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lunmiii
6000641 46T
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VOLKSTÜMUCHES AUS SOMEBERG
IM
MEMNGER OBERLANDE.
VON
AUGUST SCHLEICHEIL >^
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WEIMAR
IN COMMISSION BEI H. BÖHLAU.
1858.
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Druck der Hof- Bachdruckerei in Weimar.
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Vorwort.
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Als ich vor nunmer zwei jaren w brufüeäden bedenklich erkrankt
auf längere zeit in meiner heimat weilte , wo ich genefung fachte
und fand, kam der längft gehegte vorfatz, die in rafchem zurük-
weichen begriffene mundart Sonnebergs wißenfchaftlich dar zu ftellen
und die volkstümlichen lieder, rätfei, fprichworte u. f. f. zunächft
als fprachproben zu fammelu, zur außfQrung. Ich beabfichtigte für
kommende gefchlechter ein bild des warfcheinlich bald völlig fchwin-
denden volkstumes meiner vaterftatt als andenken vergangener Zei-
ten feft zu halten, deshalb nam ich auch bereits bekantes in meine
famlung auf; auch ift wol hier und da etwas zu wißenfchaftlichen
zwecken verwertbares in derfelben enthalten.
Difer gefichtspunkt gab zugleich die außfchließliche befchrän-
kung auf die ftatt Sonneberg felbft an die band. Vil mer volkstüm-
liches an märchen, liedern u. f. f. bieten noch die umligenden ort-
fchaften; alles diß habe ich aber auch deshalb bei feite gelaßen,
weil fonfb der abfchluß des gebietes fchwirig und ein für meinen
IV
zweck nicht wünfchenswerter größerer umfang der fchrift nicht leicht
zu vermeiden gewefen wäre. Überdiß war es mir in der mir zu
gemeßenen zeit kaum möglich auch nur das in der ftatt felbft noch
lebende einigermaßen zu erfchepfen; die benachbarten dörfer auß
zu beuten hätte einen ungleich längeren aufenthalt an ort und ftelle
erfordert.
Es war hohe zeit eine folche aufzeichnung der mundart u. f. f.
vor zu nemen; feit meinen kinderjaren ift das volkstümliche element
in um gekertem verhältnilTe zu der Vergrößerung der ftatt und dem
wolftande und auffchwunge irer bewoner fchon fo bedeutend in den
hintergrund getreten, daß ich für manche bruchftücke meiner jugend-
erinnerungen nicht mer die ergänzung auf zu treiben vermochte und
daß voraußfichtlich in wenigen jarzehnten auch von dem jezt noch
vorhandenen das meifte vergeßen fein wird. Die alten Sonneberger,
d. h. die träger des echten volkstümlichen wefens, fterben almäh-
lich auß und gar mancher mund ift bereits verftumt, der mir noch
vor wenigen jaren für meine zwecke ergibige außkunft hätte ertei-
len können. Nur brauche und aberglauben laßen längere dauer
■erwarten, fie fitzen zu feft und find nicht etwa auf die untern
fchichten der gefelfchaft befchränkt; man kann fich von difen dingen
eben fo wenig los machen als z. b. von der mundartlich gefärbten
außfprache und andern ftammeseigentümlichkeiten. Was ich hier
mit teile ift gewiss nicht alles, es ift nur das mir und den meinigen
bekante. Ganz verfchoUen find bereits die märchen, fchwer auf zu
fptiren die lieder, auch an fprichworten find wir nicht überreich,
dagegen ift an kinderreimen und dergl. kein mangel. Villeicht ift
das nicht one interelTe, daß mein büchlein bei feiner befchränkung
auf einen einzigen ort ein nirgend her ergänztes bild des volkstüm-
lichen wefens in feinen verfchidenen zügen gibt wie es jezt gerade
ift; man fiht deutlich in welchen teilen es am ftärkften im fchwinden
begriffen ift und in welchen es fefter wurzelt.
Der grund zu meiner kentnis der heimatlichen mundart und irer
alten fprtlche, lieder u. f. f. ward durch eine erziehung gelegt, die
mich vor allem mundartlichen in der außfprache möglichft zu bewa-
ren beftrebt war. Einerfeits der reiz des ftrenge verbotenen, dann
der umftand, daß ich beim zufammentrefifen mit andern kindem,
befonders auf der ftraße, wegen meiner nicht Sonnebergifchen, ge-
künftelten außfprache mit fug verhönt ward, hatte zur folge, daß
ich mich bei zeiten der Sonneberger mundart und zwar des echte-
ften, derbften Sonnebergif ch für den Umgang mit andern kindern
eifrig und mit gutem erfolge befliß, wärend ich zu häufe das dort
übliche reinere deutfch fprach. Eine zweite ftarke förderung erhiel-
ten dife Sonneberger ftudien durch den Umgang mit einer würdigen
nachbarin, der verftorbenen witwe Refch, deren andenken mir bis
zur ftunde wert ift, bei der ich oft den grölten teil des tages ver-
brachte und die, eine echt volkstümliche frau, fowol nur Sonneber-
gifch fprach als auch der alten fprüche, rätfei, lieder und fprich-
worte kundig war und von inen fleißige anwendung machte.
Die abhandlung über den namen der ftatt, die ich vorauß ge-
fchikt habe, war zunächft au geregt durch den oft gefürten ftreit,
ob *Sonneberg* (die allein gefprochene und ofl&cielle form des na-
mens) oder *Sonnenberg* (die namentlich von vilen kaufleuten feft
gehaltene fchreibung) richtiger fei, womit die fage von der grün-
dung der bürg durch den vorgeblichen könig der Oftfranken, Sunno,
in zufammenhang gebracht zu werden pflegt. In der fubfcriptions-
einladung hatte ich nun in außficht geftelt mit difer abhandlung
über den namen eine diplomatifche gefchichte der bürg und der
älteften zeiten der ftatt in Verbindung zu bringen. Die zu difem
zwecke an gelegte chronologifche famlung der auf Sonneberg bezüg-
lichen Urkunden und actenftücke ift mir aber eines teiles fo fer
unter den bänden an gewachfen, andern teiles habe ich noch fo vile,
namentlich ungedrukte ftücke noch nicht auf finden können, daß ich
VI
für diß ^mal mich auf die erörterung des namens befchränken muß
und von der älteren gefchichte felbft nur die umriße geben kann.
Dagegen werde ich nicht ab laßen die begonnenen regefteu filr die
gefchichte meiner vaterftatt nach erweitertem plane fort zu fetzen
und im laufe der jare (denn jare gehören zu einer fo mühfeligen
und nach gar vilen feiten hin auß greifenden arbeit) nach kräften
zu ver^^olftändigen, um dereinft nicht nur dife actenftücke felbft,
fondern auch eine auf fie begründete gefchichte von Sonneberg ver-
öffentlichen zu können.
Die grammatik der mundart *) wird für die meiften meiner Son-
neberger lefer das am wenigften anfprechende fein; difer teil meines
werkchens ift allerdings mer für den fprachforfcher beftimt und
möge diß bei inen darin entfchuldigung finden, daß er wol der ift,
der dem bücheichen auch in weiteren kreißen einigen eingang ver-
fchaffen kann, wodurch ein weiter unten erwähnter zweck feiner
Veröffentlichung gefördert wird. Die mundart ift Fränkifch. Die
ftatt Somieberg ligt am füdabhange des Dilringer waldes in einem
feiner vilen feitentäler, wenige ftunden füdlich vom kämme des ge-
birges, welches Franken von Düringen fcheidet. Die bürg Sunnen-
berg lag auf einer der lezten bergkuppen des Düringer Waldgebirges
mit freier außficht nach füden in die ebene; unter ir im Röten-
grunde die im anfange des 14. jarhunderts zuerft erwähnte ftatt.
Die gefchichte von Sonneberg, wie die mundart, ftellen es deutlich
zu Franken, wohin es nebft Neuhaus, Eisfeld, Koburg u. f. f. ftets
gerechnet ward.
In den fprichworten, rätfein, liedem u. f. f. findet fich manches
derbe, was ich unmöglich ftreichen konte; manches alzu ftarke hat
*) Einige Ungleichheiten in der fchreibung bitte ich zu entlchnldigen ; anfangs
fchrib ich, der außfprache nach, gitty fchtett^ hott mit Verdoppelung, die ich
rpäter vereinfachte, da üe den altern formen unangemeßen ift und die Verkürzung
durch den kiitsen vocal genügend an gedeutet zu fein fchin.
VII
freilich weg gelaßen werden müßen. Das echt volkstümliche aller
orten, bei Deutfchen und bei andern volksftämmen, ift in difer bezie-
hang Ter unbefangen. Für kinder ift allerdings meine famlung nicht
gefchriben. Allein nur die volkommen treue mitteilung hat wert,
und wie in jeder andern hinficht, fo habe ich mir auch in difer
beziehung auch nicht die geringfte änderung oder gar zuftutzung
erlaubt. Sitlich verderbt wird jedoch durch folche dinge niemand;
nur mangel an kentnis unferes deutfchen Volkes kann hierin etwas
auffallendes, nur eine oft ganz ungerechtfertigte prüderie etwas
bedenkliches finden. — In der anordnung der kinderreime habe ich
mich meift an Simrocks trefliches kinderbuch an gefchloßen.
Den vilen,. welche meine famlungen gefördert haben, fage ich
meinen herzlichften dank. Zumal ward für die gefchichte von Son-
neberg von geiftlichen und weltlichen behörden, fo wie von privaten
mir bereitwilligfte unterftützung zu teil, für die ich meinen dank
auß zu fprechen der vorrede zu der hoffentlich nach verlauf einiger
jare vollendeten gefchichte von Sonneberg vor behalte.
Alles mundartliche — und hierin konte ich bei fo viljäriger
abwefenheit von Sonneberg mir durchauß nicht mer in allen ftücken
trauen — hat herr Paul Jacob mit unermüdlicher geduld mit mir
aufs genauefte durch genommen und berichtigt, ferner hat derfelbe
zu der ganzen famlung die reichften und wertvolften beitrage geli-
fert und fich fo um das zu ftande kommen difes büchleins in der
außgedenteften, dankenswerteften weife verdient gemacht.
Ueber freiexemplare kann ich diß mal nicht verfügen. Den
gefamten ertrag des werkchens habe ich nämhch mittels vertrag
vom 10. märz 1857 der ftatt Sonneberg ab getreten, damit die
erzilte fumme als ein kleiner fond bleibe, dellen abwurf zur inftand-
haltung der fpazierpfade in unferer herlichen Umgebung beltimt ift.
Um nun den abfatz nicht zu fchwächen, habe ich auf freiexemplare
freiwillig verzichtet.
VIII
Hern Dr. Köhler in Weimar, der fo freundlich war eine cor-
rectur zu lefen und an verfchidnen ftellen des verzeichnüTes mund-
artlicher Worte citate und auch außerdem einige anmerkungen bei
zu fügen, herzlichften dank!
Jena im foinmer 1858.
Aagoft Schleicher.
Inhalt.
reite
Üeber den namen *Soxmeberg' XI
Grammatik der Sonneberger mundart 1
Samlung mundartlicher worte 64
Sagen und erzälungen • 73
Sprichworte, fprichwörtliche redensarten und verwantes 80
Rätfei 87
Spruche , 91
Kinderreime 94
Lieder. I. Lieder auß mündlicher überliferung 109
II. Lieder auß der Steinerfchen famlung 120
Bräuche und aberglauben 133
Liedermelodien 153
lieber den namen 'Sonneberg/
Jing verknüpft mit der frage nach der entftehung des namens
Sonneberg ift die frage nach der gründung der difen namen tragenden
anfidelung. Daß nun der name Sonneberg von der längft verfal-
lenen bürg auf die ftatt übergegangen fei, werden wir weiter unten
fehen; es handelt fich aKo zunächft darum, woher die bürg den
namen erhalten habe.
Eine beliebte, auch in weiteren kreißen gehörte anficht ift die,
daß Sonneberg von einem Frankenkönige Sunno erbaut worden fei,
und zwar, wie man hinzu zu fetzen pflegt, als fchuzwer gegen die
Düringer. Dife fage ift volftändig unbegründet und es verhält fich
mit der entftehung derfelben folgender maßen.
Gegen das ende des vierten jarhunderts unferer Zeitrechnung
waren die Franken Genobaud, Marcomer und Sunno der fchrecken
der römifchen umgegenden im Bheinlande etwa von Mainz bis
Köln *) , wie diß Gregor von Tours (6. jarhundert) auß einer älte-
ren quelle **) berichtet. Difer Sunno wird hier dux (anfürer), auch
*) Zeuss, die Deutfchen und die Nachbarllämme , München 1837 £, 340.
**) CO tempore Genobaude, Marcomere et'Sunnone ducibus Franci in Germa-
niam prompere ac Agrippinensi etiam Coloniae metom incussere. Sulpic.
Alexander bei Gregor. Taronens. 2, 9 (auch in Fredeg. Epit. Gregor, hill. Franc,
in. and fonli auß difer queUe widerholt). Arbogaftes Snnnonem et Marcomerem
fubregulos Francorum gentilibus odiis infectans, Agrippinam petiit. Greg.
Tnr. 1. 1.
Sehleieher, VolkstQml. a. Sbg. **
r '
XII
fubregulus (häuptling) Francorum genant. Diß ift alles was wir
über in wißen. *) Von einer nachricht, daß er in unfere gegend
gekommen oder gar davon, daß er da eine niderlaßung gegründet
habe, findet fich keine fpur und ift eine folehe anname durchauß
unftatthaft. Difer Sunno, den wir, im gegenfatze zu feinem gleich
zu befprechenden erdichteten fchattenbilde , den hiftorifchen Sunno
nennen wollen (da wir keinen grund haben in die in betreffenden
angaben mistrauen zu fetzen), ift alfo nicht der erbauer unferes
Sonneberg.
Im 16. jarhundert fchrib der abt Trithemius eine förmliche
gefchichte der Franken nach der chronologifchen folge irer könige
bis zum jare 440 vor Chrifbi geburt zurück, die er auß einem fonlt
völlig unbekanten und nie genanten, dem Chlodowig gleichzeitigen
gefchichtfchreiber namens Hunibald gefchöpft haben wolte. Schon
von den zeitgenoßen des Trithemius und von allen irgend einfich-
tigen hiftorikem bis auf unfere zeit ward erkant und anerkant, daß
dife ganze gefchichte der Franken von Trithemius (Compendium five
Breviarium primi voluminis annalium five hiftoriarum de origine
Regum et gentis Francorum) ein ganz gemeiner, grober und täp-
pifcher betrug fei. **) In difem machwerke werden nun jene namen
Genebald, Marcomer und Sunno mermals gebraucht. So bringt Tri-
themius einmal einen Sunno als neun und zwanzigften könig der
Franken und fodann einen zweiten Sunno in der reihe der oftfrän-
kifchen duces an. Ein bruder des fechs und dreißigften franken-
königs, Genebaldus mit namen, zieht nämlich, nach Trithemius, im
jare 326 n. Chr. in den Maingau und gründet dort Oftfranken
*) Ueber feinen tod fürt Zenss folgende fleUe an: Marcomeres Sonnoque
docent, quorum alter Etruscum Pertulit exilium; cum fe promitteret alter Exulis
ultorem, jacuit mucrone rnorum. Claudianus do laud. Stilic. 1, 241.
♦♦) Loebell, Gregor von Tours und feine Zeit. Leipz. 1839 f. 484.
XIII
(Francia orientalis), als deJTen fibenter dux (fon eines abermaligen
GenebaMus) Sunno genant wird (Genebaldus autem genuit Sunno-
nem, qui praefuit annis X3i.III. Trithemius 1. 1. Parifiis 1539 pg. 47).
Difes oftfränkifche herzogtum wandelte fich, nach Trithemius, fpäter
in das bistum Würzburg um. Difer zweite der beiden von Trithe-
mius fingierten Sunnonen, Sunno der fibente, dux der Oftfranken,
ift nun der uns hier an gehende. Trotz der handgreiflichen fäl-
fchung ward nämlich die gefchichte des Trithemius, die ja über
dinge, von denen man außerdem gar nichts wufte und begreiflicher
weife nichts wißen konte, fo fchöne und bis auf alle jar- und volks-
zalen hinauß völlig genaue nachricht gab, merfach nach gefchriben,
ja mit anderweitigen, nicht minder erlogenen zufätzen noch mer
auß gefchmükt. So lefen wir, fovil ich habe ermitteln können,
zuerft in Martin Hoffraanns Bambergifchen Annalen (die bis 1600
reichen, alfo erft nach difer zeit verfaßt find) von difem Trithe-
mifchen Sunno, er habe das fchloß Sonneberg in der pflege Coburg
und Sontheim am Main erbaut. *) Man wolte doch auch von im
etwas fagen und da gab die änlichkeit des klanges im erften teile
der genanten Ortsnamen mit dem namen Sunno die veranlaßung zu
difer erweiterung der älteren fabel. Wie oft gerade das verkerte
eine Zeitlang den beifall der menfchen erhält, fo ward auch dife
triviale erfindung vilfach fpäter widerholt (z. b. in Spangenbergs
henneb. Chronik, in Keßler von Sprengseyfens Topographie etc.),
wodurch fie als tradition unter die leute kam. Abgefehen davon,
was uns hier nichts an geht, daß der name Sontheim unmöglich
von Sunno her kommen kann, verrät fich auch das ungefchick der
erfinder in der auß der nominativform des namens Sunno her gelei-
*) M Hoffmanni Annal. Bamberg, in Ludwigs novum volnmen fcriptor. rer.
germ. I. Francof. et Lipf. 1718 'XXXIX. Anno 455 Genebaldo mortuo ruccefiit
Sano caßri Sunobergenßs in ditione Coburgenß et Sunthemiae ad Moenum arcis
conditor*.
XIV
teten, fonft unerhörten, fchreibung Sunoberg oder gar Süneberg.
Sunno hatte in der älteren fprache im genitiv Sunnin, oder fpäter
Sunnen; wäre aKo unfer Sonneberg auch von einem Sunno genant,
fo würde es doch Sunninberg oder Sunnenberg heißen müßen;
Sunoberg oder gar Süneberg find fälfchlich erfchloßene, in keiner
Urkunde vorkommende namensformen, die von der fprachunkentnis
der erfinder zeugen; die an fich fchon ganz auß der luft gegriffene
hypothefe, daß ein Sunno unfer Sonneberg erbaut habe, ift alfo
keine ftütze für die fchreibung Sonneberg. Daß dife fchreibung
*Sonneberg' aber dennoch keinesweges als falfch zu bezeichnen fei,
werden wir bald fehen. Ich füge nur bei, daß auch von der bürg
Sonnenberg, deren herliche ruinen beim dorfe gleiches namens eine
Zierde der Umgebung Wiesbadens find, die wol auf diefelbe weife
entftandene fage geht, fie fei von einem Frankenfürften Sunno erbaut
worden.. Vom hiftorifchen Sunno fo wol, als natürlich auch vom
erdichteten ift alfo völlig ab zu fehen: vom hiftorifchen, weil der
fchauplatz der taten difes herfürei-s ein ganz andrer ift, vom erdich-
teten, weil er eben nur eine fchöpfung des fälfchers Trithemius ift.
Ehe wir uns zur befprechung der übrigens nur einer durch
gefuchte aftergelerfamkeit getrübten auffaßung undeutlichen, dem
Ji)rachgefüle aber bis zur ftunde lebendigen und verftändlichen
namensform Sonnenberg oder Sonneberg wenden, wollen wir einen
blick auf die ältere gefchichte der uns angehenden trägerin difes
nicht feltnen Ortsnamens werfen und dabei vorzüglich darauf achten,
welche formen und fchreibungen des namens urkundlich verbürgt find.
I. Periode. Wir rechnen fie von der älteften bis auf die zeit,
da Sonneberg hennebergifch ward (alfo bis in den anfang des 14. jar-
hunderts). Keine erwähnung der fpäteren ftatt Sonneberg; nur die
bürg Sunnenberg fteht für dife zeit urkundlich feft.
Eine nachricht über die erbauung der bürg Sonnenberg dürfte
fich wol fchwerlich irgend wo finden; Sonnenberg teilt hierin das
XV
fchikfal der meiften alten bürgen. Nach der abbildung von Sonnen-
berg in Merlans Topographia Franconiae etc. Frankf. 1648 za
Tchließen, welche die ältelten teile der bürg als ruinen dar ftelt,
üt ir der bauart nach ein hohes altertum nicht ab zu fprechen.
Die ältefte nachricht vom vorhanden fein der bürg Sonnenberg, findet
fich nach gewönlicher anname in der abhandlung des abtes von Banz,
Heinrich, über die gründung des genanten klofters, in welcher es
heißt, die befitzungen des ftifters von Banz hätten fich erftrekt
usque ad caftrum Schaumburg et ad caftrum Sonneberg. *) Banz
ift im jare 1071 geftiftet; allein der fchreiber jener abhandlung über
die gnlndung des klofters verfaßte fie, wie es fcheint, erft nach
dem jare 1295 und es ift daher denkbar, daß er obige gränzbeftim-
mung nach feften punkten, die zu feiner zeit beftunden, getroffen
habe, die aber villeicht zur zeit der ftiftung von klofter Banz
noch nicht da waren, obwol kein grund verbietet die bürg Sonnen-
berg bereits im 11. jarhundert als vorhanden an zu nemen. Ein
ficheres zeugnis hierfür ligt jedoch nicht vor.
Im 12. jarhundert erfcheinen dagegen ein Poppo de Sconnen-
berg (1135), Graft de Suineburc (1144) und ein Oudalricus de Sco-
nenberch (1172 — 77), auch Oulricus de Sunenberc (1173 — 1204)
(dife leztere fchreibung des namens ift die organifche, Sconnenberg
und Suineburc find, wenn fie richtig gelefen find, entftellungen)
welche hierher zu gehören fcheinen. **) Da es merere Sonnenberg
gibt, fo ift bei jedem vorkommen des namens forgfältig darauf zu
fehen, ob es auch wirklich hierher gehöre.
♦) In Ludwigs nov. vol. fcriptor. rer. germ. II. pg. 47.
**) Die genaueren angaben über dife mir meift durch Herrn FrofelTor Brückner
in Meiningen freundlicha nach gewifenen älteften erwähnungen bebalte ich meiner
geDchichte von Sonneberg vor, wo ich überhaupt aUe für die gefchichte von Sonne-
berg bedentfamen Urkunden, verzeichnen werde.
XVI
Sei* häufig erfcheinen dagegen die von Sunnenberg in Urkunden
des 13. jarhunderts, am häufigften als zeugen in MeraniTchen Urkun-
den. Gleich 1204 begegnet uns ein Hainricus de Sunnenberc, 1207
Eberhardus de Sunnenberg, Kunemundus de Sunnenberc 1231, dann
Amoldus de Sunnenberc u. f. f. Sunnenberg oder Sunnenberc ift
die organifche und bei weitem häufigfte fchreibung des namens in
difem jarhundert. Dife Sunneuberge find minifterialen der duces
Meraniae (d. h. fie Itunden zu inen im dienftverhältnifi*e) ; als folche
erfcheiniBn fie namentlich als zeugen in Urkunden des Otto dux
Meraniae. In einer Urkunde v. j. 1232 läßt Otto dux Meraniae den
Eberhardus filius Heinrici de Sunnenberc, advocatus der kirche zu
Coburg wegen eines eingriffes in die rechte des klofters Banz hart
genug an.
Bekant ift, daß 1260 Heinrich von Sunnenberg und feine
gemahlin Eunigunde das nach Sunnenberg den namen Sunnenvelt
fttrende klofter geftiftet , erbaut und mit befitzungen reich auß
geftattet haben. An den Urkunden des klofters Sonnefeld, die man
in Schöttgen und Kreyfigs Diplomataria et fcriptores hiftor. germ.
med. aevi Tom. IIL Altenburg 1760 ab gedrukt findet, ift auch
das eben dafelbft ab gebildete figel des Heinricus und Chunemun-
dus von Sunnenberg erhalten, worauß wir erfehen, daß das wappen
derfelben auf der einen hälfte des fchildes eine fchaffchere, auf der
andern drei gebrochene balken hatte. *) Paul Oefterreicher (Ge-
fchichte der Herfchaft Banz II. Bamberg 1833) gibt im anhange
eine ftamtafel derer von Sonnenberg, die ich jedoch noch nicht in
allen iren teilen in den Urkunden verfolgen konte, da Oefterreicher
leider feine quellen an zu füren unterlaßen hat.
*) Im genanten werke wird in geheimnisYoller weife anskanft über den auf-
bewarungsort difer urkanden verfchwigen. So vil mir. an der einfleht in die ori-
ginale felbft gelegen iß, £o habe ich doch trotz vilfacher nachfragen über iren
verbleib noch gar nichts ermitteln können.
XVII
Dife unfere Sunnenberge, die im 13. jarhundert fo häufig in
Urkunden erfcheinen, verfchwinden völlig nach dem jare 1306 (nur
1321 bedient fich noch jemand, in ermangelung eines eigenen, des
figels Kunemunds von Sunnenberg). Man vermutet wol nicht one
grund, daß die ftiftung des klofters Sunnenvelt und die reiche auß-
ftattung delTelben die familie der von Sunnenberg irer meiften
befitzungen beraubt habe und fo als die haupturfache des bald dar-
auf erfolgten verfchwindens derfelben zu betrachten fei. Hier wer-
den wir demnach mit fug die erfte periode der gefchichte von Sonne-
berg fchließen. In difem abfchnitte finden wir alfo nur die von
Sunnenberg auf der bürg Sunnenberg; von einer ftatt, bei difer bürg
gelegen, keine fpur; dife fcheint fich almählich auß einem fuburbium
gebildet zu haben, da fie lange zeit hindurch ftets als kleine ftatt,
als ftätlein bezeichnet wird.
IL Periode, die hennebergifche ; vom anfange des vierzehnten
jarhunderts bis 1353. Stauern zu Röten unter der bürg Simnenberg
belegen.
Wie Sonnenberg an Henneberg gekommen fei, lert deutlich eine
Urkunde v. j. 1347, nämlich der teilungsvertrag zwifchen Jutta, der
witwe 'Heinrichs zu Hennenberg* und *Johans graue zu Hennen-
berg* *). Hier fallen nämlich, außer der neuen herfchaft (der pflege
Coburg), auch die 'andern gekauften veften, dag ift Sunnen-
berg, das Nuewehus* u. f. f. auf Juttas anteil. Die kaufurkunde
.findet fich bis jezt jedoch nirgend vor, fo daß wir über das nähere
des kaufes, durch den Sonnenberg an Henneberg kam, nichts wißen.
Im Jare 1317 finden wir Sonneberg bereits unter den hennebergi-
fchen befitzungen. **) Hier wird zum erfteu male die jetzige ftatt
♦) Hennebergifches urkundenbuch II. Meining. 1847. pg. 73. Nro. CXVI.
**) Urbar im Cobarger Geh. Haus und Statsarchiy, zu dem mir der zutritt
aufs bereitwilligae gemattet ward, C. III. 1. c. Nro. 3. ab gedr. in v. Schultes
diplom. Gefch. des gräfl. Haufes Henneberg I. Lpz. 1786. pg. 183 ff.
xvm
Soimeberg erwähnt und zwar heißt fie 'Stetelyn eu Böitfn* (ftätlein
zu Röten); dameben findet fich verzeichnet 'dag hua van Svrmenb'gi^
(das haus von Sunnenberg), d. h. die bürg Sunnenberg; folche bür-
gen werden nämlich oft häufer genant. *) 1317 wird in einem an-
dern urbar des grafen Berthold von Henneberg gemeldet, daß die
kinder Heinrichs des älteren von Schauenberg *dag htu m Sunnen-
berg vnd Baeten die Stat^ von Hennenberg zu lehen hatten. **) Das
urbarium v. j. 1340 ***) zält als zur cent 'Nuwenftat vf der Heide*
gehörig auf: * Boten vnder 8unbg\ wo bereits die obere und die untere
müle beltund. f) Die vil befprochene Urkunde v. j. 1349, durch welche
Jutta die bewoner der fpäter Sonneberg genanten ftatt *gefreyet*
hat tt), deren original aber verloren ift, nent 'die ßat m Bolhenn
*) Es iH demnach klar, daß das in difer urkunde neben dem Mtlein za Röten
erwähnte 'Schoneb'ge' (Schonneberge) nicht die barg Snnnenberg fein kann, fon-
dern eben fo, wie das anmittelbar auf *Schoueb*ge' folgende 'alten Roteyn* eine
nicht mer vorhandene ortfchaft (Schönberg?) bezeichnen muß. — Beiläufig bemerke
ich, daß das in difer Urkunde erwähnte 'Selech' und *£ychholz' (im urbariom t.
134Q f. u. *Seilloch* und 'dag Euchholz^ genant) nicht etwa, wie man wol gemeint
hat, Bettelhocken und Eichberg bei Sonneberg bezeichnet. Der zufammenhang,
in welchem dife namen vor kommen, ergibt, und das erbbuch vom j. 1516 berichtet
auf blatt 46 außdruklich, daß das 'Sehlich' und *das Aichholz' und der auch hier
und da erwähnte 'Weinberg* herfchaftliche Waldungen in der nähe von Kipfendorf
oder Mönchröden find. — Dagegen ift 'ßetylmanesdorf* unferer Urkunde, *Betäl-
mansdorf des urbars von 1340 wol nur auf Bettelhecken zu beziehen , da fich für
das allem anfcheine nach fer alte dorf Bettelhecken keine andre bezeichnung findet
und Berteisdorf bei Koburg unter dem namen 'Bertoldisdorf, Bertoldesdorr an feiner
ftelle außdruklich erwähnt wird, fo daß wir alfo au difen ort nicht denken können.*
**) V. Schuhes dipl. gelch. des gräfl. Haufes Hennebg. HUdburghanfen 1791.
pg. 30. urk. XXXII.
♦♦♦) Coburger geh. Archiv C. III. 1. c. Nro. 2. ab gedr. in v, Schultes cob.
Landesgefchichte I, pg. 46 Nro. LXV. Näheres über dife wichtige Urkunde in
der gefchichte von Sonneberg.
t) Daß Sonneberg die ftatt urfp runglich vor dem tale gelegen habe, ift alfo eine
auß einer Xage (f. 75) gefloßene anname, die durch die Urkunden widerlegt wird.
tt) Fälfchlich nam man merere folche befreiungsbriefe an, 1341 u. 1343 war ja
Jutta noch gar nicht im befitze von Son&eberg, in den fie erft 1347 (f. p. XYXI) gelangte.
XIX
vnier dem Aatifs m 8onneberffk\ Diß find die für unfern zWeck
wichtigften Urkunden difer zeit.
III. Periode. Spätere zeit bis zum verfalle der bürg Sonnen-
berg, vrelcher name nun auch auf die Itatt über geht.
Die pflege Coburg mit dem zu ir gehörigen Sonneberg kam
1353 nach dem tode Juttas an Fridrich Landgraf zu Düringen und
Markgraf zu Meüsen, welcher mit Catharina, einer der vier töchter
Juttas, vermählt war. Diß der grund des fächfifchen befitzes der
pflege Coburg. Auß der gefamten IJ[)äteren zeit, die für unferen
zweck, wo es fich ja nur zunächlt um feltftellung der ältelten na-
mensform handelt, nur in fofeme von Wichtigkeit ift, als nunmer
die ftatt unter der bürg Sonnenberg den namen der lezteren erhält,
hebe ich vor der band nur folgendes auß meinen regefteii auß.
Die bezeichnung 'Stätlein zu Röten' findet fich jezt nicht mer;
aber dennoch erft 1400 eine erweisliche bezeichnung der ftat mit
dem namen ^Sunnmberg'' der bisher der bürg allein zu kam. In
difem jare wird nämlich die 'Pfitffheit im Lande zcu Frangken* durch
Fridrich und Wilhehn Landgrafen zu Düringen von abgaben 'gefryet*
(frei erklärt); unter den namentlich auf gezälten orten, deren geilt*
liehe difer woltat teilhaftig fein folten, findet fich auch ^Sunnemberg*
neben 'Nuwenftat, Schalken, Effeltem* u. f. f. Hier haben wir
fchwerlich an einen fchloßgeiftlichen, fondem gewis an den geift-
liehen der längft beftehenden ftatt zu denken. *) In fpäteren urkun-
den z. b. v. j. 1441 (abfchriftl. in Sonneberg auf dem ftathaufe) wird
'Rath und Burgere zu Sonneberg* erwähnt, fo daß alfo nunmer
deutlich bürg und ftatt denfelben namen tragen.
Wie die fchreibung der deutfchen fprache überhaupt, fo fchwankt
nunmer auch die früher zimlich feftfteheude fchreibung des natnei»
*) Di« arkande ift ab gedrukt in J. G. Horn, Lebens* und Heldengefchiohle
etc. Fridrichs des Streitbaren. Lpz. X733 pg. 704 flg. nro. 98.
XX
unferer ftatt außerordentlich ftark. Es findet fich z. b. 1442 San"
nenlerg, 1445. 1447 Sonneberg, 1470 Sonnenberg, 1486 Sunberg, 1487
Sonnberg, 1^96 Sonberg (färatlich auß ab gedrukten Urkunden).
Mit 1499 beginnen die mir zugänglichen einheimifchen hand-
fchriftlichen quellen, die im Koburger Geh. Archive und in Sonne-
berg felbft auf bewart werden; nämlich erbbücher, fchoßerrech-
nungen, ratsprotocoUe und das Sonneberger kirchenbuch. Die an-
fprechenden auffchlüße, welche dife quellen in gefchichtlicher und
culturgefchichtlicher beziehung gewären, können hier nicht weiter
dar gelegt werden. Das erbbuch von 1499 (Coburger Geh. Archiv
C. III. 1. c. Nro. 6) nent 'Sonnberg das fieclc eben fo, wie 'Neweftat
(Neuftatt) das fleck*; das erbbuch von 1516 (Coburger Geh. Archiv
C. III. 1. c. Nro. 8) 'Sonnberg die Stadt und das 'Schlos Somiierg^.
Vom jare 1531 befindet fich in dem ältelten auf dem ftathaufe zu
Sonneberg auf bewarten ftatbuche in kleinem hochformate ein Ver-
zeichnis fämtlicher bürger Sonnebergs. *) Es waren irer in allem
116, darunter z. b. *Ileder, Geyher, Schmidt, Herppich, Muller,
Hewble (d. i. Heuble, Heublein), am Ende, Dresszel, Lutzelbergk,
von der Weth, Schuberth, Buger, Kefiel, Steiner, Knauer, Petz,
Lorenz, Heyppach, Zigenfeller, Alberth, Keck, Zang, Hoffmann,
Simons, Fridell, Hau, Nidt, Eckart, Gundram, Butz, Ditterich,
Beck, Althanns, Zehener, Bitter, Mechtold, Erlacher, Seidenfadenn,
Glaßer* u. f. w. Im jare 1532 kamen noch zwei, 1533 noch fechs
bürger hinzu. Bürgermeifter gab es zwei. Die übrigen actenftücke
*) Difes buch fo wie andre hochß wichtige und intereflante ßücke, die lieh
auf dem ftathaufe befinden, und ferner die alten kirchenbücher veranlaßen mich
den wnnfch auß zu fprechen, es mögen dife denkmäler in einem fchranke in
unferer vor feuersgefar ganz befonders gefchüzten kirche einen fiebern aufbewa-
rungsort finden. Gerne erkläre ich mich bereit für difen fall ein Verzeichnis difer
ftncke an .zu fertigen und fie überhaupt gehörig zu bezeichnen and zu ordnen , da
ich fie doch bereits genauer Jftudiert habe.
XXI
difes ftatbuches und auß verfchidenen zeiten. Die fchreibung des
namens der ftatt wechfelt. 1513 bis etwa 1539 findet fich ^Scmberg,
Sonafihergk, Sonbergk, Sonnberg'*, 1540 ^ Sonnenbergic , 1550 — 1560
^ Sonneberg*. Mathes von Wallenrod, der um dife zeit amtmann auf
dem fchloße zu Souneberg war, unterfchreibt fich (in actenftücken
des Coburger Geh. Ar-chivs) 1536 'Mathes von Wallenrod Ambman
zw Sonberg*, 1538 'Mathes* u. f. w. 'zw Sonnberg*, 1539 'zu Son-
berg\ Von 1544 — 1654 finden fich, wenn auch mit großen lücken,
die Sonneberger fchoßerrechnungen im Coburger Geh. Archive, in
denen die fchreibung Sonneberg fich faft außfchließlich findet. Das
in folio gefchribene dicke ftatbuch (wie das fchon erwähnte, Quit-
tungen, kaufurkunden und dergleichen enthaltend) auf dem ftathaufe
fchließt fich dem früheren unmittelbar an; es fchreibt 1557—1569
^ Sonneberglc , 1570 ^ Sonnenberg, Sonnenbergk, SonnebergK^ 1572 —
1610 "" Sonneber gÜ, 1610 * Sonnenbergk* , 1613 ^ Sonnebergic . Auß
difem buche ergibt fich, daß man in den jaren 1573 bis etwa 1600
einen teil der itatt (warfcheinlich oberhalb der ftatmauer da gelegen,
wo auch noch fpäter die häufer zu beiden feiten der Böten ftunden)
^oben in der Röten oder auch '^n der Röten nante. Mit 1573
begint der ältefte band des Sonneberger kirchenbuches, in welchem
ebenfals die fchreibung wechfelt; in den älteren teilen difer Urkunde
herfcht 'Sonberg, Sohnberg h^ Sonnbergk* vor, doch finden fich auch
'Sonneberg* und 'Sonnenbetg*.
Demnach find 'Sunnenberg, Sunberg; Sonnenberg, Sonneberg,
Sonberg* die in ,den älteren fchriften vor konuneuden formen des
namens unferer ftatt (ab gefehen von den Varianten der fchreibung).
Sunnenberg ift die ältefte form, darauß ward Sonnenberg wie 'fonne*
auß leerem 'funne*. Die form 'funnen* oder 'fonnen* ift die in zufam-
menfetzung übliche (wie man ja auch früher declinierte: die fonne,
der fonnen u. f. f.), wie z. b. in fonnen-fchein, fonnen-finfternis
u. f. f. Sonneberg one -n- bildete fich durch einfluß der mundart
wie Sonnefeld auß älterem Sonnenfeld, Henneberg auß Hennenberg
u> f. f. Noch mer verkürzt ift Sunberg, Sonierg, das im ßumbargh
der mundart noch fort lebt. Alle dife formen find richtig, d. h. den
gefetzen der fprache nicht zuwider laufend; ßonnenberg ift die
Ütere, der fchiiftl^rache am heften entfprechende form; fie ift aber
nunmer veraltet und längft I^richt niemand anders als Sonneberg
auß, leztere form ift daher (wie Sonnefeld und Henneberg) mit fug
s^s die officielle adoptiert worden, da es in alle wege paffend ill
die Ortsnamen fo zu fchreiben, wie fie jezt von den rein deutfch
redenden gefprochen werden. Der flreit ob 'Sannenberg* oder ^Son-
neber g^ vor zu ziehen fei, ift alfo dahin zu entfcheiden, daß beide
formen richtig find, nur ift die eine älter, die andere jünger, ünfer
Sonneberg hat wol eben fo den namen von der fonne, wie feine
zalreichen namensvettem in Öfl;erreich, Preußen u. f. f,^ die jedes
geographifche Wörterbuch nach weift. Schon dife häufigkeit des
namens fpricht gegen die herleitung von einem perfonennamen und
für die von einem überall fich findenden verhältnilTe. Wo kämen
die Sunnoe alle her, die vorauß zu fetzen wären, wenn jedes Son-
nenberg *) und Sonnenburg **) von einem Sunno den namen hätte,
zumal meines wißens die gefchichte nur von einem einzigen Sunno
weiß. Auch denke man an die namen Sonnenbom ***), Sonnen-
*) Sonnenberg außer unferer bürg und ßatt noch ein dorf in Preußen, regie-
rangsbezirk Oppeln, kreiß Falkenberg; ferner bürg und dorf im herzogtum NalTan
bei Wiesbaden; Sonneherg dorf in Prenßeti, regierungsbezirk Potsdam, kreiß
Ruppin; Sonnberg dorf in Böhmen, regierungsbezirk Budweis, bezirkshauptman-
fchaft Gratzen; ferner dorf und fchloß in Ofterreich unter der Ens, Untermann-
bardsberg; femer zwei dorfer in Steiermark, Judenburg.
**) Sonnenburg ftatt in Preußen ^ regierungsbezirk Frankfurt, kreiß Sttrnherg.
***) Sonnenbom dorf in Preußen, reg;ierung8 bezirk Königsberg, kreiß Meh-
rungen; Sonnebom dorf in Lippe -Detmold, amt Barntrup; ferner dorf im her-
zogtum S. Coburg; Sonnbom dorf in Preußen, regierungsbezirk Düfleldorf, kreiß
Biberfeld. Alfo auch hier die drei formen Sonnen-, Sonne-, Sonn-.
xxiu
w(dde*), Sonnen/iein**), Sonnleüen*'^*)^ die offenbar nur von der
Tonne genant find. Nur vergeße man nicht, daß der name urfprüng-
lich nur dem berge (dem jetzigen fchloßberge) zu komt, nicht aber
der in irem älteren teile nicht gerade der fonne auß gefezten Itatt
Zum fchluße fei noch des endes gedacht, welches das Tchlöß
Sonnenberg, das längft nur in der benennung feiner einfügen ftätte
(fchloßberg genant) fortlebt, genommen hat.
Von der zeit an, da die bürg Sunnenberg an Henneberg kam,
blieb fie ein herfchaftliches gebäude, in welches fpäter, wie diß an
andern orten (z. b. Neuhaus) auch gefchah, der amtsfitz verlegt
ward. Als die alte fteinburg mit irem hohen viereckigen türme und
iren ftarken, mit nur fer kleinen fenfteröfnungen verfehenen mauern f)
nicht mer als wonfitz zu fagte, villeicht auch in folge von zerftö-
rungen, ließ man fie verfallen und baute an fie wonlichere gebäude
an, wie diß die pg. XV. bereits erwähnte abbildung von 1648 deut-
lich zeigt. Hier findet fich nun der fitz des herfchaftlichen amtes;
die lezte fiebere nachricht, daß dises fchloß bewont war, findet fich
meines wißens in der fchoßerrechnung vom jare 1599 (Cob. Geh.
Archiv), wo fich, wie oft in den rechnungsablagen, das mobiliar des
fchloßes an fpanbetten, tifchen, fidein (fitzen) u. f. f. verzeichnet
findet, eben fo wie die außgaben *vff die Schloßgebeude tzue Son-
nebergk für Zimmerarbeit, für nagel vndt Grobfchmidtsarbeit* die
in difer weife fich auch in allen früheren fchoßerrechnungen finden.
Leider folgt auf 1599 eine große lücke in der reihe der fchoßer-
rechnungen; wären die folgenden rechnungen nicht verloren, fo wür-
*) Sonnenwalde Ilatt in Preußen, regiernngsbezirk Frankfurt, kreiß Luckau;
Sonnwald dorf in Preußen, regierungsbezirk Königsberg, kr^iß Braunsberg.
**) Sonnenftein fchloß in Sacbfen, bei Pirna.
***) Sonnleiten dorf in Oaerreicb, Steiermark, Bruok. AUe dife nachweiXS»
find Ritters geographifch - ftatiftiTchem lezicon, 4. aufläge, Leipz. 1855, eotnonuBen.
f) Nach der erwähnten abbildung in Merians tppograpbie.
XXIV
den wir wol noch eine geraume zeit hindurch das fchloß als bewont
verzeichnet finden.
Die überall, one außname, widerholte angäbe, das fchloß Son-
neberg fei im jare 1596 bei dem großen brande der Itatt mit zu
gründe gegangen, ift demnach falfch. Wie dife angäbe entftehen
konte, ift faft unbegreiflich (man verwechselte die Kemmate, das
fpäter fchlößchen genante haus in der ftatt, mit dem fchloße), da
difer brand fich haus fllr haus nicht nur im Sonneberger kirchen-
buche, fondem auch in einem außzuge auß der leider verlorenen *)
chronik der ßatt (fie hieß 'das kleine ftatbuch*) aufs genaueste
befchriben findet und weder hier noch dort des fchloßes auch nur
mit einem worte gedacht wird. Die fchoßerrechnung von 1654
erwähnt noch^ des fchloßes (Cob. Geh. Archiv , uro. XLIX. blatt
132, b.) unter dem herfchaftlichen inventar mit den Worten 'das alte
fchloß, welches gantz ruinirt (d. h. zur ruine geworden, verfallen)
undt nicht mer zu bewohnen', das 'erb und zinßbuch des Ambts
Neufladt* v. j. 1659 von Georg Wildt (auf der Sonneberger her-
zoglichen amtseinname befindlich) erwähnt ebenfals 'daß einge-
gangene Berg- oder alte Ambthauß Sonneberg darauf mit alters das
Ambt gewefen. Nachdeme aber daß Ambt gegen Neußadt trans-
lociret worden, hat daffelbe etliche Jahr ein Ambts -Vogt bewohnt,
biß es endlich eingangen und alfo defolat worden, daß es nicht
mehr zu bewohnen gewefen, dahero ein Vogt in daß Städlein Son-
nenberg ziehen müßen. Der Stein find Viel zur erbauung des
rothen und grünen Bawes nacher Neuftadt davon geführt worden*.
Die mererwähnte abbildung v. j. 1648 llelt die neueren anbauten,
das fchloß Sonneberg, noch nicht fo verfallen dar, daß ire unwon-
*) Der verluft difes buches fo wie der originalien des befreiunjgsbriefeß und
anderer urknnden fand warfcheinlich in den farchtbaren bedrängniffen ftatt, die
Sonneberg zu widerholten malen z. b. 1547. 1635. 1640. 1646 erfur. Hiervon
außfarlicb in meiner gefchichte von Sonneberg.
XXV
lichkeit von außen zu erkennen wäre. Genug, die wohngebäude
auf dem fchloße wurden in der erßen hälfte des 17. jarhunderts
von iren bewonern geräumt, denen villeicht die abgefchidenheit, das
läftige hinauffchaflfen von waßer*) und manche andre Unbequemlich-
keit den hohen bergfitz verleiden mochte, worauf das fchloß almäh-
lich verfiel. Ab gebraut ift es aber nicht.
Noch füge ich bei, daß noch 1648 der ältere teil der Ilatt Son-
neberg von einer mit vilen runden mauerttirmen verfehenen ftatt-
mauer umgeben war, die noch 1663 in den ftatratsprotocollen er-
wähnt wird. Villeicht findet fich die nachricht über die leider
erfolgte völlige wegräumung difer altertümlichen zierde in den von
mir bisher noch nicht gefammelten quellen der fpäteren gefchichte
Sonnebergs.
Von der bürg, deren lezte reße auf der 'Kappel' noch jezt war-
nembar find (vgl. pg. 75) habe ich bis jezt nirgend eine urkundliche
nachricht auffinden können. Gehörte fie etwa zur bürg Sunnenberg?
Die ebenfals weit außfchauende bergfpitze, auf der fie lag, iß nur
durch eine nicht tiefe und jähe in wenigen minuten leicht zu über-
fchreitende einfenkung vom fchloßberg grtrent.
*) Der *Waßerklepper^ fpilt in den fehoßerrechnungen eine große roUe, eben
fo das waßergefchirr, die kufen u. f. f.
Berichtigungen.
pg. 34, lezte zeile flreiche källa* und fuge bei: vereinzelt auch vor anderer dop-
pelconfonanz , z. b. lätt ^ galätt von leut9n mhd. liuten ahd. hlutjan, Ton
blüt, lut.
pg. 25 z. 13 V. u. Die denung einlilbiger nomina fcheint früher durchgreifender
gewefen zu fein ; man I^rach z. b. früher duuerf jetzt fagt man darf; formen
wie horfiy dam u. a. lauteten in der älteren mnndart wol ebenfals J^mitfrn^
duuern. Wie oft, ift hier älteres und neueres neben einander vorhanden, biim
ift älteres biren (pirum; ahd. aber bira) die länge von biirn ift alfo folge der
gewohnliehen, auch der fchriftTprache zu kommenden denung ('birne' ift eine
nochmalige Weiterbildung von 'biren' nach analogie andrer worte).
pg. 66. *fatz9n* fcheint richtiger als in fteigerungszufammenretzung (pg. 35) Hebend
zu faßen. Die betonung fpricht indes dafür es als felbAändiges wort zu nemen.
Bisweilen ift v für f ftehen gebliben.
<%'
Grammatik der Somieberger mundart«
Lautlere.
Algemeines über fchreibung und außfprache.
Die vocale find durchauß phonetifch (jiach der außfprache)
gefchriben; eben fo die confonanten; nur ift, um die Worte nicht
alzu unkentlich zu machen p, t (außer im anlaute vor vocalen)
belaßen worden, obgleich beide überall wie h, d lauten: duu ift *du*
(latein. tu) und *tue* (facio), bei ift 'bei* (apud) und *pein', omr
(coluber) und oddar (aut) lauten völlig gleich. Wo g wie ch lautet,
ift gh gefchriben worden; wo h wie w lautet, lezteres. Die länge
der vocale ift durchauß durch die Verdoppelung des vocales bezeich-
net, um die an Wendung ungewönlicher typen zu vermeiden. Die
betonuug ift diefelbe wie in der ndh. fchiüftfprache.
a, aa {mäch, mache; mäa, mann) tiefes a, nach o hin; wie a im
englifchen all, wall.
a, cLa (hdcda, hänlein) fer hohes a, nach ä hin; man hört eine
änliche außfprache des a reicht feiten bei norddeutfchen.
ä, ää {fchäß^ fchönes; fchää^ fchön) fer tiefes ä^ nach ö hin.
au wie in der fchriftfprache.
b wie in der fchriftfprache; wo es wie w gefprochen wird, ift w
gefchriben.
ck, ck, d wie in der fchriftfprache. dt ift etymologifche fchreibart
und wie u zu fprechen (z. b. fchadt, fchadet).
e, ee {Meß, kleines; klee, klein) wie hartes e (ä) der fchriftfprache;
e ouvert des franzöfifchen.
e, ee (b'eft, belle; ßer) wie weiches e, z. b. in fee, weh; e ferm6
des franzöfiXchen (nur ift e natürlich kurz).
ei wie in der fchriftfprache.
eee {Jdeeed, kleid) beide laute getrent vememlich, wie in allen
änlichen diphthongen der mundart; das e lautet faft wie a
und fchlägt dem langen '^'e nur ganz kurz nach.
ei (fiw'ei, zwei) beide laute kurz und getrent von einander zu fpre-
cben; das ^ wird hervor gehoben, i fchlgjgt nur kurz nach.
Schleicher, Tolkstfiml! a. 8bg. 1
eu {leid, leute; mem, mäufe) wie im neuhochdeutfchen überhaupt,
alTo ja nicht mit ei zu verwechfehi, fondern echtes, tiefes
eu (äu),
9 (ackar) kurzes, faft ftummes e^ etwa wie im nhd. acker.
f wie in der fchriftfprache; auch für v der fchriftfprache (z. b.
fom, vom).
g wie in der fchriftfprache, komt aber nur im anlaute vor (gSas,
gans).
gh außlautend und vor vocalen und confonanten wie leifes cA (foght,
fough fprich focht, fouch d. i. fagt, fage).
h wie in der fchriftfprache; ftummes h fchreibe ich hier nicht
(faa, fehe).
t, ii ift kurzes und langes i.
ixe (iiefdl, efel) und iia {fchniia, fchnee), außlautender Vertreter
von üe, langes ü mit nachfchlagendem e und a.
k (außlautend auch fttr g der fchrifÖprache: laak, lang; rtnk,
ring), ?, m, n (vor k guttural zu fprechen, wie in der
fchriftflprache), ng {ßmgß angft, ring ringe pl.) wie in der
fchriftfprache.
0, 00 {hott, hat; hoor, har) kurzes und langes reines o.
ooe wol nur in fiooea (flachs) vgl. e'ee; in groo9r, bloo9r (grauer,
blauer) find zwei filben an zu nemen.
ou (nou8, nafe) beide laute kurz und beide hörbar; u fchlägt dem
nur nach.
ö, öö {<opfel, äpfel; fchwöör) tiefes ö, kurz und lang.
ööe wol nur in fchööener (fchöner); vgl. eee.
öl (nötm, näme conj. praet.) ö und nach fchlagendes i (wie bei ä*).
p ftets wie b zu fprechen; etwa wie b in abdecken.
q (= k vor u) r, f, ß (nur etymologifch , nicht in der außi^rache
von f verfchiden) , fch wie in der fchriftfprache ; wo f wie
fch gefprochen wird, ift auch lezteres gefchriben {jchtout
fpr. fchdoud ftatt).
t ftets wie d.
u, uu kurzes und langes u.
uue, im außlaute uua {gruueß, groß ; miia, fo), langes uu mit nach
fchlagendem e und a.
ü, üü kurzes und langes tiefes ü (ja nicht i-änlich zu fprechen).
üüe (üüd, öl) langes üü mit nach fchlagendem e.
w {houwdr, haber; vgl. oben unter J), z, tz wie in der fchriftfprache.
' wol nur in he'e, hm'm (|a ja); fer ftarker vocalanfatz (fpiritus
lenis, hiatus).
Der klang der mundart hat nichts eigentümliches oder fingen-
des wie z. b. das benachbarte hennebergifche und düringifche; die
rede klingt vilmer bei den meiften trocken, ja geftoßen. Man fpricht
meift fchnell. Wenn man fich der hochdeutfchen fprache bedient,
fo wird doch f im wort- und filbeil-anlaute vor t und p und femer
nach T ^iQ fchy t und p überall wie c2 und h, a wie a gefprochen
und e von e der mundart gemäß gefchiden; dem langen e^ ö (außer
vor r) fchlägt man ein i und dem langen o ein w nach (j^el, fchöin,
r(m8 = efel, fchön, rofe); eben fo bewart man meift die gefetze
der mundart in betreff des außlautenden e und delTen Wegfall, man
fpricht auch ftets m fllr außlautendes -ben (f. u.). Folgt man der
läid. fchreibung genauer, fo wird das uns Sonnebergem völlig wider-
ftrebende auß lautende e ftark betont ('fache, rofe* z. b. faft wie
ßcha, roufa, *witwe* fogar wie wilw'6i außgefprochen; in der mund-
art lauten dife worte ßch, ruues, witfrad).
T c a 1 e.
. Zufammenftellung der vocale der Sonneberger mundart mit denen
des mittelhochdeutfchen. Die vocale find alphabetifch geordnet. Alles
folgende betrift nur die vocale der ftamfilben, über die der bü-
dungsfilben handelt ein eigener abfchnitt.
a = mhd. a. kammdr, klammer, amma, lamm, fchtamm, fchwcmm
(mfc. fpongia), fchwamma (fem. fungus), mannighdr (mancher), pfmm,
fchjpann, dcmna (tanne), ann^ (ander), immnel (mandel, 15 ftück),
m^nnalkam (mandelkern) , hänndl (handej), wännal (wandel), an, fän
(von, mhd. auch van)^ lach pache), mach, fach,fchwach9r, wach,
ack9r, back, naclc9n, nacket, toacker, alatt9r, matt, fätt^l, fat(0t (vater),
ratt, fchtoMs (loco), ou fchtamn (ab ItattenJ, gaß (gaße), faß (capio),
waßdr, wayff^r . (madidus) , gWitz, katz, fchaJtz, kratz, gaü, lau, faü,
wall, nwrr, fchtarr, l&pp9n, bapp9l (populus), fchnapp, kapp, gaff,
off, pfaff, fchaff, apfdl, fnußfchtapfdu (pL), napf, dapfer, fchwatb,
haibdr (z. b. ich homna halber gaam, ich habe es im zur hälfte gege-
ben), foM (falbe fubft. fem.), gätahen, balken, falk^ (falte, sinus), alt^,
kalt97', halt (teneo), fchpalt, gewalt, walt, falz9n, falfchdr, färb (color),
darb, garb, arm (pauper, brachium), darbarm (erbarme), darm, garm
(plur. zu garb), fchwarm, warm, warn (warne), fchprnn, härpf (harfe),
fcharfdr, mark, fchtarkar, garOn, fchwart, fchwarzer, amfchdl (amfel),
hampft (hanf), fampft (fanft), angel, cmgß, fchUmga, fchtanaa, g^ganga,
gehanga, fang, fchwangdr, zanga, langer, kranher, fchand, land, rand,
^ f oft, frei
ganzer, kraft, frewndfchaft, ak/i (achfe), däks (dachs), wäks (wachfe),
wäks (wachs), acht, achtung, nacht, macht, tracht (cupio; ein korb
voll ift troughdt), afchdr (mafc, afche), nafch, dafch (tafche), ßafch,
wafch, kafi^n, laß, laßer, pfiafter, daß (tafte) u. a.
a verkürzt ^uß mhd. d. dacht (dähte cogitavi), gedacht (ge-
däht), gebracht (gebräht, nhd. gebracht), dacht (ahd. däht, docht),
hamm (1. 3. plur. praes., infin. mhd. hän, habemus, habere, haut
habent), awna (äne, nhd. one; fine), mann (mäne, mond), ja (unbe-
tont, betont jau, nüid. Jft).
a auß mhd. 0. fan (von, bef. niderdeutfch van), dach (doch,
tarnen). — a auß mhd. 6. banna (böne, faba). —
In kbffdn (mhd. hoaf, nhd. häufen, cumulns) fcheint S kfirzung
von mhd. ou zu fein.
aa durch denung auß mhd. a (aa yerfchidenen urfprungs, iteht
fafb ftets vor m, n oder entfpricht einem älteren an, am auslau-
tend oder vor einem confonanten). h&amdr (hammer), laam, näama
(nomen), fchaam, mam, faana (fem. mhd. van masc), fckwaana
(fem. nhd.^fchwan masc), Aoa (han), käa (kann), käaß (kauft), m&ä
(mann), zaa (zan), öbrmäa, ebrmaaß u. f. f. inf. cbrmaana (erma-
nen), k&&b (inhd. kamp,. pecten), kräapf (krampf), dcapf (dampf),
ram)ft (ranft), kraak (krank), aaak (gang), laak (lang), /cktroäk,
gdßhimilc , füürhaak , gdtraak, /chraak emch fchäak (fchranfe), bäad
(band), pfaad, hraad, gaäz (ganz), kräaz (kränz), fchwäaa^ g&as
(gans), aach (interjection, ach).
aa = mhd. ä. fchm, fchlaan. fchlak (mhd. fl&, fl&n, fl&t; nhd.
fchlage, fchlaget, fchla^en), naa, naaar, naas (nah, propinqüus, nalier
nahes), aal (äl), /cÄftiaZ (^ftal, chalybs), fchpäa (fpan), aamachtiah
(ämehtec, onmächtig), hraamabe&r (mhd. br&ine, domflxauch), krStSm
(kram, taberna), fäama (fame, Temen), maän9( (m&net, menfis), kaan
(kän, mucor), godaän (getan).
äa auß mhd. o. waa, waaß, waat; inf. loaana; part. gew&at
(won, wonft, wont, wonen, gewont), ^9t<?aa (gewon, aßuesco), ^a-
waanot (gewonheit), d9rfaa (davon), kaänigh (honec, mel).
aa auß mhd. 6. loa (Ion), mi>, laafl^ laSu, laana (16ne, 16neft
u. f. f.), häalackdln (honlächeln), fchacby fchanfty fchaxvty jfcbacma
(fchone, fchöneft, fchonet, fchonen), fraafeftung (frönfeflunff), fraa
u. f. f., fraana (veraltet; fronen, frondienfte tun); kraa, krmß und
kraanß, kraat und kraänt p. pr. gekraat und gehraant, kraana (ftö-
neu, vgl. ahd. chronan, chronen, garrire). — kraana (kröne), »tte-
raana (citrone). Der plural von faa lautet ebenfals loa, mhd. loene.
a = mhd. e. fchtall (pl.) fchtalla (demin. zu fchtoul ftall), kam-
mdrla (dem. v. kammdr)^ kämm, kamla (pl. und dem. zu kaahy
kämm), klamm^rla (dem. zu klamm9r), manndr, manla (pl. u. dem.
zu ma&y man), hanndla (dem. z. hanndl, handel), da^chla (dem. zu
douch, dach), fachla (dem. zu fouch, fach), hachal (hechel), fchwa-
ch9r (comp, zu fchwouch, fchwach), naßdr (comp, zu nouß, naß),
faßla (dem. zu fouß, faß), matter (comp, zu mo«), fatt^r (comp, zu
fout, fatt), klatt (klette), foMl (pl zu ßtt9l), fatt9r (pl. zu falt9r,
pater), napf, napfla (plur. u. demin. zu napf)^ äff (äflfe), ack^r,
axik^rla (plur. u. dem. zu ack9r)^ lack (lecke), fakla (dem. zu fmk,
fack), fchnack (fchnecke), fchlxick9n (fteckeu), fchaiz (fchätze), kalhla
(dem. zu kolh, kalb), halghla (dem. zu holigh^ baJg), halMa (dWÄ.
zu balk9n)y falkla (dem. zu ßlk, falte), vmlddry toaldia (ptar. u.
dem. zu woold, wald), kait9r (comp, zu koolt, kalt), hah kmUla
(pl. u. dem. zu hooh, hals), fchtalz (ftelze), falfch»r, fmfcifoh (coMtp.
u. verbum zu foolfoh, falfch), toalfch, kkudirvxdfch, farh (färbe),
ga/rbla (dem. zu ga/rb)^ garb (gerbe) ^ harw (herwe, acerbus).
(comp, zu orm), warm9f (comp, zu irarm), darmia (dem. zu darv!t\
/chwarm (plur. u. verbtim zu fchwarm), fchwarmla (dem. zu vori-
gem), harpfla (dem. zu harpf, harfe), fchmfdr (comp, zu fchoorf,
ftharf), arghdr (comp, zu oorgh^ arg), fargJda (dem. zu foorgk, farg),
fchtarh9r (comp, zu fchtoork, ftark), ^ar^Za (dem. zu gartm)^ fchwaa^
(dem. zu fckwart), fchwarzdr (comp, zu fchwoorz)^ lomda (dem. zu
2ämm), fchwamm (pl. zu fchwamm)^ fchwamla (dem. zu fchwamm u.
fchwamma)^ hahfda (dem. zu Äofoi^ halm), hampfta (hänfen acy. zu
hSvmpfty hanf), amtBr, amtla (pl. u. dem. zu am^), dampfia (dem. zu
^^i7> /««^p/fe»* (comp, zu fampfiy fanft), krampAa (dem. zu kraapf,
ang9la (dem. zu amdl)^ fchlangdla (fchlangd)^ /chtang9la (fchtama\
ßtUrhangla (fäiirhäak, Vorhang), zangla (zanga)^ fchtrcmgla Ucktraak,
ftrang), hrankar (comp, zu hraak\ gdtrankla (dem. zu Q9träafc, trank),
fchrank, fchrankla (plur. u. dem. zu fchraak, fchrank), bcmcUä (dem.
zu Jaarf^ band), Irandy brandla (plur. u. dem. zu braad, braüd),
land^r, landla (pl. u. dem. zu land)^ pfand9r (pl. zu pfaaä, pfand),
rmhd^r y randia (pl. u. dem. zu rand)^ krcmz, kranzla (pltir. u. dem.
zu hraaz, kränz), fchwcmz, fchwcmzla (pl. u. dem. znfchwäaz)^ gansla
(dem. zu gom)^ fxeundfchaftlich (adj. zu freundfchaft), g9fc}dackt (ge-
fchlecht), nacht (pl. zu nacht) ^ trächtig h (trächtig), machte machtigh
(pl. u. adj. zu macht), macht (conj. praet. v. mxichm), gsmcusht (ge-
mäclite), dafchla (dem. zu dafch, tafche), fiafchla (dem. zu fiafch),
flaffa (flächfen, adj. zu flooes^ flachs), kaft9n, kaßla (pl. u. dem. zu
haji^n), afUa (dem. zu ouft, aft), gaßa (dem. zu aouft, galt), pfla-
ßarla (dem. zu pfiafhr), hakfdn (mhd. hahfe, popies), hakßgh (adj.
zu vorigem, fenig, vom fleifch) u. a.
In arldt (arbeit), afuua (alfo), aUee (allein), ant (mhd. ant, aber
nhd. ente, anas) fteht a dem mhd. a gegenüber; aam^tz (ameiße)
ebenfals mit umlaut des anl. a,
a =: mhd. e. hall (mhd. häl, nhd. hell), fall (vel, feil), fch^al-
hn (fwellen), qualbn (quellen), brachdn (brechen), fchprach^n (fpre-
chen), fchtackdny frach, zach (zeche, ordo), d»rfchrack9n (erfchrecken),
zwack (zwec, clavus), wacky awack (weg, hinweg), lachan, trofft,
aßdn, vdrgaßdn, maßdn, gefatzdn (gefeßen), faßdl, waffdn (mhd. wes,
cuias), öFaÄ (gel, gelb), falhdr (felber), halfen y faldy walt, molken,
garuy karny laarny fchtarny fardarm (verderben), fchtarm (fterben),
warrfdny warn (wärden), harz (herze), arnfty harahy karb (kerbe),
wofrky vherzwarch (mhd. twerch), garfcht9n (gerfte), rocht y fachi^riy
flacht9ny fchpackty wakf^l (wehfei), drafchm. — harr (herre auß
höriro vgl. merra), — In dacht und bracht y conj. praeteriti, inf.
dmkmy brengay ift a, wie das ä der fchriftfprache auß älterem se
verkürzt (mhd. daehte, brsehte).
aa = mhd. a. blaa (blaeje, blähe), maay naay faa, dra^a (drehe)
und fo durch alle formen, z. b. TMwfty maaty maan (mähft, mäht,
mähen), fchtaabra (ftielln, chalybinuß), jaarigh (j«ric), fear (Iffire,
vacuus), waa/r (wasre), fchaar (fcheere, forfex), fchwaar (fwaere, gra-
vis), aagmaantj fckpaa (plur. zu fchpaa, fp4n), traag (trage), ff»-
fchjpraach (sermo und difertus, in lezterer bedeutung auch gdfchpraor
chigh), ncui (nsBhe), zaa (zSBhe), gdfumddgh, dratU (pl. zu draui,
drat filum), graat pl. gracom (fem. mhd. gr&t, mfc. pl. grsBte, nhd.
gr&te, gräten), fckaat (ftsßte, conftans), -maaßigh (-m»ze nhd.
-mäßig), kaas (kaefe).
aa durch denung auß mhd. e. fchaaial (fchedel), fchmaabr
(comp. V. fchmoul, fchmal), daabr (pl. zu doul, täl), ctary dem. aarla
(ähre), haam^r, haam9rn (plur. u. verb. zu harnn^tf hammer), oroom
(plur. zu gr&um, graben), haafdla (dem. zu hovf^Uj topf), fcknaor
w9la (dem. zu fchnouwdly fehnabel), naaw9la (dem. z\iinou'W9l, nabelX
zolfchtaah dem. -fchtaMa (pl. u. dem. zu zolfchtoub^ zolftab), naagh»la
(dem. zu rumghal, nagel), waaghsn, wactghala (pl. u. dem. zu wough^n,
wagen), hraaqhdla (dem. zu hrouakan, kragen), fchlcuiglda (dem. zu
fcUough, fchlag), aaaghlich (täglich), baadar (plur. zu botid, bad),
raacUa (dem. zu roud, rad), waadla (dem. zu woudan, wade), fchaa-
d9n (pl. zu fchoticbn^ fchaden), baasla (dem. zu bous, bafe), araada
(dem. zu grom, gras), haoala (dem. zu Aot^^ hafe), naasla (Ueoi. zu
woM«, nafe), baart, baartla, baartigh (pl., dem. u. adj. zu boorty bart),
zaarOr (comp, zu zoort, zart), aarfchla (dem. zu oorfch, mhd. ars);
Aoa^ Aaa^a (häne, hänlein, pl. u. dem. zu haa, han).
aa durch denung auß mhd. e. haabn (heln, celare), fchtqabn
(fteln, nhd. ftelen), iaa^ (kel, kele), b9faal,- bdfaahn, maai, €mt
verkürzt ar (ör, is), jaardn (jefen, gären), haavy waar (wer, qilis),
(/aar verkürzt rfar (der, ille), quaar (twerch), b^gaa/rdn, haanr (heher),
fchmaar, fchtaar (fter, aries), /cÄoama (Xchämen), braama (fem. bräm,
mfc. bremfe), laab (lebe), ^aaw (leben), laawdr (leber), fchtraab
(ftrebe), fchwaai) (fchwebe), fchwaafdl (fwebel), raaf (ref, fiirca ge-
ftatoria), kaafdr (kevere), gdlaaghdn, pflaagkany waagh, fchtoagh,
fchpaak (fpeck), flcuiky blaach (blech), baach (pech), gefchaan (gefche-
hen), faan (fehen), fchwaar (fweher, focer), laa, laaft, laana (len
u. f. f., inf. lenen), faad9r, gdhaat, jaatariy trodt^n, laafdUy gewaa-
fdriy naama (nemen), fdrfchaamt (verfchemt), aardan (erde), waaf%
rmaft (neft).
Vereinzelt entfpricht waaß dem nhd. wanft. — mm ift nein
(man hätte nee erwartet was fich aber hier nicht findet).
aa = mhd. ou (vor labialen auch da, wo umlaut erwartet wird).
dcua (tou, tau, ros), fron (vrou, frau), genaa, ladLich (lau), haah
(haue), b(mm (fing. u. pl., bäum u. bäume), baamdln (bäumen verb.),
traam (träum), traama (träumen), g9traamt (geträumt), zaam (zäum,
frenum), zaamay gezaamt (verb. davon), fchtaab (ftaub), 9s fchtaait
(ftäubt), fchtaabla (ftäubchen), daab (taub, toll), Ä:aa/* (kauf, fubftant.),
laafm (laufen), laafer (lauf er), raaf (raufe im ftall), daaf (taufe,
baptismus), traaf (traufe, ftillicidium), a^agh pl. aaghdn (äuge), dcuigh
(mhd. touc, nhd. tauge; das aa bleibt wie das au der nhd. fchrift-
fprache in allen formen: daaghm inf., daaght conj. praet. u. f. f.);
(my jezt auch (mch (auch, etiam), ramhy raach^n (rauch, rauchen).
aaghdnbramna (augenbraue, braama wäre nhd. brauwene, m = wen
f. u.) — In fchaam (davon das verbum fchaam, fchaaihfi u. f. L inf.
fchojama fchäumen), mhd. fchüm, nhd. fchaum iteht aa einem mhd.
ü gegenüber; nach Grimm gr. I^ p. 195 ift aber eine nebenform
fchoum fchon mhd. möglich. — Man bemerke tmgdfchtaam auß unge-
ftüeme.
au = mhd. H, nhd. au. bau, trau, fau, lauß, trauß, baut,
traut, baun, traun, maul, faul, bafU9r (bür), mauar, fau0r, trau^r
(wie nhd.), kaum, pflauma, dauma, braun, lau (lüne, indoles, aflfec-
tus), zäun, kaum (hübe, tegmen capitis), träum (trübe, uva), pflaum
(pflüme, pluma), davh (tübe, columba), fauf, auf, brau^ch, battch, rauch
(rüch, hirfutus), fchlauch, dauoh (tüche), fcJtUmd (ftüde, frutex),
IrauJt, haut, kraut, laut, ßch mauß9n (müzen, pennas mutare), auß,
haus , kraus, laus, maus, daus (tüs, binio), daufdnJt (tüfent), laufch
(lüfche, delitesco), raufch (rüfche, ftrideo), fauß. — In ^rfeww (fides)
entfpricht au unregelmäßiger weife dem älteren ou\ das wort ift auß
der fchriftfprache entlehnt. — In fchlaum ift au = mhd. i, nhd. ei
(film, fchleim; au dürfte hier durch rückumlaut auß m entstanden
fein, vgl. reum = rim, reim; fcheum = fchlbe, fcheibe).
ä (Verkürzung von nhd. eu) = mhd. iu. käUa (dem. v. keul,
mhd. kiule, clava), mdUbr mäüa (pl. u. dem. zu matd)^ lätt, lätß
(2. 3. perf. fing, praef. zu leut, mhd. liute, fono), b^dm, badäm
(bediute, fignifico), bdträght, b&Wäghft, fläght, kracht, zächt, rückt
(zu betriegen, fliegen, kriechen, ziehen, riechen), lächtar, lächon
(leuchter, leuchten), f9rdräßt, gäßV, fiäßt, gdnäßt, fchäßt, fchläßt
(zu verdrießen, gießen u. f. f.); ßfß, foft (eben fo zu faufen). —
Da in pfeufdn, greufm m für mha. % nhd. d ein getreten ift, fo
bilden auch dife zwei in der 2. u. 3. fing, praef. pfäfß, gräfß;
pfäfi, gräft —
Als Verkürzung von nhd. m = mhd. öu fehen wir ä in häfia
(dem. zu haffdn mhd. houf, cumulus); läft (3. perf. fing, zu läf
mhd. loufe).
ä = ö, ii, däm9r (pl. zu dorn), kärrda, käm^r (dem. u. pl. zu
korri)^ hämla, hämtdr (dem. u. plur. zu hom), kärb ^1. zu korV),
därfar (plur. zu duuerf; jezt meift dörfdr pl. zu dorf)\ efer fädd^r
(im hiefigen halbhochdeutfch tfor fördar, r ift auß gefallen, fchrift-
fprache: der vordere), käUa (jezt auch fchon köUa, dem. zu kuuebn,
kole, carbo), färch, färchß, färcht, färchdn u. f. f. (fürchte, fttrch-
teft u. f. f.)
ä ift durch Verkürzung auß <b entftanden nur in fchänn^r, fchänß
(compar. u. fuperlat.), fchäß (neutr. fing, zu ßßiää, fchoen).
da •= CB (nur vor n und außl.). fchää (fchoen), fdrhää, -hääß,
'häätf 'hääna u. f. f. (hcene); flää (pl. zu fluuech, pulex, mhd.
vloch pl. vloehe) und das verb. flää, flääß, fläät, flään u. L f. (flöhen,
flöhe abfuchen).
e = mhd. e (nhd. e u. ä). fchperr (li)erre), aerr, dmrm^r (pL
zndarm)^ werm, werma (wärme fubit., wärmen verb.), fckurfy fdhmr-
pn (fubft .11. verb. ZM/choorf^ fcharf), fchterk, fckterk»n (fubft. u. verb.
zu fchtoork^ ftark), /chwerz, fchwerzdn (eben fo z\i fchwoon^ fchwanX
merz (martius), eTw9l (ärmel), fdrderb (perdo; f9rdarb ift pereo),
fckterb (interficio; fchtarb ift morior), eri, herwdk (herbft); fohweek,
fchwechdn (fubft. u. verb. zu fchwoitch, fchwach); kemm (kämme verb.),
Iemm9r (pL), fchwemm (diluo), kemm (hemd) , /iewm (fremd), hrempf
(pl. zu kräapf), dempf (pl. u. verb. zu daapf); brenn, trenn, wmmj
nenn, zenna (dat. pl. v. zaa, zan), engßlicn* benk pl. ieni^n (bank,
bänke), krenk (lübft. u. fing, praef. verb.), fenk, dmk, lenk, /chenk,
trenkj fckwenk, fchenk^l, fenat, btngil, fcktmg^l, vneng, geng (pl. xu
g&ak, gang), breng (afifero), /chpreng, fchtreng^ zweng, heng, f^rfeM,
{f9meng, gddreng , eng, engdl, leng9r, leng fcomp. u. fubft. zu joa«,
ang), heng/i, encbm, pfendan, blencbn, fchevidan, wendm, benebr,
bendsil, hend (fing. u. plur. band, bände), wend pl. tuenden (wand,
wände), brent gabrent, nent ganerU, kent gekent, wend g9weni, gen»
(pl. zu gaas)^ glenz (fplendeo), genzlick, m^n/cL
e fteht dem mhd. a gegenüber in der/ (darf; e bleibt aber in
allen formen: derfm, gdderft, derft u. f. f.).
e = mhd. e in gablerr (geblerre, clamor), fempft (f6nf, finapis).
e gekürzt auß mhd. ^. merra (merre auß mSriro), ferra (coiAp.
zu ßir, valde), erra (comp, zu mhd. er prius); fcktenna, genna (mhd.
ft§n, gßn), erfcht (erfte), weng (wenic).
e gekürzt auß mhd. ei. bmna (dat. plur. v. bee^ bein), fchtenna
(fchtee ftein), ren7ia (ree rein, feldrein); enn (einen, acc. fing, mafc
u. nom. plur. v. ein, unus), wechar, wechß (comp, fuperl. zu weeech,
weich); wechar, wecha (neben weeechar, weeecha nom. mfc. fem. fing.
defl*.), wechs (neutr. fing.); blechdr, blechß^ blechs (comp., fuperL,
neutr. fing, zu bleeech^ bleich), he/Jer, heft (comp., fuperl. zu k^Seft,
heiß), klennar, Meß, klenn, Meß (comp., fuperl., acc. fing, mafc,
nom. fing, neutr. zu klee, klein); brettar, bretft^ breta (zu breM,
breit); wefft, weft^ gdweft (2. 3. fing, praef. u. part. praet. zu weSef,
weife), btechft, blecht, geblecht (zu bleeech, bleiche), fechß, fecht,
fdfecht (zu feeech, urinam mitto), fchedß, fchedt {fchUed, fcheide),
eft, heßt (zu h'eeeß, heiße), hefcht, hefcht (zu heeefch, heifche);
echan, echdl (eiche, eichel), hemma (zu haus, heeem nach haus), renlc-
Uch (rein), l^tar (leiter, fcala), rneßar (meifter), weß, weß (weiß,
weift, novi, novifti).
e gekürzt auß mhd. i bella, wella, zella (dem. zu beü, bü;
weil, wile; zeil^ zile, verfus); fchlechß, fcUecht (2. 3. perf. fing, praef.
zu fchleich, ülch^) ^ Jchtrechß , fchtrecht (fchireich, ftrlche), l^^, ledt
{leid, lide), fchnedfi, fchnedt (fchneid), retft, rett {reit), bejß, beßt
(beiß), reß, reßt {reiß), gieß, gießt (gleiß), drezza (dreizehn), leckt
(leicht, lihte), fecht (feicht); -tenn (dat. pl. der deminutiva auf -la
= mhd» -lln; z. b.
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6 auß au verkürzt (der umlaut von ou ift in der mundart oft
da, wo er im mhd. u. nhd. nicht fteht). frelhn (vröulin, fräulein;
frSSsla ift vetula); hebß, hebt (2. 3. fing, praef. zur 1. perf. hac^,
houwe, haue) ; g9lebft, gelebt, part. praet. gelebt (geleeeb geloube oder
vilmer gelöube),.fe^, keft, aelceft {heeef, koufe), refßyreft, gereft^
{r'deef, roufe), defß. deft, gedeft {deeef, toufe).
6 verkürzt auß mhd. tu nhd. eu in nenza (neunzehn).
ee (am außlaute haftend) = mhd. e (vor und mit n). zee (pL zu
zauy zan), dee, deeft, gddeet, inf. deena (denen, extendere), fee, feeft
u. f. f., feena (fenen, defiderare), gewee, geweeft u. f. f., geweena
(geweuen, gewönen, alTuefacere).
ee = außlautendem ein (inlautend ift eäen od. enn = ein), ee
(ein), bee (bein), klee, gdmee, mee, meeß, meet (meine, puto, aber
meeena meinen), ree (rein, purus), fchtee (ftein), ree (rein, feldrein).
ee durch zufammenziehung auß mhd. e entftanden. fee (auß
feen und difes auß fegen, zauberfegen, zauberfpruch — feegken ift
dem fchriftdeutfcheu entnommen u. bedeutet den kirchlichen fegen — ,
davon ferfee, fdrfeeft, fdrfeet u. f. f. verfegne, befpreche). zee (ze-
hen, decem). — ee = mhd. e durch änliche zufammenziehung in zee
mhd. zßhe (digitus pedis).
ee = mhd. öu, nhd. eu im außlaute. hee (höii, heu, foenum),
fchtree (ftröu, ftreu); free, freeß, freet, freen (vröuwe, freue, laeti-
fico), fcktree, fchireeßy fchtreet, fchtreen (ftröuwe, ftreue, fpargo),
flee, fLeeß u. f. f., fieen (vlöuwe, fpüle in fließendem waßer, beson-
ders von der wäfche).
e = mhd. 6. fchmlbn (protrudere), pr'elbn, etbn (eile), fchwell
(limen), fchtülj decher (pl. zu douch, dach), fechdr (pl. ZM foucU,
fach), nky dorchneßdriy beßer, eßich, He[f (Helle, Chattus), blettdr
{blaut, blat), ßhteU (pl. zu fchtaut, ftat), redddr (pl. zu raud, rad),
bstt, retten, gleiten (laevor und laevigare), fetter ( veter e, patruus),
wiU, Udß, Udt, redt (loquitur), hetz, fetz, ferletz, wetz, netz (rete u.
rigo), b^k (becke, bäcker), fleck (blecke, nudo), deck, reck, ßck
(pl. fMfcmk, fack), derfchreck (erfchrecke tranfit.), fchmeck, fcht^k
(figo), fchtreck, weck (cuneus und evigilo), kelwer (pl. zu kalby kalb),
bäaker (pl. zu baligh, balg), wSlgher (wälze), welker {dskli.)^ gebelk,
hitd (heros), Sker (comp, zu aalt, alt), fchpelt {fchpaU findo), kilt
(kälte), fOt {faü, cado), fchpelt, fchpäUigh (fiffilis, fchpaU, findo),
{fefchmSlzt (arvina praeditus), fchmelzt (liquefacit), wetz9l (welze, vo-
uto), hihiver (pl. zu Aä/w, calamus), waßererl, erla huuek (erle,
alnus), f^, hezt^ bekt, fchmekt, wekt, gräbt u. f. f., kreften (pl. zu
kräft)^ heckt (hecht), wekß (2. 3. perf. zu waka, wachfe), wefcht
(lavat), lefckt (exftinguit), ei efckem (ein äfchem), eft, giß (pl. zu
auß, gouft; aft, gaft), l^fierlich, bSß, meß (pinguefacio) , f^t.
« = mhd. e. fchw^ter, ge/iern, hka (fähs), fälfen, fch&rm (fcherbe).
i auß i (vor urfpr. h -f conf., rr u. r + conf.). ßScht, gefecht
(fiht, gefihte), gefchecht (fit, hiftoria), richten (rMen) , fiMäohten (flih-
Sohleicher, Volkstüml. a^ Sbg« 2
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ten), g9j^ht (gegihte, arthritis), eben fo wenn % aufi kürznng von ie
entftond: n^ha (nihtes), l^ht (lieht), fechtm (vihte, viehte, pinus);
es heißt aber ftets bricht, fchpricht u. a. weil hier ch nicht auß h
entftanden ift, foudem auß älterem k. bemerke: pAichiy f^rpßickl
(nicht mit e^. — err9n (irren), ert (irt), gdfchSrr, fdrderhiy fchürh^
fdrberghty p9bergh, fcherm (fchirm), gdfchternty hart (paftor), wärt
(pl. V. würt'), herfch (pl. v. hürfch, cervus), kerfch (kirfche). —
Eben fo wenn i kürzung von ie ik: ferza (vierzehen), ferzigh (vier-
zig). — räfch (frifch vom bakwerke; mhd. rifch, vegetus).
e auß ^ verkürzt: fohtefi, fchtet (fteft, Mt), aüßy get (gßft, g€t).
^' auß SB verkürzt: hetton (haßten, auch der fing, lautet bisweilen,
wie im mhd., hm; coiy. praet. zu hmi^ habe); britjly hrett (2. 3. fg.
praef. zu broutan, braten; mhd. breßteft, braetet), lefi, leßt (zu Un^y
lä^ze; Isezeft, laezet) u. a. In allen difen fällen kürzt auch die nhd.
fchriftfpi-ache den vocal.
ee komt nur vor r vor. e'e =i mhd. e. beer (bacca), hSer (exer-
citus), miir (mare), neer (nutrio), nBerfcht^ neert u. f. f., bifchSir
(largior), ou fcheerdn (ab fondem, reinigen), wäer (defendo u. defen-
fio), zeer (confumo), feert (it).
ee = mhd. ^. beer, meift feubeer (b6r,. verres), eer (ere), ei
kSSron, ümke&r (köre, verto), leer (doceo), meer (magis), f^rmeer
(augeo), ß^ (valde).
eer fi^g. u. plur., ovum und ova, ift auß dem plur. mhd. eiger,
nhd. eier entftanden.
eee = mhd. u. nhd. ei. feeel (feil, funis), deed (teil), f^el, eee-
«lar (eimber), heeem, leeema (leim, argilla), eeen;dr (unus), kleeenar,
gsmeeenary recendr, meeena (meinen, putare), leeeb (leip, panis),
T^ief (reif, circulus), feeefdn (feife), weeefdn (weifen, evolvere), eee-
gh9ny neeegh9n, deeek (teig, maffa), bleeechy ßeeckm (fem. feich, urina),
ßeeckm (urinam mittere), ßhpeeechdn (fpeiche), ßhpeeechßly weeech,
zeSech^n (fignum), e€ed9n (eiden, eidam, gener), heeedsn (beide, cam-
•p\jiB\ fcheeedsn (feparare), bräeet, -keSet (-keit), /cAn^'ee^ (fneife, funis),
kUiedy ßheeet9l, heeeß (calidus und voco), ßhweeeß, weeeß (weige,
triticum), gdb^eeßt (gebeizt), heeesrigh (heifer, raucus), mäies (meife,
parus), deäefdn (mhd. deisme, fauerteig), fleeeßhy heeeßh^riy leSe/l
Qeifte, forma futorum), meeeft (meifte), heeez (kater, auß heinz u.
difes auß heinrich). Eben fo wo ei auß age, ege entftund: g9träeed
(getreide, getregede), meeed (meit, maget).
eSe = mhd. öu, nhd. eu; der umlaut hat fich aber in der mund-
art öfter erhalten als mhd. u. nhd. freeela (vetula, avia; vröulia),
9s 'Seeghant ßch (gefchiht etwas außerordentliches, ein omen), 9reee-
gh9nt fich (mhd. öuge, oftendo), freeed (vröude); heeet, krauth'eüet
(nicht vom tierifchen oder menfchlichenhaupte, ahd. houpit), g9lliieb
(glaube, goth. galaubja), deeef (taufe, goth. daupJÄ), keeef (kaufe),
rif^ (rauife), ßeem (faum und fäume, margo und circumfuere), Uee-
ghdn (läugne, mhd. laugen).
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ei = mhd. i, nhd. ei, bei, breij dreiy fei, freiy gefchwei (ge-
fwie, focer, affinis), Meia (klfe, furfur), heirdt, jezt meilt heirht
(hirat), fefer, feidr, geiar (gir; wie im nhd. e ein gefchalten vor r),
gadei (gedihe), zei (zihe), fei (fihe), feiar^ eben fo zeifi^^ gddeity fein
u. f. f., feindy beily Iceily feil (vile, lima), etl, zeil, weüy keimy leim
(lim, gluten), meiy dei, fei, meiner, deirv^r u. f. f., grein (grine,
gannio), fcheiny lei (lin, linum), bei (pin, dolor), wei {wln, vinum),
bakleib (kllbe, haereo), reib, fohreiby treib, leib (lip, corpus), v>eiby
bhi (belibe, maneo), re'^ (rife, pruina), geigh, neigh, fchteigh,
fchweigh, feigh, keichhu/len (klche, tuflis), keichy keich/iy keickan
u. f. f. (huften auf eigentüml. art), gleich, reich (dives, imperium),
fchleichy fchtreich (ftriche), leid (lide, patior), gafcheid, feid^n (feri-
cum)^ fchneidan, weidan (falix), neid, eital, reitan, feit (eftis, poftea),
feit9n (latus), fchtrett, weit, zeit, beiß, dreißigh, gleiß (gltze, conifco),
reiß, fchleiß, weiß (wlz, albus), eifan, hia, reißch, fchpeis, weis
(monftro, modus), heit (auß heint, hinte, hac nocte; gilt aber nur
filr das ungebr. heut, hodie).
ei anftatt eee dem mhd. ei gegenüber ift auß dem nhd. ein ge-
drungen in heü (fubft. heil, aber z. b. gaheeelt, geheilt), mei (meie,
menfis malus).
^ fcheint für älteres iie ein gedrungen und vertritt wie difes
langes e des nhd. — 'Si = mhd. S. eiwigh (adv. valde, aber iieungh
aeternus; z. b. iiewigh tmmaicotigh ewig und mein lebetage; iiewigh-
keeet), r'ei (re), fei{[G)^ /^Vda^^J (f etaube , mhd. v6ch, varius).
^i = mhd. e. leigh^n (legen, ponere), gb'ighdn (alt giieghan,
gegen), baw'eighdn (bewegen, aber: 98 riieght wn wiieght ßch niiet,
es regt und wegt fich nicht, mit erhaltenem «Ye), eilend (eilende),
treight (trägt), meüft, meilt (2. 3. perf. fg. zu raoul, male, molo).
^« = mhd. e/beib (bebe, tremo), reighdn (Tagen, pluvia), r^'igkal
(veraltet riieghal, regel, regula).
^i = mhd. ae. heit (hsete, haberem), deit (taete, facerem),
fr^ghß, freight (mit falfchem umlaute als hieße es mhd. vraegeft,
vrsBget).
ei = ei in zwei (zwei), dat. zweina.
eu = mhd. iu, nhd. eu (am), neu, fchpreu, reu, gatreu, feu
(pl. zu fau), bleu (bliuwe), bteu, keu, ebenfo keuß, keiä, gakeut
u. f. f., ewar, neu»r, g9trewdr, gahetiar, heiter, gdTneuar, teti9r, feu0r
(mit ein gefchaltenem e wie im nhd.), betd, heul, eul, keul, breun
(fuscum reddo), neu und nema (novem), netmzigh, zeun (pl. u. verb
V. zäun), fchteub (pulverem cieo), eicch, feuch, beutäl, breut (pl. v.
braut), deut (fignifico), heut (pl. v. haut), krewtar, reudan (fcabies), leut
(neutr. i!g. perfona; pl. homines; als verb. fono), krevz, Preuß, heufdr,
leu8, meus, reufan (nalTa), freimd, feucht, keufch, gareufch, deutfch.
eu unorgan. für ei = mhd. i in : pjfeuf (pfife) , areuf (grife),
fcheum (fchlbe, rota), reum (rtm, numerus), reutar (riter), alfo befon-
ders vor den labialen f, m.
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i = mhd. u. nhd. u finn^ bin, gdnotnuy fchpinn, fehpinna (ara-
nea), dinna (intus), finn (finde), gut oder atbt (dat), g9nick, dick,
fchtrick (pl. zu fchirttk), bick (pungo), fcnpiclc^ d9r quick , fchick,
fiicky nick (mhd. nicken, deprimere, aber nücken, nutare gr. P 949),
ewicky zivick9l, biok^l (gerate zum bicken), fchpiU (pl. v. fchpiH),
fcktiUy diu (anethum), viU (multum), fchwimm, tcktirnfn, wimmriy
fich^ly gdfchUch^ny fchlich (plur. v. fchliich), fchtrick (pl. v. fchtriich)^
griff (pl. V. griif), pfiff (pl. v. pfiif), g9griff9n, g^p^dn, g9fchliff9n,
fchiff biUy drüt (tertius), tritt (pl. v. trüf^, gdwitt^r, wi^raa (mtwe)^
fchnitt (pl. V. fchniit), bittar, rittar, ßrgißt, niß (lens), biß (pl. V*
biiß)y riß (pl. v. riiß), gdbißdn, vyißdn (fcire), ißt, g9wiß (gewuft,
aber mhd. auch gewilx), quiU, fchwUt, wiU, miUich (lac), hilft, müd,
fihy miky ßJh9r, widcbr (itenim), fchpitz, fitz, hitz, fchnitz, dp-
fcmfty zipply g^fchtrimn, mitt (medium), g9tü^9r (certus), ^nlfe,
fcktink, trink, wink, fink, wink^l, bind, Tchind, fchvoind, wind,
wind»!, blind, linddn (tilia), rinden (cortex), g^find, rind, grn^,
kind, rini (fluit), wint9r, blinzdln (blinzen, nictare), glim»ln (glin*
zen, coruBcare), minz (minze, mentha), lins, zins, finfiar, ^ng,
dringt u. f. f., kling , fing, fchpring , zwing, hink, rink, pl. rina,
dink, pl. ding, linkdr, dinkdl, fchimpf, bricht, fchpricht, pflicM,
drifcht, mifcht, wifcht, zwifch^n, frifchar, wifch, fifch, difch ^1. v.
witfch, fii/ch, diifch), is (ift, eft), ki/bn (kille), friß (tempus), nifl
(nidifico), liß (ars), di/bl, mi/bn (fem., mifthaufen), zwitfch9m.
ii = t. fiim (fiben), biim (auf dem lande auch bii-, bin, apis),
riim (ribe, cofta), bdkliim (bekliben), g9bliim (gebliben), gafchriim,
g9triim, fiimaß (fimeg, gefimße), lii^h (lige), fchtoiighar, iigh»l,
riigh9l, diighdl, a9fchtiigh0n, g9fchwiigk9n, wiigh (penao u. cunae),
niid9r, kiU, fchptil, fchtiil, diir, miir , iir , givr, giiw9l (gibel), ßib
(mhd. fip u. fioe), fchtriik (funis), diich, miich, fiich, fchliich, fchtriich,
fchmiid (mhd. Unit u. fmide), g9Üidj9r, friiddn, g9fchniid»n, hii (hin),
iin (eum), zun (ftannum), ^m]r (griff), pfiif, trtit, fchniit (fchnitt),
miit (adverb.; praep. lautet mA), fchliit^n (fchlitten), liiß (\e^t\
kiif9l, riis (rife), wiis (wife, pratum), ^»mw (certus) , wiif9l, ewiifii,
biiß, riiß, giift (masc. gift, zorn), witfch, fiifch, ditfch (alle nur im
fing, mit ^), friifch (als praedicat), miiß, fchtiilt (3. perf. fing.),
hiirfch (hirfe und hirfch), wiirt (hofpes), zwiim, fchtiim, hiim,
biim (fing. u. pl.).
ii = mhd. u. nhd. ie. dum (dierne, wenn es nicht auß dim
gedent ift wie biim, fchtiim u. a.), fii (fie), dii (die), toii (qao-
modo), fiä (fiele conj. praet.), ÄnV, hiir, niir9n (fing. u. plur.),
fchiir (cito), fchtiir (taurus), diir (tier, beftia), fiira (viere), rOma
(riemen, lorum), diin (diene), kiin, auf dem lande auch kii (kien),
fiiw9r (febris), diib, litb, hiib, briif, liif (cohj. praet. liefe), foJUiif
(häufiger fcldüüf, conj. praet fchliefe), fchtiif' (ftief-), diif (tief),
biigh^n (biegen), fchmiigh9n, fchpiigh^l, b9triigk9n (faJlere), fiiigh^n,
ziighal, kriigh, kriich9n, riich9n, zun (ziehen), fchiid (conj. praet.),
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liid (lied), yJwfo» (üeden), itVfen, miü (miete), briit (conj. praeter.),
giiß9n, grüß, liiß (ließe, conj. praet.), finß9ny gdnnßdn^ fchiißany
fcTdiiß^ny fchpiiß, fchtiiß (conj. praet.), prlurdriy hük (hielte, coiy.
praeter.).
In gü u. fchtii (2. perf. ig. imperat., auch 1. perf. lg. praef.)
ift ü auß e entftanden und fteht für üa (ge, fte) f. d. flg.
üa ift außlautendes 6; mia (we), fchniia (fchne), Müa (kl^).
giia, fchtiia (infin. und erfte perf. praef. fing. mhd. gßn, ften). —
pia entfpricht dem mhd. vihe (vih, pecus).
iie entfpricht inlautendem langem ä des nhd. ; iie = mhd. ^.
ßid (feie), iiewigh (6wic), iiemghkek'et.
iie = mhd. e, gliiefdr (pl. zu glimsy glas), gliief^ra (gläfem,
mhd. glefin), fchliiegh (pl. zu fchlouahy flac), fchliieghdy jliiegJal,
niiegh9l (pl. zu noughdl, nagel), iiegn (egge), iiegk9n (verb. davon),
giiegh9n (jezt meift geigkdriy gegen), riieah^n (movere), b9w%iegh»n
(ganz veraltet, jezt bdweigh^n, movere), hiiegh (hege; hecke-, fepes),
ziiehn (zälen), fchiielm (fchälen), iiedal (edel), riiedy riiecbn (rede,
reden), hiieb (hebe, toUo), griiew9r (pl. zu grovh, grab), duttetan-
griiew9r (totengräber) , kiiet (kette, catena).
iie = mhd. ae. fchliiet (pl. v. fohlout; mhd. flaete, pl. v. fl&t,
infumibulum).
iie auß gedentem mhd. e. tYewi(eben, planus), üek^HviM. ekel,
mhd. erkel; davon das verb. iiekdln), Uiedigh (ledec, ledig), priie-'
digh (predige).
niiet (nicht) fcheint reft des alten nieht, niowiht zu fein. — In
g9niiexü9l (genibele, feiner regen), und wiierz (würze beim brauen;
doch wol das mhd. wirz, aroma) hätte man ii (nicht iie) erwartet
= mhd. u. nhd. o. foUy hoUar (fambucus), g^fchwolhny 'kotier
(morbus equi), wolUn (lana), doU (toll, ftultus), foUdr (plenus), zoll
(telonium), lock (cincinnus), fock (foccus), garoch^n, gakroch^n, gd-
brochauy gdfchprock^n , gafchtocfmi y nochy woch (hebdomas), brocken
(fruftum), zock (rapto), glock, lock (allicio), d9rfchrock9ny dock (tocke,
pupa), gotty rott {cohors) ^ fchpotty hopfdn (humulus), klopf auy fchto-
pfauy tropfmy gdtroffany cjpn, hofdriy gdloffan (nach falfcher analogie
fftr galacfdn)^ fdrdroßdny g^acßariy gafloßan, gdnoßauy gafchoßdUy 09-
fMoß9n, frofty koßmy docntar (filia), gafocmny gdflocht^ny gddro-
fchany folghiny foCky hclßdr, fchtohy gdwoU (part. praet. zu wül)y
fargoüiny d^rworm, (erworben), gafchtormy dorriy horriy korriy zorriy
korby gaborghariy borgk^Uy morgkan, fchtorch, morch (morchel), loroh
(fungi genus), dort, morty wort (älter wuuert)y borfckt (borft, feta). —
= mhd. 00 in roßy auch rossy plur. nur rossy mhd. roft (craticula).
o = mhd. u. nhd. u (vor rr u. r -|- cont) fchnorr (fnurre),
fchtorm, worm, dorn und dorm (turn, türm, turris), gorgkaly dorch,
borgh (burc), korZy toorzal u. a. m. — orii (urina).
o = mhd. u. nhd. a. bloU9r (blatter), gafottar (gevatter), Neti-
fchtott (Neuftatt), Neufchtomr (adj. davon); wos (wag, quod), hoüy
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kalb, holm, olw9r (alwsere, albern), boligh (balg), holiek (kalk),
foglu (fagt), orghdr neben dem regelmäß. argh9r (praedic. ot>rak,
arg). — = mhd. d, nhd. a in hoß, hott (h&fb, h&t, habes, ha-
bet), laß (neben louß^ lä;, nhd. laß), g9loß9n (gel&zen, gelaßen).
00 (nur vor r, l und auß gefallenem w) = mha. 6. moor^ roor^
oofiy door (tor, ftultus).
00 = o. g9boordn (geboren), g9Joi>r9n (gegoren), g9fchoor9n, g9-
fchwoordriy f9rloor9n^ g9fro&r9n^ door (tor, porta), g9woom (ge-
worden).
00 = mhd. d. klooa (mhd. klä, klaue), krooa (kri, krähe),
bloo9r (bläwer), groo9r (gräwer); boor (bare, feretnim), hoar (hAr),
jooTy fcktoor (fturnus), woor (war, verus), woordn (faünus), modß^
mooltj gdmoolt (2. 3. perf. praef. zu moul, male, pingo).
00 = mhd. a (nhd. ä und vor zwei conf. a). fchoor (fchilr),
fchpoor (ii)are), fooi-, pl. foordUy woor (war), tooo^rf (wald), ooUy kooli,
moolzy foolzy fchmooh, kools, foolfch^ gdmooln (gemaln), goom, fchocrf
(fcharf), oorghj foorgh (farg), fchtoork, oort (art), boort^ fchpoart,
zoortj zoort9r (teuer, oo bleibt hier auch bei ilexionsendungen), noorB,
fchwoorzy oorfch (mhd. ars).
ooe = mhd. u. nhd. a. nur in /looesy flachs.
ou = mhd. ä. blau (blä, coeruleus), grou (grä, cinereus), Jcm
(neben jaa und Ja, ja), dou (da), ^/bw (pfäwe, pavo), mottl (m&le,
pingo) , fchtoul (ftäl, chalybs), (mwrf (äbent), Ichouf, fchlouf, fchtrouf,
doufdl (täfel), fchwoughdr (fch Wäger), frough (frage), wough (wl^e),
brouch (bräche), nottck (nach), fchproitch (fpräche), oudor, noud9l,
out9n (ätem), brout (brate), nout (nät), rout (rät u. rate), fout (fül,
feges), fchlout (flät, infumibulum, nhd. fchlot), louß (läge, fino),
/chtrouß (fträge), mouS, blous (bläfe), ouß (äs, cadaver).
ou = mhd. a (nnd. meift ä). fchmoul (fmal), doid (tal), wcml
(wal), fcktotd (ftal, ftabulum), groum (graben, föfla), Imd (ladd),
loud^n (laden), g9roud, fchouddriy wouddriy boud (balneum), rond
(rota), blout (folium), gloiU nnd alotUigh (glatt), fchtout (urbs), hnä
(fatur), nouß (madidus), fouß (faß, douum), bom (bafe), glms (gras),
grousy (gras, herba), hou8 (hafe), nous (nafe), zolfcktomy ou (ab),
ouw9r (aber), grovhy kou (habe), homod^r (haber), nouw9l (nabel),
fchnouv39l (fchnabel), zouwdl (zabele, zappele), hxmf9n (hafen, olla),
klougk (klage), Icrough^n (kragen), nough (nage), nougk^l (nagel),
fougk (fage), tro^igh (trage), fcklough (fchlage), dough (tag), waughMm
(wagen), mough (mag), fouk (fack), ouk, meift pl. ouksm. (agene,
flachsfchäben) , douch (tectum), fchwoticky fouchy ouß (all), gcu/l
(galt).
ö = mhd. u. nhd. ö. bock (bocke, plur.), röcky fchtöcky fröfck,
fröfchlay abgöttary löck9r^ Höch^r y dörfdVy örtavy knöpf y hnJöpßay
tröpfla, zopfy zöpflay lökla, bökla, rökla, dökla, löchlay blöcnla,
döchtarlay wörtlay fröft (plur.), fröfhluy hölday oksla, wolf (plur.)
wUfla,
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ö verkürzt auß mhd. ce in löff9r, laß (comp. u. fuperl. v. luues,
lös), größdry groß (dalT. v. gnmeß, grög), höch9r, höchß {huue^hf
hoch), fchtöß (pl. V. fcktuueß, ftog), fchtöß, fchtößt (2. 3. fing, praef.
zu fchtuiießy ftoge).
ö = mhd. u. nhd. o. ob (ob), wölt, ßU (conj. praet. zu wiUy
foU), oft (oft).
ö = mhd. u. nhd. ü (durch einfluß von *•). dörr (dürre, torridus),
g9w6rm, wörm9r, dömvdry älter dörmr (pl. zu dorn, dorm, turris),
prdörh (verdürbe conj. praet.), fchtörb, wörb, worfdl, börgh (bürge,
vas), börgkdr, wörgh (ftrangulo), gdbörtigh, görtdl^ börz9l, körz
(kürze), g^wörz, wörzdla (dem. zu worzdl), fchtörz (ftürze, verb. u.
fubft,), börfcht (bürfte), wörfcht (würfte, plur.), dörfchi (dürfte).
ö = mhd. u. nhd. u in förcha (furche, fulcus).
ö = mhd. e, e; nhd. e, ö. ölla (eile, elliu, nhd. alle, omnia,
und von da fich weiter verbreitend), öÜ98 (alles), höll, aber^A^iK-
maaßigk (helle, infernus, fbg. Kelly fem., ift der ort hinter dem
ofen), gdwölb (gewelbe), zwölf, zwölf a (zwelve), öhodra (comp, zu
olwdr, mhd. alwaere, nhd. albern), öpfdl (epfel, pl. zu apfdl), fchöpf
(fchepfe, haurio), löffü (leffel), öpp9r (etwa), dörr (derre, torreo),
tröpp (treppe, mhd. trappe), fcklöpp (nhd. fchleppe), wöss (ahd.
weHa,, wespe). ö für e alfo häufiger als in d. nhd. rchriftfprache; da-
gegen heißt es lüfckm (exftinguere), nicht löfchen.
6 = mhd. 8B in fchtöfß, fcJdöft (flaefeft, flaefet, 2. 3. perf. fg.
praef. zu fchZovfdn^ fläfen) und fchlöfrigh (fchläfrig).
ö = « oder vilmer auß i', welches vor r in der mundart für i
ein zu treten hätte, in wörfß, wörft (wirfft, wirft), wörfcht, ward
(2. 3. lg. praef. wirft, wird), wörd (wirde, dignitas), wörz (wirz; lez-
tere beide find durch nhd. würde, würz, bedingt). — Für mhd. üe,
nhd. ü fteht ö in nöchtdr, mhd. nüehtemin, nhd. nüchtern.
öö (mit feltenen außnamen nur vor r) = mhd. ce. höör (hoere),
Tioud^loör (nadelör), röördn (canalis), d^rfröördn (cauf. zu erfrieren,
erfrieren laßen), fchtöördn, b9töör9n. — öö = mhd. e in fchwöördn
(fwem), lööb (lewe), wie im nhd. — öö = mhd. a wol nur in dööa,
mhd. dag, nhd. das, demonftr.; die conjunction daß lautet daß;
beide formen, daß wie döös, weifen auf unorganifchen umlaut hin.
öde nur in fckööen9r, fchööena u. f. f., fchööen^r, fchööena fcheint
durch nhd. einfluß entftanden, da man nach fchäß (fchoenes), fchää
(fchcen), fchänmr (comp, fchoener) ää erwarten folte; wie auß hoenen
hääna wird (f. 7.) \md auch o und d vor und mit folgendem n
in den ä-laut über gehe» (f. 3 und 4).
öl = mhd. u. .nhd. se (hat feinen fitz im conj. praeter.), föiß
(föBje), öiß («ge), prgöiß (vergaege), fröiß (vrseze), «öm (naeme),
höim (kfieme), göib (gaßbe), d^rfchrötk (erfchraeke), cötgh (laege), kröigh
(V. krügk^n^ adipisci, welches wie liigkan^ jacere, flectiert wird),
tröif (traefe), bröich (braeche), fchpröich, fchtöich, gdfchöi (gefchaßhe),
föi (faehe), böit (baete), löia (tefe); öißer (pl. zu ouß, fis, cadaver).
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In höi = hoehe (altitudo), enti^richt dt geeen die analogie dem
mbd. u. nbd. ce. Da beim gebraucbe der bocbaeutfcben fprache für
ce meift öi außgefprochen wird (f. 3), fo ligt es nabe hier fchriftdeat-
fchen einfluß zu vermuten.
u = mbd. und meift aucb = nbd. u. kumm (kam und kom,
nbd. komme), wilkumm (willekum und willekom), fcheumm, frumm
(vrum, nbd. fromm), fummar (ftimer, nbd. fommer), krumm9r (knim-
ber, curvus), hammar (kumber), dumm (tump), dummer (tamber),
danfiar (duner und doner), brunn, brunna (fons), funn (funne, nbd,
tonne), wa (und), hunnart (hundert), ^9/wnna (gefunden), wunwar (wun-
der), fchtunn (ftunde), butt9r, fchupp, fehnuppan (fnupfe), rupf, trudeln
(mbd. trucken, nbd. trocken), duld (tolero), gaduld, fchutd, a9fchwulßf
frwmt (vrumt, nbd. fromt, peragit), krumb (krump, nbd. kminm),
fcktumpf, fumpf, zumpft (zunft), brumpft (brunft), zuhumpft, hunff9r,
Itmga, zunga, gazvmnga, gafchprunga , gafunga, jungar^ endung -wm
(früber u. auf dem lande -ing)^ junk (nbd. jung), fchprunk (nhd.
fprung), dunk (tunke), gafunkan, gatrunkan, funksln, g9bund9n, g9-
vmndan, adfundar (fanus), lounddn (vulnus), zundar^ bund, grund,
kund^ pfund^ gafund, wund (vulneratus) , mtmtar^ bunOr (varios),
untan^ aruiiian, runzal^ fchmunzdl^ uns^ wunfch^ dunft^ gunß^ kunfi^
luft^ duft (tuft, pruina; nur in difer bedeutung), fruchte flucht^ mdu^
fuks (fucbs), bruft.
u = mbd. o (d. b. die brecbung unterbleibt in) gakumma (ko-
men), gdnumma (genomen, beide mbd. aucb mit w), breukum (briute-
gom, nbd. bräutigam), gafuffdn (getoflfen), fvln (toi, nbd. tole; folea),
ru88^ ruffigh (roft, serugo).
u gegenüber mbd. i in brumm (brimme), glumm (glimme), huB,
(bille), alle drei nunmer nach cl. VII. (fchwach).
u gekürzt auß mbd. uo. fuchan^ praef. fuch^ fuchß^ fucht u. tf.
(fuochen), fluchdn^ kuchdn (kuoche, placenta), kuff f. pl. kuffan (kuofe,
dolium), blumma fem. (bluome, flos), gumma fem. (guome, palatum,
gr. P 197), hußm (huofte, tuflis), duß (tuoft, facis), rft^ (tuet, facit),
muttar (muoter), futtdr (vuoter, pabulum), brnU, hnäß, gebnUt (brde-
tet, brüeteft, gebruot bat im fbg. keinen umlaut), muß (muog, debeo).
u auß uu verkürzt in der praep. uf (üf , auf) , druff (diutmf),
als adverbium aber ftets auf (z. b. mach auf).
uu wie im nbd. = mbd. ux>. hm (kuo), duu (tuo, facio), mm
(zuo), rwu (ruowe), fchuul, fchtuul^ fchnuur (fiinis und nurus), /ftinr
(fluor, terrae tractus gr. P 197), huur, ruum (gloria) -tuum, dttun
(tuon, facere), gruum (gruobe, fovea), hutf, ruuf, buugh (armos),
khmghy kruugh, pfluugh, buueh, buuchan (fagus), fchuuch (fcbuoch,
calceus), duu>ch (tuoch, pannus), bruudar , luudar, bluut, g^'^j g^^^ß
huut (pileus u. cuftodia), muut, ruut (pertica), fiuiu, wuui, buuß
(buoge), fuuß, — bruutm, 1. perf. praef. hrutu, one umlaut (brü-
ten, brüte).
uu = mbd. uu wol nur in duu, mbd, du (tu).
17
uu = mhd. u. fchtuum (ftube), fuun (fon, nhd. fon, filius),
juugk^nd, lutigh, truugh, fimigh, zuugh , druuk (druck) ,, Jchluuk
(hauftus), bruitch, fchpruibch, a9nuuß, fluuß, fchy>uß, g^bimtt, fchtmirz,
duwrfcht, wuurfcht, huufch, luttß (masc.) — dem mhd. o fteht uu
gegenüber in fchpunr^ mhd. fpor (veftigium). — In zuuw9r (zuber)
entfpricht uu dem ahd. ui von zuipär (mit zwei handhaben verfehen;
gegenfa,tz zu eim-par, eimer).
uu =^ 6 im außlaute, wo fonft in gleichem falle wwa zu ftehen
pflegt, fuu (neben fuua, f6), wuu (wo, wä); längft außer gebrauch
ift zwuu, mhd. zw6.
uua = ö im außlaute. ßma (fö), afuv^a (alfö), fchtruua (ftrö),
fruy<i (fro, laetus), druua, g9druua (minari); 7nuua (nhd, mohn, pa-
paver; alfo nicht vom mhd. man, mäge), lecJudrlwua (lichterlob). —
fchutia, uom. acc. plur. zu fchu^uch (caiceus).
utte (dem langen ö des nhd. im Inlaute entfprechend) = mhd. 6.
huuech (hoch), fiuueck (vlöch, pulex), bruuet (bröt), g9druuet {ge-
dröt), eben fo d/ruueß, druuet, di^uuen^ luuet, nuuet, ruuet,, duüet
(tot), duMeOr (töter, mortuus), bluueßy gruueß, Jduueß , luueß (16g,
fors), fchuueß (fchög, finus), fchluueß (flog, claufura), jfcktuueß (ftoge,
tundo und ftög,, ictus), kuuefdn, hiuesy huuefty gdkuueft (köfen,
reden), hmes (lös, folutus), ruues (rofe), truueft (troft).
uue durch deniing auß mhd. o. huuebn (holn, nhd. holen), g9'
fchiuuebn, kuuebn (carbo), wuud (wol), fuuel (voll), gruueb, gruue-
vo9r (rudis), fe^ttwem (klobe, lignum fissum), luueb (laus, laude), duu^
(tobe, furo), fckuu&wdr (fchober, congeries), uuem (oben), gehuuem
(gehoben), g9fchuuem (gefchoben), huuef (aula), uuef^n (fomax),
buTieghdn (arcus), gdbuueghdn^ g9luuegk9n, g9fuuegh9n (dafür meift
fchlecht: g9faugM)^ b9iruuegk9n, gdfluuegk9ny g9zuuegh9ny fuueghd
(vogel)., ruuek (rock), pfluuek, iuueky fchtuuek, ftuuegh (^g,
alveus), bluuech (bloch), Juuech (joch), luuechy buued^n (fundus),
knuued9n (knode^, nodus), buuet (nuncius), g9buuei9ny g9fuuet9n (ge-
Ibtten), duuet (tote, fponfor baptismi), kluuez (klotz), ruuez, muueft
(mos, mußcus), hnuuepf (knöpf), kuuepf, kruuepfy zuuepf^ wuuäf
(wolf), guueld (gold, aurum), huuelz (holz), fruuefch (frofch).
ü = mhd. und nhd. «. hdkvjmmdv (bekümber) , krümm (krümbe),
vmm (ümbe, nhd. um), fchwümm (conj. praet.), dümmer (compar.),
dUmij fchpünn (conj. praet.), g9würm,' münnich (münech, i»onachuß)j
gün, günna, g^günt (ü auß d. pl. günnen, nhd. gönnen, in alle for-
men ein gedrungen), kimna (künnen, nhd. können pl.), fiinn (conj.
praet. zu finna, finden), hünrvarüa (dem. zu hünn9rt, hundert), hiiU
(waßeranfamlung auf dem boden), küM (tego), fvMa (puUus equi)^ fiUl
(impleo), ß/ng9r, jung (conj. praet.), funk (conj. praet.), fund (pec-
catum), münz (münze, moneta), ünt9r (inferior), kilnft (plur.), fwmpfa
rfünfe), Äüw<.(komt, venit), km (tugurium), knüttal, nüß (plur.),
/chüß9l, fchlüß9l, gvß (pl. zu guuß), fiüß (pl. zu ftuuß)^ fcntüiz (ful-
cio, fulcrum), nütz^ fchütz, üppigh, fchüpla (fquamula), hriUk, drück,
Schlficlifr, Volkttaml. a. 8bg. 8
18
Jerück, lüde, glück , rücken (dorfum; movere üt rucken one umlaut),
fchßßjck, flück (vlücke, par volatui), g9lilbd, ßff (conj. pr. zu famr
f9n)y küch9n (culina), brück, fchprüch (pl. zu bruttck, fchpruuch\
frücht (pL), bü^ (büchfe), füks (pl.), Mpw (pulvinar), brü/t (plur.),
mich g9lü/t (cupio), bv/ch (pl. zu buufch)^ hüfch (hübfch).
ü = mhd. und nhd. ö in mücht, conj. praet. zu mough (mhd.
möhte zu mac). — ü fteht nhd. o gegenüber in: fchprüßdt {ii^To&e^
gradus), gemuckt (part. praet. zu mougk^ gemocht).
ü = i und häufiger == dem zu i verkürzten ie: nüm/t, nümi
(nimft, nimt 2. 3. perf. fg. pr. zu naam); ümmar (immer auß iemer),
nümma (niemen, nhd. niemand), güng (conj. praet. zu giia, gehn;
gi^nge), füng (fienge conj. pr. z\x fang)^ fchprütz, fckjmUz9n bewart
dagegen ü mit recht.
ü auß mhd. üe verkürzt, künndr (hüener), gdblümt (geblüemet),
Uwmla (blöemelin; blumma = bluome), fchtünd (con}. praet. ftüendeX
bück9r, bückla, düchdr, dückla (zu duuck)^ kütft kütt gakütt, wüJtft
tüüU g9tüüM (aber 1. perf. fg. pl. praef. küüt, hüüt9n; wüüt, umüi9n\
güä9r (jil. zu guut, guot, praedium), müM9r, müß9n (müegen).
üü gedent auß mhd. ü. fuün (pl. zu puun; füne, filii), müül
(mül, mola), fckpüür, düür (tür, porta), fdrlüür (conj. praet.), tüUür
(würde, conj. praet.), grüüwdl (grübele, rimor), /cküüb (fchübe conj.
praet., nhd. fchöbe), küütü9l (kübel), üüw9l, üüv)9r, düügksn {wä bleibt
in allen formen, düügk, düüakft, gddüügkt u. f. f.; dameben gilt eben
fo daagken-, das ü ftamt auld dem plural), müügkm (mügen, nhd.
mögen), müüghlich (mügelich, möglich), flüügh^l, züüghdl, züügh
(pl. zu euugh)^ büütal, fcküütal (nhd. büttel, fchüttele).
üü unorganifch fttr te in lüüghan, 3. perf. lüügkt (mhd. liegen,
mentiri; aber ftets bstrngkdn, 3. perf. b9tTäght)\ fcklüüf (neben fckliif^
mhd. fliefe, conj. praet. zu fchlmfdn, fläfen).
üü = mhd. üe, küü (küeje, vaccae), früü, blüü, brüü, glii4£
und in den andern formen brüüft, blüüt, glüün, geglüüt u. f. f., trüü,
trüü9r (trüebe, trüeber), rüürdn, fcknüür, füürdn, füür (conj. praet.
zu foor^n)^ rüüma (rüemen), grüün, grüüb (conj. praet.), küiib (conj.
praet. zu küem, heben), üüb (exerceo), krüügk (pl. zu kruugk, ur-
ceus), fick bdklüügh^n, gdnüügkdn, rüügkdut (accufare), /chlüügJi
(conj. praet.), trüügk (conj. praet.), büücha (buchen, fagineus), brüü-
der, müüd, aüüt (güete), hüütdn (cuftodire), küütla (hüetelin), küüt
(cultodio una pilei), vmütan (infanire), g9müüt, büüß9n, grüüß^n,
p&üß, füüß (pl.), wüüft (wüefte), wüvfch (conj. praet.).
üüe = mhd. u. nhd. o?. blüüed (bloede), üüed (oede), rüüeton
(rcete, rubor), vnrfchrüüetigh, nüüetigkj düüetlich, blüüeß (bloßßeX,
qrüüeßm (groeße, magnitudo), klüüeß (klteße, globi), flüüeß (floßße),
oüüea (boefe), rüüesla (roeslein), lüües (loefe), büüeß (boefte).
üüe durch denung = mhd. ö (nhd. ce; der umlaut ift im fbg.
häufiger als im mhd. u. nhd.). füüegUU (vögelein), lüüeblich .{ISh-
lieh), dar üüew9r (der obere), küüef (pl. v. kuuef, \ioi, aula), Üüef9n
19
(pl. \,uuef9n, ofen), IvMeta (fem. zMhauet, böte, nuncius), ImvAUäBn
(pl. V. knuuedan^ nodus), üüel (oleum), üüebn (verb. davon, ölen),
hüüel (nhd. hole), auß kililebn^ hüüelung. — hiiüd^ erhalten in
hrmzbimd, n. propr. eines kleinen hügels, entfpricht d. mhd. btthel
(coUiculus); davon abgeleitet ift das verb. büüebn, den hintern, rücken
od. bauch hervor ftrecken, z. b. ar bilüeh fein buck9l^ fein bauch rauß.
Merfacher nmlant von a und ft.
Wärend die folgenden confonanten, auch einfilbigkeit oder mer-
filbigkeit, auf die itamvocale in unferer mundart einen beftimmenden
einfluß auß üben, fo daß z. b. das mhd. e nach maßgabe der fol-
genden elemente durch verfchidene laute wider gegeben wird, fehen
wir, daß namentlich die deminutiva und der comparativ nebft dem
fuperlativ fich oft difem einfluße entziehen und den wurzelvocal mhd.
a faft ftets auf einerlei art um lauten, nämlich in a oder aa; eine
änliche erfcheinung zeigt fich beim ftamvocal mhd. d im verhältnilTe
Ton conj. praet. und adjectiv; anderes, mer vereinzeltes beweilt ebeji-
&Js, daß in unferer mundart, außer der einwirkung folgender con-
fonanten und der äußeren wortform überhaupt, die beziehung der
Worte felbft auf die färbung der vocale einen beftimmenden einfluß
auß übt; daß alfo die verhältnismäßig junge d. h. fpät entitandene
mannigfaltigkeit der vocale zum zwecke der Wortbildung benuzt wird.
1. Merfacher uinlaat des mhd. a (merfache yettretang des mhd. e in ein und
demfeiben aamme).
Der comparativ (mit welchem der fuperlativ ftets geht, den wir
alfo an zu füren unterlaßen) hat den umlaut a; das vom adjectiv
gebildete fubft. äbftractum und verbum macht feinen umlaut von den
folgenden lauten ab hängig.
praedicat.
fchwoorz
fcktoork
fchoorf
warm
kraak
fchwoitch
nouß
ghut
Eben fo
ftantiven die
läßt den laut
fouk (fack)
ouß (aft)
goufi <gaft)
mit endung
fchixvrkdr
fcharf^r
warm9r
krank9r
fchwack^T
naß9r
glait^r
compar.
fchwarzdr
fchtarkdr
fcharfdr
warm9r
kranker
fchwachdr
naß9r
glaU9r
lem. abftr.
fchwerz
fchterk
fcherf
werm
krenk
fchwech
. neß
ab gel. verb.
fchtoerz9n,
fchterkan.
werma.
krenk9n.
fchwech^n.
dorchneß9n.
gl€tt9n.
wie bei adjectiven die fteigerungsformen, hält bei fub-
Verkleinerungsform am umlaut a {aa) feft, der plural
nach den lautgefetzen wechfeln. Beifpile:
dem. plur. | dem. plur.
fakla ßck. j fouß (faß) faßla fSß9r.
afUa 'ift I douch (dach) dacUa dk'ch9r.
ga/Ua g^. f<mch (fach) faohla fechr.
20
dem«
roud (rad) raadla
blout(\)]eiXt) blaada
baUcBn balkla
holm halmla
kolb kalwla
loligh (balg) halghla
lamm lamla
darm darmla
hoßd bandla
plar«
redd^r,
bleU9r.
g^belk.*)
helm;9r,
kelwdr,
belgh9r,
lemm^r.
plnr.
\ gahlc
I fcktraak
bend9r.
füürhaak füürhangla füürheng
dam.
gangla g^^*
fclUrangla fchtreng.
daapf dampfta dempf.
hrhojpf krampfla krempf.
gäas gcmsta gena.
glovs (glas) glaasla gliief9r.
fchlaugk (fchlag) /chlaaahla fchliiegh.
groub (grab) graaila griiew9r,
/cÄowfow(fchale) fchalla /chiiebn
(fchälen).
Andre fcheiden anders, z. b. pfaad (pfaud), pl. pfand^r, abgel.
verb. pfend9n; eben fo kaäb (kämm), pl. kämm, dem. kamla, abgel.
verb. kemma; gaak, gajig (f. 0.), plur. geng^ in der bedeutung Ab-
tritt' aber lautet der plural gana; fatt^r ut plur. zu fatt9r (paterX
fSttar aber patruelis (mhd. vetere).
Durch hinzutritt der nhd. denung komt fogar dreifacher umlaut
des mhd. a in demfelben ftamme vor; z. b. grouh (grabe, 1. fing,
praef.); grebf (3. fing, praef.) und dazu noch die obigen: graailc^
griiew9r nebft duuetdngrneio9r ; fchlaa (fchlage), fchlecht (3. fing,
praef.), dazu fchlaaghla und fchUieah nebft /cÄfoYe^Ä9?(fchlägel); dop-
pelter mnlaut mit denung findet uch auch in treight (3. fing, praef.
zu troughdn, tragen) und traaghdr (nom. agentis, träger).
2. Doppelter umlaut des mhd. a (doppelte Vertretung des mhd. se in ein und
demfelben wortßamme).
Schlovi (im hiefigen halbhochdeutfch fohlaat^ mhd. Hat infumi-
bulum, fehriftfprache verderbt fchlot), dem. fchlaatla pl. fchUiet^
ganz nach der regel von 1. Außerdem komt hier vorzüglich de^
conj. praet. in betracht, der den umlaut öt zeigt, gegenüber d«n
ans verbum fich an fchließenden adjectiven mit dem umlaute aa.
conj. praet. adject.
ridim (nseme) aagdnaam (genseme).
fchprötch (fpreeche) g9/chpraach u. g9fckpraachigh (gefpraeche, difertus).
frötß (frseße) g^fraaßigh,
göib (gsßbe) ig^'f^g w»*) 5^««^ (gaebe).
Wie der umlaut des a, fo erfcheint auch das a felbft vereinzelt
in verfchidener färbung zum zwecke der Wortbildung: fchxmt (ftatt
urbs), Neu'fchtott (Neuftatt), fehlet (locus); g9-fotter (teftis bap-
tismi), fattsr (pater).
IT e b e r f i c h t.
Um die bunte mannigfaltigkeit der vocale unferer mundart klarer
anfchauen und ordnen zu können, erlauben wir uns hier außnams-
weife einen blick in die urzeit unferer fprache.
*) anftatt des plural, der keinen umlaut hat.
21
Die indogermanifche urfprache befaß nach dem wa? wir erkant
zu haben glauben nur die drei kurzen gmndvocale a^ %, u und von
jedem derfelben zwei fteigerungsgrade, jeder durch hinzufügen von
a zur vorher gehenden ftufe gebildet (weshalb alTo bei a die, beiden
fteigerungen zufammen fallen mtißen, da a -f- a eben fo wie a -f- a
-f a = <^ ift). Wie fchon im gothifchen größere mannigfaltigkeit
fleh entwickelte und im ahd. u. mhd. befonders durch einfluß der
im verlaufe der zeit immer ftärker hervortretenden Wirkung der
laute auf einander die vocale noch bunter fich geftalteten, zeigt die
folgende tabelle.
A-laute.
gefchwächtei: laat. grandlaut. erfte aeigerung. zweite Aeigerang.
grundfpr. (kent noch keine a (a -j- a) <5^ (a+ Ä) ä
fchwächung)
goth. *) i u a i 6
ahd. t, e u, a, e d . uo
mhd. i, e w, ü; o, ö a, e d,as uo, iie
Maute.
grundfpr. . i (a-f-i)ö^* (a-|-ai)<J^i
goth, * ei ai
ahd. U. mhd. i, e i ei, i
U-laute.
grundfpr. u (a-f-u) äw (a-f-au) ^^t*
goth. u iu au
ahd. ü **) u, iu, io ou, .6
mhd. ü,iu^u,ü^o,ö iu, ie ou,öu^6,c^
Die laute i, u und alfo (nebft iren fpäteren durch die lautge-
fetze bedingten nebönformen mhd. e, o, ü, ö) zweierlei art; einmal
find fie urfprünglich, zweitens find fie fchwächungen von a.. Welche
von beiden möglichkeiten in einem gegebenen worte vor lige, ent-
fcheidet die fprachforfchuug oft leicht, bisweilen erft nach weiter
greifender unterfuchung; komt aber neben i, u auch a oder ein
andrer zur a- reihe gehöriger vocal vor, fo ift a grundvocal; findet
fich neben i, u eine der nur difen lauten zukommenden fteigerungen,
fo find i, u grundvocale; folcher imterfcheidender merkmale gibt es
noch mer.
Das Verhältnis des mhd. zum fbg. gibt die folgende zufammen-
ftellung; die große menge der mundartlichen vocale ließ anfOgung
an die tabelle nicht wol zu.
*) Yon der Dar gothift^exi brechang des i nnd tf fehen wir hier ab.
**) tritt auch an der ftelle yon goth. iü und «eu auf.
22
Vocale der a-claffe.
Schwächung.*) mhd. iinfbg. i, n, e, ü, ö, u; t häufig vor
zwei confonanten oder doppelcönfonanten (ÄtWy"band); feltener in
i gedent vor einfacher confonanz (z. b. wügh y wag) und in einfil-
bigen fubftantiven {güft ]/" gab, tritt Y trat). Vor altem h -f- conf.,
rr und r-f- conf. tritt e für i ein {ßcht Y fah, /cÄ^i^rJ^ y ftarb), ü
vor m (niimi Y nam); ö vor r 4- conf. {warft, ward ]/" warf, ward),
u vor mw, ^^ (Srwwim ^Z" brani , ^/^V" bal).
mhd. 6f=fbg. a, aa (JracÄan ]/ brach , /cÄtoafonyftal), erfteres
vor doppelconfonanz und zwei confonanten, lezteres vor einfacher
confonanz. Die anderen Vertreter der e- laute dürften bei dem auß
wurzelhaftem a hervor gegangenen e feiten fein (z. b. zee = mhd.
zßhen, decem, grundform dakan; wöss, litauifch vapfa, vespa).
mhd. u = fbg. w, uu, o; u vor doppelconf. u. zwei conf. häufig
{fchprunk Y fprang) ; uu befonders in einlilbigen fubftantiven vor ch,
rty rz (bruuch Y brach, gebuurtY^^^^ fuurzY ^^^^)\ o vor r-f- COnf.
(5orgfA]/"barg).
mhd. ü = fbg. ü, ö, ä, üü; ü vor doppelconf. u. zwei conf.
(fchwümm ]/" fwam, funk Y fank); ö V:or rr u. r -|- conf. {dörr Y dai;*,
g9börttghY hdir); feltener, befonders vor 771, fteht ä (gdhärriy der
grundvocal ift a), üü vor einfacher confonanz {müilghdn Y mag),
mhd. = fbg. 0, uue^ 00, u, ä, aa; o vor doppelconf. u. zwei
conf. ((for/cÄrocfe^y fchrak, ^s>^ocÄ^w |/" flacht); uue vor einfachen
conf., auch in einfilbigen fubftantiven und adjectiven (gr^Äwucw |/" hab,
vmudf grundvocal ift a, urform warkas). 00 vor r (^95oor9«|/"bar);
u vor mw, wo die brechung in im fbg. unterbleibt {gdnu)rnmaY
nam) ; a vor n {färiy von) ; aazzz on im außlaute und vor confonan-
ten {wc& = won Y wan).
mhd. ö = fbg. ö, ä, üüe; ö wie vor doppelconf. u. zwei conf.
(wöi^a, fchtöckY ^^^)\ ^ befonders vor m {kämar, ia*m?a ^ kar) ;
iiüe vor einfachem conf. feiten (At^üe^ y hal).
Grundvocal. mhd. a= fbg. ä, äa, ou, 0, 00, ooe; äift regel
vor zwei conf. oder doppelconfonanz; aa vor m, n, befonders durch
zufammenziehung von an in aa im außlaute und vor andern confo-
nanten; otf ift regel vor einfacher confonanz und in einfilbigen nonü-
nibus befonders vor chy ß, ft; ift feltener befonders vor ^-f" conf.;
00 vor r und in einfilbigen nominibus vor r-f* conf., /-j-conf.; ooe
nur in flooes flachs.
mhd. e (umlaut des a) = fbg. e, ee, a, aa, ß, ee, iVc, ei, ö, ^;
c vor nn, mm^ rr und zwei confonanten, deren erfter n, m, r ift,
feiten vor cA; ee nur auß en im außlaute oder vor confonanten arti-
*) Bei den in zwei claiTen vor kommenden yocalen iy u und der auß inen
entßandenen vocale i , o, üy ö lind beifpile der zurükfürang auf die warzelform
gegeben; bei den ändern lauten, deren wurzelvocal fich auß den vocalreihen ergibt,
ift diß nicht gefchehen.
28
lammeB gezogen o^er vor n; a vor doppelconfouanten und mereren
confonanten; im deminutiv, comparativ und fuperlativ beibnders be-
liebt; aa regel vor einfacher confonanz, der nhd. vocaldenung ge-
mäß, ^.uch vor r-f-conf., ^-j- conf.; e mit Vorliebe vor fpiranten cä,
ß> IT} ß} ß^> ^^^^ "^^^ ^y ^^9 ^h ^^9 ^+conf.; ee nur vor r; Äevor
einfacher confonanz {dy t, /*, g^ i, ly\ ei ift wol neuere form des'iYe;
ö vereinzelt befonders vor ß, Ih, If, Iw, pf, rr, alfo durch ? und
labiale bedingt; öö nur in l'ööh, fchwöör,
Erfte fteigerung. mhd. d = fbg. ouy aä, ooy a, o; ou ift
regel im außlaute u. vor einfacher confonanz h i, g, d, t, ß^ f, ch
und ß; aa vor m, %, feiten l; oo vor r. Die Verkürzung in a
findet fich vor nn, mm, cht; die in o vor ft^ tt, ß vereinzelt-
mhd. 8ö (umlaut des d) =. fbg. aa, iie, öi, ei, a, ö. a^ ift
regel im außlaute und vor einfacher confonanz; iie nur in fchliiet;
öi ift im conj. praet. regel; ei vereinzelt im conj. praeteriti {heit und
deit)\ die Verkürzung in a analog dem nhd. nur in dacht mxd. brax^ht;
ö nur in fchlöf t \or /*-}- conf.
Zweite fteigerung. mhd. uo = fbg. uu, u; uu im aoßlaute
und vor einfachen confonanten; u vor tt, mm, ff, ft und nicht auß
lautendem ch; feiten vor ß.
mhd. %e (umlaut von uo) = fbg. ilü, ü; üü im außlaute und
vor einfachen confonanten und inlautendem ft, fch; ü vor doppel-
confonanten und confonantengruppen.
Vocale der i-claffe.
GrundvQcal. mhd. i = fbg. i, ii; die kürze ift erhalten vor
inlautendem ch, ß, doppelconfonanten und mereren confonanten {g9'
toiffbr, a9wift, wtß9ny Yfiß^ g9/hhliffeny~ Slif); die denung tritt ein
vor einfachen confonanten und in einfilbigen nominibus (die im nhd.
den kurzen vocal haben; gabliimy \ih^ g9wiisyyfi&^ ün (eum)y"i).
mhd. e, brechung des wurzelhaften «, ift feiten; es wird im fbg.
eben fo wider gegeben, wie das e von unurfprünglicbem i, z. b. haar
y^hi, aar, arYi (lat. goth. i-8)\ /emp/iJ^ finapis; laam (leben y
Üb vgl. 11p), fchtaagh (mhd. ftec Y ftig).
Erfte fteigerupg. mhd. i = fbg. ei, eu, e, ä; ei ift die
regel; eu vor m und f, auch t, alfo befonders vor labialen und das
darauß verkürzte ä in pfäft, grüft ift vereinzelt; ei wird aber regel-
mäßig in der 2. 3. perf. fing, praef. der verba mit den ftammauß-
lauten ch, ß, t, d m e verkürzt; daflelbe gefchiht in deminutiven
vor II und vereinzelt in einigen andern Worten vor cht, tz, nn.
Zweite fteigerung. mhd. ei = fbg. ^ee, ee, e, ei; eee ift
regel, ee entfteht nur auß -ein im außlaute und vor flexionsconfo-
nanten; die Verkürzung in e tritt in der 2. 3. fing, praef. der verba
und im part. praet. ein, bei ftammaußlaut f, ch, d, ß} fch; ferner
im compar. u. fuperlat., auch im neutr. fing, und bei emigen auch
in andern cafus der adjectiva mit dem ftammaußlaute ch, ß, n, i}
u
im dat. plur. der nomina fubftant. mit fbamaußlant n; endlich Ter-
einzelt vor inlautendem ch, mm, u, nk, ß und vor außlautendem
ßy (L U nur im zalwort zajoH.
mhd. t =tfbg. ne, iia, ü^ ii, eS, 6e, e; iie ift regel im inläute,
üa im außlaute; für beide zei^t fich fchon das neuere et; vi nur in
^n, fchtii; ee regel vor r; ee nur in zee (z6he); die verktlrzung in
e nur in wenigen beifpilen vor rr^ nn, rfcht, ng,
Vocale der urclaffe.
Grundvocal. mhd. w =*fbg. w, uu) u vor pp^ pf, ft. eki
(/cÄwpp y" fehub vgl. fchieben; rupf y ruf vgl. raufe; zischt y z\ih^
zug vgl. ziehe, zog); uu vor einfachen confon. und häufiger. in eiü-
ßlbigen nomin. (Juughmd Y }^, i^S'^ fiuußyfLxA, luughY^^--
mhd. o = fbg. 0, uue, oo; o vor ch (örarocfen y" ruch) , ck {»och
yzug), pf {tropfBny imf), ß (g9ßoß9ny ünß) , ß (/ro^^V" f ms);
uue vor einfachen confonanten by g, ch, t, z (7w«eÄy lub, butieghin
Y hng, JuuechY jüch^ gdluuetdny \)\jii^ rauezy ruz); oo vor r (/br-
loormylxxT. lus).
mnd. ü=n)g. ii, üü; ü vor doppelconfonanten u. ß (fchlüß9l
l^fchluß, /cAü^y fchuß, /u/yfuf, ;?ücÄjy flug); üii vor einfo-
chem confon. {ßlän Y fu, f^rlüür ]/" lus, lur, /chüüb Y fchub, züügh^l
y zxig, Äüü<9Z ]/" but).
mhd. ö = fb'g. ö, üü€; ö vor pf fi n. f. f. {tröpfia Y truf, /r^J^
yfrus, frur); üüe vor einfachen confon. (Müe^a 1/ but, lüüeblich
Klub).
Erfte fteigerung. mhd. m* = fbg. m, ä; ew ift regel; die
Verkürzung in ä findet, außer in einzelnen Worten, in der 2. 3. fing,
praef. der verba mit ftammaußlaut t, g, ch, ß, f regelmäßig ftatt,
mhd. ie = fbg. ü, e; n ift regel; die Verkürzung von ie in t
und die Verwandlung deffelben in e durch einfluß des folgenden k, r
findet fl^tt vor cht, rz (Ucht, ficht^n, v'Srzigh).
Zweite fteigerung. mhd. ou =^ fbg. aa vor labialen, auch
da wo Umlaut erwartet wird {baam, plur.^, laaf^r).
mhd. o = fbg. uua, uue, oo, aa, a; uua nur im außlaut; uue
im inlaut; oo vor r; äa vor w; die Verkürzung in a bloß in bänna
(böne). .
^ mhd. öu = fbg. See, ee, e; e^e ift regel im inlaute, nur tritt
(ter umlaut im fbg. häufiger ein als im mhd.; ee fteht im atlßlante;
die Verkürzung in e gefchiht in der 2. 3. fing, praef. und im part.
praet. der verba.
mhd. cB = fbg. üüe, öö, ää, ööe, ä, ö. üüe ift im inlaut regel;
öö fteht vor r; ää vor und mitw; ööe nur in fchööena^*, fchööenaj ä
vor n nur in fchänn»r, fchänft, fchäß] ö vor ff, ft, ß, ch.
Das den grundvocal fo wie beide fteigerungen vertretende mhd.
ü ift ftets = fbg. aw, fein umlaut tu = eu, ä} die Verkürzung in
ä nur vor ü {mälbr, mäUa; käUß).
25
Die durch außftoß von confonanten entftaiidenen diphthonge, wie
z. b. mhd. ei auß ege, age (f. 10) und ie der reduplicierten praete-
rita und in 'vier' werden behandelt wie die gleichen durch fteigerung
^tftandenen laute; bemerke indes niiet = ahd. niowiht; güng, füng
= gienge, fienge.
Ton der fchriftTprache abweichendes in qnantität, brechung und nmlaut.
Die nhd. denung urfprünglich kurzer ftamfilben ift im algemei-
nen auch im fbg. vorhanden; indes hat doch oft fbg. da denung, wo
die fchriftfprache kürze hat und um gekert.
Eitifilbige nomina (fubftantiva, meift masculina, und adjectiva)
mit urfprünglich kurzem vocal, denen difen in der regel vor den
außlauten ly n, t, k, f, ß, ch, f, z, fch, ft, rt, rg , rk, rf, rfch,
rfchty rzy rn, ü, Ih , Iz, ft, pf; Wenn dagegen das wort wächft oder
urfprünglich zweifilbig war, d. h. wenn e ab gefallen ift, fo findet
lieh faft durchgängig die urfprüngliche kürze; z. b. fchtoul (plur.
fchtaü)^ fuuel (foUdr)^ zun (zinn) bleibt lang: ziindra (zinnern), tritt
(plur, tritt) ^ fchniit (plur. fchnitt)^ glout {glattar), bhvjt bildet das
dem, hldatla, aber plur. bUtt^r^ huuek, ruuek, pfluuek (plur. bock,
roch, pflöck)^ fouk (plur. feck)^ flaak (plur. flock), g9wtis {g9wi/f9r\
fouß (plur. feß9r, dem. faßla), nouß {näß9r), fluuß (ßüß), guuß
igüß), fchuuß (fchüß), fchw(mch (fchwach^r), douch (dechdr), fouch
{fachla), blaach (blachdr), luuech (löchdr), bluuech {blöchdr), griif
(plur. griff), pfiif {vfff)^ ruuez {rotzigh), kluuez (klözla), fruuefch
{fröfch), friifch {frifchdr), ouft (plur. ift), gouft (geß), naaft {naß»r\
miift {mißm), luuft {g9lüß\ wiirt (w^tshatts), oorgh (arghdr), fchtoork
(fchtarkar), fchoorf (fcharfdr), hiirfch (plur. herfch), wuuerfcht {wörfcht\
fchwoorz {fchwarzar) , zwiim , biim, fchtiirn, kiirn bleiben ftets lang,
z. b. zwiim8foud9ny fchtiirnla und und meift urfprüngUch zweifilbig;
kooü (käü&r), oolt {dUar), hooli (hälw^r), Jiuuelz (höMa), giift (g^-
tigh), kuuepf (köpf), zuuepf (zöpfla) u. a. — duitch düchlay btmch
büchar mit urfprünglich langem vocal werden eben fo behandelt
Warum mirt, hiim u. a. die denung haben, ort, hörn, dorn
u. a. nicht, dürfte nicht leicht zu ermitteln fein. Worte wie maa,
mann^r, kraak, kranker fihe unter den confonantifchen lautgefetzen,
weil hier nicht eigentliche vocaldenung vor ligt. — Wärend das
nhd, die prouomina iin, iir, miir, diir u. f. f. dent^ mich, dich,
fleh aber kurz läßt, dent das fbg. auch leztere, wenn fie nicht ganz
one fatzaccent Iteheu: miich, diich, flieh. Selbft mit wird als adver-
bium gedent: miit (z. b. naama miit ninun in mit).
Auch zweifilbige erfaren bisweilen, abweichend vom nhd,, denung
der kurzen ftamfilbe, z. b. faamdl femmel, kaai9T keller, h&amar
hammer, zoup9l auch zouwdl zappele, mhd, zabele, &o?^9r pappere
(plappere), gdfchnütm gefchnitten, gdriit9n geritten, fchUit9n fdilit-
ten, kiet plur. küet»n (^cette), bii/U^l (büttel), fchüiU»l (fchüttele) u.f.fc
«ohitiaiitr. VolkttUtul. u. üht* 4
26^
Dagegen ift die urfprüngliche kürze gegen das nhd. erhalten in
fchpill fpile, fchpilhr fpiler, ßl vil, fatt9r vater, faM9r väter, reddar
räder, wtdd9r wider; in der 3. fing, praef. der verba foght fagt,
rSdt redet, ffrSbt gräbt, eben fo in der zweiten perf: ling. praet
foffhß u. f. f. , ferner gdfchwighdn (gefchwigen) u. a.
Kürzung urfprünglicher länge findet befonders ftatt in der
2. 3. fing, praef. und im part. praet. der abgeleiteten verba; ferner
im comparativ und fuperlativ fo wie im neutrum fingularis und bis-
weilen auch in andern cafus der adjectiva, ferner bisweilen bei der
bildung der deminutiva und vereinzelt in andern bildungen. Dife
fälle find bereits in der zufammenftellung der fbg. vocale mit denen
des mhd. berückfichtigt und man wird fie befonders mittels der über-
ficht leicht finden können; auch werden fie teilweife in der wortbü-
dungs- und flexionslere nochmals zur fprache kommen.
Außlautendes ch und das gleich lautende gh fchalten zwifehen
fich und einem vorher gehenden l und n i ein: milich milch, kolich
kalch, kalk; holigh balg, plur. aber Mlghor; kaalich kelch am hälfe
(fett unter dem kinne, ahd. chelch kröpf, von chela kele); kelich
kelch, Weinglas (ahd. ehelich auß chalich = calix); münich mönch,
auch hört man manicha moul manches n^al.
Die brechung findet oft da nicht ftatt, wo fie fich im nhd.,
teil weife auch im mhd., findet. Vergl. die zufammenftellung der
fonneberger laute mit denen des mhd. unter fbg. u = mhd. o, ü =
ö, ü = o; münich mönch, küünigh könig, hiüzara hölzern, toülla
wollen u. a. hat in übereinftimmung mit der älteren fprache keine
brechung, wärend fie im nhd. ein getreten ift.
Dagegen teilt nicht nur das fbg. (nicht aber die fprache der
umligenden ortfchaften) die dem mhd. fremde nhd. brechung in der
1. perf. fing, der verba, die im fbg. auch in die 2. fing, imper. ein
gedrungen ift (fihe unten die lere von den conjugationen), fondem
es hat auch eine im eigentümliche brechung des i in e, uin o, üinö
und teilweife in ä vor rr und r -(-- conf. und des i in e vor urfprttng-
lichem h -|- conf., obfchon difes h nunmer in ch^ k über gegangen
ift. Difes lautgefetz ift deshalb von befonderer bedeutung, weil es
dem gefetze der gothifchen brechung fer änlich ift. Vor einfachem
r und A kan es deshalb nicht ein treten, weil hier immer vocal-
Verlängerung ftatt findet {düür, f^rlimr) oder auch bereits Umwand-
lung des urfprünglichen vocals ftatt gefunden hat (z. b. faa mhd.
fihe); nur im fremdworte orii urina ift u kurz gebliben, weil one
ton, und alfo auch vor einfachem r in o gewandelt. Beifpile für
diß gefetz findet man in der zufammenftellung der fonneberger vo-
cale mit den mhd. unter fbg. e = mhd. z, o = w, ö = it^ ä = ä.
Umlaut findet fich nicht feiten da, wo er dem nhd- und mhd.
ft^md ift, z. b. in den nom. fing, hmky wend, hend (wo er auß dem
älteren gen. dat. fing., oder auß' dem plural ein gedrungen ift); im
plural der nomina z. h- hünd, wdaghdn, büüeghm (hunde, wagen,
27
bogen), im comparativ und Tuperlativ der adjectiva z. b. fchtök^r,
breun0r, feuhr, feuti}9ra, föHdr, ölwdra, hörtighdVy wölfdhvy maaghdra
yonfchtolz, braun y faul, faudr, fuuel (voll), olwdr (albern), hortighy
wolfdl (wolfeil), m<yugh9r (mager); im part. praet. der ab geleiteten
verba mit dem ftamvocal a: adbrent, gdwent, cbrhent, gdnent; fer-
ner in härckdn horchen; in den von praepofitionen ab geleiteten
adjectiven: <fer üüewdr (obere), ünt9r (untere), fädcbr (vordere); in
den Verben keu (kaue), breu (braue) ift alter unalaut erhalten; eben
fo ftehen keeef, gdleeeh, reeef, deeef gegen die nicht um gelauteten
kaufe, glaube, raufe, taufe; flüütdn ift nhd. fluten; meura, bööra ift
maurer, borer; arb9t arbeit, derf darf, allee allein, ob ob, oft oft.
Um um (mhd. ümbe), heeed haupt, ßeem faum u. a. m.
Dagegen fteht rucken (movere) gegen rücken; auß a/hn gegen
auß äften (äite wegfchneiden), fuchza, fuchzigh (bemerke ch für f)
gegen fünfzehn, fünfzig, namentlich aber unterbleibt oft der umlaut
bei ftamvocal au (mhd. ou) vor labialen: draama träumen, zaama
zäumen, baumdln bäumen, baam bäume, fchtaaht ftäubt, laafdr läu-
fer (aber übereinftimmend d^rßeefdn erfäufen, ß'eema fäumen).
In laamigh {m = ben f. u.) ift die urfprüngliche betonung der
erften filbe erhalten gegen lebendig der fchriftfprache.
Tocälifche lautgefetze des anl^lantes und der wortbildungs- und
flexionsülben.
Die auf die ftamfilbe folgenden wortbildungs- und flexionsülben
(in welchen bereits im mhd. der volle vocal faft durchauß durch e
erfezt wird) haben den fo zu fagen unbeftimmten oder ftummen vocal
9; im außlaute wird difes a durch a erfezt; z. b. mdr foughdn (wir
fagen), aber mdr naama (wir nemen) nach Wegfall des n (f. pg. 31.
vgl. inl. üe, uue = aL\xßl. iia, uua). An gehängte tonlofe worte fchmel-
zen mit dem worte, an welches üe au treten, zu einem worte zufam-
men, für welches dalTelbe gefetz gilt, z. b. hotfa (hat fie), aber hotfds
(hat fie es), moughßa (magft du), moughftafa (magft du fie) u. f. f.
Die Verflüchtigung der vocale unbetonter filben geht weiter als
im mhd. und nhd. und fchont häufig felbft ürfprünglicher zuikmmen-
fetzung nicht; außlautendes unbetontes e.der fchriftfprache fält faft
überal ab. heeemat heimat, mhd. heimuot; maan9t monat, mhd. mä-
net; heirat (jezt auch heirat)^ heirat, mhd. hirät; eeedan eidam, mhd.
eidem; nächbar nachbar, mhd. nächgebür; grummdt mhd. gruonmät;
fammdt mhd. famit; hrammats -fuueghdl mhd. kränewitvogel ; armatei
(jezt auch armuut) armut, aamdtz ameiße, arwdß erbße, mhd. erweig,
arhdt arbeit, fcraafca^ kraiikheit, wo(yrdt warheit, buuefdt bosheit,
feuche, gdwäandt gewonheit, wolfdl wolfeil (comp, wölfdldr)^ barvydß
barfuß, aabdß (demiu. aabdßla) jezt nur ambdß amboß, mhd. anebög,
hampfal handvoU, wäbdrt wildbret, mhd. wiltbrsete, jwnvppr Jung-
frau, nußdr (jezt nüßhaar) nußheher, drezzat, ferz»t u. f. f. drei-
28
zehnte, vierzehnte u. f. f.; känm kirchweihe, fUbrla u. a. vilerlei;
die deminutiva z. b. rüüesla röslein; dretza, ferza u. f. f. dreizehn,
vierzehn; die endung -in mhd. -inne: troughdra trägerin, dokt^ra
doctorin; fer gebräuchlich auch an nom. propr. z. b. Schleich»ra
Schleicherin (frau des S.) u. f. f., foora vorhin. Hierher gehören
warfcheinlich auch die zwifchenzalen von 20 an, z. b. dreia dreißigh,
ßira ferziah, wo die einer doch wol 'und* nach fich hatten, dreia
fiira alfo hier für drei un, fiir un lieht.
Anftatt des 9 tritt vor ch und dem gleich lautenden gh i auf
in der Verkürzung von -tag; funtigh^ maaiigh^ dinßighy freüigh,
mtdaMigh (fontag, montag u. f. f., mein lebtag); in Ortsnamen, hier
befonders fiir -ach: Schteeenich (Steinach), Hääbich (Hönbach alt:
Hainbuch), Schteebich (Steinbach), Kraanigh (Kronach), Ktmewriah
(Koburg); außerdem in kantfchich ixBndkhxih^ hantfchuoch, hnuuewltch
knoblauch. — In der verkürzten form des beftimten artikels fleht
diß i für 9 ebenfals: m=den, dem; «i = das; vor n feltner r tritt
in dergleichen verkürzten einfilbigen worten a ein: an einen (a=:ein
ift der regel gemäß); dan den, nar nur; außerdem »: wiar (mir, wir,
man), (for u. f. f. Eine dem außlaut vergleichbare Verkürzung im
unbetonten anlaute findet fich z. b. in awack hinweg, ahei herbei,
aZee allein, azwei enzwei.
Das außlautende unbetonte e des nhd. fält ab, wirkt aber auf
außlaut und ftamvocal nach (der dat. fing. masc. neutr. bildet keine
außname, da die accufativform als dativ gilt), z. b. rink fing., ring
auß ringe pl.; junk praedicat: daar maa is junk, aber daar jung
maa, weil hier jung für junge fteht; daar maa is oolt^ aber ^oar cUt
(für alte) nma*, eben fo verhalten fich krumh praed. und krumm
(e) ; kraäk und kränk u. f. f. Das unbetonte außlautende e des nhd.
bleibt nur (der regel nach als a) 1. im nomin. accuf. fing, femin. des
unbeftimmten (ftarken) adjectivs z. b. a blinda fraa eine blinde
frau ; 2. im nomin. accuf. plur. aller drei gefchlechter des unbeftimm-
ten (ftarken) adjectivs: hlinda mann9r, weiwdr, kinndr. *)
In der 2. 3. fing, praef. aller verba und im part. praet. der
ab geleiteten (fchwachen) verba tritt ftets fyncope ein, wodurch vil
übelklang der fchriftfpräche vermiden wird; alfo h-utß, hrvM, g9bruU
(brüteft, brütet, gebrütet), darmort, g9wärt (ermordet, gewartet),
wartß, wärt (warteft, wartet), äntwort (antwortet) u. f. f.; eben fo
im nomin. accuf. neutr. fingul. des unbeftimmten adjectivs: blinde
(blindes). Nach -dr -dl fält das 9 von 9n ftets auß: blind9n^ aber
In genna, fchtenna (1. 3. plur. praef. und infin.) für gßn, ft6n
ift a (9) an getreten und dann n verdoppelt und ^ verkürzt worden
*) Urfache iß wol das noch mhd. erhaltene iu von hlindiu^ welches yom
nomin. fing. fem. aaf den accuf. fing. fem. und vom nomin. accuf. plur. neutr. auf
masc. und fem. wirkte.
29
(vergl. die andere fonn des inf. giia, fchtita =^g^n^ ft6n, f. u. conj.
claffe V.); änlich ift es, wenn die endung des dat. plur. der fabftan-
tiva durchauß -na lautet, z. b. heuf9rna, leutna, hündna, fchtenna^
benna, pfarna u. f. f. (häufem, leuten, hunden, fteinen, beinen,
pferden).
Confonanten.
Der confonantismus des fbg. ftimmt wefentlich mit dem der nhd.
fchriftfprache tiberein; die mundartlichen befonderheiten find etwa
folgende.
Confonanten im inlaute.
Die lautgefetze des n und des m weichen befonders ftark vom
nhd. ab. Um den ftoflF nicht zu zerreißen, werden wir auch auß-
lautendes n hier gleich mit in betracht ziehen.
1) Vor einfachem n und m wird a) urfprünglich kurzer vocal
gedent;* haam9r hammer, plur. haam9r, waana wonen, ff9weena ge-
wenen (gewönen), deena denen, feena fenen, cbrmaana ermanen (&n
an, fem von find nur in der fchreibung außnamen, denn fie lauten
und gelten als ann, fann, z. b. änna^ fanna = an im, von im),
b) Vor mm^ nn wird urfprüngliche länge gekürzt: hamm haben,
anna äne (one), rmnn mane (mond), banna böne, fchänn9r fchoener
(comp.), fenn fein (verb.), fcktenna ften, genna gön, benna beinen,
fchtenna fteinen u. f. f.
2) Mit außnamen fält n, wenn es nach vollem vocale außlauten
folte und im inlaute vor d, h^ f, z nach a; w im inlaute nach a
vor b, pf weg, aber nur wenn dife confonanten auß lauten; der
kurze voraußgehende vocal wird in difem falle lang; fo wie eine
weitere filbe an tritt, komt der nafal und mit im die vocalkürzie
wider zum vorfchein. In verbis deren ftamm auf n auß lautet, findet
folcher Wegfall auch vor ß und t ftatt, im deminutiv der nomina
auch vor l; das gefetz fcheint früher außnamslofer gewefen zu fein.
Z. b. hii hin, mm mann (aber manndr, manla); aa an, haa han, plur.
Äaa, dem. haala; zaa plur. zee zan, zäne; waa, waaß, tmat wone,
wonffc, wont; gdwee, 'weeß, ^weet gewöne (gewen); d^rmaa, -maJaß,
-maat ermane; fee, ß^ß? ß^ fene; dee, deeßy deet dene; fco«, WAß
kann, kauft; ßhpaa, ßhpaa, ßhpaaZa fpän, fpsene, fpaenlein; bee,
beela bein, beinlein; ßhtee^ ßhteeta ftein, fteinlein; fcfec klein, g9mee
gemein; zee z6he und zehen; mei^ dei, /et mein, dein, fein; neu
neun (novem); lau laune, loa Ion, ßhää fchoen (bemerke ßhänß
fchoenfte); laa^ laaß, laat 16ne, löneft, lönet; fdrhää, -hääß, -hmt
verhoene, -hoeneft, -hoenet; haMachaln honlächeln; fee, feeß, ßet
fegne, fegneft, fegnet, zufammen gezogen. Neben gdmecy klee fteht
g9meeen^ry klSSen9r (communis, parvus) ; von mee findet fich meientich
neben mee iich (meine ich). Die fuperlative g9metß gemeiiifte, reeß
80
reinfte ftoßen n one kürzung des vocals auß, eben fo das neutr.
üiig. a9mee8, rees gemeines, reines; mit kürzung des vocals fält aber
n auß im fuperlativ und neutr. fing, des pofitivs in hl^^ kleß (kleinfte,
kleines) und im neutr. fing, fckäfi fchoenes (aber fchänß).
Dameben flndet fich nur g9daan getan, braun, gdreun, brmm,
faan (fehen\ gdfchaan (gcfchehen), fuun (fon) u. a. mit erhaltenem «i.
3) braad (brand, aber plur. brand)^ baäa (bencbr)^ pfaad Cpfen-
d9r), kraak {hrankdr). fchraak (fchrankld) , adtraak Qi9trankla\
(gdfchtaak (geftank), /oafc (Jangdr^ longus), gaak (gang), fchtraak
(Jcntrangld) ^ fiiürhaak {füürhangld). gaas Qfens)^ waaß (wanft),
/cAw?aaÄ (fchwanz), kraaz (kränz), gaaz {ganzdr, totus), kaab (Jcamm
plur. für kämbe^, daapf, raapft (dampf, ranft), aber d^nk (veraltet
daaje)^ blank, Idnd, danz (veraltet daaz tanz), rand, fampft^ hampft
(lauft, hanf) u. a.
Ueber die affimilation eines confonanten an den andern läßt
fich ebenfals kein durchgreifendes gefetz auf ftellen; am häufigften
affimiliert fich zwifchen vocalen ein d einem vorauß gehenden n, m,
l, fo daß alfo auß nd, md, Id — nn, mm, II wird; b affimiliert fich
folgendem t, ß oder fält nach langem vocal vilmer vor difen lauten
auß (vgl. trüü, trüüdr für trüb, trüber); andres ift vereinzelt. Bei-
fpile: hanndl (handel), manrval (mandel), wanml (wandel), ami^r
(ander), wannar (wandere), kolann9r (calender), kinnar (kiuderX wunr
nar (wunder), kunnart (hundert), gafcheanna (geftanden), finn, fiimnj
?}9funna (finde, fünde, gefunden), fchtann, fchtünla (ftunde, ftünd-
ein), aber bind, gdbundan, gdwundan one affimilation. — fremim^
fr&mfm»T (fremd, fremder), hemm (plur. hemmddar, hemd). — wiU,
wHJbr (wild), ball (bald), gall (gelt, d. i. nicht war?) falbr (felder,
aber fing. foM). — gitt, giUdra (neben und für gibt, gibtara = gibt
irer); hau, hoß (hat, halt auß habt, habeft); bleiß, bleu (bleibft,
bleibt, aber fchon W€e = bleibe, 1. perf. f. u.), hüßh (hübfch). —
^9cfo)^/i'(gedunfen, aber unnar unfer; flooes, jlaffa flachs, flächfen
(aber wakfdn = wachfen); bluutrößigh blutrünftig gehört wol nebft
gddo/fdn eher unter die gefetze des w. — ßdbr (jener) auß felber,
felbiger. — fottdr (folcher) auß fo getaner; öpp9r auß etwa; wös9
jJid. welTa, nhd. wespe, vespa; pfanndra wol auß pfarnerin. Einige
andere affimilationen find, um den ftoif nicht zu zerreißen, bei den
außlautsgefetzen behandelt, f. d. f.
Ein außnamslofes lautgefetz ift die Verwandlung von f nach r
in fch (welches ja in Worten wie kirfche, fbg. kerfch, arfch, fbg.
oorfch, hirfch, fbg. hürßh u. a. (kirfe, ars, hirg), auch teilweife in
die fchriftfprache ein gedrungen ift); z. b. hiirfch hirfe, erfcht erfte,
tnn9rfch inneres, ivoorfch war es, houarßh habe ir es, vmarfcha werde
fie u. f. f.
h vor f wird k, vor z bleibt ch; fuks, neks (nichts), waka,
dSi»u. f. f., feks; aber ßichza (fechs; fechzehn), ßichzigh (vgl. auch
fuchza, fuchzigh fünfzehn, fünfzig).
81
Das alte h ift als ch erhalten in fluuech (vlöch, aberplur. flää\
fchwach (fchuoch, aber plur. fchuua)^ kuuech^ rauch und hier felbft
vor vocalen, z. b. huuech9r, raitchr (hoher, rauhier), ßck/l^ ficht
(fiht), gdfchecht (gefchiht), fchlecht (mit altem h gegen nhd. fchlägt,
welches ichleght oder fchleight lauten würde), ^äcÄr (zieht, aber
1. perf. zii, plur. zun), alfo in der regel nur außlautend und vor
andeni eonfonanten.
nf des nhd. wird durch mpf QxiQzi: fdrnumpfty fampft^ fempft,
kämpft, fümpfa (vernunft, fanft, fenf, hanf, fllufe); vereinzelt iCeht
harpf (harfe neben fchoorf, fcharfdr), — Richtiger ift das fbg. pfLofum
(mhd. pflüme, pluma) als das nhd. flaum.
Für nhd. h fteht f in zwiifdl zwiebel , hilüef^l hobel ; ftets aber
houw9r haber, nie hafer. — w iilr m in merwel (marmel = mar-
mor) ; er^v9l (ärmel). — «^ für ^ in detwich teppich. — zdlout für falat
vereinzelt. — j für nhd. ff in jeefi gifcht, jaar9n^ gdjoordn gären,
gegoren, alle von derfelben wurzel. — r fält auß in fchaah neben
fchraak (fchrank), faad^n, auf dem lande faarddn (voriges jar), mat-
tdrn martern, fädddr vordere (fcheinbar ift folcher außfall in dinna,
dauß9n u. f. f. auß d& innen, da außen). — v nach anlaut h ift
(außer in g9kumma, höim u. f. f., wo es auch im mhd. bereits weg
fiel) weg gefallen in ka/riia (quärtlein, halbes maß). — nn, n für
tiff in dilnna düngen^ bedinnung bedingung, diina, g9diint dingen,
gedungen (aber auch dienen, gedient). — er- in der zufammen-
fetzung mit dem verbum lautet ftets dar-: ddrziid, d9rmort u. f. f. —
Warfcheinlich durch verwechfelung mit dem unbeftimten artikel ift
anlautendes n in den fremdworten arzias narziiTe, cmglceng nanking,
ankdnethuuefdn nanquinethofen weg gefallen, wie im nom. propr. des
berges lifäk älter NielTack. — boupß mit ein gefchaltenem p fttr
baß (z. b. linda boupft lindenbaft). — Ein ftarker fpiritus lenis (hia-
tus, aleph, hamza) findet fich in den interjectionen hm'm, he'e (beide
beiftimmend, oft ironifch: ja ja).
Confonantifche außlautsgefetze und verwantes.
Die häufige endung -ew verliert ir n (und wird alfo nach den
oben erwähnten vocalifchen außlautsgefetzen -a) nach den ftammauß-
lauten -ww, -mm, -n, -m (denen beiden nach früher entwickeltem
gefetze ftets ein langer vocal vorauß geht), -ng^ conf. -f-**^ ^^^^*
4- ^ (um häufung der nafale zu meiden); nach andern ftamaufllau-
ten bleibt -an; z. b. brerma brennen (bemerke: klenn = kleinen),
banna bonen, bmmma brunmien, krumma krummen, gdhwmma gekom-
men, kraana krönen, laana Ionen, breuna bräunen, brauna braunen,
g9meeena gemeinen, naama nemen, nöima nsemen, n&ama namen
(nomen), mnga zongen, geringa geringen, g9ftmga gefungen, lama
lernen, reighna regnen, ra^chna rechnen, eeeghna eignen, arma armen,
d^rb&rma erbarmen u. f. f.; aber g9tnmkM, bUnAn vl. L t
In den adjectiven denna tännen, echa eichen, büiicha buchen,
f^hta u. r. f., die indeclinabel find, alfo gleichfam mit dem folgen-
den fubftantiv in zufammenfetzung treten (z. b. mit echablö€h9ma
mit eichenen blöcheru), fteht nie -an^ fondem ftets a one rükficht
auf den fbammaußlaut.
Die endung^ -r^r wird -ra (was fer den wolklang fördert), böora
borer, füüra fürer, pfarra pfarrer, meura maurer, größdra u. f. f.
größerer, olwdra alberner (alwserer), comp. öl\ß9ra] naauy9ra, aber
auch fchon naaw9r9r neben {naawdr) ir, unmrdr u. f. f. (unferer) und
andere außnamen; im dat. plur. tritt das r wider hervor: böör9ma,
pfarr9ma, meudma, feltener meur9ma.
Die endung 'h9n und das im gleich lautende -vsdn geht in -m
über, laam leben, gruum gruben, fiim fiben, g9hlnm gebliben, vfuem
oben, reim reiben, groum graben, gdfchtorm geftorben, halm kalben
u, f. f., pfoum mhd. pfäweu, plur. zu pfou (pfau, pfäwe). — w fttr
Un tritt aber auch inlautend ein: lacmigh lebendig, gruuma dat.
plur. auß grubenen oder auß grümen (man hört jezt aber auch
fcbon gruumna).
Außlautendes b fält ab in hou hab(e) *), hovara hab irer (b tritt
alfo nicht wider hervor); ow, rou ab, herab; blei bleib(e) (Meijß,
bleity blein f. p. 30.), trüü trüb(e), trüü9r, trüün, triiüs trüber, trüben
(aber gaab gebe u. a.), blei und trüü verlieren ir b alfo auch inlau-
tend (wie namentlich blein und triiün beweifen, die fonft nicht n fon-
dem m haben würden).
Außlautendes d fält ab in loaar, vmür werde, würde, warn, ^-
woorn werden, geworden, pfaar pferd; dat. plur. pfama, c? fält iufo
auch vor der mit n beginnenden endung hinweg; fremm, hemm =
fremd, hemd ift zur affimilation geftelt worden, f. p. 30.
t fält ab oder affimiliert fich dem vorhergehenden confonanten
(/) in rrmrh markt (mercatus), färch, färch»i\ fürchte, fürchten, ro9»
neben roft, plur. nur ross, roft (röft, craticula); rma, rufßgh rofli
roftig (roft, aerugo); Tcess neben keft fem., plur. nur Tce/f^n (fpalte im
holze, ritz).
t tritt zum außlaute hinzu in bor fehl burfche, hulfi puls, (mß
plur. öiCtdr äs, muuefi mos, wammdft plur. wamrmft^ry wams, akß
plur. akf^Uj achfe, jempft fenf, kämpft hanf, leicht leiche (funus).
Im Inlaute findet fich äulich nefhl für neßel, dein^l für deichfel.
Wenn -9r auß ir (vos) einer conjunction fumgiert wird, fo wird
zwifchen conj. und -9r ein « ein gefchoben: daßt;^ daß ir, wefä9r
wenn ir, öbtdr ob ir; /* tritt in gleichem falle zwifchen coiyunction
und das fuffigierte du: öbsda ob du^ wemda wenn du; f. u. bei der
lere vom pronomen.
Außlautendes g geht nach n, feltener nach vocalen in fc über;
rink aber plur. ^Vi^(e), dink (ding9r)^ laak (ßngdr)^ g9nunk, /fe-ör-
*) Anß hiin würdt nur hii entftehen können.
88
häak, ffäak, fchträak; toaok, avHtck weg, hinweg (aber wctagh fabft.
weg), deSek teig (mafla). Wenn g außlautend bleibt, fo wird es
wie ck (gh) gefprochen: zuttgh (zug), fough (fage) u. f. f.
Vom außlautenden n nach vollen vocalen war bei den lautge-
Tetzen der nafale im inlaute Tchon die rede.
AJjümilation des außlautenden conTonanten des vorhergehenden
Wortes an den anlautenden des folgenden. Für gaab imr (gib mir)
lagt man meift gamm9r^ für wenn m9r (wenn man) wemm^r. — Bei
fchneller außfprache ergibt fich von felbft und ift daher nicht in der
fchrift bezeichnet worden die beftimmung des nafalen außlauts des
vorhergehenden, mit dem folgenden eng zuTammen gehörigen Wortes
durch den anlautenden conTonanten des folgenden, z. b. fan ouft,
dan oufi (vom afte, dem afte oder den aft), n bleibt vor d^ t, n, fy
f, Wy j, h, l, r und vocalen. — fem biir, fem dam hiir (vom hier,
von dem hier); n klingt wie m vor labialen: b, p, m, — fang kindy
fan dang kind; n wird zu gutturalem n d. .i. na vor gutturalen:
h 9} ?• — So entftund in zufammenfetzung Sumbargh füir Sunbarg
auß Sunnabargh, Sunnenberg; Brumhargh für brunbarg auß brunna-
barg, brunnenberg.
Auch das außlautende '9n nimt nach k^ g etwas gutturalen und
nach f, p labialen klang an: fchenkan, foughdn faft wie fchenkng^
fougJmg; offdn^ dappdn faft wie offm, dappm; auch diß ergibt fich
von felbft und ward nicht in die fchrift auf genommen.
Das anlautende d des beftimten artikels fält in den formen 'den*
und 'das* fbg. dan und döös {dan ift dat., accuf. fing, mafc, d. fing,
neutr.; dat. plur. aller genera; döös ift n. a. neutr. fing.) in der
regel ab und beide worte lauten dann in und ts (vgl. oben f. 28).
Die nur fuffigiert vorkommenden gen. partitivi Meffen, deren* lauten
ftets -/»n, -9ra mit ab geworfenem de, L u. d. pron. Wenn die
conjunction denn mit dem vorhergehenden worte verfchmilzt, fo ver-
liert fie ir d, fo daß nur -9n übrig bleibt, diß gefchiht bei 2. 3.
fing, der verba, z. b. bt/ian bift denn, bift du denn {=bi/ia denn);
tff9n ift denn, iffim ift er denn, woorfchtm warft denn, warft du
denn (=worfchta denn)^ waarfcht9n wäreft denn, wäreft du denn
{= waarfchta denn)^ waa/rfckdn wäre es denn (= waofrfch denn),
vmürfc1U9n würdeft denn, würdeft du denn (tßüür/chta denn)^ toiHir-
fch9n würde es denn (wüürfch denn)^ z. b. ie/fe» duu aa douf bift
denn du auch da?; ii/fen douf == btfta denn douf bift du denn da?;
hottam wosf = hott9r denn wos? hat er denn was? Wenn alfo die
zweite perf. fin«. du auch fuffigiert wird, fo verfchwindet fie völlig
in der außfprache und in der fchrift, fals man nicht etwa vor zieht
biftddn und bifida zu fchreiben. Das volle denn ift jedoch in allen
difen fällen ebenfals gebräuchlich.
8ebl«icher, Volkstaml. a. Sbg.
34_
Einiges aii% der wortbilditngtlere.
Zalwort. Cardiualia. ^ew9r, eeenay '4^eSy vor dem fublt. ee;
zwei, drei, one fubftant. oder nach demfelben dreia, fiir fiiray
fümpf fümpfa, feka rekfoLy ßim fiima, acht achta, neu neuna, zee
zeeena, elf elf a , zwölf zwölf a , drezza, ferza, fuohza, fachza, fiitoBza,
uchza, nenza, zwanzigh, ek'enazwanzigh , zweiazwanzüh , dreißigh,
dreiadreißigh , f erzig h, jßiraferzigh , fuchzigh, fümpf äpichzigh , fack-
zighf feksafachzigh , fiiwdzigk, achzigh, neunzigh, hunnBrt^ hunn9rt
un eees u. f. f. ,. ee hunn9rt, zwei kunn9rt u. f. f. , daufdnd. Ordinalia.
{daar, dii, is) erfcht, anndr, dritt, fert, fümpfty fekfty ßimt, äclU,
neunt, zeet, elft, mjoölft, drezzdt, flrzat u. f. f., nenz9t, sswanzighß
U. f. f., hunri^rfcht.
Steigerung der adjectiva. Es folgt ein Verzeichnis folcher
adjectiva, die im comparativ und fuperlativ den ftammvocal ändern;
die nicht auf gezälten laßen in unverändert (fals unfer Verzeichnis
volftäiidig ift). Bei üammaußlaut r hat der comparativ -ra für -rdr
und der fuperlativ -rfcht für -rft nach f. 30 und 32. friifch fri-
fchdr frifcht, gdwiis gdwi/fdr g9wift, ßlüß filßdr und ßliiß^r. — ocU
elor eltfty oorgh arghdr (der fuperlativ ergibt fich auß dem com-
parativ), fchtoork fchtarkdr, fchwoorz fchwarzdr , fchoorf fcharf9ry
hoolt Icaltdr, foolfch falfckdr, zoort zaartdVy fchmoul fchmaahry faul
faM9r , glout glaWr, nouß naß9ry fchwouch fchwachdr, fampft fampf-
tdr. warm warm9r, arm armdr, hart hartdr^ matt matter, blaß blaßdr,
kraak Icranhdr, faft alle mit ftammvoc. mhd. a haben in den fteige-
rungsformen a, aa, nach f. 19; laak hat lengdr. — gruueß ard-
ßdr, huuech höchdr , fuuel fölhr , luues lößdr, korz körzar, fchtok
fchtölzdr, — gruueb grdüewdry ruuet rüüet9r. — gdfund, dumm,
frumm, fchtumpf haben ü; krumb hat krümmer krümft, junk Jüt^r
jüngft, — braun breun9r breunft, faul feuhr feulß, favjdr jeuw^ra
feuv39rfcht, — breeet brettdr, bleeech bleckar, heeeß heßdr» — grou
groo9r grouft (d. i. grä gräer gräft), blou bloo9r blouß. — nqa
naa^r nxiacrift. — klee (klein) klenndr kleft, fchää (fchoen) fchän-
n9r Jchänft. — ree (rein) reeen^r reeß. — gdmee g9meeen9r g9-
meeft, — guut beßdr beft, fll merra adv. meer, merfcht. — Zwei-
filbige. olv39r (albern, mhd. alwsere) ölwdra ölwdrfcht, hortigh hör-
tigh9r, wolfdl wölfdl^, moughdr maaghdra maagkdrfcht.
Der fuperlativ wird durch vor gefetztes ölhr häufig noch geftei-
gert: dar ött^rdürnft u. f. f. Ser beliebt ift die fteigerung durch zu-
fammenfetzung; manche der hierzu verwanten elemente werden nicht
mer in irer bedeutung gefiilt. Die adjectiva find im folgenden ver-
zeichnille alphabetifch geordnet (zu gründe ligen die formen der
fchriftfprache). muttar-allee, muUBrßiebn-allee, muttarßielenfchtarn'
allee, — fchtee-oolt. — himmdl-ängft {un bang), fch o^ngit, hoor-
ängß. — bluut-arm, baM9l-arm^ bluutbattal - arm {arm wii a kSr-
chdnmaus), — gall-bitt^r, gallweid9n-biU9r. — beerheeeddl-blou,
35
biiitfch'blou, — leichdri-blaß, — duuet9n-ble€ech, — fcktuuek- blind,
fchtoorfchtuuek 'blind, — bitter -büües. grund-bilüeSy grundaard^n-
biiiles, — kerfch- braun. — kreuz-braaf. — ärma-dick, hach^l-dick
(vom regen u. dergl.). — hiim-dumm, hiimochfdn'dumm, fchtuuek-
dumm, hee-dumm, — r<ifjp9l'dört, ripp9lrapp9l'd^rr, beeräppdl-
dörr, beeripp9lräpp9l'dörr, kling -dörr (von holz und dergl.), knng-
rappdl'dörr, fchpinndl - dörr. — grund - foolfch, — fchiink-fauL
fchtinkmiifi'faul (von menfchen). — duuet-feind, fchpinna-Teina,
fchpinrixikrüüet9n-feind, — niit un noughdl-fk'ß. — fchpackat'fett.'r^
kreuz ■'fideil. — • fchtuuek-finßar, fchtauekrourn-finftdr, platz-finftar, —
gdfchüU-fuuel, g^fchwappdlt-fmiel, iiemgdfchwappdlt'fuueL — ech9l'
friifch, — hee-garfchtigh — küttdn-galb, zit9raana'galb, güß-gdlb,
gUßwaks' galb. — hunds-gsmee. — karzdn- gdroud , fchnuur - adroud.
— fraß-gam. — neu- gdfcheit, — kam -gd fand. — fchpiigh9l' ghuU
— kttz-grou. — feu-gruueb. — grous - grüün, — beer-guut, —
bee-hart, fchtee-hart, fchtee un bee-härt, bick9l'hart, bick^wee-h&rt,
beebickdl'hart, — brüü'h^'eeß. — glock9n-halL — himm9l'huueck,
haus-huuech, dorm-kuuech^ dreikaas - huuech (d. i. klein). — bluv^-
junk. — eis'kooh, zitOr-koolt, eiazittdr-koolt, — klippdr-klee. —
duuet-kraak, duuetfchtarms-kroak. — fick9l - krumb. — wattBr-lau-
nifch, — fdadBr-lechL — lecht^r-luua, halUchtdr-hiua. — hel-maa-
ßigh, luuddr-maaßigh (gehört eigentl. nicht hierher). — hunds-müUd,
ktmdsaardon-müüd, duuet-milüd. — fchplittdr-nackdi, fovfdl-nack^t,
fmgdrfouß^l - nackdt. — /uiiden - nouß, traafch - nouß / /üüd9ntr(iafch'
nouß, pfatfchdn-nouß , jvAld^npfaifckdn'-nouß. — funhl-neu, nov^k^l-
neu, funhdlnougJvdl-neu , fchjflittdmough9l-neu. — bluut-ruuet, feu^r-
ruuet, klitfchdn-ruuet, feu^drkUtfckBn-ruuet, fuka-ruuet, fuksfmBr-
ruuet. — kuughdl' rund, — dik-fout, pump-fout, dikg^pumpt-
fout. — krach' faudr , ker-fav^r, kerkrach-favJ^r , kerreßich-fau9r,
blvut'fauar, helmaaßigh'fau9r (beide von der anftrengung). — grund-
fcklacht, hunds-fcklacht — • bränd - fchwoorz , kuud-fchwoorz, kuuelr
rourn- fchwoorz^ kuuelrournhaach- fchwoorz, — wunn9r-falt9n, —r mord-
fchää, mordhimm9l' fchää, — baam-fchtoork. — huuek-fchteif, —
meusla-fchtiü, fthtuuek-fchtiU, — zuck9r'luilß, häamgh-ßiilß {wii
maLf9ßir, wii a miit — malvafier, met). — pwad^n-dm9r, ß,nd9n-
bren-deti^r. — meus-duust — leeema-trüü. — foolz- trocken, —
fchpei-üüwdl^ hunds - üüio9l , hoor'iiüw9l (vergl. die fremdworte wei-
ter unten). — brei-weeech, batfch-weeech, laad9r-weeech (fehla-
gea). ' — höll9n - weit , himm;9l - iveü^ — fchniia - weiß , kreiden - weiß,
fchluueß - weiß ^ blüüt ^ weiß , fchniiakreid9n - weiß , fchluueßfchnita-
weiß, fchluueßfchniiafchlett9r-weiß; kaoa-weiß (vom erbleichen
des angefichts). — fuks-will, fuksdeufdla-will, — klee-winzigh. —
feu^touuel.
In änlicher weife wird der begriflf von fubftantiven durch zufam-
menfetzung gefteigert, z. b. hxmds-MU, feu-k^h.' — hekf9n"hmß,
heid^U'luu/l. — mord- fchpektaagh9l u. f. f
36
A1)geleitete verba werden häufiger von den namen mufica-
lifcher inftruniente und der fpile gebildet als in der fchriftl^rache,
z. b. hmpf^n (von harpfy harfe fpUen), klafitr9n, getgh9n, gitarr9n
u. f. i.^%a/tt9n (karte fpilen), darockdn u. f. f.
Gaufativverba fin4 noch häufiger vom fbammverbum durch den
ftammvocal gefchiden als im nhd., z. b. fchterb g9fchterht (töte, ge-
tötet, aber: fchtarb g9fchtorm), cbrfckreck d^rfchrUlct {ddrfckrack
cbrfchrockshi)^ fchteck g^fchtäht (infigere, fcktack gdfoktaUt^ infixom
effe), ddtfröör ddrfrö'ört (erfrieren laßen, z. b. ar kot fei nqus,
feina fiMß u. f. f. d07fröört^ aber: heü g9friiTt8y is waß9r ü ^9-
froor9n).
"^enig bräuchlich ift das part. praef. Jezt lautet es in der Itatt
meift eben fo wie in der fchriftf^rache, feltener ift bereits die auf
dem lande noch übliche form delTelben auf -^nkhi (mittels -ickt vom
infinitiv gebildet) geworden : kochnichta oder kockdnda waßdr, fliiß9nd8
vjoßdr aber a fliißnichts oor, d. h. ein mit fließen behaftetes.
Nomina actio nis, masculina auf -9r^ die einmalige handlang
an zeigend, werden namentlich von verben, die eine kleine oder
rafche bewegung oder einen fchall bedeuten, häufig gebildet, z. b.
ar hMdT an fckmitz^r gaam (er hat ir einen fchmitzer, z. b. peit-
fchenhieb, gegeben), ar hot kenn zuck9r {mukfdr) meer g9daany d.i.
er hat auch nicht einmal mer gezukt (gemukft). So z. b. hopfW^
rutfchdVy glitfch^Ty zwlckdr, rapjf9r, zapl9r, fchZitss9ry fchnacbgkbT
(fchnaagh9ln fehlendem), walkr (von kochendem waJßer), kack9ry
hrumm9r, lunn9ra {lunmm poltern), klatfch9r, plumpf9rj pla^cür
u. f. f. Verfchiden hiervon find die nomina agentis auf -er: z. b,
trough9r träger, düüch9r tuchhändler, hmOdr hutmacher, maZm9r (für
melwer) melhändler u. f. f.
Adjectiva auf -»< {icht) und in häufigem gebrauch: fchtinh^i
(ftinkend), drdck9t (dreckig), fchach9t (fchäckig), züügh9t (was zag
hat), zwölffchiiüchdt (zwölf fchühig) u. a. Einige fubftantiva auf -»t
find der mundart eigentümlich: troygk9t (tracht, korb voll), hSck»t
(gebäcke, was man auf einmal bäkt, z. b. a bäck9t brauet). Den,
ftoflf bezeichnende adjectiva auf -am (=nhd. -ern) und -a (= nhd.
-en) haben unveränderliche endung und nemen keinerlei flexion an:
hülz9ra (hölzern), fchtrüü9ra (fchfruua ftroh), hem9ra (hörn), ziin^ra
(zinn), fchteeen9ra (fcktee ftein) u. C f.; dife werden nicht als prae*
dicat gebraucht, man umfchreibt dann mit fan^ z. b. daar diifch is
fem fcktee im niiet falh huudz, aber z. b. breng in fchte^€n9ra diifch^
niiet in hiilz9ra. Auf -a namentlich holzarten bezeichnend: clenna
(tännen), echa, kiif9ray büiicha, weida, erla, orla (ahomen) U. a.,
z. b. d»T denna diifch , mit denna difch9n und auch daar diifch is
dennay niiet büilcha.
In zufammenfetzung haben die umlautsfähigen fubftantiva,
befonders die feminina (nach decl. II. f. u.), als erfbes glid häufiger
den umlaut als in der fchriftfprache, z. b. kuüdraak, ßääbee (floh-
37
bein), leusfink (fchimpfwort), meuslutiech, fetduucbr (fchimpfwort),
feugruuehf zeebei (zänepein) u. a.
Kiüderworte, meift reduplicierend, fchalnachamend: cbrdaada
(vater), di mamma (mutter). — is miihaha (pferd), di moch»! O^uh),
18 mock9la (ktilein, kalb), rfar hetz (hammel), ia betz9rla (fchaf), di
hSpp9l, is h'epp9la (zige), di fuck9lf ia fuckdla (fchwein), «for dodoy
cur hauhau, ehr wcmwau (bund), di miinZy is minz9rla (katze), di
baap9l, is laapdla (hun), is klicJc9la (junges hun), is vniw9rla
(junge gans, gans), is düla Qvaige ente, ente); mit difen Worten
werden meift auch die tiere gerufen, z. b. fuck fuck fuck, hetz
hetz hetz, ha<ip9l haapdl, Mickala klickala, V)iiw9rla wiiw9rla,
dilla diüa, — heia, heüla und heia, hei9la (wige, bett); hack9rla
fzan), h&tfch, hatfcharla (bandfchlag, händchen), eckeck, eckala
\ßck9lob wäre dem. zu ^kan, angulus) im hiefigen hochdeutTch ad,
torat.
Einige fchimpfworte. ouß (as) pl. öi/Ur, kTeif9n-(yuft, roum^
ouft^ fchind-ouft, feu-ouft. — grind-hatz^ draak^hatz, — haxich-
fi%f9l fchimpfwort auf den fchufter. — huckdr, — daawa (taube i. e.
tolle) Qe^, daawa Seifa (tolle weibsperfon); daawdr Kluuea {kbmeß
ift allerdings kloß; klües ift aber hier gewis auß klas (Nikolaus)
mit anlenung an das bekante wort klüeß verdreht: tolle mansper-
fon). — ii^9l (efel). — • fläämeick^l (flohmariechen d. i. flöhichtes
Weibsbild, a kadoulifcha Meickü bezeichnet eine frau auß dem be-
nachbarten Baiem; Meichel für Mariechen ift fonft hier nicht bräuch-
lich). — fliiegk9l (flegel). — aaldmaufdr (gebraucht auch da, wo
man nicht des gelddiebftals befchuldigen will). — hhM (giriger
menfch). — ^ Wmbdl (fchlaflFer menfch). — lechtarziidr (lichterzieher,
rotznafe). — lümmaL — leusfink (verlaufter). — lüilgh (fo wol lüge
als Itigner, lügnerin, fbg. lüüghdnfougkar*, femin. 'fougk9ra). — hm--
d»r (neutr., fo vil als ouft), hajhlanz-luud^ , franzuuef9n-lmid9r,
{di frarmmep^n = die fyphilis), kreifdn^luud^r, feu-luud^r, fchtafup-
ha^f^U'-luuddr. — fn^ei'a (mähre, fchlechtes pferd), fchinwmeera. —
7nMeedbsfchm'eck9T (verliebter menfch). — oks, hiim'-oks, fchiih-oks.
— hartick9nmach9r (fchon 1661 in den ratsprotocoUen; ränkefchmid,
lügner; hartickBn mit dem ton auf der zweiten, auß praktiken, z. b.
ar'm&cht hartick^n; bei kindem hört man auch: du lüüghdnhartick^n
fo vil als du erzlügner). — pfunfch (femin. declin. III; unreinlicher
menfch). — pratfch (femin., hoflfärtiger). — fau, willa (wilde) fau,
wüla wattBrfau, fmbeer (mänl. fchwein), feutreiwdr. — witfch (femin.
krumbeinige perfon). — Faft alle orte hiefiger umgegend haben ir
eigentümliches fchimpfprädicat, z. b. du Sumharghdr heppdla (Sonnen-
berger zige), du Lind9r feutruuegh (Lind, dorf), du Neufchtomr jaM-
hous (fandhafe), du Neujiglvar miiftfink (Neufang, dorf), du Ha^amdra
detfchJTraßar (Riimmern^ dorf; deif/cA ift kartoflfelpfankuchen); du Jilü"
d9nbach0r foorfchpann9r (durch Judenbach gieng ehedem die haupt-
ftraße und vorfpann war des ortes haupterwerb) ; ^ur 8chteSenigk9r
38
^hroopf^ (Steinach, dorf ; hroopf verfpottet zugleich die dortige mond-
art; fug. hruuepf, kröpf); du oairifcha fau. —
Taufnamen, mänliche: Baiz»r Balthafar, Bart^l Bartholo-
mäus, Eüiüa Elias, Früdar Fridrich, Hambauly demin. Hambaula
Johann Paul, Hcmfrndar Johann Fridrich, Hanaaadm Johann Adam,
Hansott Johann Otto, H&nniclcal Johann Nikol, Jörgh, dem. Jorqhla
Gßorg, Jörahnick9l, iaara* Adolarius, lapa Philippus, Nick»!, dem.
Nick9la Nikolaus, Pritdaa Pyrites, nicht hier, fondem in. Heiners-
dorf beliebt, foll von einem ftudenten namens Feuerftein herrüren,
der einft in Heinersdorf ein kind auß der taufe gehoben. Weib-
liche: %nnaharlay demin. Anna Barbara, Barla, demin. Barbara
Wer häufigfte name), ^^'^^ (mer auf dem lande) Angelica, ^ Eva,
Kurmal Kunigunde, Manila Amalie, Marght Margaretha, Mariibarla,
BMt Margaretha, B'ettabarla Margaretha Barbara, Bick Friderike,
Biila, dem. Mariechen, 8aala Eofalie, Sanna Sufanne, JWYwa Katha-
rine, Witna Sabine.
Um geftaltete fremdworte: basbdant paffer le temps; z. b. dööB
16 kee bashdant das ift kein Zeitvertreib, keine kleinigkeit; rand un
fuugh, doch wol auß rendez vous, wird im finne von gründliche Ord-
nung, kurzer process gebraucht, fo wird zum beifpil in der haushaltung
vor den f eiertagen rand un fuugh gehalten, das heißt alles gefegt
und gefäubert; dickadunn ducaton (halber ducaten) bezeichnet einen
krontaler (2 fl. 42 kr.), auch einen alten laubtaler (2 fl. 45 kr.); hoar^
üüw9l (wörtlich har-übel) fo vil als fpeiübel, warfcheinlich horrible;
mttßlfei(naz9rüed9n wörtlich mit fervietten — ßlfeit fem. HI. ferviette
— zu reden, foll aber fein : mit üalvä venia zu reden (in hiefiger gegend
wird das lateinifche v wie f auß gefprochea)! — Die hi^ge mund-
art fcheint überhaupt eine neigung zur verwechfelung der worte mit
änlich klingenden zu verraten, der zufolge nicht bloß fremdworte
falfch gebraucht werden: fcUk fem, HI. ift falte (verwechfelt fcheint
hier faJke mit falte); brunkrabß masc. ift brunkreffe, kraiß ift aber
krebß; akfi (plur. akfan fem.) achfe (achfe — axt, lezteres wort ift
hier ungebräuchlich und wird durch beil erfezt); ouß neutr., plur.
öißdr äs {ouß, plur. eß, masc. aft); feuwara, feltner auch der pofitiv
mit w: fauv39r = fauer (fauer — fauber); bowpß baft (baft — papft,
lezteres wort hier im volke zimlich unbekant); fcherfan für fchärpe,
6charpe {fcherf, acies) ; diina dienen gilt auch flir dingan, lama ler-
nen auch für leren; für entrich, mhd. antreche, gilt aa^faajrAar (wört-
lich anträger, etwa: qui prolem affert?) u. a.
Declination der fubltantiva.
Die declination der fubftantiva im fbg. unterfcheidet fleh dadurch ^
von der der fchriftfprache, daß der genit. fing, verloren ift (bis auf
refte in der uneigentlichen zufammenfetzung: werte - haus,. bSck9n^
39
hruuet u. f. f.); der dat. fing, unterfcheidet fich in der form nicht
vom accufativ; da femer nach f. 28 das auß lautende unbetonte e
des nhd. ab f alt, fo verlieren auch nomin. accuf. und genit plur.
ire endung, deren Wirkungen auf den wurzelvocal und den ftamm-
außlaut jedoch bleiben (nomin. fing, rinky n. a. g. plur. ring', buueh
plur. bock u. f. f.); nur der dat. plur. hat die endung -na, für wel-
che jedoch durch einfluß der fchriftfprache -an ein zu dringen be-
ginnt. In der confonantifchen -ndecUnation (der fogenanten fchwa-
chen declination) fcheidet meift das hervor treten des ftamm-/j den
plural vom fingular; hier findet fich ebenfals eine fcheidung der
cafus obliqui des fiugulars vom nominativ, doch nur in fchwachen
reften bei den masculinen. — Von dem im plural hervor tretenden
-9r wird auß gedenter gebrauch gemacht. Demnach bleiben alle
fubftantiva in allen cafus des fingular unverändert und es kann nur
die bildung des plurals zum einteilungsgrund der declination gemacht
werden. Subftantiva die nicht im plural gebraucht werden, können
nur mittels der gefchichte der fprache oder der analogie einer de-
clination zugeteilt werden. Nomina propria find keiner flexion fähig
(die perfonennamen haben ftets den beftimten artikel).
Masculina I. Der plural ift dem fingular gleich (nur der
ftammaußlaut g wird im fingular zu fc, rink plur. ring, nach f. 32).
Sing. nom. acc. dat. dough (tag).
Plur. nom. acc. dough, dat. domh-na {dough -dn).
So gehen z. b. aal (anguilla), arm, loa (16n), mcmn (luna, dat.
plur. manna), fchpom, rosa (auch roß, plur. nur ross^ röft, crati-
cula), oumd (vespera), breukum (bräutigam), wind, blick, blitz^ briif,
fchtiil, diib, kriigh, fchmiid (faber ferr.), kam, hacht^ bargh^ karl,
krabß (csmcer) ^ knacht, fchpacht, waagh (via), fchtaagh (femita),
kaas (cafeus), baam (dat. plur. baama, arbor), hmgft, deich (teich),
keil, reum (reim), feind, freund, kreeeß (circulus), reeef (circulus),
leeeb (panis), eeed (jus jurandum) u. a., fchuuch (calceus) hat im
plur. fchuua, dat. fchuuna. Mit bildungen: -an; Äig. bißdn, plur.
bißdn, dat. plur. bißdna, z* b. zapfdn, back9n, funken, wilUn^ tro-
pf9n, balkdn, galghdn, rückdn, baaf9n (befen), fchliitan (fchlitten);
aauma (poUex), plur. dauma, dat. plur. dauma und daum9na, naama
(nomen), riima (lorum), faama (femen), hrunrui, plur. brunna, dat.
plur. brunna. — -9r; alle nomina agentis auf -»r, z. b. fchreiwdr^
fraßdr, jaagk^r; die nomin. actionis: rupfdr, hopf9r u. f. f., /wm-
m^r, kaaJbr (keUer), Jööra, plur. bööra, dat. plur. böör9ma, böördm
(börer), pfarra (pfarrer eben fo), meura (maurer), plur. meurä, dat.
plur. meu9ma. — -aZ: eng9l, treuwdl (uva), bleu9l (wafchbleuel)
u. f. f. — m€mv9t (menfis), kelich (kelch, Weinglas) u. a.
Masculina n. Der plural ändert den ftammvocal. IIa. Der
plural hat einen vom fingular nicht bloß quantitativ verfchidenen
vocal (umlaut mit oder one kOrzung).
Sing. nom. accuf. dat. fchlough (fchlag), fuun (fon, filius).
40
Plur. nom. accuf. fchUiegh, /uiin, dat. fchlüegh-'na, fvMam. So
z. b, fcMout fohlüet (fchlot), gouß giß, ouß eß, filiirhaäk ^heng^
fä&k geng (gänge), gaak gang (abtritte), fchtraak ßktrengy braad
rend, kräaz kränz, ßhwaäz ßhwanzy fchraak und ßhaak ß^rank
ßhank, daapf demvf, kra&pf krempf, kaab kämm, dat. plur. kamma,
ßhtoul ßh;taÜ, ßJUand ßhiend, fch&tz ßhaJtz, fchwamm ßhwemm (fpon-
gia), ßhwarm ßhwarm, dänz (tanz) danz, /oorgh (farg) fo^rgh, boart
öaart, hools hals, häa (gallus) plur. haa dat. plur» haana^ fcltpaa^
(fpan) plur, ßhpaa dat. ßhpaxxna, ßhprunk fckui^ng^ fuks fühs^
htmd himdy grund gründ, wunßh toiinßh, fchtrumpf /hktfümpff
ßmpf ßlmpfy trunk trünk, kruugh krüügk^ fimß füilß^ fokluvl
ßhtüül, huut hilüt, pfLuuah pflüügh, gwiß güß, fiuuß ßüß , fchuuß
fchüß, bnmch brück , fchpruiuih fchprüchy buufch oiifch, fchtorm
fchtörm, worf wörf^ korb kärb, ßhtuuek ßhtöck^ hnm'lc höek ^ rutteh
rock, pfiuuek pflöck, knuu&pf knöpf, kuuepf köpf, zuvspf zöpf,
frumfck fröfch, vmudf wölf, huuef (hof) hüüef, kluueß (kloß) hludeß,
bauch beuch, fchlaiLch fchleuch, fchtrauß ßhtreuß, zäun zeun; bemerke:
fitmech plur. fiää dat. flääna ^pulex) und zaa (zan, dens) plur. xee
dat. plur. zenna. Mit bildungen. -»n: woughdn plur. waagk^n Ai^.
plur. wa^gh^na, kroughdn kraaghdn, mough9n maagh^, fchoudan
fchaad9n, lotubn laucmi, brouitan braa^n, houf9n hcuifdn, h<mk9n
haakdn, kaft9n kaßdn, gartdn gaa^t^n, uuefdn üüefdn, buued^n büiie"
den, buuegh9n büüegh9n, groum (für grouben, graben) graam. —
-ar: hnmobr brüüd9r brüücbrna (und brüildarn)^ fchwough^r fchwaa"
gh9r, fa(t9r fattdr, cLckor ack9r, häam^r ha^m9r fmalleus). — -9^;
nouahdl ni{egh9ly fchtoud^l fchtaad9l (horreum), fattal fattal, appl
öpfdl, fuuegkdl füüeghdl u. a.
IIb. I>er plural verkürzt den langen vocal des fingul. (flanuii-
vocal fing, ii plur. i; vor r -[- conf. e): diifch plur. difch dat. plur*
difchna {difcJmi)^ hüb hibb hibna, fiifch, wUfch, fchniit plur. fchniU
fchnitnxi, fchriit, triü^ riiß riß rißna, büß, pfüf, gTxif, fchtiieh,
fchtriik fchtrick, wiirt wert, hiirfch hirfch (cerviis). — Nur der dat.
plur. kürzt den vocal in: fchtee (ftein, lapis), plur. fchtee, dat. plur.
ßhtenna.
Masculina III. Der plural hat -»n.
Sing. nom. accuf. dat. beck.
Plur. nom. accuf. beck9n, dat. beckena. So: hert, ochs, börgh
(vas), leeeß (leiften), zack, kriß, förfcht, menfchy gefeU, riis, dtach,
fink, zeugh (teftis), äff, baar (urfus), iwwe« (uuncius), brunn plur.
brtmna (wns), Aarr (dominus), narr (näm oder narr9n), pfajf, lööb
(leo) plur. lööm (= loben), pfou (pavo) plur. pfoum (= pfouwen,
pfäwen) u. f. f., jung (puer) wird im plur. durch buum (= buben)
dat. bunma erfezt. — Mit bildungen; -^r: gdfomr (teftis baptismi),
fett^x, bav»r, nachbdr u. a. -9l: fchtach^l. — Bei einzelnen difer
fubftantiva hat fich, warfcheinlich durch einfluß der fchriftfprache,
im accuf. dat. fing, die alte endung -9n als nebenform in gewüTen
41
ffigungen, befonders wenn das wort den fat^; fchließt, erhalten; z.b.
hou8 (hafe), befonders wenn es den gebratenen bafen bezeichnet:
m9r komm heit cm hovfdn gaßdn^ aber: efor jcmgh^r hott cm houa gd-
fchoßsn'y ß hott an beck gdnumma und: fi hott an b'€ck9n (feil, zum
mann), aber: aii zun beck (gehe zum bäcker); huuel an brunna oder
an brunn (hole einen brunnen d. i. trinkwaßer); änlich verhält es
fich mit andern Worten difer art ; erb (heres) hat im dat. accuf. fing,
nur erm (= erben) plur. erm, dat. plur. erma,
Masculina IIII. Der plural wird mittels -dr gebildet. Der
rtamvocal wird, wenn es feine natur zu läßt, um gelautet, auch
verkürzt.
Sing. nom. accuf. dat. worm.
Plur. nom. accuf. wörmar^ dat. wörmama (wörmarn).
Dorm (älter dorn, turris) dörmdr (alter dörnar), dorn (fpina)
dämar, darm dermar, woold waldar, holm (calamus) hä^m^r, rand
rendavy gott göttar, ort örtdr, draak dra^kar (fordes), geiß gei/hr,
leib hiwdry maa (vir) mannor, boligh (balg) belghdr^ flaak flackar
(orte, ftriche, flack nach IL b find läppen von zeug und dergl.,
flackan nach IIl. find fchmuzflecke).
Neutra I. Der plural ift dem fingular gleich.
Sing. nom. accuf. dat. joor.
Plur. nom. accuf. joor^ dat. joor -na.
So: hoor, kreuz y worty eer (ovum), reV (capreolus), fchouf (ovis),
fchiff, diir (animal), Imiiy fe'ed (funis), deeel (teil, ftück), fchpitl,
wark, gabuuety n^tZy luueß (fors), luuety mouß (menfura), rächt n. a. —
Im dat. plur. kürzen den ftamvocal: bee (Dein) plur. bee dat. benna
(vergl. das masc. fcktee)^ pfaar (pferd) pfaar pfarna. — Mit bil-
dungen. Hierher gehören alle deminutiva, welche im dat. plur. nie
-na haben: rilüesla (röslein), plur. rüüeslay dat. rilüeslenn (das e
ift hartes Sy nicht a; klenn: kleinen = -/6nw: -leinen); -an: eifany
zSeechan, dat. plur. zeeech9na; -9r: luudary fuudary la/iary fea/ar] -91:
bündal, ßighdl.
Neutra IL Der plural wird mittels -ar gebildet. Der ftam-
vocal wird, wenn es feine natur zu läßt, um gelautet, auch verkürzt.
Sing. nom. accuf. dat. haus.
Plur. nom. accuf. heufdry dat. heufdr-na.
One Veränderung des ftamvocals: lud (carmen) Uid^y gliidy
licht y rindy büdy fchildy dink dingdr, fchtUck, menfch (als fcmmpf-
wort), gald (pecunia), kleeed (veftis), fcheity weib weiwary hemm (hemd)
hat hermn»dary fcM falhry kind kinnar; vile mit ga-: gafchpenft, ga-
fechty gdmüüty gdPchlaxihty gamüüSy gdwölb gawöltoar. — Im plural
kürzen den vocal one umlaut z. b. naaß (nidus) nafhry blaach bla-
ch9r, bell beUdry braat (bret) brettar. — Der plural lautet um mit
und one kürzung, z. b. glous gliiefary grovh griiewary grous graafary
doul (tal) daabry boud baadar^ f(mß feßary fomh fech^, douch dechar,
roud r'eddar, bleut blettar, ouß (as) öifiar, baad bendar, pf&ad pfan-
Schleicher, Volhstüml. a. Sbg. 6 •
42
d9r, wammi^ß (wams) W(mm»ft9r, land land9r, kolh kelw9T, lamm lern-
m^r, trtMnm triimmar, buuch büchdr^ duiLch düchar, guut gütt9r, -tttum
'tüüm9r, dorf dörfar (alter und atif dem lande: duueif därfdr)^ wort
wärt9r (auch nach I.), j^olk fölJc9r, kom käm^r, hörn hämar, bluuech
blöch9r, luuech löch^r, juuech jochar, fchluvsß fchlößdr, hwudz höle9r,
kratU Tcrmt9r, maul mälbr u. a. — hünmr (der fing, nun wird durch
kenn erfezt, von welchem der plural feiten gebraucht wird), — Jfc/uue-
/fer hat im plural klüiie/hr (aJs wäre -9r erft im plural an getreten).
Neutra IIL Der plural hat -an.
Sing. nom. accuf. dat. aagh (äuge), harz, oor.
Plur. nom. accuf. aaghan, harzdn, oordn, dat. aaghdna {aaffh»n\
harz9na, oordna.
Difer weife folgen noch: end (finis), bstt (lectus), leid (häufiger
im plural).
Feminina. Zu I. (unveränderlich) gehören (außer biim pirum,
hend manus) alle die fich im nom. fing, auf -dn oder deHen lautge-
fezliche Vertreter -a, -m endigen (alfo lauter zweifilbige oder urfprüng-
Uch zweifilbige); zu III. (plur. -an) alle mit bildungen und alle ein-
filbigen, auß genommen die nach II. gehenden (plur. umlaut), 16
daß eine aufzälung der beifpile eigentlich nur bei IL nötig wäre,
da I. und III. fich auß der form des nom. fing, erkennen laßen.
Feminina I. Der plural ift dem fingular gleich.
Sing. nom. accuf. dat. lindan, gruum (= gruben), fchixmga (=
Hangen).
Plur. nom. accuf. Itnddny gruum , fchtanga, dat. lindana, gruuma
(auch gruvmna)^ fchianga (auch fchtangdna).
So: fnüdm (warmes vihfutter), leüdn (berghang), Undan, ech9n,
buuchan, fechten, weidan, aardan (erde), rindan, rööran, haazqualn
(handtuch), kraana (kröne, dat. plur. hraana)^ fchwaana (fchwan),
pflauma, blumma (flos), hrooa (krähe), klooa (klaue, dat. plur. krooBna,
klooana), zanga, zunga. — Einfilbig gewordene: ruwm (rübe), fdUuMm
(ftube); femer fchtunn (für ftund hora), pl. fchtunn^ dat. pl. fohtm^
na; biimj plur. biirny dat. plur. biima, hend (auß IL herüber ge-.
kommen), plur. hend, dat. plur. hendna und hencbn.
Feminina IL Der plural hat umlaut.
Sing. nom. accuf. dat. m^us.
Plur. nom. accuf. m^us, dat. meusna (meufan),
•Hierher gehört laus leus^ haut heut, brau^ breut, faiuft feuß,
fau feu dat. feuna, nuß nüß, feuerfchhrunft -briinfty kun/i hün/i,
bru/t briißy frucht frUcht, luft lüft, zumpft zümpft, fchnuur fchniiür,
kuu küü dat- kilüna, wuuerfcht (wurft) wörfcht, fcntout fchtett, nout
naat, nacht nacht — Auf dem lande folgen difer bildung noch toaad
wend, baak benk, haad hend, von denen die beiden erfteren in der
mundart der ftatt nach III., lezteres nach I. über getreten ift. —
Ein zweifilbiges: dochtar (filia) döchtar.
Feminina IIL Der plural hat »n {-a, -m).
48
Sing. nom. accuf. dat. TcatZy daub (columba), funn, Jk/tn^ (lamina).
Plur. nom. accuf. kätz9nf daum, funna, klinffa, dat. hatxBna^
dauma^ funnay klinga,
Z. b. fchtrouß y nouSf hUmSy housy floughy hntwort, wölk, wach,
glocky fchcmz, fchpüz, fchuuly daaf (taufe), brücky h4Uty (di Hütten
ift Ortsname), küchy müüly dSck'y fchrife, zeity dafch (tafche), wii^y
miffhy fehprouchy eck, kSrchy pfeuf, geiahy gaß^ ant (ente), l^ir
(bacca), (undy ßchy fchtavdy ßiel (feie), kiiet (kette), kapp, brück,
miied (magd) u. f. f. — benk plur. benk9n (bank), wend plur. wen^
dofiy färb plur. farrmy garb garmy fchwalb fchwalmy kann plur. kcmna
nach dem außlautsgefetze. — Umlaut im plural haben: ängß plur.
engftBn, kraft plur. kr^n, nuuet (not) nüüetdn (wol nur im dativ
gebraucht: in nüüet»n oder in nüilet9na). — akft (achfe) verliert im
plur. das zu gefezte t: akfan. — Mit bildungen: leetar^ echly plur.
Iett9m, echdiny dat. lettamay echdlna; z. b. fchwäft9ry kamumr, Id&m-
m9ry mav0r. — doif9l (tabula), nefol (urtica), zmifdl (furca), Ä%?-
p9l (populus), n(md9l (acus) u. a. — arbdt (arbeit), hrak^t (krab-
belt), aam9tz (ameiße) haben im nomin. accuf. plur. '9n, im dativ
'dna (-^).
Deolination der adijectiva, pronomina und des zalworts.
Durch den Übergang des auß lautenden m in n ift im mascul.
die form des dat. fing, mit der des accu£ überall zufammen gefallen.
Adjectiv. Unbeftimt
masc. neutr. fem.
Sing. nom. blinddr blinds blinda.
gen. u. accuf. blinddn blinds blinda.
dat. blinden blinddn blinddr.
Plur. nom. accuf. blinda \
gen. blinder l in fämtiichen generibus.
dat. blindany
Der dat. fing, und der genit. plur., namentlich lezterer, find nur
in beftimten Wendungen bräuchlicb, z. b. in guuOr ruu} füwmaam9r
leut kimwr g9rotit9n faltan.
Als praedicat: blind.
Beltimt.
masc. neutr. fem.
Sing. nom. blind blind blind.
acctt£ blinden blind blind.
dat. blmd9n blind9n blindan.
Plur. nom. accuf. aller drei genera: Hindun.
dat. blindan.
Wird das adjectiv fubftantivifch gebraucht, fo hat der dat plur.
die endung der Aibftantiva: Uindna u. a.
44
Den lautgefetzen zu folge lautet der nom. accuT. fing, neutr.
auf fch ranllatt f) auß nach dem ftammaußlaute r, z. b. woorfch (wa-
res), raa/rfch (rares) u. f. f. — Das ab gefallene e im nomin. der
beftimten form wirkt als ob es ftünde auf ftamvocal und ftammauß-
laut, z. b. dar hgufan (topf) is fuud aber cfor foU hovfan; dar maa
18 ooUj aber dar aÜ maa^ dar baikan is laak, aber dar lang halJcan
u. f. f. — üeber -an und feine Vertreter -a und -m gelten die
f. 31 gelerten außlautseefetze: llindan, Icranhan u. f. f. aber: frem-
ma (fremden), arma, langa, a&ganaama, griiüna u. f. f., halm (hal-
ben), gähn (gelben) u. f. f. — Praed. krumb vor endungen krumm
(dam fcktcLcT^ ia krwmhy dar krwmm fchtackan), — -rar wird nach
f. 32 -ra: fchnchbara, ohoara, größara und alle comparative (fchilch-
terner, alberner, größerer). — Nach den bildungen -ar, -al fleht
für -an bloßes -w, alfo größamy üüwaln (übelen). — Den ftamvocal
kürzen in allen formen außer der des prädicats: oorgh ärgh (auch
orgh), ooU alt, fchoorf fcharfy fchtoork fchtark, fchwoorz fchioarz,
foolfch f&lfch^ hooJh halh (haltoar), koolt kalt, nouß naß, foult fatt,
glout glatt, fchwouch fchwäch. fuuel foll,fri%fck fri/ch, gawiia gatoiss,
heeeß heß , kräak kränk, laäk lang, ga&z ganz, weeech hat in den
übrigen formen fowol weck als weeech (weeechar, weeecha neben wc-
char, wecha u. f. f.) — Nur im nom. accuf. fing, neutr. kürzen den
vocal: weSech wechs, bleeech llechs, breSet brets, guut guts, — Die
auf Ott (= ä) außlautenden praed. blou, grou (blä, grä) haben
im nom. fing, der beftimten form blou, grou, neutr. fing, unbeftimt
bl4M8, grous, in den formen auf -an: oloun, groun, aber im nom.
fing. masc. der unbeftimten form blooar, grooar und blooa, grooa in
den formen auf -a; die andern vocalifchen wie treu, neu, ganaa
(genau), zaa (zähe), naä (nahe), trilü (trüüar, trüün u. f. f.) find
unveränderlich (treus, treun, treuar, treua u. f. f.). An alle vocalifch
außlautenden ftämme tritt alfo anftatt -an ein bloßes -n. — Von
den auf -n außlautenden ftämmen wechfeln vor allem fchää klee
(praed. und nom. fing, beftimt); fchööenar kleeenar, fchööena kliSena,
aber in den formen mit -an fchänn klenn und im neutr. fmg. unbe-
ftimt /cÄä^ Meß; ree (rein) und gamee haben im beftimten nomin.
fing, ree gamee, im neutr. fing, unbeftimt rees gamees, aber im
nom. fing, unbeftimt reeenar gameeenar, nom. accuf. fem. fmg. und
nom. accuf. plur. unbeftimt reeena gameeena. Die übrigen Mmme
auf -n als grilim, braun, fein (adverbium /e^*) unterligen keiner Ver-
änderung (arüünar, arüüns, griiüna), — Bloß durch den ftammauß-
laut untericheidet fich das prädicative adjectiv von allen übrigen
formen in junk jung, krumb krumm. — Zwifchen zwei vocalen lau-
tet b wie w {aruueb, dar gruueb mää, aber a gruuewar maa). Unver-
änderlich in allen formen lind aäganaam, blank, blind, bluueß (bloß),
blilüed (blöde), braun, bililes (böfe), bunt, duuet (tot), daab (taub,
aber dcmoar, daawa), dwmm, diif, darb {darwar, derb), dörr, dürm.
dick, eng, fein, fP,/ly feucht, flücky fett, faul, frumm, frei, goA
45
(gaitü9r, gelb), gleich, g9racht, g9fund, gruueb {gruuew9r^ grob), gruueßy
Siiün, hall (hell), hart, huuech (kuuechdr), huuel, korz, küül, laam,
ar (1er), liil> {liiwdr), lüttes, laut, matt, rächt, ruuet, fecht (feicht),
fchlimm, fchla^chi, fchtaat, fchtolz, fchmoul, fchtiU, fchPreng, fchMimm^
fchturapfy fchwaar, fuilß, üüed (öde), wärm, weiß, weit, wiÜ, wüüft,
z&am u. a. Eben fo alle zweifilbigen: eieghdn (eigen), wem (eben),
m(yugh9r (mager), fav0r, nöcht9r (nüchtern), näck9t, baartigh (bär-
tig) u. f. f.
Das pronomen poffeffivura ift zwar adjectivum, unterfchei-
det lieh aber doch in der form einiger maßen von den übrigen ad-
jectiven, fing. nom. mei, dei, fei; unnar, ett^, iir; one fubftantiv:
masc. meiner, neutr. meis, fem. meina; unn9r9r, urm9rfch, unn»ra;
accof. masc. mein, umgarn; neutr. ufid fem. mei, unnar; dat. masc.
neutr. mein, unnam, fem. meiner, unnarar, gen. (nur in beftimten
Wendungen) masc. neutr. meis, unn^rfch {z,\i> meis gUichan, imn^rfch
gleichen)^ fem. meiner, unnarer; plur. nom. acc. meina, wfmara, dat.
mein, unnarn, one fubftantiv m6^7^97la, unnarna; gen. meiner, unnerer.
Pronomen.
Das demonftrative pronomen 'der die das', welches zugleich
als beftimter artikel dient, hat eine in merfacher abftufung ver-
kürzte und eine vollere form; die erfte ift beftimter artikel, die
zweite pronom. demonftrat. (und in der volften form auch pronom.
relat. f. u.).
masc.
neatr.
fem.
Sing. nom.
dor; dar, daar
'es,is;dös,döös
di; da
accuf.
'9n, in; dan
wie der nom.
wie der nom.
dat.
wie der accuf.
-en, in; dan
d9r; dacara
gen.
daffen
masc. nentr. fem.
Plur. nom.
accuf. di;
da
dat.
'9n,
in;
dan, danna, dannena
gen.
daa
ra.
Die formen
-es, -en verfchmelzen mit dem
vorher gehenden
Worte (befonders verbum, conjunction, praepofition), z. b. ich hous
kind (ich habe das kind), wennes kind miit gStt (wenn das kind mit
geht), mitten maa (mit dem manne); nach praepofitionen die auf -n
auß lauten, verfchwindet difes -en völlig, z. b. fan maa,fan kind
(von dem manne, von dem kind; fan auß fan-on); in bargh (in den
berg, und: m dem berge; in für in-en); an barghna (an den ber-
gen, än= än-en) u. f. f. — Die genitive des demonftrativs, fing,
neutr. daffen und der plur. daara find höchftens noch in einzelnen
fügungen bräuchlich, z. b. daffen is genunk dou; da^j/ra fenn weng
(deflen ift genug da; deren find wenig).
46
Das demonftrative 'jener'' hat lieh in der form 'gener' erhalten
in der einzigen fügung geeeß moul, auf dem lande (Steinbach) geß
maul (jenes mal, damals) und in dem ortsadverbium g^^n*) jenfeit
Es wird erfezt durch falhr (felbiger) neutr. fala vor dem fubftantiv
fall, fem. falla, accuf. masc. faln, neutr. fala, fem. faUa^ dat. masc
neutr. faln, fem. fodbry plur. uom. faüa, dat. falna vor dem fub-
ftantiv fudn, %<&Q.. falbr. — Vom ftamme Telb^ komt außerdem nur
vor falwdr, auch falw9rfclit (felbft, der form nach fuperlativ von fd-
ber) oder falwdrfchtdr ; 'derfelbe' u. f. f. wird gegeben durdi dar
naamlich u. L f. (der nämliche).
8ott9ry neutr. fota, fem. fotta (fo getaner d. i. folcher), acc. maec.
fott9n u. f. f. geht wie ein unbeftimtes adjectivum oder, was daHelbe
ift, wie falbr. Dat. plur. oue fubftantiv fotna, mit fubftantiv nur foU9n.
Interrogativum. waar^ neutr. woa, accuf. waan, was, daL
waan, gen. waffen (jezt fer feiten; in der regel wie aUe genitive
umfchriben : w<ian fei, fan waaii) ; woa iii auch indefinit, und bedeutet
dann 'etwas.' — Nie relativ, nur interrogativ ift w^lbr (welcher),
welches völlig fo flectiert wie falbr.
Belativum. Das demonltrativ in volfter form dient zugleich
als pronomen relativum; gern fügt man im dann in allen zalen und
cafus daß oder (veraltet) daß9n bei, z. b. daar daß oder daß9ndm
fogU der welcher das fagt, fo daß daß und daß9n volftändig dem
nhd. 'welcher' entfpricht, nur mit dem unterfcnide, daß leztera
flexion annimt, daß, daßdn aber nicht. Statt daß, daß9n fteht and
wuu (wo); beides, daß und wuu, erfetzen auch one demonfl^rativ dtt
pronomen relativum, f. genaueres unten in der fyntax.
Die mit dem vorher gehenden worte ftets verfchmelzenden par-
titiven genitive, fing. masc. fd^i, fem. -dra, plur. -ara auß delTen
(oder auß fein?), irer, irer, z. b. körn: ich houf9n (ich habe delTen);
milch: tcA hauara (ich habe irer), kinder: ich how9ra (ich habe irer),
werden weiter unten bei der lere von den fuflSgierten pronominibus
näher erörtert werden.
Anhang: öllaa (alles), außerdem nur plural nom. accuf. Sfla, dat
ölhn und one fubftantiv ölna, gen. öU9r. — nümnia (unveränderlich)
niemand, neks nichts. — vidr man.
Perfönliches, gefchlechtiges pronomen.
masc. neatr.
fem.
Sing. nom. aar, ar da
ßhfi
Plur.
nom.
accuf. /n
'dr -a
■/«
WtVimtff
acc. iin feit als relbßänd. wort
/«
dat.
-arif-na^-n -a
-fa
-na
dat. wie der acc. feit
lir
gen.
fialt
'9n,-na,^
-9r,-r
'9ra
*) giff^n wol auß jenfeiten contrahiert und Mff^n auß biefeiten (bair* giiAtn, hiteg.
47
Perfönliches, ungefchlechtiges pronomen.
Sing. nom. iichyich
Plur. nom. mitr iir
-mdr '9r
acc. dat. uns euch
duuydu
'da
accuf. mnch,mich diichydich fiichyßch
dat. mür diir fiichyßch
Der genit. plur. komt wol nur in der fügung urm9r eees unför
eins vor.
Cardinalzalen, unbeftimter artikel und verwantes.
Das zalwort 'eins' flectiert:
masc.
one fubftantiv: nom. ^eew^r
vor einem fubftant. «e (waa)
mit d. artik. one fubft. dor ee
neutr.
eees ^
ee {kind)
is ee
fem»
eeena
ee (fraa)
di ee
accuf. enn
enn (maa)
wie nomi-
nativ.
wie nomi-
nativ.
in enn
dat. wie accufativ.
wie der dat.
des masc.
eeenar
eeen9r (fi
ddr enn
Plural nur one fubftantiv und mit dem artikel: nom. accuf. di
enn, dat. in enna. — • eees bedeutet auch jemand, vergl. unten die
fyntax. — keeemr flectiert wie eeenar. — Als unbeftimter artikel
hat das zalwort eins durchauß die kürzung des wurzelvocals in a.
masc. neutr. fem.
Sing. nom. a a a
accuf. an a a
dat. an an annar
Zwei und drei haben one folgendes fubftantiv den dat. zweina,
dreina, eben fo komt fUma, filmpfna^ feksna u. f. f. vor. — Von
drei an bis zwölf nimt das one fubftantiv oder nach demfelben fte-
hende zalwort gerne die endung -a an, z. b. Um oder ümma dreia,
fiira u. f. f. um drei, vier (uhr); ds woormra fümpfa (es waren irer
fünf) u. f. f.
Von der verfchmelzung der pronomina mit dem vorher-
gehenden Worte (inclination).
Ans verbum können felbft zwei und drei pronomina an treten,
mit der präpofition kann das von ir abhängige pronomen verfchmel-
zen, ans pronomen kaim ein pronomen, ja zwei pronomina und an
conjunctionen bis zu drei pronomina gehängt werden. Die regel für
alle dife anhänge ift die, daß ir vocal inlautend 9, außlautend a ift
(f. 27), eben fo wechfelt -an mit a und m nach der regel f. 31.
Das Verhältnis von -9n, -n zu -an«, -na ift änlich wie im dat. plur.
der nomina; die form mit a ift die ältere, in der ftatt mit mer auß-
namen als auf dem lande gebrauchte.
48
»
S
OQ
«
P
i-
8
I
S
11
II
^1
I i
2^1
11
9 ^
«:* 'S:»
2^1 i
I
> ^
B
3
^ 8
völlig eben fo wie der accufat. ßng. masc. in.
ii
I
'^"^
II
^ § ^
§^ i 1
§
§
2 & ft
5
<
P
P
50
Es kommen auch drei pronomina am verbum vor, 1. nominativ,
dativ und accuTativ oder genitiv partitivus oder 2. nominativ, accu-
fativ, dativ z. b. 1. gibfiam^m (gibft du mir in), gi^m»^fch (gibft
du mir es), gibfhmdrfcha (gibft du mir fie), giliwn^rfch^n (gibt er
mir delTen), fch&tatmdrn (föhlagt ir mir in), hamßm^m (haben fie
mir in) u. f. f., hottardrfch (hat er ir es), hoft9d»rfch Q12JR» ^u dir
es), Jiammdrdam (haben wir dir in), hommmfck (hat er mir es)
u. f. fc 2. hötfdsna (hat fie es im), hoUarfch^^- (hat er es ir), hcß^a-^
ddr fhaft du es dir), hamm^md^r (haben wir in dit) u. X f.
Wie die ans verbum an gehängten nomiuative der perfonalpro^
nomina, fo können auch die relbftändigen perronalpronomina und
zwar nicht bloß im nominativ andere pronomina in verkürzter form
an fich treten laßen. Diß findet jedoch nicht bei allen pronomifiibus
in allen cafus ftatt; uns und euch find z. b. keiner folchen aiihäuge
fähig.
Pronomina mit einem an gehängten pronoöien. ^
in, im fie es ir inen delTen irer mir dir Üch
fing.u.pl. fing.u. pl.
iichna iichfa iichs iich9r iichna iichfan iichsra iichm9r iichd9r
duuna dtmfa duus duuar duuna duufgn duu9ra duumar duud9r
aama aarfcha aarfch aarar aarna aarfchan aardra aarmar aardar oAT^
ßina ßifa ßis ßidr ßina ßißn ßiara ßimsr ßidar fchidi
miirna miirfcha miirfch miirar miirna miirfchin miirefa feit miirdar
(wir)
iirna iirfcha iirfch iirar Uma iirß:han iirara iirmar feit
ßina ßifa ßia ßidr ßina fiifan ßiara fUmsr ßidar
dativ.
miirna miirfcha miirfch feit feit mürfchan miirara feit feit
diima diirfcha diirfch diirfchan diirara
Vom accufativ müchy düch und fitch find miichs, diichsy f iichs
oder wiioÄ«, dichsj fichs häufig, auch dat. ßchfdn, ßckara u. a. kommen
vor. Auch zweier anhänge find dife pronomina teilweife fähig; 1. da-
tiv und accufativ oder genitiv partitivus, z. b. iichmam, iichm^rfcha^
iichm^rfchy iichmdrfehon ^ iichrrvsli'a , eben fo iichd9m u. f. f., duu^
w»my dmidam u. f. f., aarrmrn u. f. f., aarddrn u. f. f., aarfchick"
na Vii f. f., miirdamy iirmdTUj ßimdm^ fiidam u. f. f. 2. accufativ
und dativ z. b. Ochsmary iichsdävy iichsna, iichfdr, duusmary dutisdar,
dutisnay duufdr u. f. f.
Auch ans Interrogativpronomen vxiar und wos treten einfache
und dopp^te anhänge, z. b. waaißda (wer du), waarar (wer er)^
wamfcha (wer fie), waarfch (wer es), waarmar (wer mir), vyaardar
(wer dir), waama (wer in, im, inen), waarfchich (wer fich), waar-
fckdn (wer delTen) u. f. f., wosda (was du), woffar (was er), woffa
(was fie) u. f. f. — Zwei pronomina z. b.: woshmar (was du mir),
waarmarn (wer mir in), waarmarfchdn (wer mir delTen), woffarmar
(was er mir) u. f. f. -
51
Präpontionen mit an gehängten pronofiiinibus.
Das von der präpofition regierte pronomen wird, wenn kein
nachdruck auf demifelben ligt, mit der präpofition zu einem Worte
vereinigt.
1. Präpofitionen mit dem dativ: inna (in im), inn^r (in ir), inna
(in inen), inmdr, ind^r^ zuuna, zuu0ry zuima, zmimar, zuucbr^ miina,
mittdry raitna, mitmdry mittar^ außnay außdr, außna, außmdry außd^r]
naawdrna (neben im), naawdxa und naawdrdr^ naxiwdma, naavydrmdTj
naawdrdar, namßdrfchich] untarnüy Ünt9r9ry untama, unt^rmary wntBT-
d»ry unterfchich u. f. f.
2. Präpofitionen mit dem accufativ, z. b. ümTna (um in), Umfa
ixxm fle), üma (um es), iww/a (um üe, plur.); tVma (in in) u. f. f.;
naaw9may naawdffcJia u. f. f.; nntama, unt9rfcha u. f. f.
An die conjunctionen treten 1. die pronomina im nominativ,
z. b. daßda, daßdr, daßfa, daßs, daßmdty daßtar (daß ir) vor dem
-9r der 2» perfon plur. wird itets t ein gefchalten, daßfa; eben fo
bei den andern conjunctionen. Nur iXt zu bemerken, daß, wie vor
der 2. perf. plur. t ein gefchalten wird (wmntar wenn ir, öbtar ob
ir u. f. f.), fo vor dem -Ja der 2. perf. fing, ein s ein gefezt wird:
öbda und öbsda (ob du), wenda und wennsda (wenn du) u. f. f.
2. Es treten zwei und drei pronomina an die conjunction (wie ans
verbum), z. b. daßdaddr (daß du dir), wemm/arfch (wenn man es),"
wemmdrfckdn (wenn man defi^en), öbf9m9r (ob fie mir), öb8d9r (ob es
dir), wendan (wenn du in) u. f. f.; drei pronomina z. b.: daßdad^m
(daß du dir in), daßda7nj9rfcha (daß du mir fie), wend»ddrfckm (wenn
du dir deEen), öbdamdrfch (ob du mir es) u. f. f,
C o n j u g a t i o n.
^ Auch die conjugation hat, wie die declination, der nhd. fchrift-
Ji)rache gegenüber ftarke einbüßen erlitten. Der conjunctiv prae-
fentis feit völlig, der indicativ praeteriti komt in der ftatt nur noch
in zwei beiJ^ilen vor {woor, dacht, war, dachte; anftatt deffelben
tritt die umfchreibung mit 'fein* oder 'haben' und dem part. praet.
ein), der conj. praet. ifb häufiger, doch auch nur in fer befchränkter
weife gebraucht (ei* wird in der regel umfchriben : ich deit fchtarm
= ich fttlrbe). — In der Ifcatt ift die nhd. brechung in der 1. perf.
fing, praef. durch gedrungen, auf dem lande gelten noch die alten,
beßeren formen, z. b. nß, fchfiich, niimm, gib ftatt: aß, fchtach,
naam, gaab, nhd. eße, fteche, neme, gebe, mhd. igge, ftiche, nim, gibe.
Die 2. fing, imperat. lautet in der ftatt immer der 1. fing, praef.
gleich {aß, naam, gaab), auch hier hält das land an der älteren,
beßeren form, die ja auch die fchriftfprache bewart hat.
Wie bei allen indogermanifchen fprachen, fo gilt uns auch im
deutfchen die bildung des praefens als einteilungsgrund der ftam-
52
verba. Die bildung der übrigen verbalfonnen gibt die Unterabtei-
lungen an die band. Dife einteilung des verbums kann in den älte-
ren deutXchen fprachen, z. b. dem gothifchen, natürlich vil fchärfer
in irem wefen dar gelegt werden, als in einem fo jungen und der
urfprünglicben formvolkommenheit fo w^eit entrükten ^rachzweige
wie die von uns behandelte mundart.
Stamyerba.
I. Das praeTens hat den unveränderten verbalftamm.
I, 1. Derfelbe ftamm in allen formen, praet. urfprünglich reduplidert.
Wurzelvocal a-|-zwei confon. oder doppelconfon.: praef. fall faß
feit falhn faU falhn, imper. fall fUt, infin. fall gefall faOdn *),
conj. praeteriti: /Vf7 fiüft fiil fiibn fiik fiibn, part. praet. gdfalhru
Eben fo geht Jialt heUft u. f. f., conj. praet. hiiU; fchpalt fckpütß
fchp'eü u. f. f.; one conj. praet. fang fengß fengt, imperat. fang
fangt y infin. fanga, conj. praet. filna f^ngß u. f. f., part. praet.
g^fanga. — Hierher gehörte urfprünglich ßJLz»n^ welches jezt ganz
nach art der ab geleiteten geht, praef. ßlz faM u. f. f., nur heißt
es ftets im part. praet. g9ßlz9n (nicht gefalzt) ; walt9n ifb ganz nach
Vn. (ab geleit.) über getreten. — Wurzelvocal dmlouß (oft fchon
loß laße, mhd. läge) Uß Ußt loußdn (loß9n) Imßt {laßt) louß^n {loß9n)y
imper. louß (loß) loußt {loßt), infin. loußdn (laßen),, conj. praet. liiß
luß u. f. f., part. praet. giloßdn] llous bl'eß bUß bhufdn blouß blou^
feuj imper. bhm blouß , infin. bloufdn, conj. praet. Uüüs oder bliia
(fer feiten), part. praet. gdblovfdn; brout (brate) bretß brk'tt braui9n
u. f. f. wie das vorige, conj. praet. brüt (wol kaum gebräuchlich);
rout (rate) eben fo ; fchlouf (fchlafe) fchlöfß fcklöft fchloufm fchUnft
fchlouf9ny imper. fchlouf fchloitft, infin. fcMmfdnj conj. praet. fchlüiif
fchlüiifß u. f. f., part. praet. gdfchloufdn. — Wurzelvocal i in höch-
Iter ßeigerung eee (d. i. ei): fchek'ed fchedß Jchett fcheeed^n fche^eet
fcheeedan, imper. fcheeed fcheeet, infin. fcheeecbn, conj. praet. fchtid
(ungebräuchl,), part. praet. ^ra/cÄüVfon; heeeß heß heßt heeeßdn h^eßt
Meeßdn u. f. f., conj. praet. hüß (wenig gebräuchlich), part. praet.
geheeeßdn. — Wurzelvocal u in höchfter ft^igerung aa, uue (mhd.
ou, 6): laaf (laufe) läfß laß laafdn laaft laafen, imper. Ictaf laafi,
infin. laafdn, conj. praet lüüf part. praet. gdlofdn (unorganifch);
ha ab (haue) hebß hebt haam haabt ha^mj imper. kaah haalt, infin.
Äoam, conj. praet. hüb, part. praet. gdhaam; fchtuueß (Itoße)
fchtöß fchtößt fchtuueßen fchtuueßt fchtuueßen, imp. fchtuueß fchtuueßt,
infin. fchMueß^Uy conj. praet. fchtiiß^ part. praet. gdfchtwueßdn. -^
fckroU (fchrote) geht nach VII. alfo: fchrotß, fchrott u. f. f., part.
praet. gdfchrott, aber als adjectiv gdfchruueten.
*) Im folgenden geben wir nur die lestere form.
53
I, 2. Das praeteritum hat fteigerung; wurzelvocal a: foor
(fare) feirfcht feert foordn foort foor9ny imper. foor foorty infin. /bo-
rdny coifl. praet« füwr füürfcht u. f. f., part. praet. g9foor9n\ groub
(grabe) gr^bß gribt groum groubt gronm, imper. grovi groubt, tnfin;
groum, coiy. praet. grüüb u. f. f., part. praet. g9gr<mm; lou'd (lade).
ISdß u. f. f. loucbn^ Ulüd (wenig gebraucht); trough (trage) trighjl
und triigß treght und tr'eight trougk^n u. f. f., trüügh g9trou>gh9n;
moul (male) m^üß meiü motibn moult u. f. f. one conj. praet, part.
praet. gdmooln {moubn, pingere, geht nach VII.) ; wafch wefcht wischt
wafch^n wafcht wafchdriy imper. wafch wafchty infin. wafchdUy coiq.
praet vmii/hh wüiifchtwiiüfch u. f. f., part. praet. g9wafch9n. Ebenfo:
waka (wachfe) w^Ä/i u. f. f., conj. praet. toüka u. f. f.; bacTc (backe)
bikß u. f. f., conj. praet. büilk: fchlaa (flahe, nhd. fchlage) fchlechß
fchlechi fchtaan^ fchlaat, fchlaany imper, fcfdS& fchlaaty infin. fchlaan
fchiaa gdfchläa, conj. praet. fchliiüghy part. praet. g9fchlough0n. —
Durch lalfche analogie in dife clalTe gekommen ift das in der älteren
fprache nach VII. gehende boud (bade) bedß bk'ü boudon boudt bou-
d9n u. f. f. one conj. praet, part. praet. gdhoud9n (aber: nouß vni
a g9badkL maus naß wie eine gebadete maus).
II. Das praefens hat fchwächung des wurzelvocals
(wurzelvocal a praef. i).
n, 1, a. (Ablautsreihe der älteren fprache i, a, ä, u): ddr-
fchrach -fchrikß -fchrikt 'fchrack^n -fckrahl -fchracTc^n, imper.
d^rfchroKih -fchrakty infin. d^rfchrackdn , conj. praet. d9rfchr'6%k u. f. f.,
part praet. darfchrochan. Ebenfo: brach brichß\i.Li.\ fchprachy
fchtach, drafch, traff Schta al (ttele) /chtiilß fchtiih fchtao'
bn fchtaait fohtaabuy imper. fchtaal fcktaalty infin. fchiaal9n.y part.
praet. gdfchtuuebn (conj. pjaet. fchtüiil feiten und unorganifch); naam
(neme) nümß (il für i vor m) nilmt najama naamt naamay imper.
rmam naamty infin. naama^ conj. praet. nöm, part. praet. g9ntimma;
jaar (gere) jnrfcht jürt jaar9n jaart joardn^ imper. joaxt jaart,
infin. yaaran, com. praet. feit, part. praet. gra/oor^n; fchwaar (fchwere,
in pus vertor) ichwürfcht fchmirt u. f. f. wie das vorige, part. praet
g9fchwoor9n'y fchaar (fchere) fchnrfcht fchürt, wofür jezt fchon meift
fchaarfcht fchaarty plur. fchaardn u. f. f., part. praet. g9fchoor9n;
facht (fechte) und flacht verändern im fing, iren vocal nicht:
flachß flacht u. f. f., nur das part. praet. hat Q9focht9n, gdflochtm. —
Schon in der älteren fprache abweichend ift: Äwm (komme, urfprüng-
lich quimu) Icümß hilmt kumma kmrU kumma^ imper. kum kamt,
infin. kumma j conj. praet. köim, part. praet. g9kumma, älter auch
kumma. — Ufch (lefche intranf., urfprünglich lisku) ift verwechfelt
mit Ufch tranf. und geht wie difes nach VIL; alfo z. b. praef. Isfcht
part. praet. gdUfcht.
II, 1, b. {i, a, dy {}: aß iß ißt aßdn aßt aßdn, imper. aß aßt,
infin. aßdn. conj. praet. öiß öißt öiß u. f. f., part. praet. gaß9n.
Eben fo: J^rgaß part. praet f9rgaß9n; fraß part. praet g9fraß9n;
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gaah (gebe) gM gibt gaam gaaht gaam, imper. gacA, infin. gaam,
conj. praet. göih, part. praet. gctam (feltener g9gaam); laas (lefe)
liift hiß l(wf9n laaß laafdn. imper. laaa laaß, infin. laafdn, cöig.
praet. löis, part. praet. gnaafdn; faa (fehe) fichß ßcht ßjbcmßua
faauy imper. faa ßjuxt, infin, ßum, com*, praet. ßH^ part. praet g9faan:
eben fo: g^ßhaa (gefchehe); ^raa« (trete) irüß triu traat^n n. £, l.
g9traai9n, cönj. praet fdt; ^aa^an geht nach VII.
n, 2 (t^ a^ 1«^ t«): bind hindß bind binden bint bind9n, imper.
bind büUy infin. binddUy conj. praet. bünd, part. praet. g9btind9n:
ßben fo: wind^ fchwind, fchind, trink, fchtinh, finlt^ wink
part. praet. g9immh9n, conj. praet. toünk; hink part. praet g^hun-
k9n, conj. praet. hünk; fing infin. und plur. finga, part praet.
g^funqa^ coiy. praet. /tt^wr, eben fo dring, kling, g^lina, ring,
fchhhg, fchpring, fchwing^ zwing, fchwimm {g9jchioufmna^
fchtvmnm), fchpinn {gofchpunna, fchpünn), finn, rinn, finn (finde)
finß -ßnt finna pnt finna, infin. finna, conj. praet. fünn, part. praet
gdfimna; fcktarb fchtirbß fcJUerbt fchtarm fchtarbt fcktarm, imper.
fchtarb fchtarbt, infin. fchtarm, coiy. praet. /cä^J, part. praet ^
fchtorm; eben fo: fdrdarb {f^rdorm), ddrwarb (darworm), f9T-
bargh {f9rborgh0n) ; galt giltß u. f. f. g9golt9n; half hüfß u. f. f.
g9holf9n, conj. praet. \ulfi malh milkß u. f. f. g9molk9n; fchmalz
fchmilzt n. f. f. g9fchmolz9n; quall quilft quiü qualbn u. f. f. g9^wl'
bn; fchwall eben fo lamtlich one conj. praeteriti; t«? ar/* (werfe)
wörfß wörft warf9n warft warf9n, imper. warf wa/rft, infin. warfdn,
p^rt praet g9worf9n, conj. praet. warf; befaal b9fiilß bsfiiU bdfaa-
I9n b9faalt Ufaahn u. f. f. one conj. praet., part. praet. b^umebn^
waar (werde) wörfcht ward warn wart warn, imper, waar yyart,
infin. wam^ coig. praet. toüür wiLwrfcht u. f. f., part. praet g9woom
und woam.
III. Das praefens hat fteigerung des wurzelvoeals.
Wurzelvocal i. In 2. 3. fing, praef. wird der ftamvocal zu e
verkürzt vor den wurzelaußlauten t, d, ß, ch, g, f; in den andeni
Verben bleibt d, z. h.reit retß rett reiten reit reitan, imper. reü
reit, infin. reifen, part. praet gdriii^n, conj. praet. ungebräuchlich,
fchtreit fcWetft u. f. f eben fo, nur part. praet. gdfchtritt9n\ fchneid
fchfkedß fchnett fchneiddn u. f. f. wie das vorige, part praet. g9fchnii''
t9n; leid eben fo, part praet. g9litt9n; b9neid b9nedßb9nedt lonet-
d9n u. f. f. part. praet b9nitt9n; reiß reft reßt reiß9n reißt reiß9n
wie die obigen, part. praet. g9riß9n, conj. praet riß; eben fo: beiß,
fleiß, fchmeiß, b9fleiß, jchleiß, fchtreich (^fchtrick9n),
leich (werde weiß, gdblichm)^ gleich, weich, fchletch; fchleif
(fthärfe) part. praet gdfchZiff^; fchteigh fchfeghß fchteght fchtei-
gh9n u. f. f., part. praet gdfchtiiQh9n ; 09kleib (faße wurzel, von
pflanzen) hat 3. fing, praef. b9kleiot und b9klebt, part. praet. b9kliim.
— Vor /* tritt anftatt ei und e : eu und ä ein: pf^^fpf^fi pf^
pfeuf9n pfeuft pfeuf9n, imper. pfenif pfeaft, infin. pfiupn, part.
56
praet g^pfffm^ conj. praet feit; greufdn (greifen) eben fo; 4re%b
treibft treibt treim tre&t iretm, imper. treA tnsibty infin. treim., conj:
praet <ru%, part« praet ^afo'um; reib, fchreib eben fo; fckweiah
eben fo, aber part. praet g9fchwigk9n mit kurzem *; biet (bleibe)
hUiß bleu blein bleu blein, imper. blei bteit, infin. blem ^Mei, conj.
praet bUib bliibft n. f. f., part praet gMiim; weis weiß tveiß wei-*
ßn u, f. f., imper. weis weift, infin. weifan, coiy. praet toiis, part.
praet gewiifm; grein greinß u. £ f., infin. areina, part. praet.
ggrinna; f che in eben fo, part. praet ^ra/cAitna, conj. praet
äder ungebraucht; fchpeifchpeiß fchpeit, fchpein, fcKpeit fckpein,
imper. fchpei fchpeit, infin. fchpein, g9/chpei, part. praet. g9fchpiin,
coiyunct praet. ungebräuchlich; eben fo: gadei (gedeihe), zei
(zeihe), ie*"(leihe).
Wurzelvocal u. In der 2. 3. fing, wird der ftamvocal zu ä ver-
kürzt vor den wurzelaußlauten ß, ch, A, d, g, in den andern
yerben bleibt er: giiß gäß gäßt giißan giißt giißdn, imper. giiß
giißty infin. güß^n, part praet. g^goßm, conj, praet. ungebräudüich
g'6ß} ebenfo: fliißy ä9niiß, f9rdriißy fchiiß, fchliiß, kriich
(kracht), riioh, fiid fädß ßUt fiidm conj. praet. feit, part. praet.
g9ßitL6t9n; zii (ziehe) s^hß zächt ziin ziit zun, imper. zii fdit, infin.
ziin, part praet flr9«t«tt6ate«; fliigk fläghß fläght fliigh9nfliight flu"
ghj»n., imper. fliigh fltight, infin. fLiign»n, part. praet. g9fluuegk9n,
conj. praet feit; odtriigh eben fo, part. praet b9truuegh9n) fchiih
fcMibß fchiibt fchiim fchiiht fchiim, infin. fchiim, part. praet. g9'
fchuuem, conj. praet. fchüüb (feiten); biigh biighß u. f. f., conj.
praet feit, part. praet. gabuueghan) f9rliir prlüifcht farliirt fbrlii"
r9n u. f. f., part. praet f9rloor9n, coiy. praet feit; friir eben fo,
part. praet. g9from'9n; biit büß feltener biitß bitt feltener biit bii-
t9n Vi. L t^ part. praet. g9butiet9n; lüügh (hat überall üil für Ä)
lüüghß XL. L f., infin. Iüügh9n, part. praet. g9luuegh9n) fauf (mit
au für ii).fäfß fäft ßwfan ßift fauf9n, imper. fauf, innn. fat^9n,
conJ. jfTSLet /vjf, part. praet. g9fuff^; faugh faughft faught /augh9n
u. f. f., überall bleibt au, nur part. praet. g9fuuegh9n. — niefen läu-
tet n^9n und flectiert nach YII.
IV. Das praefens hat zufätze.
IV, 1. Das praef. wird durch j gebildet (durch uml. u. feiende bre-
chung kentlich). Folgende gehen, ab gefehen vom j des praefens, nach
li, 1, b: bitt bitft biu bitt9n biu biä9n, imper. biu büt, infin. bitt9n, part.
praet. g9baat9n, coiy. praet. böit (feiten); fitz fizt fizt fitean fizt fitzan
u. f. f., imper. fitz fizt, infin. fitzan, part. praet g9faJtss9n, conj. praet
föiß; High lighß light liighan liight liigkan, imper. High liight, inf.
liighdn^ part. praet. gdlaaghan, conj. praet. löigh; wiigh toiighß
u. f. f., infin. wiigh^n, part. praet. g9vmue^h9n, coni. praet. wöigh.
— Folgende beide gehen, abgefehen vomj des praefens, nach I, 2:
hiieb Oiebe) hiiebß oder h&fi hiiebt oder hä>t hiiem hiiebt kUern,
imper. hOeb hüebt, infin. hiiem, part. praet g^huuem, conj. praet.
56
hüiii; fchwöör (mit ö für e) fchwööffcJu u. f. f. überall äö, nur im
conj. praet. /ckwüilr und part. praet. ff^chwooron.
^ lY, 2. Das praefens fezt n in die wurzel; praet. und part. nach
art der abgeleiteten: denk denkft denkt denken u. f. f., infin. den--
k9nf part. praet. g9dacht, ind. praet. dacht (oft im finne des eoig.
gebraucht), conj. praet. dacht; Irena Irengß hrengt hrenga brengt
hrefaga^ imper. hreng Irengty infin. irenga, part. praet. g9bra6M,
coig. praet. bracht; dünk aünkß ift ganz nach YII. über getreten,
part. praet. gddünkt.
Y. Praefens one biudevocal; auf vocal auß lautende mir-
zehi (von erklärunff der einzehien formen muß hier abgefehen wer-
den): 1. gii (gehe) am fatzende auch giia gäß gett genn gaU geum
und älter genna^ imper. gii gatt, in&a. genna gtia g9giia , part. praet.
ganga {g^aanga)^ conj. praet güna güngß gilng gilnga güngt günga.
— 2. fchtii oder fchkia fchte/t fchtStt fchtenn {fchtenna) jcMaXt
fchtenn {f (Menno) j imper. fchtii fchtatty infin. fchtenna fchtiia gdfcktiia,
part. praet. gdfcktannay conj. praet. fchtUnd /chtündß fchtünd foht&nna
fchiünt fchJbiinna. — 3. duu (tue) dvß dutt dünn dvM dünn, imper.
duu dtUt, infin. duvn duu g9duu, part. praet. g9daan, conj. diu
deitß dSit diit9n deit diiian. — 4. hin bißy ia fenn feü fenn, imper.
fei feit, infin. fenn fei g9fei, part. praet. g9waaf9n auch g9wa4zß^ ind.
praet. woor tooorfcht woor woor9n woort tooor9nj conj. praet. waar
waarfcht waar u. f. f.
YI. Perfecta als praefentia gebraucht: 1. käa (kan)
haaß käa kunna künt kiinna, infin. kimna, part. praet. g9kwnty coi^*
praet. künt kuniß kirnt kilntan künt künt9n. — 2. mough moughft
mough müilgh9n milght inüügh9n, infin. müügh9n, part. praet. gB-
milght, conj. praet. müght müghß müght rmlghi^n milght miighi^n.- —
3. foll folft foU u. f. f., infin. folbn, part. praet. g9ioUy conj. praet.
foU und/oft u. f. f. — 4k. muß muß muß müß9n u. f. f., infin. müßsn,
part praet. g9miiß. conj. praet. muß muß muß miift9n muß miiß9n.
5. weß (weiß) weft weß wiß9n wißt wiß9ny infin. wiß9ny part. praet.
g9wifty conj. praet. vnß wiCt wift wift9n u. f. f. — 6. will wie in
der fchriftfprache, infin. wolldn, part praet g9wolt^ conj. praet tooü
(älter und auf dem lande wölt) u. f. f. — 1. gün (gönne) gilnß
XL f. f., infin. ^rwnwa, part. pTSLetg9giint, conj. praet. giint. — 8,düiigh
oder daagh (tauge) diiügkß oder daaghß u. f. f., infin. düiigh^n dM-
gh9n, part praet. g9dimgM Q9daaght, conj. praet düüght daaght und
9i derf d^ß u. f. f. der/S» g9derfty conj. praet. derft find, ganz
nach YII. über getreten.
Ab geleitete yerba.
YII. In der 2. 3. fing. prae£ und im part praet. tritt ftets
fyncope ein, wodurch das übeltönende nhd. -teft, -tet vermiden wird
(alfo hiUß hott g9hütt — hüteft hütet gehütet, wart wartet, g9€mi-
57
iffort geantwortet ü. f. f.). Der coDJunctiv praet. feit allen big auf
macJu von nmchan nach analogie von dacht und hrackt. — Die nun-
mer auf einen nafal außlautenden ftämme biet^ den lautgefetzen
der mundart zu folge manches eigentümliche, deshalb find fle in
eine abteilung zufammen geffcelt worden (Vn. 2.). — Nicht wenige
erleiden in d. 2. 3. fing, praef. und im part. praet. kürzung oder Ver-
änderung des ftamvocales, auch fie bilden eine befondere abteilung
(VII, 3.). — 'haben* wird durch zufammenziehung fcheinbar unregel-
mäßig, da es aber urfprünglich hierher gehört, fo ift es mit denen,
welche unorganifcher weife teilweife der analogie der nicht ab gelei-
teten folgen, ans ende geftelt worden.
VII. 1. In allen formen unveränderten fkamm haben: (mhd. e)
fchnell (fchnellen), fchtäly cbrkelt, fdrfoLfch, kemmy Idemm, demm,
dempff k&mpfy brenn ^ Icenn^ nenrty renn, trenn, hlend, end, jpfend^
fchend, f^rfchwend, wend, meng, feng , fchpreng, zweng, Icrenk, lenk,
fchperry zerr, werm, fckterb (interirao), Pchwerz, fchterk, merk, h^,
hitz, f9rletz, netz, fchcOz, ßtZy wetz, m'^t, Ufch, deck, Ideck (fufßciö),
rick, fchm'eck, dbrfchreck, fcht^'ck, fchtreck, weck, — b9fcheer, wS^,
zS^r, neer, leigh, bdweigh, reigh älter rüegh, fchiiel (fchäle), zviel
(zäle). — fa) fchall, praUy wall, pflanz, danz, dank, wank, fdr-
lang, ddrbarm, warn, wa/rt, gaff, naß (näßen, feuchtigkeit auß
laßen), faß, hratz, d&ß (tafte), faß, krach, lach, mach, wach, acht,
trächt, fchlacht, kratz, bogätt, — fchpoor, läai (recreo), jough (jage),
khugh, fdrzough, wough, dcmgh (tage, lucesco). — (e) b^gaar, g9-
waar, fchtraab, mald, lam, lack, beib, . — (i) fchtiU, fchpill (ludo),
fchimpf, fdrziin (verzinne), err, bdfcherm, f^rgift, f^rmias, mifch,
ßfch^ vkfch, ritz, d9rhitz, fchnttz, fchwitz, tchpitz, ddrblick, nick,
ebr quick, fchick, fchpick, jfchtrick, zwick, fdrpfiicht, riecht (richte),
fehlgeht, miß. — ßyhmiir; nies (ftemuto, mhd. niefe nach III). —
(o) folgh, borgh, forgh, worgh (etwas fchwer fchlucken), koß, lock. —
hutiel (hole), hiuelb, duueh. — (ü, u) hüll, füll^ dvM, fdrguld, krUmm^
dargrilnd, fdrkänd, zünd, f^rjüng, düng, zörn, Antwort, dörfcht, körz,
fchtörz, tüörz, wörgh, färch (mhd. vürnte und ab weichender flexion),
g9lüß, nutz und nütz, fchtütz, bück, drück, ruck; fchpüür, — (4)
fchtrouf (ftrafe), wough (wage), andre f. u. — (se) hdichwaar,b9waa/r.
— (^) k^er, leer, fdrrrveer, — (1) 6i7, leim, feidr, leür. — (6) kuttes
(rede, kofe). — (oe) höör, fchtöbr, bodöör (betoere), lüües, roß, flüüeß,
lött (loete). — (ü) mau9r^ trau^r, mauß (muto pennas), haus, maus,
fau8, raußh, brauch, hauch, fchaam (fchümen). — (uo) ßjich, fLußh.
— (üe) küvX, wüvl, rüüm, rüür, füwr, üüb, büüß, grüüß, fdrwüüß,
gdnüügh, rüügh, füügh. — (iu) zeun, rewm, feu^r auch ieww9r (fauer
riechen, fchmecken), fchteudr, b9deu9r, heuf, aa feucht, lacht (leuchte).
— (ie) zur (fich fpreizen), diin (dienen und dingen). — (ei) he^iel,
ßeel, däed (teilen), fchwieeß, fich neeegh. — (ou) draam (träumen),
zaam (zäumen), (for/^^(erfäufen), feeem (I&omen). — mit bildungen:
vnmfi9r (wundem), fichar, ford^. — den^l, riighal, fiighal — ro-
Sohl ei eher, Volkstftml. a. 8bg. 3
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dum^ '9nfif '9nt, rockna u, f. f. ff9rack9nt (rechnen), r'^iffhna (98
riiah»nit)^ eeegi^nt, 9reeeg1mU fichy infin. k'eeffhna; feegk^n (fegae)
va&X^ feeghna ) maßen, maßdnß, 1. plur. und infin. maßna, g9maß9fU
(meßen).
Die auf einen vocal auß lautenden ftämme werden ebenfals
nicht verändert: mcui (mähe) maciß maat Tnaan u. f. f. gemoMy infin.
maon maa genum^ fo draa (drehe), blaa (blähe) ^ kraa (krähe), naa
(nälie), fchmaa (fchmähe), faa (fäe). — heu (kaue), hrm (braue),
bUu (bleue, fchlage), reu (reue), fcheu (fcheue). — bau (baue), trau
(traue). — free (freue), fchtree (ftreue). — hdfreiy fchnei (fcbtieie),
enizwei. — blilü (blühe), brüil, glüü. — d/ruua (drohe), inlautend
wird Wim nach der regel (f. 17) zu uilc: druueß druuet druuen, —
trüü (tiübe) trüüß trimt trüün gdtrüüt alfo völlig vocalifch.
Vn, 2. Stämme auf -n; die ftämme auf -nn fo wie ein teil
derer mit langem vocal vor n gehen nach VII, 1., die welche kur-
zra vocal vor n haben und die auf aom. aan, eeen, een behandeln
ir n^ nach f. 29 ff., z. b. loa (lone) laaß laat laana laat läana, imper.
la& UAty isfin. la&na gdla& loa, part. praet. gelaat^ eben fo: fchäa
(fchone), waa (wone), gewaa (gewone), cbrmaa (ermane). — loa laäft
u. f. f. laana (lenen, fe acclinare). — fee feeß feet feena u. f. f. (fenen);
fee feeß u. f. f. befonders fdrfee ferfeeß (durch zauberfpruch fegnen) ;
Ate u. f. f. (denen); g^wee u. f. f. (gewöne, mhd. gewen). — mee
(meine) meeß meeJty aber plur. meeena meeet meeena, va&a, m^eena
gemee, part. praet. gdmeet; 1. fing, praef, in verfchmelzung mit fol-
gendem pron. perfonale der 1. perfon: meeeniich (meine ich).
VII, 3. Verba welche in der 2. 3. fing, praef. und im part
praet. den ftamvocal kürzen oder (feltener) doch verändern. B^
fpile: riied (rede) redß ridt riieden riiet rüedeny imper. rtied rttet,
infin. riieden gerited, part. praet. geredt; fchoud (fchade) fckadfi
fchadt fcJwuden fchout u. f. f., part. praet. gefchadt; fougk (läge)
foghft jogU foughen fought u. f. f., part. praet. gefoght-, laab (lebe)
M)ft iaht laam hmbt (aam, infin. laam gelaohy part. praet. gelabt^
m Ol«/ (male, pingo) moolß moolt mouhn nundt movien, infin. mott&M^
part. praet. gemoole; bedeut (bedeute) bedätß bedöM bedeuten bedma
bedeuten, part. praet. bedätt; leut (läute, fono) lätß lätt leuten n. L 1,
part. praet. gelätt; bl'eeech (bleiche, mache weiß) blechß bückt
bleiechen bleeecht bl^eechen, infin. bUeech^n, part. praet. aebUelU;
flf^ech (feichen, urinam mittere), weeeck (weichen) eben fo; /chleief
fchlfß foM^ fchleeefen u. f. f. gefchleft (fchleifen, trahere); brii^t
(breite) breiß brett breeeten breeet u. f. f., infin. breeeten, part. praet.
gehrett; kl^eed (kleide) kledft kledt kleeeden kUeet u. f. f., infin.
IcUiedeny part. praet. aekledt; kleeeb (kleiben, cauf. zu beklffih
ben in, nicht das gleich bedeutende kleben; davon auch kUkiMgk
neben dem, dem und. klebrig entfprechenden klaabrigh) klebß hiebt
hliiem u. f. f., part. praet. geklebt; rkeef (raufe) refß reft rtikfsm
Trieft rSeefbn, imper. r'Üfef r^eeft, infin. ree^en, part. praet. g^rifk;
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dieef (taufen), kieef (kaufen) eben fo; goUieb (glaube) jfiHdfi
Siebt g^Ueem QdUeebt u. f. f., infln. g9Ueem gaUeei, part praet« ^
^; OTUut (brüte) Är«^^ brutt bruuidn hnmt hrwnJt^n u* f. f.^ part
praet. gibmtt', hüüt hiUß hütt hüütan hmU hüütim u. £. f., part.
praet. gehüu; /cÄüür(fchütte), toüüt (wüte), düüt (tute^ tüte),
flüüt (flute) eben fo; b9trüüb b9t9'übß b9triibt b9trüüm u. f. t
Das verbum 'haben^: hau hoft hot kämm hott hemm, imper. hau
hau, infin. komm hou gohou, conj. praet. hSit hetß heü {h'eU) h€U9n
hett hStOn, part. praet. gdhott.
In die flexion der ftamverba fchlagen um: bouddn (baden f. o.
I, 2. am ende), frough (frage) freighß frHght (für froughft frowghi)^
plur. frou^hdn u. f. f., part. praet. g9frought (auf dem lande auch
/uiigh conj. praet. von fougk9n fagen). — krtigh (obtineo) kri^hft
kright kriighan kright kriigh9n, iiän. krügh^rij part. praet. g9krtgfu,
conj. praet. kröigh kröighß u. f. f. (in andern gegenden hört mab
den indicativ praet. krag). Difes verbum flectiert alfo, das part.
praet. auß genommen, völlig nach IV, 1. (verfchiden davon ift alfo
krige, kreic der älteren fprache).
Einiges über adverbia, präpofitionen, cöi^jonctionen.
Inna, außdn *)^ uuem (oben), unt9n; hinna, haufidn, huuem^
hu7U9n, hilüm (hüben), d.i. hie innen u. f. f.; dinna, dauß9n, duu»m^
dunt9n, düüm, d. i. da innen u. f. f.; drinna, draußen, druuem,
d/runtdUy drilüm, d. i. dar innen u. f. f.; aa (an), et (ein), ou (ab),
um (um), auß, auf, vnt9r, üüwdr, hml9r; naa, nei, nou, nüm, na/uß,
nauf, nunt9r, 7müto9r, mnt9r, d. i. hinan u. f. f.; räa, rei, rou, riim,
rauß, rauf, runt9r, rüiLw9r, rint9r, d. i. heran u. f. f.; dräa, drei,
drüm, drauß, drauf, druni9r, dril/itw9r, d. i. daran, vergl. unten. —
fü/är gilt für 'vor, hervor*; niidan ift fo vil als 'unten*; h^9n und
g^9n (= hiefeiten und genfeiten vergl. f. 46) diifeit, jenfeit; ifma-
dum (innen dhn)^ uuemduuem oben droben. — Von diefen adverbien
wird gebildet: nouioart9n, rouwartdn, Ttauß-, rauß-, nei', rei-, ntmf-*,
rauf-, mmt9r-, runt9r-, n'üMtü9r-, riiüw9r-, nvnJI»r-, rmt9Hoart9n;
jezt auch fchon ncmwarts u. f. f. (hinabwärts u. f. f.). — itmawen-
diah, außawendigh. — Adjectiva: d^r, di, ia inw9r, euß9r, Üilew9r
(obere), ünt9r, hint9r, fädddr (vordere). — üüew9rfeh{ch, ünt9rfchich,
hifUdrfohich, fädd»rfchich, füürfchich (ober fich, aufwärts u. f* f-). —
Noch mer als in der fchriftfprache unterfcheiden üch die mit dftr
zulammen gefezten adverbien, je nachdem der ton auf dem erften
oder dem zweiten elemente ligt, z. b. d9rfaa (davon) aber dad^
(ddvon), d9rbei doMei, darmiit doumiü, dmfiliLr (davor), dovf%W
(d&vor), dr%ia dourilm, drei dourei, ddrwidddr douunddor, vergl. fer-
ner mit doppeltem dar (da) drinna doudrinna, drauß9n daudrauß9n,
*) DUM IHift nuf ) amftm Hei (ta6 btoibta).
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Aruf doudrvf; z. b. ich weß neks darfaa, aber: doufaa weß ick nSJcs. —
hSeem aheeem ift *heim, nach häufe*, hemma und cbrhemm 'dahdm,
zu baufe*. — Die präpofition uf (z. b. iif morgkdn bdfchteU auf mor-
gen beftellen) lautet als adverbium auf (z. b. auf fetz auf fetzen);
eben fo verhält fich praep. mit, adv. mwV; praep. an, adv. oä; praep.
SS9, zu, adv. zuu. — *ja* lautet iou, Jaa, ja und ja je nach ftellung
und ton; z. b. ei jou: joü, fau is di woordt (ei ja; ja, jenes ift di
warheit); duus fei jaa niiet (tue es fein (doch) ja nicht); ich hous
ja goor nii^t g9foght (ich habe es ja gar nicht gefagt); ei ja tctmel
ei; ja worum denn niiet (ei ja wol; ja warum denn nicht). — Die
endung -ar ift bei Partikeln fer beliebt; das an gehängte f9 auß fu
ifima, fo) hört man in gewiifen Verbindungen häufig -ß^r fprechen,
z. b. nuffdr machs fuua- (nun fo machs fo), nuff'dr hdjeiB (nun fo
adieu); femer: öp'pdr (etwa), hal^r und hak (eben), /i^fer und fufi
(fonft), naaw9r (neben), waagh^r (wegen, z. b. waaghdr miir, aber
ftets: meitwaagh9n meinetwegen), vergl. fchändar neben fchä (fchon),
hineuTubr neben hinza, hinzigh (jetzo), auft9r (defto); vergl. ferner
Tnar für man. — fchtats (anftatt) und fam^ts neben fäme (famt) haben
-«; *oder* und aber* taufchen ire bedeutungen; ^odddr bedeutet
*aber*; ouwdr bedeutet *oder* (in der neueren zeit beginnt das hoch-
deutfche hier einfluß zu nemen); man fagt: doöa is oddar neks (das
ift aber nichts); ich weß niiet, woorfch a maä ouw9r (jezt meift oddar)
a fraa (ich weiß nicht, wars ein mann oder eine frau).
Syntactifches.
Der genitiv wird umfchriben durch die praep. fan oder durch
das pronomen polfeffivum: is meeedla fan meiner fchweft9r oder: me^
n9r Ichweft9r iir meeedla das mädchen meiner fchwefter; is Tcind fan
maa oder in md& fei hind das kind des mannes u. f. f. Erhalten ift
der genitiv nur in gewiifen fügungen wie: linhar hend, rochier hend;
diimm9r, gdfcheitdr weis; unn»T eees (unfer eines), füümaam^r leiU
kümar gdrotttdn faltan (vornemer leute kinder geraten feiten) u. f, f.
Bei ungefären zalbeftimmungen von maßeinheiten tritt an.
das vor dem zalworte ftehende wort, welches das maß und dergl.
bezeichnet, die endung '9r, der unbeftimte artikel tritt davor, z. b.
a fchtück9r dreia oder drei, a hampfBhr fiira oder für, a mate9n»r
fümpfa oder fiimpf, a mouß9r ßks oder fekfa^ a gilld^nar fUm» a
1dafl»r9r acht, a fchuuehdr neu, a mann^br zeeena, a dutz9nd9r efyup
a dough9r zwölf a u. f. f. (etwa drei ftück, vier handvoU, fünf metzeiif
fechs maß, üben gülden, acht klafter, neun fchock, zehn mandel,
eilf dutzend, zwelf tage u. f. f.); mit a elhner fiira hofta gdnunh
(mit etwa vier eilen halt du genug).
Eigennamen von perfonen find unveränderlich und haben ftets
den artikel: ich hau in E&ns, is Barla gdfaan ich habe dan Hans,
6t
das Bärbcheu gefehn; in Rettaharla fei bruudar Margaretlia Barbaras
bruder; in Schilbr feina fchtück Schillers draraen u. f. w.
Im gebrauche der präpofitionen und ortsadverbien hat
die mundart manches eigentümliche, z. b. ar gut nint9T in fchtoud^l
er geht hinter in den ftadel (in die fcheuer die hinten liegt); wiw<9r
ftf Forfchengreut , 8chälk9n, ÄasfcUd, Hilborghhaufdn hinter (wärts)
nach Forfchengreut, Schalkau, Eisfeld; di fckoffei nintar die chaulTee
hinter (wärts); bei ^nint^r fteht der fprechende vom; di fehoffH
rint9r, rintdr in fchtouddl u. f. f.: der fprechende fteht hinten. —
di fchoffU füüry füür uf Sumbargh die chauHee vor, vor nach Son-
neberg: der fprechende mag vorn oder hinten ffcehen. — üüw9m
ha/rgh nüiiiüar über den berg hinüber; nüüwdr uf Hüttdngrund,
Müwrfchnitz, Baatleckm hinüber nach Hüttengrund, Mürfchnitz, Bet-
telhecken; düüm in Hüttdngrundy MvMrfchnitz, Baatlechdn drüben in
Hüttengrund, Mürfchnitz, Bettelhecken. — in fluur nou die flur (in
der flur) hinab; nou in fluur hinab (in) die flur; in fluur nouch anan-
n9r rou die flur nach einander herab {fluur ift fbg. mascul.) ; nwnidr
oder nou uf Lind, Hääbich u. f. f. hinunter oder hinab nach Lind,
Hönbach u. f. f., nunt9r in Icaabr hinunter in den keller. — in bargh
nauf den berg hinauf; nauf in bargh hinauf (auf) den berg; in ba^'gh
rauf den berg herauf; nauf uf Neuflgh hinauf auf Neufang; naif in
bmiedan hinauf (auf) den boden (dachraum). — nei di fcluoiä hinein
(in) die ftatt, di fchtout rei zur ftatt herein (in der ftatt herein-
wärts); in bargh rei den berg herab (herein); in bargh nei den berg
hinab (hinein); nei di Schteeenich, nei di Laufcha hinein (in) die
Steinach (nach Steinach), (in) die Laufche (nach Laufcha); di SchteSe-
nich nei zu Steinach hinein (in Steinach hineinwärts). Eben fo nei
uf NeufchtoU^ nei uf Kuuewrigh hinein nach Neuftatt, hinein nach
Koburg; dinna in Neufcfuott, Kuuebrigh drinnen in Neuftatt, Ko-
burg; nuuß in fluur hinauß (auf) die flur; in fluur ruiuß die flur
hinauß (in der nur hinauß wärts); zu ddr fcktuum rauß zu der Itube
herauß; nauß uf K'öppdrfchdorf, Molmarz, Schteebich hinauß nach
Köppelsdorf, Malmerz, Steinbach; da/ußen in Köpporfchdorf, \Mol*
marzy Schteebich draußen in Köppelsdorf, Malmerz, Steinbach;
Das unbeftimte pronomen wird gegeben: 1. durch *«i9r*,
wenn man fich felbft mit darunter begreift; z. b. mar duts niiet
gam man tut es nicht gern; döös foght mdr niiet das fagt man nicht;
2. in gleichem falle durch das zalwort *ein* {äees eines, neutr., be-
deutet jemand, wie manche manches im finne von mancher menfeh;
nienfch war in der älteren fprache gen. neutrius und daher mögen
die neutra ^eea, manchs ftammen, z. b. ds is Sees an d9r düwr es ift
jwnand an der türe), welches als dativ und accufativ zu ^m9r be-
trachtet werden kann, z. b. ß fchloughan 9nn fie fchlagen ein^n;
fi duun ennr ölbn dort un dampf aa fie tun (man tut) einem allen
poITen und dampf (eben dalTelbe) an; fls außar d9r weis, woa emt di
leut naueh foughon 68: ift außer der weife (gar zu arg),, was einem
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die leute nach lagen; 3. durch die 3. perf. plur. (f. unter 2 die
erften beifpile): fotta zeeemr ncuomv^fa miet folche zehner (dreikreu-
zerftücke, friUier zu zehn Pfennigen gerechnet) nemenfie (nimtman)
nicht; 4. durch das paiUv: ßs fchä g9lätt woom es ift fchon geläutet
worden (man hat fchon geläutet).
Die umfchreibung mit *tun* wird im praefens nicht häufig
an gewant, z. b. ich dwi mich dach niiet färchdn ich fürchte mich
doch nicht (gewönlich ich färch mich dach niiet) ; dagegen wird der
conj. praeteriti faft durchgängig mit difem hilfsverbum umfchriben:
loerm ich döös foughdn deity deit ich a liiügh f(mgk9n wenn ich das
fagte, fagte ich eine lüge. Der indicativ praet. wird durchweg (bis
auf töoor f. 0.) mittels des part. praet. uild der hilfeverben *fein*
und *haben' umfchriben {ich hm g^foght, ich bin g9loff9n u. f. f.). /
Der infinitiv hat drei formen: 1. one g9- und one -9n nach
'müßen, follen, wollen, laßen', z. b. döös mußm^r foughy ich was
duuy ich foU wann9r das muß man fagen, ich wils tun, ich foll
wandern; ich louß mach ich laße machen; 2. mit y»- und one -^
nach 'können, mögen', z. b. m^r kaa gdfough man kann fagen; k&&fla
denn niiet g9plaud9r? kauft du denn nicht reden? dööa moughmBr
dach niiet gdduu das mag man doch nicht tun; 3. one g^- mit -^
nach 'werden, tun, bleiben, helfen, hören': ich waarfch f<yugh9n, ar
toärd hraak warn, 98 wörd fchä brenna warn, du deitß fhugh^n ich
werde es fagen, er wird krank werden, es wird fchon brennend;
werden, du täteft (würdeft) fagen; blei bdtraad^n, blei b9fitss9n, 9s
bleit b9/chtenna bleibe ftehn, bleibe fitzen, es bleibt ftehen; ich
half arb9t9n ich helfe arbeiten. Man bemerke die zufammenfetzung
des von 'bleiben' abhängigen verbs mit fo-. Ferner nach 'zu*: ar
hat neha z^ aßen, döös hot neks z9 fbugken, ar hot Z9 laam (zu lebeB)
u. f. f.; auch hat ftets -»w der innnitiv als fubftantiv: is laufen, i$
g9nna das laufen, das gehn; ar hot is fchreim (das fchreiben) g9-
lamt. — Das einen infinitiv regierende verbum tritt in der regel
vor den infinitiv: waar döös will (foll, muß) höör; wemm9r döös Je&&
g9höör wer das hören will (foll, muß); wenn man das hören- kann;
ich hous foll (woll, louß) mJach ich habe es machen follen (wollen,
laßen); ich houna hoör finga (ich habe in fingen hören); ich hau an
groum louß mach (ich habe einen graben machen laßen) ; m9r wams
fchä loßdn mach (wir werden es fchon machen laßen); ich houm9r
(ouder) louß louß (ich habe mir (ader) laßen laßen); ich houmar
muß half (ich habe, mir helfen müßen). Doch fagt man: ich loaarfck
fchä g9mach kilnna (ich werde es fchon machen können) ; ni»r warn»
fchä mach miiß9n (wir werden es fchon machen müßen). — Steht
bei dem infinitiv, welcher von einem andern infinitiv abhängt, ein
adverbium (trenbare praepofition), fo tritt der regierende infinitiv
zwifchen das adverbium und den regierten infinitiv: ich toils rou
{runt9r) louß reiß ich wil es abreißen laßen; ich waarfch runi9r
müß9n reiß ich werde es herunter reißen mttßen; ich vfoorfch niüi
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ou loß9n reiß ich werde es nicht abreißen laßen; ich waarfch nmt9r
hwnna g9reiß ich werde es herunter reißen können^ wemmdr döös
aa muß {f oll y will) höör wenn man das anhören muß (foll, will). —
Man bemerke: ich hau half g9arh9t d. i. ich habe helfen gearbeitet,
anftatt: ich habe geholfen arbeiten (ich habe arbeiten helfen); ich
deü (toüür) half arbdtan ich täte (würde) helfen arbeiten.
Die relative conjunction daß, älter und auf dem lande
auch daßdn (vergl. f. 46), für welche auch in gleichem finne vmu
gebraucht wird, entfpricht volkommen dem nhd. 'welcher*, z. b. daar
daß {daßdn, wuv) döös g^foght hot der welcher das gefagt hat; dou
fenrv^ra di daß {daßdn) foughdn oder dou fermdra daß {ddßdUy wuu)
fotwhdn da find irer (gibts leute) welche lagen; dar maa, di fraa,
ia Icindy daß {daßdn, wuu) döös gdfoght hot', dou is manchs (manches
d. i. mancher menfch) daß {daßdn, vmu) fu wos niiet foght) dou is
kSäendr daß {daßdn ^ vmu) döös d'eit^ dou fenn kSeena do^ß {daßdn,
wuu) wos dilüghdn {daaghdn), — daß fteht überflüßig in anhängigen
fragen: weß duu öppdr, uri lang daß di walt hdfchtenna wördf weift
du etwa, wie lang (daß) die weit beftehn wird? umkii daß daar
nar gdkraatfcht isl wohin der nur gekretfcht (gegangen) ift!
Nouchdt auch nouchdr (nach her) wird fer oft für *da, dann,
fo* gebraucht, um den nachfatz ein zu leiten: wemmdr Icee gäld hott,
nouchdt {nouchdr) is neks wenn man kein geld hat, fo ift es nichts;
wemfnidr in kinndma ölhn wilhn leßt, nou^chdt is gdfaalt.
Für 'als* wird ftets wii oder als wti gebraucht, z. b. wii ich
gdkmmna bin^ hots gdreighdnt (als ich kam); ar is größdr wii {als
wii) fii.
aa (auch) wird mit Vorliebe ans ende gefezt: ar hot ßch oddar
muß plough au (oder: oddar aa muß plough, er hat fich aber auch
plagen müßen).
ha ift häufige partikel der frage und geht derfelben vorauf: ha
weßm/drfch dennf ha, weiß man es denn? ha wos hoßdn (oder hofia
denn) douf ha, was haft du denn da? ha beteuert auch: ha jau,
ha freilich,
meeeniich, fchatziich (meine ich, fchätze ich) werden der rede
ein gefchalten; z. b. ds woomdra, fchatziich {mSieniich), a fchtUckdr
zwölf a oder auch ds woomdra a fchtiickdr zwölf a, fchatziich {meeen-
iich)^ döös is neks, me^eniich.
S. 43 z. 18 V. u. ftreiche *geii. u.' vor 'accuf.*
Samlung von Worten, die von der fchriftfprache
wefentlich ab weichen oder ir fremd find.*)
Mbr in Wendungen wie 9s alhrt.ßch auch: ds albrürt d. h. esbeßert
fich (Schm. I, 42).
aam eben, z. b. aam drüm eben darum; als adjectiv im finne von
recht, tüchtig, tauglich, z. b. döös fenn fchä aama aardöpf»! das
find fchon tüchtige kartoifeln; daar jung is fchä aam woom der
junge ift fchon recht groß geworden.
aamacht f., äamacktigh (mhd. ämaht, ämehtec) onmacht, onmächtig.
aamsff9maa und aamsgd/chmaa adv. z. b. ich gii a/wisgdmaxi hii ich
gehe meinetwegen hin; naams aamsgdmaa ölbs nims meinethal-
ben alles (ift nach Frommann auß eben fo msere, d. i. eben fo
lieb, eben fo gut, entftanden, vergl. Schm. II, 607).
aanigh adv. fort, weg, z. b. ich gii äanigh (ift an mhd. senic expers
zu denken?)
appddiik masc. appetit.
am'eeeßigh luft habend, ging, geil; ar is amreeeßigh woom er hat
lult bekommen; machna niiet äareeeßigh reize in nicht, mach im
kein verlangen (anreißig = anreizig von reißen = reizen, incitare).
afch9r masc. afche (cinis).
back'^ äa back und äa areuf — an packen und an greifen — werden
im finne von an faßen gebraucht.
barra/bl (parafol) auch rHghdnbarrafol demin. barraßlla L v. als reiV
gk9nfcherm das jezt auch gebraucht wird.
barz vor ftrecken, z. b. ar barzt fein batich rauß er ftrekt feinen
bauch vor (Schm. I, 204).
bdduu d. i. betun in Wendungen wie:- ich kaa mich niiet b^duu ich
weiß mir nicht zu helfen, kann mich nicht zurecht finden.
bmf^l masc. I. pinfel (penicillum).
*) Das in der grammatik befprochene ift hier möglichA übergangen worden.
Die verba ßnd in der 1. fing, praef. an gefiirt; fie gehören aUe zu clafle VlI. Die
anordnung ift alphabetifch nach der fchreibung der mnndart. — Schm. bedeutet
SchmeUers bair. worterb.
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bȧmm beiCammeo, mit einander z. ^b. tannaokt (acceat auf a)b9-
famm gute nacht beifammen {ta auß guuta^ fo fagt man zu mere-
ren perfonen). ^ ,
69..,,,. 1. befchmuzen; Ja. 9n fchmuzig, z. b.' a b9,.\..,.9ne
fchnuptüchla ein fchrauzigps (gebrauchtes) tafchentüchlein, ja fo-
gar a Id dn^r daabr ein fchmuziger (gebrauchteir) teller ;
2. betriegen, • - •
heß9r als adv. auch im finne von mer, ferner; z. b. gu beßdr nauf
geh weiter hinauf, heßdr haar näher her u. f. f. (wie mhd. bag).
hodddrla neutr. demin. perle (auß patertein d. h. paternofter, dÄ bei
jeder perle am rofeukranze ein vaterunfer gebete^t wird).
bolM- fallen; loU9r nüet Mi fall nicht hin (poltern? vgl. Gnmm Wör-
terbuch f. v. bollern). , -•
holmaal neutr. aftermel, was zulezt auß den mülfteinen läuft; über-
haupt das fchlechte, verftreute mel (yergl. Schm- I, 280).
hoordn masc. I. barren, krippe des vihs im ftalle.
hoorlaam, fem. offener gang am häufe, meift nach dem hofe m itm^
porlauba Schm. I, 192.)
Iorz0l (purzeln) fallen; um borzdln um fallen.
buuchack9r masc. III. und I., frucht der buche, buchkern {für buuchr
hckdr; aber: ich gii in di bicicchacJc9m ; vgl. Grimm wörterb. f . V.
ackeran).
büüepBl meisc. I, pöpel, popanz; verhärteter nafenfchleim; büüepöla
fich mit difem zu fchaffen machen, z. b. büüepdl niiet in d^indr
nous rüm, ,
buuef9t f. bosheit; befonders auf dem lande auch: feuche, graflie-
rende krankheit.
daab adj. (taub) toll, wanfinnig, auß gelaßen, z. b. mach h^'eena
daam fchtre'eech mach keine tollen ftreiche; ar is ree daab et ift
rein (völlig) toll (von finnen).
danguut dank gott (^s wäre guui darin enthalten).
daß9l fem. III. furunkel, blutfchwär (mer auf dem lande^ bräuchlich).
dee^t masc. I. zufammen gelaufener grind (Grimm wb. f. v. deft).
dena9l fchlagen mit kleinen rütchen und dergl.; die fenfe häitttöern.
dichtarla neutr. dem. enkel, enkelin (das nicht deminuierte dichter
komt nicht vor; vgl. Grinmi wb. f. v. diechter).
dinhdtz masc. III. wicht, verächtlicher menfch.
doli adj. feltfam, fonderbar.
dolbn fem. I. quafte.
a döörichOr oder döördter hund ein toller, wutkranker hund (adol-
hr hund ift ein feltfamer, auffallender hund; dar hund ia daab
heißt: der hund ift närrifch, nicht bei trofte); hundsdööreta mil-
lieh milch, die im fauerw erden begriffen ift.
döörfch ou fchlachte ab, töte.
dort masc poffen.
drück drücken; drucken: a gBdrüJoa buuch ein gedruktes buch.
Schleicher, Volkstfiml. a. Sbg. 9
66
dü7ifch9l masc I. auf geworfener mund; mund mit abfichtlich vor
gedrängten lippen.
eeeghdnfinnifch adj. eigenfinnig.
Siwigh adv. fer, z. b. äivngh hraak fer krank; goor Smigh feer kraak;
tiewigh (und eiwigh) ilt ewig (aeternus); z. b. iieungh un malcU-
tigh ewig und mein lebtage.
ekst9^m ärgern, plagen, z. b. daar hott mich woa gdekat^rtl
eng9lalnw9r neutr. (je länger je lieber) flieder (fyringa vulgaris).
iär9h masc. I. boden, dile im zimmer, fchtuumeerdn ftubendile; vgl.
hausierdn.
faagh neutr. nachgeburt von tieren, meill von der kuh gebraucht
(das gefeg, die fäubem in gleicher bedeutung bei äehm. I, %\b).
fanduufdl fem. III. unordentliches frauenzimmer^
fatz9n adv. fer, z. b. fatz»n gruueß fer groß; adj. (unveränderlich) fer
groß: \a fatss9n mäa, a fatzan fraa\ mit faln fatz^n blöchama mit
jenen JTer großen blöchern.
feC adv. fein, von fer häufiger anwendung und nicht wol überfezbar,
etwa 'nur ja*, z. b. gn fei heeem geh nur ja nach häufe oder gü
feijaa heeem.
feü masc. auf dem lande feighü, gelber lack, cheiranthus cheiri;
beliebte Zierpflanze.
fdrlSiet z. b. du fdrbeeets luvd9r oder dink; fcheltend gefagt, wenn
jemand oder etwas nicht gehen will, fich verkert an ftelt.
f9rkrüpfdl verknittern, zerknüllen.
f^rfchteckdln M^h^n fdrfchtäckdn verbergen.
fdrwich^n adj. jilngft verfloßen; adv. neulich.
fett neutr. fett; übertragen z. b. in ich houna fei fett gaam ich habe
im fein fett (den reft, genug) gegeben; daar hot fei f^eu der hat
genu^, ift tot und dergl.
fev^r, aa feadr fcharf ins äuge faßen; daar hot mich oddar äa g9'
feuart! der hat mich aber an gefchaut!
flieh nur von der zunge, z. b. flecTt dei zunga niiet rauß ftrecke
deine zunge nicht herauß.
folz»r und fokigh vollends.
f6rlc9lbee masc. I. waßereidechfe, f eltner landeidechfe (furkeln: hin
und her faren Schm. I, 563).
foufanacht fem. fasnacht (fälfchlich faltnacht).
fralcs fretzen, jemanden fich an eßen laßen, voll eßen Hopfen.
freeda (dem. von frad) fräulein, großmutter.
froöra masc. I. fchüttelfroft.
gaamaln plur. (ton auf der 1. filbe) kamille.
ganfart masc. I. gänferich.
gaatlich adj.. fchiklich, paffend.
gdduu das getue, das benemen; wos is döös fiiilr a gaduu "wss iR> das
fär ein benemen; is gtmt gdduu das eigentümliche benemen einer
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perfon, z. b. fei guta gdduu ü halt afuua fein benemen ift halt
(eben) fo.
ffeizigh a(^'. und adv. jäh, jählings.
ff9mee adj. gemein, auch herab laßend; a gdmiiemr harr ein herab-
laßender herr.
g9fchpr%m9Ü adv. gefprenkelt, klein geflekt.
g9fchwei fem. fchwigermutter (land.).
g9fchwüiil adv. fchwül.
gimif^r neutr. kleinvih, befonders das federvih auf dem hofe.
glaunigh adj. glühend.
gokmna nur in der längft unverftandenen drohung: ich reiß cbr di
aolauna rauß ich reiße dir die kaldaune (den darm) her-aüß..
goWScht neutr. II. licht, talglicht; rotz an der nafe; ar zächt licht9r
odfer gollecht9r er zieht lichter d. h. er hat eine roznafe.
görah^l verb. an der gurgel (gorghal) würgen, drofleln.
go/ck fem. IIL maul (Schm. II, 77).
fföß9r verb. dem, zu gießen.
grüün adj. bedeutet auch roh, ungekocht, z. b. grüilns fleiefch rohes
fleifch.
grupp9t adj. blatternarbig (Schm. II, 117).
guueldkäüla dem. goldkefer.
guueldtoorm masc. II. falamander (fchwarz mit gelben flecken).
haah9ligh, haakal acy. wälerifch, ekel (Schm. II, 165).
hampflich adj. dick, grob (von hampf9l, band voll).
harz neutr. II. plur. harzar elfter.
häusEerdn masc. I. Vorplatz, hausplatz vergl. ä&r9n.
haazqnaln fem. I. handtuch (twehele).
heehüpfdr masc. heufchrecke (hüpfer ift wörtliche überfetzung von
fchrecke; ahd. fcricchan fpringen).
heigaa (ton auf der 2. filbe) interj. meinetwegen.
hemleu^r masc. I. einer (oder eine) der nur das hemd an hat; hem-
letU9rijh adv. im hemde (Schm. II, 195).
häSrla dem. großvater (Schm. 11, 231).
hafch aa an hängen, machen daß jemand mit etwas behaftet wird,
z. b. hetfchm9r deina flää niiet aa hänge mir deine flöhe nicht
auf (bei Schm. II, 259: hutfchen).
hifi!9n fem. I. frucht der wilden rofe, hagebutte (mhd. hiefe).
htiwigh; z. b. 98 is niiet hüwigh mitna es ift nicht richtig mit im
(mr hebig; Schm. II, 140).
hüssigh krääUt (hitzige krankheit wie im böhm. horkd nemoc) ner-
venfieber, typhus.
höU9r auß hole auß (neben hüüel auß).
hölmrla dem. preißelbere, vaccinium vitis idaea.
hojchpdl fem. III. leichtes, übereiltes frauenzimmer; hofchpdUgh adj.
Äö^/cÄ»Z fchaukele; hötfchdl fem. III. fchaukel (Schm., II, 259).
hüll fem. m. kleine waßeranfamlung auf dem boden (Schm. II, 174),
68
Z.'b. iJUm hat is hind fchä widddr a hüll haar gdbr...,; dann in
der Verbindung: di hüll un di füll in menge und filUe.
hutz ftoße, befonders in der kinderfprache (Schm. II, 260).
jeeft masc. gifcht, fchaum,
junh9rla neutr. federnelke.
kaalich masc. kelch am hälfe, auch wattich genant.
haul kegeln, kegel fpilen; kaulicä., kaulplatz kegelban.
herr fchreien, hell fchreien von kindern (mhd. kßrren).
Jcess und keß fem. IIL plur- keffm: ritz, fpalte in hölzernen dingen,
da wo zwei ftücke an einander gefugt find, z. b. in der dile.
hiifiak^ z. b. är is niiet kiifigh er ift nicht rein, fauber, kofcher
{wol = gßhibig).
kipp9l mich {fich kippdln) fleh necken, auf ziehen, zank^ (Schm.
n, 316).
kiiza fem, katre, zur bezeichnung des gen. femin.
klick hin reichen, genug fein, z. b. zwei klüüeß kleckdn bei dan noch
niiet zwei klöße klecken (genügen) bei dem (dem) noch nicht
(Schm. II, 852. mhtl. klecken).
kluns fem. IIL ritze, riß im holze (Schm. II, 360).
knenk einen nafalton von fich geben, befonders durch die nafe reden,
dann läftig reden, einem die oren voll reden, z. b. wenn die cät9h
weiwBr in ddr kerch ira noufdnquetfchdr auf hamm, dou hnenk^nfa
wennfa ßnga; mei fraa knenkt (keift) m9r in ganzen dough di
oordn fuuel (Schm. II, 373).
knuuepf masc. IL knöpf und knofpe, in lezterer bedeutung befonders
das dem. knöpfla,
krappifch adj. fleißig, fer fparfam, aber auch: widerfezlich, unleid-
• lieh (vergl. Schm. II, 392).
kratz fem. IIL korb (Schm. II, 399).
kratzdn fem. I. kratze (fcabies).
kringslich rüm rings herum, rings umher (Schm. III, 109; 11-, 389).
krumm krallen, mit den nägehi oder krallen packen und verletzen,
z. b. a geiar hot mar mei daub ddrkrumt ein geier bat mir meine
taube zu tote gekralt; wilfta mich öppdr krumm? wilft du mich
etwa krallen?; ds krumt mich in bauch (mhd. krimme, kram,
gekrummen).
kuu fem. IL 1. kuh; 2. kefter; herfchkuu hirfchkefer, fchröter; fch...kuu
miftkefer; meift im demin. küüla, z. b. guueldküüla goldkefer;
kornküüla marienkefer; kaafar masc. I. bezeichnet nur den mai-
kefer; das dem. kaafdrla ift juliuskefer; 3. zapfen der nadelhölz'er.
laaf I, 1 gehen (laufen ift fckpring).
langfchuub masc. IL kegelban.
lafch fem. III. orfeige, backenftreich ; als verb. inf. lafch^n orfeigen.
leera masc. I. lerjunge (lerer ift meftdr oder fchulmeßir).
leut leute; als fingul. neutr. ein frauenzimmer; weiwdrleut nentr. dAff.;
manndrleui neutr. ein mann, z. b. 98 ism9T a mann9rleui un a
69
weiw9rleut bdgüegJant es ill mir ein manfi und eine frau begegnet*
(Schm. n, 522). -
l{w9raalifch adj. verbult, lockerer litten; ltto9raalt/chk^iet z. b. fi u
mit ddr müüghdrei un ddr liv^rakUfchkeeet bohäft fie ift mit der
Verliebtheit und dem lockeren wefen behaftet.
a lins, a lin/dla ein wenig, von feiten dingen (a wmg von unkörper-
lichen dingen und vor adjectiven, z. b. a wmg z9 klee und dergl.;
^ zarla von flüßigen).
luues gald lofes geld d. i. falfches, verfchkgenes, ungültiges geld.
hmn9r poltern, drönen; lunmrdr masc. einmaliges poltern; g9lunn9r
gepolter.
lünzigh adv. ab getr^^gen, fadenfeheinig^ morfch (von kleidimgsftücken
und dergl. Schm. U, 485).
madeng (ton auf der 2..filbe) masc. mantel.
malla dem. neutr. z. b. a malla arw^ßdn eine portion, eine für eine
malzeit außreichende menge erbßen (wörtl. mällein, mälchen).
marks masc. gedächtnis, z. b. dar jung hoU odd^r aa goor kenn 'tnarks
der junge hat aber auch gar kein gedächtnis (Schm. II, 619);
auch merke gefprochen.
Timul neutr. 11. mund; ia mavl auffchperr9n gänen (wofür das wort
in der mundart völlig feit).
maunkd^la dem. Weidenkätzchen.
meeed fem. III. dienftmagd (nie etwa im finne des hochd. meid);
dem. meeedla aber bedeutet mädchen.
meitwdaghdn adv. meinetwegen; wird aber oft im finne von *ungefär,
vill eicht, nemen wir an' gebraucht, z. b. dou hots meitwaagh9n
gdhrent da hats, nemen wir an, gebrant; dou woorn meitwaaghdn
zwölf leut dou da waren etwa zwölf leute da.
memm laugen, vom kind; ia kind memt', fi leßt ir kindmemm^ mem--
mdr dem. memrmrla bruft; auch in der kinderfprache für bruft
(vergl. Schm. II, 575).
mz'cr (außer in der bedeutung magis, plus) nur in Wendungen wie:
wos is dou ddr meer? 98 is niiet fill d9r medr was ift da weiter
dran? es ift nicht vil dazu (mhd. msere, ift mit mi^ magis ver-
wechfelt; man erwartete, fonft maar),
merrich masc. märrettich.'
meuckhr masc. veraltetes kaltes fieber (nicht in der ftatt gebrauche
lieh; Schm. II, 544).
mezg9rfchgaak masc. IL vergeblicher gang, mezgersgang.
möör wülen (Schm. II, 611).
mötfch matfchen, unfauber mit flüßigen dingen verfaren (Schm. II,
658. 622).
mouak VL 1. mag, 2. (ich) liebe; miiiigkdret liebfchaft. »j
muck fem. III. fliege (welches wort der mundart feit).
muU9rla (dem. zu mutter) großmutter.
nachtfchaet9n masc. geißblatt (lonicera (äiprifolium).
70
nackabitfch masc. ein nakter; näckabitfchigh näkt.
7iaagh9la neutr. dem, iiägelein, nelke; gewürznelke.
7iaa/tffüilek9r masc. neftgöker, jüngftes kind oder junges,
öUaweil adv. alleweil, immer, jedes mal.
ölbrüt adv. jedes mal.
ölbrfcfU veraltete zufammenziehung von ölbr erfcht aller eiit.
orl fem., orlahdam ahorn, ahombaum; orla ahomen, z. b. a orla diifch.
pfauch boshaft zifchen, keuchen und fchnappen (vergl. Schm. I, 307).
pfW^ (feltner pfffdrling) fchwamm, fowol eßbarer als häufiger gif-
tiger^ z. b. muclc9npM'9r fliegenfchwamm ; andere arten heißen
fchwamma fem. I., z. b. bwAchfchwamma y fchtökldsfchwamla (bach-
fchwamm, Itökchenfchwämlein).
platz plur. tannen- oder fichtenzweige; befonders dem. plada kleiser
dünner runder kuchen {platz ift platz); platz verbum platzen, tref-
fen, werfen, fchießen.
plaud»r fprechen (one nebenbedeutung).
rappH 1. i^aßeln; 2. verrükt fein; ar rappdU amoul widcbr er ill
einmal wider verrükt; rappdligh verrükt
reu reuen; tauern, betauern, z. b. ar reut mich er tauert mich.
roudhem fem. I. einrädriger fchiebkarren mit einem kaften, um erde
und dergl. zu faren.
rumfdn masc. I. fer großes ftück brot (tadelnd).
fachtfa adv. fachte.
faluppdnhahduch neutr. II. großes halstuch, fchal.
fdu fem. II. 1. fohwein; 2. taus im kartenfpil.
fchaaligh adj. fchel fehend, fchilend; uneben, Cchief, z. b. von einem
tifche (Schm. III, 344; ahd. fcelah).
fcheibs (nur als praed. gebräuchlich) fchief (Schm. III, 376).
fchelfdn fem. meift plur. fchale (Schm. III, 355; ahd. fceliva filiqua).
fchelligh; ar is fchelligh mit m^r, ß fenn fcheUigh mit anarm^r er ift
böfe mit mir, fie find böfe mit einander (Schm. III, 344).
fch'elm heißt der vater eines unehelichen kindes im verhältnifTe zur
mutter defl'elben: iir fchelm,
fche'er ou (fchere ab) ab fondem, z. b. ich fcheer is fett fan fl%%ejch
ou oder ar hot is fle'refch fan hnoch9na ou g9fcheert (für fchälen,
die fchale löfen, wird fcheer9n nicht gebraucht).
fcheup9l masc. I. mützenfchild; a fcheupBlkapp eine fchildmütze (vgl.
Schm. m, 305).
fchickdrlich adj. fchiklich, paflfend.
fchlacht fchlecht; elend, krank, gebrechlich, blödfinnig; a fchlachOr
fem. a fchla^hta ein blödfinniger, cretin.
fchlaudar fehlendem (Schm. III, 433).
fchliir masc. I. drüfenabfcess (in der achfelgrube, am hälfe; Schm.
m, 457).
fchlupp fem. III. fchleife (von band und dergl.).
fchma^htigh adj. fchlank, mager.
71
fchmeck fchmecken, riechen, z. b. feiahüa fchmeck^n /cA^ (veilchen
riechen fchön); ich Imananii^ g9 fchmeck (ich kann in nicht riechen).
fchmeuz9rla neutr. weibliche bruft.
fchnaagh9l fchmitzen, fchleudem.
fchnaakifch adj. feltfam, poifierlich.
fchpeng fpärlich ; z. b. di aard^pf9l fenn heu0r fchpeng die kartoffeln
find heuer fpärlich, knapp (Schm. UI, 572).
fchpring II, 2.:^ 1. fpringen; 2. laufen, fchnell gehen; z. b. vm
fchp'ingßa hu? wo läufft du hin? ich fchpring nou uf Lind ich
laufe hinunter nach Lind.
fchrei in. fchreien, rufen (lezteres wort feit im fbg.), z. b. fchrei in
Hans rauf ruf den Hans herauf.
fchtaafling masc. I. ftütze, z. b. am bäum.
fchteipdr ftemmen; fchteip9rling ftütze, z. b. unter einem afte, einem
balken u. a. (Schm. III, 650).
fchterz ftarren; ftrecken, z. b. di w'efch is Qdfroor9n daßfa fchterz^
(die wäfche ift gefroren daß fie ftart); jchterz dei bee niiet aßm
haar ftrecke dein bein nicht fo her (von ftarr; Schtn. III, 651).
fchtorz9l HL ftrunk, ftumpf (von nicht dicken dingen, z. b. von hä-
ren, krautftrünken u. f. f.; vergl. Schm. III, 659).
fchtriichauß adv. immer fort.
fchüchbdr adj. fchüchtern.
fchützigh adj. meift vom brote gefagt, aber auch von andern fpeifen:
lang vor haltend, außgibig, närend, fättigend (Schm. HI, 424).
fchuuz plur. fchiUz masc. dämm, wer (an oder im waßer).
98 fchwaat mdr (ich ane, ich vermute), infin. fchwaana fchWanen,
anen, vermuten (Schm. III, 557).
fchwaar masc. I. fchweher, fchwigervater.
fchwetzal fch wanken von flüßigkeiten, z. b. louß n^ka üüw9r fchwUz9l
laße (beim tragen eines gefülten gefäßes) nichts über fcnwanken
(fchwatteln bei Schm. IE, 552).
fchwngh9r fem. III. fchwigermutter.
femnvar jammern, klagelaute hören laßen.
a fiimmach9napfaarduuet fo vil als hoomeß9l (wörtlich harneßel, vgl.
f. 38), hraama fem. eine fibenmacheneinpferdtot, d. h. eine homiße
(man behauptet : fiim iraama mach9n a pfaar duu9t).
föchtigh d. i. füchtig von fucht^ krankheit, adj. zur eiterung geneigt
von wunden und dergl.
traat II, 1, b ftehen, fleh ftellen, z. b. traat dou haar ftelle dich
da her; vsos tritsta denn in gänz9n dough dou? warum fbehft du
denn den ganzen tag da? blei l9traat9n bleibe ftehn.
trum neutr. fi. ftück; das dem. trümla, fchieiß9ntrümla ftükchen
fchleiße (fpanlicht), hölzerner fidibus.
uulich adj. unnütz, z. b. ddös is a uulicha kratzbörfcht !
Um mach (um machen) d, h. fällen, z. b. mäch dan baam um falle
difen bäum.
72
iinfcMt neutr. talg, befonders lichtertalg (unflide fepo).
uurfchlacht9n plur. fem. menfchenblattern (Schm. III, 428 urfprüng-
lich gleich bedeutend mit außfchlag).
w'lgher und welkdr (mhd. walge) wälzen, rollen, z. b. wHgh^ in
deeek auf Wälze (rolle) den teig auf; di kinndr foelk9m (oder
welahdrri) ßch in groua rüm (Schm. IV, 68).
waß9r/chlilnkigh adj. lange im waßer ligend und die f^uren davon
zeigend (eigentl. waßer einfaugend, fchlingend, Schm. UI, 451. 454).
weit mixchdn vergelten.
windifch uneben, fchief (= fchaaligh; Schm. IV, 108. Schmidt we-
fterw. idiot. 329).
worgh VII. fchwer fchlucken (wörgh ift würgen).
worz9l fem. IIL Wurzel; warze.
toutdend9n befonders wuulendan denn? wo, wo denn.
wuuwdla dem. neutr. unreifes obft (befonders unreife kirfche), fo lange
es noch klein ift.
zangdrlich adj. fäuerlich, zufammen ziehend (Schm. IV, 270).
zaup fem. hündin (Schni. IV, 277), böhm. czuba, czubka.
zends an etwas herum, an etwas hin, z. b. ar g'4i zends Ums hauM
rüm; in ree (den rain) zends hii; a zäun isi zends rüm u. a.
z9rmörwdl zermalmen.
9s ziifdrt es regnet fein (Schm. IV, 228).
zqor masc. veraltet; nur z. b. in trink an zoor trink ein wenig; jezt
ift nur das dem. zarla im gebrauch: wenig von flüßigen dingen;
trink a zarla wei trink ein wenig wein (Schm. IV, 239 z&r =
zäher trähne, tropfen).
züfch 1. zifchen; 2. auf dem eife nach genommenem anlaufe hin glei-
ten (mhd. ziufche, celeriter feror, rapior gr. I^, 191), züfch fem.
III. heißt die glatte ftelle des eifes, wo difes fpil getriben wird.
züüfaln befondei-s ou züüfdln fadenförmiges ab zupfen, ab klauben
(wol dem. zu zaufen; zu zeifen, carpere, ftimt der vocal ü nicht).
zwiifäUa fem. I. fchmetterling (Schm. I, 530. IV, 299).
Seite 3 z. 19 v. u. lis hälw9r, — 4 z. 22 v. n. frääfißung, — 5 z. 12 v. u.
falwdr. — 6 z. 1 V. o. traagh* — 12 z. 13 v. o. ßlw^r. — 15 z. 12 v. o. fug©
bei: föchtigh (vgl. f. 71). — 28 z. 12 v. o. füge bei Neufigh (Neufang). — 32 s. lÄ
T. u. fuge bei is (iß, eil). — 38 z. 5 y. u. füge bei: hoornäfsdl (wortl. harneßel)
horniße; nßft9l für neßel; leicht für leiche; mueft (moft) für mos (vgl. L 33).
Bisweilen ift 9 für e zu lefen.
Sagen und erzälungen.*)
Fan iiefdlehrunn,
Ihr eeeghdntUch iiefdlslrunn foll hinzafdrfchüU fei; a/r woor od-
dar äa hint9m fchluueßhargh niiet weit fan ringhsbrunn, \Heit z9
d(mgh heßtmdr odddr aa in ringbshrunn in iiefdlsbrunn. Worum
dapfa ringbsbrunn fov^hdUy wiß9n di leut nümmBr, worum odd9r fal-
hr hrunn iiefdlshrunn gdheeeßdn hot, döös weßmdr noch rocht vmtiel.
In altdn zeitna, wi noch di harfchaft in ^mharghdr fchluueß vffdn^
fchluueßhargh gdwaat hot, dou hamfa fich öUa dough fan dan guy4»n
hrunna louß huuel un mit iiefdlnxi is is waßdr in barah nauf gdfchaft
woom, ün 'döös wörd fchä woor fenn; denn mdr haa noch hinza in
alt9n gdfchriima hüch^ma gdlaas, daßfa iiefdhtreiwdr vffdn Sumhar-
gh9^' fchluueß gdhaUdn hämm un daß di baudm in Hääbtch, Müürfch-
nitZj Mohaarz^ Lind Un Köppdrfchaorf ddr harfchaft öUa Joor iiefdU'
höuwdr hamm muß gaab.
Wo8 ddr alt Krautwuurfcht oums bein biir auß fein bü-
ch9rna ddrziielt hot
Ihr cdt moubr Krautwuurfcht — ar is fchä lang duuet — is
aa noch eSerOr fan aUdn Sumbargh9ma g9waaf9n, vyiisdra heit z9 dough
niiet meer fUl gitt. In fein aton doughna hottdr eiwigh gam in bü-
chdrna gdlaafdn un oums bein biir hott9r ibamdr in teutna muß d9r'
ziidj wosdr in fein ak9n fchwartna fchäß gdfunna hot, Nu woordr
odd^r fchä huuech an di joor un mit fein aa>gh9na hott9r aa matöör
gdhott un dou hottsr männichs moul niiet rächt g^laafdn un nouch9t
in leutna wos fdrkeerts d9rziielt^ döös woor oda^r in leatna groud
rocht un doudraa ha/mfa Um aröft^n , luuft gdhott, ZwiK fan fein
fchtuklenn hou ich niiet fdrgapdn un di wiU ich hinza darziiel, -r-
Ä movl fiztdr oums bei fein bnr wn dou freightna §Sen9r: Meft9r Kraut-
wuv/rfcht, darziiehr uns dach woS9r heit in fein büchama galaafdn
hot. 'Ich hou gdlaafdn fan an gruueßgruvsßmachtighan diir^ döös
frißt öUa dough a boor zentn^r hee un hot a boor oordn fu gruueß
*) Nur in der ftat felbft bekante, wenn üe auch nicht hier fpilen.
Sehleieher, Volkitüml. a. 8bg. 10
. 74
wi hoUbsfaUbr un Tiot a ncma a eUdndr zwei laak un fom an daara
nous hota fei hend^ Do hamm fich di leiU niiet gdnunk kiinn gd-
wunrvar un hamma gdfrought^ wi fall diir denn heßt Dou hot d9r
Krautwuurfcht gdfoght 'Es heßt eibhaß^ In feindr alt9n fcharteik9n
hot *eflephas* gdfchtanna un ar hot niiet gdwiß, daß elephas neka
anmrfch ia als wi d^r JMeimfch naama fan an ^hfanOn; is ph hQt-
t9r odd9r wi p un niiet wi fgdlaafdn, — An ann9rfok moul hamf9na
widddr gdfrought, tooser g^tadfsn hot un dou hott9r darziielt: Ich
hou Q9la^fdn fan an gruueßgruueßma^htighdn land} fall land is is
ölbr/chän/i ujfdn ganz9n axirdbuueddn und di fchänfhn un gr'öfhn
fchtett fenn in dan land un di gdfcheidß^n leut waana dinna. Mefb9r
Krautwuurfcht j vn heßt denn fall land?^ "9« heßt Kuroupia,^ In
buuch hot Europia gdfchtannay ar hot odd9r C änfchtatts E g9laaf9n,
Fan Zeitzdnhüüep9L
In noughdlfchmiid Zeitz fein haus woor a büüepdl un dan hot-
vr^T in Zeitz9nbüilep9l gdheSeßdn^ 9s woor a Meß manla un hot
merfchtmd^b'els hein uuq^^nhoufdn uf ddr uuefdnhenk gdfaJtzdn» Daar
hüilepdl hot nu fein luuft dra& gohott in Zeitz im fein gdfelna ölhr^
hand zeugh z9 fdrfchteck9n , daßfa rächt hamm muß juch un hams
d&ch niiet gdfunna] wenn dsr Zeitz oums heeem gdkumma is un hot
fein fchtiifdlknacht g9fvxiht, dou hott9rna niiet kiinn gdfinn un dou
hotna fall manla oÜaweih auß gdlacht. Z^fruü hot odd^r ölbs vnd-
d9r dou gdfchtanna , als wens goor nümma aa g9rüürt heit, Ihr Zeitz
hot fich dö'ös a w9lla louß gdfall^ a moul odddr woorfchna dach z9
fill, daß9r fuu hot muß fuch un is noch uuem drei.auß g9lacht woom;
dou hottdr an giift gdkright un hot dan manla a rachta maufchaln
1. Wii
naa woll lang. Tvii 9r oddar hii g9haam hot, hott9r fchtäts in manbi
fein uuefdn g9haam un hotna ei g9worf9n. In dan a>agh9nblick ^ toi
di kachaln uffrn fchtuumeer9n riim g9boll9rt fenn, hottdr ia manla
daußdn in d9r küch höör lachen, wiisna üHwdr fein daam fchtr'eäech
auß g9fchpoU hot, — 8ott9r büüepdl hota merra gaam in heuf9ma,
hinza hoört m;9r odddr niiet meer fill d»rfaa. *)
Fan unt9rerdifch9n waagh, daar fan fchluueß auß gänga.is.
In Bumhargh wiß9n noch ötta leut, daß uuem fan fchluueßhargk
a waagh unt9r ddr Oardm rou in di fchtout g9fiiürt hot; daar waagh
iä net a haua ganga, doöa hot g^fchtanna drei heuf9r navfw&rfyn
fan fcMößla; faU haua ia odd9r Bern gruueß9n feu9r in fwmmdr Steh-
zahunn9rt un f^zigh miit ou g9brent un hinza fichtm9r n&ea m^
fan fabi waagh. — ^ Vou fenndra odddr aa, di daß fomhdn, falbr
waagh g^g untdr d9r fchtovi wack im auf d9r ammdm fett9n in ba^gh
mJädr an 'ickdn nofuf bis uff9n «fen gotahckdr; wn dou kUntjndr noch
*) Zn hüä0i^l Tgl. Gnnupi myth. 473.
75 _
keäffhsfn dotighs dan flaah g^fo/a^ wuu daar waagh <mf gdh'öört hoL —
Ich hou <m /lack9rweis gdhöörty daß falldr waagh, (mw9r a awm^ra
waagh fan fchluueßhargh rou waar nüilwdr dt Tcappdl gcmga; dii wuu
döda foughdn, di müßdn fich wuuel di fach afuua denk, daß in altdn
zeäna di happdl zun fchluueßlargh g^höört heit. 8uu fili ia woor,
daß uf d^r kappsl a fefts tm gruv^ß fchluueß gdfchtarma hat im niiet
<fpp9r nar a fdeß kirchla, Döös kaam9r noch heit z» dough an dan
mtfrn graama, di Ums fchhme.ß zends riim ganga fenn un di noch
ilmm9r niiet fdrfchiüt fenn, rocht vmuel gdfaa.
Fan ddr kapp9L*)
Sie noch goor niiet fu lang haar, dou fenn amovl zwei mann9r
fan Sv/nibargh dorch di ka/ppdl ganga^ Wii fa dou hii gdkumma
,fenn, wuu dar groum Um an hüüghdl kringslich rüm gi-t un wuwm^r
noch fdr a joordr ferzigh ouwdr pichzigh ts alt gdmeu^r uf da/n hüiL-
gh^l gdfaan hot, dou hämfa uf ee moul d alta fchteiendra tropp un
a /oht€"S€n9ra door gdfaxm^ döös gdm€V/9r woor oaddr ilüw9r un miw9r
mU muue/i un bräamabeerbüfchna hdwahfdn. WH nu di zwei mann^r
naaar hi% ganga fenn^ dou woor döös öths uf ee moul wack g9blovf9n
m a naaujal un falbr flaak hot widder gdroud afuu auß gofaany wi
9r vmm9r auß ficht
Vom ehemaligen Sonneberg.
Man erz<, die ftatt Sonneberg habe vor zeiten draußen in der
^ene gelegen und zwar auf der fläche zwifchen den häuTem der
herren Lindner und dem Kreuzböhl. Auf der ftelle, die iioch jezt
*dBie alte kirche* genant wird, habe die kirche der damaligen ftatt
feftanden. Im Hufiitenkriege fei dife ftatt zerftört worden und zwar
)ien die HofQten, als fie Kronach belagerten, von dort herüber ge-
koHunen. Die einwoner hätten fich fodann in das enge tal umter
der bürg zurück gezogen und zu irem fchutze befeftiguj»gen am tal-
eingange an gelegt. Davon heiße der hügel links, wenn man zur
ftatt hinauß geht, noch bis jezt 'die fchanze/ (Steht auch in Brück-
Bers Landeskunde des Herzogtums Meiningen und bei andern).
Bettelhecken.
Die Tradition gibt für den Ürfprung des Ortsnamens (Bettel-
liecken) folgendes an. Als noch Sonneberg in der Ebene la^g und
ein Theil der Herrnau zur Stadt gehörte, ToU dies Dorf ein Theil
der Yoirfl;adt gewefen fein, welches Bettelhecken genannt wurde,
wdl die BetteUeute an den dortigen Hecken ihre Kleider ßLuberten.'
So Brückner, Landeskunde des Herzogt. Meiningen bd. H. pg. 446
*) -Der berg, kappel genant, ligt (fidliob dem fohloßberge gegenüber.
76
anm. 2. Dife etymologifche fage hört man noch hier erzälen und
zwar fürt man fie an unter den beweifen dafür, daß die ftatt ehe-
dem draußen in der ebene gelegen habe.
Fan fchlaazlenn. *)
In d9T BcMÜeckBr (Bettelhecker) müiU tooom a moul JcMacusla.
Oüa naefU woomfd goor eiwiah fieißigh "un hwmm gdfchtrikty g9wa'
fch^n un gdfLikU DoudrcM hamm nu dt leut nr fräeed un Um hmß
g9kott Mannichs moul woor untdr dan fchlaazlenn aa e'eesy ddös
gam da^wa fchtreeech gemacht hot un hot miü9n in d9r nacht di
müül äa gdloßdn, Döös hamm ßch di leiU halt aa muß louß gd-
faU. — A moul is a ba^r9nfüüra g9kumma un is in daara müül
üiiio9r nacht g9bliim} fein baar hott9r odddr nei di müül g^fchpart,
Wi nu Z9 nacht di fchlaazla Jeumm^a fenn un hamm is bolmaal &-
famm woU kSer, dou fennfa aa an dan baar hii gdlcumma un daar •
baar hot mit fein pfuuetna nouchna gdkrazt, Dou hhmfa in miilbr
gdfchriin, ar foll fei fchwarza kätz nauß duu. fü/l köim^fa niiet
wtdd^r. Dou is a9r mülhr auf g9fchtanna un hot %n baar nauß gd-
dJaan. **) — A TnovZ hemm di leut in dsr müül di fuußfchtapfm fhn an
fchhwzla fein füüßlemi in fchniia g9faan un dou hcmifds tnna woom^
daßs MSena fchuua äa hot. Dou hots di leut goor ß&r g9reut, daß
baru)9ß muß laafy un dou hamfdna a boor /chüüla louß m&ch un
hamfdna hii uf di fchtiigh gychlMt, Wii is fchlaazla odd9r di
fchüüla g9funna hot, hots g9gnnna un is mit fem fchüülenn ou g9'
zuuegh9n; 9s hots üüvjdl g9numma un hot g9dacht, di leut wolns öppdr
nümm^r in haus hou, weilf9na fein loa gama hamm. Seit daara zeit
is kee fchlaazla widd9r in faUa müül g9kwmma.
Eichberg.
'Daß früher die Sperlinge vor diefem Hofe (Eichberg) Scheu
gehabt, die üe jetzt nicht mer haben, fchreibt die Sage dem Zau*ber
eines Spruchs zu.' Brückner Landesk. n. pg. 445.
Fan mätt9rfchtee (marterftein).
DoUf vmu ddr Molmarz9r fuußfchteigh fan Köpp97fchderf9r
waagh racht9r hend ou gSt, fchtet a gruueß9r unb9haam9r faadfchtee^
da/n fchtee heßtm;9r in mJattarfchtee. F&n dan Timttarfchtee d9rziiebn
di leut: in &u9n zeitna waar amouha weiw9rleut zun duuet f9rord^l^eU
gdvioafdnj fi hett fich odd9r fan daara fchtrouf künn g9lüüesj wennfa
an gruueß9n fchtee y dar duuem in fchteebruuch g9laagh9n hat, in
bargh rou bis uf Lind dSit trougk^n, Döös leut Mit axi faln fchtee
vff9n buck9l g9loud9n un in baargh rou g9fchlöpt^ niidon odd0r toaarfcka
*) *a /cAlaozIa', wird als ein kleines weibliches wefen gedacht.
^) Vgl. Grimm myth. 447; ?.d. Hagen gefamtabeut.no.LXY; Panzer bair.ÜBg. II, 161.
11_
B^faimm g9broch9n un d(mr fchtee waar auffa g9lolbrt un heitfa d^r-
fchlonghdn. Daar fchtee waar nu dort hdfchtenna gdhliim, umu 9r ßa
ieügh9n doughs noch fchtet. Daß döös odcbr na/r fuu a fough is
un nitet di woor9ty döös Tc&amor jchä dovfaa ou gdnaarriy daß fdtbr
fchtee fu gruueß isy daßna heeena feks mann97'leiU fan fiaak gdhrena
künt9n. — Walhorghi zdnachts fchoumfa (fchaben fie) un fchlottgk^n/a
noch hinza fan dan fchtee wos rou; döös naam9fa ei, wenn eees is
hüMea waafdn hot
Vom Siechenhaufe.
Zur zeit der kreuzzüge foU ein Nürnberger kaufmann auf der
Araße von Nürnberg nach Leipzig, welche bis vor etwa fünfzig jaren
über Judenbach fürte, da, wo das 1838 ab gebrochene fiechenhaus
ftund, mit dem wagen geftürzt fein und beide beine gebrochen ha-
ben. Auß dank für feine errettung vom tode habe er nach feiner
heüung das fiechenhaus geftiftet (fo erzält man noch jezt; die fage
fteht auch in Keßler von Sprengeyfens Topographie; in Brückners
Landeskunde IL p. 462.).
Mukberg.
*Daß aber die Strauchritter jener Zeit auch in der hiefigen Ge-
gend fehr thätig waren und die nürnberger Waarenzüge bedenklich
beunruhigt haben mögen, darauf deutet die vor wenigen Jahren noch
aus dem Munde alter hiefiger Einwohner hervor gegangene Sage,
daß die Nürnberger fleh die gröfte Mühe gegeben hätten den Muk-
berg käuflich zu erlangen und auf demfelben eine ftarke Feftung
zum Schutz ihrer Waarenzüge zu erbauen; es fei ihnen aber nicht
geftattet worden, obgleich fie fich erboten hätten die ganze Tafel-
fläche diefes Berges in Form eines Kreuzes mit Laubthalern als
Kaufgeld zu belegen.* Henfoldt, Befchreibung von Sonneberg, 1845.
pg. 117.
Vom Zinfelloch. *)
*Den Nahmen hat fie (dife hole) von den berühmten kleinen
Bergmännchen oder Bergzwerchen, fo man in hiefiger Gegend Zin-
felmännchen heißet. Diefe follen fonft ihre Wohnung in diefer Hole
gehabt haben. Als aber einft ein folches Zinfelmännchen von einem
Bauer aus Mefchenbach in feinen Erbfen angetroffen worden, fo hat
der unartige Bauer diefem armen Männchen fein Mützchen genom-
men; diefes hat ihm endlich verfprochen, wenn er ihm fein Mütz-
chen wiedergeben würde, fo wollte er ihm eine Ruthe ftecken, wo-
durch er auf immer glücklich feyn foUte. Das Zinfelmännchen war
aber fehr falfch und fteckte den ganzen Acker voll Ruthen; folglich
^ einer tropfftefnböle zwirohen Mefchenbach nnd Rabenäflßii;.
78
konnte der Bauer den Schatz nicht finden. Hierüber ergrimmt
fchlug der Bauer, als er wiederum ein Zinfelmännchen in feinen
Erbfen antraf, daffelbe, daß es ftarb. Diefes verdroß die Meine
unterirdifche Gemeinde fo fehr, daß fie fleh entfchloffen davon zu
ziehen und man hat ihren neuen Aufenthalt noch nicht erfahren
können. Indeffen müßte einer fehr verftockten Herzens feyn, der
an diefer Gefchichte zweifeln wollte, weil noch bis diefen heutigen
Tag der Acker, wo diefe Mordgefchichte vorgegangen, der Kuthen-
acker heißt. Auch fand fich noch vor 50 Jahren ein Stück im Thal
herunter eine Hole, welche die Zinfelkirche hieß, fo aber, da fie
von den Kirchkindem verlaßen worden, eingefallen ift.' 'Von
diefer Hole ift nachzulefen in den Miscellaneis phyfico-medico-mathem.
fo D. Büchner zu Erfurth im Monat Auguft 1728 herausgegeben.*
Dife läge ift, wenn auch nicht mer in allen einzelheiten, noch im
munde der leute und auch in der ftatt felbft bekant; die obige dar-
ftellung derfelben ift entnommen Keßler von Sprengseyfens Topogra-
phie pg. 29 f.
Ddr gruueß fchniia.
In Sumbargh hots noch oUa joor
An fatz9n fchniia gfchneit)
Mdr kaas cbrlaab, daß bis in mei
Ihr fchniia bdliigkam bleit.
Wö8 odddr duuem in ligh^lshi^
Fdrioich^n is gdfchaxmy
Suu W08 hotm9r in Sumbargh dach
Malattigh niiet g9faan.
Dou wäat in an hlenn haus a maa
^ Mit feiner fraa aUee.
An funnamd hotOr fchtöclc g9mächt;
Dou fchpüürtmdr arm un bee.
Ar hot fich hundsmüüd niid^r glSight
Un gjckloufm wiis li'3> fiia'y
Zi9 n&cht hots Qdd9r rou gdfchneit
An faiz9nmaaßghj9n fchniia.
Wii fa fchä lang g9fchlonf9n hamm^
Dou is aar auf gdwacJu.
ArguJct (di fan/kr woom fdrfchneii)
2mi fchlout nauß: swoor noch nacht
Di leutla denken: fia aa rocht,
Dou k&Bm9r dach in ruu
In wärma bitt mit fchhufdn fich
A ür noch && g9duu.
79
8i JchUyufdn a gtits weUa noch)
bou is fit auf gdwachtj
Oukt in cbr Jcilch zun fchlotä uuem nauß:
98 ü noch iimmar nacht.
'Di nache fenn hinza eivdgh laak,
D'ööa mußm9r odd9r fough)
M9T denkt j m9r hiints goor miet d9rlaab
Daß widddr kilmt ddr dough?
''Halt, alta, nar dei mauV^ foght aar,
"Diir is aa goor neks rächt;
Daßm0r Cuu rächt kaa auß gdfchlouf,
D'oöa 18 dach aa niiet fchtacht^
Ddr maa fchtöft zuu, als wii a ratz,
In ölhrbeßdr ruu;
Di fra/a denkt: iich weß niiet, ich kaa
Mich goor niiet rächt bdduu,
Un toiis a Mala halhr wörd,
Dou wekt di fraa in maa,
Un ölla zw^'i, di fanga nu
Sich rauß z9 fchavfdln aa,
Dööa woor kee Meß fchtück arbat, dööa,
Dar fchniia woor goor dick;
Ddr ma>a hot nei di kerch gdmüft,
Ar woor bei ddr mußk,
la funtigharökla un fei geigh
Niimt aar nu fan ddr wend,
Un macht ßch hortigh vffdn waagh,
Di geigh in feindr hend.
Sei nachbdr fchreitna odddr aa:
Hei! bifta denn gdfcheitf
Du daatvdr karl, unlft nou di kerch,
da ia ja maatigh heiti
Daar iwoä woor wii fan dunndrfchlough
Gdriiürt, nu woorfchna kloor,
Worum daß di fdrwichdn nacht
A goor fu langa woor,
Dou hamfna odddr auß gdfpott,
Mdr kam aoor niiet odfimgh;
In funtighafchlovfdr heptmdrna
Noch bia uf heitgkdn dough.
Sprichworte, fprichwörtliche redensarten und
verwantes.
Dan 18 aa gddaan (dem ifts an getan).
Uf dl leckt akM naam (leicht nemen).
Waar di aaghdn niiet auf dut, daar muß in beiU^l auf duu,
Nehs is guut füür di aaghdn odddr niiet fiiiim moughdn.
Wi di dltdn funga (andre fumma, weil das veraltete funga nicht
mer verftanden ward) fu zwitfcharyi di junga.
Ddr aprill is niiet zd guut^ ar fchneit in haudr uffdn huut.
In erfchtdn aprill fchiktmdr di narrdn wuumdr kii will.
Ich haab dich, daßda haamüüel (baumöl, andre baachüilel pechöl)
fechft.
Wenn d9r baar lechtmass fein fchoutdn (jezt fc}iatt9n) fecht, kriigh9n
di Haan9rfchdoTf9r noch für wochsn fchluafbaa (fchleifban, d. h.
fchnee genug zum holzfchleifen).
Neu,a baafdn heerdn vmuel, fchnaaghdln ölla €ck9n fuuel.
Wenn ddr battdlmaa nehs hou folc, fu fdrliirtar is brauet in foule.
Wenn ddr bau9r gddrofchdn hot, guJct ddr fiiieghdl zun fanfhr rauß.
Milülwarm un uuefdnwarm (andre beclcdnwärm) macht in reich/mi
baudr arm,
Außdn bdglißdny inna bdfch
Daar is ddrjroordn (oder: daar fchtari) wi a bertfch (barfch).
Un wennda a braat forn oorfch hoß, du muß dach,
Wos a brenne ftdl waar will, brent bei zeitdn,
Schneits bruuet gleich, fu wörfchta reich (vergl. unten die hoch-
zeitsbräuche).
Frems bruuet heeeßdn di kinndr faamdl,
Beßdr an bißdn bruuet in ddr dafch, wi a faaäjdr uffdn huut,
P'oös (nicht das = des, delTen, wie man erwartet hätte; alfo nicht
genit. fondem nomin. fing.) bruuet ich aß, döös liid ich fing.
Daar kaa merra wi bruuetaßdn,
Gleicha brüüddr, gleicha kappdn,
Beßdr a büüepdl (popanz; beßer häßlich, in kleider ein gemumt) vri
a krüppdl,
Döös is ee bundy ee vmurf (einverftändnis).
An j'eiädn dappdn gdfliU fei kappdn; an jeiddn nmn fd weis.
81
Chfund (oder a karl u. f. f.) wi a Datt9r (d. i. Tatar).
A gBbrotUana da üb /lacht enn ntiet ins mavi.
Dou hot aa a blinda dauh a anoeß gdfunna.
Wenn duu üüwsr an deichsdamm nilihodr g^fi^ f9r9ck9n di fifch.
J}öo8 heü wi ölla davfdnt fchuuek deuf9L
Hot d0r deufdl di huu gdhuueüy fd folldr in fchto&az aa hutiel.
Olbr guui9n ding fenn drei,
Daar fizt dou toi a döpfla fuuel meua (nider gefchlagen, klein-
laut).
Wenn di dough aa fanaa z9 langay kilmt d9r wintdr gdganga.
Baar hmeß (oder latfckt) amout in dough un in di walt nei.
Dou hrengtmar in douhr uf an halldr.
Fraß an draak, /a wörd^r is maul niiet fiid9righ.
Draak find ümmdr feis aleichdn.
Du krighß a drakla uf a fchpaala (d. i. nichts).
Langa faadla^ favla meeedla.
FriiTch gdfanga, friifch g^fraßdn,
B%ß9T zee moul fdrdormy wi ee moul gdfchtorm,
Daa/t kaa niiet fiira gdziiel,
Bäß9r haJttalmannifck gdfoordn, wi iied^lmannifch gdldfdn) nach be-
dürfais auch um gekert: heßdr iied^lmannifch gdloffdn^ wi hatt9l-
mannifch gdfoordn.
Von der anwendung difes fprichwortes erzält man fleh folgende
anekdote. Der maier Joh. Georg Steiner von hier — von im gibt
es vile anekdoten; es ift derfelbe, deffen liederfamlung uns fo reiche
außbeute gewärte, f. u. — gieng einlt zu fuße nach Meiningen, wo
er im herzoglichen fchloße malen folte. Nicht weit von der refidenz
holte in der damals regierende herzog Georg ein und bedeutete
den meifter Steiner fich hinten auf den wagen zu ftellen, da er wol
flaüde fein werde. Dem ftolzen Sonneberger malermeifter ftund jedoch
der bedientenplatz fchlecht an und er dankte dem herzog für das
anerbieten unter beziehung auf das fprichwort: heßdr iiedämannifch
goloffdn, wi baitdlmannifch gdfoordn. Der herzog aber befahl: 'Hell er
üch auf den wagen; beßer hundsföttifch gefaren als gravitätifch ge-
laufen* und Steiner mufte nun wol oder übel gehorchen. Steiner
aber fann fich wärend des farens folgendes mittel auß, um entweder
einen im zufagenderen platz oder die erlaubnis zum gehen zu erhal-
ten. Er riß nämlich die beiden wagenquaften ab und ftelte fich. als
ob diß bei einem ftoße, den der wagen tat, gefchehen und er vom
wagen gefallen fei. Er fezte fich auf die ftraße, hielt in jeder band
eine quafte und rief: halt, halt! Der herzog ließ halten, Steiger
erhob fich langfam, hinkte, in jeder faand eine quafte, an den wa-
genfchlag heran, zeigte fich fo dem herzog und fagte: %ou ichs
öpp9r niiet g^foghty Dorchlaucht? beß9r iied^lmannifch g^laff^ny wi
b^lmannifch gdfoor9n^ Dem herzog gefiel der eintall Steiners und
es ward im nun ein fizplatz an gewifen.
Sehleieher, Volkgtüml. a. Sbg. 11
82 _
Halla foufanacht, fmft99'a fchtaad9l.
A fraa ia is halb hruuet.
Dou ia dl fre'eed nei in hrunna (ins waßer) gdfalbn.
DiMßr frißt wi wenn9r g9henkt folt waar.
Mit frough9n kümtmdr dorch di walt,
Di fülc8 hamm duck,
Funna, funna: widddr gaa (gewönlich ffoai); fchenh, fchenk: nOet
widdar gaa,
Oald rdghiirt di walt.
An g9fchenkt9n gaul guktm9r niiet ins mavl,
Ar is in g9dänk9na wi ddr hund in /lääna,
Ar klopft wi a Q9fatt9rfchmaa.
Ar macht a gd ficht wi di kotz wens dunndrt.
Ob walt get for rächt.
Es muß giia odddr {ouwdr) brach,
Oleich un gleich ad feit fichaarn,
Daar hot glück, San filts fan oorfch ins maul,
Bdfcheert gott a haasla, bd/cheertBr aa a graasla (wird gefagt wenn
man ein kind bekomt).
Daar f&cht auß wi a gotsackdrfchk'erch (düfter, fchwarz geklei-
det und dergl.).
Ouck hii wuufa kriighdn (d. h. vor die fuße) un niiet vmufa flu-
gh9n (d. h. in die höhe).
Gutfchmack macht bettelfack.
Kleeena haafola laafan ball üüw9r,
Wos a haakdla waar wül, krilmt ßch bei zeit9n,
D9r haaldr is toffar wi ddr fchtaaldr,
Waar ee motd zun halhr gdfchloughdn is wörd in laam kee
pfennigh.
Dou wörd enn a hatmla dorchs maul gdzueghdn (man wird ver-
kürzt, mit wenigem ab gefpeift).
Dou ham.m9rfch, vmu nei dumm»rfch'i
Dan k/wmts uf a hampf9l huuzdl niiet aa (er nimt es mit der war-
heit nicht genau).
Wi d9r harr, fuu fei gdfcherr,
Unn9r haraott läßt ddr ziigh in fchwo&z niiet fu liäk waks wii d9r
hwu, fi (chleckt fich fäft nei di aaghdn,
Döös is hauks wi Tnauks (einerlei ai*t).
D9rhemm, d9rhemm is dach d9rhemm,
Ee hend wäfcht di ann9r.
Ich fchiaa dich, daß da in himm9l fiiilr a baßgeigh aa fech/i.
Hochmuut g'et fom fall,
Korza hoor fenn ball g9borfcht,
D9r klee körn (februar) foght zun gruueß9n Qanuar): v?enn iich di
macht heit wi duu, fu d9rfr'ö'6rt ich is kalb in d9r hau.
83
Döös (fall u. r. f.) hottdra (das, jenes u. f. f. hat irer, d. h. hat
fchwirigkeiten, geht nicht wol an).
Dou light cbr hous in pfojffWJ
Wuu a9r hous a9hikt is, dou iffdr an libfim.
D'öbs ü aa kee heurighdr hous (d. i. eine alte gefchichte).
Waar we^ wü hous läft (bemerke das feien des artikels vor haus;
wer weiß wie die fache ab läuft).
Bei dan drafckan di houfdn (er hat nichts).
8u dumm wi houwdrfchtruua,
Dööa is fUl huuelz (große forderung, oder vil behauptet).
Wiim9r ins huuelz fchreit, fchälts widdar.
D9rlaabtm9r fuu wos an grililna huuelz^ wos foU an dorn waart
Ar glozt dorch neu boor laad9ma huuefdn.
Ena di hüileala gdracht mach (einem zu fchaffen machen).
Daar ia niiet hülza (er ift nicht von holz, fchlägt zu).
A. bhiüed^r hund w'&rd niiet fett.
An büiief9n hund gibtnwr zwei broch9n,
Dou light ddr hund b9groum.
Bei dan ia aa d9r hund in di kiich gskumma,
Hundahinkdn un weitü9rkrank9n dauert ölbs zwSi niiet lang,
Daar ficht auß als wenna di hünn9r ia bruuet g9numma hamm.
Ar ia a guuta huuzdl.
Look un fchlaak (gewönlich fchlank) ia iieddlmaaagaak.
Wena in iiefdl z» wuuel ia, gett9r ufs eia un danzt.
A joor ia an kenn fchtackdn gdbunddn (geht auch vorbei).
Wemm9r keeena jumpf9rn not, fu danztm;9r mit huuma.
Junk g9waaty ooh g9daan.
Ar glozt wii a kaaf9r.
Dan will ich fchä a kapp kee'ef.
Dööa ia fchtink9t9r kaaa un fchmiirigha butt9r.
Wenn di katz fort ia, danz9n di meua (oder: fenn di meua harr).
Daar lokt aa kee katz außdn uuefdn.
Ar get drüm rüm, wi di katz um an hfeeß9n brei,
Ar keft di katz in fouk,
Derf dach di katz in keif9r aa guck (fo entfchuldigt man auffallendes
anfehen, das gewönlich mit den Worten: 'woa gukßa denn ge-
rügt wird).
A rei g9trough9na katz (ein von häufe auß fremder).
Wu neka ia, dou hot aa d9r keif9r ia rächt f9rloom.
Kelw9rraafla un kinn9rhendla derf9n niiet laar fei (kälber miißen
^ ftets etwas in der raufe, kinder in den bänden haben).
Arm, wii a kerchdnmaua.
A g9brents kind färcht ia femr.
Dou fc}Uet9r, wii ia kind bein draak,
Kinn9r un narn riied9n di woor9L
Wos klee ia, ia uuligh (kleine leute und unnütz).
84
DöÖ8 is kloor wi klüüesfupp (oder wörfchtfupp\
Dou hou ich is holb ins aagh gdtraff^n (etwas fer übel an gebrachtes
gefagt oder getan).
Fül köpf, fill ßnrif fill larghleut, fül oorfchlaad»T.
8uu wos kraatfcht niiet (gibts nicht).
Kraut fuU di haut, fchwecht di bee, macht di backdn Mee,
Ar light dou, wii a gdprelta krüiiet,
A guuta krümm get neks ümm.
A guuta kuu puchtmdr in fchtouL
Es raacht in öln küchna (jeder hausftand hat feine fchwache feite).
Wosm9r niiet in kuuepf hot, mußm^^r in benna hou,
Waar erra kümt, meik erra.
Wos Z9 lang daudrt, g'et niiet fchää,
Daar fchinJb di laus un fdrkeft in boligh (er nimt alles, zieht auß
allem vorteil).
Ar ßzt fich nei (nämlich in den reichtum, ins wolleben) wii di laus
in grind.
Beß9r a laus in kraut wi goor kee fleeefch,
Lechtmass müßdn di harn bei dough aß,
Klough nümma dei leeed, fu wörds niiet breeet.
Beßdr gdleidrt wi goor gdfeidrt,
Ar höört leutdn un niiet zämm fchlaan.
Waxir niiet gdwart kaa, kright kenn maa (fagt man zu ungeduldigen
mädchen).
Wenn di maus fout is, fchmekt is körn (is maat) bittdr,
Dou beßt di maus kenn fouddn rou (davon geht nichts ab, das ift
nicht zu ändern).
Ich gaab dar a maufchalldn, daß dar ölla zee zun oorfch nauß
ßiighdn.
Merzdnfchtaab is a luuet an dukc&tdn waarU
Ich fchUm (haab) dich, daßdar di meus untarfch faU kriichan
(heckan),
Ar mifchi fich ei wi dar meusdraak in pfaffdr.
Frei üiiiü9rn müßt, fu wefta wosda krigh/t,
Ihr müll9r mit d9r motz, dar leinwaavjar mit dar kratz, dar fchnei-
dar mit dar fchaar — wuu kumma di drei fchpizbuum haarf
Bei dar nacht fenn ölla kätzan grou.
Ee narr macht zee nam,
Dö'ös fenn di größan narn, di gald fargroum un hamm kSees.
A gtUdighs neksla un a ßlwams wartaweUa (wart ein Weilchen) un
a fchachtala wuus dinn is (abfchlägliche antwort).
Ar gU in di nüß oder in oorfch (zu gründe).
Dö'ös is g97'oud fu fill wii wenn a ochs a feigh^la frißt.
Ja döös is neks kleß , wenn a ochs in dar wiigh light*
Dou fchtenn di ochfan an bargh.
Döös reumt fich wi oorfch im Friidarich,
85
Kl toeind9d9r in oorfch auf refi^ ich duus niiet.
Oort Üßt niiet fan oort
Pfaff9r hrengt in maa ufs pfaar un di fraa unt9r di aardm,
Pfarr^rfchäJocht^ un müiilküii, fchlouffhdnfa ei, is fftits fii (d. h. pfar-
rerstöchter und kühe auß einer mtile find gutes vih, wenn fie ein
fchlagen, d. h. fich in eine andre ftellung finden, was bei inen
jedoch oft nicht gefchiht).
Aar is fan pfaar uffdn iiefdl gdhumma.
Ihr Neufigk»r pfoora (jezt pfarra, d. h. niemand, da in Neufang
kein pfarrer ift, z. b. gii hü zun Neufigh9r pfarra u. dergl).
FrWiia räighdn^ fchpaata danz; alta hünnar, fchtumpfa fchwanz.
Dou künUmar fan reighdn in di traaf,
Ihr rouf9n dauert langdr wi di gaaa (auf dem lande üblich; finn:
geftrenge herren regieren nicht lange).
Ar ßzt um an ruuek warmer (er hat feine läge verbeßert).
BSßdr fchaaligh wi goor blind.
A foh'elm, daar merra gitt als toii 9r hat.
Ar is z9/amm g^foordn wii a fchnapmeßdr,
Schpei kinndr, gddeikinndr,
A fchpoor9r will an f9rduu9r hou.
Waar an fchtee in di höi wörft, dan feltdr uffdn kuuepf,
A karl wii a fcJitrumpf,
Um Qdkeert (oder üm'gdwent) ward a fchuuch drauß»
89 duu deina fchulzdnoordn aufl
Weit d^Tfaa is guut film fchuuß.
Waar truzt mit ddr fchüßdl, daar fchadt fein rüßdl,
Ee fckwalh macht kenn fumm^r.
Ar jfdTdiint is foolz in ddr fupp niiet
Unfchuldigh wi di liih funn an himmdl duuem.
Wiimdrfch treibt fu gets.
Wenn un glück fein wilhn hot, hrichtm/^T in fingdr in oorfch ou»
Unkraut fdrderlt niiet,
Waar ölla waagh wift, güng kenn err,
Schtiüa waßdr (auch waßdrla) gründdn (auch fenn garri) diif.
Schwärza weinacht9n^ weißa uuefb^rn] weißa wevnhchten, grilüna
uueft9rn.
Waar werht^ daßdr fdrdirht, dan folmdr fchlaa, bißdr fchterbt.
Ar werft di wuuerfcht nouchdn feufouk (faufack, fchweinsmagen).
Wuuerfcht nüüwor , feufouk rüüwdr.
A karl wi a zack (zacken, aft).
TFoar niiet kilmt z9r racht9n zeit, daar muß naam wos üüwrigh bleit.
Di zeit hot eer, g9fott9r gatt aheeem (es ift zeit).
Beteuerungsformeln, meiner fiiel, z. b. döös is meiner fiiel
woor; meiner treu; meinar feks (fahs die wafi'e; oder etwa Sahsnöt?);
ei b9lei (ei bei leibe) verftärktes 'nein*.
86
Außrufe der Verwunderung und dergl. aach (wird oft
überauß lang gedent), z. b. cAch is daar gruneßl;- aacJiBla^ deniin.
davon, bei kindem und fpottend, z. b. äach9lal ho/bcbr dei mäUa
f9rbr&fdl ha^rjei (ton auf der zweiten filbe), z. b. karßi, wos i/fdn
döö8 — leichtes ftaunen; harjeifdSy louß mich in ruu — Ungeduld;
'karjUhslay hift duu ä füürnaamdr maa woom — fpott; harjeifdsla^
d'ööa hau ich fdrgaßdn — überrafchung ; ach harjiifds, mei hwaepf —
fchmerz. Ei du meina güüt, duu wörfcht fchä g9wart Icünna; ei du
meina güilt, gSts heit z9 dough uf daara waZt zuu — Unwille; fchtam-
galeil auch bloß gäleiJ (ton auf der zweiten) interj. des ftaunens
(gal^, älfo fbg. galei pg. 11, ift galere. Schmeller bair. wtb. II, 29).
Flüche, aou fall dach a dunn9rwatt9r oder a kreuzdunn9rwat-
t9r oder a kreuzmillioundunn9rwatt9r, a hreuzhiif9ldunn9rw<xtti9r nei
fchlaal dunnarwattdr u. f. f. himmdlßckdrment noch amoull — AeÄ
(Hella?) ba/blami heil mord deutfch! deutfch? Difer fluch ift wol jezt
veraltet) heil daufdnt fackdrment! hSil fik9rment hinten nouch noch
amoul! — Die mit vor gefeztem kotz (gottes) drücken befonders
häufig ftaunen auß, z. b. kotz fackdrme/ru! kotz ölla daufdnt! kotz
heil daufdnt fakdrmeTU; kotz daufdnt fchuuek deuf^ll kotz öÜa fchuuek
deufdl! kotz ölla daufdnt fchuuek deufdll
R ä t f e 1.
Wii fiU ier hat ehr riis Qouliat früil nöcfU9r gaß9n?
' EieSf bein ännam woar9r nümmar nöchUr.
Es is fqa blutU un hot kee lluvJty
Es is fem laam un hot kee laam
Un käa dach riied un antwort gaab, Woa is döös?
Di faad9r.
Was wächfl; auß der erden,
Bekleidet jeden mann,
Den kaifer und den könig
Und auch den bettelmann?
Der flachs.
Ddr maa get nauf in buuedon un huuelt a fchwarz dink; di fraa
git nunt9r in kaahr un huuelt a zuuetighs dinJc. Dou nilmt d9r maa
fei fchwarz dink un fchtekts nei d9r fraa iir zy^vstighs dink. Was
ia aöösf Dörfch fliäefch un fauerkraut.
Becha (pechenes) light in echa (eichenem);
Echa light in herka;
B^rka Light in weida:
Waar döös ddrrety is a gdfcheita. Was is döös?
A gdhichts foufs,
Ä hülz9ra houfdn, a fleeefchdra fchtörz, Wos is döös?
Dar gääk (abtritt).
Wos fchtet uf ddr maudr^
Schreit hörghdr un bauQr?
Di glock.
A huuech gdzimmdry
A gruueß gdwiwm^r, Wos is döÖs?
Dar goisäckBr.
Woa gU di tröpp nauf un hot a fichal in cor fehl
Dar gückalhää.
88
Hintar mein9r mutt9r iirdn haus
Wekß afchööemr nüßbaa/m rauß ;
Dou a niißbaam, dort a nüßbaam.
Hintdrn nüßhaam fcktachan kutt9n^
Dou a huUj dort a kutt.
In dan kutt9na fchiack9n leus^
Dou a laus, dort a laus.
Bout amoulf wos wörd dou drauß?
A hämpftkorn.
Wos get dl tröpj) nauf un hot a fchtanga in oorfch^
Di kätz.
Wenn zee fchparling vf am, dov^ch fitz&n un m9r fckäßt enn rou,
wii jiü hleinara bdßtzdn'l Küensr.
Wos hengt an d^r wendy
Hot fiiraferziqh qdlenk?
Wos get noch beßdr wii a uur'i
A lausy di git ufs hoor.
J9 merra daßmdr ddrfaa nilmt, außar größdr wörds. Wos is
Is luuech*
Huuech wii a haus^
Grilün wii a fchtraußy
Bittdr vrii a gally
Süüß wii a männ9lkam
Aßdn öUa leutla garn, Wos is döös?
Dar nüfshaam.
Forna rund un hint9n rundy
In ddr mitt wii a pfund, Wos is döös ?
Otto.
Wos get di tröpp nauf un dopt niiet?
Dar mach.
Es kumma drei ftanga
In huuef rei g9ganga:
*Fra werta^ weerfcha Um hünndma, dsr hund dut enn neks^ Wos
is döös? Riighanwörmar.
One köpf und one fchwanz,
One knochen bin ich ganz,
Nur von blut und haut
In kurzer zeit gebaut.
Die rotwurß.
Wos bleit an d^r wend bdhenga tm braucht kenn naugh^lf
Dar ruuex.
89
Di harn fckt€cJe9n8 nei dt dafch un dt bau9m fchmeiß^ns awack.
W08 18 döÖ8?
Ihr ruußz.
Es kreuf9Ü fich un meufdlt fich un worft a kamla üüwdrfchich,
Wo8 ü döösf
Ä galwa ruum.
Es light uff9n roufdn
Hot fiiraferzigh noufdn. Was is döösf
Di faagh.
Was fttr ein bock hat keine haut?
Der läge bock.
Ich gieng einmal im wald, fchnabelald;
Da begegnet mir ein tier, fchnabelier.
Das tier hatte hömer, fchnabelömer;
Es ftekt die hörner in die tafch, fchnabelafch.
Rat einmal, was ift das?
f Die fchnecke.
Welbr fiifch is d9r ölbrleng/i? ^
Ddr fchtuuekfiifch; fei kuuepf is in Ämiirikää
un fei fchwääx is in Sumbargk.
Es faß ein zweibein auf einem dreibein und hat ein einbein.
Da kam das vierbein und nam dem zweibein fein einbein; da nam
das zweibein das dreibein und warf es nach dem vierbein, daß das
vierbein das einbein fallen ließ. Was ift das?
Schuft er, fchemel, knocben, hand.
Waarfch macht , daar brauchts niiet) waarfch keft, dar wils
niiet; waars hot, daar weß niiet Was is döösf
DdT foorgh.
Hoch ftand ich,
Einen toten fand ich;
Siben lebendige waren auch dabei.
Der fibente macht den achten frei.
Ir herren, könt ir das erraten,
So will ich eine gans laß braten.
Könt irs aber nicht erdenken,
So müßt ir mir das leben fchenken. Was ift das?
Das vogelneA.
Manchem der lefer wird es nicht gleich einfallen, daß man fich
denken muß, daß ein zum tode verurteilter das rätfei den rich-
ten! aufgibt und, wenn fie es nicht löfen können, frei werden
Belli ei eher, Volkstfiml. a. Sbg. 12
90
wird Auch was 'der tote* bedeutet, wird nicht jedem gleich klar
fein. Nach den verfchidenen Varianten des rätfels bei Simrock
das deutfche rätfelbuch no. 463, 464, 465 ift der *tote* entweder
ein gerippe, in dem ein vogelneft fich befindet, oder der leichnam
eines armen fünders, den die 7 vögel freßen. Die zeile *der
fibente macht den achten frei* muß nach no. 463 ficher heißen
*die üben machen den achten frei* d. h. die üben lebendigen, nem-
lich die üben vögel, machen den achten lebendigen, nemlich den
zum tode verurteilten, frei, indem er eben das rätfei über fie den
richtern aufgibt.
(Hr. Dr. Köhler in Weimar war fo freundlich, diTe erklärung bei zn fugen.)
Di Wickel, di wackdly hat laab g9tr(yugh9n ^ treight niimmdr meer
hob, treight leib un fiiel. Was is aöös f
Di wiigh.
Sis W08 fan halfdnheey
Brengt in mvlhr Um fein mUülfchtee,
In bati9r Um fein ackdrpjfluugh;
Waar döös cbrrett, is wackdr Jcluvgh, Wos is döös?
Bdr wörfdl.
XJuem fchpitzighy unt9n breeet,
Dorch un dorch fuuel ßlßiglceeety
Blou bdkleck. Wos is döösf
Dar zuckdrhuui.
Weiß von leib, blau von kleid,
Durch und durch voll füßigkeit. Was ift das?
Der zuckerhut.
Sprüche.
Pfefferfprüche.
Am erften weinachtstage früh 'pfeffern* oder 'dengeln* die kna-
ben die frauenzimmer, am neujarstage die mädchen die mansperfo-
nen mit einem grünen fträußchen wie es gerade zu haben ift (buchs-
baum und dergl, auch im zimmer getribenes *), als flieder, kirfch-
blüte, linde u. f. f.), auch wol mit einer bebänderten rute. Man
fchenkt inen pfefferkuchen, äpfel, ntiße und dergl.; in neuerer zeit
dengeln die kinder meift um almofen. Auß den fprüchen felblt
erüht man, ob es mädchen- oder knabenfprüche find, oder folche,
die von beiden an gewant werden können.
1) Ich pfeffer einen fchönen hem (eine fchöne madam),
Ich weiß er (fie) hat das pfeffern (andere: die Jungfern) gern;
Ich pfeffer in (fie) auß herzensgrund :
Gott erhalt den fchönen hem (die fchöne madam) gefund.
2) Dengel, dengel, dengel;
Du fihft wie ein engel;
Du fihft wie rofinfarben blut.
Schmekt der pfeffer gut,
Schmekt das neujar auch gut.
3) Krc&na, Tcroxmay krmma,
Du wörfcht mich lieit noch läana
Mit Pfefferkuchen und brantewein,
Dicketunn in fack hinein:
Damit will ich zufriden fein.
4) Ich Jpfccff^T ja nar heudr,
Ddr brantawei is deu9r (die um almofen pfeffern, fagen: Is bruuet
un Öls is dev^r);
Schenkm9r nar an guutdn loa (zufatz der bettelnden: denn ich
bin goor iiüwdl draSi) ,
Daßichmdr was gdhceef Jcäa,
*) Ab gehauene äfte werden zur Weihnachtszeit in topfe mit waßer geßelt und
fo getriben; folche bäume dienen dann auch als chriftbäume.
92
5) PfaffdTy pfaffdr heuBr,
Ihr brantdwei is dettar;
8chenkm9r nar a tröjpßa et,
Doumiit will ich zi9friid9n fei,
6) Ich pfcdf^r euch fan uuem rei (oder fan unt9n raa),
Drei batzan näam ich ei (oder naam ich ää);
Wenff9r naam ich niiet,
Mcmghs rächt fei odd9r niiet,
7) Ich pfaffdr Sit (Eitch) fan unt9n raa,
In ckr mitt a gücJc9lhaay
Uemdruff di kraana;
8i wamm9r {Ir wartm9r) gam noch laana
Mit pfcaf9rkv>ch9n d9rnaam;
Is ^oj/pm ta mei laam.
8) Grü, grü, ehTcMänd
Wie die weiden aufm land,
Wie die grüna weiden.
Solft di börfchla (meöedla, jumpfarn) meiden,
Solft an dein fchätz (dei frä) gedenk,
Solft dich nää kenn ännern henk.
(Halb mundart, halb hochdeutfch, wie aach das folgende).
Neujarswunfch.
9) Ich wünfch Inen ein goldens bett,
Unten drunter rofenfchtöck,
In der mitt den heiigen geift,
Der mit Ine zun himmel reift.
Kuckuksfpruch.
10) Guckuf auf dem zäune faß
Es regnete und er ward naß. —
Guckuf war ein braver mann,
Daß er zwölf weiber auf fich nam.
Die erfte kert die ftube auß.
Die zweite trägt das kericht nauß,
Die dritte fezt fich unter die kuh,
Die vierte trägt die melter hinzu.
Die fünfte fchürt das feuer an,
Die fechfte fezt das fliple dran.
Die fibente fchüttelt die betle auf,
Die achte legt fie wieder drauf.
Die neunte fchenkt den külen wein,
Die zehnte nimt die gröfchle ein.
_ 93_
Die elfte fchlägt den guckuf zamm,
Die zwölfte fchreit: daß gott erbarm!
{Un döö8 woor dach di 'öHarleß! fügte die alte Refchin jedes mal
bei, fo oft fie mir, als ich noch kind war, obiges vor üagte).
DalTelbe anders.
11) Kuckuk war ein freiersmann,
Der alle jar zwölf weiber nam.
Die erfte kert die ftube auß,
Die zweite trägt das kericht naiiß.
Die dritte fchürt das feuer an.
Die vierte fezt die fuppe dran.
Die fünfte dekt den tifch,
Die fechfte fiedet die fifch.
Die fibente fchenkt brav hier und wein.
Die achte nimt die gröfchle ein.
Die neunte fchüttelt das betftroh auf,
Die zehnte tut die betten drauf.
Die elfte macht es weich und warm.
Die zwölfte fchläft in kuckuks arm.
Örtliches.
12) 'Wer in Steinheid ift und fühlt keinen Wind,
Durch Steinach geht und lieht kein Kind,
Von Sonnenberg kommt ohne Spott
Der ift ein Gef^gneter von Gott*
So bei Keßler v. Sprengseyfen pg. 111. Difer fpruch ift noch
bekant.
13) Steinheider kinder,
Laufchner rinder
Und Schalkener braut
Befch öUa leut.
Verfchidenes.
14) A jeiddr rett fei fchtacJcanpfaar
Un iich mei rapla aa;
Un wenn ich wiß, daßs guut dHty
Su rittichdra halt zwaa (des reimes wegen für zwei),
15) Sechs mal fechs ift fechs und dreißig;
Ift der mann auch noch fo fleißig,
Ift die frau lüderlich,
Geht der haushält hmter fich.
Kinderreime*
Streichelliedchen und dergl.
1) NaufwärtB gets holperigh^
Runtdrwarts gsts fchtolpdrigh (beim ftreicheln übers gefichtchen).
2) Dou kümt di hr{pp9tkrapp9lmau8,
Wuu wilfa Mi, wuu wilja naujß'i
Dou neiy dou nei, dou nei (wird mit der entfprechenden band-
bewegung begleitet).
3) Bitfcha bätfcha kuchen,
Der bäcker hat gerufen,
Er hat gerufen die ganze nacht,
Der (die) N. hat kein teig gebracht,
Drum krigt er (fie) auch, kein kuchen (das kind wird gelert zu
difem liedchen die händchen zufammen zu fchlagen).
4) Mdr woln in pfarla a eif9n auf fchlää,
Wii /tu brauchtm9r niieghdl d9rzuu?
An korzm un an langa;
Dou humt ddr fchmiid g^ganga
Mit feiner langa zanga
Un mit fein haamarla: hick bick bick,
Anftatt der lezten zeile fingen andre:
ün fcklecht di niieghdl unracht ei,
Müßdnfa widdar rauß gakrappdlt fei.
5) D'öös is d9r dauma,
Daar fchüütdU di pflauma-,
Daar liiftfa,
Daar ißtfa,
Un daar get h'eeem un foghts fein muttarla (mit berttrung der
finger der reihe nach vom daumen an).
Knie- und fchaukelliedchen.
6) Hoppa hoppa reutarla (das kind auf dem knie),
l8 pfarla not a eutdrla;
95
Fäta nei in müiUgroum (man läßt das kind fcheinbar fallen),
Zartm9rfch widdar raußy
Sechts toi a gdbadta maus.
7) Hopp reut9r zu pfaar,
Ihr ßiOl 18 laar;
Is biir 18 bittBr,
D'ö'ö8 faufjn dt ritt9r;
Ihr wei 18 fau9r,
Dan Jauf^n di baudm,
Bardauzl (mit denfelben bewegungen wie das vorige).
8) So faren die damen, fo faren die damen;
So reiten die hern, fo reiten die hern;
So hoppern die bauem, fo hoppern die bauern (alle bewegungen
werden mit dem knie, auf dem das kind fizt, dar geftelt).
9) ZU faaghy
Fuurwaagh ;
Schneit di taagh-,
Sachfdrmickdla bumbumbum,
Schneid dei huuelz niiet fu krumm.
10) Oing gang,
Ihr pfaff i8 Tcraaky
Hot kenn bißdn brauet in fchraak
TJn i8 haus fuuel kinndr,
Wigenlieder.
11) Eia bobeia fchlouf liiwdr wi duu,
ün wilftas niiet gdleeeb, f» gukm/ar nar zuu.
12) Heia beia wiigh/9nfGhtruua,
Schloß mei kinla, bin ich fruua.
13) Heia bobeia , wos rafch9lt in fchtruua,
Di gansla fenn barwdß, ß hamm keSena fchuua.
Dar fchuftdr hots laxw/ar, kenn leeeft darzuu;
Wos künna di arma gansla d9rzuu?
14) Schloufy mei bezzdrla, fchlouf y
Dei daada hütt di fchouf;
Dei mamma hütt di lemm^rkiiü;
Schloß mei bezzarla bis zafrüü.
15) Schloufy bilüwlay fchlouf y
Dei fatt9r is a fchoufy
Dei muttdr is a meärkatZy
Duu biß a kleeen9r draakibatz.
96
(Von difem wigenliedchen geht die Überlieferung, eine amme auß
hiefiger gegend habe es dem jezt regierenden herzöge gefangen.
Des prinzen vater, der herzog Georg, habe das mit an gehört
und die nichts arges anende fängerin mit der bemerkung erfchrekt,
daß fie doch eine etwas feltfame befchreibung feiner werten fa-
milie gebe).
Zu den kleinen kindem fagt man:
16) Hemleutdr,
Schtackdnreutdr,
Butichbincbr , außreißery
Betjch...,
Kindertanzliedchen.
17) Tanz, Gretel (döckla), tanz,
Deina fchüüla fenn noch ganz,
Laßfa der net reua
Der fchufter macht der neua.
18) Charlotte, Charlotte,
Dei hemla gukt füür;
Stopf unter, ftopf unter,
Nach tanz ich mit dir.
Spillieder und kinderpredigt.
(Die kinder ftehen im kreiße, das geficht in den kreiß, und fingen:)
19) Mdr traatdn auf dt glodcdn^
Daß di glocTcdn Tcling foHdn;
Ei fu Moor,
Wü a hoor,
Hot gdlaht fitm joor]
Stirn joor fenn riJm,
h Barla draoit fich rüm.
(Nachdem dife fich mit dem geficht nach außen gedreht hat:)
Is Barla hot ßch rüm gddraat,
Hot an kraäz mit blumma bdfcheert;
Ei fu Jcloor, wii a hoor,
Hot ^gdlaht Jiim joor,
Di Anna draat fich rüm
(und fo fort, bis alle kinder fich mit dem geficht nach außen ge-
dreht haben. Sodann:)
Mdr kämm uns ölla rüm gddraat,
Un hamm an kräaz mit htumma b9fcheert;
Ei fu kloor, wii a hoor,
Hot g9laht fiim joor,
97
8iim joor fenn riim, '
M9r draan uns öUa rüm.
(Alle kinder drehen lieh fo^daß fie mit dem gefichte in den kreiß
fehen und das fpil kann Ton neuem beginnen).
20) Hehs, bumbeka! ich bin in dein hrHeß (fchreien die kinder, wenn
ein in einem kreiße ftehendes die hexe ift und die andem in
den kreiß laufen. Die hexe fucht eins zu erwiTchen, welches
dann an irer ftelle die ^heha^ lein muß.).
(Die kinder gehn herum, eins hat fich verltekt, das ift der bär; die
kinder fingen:)
21) Ir ktnn9rla m9r woln fchpazürdn gehn.
Wuhii dennf
In gart9n, vmu blümla fchtenn. —
Es brumty 98 brumt als wii a baar.
Wuu fchtakt9r dennf
In grüiina buufch,
Wo8 macht9r dernif
An holldrbuufch (der bär komt und fängt eins der andem kin-
der, das nun bär fein muß).
9 2) Ringa ringa reia,
Es fenn obt hinnarla ^7'eia;
Sckteigh9nfa nauf in lioUdrbuufch.
Sehr ein fa ölla: hufchy hufchy hufch.
23) Baudr bind dein buud»! aa^
Daßdr niiet g9beiß Icaia (andre: daß er mich net beißen kan);
Beßtdr michy fdrklough ich dich,
Hunnart douhr kofts dich.
24) Bav;9r, bav0r keßHy
Morghdn wörds b^ßdr,
Mörghdn troughdnrmr waßdr nei,
Feit ddr keßdl goor ei.
(Spil, bei dem hockend gehüpft wird:)
25) Hüpfakrooa weß a naaft
Wuu denn'?
*In Diifdnbach^ ♦
Isfett?
* Wi fchmaar^
Alta gdfottar hüpf haar.
(Die kinder faßen fich an und ziehen im gänfemarfch, nach jedes
maligem gefange hängt fich das den zug fQrende ans ende an:)
26) Herfchla, herfchla, hintern w&ld,
Wens fchneit, wörds k<,
Schleicher, Volkstüml. a. Sbg. 13
98
Wens räighent, wörds näß.
Herfchla, herfchla, holt duus gedä&n,
Heng dich Widder hinten nään.
(Ir halber mimdart.)
27) Hnebla haacbla,
Hintam' fchtaad»lay
ScUtan di baä9Ümt hochzieh.
Hamfa a fetta fau gdfchlachty
Harn di wörfcht fan draak gdmacht;
Hüpft di maus,
Danzt di laus.
Hüpft dar fLuuech zun huueddnluuech nauß;
Hüpftarfchtch a heela rauß,
Mxuihichmar a pfeufla drauß]
-ftjßw/* ich olla morgh^y
Klappdrn ölla fchtorchan (andre fetzen zw.
Sisit is kazla uffan dach,
Milcht ßch gleich an buckal lach).
Kinderpredigt.
28) Geliebte in dem heml
Öpfel ünn keine kern (andre: bem);
Kern ünn keine öpfel,
Di worfcht di hat zwei Tchnörpfel.
Zwei fchnörpfel hat di worfcht,
Der bauer hat großen dorfcht.
Großen dorfcht hat der bauer.
Sein leben wörd im fer fauer.
Ser fauer wörd im fein leben.
Der weinftock hat vil reben.
Vil reben hat der weinftock,
Ein kalb ift auch kein zigenbock.
Ein zigenbock ift auch kein kalb,
Meine predig die ift halb.
Halb ift meine predig,
Der hund der ift noch ledig.
Noch ledig ift der hufid,
Die raben fliegen alle ftund.
Alle ftund fliegen die raben.
Der geift der geht in famen.
In famen geht der geift^
Die fuppen, die war heiß.
Heiß war die fuppen^
Die kuh, die krigt den fchnuppen.
99
Den Tchnuppen krigt die kuh,
Auß leder macht man fchoh.
Schuh macht man auß leder,
Die gans die hat vil feder.
Yil feder hat die ganz,
Der fuchs hat ein langen fchwanz.
Einen langen fchwanz hat der fuchs
Und der könig hat eine fer fchöne kutfch.
Andre fagen nach der neunten zeile:
Der weinftock hat zwei reben.
Zwei reben hat der weinftock,
^wei hömer hat der zigenbock.
Der zigenbock hat zwei hömer,
Diftel find keine dömer,
Dömer find keine diftel:
So. lautet meine epiftel.
Abzälen.
29) JESes, JceSes, fchtUMa, hnüüetla,
Woora züüetla,
H, Mi, zimm z&mm, buttchaclc9r nauß.
30) M^ßdr, gouwdl, fing9rhuut;
ScMISrlt d»r hav^Vy is niiet guut;
SchtSrbt dt beura älz9gleichy
Kvmt d9r engdl mit ehr geigh.
Hei, hii Nikolcms,
Woar kämt erra nauß,
lieh outo9r duuf denn dtm hiß nauß.
31) Ouna, douna tvitdarfchtandy
GSß du mit nach £ng9lland?
Eng9Uand is zuu g9fchioß9n,
Is d9r driick9l azwei g9broch9n.
iSSes, heSes fchlenJc9rmauSy
Waar kämt erra nauß,
lieh ouwdr duu f denn duu biß nauß.
32) Enne di wenne di Witten di wei,
Woln mar gern di büchfen dröi;
Eine ftund in gärten,
Solu di küchlein warten.
Komt der alte leineweber.
Schlägt die kätz auf ire leber,
Schreit die kätz: miau, miau,
Ich kann nSt länger dau.
100
Andre fingen zeile 4 und das folgende:
Woln die küchlein warten, '
Kam der alte ripsraps^
Bapft die küchlein adl hinweg. Naaß.
33) JEiea zwH drei,
Bicka backa bei, ^
Bicka baoka kiftmdom,
Is mei fatt9T a fchnüz^r woom,
Schnizt9rm9r an dauma,
Waar wils glauwa (fbg. wäre ädlMdi),
lieh ouw9r duuf denn duu biß nauß.
34) Eins zwei drei,
Bicka backa bei;
Bicka backa hiftendom,
Is mei vater a fchnitzer wom,
Schnizt er mer an bolz.
Far (zieh) ich mit ins holz,
Far (zieh) ich mit ins grüne gras,
Guck, vater, was ift das?
Kind, es ift ein weißer has,
Guck, den fchieß ich auf die nas.
35) lieh un duu, ^ . .
Müllerfch Tcuu,
MiUbrfch iiefdl daar biß duu.
36) Enkel, zwenkel, dunkel, funkel,
Eääwel, fchnääwel, keifer, &bt,
Dille, buffer, ruß.
Verker mit der natur.
37) Kukufsknecht,
Sag mirfch recht.
Wie lang daß ich noch lebe,
Schreibmerfchrauf die melTerfchpitz,
Wie lang daß ich noch ledig fitz.
38) Zwiifalta ßtz dichy
Naam a fchtachdla (andre a fchteela), wetz dick,
39) Schnack fchnack fchniira,
Weismar deina fiira,
Un wend^rrv^r deina fiista niiei weß,
Beipichd9r dei heusla ei (andre: \Dmf iah dich i$ harghUt nei).
101
40) GuueldküUla fliigh,
Dei fcOtar ia in krügh,
Dei mtUt9r ü in tmt9rland (andre vattarland)}
h dei hmsla &b gebr&nt (mundartl. wäre ou g9brent).
41) MiiSecUa m^iedla trough miiß (ftdt den gelang der goldanuner dar).
Hirtenlieder.
42) Ir h8rt9n treibt ei,
Di funn gSt nei,
Ihr heif9r ia humma,
Hot blei gdfunntty
Hot kuuah9l gdgoßdn,
Hot her/cJUa gdfctioßdn^ Bumml
(Wenn das vih zu fchaden d. i. zu verbotenen orten, auf felder
und dergl. geht:)
43) WeUa weUa woud^n,
Dei fiia get Z9 fchoudan,
(Die melodie difes und fall aller kinderlieder bewegt fich zeile für
zeile, die tonart g-dur an genommen, auf den tönen g, a, g, d.)
Berlieder.
44) Schwärza hier un hölpdrla,
Doos gibt an gwuJt^n brei,
Di Neufighor fenn z9 hung^righ,
8i louß9n enn niiet abei.
Abei, abei itr lumpdnhfmd,
Un waar niiet kümt, daar wörd gdbumpt
45) E^r, mtUtar, eSr,
Ich breng a halioa beSr,
Ich breng a halwa holkrfchtavd ;
Schlecht mei mutt9r in drückdl neu
(Andre: Nümt mei muttar di uuefangouwdL
Schlecht mich uf mein bäSronfchnoutoat).
Ach mtUt9r, fchlaat mich niiet fu ßSr,
Morghdn breng ich euch widddr a beSr,
46) BäSr9nleutla kumma,
Hamm a bSSrla funna,
Hamfa funna klee un gruueß.
Waar noch niiet fuuel hot
Scheßt a alta hm nei,
Werde a bisla folbr
ün a gruaeß g9dölbr.
loa
Spotverfe auf namen.
47) Fritz Fritz Friid9rich,
Seim9r niiet z9 liid»rlich.
e
48) Anna hum hanna,
KrumbSeeniffha jirmal
e
49) Anna banna ziigh9niee,
Mach dar Jcatz iir oo ree.
50) Hans, Hans, leberwurft,
Lebet deine frau noch?
Ja, ja, fie lebet noch,
Sie ligt in bett un zappelt noch.
(Rothärigen, ^ülcma, wird gefungen:)
51) Fuksy fukßy feu^rJuwrd,
Bift Icefan ruuBtan halbr wcuxrt.
Buchftabierfcherze.
52) A. B. C. dintenfaß,
Geh in die fchul un lern was,
Geh wider rauß un kauft uiks,
Bift a rechter taugniks.
53) A. B. C,
Beißen mich die flöh,
Beißen mich die Wanzen,
Kann ich nicht mer tanzen.
54) A. B. ab
Mei fchnapfack —
I. N. in
Is niks drin —
E. R. er
Is ganz 1er —
ü. M. um .
Muß was nein kumm.
Gedächtnisübungen.
55) Der herr der fchikt den Peter hin.
Er foll den haber fchneiden.
Der Peter fchnitt den haber nicht
Und gieng auch nicht nach haus.
Da fchikt der herr den pudel bin,
Er foll den Peter beißen.
103
Der pudd biß dm Peter nicht.
Der Peter fchnitt den haber nicht
Und gieng ^uch nicht nach haus.
Da fchikt der herr den prügel hin,
Er foU den pudel prügeln.
Der prügel prügelt den pudel nicht,
Der pudel biß den Peter nicht,
Der Peter fchnitt den haber nicht
Und gieiig auch nicht nach haus.
Da fchikt der herr das feuer hin,
Es foU den prügel verbrennen.
Das feuer verbrent den prügel nicht,
Der prügel prügelt den pudel nicht.
Der pudel biß den Peter nichts
Der Peter fchnitt den haber nicht
Und gieng auch nicht nach haus.
Da fchikt der herr das waßer hin.
Es foU das feuer lefchen.
Das waßer lefcht das feuer nicht,
Das feuer verbrent den prügel nicht,
Der prügel prügelt den pudel nicht.
Der pudel biß den Peter nicht,
Der Peter fchnitt den haber nicht
Und gieng auch nichf nach haius.
Da fchikt der herr den ochfen hin,
Er foU das waßer faufen.
Der ochfe foff das waßer nicht,
Das waßer lefcht das feuer nicht.
Das feuer verbrent den prügel nicht,
Der prügel prügelt den pudel nicht,
Der pudel biß den Peter nicht.
Der Peter fchnitt den haber nicht
Und gieng auch nicht nach haus.
Da fchikt der herr den mezger hin,
Er foU den ochfen fchlachten.
Der mezger fchlacht den ochfen nicht.
Der ochfe foff das waßer nicht.
Das waßer lefcht das feuer nicht.
Das feuer verbrent den prügel nicht,
Der prügel prügelt den pudel nicht.
Der pudel biß den Peter nicht,
Der Peter fchnitt den haber nidit
Und gieng auch nicht nach haus.
104
Da fchikt der herr den henker hin,' •
Er foll den mezger henken.
Der henker henkt den mezger nicht,
Der mezger fchlacht den ochfen nicht,
Der ochfe lauft 4äs waßer nicht;
Das waßer lefcht das fener nicht,
Das feuer verbrent den prügel nicht.
Der prügel prügelt den pudöl nicht.
Der pudel biß den Peter nicht,
Der Peter fchnitt den haber nicht
Und gieng auch nicht nach haus«
(Mit melodie. *)
56) Ei hämmer net an kittel,
Get Yoma nät zeiamm; .
Su fenn mer zu einer henne gegang. >
Ach liebe henn geh auch dazu
Daß unfer kittel geht voma zul
Die henn die fprach: es foll gefchehn,
Ich will dir meine zehn geem.
Ei fo h&mm wir hünerzehn.
Freu dich Sufel, das ift Ichön.
Ei hämmer net an kittel,
Get vorna net zel&mn;
Su fenn mer zu einer ente gegang.
Ach liebe ent geh auch dazu
Daß unfer kittel geht vorna zul
Die ent die fprach: es foll gefchehn.
Ich will dir meinen fchnabel geem.
Ei fo hämm wir entenfchnabel, hünerzehn,
Freu dich Sufel, das ift fchön.
Ei hämmer nät an kittel,
Get voma net zeJSmm;
Su fenn mer zu einem hane gegang.
Ach lieber han geb auch dazu
Daß unfer kittel geht voma ?ul
Der han der fprach:- es foll gefchehn,
Ich will dir meinen kämm geem,
Ei fo hämm wir hanenkamm, entenfchnabel, iiünerzehii,
Freu dich Sufel, das ift fchön.
Ei hämmer net an Mttel,
Get voma n6t zelämm;
*) Die fingweifen der fo bezeidineten lieder find i^nf den lezten feiten difer
fchrift zn finden.
106
Sa fenn mer zu einem haXen gegang.
Ach lieber has geb auch dazu,
Daß unfer kittel geht voma zul
Der has der fprach: es foll gefchehn,
Ich will dir meinen fprung geem.
Ei fo hämm wir hafenfprung, hanenkamm, entenfchnabel, hOnerzehn,
Freu dich Sufel, das ift fchön.
Ei hämmer net an kittel,
66t voma net zefämm;
Su fenn mer zu einem hirfche gegang.
Ach lieber hirfch geb auch dazu,
Daß unfer kittel geht voma zu!
Der hirfch der fprach: es foll gefchehn,
Ich will dir mein hom geem.
Ei fo hämm wir hirfchhom, hafenfprung, hanenkamm, entenfchnabel,
hünerzehn,
Freu dich Sufel, das ift fchön.
Ei hämmer net an kittel,
GSt vorna net zefämm;
Su fenn mer zu einem pferde gegang.
Ach liebes pferd geb auch dazu,
Daß unfer kittel geht voma 2u!
Das pferd das fprach: es foll gefchehn.
Ich will dir mein eifen geem.
lä fo hämm wir pf erdseif eu, hirfchhom, hafenfprung, hanenkamm,
entenfchnabel, hünerzehn,
Freu dich Sufel, das ift fchön.
57) Oing ich amoul nach Mierdrdandy
Woor ich a armdr maa.
Bdfch'eertm^r gott a hüiinla,
Woor ich a reicher maa.
Woltan ölla leutla wißy
Wii denn mei hilünla Miß,
OHifdla heßt mei hüiinla.
Ging ich amoul nach MSer9fdmd,
Woo7' ich a arm:9r maa.
Bdfcheertm9r gott a gansla^
Woor ich a reicher maa,
WoUan ölla leutla wiß,
Wii denn mei gansla Miß.
Breeetfuuß heßt mei gaas,
Qriifdla heßt mei hüiinla.
Ging ich amouL nach Meerdnlmd^
Woor ich a hrm»r maa.
Belli ei eher, Yolkst&ml. lu Sbg. 14
106
B^fcMertimr goU a ^igh,
Woür ich a reicher wjoo*
Wolmi ölla leutla miß,
Wii denn mei migh miß,
Trim2?^ltramp9l heßt met eiighy
Br^eetfuuß heßt mßi gaas,
(rritpla hcßt ?nei hüünla.
Ging ich amoul nach MeSr9nland,
Woor ick a armdr maa,
B9fcheert7fi9r gott an gaul^
Wqqt ich a reick9r m&a,
Wolt&n ölla leutla wißy
Wii denn mei gaul Miß.
HoiiW9Tmaut heßt mei gatdy
Trimp^ltramp^l heßt mei ziighy
Br^ffelfmiß heßt mei gaaSy
Griißla heßt mei hüünla.
Ging ich amovl nach MeSrdnland, \
Woor ich a ärmBr maa.
Bofch^ertm^r gott a weib,
W^öor ick a reichdr maa,
Wolt3n ölla leutla wiß,
Wii denn mei weib hiiß.
Lmigfcheit heßt mei weib,
ffouw^rmaul heßt mei gatd,
Tyimp<ramp^l heßt mei ziigkj
BriMfuuß ließt met goÄSj
Oriipla heßt mei hüünla.
Ging ich amotd n&ch MiSrdnlandy
Woor ich a arm9r maa.
B^fcheertmdr gott a Jcind,
1^0 or ick a reichdr maa.
Woltdn ölla leutla wißj
Wii denn mei kind küß.
Schtinlc&difink heßt mei Idnd^
Langfckeit heßt mei weibj
HouwBrmaul heßt mei gtml^
Trimp9ltramp9l heßt mei tiigk,
Breeetfuuß heßt mei gc&B^
€briif9la heßt mei hüünla*
Verfchidenes.
58) Arw9ß9n aß ich liifo9ry
Wii d9r harr fan £iiw9r (d. i. von Bibra).
107
lAnlhi aß ich groud fu gam
Wti der harr fan Liljenfchtarn,
59) Mei mutt9r kocht huv/&l
Un b a weng na&;
Dou wamfa raucht faßigh
ün brenna nüet aa,
60) Mei mtUtar hott a dööra,
A döära fupp g9lcocht,
8i is a ra^ihta meera,
Daß fi nelca heßdrfch kocht.
8i hotfa niiet gdlalss9n,
Un hotfa niiet g9fchmahs0n;
Woom keeena brocken drinn
Un woor aa snmlich dünn.
Wenn einem kinde etwas gut gefchmekt hat und es fich nach
mer um liht oder die finger lekt, Tagt man zu im:
61) Hots guv/t g9fchmSkt?
Hots niiet gdklektf
Waar meer hSitl
62) Das kind: Mutt9r, mtUt9r gabtm9r bruued,
8ilß fchtarb ich.
Die mutter: Warte nur, mein liebes kind,
Morgen wohi wir fch neiden gefchwind.
MiLtOVy mutt9r gaitnwr bruued,
8iiß fchtarb ich.
Warte nur, mein liebes kind,
Morgen woln wir drefchen gefchwind.
Mutt9r, mutt9r gahtm^r bruued,
Süß fchtarb ich.
Warte nur, mein liebes kind.
Morgen woln wir malen gefchwind.
Mut^r, muttdr gaibtm0r bruued,
8'dß fchtarb ich.
Warte nur, mein liebes kind,
Morgen woln wir backen gefchwind. —
Und als das brot gebacken war,
Da lag das kind fchou aul' der bar.
63) Ou du trauta Dauddl,
Wos machdn deina gens?
'8i fchnippdm un ß fchnappdm,
8i gick^m un ß gackdrn
Un fchterzi9n iira fchwanz.^
\
108
64) Liiwa rutU,
Mach mich gwU,
Mach mich frum^
Daß ich net is himm9la kum.*)
65) Es woor aTfuml a maa,
DoAir Miß Bumh&a;
Bumhaa hiißdTy
Net di huuefdn 9r.
Gingdr nauf ins roulhaua —
Woor äck^räät di kSrch auß —
Bünde fein oorfch zun fanßdr naußy
Lachana öUa letUla auß.
In ire bücher fchreiben die kinder:
66) DiTes büchlein ift mir lieb,
Wer mirs nimt, der ift ein dieb;
Wer mirs aber wider gibt,
Den hab ich lieb.
Oder:
Oder:
Difes büchlein ift mir lieb,
Wer mirs ßilt, der ift ein dieb;
Wer mirs aber wider bringt,
Der ift ein gottesldnd.
Liebes büchlein, laß dir Tagen,
Wenn dich jemand fort will tragen.
Sag: ich lig in guter ruh.
Gehör dem (der) N. N. zu.
*) Jacob Grimm hat in Wolfs zeitfchr. für deutfche myth. II, 1 auf eine lleUe
in Geilers von Keifersberg chriAl. bilger aofmerkfam gemacht, wo es heißt, daß
die geAraften kinder die rate küßen, darüber fpringen und vorher den fpruch:
'liebe rut, trute rSt,
wereAu, ich thet niemer gut'
Tagen müßen. (Vgl. auch Anzeiger f. künde der deutfchen vorzeit 1856, fp. 230.
Rochholz allemannifches kinderlied f. 513 £f.) UnTer Sonneberger fpruch ift ein
interelTantes, anderwärts her noch nicht bekanntes feitenaück zu diefem alten
rutenfpruche.
Pg. 84 z. 7 V. u. lis *^fUw9ra\ Sbg. heißt es (nach pg. 36) z. b. a fdwara
mifsdTy a fchtiinara haus u. f. f.
Lieder.
I. Lieder aulk mfindlioher fiberliefenmg«
(Mit melodie.)
1) Wenn ich kee gaM zun faufm hou,
Qii ich in woold, fchneid reifich ou.
Wenn ich ia reifich gdfchniitan hau,
CHi ich ahSSem^ binabaaf9n drauß.
Wenn ich di haafdn gdhund^n hoUy
Gii ich is Jüüddnbach nauf un rou*
^Ir letäla, keft m9r baaf9n ou,
Daß iich hrc&f gald zun faufen hon.
Hou iich an raufch, döös macht d9r wei;
Schouzal fchtii auf un louß mich nei^
*^Ich fchtii niiet auf, louß diich niiet rei,
Duu künß heit n&cht mei Unglück fei^
Hou ich a ziiah, a fchack^ta.
Wenn ichfa /chtiich, f9 mecTcartfa,
(Mit melodie.)
2) Es woor amoul a kleeen9r rno&y
Heidideldum,
Wolt a gruueß weibla harn,
Heidideldidel heidideldum,
Heiraüafa.
Die frau wolt ins Wirtshaus gehn,
Der kleine mann wolt auch mit gehn.
'Kleiner mann bleib du zu haus,
Spül fchüßel und teller auf.*
Als die frau vom Wirtshaus kam,
Saß der mann am rad und fpann.
110
'Mann, wie vil halt gefponnen?*
**Drei mal hab ich auß geftekt.**
'Mann, wie vil hamm hünner gelegt?'
"Die fchwarz un die weiß fcheck.
*Mann, wie vil hafl; Uöß gekocht?'
"Draußen ligens vorn ofenloch.**
Die frau nam den ofenftock,
Schlug den mann auf den köpf.
Der mann fprang zur tür hinauß,
Sprang in fein nachbars haus«
'Trauter nachbar, laß dir wos foughn,
Mich hot mei fraa gefchloughn.'
"Ei was wilft du mir foughn,
Mei luder hot mich aa gefchloughn.**
(Mit melodie.)
3) Sie ffoor niiet lanff daß g9r€igh9nt hot,
Di aSchar tropfen noch;
Ich hau amom an fchatz gohott,
Ich woU ich hetna noch*
Sis goor niiet lang daß g9riigh9nt hot,
Ihr himmdl ia noch trüü;
Un wenn mei fchööenar fchouzal kümt,
8u bleitar bis ssafrüü.
'Hans naamfa niiet, Hans naamfa niiet,
8i hot an krumma fuuß',
8i is drei joor in hiwmal g9vHiaft,
Hot widdar rauß gdm^i u. f. f.
4) Heü auf di nacht fchüütal ich meina biim,
Fcänfa oddar f^nfa niiet.
Morghan auf di nacht gii ich zu mein9r dum,
Wilfa oddar wüfa niiet.
5) Oii ich ilmoar hargh un doul,
Is miir kee waagh Z9 fchmotd,
Gii ich zu mein^air dum
OUa wochdn ßks moul.
6) Daß ich dich goor niiet moughy
Döös fough ich niiet;
Odddr nei zuumar leigh •
Derf/ia dich niiet.
111
Nei zuumdr leigh derfßa ddeh,
DoÖ8 fough iich aa;
Odddr döÖ8 fough ich ditr,
Biiilr mich niiet äa.
7) A fchacJe9t8 boor ochfdUy a bukliaha kuu,
DöÖ8 gibtm9r mei fattar wenn ich heiratan dmu
Un gibt9rm9rfch niiet, fu heirat ich niiet,
Dou fchlouf ich hein börfchtlenn un foughfan goor niiet.
8) Im wald ifts ja finfterig,
Das machen die tannenbüfch;
Daß du mein fchäzchen bift,
Das ift gewis.
Im wald ifts ja finfter,
Das macht das grün holz.
Mein fchatz ift ein Jäger,
Drum bin ich fo ftolz.
(Mit melodie.)
9) Wena nar niiet rSighna wörd,
. Wens nar niiet fchneit,
Wens nar niiet garfchtghßr wörd,
Wens war fuu Ueit.
10) Ou du traiUa Maradret^
Weßmdr wuu dei betla fchtetf
^Druuem in buuedon hin£9m fchlout.^
Ou du gärfchtghar unfiotU.
11) Barla, Barla, guuta nacht,
Hofta denn dei betla g9macht?
'Naa, ich hous fdrgajian^
Hoßa denn di ganza nacht
Bei dein fchatz gdfaßonf
12) Büilr rüür buttarmillieh
Un fdr an dreier fiißa;
Wenn mei äüa fchwüghßr fchtSrbt
Erb ich daufma gülwa.
Davfdnt gülda niiet aUee,
Aa an altm wezfchtee.
13) BSttabarla, zitck9marla,
Waar is bei dar dinna?
Wenn ich nar dei kammarla wiß,
Is betla deit ich^finna.
112
14) MeeecUa, meSedla, naamdar an m&a,
Naamdar nar kenn zimmarmä^,
Daar düehjchlecht, daar düch reftj
Daar d^r du det gcdd farfaft.
15) GStfeimanet, GStßimanSi,
Ihr fuks daar git ins hraut;
Ar zupft di aatm bUtt9r ou
Un gü>lfa fevn0r IratU,
16) ÄUa weiw9r un €nt9n,
Di fchmmma auf d^r f§i,
üh wennfa nümm9r gBjfchwimm Jciinna,
BicJc9nfa in oorfch in di höi.
17) Ou du trauta foufanacht,
Kümfta denn fchä widd9r?
Faxicbn bin ich üüvyrigh g9bliim,
Heu9r gefchechtmdrfch widd9r.
18) 8oldaat9n, Kräwaatan (d. i. Kroaten) auf SinOrländ zuu,
Dou danz9n di bau9m, dou klappdrn di fchuu.
(Mit melodie.)
19) Foorm9r niiet üüujdr mei ackdrla,
Foormar niiet üüwdr mei wiis^
8chloufm9r niiet bei mein Kait9rla,
8chiouf7n0r niiet bei meiner Liis.
20) Määedla mächs dilürla zuu,
Eümt a zigeunerfchbuu,
Namt dich an deiner h&nd,
Füürt dich ins moorenländ,
Wörfcht du koolrippelfchw&rz,
Ei du mein dauTendfchätz. *)
21) Wenn du einen fchatz willt haben,
Muft du blaue bänder haben;
Blaue bänder, filbeme fchnallen
Werden dein fchäzchen wol gefallen.
22) Einftmals gieng ich fpazieren
Vor meins feins liebchens tür.
Und ganz leife klopft ich an:
Schatz, ja fchatz, ach fchläfft du fchon?
*) Nicht rein in der mundart.
113 j
'Ich fchlafe nicht, ich wache,
Ich tu dir nicht auf macheu;
Ich hab mich mit ein andern verfprochen,
Und kein andern lieb ich mer.'
Weck nur auf dein vater und mutter,
Weck nur auf dein fchweiter und bruder,
Weck nur auf deine freund alhier,
Denn dein bräutigam ift hier.
'Ach du riecheft von der erden!*
Simthalb jar lig ich darin,
Simthalb jar find fchon verfchwunden
Und wo ich geftorben bin.
23) Es wolt ein mädchen zum tanze gehn,
So fchön war fie gezieret,
Und als fie in den wald nein kani,
Da fah der bäum fo grün.
'Guten tag, guten tag du fatterbaum.
Warum fihft du fo grün?*
"Schön dank, Ichön dank, feins mägdelein,
Warum fihft du fo fchön?'*
'Ich eße femmel und trinke wein,
Darum feh ich fo fchön.'
"Mich überfält ein füßer tau,
• Darum feh ich fo grün.
Was hübfch und feine mädchen fein,
Die bleiben recht hübfch zu haus;
Zum tanze dürfen fie wol gehn,
Bei fonnenfchein nach haus.
Bei mondenfchein und finftrer nacht
Ift keine treu vorhanden;
Es gibt der falfchen burfchen vil,
Die bringen dich in fchanden."
'Schweig ftill, fchweig ftill du fatterbaum,
Sonfb laß ich dich um haun;
Es gibt der falfchen burfchen vil.
Die können dich um haun.'
"Und haun fie mich im wiuter um,
Im fommer grün ich wider;
Haft du die er einmal verlom,
Bekömft du fie nie wider.''
Schleicher, Yolkstüml. a. Sbg. 15
114
24) Franz, ich bin dir gut,
Du bift wie milch und blut;
Aber du bift falfch,
Aber du bift falfch.
Guck ein wenig rauß,.
Ich hab einen fchönen llfauß.
Daran kauft das riechenv
Daran kauft dus riechen.
Riechen ift kein kuss,
Mach mir kein Verdruß;
Mach das fenfter zu ^.
Und laß mir meine ruh.
An der kammertür
Gab mein fchäzchen mir
Den l^zten abfchidskuss.
Daß ich weinen muß.
Weine nicht fo fer.
Es gibtre noch vil mer;
Wol auf der ganzen flur
Gibtsre noch vil mer.
25) Einft gieng ich das gäßichen hinein.
Da fand ich mein liebichen allein.
*Ach liebichen bift du es allein?*
"So komm zu mein kämmerlein rein.**
. Und als ich ins kämmerlein kam,
Da klopft die mutter fchond ai}.
**Ach mutter, was klopfeft du miir,
Ich habe ja keinen bei mir.**
. Und als nun die türe gieng auf,
Zum fenfter da fprang er hinauß.
'Ach liebichen, mit uns ifts nun auß,
Einen fchöneren fuch du dir auß.*
"Keinen fchöneren den mag ich ja nicht,
Das fag ich dir frei ins gefleht.**
26) Ich bin ein luftger Jägersknecht,
Schieß auch recht.
Schieß mir einen goldnen i^echt;
Difer fpecht hat goldne feder; •
Wol im gebüfch
115
Wenn ich in erwflfbh,
Schieß ich in aufs leder.
Ich gieng in wald wol hin und her,
Die kreuz und quer,
Ob der fpecht zu finden war.
Difer fpecht war nicht zu finden,
Wol hier und dort
An jenem ort,
Wol vor der linden.
Ich ftelt mich vor der kammertür,
Der kammertür,
Wolte fehn was da paffiert.
Sie hob ir hemdchen in die höhe,
Vor irem bett
Stand fie ganz nett,
Jagt ire flöhe.
Ei hätß; du mirfch denn net könn lag,
Net könn fag,
Die jagd hätt ich gern mit gemacht
Ei wie foU mich nicht verdrießen,.
Daß ich nun foU
Die ganze nacht
Kein fuchs mer fchießen.
Alles, was ein jäger haben foU,
Hab ich fchond all,
Alle meine tafchen die feind voll,
Schönes pulver, blei und kugel;
Da fchieß ich
Mit meiner büchs
Nach difem vogel.
'Bekomm ich denn noch keinen mann,
(Fieng fie an)
Fang ich andre wirtfchaft an;
So fang ich an das luftge leben.*
Du gute nacht,
Deine jungfemfchaft
Die ift gewefen.
27) Wenn ich einen furmann feh,
Furmann, halt Itillt
Ich wils mein vater fag,
Daß ich heiraten will.
116
Einen furmann mag ich nicht,
Färt gar weit auÄ;
Lieber will ich an fchneider nem,
Bleibt hübfch zu haus.
. Einen Schneider mag ich nicht,
Schneidt gar vil zu;
Lieber will ich an weber nem,
Machtmerfch tuch zu an hemm«
Einen weber mag ich nicht.
Zappelt mit den fuß;
Lieber will ich an jäger «em,
Mit an grünen buTdi.
Einen jäger mag ich nicht,
Schießt gar vil tot,
Lieber will ich an bauer nem,
Hab ich mei brot.
28) Wer fo ein feules Gretchen hat.
Der kann ja luftig fein;
Sie Ibhlält ja alle morgen
Bis daß die fonne Tcheint^
Bis daß. die fonne fcheint.
Der vater, der vom holze kam,
Das Gretchen, das fchlief noch:
'Schlaf du bei taufend teufein,
Ift der hirte fchon im wald
Und die kuh fteht noch im ftall/
Das Gretchen auß dem bette fprang,
Nams röklein in die band;
Si tat das külein melken
Mit der ungewafchnen band;
Pfui, ift da& nicht eine fchand?
Als fie das külein gemolken hatte,
Da goß fie waßer zu.
Sie zeigt es irem vater:
"jffSmTwar niiet a guuta kuu?
Ei döös macht di lang rauT
Sie nam das rütlein in die band
Und trieb das külein zu.
Si tat das külein treiben
Hin in den grünen wald,
Bis daß fie den bitten faad.
117
*Ach hirte, lieber hirte mein,
Was hab ich dir getan,
Daß du nicht alle morgen
Blafeft vor meiner tür:
Faul Gretchen, ^omm herfÜr.*
"Wenn du mir gibft die buttermilch,
Wie andre weiber auch,
So will ich alle morgen
Blafen vor deinem loch:
Faul Gretchen, fchläfft du noch?~
'Ich will dir geben die buttermilch, '
Die lauer auch dazu,
Wenn du nur alle morgen
Blafeft vor meiner tür:
Faul Gretchen, komm herftlr.*
(Mit melodie.)
29) Schäzchen, warum bift du denn fo traurig,
Bin ich aller freuden voll:
Denkft du denn, ich foll dich verlaßen.
Du gefälft mir gar zu wol.
Eh ich dich, mein fchatz, verlaße.
Muß der himmel fallen ein;
Alle fternlein müßen lieh verdunkeln
Sonn und mond verlier den fchein.
g logen auch zwei turtelturteltäubelein
urch den fchönen grüuen wald.
Wo lieh zwei verliebteliebte fcheiden.
Da verwelket laub und gras.
Andre fingen dife ftrophe:
Saßen einft zwei turteltäubelein
Dort auf eines baumes aft,
Darunter zwei verliebte Meiden,
Da wächft weder laub noch gras.
(Mit melodie.)
30) Ach ich armer fchleifersmann,
Ach was foll ich fangen an,
Alle meine kunft
Ift umfunft.
Ach was foll ich fangen an,
Daß ich nicht iBer fchleifen kann.
118
Ach du alter fchieiferskafti.
Wie bilt du in fo vil jarn
Nicht gerürt,
Nicht gefchmiertl
Ach das hab ich nicht gewuft,
Daß du bilt fo fer Yerruft.
Weiß nicht rum und weiß nicht wo
Und muß ligen auf d^m ftroh;
Hund und katz,
Maus und ratz,
Difes findet fleh bei mir,
Weil ich hou a fchlachts quartier.
Ich hou aach a röUa äi,
Is kee gänzer fatz meer drää;
Voller niß,
Voller leus,
Und dazu in meinem hemd
Sizt a ganzes regiment.
Zu haus hou ich a faules weih,
Di hot derzu ke hemm uffen leib;
Wo üe geht
Oder fteht,
Beißen fie die leus und flöh,
Korz bein oorfch is hemm azw6i.
Komm ich heim um halber zwei,
Kocht die fau an haberbrei,
Niiet gepfaflFert, niiet gef&lzen,
Schlacht gekocht un niiet gefchmälzen.
ir leute, feit gefcheit.
Helft mir nur von difem weib.
(Mit melodie.)
31) Zufridenheit ift mein vergnügen,
Das andre laß ich alles ligen;
Ich lob mir die zufridenheit.
Was fcher ich mich denn um die . feinde,
Sie werden noch die heften freunde;
Man habe nur ein wenig geduld.
Wenn alle donnerwetter faufen,
Und alle unglüksfälle foraufen,
Alsdann vertrau ich meinem gott.
119
Drum liebe feie fei zufrieden,
Was dir der himmel hat befchiden
Und habe nur ein wenig geduld. .
(Mit melodie.)
32) Hänschen faß im fonnenfchein
Und flikte feine fchuh,
Da kam ein fchönes mädchen
Und fprach: was wilft denn du?
Mädchen, wilft du freien.
So freie du mit mir;
Ich habe nur drei dreier,
Die will ich geben dir.
Drei dreier find zu wenig,
Drei grofchen find zu vil.
So geb ich dir ein kuschen,
So muft du von mir gehn.
(Mit melodie.)
33) Ich gieng einmal über berg und tal,
Da fang die fchönfte nachtigall.
Sie fang fo fchön , fie fang fo fein,
Sie fang von meinem fchätzelein.
Und du mein liebfter goldfchmid mein,
Schmid mir den ring von gold allein,
Schmid mir den ring an die rechte band
Und zieh' mit mir ins Schwabenland.
Nach Schwabenland da mag ich nicht,
So ftolze kleider trag ich nicht.
So ftolze kleider und fchnelle (fchnallen) fchuh
Die kommen keinem bauersmädchen zu.
(Mit melodie.)
34) Nei fo gehn wir alle zufammen mit einander
In das hünerloch hinein.
Und der glafer mit dem demant
Und der macht uns den anfang
In das hünerloch hinein.
Nei fo gehn wir alle ziifammen mit einander
In das hünerloch hinein.
Und der Zimmermann mit dem winkeleifen,
120
Und der muß uns den weg weifen
In das hünerloeh hinein.
Nei fo gehn wir alle zufanunen mit einander
In das hünerloeh hinein.
Und der fchufter mit dem drate
Und der bürgermeifter mit dem rate;
In das hilnerloch hinein.
Nei fo gehn wir alle zufammen mit eiaander
In das hünerloeh hinein.
Und der fchlotfeger mit der langen letter,
Und der fpringt wie das donnerwetter
In das hünerloeh hinein.
Nei fo gehn wir alle zufammen mit einander
In das hünerloeh hinein.
Und der fehneider mit der fchere,
Und der foldat mit gewere
In das hünerloeh hinein.
Nei fo gehn wir alle zufammen mit einander
In das hünerloeh hinein.
Und der müller mit der metze,
Und der leinweber mit der kretze
In das hünerloeh hinein.
Viles wird auß liederbüchem gefungen, fo z. b.: es ritten drei
reiter u. f. f.; o Straßburg u. f. f.; muß ich denn u. f. f., befon^ers
auß tumliederbüchem. Erhalten haben fich auß älterer zeit auch:
das ganze dorf verfammelt fich u. f. f.; mein lieber Michel liebet
mich u. f. f.; es war einmal ein hübfches ding u. f f.
II. Lieder auft der Steinerfchen famlung.
Die handfchriftliche liederfamlung des malerö Johann Geor^
Steiner, geft. 1830, enthält die offenbar auß dem gedächtnilTe auf
gezeichneten lieder, welche Steiner in feinem langen leben kennen
und fingen lernte, nebft andern, befonders eigenen zittaten. Steiner
machte felbft gedichte, deren verfe gut fließen; auch ift der auß-
druck feiner gedanken klar und correct. Wir geben, im folgenden
nur weniges auß difer wertvollen, weit über hundert nummern ent-
haltenden famlung (fie befindet fich gegenwärtig im befitze des Hrn.
Georg Steiner, Bernhards fohn, eines enkels des famlers, welcher
die gute hatte fie mir zu beliebiger benutzung bereitwiUigft zu
leihen).
121
35) FrSk'ela. ür foU hi9em qua,
Eeu»r mcM %8 kraak.
^Ib 9r hraakf fd fei 9r kroak,
Liightna uf di uuef^nbä&k (jezt — benk);
Ick gii dach niiet hSeem,^
Fre^ela, ür folt hiSem ffüa,
Eusr mäa wörd fchtarm.
* Wilbr fchtarb, f9 loußina fchtarb,
Daßm9r fei fdrmiiüghin arm;
Ich gii noch niiet M^em^
FrSSela, iir foU heeem giia,
Di fchüühr fmn for d0r düür.
^8enn di fchüilldr f<yr dar düHety
Gabt in fchüvl9rna iir gdb^ür;
Ich gii noch niiet heSem.^
Freeda, iir foU heeem giia,
Di freür fenn, in haus.
*8enn di freier dinn in haus,
Loußtfa Jaa niiet vndddr rauß;
Hinza gii ich hSSem,^
Noch deutlicher als das vorige i(t das folgende arf^rttnglicb in
der fchriftTprache ab gefaßt.
36) Wenn ich gleich kee haus niiet hou,
Jotyhtmar d9r wind k^e fchind»! rou;
Faidtmsr aa kee fchpaam aawH;
Bin ich ölbr forgh^n frei,
FaMatri di da/tiy fallatri di da.
Hou ich gleich kee ochf9nhomy
Brauch iich aa kenn fcMoul, kenn boom.
Brauch kee hee un aa kee fchtreej
Bin ich ölhr forgh^n frei.
Wenn ich gleich kee brutiet niiet hou,
Beiß9nm9r dt meus kee rindan rou,
KwmJbm»r aa kee fchivnmal ne%;
Bin ich widdBr forghdn frei.
Hou ich gleich kenn halldr galt,
Frough ich doch neks nouch abr walt;
Brauch kenn beiä9l, hou kee forgh,
Daßm9r SSen9r ou p>M borgh.
Sel|leieh«r, VoIkstfimL a. Sbg. 16
Ouwdr döös ü dach rac^ fcfU^,
lieh bin niiet fll ganz allee^
Wenn ich heit a meeedla mQugh,
Läftfdm^r fchä morgh»^ natfqA.
37) Einsmals gieng ich auf der an;
Kam der fchifiaanh von PaiTau,
Wolte mich vexieren.
Sein fchiff, ach das war zu ^oU,
So voll menTcher, alles voU;
Ich folt mich ergetzen,
Solt mich zu im fetzen.
Ich fagt: l]el;>er fchifmaan mein,
(Fragte in in gnaden)
Wo habt ir die menfcher fein
Zufamm auf geladen?
•Zu Ulm, Eegensburg, Paflau,
Zu Linz, Zwinz und Zweigenlau; .
Schwäbifche, bairifche diren
Thu ich jetzo füren.'
Der fchifiman fragt dl menXcher fein,
Dacht an irer ere.
Es mächt eine drunter fein,
Die keine Jungfer wäre.
Die folt fich aufs land begeben,
Sonft ftünd in gefar ir leben;
Drunten Ifei der eichen
Könt fie wider ein fleigen.
Dort drunten ward ein groß gefchrei
Und ein großes laufen;
Dreihundert menfcher one fcheu,
Ja der ganze häufen —
Keine wölt übern ftrudel fam,
Als ein madel bei neun jaren
Blieb im fchiffe ligen,
Ift nicht auß gefügeii.
38) Es waren drei junge gefellei^,
Die täten was ue wollen.
Sie hielten aUe drei einen heimlicheij rat.
Wer heinte dife nacht die fchönfte bei 0ch hat.
Es war ^f^ ^er darunter.
Der nichts verfchwcugen fcimte:
123
*£s hat mir gefteni ft>at ein m&dcbeB zu geredt
Ich folte bei ir fchlai^n auf irem federbett.
Und als ich bei ir Ichliefe
Sezt ich mich auf mein pferd und reite davon.
Und hab das wacker mädchen in fchanden laßen ftön.'
Das mädchen hinter der wände,
Das hört fein eigne Ichande:
*'Ach himmel gib mir glück und guten verftand,
Daß mir der böfe knab nicht komt in meine band.**
Der knab, der gieng fpazieren
Wol vor der magd ir türen;
Er klopfet an mit fleiß mit feinem goldnen ring:
*£i fchläfeft oder wacheft du, mein allertiebftes kiftd?'
"Ich fchlaf gleich oder wache,
Ich dir doch nicht auf mache;
Keit du nur immer hin, wo du gewefen bift;
Ich kann alleine fchlafen, obfchon nicht bei nur bift.**
*Wo foll ich denn hin reiten?
Es fchlafen alle leute,
Es fchlafen alle leut und alle bürgerskind,
Es regnet und fchneit und geht ein küler wind.*
**Dort geilen auf der beide.
Da fteht ein bimbaum breite;
Dafelbft bind du dein pferd an jenen ^nen bäum :
Haft du dich wol gebett, fo fcUa^ auch wol im träum.*"
39) Es wolt ein mädchen grafen,
Wolt grafen grünen klee;
Da begegnet ir ein reuter —
Zum Domes, Jokos, Jörgeis, Michelis, Weibes,
Gigelichs blafenblaudermansgretel —
Wolts haben zu der eh.
•Ach reuter, lieber reuter.
Reit du nur deipen weg;
Ich hab ein fchliinme mutter, —
Zum Domes, Jokos, Jörgeis, Michelis, Weibes,
Gigelichs blafenblaudermansgretel —
Die fchlägt mich>alle tag.*
*^aft du a fchlimme mutter.
Schlägt fie dich alle tag,
124
So fprich, du baft dich gerchnitten, —
Zum Domes, Jokos^ Jörgeis, Michelis, Weibes,
Gigelichs blafenblaudermansgretel —
Den finger halber weg.**
'Sol ich mein mutter belügen.
Das fteht mir gar nicht an;
Vil lieber will ich fprechen —
Zum Domes, Jokos, Jörgels, Michelis, Weibes,
Gigelichs blafenblaudermansgretel —
Der reuter fei mein mann.
40) Es wolt ein mädchen früh auf fbehn, *)
Drithalbe ftund vor tag;
Wolt in den wald fpazieren gehn,
Ei ja ja fpazieren gehn,
Wolt bramber pflocken ab.
Und als fie in den wald nein kam.
Da kam der Jägersknecht:
*Ei mädchen, fchert. euch auß dem wald,
Ei ja ja, wol auß dem wald,
Es ift mein hem nicht recht.*
Und als fie etwas vor fich gieng,
Da kam des Jägers fon:
*Ei mädchen, fetz dich nieder,
Ei ja ja wol nider,
Und pflock dein körblein voll.'
'^Was foll ich mit dem korb voll tun,
, Ein halben voll hab ich genug."
*Ich will dir helfen pflocken,
Ei ja ja wol pflocken,
Von heint bis morgen früh.'
Sie pflokten wol den ganzen tag.
Die bramber wurden groß;
Sie pflokten wol ein halbes jar,
Ei ja ja drei viertel jar,
Das lond in iren fchoß.
Das mädchen fah das kindchen an:
*0 weh, was hab ich da?
Sind das meine bramaber,
Ei ja ja wol fchwarzbraunber,
Die ich gepflocket ha?*
*) Difes lied bab« ich in Steinbach üngen hören.
125
41) Und als ich einmal wolt luftig fein,
Macht ich mir vil zu fchaffen;
Ich foflf vil hier und brantewein, .
Und gieng zu der herzallerliebften mein^
Und täte bei ir fchlafen.
Und als ich auß gefchlafen hatt,
Da war mir alles zuwider;
Da fchaut ich ein wenig zum feniter hinauß,
Da dacht ich: ach war ich doch zu haus;
Da doppelt man reih und glieder.
Indem da kam der platzmajor
Und fprach im zorn und fchnaufen:
Gebt d6m gefreiten zwei musketier,
Und bringt den arreftanten zu mir;
Spizruten muß er laufen.
Da kam nun das commando daher,
Grad auf mich zu marfchieret;
Da half kein bitten, kein gutes wort,
Ich mufte mit inen, ich mufte fort;
Zum oflScier ward ich gefüret
Da kamen fechs kerl mit keßeln daher.
Mit leder warn üe überzogen;
KotztauTend fchlapperbenk, wie rumpelt das dingl
Ich dachte: ach wenn ich nur flügel empfing,
Ich wäre davon geflogen.
Indem nun das gerumpel an gieng,
Da peitfchte man mich von hinten ;
Ich lief die lang gaß wol auf und ab,
Es gieng auf meinen buckel bap bap.
Kein loch kont ich nicht finden.
Und als ich ein loch gefunden hatt,
Da kam ich zu mir wider;
Da kert ich ein im ratswirtshaus
Und foff drei, vier, fünf, fechs maß auß.
Und fehmirt von innen die glider.
42) Auf auf, ir brüder, auf zum ftreit,
Den degen und piftolen an der handl
Jezt komt die frohe zeit, ja zeit^
Jezt geht der marfch aufs land.
Die trommel klingt,
Der degen blinkt;
126
Ins feld, ins feld,
Fecht mann fösr mwn,
Wer iechten kann,
Wers mit den Preußen hält
Auf bauer, rüite dich, ja dich,
Heint krigft du einen ^St an mir;
Nimm an mit freuden mich, ja mich,
Sonft Tchlag ich dir die tür
In taufend Mck
Zum ungeHlck
Entzwei entzwei.
Ruf deinen knecht,
Machs bett zurecht,
Es kommen unfer drei.
Hol gleich die fchinken her, ja ber,
Sie fein fchon luig auf uns gei^art;
Wir fchüeiden fie die quer, ja quer.
Und ob fie noch fo zart.
Trag auf den tifch
Gebakne fifch.
Und fleifch und fleifch;
Auch wein und hier,
Das faufen wir.
Das ift foldatmanier.
Dais biefte bett im haus, ja haus.
Muß mir zu meinen dienften ftenn;
Jag weih und kind hinauß, ja nauß.
Laß fie bei feiten gehn.
Deck mich fein zu
Und wache du;
Schenk ein, fchenk ein;
Du weift ja wol
Daß toll uäd toll
Soldaten müßen fein.
43) 'Scheiden von der lieb und das tat weh;
Im rofengarten
Will dein erwarten
Im grünen klee.*
''Darfft meiner nicht Warten im grQAiett kiele;
Wart auf ein reichen,
Der deines gleiK^ben,
Der dir an fteh.**
137
'Ich frag ja nkhts nadi geld und gut;
An gottes fegen
Ift alles gelegen —
Wers glauben tuC
"Wers glauben tut der ift nicht hie,
Iß weg gegangen,
Wird wider an langen,
Spat oder früh.
Körnt er nicht wider bei rechter zeit,
Tut mich das lieben,
Doch nicht betrüben,
Hab andre freud.**
44) Bei der nacht wenn ich heim geh.
Tut. mir das herz fo weh;
Ein jeder hat eine liebfte
Und ich muß allein heim geh.
'Feins liebchen, laß mich ein,
Feins liebchen, laß mich ein; .
Ich will dein betlein wärmen.
Und will dein fchlafgefelle fein.*
''Nein nein, das kann nicht fein, .
Nein nein, das kann nicht fein;
Es ligt fchon einer darinnen,.
Er ligt deswegen darein.**
*Ligt er deswegen darin,
Ligt er deswegen darin.
So hole der teufel diejenige,
Wenn fie füret fo einen faUchen fiiin.
Nun adje, jezt leb ich content,
Nun adje, jezt leb ich content;
Und wenn fich zwei herzchen fcheiden.
So geben fie einander die* händ.*
45) Ich gieng einmal fpazieren,
ha ha;
Ich gieng einmal fpazieren,
Fallatridita,
Mit einer fchönen diren,
a ha, ha, ha, a.
Ich fürt fie an die gaisbump (?)
ba ba,
128
leb fOrt fie an die gaisbump
Fallatridita.
Die gaisbump die tat krachen,
Da fieng ich an zu lachen:
a ha, ha, ha, a.
Sie meint, ich folt fie nema,
ha ha,
Sie meint, ich folt fie nema,
Fallatridita,
Ja wenn der fommer käma,
a ha, ha, ha, a.
Der fommer ifb gekommen,
ha ha.
Der fcmmer ift gekommen,
Fallatridita,
Ich hab fie nit genonmien,
a ha, ha, ha, a.
46) Mein fchatz, wenn ich betracht
Deinen romor (humor),
Kömft du mir alle zeit
Wunderlich vor.
Stellt dich bald links, bald rechts.
Bald wider gut;
Glaube nur, daß dein herz
Falfch lieben tut.
'Falfch kann ich gar nicht fein,
Englifches kind.
Sondern von herzen treu
Bin ich gefint.^
47) Ei du luftigs ledigs leben,
Hätt ich dich nur ehr erkant!
Weib und kind wolt ich drum geben.
Wenn das blätlein fich um want.
Meine kinder leiden not.
Und ich weiß mir felbft kein brot,
Es wird endlich dahin kommen,
Daß ich leid die grölte not.
Und mich gräme faft zu tod.
Windel wafchen, bäplein kochen,
Waßer tragen auch darzu,
Difes wfirt die ganze wochen,
129
Hab ich weder raft noch ruh.
Des nachts, wenn ich will fchlafen ein,
Will der fratz gewiget fein;
Heiabobeia muß ich fingen.
Schlag der plunder ins heiraten nein.
Lieber wolt ich ledig fein.
Da ich ledig bin gewefen,
Ifb mir alzeit wol geweft;
Darum kann ichs nicht vergeßen,
Weil ich werd fo.hart gepreft.
Drum, mein freund, nims wol in acht,
Heirat nicht fo unbedacht;
Wann du wilft in wolltand leben,
Sag der heirat gute nacht.
Denk, das bett ift fchon gemacht.
48) Nichts mer erfreut mein finn.
Als daß ich noch ledig bin.
Daß ich noch nicht verhängt.
Mein herz noch nicht verfchenkt.
Daß mir kein kind nicht weint,
Und daß mich kein weib anfeind.
Daß ich mein maul alleins
Verforgen darf, fonft keins.
Daß ich nach meinem mut
Kann leben, wie mirs gefallen tut,
Ein herr für mich allein.
Was kann denn fchönres fein?
Oft paancher gfchlagner mann.
Der fich nicht gnugfam helfen kann,
Wenn an all müh und fleiß.
Was er mit faurem fchweiß
Durch die ganze woch verdient,
Verfauft das weib mit ir^n kind;
Der mann lebt in der not,
Bei einem fttiklein brot;
Ein andrer fich fer plagt,
Daß er bei tag ins haus was tragt;
Wann die nacht komt herbei.
Quält in das kindergfchrei.
Auch mancher arme tropf,
Reißt fich die har fehler aus dem köpf.
Wann er auf ein glas wein
Ins Wirtshaus geht hinein.
Sehleieher, Volkstfiml. a. Sbg. 17
190
Da körnt das weib alsdann,
Und fängt mit im zu zanken an:
Du voller zapfen du,
Haft du noch keine ruh?
Scher dich nur bald nach haus.
Der hunger gukt zu äugen rauß
Mir und dein Mnderlein;
Du faufeft Wer und wein.
Nun ift mir wol bewuft,
Daß bei ein jungen weib eine luft;
Doch ift der ehftand fchwer
Und gibt der plagen mer.
Drükt mich die liebespein,
Geh ich zu mein fchätzelein;
Aufs wenigft leb ich frei
Und bin content dabei.
Hab ich genug gekaräüert,
So heißt es: wider ab marfchiert;
Wüfchs maul und geh forthin,
Doch nicht verbunden bin.
Nun folget meinen rat
Wer ßch noch nicht verheirat hat,
Der fei doch nicht fo blind,
Verhäng fich fo gefchwind;
Fein nüchtern in den raufch;
Der ehftand ift kein kappentaufch.
Fein langfam mit der braut,
Vorher wol auf gefchaut.
Daß im nicht auf die lezt
Das weib die hömer gar auf fezt
Und in durch kreuz und plag
Frühzeitig ftürzt ins grab.
49) Schacher mach ei, fchächer mach ei;
Schacher mach ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei,
Schacher mach ei.
Du liebeft mich.
Ich liebe dich;
Du meiner äugen luft,
Mir ift fonft nichts bewuft,
Als deine treu.
Schacher mach ei^ fchächer mach ei,
Schacher mach ei, ei, ei, ei, ^i, ei, ei, ei, ei,
Schacher mach ei.
131
Schacher mach ei, fchächer mach ei; .
Schacher mach ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei,
Schacher mach ei.
Auch in der fem
Liebt ich dich gem.
Es bleibt doch allezeit
Auch in abwefenheit
Mein herz dir treu.
Schacher mach ei, fchächer mach ei,
Schacher mach ei, ei, ei, ei, ei, ei,- ei, ei, ei,
Schacher mach ei.
Schacher mach ei, fchächer mach ei;
Schacher mach ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei,
Schacher mach ei.
Bin ich allein.
So denk ich dein.
Komm, komm laß külTen dich,
Komm, komm, vergnüge mich,
So fing ich frei:
Schacher mach ei, fchächer mach ei,
Schacher mach ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei,
Schacher mach ei.
50) Ei wie gehts im himmel zu,
Dort im ewgen leben?
Alles kann man haben genug.
Darf kein geld auß geben.
Alles kann man borgen.
Braucht vor nichts zu forgen.
Wenn ich nur im hinunel war,
Wolt nicht mer darauß beger.
Fället uns ein fafttag ein,
Eßen wir forellen;
Petras geht in keller nein.
Tut uns wein beftellen.
David fchlägt die harpfen,
Ulrich bringt die karpfen;
Margretha bäkt uns küchlein gnug,
Paulus fchenkt wein auß dem krug.
Lorenz an der küchentür
Tut fleh auch bewegen,
Komt mit feinem roft herfür,
Tut leberwürft drauf legen.
Kunigunda und Sabina,
i
132
Elifabet und Chriftina,
Alle um den herm rum ftehn
Und am fpieß die vögel drehn.
Wann wir nun zum tifche gehn,
Die heften fpeifen eßen,
Die engel all mit tellern ftehn,
Gläfer weine meßen.
Tun uns juventieren,
Barthel.tut tranfchieren,
Jofeph tut uns legen vor,
ZizUia macht ein mufikchor.
Wann wir geßen und gtrunken han.
Tun wir auch quittieren,
Machen uns ein motion.
Tun uns revanfchieren.
Zu den kugelfcheiben
Die zeit zu vertreiben.
Laßen der kugel iren lauf,
Zacheus fezt die kegel auf.
Bräuche und aberglauben.
Tägliches leben.
Um zu beffcimter ftunde auf zu wachen, tritt man vor dem ein-
fchlafen mit dem fuße an den betftollen fo oft, als zur gewünfchten
ftunde die uhr fchlägt.
Tritt man früh mit dem linken fuße zuerft auß dem bette, fo
geht einem den tag über alles verkert.
Nieft man früh nüchtern drei mal, fo bekomt man denfelben
tag etwas gefchenkt.
Jukt früh nüchtern die nafe, fo wird man etwas neues erfaren.
Eine fpinne, die man vormittags fiht, darf man nicht töten, Qe
bringt glück.
Borgt man von jemand eine nadel und gibt fie nicht zurück, fo
fticht das die liebe ab.
Läßt man fich eine nadel geben, fo darf man fich nicht dafür
bedanken und muß fie lachend annemen, fonft bekomt man Verdruß
mit dem geber der nadel.
Hüpft einem ein floh auf die band, fo erfärt man etwas neues.
Klingt einem das rechte or, fo wird man von einem abwefenden
gelobt; klingt das linke, wird man getadelt. Will man wißen von
wem, fo denke man an verfchidene perfonen; fowie man die rechte
trift,-hört das klingen auf.
Wirft man das falzfaß um, fo gibts Verdruß.
Stelt man fchuhe auf eiuen tifch, fo wird man auß gelacht
werden.
WeJTen fchuhwerk knerzt (knart), der hat den fchufter noch
nicht bezalt.
Für milch, befonders aber für buttermilch, darf man fich nicht
bedanken^ fonft geben die kühe keine milch mer.
Hat jemand ein neues kleidungsftück an, fo zwikt man in durch
dafi^elbe (befonders in die arme); man nent diß: den fchneider herauß
zwicken.
Neue kleidungsftücke zieht man am liebften zuerft in die kirche
an, damit der fegen darüber gefprochen werde.
Zerreißt man etwas an einem kleidungsftücke, das man zum
erften male trägt, fo widerfärt einem das, fo oft man difes klei-
dungsftück an hat.
134
Sprechen zwei perfonen in einer gefelfchaft zu gleicher zeit
dalTelbe auß, fo komt ein fchneider in den himmel.
Tritt in einer gefelfchaft eine völlige paufe des gefprächs ein,
fo fliegt ein eng^il durchs zimmer.
Gänen zwei leute zugleich, fo werden fie unter einem dache
fchlafen.
Nieft man wärend etwas gefprochen ^ird, fo benieft man die
warheit des gefprochenen.
PiHen zwei übers kreuz, fo ftirbt em Jude.
Eine neue wonung bezieht man nur bei zu nemendem monde.
Ift die erfte perfon^ die einen in einer neuen wonung befucht, ein
junger burfche oder ein junges mädchen, fo bringt das gltlck;. ein
altes weib bringt Unglück.
Das erfte, was in die neue wonung gebracht wird, muß ein
leib brot, ein feuerzeug und ein gefangbuch^ fein. Andre fügen noch
falz , licht und ein geldftück hinzu.
Betritt eine frauensperfon zu gewilTer zeit eine brauerei, fo
fchlägt das gebräude um; von einer folchen eingemachtes hält lieh
nicht; wein, eßich, hier, das üe ab zieht, verdirbt.
Bauen fchwalben an einem häufe oder bauen ftörche ir neft auf
daffelbe, fo bringt das glück und eintracht ins haus; befonders aber
fdiüzt diß vor feuersgefar. Auch hier zu lande gilt es für ruchlos
die genanten vögel zu ftören oder gar zu töten.
Der ftorch bringt die kinder. Am gründonnerstag befchert er
eier; auch gibt man an difem tage andre gefchenke: man gibt 'einen
ftorch' oder 'zum ftorch.'
Hört man zum erften male im jare den kuckuk und fragt in,
wie lange man noch leben werde, fo fagt er die zal der jare durch
feinen ruf an.
. Hört man zum erften male im jare den kuckuk, fo greife man,
one fich um zu fehen, hinter fich auf die erde; was man da in die
band bekomt ift gut gegen die wanzen.
Zieht eine dienftmagd an, fo geht üe zuerft in die küche und
fiht in den fchlot hinauf, dann gewont fie bald ein. Auch bringt fie
auß irer heimat em ftükchen brot mit und riecht bisweilen daran,
das vertreibt das heimweh.
Am montag und fonnabend ziehen die dienftboten nicht an.
Fält fchere, meßer oder gabel fo, daß fich die fpitze in den
fußboden ein fticht, fo komt befuch.
Pazt (}Qkt) fich die katze one vorher gefreßen zu haben, fo ift
befuch zu erwarten.
Auf wen eine rofe (glühende fchnuppe) am brennenden lichte
weift, der bekomt einen brief.
Was man fich wünfcht, wärend man eine fternfchnuppe fällen
fiht, das gebt in erfüllung.
Wer das brot fchief an fchneidet, der hat gelogen.
185
Wer die türe nicht auf oder zu machen kann, der hat nicht
gebetet.
Wens fchneit, fchüttelt die frau Hol! ire betten.
Wenn am rocken der fpiunerin vile zotten herab hangen, fo
lagt man: die hat vile freier.
Wens in den holen (noch unbeblätterten) wald donnert, gerät
das federvih nicht.
Weflen kleid fich um fchlägt, der bekomt einen raufch.
Wenn das feuer lacht, gibts zank.
Wer vater oder mutter fchlägt, des band wächft auß dem grabe.
Wenn der zimmerfpruch auf dem neu aufgerichteten häufe gefagt
wird und der meifter wirft, nach dem er die üblichen gefundheiten
getrunken, das glas herab, fo ift es von glüklicher Vorbedeutung für
das haus, wenn es ganz bleibt (von der verfammelten menge auf
gefangen wird).
Wenn ein geburtstagskuchen misrät, fo bedeutet das, daß der,
für welchen er beftimt ift, feineu geburtstag nicht wider erlebt.
Levcojenfamen wird unter dem zufammenläuten fämtlicher glocken
gelat, damit die bluten gefült werden.
Wird alle auf dem tifche befindliche fpeife auf gegeßen, fo gibts
fehönes wetter.
Das liebe brot darf man nicht auf den boden werfen, noch
weniger es mit fußen treten. Wer fich das zu fchulden kommen
läßt, der wird in feinem leben noch hunger leiden müßen.
Der bißen, der einem von der gabel oder auß der band falt,
ift einem nicht gegönt.
Was man an gebißen hat, das muß man auch felbft auf eßen;
ißt es ein anderer menfch , fo ißt er einem die fcraft weg. ^
Ein tier, das gefchlachtet wird, darf man nicht betauem, fonft
kann es nicht fterben.
Um einen dieb außfindig zu machen dreht man das erbfib. Man
nimt zu difem zwecke ein geerbtes üb und ftekt in die zarge delTel-
ben eine weit geöfnete erbfchere (geerbte fchere) mit den beiden
fpitzen , fo daß fie ein ligendes kreuz auf dem übe bildet. An einem
einfamen orte halten nun zwei perfonen verfchidenen gefchlechts
fchweigend das üb dadurch in der fchwebe, daß jede einen griff der
fchere auf die untere fläche der fpitze des mittelfingers rechter band
legt. Sodann fagt eine der beiden perfonen: 'St. Paulus zu Bom
ift geftorben.'' Die andre antwortet: "und das ift war.'* Die erftere :
'Hat N. N. das u. f. f. geftolen, fo dreh dich rum und um, hat er
es aber nicht geftolen, fo bleibe ftille ftehn."* Trift man den namen
des diebes, fo dreht fich das Üb von unfichtbarer gewalt getriben
heftig herum, fo daß es zu boden fält; außerdem bleibt es ruhig,
ob man auch hundert namen nenne.
Gegen allerlei gefar trägt man fegen {fee) auf gefchriben bei
fich. Ein wörtlicher abdruck eines fegens, den ich bei fer acht-
136
baren leuten im gebrauche und hoher wertfchätzung fand, möge
folgen:
*In dem namen gottes des vaters X in dem namen gottes des
fones X in dem namen gottes des heiligen geiftes x Amen.
Graf Heinrich von Flandern wolte feiner reuter einem feinen
köpf ab laßen hauen, den könte der henker nicht verwunden; da
verhieß im der graf das leben zu fchenken, er foUe im zeigen, was
er hätte. Da zeigte er im difen brief und feine diener mufteu in
ab fchreiben und ift wert worden. Wer dife Worte bei fich hätte
oder trägt, der kann in keinem waßer ertrinken, auch in keinem
feuer verbrennen, kein falfch zeugnis kann über in ergehen, auch
von keinen waflFen verwundt noch gefchoßen werden und wo er in
häufem ift, kann kein feuer auß kommen und welche frau in hat,
kann ire geburt nicht mislingen XXX.
Chriftus kreuz ift mir N. N. (der ganze name des trägers dfes
fegens; fpäter genügen die anfangsbuchftaben deilelben) einheilfames
wares kreuz, ift mir N. N. ein fchutz und fchirm wider alle meine
feinde x. Chriftus kreuz x fei bei mir X oben und neben mir
XXX Jefus Chriftus x behüte mich N. N. vor allen meinen fein-
den fichtbaren und unfichtbaren X und vor allem falfchen urteil
auch vor falfchem zeugnis XXX behüte mich N. N. vor allem
gefchoß, daß mich keiner fchieß noch bore XXX Jefus Chriftus
behüte mich N. N. vor waßer und fchaden und lafter und vor tod
und fünden X X X vor räuberei und zauberei vor feindfchaft be-
hüte mich N. N. Jefus Chriftus x vor allem herzeleid behüte mich
N. N. die heilige dreifaltigkeit, das ift g. v. g. f. g. h. g. x X X
Amen. ,
Jefus von Nazaret ein könig der Juden XXX ich gib mich
N. N. in dem fchutz^ und fchirm und in dem heiligen kreuz x und
feine heilige fünf wunden, behüte mich N. N. vor allen falfchen
zeugen x ich gib mich N. N. in den fchutz und fchirm Jefu Chrifti
und feinen rofinfarben blut das ift mir N. N. vor allen meinen fein-
den gut X und fo andern feinen hl. körn kom, daß ich meinen
feinden könte widerftand tun XXX Ich gib mich N. N. in dem
fchutz und fchirm der reinen Jungfrau Maria X daß ich mit warten
von meinen feinden nicht verzagt, es befchütze und befchirme mich
N. N. der fon gottes in namen Jefu Chrifti X vor allen meinen
feinden wie du an der faulen gefchlagen der jüden XXX alfo fäll
mich N. N. ftechen fchießen oder fchlagen und hauen.
Jefus gieng über einen grünen auen, da begegnete im aller wer
und Waffen und fein feinden her, fo foU mir N. N. vor aller ror difer
fegen gut fein als der kelch, das brot und wein und das heilige
rofinfarben blut fei mir N. N. vor alle ror und waffen gut, daß
mich N. N. x keiner verlezt an meinem fleifch und blut x allejin
was komt meiner band fo fei es zu allen andern waffen genant, daß
ich ein kind gottes werde, darzu verleihe kraft und ftärke die hei-
187
lige dreifaltigkeit x X X das ift gott v. u. gott L u. g. heiliger
geilt. Amen. INRI XXX
Johannis Evangelium. Am anfaug war das wort und das wort
war bei gott und gott war das wort, daffelbige war im anfang bei
gott, alle dinge find durch daiTelJbige gemacht und one daffelbige ift
nichts gemacht was gemacht ift. bei im war das leben und gott war
das leben und war das licht der menfchen und das licht fcheinete
in der finftemis und die finfternis haben es nicht begriffen. 2. Es
war ein menfch von gott gefant derfelbige heißt Johanis, derfelbige
kam zum zeugnis daß er von dem lichte zeugete auf daß fie alle
durch in zeu^eten - er war nicht das licht es . war ein warhaftiges
licht welches erleuchtet einen jugendlichen menfchen der da komt
in difer weit und die weit ift durch daffelbige gangen und die Wjelt
hat es nicht erkant er kam in fein eigentum, und die feinen namen
in auf, wie vil in aber auf namen , dem gab er macht und gewalt
gottes kinder zu werden, die da glaubten an jenen namen welch
nicht auß dem geblüt noch aiiß den willen eines mannes foiidem
auß gott geboren find, und das wort ift fleifch worden, uud hat ins
gewonet und wir haben gefehen die herlichkeit, als des eingebomen
fi)ttes gottes von vater willen gnade und warheit XXX. Chriftus
kreuz behüte mich N. N.
Cafpar Melcher Palthafer x vor daß heuer ich befchwere dich
fchwert gut bin des heiligen Chrifti blut, daß mich kein Waffen
dolch noch fchwert hauen noch verwundet, daß fich aller J^itzen
fchneiden gegen meinen leib müßen alle fchneiden in n. g. v. g. f. g.
des heiligen geiftes XXX Amen. Jefus Trancians tranciens per-
nea in manuel X auch Ca. Gal x Jnoben x Menfia& X abel
XXX ein andres X.
LVC In der ftunden, da Jefus ftarb X in der ftunden, da er
wider auf erftand und Chriftus und die heilige dreifaltigkeit x
behüte mich N. N. alle ftund; der fegen, da Jefus geboren ward;
es gehe über mich N. N. der fegen, da gott himmel und erde
erfchaffen hat und alle creatur; es gehe der fegen über mich, der
gefchehn über unfere lieben Jungfrau Maria, da fie ires liebes kindes
genoß der heiligen chriftenheit ; es gehe der fegen über mich N. N.
der gefchehn über unfern lieben Jefum Chriftum, da er an denj Od-
berg trat und feinen himlifchen vater bat; und es gehe der fegen
über mich N. N., den Jefus tat über feine lieben jünger, da er men
das nachtmal gab an den heiligen grünen donnerftäg XXX. es
gehe der fegen über mich, der gegangen ift über unfern hem Jefum
chriftum x, da er am heiligen oftertag wider auferftanden ift; es
gehe der fegen über mich, den Jefus tat über feine lieben jünger,
da er in die verfchloßene tür ein trat und inen den frieden bot;
es gehe der fegen über mich N. N. den unfer herr Jefus Chriftus
X empfangen am auffarts tag; es gehe der fegen übermichxXX
den unfer lieber herr Jefus Chriftus X feinen Jüngern gab da er
Sehlei eher, Volkstum!. ». Sbg. 18
188
ineä den heiligen geift Tante am heUigen pfingfttag; es gebe der
fegen über mich N. N.; es gehe der fegen über mich, der gegangen
ilt über feine lieben jünger, da er üe außfante in feine^ namen zu
predigen das heilige wort gottes an allen orten; es gehe der fegen
über mich.N. N. durch den heiligen namen der heiligen dreifaltig-
keit das ift gott vater X gott der fon und gott der heüige geüt
XXX Amen, ich gib mich in den fchutz. und fchirm der worte
gottes, die er am kreuze fprach, da er in der bittem marter war
X X X , vergib inen vater fie wißen nicht was fie tun und was fie
an mir volbringen ; das andere wort ift das Jefus fprach : heute wirft
du mit mir im paradife fein; das dritte wort das Jefus fprach:
weib, den ich dir an deute, das ift dein fon, und zu den jungem:
das ift deine mutter; das vierte wort ift: mich dürftet; das fünfte
ift: mein gott, warum haft du mich verlaßen XXX; das fechfte
wort das Jefus fprach: es ift volbracht mein leiden groß x; das
fibente wort das Jefus fprach am heiligen kreuz: herr meinen geift
befehle ich in deine bände alfo befehl ich mich N. N. in den fchutz
und fchirm imd in die freundfchaft unfers lieben hern Jefu Chrifti
d^n befehl ich meinen leib und feie durch den namen gottes des
Wortes gottes des fones gottes des heiligen geiftes Amen. Aimo
Chrifti 1823.'
A weifdT maa, gewönlich ein fchinder oder ein fchäfer, ift ein
folcher, der warfagen, den leuten etwas an tun u. f. w. kann. Man
fagt z. b.l ich gii zun weifdn wMi un loß dän hmd9r a fchwarza
nous. CM dwi.
Wenn man in äardfchpüghdl gukt, kann man denjenigen fehen,
der einem etwas geftolen hat. Weife männer verftehen fich auch
auf den erdfpigel.
aalraumcmla find hekmanla, d. h. fie bringen irem befitzer glück,
vor allem geld. Ich fah felbft ein folches alraunmänchen, welchea,
in leinwand ein gewickelt, von einer hiefigen familie forgfältig auf
bewart wird. Es war die fchuppige wur^el einer mir unbekanten
pflanze, die allerdings überrafchende änlichkeit mit einer menfclh
liehen figur mänlichen gefchlechtes hatte.
Es ift nicht ratfam vil oder lange in den mond zu fehen. Vile
übel, z. b. kröpfe werden in den mond hinein y^rfeef (d. h. verfeg-
net, verzaubert) uhd mau kann fie fich daher auch leicht von dort
her wider zu ziehen.
Früh, wenn der bauer zu felde färt, beftreut er das vlh mit
falz, das hilft gegen das behexen.
Damit einem nachts die hexen nichts an haben können und befon-
ders damit der ^Druud* nicht drücke, fagt man vor dem einfchlafen:
Draak üüto9r miich, draak unt9r miichj
Wenn ddr deufdl kilmt, ldfcheßt9r ßich.
Lent man einen befen yerkert an eine türe (fo daß der griff
auf dem boden lieht), fo können die hexen nicht hinauß.
139
Einer hexe darf man nie 'ja* oder 'nein* antworten; hexen ftellen
aber gewönlich ire fragen fo, daß dife antwort erfolgen muß.
Wean die köchin das eßen verfalzen hat, oder wenn fie das
falz ganz und gar vergeßen hat, fo fagt man, fie fei verliebt.
Wenn die ^kornküüla (kleine kefer mit roten flügeld ecken, unten
fchwarz) vile fchwarze punkte auf Iren fltigeldecken haJben, fo wird
das körn teuer und zwar, wie manche fagen, fteigt es um fo vil
batzen (5 kr.) als punkte zu fehen find.
Wenn man fich nekt und zankt, fo verdirbt man das wettei\ .
Von kaltem kaffee wird man fchön , von kaltem tee liebens-
würdig.
W^m man fich beregnen läßt, fo will man wachfen.
Wenn eine henne kräht wie ein han, fo hq,t das unglüok füxe
haus zu bedeuten.
Kalender und dergl. *)
Gurkenkerne legt man gerne im zeichen des fcorpions.
Auf welchem häufe in der neujarsnacht feuer erfcheint, ia
dem brents im laufe des jares.
In der neujarsnacht gießt man blei durch einen erbfchlüßei^
um die zukunft zu befragen.
Wenn lichtmess (2. febr.) der bär feinen fchatten fiht (wenn
es helles wetter ift) kriecht er wider auf vier wochen in fein loch.
Auf einen märzennebel folgt in hundert tagen ein gewitter.
Märzen fchnee gibt das hefte waßer zur dinte; dinte mitix^l-
chem waßer an gemacht fchinmielt nie.
Friert es vierzig ritter (9, märz) fo friert es noch vier-
zig uäcbte (wenn auch nicht nach einander); friert es aber die
nacht nach vierzig ritter ebenfals, fo 'friert es zwanzig nachts
wider ab.*
Wenn am palmfontag fchönes wetter ift und es am dwftei-
tag regnet, fo bedeutet das ein gutes jar.
Am erfben öftertage vor fonnenaufgang wird ofterwftßer ge-
holt, das zu vilen dingen nütz ift, z. b. auf wunden, gegen inn^^
wanden, als fchönheitsmittel u. f. f.
In der Walpurgisnacht macht man drei kreuze an .diß tflJ^eili
befonders an die ftaltüren, das ift gegen das behexen.
Dünger, den man in der Walpurgisnacht geftölen, mifcht
man unter den eignen; Xolcher dünger ift befonders gut auf kraut-
felder.
So lange der holunder Qiolbr genant; fambucus nigra) blüht
(d. i. etwa von mitte juni bis mitte juli), ift man am yerfchla*
feiiften.
^ Vilei r. unter krank heit,kin(kr u. f. f..
140
Wens an fiben fchläfer (27. jurii) regnet, fo regnet es noch
üben Wochen fort.
Jacobi holt man fchwarze beren, Joksberen genant, die gegen
alle kränkheiten gut find.
In den hundstagen und nach denfelben darf man keine erd-
beren iner eßen, fonft bekomt man beulen.
Ratten vertreibt man unfelbar, wenn man am abende d6s St.
Nicolaustages den namen Nicolaus innen an die ttiren derjenigen
räume fchreibt, wo die ratten find.
"Am St. Nicolaustage komt abends der Herfchaklous, als eine
in pelz und dergl. vermumte perfon (a büilepdl)^ der zwei fleder-
wifche am köpfe nicht feien dürfen, und fragt, ob die kinder artig
waren. Den artigen bringt er in feinem facke äpfel, nüße und
Pfefferkuchen, für die unartigen hat er eine rute, auch ftekt er fie
in den fack und nimt fie mit.
In den zwölf nachten darf man keine erbßen eßen, fonft
bekomt man beulen.
Am chriftheiligabend (tag vor dem chriftfefte) müßen alle
waßergefäße voll waßer gefült werden und fo bis zum nächften
morgen ftehen, fonft werden fie voll geweint werden. Andre halten
es fo mit der neujarsnacht.
Am Weihnachtsheiligabend und neujarsheiligabend ißt
man linfen, damit einem das jar über das geld nicht auß gehe.
Fält quatember auf einen fontag, fo ift das ein goldner fon-
tag. . Goldne fontagskinder find noch glüklicher als fontagskinder
und können mer als andre leute.
Am fr ei tag darf nichts verborgt werden.
Wer am freitag lacht, weint am fontag.
Spricht man am freitag oder montäg von einer hexe, fo hört
fie es. üin diß zu verhindern, fagt man, wenn man an difen tagen
von jemand redet, den man für eine hexe hält: ^draxikfor iira oor9n*
Selten findet man noch fo genante hundertjärige kalender im
gebrauche, welche z. b. für jeden monat die unglüklichen tage be-
zeichnen (Januar 1. 2. 3. 4. 6. 11. 12.; februar 1. 17. 18.; märz
14. 16.; april 10. 17. 18.; mai 7. 8.; juni 17.; juli 17. 21.; auguft
20. 21.; feptember 10. 18.; october 6.; november 6. 10.; december
6. 11. lö.).
Außgang und wanderfchaft.
Tritt man einen weg an, fo darf man nicht erft einmal wider
um keren, fonft hat man misgefchick.
Am freitag unternimt man nichts; namentlich tritt man aih frei-
tag keine reife an.
Begegnen einem fchafe, fo bedeutet das glück, fchweine dage-
gen bringen Unglück. Oeht man zu gafte, fo bedeuten fchafe, daß
man wilkommen ift, fchweine das gegenteiL
141
Wenn einem beim außgange eine alte frau begegnet, fo bedeutet
das Unglück; befonders ift diß bei Jägern der fall.
Begegnet einem beim außgange ein beladener wagen, fo ift das
von guter Vorbedeutung.
Läuft einem eine fchwarze katze (andre: eine katze) über den
weg, fo bedeutet das verdruß oder fonftiges unangeneme.
Ein hafe, der einem über den weg läuft, ift von fer fchlechter
Vorbedeutung.
Begegnet man jemand merere male (befonders weün man in auf
derfelben ftelle wider tritt) fo heißt es, man fei im etwas fchuldig.
Liebfchaft.
Am St. Thomaatage (21. december) knien mitternachts die mäd-
chen unten aufs betbret (auf den betftoUen) und fagen dazu:
Betbret ich knie dich,
Herfchedame ich bitt dich,
Laß mir erfchein
Den herzallerliebften mein.
Von wem fie dann in difer nacht träumt, der wird ir liebfter.
Am neujarsheiligabend fchreiben die mädchen buchftaben an die
türe und greifen mit verbundenen äugen darnach; welchen buchfta-
ben fie auß wifchen, der ift der anfangsbuchftabe des namens ires
zukünftigen geliebten.
In der neujarsnacht zwifchen eilf und zwölf kleben die mädchen
kleine wachslichtchen in nußfchalen, zünden fie an und laßen fie in
einem gefäß mit waßer fchwimmen. Unter einer nuiJfchale denkt
das mädchen fich felbft, unter der andern iren geliebten. Kommen
die beiden nußfchalen zufammen, fo bekomt fie iren fchatz. Hat
ein mädchen merere liebhaber oder merere die fie fich, wünfcht, fo
läßt fie für jeden eine nußfchale fchwimmen; welches nußfchale zu
der irigen komt, der wird ir fchatz.
Die mädchen fchälen einen apfel ganz ab, one daß die fchale
reißt, und werfen dife hinter fich. Die figur, der auf der erde ligen-
den apfelfchale zeigt den anfs^ngsbuchftaben des zukünftigen geliebten.
Auch ftellen die mädchen einen teller mit waßer Mn und legen
jede eine kopfhar von fich hinein; die, deren har fich ringelt, wird
bald braut.
In der neujarsnacht keren die mädchen ganz nakt ii* zimmer,
dann fehen fie iren zukünftigen. Sie dürfen fich aber dabei nicht
um fehen, fonft fterben fie (wie erft vor kurzem hier gefchehen ift).
Durch einen erbfchlüßel gießen die mädchen in der neujars-
nacht blei ins waßer. Auß der form des bleies erkent man das
handwerk oder das gefchäft des zukünftigen.
Am weihnachts- und nepjarsheiligabend fchütteln die mädchen
einen bäum und fprechen:
142
Baanda ich fchüütdl dich^
Wo3 ich kriiffh, dös riiegh ßch.
Dann hören fie die arbeit des zukünftigen, ob es fägt. oder hämmert.
In der weihnachts- und neujarsnacht gehen die mädchen in den
hünerJjtall, greifen in die hüner und fprechen:
Riieght ßch dar hää,
Kriigh iich an maa;
Riieght ßch di henn,
Kriigh iich kenn.
Ein mädchen, das die katzeu gern hat, bekomt ein^ guten
mann.
Mädchen, die ire kleider, befonders die fchürze naß jachen,
bekommen einen fäufer zum mann.
Die mädchen dürfen das ftrikzeug nicht hinweg legen cme vol-
lends hetnm geftrikt zu haben, fonft bleibt inen der fchatz nicht tröft.
Geht einem mädchen das fchürzen- oder fchuhband auf, fo denkt
ir fchatz an fie.
^ Stechen ßch die mädchen beim nähen, befonders beim nahen irer
außftattung, in die rechte band, fo daß es blut gibt, fo werden fie
in dem Meidungsftücke, das fie gerade nähen, vil geküßt werden.
Brennen drei lichter in der ftube, fo ift eine bi*aut im häufe.
Ein junges mädchen fchneidet deshalb keinen butterweck an,
weil fie, wenn fie es tut, noch fiben jare auf einen mann warten muß.
Den zwirn legen die mädchen nicht um iren hals, weil fie fonft
noch lange auf einen mann warten müßen.
Liebende fchenken fich nie nadeln, fcheren, meßer oder andre
fchneidende 'und ftechende dinge, denn fie fchneiden (ftechen) die
liebe ab.
Semer lieben fchenke man nie perlen, denn perlen bedeuten
tiiähnen.
Bekomt eine unverheiratete weibsperfon, die fchon fechs mal bu
falle gekommen, auch noch das fibente kind, fo wird fie wider erlich.
Hochzeit und ehe.
Die braut naht dem bräutigam das brauthemde, difer fchenkt
4er braut das brautkleid.
Hochzeit hält man am liebften am dienftag und donnerftag; ja
nicht am montag, der ein unglükstag ift.
Nur bei zu nemendem mond wird hochzeit gehalten.
In den hundstagen macht man nicht hochzeit.
Wenn das brautbette gemacht wird, darf nicht darauf geklopft
wefden (um die federn zu lockern), fonft gibts unfriden in der ehe.
Wenn die braut ir brauthemde näht, darf fie nicht eher voA
der arbeit auf ftehen, bis es ifertig ift, um ein gut^ Wochenbette
erwarten zu können.
143
Wenn die braut den brautfchmack ai gllegt hat, darf lie $ch
vor der trauung nicht mer fetzen.
Die braut darf am brajatfchmucke ja keine perlen haben,. perlen
bedeuten trähnen.
Wenn es der braut in den kränz regnet, fo wird das par reich.
Nur Jungfrauen haben das recht den brautkranz zu tragen; auf
difes recht wird ftrenge gehalten.
Wenn das brautpar zur kirche geht, darf üch keines derbraut-
leute um fehen (alfo auch niemanden grüßen), fonft heißt es: er
oder fie fiht fich nach einem oder einer andern um.
Wenn die brautleute zur kirche gehen oder daher kommen,
hält man inen ein rotfeidenes band oder irgend etwas andres vor,
und läßt fie erft weiter ziehen, nachdem der bräutigam einiges geld
gefpendet hat.
Stehen die brautleute am altar nicht ganz nahe an einander, fo
drängt fich der teufel zwifchen fie.
Welches der brautleute vor dem altare einen feuchten fußtritt
hinterläßt, das ftirbt zuerft.
Wenn die brautleute von der trauung. ins haus zurück keren,
treten inen die dienftboten mit zwei gläfern voll wein entgegen.
Welches der brautleute zuerft das glas ergreift und 1er trinkt, wird
herr im häufe.
Dem bräutigam bot man ehemals einen leib brot und ein meßer;
vermochte er das brot ganz gleich und eben von einander zu fchnei-
den, fo bedeutete das reichtum für das junge par, das gegenteil
armut Noch jezt fiht man in den haushaltungen darauf, daß das
brot in möglichft gleichem und ebenem anfchnitte erhalten werde ;
vgl. oben das fprichwort:
Schneüs brauet gleich ^ fu wörfchta reich.
Nach dem hochzeitsmale wird ein teller mit falz auf den tifch
geftelt, damit jeder anwefende das trinkgeld für die bedienung dar-
auf lege.
Schreit am hochzeittage der fterbevogel, fo ftirbt in der jungen
familie bald jemand (befonders das erfte kind).
Wo der tifch wackelt, ift die frau herr.
Läßt eine frau merere männer begraben oder überlebt ein mann
merere weiber, fo heißt es: die frau oder der mann hat eine weiße
leber.
Schwangerfch aft.
Schwangere dürfen durchauß keine arznei nemen.
Erfchrikt die fchwangere über etwas, namentlich über eine maus,
fo darf fie nicht an iren leib greifen, denn berürt fie fich, fo be-
komt das kind auf derfelben leibesfteUe- ein mal. Feit fie doch gegen
dife vorfchrift, fo muß fie die üble Vorbedeutung weg fagen. —
144
Um ein böfes omen %h «u wenden, wirft man die am leibe herab
hangenden arme nach hinten und fagt dazu: *weg gefagt.*
Schwangere dürfen nicht unter etwas hin weg kriechen, z. b.
durch emen zäun fchlüpfen, fonft können fie nicht gebären.
Schwangere dürfen keine leiche fehen, fonft bekomt ir kind die
leichenfarbe.
Schwangere dürfen auch nicht auf den gottesacker gehen.
Eine frau, die guter hofnung ift, darf nicht baden, fonft wird
das kind blind.
Eine frau, die guter hofimng ift, tut wol daran das Wut einer
förelle zu trinken, dann bekomt ir kind keine krämpfe.
Wochenbette.
Die fecundae müßen im ofen verbrant werden (in Jena werden
üe ins fließende waßer geworfen).
In den erften drei tagen nach der entbindung darf nichts ver-
borgt werden. — Eben fo darf nichts verborgt werden in den erften
drei tagen, nachdem die kuh gekalbt hat.
In den erften drei tagen darf die Wöchnerin nie allein fein.
In den erften neun tagen wird keine wäfche gewafchen.
Vor ablauf der fechs wochen darf die Wöchnerin nicht in den
keller und nicht auf den boden, auch nicht an den brunnen.
Bei der Wöchnerin muß ftets licht brennen, fonft vertaufchen
die hexen das kind gegen einen wechfelbalg.
Wer fteißlings zur weit gekommen, ift unfruchtbar oder zeu-
gungsunfähig (wie davon zalreiche beweife vorligen).
Kinder.
Es komt vil darauf an in welchem kalender- oder himmelszei-
chen ein kind geboren wird; doch gibt man jezt nicht mer fo vil
auf den kalender als früher und daher ift auch die bedeutung der
einzelnen zeichen und ire ftufenfolge vom günftigften bis zum ungün-
ftigften nicht mer volftändig zu ermitteln. Zwilling und widder gel-
ten als entfchiden gut; kindern, die im zeichen des krebfes geboren
werden, geht alles hinter fich; fcorpion ift ebenfals ein garftiges,
giftiges zeichen; die in der wage geborenen kinder ftehen immer
auf der wage und kommen feiten davon; die im waßermann gebor-
nen ertrinken einft; die im ftier werden dikköpfe und halsftarrig;
die im fchützen, foldaten.
Wird das kleine kind zum erften male auß getragen, was meift
zu verwanten gefchiht, fo bekomt es drei eier gefchenkt, die im um
•den mund geftrichen werden mit den werten:
Wie die hüner gackern,
So lern das kind das plappern.
145
Oder: Kinia lam is f'chwatzm, ■ "*
Wi di fiiinla is ffätz9n.
Damit bezwekt man leichtes fprechehlernen.
Die erften nägel müßen dem kinde ab gebißeii werden.
Zwei kinder einerlei gefchlechts unter einem jare dürfen fich
nicht an faßen oder mit einander fpilen, fonft ftirbt bald eines davon.
Ein kind, das noch kein jar alt ift, darf nicht in den fpiegel
fehen, fonft wirds eitel.
Kleine kinder unter einem jare dürfen nicht mit blumen fpilen
oder an blumen riechen, fonft fterben fie.
Die mutter muß wol merken, wie vile wochen ir kind alt ift,
fonft bekomt es ein fchlechtes gedächtuis.
Ehe ein kind ein volles jar alt ift, darf man es nicht fchlagen,
fonft fruchten fpäter die fchläge nichts.
Wenn das kind gewickelt ift, macht man ftilfchweigend ein kreuz
darüber, damit es nicht befchrien werde.
Kinder, die den altvater haben (runzlig, alt auß fehen; meift
find diß zu früh geborne) werden auf den brotfchieber gelegt oder
gebunden und drei mal ftilfchweigend in den backofen ein gefchoßen,
auß dem eben erft das brot herauß genommen ward.
Wenn man die wige wigt one daß das kind darin ligt, fo nimt
man dem kinde di6 ruh.
Kleinen kindern pflegen die mütter, wenn fie fie beim eßen bei
fich haben, von den fpeifen etwas an den mund zu ftreichen, damit
fie diefelben vertragen lernen.
- Kinder unter einem jare darf man nicht durchs fenfter herein
oder hinauß reichen.
Einem kinde, das noch nicht ein. volles jar alt ift, darf man
nichts flicken wärend es das kleidungsftück an hat, fonft verflikt
man im den verftand.
Bei der taufe müßen die paten etwas geborgtes an fich tragen,
damit dem kinde dereinft die kleider gut ftehen.
Nadidem die paten zur taufe an gekleidet find, dürfen fie nicht
mer auf den abtritt gehen, fonft wird das kind unreinlich.
Das taufwaßer wird auf gehoben, als arznei gegen die krämpfe
des kindes.
Die paten müßen beim taufmale tüchtig eßen, damit das kind
das eßen lerne.
Bieten fich taufpaten an, fo bedeutet das glück fürs Und.
Nach der taufe wird das kind in der Wöchnerin bett hoch hin;
auf gelegt, damit das kind zu hohen eren komme.
Wärend das kind an der bruft ligt, darf die mutter nichts
trinken.
Wenn die kinder ab gewönt werden zur zeit da noch fchnee
ligt, fo bekommen fie bald graue hare; kinder dagegen, die nicht
zur Winterszeit ab gewönt wurden, bekommen keine grauen hare;
Sehleich>r, Volkstüml. ». Sbg. 19
146
vile mütter laßen daher ire kinder bis zum gründonnerftag trinken,
der feines namens wegen als entfchidener früling gilt, und geben
dann den kindem wärend des zufammenfchlagens der kirchenglocken
den lezten trunk.
Den lezten trunk von der mutterbruft reicht man dem kinde
am heften auf einem grenzfteine fitzend unter dem zufammenfchlagen
der kirchenglocken.
Nachdem das kind das lezte mal an die bruft gelegt worden,
fezt man es auf die erde und legt gefangbuch, geld und anderes in
delTen nähe; wpmach es zuerft greift, das beftimt feinen künftigenberuf.
Hat das kind einmal den lezten trank bekommen, fo darf fich
die mutter nicht wider anders befinnen und es etwa nochmals an
legen, denn davon wird es mondfiichtig.
Wenn das kind gänt, macht man ein kreuz über das offene
mündchen und fagt: 'gott fegn mein kind fein fchläfchen.*
Wo kleine kinder im häufe find, darf man nicht weggehen one
fich nider gefezt zu haben, um den kindern die ruhe nicht mit fort
zu. tragen.
Es ift den kindem nicht zuträglich, wenn fie von zu bejarten
perfonen getra^jen oder geliebkoffc werden. Betagte leute laßen wol
kleine kinder bei fich fchlafen um fich dadurch zu ftärken; für die
kinder ift diß aber gefärlich, denn die kraft, die dem alten dabei
zu teile wird, geht dem kinde verloren.
Fält dem kinde ein milchzan auß, fo legt es in 'hinter die hell*
(hinter den ofen) und fagt: da maus, hafl; du an alten, geb mer an
neuen.
Knaben mit zwei wirbeln auf dem köpfe find glükskinder, befon-
ders haben fie glück im finden.
Mädchen dürfen nicht pfeifen, fonft kommen fie dereinft zu falle.
Kinder dürfen keinen brantwein bekommen, fonft wachfen fie
nicht mer.
Man darf die gefundheit irgend jemandes, befonders aber das
gedeihen der kinder nicht preifen oder bereden one bei zu fetzen:
gott behüts* oder 'unberufen, unberufen, unberufen*, fonft hats da-
mit ein ende, üeberhaupt foU man nichts bereden , deflen fortbefte-
hen man wünfcht.
lieber ein kind, befonders wenn es noch nicht über ein jar alt
ift, darf man nicht hinweg fchreiten, fonft wächft es nicht mer.
Sagt ein kind zuerft *pa|)a' oder ^daadciy fo rufts ein brüdercheft,
fagts *mamma% ein fchwefterlein herbei.
Wenn ein kind krämpfe hat, fo legt man es auf die türfißhwelle.
Wer einem wolf in den rächen gegriffen hat, kann den kindern
das zanen erleichtern, wenn er inen in den mund greift. Es gibt
überhaupt noch jezt leute, die befondere kraft befitzen und die für
geld den kindern in den mund greifen, um inen das zanen zu er-
leichtem. -,
147
Kinder muß man öfters an kinu und mund von einem hunde
belecken laßen, dann zanen fie leicht.
Drei ab gebißene maulwurfspfötchen bindet man ein und hängt
fie dem kinde um, um das zanen zu erleichtern.
Der kaufmann, bei dem man ItoflF zu einem Idnderkleidchen kauft,
muß beim meßen etwas zu geben, 'damit das kind hinein wachfe.'
Kleinen kindern darf nichts an gemeßen werden; überhaupt darf
man nichts an inen meßen oder gar fie wägen. Was man mißt
wäcbft nicht mer.
Wenn den kindern die ftrümpfe an den beinen herab hangen,
fo wird fchlechtes wetter.
Wenn kinder zündeln (mit feuer fpilen), fo pilTen fie nachts
in3 bett.
Wenn die kinder fchreien oder lallen, foU man inen nicht mit
der band am munde oder am hälfe fo tun, daß die ftimme trillernd
wird, was man wol bisweilen zum fcherze tut, fonft lernt das kind
das ftottern.
-Kinder deren zäne nicht nah an einander ftehen, kommen weit
herum (machen große reifen und dergl.).
Das kind ift 'an gewachfen', es hat eine an gewachfene' luuge
und man kann im nicht unter die rippen greifen, ift ein häufiges
übel; folche kinder laßen fich nicht Ychnaaghar d. h. fehlendem, hin
und her fchwenken; diß muß von zeit zu zeit gefchehn, um das
anwachfen zu verhüten.
Vom befcbreien f. u. krankheit.
Träume.
Einen böfen träum darf man ja nicht früh nüchtern erzälen,
fonft geht er in erfüUung.
Was man in den zwölf nachten träumt geht in erfüllung und
zwar bedeutet die erfte nacht den monat januar, die zweite den
februar u. f. f.
Hält man einem fchlafenden die große fußzehe oder den dau-
men, fo antwortet er auf fragen.
Taucht man einem fchlafenden die große fußzehe in warmes
waßer, fo pift er ins bett.
Träumt man daß man tanze, fo ift das kein guter träum.
Träumt man, man habe einen zan verloren, fo ftirbt eines der
angehörigen; tat der verluft des zanes weh, fo geht der träum auf
einen näheren verwanten.
Träumt man von eiern, fo bedeutet das Verdruß.
Träume von verftorbenen bedeuten regenwetter.
Träumt man von fchön gepuzten leuten, fo hat das nichts gutes
zu bedeuten.
Träumt man von laufen, fo fetze man in die lotterie, man wird
gewinnen.
148
Träumt man von gelbem kot, fo bekomt man geld.
Helles feuer, im träume gefehen, bedeutet glück, bef. geld;
rauch oue feuer aber Verdruß und überhaupt unangenemes.
Krankheit und verwantes,
Warzen vertreibt man durch beftreichen mit fpe(^k, faulem ^pfel,
zwibel oder noch beßer mit einem dem mezger geftolenen Mkchen
fleifch; am wirkfamften gefchiht diß durch eine perfon des andern
gefchlechts. Alles diß muß, wie alle dergleichen mittel, one zu fpre-
chen (fchweigend) an gewant werden. Nach dem beftreichen ver-
gräbt man dife dinge an einem orte, wo fie fchnell faulen, am betten
unter der dachrinne und fagt dazu drei mal: im namen gottes des
Vaters, fones und heiligen geiftes Difes dreimalige *im namen* u. L f.
darf bei allen änlichen Verrichtungen nicht feien.
Warzen werden fem er vertriben durch umfchlingen derfelben
mit einem faden, den man dann in derfelben weife vergräbt, wie die
bereits genanten mittel.
Durch beftreichen mit einer fchwarzen fchnecke, die vor Wal-
purgis gefunden ift, heilt man auch die warzen. Eben fo hilft es
gegen warzen wie gegen Überbeine, wenn man feine warzen oder
Überbeine mit einem gefundenen knochen dreimal beftreicht, difen
dann hinter fleh weg wirft, fich um dreht und lieh nicht mer um
fiht. Man darf aber nie mer die ftelle betreten, wo diß gefcheüen
ift, fonft bekomt man die vertribenen Überbeine oder warzen fofort
wider.
Warzen kann man fich auch vertreiben wenn man, wärend es
zur leiche läutet, an fließendes waßer geht, mit der band die
warzen gleichfam ins waßer hinab ftreift, und dazu fagt:
Ir wurzeln weicht,
Es läutt zur leicht.
Schweigend und drei mal 'im namen' u. f. f.
Warzen und mal er kleiner kinder werden durch beftreichen
mit der placenta einer erftgebärenden geheilt, fchweigend und drei
mal im namen u. f. f.
Auch hilft gegen warzen das auflögen felbft gekauten brotes,
fo wie das betupfen derfelben mit dem milchfafte der Wolfsmilch
(euphorbia).
Männern vertreibt man hüneraugen durch beftreichen mit
menftrualblut.
Schwitzende bände wird man los, wenn man fie an einem
baren ab ftreicht; auch nimt man zu gleichem zwecke einen leben-
den frofch feft zwifchen beide bände.
Den kröpf verfiht man bei zu nemendem monde. Man geht
fchweigend auf einen kreuz weg, fiht den mond an und fagt, indem
man den kröpf berürt: was ich feh, nimt zu und was ich an greif,
vergeh. Dann drei mal im namen u. f. f.
149
4
Die hare werden am beften am erlten freitag im zunemenden
mcmde gefchnitten und zwar, damit fie recht dicht wachfen, am Vor-
teilhafteften vor fonnenaufgang oder ^ach fonnenuntergang.
Die beim harfchneiden oder fonft vom köpfe genommenen
hare darf man nidit weg werfen, fonft bauen fie die vögel in ire
nefter und man bekomt kopfweh oder, wie andre wollen, es gehen
einem die hare auß.
Wer die drei erlten gänfeblümchen, die er im frühjare blühend
findet, ißt, bekomt das jar hindurch keinen zanfchmerz.
Wer fich alle freitage, vom charfreitage an gefangen, die nägel
befchneide't bekomt kein z an weh (mit vilen Varianten, z. b. die
nägel von den kleinen fingern an, erft links, dann rechts u. X. f.)-
Difes mittel wird noch ücherer wirken, wenn man beim tägli-
chen fich wafchen zuerft links und rechts hinter den oren und von
da an wangen und hals herab recht tüchtig kalt wäfcht und dann
erft das übrige folgen läßt.
Den zan, den man fich zulezt auß ziehen ließ, muß man ftets
in der tafche bei fich füren, das fchüzt gegen abermalige zan-
fchmerzen.
Man verbort das zan weh, indem man das zänfleifch am fchmerz-
haften zane mit einem hölzchen blutend macht und das blutige höIz-
chen in ein in einen bäum gehörtes loch ftekt. Schweigend und mit
dreimaligem 'im nämen* u. f. f.
Um zanfchmerz zu vertreiben fticht man ein ftück rafen auß
dem gottesacker auß, haucht drei mal in das loch und fezt dann
fogleich den rafen wider ein. Schweigend u. f. w.
Die drei erften blühenden komähren, die man findet, ziehe
man, one etwas zu reden, durch den mund und fchlinge die fich
ab ftreif enden ftaubbeutel; das bewart aufs jar vor rotlauf. Drei
mal u. f. w.
Zu gleichem zwecke ißt man am charfreitag früh nüchtern drei
ftükchen märrettich oder ein rot gefottenes ei famt der fchale; auch
fchützen drei ftets in der tafche getragene roskaftanien gegen rot-
lauf.
Gegen na fen bluten hilft, wenn man fich rüklings einen kno-
ten ins hemd bindet; auch hält man den arm auf der feite des blu-
tenden nafenloches mit auß geftrektem mittelfinger in die höhe und
den andern arm eben fo niderwärts; auch bindet man um den-Meineh
finger der blutenden feite einen faden fo feft als es erträglich ift.
Um fich den fchlucken zu vertreiben denke man recht eifrig
an etwas (z. b. an feinen fchatz), auch hilft es, wenn man fich ein
meßer mit dem rücken an den hals fezt und zugleich ein glas waßer
auß iirinkt. Erfchrekt man jemanden, der den fchlucken hat (z. b.
durch plözliches anfchreien mit der frage: was haft du geftolen?),
fo vergeht er ebenfals.
150
4
Schabt man einen apfel vom ftil auß nach oben zu, fo hilft das
ab gefchabte gegen durchfall, fchabt man von oben nach unten,
fo heilt es die verftopfung.
Säufer heilt man von irem lafter, wenn man inen heimlich
von dem waßer zu trinken gibt, mit welchem eine leiche gewafchen
ward.
Auf dem abtritt darf man nichts eßen, fonft bekomt man Itin-
kenden atem.
Wer zu vil waßer trinkt, bekomt blaue d ärmer.
Den fchnupfen vertreibt man, wenn man fich in ein papier-
chen fchneuzt, einen pfennig hinein wickelt und es hinter fich auf
die llraße wirft. Wer den pfennig nimt, der nimt einem den fchnu-
pfen ab.
Hat man fich verbrant, fo wird mittels einer Zauberformel der
brand gelefcht; bei blutungen nach Verwundungen wird auf änliche
weife das blut geltilt (mitteilung difer formein konte ich nicht er-
langen).
In den gipfeltrib einer jungen flehte fchlingt man in der johan-
nisnacht einen knoten vorfichtig Xo, daß der trib dadurch nicht be-
fchädigt wird und weiter wachfen kann. Gefchiht diß, fo wird mit
der zeit auß der fchlinge ein fefter knoten, fellknoten genant; dife
fellknoten hängt man an, um feile auf den äugen zu vertreiben.
Um die gicht zu vertreiben fchlingt man in den gipfeltrib einer
jungen flehte einen knoten mit den Worten:
Gott grüß dich edle fleht.
Ich bring dir mein fiben und fibzigerlei gegicht;
Da will ich einen knoten wind
Und das fiben und fibzigerlei gegicht nei bindr
Im namen u. f. w.
Droht ein fing er böfe zu werden, fo reibe man in an neu-
nerlei eifen, das hilft ganz fieher.
Sehmerzt ein äuge, oder ift etwas hinein gekommen, fo reibe
man das andere.
Im ab nemenden monde darf man fich nicht wägen oder meßen,
fonft geht man ein.
Man hebt nie eine nadel auf, die man auf der ftraße findet;
durch eine folche nadel bekomt man eine krankheit,^ namentlich
feitenftechen.
Kranke beftreicht man mit einem ei, oder noch lieber, mit
einer titronenfchale die aber beim ab fchälen ganz gebliben fein
muß, fo daß fie in form einer eitrone zufaamen gerolt werden
kann. Dife gegenftände hinterlegt man fodann fehweigend an
irgend einen paffenden ort. Wer dife dinge findet und auf
nimt, der nimt auch dem kranken fein leiden ab, das er nun
felbft bekomt.
151
Siht man an jemand etwas böfes, fo darf man weder fich noch
andere an der entfprechenden ftelle berüren, fonft ziht man daflelbe
leiden herbei.
Ob ein kind befchrien i(t, merkt man daran, daß es bei
einem folchen kinde fauer fchmekt, wenn man im an die ftime lekt»
Gegen das befchreien fagt man:
Hat dich befchrien ein mann,
So koms im felber an.
Hat dich befchrien ein weib.
So fars ir in den leib.
Hat dich befchrien knecht oder dim,
So fars ir ins gehirn.
Im namen gottes u. f. f. drei mal. Damit folche fprüche helfen,
muß man fie von einer perfon. des andern gefchlechtes wißen.
Befonders vor den kleinen gelben ameißen fürchtet man fich,
weil dife den menfchen l9feeechdn (bepilTen), was fer fchmerzbaft ift;
dife ameißen nent man daher /e^echaam9tzdn (pissameißen).
Trinkt man jemandes gefundheit in waßer, fo bekorat der
laufe.
Die kinder glauben, daß die famen der herbftzeitlofe , ins har
geftreut, laufe erzeugen. Dife famen heißen deshalb auch ^hvs^.
Sterben.
Von dreizehn perfonen, die an einem tifche fitzen oder eine
gefelfchaft bilden, ftirbt bald eine und zwar diejenige, die unter
dem fpiegel fizt.
Bleibt eine uhr plözlich ftehen, fo ift em entfernt lebendes fami-
lienglid geftorben.
Wenn am neujarsheiligabend das licht ins zimmer komt und
jemand der anwefenden fiht feinen fchatten nicht an der wand, der
ftirbt im laufe des jares.
Schreit der toten vogel (fterbevogel), fo ftirbt jemand, der in
nicht gehört hat.
Wer feinen doppelgänger fiht, ftirbt bald.
Wenn die totenuhr pikt, ftirbt bald jemand, und zwar jemand^
der fie nicht gehört hat.
Wens auf der ftubendile erde wirft, fo ftirbt bald jemand (ich
habe folche erdhaufen, den maulwurfshaufen änlich, auf der ftuben-
dile felbft gefehen, konte aber durchauß nicht außfindig machen,
woher fie kamen; die beftürzung der hausbewoner war eine fer große
über dife erfcheinung).
Es §eegh9ne /Ich fagt man, wenn man etwas ungewönliches im
häufe fiht oder hört, wenn z. b. eine fenfterfcheibe von felbft zer-
fpringt, die tür von felbft fich öfnet, ein hausgeräte plazt, das haus
fich fenkt und dergl. So etwas ift ftets von fchlimmer Vorbedeutung
und man fürchtet dann namentlich einen todesfall.
152
Wem der ehering zerfpringt, der verliert feinen ehegenoßen.
Auf welchem häufe in der neujarsnacht ein farg erfcheint, in
dem ftirbt jemand im verlaufe des jares.
Träumt man von trübem waßer, fo bedeutet das einen nahen
todesMl.
Nächtliches katzengeheul pflegt einem todesfalle vorauß zu
gehen.
Wenn jemand geftorben ift, fo müßen die blumenftöcke auß
dem Zimmer getan werden, fonft verderben fle.
So wie jemand im häufe geftorben ift, muß das getreide auf
dem boden um gewant werden.
Wenn für den toten oder zur trauerkleidung ein gekauft wird,
wird nie gehandelt (felbft unfere frauen enthalten fich dann des-
felben).
Bleibt . einer leiche ein äuge geöfnet, fo ftirbt bald eins* auß
der fiunilie.
Ein toter darf nicht eine treppe höher getragen werden, fonft
findet er keine ruhe.
Der leiche darf im farge ja nichts vor dem munde ligen, fonft
frißt fie es in fich hinein und zieht die ganze familie nach.
Was man getragen hat, befonders aber kleider, in denen man
gefchwizt hat, darf man keiner leiche mit ins grab geben, fonft
ftirbt man bald.
Hinter der leiche muß fogleich die haustüre gefchloßen werden,
fonft ftirbt bald jemand auß dem häufe.
Wenn das kirchengeläute auf hört und die große glocke tut
den lezt^ fchlag, fo ift die nächfte leiche eine erwachfene perfon;
hört man die kleine glocke zulezt, fo ftirbt ein kind.
An dem tage da ein fäufer oder eine fäuferin ftirbt ^ reg-
net es«
Ein erhängter muß durchs fenfter auß dem häufe gefchaft wer-
den, fonft komt er wider.
Stößt man fich ans manschen (an den nerv am eilenbogen), fo
heißt es: fo weh tut es einer frau, wenn fie Iren mann verUert und
eiben fo folmell ift es mit irem fchmerze vorbei.
Melodien.
Kinderreime, Nro 56.
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»^JEgE^^ P^
1:7^;::
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bammer net an
kit-tel, get vorMia net ze*
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üamm, get vor-na nSt ze - famm; fu fennmer zu ei-ner
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un-fer kit^tel g£t • vor - na zu! Die henn diefprach: es
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foll gefcbehn, ich will dir mei-ne zehn geb'n. Ei fo hamm wir
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ß^F
^m
iiit^
I
hü - ner - zehn , freu dich Su - 1^1, das ift fchon.
*} . DiMr takt wird im 2teu verse zwei mal , im Steu drei mal u. s. f. gesungen.
20
154
I
Lieder, Nro 1. Luftig, fchneii.
x_ — *-©_
Pi
^
i^irp:
/g/g
i^cip:
5i=it
1=t:
Wenn ich kee gald zun
p^
fau-fen hou, fau-fen hou,
:l=i
:f=t3t
:i=3t
gii ich in woold, fchneid rei - fich ou, rei-fich ou;
1
^
Ö
I ^-
X
gii ich in woold, fchneid rei - fich ou.
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Nro 2. Mäßig
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Ä*
/ (otti.
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i
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t;?^
f
Es woor amoul a
p. «o/o.
^-•-
5
kleeener mal-; hei - didel - dum.
XX
^^£
wolt a graueß weib^la bam, hei - dideldidel
hei - didel -dum
P
hei-ra - fk
fa.
Nro 3
-is-1
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I \^ 1 --n-2 K y — ^
-P — I — I-
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Sis goor niiet lang daß greighent bot, die decher tropfen
155
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noch, die decher tropfen noch;
ich hou a-moul an
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^5^^f4=J==^
isr-f«-:js=i^
ztzÄ:
fch^tz ge-hot, ich wollt ich het - na noch.
Nro. 9. Langfamer Walzer.
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:t=H=
Wens nar niiet reighna wörd, wens nar niiet fchneit,
I
#-^
s
lEEEEg^
t
$:
wens nar niet garfchtgher wörd , wens uar suu bleit.
Nro 19. Langfamer Walzer.
l=^F
-I 1 h
=^=t=^S~
=t:=t=t:
4=:td:
Foormer niiet üu-wer mei ack-er-la, foormer niiet
:J=tt:|
JHÖ^
::=t=r
-H 1 H
üü-wer mei wiis ;
=:i:=:t:=f::
-I — I —
«-«:
fchloiifmer niiet bei mein Kat-ter-la,
iM
t=zt.
^B
=J=4-
:t=f:
fchloufmer niiet bei mei-ner Liis.
156
Nro 29. Langsam.
Schäzchen warum bift du denn fo trau - rig , Ün ich
Denkft du denn, ich foU dich ver - la - ßen^ du ge-
Jos
*=fe=)»^
^fe*M^^^^
al - Ur freu-den voll, bin ich al - 1er fren-den voll,
ialft mir gar zu wol, du ge - falß mir gar zu wol.
Nro 30. Mäßig.
Ach ich armer fchlei > fersmann, ach was fo 11 ich fan - gen an,
alle meine knnil ißumfunft, alle meine kunft i& umfunftl
$
mm
Ach waa foll ich fan -gen a
>
n.
daß ich nicht mer
:=^
3E11
fchlei - fen kann.
Nro 31. Nicht fchneli.
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*JE
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Zu - frie-den-heit ift mein ver- gnugen, das andre laß ich alle»
157
ligen ;>,'; Ich lobmirdiezufriden - heit. Ich lo ichlo ich lob, ich
f— •-
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^^^-^fi—zt'-
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ich lob, ich lob mir die zu - fri - den - heit;
ich
P=*
^I^S
tr-V-
^ZJC
lob mir die zu - fri - den - heit.
Nro 33. Nicht fchnell.
fei
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Ich gieng ein
mal ü - ber berg und
taly
da fang die
^^=^^^:^=h^^^^^^.
£chon - fte nach-ti - gall. Sie fang fo fchon, fie fang fo
fr^-^j^f-£- |.r^;Bj:
:S=fc
fein, fie fang von mei - nem fchätze
lein.
Nro 34. Lebhaft.
fe
-•— P-
H 1-
^gzMS^I^^
fcr-l^
Nei fo gehn wir al - le zu - famnMn mit ein < an - der in das
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V 158
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hünerloch in das hüner - ner in das hü-ner-loch bid^ ein.
Und der gla - Ter mit dem demant nnd der macht uns den
%-ß-m — • — m — •-
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an - fang in das hu - ner-loch in das hu-nerloch in das
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t3^~^s.
hü -ner -loch hin - ein.
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