatorium  an  und  erhielt  1896  den  Titel  eines  Königl. 
preuß.  Professors  ;  daneben  ist  er  Großh.  bad.  Kammervirtuos. 

In  fast  allen  Ländern  Europas  ist  Becker  wiederholt  mit 
außerordentlichem  Erfolge  aufgetreten,  alljährlich  ist  er  Gast 
in  London,  Paris,  Wien  und  anderen  Kunstzentren,  und  im 
Jahre  1901  hat  er  auf  einer  größeren  Tournee  durch  die  Ver. 
Staaten  von  Nordamerika  Triumphe  gefeiert,  wie  sie  wohl  nur 
selten  einem  Künstler  vergönnt  sind.  Hugo  Becker  besitzt  aber 
auch  alle  Meistereigenschaften :  eine  nie  versagende  Technik, 
tadellose  Bogenführung,  ein  fein  ausgebildetes  Gefühl  für 
Rhythmus  und  Phrasierung,  sowie  hohe  künstlerische  In- 
telligenz und  quellende  Empfindung  im  Vortrag.  Er  vereinigt 
in  seiner  Kunst  die  Vorzüge  aller  berühmten  Violoncell- 
Virtuosen,  und  man  kann  ihn  im  Anschluß  an  Hans  von 
Bülow  als  würdigen  Nachfolger  Davidoffs,  des  hochberühmten 
Altmeisters  des  Violoncells,  bezeichnen.  Aber  auch  als  Kom- 
ponist, und  als  solcher  von  besonderem  Geschmack,  hat  Becker 
sich  erwiesen.  Schon  von  seinem  fünfzehnten  Lebensjahre  an 
komponierte  er.  Außer  einem  großen  Teil  seiner  noch  nicht 
veröffentlichten  Werke  kennen  wir  durch  Druck  sein  Cello- 
konzert op.  10  (von  Fachpresse  und  Künstlerschaft  besonders 
günstig  beurteilt),  Variationen  und  andere  Cellostücke. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Franz  Bennat 

wurde  am  17.  August  1844  in  Bregenz  geboren. 
Schon  frühzeitig  kam  er  nach  München,  wo  er  als 
Schüler  des  Konservatoriums  bei  Hippolyt  Müller 
seine  Ausbildung  erhielt.  Später  ging  er  zur  Ver- 
Yollkonnnnung  seiner  Kunst  noch  zu  Franz  Servais 
nach  Brüssel.  Nachdem  er  als  Solist  größere 
Konzertreisen  erfolgreich  absolviert  hatte,  wurde  er 
1864  Mitglied  des  Münchener  Hof  Orchesters  und 
erhielt  später  den  Titel  eines  Kannnermusikers.  Von 
1888  bis  1901  wirkte  er  als  Violoncellist  im  »Walter- 
Quartett«  und  unternahm  alljährlich  größere  Reisen 
mit  demselben.  Seit  1901  ist  er  Violoncellist  der 
Kammermusik- Vereinigung  Stavenhagen,  v.  Kaulbach- 
Scotta.  Als  Mitarbeiter  der  »Denkmäler  der  Tonkunst 
in  Bayern«  machte  Bennat  sich  in  besonderer  Weise 
verdient.  Er  veröffentlichte:  Sonaten  von  Dali'  Abaco, 
Kantaten  von  Kerll,  Gambensonaten  von  Kühnel  u.  a. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Christian  Bertram 

geboren  am  20.  Januar  1878  zu  Heddersdorf,  empfing 
den  ersten  Cellounterriclit  in  Köln  von  dem  damaligen 
Lehrer  des  Konservatoriums,  Prof.  Louis  Hegyesi. 
Xach  dessen  Tode  studierte  er  bei  Hegyesis  Nach- 
folger, Prof.  Fr.  Grützmacher,  vier  weitere  Jahre, 
Avonach  ihm  das  Reifezeugnis  erteilt  wurde.  Im 
Jahre  1897  trat  er  als  Solocellist  in  das  Elberfelder 
Opernorchester  ein  und  wurde  von  dort  zur  Aushilfe 
an  das  (iroßherzogl.  Hoftheater  in  Karlsruhe  berufen. 
Seit  1899  ist  er  Solocellist  im  Fürstl.  Hof  Orchester 
in  Bückel)urg  und  Mitglied  des  »Sahla- Quartetts« 
daselbst.  Im  Verein  mit  dem  auch  als  Geiger 
bekannten  Hofkapellmeister  Prof.  Sahla  hat  Bertram 
sich,  besonders  als  Kannnermusikspieler,  einen  in  der 
Musikwelt  höchst  geachteten  Namen  erworben.  Im 
8onnner  1901  war  er  in  dem  Konzertorchester  in 
Pawlowsk  l)ei  St.  Petersl)urg  engagiert,  wo  er  vielfach 
Gelegenheit  hatte,  sich  auch  als  Solist  vorteilhaft 
auszuzeichnen. 


2 


Ernst  Beyer 

geboren  1853  in  Wittgendorf  (Oberlausitz),  sollte  ur- 
sprünglich Hornist  werden,  zeigte  aber  bald  mehr 
Neigung  zum  Cellospiel  und  wurde  Schüler  von 
Kammermusiker  Jos.  Büschel  in  Dresden.  Später 
studierte  er  zeitweilig  bei  Eich.  Vollrath  in  Mainz 
und  vollendete  seine  Studien  in  Leipzig  unter 
der  Leitung  von  Prof.  Carl  Schröder.  Er  gehörte 
verschiedenen  großen  Konzert-  und  Opernorchestern 
des  In-  und  Auslandes  an  und  folgte  1880  einem 
Ruf  nach  Long  Black  und  Milwaukee  (Amerika),  wo 
er  seitdem  als  Lehrer  an  »The  united  Conservatories« 
tätig  ist.  Beyer  wirkt  erfolgreich  als  Solist  und 
besonders  als  Kammermusikspieler.  Bei  größeren 
Orchester-Konzerten  bekleidet  er  die  erste  Solo- 
cellisten-Stelle, und  hat  er  sich  um  die  Einführung 
und  das  Verständnis  für  Kammermusik  im  Nord- 
westen der  Ver.  Staaten  höchst  verdient  gemacht. 


2* 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


HEINZ  BEYER,  CHARLOTTENBURG 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Heinz  Beyer 

am  28.  August  1875  zu  Berlin  gel)oren,  beschäftigte 
sich  bis  zu  seinem  achtzehnten  Jahre  eigenthch  nur 
aus  Liebhaberei  mit  dem  CellospieL  Im  Jahre  1893 
verheß  er  jedoch  den  Dilettantenpfad  und  besuchte 
bis  zum  Jahre  1895  die  Königl.  Hochschule  für 
Musik  in  Berlin,  als  Schüler  von  Prof.  R.  Hausmann. 
Bedeutenden  Einfluß  auf  Beyers  Spiel  übte  der 
Solocellist  der  Königl.  Kapelle,  Louis  Lübeck,  aus. 
Theoretische  und  kompositorische  Studien  machte  er 
bei  Prof.  Succo  und  Franz  Neumann.  1901  wurde 
er  in  die  Königl.  Kapelle  zu  Berlin  aufgenommen, 
gab  1902  diese  Stellung  aber  auf,  um  im  Verein  mit 
Otto  Hegner  und  dem  russischen  Geiger  Boris  Sibor 
ein  Trio  zu  gründen  und  sich  speziell  der  Pflege 
der  Kammermusik  zu  widmen. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


AUGUST  BIELER,  BRAUNSCHWEIG 


August  Bieler 


wurde  am  9.  Mai  18G3  zu  Hamburg  geboren,  begann 
sein  Violoncell-Studium  im  dreizehnten  Lebensjahre 
bei  Seb.  Lee  und  setzte  es  im  Januar  1879,  als 
Schüler  des  Konservatoriums  in  Leipzig,  bei  Karl 
Schröder  fort.  Nach  vollendeter  Ausbildung  erfolgte 
im  April  1881  seine  Anstellung  als  Solocellist  an 
der  Fürst  1.  Hof  kapeile  und  Lehrer  am  Fürstl.  Kon- 
servatorium zu  Sondershausen.  Hier  verblieb  er  bis 
zum  Jahre  1890,  wurde  bereits  1883  zum  Kammer- 
musiker ernannt  und  trat  vielfach  mit  bedeutendem 
Erfolg  als  Solist  auf.  Am  1.  April  1890  folgte  Bieler 
einem  Euf  als  erster  Solocellist  der  Herzogl.  Hof- 
kapelle  nach  Braunschweig,  und  am  18.  April  1898 
wurde  er  von  Sr.  Königl.  Hoheit  dem  Prinzen  Albrecht 
mit  dem  Titel  eines  Kammervirtuosen  ausgezeichnet. 
Bieler  hat  sich  durch  sein  öffentliches  Auftreten 
nicht  nur  als  Solist,  sondern  auch  als  Kannnermusik- 
spieler  einen  bedeutenden  Namen  gemacht. 


EMIL  BLUME,  HANNOVER 


Violoncellisten  der  G-egenwart 


Emil  Blume 

wurde  am  20.  Dezember  1857  in  Hannover  geboren, 
AYO  sein  Vater  Mitglied  des  Königl.  Orcbesters  war. 
Sebon  früb  begte  er  den  Wunscb,  Musiker  zu  werden, 
und  wurde  ein  Scbüler  des  berübmten  Violoncelbsten 
August  Lindner.  Mit  fünfzebn  Jabren  bereits  er- 
folgte Blumes  Aufnabme  in  das  Königl.  Orcbester 
zu  Hannover,  und  später  wurde  er  dasei l)st  als 
Königl. Kammernuisiker  angestellt,  (xegenwärtig  wirkt 
er  als  erster  Solocellist  im  Königl.  Orcbester  und 
konzertiert  nebenbei  viel  und  mit  Erfolg  sowobl 
in  Hannover  wie  aucb  ausAvärts;  aber  aucb  als 
Kannnermusikspieler  bat  er  sieb  vorteilbaft  bekannt 
gemacbt.  Dem  »Häuflein -Quartett«  gebörte  Blume 
fünfzebn  Jabre  lang  an,  und  seit  dessen  Auflösung 
ist  er  Mitglied  des  »Eiller-Quartetts«.  Er  bat  sieb 
als  ausgezeicbneter  Spieler  seines  Instruments  einen 
Namen  gemacbt  und  ist  einer  der  gesucbtesten  Lebrer 
des  Cellospiels  in  Hannover. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


FERDINAND  BÖCKMANN,  DRESDEN 


Ferdinand  Böckmann 

wurde  am  28.  Januar  1843  in  Hamburg  geboren, 
wo  er  auch  seine  musikalische  Ausbildung  genoß. 
Sein  Cellostudium  machte  er  bei  Klietz  und  Seb. 
Lee,  während  Ignaz  Lachner  ihm  Kompositions- 
unterricht erteilte.  Im  Herbst  1861  wurde  dann 
Böckmann  auf  Veranlassung  des  Königl.  sächs.  Hof- 
kapellmeisters  Carl  Krebs  in  die  Königl.  Hofkapelle 
zu  Dresden  aufgenommen,  w^odurch  ihm  Gelegenheit 
geboten  w^urde,  seine  Studien  in  Klavierspiel  und 
Komposition  bei  A.  Reichel  und  seine  Cellostudien 
bei  Fritz  Kummer  fortzusetzen.  Außer  in  seiner  amt- 
lichen Tätigkeit  wirkte  der  sehr  beliebte  Künstler 
sowohl  in  Dresden  wie  auch  auswärts  vielfach  als 
Solist  und  Kammermusikspieler  und  hat  sich  durch 
sein  öffentliches  Auftreten  einen  ehrenvollen  Namen 
gemacht.  In  den  letzten  Jahren  war  Böckmann  mit 
Erfolg  bemüht,  die  Cello  -  Literatur  durch  Bear- 
beitungen klassischer  Kompositionen  zu  bereichern, 
für  welche  Bestrebungen  ihm  viele  Auszeichnungen 
zu  teil  wurden.  Er  ist  Eitter  hoher  deutscher  Orden 
und  wurde  1891  zum  Kammervirtuosen  ernannt. 


FRANZ  BORISCH,  BERLIN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Franz  Borisch 

geboren  am  1(3.  März  1879  in  Kottljn8,  stndierte 
unter  Leitung  von  Prof.  Robert  Hausmann  an  der 
König!.  Hochschule  für  Musik  7ai  Berhn.  Nach  Be- 
endigung seiner  8tu(hen  wurde  er  als  Solocellist  für 
das  Berliner  Philharmonische  Orchester  verpflichtet 
und  machte  als  solcher  mit  dem  Orchester  Konzert- 
reisen durch  Deutschland,  Norwegen,  Schweden, 
Dänemark  und  Rußland.  Nachdem  Borisch  1901  zum 
Königl.  preuß.  Kannnermusiker  ernannt  wurde,  ließ 
er  sich  ständig  in  Berlin  nieder  und  hat  sich  als 
hervorragender  Vertreter  seines  Instruments,  sowie 
als  Lehrer  des  Cellospiels  vorteilhaft  bekannt  ge- 
macht. 1897  l)il(lete  er  mit  seinen  Brüdern  ein 
Streichquartett  und  hat  auch  alsKannnernuisikspieler 
bedeutende  Erfolge  zu  verzeichnen. 


Violoncellisten  der  Gegenwart  ^^^^ 


ANTOON  BOUMAN,  'S  GRA VENHAGE 


Antoon  Bouman 


Antonius  Alphons  Johannes  Bouman  wurde  am 
18.  Oktober  1855  zu  Hertogenbosch  (Hohand)  geboren. 
Den  ersten  Unterricht  erhielt  er  von  seinem  Vater, 
sowie  von  seinem  verstorbenen  Bruder  Johannes,  kam 
dann  zu  Oscar  Eberle  in  Rotterdam  und  studierte 
bei  W.  Bargiel  Komposition.  Später  setzte  er,  dank 
einer  Subvention  des  Königs  Willem  III.,  seine 
Studien  bei  Aug.  Lindner  (Hannover),  Fr.  Grütz- 
macher (Dresden),  J.  Servais  (Brüssel)  und  L.  Jaquard 
(Paris)  fort.  Nachdem  er  als  Solist  größere  Konzert- 
reisen gemacht  hatte,  war  er  Solocellist  in  Pau 
(Frankreich),  der  Promenaden-Konzerte  im  Covent- 
Garden  (London)  und  im  Alexander  Palace  (London). 
Nach  dreijährigem  Aufenthalt  in  dieser  Metropole 
wurde  er  1881  Solocellist  am  städt.  Orchester  und 
Lehrer  an  der  Musikschule  in  Utrecht,  1890  Solo- 
cellist im  >  Berliner  Philharmonischen  Orchester«  und 
in  den  Hans  von  Bülow-Konzerten  zu  Berlin.  Gegen- 
wärtig wirkt  Bouman  als  Lehrer  am  Königl.  Konser- 
vatorium zu  's  Gravenhage  und  an  der  Musikschule 
in  Rotterdam.  Außer  in  Holland  trat  er  häufig  als 
Solist  in  England,  Belgien,  Frankreich,  Deutschland 
und  der  Schweiz  auf  und  wird  des  öfteren  zu  den  Hof- 
konzerten nach  der  holländischen  Residenz  befohlen. 
König  Willem  III.  ehrte  Bouman  u.  a.  dadurch,  daß 
er  ihm  ein  wertvolles  Violoncell  zum  Geschenk 
machte.  Bouman  komponierte  vier  Cellokonzerte 
(No.  1  dem  König  von  Holland  gewidmet),  eine  Messe 
für  Männerchor,  Lieder  und  viele  kleinere  Stücke,  die 
in  Holland  veröffentlicht  sind. 


i 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Emil  Braun 

geboren  am  18.  September  1870  in  dem  schweizeri- 
schen Städtchen  Lenzbnrg,  besuchte  das  Gymnasium 
in  Aarau  und  später  (von  1889  bis  1893)  das  Kon- 
servatorium in  Leipzig,  avo  er  bei  Alwin  Schröder 
und  Juhus  Klengel  Violoncellspiel,  bei  Jadassohn 
Theorie  und  Komposition  studierte.  Für  hohe  künst- 
lerische Leistungen  Avurde  er  mit  der  Prämie  aus 
der  Helbigschen  Stiftung  ausgezeichnet.  Seit  1893 
ist  Braun  teils  in  Basel,  teils  in  dem  benachbarten 
Mülhausen  i.  Eis.  als  Solist  und  Kammermusik- 
spieler, sowie  als  Lehrer  für  sein  Instrument  tätig. 
Er  konzertierte  von  Basel  aus  in  fast  allen  Städten 
der  Schweiz,  sowie  in  Leipzig  und  Berlin  mit  großem 
Erfolg.  Seit  1898  ist  Braun  Präsident  des  »Vereins 
schweizerischer  Tonkünstler  in  Basel«. 


Oscar  Brückner 

gel:)oren  am  2.  Januar  1(S57  zu  Erfurt,  wurde  von 
seinem  Vater  für  den  Musikerberuf  vorbereitet, 
erhielt  den  ersten  Cellounterricht  von  Konzertmeister 
Herlitz  in  Ballenstedt  und  kam  dann  nach  Dresden, 
wo  er  den  wichtigsten  Teil  seiner  Studien  bei  Prof. 
Friedrich  Grützmaclier  absolvierte ,  während  er 
theoretischen  Unterricht  von  Felix  Dräseke  erhielt. 
Xach  vollendeter  Ausbildung  machte  Brückner  er- 
folgreiche Konzertreisen  in  Deutschland,  Rußland, 
Holland  und  Polen,  wurde  sodann  als  Solocellist  am 
Großherzogl.  Hoftlieater  in  Neustrelitz  angestellt  und 
erhielt  beim  Rücktritt  von  dieser  Stellung,  die  er  von 
1882  bis  1884  inne  hatte,  den  Titel  eines  Kammer- 
virtuosen. Seit  1886  ist  er  als  Solist  am  Königl. 
Theater  in  Wiesbaden  engagiert,  wo  er  1896  zum 
Königl.  Konzertmeister  ernannt  wurde.  Außerdem  ist 
er  Lehrer  am  Wiesl)adener  Konservatorium.  Brück- 
ner gehört  zu  den  Cellomeistern  allerersten  Ranges. 
Neben  seiner  unfehlbaren  Technik  wirkt  er  besonders 
durch  seinen  wundervollen  Ton  und  einen  echt 
musikalischen  Vortrag.  Auch  als  talentvoller  Kom- 
ponist hat  er  sich  hervorgetan,  und  außer  einem  Cello- 
konzert mit  Orchester,  mehreren  Solostücken  und  in- 
struktiven Arrangements  für  Cello,  Klavierstücken  u.a. 
veröffentlichte  er  eine  große  Zahl  tief  empfundener 
und  außerordentlich  dankbar  geschriebener  Lieder. 
Brückner  ist  Ritter  hoher  deutscher  und  ausländischer 
Orden. 


3* 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


SIEGMUND  BÜRGER,  BUDAPEST 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Siegmund  Bürger 

am  8.  Februar  1856  zu  AVien  geboren,  trat  bereits  im 
zwölften  Lebensjahre  öffentlich  als  Violoncellist  auf. 
Den  ersten  Cellounterricht  erhielt  er  von  J.  Moser 
(Wiener  Hofopern-Orchester),  später  setzte  er  bei 
David  Popper  seine  Studien  fort.  Zu  gleicher  Zeit 
studierte  er  Theorie  und  Komposition  bei  Grädener 
und  Nottebohm.  Im  Jahre  1873  trat  Bürger  zuerst 
als  Solist  in  einem  Orchesterkonzert  des  Wiener 
Musikvereins  auf,  1874  machte  er  seine  erste  Konzert- 
reise mit  Carlotta  Patti  und  Theodor  Ritter  und 
konzertierte  in  Leipzig  (Gewandhaus)  und  Berlin  (mit 
Sophie  Menter).  1875  wirkte  er  als  Solist  in  Baden- 
Baden,  darauf  fünf  Jahre  in  gleicher  Eigenschaft  in  der 
Königl.  Hofkapelle  zu  München.  Inzwischen  machte 
er  größere  Konzertreisen  mit  Adeline  Patti,  Henri 
Wieniawsky,  Alfred  Grünfeld  u.  a.  Im  Jahre  1882 
wurde  er  von  Hans  Richter  für  dessen  Orchester  in 
London  engagiert,  siedelte  jedoch  1883  von  dort  nach 
Paris  über,  um  daselbst  mit  L.  Breitner  undW.Marsick 
Kammermusik-Konzerte  zu  veranstalten.  1887  kon- 
zertierte er  als  Mitglied  des  »Trio  parisien«  mit  Lewita 
und  Joh.  Wolff  in  Dänemark  und  Schweden.  Seit 
1887  ist  Bürger  Solocellist  an  der  Königl.  ung.  Oper 
in  Budapest,  sowie  Professor  am  National-Konser- 
vatorium  und  Professor  des  dortigen  Musik  Vereins. 
Er  begründete  mit  Grünfeld  die  populären  Quartett- 
abende. Ausser  technischen  Studien  für  Virtuosen 
veröffentlichte  er  auch  verschiedene  Transkriptionen 
für  Cello  und  Klavier. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


ERNST  CAHNBLEY,  DORTMUND 


Ernst  Cahnbley 


geboren  am  3.  September  1875  in  Hambnrg,  erhielt 
Yom  siebenten  Lebensjahre  ab  den  ersten  Musik- 
unterricht in  Klavier-  und  Violinspiel  von  seinem 
Onkel,  dem  Musiklehrer  Ferd.  Cahnbley.  1887  kam 
er  nach  Berlin  zu  Prof.  E.  Breslauer,  um  seine  Studien 
im  Klavierspiel  fortzusetzen.  Von  1890  bis  1895 
studierte  er  am  Hamburger  Konservatorium,  woselbst 
er  sich  in  der  Hauptsache  unter  Max  Eisenbergs 
Leitung  dem  Cellospiel  widmete.  Außerdem  erhielt 
er  Klavier-  und  theoretischen  LTnterriclit  von  C.  Arm- 
brust und  Prof.  A.  Krug.  Nach  Beendigung  seiner 
Studien  war  Cahnbley  Mitglied  des  Laube-Orchesters 
in  Hamburg,  des  Kaim-Orchesters  in  München  und 
wirkte  dann  als  Solocellist  in  Hannover,  Riga  und 
St.  Petersburg.  Im  Jahre  1900  erfolgte  seine  Berufung 
nach  Dortmund  als  Lehrer  des  Konservatoriums, 
Solocellist  des  »Philharmonischen  Orchesters«,  sowie 
als  Mitglied  des  »Konservatorium-Quartetts«.  Er  ver- 
öffentlichte eine  Anzahl  Lieder  und  Kompositionen 
für  Violoncell  mit  Klavierbegleitung. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Anton  Cink 

geboren  am  21.  Juni  18G3  zu  Pribram  in  Böhmen, 
genoß  seine  Ausbildung  im  Cellospiel  am  Prager 
Konservatorium  bei  Prof.  Franz  Xaver  Hegenbart 
und  verließ  dasselbe  nach  sechsjährigem  Studium. 
1882  wurde  er  am  Konservatorium  zu  Krakau  als 
Professor  der  Celloklasse  angestellt,  und  nach  Be- 
endigung seiner  Militärdienstzeit  übernahm  er  die 
Solocellistenstelle  am  Stadttheater-Orchester  in  Elber- 
feld und  unterrichtete  nebenbei  an  der  dortigen 
Musikschule  von  Pauchenecker.  1891  wurde  er  nach 
Warschau  als  Professor  an  das  Konservatorium 
berufen  und  wirkte  daselbst  als  Solocellist  am 
Regierungstheater,  in  welchen  Stellungen  er  auch 
gegenwärtig  noch  tätig  ist.  Cink  konzertierte  mit 
Erfolg  in  Österreich,  Deutschland,  Rußland  und  hatte 
die  Ehre,  vor  Kaiser  Nikolaus  IL  und  der  Kaiserin 
Alexandra  Feodorowna  zu  spielen. 


Bernhard  Coßmann 

Der  »Joachim  des  Yioloncells«,  wie  man  Coßmann 
oft  nennen  hört,  wurde  am  17.  Mai  1822  zu  Dessau 
geboren.  Den  ersten  Unterrieht  erhielt  er  in  seiner  Vater- 
stadt von  Karl  Drechsler,  dem  Lehrer  Grützmachers;  mit 
fünfzehn  Jahren  kam  er  nach  Braunschweig  zu  Müller 
und  später  nach  Dresden  zu  Fr.  Kummer.  Darauf  wandte 
sich  der  achtzehnjährige  Künstler  nach  Paris,  wo  er 
eine  Stellung  als  Öolocellist  an  der  Italienischen  Oper 
annahm.  Für  den  Winter  1847/48  wurde  er  dann  als 
Solist,  Quartett-  und  ()rchestersi>ieler  am  Gewandhaus  zu 
Leipzig  angestellt,  und  im  Winter  1849  unternahm  er 
Konzertreisen  nach  England  und  Frankreich. 

Die  Bekanntschaft  mit  Liszt,  die  er  in  Leipzig 
gemacht  hatte,  war  für  seine  Laufbahn  von  großer 
Bedeutung.  Im  August  1850  kam  Coßmann  nach 
Weimar  (gerade  zu  den  ersten  Proben  des  »Lohengrin«), 
wo  er  fast  täglich  mit  Franz  Liszt  verkehrte.  In 
Weimar  blieb  er  sechzehn  Jahre,  den  Sommer  jedes 
Jahres  (seit  1843)  in  Baden-Baden  verlebend.  Besonders 
erfolgreich  wirkte  Coßmann  auch  als  Quartettspieler  in 
Weimar.  Joachim,  Ferd.  Laub,  Singer  u.  a.  waren  die 
Primgeiger  seines  Quartetts.  1865  erhielt  er  einen  Kuf 
^  an  das  Kaiserl.  Konservatorium  zu  Moskau,  dem  er  auch 
folgte.  Im  Jahre  1870  ließ  er  sich  dauernd  in  Baden- 
Baden  nieder  und  widmete  sich  nur  mehr  den  Konzert- 
reisen (mit  der  Lucca,  Bülow,  Brahms  u.  a.).  Als  dann 
im  Jahre  1878  in  Frankfurt  a.  M.  das  Dr.  Hochsche 
Konservatorium  gegründet  wurde,  trat  er  in  dieses  ein 
und  wirkte  mit  dem  Titel  eines  Professors  an  jenem 
Institut.  Coßmann  hat  sich  den  unbestrittenen  Kuf  eines 
Cellomeisters  ersten  Kanges  erworben.  Er  hat  sich  durch 
Herausgabe  pädagogischer  Werke  hochverdient  gemacht, 
und  die  Yioloncell-Literatur  verdankt  ihm  Konzert- 
Etüden,  Konzertstücke,  Phantasien,  kleinere  Stücke  u.  a.  m. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


AUREL  VON  CZERWENKA,  GRAZ 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Aurel  von  Czerwenka 

am  31.  Dezember  1860  zu  Karäiisebes,  im  ungari- 
schen Komitat  Szöreny,  geboren,  machte  seine  ersten 
Studien  als  Schüler  des  » Steiennärkischen  Musik- 
vereins«  in  Graz.  1882  kam  er  nach  Dresden  und 
studierte  zuerst  am  dortigen  Konservatorium  und 
später  noch  privatim  unter  Friedrich  Grützmachers 
Leitung.  Nach  Vollendung  seiner  Studien  war  er 
dann  als  erster  Cellist  im  Mannsfeldschen  Konzert- 
Orchester  in  Dresden  tätig.  Hierauf  unternahm  er 
Konzertreisen  durch  Deutschland  und  trat  darauf  die 
Solocellistenstelle  am  Landestheater  in  Graz  an ;  zu- 
gleich übertrug  man  ihm  das  Amt  des  Lehrers  am 
»Steiermärkischen  Musikverein«.  Czerwenka,  der  sich 
als  Solist  einen  hervorragenden  Namen  gemacht  hat, 
widmet  sich  gegenwärtig  insbesondere  der  Pflege 
der  Kammermusik. 


HUGO  DECHERT,  BERLIN 


Hugo  Dechert 

der  vortreffliche  Berliner  Kaniniervirtuose,  wurde  am 
IG.  Septeiiil)er  ISGO  in  Potschappel-Dresden  geboren. 
Von  seinem  Vater  frühzeitig  im  Violin-  und  Cellospiel 
unterwiesen,  übernahm  seine  Aveitere  Ausbildung 
der  Königl.  Kammermusiker  H.  Tietz  in  Dresden. 
Von  diesem  wurde  er  soweit  gefördert,  daß  er  mit 
vierzehn  Jahren,  nach  abgelegtem  Probespiel,  als 
erster  Cellist  für  das  Orchester  des  Belvedere  in 
Dresden  engagiert  wurde  und  demsell)en  IV2  Jahre 
angehörte.  Nach  einigen  Konzertaustiügen  in  Sachsen, 
Schlesien  und  Polen  führte  sein  Weg  ihn  (1877)  nach 
Berlin.  Er  })esuchte  von  1878  bis  1880  die  Königl. 
Hochschule  für  Musik;  hier  waren  Wilhelm  Müller, 
Robert  Hausmann,  Jos.  Joachim,  R.  Succo  und 
A.  Dorn  seine  Lehrer.  Nach  Vollendung  seiner  Studien 
begab  Dechert  sich  auf  Konzertreisen.  Seit  1881  ist 
er  iVIitglied,  seit  1894  Solocellist  der  Königl.  Kapelle 
in  Berlin.  1898  wurde  ihm  in  Anerkennung  seiner 
hervorragenden  Leistungen  der  Titel  eines  Königl. 
preuß.  Kammervirtuosen  verliehen.  Dechert  ist  Mit- 
glied und  Mitbegründer  des  »Halir-Quartetts«  und 
der  » Trio- Vereinigung  Schumann-Halir-Dechert«.  Als 
Solist,  und  namentlich  auch  als  Kammermusikspieler, 
ist  Dechert  in  fast  allen  Hauptstädten  Europas  mit 
durchschlagendem  Erfolg  aufgetreten.  Seine  tadel- 
lose Technik,  der  große,  edle  Ton  und  die  gesunde 
musikalische  Auffassung  einen  sich  bei  ihm  zu  einem 
vollendeten  Ganzen.  Als  geschätzter  Lehrer  hat  er 
viele  Schüler  zu  tüchtigen  Musikern  herangebildet. 


JOSEFINE  DONAT,  WIEN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Josefine  Donat 

in  AVien  ^el)oren,  erliielt  den  ersten  Musikunterricht 
von  Ferdinand  Weidin^ier,  ^Nlitj^lied  des  K.  K.  Hof- 
orc-liesters  dasell)st.  bereits  im  Alter  von  fünfzehn 
Jahren  trat  sie  in  einem  selbstän(hgen  Konzert  in 
Wien  als  Solistin  auf  und  errang  (Uirch  ihre  klare 
Technik  und  ihren  warmen,  schönen  Ton  die  Gunst 
des  Publikums  und  die  Anerkennung  der  Kritik.  Zur 
weiteren  Yervollkonnnnung  ihrer  Leistungen  setzte 
sie  ihre  Studien  bei  Prof.  K.  Hummer  fort  und 
begab  sich  nach  vollendeter  Ausbildung  auf  Konzert- 
reisen. Außer  in  Österreich -Ungarn  konzertierte 
Frl.  Donat  erfolgreich  in  Schweden,  Norwegen, 
Rußland  und  Holland  und  veranstaltet  alljährlich 
ein  Konzert  in  AVien,  wo  sie  seit  1900  ansässig  ist. 
Neben  ihrer  Tätigkeit  als  Solistin  erteilt  Frl.  Donat 
Unterricht  und  widmet  sich  hauptsächlich  der  Pflege 
der  Kammermusik. 


Ernst  Döring 


geboren  am  25.  Mai  1867  zu  Oldenburg,  zeigte  schon 
früh  musikahsche  Begabung  und  äußerte  den  Wunsch, 
Violoncelhst  zu  werden.  Er  studierte  in  Leipzig  bei 
den  hervorragendsten  Meistern  seines  Instruuients 
(Prof.  Juhus  Klengel  u.  a.)  und  errang  schon 
damals  den  Schleinitz-Preis.  Jules  de  Swert,  der 
berühmte  Cello -Virtuose,  hörte  den  jungen  Künstler, 
wußte  sein  Talent  zu  schätzen  und  nahm  ihn  als 
Schüler  an.  Der  Einfluß  dieses  hervorragenden 
Künstlers  war  für  die  weitere  musikalische  Ent- 
wickelung  Dörings  von  außerordentlicher  Bedeutung. 
Sehr  bald  versuchte  er  sich,  und  zwar  mit  Erfolg, 
in  der  Öffentlichkeit  und  wurde  in  England  mit 
dem  Professortitel  ausgezeichnet.  Er  unternahm  mit 
seiner  Gattin,  Frau  Döring-Brauer,  eine  große,  erfolg- 
reiche Konzert-Tournee  durch  Nord-  und  Südamerika, 
sowie  Westindien  und  konzertierte  in  Deutschland, 
Österreich,  Rußland,  Holland  und  Belgien.  Seit 
einiger  Zeit  hat  sich  das  Künstlerpaar  in  Coburg 
niedergelassen. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


WILLEM  DURIEUX,  'S  GRA VENHAGE 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Willem  Durieux 

geboren  1880  zu  's  Gravenhage  (Holland),  besuchte 
schon  frühzeitig  das  Königl.  Konservatorium  seiner 
Vaterstadt,  wo  er  unter  Leitung  von  Joseph  Giese 
seine  Cellostudien  machte.  1898  verließ  er  seine 
Heimat,  um  sich  hei  Anton  Hekking  (Berlin)  zu  ver- 
vollkommnen. Er  veranstaltete  im  Okto])er  1902  in 
Berlin  erfolgreich  ein  eigenes  Konzert  und  lel)t 
gegenwärtig  als  geschätzter  Solist  und  Kammerniusik- 
spieler  in  's  Gravenhage.  Durieux  veröffentlichte 
Kompositionen  für  Cello  ndt  Klavierbegleitung. 


CARL  EBNER,  MÜNCHEN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Carl  Ebner 

am  6.  November  1857  in  Bippendorf  (Niederbayern) 
geboren,  ei'hielt  den  ersten  Unterricht  vom  Bruder 
des  Violoneellnieisters  Josef  ]Menter  und  trat  später 
in  die  ^Nlünchener  ^Musikschule  ein,  ^yo  er  unter 
Leitung  von  Prof.  Jos.AVerner  seine  Stuchen  vollendete. 
xVuf  Empfehlung  des  damaligen  Hofkapellmeisters, 
Prof.  Franz  Wüllner,  wurde  er  in  die  Karlsruher 
Hofkapelle  aufgenonnnen,  bekleidete  mit  Erfolg  von 
1875  bis  1879  die  Stelle  des  zweiten  Solocellisten  und 
wurde  des  öfteren  vom  Großherzog  zu  Hofkonzerten 
befohlen.  Am  1.  Oktober  1879  folgte  er  einem  Ruf 
an  die  Königl.  Hof  kapeile  in  München,  wo  er  als 
Königl.bayr.  Kannnervirtuose  gegenwärtig  noch  wirkt. 
Ebner  ist  als  Solist  und  Kammermusikspieler  zu  den 
vorzüglichsten  Violoncellisten  der  Gegenwart  zu 
zählen,  und  außer  in  Deutschland  hat  der  Künstler 
sich  in  Österreicli  und  der  Schweiz  vorteilhaft  be- 
kannt gemacht.  \^eröffentlicht  hat  er  Kompositionen 
für  Violoncell  mit  Klavierbegleitung  bei  Aibl  in 
München,  Steingräber  in  Leipzig  u.  a. 


RUDOLF  EHRLIC  H,  MOSKAU 


Rudolf  Ehrlich 

geboren  am  17.  Januar  18(3()  in  Prag,  bekam  bereits 
von  seinem  siebenten  Lebensjahr  an  Violin-  und 
Klavierunterricht  und  zeigte  eine  so  hohe  musikalische 
Begabung,  daß  die  Eltern  ihn  schon  vom  zehnten 
Lebensjahre  an  das  Prager  Konservatorium  besuchen 
ließen.  Hier  begann  er  1876  sein  Cellostudium  unter 
Prof.  Hegenbarths  Leitung,  vollendete  dasselbe  im 
Jahre  1882  und  wurde,  als  einer  der  vorzüglichsten 
Schüler  diplomiert.  Zunächst  konzertierte  Ehrlich 
nun  mit  Erfolg  in  Böhmen  und  folgte  im  Herbst  1882 
einem  Rufe  nach  Moskau  als  Mitglied  des  Kaiserl. 
Theater-Orchesters.  Einige  Jahre  später  wurde  er, 
nach  erfolgreichem  Konkurrenzspiel,  zum  ersten 
Solocellisten  ernannt,  in  welcher  Stellung  er  heute 
noch  wirkt.  Außerdem  ist  er  Professor  an  der 
Moskauer  Philharmonischen  Musikschule  und  seit 
1897  Mitglied  des  »Moskauer  Klavier-Trios«  (Schor- 
Krein-Ehrlich).  Ehrlich,  der  viel  und  mit  Erfolg 
konzertierte  (u.  a.  mit  Marcella  Sembrich),  hat  sich 
auch  außerhalb  Moskaus  als  Solist  und  Kammer- 
musikspieler einen  bedeutenden  Namen  gemacht 
und  ist  einer  der  gesuchtesten  Lehrer  seines  In- 
struments. 


Max  Eisenberg 

am  11.  Oktober  1859  zu  Brannsehweig  geboren, 
machte  von  1876  bis  1879  seine  Studien  in  Leipzig 
als  Schüler  des  Konservatoriums,  unter  Leitung  von 
Karl  Schröder.  Nach  vollendeter  Ausbildung  wurde 
er  als  einer  der  vorzüglichsten  Schüler  prämiiert  und 
sofort  als  Solocellist  für  das  Laube-Orchester  in 
Hamburg  engagiert.  Größere  Konzertreisen  führten 
ihn  mit  dem  Orchester  nach  Polen  und  Rußland, 
wo  er  erfolgreich  als  Solist  auftrat.  Hierauf  wurde 
er  fih-  das  Philharmonische  Orchester  in  Helsingfors 
verpflichtet,  wirkte  dort  während  zweier  Saisons  und 
ging  dann  als  Solocellist  nach  Berlin  (Konzerthaus). 
1888  kehrte  er  als  Solocellist  nach  Hamburg  zurück 
und  war  zunächst  wieder  im  Laube-Orchester,  dann 
im  Stadttheater-Orcliester  tätig ;  mit  letzterem  wirkte 
er  unter  Mahlers  Leitung  in  den  ersten  Nibelungen- 
Aufführungen  in  London  mit.  1891  übernahm 
Eisenberg  die  Stelle  des  ersten  Cellisten  der  Phil- 
harmonischen und  Fiedler-Konzerte,  sowie  das  Amt 
des  Lehrers  am  Hamlnirger  Konservatorium  und 
hat  sicli  wäln-end  seiner  erfolgreichen  künstlerischen 
Tätigkeit  einen  ehrenvollen  Namen  erworben.  Ver- 
öffentlicht hat  er  Kompositionen  für  Violoncell  und 
Klavierbegleitung. 


Violo:ncellisten  der  Gegenwart 


Richard  Ellinger 

wurde  am  4.  September  1<S71  zu  Mittelhausen  bei 
Erfurt  geboren.  Er  war  speziell  Schüler  des  Konser- 
vatoriums zu  Leipzig,  wo  er  unter  Leitung  von  Prof. 
Julius  Klengel  seine  musikalische  Ausbildung  erhielt. 
Nachdem  er  in  verschiedenen  ersten  Kapellen 
Deutschlands  tätig  gewesen,  wirkt  er  seit  1898  als 
erster  Solocellist  der  »(Irands  Concerts  de  l'Union 
franQaise^<,  sowie  als  Mitglied  des  »Constantinopler 
Streich-C^uartetts  <  in  Constantinopel. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Willem  Engel 


am  18.  April  1871  als  Sohn  des  Musikdirektors  C.  Engel 
in  ^yniegen  (Holland)  geboren,  erhielt  den  ersten  Unter- 
richt von  seinem  Onkel,  W.  Engel,  einem  in  seiner  Vater- 
stadt wohlbekannten  Violoncellisten.  1885  kam  er  zwecks 
weiterer  Ausbildung  im  Violoncellspiel  zu  Oscar  Eberle 
nach  Kotterdam  und  erhielt  daselbst  gleichzeitig  Theorie 
und  Kompositionsunterricht  von  Prof.  Friedrich  Gerns- 
heim und  Th.H.H.Verhey.  Als  Eberle  1888  seine  Stellung 
als  erster  Solo -Violoncellist  im  Orchester  der  Deutschen 
Oper  zu  Rotterdam  niederlegte,  wurde  Engel  an  seiner 
Stelle  engagiert,  wo  er  bis  1891  verblieb,  gleichzeitig  in 
den  Konzerten  unter  (xernsheim,  von  Perger  u.  a.,  sowie 
in  vielen  Kanunermusik-Konzerten  mitwirkend.  In  diesen 
Jahren  unternahm  Engel  bereits  mehrere  Konzertrefsen 
durch  Holland  und  Süddeutschland.  1891  wurde  er  als 
Solocellist  für  das  Bülow-Orchester  in  Hamburg  ver- 
pflichtet, wo  er  häutig  von  Dr.  Hans  von  Bülow  sowohl 
als  Solist  wie  als  Kammermusikspieler  ausgezeichnet 
wurde.  Im  Sommer  189*2  führte  ihn  eine  größere 
Konzertreise  durch  Rußland  und  Finland,  und  im 
Herbst  1892  kehrte  er  wieder  als  Solocellist  nach  Hamburg 
zurück.  Als  im  Jahre  1896  das  Orchester  des  »Vereins 
hamburgischer  Musikfreunde«  gegründet  wurde,  trat  er 
auch  in  dieses  als  erster  Solocellist  ein  und  machte  als 
Solist  mit  demselben  größere  Konzertreisen  durch 
Deutschland.  Gregenwärtig  wirkt  Engel  (seit  1897)  er- 
folgreich als  Mitglied  des  Rieh.  Barth- Streichquartetts, 
des  Bandler- Quartetts,  sowie  der  Philharmonischen  und 
Fiedler-Konzerte,  gleichzeitig  Violoncellunterricht  er- 
teilend. Veröffentlicht  hat  er  Kompositionen  und 
Arrangements  für  Violoncell  mit  Orchester-  und  Klavier- 
begleitung, Lieder  u.  a.  m. 


FRITZ  ESPENHAHN,  BERLIN 


Fritz  Espenhahn 

einer  alten,  bekannten  Künstlerfamilie  entstammend, 
wurde  am  24.  Oktober  18G2  in  Berlin  geboren.  Kr 
genoß  zunächst  den  Unterricht  seines  Vaters,  der 
Kfuiigl.  KammernuTsiker  war  und  als  Bassist  einen 
bedeutenden  Kuf  l)esa(.N.  Weitere  Studien  machte 
er  bei  den  bekannten  Kammermusikern  F.  Manecke 
und  Louis  Lübeck  und  schließlich  an  der  Königl. 
Hoclischule  für  ^Nlusik.  Von  der  Hochschule  aus  kam 
er  in  das  Bilsesche  Konzert-Orchester,  mit  welchem 
er  während  dreier  Jahre  Kunstreisen  durch  Deutsch- 
land und  Holland  machte.  1887  wurde  Espenhahn 
in  die  Königl.  preuß.  Kapelle  in  Berlin  aufgenommen 
und  1890  zum  Kanmiermusiker  ernannt.  Neben  seiner 
amtlichen  Tätigkeit  A\idmet  er  sich  seinen  zahl- 
reichen Schülern,  zu  denen  auch  Prinz  Friedrich  Karl 
von  Preußen  gehörte.  Außerdem  ist  Espenhahn 
Mitglied  des  »Dessau-Quartetts«  und  hat  auch  als 
Kanmiermusikspieler  glänzende  Anerkennung  ge- 
funden. 


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Violoncellisten  der  Gegenwart 


OTTO  ETTELT,  BREMEN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Otto  Ettelt 

am  1.  November  1871  zai  Klein-Cor])etha  im  Kreise 
Merseburg  geboren,  erhielt  <len  ersten  ^lusikunter- 
richt  von  seinem  Vater  und  dem  Kantor  der  dortigen 
Kirche.  Im  Jahre  1(S1K)  kam  er  nach  Leii)zig  an 
das  Königl.  Konservatorium,  wo  er  zunächst  für 
ein  Jahr  Schüler  des  bekannten  Kannnervirtuosen 
Alwin  Schröder  wurde  und  später  seine  Studien  bei 
Prof.  Julius  Klengel  (bis  l(Si)(3)  fortsetzte.  Für  Theorie 
und  Klavierspiel  waren  Paul  Homeyer  und  AVendling 
seine  Lehrer.  Besondere  Erfolge  erzielte  Ettelt  bei 
den  öffentlichen  Prüfungen  des  Konservatoriums,  in 
denen  ihm  zwei  wertvolle  Preise  zu  teil  wurden. 
Von  1S9G  bis  1898  war  er  Mitglied  des  Gewandhaus- 
Orchesters  und  erhielt  dann  einen  Ruf  als  Solo- 
cellist an  das  städtische  Orchester  in  Bremen.  Be- 
reits im  Jahre  1899  wurde  er  mit  der  hervorragenden 
Stellung  des  Solocellisten  und  (Quartett-Mitgliedes 
bei  der  »Philharmonischen  (Gesellschaft«  betraut; 
auch  als  Lehrer  hat  Ettelt  es  in  Bremen  zu  hohem 
Iluf  gebracht. 


OSSI  AN  FOHSTRÖM,  HELSINGFORS 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Ossian  Fohström 

am  21.  November  1878  in  Helsingfors  (Finland)  ge- 
boren, war  znnäehst  Schüler  der  Musikschnle  seiner 
Vaterstadt,  an  der  er  bis  1898  stndierte.  Er  l)e- 
suchte  sodann  das  Konservatorinm  in  Brüssel,  wo 
er  nnter  Leitnng  von  Prof.  Ednard  Jacol)s  seine 
Studien  fortsetzte.  1894  wurde  ihm  der  zweite  Preis 
und  1S95  der  erste  Preis  nel)st  Diplom  zuerkannt. 
Nach  seiner  Heimat  zurückgekehrt,  wurde  Fohström 
als  Lehrer  und  Ensemblespieler  an  ol)engenannter 
Musikschule  angestellt.  1897  reiste  er  (mit  einem 
Staatsstipendium)  wieder  nach  dem  Auslande,  um, 
besonders  in  Deutschland  (bei  Prof.  Hugo  Becker 
in  Frankfurt  u.  a.),  seine  Studien  fortzusetzen.  Gegen- 
wärtig lel)t  Fohström  wieder  in  seiner  Vaterstadt 
und  unternimmt  von  da  aus  mit  seiner  Schwester, 
der  Sängerin  Alma  Fohström,  größere  Konzertreisen 
durch  Finland  und  Rußland,  bis  nach  Sibirien  hinein. 
Seit  drei  Jahren  ist  er  auch  als  Solist  der  Philhar- 
monischen Konzerte  in  Helsingfors  engagiert. 


Agga  Fritsche 

Die  junge  dänische  Cello virtuosin  Agga  Fritsche 
wurde  in  Kopenhagen  geboren.  Zuerst  eine  Schülerin 
von  Prof.  A.  Rüdinger  (Kopenhagen),  ging  sie  später 
nach  Leipzig,  um  bei  Prof.  Julius  Klengel  am  Kon- 
servatorium ihre  Studien  fortzusetzen.  Nachdem 
sie  unter  Klengels  vortrefflicher  Leitung  mehrere 
Jahre  studiert  hatte,  l)egal)  sich  Fräulein  Fritsche 
auf  Konzertreisen.  Sie  konzertierte  erfolgreich  in 
Deutschland,  Rußland,  Finland,  und  hat  sich,  be- 
sonders in  Dänemark,  als  ausgezeichnete  Vertreterin 
des  Violoncellspiels  einen  Namen  gemacht. 


CARL  rrCHS,  MANCHESTER 


Carl  Fuchs 

am  3.  Juni  1865  in  Odenbach  a.  M.  geboren,  begann 
im  Alter  von  neun  Jahren  sein  Cellostudium  bei  Kobert 
Kiedel,  dem  ersten  Cellisten  der  Frankfurter  Oper. 
1881  setzte  er  es  am  Dr.  Hochsclien  Konservatorium 
unter  Leitung  von  Prof.  ß.  Coßmann  fort,  bis  er 
1885  Gelegenheit  fand,  Prof.  Carl  Davidoff,  der  damals 
in  Frankfurt  auftrat,  etwas  vorzuspielen.  Der  Einladung 
Davidoffs  Folge  leistend,  siedelte  Fuchs  nach  St.  Peters- 
burg ü])er,  um  bei  dem  Altmeister  des  Cellospiels  seine 
Studien  zu  vollenden.  Seine  erste  Konzertreise  durch 
Deutschland  machte  er  im  Verein  mit  der  belgischen 
Koloratursängerin  Dina  Beumer.  1886  ging  er,  mit 
einem  Empfehlungsschreiben  Clara  Schumanns  an  Sir 
Charles  Halle,  nach  England.  Dort  begab  er  sich  zu- 
nächst mit  Halle  und  dessen  Gattin,  Frau  Norman- 
Neruda,  auf  Konzertreisen  und  ließ  sich  dann  auf  Halles 
Veranlassung  in  Manchester  nieder.  1893  wurde  Fuchs 
zum  Professor  am  »Koyal  Manchester  College  of  Music« 
und  zum  ersten  Solocellisten  des  Halle-Orchesters  (seit 
Halles  Tode  unter  der  ständigen  Leitung  Hans  Richters) 
ernannt.  1895  erhielt  er  vom  Großherzog  von  Hessen 
den  Titel  eines  Kammervirtuosen,  und  1898  hatte  er 
die  hohe  Ehre,  vor  der  Königin  von  England  im  Schlosse 
Windsor  zu  spielen.  Außer  in  Manchester  ist  Fuchs 
auch  in  Liverpool,  und  zwar  als  Solocellist  des  Phil- 
hjirmonischen  Orchesters,  daselbst  tätig.  Während  seiner 
erfolgreichen  künstlerischen  Wirksamkeit  hat  er  sich  nicht 
nur  als  hervorragender  Solist,  sondern  auch  als  Kammer- 
musikspieler (besonders  als  Mitglied  des  »Brodsky- Quar- 
tetts«) einen  glänzenden  Namen  gemacht.  Eine  durchaus 
edle  Tongebung,  verbunden  mit  einer  ausgezeichneten 
Technik,  geben  seinem  Spiel  den  Stempel  echter  Kunst. 


Sigmund  Glaser 

am  9.  Februar  18(i2  zu  Rokycan  in  Böhmen  geboren, 
kam  1S76  als  Scliüler  Hegenbarths  auf  das  Prager 
Konservatorium,  yaclidem  er  dasselbe  im  Jahre  1882 
absolviert  hatte,  folgte  er  einem  Ruf  als  Lehrer  an 
die  Kaiserl.  ^Musikschule  in  Charkow  (Rußland). 
1884  mußte  er,  um  seiner  Militärpflicht  Genüge  zu 
leisten,  diese  Stellung  wieder  aufgeben.  1886  kon- 
zertierte Glaser  mit  Erfolg  in  Deutschland  und 
Österreich  und  kehrte  dann,  als  Lehrer  an  der 
Kaiserl.  Musikschule  in  Odessa,  nach  Rußland  zu- 
rück. Hier  war  er  drei  Jahre  lang  tätig,  während 
welcher  Zeit  er  viel  und  erfolgreich  in  Rußland  als 
Solist  auftrat.  Gegenwärtig  wirkt  er  Avieder  in 
Charkow,  in  seiner  früheren  Stellung,  und  läßt  sich 
alljährlich  als  Solist  in  den  Symphonie-Konzerten 
hören.  Veröffentlicht  hat  Glaser  Kompositionen  für 
Violoncell  mit  Orchester  und  Klavierbegleitung  bei 
Jurgenson  in  Moskau. 


RUDOLF  CtLICKH,  WIEN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Rudolf  Glickh 

am  28.  Februar  1S(U  in  Wien  als  Sohn  des  Arztes 
und  Genieinderates  Dr.  A.  Glickh  geboren,  wurde 
von  seinem  Vater  für  die  juristische  Laufbahn  be- 
stimmt und  konnte  sich  erst  nach  dessen  Ableben  den 
musikalischen  Studien  zuwenden.  Erwählte  alsHaupt- 
fach  das  \^iol()ncellspiel,  war  Schüler  Hellmesbergers, 
während  er  Komposition  bei  Franz  Jaksch  studierte. 
Nach  Beendi^iung  seiner  Studien  trat  er  als  Cellist 
in  das  erste  Symphonie-Orchester  Kretschmars  ein, 
in  welchem  Verbände  er  jedoch  nur  zwei  Jahre  blieb. 
Xach  einigen  erfolgreichen  Konzertreisen  als  Solist 
trug  ihm  der  Kirchenmusik  verein  an  der  Votivkirche 
in  Wien  eine  Professur  an  der  Schule  des  Vereins  an; 
später  trat  er  auch  in  den  Lehrkörper  der  Musik- 
lehranstalt von  L.  Liebing  ein,  an  welcher  Anstalt  er 
gegenwärtig  in  Violoncell  und  in  allen  theoretischen 
Fächern  X^nterricht  erteilt.  Er  komponierte  die 
Operette  >  Buffalmaco«  und  die  Oper  >  Meister  Lucus«. 
Nach  ernsten  Studien  schuf  Glickh  eine  Anzahl 
Kirchengesänge,  die  wiederholt  in  der  Wiener  Hof- 
kapelle  zur  Aufführung  gelangten.  Sein  größtes 
Werk  ist  eine  Missa  solemnis,  welches  anläßlich  der 
Jubiläumsfeier  des  Kaisers  am  2.  Dezember  1898 
zur  ersten  Aufführung  gebracht  wurde.  Für  sein 
Instrument  schrieb  Glickh  die  weit  verbreiteten 
Universal-Etüden,  eine  Sonate  in  D-dur  für  Klavier 
und  Cello,  sowie  Solostücke. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


ALBERT  GOWA,  HAMBURG 


Albert  Gowa 

geboren  am  14.  April  1843  in  Hamburg,  maclite  die 
ersten  nnisikalischen  Studien  dasei!  )8t  l)ei  Louis  Lee, 
ging  darauf  nach  Leipzig,  um  sich  unter  Leitung 
von  Carl  Davidoff  und  Louis  Lübeck  weiter  zu  ver- 
vollkommnen, und  später  nach  Dresden,  um  als 
Schüler  Friedr.  Grützmachers  seine  Ausbildung  zu 
vollenden.  Außer  in  deutschen  Städten  konzertierte 
er  erfolgreich  in  London  (lS(j7)  und  Kopenhagen 
(1868).  Von  18()9  l)is  1872  war  (Iowa  Solocellist  der 
Hofkapelle  des  Fürsten  von  Schaund)urg-Li})pe  in 
Bückel)urg,  kehrte  dann  nach  Hand)urg  zurück  und 
widmete  dort  über  zwanzig  Jahre  seine  Tätigkeit 
der  »Philharmonischen  Gesellschaft«.  Als  Quartett- 
spieler wirkte  Gowa  zuerst  mit  dem  jetzt  in  Peters- 
burg lebenden  Prof.  Leopold  Auer,  darauf  mit  dem 
verstorbenen  Hofkapellmeister  Carl  Bargheer  und 
gegenwärtig  —  seit  fünfzehn  Jahren  —  mit  Florian 
Zajic.  Gowa  hat  sich  ebensosehr  als  Solo-  wie  als 
Quartettspieler  ausgezeichnet.  Auch  als  Lehrer  hat 
er  Erfolge  zu  verzeichnen,  und  ist  von  seinen  Schülern 
u.  a.  Heinrich  Warnke,  zurzeit  Solocellist  des  Kaim- 
Orchesters  in  München,  namhaft  zu  machen. 


Paul  Grümmer 

Avurde  als  Sohn  des  Hofniiisikers  Detlev  Grümmer 
am  2().  Fei)ruar  1<S79  in  Gera  (Reuß  j.  L.)  geboren. 
Bis  zu  seinem  vierzehnten  Lel)ensjahr  hatte  er  bei 
seinem  Vater  Yiolinnnterricht  und  l)esuchte  das 
Fürstlirhe  Gynrnasium  in  (iera.  l<SJ)o  fing  er  dann 
an,  Cello  zu  lernen  und  hatte  ein  halbes  Jahr 
I^nterric'ht  bei  dem  damaligen  Violoncellist  der 
Hofkapelle,  Friedrichs,  und  dem  Violoncellist  der 
Stadtkapelle,  Ennl  Böhme.  1S{)4  kam  er  zu  Prof. 
Julius  Klengel  an  das  Leipziger  Konservatorium, 
Avo  er  bis  1898  seine  Studien  fortsetzte.  Die  letzten 
Jahre  seines  Studiums  war  (irünnner  gezwungen, 
Stellen  in  Bädern  anzunehmen,  und  trat  er  als  Solo- 
cellist in  Ost-Dievenow,  Westerland-Sylt  und  Majoren- 
hof bei  Kiga  auf.  In  der  Zwischenzeit  ließ  er  sich 
vielfach  in  Deutschland  als  Solist  hören  (u.  a.  zweimal 
im  » Liszt -Verein  <  in  Leipzig).  Im  Herbst  1900  wurde 
er  als  Lehrer  eines  Konservatoriums  nach  England 
engagiert,  wo  er  anderthalb  Jahre  verblieb.  Dann 
kehrte  er  wieder  auf  ein  Jahr  nach  Deutschland 
zurück,  um  in  Leipzig  (bei  Klengel)  und  in  Frank- 
furt (bei  Becker)  seine  Stu(hen  zu  vollenden.  Am 
5.  April  1902  delnitierte  er  mit  Erfolg  in  London 
und  spielte  vor  dem  englischen  Königspaare  und 
vielen  anderen  Fürstlichkeiten.  Gegenwärtig  lebt 
Grümmer  in  London  und  macht  grössere  Konzert- 
reisen durch  England. 


6 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Heinrich  Grünfeld 

wurde  am  21.  April  1855  in  Prag  gel)oren,  wo  er  als 
Schiller  des  dortigen  Konservatoriunis  Hegenljarths 
Unterricht  genoß.  1873  wirkte  er  zuerst  zwei  Jahre 
als  Solocellist  an  der  Komischen  Oper  in  Wien  und 
kam  dann  (187G)  nach  Berlin  als  Lehrer  an  das 
Kullaksche  Konservatorium.  Zeitweise  unternahm 
er  mit  seinem  Bruder  Alfred  erfolgreiche  Konzert- 
reisen durch  Deutschland,  Rußland  und  Österreich. 
Grünfeld  hat  sich  als  virtuoser  und  l)esonders 
eleganter  Spieler  seines  Instrumentes  einen  Namen 
gemacht.  Er  veranstaltete  Kammermusik-Konzerte 
mit  X.  Sc'harwenka,  G.  Holländer,  E.  Sauret  und 
gegenwärtig  mit  Fl.  Zajic.  Er  wurde  188()  durch 
Verleihung  des  Titels  eines  Königl.  preuß.  Hof- 
Violoncellisten  ausgezeichnet. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Friedrich  Grützmacher 

Sohn  des  vcrstorix'nen  Hof-lvoiizertiiunstcrs  Le()])old 
Grützimiclicr  in  AX'ciinar,  wurdc^  am  2.  ()ktol)er  1866 
in  Mriiiiimcii  u(*l)()r('ii.  Sein  ^'at('l•  leitete  den  ersten 
Klavier-  und  (V'Uounterricht,  und  schon  als  Knahe  von 
zehn  Jahren  konnte  Griitznuieher  in  AVciniar  zum  ersten 
Male  als  Solist  vor  die  ( )ftVntlic'hk(Mt  treten.  Bald  wurde 
er  imit  f ünfzehn. Jahren  ;  alsHofmusi]<er  in  die  dortigeHof- 
kapelle  aufg'enommen  und  trat  noch  in  demselhen  Jahre 
in  ('im MM  Hofkonzert  als  Solist  auf.  Die  Sommerferien 
henutztc  er,  lun  sich  hei  seinem  herühmten  Onkel, 
Friedrich  Cxrützmacher  in  Dresden,  noch  weiter  zu  ver- 
vollkommnen. In  AVeimar  führte  Franz  Liszt  ihn  mit 
folgendem  Auss])ruch  in  die  musikalische  Welt  ein: 
»Der  wird  dafür  sorg(Mi,  daß  die  Cellisten- Dynastie  Grütz- 
macher nicht  ausstirht You  AVeimar  aus  hat  (irütz- 
macher  mit  großen  Frfolgen  in  fast  allen  Haui)tstiidten 
Deutschlands  konzertiert.  D^DO  folgte  er  einem  Kufe 
nach  Sondershausen  als  Solocellist  der  Hofkapelle,  sowie 
als  Lehrer  am  Fürstl.  Konservatorium,  siedelte  aher  bald 
nach  Budapest  ühcr,  wo  er  zum  Konzertmeister  der 
Königl.  Hofoper  und  Professor  des  Konservatoriums 
ernannt  Avurde.  Seit  1893  wirkt  Grützmacher  in  Köln 
als  Professor  am  Konservatorium,  als  Konzertmeister 
der  Gürzenich -Konzerte  und  Mitglied  des  »Gürzenich- 
Quartetts«  und  ist  zu  den  vorzüglichsten  Violoncellisten 
der  GegeuAvart  zu  zählen.  Bei  vollendeter  technischer 
Durchbildung  zeichnet  sein  Spiel  sich  durch  schöne  Ton- 
geb ung  und  eine  echt  musikalische  Vortragsweise  aus. 
Durch  alljährliche  Konzertreisen  in  England,  Schottland 
und  Frankreich  hat  Grützmacher  sich  auch  außerhalb 
Deutschlands  einen  ehrenA'ollen  Namen  erworben. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


G.  HENRI  HAAGMANS,  DORTRECHT 


G.  Henri  Haagmans 

geboren  am  2(3.  Dezeiiil  )er  1S7( )  in  Rotterdam,  versuchte 
sich  frühzeitig  auf  der  ViuHne  nnd  dem  Klavier. 
1887  widmete  er  sicli  a])er  vorzugsweise  dem  Violon- 
cellspiel, in  welchem  er  Schüler  Karl  Schröders, 
des  damaligen  Opern-Kapellmeisters  in  Rotterdam, 
Avurde.  Nachdem  er  in  Holland  noch  Unterricht 
von  Paul  Prill  und  Oscar  El)erle  genossen  hatte,  ging 
er  nach  Leipzig,  wo  er  unter  Prof.  Klengels  Leitung 
seine  Studien  fortsetzte.  1891  nahm  er  ein  kurzes 
Engagement  in  Majorenhof  bei  Riga  an  und  voll- 
endete später  l)ei  Prof.  Rob.  Hausmann  in  Berlin 
seine  Ausbildung.  Nach  einigen  größeren  Konzert- 
reisen siedelte  Haagmans  nach  Amerika  über,  wo  er 
als  Solocellist  des  Osew  Yoi'k  Philharmony  Club« 
größere  Tourneen  durch  die  Ver.  Staaten  von  Nord- 
amerika machte.  Gegenwärtig  lebt  Haagmans  wieder 
in  Holland,  und  zwar  als  Lehrer  des  Cellospiels  an 
der  Musikschule  der  »Gesellschaft  zur  Förderung  der 
Tonkunst«  in  Dortrecht.  Daneben  ist  er  Direktor 
der  Gesangvereine  in  Kinderdyk  und  Breda.  In 
seinem  öffentlichen  Auftreten  hat  er  sich  als  Solist 
wie  als  Kannnermusikspieler  gleich  vorteilhaft  be- 
kannt gemacht. 


ROBERT  HAUSMANN,  BERLIN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Robert  Hausmann 

einer  der  hervorraiiendsten  A^ioloneellisten,  wurde  am 
18.  August  18Ö2  in  Kottleberode  (Harz)  ge])oren.  Er 
besuchte  das  Gymnasium  in  Braunscliweig  imd  genoß 
daselbst  von  18H1  bis  1868  zugleieli  Cellounterrieht 
durch  Theodor  ^NIüHer,  den  Cellisten  des  älteren  »Müller- 
Quartetts«.  Zwecks  weiterer  .Vusl)ildung  wurde  er 
Schüler  der  ]>('rliner  Hochschule  für  ^lusik  und  setzte 
in  derselben  von  18(itl  lüs  187]  !,  unter  Leitung  von 
W.  Müller,  seine  Studien  fort,  ging  schließlich  zu  Piatti 
nach  London  und  vollendete  dieselben  dort  und  später 
auf  seinem  Landsitz  zu  Cadenabbia  am  Comersee.  Sein 
erstes  Engagement  (187*2  bis  187-"))  nahm  Hausmann 
beim  Grafen  Hochberg  in  Sehlesien  als  Cellist  des  von 
demselben  gebildeten  Streich ({uartetts  an,  nach  dessen 
Auflösung  er  1876  zum  Lehrer  des  Cell()si)iels  an  die 
Königl.  Hochschule  nach  Berlin  l)erufen  wurde.  1884 
erhielt  er  den  Professortitel.  Hausmann  gehört  gegen- 
wärtig zu  den  ersten  Kepräsentanten  seines  Instruments. 
Ein  schöner  Ton,  klare,  durch  und  durch  musikalische 
Phrasierung  und  eine  tadellose,  stets  dem  höheren  Zweck 
sich  unterordnende  Technik  weisen  dem  Künstler  einen 
Platz  unter  den  Besten  seines  Faches  an.  Als  Solist 
ist  er  in  Deutschland  und  im  Auslande  mit  großem 
Erfolg  tätig,  besonders  ausgiebig  aber  ist  seine  Wirk- 
samkeit auf  dem  Gebiet  der  Kammermusik.  Er  be- 
tätigt seine  Meisterschaft  im  Ensemblesi)iel  als  Mitglied 
des  »Joachim- Quartetts«  (seit  1878)  und  durch  seine 
Mitwirkung  in  den  Kammermusik-Abenden  mit  Barth 
und  Wirth.  In  besonderer  Weise  macht  Hausmann  sich 
durch  seine  höchst  erfolgreiche  Lehrtätigkeit  verdient, 
und  er  ])ildete  schon  viele  treffliche  Cellisten  aus,  von 
denen  manche  in  diesen  Blättern  aufgenommen  sind.  ^Ver- 
öffentlicht hat  er  neue  Ausgaben  klassischer  und  Studien- 
werke, unter  Hinzufügung  sorgsamer  Bezeichnungen. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Johannes  Hegar 

geboren  am  30.  Juni  1874  als  Sohn  des  bekannten 
Kapellmeisters  und  Komponisten  Dr.  Fr.  Hegar  in 
Zürich,  begann  mit  neun  Jahren  Klavier,  mit  zehn 
Jahren  Yioloncell  zu  spielen.  Seine  erste  allgemeine 
Ausbildung  genoß  er  von  1880  bis  1886  im  Privat- 
institut von  F.  V.  Beurt,  worauf  er  von  1886  bis 
1892  das  Gynmasium  absolvierte.  1892  trat  er  in 
die  unter  seines  Vaters  Leitung  stehende  städtische 
Musikschule  ein.  Julius  Hegar  (Cello),  Eob.  Freund 
(Klavier),  Lothar  Kempter  (Kontrapunkt)  waren  an 
dieser  Anstalt  seine  Hauptlehrer.  Vom  Jahre  1893 
ab  setzte  Hegar  seine  Studien  am  Hochschen  Kon- 
servatorium in  Frankfurt  a.  M.  unter  der  Leitung 
von  Iwan  Knorr,  G.  Trautmann,  Carl  Friedberg,  vor 
allem  aber  unter  derjenigen  des  trefflichen  Meisters 
Hugo  Becker  fort.  Seit  1897  ist  er  Mitglied  des 
»Frankfurter  Trios«  und,  vertretungsweise  für  Hugo 
Becker,  des  »Heermann-Quartetts«.  Als  Solist  ist 
Hegar  in  Deutschland,  Frankreich,  Spanien  und  der 
Schweiz  mit  Erfolg  aufgetreten.  Gegenw^ärtig  ist  er 
(seit  1899)  Lehrer  der  Cellospieler  am  Hochschen 
Konservatorium  in  Frankfurt  a.  M. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 

Anton  Hekking 

der  ausgezt'icliiu'te  liollinKlischc  A^ioloiicell -Virtuose, 
wurde  am  7.  Septenil)er  ItSö«;  in  's  (4raA'enhage  geboren, 
J()st'])li  (4it'st',  Professor  aru  Haager  Konservatorium, 
wurde  sein  erster  Lehrer.  ]\lit  sechzehn  Jahren  schon 
wurde  er  S()h)cellist  des  städtisclien  Orchesters  in  Utrecht 
und  war  als  solclier  anderthall)  Jahre  tätig.  Hierauf 
ging  er  zur  ^Vervollkommnung  seiner  Studien  nach  Paris, 
wo  er  als  Schüler  des  Konservatoriums  unter  Leitung 
(h'r  Professoren  Chevillard  und  Jacquard  seine  Aus- 
hilduiig  \-ollendete  uud  mit  dem  ersten  Preis  ausge- 
zeichnet wurde.  Nach  einer  erfolgreichen  Konzertreise 
in  Gesellschaft  der  Klaviersj^ielerin  Kssi|)()ff  folgte  er 
einem  Rufe  nach  Berlin  als  Soloeellist  der  Bilseschen 
Kai)elle.  Als  die  (Tründung  des  berliner  »Philharmo- 
nischen Orchesters erfolgte,  wurde  Hekking  unter  ganz 
besonderen  Bedingungen  engagiert  und  war  später  noch 
zweimal  (von  1884  bis  1888^  und  von  1898  bis  1902) 
als  Solocellist  im  »Philhai-monisehen  Orchester«  tätig. 
1882  unternahm  er  mit  Ysaye  eine  fünfzehn  Monate 
dauernde  Konzertreise  durch  ganz  Europa.  In  seinem 
Heimatlande  \\  urde  ihm  vom  K()nige  eigenhändig  der 
Orden  des  goldenen  Löwen  von  Nassau  überreicht.  1888 
siedelte  Hekking  nach  Amerika  über,  trat  während  eines 
Winters  in  184  Städten  als  Solist  auf  und  nahm  längere 
Engagements  als  Solocellist  in  Boston  und  New  York 
an.  1902  gründete  er  im  Verein  mit  Arthur  Schnabel 
(Klavier)  und  Alfred  Wittenberg  (Violine)  die  mit 
großem  Beifall  aufgenommenen  populären  Trio-Abende 
in  Berlin.  Oegenwärtig  lebt  Hekking  als  hervorragender 
Solist,  K[unmermusikspieler  und  Lehrer  des  Cellospiels 
in  Berlin.  Sein  Spiel  z(^ichnet  sich  besonders  durch  voll- 
kommene S[iul)erkeit,  Tonschönheit,  sowie  durch  gewandte 
Beherrschung  der  technischen  Schwierigkeiten  aus. 


Friedrich  Heß 


entstammt  einer  bekannten  Musikerfamilie.  Im  Jahre 
1863  in  IVIannheim  geboren,  empfing  er  den  ersten 
Unterrieht  von  seinem  Vater.  Später  setzte  er  als 
Schüler  von  Bernh.  Coßmann  seine  Studien  am 
Dr.  Hochschen  Konservatorium  in  Frankfurt  a.  M. 
fort.  ]S^ach  vollendeter  Aus])ildung  siedelte  er  1885 
nach  Amerika  über,  wo  er  als  Solist,  Kammermusik- 
spieler und  Lehrer  erfolgreich  tätig  war.  Auf  Wunsch 
seiner  Eltern  kehrte  er  zehn  Jahre  später  wieder 
nach  Deutschland  zurück  und  ließ  sich  in  Frank- 
furt a.  M.  nieder.  Heß  trat  dann  in  die  Stellung  des 
Solocellisten  an  der  Frankfurter  Oper,  als  welcher  er 
gegenwärtig  noch  tätig  ist.  Ein  geschätzter  Kammer- 
musikspieler, wirkt  er  auch  vielfach  in  Kammer- 
musik-Konzerten mit. 


KATO  VAN  DER  HOEVEN,  AMSTERDAM 


Kato  van  der  Hoeven 

Aviirde  am  20.  Septeiiil)er  1^^79  in  Amsterdam  geboren. 
Schon  als  Kind  verriet  sie  eine  unverkennbare 
musikalische  Be^^abung  und  lernte  anfangs  Klavier 
spielen.  In  ihrer  besondei-en  Vorliebe  für  Streich- 
instrumente gal)  sie,  nachdem  sie  es  im  Violinspiel 
zu  einer  großen  Fertigkeit  gebracht  hatte,  dem 
Violoncell  den  Vor/Aig.  T^m  ihre  Ausbildung  auf 
diesem  Instrument  hat  sicli  l)esonders  der  treffliche 
Cellist  J.  Mossel  verdient  gemacht.  Unter  der  Leitung 
dieses  ihres  speziellen  Lehrers,  und  zuletzt  noch  kurze 
Zeit  bei  Anton  Hekking  studierend,  vollendete  sie 
ihre  Studien.  Nach  Absolvierung  der  Orchesterschule 
in  Amsterdam  machte  die  annuitige  Künstlerin  eine 
erfolgreiche  Konzert-Tournee  durch  ihr  Heimatland 
und  hat  sich  durch  ihr  schönes  Spiel  einen  ehren- 
vollen Namen  gemacht.  Bald  Avurde  Kato  v.  d.  Hoeven 
als  festes  ^Mitglied  des  Konzertgebäude-Orchesters  in 
Amsterdam  engagiert,  wo  sie  gegenwärtig  noch  tätig 
ist,  nur  dann  und  Avann  Konzertausflüge  unter- 
nehmend. Außer  in  Holland  hat  Frl.  v.  d.  Hoeven 
sich  auch  in  Deutschland  (Berlin,  Köln  a.  Rh.  u.  s.  w^) 
vorteilhaft  bekannt  gemacht. 


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Violoncellisten  der  Gegenwart 


JOSEPH  HOLLMAN,  PARIS 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Joseph  Hollman 

der  berühmte  holländiHche  Violoncellist,  wurde  am 
16.  Oktober  1852  in  Maastricht  geboren.  Seine  Aus- 
bildung genoß  er  am  Brüsseler  Konservatorium,  wo 
er  Schüler  von  Fr.  Servals  (Violoncell)  und  Fr.  Fetis 
(Theorie  und  Kompositon)  war  und  1870  mit  dem 
ersten  Preis  ausgezeichnet  wurde.  Zur  Vollendung 
seiner  Studien  besuchte  er  dann  noch  das  Pariser 
Konservatorium.  Hollman  hat  durch  erfolgreiche 
Konzertreisen  seinen  Ruf  in  allen  Hauptstädten 
Europas  wie  Amerikas  begründet.  Sein  Domizil 
w^echselt  zwischen  Paris  und  London.  Er  darf  sich 
rühmen,  ein  besonderer  (TÜnstling  der  Königin 
Victoria  von  England,  sowie  des  Königs  Willem  III. 
der  Niederlande  gewesen  zu  sein.  Hollman  ist 
Königl.  niederländischer  Hof -Violoncelli  st  und  Ritter 
hoher  deutscher  und  ausländischer  Orden.  Als 
Komponist  ist  er  mit  drei  Cellokonzerten,  einer 
Suite  für  Cello  mit  Orchester,  sowie  mit  vielen 
kleineren  Stücken  und  Liedern  für  Gesang  erfolg- 
reich hervorgetreten. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Hermann  Hopf 

Avurde  1871  in  AVeiiuar  ^•e])()ren  und  besuchte  als 
Schüler  Leopold  ( rrützniachers  das  Konservatorium 
seiner  Vaterstadt.  Nachdem  er  in  Mannheim  seine 
Militärzeit  al)sol viert  hatte,  war  er  als  Solocellist  in 
Baden  b.  Wien,  St.  Peterslnirg  und  Görlitz  en^auiert. 
Seit  189(3  ist  er  erster  Solocellist  am  Sta<lttheater 
in  Königsberg  i.  Pr.,  Lehrer  am  dortigen  Konserva- 
torium, sowie  Mitglied  des  Königs!  )erger  Streich- 
quartetts«. Hopf  konzertiert  viel  und  erfolgreich  in 
Ost-  und  AVestpreußen  und  wirkt  l)ei  den  Bühnen- 
festspielen in  Bayreutli  mit.  Veröffentlicht  hat  er 
Kompositionen  für  Moloncell  mit  Klavierl)egleitung. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


REINHOLD  HUMMER,  WIEN 


Reinhold  Hummer 

am  7.  Okt()l)er  1(S55  zai  Linz  a.  d.  Donau  geboren, 
wurde  in  Wien  erzogen  und  begann  seine  Laufbahn 
mit  dem  Yiolinspiel.  Nachdem  er  dieses  sechs  Jahre 
hin(hirch  mit  Eifer  betrieben  hatte,  erwachte  in  ihm 
der  lebhafte  Wunsch,  Violoncell  zu  erlernen.  Er 
wurde  Schüler  Karl  Schlesingers  und  besuchte  das 
Wiener  Konservatorium,  setzte  später  seine  Studien 
unter  Leitung  von  H.  Köver  fort  und  Avurde  nach 
vollendeter  Ausl)ildung  mit  dem  ersten  Preis  aus- 
gezeichnet. Seine  erste  Anstellung  erhielt  er  gleich 
im  Hofopern-Orchester,  dem  er  seit  dem  1.  Januar 
1873  angehörte.  1877  wurde  er  Lehrer  am  Kon- 
servatorium und  1878  erster  Solocellist  an  der  K.  K. 
Hofkapelle  in  Wien.  Hummer  wirkte  neun  Jahre 
als  Cellist  im  Quartett  des  alten  Hellmesberger  und 
gehört  seit  sechzehn  Jahren  dem  »Rose-Quartett« 
an.  Er  erhielt  in  Anerkennung  seiner  verdienst- 
lichen Wirksamkeit  den  Professortitel  und  ist  Inhaber 
des  Goldenen  Verdienstkreuzes  mit  der  Krone.  Seit 
1903  hat  Hummer  seine  Stellung  an  der  Hofkapelle 
aufgegeben  und  wirkt  sowohl  in  Wien  wie  auch 
auswärts  hauptsächlich  als  Solist  und  Quartettspieler. 


102 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Otto  Hutschenreuter 

geboren  am  24.  April  18G2  in  Königsee  (Thüringen), 
erhielt  schon  im  fünften  Jahre  täglich  Klavierunter- 
richt und  fing  1881  hei  Karl  Schröder  am  Leipziger 
Konservatorium  sein  Cellostudium  an.  Später  setzte  er 
dasselbe  bei  Ahvin  Schröder  und  Prof.  Julius  Klengel 
fort  und  nahm  1888  bis  1884  bei  Louis  Lübeck  in 
Berlin  Unterricht.  Im  Jahre  1884  vollendete  er  bei 
Klengel  am  Leipziger  Konservatorium  seine  Aus- 
bildung und  wurde  als  einer  der  vorzüglichsten 
Schüler  prämiiert.  1885  l)is  1892  wirkte  Hutschen- 
reuter in  Helsingfors  als  Solocellist  des  Philharm. 
Orchesters  und  Lehrer  am  INIusikinstitut.  Hierauf 
studierte  er  noch  ein  Jahr  in  Perlin  l)ei  Prof.  Haus- 
mann und  Joachim,  war  181)8  bis  1894  Lehrer  am 
Sternschen  Konservatorium  in  Berlin  und  1895  bis 
1898  Solocellist  in  Hond)urg  v.  d.  Höhe.  Nachdem 
er  nochmals  als  Solocellist  in  Berlin  (Oper  des  Westens) 
und  Helsingfors  engagiert  war,  ül^ernahni  er  1900 
die  Direktion  des  Schwantzerschen  Konservatoriums 
in  Berlin.  Hutschenreuter  bewährte  sich  vielfach  in 
eigenen  Konzerten  als  ausgezeichneter  Vertreter  seines 
Instruments  und  ist  Mitbegründer  der  »Berliner  Ver- 
einigung für  Kammermusik«,  mit  Martha  Hornig 
als  Pianistin  an  der  Spitze.  Denniächst  wird  eine 
Ref  orm-  Violoncellschule  von  Hutschenreuter  im  Druck 
erscheinen. 


Thomas  Jackson 

geboren  am  lo.  Juni  1870  7ai  Leeds  in  England, 
genoß  den  ersten  Musiknnterriclit  in  seiner  Vater- 
stadt, kam  dann  nach  Berlin,  trat  dort  in  die  Königl. 
Hochschule  für  ]Musik  ein  und  wurde  Schüler  von 
Prof.  Robert  Hausmann  (Cello),  sowie  auch  der  Pro- 
fessoren Joachim  und  Kruse  (Ensemblespiel).  Nach 
vierjährigem  Studium  in  I>erlin  wandte  er  sich  nach 
Leipzig,  wo  er  unter  der  Leitung  von  Prof.  Julius 
Klengel  seine  Studien  am  dortigen  Konservatorium 
fortsetzte.  Nach  Vollendung  derselben  war  er  drei 
Jahre  ^Mitglied  des  Leipziger  X<^vitäten  -  (Quartett- 
Vereins«,  eines  I^nternehmens,  das,  obwohl  künstle- 
risch erfolgreich  wirkend,  unter  tinanziellen  Schwierig- 
keiten zu  leiden  hatte  und  sich  auflösen  mußte. 
Gegenwärtig  wirkt  Jackson  als  geschätzter  Lehrer 
des  Cellospiels  am  Konservatorium  in  Freiburg  i.  B. 
und  als  Mitglied  des  »Süddeutschen  Streichquartetts«. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Eduard  Jacobs 

wurde  1851  zu  Hai  in  Belgien  geboren.  Den  ersten 
Unterricht  erhielt  er  von  Joseph  Servals,  wurde 
dann  Schüler  des  Brüsseler  Konservatoriums  und 
errang  1877  beim  Wettbewerb  den  ersten  Preis. 
Xach  vollendeter  Ausbildung  wurde  er  von  Ed.  Lassen 
als  Solocellist  für  die  Hofkapelle  in  Weimar  ver- 
pflichtet und  kam  1885,  als  Nachfolger  seines  Lehrers, 
als  Professor  an  das  Konservatorium  in  Brüssel. 
Jacobs  bereiste  als  Solist  Belgien,  Frankreich, 
Deutschland  und  Holland  und  ist  alljährlich  (seit 
1892)  als  Solist  in  Pawlowsk  bei  St.  Petersburg  enga- 
giert. Er  ist  nicht  nur  ein  Virtuose  ersten  Ranges, 
sondern  auch  ein  hervorragender  Kammermusik- 
spieler  und  hat  auch  als  Solist  auf  der  Viola  da 
Gamba  außerordentliche  Erfolge  zu  verzeichnen. 


HUGO  JÄGER,  DESSAU 


Hugo  Jäger 

geboren  am  17.  Mai  1848  in  Warnibnmn  i.  Schles., 
machte  seine  Studien  unter  Leitung  von  David  Popper 
in  Wien  und  Friedrich  Grützmacher  in  Dresden. 
Xacli  vollendeter  Ausbildung  war  er  zunächst  Mit- 
glied der  Hofkapelle  des  Fürsten  von  Hohenzollern 
in  LöAvenberg.  Nach  Auflösung  der  Fürstl.  Kapelle 
wirkte  er  als  Solocellist  in  Ems,  Altenburg,  Braun- 
schweig und  Pawlowsk  bei  St.  Petersburg.  1874  wurde 
er  in  die  Herzogl.  Hofkapelle  in  Dessau  aufgenommen 
und  ist  daselbst  seit  1880  als  erster  Solo-Violoncellist 
tätig.  Jäger  trat  vielfach  mit  Erfolg  als  Solist  auf 
und  hat  sich  besonders  als  Kammermusikspieler 
vorteilhaft  bekannt  gemacht. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Max  Jähnig 

geboren  am  1.  Juni  18()()  in  Dresden,  besuchte  das 
Konservatoriuni  daselbst  und  studierte  von  1881  bis 
1887  unter  Prof.  Friedrich  Grützmachers  Leitung. 
Nach  vollendeter  Ausl)ildung  übernahm  er  die  Solo- 
cellistenstelle an  der  Karlsbader  Kurkapelle  und 
folgte  dann  einem  Kufe  nach  Zürich  als  Solocellist 
des  Tonhalle-Orchesters.  In  dieser  Stellung  verblieb 
er  bis  1892,  in  welchem  Jahre  er  nach  erfolgreichem 
Probespiel  in  die  Stuttgarter  Hofkapelle  aufgenommen 
wurde.  Seitdem  hat  Jähnig  sich  in  Stuttgart  als 
geschätzter  Solist,  Kammermusikspieler  und  Lehrer 
einen  einträglichen  Wirkungskreis  geschaffen. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Wilhelm  Jeral 

am  2.  Oktober  1S()1  7ai  Pra^  gelxjren,  zeigte  schon 
in  frühester  Jngend  große  Neigung  zur  ]Musik.  Er 
besuchte  von  1878  bis  1«S79  das  Prager  Konserva- 
toriuni, wo  er  sich  in  der  Hauptsache  unter  Prof. 
Hegenbarth  dem  Violoncellspiel  widmete,  außerdem 
aber  -auch  Klavier  und  Komposition  studierte.  Von 
1880  bis  1886  Avar  er  Solocellist  am  Landestheater 
und  Lehrer  des  »Steiermärkischen  ]Musik\  ereins«  in 
Graz  und  trat  vielfach  und  mit  Erfolg  als  Solist  auf. 
1887  kam  er  als  Solocellist  der  Deutschen  Oper  nach 
Rotterdam,  wo  er  auch  später  als  Opernkapellmeister 
tätig  war.  Seit  1896  lebt  Jeral  in  Wien,  von  wo 
aus  er  größere  Konzertreisen  unternimmt.  1899 
Avurde  er  für  das  k.  k.  Hofopern-Orchester  engagiert 
und  1901  Mitglied  des  »Prill-Qiiartetts«.  Er  hat  sich 
w^ährend  seiner  erfolgreichen  künstlerischen  Wirk- 
samkeit sowohl  als  Solist  wie  als  Kammermusik- 
spieler einen  ehrenvollen  Namen  gemacht.  Er 
komponierte  ein  Cellokonzert,  Cellostücke,  Lieder 
u.  s.  w.,  wovon  vieles  veröffentlicht  ist. 


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Violoncellisten  der  Gegenwart 


Julius  Junek 

wurde  in  Brandeis  (Böhmen)  geboren^  besuchte  das 
Prager  Konservatorium  und  machte  seine  Cello- 
studien unter  Leitung  von  Prof.  Hans  Wihan,  während 
Prof.  A.  Dvorak  ihm  Kompositionsunterricht  erteilte. 
Junek  war,  vertretungsweise  für  den  seinerzeit  er- 
krankten Cellisten  Berger,  zeitw^eilig  Mitglied  des 
»Böhmischen  Streich-Quartetts«,  kam  dann  als  Solo- 
cellist an  das  Landestheater  nach  Agram  und  wirkte 
hierauf  drei  Jahre  erfolgreich  als  Professor  an  der 
Musikschule  in  Laibach.  Im  Jahre  1900  kehrte  er 
nach  Prag  zurück  und  zwar  zunächst  als  Solocellist 
am  Königl.  Landestheater.  Später  wurde  er  auch 
als  Professor  des  Cellospiels  am  Konservatorium  an- 
gestellt, und  gegenwärtig  ist  er  außerdem  als  Mitglied 
des  »Prager  Trio«  tätig.  Junek  konzertiert  viel  und 
mit  Erfolg  und  erfreut  sich  in  Prag  großer  Beliebtheit. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Adolph  Kapp 

Avurde  am  18.  Juli  18G1  inAVeida  (Tlüiringen)  geboren. 
Schon  in  frühester  Jugend  war  er  bei  dem  dortigen 
Stadtnuisikus  als  Geiger  tätig,  sattelte  aber  später 
um  und  begann  Cello  zu  spielen.  1875  besuchte  er 
die  Grossherzogl.  ^Musikschule  in  Weimar.  Nachdem 
er  dieselbe  absolviert  hatte,  trat  er  bei  der  Kapelle 
des  31.  Inf.-Kegts.  in  Altona  als  Solocellist  ein.  Nach 
beendeter  ]Militärzeit  wurde  er  von  dem  Königl.  Musik- 
direktor Alb.  Parlow  im  AVinter  für  HandDurg,  im 
Sommer  für  Bad  Kreuznach  engagiert.  1888  ver- 
pflichtete Prof.  V.  Bernuth  ihn  für  das  Philharmo- 
nische Orchester,  und  später  trat  er  als  Solist  in  das 
Orchester  des  ^Musikdirektors  J.  Laube  ein,  das  im 
Winter  in  Hamburg,  im  Sommer  in  Pawlowsk  bei 
Petersburg  konzertierte.  Seit  1892  wirkt  Kapp  als 
erster  Solocellist  und  Kammermusikspieler  im 
städtischen  Orchester  zu  Baden-Baden. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


KARL  KLEIN,  DÜSSELDORF 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Karl  Klein 

Sohn  des  Cellisten  Benedikt  Klein,  wurde  am  27.  Sep- 
tember 1878  zu  Aachen  gel^oren.  Sein  Vater,  der 
Mitglied  des  städtischen  Orchesters  daselbst  ist, 
unterrichtete  ihn  zuerst  in  der  Kunst  des  Cellospiels. 
Später  kam  er  nach  Fi-ankf ui't  a.  M.,  wo  er  unter 
Leitung  von  Prof.  Bernhard  Coßuiann  am  Dr.  Hoch- 
schen  Konservatorium  seine  Studien  vier  Jahre 
hindurch  fortsetzte  und  auch  vollendete.  Nach  erfolg- 
reichem Auftreten  als  Solist  wurde  Klein  Solocellist 
am  städtischen  Orchester,  sowie  Lehrer  am  Kon- 
servatorium in  Düsseldorf,  wo  er  seit  1899  als  ge- 
schätzter Solist  und  Kammerniusikspieler  wirkt. 


Violoncellisten  dkr  Gegenwart 


Julius  Klengel 

der  Leipziger  Meister  und  weitbekannte  Cellovirtuose 
par  excellence,  wurde  am  24.  September  1859  zu 
Leipzig  gel)oren.  Er  erbielt  seine  Ausbildung  als 
Privatschüler  bei  Emil  Hegar,  während  ihm  Jadassohn 
Kompositionsunterric'ht  erteilte.  Klengel  gehört  als 
hervorragendes  Mitglied  dem  Gewandhaus-Orchester 
bereits  29  Jahre  an.  1881  wurde  er  Lehrer  am  Kon- 
servatorium und  erhielt  in  Anerkennung  seiner  ver- 
dienstlichen Wirksamkeit  den  Titel  eines  Königl. 
Professors.  Seit  LSTl)  ist  er  als  Solist  in  allen  größeren 
Städten  Deutschlands,  Kußlands,  Hollands,  Frank- 
reichs, Englands,  Italiens  und  der  Schweiz  wieder- 
holt aufgetreten,  überall  Triumphe  feiernd.  Er  hat, 
besonders  durch  die  staunenswerte  Bravour  seiner 
technischen  Virtuosität,  seinen  Namen  denen  der 
berühmtesten  Cellospieler  angereiht.  Aber  auch  als 
Kammermusikspieler  und  Lehrer  gereicht  er  der 
Leipziger  Musikwelt  zur  besonderen  Zierde.  Die 
günstigen  Erfolge,  welche  Klengel  mit  seinen  Schülern 
erzielt  hat,  haben  ihn  zu  einem  besonders  gesuchten 
Lehrmeister  gemacht.  Außerhalb  seines  Wirkungs- 
kreises hat  er  sich  nicht  nur  durch  sein  ausgezeich- 
netes Spiel,  sondern  auch  als  bemerkenswerter 
Komponist  aufs  vorteilhafteste  bekannt  gemacht.  Er 
veröffentlichte  vier  Cellokonzerte,  zwei  Streichquar- 
tette, eine  Cellosonate,  eki  Klaviertrio,  Suiten,  Sere- 
nade für  Streichorchester,  Stücke  für  zwei  und  vier 
Celli,  Solostücke  und  instruktive  W^erke. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


JOHANNES  KLINGENBERG,  BRAUNSCHWEIG  < 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Johannes  Klingenberg 

geboren  am  28.  AiiiLrust  1852  zu  Görlitz  i.  Schles.,  war 
schon  während  seiner  Gyinnasialzeit  ein  eifriger 
Violoncehist  und  wurde  später  (von  1871  bis  1878) 
Schüler  von  Prof.  Friedrich  Grützmacher  in  Dresden, 
während  er  l)ei  Gustav  Merkel  Theorie  und  Kom- 
positionsunterricht genoß.  Nach  Engagements  in 
Homburg  v.  d.  H.,  Hamburg  und  Wiesbaden  w^urde 
er  im  Jahre  1877  in  der  Herzogl.  braunschweigischen 
Hofkapelle  angestellt,  der  er  noch  heute  als  Kammer- 
musiker angehört.  In  besonderer  Weise  machte 
Klingenberg  sich  verdient  um  die  Herausgabe 
klassischer  und  moderner  Tonwerke  für  Violoncell, 
welche  fast  alle,  unter  Hinzufügung  sorgsamer  Be- 
zeichnungen, in  Henri  Litolff s  Verlag  erschienen  sind. 
Außer  dem  Violoncellspiel  pflegt  er  das  Spiel  auf 
der  außer  Gebrauch  gekommenen  Viola  da  Gamba 
und  beschäftigt  sich  auch  mit  deren  Literatur  und 
Geschichte. 


Rudolf  Krasselt 

am  1.  Januar  1879  zu  Baden-Baden  als  Sohn  des  Kon- 
zertmeisters Krasselt  geboren,  erhielt  als  fünfjähriger 
Knabe  den  ersten  ^Musikunterricht  auf  dem  Klavier,  mit 
zwölf  Jahren  auf  dem  Cello.  Sein  erstes  Cellostudium 
leitete  Heinrieh  Warnke,  damaliger  Solocellist  der  Kur- 
kapelle, der  ihn  soweit  förderte,  daß  er  sich  schon  mit 
dreizehn  Jahren  als  Solist,  sowie  gemeinsam  mit  Vater, 
Bruder  und  Schv»'ester  als  Quartettspieler  hören  lassen 
konnte.  Von  Oktober  1894  bis  April  1897  besuchte 
er  das  Lt'i})ziger  Konservatorium,  um  unter  Prof.  Jul. 
Klengels  Leitung  seine  Studien  fortzusetzen  und  zu  voll- 
enden. Den  vSommer  1897  verlebte  Krasselt  in  Baden- 
Baden  als  Solocellist  der  dortigen  Kurkapelle,  von  Sep- 
tember 1897  bis  April  1898  war  er  als  solcher  am 
Stadttheater  zu  Kostock  tätig.  Nun  folgten  vier  Jahre 
Engagement  als  Solocellist  des  Berliner  »Philharmoni- 
schen Orchesters«,  mit  welchem  er  die  großen  Kunst- 
reisen mitmachte.  Am  1.  Mai  1902  folgte  er  dem  Kufe 
nach  Wien  an  die  Hofoper  als  erster  Solocellist,  welche 
Stellung  er  am  1.  Oktober  durch  die  Einberufung  zum 
Militär  aufgeben  mußte.  Herr  Direktor  Mahler  be- 
willigte Krasselt  zwar  einen  einjährigen  Urlaub,  doch 
zog  der  junge  Künstler  es  vor,  seinen  Kontrakt  zu  lösen, 
um  fortan  von  Berlin  aus  nur  noch  als  selbständiger 
Konzertgeber  zu  konzertieren.  Krasselt  ist  vielfach  als 
Solist  hervorgetreten  und  hat  sich,  dank  seiner  ge- 
wandten Technik  und  seinem  schönen,  seelenvollen  Ton, 
einen  hervorragenden  Platz  unter  den  vorzüglichsten 
Violoncellisten  der  Gregenwart  errungen. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Heinrich  Kruse 

Avurde  in  Arolsen  am  April  1866  geboren.  Einer 
musikalischen  Familie  entstammend,  bekam  der  Knabe 
den  ersten  Musikunterricht  im  elterlichen  Hause.  Er 
besuchte  zur  weiteren  Ausbildung  von  1880  bis  1885 
das  Dr.  Hochsche  Konservatorium  in  Frankfurt  a.  M. 
und  studierte  zuerst  hauptsächlich  Greige.  Auf  Veran- 
lassung des  Yioloncellmcistcn's  Bernhard  Coßmann  wandte 
Kruse  sich  dem  Studium  des  Yioloncells  zu  und  verließ 
nach  vollendeter  Ausbildung  mit  glänzenden  Zeugnissen 
das  Institut.  Zunächst  war  er  ein  Jahr  lang  in  der 
Schweiz  tätig,  ein  ft^rneres  Jahr  verbrachte  er  in  Kuß- 
land und  Polen  und  ließ  sich  dann  vorübergehend  in 
Hamburg  nieder.  Yon  1890  bis  1896  war  Kruse  Mit- 
glied des  Hoftheater-Ort'hesters  in  Kassel,  von  wo  aus 
er  vielfach  in  den  umliegenden  Städten  konzertierte  und 
überall  ehrende  Anerkennung  fand.  1897  löste  er  seine 
Verbindlichkeiten  in  Kassel  und  siedelte  nach  Altona 
über.  Hier  lebt  er  nun  in  vielseitiger  Tätigkeit,  als 
Lehrer,  als  routinierter  Orchesterspieler  an  den  Kon- 
zerten des  Herrn  Max  Fiedler  und  der  »Philharmonischen 
Gesellschaft«  teilnehmend,  sowie  als  Solist  und  Ensemble- 
spieler häufig  zur  Mitwirkung  in  heimischen  und  aus- 
wärtigen Musikkreisen  herangezogen.  Auch  als  Kom- 
ponist hat  Kruse  Beweise  einer  beachtenswerten  Bean- 
lagung  gegeben.  Außer  mehreren  Stücken  für  Violoncell 
veröffentlichte  er  Lieder  u.  a. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


JACQUES  VAX  LIER,  BERLIN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Jacques  van  Lier 

am  24.  April  1875  in  's  (Travenhage  (Holland)  ge- 
boren, zeigte  frühzeitig  hervorragende  nnisikalische 
Begabung,  indem  er  schon  im  jugendlichen  Alter 
von  neun  Jahren  öffentlich  als  Solist  auftrat.  Den 
ersten  Unterricht  leitete  Hartog,  ein  Cellist  der 
Königl.  Oper,  dann  kam  er  zu  Joseph  Giese,  Lehrer 
am  Haager  Königl.  Konservatorium,  und  endlich  zu 
Oscar  Eberle  in  Rotterdam,  wo  er  nach  vierjährigem 
Studium  drei  erste  Preise  und  einen  Ehrenpreis 
erlangte.  1891  wurde  er  Solist  im  Amsterdamer 
»Palast-Orchester«,  von  1892  bis  1895  war  er  Solo- 
cellist in  Basel,  1895  l)is  1896  absolvierte  er  einige 
Tourneen  und  von  1897  bis  1899  war  er  Solocellist 
des  Berliner  »Philharmonischen  Orchesters«,  mit 
Avelchem  er  die  großen  Kunstreisen  mitmachte.  Seit 
1899  ist  van  Lier  Hauptlehrer  am  Klindworth-Schar- 
wenka-Konservatorium  in  Berlin  und  gründete  in 
jenem  Jahre  mit  Coeuraad  V.  Bos  und  Joseph  van 
Veen  das  »Holländische  Trio«,  das  auf  seinen  zahl- 
reichen Konzertreisen  überall  enthusiastische  Auf- 
nahme gefunden  hat.  Auch  als  Solist  ist  van  Lier 
in  fast  allen  Hauptstädten  Europas  aufgetreten  und 
hat,  dank  seinem  schönen,  vollen  Tone  und  seiner 
technischen  Meisterschaft,  seinen  Ruhm  als  hoch- 
begabter Violoncell- Virtuose  weithin  verbreitet.  Außer 
Studienwerken  (u.  a.  » Violoncell-Bogentechnik«  und 
»Moderne  Violoncell-Technik  der  linken  und  rechten 
Hand«)  veröffentlichte  er  eine  Serie  von  vierzig  Über- 
tragungen und  Bearbeitungen  bedeutender  Werke 
für  Violoncell. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


OTTO  LÜDEMANN,  BERLIN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Otto  Lüdemann 

geboren  am  7.  September  18(34  zu  Bernkastel  a.  d. 
Mosel,  besuchte,  nachdem  sein  Vater  ihn  dafür  vor- 
bereitet hatte,  von  187G  bis  1880  das  Kölner  Kon- 
servatorium und  wurde  ein  Schüler  Ludwig  Eberls. 
1880  kam  er  nach  Berlin,  trat  in  die  Hochschule  für 
Musik  daselbst  ein,  wo  Prof.  Robert  Hausmann  seine 
Studien  leitete,  bis  er  sich  1883  an  dem  zur  Besetzung 
einer  vakanten  Cellistenstelle  in  der  Königl.  preuß. 
Kapelle  ausgeschriebenen  Probespiel  beteiligte.  Dieses 
Konkurrenzspiel  fiel  so  gut  aus,  daß  er  1884  zum 
Königl.  Kammermusiker  ernannt  w^urde  und  1901 
zum  Solocellist  vorrückte.  Außer  seiner  amtlichen 
Tätigkeit  widmet  Lüdemann  sich  seinen  zahlreichen 
Schülern,  zu  denen  u.  a.  Prinz  Joachim  Albrecht  von 
Preußen  gehört.  Er  ist  Inhaber  der  Verdienstmedaille 
für  Kunst  und  Wissenschaft  mit  der  Krone  und 
besitzt  wertvolle  Auszeichnungen,  u.  a.  von  Ihrer 
Majestät  der  Kaiserin.  Lüdemann  hat  sich  während 
seiner  erfolgreichen  künstlerischen  Wirksamkeit  als 
Solist  wie  als  Kammermusikspieler  einen  ehren- 
vollen Namen  gemacht. 


Hugo  Martini 

wurde  im  Jahve  1S(>1  zu  Sclilotheiin  i.  Tli.  geboren. 
Heine  Cellostudien  ])egann  er  l)ei  Prof.  Kotlie  in 
Straßburg  i.  Eis.  und  setzte  sie  später  bei  Kufferath 
in  ()ldenl)urg  fort.  Zuerst  war  er  Mitglied  des  Hof- 
theater-Orcliesters  in  ()lden])urg,  kam  dann  nach 
Hamburg  ins  Laube-Orchester  und  wurde  1886  als 
Solocellist  am  Stadttheater-Orchester  zu  lliga  an- 
gestellt. Seitdem  wirkt  Martini  erfolgreich  als  Solist, 
Kannnerniusikspieler  und  Lehrer  an  der  dortigen 
Musikschule  und  hat  sich  durcli  sein  öffentliches 
Auftreten  vorteilhaft  l^ekannt  gemacht. 


Josef  Melzer 

am  3.  September  1859  zu  Bürgstein  in  Böhmen  ge- 
boren, kam  im  Alter  von  zwölf  Jahren  nach  Prag. 
Er  besuchte  das  dortige  Konservatorium  und  voll- 
endete 1876  seine  Studien  unter  Leitung  von  Prof. 
Franz  Hegenbarth.  Zuerst  war  er  eine  kurze  Zeit 
als  Solocellist  am  Deutschen  Theater  in  Budapest 
tätig,  erhielt  dann  im  Jahre  1877  die  Solocellisten- 
stelle am  Kurorchester  in  Baden-Baden  und  folgte 
im  Dezember  1878  einem  Ruf  nach  Breslau  als 
Solocellist  des  »Breslauer  Orchester -Vereins«,  in 
welcher  Stellung  der  Künstler  gegenwärtig  noch 
wirkt.  Melzer  hat  bei  seinem  öffentlichen  Auftreten 
glänzende  Erfolge  zu  verzeichnen  und  sich  nicht 
nur  als  Solist,  sondern  auch  als  ausgezeichneter 
Kammermusikspieler  in  Breslau  wie  auch  ausw^ärts 
einen  bedeutenden  Namen  gemacht.  Er  ist  Mitglied 
der  »Kammermusik  -  Vereinigung  des  Breslauer 
Orchester- Vereins«  und  ein  gesuchter  Lehrer  seines 
Instruments. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Paul  Michael 

Otto  Eduard  Paul  Michael,  aui  4.  Juli  18G7  in 
AuerVjac'h  i.  V.  ,ire])oren,  war  zuerst  für  den  Lehrer- 
beruf bestimmt.  Xarli  harten  Kämpfen  gelang  es 
ihm,  den  Eintritt  ins  Konservatorium  zu  Dresden 
zu  ermöglichen  und  Scliüler  Fr.  Grützmachers 

zu  werden.  Für  seine  weitere  Ausl)ildung  haben 
namentlich  die  Professoren  Döring,  Rischbieter  und 
Alban  Förster  gesorgt.  Nach  vollendeten  Studien 
wurde  Mic'hael  1S87  Mitglied  des  Dresdener  Phil- 
harmonischen Orchesters  unter  Leitung  von  Jean 
Louis  Nicode,  während  er  viel  und  erfolgreich  so- 
wohl in  Dresden  wie  auswärts  konzertierte.  Hierauf 
machte  er  noch  einen  Kursus  l^ei  dem  Königl.  Kon- 
zertmeister Georg  Wille  durch  und  beteiligte  sich 
dann  an  dem  zur  Besetzung  einer  vakanten  Cellisten- 
stelle in  der  Königl.  Hof  kapeile  ausgeschriebenen 
Konkurrenzspiel,  welches  so  gut  ausfiel,  daß  seine 
Ernennung  zum  Königl.  Kammermusiker  erfolgte. 
Seitdem  Avirkt  Michael  in  Dresden,  gleichzeitig  als 
geschätzter  Lehrer  und  fleißiger  Komponist.  Er 
veröffentlichte  Kompositionen  für  Violoncell,  Klavier, 
Gesang  u.  a. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


FRIEDRICH  MONHAUPT,  KASSEL 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Friedrich  Monhaiipt 

am  30.  September  1846  in  Dannenberg  (Prov.  Han- 
nover) geboren,  kam  mit  zehn  Jahren  nach  Hamburg 
und  erhielt  dort  den  ersten  Musikunterricht.  Seine 
Lehrer  Avaren  Serpentien  (Violoncell)  und  G.  Armbrust 
(Klavier  und  Theorie).  Mit  achtzehn  Jahren  trat  er 
in  das  Altonaer  Stadttlieater-Orchester  ein,  um  diese 
Stelle  bald  darauf  mit  einer  gleichen  in  der  städt. 
Kapelle  in  Trier  zu  vertauschen.  Von  April  1871 
bis  September  187*2  studierte  er  zu  seiner  Vervoll- 
kommnung bei  Prof.  Friedr.  (Irützm acher  in  Dresden, 
worauf  er  als  erster  Solocellist  an  die  Fürstl.  Hof- 
kapelle nach  Sondersl lausen  kam,  wo  er,  die  Glanz- 
zeit unter  Hofkapellmeister  Erdmannsdörffer  mit- 
machend, Gelegenheit  fand,  sich  im  Orchester-, 
Kammermusik-  und  Solospiel  hervorragend  zu  be- 
tätigen. Am  1.  Septend)er  1878  folgte  Monhaupt  nach 
erfolgreichem  Probespiel  einem  Rufe  als  Solocellist 
an  das  Königl.  Hoftheater  in  Kassel,  kann  also  am 
1.  September  1903  sein  fünfundzwanzigjähriges 
Jubiläum  als  Königl.  Kammermusiker  und  Mitglied 
des  »Kasseler  Streichquartetts«  begehen.  Monhaupt 
hat  sich  durch  seine  langjährige  Wirksamkeit  sowohl 
als  Solist  wie  als  Kammermusikspieler  außerordent- 
lich verdient  gemacht. 


ISAAC  MOSSEL,  AMSTERDAM 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Isaac  Mossel 

einer  der  hervorragendsten  holländischen  Violon- 
cellisten, wnrde  am  22.  April  1870  in  Rotterdam 
geboren.  Schon  von  seinem  fünften  bis  achten 
Lebensjahre  l)ekam  er  von  seinem  Vater  Violin- 
nnterricht  und  fing  dann  seine  Cellostudien  bei 
L.  Köhler  an.  Nach  einem  Jahre  wurde  er  Schüler 
von  Oscar  Eberle  und  vollendete  1884  seine  Aus- 
bildung bei  diesem  trefflichen  Meister.  1886  unter- 
nahm Mossel  Konzertreisen  durch  die  Schweiz  und 
Deutschland,  wurde  Solocellist  am  Konzerthaus  in 
Berlin  und  im  folgenden  Jahre  Mitglied  des  Berliner 
Philharmonischen  Orchesters.  1887  begleitete  er 
Karl  Davidoff  (auf  dessen  Wunsch)  auf  seinen  letzten 
Konzertreisen  durcli  Deutschland  und  Holland.  Seit 
1888  ist  Mossel  in  Amsterdam  erster  Solocellist  des 
»Concertgebouw-Orkest«,  Lehrer  am  Konservatorium 
und  an  der  Musikschule  der  »Gesellschaft  zur 
Förderung  der  Tonkunst«,  sowie  Mitglied  des  »Kon- 
servatorium-Quartetts«. Viele  Konzertreisen  durch 
England,  Deutschland,  Frankreich  und  Belgien  trugen 
dazu  bei,  Mossels  Ruf  als  ausgezeichneter  Cellist 
zu  befestigen,  und  er  ist  ein  ebenso  vortrefflicher 
Musiker  wie  Virtuose.  Auch  als  Viola  da  Gamba- 
Spieler  hat  er  sich  erfolgreich  hervorgetan.  Er 
wurde  vor  kurzem  von  der  französischen  Regierung 
zum  Officier  d'Academie  ernannt. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Lucy  Müller-Campbell 

wurde  in  Lexington,  Kentucky,  U.  S.  A,,  geboren. 
Schon  sein-  früh  legte  sie  große  nuisikaUsche  Bega- 
bung an  den  Tag,  und  naclideni  sie  den  ersten  Unter- 
richt auf  dem  Khivier  und  der  Viohne  genossen 
hatte,  Ijegann  sie  im  zehnten  Lebensjahre  das  Studium 
des  Violoncellspiels.  Der  Cellist  Friedrich  Koch  in 
P>erlin,  wohin  die  Familie  Campbell  inzwischen  über- 
gesiedelt war,  ül)ernahm  ihre  Ausbildung.  Später 
kam  sie  auf  die  Königl.  Hochschule,  wo  sie  unter 
Leitung  von  Prof.  K.  Hausmann  ihre  Studien  voll- 
endete. Nachdem  Frl.  Campbell  als  Solistin  mehrere 
größere  Konzertreisen  gemacht  hatte,  folgte  sie  einem 
Kufe  nach  Wien,  wo  Frau  Marie  Soldat-Röger  ein 
Damen-Quartett  l)ildete,  dem  Frl.  Campbell  sieben 
Jahre  lang  alsINIitglied  angehörte,  und  w^elches  inWien 
regelmäßig  Kannnermusikabende  veranstaltete,  u.  a. 
unter  Mitwirkung  des  Joachim-Quartetts«  aus  Berlin. 
Außerdem  unternahm  das  »Soldat-Quartett«  Kelsen 
durch  Deutschland,  Holland,  Belgien,  Frankreich 
und  Italien  und  Avirkte  11)00  beim  Beethoven-Fest 
in  Bonn  mit.  Im  November  1901  hat  Frl.  Campbell 
sich  mit  dem  k.  k.  Notar  Dr.  Guido  Müller  ver- 
heiratet und  sich  von  ihrer  erfolgreichen  Wirksam- 
keit in  der  Öffentlichkeit  zurückgezogen. 


10 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Karl  Pierling 

Sohn  des  Musiklehrers  und  Organisten  Ludwig  Piening, 
Avurde  am  14.  April  18G7  in  Bielefeld  gelxjren.  Durch 
Mitglieder  der  Bielefelder  Kapelle  vorbereitet,  kam 
er  1884  nach  Sondershausen,  wo  er  als  Schüler  des 
Fürstl.  Konservatoriums  bei  Prof.  Karl  Schröder  seine 
Studien  l)is  188(i  fortsetzte.  Um  sich  weiter  zu  ver- 
voUkomnuien,  studierte  er  von  188G  bis  1890  an  der 
Königl.  Hochschule  unter  Leitung  von  Prof.  Pobert 
Hausmann,  während  er  von  den  Professoren  Joachim 
und  Bargiel  L'nterricht  im  Ensemblespiel  erhielt. 
Außerdem  ist  er  Prof.  Hugo  Becker  für  einen  Teil 
seiner  künstlerischen  Ausbildung  zu  Dank  verpflichtet. 
Von  1890  ])is  1892  war  Piening  Mitglied  des  neu- 
gegrimdeten  (Quartetts  in  (llasgow,  1898  wirkte  er 
als  Solocellist  in  Crefeld  und  wurde  1894  als  Solist 
der  Herzogl.  Hofkapelle  nach  Meiningen  berufen. 
AlsKammermusikspieler  hatte  er  sowohl  in  Meiningen 
wie  auswärts  vielfach  Gelegenheit,  mit  Meister  Brahms 
zu  musizieren.  Piening  hat  sich  nicht  nur  als  Solist, 
sondern  auch  als  ganz  hervorragender  (^uartettspieler 
^vorteilhaft  bekannt  gemacht.  Mit  dem  Meininger 
Quartett  und  Quintett  führten  ihn  größere  Konzert- 
reisen nach  England,  Schottland,  Holland,  Belgien 
und  der  Schweiz.  Vom  Herzog  von  Meiningen  Avurde 
er  mit  dem  Titel  eines  Kammervirtuosen  und  der 
Goldenen  Medaille  für  Kunst  und  Wissenschaft  aus- 
gezeichnet. 


10' 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


DAVID  POPPER,  BUDAPEST 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


David  Popper 

einer  der  bedeutendsten  Yioloncell-Virtuosen,  wurde 
am  18.  Juni  1846  in  Prag  geboren.  Er  absolvierte 
das  Konservatorium  seiner  Vaterstadt,  wo  Prof. 
Julius  Goltermann  im  Cellospiel  sein  Lehrer  war. 
Nach  Beendigung  seiner  Studien  w^urde  Popper 
Kammervirtuose  in  der  Fürstl.  hohenzollernschen 
Hofkapelle  zu  Löwenberg,  hierauf  von  18G8  bis  1878 
Konzertmeister  an  der  Wiener  Hofoper.  Große 
Kunstreisen  durch  aller  Herren  Länder  begründeten 
seinen  Weltruf  als  vorzüglicher,  virtuos  gebildeter 
Solospieler.  Popper,  der  von  1872  bis  1886  mit  der 
Pianistin  Sophie  Menter  verheiratet  war,  lebte  ab- 
wechselnd in  London,  Paris,  Wien  und  Berlin,  bis 
er  als  Professor  der  Königl.  Musikakademie  nach 
Pest  berufen  wurde.  Sein  Spiel  zeichnet  sich  durch 
Bravour  und  Unfehlbarkeit  in  der  Technik,  Weich- 
heit und  Fülle  des  Tons,  sowie  edle  Klangfarbe  aus. 
Auch  als  hervorragender  Kammermusiker  ist  Popper 
rühmlichst  bekannt  geworden,  und  gegenwärtig  wirkt 
er  als  Mitglied  des  »Hubay-Quartetts«.  An  Cello- 
kompositionen veröffentlichte  er  drei  Konzerte,  zwei 
Suiten,  sowie  eine  stattliche  Reihe  graziöser  un<l 
äußerst  brillanter  Solostücke. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


ADOLPHE  REHBERG,  GENF 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Adolphe  Rehberg 

j^eboreii  am  16.  Feljruar  18G8  in  Morges  (Schweiz), 
erhielt  den  erf^ten  ^Musikunterricht  von  seinem  Vater, 
der  Musiklehrer  war.  1884  kam  Rehberg  nach 
Leipzig,  um  sich  unter  Leitung  von  Alwin  Schröder 
als  Schüler  des  Konservatoriums  dem  Studium  des 
Cellospiels  zu  widmen.  Seine  Fortschritte  waren 
so  hervorragend,  daß  er  1887  mit  dem  Helbig-Preis 
ausgezeichnet  wurde.  Nachdem  er  mehrere  Konzert- 
reisen als  Solist  absolviert  liatte,  wurde  er  1888 
Lehrer  an  der  Musikschule  in  Lausanne,  weilte  dort 
aber  nur  ein  Jahr,  da  man  ihn  1889  als  Lehrer  an 
das  Konservatorium  nach  Genf  berief.  Rehberg  ist 
seit  1900  Mitglied  des  l)erühmten  >  Marteau-Quartetts« 
und  wurde  1897  von  der  französischen  Regierung 
zum  Officier  d'Academie  ernannt.  Er  erfreut  sich 
als  Solo-  wie  als  Quartettspieler  gleich  großen  Rufes. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


EDUARD  ROSE,  WEIMAR 


Eduard  Rose 

in  Wien  geboren,  war  von  1876  l)is  1879  Schüler  am 
Konservatorium  seiner  Vaterstadt.  Im  Jahre  1881 
trat  er  zuerst  als  Solist  vor  die  Öffentlichkeit,  1882 
auch  als  Quartettspieler  in  (Tesellschaft  seines  Bruders, 
Arnold  Rose.  Im  Herbst  1884  verließ  er  Wien,  um 
ein  Engagement  als  Solocellist  an  der  (damals  neuen) 
Königl.  ung.  Hofoper  in  Budapest  anzutreten,  in 
welcher  Stellung  er  mehrere  Jahre  verblieb.  Das 
letzte  Decennium  des  vorigen  Jahrhunderts  verlebte 
Rose  in  Amerika,  Avohin  er  von  Arthur  Nikisch  für 
das  Bostoner  Symphonie  Orchester  engagiert  worden 
war.  Im  genannten  Zeitraum  wirkte  er  auch  im 
Sommer  bei  den  Aufführungen  in  Bayreuth  im 
Festspiel-Orchester  mit.  Im  Sei)teml)er  1900  wurde 
er  als  Konzertmeister  und  Solocellist  an  das  Groß- 
herzogl.  Hoftheater-Orchester  nach  Weimar  berufen 
und  nach  einer  kurzen  Probezeit  als  Hofkonzert- 
meister dort  lebenslänglich  angestellt.  Rose  ist 
gleichzeitig  Lehrer  des  Cellospiels  am  Grossherzogl. 
Konservatorium. 


Violoncellisten  dkr  Gegenwart 


Elsa  Ruegger 


eine  der  berühmtesten  Violoncell-Künstlerinnen,  ist  als 
Tochter  eines  höheren  Staatsbeamten  am  6.  Dezember 
1881  in  der  Schweiz  geboren.  Yon  frühester  Jugend 
an  zeigte  sie  Talent  und  Begeisterung  für  Musik.  Ihre 
Mutter  siedelte  mit  ihr  und  zwei  älteren  Schwestern, 
die  sich,  die  eine  als  Pianistin,  die  andere  als  Greigen- 
künstlerin,  ebenfalls  früh  Lorbeeren  erwarben,  nach 
Brüssel  über,  wo  Elsa  den  günstigsten  Boden  zur  Ent- 
faltung ihres  seltenen  Talentes  und  ausgezeichnete  Lehrer, 
u.  a.  Eduard  Jak()l)s  und  Anna  Campawsky,  fand.  Im 
Alter  von  elf  Jahren  trat  die  junge  Kunstnovize  schon 
in  Konzerten  als  Solistin  auf.  Doch  erst  nachdem  sie 
ihre  Studien  am  Königl.  Konservatorium  vollendet  und 
die  höchsten  Preise  errungen  hatte,  begann  ihre  eigent- 
liche Künstlerlaufbahn,  die  bis  jetzt  eine  ununter- 
brochene Kette  von  Kuhm  und  Erfolg  gewesen  ist.  Die 
erste  Tournee,  welche  die  junge  Künstlerin  gemeinsam 
mit  ihren  Schwestern  unternahm,  führte  das  Künstlertrio 
durch  die  Schweiz  und  nach  Berlin.  Dann  folgten 
Konzertreisen  durch  die  meisten  Großstädte  Europas. 
1899  konzertierte  Erl.  Buegger  mit  durchschlagendem 
Erfolge  zum  zweiten  Male  in  Berlin,  und  zwar  diesmal 
mit  dem  »Philharmonischen  Orchester«.  Kurz  darauf 
wurde  ihr  die  hohe  Ehre  zu  teil,  vor  dem  deutschen 
Kaiserpaare  im  Königl.  Schlosse  auftreten  zu  dürfen. 
Es  folgten  nun  glänzende  Offerten  aus  Amerika,  denen 
Frl.  Buegger  im  Herbst  1899  und  1902  Folge  leistete. 
Sie  bereiste  nun  kreuz  und  quer  die  Ver.  Staaten,  überall 
Triumphe  feiernd.  Nach  einem  jedesmal  sechsmonat- 
lichen Aufenthalte  im  Dollarlande  kehrte  sie,  mit  Lor- 
beeren reich  beladen,  nach  der  alten  Heimat  zurück, 
wo  sie  fortfährt,  sich  mit  Liebe  und  Hingebung  ihrer 
hohen  Kunst  zu  widmen. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


GROS  SAINT-ANGE,  PARIS 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Gros  Saint-Ange 

wurde  am  11.  September  1855  zu  Castres  in  Frank- 
reich geboren.  Schon  frühzeitig  zeigte  sich  bei  ihm 
eine  außerordenthche  musikahsche  Begabung,  so  daß 
er  schon  als  neunjähriger  Schüler  des  Prof.  Jarreau 
am  Konservatorium  zu  Toulouse  einen  besonderen 
Aufmunterungspreis  errang.  Darauf  kam  er  nach 
Marseille,  avo  er  unter  Leitung  von  Prof.  Aug.  Tol- 
becque  seine  Studien  fortsetzte,  um  endlich  in  Paris 
auf  dem  Konservatorium  bei  Prof.  Aug.  Franchomme 
seine  Studien  zu  vollenden.  Hier  wurde  er  1870  mit 
dem  ersten  Preise  ausgezeichnet.  Nachdem  St.  Ange 
in  Frankreich  vielfach  als  Solist  aufgetreten  war, 
ging  er  1872  nach  England  und  ließ  sich  wiederholt 
mit  Erfolg  in  London  St.  James  Hall,  Crystal  Palace) 
hören  und  wurde  auch  zum  Kijnzertieren  nach 
Schloß  AVindsor  eingeladen.  Nach  Paris  zurück- 
gekehrt, wurde  er  Franchommes  Nachfolger  im 
»Quartette  Alard  ,  dem  er  bis  zum  Tode  des  be- 
rühmten (Teigers  angehörte.  Hierauf  war  er  Mit- 
glied der  »Societe  des  derniers  grands  Quartuars  de 
Beethoven bis  dui'ch  den  Tod  des  Mitbegründers, 
des  trefflichen  Geigers  Maurin,  die  Konzerte  mitten 
in  der  Saison  jäh  unterbrochen  wurden.  St.  Ange 
ist  vielfach  als  Solist  in  den  Konservatoriums-Kon- 
zerten aufgetreten  und  seit  1900  Professor  am  Pariser 
Konservatorium,  als  Nachfolger  Jules  Delsarts. 


Joseph  Salmon 


wurde  am  5.  April  1864  in  's  Gravenbage  geboren. 
Naebdeni  er  in  seiner  Vaterstadt  die  ersten  Cello- 
studien  gemacbt,  kam  er  1880  naeb  Paris,  wo  er  das 
Konservatorium  besucbte  und  Scbüler  Francbommes 
wurde.  Hier  entAvickelte  sicli  sein  musikaliscbes 
Talent  so  rascb,  daß  man  ibm  sclion  1883  den  ersten 
Preis  beim  Konkurrenzspiel  zuerkannte.  Von  1883 
bis  1885  war  Salmon  Solocellist  des  Orcbesters  der 
Pasdeloup-Konzerte,  von  188(3  bis  1895  in  gleicber 
Stellung  beim  Orchester  der  Lamoureux-Konzerte. 
Größere  Konzertreisen  fülirten  ihn  nacb  Holland, 
England,  Rußland  und  durch  Frankreicli.  Überall, 
Avo  er  sich  hören  ließ,  hatte  er  große  Erfolge  zu 
verzeichnen.  Neben  seiner  gewandten  Technik  wirkt 
er  besonders  durch  den  schönen,  vollen  Ton,  den 
er  seinem  Instrument  zu  entlocken  versteht.  Seit 
18914  ist  Salmon  Mitglied  des  »Hayot-Quartetts«  und 
veranstaltet  mit  Chevillard  als  Pianist  alljährlich 
Kammermusikabentie  im  Salon  Pleyel.  Salmon  lebt 
seit  1896  als  selbständiger  Künstler  in  Paris,  wo  er, 
von  der  Sympathie  des  Publikums  getragen,  nicht 
nur  als  Konzertspieler,  sondern  auch  als  sehr  ge- 
suchter Lehrer  wirkt. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Eugen  Sandow 

am  11.  September  185G  in  Berlin  geboren,  genoß  vom 
sechsten  bis  zum  achten  Jahre  Unterricht  im  Viohn- 
spiel  miter  Leitung  seines  Vaters.  Weil  seine  beiden 
älteren  Brüder  schon  Violinisten  waren,  ging  er  zum 
Violoncellspiel  ül)er  und  wurde  Schüler  des  Königl. 
Kammermusikers  Adolf  Rohne.  Bereits  im  Alter 
von  9^/2  Jahren  konzertierte  er  mit  seinen  drei  älteren 
(xeschwistern  sowohl  in  Berlin,  wie  auch  in  anderen 
Städten.  Nach  Gründung  der  Königl.  Hochschule 
tur  Musik  in  Berlin  (18G9)  setzte  er  seine  Studien 
daselbst  l)ei  AVilhelm  Müller,  dem  damaligen  Violon- 
cellisten des  Joachim-Quartetts«,  fort.  Im  Jahre  1879 
erfolgte,  als  Nachfolger  seines  Lehrers,  seine  An- 
stellung als  Kannnermusiker  an  der  Königl.  Hof- 
kapelle, wosell)st  er  als  Solocellist  eine  bevorzugte 
Stellung  einnimmt.  Sandow,  welcher  mit  seiner  Gattin, 
der  Konzertsängerin  Adeline  Sandow-Herms,  viele 
Konzerte  gegeben  und  Konzertreisen  mit  bedeutendem 
Erfolge  unternommen  hat,  ist  Mitglied  des  »Gustav 
Holländer-Quartetts«.  Auch  als  Lehrer  genießt  er 
einen  ausgezeichneten  Ruf  und  ist  in  dieser  Eigen- 
schaft, neben  seiner  Privattätigkeit,  auch  am  Stern- 
schen  Konservatorium  engagiert. 


159 


11 


Max  Schanze 

im  Januar  1874  zu  München  geboren,  erhielt  dasel])st 
bei  Prof.  Jos.  AYerner  seine  Ausbildung,  erst  als 
Privatsc'hüler,  später  als  Schüler  der  Königl.  Musik- 
schule, wo  für  Theorie  und  Komposition  Jos.  Rhein- 
berger sein  Lehrer  war.  Im  Jahre  1894  absolvierte 
er  die  Akademie  der  Tonkunst  in  München,  war 
darauf  kurze  Zeit  Mitglied  des  Kaim  -  Orchesters 
und  Avurde  1895  als  Lehrer  an  die  Königl.  Musik- 
schule nach  AVürzburg  berufen.  In  dieser  Stellung 
wirkte  er  jedoch  nur  ein  Jahr,  kehrte  dann  wieder 
nach  München  an  das  Kaim  -  Orchester  zurück  und 
folgte  1897  einem  Rufe  nach  Innsbruck  als  Lehrer 
der  Musikschule.  Zwei  Jahre  später  übernahm  er 
eine  gleiche  Stelle  an  der  Musikschule  in  Zürich, 
war  später  Mitglied  des  Philharmonischen  Orchesters 
in  Hannover  und  bereiste  darauf  die  nordischen 
Lande.  Seit  1902  wirkt  Schanze  als  Lehrer  am 
Breslauer  Konservatorium,  ist  gleichzeitig  Mitglied 
der  Kammermusik- Vereinigung  des  Konservatoriums 
und  konzertiert  viel  und  erfolgreich  als  Solist. 


161 


11* 


WALTER  SCHILLING,  KARLSRUHE 


Violoncellisten  der  Gegenwart 

Walter  Schilling 

am  5.  März  1873  zu  Bad  Elster  geboren,  Avurde 
durch  die  Familie  Hilf  schon  frühzeitig  zum  Musi- 
zieren angeregt.  Trotzdem  er  große  Neigung  und 
auch  Talent  dazu  hatte,  besuchte  er  auf  Wunsch 
seiner  Mutter  dennoch  das  Seminar,  um  sich  für 
den  Lehrerberuf  vorzubereiten.  Nach  zwei  Jahren 
verließ  er  aber  dieses  Institut,  um  die  Ausübung 
der  Musik  zum  Lebensberufe  zu  erwählen.  Er  be- 
suchte das  Konservatorium  in  Leipzig,  wo  er  zuerst 
unter  Leitung  von  Alwin  Schröder  sein  Cellostudium 
begann  und  es  später  unter  Prof.  Jul.  Klengels 
Leitung  vollendete.  Nachdem  er  in  verschiedenen 
Bädern  Sommerengagements  innegehabt  hatte,  ge- 
hörte er  ein  Jahr  lang  demWindersteinschen  Orchester 
in  Leipzig  an.  Darauf  war  er  zwei  Jahre  erster 
Solocellist  im  Orchester  des  >' Vereins  der  Musik- 
freunde« in  Lül>eck  und  wurde  1899  als  Mitglied  des 
Hoforchesters  und  Lehrer  des  Cellospiels  am  Groß- 
herzogl.  Konservatorium  in  Karlsruhe  angestellt.  Im 
Frühjahr  1908  beteiligte  Schilling  sich  an  dem  zur 
Besetzung  der  vakanten  ersten  Cellistenstelle  beim 
Königl.  sächs.  Hofopern-Orchester  zu  Dresden  aus- 
geschriebenen Konkurrenzspiel,  welches  für  ihn  so 
günstig  ausfiel,  daß  er  seine  Ernennung  zum  Königl. 
Kammermusiker  erhielt.  Auch  hier  wird  er  Gelegen- 
heit haben,  sich,  wie  überall,  wo  er  gewirkt  hat, 
vorteilhaft  bekannt  zu  machen. 


HUGO  SCHLEMÜLLER,  FRANKFURT  A.  M. 


Hugo  Schlemüller 

wurde  am  2.  Oktober  1872  zu  Königsberg  i.Pr.  geboren. 
Seine  Eltern,  beide  sehr  musikalisch,  siedelten  1881 
nach  Leipzig  über.  Dort  begann  er  schon  früh  mit 
dem  Cellounterricht  und  bezog  nach  bestandenem 
Abiturientenexamen  zugleich  Universität  und  Kon- 
servatorium der  ]\Iusik.  Nachdem  er  unter  Leitung 
von  Ahvin  Schröder  und  Julius  Klengel  seine  musi- 
kalischen Studien  vollendet  hatte,  war  er  einige  Jahre 
Solocellist  an  bedeutenden  ( )rchestern  (Kaim-Orchester 
in  München,  AVinderstein-Orchester  in  Leipzig  u.  a.) 
und  übernahm  dann  eine  Lehrerstelle  am  Konserva- 
torium in  Gotha.  Ausgedehnte  Konzertreisen  führten 
den  Künstler  fast  durch  ganz  Deutschland  und  Ruß- 
land, wo  er  l)esonders  auch  mit  dem  Vortrag  eigener 
Kompositionen  große  Erfolge  erzielte.  Von  Hugo 
Beckers  Künstlerschaft  begeistert,  entschloß  Schle- 
müller sich,  noch  einen  Kursus  bei  diesem  Meister 
durchzumachen  und  zog  1898  nach  Frankfurt  a.  M. 
Gegenwärtig  lel)t  er  dort  als  Lehrer  am  Dr.  Hoch- 
schen  Konservatorium,  als  Kannnermusikspieler  und 
als  Solist.  Er  veröffentlichte  zwei  Cellokonzerte,  eine 
Anzahl  kleinerer  Stücke  für  Violoncell  mit  Klavier- 
begleitung, sowie  eine  Reihe  von  Liedern.  Auch  als 
Musikschriftsteller  ist  Schlemüller  erfolgreich  tätig. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Georg  Schneevoigt 

der  ausgezeichnete  finnische  Yiokmcell-Yirtuose,  ist  am 
8.  November  1872  in  Wiborg,  wo  sein  Täter  Kapell- 
meister des  »Orchester -Vereins«  war,  geboren.  Seine 
musikalischen  Studien  machte  er  zunächst  in  der 
Orchesterschule  der  »Philharmonischen  Gesellschaft«  in 
Helsingfors,  studierte  dann  mehrere  Jahre  am  Fürstl. 
Konservatorium  zu  Sondershausen,  unter  Leitung  von 
Prof.  Carl  Schröder,  und  vollendete  später  bei  Prof. 
Jul.  Klengel  in  Leipzig  und  Prof.  Jos.  Jakobs  in  Brüssel 
seine  Ausbildung.  Das  Jahr  1892  verlebte  Schneevoigt 
in  Moskau  als  Solocellist  einer  Konzertkapelle,  im  Herbst 
1893  wurde  er  Mitglied  der  »Laube-Kapelle«  in  Ham- 
burg, und  im  Jahre  1895  folgte  er  dem  Rufe  nach 
Helsingfors  als  erster  Solocellist  des  »Philharmonischen 
Orchesters«.  Seit  1896  ist  er  gleichzeitig  Lehrer  an 
der  Orchesterschule  und  am  Konservatorium  daselbst. 
Schneevoigt  unternimmt  alljährlich  im  Verein  mit  seiner 
Grattin,  einer  bekannten  finnischen  Klavier- Virtuosin,  große 
Tourneen.  So  brachten  ihn  seine  Kelsen  wiederholt 
nach  Schweden,  Norwegen,  Dänemark,  Rußland,  Deutsch- 
land und  England.  Im  Oktober  1898  gab  er  in  Berlin 
mit  dem  »Philharmonischen  Orchester«  seine  ersten 
Konzerte,  und  wurden  seine  glänzende  Technik  und 
sein  voller,  warmer  Ton  von  der  Presse  einstimmig 
lobend  anerkannt.  Doch  nicht  nur  als  Violoncell-Virtuose 
ersten  Ranges,  sondern  auch  als  Dirigent  von  bedeutender 
Begabung  hat  sich  der  junge  Künstler  bereits  bewährt. 
Im  Jahre  1901  übernahm  er  die  Direktion  der  großen 
Ausstellungs-Konzerte  in  Riga,  und  zwar  mit  solchem 
Erfolg,  daß  er  gleich  für  mehrere  Jahre  (während  der 
Sommermonate)  als  Dirigent  für  Riga  verpflichtet  wurde. 


Violoncellisten  dkr  Gegenwart 


Julius  Schwanzara 

wurde  am  27.  Juli  1866  in  Carlsbad  in  Böhmen  ge- 
boren und  erhielt  den  ersten  Cellounterricht  von 
Kapellmeister  Ludwi^^  Pleier,  dem  ehemaligen  Solo- 
cellisten des  Kurorchesters  in  Karlsbad.  Seine 
Aveitere  musikalische  Ausbildung  genoß  er  in  Dresden, 
wo  er  von  1889  bis  1891  als  Privatschüler  Friedrich 
Grützmachers  seine  Studien  vollendete.  Von  1891 
bis  1893  war  Schwanzara  in  mehreren  Konzert- 
Orchestern  als  Solist  tätig,  und  seit  1894  gehört  er 
der  (Troßherzogl.  Hofkapelle  in  Karlsruhe  an.  Er 
rückte  1899  zum  ersten  und  Solocellisten  vor  und 
wurde  1902  zum  Kammernuisiker  ernannt. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


CAESAR  SCHWORMSTÄDT,  WANDSBEK 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Caesar  Schwormstädt 

am  14.  Oktober  18G4  in  Hamburg  geboren,  begann 
sein  Cellostudium  bei  Albert  Gowa,  während  er  von 
Prof.  A.  Krug  Theorie  und  Kompositionsunterricht 
erhielt.  Um  sich  weiter  zu  vervollkommnen,  setzte 
er  seine  Studien  zuerst  bei  Prof.  Fr.  Grützmacher 
in  Dresden,  dann  bei  Prof.  R.  Hausmann  in  Berlin 
und  zur  Vollendung  seiner  Ausbildung  bei  Prof. 
H.  Becker  in  Frankfurt  fort.  Von  1885  bis  1887 
wirkte  Schwormstädt  in  Crefeld  als  Solocellist  und 
Mitglied  des  »Rieh.  Barth-Streicliquartetts«.  Während 
seines  Aufenthaltes  daselbst  hatte  er  das  Glück, 
des  öftern  uiit  Brahms  zu  musizieren.  Die  Gründung 
eines  Orchesters  unter  Bülows  Leitung  veranlaßte 
1888  seine  Rückkehr  nach  der  Vaterstadt,  wo  er 
auch  in  den  Streichcßiartetten  von  Bläha  und 
Schradieck  mitwirkte.  Seit  189(3  veranstaltet  er  mit 
bedeutendem  Erfolge  eigene  Kammermusik-Abende, 
unter  Mitwirkung  einheimischer  und  auswärtiger 
Künstler  (Prof.  Spengel,  Kahn,  Barth,  Mühlfeld, 
Dessau  u.  a.)  und  hat  sich  sowohl  in  Hamburg  wie 
auswärts  einen  ausgezeichneten  Namen  gemacht. 
Außer  Solist  und  Kammermusikspieler  ist  Schworm- 
städt Leiter  einer  Musikschule,  eines  Orchester- 
vereins, sowde  von  Frauen-,  Männer-  und  gemischten 
Chören. 


Richard  Seitz 


geboren  am  28.  Oktober  1854  in  Gera,  empfing  den 
ersten  Mnsiknnterricht  in  seiner  Vaterstadt.  Seine 
ersten  Cellostudien  leitete  Kammermusiker  W.  Klieber, 
während  Hofkapellmeister  Tschircli  ihm  Unterricht 
in  Klavierspiel  und  Theorie  erteilte.  Später  wurde 
er  Schüler  des  Kammermusikers  H.  Tietz  in  Dresden 
und  vollendete  seine  Ausbildung  bei  Prof.  Julius 
Klengel  in  Leipzig.  Nach  verschiedenen  Engagements 
als  Solocellist  in  bedeutenden  Konzert-Orchestern 
wurde  Seitz  1878  als  Mitglied,  1890  als  Solocellist 
der  Königl.  Hof  kapeile  in  Stuttgart  angestellt,  mit 
dem  Titel  eines  Königl.  Kammervirtuosen.  Neben 
seiner  amtlichen  Tätigkeit  ist  er  Professor  des  Vio- 
loncellspiels am  Stuttgarter  Königl.  Konservatorium. 
Als  Solist,  Kammermusikspieler  (im  ^^erein  mit  M. 
Pauer  und  E.  Singer)  und  Lehrer  erfreut  Seitz  sich 
eines  vortrefflichen  Rufes. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


JOSEPH  SIEMANN,  AACHEN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Joseph  Siemann 

am  30.  Januar  1852  zu  Münster  in  Westfalen  geboren, 
empling  seine  Aus])il(lung  durch  Prof.  Friedrich 
(Irützniacher  auf  dem  Dresdener  Konservatorium. 
Im  Jahre  l87o  wurde  er  auf  (irund  seiner  vorzüg- 
hchen  Leistungen  von  Kapelhneister  Dupont  als 
erster  Cellist  für  das  Nürnberger  Stadttheater- 
Orcliester  verpflichtet.  Von  1874  bis  1880  war  er 
Solocellist  der  Allgemeinen  ]\[usikgesellschaft«  in 
Basel  und  ging  dann  nach  Paris  als  Solocellist  der 
Concerts  classiiiue  ,  unter  Leitung  von  Saint-Saens, 
INIassenet,  (iodard  u.  a.  Seinen  Pariser  Aufenthalt 
benutzte  er  zu  erneuten  Studien  bei  Prof.  Leon 
Jacquard.  Hierauf  wirkte  er  ZAvei  Jahre  als  Solo- 
cellist der  Athenäums-Konzerte  in  Nizza  und  folgte 
1888  einem  Ruf  nach  Aaclien.  Seitdem  lebt  Siemann 
in  Aachen  als  geschätzter  Lehrer  und  Kammermusik- 
spieler und  hat  sich  während  seiner  erfolgreichen 
künstlerischen  Wirksamkeit  einen  ehrenvollen  Namen 
gemacht. 


Karl  von  Skarzynski 

Avurde  am  G.  Januar  1878  in  Lil)awa  am  Baltischen 
Meere  geboren.  Anfänglich  ])ekam  er  Violin-  und 
Flötenunterricht  und  entschloß  sich  erst  nach  Be- 
endigung seiner  Gymnasialzeit,  zumVioloncellstudium 
überzugehen.  Er  l)egab  sich  nach  AVarschau,  l)e- 
suchte  dort  das  Konservatorium  und  wurde  1<S9() 
mit  einem  Diplom  entlassen.  Hierauf  ging  er  nach 
Leipzig,  wo  er  als  Schüler  Prof.  J.  Klengels  seine 
Studien  am  Konservatorium  fortsetzte  und  1899  voll- 
endete. Nach  einigen  erfolgreichen  Konzertreisen 
durch  Deutschland,  Österreich  und  Rußland  folgte 
er  einem  Ruf  als  Professor  an  das  Konservatorium  in 
Krakau,  in  welcher  Stellung  er  noch  heute  wirkt. 
Außer  als  Solist  und  Kammermusikspieler  hat 
Skarzynski  sich  auch  als  Komponist  bekannt  gemacht, 
und  er  hat  Kompositionen  für  Violoncell  mit  Klavier- 
l)egleitung  u.  a.  veröffentlicht. 


12* 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


JOHANNES  SMITH,  DKESDEN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Johannes  Smith 

geboren  am  27.  Januar  1869  in  Arnlu'ini  (HolhmdX 
machte  mit  neun  Jahren  die  ersten  A Crsuehe  auf  dem 
A^ioloneell,  genoß  kurz  darauf  einige  Jalire  den  Unter- 
rieht von  Alfred  Hayn,  Solocellist  iu  Aaelien,  yi)ater 
von  Ernest  xVi)i)y  in  Amsterdam  und  kam  cndlieh  1888 
zu  Prof.  Friedrieh  (rrützmaeher  naeh  Dresden.  Naeh 
mehreren  Jahren  crnstt'n  Studiums  (auch  Theorie  und 
Komposition  hei  Felix  I  )i-a('S('k(' '  trat  er  zum  ersten 
3Iale  1887  in  Dresden  vor  die  Öffentlichkeit,  und  von 
diesem  Zeitpimkt  an  konzerti(4'te  er  mit  großem  Erfolg, 
u.  a.  mit  Hermine  S])ies,  liosa  Papier  und  Nikita,  in 
Berlin,  Köln,  Leii)zig  und  vielen  Städten  Hollands.  Im 
Jahre  1890  übernahm  er  die  Stelle  als  Solocellist  und 
Quartett-Mitglied  bei  der  »  Philharmonischen  Gesellschaft« 
in  Bremen,  von  wo  aus  er  mit  dem  ;  Kobert  Heckmann- 
Quartett«,  später  mit  dem  »Halir-Quartett«  vielfach  in 
Deutschland  und  England  auftrat.  Im  Jahre  1895 
siedelte  Smith  als  Solist  der  Hofkapelle  nach  Bückeburg 
über,  wurde  Mitglied  des  dortigen  Quartetts,  an  dessen 
Spitze  Prof.  Saida  stand,  und  erhielt  den  Titel  Fürstl. 
schaumburg  -  li})})escher  Kammervirtuose.  Seit  1899 
wirkt  er  als  Lehrer  in  Dresden  am  Königl.  Konserva- 
torium wie  auch  ])rivatim,  während  er  in  vielen  Kon- 
zerten sowohl  als  Solist  wie  als  Kammermusikspieler 
glänzend  hervortritt.  Veröffentlicht  hat  er  Komposi- 
tionen für  Violoncell  mit  Klavierbegleitung. 


Bruno  Steindel 


wurde  in  Zwickau  ^'e1)()reu,  wo  sein  Vater  Musik- 
direktor war.  Seine  ]\Iusikül)un^en  l)egann  er  mit 
dem  Violinspiel,  entschied  sich  aher  bald  für  das 
Violoncell  und  wurde  ein  Schüler  Fr.  (Trützmachers. 
Nach  vollendeter  Ausbildung'  war  er  zuerst  Solocellist 
und  Lehrer  des  Cellospiels  in  Crefeld  und  darauf 
während  dreier  Jahre  als  erster  Solocellist  im 
Berliner  Philharmonischen  Orchester  tätig.  Hier 
erwies  Steindel  sich  vielfach  als  gern  gehörter  Solist. 
1901  wurde  er  als  erster  Solocellist  für  das  Thomas- 
Orchester  in  Chicago  verpflichtet  und  wirkt  seitdem 
daselbst  nicht  nur  als  hervorragender  Solist,  sondern 
auch  als  geschätzter  Kannnermusikspieler  und  Lehrer. 
Steindel  gehört  zu  den  vorzüglichsten  Vertretern  des 
Cellospiels,  und  sein  Spiel  zeichnet  sich  durch  schöne 
Tongebung,  tadellose  Technik  und  echt  musikalische 
Vortragsweise  aus. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Alfred  Steinmann 

wurde  am  5.  Jimi  18G0  als  Sohn  des  Königl.  Kammer- 
musikers Chr.  Steinmann  in  Hannover  geboren, 
woselbst  er  auch  teilweise  seine  Ausbildung  erhielt. 
Zunächst  war  er  Schüler  des  Solocellisten  Prell, 
dann  vier  Jahre  ein  solcher  des  Kammervirtuosen 
K.  Matys  und  ging  darauf  nach  Wiesl)aden,  um  bei 
Jules  de  Swert  seine  Studien  tortzusetzen.  Nach 
vollendeter  Ausl)ildung  unternahm  Steinmann  mit 
Erfolg  größere  Konzertreisen  durch  ])eutschland  und 
konzertierte  vier  Monate  in  Kuß  1  and.  Hierauf  erfolgte 
seine  Anstellung  als  Königl.  Kanunennusiker  im 
Hoftheater  -  Orchester  seiner  Vaterstadt.  Seitdem 
wirkt  er  in  Hannover  als  geschätzter  Solist,  Kammer- 
musikspieler und  Lehrer,  außerdem  als  Dirigent  des 
»Hannoverschen  Damencliors'<.  Seit  sieben  Jahren 
ist  er  Mitglied  der  Trio -Vereinigung  Georg  Schu- 
mann, Rieh.  Sahla  und  Alfred  Steinmann  und  hat 
sich  als  solches  wie  auch  als  Solist  einen  bedeutenden 
Kuf  erworben.  Er  hat  größere  Orchester-  und  Chor- 
werke, Lieder  und  eine  Anzahl  Cello-  und  Klavier- 
stücke komponiert. 


GEORG  TALENT,  BRESLAU 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Georg  Talent 

1S(33  in  St.  Peterslnir^  geboren,  begann  erst  im  ein- 
undzwanzigsten  Lebensjalire  seine  Cellostndien. 
Xacbdeni  er  znerst  in  Riga  das  Polyteclinikuni  be- 
sucht hatte,  ging  er  nacli  St.  Petersl)urg  und  machte 
von  1889  bis  lSi)5  seine  musikahschen  Stachen  unter 
Davidoffs  und  Anton  Kul)insteins  Leitung  am 
dortigen  Konservatorium.  Nach  jahrelanger,  erfolg- 
reicher Tätigkeit  als  Konzertgeber  und  Lehrer  am 
Kaiserl.  Konservatorium  in  Tiflis  ging  er  nach 
Dresden  zu  Altmeister  Friedrich  Grützmacher,  um 
bei  diesem  seine  Studien  zu  vollenden.  Zurzeit  be- 
kleidet Talent  die  Stellung  eines  Solocellisten  am 
Breslauer  Stadttheater-Orchester  und  hatte  bei  seinem 
bisherigen  öffentlichen  Auftreten  als  Solist  nur 
glänzende  Erfolge  zu  verzeichnen. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


JOHAX  VAX  UNEX,  ARXHEIM 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Johan  van  Unen 

wurde  am  20.  Januar  1<S()2  zu  Zwolle,  Holland,  ge- 
boren. Die  erste  musikalische  Anleitung  wurde  ihm 
am  Musikinstitut  seiner  Vaterstadt  zu  teil.  Später 
ging  er  nach  Amsterdam,  um  bei  Henri  Bosmans 
seine  Studien  fortzusetzen  und  zu  vollenden.  Sein 
erstes  Engagement  erfolgte  beim  »Paleis-Örchester« 
in  Amstei'dam  als  zweiter  Solocellist.  1890  wwde 
er  als  erster  Solocellist  bei  der  »Orkestvereeniging« 
in  Arnheim  engagiert,  in  welcher  Stellung  er  sich 
jetzt  noch  betindet.  Nebenl)ei  widmet  van  Unen 
seine  Kräfte  der  pädagogischen  Wirksamkeit,  wie 
er  auch  A'ielfach  als  Kammermusikspieler  erfolgreich 
tätig  ist. 


Heinrich  Warnke 


geboren  am  30.  August  1S70  in  Wesselburen,  ent- 
stammt einer  l)ekannten  jVIusikerfamilie  und  erhielt 
schon  frühzeitig  im  elterlichen  Hause  den  ersten 
Musikunterricht.  Tüchtig  v()r])ereitet,  begann  er 
sein  Cellostudium  bei  A.  (iowa  am  Haui])urger 
Konservatorium  und  setzte  es  in  Leipzig,  als  Schüler 
des  Konservatoriums,  l)ei  Prof.  Julius  Klengel  fort. 
Nach  vollendeter  Ausbildung  wirkte  er  als  Solocellist 
in  Baden-Baden  (städt.  Orchester^  und  Hoiid)urg  v.d.H. 
(KurorchevSter)  und  trat  dann  in  die  Stellung  des 
ersten  Solocellisten  beim  Kaim-(  )rchester  in  München 
ein,  als  welcher  er  gegenwärtig  noch  hervorragend 
wirkt.  Warnke  hat  sich  nicht  allein  als  Solist,  sondern 
auch  als  Kammermusikspieler  (u.  a.  auf  Konzert- 
reisen mit  Felix  Weingartner)  einen  ehrenvollen 
Namen  gemacht. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


JOSEPH  WERNER,  MÜNCHEN 


Joseph  Werner 

wurde  am  25.  Juni  1837  in  Würzburg  geboren,  wo 
sein  ^^ater  Musikdirektor  am  Stadttheater  war.  Seine 
erste  Ausl)ildung  erhielt  er  im  Fröhhelischen  Musik- 
institut seiner  Vaterstadt.  1852  siedelte  er  nach 
München  ül)er,  widmete  sicli  dort  auf  dem  Kon- 
servatorium seinen  C'ellostudien  unter  Joseph  Menters 
Leitung  und  setzte  diesel])en  nach  dessen  Tode  bei 
Hippolyt  Müller  fort.  Schon  als  19  jähriger  Jüngling 
Avurde  er  im  Königl.  Hoforchester  zu  München  an- 
gestellt, erhielt  18G7  die  Lehrerstelle  an  der 
Münchener  ^Musikschule  und  wurde  dann  Professor 
an  der  Königl.  Akademie  der  Tonkunst.  Werner 
Avirkte  A'iel  und  erfolgreich  als  Solist  in  München 
Avie  auch  auswärts,  1)esonders  auch  als  Kammer- 
musikspieler im  \>rein  mit  Hans  A^on  BüIoaa^  Gegen- 
Avärtig  widmet  er  sicli  ausscldießlich  dem  Lehrer- 
beruf und  entAvickeh  als  ]\lusik]>ädagoge  eine  segens- 
reiche Tätigkeit.  Werner  ist  Ritter  hoher  deutscher 
und  ausländischer  Orden,  soAvie  Königl.  Kammer- 
musiker, ein  BeAveis,  Avelcher  Anerkennung  und 
Wertschätzung  er  sich  in  allen  Kreisen  erfreut.  Als 
Komponist  hat  Werner  der  instruktiven  Musik  wert- 
A^olle  Beiträge  geliefert.  Er  A^eröffentlichte  eine 
praktische  Violoncellschule,  Studien,  Etüden,  Ca- 
pricen,  Solostücke  und  viele  Bearbeitungen. 


13 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


GEORG  WILLE,  DRESDEN 


Georg  Wille 

wurde  am  20.  September  18G9  in  Greiz  (Reiiß  ä.  L.) 
als  Sohn  des  verdienstvollen  Stadtmusikdirektors 
Gustav  Wille  geboren.  Schon  frühzeitig  begann  er 
musikalische  Übungen  auf  Violine  und  Klavier  und 
besuchte  von  1885  an  das  Leipziger  Konservatorium. 
Unter  Prof.  Julius  Klengels  Leitung  bildete  er  sich 
zum  Violoncellisten  aus,  während  in  Theorie  und 
Komposition  der  berühmte  Thomas-Kantor  Rust  sein 
Lehrer  war.  Im  Jahre  1889  bereits  wurde  Wille 
Mitglied  des  Theater-  und  Gewandhaus-Orchesters, 
und  1891  trat  er  in  die  Stellung  des  ersten  Solo- 
cellisten, als  Nachfolger  Alwin  Schröders.  Im  Jahre 
1899  wurde  er  als  Solocellist  an  das  Königl.  Hof- 
theater  nach  Dresden  l)erufen  und  1902  auf  Grund 
seiner  erfolgreichen  Wirksamkeit  zum  Königl.  sächs. 
Hof -Konzertmeister  ernannt.  Nel)en  seiner  amtlichen 
Tätigkeit  ist  Wille  vielfach  als  Solist  aufgetreten. 
Größere  Konzertreisen  führten  ihn  durch  ganz 
Deutschland,  und  er  hat  sich,  dank  seiner  gewandten 
Technik  und  seinem  schönen,  voluminösen  Ton, 
unter  den  vorzüglichsten  Violoncellisten  der  Gegen- 
wart einen  ersten  Platz  gesichert.  Auch  als  Kammer- 
musikspieler hat  AVille  sich  glänzend  bew^ährt.  Er 
ist  Mitglied  des  »Petri-Quartetts«  in  Dresden  und 
des  »Hilf -Quartetts«  in  Leipzig,  denen  er  zur  be- 
sonderen Zierde  gereicht. 


13* 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


WILLEM  WILLEKE,  WIEN 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Willem  Willeke 

einer  der  jüngeren  holländischen  Violoncellisten, 
Avurde  am  29.  September  1878  zu  's  (Travenhage  ge- 
boren. Seine  Studien  leitete  zuerst  E.  Hartog,  später 
O.  Eberle  in  Rotterdam,  dem  er  auch  ein  gut  Teil 
seiner  sonstigen  künstlerischen  Durchbildung  ver- 
dankt. Nach  vollendeten  Studien  trat  er  zunächst 
größere  Konzertreisen  durch  Holland  und  Deutsch- 
land an  und  erhielt  dann  die  Stellung  als  Lehrer 
am  Kret'elder  Konservatorium,  während  er  zugleich 
in  Düsseldorf  am  K(^nservat(jrium  unterrichtete.  In 
diesen  Stellungen  hatte  Willeke  vielfach  Gelegenheit, 
sich  als  Solist  wie  als  Kammermusikspieler  auszu- 
zeichnen. Nach  kurzem  Engagement  in  Riga  siedelte 
er  als  Solocellist  des  Philharmonischen  Orchesters 
nach  Leipzig  über  und  machte  mit  demselben  größere 
Konzertreisen  durch  Deutschland  und  Skandinavien. 
Für  den  Sommer  1903  wurde  er  von  Hans  Richter 
für  das  Orchester  der  »Grand  Opera  Royal«  in 
London  verpflichtet  und  vom  Herl)st  1903,  nach  er- 
folgreichem Konkurrenzspiel,  an  der  k.  k.  Hofoper 
in  Wien  als  erster  Solocellist  angestellt.  Willekes 
technisch  tadellose,  fein  ausgearbeitete  musikalische 
Leistungen  heben  ihn  aus  der  jüngeren  Cellisten- 
schar bedeutsam  heraus. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


HANS  WIHAN,  PRAG 


Hans  Will  an 


wurde  zu  Pölitz  bei  Braunau  in  Böhmen  am  5.  Juni 
1855  geV)oren.  Erst  nach  liarten  Kämpfen  gelang  es 
ihm,  sich  der  INIusik  Avidmen  zu  dürfen.  Von  1868 
bis  1873  Avar  er  ein  Schüler  von  Prof.  Hegenbart 
am  Prager  Konservatorium  und  vollendete  später  bei 
Altmeister  K.  Davidoff  seine  Studien.  Bereits  im 
Jahre  1873  wurde  er  als  Professor  an  das  »Mozarteum« 
in  Salzburg  ])erufen,  war  dann  Solist  der  Bilse-Kapelle 
in  Berlin  und  von  1877  bis  1880  Kammervirtuose 
der  Hofkapelle  zu  Sondershausen.  Von  1880  bis 
1888  wirkte  Wihan  als  Solocellist  des  Münchener 
H(jf Orchesters,  sowie  als  Mitglied  des  Kammer- 
quartetts König  Ludwigs  IL  Hierauf  erfolgte  seine 
Anstellung  als  Professor  am  Prager  Konservatorium, 
und  1894  trat  er,  nach  dem  Ausscheiden  seines  Schülers 
Otto  Berger,  dem  seit  1802  mit  außergewöhnlichem 
Erfolge  konzertierenden  »Böhmischen  Streichquartett« 
als  Mitglied  bei.  Wihan,  der  als  Führer  dieses  Quar- 
tetts gelten  muß,  hat  sich  durch  seine  vorzüglichen 
Leistungen  als  Kammermusikspieler  und  Solist 
Weltruf  erworben  und  gehört  zu  den  hervorragendsten 
Violoncellisten  der  GegeuAvart. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


Herbert  Withers 

wurde  am  31.  März  1880  in  London  geboren.  Er 
begann  seine  musikalische  Ausbildung  zunächst  bei 
Trust  und  besuchte  von  189(3  l>is  1899  die  »Royal 
Academy  of  Music«  in  London,  wo  er  unter  Leitung 
von  W.  E.  Whitehouse  Yioloncell  und  l)ei  Corder 
Harmonie  und  Komposition  studierte.  Im  Jahre 
1899  reiste  Withers  nach  Deutschland,  gal)  in  Berlin 
mit  Erfolg  ein  Konzert  und  wurde  Schüler  von 
Prof.  Hugo  Becker  in  Frankfurt  a.  M.  Nachdem  er 
drei  Jahre  lang  Beckers  vortrefflichen  LTnterricht 
genossen  hatte,  kehrte  er  nach  London  zurück,  wo 
er  gegenwärtig  in  angesehener  Stellung  lebt,  und 
von  wo  aus  er  vielfach  Konzertreisen  unternimmt. 


VlOLONCEr,LlSTEN  DER  GEGENWART 


GEORG  WÖRL,  SONDERSHAUSEN 


Georg  Wörl 

wurde  am  3.  März  18G8  zu  Franzensbad  in  Böhmen 
geboren.  Den  ersten  Musikunterricht  erteilte  ihm 
der  Chordirektor  A.  Horner  daselbst.  Vierzehn  Jahre 
alt,  erhielt  er  rnterricht  von  dem  Prager  Violon- 
cellisten Franz  Baudisch  und  ging  später  zur  höheren 
Ausbildung  zu  Friedlich  Grützmacher  nach  Dresden. 
Mit  siebzehn  Jahren  schon  trat  Wörl  im  Kursaale  zu 
Ischl  als  Solist  auf  und  war  dann  als  Solocellist  in 
Wien  (Kapelle  Strauß,  Symphonie  -  Orchester  der 
Musik-  und  Theater-Ausstellung  1902),  in  Zürich 
(Tonhalle-Orchester)  und  in  Karlsbad  (städt.  Kur- 
kapelle) tätig.  Gegenwärtig  (seit  Herbst  1892)  wirkt 
er  als  erster  Solo- Violoncellist  in  der  Fürstl.  Hof- 
kapelle  zu  Sondershausen,  gleichzeitig  den  Violoncell- 
Unterricht  am  dortigen  Konservatorium  erteilend. 
In  Konzerten  und  am  fürstlichen  Hofe  läßt  Wörl 
sich  des  öfteren  als  Solist  und  Quartettspieler  hören 
und  hat  lohnende  Erfolge  zu  verzeichnen.  Ver- 
öffentlicht hat  er  Kompositionen  und  Arrangements 
für  Violoncell. 


Violoncellisten  der  Gegenwart 


LEXNART  VON  ZWEYGBERG,  KREFELD 


Lennart  von  Zweygberg 

Avurde  in  Jyvaskyla  (Finland)  geboren,  besuchte 
dort  das  (iynniasium  und  darauf  die  Universität  in 
Helsingfors.  Xe1)en  philosophisclien  Studien  wi(bnete 
er  sich  liau]»tsa(']ihch  dem  Stu(buni  der  Musik  an 
der  von  ]Musik(Hrektor  Kajanus  geleiteten  Orchester- 
schule in  Helsingfors.  Seine  Lehrer  waren  Georg 
Schneevoigt  Cello )  und  Jean  Sibelius  (Theorie  und 
Koni])()siti()n\  Von  1(S<)S  l)is  bslH)  besuchte  er  das 
Konser\atoriuni  in  Sondershausen,  wo  ihm  Prof. 
Carl  Schröder  Cellounterricht  erteilte.  Darauf  ging 
er  nach  Brüssel,  um  l)ei  Prof.  J.  Jacol)  die  belgisch- 
franz()siscbe  Schule  kennen  zu  lernen.  Nachdem 
ZAveygberg  v<m  11)00  ab  in  Finland  und  Rußland 
engagiert  gewesen  und  als  Solist  mit  Erfolg  auf- 
getreten Avar,  erliielt  er  \om  tinnischen  Staat  ein 
Stipendium,  Avelches  ihm  ermöglichte,  seine  Studien 
bei  Prof.  Jacol)  in  Brüssel  zu  ])eenden.  Seit  Früh- 
jahr 1902  ist  ZAveygljerg  als  Lehrer  am  Krefelder 
Konservatorium  angestellt,  Solocellist  der  von  der 
»Konzert-Oesellscliaft  A^eranstalteten  A])onnements- 
Konzerte  und  ^Mitglied  des  Krefelder  Streichquartetts. 
Der  Künstler  hat  es  A^erstanden,  sich  bei  seiner  viel- 
seitigen Wirksamkeit  einen  ehreuA^ollen  Namen  zu 
machen. 


y^^^    Violoncellisten  der  Gegenwart 


ANHANG 


Folgende  Herren  wurden  u.  a.  wiederholt 
um  Einsendung  von  Material  gebeten: 
Paul  Bazelaire,  Paris 
Alex.  Brandukoff,  Paris 
Budkewiesz,  St.  Petersburg 
Doehard,  Brüssel 
Jean  Gerardy,  London 
Jac.  Gaillard,  Brüssel 
Heinrich  Kiefer,  München. 
Louis  Lübeck,  Berlin. 
Jos.  Malkine,  Berlin 
Fr.  Neruda,  Kopenhagen 
Alb.  Petersen,  Magdeburg 
Alwin  Schröder,  Boston  t 
Emil  Schenk,  New  York 
Gust.  Stadler,  Moskau 
Gust.  Thalau,  Köln 
Alex.  Wiersbilo witsch,  St.  Petersburg. 


Verlagsanstalt  u.  Druckerei 
A.-G.  (vormals  J.  F.  Richter) 
in  Hamburg 


Boston  Public  Library 
Central  Library,  Copley  Square 

Division  of 
Reference  and  Research  Services 

Music  Department 


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cates  the  date  ön  or  before  which  this 
book  should  be  returned  to  the  Library. 

Please  do  not  remove  cards  from  this 
pocket.