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Full text of "Volkstümliches aus Sonneberg im Meininger Oberlande"

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lunmiii 

6000641 46T 




r^/A.^.. 



VOLKSTÜMUCHES AUS SOMEBERG 



IM 



MEMNGER OBERLANDE. 



VON 



AUGUST SCHLEICHEIL >^ 

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Ov tot iyioyi 
pjg yait^g dwa/uM yXvxiQtotiQot^ aXXo idiaS-m, 

Hom, 



AAAy>yx/V/\/\/ww 



WEIMAR 

IN COMMISSION BEI H. BÖHLAU. 

1858. 



J^J. OU. i^. 



* X 

J* 




Druck der Hof- Bachdruckerei in Weimar. 



5% .o^ A»vA* 



Vorwort. 



"r^-' >.••• 



Als ich vor nunmer zwei jaren w brufüeäden bedenklich erkrankt 
auf längere zeit in meiner heimat weilte , wo ich genefung fachte 
und fand, kam der längft gehegte vorfatz, die in rafchem zurük- 
weichen begriffene mundart Sonnebergs wißenfchaftlich dar zu ftellen 
und die volkstümlichen lieder, rätfei, fprichworte u. f. f. zunächft 
als fprachproben zu fammelu, zur außfQrung. Ich beabfichtigte für 
kommende gefchlechter ein bild des warfcheinlich bald völlig fchwin- 
denden volkstumes meiner vaterftatt als andenken vergangener Zei- 
ten feft zu halten, deshalb nam ich auch bereits bekantes in meine 
famlung auf; auch ift wol hier und da etwas zu wißenfchaftlichen 
zwecken verwertbares in derfelben enthalten. 

Difer gefichtspunkt gab zugleich die außfchließliche befchrän- 
kung auf die ftatt Sonneberg felbft an die band. Vil mer volkstüm- 
liches an märchen, liedern u. f. f. bieten noch die umligenden ort- 
fchaften; alles diß habe ich aber auch deshalb bei feite gelaßen, 
weil fonfb der abfchluß des gebietes fchwirig und ein für meinen 



IV 

zweck nicht wünfchenswerter größerer umfang der fchrift nicht leicht 
zu vermeiden gewefen wäre. Überdiß war es mir in der mir zu 
gemeßenen zeit kaum möglich auch nur das in der ftatt felbft noch 
lebende einigermaßen zu erfchepfen; die benachbarten dörfer auß 
zu beuten hätte einen ungleich längeren aufenthalt an ort und ftelle 
erfordert. 

Es war hohe zeit eine folche aufzeichnung der mundart u. f. f. 
vor zu nemen; feit meinen kinderjaren ift das volkstümliche element 
in um gekertem verhältnilTe zu der Vergrößerung der ftatt und dem 
wolftande und auffchwunge irer bewoner fchon fo bedeutend in den 
hintergrund getreten, daß ich für manche bruchftücke meiner jugend- 
erinnerungen nicht mer die ergänzung auf zu treiben vermochte und 
daß voraußfichtlich in wenigen jarzehnten auch von dem jezt noch 
vorhandenen das meifte vergeßen fein wird. Die alten Sonneberger, 
d. h. die träger des echten volkstümlichen wefens, fterben almäh- 
lich auß und gar mancher mund ift bereits verftumt, der mir noch 
vor wenigen jaren für meine zwecke ergibige außkunft hätte ertei- 
len können. Nur brauche und aberglauben laßen längere dauer 
■erwarten, fie fitzen zu feft und find nicht etwa auf die untern 
fchichten der gefelfchaft befchränkt; man kann fich von difen dingen 
eben fo wenig los machen als z. b. von der mundartlich gefärbten 
außfprache und andern ftammeseigentümlichkeiten. Was ich hier 
mit teile ift gewiss nicht alles, es ift nur das mir und den meinigen 
bekante. Ganz verfchoUen find bereits die märchen, fchwer auf zu 
fptiren die lieder, auch an fprichworten find wir nicht überreich, 
dagegen ift an kinderreimen und dergl. kein mangel. Villeicht ift 
das nicht one interelTe, daß mein büchlein bei feiner befchränkung 
auf einen einzigen ort ein nirgend her ergänztes bild des volkstüm- 
lichen wefens in feinen verfchidenen zügen gibt wie es jezt gerade 
ift; man fiht deutlich in welchen teilen es am ftärkften im fchwinden 
begriffen ift und in welchen es fefter wurzelt. 



Der grund zu meiner kentnis der heimatlichen mundart und irer 
alten fprtlche, lieder u. f. f. ward durch eine erziehung gelegt, die 
mich vor allem mundartlichen in der außfprache möglichft zu bewa- 
ren beftrebt war. Einerfeits der reiz des ftrenge verbotenen, dann 
der umftand, daß ich beim zufammentrefifen mit andern kindem, 
befonders auf der ftraße, wegen meiner nicht Sonnebergifchen, ge- 
künftelten außfprache mit fug verhönt ward, hatte zur folge, daß 
ich mich bei zeiten der Sonneberger mundart und zwar des echte- 
ften, derbften Sonnebergif ch für den Umgang mit andern kindern 
eifrig und mit gutem erfolge befliß, wärend ich zu häufe das dort 
übliche reinere deutfch fprach. Eine zweite ftarke förderung erhiel- 
ten dife Sonneberger ftudien durch den Umgang mit einer würdigen 
nachbarin, der verftorbenen witwe Refch, deren andenken mir bis 
zur ftunde wert ift, bei der ich oft den grölten teil des tages ver- 
brachte und die, eine echt volkstümliche frau, fowol nur Sonneber- 
gifch fprach als auch der alten fprüche, rätfei, lieder und fprich- 
worte kundig war und von inen fleißige anwendung machte. 

Die abhandlung über den namen der ftatt, die ich vorauß ge- 
fchikt habe, war zunächft au geregt durch den oft gefürten ftreit, 
ob *Sonneberg* (die allein gefprochene und ofl&cielle form des na- 
mens) oder *Sonnenberg* (die namentlich von vilen kaufleuten feft 
gehaltene fchreibung) richtiger fei, womit die fage von der grün- 
dung der bürg durch den vorgeblichen könig der Oftfranken, Sunno, 
in zufammenhang gebracht zu werden pflegt. In der fubfcriptions- 
einladung hatte ich nun in außficht geftelt mit difer abhandlung 
über den namen eine diplomatifche gefchichte der bürg und der 
älteften zeiten der ftatt in Verbindung zu bringen. Die zu difem 
zwecke an gelegte chronologifche famlung der auf Sonneberg bezüg- 
lichen Urkunden und actenftücke ift mir aber eines teiles fo fer 
unter den bänden an gewachfen, andern teiles habe ich noch fo vile, 
namentlich ungedrukte ftücke noch nicht auf finden können, daß ich 



VI 

für diß ^mal mich auf die erörterung des namens befchränken muß 
und von der älteren gefchichte felbft nur die umriße geben kann. 
Dagegen werde ich nicht ab laßen die begonnenen regefteu filr die 
gefchichte meiner vaterftatt nach erweitertem plane fort zu fetzen 
und im laufe der jare (denn jare gehören zu einer fo mühfeligen 
und nach gar vilen feiten hin auß greifenden arbeit) nach kräften 
zu ver^^olftändigen, um dereinft nicht nur dife actenftücke felbft, 
fondern auch eine auf fie begründete gefchichte von Sonneberg ver- 
öffentlichen zu können. 

Die grammatik der mundart *) wird für die meiften meiner Son- 
neberger lefer das am wenigften anfprechende fein; difer teil meines 
werkchens ift allerdings mer für den fprachforfcher beftimt und 
möge diß bei inen darin entfchuldigung finden, daß er wol der ift, 
der dem bücheichen auch in weiteren kreißen einigen eingang ver- 
fchaffen kann, wodurch ein weiter unten erwähnter zweck feiner 
Veröffentlichung gefördert wird. Die mundart ift Fränkifch. Die 
ftatt Somieberg ligt am füdabhange des Dilringer waldes in einem 
feiner vilen feitentäler, wenige ftunden füdlich vom kämme des ge- 
birges, welches Franken von Düringen fcheidet. Die bürg Sunnen- 
berg lag auf einer der lezten bergkuppen des Düringer Waldgebirges 
mit freier außficht nach füden in die ebene; unter ir im Röten- 
grunde die im anfange des 14. jarhunderts zuerft erwähnte ftatt. 
Die gefchichte von Sonneberg, wie die mundart, ftellen es deutlich 
zu Franken, wohin es nebft Neuhaus, Eisfeld, Koburg u. f. f. ftets 
gerechnet ward. 

In den fprichworten, rätfein, liedem u. f. f. findet fich manches 
derbe, was ich unmöglich ftreichen konte; manches alzu ftarke hat 



*) Einige Ungleichheiten in der fchreibung bitte ich zu entlchnldigen ; anfangs 
fchrib ich, der außfprache nach, gitty fchtett^ hott mit Verdoppelung, die ich 
rpäter vereinfachte, da üe den altern formen unangemeßen ift und die Verkürzung 
durch den kiitsen vocal genügend an gedeutet zu fein fchin. 



VII 

freilich weg gelaßen werden müßen. Das echt volkstümliche aller 
orten, bei Deutfchen und bei andern volksftämmen, ift in difer bezie- 
hang Ter unbefangen. Für kinder ift allerdings meine famlung nicht 
gefchriben. Allein nur die volkommen treue mitteilung hat wert, 
und wie in jeder andern hinficht, fo habe ich mir auch in difer 
beziehung auch nicht die geringfte änderung oder gar zuftutzung 
erlaubt. Sitlich verderbt wird jedoch durch folche dinge niemand; 
nur mangel an kentnis unferes deutfchen Volkes kann hierin etwas 
auffallendes, nur eine oft ganz ungerechtfertigte prüderie etwas 
bedenkliches finden. — In der anordnung der kinderreime habe ich 
mich meift an Simrocks trefliches kinderbuch an gefchloßen. 

Den vilen,. welche meine famlungen gefördert haben, fage ich 
meinen herzlichften dank. Zumal ward für die gefchichte von Son- 
neberg von geiftlichen und weltlichen behörden, fo wie von privaten 
mir bereitwilligfte unterftützung zu teil, für die ich meinen dank 
auß zu fprechen der vorrede zu der hoffentlich nach verlauf einiger 
jare vollendeten gefchichte von Sonneberg vor behalte. 

Alles mundartliche — und hierin konte ich bei fo viljäriger 
abwefenheit von Sonneberg mir durchauß nicht mer in allen ftücken 
trauen — hat herr Paul Jacob mit unermüdlicher geduld mit mir 
aufs genauefte durch genommen und berichtigt, ferner hat derfelbe 
zu der ganzen famlung die reichften und wertvolften beitrage geli- 
fert und fich fo um das zu ftande kommen difes büchleins in der 
außgedenteften, dankenswerteften weife verdient gemacht. 

Ueber freiexemplare kann ich diß mal nicht verfügen. Den 
gefamten ertrag des werkchens habe ich nämhch mittels vertrag 
vom 10. märz 1857 der ftatt Sonneberg ab getreten, damit die 
erzilte fumme als ein kleiner fond bleibe, dellen abwurf zur inftand- 
haltung der fpazierpfade in unferer herlichen Umgebung beltimt ift. 
Um nun den abfatz nicht zu fchwächen, habe ich auf freiexemplare 
freiwillig verzichtet. 



VIII 

Hern Dr. Köhler in Weimar, der fo freundlich war eine cor- 
rectur zu lefen und an verfchidnen ftellen des verzeichnüTes mund- 
artlicher Worte citate und auch außerdem einige anmerkungen bei 
zu fügen, herzlichften dank! 

Jena im foinmer 1858. 

Aagoft Schleicher. 



Inhalt. 



reite 

Üeber den namen *Soxmeberg' XI 

Grammatik der Sonneberger mundart 1 

Samlung mundartlicher worte 64 

Sagen und erzälungen • 73 

Sprichworte, fprichwörtliche redensarten und verwantes 80 

Rätfei 87 

Spruche , 91 

Kinderreime 94 

Lieder. I. Lieder auß mündlicher überliferung 109 

II. Lieder auß der Steinerfchen famlung 120 

Bräuche und aberglauben 133 

Liedermelodien 153 



lieber den namen 'Sonneberg/ 



Jing verknüpft mit der frage nach der entftehung des namens 
Sonneberg ift die frage nach der gründung der difen namen tragenden 
anfidelung. Daß nun der name Sonneberg von der längft verfal- 
lenen bürg auf die ftatt übergegangen fei, werden wir weiter unten 
fehen; es handelt fich aKo zunächft darum, woher die bürg den 
namen erhalten habe. 

Eine beliebte, auch in weiteren kreißen gehörte anficht ift die, 
daß Sonneberg von einem Frankenkönige Sunno erbaut worden fei, 
und zwar, wie man hinzu zu fetzen pflegt, als fchuzwer gegen die 
Düringer. Dife fage ift volftändig unbegründet und es verhält fich 
mit der entftehung derfelben folgender maßen. 

Gegen das ende des vierten jarhunderts unferer Zeitrechnung 
waren die Franken Genobaud, Marcomer und Sunno der fchrecken 
der römifchen umgegenden im Bheinlande etwa von Mainz bis 
Köln *) , wie diß Gregor von Tours (6. jarhundert) auß einer älte- 
ren quelle **) berichtet. Difer Sunno wird hier dux (anfürer), auch 



*) Zeuss, die Deutfchen und die Nachbarllämme , München 1837 £, 340. 
**) CO tempore Genobaude, Marcomere et'Sunnone ducibus Franci in Germa- 

niam prompere ac Agrippinensi etiam Coloniae metom incussere. Sulpic. 

Alexander bei Gregor. Taronens. 2, 9 (auch in Fredeg. Epit. Gregor, hill. Franc, 
in. and fonli auß difer queUe widerholt). Arbogaftes Snnnonem et Marcomerem 

fubregulos Francorum gentilibus odiis infectans, Agrippinam petiit. Greg. 

Tnr. 1. 1. 

Sehleieher, VolkstQml. a. Sbg. ** 



r ' 



XII 

fubregulus (häuptling) Francorum genant. Diß ift alles was wir 
über in wißen. *) Von einer nachricht, daß er in unfere gegend 
gekommen oder gar davon, daß er da eine niderlaßung gegründet 
habe, findet fich keine fpur und ift eine folehe anname durchauß 
unftatthaft. Difer Sunno, den wir, im gegenfatze zu feinem gleich 
zu befprechenden erdichteten fchattenbilde , den hiftorifchen Sunno 
nennen wollen (da wir keinen grund haben in die in betreffenden 
angaben mistrauen zu fetzen), ift alfo nicht der erbauer unferes 
Sonneberg. 

Im 16. jarhundert fchrib der abt Trithemius eine förmliche 
gefchichte der Franken nach der chronologifchen folge irer könige 
bis zum jare 440 vor Chrifbi geburt zurück, die er auß einem fonlt 
völlig unbekanten und nie genanten, dem Chlodowig gleichzeitigen 
gefchichtfchreiber namens Hunibald gefchöpft haben wolte. Schon 
von den zeitgenoßen des Trithemius und von allen irgend einfich- 
tigen hiftorikem bis auf unfere zeit ward erkant und anerkant, daß 
dife ganze gefchichte der Franken von Trithemius (Compendium five 
Breviarium primi voluminis annalium five hiftoriarum de origine 
Regum et gentis Francorum) ein ganz gemeiner, grober und täp- 
pifcher betrug fei. **) In difem machwerke werden nun jene namen 
Genebald, Marcomer und Sunno mermals gebraucht. So bringt Tri- 
themius einmal einen Sunno als neun und zwanzigften könig der 
Franken und fodann einen zweiten Sunno in der reihe der oftfrän- 
kifchen duces an. Ein bruder des fechs und dreißigften franken- 
königs, Genebaldus mit namen, zieht nämlich, nach Trithemius, im 
jare 326 n. Chr. in den Maingau und gründet dort Oftfranken 



*) Ueber feinen tod fürt Zenss folgende fleUe an: Marcomeres Sonnoque 
docent, quorum alter Etruscum Pertulit exilium; cum fe promitteret alter Exulis 
ultorem, jacuit mucrone rnorum. Claudianus do laud. Stilic. 1, 241. 

♦♦) Loebell, Gregor von Tours und feine Zeit. Leipz. 1839 f. 484. 



XIII 

(Francia orientalis), als deJTen fibenter dux (fon eines abermaligen 
GenebaMus) Sunno genant wird (Genebaldus autem genuit Sunno- 
nem, qui praefuit annis X3i.III. Trithemius 1. 1. Parifiis 1539 pg. 47). 
Difes oftfränkifche herzogtum wandelte fich, nach Trithemius, fpäter 
in das bistum Würzburg um. Difer zweite der beiden von Trithe- 
mius fingierten Sunnonen, Sunno der fibente, dux der Oftfranken, 
ift nun der uns hier an gehende. Trotz der handgreiflichen fäl- 
fchung ward nämlich die gefchichte des Trithemius, die ja über 
dinge, von denen man außerdem gar nichts wufte und begreiflicher 
weife nichts wißen konte, fo fchöne und bis auf alle jar- und volks- 
zalen hinauß völlig genaue nachricht gab, merfach nach gefchriben, 
ja mit anderweitigen, nicht minder erlogenen zufätzen noch mer 
auß gefchmükt. So lefen wir, fovil ich habe ermitteln können, 
zuerft in Martin Hoffraanns Bambergifchen Annalen (die bis 1600 
reichen, alfo erft nach difer zeit verfaßt find) von difem Trithe- 
mifchen Sunno, er habe das fchloß Sonneberg in der pflege Coburg 
und Sontheim am Main erbaut. *) Man wolte doch auch von im 
etwas fagen und da gab die änlichkeit des klanges im erften teile 
der genanten Ortsnamen mit dem namen Sunno die veranlaßung zu 
difer erweiterung der älteren fabel. Wie oft gerade das verkerte 
eine Zeitlang den beifall der menfchen erhält, fo ward auch dife 
triviale erfindung vilfach fpäter widerholt (z. b. in Spangenbergs 
henneb. Chronik, in Keßler von Sprengseyfens Topographie etc.), 
wodurch fie als tradition unter die leute kam. Abgefehen davon, 
was uns hier nichts an geht, daß der name Sontheim unmöglich 
von Sunno her kommen kann, verrät fich auch das ungefchick der 
erfinder in der auß der nominativform des namens Sunno her gelei- 



*) M Hoffmanni Annal. Bamberg, in Ludwigs novum volnmen fcriptor. rer. 
germ. I. Francof. et Lipf. 1718 'XXXIX. Anno 455 Genebaldo mortuo ruccefiit 
Sano caßri Sunobergenßs in ditione Coburgenß et Sunthemiae ad Moenum arcis 
conditor*. 



XIV 

teten, fonft unerhörten, fchreibung Sunoberg oder gar Süneberg. 
Sunno hatte in der älteren fprache im genitiv Sunnin, oder fpäter 
Sunnen; wäre aKo unfer Sonneberg auch von einem Sunno genant, 
fo würde es doch Sunninberg oder Sunnenberg heißen müßen; 
Sunoberg oder gar Süneberg find fälfchlich erfchloßene, in keiner 
Urkunde vorkommende namensformen, die von der fprachunkentnis 
der erfinder zeugen; die an fich fchon ganz auß der luft gegriffene 
hypothefe, daß ein Sunno unfer Sonneberg erbaut habe, ift alfo 
keine ftütze für die fchreibung Sonneberg. Daß dife fchreibung 
*Sonneberg' aber dennoch keinesweges als falfch zu bezeichnen fei, 
werden wir bald fehen. Ich füge nur bei, daß auch von der bürg 
Sonnenberg, deren herliche ruinen beim dorfe gleiches namens eine 
Zierde der Umgebung Wiesbadens find, die wol auf diefelbe weife 
entftandene fage geht, fie fei von einem Frankenfürften Sunno erbaut 
worden.. Vom hiftorifchen Sunno fo wol, als natürlich auch vom 
erdichteten ift alfo völlig ab zu fehen: vom hiftorifchen, weil der 
fchauplatz der taten difes herfürei-s ein ganz andrer ift, vom erdich- 
teten, weil er eben nur eine fchöpfung des fälfchers Trithemius ift. 

Ehe wir uns zur befprechung der übrigens nur einer durch 
gefuchte aftergelerfamkeit getrübten auffaßung undeutlichen, dem 
Ji)rachgefüle aber bis zur ftunde lebendigen und verftändlichen 
namensform Sonnenberg oder Sonneberg wenden, wollen wir einen 
blick auf die ältere gefchichte der uns angehenden trägerin difes 
nicht feltnen Ortsnamens werfen und dabei vorzüglich darauf achten, 
welche formen und fchreibungen des namens urkundlich verbürgt find. 

I. Periode. Wir rechnen fie von der älteften bis auf die zeit, 
da Sonneberg hennebergifch ward (alfo bis in den anfang des 14. jar- 
hunderts). Keine erwähnung der fpäteren ftatt Sonneberg; nur die 
bürg Sunnenberg fteht für dife zeit urkundlich feft. 

Eine nachricht über die erbauung der bürg Sonnenberg dürfte 
fich wol fchwerlich irgend wo finden; Sonnenberg teilt hierin das 



XV 

fchikfal der meiften alten bürgen. Nach der abbildung von Sonnen- 
berg in Merlans Topographia Franconiae etc. Frankf. 1648 za 
Tchließen, welche die ältelten teile der bürg als ruinen dar ftelt, 
üt ir der bauart nach ein hohes altertum nicht ab zu fprechen. 
Die ältefte nachricht vom vorhanden fein der bürg Sonnenberg, findet 
fich nach gewönlicher anname in der abhandlung des abtes von Banz, 
Heinrich, über die gründung des genanten klofters, in welcher es 
heißt, die befitzungen des ftifters von Banz hätten fich erftrekt 
usque ad caftrum Schaumburg et ad caftrum Sonneberg. *) Banz 
ift im jare 1071 geftiftet; allein der fchreiber jener abhandlung über 
die gnlndung des klofters verfaßte fie, wie es fcheint, erft nach 
dem jare 1295 und es ift daher denkbar, daß er obige gränzbeftim- 
mung nach feften punkten, die zu feiner zeit beftunden, getroffen 
habe, die aber villeicht zur zeit der ftiftung von klofter Banz 
noch nicht da waren, obwol kein grund verbietet die bürg Sonnen- 
berg bereits im 11. jarhundert als vorhanden an zu nemen. Ein 
ficheres zeugnis hierfür ligt jedoch nicht vor. 

Im 12. jarhundert erfcheinen dagegen ein Poppo de Sconnen- 
berg (1135), Graft de Suineburc (1144) und ein Oudalricus de Sco- 
nenberch (1172 — 77), auch Oulricus de Sunenberc (1173 — 1204) 
(dife leztere fchreibung des namens ift die organifche, Sconnenberg 
und Suineburc find, wenn fie richtig gelefen find, entftellungen) 
welche hierher zu gehören fcheinen. **) Da es merere Sonnenberg 
gibt, fo ift bei jedem vorkommen des namens forgfältig darauf zu 
fehen, ob es auch wirklich hierher gehöre. 



♦) In Ludwigs nov. vol. fcriptor. rer. germ. II. pg. 47. 

**) Die genaueren angaben über dife mir meift durch Herrn FrofelTor Brückner 
in Meiningen freundlicha nach gewifenen älteften erwähnungen bebalte ich meiner 
geDchichte von Sonneberg vor, wo ich überhaupt aUe für die gefchichte von Sonne- 
berg bedentfamen Urkunden, verzeichnen werde. 



XVI 

Sei* häufig erfcheinen dagegen die von Sunnenberg in Urkunden 
des 13. jarhunderts, am häufigften als zeugen in MeraniTchen Urkun- 
den. Gleich 1204 begegnet uns ein Hainricus de Sunnenberc, 1207 
Eberhardus de Sunnenberg, Kunemundus de Sunnenberc 1231, dann 
Amoldus de Sunnenberc u. f. f. Sunnenberg oder Sunnenberc ift 
die organifche und bei weitem häufigfte fchreibung des namens in 
difem jarhundert. Dife Sunneuberge find minifterialen der duces 
Meraniae (d. h. fie Itunden zu inen im dienftverhältnifi*e) ; als folche 
erfcheiniBn fie namentlich als zeugen in Urkunden des Otto dux 
Meraniae. In einer Urkunde v. j. 1232 läßt Otto dux Meraniae den 
Eberhardus filius Heinrici de Sunnenberc, advocatus der kirche zu 
Coburg wegen eines eingriffes in die rechte des klofters Banz hart 
genug an. 

Bekant ift, daß 1260 Heinrich von Sunnenberg und feine 
gemahlin Eunigunde das nach Sunnenberg den namen Sunnenvelt 
fttrende klofter geftiftet , erbaut und mit befitzungen reich auß 
geftattet haben. An den Urkunden des klofters Sonnefeld, die man 
in Schöttgen und Kreyfigs Diplomataria et fcriptores hiftor. germ. 
med. aevi Tom. IIL Altenburg 1760 ab gedrukt findet, ift auch 
das eben dafelbft ab gebildete figel des Heinricus und Chunemun- 
dus von Sunnenberg erhalten, worauß wir erfehen, daß das wappen 
derfelben auf der einen hälfte des fchildes eine fchaffchere, auf der 
andern drei gebrochene balken hatte. *) Paul Oefterreicher (Ge- 
fchichte der Herfchaft Banz II. Bamberg 1833) gibt im anhange 
eine ftamtafel derer von Sonnenberg, die ich jedoch noch nicht in 
allen iren teilen in den Urkunden verfolgen konte, da Oefterreicher 
leider feine quellen an zu füren unterlaßen hat. 



*) Im genanten werke wird in geheimnisYoller weife anskanft über den auf- 
bewarungsort difer urkanden verfchwigen. So vil mir. an der einfleht in die ori- 
ginale felbft gelegen iß, £o habe ich doch trotz vilfacher nachfragen über iren 
verbleib noch gar nichts ermitteln können. 



XVII 

Dife unfere Sunnenberge, die im 13. jarhundert fo häufig in 
Urkunden erfcheinen, verfchwinden völlig nach dem jare 1306 (nur 
1321 bedient fich noch jemand, in ermangelung eines eigenen, des 
figels Kunemunds von Sunnenberg). Man vermutet wol nicht one 
grund, daß die ftiftung des klofters Sunnenvelt und die reiche auß- 
ftattung delTelben die familie der von Sunnenberg irer meiften 
befitzungen beraubt habe und fo als die haupturfache des bald dar- 
auf erfolgten verfchwindens derfelben zu betrachten fei. Hier wer- 
den wir demnach mit fug die erfte periode der gefchichte von Sonne- 
berg fchließen. In difem abfchnitte finden wir alfo nur die von 
Sunnenberg auf der bürg Sunnenberg; von einer ftatt, bei difer bürg 
gelegen, keine fpur; dife fcheint fich almählich auß einem fuburbium 
gebildet zu haben, da fie lange zeit hindurch ftets als kleine ftatt, 
als ftätlein bezeichnet wird. 

IL Periode, die hennebergifche ; vom anfange des vierzehnten 
jarhunderts bis 1353. Stauern zu Röten unter der bürg Simnenberg 
belegen. 

Wie Sonnenberg an Henneberg gekommen fei, lert deutlich eine 
Urkunde v. j. 1347, nämlich der teilungsvertrag zwifchen Jutta, der 
witwe 'Heinrichs zu Hennenberg* und *Johans graue zu Hennen- 
berg* *). Hier fallen nämlich, außer der neuen herfchaft (der pflege 
Coburg), auch die 'andern gekauften veften, dag ift Sunnen- 
berg, das Nuewehus* u. f. f. auf Juttas anteil. Die kaufurkunde 
.findet fich bis jezt jedoch nirgend vor, fo daß wir über das nähere 
des kaufes, durch den Sonnenberg an Henneberg kam, nichts wißen. 
Im Jare 1317 finden wir Sonneberg bereits unter den hennebergi- 
fchen befitzungen. **) Hier wird zum erfteu male die jetzige ftatt 



♦) Hennebergifches urkundenbuch II. Meining. 1847. pg. 73. Nro. CXVI. 

**) Urbar im Cobarger Geh. Haus und Statsarchiy, zu dem mir der zutritt 
aufs bereitwilligae gemattet ward, C. III. 1. c. Nro. 3. ab gedr. in v. Schultes 
diplom. Gefch. des gräfl. Haufes Henneberg I. Lpz. 1786. pg. 183 ff. 



xvm 

Soimeberg erwähnt und zwar heißt fie 'Stetelyn eu Böitfn* (ftätlein 
zu Röten); dameben findet fich verzeichnet 'dag hua van Svrmenb'gi^ 
(das haus von Sunnenberg), d. h. die bürg Sunnenberg; folche bür- 
gen werden nämlich oft häufer genant. *) 1317 wird in einem an- 
dern urbar des grafen Berthold von Henneberg gemeldet, daß die 
kinder Heinrichs des älteren von Schauenberg *dag htu m Sunnen- 
berg vnd Baeten die Stat^ von Hennenberg zu lehen hatten. **) Das 
urbarium v. j. 1340 ***) zält als zur cent 'Nuwenftat vf der Heide* 
gehörig auf: * Boten vnder 8unbg\ wo bereits die obere und die untere 
müle beltund. f) Die vil befprochene Urkunde v. j. 1349, durch welche 
Jutta die bewoner der fpäter Sonneberg genanten ftatt *gefreyet* 
hat tt), deren original aber verloren ift, nent 'die ßat m Bolhenn 



*) Es iH demnach klar, daß das in difer urkunde neben dem Mtlein za Röten 
erwähnte 'Schoneb'ge' (Schonneberge) nicht die barg Snnnenberg fein kann, fon- 
dern eben fo, wie das anmittelbar auf *Schoueb*ge' folgende 'alten Roteyn* eine 
nicht mer vorhandene ortfchaft (Schönberg?) bezeichnen muß. — Beiläufig bemerke 
ich, daß das in difer Urkunde erwähnte 'Selech' und *£ychholz' (im urbariom t. 
134Q f. u. *Seilloch* und 'dag Euchholz^ genant) nicht etwa, wie man wol gemeint 
hat, Bettelhocken und Eichberg bei Sonneberg bezeichnet. Der zufammenhang, 
in welchem dife namen vor kommen, ergibt, und das erbbuch vom j. 1516 berichtet 
auf blatt 46 außdruklich, daß das 'Sehlich' und *das Aichholz' und der auch hier 
und da erwähnte 'Weinberg* herfchaftliche Waldungen in der nähe von Kipfendorf 
oder Mönchröden find. — Dagegen ift 'ßetylmanesdorf* unferer Urkunde, *Betäl- 
mansdorf des urbars von 1340 wol nur auf Bettelhecken zu beziehen , da fich für 
das allem anfcheine nach fer alte dorf Bettelhecken keine andre bezeichnung findet 
und Berteisdorf bei Koburg unter dem namen 'Bertoldisdorf, Bertoldesdorr an feiner 
ftelle außdruklich erwähnt wird, fo daß wir alfo au difen ort nicht denken können.* 

**) V. Schuhes dipl. gelch. des gräfl. Haufes Hennebg. HUdburghanfen 1791. 
pg. 30. urk. XXXII. 

♦♦♦) Coburger geh. Archiv C. III. 1. c. Nro. 2. ab gedr. in v, Schultes cob. 
Landesgefchichte I, pg. 46 Nro. LXV. Näheres über dife wichtige Urkunde in 
der gefchichte von Sonneberg. 

t) Daß Sonneberg die ftatt urfp runglich vor dem tale gelegen habe, ift alfo eine 
auß einer Xage (f. 75) gefloßene anname, die durch die Urkunden widerlegt wird. 

tt) Fälfchlich nam man merere folche befreiungsbriefe an, 1341 u. 1343 war ja 
Jutta noch gar nicht im befitze von Son&eberg, in den fie erft 1347 (f. p. XYXI) gelangte. 



XIX 

vnier dem Aatifs m 8onneberffk\ Diß find die für unfern zWeck 
wichtigften Urkunden difer zeit. 

III. Periode. Spätere zeit bis zum verfalle der bürg Sonnen- 
berg, vrelcher name nun auch auf die Itatt über geht. 

Die pflege Coburg mit dem zu ir gehörigen Sonneberg kam 
1353 nach dem tode Juttas an Fridrich Landgraf zu Düringen und 
Markgraf zu Meüsen, welcher mit Catharina, einer der vier töchter 
Juttas, vermählt war. Diß der grund des fächfifchen befitzes der 
pflege Coburg. Auß der gefamten IJ[)äteren zeit, die für unferen 
zweck, wo es fich ja nur zunächlt um feltftellung der ältelten na- 
mensform handelt, nur in fofeme von Wichtigkeit ift, als nunmer 
die ftatt unter der bürg Sonnenberg den namen der lezteren erhält, 
hebe ich vor der band nur folgendes auß meinen regefteii auß. 

Die bezeichnung 'Stätlein zu Röten' findet fich jezt nicht mer; 
aber dennoch erft 1400 eine erweisliche bezeichnung der ftat mit 
dem namen ^Sunnmberg'' der bisher der bürg allein zu kam. In 
difem jare wird nämlich die 'Pfitffheit im Lande zcu Frangken* durch 
Fridrich und Wilhehn Landgrafen zu Düringen von abgaben 'gefryet* 
(frei erklärt); unter den namentlich auf gezälten orten, deren geilt* 
liehe difer woltat teilhaftig fein folten, findet fich auch ^Sunnemberg* 
neben 'Nuwenftat, Schalken, Effeltem* u. f. f. Hier haben wir 
fchwerlich an einen fchloßgeiftlichen, fondem gewis an den geift- 
liehen der längft beftehenden ftatt zu denken. *) In fpäteren urkun- 
den z. b. v. j. 1441 (abfchriftl. in Sonneberg auf dem ftathaufe) wird 
'Rath und Burgere zu Sonneberg* erwähnt, fo daß alfo nunmer 
deutlich bürg und ftatt denfelben namen tragen. 

Wie die fchreibung der deutfchen fprache überhaupt, fo fchwankt 
nunmer auch die früher zimlich feftfteheude fchreibung des natnei» 



*) Di« arkande ift ab gedrukt in J. G. Horn, Lebens* und Heldengefchiohle 
etc. Fridrichs des Streitbaren. Lpz. X733 pg. 704 flg. nro. 98. 



XX 

unferer ftatt außerordentlich ftark. Es findet fich z. b. 1442 San" 
nenlerg, 1445. 1447 Sonneberg, 1470 Sonnenberg, 1486 Sunberg, 1487 
Sonnberg, 1^96 Sonberg (färatlich auß ab gedrukten Urkunden). 

Mit 1499 beginnen die mir zugänglichen einheimifchen hand- 
fchriftlichen quellen, die im Koburger Geh. Archive und in Sonne- 
berg felbft auf bewart werden; nämlich erbbücher, fchoßerrech- 
nungen, ratsprotocoUe und das Sonneberger kirchenbuch. Die an- 
fprechenden auffchlüße, welche dife quellen in gefchichtlicher und 
culturgefchichtlicher beziehung gewären, können hier nicht weiter 
dar gelegt werden. Das erbbuch von 1499 (Coburger Geh. Archiv 
C. III. 1. c. Nro. 6) nent 'Sonnberg das fieclc eben fo, wie 'Neweftat 
(Neuftatt) das fleck*; das erbbuch von 1516 (Coburger Geh. Archiv 
C. III. 1. c. Nro. 8) 'Sonnberg die Stadt und das 'Schlos Somiierg^. 
Vom jare 1531 befindet fich in dem ältelten auf dem ftathaufe zu 
Sonneberg auf bewarten ftatbuche in kleinem hochformate ein Ver- 
zeichnis fämtlicher bürger Sonnebergs. *) Es waren irer in allem 
116, darunter z. b. *Ileder, Geyher, Schmidt, Herppich, Muller, 
Hewble (d. i. Heuble, Heublein), am Ende, Dresszel, Lutzelbergk, 
von der Weth, Schuberth, Buger, Kefiel, Steiner, Knauer, Petz, 
Lorenz, Heyppach, Zigenfeller, Alberth, Keck, Zang, Hoffmann, 
Simons, Fridell, Hau, Nidt, Eckart, Gundram, Butz, Ditterich, 
Beck, Althanns, Zehener, Bitter, Mechtold, Erlacher, Seidenfadenn, 
Glaßer* u. f. w. Im jare 1532 kamen noch zwei, 1533 noch fechs 
bürger hinzu. Bürgermeifter gab es zwei. Die übrigen actenftücke 



*) Difes buch fo wie andre hochß wichtige und intereflante ßücke, die lieh 
auf dem ftathaufe befinden, und ferner die alten kirchenbücher veranlaßen mich 
den wnnfch auß zu fprechen, es mögen dife denkmäler in einem fchranke in 
unferer vor feuersgefar ganz befonders gefchüzten kirche einen fiebern aufbewa- 
rungsort finden. Gerne erkläre ich mich bereit für difen fall ein Verzeichnis difer 
ftncke an .zu fertigen und fie überhaupt gehörig zu bezeichnen and zu ordnen , da 
ich fie doch bereits genauer Jftudiert habe. 



XXI 

difes ftatbuches und auß verfchidenen zeiten. Die fchreibung des 
namens der ftatt wechfelt. 1513 bis etwa 1539 findet fich ^Scmberg, 
Sonafihergk, Sonbergk, Sonnberg'*, 1540 ^ Sonnenbergic , 1550 — 1560 
^ Sonneberg*. Mathes von Wallenrod, der um dife zeit amtmann auf 
dem fchloße zu Souneberg war, unterfchreibt fich (in actenftücken 
des Coburger Geh. Ar-chivs) 1536 'Mathes von Wallenrod Ambman 
zw Sonberg*, 1538 'Mathes* u. f. w. 'zw Sonnberg*, 1539 'zu Son- 
berg\ Von 1544 — 1654 finden fich, wenn auch mit großen lücken, 
die Sonneberger fchoßerrechnungen im Coburger Geh. Archive, in 
denen die fchreibung Sonneberg fich faft außfchließlich findet. Das 
in folio gefchribene dicke ftatbuch (wie das fchon erwähnte, Quit- 
tungen, kaufurkunden und dergleichen enthaltend) auf dem ftathaufe 
fchließt fich dem früheren unmittelbar an; es fchreibt 1557—1569 
^ Sonneberglc , 1570 ^ Sonnenberg, Sonnenbergk, SonnebergK^ 1572 — 
1610 "" Sonneber gÜ, 1610 * Sonnenbergk* , 1613 ^ Sonnebergic . Auß 
difem buche ergibt fich, daß man in den jaren 1573 bis etwa 1600 
einen teil der itatt (warfcheinlich oberhalb der ftatmauer da gelegen, 
wo auch noch fpäter die häufer zu beiden feiten der Böten ftunden) 
^oben in der Röten oder auch '^n der Röten nante. Mit 1573 
begint der ältefte band des Sonneberger kirchenbuches, in welchem 
ebenfals die fchreibung wechfelt; in den älteren teilen difer Urkunde 
herfcht 'Sonberg, Sohnberg h^ Sonnbergk* vor, doch finden fich auch 
'Sonneberg* und 'Sonnenbetg*. 

Demnach find 'Sunnenberg, Sunberg; Sonnenberg, Sonneberg, 
Sonberg* die in ,den älteren fchriften vor konuneuden formen des 
namens unferer ftatt (ab gefehen von den Varianten der fchreibung). 
Sunnenberg ift die ältefte form, darauß ward Sonnenberg wie 'fonne* 
auß leerem 'funne*. Die form 'funnen* oder 'fonnen* ift die in zufam- 
menfetzung übliche (wie man ja auch früher declinierte: die fonne, 
der fonnen u. f. f.), wie z. b. in fonnen-fchein, fonnen-finfternis 
u. f. f. Sonneberg one -n- bildete fich durch einfluß der mundart 



wie Sonnefeld auß älterem Sonnenfeld, Henneberg auß Hennenberg 
u> f. f. Noch mer verkürzt ift Sunberg, Sonierg, das im ßumbargh 
der mundart noch fort lebt. Alle dife formen find richtig, d. h. den 
gefetzen der fprache nicht zuwider laufend; ßonnenberg ift die 
Ütere, der fchiiftl^rache am heften entfprechende form; fie ift aber 
nunmer veraltet und längft I^richt niemand anders als Sonneberg 
auß, leztere form ift daher (wie Sonnefeld und Henneberg) mit fug 
s^s die officielle adoptiert worden, da es in alle wege paffend ill 
die Ortsnamen fo zu fchreiben, wie fie jezt von den rein deutfch 
redenden gefprochen werden. Der flreit ob 'Sannenberg* oder ^Son- 
neber g^ vor zu ziehen fei, ift alfo dahin zu entfcheiden, daß beide 
formen richtig find, nur ift die eine älter, die andere jünger, ünfer 
Sonneberg hat wol eben fo den namen von der fonne, wie feine 
zalreichen namensvettem in Öfl;erreich, Preußen u. f. f,^ die jedes 
geographifche Wörterbuch nach weift. Schon dife häufigkeit des 
namens fpricht gegen die herleitung von einem perfonennamen und 
für die von einem überall fich findenden verhältnilTe. Wo kämen 
die Sunnoe alle her, die vorauß zu fetzen wären, wenn jedes Son- 
nenberg *) und Sonnenburg **) von einem Sunno den namen hätte, 
zumal meines wißens die gefchichte nur von einem einzigen Sunno 
weiß. Auch denke man an die namen Sonnenbom ***), Sonnen- 



*) Sonnenberg außer unferer bürg und ßatt noch ein dorf in Preußen, regie- 
rangsbezirk Oppeln, kreiß Falkenberg; ferner bürg und dorf im herzogtum NalTan 
bei Wiesbaden; Sonneherg dorf in Prenßeti, regierungsbezirk Potsdam, kreiß 
Ruppin; Sonnberg dorf in Böhmen, regierungsbezirk Budweis, bezirkshauptman- 
fchaft Gratzen; ferner dorf und fchloß in Ofterreich unter der Ens, Untermann- 
bardsberg; femer zwei dorfer in Steiermark, Judenburg. 

**) Sonnenburg ftatt in Preußen ^ regierungsbezirk Frankfurt, kreiß Sttrnherg. 

***) Sonnenbom dorf in Preußen, reg;ierung8 bezirk Königsberg, kreiß Meh- 
rungen; Sonnebom dorf in Lippe -Detmold, amt Barntrup; ferner dorf im her- 
zogtum S. Coburg; Sonnbom dorf in Preußen, regierungsbezirk Düfleldorf, kreiß 
Biberfeld. Alfo auch hier die drei formen Sonnen-, Sonne-, Sonn-. 



xxiu 

w(dde*), Sonnen/iein**), Sonnleüen*'^*)^ die offenbar nur von der 
Tonne genant find. Nur vergeße man nicht, daß der name urfprüng- 
lich nur dem berge (dem jetzigen fchloßberge) zu komt, nicht aber 
der in irem älteren teile nicht gerade der fonne auß gefezten Itatt 

Zum fchluße fei noch des endes gedacht, welches das Tchlöß 
Sonnenberg, das längft nur in der benennung feiner einfügen ftätte 
(fchloßberg genant) fortlebt, genommen hat. 

Von der zeit an, da die bürg Sunnenberg an Henneberg kam, 
blieb fie ein herfchaftliches gebäude, in welches fpäter, wie diß an 
andern orten (z. b. Neuhaus) auch gefchah, der amtsfitz verlegt 
ward. Als die alte fteinburg mit irem hohen viereckigen türme und 
iren ftarken, mit nur fer kleinen fenfteröfnungen verfehenen mauern f) 
nicht mer als wonfitz zu fagte, villeicht auch in folge von zerftö- 
rungen, ließ man fie verfallen und baute an fie wonlichere gebäude 
an, wie diß die pg. XV. bereits erwähnte abbildung von 1648 deut- 
lich zeigt. Hier findet fich nun der fitz des herfchaftlichen amtes; 
die lezte fiebere nachricht, daß dises fchloß bewont war, findet fich 
meines wißens in der fchoßerrechnung vom jare 1599 (Cob. Geh. 
Archiv), wo fich, wie oft in den rechnungsablagen, das mobiliar des 
fchloßes an fpanbetten, tifchen, fidein (fitzen) u. f. f. verzeichnet 
findet, eben fo wie die außgaben *vff die Schloßgebeude tzue Son- 
nebergk für Zimmerarbeit, für nagel vndt Grobfchmidtsarbeit* die 
in difer weife fich auch in allen früheren fchoßerrechnungen finden. 
Leider folgt auf 1599 eine große lücke in der reihe der fchoßer- 
rechnungen; wären die folgenden rechnungen nicht verloren, fo wür- 



*) Sonnenwalde Ilatt in Preußen, regiernngsbezirk Frankfurt, kreiß Luckau; 
Sonnwald dorf in Preußen, regierungsbezirk Königsberg, kr^iß Braunsberg. 

**) Sonnenftein fchloß in Sacbfen, bei Pirna. 

***) Sonnleiten dorf in Oaerreicb, Steiermark, Bruok. AUe dife nachweiXS» 
find Ritters geographifch - ftatiftiTchem lezicon, 4. aufläge, Leipz. 1855, eotnonuBen. 

f) Nach der erwähnten abbildung in Merians tppograpbie. 



XXIV 

den wir wol noch eine geraume zeit hindurch das fchloß als bewont 
verzeichnet finden. 

Die überall, one außname, widerholte angäbe, das fchloß Son- 
neberg fei im jare 1596 bei dem großen brande der Itatt mit zu 
gründe gegangen, ift demnach falfch. Wie dife angäbe entftehen 
konte, ift faft unbegreiflich (man verwechselte die Kemmate, das 
fpäter fchlößchen genante haus in der ftatt, mit dem fchloße), da 
difer brand fich haus fllr haus nicht nur im Sonneberger kirchen- 
buche, fondem auch in einem außzuge auß der leider verlorenen *) 
chronik der ßatt (fie hieß 'das kleine ftatbuch*) aufs genaueste 
befchriben findet und weder hier noch dort des fchloßes auch nur 
mit einem worte gedacht wird. Die fchoßerrechnung von 1654 
erwähnt noch^ des fchloßes (Cob. Geh. Archiv , uro. XLIX. blatt 
132, b.) unter dem herfchaftlichen inventar mit den Worten 'das alte 
fchloß, welches gantz ruinirt (d. h. zur ruine geworden, verfallen) 
undt nicht mer zu bewohnen', das 'erb und zinßbuch des Ambts 
Neufladt* v. j. 1659 von Georg Wildt (auf der Sonneberger her- 
zoglichen amtseinname befindlich) erwähnt ebenfals 'daß einge- 
gangene Berg- oder alte Ambthauß Sonneberg darauf mit alters das 
Ambt gewefen. Nachdeme aber daß Ambt gegen Neußadt trans- 
lociret worden, hat daffelbe etliche Jahr ein Ambts -Vogt bewohnt, 
biß es endlich eingangen und alfo defolat worden, daß es nicht 
mehr zu bewohnen gewefen, dahero ein Vogt in daß Städlein Son- 
nenberg ziehen müßen. Der Stein find Viel zur erbauung des 
rothen und grünen Bawes nacher Neuftadt davon geführt worden*. 
Die mererwähnte abbildung v. j. 1648 llelt die neueren anbauten, 
das fchloß Sonneberg, noch nicht fo verfallen dar, daß ire unwon- 



*) Der verluft difes buches fo wie der originalien des befreiunjgsbriefeß und 
anderer urknnden fand warfcheinlich in den farchtbaren bedrängniffen ftatt, die 
Sonneberg zu widerholten malen z. b. 1547. 1635. 1640. 1646 erfur. Hiervon 
außfarlicb in meiner gefchichte von Sonneberg. 



XXV 

lichkeit von außen zu erkennen wäre. Genug, die wohngebäude 
auf dem fchloße wurden in der erßen hälfte des 17. jarhunderts 
von iren bewonern geräumt, denen villeicht die abgefchidenheit, das 
läftige hinauffchaflfen von waßer*) und manche andre Unbequemlich- 
keit den hohen bergfitz verleiden mochte, worauf das fchloß almäh- 
lich verfiel. Ab gebraut ift es aber nicht. 

Noch füge ich bei, daß noch 1648 der ältere teil der Ilatt Son- 
neberg von einer mit vilen runden mauerttirmen verfehenen ftatt- 
mauer umgeben war, die noch 1663 in den ftatratsprotocollen er- 
wähnt wird. Villeicht findet fich die nachricht über die leider 
erfolgte völlige wegräumung difer altertümlichen zierde in den von 
mir bisher noch nicht gefammelten quellen der fpäteren gefchichte 
Sonnebergs. 

Von der bürg, deren lezte reße auf der 'Kappel' noch jezt war- 
nembar find (vgl. pg. 75) habe ich bis jezt nirgend eine urkundliche 
nachricht auffinden können. Gehörte fie etwa zur bürg Sunnenberg? 
Die ebenfals weit außfchauende bergfpitze, auf der fie lag, iß nur 
durch eine nicht tiefe und jähe in wenigen minuten leicht zu über- 
fchreitende einfenkung vom fchloßberg grtrent. 



*) Der *Waßerklepper^ fpilt in den fehoßerrechnungen eine große roUe, eben 
fo das waßergefchirr, die kufen u. f. f. 



Berichtigungen. 

pg. 34, lezte zeile flreiche källa* und fuge bei: vereinzelt auch vor anderer dop- 
pelconfonanz , z. b. lätt ^ galätt von leut9n mhd. liuten ahd. hlutjan, Ton 
blüt, lut. 

pg. 25 z. 13 V. u. Die denung einlilbiger nomina fcheint früher durchgreifender 
gewefen zu fein ; man I^rach z. b. früher duuerf jetzt fagt man darf; formen 
wie horfiy dam u. a. lauteten in der älteren mnndart wol ebenfals J^mitfrn^ 
duuern. Wie oft, ift hier älteres und neueres neben einander vorhanden, biim 
ift älteres biren (pirum; ahd. aber bira) die länge von biirn ift alfo folge der 
gewohnliehen, auch der fchriftTprache zu kommenden denung ('birne' ift eine 
nochmalige Weiterbildung von 'biren' nach analogie andrer worte). 

pg. 66. *fatz9n* fcheint richtiger als in fteigerungszufammenretzung (pg. 35) Hebend 
zu faßen. Die betonung fpricht indes dafür es als felbAändiges wort zu nemen. 

Bisweilen ift v für f ftehen gebliben. 



<%' 



Grammatik der Somieberger mundart« 



Lautlere. 

Algemeines über fchreibung und außfprache. 

Die vocale find durchauß phonetifch (jiach der außfprache) 
gefchriben; eben fo die confonanten; nur ift, um die Worte nicht 
alzu unkentlich zu machen p, t (außer im anlaute vor vocalen) 
belaßen worden, obgleich beide überall wie h, d lauten: duu ift *du* 
(latein. tu) und *tue* (facio), bei ift 'bei* (apud) und *pein', omr 
(coluber) und oddar (aut) lauten völlig gleich. Wo g wie ch lautet, 
ift gh gefchriben worden; wo h wie w lautet, lezteres. Die länge 
der vocale ift durchauß durch die Verdoppelung des vocales bezeich- 
net, um die an Wendung ungewönlicher typen zu vermeiden. Die 
betonuug ift diefelbe wie in der ndh. fchiüftfprache. 
a, aa {mäch, mache; mäa, mann) tiefes a, nach o hin; wie a im 

englifchen all, wall. 
a, cLa (hdcda, hänlein) fer hohes a, nach ä hin; man hört eine 

änliche außfprache des a reicht feiten bei norddeutfchen. 
ä, ää {fchäß^ fchönes; fchää^ fchön) fer tiefes ä^ nach ö hin. 
au wie in der fchriftfprache. 
b wie in der fchriftfprache; wo es wie w gefprochen wird, ift w 

gefchriben. 
ck, ck, d wie in der fchriftfprache. dt ift etymologifche fchreibart 

und wie u zu fprechen (z. b. fchadt, fchadet). 
e, ee {Meß, kleines; klee, klein) wie hartes e (ä) der fchriftfprache; 

e ouvert des franzöfifchen. 
e, ee (b'eft, belle; ßer) wie weiches e, z. b. in fee, weh; e ferm6 

des franzöfiXchen (nur ift e natürlich kurz). 
ei wie in der fchriftfprache. 

eee {Jdeeed, kleid) beide laute getrent vememlich, wie in allen 

änlichen diphthongen der mundart; das e lautet faft wie a 

und fchlägt dem langen '^'e nur ganz kurz nach. 

ei (fiw'ei, zwei) beide laute kurz und getrent von einander zu fpre- 

cben; das ^ wird hervor gehoben, i fchlgjgt nur kurz nach. 

Schleicher, Tolkstfiml! a. 8bg. 1 



eu {leid, leute; mem, mäufe) wie im neuhochdeutfchen überhaupt, 

alTo ja nicht mit ei zu verwechfehi, fondern echtes, tiefes 

eu (äu), 
9 (ackar) kurzes, faft ftummes e^ etwa wie im nhd. acker. 
f wie in der fchriftfprache; auch für v der fchriftfprache (z. b. 

fom, vom). 
g wie in der fchriftfprache, komt aber nur im anlaute vor (gSas, 

gans). 
gh außlautend und vor vocalen und confonanten wie leifes cA (foght, 

fough fprich focht, fouch d. i. fagt, fage). 
h wie in der fchriftfprache; ftummes h fchreibe ich hier nicht 

(faa, fehe). 
t, ii ift kurzes und langes i. 
ixe (iiefdl, efel) und iia {fchniia, fchnee), außlautender Vertreter 

von üe, langes ü mit nachfchlagendem e und a. 
k (außlautend auch fttr g der fchrifÖprache: laak, lang; rtnk, 

ring), ?, m, n (vor k guttural zu fprechen, wie in der 

fchriftflprache), ng {ßmgß angft, ring ringe pl.) wie in der 

fchriftfprache. 
0, 00 {hott, hat; hoor, har) kurzes und langes reines o. 
ooe wol nur in fiooea (flachs) vgl. e'ee; in groo9r, bloo9r (grauer, 

blauer) find zwei filben an zu nemen. 
ou (nou8, nafe) beide laute kurz und beide hörbar; u fchlägt dem 

nur nach. 
ö, öö {<opfel, äpfel; fchwöör) tiefes ö, kurz und lang. 
ööe wol nur in fchööener (fchöner); vgl. eee. 
öl (nötm, näme conj. praet.) ö und nach fchlagendes i (wie bei ä*). 
p ftets wie b zu fprechen; etwa wie b in abdecken. 
q (= k vor u) r, f, ß (nur etymologifch , nicht in der außi^rache 

von f verfchiden) , fch wie in der fchriftfprache ; wo f wie 

fch gefprochen wird, ift auch lezteres gefchriben {jchtout 

fpr. fchdoud ftatt). 
t ftets wie d. 

u, uu kurzes und langes u. 
uue, im außlaute uua {gruueß, groß ; miia, fo), langes uu mit nach 

fchlagendem e und a. 
ü, üü kurzes und langes tiefes ü (ja nicht i-änlich zu fprechen). 
üüe (üüd, öl) langes üü mit nach fchlagendem e. 
w {houwdr, haber; vgl. oben unter J), z, tz wie in der fchriftfprache. 
' wol nur in he'e, hm'm (|a ja); fer ftarker vocalanfatz (fpiritus 

lenis, hiatus). 
Der klang der mundart hat nichts eigentümliches oder fingen- 
des wie z. b. das benachbarte hennebergifche und düringifche; die 
rede klingt vilmer bei den meiften trocken, ja geftoßen. Man fpricht 
meift fchnell. Wenn man fich der hochdeutfchen fprache bedient, 
fo wird doch f im wort- und filbeil-anlaute vor t und p und femer 



nach T ^iQ fchy t und p überall wie c2 und h, a wie a gefprochen 
und e von e der mundart gemäß gefchiden; dem langen e^ ö (außer 
vor r) fchlägt man ein i und dem langen o ein w nach (j^el, fchöin, 
r(m8 = efel, fchön, rofe); eben fo bewart man meift die gefetze 
der mundart in betreff des außlautenden e und delTen Wegfall, man 
fpricht auch ftets m fllr außlautendes -ben (f. u.). Folgt man der 
läid. fchreibung genauer, fo wird das uns Sonnebergem völlig wider- 
ftrebende auß lautende e ftark betont ('fache, rofe* z. b. faft wie 
ßcha, roufa, *witwe* fogar wie wilw'6i außgefprochen; in der mund- 
art lauten dife worte ßch, ruues, witfrad). 

T c a 1 e. 

. Zufammenftellung der vocale der Sonneberger mundart mit denen 
des mittelhochdeutfchen. Die vocale find alphabetifch geordnet. Alles 
folgende betrift nur die vocale der ftamfilben, über die der bü- 
dungsfilben handelt ein eigener abfchnitt. 

a = mhd. a. kammdr, klammer, amma, lamm, fchtamm, fchwcmm 
(mfc. fpongia), fchwamma (fem. fungus), mannighdr (mancher), pfmm, 
fchjpann, dcmna (tanne), ann^ (ander), immnel (mandel, 15 ftück), 
m^nnalkam (mandelkern) , hänndl (handej), wännal (wandel), an, fän 
(von, mhd. auch van)^ lach pache), mach, fach,fchwach9r, wach, 
ack9r, back, naclc9n, nacket, toacker, alatt9r, matt, fätt^l, fat(0t (vater), 
ratt, fchtoMs (loco), ou fchtamn (ab ItattenJ, gaß (gaße), faß (capio), 
waßdr, wayff^r . (madidus) , gWitz, katz, fchaJtz, kratz, gaü, lau, faü, 
wall, nwrr, fchtarr, l&pp9n, bapp9l (populus), fchnapp, kapp, gaff, 
off, pfaff, fchaff, apfdl, fnußfchtapfdu (pL), napf, dapfer, fchwatb, 
haibdr (z. b. ich homna halber gaam, ich habe es im zur hälfte gege- 
ben), foM (falbe fubft. fem.), gätahen, balken, falk^ (falte, sinus), alt^, 
kalt97', halt (teneo), fchpalt, gewalt, walt, falz9n, falfchdr, färb (color), 
darb, garb, arm (pauper, brachium), darbarm (erbarme), darm, garm 
(plur. zu garb), fchwarm, warm, warn (warne), fchprnn, härpf (harfe), 
fcharfdr, mark, fchtarkar, garOn, fchwart, fchwarzer, amfchdl (amfel), 
hampft (hanf), fampft (fanft), angel, cmgß, fchUmga, fchtanaa, g^ganga, 
gehanga, fang, fchwangdr, zanga, langer, kranher, fchand, land, rand, 
^ f oft, frei 



ganzer, kraft, frewndfchaft, ak/i (achfe), däks (dachs), wäks (wachfe), 
wäks (wachs), acht, achtung, nacht, macht, tracht (cupio; ein korb 
voll ift troughdt), afchdr (mafc, afche), nafch, dafch (tafche), ßafch, 
wafch, kafi^n, laß, laßer, pfiafter, daß (tafte) u. a. 

a verkürzt ^uß mhd. d. dacht (dähte cogitavi), gedacht (ge- 
däht), gebracht (gebräht, nhd. gebracht), dacht (ahd. däht, docht), 
hamm (1. 3. plur. praes., infin. mhd. hän, habemus, habere, haut 
habent), awna (äne, nhd. one; fine), mann (mäne, mond), ja (unbe- 
tont, betont jau, nüid. Jft). 

a auß mhd. 0. fan (von, bef. niderdeutfch van), dach (doch, 
tarnen). — a auß mhd. 6. banna (böne, faba). — 



In kbffdn (mhd. hoaf, nhd. häufen, cumulns) fcheint S kfirzung 
von mhd. ou zu fein. 

aa durch denung auß mhd. a (aa yerfchidenen urfprungs, iteht 
fafb ftets vor m, n oder entfpricht einem älteren an, am auslau- 
tend oder vor einem confonanten). h&amdr (hammer), laam, näama 
(nomen), fchaam, mam, faana (fem. mhd. van masc), fckwaana 
(fem. nhd.^fchwan masc), Aoa (han), käa (kann), käaß (kauft), m&ä 
(mann), zaa (zan), öbrmäa, ebrmaaß u. f. f. inf. cbrmaana (erma- 
nen), k&&b (inhd. kamp,. pecten), kräapf (krampf), dcapf (dampf), 
ram)ft (ranft), kraak (krank), aaak (gang), laak (lang), /cktroäk, 
gdßhimilc , füürhaak , gdtraak, /chraak emch fchäak (fchranfe), bäad 
(band), pfaad, hraad, gaäz (ganz), kräaz (kränz), fchwäaa^ g&as 
(gans), aach (interjection, ach). 

aa = mhd. ä. fchm, fchlaan. fchlak (mhd. fl&, fl&n, fl&t; nhd. 
fchlage, fchlaget, fchla^en), naa, naaar, naas (nah, propinqüus, nalier 
nahes), aal (äl), /cÄftiaZ (^ftal, chalybs), fchpäa (fpan), aamachtiah 
(ämehtec, onmächtig), hraamabe&r (mhd. br&ine, domflxauch), krStSm 
(kram, taberna), fäama (fame, Temen), maän9( (m&net, menfis), kaan 
(kän, mucor), godaän (getan). 

äa auß mhd. o. waa, waaß, waat; inf. loaana; part. gew&at 
(won, wonft, wont, wonen, gewont), ^9t<?aa (gewon, aßuesco), ^a- 
waanot (gewonheit), d9rfaa (davon), kaänigh (honec, mel). 

aa auß mhd. 6. loa (Ion), mi>, laafl^ laSu, laana (16ne, 16neft 
u. f. f.), häalackdln (honlächeln), fchacby fchanfty fchaxvty jfcbacma 
(fchone, fchöneft, fchonet, fchonen), fraafeftung (frönfeflunff), fraa 
u. f. f., fraana (veraltet; fronen, frondienfte tun); kraa, krmß und 
kraanß, kraat und kraänt p. pr. gekraat und gehraant, kraana (ftö- 
neu, vgl. ahd. chronan, chronen, garrire). — kraana (kröne), »tte- 
raana (citrone). Der plural von faa lautet ebenfals loa, mhd. loene. 

a = mhd. e. fchtall (pl.) fchtalla (demin. zu fchtoul ftall), kam- 
mdrla (dem. v. kammdr)^ kämm, kamla (pl. und dem. zu kaahy 
kämm), klamm^rla (dem. zu klamm9r), manndr, manla (pl. u. dem. 
zu ma&y man), hanndla (dem. z. hanndl, handel), da^chla (dem. zu 
douch, dach), fachla (dem. zu fouch, fach), hachal (hechel), fchwa- 
ch9r (comp, zu fchwouch, fchwach), naßdr (comp, zu nouß, naß), 
faßla (dem. zu fouß, faß), matter (comp, zu mo«), fatt^r (comp, zu 
fout, fatt), klatt (klette), foMl (pl zu ßtt9l), fatt9r (pl. zu falt9r, 
pater), napf, napfla (plur. u. demin. zu napf)^ äff (äflfe), ack^r, 
axik^rla (plur. u. dem. zu ack9r)^ lack (lecke), fakla (dem. zu fmk, 
fack), fchnack (fchnecke), fchlxick9n (fteckeu), fchaiz (fchätze), kalhla 
(dem. zu kolh, kalb), halghla (dem. zu holigh^ baJg), halMa (dWÄ. 
zu balk9n)y falkla (dem. zu ßlk, falte), vmlddry toaldia (ptar. u. 
dem. zu woold, wald), kait9r (comp, zu koolt, kalt), hah kmUla 
(pl. u. dem. zu hooh, hals), fchtalz (ftelze), falfch»r, fmfcifoh (coMtp. 
u. verbum zu foolfoh, falfch), toalfch, kkudirvxdfch, farh (färbe), 
ga/rbla (dem. zu ga/rb)^ garb (gerbe) ^ harw (herwe, acerbus). 



(comp, zu orm), warm9f (comp, zu irarm), darmia (dem. zu darv!t\ 
/chwarm (plur. u. verbtim zu fchwarm), fchwarmla (dem. zu vori- 
gem), harpfla (dem. zu harpf, harfe), fchmfdr (comp, zu fchoorf, 
ftharf), arghdr (comp, zu oorgh^ arg), fargJda (dem. zu foorgk, farg), 
fchtarh9r (comp, zu fchtoork, ftark), ^ar^Za (dem. zu gartm)^ fchwaa^ 
(dem. zu fckwart), fchwarzdr (comp, zu fchwoorz)^ lomda (dem. zu 
2ämm), fchwamm (pl. zu fchwamm)^ fchwamla (dem. zu fchwamm u. 
fchwamma)^ hahfda (dem. zu Äofoi^ halm), hampfta (hänfen acy. zu 
hSvmpfty hanf), amtBr, amtla (pl. u. dem. zu am^), dampfia (dem. zu 
^^i7> /««^p/fe»* (comp, zu fampfiy fanft), krampAa (dem. zu kraapf, 
ang9la (dem. zu amdl)^ fchlangdla (fchlangd)^ /chtang9la (fchtama\ 
ßtUrhangla (fäiirhäak, Vorhang), zangla (zanga)^ fchtrcmgla Ucktraak, 
ftrang), hrankar (comp, zu hraak\ gdtrankla (dem. zu Q9träafc, trank), 
fchrank, fchrankla (plur. u. dem. zu fchraak, fchrank), bcmcUä (dem. 
zu Jaarf^ band), Irandy brandla (plur. u. dem. zu braad, braüd), 
land^r, landla (pl. u. dem. zu land)^ pfand9r (pl. zu pfaaä, pfand), 
rmhd^r y randia (pl. u. dem. zu rand)^ krcmz, kranzla (pltir. u. dem. 
zu hraaz, kränz), fchwcmz, fchwcmzla (pl. u. dem. znfchwäaz)^ gansla 
(dem. zu gom)^ fxeundfchaftlich (adj. zu freundfchaft), g9fc}dackt (ge- 
fchlecht), nacht (pl. zu nacht) ^ trächtig h (trächtig), machte machtigh 
(pl. u. adj. zu macht), macht (conj. praet. v. mxichm), gsmcusht (ge- 
mäclite), dafchla (dem. zu dafch, tafche), fiafchla (dem. zu fiafch), 
flaffa (flächfen, adj. zu flooes^ flachs), kaft9n, kaßla (pl. u. dem. zu 
haji^n), afUa (dem. zu ouft, aft), gaßa (dem. zu aouft, galt), pfla- 
ßarla (dem. zu pfiafhr), hakfdn (mhd. hahfe, popies), hakßgh (adj. 
zu vorigem, fenig, vom fleifch) u. a. 

In arldt (arbeit), afuua (alfo), aUee (allein), ant (mhd. ant, aber 
nhd. ente, anas) fteht a dem mhd. a gegenüber; aam^tz (ameiße) 
ebenfals mit umlaut des anl. a, 

a =: mhd. e. hall (mhd. häl, nhd. hell), fall (vel, feil), fch^al- 
hn (fwellen), qualbn (quellen), brachdn (brechen), fchprach^n (fpre- 
chen), fchtackdny frach, zach (zeche, ordo), d»rfchrack9n (erfchrecken), 
zwack (zwec, clavus), wacky awack (weg, hinweg), lachan, trofft, 
aßdn, vdrgaßdn, maßdn, gefatzdn (gefeßen), faßdl, waffdn (mhd. wes, 
cuias), öFaÄ (gel, gelb), falhdr (felber), halfen y faldy walt, molken, 
garuy karny laarny fchtarny fardarm (verderben), fchtarm (fterben), 
warrfdny warn (wärden), harz (herze), arnfty harahy karb (kerbe), 
wofrky vherzwarch (mhd. twerch), garfcht9n (gerfte), rocht y fachi^riy 
flacht9ny fchpackty wakf^l (wehfei), drafchm. — harr (herre auß 
höriro vgl. merra), — In dacht und bracht y conj. praeteriti, inf. 
dmkmy brengay ift a, wie das ä der fchriftfprache auß älterem se 
verkürzt (mhd. daehte, brsehte). 

aa = mhd. a. blaa (blaeje, blähe), maay naay faa, dra^a (drehe) 
und fo durch alle formen, z. b. TMwfty maaty maan (mähft, mäht, 
mähen), fchtaabra (ftielln, chalybinuß), jaarigh (j«ric), fear (Iffire, 
vacuus), waa/r (wasre), fchaar (fcheere, forfex), fchwaar (fwaere, gra- 



vis), aagmaantj fckpaa (plur. zu fchpaa, fp4n), traag (trage), ff»- 
fchjpraach (sermo und difertus, in lezterer bedeutung auch gdfchpraor 
chigh), ncui (nsBhe), zaa (zSBhe), gdfumddgh, dratU (pl. zu draui, 
drat filum), graat pl. gracom (fem. mhd. gr&t, mfc. pl. grsBte, nhd. 
gr&te, gräten), fckaat (ftsßte, conftans), -maaßigh (-m»ze nhd. 
-mäßig), kaas (kaefe). 

aa durch denung auß mhd. e. fchaaial (fchedel), fchmaabr 
(comp. V. fchmoul, fchmal), daabr (pl. zu doul, täl), ctary dem. aarla 
(ähre), haam^r, haam9rn (plur. u. verb. zu harnn^tf hammer), oroom 
(plur. zu gr&um, graben), haafdla (dem. zu hovf^Uj topf), fcknaor 
w9la (dem. zu fchnouwdly fehnabel), naaw9la (dem. z\iinou'W9l, nabelX 
zolfchtaah dem. -fchtaMa (pl. u. dem. zu zolfchtoub^ zolftab), naagh»la 
(dem. zu rumghal, nagel), waaghsn, wactghala (pl. u. dem. zu wough^n, 
wagen), hraaqhdla (dem. zu hrouakan, kragen), fchlcuiglda (dem. zu 
fcUough, fchlag), aaaghlich (täglich), baadar (plur. zu botid, bad), 
raacUa (dem. zu roud, rad), waadla (dem. zu woudan, wade), fchaa- 
d9n (pl. zu fchoticbn^ fchaden), baasla (dem. zu bous, bafe), araada 
(dem. zu grom, gras), haoala (dem. zu Aot^^ hafe), naasla (Ueoi. zu 
woM«, nafe), baart, baartla, baartigh (pl., dem. u. adj. zu boorty bart), 
zaarOr (comp, zu zoort, zart), aarfchla (dem. zu oorfch, mhd. ars); 
Aoa^ Aaa^a (häne, hänlein, pl. u. dem. zu haa, han). 

aa durch denung auß mhd. e. haabn (heln, celare), fchtqabn 
(fteln, nhd. ftelen), iaa^ (kel, kele), b9faal,- bdfaahn, maai, €mt 
verkürzt ar (ör, is), jaardn (jefen, gären), haavy waar (wer, qilis), 
(/aar verkürzt rfar (der, ille), quaar (twerch), b^gaa/rdn, haanr (heher), 
fchmaar, fchtaar (fter, aries), /cÄoama (Xchämen), braama (fem. bräm, 
mfc. bremfe), laab (lebe), ^aaw (leben), laawdr (leber), fchtraab 
(ftrebe), fchwaai) (fchwebe), fchwaafdl (fwebel), raaf (ref, fiirca ge- 
ftatoria), kaafdr (kevere), gdlaaghdn, pflaagkany waagh, fchtoagh, 
fchpaak (fpeck), flcuiky blaach (blech), baach (pech), gefchaan (gefche- 
hen), faan (fehen), fchwaar (fweher, focer), laa, laaft, laana (len 
u. f. f., inf. lenen), faad9r, gdhaat, jaatariy trodt^n, laafdUy gewaa- 
fdriy naama (nemen), fdrfchaamt (verfchemt), aardan (erde), waaf% 
rmaft (neft). 

Vereinzelt entfpricht waaß dem nhd. wanft. — mm ift nein 
(man hätte nee erwartet was fich aber hier nicht findet). 

aa = mhd. ou (vor labialen auch da, wo umlaut erwartet wird). 
dcua (tou, tau, ros), fron (vrou, frau), genaa, ladLich (lau), haah 
(haue), b(mm (fing. u. pl., bäum u. bäume), baamdln (bäumen verb.), 
traam (träum), traama (träumen), g9traamt (geträumt), zaam (zäum, 
frenum), zaamay gezaamt (verb. davon), fchtaab (ftaub), 9s fchtaait 
(ftäubt), fchtaabla (ftäubchen), daab (taub, toll), Ä:aa/* (kauf, fubftant.), 
laafm (laufen), laafer (lauf er), raaf (raufe im ftall), daaf (taufe, 
baptismus), traaf (traufe, ftillicidium), a^agh pl. aaghdn (äuge), dcuigh 
(mhd. touc, nhd. tauge; das aa bleibt wie das au der nhd. fchrift- 
fprache in allen formen: daaghm inf., daaght conj. praet. u. f. f.); 



(my jezt auch (mch (auch, etiam), ramhy raach^n (rauch, rauchen). 
aaghdnbramna (augenbraue, braama wäre nhd. brauwene, m = wen 
f. u.) — In fchaam (davon das verbum fchaam, fchaaihfi u. f. L inf. 
fchojama fchäumen), mhd. fchüm, nhd. fchaum iteht aa einem mhd. 
ü gegenüber; nach Grimm gr. I^ p. 195 ift aber eine nebenform 
fchoum fchon mhd. möglich. — Man bemerke tmgdfchtaam auß unge- 
ftüeme. 

au = mhd. H, nhd. au. bau, trau, fau, lauß, trauß, baut, 
traut, baun, traun, maul, faul, bafU9r (bür), mauar, fau0r, trau^r 
(wie nhd.), kaum, pflauma, dauma, braun, lau (lüne, indoles, aflfec- 
tus), zäun, kaum (hübe, tegmen capitis), träum (trübe, uva), pflaum 
(pflüme, pluma), davh (tübe, columba), fauf, auf, brau^ch, battch, rauch 
(rüch, hirfutus), fchlauch, dauoh (tüche), fcJtUmd (ftüde, frutex), 
IrauJt, haut, kraut, laut, ßch mauß9n (müzen, pennas mutare), auß, 
haus , kraus, laus, maus, daus (tüs, binio), daufdnJt (tüfent), laufch 
(lüfche, delitesco), raufch (rüfche, ftrideo), fauß. — In ^rfeww (fides) 
entfpricht au unregelmäßiger weife dem älteren ou\ das wort ift auß 
der fchriftfprache entlehnt. — In fchlaum ift au = mhd. i, nhd. ei 
(film, fchleim; au dürfte hier durch rückumlaut auß m entstanden 
fein, vgl. reum = rim, reim; fcheum = fchlbe, fcheibe). 

ä (Verkürzung von nhd. eu) = mhd. iu. käUa (dem. v. keul, 
mhd. kiule, clava), mdUbr mäüa (pl. u. dem. zu matd)^ lätt, lätß 
(2. 3. perf. fing, praef. zu leut, mhd. liute, fono), b^dm, badäm 
(bediute, fignifico), bdträght, b&Wäghft, fläght, kracht, zächt, rückt 
(zu betriegen, fliegen, kriechen, ziehen, riechen), lächtar, lächon 
(leuchter, leuchten), f9rdräßt, gäßV, fiäßt, gdnäßt, fchäßt, fchläßt 
(zu verdrießen, gießen u. f. f.); ßfß, foft (eben fo zu faufen). — 
Da in pfeufdn, greufm m für mha. % nhd. d ein getreten ift, fo 
bilden auch dife zwei in der 2. u. 3. fing, praef. pfäfß, gräfß; 
pfäfi, gräft — 

Als Verkürzung von nhd. m = mhd. öu fehen wir ä in häfia 
(dem. zu haffdn mhd. houf, cumulus); läft (3. perf. fing, zu läf 
mhd. loufe). 

ä = ö, ii, däm9r (pl. zu dorn), kärrda, käm^r (dem. u. pl. zu 
korri)^ hämla, hämtdr (dem. u. plur. zu hom), kärb ^1. zu korV), 
därfar (plur. zu duuerf; jezt meift dörfdr pl. zu dorf)\ efer fädd^r 
(im hiefigen halbhochdeutfch tfor fördar, r ift auß gefallen, fchrift- 
fprache: der vordere), käUa (jezt auch fchon köUa, dem. zu kuuebn, 
kole, carbo), färch, färchß, färcht, färchdn u. f. f. (fürchte, fttrch- 
teft u. f. f.) 

ä ift durch Verkürzung auß <b entftanden nur in fchänn^r, fchänß 
(compar. u. fuperlat.), fchäß (neutr. fing, zu ßßiää, fchoen). 

da •= CB (nur vor n und außl.). fchää (fchoen), fdrhää, -hääß, 
'häätf 'hääna u. f. f. (hcene); flää (pl. zu fluuech, pulex, mhd. 
vloch pl. vloehe) und das verb. flää, flääß, fläät, flään u. L f. (flöhen, 
flöhe abfuchen). 



e = mhd. e (nhd. e u. ä). fchperr (li)erre), aerr, dmrm^r (pL 
zndarm)^ werm, werma (wärme fubit., wärmen verb.), fckurfy fdhmr- 
pn (fubft .11. verb. ZM/choorf^ fcharf), fchterk, fckterk»n (fubft. u. verb. 
zu fchtoork^ ftark), /chwerz, fchwerzdn (eben fo z\i fchwoon^ fchwanX 
merz (martius), eTw9l (ärmel), fdrderb (perdo; f9rdarb ift pereo), 
fckterb (interficio; fchtarb ift morior), eri, herwdk (herbft); fohweek, 
fchwechdn (fubft. u. verb. zu fchwoitch, fchwach); kemm (kämme verb.), 
Iemm9r (pL), fchwemm (diluo), kemm (hemd) , /iewm (fremd), hrempf 
(pl. zu kräapf), dempf (pl. u. verb. zu daapf); brenn, trenn, wmmj 
nenn, zenna (dat. pl. v. zaa, zan), engßlicn* benk pl. ieni^n (bank, 
bänke), krenk (lübft. u. fing, praef. verb.), fenk, dmk, lenk, /chenk, 
trenkj fckwenk, fchenk^l, fenat, btngil, fcktmg^l, vneng, geng (pl. xu 
g&ak, gang), breng (afifero), /chpreng, fchtreng^ zweng, heng, f^rfeM, 

{f9meng, gddreng , eng, engdl, leng9r, leng fcomp. u. fubft. zu joa«, 
ang), heng/i, encbm, pfendan, blencbn, fchevidan, wendm, benebr, 
bendsil, hend (fing. u. plur. band, bände), wend pl. tuenden (wand, 
wände), brent gabrent, nent ganerU, kent gekent, wend g9weni, gen» 
(pl. zu gaas)^ glenz (fplendeo), genzlick, m^n/cL 

e fteht dem mhd. a gegenüber in der/ (darf; e bleibt aber in 
allen formen: derfm, gdderft, derft u. f. f.). 

e = mhd. e in gablerr (geblerre, clamor), fempft (f6nf, finapis). 

e gekürzt auß mhd. ^. merra (merre auß mSriro), ferra (coiAp. 
zu ßir, valde), erra (comp, zu mhd. er prius); fcktenna, genna (mhd. 
ft§n, gßn), erfcht (erfte), weng (wenic). 

e gekürzt auß mhd. ei. bmna (dat. plur. v. bee^ bein), fchtenna 
(fchtee ftein), ren7ia (ree rein, feldrein); enn (einen, acc. fing, mafc 
u. nom. plur. v. ein, unus), wechar, wechß (comp, fuperl. zu weeech, 
weich); wechar, wecha (neben weeechar, weeecha nom. mfc. fem. fing. 
defl*.), wechs (neutr. fing.); blechdr, blechß^ blechs (comp., fuperL, 
neutr. fing, zu bleeech^ bleich), he/Jer, heft (comp., fuperl. zu k^Seft, 
heiß), klennar, Meß, klenn, Meß (comp., fuperl., acc. fing, mafc, 
nom. fing, neutr. zu klee, klein); brettar, bretft^ breta (zu breM, 
breit); wefft, weft^ gdweft (2. 3. fing, praef. u. part. praet. zu weSef, 
weife), btechft, blecht, geblecht (zu bleeech, bleiche), fechß, fecht, 

fdfecht (zu feeech, urinam mitto), fchedß, fchedt {fchUed, fcheide), 
eft, heßt (zu h'eeeß, heiße), hefcht, hefcht (zu heeefch, heifche); 
echan, echdl (eiche, eichel), hemma (zu haus, heeem nach haus), renlc- 
Uch (rein), l^tar (leiter, fcala), rneßar (meifter), weß, weß (weiß, 
weift, novi, novifti). 

e gekürzt auß mhd. i bella, wella, zella (dem. zu beü, bü; 
weil, wile; zeil^ zile, verfus); fchlechß, fcUecht (2. 3. perf. fing, praef. 
zu fchleich, ülch^) ^ Jchtrechß , fchtrecht (fchireich, ftrlche), l^^, ledt 
{leid, lide), fchnedfi, fchnedt (fchneid), retft, rett {reit), bejß, beßt 
(beiß), reß, reßt {reiß), gieß, gießt (gleiß), drezza (dreizehn), leckt 
(leicht, lihte), fecht (feicht); -tenn (dat. pl. der deminutiva auf -la 
= mhd» -lln; z. b. 



9 

6 auß au verkürzt (der umlaut von ou ift in der mundart oft 
da, wo er im mhd. u. nhd. nicht fteht). frelhn (vröulin, fräulein; 
frSSsla ift vetula); hebß, hebt (2. 3. fing, praef. zur 1. perf. hac^, 
houwe, haue) ; g9lebft, gelebt, part. praet. gelebt (geleeeb geloube oder 
vilmer gelöube),.fe^, keft, aelceft {heeef, koufe), refßyreft, gereft^ 
{r'deef, roufe), defß. deft, gedeft {deeef, toufe). 

6 verkürzt auß mhd. tu nhd. eu in nenza (neunzehn). 

ee (am außlaute haftend) = mhd. e (vor und mit n). zee (pL zu 
zauy zan), dee, deeft, gddeet, inf. deena (denen, extendere), fee, feeft 
u. f. f., feena (fenen, defiderare), gewee, geweeft u. f. f., geweena 
(geweuen, gewönen, alTuefacere). 

ee = außlautendem ein (inlautend ift eäen od. enn = ein), ee 
(ein), bee (bein), klee, gdmee, mee, meeß, meet (meine, puto, aber 
meeena meinen), ree (rein, purus), fchtee (ftein), ree (rein, feldrein). 

ee durch zufammenziehung auß mhd. e entftanden. fee (auß 
feen und difes auß fegen, zauberfegen, zauberfpruch — feegken ift 
dem fchriftdeutfcheu entnommen u. bedeutet den kirchlichen fegen — , 
davon ferfee, fdrfeeft, fdrfeet u. f. f. verfegne, befpreche). zee (ze- 
hen, decem). — ee = mhd. e durch änliche zufammenziehung in zee 
mhd. zßhe (digitus pedis). 

ee = mhd. öu, nhd. eu im außlaute. hee (höii, heu, foenum), 
fchtree (ftröu, ftreu); free, freeß, freet, freen (vröuwe, freue, laeti- 
fico), fcktree, fchireeßy fchtreet, fchtreen (ftröuwe, ftreue, fpargo), 
flee, fLeeß u. f. f., fieen (vlöuwe, fpüle in fließendem waßer, beson- 
ders von der wäfche). 

e = mhd. 6. fchmlbn (protrudere), pr'elbn, etbn (eile), fchwell 
(limen), fchtülj decher (pl. zu douch, dach), fechdr (pl. ZM foucU, 
fach), nky dorchneßdriy beßer, eßich, He[f (Helle, Chattus), blettdr 
{blaut, blat), ßhteU (pl. zu fchtaut, ftat), redddr (pl. zu raud, rad), 
bstt, retten, gleiten (laevor und laevigare), fetter ( veter e, patruus), 
wiU, Udß, Udt, redt (loquitur), hetz, fetz, ferletz, wetz, netz (rete u. 
rigo), b^k (becke, bäcker), fleck (blecke, nudo), deck, reck, ßck 
(pl. fMfcmk, fack), derfchreck (erfchrecke tranfit.), fchmeck, fcht^k 
(figo), fchtreck, weck (cuneus und evigilo), kelwer (pl. zu kalby kalb), 
bäaker (pl. zu baligh, balg), wSlgher (wälze), welker {dskli.)^ gebelk, 
hitd (heros), Sker (comp, zu aalt, alt), fchpelt {fchpaU findo), kilt 
(kälte), fOt {faü, cado), fchpelt, fchpäUigh (fiffilis, fchpaU, findo), 

{fefchmSlzt (arvina praeditus), fchmelzt (liquefacit), wetz9l (welze, vo- 
uto), hihiver (pl. zu Aä/w, calamus), waßererl, erla huuek (erle, 
alnus), f^, hezt^ bekt, fchmekt, wekt, gräbt u. f. f., kreften (pl. zu 
kräft)^ heckt (hecht), wekß (2. 3. perf. zu waka, wachfe), wefcht 
(lavat), lefckt (exftinguit), ei efckem (ein äfchem), eft, giß (pl. zu 
auß, gouft; aft, gaft), l^fierlich, bSß, meß (pinguefacio) , f^t. 

« = mhd. e. fchw^ter, ge/iern, hka (fähs), fälfen, fch&rm (fcherbe). 

i auß i (vor urfpr. h -f conf., rr u. r + conf.). ßScht, gefecht 

(fiht, gefihte), gefchecht (fit, hiftoria), richten (rMen) , fiMäohten (flih- 

Sohleicher, Volkstüml. a^ Sbg« 2 



10 

ten), g9j^ht (gegihte, arthritis), eben fo wenn % aufi kürznng von ie 
entftond: n^ha (nihtes), l^ht (lieht), fechtm (vihte, viehte, pinus); 
es heißt aber ftets bricht, fchpricht u. a. weil hier ch nicht auß h 
entftanden ift, foudem auß älterem k. bemerke: pAichiy f^rpßickl 
(nicht mit e^. — err9n (irren), ert (irt), gdfchSrr, fdrderhiy fchürh^ 
fdrberghty p9bergh, fcherm (fchirm), gdfchternty hart (paftor), wärt 
(pl. V. würt'), herfch (pl. v. hürfch, cervus), kerfch (kirfche). — 
Eben fo wenn i kürzung von ie ik: ferza (vierzehen), ferzigh (vier- 
zig). — räfch (frifch vom bakwerke; mhd. rifch, vegetus). 

e auß ^ verkürzt: fohtefi, fchtet (fteft, Mt), aüßy get (gßft, g€t). 

^' auß SB verkürzt: hetton (haßten, auch der fing, lautet bisweilen, 
wie im mhd., hm; coiy. praet. zu hmi^ habe); britjly hrett (2. 3. fg. 
praef. zu broutan, braten; mhd. breßteft, braetet), lefi, leßt (zu Un^y 
lä^ze; Isezeft, laezet) u. a. In allen difen fällen kürzt auch die nhd. 
fchriftfpi-ache den vocal. 

ee komt nur vor r vor. e'e =i mhd. e. beer (bacca), hSer (exer- 
citus), miir (mare), neer (nutrio), nBerfcht^ neert u. f. f., bifchSir 
(largior), ou fcheerdn (ab fondem, reinigen), wäer (defendo u. defen- 
fio), zeer (confumo), feert (it). 

ee = mhd. ^. beer, meift feubeer (b6r,. verres), eer (ere), ei 
kSSron, ümke&r (köre, verto), leer (doceo), meer (magis), f^rmeer 
(augeo), ß^ (valde). 

eer fi^g. u. plur., ovum und ova, ift auß dem plur. mhd. eiger, 
nhd. eier entftanden. 

eee = mhd. u. nhd. ei. feeel (feil, funis), deed (teil), f^el, eee- 
«lar (eimber), heeem, leeema (leim, argilla), eeen;dr (unus), kleeenar, 
gsmeeenary recendr, meeena (meinen, putare), leeeb (leip, panis), 
T^ief (reif, circulus), feeefdn (feife), weeefdn (weifen, evolvere), eee- 
gh9ny neeegh9n, deeek (teig, maffa), bleeechy ßeeckm (fem. feich, urina), 
ßeeckm (urinam mittere), ßhpeeechdn (fpeiche), ßhpeeechßly weeech, 
zeSech^n (fignum), e€ed9n (eiden, eidam, gener), heeedsn (beide, cam- 
•p\jiB\ fcheeedsn (feparare), bräeet, -keSet (-keit), /cAn^'ee^ (fneife, funis), 
kUiedy ßheeet9l, heeeß (calidus und voco), ßhweeeß, weeeß (weige, 
triticum), gdb^eeßt (gebeizt), heeesrigh (heifer, raucus), mäies (meife, 
parus), deäefdn (mhd. deisme, fauerteig), fleeeßhy heeeßh^riy leSe/l 
Qeifte, forma futorum), meeeft (meifte), heeez (kater, auß heinz u. 
difes auß heinrich). Eben fo wo ei auß age, ege entftund: g9träeed 
(getreide, getregede), meeed (meit, maget). 

eSe = mhd. öu, nhd. eu; der umlaut hat fich aber in der mund- 
art öfter erhalten als mhd. u. nhd. freeela (vetula, avia; vröulia), 
9s 'Seeghant ßch (gefchiht etwas außerordentliches, ein omen), 9reee- 
gh9nt fich (mhd. öuge, oftendo), freeed (vröude); heeet, krauth'eüet 
(nicht vom tierifchen oder menfchlichenhaupte, ahd. houpit), g9lliieb 
(glaube, goth. galaubja), deeef (taufe, goth. daupJÄ), keeef (kaufe), 
rif^ (rauife), ßeem (faum und fäume, margo und circumfuere), Uee- 
ghdn (läugne, mhd. laugen). 



11 

ei = mhd. i, nhd. ei, bei, breij dreiy fei, freiy gefchwei (ge- 
fwie, focer, affinis), Meia (klfe, furfur), heirdt, jezt meilt heirht 
(hirat), fefer, feidr, geiar (gir; wie im nhd. e ein gefchalten vor r), 
gadei (gedihe), zei (zihe), fei (fihe), feiar^ eben fo zeifi^^ gddeity fein 
u. f. f., feindy beily Iceily feil (vile, lima), etl, zeil, weüy keimy leim 
(lim, gluten), meiy dei, fei, meiner, deirv^r u. f. f., grein (grine, 
gannio), fcheiny lei (lin, linum), bei (pin, dolor), wei {wln, vinum), 
bakleib (kllbe, haereo), reib, fohreiby treib, leib (lip, corpus), v>eiby 
bhi (belibe, maneo), re'^ (rife, pruina), geigh, neigh, fchteigh, 
fchweigh, feigh, keichhu/len (klche, tuflis), keichy keich/iy keickan 
u. f. f. (huften auf eigentüml. art), gleich, reich (dives, imperium), 
fchleichy fchtreich (ftriche), leid (lide, patior), gafcheid, feid^n (feri- 
cum)^ fchneidan, weidan (falix), neid, eital, reitan, feit (eftis, poftea), 
feit9n (latus), fchtrett, weit, zeit, beiß, dreißigh, gleiß (gltze, conifco), 
reiß, fchleiß, weiß (wlz, albus), eifan, hia, reißch, fchpeis, weis 
(monftro, modus), heit (auß heint, hinte, hac nocte; gilt aber nur 
filr das ungebr. heut, hodie). 

ei anftatt eee dem mhd. ei gegenüber ift auß dem nhd. ein ge- 
drungen in heü (fubft. heil, aber z. b. gaheeelt, geheilt), mei (meie, 
menfis malus). 

^ fcheint für älteres iie ein gedrungen und vertritt wie difes 
langes e des nhd. — 'Si = mhd. S. eiwigh (adv. valde, aber iieungh 
aeternus; z. b. iiewigh tmmaicotigh ewig und mein lebetage; iiewigh- 
keeet), r'ei (re), fei{[G)^ /^Vda^^J (f etaube , mhd. v6ch, varius). 

^i = mhd. e. leigh^n (legen, ponere), gb'ighdn (alt giieghan, 
gegen), baw'eighdn (bewegen, aber: 98 riieght wn wiieght ßch niiet, 
es regt und wegt fich nicht, mit erhaltenem «Ye), eilend (eilende), 
treight (trägt), meüft, meilt (2. 3. perf. fg. zu raoul, male, molo). 

^« = mhd. e/beib (bebe, tremo), reighdn (Tagen, pluvia), r^'igkal 
(veraltet riieghal, regel, regula). 

^i = mhd. ae. heit (hsete, haberem), deit (taete, facerem), 
fr^ghß, freight (mit falfchem umlaute als hieße es mhd. vraegeft, 
vrsBget). 

ei = ei in zwei (zwei), dat. zweina. 

eu = mhd. iu, nhd. eu (am), neu, fchpreu, reu, gatreu, feu 
(pl. zu fau), bleu (bliuwe), bteu, keu, ebenfo keuß, keiä, gakeut 
u. f. f., ewar, neu»r, g9trewdr, gahetiar, heiter, gdTneuar, teti9r, feu0r 
(mit ein gefchaltenem e wie im nhd.), betd, heul, eul, keul, breun 
(fuscum reddo), neu und nema (novem), netmzigh, zeun (pl. u. verb 
V. zäun), fchteub (pulverem cieo), eicch, feuch, beutäl, breut (pl. v. 
braut), deut (fignifico), heut (pl. v. haut), krewtar, reudan (fcabies), leut 
(neutr. i!g. perfona; pl. homines; als verb. fono), krevz, Preuß, heufdr, 
leu8, meus, reufan (nalTa), freimd, feucht, keufch, gareufch, deutfch. 

eu unorgan. für ei = mhd. i in : pjfeuf (pfife) , areuf (grife), 
fcheum (fchlbe, rota), reum (rtm, numerus), reutar (riter), alfo befon- 
ders vor den labialen f, m. 



_ 12 

i = mhd. u. nhd. u finn^ bin, gdnotnuy fchpinn, fehpinna (ara- 
nea), dinna (intus), finn (finde), gut oder atbt (dat), g9nick, dick, 
fchtrick (pl. zu fchirttk), bick (pungo), fcnpiclc^ d9r quick , fchick, 
fiicky nick (mhd. nicken, deprimere, aber nücken, nutare gr. P 949), 
ewicky zivick9l, biok^l (gerate zum bicken), fchpiU (pl. v. fchpiH), 
fcktiUy diu (anethum), viU (multum), fchwimm, tcktirnfn, wimmriy 
fich^ly gdfchUch^ny fchlich (plur. v. fchliich), fchtrick (pl. v. fchtriich)^ 
griff (pl. V. griif), pfiff (pl. v. pfiif), g9griff9n, g^p^dn, g9fchliff9n, 
fchiff biUy drüt (tertius), tritt (pl. v. trüf^, gdwitt^r, wi^raa (mtwe)^ 
fchnitt (pl. V. fchniit), bittar, rittar, ßrgißt, niß (lens), biß (pl. V* 
biiß)y riß (pl. v. riiß), gdbißdn, vyißdn (fcire), ißt, g9wiß (gewuft, 
aber mhd. auch gewilx), quiU, fchwUt, wiU, miUich (lac), hilft, müd, 
fihy miky ßJh9r, widcbr (itenim), fchpitz, fitz, hitz, fchnitz, dp- 
fcmfty zipply g^fchtrimn, mitt (medium), g9tü^9r (certus), ^nlfe, 
fcktink, trink, wink, fink, wink^l, bind, Tchind, fchvoind, wind, 
wind»!, blind, linddn (tilia), rinden (cortex), g^find, rind, grn^, 
kind, rini (fluit), wint9r, blinzdln (blinzen, nictare), glim»ln (glin* 
zen, coruBcare), minz (minze, mentha), lins, zins, finfiar, ^ng, 
dringt u. f. f., kling , fing, fchpring , zwing, hink, rink, pl. rina, 
dink, pl. ding, linkdr, dinkdl, fchimpf, bricht, fchpricht, pflicM, 
drifcht, mifcht, wifcht, zwifch^n, frifchar, wifch, fifch, difch ^1. v. 
witfch, fii/ch, diifch), is (ift, eft), ki/bn (kille), friß (tempus), nifl 
(nidifico), liß (ars), di/bl, mi/bn (fem., mifthaufen), zwitfch9m. 

ii = t. fiim (fiben), biim (auf dem lande auch bii-, bin, apis), 
riim (ribe, cofta), bdkliim (bekliben), g9bliim (gebliben), gafchriim, 
g9triim, fiimaß (fimeg, gefimße), lii^h (lige), fchtoiighar, iigh»l, 
riigh9l, diighdl, a9fchtiigh0n, g9fchwiigk9n, wiigh (penao u. cunae), 
niid9r, kiU, fchptil, fchtiil, diir, miir , iir , givr, giiw9l (gibel), ßib 
(mhd. fip u. fioe), fchtriik (funis), diich, miich, fiich, fchliich, fchtriich, 
fchmiid (mhd. Unit u. fmide), g9Üidj9r, friiddn, g9fchniid»n, hii (hin), 
iin (eum), zun (ftannum), ^m]r (griff), pfiif, trtit, fchniit (fchnitt), 
miit (adverb.; praep. lautet mA), fchliit^n (fchlitten), liiß (\e^t\ 
kiif9l, riis (rife), wiis (wife, pratum), ^»mw (certus) , wiif9l, ewiifii, 
biiß, riiß, giift (masc. gift, zorn), witfch, fiifch, ditfch (alle nur im 
fing, mit ^), friifch (als praedicat), miiß, fchtiilt (3. perf. fing.), 
hiirfch (hirfe und hirfch), wiirt (hofpes), zwiim, fchtiim, hiim, 
biim (fing. u. pl.). 

ii = mhd. u. nhd. ie. dum (dierne, wenn es nicht auß dim 
gedent ift wie biim, fchtiim u. a.), fii (fie), dii (die), toii (qao- 
modo), fiä (fiele conj. praet.), ÄnV, hiir, niir9n (fing. u. plur.), 
fchiir (cito), fchtiir (taurus), diir (tier, beftia), fiira (viere), rOma 
(riemen, lorum), diin (diene), kiin, auf dem lande auch kii (kien), 
fiiw9r (febris), diib, litb, hiib, briif, liif (cohj. praet. liefe), foJUiif 
(häufiger fcldüüf, conj. praet fchliefe), fchtiif' (ftief-), diif (tief), 
biigh^n (biegen), fchmiigh9n, fchpiigh^l, b9triigk9n (faJlere), fiiigh^n, 
ziighal, kriigh, kriich9n, riich9n, zun (ziehen), fchiid (conj. praet.), 



18 

liid (lied), yJwfo» (üeden), itVfen, miü (miete), briit (conj. praeter.), 
giiß9n, grüß, liiß (ließe, conj. praet.), finß9ny gdnnßdn^ fchiißany 
fcTdiiß^ny fchpiiß, fchtiiß (conj. praet.), prlurdriy hük (hielte, coiy. 
praeter.). 

In gü u. fchtii (2. perf. ig. imperat., auch 1. perf. lg. praef.) 
ift ü auß e entftanden und fteht für üa (ge, fte) f. d. flg. 

üa ift außlautendes 6; mia (we), fchniia (fchne), Müa (kl^). 
giia, fchtiia (infin. und erfte perf. praef. fing. mhd. gßn, ften). — 
pia entfpricht dem mhd. vihe (vih, pecus). 

iie entfpricht inlautendem langem ä des nhd. ; iie = mhd. ^. 
ßid (feie), iiewigh (6wic), iiemghkek'et. 

iie = mhd. e, gliiefdr (pl. zu glimsy glas), gliief^ra (gläfem, 
mhd. glefin), fchliiegh (pl. zu fchlouahy flac), fchliieghdy jliiegJal, 
niiegh9l (pl. zu noughdl, nagel), iiegn (egge), iiegk9n (verb. davon), 
giiegh9n (jezt meift geigkdriy gegen), riieah^n (movere), b9w%iegh»n 
(ganz veraltet, jezt bdweigh^n, movere), hiiegh (hege; hecke-, fepes), 
ziiehn (zälen), fchiielm (fchälen), iiedal (edel), riiedy riiecbn (rede, 
reden), hiieb (hebe, toUo), griiew9r (pl. zu grovh, grab), duttetan- 
griiew9r (totengräber) , kiiet (kette, catena). 

iie = mhd. ae. fchliiet (pl. v. fohlout; mhd. flaete, pl. v. fl&t, 
infumibulum). 

iie auß gedentem mhd. e. tYewi(eben, planus), üek^HviM. ekel, 
mhd. erkel; davon das verb. iiekdln), Uiedigh (ledec, ledig), priie-' 
digh (predige). 

niiet (nicht) fcheint reft des alten nieht, niowiht zu fein. — In 
g9niiexü9l (genibele, feiner regen), und wiierz (würze beim brauen; 
doch wol das mhd. wirz, aroma) hätte man ii (nicht iie) erwartet 

= mhd. u. nhd. o. foUy hoUar (fambucus), g^fchwolhny 'kotier 
(morbus equi), wolUn (lana), doU (toll, ftultus), foUdr (plenus), zoll 
(telonium), lock (cincinnus), fock (foccus), garoch^n, gakroch^n, gd- 
brochauy gdfchprock^n , gafchtocfmi y nochy woch (hebdomas), brocken 
(fruftum), zock (rapto), glock, lock (allicio), d9rfchrock9ny dock (tocke, 
pupa), gotty rott {cohors) ^ fchpotty hopfdn (humulus), klopf auy fchto- 
pfauy tropfmy gdtroffany cjpn, hofdriy gdloffan (nach falfcher analogie 
fftr galacfdn)^ fdrdroßdny g^acßariy gafloßan, gdnoßauy gafchoßdUy 09- 
fMoß9n, frofty koßmy docntar (filia), gafocmny gdflocht^ny gddro- 
fchany folghiny foCky hclßdr, fchtohy gdwoU (part. praet. zu wül)y 
fargoüiny d^rworm, (erworben), gafchtormy dorriy horriy korriy zorriy 
korby gaborghariy borgk^Uy morgkan, fchtorch, morch (morchel), loroh 
(fungi genus), dort, morty wort (älter wuuert)y borfckt (borft, feta). — 

= mhd. 00 in roßy auch rossy plur. nur rossy mhd. roft (craticula). 

o = mhd. u. nhd. u (vor rr u. r -|- cont) fchnorr (fnurre), 
fchtorm, worm, dorn und dorm (turn, türm, turris), gorgkaly dorch, 
borgh (burc), korZy toorzal u. a. m. — orii (urina). 

o = mhd. u. nhd. a. bloU9r (blatter), gafottar (gevatter), Neti- 
fchtott (Neuftatt), Neufchtomr (adj. davon); wos (wag, quod), hoüy 



14 

kalb, holm, olw9r (alwsere, albern), boligh (balg), holiek (kalk), 
foglu (fagt), orghdr neben dem regelmäß. argh9r (praedic. ot>rak, 
arg). — = mhd. d, nhd. a in hoß, hott (h&fb, h&t, habes, ha- 
bet), laß (neben louß^ lä;, nhd. laß), g9loß9n (gel&zen, gelaßen). 

00 (nur vor r, l und auß gefallenem w) = mha. 6. moor^ roor^ 
oofiy door (tor, ftultus). 

00 = o. g9boordn (geboren), g9Joi>r9n (gegoren), g9fchoor9n, g9- 
fchwoordriy f9rloor9n^ g9fro&r9n^ door (tor, porta), g9woom (ge- 
worden). 

00 = mhd. d. klooa (mhd. klä, klaue), krooa (kri, krähe), 
bloo9r (bläwer), groo9r (gräwer); boor (bare, feretnim), hoar (hAr), 
jooTy fcktoor (fturnus), woor (war, verus), woordn (faünus), modß^ 
mooltj gdmoolt (2. 3. perf. praef. zu moul, male, pingo). 

00 = mhd. a (nhd. ä und vor zwei conf. a). fchoor (fchilr), 
fchpoor (ii)are), fooi-, pl. foordUy woor (war), tooo^rf (wald), ooUy kooli, 
moolzy foolzy fchmooh, kools, foolfch^ gdmooln (gemaln), goom, fchocrf 
(fcharf), oorghj foorgh (farg), fchtoork, oort (art), boort^ fchpoart, 
zoortj zoort9r (teuer, oo bleibt hier auch bei ilexionsendungen), noorB, 
fchwoorzy oorfch (mhd. ars). 

ooe = mhd. u. nhd. a. nur in /looesy flachs. 

ou = mhd. ä. blau (blä, coeruleus), grou (grä, cinereus), Jcm 
(neben jaa und Ja, ja), dou (da), ^/bw (pfäwe, pavo), mottl (m&le, 
pingo) , fchtoul (ftäl, chalybs), (mwrf (äbent), Ichouf, fchlouf, fchtrouf, 
doufdl (täfel), fchwoughdr (fch Wäger), frough (frage), wough (wl^e), 
brouch (bräche), nottck (nach), fchproitch (fpräche), oudor, noud9l, 
out9n (ätem), brout (brate), nout (nät), rout (rät u. rate), fout (fül, 
feges), fchlout (flät, infumibulum, nhd. fchlot), louß (läge, fino), 
/chtrouß (fträge), mouS, blous (bläfe), ouß (äs, cadaver). 

ou = mhd. a (nnd. meift ä). fchmoul (fmal), doid (tal), wcml 
(wal), fcktotd (ftal, ftabulum), groum (graben, föfla), Imd (ladd), 
loud^n (laden), g9roud, fchouddriy wouddriy boud (balneum), rond 
(rota), blout (folium), gloiU nnd alotUigh (glatt), fchtout (urbs), hnä 
(fatur), nouß (madidus), fouß (faß, douum), bom (bafe), glms (gras), 
grousy (gras, herba), hou8 (hafe), nous (nafe), zolfcktomy ou (ab), 
ouw9r (aber), grovhy kou (habe), homod^r (haber), nouw9l (nabel), 
fchnouv39l (fchnabel), zouwdl (zabele, zappele), hxmf9n (hafen, olla), 
klougk (klage), Icrough^n (kragen), nough (nage), nougk^l (nagel), 
fougk (fage), tro^igh (trage), fcklough (fchlage), dough (tag), waughMm 
(wagen), mough (mag), fouk (fack), ouk, meift pl. ouksm. (agene, 
flachsfchäben) , douch (tectum), fchwoticky fouchy ouß (all), gcu/l 
(galt). 

ö = mhd. u. nhd. ö. bock (bocke, plur.), röcky fchtöcky fröfck, 
fröfchlay abgöttary löck9r^ Höch^r y dörfdVy örtavy knöpf y hnJöpßay 
tröpfla, zopfy zöpflay lökla, bökla, rökla, dökla, löchlay blöcnla, 
döchtarlay wörtlay fröft (plur.), fröfhluy hölday oksla, wolf (plur.) 
wUfla, 



15 

ö verkürzt auß mhd. ce in löff9r, laß (comp. u. fuperl. v. luues, 
lös), größdry groß (dalT. v. gnmeß, grög), höch9r, höchß {huue^hf 
hoch), fchtöß (pl. V. fcktuueß, ftog), fchtöß, fchtößt (2. 3. fing, praef. 
zu fchtuiießy ftoge). 

ö = mhd. u. nhd. o. ob (ob), wölt, ßU (conj. praet. zu wiUy 
foU), oft (oft). 

ö = mhd. u. nhd. ü (durch einfluß von *•). dörr (dürre, torridus), 
g9w6rm, wörm9r, dömvdry älter dörmr (pl. zu dorn, dorm, turris), 
prdörh (verdürbe conj. praet.), fchtörb, wörb, worfdl, börgh (bürge, 
vas), börgkdr, wörgh (ftrangulo), gdbörtigh, görtdl^ börz9l, körz 
(kürze), g^wörz, wörzdla (dem. zu worzdl), fchtörz (ftürze, verb. u. 
fubft,), börfcht (bürfte), wörfcht (würfte, plur.), dörfchi (dürfte). 

ö = mhd. u. nhd. u in förcha (furche, fulcus). 

ö = mhd. e, e; nhd. e, ö. ölla (eile, elliu, nhd. alle, omnia, 
und von da fich weiter verbreitend), öÜ98 (alles), höll, aber^A^iK- 
maaßigk (helle, infernus, fbg. Kelly fem., ift der ort hinter dem 
ofen), gdwölb (gewelbe), zwölf, zwölf a (zwelve), öhodra (comp, zu 
olwdr, mhd. alwaere, nhd. albern), öpfdl (epfel, pl. zu apfdl), fchöpf 
(fchepfe, haurio), löffü (leffel), öpp9r (etwa), dörr (derre, torreo), 
tröpp (treppe, mhd. trappe), fcklöpp (nhd. fchleppe), wöss (ahd. 
weHa,, wespe). ö für e alfo häufiger als in d. nhd. rchriftfprache; da- 
gegen heißt es lüfckm (exftinguere), nicht löfchen. 

6 = mhd. 8B in fchtöfß, fcJdöft (flaefeft, flaefet, 2. 3. perf. fg. 
praef. zu fchZovfdn^ fläfen) und fchlöfrigh (fchläfrig). 

ö = « oder vilmer auß i', welches vor r in der mundart für i 
ein zu treten hätte, in wörfß, wörft (wirfft, wirft), wörfcht, ward 
(2. 3. lg. praef. wirft, wird), wörd (wirde, dignitas), wörz (wirz; lez- 
tere beide find durch nhd. würde, würz, bedingt). — Für mhd. üe, 
nhd. ü fteht ö in nöchtdr, mhd. nüehtemin, nhd. nüchtern. 

öö (mit feltenen außnamen nur vor r) = mhd. ce. höör (hoere), 
Tioud^loör (nadelör), röördn (canalis), d^rfröördn (cauf. zu erfrieren, 
erfrieren laßen), fchtöördn, b9töör9n. — öö = mhd. e in fchwöördn 
(fwem), lööb (lewe), wie im nhd. — öö = mhd. a wol nur in dööa, 
mhd. dag, nhd. das, demonftr.; die conjunction daß lautet daß; 
beide formen, daß wie döös, weifen auf unorganifchen umlaut hin. 

öde nur in fckööen9r, fchööena u. f. f., fchööen^r, fchööena fcheint 
durch nhd. einfluß entftanden, da man nach fchäß (fchoenes), fchää 
(fchcen), fchänmr (comp, fchoener) ää erwarten folte; wie auß hoenen 
hääna wird (f. 7.) \md auch o und d vor und mit folgendem n 
in den ä-laut über gehe» (f. 3 und 4). 

öl = mhd. u. .nhd. se (hat feinen fitz im conj. praeter.), föiß 
(föBje), öiß («ge), prgöiß (vergaege), fröiß (vrseze), «öm (naeme), 
höim (kfieme), göib (gaßbe), d^rfchrötk (erfchraeke), cötgh (laege), kröigh 
(V. krügk^n^ adipisci, welches wie liigkan^ jacere, flectiert wird), 
tröif (traefe), bröich (braeche), fchpröich, fchtöich, gdfchöi (gefchaßhe), 
föi (faehe), böit (baete), löia (tefe); öißer (pl. zu ouß, fis, cadaver). 



16 

In höi = hoehe (altitudo), enti^richt dt geeen die analogie dem 
mbd. u. nbd. ce. Da beim gebraucbe der bocbaeutfcben fprache für 
ce meift öi außgefprochen wird (f. 3), fo ligt es nabe hier fchriftdeat- 
fchen einfluß zu vermuten. 

u = mbd. und meift aucb = nbd. u. kumm (kam und kom, 
nbd. komme), wilkumm (willekum und willekom), fcheumm, frumm 
(vrum, nbd. fromm), fummar (ftimer, nbd. fommer), krumm9r (knim- 
ber, curvus), hammar (kumber), dumm (tump), dummer (tamber), 
danfiar (duner und doner), brunn, brunna (fons), funn (funne, nbd, 
tonne), wa (und), hunnart (hundert), ^9/wnna (gefunden), wunwar (wun- 
der), fchtunn (ftunde), butt9r, fchupp, fehnuppan (fnupfe), rupf, trudeln 
(mbd. trucken, nbd. trocken), duld (tolero), gaduld, fchutd, a9fchwulßf 
frwmt (vrumt, nbd. fromt, peragit), krumb (krump, nbd. kminm), 
fcktumpf, fumpf, zumpft (zunft), brumpft (brunft), zuhumpft, hunff9r, 
Itmga, zunga, gazvmnga, gafchprunga , gafunga, jungar^ endung -wm 
(früber u. auf dem lande -ing)^ junk (nbd. jung), fchprunk (nhd. 
fprung), dunk (tunke), gafunkan, gatrunkan, funksln, g9bund9n, g9- 
vmndan, adfundar (fanus), lounddn (vulnus), zundar^ bund, grund, 
kund^ pfund^ gafund, wund (vulneratus) , mtmtar^ bunOr (varios), 
untan^ aruiiian, runzal^ fchmunzdl^ uns^ wunfch^ dunft^ gunß^ kunfi^ 
luft^ duft (tuft, pruina; nur in difer bedeutung), fruchte flucht^ mdu^ 
fuks (fucbs), bruft. 

u = mbd. o (d. b. die brecbung unterbleibt in) gakumma (ko- 
men), gdnumma (genomen, beide mbd. aucb mit w), breukum (briute- 
gom, nbd. bräutigam), gafuffdn (getoflfen), fvln (toi, nbd. tole; folea), 
ru88^ ruffigh (roft, serugo). 

u gegenüber mbd. i in brumm (brimme), glumm (glimme), huB, 
(bille), alle drei nunmer nach cl. VII. (fchwach). 

u gekürzt auß mbd. uo. fuchan^ praef. fuch^ fuchß^ fucht u. tf. 
(fuochen), fluchdn^ kuchdn (kuoche, placenta), kuff f. pl. kuffan (kuofe, 
dolium), blumma fem. (bluome, flos), gumma fem. (guome, palatum, 
gr. P 197), hußm (huofte, tuflis), duß (tuoft, facis), rft^ (tuet, facit), 
muttar (muoter), futtdr (vuoter, pabulum), brnU, hnäß, gebnUt (brde- 
tet, brüeteft, gebruot bat im fbg. keinen umlaut), muß (muog, debeo). 

u auß uu verkürzt in der praep. uf (üf , auf) , druff (diutmf), 
als adverbium aber ftets auf (z. b. mach auf). 

uu wie im nbd. = mbd. ux>. hm (kuo), duu (tuo, facio), mm 
(zuo), rwu (ruowe), fchuul, fchtuul^ fchnuur (fiinis und nurus), /ftinr 
(fluor, terrae tractus gr. P 197), huur, ruum (gloria) -tuum, dttun 
(tuon, facere), gruum (gruobe, fovea), hutf, ruuf, buugh (armos), 
khmghy kruugh, pfluugh, buueh, buuchan (fagus), fchuuch (fcbuoch, 
calceus), duu>ch (tuoch, pannus), bruudar , luudar, bluut, g^'^j g^^^ß 
huut (pileus u. cuftodia), muut, ruut (pertica), fiuiu, wuui, buuß 
(buoge), fuuß, — bruutm, 1. perf. praef. hrutu, one umlaut (brü- 
ten, brüte). 

uu = mbd. uu wol nur in duu, mbd, du (tu). 



17 

uu = mhd. u. fchtuum (ftube), fuun (fon, nhd. fon, filius), 
juugk^nd, lutigh, truugh, fimigh, zuugh , druuk (druck) ,, Jchluuk 
(hauftus), bruitch, fchpruibch, a9nuuß, fluuß, fchy>uß, g^bimtt, fchtmirz, 
duwrfcht, wuurfcht, huufch, luttß (masc.) — dem mhd. o fteht uu 
gegenüber in fchpunr^ mhd. fpor (veftigium). — In zuuw9r (zuber) 
entfpricht uu dem ahd. ui von zuipär (mit zwei handhaben verfehen; 
gegenfa,tz zu eim-par, eimer). 

uu =^ 6 im außlaute, wo fonft in gleichem falle wwa zu ftehen 
pflegt, fuu (neben fuua, f6), wuu (wo, wä); längft außer gebrauch 
ift zwuu, mhd. zw6. 

uua = ö im außlaute. ßma (fö), afuv^a (alfö), fchtruua (ftrö), 
fruy<i (fro, laetus), druua, g9druua (minari); 7nuua (nhd, mohn, pa- 
paver; alfo nicht vom mhd. man, mäge), lecJudrlwua (lichterlob). — 
fchutia, uom. acc. plur. zu fchu^uch (caiceus). 

utte (dem langen ö des nhd. im Inlaute entfprechend) = mhd. 6. 
huuech (hoch), fiuueck (vlöch, pulex), bruuet (bröt), g9druuet {ge- 
dröt), eben fo d/ruueß, druuet, di^uuen^ luuet, nuuet, ruuet,, duüet 
(tot), duMeOr (töter, mortuus), bluueßy gruueß, Jduueß , luueß (16g, 
fors), fchuueß (fchög, finus), fchluueß (flog, claufura), jfcktuueß (ftoge, 
tundo und ftög,, ictus), kuuefdn, hiuesy huuefty gdkuueft (köfen, 
reden), hmes (lös, folutus), ruues (rofe), truueft (troft). 

uue durch deniing auß mhd. o. huuebn (holn, nhd. holen), g9' 
fchiuuebn, kuuebn (carbo), wuud (wol), fuuel (voll), gruueb, gruue- 
vo9r (rudis), fe^ttwem (klobe, lignum fissum), luueb (laus, laude), duu^ 
(tobe, furo), fckuu&wdr (fchober, congeries), uuem (oben), gehuuem 
(gehoben), g9fchuuem (gefchoben), huuef (aula), uuef^n (fomax), 
buTieghdn (arcus), gdbuueghdn^ g9luuegk9n, g9fuuegh9n (dafür meift 
fchlecht: g9faugM)^ b9iruuegk9n, gdfluuegk9ny g9zuuegh9ny fuueghd 
(vogel)., ruuek (rock), pfluuek, iuueky fchtuuek, ftuuegh (^g, 
alveus), bluuech (bloch), Juuech (joch), luuechy buued^n (fundus), 
knuued9n (knode^, nodus), buuet (nuncius), g9buuei9ny g9fuuet9n (ge- 
Ibtten), duuet (tote, fponfor baptismi), kluuez (klotz), ruuez, muueft 
(mos, mußcus), hnuuepf (knöpf), kuuepf, kruuepfy zuuepf^ wuuäf 
(wolf), guueld (gold, aurum), huuelz (holz), fruuefch (frofch). 

ü = mhd. und nhd. «. hdkvjmmdv (bekümber) , krümm (krümbe), 
vmm (ümbe, nhd. um), fchwümm (conj. praet.), dümmer (compar.), 
dUmij fchpünn (conj. praet.), g9würm,' münnich (münech, i»onachuß)j 
gün, günna, g^günt (ü auß d. pl. günnen, nhd. gönnen, in alle for- 
men ein gedrungen), kimna (künnen, nhd. können pl.), fiinn (conj. 
praet. zu finna, finden), hünrvarüa (dem. zu hünn9rt, hundert), hiiU 
(waßeranfamlung auf dem boden), küM (tego), fvMa (puUus equi)^ fiUl 
(impleo), ß/ng9r, jung (conj. praet.), funk (conj. praet.), fund (pec- 
catum), münz (münze, moneta), ünt9r (inferior), kilnft (plur.), fwmpfa 
rfünfe), Äüw<.(komt, venit), km (tugurium), knüttal, nüß (plur.), 
/chüß9l, fchlüß9l, gvß (pl. zu guuß), fiüß (pl. zu ftuuß)^ fcntüiz (ful- 
cio, fulcrum), nütz^ fchütz, üppigh, fchüpla (fquamula), hriUk, drück, 

Schlficlifr, Volkttaml. a. 8bg. 8 



18 

Jerück, lüde, glück , rücken (dorfum; movere üt rucken one umlaut), 
fchßßjck, flück (vlücke, par volatui), g9lilbd, ßff (conj. pr. zu famr 
f9n)y küch9n (culina), brück, fchprüch (pl. zu bruttck, fchpruuch\ 
frücht (pL), bü^ (büchfe), füks (pl.), Mpw (pulvinar), brü/t (plur.), 
mich g9lü/t (cupio), bv/ch (pl. zu buufch)^ hüfch (hübfch). 

ü = mhd. und nhd. ö in mücht, conj. praet. zu mough (mhd. 
möhte zu mac). — ü fteht nhd. o gegenüber in: fchprüßdt {ii^To&e^ 
gradus), gemuckt (part. praet. zu mougk^ gemocht). 

ü = i und häufiger == dem zu i verkürzten ie: nüm/t, nümi 
(nimft, nimt 2. 3. perf. fg. pr. zu naam); ümmar (immer auß iemer), 
nümma (niemen, nhd. niemand), güng (conj. praet. zu giia, gehn; 
gi^nge), füng (fienge conj. pr. z\x fang)^ fchprütz, fckjmUz9n bewart 
dagegen ü mit recht. 

ü auß mhd. üe verkürzt, künndr (hüener), gdblümt (geblüemet), 
Uwmla (blöemelin; blumma = bluome), fchtünd (con}. praet. ftüendeX 
bück9r, bückla, düchdr, dückla (zu duuck)^ kütft kütt gakütt, wüJtft 
tüüU g9tüüM (aber 1. perf. fg. pl. praef. küüt, hüüt9n; wüüt, umüi9n\ 
güä9r (jil. zu guut, guot, praedium), müM9r, müß9n (müegen). 

üü gedent auß mhd. ü. fuün (pl. zu puun; füne, filii), müül 
(mül, mola), fckpüür, düür (tür, porta), fdrlüür (conj. praet.), tüUür 
(würde, conj. praet.), grüüwdl (grübele, rimor), /cküüb (fchübe conj. 
praet., nhd. fchöbe), küütü9l (kübel), üüw9l, üüv)9r, düügksn {wä bleibt 
in allen formen, düügk, düüakft, gddüügkt u. f. f.; dameben gilt eben 
fo daagken-, das ü ftamt auld dem plural), müügkm (mügen, nhd. 
mögen), müüghlich (mügelich, möglich), flüügh^l, züüghdl, züügh 
(pl. zu euugh)^ büütal, fcküütal (nhd. büttel, fchüttele). 

üü unorganifch fttr te in lüüghan, 3. perf. lüügkt (mhd. liegen, 
mentiri; aber ftets bstrngkdn, 3. perf. b9tTäght)\ fcklüüf (neben fckliif^ 
mhd. fliefe, conj. praet. zu fchlmfdn, fläfen). 

üü = mhd. üe, küü (küeje, vaccae), früü, blüü, brüü, glii4£ 
und in den andern formen brüüft, blüüt, glüün, geglüüt u. f. f., trüü, 
trüü9r (trüebe, trüeber), rüürdn, fcknüür, füürdn, füür (conj. praet. 
zu foor^n)^ rüüma (rüemen), grüün, grüüb (conj. praet.), küiib (conj. 
praet. zu küem, heben), üüb (exerceo), krüügk (pl. zu kruugk, ur- 
ceus), fick bdklüügh^n, gdnüügkdn, rüügkdut (accufare), /chlüügJi 
(conj. praet.), trüügk (conj. praet.), büücha (buchen, fagineus), brüü- 
der, müüd, aüüt (güete), hüütdn (cuftodire), küütla (hüetelin), küüt 
(cultodio una pilei), vmütan (infanire), g9müüt, büüß9n, grüüß^n, 
p&üß, füüß (pl.), wüüft (wüefte), wüvfch (conj. praet.). 

üüe = mhd. u. nhd. o?. blüüed (bloede), üüed (oede), rüüeton 
(rcete, rubor), vnrfchrüüetigh, nüüetigkj düüetlich, blüüeß (bloßßeX, 
qrüüeßm (groeße, magnitudo), klüüeß (klteße, globi), flüüeß (floßße), 
oüüea (boefe), rüüesla (roeslein), lüües (loefe), büüeß (boefte). 

üüe durch denung = mhd. ö (nhd. ce; der umlaut ift im fbg. 
häufiger als im mhd. u. nhd.). füüegUU (vögelein), lüüeblich .{ISh- 
lieh), dar üüew9r (der obere), küüef (pl. v. kuuef, \ioi, aula), Üüef9n 



19 



(pl. \,uuef9n, ofen), IvMeta (fem. zMhauet, böte, nuncius), ImvAUäBn 
(pl. V. knuuedan^ nodus), üüel (oleum), üüebn (verb. davon, ölen), 
hüüel (nhd. hole), auß kililebn^ hüüelung. — hiiüd^ erhalten in 
hrmzbimd, n. propr. eines kleinen hügels, entfpricht d. mhd. btthel 
(coUiculus); davon abgeleitet ift das verb. büüebn, den hintern, rücken 
od. bauch hervor ftrecken, z. b. ar bilüeh fein buck9l^ fein bauch rauß. 

Merfacher nmlant von a und ft. 
Wärend die folgenden confonanten, auch einfilbigkeit oder mer- 
filbigkeit, auf die itamvocale in unferer mundart einen beftimmenden 
einfluß auß üben, fo daß z. b. das mhd. e nach maßgabe der fol- 
genden elemente durch verfchidene laute wider gegeben wird, fehen 
wir, daß namentlich die deminutiva und der comparativ nebft dem 
fuperlativ fich oft difem einfluße entziehen und den wurzelvocal mhd. 
a faft ftets auf einerlei art um lauten, nämlich in a oder aa; eine 
änliche erfcheinung zeigt fich beim ftamvocal mhd. d im verhältnilTe 
Ton conj. praet. und adjectiv; anderes, mer vereinzeltes beweilt ebeji- 
&Js, daß in unferer mundart, außer der einwirkung folgender con- 
fonanten und der äußeren wortform überhaupt, die beziehung der 
Worte felbft auf die färbung der vocale einen beftimmenden einfluß 
auß übt; daß alfo die verhältnismäßig junge d. h. fpät entitandene 
mannigfaltigkeit der vocale zum zwecke der Wortbildung benuzt wird. 

1. Merfacher uinlaat des mhd. a (merfache yettretang des mhd. e in ein und 

demfeiben aamme). 

Der comparativ (mit welchem der fuperlativ ftets geht, den wir 
alfo an zu füren unterlaßen) hat den umlaut a; das vom adjectiv 
gebildete fubft. äbftractum und verbum macht feinen umlaut von den 
folgenden lauten ab hängig. 



praedicat. 
fchwoorz 
fcktoork 
fchoorf 
warm 
kraak 
fchwoitch 
nouß 
ghut 

Eben fo 
ftantiven die 
läßt den laut 

fouk (fack) 
ouß (aft) 
goufi <gaft) 



mit endung 



fchixvrkdr 

fcharf^r 

warm9r 

krank9r 

fchwack^T 

naß9r 

glait^r 



compar. 
fchwarzdr 
fchtarkdr 
fcharfdr 
warm9r 
kranker 
fchwachdr 
naß9r 
glaU9r 



lem. abftr. 
fchwerz 
fchterk 
fcherf 
werm 
krenk 
fchwech 
. neß 



ab gel. verb. 
fchtoerz9n, 
fchterkan. 



werma. 

krenk9n. 

fchwech^n. 

dorchneß9n. 

gl€tt9n. 



wie bei adjectiven die fteigerungsformen, hält bei fub- 
Verkleinerungsform am umlaut a {aa) feft, der plural 
nach den lautgefetzen wechfeln. Beifpile: 

dem. plur. | dem. plur. 

fakla ßck. j fouß (faß) faßla fSß9r. 

afUa 'ift I douch (dach) dacUa dk'ch9r. 

ga/Ua g^. f<mch (fach) faohla fechr. 



20 



dem« 
roud (rad) raadla 
blout(\)]eiXt) blaada 
baUcBn balkla 

holm halmla 

kolb kalwla 

loligh (balg) halghla 
lamm lamla 

darm darmla 

hoßd bandla 



plar« 
redd^r, 
bleU9r. 
g^belk.*) 
helm;9r, 
kelwdr, 
belgh9r, 
lemm^r. 



plnr. 



\ gahlc 
I fcktraak 



bend9r. 



füürhaak füürhangla füürheng 



dam. 
gangla g^^* 
fclUrangla fchtreng. 
daapf dampfta dempf. 

hrhojpf krampfla krempf. 

gäas gcmsta gena. 

glovs (glas) glaasla gliief9r. 
fchlaugk (fchlag) /chlaaahla fchliiegh. 
groub (grab) graaila griiew9r, 
/cÄowfow(fchale) fchalla /chiiebn 

(fchälen). 
Andre fcheiden anders, z. b. pfaad (pfaud), pl. pfand^r, abgel. 
verb. pfend9n; eben fo kaäb (kämm), pl. kämm, dem. kamla, abgel. 
verb. kemma; gaak, gajig (f. 0.), plur. geng^ in der bedeutung Ab- 
tritt' aber lautet der plural gana; fatt^r ut plur. zu fatt9r (paterX 
fSttar aber patruelis (mhd. vetere). 

Durch hinzutritt der nhd. denung komt fogar dreifacher umlaut 
des mhd. a in demfelben ftamme vor; z. b. grouh (grabe, 1. fing, 
praef.); grebf (3. fing, praef.) und dazu noch die obigen: graailc^ 
griiew9r nebft duuetdngrneio9r ; fchlaa (fchlage), fchlecht (3. fing, 
praef.), dazu fchlaaghla und fchUieah nebft /cÄfoYe^Ä9?(fchlägel); dop- 
pelter mnlaut mit denung findet uch auch in treight (3. fing, praef. 
zu troughdn, tragen) und traaghdr (nom. agentis, träger). 

2. Doppelter umlaut des mhd. a (doppelte Vertretung des mhd. se in ein und 
demfelben wortßamme). 

Schlovi (im hiefigen halbhochdeutfch fohlaat^ mhd. Hat infumi- 
bulum, fehriftfprache verderbt fchlot), dem. fchlaatla pl. fchUiet^ 
ganz nach der regel von 1. Außerdem komt hier vorzüglich de^ 
conj. praet. in betracht, der den umlaut öt zeigt, gegenüber d«n 
ans verbum fich an fchließenden adjectiven mit dem umlaute aa. 

conj. praet. adject. 

ridim (nseme) aagdnaam (genseme). 

fchprötch (fpreeche) g9/chpraach u. g9fckpraachigh (gefpraeche, difertus). 
frötß (frseße) g^fraaßigh, 

göib (gsßbe) ig^'f^g w»*) 5^««^ (gaebe). 

Wie der umlaut des a, fo erfcheint auch das a felbft vereinzelt 
in verfchidener färbung zum zwecke der Wortbildung: fchxmt (ftatt 
urbs), Neu'fchtott (Neuftatt), fehlet (locus); g9-fotter (teftis bap- 
tismi), fattsr (pater). 

IT e b e r f i c h t. 

Um die bunte mannigfaltigkeit der vocale unferer mundart klarer 
anfchauen und ordnen zu können, erlauben wir uns hier außnams- 
weife einen blick in die urzeit unferer fprache. 



*) anftatt des plural, der keinen umlaut hat. 



21 

Die indogermanifche urfprache befaß nach dem wa? wir erkant 
zu haben glauben nur die drei kurzen gmndvocale a^ %, u und von 
jedem derfelben zwei fteigerungsgrade, jeder durch hinzufügen von 
a zur vorher gehenden ftufe gebildet (weshalb alTo bei a die, beiden 
fteigerungen zufammen fallen mtißen, da a -f- a eben fo wie a -f- a 
-f a = <^ ift). Wie fchon im gothifchen größere mannigfaltigkeit 
fleh entwickelte und im ahd. u. mhd. befonders durch einfluß der 
im verlaufe der zeit immer ftärker hervortretenden Wirkung der 
laute auf einander die vocale noch bunter fich geftalteten, zeigt die 
folgende tabelle. 

A-laute. 

gefchwächtei: laat. grandlaut. erfte aeigerung. zweite Aeigerang. 

grundfpr. (kent noch keine a (a -j- a) <5^ (a+ Ä) ä 

fchwächung) 

goth. *) i u a i 6 

ahd. t, e u, a, e d . uo 

mhd. i, e w, ü; o, ö a, e d,as uo, iie 

Maute. 

grundfpr. . i (a-f-i)ö^* (a-|-ai)<J^i 

goth, * ei ai 

ahd. U. mhd. i, e i ei, i 

U-laute. 
grundfpr. u (a-f-u) äw (a-f-au) ^^t* 

goth. u iu au 

ahd. ü **) u, iu, io ou, .6 

mhd. ü,iu^u,ü^o,ö iu, ie ou,öu^6,c^ 

Die laute i, u und alfo (nebft iren fpäteren durch die lautge- 
fetze bedingten nebönformen mhd. e, o, ü, ö) zweierlei art; einmal 
find fie urfprünglich, zweitens find fie fchwächungen von a.. Welche 
von beiden möglichkeiten in einem gegebenen worte vor lige, ent- 
fcheidet die fprachforfchuug oft leicht, bisweilen erft nach weiter 
greifender unterfuchung; komt aber neben i, u auch a oder ein 
andrer zur a- reihe gehöriger vocal vor, fo ift a grundvocal; findet 
fich neben i, u eine der nur difen lauten zukommenden fteigerungen, 
fo find i, u grundvocale; folcher imterfcheidender merkmale gibt es 
noch mer. 

Das Verhältnis des mhd. zum fbg. gibt die folgende zufammen- 
ftellung; die große menge der mundartlichen vocale ließ anfOgung 
an die tabelle nicht wol zu. 



*) Yon der Dar gothift^exi brechang des i nnd tf fehen wir hier ab. 
**) tritt auch an der ftelle yon goth. iü und «eu auf. 



22 

Vocale der a-claffe. 

Schwächung.*) mhd. iinfbg. i, n, e, ü, ö, u; t häufig vor 
zwei confonanten oder doppelcönfonanten (ÄtWy"band); feltener in 
i gedent vor einfacher confonanz (z. b. wügh y wag) und in einfil- 
bigen fubftantiven {güft ]/" gab, tritt Y trat). Vor altem h -f- conf., 
rr und r-f- conf. tritt e für i ein {ßcht Y fah, /cÄ^i^rJ^ y ftarb), ü 
vor m (niimi Y nam); ö vor r 4- conf. {warft, ward ]/" warf, ward), 
u vor mw, ^^ (Srwwim ^Z" brani , ^/^V" bal). 

mhd. 6f=fbg. a, aa (JracÄan ]/ brach , /cÄtoafonyftal), erfteres 
vor doppelconfonanz und zwei confonanten, lezteres vor einfacher 
confonanz. Die anderen Vertreter der e- laute dürften bei dem auß 
wurzelhaftem a hervor gegangenen e feiten fein (z. b. zee = mhd. 
zßhen, decem, grundform dakan; wöss, litauifch vapfa, vespa). 

mhd. u = fbg. w, uu, o; u vor doppelconf. u. zwei conf. häufig 
{fchprunk Y fprang) ; uu befonders in einlilbigen fubftantiven vor ch, 
rty rz (bruuch Y brach, gebuurtY^^^^ fuurzY ^^^^)\ o vor r-f- COnf. 
(5orgfA]/"barg). 

mhd. ü = fbg. ü, ö, ä, üü; ü vor doppelconf. u. zwei conf. 
(fchwümm ]/" fwam, funk Y fank); ö V:or rr u. r -|- conf. {dörr Y dai;*, 
g9börttghY hdir); feltener, befonders vor 771, fteht ä (gdhärriy der 
grundvocal ift a), üü vor einfacher confonanz {müilghdn Y mag), 

mhd. = fbg. 0, uue^ 00, u, ä, aa; o vor doppelconf. u. zwei 
conf. ((for/cÄrocfe^y fchrak, ^s>^ocÄ^w |/" flacht); uue vor einfachen 
conf., auch in einfilbigen fubftantiven und adjectiven (gr^Äwucw |/" hab, 
vmudf grundvocal ift a, urform warkas). 00 vor r (^95oor9«|/"bar); 
u vor mw, wo die brechung in im fbg. unterbleibt {gdnu)rnmaY 
nam) ; a vor n {färiy von) ; aazzz on im außlaute und vor confonan- 
ten {wc& = won Y wan). 

mhd. ö = fbg. ö, ä, üüe; ö wie vor doppelconf. u. zwei conf. 
(wöi^a, fchtöckY ^^^)\ ^ befonders vor m {kämar, ia*m?a ^ kar) ; 
iiüe vor einfachem conf. feiten (At^üe^ y hal). 

Grundvocal. mhd. a= fbg. ä, äa, ou, 0, 00, ooe; äift regel 
vor zwei conf. oder doppelconfonanz; aa vor m, n, befonders durch 
zufammenziehung von an in aa im außlaute und vor andern confo- 
nanten; otf ift regel vor einfacher confonanz und in einfilbigen nonü- 
nibus befonders vor chy ß, ft; ift feltener befonders vor ^-f" conf.; 
00 vor r und in einfilbigen nominibus vor r-f* conf., /-j-conf.; ooe 
nur in flooes flachs. 

mhd. e (umlaut des a) = fbg. e, ee, a, aa, ß, ee, iVc, ei, ö, ^; 
c vor nn, mm^ rr und zwei confonanten, deren erfter n, m, r ift, 
feiten vor cA; ee nur auß en im außlaute oder vor confonanten arti- 



*) Bei den in zwei claiTen vor kommenden yocalen iy u und der auß inen 
entßandenen vocale i , o, üy ö lind beifpile der zurükfürang auf die warzelform 
gegeben; bei den ändern lauten, deren wurzelvocal fich auß den vocalreihen ergibt, 
ift diß nicht gefchehen. 



28 

lammeB gezogen o^er vor n; a vor doppelconfouanten und mereren 
confonanten; im deminutiv, comparativ und fuperlativ beibnders be- 
liebt; aa regel vor einfacher confonanz, der nhd. vocaldenung ge- 
mäß, ^.uch vor r-f-conf., ^-j- conf.; e mit Vorliebe vor fpiranten cä, 
ß> IT} ß} ß^> ^^^^ "^^^ ^y ^^9 ^h ^^9 ^+conf.; ee nur vor r; Äevor 
einfacher confonanz {dy t, /*, g^ i, ly\ ei ift wol neuere form des'iYe; 
ö vereinzelt befonders vor ß, Ih, If, Iw, pf, rr, alfo durch ? und 
labiale bedingt; öö nur in l'ööh, fchwöör, 

Erfte fteigerung. mhd. d = fbg. ouy aä, ooy a, o; ou ift 
regel im außlaute u. vor einfacher confonanz h i, g, d, t, ß^ f, ch 
und ß; aa vor m, %, feiten l; oo vor r. Die Verkürzung in a 
findet fich vor nn, mm, cht; die in o vor ft^ tt, ß vereinzelt- 

mhd. 8ö (umlaut des d) =. fbg. aa, iie, öi, ei, a, ö. a^ ift 
regel im außlaute und vor einfacher confonanz; iie nur in fchliiet; 
öi ift im conj. praet. regel; ei vereinzelt im conj. praeteriti {heit und 
deit)\ die Verkürzung in a analog dem nhd. nur in dacht mxd. brax^ht; 
ö nur in fchlöf t \or /*-}- conf. 

Zweite fteigerung. mhd. uo = fbg. uu, u; uu im aoßlaute 
und vor einfachen confonanten; u vor tt, mm, ff, ft und nicht auß 
lautendem ch; feiten vor ß. 

mhd. %e (umlaut von uo) = fbg. ilü, ü; üü im außlaute und 
vor einfachen confonanten und inlautendem ft, fch; ü vor doppel- 
confonanten und confonantengruppen. 

Vocale der i-claffe. 

GrundvQcal. mhd. i = fbg. i, ii; die kürze ift erhalten vor 
inlautendem ch, ß, doppelconfonanten und mereren confonanten {g9' 
toiffbr, a9wift, wtß9ny Yfiß^ g9/hhliffeny~ Slif); die denung tritt ein 
vor einfachen confonanten und in einfilbigen nominibus (die im nhd. 
den kurzen vocal haben; gabliimy \ih^ g9wiisyyfi&^ ün (eum)y"i). 

mhd. e, brechung des wurzelhaften «, ift feiten; es wird im fbg. 
eben fo wider gegeben, wie das e von unurfprünglicbem i, z. b. haar 
y^hi, aar, arYi (lat. goth. i-8)\ /emp/iJ^ finapis; laam (leben y 
Üb vgl. 11p), fchtaagh (mhd. ftec Y ftig). 

Erfte fteigerupg. mhd. i = fbg. ei, eu, e, ä; ei ift die 
regel; eu vor m und f, auch t, alfo befonders vor labialen und das 
darauß verkürzte ä in pfäft, grüft ift vereinzelt; ei wird aber regel- 
mäßig in der 2. 3. perf. fing, praef. der verba mit den ftammauß- 
lauten ch, ß, t, d m e verkürzt; daflelbe gefchiht in deminutiven 
vor II und vereinzelt in einigen andern Worten vor cht, tz, nn. 

Zweite fteigerung. mhd. ei = fbg. ^ee, ee, e, ei; eee ift 
regel, ee entfteht nur auß -ein im außlaute und vor flexionsconfo- 
nanten; die Verkürzung in e tritt in der 2. 3. fing, praef. der verba 
und im part. praet. ein, bei ftammaußlaut f, ch, d, ß} fch; ferner 
im compar. u. fuperlat., auch im neutr. fing, und bei emigen auch 
in andern cafus der adjectiva mit dem ftammaußlaute ch, ß, n, i} 



u 

im dat. plur. der nomina fubftant. mit fbamaußlant n; endlich Ter- 
einzelt vor inlautendem ch, mm, u, nk, ß und vor außlautendem 
ßy (L U nur im zalwort zajoH. 

mhd. t =tfbg. ne, iia, ü^ ii, eS, 6e, e; iie ift regel im inläute, 
üa im außlaute; für beide zei^t fich fchon das neuere et; vi nur in 
^n, fchtii; ee regel vor r; ee nur in zee (z6he); die verktlrzung in 
e nur in wenigen beifpilen vor rr^ nn, rfcht, ng, 

Vocale der urclaffe. 

Grundvocal. mhd. w =*fbg. w, uu) u vor pp^ pf, ft. eki 
(/cÄwpp y" fehub vgl. fchieben; rupf y ruf vgl. raufe; zischt y z\ih^ 
zug vgl. ziehe, zog); uu vor einfachen confon. und häufiger. in eiü- 
ßlbigen nomin. (Juughmd Y }^, i^S'^ fiuußyfLxA, luughY^^-- 

mhd. o = fbg. 0, uue, oo; o vor ch (örarocfen y" ruch) , ck {»och 
yzug), pf {tropfBny imf), ß (g9ßoß9ny ünß) , ß (/ro^^V" f ms); 
uue vor einfachen confonanten by g, ch, t, z (7w«eÄy lub, butieghin 
Y hng, JuuechY jüch^ gdluuetdny \)\jii^ rauezy ruz); oo vor r (/br- 
loormylxxT. lus). 

mnd. ü=n)g. ii, üü; ü vor doppelconfonanten u. ß (fchlüß9l 
l^fchluß, /cAü^y fchuß, /u/yfuf, ;?ücÄjy flug); üii vor einfo- 
chem confon. {ßlän Y fu, f^rlüür ]/" lus, lur, /chüüb Y fchub, züügh^l 
y zxig, Äüü<9Z ]/" but). 

mhd. ö = fb'g. ö, üü€; ö vor pf fi n. f. f. {tröpfia Y truf, /r^J^ 
yfrus, frur); üüe vor einfachen confon. (Müe^a 1/ but, lüüeblich 
Klub). 

Erfte fteigerung. mhd. m* = fbg. m, ä; ew ift regel; die 
Verkürzung in ä findet, außer in einzelnen Worten, in der 2. 3. fing, 
praef. der verba mit ftammaußlaut t, g, ch, ß, f regelmäßig ftatt, 

mhd. ie = fbg. ü, e; n ift regel; die Verkürzung von ie in t 
und die Verwandlung deffelben in e durch einfluß des folgenden k, r 
findet fl^tt vor cht, rz (Ucht, ficht^n, v'Srzigh). 

Zweite fteigerung. mhd. ou =^ fbg. aa vor labialen, auch 
da wo Umlaut erwartet wird {baam, plur.^, laaf^r). 

mhd. o = fbg. uua, uue, oo, aa, a; uua nur im außlaut; uue 
im inlaut; oo vor r; äa vor w; die Verkürzung in a bloß in bänna 
(böne). . 

^ mhd. öu = fbg. See, ee, e; e^e ift regel im inlaute, nur tritt 
(ter umlaut im fbg. häufiger ein als im mhd.; ee fteht im atlßlante; 
die Verkürzung in e gefchiht in der 2. 3. fing, praef. und im part. 
praet. der verba. 

mhd. cB = fbg. üüe, öö, ää, ööe, ä, ö. üüe ift im inlaut regel; 
öö fteht vor r; ää vor und mitw; ööe nur in fchööena^*, fchööenaj ä 
vor n nur in fchänn»r, fchänft, fchäß] ö vor ff, ft, ß, ch. 

Das den grundvocal fo wie beide fteigerungen vertretende mhd. 
ü ift ftets = fbg. aw, fein umlaut tu = eu, ä} die Verkürzung in 
ä nur vor ü {mälbr, mäUa; käUß). 



25 

Die durch außftoß von confonanten entftaiidenen diphthonge, wie 
z. b. mhd. ei auß ege, age (f. 10) und ie der reduplicierten praete- 
rita und in 'vier' werden behandelt wie die gleichen durch fteigerung 
^tftandenen laute; bemerke indes niiet = ahd. niowiht; güng, füng 
= gienge, fienge. 

Ton der fchriftTprache abweichendes in qnantität, brechung und nmlaut. 

Die nhd. denung urfprünglich kurzer ftamfilben ift im algemei- 
nen auch im fbg. vorhanden; indes hat doch oft fbg. da denung, wo 
die fchriftfprache kürze hat und um gekert. 

Eitifilbige nomina (fubftantiva, meift masculina, und adjectiva) 
mit urfprünglich kurzem vocal, denen difen in der regel vor den 
außlauten ly n, t, k, f, ß, ch, f, z, fch, ft, rt, rg , rk, rf, rfch, 
rfchty rzy rn, ü, Ih , Iz, ft, pf; Wenn dagegen das wort wächft oder 
urfprünglich zweifilbig war, d. h. wenn e ab gefallen ift, fo findet 
lieh faft durchgängig die urfprüngliche kürze; z. b. fchtoul (plur. 
fchtaü)^ fuuel (foUdr)^ zun (zinn) bleibt lang: ziindra (zinnern), tritt 
(plur, tritt) ^ fchniit (plur. fchnitt)^ glout {glattar), bhvjt bildet das 
dem, hldatla, aber plur. bUtt^r^ huuek, ruuek, pfluuek (plur. bock, 
roch, pflöck)^ fouk (plur. feck)^ flaak (plur. flock), g9wtis {g9wi/f9r\ 
fouß (plur. feß9r, dem. faßla), nouß {näß9r), fluuß (ßüß), guuß 
igüß), fchuuß (fchüß), fchw(mch (fchwach^r), douch (dechdr), fouch 
{fachla), blaach (blachdr), luuech (löchdr), bluuech {blöchdr), griif 
(plur. griff), pfiif {vfff)^ ruuez {rotzigh), kluuez (klözla), fruuefch 
{fröfch), friifch {frifchdr), ouft (plur. ift), gouft (geß), naaft {naß»r\ 
miift {mißm), luuft {g9lüß\ wiirt (w^tshatts), oorgh (arghdr), fchtoork 
(fchtarkar), fchoorf (fcharfdr), hiirfch (plur. herfch), wuuerfcht {wörfcht\ 
fchwoorz {fchwarzar) , zwiim , biim, fchtiirn, kiirn bleiben ftets lang, 
z. b. zwiim8foud9ny fchtiirnla und und meift urfprüngUch zweifilbig; 
kooü (käü&r), oolt {dUar), hooli (hälw^r), Jiuuelz (höMa), giift (g^- 
tigh), kuuepf (köpf), zuuepf (zöpfla) u. a. — duitch düchlay btmch 
büchar mit urfprünglich langem vocal werden eben fo behandelt 

Warum mirt, hiim u. a. die denung haben, ort, hörn, dorn 
u. a. nicht, dürfte nicht leicht zu ermitteln fein. Worte wie maa, 
mann^r, kraak, kranker fihe unter den confonantifchen lautgefetzen, 
weil hier nicht eigentliche vocaldenung vor ligt. — Wärend das 
nhd, die prouomina iin, iir, miir, diir u. f. f. dent^ mich, dich, 
fleh aber kurz läßt, dent das fbg. auch leztere, wenn fie nicht ganz 
one fatzaccent Iteheu: miich, diich, flieh. Selbft mit wird als adver- 
bium gedent: miit (z. b. naama miit ninun in mit). 

Auch zweifilbige erfaren bisweilen, abweichend vom nhd,, denung 
der kurzen ftamfilbe, z. b. faamdl femmel, kaai9T keller, h&amar 
hammer, zoup9l auch zouwdl zappele, mhd, zabele, &o?^9r pappere 
(plappere), gdfchnütm gefchnitten, gdriit9n geritten, fchUit9n fdilit- 
ten, kiet plur. küet»n (^cette), bii/U^l (büttel), fchüiU»l (fchüttele) u.f.fc 

«ohitiaiitr. VolkttUtul. u. üht* 4 



26^ 

Dagegen ift die urfprüngliche kürze gegen das nhd. erhalten in 
fchpill fpile, fchpilhr fpiler, ßl vil, fatt9r vater, faM9r väter, reddar 
räder, wtdd9r wider; in der 3. fing, praef. der verba foght fagt, 
rSdt redet, ffrSbt gräbt, eben fo in der zweiten perf: ling. praet 
foffhß u. f. f. , ferner gdfchwighdn (gefchwigen) u. a. 

Kürzung urfprünglicher länge findet befonders ftatt in der 
2. 3. fing, praef. und im part. praet. der abgeleiteten verba; ferner 
im comparativ und fuperlativ fo wie im neutrum fingularis und bis- 
weilen auch in andern cafus der adjectiva, ferner bisweilen bei der 
bildung der deminutiva und vereinzelt in andern bildungen. Dife 
fälle find bereits in der zufammenftellung der fbg. vocale mit denen 
des mhd. berückfichtigt und man wird fie befonders mittels der über- 
ficht leicht finden können; auch werden fie teilweife in der wortbü- 
dungs- und flexionslere nochmals zur fprache kommen. 

Außlautendes ch und das gleich lautende gh fchalten zwifehen 
fich und einem vorher gehenden l und n i ein: milich milch, kolich 
kalch, kalk; holigh balg, plur. aber Mlghor; kaalich kelch am hälfe 
(fett unter dem kinne, ahd. chelch kröpf, von chela kele); kelich 
kelch, Weinglas (ahd. ehelich auß chalich = calix); münich mönch, 
auch hört man manicha moul manches n^al. 

Die brechung findet oft da nicht ftatt, wo fie fich im nhd., 
teil weife auch im mhd., findet. Vergl. die zufammenftellung der 
fonneberger laute mit denen des mhd. unter fbg. u = mhd. o, ü = 
ö, ü = o; münich mönch, küünigh könig, hiüzara hölzern, toülla 
wollen u. a. hat in übereinftimmung mit der älteren fprache keine 
brechung, wärend fie im nhd. ein getreten ift. 

Dagegen teilt nicht nur das fbg. (nicht aber die fprache der 
umligenden ortfchaften) die dem mhd. fremde nhd. brechung in der 
1. perf. fing, der verba, die im fbg. auch in die 2. fing, imper. ein 
gedrungen ift (fihe unten die lere von den conjugationen), fondem 
es hat auch eine im eigentümliche brechung des i in e, uin o, üinö 
und teilweife in ä vor rr und r -(-- conf. und des i in e vor urfprttng- 
lichem h -|- conf., obfchon difes h nunmer in ch^ k über gegangen 
ift. Difes lautgefetz ift deshalb von befonderer bedeutung, weil es 
dem gefetze der gothifchen brechung fer änlich ift. Vor einfachem 
r und A kan es deshalb nicht ein treten, weil hier immer vocal- 
Verlängerung ftatt findet {düür, f^rlimr) oder auch bereits Umwand- 
lung des urfprünglichen vocals ftatt gefunden hat (z. b. faa mhd. 
fihe); nur im fremdworte orii urina ift u kurz gebliben, weil one 
ton, und alfo auch vor einfachem r in o gewandelt. Beifpile für 
diß gefetz findet man in der zufammenftellung der fonneberger vo- 
cale mit den mhd. unter fbg. e = mhd. z, o = w, ö = it^ ä = ä. 

Umlaut findet fich nicht feiten da, wo er dem nhd- und mhd. 
ft^md ift, z. b. in den nom. fing, hmky wend, hend (wo er auß dem 
älteren gen. dat. fing., oder auß' dem plural ein gedrungen ift); im 
plural der nomina z. h- hünd, wdaghdn, büüeghm (hunde, wagen, 



27 

bogen), im comparativ und Tuperlativ der adjectiva z. b. fchtök^r, 
breun0r, feuhr, feuti}9ra, föHdr, ölwdra, hörtighdVy wölfdhvy maaghdra 
yonfchtolz, braun y faul, faudr, fuuel (voll), olwdr (albern), hortighy 
wolfdl (wolfeil), m<yugh9r (mager); im part. praet. der ab geleiteten 
verba mit dem ftamvocal a: adbrent, gdwent, cbrhent, gdnent; fer- 
ner in härckdn horchen; in den von praepofitionen ab geleiteten 
adjectiven: <fer üüewdr (obere), ünt9r (untere), fädcbr (vordere); in 
den Verben keu (kaue), breu (braue) ift alter unalaut erhalten; eben 
fo ftehen keeef, gdleeeh, reeef, deeef gegen die nicht um gelauteten 
kaufe, glaube, raufe, taufe; flüütdn ift nhd. fluten; meura, bööra ift 
maurer, borer; arb9t arbeit, derf darf, allee allein, ob ob, oft oft. 
Um um (mhd. ümbe), heeed haupt, ßeem faum u. a. m. 

Dagegen fteht rucken (movere) gegen rücken; auß a/hn gegen 
auß äften (äite wegfchneiden), fuchza, fuchzigh (bemerke ch für f) 
gegen fünfzehn, fünfzig, namentlich aber unterbleibt oft der umlaut 
bei ftamvocal au (mhd. ou) vor labialen: draama träumen, zaama 
zäumen, baumdln bäumen, baam bäume, fchtaaht ftäubt, laafdr läu- 
fer (aber übereinftimmend d^rßeefdn erfäufen, ß'eema fäumen). 

In laamigh {m = ben f. u.) ift die urfprüngliche betonung der 
erften filbe erhalten gegen lebendig der fchriftfprache. 

Tocälifche lautgefetze des anl^lantes und der wortbildungs- und 

flexionsülben. 

Die auf die ftamfilbe folgenden wortbildungs- und flexionsülben 
(in welchen bereits im mhd. der volle vocal faft durchauß durch e 
erfezt wird) haben den fo zu fagen unbeftimmten oder ftummen vocal 
9; im außlaute wird difes a durch a erfezt; z. b. mdr foughdn (wir 
fagen), aber mdr naama (wir nemen) nach Wegfall des n (f. pg. 31. 
vgl. inl. üe, uue = aL\xßl. iia, uua). An gehängte tonlofe worte fchmel- 
zen mit dem worte, an welches üe au treten, zu einem worte zufam- 
men, für welches dalTelbe gefetz gilt, z. b. hotfa (hat fie), aber hotfds 
(hat fie es), moughßa (magft du), moughftafa (magft du fie) u. f. f. 

Die Verflüchtigung der vocale unbetonter filben geht weiter als 
im mhd. und nhd. und fchont häufig felbft ürfprünglicher zuikmmen- 
fetzung nicht; außlautendes unbetontes e.der fchriftfprache fält faft 
überal ab. heeemat heimat, mhd. heimuot; maan9t monat, mhd. mä- 
net; heirat (jezt auch heirat)^ heirat, mhd. hirät; eeedan eidam, mhd. 
eidem; nächbar nachbar, mhd. nächgebür; grummdt mhd. gruonmät; 
fammdt mhd. famit; hrammats -fuueghdl mhd. kränewitvogel ; armatei 
(jezt auch armuut) armut, aamdtz ameiße, arwdß erbße, mhd. erweig, 
arhdt arbeit, fcraafca^ kraiikheit, wo(yrdt warheit, buuefdt bosheit, 
feuche, gdwäandt gewonheit, wolfdl wolfeil (comp, wölfdldr)^ barvydß 
barfuß, aabdß (demiu. aabdßla) jezt nur ambdß amboß, mhd. anebög, 
hampfal handvoU, wäbdrt wildbret, mhd. wiltbrsete, jwnvppr Jung- 
frau, nußdr (jezt nüßhaar) nußheher, drezzat, ferz»t u. f. f. drei- 



28 

zehnte, vierzehnte u. f. f.; känm kirchweihe, fUbrla u. a. vilerlei; 
die deminutiva z. b. rüüesla röslein; dretza, ferza u. f. f. dreizehn, 
vierzehn; die endung -in mhd. -inne: troughdra trägerin, dokt^ra 
doctorin; fer gebräuchlich auch an nom. propr. z. b. Schleich»ra 
Schleicherin (frau des S.) u. f. f., foora vorhin. Hierher gehören 
warfcheinlich auch die zwifchenzalen von 20 an, z. b. dreia dreißigh, 
ßira ferziah, wo die einer doch wol 'und* nach fich hatten, dreia 
fiira alfo hier für drei un, fiir un lieht. 

Anftatt des 9 tritt vor ch und dem gleich lautenden gh i auf 
in der Verkürzung von -tag; funtigh^ maaiigh^ dinßighy freüigh, 
mtdaMigh (fontag, montag u. f. f., mein lebtag); in Ortsnamen, hier 
befonders fiir -ach: Schteeenich (Steinach), Hääbich (Hönbach alt: 
Hainbuch), Schteebich (Steinbach), Kraanigh (Kronach), Ktmewriah 
(Koburg); außerdem in kantfchich ixBndkhxih^ hantfchuoch, hnuuewltch 
knoblauch. — In der verkürzten form des beftimten artikels fleht 
diß i für 9 ebenfals: m=den, dem; «i = das; vor n feltner r tritt 
in dergleichen verkürzten einfilbigen worten a ein: an einen (a=:ein 
ift der regel gemäß); dan den, nar nur; außerdem »: wiar (mir, wir, 
man), (for u. f. f. Eine dem außlaut vergleichbare Verkürzung im 
unbetonten anlaute findet fich z. b. in awack hinweg, ahei herbei, 
aZee allein, azwei enzwei. 

Das außlautende unbetonte e des nhd. fält ab, wirkt aber auf 
außlaut und ftamvocal nach (der dat. fing. masc. neutr. bildet keine 
außname, da die accufativform als dativ gilt), z. b. rink fing., ring 
auß ringe pl.; junk praedicat: daar maa is junk, aber daar jung 
maa, weil hier jung für junge fteht; daar maa is oolt^ aber ^oar cUt 
(für alte) nma*, eben fo verhalten fich krumh praed. und krumm 
(e) ; kraäk und kränk u. f. f. Das unbetonte außlautende e des nhd. 
bleibt nur (der regel nach als a) 1. im nomin. accuf. fing, femin. des 
unbeftimmten (ftarken) adjectivs z. b. a blinda fraa eine blinde 
frau ; 2. im nomin. accuf. plur. aller drei gefchlechter des unbeftimm- 
ten (ftarken) adjectivs: hlinda mann9r, weiwdr, kinndr. *) 

In der 2. 3. fing, praef. aller verba und im part. praet. der 
ab geleiteten (fchwachen) verba tritt ftets fyncope ein, wodurch vil 
übelklang der fchriftfpräche vermiden wird; alfo h-utß, hrvM, g9bruU 
(brüteft, brütet, gebrütet), darmort, g9wärt (ermordet, gewartet), 
wartß, wärt (warteft, wartet), äntwort (antwortet) u. f. f.; eben fo 
im nomin. accuf. neutr. fingul. des unbeftimmten adjectivs: blinde 
(blindes). Nach -dr -dl fält das 9 von 9n ftets auß: blind9n^ aber 



In genna, fchtenna (1. 3. plur. praef. und infin.) für gßn, ft6n 
ift a (9) an getreten und dann n verdoppelt und ^ verkürzt worden 



*) Urfache iß wol das noch mhd. erhaltene iu von hlindiu^ welches yom 
nomin. fing. fem. aaf den accuf. fing. fem. und vom nomin. accuf. plur. neutr. auf 
masc. und fem. wirkte. 



29 

(vergl. die andere fonn des inf. giia, fchtita =^g^n^ ft6n, f. u. conj. 
claffe V.); änlich ift es, wenn die endung des dat. plur. der fabftan- 
tiva durchauß -na lautet, z. b. heuf9rna, leutna, hündna, fchtenna^ 
benna, pfarna u. f. f. (häufem, leuten, hunden, fteinen, beinen, 
pferden). 



Confonanten. 

Der confonantismus des fbg. ftimmt wefentlich mit dem der nhd. 
fchriftfprache tiberein; die mundartlichen befonderheiten find etwa 
folgende. 

Confonanten im inlaute. 

Die lautgefetze des n und des m weichen befonders ftark vom 
nhd. ab. Um den ftoflF nicht zu zerreißen, werden wir auch auß- 
lautendes n hier gleich mit in betracht ziehen. 

1) Vor einfachem n und m wird a) urfprünglich kurzer vocal 
gedent;* haam9r hammer, plur. haam9r, waana wonen, ff9weena ge- 
wenen (gewönen), deena denen, feena fenen, cbrmaana ermanen (&n 
an, fem von find nur in der fchreibung außnamen, denn fie lauten 
und gelten als ann, fann, z. b. änna^ fanna = an im, von im), 
b) Vor mm^ nn wird urfprüngliche länge gekürzt: hamm haben, 
anna äne (one), rmnn mane (mond), banna böne, fchänn9r fchoener 
(comp.), fenn fein (verb.), fcktenna ften, genna gön, benna beinen, 
fchtenna fteinen u. f. f. 

2) Mit außnamen fält n, wenn es nach vollem vocale außlauten 
folte und im inlaute vor d, h^ f, z nach a; w im inlaute nach a 
vor b, pf weg, aber nur wenn dife confonanten auß lauten; der 
kurze voraußgehende vocal wird in difem falle lang; fo wie eine 
weitere filbe an tritt, komt der nafal und mit im die vocalkürzie 
wider zum vorfchein. In verbis deren ftamm auf n auß lautet, findet 
folcher Wegfall auch vor ß und t ftatt, im deminutiv der nomina 
auch vor l; das gefetz fcheint früher außnamslofer gewefen zu fein. 
Z. b. hii hin, mm mann (aber manndr, manla); aa an, haa han, plur. 
Äaa, dem. haala; zaa plur. zee zan, zäne; waa, waaß, tmat wone, 
wonffc, wont; gdwee, 'weeß, ^weet gewöne (gewen); d^rmaa, -maJaß, 
-maat ermane; fee, ß^ß? ß^ fene; dee, deeßy deet dene; fco«, WAß 
kann, kauft; ßhpaa, ßhpaa, ßhpaaZa fpän, fpsene, fpaenlein; bee, 
beela bein, beinlein; ßhtee^ ßhteeta ftein, fteinlein; fcfec klein, g9mee 
gemein; zee z6he und zehen; mei^ dei, /et mein, dein, fein; neu 
neun (novem); lau laune, loa Ion, ßhää fchoen (bemerke ßhänß 
fchoenfte); laa^ laaß, laat 16ne, löneft, lönet; fdrhää, -hääß, -hmt 
verhoene, -hoeneft, -hoenet; haMachaln honlächeln; fee, feeß, ßet 
fegne, fegneft, fegnet, zufammen gezogen. Neben gdmecy klee fteht 
g9meeen^ry klSSen9r (communis, parvus) ; von mee findet fich meientich 
neben mee iich (meine ich). Die fuperlative g9metß gemeiiifte, reeß 



80 

reinfte ftoßen n one kürzung des vocals auß, eben fo das neutr. 
üiig. a9mee8, rees gemeines, reines; mit kürzung des vocals fält aber 
n auß im fuperlativ und neutr. fing, des pofitivs in hl^^ kleß (kleinfte, 
kleines) und im neutr. fing, fckäfi fchoenes (aber fchänß). 

Dameben flndet fich nur g9daan getan, braun, gdreun, brmm, 
faan (fehen\ gdfchaan (gcfchehen), fuun (fon) u. a. mit erhaltenem «i. 

3) braad (brand, aber plur. brand)^ baäa (bencbr)^ pfaad Cpfen- 
d9r), kraak {hrankdr). fchraak (fchrankld) , adtraak Qi9trankla\ 
(gdfchtaak (geftank), /oafc (Jangdr^ longus), gaak (gang), fchtraak 
(Jcntrangld) ^ fiiürhaak {füürhangld). gaas Qfens)^ waaß (wanft), 
/cAw?aaÄ (fchwanz), kraaz (kränz), gaaz {ganzdr, totus), kaab (Jcamm 
plur. für kämbe^, daapf, raapft (dampf, ranft), aber d^nk (veraltet 
daaje)^ blank, Idnd, danz (veraltet daaz tanz), rand, fampft^ hampft 
(lauft, hanf) u. a. 

Ueber die affimilation eines confonanten an den andern läßt 
fich ebenfals kein durchgreifendes gefetz auf ftellen; am häufigften 
affimiliert fich zwifchen vocalen ein d einem vorauß gehenden n, m, 
l, fo daß alfo auß nd, md, Id — nn, mm, II wird; b affimiliert fich 
folgendem t, ß oder fält nach langem vocal vilmer vor difen lauten 
auß (vgl. trüü, trüüdr für trüb, trüber); andres ift vereinzelt. Bei- 
fpile: hanndl (handel), manrval (mandel), wanml (wandel), ami^r 
(ander), wannar (wandere), kolann9r (calender), kinnar (kiuderX wunr 
nar (wunder), kunnart (hundert), gafcheanna (geftanden), finn, fiimnj 

?}9funna (finde, fünde, gefunden), fchtann, fchtünla (ftunde, ftünd- 
ein), aber bind, gdbundan, gdwundan one affimilation. — fremim^ 
fr&mfm»T (fremd, fremder), hemm (plur. hemmddar, hemd). — wiU, 
wHJbr (wild), ball (bald), gall (gelt, d. i. nicht war?) falbr (felder, 
aber fing. foM). — gitt, giUdra (neben und für gibt, gibtara = gibt 
irer); hau, hoß (hat, halt auß habt, habeft); bleiß, bleu (bleibft, 
bleibt, aber fchon W€e = bleibe, 1. perf. f. u.), hüßh (hübfch). — 
^9cfo)^/i'(gedunfen, aber unnar unfer; flooes, jlaffa flachs, flächfen 
(aber wakfdn = wachfen); bluutrößigh blutrünftig gehört wol nebft 
gddo/fdn eher unter die gefetze des w. — ßdbr (jener) auß felber, 
felbiger. — fottdr (folcher) auß fo getaner; öpp9r auß etwa; wös9 
jJid. welTa, nhd. wespe, vespa; pfanndra wol auß pfarnerin. Einige 
andere affimilationen find, um den ftoif nicht zu zerreißen, bei den 
außlautsgefetzen behandelt, f. d. f. 

Ein außnamslofes lautgefetz ift die Verwandlung von f nach r 
in fch (welches ja in Worten wie kirfche, fbg. kerfch, arfch, fbg. 
oorfch, hirfch, fbg. hürßh u. a. (kirfe, ars, hirg), auch teilweife in 
die fchriftfprache ein gedrungen ift); z. b. hiirfch hirfe, erfcht erfte, 
tnn9rfch inneres, ivoorfch war es, houarßh habe ir es, vmarfcha werde 
fie u. f. f. 

h vor f wird k, vor z bleibt ch; fuks, neks (nichts), waka, 
dSi»u. f. f., feks; aber ßichza (fechs; fechzehn), ßichzigh (vgl. auch 
fuchza, fuchzigh fünfzehn, fünfzig). 



81 

Das alte h ift als ch erhalten in fluuech (vlöch, aberplur. flää\ 
fchwach (fchuoch, aber plur. fchuua)^ kuuech^ rauch und hier felbft 
vor vocalen, z. b. huuech9r, raitchr (hoher, rauhier), ßck/l^ ficht 
(fiht), gdfchecht (gefchiht), fchlecht (mit altem h gegen nhd. fchlägt, 
welches ichleght oder fchleight lauten würde), ^äcÄr (zieht, aber 
1. perf. zii, plur. zun), alfo in der regel nur außlautend und vor 
andeni eonfonanten. 

nf des nhd. wird durch mpf QxiQzi: fdrnumpfty fampft^ fempft, 
kämpft, fümpfa (vernunft, fanft, fenf, hanf, fllufe); vereinzelt iCeht 
harpf (harfe neben fchoorf, fcharfdr), — Richtiger ift das fbg. pfLofum 
(mhd. pflüme, pluma) als das nhd. flaum. 

Für nhd. h fteht f in zwiifdl zwiebel , hilüef^l hobel ; ftets aber 
houw9r haber, nie hafer. — w iilr m in merwel (marmel = mar- 
mor) ; er^v9l (ärmel). — «^ für ^ in detwich teppich. — zdlout für falat 
vereinzelt. — j für nhd. ff in jeefi gifcht, jaar9n^ gdjoordn gären, 
gegoren, alle von derfelben wurzel. — r fält auß in fchaah neben 
fchraak (fchrank), faad^n, auf dem lande faarddn (voriges jar), mat- 
tdrn martern, fädddr vordere (fcheinbar ift folcher außfall in dinna, 
dauß9n u. f. f. auß d& innen, da außen). — v nach anlaut h ift 
(außer in g9kumma, höim u. f. f., wo es auch im mhd. bereits weg 
fiel) weg gefallen in ka/riia (quärtlein, halbes maß). — nn, n für 
tiff in dilnna düngen^ bedinnung bedingung, diina, g9diint dingen, 
gedungen (aber auch dienen, gedient). — er- in der zufammen- 
fetzung mit dem verbum lautet ftets dar-: ddrziid, d9rmort u. f. f. — 
Warfcheinlich durch verwechfelung mit dem unbeftimten artikel ift 
anlautendes n in den fremdworten arzias narziiTe, cmglceng nanking, 
ankdnethuuefdn nanquinethofen weg gefallen, wie im nom. propr. des 
berges lifäk älter NielTack. — boupß mit ein gefchaltenem p fttr 
baß (z. b. linda boupft lindenbaft). — Ein ftarker fpiritus lenis (hia- 
tus, aleph, hamza) findet fich in den interjectionen hm'm, he'e (beide 
beiftimmend, oft ironifch: ja ja). 

Confonantifche außlautsgefetze und verwantes. 

Die häufige endung -ew verliert ir n (und wird alfo nach den 
oben erwähnten vocalifchen außlautsgefetzen -a) nach den ftammauß- 
lauten -ww, -mm, -n, -m (denen beiden nach früher entwickeltem 
gefetze ftets ein langer vocal vorauß geht), -ng^ conf. -f-**^ ^^^^* 
4- ^ (um häufung der nafale zu meiden); nach andern ftamaufllau- 
ten bleibt -an; z. b. brerma brennen (bemerke: klenn = kleinen), 
banna bonen, bmmma brunmien, krumma krummen, gdhwmma gekom- 
men, kraana krönen, laana Ionen, breuna bräunen, brauna braunen, 
g9meeena gemeinen, naama nemen, nöima nsemen, n&ama namen 
(nomen), mnga zongen, geringa geringen, g9ftmga gefungen, lama 
lernen, reighna regnen, ra^chna rechnen, eeeghna eignen, arma armen, 
d^rb&rma erbarmen u. f. f.; aber g9tnmkM, bUnAn vl. L t 



In den adjectiven denna tännen, echa eichen, büiicha buchen, 
f^hta u. r. f., die indeclinabel find, alfo gleichfam mit dem folgen- 
den fubftantiv in zufammenfetzung treten (z. b. mit echablö€h9ma 
mit eichenen blöcheru), fteht nie -an^ fondem ftets a one rükficht 
auf den fbammaußlaut. 

Die endung^ -r^r wird -ra (was fer den wolklang fördert), böora 
borer, füüra fürer, pfarra pfarrer, meura maurer, größdra u. f. f. 
größerer, olwdra alberner (alwserer), comp. öl\ß9ra] naauy9ra, aber 
auch fchon naaw9r9r neben {naawdr) ir, unmrdr u. f. f. (unferer) und 
andere außnamen; im dat. plur. tritt das r wider hervor: böör9ma, 
pfarr9ma, meudma, feltener meur9ma. 

Die endung 'h9n und das im gleich lautende -vsdn geht in -m 
über, laam leben, gruum gruben, fiim fiben, g9hlnm gebliben, vfuem 
oben, reim reiben, groum graben, gdfchtorm geftorben, halm kalben 
u, f. f., pfoum mhd. pfäweu, plur. zu pfou (pfau, pfäwe). — w fttr 
Un tritt aber auch inlautend ein: lacmigh lebendig, gruuma dat. 
plur. auß grubenen oder auß grümen (man hört jezt aber auch 
fcbon gruumna). 

Außlautendes b fält ab in hou hab(e) *), hovara hab irer (b tritt 
alfo nicht wider hervor); ow, rou ab, herab; blei bleib(e) (Meijß, 
bleity blein f. p. 30.), trüü trüb(e), trüü9r, trüün, triiüs trüber, trüben 
(aber gaab gebe u. a.), blei und trüü verlieren ir b alfo auch inlau- 
tend (wie namentlich blein und triiün beweifen, die fonft nicht n fon- 
dem m haben würden). 

Außlautendes d fält ab in loaar, vmür werde, würde, warn, ^- 
woorn werden, geworden, pfaar pferd; dat. plur. pfama, c? fält iufo 
auch vor der mit n beginnenden endung hinweg; fremm, hemm = 
fremd, hemd ift zur affimilation geftelt worden, f. p. 30. 

t fält ab oder affimiliert fich dem vorhergehenden confonanten 
(/) in rrmrh markt (mercatus), färch, färch»i\ fürchte, fürchten, ro9» 
neben roft, plur. nur ross, roft (röft, craticula); rma, rufßgh rofli 
roftig (roft, aerugo); Tcess neben keft fem., plur. nur Tce/f^n (fpalte im 
holze, ritz). 

t tritt zum außlaute hinzu in bor fehl burfche, hulfi puls, (mß 
plur. öiCtdr äs, muuefi mos, wammdft plur. wamrmft^ry wams, akß 
plur. akf^Uj achfe, jempft fenf, kämpft hanf, leicht leiche (funus). 
Im Inlaute findet fich äulich nefhl für neßel, dein^l für deichfel. 

Wenn -9r auß ir (vos) einer conjunction fumgiert wird, fo wird 
zwifchen conj. und -9r ein « ein gefchoben: daßt;^ daß ir, wefä9r 
wenn ir, öbtdr ob ir; /* tritt in gleichem falle zwifchen coiyunction 
und das fuffigierte du: öbsda ob du^ wemda wenn du; f. u. bei der 
lere vom pronomen. 

Außlautendes g geht nach n, feltener nach vocalen in fc über; 
rink aber plur. ^Vi^(e), dink (ding9r)^ laak (ßngdr)^ g9nunk, /fe-ör- 



*) Anß hiin würdt nur hii entftehen können. 



88 

häak, ffäak, fchträak; toaok, avHtck weg, hinweg (aber wctagh fabft. 
weg), deSek teig (mafla). Wenn g außlautend bleibt, fo wird es 
wie ck (gh) gefprochen: zuttgh (zug), fough (fage) u. f. f. 

Vom außlautenden n nach vollen vocalen war bei den lautge- 
Tetzen der nafale im inlaute Tchon die rede. 

AJjümilation des außlautenden conTonanten des vorhergehenden 
Wortes an den anlautenden des folgenden. Für gaab imr (gib mir) 
lagt man meift gamm9r^ für wenn m9r (wenn man) wemm^r. — Bei 
fchneller außfprache ergibt fich von felbft und ift daher nicht in der 
fchrift bezeichnet worden die beftimmung des nafalen außlauts des 
vorhergehenden, mit dem folgenden eng zuTammen gehörigen Wortes 
durch den anlautenden conTonanten des folgenden, z. b. fan ouft, 
dan oufi (vom afte, dem afte oder den aft), n bleibt vor d^ t, n, fy 
f, Wy j, h, l, r und vocalen. — fem biir, fem dam hiir (vom hier, 
von dem hier); n klingt wie m vor labialen: b, p, m, — fang kindy 
fan dang kind; n wird zu gutturalem n d. .i. na vor gutturalen: 
h 9} ?• — So entftund in zufammenfetzung Sumbargh füir Sunbarg 
auß Sunnabargh, Sunnenberg; Brumhargh für brunbarg auß brunna- 
barg, brunnenberg. 

Auch das außlautende '9n nimt nach k^ g etwas gutturalen und 
nach f, p labialen klang an: fchenkan, foughdn faft wie fchenkng^ 
fougJmg; offdn^ dappdn faft wie offm, dappm; auch diß ergibt fich 
von felbft und ward nicht in die fchrift auf genommen. 

Das anlautende d des beftimten artikels fält in den formen 'den* 
und 'das* fbg. dan und döös {dan ift dat., accuf. fing, mafc, d. fing, 
neutr.; dat. plur. aller genera; döös ift n. a. neutr. fing.) in der 
regel ab und beide worte lauten dann in und ts (vgl. oben f. 28). 
Die nur fuffigiert vorkommenden gen. partitivi Meffen, deren* lauten 
ftets -/»n, -9ra mit ab geworfenem de, L u. d. pron. Wenn die 
conjunction denn mit dem vorhergehenden worte verfchmilzt, fo ver- 
liert fie ir d, fo daß nur -9n übrig bleibt, diß gefchiht bei 2. 3. 
fing, der verba, z. b. bt/ian bift denn, bift du denn {=bi/ia denn); 
tff9n ift denn, iffim ift er denn, woorfchtm warft denn, warft du 
denn (=worfchta denn)^ waarfcht9n wäreft denn, wäreft du denn 
{= waarfchta denn)^ waa/rfckdn wäre es denn (= waofrfch denn), 
vmürfc1U9n würdeft denn, würdeft du denn (tßüür/chta denn)^ toiHir- 
fch9n würde es denn (wüürfch denn)^ z. b. ie/fe» duu aa douf bift 
denn du auch da?; ii/fen douf == btfta denn douf bift du denn da?; 
hottam wosf = hott9r denn wos? hat er denn was? Wenn alfo die 
zweite perf. fin«. du auch fuffigiert wird, fo verfchwindet fie völlig 
in der außfprache und in der fchrift, fals man nicht etwa vor zieht 
biftddn und bifida zu fchreiben. Das volle denn ift jedoch in allen 
difen fällen ebenfals gebräuchlich. 



8ebl«icher, Volkstaml. a. Sbg. 



34_ 

Einiges aii% der wortbilditngtlere. 

Zalwort. Cardiualia. ^ew9r, eeenay '4^eSy vor dem fublt. ee; 
zwei, drei, one fubftant. oder nach demfelben dreia, fiir fiiray 
fümpf fümpfa, feka rekfoLy ßim fiima, acht achta, neu neuna, zee 
zeeena, elf elf a , zwölf zwölf a , drezza, ferza, fuohza, fachza, fiitoBza, 
uchza, nenza, zwanzigh, ek'enazwanzigh , zweiazwanzüh , dreißigh, 
dreiadreißigh , f erzig h, jßiraferzigh , fuchzigh, fümpf äpichzigh , fack- 
zighf feksafachzigh , fiiwdzigk, achzigh, neunzigh, hunnBrt^ hunn9rt 
un eees u. f. f. ,. ee hunn9rt, zwei kunn9rt u. f. f. , daufdnd. Ordinalia. 
{daar, dii, is) erfcht, anndr, dritt, fert, fümpfty fekfty ßimt, äclU, 
neunt, zeet, elft, mjoölft, drezzdt, flrzat u. f. f., nenz9t, sswanzighß 
U. f. f., hunri^rfcht. 

Steigerung der adjectiva. Es folgt ein Verzeichnis folcher 
adjectiva, die im comparativ und fuperlativ den ftammvocal ändern; 
die nicht auf gezälten laßen in unverändert (fals unfer Verzeichnis 
volftäiidig ift). Bei üammaußlaut r hat der comparativ -ra für -rdr 
und der fuperlativ -rfcht für -rft nach f. 30 und 32. friifch fri- 
fchdr frifcht, gdwiis gdwi/fdr g9wift, ßlüß filßdr und ßliiß^r. — ocU 
elor eltfty oorgh arghdr (der fuperlativ ergibt fich auß dem com- 
parativ), fchtoork fchtarkdr, fchwoorz fchwarzdr , fchoorf fcharf9ry 
hoolt Icaltdr, foolfch falfckdr, zoort zaartdVy fchmoul fchmaahry faul 
faM9r , glout glaWr, nouß naß9ry fchwouch fchwachdr, fampft fampf- 
tdr. warm warm9r, arm armdr, hart hartdr^ matt matter, blaß blaßdr, 
kraak Icranhdr, faft alle mit ftammvoc. mhd. a haben in den fteige- 
rungsformen a, aa, nach f. 19; laak hat lengdr. — gruueß ard- 
ßdr, huuech höchdr , fuuel fölhr , luues lößdr, korz körzar, fchtok 
fchtölzdr, — gruueb grdüewdry ruuet rüüet9r. — gdfund, dumm, 
frumm, fchtumpf haben ü; krumb hat krümmer krümft, junk Jüt^r 
jüngft, — braun breun9r breunft, faul feuhr feulß, favjdr jeuw^ra 
feuv39rfcht, — breeet brettdr, bleeech bleckar, heeeß heßdr» — grou 
groo9r grouft (d. i. grä gräer gräft), blou bloo9r blouß. — nqa 
naa^r nxiacrift. — klee (klein) klenndr kleft, fchää (fchoen) fchän- 
n9r Jchänft. — ree (rein) reeen^r reeß. — gdmee g9meeen9r g9- 
meeft, — guut beßdr beft, fll merra adv. meer, merfcht. — Zwei- 
filbige. olv39r (albern, mhd. alwsere) ölwdra ölwdrfcht, hortigh hör- 
tigh9r, wolfdl wölfdl^, moughdr maaghdra maagkdrfcht. 

Der fuperlativ wird durch vor gefetztes ölhr häufig noch geftei- 
gert: dar ött^rdürnft u. f. f. Ser beliebt ift die fteigerung durch zu- 
fammenfetzung; manche der hierzu verwanten elemente werden nicht 
mer in irer bedeutung gefiilt. Die adjectiva find im folgenden ver- 
zeichnille alphabetifch geordnet (zu gründe ligen die formen der 
fchriftfprache). muttar-allee, muUBrßiebn-allee, muttarßielenfchtarn' 

allee, — fchtee-oolt. — himmdl-ängft {un bang), fch o^ngit, hoor- 

ängß. — bluut-arm, baM9l-arm^ bluutbattal - arm {arm wii a kSr- 
chdnmaus), — gall-bitt^r, gallweid9n-biU9r. — beerheeeddl-blou, 



35 

biiitfch'blou, — leichdri-blaß, — duuet9n-ble€ech, — fcktuuek- blind, 
fchtoorfchtuuek 'blind, — bitter -büües. grund-bilüeSy grundaard^n- 
biiiles, — kerfch- braun. — kreuz-braaf. — ärma-dick, hach^l-dick 
(vom regen u. dergl.). — hiim-dumm, hiimochfdn'dumm, fchtuuek- 
dumm, hee-dumm, — r<ifjp9l'dört, ripp9lrapp9l'd^rr, beeräppdl- 
dörr, beeripp9lräpp9l'dörr, kling -dörr (von holz und dergl.), knng- 
rappdl'dörr, fchpinndl - dörr. — grund - foolfch, — fchiink-fauL 
fchtinkmiifi'faul (von menfchen). — duuet-feind, fchpinna-Teina, 
fchpinrixikrüüet9n-feind, — niit un noughdl-fk'ß. — fchpackat'fett.'r^ 
kreuz ■'fideil. — • fchtuuek-finßar, fchtauekrourn-finftdr, platz-finftar, — 
gdfchüU-fuuel, g^fchwappdlt-fmiel, iiemgdfchwappdlt'fuueL — ech9l' 
friifch, — hee-garfchtigh — küttdn-galb, zit9raana'galb, güß-gdlb, 
gUßwaks' galb. — hunds-gsmee. — karzdn- gdroud , fchnuur - adroud. 

— fraß-gam. — neu- gdfcheit, — kam -gd fand. — fchpiigh9l' ghuU 

— kttz-grou. — feu-gruueb. — grous - grüün, — beer-guut, — 
bee-hart, fchtee-hart, fchtee un bee-härt, bick9l'hart, bick^wee-h&rt, 
beebickdl'hart, — brüü'h^'eeß. — glock9n-halL — himm9l'huueck, 
haus-huuech, dorm-kuuech^ dreikaas - huuech (d. i. klein). — bluv^- 
junk. — eis'kooh, zitOr-koolt, eiazittdr-koolt, — klippdr-klee. — 
duuet-kraak, duuetfchtarms-kroak. — fick9l - krumb. — wattBr-lau- 
nifch, — fdadBr-lechL — lecht^r-luua, halUchtdr-hiua. — hel-maa- 
ßigh, luuddr-maaßigh (gehört eigentl. nicht hierher). — hunds-müUd, 
ktmdsaardon-müüd, duuet-milüd. — fchplittdr-nackdi, fovfdl-nack^t, 
fmgdrfouß^l - nackdt. — /uiiden - nouß, traafch - nouß / /üüd9ntr(iafch' 
nouß, pfatfchdn-nouß , jvAld^npfaifckdn'-nouß. — funhl-neu, nov^k^l- 
neu, funhdlnougJvdl-neu , fchjflittdmough9l-neu. — bluut-ruuet, feu^r- 
ruuet, klitfchdn-ruuet, feu^drkUtfckBn-ruuet, fuka-ruuet, fuksfmBr- 
ruuet. — kuughdl' rund, — dik-fout, pump-fout, dikg^pumpt- 
fout. — krach' faudr , ker-fav^r, kerkrach-favJ^r , kerreßich-fau9r, 
blvut'fauar, helmaaßigh'fau9r (beide von der anftrengung). — grund- 
fcklacht, hunds-fcklacht — • bränd - fchwoorz , kuud-fchwoorz, kuuelr 
rourn- fchwoorz^ kuuelrournhaach- fchwoorz, — wunn9r-falt9n, —r mord- 
fchää, mordhimm9l' fchää, — baam-fchtoork. — huuek-fchteif, — 
meusla-fchtiü, fthtuuek-fchtiU, — zuck9r'luilß, häamgh-ßiilß {wii 
maLf9ßir, wii a miit — malvafier, met). — pwad^n-dm9r, ß,nd9n- 
bren-deti^r. — meus-duust — leeema-trüü. — foolz- trocken, — 
fchpei-üüwdl^ hunds - üüio9l , hoor'iiüw9l (vergl. die fremdworte wei- 
ter unten). — brei-weeech, batfch-weeech, laad9r-weeech (fehla- 
gea). ' — höll9n - weit , himm;9l - iveü^ — fchniia - weiß , kreiden - weiß, 
fchluueß - weiß ^ blüüt ^ weiß , fchniiakreid9n - weiß , fchluueßfchnita- 
weiß, fchluueßfchniiafchlett9r-weiß; kaoa-weiß (vom erbleichen 
des angefichts). — fuks-will, fuksdeufdla-will, — klee-winzigh. — 
feu^touuel. 

In änlicher weife wird der begriflf von fubftantiven durch zufam- 
menfetzung gefteigert, z. b. hxmds-MU, feu-k^h.' — hekf9n"hmß, 
heid^U'luu/l. — mord- fchpektaagh9l u. f. f 



36 

A1)geleitete verba werden häufiger von den namen mufica- 
lifcher inftruniente und der fpile gebildet als in der fchriftl^rache, 
z. b. hmpf^n (von harpfy harfe fpUen), klafitr9n, getgh9n, gitarr9n 
u. f. i.^%a/tt9n (karte fpilen), darockdn u. f. f. 

Gaufativverba fin4 noch häufiger vom fbammverbum durch den 
ftammvocal gefchiden als im nhd., z. b. fchterb g9fchterht (töte, ge- 
tötet, aber: fchtarb g9fchtorm), cbrfckreck d^rfchrUlct {ddrfckrack 
cbrfchrockshi)^ fchteck g^fchtäht (infigere, fcktack gdfoktaUt^ infixom 
effe), ddtfröör ddrfrö'ört (erfrieren laßen, z. b. ar kot fei nqus, 
feina fiMß u. f. f. d07fröört^ aber: heü g9friiTt8y is waß9r ü ^9- 
froor9n). 

"^enig bräuchlich ift das part. praef. Jezt lautet es in der Itatt 
meift eben fo wie in der fchriftf^rache, feltener ift bereits die auf 
dem lande noch übliche form delTelben auf -^nkhi (mittels -ickt vom 
infinitiv gebildet) geworden : kochnichta oder kockdnda waßdr, fliiß9nd8 
vjoßdr aber a fliißnichts oor, d. h. ein mit fließen behaftetes. 

Nomina actio nis, masculina auf -9r^ die einmalige handlang 
an zeigend, werden namentlich von verben, die eine kleine oder 
rafche bewegung oder einen fchall bedeuten, häufig gebildet, z. b. 
ar hMdT an fckmitz^r gaam (er hat ir einen fchmitzer, z. b. peit- 
fchenhieb, gegeben), ar hot kenn zuck9r {mukfdr) meer g9daany d.i. 
er hat auch nicht einmal mer gezukt (gemukft). So z. b. hopfW^ 
rutfchdVy glitfch^Ty zwlckdr, rapjf9r, zapl9r, fchZitss9ry fchnacbgkbT 
(fchnaagh9ln fehlendem), walkr (von kochendem waJßer), kack9ry 
hrumm9r, lunn9ra {lunmm poltern), klatfch9r, plumpf9rj pla^cür 
u. f. f. Verfchiden hiervon find die nomina agentis auf -er: z. b, 
trough9r träger, düüch9r tuchhändler, hmOdr hutmacher, maZm9r (für 
melwer) melhändler u. f. f. 

Adjectiva auf -»< {icht) und in häufigem gebrauch: fchtinh^i 
(ftinkend), drdck9t (dreckig), fchach9t (fchäckig), züügh9t (was zag 
hat), zwölffchiiüchdt (zwölf fchühig) u. a. Einige fubftantiva auf -»t 
find der mundart eigentümlich: troygk9t (tracht, korb voll), hSck»t 
(gebäcke, was man auf einmal bäkt, z. b. a bäck9t brauet). Den, 
ftoflf bezeichnende adjectiva auf -am (=nhd. -ern) und -a (= nhd. 
-en) haben unveränderliche endung und nemen keinerlei flexion an: 
hülz9ra (hölzern), fchtrüü9ra (fchfruua ftroh), hem9ra (hörn), ziin^ra 
(zinn), fchteeen9ra (fcktee ftein) u. C f.; dife werden nicht als prae* 
dicat gebraucht, man umfchreibt dann mit fan^ z. b. daar diifch is 
fem fcktee im niiet falh huudz, aber z. b. breng in fchte^€n9ra diifch^ 
niiet in hiilz9ra. Auf -a namentlich holzarten bezeichnend: clenna 
(tännen), echa, kiif9ray büiicha, weida, erla, orla (ahomen) U. a., 
z. b. d»T denna diifch , mit denna difch9n und auch daar diifch is 
dennay niiet büilcha. 

In zufammenfetzung haben die umlautsfähigen fubftantiva, 
befonders die feminina (nach decl. II. f. u.), als erfbes glid häufiger 
den umlaut als in der fchriftfprache, z. b. kuüdraak, ßääbee (floh- 



37 

bein), leusfink (fchimpfwort), meuslutiech, fetduucbr (fchimpfwort), 
feugruuehf zeebei (zänepein) u. a. 

Kiüderworte, meift reduplicierend, fchalnachamend: cbrdaada 
(vater), di mamma (mutter). — is miihaha (pferd), di moch»! O^uh), 
18 mock9la (ktilein, kalb), rfar hetz (hammel), ia betz9rla (fchaf), di 
hSpp9l, is h'epp9la (zige), di fuck9lf ia fuckdla (fchwein), «for dodoy 
cur hauhau, ehr wcmwau (bund), di miinZy is minz9rla (katze), di 
baap9l, is laapdla (hun), is klicJc9la (junges hun), is vniw9rla 
(junge gans, gans), is düla Qvaige ente, ente); mit difen Worten 
werden meift auch die tiere gerufen, z. b. fuck fuck fuck, hetz 
hetz hetz, ha<ip9l haapdl, Mickala klickala, V)iiw9rla wiiw9rla, 
dilla diüa, — heia, heüla und heia, hei9la (wige, bett); hack9rla 
fzan), h&tfch, hatfcharla (bandfchlag, händchen), eckeck, eckala 
\ßck9lob wäre dem. zu ^kan, angulus) im hiefigen hochdeutTch ad, 
torat. 

Einige fchimpfworte. ouß (as) pl. öi/Ur, kTeif9n-(yuft, roum^ 
ouft^ fchind-ouft, feu-ouft. — grind-hatz^ draak^hatz, — haxich- 
fi%f9l fchimpfwort auf den fchufter. — huckdr, — daawa (taube i. e. 
tolle) Qe^, daawa Seifa (tolle weibsperfon); daawdr Kluuea {kbmeß 
ift allerdings kloß; klües ift aber hier gewis auß klas (Nikolaus) 
mit anlenung an das bekante wort klüeß verdreht: tolle mansper- 
fon). — ii^9l (efel). — • fläämeick^l (flohmariechen d. i. flöhichtes 
Weibsbild, a kadoulifcha Meickü bezeichnet eine frau auß dem be- 
nachbarten Baiem; Meichel für Mariechen ift fonft hier nicht bräuch- 
lich). — fliiegk9l (flegel). — aaldmaufdr (gebraucht auch da, wo 
man nicht des gelddiebftals befchuldigen will). — hhM (giriger 
menfch). — ^ Wmbdl (fchlaflFer menfch). — lechtarziidr (lichterzieher, 
rotznafe). — lümmaL — leusfink (verlaufter). — lüilgh (fo wol lüge 
als Itigner, lügnerin, fbg. lüüghdnfougkar*, femin. 'fougk9ra). — hm-- 
d»r (neutr., fo vil als ouft), hajhlanz-luud^ , franzuuef9n-lmid9r, 
{di frarmmep^n = die fyphilis), kreifdn^luud^r, feu-luud^r, fchtafup- 
ha^f^U'-luuddr. — fn^ei'a (mähre, fchlechtes pferd), fchinwmeera. — 
7nMeedbsfchm'eck9T (verliebter menfch). — oks, hiim'-oks, fchiih-oks. 
— hartick9nmach9r (fchon 1661 in den ratsprotocoUen; ränkefchmid, 
lügner; hartickBn mit dem ton auf der zweiten, auß praktiken, z. b. 
ar'm&cht hartick^n; bei kindem hört man auch: du lüüghdnhartick^n 
fo vil als du erzlügner). — pfunfch (femin. declin. III; unreinlicher 
menfch). — pratfch (femin., hoflfärtiger). — fau, willa (wilde) fau, 
wüla wattBrfau, fmbeer (mänl. fchwein), feutreiwdr. — witfch (femin. 
krumbeinige perfon). — Faft alle orte hiefiger umgegend haben ir 
eigentümliches fchimpfprädicat, z. b. du Sumharghdr heppdla (Sonnen- 
berger zige), du Lind9r feutruuegh (Lind, dorf), du Neufchtomr jaM- 
hous (fandhafe), du Neujiglvar miiftfink (Neufang, dorf), du Ha^amdra 
detfchJTraßar (Riimmern^ dorf; deif/cA ift kartoflfelpfankuchen); du Jilü" 
d9nbach0r foorfchpann9r (durch Judenbach gieng ehedem die haupt- 
ftraße und vorfpann war des ortes haupterwerb) ; ^ur 8chteSenigk9r 



38 

^hroopf^ (Steinach, dorf ; hroopf verfpottet zugleich die dortige mond- 
art; fug. hruuepf, kröpf); du oairifcha fau. — 

Taufnamen, mänliche: Baiz»r Balthafar, Bart^l Bartholo- 
mäus, Eüiüa Elias, Früdar Fridrich, Hambauly demin. Hambaula 
Johann Paul, Hcmfrndar Johann Fridrich, Hanaaadm Johann Adam, 
Hansott Johann Otto, H&nniclcal Johann Nikol, Jörgh, dem. Jorqhla 
Gßorg, Jörahnick9l, iaara* Adolarius, lapa Philippus, Nick»!, dem. 
Nick9la Nikolaus, Pritdaa Pyrites, nicht hier, fondem in. Heiners- 
dorf beliebt, foll von einem ftudenten namens Feuerftein herrüren, 
der einft in Heinersdorf ein kind auß der taufe gehoben. Weib- 
liche: %nnaharlay demin. Anna Barbara, Barla, demin. Barbara 
Wer häufigfte name), ^^'^^ (mer auf dem lande) Angelica, ^ Eva, 
Kurmal Kunigunde, Manila Amalie, Marght Margaretha, Mariibarla, 
BMt Margaretha, B'ettabarla Margaretha Barbara, Bick Friderike, 
Biila, dem. Mariechen, 8aala Eofalie, Sanna Sufanne, JWYwa Katha- 
rine, Witna Sabine. 

Um geftaltete fremdworte: basbdant paffer le temps; z. b. dööB 
16 kee bashdant das ift kein Zeitvertreib, keine kleinigkeit; rand un 
fuugh, doch wol auß rendez vous, wird im finne von gründliche Ord- 
nung, kurzer process gebraucht, fo wird zum beifpil in der haushaltung 
vor den f eiertagen rand un fuugh gehalten, das heißt alles gefegt 
und gefäubert; dickadunn ducaton (halber ducaten) bezeichnet einen 
krontaler (2 fl. 42 kr.), auch einen alten laubtaler (2 fl. 45 kr.); hoar^ 
üüw9l (wörtlich har-übel) fo vil als fpeiübel, warfcheinlich horrible; 
mttßlfei(naz9rüed9n wörtlich mit fervietten — ßlfeit fem. HI. ferviette 
— zu reden, foll aber fein : mit üalvä venia zu reden (in hiefiger gegend 
wird das lateinifche v wie f auß gefprochea)! — Die hi^ge mund- 
art fcheint überhaupt eine neigung zur verwechfelung der worte mit 
änlich klingenden zu verraten, der zufolge nicht bloß fremdworte 
falfch gebraucht werden: fcUk fem, HI. ift falte (verwechfelt fcheint 
hier faJke mit falte); brunkrabß masc. ift brunkreffe, kraiß ift aber 
krebß; akfi (plur. akfan fem.) achfe (achfe — axt, lezteres wort ift 
hier ungebräuchlich und wird durch beil erfezt); ouß neutr., plur. 
öißdr äs {ouß, plur. eß, masc. aft); feuwara, feltner auch der pofitiv 
mit w: fauv39r = fauer (fauer — fauber); bowpß baft (baft — papft, 
lezteres wort hier im volke zimlich unbekant); fcherfan für fchärpe, 
6charpe {fcherf, acies) ; diina dienen gilt auch flir dingan, lama ler- 
nen auch für leren; für entrich, mhd. antreche, gilt aa^faajrAar (wört- 
lich anträger, etwa: qui prolem affert?) u. a. 



Declination der fubltantiva. 

Die declination der fubftantiva im fbg. unterfcheidet fleh dadurch ^ 
von der der fchriftfprache, daß der genit. fing, verloren ift (bis auf 
refte in der uneigentlichen zufammenfetzung: werte - haus,. bSck9n^ 



39 

hruuet u. f. f.); der dat. fing, unterfcheidet fich in der form nicht 
vom accufativ; da femer nach f. 28 das auß lautende unbetonte e 
des nhd. ab f alt, fo verlieren auch nomin. accuf. und genit plur. 
ire endung, deren Wirkungen auf den wurzelvocal und den ftamm- 
außlaut jedoch bleiben (nomin. fing, rinky n. a. g. plur. ring', buueh 
plur. bock u. f. f.); nur der dat. plur. hat die endung -na, für wel- 
che jedoch durch einfluß der fchriftfprache -an ein zu dringen be- 
ginnt. In der confonantifchen -ndecUnation (der fogenanten fchwa- 
chen declination) fcheidet meift das hervor treten des ftamm-/j den 
plural vom fingular; hier findet fich ebenfals eine fcheidung der 
cafus obliqui des fiugulars vom nominativ, doch nur in fchwachen 
reften bei den masculinen. — Von dem im plural hervor tretenden 
-9r wird auß gedenter gebrauch gemacht. Demnach bleiben alle 
fubftantiva in allen cafus des fingular unverändert und es kann nur 
die bildung des plurals zum einteilungsgrund der declination gemacht 
werden. Subftantiva die nicht im plural gebraucht werden, können 
nur mittels der gefchichte der fprache oder der analogie einer de- 
clination zugeteilt werden. Nomina propria find keiner flexion fähig 
(die perfonennamen haben ftets den beftimten artikel). 

Masculina I. Der plural ift dem fingular gleich (nur der 
ftammaußlaut g wird im fingular zu fc, rink plur. ring, nach f. 32). 

Sing. nom. acc. dat. dough (tag). 

Plur. nom. acc. dough, dat. domh-na {dough -dn). 

So gehen z. b. aal (anguilla), arm, loa (16n), mcmn (luna, dat. 
plur. manna), fchpom, rosa (auch roß, plur. nur ross^ röft, crati- 
cula), oumd (vespera), breukum (bräutigam), wind, blick, blitz^ briif, 
fchtiil, diib, kriigh, fchmiid (faber ferr.), kam, hacht^ bargh^ karl, 
krabß (csmcer) ^ knacht, fchpacht, waagh (via), fchtaagh (femita), 
kaas (cafeus), baam (dat. plur. baama, arbor), hmgft, deich (teich), 
keil, reum (reim), feind, freund, kreeeß (circulus), reeef (circulus), 
leeeb (panis), eeed (jus jurandum) u. a., fchuuch (calceus) hat im 
plur. fchuua, dat. fchuuna. Mit bildungen: -an; Äig. bißdn, plur. 
bißdn, dat. plur. bißdna, z* b. zapfdn, back9n, funken, wilUn^ tro- 
pf9n, balkdn, galghdn, rückdn, baaf9n (befen), fchliitan (fchlitten); 
aauma (poUex), plur. dauma, dat. plur. dauma und daum9na, naama 
(nomen), riima (lorum), faama (femen), hrunrui, plur. brunna, dat. 
plur. brunna. — -9r; alle nomina agentis auf -»r, z. b. fchreiwdr^ 
fraßdr, jaagk^r; die nomin. actionis: rupfdr, hopf9r u. f. f., /wm- 
m^r, kaaJbr (keUer), Jööra, plur. bööra, dat. plur. böör9ma, böördm 
(börer), pfarra (pfarrer eben fo), meura (maurer), plur. meurä, dat. 
plur. meu9ma. — -aZ: eng9l, treuwdl (uva), bleu9l (wafchbleuel) 
u. f. f. — m€mv9t (menfis), kelich (kelch, Weinglas) u. a. 

Masculina n. Der plural ändert den ftammvocal. IIa. Der 
plural hat einen vom fingular nicht bloß quantitativ verfchidenen 
vocal (umlaut mit oder one kOrzung). 

Sing. nom. accuf. dat. fchlough (fchlag), fuun (fon, filius). 



40 



Plur. nom. accuf. fchUiegh, /uiin, dat. fchlüegh-'na, fvMam. So 
z. b, fcMout fohlüet (fchlot), gouß giß, ouß eß, filiirhaäk ^heng^ 

fä&k geng (gänge), gaak gang (abtritte), fchtraak ßktrengy braad 
rend, kräaz kränz, ßhwaäz ßhwanzy fchraak und ßhaak ß^rank 



ßhank, daapf demvf, kra&pf krempf, kaab kämm, dat. plur. kamma, 
ßhtoul ßh;taÜ, ßJUand ßhiend, fch&tz ßhaJtz, fchwamm ßhwemm (fpon- 
gia), ßhwarm ßhwarm, dänz (tanz) danz, /oorgh (farg) fo^rgh, boart 
öaart, hools hals, häa (gallus) plur. haa dat. plur» haana^ fcltpaa^ 
(fpan) plur, ßhpaa dat. ßhpaxxna, ßhprunk fckui^ng^ fuks fühs^ 
htmd himdy grund gründ, wunßh toiinßh, fchtrumpf /hktfümpff 
ßmpf ßlmpfy trunk trünk, kruugh krüügk^ fimß füilß^ fokluvl 
ßhtüül, huut hilüt, pfLuuah pflüügh, gwiß güß, fiuuß ßüß , fchuuß 
fchüß, bnmch brück , fchpruiuih fchprüchy buufch oiifch, fchtorm 
fchtörm, worf wörf^ korb kärb, ßhtuuek ßhtöck^ hnm'lc höek ^ rutteh 
rock, pfiuuek pflöck, knuu&pf knöpf, kuuepf köpf, zuvspf zöpf, 
frumfck fröfch, vmudf wölf, huuef (hof) hüüef, kluueß (kloß) hludeß, 
bauch beuch, fchlaiLch fchleuch, fchtrauß ßhtreuß, zäun zeun; bemerke: 
fitmech plur. fiää dat. flääna ^pulex) und zaa (zan, dens) plur. xee 
dat. plur. zenna. Mit bildungen. -»n: woughdn plur. waagk^n Ai^. 
plur. wa^gh^na, kroughdn kraaghdn, mough9n maagh^, fchoudan 
fchaad9n, lotubn laucmi, brouitan braa^n, houf9n hcuifdn, h<mk9n 
haakdn, kaft9n kaßdn, gartdn gaa^t^n, uuefdn üüefdn, buued^n büiie" 
den, buuegh9n büüegh9n, groum (für grouben, graben) graam. — 
-ar: hnmobr brüüd9r brüücbrna (und brüildarn)^ fchwough^r fchwaa" 
gh9r, fa(t9r fattdr, cLckor ack9r, häam^r ha^m9r fmalleus). — -9^; 
nouahdl ni{egh9ly fchtoud^l fchtaad9l (horreum), fattal fattal, appl 
öpfdl, fuuegkdl füüeghdl u. a. 

IIb. I>er plural verkürzt den langen vocal des fingul. (flanuii- 
vocal fing, ii plur. i; vor r -[- conf. e): diifch plur. difch dat. plur* 
difchna {difcJmi)^ hüb hibb hibna, fiifch, wUfch, fchniit plur. fchniU 
fchnitnxi, fchriit, triü^ riiß riß rißna, büß, pfüf, gTxif, fchtiieh, 
fchtriik fchtrick, wiirt wert, hiirfch hirfch (cerviis). — Nur der dat. 
plur. kürzt den vocal in: fchtee (ftein, lapis), plur. fchtee, dat. plur. 
ßhtenna. 

Masculina III. Der plural hat -»n. 

Sing. nom. accuf. dat. beck. 

Plur. nom. accuf. beck9n, dat. beckena. So: hert, ochs, börgh 
(vas), leeeß (leiften), zack, kriß, förfcht, menfchy gefeU, riis, dtach, 
fink, zeugh (teftis), äff, baar (urfus), iwwe« (uuncius), brunn plur. 
brtmna (wns), Aarr (dominus), narr (näm oder narr9n), pfajf, lööb 
(leo) plur. lööm (= loben), pfou (pavo) plur. pfoum (= pfouwen, 
pfäwen) u. f. f., jung (puer) wird im plur. durch buum (= buben) 
dat. bunma erfezt. — Mit bildungen; -^r: gdfomr (teftis baptismi), 
fett^x, bav»r, nachbdr u. a. -9l: fchtach^l. — Bei einzelnen difer 
fubftantiva hat fich, warfcheinlich durch einfluß der fchriftfprache, 
im accuf. dat. fing, die alte endung -9n als nebenform in gewüTen 



41 

ffigungen, befonders wenn das wort den fat^; fchließt, erhalten; z.b. 
hou8 (hafe), befonders wenn es den gebratenen bafen bezeichnet: 
m9r komm heit cm hovfdn gaßdn^ aber: efor jcmgh^r hott cm houa gd- 
fchoßsn'y ß hott an beck gdnumma und: fi hott an b'€ck9n (feil, zum 
mann), aber: aii zun beck (gehe zum bäcker); huuel an brunna oder 
an brunn (hole einen brunnen d. i. trinkwaßer); änlich verhält es 
fich mit andern Worten difer art ; erb (heres) hat im dat. accuf. fing, 
nur erm (= erben) plur. erm, dat. plur. erma, 

Masculina IIII. Der plural wird mittels -dr gebildet. Der 
rtamvocal wird, wenn es feine natur zu läßt, um gelautet, auch 
verkürzt. 

Sing. nom. accuf. dat. worm. 

Plur. nom. accuf. wörmar^ dat. wörmama (wörmarn). 

Dorm (älter dorn, turris) dörmdr (alter dörnar), dorn (fpina) 
dämar, darm dermar, woold waldar, holm (calamus) hä^m^r, rand 
rendavy gott göttar, ort örtdr, draak dra^kar (fordes), geiß gei/hr, 
leib hiwdry maa (vir) mannor, boligh (balg) belghdr^ flaak flackar 
(orte, ftriche, flack nach IL b find läppen von zeug und dergl., 
flackan nach IIl. find fchmuzflecke). 

Neutra I. Der plural ift dem fingular gleich. 

Sing. nom. accuf. dat. joor. 

Plur. nom. accuf. joor^ dat. joor -na. 

So: hoor, kreuz y worty eer (ovum), reV (capreolus), fchouf (ovis), 
fchiff, diir (animal), Imiiy fe'ed (funis), deeel (teil, ftück), fchpitl, 
wark, gabuuety n^tZy luueß (fors), luuety mouß (menfura), rächt n. a. — 
Im dat. plur. kürzen den ftamvocal: bee (Dein) plur. bee dat. benna 
(vergl. das masc. fcktee)^ pfaar (pferd) pfaar pfarna. — Mit bil- 
dungen. Hierher gehören alle deminutiva, welche im dat. plur. nie 
-na haben: rilüesla (röslein), plur. rüüeslay dat. rilüeslenn (das e 
ift hartes Sy nicht a; klenn: kleinen = -/6nw: -leinen); -an: eifany 
zSeechan, dat. plur. zeeech9na; -9r: luudary fuudary la/iary fea/ar] -91: 
bündal, ßighdl. 

Neutra IL Der plural wird mittels -ar gebildet. Der ftam- 
vocal wird, wenn es feine natur zu läßt, um gelautet, auch verkürzt. 

Sing. nom. accuf. dat. haus. 

Plur. nom. accuf. heufdry dat. heufdr-na. 

One Veränderung des ftamvocals: lud (carmen) Uid^y gliidy 
licht y rindy büdy fchildy dink dingdr, fchtUck, menfch (als fcmmpf- 
wort), gald (pecunia), kleeed (veftis), fcheity weib weiwary hemm (hemd) 
hat hermn»dary fcM falhry kind kinnar; vile mit ga-: gafchpenft, ga- 
fechty gdmüüty gdPchlaxihty gamüüSy gdwölb gawöltoar. — Im plural 
kürzen den vocal one umlaut z. b. naaß (nidus) nafhry blaach bla- 
ch9r, bell beUdry braat (bret) brettar. — Der plural lautet um mit 
und one kürzung, z. b. glous gliiefary grovh griiewary grous graafary 
doul (tal) daabry boud baadar^ f(mß feßary fomh fech^, douch dechar, 
roud r'eddar, bleut blettar, ouß (as) öifiar, baad bendar, pf&ad pfan- 

Schleicher, Volhstüml. a. Sbg. 6 • 



42 

d9r, wammi^ß (wams) W(mm»ft9r, land land9r, kolh kelw9T, lamm lern- 
m^r, trtMnm triimmar, buuch büchdr^ duiLch düchar, guut gütt9r, -tttum 
'tüüm9r, dorf dörfar (alter und atif dem lande: duueif därfdr)^ wort 
wärt9r (auch nach I.), j^olk fölJc9r, kom käm^r, hörn hämar, bluuech 
blöch9r, luuech löch^r, juuech jochar, fchluvsß fchlößdr, hwudz höle9r, 
kratU Tcrmt9r, maul mälbr u. a. — hünmr (der fing, nun wird durch 
kenn erfezt, von welchem der plural feiten gebraucht wird), — Jfc/uue- 
/fer hat im plural klüiie/hr (aJs wäre -9r erft im plural an getreten). 

Neutra IIL Der plural hat -an. 

Sing. nom. accuf. dat. aagh (äuge), harz, oor. 

Plur. nom. accuf. aaghan, harzdn, oordn, dat. aaghdna {aaffh»n\ 
harz9na, oordna. 

Difer weife folgen noch: end (finis), bstt (lectus), leid (häufiger 
im plural). 

Feminina. Zu I. (unveränderlich) gehören (außer biim pirum, 
hend manus) alle die fich im nom. fing, auf -dn oder deHen lautge- 
fezliche Vertreter -a, -m endigen (alfo lauter zweifilbige oder urfprüng- 
Uch zweifilbige); zu III. (plur. -an) alle mit bildungen und alle ein- 
filbigen, auß genommen die nach II. gehenden (plur. umlaut), 16 
daß eine aufzälung der beifpile eigentlich nur bei IL nötig wäre, 
da I. und III. fich auß der form des nom. fing, erkennen laßen. 

Feminina I. Der plural ift dem fingular gleich. 

Sing. nom. accuf. dat. lindan, gruum (= gruben), fchixmga (= 
Hangen). 

Plur. nom. accuf. Itnddny gruum , fchtanga, dat. lindana, gruuma 
(auch gruvmna)^ fchianga (auch fchtangdna). 

So: fnüdm (warmes vihfutter), leüdn (berghang), Undan, ech9n, 
buuchan, fechten, weidan, aardan (erde), rindan, rööran, haazqualn 
(handtuch), kraana (kröne, dat. plur. hraana)^ fchwaana (fchwan), 
pflauma, blumma (flos), hrooa (krähe), klooa (klaue, dat. plur. krooBna, 
klooana), zanga, zunga. — Einfilbig gewordene: ruwm (rübe), fdUuMm 
(ftube); femer fchtunn (für ftund hora), pl. fchtunn^ dat. pl. fohtm^ 
na; biimj plur. biirny dat. plur. biima, hend (auß IL herüber ge-. 
kommen), plur. hend, dat. plur. hendna und hencbn. 

Feminina IL Der plural hat umlaut. 

Sing. nom. accuf. dat. m^us. 

Plur. nom. accuf. m^us, dat. meusna (meufan), 
•Hierher gehört laus leus^ haut heut, brau^ breut, faiuft feuß, 
fau feu dat. feuna, nuß nüß, feuerfchhrunft -briinfty kun/i hün/i, 
bru/t briißy frucht frUcht, luft lüft, zumpft zümpft, fchnuur fchniiür, 
kuu küü dat- kilüna, wuuerfcht (wurft) wörfcht, fcntout fchtett, nout 
naat, nacht nacht — Auf dem lande folgen difer bildung noch toaad 
wend, baak benk, haad hend, von denen die beiden erfteren in der 
mundart der ftatt nach III., lezteres nach I. über getreten ift. — 
Ein zweifilbiges: dochtar (filia) döchtar. 

Feminina IIL Der plural hat »n {-a, -m). 



48 

Sing. nom. accuf. dat. TcatZy daub (columba), funn, Jk/tn^ (lamina). 

Plur. nom. accuf. kätz9nf daum, funna, klinffa, dat. hatxBna^ 
dauma^ funnay klinga, 

Z. b. fchtrouß y nouSf hUmSy housy floughy hntwort, wölk, wach, 
glocky fchcmz, fchpüz, fchuuly daaf (taufe), brücky h4Uty (di Hütten 
ift Ortsname), küchy müüly dSck'y fchrife, zeity dafch (tafche), wii^y 
miffhy fehprouchy eck, kSrchy pfeuf, geiahy gaß^ ant (ente), l^ir 
(bacca), (undy ßchy fchtavdy ßiel (feie), kiiet (kette), kapp, brück, 
miied (magd) u. f. f. — benk plur. benk9n (bank), wend plur. wen^ 
dofiy färb plur. farrmy garb garmy fchwalb fchwalmy kann plur. kcmna 
nach dem außlautsgefetze. — Umlaut im plural haben: ängß plur. 
engftBn, kraft plur. kr^n, nuuet (not) nüüetdn (wol nur im dativ 
gebraucht: in nüüet»n oder in nüilet9na). — akft (achfe) verliert im 
plur. das zu gefezte t: akfan. — Mit bildungen: leetar^ echly plur. 
Iett9m, echdiny dat. lettamay echdlna; z. b. fchwäft9ry kamumr, Id&m- 
m9ry mav0r. — doif9l (tabula), nefol (urtica), zmifdl (furca), Ä%?- 
p9l (populus), n(md9l (acus) u. a. — arbdt (arbeit), hrak^t (krab- 
belt), aam9tz (ameiße) haben im nomin. accuf. plur. '9n, im dativ 
'dna (-^). 

Deolination der adijectiva, pronomina und des zalworts. 

Durch den Übergang des auß lautenden m in n ift im mascul. 
die form des dat. fing, mit der des accu£ überall zufammen gefallen. 
Adjectiv. Unbeftimt 

masc. neutr. fem. 

Sing. nom. blinddr blinds blinda. 

gen. u. accuf. blinddn blinds blinda. 

dat. blinden blinddn blinddr. 

Plur. nom. accuf. blinda \ 

gen. blinder l in fämtiichen generibus. 

dat. blindany 

Der dat. fing, und der genit. plur., namentlich lezterer, find nur 
in beftimten Wendungen bräuchlicb, z. b. in guuOr ruu} füwmaam9r 
leut kimwr g9rotit9n faltan. 
Als praedicat: blind. 
Beltimt. 

masc. neutr. fem. 

Sing. nom. blind blind blind. 

acctt£ blinden blind blind. 

dat. blmd9n blind9n blindan. 

Plur. nom. accuf. aller drei genera: Hindun. 
dat. blindan. 

Wird das adjectiv fubftantivifch gebraucht, fo hat der dat plur. 
die endung der Aibftantiva: Uindna u. a. 



44 

Den lautgefetzen zu folge lautet der nom. accuT. fing, neutr. 
auf fch ranllatt f) auß nach dem ftammaußlaute r, z. b. woorfch (wa- 
res), raa/rfch (rares) u. f. f. — Das ab gefallene e im nomin. der 
beftimten form wirkt als ob es ftünde auf ftamvocal und ftammauß- 
laut, z. b. dar hgufan (topf) is fuud aber cfor foU hovfan; dar maa 
18 ooUj aber dar aÜ maa^ dar baikan is laak, aber dar lang halJcan 
u. f. f. — üeber -an und feine Vertreter -a und -m gelten die 
f. 31 gelerten außlautseefetze: llindan, Icranhan u. f. f. aber: frem- 
ma (fremden), arma, langa, a&ganaama, griiüna u. f. f., halm (hal- 
ben), gähn (gelben) u. f. f. — Praed. krumb vor endungen krumm 
(dam fcktcLcT^ ia krwmhy dar krwmm fchtackan), — -rar wird nach 
f. 32 -ra: fchnchbara, ohoara, größara und alle comparative (fchilch- 
terner, alberner, größerer). — Nach den bildungen -ar, -al fleht 
für -an bloßes -w, alfo größamy üüwaln (übelen). — Den ftamvocal 
kürzen in allen formen außer der des prädicats: oorgh ärgh (auch 
orgh), ooU alt, fchoorf fcharfy fchtoork fchtark, fchwoorz fchioarz, 
foolfch f&lfch^ hooJh halh (haltoar), koolt kalt, nouß naß, foult fatt, 
glout glatt, fchwouch fchwäch. fuuel foll,fri%fck fri/ch, gawiia gatoiss, 
heeeß heß , kräak kränk, laäk lang, ga&z ganz, weeech hat in den 
übrigen formen fowol weck als weeech (weeechar, weeecha neben wc- 
char, wecha u. f. f.) — Nur im nom. accuf. fing, neutr. kürzen den 
vocal: weSech wechs, bleeech llechs, breSet brets, guut guts, — Die 
auf Ott (= ä) außlautenden praed. blou, grou (blä, grä) haben 
im nom. fing, der beftimten form blou, grou, neutr. fing, unbeftimt 
bl4M8, grous, in den formen auf -an: oloun, groun, aber im nom. 
fing. masc. der unbeftimten form blooar, grooar und blooa, grooa in 
den formen auf -a; die andern vocalifchen wie treu, neu, ganaa 
(genau), zaa (zähe), naä (nahe), trilü (trüüar, trüün u. f. f.) find 
unveränderlich (treus, treun, treuar, treua u. f. f.). An alle vocalifch 
außlautenden ftämme tritt alfo anftatt -an ein bloßes -n. — Von 
den auf -n außlautenden ftämmen wechfeln vor allem fchää klee 
(praed. und nom. fing, beftimt); fchööenar kleeenar, fchööena kliSena, 
aber in den formen mit -an fchänn klenn und im neutr. fmg. unbe- 
ftimt /cÄä^ Meß; ree (rein) und gamee haben im beftimten nomin. 
fing, ree gamee, im neutr. fing, unbeftimt rees gamees, aber im 
nom. fing, unbeftimt reeenar gameeenar, nom. accuf. fem. fmg. und 
nom. accuf. plur. unbeftimt reeena gameeena. Die übrigen Mmme 
auf -n als grilim, braun, fein (adverbium /e^*) unterligen keiner Ver- 
änderung (arüünar, arüüns, griiüna), — Bloß durch den ftammauß- 
laut untericheidet fich das prädicative adjectiv von allen übrigen 
formen in junk jung, krumb krumm. — Zwifchen zwei vocalen lau- 
tet b wie w {aruueb, dar gruueb mää, aber a gruuewar maa). Unver- 
änderlich in allen formen lind aäganaam, blank, blind, bluueß (bloß), 
blilüed (blöde), braun, bililes (böfe), bunt, duuet (tot), daab (taub, 
aber dcmoar, daawa), dwmm, diif, darb {darwar, derb), dörr, dürm. 
dick, eng, fein, fP,/ly feucht, flücky fett, faul, frumm, frei, goA 



45 

(gaitü9r, gelb), gleich, g9racht, g9fund, gruueb {gruuew9r^ grob), gruueßy 

Siiün, hall (hell), hart, huuech (kuuechdr), huuel, korz, küül, laam, 
ar (1er), liil> {liiwdr), lüttes, laut, matt, rächt, ruuet, fecht (feicht), 
fchlimm, fchla^chi, fchtaat, fchtolz, fchmoul, fchtiU, fchPreng, fchMimm^ 
fchturapfy fchwaar, fuilß, üüed (öde), wärm, weiß, weit, wiÜ, wüüft, 
z&am u. a. Eben fo alle zweifilbigen: eieghdn (eigen), wem (eben), 
m(yugh9r (mager), fav0r, nöcht9r (nüchtern), näck9t, baartigh (bär- 
tig) u. f. f. 

Das pronomen poffeffivura ift zwar adjectivum, unterfchei- 
det lieh aber doch in der form einiger maßen von den übrigen ad- 
jectiven, fing. nom. mei, dei, fei; unnar, ett^, iir; one fubftantiv: 
masc. meiner, neutr. meis, fem. meina; unn9r9r, urm9rfch, unn»ra; 
accof. masc. mein, umgarn; neutr. ufid fem. mei, unnar; dat. masc. 
neutr. mein, unnam, fem. meiner, unnarar, gen. (nur in beftimten 
Wendungen) masc. neutr. meis, unn^rfch {z,\i> meis gUichan, imn^rfch 
gleichen)^ fem. meiner, unnarer; plur. nom. acc. meina, wfmara, dat. 
mein, unnarn, one fubftantiv m6^7^97la, unnarna; gen. meiner, unnerer. 



Pronomen. 

Das demonftrative pronomen 'der die das', welches zugleich 
als beftimter artikel dient, hat eine in merfacher abftufung ver- 
kürzte und eine vollere form; die erfte ift beftimter artikel, die 
zweite pronom. demonftrat. (und in der volften form auch pronom. 
relat. f. u.). 





masc. 




neatr. 


fem. 


Sing. nom. 


dor; dar, daar 




'es,is;dös,döös 


di; da 


accuf. 


'9n, in; dan 




wie der nom. 


wie der nom. 


dat. 


wie der accuf. 




-en, in; dan 


d9r; dacara 


gen. 






daffen 








masc. nentr. fem. 




Plur. nom. 


accuf. di; 


da 






dat. 


'9n, 


in; 


dan, danna, dannena 


gen. 


daa 


ra. 






Die formen 


-es, -en verfchmelzen mit dem 


vorher gehenden 



Worte (befonders verbum, conjunction, praepofition), z. b. ich hous 
kind (ich habe das kind), wennes kind miit gStt (wenn das kind mit 
geht), mitten maa (mit dem manne); nach praepofitionen die auf -n 
auß lauten, verfchwindet difes -en völlig, z. b. fan maa,fan kind 
(von dem manne, von dem kind; fan auß fan-on); in bargh (in den 
berg, und: m dem berge; in für in-en); an barghna (an den ber- 
gen, än= än-en) u. f. f. — Die genitive des demonftrativs, fing, 
neutr. daffen und der plur. daara find höchftens noch in einzelnen 
fügungen bräuchlich, z. b. daffen is genunk dou; da^j/ra fenn weng 
(deflen ift genug da; deren find wenig). 



46 

Das demonftrative 'jener'' hat lieh in der form 'gener' erhalten 
in der einzigen fügung geeeß moul, auf dem lande (Steinbach) geß 
maul (jenes mal, damals) und in dem ortsadverbium g^^n*) jenfeit 
Es wird erfezt durch falhr (felbiger) neutr. fala vor dem fubftantiv 
fall, fem. falla, accuf. masc. faln, neutr. fala, fem. faUa^ dat. masc 
neutr. faln, fem. fodbry plur. uom. faüa, dat. falna vor dem fub- 
ftantiv fudn, %<&Q.. falbr. — Vom ftamme Telb^ komt außerdem nur 
vor falwdr, auch falw9rfclit (felbft, der form nach fuperlativ von fd- 
ber) oder falwdrfchtdr ; 'derfelbe' u. f. f. wird gegeben durdi dar 
naamlich u. L f. (der nämliche). 

8ott9ry neutr. fota, fem. fotta (fo getaner d. i. folcher), acc. maec. 
fott9n u. f. f. geht wie ein unbeftimtes adjectivum oder, was daHelbe 
ift, wie falbr. Dat. plur. oue fubftantiv fotna, mit fubftantiv nur foU9n. 

Interrogativum. waar^ neutr. woa, accuf. waan, was, daL 
waan, gen. waffen (jezt fer feiten; in der regel wie aUe genitive 
umfchriben : w<ian fei, fan waaii) ; woa iii auch indefinit, und bedeutet 
dann 'etwas.' — Nie relativ, nur interrogativ ift w^lbr (welcher), 
welches völlig fo flectiert wie falbr. 

Belativum. Das demonltrativ in volfter form dient zugleich 
als pronomen relativum; gern fügt man im dann in allen zalen und 
cafus daß oder (veraltet) daß9n bei, z. b. daar daß oder daß9ndm 
fogU der welcher das fagt, fo daß daß und daß9n volftändig dem 
nhd. 'welcher' entfpricht, nur mit dem unterfcnide, daß leztera 
flexion annimt, daß, daßdn aber nicht. Statt daß, daß9n fteht and 
wuu (wo); beides, daß und wuu, erfetzen auch one demonfl^rativ dtt 
pronomen relativum, f. genaueres unten in der fyntax. 

Die mit dem vorher gehenden worte ftets verfchmelzenden par- 
titiven genitive, fing. masc. fd^i, fem. -dra, plur. -ara auß delTen 
(oder auß fein?), irer, irer, z. b. körn: ich houf9n (ich habe delTen); 
milch: tcA hauara (ich habe irer), kinder: ich how9ra (ich habe irer), 
werden weiter unten bei der lere von den fuflSgierten pronominibus 
näher erörtert werden. 

Anhang: öllaa (alles), außerdem nur plural nom. accuf. Sfla, dat 
ölhn und one fubftantiv ölna, gen. öU9r. — nümnia (unveränderlich) 
niemand, neks nichts. — vidr man. 

Perfönliches, gefchlechtiges pronomen. 



masc. neatr. 


fem. 








Sing. nom. aar, ar da 


ßhfi 


Plur. 


nom. 


accuf. /n 


'dr -a 


■/« 






WtVimtff 


acc. iin feit als relbßänd. wort 


/« 




dat. 


-arif-na^-n -a 


-fa 






-na 


dat. wie der acc. feit 


lir 




gen. 


fialt 


'9n,-na,^ 


-9r,-r 






'9ra 



*) giff^n wol auß jenfeiten contrahiert und Mff^n auß biefeiten (bair* giiAtn, hiteg. 



47 



Perfönliches, ungefchlechtiges pronomen. 



Sing. nom. iichyich 



Plur. nom. mitr iir 
-mdr '9r 
acc. dat. uns euch 



duuydu 
'da 
accuf. mnch,mich diichydich fiichyßch 
dat. mür diir fiichyßch 

Der genit. plur. komt wol nur in der fügung urm9r eees unför 
eins vor. 

Cardinalzalen, unbeftimter artikel und verwantes. 
Das zalwort 'eins' flectiert: 



masc. 

one fubftantiv: nom. ^eew^r 
vor einem fubftant. «e (waa) 
mit d. artik. one fubft. dor ee 


neutr. 
eees ^ 
ee {kind) 
is ee 


fem» 
eeena 
ee (fraa) 
di ee 


accuf. enn 

enn (maa) 


wie nomi- 
nativ. 


wie nomi- 
nativ. 


in enn 
dat. wie accufativ. 


wie der dat. 
des masc. 


eeenar 
eeen9r (fi 



ddr enn 

Plural nur one fubftantiv und mit dem artikel: nom. accuf. di 

enn, dat. in enna. — • eees bedeutet auch jemand, vergl. unten die 

fyntax. — keeemr flectiert wie eeenar. — Als unbeftimter artikel 

hat das zalwort eins durchauß die kürzung des wurzelvocals in a. 

masc. neutr. fem. 

Sing. nom. a a a 

accuf. an a a 

dat. an an annar 

Zwei und drei haben one folgendes fubftantiv den dat. zweina, 
dreina, eben fo komt fUma, filmpfna^ feksna u. f. f. vor. — Von 
drei an bis zwölf nimt das one fubftantiv oder nach demfelben fte- 
hende zalwort gerne die endung -a an, z. b. Um oder ümma dreia, 
fiira u. f. f. um drei, vier (uhr); ds woormra fümpfa (es waren irer 
fünf) u. f. f. 

Von der verfchmelzung der pronomina mit dem vorher- 
gehenden Worte (inclination). 
Ans verbum können felbft zwei und drei pronomina an treten, 
mit der präpofition kann das von ir abhängige pronomen verfchmel- 
zen, ans pronomen kaim ein pronomen, ja zwei pronomina und an 
conjunctionen bis zu drei pronomina gehängt werden. Die regel für 
alle dife anhänge ift die, daß ir vocal inlautend 9, außlautend a ift 
(f. 27), eben fo wechfelt -an mit a und m nach der regel f. 31. 
Das Verhältnis von -9n, -n zu -an«, -na ift änlich wie im dat. plur. 
der nomina; die form mit a ift die ältere, in der ftatt mit mer auß- 
namen als auf dem lande gebrauchte. 



48 



» 




S 



OQ 
« 



P 



i- 



8 

I 





S 







11 



II 



^1 



I i 



2^1 



11 



9 ^ 
«:* 'S:» 



2^1 i 



I 



> ^ 




B 
3 



^ 8 





völlig eben fo wie der accufat. ßng. masc. in. 




ii 



I 



'^"^ 



II 




^ § ^ 

§^ i 1 

§ 



§ 



2 & ft 







5 









< 
P 
P 



50 

Es kommen auch drei pronomina am verbum vor, 1. nominativ, 
dativ und accuTativ oder genitiv partitivus oder 2. nominativ, accu- 
fativ, dativ z. b. 1. gibfiam^m (gibft du mir in), gi^m»^fch (gibft 
du mir es), gibfhmdrfcha (gibft du mir fie), giliwn^rfch^n (gibt er 
mir delTen), fch&tatmdrn (föhlagt ir mir in), hamßm^m (haben fie 
mir in) u. f. f., hottardrfch (hat er ir es), hoft9d»rfch Q12JR» ^u dir 
es), Jiammdrdam (haben wir dir in), hommmfck (hat er mir es) 
u. f. fc 2. hötfdsna (hat fie es im), hoUarfch^^- (hat er es ir), hcß^a-^ 
ddr fhaft du es dir), hamm^md^r (haben wir in dit) u. X f. 

Wie die ans verbum an gehängten nomiuative der perfonalpro^ 
nomina, fo können auch die relbftändigen perronalpronomina und 
zwar nicht bloß im nominativ andere pronomina in verkürzter form 
an fich treten laßen. Diß findet jedoch nicht bei allen pronomifiibus 
in allen cafus ftatt; uns und euch find z. b. keiner folchen aiihäuge 
fähig. 

Pronomina mit einem an gehängten pronoöien. ^ 

in, im fie es ir inen delTen irer mir dir Üch 

fing.u.pl. fing.u. pl. 

iichna iichfa iichs iich9r iichna iichfan iichsra iichm9r iichd9r 

duuna dtmfa duus duuar duuna duufgn duu9ra duumar duud9r 

aama aarfcha aarfch aarar aarna aarfchan aardra aarmar aardar oAT^ 

ßina ßifa ßis ßidr ßina ßißn ßiara ßimsr ßidar fchidi 

miirna miirfcha miirfch miirar miirna miirfchin miirefa feit miirdar 

(wir) 

iirna iirfcha iirfch iirar Uma iirß:han iirara iirmar feit 

ßina ßifa ßia ßidr ßina fiifan ßiara fUmsr ßidar 
dativ. 

miirna miirfcha miirfch feit feit mürfchan miirara feit feit 

diima diirfcha diirfch diirfchan diirara 

Vom accufativ müchy düch und fitch find miichs, diichsy f iichs 
oder wiioÄ«, dichsj fichs häufig, auch dat. ßchfdn, ßckara u. a. kommen 
vor. Auch zweier anhänge find dife pronomina teilweife fähig; 1. da- 
tiv und accufativ oder genitiv partitivus, z. b. iichmam, iichm^rfcha^ 
iichm^rfchy iichmdrfehon ^ iichrrvsli'a , eben fo iichd9m u. f. f., duu^ 
w»my dmidam u. f. f., aarrmrn u. f. f., aarddrn u. f. f., aarfchick" 
na Vii f. f., miirdamy iirmdTUj ßimdm^ fiidam u. f. f. 2. accufativ 
und dativ z. b. Ochsmary iichsdävy iichsna, iichfdr, duusmary dutisdar, 
dutisnay duufdr u. f. f. 

Auch ans Interrogativpronomen vxiar und wos treten einfache 
und dopp^te anhänge, z. b. waaißda (wer du), waarar (wer er)^ 
wamfcha (wer fie), waarfch (wer es), waarmar (wer mir), vyaardar 
(wer dir), waama (wer in, im, inen), waarfchich (wer fich), waar- 
fckdn (wer delTen) u. f. f., wosda (was du), woffar (was er), woffa 
(was fie) u. f. f. — Zwei pronomina z. b.: woshmar (was du mir), 
waarmarn (wer mir in), waarmarfchdn (wer mir delTen), woffarmar 
(was er mir) u. f. f. - 



51 

Präpontionen mit an gehängten pronofiiinibus. 

Das von der präpofition regierte pronomen wird, wenn kein 
nachdruck auf demifelben ligt, mit der präpofition zu einem Worte 
vereinigt. 

1. Präpofitionen mit dem dativ: inna (in im), inn^r (in ir), inna 
(in inen), inmdr, ind^r^ zuuna, zuu0ry zuima, zmimar, zuucbr^ miina, 
mittdry raitna, mitmdry mittar^ außnay außdr, außna, außmdry außd^r] 
naawdrna (neben im), naawdxa und naawdrdr^ naxiwdma, naavydrmdTj 
naawdrdar, namßdrfchich] untarnüy Ünt9r9ry untama, unt^rmary wntBT- 
d»ry unterfchich u. f. f. 

2. Präpofitionen mit dem accufativ, z. b. ümTna (um in), Umfa 
ixxm fle), üma (um es), iww/a (um üe, plur.); tVma (in in) u. f. f.; 
naaw9may naawdffcJia u. f. f.; nntama, unt9rfcha u. f. f. 

An die conjunctionen treten 1. die pronomina im nominativ, 
z. b. daßda, daßdr, daßfa, daßs, daßmdty daßtar (daß ir) vor dem 
-9r der 2» perfon plur. wird itets t ein gefchalten, daßfa; eben fo 
bei den andern conjunctionen. Nur iXt zu bemerken, daß, wie vor 
der 2. perf. plur. t ein gefchalten wird (wmntar wenn ir, öbtar ob 
ir u. f. f.), fo vor dem -Ja der 2. perf. fing, ein s ein gefezt wird: 
öbda und öbsda (ob du), wenda und wennsda (wenn du) u. f. f. 
2. Es treten zwei und drei pronomina an die conjunction (wie ans 
verbum), z. b. daßdaddr (daß du dir), wemm/arfch (wenn man es)," 
wemmdrfckdn (wenn man defi^en), öbf9m9r (ob fie mir), öb8d9r (ob es 
dir), wendan (wenn du in) u. f. f.; drei pronomina z. b.: daßdad^m 
(daß du dir in), daßda7nj9rfcha (daß du mir fie), wend»ddrfckm (wenn 
du dir deEen), öbdamdrfch (ob du mir es) u. f. f, 

C o n j u g a t i o n. 

^ Auch die conjugation hat, wie die declination, der nhd. fchrift- 
Ji)rache gegenüber ftarke einbüßen erlitten. Der conjunctiv prae- 
fentis feit völlig, der indicativ praeteriti komt in der ftatt nur noch 
in zwei beiJ^ilen vor {woor, dacht, war, dachte; anftatt deffelben 
tritt die umfchreibung mit 'fein* oder 'haben' und dem part. praet. 
ein), der conj. praet. ifb häufiger, doch auch nur in fer befchränkter 
weife gebraucht (ei* wird in der regel umfchriben : ich deit fchtarm 
= ich fttlrbe). — In der Ifcatt ift die nhd. brechung in der 1. perf. 
fing, praef. durch gedrungen, auf dem lande gelten noch die alten, 
beßeren formen, z. b. nß, fchfiich, niimm, gib ftatt: aß, fchtach, 
naam, gaab, nhd. eße, fteche, neme, gebe, mhd. igge, ftiche, nim, gibe. 
Die 2. fing, imperat. lautet in der ftatt immer der 1. fing, praef. 
gleich {aß, naam, gaab), auch hier hält das land an der älteren, 
beßeren form, die ja auch die fchriftfprache bewart hat. 

Wie bei allen indogermanifchen fprachen, fo gilt uns auch im 
deutfchen die bildung des praefens als einteilungsgrund der ftam- 



52 

verba. Die bildung der übrigen verbalfonnen gibt die Unterabtei- 
lungen an die band. Dife einteilung des verbums kann in den älte- 
ren deutXchen fprachen, z. b. dem gothifchen, natürlich vil fchärfer 
in irem wefen dar gelegt werden, als in einem fo jungen und der 
urfprünglicben formvolkommenheit fo w^eit entrükten ^rachzweige 
wie die von uns behandelte mundart. 



Stamyerba. 

I. Das praeTens hat den unveränderten verbalftamm. 
I, 1. Derfelbe ftamm in allen formen, praet. urfprünglich reduplidert. 

Wurzelvocal a-|-zwei confon. oder doppelconfon.: praef. fall faß 
feit falhn faU falhn, imper. fall fUt, infin. fall gefall faOdn *), 
conj. praeteriti: /Vf7 fiüft fiil fiibn fiik fiibn, part. praet. gdfalhru 
Eben fo geht Jialt heUft u. f. f., conj. praet. hiiU; fchpalt fckpütß 
fchp'eü u. f. f.; one conj. praet. fang fengß fengt, imperat. fang 
fangt y infin. fanga, conj. praet. filna f^ngß u. f. f., part. praet. 
g^fanga. — Hierher gehörte urfprünglich ßJLz»n^ welches jezt ganz 
nach art der ab geleiteten geht, praef. ßlz faM u. f. f., nur heißt 
es ftets im part. praet. g9ßlz9n (nicht gefalzt) ; walt9n ifb ganz nach 
Vn. (ab geleit.) über getreten. — Wurzelvocal dmlouß (oft fchon 
loß laße, mhd. läge) Uß Ußt loußdn (loß9n) Imßt {laßt) louß^n {loß9n)y 
imper. louß (loß) loußt {loßt), infin. loußdn (laßen),, conj. praet. liiß 
luß u. f. f., part. praet. giloßdn] llous bl'eß bUß bhufdn blouß blou^ 
feuj imper. bhm blouß , infin. bloufdn, conj. praet. Uüüs oder bliia 
(fer feiten), part. praet. gdblovfdn; brout (brate) bretß brk'tt braui9n 
u. f. f. wie das vorige, conj. praet. brüt (wol kaum gebräuchlich); 
rout (rate) eben fo ; fchlouf (fchlafe) fchlöfß fcklöft fchloufm fchUnft 
fchlouf9ny imper. fchlouf fchloitft, infin. fcMmfdnj conj. praet. fchlüiif 
fchlüiifß u. f. f., part. praet. gdfchloufdn. — Wurzelvocal i in höch- 
Iter ßeigerung eee (d. i. ei): fchek'ed fchedß Jchett fcheeed^n fche^eet 
fcheeedan, imper. fcheeed fcheeet, infin. fcheeecbn, conj. praet. fchtid 
(ungebräuchl,), part. praet. ^ra/cÄüVfon; heeeß heß heßt heeeßdn h^eßt 
Meeßdn u. f. f., conj. praet. hüß (wenig gebräuchlich), part. praet. 
geheeeßdn. — Wurzelvocal u in höchfter ft^igerung aa, uue (mhd. 
ou, 6): laaf (laufe) läfß laß laafdn laaft laafen, imper. Ictaf laafi, 
infin. laafdn, conj. praet lüüf part. praet. gdlofdn (unorganifch); 
ha ab (haue) hebß hebt haam haabt ha^mj imper. kaah haalt, infin. 
Äoam, conj. praet. hüb, part. praet. gdhaam; fchtuueß (Itoße) 
fchtöß fchtößt fchtuueßen fchtuueßt fchtuueßen, imp. fchtuueß fchtuueßt, 
infin. fchMueß^Uy conj. praet. fchtiiß^ part. praet. gdfchtwueßdn. -^ 
fckroU (fchrote) geht nach VII. alfo: fchrotß, fchrott u. f. f., part. 
praet. gdfchrott, aber als adjectiv gdfchruueten. 



*) Im folgenden geben wir nur die lestere form. 



53 

I, 2. Das praeteritum hat fteigerung; wurzelvocal a: foor 
(fare) feirfcht feert foordn foort foor9ny imper. foor foorty infin. /bo- 
rdny coifl. praet« füwr füürfcht u. f. f., part. praet. g9foor9n\ groub 
(grabe) gr^bß gribt groum groubt gronm, imper. grovi groubt, tnfin; 
groum, coiy. praet. grüüb u. f. f., part. praet. g9gr<mm; lou'd (lade). 
ISdß u. f. f. loucbn^ Ulüd (wenig gebraucht); trough (trage) trighjl 
und triigß treght und tr'eight trougk^n u. f. f., trüügh g9trou>gh9n; 
moul (male) m^üß meiü motibn moult u. f. f. one conj. praet, part. 
praet. gdmooln {moubn, pingere, geht nach VII.) ; wafch wefcht wischt 
wafch^n wafcht wafchdriy imper. wafch wafchty infin. wafchdUy coiq. 
praet vmii/hh wüiifchtwiiüfch u. f. f., part. praet. g9wafch9n. Ebenfo: 
waka (wachfe) w^Ä/i u. f. f., conj. praet. toüka u. f. f.; bacTc (backe) 
bikß u. f. f., conj. praet. büilk: fchlaa (flahe, nhd. fchlage) fchlechß 
fchlechi fchtaan^ fchlaat, fchlaany imper, fcfdS& fchlaaty infin. fchlaan 
fchiaa gdfchläa, conj. praet. fchliiüghy part. praet. g9fchlough0n. — 
Durch lalfche analogie in dife clalTe gekommen ift das in der älteren 
fprache nach VII. gehende boud (bade) bedß bk'ü boudon boudt bou- 
d9n u. f. f. one conj. praet, part. praet. gdhoud9n (aber: nouß vni 
a g9badkL maus naß wie eine gebadete maus). 

II. Das praefens hat fchwächung des wurzelvocals 
(wurzelvocal a praef. i). 

n, 1, a. (Ablautsreihe der älteren fprache i, a, ä, u): ddr- 
fchrach -fchrikß -fchrikt 'fchrack^n -fckrahl -fchracTc^n, imper. 
d^rfchroKih -fchrakty infin. d^rfchrackdn , conj. praet. d9rfchr'6%k u. f. f., 
part praet. darfchrochan. Ebenfo: brach brichß\i.Li.\ fchprachy 
fchtach, drafch, traff Schta al (ttele) /chtiilß fchtiih fchtao' 
bn fchtaait fohtaabuy imper. fchtaal fcktaalty infin. fchiaal9n.y part. 
praet. gdfchtuuebn (conj. pjaet. fchtüiil feiten und unorganifch); naam 
(neme) nümß (il für i vor m) nilmt najama naamt naamay imper. 
rmam naamty infin. naama^ conj. praet. nöm, part. praet. g9ntimma; 
jaar (gere) jnrfcht jürt jaar9n jaart joardn^ imper. joaxt jaart, 
infin. yaaran, com. praet. feit, part. praet. gra/oor^n; fchwaar (fchwere, 
in pus vertor) ichwürfcht fchmirt u. f. f. wie das vorige, part. praet 
g9fchwoor9n'y fchaar (fchere) fchnrfcht fchürt, wofür jezt fchon meift 
fchaarfcht fchaarty plur. fchaardn u. f. f., part. praet. g9fchoor9n; 
facht (fechte) und flacht verändern im fing, iren vocal nicht: 
flachß flacht u. f. f., nur das part. praet. hat Q9focht9n, gdflochtm. — 
Schon in der älteren fprache abweichend ift: Äwm (komme, urfprüng- 
lich quimu) Icümß hilmt kumma kmrU kumma^ imper. kum kamt, 
infin. kumma j conj. praet. köim, part. praet. g9kumma, älter auch 
kumma. — Ufch (lefche intranf., urfprünglich lisku) ift verwechfelt 
mit Ufch tranf. und geht wie difes nach VIL; alfo z. b. praef. Isfcht 
part. praet. gdUfcht. 

II, 1, b. {i, a, dy {}: aß iß ißt aßdn aßt aßdn, imper. aß aßt, 
infin. aßdn. conj. praet. öiß öißt öiß u. f. f., part. praet. gaß9n. 
Eben fo: J^rgaß part. praet f9rgaß9n; fraß part. praet g9fraß9n; 



54 

gaah (gebe) gM gibt gaam gaaht gaam, imper. gacA, infin. gaam, 
conj. praet. göih, part. praet. gctam (feltener g9gaam); laas (lefe) 
liift hiß l(wf9n laaß laafdn. imper. laaa laaß, infin. laafdn, cöig. 
praet. löis, part. praet. gnaafdn; faa (fehe) fichß ßcht ßjbcmßua 
faauy imper. faa ßjuxt, infin, ßum, com*, praet. ßH^ part. praet g9faan: 
eben fo: g^ßhaa (gefchehe); ^raa« (trete) irüß triu traat^n n. £, l. 
g9traai9n, cönj. praet fdt; ^aa^an geht nach VII. 

n, 2 (t^ a^ 1«^ t«): bind hindß bind binden bint bind9n, imper. 
bind büUy infin. binddUy conj. praet. bünd, part. praet. g9btind9n: 
ßben fo: wind^ fchwind, fchind, trink, fchtinh, finlt^ wink 
part. praet. g9immh9n, conj. praet. toünk; hink part. praet g^hun- 
k9n, conj. praet. hünk; fing infin. und plur. finga, part praet. 
g^funqa^ coiy. praet. /tt^wr, eben fo dring, kling, g^lina, ring, 
fchhhg, fchpring, fchwing^ zwing, fchwimm {g9jchioufmna^ 
fchtvmnm), fchpinn {gofchpunna, fchpünn), finn, rinn, finn (finde) 
finß -ßnt finna pnt finna, infin. finna, conj. praet. fünn, part. praet 
gdfimna; fcktarb fchtirbß fcJUerbt fchtarm fchtarbt fcktarm, imper. 
fchtarb fchtarbt, infin. fchtarm, coiy. praet. /cä^J, part. praet ^ 
fchtorm; eben fo: fdrdarb {f^rdorm), ddrwarb (darworm), f9T- 
bargh {f9rborgh0n) ; galt giltß u. f. f. g9golt9n; half hüfß u. f. f. 
g9holf9n, conj. praet. \ulfi malh milkß u. f. f. g9molk9n; fchmalz 
fchmilzt n. f. f. g9fchmolz9n; quall quilft quiü qualbn u. f. f. g9^wl' 
bn; fchwall eben fo lamtlich one conj. praeteriti; t«? ar/* (werfe) 
wörfß wörft warf9n warft warf9n, imper. warf wa/rft, infin. warfdn, 
p^rt praet g9worf9n, conj. praet. warf; befaal b9fiilß bsfiiU bdfaa- 
I9n b9faalt Ufaahn u. f. f. one conj. praet., part. praet. b^umebn^ 
waar (werde) wörfcht ward warn wart warn, imper, waar yyart, 
infin. wam^ coig. praet. toüür wiLwrfcht u. f. f., part. praet g9woom 
und woam. 

III. Das praefens hat fteigerung des wurzelvoeals. 

Wurzelvocal i. In 2. 3. fing, praef. wird der ftamvocal zu e 
verkürzt vor den wurzelaußlauten t, d, ß, ch, g, f; in den andeni 
Verben bleibt d, z. h.reit retß rett reiten reit reitan, imper. reü 
reit, infin. reifen, part. praet gdriii^n, conj. praet. ungebräuchlich, 
fchtreit fcWetft u. f. f eben fo, nur part. praet. gdfchtritt9n\ fchneid 
fchfkedß fchnett fchneiddn u. f. f. wie das vorige, part praet. g9fchnii'' 
t9n; leid eben fo, part praet. g9litt9n; b9neid b9nedßb9nedt lonet- 
d9n u. f. f. part. praet b9nitt9n; reiß reft reßt reiß9n reißt reiß9n 
wie die obigen, part. praet. g9riß9n, conj. praet riß; eben fo: beiß, 

fleiß, fchmeiß, b9fleiß, jchleiß, fchtreich (^fchtrick9n), 
leich (werde weiß, gdblichm)^ gleich, weich, fchletch; fchleif 
(fthärfe) part. praet gdfchZiff^; fchteigh fchfeghß fchteght fchtei- 
gh9n u. f. f., part. praet gdfchtiiQh9n ; 09kleib (faße wurzel, von 
pflanzen) hat 3. fing, praef. b9kleiot und b9klebt, part. praet. b9kliim. 
— Vor /* tritt anftatt ei und e : eu und ä ein: pf^^fpf^fi pf^ 
pfeuf9n pfeuft pfeuf9n, imper. pfenif pfeaft, infin. pfiupn, part. 



56 

praet g^pfffm^ conj. praet feit; greufdn (greifen) eben fo; 4re%b 
treibft treibt treim tre&t iretm, imper. treA tnsibty infin. treim., conj: 
praet <ru%, part« praet ^afo'um; reib, fchreib eben fo; fckweiah 
eben fo, aber part. praet g9fchwigk9n mit kurzem *; biet (bleibe) 
hUiß bleu blein bleu blein, imper. blei bteit, infin. blem ^Mei, conj. 
praet bUib bliibft n. f. f., part praet gMiim; weis weiß tveiß wei-* 
ßn u, f. f., imper. weis weift, infin. weifan, coiy. praet toiis, part. 
praet gewiifm; grein greinß u. £ f., infin. areina, part. praet. 

ggrinna; f che in eben fo, part. praet ^ra/cAitna, conj. praet 
äder ungebraucht; fchpeifchpeiß fchpeit, fchpein, fcKpeit fckpein, 
imper. fchpei fchpeit, infin. fchpein, g9/chpei, part. praet. g9fchpiin, 
coiyunct praet. ungebräuchlich; eben fo: gadei (gedeihe), zei 
(zeihe), ie*"(leihe). 

Wurzelvocal u. In der 2. 3. fing, wird der ftamvocal zu ä ver- 
kürzt vor den wurzelaußlauten ß, ch, A, d, g, in den andern 
yerben bleibt er: giiß gäß gäßt giißan giißt giißdn, imper. giiß 
giißty infin. güß^n, part praet. g^goßm, conj, praet. ungebräudüich 
g'6ß} ebenfo: fliißy ä9niiß, f9rdriißy fchiiß, fchliiß, kriich 
(kracht), riioh, fiid fädß ßUt fiidm conj. praet. feit, part. praet. 
g9ßitL6t9n; zii (ziehe) s^hß zächt ziin ziit zun, imper. zii fdit, infin. 
ziin, part praet flr9«t«tt6ate«; fliigk fläghß fläght fliigh9nfliight flu" 
ghj»n., imper. fliigh fltight, infin. fLiign»n, part. praet. g9fluuegk9n, 
conj. praet feit; odtriigh eben fo, part. praet b9truuegh9n) fchiih 
fcMibß fchiibt fchiim fchiiht fchiim, infin. fchiim, part. praet. g9' 
fchuuem, conj. praet. fchüüb (feiten); biigh biighß u. f. f., conj. 
praet feit, part. praet. gabuueghan) f9rliir prlüifcht farliirt fbrlii" 
r9n u. f. f., part. praet f9rloor9n, coiy. praet feit; friir eben fo, 
part. praet. g9from'9n; biit büß feltener biitß bitt feltener biit bii- 
t9n Vi. L t^ part. praet. g9butiet9n; lüügh (hat überall üil für Ä) 
lüüghß XL. L f., infin. Iüügh9n, part. praet. g9luuegh9n) fauf (mit 
au für ii).fäfß fäft ßwfan ßift fauf9n, imper. fauf, innn. fat^9n, 
conJ. jfTSLet /vjf, part. praet. g9fuff^; faugh faughft faught /augh9n 
u. f. f., überall bleibt au, nur part. praet. g9fuuegh9n. — niefen läu- 
tet n^9n und flectiert nach YII. 

IV. Das praefens hat zufätze. 

IV, 1. Das praef. wird durch j gebildet (durch uml. u. feiende bre- 
chung kentlich). Folgende gehen, ab gefehen vom j des praefens, nach 
li, 1, b: bitt bitft biu bitt9n biu biä9n, imper. biu büt, infin. bitt9n, part. 
praet. g9baat9n, coiy. praet. böit (feiten); fitz fizt fizt fitean fizt fitzan 
u. f. f., imper. fitz fizt, infin. fitzan, part. praet g9faJtss9n, conj. praet 
föiß; High lighß light liighan liight liigkan, imper. High liight, inf. 
liighdn^ part. praet. gdlaaghan, conj. praet. löigh; wiigh toiighß 
u. f. f., infin. wiigh^n, part. praet. g9vmue^h9n, coni. praet. wöigh. 
— Folgende beide gehen, abgefehen vomj des praefens, nach I, 2: 
hiieb Oiebe) hiiebß oder h&fi hiiebt oder hä>t hiiem hiiebt kUern, 
imper. hOeb hüebt, infin. hiiem, part. praet g^huuem, conj. praet. 



56 

hüiii; fchwöör (mit ö für e) fchwööffcJu u. f. f. überall äö, nur im 
conj. praet. /ckwüilr und part. praet. ff^chwooron. 
^ lY, 2. Das praefens fezt n in die wurzel; praet. und part. nach 
art der abgeleiteten: denk denkft denkt denken u. f. f., infin. den-- 
k9nf part. praet. g9dacht, ind. praet. dacht (oft im finne des eoig. 
gebraucht), conj. praet. dacht; Irena Irengß hrengt hrenga brengt 
hrefaga^ imper. hreng Irengty infin. irenga, part. praet. g9bra6M, 
coig. praet. bracht; dünk aünkß ift ganz nach YII. über getreten, 
part. praet. gddünkt. 

Y. Praefens one biudevocal; auf vocal auß lautende mir- 
zehi (von erklärunff der einzehien formen muß hier abgefehen wer- 
den): 1. gii (gehe) am fatzende auch giia gäß gett genn gaU geum 
und älter genna^ imper. gii gatt, in&a. genna gtia g9giia , part. praet. 
ganga {g^aanga)^ conj. praet güna güngß gilng gilnga güngt günga. 
— 2. fchtii oder fchkia fchte/t fchtStt fchtenn {fchtenna) jcMaXt 
fchtenn {f (Menno) j imper. fchtii fchtatty infin. fchtenna fchtiia gdfcktiia, 
part. praet. gdfcktannay conj. praet. fchtUnd /chtündß fchtünd foht&nna 
fchiünt fchJbiinna. — 3. duu (tue) dvß dutt dünn dvM dünn, imper. 
duu dtUt, infin. duvn duu g9duu, part. praet. g9daan, conj. diu 
deitß dSit diit9n deit diiian. — 4. hin bißy ia fenn feü fenn, imper. 
fei feit, infin. fenn fei g9fei, part. praet. g9waaf9n auch g9wa4zß^ ind. 
praet. woor tooorfcht woor woor9n woort tooor9nj conj. praet. waar 
waarfcht waar u. f. f. 

YI. Perfecta als praefentia gebraucht: 1. käa (kan) 
haaß käa kunna künt kiinna, infin. kimna, part. praet. g9kwnty coi^* 
praet. künt kuniß kirnt kilntan künt künt9n. — 2. mough moughft 
mough müilgh9n milght inüügh9n, infin. müügh9n, part. praet. gB- 
milght, conj. praet. müght müghß müght rmlghi^n milght miighi^n.- — 
3. foll folft foU u. f. f., infin. folbn, part. praet. g9ioUy conj. praet. 
foU und/oft u. f. f. — 4k. muß muß muß müß9n u. f. f., infin. müßsn, 
part praet. g9miiß. conj. praet. muß muß muß miift9n muß miiß9n. 
5. weß (weiß) weft weß wiß9n wißt wiß9ny infin. wiß9ny part. praet. 
g9wifty conj. praet. vnß wiCt wift wift9n u. f. f. — 6. will wie in 
der fchriftfprache, infin. wolldn, part praet g9wolt^ conj. praet tooü 
(älter und auf dem lande wölt) u. f. f. — 1. gün (gönne) gilnß 
XL f. f., infin. ^rwnwa, part. pTSLetg9giint, conj. praet. giint. — 8,düiigh 
oder daagh (tauge) diiügkß oder daaghß u. f. f., infin. düiigh^n dM- 
gh9n, part praet. g9dimgM Q9daaght, conj. praet düüght daaght und 
9i derf d^ß u. f. f. der/S» g9derfty conj. praet. derft find, ganz 
nach YII. über getreten. 

Ab geleitete yerba. 

YII. In der 2. 3. fing. prae£ und im part praet. tritt ftets 
fyncope ein, wodurch das übeltönende nhd. -teft, -tet vermiden wird 
(alfo hiUß hott g9hütt — hüteft hütet gehütet, wart wartet, g9€mi- 



57 

iffort geantwortet ü. f. f.). Der coDJunctiv praet. feit allen big auf 
macJu von nmchan nach analogie von dacht und hrackt. — Die nun- 
mer auf einen nafal außlautenden ftämme biet^ den lautgefetzen 
der mundart zu folge manches eigentümliche, deshalb find fle in 
eine abteilung zufammen geffcelt worden (Vn. 2.). — Nicht wenige 
erleiden in d. 2. 3. fing, praef. und im part. praet. kürzung oder Ver- 
änderung des ftamvocales, auch fie bilden eine befondere abteilung 
(VII, 3.). — 'haben* wird durch zufammenziehung fcheinbar unregel- 
mäßig, da es aber urfprünglich hierher gehört, fo ift es mit denen, 
welche unorganifcher weife teilweife der analogie der nicht ab gelei- 
teten folgen, ans ende geftelt worden. 

VII. 1. In allen formen unveränderten fkamm haben: (mhd. e) 
fchnell (fchnellen), fchtäly cbrkelt, fdrfoLfch, kemmy Idemm, demm, 
dempff k&mpfy brenn ^ Icenn^ nenrty renn, trenn, hlend, end, jpfend^ 
fchend, f^rfchwend, wend, meng, feng , fchpreng, zweng, Icrenk, lenk, 
fchperry zerr, werm, fckterb (interirao), Pchwerz, fchterk, merk, h^, 
hitz, f9rletz, netz, fchcOz, ßtZy wetz, m'^t, Ufch, deck, Ideck (fufßciö), 
rick, fchm'eck, dbrfchreck, fcht^'ck, fchtreck, weck, — b9fcheer, wS^, 
zS^r, neer, leigh, bdweigh, reigh älter rüegh, fchiiel (fchäle), zviel 
(zäle). — fa) fchall, praUy wall, pflanz, danz, dank, wank, fdr- 
lang, ddrbarm, warn, wa/rt, gaff, naß (näßen, feuchtigkeit auß 
laßen), faß, hratz, d&ß (tafte), faß, krach, lach, mach, wach, acht, 
trächt, fchlacht, kratz, bogätt, — fchpoor, läai (recreo), jough (jage), 
khugh, fdrzough, wough, dcmgh (tage, lucesco). — (e) b^gaar, g9- 
waar, fchtraab, mald, lam, lack, beib, . — (i) fchtiU, fchpill (ludo), 
fchimpf, fdrziin (verzinne), err, bdfcherm, f^rgift, f^rmias, mifch, 
ßfch^ vkfch, ritz, d9rhitz, fchnttz, fchwitz, tchpitz, ddrblick, nick, 
ebr quick, fchick, fchpick, jfchtrick, zwick, fdrpfiicht, riecht (richte), 
fehlgeht, miß. — ßyhmiir; nies (ftemuto, mhd. niefe nach III). — 
(o) folgh, borgh, forgh, worgh (etwas fchwer fchlucken), koß, lock. — 
hutiel (hole), hiuelb, duueh. — (ü, u) hüll, füll^ dvM, fdrguld, krUmm^ 
dargrilnd, fdrkänd, zünd, f^rjüng, düng, zörn, Antwort, dörfcht, körz, 
fchtörz, tüörz, wörgh, färch (mhd. vürnte und ab weichender flexion), 
g9lüß, nutz und nütz, fchtütz, bück, drück, ruck; fchpüür, — (4) 
fchtrouf (ftrafe), wough (wage), andre f. u. — (se) hdichwaar,b9waa/r. 

— (^) k^er, leer, fdrrrveer, — (1) 6i7, leim, feidr, leür. — (6) kuttes 
(rede, kofe). — (oe) höör, fchtöbr, bodöör (betoere), lüües, roß, flüüeß, 
lött (loete). — (ü) mau9r^ trau^r, mauß (muto pennas), haus, maus, 
fau8, raußh, brauch, hauch, fchaam (fchümen). — (uo) ßjich, fLußh. 

— (üe) küvX, wüvl, rüüm, rüür, füwr, üüb, büüß, grüüß, fdrwüüß, 
gdnüügh, rüügh, füügh. — (iu) zeun, rewm, feu^r auch ieww9r (fauer 
riechen, fchmecken), fchteudr, b9deu9r, heuf, aa feucht, lacht (leuchte). 

— (ie) zur (fich fpreizen), diin (dienen und dingen). — (ei) he^iel, 
ßeel, däed (teilen), fchwieeß, fich neeegh. — (ou) draam (träumen), 
zaam (zäumen), (for/^^(erfäufen), feeem (I&omen). — mit bildungen: 
vnmfi9r (wundem), fichar, ford^. — den^l, riighal, fiighal — ro- 

Sohl ei eher, Volkstftml. a. 8bg. 3 



58 

dum^ '9nfif '9nt, rockna u, f. f. ff9rack9nt (rechnen), r'^iffhna (98 
riiah»nit)^ eeegi^nt, 9reeeg1mU fichy infin. k'eeffhna; feegk^n (fegae) 
va&X^ feeghna ) maßen, maßdnß, 1. plur. und infin. maßna, g9maß9fU 
(meßen). 

Die auf einen vocal auß lautenden ftämme werden ebenfals 
nicht verändert: mcui (mähe) maciß maat Tnaan u. f. f. gemoMy infin. 
maon maa genum^ fo draa (drehe), blaa (blähe) ^ kraa (krähe), naa 
(nälie), fchmaa (fchmähe), faa (fäe). — heu (kaue), hrm (braue), 
bUu (bleue, fchlage), reu (reue), fcheu (fcheue). — bau (baue), trau 
(traue). — free (freue), fchtree (ftreue). — hdfreiy fchnei (fcbtieie), 
enizwei. — blilü (blühe), brüil, glüü. — d/ruua (drohe), inlautend 
wird Wim nach der regel (f. 17) zu uilc: druueß druuet druuen, — 
trüü (tiübe) trüüß trimt trüün gdtrüüt alfo völlig vocalifch. 

Vn, 2. Stämme auf -n; die ftämme auf -nn fo wie ein teil 
derer mit langem vocal vor n gehen nach VII, 1., die welche kur- 
zra vocal vor n haben und die auf aom. aan, eeen, een behandeln 
ir n^ nach f. 29 ff., z. b. loa (lone) laaß laat laana laat läana, imper. 
la& UAty isfin. la&na gdla& loa, part. praet. gelaat^ eben fo: fchäa 
(fchone), waa (wone), gewaa (gewone), cbrmaa (ermane). — loa laäft 
u. f. f. laana (lenen, fe acclinare). — fee feeß feet feena u. f. f. (fenen); 
fee feeß u. f. f. befonders fdrfee ferfeeß (durch zauberfpruch fegnen) ; 
Ate u. f. f. (denen); g^wee u. f. f. (gewöne, mhd. gewen). — mee 
(meine) meeß meeJty aber plur. meeena meeet meeena, va&a, m^eena 
gemee, part. praet. gdmeet; 1. fing, praef, in verfchmelzung mit fol- 
gendem pron. perfonale der 1. perfon: meeeniich (meine ich). 

VII, 3. Verba welche in der 2. 3. fing, praef. und im part 
praet. den ftamvocal kürzen oder (feltener) doch verändern. B^ 
fpile: riied (rede) redß ridt riieden riiet rüedeny imper. rtied rttet, 
infin. riieden gerited, part. praet. geredt; fchoud (fchade) fckadfi 
fchadt fcJwuden fchout u. f. f., part. praet. gefchadt; fougk (läge) 
foghft jogU foughen fought u. f. f., part. praet. gefoght-, laab (lebe) 
M)ft iaht laam hmbt (aam, infin. laam gelaohy part. praet. gelabt^ 
m Ol«/ (male, pingo) moolß moolt mouhn nundt movien, infin. mott&M^ 
part. praet. gemoole; bedeut (bedeute) bedätß bedöM bedeuten bedma 
bedeuten, part. praet. bedätt; leut (läute, fono) lätß lätt leuten n. L 1, 
part. praet. gelätt; bl'eeech (bleiche, mache weiß) blechß bückt 
bleiechen bleeecht bl^eechen, infin. bUeech^n, part. praet. aebUelU; 
flf^ech (feichen, urinam mittere), weeeck (weichen) eben fo; /chleief 
fchlfß foM^ fchleeefen u. f. f. gefchleft (fchleifen, trahere); brii^t 
(breite) breiß brett breeeten breeet u. f. f., infin. breeeten, part. praet. 
gehrett; kl^eed (kleide) kledft kledt kleeeden kUeet u. f. f., infin. 
IcUiedeny part. praet. aekledt; kleeeb (kleiben, cauf. zu beklffih 
ben in, nicht das gleich bedeutende kleben; davon auch kUkiMgk 
neben dem, dem und. klebrig entfprechenden klaabrigh) klebß hiebt 
hliiem u. f. f., part. praet. geklebt; rkeef (raufe) refß reft rtikfsm 
Trieft rSeefbn, imper. r'Üfef r^eeft, infin. ree^en, part. praet. g^rifk; 



69 

dieef (taufen), kieef (kaufen) eben fo; goUieb (glaube) jfiHdfi 

Siebt g^Ueem QdUeebt u. f. f., infln. g9Ueem gaUeei, part praet« ^ 
^; OTUut (brüte) Är«^^ brutt bruuidn hnmt hrwnJt^n u* f. f.^ part 
praet. gibmtt', hüüt hiUß hütt hüütan hmU hüütim u. £. f., part. 
praet. gehüu; /cÄüür(fchütte), toüüt (wüte), düüt (tute^ tüte), 
flüüt (flute) eben fo; b9trüüb b9t9'übß b9triibt b9trüüm u. f. t 

Das verbum 'haben^: hau hoft hot kämm hott hemm, imper. hau 
hau, infin. komm hou gohou, conj. praet. hSit hetß heü {h'eU) h€U9n 
hett hStOn, part. praet. gdhott. 

In die flexion der ftamverba fchlagen um: bouddn (baden f. o. 
I, 2. am ende), frough (frage) freighß frHght (für froughft frowghi)^ 
plur. frou^hdn u. f. f., part. praet. g9frought (auf dem lande auch 
/uiigh conj. praet. von fougk9n fagen). — krtigh (obtineo) kri^hft 
kright kriighan kright kriigh9n, iiän. krügh^rij part. praet. g9krtgfu, 
conj. praet. kröigh kröighß u. f. f. (in andern gegenden hört mab 
den indicativ praet. krag). Difes verbum flectiert alfo, das part. 
praet. auß genommen, völlig nach IV, 1. (verfchiden davon ift alfo 
krige, kreic der älteren fprache). 

Einiges über adverbia, präpofitionen, cöi^jonctionen. 

Inna, außdn *)^ uuem (oben), unt9n; hinna, haufidn, huuem^ 
hu7U9n, hilüm (hüben), d.i. hie innen u. f. f.; dinna, dauß9n, duu»m^ 
dunt9n, düüm, d. i. da innen u. f. f.; drinna, draußen, druuem, 
d/runtdUy drilüm, d. i. dar innen u. f. f.; aa (an), et (ein), ou (ab), 
um (um), auß, auf, vnt9r, üüwdr, hml9r; naa, nei, nou, nüm, na/uß, 
nauf, nunt9r, 7müto9r, mnt9r, d. i. hinan u. f. f.; räa, rei, rou, riim, 
rauß, rauf, runt9r, rüiLw9r, rint9r, d. i. heran u. f. f.; dräa, drei, 
drüm, drauß, drauf, druni9r, dril/itw9r, d. i. daran, vergl. unten. — 
fü/är gilt für 'vor, hervor*; niidan ift fo vil als 'unten*; h^9n und 
g^9n (= hiefeiten und genfeiten vergl. f. 46) diifeit, jenfeit; ifma- 
dum (innen dhn)^ uuemduuem oben droben. — Von diefen adverbien 
wird gebildet: nouioart9n, rouwartdn, Ttauß-, rauß-, nei', rei-, ntmf-*, 
rauf-, mmt9r-, runt9r-, n'üMtü9r-, riiüw9r-, nvnJI»r-, rmt9Hoart9n; 
jezt auch fchon ncmwarts u. f. f. (hinabwärts u. f. f.). — itmawen- 
diah, außawendigh. — Adjectiva: d^r, di, ia inw9r, euß9r, Üilew9r 
(obere), ünt9r, hint9r, fädddr (vordere). — üüew9rfeh{ch, ünt9rfchich, 
hifUdrfohich, fädd»rfchich, füürfchich (ober fich, aufwärts u. f* f-). — 
Noch mer als in der fchriftfprache unterfcheiden üch die mit dftr 
zulammen gefezten adverbien, je nachdem der ton auf dem erften 
oder dem zweiten elemente ligt, z. b. d9rfaa (davon) aber dad^ 
(ddvon), d9rbei doMei, darmiit doumiü, dmfiliLr (davor), dovf%W 
(d&vor), dr%ia dourilm, drei dourei, ddrwidddr douunddor, vergl. fer- 
ner mit doppeltem dar (da) drinna doudrinna, drauß9n daudrauß9n, 

*) DUM IHift nuf ) amftm Hei (ta6 btoibta). 



60 

Aruf doudrvf; z. b. ich weß neks darfaa, aber: doufaa weß ick nSJcs. — 
hSeem aheeem ift *heim, nach häufe*, hemma und cbrhemm 'dahdm, 
zu baufe*. — Die präpofition uf (z. b. iif morgkdn bdfchteU auf mor- 
gen beftellen) lautet als adverbium auf (z. b. auf fetz auf fetzen); 
eben fo verhält fich praep. mit, adv. mwV; praep. an, adv. oä; praep. 
SS9, zu, adv. zuu. — *ja* lautet iou, Jaa, ja und ja je nach ftellung 
und ton; z. b. ei jou: joü, fau is di woordt (ei ja; ja, jenes ift di 
warheit); duus fei jaa niiet (tue es fein (doch) ja nicht); ich hous 
ja goor nii^t g9foght (ich habe es ja gar nicht gefagt); ei ja tctmel 
ei; ja worum denn niiet (ei ja wol; ja warum denn nicht). — Die 
endung -ar ift bei Partikeln fer beliebt; das an gehängte f9 auß fu 
ifima, fo) hört man in gewiifen Verbindungen häufig -ß^r fprechen, 
z. b. nuffdr machs fuua- (nun fo machs fo), nuff'dr hdjeiB (nun fo 
adieu); femer: öp'pdr (etwa), hal^r und hak (eben), /i^fer und fufi 
(fonft), naaw9r (neben), waagh^r (wegen, z. b. waaghdr miir, aber 
ftets: meitwaagh9n meinetwegen), vergl. fchändar neben fchä (fchon), 
hineuTubr neben hinza, hinzigh (jetzo), auft9r (defto); vergl. ferner 
Tnar für man. — fchtats (anftatt) und fam^ts neben fäme (famt) haben 
-«; *oder* und aber* taufchen ire bedeutungen; ^odddr bedeutet 
*aber*; ouwdr bedeutet *oder* (in der neueren zeit beginnt das hoch- 
deutfche hier einfluß zu nemen); man fagt: doöa is oddar neks (das 
ift aber nichts); ich weß niiet, woorfch a maä ouw9r (jezt meift oddar) 
a fraa (ich weiß nicht, wars ein mann oder eine frau). 



Syntactifches. 

Der genitiv wird umfchriben durch die praep. fan oder durch 
das pronomen polfeffivum: is meeedla fan meiner fchweft9r oder: me^ 
n9r Ichweft9r iir meeedla das mädchen meiner fchwefter; is Tcind fan 
maa oder in md& fei hind das kind des mannes u. f. f. Erhalten ift 
der genitiv nur in gewiifen fügungen wie: linhar hend, rochier hend; 
diimm9r, gdfcheitdr weis; unn»T eees (unfer eines), füümaam^r leiU 
kümar gdrotttdn faltan (vornemer leute kinder geraten feiten) u. f, f. 

Bei ungefären zalbeftimmungen von maßeinheiten tritt an. 
das vor dem zalworte ftehende wort, welches das maß und dergl. 
bezeichnet, die endung '9r, der unbeftimte artikel tritt davor, z. b. 
a fchtück9r dreia oder drei, a hampfBhr fiira oder für, a mate9n»r 
fümpfa oder fiimpf, a mouß9r ßks oder fekfa^ a gilld^nar fUm» a 
1dafl»r9r acht, a fchuuehdr neu, a mann^br zeeena, a dutz9nd9r efyup 
a dough9r zwölf a u. f. f. (etwa drei ftück, vier handvoU, fünf metzeiif 
fechs maß, üben gülden, acht klafter, neun fchock, zehn mandel, 
eilf dutzend, zwelf tage u. f. f.); mit a elhner fiira hofta gdnunh 
(mit etwa vier eilen halt du genug). 

Eigennamen von perfonen find unveränderlich und haben ftets 
den artikel: ich hau in E&ns, is Barla gdfaan ich habe dan Hans, 



6t 

das Bärbcheu gefehn; in Rettaharla fei bruudar Margaretlia Barbaras 
bruder; in Schilbr feina fchtück Schillers draraen u. f. w. 

Im gebrauche der präpofitionen und ortsadverbien hat 
die mundart manches eigentümliche, z. b. ar gut nint9T in fchtoud^l 
er geht hinter in den ftadel (in die fcheuer die hinten liegt); wiw<9r 
ftf Forfchengreut , 8chälk9n, ÄasfcUd, Hilborghhaufdn hinter (wärts) 
nach Forfchengreut, Schalkau, Eisfeld; di fckoffei nintar die chaulTee 
hinter (wärts); bei ^nint^r fteht der fprechende vom; di fehoffH 
rint9r, rintdr in fchtouddl u. f. f.: der fprechende fteht hinten. — 
di fchoffU füüry füür uf Sumbargh die chauHee vor, vor nach Son- 
neberg: der fprechende mag vorn oder hinten ffcehen. — üüw9m 
ha/rgh nüiiiüar über den berg hinüber; nüüwdr uf Hüttdngrund, 
Müwrfchnitz, Baatleckm hinüber nach Hüttengrund, Mürfchnitz, Bet- 
telhecken; düüm in Hüttdngrundy MvMrfchnitz, Baatlechdn drüben in 
Hüttengrund, Mürfchnitz, Bettelhecken. — in fluur nou die flur (in 
der flur) hinab; nou in fluur hinab (in) die flur; in fluur nouch anan- 
n9r rou die flur nach einander herab {fluur ift fbg. mascul.) ; nwnidr 
oder nou uf Lind, Hääbich u. f. f. hinunter oder hinab nach Lind, 
Hönbach u. f. f., nunt9r in Icaabr hinunter in den keller. — in bargh 
nauf den berg hinauf; nauf in bargh hinauf (auf) den berg; in ba^'gh 
rauf den berg herauf; nauf uf Neuflgh hinauf auf Neufang; naif in 
bmiedan hinauf (auf) den boden (dachraum). — nei di fcluoiä hinein 
(in) die ftatt, di fchtout rei zur ftatt herein (in der ftatt herein- 
wärts); in bargh rei den berg herab (herein); in bargh nei den berg 
hinab (hinein); nei di Schteeenich, nei di Laufcha hinein (in) die 
Steinach (nach Steinach), (in) die Laufche (nach Laufcha); di SchteSe- 
nich nei zu Steinach hinein (in Steinach hineinwärts). Eben fo nei 
uf NeufchtoU^ nei uf Kuuewrigh hinein nach Neuftatt, hinein nach 
Koburg; dinna in Neufcfuott, Kuuebrigh drinnen in Neuftatt, Ko- 
burg; nuuß in fluur hinauß (auf) die flur; in fluur ruiuß die flur 
hinauß (in der nur hinauß wärts); zu ddr fcktuum rauß zu der Itube 
herauß; nauß uf K'öppdrfchdorf, Molmarz, Schteebich hinauß nach 
Köppelsdorf, Malmerz, Steinbach; da/ußen in Köpporfchdorf, \Mol* 
marzy Schteebich draußen in Köppelsdorf, Malmerz, Steinbach; 

Das unbeftimte pronomen wird gegeben: 1. durch *«i9r*, 
wenn man fich felbft mit darunter begreift; z. b. mar duts niiet 
gam man tut es nicht gern; döös foght mdr niiet das fagt man nicht; 
2. in gleichem falle durch das zalwort *ein* {äees eines, neutr., be- 
deutet jemand, wie manche manches im finne von mancher menfeh; 
nienfch war in der älteren fprache gen. neutrius und daher mögen 
die neutra ^eea, manchs ftammen, z. b. ds is Sees an d9r düwr es ift 
jwnand an der türe), welches als dativ und accufativ zu ^m9r be- 
trachtet werden kann, z. b. ß fchloughan 9nn fie fchlagen ein^n; 
fi duun ennr ölbn dort un dampf aa fie tun (man tut) einem allen 
poITen und dampf (eben dalTelbe) an; fls außar d9r weis, woa emt di 
leut naueh foughon 68: ift außer der weife (gar zu arg),, was einem 



62 

die leute nach lagen; 3. durch die 3. perf. plur. (f. unter 2 die 
erften beifpile): fotta zeeemr ncuomv^fa miet folche zehner (dreikreu- 
zerftücke, friUier zu zehn Pfennigen gerechnet) nemenfie (nimtman) 
nicht; 4. durch das paiUv: ßs fchä g9lätt woom es ift fchon geläutet 
worden (man hat fchon geläutet). 

Die umfchreibung mit *tun* wird im praefens nicht häufig 
an gewant, z. b. ich dwi mich dach niiet färchdn ich fürchte mich 
doch nicht (gewönlich ich färch mich dach niiet) ; dagegen wird der 
conj. praeteriti faft durchgängig mit difem hilfsverbum umfchriben: 
loerm ich döös foughdn deity deit ich a liiügh f(mgk9n wenn ich das 
fagte, fagte ich eine lüge. Der indicativ praet. wird durchweg (bis 
auf töoor f. 0.) mittels des part. praet. uild der hilfeverben *fein* 
und *haben' umfchriben {ich hm g^foght, ich bin g9loff9n u. f. f.). / 

Der infinitiv hat drei formen: 1. one g9- und one -9n nach 
'müßen, follen, wollen, laßen', z. b. döös mußm^r foughy ich was 
duuy ich foU wann9r das muß man fagen, ich wils tun, ich foll 
wandern; ich louß mach ich laße machen; 2. mit y»- und one -^ 
nach 'können, mögen', z. b. m^r kaa gdfough man kann fagen; k&&fla 
denn niiet g9plaud9r? kauft du denn nicht reden? dööa moughmBr 
dach niiet gdduu das mag man doch nicht tun; 3. one g^- mit -^ 
nach 'werden, tun, bleiben, helfen, hören': ich waarfch f<yugh9n, ar 
toärd hraak warn, 98 wörd fchä brenna warn, du deitß fhugh^n ich 
werde es fagen, er wird krank werden, es wird fchon brennend; 
werden, du täteft (würdeft) fagen; blei bdtraad^n, blei b9fitss9n, 9s 
bleit b9/chtenna bleibe ftehn, bleibe fitzen, es bleibt ftehen; ich 
half arb9t9n ich helfe arbeiten. Man bemerke die zufammenfetzung 
des von 'bleiben' abhängigen verbs mit fo-. Ferner nach 'zu*: ar 
hat neha z^ aßen, döös hot neks z9 fbugken, ar hot Z9 laam (zu lebeB) 
u. f. f.; auch hat ftets -»w der innnitiv als fubftantiv: is laufen, i$ 
g9nna das laufen, das gehn; ar hot is fchreim (das fchreiben) g9- 
lamt. — Das einen infinitiv regierende verbum tritt in der regel 
vor den infinitiv: waar döös will (foll, muß) höör; wemm9r döös Je&& 
g9höör wer das hören will (foll, muß); wenn man das hören- kann; 
ich hous foll (woll, louß) mJach ich habe es machen follen (wollen, 
laßen); ich houna hoör finga (ich habe in fingen hören); ich hau an 
groum louß mach (ich habe einen graben machen laßen) ; m9r wams 
fchä loßdn mach (wir werden es fchon machen laßen); ich houm9r 
(ouder) louß louß (ich habe mir (ader) laßen laßen); ich houmar 
muß half (ich habe, mir helfen müßen). Doch fagt man: ich loaarfck 
fchä g9mach kilnna (ich werde es fchon machen können) ; ni»r warn» 
fchä mach miiß9n (wir werden es fchon machen müßen). — Steht 
bei dem infinitiv, welcher von einem andern infinitiv abhängt, ein 
adverbium (trenbare praepofition), fo tritt der regierende infinitiv 
zwifchen das adverbium und den regierten infinitiv: ich toils rou 
{runt9r) louß reiß ich wil es abreißen laßen; ich waarfch runi9r 
müß9n reiß ich werde es herunter reißen mttßen; ich vfoorfch niüi 



68 

ou loß9n reiß ich werde es nicht abreißen laßen; ich waarfch nmt9r 
hwnna g9reiß ich werde es herunter reißen können^ wemmdr döös 
aa muß {f oll y will) höör wenn man das anhören muß (foll, will). — 
Man bemerke: ich hau half g9arh9t d. i. ich habe helfen gearbeitet, 
anftatt: ich habe geholfen arbeiten (ich habe arbeiten helfen); ich 
deü (toüür) half arbdtan ich täte (würde) helfen arbeiten. 

Die relative conjunction daß, älter und auf dem lande 
auch daßdn (vergl. f. 46), für welche auch in gleichem finne vmu 
gebraucht wird, entfpricht volkommen dem nhd. 'welcher*, z. b. daar 
daß {daßdn, wuv) döös g^foght hot der welcher das gefagt hat; dou 
fenrv^ra di daß {daßdn) foughdn oder dou fermdra daß {ddßdUy wuu) 
fotwhdn da find irer (gibts leute) welche lagen; dar maa, di fraa, 
ia Icindy daß {daßdn, wuu) döös gdfoght hot', dou is manchs (manches 
d. i. mancher menfch) daß {daßdn, vmu) fu wos niiet foght) dou is 
kSäendr daß {daßdn ^ vmu) döös d'eit^ dou fenn kSeena do^ß {daßdn, 
wuu) wos dilüghdn {daaghdn), — daß fteht überflüßig in anhängigen 
fragen: weß duu öppdr, uri lang daß di walt hdfchtenna wördf weift 
du etwa, wie lang (daß) die weit beftehn wird? umkii daß daar 
nar gdkraatfcht isl wohin der nur gekretfcht (gegangen) ift! 

Nouchdt auch nouchdr (nach her) wird fer oft für *da, dann, 
fo* gebraucht, um den nachfatz ein zu leiten: wemmdr Icee gäld hott, 
nouchdt {nouchdr) is neks wenn man kein geld hat, fo ift es nichts; 
wemfnidr in kinndma ölhn wilhn leßt, nou^chdt is gdfaalt. 

Für 'als* wird ftets wii oder als wti gebraucht, z. b. wii ich 
gdkmmna bin^ hots gdreighdnt (als ich kam); ar is größdr wii {als 
wii) fii. 

aa (auch) wird mit Vorliebe ans ende gefezt: ar hot ßch oddar 
muß plough au (oder: oddar aa muß plough, er hat fich aber auch 
plagen müßen). 

ha ift häufige partikel der frage und geht derfelben vorauf: ha 
weßm/drfch dennf ha, weiß man es denn? ha wos hoßdn (oder hofia 
denn) douf ha, was haft du denn da? ha beteuert auch: ha jau, 
ha freilich, 

meeeniich, fchatziich (meine ich, fchätze ich) werden der rede 
ein gefchalten; z. b. ds woomdra, fchatziich {mSieniich), a fchtUckdr 
zwölf a oder auch ds woomdra a fchtiickdr zwölf a, fchatziich {meeen- 
iich)^ döös is neks, me^eniich. 



S. 43 z. 18 V. u. ftreiche *geii. u.' vor 'accuf.* 



Samlung von Worten, die von der fchriftfprache 
wefentlich ab weichen oder ir fremd find.*) 



Mbr in Wendungen wie 9s alhrt.ßch auch: ds albrürt d. h. esbeßert 
fich (Schm. I, 42). 

aam eben, z. b. aam drüm eben darum; als adjectiv im finne von 
recht, tüchtig, tauglich, z. b. döös fenn fchä aama aardöpf»! das 
find fchon tüchtige kartoifeln; daar jung is fchä aam woom der 
junge ift fchon recht groß geworden. 

aamacht f., äamacktigh (mhd. ämaht, ämehtec) onmacht, onmächtig. 

aamsff9maa und aamsgd/chmaa adv. z. b. ich gii a/wisgdmaxi hii ich 
gehe meinetwegen hin; naams aamsgdmaa ölbs nims meinethal- 
ben alles (ift nach Frommann auß eben fo msere, d. i. eben fo 
lieb, eben fo gut, entftanden, vergl. Schm. II, 607). 

aanigh adv. fort, weg, z. b. ich gii äanigh (ift an mhd. senic expers 
zu denken?) 

appddiik masc. appetit. 

am'eeeßigh luft habend, ging, geil; ar is amreeeßigh woom er hat 
lult bekommen; machna niiet äareeeßigh reize in nicht, mach im 
kein verlangen (anreißig = anreizig von reißen = reizen, incitare). 

afch9r masc. afche (cinis). 

back'^ äa back und äa areuf — an packen und an greifen — werden 
im finne von an faßen gebraucht. 

barra/bl (parafol) auch rHghdnbarrafol demin. barraßlla L v. als reiV 
gk9nfcherm das jezt auch gebraucht wird. 

barz vor ftrecken, z. b. ar barzt fein batich rauß er ftrekt feinen 
bauch vor (Schm. I, 204). 

bdduu d. i. betun in Wendungen wie:- ich kaa mich niiet b^duu ich 
weiß mir nicht zu helfen, kann mich nicht zurecht finden. 

bmf^l masc. I. pinfel (penicillum). 



*) Das in der grammatik befprochene ift hier möglichA übergangen worden. 
Die verba ßnd in der 1. fing, praef. an gefiirt; fie gehören aUe zu clafle VlI. Die 
anordnung ift alphabetifch nach der fchreibung der mnndart. — Schm. bedeutet 
SchmeUers bair. worterb. 



65 

bȧmm beiCammeo, mit einander z. ^b. tannaokt (acceat auf a)b9- 
famm gute nacht beifammen {ta auß guuta^ fo fagt man zu mere- 
ren perfonen). ^ , 

69..,,,. 1. befchmuzen; Ja. 9n fchmuzig, z. b.' a b9,.\..,.9ne 

fchnuptüchla ein fchrauzigps (gebrauchtes) tafchentüchlein, ja fo- 

gar a Id dn^r daabr ein fchmuziger (gebrauchteir) teller ; 

2. betriegen, • - • 

heß9r als adv. auch im finne von mer, ferner; z. b. gu beßdr nauf 
geh weiter hinauf, heßdr haar näher her u. f. f. (wie mhd. bag). 

hodddrla neutr. demin. perle (auß patertein d. h. paternofter, dÄ bei 
jeder perle am rofeukranze ein vaterunfer gebete^t wird). 

bolM- fallen; loU9r nüet Mi fall nicht hin (poltern? vgl. Gnmm Wör- 
terbuch f. v. bollern). , -• 

holmaal neutr. aftermel, was zulezt auß den mülfteinen läuft; über- 
haupt das fchlechte, verftreute mel (yergl. Schm- I, 280). 

hoordn masc. I. barren, krippe des vihs im ftalle. 

hoorlaam, fem. offener gang am häufe, meift nach dem hofe m itm^ 
porlauba Schm. I, 192.) 

Iorz0l (purzeln) fallen; um borzdln um fallen. 

buuchack9r masc. III. und I., frucht der buche, buchkern {für buuchr 
hckdr; aber: ich gii in di bicicchacJc9m ; vgl. Grimm wörterb. f . V. 
ackeran). 

büüepBl meisc. I, pöpel, popanz; verhärteter nafenfchleim; büüepöla 
fich mit difem zu fchaffen machen, z. b. büüepdl niiet in d^indr 
nous rüm, , 

buuef9t f. bosheit; befonders auf dem lande auch: feuche, graflie- 
rende krankheit. 

daab adj. (taub) toll, wanfinnig, auß gelaßen, z. b. mach h^'eena 
daam fchtre'eech mach keine tollen ftreiche; ar is ree daab et ift 
rein (völlig) toll (von finnen). 

danguut dank gott (^s wäre guui darin enthalten). 

daß9l fem. III. furunkel, blutfchwär (mer auf dem lande^ bräuchlich). 

dee^t masc. I. zufammen gelaufener grind (Grimm wb. f. v. deft). 

dena9l fchlagen mit kleinen rütchen und dergl.; die fenfe häitttöern. 

dichtarla neutr. dem. enkel, enkelin (das nicht deminuierte dichter 
komt nicht vor; vgl. Grinmi wb. f. v. diechter). 

dinhdtz masc. III. wicht, verächtlicher menfch. 

doli adj. feltfam, fonderbar. 

dolbn fem. I. quafte. 

a döörichOr oder döördter hund ein toller, wutkranker hund (adol- 
hr hund ift ein feltfamer, auffallender hund; dar hund ia daab 
heißt: der hund ift närrifch, nicht bei trofte); hundsdööreta mil- 
lieh milch, die im fauerw erden begriffen ift. 

döörfch ou fchlachte ab, töte. 

dort masc poffen. 

drück drücken; drucken: a gBdrüJoa buuch ein gedruktes buch. 

Schleicher, Volkstfiml. a. Sbg. 9 



66 

dü7ifch9l masc I. auf geworfener mund; mund mit abfichtlich vor 

gedrängten lippen. 
eeeghdnfinnifch adj. eigenfinnig. 
Siwigh adv. fer, z. b. äivngh hraak fer krank; goor Smigh feer kraak; 

tiewigh (und eiwigh) ilt ewig (aeternus); z. b. iieungh un malcU- 

tigh ewig und mein lebtage. 
ekst9^m ärgern, plagen, z. b. daar hott mich woa gdekat^rtl 
eng9lalnw9r neutr. (je länger je lieber) flieder (fyringa vulgaris). 
iär9h masc. I. boden, dile im zimmer, fchtuumeerdn ftubendile; vgl. 

hausierdn. 
faagh neutr. nachgeburt von tieren, meill von der kuh gebraucht 

(das gefeg, die fäubem in gleicher bedeutung bei äehm. I, %\b). 
fanduufdl fem. III. unordentliches frauenzimmer^ 
fatz9n adv. fer, z. b. fatz»n gruueß fer groß; adj. (unveränderlich) fer 

groß: \a fatss9n mäa, a fatzan fraa\ mit faln fatz^n blöchama mit 

jenen JTer großen blöchern. 
feC adv. fein, von fer häufiger anwendung und nicht wol überfezbar, 

etwa 'nur ja*, z. b. gn fei heeem geh nur ja nach häufe oder gü 

feijaa heeem. 
feü masc. auf dem lande feighü, gelber lack, cheiranthus cheiri; 

beliebte Zierpflanze. 
fdrlSiet z. b. du fdrbeeets luvd9r oder dink; fcheltend gefagt, wenn 

jemand oder etwas nicht gehen will, fich verkert an ftelt. 
f9rkrüpfdl verknittern, zerknüllen. 
f^rfchteckdln M^h^n fdrfchtäckdn verbergen. 
fdrwich^n adj. jilngft verfloßen; adv. neulich. 
fett neutr. fett; übertragen z. b. in ich houna fei fett gaam ich habe 

im fein fett (den reft, genug) gegeben; daar hot fei f^eu der hat 

genu^, ift tot und dergl. 
fev^r, aa feadr fcharf ins äuge faßen; daar hot mich oddar äa g9' 

feuart! der hat mich aber an gefchaut! 
flieh nur von der zunge, z. b. flecTt dei zunga niiet rauß ftrecke 

deine zunge nicht herauß. 
folz»r und fokigh vollends. 
f6rlc9lbee masc. I. waßereidechfe, f eltner landeidechfe (furkeln: hin 

und her faren Schm. I, 563). 
foufanacht fem. fasnacht (fälfchlich faltnacht). 
fralcs fretzen, jemanden fich an eßen laßen, voll eßen Hopfen. 
freeda (dem. von frad) fräulein, großmutter. 
froöra masc. I. fchüttelfroft. 
gaamaln plur. (ton auf der 1. filbe) kamille. 
ganfart masc. I. gänferich. 
gaatlich adj.. fchiklich, paffend. 
gdduu das getue, das benemen; wos is döös fiiilr a gaduu "wss iR> das 

fär ein benemen; is gtmt gdduu das eigentümliche benemen einer 



67 

perfon, z. b. fei guta gdduu ü halt afuua fein benemen ift halt 

(eben) fo. 
ffeizigh a(^'. und adv. jäh, jählings. 
ff9mee adj. gemein, auch herab laßend; a gdmiiemr harr ein herab- 

laßender herr. 
g9fchpr%m9Ü adv. gefprenkelt, klein geflekt. 
g9fchwei fem. fchwigermutter (land.). 
g9fchwüiil adv. fchwül. 

gimif^r neutr. kleinvih, befonders das federvih auf dem hofe. 
glaunigh adj. glühend. 
gokmna nur in der längft unverftandenen drohung: ich reiß cbr di 

aolauna rauß ich reiße dir die kaldaune (den darm) her-aüß.. 
goWScht neutr. II. licht, talglicht; rotz an der nafe; ar zächt licht9r 

odfer gollecht9r er zieht lichter d. h. er hat eine roznafe. 
görah^l verb. an der gurgel (gorghal) würgen, drofleln. 
go/ck fem. IIL maul (Schm. II, 77). 
fföß9r verb. dem, zu gießen. 
grüün adj. bedeutet auch roh, ungekocht, z. b. grüilns fleiefch rohes 

fleifch. 
grupp9t adj. blatternarbig (Schm. II, 117). 
guueldkäüla dem. goldkefer. 

guueldtoorm masc. II. falamander (fchwarz mit gelben flecken). 
haah9ligh, haakal acy. wälerifch, ekel (Schm. II, 165). 
hampflich adj. dick, grob (von hampf9l, band voll). 
harz neutr. II. plur. harzar elfter. 
häusEerdn masc. I. Vorplatz, hausplatz vergl. ä&r9n. 
haazqnaln fem. I. handtuch (twehele). 
heehüpfdr masc. heufchrecke (hüpfer ift wörtliche überfetzung von 

fchrecke; ahd. fcricchan fpringen). 
heigaa (ton auf der 2. filbe) interj. meinetwegen. 
hemleu^r masc. I. einer (oder eine) der nur das hemd an hat; hem- 

letU9rijh adv. im hemde (Schm. II, 195). 
häSrla dem. großvater (Schm. 11, 231). 
hafch aa an hängen, machen daß jemand mit etwas behaftet wird, 

z. b. hetfchm9r deina flää niiet aa hänge mir deine flöhe nicht 

auf (bei Schm. II, 259: hutfchen). 
hifi!9n fem. I. frucht der wilden rofe, hagebutte (mhd. hiefe). 
htiwigh; z. b. 98 is niiet hüwigh mitna es ift nicht richtig mit im 

(mr hebig; Schm. II, 140). 
hüssigh krääUt (hitzige krankheit wie im böhm. horkd nemoc) ner- 

venfieber, typhus. 
höU9r auß hole auß (neben hüüel auß). 
hölmrla dem. preißelbere, vaccinium vitis idaea. 
hojchpdl fem. III. leichtes, übereiltes frauenzimmer; hofchpdUgh adj. 
Äö^/cÄ»Z fchaukele; hötfchdl fem. III. fchaukel (Schm., II, 259). 
hüll fem. m. kleine waßeranfamlung auf dem boden (Schm. II, 174), 



68 

Z.'b. iJUm hat is hind fchä widddr a hüll haar gdbr...,; dann in 

der Verbindung: di hüll un di füll in menge und filUe. 
hutz ftoße, befonders in der kinderfprache (Schm. II, 260). 
jeeft masc. gifcht, fchaum, 
junh9rla neutr. federnelke. 

kaalich masc. kelch am hälfe, auch wattich genant. 
haul kegeln, kegel fpilen; kaulicä., kaulplatz kegelban. 
herr fchreien, hell fchreien von kindern (mhd. kßrren). 
Jcess und keß fem. IIL plur- keffm: ritz, fpalte in hölzernen dingen, 

da wo zwei ftücke an einander gefugt find, z. b. in der dile. 
hiifiak^ z. b. är is niiet kiifigh er ift nicht rein, fauber, kofcher 

{wol = gßhibig). 
kipp9l mich {fich kippdln) fleh necken, auf ziehen, zank^ (Schm. 

n, 316). 
kiiza fem, katre, zur bezeichnung des gen. femin. 
klick hin reichen, genug fein, z. b. zwei klüüeß kleckdn bei dan noch 

niiet zwei klöße klecken (genügen) bei dem (dem) noch nicht 

(Schm. II, 852. mhtl. klecken). 
kluns fem. IIL ritze, riß im holze (Schm. II, 360). 
knenk einen nafalton von fich geben, befonders durch die nafe reden, 

dann läftig reden, einem die oren voll reden, z. b. wenn die cät9h 

weiwBr in ddr kerch ira noufdnquetfchdr auf hamm, dou hnenk^nfa 

wennfa ßnga; mei fraa knenkt (keift) m9r in ganzen dough di 

oordn fuuel (Schm. II, 373). 
knuuepf masc. IL knöpf und knofpe, in lezterer bedeutung befonders 

das dem. knöpfla, 
krappifch adj. fleißig, fer fparfam, aber auch: widerfezlich, unleid- 
• lieh (vergl. Schm. II, 392). 
kratz fem. IIL korb (Schm. II, 399). 
kratzdn fem. I. kratze (fcabies). 

kringslich rüm rings herum, rings umher (Schm. III, 109; 11-, 389). 
krumm krallen, mit den nägehi oder krallen packen und verletzen, 

z. b. a geiar hot mar mei daub ddrkrumt ein geier bat mir meine 

taube zu tote gekralt; wilfta mich öppdr krumm? wilft du mich 

etwa krallen?; ds krumt mich in bauch (mhd. krimme, kram, 

gekrummen). 
kuu fem. IL 1. kuh; 2. kefter; herfchkuu hirfchkefer, fchröter; fch...kuu 

miftkefer; meift im demin. küüla, z. b. guueldküüla goldkefer; 

kornküüla marienkefer; kaafar masc. I. bezeichnet nur den mai- 

kefer; das dem. kaafdrla ift juliuskefer; 3. zapfen der nadelhölz'er. 
laaf I, 1 gehen (laufen ift fckpring). 
langfchuub masc. IL kegelban. 

lafch fem. III. orfeige, backenftreich ; als verb. inf. lafch^n orfeigen. 
leera masc. I. lerjunge (lerer ift meftdr oder fchulmeßir). 
leut leute; als fingul. neutr. ein frauenzimmer; weiwdrleut nentr. dAff.; 

manndrleui neutr. ein mann, z. b. 98 ism9T a mann9rleui un a 



69 

weiw9rleut bdgüegJant es ill mir ein manfi und eine frau begegnet* 
(Schm. n, 522). - 

l{w9raalifch adj. verbult, lockerer litten; ltto9raalt/chk^iet z. b. fi u 
mit ddr müüghdrei un ddr liv^rakUfchkeeet bohäft fie ift mit der 
Verliebtheit und dem lockeren wefen behaftet. 
a lins, a lin/dla ein wenig, von feiten dingen (a wmg von unkörper- 
lichen dingen und vor adjectiven, z. b. a wmg z9 klee und dergl.; 
^ zarla von flüßigen). 
luues gald lofes geld d. i. falfches, verfchkgenes, ungültiges geld. 
hmn9r poltern, drönen; lunmrdr masc. einmaliges poltern; g9lunn9r 

gepolter. 
lünzigh adv. ab getr^^gen, fadenfeheinig^ morfch (von kleidimgsftücken 

und dergl. Schm. U, 485). 
madeng (ton auf der 2..filbe) masc. mantel. 
malla dem. neutr. z. b. a malla arw^ßdn eine portion, eine für eine 

malzeit außreichende menge erbßen (wörtl. mällein, mälchen). 
marks masc. gedächtnis, z. b. dar jung hoU odd^r aa goor kenn 'tnarks 
der junge hat aber auch gar kein gedächtnis (Schm. II, 619); 
auch merke gefprochen. 
Timul neutr. 11. mund; ia mavl auffchperr9n gänen (wofür das wort 

in der mundart völlig feit). 
maunkd^la dem. Weidenkätzchen. 
meeed fem. III. dienftmagd (nie etwa im finne des hochd. meid); 

dem. meeedla aber bedeutet mädchen. 
meitwdaghdn adv. meinetwegen; wird aber oft im finne von *ungefär, 
vill eicht, nemen wir an' gebraucht, z. b. dou hots meitwaagh9n 
gdhrent da hats, nemen wir an, gebrant; dou woorn meitwaaghdn 
zwölf leut dou da waren etwa zwölf leute da. 
memm laugen, vom kind; ia kind memt', fi leßt ir kindmemm^ mem-- 
mdr dem. memrmrla bruft; auch in der kinderfprache für bruft 
(vergl. Schm. II, 575). 
mz'cr (außer in der bedeutung magis, plus) nur in Wendungen wie: 
wos is dou ddr meer? 98 is niiet fill d9r medr was ift da weiter 
dran? es ift nicht vil dazu (mhd. msere, ift mit mi^ magis ver- 
wechfelt; man erwartete, fonft maar), 
merrich masc. märrettich.' 
meuckhr masc. veraltetes kaltes fieber (nicht in der ftatt gebrauche 

lieh; Schm. II, 544). 
mezg9rfchgaak masc. IL vergeblicher gang, mezgersgang. 
möör wülen (Schm. II, 611). 
mötfch matfchen, unfauber mit flüßigen dingen verfaren (Schm. II, 

658. 622). 
mouak VL 1. mag, 2. (ich) liebe; miiiigkdret liebfchaft. »j 
muck fem. III. fliege (welches wort der mundart feit). 
muU9rla (dem. zu mutter) großmutter. 
nachtfchaet9n masc. geißblatt (lonicera (äiprifolium). 



70 

nackabitfch masc. ein nakter; näckabitfchigh näkt. 

7iaagh9la neutr. dem, iiägelein, nelke; gewürznelke. 

7iaa/tffüilek9r masc. neftgöker, jüngftes kind oder junges, 

öUaweil adv. alleweil, immer, jedes mal. 

ölbrüt adv. jedes mal. 

ölbrfcfU veraltete zufammenziehung von ölbr erfcht aller eiit. 

orl fem., orlahdam ahorn, ahombaum; orla ahomen, z. b. a orla diifch. 

pfauch boshaft zifchen, keuchen und fchnappen (vergl. Schm. I, 307). 

pfW^ (feltner pfffdrling) fchwamm, fowol eßbarer als häufiger gif- 
tiger^ z. b. muclc9npM'9r fliegenfchwamm ; andere arten heißen 
fchwamma fem. I., z. b. bwAchfchwamma y fchtökldsfchwamla (bach- 
fchwamm, Itökchenfchwämlein). 

platz plur. tannen- oder fichtenzweige; befonders dem. plada kleiser 
dünner runder kuchen {platz ift platz); platz verbum platzen, tref- 
fen, werfen, fchießen. 

plaud»r fprechen (one nebenbedeutung). 

rappH 1. i^aßeln; 2. verrükt fein; ar rappdU amoul widcbr er ill 
einmal wider verrükt; rappdligh verrükt 

reu reuen; tauern, betauern, z. b. ar reut mich er tauert mich. 

roudhem fem. I. einrädriger fchiebkarren mit einem kaften, um erde 
und dergl. zu faren. 

rumfdn masc. I. fer großes ftück brot (tadelnd). 

fachtfa adv. fachte. 

faluppdnhahduch neutr. II. großes halstuch, fchal. 

fdu fem. II. 1. fohwein; 2. taus im kartenfpil. 

fchaaligh adj. fchel fehend, fchilend; uneben, Cchief, z. b. von einem 
tifche (Schm. III, 344; ahd. fcelah). 

fcheibs (nur als praed. gebräuchlich) fchief (Schm. III, 376). 

fchelfdn fem. meift plur. fchale (Schm. III, 355; ahd. fceliva filiqua). 

fchelligh; ar is fchelligh mit m^r, ß fenn fcheUigh mit anarm^r er ift 
böfe mit mir, fie find böfe mit einander (Schm. III, 344). 

fch'elm heißt der vater eines unehelichen kindes im verhältnifTe zur 
mutter defl'elben: iir fchelm, 

fche'er ou (fchere ab) ab fondem, z. b. ich fcheer is fett fan fl%%ejch 
ou oder ar hot is fle'refch fan hnoch9na ou g9fcheert (für fchälen, 
die fchale löfen, wird fcheer9n nicht gebraucht). 

fcheup9l masc. I. mützenfchild; a fcheupBlkapp eine fchildmütze (vgl. 
Schm. m, 305). 

fchickdrlich adj. fchiklich, paflfend. 

fchlacht fchlecht; elend, krank, gebrechlich, blödfinnig; a fchlachOr 
fem. a fchla^hta ein blödfinniger, cretin. 

fchlaudar fehlendem (Schm. III, 433). 

fchliir masc. I. drüfenabfcess (in der achfelgrube, am hälfe; Schm. 
m, 457). 

fchlupp fem. III. fchleife (von band und dergl.). 

fchma^htigh adj. fchlank, mager. 



71 

fchmeck fchmecken, riechen, z. b. feiahüa fchmeck^n /cA^ (veilchen 

riechen fchön); ich Imananii^ g9 fchmeck (ich kann in nicht riechen). 
fchmeuz9rla neutr. weibliche bruft. 
fchnaagh9l fchmitzen, fchleudem. 
fchnaakifch adj. feltfam, poifierlich. 
fchpeng fpärlich ; z. b. di aard^pf9l fenn heu0r fchpeng die kartoffeln 

find heuer fpärlich, knapp (Schm. UI, 572). 
fchpring II, 2.:^ 1. fpringen; 2. laufen, fchnell gehen; z. b. vm 

fchp'ingßa hu? wo läufft du hin? ich fchpring nou uf Lind ich 

laufe hinunter nach Lind. 
fchrei in. fchreien, rufen (lezteres wort feit im fbg.), z. b. fchrei in 

Hans rauf ruf den Hans herauf. 
fchtaafling masc. I. ftütze, z. b. am bäum. 
fchteipdr ftemmen; fchteip9rling ftütze, z. b. unter einem afte, einem 

balken u. a. (Schm. III, 650). 
fchterz ftarren; ftrecken, z. b. di w'efch is Qdfroor9n daßfa fchterz^ 

(die wäfche ift gefroren daß fie ftart); jchterz dei bee niiet aßm 

haar ftrecke dein bein nicht fo her (von ftarr; Schtn. III, 651). 
fchtorz9l HL ftrunk, ftumpf (von nicht dicken dingen, z. b. von hä- 
ren, krautftrünken u. f. f.; vergl. Schm. III, 659). 
fchtriichauß adv. immer fort. 
fchüchbdr adj. fchüchtern. 
fchützigh adj. meift vom brote gefagt, aber auch von andern fpeifen: 

lang vor haltend, außgibig, närend, fättigend (Schm. HI, 424). 
fchuuz plur. fchiUz masc. dämm, wer (an oder im waßer). 
98 fchwaat mdr (ich ane, ich vermute), infin. fchwaana fchWanen, 

anen, vermuten (Schm. III, 557). 
fchwaar masc. I. fchweher, fchwigervater. 
fchwetzal fch wanken von flüßigkeiten, z. b. louß n^ka üüw9r fchwUz9l 

laße (beim tragen eines gefülten gefäßes) nichts über fcnwanken 

(fchwatteln bei Schm. IE, 552). 
fchwngh9r fem. III. fchwigermutter. 
femnvar jammern, klagelaute hören laßen. 
a fiimmach9napfaarduuet fo vil als hoomeß9l (wörtlich harneßel, vgl. 

f. 38), hraama fem. eine fibenmacheneinpferdtot, d. h. eine homiße 

(man behauptet : fiim iraama mach9n a pfaar duu9t). 
föchtigh d. i. füchtig von fucht^ krankheit, adj. zur eiterung geneigt 

von wunden und dergl. 
traat II, 1, b ftehen, fleh ftellen, z. b. traat dou haar ftelle dich 

da her; vsos tritsta denn in gänz9n dough dou? warum fbehft du 

denn den ganzen tag da? blei l9traat9n bleibe ftehn. 
trum neutr. fi. ftück; das dem. trümla, fchieiß9ntrümla ftükchen 

fchleiße (fpanlicht), hölzerner fidibus. 
uulich adj. unnütz, z. b. ddös is a uulicha kratzbörfcht ! 
Um mach (um machen) d, h. fällen, z. b. mäch dan baam um falle 

difen bäum. 



72 

iinfcMt neutr. talg, befonders lichtertalg (unflide fepo). 
uurfchlacht9n plur. fem. menfchenblattern (Schm. III, 428 urfprüng- 

lich gleich bedeutend mit außfchlag). 
w'lgher und welkdr (mhd. walge) wälzen, rollen, z. b. wHgh^ in 

deeek auf Wälze (rolle) den teig auf; di kinndr foelk9m (oder 

welahdrri) ßch in groua rüm (Schm. IV, 68). 
waß9r/chlilnkigh adj. lange im waßer ligend und die f^uren davon 

zeigend (eigentl. waßer einfaugend, fchlingend, Schm. UI, 451. 454). 
weit mixchdn vergelten. 
windifch uneben, fchief (= fchaaligh; Schm. IV, 108. Schmidt we- 

fterw. idiot. 329). 
worgh VII. fchwer fchlucken (wörgh ift würgen). 
worz9l fem. IIL Wurzel; warze. 
toutdend9n befonders wuulendan denn? wo, wo denn. 
wuuwdla dem. neutr. unreifes obft (befonders unreife kirfche), fo lange 

es noch klein ift. 
zangdrlich adj. fäuerlich, zufammen ziehend (Schm. IV, 270). 
zaup fem. hündin (Schni. IV, 277), böhm. czuba, czubka. 
zends an etwas herum, an etwas hin, z. b. ar g'4i zends Ums hauM 

rüm; in ree (den rain) zends hii; a zäun isi zends rüm u. a. 
z9rmörwdl zermalmen. 
9s ziifdrt es regnet fein (Schm. IV, 228). 
zqor masc. veraltet; nur z. b. in trink an zoor trink ein wenig; jezt 

ift nur das dem. zarla im gebrauch: wenig von flüßigen dingen; 

trink a zarla wei trink ein wenig wein (Schm. IV, 239 z&r = 

zäher trähne, tropfen). 
züfch 1. zifchen; 2. auf dem eife nach genommenem anlaufe hin glei- 
ten (mhd. ziufche, celeriter feror, rapior gr. I^, 191), züfch fem. 

III. heißt die glatte ftelle des eifes, wo difes fpil getriben wird. 
züüfaln befondei-s ou züüfdln fadenförmiges ab zupfen, ab klauben 

(wol dem. zu zaufen; zu zeifen, carpere, ftimt der vocal ü nicht). 
zwiifäUa fem. I. fchmetterling (Schm. I, 530. IV, 299). 



Seite 3 z. 19 v. u. lis hälw9r, — 4 z. 22 v. n. frääfißung, — 5 z. 12 v. u. 
falwdr. — 6 z. 1 V. o. traagh* — 12 z. 13 v. o. ßlw^r. — 15 z. 12 v. o. fug© 
bei: föchtigh (vgl. f. 71). — 28 z. 12 v. o. füge bei Neufigh (Neufang). — 32 s. lÄ 
T. u. fuge bei is (iß, eil). — 38 z. 5 y. u. füge bei: hoornäfsdl (wortl. harneßel) 

horniße; nßft9l für neßel; leicht für leiche; mueft (moft) für mos (vgl. L 33). 

Bisweilen ift 9 für e zu lefen. 



Sagen und erzälungen.*) 



Fan iiefdlehrunn, 

Ihr eeeghdntUch iiefdlslrunn foll hinzafdrfchüU fei; a/r woor od- 
dar äa hint9m fchluueßhargh niiet weit fan ringhsbrunn, \Heit z9 
d(mgh heßtmdr odddr aa in ringbshrunn in iiefdlsbrunn. Worum 
dapfa ringbsbrunn fov^hdUy wiß9n di leut nümmBr, worum odd9r fal- 
hr hrunn iiefdlshrunn gdheeeßdn hot, döös weßmdr noch rocht vmtiel. 
In altdn zeitna, wi noch di harfchaft in ^mharghdr fchluueß vffdn^ 
fchluueßhargh gdwaat hot, dou hamfa fich öUa dough fan dan guy4»n 
hrunna louß huuel un mit iiefdlnxi is is waßdr in barah nauf gdfchaft 
woom, ün 'döös wörd fchä woor fenn; denn mdr haa noch hinza in 
alt9n gdfchriima hüch^ma gdlaas, daßfa iiefdhtreiwdr vffdn Sumhar- 
gh9^' fchluueß gdhaUdn hämm un daß di baudm in Hääbtch, Müürfch- 
nitZj Mohaarz^ Lind Un Köppdrfchaorf ddr harfchaft öUa Joor iiefdU' 
höuwdr hamm muß gaab. 

Wo8 ddr alt Krautwuurfcht oums bein biir auß fein bü- 
ch9rna ddrziielt hot 

Ihr cdt moubr Krautwuurfcht — ar is fchä lang duuet — is 
aa noch eSerOr fan aUdn Sumbargh9ma g9waaf9n, vyiisdra heit z9 dough 
niiet meer fUl gitt. In fein aton doughna hottdr eiwigh gam in bü- 
chdrna gdlaafdn un oums bein biir hott9r ibamdr in teutna muß d9r' 
ziidj wosdr in fein ak9n fchwartna fchäß gdfunna hot, Nu woordr 
odd^r fchä huuech an di joor un mit fein aa>gh9na hott9r aa matöör 
gdhott un dou hottsr männichs moul niiet rächt g^laafdn un nouch9t 
in leutna wos fdrkeerts d9rziielt^ döös woor oda^r in leatna groud 
rocht un doudraa ha/mfa Um aröft^n , luuft gdhott, ZwiK fan fein 
fchtuklenn hou ich niiet fdrgapdn un di wiU ich hinza darziiel, -r- 
Ä movl fiztdr oums bei fein bnr wn dou freightna §Sen9r: Meft9r Kraut- 
wuv/rfcht, darziiehr uns dach woS9r heit in fein büchama galaafdn 
hot. 'Ich hou gdlaafdn fan an gruueßgruvsßmachtighan diir^ döös 
frißt öUa dough a boor zentn^r hee un hot a boor oordn fu gruueß 



*) Nur in der ftat felbft bekante, wenn üe auch nicht hier fpilen. 
Sehleieher, Volkitüml. a. 8bg. 10 



. 74 

wi hoUbsfaUbr un Tiot a ncma a eUdndr zwei laak un fom an daara 
nous hota fei hend^ Do hamm fich di leiU niiet gdnunk kiinn gd- 
wunrvar un hamma gdfrought^ wi fall diir denn heßt Dou hot d9r 
Krautwuurfcht gdfoght 'Es heßt eibhaß^ In feindr alt9n fcharteik9n 
hot *eflephas* gdfchtanna un ar hot niiet gdwiß, daß elephas neka 
anmrfch ia als wi d^r JMeimfch naama fan an ^hfanOn; is ph hQt- 
t9r odd9r wi p un niiet wi fgdlaafdn, — An ann9rfok moul hamf9na 
widddr gdfrought, tooser g^tadfsn hot un dou hott9r darziielt: Ich 
hou Q9la^fdn fan an gruueßgruueßma^htighdn land} fall land is is 
ölbr/chän/i ujfdn ganz9n axirdbuueddn und di fchänfhn un gr'öfhn 
fchtett fenn in dan land un di gdfcheidß^n leut waana dinna. Mefb9r 
Krautwuurfcht j vn heßt denn fall land?^ "9« heßt Kuroupia,^ In 
buuch hot Europia gdfchtannay ar hot odd9r C änfchtatts E g9laaf9n, 

Fan Zeitzdnhüüep9L 

In noughdlfchmiid Zeitz fein haus woor a büüepdl un dan hot- 
vr^T in Zeitz9nbüilep9l gdheSeßdn^ 9s woor a Meß manla un hot 
merfchtmd^b'els hein uuq^^nhoufdn uf ddr uuefdnhenk gdfaJtzdn» Daar 
hüilepdl hot nu fein luuft dra& gohott in Zeitz im fein gdfelna ölhr^ 
hand zeugh z9 fdrfchteck9n , daßfa rächt hamm muß juch un hams 
d&ch niiet gdfunna] wenn dsr Zeitz oums heeem gdkumma is un hot 
fein fchtiifdlknacht g9fvxiht, dou hott9rna niiet kiinn gdfinn un dou 
hotna fall manla oÜaweih auß gdlacht. Z^fruü hot odd^r ölbs vnd- 
d9r dou gdfchtanna , als wens goor nümma aa g9rüürt heit, Ihr Zeitz 
hot fich dö'ös a w9lla louß gdfall^ a moul odddr woorfchna dach z9 
fill, daß9r fuu hot muß fuch un is noch uuem drei.auß g9lacht woom; 
dou hottdr an giift gdkright un hot dan manla a rachta maufchaln 
1. Wii 



naa woll lang. Tvii 9r oddar hii g9haam hot, hott9r fchtäts in manbi 
fein uuefdn g9haam un hotna ei g9worf9n. In dan a>agh9nblick ^ toi 
di kachaln uffrn fchtuumeer9n riim g9boll9rt fenn, hottdr ia manla 
daußdn in d9r küch höör lachen, wiisna üHwdr fein daam fchtr'eäech 
auß g9fchpoU hot, — 8ott9r büüepdl hota merra gaam in heuf9ma, 
hinza hoört m;9r odddr niiet meer fill d»rfaa. *) 

Fan unt9rerdifch9n waagh, daar fan fchluueß auß gänga.is. 

In Bumhargh wiß9n noch ötta leut, daß uuem fan fchluueßhargk 
a waagh unt9r ddr Oardm rou in di fchtout g9fiiürt hot; daar waagh 
iä net a haua ganga, doöa hot g^fchtanna drei heuf9r navfw&rfyn 
fan fcMößla; faU haua ia odd9r Bern gruueß9n feu9r in fwmmdr Steh- 
zahunn9rt un f^zigh miit ou g9brent un hinza fichtm9r n&ea m^ 
fan fabi waagh. — ^ Vou fenndra odddr aa, di daß fomhdn, falbr 
waagh g^g untdr d9r fchtovi wack im auf d9r ammdm fett9n in ba^gh 
mJädr an 'ickdn nofuf bis uff9n «fen gotahckdr; wn dou kUntjndr noch 

*) Zn hüä0i^l Tgl. Gnnupi myth. 473. 



75 _ 

keäffhsfn dotighs dan flaah g^fo/a^ wuu daar waagh <mf gdh'öört hoL — 
Ich hou <m /lack9rweis gdhöörty daß falldr waagh, (mw9r a awm^ra 
waagh fan fchluueßhargh rou waar nüilwdr dt Tcappdl gcmga; dii wuu 
döda foughdn, di müßdn fich wuuel di fach afuua denk, daß in altdn 
zeäna di happdl zun fchluueßlargh g^höört heit. 8uu fili ia woor, 
daß uf d^r kappsl a fefts tm gruv^ß fchluueß gdfchtarma hat im niiet 
<fpp9r nar a fdeß kirchla, Döös kaam9r noch heit z» dough an dan 
mtfrn graama, di Ums fchhme.ß zends riim ganga fenn un di noch 
ilmm9r niiet fdrfchiüt fenn, rocht vmuel gdfaa. 

Fan ddr kapp9L*) 

Sie noch goor niiet fu lang haar, dou fenn amovl zwei mann9r 
fan Sv/nibargh dorch di ka/ppdl ganga^ Wii fa dou hii gdkumma 
,fenn, wuu dar groum Um an hüüghdl kringslich rüm gi-t un wuwm^r 
noch fdr a joordr ferzigh ouwdr pichzigh ts alt gdmeu^r uf da/n hüiL- 
gh^l gdfaan hot, dou hämfa uf ee moul d alta fchteiendra tropp un 
a /oht€"S€n9ra door gdfaxm^ döös gdm€V/9r woor oaddr ilüw9r un miw9r 
mU muue/i un bräamabeerbüfchna hdwahfdn. WH nu di zwei mann^r 
naaar hi% ganga fenn^ dou woor döös öths uf ee moul wack g9blovf9n 
m a naaujal un falbr flaak hot widder gdroud afuu auß gofaany wi 
9r vmm9r auß ficht 

Vom ehemaligen Sonneberg. 

Man erz&lt, die ftatt Sonneberg habe vor zeiten draußen in der 
^ene gelegen und zwar auf der fläche zwifchen den häuTem der 
herren Lindner und dem Kreuzböhl. Auf der ftelle, die iioch jezt 
*dBie alte kirche* genant wird, habe die kirche der damaligen ftatt 

feftanden. Im Hufiitenkriege fei dife ftatt zerftört worden und zwar 
)ien die HofQten, als fie Kronach belagerten, von dort herüber ge- 
koHunen. Die einwoner hätten fich fodann in das enge tal umter 
der bürg zurück gezogen und zu irem fchutze befeftiguj»gen am tal- 
eingange an gelegt. Davon heiße der hügel links, wenn man zur 
ftatt hinauß geht, noch bis jezt 'die fchanze/ (Steht auch in Brück- 
Bers Landeskunde des Herzogtums Meiningen und bei andern). 

Bettelhecken. 

Die Tradition gibt für den Ürfprung des Ortsnamens (Bettel- 
liecken) folgendes an. Als noch Sonneberg in der Ebene la^g und 
ein Theil der Herrnau zur Stadt gehörte, ToU dies Dorf ein Theil 
der Yoirfl;adt gewefen fein, welches Bettelhecken genannt wurde, 
wdl die BetteUeute an den dortigen Hecken ihre Kleider ßLuberten.' 
So Brückner, Landeskunde des Herzogt. Meiningen bd. H. pg. 446 



*) -Der berg, kappel genant, ligt (fidliob dem fohloßberge gegenüber. 



76 

anm. 2. Dife etymologifche fage hört man noch hier erzälen und 
zwar fürt man fie an unter den beweifen dafür, daß die ftatt ehe- 
dem draußen in der ebene gelegen habe. 

Fan fchlaazlenn. *) 

In d9T BcMÜeckBr (Bettelhecker) müiU tooom a moul JcMacusla. 
Oüa naefU woomfd goor eiwiah fieißigh "un hwmm gdfchtrikty g9wa' 
fch^n un gdfLikU DoudrcM hamm nu dt leut nr fräeed un Um hmß 
g9kott Mannichs moul woor untdr dan fchlaazlenn aa e'eesy ddös 
gam da^wa fchtreeech gemacht hot un hot miü9n in d9r nacht di 
müül äa gdloßdn, Döös hamm ßch di leiU halt aa muß louß gd- 
faU. — A moul is a ba^r9nfüüra g9kumma un is in daara müül 
üiiio9r nacht g9bliim} fein baar hott9r odddr nei di müül g^fchpart, 
Wi nu Z9 nacht di fchlaazla Jeumm^a fenn un hamm is bolmaal &- 
famm woU kSer, dou fennfa aa an dan baar hii gdlcumma un daar • 
baar hot mit fein pfuuetna nouchna gdkrazt, Dou hhmfa in miilbr 
gdfchriin, ar foll fei fchwarza kätz nauß duu. fü/l köim^fa niiet 
wtdd^r. Dou is a9r mülhr auf g9fchtanna un hot %n baar nauß gd- 
dJaan. **) — A TnovZ hemm di leut in dsr müül di fuußfchtapfm fhn an 
fchhwzla fein füüßlemi in fchniia g9faan un dou hcmifds tnna woom^ 
daßs MSena fchuua äa hot. Dou hots di leut goor ß&r g9reut, daß 
baru)9ß muß laafy un dou hamfdna a boor /chüüla louß m&ch un 
hamfdna hii uf di fchtiigh gychlMt, Wii is fchlaazla odd9r di 
fchüüla g9funna hot, hots g9gnnna un is mit fem fchüülenn ou g9' 
zuuegh9n; 9s hots üüvjdl g9numma un hot g9dacht, di leut wolns öppdr 
nümm^r in haus hou, weilf9na fein loa gama hamm. Seit daara zeit 
is kee fchlaazla widd9r in faUa müül g9kwmma. 

Eichberg. 

'Daß früher die Sperlinge vor diefem Hofe (Eichberg) Scheu 
gehabt, die üe jetzt nicht mer haben, fchreibt die Sage dem Zau*ber 
eines Spruchs zu.' Brückner Landesk. n. pg. 445. 

Fan mätt9rfchtee (marterftein). 

DoUf vmu ddr Molmarz9r fuußfchteigh fan Köpp97fchderf9r 
waagh racht9r hend ou gSt, fchtet a gruueß9r unb9haam9r faadfchtee^ 
da/n fchtee heßtm;9r in mJattarfchtee. F&n dan Timttarfchtee d9rziiebn 
di leut: in &u9n zeitna waar amouha weiw9rleut zun duuet f9rord^l^eU 
gdvioafdnj fi hett fich odd9r fan daara fchtrouf künn g9lüüesj wennfa 
an gruueß9n fchtee y dar duuem in fchteebruuch g9laagh9n hat, in 
bargh rou bis uf Lind dSit trougk^n, Döös leut Mit axi faln fchtee 
vff9n buck9l g9loud9n un in baargh rou g9fchlöpt^ niidon odd0r toaarfcka 

*) *a /cAlaozIa', wird als ein kleines weibliches wefen gedacht. 
^) Vgl. Grimm myth. 447; ?.d. Hagen gefamtabeut.no.LXY; Panzer bair.ÜBg. II, 161. 



11_ 

B^faimm g9broch9n un d(mr fchtee waar auffa g9lolbrt un heitfa d^r- 
fchlonghdn. Daar fchtee waar nu dort hdfchtenna gdhliim, umu 9r ßa 
ieügh9n doughs noch fchtet. Daß döös odcbr na/r fuu a fough is 
un nitet di woor9ty döös Tc&amor jchä dovfaa ou gdnaarriy daß fdtbr 
fchtee fu gruueß isy daßna heeena feks mann97'leiU fan fiaak gdhrena 
künt9n. — Walhorghi zdnachts fchoumfa (fchaben fie) un fchlottgk^n/a 
noch hinza fan dan fchtee wos rou; döös naam9fa ei, wenn eees is 
hüMea waafdn hot 

Vom Siechenhaufe. 

Zur zeit der kreuzzüge foU ein Nürnberger kaufmann auf der 
Araße von Nürnberg nach Leipzig, welche bis vor etwa fünfzig jaren 
über Judenbach fürte, da, wo das 1838 ab gebrochene fiechenhaus 
ftund, mit dem wagen geftürzt fein und beide beine gebrochen ha- 
ben. Auß dank für feine errettung vom tode habe er nach feiner 
heüung das fiechenhaus geftiftet (fo erzält man noch jezt; die fage 
fteht auch in Keßler von Sprengeyfens Topographie; in Brückners 
Landeskunde IL p. 462.). 

Mukberg. 

*Daß aber die Strauchritter jener Zeit auch in der hiefigen Ge- 
gend fehr thätig waren und die nürnberger Waarenzüge bedenklich 
beunruhigt haben mögen, darauf deutet die vor wenigen Jahren noch 
aus dem Munde alter hiefiger Einwohner hervor gegangene Sage, 
daß die Nürnberger fleh die gröfte Mühe gegeben hätten den Muk- 
berg käuflich zu erlangen und auf demfelben eine ftarke Feftung 
zum Schutz ihrer Waarenzüge zu erbauen; es fei ihnen aber nicht 
geftattet worden, obgleich fie fich erboten hätten die ganze Tafel- 
fläche diefes Berges in Form eines Kreuzes mit Laubthalern als 
Kaufgeld zu belegen.* Henfoldt, Befchreibung von Sonneberg, 1845. 
pg. 117. 

Vom Zinfelloch. *) 

*Den Nahmen hat fie (dife hole) von den berühmten kleinen 
Bergmännchen oder Bergzwerchen, fo man in hiefiger Gegend Zin- 
felmännchen heißet. Diefe follen fonft ihre Wohnung in diefer Hole 
gehabt haben. Als aber einft ein folches Zinfelmännchen von einem 
Bauer aus Mefchenbach in feinen Erbfen angetroffen worden, fo hat 
der unartige Bauer diefem armen Männchen fein Mützchen genom- 
men; diefes hat ihm endlich verfprochen, wenn er ihm fein Mütz- 
chen wiedergeben würde, fo wollte er ihm eine Ruthe ftecken, wo- 
durch er auf immer glücklich feyn foUte. Das Zinfelmännchen war 
aber fehr falfch und fteckte den ganzen Acker voll Ruthen; folglich 



^ einer tropfftefnböle zwirohen Mefchenbach nnd Rabenäflßii;. 



78 

konnte der Bauer den Schatz nicht finden. Hierüber ergrimmt 
fchlug der Bauer, als er wiederum ein Zinfelmännchen in feinen 
Erbfen antraf, daffelbe, daß es ftarb. Diefes verdroß die Meine 
unterirdifche Gemeinde fo fehr, daß fie fleh entfchloffen davon zu 
ziehen und man hat ihren neuen Aufenthalt noch nicht erfahren 
können. Indeffen müßte einer fehr verftockten Herzens feyn, der 
an diefer Gefchichte zweifeln wollte, weil noch bis diefen heutigen 
Tag der Acker, wo diefe Mordgefchichte vorgegangen, der Kuthen- 
acker heißt. Auch fand fich noch vor 50 Jahren ein Stück im Thal 
herunter eine Hole, welche die Zinfelkirche hieß, fo aber, da fie 

von den Kirchkindem verlaßen worden, eingefallen ift.' 'Von 

diefer Hole ift nachzulefen in den Miscellaneis phyfico-medico-mathem. 
fo D. Büchner zu Erfurth im Monat Auguft 1728 herausgegeben.* 
Dife läge ift, wenn auch nicht mer in allen einzelheiten, noch im 
munde der leute und auch in der ftatt felbft bekant; die obige dar- 
ftellung derfelben ift entnommen Keßler von Sprengseyfens Topogra- 
phie pg. 29 f. 

Ddr gruueß fchniia. 

In Sumbargh hots noch oUa joor 

An fatz9n fchniia gfchneit) 
Mdr kaas cbrlaab, daß bis in mei 

Ihr fchniia bdliigkam bleit. 

Wö8 odddr duuem in ligh^lshi^ 

Fdrioich^n is gdfchaxmy 
Suu W08 hotm9r in Sumbargh dach 

Malattigh niiet g9faan. 

Dou wäat in an hlenn haus a maa 
^ Mit feiner fraa aUee. 
An funnamd hotOr fchtöclc g9mächt; 
Dou fchpüürtmdr arm un bee. 

Ar hot fich hundsmüüd niid^r glSight 

Un gjckloufm wiis li'3> fiia'y 
Zi9 n&cht hots Qdd9r rou gdfchneit 

An faiz9nmaaßghj9n fchniia. 

Wii fa fchä lang g9fchlonf9n hamm^ 

Dou is aar auf gdwacJu. 
ArguJct (di fan/kr woom fdrfchneii) 

2mi fchlout nauß: swoor noch nacht 

Di leutla denken: fia aa rocht, 

Dou k&Bm9r dach in ruu 
In wärma bitt mit fchhufdn fich 

A ür noch && g9duu. 



79 

8i JchUyufdn a gtits weUa noch) 

bou is fit auf gdwachtj 
Oukt in cbr Jcilch zun fchlotä uuem nauß: 

98 ü noch iimmar nacht. 

'Di nache fenn hinza eivdgh laak, 

D'ööa mußm9r odd9r fough) 
M9T denkt j m9r hiints goor miet d9rlaab 

Daß widddr kilmt ddr dough? 

''Halt, alta, nar dei mauV^ foght aar, 
"Diir is aa goor neks rächt; 

Daßm0r Cuu rächt kaa auß gdfchlouf, 
D'oöa 18 dach aa niiet fchtacht^ 

Ddr maa fchtöft zuu, als wii a ratz, 

In ölhrbeßdr ruu; 
Di fra/a denkt: iich weß niiet, ich kaa 

Mich goor niiet rächt bdduu, 

Un toiis a Mala halhr wörd, 

Dou wekt di fraa in maa, 
Un ölla zw^'i, di fanga nu 

Sich rauß z9 fchavfdln aa, 

Dööa woor kee Meß fchtück arbat, dööa, 

Dar fchniia woor goor dick; 
Ddr ma>a hot nei di kerch gdmüft, 

Ar woor bei ddr mußk, 

la funtigharökla un fei geigh 

Niimt aar nu fan ddr wend, 
Un macht ßch hortigh vffdn waagh, 

Di geigh in feindr hend. 

Sei nachbdr fchreitna odddr aa: 

Hei! bifta denn gdfcheitf 
Du daatvdr karl, unlft nou di kerch, 

da ia ja maatigh heiti 

Daar iwoä woor wii fan dunndrfchlough 
Gdriiürt, nu woorfchna kloor, 

Worum daß di fdrwichdn nacht 
A goor fu langa woor, 

Dou hamfna odddr auß gdfpott, 
Mdr kam aoor niiet odfimgh; 

In funtighafchlovfdr heptmdrna 
Noch bia uf heitgkdn dough. 



Sprichworte, fprichwörtliche redensarten und 
verwantes. 



Dan 18 aa gddaan (dem ifts an getan). 
Uf dl leckt akM naam (leicht nemen). 

Waar di aaghdn niiet auf dut, daar muß in beiU^l auf duu, 
Nehs is guut füür di aaghdn odddr niiet fiiiim moughdn. 
Wi di dltdn funga (andre fumma, weil das veraltete funga nicht 

mer verftanden ward) fu zwitfcharyi di junga. 
Ddr aprill is niiet zd guut^ ar fchneit in haudr uffdn huut. 
In erfchtdn aprill fchiktmdr di narrdn wuumdr kii will. 
Ich haab dich, daßda haamüüel (baumöl, andre baachüilel pechöl) 

fechft. 
Wenn d9r baar lechtmass fein fchoutdn (jezt fc}iatt9n) fecht, kriigh9n 

di Haan9rfchdoTf9r noch für wochsn fchluafbaa (fchleifban, d. h. 

fchnee genug zum holzfchleifen). 
Neu,a baafdn heerdn vmuel, fchnaaghdln ölla €ck9n fuuel. 
Wenn ddr battdlmaa nehs hou folc, fu fdrliirtar is brauet in foule. 
Wenn ddr bau9r gddrofchdn hot, guJct ddr fiiieghdl zun fanfhr rauß. 
Milülwarm un uuefdnwarm (andre beclcdnwärm) macht in reich/mi 

baudr arm, 

Außdn bdglißdny inna bdfch 

Daar is ddrjroordn (oder: daar fchtari) wi a bertfch (barfch). 

Un wennda a braat forn oorfch hoß, du muß dach, 

Wos a brenne ftdl waar will, brent bei zeitdn, 

Schneits bruuet gleich, fu wörfchta reich (vergl. unten die hoch- 

zeitsbräuche). 
Frems bruuet heeeßdn di kinndr faamdl, 

Beßdr an bißdn bruuet in ddr dafch, wi a faaäjdr uffdn huut, 
P'oös (nicht das = des, delTen, wie man erwartet hätte; alfo nicht 

genit. fondem nomin. fing.) bruuet ich aß, döös liid ich fing. 
Daar kaa merra wi bruuetaßdn, 
Gleicha brüüddr, gleicha kappdn, 
Beßdr a büüepdl (popanz; beßer häßlich, in kleider ein gemumt) vri 

a krüppdl, 
Döös is ee bundy ee vmurf (einverftändnis). 
An j'eiädn dappdn gdfliU fei kappdn; an jeiddn nmn fd weis. 



81 

Chfund (oder a karl u. f. f.) wi a Datt9r (d. i. Tatar). 
A gBbrotUana da üb /lacht enn ntiet ins mavi. 
Dou hot aa a blinda dauh a anoeß gdfunna. 

Wenn duu üüwsr an deichsdamm nilihodr g^fi^ f9r9ck9n di fifch. 
J}öo8 heü wi ölla davfdnt fchuuek deuf9L 

Hot d0r deufdl di huu gdhuueüy fd folldr in fchto&az aa hutiel. 
Olbr guui9n ding fenn drei, 

Daar fizt dou toi a döpfla fuuel meua (nider gefchlagen, klein- 
laut). 
Wenn di dough aa fanaa z9 langay kilmt d9r wintdr gdganga. 
Baar hmeß (oder latfckt) amout in dough un in di walt nei. 
Dou hrengtmar in douhr uf an halldr. 
Fraß an draak, /a wörd^r is maul niiet fiid9righ. 
Draak find ümmdr feis aleichdn. 
Du krighß a drakla uf a fchpaala (d. i. nichts). 
Langa faadla^ favla meeedla. 
FriiTch gdfanga, friifch g^fraßdn, 
B%ß9T zee moul fdrdormy wi ee moul gdfchtorm, 
Daa/t kaa niiet fiira gdziiel, 

Bäß9r haJttalmannifck gdfoordn, wi iied^lmannifch gdldfdn) nach be- 
dürfais auch um gekert: heßdr iied^lmannifch gdloffdn^ wi hatt9l- 
mannifch gdfoordn. 
Von der anwendung difes fprichwortes erzält man fleh folgende 
anekdote. Der maier Joh. Georg Steiner von hier — von im gibt 
es vile anekdoten; es ift derfelbe, deffen liederfamlung uns fo reiche 
außbeute gewärte, f. u. — gieng einlt zu fuße nach Meiningen, wo 
er im herzoglichen fchloße malen folte. Nicht weit von der refidenz 
holte in der damals regierende herzog Georg ein und bedeutete 
den meifter Steiner fich hinten auf den wagen zu ftellen, da er wol 
flaüde fein werde. Dem ftolzen Sonneberger malermeifter ftund jedoch 
der bedientenplatz fchlecht an und er dankte dem herzog für das 
anerbieten unter beziehung auf das fprichwort: heßdr iiedämannifch 
goloffdn, wi baitdlmannifch gdfoordn. Der herzog aber befahl: 'Hell er 
üch auf den wagen; beßer hundsföttifch gefaren als gravitätifch ge- 
laufen* und Steiner mufte nun wol oder übel gehorchen. Steiner 
aber fann fich wärend des farens folgendes mittel auß, um entweder 
einen im zufagenderen platz oder die erlaubnis zum gehen zu erhal- 
ten. Er riß nämlich die beiden wagenquaften ab und ftelte fich. als 
ob diß bei einem ftoße, den der wagen tat, gefchehen und er vom 
wagen gefallen fei. Er fezte fich auf die ftraße, hielt in jeder band 
eine quafte und rief: halt, halt! Der herzog ließ halten, Steiger 
erhob fich langfam, hinkte, in jeder faand eine quafte, an den wa- 
genfchlag heran, zeigte fich fo dem herzog und fagte: %ou ichs 
öpp9r niiet g^foghty Dorchlaucht? beß9r iied^lmannifch g^laff^ny wi 
b^lmannifch gdfoor9n^ Dem herzog gefiel der eintall Steiners und 
es ward im nun ein fizplatz an gewifen. 

Sehleieher, Volkgtüml. a. Sbg. 11 



82 _ 

Halla foufanacht, fmft99'a fchtaad9l. 

A fraa ia is halb hruuet. 

Dou ia dl fre'eed nei in hrunna (ins waßer) gdfalbn. 

DiMßr frißt wi wenn9r g9henkt folt waar. 

Mit frough9n kümtmdr dorch di walt, 

Di fülc8 hamm duck, 

Funna, funna: widddr gaa (gewönlich ffoai); fchenh, fchenk: nOet 
widdar gaa, 

Oald rdghiirt di walt. 

An g9fchenkt9n gaul guktm9r niiet ins mavl, 

Ar is in g9dänk9na wi ddr hund in /lääna, 

Ar klopft wi a Q9fatt9rfchmaa. 

Ar macht a gd ficht wi di kotz wens dunndrt. 

Ob walt get for rächt. 

Es muß giia odddr {ouwdr) brach, 

Oleich un gleich ad feit fichaarn, 

Daar hot glück, San filts fan oorfch ins maul, 

Bdfcheert gott a haasla, bd/cheertBr aa a graasla (wird gefagt wenn 
man ein kind bekomt). 

Daar f&cht auß wi a gotsackdrfchk'erch (düfter, fchwarz geklei- 
det und dergl.). 

Ouck hii wuufa kriighdn (d. h. vor die fuße) un niiet vmufa flu- 
gh9n (d. h. in die höhe). 

Gutfchmack macht bettelfack. 

Kleeena haafola laafan ball üüw9r, 

Wos a haakdla waar wül, krilmt ßch bei zeit9n, 

D9r haaldr is toffar wi ddr fchtaaldr, 

Waar ee motd zun halhr gdfchloughdn is wörd in laam kee 
pfennigh. 

Dou wörd enn a hatmla dorchs maul gdzueghdn (man wird ver- 
kürzt, mit wenigem ab gefpeift). 

Dou ham.m9rfch, vmu nei dumm»rfch'i 

Dan k/wmts uf a hampf9l huuzdl niiet aa (er nimt es mit der war- 
heit nicht genau). 

Wi d9r harr, fuu fei gdfcherr, 

Unn9r haraott läßt ddr ziigh in fchwo&z niiet fu liäk waks wii d9r 
hwu, fi (chleckt fich fäft nei di aaghdn, 

Döös is hauks wi Tnauks (einerlei ai*t). 

D9rhemm, d9rhemm is dach d9rhemm, 

Ee hend wäfcht di ann9r. 

Ich fchiaa dich, daß da in himm9l fiiilr a baßgeigh aa fech/i. 

Hochmuut g'et fom fall, 

Korza hoor fenn ball g9borfcht, 

D9r klee körn (februar) foght zun gruueß9n Qanuar): v?enn iich di 
macht heit wi duu, fu d9rfr'ö'6rt ich is kalb in d9r hau. 



83 

Döös (fall u. r. f.) hottdra (das, jenes u. f. f. hat irer, d. h. hat 
fchwirigkeiten, geht nicht wol an). 

Dou light cbr hous in pfojffWJ 

Wuu a9r hous a9hikt is, dou iffdr an libfim. 

D'öbs ü aa kee heurighdr hous (d. i. eine alte gefchichte). 

Waar we^ wü hous läft (bemerke das feien des artikels vor haus; 
wer weiß wie die fache ab läuft). 

Bei dan drafckan di houfdn (er hat nichts). 

8u dumm wi houwdrfchtruua, 

Dööa is fUl huuelz (große forderung, oder vil behauptet). 

Wiim9r ins huuelz fchreit, fchälts widdar. 

D9rlaabtm9r fuu wos an grililna huuelz^ wos foU an dorn waart 

Ar glozt dorch neu boor laad9ma huuefdn. 

Ena di hüileala gdracht mach (einem zu fchaffen machen). 

Daar ia niiet hülza (er ift nicht von holz, fchlägt zu). 

A. bhiüed^r hund w'&rd niiet fett. 

An büiief9n hund gibtnwr zwei broch9n, 

Dou light ddr hund b9groum. 

Bei dan ia aa d9r hund in di kiich gskumma, 

Hundahinkdn un weitü9rkrank9n dauert ölbs zwSi niiet lang, 

Daar ficht auß als wenna di hünn9r ia bruuet g9numma hamm. 

Ar ia a guuta huuzdl. 

Look un fchlaak (gewönlich fchlank) ia iieddlmaaagaak. 

Wena in iiefdl z» wuuel ia, gett9r ufs eia un danzt. 

A joor ia an kenn fchtackdn gdbunddn (geht auch vorbei). 

Wemm9r keeena jumpf9rn not, fu danztm;9r mit huuma. 

Junk g9waaty ooh g9daan. 

Ar glozt wii a kaaf9r. 

Dan will ich fchä a kapp kee'ef. 

Dööa ia fchtink9t9r kaaa un fchmiirigha butt9r. 

Wenn di katz fort ia, danz9n di meua (oder: fenn di meua harr). 

Daar lokt aa kee katz außdn uuefdn. 

Ar get drüm rüm, wi di katz um an hfeeß9n brei, 

Ar keft di katz in fouk, 

Derf dach di katz in keif9r aa guck (fo entfchuldigt man auffallendes 
anfehen, das gewönlich mit den Worten: 'woa gukßa denn ge- 
rügt wird). 

A rei g9trough9na katz (ein von häufe auß fremder). 

Wu neka ia, dou hot aa d9r keif9r ia rächt f9rloom. 

Kelw9rraafla un kinn9rhendla derf9n niiet laar fei (kälber miißen 

^ ftets etwas in der raufe, kinder in den bänden haben). 

Arm, wii a kerchdnmaua. 

A g9brents kind färcht ia femr. 

Dou fc}Uet9r, wii ia kind bein draak, 

Kinn9r un narn riied9n di woor9L 

Wos klee ia, ia uuligh (kleine leute und unnütz). 



84 

DöÖ8 is kloor wi klüüesfupp (oder wörfchtfupp\ 

Dou hou ich is holb ins aagh gdtraff^n (etwas fer übel an gebrachtes 

gefagt oder getan). 
Fül köpf, fill ßnrif fill larghleut, fül oorfchlaad»T. 
8uu wos kraatfcht niiet (gibts nicht). 
Kraut fuU di haut, fchwecht di bee, macht di backdn Mee, 
Ar light dou, wii a gdprelta krüiiet, 
A guuta krümm get neks ümm. 
A guuta kuu puchtmdr in fchtouL 

Es raacht in öln küchna (jeder hausftand hat feine fchwache feite). 
Wosm9r niiet in kuuepf hot, mußm^^r in benna hou, 
Waar erra kümt, meik erra. 
Wos Z9 lang daudrt, g'et niiet fchää, 
Daar fchinJb di laus un fdrkeft in boligh (er nimt alles, zieht auß 

allem vorteil). 
Ar ßzt fich nei (nämlich in den reichtum, ins wolleben) wii di laus 

in grind. 
Beß9r a laus in kraut wi goor kee fleeefch, 
Lechtmass müßdn di harn bei dough aß, 
Klough nümma dei leeed, fu wörds niiet breeet. 
Beßdr gdleidrt wi goor gdfeidrt, 
Ar höört leutdn un niiet zämm fchlaan. 
Waxir niiet gdwart kaa, kright kenn maa (fagt man zu ungeduldigen 

mädchen). 
Wenn di maus fout is, fchmekt is körn (is maat) bittdr, 
Dou beßt di maus kenn fouddn rou (davon geht nichts ab, das ift 

nicht zu ändern). 
Ich gaab dar a maufchalldn, daß dar ölla zee zun oorfch nauß 

ßiighdn. 
Merzdnfchtaab is a luuet an dukc&tdn waarU 
Ich fchUm (haab) dich, daßdar di meus untarfch faU kriichan 

(heckan), 
Ar mifchi fich ei wi dar meusdraak in pfaffdr. 
Frei üiiiü9rn müßt, fu wefta wosda krigh/t, 
Ihr müll9r mit d9r motz, dar leinwaavjar mit dar kratz, dar fchnei- 

dar mit dar fchaar — wuu kumma di drei fchpizbuum haarf 
Bei dar nacht fenn ölla kätzan grou. 
Ee narr macht zee nam, 

Dö'ös fenn di größan narn, di gald fargroum un hamm kSees. 
A gtUdighs neksla un a ßlwams wartaweUa (wart ein Weilchen) un 

a fchachtala wuus dinn is (abfchlägliche antwort). 
Ar gU in di nüß oder in oorfch (zu gründe). 
Dö'ös is g97'oud fu fill wii wenn a ochs a feigh^la frißt. 
Ja döös is neks kleß , wenn a ochs in dar wiigh light* 
Dou fchtenn di ochfan an bargh. 
Döös reumt fich wi oorfch im Friidarich, 



85 

Kl toeind9d9r in oorfch auf refi^ ich duus niiet. 

Oort Üßt niiet fan oort 

Pfaff9r hrengt in maa ufs pfaar un di fraa unt9r di aardm, 

Pfarr^rfchäJocht^ un müiilküii, fchlouffhdnfa ei, is fftits fii (d. h. pfar- 

rerstöchter und kühe auß einer mtile find gutes vih, wenn fie ein 

fchlagen, d. h. fich in eine andre ftellung finden, was bei inen 

jedoch oft nicht gefchiht). 
Aar is fan pfaar uffdn iiefdl gdhumma. 
Ihr Neufigk»r pfoora (jezt pfarra, d. h. niemand, da in Neufang 

kein pfarrer ift, z. b. gii hü zun Neufigh9r pfarra u. dergl). 
FrWiia räighdn^ fchpaata danz; alta hünnar, fchtumpfa fchwanz. 
Dou künUmar fan reighdn in di traaf, 
Ihr rouf9n dauert langdr wi di gaaa (auf dem lande üblich; finn: 

geftrenge herren regieren nicht lange). 
Ar ßzt um an ruuek warmer (er hat feine läge verbeßert). 
BSßdr fchaaligh wi goor blind. 
A foh'elm, daar merra gitt als toii 9r hat. 
Ar is z9/amm g^foordn wii a fchnapmeßdr, 
Schpei kinndr, gddeikinndr, 
A fchpoor9r will an f9rduu9r hou. 

Waar an fchtee in di höi wörft, dan feltdr uffdn kuuepf, 
A karl wii a fcJitrumpf, 

Um Qdkeert (oder üm'gdwent) ward a fchuuch drauß» 
89 duu deina fchulzdnoordn aufl 
Weit d^Tfaa is guut film fchuuß. 
Waar truzt mit ddr fchüßdl, daar fchadt fein rüßdl, 
Ee fckwalh macht kenn fumm^r. 
Ar jfdTdiint is foolz in ddr fupp niiet 
Unfchuldigh wi di liih funn an himmdl duuem. 
Wiimdrfch treibt fu gets. 

Wenn un glück fein wilhn hot, hrichtm/^T in fingdr in oorfch ou» 
Unkraut fdrderlt niiet, 
Waar ölla waagh wift, güng kenn err, 

Schtiüa waßdr (auch waßdrla) gründdn (auch fenn garri) diif. 
Schwärza weinacht9n^ weißa uuefb^rn] weißa wevnhchten, grilüna 

uueft9rn. 
Waar werht^ daßdr fdrdirht, dan folmdr fchlaa, bißdr fchterbt. 
Ar werft di wuuerfcht nouchdn feufouk (faufack, fchweinsmagen). 
Wuuerfcht nüüwor , feufouk rüüwdr. 
A karl wi a zack (zacken, aft). 

TFoar niiet kilmt z9r racht9n zeit, daar muß naam wos üüwrigh bleit. 
Di zeit hot eer, g9fott9r gatt aheeem (es ift zeit). 

Beteuerungsformeln, meiner fiiel, z. b. döös is meiner fiiel 
woor; meiner treu; meinar feks (fahs die wafi'e; oder etwa Sahsnöt?); 
ei b9lei (ei bei leibe) verftärktes 'nein*. 



86 

Außrufe der Verwunderung und dergl. aach (wird oft 
überauß lang gedent), z. b. cAch is daar gruneßl;- aacJiBla^ deniin. 
davon, bei kindem und fpottend, z. b. äach9lal ho/bcbr dei mäUa 
f9rbr&fdl ha^rjei (ton auf der zweiten filbe), z. b. karßi, wos i/fdn 
döö8 — leichtes ftaunen; harjeifdSy louß mich in ruu — Ungeduld; 
'karjUhslay hift duu ä füürnaamdr maa woom — fpott; harjeifdsla^ 
d'ööa hau ich fdrgaßdn — überrafchung ; ach harjiifds, mei hwaepf — 
fchmerz. Ei du meina güüt, duu wörfcht fchä g9wart Icünna; ei du 
meina güilt, gSts heit z9 dough uf daara waZt zuu — Unwille; fchtam- 
galeil auch bloß gäleiJ (ton auf der zweiten) interj. des ftaunens 
(gal^, älfo fbg. galei pg. 11, ift galere. Schmeller bair. wtb. II, 29). 

Flüche, aou fall dach a dunn9rwatt9r oder a kreuzdunn9rwat- 
t9r oder a kreuzmillioundunn9rwatt9r, a hreuzhiif9ldunn9rw<xtti9r nei 
fchlaal dunnarwattdr u. f. f. himmdlßckdrment noch amoull — AeÄ 
(Hella?) ba/blami heil mord deutfch! deutfch? Difer fluch ift wol jezt 
veraltet) heil daufdnt fackdrment! hSil fik9rment hinten nouch noch 
amoul! — Die mit vor gefeztem kotz (gottes) drücken befonders 
häufig ftaunen auß, z. b. kotz fackdrme/ru! kotz ölla daufdnt! kotz 
heil daufdnt fakdrmeTU; kotz daufdnt fchuuek deuf^ll kotz öÜa fchuuek 
deufdl! kotz ölla daufdnt fchuuek deufdll 



R ä t f e 1. 



Wii fiU ier hat ehr riis Qouliat früil nöcfU9r gaß9n? 

' EieSf bein ännam woar9r nümmar nöchUr. 

Es is fqa blutU un hot kee lluvJty 
Es is fem laam un hot kee laam 
Un käa dach riied un antwort gaab, Woa is döös? 

Di faad9r. 

Was wächfl; auß der erden, 
Bekleidet jeden mann, 
Den kaifer und den könig 
Und auch den bettelmann? 

Der flachs. 

Ddr maa get nauf in buuedon un huuelt a fchwarz dink; di fraa 
git nunt9r in kaahr un huuelt a zuuetighs dinJc. Dou nilmt d9r maa 
fei fchwarz dink un fchtekts nei d9r fraa iir zy^vstighs dink. Was 
ia aöösf Dörfch fliäefch un fauerkraut. 

Becha (pechenes) light in echa (eichenem); 
Echa light in herka; 
B^rka Light in weida: 

Waar döös ddrrety is a gdfcheita. Was is döös? 

A gdhichts foufs, 

Ä hülz9ra houfdn, a fleeefchdra fchtörz, Wos is döös? 

Dar gääk (abtritt). 

Wos fchtet uf ddr maudr^ 
Schreit hörghdr un bauQr? 
Di glock. 

A huuech gdzimmdry 

A gruueß gdwiwm^r, Wos is döÖs? 

Dar goisäckBr. 

Woa gU di tröpp nauf un hot a fichal in cor fehl 

Dar gückalhää. 



88 

Hintar mein9r mutt9r iirdn haus 

Wekß afchööemr nüßbaa/m rauß ; 

Dou a niißbaam, dort a nüßbaam. 

Hintdrn nüßhaam fcktachan kutt9n^ 

Dou a huUj dort a kutt. 

In dan kutt9na fchiack9n leus^ 

Dou a laus, dort a laus. 

Bout amoulf wos wörd dou drauß? 

A hämpftkorn. 

Wos get dl tröpj) nauf un hot a fchtanga in oorfch^ 

Di kätz. 

Wenn zee fchparling vf am, dov^ch fitz&n un m9r fckäßt enn rou, 
wii jiü hleinara bdßtzdn'l Küensr. 

Wos hengt an d^r wendy 
Hot fiiraferziqh qdlenk? 

Wos get noch beßdr wii a uur'i 

A lausy di git ufs hoor. 

J9 merra daßmdr ddrfaa nilmt, außar größdr wörds. Wos is 

Is luuech* 

Huuech wii a haus^ 
Grilün wii a fchtraußy 
Bittdr vrii a gally 
Süüß wii a männ9lkam 
Aßdn öUa leutla garn, Wos is döös? 
Dar nüfshaam. 

Forna rund un hint9n rundy 
In ddr mitt wii a pfund, Wos is döös ? 

Otto. 



Wos get di tröpp nauf un dopt niiet? 



Dar mach. 



Es kumma drei ftanga 
In huuef rei g9ganga: 

*Fra werta^ weerfcha Um hünndma, dsr hund dut enn neks^ Wos 
is döös? Riighanwörmar. 

One köpf und one fchwanz, 
One knochen bin ich ganz, 
Nur von blut und haut 
In kurzer zeit gebaut. 

Die rotwurß. 

Wos bleit an d^r wend bdhenga tm braucht kenn naugh^lf 

Dar ruuex. 



89 

Di harn fckt€cJe9n8 nei dt dafch un dt bau9m fchmeiß^ns awack. 

W08 18 döÖ8? 

Ihr ruußz. 

Es kreuf9Ü fich un meufdlt fich un worft a kamla üüwdrfchich, 
Wo8 ü döösf 

Ä galwa ruum. 



Es light uff9n roufdn 
Hot fiiraferzigh noufdn. Was is döösf 

Di faagh. 

Was fttr ein bock hat keine haut? 



Der läge bock. 



Ich gieng einmal im wald, fchnabelald; 
Da begegnet mir ein tier, fchnabelier. 
Das tier hatte hömer, fchnabelömer; 
Es ftekt die hörner in die tafch, fchnabelafch. 
Rat einmal, was ift das? 

f Die fchnecke. 

Welbr fiifch is d9r ölbrleng/i? ^ 

Ddr fchtuuekfiifch; fei kuuepf is in Ämiirikää 
un fei fchwääx is in Sumbargk. 

Es faß ein zweibein auf einem dreibein und hat ein einbein. 
Da kam das vierbein und nam dem zweibein fein einbein; da nam 
das zweibein das dreibein und warf es nach dem vierbein, daß das 
vierbein das einbein fallen ließ. Was ift das? 

Schuft er, fchemel, knocben, hand. 

Waarfch macht , daar brauchts niiet) waarfch keft, dar wils 
niiet; waars hot, daar weß niiet Was is döösf 

DdT foorgh. 

Hoch ftand ich, 

Einen toten fand ich; 

Siben lebendige waren auch dabei. 

Der fibente macht den achten frei. 

Ir herren, könt ir das erraten, 

So will ich eine gans laß braten. 

Könt irs aber nicht erdenken, 

So müßt ir mir das leben fchenken. Was ift das? 

Das vogelneA. 

Manchem der lefer wird es nicht gleich einfallen, daß man fich 
denken muß, daß ein zum tode verurteilter das rätfei den rich- 
ten! aufgibt und, wenn fie es nicht löfen können, frei werden 

Belli ei eher, Volkstfiml. a. Sbg. 12 



90 

wird Auch was 'der tote* bedeutet, wird nicht jedem gleich klar 
fein. Nach den verfchidenen Varianten des rätfels bei Simrock 
das deutfche rätfelbuch no. 463, 464, 465 ift der *tote* entweder 
ein gerippe, in dem ein vogelneft fich befindet, oder der leichnam 
eines armen fünders, den die 7 vögel freßen. Die zeile *der 
fibente macht den achten frei* muß nach no. 463 ficher heißen 
*die üben machen den achten frei* d. h. die üben lebendigen, nem- 
lich die üben vögel, machen den achten lebendigen, nemlich den 
zum tode verurteilten, frei, indem er eben das rätfei über fie den 
richtern aufgibt. 

(Hr. Dr. Köhler in Weimar war fo freundlich, diTe erklärung bei zn fugen.) 

Di Wickel, di wackdly hat laab g9tr(yugh9n ^ treight niimmdr meer 
hob, treight leib un fiiel. Was is aöös f 

Di wiigh. 

Sis W08 fan halfdnheey 
Brengt in mvlhr Um fein mUülfchtee, 
In bati9r Um fein ackdrpjfluugh; 
Waar döös cbrrett, is wackdr Jcluvgh, Wos is döös? 

Bdr wörfdl. 

XJuem fchpitzighy unt9n breeet, 
Dorch un dorch fuuel ßlßiglceeety 
Blou bdkleck. Wos is döösf 

Dar zuckdrhuui. 

Weiß von leib, blau von kleid, 

Durch und durch voll füßigkeit. Was ift das? 

Der zuckerhut. 



Sprüche. 



Pfefferfprüche. 

Am erften weinachtstage früh 'pfeffern* oder 'dengeln* die kna- 
ben die frauenzimmer, am neujarstage die mädchen die mansperfo- 
nen mit einem grünen fträußchen wie es gerade zu haben ift (buchs- 
baum und dergl, auch im zimmer getribenes *), als flieder, kirfch- 
blüte, linde u. f. f.), auch wol mit einer bebänderten rute. Man 
fchenkt inen pfefferkuchen, äpfel, ntiße und dergl.; in neuerer zeit 
dengeln die kinder meift um almofen. Auß den fprüchen felblt 
erüht man, ob es mädchen- oder knabenfprüche find, oder folche, 
die von beiden an gewant werden können. 

1) Ich pfeffer einen fchönen hem (eine fchöne madam), 

Ich weiß er (fie) hat das pfeffern (andere: die Jungfern) gern; 

Ich pfeffer in (fie) auß herzensgrund : 

Gott erhalt den fchönen hem (die fchöne madam) gefund. 

2) Dengel, dengel, dengel; 
Du fihft wie ein engel; 

Du fihft wie rofinfarben blut. 
Schmekt der pfeffer gut, 
Schmekt das neujar auch gut. 

3) Krc&na, Tcroxmay krmma, 

Du wörfcht mich lieit noch läana 
Mit Pfefferkuchen und brantewein, 
Dicketunn in fack hinein: 
Damit will ich zufriden fein. 

4) Ich Jpfccff^T ja nar heudr, 

Ddr brantawei is deu9r (die um almofen pfeffern, fagen: Is bruuet 

un Öls is dev^r); 

Schenkm9r nar an guutdn loa (zufatz der bettelnden: denn ich 

bin goor iiüwdl draSi) , 

Daßichmdr was gdhceef Jcäa, 



*) Ab gehauene äfte werden zur Weihnachtszeit in topfe mit waßer geßelt und 
fo getriben; folche bäume dienen dann auch als chriftbäume. 



92 

5) PfaffdTy pfaffdr heuBr, 
Ihr brantdwei is dettar; 
8chenkm9r nar a tröjpßa et, 
Doumiit will ich zi9friid9n fei, 

6) Ich pfcdf^r euch fan uuem rei (oder fan unt9n raa), 
Drei batzan näam ich ei (oder naam ich ää); 
Wenff9r naam ich niiet, 

Mcmghs rächt fei odd9r niiet, 

7) Ich pfaffdr Sit (Eitch) fan unt9n raa, 
In ckr mitt a gücJc9lhaay 
Uemdruff di kraana; 

8i wamm9r {Ir wartm9r) gam noch laana 
Mit pfcaf9rkv>ch9n d9rnaam; 
Is ^oj/pm ta mei laam. 

8) Grü, grü, ehTcMänd 

Wie die weiden aufm land, 

Wie die grüna weiden. 

Solft di börfchla (meöedla, jumpfarn) meiden, 

Solft an dein fchätz (dei frä) gedenk, 

Solft dich nää kenn ännern henk. 

(Halb mundart, halb hochdeutfch, wie aach das folgende). 

Neujarswunfch. 

9) Ich wünfch Inen ein goldens bett, 
Unten drunter rofenfchtöck, 

In der mitt den heiigen geift, 
Der mit Ine zun himmel reift. 

Kuckuksfpruch. 

10) Guckuf auf dem zäune faß 

Es regnete und er ward naß. — 
Guckuf war ein braver mann, 
Daß er zwölf weiber auf fich nam. 
Die erfte kert die ftube auß. 
Die zweite trägt das kericht nauß, 
Die dritte fezt fich unter die kuh, 
Die vierte trägt die melter hinzu. 
Die fünfte fchürt das feuer an, 
Die fechfte fezt das fliple dran. 
Die fibente fchüttelt die betle auf, 
Die achte legt fie wieder drauf. 
Die neunte fchenkt den külen wein, 
Die zehnte nimt die gröfchle ein. 



_ 93_ 

Die elfte fchlägt den guckuf zamm, 
Die zwölfte fchreit: daß gott erbarm! 
{Un döö8 woor dach di 'öHarleß! fügte die alte Refchin jedes mal 
bei, fo oft fie mir, als ich noch kind war, obiges vor üagte). 

DalTelbe anders. 

11) Kuckuk war ein freiersmann, 
Der alle jar zwölf weiber nam. 
Die erfte kert die ftube auß, 

Die zweite trägt das kericht naiiß. 

Die dritte fchürt das feuer an. 

Die vierte fezt die fuppe dran. 

Die fünfte dekt den tifch, 

Die fechfte fiedet die fifch. 

Die fibente fchenkt brav hier und wein. 

Die achte nimt die gröfchle ein. 

Die neunte fchüttelt das betftroh auf, 

Die zehnte tut die betten drauf. 

Die elfte macht es weich und warm. 

Die zwölfte fchläft in kuckuks arm. 

Örtliches. 

12) 'Wer in Steinheid ift und fühlt keinen Wind, 
Durch Steinach geht und lieht kein Kind, 
Von Sonnenberg kommt ohne Spott 

Der ift ein Gef^gneter von Gott* 
So bei Keßler v. Sprengseyfen pg. 111. Difer fpruch ift noch 
bekant. 

13) Steinheider kinder, 
Laufchner rinder 
Und Schalkener braut 
Befch öUa leut. 

Verfchidenes. 

14) A jeiddr rett fei fchtacJcanpfaar 
Un iich mei rapla aa; 

Un wenn ich wiß, daßs guut dHty 

Su rittichdra halt zwaa (des reimes wegen für zwei), 

15) Sechs mal fechs ift fechs und dreißig; 
Ift der mann auch noch fo fleißig, 

Ift die frau lüderlich, 

Geht der haushält hmter fich. 



Kinderreime* 



Streichelliedchen und dergl. 

1) NaufwärtB gets holperigh^ 

Runtdrwarts gsts fchtolpdrigh (beim ftreicheln übers gefichtchen). 

2) Dou kümt di hr{pp9tkrapp9lmau8, 
Wuu wilfa Mi, wuu wilja naujß'i 

Dou neiy dou nei, dou nei (wird mit der entfprechenden band- 

bewegung begleitet). 

3) Bitfcha bätfcha kuchen, 
Der bäcker hat gerufen, 

Er hat gerufen die ganze nacht, 
Der (die) N. hat kein teig gebracht, 

Drum krigt er (fie) auch, kein kuchen (das kind wird gelert zu 
difem liedchen die händchen zufammen zu fchlagen). 

4) Mdr woln in pfarla a eif9n auf fchlää, 
Wii /tu brauchtm9r niieghdl d9rzuu? 
An korzm un an langa; 

Dou humt ddr fchmiid g^ganga 
Mit feiner langa zanga 
Un mit fein haamarla: hick bick bick, 
Anftatt der lezten zeile fingen andre: 
ün fcklecht di niieghdl unracht ei, 
Müßdnfa widdar rauß gakrappdlt fei. 

5) D'öös is d9r dauma, 
Daar fchüütdU di pflauma-, 
Daar liiftfa, 

Daar ißtfa, 

Un daar get h'eeem un foghts fein muttarla (mit berttrung der 

finger der reihe nach vom daumen an). 

Knie- und fchaukelliedchen. 

6) Hoppa hoppa reutarla (das kind auf dem knie), 
l8 pfarla not a eutdrla; 



95 

Fäta nei in müiUgroum (man läßt das kind fcheinbar fallen), 
Zartm9rfch widdar raußy 
Sechts toi a gdbadta maus. 

7) Hopp reut9r zu pfaar, 
Ihr ßiOl 18 laar; 

Is biir 18 bittBr, 

D'ö'ö8 faufjn dt ritt9r; 

Ihr wei 18 fau9r, 

Dan Jauf^n di baudm, 

Bardauzl (mit denfelben bewegungen wie das vorige). 

8) So faren die damen, fo faren die damen; 
So reiten die hern, fo reiten die hern; 

So hoppern die bauem, fo hoppern die bauern (alle bewegungen 
werden mit dem knie, auf dem das kind fizt, dar geftelt). 

9) ZU faaghy 
Fuurwaagh ; 
Schneit di taagh-, 
Sachfdrmickdla bumbumbum, 
Schneid dei huuelz niiet fu krumm. 

10) Oing gang, 

Ihr pfaff i8 Tcraaky 

Hot kenn bißdn brauet in fchraak 

TJn i8 haus fuuel kinndr, 

Wigenlieder. 

11) Eia bobeia fchlouf liiwdr wi duu, 

ün wilftas niiet gdleeeb, f» gukm/ar nar zuu. 

12) Heia beia wiigh/9nfGhtruua, 
Schloß mei kinla, bin ich fruua. 

13) Heia bobeia , wos rafch9lt in fchtruua, 

Di gansla fenn barwdß, ß hamm keSena fchuua. 
Dar fchuftdr hots laxw/ar, kenn leeeft darzuu; 
Wos künna di arma gansla d9rzuu? 

14) Schloufy mei bezzdrla, fchlouf y 
Dei daada hütt di fchouf; 

Dei mamma hütt di lemm^rkiiü; 
Schloß mei bezzarla bis zafrüü. 

15) Schloufy bilüwlay fchlouf y 
Dei fatt9r is a fchoufy 
Dei muttdr is a meärkatZy 
Duu biß a kleeen9r draakibatz. 



96 

(Von difem wigenliedchen geht die Überlieferung, eine amme auß 
hiefiger gegend habe es dem jezt regierenden herzöge gefangen. 
Des prinzen vater, der herzog Georg, habe das mit an gehört 
und die nichts arges anende fängerin mit der bemerkung erfchrekt, 
daß fie doch eine etwas feltfame befchreibung feiner werten fa- 
milie gebe). 

Zu den kleinen kindem fagt man: 

16) Hemleutdr, 
Schtackdnreutdr, 
Butichbincbr , außreißery 
Betjch..., 

Kindertanzliedchen. 

17) Tanz, Gretel (döckla), tanz, 
Deina fchüüla fenn noch ganz, 
Laßfa der net reua 

Der fchufter macht der neua. 

18) Charlotte, Charlotte, 
Dei hemla gukt füür; 
Stopf unter, ftopf unter, 
Nach tanz ich mit dir. 

Spillieder und kinderpredigt. 
(Die kinder ftehen im kreiße, das geficht in den kreiß, und fingen:) 

19) Mdr traatdn auf dt glodcdn^ 
Daß di glocTcdn Tcling foHdn; 
Ei fu Moor, 

Wü a hoor, 
Hot gdlaht fitm joor] 
Stirn joor fenn riJm, 
h Barla draoit fich rüm. 
(Nachdem dife fich mit dem geficht nach außen gedreht hat:) 
Is Barla hot ßch rüm gddraat, 
Hot an kraäz mit blumma bdfcheert; 
Ei fu Jcloor, wii a hoor, 
Hot ^gdlaht Jiim joor, 
Di Anna draat fich rüm 
(und fo fort, bis alle kinder fich mit dem geficht nach außen ge- 
dreht haben. Sodann:) 
Mdr kämm uns ölla rüm gddraat, 
Un hamm an kräaz mit htumma b9fcheert; 
Ei fu kloor, wii a hoor, 
Hot g9laht fiim joor, 



97 

8iim joor fenn riim, ' 

M9r draan uns öUa rüm. 
(Alle kinder drehen lieh fo^daß fie mit dem gefichte in den kreiß 
fehen und das fpil kann Ton neuem beginnen). 

20) Hehs, bumbeka! ich bin in dein hrHeß (fchreien die kinder, wenn 
ein in einem kreiße ftehendes die hexe ift und die andem in 
den kreiß laufen. Die hexe fucht eins zu erwiTchen, welches 
dann an irer ftelle die ^heha^ lein muß.). 

(Die kinder gehn herum, eins hat fich verltekt, das ift der bär; die 

kinder fingen:) 

21) Ir ktnn9rla m9r woln fchpazürdn gehn. 
Wuhii dennf 

In gart9n, vmu blümla fchtenn. — 
Es brumty 98 brumt als wii a baar. 
Wuu fchtakt9r dennf 
In grüiina buufch, 
Wo8 macht9r dernif 

An holldrbuufch (der bär komt und fängt eins der andem kin- 
der, das nun bär fein muß). 

9 2) Ringa ringa reia, 

Es fenn obt hinnarla ^7'eia; 
Sckteigh9nfa nauf in lioUdrbuufch. 
Sehr ein fa ölla: hufchy hufchy hufch. 

23) Baudr bind dein buud»! aa^ 

Daßdr niiet g9beiß Icaia (andre: daß er mich net beißen kan); 
Beßtdr michy fdrklough ich dich, 
Hunnart douhr kofts dich. 

24) Bav;9r, bav0r keßHy 
Morghdn wörds b^ßdr, 
Mörghdn troughdnrmr waßdr nei, 
Feit ddr keßdl goor ei. 

(Spil, bei dem hockend gehüpft wird:) 

25) Hüpfakrooa weß a naaft 
Wuu denn'? 

*In Diifdnbach^ ♦ 

Isfett? 

* Wi fchmaar^ 

Alta gdfottar hüpf haar. 

(Die kinder faßen fich an und ziehen im gänfemarfch, nach jedes 
maligem gefange hängt fich das den zug fQrende ans ende an:) 

26) Herfchla, herfchla, hintern w&ld, 
Wens fchneit, wörds k&lt, 

Schleicher, Volkstüml. a. Sbg. 13 



98 



Wens räighent, wörds näß. 
Herfchla, herfchla, holt duus gedä&n, 
Heng dich Widder hinten nään. 

(Ir halber mimdart.) 

27) Hnebla haacbla, 
Hintam' fchtaad»lay 

ScUtan di baä9Ümt hochzieh. 

Hamfa a fetta fau gdfchlachty 

Harn di wörfcht fan draak gdmacht; 

Hüpft di maus, 

Danzt di laus. 

Hüpft dar fLuuech zun huueddnluuech nauß; 

Hüpftarfchtch a heela rauß, 

Mxuihichmar a pfeufla drauß] 

-ftjßw/* ich olla morgh^y 

Klappdrn ölla fchtorchan (andre fetzen zw. 

Sisit is kazla uffan dach, 

Milcht ßch gleich an buckal lach). 

Kinderpredigt. 

28) Geliebte in dem heml 

Öpfel ünn keine kern (andre: bem); 
Kern ünn keine öpfel, 
Di worfcht di hat zwei Tchnörpfel. 
Zwei fchnörpfel hat di worfcht, 
Der bauer hat großen dorfcht. 
Großen dorfcht hat der bauer. 
Sein leben wörd im fer fauer. 
Ser fauer wörd im fein leben. 
Der weinftock hat vil reben. 
Vil reben hat der weinftock, 
Ein kalb ift auch kein zigenbock. 
Ein zigenbock ift auch kein kalb, 
Meine predig die ift halb. 

Halb ift meine predig, 
Der hund der ift noch ledig. 
Noch ledig ift der hufid, 
Die raben fliegen alle ftund. 
Alle ftund fliegen die raben. 
Der geift der geht in famen. 
In famen geht der geift^ 
Die fuppen, die war heiß. 
Heiß war die fuppen^ 
Die kuh, die krigt den fchnuppen. 



99 



Den Tchnuppen krigt die kuh, 

Auß leder macht man fchoh. 

Schuh macht man auß leder, 

Die gans die hat vil feder. 

Yil feder hat die ganz, 

Der fuchs hat ein langen fchwanz. 

Einen langen fchwanz hat der fuchs 

Und der könig hat eine fer fchöne kutfch. 

Andre fagen nach der neunten zeile: 
Der weinftock hat zwei reben. 
Zwei reben hat der weinftock, 
^wei hömer hat der zigenbock. 
Der zigenbock hat zwei hömer, 
Diftel find keine dömer, 
Dömer find keine diftel: 
So. lautet meine epiftel. 

Abzälen. 

29) JESes, JceSes, fchtUMa, hnüüetla, 
Woora züüetla, 

H, Mi, zimm z&mm, buttchaclc9r nauß. 

30) M^ßdr, gouwdl, fing9rhuut; 
ScMISrlt d»r hav^Vy is niiet guut; 
SchtSrbt dt beura älz9gleichy 
Kvmt d9r engdl mit ehr geigh. 
Hei, hii Nikolcms, 

Woar kämt erra nauß, 

lieh outo9r duuf denn dtm hiß nauß. 

31) Ouna, douna tvitdarfchtandy 
GSß du mit nach £ng9lland? 
Eng9Uand is zuu g9fchioß9n, 

Is d9r driick9l azwei g9broch9n. 

iSSes, heSes fchlenJc9rmauSy 

Waar kämt erra nauß, 

lieh ouwdr duu f denn duu biß nauß. 

32) Enne di wenne di Witten di wei, 
Woln mar gern di büchfen dröi; 
Eine ftund in gärten, 

Solu di küchlein warten. 
Komt der alte leineweber. 
Schlägt die kätz auf ire leber, 
Schreit die kätz: miau, miau, 
Ich kann nSt länger dau. 



100 

Andre fingen zeile 4 und das folgende: 

Woln die küchlein warten, ' 

Kam der alte ripsraps^ 

Bapft die küchlein adl hinweg. Naaß. 

33) JEiea zwH drei, 

Bicka backa bei, ^ 

Bicka baoka kiftmdom, 

Is mei fatt9T a fchnüz^r woom, 

Schnizt9rm9r an dauma, 

Waar wils glauwa (fbg. wäre ädlMdi), 

lieh ouw9r duuf denn duu biß nauß. 

34) Eins zwei drei, 
Bicka backa bei; 
Bicka backa hiftendom, 

Is mei vater a fchnitzer wom, 
Schnizt er mer an bolz. 
Far (zieh) ich mit ins holz, 
Far (zieh) ich mit ins grüne gras, 
Guck, vater, was ift das? 
Kind, es ift ein weißer has, 
Guck, den fchieß ich auf die nas. 

35) lieh un duu, ^ . . 
Müllerfch Tcuu, 

MiUbrfch iiefdl daar biß duu. 

36) Enkel, zwenkel, dunkel, funkel, 
Eääwel, fchnääwel, keifer, &bt, 
Dille, buffer, ruß. 

Verker mit der natur. 

37) Kukufsknecht, 
Sag mirfch recht. 

Wie lang daß ich noch lebe, 
Schreibmerfchrauf die melTerfchpitz, 
Wie lang daß ich noch ledig fitz. 

38) Zwiifalta ßtz dichy 

Naam a fchtachdla (andre a fchteela), wetz dick, 

39) Schnack fchnack fchniira, 
Weismar deina fiira, 

Un wend^rrv^r deina fiista niiei weß, 

Beipichd9r dei heusla ei (andre: \Dmf iah dich i$ harghUt nei). 



101 

40) GuueldküUla fliigh, 
Dei fcOtar ia in krügh, 

Dei mtUt9r ü in tmt9rland (andre vattarland)} 

h dei hmsla &b gebr&nt (mundartl. wäre ou g9brent). 

41) MiiSecUa m^iedla trough miiß (ftdt den gelang der goldanuner dar). 

Hirtenlieder. 

42) Ir h8rt9n treibt ei, 
Di funn gSt nei, 

Ihr heif9r ia humma, 

Hot blei gdfunntty 

Hot kuuah9l gdgoßdn, 

Hot her/cJUa gdfctioßdn^ Bumml 

(Wenn das vih zu fchaden d. i. zu verbotenen orten, auf felder 

und dergl. geht:) 

43) WeUa weUa woud^n, 
Dei fiia get Z9 fchoudan, 

(Die melodie difes und fall aller kinderlieder bewegt fich zeile für 
zeile, die tonart g-dur an genommen, auf den tönen g, a, g, d.) 

Berlieder. 

44) Schwärza hier un hölpdrla, 
Doos gibt an gwuJt^n brei, 

Di Neufighor fenn z9 hung^righ, 

8i louß9n enn niiet abei. 

Abei, abei itr lumpdnhfmd, 

Un waar niiet kümt, daar wörd gdbumpt 

45) E^r, mtUtar, eSr, 

Ich breng a halioa beSr, 
Ich breng a halwa holkrfchtavd ; 
Schlecht mei mutt9r in drückdl neu 
(Andre: Nümt mei muttar di uuefangouwdL 
Schlecht mich uf mein bäSronfchnoutoat). 
Ach mtUt9r, fchlaat mich niiet fu ßSr, 
Morghdn breng ich euch widddr a beSr, 

46) BäSr9nleutla kumma, 
Hamm a bSSrla funna, 
Hamfa funna klee un gruueß. 
Waar noch niiet fuuel hot 
Scheßt a alta hm nei, 
Werde a bisla folbr 

ün a gruaeß g9dölbr. 



loa 

Spotverfe auf namen. 

47) Fritz Fritz Friid9rich, 
Seim9r niiet z9 liid»rlich. 

e 

48) Anna hum hanna, 
KrumbSeeniffha jirmal 

e 

49) Anna banna ziigh9niee, 

Mach dar Jcatz iir oo ree. 

50) Hans, Hans, leberwurft, 
Lebet deine frau noch? 
Ja, ja, fie lebet noch, 

Sie ligt in bett un zappelt noch. 

(Rothärigen, ^ülcma, wird gefungen:) 

51) Fuksy fukßy feu^rJuwrd, 

Bift Icefan ruuBtan halbr wcuxrt. 

Buchftabierfcherze. 

52) A. B. C. dintenfaß, 

Geh in die fchul un lern was, 
Geh wider rauß un kauft uiks, 
Bift a rechter taugniks. 

53) A. B. C, 

Beißen mich die flöh, 
Beißen mich die Wanzen, 
Kann ich nicht mer tanzen. 

54) A. B. ab 

Mei fchnapfack — 

I. N. in 

Is niks drin — 

E. R. er 

Is ganz 1er — 

ü. M. um . 

Muß was nein kumm. 

Gedächtnisübungen. 

55) Der herr der fchikt den Peter hin. 
Er foll den haber fchneiden. 

Der Peter fchnitt den haber nicht 
Und gieng auch nicht nach haus. 

Da fchikt der herr den pudel bin, 
Er foll den Peter beißen. 



103 

Der pudd biß dm Peter nicht. 
Der Peter fchnitt den haber nicht 
Und gieng ^uch nicht nach haus. 

Da fchikt der herr den prügel hin, 
Er foU den pudel prügeln. 
Der prügel prügelt den pudel nicht, 
Der pudel biß den Peter nicht, 
Der Peter fchnitt den haber nicht 
Und gieiig auch nicht nach haus. 

Da fchikt der herr das feuer hin, 
Es foU den prügel verbrennen. 
Das feuer verbrent den prügel nicht, 
Der prügel prügelt den pudel nicht. 
Der pudel biß den Peter nichts 
Der Peter fchnitt den haber nicht 
Und gieng auch nicht nach haus. 

Da fchikt der herr das waßer hin. 
Es foU das feuer lefchen. 
Das waßer lefcht das feuer nicht, 
Das feuer verbrent den prügel nicht, 
Der prügel prügelt den pudel nicht. 
Der pudel biß den Peter nicht, 
Der Peter fchnitt den haber nicht 
Und gieng auch nichf nach haius. 

Da fchikt der herr den ochfen hin, 
Er foU das waßer faufen. 
Der ochfe foff das waßer nicht, 
Das waßer lefcht das feuer nicht. 
Das feuer verbrent den prügel nicht, 
Der prügel prügelt den pudel nicht, 
Der pudel biß den Peter nicht. 
Der Peter fchnitt den haber nicht 
Und gieng auch nicht nach haus. 

Da fchikt der herr den mezger hin, 
Er foU den ochfen fchlachten. 
Der mezger fchlacht den ochfen nicht. 
Der ochfe foff das waßer nicht. 
Das waßer lefcht das feuer nicht. 
Das feuer verbrent den prügel nicht, 
Der prügel prügelt den pudel nicht. 
Der pudel biß den Peter nicht, 
Der Peter fchnitt den haber nidit 
Und gieng auch nicht nach haus. 



104 

Da fchikt der herr den henker hin,' • 
Er foll den mezger henken. 
Der henker henkt den mezger nicht, 
Der mezger fchlacht den ochfen nicht, 
Der ochfe lauft 4äs waßer nicht; 
Das waßer lefcht das fener nicht, 
Das feuer verbrent den prügel nicht. 
Der prügel prügelt den pudöl nicht. 
Der pudel biß den Peter nicht, 
Der Peter fchnitt den haber nicht 
Und gieng auch nicht nach haus« 

(Mit melodie. *) 

56) Ei hämmer net an kittel, 
Get Yoma nät zeiamm; . 
Su fenn mer zu einer henne gegang. > 

Ach liebe henn geh auch dazu 
Daß unfer kittel geht voma zul 
Die henn die fprach: es foll gefchehn, 
Ich will dir meine zehn geem. 
Ei fo h&mm wir hünerzehn. 
Freu dich Sufel, das ift Ichön. 

Ei hämmer net an kittel, 
Get vorna net zel&mn; 
Su fenn mer zu einer ente gegang. 
Ach liebe ent geh auch dazu 
Daß unfer kittel geht vorna zul 
Die ent die fprach: es foll gefchehn. 
Ich will dir meinen fchnabel geem. 
Ei fo hämm wir entenfchnabel, hünerzehn, 
Freu dich Sufel, das ift fchön. 

Ei hämmer nät an kittel, 
Get voma net zeJSmm; 
Su fenn mer zu einem hane gegang. 
Ach lieber han geb auch dazu 
Daß unfer kittel geht voma ?ul 
Der han der fprach:- es foll gefchehn, 
Ich will dir meinen kämm geem, 
Ei fo hämm wir hanenkamm, entenfchnabel, iiünerzehii, 
Freu dich Sufel, das ift fchön. 

Ei hämmer net an Mttel, 
Get voma n6t zelämm; 



*) Die fingweifen der fo bezeidineten lieder find i^nf den lezten feiten difer 
fchrift zn finden. 



106 

Sa fenn mer zu einem haXen gegang. 

Ach lieber has geb auch dazu, 

Daß unfer kittel geht voma zul 

Der has der fprach: es foll gefchehn, 

Ich will dir meinen fprung geem. 

Ei fo hämm wir hafenfprung, hanenkamm, entenfchnabel, hOnerzehn, 

Freu dich Sufel, das ift fchön. 

Ei hämmer net an kittel, 
66t voma net zefämm; 
Su fenn mer zu einem hirfche gegang. 
Ach lieber hirfch geb auch dazu, 
Daß unfer kittel geht voma zu! 
Der hirfch der fprach: es foll gefchehn, 
Ich will dir mein hom geem. 
Ei fo hämm wir hirfchhom, hafenfprung, hanenkamm, entenfchnabel, 

hünerzehn, 
Freu dich Sufel, das ift fchön. 

Ei hämmer net an kittel, 
GSt vorna net zefämm; 
Su fenn mer zu einem pferde gegang. 
Ach liebes pferd geb auch dazu, 
Daß unfer kittel geht voma 2u! 
Das pferd das fprach: es foll gefchehn. 
Ich will dir mein eifen geem. 
lä fo hämm wir pf erdseif eu, hirfchhom, hafenfprung, hanenkamm, 

entenfchnabel, hünerzehn, 
Freu dich Sufel, das ift fchön. 

57) Oing ich amoul nach Mierdrdandy 
Woor ich a armdr maa. 
Bdfch'eertm^r gott a hüiinla, 
Woor ich a reicher maa. 
Woltan ölla leutla wißy 
Wii denn mei hilünla Miß, 
OHifdla heßt mei hüiinla. 

Ging ich amoul nach MSer9fdmd, 
Woo7' ich a arm:9r maa. 
Bdfcheertm9r gott a gansla^ 
Woor ich a reicher maa, 
WoUan ölla leutla wiß, 
Wii denn mei gansla Miß. 
Breeetfuuß heßt mei gaas, 
Qriifdla heßt mei hüiinla. 

Ging ich amouL nach Meerdnlmd^ 
Woor ich a hrm»r maa. 

Belli ei eher, Yolkst&ml. lu Sbg. 14 



106 

B^fcMertimr goU a ^igh, 
Woür ich a reicher wjoo* 
Wolmi ölla leutla miß, 
Wii denn mei migh miß, 
Trim2?^ltramp9l heßt met eiighy 
Br^eetfuuß heßt mßi gaas, 
(rritpla hcßt ?nei hüünla. 

Ging ich amoul nach MeSr9nland, 
Woor ick a armdr maa, 
B9fcheert7fi9r gott an gaul^ 
Wqqt ich a reick9r m&a, 
Wolt&n ölla leutla wißy 
Wii denn mei gaul Miß. 
HoiiW9Tmaut heßt mei gatdy 
Trimp^ltramp^l heßt mei ziighy 
Br^ffelfmiß heßt mei gaaSy 
Griißla heßt mei hüünla. 

Ging ich amovl nach MeSrdnland, \ 

Woor ich a ärmBr maa. 
Bofch^ertm^r gott a weib, 
W^öor ick a reichdr maa, 
Wolt3n ölla leutla wiß, 
Wii denn mei weib hiiß. 
Lmigfcheit heßt mei weib, 
ffouw^rmaul heßt mei gatd, 
Tyimp&ltramp^l heßt mei ziigkj 
BriMfuuß ließt met goÄSj 
Oriipla heßt mei hüünla. 

Ging ich amotd n&ch MiSrdnlandy 
Woor ich a arm9r maa. 
B^fcheertmdr gott a Jcind, 
1^0 or ick a reichdr maa. 
Woltdn ölla leutla wißj 
Wii denn mei kind küß. 
Schtinlc&difink heßt mei Idnd^ 
Langfckeit heßt mei weibj 
HouwBrmaul heßt mei gtml^ 
Trimp9ltramp9l heßt mei tiigk, 
Breeetfuuß heßt mei gc&B^ 
€briif9la heßt mei hüünla* 

Verfchidenes. 

58) Arw9ß9n aß ich liifo9ry 

Wii d9r harr fan £iiw9r (d. i. von Bibra). 



107 

lAnlhi aß ich groud fu gam 
Wti der harr fan Liljenfchtarn, 

59) Mei mutt9r kocht huv/&l 

Un b a weng na&; 

Dou wamfa raucht faßigh 
ün brenna nüet aa, 

60) Mei mtUtar hott a dööra, 
A döära fupp g9lcocht, 
8i is a ra^ihta meera, 
Daß fi nelca heßdrfch kocht. 

8i hotfa niiet gdlalss9n, 
Un hotfa niiet g9fchmahs0n; 
Woom keeena brocken drinn 
Un woor aa snmlich dünn. 

Wenn einem kinde etwas gut gefchmekt hat und es fich nach 
mer um liht oder die finger lekt, Tagt man zu im: 

61) Hots guv/t g9fchmSkt? 
Hots niiet gdklektf 
Waar meer hSitl 

62) Das kind: Mutt9r, mtUt9r gabtm9r bruued, 

8ilß fchtarb ich. 
Die mutter: Warte nur, mein liebes kind, 

Morgen wohi wir fch neiden gefchwind. 

MiLtOVy mutt9r gaitnwr bruued, 

8iiß fchtarb ich. 

Warte nur, mein liebes kind, 

Morgen woln wir drefchen gefchwind. 

Mutt9r, mutt9r gahtm^r bruued, 
Süß fchtarb ich. 
Warte nur, mein liebes kind. 
Morgen woln wir malen gefchwind. 

Mut^r, muttdr gaibtm0r bruued, 

8'dß fchtarb ich. 

Warte nur, mein liebes kind, 

Morgen woln wir backen gefchwind. — 

Und als das brot gebacken war, 

Da lag das kind fchou aul' der bar. 

63) Ou du trauta Dauddl, 
Wos machdn deina gens? 

'8i fchnippdm un ß fchnappdm, 
8i gick^m un ß gackdrn 
Un fchterzi9n iira fchwanz.^ 

\ 



108 

64) Liiwa rutU, 
Mach mich gwU, 
Mach mich frum^ 

Daß ich net is himm9la kum.*) 

65) Es woor aTfuml a maa, 
DoAir Miß Bumh&a; 
Bumhaa hiißdTy 

Net di huuefdn 9r. 

Gingdr nauf ins roulhaua — 
Woor äck^räät di kSrch auß — 
Bünde fein oorfch zun fanßdr naußy 
Lachana öUa letUla auß. 

In ire bücher fchreiben die kinder: 

66) DiTes büchlein ift mir lieb, 
Wer mirs nimt, der ift ein dieb; 
Wer mirs aber wider gibt, 

Den hab ich lieb. 



Oder: 



Oder: 



Difes büchlein ift mir lieb, 
Wer mirs ßilt, der ift ein dieb; 
Wer mirs aber wider bringt, 
Der ift ein gottesldnd. 

Liebes büchlein, laß dir Tagen, 
Wenn dich jemand fort will tragen. 
Sag: ich lig in guter ruh. 
Gehör dem (der) N. N. zu. 



*) Jacob Grimm hat in Wolfs zeitfchr. für deutfche myth. II, 1 auf eine lleUe 
in Geilers von Keifersberg chriAl. bilger aofmerkfam gemacht, wo es heißt, daß 
die geAraften kinder die rate küßen, darüber fpringen und vorher den fpruch: 
'liebe rut, trute rSt, 
wereAu, ich thet niemer gut' 
Tagen müßen. (Vgl. auch Anzeiger f. künde der deutfchen vorzeit 1856, fp. 230. 
Rochholz allemannifches kinderlied f. 513 £f.) UnTer Sonneberger fpruch ift ein 
interelTantes, anderwärts her noch nicht bekanntes feitenaück zu diefem alten 
rutenfpruche. 



Pg. 84 z. 7 V. u. lis *^fUw9ra\ Sbg. heißt es (nach pg. 36) z. b. a fdwara 
mifsdTy a fchtiinara haus u. f. f. 



Lieder. 



I. Lieder aulk mfindlioher fiberliefenmg« 

(Mit melodie.) 

1) Wenn ich kee gaM zun faufm hou, 
Qii ich in woold, fchneid reifich ou. 

Wenn ich ia reifich gdfchniitan hau, 
CHi ich ahSSem^ binabaaf9n drauß. 

Wenn ich di haafdn gdhund^n hoUy 
Gii ich is Jüüddnbach nauf un rou* 

^Ir letäla, keft m9r baaf9n ou, 

Daß iich hrc&f gald zun faufen hon. 

Hou iich an raufch, döös macht d9r wei; 
Schouzal fchtii auf un louß mich nei^ 

*^Ich fchtii niiet auf, louß diich niiet rei, 
Duu künß heit n&cht mei Unglück fei^ 

Hou ich a ziiah, a fchack^ta. 
Wenn ichfa /chtiich, f9 mecTcartfa, 

(Mit melodie.) 

2) Es woor amoul a kleeen9r rno&y 
Heidideldum, 

Wolt a gruueß weibla harn, 
Heidideldidel heidideldum, 
Heiraüafa. 

Die frau wolt ins Wirtshaus gehn, 
Der kleine mann wolt auch mit gehn. 

'Kleiner mann bleib du zu haus, 
Spül fchüßel und teller auf.* 

Als die frau vom Wirtshaus kam, 
Saß der mann am rad und fpann. 



110 

'Mann, wie vil halt gefponnen?* 
**Drei mal hab ich auß geftekt.** 

'Mann, wie vil hamm hünner gelegt?' 
"Die fchwarz un die weiß fcheck. 

*Mann, wie vil hafl; Uöß gekocht?' 
"Draußen ligens vorn ofenloch.** 

Die frau nam den ofenftock, 
Schlug den mann auf den köpf. 

Der mann fprang zur tür hinauß, 
Sprang in fein nachbars haus« 

'Trauter nachbar, laß dir wos foughn, 
Mich hot mei fraa gefchloughn.' 

"Ei was wilft du mir foughn, 

Mei luder hot mich aa gefchloughn.** 

(Mit melodie.) 

3) Sie ffoor niiet lanff daß g9r€igh9nt hot, 
Di aSchar tropfen noch; 

Ich hau amom an fchatz gohott, 
Ich woU ich hetna noch* 

Sis goor niiet lang daß g9riigh9nt hot, 
Ihr himmdl ia noch trüü; 
Un wenn mei fchööenar fchouzal kümt, 
8u bleitar bis ssafrüü. 

'Hans naamfa niiet, Hans naamfa niiet, 
8i hot an krumma fuuß', 
8i is drei joor in hiwmal g9vHiaft, 
Hot widdar rauß gdm^i u. f. f. 

4) Heü auf di nacht fchüütal ich meina biim, 
Fcänfa oddar f^nfa niiet. 

Morghan auf di nacht gii ich zu mein9r dum, 
Wilfa oddar wüfa niiet. 

5) Oii ich ilmoar hargh un doul, 
Is miir kee waagh Z9 fchmotd, 
Gii ich zu mein^air dum 

OUa wochdn ßks moul. 

6) Daß ich dich goor niiet moughy 
Döös fough ich niiet; 

Odddr nei zuumar leigh • 
Derf/ia dich niiet. 



111 

Nei zuumdr leigh derfßa ddeh, 
DoÖ8 fough iich aa; 
Odddr döÖ8 fough ich ditr, 
Biiilr mich niiet äa. 

7) A fchacJe9t8 boor ochfdUy a bukliaha kuu, 
DöÖ8 gibtm9r mei fattar wenn ich heiratan dmu 

Un gibt9rm9rfch niiet, fu heirat ich niiet, 

Dou fchlouf ich hein börfchtlenn un foughfan goor niiet. 

8) Im wald ifts ja finfterig, 
Das machen die tannenbüfch; 
Daß du mein fchäzchen bift, 
Das ift gewis. 

Im wald ifts ja finfter, 
Das macht das grün holz. 
Mein fchatz ift ein Jäger, 
Drum bin ich fo ftolz. 

(Mit melodie.) 

9) Wena nar niiet rSighna wörd, 
. Wens nar niiet fchneit, 

Wens nar niiet garfchtghßr wörd, 
Wens war fuu Ueit. 

10) Ou du traiUa Maradret^ 
Weßmdr wuu dei betla fchtetf 
^Druuem in buuedon hin£9m fchlout.^ 
Ou du gärfchtghar unfiotU. 

11) Barla, Barla, guuta nacht, 
Hofta denn dei betla g9macht? 
'Naa, ich hous fdrgajian^ 
Hoßa denn di ganza nacht 
Bei dein fchatz gdfaßonf 

12) Büilr rüür buttarmillieh 
Un fdr an dreier fiißa; 

Wenn mei äüa fchwüghßr fchtSrbt 
Erb ich daufma gülwa. 
Davfdnt gülda niiet aUee, 
Aa an altm wezfchtee. 

13) BSttabarla, zitck9marla, 
Waar is bei dar dinna? 

Wenn ich nar dei kammarla wiß, 
Is betla deit ich^finna. 



112 

14) MeeecUa, meSedla, naamdar an m&a, 
Naamdar nar kenn zimmarmä^, 
Daar düehjchlecht, daar düch reftj 
Daar d^r du det gcdd farfaft. 

15) GStfeimanet, GStßimanSi, 
Ihr fuks daar git ins hraut; 
Ar zupft di aatm bUtt9r ou 
Un gü>lfa fevn0r IratU, 

16) ÄUa weiw9r un €nt9n, 

Di fchmmma auf d^r f§i, 

üh wennfa nümm9r gBjfchwimm Jciinna, 

BicJc9nfa in oorfch in di höi. 

17) Ou du trauta foufanacht, 
Kümfta denn fchä widd9r? 
Faxicbn bin ich üüvyrigh g9bliim, 
Heu9r gefchechtmdrfch widd9r. 

18) 8oldaat9n, Kräwaatan (d. i. Kroaten) auf SinOrländ zuu, 
Dou danz9n di bau9m, dou klappdrn di fchuu. 

(Mit melodie.) 

19) Foorm9r niiet üüujdr mei ackdrla, 
Foormar niiet üüwdr mei wiis^ 
8chloufm9r niiet bei mein Kait9rla, 
8chiouf7n0r niiet bei meiner Liis. 

20) Määedla mächs dilürla zuu, 
Eümt a zigeunerfchbuu, 
Namt dich an deiner h&nd, 
Füürt dich ins moorenländ, 
Wörfcht du koolrippelfchw&rz, 
Ei du mein dauTendfchätz. *) 

21) Wenn du einen fchatz willt haben, 
Muft du blaue bänder haben; 
Blaue bänder, filbeme fchnallen 
Werden dein fchäzchen wol gefallen. 

22) Einftmals gieng ich fpazieren 
Vor meins feins liebchens tür. 
Und ganz leife klopft ich an: 

Schatz, ja fchatz, ach fchläfft du fchon? 



*) Nicht rein in der mundart. 



113 j 

'Ich fchlafe nicht, ich wache, 

Ich tu dir nicht auf macheu; 

Ich hab mich mit ein andern verfprochen, 

Und kein andern lieb ich mer.' 

Weck nur auf dein vater und mutter, 
Weck nur auf dein fchweiter und bruder, 
Weck nur auf deine freund alhier, 
Denn dein bräutigam ift hier. 

'Ach du riecheft von der erden!* 
Simthalb jar lig ich darin, 
Simthalb jar find fchon verfchwunden 
Und wo ich geftorben bin. 

23) Es wolt ein mädchen zum tanze gehn, 
So fchön war fie gezieret, 
Und als fie in den wald nein kani, 
Da fah der bäum fo grün. 

'Guten tag, guten tag du fatterbaum. 
Warum fihft du fo grün?* 
"Schön dank, Ichön dank, feins mägdelein, 
Warum fihft du fo fchön?'* 

'Ich eße femmel und trinke wein, 
Darum feh ich fo fchön.' 
"Mich überfält ein füßer tau, 
• Darum feh ich fo grün. 

Was hübfch und feine mädchen fein, 
Die bleiben recht hübfch zu haus; 
Zum tanze dürfen fie wol gehn, 
Bei fonnenfchein nach haus. 

Bei mondenfchein und finftrer nacht 
Ift keine treu vorhanden; 
Es gibt der falfchen burfchen vil, 
Die bringen dich in fchanden." 

'Schweig ftill, fchweig ftill du fatterbaum, 

Sonfb laß ich dich um haun; 

Es gibt der falfchen burfchen vil. 

Die können dich um haun.' 

"Und haun fie mich im wiuter um, 
Im fommer grün ich wider; 
Haft du die er einmal verlom, 
Bekömft du fie nie wider.'' 

Schleicher, Yolkstüml. a. Sbg. 15 



114 

24) Franz, ich bin dir gut, 

Du bift wie milch und blut; 
Aber du bift falfch, 
Aber du bift falfch. 

Guck ein wenig rauß,. 
Ich hab einen fchönen llfauß. 
Daran kauft das riechenv 
Daran kauft dus riechen. 

Riechen ift kein kuss, 

Mach mir kein Verdruß; 

Mach das fenfter zu ^. 

Und laß mir meine ruh. 

An der kammertür 
Gab mein fchäzchen mir 
Den l^zten abfchidskuss. 
Daß ich weinen muß. 

Weine nicht fo fer. 
Es gibtre noch vil mer; 
Wol auf der ganzen flur 
Gibtsre noch vil mer. 

25) Einft gieng ich das gäßichen hinein. 
Da fand ich mein liebichen allein. 

*Ach liebichen bift du es allein?* 
"So komm zu mein kämmerlein rein.** 

. Und als ich ins kämmerlein kam, 
Da klopft die mutter fchond ai}. 

**Ach mutter, was klopfeft du miir, 
Ich habe ja keinen bei mir.** 

. Und als nun die türe gieng auf, 
Zum fenfter da fprang er hinauß. 

'Ach liebichen, mit uns ifts nun auß, 
Einen fchöneren fuch du dir auß.* 

"Keinen fchöneren den mag ich ja nicht, 
Das fag ich dir frei ins gefleht.** 

26) Ich bin ein luftger Jägersknecht, 
Schieß auch recht. 

Schieß mir einen goldnen i^echt; 
Difer fpecht hat goldne feder; • 
Wol im gebüfch 



115 

Wenn ich in erwflfbh, 
Schieß ich in aufs leder. 

Ich gieng in wald wol hin und her, 

Die kreuz und quer, 

Ob der fpecht zu finden war. 

Difer fpecht war nicht zu finden, 

Wol hier und dort 

An jenem ort, 

Wol vor der linden. 

Ich ftelt mich vor der kammertür, 

Der kammertür, 

Wolte fehn was da paffiert. 

Sie hob ir hemdchen in die höhe, 

Vor irem bett 

Stand fie ganz nett, 

Jagt ire flöhe. 

Ei hätß; du mirfch denn net könn lag, 

Net könn fag, 

Die jagd hätt ich gern mit gemacht 

Ei wie foU mich nicht verdrießen,. 

Daß ich nun foU 

Die ganze nacht 

Kein fuchs mer fchießen. 

Alles, was ein jäger haben foU, 

Hab ich fchond all, 

Alle meine tafchen die feind voll, 

Schönes pulver, blei und kugel; 

Da fchieß ich 

Mit meiner büchs 

Nach difem vogel. 

'Bekomm ich denn noch keinen mann, 

(Fieng fie an) 

Fang ich andre wirtfchaft an; 

So fang ich an das luftge leben.* 

Du gute nacht, 

Deine jungfemfchaft 

Die ift gewefen. 

27) Wenn ich einen furmann feh, 
Furmann, halt Itillt 
Ich wils mein vater fag, 
Daß ich heiraten will. 



116 

Einen furmann mag ich nicht, 
Färt gar weit auÄ; 
Lieber will ich an fchneider nem, 
Bleibt hübfch zu haus. 

. Einen Schneider mag ich nicht, 
Schneidt gar vil zu; 
Lieber will ich an weber nem, 
Machtmerfch tuch zu an hemm« 

Einen weber mag ich nicht. 
Zappelt mit den fuß; 
Lieber will ich an jäger «em, 
Mit an grünen buTdi. 

Einen jäger mag ich nicht, 
Schießt gar vil tot, 
Lieber will ich an bauer nem, 
Hab ich mei brot. 

28) Wer fo ein feules Gretchen hat. 
Der kann ja luftig fein; 
Sie Ibhlält ja alle morgen 
Bis daß die fonne Tcheint^ 
Bis daß. die fonne fcheint. 

Der vater, der vom holze kam, 
Das Gretchen, das fchlief noch: 
'Schlaf du bei taufend teufein, 
Ift der hirte fchon im wald 
Und die kuh fteht noch im ftall/ 

Das Gretchen auß dem bette fprang, 
Nams röklein in die band; 
Si tat das külein melken 
Mit der ungewafchnen band; 
Pfui, ift da& nicht eine fchand? 

Als fie das külein gemolken hatte, 
Da goß fie waßer zu. 
Sie zeigt es irem vater: 
"jffSmTwar niiet a guuta kuu? 
Ei döös macht di lang rauT 

Sie nam das rütlein in die band 
Und trieb das külein zu. 
Si tat das külein treiben 
Hin in den grünen wald, 
Bis daß fie den bitten faad. 



117 

*Ach hirte, lieber hirte mein, 
Was hab ich dir getan, 
Daß du nicht alle morgen 
Blafeft vor meiner tür: 
Faul Gretchen, ^omm herfÜr.* 

"Wenn du mir gibft die buttermilch, 

Wie andre weiber auch, 

So will ich alle morgen 

Blafen vor deinem loch: 

Faul Gretchen, fchläfft du noch?~ 

'Ich will dir geben die buttermilch, ' 

Die lauer auch dazu, 

Wenn du nur alle morgen 

Blafeft vor meiner tür: 

Faul Gretchen, komm herftlr.* 

(Mit melodie.) 

29) Schäzchen, warum bift du denn fo traurig, 
Bin ich aller freuden voll: 

Denkft du denn, ich foll dich verlaßen. 
Du gefälft mir gar zu wol. 

Eh ich dich, mein fchatz, verlaße. 
Muß der himmel fallen ein; 
Alle fternlein müßen lieh verdunkeln 
Sonn und mond verlier den fchein. 

g logen auch zwei turtelturteltäubelein 
urch den fchönen grüuen wald. 
Wo lieh zwei verliebteliebte fcheiden. 
Da verwelket laub und gras. 

Andre fingen dife ftrophe: 

Saßen einft zwei turteltäubelein 
Dort auf eines baumes aft, 
Darunter zwei verliebte Meiden, 
Da wächft weder laub noch gras. 

(Mit melodie.) 

30) Ach ich armer fchleifersmann, 
Ach was foll ich fangen an, 
Alle meine kunft 

Ift umfunft. 

Ach was foll ich fangen an, 

Daß ich nicht iBer fchleifen kann. 



118 

Ach du alter fchieiferskafti. 

Wie bilt du in fo vil jarn 

Nicht gerürt, 

Nicht gefchmiertl 

Ach das hab ich nicht gewuft, 

Daß du bilt fo fer Yerruft. 

Weiß nicht rum und weiß nicht wo 

Und muß ligen auf d^m ftroh; 

Hund und katz, 

Maus und ratz, 

Difes findet fleh bei mir, 

Weil ich hou a fchlachts quartier. 

Ich hou aach a röUa äi, 

Is kee gänzer fatz meer drää; 

Voller niß, 

Voller leus, 

Und dazu in meinem hemd 

Sizt a ganzes regiment. 

Zu haus hou ich a faules weih, 

Di hot derzu ke hemm uffen leib; 

Wo üe geht 

Oder fteht, 

Beißen fie die leus und flöh, 

Korz bein oorfch is hemm azw6i. 

Komm ich heim um halber zwei, 
Kocht die fau an haberbrei, 
Niiet gepfaflFert, niiet gef&lzen, 
Schlacht gekocht un niiet gefchmälzen. 
ir leute, feit gefcheit. 
Helft mir nur von difem weib. 

(Mit melodie.) 

31) Zufridenheit ift mein vergnügen, 
Das andre laß ich alles ligen; 
Ich lob mir die zufridenheit. 

Was fcher ich mich denn um die . feinde, 
Sie werden noch die heften freunde; 
Man habe nur ein wenig geduld. 

Wenn alle donnerwetter faufen, 
Und alle unglüksfälle foraufen, 
Alsdann vertrau ich meinem gott. 



119 

Drum liebe feie fei zufrieden, 
Was dir der himmel hat befchiden 
Und habe nur ein wenig geduld. . 

(Mit melodie.) 

32) Hänschen faß im fonnenfchein 
Und flikte feine fchuh, 

Da kam ein fchönes mädchen 
Und fprach: was wilft denn du? 

Mädchen, wilft du freien. 
So freie du mit mir; 
Ich habe nur drei dreier, 
Die will ich geben dir. 

Drei dreier find zu wenig, 
Drei grofchen find zu vil. 
So geb ich dir ein kuschen, 
So muft du von mir gehn. 

(Mit melodie.) 

33) Ich gieng einmal über berg und tal, 
Da fang die fchönfte nachtigall. 

Sie fang fo fchön , fie fang fo fein, 
Sie fang von meinem fchätzelein. 

Und du mein liebfter goldfchmid mein, 
Schmid mir den ring von gold allein, 
Schmid mir den ring an die rechte band 
Und zieh' mit mir ins Schwabenland. 

Nach Schwabenland da mag ich nicht, 

So ftolze kleider trag ich nicht. 

So ftolze kleider und fchnelle (fchnallen) fchuh 

Die kommen keinem bauersmädchen zu. 

(Mit melodie.) 

34) Nei fo gehn wir alle zufammen mit einander 
In das hünerloch hinein. 

Und der glafer mit dem demant 
Und der macht uns den anfang 
In das hünerloch hinein. 

Nei fo gehn wir alle ziifammen mit einander 

In das hünerloch hinein. 

Und der Zimmermann mit dem winkeleifen, 



120 

Und der muß uns den weg weifen 
In das hünerloeh hinein. 

Nei fo gehn wir alle zufanunen mit einander 

In das hünerloeh hinein. 

Und der fchufter mit dem drate 

Und der bürgermeifter mit dem rate; 

In das hilnerloch hinein. 

Nei fo gehn wir alle zufammen mit eiaander 
In das hünerloeh hinein. 
Und der fchlotfeger mit der langen letter, 
Und der fpringt wie das donnerwetter 
In das hünerloeh hinein. 

Nei fo gehn wir alle zufammen mit einander 

In das hünerloeh hinein. 

Und der fehneider mit der fchere, 

Und der foldat mit gewere 

In das hünerloeh hinein. 

Nei fo gehn wir alle zufammen mit einander 

In das hünerloeh hinein. 

Und der müller mit der metze, 

Und der leinweber mit der kretze 

In das hünerloeh hinein. 

Viles wird auß liederbüchem gefungen, fo z. b.: es ritten drei 
reiter u. f. f.; o Straßburg u. f. f.; muß ich denn u. f. f., befon^ers 
auß tumliederbüchem. Erhalten haben fich auß älterer zeit auch: 
das ganze dorf verfammelt fich u. f. f.; mein lieber Michel liebet 
mich u. f. f.; es war einmal ein hübfches ding u. f f. 



II. Lieder auft der Steinerfchen famlung. 

Die handfchriftliche liederfamlung des malerö Johann Geor^ 
Steiner, geft. 1830, enthält die offenbar auß dem gedächtnilTe auf 
gezeichneten lieder, welche Steiner in feinem langen leben kennen 
und fingen lernte, nebft andern, befonders eigenen zittaten. Steiner 
machte felbft gedichte, deren verfe gut fließen; auch ift der auß- 
druck feiner gedanken klar und correct. Wir geben, im folgenden 
nur weniges auß difer wertvollen, weit über hundert nummern ent- 
haltenden famlung (fie befindet fich gegenwärtig im befitze des Hrn. 
Georg Steiner, Bernhards fohn, eines enkels des famlers, welcher 
die gute hatte fie mir zu beliebiger benutzung bereitwiUigft zu 
leihen). 



121 

35) FrSk'ela. ür foU hi9em qua, 
Eeu»r mcM %8 kraak. 

^Ib 9r hraakf fd fei 9r kroak, 

Liightna uf di uuef^nbä&k (jezt — benk); 

Ick gii dach niiet hSeem,^ 

Fre^ela, ür folt hiSem ffüa, 
Eusr mäa wörd fchtarm. 
* Wilbr fchtarb, f9 loußina fchtarb, 
Daßm9r fei fdrmiiüghin arm; 
Ich gii noch niiet M^em^ 

FrSSela, iir foU heeem giia, 
Di fchüühr fmn for d0r düür. 
^8enn di fchüilldr f<yr dar düHety 
Gabt in fchüvl9rna iir gdb^ür; 
Ich gii noch niiet heSem.^ 

Freeda, iir foU heeem giia, 
Di freür fenn, in haus. 
*8enn di freier dinn in haus, 
Loußtfa Jaa niiet vndddr rauß; 
Hinza gii ich hSSem,^ 

Noch deutlicher als das vorige i(t das folgende arf^rttnglicb in 
der fchriftTprache ab gefaßt. 

36) Wenn ich gleich kee haus niiet hou, 
Jotyhtmar d9r wind k^e fchind»! rou; 
Faidtmsr aa kee fchpaam aawH; 

Bin ich ölbr forgh^n frei, 
FaMatri di da/tiy fallatri di da. 

Hou ich gleich kee ochf9nhomy 
Brauch iich aa kenn fcMoul, kenn boom. 
Brauch kee hee un aa kee fchtreej 
Bin ich ölhr forgh^n frei. 

Wenn ich gleich kee brutiet niiet hou, 
Beiß9nm9r dt meus kee rindan rou, 
KwmJbm»r aa kee fchivnmal ne%; 
Bin ich widdBr forghdn frei. 

Hou ich gleich kenn halldr galt, 
Frough ich doch neks nouch abr walt; 
Brauch kenn beiä9l, hou kee forgh, 
Daßm9r SSen9r ou p>M borgh. 

Sel|leieh«r, VoIkstfimL a. Sbg. 16 



Ouwdr döös ü dach rac^ fcfU^, 
lieh bin niiet fll ganz allee^ 
Wenn ich heit a meeedla mQugh, 
Läftfdm^r fchä morgh»^ natfqA. 

37) Einsmals gieng ich auf der an; 
Kam der fchifiaanh von PaiTau, 
Wolte mich vexieren. 

Sein fchiff, ach das war zu ^oU, 
So voll menTcher, alles voU; 
Ich folt mich ergetzen, 
Solt mich zu im fetzen. 

Ich fagt: l]el;>er fchifmaan mein, 
(Fragte in in gnaden) 
Wo habt ir die menfcher fein 
Zufamm auf geladen? 
•Zu Ulm, Eegensburg, Paflau, 
Zu Linz, Zwinz und Zweigenlau; . 

Schwäbifche, bairifche diren 
Thu ich jetzo füren.' 

Der fchifiman fragt dl menXcher fein, 
Dacht an irer ere. 
Es mächt eine drunter fein, 
Die keine Jungfer wäre. 
Die folt fich aufs land begeben, 
Sonft ftünd in gefar ir leben; 
Drunten Ifei der eichen 
Könt fie wider ein fleigen. 

Dort drunten ward ein groß gefchrei 
Und ein großes laufen; 
Dreihundert menfcher one fcheu, 
Ja der ganze häufen — 
Keine wölt übern ftrudel fam, 
Als ein madel bei neun jaren 
Blieb im fchiffe ligen, 
Ift nicht auß gefügeii. 

38) Es waren drei junge gefellei^, 
Die täten was ue wollen. 

Sie hielten aUe drei einen heimlicheij rat. 
Wer heinte dife nacht die fchönfte bei 0ch hat. 

Es war ^f^ ^er darunter. 
Der nichts verfchwcugen fcimte: 



123 

*£s hat mir gefteni ft>at ein m&dcbeB zu geredt 
Ich folte bei ir fchlai^n auf irem federbett. 

Und als ich bei ir Ichliefe 

Sezt ich mich auf mein pferd und reite davon. 

Und hab das wacker mädchen in fchanden laßen ftön.' 

Das mädchen hinter der wände, 
Das hört fein eigne Ichande: 
*'Ach himmel gib mir glück und guten verftand, 
Daß mir der böfe knab nicht komt in meine band.** 

Der knab, der gieng fpazieren 
Wol vor der magd ir türen; 
Er klopfet an mit fleiß mit feinem goldnen ring: 
*£i fchläfeft oder wacheft du, mein allertiebftes kiftd?' 

"Ich fchlaf gleich oder wache, 
Ich dir doch nicht auf mache; 
Keit du nur immer hin, wo du gewefen bift; 
Ich kann alleine fchlafen, obfchon nicht bei nur bift.** 

*Wo foll ich denn hin reiten? 
Es fchlafen alle leute, 
Es fchlafen alle leut und alle bürgerskind, 
Es regnet und fchneit und geht ein küler wind.* 

**Dort geilen auf der beide. 
Da fteht ein bimbaum breite; 
Dafelbft bind du dein pferd an jenen ^nen bäum : 
Haft du dich wol gebett, fo fcUa^ auch wol im träum.*" 

39) Es wolt ein mädchen grafen, 
Wolt grafen grünen klee; 
Da begegnet ir ein reuter — 
Zum Domes, Jokos, Jörgeis, Michelis, Weibes, 
Gigelichs blafenblaudermansgretel — 
Wolts haben zu der eh. 

•Ach reuter, lieber reuter. 
Reit du nur deipen weg; 
Ich hab ein fchliinme mutter, — 
Zum Domes, Jokos, Jörgeis, Michelis, Weibes, 
Gigelichs blafenblaudermansgretel — 
Die fchlägt mich>alle tag.* 

*^aft du a fchlimme mutter. 
Schlägt fie dich alle tag, 



124 

So fprich, du baft dich gerchnitten, — 

Zum Domes, Jokos^ Jörgeis, Michelis, Weibes, 

Gigelichs blafenblaudermansgretel — 

Den finger halber weg.** 

'Sol ich mein mutter belügen. 
Das fteht mir gar nicht an; 
Vil lieber will ich fprechen — 
Zum Domes, Jokos, Jörgels, Michelis, Weibes, 
Gigelichs blafenblaudermansgretel — 
Der reuter fei mein mann. 

40) Es wolt ein mädchen früh auf fbehn, *) 
Drithalbe ftund vor tag; 
Wolt in den wald fpazieren gehn, 
Ei ja ja fpazieren gehn, 
Wolt bramber pflocken ab. 

Und als fie in den wald nein kam. 
Da kam der Jägersknecht: 
*Ei mädchen, fchert. euch auß dem wald, 
Ei ja ja, wol auß dem wald, 
Es ift mein hem nicht recht.* 

Und als fie etwas vor fich gieng, 
Da kam des Jägers fon: 
*Ei mädchen, fetz dich nieder, 
Ei ja ja wol nider, 
Und pflock dein körblein voll.' 

'^Was foll ich mit dem korb voll tun, 
, Ein halben voll hab ich genug." 
*Ich will dir helfen pflocken, 
Ei ja ja wol pflocken, 
Von heint bis morgen früh.' 

Sie pflokten wol den ganzen tag. 
Die bramber wurden groß; 
Sie pflokten wol ein halbes jar, 
Ei ja ja drei viertel jar, 
Das lond in iren fchoß. 

Das mädchen fah das kindchen an: 
*0 weh, was hab ich da? 
Sind das meine bramaber, 
Ei ja ja wol fchwarzbraunber, 
Die ich gepflocket ha?* 



*) Difes lied bab« ich in Steinbach üngen hören. 



125 

41) Und als ich einmal wolt luftig fein, 
Macht ich mir vil zu fchaffen; 

Ich foflf vil hier und brantewein, . 

Und gieng zu der herzallerliebften mein^ 

Und täte bei ir fchlafen. 

Und als ich auß gefchlafen hatt, 
Da war mir alles zuwider; 
Da fchaut ich ein wenig zum feniter hinauß, 
Da dacht ich: ach war ich doch zu haus; 
Da doppelt man reih und glieder. 

Indem da kam der platzmajor 
Und fprach im zorn und fchnaufen: 
Gebt d6m gefreiten zwei musketier, 
Und bringt den arreftanten zu mir; 
Spizruten muß er laufen. 

Da kam nun das commando daher, 
Grad auf mich zu marfchieret; 
Da half kein bitten, kein gutes wort, 
Ich mufte mit inen, ich mufte fort; 
Zum oflScier ward ich gefüret 

Da kamen fechs kerl mit keßeln daher. 
Mit leder warn üe überzogen; 
KotztauTend fchlapperbenk, wie rumpelt das dingl 
Ich dachte: ach wenn ich nur flügel empfing, 
Ich wäre davon geflogen. 

Indem nun das gerumpel an gieng, 
Da peitfchte man mich von hinten ; 
Ich lief die lang gaß wol auf und ab, 
Es gieng auf meinen buckel bap bap. 
Kein loch kont ich nicht finden. 

Und als ich ein loch gefunden hatt, 
Da kam ich zu mir wider; 
Da kert ich ein im ratswirtshaus 
Und foff drei, vier, fünf, fechs maß auß. 
Und fehmirt von innen die glider. 

42) Auf auf, ir brüder, auf zum ftreit, 
Den degen und piftolen an der handl 
Jezt komt die frohe zeit, ja zeit^ 
Jezt geht der marfch aufs land. 

Die trommel klingt, 
Der degen blinkt; 



126 

Ins feld, ins feld, 
Fecht mann fösr mwn, 
Wer iechten kann, 
Wers mit den Preußen hält 

Auf bauer, rüite dich, ja dich, 
Heint krigft du einen ^St an mir; 
Nimm an mit freuden mich, ja mich, 
Sonft Tchlag ich dir die tür 

In taufend Mck 

Zum ungeHlck 

Entzwei entzwei. 

Ruf deinen knecht, 

Machs bett zurecht, 

Es kommen unfer drei. 

Hol gleich die fchinken her, ja ber, 
Sie fein fchon luig auf uns gei^art; 
Wir fchüeiden fie die quer, ja quer. 
Und ob fie noch fo zart. 

Trag auf den tifch 

Gebakne fifch. 

Und fleifch und fleifch; 

Auch wein und hier, 

Das faufen wir. 

Das ift foldatmanier. 

Dais biefte bett im haus, ja haus. 
Muß mir zu meinen dienften ftenn; 
Jag weih und kind hinauß, ja nauß. 
Laß fie bei feiten gehn. 

Deck mich fein zu 

Und wache du; 

Schenk ein, fchenk ein; 

Du weift ja wol 

Daß toll uäd toll 

Soldaten müßen fein. 

43) 'Scheiden von der lieb und das tat weh; 
Im rofengarten 
Will dein erwarten 
Im grünen klee.* 

''Darfft meiner nicht Warten im grQAiett kiele; 
Wart auf ein reichen, 
Der deines gleiK^ben, 
Der dir an fteh.** 



137 

'Ich frag ja nkhts nadi geld und gut; 
An gottes fegen 
Ift alles gelegen — 
Wers glauben tuC 

"Wers glauben tut der ift nicht hie, 
Iß weg gegangen, 
Wird wider an langen, 
Spat oder früh. 

Körnt er nicht wider bei rechter zeit, 
Tut mich das lieben, 
Doch nicht betrüben, 
Hab andre freud.** 

44) Bei der nacht wenn ich heim geh. 
Tut. mir das herz fo weh; 

Ein jeder hat eine liebfte 
Und ich muß allein heim geh. 

'Feins liebchen, laß mich ein, 
Feins liebchen, laß mich ein; . 
Ich will dein betlein wärmen. 
Und will dein fchlafgefelle fein.* 

''Nein nein, das kann nicht fein, . 
Nein nein, das kann nicht fein; 
Es ligt fchon einer darinnen,. 
Er ligt deswegen darein.** 

*Ligt er deswegen darin, 
Ligt er deswegen darin. 
So hole der teufel diejenige, 
Wenn fie füret fo einen faUchen fiiin. 

Nun adje, jezt leb ich content, 
Nun adje, jezt leb ich content; 
Und wenn fich zwei herzchen fcheiden. 
So geben fie einander die* händ.* 

45) Ich gieng einmal fpazieren, 

ha ha; 
Ich gieng einmal fpazieren, 

Fallatridita, 
Mit einer fchönen diren, 

a ha, ha, ha, a. 

Ich fürt fie an die gaisbump (?) 
ba ba, 



128 

leb fOrt fie an die gaisbump 

Fallatridita. 
Die gaisbump die tat krachen, 
Da fieng ich an zu lachen: 

a ha, ha, ha, a. 

Sie meint, ich folt fie nema, 

ha ha, 
Sie meint, ich folt fie nema, 

Fallatridita, 
Ja wenn der fommer käma, 

a ha, ha, ha, a. 

Der fommer ifb gekommen, 

ha ha. 
Der fcmmer ift gekommen, 

Fallatridita, 
Ich hab fie nit genonmien, 

a ha, ha, ha, a. 

46) Mein fchatz, wenn ich betracht 

Deinen romor (humor), 
Kömft du mir alle zeit 
Wunderlich vor. 

Stellt dich bald links, bald rechts. 

Bald wider gut; 
Glaube nur, daß dein herz 

Falfch lieben tut. 

'Falfch kann ich gar nicht fein, 

Englifches kind. 
Sondern von herzen treu 

Bin ich gefint.^ 

47) Ei du luftigs ledigs leben, 
Hätt ich dich nur ehr erkant! 
Weib und kind wolt ich drum geben. 
Wenn das blätlein fich um want. 
Meine kinder leiden not. 

Und ich weiß mir felbft kein brot, 
Es wird endlich dahin kommen, 
Daß ich leid die grölte not. 
Und mich gräme faft zu tod. 

Windel wafchen, bäplein kochen, 
Waßer tragen auch darzu, 
Difes wfirt die ganze wochen, 



129 

Hab ich weder raft noch ruh. 

Des nachts, wenn ich will fchlafen ein, 

Will der fratz gewiget fein; 

Heiabobeia muß ich fingen. 

Schlag der plunder ins heiraten nein. 

Lieber wolt ich ledig fein. 

Da ich ledig bin gewefen, 
Ifb mir alzeit wol geweft; 
Darum kann ichs nicht vergeßen, 
Weil ich werd fo.hart gepreft. 
Drum, mein freund, nims wol in acht, 
Heirat nicht fo unbedacht; 
Wann du wilft in wolltand leben, 
Sag der heirat gute nacht. 
Denk, das bett ift fchon gemacht. 

48) Nichts mer erfreut mein finn. 
Als daß ich noch ledig bin. 
Daß ich noch nicht verhängt. 
Mein herz noch nicht verfchenkt. 
Daß mir kein kind nicht weint, 
Und daß mich kein weib anfeind. 
Daß ich mein maul alleins 
Verforgen darf, fonft keins. 
Daß ich nach meinem mut 
Kann leben, wie mirs gefallen tut, 
Ein herr für mich allein. 
Was kann denn fchönres fein? 

Oft paancher gfchlagner mann. 
Der fich nicht gnugfam helfen kann, 
Wenn an all müh und fleiß. 
Was er mit faurem fchweiß 
Durch die ganze woch verdient, 
Verfauft das weib mit ir^n kind; 
Der mann lebt in der not, 
Bei einem fttiklein brot; 
Ein andrer fich fer plagt, 
Daß er bei tag ins haus was tragt; 
Wann die nacht komt herbei. 
Quält in das kindergfchrei. 

Auch mancher arme tropf, 
Reißt fich die har fehler aus dem köpf. 
Wann er auf ein glas wein 
Ins Wirtshaus geht hinein. 

Sehleieher, Volkstfiml. a. Sbg. 17 



190 

Da körnt das weib alsdann, 
Und fängt mit im zu zanken an: 
Du voller zapfen du, 
Haft du noch keine ruh? 
Scher dich nur bald nach haus. 
Der hunger gukt zu äugen rauß 
Mir und dein Mnderlein; 
Du faufeft Wer und wein. 

Nun ift mir wol bewuft, 
Daß bei ein jungen weib eine luft; 
Doch ift der ehftand fchwer 
Und gibt der plagen mer. 
Drükt mich die liebespein, 
Geh ich zu mein fchätzelein; 
Aufs wenigft leb ich frei 
Und bin content dabei. 
Hab ich genug gekaräüert, 
So heißt es: wider ab marfchiert; 
Wüfchs maul und geh forthin, 
Doch nicht verbunden bin. 

Nun folget meinen rat 
Wer ßch noch nicht verheirat hat, 
Der fei doch nicht fo blind, 
Verhäng fich fo gefchwind; 
Fein nüchtern in den raufch; 
Der ehftand ift kein kappentaufch. 
Fein langfam mit der braut, 
Vorher wol auf gefchaut. 
Daß im nicht auf die lezt 
Das weib die hömer gar auf fezt 
Und in durch kreuz und plag 
Frühzeitig ftürzt ins grab. 

49) Schacher mach ei, fchächer mach ei; 

Schacher mach ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, 

Schacher mach ei. 

Du liebeft mich. 

Ich liebe dich; 

Du meiner äugen luft, 

Mir ift fonft nichts bewuft, 

Als deine treu. 

Schacher mach ei^ fchächer mach ei, 

Schacher mach ei, ei, ei, ei, ^i, ei, ei, ei, ei, 

Schacher mach ei. 



131 



Schacher mach ei, fchächer mach ei; . 
Schacher mach ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, 
Schacher mach ei. 
Auch in der fem 
Liebt ich dich gem. 
Es bleibt doch allezeit 
Auch in abwefenheit 
Mein herz dir treu. 
Schacher mach ei, fchächer mach ei, 
Schacher mach ei, ei, ei, ei, ei, ei,- ei, ei, ei, 
Schacher mach ei. 

Schacher mach ei, fchächer mach ei; 
Schacher mach ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, 
Schacher mach ei. 
Bin ich allein. 
So denk ich dein. 
Komm, komm laß külTen dich, 
Komm, komm, vergnüge mich, 
So fing ich frei: 

Schacher mach ei, fchächer mach ei, 
Schacher mach ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, 
Schacher mach ei. 

50) Ei wie gehts im himmel zu, 
Dort im ewgen leben? 
Alles kann man haben genug. 
Darf kein geld auß geben. 
Alles kann man borgen. 
Braucht vor nichts zu forgen. 
Wenn ich nur im hinunel war, 
Wolt nicht mer darauß beger. 

Fället uns ein fafttag ein, 
Eßen wir forellen; 
Petras geht in keller nein. 
Tut uns wein beftellen. 
David fchlägt die harpfen, 
Ulrich bringt die karpfen; 
Margretha bäkt uns küchlein gnug, 
Paulus fchenkt wein auß dem krug. 

Lorenz an der küchentür 
Tut fleh auch bewegen, 
Komt mit feinem roft herfür, 
Tut leberwürft drauf legen. 
Kunigunda und Sabina, 



i 



132 

Elifabet und Chriftina, 

Alle um den herm rum ftehn 

Und am fpieß die vögel drehn. 

Wann wir nun zum tifche gehn, 
Die heften fpeifen eßen, 
Die engel all mit tellern ftehn, 
Gläfer weine meßen. 
Tun uns juventieren, 
Barthel.tut tranfchieren, 
Jofeph tut uns legen vor, 
ZizUia macht ein mufikchor. 

Wann wir geßen und gtrunken han. 
Tun wir auch quittieren, 
Machen uns ein motion. 
Tun uns revanfchieren. 
Zu den kugelfcheiben 
Die zeit zu vertreiben. 
Laßen der kugel iren lauf, 
Zacheus fezt die kegel auf. 



Bräuche und aberglauben. 



Tägliches leben. 

Um zu beffcimter ftunde auf zu wachen, tritt man vor dem ein- 
fchlafen mit dem fuße an den betftollen fo oft, als zur gewünfchten 
ftunde die uhr fchlägt. 

Tritt man früh mit dem linken fuße zuerft auß dem bette, fo 
geht einem den tag über alles verkert. 

Nieft man früh nüchtern drei mal, fo bekomt man denfelben 
tag etwas gefchenkt. 

Jukt früh nüchtern die nafe, fo wird man etwas neues erfaren. 

Eine fpinne, die man vormittags fiht, darf man nicht töten, Qe 
bringt glück. 

Borgt man von jemand eine nadel und gibt fie nicht zurück, fo 
fticht das die liebe ab. 

Läßt man fich eine nadel geben, fo darf man fich nicht dafür 
bedanken und muß fie lachend annemen, fonft bekomt man Verdruß 
mit dem geber der nadel. 

Hüpft einem ein floh auf die band, fo erfärt man etwas neues. 

Klingt einem das rechte or, fo wird man von einem abwefenden 
gelobt; klingt das linke, wird man getadelt. Will man wißen von 
wem, fo denke man an verfchidene perfonen; fowie man die rechte 
trift,-hört das klingen auf. 

Wirft man das falzfaß um, fo gibts Verdruß. 

Stelt man fchuhe auf eiuen tifch, fo wird man auß gelacht 
werden. 

WeJTen fchuhwerk knerzt (knart), der hat den fchufter noch 
nicht bezalt. 

Für milch, befonders aber für buttermilch, darf man fich nicht 
bedanken^ fonft geben die kühe keine milch mer. 

Hat jemand ein neues kleidungsftück an, fo zwikt man in durch 
dafi^elbe (befonders in die arme); man nent diß: den fchneider herauß 
zwicken. 

Neue kleidungsftücke zieht man am liebften zuerft in die kirche 
an, damit der fegen darüber gefprochen werde. 

Zerreißt man etwas an einem kleidungsftücke, das man zum 
erften male trägt, fo widerfärt einem das, fo oft man difes klei- 
dungsftück an hat. 



134 

Sprechen zwei perfonen in einer gefelfchaft zu gleicher zeit 
dalTelbe auß, fo komt ein fchneider in den himmel. 

Tritt in einer gefelfchaft eine völlige paufe des gefprächs ein, 
fo fliegt ein eng^il durchs zimmer. 

Gänen zwei leute zugleich, fo werden fie unter einem dache 
fchlafen. 

Nieft man wärend etwas gefprochen ^ird, fo benieft man die 
warheit des gefprochenen. 

PiHen zwei übers kreuz, fo ftirbt em Jude. 

Eine neue wonung bezieht man nur bei zu nemendem monde. 

Ift die erfte perfon^ die einen in einer neuen wonung befucht, ein 
junger burfche oder ein junges mädchen, fo bringt das gltlck;. ein 
altes weib bringt Unglück. 

Das erfte, was in die neue wonung gebracht wird, muß ein 
leib brot, ein feuerzeug und ein gefangbuch^ fein. Andre fügen noch 
falz , licht und ein geldftück hinzu. 

Betritt eine frauensperfon zu gewilTer zeit eine brauerei, fo 
fchlägt das gebräude um; von einer folchen eingemachtes hält lieh 
nicht; wein, eßich, hier, das üe ab zieht, verdirbt. 

Bauen fchwalben an einem häufe oder bauen ftörche ir neft auf 
daffelbe, fo bringt das glück und eintracht ins haus; befonders aber 
fdiüzt diß vor feuersgefar. Auch hier zu lande gilt es für ruchlos 
die genanten vögel zu ftören oder gar zu töten. 

Der ftorch bringt die kinder. Am gründonnerstag befchert er 
eier; auch gibt man an difem tage andre gefchenke: man gibt 'einen 
ftorch' oder 'zum ftorch.' 

Hört man zum erften male im jare den kuckuk und fragt in, 
wie lange man noch leben werde, fo fagt er die zal der jare durch 
feinen ruf an. 

. Hört man zum erften male im jare den kuckuk, fo greife man, 
one fich um zu fehen, hinter fich auf die erde; was man da in die 
band bekomt ift gut gegen die wanzen. 

Zieht eine dienftmagd an, fo geht üe zuerft in die küche und 
fiht in den fchlot hinauf, dann gewont fie bald ein. Auch bringt fie 
auß irer heimat em ftükchen brot mit und riecht bisweilen daran, 
das vertreibt das heimweh. 

Am montag und fonnabend ziehen die dienftboten nicht an. 

Fält fchere, meßer oder gabel fo, daß fich die fpitze in den 
fußboden ein fticht, fo komt befuch. 

Pazt (}Qkt) fich die katze one vorher gefreßen zu haben, fo ift 
befuch zu erwarten. 

Auf wen eine rofe (glühende fchnuppe) am brennenden lichte 
weift, der bekomt einen brief. 

Was man fich wünfcht, wärend man eine fternfchnuppe fällen 
fiht, das gebt in erfüllung. 

Wer das brot fchief an fchneidet, der hat gelogen. 



185 

Wer die türe nicht auf oder zu machen kann, der hat nicht 
gebetet. 

Wens fchneit, fchüttelt die frau Hol! ire betten. 

Wenn am rocken der fpiunerin vile zotten herab hangen, fo 
lagt man: die hat vile freier. 

Wens in den holen (noch unbeblätterten) wald donnert, gerät 
das federvih nicht. 

Weflen kleid fich um fchlägt, der bekomt einen raufch. 

Wenn das feuer lacht, gibts zank. 

Wer vater oder mutter fchlägt, des band wächft auß dem grabe. 

Wenn der zimmerfpruch auf dem neu aufgerichteten häufe gefagt 
wird und der meifter wirft, nach dem er die üblichen gefundheiten 
getrunken, das glas herab, fo ift es von glüklicher Vorbedeutung für 
das haus, wenn es ganz bleibt (von der verfammelten menge auf 
gefangen wird). 

Wenn ein geburtstagskuchen misrät, fo bedeutet das, daß der, 
für welchen er beftimt ift, feineu geburtstag nicht wider erlebt. 

Levcojenfamen wird unter dem zufammenläuten fämtlicher glocken 
gelat, damit die bluten gefült werden. 

Wird alle auf dem tifche befindliche fpeife auf gegeßen, fo gibts 
fehönes wetter. 

Das liebe brot darf man nicht auf den boden werfen, noch 
weniger es mit fußen treten. Wer fich das zu fchulden kommen 
läßt, der wird in feinem leben noch hunger leiden müßen. 

Der bißen, der einem von der gabel oder auß der band falt, 
ift einem nicht gegönt. 

Was man an gebißen hat, das muß man auch felbft auf eßen; 
ißt es ein anderer menfch , fo ißt er einem die fcraft weg. ^ 

Ein tier, das gefchlachtet wird, darf man nicht betauem, fonft 
kann es nicht fterben. 

Um einen dieb außfindig zu machen dreht man das erbfib. Man 
nimt zu difem zwecke ein geerbtes üb und ftekt in die zarge delTel- 
ben eine weit geöfnete erbfchere (geerbte fchere) mit den beiden 
fpitzen , fo daß fie ein ligendes kreuz auf dem übe bildet. An einem 
einfamen orte halten nun zwei perfonen verfchidenen gefchlechts 
fchweigend das üb dadurch in der fchwebe, daß jede einen griff der 
fchere auf die untere fläche der fpitze des mittelfingers rechter band 
legt. Sodann fagt eine der beiden perfonen: 'St. Paulus zu Bom 
ift geftorben.'' Die andre antwortet: "und das ift war.'* Die erftere : 
'Hat N. N. das u. f. f. geftolen, fo dreh dich rum und um, hat er 
es aber nicht geftolen, fo bleibe ftille ftehn."* Trift man den namen 
des diebes, fo dreht fich das Üb von unfichtbarer gewalt getriben 
heftig herum, fo daß es zu boden fält; außerdem bleibt es ruhig, 
ob man auch hundert namen nenne. 

Gegen allerlei gefar trägt man fegen {fee) auf gefchriben bei 
fich. Ein wörtlicher abdruck eines fegens, den ich bei fer acht- 



136 

baren leuten im gebrauche und hoher wertfchätzung fand, möge 
folgen: 

*In dem namen gottes des vaters X in dem namen gottes des 
fones X in dem namen gottes des heiligen geiftes x Amen. 

Graf Heinrich von Flandern wolte feiner reuter einem feinen 
köpf ab laßen hauen, den könte der henker nicht verwunden; da 
verhieß im der graf das leben zu fchenken, er foUe im zeigen, was 
er hätte. Da zeigte er im difen brief und feine diener mufteu in 
ab fchreiben und ift wert worden. Wer dife Worte bei fich hätte 
oder trägt, der kann in keinem waßer ertrinken, auch in keinem 
feuer verbrennen, kein falfch zeugnis kann über in ergehen, auch 
von keinen waflFen verwundt noch gefchoßen werden und wo er in 
häufem ift, kann kein feuer auß kommen und welche frau in hat, 
kann ire geburt nicht mislingen XXX. 

Chriftus kreuz ift mir N. N. (der ganze name des trägers dfes 
fegens; fpäter genügen die anfangsbuchftaben deilelben) einheilfames 
wares kreuz, ift mir N. N. ein fchutz und fchirm wider alle meine 
feinde x. Chriftus kreuz x fei bei mir X oben und neben mir 
XXX Jefus Chriftus x behüte mich N. N. vor allen meinen fein- 
den fichtbaren und unfichtbaren X und vor allem falfchen urteil 
auch vor falfchem zeugnis XXX behüte mich N. N. vor allem 
gefchoß, daß mich keiner fchieß noch bore XXX Jefus Chriftus 
behüte mich N. N. vor waßer und fchaden und lafter und vor tod 
und fünden X X X vor räuberei und zauberei vor feindfchaft be- 
hüte mich N. N. Jefus Chriftus x vor allem herzeleid behüte mich 
N. N. die heilige dreifaltigkeit, das ift g. v. g. f. g. h. g. x X X 
Amen. , 

Jefus von Nazaret ein könig der Juden XXX ich gib mich 
N. N. in dem fchutz^ und fchirm und in dem heiligen kreuz x und 
feine heilige fünf wunden, behüte mich N. N. vor allen falfchen 
zeugen x ich gib mich N. N. in den fchutz und fchirm Jefu Chrifti 
und feinen rofinfarben blut das ift mir N. N. vor allen meinen fein- 
den gut X und fo andern feinen hl. körn kom, daß ich meinen 
feinden könte widerftand tun XXX Ich gib mich N. N. in dem 
fchutz und fchirm der reinen Jungfrau Maria X daß ich mit warten 
von meinen feinden nicht verzagt, es befchütze und befchirme mich 
N. N. der fon gottes in namen Jefu Chrifti X vor allen meinen 
feinden wie du an der faulen gefchlagen der jüden XXX alfo fäll 
mich N. N. ftechen fchießen oder fchlagen und hauen. 

Jefus gieng über einen grünen auen, da begegnete im aller wer 
und Waffen und fein feinden her, fo foU mir N. N. vor aller ror difer 
fegen gut fein als der kelch, das brot und wein und das heilige 
rofinfarben blut fei mir N. N. vor alle ror und waffen gut, daß 
mich N. N. x keiner verlezt an meinem fleifch und blut x allejin 
was komt meiner band fo fei es zu allen andern waffen genant, daß 
ich ein kind gottes werde, darzu verleihe kraft und ftärke die hei- 



187 

lige dreifaltigkeit x X X das ift gott v. u. gott L u. g. heiliger 
geilt. Amen. INRI XXX 

Johannis Evangelium. Am anfaug war das wort und das wort 
war bei gott und gott war das wort, daffelbige war im anfang bei 
gott, alle dinge find durch daiTelJbige gemacht und one daffelbige ift 
nichts gemacht was gemacht ift. bei im war das leben und gott war 
das leben und war das licht der menfchen und das licht fcheinete 
in der finftemis und die finfternis haben es nicht begriffen. 2. Es 
war ein menfch von gott gefant derfelbige heißt Johanis, derfelbige 
kam zum zeugnis daß er von dem lichte zeugete auf daß fie alle 
durch in zeu^eten - er war nicht das licht es . war ein warhaftiges 
licht welches erleuchtet einen jugendlichen menfchen der da komt 
in difer weit und die weit ift durch daffelbige gangen und die Wjelt 
hat es nicht erkant er kam in fein eigentum, und die feinen namen 
in auf, wie vil in aber auf namen , dem gab er macht und gewalt 
gottes kinder zu werden, die da glaubten an jenen namen welch 
nicht auß dem geblüt noch aiiß den willen eines mannes foiidem 
auß gott geboren find, und das wort ift fleifch worden, uud hat ins 
gewonet und wir haben gefehen die herlichkeit, als des eingebomen 
fi)ttes gottes von vater willen gnade und warheit XXX. Chriftus 
kreuz behüte mich N. N. 

Cafpar Melcher Palthafer x vor daß heuer ich befchwere dich 
fchwert gut bin des heiligen Chrifti blut, daß mich kein Waffen 
dolch noch fchwert hauen noch verwundet, daß fich aller J^itzen 
fchneiden gegen meinen leib müßen alle fchneiden in n. g. v. g. f. g. 
des heiligen geiftes XXX Amen. Jefus Trancians tranciens per- 
nea in manuel X auch Ca. Gal x Jnoben x Menfia& X abel 
XXX ein andres X. 

LVC In der ftunden, da Jefus ftarb X in der ftunden, da er 
wider auf erftand und Chriftus und die heilige dreifaltigkeit x 
behüte mich N. N. alle ftund; der fegen, da Jefus geboren ward; 
es gehe über mich N. N. der fegen, da gott himmel und erde 
erfchaffen hat und alle creatur; es gehe der fegen über mich, der 
gefchehn über unfere lieben Jungfrau Maria, da fie ires liebes kindes 
genoß der heiligen chriftenheit ; es gehe der fegen über mich N. N. 
der gefchehn über unfern lieben Jefum Chriftum, da er an denj Od- 
berg trat und feinen himlifchen vater bat; und es gehe der fegen 
über mich N. N., den Jefus tat über feine lieben jünger, da er men 
das nachtmal gab an den heiligen grünen donnerftäg XXX. es 
gehe der fegen über mich, der gegangen ift über unfern hem Jefum 
chriftum x, da er am heiligen oftertag wider auferftanden ift; es 
gehe der fegen über mich, den Jefus tat über feine lieben jünger, 
da er in die verfchloßene tür ein trat und inen den frieden bot; 
es gehe der fegen über mich N. N. den unfer herr Jefus Chriftus 
X empfangen am auffarts tag; es gehe der fegen übermichxXX 
den unfer lieber herr Jefus Chriftus X feinen Jüngern gab da er 

Sehlei eher, Volkstum!. ». Sbg. 18 



188 

ineä den heiligen geift Tante am heUigen pfingfttag; es gebe der 
fegen über mich N. N.; es gehe der fegen über mich, der gegangen 
ilt über feine lieben jünger, da er üe außfante in feine^ namen zu 
predigen das heilige wort gottes an allen orten; es gehe der fegen 
über mich.N. N. durch den heiligen namen der heiligen dreifaltig- 
keit das ift gott vater X gott der fon und gott der heüige geüt 
XXX Amen, ich gib mich in den fchutz. und fchirm der worte 
gottes, die er am kreuze fprach, da er in der bittem marter war 
X X X , vergib inen vater fie wißen nicht was fie tun und was fie 
an mir volbringen ; das andere wort ift das Jefus fprach : heute wirft 
du mit mir im paradife fein; das dritte wort das Jefus fprach: 
weib, den ich dir an deute, das ift dein fon, und zu den jungem: 
das ift deine mutter; das vierte wort ift: mich dürftet; das fünfte 
ift: mein gott, warum haft du mich verlaßen XXX; das fechfte 
wort das Jefus fprach: es ift volbracht mein leiden groß x; das 
fibente wort das Jefus fprach am heiligen kreuz: herr meinen geift 
befehle ich in deine bände alfo befehl ich mich N. N. in den fchutz 
und fchirm imd in die freundfchaft unfers lieben hern Jefu Chrifti 
d^n befehl ich meinen leib und feie durch den namen gottes des 
Wortes gottes des fones gottes des heiligen geiftes Amen. Aimo 
Chrifti 1823.' 

A weifdT maa, gewönlich ein fchinder oder ein fchäfer, ift ein 
folcher, der warfagen, den leuten etwas an tun u. f. w. kann. Man 
fagt z. b.l ich gii zun weifdn wMi un loß dän hmd9r a fchwarza 
nous. CM dwi. 

Wenn man in äardfchpüghdl gukt, kann man denjenigen fehen, 
der einem etwas geftolen hat. Weife männer verftehen fich auch 
auf den erdfpigel. 

aalraumcmla find hekmanla, d. h. fie bringen irem befitzer glück, 
vor allem geld. Ich fah felbft ein folches alraunmänchen, welchea, 
in leinwand ein gewickelt, von einer hiefigen familie forgfältig auf 
bewart wird. Es war die fchuppige wur^el einer mir unbekanten 
pflanze, die allerdings überrafchende änlichkeit mit einer menfclh 
liehen figur mänlichen gefchlechtes hatte. 

Es ift nicht ratfam vil oder lange in den mond zu fehen. Vile 
übel, z. b. kröpfe werden in den mond hinein y^rfeef (d. h. verfeg- 
net, verzaubert) uhd mau kann fie fich daher auch leicht von dort 
her wider zu ziehen. 

Früh, wenn der bauer zu felde färt, beftreut er das vlh mit 
falz, das hilft gegen das behexen. 

Damit einem nachts die hexen nichts an haben können und befon- 
ders damit der ^Druud* nicht drücke, fagt man vor dem einfchlafen: 
Draak üüto9r miich, draak unt9r miichj 
Wenn ddr deufdl kilmt, ldfcheßt9r ßich. 

Lent man einen befen yerkert an eine türe (fo daß der griff 
auf dem boden lieht), fo können die hexen nicht hinauß. 



139 

Einer hexe darf man nie 'ja* oder 'nein* antworten; hexen ftellen 
aber gewönlich ire fragen fo, daß dife antwort erfolgen muß. 

Wean die köchin das eßen verfalzen hat, oder wenn fie das 
falz ganz und gar vergeßen hat, fo fagt man, fie fei verliebt. 

Wenn die ^kornküüla (kleine kefer mit roten flügeld ecken, unten 
fchwarz) vile fchwarze punkte auf Iren fltigeldecken haJben, fo wird 
das körn teuer und zwar, wie manche fagen, fteigt es um fo vil 
batzen (5 kr.) als punkte zu fehen find. 

Wenn man fich nekt und zankt, fo verdirbt man das wettei\ . 

Von kaltem kaffee wird man fchön , von kaltem tee liebens- 
würdig. 

W^m man fich beregnen läßt, fo will man wachfen. 

Wenn eine henne kräht wie ein han, fo hq,t das unglüok füxe 
haus zu bedeuten. 

Kalender und dergl. *) 

Gurkenkerne legt man gerne im zeichen des fcorpions. 

Auf welchem häufe in der neujarsnacht feuer erfcheint, ia 
dem brents im laufe des jares. 

In der neujarsnacht gießt man blei durch einen erbfchlüßei^ 
um die zukunft zu befragen. 

Wenn lichtmess (2. febr.) der bär feinen fchatten fiht (wenn 
es helles wetter ift) kriecht er wider auf vier wochen in fein loch. 

Auf einen märzennebel folgt in hundert tagen ein gewitter. 

Märzen fchnee gibt das hefte waßer zur dinte; dinte mitix^l- 
chem waßer an gemacht fchinmielt nie. 

Friert es vierzig ritter (9, märz) fo friert es noch vier- 
zig uäcbte (wenn auch nicht nach einander); friert es aber die 
nacht nach vierzig ritter ebenfals, fo 'friert es zwanzig nachts 
wider ab.* 

Wenn am palmfontag fchönes wetter ift und es am dwftei- 
tag regnet, fo bedeutet das ein gutes jar. 

Am erfben öftertage vor fonnenaufgang wird ofterwftßer ge- 
holt, das zu vilen dingen nütz ift, z. b. auf wunden, gegen inn^^ 
wanden, als fchönheitsmittel u. f. f. 

In der Walpurgisnacht macht man drei kreuze an .diß tflJ^eili 
befonders an die ftaltüren, das ift gegen das behexen. 

Dünger, den man in der Walpurgisnacht geftölen, mifcht 
man unter den eignen; Xolcher dünger ift befonders gut auf kraut- 
felder. 

So lange der holunder Qiolbr genant; fambucus nigra) blüht 
(d. i. etwa von mitte juni bis mitte juli), ift man am yerfchla* 
feiiften. 



^ Vilei r. unter krank heit,kin(kr u. f. f.. 



140 

Wens an fiben fchläfer (27. jurii) regnet, fo regnet es noch 
üben Wochen fort. 

Jacobi holt man fchwarze beren, Joksberen genant, die gegen 
alle kränkheiten gut find. 

In den hundstagen und nach denfelben darf man keine erd- 
beren iner eßen, fonft bekomt man beulen. 

Ratten vertreibt man unfelbar, wenn man am abende d6s St. 
Nicolaustages den namen Nicolaus innen an die ttiren derjenigen 
räume fchreibt, wo die ratten find. 

"Am St. Nicolaustage komt abends der Herfchaklous, als eine 
in pelz und dergl. vermumte perfon (a büilepdl)^ der zwei fleder- 
wifche am köpfe nicht feien dürfen, und fragt, ob die kinder artig 
waren. Den artigen bringt er in feinem facke äpfel, nüße und 
Pfefferkuchen, für die unartigen hat er eine rute, auch ftekt er fie 
in den fack und nimt fie mit. 

In den zwölf nachten darf man keine erbßen eßen, fonft 
bekomt man beulen. 

Am chriftheiligabend (tag vor dem chriftfefte) müßen alle 
waßergefäße voll waßer gefült werden und fo bis zum nächften 
morgen ftehen, fonft werden fie voll geweint werden. Andre halten 
es fo mit der neujarsnacht. 

Am Weihnachtsheiligabend und neujarsheiligabend ißt 
man linfen, damit einem das jar über das geld nicht auß gehe. 

Fält quatember auf einen fontag, fo ift das ein goldner fon- 
tag. . Goldne fontagskinder find noch glüklicher als fontagskinder 
und können mer als andre leute. 

Am fr ei tag darf nichts verborgt werden. 

Wer am freitag lacht, weint am fontag. 

Spricht man am freitag oder montäg von einer hexe, fo hört 
fie es. üin diß zu verhindern, fagt man, wenn man an difen tagen 
von jemand redet, den man für eine hexe hält: ^draxikfor iira oor9n* 

Selten findet man noch fo genante hundertjärige kalender im 
gebrauche, welche z. b. für jeden monat die unglüklichen tage be- 
zeichnen (Januar 1. 2. 3. 4. 6. 11. 12.; februar 1. 17. 18.; märz 
14. 16.; april 10. 17. 18.; mai 7. 8.; juni 17.; juli 17. 21.; auguft 
20. 21.; feptember 10. 18.; october 6.; november 6. 10.; december 
6. 11. lö.). 

Außgang und wanderfchaft. 

Tritt man einen weg an, fo darf man nicht erft einmal wider 
um keren, fonft hat man misgefchick. 

Am freitag unternimt man nichts; namentlich tritt man aih frei- 
tag keine reife an. 

Begegnen einem fchafe, fo bedeutet das glück, fchweine dage- 
gen bringen Unglück. Oeht man zu gafte, fo bedeuten fchafe, daß 
man wilkommen ift, fchweine das gegenteiL 



141 

Wenn einem beim außgange eine alte frau begegnet, fo bedeutet 
das Unglück; befonders ift diß bei Jägern der fall. 

Begegnet einem beim außgange ein beladener wagen, fo ift das 
von guter Vorbedeutung. 

Läuft einem eine fchwarze katze (andre: eine katze) über den 
weg, fo bedeutet das verdruß oder fonftiges unangeneme. 

Ein hafe, der einem über den weg läuft, ift von fer fchlechter 
Vorbedeutung. 

Begegnet man jemand merere male (befonders weün man in auf 
derfelben ftelle wider tritt) fo heißt es, man fei im etwas fchuldig. 

Liebfchaft. 

Am St. Thomaatage (21. december) knien mitternachts die mäd- 
chen unten aufs betbret (auf den betftoUen) und fagen dazu: 
Betbret ich knie dich, 
Herfchedame ich bitt dich, 
Laß mir erfchein 
Den herzallerliebften mein. 
Von wem fie dann in difer nacht träumt, der wird ir liebfter. 

Am neujarsheiligabend fchreiben die mädchen buchftaben an die 
türe und greifen mit verbundenen äugen darnach; welchen buchfta- 
ben fie auß wifchen, der ift der anfangsbuchftabe des namens ires 
zukünftigen geliebten. 

In der neujarsnacht zwifchen eilf und zwölf kleben die mädchen 
kleine wachslichtchen in nußfchalen, zünden fie an und laßen fie in 
einem gefäß mit waßer fchwimmen. Unter einer nuiJfchale denkt 
das mädchen fich felbft, unter der andern iren geliebten. Kommen 
die beiden nußfchalen zufammen, fo bekomt fie iren fchatz. Hat 
ein mädchen merere liebhaber oder merere die fie fich, wünfcht, fo 
läßt fie für jeden eine nußfchale fchwimmen; welches nußfchale zu 
der irigen komt, der wird ir fchatz. 

Die mädchen fchälen einen apfel ganz ab, one daß die fchale 
reißt, und werfen dife hinter fich. Die figur, der auf der erde ligen- 
den apfelfchale zeigt den anfs^ngsbuchftaben des zukünftigen geliebten. 

Auch ftellen die mädchen einen teller mit waßer Mn und legen 
jede eine kopfhar von fich hinein; die, deren har fich ringelt, wird 
bald braut. 

In der neujarsnacht keren die mädchen ganz nakt ii* zimmer, 
dann fehen fie iren zukünftigen. Sie dürfen fich aber dabei nicht 
um fehen, fonft fterben fie (wie erft vor kurzem hier gefchehen ift). 

Durch einen erbfchlüßel gießen die mädchen in der neujars- 
nacht blei ins waßer. Auß der form des bleies erkent man das 
handwerk oder das gefchäft des zukünftigen. 

Am weihnachts- und nepjarsheiligabend fchütteln die mädchen 
einen bäum und fprechen: 



142 

Baanda ich fchüütdl dich^ 
Wo3 ich kriiffh, dös riiegh ßch. 
Dann hören fie die arbeit des zukünftigen, ob es fägt. oder hämmert. 
In der weihnachts- und neujarsnacht gehen die mädchen in den 
hünerJjtall, greifen in die hüner und fprechen: 
Riieght ßch dar hää, 
Kriigh iich an maa; 
Riieght ßch di henn, 
Kriigh iich kenn. 
Ein mädchen, das die katzeu gern hat, bekomt ein^ guten 
mann. 

Mädchen, die ire kleider, befonders die fchürze naß jachen, 
bekommen einen fäufer zum mann. 

Die mädchen dürfen das ftrikzeug nicht hinweg legen cme vol- 
lends hetnm geftrikt zu haben, fonft bleibt inen der fchatz nicht tröft. 
Geht einem mädchen das fchürzen- oder fchuhband auf, fo denkt 
ir fchatz an fie. 

^ Stechen ßch die mädchen beim nähen, befonders beim nahen irer 
außftattung, in die rechte band, fo daß es blut gibt, fo werden fie 
in dem Meidungsftücke, das fie gerade nähen, vil geküßt werden. 
Brennen drei lichter in der ftube, fo ift eine bi*aut im häufe. 
Ein junges mädchen fchneidet deshalb keinen butterweck an, 
weil fie, wenn fie es tut, noch fiben jare auf einen mann warten muß. 
Den zwirn legen die mädchen nicht um iren hals, weil fie fonft 
noch lange auf einen mann warten müßen. 

Liebende fchenken fich nie nadeln, fcheren, meßer oder andre 
fchneidende 'und ftechende dinge, denn fie fchneiden (ftechen) die 
liebe ab. 

Semer lieben fchenke man nie perlen, denn perlen bedeuten 
tiiähnen. 

Bekomt eine unverheiratete weibsperfon, die fchon fechs mal bu 
falle gekommen, auch noch das fibente kind, fo wird fie wider erlich. 

Hochzeit und ehe. 

Die braut naht dem bräutigam das brauthemde, difer fchenkt 
4er braut das brautkleid. 

Hochzeit hält man am liebften am dienftag und donnerftag; ja 
nicht am montag, der ein unglükstag ift. 

Nur bei zu nemendem mond wird hochzeit gehalten. 

In den hundstagen macht man nicht hochzeit. 

Wenn das brautbette gemacht wird, darf nicht darauf geklopft 
wefden (um die federn zu lockern), fonft gibts unfriden in der ehe. 

Wenn die braut ir brauthemde näht, darf fie nicht eher voA 
der arbeit auf ftehen, bis es ifertig ift, um ein gut^ Wochenbette 
erwarten zu können. 



143 

Wenn die braut den brautfchmack ai gllegt hat, darf lie $ch 
vor der trauung nicht mer fetzen. 

Die braut darf am brajatfchmucke ja keine perlen haben,. perlen 
bedeuten trähnen. 

Wenn es der braut in den kränz regnet, fo wird das par reich. 

Nur Jungfrauen haben das recht den brautkranz zu tragen; auf 
difes recht wird ftrenge gehalten. 

Wenn das brautpar zur kirche geht, darf üch keines derbraut- 
leute um fehen (alfo auch niemanden grüßen), fonft heißt es: er 
oder fie fiht fich nach einem oder einer andern um. 

Wenn die brautleute zur kirche gehen oder daher kommen, 
hält man inen ein rotfeidenes band oder irgend etwas andres vor, 
und läßt fie erft weiter ziehen, nachdem der bräutigam einiges geld 
gefpendet hat. 

Stehen die brautleute am altar nicht ganz nahe an einander, fo 
drängt fich der teufel zwifchen fie. 

Welches der brautleute vor dem altare einen feuchten fußtritt 
hinterläßt, das ftirbt zuerft. 

Wenn die brautleute von der trauung. ins haus zurück keren, 
treten inen die dienftboten mit zwei gläfern voll wein entgegen. 
Welches der brautleute zuerft das glas ergreift und 1er trinkt, wird 
herr im häufe. 

Dem bräutigam bot man ehemals einen leib brot und ein meßer; 
vermochte er das brot ganz gleich und eben von einander zu fchnei- 
den, fo bedeutete das reichtum für das junge par, das gegenteil 
armut Noch jezt fiht man in den haushaltungen darauf, daß das 
brot in möglichft gleichem und ebenem anfchnitte erhalten werde ; 
vgl. oben das fprichwort: 

Schneüs brauet gleich ^ fu wörfchta reich. 

Nach dem hochzeitsmale wird ein teller mit falz auf den tifch 
geftelt, damit jeder anwefende das trinkgeld für die bedienung dar- 
auf lege. 

Schreit am hochzeittage der fterbevogel, fo ftirbt in der jungen 
familie bald jemand (befonders das erfte kind). 

Wo der tifch wackelt, ift die frau herr. 

Läßt eine frau merere männer begraben oder überlebt ein mann 
merere weiber, fo heißt es: die frau oder der mann hat eine weiße 
leber. 

Schwangerfch aft. 

Schwangere dürfen durchauß keine arznei nemen. 

Erfchrikt die fchwangere über etwas, namentlich über eine maus, 
fo darf fie nicht an iren leib greifen, denn berürt fie fich, fo be- 
komt das kind auf derfelben leibesfteUe- ein mal. Feit fie doch gegen 
dife vorfchrift, fo muß fie die üble Vorbedeutung weg fagen. — 



144 

Um ein böfes omen %h «u wenden, wirft man die am leibe herab 
hangenden arme nach hinten und fagt dazu: *weg gefagt.* 

Schwangere dürfen nicht unter etwas hin weg kriechen, z. b. 
durch emen zäun fchlüpfen, fonft können fie nicht gebären. 

Schwangere dürfen keine leiche fehen, fonft bekomt ir kind die 
leichenfarbe. 

Schwangere dürfen auch nicht auf den gottesacker gehen. 

Eine frau, die guter hofnung ift, darf nicht baden, fonft wird 
das kind blind. 

Eine frau, die guter hofimng ift, tut wol daran das Wut einer 
förelle zu trinken, dann bekomt ir kind keine krämpfe. 

Wochenbette. 

Die fecundae müßen im ofen verbrant werden (in Jena werden 
üe ins fließende waßer geworfen). 

In den erften drei tagen nach der entbindung darf nichts ver- 
borgt werden. — Eben fo darf nichts verborgt werden in den erften 
drei tagen, nachdem die kuh gekalbt hat. 

In den erften drei tagen darf die Wöchnerin nie allein fein. 

In den erften neun tagen wird keine wäfche gewafchen. 

Vor ablauf der fechs wochen darf die Wöchnerin nicht in den 
keller und nicht auf den boden, auch nicht an den brunnen. 

Bei der Wöchnerin muß ftets licht brennen, fonft vertaufchen 
die hexen das kind gegen einen wechfelbalg. 

Wer fteißlings zur weit gekommen, ift unfruchtbar oder zeu- 
gungsunfähig (wie davon zalreiche beweife vorligen). 

Kinder. 

Es komt vil darauf an in welchem kalender- oder himmelszei- 
chen ein kind geboren wird; doch gibt man jezt nicht mer fo vil 
auf den kalender als früher und daher ift auch die bedeutung der 
einzelnen zeichen und ire ftufenfolge vom günftigften bis zum ungün- 
ftigften nicht mer volftändig zu ermitteln. Zwilling und widder gel- 
ten als entfchiden gut; kindern, die im zeichen des krebfes geboren 
werden, geht alles hinter fich; fcorpion ift ebenfals ein garftiges, 
giftiges zeichen; die in der wage geborenen kinder ftehen immer 
auf der wage und kommen feiten davon; die im waßermann gebor- 
nen ertrinken einft; die im ftier werden dikköpfe und halsftarrig; 
die im fchützen, foldaten. 

Wird das kleine kind zum erften male auß getragen, was meift 
zu verwanten gefchiht, fo bekomt es drei eier gefchenkt, die im um 
•den mund geftrichen werden mit den werten: 
Wie die hüner gackern, 
So lern das kind das plappern. 



145 

Oder: Kinia lam is f'chwatzm, ■ "* 
Wi di fiiinla is ffätz9n. 
Damit bezwekt man leichtes fprechehlernen. 

Die erften nägel müßen dem kinde ab gebißeii werden. 

Zwei kinder einerlei gefchlechts unter einem jare dürfen fich 
nicht an faßen oder mit einander fpilen, fonft ftirbt bald eines davon. 

Ein kind, das noch kein jar alt ift, darf nicht in den fpiegel 
fehen, fonft wirds eitel. 

Kleine kinder unter einem jare dürfen nicht mit blumen fpilen 
oder an blumen riechen, fonft fterben fie. 

Die mutter muß wol merken, wie vile wochen ir kind alt ift, 
fonft bekomt es ein fchlechtes gedächtuis. 

Ehe ein kind ein volles jar alt ift, darf man es nicht fchlagen, 
fonft fruchten fpäter die fchläge nichts. 

Wenn das kind gewickelt ift, macht man ftilfchweigend ein kreuz 
darüber, damit es nicht befchrien werde. 

Kinder, die den altvater haben (runzlig, alt auß fehen; meift 
find diß zu früh geborne) werden auf den brotfchieber gelegt oder 
gebunden und drei mal ftilfchweigend in den backofen ein gefchoßen, 
auß dem eben erft das brot herauß genommen ward. 

Wenn man die wige wigt one daß das kind darin ligt, fo nimt 
man dem kinde di6 ruh. 

Kleinen kindern pflegen die mütter, wenn fie fie beim eßen bei 
fich haben, von den fpeifen etwas an den mund zu ftreichen, damit 
fie diefelben vertragen lernen. 

- Kinder unter einem jare darf man nicht durchs fenfter herein 
oder hinauß reichen. 

Einem kinde, das noch nicht ein. volles jar alt ift, darf man 
nichts flicken wärend es das kleidungsftück an hat, fonft verflikt 
man im den verftand. 

Bei der taufe müßen die paten etwas geborgtes an fich tragen, 
damit dem kinde dereinft die kleider gut ftehen. 

Nadidem die paten zur taufe an gekleidet find, dürfen fie nicht 
mer auf den abtritt gehen, fonft wird das kind unreinlich. 

Das taufwaßer wird auf gehoben, als arznei gegen die krämpfe 
des kindes. 

Die paten müßen beim taufmale tüchtig eßen, damit das kind 
das eßen lerne. 

Bieten fich taufpaten an, fo bedeutet das glück fürs Und. 

Nach der taufe wird das kind in der Wöchnerin bett hoch hin; 
auf gelegt, damit das kind zu hohen eren komme. 

Wärend das kind an der bruft ligt, darf die mutter nichts 
trinken. 

Wenn die kinder ab gewönt werden zur zeit da noch fchnee 
ligt, fo bekommen fie bald graue hare; kinder dagegen, die nicht 
zur Winterszeit ab gewönt wurden, bekommen keine grauen hare; 

Sehleich>r, Volkstüml. ». Sbg. 19 



146 

vile mütter laßen daher ire kinder bis zum gründonnerftag trinken, 
der feines namens wegen als entfchidener früling gilt, und geben 
dann den kindem wärend des zufammenfchlagens der kirchenglocken 
den lezten trunk. 

Den lezten trunk von der mutterbruft reicht man dem kinde 
am heften auf einem grenzfteine fitzend unter dem zufammenfchlagen 
der kirchenglocken. 

Nachdem das kind das lezte mal an die bruft gelegt worden, 
fezt man es auf die erde und legt gefangbuch, geld und anderes in 
delTen nähe; wpmach es zuerft greift, das beftimt feinen künftigenberuf. 

Hat das kind einmal den lezten trank bekommen, fo darf fich 
die mutter nicht wider anders befinnen und es etwa nochmals an 
legen, denn davon wird es mondfiichtig. 

Wenn das kind gänt, macht man ein kreuz über das offene 
mündchen und fagt: 'gott fegn mein kind fein fchläfchen.* 

Wo kleine kinder im häufe find, darf man nicht weggehen one 
fich nider gefezt zu haben, um den kindern die ruhe nicht mit fort 
zu. tragen. 

Es ift den kindem nicht zuträglich, wenn fie von zu bejarten 
perfonen getra^jen oder geliebkoffc werden. Betagte leute laßen wol 
kleine kinder bei fich fchlafen um fich dadurch zu ftärken; für die 
kinder ift diß aber gefärlich, denn die kraft, die dem alten dabei 
zu teile wird, geht dem kinde verloren. 

Fält dem kinde ein milchzan auß, fo legt es in 'hinter die hell* 
(hinter den ofen) und fagt: da maus, hafl; du an alten, geb mer an 
neuen. 

Knaben mit zwei wirbeln auf dem köpfe find glükskinder, befon- 
ders haben fie glück im finden. 

Mädchen dürfen nicht pfeifen, fonft kommen fie dereinft zu falle. 

Kinder dürfen keinen brantwein bekommen, fonft wachfen fie 
nicht mer. 

Man darf die gefundheit irgend jemandes, befonders aber das 
gedeihen der kinder nicht preifen oder bereden one bei zu fetzen: 
gott behüts* oder 'unberufen, unberufen, unberufen*, fonft hats da- 
mit ein ende, üeberhaupt foU man nichts bereden , deflen fortbefte- 
hen man wünfcht. 

lieber ein kind, befonders wenn es noch nicht über ein jar alt 
ift, darf man nicht hinweg fchreiten, fonft wächft es nicht mer. 

Sagt ein kind zuerft *pa|)a' oder ^daadciy fo rufts ein brüdercheft, 
fagts *mamma% ein fchwefterlein herbei. 

Wenn ein kind krämpfe hat, fo legt man es auf die türfißhwelle. 

Wer einem wolf in den rächen gegriffen hat, kann den kindern 
das zanen erleichtern, wenn er inen in den mund greift. Es gibt 
überhaupt noch jezt leute, die befondere kraft befitzen und die für 
geld den kindern in den mund greifen, um inen das zanen zu er- 
leichtem. -, 



147 

Kinder muß man öfters an kinu und mund von einem hunde 
belecken laßen, dann zanen fie leicht. 

Drei ab gebißene maulwurfspfötchen bindet man ein und hängt 
fie dem kinde um, um das zanen zu erleichtern. 

Der kaufmann, bei dem man ItoflF zu einem Idnderkleidchen kauft, 
muß beim meßen etwas zu geben, 'damit das kind hinein wachfe.' 

Kleinen kindern darf nichts an gemeßen werden; überhaupt darf 
man nichts an inen meßen oder gar fie wägen. Was man mißt 
wäcbft nicht mer. 

Wenn den kindern die ftrümpfe an den beinen herab hangen, 
fo wird fchlechtes wetter. 

Wenn kinder zündeln (mit feuer fpilen), fo pilTen fie nachts 
in3 bett. 

Wenn die kinder fchreien oder lallen, foU man inen nicht mit 
der band am munde oder am hälfe fo tun, daß die ftimme trillernd 
wird, was man wol bisweilen zum fcherze tut, fonft lernt das kind 
das ftottern. 

-Kinder deren zäne nicht nah an einander ftehen, kommen weit 
herum (machen große reifen und dergl.). 

Das kind ift 'an gewachfen', es hat eine an gewachfene' luuge 
und man kann im nicht unter die rippen greifen, ift ein häufiges 
übel; folche kinder laßen fich nicht Ychnaaghar d. h. fehlendem, hin 
und her fchwenken; diß muß von zeit zu zeit gefchehn, um das 
anwachfen zu verhüten. 

Vom befcbreien f. u. krankheit. 

Träume. 

Einen böfen träum darf man ja nicht früh nüchtern erzälen, 
fonft geht er in erfüUung. 

Was man in den zwölf nachten träumt geht in erfüllung und 
zwar bedeutet die erfte nacht den monat januar, die zweite den 
februar u. f. f. 

Hält man einem fchlafenden die große fußzehe oder den dau- 
men, fo antwortet er auf fragen. 

Taucht man einem fchlafenden die große fußzehe in warmes 
waßer, fo pift er ins bett. 

Träumt man daß man tanze, fo ift das kein guter träum. 

Träumt man, man habe einen zan verloren, fo ftirbt eines der 
angehörigen; tat der verluft des zanes weh, fo geht der träum auf 
einen näheren verwanten. 

Träumt man von eiern, fo bedeutet das Verdruß. 

Träume von verftorbenen bedeuten regenwetter. 

Träumt man von fchön gepuzten leuten, fo hat das nichts gutes 
zu bedeuten. 

Träumt man von laufen, fo fetze man in die lotterie, man wird 
gewinnen. 



148 

Träumt man von gelbem kot, fo bekomt man geld. 
Helles feuer, im träume gefehen, bedeutet glück, bef. geld; 
rauch oue feuer aber Verdruß und überhaupt unangenemes. 

Krankheit und verwantes, 

Warzen vertreibt man durch beftreichen mit fpe(^k, faulem ^pfel, 
zwibel oder noch beßer mit einem dem mezger geftolenen Mkchen 
fleifch; am wirkfamften gefchiht diß durch eine perfon des andern 
gefchlechts. Alles diß muß, wie alle dergleichen mittel, one zu fpre- 
chen (fchweigend) an gewant werden. Nach dem beftreichen ver- 
gräbt man dife dinge an einem orte, wo fie fchnell faulen, am betten 
unter der dachrinne und fagt dazu drei mal: im namen gottes des 
Vaters, fones und heiligen geiftes Difes dreimalige *im namen* u. L f. 
darf bei allen änlichen Verrichtungen nicht feien. 

Warzen werden fem er vertriben durch umfchlingen derfelben 
mit einem faden, den man dann in derfelben weife vergräbt, wie die 
bereits genanten mittel. 

Durch beftreichen mit einer fchwarzen fchnecke, die vor Wal- 
purgis gefunden ift, heilt man auch die warzen. Eben fo hilft es 
gegen warzen wie gegen Überbeine, wenn man feine warzen oder 
Überbeine mit einem gefundenen knochen dreimal beftreicht, difen 
dann hinter fleh weg wirft, fich um dreht und lieh nicht mer um 
fiht. Man darf aber nie mer die ftelle betreten, wo diß gefcheüen 
ift, fonft bekomt man die vertribenen Überbeine oder warzen fofort 
wider. 

Warzen kann man fich auch vertreiben wenn man, wärend es 
zur leiche läutet, an fließendes waßer geht, mit der band die 
warzen gleichfam ins waßer hinab ftreift, und dazu fagt: 
Ir wurzeln weicht, 
Es läutt zur leicht. 
Schweigend und drei mal 'im namen' u. f. f. 

Warzen und mal er kleiner kinder werden durch beftreichen 
mit der placenta einer erftgebärenden geheilt, fchweigend und drei 
mal im namen u. f. f. 

Auch hilft gegen warzen das auflögen felbft gekauten brotes, 
fo wie das betupfen derfelben mit dem milchfafte der Wolfsmilch 
(euphorbia). 

Männern vertreibt man hüneraugen durch beftreichen mit 
menftrualblut. 

Schwitzende bände wird man los, wenn man fie an einem 
baren ab ftreicht; auch nimt man zu gleichem zwecke einen leben- 
den frofch feft zwifchen beide bände. 

Den kröpf verfiht man bei zu nemendem monde. Man geht 
fchweigend auf einen kreuz weg, fiht den mond an und fagt, indem 
man den kröpf berürt: was ich feh, nimt zu und was ich an greif, 
vergeh. Dann drei mal im namen u. f. f. 



149 

4 

Die hare werden am beften am erlten freitag im zunemenden 
mcmde gefchnitten und zwar, damit fie recht dicht wachfen, am Vor- 
teilhafteften vor fonnenaufgang oder ^ach fonnenuntergang. 

Die beim harfchneiden oder fonft vom köpfe genommenen 
hare darf man nidit weg werfen, fonft bauen fie die vögel in ire 
nefter und man bekomt kopfweh oder, wie andre wollen, es gehen 
einem die hare auß. 

Wer die drei erlten gänfeblümchen, die er im frühjare blühend 
findet, ißt, bekomt das jar hindurch keinen zanfchmerz. 

Wer fich alle freitage, vom charfreitage an gefangen, die nägel 
befchneide't bekomt kein z an weh (mit vilen Varianten, z. b. die 
nägel von den kleinen fingern an, erft links, dann rechts u. X. f.)- 

Difes mittel wird noch ücherer wirken, wenn man beim tägli- 
chen fich wafchen zuerft links und rechts hinter den oren und von 
da an wangen und hals herab recht tüchtig kalt wäfcht und dann 
erft das übrige folgen läßt. 

Den zan, den man fich zulezt auß ziehen ließ, muß man ftets 
in der tafche bei fich füren, das fchüzt gegen abermalige zan- 
fchmerzen. 

Man verbort das zan weh, indem man das zänfleifch am fchmerz- 
haften zane mit einem hölzchen blutend macht und das blutige höIz- 
chen in ein in einen bäum gehörtes loch ftekt. Schweigend und mit 
dreimaligem 'im nämen* u. f. f. 

Um zanfchmerz zu vertreiben fticht man ein ftück rafen auß 
dem gottesacker auß, haucht drei mal in das loch und fezt dann 
fogleich den rafen wider ein. Schweigend u. f. w. 

Die drei erften blühenden komähren, die man findet, ziehe 
man, one etwas zu reden, durch den mund und fchlinge die fich 
ab ftreif enden ftaubbeutel; das bewart aufs jar vor rotlauf. Drei 
mal u. f. w. 

Zu gleichem zwecke ißt man am charfreitag früh nüchtern drei 
ftükchen märrettich oder ein rot gefottenes ei famt der fchale; auch 
fchützen drei ftets in der tafche getragene roskaftanien gegen rot- 
lauf. 

Gegen na fen bluten hilft, wenn man fich rüklings einen kno- 
ten ins hemd bindet; auch hält man den arm auf der feite des blu- 
tenden nafenloches mit auß geftrektem mittelfinger in die höhe und 
den andern arm eben fo niderwärts; auch bindet man um den-Meineh 
finger der blutenden feite einen faden fo feft als es erträglich ift. 

Um fich den fchlucken zu vertreiben denke man recht eifrig 
an etwas (z. b. an feinen fchatz), auch hilft es, wenn man fich ein 
meßer mit dem rücken an den hals fezt und zugleich ein glas waßer 
auß iirinkt. Erfchrekt man jemanden, der den fchlucken hat (z. b. 
durch plözliches anfchreien mit der frage: was haft du geftolen?), 
fo vergeht er ebenfals. 



150 

4 

Schabt man einen apfel vom ftil auß nach oben zu, fo hilft das 
ab gefchabte gegen durchfall, fchabt man von oben nach unten, 
fo heilt es die verftopfung. 

Säufer heilt man von irem lafter, wenn man inen heimlich 
von dem waßer zu trinken gibt, mit welchem eine leiche gewafchen 
ward. 

Auf dem abtritt darf man nichts eßen, fonft bekomt man Itin- 
kenden atem. 

Wer zu vil waßer trinkt, bekomt blaue d ärmer. 

Den fchnupfen vertreibt man, wenn man fich in ein papier- 
chen fchneuzt, einen pfennig hinein wickelt und es hinter fich auf 
die llraße wirft. Wer den pfennig nimt, der nimt einem den fchnu- 
pfen ab. 

Hat man fich verbrant, fo wird mittels einer Zauberformel der 
brand gelefcht; bei blutungen nach Verwundungen wird auf änliche 
weife das blut geltilt (mitteilung difer formein konte ich nicht er- 
langen). 

In den gipfeltrib einer jungen flehte fchlingt man in der johan- 
nisnacht einen knoten vorfichtig Xo, daß der trib dadurch nicht be- 
fchädigt wird und weiter wachfen kann. Gefchiht diß, fo wird mit 
der zeit auß der fchlinge ein fefter knoten, fellknoten genant; dife 
fellknoten hängt man an, um feile auf den äugen zu vertreiben. 

Um die gicht zu vertreiben fchlingt man in den gipfeltrib einer 
jungen flehte einen knoten mit den Worten: 
Gott grüß dich edle fleht. 
Ich bring dir mein fiben und fibzigerlei gegicht; 
Da will ich einen knoten wind 
Und das fiben und fibzigerlei gegicht nei bindr 
Im namen u. f. w. 

Droht ein fing er böfe zu werden, fo reibe man in an neu- 
nerlei eifen, das hilft ganz fieher. 

Sehmerzt ein äuge, oder ift etwas hinein gekommen, fo reibe 
man das andere. 

Im ab nemenden monde darf man fich nicht wägen oder meßen, 
fonft geht man ein. 

Man hebt nie eine nadel auf, die man auf der ftraße findet; 
durch eine folche nadel bekomt man eine krankheit,^ namentlich 
feitenftechen. 

Kranke beftreicht man mit einem ei, oder noch lieber, mit 
einer titronenfchale die aber beim ab fchälen ganz gebliben fein 
muß, fo daß fie in form einer eitrone zufaamen gerolt werden 
kann. Dife gegenftände hinterlegt man fodann fehweigend an 
irgend einen paffenden ort. Wer dife dinge findet und auf 
nimt, der nimt auch dem kranken fein leiden ab, das er nun 
felbft bekomt. 



151 

Siht man an jemand etwas böfes, fo darf man weder fich noch 
andere an der entfprechenden ftelle berüren, fonft ziht man daflelbe 
leiden herbei. 

Ob ein kind befchrien i(t, merkt man daran, daß es bei 
einem folchen kinde fauer fchmekt, wenn man im an die ftime lekt» 
Gegen das befchreien fagt man: 

Hat dich befchrien ein mann, 
So koms im felber an. 
Hat dich befchrien ein weib. 
So fars ir in den leib. 
Hat dich befchrien knecht oder dim, 
So fars ir ins gehirn. 
Im namen gottes u. f. f. drei mal. Damit folche fprüche helfen, 
muß man fie von einer perfon. des andern gefchlechtes wißen. 

Befonders vor den kleinen gelben ameißen fürchtet man fich, 
weil dife den menfchen l9feeechdn (bepilTen), was fer fchmerzbaft ift; 
dife ameißen nent man daher /e^echaam9tzdn (pissameißen). 

Trinkt man jemandes gefundheit in waßer, fo bekorat der 
laufe. 

Die kinder glauben, daß die famen der herbftzeitlofe , ins har 
geftreut, laufe erzeugen. Dife famen heißen deshalb auch ^hvs^. 

Sterben. 

Von dreizehn perfonen, die an einem tifche fitzen oder eine 
gefelfchaft bilden, ftirbt bald eine und zwar diejenige, die unter 
dem fpiegel fizt. 

Bleibt eine uhr plözlich ftehen, fo ift em entfernt lebendes fami- 
lienglid geftorben. 

Wenn am neujarsheiligabend das licht ins zimmer komt und 
jemand der anwefenden fiht feinen fchatten nicht an der wand, der 
ftirbt im laufe des jares. 

Schreit der toten vogel (fterbevogel), fo ftirbt jemand, der in 
nicht gehört hat. 

Wer feinen doppelgänger fiht, ftirbt bald. 

Wenn die totenuhr pikt, ftirbt bald jemand, und zwar jemand^ 
der fie nicht gehört hat. 

Wens auf der ftubendile erde wirft, fo ftirbt bald jemand (ich 
habe folche erdhaufen, den maulwurfshaufen änlich, auf der ftuben- 
dile felbft gefehen, konte aber durchauß nicht außfindig machen, 
woher fie kamen; die beftürzung der hausbewoner war eine fer große 
über dife erfcheinung). 

Es §eegh9ne /Ich fagt man, wenn man etwas ungewönliches im 
häufe fiht oder hört, wenn z. b. eine fenfterfcheibe von felbft zer- 
fpringt, die tür von felbft fich öfnet, ein hausgeräte plazt, das haus 
fich fenkt und dergl. So etwas ift ftets von fchlimmer Vorbedeutung 
und man fürchtet dann namentlich einen todesfall. 



152 

Wem der ehering zerfpringt, der verliert feinen ehegenoßen. 

Auf welchem häufe in der neujarsnacht ein farg erfcheint, in 
dem ftirbt jemand im verlaufe des jares. 

Träumt man von trübem waßer, fo bedeutet das einen nahen 
todesMl. 

Nächtliches katzengeheul pflegt einem todesfalle vorauß zu 
gehen. 

Wenn jemand geftorben ift, fo müßen die blumenftöcke auß 
dem Zimmer getan werden, fonft verderben fle. 

So wie jemand im häufe geftorben ift, muß das getreide auf 
dem boden um gewant werden. 

Wenn für den toten oder zur trauerkleidung ein gekauft wird, 
wird nie gehandelt (felbft unfere frauen enthalten fich dann des- 
felben). 

Bleibt . einer leiche ein äuge geöfnet, fo ftirbt bald eins* auß 
der fiunilie. 

Ein toter darf nicht eine treppe höher getragen werden, fonft 
findet er keine ruhe. 

Der leiche darf im farge ja nichts vor dem munde ligen, fonft 
frißt fie es in fich hinein und zieht die ganze familie nach. 

Was man getragen hat, befonders aber kleider, in denen man 
gefchwizt hat, darf man keiner leiche mit ins grab geben, fonft 
ftirbt man bald. 

Hinter der leiche muß fogleich die haustüre gefchloßen werden, 
fonft ftirbt bald jemand auß dem häufe. 

Wenn das kirchengeläute auf hört und die große glocke tut 
den lezt^ fchlag, fo ift die nächfte leiche eine erwachfene perfon; 
hört man die kleine glocke zulezt, fo ftirbt ein kind. 

An dem tage da ein fäufer oder eine fäuferin ftirbt ^ reg- 
net es« 

Ein erhängter muß durchs fenfter auß dem häufe gefchaft wer- 
den, fonft komt er wider. 

Stößt man fich ans manschen (an den nerv am eilenbogen), fo 
heißt es: fo weh tut es einer frau, wenn fie Iren mann verUert und 
eiben fo folmell ift es mit irem fchmerze vorbei. 



Melodien. 



Kinderreime, Nro 56. 



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kit-tel, get vorMia net ze* 



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üamm, get vor-na nSt ze - famm; fu fennmer zu ei-ner 



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hen-ne ge - gang. Ach lie-be henn geb auch da-su daß 



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foll gefcbehn, ich will dir mei-ne zehn geb'n. Ei fo hamm wir 



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hü - ner - zehn , freu dich Su - 1^1, das ift fchon. 
*} . DiMr takt wird im 2teu verse zwei mal , im Steu drei mal u. s. f. gesungen. 

20 



154 



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Lieder, Nro 1. Luftig, fchneii. 

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Wenn ich kee gald zun 



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fau-fen hou, fau-fen hou, 



:l=i 



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gii ich in woold, fchneid rei - fich ou, rei-fich ou; 



1 



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X 



gii ich in woold, fchneid rei - fich ou. 



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Nro 2. Mäßig 



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Es woor amoul a 
p. «o/o. 



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5 



kleeener mal-; hei - didel - dum. 






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wolt a graueß weib^la bam, hei - dideldidel 



hei - didel -dum 



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hei-ra - fk 



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Nro 3 






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I \^ 1 --n-2 K y — ^ 



-P — I — I- 



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Sis goor niiet lang daß greighent bot, die decher tropfen 



155 



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noch, die decher tropfen noch; 



ich hou a-moul an 



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isr-f«-:js=i^ 



ztzÄ: 



fch^tz ge-hot, ich wollt ich het - na noch. 



Nro. 9. Langfamer Walzer. 



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Wens nar niiet reighna wörd, wens nar niiet fchneit, 



I 



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lEEEEg^ 



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wens nar niet garfchtgher wörd , wens uar suu bleit. 



Nro 19. Langfamer Walzer. 






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=^=t=^S~ 



=t:=t=t: 



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Foormer niiet üu-wer mei ack-er-la, foormer niiet 



:J=tt:| 



JHÖ^ 



::=t=r 



-H 1 H 

üü-wer mei wiis ; 



=:i:=:t:=f:: 



-I — I — 



«-«: 



fchloiifmer niiet bei mein Kat-ter-la, 



iM 



t=zt. 



^B 



=J=4- 



:t=f: 






fchloufmer niiet bei mei-ner Liis. 



156 



Nro 29. Langsam. 




Schäzchen warum bift du denn fo trau - rig , Ün ich 

Denkft du denn, ich foU dich ver - la - ßen^ du ge- 



Jos 




*=fe=)»^ 



^fe*M^^^^ 



al - Ur freu-den voll, bin ich al - 1er fren-den voll, 

ialft mir gar zu wol, du ge - falß mir gar zu wol. 



Nro 30. Mäßig. 




Ach ich armer fchlei > fersmann, ach was fo 11 ich fan - gen an, 






alle meine knnil ißumfunft, alle meine kunft i& umfunftl 



$ 



mm 




Ach waa foll ich fan -gen a 



> 
n. 



daß ich nicht mer 




:=^ 



3E11 



fchlei - fen kann. 



Nro 31. Nicht fchneli. 



I 



ej 



*JE 



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Zu - frie-den-heit ift mein ver- gnugen, das andre laß ich alle» 



157 




ligen ;>,'; Ich lobmirdiezufriden - heit. Ich lo ichlo ich lob, ich 



f— •- 



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:p=p: 



m 



f: 



6 



^^^-^fi—zt'- 



v-y- 



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ich lob, ich lob mir die zu - fri - den - heit; 



ich 



P=* 



^I^S 



tr-V- 



^ZJC 



lob mir die zu - fri - den - heit. 



Nro 33. Nicht fchnell. 



fei 



^^^^^ 



Ich gieng ein 



mal ü - ber berg und 



taly 



da fang die 



^^=^^^:^=h^^^^^^. 



£chon - fte nach-ti - gall. Sie fang fo fchon, fie fang fo 



fr^-^j^f-£- |.r^;Bj: 



:S=fc 



fein, fie fang von mei - nem fchätze 



lein. 



Nro 34. Lebhaft. 



fe 




-•— P- 



H 1- 



^gzMS^I^^ 



fcr-l^ 

Nei fo gehn wir al - le zu - famnMn mit ein < an - der in das 



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V 158 









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hünerloch in das hüner - ner in das hü-ner-loch bid^ ein. 




Und der gla - Ter mit dem demant nnd der macht uns den 



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an - fang in das hu - ner-loch in das hu-nerloch in das 



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hü -ner -loch hin - ein. 



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